Am 30. März 1943 versammelten sich in New York mehrere tausend Menschen, um der beiden Führer des "Bund", der bedeutendsten jüdischen Arbeiterpartei im Polen der Zwischenkriegszeit (gegründet 1897 als "Allgemeiner Jüdischer Arbeiterbund in Rußland, Polen und Litauen" in Wilna), Henryk Erlich und Wiktor Alter, zu gedenken. Erst kurz zuvor war deren Hinrichtung von sowjetischer Seite durch eine entsprechende Mitteilung Molotows an den Vorsitzenden der American Federation of Labour, William Green, bekanntgegeben worden.
In einem Hotel in Kujbyschev an der Wolga hatten Henryk Erlich und Wiktor Alter in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember 1941 einen Anruf erhalten, mit dem sie umgehend zu Berija, dem Chef des sowjetischen Geheimdienstes NKWD, zitiert wurden. Möglicherweise noch in dieser Nacht, vermutlich jedoch nicht später als im Januar 1942 wurden die beiden jüdischen Arbeiterführer auf Befehl Stalins ermordet. Zuvor waren sie unmittelbar nach ihrer Flucht aus dem deutsch besetzten Polen bereits ein erstes Mal von den sowjetischen Behörden verhaftet und im folgenden wegen angeblicher subversiver Tätigkeit gegen die Sowjetunion zunächst zum Tode, dann zu zehn Jahren Straflager verurteilt worden.
Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion und einer Amnestie für polnische Häftlinge kamen Erlich und Alter im September 1941 wieder frei und gelangten im Zuge der Evakuierung sowjetischer Ministerien und auswärtiger Vertretungen nach Kujbyschev, wo sie in der kurzen ihnen noch verbleibenden Zeit mit der Konzeptionierung eines weltweiten jüdischen Anti-Hitler-Komitees beschäftigt waren. Tatsächlich wurde nur wenig später auf Befehl Stalins und allein auf die Sowjetunion beschränkt das "Jüdische Antifaschistische Komitee" gegründet. Auch dessen führende Mitglieder fielen 1948 und 1952 dem Stalinschen Terror zum Opfer.
Nach dem Verschwinden von Henryk Erlich und Wiktor Alter setzten sich prominente westliche Politiker und Intellektuelle wie Clement Attlee und Albert Einstein vergeblich für die beiden ein. Der New Yorker Bürgermeister La Guardia bezeichnete sie auf der Kundgebung im März 1943 als "Sacco und Vanzetti der Sowjetunion". Heute hingegen sind ihre Namen weitgehend in Vergessenheit geraten. Jüdisch-polnisch, sozialistisch, anti- zionistisch - wo auf dieser Welt hätte, mit Ausnahme der wenigen überlebenden Bundisten in Israel oder New York, eine Lobby ein größeres Interesse daran haben können, ihr Andenken zu pflegen? Doch lohnt ein Erinnern in zweierlei Hinsicht. Zum einen verdichtet sich in den Biographien Henryk Erlichs und Wiktor Alters europäische Geschichte der ersten Jahrhunderthälfte in ihrer Größe wie in ihrem Schrecken. Zum anderen besteht gerade in der gegenwärtigen Diskussion um Zukunft und Inhalte eines demokratischen Sozialismus Anlaß genug, nicht nur den tragischen Tod, sondern vor allem Lebenswerk und Lebensweg der beiden ins Gedächtnis zu rufen.
Henryk (Herschl Wolf) Erlich wurde 1882 als Kind eines wohlhabenden jüdischen Ehepaares in Lublin geboren. Sein Vater, Mühlenbesitzer und hochgebildeter Anhänger der jüdischen Aufklärungs- und Emanzipationsbewegung Haskalah, sah für seinen Sohn den klassischen, religiös geprägten Schul- und Bildungsweg an jüdischen Institutionen vor. Doch nutzten Mutter und ältere Schwestern den Spielraum, der Frauen und Mädchen in der männlich dominierten Welt ostjüdischer Tradition verblieb, und schickten den kleinen Herschl Wolf heimlich auf das russische Gymnasium.
Der tägliche Kleiderwechsel von Kaftan und Kippa in die obligatorische Schuluniform fand vor dem Unterricht in der Wohnung der Schwester statt. Es spricht für die Toleranz des Vaters, möglicherweise auch bedingt durch die Einsicht in die Brüchigkeit strenger ostjüdischer Konventionen, daß er nach Aufdekkung des Schwindels und einem größeren Familienkrach den weiteren Besuch des Gymnasiums akzeptierte. Dort kam Erlich erstmals in Berührung mit den großen Themen, die für ihn auch weiterhin bestimmend bleiben sollten: Kampf für eine gerechte Gesellschaftsordnung, Befreiung der Arbeiterklasse, aber auch polnische Freiheitsbewegung und jüdische Selbstbestimmung.
Als Jahrgangsbester schließt Henryk Erlich 1902 das Gymnasium ab, was nicht zuletzt Voraussetzung dafür ist, daß er noch im selben Jahr trotz des Numerus clausus für die jüdischen Bevölkerung an den Universitäten des Russischen Reichs ein Jurastudium in Warschau aufnehmen kann. Die Studienjahre sind wahre Lehr- und Wanderjahre. Erlich beteiligt sich an Aktivitäten des "Bund", dessen Mitglied er seit 1903 ist, wird mehrfach verhaftet, geht Ende 1904 zur Fortsetzung seines Studiums nach Berlin, kehrt aber nach der Revolution von 1905 ins Russische Reich zurück und bezieht zusammen mit Freunden, unter ihnen auch seine spätere Frau Sofija Dubnov, Tochter des jüdischen Historikers Simon Dubnov, mit dem bereits Erlichs Vater in Korrespondenz gestanden hatte, eine Wohnung in Sankt Petersburg. In enger Gemeinschaft werden politische Aktionen besprochen, man diskutiert freilich auch über Dichtung und Musik.
Zusammen mit Sofija geht Henryk Erlich 1911 nach Abschluß des Studiums und weiteren Verhaftungen nach München. Sein zeitweiliger Weggefährte und Biograph Emanuel Novogrudski bezeichnet die in der bayrischen Metropole verbrachte Zeit als die "vielleicht besten Monate" in Erlichs Leben. München als ein Zentrum des europäischen Musiklebens bietet ihm reichlich Gelegenheit, seine große Liebe zur Musik, die ihn zeitlebens nicht verlassen sollte, intensiv zu pflegen.
Bei Brentano hört er Vorlesungen zur Sozialwissenschaft. Vor allem aber setzt er sich intensiv mit den Ausführungen Otto Bauers zur Nationalitätenfrage auseinander. Hier findet er Übereinstimmung und Anregung, wie sich auch in späterer Zeit der Austausch zwischen Bundisten und Austromarxisten befruchtend auf die Nationalitätendiskussion und das gemeinsame Konzept einer nationalkulturellen Autonomie auswirkt.
Seit 1912 ist Henryk Erlich dann wieder in Sankt Petersburg tätig, inzwischen bereits als Mitglied des Zentralkomitees des "Bund"; er arbeitet als Anwalt und Publizist. 1914 ist er Mitverfasser der Erklärung der sozialdemokratischen Fraktion der Duma zum Kriegsausbruch. Nach der Februarrevolution 1917 steht Erlich als Vertreter des "Bund" im Allrussischen Exekutivkomitee des Arbeiter- und Soldatenrats im Kampf um ein neues Rußland an vorderster Front. Sein späterer Todfeind Stalin kommt zu diesem Zeitpunkt zu dem Schluß: "Die sachverständigste Rede im Exekutivkomitee führt Henryk Erlich."
Aus Protest gegen die Machtergreifung der Bolschewiki im Oktober 1917 gibt Erlich sein Mandat jedoch in Übereinstimmung mit seiner Partei zurück. Zwar bleibt er noch bis Sommer 1918 mit seiner Familie in Petrograd; er mag die positiven Errungenschaften der Russischen Revolution noch nicht verloren geben. Nach zunehmenden Repressionen der neuen Machthaber gegenüber der demokratischen Opposition läßt sich Erlich aber doch für eine Rückkehr nach Polen und die Arbeit om dortigen Bund gewinnen. Der bedeutendste Theoretiker der Partei, Vladimir Medem, überzeugt ihn mit den Worten: "Wir brauchen lebendige Führer mehr als Märtyrer oder Gefangene in russischen Kerkern." In der Hauptstadt des "wiedergeborenen" Polens begegnet Henryk Erlich alten Freunden und Bekannten, unter ihnen auch Wiktor Alter, der zeitweilig bei seiner Schwester Esther in Warschau in derselben Straße wie die Erlichs gewohnt hatte. Über zwei Jahrzehnte lang gingen Erlich und Alter fortan gemeinsam den Weg an der Spitze der jüdischen Arbeiterbewegung in Polen. Auch Wiktor Alter, 1890 geboren, erhielt eine weltliche Erziehung auf Wunsch seiner Mutter, die nach dem Tode ihres Mannes, einem reichen Holzhändler in Mlawa, mit ihren Kindern nach Warschau übersiedelte und dort eine zweite Ehe einging. Der 15jährige Gymnasiast beteiligte sich mit der Organisation von Schülerstreiks für die Einführung des Polnischen als Unterrichtssprache an der Revolution von 1905, was ihm sogleich eine Verhaftung und die Relegation einbrachte.
In Kontakt mit dem Bund war Alter durch seine Schwestern(!) gekommen, deren Wohnung zeitweise als Treffpunkt für Parteiversammlungen diente. Um die Schulausbildung fortsetzen zu können, ging Wiktor Alter 1906 nach Belgien und lebte dort bis 1912; das Studium der Elektrotechnik und Mechanik schloß er am Polytechnikum von Liege mit Diplomen beider Fakultäten ab. In der belgischen Arbeiterbewegung lernt der junge Ingenieur seine Frau Melanie (Mila) kennen; er hält Verbindung mit der Auslandsorganisation des Bund und ist in der sozialistischen Studentenbewegung aktiv.
Für kurze Zeit kehrt Wiktor Alter 1912/13 auf Drängen des "Bund" nach Polen zurück, doch trägt ihm seine Parteiarbeit eine Verbannung nach Sibirien ein. Von dort gelingt ihm mit falschem Paß die Flucht zurück nach Belgien, infolge des Kriegsausbruchs weiter nach England. Auch hier ist Alter, der seinen Lebensunterhalt zwischenzeitlich als Fabrikarbeiter verdient, sowohl in der englischen Bundgruppe, deren Leiter er wird, als auch in der Britischen Sozialistischen Partei aktiv. Er organisiert ein Komitee aus Vertretern der russischen Linksparteien in England und setzt sich für einen Boykott des Kriegsdienstes durch die jüdischen Emigranten ein.
Die Februarrevolution zieht Wiktor Alter wie so viele andere auch nach Rußland. Für den Bund wirkt er unter anderem in der Ukraine und in Moskau. Nach der Oktoberrevolution wird Alter als Teilnehmer einer oppositionellen "Arbeiterkonferenz" im August 1918 verhaftet und kehrt nach seiner Entlassung kurz darauf nach Polen zurück. Noch ein zweites Mal lernt er die Rigidität der frühen Sowjetmacht kennen, als er nämlich im Sommer 1921 illegal nach Moskau zur III. Konferenz der Komintern reist, um Verhandlungen über einen Beitritt des "Bund" zu führen. Wiktor Alter erklärt sich auf Bitten eines Genossen bereit, den Brief eines verhafteten russischen Sozialisten an Sylvia Pankhurst, die Vorsitzende der britischen KP, zu übergeben.
Die Übergabe scheitert, der Brief gelangt in die Hände der Tscheka. Als Alter sich weigert, den Urheber zu nennnen, wird er verhaftet. Er tritt in einen Hungerstreik, die übrigen Teilnehmer der Bund-Delegation lehnen eine Heimreise ohne Alter ab. Da inzwischen auch einige Komintern-Vertreter in dieser Sache interveniert hatten, wird Alter, um weiteres Aufsehen zu vermeiden, freigelassen und kehrt nach Polen zurück.
Sozialist, Jude und polnischer Bürger zu sein - ein solches Selbstverständnis war charakteristisch für viele tausend Menschen im Zwischenkriegspolen, die wie alle Angehörigen der jüdischen Minderheit im wirtschaftlich rückständigen polnischen Nationalstaat Tag für Tag unter Diskriminierung und Anfeindung zu leiden hatten. Doch auch die jüdische Linke in Polen bestand aus zahlreichen Parteien und politischen Gruppierungen, die sich verbal und zuweilen auch physisch aufs heftigste befehdeten. Kernpunkte der Differenzen waren die drei Fragestellungen, die der israelische Historiker Ezra Mendelsohn für die "basic issues" jüdischer Existenz im Zwischenkriegspolen hält:
- der Ort: Polen oder Palästina? - die Sprache: Jiddisch, Polnisch oder Hebräisch? - die Gemeinschaft: Nation, Volk oder Klasse? Während linke Zionisten den Aufbau des jüdischen Sozialismus nur in einem eigenen Staat in Palästina für möglich hielten und sich vehement von ostjüdischen - und das bedeutete für sie: jiddischen - Traditionen distanzierten, waren zahlreiche Polen jüdischer Herkunft in der Polnischen Sozialistischen Partei (PPS) oder bei den polnischen Kommunisten, oft auch in Führungspositionen, aktiv und sprachen sich gegen einen wie auch immer gearteten jüdischen Sonderweg aus. Die Antworten des "Bund" lauteten dagegen: Polen als Heimat, Jiddisch als Sprache, die Interessen der jüdischen Arbeiterklasse als die maßgeblichen. Eine jüdische Nationalität erkannten die Bundisten im nationalkulturellen, nicht aber im nationalstaatlichen Sinne an.
Für die Verwirklichung der Ziele ihrer Partei kämpften Henryk Erlich und Wiktor Alter auf vielfältige Weise: Beide saßen von 1919 bis 1939 im Rat der Stadt Warschau, wo die jüdische Bevölkerung ca. 30 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachte; im städtischen Magistrat verwaltete Wiktor Alter zeitweilig auch die Pfandleihe. Nach anfänglichem Boykott vertraten sie den "Bund" auch im jüdischen Gemeinderat.
Beide waren unermüdlich publizistisch tätig. Henryk Erlich wirkte vor allem als Herausgeber und Leitartikler der "Folkstsaytung", dem wichtigsten täglich erscheinenden Parteiorgan des "Bund". Eine Sammlung seiner Artikel erschien unter dem Titel "Der iker fun Bundizm" (Das Wesen des Bundismus) in New York; der Bund Club of New York veröffentlichte 1934 in englischer Sprache auch die Arbeit "The Struggle for Revolutionary Socialism". Darin analysiert Erlich in bestechender Weise die Lage der Linken nach der Machtergreifung Hitlers und setzt sich gemäß der Gesamtlinie seiner Partei kritisch sowohl mit dem reformistischen Flügel als auch mit dem Komintern-Lager auseinander.
Bezeichnend für die Durchlässigkeit der Sprachgrenzen in Ostmitteleuropa ist, daß Henryk Erlich bei seiner Rückkehr nach Polen die jiddische Sprache nur unzureichend beherrscht. Sein erster Artikel "Tsi iz die sovietn-regirung an arbeter-regirung?" ("Ist die Sowjet-Regierung eine Arbeiterregierung?") muß 1918 von Vladimir Medem noch aus dem Russischen übersetzt werden. Doch nur wenig später gilt Henryk Erlich bereits als glänzendster Redner seiner Partei - in Jiddisch, versteht sich. In jiddischer und polnischer Sprache erschienen in Warschau die beiden wichtigsten Arbeiten Wiktor Alters: "Der Mensch in der Gesellschaft" und "Wirtschaftlicher Antisemitismus im Lichte der Statistik" (1937/38).
Heftigster innerparteilicher Streitpunkt war bis in die dreißiger Jahre hinein die Affiliation des "Bund" auf internationaler Ebene: Komintern oder Sozialistische Internationale? Sowohl Erlich als auch Alter gehörten zur Gruppe der sog. "Eynser", die sich für einen Anschluß an die Sozialistische Internationale aussprachen. Die Mehrheit der Partei, die "Tsveyer", behielt indes bis zum dritten Parteitag des "Bund" in Polen ihre Komintern-Orientierung bei. Der Beitritt zur Sozialistischen Internationalen wurde erst 1930/31 beschlossen. Um so mehr spricht es für die ungewöhnlich hohe politische Kultur des "Bund", daß die Partei Erlich und Alter als Vertreter der Minderheit immer wieder in die Spitzenfunktionen wählte.
Mit Henryk Erlich und Wiktor Alter besaß der Bund zwei charismatische Führungspersönlichkeiten, die sich gerade in ihrer Verschiedenartigkeit - in ihren politischen Schwerpunkten wie auch nach Temperament und Auftreten - hervorragend ergänzten. Henryk Erlich, der neben seiner parteipolitischen Tätigkeit auch als Anwalt arbeitete, unter anderem verfolgte Kommunisten verteidigte und die Sache der Opfer von Pogromen und antijüdischen Ausschreitungen vor Gericht vertrat, vermochte durch seine öffentlichen Auftritte nicht nur Mitglieder und Anhänger des "Bund" zu begeistern. Er genoß großes Ansehen auch auf internationaler Ebene, wo er auf zahlreichen Zusammenkünften, so 1923 in Hamburg, die Positionen des "Bund", die sich weder mit dem Kommunismus Moskauer Prägung noch mit sozialdemokratischem Reformismus deckten, überzeugend zu vertreten wußte. Wenn Henryk Erlich als Spitzenmann der Partei dennoch die orthodox-marxistische Haltung eines revolutionären Sozialismus vertrat, so verfügte Wiktor Alter, gleichsam an zweiter Stelle, über genügend Freiraum, auch für die marxistische Lehre unbequeme Thesen zu formulieren. Seine Arbeitsschwerpunkte waren zum einen die jüdische Gewerkschaftsbewegung, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Polen ca. 100 000 Mitglieder zählte, zum anderen das Genossenschaftswesen.
Unter seiner Leitung entstand ein weitreichendes Netz jüdischer Arbeiter-Kooperativen mit eigenen Produktionsstätten, Geschäften und Volksküchen. Alter vertrat die Auffassung, daß der Mittelschicht, die entgegen orthodox-marxistischer Prophetie keineswegs der Proletarisierung entgegengehe, durch ihre auf Privateigentum basierende individuelle Inititative auch in einer sozialistischen Gesellschaftsordnung eine wichtige Rolle zukomme: "Die Sozialisten müssen begreifen, daß die Existenz eines Marktes, ohne den diese kleinen wirtschaftlichen Einheiten nicht existieren können, auch den großen nationalisierten Unternehmen zugute kommen kann, indem er sie vor bürokratischer Erstarrung schützt, die Prduktionskosten verringert und eine bessere Anpassung an die Konsumentenbedürfnisse erzwingt." Mit diesen Worten faßt Alexander Erlich, Sohn Henryk Erlichs, der mit Mutter und Bruder in die USA entkommen konnte und dort nach dem Krieg an der Havard-Universität tätig war, das wirtschaftspolitische Credo des Mitkämpfers seines Vaters zusammen. Der Advokat und der Techniker - mit zwei treffenden Bildern werden Henryk Erlich und Wiktor Alter von ihren Genossen charakterisiert: Ihnen galt Henryk Erlich als "der ruhige Kapitän, der das Schiff der jüdischen Massen in stürmischer Zeit mit klarem Blick und ruhiger Hand durch Minenfelder und Unterwasserfelsen führt", während "Genosse Alter nur mit dem Expreßzug fährt und durch keine Bremse anzuhalten ist". Ein Schlaglicht auf das Verhältnis der beiden zueinander wirft eine Episode aus dem Jahre 1926: Während der blutigen Straßenschlachten in Warschau anläßlich des Pilsudski-Staatsstreichs geraten sie auf dem Weg zu einer Pressekonferenz in den Kugelhagel der kämpfenden Parteien. Der wie immer schnell, oft auch impulsiv reagierende Alter drückt Henryk Erlich an eine Hauswand und stellt sich schützend vor ihn. Als Erlich, den ein im allgemeinen eher vorsichtig-gelassenes Verhalten kennzeichnete, protestiert und sich freimachen will, verhindert der um acht Jahre jüngere Genosse dies mit den Worten: "Ir zent noytiker!" - "Sie werden dringender gebraucht!"
In den letzten Jahren vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verspürte die jüdische Bevölkerung in Polen eine allseitige - und wie wir heute wissen - nahezu ausweglose Bedrohung. Im Westen hatte man die deutsche Entwicklung vor Augen, die die polnischen Antisemiten zu immer dreisteren Ausschreitungen ermutigte. Antijüdische Maßnahmen, von Regierung und Kirche gebilligt, waren an der Tagesordnung, die Emigration massiv erschwert. Die Moskauer Schauprozesse machten 1937 deutlich, daß die Sowjetunion inzwischen eher abschreckendes Beispiel denn nachahmenswertes Vorbild geworden war, wenngleich der Antisemitismus dort (noch) kein politischer Faktor war.
Es ist bezeichnend, daß gerade in jenen Jahren der Bund in Polen über seine größte Anhängerschaft verfügte und zur stärksten politischen Kraft seitens der jüdischen Bevölkerung wurde. So errangen die Bundisten bei den Kommunalwahlen 1938 siebzehn von zwanzig der jüdischen Wählerschaft zustehenden Sitze im Warschauer Stadtparlament. Und es bedurfte auch erst einer übermächtig werdenden Bedrohung von rechts, daß polnische und jüdische Sozialisten zu größeren gemeinschaftlichen Aktionen zusammenfanden.
Am 28. Mai 1938 waren folgende Zeilen Wiktor Alters in der "Folkstsaytung" zu lesen: "Es beginnen wieder die Überfälle auf Juden mitten im Zentrum der Hauptstadt im Sächsischen Garten. Meiden die jüdischen Arbeiter deshalb diese gefährliche Gegend? Ganz im Gegenteil! Ungeachtet möglicher Prügel bestehen sie auf ihrem Recht, ein bißchen frische Luft zu atmen und sich gegen Überfälle zu schützen. Und das Recht, im Sächsischen Garten spazieren zu gehen, ist nur eine Miniaturausgabe des Rechts, menschlich in Polen zu leben. Auf dieses Recht werden wir freiwillig nicht verzichten. Und wir werden alle die bekämpfen, die es uns nehmen wollen. Wir werden nicht ruhen, bis dieses Recht für die gesamte arbeitende Bevölkerung Polens gesichert sein wird, und wir sind bereit, jeden Preis zu zahlen, um dieses Ziel zu erreichen. Eben das ist - Bundismus!"
"Greyt tsu tsolen yeden prayz" - Henrik Erlich und Wiktor Alter haben den höchsten gezahlt. Vergebens?
Im zurückliegenden Sommer und Herbst hat die Autobahn-Gastronomie in den östlichen Bundesländern eine neue Qualität aus dem Bausand gebuddelt, stellten - nicht ohne Erstaunen - die Inspektoren des Hotelführers "Varta Deutschland" fest. Nach ihren Erkenntnissen entspricht das Angebot einiger neuer Betriebe den Ansprüchen der Autotouristen aus dem Westen und haben sich einige Altbetriebe den veränderten Wünschen soweit angepaßt, daß die Einkehr nicht mit einer Enttäuschung enden muß. Ja, manches Rasthaus könne sogar die beste Restaurant-Empfehlung weit und breit sein.
Allerdings gibt es entlang der Fernstraßen zwischen Hamburg und Dresden und zwischen Hof und Rostock noch eine Reihe "gastronomischer Fossilien" aus der Vorkriegszeit. Hier könne, so formulierte es die Redaktion des "Varta Deutschland", allenfalls Zweifel darüber bestehen, ob sie dem Denkmalschutz oder der Abrißbirne überantwortet werden sollten. In diesen Häusern lohne sich die Einkehr höchstens unter nostalgischen Gesichtspunkten, und in einigen tue der Gast gut daran, schon bei der Bestellung mögliche Folgen für seinen Magen-Darm-Trakt zu bedenken. Auch wer das blaue Schild mit der Kaffeetasse an der Autobahntrasse entdeckt, kann nicht überall mit einer Cafeteria rechnen. Oft noch wird der Kaffee in einem bewirtschafteten Camping- anhänger ausgegeben; als sanitäre Anlage dient daneben ein Baustellen-WC.
Egal ob in Altbauten, die auf westlichen Standard gebracht wurden (auch wenn die dazugehörigen Parkplätze dies noch nicht vermitteln sollten), oder nagelneuen Betrieben: Der Blick auf die Teller der mitspeisenden Bürger aus dem Osten bringe auch in Autobahn-Raststätten wenig anspruchsvolle "Westler" mitunter aus der Fassung. Das Standardgericht Ost ist nach wie vor die Kohlroulade, und sei das Angebot auf der Speisekarte noch so vielseitig, erkannten die Eß-Tester. Allenfalls ordere man, soll es etwas Besonderes sein, Hühnerfrikassee mit Stangenspargel. Bei derart eingefahrenen Ernährungsgewohnheiten fürchten die Varta- Inspektoren, daß auf Dauer die Angebotsvielfalt und das Qualitätsbewußtsein selbst in engagiert geführten Betrieben beeinträchtigt werden.
Und das sind die Autobahn-Restaurants, die vom "Varta Deutschland" zur Einkehr empfohlen werden:
An der A 24 (Hamburg-Berlin) die Rasthäuser "Prignitz", etwa auf halbem Weg zwischen Hamburg und Berlin in der Nähe des Abzweigs Rostock in beiden Fahrtrichtungen (Service-Restaurants mit Terrassen und aufwendigen Spielplätzen, gepflegte Parkplätze und ausgewogenes Speisenangebot); einige Kilometer weiter in Richtung Berlin und ebenfalls in beiden Fahrtrichtungen die Rasthäuser "Walsleben", die mit einer Fußgängerüberführung verbunden sind (Selbstbedienungs-Betriebe mitzufriedenstellendem Angebot für eilige Reisende, wobei der östliche Betrieb als "leistungsfähiger" eingestuft wird).
An der A 2 (Hannover-Berlin) das Rasthaus "Börde" unweit von Magdeburg, auf der Nordseite in Fahrtrichtung Hannover und mit dem gegenüber gelegenen Parkplatz durch eine Fußgängerunterführung verbunden (gründlich renoviertes und angenehm ausgestattetes Service-Restaurant mit teilweise recht attraktivem Speisenangebot, zum Beispiel Altmärker Spezialitäten).
An der A 4 (Bad Hersfeld-Dresden) das Rasthaus "Eisenach" (Nordseite, auch von der Gegenrichtung anzufahren); das mehrgeschossige ehemalige DDR-Grenz- und Stasi-Dienstgebäude beherbergt im Erdgeschoß ein Servicerestaurant, im zweiten Stock ein SB-Lokal, im dritten Stock Konferenzräume und im fünften Stock ein Panorama-Café. Das Selbstbedienungsrestaurant ist über eine Brücke mit dem Tankstellenkomplex verbunden, der eine große Imbißanlage einschließt. Ebenfalls an der A 4, in der Nähe von Dresden, das Rasthaus "Wilsdruff" (Nordseite), ein renoviertes Servicerestaurant mit ausreichender Leistung; auf der Südseite steht ein modernes kleines Bistro mit Shop und relativ gutem Angebot.
An der A 9 (Nürnberg-Berlin) das Rasthaus "Hermesdorfer Kreuz" (Westseite, auch aus der Gegenrichtung anzufahren), ein Großbetrieb mit mehreren Servicerestaurants und einem SB-Lokal, der versucht, in Ausstattung und Leistung Anschluß an westliches Niveau zu finden; das Rasthaus ist auch von der A 4 (Bad Hersfeld-Dresden) über das Hermsdorfer Kreuz in Fahrtrichtung München zu erreichen; im Gebäude befindet sich auch ein Motel, dessen Räume nach und nach neu ausgestattet werden; davor gibt es einen Großparkplatz. Ebenfalls an der A 9, zwischen Hermsdorfer Kreuz und Leipzig, das Rasthaus "Kökkern" (Westseite und mit der Ostseite durch eine Fußgängerüberführung verbunden), ein aufwendig restaurierter Altbau mit modern ausgestattetem und leistungsfähigem Selbstbedienungsbetrieb, mit reizvoller Gartenterrasse, aber noch unbefriedigenden Parkmöglichkeiten.
An der A 13 (Dresden-Berlin), halbwegs zwischen Dresden und Berlin, die Bistros (mit Shops) "Berstetal" (Ostseite) und "Rüblingsheide" (Westseite), kleine, attraktiv ausgestattete und um gute Leistung bemühte Neubaubetriebe mit großzügigen, gepflegten Parkplatzanlagen. An der A 10 (Berliner Ring, südlicher Teil) das Rasthaus "Le Buffet" in Michendorf (Westseite, mit den Parkplätzen auf der Südseite durch eine Fußgängerüberführung verbunden), ein nagelneuer, gut ausgestatteter und leistungsfähiger Selbstbedienungsgroßbetrieb mit umfangreichem Speisenangebot; Außenanlagen und Parkplätze bieten allerdings - weil noch nicht fertig - kein einladendes Bild.
An der Avus Berlin das Rasthaus mit Motel "Grunewald" (Westseite), ein älterer, gut geführter Betrieb im Westen Berlins.
Die Redaktion des "Varta Deutschland" weist in Zusammenhang mit dieser Raststättenbewertung darauf hin, daß das an den BAB-Tankstellen und -Raststätten ausliegende Heft "Autobahn-Service" auch in der neuesten Ausgabe 1992/93 in den östlichen Bundesländern nicht auf dem neuesten Stand ist. Teilweise seien die Angaben irreführend. WOLFGANG MÜLLER
SPORTRUNDSCHAU 15
STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 6
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Die Narren rufen zum Endspurt. Meist stehen von Samstag, 20. Februar, bis Fastnachtsdienstag, 23. Februar, Kostüm- und Maskenbälle und Umzüge auf dem Programm, doch mancherorts gibt es auch noch Sitzungen.MÖRFELDEN-WALLDORF
Fastnachtsumzug: Am Samstag windet sich der närrische Lindwurm in der Regie der Carnevalsvereine "Buschspatzen" und "Sandhasen" durch die Straßen von Mörfelden. Der Zug startet um 14.11 Uhr am Festplatz und endet gegen 16 Uhr am Bürgerhaus. Anschließend laden die Sandhasen zum Manöverball ins Bürgerhaus.
Bälle: Wer darauf Lust hat, kann die Rosenmontagsparty der Sandhasen ab 20.11 Uhr im Bürgerhaus besuchen, am Fastnachtsdienstag ab 19.11 Uhr ins Gemeindezentrum Walldorf zum Gmoi-Fasching der "Eghalanda Gmoi z'Walldorf" gehen, am selben Tag ab 20.11 beim Lumpenball der "Buschspatzen" in der Stadthalle oder beim Lumpenball der SKV-Radsportabteilung im Bürgerhaus tanzen; dort spielt die "City Band".
Kinder: Für Fastnachtssonntag gilt die Einladung zur Disco (bis 14 Jahre) der SKV im Bürgerhaus. Beginn: 14.11 Uhr. Maskenbälle der "Sandhasen" gibt's Rosenmontag und Fastnachtsdienstag, 13.11 Uhr, im Bürgerhaus; die "Buschspatzen" laden dazu am Dienstag, 14.11 Uhr, in die Stadthalle.
Senioren: Zum Kreppelkaffee bitten die Naturfreunde am Samstag, 15 Uhr, in ihr Vereinsheim..
Faschingslauf: Dieses Angebot an sportlich Aktive machen die SKV- Leichtathleten am Sonntag. Start ist um 9 Uhr am Waldstadion. Kostümierte können eine Torte gewinnen.
Museum: Die Arbeitsgemeinschaft für Walldorfer Geschichte läßt das Heimatmuseum am Sonntag geschlossen.KELSTERBACH
Karnevalssitzung: Das hat die katholische Kirchengemeinde am Samstag, 20.11 Uhr, im Bürgerhaus auf dem Programm.
Kinder: Maskenbälle bietet die Freiwillige Feuerwehr am Sonntag in der Mehrzweckhalle Nord, am Montag und Dienstag in der Mehrzweckhalle Süd. Beginn: jeweils 14.11 Uhr.
Fastnachtsfeier: Dazu lädt der BSC für Samstag, 20 Uhr, in den Gemeinschaftsraum des Sportparks. GROSS-GERAU
Bälle: Am Samstag besteht die Auswahl: Zum Maskenball in der Jahnturnhalle laden für 20.11 Uhr CVG, TV und VfR; es spielt die "Welkebach- Group". Zur selben Zeit veranstaltet die Wallerstädter "Teutonia" im "Römer" einen Kostümball und die Chorgemeinschaft einen Maskenball in der Riedhalle. Zum Lumpenball lädt die Feuerwehr Dornheim für Dienstag, 20.11 Uhr, ins "Alte Brauhaus".
Kinder: Einen Maskenball plant die "Teutonia" im "Römer" am Dienstag, 14.11 Uhr. RÜSSELSHEIM Rathaus-Sturm: An einen kleinen Umzug durch die City schließt sich am Samstag, 11.11 Uhr, die Rathaus-Erstürmung mit allen lokalen Karnevalvereinigungen an.
Kostümball: Dazu lädt die Schwarze Elf für Samstag, 20.11 Uhr, in den Adler-Saal.
Kindermaskenball: Der RCV bittet dazu für Dienstag, 14 Uhr, in die Stadthalle. BÜTTELBORN
Rosensonntagsumzug: Zehntausende dürften die Straßen säumen, um den Umzug zu sehen, der sich um 14.11 Uhr unter Regie des Büttelborner Carnevalsausschusses (BCA) in Bewegung setzt. Die "Riedwerke" bieten Sonderbusse, damit das Auto zu Hause bleiben und gefeiert werden kann. Preis: einfache Fahrt 1,90 Mark, Kinder und Rentner eine Mark.
• Sonderlinie 1 startet in Wallerstädten (Siedlung) um 12.02, 12.45 und 13.30 Uhr über Wallerstädten (Krone) 12.04, 12.47, 13.32 Uhr, Wallerstädten (An der Pforte) 12.06, 12.49, 13.34 Uhr, Groß-Gerau (Am Arbeitsamt) 12.10, 12.53, 13.38 Uhr und Groß-Gerau (Marktplatz) 12.12, 12.55, 13.40 Uhr.
• Die zweite Sonderlinie fährt ab Dornheim (Georgenstraße) um 12, 12.45 und 13.30 Uhr über Dornheim (Alte Schule) 12.02, 12.47, 13.32 Uhr, Dornheim (Heinrich-Heine-Straße) 12.04, 12.49, 13.34 Uhr, Dornheim (Bahnhofstraße) 12.06, 12.51, 13.36 Uhr, Dornheim (Donaustraße) 12.08, 12.53, 13.38 Uhr, Dornheim (Hochhaus) 12.10, 12.55, 13.40 Uhr, Groß-Gerau (Hallenbad) 12.15, 13, 13.45 Uhr, Berkach (Kirche) 12.20, 13.05, 13.50 Uhr.
• Die dritte Sonderlinie startet in Groß-Gerau (Siedlerheim) 12, 12.45 und 13.30 Uhr, fährt über Worfelden (Hesselrod) 12.05, 12.50, 13.35 Uhr, Worfelden (Rheinstraße) 12.07, 12.52, 13.37 Uhr, Worfelden (Rathaus) 12.09, 12.54, 13.39 Uhr, Klein-Gerau (Am Seegraben) 12.12, 12.57, 13.42 Uhr, Klein- Gerau (Rathaus) 12.15, 13, 13.45 Uhr.
• Zum Park & Ride werden in Groß- Gerau die Parkplätze Kreisstadt auf dem Marktplatz, am Landratsamt und Hallenbad angeboten. Die Bus-Rückfahrten erfolgen ab Büttelborn um 16.30, 17.30 und 18.30 Uhr, und zwar in Richtung Groß-Gerau, Wallerstädten, Dornheim und Berkach ab der Gaststätte "Henninger Eck", nach Klein- Gerau, Worfelden und Groß-Gerau/ Siedlung ab der Haltestelle Volkshaus Büttelborn. Sitzung: Dazu laden in Worfelden die Karnevalisten im RC 03 für Samstag, 19.31 Uhr, ins Bürgerhaus. Bälle: Ein Maskenball beginnt am Samstag um 20.11 Uhr in der Turnhalle. Unter der Regie des TV Büttelborn steigt dort am Sonntag um 20.11 Uhr ein Kostümball. Ausklang beim TV ist am Dienstag, 20.11 Uhr, mit dem Lumpenball. Zum selben Anlaß zur selben Zeit bittet der BCA ins Volkshaus Büttelborn. Kindermaskenball: Dazu lädt der TV nach dem Umzug am Sonntag in die Turnhalle. TREBUR Karnevalsumzug: Der große närrische Lindwurm im Ortsteil Astheim startet am Sonntag um 14.11 Uhr unter der Regie des Astheimer Carnevals-Ausschusses (ACA).
Prunksitzung: Dazu lädt der ACA für Samstag, 20 Uhr ins Bürgerhaus Astheim.
Maskenball: Zur "Narhalla" umfunktioniert hat der TSV das "Eigenheim" Trebur: Samstag ab 20.11 Uhr. RIEDSTADT Bälle: Der FC Leeheim bittet am Samstag, 20 Uhr, zum Sportlermaskenball in die Sporthalle. Zur selben Stunde lädt der TSV Wolfskehlen zum Maskenball ins Bürgerhaus. Einen Rosenmontagsball hat der FC Leeheim ab 20 Uhr in der Sporthalle vorbereitet. Der TV Erfelden lädt hierzu zur selben Stunde in die TV-Halle und die SKG Erfelden zum Kostümball in die SKG-Halle.
Kinder: Zur Faschingsparty lädt die SKG Erfelden für Samstag 14 Uhr in ihre Halle. Am Montag, 14 Uhr, beginnt dort der Kindermaskenball. Am Dienstag, 14 Uhr, lädt der TV zum Kinderfasching in seine Halle und im Volkshaus Crumstadt findet ein SV- Kindermaskenball statt. GERNSHEIM. Umzug: Straßenfastnacht ist am Samstag ab 11.11 Uhr angesagt, bevor gegen 13 Uhr vor dem Stadthaus der närrische Ritterschlag erfolgt und anschließend in der Innenstadt weitergefeiert wird. Die "Riedwerke" bieten einen Omnibus-Sonderservice an. Die Abfahrttermine für die Hinfahrt nach Gernsheim: Dornheim (Alte Schule) 10 Uhr, Wolfskehlen (Friedhof) 10.05, Leeheim (Erfelder Straße) 10.10, Erfelden (Krone) 10.15, Goddelau (Rathaus) 10.20, Philippshospital (Pforte) 10.25, Crumstadt (Rathaus) 10.30, Stockstadt (Mitte) 10.35 und Biebesheim (Mitte) 10.40. Die Rückfahrten erfolgen um 15 und 16 Uhr ab der Gernsheimer Bushaltestelle Eulenplatz. cas / wal / lis
WIRTSCHAFT 9
SPORTRUNDSCHAU 18
In den Höhenlagen
Das wechselhafte Wetter in Deutschland führt dazu, daß für das Wochenende keine sicheren Prognosen über die Schneeverhältnisse möglich sind. Das Schneetelefon des ADAC mochte bis Redaktionsschluß dieser Ausgabe nicht über seine Vorhersage vom Montag hinausgehen. In den Alpen etwa der Schweiz oder Österreichs haben sich die Bedingungen für alpinen Ski und Langlauf gegenüber der vergangenen Woche nicht verändert; Abfahrten bis in die Tallagen sind meistens möglich.
Unter den nachfolgend aufgeführten Telefonnummern können die aktuellen Schneehöhen in den Wintersportgebieten der Bundesrepublik, der Schweiz, Österreichs, Frankreichs und Italiens abgefragt werden:
Harz: 0 53 21-2 00 24
Hoher Meißner: 0 56 02-24 09
Hunsrück: 0 65 33-71 50
Kurhessisches Bergland: 0 56 86-367
Odenwald: 0 62 07-25 54
Rhön: 0 66 54-12 11
Siegerland/Wittgenstein: 02 71-1 15 30
Taunus: 0 60 82-27 27
Thüringen: 03 68 74-581
Vogelsberg: 0 60 44-66 66
Waldeck: 0 56 32-40 132
Westerwald: 0 27 75-200 oder -14 11
Österreich-Information: 069-2 06 98
Schweiz, Verkehrsbüro: 069-25 60 010
Südtirol (Italien), Schneetelefon:
0039-471-97 85 77
ADAC-Schneebericht: 089-76 76-25 56 (Deutschland), -25 57 (Österreich), -25 58 (Italien), -25 59 (Schweiz), -25 60 (Frankreich). FR
WIESBADEN IV
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AUS ALLER WELT 24
Der Anspruch des Selbstwertgefühls Axel Honneth beschreibt den "Kampf um Anerkennung"
Die "Grammatik", die Honneth entdeckt, ist also nicht bloß zum Verstehen geeignet, sondern auch zum Bewerten. "Anerkennung" ist deshalb ein moralisch richtiges Ziel, weil ohne Anerkennung durch andere ein stabiles Selbstbewußtsein und Selbstwertgefühl nicht möglich ist. Anthropologische, bewußtseinstheoretische und geschichtsphilosophische Moralbegründung verschränken sich in diesem Ansatz.
Bei der Aufdeckung dieser "moralischen Grammatik" knüpft Honneth nicht an Marx' Vorstellung des Klassenkampfes, sondern primär an Hegel und Mead an. Zwar rechnet er Marx, Sorel und Sartre zu den sozialphilosophischen Vorläufern seiner Konzeption. Aber er kritisiert bei ihnen Verkürzungen: bei Marx auf den Kampf um produktive Selbstverwirklichung in der "kooperativ selbstverwalteten Arbeit", bei Sorel und Sartre auf den Kampf um symmetrische Erfüllung partikularer emotionaler Bedürfnisse. Zu kurz kommt dabei vor allem die Dimension der Anerkennung gleicher Rechte.
Unverkürzt ist die Konzeption des Kampfes um Anerkennung dagegen in Hegels frühen Jenaer Schriften enthalten. Allerdings ist für Hegel der "Kampf" um Anerkennung nur eine bestimmte Stufe der umfassenden "Bewegung" der Anerkennung. Dieser Kampf ist kein bloßer Konflikt, sondern ein Kampf auf Leben und Tod. Er ist primär ein Kampf zwischen Individuen und stellt "idealtypisch" den Übergang vom Zustand der "Ehre" zum Rechtszustand dar. Welche realen Kämpfe zu einem Zustand der Rechtsgleichheit geführt haben, läßt Hegel offen. Und die übrigen Formen harmonischer oder konflikthafter Anerkennung, die für ihn in einem Staat freier Bürger nötig sind, können historisch durchaus nicht nur in solchen Kämpfen errungen werden. Sie können ebenso aus Staatsgründungen und Religionsstiftungen, Eroberungen und "normalen" Machtkämpfen hervorgehen. Nur insofern sie Anerkennungskonflikte regeln oder "kanalisieren", mag man sie in einem weiten Sinne zum "Kampf um Anerkennung" zählen. Die Differenz zwischen physischen Kämpfen und gewaltlosen Konflikten wird dann aber unklar.
Honneth findet seine stärksten Belege für den Anerkennungskampf als Grundmuster sozialer und historischer Prozesse in Hegels Jenaer Vorlesungsmanuskript zum "System der Sittlichkeit" von 1802/1803. Hegel entfaltet Liebe, Recht und Sittlichkeit als Hauptformen der Anerkennung. Sittlichkeit werde hier noch als symmetrische Solidarität verstanden. In den späteren Jenaer Manuskripten, vor allem der Phänomenologie des Geistes, gehe diese Symmetrie verloren zugunsten einer einseitigen Anerkennung des Staates und des Volksgeistes durch die Individuen. Den Grund dafür sieht Honneth - der problematischen Deutung seines Lehrers Jürgen Habermas folgend - in der "bewußtseinsphilosophischen Architektonik" dieser Schriften, die sich gegen die "anerkennungstheoretische Substanz" der Hegelschen Geistphilosophie durchsetze.
Diese Substanz muß daher aus der Hegelschen Geistmetaphysik gelöst und mit den Mitteln des Sozialpragmatismus' von George Herbert Mead "naturalisiert" werden. Mead sehe wie Hegel den Motor der gesellschaftlichen Entwicklung in einem Kampf der Individuen um den Umfang ihrer Rechte und damit den Grad ihrer persönlichen Autonomie. Anders als Hegel könne er aber auch die empirischen Motive dafür angeben: die Spannung zwischen den emotionalen Ansprüchen des Ich und den gesellschaftlichen Normen (dem "generalisierten Anderen"). Werden diese Ansprüche von vielen gemeinsam in einem sozialverträglichen Konzept vertreten, dann kann es zu einer Liberalisierung der Rechtsordnung kommen, die größere Handlungsspielräume für immer mehr Individuen sichert, über die Art des "Kampfes" der dazu stattfindet, lassen uns allerdings Mead und Honneth im unklaren.
Über Mead hinaus findet Honneth reiche empirische Belege für die grundlegenden Muster der Anerkennung, Liebe, Recht und Solidarität in der modernen psychologischen und sozialwissenschaftlichen Literaur. Mit D. W. Winnicott und Jessica Benjamin versucht er den Nachweis, daß die frühkindliche Liebesbeziehung zur Mutter mit psychoanalytischen Mitteln als eine Art Kampf um Anerkennung zwischen Mutter und Kind interpretiert werden kann. Die "produktive Balance zwischen Abgrenzung und Entgrenzung, zu der alle Liebesbeziehungen führen können, ist nur eine Wiederholung dieses frühkindlichen Prozesses. Ohne solche Wiederholungen ist ein stabiles Selbstwertgefühl nicht möglich". Honneth stellt freilich die methodischen Prämissen der Psychoanalyse - den Primat der frühkindlichen Entwicklung, die dominierende Rolle der Mutter etc. - nicht in Frage.
Für die Notwendigkeit der zweiten Anerkennungsform, der Rechtsbeziehungen, argumentiert Honneth - gestützt auf Rudolf von Ihering und T. H. Marshall - im wesentlichen rechtsgeschichtlich. Die Entwicklung des modernen Rechtes ist ein Kampf um die Ausdehnung und den Umfang von Rechten (Freiheits-, Teilnahme- und Wohlfahrtsrechte), angetrieben von Erfahrungen der Mißachtung und Diskriminierung.
Die subjektiven Rechtsansprüche erstrecken sich zunehmend auch auf die ökonomische und kulturelle Basis der Rechtsausübung. Die für Rechtspersonen konstitutiven Eigenschaften umfassen heute für Honneth nicht nur die Fähigkeit, "aus vernünftiger Einsicht zu handeln", sondern auch "ein Mindestmaß an kultureller Bildung und an ökonomischer Sicherheit". Dann fragt sich allerdings, wie es mit den Rechten weniger begünstigter Subjekte (Embryonen, Neugeborene, Behinderte etc.) steht. Es wäre besser, die Ansprüche auf staatliche Leistungen vom "rechtlichen Status" der Rechtssubjekte klar zu unterscheiden.
Auch die dritte Form der Anerkennung, die Solidarität oder wechselseitige soziale Wertschätzung, läßt sich für Honneth empirisch als ein solcher Kampf entschlüsseln. Das kulturelle Selbstverständnis einer Gesellschaft entwickelt sich über Konflikte um das soziale Prestige von Individuen und Gruppen. Resultat ist eine Zunahme von Solidarität, von symmetrischen affektiven Beziehungen der Anerkennung "lebensgeschichtlich individuierter Subjekte" und ihrer Beiträge für die Gesellschaft. Wenn die Chance, "sich in seinen eigenen Leistungen und Fähigkeiten als wertvoll für die Gesellschaft zu erfahren" aber nicht mehr, wie bei Hegel und Mead, an gesellschaftlich notwendige Arbeiten und Lebensweisen (Berufe, Stände) gebunden ist, erhebt sich die Frage nach dem Maß für den sozialen "Wert" individueller Fähigkeiten und Leistungen.
Die moderne Gesellschaft enthält zwar einerseits ein ungeahntes Maß an Möglichkeiten individueller Selbstverwirklichung. Die Formen sozial notwendiger Arbeit und die gemeinsame Werte und Ziele werden aber immer seltener. Solidarität ist für Honneth auf gemeinsame Ziele angewiesen. Worin sie in Zukunft bestehen, kann der Philosoph nicht antizipieren, er muß es der "Zukunft von sozialen Kämpfen" überlassen. Gegenwärtig sichtbare Alternativen seien der "politische Republikanismus", der "ökologisch begründete Asketismus" oder der "kollektive Existentialismus". Es ist aber schwer zu sehen, auf welche Diskriminierungs- Erfahrungen solche Kämpfe zurückgehen sollten.
Und wie soll man sich die Wertschätzung individueller Beiträge zum ökologischen Asketismus oder zum Republikanismus vorstellen? Als private Bewunderung oder öffentliche Honorierung? Wenn die soziale Hilfeleistung zum Sozialstaat gehört und die Liebe in den Privatbereich, scheint "Solidarität" so etwas wie "Bürgerfreundschaft" zu bedeuten. Hängt sie wirklich von wechselnden gemeinsamen Zielsetzungen ab? Haben wir Charakter und soziale Leistungen, Rücksicht, Verzichtbereitschaft und "zivile" Umgangsformen nicht allemal nötig? Vielleicht wäre dazu von neuem von der aristotelischen Tradition der "Eintracht" (homonoia concordia) zu lernen.
LUDWIG SIEP
Axel Honneth: Der Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1992, 301 Seiten, 48 DM.
Im Zwiespalt Helmut Schmidt und andere: "Jugend unter Hitler"
Der Text ist in einem Sammelband enthalten, in dem neben Schmidt auch andere Autoren aus seinem Umkreis über ihre Kindheit und Jugend unter Hitler berichten.
Wer von ihnen wie Schmidts Frau "Loki" und Wilhelm Berkhan, der spätere SPD-Bundestagsabgeordnete und Wehrbeauftragte des Bundestages, in einem sozialdemokratischen Milieu aufgewachsen war, konnte sich allen Anfechtungen einigermaßen entziehen. Andere, jüngere, erklären, wie sie in den Sog des Nazismus gerieten, wenn es in einem Fall auch "nur" eine Führerlaufbahn im kulturellen Bereich des "Bundes Deutscher Mädel" (BDM) war.
Keiner der Autoren gehörte zum Widerstand gegen Hitler, keiner hatte eine hervorgehobene Rolle im "Dritten Reich", keiner war Mitglied der NSDAP, aber alle waren in der Hitler-Jugend, wie es damals ja sogar das Gesetz befahl. Unterdrückung, schreibt Verleger Wolf Jobst Siedler in einem Vorwort, sei das eine Gesicht des Nazismus gewesen, Zustimmung das andere.
Helmut Schmidt war ein Sonderfall. Sein Vater, der sich aus einfachsten Verhältnissen zum Gewerbestudienrat emporgearbeitet hatte, dachte eher konservativ. Aber: er war das, was man in der Nazizeit einen "Halbjuden" nannte. Sein Vater, Helmut Schmidts Großvater, war ein jüdischer Bankier, der seinen illegitimen Sproß gut dotiert in einer Hamburger Hafenarbeiterfamilie aufziehen ließ. "Vater unbekannt" heißt es in der Geburtsurkunde und das rettete ihn. Tatsächlich bedrückte ihn weniger diese Herkunft als seine uneheliche Geburt. Helmut Schmidt wußte um diese Herkunft und natürlich auch, daß man ihn, den "Vierteljuden", aus der Wehrmacht ausgestoßen hätte, falls dies bekannt geworden wäre.
Merkwürdig auch für jene, die jene Zeit miterlebt hatten, daß ein Mann wie Schmidt überhaupt in einen Zwiespalt geraten konnte, daß er überhaupt Loyalität gegenüber einem Mann spürte, der ihn zum "Untermenschen" erklärt hätte, wenn er um die Familienverhältnisse gewußt hätte, daß er zwar früh Skepsis gegenüber dem Nazi-System spürte, aber zumindest bis 1938 wie viele andere Deutsche zu der Ansicht Zuflucht nahm: "Der Führer weiß das nicht." Wie konnte ein denkender Mensch so etwas glauben, da sich der Mann aus Braunau in seinen hysterischen Reden doch stets als treibende Kraft entlarvte? Schmidt spricht von der Tragödie des Pflichtbewußtseins. Ihm zu verfallen, sind wohl nur notorische Individualisten gefeit. HORST KÖPKE
Helmut Schmidt, Willi und Wilfriede Berkhan, Ruth Loah, Ursula Philipp, Dietrich Strothmann, Hannelore Schmidt: Kindheit und Jugend unter Hitler. Mit einer Einführung von Wolf Jobst Siedler. Siedler Verlag, Berlin 1992, 255 Seiten, 39,80 DM.
FRANKFURT-SÜD. Ganz unscheinbar, versteckt in einem Altbau in der Paul- Ehrlich-Straße, ist er untergebracht, der Montessori-Kindergarten Frankfurt. Hier werden seit etwa fünf Jahren Kinder nach pädagogischen Grundsätzen der italienischen Erzieherin und Ärztin Maria Montessori betreut. Die ersten Kinder haben den Hort inzwischen verlassen und wurden auf staatlichen Schulen eingeschult. Die Eltern wünschen sich jedoch in Frankfurt eine Grundschule, in der ebenfalls nach der Montessori-Pädagogik unterrichtet wird.
Um die Jahrhundertwende begründete Maria Montessori (1870-1952) eine neue Art der Kindererziehung. Weg vom "frontalen Lernsystem", hin zum individuellen Betreuen und Ausbilden von Talenten. Autorität ist bei den Erzieherinnen in Sachsenhausen ein Fremdwort. Den Kindern wird viel Spielraum bei der Gestaltung ihres Tagesablaufs im Kindergarten gelassen. Lernen durch Ausprobieren ist ein wichtiges Prinzip der Montessori- Pädagogik. Antiautoritär ist diese Form der Erziehung dennoch nicht. Wer beispielsweise Dreck macht, muß diesen auch wieder entfernen. Wichtiger Bestandteil des Tages im Kindergarten sind außerdem die Gruppengespräche, bei denen jedes Kind Wünsche äußern und Probleme besprechen kann.
Symptomatisch für die Situation der Montessori-Pädagogik in Deutschland und insbesondere in Frankfurt ist die Lage des Sachsenhäuser Kindergartens in einer kleinen Altbauwohnung. "Es gibt nur wenige Eltern, die überhaupt schon einmal was von Montessori gehört haben", klagt Mitarbeiterin Ulrike Rothe. "Und von der Existenz eines Kindergartens in Frankfurt wissen dann noch weniger."
In ganz Europa ist die Montessori-Pädagogik verbreitet. In vielen Städten gibt es Schulen und Kindergärten nach italienischem Vorbild. In Deutschland tut man sich dagegen mit dieser Erziehungsweise bisher schwer. "Das Bildungssystem in Deutschland ist einfach zu bürokratisch. Eine private Einrichtung zu eröffnen, ist mit viel Papierkram verbunden", sagt Ulrike Rothe. Luise Bicetti hat diesen Aufwand jedoch nicht gescheut und vor knapp fünf Jahren den Kindergarten im Frankfurter Süden gegründet, den sie heute auch leitet.
Die ersten Kinder, die damals in den neueröffneten Hort kamen, besuchen mittlerweile "gewöhnliche" Schulen. "Das ist eigentlich inkonsequent. Die Montessori-Erziehung sollte auch in der Schule weitergehen", wünscht sich Ulrike Rothe. In Frankfurt gibt es bisher nur eine einzige Montessori-Schule für etwa 100 Kinder in der Anna-Schmidt-Schule. "Wir möchten möglichst im Frankfurter Süden eine Grundschule aufbauen, um die weitere Erziehung nach Montessori sicherzustellen", erklärt die Kindergartenmitarbeiterin.
Interessierte Eltern haben sich deshalb im "Förderkreis Montessori Frankfurt- Süd" zusammengefunden und suchen seit mehreren Monaten nach geeigneten Räumen für die neue Schule. Bis jetzt ist jedoch noch keine Unterkunft gefunden worden. Der Förderkreis hofft aber, noch im Laufe dieses Jahres erfolgreich zu sein. Vorerst soll nur eine Klasse mit etwa 20 Schülern Platz finden. "Wir gehen aber davon aus, daß die Nachfrage steigend sein wird", prognostiziert Rothe.
Um das Vorhaben zu realisieren, fehlt der Initiative bislang das nötige Geld. Zwar wird beim Kultusministerium ein Zuschuß beantragt, die private Organisation ist dennoch auf die finanzielle Beteiligung der Eltern angewiesen. "Neben der Miete wollen ja auch die Lehrer bezahlt werden, die übrigens alle das Staatsexamen abgelegt haben müssen", informiert Ulrike Rothe.
Der Förderkreis will künftig verstärkt Öffentlichkeitsarbeit betreiben. So sollen mit einer Flugblattaktion in Niederrad Familien mit Kindern auf die Montessori-Pädagogik aufmerksam gemacht werden. Der Förderkreis trifft sich zudem einmal im Monat. Kontakt kann über den Kindergarten in der Paul-Ehrlich-Straße unter der Telefonnummer 63 78 73 aufgenommen werden. hen
Seit 1982 ist eine Welle nach der anderen bürgerlich-konservativer Sozialpolitik über uns hinweggerollt. Unter dem Motto "Mehr Markt - weniger Staat", "Leistung soll sich wieder lohnen" und "Rückführung des Staates auf seine eigentlichen Aufgaben" wurde - ohne die zuvor angekündigte "geistig-moralische Führung" - objektiv, aber vor allem im mentalen Bereich, im politischen Bewußtsein der Menschen, also subjektiv, ein Prozeß der Privatisierung und Individualisierung, insgesamt der Kommerzialisierung, eingeleitet, der seitdem Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bis hin zu Medien, Literatur und Philosphie beherrscht.
"Postmodern" kann man die Gleichgültigkeit gegenüber sozialen Problemen freilich auch nennen. Kürzlich konnte man in einem "Manifest" lesen, daß die Politik der Privatisierung und Kommerzialisierung in einem solchen Maße zu einer privatistischen Individualisierung geführt habe, daß man nur noch von einer "Raffgesellschaft" sprechen könne. Auf allen Feldern fehlt es in der Tat an Maßstäben, Orientierungen bzw. normorientierten Gemeinwohlvorstellungen, ohne die Mensch, Gesellschaft und Politik keinen Sinn finden können. Uns scheinen die Maßstäbe für Gemeinsinn, Gemeinwohl und Verantwortung in der Politik abhanden gekommen zu sein.
Viele Unternehmen sehen seit längerem mit Skepsis die Hochkonjunktur dieses orientierungslosen Karriere-Individualismus und versuchen, durch Aufbau von Mikro-Philosophien, durch Unternehmenskonzepte, durch Aufbau von "corporate identities" gegenzusteuern. In der normativ-ontologischen Richtung der Politischen Philosophie gibt es ebenfalls Versuche der Gegensteuerung, denn der kommerzielle Individualismus könnte sich zu einem kulturellen Zynismus, zur individuellen Hilf- und Orientierungslosigkeit, zu einem generellen Werte-Skeptizismus entwickeln und über Nietzsche letztlich zur Lösung der Gemeinschaftsprobleme durch einen überragenden einzelnen oder zu einer rechtsextremen Gruppentherapie führen. Viele Autoren in den Literatur- und Feuilletongazetten sind derzeit erschrocken über die Perspektivlosigkeit in den derzeitigen mentalen Anomalien, über den "Absturz in die Freiheit" und über die noch ungeahnten neuen Gefahren einer neuen, wieder ethnisch-nationalistisch begründeten Ausschließlichkeit.
Wir stehen also, ganz entgegen den ersten Erwartungen nach dem Fall der Mauer und nach dem Zusammenbruch des Putsches in Moskau von 1991 auf einem sehr dünnen Eis mit dem so grandiosen Sieg unseres liberalen Projekts.
Das Pendel der Hoffnungen auf eine solidarische Gesellschaft hatte sich 1982 angesichts widriger Umstände (Ölkrisen) und angesichts des Trommelfeuers der Rechten gegen jede Spielart des "Sozialismus" oder Kollektivismus in seinen linken Energien erschöpft und schlug zurück. Bedeutsam ist, daß es sich um einen weltweiten Prozeß gehandelt hat: 1979 in Großbritannien mit Margaret Thatcher, 1980 in den USA mit Ronald Reagan und 1982 bei uns. Wir wissen heute, zehn Jahre später, jedoch auch schon sehr genau, welche immense Rechnung für das Leben auf Pump in den "goldenen achtziger Jahren" der neue Präsident der Vereinigten Staaten, Bill Clinton, seinen Landsleuten wird vorlegen müssen.
England gerät derzeit im Bereich der Kohle in erste Turbulenzen, während unsere Regierung noch kaum nachzudenken scheint, was sich seitdem politisch, gesellschaftlich, vor allem aber mental vollzogen hat. Sicher, der Pendelschlag nach rechts im Jahre 1982 war noch milde gegenüber dem, was uns noch bevorstehen könnte. Viele Intellektuelle resignieren, "privatisieren", ziehen sich in die deutsche Innerlichkeit zurück oder pflegen die "kleinen Fluchten" in die Ästhetik. Welch' ein Sinn liegt darin, daß sich Intellektuelle ihr Leben in bewußter Subjektivität neu justieren und in der neuen Innerlichkeit ihre ästhetischen Sensibilitäten befriedigen?
Lassen Sie mich aber den Zug der Zeit, den Trend zur Privatisierung, Kommerzialisierung und Entsolidarisierung der Gesellschaft noch etwas ausdeuten:
Hat nicht 1992 ein Ökonom den Nobelpreis erhalten, Gerry S. Becker, der genau das Gegenteil von dem vertritt, was Jahre zuvor ein anderer, Hans Jonas, ebenfalls mit dem Nobelpreis bedacht, zeitgerecht mit dem "Prinzip Verantwortung" charakterisiert hatte? Ist das ein Symptom der Zeitenwende, in der wir leben? Wo sind all diejenigen Konzepte einer im Ansatz möglichen "ökologischen Wende" und einer möglichen "ökologischen Modernisierung" der Marktwirtschaft, die noch vor der letzten Bundestagswahl die Spalten aller Gazetten gefüllt haben, bis die deutsche Einheit ganze Bibliotheken zu Makulatur hat werden lassen?
Nehmen wir ein anderes Beispiel, die EG. Alle Welt spricht von der möglichen Währungsunion, vom noch fremd anmutenden Symbol der ECU und von der Notwendigkeit der Politischen Union. Aber wer spricht noch von der "Europäischen Sozialunion"? Könnte die auch in Deutschland vorhandene, weit verbreitete Skepsis gegenüber Europa nicht auch darin liegen, daß die soziale und die demokratische Ausprägung des neuen Hauses Europa so undeutlich, ja mangelhaft ist?
Viele ahnen es, manche wissen es, daß der Weltmarkt, auf dem wir wirtschaftlich so erfolgreich sind, sozialpolitisch natürlich auch auf uns zurückwirken wird und uns langsam aber sicher, diskret und indirekt, über den Mechanismus der Rückkoppelung mit dem sozialen Folgeproblem konfrontieren wird. Die drohenden Stichworte lauten: Wettbewerbsfähigkeit und Produktionsverlagerung.
Ahnen manche nicht zugleich, daß sich auch im Binnenmarkt ab 1993 ein innerer "Wettbewerb des Sozialdumpings" ankündigen könnte? Folgt dem EG-Gründerboom seit 1987 (Einheitliche Europäische Akte) und dem draufgesattelten deutschen Einheitsboom seit 1989 nicht bald eine EG-Gründerkrise? Man kann sich kaum vorstellen, daß der Mechanismus von Gründerboom und Gründerkrise gerade in unserer Zeit außer Kraft gesetzt sein sollte. Nicht nur die Stahl- und Automobilindustrie haben seit langem vor den seit 1987 entstandenen Überkapazitäten gewarnt. Die Entlastung durch den von uns allen kreditfinanzierten Nachholbedarf in der ehemaligen DDR kann nicht ewig anhalten. Die Entlastung durch einen neuen Exportboom nach Osten wird ganz sicher nicht eintreten.
Dem beispiellosen Einigungskeynesianismus von 1990/91 folgt jezt die Phase der Ernüchterung. Dem riesigen "deficit spending" der beiden letzten Jahre muß die Phase des schmerzhaften "deficit savings" folgen - und das in einer Phase der Weltwirtschaft, die keine anderweitige Entlastung verspricht. Selbst wenn sich Japan mit seinem "Börsen- und Grundstücks-Keynesianismus" erholen sollte, bleibt die grundlegende Revision des Sozialsystems in Schweden doch ein warnendes Beispiel. Nachfragelücken tun sich derzeit überall auf, weil Schulden letztlich überall zurückgezahlt werden müssen, es sei denn, man riskiert einen Währungsschnitt.
Wie könnte man da Europa wünschen sollen? Großbritannien ist ja schon aus dem Minimum an gemeinsam angedachter Sozialpolitik in Europa ausgeschert. Und die EG insgesamt, ist sie nicht auch eine auf Kostendruck, also auch Sozialkostendruck hin angelegte Veranstaltung, ganz im Sinne der extremen Neo-Neoliberalen? Neoliberalismus ist bekanntlich eben nicht gleichzusetzen mit Sozialer Marktwirtschaft. Aber man fragt sich: Wo bleibt das einsichtige und durchschaubare Konzept einer "Sozialen Marktwirtschaft" für das größere Europa? Hier erhalten die Menschen keine Antwort.
Nach Osteuropa exportieren wir ja ohnehin kaum noch Waren, allenfalls Kredite, Versprechungen, die kaum zu halten sind, und vor allem krude verstandene Minimalvorstellungen eines archaischen Frühkapitalismus. Für eine sich allmählich in ihrer ganzen Breite und Tiefe entwickelnde Marktwirtschaft, die mit der Zeit auch noch sozial werden könnte, denn von Anfang an kann sie es eben nicht sein, dafür fehlt es dort ohnehin an allen Ecken und Kanten. Vollständig fehlt es an den mentalen, psychologischen, bürgerlich-soziologischen, sozial- strukturellen, rechtlich-institutionellen, infrastrukturellen, ordnungspolitischen, struktur- und prozeßpolitischen Voraussetzungen. Wer könnte heute hoffen, daß es dort zu einem geordneten Übergang von der ehemaligen Zentralverwaltungswirtschaft in eine marktwirtschaftliche Grundstruktur kommen könnte?
Hätte man nicht, statt die schablonenhaft vereinfachte Neo-Neoklassik die Chicago-Schule zugrunde zu legen, doch vorher noch einmal genau den frühen Werner Sombart und den späten Max Weber lesen, also Kultursoziologien zu Rate ziehen sollen, um zu sehen, welche Tiefen- und Breiteneffekte eine freie Verkehrswirtschaft für eine Gesellschaft hat, welche Turbulenzen die jetzt nachzuholende Industrialisierung östlich der Oder entfesseln wird und welchen Eintritt in die Achterbahn der ökonomisch-technischen, kulturellen und gesellschaftlichen Runderneuerung zukünftig die Privatisierung und Kommerzialisierung einer letztlich noch sehr rückständigen Traditionsgesellschaft bedeuten könnten, zumal wenn alles sehr schnell geht und gehen muß. Die unvoreingenommene Neulektüre des frühen Friedrich Engels hätte zugleich zeigen können, zu welchen Brüchen der Verelendung es dabei kommen kann.
Mag sein, daß die soziale Unsensibilität, mit der in den GUS-Staaten marktwirtschaftliche Grundregeln umgesetzt werden, in Kürze auf uns zurückschlägt. Man kann wählen, ob als Implosion oder als Explosion. Denn es ist nicht denkbar, daß - um Stabilität zu gewährleisten - den übrigen Ost-Staaten mit einem vergleichbar hohen finanziellen, organisatorischen und technischen Aufwand geholfen werden kann, wie der ehemaligen DDR, den fünf neuen Bundesländern. Sich das liberale Projekt von Privatisierung und Kommerzialisierung vorzunehmen, ist eine Sache, eine andere ist es, dem Volke, das möglichst gleich Ergebnisse wie in den gelobten Ländern Westeuropas sehen will, den beschwerlichen und mit einem erheblichen Zeitbedarf belasteten Umweg über die kapitalistische grass-roots-Entwicklung zuzumuten.
Der Zeitfaktor spielt heute eine große Rolle. Mag sein, daß die Völker der GUS- Staaten - dann vielleicht wieder unter der Führung der alten Nomenklatura - uns die hehren Ideen von Marktwirtschaft, Privatisierung und Kommerzialisierung, ja sogar von Liberalismus und Demokratie weihevoll wieder vor die Tür legen, und zwar mit den gleichen Worten, mit denen sich auch Karl Marx verabschiedet hat: "Sorry, it didn't work".
Wer Reformen will, der muß bekanntlich kleine Schritte gehen und sie ständig auch noch auf eine sehr breite Interessenbasis stellen. Ich nehme nur die abrupte Preisfreigabe, die an Erhardsche Großtaten 1948 erinnern könnte - aber nicht sollte, denn die Zeiten und Voraussetzungen waren ganz andere -, diese Preisfreigabe hat bisher lediglich zu einer mafia-ähnlichen Unternehmens- und Handelsstruktur und vor allem zu einer horrenden Inflation geführt mit allen Folgen der sozialen Massenverelendung, die damit notwendigerweise verbunden ist.
Zwar gehört in Zukunft alles Staatseigentum einem Volk von hoffnungsvollen Couponschneidern, doch die Zeit eines möglichen Erfolges ist äußerst knapp, zu knapp, um den Erfolg überhaupt denken zu können. Mag sein, daß sich die unsichtbare Hand tatsächlich als unsichtbar erweist und in Wirklichkeit eine grenzenlos korrupte, kleptokratische Krake an ihre Stelle tritt - wer weiß das schon in diesen unsicheren Zeiten? Boris Jelzin könnte sich sehr schnell als populistisch hochgeschwemmter Bruchpilot erweisen - ohne den notwendigen Unterbau geklärter formaler Strukturen und erprobter demokratischer Verfahren und ohne den heute noch frischen legitimatorischen Wind des Aufbruchs unter seinen Flügeln. Von seinen Nachfolgern wäre dann nicht einmal mehr die Rückzahlung der jetzt noch ausgegebenen Kredite zu erwarten. Man weiß doch aus der Theorie des selbstreferenziellen Systems, daß die unterschiedlichen Teile von Gesamtsystemen unter einem ständigen gegenseitigen Anpassungsdruck stehen, daß sie sich ständig um den inneren Pol eines imaginären Gleichgewichts drehen und daß radikale Brüche in einem Teilsystem nicht so einfach - und vor allem nicht so schnell - durch innere Differenzierungen der anderen Teilsysteme aufgefangen werden können. Desintegration wird dann die Folge sein.
Bezogen auf unsere eigene Gesellschaft kann man nur zu ähnlichen Aussagen kommen. Das imaginäre Gleichgewicht ist letztlich immer ein soziales Gleichgewicht, wenn man einen Polizeistaat ausschließt. Freiheit und Bindung, Interesse und Vernunft, Privatisierung und öffentliche Steuerung, Kommerzialisierung und Solidarität sind Zwillingsbegriffe in einem solchen Gleichgewicht. Ihr relatives Gewicht für eine Gesellschaft muß stets neu ausbalanciert werden. Walter Eucken läßt sich ins Feld führen, der im Grunde auch - wenngleich ganz anders - systemtheoretisch dachte, und von der "Interdependenz der Ordnungen" sprach.
Die Protagonisten einer sozialen Marktwirtschaft gingen freilich noch ein Stück weiter, indem sie davon sprachen, daß nur eine sozial ausgeglichene Gesellschaft diejenige politische Stabilität gewährleisten könne, die wiederum eine erfolgreiche Ökonomie braucht. Es wäre schlimm, wenn das Resultat des Pendelschlages zugunsten der Prinzipien von Privatisierung und Kommerzialisierung am Ende darin auslaufen würden, daß - in der subjektiven Widerspiegelung - Eigennutz, Neid und Vorurteil, jene drei unheiligen Schwestern des Individualismus, vollends die herrschenden Handlungsmaxime unserer Gesellschaft in der Zukunft sein müßten. Die drohende, universelle und ungebremste Herrschaft dieser drei unheiligen Schwestern der Aufklärung sind Ursache der heutigen Orientierungsprobleme. Und es könnte kaum glimpflich enden, wenn sich dann eine massive ökonomische Krise hinzugesellte.
Schon Karl Schiller hat in seinem Brückenschlag zwischen dem Freiburger Imperativ und der Keynesianischen Botschaft auf den Bedarf an "sozialer Symmetrie" hingewiesen. Die Keynesianische Botschaft bezieht sich heute nicht nur auf das berühmte Konzept von der indirekten, flexiblen, ausgeglichenen, systemgerechten "Sozialisierung der Investitionen" durch Regulierung des Zinses und durch eine konjunkturgerechte Staatsaktivität. Vielmehr muß heute nachdrücklich auf jene zweite Argumentationskette von Keynes hingewiesen werden, die sich auf die Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen, die - so Keynes - nicht als Lohn für Enthaltsamkeit beim Konsum und nicht als Lohn für "Leistung" gerechtfertigt werden kann. Die fast vergessenen Indizien der Einkommens- und Vermögensverteilung und die fast vergessene Lohnquote sollten also wieder mit in die Diskussion über die Zukunft unserer Gesellschaft aufgenommen werden.
Freilich könnte nun jeder sagen, dies seien die Antworten von gestern auf die Fragen von vorgestern. Aber so leicht sollte man niemanden entkommen lassen. Selbst die neueste wissenschaftliche Fabulierkunst trägt doch oft nur vor, was insgesamt alte Weisheiten sind.
Doch ist mir auch bewußt, daß man für das gemeinte Konzept nicht mehr die alten Begriffe wählen kann, sondern an die Bezeichnungen "Runder Tisch" und "Solidarpakt" anknüpfen muß. Nicht jeder Solidarpakt ist aber der hier gemeinte Solidarpakt. Auch steht mir deutlich vor Augen, daß man das Konzept "Arbeitsorientierung" heute nicht mehr so eng begrenzt, z. T. naiv ausformulieren kann, wie es früher versucht wurde.
Heute müßte man Arbeit, Ökologie und Zukunftssicherung ineinanderflechten und zu entsprechenden Maßnahmepaketen verdichten, dafür wertorientiert und offensiv werben, um Loyalität und Legitimation zu gewinnen. All das konkret und sachlich voranzubringen und in Wissenschaft und Forschung einzuspeisen, wäre die Aufgabe, die sich heute stellt, auch dieser Tagung. Vielleicht ließe sich dann auch ein überzeugendes und nachdrückliches Gegengewicht schaffen zu jenen mentalen Anomalien und zu jenen politischen und ökonomischen Verwerfungen, die uns heute eher Angst machen können. Wir dürfen nicht zulassen, daß die Gleichgültigkeit der Satten, die Wucht der Besitzinteressen und die Resignation der Opfer eine insgesamt unheilvolle Koalition eingehen.
HANAU. Jeden Sonntagmorgen, noch vor 8 Uhr, steigt Pfarrer Don Romano Bertoli in sein Auto, um von Hanau nach Bergen-Enkheim zu fahren. Um 8.30 Uhr beginnt dort sein Gottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche, der erste von insgesamt dreien, die er jeden Sonntag hält. Spätestens um 10.30 Uhr muß Don Romano Bertoli schon wieder in Hanau sein, um in der Kirche Mariae Namen auf die Kanzel zu steigen. Eine Mittagspause nur, dann geht es weiter nach Gelnhausen, zur St.-Peter-Kirche.
90 Kilometer legt Don Romano Bertoli auf diese Weise jeden Sonntag zurück. Der gebürtige Piemonteser ist ein Personalpfarrer, das heißt, er steht nicht einer Gemeinde vor, sondern betreut in einen bestimmten Personenkreis aus allen Gemeindebezirken der Umgebung. In seinem Falle sind das insgesamt 6000 im Main-Kinzig-Kreis ansässige Italiener. Fleißigere Kirchgänger als ihre deutschen Mitbürger, wie vielleicht anzunehmen, sind auch die italienischen Katholiken nicht, wie Don Romano Bertoli klagt. "Weihnachten und Ostern sind meine Gottesdienste gut besucht, ansonsten ist es überall das gleiche Bild."
Der Pfarrer nimmt sich das sehr zu Herzen, sucht nach Gründen, doch konnte er bisher nichts Konkretes finden: "Wenn ich wüßte, woran es liegt, würde ich etwas ändern." Dabei gibt er sich alle Mühe, seine Predigten lebendig zu gestalten und nicht an den Ohren der Zuhörer "vorbeirauschen" zu lassen. Zwar bereitet Don Romano Bertoli sein Thema - jeden Sonntag dreimal das gleiche - in Stichpunkten vor, schreibt aber ansonsten nichts auf, sondern hält seine Predigt in freier Rede. Daß die leeren Reihen bei seinen Gottesdiensten mit mangelnder Gläubigkeit oder Kirchenverdrossenheit zu erklären sei, streitet er indessen ab. Seine intensiven Kontakte mit der italienischen Bevölkerung würden ihm das Gegenteil beweisen. In persönlichen Gesprächen versucht der Pfarrer überdies herauszufinden, was die Menschen bewegt, um so auch mit den Inhalten seiner Gottesdienste aktuell zu bleiben.
Zur Zeit, sagt er, sei auch in italienischen Familien die zunehmende Ausländerfeindlichkeit ein Thema ersten Ranges. "Ich habe Angst", sagt Don Romano Bertoli. Zwar ist er selbst optisch nicht von einem Deutschen zu unterscheiden, "doch die meisten hier lebenden Italiener stammen aus dem Süden des Landes und sind deshalb an ihrem dunklen Teint leicht als Ausländer auszumachen". Auch in der italienischen katholischen Mission, die vor allem für Jugendliche ein beliebter Treffpunkt ist, wird oft über die veränderte Stimmungslage gesprochen. "Das ist paradox", meint Don Romano Bertoli, "die meisten der jungen Leute sind hier geboren, sprechen untereinander deutsch und müssen sich als Ausländer diffamieren lassen." Alles in allem fühlt sich Don Romano Bertoli dennoch wohl in Hanau, wo er seit drei Jahren die 1962 "Arbeit macht Spaß" gegründete "Missione Cattolica Italiana" leitet. In dem schönen alten Backsteinhaus an der Otto-Wels-Straße 9 bewohnt der Pfarrer die Mansarde.
Es ist nicht Don Romano Bertolis erster Aufenthalt in Deutschland; vor einiger Zeit war er schon einmal acht Jahre im Frankfurter Stadtteil Höchst tätig. "Die Arbeit hier macht mir Spaß", erklärt der 62jährige, "die Aufgaben sind vielfältiger, als wenn ich eine Pfarrei in einer italienischen Stadt oder einem Dorf betreuen würde." Was ihn besonders reizt, ist der Erfahrungsaustausch mit anderen Konfessionen und Religionen, der im fast ausschließlich katholischen Italien nur schwer möglich ist. So unterhält Don Romano Bertoli hier freundschaftliche Kontakte vor allem zu einigen evangelischen Gemeinden, mit denen er bereits ökumenische Gottesdienste ausgerichtet hat. In den insgesamt elf Jahren, die er in Deutschland verbracht hat, hat der Pfarrer aber noch etwas ganz anders zu schätzen gelernt, nämlich die deutsche Küche. Sein Leibgericht ist der Matjeshering geworden, den er sich nach Originalrezept mit "Sahnesoße, Zwiebeln und Apfelstückchen" selbst zubereitet. Und an freien Abenden, was selten genug vorkommt, geht Don Romano Bertoli gerne zum Apfelwein nach Sachsenhausen. "Dann bestelle ich mir Rippchen oder Eisbein mit Sauerkraut."
So erstaunlich weltoffen wie in seinen kulinarischen Vorlieben ist der italienische Pfarrer auch in seinen Ansichten. Das äußert sich besonders in seinem Engagement für die "heiratsvorbereitenden Kurse", die in der katholischen Kirche nach wie vor obligatorisch und für eine kirchliche Trauung unabdingliche Voraussetzung sind, deren Wert aber heute nur noch in einem unterschriebenen Stück Papier besteht - sehr zu Don Romano Bertolis Leidwesen. Doch daran will er - zumindest in seinem eingeschränkten Wirkungskreis - etwas ändern. "Die jungen Menschen sollen nicht erst dann zu mir kommen, wenn sie kurz vor der Eheschließung stehen und längst nicht mehr im Entscheidungsprozeß begriffen sind", erklärt der Pfarrer. Vielmehr stelle er sich vor, bereits Jugendliche auf eine Partnerschaft vorzubereiten - mit allem, was dazugehört. Dabei will Don Romano Bertoli auch die in der katholischen Kirche heiklen Themen wie etwa Familienplanung keineswegs auslassen. Vermitteln wolle er, daß "in einer Partnerschaft auch Alltag gelebt werden muß", ein Aspekt, der bei den unter italienischen Partnern oft früh geschlossenen Ehen häufig übersehen werde. Auch das Thema Schwangerschaft will Don Romano Bertoli nicht auslassen; vor allem Männer sollen seiner Ansicht nach noch mehr die "Schwangerschaft mitleben" und bei der Geburt dabeisein. Eine Heirat, die nur deshalb geschlossen wird, weil ein Kind unterwegs ist, lehnt er indessen ab. "Das ist eine Frage, die ich immer stelle." Lieber solle ein Elternteil das Kind alleine großziehen, als daß es in einer Ehe aufwächst, die weniger aus Liebe, denn aus Pflichtbewußtsein zustande gekommen ist. Allerdings hat es Don Romano Bertoli schwer, sich mit seinem Konzept durchzusetzen und die angestrebte Zielgruppe, Jugendliche die noch in der Pubertät stecken oder sie gerade erst hinter sich haben, von der Notwendigkeit eines solchen Kurses zu überzeugen. Viel lieber suchen sie die Mission auf, um dort Discoabende zu veranstalten. Aber auch eine Folkore- und eine Theatergruppe haben sich dort in letzter Zeit gebildet.
Don Romano Bertoli läßt die Jugendlichen weitgehend gewähren und drängt sich nicht auf, was die Inhalte angeht. Hauptsache, er kann den gestrengen italienischen Eltern, die häufig anrufen, um zu kontrollieren, ob ihre Schützlinge sich auch wirklich in der Mission aufhalten, Auskunft erteilen . . .
Seelsorge, Religionsunterricht vor Erstkommunion und Firmung, Bibelstunden für Erwachsene sowie sämtliche Büroarbeiten muß der Pfarrer alleine bestreiten - und ist damit hoffnungslos überlastet. Schon seit langem sucht er eine Hilfe für sein Büro. "Es müßte jemand sein, der italienisch und französisch spricht und mich auch einmal in den Unterrichtsstunden unterstützen könnte", stellt sich der Pfarrer vor.
Zwar sind an der Mission bestimmte Zeiten angeschlagen, doch hat er Sprechstunde eigentlich rund um die Uhr.
"Wir Italiener haben's nun einmal nicht mit der Bürokratie." Und einfach 'mal außerhalb der Zeit nicht ansprechbar zu sein, bringt er nicht übers Herz: "Das ist doch schließlich mein Beruf."
Luftbelastungswerte vom Donnerstag, 19. Februar in Milligramm je Kubikmeter Luft.
Stoffe und Grenzwerte*
Hanau Maintal
SO2 (1,0) 0,023 (0,050) - ( - ) CO (50) 0,7 ( 1,9 ) - ( - ) NO2 (0,2) 0,064 (0,112) - ( - ) Staub (0,45) 0,022 (0,056) - ( - )
- = kein Meßwert bekannt
(in Klammern Werte vom Vortag)
SO2 = Schwefeldioxid
CO = Kohlenmonoxid
NO2 = Stickstoffdioxid
* nach VDI-Richtlinie 2310
Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU).
Maintal. Wegen Umzugs der Meßstation keine Angaben.
Kurz notiert
"Chikombah", murmelt ein Schüler, "Chikombah." Er läßt sich den Namen des Wissenschaftlers aus Simbabwe auf der Zunge zergehen, versucht, den fremden Klang nachzuahmen. Die Anfangsbuchstaben werden dabei zum langgedehnten "Tschie". Die Sprache ist ungewohnt für den nordhessischen Schüler. Doch schon bald wird sie ihm ein wenig vertrauter erscheinen: Denn in diesen Tagen begann ein zweieinhalbjähriges Kooperationsprojekt zwischen der Freiherr-vom-Stein-Gesamtschule im nordhessischen Immenhausen, und der Seke 3 High-School in Chitungwiza.
"Eine Welt für alle" lautet der programmatische Titel des binationalen Projektes. Ein Beitrag zum Nord-Süd-Dialog soll es sein. Ohne Vorträge aus Sicht der sogenannten "Ersten Welt" über die "Dritte Welt". Statt dessen sollen sich die rund 50 Achtkläßler aus beiden Staaten selbst ein Bild machen: eines, das nach Ansicht des Kasseler Erziehungswissenschaftlers Heinrich Dauber unvorbelasteter als das von Journalisten und Politikern sein wird. Und gemeinsam sollen die Schüler Zukunftsperspektiven für "diese eine Welt" entwickeln: In einer Multi-Media- Produktion werden sie diese am Ende präsentieren.
Einige Vorbereitungen sind dazu notwendig. Die Schüler einer Gymnasialklasse aus Immenhausen und der High- School im fernen Chitungwiza werden zunächst ihr eigenes Lebensumfeld mit Hilfe von Videokamera, Musik und Theaterspiel erkunden. Mit den Ergebnissen werden sie sich ihren "fremden" Mitschülern bei Besuchen der Partnerschule vorstellen. Beide Schulen erhielten für das Projekt eine entsprechende Grundausstattung: "Schon das", so sagt Dauber, "ist ungewöhnlich für ein solches Vorhaben. Beide Kooperationspartner haben tatsächlich dieselben technischen Möglichkeiten."
Gezahlt wird das rund zwei Millionen Mark teure Projekt aus vielen unterschiedlichen Kassen: Zuschüsse kamen von der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), dem hessischen Wirtschafts- sowie dem Kultusministerium, dem Auswärtigen Amt, dem Bundesfamilienministerium und der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung. Und auch die Elternschaft beider Schulen gab Geld für das Projekt. "Bis in letzter Minute war die Finanzierung allerdings unsicher", schildert der Leiter der Immenhausener Partnerschule. Erst nachdem sich der Vorsitzende des Kuratoriums der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung für das Projekt stark machte, kam die endgültige Zusage.
Beteiligt sind auch die beiden benachbarten Hochschulen in Kassel und Harare, die das Projekt wissenschaftlich begleiten: Die Kasseler Gesamthochschule stellte zwei ihrer Mitarbeiter (darunter ein Medienspezialist) hierfür frei. Hochschullehrer Heinrich Dauber und seinem simbabwischen Kollegen Cowden Chikombah von der Faculty of Education an der University of Zimbabwe geht es indes nicht nur um das Ergebnis, sondern vor allem um den Prozeß: "Spannend ist doch, wie sich die Einstellung der beteiligten Lehrer und Schüler, wie sich ihre Weltsicht durch die Begegnung mit der fremden Kultur verändert", sagen sie.
Schon während des Projektes wird sich das ihrer Überzeugung nach im Unterricht niederschlagen: "Kolonialismus wird dann in Immenhausen vielleicht einmal am Beispiel Simbabwes gelehrt." Der Lernprozeß hat bereits begonnen: Mehr als eine Woche verbrachte die Hälfte aller Lehrer aus beiden Schulen in diesen Tagen zusammen auf dem Jugendhof Dörnberg. Hier erwarben sie das notwendige technische Know-how: Videokamera und Musikinstrumente sind in diesen Wochen ihre ständigen Begleiter. Ein erstes Ergebnis war schon am Tag der offiziellen Eröffnung des Projekts hören: Mit musikalischer Begleitung ihrer deutschen Kollegen trugen zwei simbabwische Pädagoginnen ein Lied vor, in dem sie ihre ersten Eindrücke in Deutschland schilderten. In Shona, einer der beiden Sprachen ihres Heimatlandes.
So sangen sie von ihrer Verwunderung darüber, in Deutschland keine Kühe auf den Weiden zu sehen. "Woher kommt bei euch die Milch", lautete deshalb auch eine ihrer ersten Fragen bei dem Treffen. "Aus der Flasche", habe er scherzhaft geantwortet, so Dauber. Damit gaben sich die Lehrer aus Chitungwiza freilich nicht zufrieden. Und so entstand die erste Videoproduktion: Mit der Kamera auf der Schulter besuchten die afrikanischen Lehrer zuerst einen Milchbauern und anschließend eine Molkerei in Kassel. Auf diese Weise fanden sie nicht nur eine Antwort auf ihre Frage: Sie eroberten sich zugleich einen Ausschnitt deutscher Wirklichkeit.
Eine andere Gruppe ging - die Kamera war wieder dabei - zu einem der deutschen Kollegen nach Hause: Sie wollte wissen, wie er lebt. Auch für ihn eine neue Erfahrung: "Ich habe immer Berührungsängste mit dem Medium Fernsehen gehabt", berichtet der Pädagoge, der in seiner Freizeit Theaterstücke inszeniert und spielt. "Jetzt habe ich meine Befangenheit verloren." Eine gute Voraussetzung für das Projekt, denn er will seine Schüler dazu anregen, ihre Gefühle und Alltagserfahrungen über das Medium Theater zum Ausdruck zu bringen. Und das soll ebenfalls aufgezeichnet werden.
Quasi nebenbei lernten er und seine Kollegen aber noch viel mehr: Sie erfuhren zum Beispiel, daß es in Simbabwe eine siebenjährige Grundschule und in der Mittelstufe keinen Kunstunterricht gibt. Sie lernten, sich in einer fremden Sprache (Englisch) auch über Tage hinweg zu verständigen. Und ihre afrikanischen Kollegen erlebten erstmals in ihrem Leben einen europäischen Winter, zum Teil mit leidvollen Erfahrungen: Temparaturen von 15 Grad minus waren für sie, die aus dem südafrikanischen Sommer mit 35 Grad Hitze kamen, ein Kälteschock. Doch den überwanden sie wenig später bei einem Ausflug aufs Eis.
Nachhaltig schockiert aber waren die Afrikaner darüber, welches Bild hiesige Medien von ihrem Kontinent vermitteln: "Es sieht so aus, als gäbe es in unserem Land nur Hunger und Kriege", stellten sie bestürzt fest. Und selten würden die hochtechnisierten Industriestädte mit ihrem pulsierenden Leben gezeigt.
Daß es diese Städte gibt, davon können sich die nordhessischen Pädagogen bald selbst überzeugen: Schon im April fliegen sie zur zweiten Fortbildung nach Chitungwiza, einer 700 000 Einwohner zählenden Trabantenstadt vor den Toren Harares. Sie ist immerhin rund hundertmal so groß wie Immenhausen. Und damit auch aus Sicht der Simbabwer selbst, die hessische Dörfer schon als Städte erlebten, eine große Stadt. Dennoch gibt es zwischen Chitungwiza und Immenhausen ein paar Gemeinsamkeiten: Beide Städte liegen nur zwanzig bis dreißig Kilometer von einer größeren Stadt entfernt. Und in der direkten Umgebung beider herrscht ländliches Leben vor.
Erst wenn die Lehrer nach Deutschland zurückkehren, beginnt die eigentliche Arbeit an den Musik- und Videoprojekten der Schüler. Im Spätsommer kommenden Jahres treffen sich die Jugendlichen, die dann bereits die zehnte Klasse besuchen, um mit der Produktion des gemeinsamen Videos anzufangen. Die wissenschaftliche Auswertung wird, so schätzt Dauber, ein Jahr später auf dem Tisch liegen. Daß die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) dem Erziehungswissenschaftler hierfür Gelder versagte, ficht ihn nicht an. Es sei ein ausschließlich pädagogisches Projekt, so lautete die Begründung. Dauber indes ist von Sinn und Erfolg des Projektes überzeugt. Auch aus wissenschaftlicher Sicht. Denn globale Probleme wie das Nord- Süd-Gefälle und nahende Klimakatastrophen seien eben nicht vom grünen Tisch aus zu lösen, glaubt er. Fundamentale Kenntnisse über das Leben der Menschen am anderen Ende der Welt gehörten dazu. Und dazu müsse man dieses Leben eben kennenlernen.
ELKE BOCKHORST
KULTUR-TESTSEITE VI
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IMPRESSUM
SPORTRUNDSCHAU 15
SPORTRUNDSCHAU 14
SPORTRUNDSCHAU 22
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Karl der Große soll zum Stadtjubiläum im kommenden Jahr wieder auf die Alte Brücke zurückkehren: Eine Nachbildung des historischen Standbildes, so regte der Ortsbeirat 5 in seiner jüngsten Sitzung an, könnte - wie in früheren Tagen - die Brücke zieren. Dem Vorschlag stimmten alle Fraktionen mit Ausnahme der Grünen zu. ask
Die Kunden- und Lieferanteneinfahrt des Handelsmarktes in der Wiener Straße (Oberrad; auf Höhe der Stichstraße zur Schafheckstraße) soll durch Poller abgesichert werden. Das schlagen die Abgeordneten des Ortsbeirates 5 vor. Vor allem nachts parkten dort die Kraftfahrer derart rabiat, daß die Marktanfahrt des Anliefererverkehrs zum frühmorgendlichen Gedulds- und Präzisionsspiel werde - zumal in der jetzigen Jahreszeit bei Dunkelheit, wie Antragssteller Detlef Protsch (CDU) unterstreicht. ask
Mit dem Bau des Kunstrasenplatzes für die Sportanlage an der Babenhäuser Landstraße sollte endlich begonnen werden. Wie der Ortsbeirat 5 in seiner jüngsten Sitzung monierte, sei das "dringend erforderliche" Unternehmen noch keinen Schritt vorangekommen. Das, obwohl die Beiräte bereits 1988 und 1991 in Etatanregungen auf den Notstand hingewiesen hatten. Sie schlagen in ihrer erneuten Aufforderung zudem vor, im Rahmen des Neubaus könnte die ebenfalls "dringend erforderliche Aufarbeitung der kontaminierten Laufbahn kostengünstig erfolgen". ask
Die alten Kastanien auf dem Grundstück Schwarzwaldstraße 11 a in Niederrad sind nach Ansicht des zuständigen Ortsbeirates 5 durch die Nutzungsumwandlung der Liegenschaft von einer Gartenkneipe in einen Parkplatz bedroht. Mit einer einstimmig beschlossenen Anfrage wollen die Stadtteilpolitiker klären, ob die Baumschutzsatzung verletzt wurde. Zudem soll der Magistrat prüfen, ob die Nutzung des Grundstücks als Parkplatz untersagt werden kann. kan
Zum Spielen soll der Hof der Außenstelle der Salzmannschule freigegeben werden. Einen entsprechenden Antrag der SPD-Fraktion hatte der Ortsbeirat 5 einstimmig verabschiedet. Der Hof werde derzeit nur als Parkplatz genutzt, Spielfläche ginge verloren. kan
Auf dem Mainfeldspielplatz sollen Schaukeln aufgestellt werden. Einen Antrag der SPD-Fraktion billigte der Ortsbeirat 5 einstimmig. kan
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 18
FRANKFURT-NORDWEST. So manchem Schwerbehinderten ist die Fahrt ins Nordwestzentrum gründlich verleidet worden. Grund: Seit dem Frühjahr 1992 müssen sie befürchten, daß sie keinen Parkplatz mehr in der Tiefgarage finden. Von den bis dahin an jedem Rollsteig oder Fahrstuhl markierten acht Stellplätze wurden 50 Prozent gestrichen.
Der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) fordert deshalb mit einem einstimmig angenommenen CDU-Antrag den Magistrat auf, Abhilfe zu schaffen.
Die Stadt soll sich mit der Parkhausgesellschaft in Verbindung setzen, um den alten Zustand wiederherzustellen und genügend Parkplätze für die Schwerbehinderten zu gewährleisten.
Ferner will der Ortsbeirat, daß die ermäßigten Parkausweise für Schwerstbehinderte, die ohne Angabe von Gründen ab November 1992 ersatzlos gestrichen wurden, wieder eingeführt werden.
Die Grünen konnten sich mit einem Zusatz zu dem Antrag durchsetzen: Auch die Parkplätze für Frauen sollen im Nordwestzentrum nicht reduziert werden. *jot
Toptip
Hinhören in Solidarität Der kirchliche Entwicklungsdienst will tourismuskritischen Gruppen helfen
"Tourismus hat mehr geschadet als genutzt", erklärten die asiatischen Kirchen 1980 in Manila bei einer von der Christian Conference of Asia ausgerichteten Konferenz. Schon 1972 hatte die Caribbean Christian Conference zum Abschluß einer Tagung über den Tourismus in der Karibik von den Touristen mehr Sensibilität und Einsicht gefordert. Daher sagt Martin Stäbler, Leiter der Fachstelle Ferntourismus im Zentrum für entwicklungsbezogene Bildungsarbeit (ZEB) in Stuttgart: "Wir handeln nicht nur aus eigener Erkenntnis, sondern auch, weil uns die ökumenischen Partner konkret und dringend auffordern, den Tourismus der Reichen in die Länder der Armen in seinen negativen Auswirkungen ernstzunehmen." Mit dem ZEB, 1975 in Stuttgart gegründet als Einrichtung des Kirchlichen Entwicklungsdienstes in der Evangelischen Kirche in Deutschland, reagieren die deutschen evangelischen Kirchen auf die Problematik des Tourismus in Entwicklungsländern. Stäbler spricht von drei Säulen, aus denen die Arbeit des ZEB bestehe: Informations- und Bildungsarbeit in Deutschland, Kooperation mit ökumenischen Partnern und Entwicklung von Alternativen im und zum Tourismus. Die Vernetzung mit verschiedenen Gruppen und Initiativen in Deutschland, aber auch mit internationalen ökumenichen Organisationen ist einer der Schlüssel für die Wirksamkeit des ZEB. Seine wichtigsten internationalen Partner sind die Ecumenical Coalition on Third World Tourism (ECTWT) mit Sitz in Bangkok, die Anfang 1982 gegründet wurde und von sieben regionalen Zusammenschlüssen von Kirchen in der Dritten Welt getragen wird. Ferner das Third World Tourism European Ecumenical Network (TEN), im August 1982 gegründet als Verband von zehn Organisationen aus west- und mitteleuropäischen Ländern. Die ECTWT konzentriert sich auf zwei Aufgaben: Sie dokumentiert und publiziert die negativen Auswirkungen des Tourismus aus Dritte-Welt-Perspektive und sie veranstaltet Konferenzen und Schulungsseminare. So unterstützt sie zum Beispiel auch die internationale Kampagne gegen Kinderprostitution. Gegenwärtig gibt es Überlegungen, ein Konzept für Tourismus-Beratung zu erarbeiten mit dem Ziel, "akzeptable" Formen des Tourismus zu entwickeln und gegenüber den Behörden und der Tourismusindustrie durchzusetzen. Das TEN hat aus europäischer Perspektive ähnliche Ziele und hebt in seiner Grundsatzerklärung besonders hervor, daß es sich gegen den "touristischen Konsum" anderer Völker und Kulturen einsetze und vor allem Bewußtsein schaffen will für die Auswirkungen des Tourismus auf die Menschen in der Dritten Welt.
Neue Entwicklungen ergaben sich im September 1991 bei einem internationalen Seminar, das von ECTWT und TENauf Zypern veranstaltet wurde. "Erstmals haben sich Vertreter der weltweit verstreut arbeitenden Tourismusgruppen getroffen und Erfahrungen ausgetauscht," sagt Stäbler. Es wurde beschlossen, sich in Zukunft gegenseitig zu informieren, so daß Aktionsgruppen schneller und wirksamer Öffentlichkeit über zerstörerische Tourismus-Projekte herstellen und mehr Kompetenz in die Beratung für akzeptable Formen des Tourismus einbringen können. In diesem Rahmen möchte Stäbler auch eine andere Diskussion führen: die zwischen der Kritik am bestehenden Tourismus und der Entwicklung von Formen des Tourismus, die sozial und ökologisch akzeptabel sind. Bisher habe der Schwerpunkt der Arbeit auf der Kritik des Massentourismus gelegen. Viele in der Dritten Welt stünden auf dem Standpunkt, daß es gar keinen sanften Tourismus gebe. Tourismus sei immer hart. Zunehmend werde jedoch auch die Auffassung vertreten, daß Tourismus nicht zu verhindern sei und daß auch Gruppen in den Entwicklungsländern Einkommenschancen sähen. Viele karibischen Inseln zum Beispiel hätten kaum eine Alternative. Es müßten Kriterien für einen Tourismus entwickelt werden, der weder sozial noch ökologisch schädlich sei und den Betroffenen Einfluß auf die Entscheidung gebe. Stäbler: "Die Menschen in der Dritten Welt sollen selber sagen können, ob sie Tourismus wollen." Deswegen könne es nicht nur radikale Tourismus-Kritik geben. Es müsse zu einem "solidarischen Hinhören" kommen, das die Wünsche der Partner aufnimmt. Die Chance, die Tourismus-Branche direkt zu beeinflussen, hält Stäbler für gering.
Zwar seien zumindest die deutschen Veranstalter gesprächsbereit, aber die Bereitschaft zur Veränderung stoße schnell an wirtschaftliche Grenzen. Erfolgversprechender sei der Versuch, die politischen Rahmenbedingungen zu verändern. Ziel dieser Strategie müsse es sein, zumindest die schlimmsten Auswirkungen zu verhindern.
BERNWARD CAUSEMANN
WESTLICHE STADTTEILE. Der Ortsbeirat 6 hat während seiner jüngsten Sitzung eine Reihe von Aufstellungsbeschlüssen für Erhaltungssatzungen verabschiedet. Damit sollen im Frankfurter Westen die historischen Ortskerne vor nicht ins Bild passenden Neubauten geschützt werden. Nach Auffassung des Magistrats bilden die Ortskerne "Kristallisationspunkte für Stadtteilbewußtsein, sie fördern die Identifikation der Bewohner mit ihrem Ortsteil und erleichtern es, sich dort heimisch zu fühlen". Bei Umbauten darf deshalb die Bebauungs- Struktur nicht verändert werden.
Während SPD und Grüne den Geltungsbereich der Erhaltungssatzung für Höchst sogar noch um die Königsteiner Straße bis zur Grenze Unterliederbach erweiterten, lehnten die Christdemokraten die Vorlage des Magistrates für Höchst ab. Hans Georg von Freyberg (CDU): "Die gesamte Altstadt steht sowieso unter Denkmalschutz, die brauchen wir nicht noch zusätzlich zu schützen." Werde die "Königsteiner" einbezogen, würden sich die Eigentümer der Gründerzeithäuser noch wundern. Die Bauten aus der Zeit um die Jahrhundertwende hätten allesamt eine schlechte Substanz und seien renovierungsbedürftig. Hans Georg von Freyberg: "Die Erhaltungssatzung läßt das zwar zu, doch den Bürgern droht ein Papierkrieg mit den Behörden."
Nach seiner Auffassung macht eine Erhaltungssatzung außerdem eine städtebauliche Neugestaltung von Höchst, wie sie der Magistrat selbst verfolge, unmöglich. Mit den Stimmen von SPD, CDU und Grünen passierte der Aufstellungsbeschluß für Unterliederbach den Ortsbeirat. Auf Antrag von Freybergs soll der Graubnersche Park samt Villa in die Schutzzone aufgenommen werden.
Mit dem Einverständnis des Ortsbeirates soll für die historischen Ortskerne von Nied und Sossenheim eine Erhaltungssatzung erarbeitet werden. Die Aufstellungsbeschlüsse für Sindlingen und Zeilsheim werden in der nächsten Sitzung beraten. tos
NIED. "Folg' mit den Augen dem Stamm eines Baumes, und er wird dir den Himmel zeigen." - Leitsatz eines Vereins, der in diesem Jahr seinen hundertsten Geburtstag feiert. 1893 wurde auf Initiative des bekannten Schwanheimer Heimatforschers und Pflanzenkundlers Dr. Wilhelm Kobelt der Obst- und Gartenbauverein Nied gegründet, der auch anno 1993 noch immer blüht, wächst und gedeiht.
"Nied um die Jahrhundertwende herum", schrieb Historiker Adalbert Vollert in der Festschrift von 1983 anläßlich des 90jährigen Bestehens, "war schon lange nicht mehr das Bauern- und Fischerdorf, das es einst einmal gewesen war." Zwar schlängelte sich der Fluß Nidda noch ungebändigt in zahlreichen Windungen durch die Gemarkung, und die einzige Hauptstraße ging auf die gepflasterte und mit Ahornbäumen begrenzte Frankfurter Chaussee (heute Mainzer Landstraße) über, aber es war dennoch eine Zeit des Umbruchs.
So zog es immer mehr junge Menschen aus Bayern und Franken in den neuen industriellen rhein-mainischen Ballungsraum, nachdem sich die Großchemie hier etabliert hatte. Viele Nieder Familien hatten ihren "Schläfer", mit dem sie sich das Nachtlager und den Mietzins teilten. Die gesamte bäuerliche Struktur erfuhr einen radikalen Wandel. Ackerflächen wurden zu Baugebieten, Gärten verschwanden, Bäume gingen in der jetzt von Kohlenruß geschwängerten Luft zugrunde, und bald wurde der Wunsch nach einer sachkundigen Organisation laut, die sich um die Lebensräume von Pflanzen und Tieren, um den Schutz der Natur und um die Landschaftspflege kümmert und gleichzeitig eine rationellere Obstbaumzucht fördert.
Am 27. November 1893 trafen sich unter dem Vorsitz von Bürgermeister Simon erstmals 36 Gleichgesinnte, wobei bekannte Nieder Honorationen wie Pfarrer Schmidtborn, Lehrer Diehl, Metzger Scheurer oder Gastwirt Horn zu den Mitgliedern der ersten Stunde zählten. Der jährliche Beitrag: ganze 25 Pfennig.
Damals wie heute stand bei den Zusammenkünften die Information über den Gartenbau im Vordergrund. Regelmäßige Vorträge und "Belehrungen" über Anpflanzungen, Sortenvielfalt, Krankheiten und Schädlingsbekämpfung im eigenen oder gepachteten Garten sollten die Arbeit erleichtern. Um die Jugend für den Obstbau zu interessieren, wurde sogar vorgeschlagen, das Kapitel "Baumpflege" in den Lehrplan der Volksschule aufzunehmen. Friedrich Liederbach, der engagierte langjährige Erste Vorsitzende, hat die Vereinsgeschichte aus alten Protokollbüchern zusammengetragen und schon oft darüber schmunzeln müssen, wie sich die Probleme von früher und heute gleichen. So waren es 1897 wie auch 1991 Divisionen von Läusen, die den Obstbauern das Leben schwer machten. Im April fielen Hagelkörner in der Größe eines Singvogeleies vom Himmel und schädigten die blühenden Bäume, und böse Knaben aus Höchst klauten wie die Raben die Äpfel und Birnen. Aber auch den Nutzen von Meisen, Bachstelzen, Schwalben oder Fliegenschnäppern als natürlichen Insektenvertilgern erkannten die Nieder Gartenfreunde bereits im vorigen Jahrhundert, wie die viel beachtete Rede eines gewissen Major Geßner über Vogelschutz im Juni 1889 dokumentiert. Um die gefiederten Helfer wieder vermehrt anzusiedeln, wurde beschlossen, dornige Hecken anzulegen und das "Abschießen der Katzen, Raubvögel und sonstigem Raubzeug" zu veranlassen. In unseren Tagen hat sich der Obst- und Gartenbauverein um den oft als "vergessen" geschmähten westlichen Stadtteil verdient gemacht. Nicht nur mit Rat und Tat und praktiziertem Umweltschutz, sondern auch mit zahlreichen Ausstellungen und Aktionen.
Beispielsweise mit dem jährlichen Frühlingswettbewerb "Blumen für Nied", der bei den Bürgern ungewöhnlich großen Anklang fand. Die Fotos der rosa-rot-weiß bepflanzten Vorgärten, der üppigen Geranienbalkone oder der prächtig blühenden Blumenkästen vor den Fenstern waren anschließend im Heimatmuseum in der Beunestraße zu bestaunen.
Natürlich kommen bei den "Grünen" von Nied auch Kultur, Spaß und Geselligkeit nicht zu kurz. Gemeinsame Städtereisen, Besichtigungsfahrten, Grillfeste, Familienabende und ausgedehnte Spaziergänge durch den Heimatort stehen regelmäßig auf dem Programm.
Wenn dann noch Kassiererin Elfriede Nickel, genannt das "Kräuterweiblein von Nied", ihren berühmten Tannenspitzenlikör ausschenkt oder für die Verdauung einen Kümmelschnaps vom "Schwarzen Weg" spendiert, dann spüren alle die Verbundenheit, die der Verein ihnen schon viele Jahre vermittelt. cr
Luftbelastungswerte vom 16. Dezember in Milligramm je Kubikmeter
Stoffe und Grenzwerte*
WI-Mitte WI-Süd
SO2 0,03 (0,02) 0,01 (0,005) NO2 0,06 (0,07) 0,05 (0,03) Staub 0,01 (0,03) 0,01 (0,02) CO 1,5 (1,0) 1,4 (0,7)
- = kein Meßwert bekannt xx = Schadstoff wird dort nicht gemessen
(in Klammern Wert vom Vortag)
Hier veröffentlichen wir, wie stark Wiesbadens Luft verschmutzt ist. Die Werte werden an zwei Meßstellen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU) im Stadtgebiet gemessen.
SO2 steht für Schwefeldioxid, NO2 für Stickstoffdioxid, CO für Kohlenmonoxid. Diese Substanzen und Staub werden zwischen 9 und 12 Uhr gemessen und als Drei-Stunden-Mittelwert angegeben. SO2 und NO2 sind wesent- lich am "sauren Regen" beteiligt. Staub ist nicht nur wegen allergischer Reaktionen riskant; an den feinen Partikeln können weitere Schadstoffe wie Schwermetalle oder beispielsweise Dioxine anhaften.
Die Grenzwerte betragen laut Smogverordnung in der Vorwarnstufe für SO2 0,60 Milligramm je Kubikmeter, bei CO 30 mg, bei NO2 0,60 mg.
In der ersten Alarmstufe: 1,20 mg für SO2, 45 mg für CO und ein Milligramm für NO2. In der zweiten Alarmstufe: für SO2 1,80 mg, für CO 60 mg und für NO2 1,40 mg. Der Grenzwert für Staub beträgt 0,45 Milligramm nach einer Richtlinie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).
(Alle Angaben ohne Gewähr)
Wissen Sie schon, wohin sie geht, die Reise? Ob sie so gut verläuft, wie man es Ihnen vor wenigen Wochen noch dutzendfach gewünscht hat? "Die Reise", die hier in Rede steht, hieß zum Jahresende der "Gute Rutsch". Vielen Freunden, Nachbarn, Kollegen ging diese Formel glatt von den Lippen, als gäbe es keine andere Form, dem Nächsten alles Gute für das neue Jahr zu wünschen - doch gleichzeitig wuchs die Schar jener, die eher allergisch auf dieses inflationär gewordene Wort reagierten: "Ich will nicht rutschen, ich werde aufrechten Ganges ins neue Jahr . . ." undsoweiter undsofort.
Selbst unser "Bastian", man wird sich soweit noch zurückerinnern, beklagte unter dem Titel "GuRu! ?" den Verlust der althergebrachten Kultur, Glück- und Segenswünsche für die nähere Zukunft in wohlgesetzten Worten und vor allem mit Inhalten zu überbringen - statt dessen nun diese "neumodischen Ferz mit Kralle", der Hang zur formelhaften Kürze, Eile ohne Weile, Codierung statt Sprache. Früher dagegen? - Pustekuchen: Den "guten Rutsch" wünschte man sich schon im vergangenen Jahrhundert; indes, man meinte damit die " R e i s e " ins Ungewisse - und daß sie glücklich geriete.
Mit einem Blick in das große Grimmsche Wörterbuch beantwortet der Frankfurter Sprachwissenschaftler Horstdieter Schlosser die Frage des FR-Lesers Manfred Wagenknecht, der - so sein Brief an die Redaktion - "im Freundeskreis" das Problem rauf- und runterdiskutiert hatte: "Geschichtlicher oder religiöser Ursprung? Wir wälzten auch diverse Duden und Wörterbücher - Ergebnis: Nirgendwo steht etwas darüber", klagt Wagenknacht.
"Nirgendwo" - die Fundstellen im Grimm und im Großen Duden zeigen das - stimmt nicht. Schlossers erste Entdeckungen in der Handbibliothek des Instituts verweisen auf "Rutsch" und "rutschen" als Synonyme für "fahren" und "reisen". Als Beleg für diesen synonymen Gebrauch wird der Satz "Wir haben einen langen Rutsch gemacht" zitiert - ohne weiteren Bezug auf Silvester.
Dem Professor fällt, denkt er über derlei Sprachgebaren nach, auch die flotte Formel jung-dynamischer Zeitgenossen ein, die "da schnell mal hinrutschen wollen", wenn ein Erlebnis-Wochenende an der Côte d'Azur verabredet wird.
Der Papst unter den Forschern sprichwörtlicher Redensarten, der Freiburger Professor Lutz Röhrich, macht den "Rutsch" als "kleine Reise" seit 1850 in Berlin, Sachsen und Thüringen aus - und stellt dann auch historisch die Verbindung zu Silvester her: Seit etwa 1900 gelte diese Formel vom "guten Rutsch" als Wunsch für ein langsames, fast unmerkliches Hineingleiten in das neue Jahr; gemeint ist wohl, es möge ohne Zwischenfälle abgehen.
Heute freilich wollen die Menschen nicht un-, sondern sehr merklich mit Korken- und mit Böllerknall hineinfeiern. Geändert hat sich also eher die Art des Feierns, nicht so sehr die Form der Aufforderung und der besten Glückwünsche dazu.
Geändert hat sich freilich auch die Form dessen, was man unter Reisen verstand: Beziehen sich die Belegstellen für "Rutsch" als "Reise", die Heinz Küpper in seinem neunbändigen Illustrierten Lexikon der Umgangssprache aus Literatur und amtlichen Texten, aus öffentlichen Anschlägen oder privaten Korrespondenzen herausgefiltert hat, etwa 1820 noch auf die Schlittenfahrt, so ging das gegen das letzte Jahrhundertende auf die besten Wünsche für eine gute Eisenbahnfahrt über; und 1950 findet sich sogar ein distinkter Beleg dafür, daß eine Geburt als ein "guter Rutsch" gefeiert wurde.
Schlosser erinnert sich schließlich an die Nachkriegs-, also seine Jugendzeit, in der er eine Postkarte mit der Verklammerung von "Rutsch" und Silvester-Symbolen gesehen hätte: Einen Schornsteinfeger auf einer schäumenden Sektflasche auf dem "Rutsch" ins "glückliche neue Jahr".
Wer also am Ende dieser langen Reise durch 1993 - elf Monate währt sie noch - wieder "GuRu" hören muß, der kann jetzt sicher sein, daß ihm aufs kürzeste ein langes Glück gewünscht wurde. Daß der nette Nachbar oft gar nicht weiß, was genau er da sagt, wird nicht weiter stören. per
FRANKFURT A. M. Manfred Morgenstern, Leiter des Stadtreinigungsamtes, ist sich sicher: "Wir werden es nie allen recht machen können." Tatsache ist: Seit etlichen Jahren hat die Stadt Ärger bei der Erhebung der Gebühren für die Straßenreinigung. Mehrfach hat das höchste hessische Verwaltungsgericht in Kassel die Satzung aufgehoben. Und auch der jüngste Versuch hat der Stadt mehr Probleme als Beifall eingebracht.
Immer wieder beschweren sich Bürger etwa, weil die Straßenreiniger für die Straße vor der Haustür gleich "mehrfach kassieren". Das ist das Ärgernis der "Hinterlieger": Nur das vorderste einer Gruppe von Reihenhausgrundstücken grenzt an die Straße. Und doch muß jeder, so sehen es die Eigentümer, einmal für die volle Breite seines Grundstücks die Reinigung der Straße bezahlen. Früher hingegen wurden die Kosten durch die Zahl der sogenannten Hinterlieger geteilt.
Dieser Vergleich führe zu einem häufigen Mißverständnis, meint dazu Manfred Morgenstern und erklärt die neue Regelung: "Die Leute zahlen nicht die konkreten Kosten für die Reinigung der Straße vor ihrer Haustür."
Die Reinigungsfläche, die sich aus der halben Straßenbreite multipliziert mit der Breite des an die Straße angrenzenden Grundstücks ergibt, sei nur der Maßstab, nach dem die Gesamtkosten der Straßenreinigung in Frankfurt auf sämtliche Grundstückseigentümer verteilt würden.
Und bei "Hinterliegern", bei denen die Grundstücke nicht an die Straße grenzen? "Da hat der Verwaltungsgerichtshof Kassel klar gesagt, daß diese genauso zahlen müssen wie alle anderen", antwortet Morgenstern. Deshalb bemißt sich hier die Gebühr nach der parallel zur Straße verlaufenden Grenze. Auch dies führt nach Ansicht vieler zu Ungerechtigkeiten, da es vom Zufall abhänge, ob die lange oder kurze Seite eines Grundstücks entlang der Straße verlaufe.
Sogar ein Verein hat sich den Kampf für eine gerechtere Lösung zur Aufgabe gemacht: Der "Verein zur Durchsetzung verursacher- und leistungsgerechter Straßenreinigungsgebühren in Frankfurt". Dort haben sich vornehmlich die Grundbesitzer zusammengefunden, die durch die gängige Gebührenpraxis besonders betroffen sind: Die Eigentümer von Mehrfronten-Grundstücken. Sie zahlen für jede Straßenfläche, die an ihr Grundstück grenzt, also doppelt und dreifach.
Und auch wenn Morgenstern den Maßstab, mit dem die Stadt bisher die Kosten der Reinigung verteilt, für rechtlich zulässig hält: Abhilfe ist in Sicht. In nicht allzuferner Zukunft soll sich die Gebühr nur noch nach der Grundstücksgröße richten. "Das ist für uns auf die Dauer auch einfacher." Denn bislang mußte die Reinigungsfläche bei jeder Änderung in der Straße neu vermessen werden.
"Bei uns sind sechs Leute damit beschäftigt, die Straßen neu zu vermessen, wenn irgendwo eine Bushaltestelle oder Parkplätze angelegt wurden, der Gehsteig breiter wurde und ähnliches", klagt Morgenstern. Zuerst müßten jedoch die Größen der 70 000 Frankfurter Grundstücke in der Datenverarbeitung erfaßt werden. Das wird noch einige Monate dauern. "Und selbst wenn wir dann die Grundstücksfläche als Maßstab nehmen, wird sich wieder jemand darüber ärgern", macht sich Manfred Morgenstern wenig Hoffnung. ipp
Die Sprache als Sonde Gedichte von Asher Reich: "Arbeiten auf Papier"
Immer wieder kreisen Reichs Gedichte um die existentielle Wende, die er erst mit Erreichen des achtzehnten oder neunzehnten Lebensjahrs erfahren hat, eine Wende, der er einen intimen Psalm an die Eva der Nacht widmet ("Das alte Ich/zerfiel zu Staub"). Nur ein einziges Mal findet sich eine Metapher, die mit rigidem Lakonismus den Holocaust "voraussetzt". Eines der offenkundig autobiographischen Gedichte, die sich mit der lebensgeschichtlich so einschneidenden Abkehr von Jerusalem befassen, schließt mit den Worten: "Etwas wie ein brüchiger Morgen hustet aus meinem Hals,/ich zünde eine Zigarette an, den Tag in Gang zu bringen,/trinke den Abend aus einer Flasche Bier. Alles andere steht geschrieben auf dem Arm der Zeit." Arm der Zeit: dies meint die Unterarm-Nummern der KZ-Häftlinge.
In einem weiteren Gedicht zeigt sich, daß Reich die Leidensgeschichte seines Volkes und auch die immer bedrohte Situation des heutigen Israels nicht direkt thematisiert, sondern daß seine Wahrnehmung gleichsam gar nicht anders kann: "Das Kind im Zimmer schläft in guter Geborgenheit,/in seinem Atem ist schon das Getöse des Krieges zu hören./ Und durch mich geht ein Zittern des vorausbestimmten Schusses -/es erwacht in Entsetzen und seine Stimme aus der Dunkelheit/des Bettes bittet um Wasser, wie ein Verwundeter."
Asher Reich ist geprägt von den (mittelbaren) Erinnerungen an die Shoah, aber er sieht das betrunkene Taumeln der Kerzenflamme; er vernimmt den unruhigen Schlaf eines Kindes, aber er weiß: es ist Krieg. Auch in dem Titelgedicht der ersten Abteilung des Gedichtbandes - Sirene der Liebe - findet sich die vegetative Verschränkung von Gewußtem und Gesehenem. Es ist ein Gedicht, das auf die nächtlich drohenden Gasraketen anspielt und darauf, wie sich im Blick durch die "Maske" alles unheilvoll (ja:) "verzaubert": "Der Morgen steigt auf/gleich der Schrift an der Wand." Insofern ist Asher Reich ein Repräsentant Israels und seiner (archaischen wie aktuellen) Historie. Aber in Wirklichkeit setzt sein Gedichtband sich mit dem "halben Leben" auseinander, zu dem ihn sein Elternhaus verdammt zu haben schien. Und so gehört Asher Reich nicht zu den Moralisten, sondern eher zu den "Schreckensmännern" (Arno Schmidt) oder "Selbstentblößern" (Heissenbüttel).
RÖDELHEIM. Solange sie sich erinnern kann, zeichnet Karin Schmittmann mit Vorliebe Bäume. Sie liebt die Symbolkraft dieser Pflanzen: Die Kronen ragen in den unendlichen Himmel, und die Wurzeln sind tief mit dem Erdreich verbunden. Diese Metapher kann die Freizeitmalerin durchaus auch auf ihr Leben anwenden. Schon immer widmete sie sich mit Leidenschaft der Malerei. Doch ihre Ausbildung absolvierte sie in zwei anderen Arbeitsbereichen: Sie ist Dolmetscherin und Kosmetikerin.
Früher, während der Nachkriegszeit, malte die gebürtige Schleswig-Holsteinerin ihre Lieblingsmotive auf den weißen Rand von Zeitungspapier. Auch während ihres Aufenthalts in der Kunstmetropole Paris Anfang der 60er Jahre hatte sie kein Geld, um Zeichenpapier zu kaufen. Das hinderte sie nicht daran, vielen "Künstlern über die Schultern zu schauen und von ihnen zu lernen". Geübt hat Karin Schmittmann auch damals weiterhin auf Zeitungspapier.
Seit vier Jahren widmet sie sich nun der Seidenmalerei. Hat sie vorher noch überwiegend Portraits gemalt, so beschäftigt sie sich seither mit Landschaftsmalerei und Tierdarstellungen.
Der Schmetterling mit seinen vor Farbe schillernden Flügeln ist eines ihrer Lieblingsmotive. Karin Schmittmann weiß die reizvolle Technik der Malerei auf Seide zu schätzen. Vorsichtig läßt sie dezente Farben ineinanderverlaufen. Ihre Lieblinge will Karin Schmittmann künftig noch naturgetreuer auf Seide fixieren. Sie entdeckte die Gänsefeder als hervorragend geeignetes Malwerkzeug.
Der Federkiel wird auf spezielle Art bearbeitet, damit er die Seide beim Bearbeiten nicht einreißt. Da der Kiel "wenig Farbe abgibt, kann ich kleine Details malen, ohne daß sie ineinander verlaufen", erklärt die Freizeitmalerin. Dann kann sie die auf Seide "eingefangenen" Schmetterlinge auch mit ihrer typischen und zarten Behaarung zeichnen. Den präparierten Federkiel will die "Erfinderin" auf Anraten eines Freundes patentieren lassen.
Erst seit kurzem stellt Karin Schmittmann ihre Werke aus. Vergangenes Jahr zeigte sie ihre Bilder in einem Bad Vilbeler Altenheim. Anschließend präsentierte sie sich in der Airport Gallery. Bis zum 26. Februar hängen ihre Arbeiten in der Stadtteilbücherei Rödelheim. Und im Mai zieht Karin Schmittmann mit ihrer Verkaufsausstellung in das Bürgerhaus Bornheim Arnsburger Straße 24.
Die Rödelheimer Stadtteilbücherei in der Radilostraße 17-19 ist dienstags bis freitags von 11 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. tin
"Ich bin in einer orthodoxen Familie in Jerusalem geboren", heißt es im Vorwort, "und wuchs hinein in eine stumpfe Kindheit, ohne Wiegenlieder aus Mutter- und Vatermund, ohne Kinderbücher, ohne Pflanzen- und Tierreich kennenzulernen, ohne Reisen in die Natur und ohne die Atmosphäre von Jugendbewegung, Sport und Spiel." Sprache, das ist in seiner Kindheit kaum mehr gewesen als die unablässige Anrufung Gottes. Alles, was er an Welt in sich aufgenommen hat, ist verbunden mit dem talmudischen Wortschatz, der für ihn seinen Wert behalten hat durch die Assoziationen, die mit ihm verbunden sind. Eines durchdringt das andere, und Christoph Meckel wird recht haben, wenn er in seinem Nachwort bemerkt, daß eine Übersetzung angesichts der "Vielfalt von Konnotationen" kaum mehr sein könne als ein "Schattenriß" des hebräischen Originals.
Aber auch in den deutschen Übertragungen, die bisweilen so autonom anmuten wie Nachdichtungen, wird sichtbar, daß Asher Reich den innerlich überwundenen, ideologisch jetzt also obsoleten Wortschatz als Sonde noch gebrauchen kann: "Kann sein, daß meine Existenz als einer, der Gedichte schreibt, eine zweite Kindheit ist. Sie holt ihre Kraft aus dem bitteren Vergnügen, im Haus meiner Kindheit aufgewachsen zu sein. Ich schreibe aus dem Vergessen heraus, und manchmal sind es die Worte, die Teile von Ereignissen erfinden."
Die innere Differenzierung dieses einstrophigen Textes mag anzeigen, wie minimalistisch und zugleich effektiv Asher Reich auf Bewegungen reagiert und Bewegungen herstellt. In vielen seiner Gedichte besteht die Bauform in nichts anderem, als daß er die Zeilenzahl von Strophe zu Strophe um eine Zeile erweitert oder um eine Zeile reduziert. Aus einem Anstoß wird ein Katarakt, eine Ekstase nimmt sich zurück, Vergegenwärtigung und Reflexion erarbeiten einander.
Die dritte und letzte Abteilung trägt den Titel Der Kosmos des Augenblicks, nach einer Nänie, die mit behutsamer Präzision, inspiriert und atmend, eine Abwesenheit "entwickelt". Das letzte Gedicht des Bandes, das "an den Verfasser" gerichtet ist, greift das Bild des Kosmos noch einmal auf. Das lyrische Ich habe sich nach den "verborgenen und offenbaren" Absichten beim Schreiben gefragt und "dem, der Gedichte schreibt", geantwortet: "war nicht der Kosmos, bevor er Kosmos wurde / bevor die Ordnung entstand, Erwartung und Wasser und Erwartung / und wird er nicht wieder nur Wasser sein?"
Diese rhetorische Frage beantwortet Asher Reich auch durch die äußere Form seiner Gedichte und die "Ordnung" seiner Anthologie, die nicht unsere Kenntnisse israelischer Lyrik erweitert, sondern unsere Ahnung von dem, was Gedichten immer und überall aufgetragen bleibt, Zeile für Zeile. HERMANN WALLMANN
Asher Reich: Arbeiten auf Papier. Aus dem Hebräischen von Judith Brüll, Jehuda Ehren, Efrat Gal-Ed, Gila Lustiger, Christoph Meckel und Andrea Schatz. Mit einem Nachwort von Christoph Mekkel. Rowohlt Verlag, Reinbek 1992, 96 Seiten, 32 DM.
Innenansichten einer wiedervereinten Nation (3)
Brigitte Kronauer:
Was ich mir unter Deutschland denke
"Aber alles, was er sich unter Deutschland dachte, war von einem romantischen Dufte umwoben. In seiner Vorstellung lebte das poetische und ideale Deutschland, wie sich letzteres selbst dafür hielt und träumte. Er hatte nur mit Vorliebe und empfänglichem Gemüte das Bild in sich aufgenommen, welches Deutschland durch seine Schriftsteller von sich verfertigen ließ und über die Grenzen sandte."
Im März 1990 besuchte ich zum ersten Mal Schwerin. Vom probeweisen Lächeln der Grenzbeamten bis zu den Hühnern in den Dörfern ist mir damals alles, auch weil ich es gern wollte, historisch bemerkenswert erschienen, als bedeutendes Moment in einer wider Erwarten hochdramatisch gewordenen Epoche, in einem geographischen Bereich, dem ich das niemals zugetraut hätte. Erst wenige Wochen vorher war vor meinen Augen bei einer familiären Weihnachtsfeier an der Westgrenze der Bundesrepublik ein schweres Paket aus Berlin andächtig geöffnet worden. Alle wußten, was drin sein mußte: natürlich ein Stück Mauer! Soviel ich weiß, landete es auf dem Regal zwischen den ausgedienten Teddys einer Abiturientin.
Ein Zustand, der sich unmöglich ändern konnte, hatte sich in unverhältnismäßiger Schnelligkeit gewandelt.
Abstrakt gesehen ein begeisternder Tatbestand, konkret allerdings, beim Auftauchen der Trabbischlangen auf dem Weg in den Westen, ein sehr zweischneidig berührender. Man wollte ja selbst nicht in der DDR leben, hoffte aber, daß dort durchgehalten wurde bis zum Beginn eines geglückteren Sozialismus. Letztlich vermutete man dort drüben - und räumte denen, die da lebten, bereitwillig die moralische Überlegenheit ein - das im Keim und auch nur potentiell und eventuell utopische Deutschland. Deutschland? Vielleicht einfach nur: Land. Schämte man sich früher, mit solchen Vorstellungen dennoch hier bequem zu leben, geniert man sich jetzt, solche sozialistischen Restträume so lange kostenlos gehegt zu haben.
Ja, ich geniere mich etwas, allerdings vor niemand anderem als den Leuten, die den deutschen Sozialismus Tag für Tag durchexerzierten und doch auch nur einigermaßen gut und unpathetisch leben wollten, zu sozialistischen Sünden und Gemeinheiten ebenso bereit wie wir zu kapitalistischen.
Es war ein unspektakulärer Vorfrühlingstag in Schwerin, mit Schloßumrundung und Rast im Café Prag, mit einem ungläubigen Blick meinerseits in die unpolitische Seen- und Wiesenlandschaft, die nun zu uns gehören sollte wie die Falken um den roten Domturm. Die Bagatellisierung der Nazizeit durch Bundeskanzler Kohls Vergleich der DDR mit einem gigantischen KZ und durch die assoziative Verknüpfung der Stasi-DDR mit Auschwitz aus einem ganz anderen politischen Lager kommend, gehörte im ersten Fall der Vergangenheit, im zweiten der Zukunft an, bevor standen noch die Ent-
Ich hatte damals das Gefühl eines sehr prekären Gleichgewichts, das mit äußerster Anstrengung austariert war, ich empfand mich als ausländische Touristin in einem Land, das erstaunlicherweise meine Sprache sprach, ein Land, das noch vor kurzem mit Stacheldraht und Schäferhunden in den Interzonenzügen gedroht hatte und jetzt verlegene, ja gedemütigte Einwohner zeigte, die uns offenbar als Sieger, jedenfalls als die, die recht behalten hatten, betrachteten, so daß man sich unwillkürlich vorsichtiger als sonst bewegte, um nicht zu derb anzustoßen. Die Bewohner - mir kamen sie alle sehr bleich vor - schienen solche Schonung ebenso nötig
Bundesrepublik Deutschland, Deutsche Demokratische Republik: das hatte schon seine stocknüchterne Richtigkeit. Um so leichter wurde die Empfindung eines Weltbürgertums jenseits nationalistischer Protzigkeit und Enge.
Damals in Schwerin aber deutete sich, sagen wir in Form eines gerührten Geschichtsbewußtseins, noch einmal im Erwachsenenalter bei aller Ambivalenz der Situation so etwas wie ein ehrenwertes Nationalbewußtsein in mir an, fast als wäre etwas Drittes, über die beiden alten ideologischen Fronten hinaus, denkbar. Das ist natürlich längst vorbei. Ein einschneidendes historisches Faktum hat sich davorgeschoben: Mitte Januar 1991 begann der Golf-Krieg, ein inszenierter, PR-gestylter, beschlossener, nicht verdeckt eskalierender Krieg, der mir die letzten politischen und europäischen Illusionen ausgeräumt hat. Amerika, größter Waffenexporteur der Welt, liefert, mit steigender Tendenz, im Jahre 1992 allein an 59 Diktaturen. Wer im Giftgaslieferanten-Deutschland gegen den Krieg war, galt pauschal als Provinzler oder Antisemit(!). Was denn sonst! Wer Atombomben auf Bagdad für erwägenswert hielt, empfahl sich dagegen als bewährte moralische Instanz, wer das Böse schlechthin im irakischen Diktator auferstehen sah: als Denker von europäischem Format. Krieg sei stets die schlechteste aller Möglichkeiten, jede Rasse so viel wert wie die andere, war uns in unserer deutschen Nach-Nazi-Jugend unvernünftigerweise eingepaukt worden. Ein Standpunkt, der sich unmöglich ändern konnte, hatte sich in unverhältnismäßiger Schnelligkeit gewandelt. Es ist eine Sache der Selbstdisziplin, nicht immer gleich aufs Globale zu kommen, auf die allgemeine Fatalität. Aber Tatsache ist, daß sich, noch einmal verstärkt und trotz der Wiedervereinigung und von ihr ablenkend, eine Art mürrisches, erzwungenes Weltbürgertum bei mir eingestellt hat, ein überreiztes Kosmopolitentum, da zunehmend Kriege, Hunger-, Klima-, Umwelt-Katastrophen alles Abgegrenzte relativieren und lächerlich machen. Vielleicht sollte man sich versuchsweise, aber nicht im Fernsehen und überhaupt unkommentiert, als Gegenmittel die Biographie eines ostdeutschen Druckers anhören, der trotz vorgerückten Alters riskiert, in mühseliger Prozedur seine kleine Firma, auf deren Leben oder Tod, von Linotype auf moderne Maschinen umzustellen, oder die einer von DDR-Regierung und -Bevölkerung enttäuschten Gärtnergesellin und Kunsthistorikerin (Vater als Kommunist unter Hitler im KZ, dann mit Familie in die junge DDR), Besitzerin von 1000 Büchern und einem Fahrrad, jetzt - noch immer und unzeitgemäß überzeugte Kommunistin - arbeitslos: Bewohner von lange verschlossenen Städten und Landschaften mit legendären Namen in einer Sprache, die entgegen einem unausrottbaren internationalen Klischee keineswegs nur zum Befehlen taugt. Das zumindest ist eine unverbrüchliche Gewißheit.Rundum Grün für Fußgänger gefordert Der Verkehrsclub Deutschland macht sich für die Schwächsten auf der Straße stark
FRANKFURT A. M. Sie lärmen nicht, stinken nicht und verursachen in der Regel keine schweren Unfälle: die Fußgänger. Grund genug für den Verkehrsclub Deutschland (VCD), eine Lanze für die schwächsten Verkehrsteilnehmer zu brechen. Während einer Diskussionsveranstaltung im Bürgertreff Westend stellte der VCD Konzepte für eine fußgängerfreundliche Verkehrsgestaltung in Frankfurt zur Debatte.
Dabei stand zwar die plakative Forderung nach einem Fußgängerbeauftragten an erster Stelle, doch Gisela Becker vom VCD stellte gleich zu Beginn dar, daß es sich hierbei um einen "Arbeitstitel" handele. "Wir haben gute Konzepte, und mit dem Schlagwort ,Fußgängerbeauftragter&rquote; wollen wir vor allem eine größere Öffentlichkeit aufhorchen lassen", sagte sie den etwa 30 Diskussionsteilnehmern. Damit nahm sie gleich jenen Skeptikern den Wind aus den Segeln, die mit Blick auf die angespannte Finanzsituation der Stadt Distanz signalisierten.
Ganz oben auf der Wunschliste des alternativen Verkehrsclubs stehen Ampelschaltungen, die nach den Bedürfnissen der gehenden Verkehrsteilnehmer ausgerichtet sind. "Rundum-Grün" an Straßenkreuzungen heißt für den VCD das Zauberwort: Grün für alle Fußgängerüberwege, Rot für die Autos aus allen vier Richtungen. So kommen sich Autos und Fußgänger am wenigsten ins Gehege. "In Frankfurt sind die meisten Ampeln so geschaltet, daß Autos und Fußgänger gleichzeitig Grün haben", kritisierte Gisela Becker das Verkehrskonzept der Stadt. "Immer nur, wenn was passiert, werden einzelne Kreuzungen sicherer geschaltet", sagte die Fußgänger-Expertin. Als zu gefährlich wird hingegen der "Grüne Pfeil" vom VCD abgelehnt, der Rechtsabbiegern generell freie Fahrt signalisiert.
Die Diskussion verlief nur in Nuancen kontrovers, da die Frauen und Männer eine am Auto orientierte Verkehrspolitik ablehnen. Klar war den Beteiligten auch, daß es nicht um "Kosmetik" gehe, sondern um ein grundsätzliches Umdenken in den Amtsstuben wie auch in breiten Teilen der Bevölkerung. "Vierzig Jahre lang wurden die Fußgänger gegenüber den Autofahrern zurückgedrängt", sagte Kurt Steffenhagen vom Vorstand der Frankfurter VCD-Sektion und machte damit die Perspektive deutlich: Langer Atem wird nötig sein, um das zu ändern.
Unterschiedliche Denkansätze offenbarte lediglich die Debatte um die möglichen Wege zum gemeinsamen Ziel. Während der stellvertretende Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Dr. Harald Braunewell, vor allem öffentlichkeitswirksame Aktionen auf der Straße anregte, wollte ein anderer Diskussionsteilnehmer den Hebel lieber bei den Experten in den Amtsstuben ansetzen. "Es kann nicht um jede Ampel gerungen werden", sagte er und schlug öffentliche Diskussionen zwischen Fachleuten der Frankfurter Verwaltung und Kollegen aus Aachen vor, wo die fußgängerfreundliche Verkehrskonzeption bereits den Begriff "Aachener Modell" geprägt hat.
Kurt Steffenhagen ging noch weiter, indem er die Umstrukturierung ganzer Dezernate in der Frankfurter Stadtverwaltung forderte. Anstatt in mehreren Ämtern, müßten Verkehrsprobleme in einem einzigen, neu zu schaffenden Verkehrsdezernat gebündelt und gelöst werden. Das Ziel, das Harald Braunewell leidenschaftlich propagierte, liegt kaum näher: "Warum sind nur 30 Leute hier? Es müßten doch 660 000 Frankfurter protestieren. Schließlich sind alle Einwohner zugleich auch Fußgänger." Damit waren die nächsten Schritte angedeutet: weitere Informationsveranstaltungen, um die Bevölkerung auf die Beine zu bringen. ran
"Ich finde es gut, wenn die Ortsvorsteher auch weiterhin ehrenamtlich tätig sind - also einem ordentlichen Beruf nachgehen." (Peter Reinwart, Ortsvorsteher im Beirat 11, beim Neujahrsempfang im Riederwald). rea
Der Grundstein ist gelegt, nun wartet Bintan auf die Bulldozer. In mehreren Entwicklungsphasen soll die ehemalige Piratenküste im Norden der indonesischen Insel im Riau-Archipel in ein Mega-Ressort verwandelt werden. Und wenn man Singapurs Minister für Handel und Industrie, Lee Hsien Loong, glauben darf, wird hier ein "Hawaii des Orients" entstehen.
Mehr als 3,5 Milliarden Singapur-Dollar (drei Milliarden Mark) will ein Konsortium von Geldgebern aus Singapur und Indonesien investieren, um rund 20 000 Hektar jungfräuliche Küstenzone in eine Ressort-Landschaft zu verwandeln. Nach Abschluß von zwei Bauphasen in einem Entwicklungszeitraum von 15 bis 20 Jahren sollen 20 Strandressorts fertiggestellt sein, 27 Villendörfer sowie ein Dutzend Golfplätze.
Die erste Bauphase soll bereits in der Mitte dieser Dekade greifbare Resultate zeigen. Dann sollen die ersten sieben Hotels mit rund 2000 Zimmern fertiggestellt sein. Zwischen Singapur und den Ressorts wird ein Fährdienst eingerichtet, der die Fahrt nach Bintan auf 45 Minuten verkürzt. Bislang ist Bintan per Schiff auf einer eineinhalbstündigen Fahrt via Batam erreichbar. Drehscheibe für Bintan wird Singapur sein.
Die Nordküste von Bintan ist felsig, mit Buchten und schönen Sandstränden. Vor allem die 18 Kilometer langen Strände im Bereich von Pasir Panjang und Teluk Said können sich sehen lassen. Trotz einer Monsunzeit von Oktober bis März rechnet die Bintan Beach International Ressort (BBIR)-Administration mit einem ganzjährigen Besucherstrom. Wem das Meer dann zu rauh ist, kann in künstlichen Lagunen baden.
Noch beherrscht die Natur den Norden der Insel - oder das, was die Holzfällerkolonnen vom Dschungel übriggelassen haben. Zur Zeit wird an der Infrastruktur gebaut. Breite Straßentrassen ziehen sich bereits bis hinunter nach Tanjung Pinang. Tanjung Pinang ist eine 200 Jahre alte Kleinstadt von orientalischem Charakter, die ein wenig an Singapur vor zwanzig Jahren erinnert. 60 Prozent der Bevölkerung sind chinesischer Abstammung. Es gibt nicht viele historische Attraktionen, ein paar alte chinesische Tempel und die Ruinen des Palastes eines ausgestorbenen indonesischen Sultangeschlechts.
Interessant für potentielle Investoren im BBIR ist auch die Tatsache, daß südlich vom Ressort ein Industriepark auf einer Fläche von 4000 Hektar geplant ist. Er wird Investoren aus aller Welt anlokken. Die erwarteten Geschäftsleute sind als Kunden bereits eingeplant. Das Management des BBIR und der Bintan Industrial Estate setzt seine Hoffnung vor allem auf japanische Investoren.
JÜRGEN DAUTH
FRANKFURT A. M. Funksprechgeräte sind die ständigen Begleiter des Hallenleiters Edgar Laupus vom Sport- und Freizeitzentrum Kalbach und seiner sechs Kollegen. Ohne das Walkie-talkie wäre eine Koordination der Arbeit auf dem Gelände mit einer Tennishalle, vier Außenplätzen, einer Dreifeld-Mehrzweckhalle, mehreren Funktionsräumen und der wohl modernsten Leichtathletikhalle Deutschlands nicht möglich.
Der Breiten- und Leistungssport teilt sich an sieben Tagen der Woche von 6.30 Uhr bis 23.30 Uhr die Trainingsstätte im nördlichen Stadtteil. Aber das 68-Millionen-Mark-Projekt - etwa acht Millionen hat das Bundesinnenministerium, etwa 300 000 Mark das Hessische Ministerium für Wirtschaft und Technik dazugegeben - war auch schon Ort von unzähligen großen und kleinen Sportfesten. Ein Blick in die Statistik verdeutlicht: In der Leichtathletikhalle besuchten an die 6000 Zuschauer neun Sportfeste mit etwa 4000 Athleten.
Den Auftakt machte, nach vier Jahren Bauzeit, bei der Eröffnung im Februar vergangenen Jahres ein Junioren-Länderkampf zwischen der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) und Deutschland. Außerdem wurden in der 56 mal 135 Meter großen Halle noch zwei Sportfeste der Leistungsgemeinschaft (LG) und Anfang Januar die Hessischen Hallenmeisterschaften ausgetragen, um nur einige sportliche Ereignisse zu nennen. Für Wettbewerbe und Training stehen den derzeit 16 Vereinen und den Kaderathleten (das Zentrum ist auch Olympiastützpunkt des Deutschen Leichtathletik-Verbandes) eine 200-Meter-Laufbahn, Sprintgeraden von 60, 100 und 130 Metern sowie Weitsprung- Dreisprung- und zwei Hochsprunganlagen zur Verfügung.
Im "Käfig", einer Trainingsanlage, die durch ein Netz abgeschirmt wird, gibt es noch einen Kugelstoß- und einen Diskuswurfkreis sowie eine Speerwurfanlage, damit die Werfer auch im Winter nicht aus der Übung kommen.
Einziges Problem: Die Halle bietet nur 1000 Zuschauern Platz. "Selbst mit den Teleskoptribünen können nur 4500 Zuschauer die Wettkämpfe besuchen", erklärte Laupus. Das sei für Großereignisse zuwenig. Die wenige Meter entfernte Mehrzweckhalle faßt höchstens 500 Besucher.
Doch die ist ohnehin für den Breitensport gedacht. Derzeit werden dort 19 Sportarten - von Aerobic bis Volleyball - ausgeübt. Auch hier ein Blick in die Statistik: Seit März vergangenen Jahres kamen über 4000 Sportbegeisterte zu 17 Wettkämpfen, an denen über 2300 Sportler teilnahmen. Das besondere: Dem Turnverein Kalbach, dessen Klubraum sich auch neuerdings in der Mehrzweckhalle befindet, ist die Halle werktags zugeteilt worden. Die entsprechende Vereinbarung trafen die Kalbacher mit der Stadt. Die Wochenendtermine verteilt die Sportstätten-Kommission in Zusammenarbeit mit dem Sport- und Badeamt.
In der benachbarten Tennishalle und auf den vier Freiplätzen jagten dem Filzball im ersten Jahr unzählige Spieler hinterher. Es sind nur noch wenige Termine zu haben. Tennisplätze können unter der Telefonnummer 50 32 88 gebucht werden.
Carola Steber, persönliche Referentin von Sportdezernentin Sylvia Schenk, meinte auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau: "Sportlich hat sich das Zentrum rentiert." Leider lägen bisher noch keine Zahlen über die Kosten des ersten Jahres vor. Steber: "Damit ist frühestens im April zu rechnen." *ara
Der Name dieses Projekts ist ein richtiger amtsbürokratischer Zungenbrecher. Hinter der vom Bonner Innenministerium seit Herbst 1990 mit bislang 23 Millionen Mark voll finanzierten und vom Deutschen Caritasverband praktisch umgesetzten Initiative "Gemeinschaftsfördernde Hilfen im kirchlichen Bereich zugunsten Deutscher in den Bistümern Oppeln und Gleiwitz" verbergen sich freilich viel Engagement und auch politische Brisanz: Dieses Programm soll in Oberschlesien gleichermaßen polnischen und deutschstämmigen Bürgern zugute kommen - um so die Integration beider Volksgruppen zu fördern und zur Beruhigung des immer noch zwiespältigen, gespannten Verhältnisses zwischen Deutschen und Polen beizutragen.
Rolf Olschewski, Polen-Referent beim Caritas-Sitz im südbadischen Freiburg: "Nur den Deutschen zu helfen, das wäre Gift." In den Bistümern Oppeln und Gleiwitz leben knapp zwei Millionen Menschen, und von diesen polnischen Staatsbürgern sind etwa 800 000 deutschstämmig.
Mit bisher elf Millionen Mark floß der Löwenanteil der von der Caritas in Kooperation mit der polnischen katholischen Kirche organisierten Hilfe in die Gesundheitsversorgung, die in Polen staatlich ist: In den 36 Kliniken und 215 Landarztpraxen fehlt es oft an den einfachsten Dingen wie Fieberthermometern oder Blutdruckmeßgeräten, Zahnarztbohrer sind nicht selten 30 Jahre alt. Ultraschallgeräte, in Deutschland bei fast jedem niedergelassenen Arzt eine Selbstverständlichkeit, gibt es in der gesamten Region nur wenige; und für die beiden Bistümer existiert nur in Oppeln eine einzige Dialysestation mit gerade mal zehn Anschlüssen. Trotz der bislang gewährten Unterstützung mit medizinischen Geräten - nicht das Teuerste und Modernste, aber von solider und guter Qualität - ist der Standard in Kliniken und Praxen, wie Olschewski konstatiert, noch nicht einmal halb so gut wie hierzulande.
Fast vier Millionen Mark investierte die Caritas in den Aufbau von 37 Sozialstationen mit jeweils zwei Schwestern zur Betreuung von Alten, Kranken und Alleinstehenden; zehn dieser Einrichtungen sollen noch folgen. Die Eröffnung der ersten Sozialstation in dem Dorf Döbern bei Oppeln wurde hochoffiziell gefeiert mit Vertretern des Warschauer Gesundheitsministeriums, der Wojwodschaft, mit Bonner Offiziellen und mit den beiden oberschlesischen Bischöfen: Die Warschauer Regierung fand viele lobende Worte, stellen diese Sozialstationen für ganz Polen doch eine Neuerung dar.
Die Rathäuser in den betreffenden Kommunen tragen für zunächst fünf Jahre alle Folgekosten samt den Gehältern für die Schwestern, die ihrerseits von der Caritas einen Kleinwagen mit einem Minimum an medizinischer Ausstattung erhielten. Und ganz wichtig: Jede Sozialstation ist mit einem Bad ausgestattet - ein "Luxus", auf den in den meisten Häusern in Polen nach wie vor verzichtet werden muß.
Mehrere tausend Oberschlesier deutscher und polnischer Provinienz besuchten bereits die Deutsch-Sprachkurse, welche die Caritas organisiert. Auf eine rege Nachfrage stoßen die von der Caritas aufgebauten drei Büchereien sowie die beiden Bücherbusse: Zur Ausleihe angeboten wird überwiegend deutsche, aber auch polnische Literatur.
Rund 500 sogenannte "Funktionsträger", etwa Lehrer, Caritas-Mitarbeiter, Krankenschwestern oder Priester, nahmen an Seminaren in Düren im Bistum Aachen teil, bei denen nicht nur Sprachkenntnisse vermittelt werden: Informationen gibt es etwa über die politische und wirtschaftliche Situation in Deutschland, auch über die nicht immer rosige Lage von oberschlesischen Aussiedlern in der Bundesrepublik. Aufgrund dieser Ausbildung werden inzwischen in 220 oberschlesischen Pfarreien regelmäßig Messen in deutscher Sprache gelesen. Ein anderes großes Vorhaben ist die derzeit laufende Ausstattung der noch jungen polnischen Caritas mit modernen EDV-Systemen samt der entsprechenden Ausbildung des Personals.
Und wie kommt diese Initiative, die fortgeführt wird, bei den Deutschstämmigen in Oberschlesien an? Herrscht da nicht die Stimmung vor, daß deutsches Geld nur den Deutschen zugute kommen solle? Olschewski berichtet, man habe anfangs schon deutlich gemerkt, daß die deutsche Seite die Organisation doch gerne allein in die Hand genommen hätte - womit dann auch die Hilfe recht einseitig verteilt worden wäre. Inzwischen freilich könne man den Eindruck haben, daß die Deutschen dem integrativen Gedanken aufgeschlossen gegenüberstehen. Für Olschewski ist zudem wichtig, daß offizielle deutsche Mandatsträger wie die Vertreter der Minderheit in Parlament und Senat in Warschau, dieses Engagement mit seiner Grundidee unterstützen.
KARL-OTTO SATTLER (Freiburg)
KRONBERG. Eine Buchauswahl zu den Themen Parapsychologie, Mystik, esoterische Praktiken und Homoöpathie hat die Stadtbücherei seit kurzem zusammengestellt. Sie soll bei dem derzeitigen Überangebot an religiösen und psychologischen Publikationen als Orientierungshilfe dienen.
Die Bibliothek, Friedrich-Ebert-Straße 6, ist montags und mittwochs von 15 bis 17 Uhr, dienstags und freitags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Die Ausleihe ist kostenlos. ki
SYDNEY, 19. Februar (Reuter). Verschmutzte Firmen-Klos machen Mitarbeiter aggressiv. Unter dem Alltagsstreß wirkten sich Spuren auf den stillen Örtchen als unter Umständen gewaltfreisetzender Faktor aus, stellten australische Kriminologen fest. Sauberkeit von Toiletten in Büros, Läden und Fabriken habe in Hinblick auf die "Aggressionskontrolle" mehr als nur hygienische Bedeutung. "Schmutzige Klobrillen und Umgebung vermitteln Benutzern den Eindruck, daß man sie nicht respektiert", so Forscher Bruce Swanton am Freitag in Sydney. Darauf werde dann entweder depressiv oder mit offensiver Gereiztheit reagiert.
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MÖRFELDEN-WALLDORF. Vollwertkost ist Thema eines Wochenendkurses, den die katholische Pfarrgemeinde Christ-König im Rahmen der Erwachsenenbildung am Freitag und Samstag, 19. und 20. Februar, anbietet. Freitags wird von 17 bis 20 Uhr im Pfarrzentrum in der Flughafenstraße gebacken und gekocht, samstags geht es um 11 Uhr weiter. Anmeldungen für den Kursus beim Walldorfer Pfarrbüro oder bei Ursel Hermann, Telefon 54 43. wal
"Rot-Grün will zuerst die Rostadt-Planung kippen": So lautete die Schlagzeile einer Wahlanalyse kurz nach der Wende vor vier Jahren. Mit dem Bebauungsplan "Rostadt", in dem die CDU in der letzten Sitzung des "alten" Parlaments noch schnell das Endstück der Südumgehung planungsrechtlich abgesichert hatte, knöpfte sich die neue Mehrheit als erstes nicht irgendein Projekt aus CDU-Zeiten vor. Sie demonstrierte an einem neuralgischen Punkt, daß sie für ihre "Politik von morgen" auf "Rezepte von gestern" verzichten wollte.
Die Differenzen, die Regierung und Opposition und auch die Dreieicher Bevölkerung spalten, betreffen vor allem das Thema "Verkehr". Es brennt allen auf den Nägeln. Doch zu unterschiedlich sind die Ansichten, was gegen die immer länger werdenden Autoschlangen zum Beispiel in der Eisenbahnstraße und in der Frankfurter Straße zu tun ist, als daß ein Kompromiß in Sicht wäre. Ob auf Bürgerversammlungen, im Parlament oder an den Stammtischen: In Dreieich wird heftiger gestritten denn je.
Während CDU und FDP und mit ihnen viele konservative Bürger vor allem in Buchschlag nachhaltig der Südumgehung nachtrauern, zieht Rot-Grün alternative Verkehrsplaner zu Rate und orientiert sich an Städten wie Freiburg und Bremen, die die Privilegien der Autofahrer zugunsten schwächerer Verkehrsteilnehmer beschneiden. In der Öffentlichkeit wird diese Politik von alternativen Gruppen wie der noch jungen "Fahr Rad!-Initiave" unterstützt.
Das Leitbild, das die rot-grüne Politik vier Jahre lang bestimmte und von ihren Gegnern als Traumtänzerei belächelt oder bekämpft wurde, ist eine Stadt mit einer boulevardähnlichen Hauptstraße, die weniger den Autofahrern und mehr den Fußgängern gehört, mit Fahrradstraßen, in denen Radler Vorfahrt haben, mit vielen Bussen, die die - auch in den Köpfen - noch unverbundenen Stadtteile näher aneinander heranrücken lassen, und mit Gehwegen, auf denen die Reifen parkender Autos nichts mehr zu suchen haben. An diesem Bild orientiert, wurde beispielsweise kräftig in den öffentlichen Nahverkehr investiert.
Allerdings: Von Bremer Verhältnissen ist Dreieich noch weit entfernt. Sichtbarer zeigte sich der Wandel auf anderen Feldern: Eine Frauenbeauftragte nahm im Rathaus Platz, das Umweltamt förderte mehr und mehr private Investitionen in den Umweltschutz. Doch die Autoschlangen blieben. Die ersten Initiativen für mehr Tempo 30 und bessere Radwege ergaben noch kein verkehrsberuhigtes Dreieich.
Woran das liegt, darüber wird seit dem Machtwechsel vor vier Jahren unentwegt gestritten. Für die Opposition und ihre Anhänger ist die Sache klar: Aus ihrer Sicht müssen erst die Ortskerne durch Umgehungsstraßen wie die Südumgehung oder den Odenwaldzubringer entlastet werden, bevor neue Busse auf den Weg geschickt und Wohngebiete für Autofahrer dicht gemacht werden können.
Die Gegner großräumiger Umgehungstraßen sehen das natürlich anders. Sie sind nur zu kleineren Umgehungen für Offenthal und Götzenhain bereit, um nicht immer neuen Autoverkehr anzuziehen. Ansonsten favorisieren sie ein konsequentes Umsteuern in der Verkehrspolitik. Daß in vier Jahren nicht mehr erreicht wurde, lasten sie dem Rathauschef Bernd Abeln an.
Der CDU-Bürgermeister, der anderthalb Jahre vor der 89er Kommunalwahl in sein Amt kam, ließ in seiner Funktion als örtliche Ordnungsbehörde viele Initiativen auflaufen. Er machte rechtliche Bedenken gegen Parlamentsbeschlüsse geltend und zog eigene, weniger radikale Vorschläge zur Verkehrsberuhigung aus der Tasche.
Der Dauerstreit um die richtige Verkehrspolitik ist symptomatisch für das politische Klima in Dreieich. Ähnliches spielt sich auch in anderen Bereichen ab. Während die Koalition großzügige Investitionen in den sozialen Wohnungsbau auf ihrem Erfolgskonto verbucht, rechnet die CDU vor, wie wenig Wohnungen bislang fertig geworden sind.
Zwischen den Kontrahenten scheinen Welten zu liegen. Ihre Streitereien entzünden sich selbst an Kleinigkeiten. Interessengruppen mischen eifrig mit, derweil ein anderer Teil der Bevölkerung der Politik mehr und mehr überdrüssig wird. Einziger Vorteil: Die Alternative, über die bei der nächsten Kommunalwahl abgestimmt wird, liegt bei soviel Differenzen klar auf der Hand.
Am 7. März ist - je nach Perspektive - die Chance oder die Gefahr eines erneuten Wechsels groß. Wie zuvor die CDU regieren SPD und Grüne seit 1989 mit nur einer Stimme Mehrheit.
Wegen dieser knappen Differenz dürfte der Wahlabend spannend werden. Hinzu kommt, daß die Freie Wählergemeinschaft wieder aufgetaucht ist. Nach der Gebietsreform war sie von der politischen Bühne verschwunden, obwohl sie vorher in Offenthal, Dreieichenhain und Buchschlag sehr stark war. In Offenthal stellte sie sogar 16 Jahre lang den Bürgermeister.
In der politischen Szene wird derzeit spekuliert, ob künftig eine neue bürgerliche Mehrheit die Stadt regieren kann. Denkbar wäre ein Bürgerblock aus CDU, FDP und FWG. Möglich ist aber auch, daß die FWG die Liberalen unter die Fünf-Prozent-Hürde drückt und daß es am Ende doch für Rot-Grün reicht.
Um keine Stimmen zu verlieren, gehen CDU, FDP und FWG im Wahlkampf getrennte Wege und enthalten sich jeglicher Angebote für Koalitionen oder lokkere Bündnisse. SPD- und Grüne Wähler wissen dagegen: Ihre Parteien wollen auf alle Fälle zusammen weitermachen.
Heinz-Otto Peitgen / Hartmut Jürgens / Dietmar Saupe: "Bausteine des Chaos - Fraktale". 514 Seiten, 327 Abbildungen, Klett-Cotta-Verlag Stuttgart, 68 DM.
Reiner Thümler: "Die Parkinson- Krankheit - Hinweise und Ratschläge". VCH Verlagsges. Weinheim, 36 DM.
Georg Wolschin: "Spektrum der Physik - Höhepunkte moderner physikalischer und astronomischer Forschung". 233 Seiten mit 91 Abbildungen, Barth-Verlag Heidelberg, 48 DM.
Kuan Hin: "Chinesische Massage und Akupressur - Die Schätze der chinesischen Heilkunst zur Selbsthilfe bei Alltagsbeschwerden". 250 Seiten, 170 Abb., Hallwag-Verlag Ostfildern, 44,80 DM.
E. McGrath / G. P. Keita / B. R. Strickland / F. Russo: "Frauen und Depression - Risikofaktoren und Behandlungsfragen". 223 Seiten, Machinger-Verlag Bergheim bei Salzburg, 39 DM.
R. F. Schidt: "Memorix Spezial Physiologie - Der rote Faden durch die Physiologie". 318 Seiten mit 270 farbigen Abbildungen und 233 Tabellen, VCH Verlag Weinheim, 38 DM.
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Morgens in der Friedensstraße. Antony Rizzi tanzt auf seinem Fahrrad durch die Stadt. Beschwingt wie im Walzertakt schlägt er Bögen um Fußgänger, umkurvt sie mal rechts, mal links, sitzt dabei entspannt aber kerzengerade, und sein roter Kilt flattert im Fahrtwind. Manch einer dreht sich um und sieht ihm nach. Die Rolle des Puck, des Schabernack treibenden, wieselflinken und gedankenschnellen Geistes in Shakespeares Sommernachtstraum, wäre mit ihm ideal besetzt. Er spielt oft und gern den Clown, erzählt er später, als er mir im Theatercafé gegenübersitzt, "I make all the jokes". So läßt er leicht vergessen, daß jemand mit seinem Beruf vor allem über eine Eigenschaft verfügen muß: Selbstdisziplin.
Wenn Antony Rizzi morgens durch die Friedensstraße radelt, ist er auf dem Weg zur Oper: in die Arbeit. Der 27jährige Amerikaner italienischer Abstammung ist Mitglied des Frankfurter Balletts und derzeit dessen "dienstältester" Tänzer. Er kam vor siebeneinhalb Jahren nach Frankfurt, weil er, wie er achselzuckend zugibt, damals einen Job brauchte. Der Name Forsythe sagte ihm nicht viel, und das erste Jahr hier war für den in Boston klassisch ausgebildeten Tänzer ein Schock: "Ich mußte auf dem Boden &rquote;rumliegen, Texte sprechen, es gab nicht sehr viel Tanz. Ich haßte es." Doch nach einer Weile habe er dann gemerkt, "daß da etwas Großes passierte".
Das Stück, das ihn damals so erschreckte, war "Say Bye Bye". Inzwischen hat Antony Rizzi nicht nur in fast allen Forsythe-Balletten große Rollen getanzt, war ein tapsig-komischer Mr. Schmetterling in "Isabelle's Dance", ein Wilder Mann in "Loss of Small Detail", sondern hat auch so viele Choreographien seines Chefs im Kopf gespeichert, daß er seit kurzem im Programmheft offiziell als "assistant" geführt wird. Als solcher hat er verschiedene Aufgaben: Er soll bei Proben auch künstlerische Vorschläge machen - Rizzi nennt es "artistic input" - außerdem Kollegen, die neu nach Frankfurt kommen, mit der hiesigen Arbeitsweise und natürlich mit den Stücken selbst vertraut machen sowie Informationen weitergeben, als eine Art Vermittler zwischen Forsythe und den Tänzern wirken. Und er leitet ab und zu das Training.
"I love it", sagt er von letzterem. Und sieht sich dennoch nicht als Ballettlehrer, wenn sein Körper den anstrengenden Tänzerberuf einmal nicht mehr mitmacht. "Ich möchte Choreograph werden", sagt er, nach seinen Plänen befragt, und verbessert sich sofort: "Ich bin Choreograph". Er hat zwei Stücke für das Boston Ballet II gemacht, ein anderes von ihm war 1991 im Rahmen einer Gala zugunsten der Aids-Hilfe im Frankfurter Mousonturm zu sehen: "My Ant Farm", meine Ameisenfarm, hieß es - und war sein erstes "nicht-komisches" Stück, wie er sagt. Und gerade entwickelt er eine neue Choreographie, verbringt ganze Abende auf der Suche nach geeigneter Musik, Premiere soll im Juni sein.
Am liebsten würde Antony Rizzi später mal an einem Theater arbeiten, nach Zwischenformen und Verbindungen von Schauspielerei und Tanz suchen, denn reinen Tanz findet er heute, nach all den Forsythe-Jahren, langweilig. Auch möchte er weder Handlungsballette choreographieren noch dem Publikum Botschaften nahebringen: "Who cares what I think?", sagt er, wen interessierte schon seine Meinung: "Ich möchte, daß die Leute ihre Phantasie benützen."
In die USA scheint es ihn nicht zurückzuziehen: Als er dort für das Boston Ballet choreographierte, seien die Zuschauer ausgeflippt, erzählt er - dabei fand er selbst seine Arbeit nicht gerade gewagt. "Very backwards", hinterwäldlerisch, sei der Kunstgeschmack dort eben. Dafür sei das Leben in den USA bequemer - zum Beispiel, was Essen betrifft: "I miss take- out Chinese food" sagt er, und lacht.
Antony Rizzi kam spät zum klassischen Tanz, begann erst mit 15 seine Ausbildung. Das war, nachdem ihn sein Vater zu einer Vorstellung Mikhail Baryshnikovs mitgenommen hatte: "Ich wußte: Das ist es!" Vier Jahre später schon fing er in Frankfurt an - eine steile Karriere für einen Tänzer, der außerdem das Handicap hat, daß er eher klein ist, zu klein in den Augen manches Ballettchefs. "Als Schüler hatte ich eine harte Zeit", sagt Rizzi.
Heute ist er eine der markantesten Persönlichkeiten des Frankfurter Balletts. Er verbindet technische Präzision mit Schnelligkeit, Ausstrahlung mit schauspielerischem Talent. Letzteres hat er übrigens schon als Junge trainiert, noch ehe er mit der Ballettausbildung begann.
So darf (oder muß) Antony Rizzi sogar in Jan Fabres strengem, symmetrischem Ballett "The Sound of One Hand Clapping" aus der Reihe tanzen, einen Text brüllen, schließlich sogar kopfunter vom vorderen Bühnenrand hängen. Diese Mischung aus Schauspiel und Tanz macht ihm sichtlich Spaß.
Glaubt er, daß der Tanz, wie der Leistungssport, immer höher, schneller, weiter streben kann? "Ich hoffe, daß es an einem bestimmten Punkt aufhört und dann über die Technik hinausreicht", sagt der Tänzer. Manchmal, wenn er anderswo beim Ballettunterricht zuschaut, ärgert er sich über die Lehrer, die "so sehr technisch orientiert sind, daß sie den Tänzern nie ins Gesicht sehen. Die existieren für sie nur von der Hüfte an abwärts." Auf Ausstrahlung werde gar nicht geachtet.
Gerade davon aber hat Antony Rizzi reichlich. So daß man sich gut vorstellen kann, daß sein Herzenswunsch in Erfüllung gehen könnte: In einem Film von Jim Jarmush oder Wim Wenders mitmachen zu können. SYLVIA STAUDE
WESTLICHE STADTTEILE. "In den Sprechzimmern unserer Kindergärten spielen sich manchmal Dramen ab", sagt Pfarrer Eberhard Schindler. Dramatisch wird es für Familien, die nach Nied gezogen sind, wenn sie ihre Sprößlinge in der Kita anmelden wollen, und plötzlich merken, wie aussichtslos die Situation ist.
Schon jetzt hat die Evangelische Apostelgemeinde mehr als 130 Anmeldungen für den Sommer auf dem Tisch. Aber in den beiden konfessionellen Kindergärten "Grüner Winkel" und "Nied-Ost" werden gerade mal 40 Plätze frei.
90 Drei- bis Sechsjährige werden also außen vor bleiben. "Mindestens", sagt Schindler. Denn in den Neubaugebieten östlich der Birmingham- und an der Oeserstraße fahren Tag für Tag die Umzugswagen vor.
"Irre zugespitzt" (Schindler) hat sich die Situation auch im Hort der Kirchengemeinde. Wäre heute Stichtag, müßten die Erzieherinnen aus 40 Bewerbungen jene fünf glücklichen Kinder herausdeuten, für die im Sommer ein Platz frei wird.
"Wir können schon nicht mal mehr alle Notfälle berücksichtigen", klagt Pfarrer Schindler. Auf die Frage, nach welchen Kriterien in den Kitas und Horten über eine Aufnahme entschieden werden soll, zuckt der Seelsorger nur mit den Schultern.
Doch die Kita-Not ist über Nied nicht hereingebrochen wie eine der biblischen Plagen. Vorausschauende Politiker hätten damit rechnen müssen, daß bei 900 neuen Wohneinheiten an der Oeser- und 136 östlich der Birminghamstraße das eine oder andere Kind mit nach Nied kommt.
Immerhin eine Kita wollte die Stadt im Neubaugebiet errichten, übertrug das Projekt dann aber dem Investor. Der allerdings hat offenbar keine Eile. "Die Kita ist uns für 1994 zugesagt", erklärt CDU-Ortsbeirat Josef Hartinger, der aus Verärgerung darüber im Stadtteilparlament bereits im Herbst vergangenen Jahres einen Antrag auf Baustopp durchbrachte.
Hartingers Forderung: "Erst die Kita, dann den Rest der Wohnungen bauen." Auf die Antwort aus dem Römer wartet der Ortsbeirat noch heute. "Rechtlich ist das nicht durchzusetzen", erklärte Michael Damian, Referent von Schuldezernentin Juttas Ebeling, gestern auf Anfrage der FR.
"Wenn der Investor eine Baugenehmigung hat, dann kann die nicht einfach wieder ausgesetzt werden." Daß Nied mit Kita-Plätzen "unterversorgt" ist, sei bekannt. Lediglich 75,5 Prozent aller Kinder könnten aufgenommen werden; stadtweit sind es 82 Prozent. Doch die Statistik ist längst Makulatur, gibt Damian zu: Kinder, die sich bald in den Nieder Neubaugebieten tummeln werden, sind noch nicht eingerechnet.
"Wir versuchen bei allen mit dem Bau der Kita befaßten Ämtern Druck zu machen", beteuert Damian. Mit wenig Erfolg. Joachim Wagner, Referent im Baudezernat, bestätigte gestern, daß "seit wenigen Tagen" gerade mal die Pläne für den Kita-Bau vorliegen.
"Die werden jetzt fachtechnisch geprüft." Danach müßten Liegenschafts- und Schulamt die Verträge mit dem Investor flugs unter Dach und Fach bringen.
Steht die Kita für Nied zunächst nur als Entwurf auf Architektenpapier, ist an der Kurmainzer Straße in Sossenheim immerhin schon der Rohbau zu sehen. Auch hier hat es die Stadt dem Investor überlassen, für den "Westpark", in dem bis Mitte '93 insgesamt 572 Wohnungen bezogen werden können, eine Kita zu errichten.
"Es hängt jetzt an der Stadt, ob sie bis Juli fertig wird", erklärte Investor Karlheinz Linhard gestern. Der Stadt- Kämmerer habe den Mietvertrag noch nicht unterschrieben.
In Sossenheim kann die Leiterin der Kita 72, Helga Krause-Nicolai, also wenigstens noch hoffen. Denn wenn die neue Kita auf dem Moha-Gelände rechtzeitig fertig wird, könnte sich die "wahnsinnige Situation" zum Sommer wenigstens eim bißchen entspannen. Darauf, daß sich ein Bauherr beeilt, mag die Niederin Gabi Kotulla aller- dings nicht länger warten. Gemeinsam mit anderen betroffenen Eltern will sie eine eigene Kinderbetreuung aufbauen. tos
Aufgesetzt wirkt es und übertrieben geheimnisvoll, das Getue der jungen Frau aus Dortmund, mit der ich vor der Kathedrale von Edinburgh ins Reden gekommen bin. Über das Reisen in Schottland haben wir geplaudert, haben uns Plätze mit schönen Sonnenuntergängen empfohlen und Tips ausgetauscht, wo man guten Lachs serviert bekommt. Nun schiebt sie mir ein Kärtchen zu, mit einer von Hand gezeichneten Wegbeschreibung. "Ein Schottland mit Sparkarte Bed & Breakfast bei einem Dorf hinter Inverness", sagt sie, "aber der Alte nimmt nicht jeden." Und sie lächelt dabei.
Von der Bushaltestelle in dem Dorf hinter Inverness sind es zwanzig Minuten Fußmarsch. Dann stehen da zwei Häuser ganz allein, 300 Meter voneinander entfernt. "Der Alte ist ein etwa 70jähriger Mann mit wässrigen blauen Augen und struppigem weißen Haar. Sein Gesicht - eine Landkarte aus Runzeln. Er lächelt nicht zur Begrüßung, sieht mich von oben bis unten an, als ich nach einer Unterkunft frage, sagt "over there", zeigt rüber zum Nachbarhaus. Redet wohl nicht viel, der Mann.
Ich habe das kleine, gemauerte Bauernhaus ganz für mich allein. Und ich beschließe, einen Schottischen Abend zu feiern, allein für mich. Als es dunkel wird und der schottische Nebel ums Haus steigt, zünde ich im Ofen ein Feuer aus getrockneten schottischen Torfsoden an. Ich mache mir eine Dose Haggis warm, jenen Eintopf aus Schafsleber und Schafsherz, über den man durchaus getrennter Meinung sein kann, der aber hier und jetzt einfach dazugehört. Genauso wie der Whisky, weicher schottischer Whisky, mit einem Rebhuhn auf dem Etikett.
Ich sitze am Feuer, schnüffle den brennenden Torf, nippe am Glas, sehe durchs Fenster in die Dunkelheit und lausche auf das Heulen des Windes. - Plötzlich klopft es. Der Alte. Er hat ein dunkelbraunes Holzkästchen unter dem Arm. "Play Chess?" Mehr nicht. Die Antwort wartet er nicht ab, holt ein Schachbrett aus der Tischschublade und baut schon die Figuren auf. Den Whisky nimmt er an. Dann spielen wir Schach. Trinken Whisky dabei. Der Mann redet nicht viel. Ich verliere, der Mann gewinnt. Viermal hintereinander. Fast schweigend. Es ist halb drei Uhr morgens, als er die Figuren wieder einpackt, mir zunickt und geht. "Night".
Ich bleibe vier Tage. Ich sehe ihn nicht mehr. Bis zur Abreise, als ich vorbeikomme, um die Bezahlung zu erledigen. Er schüttelt den Kopf. "No money, Sir". Dann gibt er mir ein handgeschriebenes Kärtchen, eines von der Sorte, wie ich sie schon kenne. "If you should ever meet someone . . .", sagt er. "Für den Fall, junger Mann, daß Sie einmal jemanden treffen sollten, der Schach spielen kann." KARL ANTON VORORTH
Floridas größter Touristenmagnet "Disney World" kämpft mit neuen Attraktionen gegen die wachsende Konkurrenz anderer Themenparks rings um Orlando. So haben die Manager des Vergnügungsunternehmens jetzt unter dem Namen "Splash Mountain" eine neue Wasserfahrt eröffnet, die mit einem spektakulären "Sturz" in einen brodelnden See endet. In dieser Schlußszene sind die Boote fast 70 Stundenkilometer schnell, schneller als alle anderen Fahrten in "Disney World". Die Themen und Figuren dieser mit gut zehn Minuten relativ langen Fahrt stammen aus dem Disney-Film "Song of the South".
Neu ist auch der "Tower of Terror". Er bietet einen freien Fall über 13 Stockwerke, ehe sich im letzten Moment ein Fallschirm öffnet. Völlig überarbeitet wurde das traditionelle "Tomorrowland": Mit "Alien Encounter", einer Begegnung mit "Außerirdischen", hat Disneys Zukunftswelt eine zusätzliche Sehenswürdigkeit erhalten.
In den benachbarten Disney-MGM-Studios wird ferner "Aladins' Royal Caravan" aufgeführt, eine tägliche Schauparade mit Artisten und Gauklern. Darüber hinaus wird dort im nächsten Jahr eine Filiale der "Hall of Fame" für das Fernsehen eröffnet. Wie in der Original-Ehrenhalle in Hollywood werden dann auch in Florida Skulpturen derer aufgestellt, die sich TV-Verdienste erworben haben - 1992 beispielsweise der Schauspieler Bill Cosby, der Moderator Ted Koppel oder der CNN-Gründer Ted Turner. tdt
MÜHLHEIM. In der Stadt am Main ist im vergangenen Jahr eine Ära zu Ende gegangen. Bürgermeister Werner Grasmück (SPD) hat nach 29jähriger Amtszeit den Chefsessel im Rathaus geräumt. Dort nahm der Jurist Karl-Christian Schelzke aus Oberursel für sechs Jahre Platz. Ihm traut es die SPD zu, ganz so wie Grasmück in den vielen Jahren zuvor, für die Partei die absolute Mehrheit am 7. März zu holen. Bei Kommunalwahlen hatte die SPD bislang immer die Nase mächtig vorne, während die Mühlheimer bei Bundestags- oder Landtagswahlen nie ähnlich überwältigend bereit waren, den Sozialdemokraten ihre Stimme zu geben.
Freilich, Schelzkes Wahl war innerhalb der SPD nicht unumstritten. Eine Gruppe um den damaligen SPD-Schatzmeister Sechs setzten sich ab Helmut Weigert wollte lieber den SPD- Fraktionschef Werner Hoch aus Dietzenbach auf den Schild heben.
Die Differenzen um die Bürgermeister- nominierung im Oktober 1991 brodelten unter der Decke weiter und führten Anfang Dezember 1992 zum Eklat. Sechs Stadtverordnete der SPD, die sogenannten Abweichler, setzten sich von ihren alten Genossen ab und bildeten eine eigene Fraktion. Die sechs beklagten, die Parteispitze fahre gegen sie einen Kurs der Ausgrenzung, Abstrafung und politischen Intoleranz. Die SPD-Führungsriege hatte nicht allen sechsen aussichtsreiche Plätze auf der Kommunalwahlliste in Aussicht gestellt und sah darin das Motiv für die Abspaltung.
Mittlerweile haben vier der Abweichler - Helmut Weigert, Dieter Löwe, Jürgen Ries und Martina Chatzis - sich mit dem ehemaligen stellvertretenden CDU- Fraktionschef Heinz Hölzel, dem CDU- Magistratsmitglied Ottokar Frey und anderen zusammengetan und die Wählergemeinschaft "Bürger für Mühlheim" gegründet, die als Alternative zu den etablierten Parteien bei den Kommunalwahlen antreten wird.
Deutlich wird an dieser neuen Gruppierung, daß es nicht nur in der SPD grummelte, sondern auch in der CDU. Hölzel und Frey sind vor allem nicht mehr mit der Politik von CDU-Fraktionschef Jens Niklaus einverstanden, dem Frey beispielsweise vorwarf, sich der SPD nicht als zukünftiger Koalitionspartner angedient zu haben.
Mit dem Abgang der sechs Abweichler verlor die SPD nach mehr als 40 Jahren ihre absolute Mehrheit. Die Sozialdemokraten sahen sich plötzlich in der Minderheit und einer "Koalitionsopposition" aus CDU, Grünen und Freien Sozialen Demokraten gegenüber, wie sich die Fraktion der Abweichler nennt. Diese neue Mehrheit brachte den Genossen empfindliche Niederlagen bei. Beispielsweise sollen die städtischen Wohnungen gegen den Willen der SPD an die Gemeinnützige Baugesellschaft verkauft werden.
Die SPD hofft, daß sie bei den Kommunalwahlen wieder die absolute Mehrheit erhält und der "Spuk" dann vorbei ist. Doch das ist nicht sicher. Gebannt schaut nicht nur sie nach Lämmerspiel. Dort, so wissen alle Kommunalpolitiker, wird die Wahl entschieden. 1989 hatte die SPD im "schwarzen" Lämmerspiel der Union zwei von drei Wahlbezirken abgenommen, das war für die absolute Mehrheit ausschlaggebend.
Den Lämmerspielern Ottokar Frey, Heinz Hölzel, Helmut Weigert und Dieter Löwe von den Bürgern für Mühlheim wird zugetraut, genügend Wähler auch im restlichen Mühlheim für sich zu gewinnen, um über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen. Bliebe die SPD unter 50 Prozent, müssen die kommunalpolitischen Karten nach der Wahl neu gelegt werden. Wer mit wem?, heißt dann die Frage.
Im Kampf um die Wählerstimmen setzen die Sozialdemokraten auf ihre Kandidaten, die sie nach dem Prinzip ausgewählt haben, "wer sich beim Volk sehen läßt und mit ihm redet, der kommt auf die Liste". Die SPD schöpft zudem aus den Errungenschaften der Vergangenheit. Frauenbeauftragte oder Ausländerbeirat gehören im Unterschied zu christdemokratisch regierten Gemeinden längst zum Standard. Die von Grasmück betriebene Grundstücksbevorratung für den Bau von Wohnungen und seine Bauphilosophie haben der Stadt Hochhäuser erspart und finanzielle Spielräume gesichert.
Mit der Bebauung des Augenwaldes - das Gebiet ist eine der größten Baulandreserven im Rhein-Main-Gebiet - will sich die SPD im Unterschied zur CDU mehr Zeit lassen. Die Union würde am liebsten schon Ende der nächsten Legislaturperiode loslegen, fordert in ihrem Wahlprogramm die zügige Umlegung und verspricht auf ihren Plakaten: "Wir bauen schnell." Die Bürger für Mühlheim fügen in ihrem Programm der Vokabel "zügig" noch ein "schrittweise" hinzu und verlangen die Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte bei der Gestaltung des neuen Wohngebietes. Die Grünen meinen, es sollten erst einmal alle Baulücken in allen Stadtteilen geschlossen werden, bevor knapp 70 Hektar Felder und Wiesen zu einem neuen Stadtteil werden.
Daß die Straßendörfer Mühlheim, Dietesheim und Lämmerspiel unter der Blechlawine leiden, wissen alle Parteien. Die CDU setzt dabei neben Bussen und Radwegen auf zusätzlichen Straßenbau (Umgehung Lämmerspiels, südliche Entlastungsstraße, Anbindung des Augenwalds über den Bieberer Berg), um die Misere erträglicher zu machen. Die SPD will das Augenwaldgebiet lieber im Westen der Stadt an die Mühlheimer Straße anbinden. Die Grünen setzen im Kampf gegen die Autos primär auf Busse und Radwege, sie stellen den Straßenbau hinten an. Die Bürger für Mühlheim machten den Vorschlag, die Lämmerspieler zu befragen, ob sie eine Schließung der Steinheimer Straße wollen oder nicht.
Ein drängendes Problem stellen in Mühlheim auch die vielen Altlasten dar. Die Grünen pochen darauf, daß sie es waren, die den Pionierpark-Skandal aufgedeckt haben, was ihnen Verpflichtung ist, auch auf die Altablagerungen im Gewerbegebiet und im Augenwald zu deuten und Sanierung zu fordern. Die CDU verlangt, mit der Sanierung des Pionierparks - bestes Baugebiet - müsse schnell Ernst gemacht werden. An die erste Stelle ihres Wahlprogramms haben auch die Bürger für Mühlheim das Thema Umwelt und Altlastensanierung geschrieben.
Seit Jahren ein Thema - die Kinderbetreuung. Hier hält es sich die SPD zu Recht zugute, mit der Einrichtung der städtischen Kindertagesstätten Vorbildliches geleistet zu haben und mit dem Bau einer Kita auf dem Kickers Viktoria-Gelände fortzuführen. Kindergartenplätze für jedes Kind ab drei Jahren, versprechen die CDU und die Grünen ihren Wählern. Die Bürger für Mühlheim wollen zudem betreute Grundschulen im gesamten Stadtgebiet eingerichtet wissen und plädieren für ein Gesamtkonzept der freien, städtischen und konfessionellen Träger in der Jugend- und Altenarbeit.
MÜHLHEIM. Bürgermeister Karl-Christian Schelzke (SPD) hat gleich zu Beginn seiner Amtszeit im vergangenen Jahr Handlungsfähigkeit demonstriert und die Schaffung von 50 neuen Kita- Plätzen im Altenclub in der Rodaustraße in Gang gesetzt. Er hat sich innerhalb kurzer Zeit Popularität erworben, der SPD-Wahlkampf ist stark auf seine Person ausgerichtet.
SPD: Dem Spitzenkandidaten stehen altbewährte Genossen zur Seite: Reinhold Latzke, seit 25 Jahren SPD-Fraktionschef; Horst Lehr, seit 1974 erster Stadtrat; Stadtverordnetenvorsteher Karl-Heinz Stier und Ingeborg Fischer. 1989 schaffte die SPD 50,6 Prozent der Stimmen, im Stadtparlament hatte die Fraktion vor dem Ausscheiden der sechs Abweichler 20 Sitze.
CDU: Das Spitzenteam aus Fraktionsführer Jens Niklaus, Irmgard Sondergeld, dem Landtagsabgeordneten Volker Hoff, Alfred Seydewitz und dem Ortsvorsitzenden Norbert Jung, meint, ein Wechsel in der politischen Führung Mühlheims sei dringend geboten, die SPD sei ausgebrannt. 31,9 Prozent der Stimmen entfielen 1989 auf die CDU, im Stadtparlament hat sie derzeit 13 Sitze.
Grüne: Sie gehen wieder mit Hans- Georg Klauer als Spitzenmann ins Rennen. Nachdem sein Hauptkontrahent Werner Grasmück nicht mehr Bürgermeister ist, hat sich sein Verhältnis zur SPD entspannt. Klauer zur Seite stehen Ingrid Adam-Höhn, Rainer Priester-Krutzinna und Ortrud Bach. 1989 erhielten die Grünen 11,5 Prozent der Stimmen: vier Sitze im Stadtparlament.
Bürger für Mühlheim: Hervorgegangen aus SPD- und CDU-Abweichlern, hat die Wählergemeinschaft Heinz Hölzel auf Platz eins ihrer Liste gewählt, ihm folgen Jürgen Ries und Helmut Weigert. Die "Bürger für Mühlheim" bewerben sich das erste Mal. Sie versprechen eine von Parteiideologien freie Politik.
FWG: Wie vor vier Jahren tritt wieder die 1972 gegründete Freie Wählergemeinschaft (FWG) an. Sie scheiterte 1989 mit 3,8 Prozent der Stimmen an der Fünfprozenthürde. Walter Pfeffer, Erika Borgnis, Erich Jöckel, Bärbel Gutbier heißen die ersten vier auf der Liste. Sie wollen der "bedauerlichen Autofeindlichkeit" des bisherigen Magistrats entgegentreten.
FDP: Sie ist ebenfalls wieder dabei. Vor vier Jahren erhielt sie gerade mal 2,2 Prozent der Stimmen. Außerhalb des Wahlkampfs ist von ihr nichts zu hören. Spitzenkandidaten der FDP: Udo Heinzerling, Gerhard Arnold, Karin Franz, Peter Thomas und Christa Block. pmü
Ein Riesen-Hit samt Grammy-Auszeichnung sichert noch nicht die Rente. Alannah Myles weiß das inzwischen. Vor zweieinhalb Jahren startete die stimmgewaltige Röhre mit ihrem lasziven "Black Velvet" zum Höhenflug, mittlerweile fliegt sie etwas tiefer. Ihre aktuelle CD "Rockinghorse" (east west) konnte den Debüt-Erfolg bislang nicht wiederholen.
Die temperamentvolle Kanadierin nimmt's gelassen. "Man muß das alles relativieren, der Grammy ist doch nur ein Titel der Branche, der kommt nicht von meinen Fans", sagt sie, "und überhaupt, was bedeutet er schon. Die Rolling Stones oder Led Zeppelin haben auch keinen Grammy, und die hätten ihn sicherlich mehr verdient als ich." Vorbilder wie die Stones sind auch in den neuen Songs rauszuhören. Alannah macht das beste draus, reibt sich mit ihren Sandpapierstimme an urigen Rock- und deftigen Country-Songs. Den Großteil davon hat die Autoren-Union David Tyson und Christopher Ward geschrieben. Doch die haben sich nicht immer angestrengt und oft nur Mainstream-Konfektionsware zusammengeschneidert.
Die stärksten Songs des Albums hat Myles selbst mitgeschrieben - die wehmütige Streicher-Ballade "Song Instead Of A Kiss" beispielsweise, oder den akustischen Talking-Blues "Rockinghorse". Lieder, die den fauchenden Rock-Vamp von einer anderen Seite zeigen, mal zärtlich und verletzlich, mal als sinnliche Blues-Interpretin.
Warum nicht mehr davon? "Ich bin nicht sehr selbstbewußt, und wenn die anderen mit einer ganzen Ladung von Ideen ankommen, stecke ich schnell zurück. Das wird sich vielleicht noch ändern", hofft sie. Die Unsicherheit paßt gar nicht zu der sonst so resoluten Sängerin, die sich für das Cover-Motiv auch schon mal nackt mit einem Gaul in der Wüste fotografieren läßt - ohne freilich alles preiszugeben. "Sex Sells", das wissen die Marketing-Strategen nicht erst seit Madonna. "Natürlich wußten die bei der Plattenfirma, daß sowas ankommt, aber die Idee zu dem Bild stammt von mir", sagt sie, "es ist ja kein Porno-Foto. Ich denke, was du nicht zeigst, sagt mehr, als wenn du alles zeigst."
Soweit wie ihre Kollegin Madonna, die mit detailierten Akt-Studien gegen die sinkenden CD-Verkaufszahlen ankämpft, will Alannah Myles jedenfalls nicht gehen. Sie hat andere Musikerinnen, zu denen sie aufschaut, Chrissie Hynde ist eine davon. "Ich bin ein großer Fan von ihr, habe sie sogar mal getroffen. Aber ich traute mich erst nicht, sie anzusprechen", erinnert sie sich und gerät ins Schwärmen, "vielleicht habe ich eines Tages ja mal den Mut und rufe sie einfach an: ,Hallo, Chrissie, hättest du nicht Lust, mit mir ein paar Songs zu schreiben.&rquote;"
Vielleicht genügt es auch schon, wenn sie ihre Honorar-Autoren vor die Tür setzt und ihre Lieder künftig selbst schreibt. art
FRANKFURT A. M. Funksprechgeräte sind die ständigen Begleiter des Hallenleiters Edgar Laupus vom Sport- und Freizeitzentrum Kalbach und seiner sechs Kollegen. Ohne das Walkie-talkie wäre eine Koordination der Arbeit auf dem gigantischen Gelände mit einer Tennishalle, vier Außenplätzen, einer Dreifeld-Mehrzweckhalle, mehreren Funktionsräumen und der wohl modernsten Leichtathletikhalle Deutschlands nicht möglich.
Der Breiten- und Leistungssport teilt sich an sieben Tagen der Woche von 6.30 Uhr bis 23.30 Uhr die vor einem Jahr eröffnete Trainingsstätte im nördlichen Stadtteil. Aber das 68-Millionen-Mark- Projekt - etwa acht Millionen hat das Bundesinnenministerium, etwa 300 000 Mark das Hessische Ministerium für Wirtschaft und Technik dazugegeben - war auch schon Austragungsort von unzähligen großen und kleinen Sportfesten. Ein Blick in die Statistik verdeutlicht: In der Leichtathletikhalle besuchten an die 6000 Zuschauer neun Sportfeste mit etwa 4000 Athleten.
Den Auftakt machte, nach vier Jahren Bauzeit, bei der Eröffnung im Februar vergangenen Jahres ein Junioren-Länderkampf zwischen der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) und Deutschland. Außerdem wurden in der 56 mal 135 Meter großen Halle noch zwei Sportfeste der Leistungsgemeinschaft (LG) und Anfang Januar die Hessischen Hallenmeisterschaften ausgetragen, um nur einige sportliche Ereignisse zu nennen. Für Wettbewerbe und Training stehen den derzeit 16 Vereinen und den Kaderathleten (das Zentrum ist auch Olympiastützpunkt des Deutschen Leichtathletik-Verbandes) eine 200-Meter-Laufbahn, Sprintgeraden von 60, 100 und 130 Metern sowie Weitsprung- Dreisprung- und zwei Hochsprunganlagen zur Verfügung.
Im "Käfig", einer Trainingsanlage, die durch ein Netz abgeschirmt wird, gibt es noch einen Kugelstoß- und einen Diskuswurfkreis sowie eine Speerwurfanlage, damit die Werfer auch im Winter nicht aus der Übung kommen.
Einziges Problem: Die Halle bietet nur 1000 Zuschauern Platz. "Selbst mit den Teleskoptribünen können nur 4500 Zuschauer die Wettkämpfe besuchen", erklärte Laupus. Das sei für Großereignisse zu wenig. Die wenige Meter entfernte Mehrzweckhalle faßt höchstens 500 Besucher. Doch die ist ohnehin für den Breitensport gedacht. Derzeit werden dort 19 Sportarten - von Aerobic bis Volleyball - ausgeübt. Auch hier ein Blick in die Statistik: Seit März des vergangenen Jahres kamen mehr als 4000 Sportbegeisterte zu 17 Wettkämpfen, an denen über 2300 Sportler teilnahmen. Das besondere: Dem Turnverein Kalbach, dessen Klubraum sich auch neuerdings in der Mehrzweckhalle befindet, ist die Halle werktags zugeteilt worden. Eine entsprechende Vereinbarung trafen die Kalbacher mit der Stadt. Die Wochenendtermine verteilt die Sportstätten-Kommission in Zusammenarbeit mit dem Sport- und Badeamt. In der benachbarten Tennishalle und auf den vier Freiplätzen jagten dem Filzball im ersten Jahr unzählige Spieler hinterher. Es sind nur noch wenige Termine zu haben. Tennisplätze können unter der Telefonnummer 50 32 88 gebucht werden.
Carola Steber, die persönliche Referentin von Sportdezernentin Sylvia Schenk, meinte auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau: "Sportlich hat sich das Zentrum rentiert." Leider lägen bisher noch keine Zahlen über die Kosten des ersten Jahres vor. Carola Steber geht nicht davon aus, daß mit einer solchen Analyse vor April zu rechnen ist. *ara
FRANKFURT A. M. Funksprechgeräte sind die ständigen Begleiter des Hallenleiters Edgar Laupus vom Sport- und Freizeitzentrum Kalbach und seiner sechs Kollegen. Ohne das Walkie-talkie wäre eine Koordination der Arbeit auf dem Gelände mit einer Tennishalle, vier Außenplätzen, einer Dreifeld-Mehrzweckhalle, mehreren Funktionsräumen und der wohl modernsten Leichtathletikhalle Deutschlands nicht möglich.
Der Breiten- und Leistungssport teilt sich an sieben Tagen der Woche von 6.30 Uhr bis 23.30 Uhr die Trainingsstätte im nördlichen Stadtteil. Aber das 68-Millionen-Mark-Projekt - etwa acht Millionen hat das Bundesinnenministerium, etwa 300 000 Mark das Hessische Ministerium für Wirtschaft und Technik dazugegeben - war auch schon Ort von unzähligen großen und kleinen Sportfesten. Ein Blick in die Statistik verdeutlicht: In der Leichtathletikhalle besuchten an die 6000 Zuschauer neun Sportfeste mit etwa 4000 Athleten.
Den Auftakt machte, nach vier Jahren Bauzeit, bei der Eröffnung im Februar vergangenen Jahres ein Junioren-Länderkampf zwischen der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) und Deutschland. Außerdem wurden in der 56 mal 135 Meter großen Halle noch zwei Sportfeste der Leistungsgemeinschaft (LG) und Anfang Januar die Hessischen Hallenmeisterschaften ausgetragen, um nur einige sportliche Ereignisse zu nennen. Für Wettbewerbe und Training stehen den derzeit 16 Vereinen und den Kaderathleten (das Zentrum ist auch Olympiastützpunkt des Deutschen Leichtathletik-Verbandes) eine 200-Meter-Laufbahn, Sprintgeraden von 60, 100 und 130 Metern sowie Weitsprung- Dreisprung- und zwei Hochsprunganlagen zur Verfügung.
Im "Käfig", einer Trainingsanlage, die durch ein Netz abgeschirmt wird, gibt es noch einen Kugelstoß- und einen Diskuswurfkreis sowie eine Speerwurfanlage, damit die Werfer auch im Winter nicht aus der Übung kommen.
Einziges Problem: Die Halle bietet nur 1000 Zuschauern Platz. "Selbst mit den Teleskoptribünen können nur 4500 Zuschauer die Wettkämpfe besuchen", erklärte Laupus. Das sei für Großereignisse zuwenig. Die wenige Meter entfernte Mehrzweckhalle faßt höchstens 500 Besucher.
Doch die ist ohnehin für den Breitensport gedacht. Derzeit werden dort 19 Sportarten - von Aerobic bis Volleyball - ausgeübt. Auch hier ein Blick in die Statistik: Seit März vergangenen Jahres kamen über 4000 Sportbegeisterte zu 17 Wettkämpfen, an denen über 2300 Sportler teilnahmen. Das besondere: Dem Turnverein Kalbach, dessen Klubraum sich auch neuerdings in der Mehrzweckhalle befindet, ist die Halle werktags zugeteilt worden. Die entsprechende Vereinbarung trafen die Kalbacher mit der Stadt. Die Wochenendtermine verteilt die Sportstätten-Kommission in Zusammenarbeit mit dem Sport- und Badeamt.
In der benachbarten Tennishalle und auf den vier Freiplätzen jagten dem Filzball im ersten Jahr unzählige Spieler hinterher. Es sind nur noch wenige Termine zu haben. Tennisplätze können unter der Telefonnummer 50 32 88 gebucht werden. Carola Steber, persönliche Referentin von Sportdezernentin Sylvia Schenk, meinte auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau: "Sportlich hat sich das Zentrum rentiert." Leider lägen bisher noch keine Zahlen über die Kosten des ersten Jahres vor. Steber: "Damit ist frühestens im April zu rechnen." *ara
FRANKFURT A. M. Eine spontane Stadtrundfahrt statt verbummelter Wartezeit am Flughafen? Sightseeing nach Messeschluß, um Mitternacht oder schon morgens vor dem Frühstück? Frankfurts Sehenswürdigkeiten werden auch zu ausgefallenen Zeiten angesteuert, denn geprüfte "Taxi-Fremdenführer" richten sich ganz nach dem persönlichen Fahrplan ihre Gäste.
Vor fünf Jahren starteten die Taxi- Union und das Frankfurter Verkehrsamt ein in der Bundesrepublik einzigarti- ges Ausbildungsprojekt: Inzwischen haben schon mehr als 50 Fahrerinnen und Fahrer die Schulbank gedrückt und die begehrte Fremdenführer-Lizenz erworben. Mit einem neuen Prospekt und interessanten Provisionen für die Touristik-Branche will die Berufsvereinigung jetzt noch offensiver für das Angebot werben.
Zum Pauschaltarif von 140 Mark können bis zu vier Fahrgäste für die Dauer von viereinhalb Stunden einen motorisierten Reiseführer engagieren. Auf Wunsch vermitteln die Frankfurter Funktaxi-Zentralen - ohne Aufpreis - auch Fahrer mit fremdsprachlicher Zusatzprüfung für die maßgeschneiderte Stadtrundfahrt. Englisch, Französich, Spanisch und auch Italienisch finden sich im Angebot. Bevor aber die Taxi-Fremdenführer auswärtige Gäste durch den Kaisersaal und das Goethehaus geleiten dürfen, werden sie in zweimonatigen Kursen von Fremdenverkehrs-Fachleuten auf ihre Aufgabe vorbereitet. Rita Frankenbach, die seit fünf Jahren als studentische Taxifahrerin arbeitet, lernte dabei nicht nur Lektionen über "das sündige Frankfurt", über Baustile oder jüdisches Leben in Frankfurt, "ich habe auch mehrere Bände Goethe gelesen". Dichtung und Wahrheit seien wegen der lokalen Bezüge Pflichtlektüre, erinnert sich die 38jährige Wahl- Frankfurterin an die Prüfungsvorbereitungen. Dieses breite Hintergrundwissen zur Stadtgeschichte und -kultur, an dem etliche Prüflinge scheitern, kommt den Fahrgästen zugute: Die Taxi-Fremdenführer klammern sich nicht an Standard- Vorträge und kennen auch verborgene Sehenswürdigkeiten abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Sie beantworten Fragen zu Häuserkampf, Börneplatz- Konflikt oder Nitribitt-Affäre ebenso sachkundig wie über die Ausgrabungen aus der Karolingerzeit. Für einen bayerischen Liebhaber des berühmten "Frankfurter Schranks" stellt Rita Frankenbach spontan eine Tour zu antiken Möbelsammlungen zusammen.
Michael Linke, der Initiator des Projekts, sieht neben den flexiblen Fahrtrouten noch ein zweites Plus gegenüber konventionellen Sightseeingtouren: "Im Unterschied zum Bus läuft das Ganze als Dialog ab. Dadurch gleicht keine Fahrt der anderen." So ergäben sich auch für ihn dannn und wann "aufregende Gespräche", die manchmal bei einem Glas Apfelwein oder beim Mittagessen weitergeführt würden.
Nachdem sich anfangs fast nur studentische Aushilfsfahrerinnen und -fahrer zum Taxi-Fremdenführer ausbilden ließen, sind im derzeitigen Kurs erstmals die Berufsfahrer in der Überzahl. Die Fremdenführer-Plakette für die Windschutzscheibe ist für sie nicht der einzige Anreiz. "Man sieht die eigene Stadt mit neuen Augen", sagt Rita Frankenbach, "Taxifahren wird weniger langweilig."
Auskünfte erteilt die Taxi-Union Frankfurt unter Telefon 25 28 30. pia
Die Ruppertschen Töpfereien in Marjoß halten die Tradition hoch und können über Nachfrage nicht klagen Dippe ganz nach alter Väter Sitte
Nur zum Brennen wird moderne Technik verwandt / Ton aus der eigenen Grube Von Katja Schoßer
Das wohl bedeutendste Töpferdorf dürfte jedoch Marjoß sein. Immerhin stammt dort der erste urkundliche Beleg für das Handwerk aus dem Jahr 1391. Und während andernorts die Ulner längst nur noch in den Geschichtsbüchern zu finden sind, drehen sich in dem kleinen Stadtteil Steinaus nach wie vor die Töpferscheiben - in zwei Werkstätten, die beide den Namen Ruppert führen. In der Bauerntöpferei von Ludwig Ruppert, die inzwischen sein Schwiegersohn Bernhard Breitenberger übernommen hat, wird so noch heute ein Stück Kulturgeschichte lebendig.
Die abseits der Hauptstraße gelegene Töpferei arbeitet nicht nur nach den althergebrachten Methoden, sie nutzt auch weiterhin die traditionellen Formen und Muster. Sogar den Ton beziehen die beiden Marjosser auf die gleiche Weise wie ihre Ahnen: "Wir graben unser Material nach wie vor selbst in einer Grube oben auf der Bellingser Höhe." Auch wenn das Schwerstarbeit heißt, muß zumindest Mühsames Handwerk seit Generationen nicht mehr wie früher mit der Hand gehackt werden. Heute erledigt das ein Bagger und in der Scheune lagern Vorräte für gleich mehrere Jahre.
Das schöne, aber mühsame Handwerk gehört in der Familie Ludwig Rupperts seit Generationen zum Alltag, "auch mein Großvater und mein Vater haben's betrieben". Wer das weiße Häuschen mit der Werkstatt betritt, fühlt sich fast wie ein Zeitreisender. Wie anno dazumal sitzen die beiden Töpfer auf einfachen Brettern vor ihren Scheiben, dazwischen drängen sich tonverkrustete Arbeitstische, die Tonmühle und ein Faß mit "Klößen", wie der bereits portionierte Ton genannt wird. Unter dem Dach hängen Trockenregale voller Brettern mit bereits geformten "Dippe". Nur das frühere Herzstück der Werkstatt, der alte Holzbrennofen, ist nicht mehr in Betrieb.
Erstens sei es ein "riesengroßer Aufwand", wie Breitenberger schildert, den Ziegelofen zu bestücken, zweitens muß er 32 Stunden lang ununterbrochen bewacht werden. So lange dauert ein Brand. Die laufende Produktion bewältigt der 39jährige lieber mit den modernen Elektroöfen. Dort läßt sich die Temperatur aufs Grad genau regulieren, und dank der größeren Hitze werden Becher, Teller, Krüge und Kannen sogar spülmaschinenfest.
Über mangelnde Aufträge kann Bernhard Breitenberger nicht klagen. Obwohl die Bauerntöpferei nur vor Ort verkauft, "können wir uns vor Aufträgen nicht retten". Käufer ("meist Stammkunden") kommen nicht nur aus der Region, sondern zum Teil sogar aus dem Ausland.
Wer neben dem vorrätigen Gebrauchsgeschirr eine Sonderanfertigung wünscht, muß eben einige Zeit warten. Kein Wunder, wenn man bedenkt, daß die einzelnen Arbeitsgänge selbst bei einer einfachen Schüssel mehrere Wochen in Anspruch nehmen. So lange dauert es, bis das geformte Stück getrocknet, bemalt, glasiert und schließlich gebrannt ist.
Bernhard Breitenberger, eigentlich gelernter Maschinenschlosser, hat das Handwerk von der Pike auf gelernt Handwerk von der Pike auf gelernt - von seinem Schwiegervater, der wiederum bei seinem Vater in die Lehre ging. "Nach 14 Jahren Töpfern war der Meister für den Bernhard eine Kleinigkeit", schmunzelt Ludwig Ruppert. Doch auch wenn der Junge viel vom reichen Wissen des Älteren profitieren kann - ein gerüttelt Maß an Begabung erfordert das Kunsthandwerk allemal. Das wird deutlich, wenn man den beiden beim Drehen zuschaut. Ihre Geschicklichkeit verblüfft den Laien, der fasziniert beobachtet, wie ein plumper Klumpen innerhalb weniger Minuten Gestalt annimmt.
Reizvoll an der Marjosser Töpferei sind nicht nur die Farben und Formen, dank derer ein einfacher Milchtopf zum Schmuckstück wird. Eine einmalige Spezialität waren und sind die großen Schraubtöpfe mit eingebranntem Gewinde im Deckel. Diese Stücke fassen bis zum 20 Liter. Damit brachten die Marjosser früher nicht nur das Mittagessen aufs Feld. Die einfachere Ausführung, "Pullinsel" genannt, wurde auch oft genutzt, um die Jauche auf den Akker zu transportieren. Solches haben die Käufer der schönen Schraubtöpfe von heute nicht im Sinn. Das Gewinde wird mittlerweile auch nicht mehr mit einem Holzspatel geschnitten, sondern mit einer Metallform.
Der Ton, den die Töpferei in der eigenen Grube gewinnt, ist gelb. Rotes Material entsteht durch eine Mischung aus Der Ton kommt aus der eigenen Grube dem Bellingser Ton und rotem aus einer Ratzeroder Grube. Andere Farben werden durch Oxyde gebildet. Angst vor bleihaltigen Glasuren oder anderen gesundheitsschädlichen Materialien müssen die Benutzer der Marjosser Keramik nicht zu haben: "Durch die hohen Temperaturen beim Brennen ist die Glasur kratzfest, außerdem werden wir wie jede andere Töpferei regelmäßig kontrolliert."
Während die Ulner früher auf übers Land ziehende "Döppehändler" angewiesen waren und weitgehend vom "Fuggeln" (Ware gegen Ware) lebten, läuft das Geschäft bei Rupperts gut. Die Gebrauchskeramik zu zivilen Preisen geht "weg wie nix", zudem stellt die Bauerntöpferei viele Sonderanfertigungen her, auch Repliken historischer Gefäße.
Früher sah das ganz anders aus, wie ein Schlüchterner Lehrer errechnet hat: "Der Ertrag eines Brandes, für den 35 Arbeitstage gerechnet wurden, war 180 Mark. Davon gingen 85 Mark ab für Ton, Glasur, Holz, Beleuchtung. Bei einem Ertrag von 95 Mark belief sich also der Nettoverdienst pro Tag bei zehnstündiger Arbeitszeit auf 2,70 Mark."
OBERURSEL. Die Haus- und Straßensammlung vom 2. März bis 4. April des Hessischen Jugendrings steht unter dem Motto "Für eine aktive Jugendarbeit". Sie soll den Jugendorganisationen und -gruppen die Möglichkeit geben, ihre Vereinskassen aufzubessern. Sie dürfen 50 Prozent des Sammelerlöses einbehalten.
20 Prozent erhält das Kreisjugendamt für die Jugendpflege und jeweils zehn Prozent gehen an einen gemeinnützigen Zweck, werden in außerschulische Jugendbildung und für die Vorbereitung der Sammelwoche investiert. Nähere Informationen beim Kulturamt, Tel. 50 24 67. ki
FRANKFURT-NORDWEST. Der König hat kaum noch eine Chance zu flüchten. Das Pferd sitzt ihm im Nacken. "Wenn du jetzt noch die Dame richtig setzt, hast du ihn", erklärt Hubert Besser seinem Schützling.
Es ist Dienstag nachmittag, vier Uhr. Trainingszeit für den Nachwuchs der Schachgemeinschaft (SG) Nordwest Frankfurt. Die Bretter sind aufgebaut. Hier und da werden bereits Figuren über das Brett geschoben. Hubert Besser wartet noch auf einige Nachzügler, dann kann die Lektion beginnen.
Seit der Gründung des Vereins im Jahr 1965 steht er an der Spitze des kleinen Schachclubs. Schon immer hat der pensionierte Lehrer die Jugendarbeit besonders gefördert. Etwa 30 Kinder und Jugendliche weiht er zur Zeit in zwei getrennten Altersgruppen in die Geheimnisse des strategischen Spiels ein. "Ich beobachte mit viel Freude, wie die jungen Leute anfangen, das Schachspiel kennenzulernen."
Schon vor 27 Jahren kümmerte sich Hubert Besser um die Vereinsarbeit - damals noch bei "Königsspringer Frankfurt", einem berühmten Club, der mittlerweile aufgelöst ist. Als ihn dort einige Bekannte ansprachen, half er beim Aufbau eines Schachvereins in der neu entstehenden Nordweststadt. "Um richtig Reklame zu machen, fuhr einer meiner Bekannten tagsüber mit dem Auto durch die Nordweststadt und verteilte Zettel.
Das wäre heute nicht mehr denkbar", erinnert sich Hubert Besser. Auch Mundpropaganda trug ihren Teil zum Gelingen des Projekts bei, und bald herrschte reger Spielbetrieb im Vereinslokal.
Heute hat sich die Mitgliederzahl bei 70 eingependelt. Die Beiträge sind gestaffelt: Erwachsene zahlen sechs, Rentner fünf, Studenten drei und Schüler eine Mark monatlich in die Vereinskasse. Das reicht aber nicht, um die Ausgaben zu decken. Die Miete für das Spiellokal im Bürgerhaus Nordweststadt muß aufgebracht werden, auch neues Material wie Schachuhren, Bücher und Figuren wird benötigt. Außerdem sind Beiträge an den hessischen Landessportbund zu entrichten, dem die SG Nordwest beigetreten ist. Ohne finanzielle Unterstützung wäre das nicht machbar. Die erhält der Club vom Sport- und Badeamt der Stadt Frankfurt, zu dem Hubert Besser gute Kontakte hat: "Man kennt halt die Leute, wenn man so lange dabei ist."
Ärgerlich wird der Siebzigjährige, wenn er nach dem Engagement anderer im Verein gefragt wird. "Die Mitglieder wollen nur die Vorteile genießen. Spielen - und das war's. Von Jugendarbeit will keiner was wissen." Damit auch die Erwachsenen ihre Spielstärke weiter ausbauen können, hat er das "Demonstrationsbrett" eingeführt. Jeden Dienstag erklärt ein Referent anhand eines überdimensionalen Schachfeldes Probleme der Endspielführung oder der Eröffnung. Besonders die Mannschaftspieler zeigen reges Interesse an den komplizierten Stellungen. Dabei entbrennen ein ums andere Mal heftige Diskussionen über die richtige Variante.
Die SG hat in dieser Saison zwei Teams in den Wettkampf geschickt. Eine Mannschaft spielt in der Kreisklasse, das andere Team in der Bezirksklasse. "Wer Interesse daran hat, mitzudiskutieren, ist herzlich willkommen", sagt Hubert Besser. Die Schachfreunde treffen sich dienstags von 19.15 bis 23 Uhr im Bürgerhaus im Nordwestzentrum (Walter-Möller-Platz). Notorische Raucher seien allerdings gewarnt: Im Spiellokal haben sich die Nichtraucher durchgesetzt. Dort rauchen jetzt nur noch die Köpfe. *dil
NIEDERURSEL. Der Fußgängerweg im Karl-Kautsky-Weg vor den Häusern mit den Nummern 32 bis 42 kann nur provisorisch ausgebessert werden. Das geht aus einem Bericht des Magistrats an den Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel und Nordweststadt) hervor. Der Grund: Derzeit stünden im Haushalt der Stadt Frankfurt keine Mittel für eine Gesamterneuerung bereit.
Der Ortsbeirat hatte eigentlich gefordert, den Gehweg mit Verbundpflaster neu zu gestalten und die bei Leitungsverlegearbeiten entfernten Steinplatten zu ersetzen.
Jetzt werden lediglich die fehlenden Platten eingefügt, damit der Gehweg wieder sicher wird.
Die restlichen Vorhaben sollen im Rahmen des nächsten Bauprogrammes realisiert werden. jot
Wer käme für Sie als Koalitionspartner in Frage?
SPD Niemand. Unser politisches Ziel ist die Erringung der absoluten Mehrheit. Muß man eine Koalition eingehen, kann der Wähler, die Wählerin nie abschätzen, wer was bestimmt. Damit werden Entscheidungen undurchsichtig und im Koalitions-Proporz-Gerangel wird oft vom kleineren Partner versucht, die eigene Klientel zu befriedigen, ohne das Gesamtwohl der Stadt im Auge zu haben.
CDU Unser Bestreben ist, wir wollen die absolute Mehrheit haben. Nur dann können wir unser Programm durchsetzen. Sollten wir sie nicht bekommen, überlegen wir nach dem 7. März, was zu tun ist.
Grüne Nach dem Asylkompromiß in Bonn sind die Unterschiede zwischen den Großparteien kaum noch zu erkennen. Wir werden mit allen Großparteien sprechen nach der Wahl, wir schließen keine Kombination aus.
Bürger für Mühlheim: Wir schließen eine Zusammenarbeit mit keiner demokratischen Partei von vorneherein aus.
Was sind für Sie die zwei dringlichsten Aufgaben in der nächsten Legislaturperiode?
SPD Der Wohnungsbau mit dem Schwerpunkt sozialer Wohnungsbau, der Ausbau der Kinderbetreuung und der Umweltschutz.
CDU Die Schaffung von Kita- Plätzen, der Wohnungsbau auch schon mit Blick auf das Augenwaldgebiet und die Lösung der Verkehrsprobleme.Grüne Eine grundlegende Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Der Bau von Sozialwohnungen für die 400 Leute, die in Mühlheim Sozialwohnungen suchen, und ein ausreichendes Angebot von Kitaplätzen für alle Kinder ab drei Jahren.
BONAMES. Die zwei Sitzbänke, die in der Georg-Enz-Allee, einem asphaltierten Seitenweg der Straße "Am Burghof", während der im letzten Sommer durchgeführten Tiefbauarbeiten entfernt worden waren, sollen wieder aufgestellt werden.
Der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) beauftragte die Stadtbezirksvorsteherin, sich darum zu kümmern, um dieses Anliegen möglichst schnell zu realisieren. Die Sitzbänke waren im vergangenen Jahr auf Anregung des Gremiums aufgestellt worden, da sich Spaziergänger dort vor allem im Frühjahr und Herbst wegen der sonnigen und windgeschützten Lage gerne ausruhen. Nach dem Willen des Ortsbeirates soll an dem parallel zum "Unteren Kalbacher Weg" verlaufenden Wanderpfad eine weitere Bank aufgestellt werden. jot
Was ist für Sie das alles überragende Wahlkampfthema?
SPD Das Thema Wohnungsbau und Stadtentwicklung.
CDU Generalthema ist der Verkehr, damit hängen Umweltschutz und Wohnqualität zusammen.
Grüne Eine Stadtbuslinie - der öffentliche Nahverkehr.
Bürger für Mühlheim: Die Parteien- und Politikverdrossenheit, die Wahlmüdigkeit. Kommunalpolitik muß transparenter werden.
Ira Spieker Im Mittelpunkt: Religion Zum Thema Mädchenerziehung im 19. Jahrhundert
Die "höhere Tochter", die über alles reden kann, aber nichts richtig versteht, ist ein gängiges Bild aus dem bürgerlichen Leben des 19. Jahrhunderts. So war die damalige Schulbildung auch keineswegs darauf angelegt, Intelligenz, Wissen und analytisches Denken der Mädchen zu fördern: Bildung meinte vielmehr die Formung von Herz, Moral und Verstand gleichermaßen. Ein Mädchen sollte zielgerichtet auf den späteren "Beruf", die Bestimmung zur Gattin, Hausfrau und Mutter vorbereitet und hingeleitet werden. Wichtiger als das, was eine "höhere Tochter" lernte, scheint häufig gewesen zu sein, was man ihr an Wissen vorzuenthalten suchte, um sie mit ihrer späteren Rolle nicht unzufrieden werden zu lassen. Mit Nachdruck forderten zeitgenössische Pädagogen, kirchliche und staatliche Obrigkeiten und Familienoberhäupter daher die zweckbestimmte Schulbildung, die die Frauen lediglich in die Lage versetzen sollte, ihren Haushalt geschickt zu führen, die Kinder gut zu erziehen und den Ehemann angenehm und angemessen zu unterhalten.
Die folgende Aussage stammt von einem Mädchenschulleiter aus dem Jahr 1829: "Der Zweck der Lehranstalt besteht darin, ihren Zöglingen eine gründliche Vorbereitung für das ed'lere häusliche und gesellige Leben des weiblichen Geschlechtes durch Wissenschaft und weibliche Kunstfertigkeit zu geben, so weit das künftige Verhältnis einer verständigen und sittlich gebildeten Gattin, Mutter und Hausfrau es fordert, und soviel davon mit weiblicher Natur und weiblichem Berufe verträglich ist".
Die Betrachtung von zeitgenössischen Lehrplänen zeigt, daß die Unterrichtsinhalte in den Mädchenschulen des 19. Jahrhunderts stark eingeschränkt waren. Neben den Kenntnissen, die unmittelbar im täglichen Leben benötigt wurden, stützte sich das Konzept der Töchterschule hauptsächlich auf den Religions- und Handarbeitsunterricht, die den gesamten Unterricht entscheidend beeinflußten. So äußerte sich ein Töchterschulpädagoge über den Stellenwert des Religionsunterrichts im Jahr 1840:
"Doch ist die Religion der Mittelpunkt des ganzen weiblichen Lebens, (...) so muß auch die Religion der Mittelpunkt allen Unterrichts sein und jeden Gegenstand durchdringen. Man möchte fast sagen können: ein unterscheidendes Merkmal der Mädchenschule sei, daß, während der Knabe zugleich in die Wissenschaft an sich, das Mädchen in jeder Wissenschaft nur in seine Religion tiefer hineingeführt werden soll".
Die praktische Umsetzung dieser Maxime geschah neben den Fächern Religion und Sittenlehre hauptsächlich im Schreib- und Leseunterricht, der fast immer den Katechismus als Grundlage hatte. Aber auch die Gesangsstunden mit ihren einzuübenden Chorälen und nicht zuletzt die vermeintlich naturwissenschaftlichen Fächer wie Naturlehre und -geschichte sollten in erster Linie dazu dienen, die "Wunder der Erden", das heißt, die Allmacht ihres Schöpfers, zu vergegenwärtigen. So gab es Physikbücher, die jedem Sachabschnitt einen moralischen Leitsatz voranstellten. Das ironische Fazit, das Gertrud Bäumer nach umfangreicher Analyse von Mädchenschulprogrammen im Handbuch der Frauenbewegung von 1902 zog, aller Unterricht sei offenbar in die Kategorien mittelbarer beziehungsweise unmittelbarer Religionsunterricht einzuteilen, entsprach also durchaus der schulischen Realität. Einen ähnlichen Schwerpunkt bei der Einübung des bürgerlichen Frauenideals bildete der Handarbeitsunterricht. Die ständige Gewöhnung kleiner Mädchen seit frühester Kindheit an unentwegte Beschäftigung einerseits und an Stillsitzen andererseits trug eminent zu ihrer Disziplinierung bei. Eine derartig restriktive Erziehung von klein auf, die den Körper gleichmäßigen, ständig sich wiederholenden Handgriffen unterwarf, lenkte den Bewegungsdrang von Mädchen in "geregelte" Bahnen. Das mit einer Handarbeit beschäftigte Mädchen entsprach dem idealisierten Bild der sittsamen Bürgersfrau eher als das Bild eines Mädchens, das an den "ungezügelten" Spielen der Brüder teilnahm. Das Resultat dieser monotonen Arbeitstechniken sollte der Vorbereitung auf das stille häusliche Leben und der Aneignung von dafür erforderlichen Tugenden wie Langmut, Opferbereitschaft und Hingabe dienen. Hinter der ständigen Beschäftigung mit Handarbeiten stand der Gedanke, daß äußere Disziplinierung über kurz oder lang nicht nur eine zeitweilige Verhaltensänderung, sondern regelrecht einen tiefgreifenden Bewußtseinswandel bewirken könne. Ein disziplinierter Körper galt als Voraussetzung, um Geist und Phantasie beherrschen und kontrollieren zu können. Der Handarbeitsunterricht nahm nicht nur stundenmäßig etwa ein Viertel des Unterrichts an Töchterschulen in Anspruch; auch in den anderen Fächern wurde während des regulären Unterrichts gestrickt oder gestickt. Bei den kleinen unprofessionellen Privatinstituten machten Handarbeits-, Religions- und Leseunterricht sogar den kompletten Umfang des Stundenplans aus. Aber auch im häuslichen Leben wurde die Lektüre eines Buches oftmals nur dann geduldet, wenn sie von einer Handarbeit begleitet wurde.
Die Lehrkräfte, die an einer Mädchenschule unterrichteten, hatten die unterschiedlichsten Qualifikationen und Ausbildungsgänge vorzuweisen. Generell versprach das uneineinheitlich geregelte Mädchenschulwesen ein weitaus geringeres Gehalt und Sozialprestige für einen Lehrer, als eine Anstellung an einer öffentlichen Knabenschule. Daher fanden auch häufig Personen ohne jegliche fachliche Schulung und von zweifelhafter Herkunft eine Verdienstmöglichkeit. Da der Ausbau des Mädchenschulwesens, anders als die Knabenerziehung, nicht durch ökonomische Interessen, durch die Vorbereitung auf eine spätere Berufstätigkeit motiviert wurde, war auch seine Wertschätzung entsprechend geringer. Ein im Handbuch der Frauenbewegung zitierter Töchterschulpädagoge gibt einen krassen Einblick in die Situation der Mädchenschulen:
"Während es in den (preußischen) Regierungskreisen hieß, die Lehrerschaft der höheren Mädchenschulen sei nicht gleichwertig mit den Lehrkollegien an den höheren Knabenschulen, fühlten wir bei jeder Vakanz, daß die Wahl geeigneter Lehrer durch den Mangel einer angemessenen Stellung unserer Schulen in dem großen Schulorganismus im höchsten Grade erschwert wurde. Als nun gar die Zeit des Lehrermangels von 1866-73 dazu kam, da meldeten sich an höheren Mädchenschulen Bewerber der zweifelhaftesten Art. Man errötete beim Lesen der Zeugnisse, daß solche Leute sich für gut genug hielten, um Mädchen zu unterrichten. Dabei fanden diese schiffbrüchigen Existenzen bisweilen noch die Empfehlung von Männern, deren damit ausgesprochene Mißachtung der höheren Mädchenschule noch schmerzhafter war."
IRA SPIEKER Literatur zum Thema: Ira Spieker "Bürgerliche Mädchen im 19. Jahrhundert". Erziehung und Bildung in Göttingen 1806-1866. Verlag Volker Schmerse, Wendenstraße 5 b, 3400 Göttingen. Preis: 10,- DM.
Eine Delegation von Nobelpreisträgern wird in dieser Woche in der thailändischen Hauptstadt eintreffen, um die Freilassung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in Birma zu verlangen. Prominentestes Mitglied ist der Dalai Lama, das Oberhaupt der buddistischen Tibeter. Die Junta in Birmas Hauptstadt Rangun hat bereits wissen lassen, daß sie der Delegation die Einreise verweigern wird. Sie wird sich nun im Grenzbereich zwischen Thailand und Birma mit einem Besuch bei Flüchtlingen becheiden müssen. Rangun wirft der Regierung in Bangkok vor, sich mit der Visaerteilung in die innenpolitischen Angelegenheiten Birmas einzumischen.
Um die steht es nicht zum Besten. Zwei Tage dauerte die nationale Versammlung zur Vorbereitung einer neuen Verfassung, da wurden die 699 Delegierten schon wieder nach Hause geschickt. "Es bestehe keine Eile", erklärte der Versammlungsleiter, Generalmajor Myo Nyunt, Mitglied des Staatsrats für die Wiederherstellung von Gesetz und Ordnung (SLORC), der Militärjunta, die seit dem Herbst 1988 den südostasiatischen Staat regiert. Anfang Februar wurde dann dervon den Militärs handverlesene Verfassungskongreß wieder einberufen.
Mit diesem Schritt reagierte SLORC auf den Aufruf der UN-Vollversammlung vom Dezember vorigen Jahres, die politische Verantwortung in Birma auf ein demokratisch gewähltes Parlament zu übertragen. Bereits im vergangenen Jahr erneuerte SLORC die Mitgliedschaft Birmas im Bündnis der Blockfreien und unterzeichnete die Genfer Konvention von 1949, die ein Minimum an Verhaltensnormen in bewaffneten Auseinandersetzungen regeln. Die Militärs ließen 1200 politische Gefangene frei und erklärten, daß Birma sich auf dem Wege zur Demokratisierung befände.
Doch Zali Maw, der Präsident der "Allianz für demokratische Solidarität" - einer Exilbewegung von birmanischen Dissidenten -, ist nicht der einzige, der diese demonstrativen Reformansätze für eine politische Farce hält. Westliche Diplomaten in Rangun, der birmanischen Hauptstadt, sehen "nicht den geringsten Ansatz für einen Machtverzicht der Militärs". Vielmehr bemühe sich die Junta "hinter einer Nebelwand scheinbarer Liberalisierungen um eine internationale Legitimation ihrer absoluten Macht".
Der verfassungsgebende Kongreß wird keinesfalls eine neue Verfassung ausarbeiten. Er wird lediglich Rahmenbedingungen schaffen, an der sich eine später einzuberufende Verfassungskonferenz orientieren soll. Daß die Delegierten nicht die Freiheit haben, das zukünftige Wohl Birmas unbeeinflußt zu bestimmen, machte der Konferenzleiter, Generalmajor Myo Nyunt, schon am Eröffnungstag am 9. Januar deutlich. Die dominante politische Rolle der Tatmadaw, der birmanischen Streitkräfte, müsse in der Verfassung festgeschrieben werden.
Nyunt warnte die Delegierten aus allen Schichten der Gesellschaft vor allzu großem demokratischen Enthusiasmus. Ihre Beiträge hätten konstruktiv zu sein, für kritische Äußerungen gebe es keine Immunität. Das potentielle kritische Element beschränkt sich ohnehin auf ein Minimum. Unter den 699 Delegierten befinden sich lediglich eine Handvoll Abgeordnete jenes Parlaments, das 1990 gewählt, dann aber von SLORC an die Luft gesetzt worden war.
Erst in die abschließende verfassungsgebende Versammlung sollen die Abgeordneten der Wahlen von 1990 berufen werden. Doch von den 485 gewählten Volksvertretern sind 40 inhaftiert, zusammen mit weiteren 1500 politischen Häftlingen, die SLORC als Bedrohung für die Nation betrachtet und darum nicht auf freien Fuß setzen wird. Mehr als hundert Abgeordnete wurden von der Junta mit vorgeschobenen Anklagen disqualifiziert. Von den 235 politischen Parteien, die 1990 an den Wahlen teilnahmen, sind nur noch 29 registriert. Birmas Außenminister U Ohn Gyaw ließ die Vereinten Nationen wissen, daß eine Beteiligung der Wahlsiegerin von 1990, Aung San Suu Kyi, an der zukünftigen Politik Birmas "auf keinen Fall in Frage kommt". Die Friedensnobelpreisträgerin lebt seit dreieinhalb Jahren in Rangun unter Hausarrest.
Angesichts der zahlreichen Hürden, die die Junta vor die Verabschiedung einer neuen Verfassung gesetzt hat, sind politische Beobachter der Ansicht, daß sich der verfassungsgebende Prozeß über zehn Jahre hinziehen könne. Inzwischen würden die Militärs ihre Machtposition ausbauen. Daß sich im Untergrund keine oppositionelle Bewegung formieren kann, gewährleistet die allgegenwärtige militärische Geheimpolizei.
Vor diesem Hintergrund ist ein Machtverzicht der Militärs zugunsten einer demokratischen Ordnung unvorstellbar. Um so stärker bemüht sich die Junta um internationale Anerkennung. Auch die Machthaber in Rangun wissen, daß ein Paria-Regime wie SLORC von den Nachbarn als Risikofaktor für den Frieden betrachtet wird. Vor allem die ASEAN, die Gemeinschaft der südostasiatischen Nationen, hat sich bislang internationalem Druck widersetzt, Rangun zu isolieren oder gar mit wirtschaftlichen Sanktionen zu bedrohen. Die südostasiatische Sechsergemeinschaft bietet der Junta vielmehr einen "konstruktiven Dialog" an, in der Hoffnung, Birma über einen längeren Zeitraum wieder in die respektierte Völkerfamilie aufnehmen zu können.
Die ASEAN winkt Birma längerfristig mit einer Aufnahme in die südostasiatische Gemeinscahft, doch muß die Junta vorher das ASEAN-Abkommen über Freundschaft und Zusammenarbeit unterzeichnen. Dies bereitet dem Generaldirektor der politischen Abteilung im Außenministerium von Rangun, Aye, Kopfzerbrechen. Birma ist auf internationale Zusammenarbeit angewiesen, um mit 30 Jahren Mißwirtschaft durch die Militärs aufzuräumen. Mehr als die Hälfte der 42 Millionen Birmanen lebt unter derart mißlichen Bedingungen, daß ihr Lebensstandard nicht einmal mehr mit dem internationalen Standard einer Armutsgrenze zu messen ist.
Trotz politischer Bedenken unterhalten darum Birmas Nachbarn wirtschaftliche Beziehungen zu dem Land. China ist zudem der wichtigste Waffenlieferant von SLORC. Thailand hat gerade die erste Überseebankfiliale in Rangun eröffnet. Die Asiatische Entwicklungsbank, die Weltbank und UN-Körperschaften denken über verstärkte Entwicklungshilfe für Rangun nach. Doch die potentiellen Geldgeber lassen durchblicken, daß sie politisches Wohlverhalten erwarten. Die ASEAN argumentiert, daß ihre Bereitschaft zur Kooperation liberalen Kräften in Birma eine Chance geben soll, sich zu entfalten.
Daß Rangun jedoch gar nicht daran denkt, sich von außen Ratschläge erteilen zu lassen, beweist eine jüngste Machtprobe innerhalb der Junta. Vier gegenüber dem Chef der Junta, Generalmajor Khin Nyunt, kritisch eingestellte Provinzkommandeure wurden in die Etappe versetzt und damit kaltgestellt. Und weiter geht es in den Militärgefängnissen mit Folter und Mord, mit der zwangsweisen Umsiedlung und Entwurzelung von mehr als einer Million Birmanen, mit der Vertreibung von ethnischen Minderheiten wie der islamischen Rohingya. Der stellvertretende Chef des militärischen Geheimdienstes, Oberstleutnant Kyaw Win, warnte denn auch davor, ausländische Hilfe an politische Forderungen zu knüpfen. "Wir haben jahrelang ohne fremde Hilfe überlebt und können dies noch viele Jahre mehr. Unsere Politik wird vom nationalen Interesse bestimmt und nicht von Außenseitern."
Was haben Mathieu Carrière, Jutta Ditfurth, Thomas Gottschalk, Peter Gauweiler und Gerda Hasselfeldt gemeinsam? Sie alle sind um die vierzig und haben sich mutig den Fragen von Peter Roos (Jahrgang 1950) gestellt. In langen Gesprächen hat er versucht, ein "Generationspanorama" zu entwerfen, den "Generationszusammenhang" derer zu finden, die in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts geboren wurden und heute so alt sind wie die "alte" Bundesrepublik. Es sind keine 68er und auch keine 78er, sondern Protagonisten einer Zwischengeneration, für die es bisher weder eine sozilogische noch eine politisch- kulturelle Bestimmung gab: Die, die zwischen allen Stühlen tanzen.
Der Autor bietet keine Theorie oder ein Modell und erzählt auch keine Geschichte. Er verläßt sich allein auf die Aura der "magischen Zahl": Vierzig Porträts mit 40jährigen, die von 4000 Seiten Gesprächstranskript auf gut 400 Buchseiten komprimiert wurden. "Dieses Buch ist Lebensaufgabe", annonciert Roos sein Projekt, mit dem er immerhin an eine persönliche Tradition anknüpfen kann. Im Jahr 1980 gab er einen Sammelband autobiographischer Bekenntnisse von Gleichaltrigen - Trau keinem über dreißig - heraus, die damals bereits, nach dem Ende der offziellen Pubertät, ihre zweite Adoleszenzkrise bewältigten.
Ein Jahrzehnt später erklärt Roos die Midlife-Crisis der heute Vierzigjährigen wagemutig zur "zweiten Pubertät" und verwirrt damit die soziologische Zählweise. Wie dereins die Identitätsfalle der Dauerjugendlichen in Frankfurt- Bockenheim und Berlin-Kreuzberg ist ihm die späte Krise der Spätentwickler freilich eine produktive Krise, "Voraussetzung für eine Leben, das nach 40 weitergeht" und unweigerlich auf die wüsten fünfziger zusteuert, denen man schon jetzt eine "dritte Pubertät" prophezeien darf, die eigentlicht die "vierte Pubertät" wäre. An die fünfte der grandiosen sechziger des "großen Bellheim" möchte man gar nicht denken. Fürwahr eine Lebensaufgabe.
Der Begriff der Generation hat sich längst von seiner Bedeutung im Sinne etwa der "skeptischen Generation" der deutschen Nachkriegszeit (Schelsky) gelöst. Inmer schneller folgen die politischen wie kulturellen Phasen aufeinander, und was zu Beginn des Jahrhunderts noch durch mindestens zwanzig Jahre getrennt war, jagt sich nun im Rhythmus von zehn oder fünf Jahren bis zur Unmöglichkeit, Generationsgrenzen überhaupt noch jenseits des puren Lebensalters zu bestimmen, der Tatsache also, daß Vierzigjährige ein Jahrzehnt mehr auf dem Buckel haben als Dreißigjährige.
Das wesentliche Kriterium des prekär gewordenen Generationsbegriffs ist das Ensembel jener Ereignisse, Ideen und Irrtümer, die charakteristische Spuren in der Geschichte und in den individuellen Biographen hinterlassen haben. Fünfundzwanzig Jahre nach 1968 sind die 68er zu einer historischen Generation geworden, die Geschichte gemacht hat, mit der sie bis heute untrennbar verbunden ist. Alle nachfolgenden Altersgruppen gerieten schon in den Strudel der von 1968 ausgelösten gesellschaftlichen und medialen Beschleunigung, eines stets irrealer werdenden Epigonentums und der ästhetisch definierten Opposition: Kinder von Woodstock, die keine sein wollten, Punks, die Hippies haßten, Software-Yuppies, die den Kapitalismus zu ihrem lifestyle erklärten, Greenpeace-warriors, die die Welt retten wollten, ohne je Marx, Marcuse oder Benjamin gelesen zu haben.
Peter Roos begegnet dem Problem der Hyperrealität mit einer konsequent narzißtischen Behauptung: Er selbst ist das gesamtideelle Subjekt, das sich stets in anderen wiederfindet. Gleich zweimal hat er sich dabei verliebt. Deshalb umrahmen Mathieu Carrière und Gertrud Bergkemper-Marks, Polizeipräsidentin von Leverkusen, das Buch. Auf den übrigen 330 Seiten tobt sich die ziellose, mäandernde Suada, die jedes Gespräch pseudoexistentialistisch aufzuladen versucht, ohne den Sog des konkreten Begehrens aus. Da implodieren die Allgemeinplätze eine pubertären Expressionismus, dem die Erregung über die Lebensaufgaben zum eigentlichen Gegenstand wurde. Die Dramaturgie kennt weder Distanz noch Ironie, nur Nähe oder Abwehr. Der riesige Wortschwall ermüdet nicht durch Wiederholungen, sondern durch die sich selbst zeugenden Dampfplauderei, die jeden halben Gedanken in ihrem Staccato molto espressivo erstickt. Diese Hardy- Krüger-Reiseprosa aus dem Gefühlsinneren simuliert eine analytische Genauigkeit, die nirgends erreicht wird.
Beschreiben kann Roos' Kindergeburtstagsprosa immer nur tief empfundene, überallhin projezierbare Allerweltsweisheiten. Ein Bild der Generation, das sich, wie chaotisch auch immer, zum Puzzle fügen würde, liefert sie nicht. Günther Krause, Mathias Wissmann, Heidi Schüller, Otto Kern und André Brie stehen fast beziehungslos nebeneinander - einzig der Fetisch der Zahl 40 verbindet ihre Porträts und die "Labialfalten", die immer tiefer werden.
Zwar lesen sich einige Passagen durchaus unterhaltsam, und Peter Roos hat Beobachtungs- und Erfindungtalent. Doch er ist unfähig, einen präzisen Zusammenhang zwischen Details und Begriffen, Personen und Geschichte zu formulieren. Dafür regiert todernster, leerer Schwulst: "Über was haben wir geredet? Über den Krieg. Über den Golfkrieg, den Nazikrieg, den 50er-Jahre-Krieg, den 68 er Krieg, den RAF-Krieg, den Karriere- Krieg, den Papierkrieg, wir haben geredet über Ruhm, Macht, Geld, Gewalt und über Männer; wir haben geredet über Frauen, über Frauen, über Frauen und über den Geschlechterkampf. Über uns." Stattdessen glaubt er Thomas Gottschalk aufs Wort: "Und wenn er, völlig unvermittelt sturzbachgleich, ja, gesteht: "Die Angst zu verhungern hat sich mit dem 40. gelegt!", dann bin ich - matt. Erst einmal matt. Und am Ende, aber glücklich: Was für ein Satz! Was für eine Wahrheit!"
Die unfreiwillige Komik hört auf, wenn Roos von der Kür zur Pflicht wechselt. Keine Angst vor großen Tieren. Aber vor den Juden. "Ich werde ängstlich, schuldbewußt, aggressiv und devot." Und frech. Selbst in der Holocaust-Biographie der Schriftstellerin Esther Dischereit, die sagt "Ich bin ungeboren in mir", will er sich noch selber finden. "Ich fühle mich überhaupt national: Aha - diese Biographie definiert dich! Ihr Leben ist auch meines . . . Und keiner, der uns tröstet." Rachel Salamander wird dann der Höhepunkt des Roos'schen Universums zuteil, in dem die eigene Borniertheit zum Maßstab der Dinge wird. Stolz wie ein Kind, das den Eltern ein Häufchen ins Töpfen legt, erzählt er ihr von seinem Antisemitismus, "vom leisen und lauten, vom bitteren und bösen, vom unbewußten und gezielten". Danach fühlt er sich erleichtert. "Irgend etwas habe ich dingfest gemacht, etwas voller Grauen." Eine Lebensaufgabe für Peter Roos. REIHARD MOHR
Peter Roos: Die wilden 40er. Porträt einer pubertären Generation. Econ-Verlag, Düsseldorf 1992, 419 Seiten, 39,80 DM.
Eine Million Jahresetat und mehr geschlossen als offen: Als jetzt das Jugendhaus Heideplatz wieder geschlossen werden sollte, haben eine Reihe der jugendlichen Benutzer ihren neugebauten Treffpunkt für besetzt erklärt. "Wir fordern Gerechtigkeit" stand auf den Flugblättern, auf denen sie den Beweis führen, daß sie das Gebäude seit Juni ganze 30 Tage nutzen konnten. Bei der Stadt hatten die Zuständigen auf diese Mitteilung am Nachmittag elektrisiert reagiert.
Kaum ein anderes Jugendhaus war so heiß ersehnt, wie das am Heideplatz, um das im Nordend seit 20 Jahren gerungen wurde. Als dann endlich Eröffnung sein konnte, war die Freude am Sechs-Millionen-Bau von kurzer Dauer: Das Parkett wölbte sich nach oben, weil Wasser unter dem Estrich stand, Kriechstrom breitete sich aus, Steckdosen waren ohne Strom, die Wandverkleidungen fielen ab. Im ersten Stock konnte man im Sommer vor Hitze, wie Betreuer konstatierten, "noch nicht einmal Farbe lagern".
Das nächste Problem war ein zwischenmenschliches: Das Team der Betreuer des Trägers "Evangelischer Verein für Jugendsozialarbeit" hat, so Jugendamtsleiter Mann, "eher in Kultur- und Bildungsangeboten gedacht". Ins Haus aber strömten die Probleme: Drogen, Gewalt, "ein rauher, aber herzlicher Umgangston". "Die haben Angst vor uns", faßte einer der Jugendlichen (türkischer, italienischer, jugoslawischer und auch deutscher Herkunft) am Abend zusammen. Sie pochen aber auf "feste und regelmäßige Öffnungszeiten" von 14 bis 20 Uhr, auch am Wochenende, auch in den Ferien. Die Sporthalle soll ebenso regelmäßig, der Fitneß-Raum überhaupt mal offen sein. Für einen Mädchentag, an dem sie draußen bleiben müssen, obwohl nur drei Mädchen kommen, haben die 14- bis 20jährigen Jung-Männer kein Verständnis. Immer wieder, beschrieb einer, besonders nach Auseinandersetzungen, hinge "am nächsten Tag ein Zettel an der Tür: Heute geschlossen". So werden auf den Flugblättern Sozialarbeiter gefordert, "die nicht dauernd krank machen".
Der Referent des Sozialdezernenten Martin Berg, Roland Frischkorn, schlug auf Anfrage vor, "ernsthaft darüber nachzudenken, ob das die Voraussetzungen waren, unter denen der Verein zum Träger geworden ist". Man habe das Haus schließlich für die Jugendlichen gebaut. "Es geht nicht an", sagte auch Jugendamtsleiter Mann, "daß die von uns so viel Geld bekommen, aber keine Leistung bringen." Mit dem Jahreswechsel sei "eine umfangreiche Öffnung" zugesagt gewesen. clau
HÖCHST. Sie ist eigentlich nichts Neues: denn eine Energie-Beratungsstelle in der Zuckschwerdtstraße 28 hat es bis Mitte der 80er Jahre gegeben. Die Hessen Nassauische Gas AG (HNG) hatte genau hier ein Informationszentrum. Nach der Fusion von Maingas AG und HNG wurde es in die Emmerich-Josef- Straße verlegt. Und jetzt wieder zurückverlegt.Aber die Einrichtung mit allen Vorführgeräten ist funkelnagelneu:
Wer einen neuen Gasherd kaufen will, kann sich zuvor von einem der drei Fachberater beraten lassen. Verschiedene Herde stehen im Beratungszentrum, sogar einer mit Ceranfeld findet sich zum Ausprobieren dort. Anhand eines Gasbrennwertgerätes wird gezeigt, wie energiesparend damit geheizt werden kann: Dieser Ofen führt die Wärme der Abgasen wieder in den Heizkreislauf.An zwei Computer-Terminals, die direkt mit dem Großrechner des Versorgungsunternehmens vernetzt sind, erfahren alle Kunden, was die nächste Heizperiode genau kosten wird oder wieviel ein Neuanschluß kostet.
Das Beratungsteam bietet montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr und samstags von 9 bis 13 Uhr Ratschläge. gre
Klaus Kreimeier Wenn der Film möglich ist, ist auch Geschichte möglich Harun Farockis und Andrei Ujicas Filmschleife "Videogramm einer Revolution": Chronologie der rumänischen Ereignisse
In diesem Augenblick wird die Fernsehübertragung unterbrochen, auf dem Bildschirm erscheint eine rote Fläche, eine Stimme, vielleicht die eines Technikers, sagt: "Erdbeben? Was?" Funkstille. Wenn das Bild wieder erscheint, ist die Kamera steil in den blauen Himmel gerichtet; nur am Bildrand sind die Dächer einiger Hochhäuser zu sehen. Zu hören ist gar nichts. Dann die ZK-Fassade: auf dem Balkon stehen jetzt auch Elena Ceausescu und weitere Mitglieder des Politbüros. Der Ton wird wieder zugeschaltet; der Diktator setzt seine Rede fort; die Massen applaudieren wie vorgesehen.
Während der Unterbrechung haben die Aufzeichnungsgeräte im Ü-Wagen weitergearbeitet und folgendes aufgezeichnet: Die Kamera zeigt unentwegt den blauen Himmel mit weißen Cirruswolken; zu hören ist aufgeregtes Geschrei und darüber die Stimme Ceausescu: "Hallo! Ruhe!" Das ruft er immer wieder, seine Lautsprecherstimme hat einen Halleffekt, Bild und Ton erwecken den Eindruck, als beschwöre Rumäniens Staatslenker das Weltall. Er ruft auch: "Was habt ihr nur?" Man hört ein Geräusch, als klopfe jemand heftig ans Mikrofon. Jemand sagt: "Das ist eine Provokation." Die Bild-Übertragung wird fortgesetzt, während auf der Tonspur noch Unordnung herrscht. Erst wenn Ceausescu in seiner vorbereiteten Rede fortfährt, schaltet sich auch für das normale Fernsehpulikum der Ton wieder ein.
Das gesendete und nichtgesendete Material des rumänischen Fernsehens hat Harun Farocki am Anfang seines neuen Films zu einer chronologisch lückenlosen Abfolge montiert. Videogramme einer Revolution beginnt mit der Analyse einer Störung. Ein hochtechnisierter Ablauf gerät ins Stolpern, sein Produkt zersplittert, die Maschine scheint zu havarieren und schließlich stillzustehen. Das Black-out ist ein Schnitt in die Zeit. "Danach", wenn das Programm wieder seine Spur gefunden und die Bilder sich "gefangen" haben werden, wird die Zeit eine andere sein. Das Programm wird weiterlaufen, aber nur, um vergessen zu machen, daß es eine Störung gab.
Der Zusammenbruch war die historische Botschaft dieser bemerkenswerten Live-Sendung. Er hatte alle Anzeichen einer Fernsehpanne, aber offensichtlich kam er nicht aus der Maschine. Mit aller erdenklichen Sorgfalt sucht Farockis Rekonstruktion seine Quelle ausfindig zu machen: Was hat Ceausescu am 21. Dezember 1989 die Sprache verschlagen? Das verfügbare Bildmaterial verweigert die Auskunft; auch die Aufnahmen einer Wochenschaukamera, aus einem anderen Blickwinkel gefilmt, geben keine Aufklärung. Nicht Bilder machten die Revolution in Rumänien noch am selben Tag zu einem weltweiten Medienereignis, sondern ein Black-out: die Störung, die in die Bilder fuhr. Ex negativo wies sie auf eine schleichende, aber dramatische Veränderung in unserer gesamten Kultur: Noch immer bilden die Bilder ein Geschehen ab. Aber immer mehr autorisieren die Bilder das Geschehen, nicht umgekehrt. Die Bilder mutieren zur autoritativen Instanz. Das Geschehen wird zu Geschichte, wenn es abgebildet, will sagen: live abgefilmt wird. II Im Herbst 1989 ereignete sich in Europa Geschichte, das heißt: sie trat in die Sichtbarkeit. Die Montagsdemonstrationen in Leipzig, der Fall der Mauer, die Berliner Massenkundgebung vom 5. November, die Reden Havels und Dubceks auf dem Prager Wenzelsplatz, schließlich die Ereignisse in Rumänien von den Aufständen in Temesvar bis zur Hinrichtung Ceausescus und seiner Frau: All dies haftet in unserer Erinnerung als ein Dauerfilm, der sich über mehrere Wochen erstreckte und nahezu Abend für Abend neue Höhepunkte, retardierende Momente, Horroreffekte, Show-downs und Peripetien brachte.
Das attische Drama, das Action-Kino, die Salonintrige und der sowjetische Revolutionsfilm schossen zu einer neuen medialen Synthese zusammen und brachten es auf den Nenner, was seither schon wieder zum Sprachklischee geworden ist: Geschichte als Medienereignis - und die Hebelwirkung der Videokamera. Erahnbar wurde, daß Geschichte beinahe unmerklich ihre Form, genauer: ihren Rhythmus verändert hatte und zu einer Funktion des Live-Mediums geworden war. Sie ereignete sich vorzugsweise dort, wo das schnelle, mobile, "direkte" Aufnahmegerät die Präsenz handelnder Menschen und die Authentizität ihres Handelns verbürgte.
Geschichte ist nicht mehr das, was einmal war; Geschichte ist - und nur in dem Maße, wie sich ihre Präsenz im Live-Medium erwiesen hat, kann sie auch gewesen sein. Das Filmmaterial, seinem Wesen nach konservativ, mußte noch entwickelt, kopiert, gemustert, geschnitten und einem Projektor anvertraut werden. Jede "aktuelle" Wochenschau sprach von einem Gestern, rückte aber auch das Gestern noch dicht an das Heute heran. Die Video-Kamera sagt: Es ist; sie wirft mit jedem Bild alle vorangegangenen hinter sich ins Wesenlose, und wie ihr nur das Jetzt etwas gilt, muß sich umgekehrt das Jetzt vor ihrem Tat-Blick als Tat-Sache bewähren.
In Farockis Film gibt es eine Sequenz, die vor Augen führt, daß zwischen Wirklichkeit und Abbild eine merkwürdige Verschiebung wirksam zu werden beginnt, die auf einen Funktionsaustausch, auf einen "Paradigmenwechsel" hinauslaufen könnte. Ein Videoamateur hat in seiner Wohnung die Kamera auf den Fernsehapparat gerichtet, er filmt die Massenkundgebung auf dem Platz vor dem ZK-Gebäude und die Rede Ceausescus ab. Während der Rede schwenkt die Kamera vom Bildschirm durch das Fenster auf die Straße; sie beobachtet Menschengruppen, die sich vom Zentrum des Geschehens fort- (oder zu ihm hin?) bewegen. Die Stadt ist "in Bewegung". Die Kamera sucht "in der Realität" eine Bestätigung dafür, was sie auf dem Bildschirm gesehen hat. Man könnte aber auch sagen: sie überprüft, ob das Geschehen auf der Straße einen Film ergibt. Einen Film, der sich dadurch als Realität erweist, daß er zusammen mit dem Film auf dem Bildschirm einen sinnlichen und sinnfälligen Zusammenhang herstellt. III Harun Farocki hat Videogramme einer Revolution zusammen mit Andrei Ujica konzipiert und moniert. Ujica, 1951 in Temesvar geboren, ist ein rumänischer Schriftsteller, der seit 1981 als Dozent für Literatur- und Medientheorie in Deutschland lebt. Er verfügt über gute Verbindungen zu rumänischen Freunden und Kollegen, die den beiden Autoren nicht nur das Archiv des Fernsehens erschlossen, sondern auch den Kontakt zu Kameraleuten der staatlichen Filmstudios und zu zahlreichen Videoamateuren ermöglichten, die auf den Straßen Bukarests, oft auf den Dächern von Hochhäusern postiert, die Ereignisse in der Stadt dokumentiert hatten. "Wagte es beim Ausbruch des Aufstandes nur eine Kamera aufzuzeichnen, so waren einen Tag darauf gleich hundert im Einsatz." (Farocki) Der staatliche Fernsehsender wurde am 22. Dezember von Demonstranten besetzt und blieb in den folgenden 120 Stunden auf Sendung. Die Revolution "etablierte einen neuen historischen Ort: das Fernsehstudio." Es entstand ein Film mit einer nachgerade sensationellen Intention: "Diese unterschiedlichen Aufzeichnungen", sagt Farocki, "sind von uns gesammelt worden in der Absicht, die sichtbare Chronologie jener Tage zu rekonstruieren. Ziel war es, den vorhandenen Bildknäuel zu entwirren und Sequenzen so zu montieren, als könnte man sich, von einer Kamera in die nächste, fünf Tage lang auf ein und derselben Filmschleife fortbewegen."
Das als ob in diesem Satz ist entscheidend. Die klassische Fiktion des Dokumentarischen ist hier nur noch ein Zitat: als ob die Bilder die Realität wären. Durch die Filmschleife Videogramme einer Revolution bewegen wir uns, als ob die Realität ein Film wäre. Nicht, weil Farocki und Ujica aus der Realität einen Kinofilm gemacht haben (der ist ganz nebenbei entstanden, wahrscheinlich der spannendste der Saison), sondern weil das Medium Film längst aus dem Kino ausgebrochen ist und sich der Realität bemächtigt hat. Videogramme einer Revolution ist ein radikaler Kompilationsfilm, eine Chronologie epochaler Ereignisse und eine Filmschleife, die eine analytische Theorie der Medienkultur transportiert.IV Die Revolution, das zeigt uns eine Kamera aus dem obersten Stockwerk eines Hochhauses, schafft eine neue städtische Geographie. In den Dezembertagen 1989 hat Bukarest zwei Zentren: Eine Straße führt zum Fernsehsender, die andere zum Gebäude des ZK. In der Mitte teilen sich die Menschenströme, entscheiden sich für den einen oder den anderen (Film-)Schauplatz. Immer mehr Kameras gehen auf die Straße und verwandeln die Stadt in einen Dreh-Set.
Vom Balkon des ZK werfen Demonstranten Akten und Bücher auf den Vorplatz; sie werden von der Wochenschaukamera gefilmt, die hier in der Regel für die Auftritte des Staatschefs postiert ist. Zwei Videokameras verfolgen, wie die Ceausescus mit einem Hubschrauber die Flucht vom Dach des Gebäudes antreten; die eine hat eine günstigere Position und kann beobachten, wie der Helikopter zwischen den Hochhäusern verschwindet und wieder auftaucht, bis er sich, wie nach einer Ehrenrunde über das ins Chaos gestürzte Land, in den grauen Himmel hebt.
Es wird geschossen, am ZK-Gebäude, beim Fernsehen und in anderen Teilen der Stadt; schwer einzuschätzen, wie viele Menschen eine Waffe haben. Aber schon am zweiten Tag sind auch die Filmleute nicht mehr zu zählen: TV-Teams, Wochenschau-Profis, Video-Freaks, selbsternannte Kriegsreporter.
Das Fernsehgebäude, seine Studios und Konferenzräume werden zum strategischen Ort, der den Fortgang der Geschichte garantiert. Ein Mann verschafft sich Zugang, bezeichnet sich als Oberst, bedrängt den Fernsehdirektor und behauptet, er wolle "die Einrichtung retten". Die Einrichtung: das Fernsehen, die Festung, von der aus eine entgleitende Situation in ihre Bahn gelenkt, das chaotische Volk aufs neue ausgerichtet werden kann. Die elektrisierende Parole für alle, die sich in diesen Tagen vor die Kameras drängen - Bürgerrechtler, Militärs, Oppositionspolitiker -, heißt: "Auf Sendung gehen!" Im Fernsehstudio melden neue Wirklichkeiten ihren Anspruch auf Präsenz an: darauf, in der Welt zu sein und als ein Teil von ihr wahrgenommen zu werden. Nicht in einem Regierungsgebäude, sondern in einer Fernsehredaktion wird die "Wiedergeburt Rumäniens" beschlossen. Plötzlich der Ruf nach Technikern: Auf dem Platz vor der Sendeanstalt soll eine Lautsprecheranlage installiert werden. Auf dem Platz steht das Volk und fordert die "Wahrheit".
Die Wahrheit, ehemals an Orakelstätten, in Kathedralen, in Plenarsälen und Sportpalästen verkündet, hat Quartier im Fernsehen bezogen. Dies ist mehr als nur ein Wechsel der architektonischen Symbole - und im rumänischen Fall mehr als ein Sprung aus dem Byzantinismus der Diktatur in die Demokratie. Es ist ein Sprung in die Medienwirklichkeit - eine Realitätskategorie, in der die Erfahrung der entwickelten bürgerlichen Demokratie aufgehoben und für die rumänische Gesellschaft, die diese Erfahrung nie hat machen können, sogleich wieder verschwunden ist. V "Brüder, mit Gottes Hilfe sind wir im Fernsehstudio!" sagt der Wortführer der Bürgerrechtler, die sich im Senderaum unter zwei Fahnen zu einem lebenden Bild der neuen Wirklichkeit aufgebaut haben. Eine aufgeregte Laienspielschar der Revolution, die sich unter Scheinwerfern um eine der Situation angemessene heroisch-heraldische Pose bemüht. Ein Tableau nervöser, heftig schwitzender Aufrührer, die (mehr noch als unter dem Eindruck der Straßenkämpfe) im Angesicht des Kameraobjektivs um Fassung ringen. Wie verhält man sich, wenn man eine Botschaft hat und weiß, daß 23 Millionen unsichtbare Menschen zusehen?
Hastig wird eine Dramaturgie entworfen: erst eine Ansage, dann soll der Dichter Mircea Dinescu zum Volk sprechen. Der Wortführer sagt: "Mircea, ich stelle dich vor - zeig, daß du arbeitest." Dinescu fährt sich durch die Haare, blättert geistesabwesend in einem kleinen Buch, er schwitzt furchtbar, man sieht seinem Gesicht an, daß er alles sagen will und nicht weiß, wie er beginnen soll. Mit erbarmungsloser Routine kommt von der Regie der Countdown, plötzlich ist Dinesci auf Sendung - ein Ruck geht durch seinen Körper, er stammelt, sucht nach Worten, atmet schwer, sagt etwas und noch etwas und rettet sich schließlich in einen alles befreienden Satz: "Wir haben gesiegt!"
Ein Ort, der Wahrheit verheißt und Wirklichkeit setzt, ist ein gefährdeter Ort. Eng aneinandergepreßt sitzen die Verantwortlichen des Sendebetriebs im Ansagestudio und appellieren ans Volk: "Helft, diese Einrichtung zu retten!" Die Posten im Haus wollen die Terroristen der Securitate bereits auf den Gängen gesichtet haben. Ein Uniformierter mit MP kurvt knapp vor der Kamera entschlossen aus dem Bild: "Wir schützen den Sender mit der Waffe in der Hand!"
Eine phantastische Situation - und eine Mauerschau wie im antiken Drama: aus dem Zentrum des Geschehens ein Bericht ans Volk über den Entscheidungskampf, der dem Vernehmen nach auf den Korridoren tobt. Es wird geschossen! Wird wirklich geschossen? Niemand weiß es genau. Aber: Es muß etwas geschehen sein, denn die Geschichte selbst ist auf Sendung gegangen. Die Wirklichkeit: das ist in diesem Augenblick ein Beamter des Fernsehens, der dem Volk mitteilt, in seinem Sender werde geschossen. Allein wirklich ist die Wirklichkeit der Kamera, einzig real die Medienrealität. VI Das Fernsehen ist der Lichtbringer des elektronischen Zeitalters. Ü-Wagen bahnen sich ihren Weg durch die Menge vor dem ZK-Gebäude, eine Lautsprecherstimme hallt über den Platz: "Wir haben Generatoren und Scheinwerfer bestellt, wir machen die Nacht zum Tag!" Hell solle es werden in dieser Stadt, "die so lange im Dunkeln lag". Nach den Scheinwerfern des Fernsehens wird gerufen, als nachts plötzlich wieder geschossen wird: ihre Lichtkegel sollen Freund und Feind unterscheiden helfen, den Dunkelmännern heimleuchten. Die Macht über die Bilder ist die Macht über das Licht - und umgekehrt. Zum Bild wird alles, was in den Bannkreis der Halogenlampe gerät, zu einer Frage der Beleuchtung, was einmal Politik und Panik, Massenaktion, Revolte und Siegesrausch war.
In der traditionellen Kriegsreportage dirigierte die Richtung des Gewehrlaufs die Blickrichtung der Filmkamera. In diesem Film gibt es eine Sequenz, die den Verdacht bestärkt, daß sich das Verhältnis umzukehren beginnt. Vom Treppenabsatz eines U-Bahn-Eingangs schießt ein Milizionär auf die Fensterhöhlen eines gegenüberliegenden, halb fertiggestellten Hochhauses. Die Kamera ist, einige Stufen tiefer, so postiert, daß sie den Schützen und mit ihm das Hochhaus beobachtet; sehr genau registriert sie das Mündungsfeuer und die einschlagenden Geschosse. Durch das Bild hasten Zivilisten, die verängstigt im U-Bahn-Schacht Schutz suchen. Sie wirken wie Komparsen, das Hochhaus im Hintergrund sieht aus wie ein Theaterprospekt. Es heißt, Securitate-Leute hielten sich dort versteckt und hätten geschossen.
In ihrem Kommentar zu diesem Bild sprechen Farocki und Ujica über die Angst in Rumänien; sie sei ein "Waffensystem", das "osteuropäische Gegenstück zum High-tech-Arsenal des Westens". Der Feind bleibt in diesem Bild imaginär. Real ist die Angst, die das Bild regiert und die sich auch dem Zuschauer mitteilt. Sie ist das Produkt einer Komposition: der Kameraperspektive und des präzis gewählten Bildausschnitts. VII Das Fernsehen: Live-Medium und Autoritätsinstanz. Vehikel des gegenwärtigen Augenblicks, Lichtbringer in der Dunkelheit, Prüfstein dessen, was ist und nach Gestalt drängt. Eine Maschine, die Geschichte macht, indem sie sie sichtbar macht. Ihre Botschaft ist die Eindeutigkeit und das Eindimensionale; was ambivalent ist und komplex, das Unklare und das Hintergründige hat im Scheinwerferlicht keinen Bestand. "Das ganze Land soll sehen: Es ist kein Gerücht!" rufen die Bürgerrechtler, die Nicu Ceausescu, den Sohn des Diktators, gefangen haben und ihn vor die Kameras im Sendestudio führen. Was ein Gerücht war, wird umgeschmolzen zum factum brutum, zur unangreifbaren Tatsache, der erst die Inszenierung zu ihrer Authentizität verhilft.
In Rumänien habe das Fernsehen dazu beigetragen, ein Zeitalter zu liquidieren, sagt Paul Virilio. Aber gerade die revolutionäre Krise, in der alle Maßstäbe zu zerbrechen drohen, läßt mit Hilfe des Fernsehens uralte Zeremonien wiederaufstehen, um das Neue zu sanktionieren: das Medium wird zur Opferstätte, zum Pranger, zur politischen Bühne und zum moralischen Tribunal, zum Richtplatz und schließlich zur Verlängerung der Exekutionsmaschine.
Ein hoher Securitate-Offizier soll vor der Kamera aussagen - aber, schreit einer der Aufständischen, "mit dem Gewehrlauf im Nacken!" Er fordert die Geste, das revolutionäre Ritual - ohne zu bedenken, daß es im Hinblick auf die Wirkung in der Öffentlichkeit nicht besonders zweckmäßig ist, einen Gefangenen mit dem Gewehrlauf im Nacken zur Aussage zu zwingen. Drei Kameras nehmen die Rücktrittserklärung des Premierministers auf. Die Szene ist der Balkon des ZK-Gebäudes, um das Mikrofon bildet sich eine dichte Menschentraube, auf dem Platz steht das Volk. Die Erklärung muß wiederholt werden, weil die Technik im Ü-Wagen noch nicht "auf Sendung" war. Auch der Jubel muß wiederholt werden. Die Revolutionäre appellieren ans Volk: "Helft dem Fernsehen bei der Arbeit!"
Massenmobilisierung im Medienzeitalter: Alle Macht den Bildern, denn allein die Bilder beweisen, daß die Geschichte nicht nur ein schöner Film, sondern Realgeschichte ist. Einst war Film möglich, weil es Geschichte gab, sagen Farocki und Ujica. Heute gilt: Wenn der Film möglich ist, ist auch Geschichte möglich.
Fatal wäre das (vielfach gezogene) Fazit, das Fernsehen habe die rumänische Revolution gemacht. Im Dezember 1989 hat sich in Temesvar, in Bukarest, im ganzen Land ein gequältes Volk seiner Peiniger entledigt. Auch dieser Film, der mit einer in der Geschichte des Dokumentarfilms wohl beispiellosen Genauigkeit einen revolutionären Prozeß protokolliert, erlaubt keine anderen Schlußfolgerungen. Eine ganz andere Frage ist es, ob und in welchem Maße unter dem Blick des Kameraauges politisches Handeln seine Struktur und seine Physiognomie verändert. Und schließlich: was wird aus uns allen, als politischen Wesen, wenn erst das Fernsehen uns die Gewißheit vermittelt, in der Welt zu sein? VIII Wenn der Film möglich ist, ist auch Geschichte möglich: Im Bukarester Wochenschaustudio sind fünf, sechs Kameras versammelt, sie blicken alle in eine Richtung: auf einen Fernsehmonitor. Sie warten auf die Bilder der "letzten Kamera", die ihnen, dem rumänischen Volk und der Weltöffentlichkeit die Hinrichtung der Ceausescus bestätigen wird. Sie warten auf das Telos ihrer Revolution, auf die Todes-Ikone - so wie die Massen von Paris darauf gewartet haben, endlich das abgeschlagene Haupt Ludwigs zu sehen.
Gleich zu Anfang will ich aufgeben. Genauer: nach den ersten beiden Stunden im grauen Lavasand, immer drei Schritte vorwärts und dann die zwei berühmten anderen. Mitten in einer von der Sonne zur Zeitlosigkeit verurteilten Landschaft werfe ich mich in eine Insel aus kniehohem Büffelgras und ahne, daß wir nicht auf dem richtigen Weg durch Afrika sind. Da oben in der Furche des graugelben Bergsockels die beiden Schirmakazien, jetzt noch so klein wie zwei Blumensträußchen, da müssen wir hin! Aus der Feldflasche schlürfend wie ein Elefant an einem Rinnsal, starre ich auf die große Sonnenlaufstrecke von weiteren fünf glühend heißen Stunden.
"Aufgeben" ist kein Wort im Vokabular überzeugter Trekker. Ein "wenig masochistisch sein" gehöre dazu, verrät mir einer der Mitwanderer und reicht fürsorglich den Sunblocker Stärke 25 herüber. Also durchhalten und ankommen - da oben. Durchhalten überall dort, wo der Weg das eigentliche Ziel ist und Ortsnamen nur eine bedingte Rolle spielen.
"Da oben" liegt auf dem Anstieg des Ostafrikanischen Grabenbruchs. Ein grauer Sandflecken, in eine dürrgräserne Hochebene gebettet. Kärgliche Lehmbomas der Massai ducken sich darauf verloren unter dem zur einen Seite steil in den Himmel aufragenden Gebirgszug der Zentralafrikanischen Platte. Sie scheinen Gefahr zu laufen, auf der anderen Seite in den vorzeitlichen Canyon zu rutschen, der sich am Sockel des Oldoinyo Lengai, des Heiligen Berges der Massai, entlangzieht. Der massive Dreitausender steht fast wie ein Mahnmal in der Kette gewaltiger Vulkane der Ngorongoro Conservation Area und ist der einzige unter ihnen, der nur so tut, als ob er schliefe.
"Da oben" erwartet uns der einbeinige Massai. Reglos verfolgt er die zirkusreife Nummer, wie ein Haufen zweibeiniger Lahmer auf elefantösem Schuhwerk und mit leuchtfarbenen Krücken den Berg hinaufstochert, um sich mit hyperbuntem Sack und Pack seufzend in die graue Asche zu werfen. Möglich, daß wir dem Bewohner dieses einsamen Weltendes wie Vorboten einer sich im stummen Vulkan zusammenbrauenden Katastrophe erscheinen. Mag sein, ihn bekümmert der Auftritt dieser seltenen Ansammlung von Msungus, wie der Umherstreifende, der Weiße eben, im Swahili genannt wird. Doch keiner der Msungus kümmert sich um ihn. Wie er da steht, auf einen Holzstock gestützt, die rote Shuka über der Schulter und den verschränkten Armen - fast wie eine der ebenhölzernen Statuetten aus dem Souvernirshop. Ein Fremdling seinerseits.
Die Trekker haben mit ihren Füßen zu tun, mit verschwitzten Socken und Blasen am großen Zeh, und erwarten derweil Marius, Moses und Lembrus, ihre "Miet- Massai" mit den Packeseln. Mit deren Ankunft, während Aluminium-Container und prallvolle Wasserkanister von bokkenden Eseln gewuchtet und die Packsäcke aufgeschnürt werden, aus denen sich weitere Säcke mit Dach, Bett und Hausrat ergießen, nähert sich auch der schwarze Mann. "Halunke, der Bruder", raunt der Msungu-Expeditionsleiter und feuert die drei Eselstreiber nun zur Eile an. Doch den Türwächter der Ewigkeit beeindrucken diese Töne wenig. Er spricht kurz mit den anderen und verlangt dann den Wegzoll für den Eintritt in seine Weidegründe.Der Msungu flucht und zahlt.
Die Geschichte begann in Nairobi. Ein deutscher Trekkingspezialist hatte eine Expeditionsreise ganz neuer Dimension ausgetüftelt und nahm dort fünf naturbegeisterte Menschen in Empfang, die mit ihm zur Fußsafari durch Tansanias Wildreservate aufbrechen wollten. Mit besonderer Genehmigung der Tansanischen Parkverwaltung ausgestattet, bot der Veranstalter eine Reiseform, die dem snobistischen Sightseeing-Tourismus der kenianischen Nationalparks eine Absage erteilen sollte. Laufend, als schmiegsamer Teil der Natur, wollte man mit den Wildtieren auf du und du geraten.
So fanden sich ein mittelständischer Unternehmer und dessen Frau, eine Medizinerin, ein Versicherungsfachmann und ein Naturwissenschaftler im Ruhestand - begleitet von einer Schreiberin und einem Fotografen - eines Morgens auf dem Heck eines Allrad-Pick-ups und rollten in Richtung kenianische Grenze nach Arusha, der größten Industriestadt Nordtansanias. Die 1899 als deutsche Garnison am Fuß des Mount Meru gegründete Stadt ist vom fruchtbaren vulkanischen Land der Massai, der Arusha und Meru umgeben und war Ausgangspunkt für die europäische Besiedlung des Nordens im ehemaligen Tanganjika. Das interessierte das Trekkingunternehmen freilich entschieden weniger als die Nähe zu den heutigen Nationalparks.
Auf der einzigen guten Asphaltstraße der Region ging es vorbei an kleinen Brettersiedlungen, an einem Straßenmarkt, auf dem buntgeschmückte Massai ihre "original shoes" aus alten Autoreifen zusammenschneiden und die entsprechenden Modelle "Uniroyal" oder "Dunlop" feilbieten. Vorbei an winkenden, rufenden Kindern, an Kindern und nochmals Kindern, dem Reichtum und der Armut Afrikas: "Give me a . . .", und schon im Straßenstaub verschwunden. Große Baobabs, kleine Baobabs, Strauße in der Savanne - verschwunden. Eine Wasserstelle und Frauen in farbenfrohen Kangas und wieder Kinder: ". . . me a pen!" Alles schnell verschwunden.
Auf der Schotterpiste zum Lake Manyara bestaunten die Reisenden einen gigantischen Zug abertausender Flamingos am violettroten Abendhimmel und lernten dann, ihre Zelte blindlings in einen Elefanten- und Affenwald zu stellen und den durchdringenden "Awupp"-Schrei der Hyänen zu deuten. Am folgenden Tag ging es mit heftigem Rückenwind im Schrittempo durch die erosionszerfurchte Halbwüste des Engarukabeckens. Und binnen kurzem waren die Individuen von der aufgewirbelten staubtrockenen Erde in ziegelrote Panade getaucht und dem Boden und einander gleich . . .
Naiobi heißt jetzt unser Tagesziel. Und wenn ein Ort einen Namen hat, dann gibt es dort auch etwas. Nicht Gazellen, Impalas oder Dikdiks, sondern eine Wasserleitung etwa. Und eine Schule, in der die 260 Kinder des Distrikts mit zwei Lehrern gegen den verbreiteten Analphabetismus kämpfen. Es gibt malerisch in die fruchtbare Feldwirtschaft eingestreute Bomas, wo sich die Menschen in ihren Lehmhütten hinter Wehrzäunen gegen die Gefräßigkeit der afrikanischen Nächte schützen. Schöne, perlengeschmückte Frauen mit ihren Kleinkindern und Säuglingen, Massaikrieger mit Speeren, der Sippenälteste - alle versammeln sich, um den vorbeiziehenden Treck grüßend zu begleiten und begrüßt zu werden. Und hätten nicht das stundenlange atemlose Erklimmen von 1200 Höhenmetern Grabenbruch und der endlose Trott über Senken und Hügel aus rotem Hafergras den Körper zu einem stampfenden Motor gemacht und die Sinne auf Leerlauf geschaltet, könnte der Lagerplatz auf dem Schulanger von Naiobi jetzt zu einem kleinen Paradies der Ankunft in der Fremde werden.
Statt dessen aber schallen häßliche Töne in der afrikaroten Abendstimmung. "Runter von unserem Lagerplatz, verschwindet!" Der wütende Msungu-Expeditionsleiter beschimpft eine Gruppe junger Männer, die auf ihre Speere gelehnt, dem großen Schauspiel des Zeltaufzippens und Sackpackens einen Uniroyal- Schritt zu nahe gekommen sind. "Massai klauen, werden schon als Diebe geboren", fliegt ein Menetekel auf den Bretterverhau des Schulgebäudes zu. Und plötzlich geht ein Gespenst um im textilen Hüttendorf auf dem Anger, vor dem sich unsere Gastgeber offenbar mehr fürchten als vor einem ins Dorf eingebrochenen Löwen. Dem würden sie sich nach alter Sitte mit dem Speer stellen. Aber dieses Gespenst hier heißt Fremdheit und ist ganz weiß und war immer schon so.
War es ein schlechtes Omen? Von diesem Zeitpunkt an glichen die Reisenden, obwohl vom bodennahen Camperdasein einheitlich verkrustet, einander nicht mehr so sehr. So schlitterte eine "Büffel-" und eine "Massaifraktion" gemeinsam getrennt vom himmelsteilen Kraterrand durch den Nebelwald des erloschenen "Embagai"-Vulkanmassivs hinab zum Grund vermeintlicher Erkenntnisse. Jeder mit einem Leuchtsignalgerät als Waffe gegen wilde Büffel ausgestattet, krochen sie auf Knien durch rotmehligen Lateritlöß und frischgeplatschte Haufen der Urbewohner des Kraters, unter messerscharf verborkten Dinosaurierlianen und Gewölben aus Luftwurzeln, Gestrüpp und Brennesseln hindurch. Und ließen sich vom Gewicht des Rucksacks durch einen gigantischen Dschungel schieben, in dessen uteralem Dickicht sich erstere Fraktion zu fühlen schien wie weiland der schottische Entdecker Mungo Park, als er den Lauf des Nigers erforschte.
Die andere hingegen wollte keinen sittlichen Wert darin erkennen, in der Stille und unheimlichen Abgeschiedenheit der Heimat der Büffel Lagerfeuergefühle der Camel-Generation zu suchen. Dazu gesellten sich Zweifel, ob es denn einen Sinn ergebe, solch einem aufkreuzenden Hornochsen eine Ladung Leuchtmunition aufs Fell zu brennen. Schließlich die viel achtungswürdigere Tatsache, daß der Embagai-Krater halbwüchsigen Massai als Ort der Initiation vorbehalten ist, wo sie lange Wochen einsam umherstreifen müssen, um als mannbare Krieger zu ihrer Sippe zurückkehren zu können.
So ging es also bergab und am folgenden Tag wieder bergauf. Die Treiber mit den Eseln erschienen nicht am Treffpunkt, man wartete Stunden in kühlfeuchter Kratervegetation, knabberte an Energieriegeln und Studentenfutter und fror ein wenig vor sich hin. Als die Massai kurz vor Einbruch der gefährlichen Dunkelheit doch noch auftauchten, hatten sie ihren Tieren den zähen Marsch kurzerhand um die Hälfte des Wasservorrats erleichtert. Wasser, in dieser Menge ohnedies ein Luxus, jetzt wurde es zum Symbol für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Auffassungen zweier Welten: "Die Esel haben es gebraucht", setzte der Massai mit traumwandlerischer Leichtigkeit seine Argumente gegen europäische Organisationswut.
Weiter ging es abwärts. Durch Senken im Nebelwald, zwischen mystischen, vom Bartflechtenbewuchs zu grauen Eminenzen gealterten Urwaldriesen, durch hüfthohes Gras und vorbei an Anhöhen, auf denen Schemen flatternder Umhänge mit Speer im milchigen Dunst verschwanden. Ein Nachtlager auf einem Büffeltrampelpfad, der, vollgestellt mit Biwaks, wie ein falscher Parkplatz im falschen Film wirkte. Und noch eine Sonnenlaufstrecke durch die berauschende gelb-braune Weite des Embulbul-Beckens unter einer wie fotorealistisch darübergemalten klarblauen Himmelsflucht. Eine Landschaft, wo auch der letzte Strauch zu Feuerholz geworden ist und Ziegenherden ein übriges tun, den Reisenden eine noch grandiosere kahle Weite zu bescheren.
Auf die Teleskop-Wanderstäbe gestützt, ging es im Stechmarsch vorbei an Hirtenkindern in zerrissenen Umhängen und Dunlop-Minisandalen, die im Glauben, weiße Missionare seien gekommen, ihre Köpfchen zur Segnung neigten und eher Furcht ernteten. Doch schnell vorbei - und hin zum Kontrollpunkt A, B, C, D des Hindernislaufs. Weiter zur Missionsstation Nainokanoka, wo tuberkulosegeplagte Kinder mit der Inbrunst lange geübten guten Glaubens Kirchenlieder in den lauen Savannenwind sangen. Weiter mit dem Lastwagen in den Ngorongoro-Krater zu den "Big Five" (Elefant, Nashorn, Löwe, Leopard und Büffel), weiter durch die Serengeti-Plain zu lustigen Tänzen von Mungos und Hyänen, weiter durch das fruchtbare Tal des Grumeti-River, wo ein Flußpferd aus dem undurchsichtigen Uferdickicht brach und "Buh" rief. Schließlich hinein ins Niemandsland der nordtansanischen Grenzregion zu Löwen, die sich am Lendensteak vom Warzenschwein delektierten, zu Geiern am Pansen vom Gnu, zu Elefantenbabys an der Tränke und im dritten Akazienstockwerk schmatzenden Giraffen.
Ich hatte einen Löffel, einen Blechnapf, ein Zelt in Afrika. In einem Land, das zu den 25 ärmsten der Erde zählt. Und ich hatte ein paar Schuhe, die nach 120 Kilometern auf den Spuren der Büffel aus dem Leim gegangen waren. Nun mögen sie unter dem mächtigen Schirm einer alten Akazie lange ausruhen, bis sie von einem glücklichen Massai davongetragen werden. JULE REINER
MEDIENRUNDSCHAU
OBER-MÖRLEN. Christine (16) duckt sich. Die gespreizten Finger ihrer linken Hand stützen sich auf die Holzumrandung des Billardtisches. Auf dem abgewinkelten Daumen liegt der Queue. Dessen Griff umfaßt die 16jährige mit ihrer rechten Hand. Der Billardstock zielt auf die weiße Kugel. Christines Augen, auf gleicher Höhe mit dem Stab, blicken über den grünen Filz. Am anderen Ende des neun Fuß langen Tisches liegt die orangefarbene Kugel Nummer fünf. Ein konzentrierter Blick, ein schneller Stoß mit dem Queue: Die weiße Kugel rollt über die Spielfläche und trifft die orangefarbene. Nicht zu fest und nicht zu sanft: Nummer fünf kullert ins Eckloch des Billardtisches.
"Schön", lobt Horst Stahl (53). Der selbständige Versicherungskaufmann ist Vorsitzender und ältestes Mitglied des Poolbillard-Vereins Ober-Mörlen (PBV), die Schülerin das jüngste. Das ungleiche Paar beim Training am Freitagabend: Sie spielen miteinander, nicht gegeneinander. Der graumelierte Lockenkopf hilft dem Teenager, wo er kann. Auch Christines Klubkameraden, U-Bahnfahrerin Carmen Kaiser (27), Werbeflächenverkäufer Thomas Christ (22) und Lehrling Ivica Kovacic (19) geben Tips. Von den Barhockern aus, die neben dem Billardtisch stehen.
Zigarettenrauch liegt in der Luft. Auf der Theke stehen Bierflaschen und Limonadengläser. An den Wänden des PBV- Klubheims hängen Mannschaftsfotos und Wimpel in den Farben befreundeter Vereine und den eigenen: Schwarz, Rot, Gold. Auf den drei filzbespannten Billardtischen klicken die Kugeln. Der Raum, der einst als Restaurant und später als Lagerhalle gedient hatte, scheint auf den ersten Blick Kneipenhinterzimmern und einschlägigen Billardbistros zu gleichen. Der kleine Unterschied: Die drei Profi- Billardtische haben Netze unter den Löchern. Statt Röhren, die getroffene Kugeln irgendwo im Innern von Gaststätten-Automatentischen verschwinden lassen und erst gegen Münzeinwurf wieder freigeben. Abgesehen vom happigen Monatsbeitrag (Erwachsene zahlen 30, Jugendliche zehn Mark, die einmalige Aufnahmegebühr beträgt 120 Mark) spielt Geld keine Rolle. Vor allem nicht als Einsatz auf dem Filz. Auch dies ist anders als in vielen Billard-Bistros. Vereinschef Stahl: "Wer hier um Geld spielt, fliegt raus."
Auf dem Spiel steht höchstens die Vereinsehre. Der zweitälteste hessische Poolbillardverein ist gerade aus der Ober- in die Verbandsliga abgestiegen. Um so angestrengter üben nun die fünf Mannschaften des Klubs (jede besteht aus vier Spielern). Zu den drei Wettbewerbsdisziplinen gehören: "Achtball", "Neunball" und "14 bis eins - endlos". Bei Achtball versenkt ein Spieler die vollen Kugeln, der Gegner die halben. Die schwarze Nummer acht kommt als letzte an die Reihe. Im "Neunball" müssen die Kugeln abwechselnd von beiden Spieler nach ihrer Numerierung eingelocht werden oder gleich zu Anfang die Nummer neun. Bei "14 bis eins - endlos" zählen die Nummern auf den Kugeln als Punkte. Wenn nur noch eine Kugel liegt, werden die übrigen 14 wieder aufgebaut. Ein Match besteht aus zwei "14 bis eins"-, vier "Neunball"- und zwei "Achtball"-Spielen. Die Wettkämpfe finden samstags nachmittags statt, das Training im Klubheim an der Ober-Mörlener Mühlgasse dienstags, donnerstags und freitags. Beginn: 18 Uhr.
Zum Übungsspiel trudeln die 38 Männer und acht Frauen nur allmählich ein. Einige zu Fuß, andere mit dem Auto. Die Vereinsmitglieder kommen aus Städten und Gemeinden im Umkreis von 30 Kilometern. Untrügliches Kennzeichen aller: das schmale Köfferchen unterm Arm. Inhalt: der auseinandergeschraubte Queue, Mindestpreis 200 Mark. Einer hat sogar 3500 Mark gekostet. "Der stößt aber auch nicht von selbst", meint Horst Stahl. Wichtiger als teures Gerät seien "ein gutes Auge, eine ruhige Hand und starke Nerven". Der 53jährige muß es als Spielführer der ersten Mannschaft wissen: "Wie beim Schach muß man mehrere Stöße voraussehen. Wo bleibt die Kugel liegen, damit ich von dort die nächste treffe." Die Spezialität der Poolbillardspieler: "über Bande" spielen. Die weiße Kugel wird durch den Spielfeldrand umgelenkt, bevor sie ihr Ziel trifft. "Winkel berechnen", gibt sich Horst Stahl bescheiden, "das hat man irgendwie im Auge. Paßt er oder paßt er nicht."
Der Versicherungskaufmann hatte 1978 den Verein gegründet. Drei Jahre zuvor war der ehemalige Hand- und Fußballspieler im Foyer eines Tagungshotels auf das Billardspiel aufmerksam geworden. Er rief zunächst den hessischen Verband Poolbillard ins Leben, dessen Vizepräsident er noch heute ist, dann erst einen Verein. Zunächst im Butzbacher Stadtteil Griedel, dann in Ober-Mörlen. Mittlerweile gibt es hessenweit 48 Poolbillardklubs. Und der Verband setzt alles daran, den Sport vom "Kneipen- und Zokkerimage" zu befreien. So gibt es eine peinlich überwachte Kleidervorschrift für die Turniere, zu denen die Ober-Mörlener Mannschaften Wege bis nach Fulda in Kauf nehmen: Die Spielerinnen müssen schwarze Röcke, die Spieler schwarze Tuchhosen tragen, schwarzes Schuhwerk und das Vereinstrikot - bei dem Ober- Mörlener Klub ein weinrotes Hemd mit Vatermörderkragen und Fliege.
Ivica Kovacici gesteht allerdings, daß er manchmal die Fliege ausziehe, wenn der Schiedsrichter am Billardtisch es gestatte. Horst Stahl dagegen ist vom Sinn der strengen Vorschrift sowie dem wöchentlichen Pflichttraining mit Vereinsversammlung felsenfest überzeugt: "Hier ist Ordnung. Hier geht's zu wie in der Bundeswehr. Das laß' ich mir auch nicht nehmen."
Die Mitglieder, Durchschnittsalter Ende 20, schätzen dagegen eher die gemütliche Vereinsatmosphäre, etwa das Schwätzchen beim Warten auf einen freien Spieltisch. Thomas Christ: "Der Billardsport ist wie eine große Familie." Und wenn dabei Kneipenstimmung aufkommt, empfinden das nicht alle als negativ. Schließlich haben die meisten der Vereinsmitglieder zum ersten Mal in einer Gaststätte Poolbillard gespielt.
Interessenten können sich bei Horst Stahl, Tel. (0 60 02) 73 48, anmelden.
"Betörte, verzauberte, schicksalsträchtige Steine, Hügel, so straff gespannt, daß sie vor Anstrengung zu schreien scheinen. Drei seltsame, geisterhafte Schwestern. Tödliche Stille eines steinernen Gottes in Grabsteine graviert. Der Bruder, der vom großen Kessel des Donners probiert hat, vom elektrischen Schlag getroffen. Ein Haus - leer und schwarz entstellt. In einer Landschaft - leer und schwarz entstellt."
So beschreibt der Dichter Ted Hughes das Pfarrhaus von Haworth in West Yorkshire. Er wurde nicht weit von dort, in der kleinen Stadt Mytholmroyd geboren. Ted Hughes ist der gegenwärtige "poet laureate", der Hofdichter von England. Das Amt wurde Anfang des 17. Jahrhunderts von König Jakob I. geschaffen und dem Dichter Ben Johnson übertragen. Der bekam damals ein Jahresgehalt, und dafür mußte er zu feierlichen Anlässen im Königshaus, zu Hochzeiten oder Geburten, Gedichte schreiben. Heute ist der Titel "Hofdichter" kein Amt mehr, sondern eine Auszeichnung und Ehre.
In England ist Hughes einer der bekanntesten Poeten; in Deutschland ist nicht eines seiner Werke erschienen. Die drei seltsamen, geisterhaften Schwestern sind dagegen auch in Deutschland berühmt. Ihre Werke wurden in fast alle Sprachen der Erde übersetzt. Gemeint sind die Brontë-Sisters: Anne, Charlotte und Emily.
Im Jahre 1820 zogen sie mit ihrem Vater, dem aus Irland stammenden Geistlichen Patrick Brontë, in das Pfarrhaus von Haworth. Es war damals wie heute auf drei Seiten vom Friedhof umgeben. Wenn die Schwestern aus dem Fenster sahen, fiel ihr Blick auf Grabsteine. Um der Trostlosigkeit dieser Umgebung zu entkommen, flüchteten sie sich in ihre Phantasie. Schon als Kinder erfanden sie, zusammen mit ihrem Bruder Branwell, die Traumreiche Angria und Gondal, in denen sich märchenhafte Geschichten und Verwicklungen abspielten.
Sie dichteten weiter was das Zeug hielt. Jedes Stück Papier, das im Haushalt zur Hand war, wurde vollgekritzelt. Sie produzierten Bücher in Miniaturform, bis schließlich - noch zu ihren Lebzeiten - die Werke von richtigen Verlagen veröffentlicht wurden. Im Jahre 1847 erschien von allen Dreien je ein Roman.
Fast alle ihre Geschichten spielen in der näheren und weiteren Umgebung von Haworth, ihrer Heimat, der Gegend, die heute das Brontë-Land genannt wird. Die drei Schwestern arbeiteten wie besessen, gerade so, als hätten sie gewußt, daß sie nicht lange leben würden. Emily stirbt als erste mit 30 Jahren, Anne mit 29 und Charlotte, die älteste, mit knapp 39 Jahren. Die Grabsteine rund um das Pfarrhaus bezeugen, daß es damals, Anfang des 19. Jahrhunderts, nichts Außergewöhnliches war, so jung zu sterben.
Heute sind Kirche und Friedhof von Bäumen und Blumen umstanden. Das Pfarrhaus ist zentralbeheizt und liebevoll mit Blümchentapete ausstaffiert, seit es die Brontë-Gesellschaft 1928 als Museum hergerichtet hat. Für den Literaturtouristen ist es eine Fundgrube: Fast alle Möbel gehörten der Brontë-Familie, bis hin zum Sofa, auf dem Emily gestorben ist.
Die Schwestern müssen sehr zierlich gewesen sein: Charlottes Schuhe würden heute einer Sechsjährigen passen, ihre Halskette gleicht eher einem Armband. In der behaglichen Küche braucht der Tourist viel Phantasie, um sich die lausige Kälte vorzustellen, bei der Emily dort Hausarbeiten verrichtet und sich gleichzeitig mit der deutschen Sprache beschäftigt hat. Auf dem Tisch ist neben Küchenutensilien eine deutsche Grammatik aufgeschlagen.
Über 200 000 Touristen pilgern jährlich hierher. Nach Shakespeares Geburtsort Stratford-on-Avon ist Haworth der beliebteste Ort für Literaturinteressierte, die dem Leben und Werken ihrer Idole auf die Spur kommen wollen. Das geht im Pfarrhausmuseum recht leicht; im Ort selbst werden größere Ansprüche an die Vorstellungskraft des Reisenden gestellt.
Das Hotel "Black Bull" gibt es noch. Es ist kein Museum. Lediglich ein Schild neben der Eingangstür zur Kneipe erinnert daran, daß Bruder Branwell, ein verkrachter Maler und Schriftsteller, hier seine Sorgen im Alkohol ertränkte. Das Hotel hieß auch damals schon "Black Bull". Ansonsten sind jetzt viele Straßen, Plätze und Geschäfte nach den berühmten Schwestern und Figuren aus ihren Werken benannt. So gibt es eine Brontë und Shirley Street, ein Heathcliff Coffee House und einen Bontë Way.
Der fast 15 Kilometer lange Weg führt durch die charakteristische Landschaft der südlichen Pennines, einem Mittelgebirge, das sich in Nord-Süd-Richtung durch Yorkshire zieht: abgeschiedene Flußtäler und die offene, wilde Ebene der Hochmoore. Auf den Informationstafeln werden Regensachen und festes Schuhwerk für die Wanderung empfohlen. Ein Ratschlag, der das ganze Jahr über Sinn macht. Unabhängig vom Wetter empfiehlt es sich in den Frühlingsmonaten April und Mai ins Brontë-Land zu reisen.
Zu dieser Zeit kommen noch nicht so viele Touristen hierher. Die Osterglocken und Forsythien blühen. Und überall auf den Wiesen weiden mit ihren Lämmern die Schafe in ihren "schmutzigen Wollwolken". Sylvia Plath, amerikanische Ehefrau des englischen Dichters Ted Hughes, war von diesen Schafen total gefangen, ja sie konnte fast ertrinken, wie sie schreibt, "in den schwarzen Schlitzen ihrer Pupillen".
Sylvia Plath blieb auch nach dem Umzug an die englische Südküste immer fasziniert von der Landschaft in diesem Teil West Yorkshires. Nach ihrem Selbstmord im Jahre 1963 wurde sie auf dem Friedhof von Heptonstall, etwa 15 Kilometer südwestlich von Haworth, begraben. Heptonstall ist eine der ältesten Siedlungen Englands. In diese Moorgegend flohen die Kelten vor den Angelsachsen. Der Ort steht unter Denkmalschutz. Ted Hughes hat hier ein Anwesen, das ihm seine Eltern vererbten, einer Stiftung zur Verfügung gestellt. Kurse für Dichter und Schriftsteller - und solche, die es werden wollen - werden dort angeboten.
Von ihren Zimmerfenstern blicken die Künstler auf eine Landschaft, die Sylvia Plath in einem Gedicht so beschrieben hat: "Das Gras nickt verstört mit dem Kopf, es ist zu zart für ein Leben in solch' einer Gesellschaft. Dunkelheit verschreckt es. In den engen Tälern, schwarz wie Geldbeutel, schimmern die Lichter der Häuser wie kleine Münzen."
Das Gedicht trägt den Titel Sturmhöhe, nach dem Roman von Emily Brontë. Es ist die Geschichte der stürmischen Leidenschaft von Cathy und Heathcliff in den Hochmooren der Pennines. Wuthering Heights, Sturmhöhe, heißt der Hof von Heathcliff im Roman. Die Ruine Top Withens auf dem Brontë Way soll dieser Schauplatz gewesen sein, behaupten die Brontë-Fans.
Die Brontë-Gesellschaft merkt an, das sei wissenschaftlich nicht gesichert. Im Roman Sturmhöhe heißt es: "Man kann sich die Gewalt des Sturmes, der um die Ecke bläst, recht vorstellen, wenn man die paar schiefgewehten dürftigen Kiefern am Ende des Hauses betrachtet und eine Reihe dürrer Dornbüsche sieht, die alle ihre Arme nach einer Seite strecken, als wollten sie die Sonne um ein Almosen bitten." Und genauso sieht Top Withens aus. Da haben die Brontë-Fans jedenfalls recht.
Auf dem Weg dorthin, über Weiden und Steine, am Bach entlang, kann man auf dem Brontë Chair, einem Sessel aus Stein, ausruhen und auf's plätschernde Wasser schauen. Hier verweilte Charlotte auf ihren Spaziergängen besonders gern. Und hier zog sie sich im Jahre 1855 auch die Erkältung zu, von der sie sich nicht mehr erholen sollte.
Thrushcross Grange ist im Roman Sturmhöhe der Nachbarhof von Heathcliffs Wuthering Heights. In Wirklichkeit hieß der Besitz Ponden Hall, und so heißt auch heute das Hotel, das dort betrieben wird. Die Tochter der Besitzerin hat mit der Brontë-Romantik nichts im Sinn. Sie hat kein Buch der Brontë-Schwestern gelesen und hat es auch nicht vor. "Wir sind eine Herberge für Wanderer", sagt sie. "Die Ausstattung ist einfach, aber ursprünglich. Es gibt keine Zentralheizung. Und wenn die Gäste nach einem guten Essen sich in unserem großen Wohn- und Eßraum gemütlich in die weichen Sessel vor dem Kamin kuscheln und die Bücher der Schwestern lesen, sollen sie doch."
Natürlich profitieren die Besitzer von Ponden Hall auch vom Tourismus, an dem die Brontë-Schwestern mit ihren Geschichten großen Anteil haben. Früher lebten die Menschen in diesem Teil Nordenglands vornehmlich von Schafzucht. Mehr als Gras- und Weideland gab der Kalk- und Sandsteinboden nicht her. Viele der heutigen Sehenswürdigkeiten haben direkt mit der Beschaffenheit des Bodens und der Schafzucht zu tun. Die Weiden sind unterteilt von den für die Gegend typischen dry stone walls, niedrige Mauern aus Steinen, die ohne Zement, trocken eben, aufeinandergeschichtet werden. Für die Tiere hat diese Mauerart zwei Vorzüge: Sie bietet einerseits Schutz vor Sturm und Kälte auf den kahlen, zugigen Höhen, andererseits läßt sie gerade genug Luft durch, daß die Wolle der Schafe nach den häufigen Regengüssen wieder trocknen kann.
Zu Lebzeiten der Brontë-Schwestern war Haworth nicht mehr als eine Ansammlung von grauen Weberhäuschen aus grobem Sandstein. Charlotte Brontës Roman "Shirley" - eine Dreiecksgeschichte zwischen einer Gutsbesitzerin, einem Tuchfabrikanten und einer Pfarrerstochter - spielt vor dem Hintergrund der Verarmung der Weber und der beginnenden Mechanisierung der Wollverarbeitung, gegen die sich die Arbeiter an den Handwebstühlen zunächst massiv wehrten. Charlotte schreibt: "Klasse steht wütend gegen Klasse auf, und die Wut des gereizten Bürgerstandes entlädt sich über die hungernden Arbeitermassen. In solchen Augenblicken ist es schwer, gerecht zu sein." GABY BRANCHART
KRONBERG. "In dieser Dichte und diesem historischen Ambiente sind die Kronberger Maler noch nie gezeigt worden." Galerist Uwe Opper war sichtlich stolz darauf, den "Traum vom eigenen Museum" nun endlich verwirklicht zu haben. Bei der Eröffnung in den historischen Räumen der alten Streitkirche präsentierte er den über 200 geladenen Gästen elf Gemälde der Kronberger Malerkolonie. Gemälde, so versicherte der Kunsthändler, wie man sie sonst nirgendwo sehe. "Die Ausstellung will das, was die Kronberger Künstler damals auch wollten: Leben und Freude vermitteln", sagte Bürgermeister Wilhelm Kress in seiner kurzen Ansprache. Das neue Museum sei in einer Zeit der Hektik auch ein Ort zum Innehalten und Verweilen. An den Vorsitzenden der Kronberger Museumsgesellschaft, Bernd Weinstein, gerichtet, betonte Kreß: "Dieses Museum ist nicht als Konkurrenz zu dem Projekt ,Kronberger Malschule&rquote; zu sehen." Es solle als Teil eines Stadtmuseums bei den Entscheidungen der künftigen Stadtverordnetenversammlung Priorität haben. Das Opper-Museum könne ein Stadtmuseum zwar ergänzen, aber nicht ersetzen.
Der Museumsgesellschaft würden vorübergehend für vier bis fünf Monate Räume im Obergeschoß der Receptur zur Verfügung gestellt, sagte Kreß der FR. "Damit wäre die Receptur auch das ganze Jahr hindurch belegt." Die Entscheidung über einen zukünftigen Standort werde die Stadtverordnetenversammlung sicher nicht ad hoc treffen, so Kreß. Man habe jedoch die alte Schule im Auge. Deren Umbau würde allerdings rund zehn Millionen Mark kosten, schätzt er .
Weder Kosten noch Mühen konnten hingegen Uwe Opper von der Errichtung seines "Traummuseums" abhalten. Der Kunstkenner, der in den Räumen neben dem Museum weiterhin seine Galerie betreibt, will den ideellen Wert im Vordergrund sehen: "Das finanzielle ist unwichtig." Schon lange beschäftigt sich Opper mit Künstlern der Kronberger Malerkolonie. Die Ausstellung umfaßt Werke der aus dem Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt hervorgegangenen Kolonie. Das älteste Gemälde, "Rast auf dem Feld" von Ernst Schalck, stammt aus 1854, das jüngste, "Taunuslandschaft mit Ruine Königstein" von Philipp Franck, entstand 1928. Als eines der wertvollsten Bilder nennt Museumsleiterin Bühler die "Aufbahrung der Kaiserin Friedrich in der Cronberger Johanniskirche", gemalt von Ferdinand Brutt im Jahre 1901. ki
RÖDELHEIM. Mit Dixieland-Musik eröffnete der Rödelheimer Vereinsring in diesem Jahr seine musikalische Frühschoppen-Serie. Das Willi Kalberlah-Sextett und der Sänger Mike Everett begeisterten die etwa 150 Gäste mit so bekannten Titeln wie "I got rhythm" oder "What a wonderful world" von Louis Armstrong.
Auch 1993 sind, wie schon im vergangenen Jahr, acht Konzerte geplant. Jeweils sonntags morgens lädt der Rödelheimer Vereinsring zum Frühschoppen mit Musik ein. Diese Konzerte sind allerdings die Ausnahme. Denn: Die meisten Feiern und Treffen im Haus des Vereinsrings werden nicht von dem Zusammenschluß, sondern von den einzelnen Vereinen organisiert.
"Wir wollen unseren Mitgliedern lediglich Raum für ihre Veranstaltungen bieten", betont Hans Heinz, der erste Vorsitzende des Vereinsrings Rödelheim. Da es in Rödelheim kein Bürgerhaus gibt, sind die Vereine auf die Räume in der Assenheimer Straße angewiesen. "Auch in den Gaststätten gibt es kaum noch Kollegs, die für Gesangvereine geöffnet sind; die können dann zu uns kommen", erzählt Hans Heinz.
Nur 60 Mark müssen die Mitgliedsvereine im Jahr an den Vereinsring zahlen. Vorsitzender Hans Heinz: "Das ist ein Betrag, der gerade für die Portokasse reicht, damit können wir keine großen Sprünge machen." Deshalb wird der Vereinsring bei der Miete von der Stadt Frankfurt unterstützt.
Über zu wenig Betrieb in seinen Räumen kann sich der Vereinsring nicht beklagen: "Bei uns ist immer etwas los." Im Keller des Hauses hat der Schützenverein seinen Schießstand untergebracht und es sind Räume für Sitzungen, Versammlungen und Proben vorhanden.
"Wir haben das Haus 1984 eröffnet und alles in Eigenarbeit fertiggestellt, um Geld zu sparen", erzählt Heinz. Auch an neuen Ideen mangelt es im Vereinsring offenbar nicht: "Wenn wir die Genehmigung vom Bauamt bekommen und genügend Geld sammeln können, wollen wir an unser Haus noch eine Terrasse anbauen, um im Sommer im Freien Kaffee trinken zu können oder zu feiern." jan
FRANKFURT-WEST. Die drei städtischen Schadstoffmobile der Stadt Frankfurt sind auch im Februar wieder unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, Alt-Batterien, Chemikalienreste oder Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Müll wandern, sondern können vor Ort abgegeben werden.
Die Bewohner von Bockenheim können ihre Sonderabfälle am heutigen Donnerstag, 11. Februar, von 14 bis 15 Uhr am Betriebshof in der Hersfelder Straße 21 - 23 loswerden. Das Westend wird um 18 Uhr angefahren (U-Bahn-Station Bokkenheimer Landstraße/Ecke Freiherr- vom-Stein-Straße).
Alt-Praunheim liegt am Mittwoch, 17. Februar, auf der Route der Schadstoffmobile. Ein Müllschlucker steht um 11 Uhr am Wendehammer in der Graebestraße. Außerdem sind die städtischen Fachleute auch im nördlichen Westend: von 9 bis 10 Uhr am Betriebshof in der Eschersheimer Landstraße 247.
Im südlichen Westend macht das Schadstoffmobil einen Tag später Station: am Donnerstag, 18. Februar, um 9 Uhr an der U-Bahn-Station Westend. Um 14 Uhr ist ein Wagen außerdem in Praunheim in der Heerstraße (gegenüber Haus Nummer 255). Ginnheim wird um 18 Uhr angesteuert. Die Mitarbeiter sind bis 19 Uhr auf dem Parkplatz unter der Rosa- Luxemburg-Brücke in der Ginnheimer Landstraße. Dort halten sie noch einmal einen Tag später: am Freitag, 19. Februar, um 11 Uhr.
Zwei Stadtteile werden am Dienstag, 23. Februar, um 9 Uhr angefahren: Kuhwald (Braunfelsstraße/Scherbiusstraße) und Hausen (Am Ellerfeld). *sen
FRANKFURT-OST. Die drei Schadstoffmobile der Stadt Frankfurt sind auch im Februar wieder unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, alte Batterien, Chemikalienreste oder Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Müll wandern, sondern können vor Ort abgegeben werden.
Am Freitag, 19. Februar, können gefährliche Abfälle in Seckbach abgegeben werden: von 9 bis 10 Uhr am Wendehammer in der Arolser Straße. Zwei Stunden später, um 11 Uhr, sind die städtischen Mitarbeiter noch einmal im Riederwald (Parkplatz, Haenischstraße/Vatterstraße).
Nach Bornheim kommt ein Schadstoffmobil am Samstag, 20. Februar, um 9 Uhr. Der Wagen steht vor dem Amt für Abfallwirtschaft, Weidenbornstraße 40.
Enkheim steht am Montag, 22. Februar, auf dem Fahrplan. Von 9 bis 10 sind die Mitarbeiter auf dem Kleinmüllplatz in der Barbarossastraße. Auch Fechenheim wird wieder angesteuert. Ein Wagen hält um 11 Uhr an der Kreuzung Pfortenstraße / Gründenseestraße. *sen
FRANKFURT-NORDWEST. Wenig wird sich voraussichtlich in der SPD- Fraktion des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) nach der Kommunalwahl ändern. Nur zwei der derzeit sieben SPD-Beiräte werden im März nicht mehr kandidieren: der 70jährige Rudolf Frisch aus Eschersheim und Arno Kerlisch, seit Mai 1973 im Ortsbeirat.
Die Fraktion wird - wie schon in den vergangenen 20 Jahren - auch weiterhin von Karl Semmelbauer geleitet. Der 63jährige Rentner, der früher hauptamtlicher Gewerkschafter war, ist schon seit der Konstituierung der Ortsbeiräte im Jahre 1972 aktiv. Sein Stellvertreter soll Hans-Jürgen Brand bleiben, ein 49jähriger Handelsfachwirt aus Ginnheim.
Auch die 48jährige Arzthelferin Beatrix Henze aus dem Dornbusch und die Ginnheimer Altenclubleiterin Renate Baumgärtner, 56 Jahre alt, stellen sich wieder zur Wahl. Zum ersten Mal kandidiert Klaus Schulz, Systemanalytiker aus Eschersheim. Er ist mit 40 Jahren der jüngste SPD-Kandidat unter den ersten sieben Bewerbern.
Auf den sechsten Listenplatz wählten die Sozialdemokraten den 53jährigen Betriebsingenieur Joachim Lorenz, der seit 1989 im Ortsbeirat aktiv ist. Ein neuer Kandidat auf Platz sieben ist der Ginnheimer Theo Kreiling.
Die folgenden Plätze belegen zwei Frauen: Magdalene Simon, 52jährige Rektorin aus Eschersheim, und Christl Braunschober, 48jährige Krankenschwester aus Ginnheim. Der Eschersheimer Ingenieur Detlev Klemm belegt Listenplatz Nummer 10. Auf Platz elf steht der Ginnheimer Heinz Ortwein. sen
FECHENHEIM. Die rot-grünen Glitzergirlanden im Alten Rathaus wollten an diesem Abend nicht so recht ins Bild passen. Auf den weißen Tischdecken prangte in roten Buchstaben das Parteilogo der Christdemokraten, und das Spruchband an der Frontwand pries in großen blauen Lettern die OB-Kandidatin der CDU an: Petra Roth. Die Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl am 7. März stand unübersehbar im Mittelpunkt, als die Fechenheimer CDU zum "Tag der Kandidaten" eingeladen hatte.
Doch auch Petra Roth, Freibier und Laugenbrezeln lockten nicht mehr als 40 Bürger aus ihren Stuben zur Diskussionsrunde ins Rathaus. Dabei versprach Petra Roth allerhand: "Fragen Sie alles. Sie bekommen auf alles eine Antwort."
Zuvor hatte sie bereits ebenso wie der Vorsitzende des CDU-Stadtbezirksverbandes, Bernhard Pfender, angedeutet, wo die Fechenheimer der Schuh drückt. Die Nöte der Sportvereine und die schlechte Verkehrsanbindung des Stadtteils standen oben auf der Prioritätenliste. "Im Zuge des geplanten Mainbogen- Ausbaus sollen Sportplätze und Kleingärten verschwinden. Das müssen wir verhindern", sagte Bernhard Pfender mit Blick auf die Vereinsvertreter.
Petra Roth war bei allem demonstrativen Optimismus darauf bedacht, angesichts der angespannten Haushaltslage keine Versprechungen zu machen, die Geld kosten. "Ich verspeche nirgends auch nur eine Mark mehr." Statt dessen setzte sie auf ideelle Werte und plädierte werbewirksam dafür, den Vereinen Selbstbewußtsein wiederzugeben. Die Landtagsabgeordnete und Vizepräsidentin des Hessischen Sportbundes warf immer wieder ihre Verbundenheit mit Fechenheim in die Waagschale. Nicht nur ihre Mitgliedschaft in einigen der hiesigen Vereine rief die OB-Kandidatin ins Gedächtnis, sie legte auch offen, daß ihr Sohn in Fechenheim jobbe und sie gerne hier einkaufe. Während sich die prominente Christdemokratin als realitätsnahe Politikerin inszenierte, standen die anderen Hauptpersonen des Abends buchstäblich in ihrem Schatten.
Am "Tag der Kandidaten" sollten nicht zuletzt die Frauen und Männer vorgestellt werden, die für den Ortsbeirat 11 kandidieren: Die Ärztin Dr. Uta-Maria Bodenstedt ist seit 1977 Stadtverordnete und Vorsitzende des Frankfurter Frauenverbandes; ihre Themen: Gesundheit und Umwelt. Braumeister Hannes Zimmermann (39) kandidiert zum ersten Mal für den Ortsbeirat und will sich vor allem gegen die Verkehrsmisere im Frankfurter Osten engagieren. Christel Ebig (49) arbeitet als kaufmännische Angestellte, kümmert sich um soziale Themen und Frauenpolitik. Um den Umweltschutz will sich der Chemiker Dr. Wolfgang Bodenstedt (59) verdient machen.
Der noch amtierende Vorsitzende der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 11, Dieter Kunzler (51), will am 7. März den Sprung in den Römer schaffen. Sein Schwerpunkt: Verkehrspolitik. Stadtbezirksvorsitzender Bernhard Pfender kandidiert für den Umlandverband. ran
OBERRAD. Das Umweltbewußtsein hat's gefordert, das Umweltbewußtsein hat's verzögert: Seit vier Jahren plant die Stadtverwaltung nun schon, die Gartensiedlung "Im Teller" an die Frankfurter Kanalisation anzuschließen. Nun dürfte es endlich klappen. Im April, so erklärte Horst Kirchmaier vom Stadtentwässerungsamt auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau, sollen die Bauarbeiten beginnen.
Die offizielle Ausschreibung endete am Anfang dieser Woche. In den nächsten Tagen soll auch die letzte Hürde genommen werden, die das Vorhaben unerwartet lange hinausgezögert hatte. Die Hessische Industriemüll (HIM) GmbH in Biebesheim muß ihre Zustimmung zur Entsorgung des quecksilberhaltigen Bodens geben, der auf dem Gelände gefunden wurde: Das Ergebnis der gesetzlich verordneten Bodenprobe hatte vor zwei Jahren eine erhöhte Quecksilberkonzentration in der oberen Bodenschicht, dem sogenannten Mutterboden, ergeben.
Die Pläne der Stadt, die Siedlung zwischen Oberrad und Offenbach möglichst rasch an das Abwassernetz anzuschließen, wurden durch diese Messungen arg durcheinandergebracht. Denn verseuchtes Erdreich, das bei Bauarbeiten ausgehoben wird, muß umweltgerecht entsorgt werden. Horst Kirchmaier drückte es plastisch aus: "In dem Moment, wo Sie's auf die Schippe genommen haben, können Sie's nicht wieder zurücktun."
Dabei war der Gedanke, die Abwassergruben in der Tellersiedlung durch ein ordentliches Kanalsystem zu ersetzen, just aus dem gesteigerten Umweltbewußtsein in den achtziger Jahren erwachsen. Die Stadt drängte darauf, die Abwasser-Gruben jede Woche zu leeren, damit nicht etwa aus undichten Stellen Abwässer ins Erdreich gelangen. Die wöchentliche Abfuhr ging den Teller-Bewohnern spürbar ans Portemonnaie, und die Gärtner drängten auf die lange Leitung nach Oberrad.
Immerhin existiert die "Tellersiedlung" mit ihren zwanzig Gartenbetrieben seit 1926, und jahrzehntelang hatte sich niemand für das Schmutzwasser der Anrainer interessiert. In den sechziger Jahren lag zudem der nächste Kanalanschluß erst in der Offenbacher Landstraße. Da wäre die Verbindung der Gartensiedlung mit dem Abwassernetz der Stadt zu kostspielig geworden. Nun soll der "Teller" eine Leitung bis zur Wiener Straße erhalten. Fortsetzung auf Seite 3
Karin Flaake · Vera King "Jetzt geht es endlich los!" Junge Mädchen und die erste Menstruation
Wenn diese Grenze überschritten ist, ,geht es los&rquote; mit dem Frauwerden, mit dem Erwachsenwerden: Das bedeutet zugleich, daß eine wichtige Grenze ,überschritten&rquote; wird im Verhältnis zwischen der Heranwachsenden und ihren Eltern. Aus der Kindtochter wird eine Tochterfrau. Im Körper der Tochter hat sich etwas verändert, ihr Körper ,nähert&rquote; sich dem erwachsenen Körper der Mutter an. Mutter und Tochter sind sich auf eine Weise ,gleicher&rquote; und doch auch fremder geworden: Denn einerseits spürt die Tochter bei der ersten Menstruation in aller Deutlichkeit, daß sie nun der Mutter ähnlicher ist. Und andererseits verweist genau dies sie zugleich auf den eingeleiteten notwendigen Abschied von Nähe und Intimität zwischen Mutter und Kind. Die Zeit der ,unschuldigen&rquote; versorgenden Berührungen ist vorüber. Die Tochter erweist sich - unverkennbar - als sexuelles Wesen.
Eine Zeit des Kampfes um Ablösung und Differenzierung steht bevor. Eine Zeit, in der die Tochter gegenüber der Mutter zwischen Wünschen nach Nähe und Geborgenheit einerseits und Wünschen nach Distanzierung und Autonomie andererseits, zwischen Liebe und Wut, zwischen Identifizierung und Konkurrenz im Vergleichen mit der Mutter hin- und hergerissen sein wird. Eine Zeit, in der die Tochter sich in ihrer Verführungsmächtigkeit und Selbstbehauptungsfähigkeit gegenüber Vater und Mutter ausprobieren wird, und dabei zugleich anerkannt und geschützt sein möchte.
In diesem Sinne symbolisiert die erste Menstruation einen bedeutsamen "EinSchnitt". Sie steht für den Beginn eines langen Abschieds von der Kindheit. Eines Abschieds von kindlichen Vorstellungen und Wünschen gegenüber Mutter und Vater. Eines Abschieds vom kindlichen Selbst- und Körperbild. Im Erleben der (ersten) Menstruationsblutung verdichtet sich das emotionale Geschehen in der Pubertät - wie es die Psychoanalytikerin Eva Poluda-Korte ausgedrückt hat: die "Identität (ist) im Fluß". Eine interviewte Mutter einer pubertierenden Tochter beschrieb ihre zwiespältigen Gefühle zu diesem "In-Fluß-Kommen" der Tochter, die Empfindungen, die sie bei deren erster Menstruation hatte, als ein Gemisch aus Freude, Stolz, Aufregung und Traurigkeit: Sie empfand einen "traurigschönen Schmerz".
In welchem Ausmaß im Erleben der jungen Frau selbst die Empfindungen von Traurigkeit oder von Freude bei der ersten Blutung überwiegen, hängt von einer Vielzahl ineinander verschränkter Bedingungen ab. So wird ihre erste Reaktion zunächst davon beeinflußt sein, ob sie darauf vorbereitet und über die Vorgänge im weiblichen Körper aufgeklärt worden ist. Aber auch die beste Vorbereitung im Sinne des "Aufgeklärtseins" kann die Heranwachsende nicht vor Ängsten schützen: "Im Widerstreit ihrer Gefühle erleben die Mädchen ihre Menstruation als schwer zu bewältigendes Paradoxon: als Geschenk und Zumutung, als Versorgung und Verfolgung zugleich - sie werden hin- und hergerissen von Triumph und Scham, Stolz und Kränkung, Lust und Ekel, Potenz und Schwäche, Selbstbehauptung und Unterwerfung" (Poluda-Korte).
Überwiegend bedrohliche Empfindungen von Angst, Kränkung, Scham oder Wut können sich vor allem dann einstellen, wenn innerhalb oder außerhalb der Familie Weiblichkeit nicht als wertvoll oder begehrt angesehen wird. So wird zum Beispiel in einer körper- und lustfeindlichen Umgebung das unkontrollierbare Ausfließen des Blutes sicherlich eher als beängstigend und schmutzig, peinlich und beschämend erlebt. Aber auch ein Klima drohender Verführung oder mit sexuellen Andeutungen aufgeladener Beziehungen ist für die Auseinandersetzung mit diesem Zeichen der Weiblichkeit wenig hilfreich. Eine solche Atmosphäre wird die Jugendliche eher dazu verleiten, ihre sexuelle Identität möglichst lange zu verstecken.
Wenn Vater, Mutter oder sogar beide Eltern auf das Frauwerden der Tochter vor allem mit Angst reagieren, muß auch die Tochter ihre Menstruation in erster Linie als bedrohliches Ereignis wahrnehmen. In jedem Fall provoziert die Pubertät bei den Eltern eine Konfrontation mit dem Älterwerden und Fragen nach den unerfüllten Wünschen, nach dem Maß der Verwirklichung von Glück und Selbstentfaltung in ihrem Leben. Mutter und Vater sind mit dem Thema konfrontiert, ihre Tochter schrittweise Loslassen zu müssen und als eigenständige Person akzeptieren zu lernen. Anschaulich beschreibt eine junge Frau das Erschrekken, das ihre erste Blutung bei ihrer Mutter auslöste: "Ach Gott, geht das jetzt schon los." Je nach dem, ob die Eltern sich dieser Auseinandersetzung mit sich selbst stellen und dadurch die Tochter entlasten können, sind sie und damit auch die Tochter in der Lage, die Menarche als etwas Wichtiges und Schönes zu begrüßen.
Von besonderer Bedeutung sind die erste Blutung und die mit ihr einhergehenden Regungen für die Heranwachsende auch deshalb, weil sich damit neue Zugänge zu ihrer Körperwahrnehmung eröffnen: Durch die Menstruation kann sich das Bild ihres ,inneren Raumes', ihres Geschlechts im Körperinneren konkretisieren. Dabei wird dieses Bild des inneren Geschlechts als Quelle von Erregungen, Lust und Potenz einerseits, Bedrohung und Verletzung andererseits in den Phantasien der jungen Frau im Laufe der folgenden Entwicklung neu gestaltet. Wie sich diese Vorstellungen ausbilden, hängt dabei wiederum in starkem Maße davon ab, wie die junge Frau Mutter und Vater in ihrer Weiblichkeit und Männlichkeit und ihrer Beziehung zueinander wahrnimmt. Eine familiäre und kulturelle Umgebung, in der das Frausein mit entwerteten oder bedrohlichen Vorstellungen verknüpft ist, erschwert der jungen Frau das unbefangene Experimentieren mit ihrem (inneren) Geschlecht in Phantasie und Realität, wie es durch die Menstruation und die Auseinandersetzung mit ,Menstruationshygiene' eigentlich angeregt werden könnte. Diese - mehr oder minder wahrgenommen - Möglichkeiten des Ausprobierens bilden eine Grundlage für das im Laufe der Adoleszenz sich entwickelnde sexuelle Selbstbewußtsein und für die Fähigkeit zu Hingabe und Autonomie. Insgesamt hat sich in den letzten Jahrzehnten - insbesondere seit Ende der sechziger Jahre - im Verhältnis junger Frauen zur Menstruation zugleich sehr viel und sehr wenig verändert. Verändert hat sich das Wissen, die Informiertheit über Menstruation: "Rückblickend scheint das Tabu der Menstruation nun überwunden, denn heute ist der monatliche Blutfluß von Mädchen und Frauen kein verschämt verschwiegenes Geheimnis mehr", so beschreibt die Frankfurter Soziologin Helga Haase diese Veränderungen.
Zugleich scheint sich jedoch das wenig positive Verhältnis junger Frauen zur Menstruation letztlich kaum gewandelt haben: Die im Rahmen des Forschungsprojekts befragten jungen Frauen gaben an, daß sie nach der ersten Freude inzwischen mit der Menstruation überwiegend Negatives verbinden. Sie wird als "nervig", "lästig" und "doof" empfunden und ist von körperlichen und psychischen Beschwerden begleitet: von Bauch- und Kopfschmerzen und als negativ empfundenen Stimmungen wie schlechter Laune, großer Verletzlichkeit, Gereiztheit und Aggressivität.
Auffallend ist dabei, daß für viele Mädchen diese Unannehmlichkeiten erst mit dem zweiten Mal des Menstruierems einsetzen: "Zuerst: toll! Jetzt bin ich endlich 'ne Frau. Aber jetzt geht's mir auf die Nerven. Die ersten vier Tage finde ich immer grauenhaft, da nehme ich Aspirin gegen die Kopfschmerzen."
Was ist geschehen nach den ersten euphorischen Gefühlen? Was tut weh, macht aggressiv? Ist es nur die unvermeidbare Konfrontation der Hoffnungen auf ein jetzt ganz anderes Leben mit der Realität, daß der Alltag einfach so weitergeht wie bisher? Oder ist es auch die Erfahrung, daß das, was die Mädchen ihrer eigenen Aussage nach "zur Frau macht", in ihrer Umgebung gar nicht so "toll" gefunden wird?
Alle befragten Mädchen schildern, daß die Mutter die erste Person war, der sie vom Einsetzen der Menstruation berichtet haben. Die Reaktion der Mütter wird dabei oft wie eine "Bremse" für die Freude und den Stolz der Mädchen dargestellt. "Nicht so, als wenn das jetzt was Weltbewegendes wäre", beschreibt eine der jungen Frauen ihre Enttäuschung über die Reaktion der Mutter. Viele Mädchen schildern, daß Hygienefragen im Gespräch mit der Mutter im Vordergrund standen. "Daß ich jetzt eben Binden benutzen muß, und sie hat mir dann welche gegeben."
Die Psychologin Ruth Waldeck beschreibt das Dilemma, vor dem adoleszente Mädchen stehen: "Jede andere Leistung, jeden anderen Erfolg darf sie zeigen, die Binde aber hat zu verschwinden. Das Mädchen darf darüber sprechen, aber es darf nichts davon zeigen. Die kulturelle Norm, wie sie Tampon- und Bindenwerbung vorstellt, heißt: Die Frau soll wirken wie an jedem anderen Tag, es soll nichts sichtbar, schon gar nichts riechbar sein." So ist die Tatsache des Menstruierens zwar aus dem Privaten, Verschwiegenen hervorgeholt worden in die Öffentlichkeit, weiterhin tabuisiert sind jedoch die Gefühle, die mit der Menstruation verbunden sind. Ruth Waldeck hebt hier besonders die sexuellen Erregungen hervor: "In den Tagen zuvor und in den ersten Tagen der Blutung sind Becken und Genitalien stärker durchblutet als in allen anderen Zyklusphasen. Die Menstruation begünstigt also die Möglichkeit zu leichterer sexueller Erregbarkeit und zu intensiverem sexuellem Genuß."
Aus dieser Perspektive kann das Verbergen und das Versteckte der Menstruationspraxis zwar dabei helfen, "die Intimsphäre des Mädchens abzugrenzen und einen schützenden Rahmen für ihren Prozeß intensiver Binnenstrukturierung zu schaffen" (Poluda-Korte). Aber die Reduzierung der ersten Menstruation auf ein Hygieneproblem kann für junge Mädchen auch die Botschaft enthalten: Kümmere dich nicht um deine Lust, die du spürst. Sie ist etwas Unsauberes und du bringst sie am besten zum Verschwinden. Schmerzen, schlechte Laune und Aggressivität könnten dann Antworten sein auf dieses Abschneiden einer lustvollen Erfahrung mit dem eigenen Körper.
Die erste Menstruation konfrontiert die Heranwachsende nicht nur mit neuen Möglichkeiten, sondern auch mit neuen Beschränkungen. Zunächst repräsentiert die Menstruation in sich eine Art von innerem Realitätsprinzip: Sie verweist das Mädchen darauf, daß es eindeutig dieses und nur dieses eine Geschlecht hat. Sie verdeutlicht die Zyklizität der Prozesse im weiblichen Körper, die fruchtbaren Potentiale, aber damit auch geschlechtliche und lebensgeschichtliche Begrenztheiten. Diese Art von körperlicher Verankerung im Realitätsprinzip steht im Widerspruch zu den für die Pubertät typischen Aufbruchsstimmungen und grenzüberschreitenden Wünschen - alle Gipfel stürmen und alle Tiefen des Lebens erforschen zu wollen. Diese Spannung kann bei der jungen Frau Enttäuschung erzeugen. Sie kann ihr aber auch helfen, ihre Größenphantasien mit der Realität zu vermitteln und in sie ,einzufädeln&rquote;. Soweit die Heranwachsende jedoch in ihren Entwürfen durch eine äußere kulturelle Realität überfordert wird, die wenig Spielraum für Wünsche und Größenphantasien junger Frauen bietet, kann das Pendel in Richtung Resignation und Hader mit dem weiblichen Körper und Geschlecht umschlagen.
Wichtig sind von daher gesellschaftliche Bedingungen, die jungen Frauen Möglichkeiten der Ausgestaltung ihrer kreativen Potentiale bieten - insbesondere im beruflichen Bereich. Damit wird auch die produktive Verarbeitung der einschneidenden körperlichen Veränderungen in der Pubertät erleichtert.
In welchem Ausmaß im Erleben der jungen Frau selbst die Empfindungen von Traurigkeit oder von Freude bei der ersten Blutung überwiegen, hängt von einer Vielzahl ineinander verschränkter Bedingungen ab. So wird ihre erste Reaktion zunächst davon beeinflußt sein, ob sie darauf vorbereitet und über die Vorgänge im weiblichen Körper aufgeklärt worden ist. Aber auch die beste Vorbereitung im Sinne des "Aufgeklärtseins" kann die Heranwachsende nicht vor Ängsten schützen: "Im Widerstreit ihrer Gefühle erleben die Mädchen ihre Menstruation als schwer zu bewältigendes Paradoxon: als Geschenk und Zumutung, als Versorgung und Verfolgung zugleich - sie werden hin- und hergerissen von Triumph und Scham, Stolz und Kränkung, Lust und Ekel, Potenz und Schwäche, Selbstbehauptung und Unterwerfung" (Poluda-Korte).
Überwiegend bedrohliche Empfindungen von Angst, Kränkung, Scham oder Wut können sich vor allem dann einstellen, wenn innerhalb oder außerhalb der Familie Weiblichkeit nicht als wertvoll oder begehrt angesehen wird. So wird zum Beispiel in einer körper- und lustfeindlichen Umgebung das unkontrollierbare Ausfließen des Blutes sicherlich eher als beängstigend und schmutzig, peinlich und beschämend erlebt. Aber auch ein Klima drohender Verführung oder mit sexuellen Andeutungen aufgeladener Beziehungen ist für die Auseinandersetzung mit diesem Zeichen der Weiblichkeit wenig hilfreich. Eine solche Atmosphäre wird die Jugendliche eher dazu verleiten, ihre sexuelle Identität möglichst lange zu verstecken.
Wenn Vater, Mutter oder sogar beide Eltern auf das Frauwerden der Tochter vor allem mit Angst reagieren, muß auch die Tochter ihre Menstruation in erster Linie als bedrohliches Ereignis wahrnehmen. In jedem Fall provoziert die Pubertät bei den Eltern eine Konfontation mit dem Älterwerden und Fragen nach den unerfüllten Wünschen, nach dem Maß der Verwirklichung von Glück und Selbstentfaltung in ihrem Leben. Mutter und Vater sind mit dem Thema konfrontiert, ihre Tochter schrittweise Loslassen zu müssen und als eigenständige Person akzeptieren zu lernen. Anschaulich beschreibt eine junge Frau das Erschrekken, das ihre erste Blutung bei ihrer Mutter auslöste: "Ach Gott, geht das jetzt schon los". Je nach dem, ob die Eltern sich dieser Auseinandersetzung mit sich selbst stellen und dadurch die Tochter entlasten können, sind sie und damit auch die Tochter in der Lage, die Menarche als etwas Wichtiges und Schönes zu begrüßen.
Von besonderer Bedeutung sind die erste Blutung und die mit ihr einhergehenden Regungen für die Heranwachsende auch deshalb, weil sich damit neue Zugänge zu ihrer Körperwahrnehmung eröffnen: Durch die Menstruation kann sich das Bild ihres ,inneren Raumes', ihres Geschlechts im Körperinneren konkretisieren. Dabei wird dieses Bild des inneren Geschlechts als Quelle von Erregungen, Lust und Potenz einerseits, Bedrohung und Verletzung andererseits in den Phantasien der jungen Frau im Laufe der folgenden Entwicklung neu gestaltet. Wie sich diese Vorstellungen ausbilden, hängt dabei wiederum in starkem Maße davon ab, wie die junge Frau Mutter und Vater in ihrer Weiblichkeit und Männlichkeit und ihrer Beziehung zueinander wahrnimmt. Eine familiäre und kulturelle Umgebung, in der das Frausein mit entwerteten oder bedrohlichen Vorstellungen verknüpft ist, erschwert der jungen Frau das unbefangene Experimentieren mit ihrem (inneren) Geschlecht in Phantasie und Realität, wie es durch die Menstruation und die Auseinandersetzung mit ,Menstruationshygiene' eigentlich angeregt werden könnte. Diese - mehr oder minder wahrgenommen - Möglichkeiten des Ausprobierens bilden eine Grundlage für das im Laufe der Adoleszenz sich entwickelnde sexuelle Selbstbewußtsein und für die Fähigkeit zu Hingabe und Autonomie.
Insgesamt hat sich in den letzten Jahrzehnten - insbesondere seit Ende der sechziger Jahre - im Verhältnis junger Frauen zur Menstruation zugleich sehr viel und sehr wenig verändert. Verändert hat sich das Wissen, die Informiertheit über Menustration: "Rückblickebd scheint das Tabu der Menstruation nun überwunden, denn heute ist der monatliche Blutfluß von Mädchen und Frauen kein verschämt verschwiegenes Geheimnis mehr", so beschreibt die Frankfurter Soziologin Helga Haase diese Veränderungen.
Zugleich scheint sich jedoch das wenig positive Verhältnis junger Frauen zur Menstruation letztlich kaum gewandelt haben: Die im Rahmen des Forschungsprojekts befragten jungen Frauen gaben an, daß sie nach der ersten Freude inzwischen mit der Menstruation überwiegend Negatives verbinden. Sie wird als "nervig", "lästig" und "doof" empfunden und ist von körperlichen und psychischen Beschwerden begleitet: von Bauch- und Kopfschmerzen und als negativ empfundenen Stimmungen wie schlechter Laune, großer Verletzlichkeit, Gereiztheit und Aggressivität.
Auffallend ist dabei, daß für viele Mädchen diese Unannehmlichkeiten erst mit dem zweiten Mal des Menstruierems einsetzen: "Zuerst: toll! Jetzt bin ich endlich 'ne Frau. Aber jetzt geht's mir auf die Nerven. Die ersten vier Tage finde ich immer grauenhaft, da nehme ich Aspirin gegen die Kopfschmerzen."
Was ist geschehen nach den ersten euphorischen Gefühlen? Was tut weh, macht aggressiv? Ist es nur die unvermeidbare Konfrontation der Hoffnungen auf ein jetzt ganz anderes Leben mit der Realität, daß der Alltag einfach so weitergeht wie bisher? Oder ist er auch die Erfahrung, daß das, was die Mädchen ihrer eigenen Aussage nach "zur Frau macht", in ihrer Umgebung gar nicht so "toll" gefunden wird?
Alle befragten Mädchen schildern, daß die Mutter die erste Person war, der sie vom Einsetzen der Menstruation berichtet haben. Die Reaktion der Mütter wird dabei oft wie eine "Bremse" für die Freude und den Stolz der Mädchen dargestellt. "Nicht so, als wenn das jetzt was Weltbewegendes wäre", beschreibt eine der jungen Frauen ihre Enttäuschung über die Reaktion der Mutter. Viele Mädchen schildern, daß Hygienefragen im Gespräch mit der Mutter im Vordergrund standen. "Daß ich jetzt eben Binden benutzen muß, und sie hat mir dann welche gegeben."
Einen ähnlichen Schwerpunkt bei der Einübung des bürgerlichen Frauenideals bildete der Handarbeitsunterricht. Die ständige Gewöhnung kleiner Mädchen seit frühester Kindheit an unentwegte Beschäftigung einerseits und an Stillsitzen andererseits trug eminent zu ihrer Disziplinierung bei. Eine derartig restriktive Erziehung von klein auf, die den Körper gleichmäßigen, ständig sich wiederholenden Handgriffen unterwarf, lenkte den Bewegungsdrang von Mädchen in "geregelte" Bahnen. Das mit einer Handarbeit beschäftigte Mädchen entsprach dem idealisierten Bild der sittsamen Bürgersfrau eher als das Bild eines Mädchens, das an den "ungezügelten" Spielen der Brüder teilnahm. Das Resultat dieser monotonen Arbeitstechniken sollte der Vorbereitung auf das stille häusliche Leben und der Aneignung von dafür erforderlichen Tugenden wie Langmut, Opferbereitschaft und Hingabe dienen.
Hinter der ständigen Beschäftigung mit Handarbeiten stand der Gedanke, daß äußere Disziplinierung über kurz oder lang nicht nur eine zeitweilige Verhaltensänderung, sondern regelrecht einen tiefgreifenden Bewußtseinswandel bewirken könne. Ein disziplinierter Körper galt als Voraussetzung, um Geist und Phantasie beherrschen und kontrollieren zu können. Der Handarbeitsunterricht nahm nicht nur stundenmäßig etwa ein Viertel des Unterrichts an Töchterschulen in Anspruch; auch in den anderen Fächern wurde während des regulären Unterrichts gestrickt oder gestickt. Bei den kleinen unprofessionellen Privatinstituten machten Handarbeits-, Religions- und Leseunterricht sogar den kompletten Umfang des Stundenplans aus. Aber auch im häuslichen Leben wurde die Lektüre eines Buches oftmals nur dann geduldet, wenn sie von einer Handarbeit begleitet wurde.
Die Lehrkräfte, die an einer Mädchenschule unterrichteten, hatten die unterschiedlichsten Qualifikationen und Ausbildungsgänge vorzuweisen. Generell versprach das uneineinheitlich geregelte Mädchenschulwesen ein weitaus geringeres Gehalt und Sozialprestige für einen Lehrer, als eine Anstellung an einer öffentlichen Knabenschule. Daher fanden auch häufig Personen ohne jegliche fachliche Schulung und von zweifelhafter Herkunft eine Verdienstmöglichkeit. Da der Ausbau des Mädchenschulwesens, anders als die Knabenerziehung, nicht durch ökonomische Interessen, durch die Vorbereitung auf eine spätere Berufstätigkeit motiviert wurde, war auch seine Wertschätzung entsprechend geringer. Ein im Handbuch der Frauenbewegung zitierter Töchterschulpädagoge gibt einen krassen Einblick in die Situation der Mädchenschulen:
"Während es in den (preußischen) Regierungskreisen hieß, die Lehrerschaft der höheren Mädchenschulen sei nicht gleichwertig mit den Lehrkollegien an den höheren Knabenschulen, fühlten wir bei jeder Vakanz, daß die Wahl geeigneter Lehrer durch den Mangel einer angemessenen Stellung unserer Schulen in dem großen Schulorganismus im höchsten Grade erschwert wurde. Als nun gar die Zeit des Lehrermangels von 1866-73 dazu kam, da meldeten sich an höheren Mädchenschulen Bewerber der zweifelhaftesten Art. Man errötete beim Lesen der Zeugnisse, daß solche Leute sich für gut genug hielten, um Mädchen zu unterrichten. Dabei fanden diese schiffbrüchigen Existenzen bisweilen noch die Empfehlung von Männern, deren damit ausgesprochene Mißachtung der höheren Mädchenschule noch schmerzhafter war." IRA SPIEKER
Literatur zum Thema: Ira Spieker "Bürgerliche Mädchen im 19. Jahrhundert". Erziehung und Bildung in Göttingen 1806-1866. Verlag Volker Schmerse, Wendenstraße 5 b, 3400 Göttingen. Preis: 10,- DM.
Anna Czajka AT: Polen
Vorher, auf der Strecke nach Poznan, geht es viel "zivilisierter" zu; dort sagen sich die Veränderungen an. Nach der alten DDR, wo von der Straße her gesehen nichts geschieht - außer daß die strenge Architektur eines Doppelhäuschens jetzt jeden Parkplatz vor der Grenze auszeichnet -, erwartet einen gleich nach dem Grenzübertritt eine Überraschung: nämlich eine Explosion von Schildern und Schildchen über Kiosken und Baracken, die allerlei Leistungen anbieten, vielfältige Vergnügen versprechen und, je weiter vom westlichen Niemandsland in Richtung Poznan, immer solider und hübscher werden und auch halten, was sie versprechen.
Polen nach zwei Jahren Abwesenheit. Das Aussehen der kleinen Städtchen hat sich noch nicht wesentlich geändert. Das alte Elternhaus steht wie früher, und die Luft riecht wie immer nach den Ereignissen der Jahreszeiten. Aber der Garten daneben ist schon bis auf den letzten Zentimeter verkauft, denn er liegt im Stadtzentrum, das ist günstig für den Handelsbetrieb. In der früher stillen Gasse werden alle Erdgeschoßwohnungen zu Läden umgebaut. Die Nachbarn von der gegenüberliegenden Seite, einst einfache Leute, die ständig wechselnden Geschäften nachgingen, errichten ein Riesengebäude, dem sie noch einen Turm aufsetzen. Ein "Schlößchen" soll es sein, und ich sehe nachher noch mehrere andere "Schlößchen" im Stil dieser Gründerjahre: Ehrgeiz, gebrochen durch Geschmacklosigkeit. Durch die alten Gassen im gelben Licht der Straßenlampen aus einer anderen Epoche - ich sehe auf ihnen noch die Skodas und Wartburgs - sausen jetzt klotzige Autos der Marken Nissan, Mercedes, Porsche.
Am Tag nach der Ankunft die erste Konfrontation. Noch westlich geprägt, beginne ich meine Unternehmungen und merke gleich, daß mein "zweckrationales Handeln" ins Leere geht. Schon im ersten Laden gewahre ich, man erwartet von mir eine eindrucksvollere Erscheinung: Blühend, brillant soll ich sein, selbstbewußt auftreten - etwa wie eine Krakauer Puppe. So wie ich bin - leicht ergraut, müde, im Kopf den Katalog meiner Pflichten, unter ihnen vor allem mein Kind und ein zu schreibendes Buch, nur darauf aus, meine Sache zu erledigen und wegzugehen, automatisch, geregelt, indifferent, wie man das im Westen gewohnt ist -, so bin ich fehl am Platze.
Hier muß man einander ansprechen, muß reden, über alles, von den Tomatenpreisen bis zum Weltuntergang. Was in Norditalien als unbesonnen, in Deutschland als Zeitverlust gelten würde, ist hier ein unabdingbarer Akt der Kontaktaufnahme und der Freundlichkeit. Und man muß auch nach was aussehen. Auf den Straßen und Wegen, manchmal über Pfützen, laufen die Muttis in Stöckelschuhen. Man macht sich so hübsch, wie man kann, und zwar immer; man braucht es. Schönheitssalons überstehen alle Krisen. Das gleiche gilt für die Feste, die in ihren Extremen das Grauen nicht nur der Westler erregen; dazu können Gombrowicz und Mrozek ein Wörtchen beisteuern. Ein Arbeitstier fühlt sich zunächst irritiert - Zeitverlust! Zeitverlust! - durch das immer neue Arrangieren von Tafelrunden und Festlichkeiten. Aber ohne sie geht es nicht, unter keinen Umständen, ebensowenig wie ohne den sich ständig erneuernden Humor, ohne Witz. Man muß doch ein bißchen glücklich sein.
Ich schalte den Fernseher ein: eine Sejm-Debatte. Eine Unzahl von politischen Gruppierungen präsentiert eine Unzahl von Ansichten, die meistens laut, prätentiös, geschwätzig vorgetragen werden. Sie kommen mir vor wie beliebig aufgegriffen, irgendwoher abgeschaut, abgeschrieben, auf unmittelbaren Effekt abgestellt.
Immer wieder begegnet man noch dem Wechselspiel zwischen dem Machtstaat und seiner Zurücknahme. Erst müssen sich die Programme ausgespielt, die Bilder verbraucht haben, ehe es zu einer mehr oder weniger natürlichen politischen und nationalen Kommunikation kommen kann. Zur Zeit köchelt alles noch ziemlich dumpf vor sich hin, wenn auch die Polen - im Vergleich zu anderen postkommunistischen Ländern - dabei maßhalten, eine Tugend, die sie in ihrer Geschichte erworben haben.
Die anthropologische Grundstruktur, die dahinter steckt und die man nicht außer acht lassen darf, ist eine ganzheitliche, mehrdimensionale Auffassung der Wirklichkeit. Vielleicht hat sie ihre Wurzeln darin, daß Polen in ihrem Alltag so erdgebunden, mit ihrem Familienleben so verwachsen sind? Noch spürt man kaum die westlichen Probleme: Eindimensionalität, Reduktion der Existenz, Sinnverlust. Die Vieldimensionalität wird, auf welche Weise immer, bewahrt. Es gibt viel Lust zum Leben, und vieles spielt sich in der noch nicht antiquierten, vom Denken noch nicht penetrierten Traumsphäre ab.
Der freie Markt beherrscht jetzt das Bild Polens, auch der unter freiem Himmel. Es geht da zu wie auf den Basaren des Ostens. Russisch mischt sich mit Litauisch, auch mit Idiomen, die man nicht zu erkennen vermag. Physiognomien aus allen Winkeln des sich nun öffnenden Kontinents - das Land ist ein großer Umschlagplatz. Die Polen nehmen den Russen diese andere Art von Anwesenheit nicht übel. Ein schweres Stück Arbeit, sagen sie, wenn sie die Russen ihre Riesentaschen schleppen sehen; sie erinnern sich wohl an eigene Touren in den achtziger Jahren. Immerhin soll eine Reise nach Polen den Russen Unterhalt für ein ganzes Jahr sichern. Man verhandelt, macht Geschäfte, auch Spaß, und alle scheinen zufrieden. So viel zur ästhetischen Seite der Sache. Die andere Seite, die Aktivitäten der Gangs, der ukrainischen Mafia, liefert Stoff nicht nur für Kriminalromane.
In Warschau, in einer Straßenunterführung, singt ein Russe, wie es im Buche steht. Vor ihm liegt ein Zettel, des Inhalts, daß er sich weiterbilden möchte. Geldscheine fliegen ihm zu - leben und leben lassen. Gilt das auch für die Juden? Manche christlich-nationale Gruppen greifen auf den im letzten Jahrzehnt scheinbar begrabenen Antisemitismus zurück. Die junge Generation mit ihrer internationalen Erfahrung, erworben unter anderem bei den für junge Polen häufigen Aufenthalten im Ausland, werden diese Gruppen wahrscheinlich nicht erreichen. Aber daß es so etwas überhaupt noch gibt, kann einen zur Verzweiflung oder in helle Wut treiben. Am Marienfest, das in Polen alte Tradition hat und mir viel bedeutet, bin ich aus dem Gottesdienst weggelaufen, so arrogant, bedrohlich, unfromm war die Predigt.
Und was tun die Geisteswissenschaften, die Künstler, wie sieht die endlich freie Kultur aus? Sie bietet einen zunächst melancholischen Anblick. Ihre Zeitschriften sind voll von jahrealten Sensationen, so wie die Straßen am Sonntag voll sind von greisen Ulanen in Uniform, die endlich ihre Wiedergutmachung erleben. Ruinenlandschaft mit Ausblick ins Leere: Man konstatiert den Zerfall des bisherigen rituell-symbolischen Kulturmodells; wobei man freilich die anthropologische Grundstruktur der Polen vergißt, von der schon die Rede war und die die Wiederbelebung eines umfassenden Kulturmodells in dieser Gesellschaft möglich macht.
Die sogenannten Geisteswissenschaften traben den Entwicklungen hinterher. Die polnische Wirklichkeit des letzten Jahrzehnts, durch Impulse von unten bewegt, bekam ihre Werte von oben. Daher ist das nun eine Kultur quasi ohne Mitte, ohne ausreichende Annäherung an den eigenen Antrieb (anders als zum Beispiel die tschechische Kultur). Weit weg ist man von eigenem modernem Denken, der Defizite der westlichen Kultur ist man sich wenig bewußt. Aber in Warschau sind, täglich allen zugänglich, hervorragend ausgestattete Bibliotheken, darunter in ihrem neuen Gebäude die Nationalbibliothek, optimal und auf Weltniveau für Forschungszwecke eingerichtet. In den "ungünstigen" Zeiten hat die Elite der Wissenschaften ihre Burgen gerettet. Entsprechend dem immer noch bestehenden, wenn auch gefährdeten, Elitenstatus bewahrt die Intelligenz weiterhin ihre von der Wirklichkeit abgehobene Art.
Seine Umgestaltung erlebt der Büchermarkt: Er ufert aus. Während die renommierten Institute absterben, produzieren zirka 1500 neu entstandene Verlage für den Markt, rastlos und manchmal ohne voneinander zu wissen. Für den Markt, das heißt: Kriminalromane, Porno, Massenliteratur, Lizenzveröffentlichungen, Übersetzung - kaum daß mal eine originelle Produktion polnischer Herausgeber und Graphiker durchleuchtet; sie sind leichter auf westlichen Märkten zu finden. "Geistswissenschaften" - ein Block der Abrechnungsliteratur, ein Block der katholischen Autoren, einer der jüdisch- polnischen Geschichte. Sie liegen nebeneinander, Steinchen zu einem Mosaik, die man noch nicht zusammenzufügen versteht.
Ein Symposium in der nicht liquidierten Akademie der Wissenschaften. Am Präsidiumstisch drei Professorinnen, drei souveräne Gestalten, zugleich Verkörperungen von "Typen" der traditionell starken Präsenz von Frauen in der polnischen Kultur: Prophetin, Seele des Salons und Positivistin. Die Frauen-Palette in der polnischen - jemand sagte übertrieben: latent matriarchalischen - Kultur war bekanntlich breit; sie reichte vom Typ Jungfrau-Soldat über die Mutter-Polin bis zur Sozialistin-Kommunistin.
Gegenwärtig sind auch Frauenpositionen in ihrer Aufteilung unübersichtlich. Bemerkenswert aber ist: Die Werbung für Waschmittel, Kosmetika, Lebensmittel, die ihren Gegenstand verabsolutiert und darin mit den Koordinaten des Alltagslebens etwa einer italienischen Hausfrau übereinstimmt, erregt in Polen keine Begehrlichkeitsreaktionen. Im Gegenteil, man platzt vor Lachen beim Anblick dieser produktgebundenen Entzückungen, und die Kabaretts liefern sogleich Reprisen. An einem Urlaubsabend ertappe ich die Köchin der Herberge bei der Horaz- Lektüre und erfahre, ihre Passion sei Philosophie.
Wenn auch die kleinen Provinzstädtchen noch weitgehend aussehen wie eh und je, die Veränderungen in Warschau beeindrucken doch. Hier sind die gegensätzlichen Zeichen der - zum Glück nicht vulkanischen - Verwerfung gut bemerkbar. Man sieht die Verarmten, die durch die Erdbewegung an den Rand geschoben wurden. Man sieht sie beim Einkaufen mühsam kalkulieren. In ganzen Wohnblöcken werden monatelang die Mieten nicht bezahlt, die dem freien Markt gehorchend, mehr und mehr zum "Normalen" tendieren. Man hört, daß offiziell abgemeldete Fernsehapparate heimlich weiterbenutzt werden.
Die rastlos nach Einnahmen jagenden Menschen haben müde Gesichter. "Ich muß den ganzen Tag schwitzen, um durchzukommen, und dann auch Samstag und Sonntag", stöhnt ein Handwerker. Aber wen interessieren heute solche, früher zur Tagesordnung gehörenden, wirtschaftlichen Biographien? Es herrscht doch Freiheit. Die Selbständigen liegen auch auf keinem Lotterbett; die Läden wechseln die Schilder, die Firmen die Häute, man muß ständig die Hand am Puls der Zeit haben. "Aber manche Leute bei uns sind noch sozialistisch", erklärt mir eine Verkäuferin, und ich erfahre, was "sozialistisch" heute bedeutet: unsolide, nachlässig, träge. Die Dimension des Totalitären scheint zurückgetreten zu sein zugunsten einer Konnotation, die den neuen Verhältnissen eher entspricht.
Die Ansprüche der Befreiungsbewegung des letzten Jahrzehnts vertragen sich schlecht mit den neuen ökonomisch- politischen Koordinaten, die Konfrontation ist hart und noch lange nicht erledigt. Im Wirrwarr der neuen politischen Programme fällt es doch schwer, sich von manchen "alten" Einrichtungen zu verabschieden. Zum Beispiel vom sozialen Gesundheitswesen. Daß es Medikamente, Krankenhäuser und eine ärztliche Fürsorge von im großen und ganzen gutem Niveau umsonst oder fast umsonst gab, daran waren die Menschen gewöhnt wie an Schnee und Regen. Die Reformen des Gesundheitswesens werden ohne klare Linie betrieben, wofür einmal der Respekt vor sozialem Druck sorgt, zum anderen die Stellung mancher Ärzte, die ihren hippokratischen Eid ernst nehmen und in der starken polnischen Tradition des sozialen Engagements stehen. Diese Ärzte trennen sich schwer von der Konzeption des Gesundheitswesens als eines menschlichen Grundrechts, die jetzt wohl keine Chance mehr hat unter dem weltweit sich durchsetzenden Diktat einer Medizin als Business.
Aber Warschau zeigt uns auch positive Seiten. Ganze Stadtviertel werden renoviert, die mit sparsamsten Mitteln errichteten Wohnblöcke bekommen Wärmedämmung, neuen Verputz und allerlei Ausstattung, zum Beispiel Warmwasserzähler, die es früher nicht gab. Bei neuen Eigentumsverhältnissen entwickelt man einen neuen Sinn für die Dinge, die früher niemandem gehörten. Warschau wird im Durchschnitt solider, Warschau wird eine Weltstadt - Banken mit Marmor- Springbrunnen wie in Westeuropa und den Niederlassungen großer Firmen. Warschau wird auch auf seine unwiederholbare Art wirklich schön. Der Straßenzug Krakowskie Przedmiescie-Nowy Swiat verklärt sich zu einem kleinen Juwel; der sanfte Schwung der Straßenbögen stimmt gut zusammen mit den leichten, pastellfarbenen Formen der Häuser im Stil des Rokoko und der Neoklassik.
Dieser Rahmen umschließt das Leben der Ausstellungen, der Cafés und der immer eleganteren Läden. Man kann sich jetzt in Warschau nach der letzten Mode kleiden, französisch, italienisch und in polnischem Stil: einer Mischung sozusagen von östlichem Temperament mit französischer Süße. Auf den Straßen sieht man immer häufiger die zierlichen Figürchen der mit Witz und Sorgfalt angezogenen jungen Mädchen. Zudem kehrt eine Frauenerscheinung zurück, die wie eine Personifikation von Warschau wirkt, eine gegenwärtige Fortsetzung des zentralen Frauenbildes der polnischen Kultur: die noble Frau reifen Alters, Mutter und dem Mann gleichgesetzte Ehefrau, leiderfahren und gut, klug, zärtlich und unerschrocken, maß- und phantasievoll in einem, lächelnde Demeter. "Frau Warszawa", sang ein russischer Dichter.
Das Selbstbewußtsein der Polen ist im allgemeinen "gesünder" geworden. Vobei sind die Zeiten des teils begründeten, teils übertriebenen bis geheuchelten Selbstkritizismus (wobei man sich zum Beispiel als ausgehungert darstellte, was sich den Deutschen irgendwie gut reimte: Polen = hungrig = verloren). Bei jungen Polen begegnet man jetzt häufig dieser Einstellung: "Ja, ich kenne das. Ich war in Deutschland, in den USA (Schweden, Kanada usw.). Bei uns würde ich das so machen . . ." Viele Ideen. Viel Ehrgeiz. Einsatzbereitschaft. Wenig Kapital. Wie schaffen das die Polen? Die Türen der EG bleiben geschlossen. Der Nachbarkoloß Deutschland hat andere Favoriten in seiner Wirtschaftspolitik. Noch einmal ein Wunder an der Weichsel? Ist es die Position am Abgrund, nämlich dem wirtschaftlichen Vakuum in der ehemaligen UdSSR, die für Polen eine Quelle der Gefahren, möglicherweise aber auch der Vorteile bleibt?
Warum schreibe ich diese Impressionen nieder, warum teile ich sie mit? Sie geben den Prozeß wieder, der bei jedem Grenzübertritt von neuem auf mich wartet. Nationale Leitbilder jeweils neu untereinander kommunizieren zu lassen, das ist mir, bei meiner auf einige Länder verteilten Existenz, eine Lebensnotwendigkeit. Bekanntlich gibt es immer mehr solche Menschen, für die Europa kein Abstraktum mehr ist. Und doch liegt im Zieljahr der Vereinigung, 1993, wie zum Trotz alles getrennt. In Polen hört man ein paarmal am Tag genaue Nachrichten aus Deutschland: wer wo wann und womit dort geschlagen wird.
Übrigens spricht man weniger von Reisen nach Deutschland, entgegen aller Befürchtungen der Deutschen bei der Öffnung der Grenze. Deutschland wiederum spricht von sich als einem Ort des Asylantenproblems. Deutsche Bekannte begrüßen mich: "Gott sei Dank, Sie sind wieder heraus, die Versorgung dort ist ja schrecklich." Was, wenn sie jene pantagruelischen Schmäuse sehen würden, diese Läden mit Waren aus aller Welt. Mein Kind, früher mit "gell" im Munde für eine gestandene Schwäbin gehalten, wird jetzt, polnisch sprechend, mit einem speziellen, den Aus-, Über-, Ein-, Um- und Zusiedlern vorbehaltenen mitleidigen Blick gestreift. Nomaden. Ständig also muß man sich erzählen, wie die Luft dort riecht und wie hier, wie die Farben aussehen. Im Osten werden tausend Farben gemischt. Man schärfe nur die Sinne.
Zum ersten Mal an diesem Tag freut er sich. Schon wieder verzog das Mädchen im Spiegel die Mundwinkel gerade um jene Spur, die ihren Lippen ein Lächeln verlieh. Ganz selten läßt sie ihre Augen einmal in die Bahn seiner Blicke tanzen. In die hat sich ohnehin der Kopf einer deutschen Touristin geschoben. An deren Tisch wird die Höhe des Trinkgeldes diskutiert.
Draußen auf der Rue du vieux colombier hält ein Mopedfahrer mit arg ramponiertem Helm und erwidert den Gruß des Mädchens durch die Scheibe, lehnt es ab, zu ihr in die Brasserie zu kommen. Wieder der Tanz der Mundwinkel und der Augen. Dann verschwindet er um die Ecke der Rue des Rennes. Das Mädchen läßt die Zähne im Freien und schlägt die Augen nieder, späht, wie von unten herauf, weiter die Straße herunter. Ihre schöne Freundin mit der grünen Mütze saugt derweil an einem Glas herum. Sie hatte er schon von der Straße aus gesehen. Vielleicht ist er deswegen in diese langweilige Brasserie geraten.
Sie sitzt hinter dem Pfeiler neben ihm und nun lehnt sie sich zu seinem Bedauern ständig vor und aus seinem Blick. Dann hatte er sie in einem der Spiegel hinter sich wiederentdeckt, auf den Lippen herumbeißend. Offensichtlich belustigte sie der junge Kellner von der Bar nebenan, der mit weißem Kittel und unpassender Hose kurz an ihren Tisch getreten war. Während er noch überlegte, mit wem sie wohl ihren Tisch teilen würde, hatte er schon den tanzenden Mundwinkel erblickt. Seitdem hatte er nur die Wahl, sich rechts oder links herum den Hals zu verrenken. Auch an der Deutschen, die noch immer über die Höhe des Trinkgeldes stritt, war nicht leicht vorbeizukommen.
Und sie, sie zeigt ihr Gesichtchen ohnehin der Straße, und manchmal ihrer Freundin und eigentlich ihm nie. Sie spricht leise, mit zuckenden Lippen, die gar keine Worte zu bilden scheinen. Wenn er den Kopf dreht, sieht er die Antworten der Freundin. Er beginnt zu pendeln. Wie können diese beiden Wesen sich nur fortwährend so anlächeln?
Vom Montparnasse kommen fahlgelbe Wolken heruntergesegelt. Und er, er muß telefonieren, und er hat Angst, die beiden könnten unterdessen verschwinden. Er ist sich sicher, daß sie es tun werden. Wer so auf die Straße schaut, will fort. Die Wolken liegen tief. Er geht hinab zu den Toiletten. Als er zurückkommt, begegnet er der mit der grünen Mütze auf der Treppe. Sie fragt ihn nach dem Weg. HANNO LOEWY
Die Psychologin Ruth Waldeck beschreibt das Dilemma, vor dem adoleszente Mädchen stehen: "Jede andere Leistung, jeden anderen Erfolg darf sie zeigen, die Binde aber hat zu verschwinden. Das Mädchen darf darüber sprechen, aber es darf nichts davon zeigen. Die kulturelle Norm, wie sie Tampon- und Bindenwerbung vorstellt, heißt: Die Frau soll wirken wie an jedem anderen Tag, es soll nichts sichtbar, schon gar nichts riechbar sein." So ist die Tatsache des Menstruierens zwar aus dem Privaten, Verschwiegenen hervorgeholt worden in die Öffentlichkeit, weiterhin tabuisiert sind jedoch die Gefühle, die mit der Menstruation verbunden sind. Ruth Waldeck hebt hier besonders die sexuellen Erregungen hervor: "In den Tagen zuvor und in den ersten Tagen der Blutung sind Becken und Genitalien stärker durchblutet als in allen anderen Zyklusphasen. Die Menstruation begünstigt also die Möglichkeit zu leichterer sexueller Erregbarkeit und zu intensiverem sexuellem Genuß."
Aus dieser Perspektive kann das Verbergen und das Versteckte der Menstruationspraxis zwar dabei helfen, "die Intimsphäre des Mädchens abzugrenzen und einen schützenden Rahmen für ihren Prozeß intensiver Binnenstrukturierung zu schaffen" (Poluda-Korte). Aber die Reduzierung der ersten Menstruation auf ein Hygieneproblem kann für junge Mädchen auch die Botschaft enthalten: Kümmere dich nicht um deine Lust, die du spürst. Sie ist etwas Unsauberes und du bringst sie am besten zum Verschwinden. Schmerzen, schlechte Laune und Aggressivität könnten dann Antworten sein auf dieses Abschneiden einer lustvollen Erfahrung mit dem eigenen Körper.
Die erste Menstruation konfrontiert die Heranwachsende nicht nur mit neuen Möglichkeiten, sondern auch mit neuen Beschränkungen. Zunächst repräsentiert die Menstruation in sich eine Art von innerem Realitätsprinzip: Sie verweist das Mädchen darauf, daß es eindeutig dieses und nur dieses eine Geschlecht hat. Sie verdeutlicht die Zyklizität der Prozesse im weiblichen Körper, die fruchtbaren Potentiale, aber damit auch geschlechtliche und lebensgeschichtliche Begrenztheiten. Diese Art von körperlicher Verankerung im Realitätsprinzip steht im Widerspruch zu den für die Pubertät typischen Aufbruchsstimmungen und grenzüberschreitenden Wünschen - alle Gipfel stürmen und alle Tiefen des Lebens erforschen zu wollen. Diese Spannung kann bei der jungen Frau Enttäuschung erzeugen. Sie kann ihr aber auch helfen, ihre Größenphantasien mit der Realität zu vermitteln und in sie ,einzufädeln&rquote;. Soweit die Heranwachsende jedoch in ihren Entwürfen durch eine äußere kulturelle Realität überfordert wird, die wenig Spielraum für Wünsche und Größenphantasien junger Frauen bietet, kann das Pendel in Richtung Resignation und Hader mit dem weiblichen Körper und Geschlecht umschlagen.
Wichtig sind von daher gesellschaftliche Bedingungen, die jungen Frauen Möglichkeiten der Ausgestaltung ihrer kreativen Potentiale bieten - insbesondere im beruflichen Bereich. Damit wird auch die produktive Verarbeitung der einschneidenden körperlichen Veränderungen in der Pubertät erleichtert.
HESSEN 22
OSTEND. Zwischen Lachs aus Norwegen, spanischem Schinken, Sekt und Selters konnten die Gäste wählen: "Etwas anderes gibt es nicht. Wer Bier will, muß zahlen", scherzte Michael Hohmann, der neue Programm-Macher und Nachfolger von Wolfgang Zimmermann. Etwa hundert Gäste aus Kultur und Politik feierten die Wiedereröffnung der "Romanfabrik" in der Uhlandstraße 21. Ein vierstündiges Programm mit Musik, Kabarett und einer Literaturlesung sollte nach der vierwöchigen Umbaupause Lust auf das neue Programm machen.
Den Anfang gestaltete Cesar Stroscio mit lyrischen Tangos. Ihm folgte die Schauspielerin Ellen Schulz, die Texte von Ludwig Uhland aus der Ballade "Der blinde König" las - derselbe Name, den die Kellerkneipe der Romanfabrik neuerdings trägt. Stefan Bonner erheiterte die Gäste mit politischem Kabarett und Parodien. Zum Schluß spielte die Frankfurter Formation "Albuquerque D.C." modernen Free-Jazz.
"Wir wollten auf dem Fest einen Querschnitt unseres Programms zeigen", erklärte Hohmann. Das reicht im Februar von Lesungen der Lyrikerin Sarah Kirsch, der Frankfurter Literaten Matthias Altenburg und Peter Kurzeck über eine Diskussion "Welche Kultur braucht Frankfurt?" bis zu Auftritten von "Psychedelic Rock"-Gruppen.
"Frankfurt ist eine Stadt mit herbem Charme, vielen Widersprüchen und Szenen. Dies will ich versuchen, zusammenzubringen", erklärte der Programmacher. Er kann sich beispielsweise Punk, Lyrik, klassische Musik und erotische Literatur nebeneinander vorstellen. Einen weiteren Schwerpunkt will die "Romanfabrik" auch auf die Arbeit im Stadtteil legen: Neben gezielter Werbung über Wurfsendungen und Handzettel plant Hohmann wieder gemeinsam mit der Gerhart- Hauptmann-Schule einen Literaturwettbewerb auszurichten. Wie in den vergangenen Jahren sollen dort auch einige Lesungen stattfinden: "Wir wollen damit junge Leute für unsere Arbeit interessieren."
Alle Ideen müssen vom promovierten Literaturwissenschaftler Hohmann in diesem Jahr mit 100 000 Mark verwirklicht werden. Seit drei Jahren ist der Etat gleichgeblieben. "Ich will ein ebenso interessantes Programm bieten wie andere Einrichtungen in Frankfurt. Dafür brauche ich keine größeren Häuser, sondern nur ungefähr 200 000 Mark im Jahr", erklärte er dazu. In Frankfurt seien Millionen verfügbar, die nur richtig eingesetzt werden müßten. Es gebe hochsubventionierte Betriebe, die für ihr Geld lange nicht so viel bieten würden, wie man es eigentlich erwarten könne: "Selbst wenn die Mittel gekürzt werden, ist immer noch genügend da, um in Frankfurt ein vielfältiges Kulturangebot zu haben."
Darüber wollen am Mittwoch, 24. Februar, um 20 Uhr Politiker der demokratischen Römer-Fraktionen unter dem Titel "Welche Kultur braucht Frankfurt?" in der Uhlandstraße 21 reden: "Der Wille, auf neue Ideen einzugehen, wird dort hinterfragt. Wir müssen aus dem Monatsetat von 8300 Mark Miete, Büro, mein Honorar und beispielsweise Fahrtkosten für die Künstler bezahlen", sagt Hohmann. laf
FRANKFURT-NORDWEST. "Wir haben in der Römerstadt einen großen Parkplatzmangel. Unsere Aufgabe bestand darin, keine Parkplätze durch die Planungen zu vernichten, eher darin, welche zu schaffen", erklärte Rolf Burgholzer. Der Ingenieur vom Planungsbüro Burgholzer und Trieb erläuterte den Anwohnern, wie die vorgesehenen Tempo-30-Zonen "Im Weimel" und "In der Römerstadt" verwirklicht werden sollen. Auf Einladung des Ortsbeirats 8 kamen etwa 50 Bürger in die Römerstadtschule.
Noch in diesem Jahr sollen in den beiden Gebieten die Straßen markiert und Fahrbahnhindernisse - sogenannte Kölner Teller - installiert werden. Wenn es dadurch gelingt, den Verkehr durchgehend auf Tempo 30 zu drosseln, wird aufgepflastert und werden Bäume gepflanzt. "Dadurch sparen wir Kosten und gehen nicht das Risiko ein, große Fehler zu machen", sagte Burgholzer dazu.
Die Tempo-30-Zone "Im Weimel" wird im Norden von der Bernadottestraße begrenzt, im Süden von der Straße "In der Römerstadt", im Westen vom Stadtteil Praunheim und im Osten von der Rosa- Luxemburg-Straße. Sie ist die westliche Grenze der zweiten Tempo-30-Zone, die im Osten von Heddernheim, im Norden durch die Straße "In der Römerstadt" und im Süden von der Nidda begrenzt wird. Die Grundnetzstraßen werden nicht mit einbezogen.
Die am meisten geäußerte Kritik an den Ausführungen von Robert Burgholzer bezog sich auf die Straße "Im Weimel" selbst: Durch den Lieferverkehr für zwei Supermärkte komme es schon um vier Uhr morgens zu unertäglichem Lärm durch Lastwagen. Ein Anwohner verwies auf seinen bisher erfolglosen Schriftwechsel mit der Stadtverwaltung: "Wie lange sollen wir noch warten. Der ,Weimel' ist dermaßen eng, daß die Lastwagen bei Gegenverkehr teilweise über den Gehweg fahren. Da hilft auch keine Tempo-30-Zone." Nach langen Diskussionen sicherte Burgholzer zu, entweder von einer Seite ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen dem Planungsamt vorzuschlagen oder den "Weimel" in eine Einbahnstraße von Norden her umzuwandeln.
An dem Vorhaben insgesamt wurde von Anwohnern auch Kritik geäußert: "Welcher vernünftige Mensch fährt denn schon heute im Heidenfeld über 30 Stundenkilometer. Wozu dann das Ganze?", wunderte sich ein Anwesender. Die Erfahrung habe gezeigt, daß man die Autofahrer dazu zwingen müsse, langsamer zu fahren. In den siebziger Jahren seien Versuche gescheitert, die auf die Einsicht der Menschen gesetzt hatten, meinte Burgholzer: "Auf der Straße gibt es heute einen Kampf jeder gegen jeden." *laf
BOCKENHEIM. Mit viel Kritik bedachten etwa 200 vorwiegend junge Zuhörer die Thesen des Rechtsanwalts Rupert von Plottnitz zum Thema "Ausländische Mitbürger in Deutschland - auf Dauer (wahl)rechtlos?". Von Plottnitz, Mitglied des Hessischen Landtags (MdL), hielt seine Rede in der Aula der Max-Beckmann-Schule (MBS) in Bockenheim im Vorfeld einer Vortrags- und Diskussionsreihe. Unter dem Titel "Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit" lädt zukünftig die Schule, der Förderverein der MBS und die evangelische St.-Jakobs-Gemeinde einmal im Monat zu einer Diskussion ein (siehe Kasten).
An diesem Abend plädierte der Grüne von Plottnitz für die Erhaltung des Paragraphen 16 in seiner ursprünglichen Form. Erst die Diskussion um die Asylpolitik der vergangenen Monate habe nach seiner Meinung dazu beigetragen, die ausländerfeindliche Atmosphäre aufzuheizen. Dies wiederum führte "zu einer Welle von rassistischer Gewalt".
Tatsächlich benötige aber das Einwanderungsland Deutschland eine Immigrationspolitik. Dazu gehöre ein Einbürgerungsgesetz ohne das Abstammungsprinzip. Denmn dann könnten in Deutschland geborene Nachfahren ausländischer Mitbürger mit 18 Jahren zwischen der deutschen, der doppelten oder der Staatsbürgerschaft ihrer Eltern wählen.
Ein Einwanderungsgesetz müßte darüber hinaus regeln, wie viele "Bürger anderer Nationalitäten" jährlich nach Deutschland kommen dürften. Für alle ausländischen Mitbürger sollte zudem ein kommunales Wahlrecht gelten. Von Plottnitz: "Solange es einen Nationalstaat gibt, wird das allgemeine Wahlrecht an die Staatsbürgerschaft geknüpft sein." Ein vereintes Europa sorge für ein verschwinden der Nationalstaaten, hofft der Landtagsabgeordnete.
Anderer Meinung war eine Rednerin aus dem Publikum: "Die ganzen Gesetze ändern nichts an der Ausländerfeindlichkeit auf der Straße." Und ein ausländischer Gesprächsteilnehmer meinte: "Selbst mit einem deutschen Paß wäre ich ein Ausländer." Noch grundsätzlicher argumentierte ein Marokkaner, der meinte, solange es Armut in Teilen der Welt gäbe, gäbe es Flüchtlinge - egal ob eine (Einwanderungs-)Mauer um Deutschland oder um Europa gezogen werde. ara
0.5
900 000 Mark für Arbeit statt Sozialhilfe Rund 900 000 Mark hat der Kreis Limburg-Weilburg im vergangenen Jahr für das Programm "Arbeit statt Sozialhilfe" ausgegeben. Landrat Manfred Fluck (SPD) sagte in Limburg, das Angebot diene Langzeitarbeitslosen und entlaste zugleich den Kreishaushalt. 66 Frauen und Männer seien bis Ende 92 mit Tarifen des öffentlichen Dienstes und sozialer Absicherung bei der Kreisbehörde eingestellt worden. "Arbeit statt Sozialhilfe" solle ausgebaut werden, in Partnerschaft mit dem Komitee für Nothilfe könnten neue Arbeitsplätze hinzukommen.
Für Platon war der Künstler kein originärer Erfinder, sondern bloßer Nachbildner. Alles Seiende galt dem Philosophen als vom Ursein unterschiedenes Schattenbild. Wenn nun der Künstler Motive aus der Welt dieser Abbilder behandelt, liefert er nach Platon lediglich ein weiteres Faksimile. Dem Kern der Dinge nähert er sich nicht.
Die 1940 in Leiden geborene Künstlerin Hendri van der Putten untersucht schon lange Schattenformen. Sie weiß um das Geheimnis der Erscheinungen, deren - je nach Blickwinkel - anderes Gepräge und Vorläufigkeit. Daß wir die wahren Ideen (und Abenteuer) im Kopf haben müssen, aber nicht sehen können, daß unsere Wahrnehmung trügerisch ist, uns launisch nasführt und uns bisweilen das Blaue vom Himmel herunter gaukelt, hat die Holländerin erkannt. Nun treibt sie ihr ernsthaftes Spiel.
Zunächst beschäftigte sie sich mit bewegten Bildern, zeichnete während der Autofahrten durch amerikanische Landschaften die - vermeintlich - vorbeieilende Szenerie und skizzierte vor dem Fernseher die Umrisse der Nachrichtensendungen: "tv-bewegingen".
Beide Male kann zwischen Sehen und Tun keine Simultaneität erreicht werden. Van der Putten dokumentiert die Versuche, ein Stück Wirklichkeit zu erhaschen, kann aber immer nur das Abbild des Abbildes einfangen. Was passiert, ist immer schneller als sie.
Was bleibt, sind Schatten. Die Gestalt dieser immateriellen Begleiter der Materialwelt ist kaum zu greifen. Die Künstlerin probiert es trotzdem. Seit 1985 bezieht sie das Ding im Licht und die Konfiguration seines Schattens auf neue Weise aufeinander. Zur Serie "vorm en schaduw" gehören zum Beispiel die Scherben, die sie zusammen mit den Schatten der Scherben als reine Umrißzeichnungen zu Papier gebracht hat. Sie sind Teil der neuen Ausstellung des Nassauischen Kunstvereins in Wiesbaden. Nachdem Hendri van der Putten bereits einmal in der Stadt zu Gast war - 1990 als Teilnehmerin an der Künstlerinnenschau des benachbarten Museums -, wurde ihr hier nun ihre erste deutsche Einzelausstellung ermöglicht. Die Arbeit von damals: "Bellwinkel", ist verkleinert - wieder dabei. Was an Bellevue denken läßt, hat tatsächlich mit Fleischwurst zu tun. Bei ihrem ersten Streifzug durch Wiesbaden notierte van der Putten, die seit einiger Zeit auch das geschriebene Wort in ihren Materialfundus einbezieht, nämlich eine ganze Reihe von innerstädtischen Schriftzügen von "Augentropfen" bis "Baklava", die den Konsumenten becircen. Bei Bellwinkel handelt es sich um einen Fleischerladen.
Ihre Fundwörter drückt die Künstlerin mit Hilfe von zuvor präparierten Buchstabenstempeln auf verschiedene Untergründe, im Kunstverein allerdings auf die nackte Fensterscheibe. Die Informationsluft ist gebündelt, aber nicht kanalisiert. "Bellwinkel revisited" ist das Chaos geblieben, das es war.
Eine besondere Arbeit im Nebenraum: Hier stellt van der Putten zum ersten Mal einen materialisierten Schatten aus. Eine schräg beleuchtete Türfüllung gab den Anstoß. Die Schattenbildung steht nun - in Kunstharz vergegenständlicht - auf dem Boden. Ein Schatten, der sich nicht mehr verflüchtigen kann. Die Wahrheit dokumentiert er deshalb noch lange nicht. Letztlich ist auch er bloß einer dieser Kringelkreisel, die Hendri van der Putten zu Scharen schwungvoll mit dem Pinsel und Acrylfarbe auf teppichgroße, am Boden liegende Leinwände, malt.
Dicht nebeneinanderliegende Farben und Formen überfordern am Ende das Auge und sorgen für Dauervibration und unzählige Nachbilder. Nichts ist von Bestand und gibt formale Sicherheit. "Nichts ist wichtiger als etwas anderes": es spricht die Philosophin.
(Die Ausstellung Hendri van der Puttens im Nassauischen Kunstverein in Wiesbaden ist noch zu sehen bis 7. März, Wilhelmstraße 15; der Katalog zur Ausstellung kostet 28 Mark.)
DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
HÖCHST. Die Anzeige in der Höchster Lokalzeitung vom 14. Oktober 1938 machte es offiziell: "Das bisherige Kaufhaus Schiff ist ab heute ein deutsches Unternehmen", war in dem Blatt zu lesen. "Wir übernehmen sämtliche arischen Mitarbeiter", gab Josef Conrady bekannt, der das Haus weit unter dem marktüblichen Preis von der Familie Paul Schiff "übernommen" hatte. Die Schiffs waren Juden.
Die Anzeige und noch sehr viel mehr Dokumentationsmaterial ist im Museum für Höchster Geschichte, Höchster Schloßplatz 16, zu sehen. "Juden in Höchst am Main" - so heißt die neue Dauerausstellung in dem vom Verein für Geschichte und Altertumskunde getragenen Museum.
Die Schicksale von fünf jüdischen Familen machen die schrecklichen Ereignisse in der jüngeren deutschen Geschichte plastisch.
So erfahren die Besucher, daß es der fünfköpfigen Familie von Kaufhausbesitzer Paul Schiff Ende 1938 gelang, per Ozeandampfer die Vereinigten Staaten zu erreichen - mit 50 Mark in der Tasche. Das war alles, was die Höchster Familie von ihrem beträchtlichen Vermögen mitnehmen durfte.
Von dem Geld, das die Zwangsversteigerung des Kaufhauses gebracht hatte, sahen die Schiffs keinen Pfennig. Grundstück und Gebäude gingen in den Besitz einer Sparkasse über, Maschinen und Inventar bekam Josef Conrady. Nach dem Zusammenbruch des Hitler-Regimes zog die Kaufhaus-Kette Hertie in das Geschäft.
Recherchiert haben das Waltraud Beck, Josef Fenzl und Helga Krohn. Zunächst waren ihre Ergebnisse in einer Ausstellung "Die vergessenen Nachbarn - Juden in Frankfurter Vororten" im jüdischen Museum zu sehen. "Und dann hat uns der Höchster Verein für Geschichte und Altertumskunde den Raum im Schloß angeboten", sagt Helga Krohn.
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin im jüdischen Museum hat zusammen mit ihren Mitarbeitern die dunklen Flecken in der Höchster Vergangenheit selbst erhellt: Nach verschiedenen Aufrufen in der Lokalpresse meldeten sich mehr als 60 Frauen und Männer, die zwischen 60 und 90 Jahren alt waren.
In mehrstündigen Interviews erzählten sie ihre Erinnerungen. So kamen die Geschichtsforscher an Namen und Adressen von Juden, deren Spuren sie zuvor in Übersee verloren hatten.
Helga Krohn, Waltraud Beck und Josef Fenzl schrieben Briefe an emigrierte Juden - vor allem in die USA. "Die Reaktion war erstaunlich positiv", erzählt Helga Krohn. "Fast alle haben geantwortet." Die meisten seien sogar sehr froh darüber gewesen, daß man sie in Deutschland offenbar noch nicht vergessen hat. Viele hätten ihren Briefen nach Frankfurt sogar alte Fotos beigelegt.
Einige der ehemaligen Höchster haben sogar lange Berichte über die schlimme Zeit nach der "Machtergreifung" geschrieben. In der Ausstellung sind sie zu lesen - in einer Ecke hängen die seitenlangen Aufzeichnungen, allesamt in gut leserlicher Handschrift, die wie spannende Romane fesseln. "Nach der ersten Kontaktanbahnung mit den Juden in Übersee sind wir konkreter geworden", erzählt Helga Krohn.
Dann schickten die Forscher Briefe zurück: "Fragen zu Ereignissen und Personen" wurden gestellt. "Und da sind die Antworten auf die Fragen" sagt die Wissenschaftlerin und deutet stolz auf die Exponate im ersten Stock des Höchster Schlosses.
"Die meisten Höchster Juden emigrierten in die USA oder nach Israel", sagt Helga Krohn. Wer es noch "früh begriffen hatte, in den Jahren '34, '35, '36, für den war es ziemlich einfach, aus Deutschland herauszukommen". Aber für keinen der Flüchtlinge sei es einfach gewesen, im fremden Land wieder Fuß zu fassen.
Bei den Recherchen für ihr Geschichtsprojekt lernten die Forscher auch viele "einfache Leute aus Höchst kennen, die zu den Juden gehalten haben". Eine von ihnen ist die Haushälterin Katharina Hahner, die bis 1938 ihrer Familie Schiff die Treue gehalten hat. Für ihren Mut wurde die heute 90jährige unlängst geehrt.
Wer die Rechercheergebnisse der Heimatforscher nachlesen will, kann im Buchhandel oder an der Kasse des Museums für Höchster Geschichte für zwölf Mark das Buch "Die vergessenen Nachbarn" von Waltraud Beck, Josef Fenzl und Helga Krohn kaufen.
Die Ausstellung ist täglich - auch an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen - von 10 bis 16 Uhr geöffnet. gre
Szene
Auftritte
Die Legionärskrankheit, die oft durch Legionellen-Bakterien in Gebäuden mit zentraler Wasserversorgung verursacht wird und sich in einer schweren Lungenentzündung äußert, hat an Bedeutung zugenommen. Dies geht aus einer Untersuchung des Hygiene-Instituts Ruhrgebiet in Gelsenkirchen hervor, das zur Bochumer Ruhr-Universität gehört. Von mehr als 200 überwiegend in Nordrhein-Westfalen kontrollierten Großgebäuden seien mehr als 50 Prozent oftmals in hohen Konzentrationen mit den Legionellen- Bakterien besiedelt gewesen, teilte die Hochschule mit. Das Institut habe ein Konzept entwickelt, mit dem anhand von sieben bis zehn Proben über Handlungsbedarf entschieden werden könne.
In Deutschland verursachen die Infektionen den Angaben zufolge jährlich etwa 9000 Lungenentzündungen, in den USA vermutlich 50 000 bis 100 000. Besonders ältere Menschen, Raucher oder Personen mit Lungenvorschädigungen seien davon betroffen. Die Krankheit wurde erstmalig 1976 beschrieben, als zahlreiche Kriegsveteranen bei einem Treffen in den USA an dieser schweren hochfiebrigen Lungenentzündung erkrankten.
Ein neues Krankheitsbild ist nach Hochschulangaben das sogenannte Sick- Building-Syndrom ("Gebäudekrankheit"): Es werde durch Schadstoff-Emissionen von großen Oberflächen in neuen oder renovierten Bürogebäuden verursacht und äußere sich unter anderem in Müdigkeit und Kopfschmerzen sowie in Husten und Augenreizungen. Rund 30 Prozent der Beschäftigten in den Gebäuden seien davon betroffen. Nach einer Empfehlung des Hygiene-Instituts sollten deshalb große Gebäude mit Klimaanlagen jährlich überprüft werden. dpa
SACHSENHAUSEN. "Untragbare Zustände" haben die Christdemokraten im Ortsbeirat 5 in Alt-Sachsenhausen ausgemacht: Im Haus Große Rittergasse 87 sollen "Menschen in beängstigender Enge untergebracht" sein. Nicht nur die Bewohner würden unter dieser Situation leiden, sondern auch die Anlieger, spielen Detlef Protsch und Constantin Westphal auf einen hohen Lärmpegel an, der in dem Haus herrschen soll. Scharfe Kritik an der "völlig unrealistischen" Aussage der beiden Stadtteilpolitiker übte dagegen der Leiter der Sachsenhäuser Sozialstation, Kohl. Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Ernst Bräter geht zu einigen Aussagen seiner Parteifreunde auf Distanz.
Die beiden Christdemokraten hatten dem zuständigen Ortsbeirat 5 im Januar eine entsprechende Anfrage an den Magistrat vorgelegt, mit der sie Auskunft verlangen, was die Stadt bisher unternommen habe, "um den für die Bewohner der Rittergasse 87 und deren Nachbarn unhaltbaren Zustand zu beenden".
"Nach Aussage von Nachbarn halten sich in dem besagten Gebäude bis zu 40 Personen auf", bekräftigte Hans Günter Joras von der CDU mit Zahlen das Anliegen seiner Fraktionskollegen Protsch und Westphal. Seine Partei wolle nun mit Magistrat und Wohnungsamt klären, ob "in dem kleinen Haus mit den vier Zimmern, in denen mehrere Ausländer wohnen", mehr als nur "mehrere" sich die Zimmer teilen.
Weit weniger dramatisch als Protsch und Westphal sieht der CDU-Fraktionsvorsitzende Ernst Bräter die Angelegenheit. Er distanziert sich von allen Zahlenangaben und Ausdrücken, wie "unerträgliche Wohnverhältnisse" oder "qualvollem Platzmangel" und sagt: "Der Magistrat soll die Situation lediglich prüfen."
Als "verwirrt und hochgeputscht" bezeichnet der Leiter der Sozialstation Sachsenhausen, Kohl, das Verhalten der Unionspolitiker. Die genannte Zahl der Bewohner hält Kohl für völlig unrealistisch: "So viele passen dort gar nicht rein." Außerdem habe das Sozialamt keinen der Bewohner, laut Kohl Sinti und Roma, in dem Gebäude untergebracht; alle verfügten über einen privaten Mietvertrag. Das Amt gewähre ihnen lediglich Sozialhilfe. Wer sich im übrigen über den Lärm der Hausbewohner aufrege, mache sich lächerlich, sei das Bauwerk doch eingerahmt von zahlreichen Kneipen, in denen Trubel bis spät in die Nacht herrsche.
Auch Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD im Ortsbeirat 5, geht von einer Überreaktion der Anfragesteller Protsch und Westphal aus. In einer derartigen Angelegenheit gehe der normale Weg zunächst einmal nicht über den Magistrat, sondern direkt vom Ortsbeirat zur zuständigen Behörde. Blieben dann noch Fragen offen oder seien Mißstände erkennbar, sei immer noch der Gang vor die Stadtverordnetenversammlung möglich. ole
FRANKFURT-NORD. Peter Kessler, langjähriger Vorsitzender des Anglervereins Heddernheim, wurde während der Jahreshauptversammlung des Vereins in Anwesenheit des Verbandspräsidenten des Hessischen Sportfischerverbandes, Günter Vogler, zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Kessler kandidierte in diesem Jahr nicht mehr für das Amt des 1. Vorsitzenden. Sein Verein dankte ihm mit dieser Ehrung für die langjährigen Verdienste für den Angelsport.
Kessler gehört zu den Mitbegründern des Vereins. "Am 21. August 1947", erinnert er sich, "haben wir ihn ins Leben gerufen, und warum? Es war Hunger, echt Hunger!" Damals, erzählt er, hätten die Amerikaner mit Handgranaten in der Nidda gefischt. "Wir hatten nichts zu essen, aber fischen durften wir nicht." Das war nur durch eine Vereinsgründung zu beheben. "Es war gar nicht so leicht, die erforderlichen sieben Gründungsmitglieder zusammenzubekommen. Denn es durfte ja keiner von ihnen in der NSDAP gewesen sein", erinnert sich Kessler. Doch die sieben kamen zusammen, erhielten die Genehmigung und durften nun fischen.
Kessler war von Anfang an engagiert. Er wirkte von 1947 bis 1952 als 2. Kassierer, von 1952 bis 1960 als Wasserwart, von 1960 bis 1964 als 1. Kassierer und schließlich - von 1969 bis Januar 1993 - als Erster Vorsitzender des Anglervereins. "Nun, nach 24 Jahren, mußte ich aufhören", sagt der Dreiundsiebzigjährige: "Die Gesundheit macht nicht mehr mit."
Kessler erinnert sich noch lebhaft an die alten Zeiten. Acht Jahre lang war er unter anderem Hessischer Privater Gewässeraufseher. "Man bekam einen Dienstausweis, und dann mußte man Leute beispielsweise wegen Gewässerverschmutzung abmahnen." Zeitweise sei er nicht mehr alleine losgegangen: "Da wurden einem Prügel angedroht oder Schlimmeres, wenn man die Leute ansprach."
Ihm und seinen Anglerfreunden habe das große Fischsterben in der Nidda schwer zu schaffen gemacht, das sich Ende der fünfziger und in den sechziger Jahren in unregelmäßigen Abständen wiederholte. Eine Fabrik am Oberlauf habe immer wieder mal Phenolrückstände in die Nidda gelassen. "Praktisch war damals das Fischen in der Nidda nicht mehr möglich." Mitte der sechziger Jahre folgte dann die Kanalisierung des Flusses von oberhalb des Wehrs Eschersheim bis zur Stadtgrenze. Alle Laichunterstände für die Fische wurden damit zerstört.
Im Laufe der Jahre wandelte sich der Anglerverein zu einem Reiseclub: Zahlreiche Angelfahrten wurden angeboten. 1972 gelang es dem Vorstand, eine Kiesgrube in Rodenbach bei Hanau als Fischwasser zu pachten. Mit den Verpächtern Heinz und Inge May gebe es bis heute immer wieder Ärger. "In den 22 Jahren haben wir bisher dort für 110 000 Mark Fische eingesetzt", stellt Kessler fest.
Für den Altarm der Nidda in Bonames gab es 1984 einen neuen Pachtvertrag mit der Stadt. Der Wasserlauf war ausgebaggert und die Ufer neu bepflanzt worden. Zwischen dem 1. Januar und dem 15. Februar ist jetzt dort die Fischerei generell verboten. Im Vereinspachtgewässer (auf der linken Seite der Nidda vom Wehr Eschersheim bis zur Brücke an der Homburger Landstraße und 20 Meter unterhalb des Wehrs bis 20 Meter vor der Maybachbrücke sowie im Altarm Praunheim und der rechten Seite vom Wehr Praunheim flußaufwärts bis zum Bubenloch in Heddernheim) setzte der Verein regelmäßig Jungfische aus: Karpfen, Schleien und Hechte; auch Fische, die auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten stehen wie Barben, Nasen, Oderlieschen und Schmerle. Seit 1990 muß der Verein weitere Auflagen des neuen Fischereigesetz beachten.
Zum Alltag der Sportangler gehören Arbeitseinsätze, um die Gewässer sauber zu halten. Seit 1986 sind die Angler auch Bachpaten für die Kalbach von der Autobahn bis zum ehemaligen Flugplatz. Kessler freut sich: "Wir haben tüchtige Helfer von der Jugendfeuerwehr Bonames, die unterstützen uns seit eineinhalb Jahren bei der Reinhaltung des Wassers und der Ufer." Der Erfolg zeige sich, betont der Ehrenvorsitzende: "Die Fische aus der Nidda sind wieder eßbar."
Besonders getroffen hat Kessler der Tod seines alten Anglerfreundes Georg Reuter im vergangenen Jahr. Reuter war 15 Jahre lang Gewässerwart gewesen und hatte sich mit Kessler im Vorstand engagiert.
Bei seinem Ausscheiden als Vorsitzender zog Kessler ein positives Resümee: Der Verein ist in "gutem Schuß" und zählt 135 Mitglieder. li
FRANKFURT-SÜD. Die Goldsteiner Station der "Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste" des evangelischen Regionalverbandes ist umgezogen: Seit Anfang des Jahres befinden sich die Büroräume in der Blauenstraße 3 in Niederrad.
Nachdem der befristete Mietvertrag an der Schwarzbachmühle 83 in Goldstein ausgelaufen war und nicht verlängert wurde, mußten sich der Leiter der Beratungsstelle, Michael Fahrenbruch, und die Altenpflegerin Anja Herr notgedrungen nach einem neuen Quartier umschauen. Durch private Kontakte erfuhren sie von den relativ günstigen Gewerberäumen in der Blauenstraße, die vorher von einem Reisebüro genutzt wurden.
In den drei hell gestrichenen und modern eingerichteten Räumen kümmern sich die beiden Mitarbeiter der Beratungsstelle um die Probleme der Bewohner in Niederrad, Schwanheim und Goldstein. Sie informieren über bestehende Angebote ambulanter Dienste in den einzelnen Stadtteilen - dazu gehören beispielsweise Essen auf Rädern, Hausnotruf, Seniorenclubs und die Vermittlung von Pflege-, Haushalts-, und Putzhilfen.
"Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt unserer Arbeit darin, zusammen mit anderen ambulanten Diensten die mehrstündige Pflege und die Pflege von dementen alten Menschen auszubauen", beschreibt Diplom-Sozialpädagoge Fahrenbruch die Ziele seiner Arbeit. Da die Vermittlung von Hilfskräften, die länger als zwei Stunden im Einsatz sein müßten, schwierig ist, sucht die Station für Mobile Dienste ständig Studenten und Hausfrauen, die für die Betroffenen einkaufen und im Haushalt helfen könnten. Interessenten für diese Tätigkeiten (der Stundenlohn liegt zwischen 15 und 20 Mark) können sich bei der Beratungsstelle melden.
Die Kernzeiten, in denen das Büro besetzt ist, sind montags bis donnerstags von 9 bis 15 Uhr, und freitags von 9 bis 12 Uhr. Anmeldung unter der Rufnummer 6 78 70 03 ist erwünscht. aar
NEU-ISENBURG. Er lehnt jede Form von Nationalismus ab. Sein größter Wunsch ist, daß Artikel 3 Grundgesetz "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich" endlich gelebt wird. Er ist verheiratet, Vater von drei Kindern, 60 Jahre alt, wohnhaft in Neu-Isenburg und evangelischer Pfarrer, der aber nicht in der Kirche predigt. Detlef Lüderwaldt hat seine "Kanzel" zu Hause.
Er redet dort aber nicht vor Gläubigen, sondern spricht das, was er zu sagen hat ins Diktiergerät oder er schreibt es in den Computer. Dann druckt er es aus und faxt oder versendet es an seine Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner. Und das sind Politikerinnen und Politiker der Kommunen, Städte, Landesregierung, Schulen oder andere Institutionen, die sich mit Ausländerfragen beschäftigen. Detlef Lüderwaldt ist Geschäftsführer des Initiativausschusses "Ausländische Mitbürger in Hessen".
Seit 1972 führt er als einziger Hauptamtlicher die Geschäfte des Initiativausschusses, der von beiden großen Kirchen,
FR Porträt
Lüderwaldt versucht, Ausländern zu helfen, die von einer Ausweisung bedroht sind. Für viele ist er und sein Initiativausschuß der Rettungsanker, wenn vorher alle Versuche, eine Ausweisung zu verhindern, gescheitert sind.
Denn der Initiativausschuß reicht, wenn jegliche Bemühungen erfolglos waren, eine Petition beim Petitionsausschuß des Landtages in Wiesbaden ein, um so die vorletzte demokratische Möglichkeit auszuschöpfen, eine Ausweisung zu verhindern.
Denn das Votum des Petitionsausschusses, so Lüderwaldt, wird vom gesamten Hessischen Landtag getragen und "in der Regel hält sich der Innenminister als letzte Instanz auch daran". In vielen Fällen sei es zu einer glücklichen Wende gekommen, doch es gab auch solche, wo die Petition des Initiativausschusses abgeschmettert wurde, sagt Lüderwaldt. Die Ausweisung erfolgte dann prompt.
Ein Ereignis, sagt Lüderwaldt, würde er niemals vergessen. Das war in den Jahren 1988 und '89. Auf einen Schlag sollten damals sechs Familien in Hessen (vier türkische und zwei pakistanische) ausgewiesen werden. Ihre Anträge auf Asyl waren abgelehnt worden, obwohl sie schon länger als acht Jahre in Deutschland lebten, arbeiteten und Kinder hatten, die bereits hier geboren waren. Der Petitionsausschuß habe damals die Eingabe vom Initiativausschuß abgelehnt.
Die Initiative für "Ausländische Mitbürger in Hessen" richtete daraufhin empört einen dringenden Appell an den Landtag, das Negativ-Votum des Petitionsausschusses nicht zu bestätigen. Parallel dazu, beschreibt Lüderwaldt, hätten sich Nachbarn der betroffenen Familien, Schulen, Bürgermeister, Initiativen, Medien und Verbände öffentlich für die Familien stark gemacht. Es seien massenhaft Appelle an den Hessischen Landtag geschickt worden.
Fazit: Die Landesregierung lenkte ein; die sechs Familien konnten in Hessen bleiben. Als Folge davon erarbeitete die Landesregierung die sogenannte Altfallregelung für Asylbewerber, die länger als acht Jahre im Land leben.
Lüderwaldt sagt: "Für mich war es mehr als bemerkenswert zu sehen, welch eine Kraft vom Volk ausgehen kann, wenn Einzelschicksale transparent werden."
Auch über das Schicksal der Neu-Isenburger Familien Todorov, die aus Bulgarien stammen und deren deutsche Herkunft unbestritten ist, wurde Lüderwaldt informiert. Ihre Zukunft - Abschiebung oder nicht - ist jetzt auch abhängig vom Votum des Hessischen Landtages.
Für Lüderwaldt ist der Einsatz für Ausländer eine Herzensangelegenheit. Denn auch er stammt aus dem östlichen Pommern (heutigen Polen), flüchtete nach dem Kriegsende über Stettin mit dem Schiff nach Lübeck, lebte von 1946 bis 1966 in Hannover und kam 1966 nach Hessen.
Im Jahr 1969 ging er für drei Jahre nach Marokko, wo er im Entwicklungsdienst für den Internationalen christlichen Friedensdienst tätig war.
Die Jahre hätten ihn geprägt, sagt Lüderwaldt. Und auch der christliche Glaube bestärke ihn immer wieder, sich für Gleichberechtigung aller Menschen einzusetzen. "Denn sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament als auch im Koran ist das Prinzip der Gleichwertigkeit und der Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig von ihrer Nationalitätszugehörigkeit begründet", sagt Lüderwaldt. Den Nationalismus bezeichnet er als eine Geisteskrankheit. "Wir müssen endlich akzeptieren, daß wir eine internationale Gesellschaft sind - es ist eine Tatsache. Nationalismus kann dieser Situation nicht Rechnung tragen. Die Demokratie muß oberstes Gebot sein", sagt Lüderwaldt.
Daher fordern er und der Initiativausschuß, endlich ein Wahlrecht für Ausländer einzuführen. Denn noch immer seien dadurch, daß Ausländer hier keine Rechte haben, in der Gesetzgebung von Deutschland die Wirkung des einstigen Nationalismus verankert. Als besten Weg hin zur Gleichberechtigung sieht Lüderwaldt die Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft.
In diesem Zusammenhang erinnert er sich an eine Veranstaltung, die der Initiativausschuß zum Thema "Doppelte Staatsangehörigkeit" machte. Dort sei ein Türke aufgestanden und habe gesagt: "Ich bin ein merkwürdiger Gast, weil ich 25 Jahre hier wohne. Ich bin auch keineswegs fremd, sondern durchaus gut bekannt."
Kontakt: Initiativausschuß "Ausländische Mitbürger in Hessen", Telefon 06102 / 3 67 10 oder Telefax 06102 / 320-994.
Redaktion i. V.: Gerd Braune
FRANKFURT A. M. Welcher Bundesligaverein blickt nicht neidisch auf den Ballspiel-Club (BSC) Schwarz-Weiß 1919 Frankfurt? Der Fußballverein ist schuldenfrei, und seine Erste Mannschaft steht an der Tabellenspitze seiner Liga.
Diese erfreulichen Nachrichten konnte Geschäftsführer Horst Krieg seinen Mitgliedern auf der Generalversammlung im Vereinsheim am Roseggerplatz mitteilen. Düsterer sehe es dagegen in der Jugendabteilung der Fußballer aus. Zwar seien die Jahrgänge der Sechs- bis Zehnjährigen gut besetzt, bei der B- und A-Jugend könne man hingegen jeden neuen Mitspieler gebrauchen. Die Mannschaft der 16- bis 18jährigen wurde gar, wie schon im Vorjahr, für die Spielrunde gestrichen. "Wenn die Jugendlichen über 14 Jahre sind, haben sie halt andere Interessen", beklagt Krieg bekannte Ablenkungen vom Fußball wie Disco, Freundin oder andere Annehmlichkeiten.
Pflichtbewußt und trainingsfleißig erweist sich die Erste Mannschaft von Schwarz-Weiß. Anders ist es wohl nicht zu erklären, daß die Spieler von Klaus Endemann zum Abschluß der Vorrunde auf Rang eins in der Kreisliga A, Gruppe Ost, stehen. Den Platz an der Sonne will die Elf auch bis zum Ende der Saison auf gar keinen Fall abgeben. Und so heißt das Ziel für die Rückrunde: Aufstieg in die Bezirksliga. Beachtlich sind auch die Erfolge der Reservemannschaft. Sie schnuppert in dieser Saison Höhenluft auf dem dritten Platz ihrer Liga.
Neuwahlen gab es auch bei der Generalversammlung des BSC Schwarz-Weiß. Nachdem Klaus Knecht sein Amt zur Verfügung gestellt hatte, wurde Peter Brecht von den Mitgliedern zum Ersten Vorsitzenden gewählt.
Ansonsten änderte sich im Vorstand nichts: Geschäftsführer Horst Krieg wurde ebenso wiedergewählt wie Dietrich Stein (Erster Kassierer) und Thomas Gerzabeck (Erster Schriftführer). Andreas Döll bleibt Zweiter Vorsitzender, Karl-Ernst Schleussner Jugendleiter. ole
FRANKFURT A. M. Die Jungen sind oft erst 14 oder 15 Jahre alt und weisen schon kriminelle "Karrieren" auf: Sie haben Einbrüche, Diebstähle und Raubüberfälle begangen, in ihren Akten sind Drogen- und Gewaltdelikte vermerkt. Also "ab in den Knast" mit ihnen? Nein, entscheiden inzwischen immer mehr Jugendrichter, denn die Rückfallquote von jungen Leuten, die schon einmal im Gefängnis waren, ist mit über 80 Prozent unglaublich hoch.
Nein, sagt auch schon lange der Verein Kinder- und Jugendhilfe, den es seit 1975 in Frankfurt gibt. Es ist nicht zuletzt der erfolgreichen Arbeit dieses Vereins zu verdanken, daß mehr und mehr Richter einen alternativen Umgang mit straffällig gewordenen Jugendlichen befürworten.
Der Verein, dessen Hauptsitz in Nied ist, hat vor kurzem eine "Filiale" im Ostend eingerichtet. Wegen Personalmangels sind die Räume in der Uhlandstraße 36 derzeit aber nur an vier Tagen in der Woche geöffnet. Vorbild für das Angebot im Frankfurter Ostend ist das "Haupthaus" im Stadtteil Nied. Dort ist die Adresse in der Mainzer Landstraße 719 seit fast 20 Jahren für viele Heranwachsende - fast ausschließlich junge Männer - die letzte Chance, Jugendarrest und Jugendknast zu vermeiden.
Die Sozialarbeiter und -pädagogen der Einrichtung nehmen ausnahmslos alle Straftäter in ihren sozialen Trainingskursen auf - egal ob sie "nur" ein Auto aufgebrochen haben oder wegen brutaler Schlägereien vor den Richter getreten sind. Seit letztem Jahr werden auch drogensüchtige Jugendliche nicht mehr ausgeschlossen: Soweit es möglich sei, sie in die Gruppe zu integrieren, sagt die Geschäftsführerin Carola Kubetz, werden auch Drogenabhängige von dem Verein betreut.
Die Erfahrung habe gezeigt, das fast alle der "Halbstarken", die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, auf die eine oder andere Art mit Drogen zu tun haben - "das ist eben die Realität", bilanziert Carola Kubetz. Im Verein will man sich dieser Wirklichkeit nicht länger verschließen: "Wir können doch diese Jugendlichen nicht einfach fallenlassen."
Sechs Monate dauert ein sozialer Trainingskurs, der sich aus unterschiedlichsten Elementen zusammensetzt: Da sind zum einen die Gruppensitzungen, in denen die Betreuer mit den Jugendlichen über verschiedene Themen reden, die gemeinsam ausgesucht wurden. Zusätzlich gibt es die sogenannte Einzelfallhilfe, bei der jeder individuell von einem Sozialarbeiter betreut wird. Bei beiden Gesprächen zeige sich immer wieder, daß das Wohnungsproblem eine zentrale Ursache für das Abrutschen in die Kriminalität ist. "Wenn die Stadt hier nichts unternimmt, eskaliert die Situation", sind sich die Mitarbeiter einig.
Ein wichtiger Bestandteil im Konzept sind die Werkstattprojekte: Im großen Werkraum arbeiten die jungen Männer mit Holz, Metall oder auf dem Gebiet der Elektronik. Im vergangenen Jahr wurde auch der künstlerische Bereich verstärkt und erhielt unerwarteten Zuspruch: "Wir waren erst sehr skeptisch, ob das klappt", erinnert sich Geschäftsführerin Kubetz. Zur eigenen Überraschung stellten die Betreuer fest, daß die Jugendlichen "ein kreatives Potential haben, das nur darauf wartet, endlich geweckt zu werden".
Einige Ergebnisse - skurrile Metallskulpturen und phantasievolle Graffitis - zieren die Vereinsräume. Solche kleinen Erfolgserlebnisse, zu merken, "ich kann ja was", sind wichtig: "Wenn die Jungen hierher kommen, haben sie hinter all ihren Kraftsprüchen oft ein Selbstwertgefühl, das gleich Null ist", erläuterte Frau Kubetz. Ein weiterer Punkt im Rahmen der sozialen Trainingskurse ist die Erlebnispädagogik, beispielsweise werden im Sommer Kanutouren auf der Lahn angeboten. Die Jugendlichen sind dann bis zu zweieinhalb Tage auf engstem Raum zusammen: Dort sollen sie lernen, mit Konflikten umzugehen, dort sind sie gezwungen, Verantwortung für ihre Ausrüstung zu übernehmen.
Doch trotz aller Erfolge, die der Verein Kinder- und Jugendhilfe aufweisen kann, sehen die fünf Mitarbeiter sorgenvoll in die Zukunft. Gerade erst mußten sie einen Personalabbau vornehmen - darum können auch die neuen Räume im Ostend nicht voll genutzt werden. "Es ist grotesk: Der Bedarf für unsere Arbeit steigt und wir bauen Stellen ab", ärgern sich die Betreuer. Finanziert wird die Einrichtung mit 125 000 Mark vom Land, 200 000 Mark zahlt die Stadt Frankfurt und 40 000 Mark der Main-Taunus-Kreis.
Dazu kommen Bußgelder vom Gericht - "ohne die könnten wir dichtmachen", sagt Carola Kubetz. Sie hofft, daß der Verein künftig mehr finanzielle Unterstützung erhält: "So können wir jedenfalls nicht weitermachen." rea
Wann immer Diogeno Gonzalez in den vergangenen Monaten einen Blick aus seinem Fenster warf, verstand er, warum Experten vom Wirtschaftsaufschwung in Panama schwärmen. Hochhäuser schießen wie Pilze aus dem Boden, Baukräne säumen die Bucht vor Panama-Stadt, und Luxus-Appartements für eine viertel Million Dollar stehen zum Verkauf.
Der einzige Nachteil: Gonzalez lebt im falschen Stadtteil. Im Gegensatz zum eleganten Viertel Punta Paitilla sind die Straßen in San Miguelito von kratergroßen Löchern gesäumt, stinkt Abfall im wahrsten Sinn des Wortes zum Himmel und über Luxus verfügt, wer Trinkwasser hat. "Wasser kommt einmal am Tag, morgens um vier", beschwert sich der 38jährige bei einem Gemeindevertreter. Doch auch David Jaramillo sind die Hände gebunden. "Die Regierung hat eine Million Dollar für Arbeiten in San Miguelito bereitgestellt. Das ist gar nichts", fügt der Christdemokrat bedauernd hinzu.
Drei Jahre nach der US-Invasion, die zum Sturz des einstigen starken Mannes, General Manuel Antonio Noriega, führte, ist Panama-Stadt tatsächlich nicht wiederzuerkennen. Während Ende der 80er Jahre die Metropole abends in Dunkelheit versank, fünf Kellner auf einen Gast kamen, und Geschäftsleute über die schlechte Wirtschaft klagten, gehören heute neue Geschäfte, überfüllte Restaurants, PS-starke Wagen und glitzernde Juwelierauslagen zum alltäglichen Erscheinungsbild. Zumindest in einem Teil der Stadt. Denn im Armenviertel San Miguelito hat sich für die 240 000 Einwohner nichts zum Besseren gewendet - im Gegenteil.
"Ich würde nicht sagen, daß ich Noriega nachtrauere. Aber vorher hatten wir wenigstens mehr Arbeit. Heute essen viele Leute nur zweimal am Tag, weil es nicht für mehr reicht", meint Dora Coralia Nieto. Auch wenn die Wirtschaft boomt, und im vergangenen Jahr das Bürgermeisteramt Baugenehmigungen im Wert von 200 Millionen Dollar erteilte, hält sich die Arbeitslosigkeit hartnäckig bei rund 20 Prozent. In Stadtteilen wie San Miguelito erreicht sie gar 40 Prozent, da zunehmend ungelernte Arbeiter vom Land in die Stadt zuwandern.
Doch für soziale Programme hat die Regierung ebensowenig Geld übrig wie für Infrastruktur in den Armenvierteln. Ein harsches Austeritätsprogramm reduzierte Staatsausgaben und die Zahl öffentlicher Bediensteter. Eine vom Internationalen Währungsfonds dirigierte Geldpolitik soll Panamas Außenverschuldung drücken. Diese Sparmaßnahmen und ihre "soziale Abfederung" bekommt vor allem die Mittel- und Unterschicht zu spüren, während es der Oberklasse besser denn je geht. "Panama geht es gut, aber den Panamesen sehr schlecht", bringt der Bischof von Colon, Carlos Maria Ariz Boleo, die Situation auf den Punkt.
So setzte nach der Aufhebung des US- Handelsembargos gegen Panama ein monatelang zurückgehaltener Kaufrausch ein, Fluchtgelder flossen zurück, auch der Umsatz der Freihandelszone in Colon versetzt Panamas Regierung in helles Entzücken. Colon nimmt mit neun Milliarden Dollar Umsatz 1992 nach Hongkong den zweiten Platz weltweit ein, und Manager Jaime Ford beklagt gar, daß schon Raum für die interessierte Kundschaft knapp werde.
Doch Panamas glänzende Oberfläche vermittelt ein falsches Bild. Das Land, durch Noriegas sinistre Geschäfte und Korruption in Verruf geraten, wird das schlechte Image nicht los, ein Drogenumschlagplatz und mehr denn je ideales Zentrum zur Geldwäsche zu sein. Hatte noch vor drei Jahren ein europäischer Banker gesagt, daß in Panama Geld nicht gewaschen, sondern nur "gebügelt" werde, so geben selbst hohe Funktionäre inzwischen zu, daß Abhilfe not tue.
Der ehemalige Generalstaatsanwalt, Rogelio Cruz, selbst der Korruption verdächtig, will wissen, daß Drogen und Geld in Containern und Lastwagen in die Freihandelszone geschafft werden und so auch wieder das Land verlassen. "Zöllner und Unternehmer arbeiten zusammen", sagt er und schiebt die Schuld Regierungsvertretern zu, die zwar angeblich Bescheid wissen, aber ein Auge zudrücken. Cruz selbst verlor seinen Job, nachdem er Konten in Höhe von rund 20 Millionen Dollar freigab, die von der Regierung eingefroren worden waren, da sie angeblich der Geldwäsche dienten. Die Kommission, so ein angeblicher Insider, 20 Prozent für Cruz und Handlanger.
Doch so wenig dies zu beweisen ist, und die staunende Öffentlichkeit nur mit immer neuen Korruptionsvorwürfen von Cruz und seinem Erzfeind, dem Direktor des Rechnungshofes, Ruben Carles, überschüttet wird, so wenig folgen den Vorwürfen Taten. Das politische Trauerspiel nervt inzwischen sogar die Geistlichen des lateinamerikanischen Landes. In einem ungewöhnlich scharfen Kommuniqué Mitte Januar attackierte die Bischofskonferenz die "Verbrecher mit den weißen Kragen", die für Drogenhandel, Geldwäsche und die Mißwirtschaft öffentlicher Gelder verantwortlich seien.
Präsident Guillermo Endara, der, so Kritiker, zwar politisch reichlich unbedarft dafür aber wenigstens von Korruptionsvorwürfen frei sei, ging daraufhin in die Offensive. "Köpfe werden rollen", versprach er auf einer Bauernversammlung, wedelte wild mit den Armen, und bot ganz das Bild eines Mannes, den im nächsten Moment der Schlag vor lauter Zorn über seine Landsleute ereilt. Doch alles heiße Luft. "Panama ist eine einzige Tragikomödie", urteilt ein europäischer Beobachter, "das Theater ist morgen schon wieder vergessen. Und dann heißt es wieder ,business as usual&rquote;."
"Big business" ist auf jeden Fall die Bauindustrie, und nicht wenige Panamesen ziehen Vergleiche mit der kolumbianischen Drogen-Metropole Medellin. Dort investierte vor allem das Drogenkartell in neue Luxus-Appartements, die nicht selten wegen zu hoher Mieten leer standen. Auch in Panama-Stadt brennt in einem vor eineinhalb Jahren fertiggestellten über 20stöckigen Hochhaus in Punta Paitilla, kein einziges Licht. Beschlagnahmt wegen Drogengelder. Nur ein einsamer Posten hält Wacht.
"Natürlich fließt Drogengeld in die Bauwirtschaft", meint frank und frei die Bürgermeisterin, Omaira Correa, die von ihrem Appartement einen phantastischen Blick auf die Bucht genießt, "doch wie wollen Sie das immer beweisen." Der Großteil, beschwört sie, sei legal in der Freihandelszone verdientes Geld.
Auf Drängen der USA änderte Panama 1990 sein liberales Bankengesetz. Danach muß nun der Ursprung von Einlagen über 10 000 Dollar deklariert werden. Doch weder in der Freihandelszone noch in der Bauindustrie gelten diese Regeln. "Das ist ein großes Problem und wir müssen die Geschäfte reglementieren", verlangt der Herausgeber der Zeitung La Prensa, Robert Eisenmann, "denn das Rauschgift und die illegalen Gelder kennen keine Grenzen."
Doch solange Panamas Justizsystem nicht funktioniert und sich Regierungsvertreter gegenseitig nur mit Schmutz bewerfen, wird Diogeno Gonzalez noch lange einen zornigen Blick auf den unerreichbaren Luxus vor seiner Haustür werfen, während er gleichzeitig in aller Früh mit Kanistern für Trinkwasser ansteht.Georg-August-Zinn-SchuleStadt sagt Sanierung der Klimaanlage zu
GRIESHEIM. Die Klimaanlage in der Georg-August-Zinn-Gesamtschule wird repariert, sobald das Geld freigegeben ist. Nach Angaben von Michael Damian, persönlicher Referent der zuständigen Stadträtin Jutta Ebeling, wird dies Mitte Februar der Fall sein. Erst wenn das Vergabeamt grünes Licht gebe, könne zur Tat geschritten werden, erklärte Damian. Angelika Deuser, die Personalratsvorsitzende, hatte in einer Presseerklärung kritisiert, daß die für Januar versprochene Reparatur immer noch nicht erfolgt sei.
Zur Vorgeschichte: Die Schüler und Lehrer hatten in den vergangenen Monaten die Wahl, ob sie bei 15 Grad frieren oder bei 29 Grad schwitzen wollten. Feinere Einstellungen der Klimaanlage waren nicht möglich, da die Regelung defekt war. Drei neue Pumpen sorgten immerhin dafür, daß die Hitze oder Kälte gleichmäßig im ganzen Haus verteilt wurde. Das blieb nicht folgenlos. Angelika Deuser, die Personalratsvorsitzende: "Entzündungen im Rachenbereich und auch chronische Beschwerden sind keine Seltenheit mehr."
Den Vorwurf des Personalrats, es würden nur akute Mängel behoben, will die Stadt nun offenbar widerlegen. Michael Damian teilte auf Anfrage der Stadtteil- Rundschau mit, daß außer der Regelung auch gleich noch die Befeuchtungsanlage erneuert und geprüft werde, woher die Geräusche kämen, die bei deren Betrieb entstünden. Notfalls müsse ein Schalldämpfer eingebaut werden. Die Kosten der Sanierung werden mit 43 000 Mark veranschlagt. ova
FRANKFURT A. M. Zu einer Sammlung für Kinder in Bosnien hat der Sportkreis Frankfurt aufgerufen. Diese Hilfe wurde bei einer Informations- und Vortragsveranstaltung der "Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Frauenverbände" beschlossen. Benötigt werden Sachspenden (vor allem Altkleider, Schuhe, medezinische Hilfsgüter).
Entgegengenommen werden die Spenden von der Geschäftsstelle "AG Frankfurter Frauenverbände", Marbachweg 356 (Ruth Dörbecker), bis einschließlich Montag, 15. Februar. Mitglieder der Kultur- und Sportgemeinschaft Bosnien-Herzegowina übernehmen den kostenlosen Transport der Hilfsgüter bis vor Ort. Der Sportkreis Frankfurt beteiligt sich mit zweckgebundenen Privatspenden an den Treibstoffkosten des Hilfstransportes.
Auskunft gibt die Frauenwartin Martha Gumbrecht unter Tel. 66 21 53. dixi
Stadtteil-Lesertelefon Direkter Draht in die Redaktion
Auch wenn sich bei alltagstypischen Widrigkeiten der rasche Erfolg nicht immer einstellte (hartnäckige Dauer-Falschparker lassen sich weder durch Strafzettel noch durch Zeitungsartikel beeindrukken), so trägt der direkte Draht in die Redaktion immer wieder dazu bei, daß sich über scheinbar unüberwindliche Gräben eine Eselsbrücke spannen läßt.
Das Lesertelefon der Stadtteil-Rundschau (Rufnummer 21 99 - 3 60) ist besetzt: jeden Donnerstag von 14 bis 17 Uhr, freitags von 10 bis 13 Uhr. star
MAIN-TAUNUS-KREIS. Das Pferd steht nicht lange allein auf dem Flur: Spätestens wenn zwischen Main und Taunus die Löcher allenthalben aus dem Käse fliegen, dem Humba-Täterä das Klagelied auf den Aschermittwoch folgt, reihen sich die Narren ein zur Polonaise und leisten dem Hengst auf der Bühne Gesellschaft. Der freilich steht vor der Qual der Wahl, wohin er denn die Hufe schwingen soll.
"Hollywood in Neuehaa" heißt das Motto des Maskenballs, der am Samstag, 20. Februar, im Bürgersaal des Bad Sodener Stadteils Neuenhain steigt. Ab 20.11 Uhr können die "Filmstars" zur Musik der Wagner Brothers tanzen. Die filmreifste Verkleidung wird vom Veranstalter, den Handballern der TSG Neuenhain, prämiert.
Der Kappen-Club feiert den Rosenmontag, 22. Februar, unter dem Motto "Südseezauber" im Bürgerzentrum des Eschborner Stadtteils Niederhöchstadt. Es spielen die "Silver Stars", außerdem wird die "Miß Südsee" gewählt werden. Die Bars "Tropicana" und "Schnapsdrossel" schenken exotische Drinks aus. Beginn: 20 Uhr.
Die "Fastnachtsfeier" des SV 09 startet am Freitag, 19. Februar, um 19 Uhr in der Stadthalle Flörsheim. Elf Minuten später beginnt im Flörsheimer Keller ein "Närrisches Treiben". Zum "Hexenball" lädt der MGV Harmonie ebenfalls für Freitag von 20.11 Uhr an in die Goldbornhalle.
Am Faschingssamstag werden in der Fußgängerzone an der St. Galluskirche um 14.11 Uhr vom Flörsheimer Narrenclub die "Närrischen Rekruten" vereidigt. Der GV Sängerlust bittet um 20.11 Uhr in die Goldbornhalle zum Maskenball. Gleichzeitig beginnt in der Stadthalle der Maskenball des Magistrats Flörsheim.
Am Sonntag um 12.31 Uhr vereinigen sich die närrischen Korporationen und alle Gäste vor dem Flörsheimer Feuerwehrhaus, Bahnhofstraße 12. Um 13.31 Uhr halten die Garden vor dem Rathaus in Flörsheim ihre Parade ab, die Narren bekommen die Stadtschlüssel für drei tolle Tage. Die Parade geht um 14.01 Uhr in den Fastnachtszug "Viel Spaß uff de Gaß und hall die Gail" über. Anschließend startet in der Stadthalle die Siegesfeier des Narrenclubs. Um 19.11 Uhr, ebenfalls am Sonntag, wird im Flörsheimer Keller bei Live-Musik durch den "närrischen Abend" getanzt.
Am Montag, 22. Februar, bläst der Flörsheimer Narrenclub um 9.11 Uhr zur "Bankenerstürmung". Für 15.11 Uhr lädt die Kolpingfamilie ins Pfarrzentrum St. Gallus zum Kinderkostümfest ein. Zur gleichen Zeit geht der Kindermaskenball des Magistrats in der Flörsheimer Stadthalle los. "Start frei für die Superstars" heißt es dann: Die Gruppe "Eene mene mix" sorgt mit Live-Musik und Mitmachspielen für Unterhaltung, die besten Kostüme werden von Stadtrat Norbert Hegmann prämiert. Wer Lust hat und sich im Kulturamt (Tel. 0 61 45 / 5 03 33) anmeldet, kann bei einer Playback- Show mitmachen. Um 19.11 Uhr wird angestimmt zur "Närrischen Singstunde" des Clubs Harmonie im Gasthaus "Deutscher Hof". Um 20.11 Uhr feiert die Freiwillige Feuerwehr Wicker in der Goldbornhalle ihren Maskenball.
Das traditionelle Maskentreiben in Flörsheims Straßen beginnt am Faschingsdienstag um 15.11 Uhr. Um 19.31 Uhr tanzen die Kolpingfamilie und ihre Gäste im Gemeindezentrum St. Gallus beim Abschlußmaskenball dem Faschingsende entgegen.
Zum Kateressen am Tag danach, am Mittwoch, 24. Februar, 19 Uhr, lädt die SPD in den Flörsheimer Keller ein. Zur gleichen Zeit kurieren die Flörsheimer Narren im Gasthaus "Deutscher Hof" ihren Kater aus, und im Feuerwehrgerätehaus ißt die Freiwillige Feuerwehr Wicker Heringe.
Um 11.11 Uhr am Faschingssamstag kommandiert in Hattersheim der Okrifteler Carneval-Club "Mainperle" Vereine und Bürger zum Sturm auf das Rathaus an der Mainstraße. Damit bei der Belagerung des Rathauses kein Versorgungsnotstand ausbricht, gibt's kostenlos heißen Apfelwein und Brezel. Anschließend ziehen die Narren und Zuschauer nach Hattersheim, wo von 14.11 Uhr an der "Große Fastnachtszug" defiliert. Anschließend werden in der Stadthalle die sechs besten Zuggruppen prämiert. Um 20 Uhr geht's weiter mit einer 14-Mann-Kapelle beim "Großen Maskenball".
Für Sonntag bittet der VdH Hattersheim ins katholische Pfarrheim St. Barbara zum Kreppelkaffee (15 Uhr).
Am Rosenmontag, 19.11 Uhr, feiern Sängervereinigung Okriftel und Carnevalsclub "Mainperle" ihren Maskenball im Haus der Vereine in Okriftel. Um 20.11 Uhr steigt in der Stadthalle der "Karneval in Venedig - Die Nacht der Masken und Gondeln".
Am Dienstag ab 14 Uhr bringt der Kinderfasching des "Mainperle"-Faschingsclubs Spaß im Okrifteler Haus der Vereine. 33 Minuten später beginnt in der Stadthalle die "Lustige Kinderparty" des Hattersheimer Carnevalclubs. Ab 19.11 Uhr ist in der TSG-Turnhalle Eddersheim der "Lumpenball" der Sportler. Sängervereinigung Okriftel und "Mainperle" treffen sich zum Kateressen um 19 Uhr im Haus der Vereine Okriftel, der Hattersheimer Carnevalclub verspeist ab 19.11 Uhr in der Stadthalle Heringe.
Am Samstag, 20. Februar, beginnt um 20 Uhr in der Stadthalle Hofheim der "Ambetball" der Karnevalsgesellschaft 1900 Hofheim. Gleichzeitig knallen in der Turnhalle Langenhain die Korken zum Auftakt der "Turnerfastnacht" der Turngesellschaft 1886. Und um 20.11 Uhr am Faschingssamstag eröffnet der 1. Fußballclub Lorsbach im Gemeindezentrum des Stadtteils seinen "Kostümball".
Der Kleintierzuchtverein trifft sich am Sonntag, 21. Februar, von 15 Uhr an zum "Kreppelkaffee" auf der Kleintierzüchterfarm im Hofheimer Stadtteil Langenhain. Zur selben Zeit startet die Gaststätte "Zur Turnhalle" in Langenhain (Usinger Straße) ihre "Kinderfastnacht".
Am Rosenmontag feiert das Mütterzentrum Hofheim sein Faschingsfest. "Kreppel und Helau" heißt es bereits von 9.30 Uhr an im Jugendraum der Johannesgemeinde, Kurhausstraße 24.
Für Dienstag, 23. Februar, lädt die Narrenzunft "Waller Wespe" ab 14.11 Uhr in die Ländcheshalle Wallau zum "Kindermaskenball" ein. Ab 19.11 Uhr geht's dann beim "Lumpenball" des Turnvereins 1860 Hofheim in der Turnhalle (Zeilsheimer Straße 1) hoch her. Genauso fordert das Akkordeon- Orchester Langenhain ab 20 Uhr in der Turnhalle des Stadtteils zum Lumpen auf. Ein weiterer "Lumpenball mit Fastnachtsbeerdigung" startet um 20 Uhr in der Ländcheshalle, Gastgeber ist die "Waller Wespe". Die Chorgemeinschaft 1879/1920 Lorsbach tanzt ab 20.11 Uhr im Saal "Zum Löwen" dem Faschingsende entgegen.
In Sulzbach lädt die Sängervereinigung 1872 für Samstag, 20. Februar, um 20 Uhr zum "Großen Sängermaskenball" in die Eichwaldhallen ein. Die Kapellen "Collected-Sixpack" und "Telestar" spielen zum Tanz. ege
WEHRHEIM. Die Haushalte in der Gemeinde haben im vergangenen Jahr reichlich Wasser gespart - und das, obwohl die Einwohnerzahl stieg und viel gebaut wurde: Durchschnittlich verbrauchte jeder Haushalt 20 Prozent weniger Trinkwasser als 1991, einige sogar bis zu 40 Prozent. Das ergab die Jahres-Wasserabrechnung, die zur Zeit an die Wehrheimer verschickt wird.
Verantwortlich für die Einsparungen sind nach der Auffassung von Bürgermeister Helmut Michel auch die Brauchwasserleitungen auf Friedhöfen, in der Landwirtschaft und in privaten Haushalten.
8384 Menschen wohnten am 31. Dezember 1992 in Wehrheim; das sind 105 Personen mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen stieg im Vergleich zu 1991 um 20 auf 102. Als "beachtlich" bezeichnete Bürgermeister Michel auch die Bautätigkeit im Gewerbegebiet mit einer deutlichen Zunahme von Arbeitsplätzen. ill
WESTLICHE STADTTEILE. So lange war der Stimmzettel noch nie. Neun Parteien wollen im Frankfurter Westen zur Kommunalwahl antreten. Neben CDU, SPD, Grünen und FDP auch die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) und die Demokratische Mitte. In den Bolongaropalast streben außerdem drei rechtsextreme Parteien. Wahlamtsleiter Oskar Rohde zufolge haben die "Republikaner", die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) und die Deutsche Volks-Union (DVU) Listen eingereicht.
"Republikaner", DVU, NPD und die Demokratische Mitte werben erstmals um die Stimmen von rund 74 300 Wählern in den westlichen Stadtteilen. Die erste Hürde, die es zu nehmen galt war nicht hoch. Lediglich 38 Parteimitglieder oder Sympathisanten mußten die in geheimer Abstimmung erstellten Listen unterschreiben - die doppelte Anzahl der für den Ortsbeirat 6 zu vergebenen Mandate. Laut Rohde haben die Rechtsextremen da nicht mehr als nötig getan. Gerademal 40 "Parteigänger" hätten ihren Namen hergegeben. "Die lassen sich nicht gern in die Karten gucken."
Während SPD, CDU und Grüne bis auf wenige Ausnahmen mit kommunalpolitisch bewährten Männern und Frauen in den Wahlkampf ziehen, sind die Spitzenkandidaten der anderen meist unbeschriebene Blätter. Einzige Ausnahme: Michael Kallweit, die Nummer eins der Freidemokraten. Der 27jährige Versicherungskaufmann aus Griesheim ist Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes Westliche Stadtteile. Kallweit, früher SPD-Mitglied, kandidiert auch auf FDP-Listenplatz fünf für das Stadtparlament. Neben ihm wollen die Freidemokraten Johanna Meyer (Griesheim) und Richterin Ingeborg Schulze in den Bolongaropalast schicken.
Bei der Demokratischen Mitte führt der Schwanheimer Dieter Bracht die Liste an. Der Masseur und Medizinische Bademeister war lange FDP-Mitglied und möchte "endlich bürgernahe Politik machen". Auf den Plätzen zwei bis fünf rangieren bei der im September von Ferry Ahrlé gegründeten Demokratischen Mitte Claudia Gradel (Nied), Karl-Henning Blauert (Unterliederbach), Klaus Burdach (Nied) und Thomas Meder (Höchst).
Für die Ökologisch-Demokratische Partei wollen Björn Schneider (Schwanheim) Ulrich Keck (Unterliederbach), Florian Ausfelder (Goldstein) und Mathias Frankenbach (Schwanheim) die Politik im Bolongaropalast mitbestimmen.
Nach Angaben von Jürgen Bolte, Fraktionsassistent der NPD im Römer, schickt seine Partei Spitzenkandidat Heinrich Kreiling, Martin Block, Helmut Nauman, Rudolf Teichmann und Rainer Natlacen "ins Rennen". Die Liste der "Republikaner" führt der Höchster Fahrlehrer Wolfgang Suttner an. Weitere Kandidaten nannte die Kreisgeschäftsstelle nicht. Auch die Bewerber der DVU waren nicht in Erfahrung zu bringen. Und Wahlamtsleiter Rohde gab sie mit dem Hinweis nicht preis, daß einzelne noch bei der Sitzung des Wahlausschusses gestrichen werden könnten. tos
Aus Programmen und Prospekten
Redaktion: Ric Folz
HÖCHST. Der "Tanzkreis Höchst", einer der größten Frankfurter Tanzclubs, hat eine Erfolgssträhne: Ende Januar gewannen Helga und Hartmut Sitte beim Seniorenturnier der S-Klasse II in Eppertshausen unter 45 Paaren den 1. Platz. Sie starten nun in der höchsten deutschen Tanzklasse.
Daniela Glatzel und Sascha Meier wurden in Obertshausen Hessische Vizemeister und steigen in die Hauptgruppe B der Standardtänzer auf.
Die Erfolgsreihe des "Tanzkreises Höchst" begann im Dezember vorigen Jahres, als Brigitte und Herbert Hoss Hessische Vizemeister in der Senioren C- Klasse wurden. ege
Vulkan bricht auf Knopfdruck aus
Die Erde bebt, es kracht und donnert. Rotglühendes Magma steigt auf, und aus dem Vulkan dringen Rauchwolken, hinter denen explodierende Lavablöcke im Meerwasser versinken. Besucher schlendern an dem mit optischer und akustischer Präzision inszenierten Showdown vorbei und schauen den Rauchwölkchen nach. Alles nur gespielt - der Vulkanausbruch per Knopfdruck findet täglich dutzendfach in den ehrwürdigen Hallen des Senckenbergmuseums statt.
Die neue Geologie-Ausstellung, in zweijähriger Arbeit von Wissenschaftlern, Grafikern und Modellbauern entworfen und eingerichtet, verleiht den erdgeschichtlichen Fakten Erlebnisqualität. Wenig trockene Texte empfangen den Besucher. Die wissenschaftliche Botschaft wird in bunte Grafiken, Reliefs und Modelle verpackt und hellt die graue Theorie auf.
Der interessierte Laie darf nicht nur beim Vulkanausbruch die Regie übernehmen. Wenn der Rauch verzogen ist, kann mal eben im Nebenraum ein Erdbeben simuliert werden. Ein Seismograph ist so fein eingestellt, daß schon bei geringen Bodenerschütterungen die Nadel ausschlägt. Einmal kurz hüpfen und die Nadel springt mit, bis hin zum maximalen Ausschlag, wenn ganze Gruppen zum kollektiven Sprung ansetzen. Schüler machen sich einen Spaß daraus und nehmen zur Freude des Museumspädagogen vielleicht die Erkenntnis mit, daß Erschütterungen sich wellenförmig durch das Erdinnere fortsetzen und ein Beben in Kalifornien noch in Deutschland seismographisch registriert wird. Wer es genauer wissen will, kann sich einem Weltrelief zuwenden, das "in keinem anderen Museum zu finden ist", wie es heißt. Wo auf der Welt sich gigantische Platten aneinander reiben, läßt sich wiederum per Knopfdruck an einem bewegten Modell abrufen.
Ein eigener Raum ist dem Himmelsgewölbe vorbehalten, wo die Erde in ihren kosmischen Rahmen gestellt wird - mit Hilfe von 60 Großdias unter der Decke. Von einem Schaltpult aus können die Planeten des Sonnensystems auf die Reise geschickt werden.
Die Abteilung historische Geologie nimmt sich auch des Volksglaubens an. "Donnerkeile" liegen in der Vitrine, von denen man glaubte, sie würden mit dem Blitz zur Erde niederfahren. Daneben finden sich Bernsteine, in der Mythologie zu "Tränen Gottes" verklärt. vo
BOCKENHEIM. "Guck mal, da ist ja die Daniela." Großes Wiedersehen beim Stück "Die Nähmaschine" des "Klappmaul"-Theaters im Jugendhaus Industriehof. Der Saal ist mit seinen 100 Plätzen restlos gefüllt. Kinder zwischen ein und sechs Jahren rutschen unruhig auf ihren Stühlen hin und her und hoffen, daß es endlich losgeht. Der Vorhang öffnet sich und das Stück beginnt.
Paul Schneider, der Tag ein, Tag aus Kleider für andere Leute näht, erzählt seine Geschichte. Frau Anders, die sich ein Kleid nähen lassen möchte, bringt ihren Sohn Olli mit. Der interessiert sich für alles, was Paul in seiner Nähstube stehen hat, vor allem für die blinkende Nähmaschine. Und als er entdeckt, daß diese auch noch Heul- und Klappergeräusche von sich gibt, ist seine Neugier nicht mehr zu stoppen. Paul würde dem Jungen gerne alles erklären, doch er hat die Rechnung ohne Frau Anders gemacht. Die ist der Meinung, daß ein Kind fröhlich sein, aber nicht dauernd fragen, quengeln oder gar schimpfen soll.
Und so macht sich der Schneider schließlich an die Arbeit. Doch weit gefehlt, wer denkt, Paul könne nun arbeiten. Olli geht ihm nicht mehr aus dem Kopf und er beschließt, Märchen für ihn zu "nähen". Das Märchen vom "Putzlappen", der, wie Olli, Ärger bekommt, weil er zu neugierig ist. Das Märchen von der Blume, die den Kopf nicht hängen lassen und das Märchen vom Eisbär-Mädchen, das nicht zornig sein durfte.
Thomas Korte, der seit 1978 beim "Klappmaul"-Theater ist, trat 1986 die Nachfolge von Gabi Meier als Solospieler in der "Nähmaschine" an. Die "Nähmaschine" wurde 1982 uraufgeführt und ist eines der ältesten Stücke des "Klappmaul"-Theaters.
Besonders die Bühnendekoration und die Puppen begeistern die Kinder im Publikum. Bunte Farben, glänzende Stoffe und "sprechende" Figuren bilden einen starken Kontrast zur sterilen Halle des Jugendhauses. Und da zwei der insgesamt elf Puppen auch noch "hessisch babbeln", kennt die Freude der Zuschauer kaum noch Grenzen. Als nach einer Stunde der Vorhang fällt, nimmt ein sichtlich erschöpfter, aber zufriedener Schauspieler die persönlichen Gratulationen der Kinder entgegen.
Die nächste Vorstellung wird am Sonntag, 21. März, im Theaterhaus, Schützenstraße 12, aufgeführt. Telefonische Vorbestellungen sind möglich unter der Telefonnummer 29 98 61 - 10. ova
Ein neuer, größerer Auslaßkanal für die Kläranlage in Niederrad wird demnächst auf der Straße "Schwanheimer Ufer" in Schwanheim zu Umleitungen und voraussichtlich auch zu Verkehrsbehinderungen führen.
Weil das bisherige Abflußrohr mit seinem Durchmesser von 1,7 Metern nach Berechnungen der Stadtwerke nicht mehr ausreichen wird, wenn die Kläranlage renoviert ist, soll mit einem Kostenaufwand von rund 18,5 Millionen Mark ein etwa doppelt so großer Kanal gebaut werden.
Die Bauarbeiten für den Kanal, der überwiegend unterirdisch verlaufen und etwa in Höhe der Minna-Specht-Schule in den Main münden soll, werden voraussichtlich bis Mitte 1994 andauern, schätzen die Stadtwerke. mat
Nein, in diesem Jahr, meint Reinhard Wegener, habe er wirklich keine Lust. Diese Plakatekleberei vor den Wahllokalen, das koste "doch nichts als Zeit und Geld", und es bringe "keine einzige Wählerstimme mehr".
In den vergangenen Jahren, wenn sich der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Westend an Wahlsonntagen in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett gequält hatte, traf er beim Plakatekleistern immer wieder die gleichen mißgelaunten Mitglieder der anderen Parteien, "die ja auch nur plakatiert haben, weil es die anderen Parteien gemacht haben".
Wegeners Fazit: "Wir sollten aufhören mit dem Quatsch." Das hat er, etwas eleganter formuliert, den Bezirksvorsitzenden der anderen Parteien vorgeschlagen - sogar mit positivem Echo. Die Stadtteilgruppe der Grünen ließ den "lieben Reinhard" wissen, daß sie mitmache beim Plakatboykott.
Keine Reaktion gab's dagegen bei FDP und CDU. "Wir werden plakatieren", sagt Joachim Gres, Bundestagsabgeordneter und Chef des CDU-Bezirksverbandes Westend, "denn wir wollen den linken und rechten Radikalen das Feld nicht alleine überlassen".
Ähnlich Peter Clemens von der FDP: "Auch wenn es noch so vernünftig wäre, zu verzichten: die ,Reps&rquote; hängen ihre Plakate trotzdem auf." "Die wählt doch sowieso keiner im aufgeklärten Westend." Dennoch: Auch Reinhard Wegener wird am frühen Morgen des 7. März wieder mit Kleister und Plakatständern unterwegs sein, auf der Suche nach den besten Propagandaplätzen vorm Wahllokal. mat
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Für 150 000 Mark läßt Bad Homburg die Umgebung der Gonzenheimer Quelle aufmöbeln Billig, aber bedenklich blubbert das Börnchen Brunnenkammer und -schacht werden nicht saniert Von Waltraut Rohloff BAD HOMBURG. Den Warnern vom Dienst zum Trotz ist das Schild "Kein Trinkwasser" mit schwarzer Farbe übersprüht. Wenn Bad Homburgs - von den Heilquellen abgesehen - einziger Naturbrunnen Wasser in den alten Trog spuckt, rücken sie an: Hunde schlabbern das Wasser, Menschen kühlen ihre Füße, andere kommen mit Flaschen und Kanistern und zapfen am Gonzenheimer "Börnchen". Die Liebhaber natürlichen Brunnenwassers ignorieren die behördliche Bekanntmachung. Äußerlich wird das Gelände um die alte Wasserquelle derzeit aufgemöbelt, vom Innenleben aber läßt die Stadtverwaltung die Hände - wegen der Kosten. "Es ist niemandem zu empfehlen, das Brunnenwasser zu trinken", warnt Joachim Schneider von der Stadtverwaltung. Die Stadt sichert sich so dagegen ab, daß das wegen seines Geschmacks häufig gelobte Börnchen-Wasser doch nicht unbedenklich zu genießen sein sollte. Denn das Wasser sprudelt nicht frisch aus der Quelle im Berg in den höher gelegenen Trog. Es wird laufend umgewälzt; nur ein geringer Anteil Wasser wird wirklich frisch aus der Erde zugeleitet. Ist das Wasser im Trog, dem dahinter liegenden Brunnenschacht oder in der Wasserkammer verdreckt, dauert es also längere Zeit, bis das, was aus dem Hahn sprudelt, wieder naturrein ist.
Der optische Aufputz des Börnchen- Platzes wird daran nichts ändern. "Schöner und besser machen kann man alles", sagt Stadtkämmerer Karl Lohwasser (CDU), "doch das wäre zu teuer. Der Magistrat hat für die Börnchen-Sanierung nur 150 000 Mark beschlossen." Diese Summe für die Neugestaltung des Platzes steht seit über einem Jahr im Haushaltsplan, nachdem das Anliegen schon etliche Zeit dahinplätscherte.
Im Vorfeld war das Stadtplanungsamt mit seinen Verbesserungsvorschlägen für Weg, Treppe und Vorplatz auf Kosten von etwa 140 000 Mark gekommen. Zu kleinkariert, erkannte daraufhin das Grünamt. Dessen Planer veranschlagte prompt 320 000 Mark. Doch der Magistrat winkte ab.
Knapp zwei Jahre nach der grundsätzlichen parlamentarischen Zustimmung zur Renovierung des Börnchens - initiiert von der SPD-Fraktion - wird im Moment auf der Grundlage der Sparentscheidung also gebuddelt. Eingefleischten Gonzenheimern, wie dem Vereinsring- Vorsitzenden Ernst Henrich, fällt ein Stein vom Herzen. Er schwor schon vor einem Jahr öffentlich dem großen "teueren Wurf" ab und gab sich mit Vorstandskollege Horst Weirich bescheiden: "Wenn nur endlich etwas passiert . . . ".
Anderen Gonzenheimern ist dies hingegen zu wenig. Börnchen-Anlieger Karl-Heinz Bechthold: "Außen hui, innen pfui". Er sieht den einzigen er- haltenen Naturbrunnen auf städtischem Terrain in Gefahr, wenn an den Brunnenkammern und Schächten nichts gemacht wird.
Bis zur Jahrhundertwende diente das Börnchen der Wasserversorgung Gonzenheims. Daß daraus 1993 wieder eine amtlich erlaubte Trinkquelle wird, schließt das derzeitige Sanierungskonzept also aus. Zur Fußwäsche bei der Gonzenheimer Kerbe-Bachtaufe aber reicht es noch.
WESTEND. "MTK", "VB" und "HG": Wer mit diesem Auto-Kennzeichen durch das Wohnviertel zwischen Bockenheimer Anlage und Grüneburgweg kurvt, dem wird des öfteren ein böser Blick zugeworfen. "Die Pendler parken uns die Bürgersteige zu und rasen durch die Wohnstraßen", beschwerten sich Anwohner bei der Vorstellung der Tempo-30-Planung für das nördliche Westend. Tenor der Diskussion: "Die" müssen raus. Doch wie dies erreicht werden soll, darüber waren sich die etwa 60 Anwohner und die Arbeitsgruppe Verkehr des Ortsbeirats 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) zu Beginn der Diskussion nicht einig. Für Jürgen Frauenfeld, der als Verkehrsplaner den Ortsbeirat berät, ist klar: Nicht die Symptome müssen bekämpft, sondern Ursachen beseitigt werden. Sprich: Die Pendler aus dem Norden sollen nicht erst in dem Wohngebiet gestoppt, sondern schon im Norden des Westends umgeleitet werden.
Heute seien die beiden großen Ringsysteme Frankfurts "kurzgeschlossen" über die Verbindung Hansaallee, Auf der Körnerwiese und Im Trutz. Der Straßenzug werde von Pendler als Schleichweg in die Innenstadt genutzt.
Um dies zu verhindern, soll beispielsweise die Fahrtrichtung in der Hansaallee zwischen der Kreuzung Hansaallee/ Bremer Straße und der Holzhausenstraße umgedreht werden, die Autos können dann nur noch in Richtung Norden fahren (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Auch das Westend südlich des Grüneburgwegs werde damit beruhigt.
Der Ortsbeirat 2 hat mittlerweile etliche Anträge verabschiedet, um das "Einfallstor Hansaallee" zu schließen. Doch ob der Magistrat seine Zustimmung gibt und wann die Idee dann umgesetzt wird, ist unklar. "Für Sie", wandte sich Planer Frauenfeld an die Anwohner, "ist das eine unbefriedigende Lage, weil Sie nicht wissen, wann da was passiert."
Dieser Meinung waren auch die anwesenden Westendbewohner. Schon seit Jahren werde erzählt, es werde was getan, doch geändert habe sich nichts. Die Belastung sei ständig gewachsen. Über 60 Prozent der parkenden Autos hätten ein auswärtiges Kennzeichen, und das trotz Parkplakettensystem.
Die Autofahrer würden zunehmend rücksichtslos. Schon morgens um 6 Uhr sei er einmal im Morgenmantel auf die Straße geeilt, um im Stau stehende und hupende Autofahrer zur Räson zu bringen, berichtete ein Anwohner.
Verkehrsberuhigung jetzt, lautete daher die Forderung. Nur wenige Straßen müßten "gedreht" werden, um die Pendler zu stoppen. Werde etwa die Fahrtrichtung der Straße "Im Trutz" zwischen Grüneburgweg und Gärtnerweg umgekehrt, sei eine wichtige Verbindung bereits unterbrochen. "Das kann", schimpfte ein Bürger, "doch nicht so schwierig sein." Das neue Einbahnstraßenschild sei er bereit zu bezahlen.
Doch so leicht sind Vorschläge dieser Art nicht umzusetzen, wie Ortsbeiratsmitglied Birgit Puttendörfer (SPD) aus Erfahrung berichtete. Seit drei Jahren liege die Tempo-30-Zone südliches Westend auf Eis, weil sich Ämter und Magistrat gegen neue Fahrtrichtungen in Einbahnstraßen sträuben.
Auch Planer Frauenfeld ist mit weitergehenden Ideen immer wieder auf Granit gestoßen und warb zu Beginn um Verständnis für die Entscheidung des Beirats, keine Straßen zu drehen: "Wir sind pragmatisch geworden, weil die Möglichkeiten zur Änderung der Verkehrsführung gering sind."
Dennoch will die SPD im Ortsbeirat die Anregung der Anwohner übernehmen. Gemeinsam mit den Grünen soll das Konzept geändert werden: Die Straße Im Trutz wird zwischen Grüneburgweg und Gärtnerweg gedreht, wie es die Anwohner angeregt hatten. Schnell soll damit das Viertel beruhigt werden. Doch ob die Idee umgesetzt wird, darüber wird im Römer entschieden.
Zwei weitere Ideen der Arbeitsgruppe Verkehr kritisierten die Anwohner. Der geplante Linksabbieger vom Reuterweg in den Gärtnerweg führe zu einem Chaos auf der Hauptverkehrsstraße, da eine Spur wegfalle. Außerdem meinten einige Anwohner, die Metallgesellschaft benötige keine weitere Zufahrt von der Bockenheimer Anlage aus über die Leerbachstraße.
Nicht kritisiert wurde die Absicht der Arbeitsgruppe, die Einfahrt in die Fellnerstraße von der Eschersheimer Landstraße zu schließen und das Fahren in beide Richtungen zu gestatten.
Das Stadtteilparlament wird in seiner letzten Sitzung vor den Kommunalwahlen am Montag, 15. Februar, ab 19 Uhr, in der evangelischen Dreifaltigkeitsgemeinde (Kuhwaldsiedlung, Funckstraße 10) über das Konzept beraten. mic
FRANKFURT-WEST. Der Magistrat will die Pläne für einen Teil des Baugebiets Bockenheim-Süd (City-West) in der kommenden Sitzung des Ortsbeirats 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) vorstellen. Der Beirat trifft sich zu seiner letzten Sitzung in dieser Wahlperiode am Montag, 15. Februar, ab 19 Uhr in der evangelischen Dreifaltigkeitsgemeinde (Funckstraße 10).
Der Magistrat hatte einen städtebaulichen Wettbewerb für das Gelände westlich der Straße "An der Dammheide" ausgelobt. Das Gelände gehört zum Wohn- und Bürogebiet, das nahe der Theodor- Heuss-Allee entstehen wird.
Nur zwei Anträge stehen ansonsten auf der Tagesordnung. Peter Clemens (FDP) will den Magistrat dafür rügen lassen, daß er den Ortsbeirat in wichtigen Angelegenheiten übergehe, indem er ihn nicht informiere. Ansonsten wird der Beirat über den Standort für Altglas-Container beraten. mic
FRANKFURT-SÜDWEST. Die Grünen im Ortsbezirk 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) haben ihre Kandidatenliste für den Ortsbeirat umgestellt. Spitzenkandidat für die Kommunalwahl und gleichzeitig Fraktionsvorsitzender bleibt Thomas Schlimme, der auch bisher zusammen mit seinem Parteikollegen Thomas Rahner im Ortsbeirat für die Grünen tätig war.
Thomas Rahner hat sich aus beruflichen Gründen vom zweiten auf den vierten Platz der Liste zurückstellen lassen und will seine Arbeit nach der Wahl auf die Stadtteilgruppe beschränken. An seine Stelle tritt die bisherige Kinderbeauftragte des Gremiums, Christine Schwab. Auf dem dritten Rang hofft Wolfgang Weber von der Grünen-Stadtteilgruppe Schwanheim auf einen Sitz im Ortsbeirat.
"Um noch ein drittes Mitglied in den Beirat zu bekommen, müßten wir schon deutlich mehr als acht Prozent erreichen", schätzt Thomas Schlimme. Der Fraktionsvorsitzende hält ein solches Ergebnis jedoch "mit ein bißchen Glück" nicht für ausgeschlossen. hen
Für Botaniker und andere Naturfreunde hat Natur-Studienreisen, Untere Dorfstr. 12, 3410 Northeim, Tel. 05551 / 9 94 70 ein Programm von über 150 Seiten zusammengestellt. Die Reisen führen in die ganze Welt und haben die unterschiedlichsten Schwerpunkte: Ornithologie, Naturfotografie, Geologie, Zoologie. Es gibt Studien-Erlebnisreisen, Fachstudienreisen sowie Fahrrad- und Kanureisen. Neu im Programm: "Orchideen und Kultur" in Griechenland, "Botanisieren auf Korsika", eine Reise zur Kurischen Nehrung und auf die Krim, ein "Orinithologen Package" in Israel, "Tundra und Taiga" im Lena-Delta und am Baikalsee. FR
Radwandern auf Schleichwegen bietet der Märchenstraßen-Verlag, Taunusstr. 26, 6497 Steinau an der Straße, Tel. 06663 / 53 26 Aktivurlaubern an. Vier verschiedene Routen stehen zur Auswahl: vom Münsterland zum Ostseestrand, entlang der Deutschen Märchenstraße von Hanau nach Bremen, die Riesenroute an der Nordseeküste von Leer nach Sylt und die Romantische Straße vom Main bis zu den Alpen. Die Radler werden von Reiseleitern geführt, das Gepäck wird transportiert. Wer die Routen aber auf eigene Faust erkunden will, dem stehen Radwanderführer mit ausführlichem Kartenmaterial zur Verfügung. Preis: 24.50 Mark direkt beim Verlag. Interessenten erhalten gegen ein Rückporto von zwei Mark in Briefmarken ein ausführliches Programmheft mit Terminen und Preisen. FR
Kleine Kinder - ganz groß, 20 Schweizer Hoteliers haben sich für Kinder und Eltern viel einfallen lassen: Kindereßtische mit eigenen Kinderspeisen, Kindermalkurse, Kasperletheater, Kochkurse. Das Magazin "Echte Familienferien" präsentiert diese Familienhotels und informiert über Preise. Das Magazin ist kostenlos erhältlich beim Schweizer Verkehrsbüro, Kaiserstraße 23, 6 Frankfurt a.M., Tel. 069 / 256 00 10. FR
Typische Fischer- und Farmhäuser kann man in England als Feriendomizil mieten. Im neuen Katalog der britischen Agentur Summer Cottages werden über 600 Häuser in allen Teilen Großbritanniens vorgestellt. Die Agentur versichert, daß alle Häuser sorgfältig ausgesucht und ständig überprüft werden. Im Angebot sind außerdem nobele Landsitze und sogar ein Leuchtturm. Die Preise liegen um die 1000 Mark pro Einheit und Woche. Zu beziehen ist der Katalog über CRC GmbH, Feldbergstr. 26, 6236 Eschborn, Tel. 06173 / 63 916. FR
Neues bei Frachtschiffreisen: Bisher konnte man in europäischen Gewässern nur Rundreisen buchen. Nun ist auch eine Unterbrechung möglich, etwa bei einer Reise von Rotterdam nach Schottland. Die Aufenthaltsdauer in Schottland bestimmt der Passagier selbst. Der angelaufene Hafen Grangemouth liegt zwischen Glasgow und Edinburgh und wird einmal wöchentlich angelaufen. Preis für Hin- und Rückreise mit Verpflegung: 980 Mark. Über 100 Frachtschiffe auf fast 50 Linien in Europa und weltweit hat die Frachtschiff-Touristik Kapitän Peter Zylmann, Exhöft 12, 2341 Maasholm, Tel. 04642 / 62 02 im Programm. Als Alternative zu Kreuzfahrten bietet diese Reiseform den Passagieren die Möglichkeit, die Seefahrt im Alltag kennenzulernen. FR
Mecklenburg-Vorpommern mit dem Rad ist ein Reiseangebot, die Die Mecklenburger Radtour, Beate und Thomas Eberl, Skalitzer Str. 129, 1 Berlin 36, Tel. 030 / 615 81 58 zum erstenmal in diesem Jahr als Pauschale anbietet. Es gibt Einzeltouren mit Gepäcktransport, die individuell mit täglichem Reisebeginn geradelt werden können, aber auch geleitete Gruppenreisen. Radwander-Gebiete sind die Ostseeküste mit den Inseln Rügen, Hiddensee und Usedom, die Halbinseln Fischland, Darß und Zingst, die Mecklenburger Seenplatte. Die Unterbringung erfolgt in Hotels, Pensionen und bei privat mit Frühstück im Doppelzimmer. Der Katalog kann beim Veranstalter angefordert werden. FR
Risiken ohne Verantwortung?
Daß die Risiken in modernen Industriegesellschaften - also die vom Menschen erzeugten - immer größer werden und sogar globale Ausmaße annehmen können, ist offenkundig, als Beispiele seien nur ein Atomkrieg, der Treibhauseffekt oder das Risiko der Gen-Technik genannt. Aber auch die Risikogröße darunter ist noch ungeheuerlich, wie die Katastrophen von Tschernobyl, Bhopal oder Seveso zeigen. Es wird deutlich, daß sowohl der alltägliche als auch der klassische Risikobegriff, auf den sich beispielsweise die Versicherungswirtschaft stützt, in diesen Bereichen überholt sind: Risiko läßt sich nicht mehr definieren als Produkt aus Schadensgröße mal Wahrscheinlichkeit des Eintretens. Die Großrisiken des Industriesystems sind vielmehr unter anderem dadurch gekennzeichnet, daß Schadensfolgen nicht mehr tragbar gehalten oder wiedergutgemacht werden können. Streng genommen dürfte man daher nicht mehr von Risiko sprechen, sondern von Gefährdung, wobei trotz intensivster Sicherheitsvorsorge ein Schadensfall innerhalb eines großtechnischen Systems aufgrund unvorhersehbarer äußerer Ursachen nicht vermeidbar ist.
Das wirft zwangsläufig die Frage nach der Verantwortung auf. Christentum und abendländische Ethik machen das Individuum für sein Handeln verantwortlich, das sich nach moralischen Geboten ("du sollst") auszurichten hat. Verantwortung gilt entweder als Selbstverpflichtung des einzelnen, oder sie wird ihm zugeordnet, wobei sich die Rechenschaftspflicht weniger auf die Folgen der Handlung als auf die Einhaltung der Normen bezieht. Diese Vorstellung ist in modernen Industriestaaten überholt, auch wenn die Annahme naheliegt, daß angesichts der Dimension von Großrisiken das Maß an Verantwortung ebenfalls steigen müßte.
Verantwortung läßt sich über den Grundsatz "Nach bestem Wissen und Gewissen" hinaus nicht mehr steigern. Wer diesen Grundsatz bei seiner Entscheidung beherzigt, ist moralisch und auch rechtlich frei von Schuld, auch wenn sich seine Entscheidung als katastrophal herausstellen sollte. Und wie die Geschichte der Technik zeigt, werden Entscheidungsfolgen häufig erst sehr spät erkennbar, man denke an die Konsequenzen qualmender Fabrikschlote, der Massenproduktion des Autos, der FCKW oder der Atomtechnik. Die Technikfolgenabschätzung ist ungleich schwieriger und erfordert ein umfangreicheres Wissen als die Einführung des Systems selbst. Die gegenwärtige Diskussion um die Gen-Technik macht dies abermals deutlich.
Hinzu kommt, daß risikoreiche Entscheidungen heute nicht mehr von Individuen getroffen werden, sondern von den Vorständen von Großorganisationen wie etwa Unternehmen, Konzernen oder Verbänden. Von der Grundsatzfrage abgesehen, ob bestimmte risikoreiche Entscheidungen überhaupt gefällt werden dürfen, etwa in der Atom- oder Gen-Technik: Sie sind letztlich unvermeidlich, andernfalls es keine Fortentwicklung gäbe.
Die äußerste Möglichkeit, um "Verantwortung" bei risikoreichen Entscheidungen sicherzustellen, ist die Gefährdungshaftung. Sie besagt, daß der Entscheider - die Organisation, nicht das für sie entscheidende Gremium - für die Folgen haftbar gemacht wird, unabhängig von moralischer oder juristischer Schuld. Doch im Bereich der Großtechnik werden auch die Grenzen der Gefährdungshaftung rasch erkennbar: Katastrophen können den Verursacher, ein Unternehmen etwa, in den Konkurs treiben, ohne daß der Schaden auch nur im entferntesten behoben würde: Im übrigen wären Hunderte oder gar Tausende unbeteiligte Arbeitnehmer betroffen, was den Schaden nur noch vergrößern würde. Daher ist auch die Gefährdungshaftung finanziell begrenzt, sie liegt bei 160 Millionen Mark.
Aber es gibt aktuelle Risiken mit möglichen Schadensfällen, die sich jeglicher Gefährdungshaftung und jeder Vorstellung von "Verantwortung" entziehen: Wer sollte für einen Supergau in einem Atomkraftwerk verantwortlich gemacht werden? Der Kontrolleur, der ein Warnlämpchen übersah? Der Ingenieur, der einige Risse nicht entdeckte? Ein Gremium, das mit regierungsamtlichem Segen den Bau beschloß? Die Regierung, die die Sicherheitsnormen nicht verschärfte? Und wer könnte für den Schaden aufkommen, der vielleicht Hunderte Milliarden Mark betrüge und ganze Landstriche verseuchte?
Es gibt also keine Verantwortung mehr auf der Grundlage einer Ethik. Das gilt letztlich auch für die politische Verantwortung. Der Ehrenkodex, daß ein Minister zurückzutreten habe, wenn in seinem Bereich etwas schiefläuft, trifft das Problem nicht mehr. Auch ein Politiker, die Regierung insgesamt, trifft Entscheidungen, die zum einen von anderen, meist sachkompetenteren, Instanzen vorbereitet wurden (oder sich als "Sachzwänge" ergeben) - von der Partei, der Fraktion, der Forschung, der Wirtschaft oder anderen Interessengruppen, Verbänden oder Organisationen -, die zum anderen so risikoreich sind, daß potentielle Schäden sich jeder Haftung entziehen. Der Rücktritt einer Regierung ist keine Wiedergutmachung für einen Schaden, abgesehen davon, daß Regierungen heute häufig nur noch die Risiken verwalten (z.B. durch Gesetze und Sicherheitsvorschriften), die sich aus Entscheidungsprozessen des Industriesystems ergeben.
Als einziger Ausweg bliebe, einen gesellschaftlichen Konsens über Großrisiken herzustellen, wobei bewußt akzeptiert werden müßte, daß nicht nur Sachkompetenz, sondern auch irrationale Faktoren wie Ängste mit einfließen. Aber das Konsensprinzip müßte dann weltweit gelten, für alle nationalen Gesellschaften. Ansonsten ist das Problem der Verantwortung unlösbar geworden.
Im Wortlaut: Aufruf gegen "Asylkompromiß" SPD auf falschem Kurs
Einem "Aufruf zur Kurskorrektur" der von dem Grafiker Professor Klaus Staeck eingeleiteten "Aktion für mehr Demokratie" haben sich 116 prominente Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten angeschlossen. Sie fordern von den Führungsgremien der SPD, sich nicht auf einen "Asylkompromiß" einzulassen und eine Änderung des Artikels 16 Grundgesetz abzulehnen. Der Aufruf hat folgenden Wortlaut: "Unsere Partei droht falschen Kurs zu nehmen und damit ins Fahrwasser der in Seenot geratenen Regierung Kohl zu kommen. Die SPD ist keine Gesellschaft zur Rettung politisch Schiffbrüchiger. Sie darf den gescheiterten Konservativen die Verantwortung für das von ihnen selbst verschuldete Desaster nicht abnehmen.
Seit der von Helmut Kohl verkündeten ,geistig-moralischen Wende&rquote; - haben Arbeitslosigkeit und Verarmung breiter Bevölkerungsschichten dramatisch zugenommen; - werden soziale Überlebensrechte immer rücksichtsloser abgebaut; - hat eine rigorose Umverteilung von unten nach oben stattgefunden; - geraten immer mehr Kulturbereiche in existentielle Not; - herrscht Wohnungsnot durch vorsätzliche Vernachlässigung des sozialen Wohnungsbaus und unbezahlbar gewordene Mieten; - haben die Verluderung der politischen Sitten und regierungsamtliche Lügen zu einer allgemeinen Politikverdrossenheit geführt; - hat die Staatsverschuldung astronomische Höhen erreicht; - sind neben den unter uns lebenden Ausländern jetzt auch Behinderte und andere Minderheiten ihres Lebens nicht mehr sicher.
Die Regierungsparteien versuchen ständig von ihren eigenen Versäumnissen, Fehlern und Skandalen abzulenken, die nicht erst mit den Problemen der deutschen Einheit begonnen haben. Dabei verstecken sie sich hinter den Schwierigkeiten, die durch die hohe Anzahl von Flüchtlingen, Aus- und Übersiedlern auf die Kommunen, Kreise und Länder zukommen. So verschweigen sie hartnäckig ihre Verantwortung für 400 000 unbearbeitete Asylanträge in Zirndorf und das hinhaltende Schachern bei der Vergabe von Bundeswehr-Liegenschaften. Mit Reizworten wie ,Überfremdung&rquote; und ,Durchrassung&rquote; schüren sie gleichzeitig Ängste und Fremdenhaß. Asylsuchende werden so gezielt zu Sündenböcken gemacht.
In dieser Situation will sich nun die Führung unserer Partei auf einen ,Asylkompromiß&rquote; einlassen, der nur scheinbar den Beschlüssen des Sonderparteitages entspricht. ,Das Paket, von dem die SPD stets geredet hat&rquote;, schreibt dazu Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung, ,wurde zwar geschnürt. Wer es öffnet, der bemerkt: Es ist leer, also eine Mogelpackung.&rquote;
Tatsächlich ließe der Kompromiß, würde er verwirklicht, von dem Grundrecht auf Asyl und auf rechtsstaatliche Überprüfung nur noch Attrappen zurück. Das von uns geforderte Einwanderungsgesetz wird bisher nur ganz unverbindlich erwähnt, eine - dringend gebotene - Reform des Staatsbürgerrechts strikt abgelehnt.
Dies können wir nicht akzeptieren.
Erinnern wir uns daran, daß Hunderttausende unserer Landsleute, darunter Albert Einstein, Thomas Mann, Nelly Sachs, Else Lasker-Schüler oder Elisabeth Bergner, in den Jahren der Nazi-Diktatur in aller Welt politisches Asyl suchten und fanden, ebenso führende Sozialdemokraten wie Ernst Reuter, Wilhelm Hoegner, Erich Ollenhauer und nicht zuletzt Willy Brandt.
Die Verteidigung des Rechtes auf politisches Asyl und die Garantie gerichtlicher Kontrolle jeder Verwaltungsentscheidung entsprechen unserem Selbstverständnis als Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen, für die Humanität, Rechtsstaatlichkeit und Solidarität mit den Verfolgten keine leeren Schlagworte, sondern unverzichtbare Grundwerte sind.
Wir fordern deshalb von den sozialdemokratischen Abgeordneten des Bundestages und den Landesregierungen mit sozialdemokratischer Beteiligung als Mitglieder des Bundesrates, sich ihrer Verantwortung wieder bewußt zu werden und den eigenen Beschlüssen zum Thema Asyl, Einwanderung und Staatsbürgerschaft gegenüber der Regierung Kohl Geltung zu verschaffen: ein durch Rechtswegegarantie gesichertes Recht auf politisches Asyl.
Wir wollen nicht, daß unsere traditionsreiche Partei den ständigen Erpressungsversuchen einer Regierung nachgibt, die Tag für Tag ihre Unfähigkeit bei der Lösung unserer großen sozialen, ökologischen und ökonomischen Probleme unter Beweis stellt."
(Zu den Unterzeichnern gehören die Europa- oder Bundestagsabgeordneten Konrad Gilges, Eckart Kulwein, Detlev von Larcher, Albrecht Müller, Adi Ostertag, Horst Peter, Bernd Reuter, Gert Weiskirchen, Dietrich Sperling und Hanna Wolf, die Gewerkschafter Detlef Hensche, Rolf Hofmann, Hermann Zoller, die Schriftsteller Ingrid Bacher, Gert Heidenreich, Dieter Lattmann, der Bundesvorsitzende der sozialdemokratischen Juristen Klaus Hahnzog, zusammen mit mehreren Richtern, der Jazz-Musiker Albert Mangelsdorff, die Schauspielerin Meike Sang, der Verleger Gerhard Steidl, die Professoren Jürgen Manthey und Hans Mommsen.)
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ULRIKE SCHÖBEL wird am Freitag, 12. Februar, 50 Jahre alt. Viel Zeit zum Feiern wird ihr nicht bleiben, denn als Vorsteherin des Ortsbezirks 2 (Bokkenheim, Kuhwald, Westend) jagt sie zur Zeit von Verpflichtung zu Verpflichtung. Anhörungen zu Tempo 30 und Jugendhaus "Exzess", Sitzung des Ortsbeirats 2, Fraktionssitzung und ein Ortstermin im Grüneburgpark, unzählige Telefonate, Hintergrundgespräch mit der Presse und dann wieder eine Diskussion über Verkehrskonzepte für Bockenheim: Da wird der eigene Geburtstag zu einem Termin unter vielen. Frau Schöbel wurde 1943 in Limburg an der Lahn geboren, absolvierte nach einer kaufmännischen Lehre das Dolmetscherexamen in Englisch und Französisch, holte das Abitur nach und studierte anschließend Politik und Germanistik. Der SPD trat sie 1986 bei, seit 1990 ist sie Vorsteherin im Ortsbezirk 2. mic
BOCKENHEIM. Das "Jugendhaus Bokkenheim" ist Thema einer Anhörung des Ortsbeirats 2, die am Donnerstag, 11. Februar, um 19 Uhr im Bürgertreff Bockenheim (Schwälmer Straße 28) beginnt. Sozialdezernent Martin Berg (SPD) wird erwartet.
Bereits seit Jahren wird in Bockenheim über das Jugendhaus in der Leipziger Straße diskutiert. Vor zwei Jahren war die Planung geändert worden, die neuen Vorstellungen sollen nun der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ziel ist es nach Worten von Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD), die neuen Pläne gemeinsam mit den Jugendlichen und den Trägern der Jugendarbeit intensiv durchzusprechen. mic
Fast zehn Jahre nach Beginn des kommerziellen Hörfunks in München darf dort nun auch ein Alternativ-Radio auf Sendung gehen. Zehn Stunden pro Woche wird ab April das Radio Lora auf der UKW-Frequenz 89,0 zu hören sein, einer von fünf kommerziellen Hörfunkwellen in der bayerischen Landeshauptstadt. Das entschied der Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien. Vertreter der CSU und anderer konservativer Organisationen hatten im Medienrat bis zuletzt versucht, die Sendeerlaubnis für das im linksliberalen Spektrum beheimatete Radio Lora zu verhindern.
Zuletzt gab es im 50köpfigen Aufsichtsgremium für den kommerziellen Rundfunk im Freistaat allerdings nur noch vier Gegenstimmen gegen Lora. Das Vorhaben des Alternativradios, einen Schwerpunkt bei der Information und nicht bei der Musik zu setzen, und sich unter anderem ökologischer Themen sowie der Ausländer in München anzunehnmen, stieß auf breite Zustimmung. Lora ist der zweite Alternativ-Sender im Freistaat nach dem Radio Z in Nürnberg, das vor fünf Jahren ebenfalls gegen den hartnäckigen Widerstand der CSU eine Lizenz erhielt. K.O.
GALLUS. Eine Lösung der Entsorgungsprobleme für die mehr als 100 Parzellen der Anlage des Kleingärtnervereins 1917 "Einigkeit" kündigte Vereins- Vorsitzender Wolfgang Rott an. In der sehr gut besuchten Jahreshauptversammlung im Vereinsheim berichtete er, den Gartenfreunden werde in absehbarer Zeit eine zentrale Fäkalien-Sammelstelle zur Verfügung stehen. Sie wird in der Gartenanlage an der Oeserstraße gebaut und soll im Frühjahr fertiggestellt sein.
Bezirksgruppensprecher Erich Horn informierte über ein weiteres Schwerpunktthema: der Rückbau übergroßer Gartenhütten. In einigen Fällen hätten Kleingärtner gegen Paragraph 3, Absatz 2 des Bundeskleingartengesetzes verstoßen. "Die Gartenlaube darf nach ihrer Beschaffenheit, insbesondere nach ihrer Ausstattung und Einrichtung, nicht zum dauernden Wohnen geeignet sein", zitierte Horn aus dem Gesetzestext.
Einschließlich überdachtem Freisitz darf bei Gärten ab 200 Quadratmetern die Grundfläche der Gartenlaube 20 Quadratmeter nicht überschreiten, heißt es dazu in der Neufassung der Kleingartenordnung der Stadt Frankfurt. Um das Thema entzündete sich eine heftige Diskussion; die Meinungen waren geteilt.
Die einen führten an, viele Jahre habe keiner an größeren Gartenlauben Anstoß genommen. Andere bekundeten Einsicht. "Schon immer gab's Vorschriften, wie groß eine Gartenhütte sein darf", sagte Rott und wies auf die Pflichten des Vorstandes hin, für die Einhaltung der Gesetze und Vorschriften einzutreten. dixi
OBERURSEL. Der Fahrplan für den großen Karnevalsumzug in Oberursel am Sonntag, 21. Februar, steht. Um 14 Uhr geht's oben an der Bleiche / Ecke Marxstraße los. Von dort aus windet sich der bunte Faschingswurm auf folgender Route: Obere Hainstraße, Eppsteiner Straße, Untere Hainstraße, Obere Vorstadt, Körnerstraße, Rathausplatz, dort an der Tribüne vorbei, die erstmals vor der Stadthalle aufgebaut wird weiter in die Korfstraße, Oberhöchstadter Straße, Austraße, Aumühlenstraße, Adenauerallee, Liebfrauenstraße, Henchenstraße, Holzweg und schließlich zum Kreisel, wo sich der Zug auflösen wird.
Rekordverdächtig ist die Länge des Narren-Defilees: Exakt 100 Zugnummern haben bislang gemeldet, fast 40 mehr als im vergangenen Jahr, wie der Zugausschuß unter Kurt Riedel freudig verkündet. Das Motto lautet wie immer: "Der ganze Taunus singt und lacht in Orschel bei der Fassenacht".
Mit dabei sein werden unter anderen Vereine aus Seulberg, Bad Homburg, Kronberg, Fischbach und Kelkheim-Münster. Allein Usingen wird mit acht Wagen vertreten sein. Auch ein gutes Dutzend Musikkapellen werden mit durch die Stadt marschieren, dazu kommen die Wagen der Vereine und auch vieler privater Karnevalsfreunde. Statt Bonbons, die bei vielen Kindern längst nicht mehr so hoch im Kurs stehen wie früher, sollen es diesmal Popcorn-Tüten aus den Wagen regnen.
Vor der Stadthalle wird erstmals eine Tribüne aufgebaut. Ab 15.30 Uhr wird dann - das ist ebenfalls neu - in der Stadthalle unter dem Motto "Die Narren sind los" ein buntes Programm mit Tanz und Gesang angeboten.
Durch das Programm werden Günther Bill und Heinz Ohl führen, der Eintritt ist frei. Dafür fällt in diesem Jahr der traditionelle Rathausempfang aus. Der Zugausschuß ist überzeugt, daß viele Narren das neue Angebot begrüßen und kräftig mitfeiern werden. esi/mak
Kleine FR
Weiberfastnacht in Schloßborn GLASHÜTTEN. Der Turnverein 1894 lädt zur "Schloßborner Weiberfassenacht" am Donnerstag, 18. Februar, 19.55 Uhr, in die Mehrzweckhalle ein. Runder Tisch im Frauentreff NEU-ANSPACH. "Trennung, Scheidung, Unterhalt" sind die Themen des "Runden Tisches" am Donnerstag, 18. Februar, um 20 Uhr im Frauentreff, Schubertstraße 32. Rechtsanwältin Dagmar Asfour zeigt die Probleme anhand eines Beispieles auf. DRK bietet Erste Hilfe WEHRHEIM. Einen Kurs in Erster Hilfe veranstaltet das Rote Kreuz an Samstag und Sonntag, 6. und 7. März, im DRK- Heim in der Bahnhofstraße. Anmeldung per Tel. 0 60 81 / 5 62 69) (Betty Simon).
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HOCHTAUNUSKREIS. Lastenausgleich? Ausgleichsamt? Gibt es das überhaupt noch? Hat diese Behörde, fast 48 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, überhaupt noch Arbeit? "Mehr denn je", ist die Antwort des zuständigen Dezernenten Peter Barkey (FDP). Die Folgen des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik - und auch nach wie vor die Spätaussiedler - sorgen dafür, daß den acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ausgleichsamts im Bad Homburger Landratsamt die Arbeit bis über das Jahr 2000 hinaus nicht ausgehen wird.
Ursprünglich war das Lastenausgleichsgesetz mit einer Geltungsdauer von 25 Jahren beschlossen worden. Den Vertriebenen, die in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, in der einstigen Tschechoslowakei, in Polen oder der früheren DDR Grundbesitz und Vermögen zurücklassen mußten, sollte im Westen ein Ausgleich für ihren Verlust gegeben werden.
In den ersten Jahren holte sich die junge Bundesrepublik die Mittel für den Lastenausgleich bei denen, die ihr Hab und Gut über die Kriegswirren hinweggerettet hatten. Diese Vermögensabgabe reichte bald nicht mehr aus, um alle Ansprüche der Flüchtlinge und Vertriebenen erfüllen zu können. Das Geld wurde dann gemäß Lastenausgleichsgesetz aus Steuermitteln genommen. So ist es bis heute geblieben.
Mit der deutschen Einheit haben sich auch im Lastenausgleich wesentliche Veränderungen ergeben. Zwar sind die an Übersiedler nach dem Härtefonds und dem Flüchtlingshilfegesetz gewährten Entschädigungen weggefallen. Dafür aber sind neue Aufgaben dazugekommen: Vor allem die Rückgabe der Vermögenswerte in der ehemaligen DDR.
Es ist nicht abzusehen, wie lange sich die Rückforderungsverfahren der nach dem Vermögensgesetz zurückgegebenen Vermögenswerte hinziehen werden. Doch könne man aufgrund der Erfahrungen des Ausgleichsamtes, so Barkey, davon ausgehen, daß diese Arbeiten auch bis zur Jahrtausendwende nicht erledigt sind.
Das Ausgleichsamt des Hochtaunuskreises hatte in den letzten beiden Jahren fast 800 Anträge aus den verschiedensten Gesetzen zu bewältigen. Darunter höchst komplizierte Fälle, mit denen ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin Tage oder gar Wochen beschäftigt war.
Ein Spätaussiedler zum Beispiel, nach dem Gesetz also ein Deutscher, der aus seiner Heimat an der Wolga nach Sibirien verschleppt worden war, hat Anspruch auf Lastenausgleich wie einst ein Flüchtling aus der ehemaligen DDR oder ein Vertriebener aus den früheren Ostgebieten. Da erfordert manchmal jeder einzelne Fall regelrecht Detektivarbeit.
Die Heimatauskunftsstellen werden abgefragt, alte Adreßbücher müssen gewälzt werden. Manchmal kann man auch Leute befragen, die die persönlichen Verhältnisse des Spätaussiedlers von früher kennen. Meist aber müssen Zeugen oder schriftliche Zeugnisse in mühsamer Kleinarbeit gesucht werden.
Die beachtliche Summe von fast 8,1 Millionen Mark ging in den letzten drei Jahren durch die Bücher des Ausgleichsamtes (das Geld kommt vom Bund): Aufgrund verschiedener Gesetze wurden einschließlich Hausratsentschädigung und Kriegsgefangenenentschädigung fast 2,6 Millionen Mark ausgezahlt. Die Zahlungen an Kriegsschadensrente erreichten für den gleichen Zeitraum gar die Summe von über 5,5 Millionen Mark.
Vor allem die zuletzt genannte Summe ist nicht nur ein Beweis für die Arbeit des Teams im Ausgleichsamt, sondern entlastet auch spürbar den Sozialhilfeetat des Kreises. Ohne diese Leistungen nach dem Lastenausgleichsgesetz müßte manch einer seinen Lebensunterhalt von der Sozialhilfe bestreiten. zg
Eines ist den Versprechungen der Frankfurter Parteien zum Thema Finanzen gemeinsam: Sie sind von der Wirklichkeit überholt. Als im Frühherbst 1992 SPD, CDU und Grüne ihre Wahl-Programme formulierten, war die Rezession, die Deutschlands Wirtschaft beutelt, kaum im vollen Umfang absehbar. Derzeit korrigieren die Experten fast wöchentlich Rahmendaten für das Jahr 1993. Der Arbeitskreis Steuerschätzung des Deutschen Städtetages, an dem sich die großen Kommunen orientieren, kalkuliert in den westlichen Bundesländern mit einer Schrumpfung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) - der Summe der erwirtschafteten Leistung - um 0,6 Prozent. Fachinstitute halten bis zu ein Prozent für möglich - entsprechend muß Frankfurt mit einem Einbruch bei Steuern rechnen.
Schon Nullwachstum bedeutete für den Stadtsäckel 1993 ein Loch von 240 Millionen Mark - tatsächlich wird die Summe wohl weit höher liegen. Kämmerer Martin Grüber (SPD) schiebt bereits Defizite von 200 Millionen Mark aus dem Jahr 1991 und 87 Millionen Mark aus dem Jahr 1992 vor sich her. Noch unklar ist, welche Etat-Positionen 1992 mit Mehrausgaben aus dem Ruder liefen - die Experten fürchten Schlimmes gerade bei der Sozialhilfe.
Ein großes Problem sind die unsicheren Wirtschafts-Prognosen auch für die Fachleute des Kämmerers, die derzeit die Daten für einen städtischen Nachtrags-Etat 1993 sammeln. Ein neues Sparprogramm mit noch schärferen Einschnitten kündigt sich an - SPD und Grüne beteuern, vor der Kommunalwahl am 7. März könne es nicht vorgelegt werden, weil konkrete Rechnungsergebnisse des Haushaltsjahres 1992 fehlten. Die CDU hält das für "Vertuschung" (Fraktionschef Horst Hemzal) - die Koalition wolle Bürgern nicht mehr reinen Wein einschenken.
Konkretes ist freilich auch von der CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth nicht zu erfahren - erst Anfang der Woche rief sie allgemein zu "drastischer Sparsamkeit" auf. Das CDU-Wahlprogramm fordert einen "Kassensturz: Die Ausgabenflut ist zu stoppen". Die CDU läßt wissen, daß "Steuererhöhungen nicht unser Ziel sind" und die Getränkesteuer wieder abgeschafft gehöre.
Sieht doch die Partei bei den Finanzen nur "rot-grünes Versagen": Die Koalition habe den Etat "in wenigen Jahren total heruntergewirtschaftet".
Die SPD erinnert dagegen an den "riesigen Schuldenberg", den der "CDU- Vorgängermagistrat aufgetürmt" habe. Die Zahlen zeigen: 1990, im ersten vollen Haushaltsjahr unter rot-grüner Verantwortung, lagen die Schulden einschließlich städtischer Betriebe wie der Stadtwerke bei 5,6 Milliarden Mark - vor wenigen Tagen überschritt man die Grenze von acht Milliarden Mark.
Die SPD beteuert in ihrem Programm, Frankfurt leide darunter, daß "die Bundesregierung Kosten der Deutschen Einheit auf Gemeinden abwälzt".
Auch die Grünen sehen in ihrem Konzept finanzielle "Folgen der deutschen Vereinigung". Sie halten dennoch eine "Erhöhung der Gewerbesteuer für falsch", weil das mittlere und kleine Unternehmen in ihrer Konkurrenzfähigkeit treffe. Alternativ verlangt die Partei finanzielles Engagement der Firmen für "soziale Aufgaben" wie Kindergärten, Jugendhäuser, Wohnungsbau. jg
FRIEDRICHSDORF. Wer für den Garten seinen eigenen Kompost herstellen will, kann dieses Jahr wieder Schnellkomposter bei der Stadt kaufen. Sie bezuschußt die 250-Liter-Behälter mit 50 Mark pro Stück. Für die Bürger kosten die schwarzen (recyclingfähigen) Komposter dann noch 55 Mark, die grünen ("normalen)" 60 Mark. Verkaufstermine sind die Samstage, 13. März und 24. April, jeweils von 9 bis 12 Uhr im Bauhof, Max- Planck-Straße.
Voranmeldungen sind nicht möglich. Verkauft wird solange der Vorrat reicht. Wer beide Termine nicht wahrnehmen kann, kann die Geräte später auch direkt beim Händler beziehen, muß aber vorher den Kaufpreis an die Stadtkasse einzahlen.
Neu im Angebot sind zwei Thermo- Komposter, die ebenfalls von der Stadt bezuschußt werden. Sie kosten 220 Mark (500 Liter) und 90 Mark (100 Liter). Für den 100-Liter-Behälter wird zusätzlich für zehn Mark ein Untersatz angeboten, der etwaiges Sickerwasser auffängt. Dadurch wird Kompostierung auf dem Balkon oder im Keller möglich.
Für alle Behälter wird der Einsatz von Kompostwürmern empfohlen, die den Verrottungsprozeß beschleunigen. s
Im Wortlaut: Wie Bürger(innen) Kurzweil in das Leben ihrer gelangweilten Stadtoberhäupter bringen können Traumjob: "Fit, rastlos und allwissend" Ein bayrischer Rathauschef beschreibt Müh' und Plag' im Amt
WETTERAUKREIS. Heiß begehrt ist der Traumjob des Bürgermeisters. Stets drängen sich die Kandidaten, wenn der Stuhl eines Verwaltungschefs vakant wird. Siehe Münzenberg, siehe Bad Nauheim. Der Andrang ist verständlich, denn ein Bürgermeister kann von seinem Gehalt ganz gut leben. Außerdem ist er in seinem Reich die Nummer eins. Niemand kann an ihm vorbei, er ist eine wichtige Persönlichkeit. Trotzdem wird gejammert: In einem zehnteiligen Aufsatz beschwerte sich Dr. Rudolf Köppler (der Bürgermeister von Günzburg in Bayern) vor einiger Zeit über seine Bürger. Er sprach damit auch so vielen hessischen Amtskollegen aus dem Herzen, daß sie schließlich den Abdruck seiner Klage in der "Hessischen Städte- und Gemeindezeitung" bewirkten. Die FR gibt sie hier ebenfalls im Wortlaut wieder - damit den Wetterauerinnen und Wetterauern endlich einmal klar wird, welche Pein sie ihren doch so armen Bürgermeistern (und Bürgermeisterinnen!) täglich antun. 1. Bürgermeister sind gern rastlos.
Rufen Sie Ihren Bürgermeister möglichst am Wochenende an. Oft genug hat er eine kurze Pause zwischen den Terminen und wartet gelangweilt auf Telefonate.
Bringen Sie Kurzweil in sein Leben!
2. Bürgermeister wissen alles.
Erkundigen Sie sich bei ihm persönlich, warum die Genehmigung für Ihren Zaun noch nicht gekommen oder Ihr Brief noch nicht beantwortet ist. Je größer die Stadt, desto mehr wird es ihn freuen, daß Sie ihm Zuständigkeit für alles zutrauen.
3. Bürgermeister sind für alles da.
Ist ein Kanaldeckel lose, eine Straßenleuchte defekt oder haben Sie ein Schlagloch gesehen, dann brauchen Sie nicht extra den hierfür Zuständigen darauf hinzuweisen.
Der Bürgermeister wird sich am liebstem selbst um diese Dinge kümmern.
4. Bürgermeister reden gern und gratis.
Für Vereinsjubiläen (z. B. 5 Jahre des Sportvereins oder 35 Jahre seit Gründung des Schützenvereins) sind nur schwer Festredner zu bekommen. Wenn man wirklich einen findet, will er Geld, Speise oder Trank, oder gleich alles.
Der Bürgermeister kostet Sie nur ein Wort.
5. Bürgermeister lieben Überraschungen. Ersparen Sie Ihrem Bürgermeister den Aufwand, sich auf jede Frage vorzubereiten, sich zu erkundigen oder gar vorher in Papieren nachzusehen. Je überraschender Fragen gestellt werden (über die Zeitung, in Versammlungen oder bei sonstigen publikumswirksamen Anlässen), auf desto mehr Spontanität dürfen Sie hoffen.
6. Bürgermeister lesen gern über sich.
Vorwürfe erhebt man am besten in Form von Beiträgen für die Presse. Könner bevorzugen Briefe an ihren Bürgermeister. Beachten Sie aber bitte, daß der Durchschlag vorher bei der Zeitung eintrifft.
Zusammen mit seiner Antwort bringt es Ihr Bürgermeister auf zwei Ausgaben, in denen sein Name steht.
7. Bürgermeister wollen fit bleiben.
Bürgermeister gelten als Politiker, brauchen also nicht wie Mimosen behandelt zu werden. Klug verpaßte Künstlernamen (z. B. Spruchbeutel, Schaumschläger, Schwätzer usw.) erfrischen das Klima, beleben die Diskussion und härten Ihren Bürgermeister für weitere Anlässe ab.
8. Bürgermeister hören gern alles. Wenn Sie ein Anliegen vortragen, sollten Sie nie mit der Tür ins Haus fallen. Sagen Sie nicht gleich, weswegen Sie kommen, sondern schildern Sie die Vorgeschichte, z. B. welchen Kuchen Sie gerade in welchem Café bestellt hatten, als Ihnen eine Idee kam. Durch aufmerksames Zuhören kann Ihr Bürgermeister seine Dialogfähigkeit zeigen.
9. Bürgermeister können beim Wort genommen werden.
Haben Sie einen Wunsch geäußert, dessen Erfüllung nicht sofort garantiert werden kann, dann genügt es völlig, wenn Ihnen eine Prüfung, vielleicht sogar eine wohlwollende, in Aussicht gestellt worden ist. Darauf gestützt, können Sie künftig überall und gegenüber allen erklären, daß Sie eine Zusage, am besten: eine verbindliche, vom höchsten Vertreter der Gemeinde, erhalten haben. 10. Bürgermeister sind zum Anfassen da.
Auf dem Höhepunkt geselliger Veranstaltungen, z. B. bei Volksfesten oder Geburtstagsfeiern, kann die Stimmung zusätzlich gelockert werden, wenn der Bürgermeister umarmt und geduzt wird. Läßt er sich noch beim Vornamen anreden, dann beweist er der ganzen Runde seine unverbrüchliche Bürgernähe.Erfinder Wendel glaubt fest an Heilkraft des Lichts Sonne auf Knopfdruck/Wichtig für den Stoffwechsel
HOFHEIM. "Warum haben die alten Ägypter ihren Sonnengott Ra verehrt?" Heinrich Wendel schickt die Antwort auf diese Frage gleich hinterher: Die wußten eben um die wohltuende Wirkung der Sonne. Doch mit den Pillen der Neuzeit verschluckten die Mediziner das Wissen über die Heilkraft des Lichts, meint Wendel und leuchtet eine Renaissance ein: zwei spezielle Röhren, dahinter ein ausgetüfteltes System von Reflektoren und "soviel Elektronik wie in einem Farbfernseher". Der Hofheimer "Licht ist Leben" läßt die Sonne auf Knopfdruck aufgehen - dieser Tage auch bei der AOK, die den Erfinder samt Patent bei einem Vortrag glänzen ließ.
"Licht ist Leben", rückt Wendel eine alte Weisheit in den Brennpunkt und untermauert die These mit dem, was er Fachliteratur und -leuten entnahm. Nur 25 Prozent des Lichts brauche der Mensch zum Sehen.
Der weitaus größere Teil sei eminent wichtig für Stoffwechsel und Hormonhaushalt. Um das zu belegen, zitiert Wendel wissenschaftliche Erkenntnisse: Da waren die Besatzungen der Polaris-U-Boote, die wochenlang unter Eis dümpelten; als sie nach Monaten wieder auftauchten, litten sie an Haarausfall und Mangelerscheinungen. "Ihnen fehlte eben das Licht", sagt Wendel. Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA suchte eine Lösung, entwickelte Röhren mit dem breiten Spektrum des Tageslichts und beauftragte ein Unternehmen mit deren Produktion.
Für Wendel, einst Vertreter dieses Leuchtenherstellers, aber war diese Neuerung längst nicht das Highlight. Er begann zu tüfteln, brachte die Röhren nicht mehr mit Wechsel-, sondern mit Gleichstrom zum Scheinen, entwickelte ein kompliziertes Reflektorensystem. Resultat: Seine Leuchte ist in Spektrum und Farbtemperatur nahezu mit dem natürlichen Sonnen-/ Tageslicht identisch. Und damit, sagt Wendel, "habe ich mir die Sonne ins Wohnzimmer geholt" - und auch deren Heilkraft.
Den Beweis, läßt Wendel das skeptische Publikum während seines Vortrags wissen, tritt er in den nächsten Wochen an, wenn seine Erfindung in einem Betrieb in Koblenz in Serie geht: Eine Klinik in Rheinland-Pfalz will die Wirkung auf Krebspatienten untersuchen, ein Krankenhaus in Fulda Bluthochdruck-Kranke unter das Erfindung geht in Serie Licht legen und ein Arzt im Rheinland Diabetikern die Leuchte zur Verfügung stellen.
Wendel glaubt, den medizinischen Nutzen nachweisen zu können. Er selbst sei das beste Beispiel: Sein Hausarzt diagnostizierte vor Jahren Diabetes. "Doch ich wollte kein Insulin." Wendel therapierte sich mit seinem Licht. Das habe die angegriffene Bauchspeicheldrüse wieder in Schwung gebracht. Und heute? "Mir geht es gut, ich fühl' mich wohl und bin gesund." Und das verdanke er dem Licht.
Es sei eben was dran an dem alten bayerischen Sprichwort: "Wo die Sonne nicht hinkommt, kommt der Arzt hin." Wendels Beispiel: der Vitamin- Stoffwechsel.
Erst durch Sonne werde das Cholesterin zu Vitamin D. Folge: Der Blutfettstoff werde verbraucht; und das Vitamin wiederum sei erforderlich, um Kalzium in den Knochen einzulagern. Eine Leuchte mit Beipackzettel - zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder Elektriker? Wendel lacht. Er ist von seiner Wunderwaffe überzeugt, steckt damit auch die Skeptiker an.
Und wer an der Heilkraft Zweifel hat, dem rät er zum Blick auf den Stromzähler: Das Zauberlicht braucht 50 Prozent weniger als herkömmliche Lampen.
Und mit denen funktioniere längst nicht, was er dereinst mit einem Freund testete: Wendel stellte seine Leuchte ins Fenster. Wenige Minuten später begannen die Vögel zu zwitschern - und das mitten in der Nacht. kkü
FRANKFURT A. M. "Man kann entweder ein Mensch oder Bürger werden." Vor diese Alternative sah sich jedenfalls der Dichter Clemens Brentano gestellt. Das Zeug zum "Bürger" hatte er freilich nicht - und war damit völlig aus der Art seiner Familie geschlagen: Brentano, einer der führenden Köpfe der literarischen Romantik, entstammte nämlich einer begüterten Frankfurter Handelsfamilie.
Fehlgeschlagen waren alle Versuche seines Vaters, des Großkaufmanns Peter Anton Brentano, dem mit überschäumender Phantasie begabten Filius in einer Kaufmannslehre die Flausen auszutreiben. Clemens schwebte eine "poetische Existenz" vor. Er lebte sich lieber literarisch aus, in stimmungsvollen Gedichten und volkstümlichen Erzählungen, in Märchen, im Roman und in der Dramatik.
Einiges davon zählt zum Kernbestand der deutschen Literatur: etwa die "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl", die "Chronika eines fahrenden Schülers", das Märchen "Gokkel, Hinkel und Gakeleia", das Lustspiel "Ponce de Leon". Mit seinem "Lied von der Lore Lay" inspirierte Brentano auch einen Dichter-Kollegen - in Heinrich Heines populärer Version erlangte die männerbecircende Loreley auf dem Rheinfelsen Weltruhm.
Der Frankfurter Teil der großen und weit verzweigten Brentano-Familie war nicht nur mit Wohlstand, sondern auch mit Kinderreichtum gesegnet: Der 1778 geborene Clemens war eines von 20 Kindern aus den drei Ehen Peter Anton Brentanos. Die Brentanos, aus Tremezzo am Comer See nach Frankfurt eingewandert, unterhielten schon seit dem 17. Jahrhundert in der Messestadt Frankfurt eine Niederlassung ihrer Ex- und Importfirma.
Peter Anton Brentano machte sich 1771 vom Familienbetrieb unabhängig und im Handel mit Waren aus der italienischen Heimat - wie Südfrüchten, Wein, Öl und Käse, Orientwaren wie Gewürze, Kaffee und Tee - sein Vermögen. Diese finanzielle Sicherheit kam dem unbürgerlichen Clemens zeitlebens zugute. Doch sein Hang zum Poetischen hatte auch familiäre Wurzeln: Mutter Maximiliane, genannt "Maxe", war die Tochter der damals vielgelesenen Schriftstellerin Sophie von La Roche.
Seine ersten Lebensjahre verbrachte Clemens im Frankfurter Stammhaus der Brentanos, im Haus "Zum goldenen Kopf" in der Großen Sandgasse. Der "Goldene Kopf", mit seiner Prachtfassade eines der schönsten Häuser Alt-Frankfurts, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Koblenz wieder ins heimische Frankfurt zurückgekehrt, sollte sich Clemens im väterlichen Handelskontor nützlich machen. Doch vor seinen unkaufmännischen Eskapaden - so versah er die Geschäftskorrespondenz mit satirischen Kommentaren - mußte Vater Anton schließlich kapitulieren. Er schickte seinen ungebärdigen Sprößling zum Studium der Bergwissenschaft nach Halle.
Clemens wechselte jedoch bald zum Medizinstudium nach Jena, beschäftigte sich aber lieber mit der "Poeterei". Er fand Anschluß an einen Zirkel Gleichgesinnter um die Romantiker Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck. Nun verschrieb er sich endgültig der Dichtung; als einer seiner literarischen Erstlinge erschien alsbald der mit vielen Gedichten angereicherte Roman "Godwi oder das steinerne Bild der Mutter".
Noch ein zweites, ähnlich unbürgerliches Naturell brachte die Frankfurter Brentano-Familie hervor: Clemens' sieben Jahre jüngere Schwester Bettina. Zwar mochten sich zurückhaltende Gemüter durch ihr koboldhaftes, exzentrisches Wesen irritiert fühlen. Für Bruder Clemens war Bettina indes das "großartigste, reichbegabteste, einfachste, krauseste Geschöpf", dem er in vielen Briefen von seinen wechselnden Stimmungen und seinen Herzensangelegenheiten berichtete. Nach Clemens' Tod veröffentlichte Bettina "Clemens Brentano's Frühlingskranz aus Jugendbriefen" in einer etwas frei gestalteten Form.
Anders als Clemens war Bettina Brentano in der literarischen Szene Frankfurts tief verankert. Von jung auf schwärmte sie für ihren Frankfurter Landsmann und "Seelenbräutigam" Johann Wolfgang von Goethe. Von Goethes Mutter ließ sie sich aus der Jugend des Angebeteten erzählen. Die Aufzeichnungen, die Bettina davon anfertigte, verwendete Goethe später für seine Autobiographie "Dichtung und Wahrheit". Über Clemens lernte Bettina dessen "Herzbruder" Achim von Arnim kennen; mit ihm zusammen hatte Clemens die Volksliedersammlung "Des Knaben Wunderhorn" herausgegeben. Bettina Brentano und Achim von Arnim heirateten dann 1811.
Clemens Brentano versuchte es gleich mehrmals mit der Ehe. Nach dem Tod seiner ersten Frau Sophie Mereau heiratete er schon ein dreiviertel Jahr später zum zweiten Mal: die 16jährige Auguste Bußmann. Die Heirat nach gemeinsamer Flucht aus Frankfurt löste dort einen kleinen Skandal aus, denn die zweite Frau Brentano war die Nichte und das Mündel des Bankiers Simon Moritz von Bethmann. Die Ehe hielt allerdings nur wenige Monate. Sein rastloser Lebenswandel hielt Clemens Brentano nie lange an einem Ort, und auch in Frankfurt machte er sich zunehmend rar. Er starb am 28. Juli 1842 im Haus seines Bruders Christian in Aschaffenburg.
Ein großer Teil seines Nachlasses befindet sich in Frankfurt im Besitz des "Freien Deutschen Hochstifts". Seit Mitte der siebziger Jahre gibt das "Hochstift" eine auf etwa 40 Bände geplante historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe Brentanos heraus, von denen bislang rund die Hälfte erschienen ist. pia
FECHENHEIM. Ob es nun nach gebratenen Hähnchen oder Sauerkraut riecht: Ungewohnt ist der Duft allemal, der seit einigen Wochen um die Mittagszeit durch die Gänge der Konrad-Haenisch-Schule zieht. Seit kurzem können die Kinder in ihrer Schulküche zu Mittag essen, von 12.15 Uhr bis 13 Uhr wird für 3,50 Mark ein warmes Essen angeboten. Organisiert hat diese Aktion der Stadtteilarbeitskreis Fechenheim-Nord, der sich im vergangenen Jahr gegründet hat.
Dem Kreis gehören die Caritas, die evangelische Glaubenskirchengemeinde, Eltern und Lehrer der Konrad-Haenisch- Schule, die Kindertagesstätte 75, das Jugendzentrum, die Sozialstation Bergen- Enkheim und die Kinderbeauftragte des Ortsbeirats 11, Petra Heckler, an.
Der Stadtteil-Arbeitskreis will nicht nur das Schulessen anbieten, sondern auch die kulturellen Angebote im Fechenheimer Norden verbessern. Dazu gehören Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche ebenso wie mehr Hortplätze. Außerdem veröffentlicht der Arbeitskreis den "Nordexpress", ein Veranstaltungsblatt, das Aktionen für Kinder und Jugendliche ankündigt.
Anlaß für die Überlegung, das mittägliche Essen zu organisieren, war die Tatsache, daß die Schule nicht in das Programm der Betreuungsschulen aufgenommen wurde, obwohl in Fechenheim- Nord viele "Schlüsselkindern" leben. Weil in vielen Familien beide Eltern berufstätig sind, müssen die Kinder den Mittag allein zu Haus verbringen. Deshalb ist es wichtig, die Kinder und Jugendlichen auch nach der Schulzeit zu betreuen.
Bevor das Mittagessen angeboten werden konnte, mußten noch Hilfskräfte eingestellt werden, die das von einer Großküche gelieferte Essen erwärmen und das Geschirr spülen. Ihre Bezahlung war zunächst ungeklärt. "Die Kosten", erklärte Caritas-Mitarbeiterin Bärbel Niechzial, "belaufen sich hier auf ungefähr 14 000 Mark bis zu den Sommerferien". Nachdem die Caritas und die Bürgerhilfe Fechenheim sich bereiterklärt hatten, die Kosten je zur Hälfte zu übernehmen, wurde eine Großküche beauftragt, die Mahlzeiten vorzukochen und zu liefern.
Die Kinder können sich nun immer eine Woche zuvor für das Mittagsessen anmelden, rund 20 Kinder haben diese Möglichkeit bisher wahrgenommen. Nach Aussage von Frau Niechzial gibt es "für einkommensschwache Familien die Möglichkeit, beim Sozialamt einen Zuschuß zu den 70 Mark monatlich zu erhalten. Wir hoffen, daß dann die 40 Mittagessen, die wir maximal anbieten können, auch gegessen werden - zumal das Essen prima schmeckt." ova
KARBEN. "Wir bringen Licht ins Rathaus" lautet das Motto der Karbener FDP, die mit Zuversicht zur Kommunalwahl am 7. März antritt und an ihrem Ziel festhält, die "absolute und für die Demokratie schädliche Alleinherrschaft einer Partei in Karben" zu beenden. Zur Zeit verfügen die Liberalen über zwei Mandate in der Stadtverordnetenversammlung. Sie treten auf Platz eins ihrer Liste mit dem 46jährigen Geschäftsführer Kurt-Manfred Kress aus Okarben an. Platz zwei nimmt Rechtsanwalt Gerhard Kühn aus Petterweil ein, und an dritter Stelle ist der Bankkaufmann Hans Wilhelm ebenfalls aus Petterweil zu finden. Mit Heidi Korb auf Platz sechs und Jutta Bindseil auf Platz acht gehören zwei Frauen der Neun-Personen-Liste an. Für die Ortsbeiräte kandidieren von den Liberalen in Okarben Kurt-Manfred Kress und Helmut Meyer, in Petterweil Hans Wilhelm, Jürgen Weissgärber, Gerhard Kühn und Heidi Korb, in Burg-Gräfenrode Endres Neumann und in Rendel Jutta Bindseil. In Klein- und Groß-Karben gibt es keine FDP-Kandidaten für den Ortsbeirat.
In ihrem fünfseitigen Wahlprogramm macht sich die Karbener FDP für mehr Bürgerbeteiligung an kommunalen Entscheidungsprozessen stark. Sie tritt ein für mehr Mitarbeit junger und ausländischer Bürger an den Geschehnissen der Stadt und fordert die Gründung eines Ausländerbeirates. Stärker öffentlich diskutieren wollen die Liberalen auch Maßnahmen zur Stadtentwicklung und zum Städtebau. Bei weiteren Planungen, die nur unter dem Gesichtspunkt des verstärkten Landschaftsschutzes betrieben werden sollen, sollten private Bauherren bevorzugt werden. Richtlinien für die Vergabe öffentlicher Aufträge, so die FDP Karben, "sind unverzüglich zu erstellen".
Auch zum Thema Verkehr haben die Liberalen eine Reihe von Forderungen: So wollen sie eine verbesserte Anbindung aller Stadtteile an das Stadtzentrum und die S-Bahnhöfe, mehr Parkraum an den S-Bahn-Stationen und kostenlose Zubringer sowie den zweispurigen Weiterbau der B 3a. In der Umweltpolitik treten die Liberalen für die Reinhaltung der Gewässer, die Renaturierung der Nidda, Untersuchung und Beseitigung von Altlasten und die Förderung von Regenwassernutzung ein. In der Haushalts-, Finanz- und Wirtschaftspolitik fordert die FDP "Ziel und Augenmaß". Oberster Grundsatz in diesen Politikfeldern müsse in Karben sein, "einen vernünftigen Ausgleich zwischen dem politisch Wünschenswerten und dem finanziell Möglichen herzustellen". Dabei tritt die FDP für eine sorgfältigere Planung und Vorbereitung sämtlicher öffentlicher Investitionen als bisher, die Offenlegung aller Subventionen im Haushaltsplan und die Privatisierung der Stadtwerke ein.
Vom Magistrat und der Stadtverwaltung fordern die Liberalen "optimale Rahmenbedingungen für die Erhaltung und Förderung privatwirtschaftlicher Investitionen. Desweiteren setzt sich die FDP Karben dafür ein, kommunale Dienstleistungen ganz oder teilweise von privaten Betrieben übernehmen zu lassen, wenn dies vorteilhaft für die Bürger sei. Auch auf die Sozialpolitik haben die Liberalen ein Augenmerk geworfen. Sie treten für den Bau eines Alten- und Pflegeheims und den Ausbau der Seniorenhilfe sowie den behindertengerechten Ausbau öffentlicher Gebäude ein. cor
NIED. Bienen, Hornissen, Wespen und Bremsen, in vielen Sommern von der Feuerwehr als gefürchtete Plage bekämpft, müssen künftig nicht mehr um ihr Leben zittern, wenn die roten Autos mit den blauen Blinklichtern vorfahren. Denn unter den Frankfurter Feuerwehrleuten gibt es jetzt 50 Insekten-Experten. Die informieren aufgebrachte Grundstücksbesitzer erst einmal über die Lebensgewohnheiten der Hornissen oder Bienen und geben Tips, wie man mit den summenden Kurzflüglern friedlich zusammenlebt, ohne gestochen zu werden. "Die meisten haben dann einen Aha-Effekt und tolerieren ihre neuen Nachbarn", plaudert Brandoberrat Helmuth Herth aus seinem Erfahrungsschatz.
Um anderen Feuerwehrleuten das "Frankfurter Modell" vorzustellen, hatte die Branddirektion der Mainmetropole gestern Kollegen aus ganz Deutschland in die Wache nach Nied eingeladen. "Wir versprühen so gut wie nie mehr Gift, wenn jemand anruft und sich von den Insekten bedroht fühlt", erzählt Herth. Denn schließlich seien viele der Tiere vom Aussterben bedroht. Und da habe sich auch die Feuerwehr fragen müssen "ob es denn noch zeitgemäß ist, die Umwelt mit Giften zu belasten".
Seit dem vergangenen Jahr, als die ersten Insekten-Spezialisten der Frankfurter Brandbekämpfer ihr Wissen anwenden konnten, ist der Giftverbrauch rapide gesunken. Noch im Jahr '91 versprühten die Feuerwehrleute nach Angaben Herths 2500 Liter Insektizide, schon ein Jahr später waren es nur noch wenige Liter.
Siedeln sich Insekten-Völker zu nahe an menschlichen Wohnungen an, dann kommt der Umzugs-Service der Berufsfeuerwehr. Die Königin wird mit ihrem gesamten Volk in einen Spezialbehälter gesetzt und in den Stadtwald oder die Schwanheimer Dünen transportiert, auf daß der Pulk ihr folge.
Wer auf eigene Faust einem Hornissen- Schwarm oder einem Wespen-Volk den Garaus macht, den kann das teuer zu stehen kommen - bis zu 10 000 Mark Strafe sind drin.
Im vergangenen Jahr hatten aber die meisten Frankfurter ein Einsehen, daß die Insekten für die Natur wichtig sind. Mit dazu beigetragen hat auch Birte Sterf. Die Diplom-Biologin sitzt am Umwelttelefon des Umweltamtes (Telefonnummer: 212 - 3 01 00) und berät Bürger, denen die Insekten auf den Nerv gehen. Zusammen mit ihrer Kollegin Gundel Emmerich vom Bieneninstitut hat sie die Leute von der Frankfurter Feuerwehr ausgebildet. Voll des Lobes sind die beiden Frauen für die Männer in den Uniformen. "Die haben sich sogar von ihrem privaten Geld Fachliteratur über Wespen gekauft", erzählt Birte Sterf.
Die Feuerwehrleute geben ihr neues zoologisches Wissen auch bald weiter. In wenigen Monaten nämlich kommen die ersten Klassen von Grund- und Hauptschulen zur Feuerwache 5 in die Dürkheimer Straße. Neben dem Unterricht in Brandschutz, der hier schon seit vielen Jahren läuft, wollen die Männer den Kindern auch beibringen, daß Wespen und Hornissen wichtige Lebewesen in einer ökologischen Kette sind, und geben Ratschläge, wie man sich ihnen gegenüber verhalten soll.
Auch Anschauungsunterricht ist geplant: In Freischichten haben die Nieder Wehrmänner ein Wildbienenhaus gebaut. Dort soll im Mai, wenn die ersten Insekten wieder fliegen, ein ganzes Volk ein Zuhause finden. gre
KARBEN. Der Rock 'n' Roll lebt, wenn die fünfköpfige Formation "Boppin B." die Bühne betritt. Im JuKuz am Selzerbrunnen ist ihre Rockshow mit Musik der 50er Jahre am Donnerstag, 18. Februar, zu erleben. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Der Stadtjugendring als Veranstalter hofft auf viele Rock 'n' Roll- Fans.
UNTERLIEDERBACH. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) soll es in den nächsten Tagen schwarz auf weiß auf den Tisch bekommen: Landesentwicklungsminister Jörg Jordan (SPD) hält das 31 Hektar große Areal südwestlich der Höchster Straße in Unterliederbach nach wie vor für "klimatisch bedeutsam". Dem Wunsch der Stadt Frankfurt, die Grünfläche als Gewerbegebiet auszuweisen, wird Jordan trotz massiven Druckes nach Auskunft seiner Sprecherin Constanze Rauert deshalb nicht entsprechen. "Für die Belüftung der westlichen Stadtteile ist die Grünfläche unverzichtbar." Die Stadt hingegen will laut Umweltamt nächste Woche eine eigene, von einem unabhängigen Institut erstellte Klimaexpertise präsentieren. Das Gutachten soll klären, ob der Kaltluftzustrom aus dem Taunus durch Gewerbebauten gestört werden könnte. "Denn dazu liegen bislang nur Untersuchungen aus den 70er Jahren vor", erklärte der Leiter des Planungsdezernates, Michael Kummer.
Während die Planer im Römer noch hoffen, in den nächsten Tagen einen Trumpf ausspielen zu können, hat sich die Position Frankfurts im Streit ums neue Gewerbe nicht gerade verbessert. Alles Drängen half nichts: Der Entwurf zur Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes weist das Gebiet an der Grenze zu Liederbach nach wie vor als regionalen Grünzug aus. Denn durchs Liederbachtal strömen Hang-Abwinde vom Taunus in den stark belasteten Frankfurter Westen.
Und auch ein Deal, den der Umlandverband (UVF) anregte, wird durch den Raumordnungsplan, sollte er so verabschiedet werden, zunichte gemacht. Die Idee des UVF: Liederbach verzichtet auf die Bebauung einer 4,7 Hektar großen, bereits als Gewerbegebiet ausgewiesenen Fläche. Im Gegenzug darf Frankfurt auf dem begehrten Areal längs der Schmalkaldener Straße Firmen ansiedeln. Doch auch hier hat der vom Regierungspräsdium (RP) vor wenigen Tagen vorgelegte Entwurf des Raumordnungsplans einen Strich durch die Rechnung gemacht. UVF-Sprecher Bernd Röttger: "Der RP hat den Liederbachern sogar die 4,7 Hektar Gewerbegebiet gestrichen." Einer von mehr als 180 Fällen, in denen der RP-Entwurf vom gültigen Flächennutzungsplan des Umlandverbandes abweiche, erregt sich Röttger. Doch die Vorlage des Regierungspräsidiums muß am 26. März erst noch die Regionale Planungsversammlung passieren. Röttger rechnet dort mit starkem Widerstand gegen die Pläne. "Es gibt eine starke Tendenz, den Entwurf komplett zurückzuweisen."
Während Entwicklungsminister Jörg Jordan aus Wiesbaden neue Widerstandssignale sendet, versuchen Sozial- und Christdemokraten im Ortsbezirk 6 OB Andreas von Schoeler (SPD) den Rücken zu stärken. Bei einer Diskussionsveranstaltung des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Mittwoch erklärte Ortsvorsteher Rudolf Hartleib (SPD), lediglich zehn Hektar Gewerbefläche könnten derzeit stadtweit bebaut werden. Nach Zahlen des Liegenschaftsamtes und der Wirtschaftsförderung liege die Nachfrage allerdings bei 70 Hektar. Von den Firmen, die neue Grundstücke suchten, seien 60 Prozent kleinere und mittelständische Betriebe.
Hartleib stellte aber auch klar, daß zunächst die Ergebnisse des Klimagutachtens abgewartet werden müßten. "Dann muß zwischen ökonomischen und ökologischen Interessen abgewogen werden."
Christdemokrat Hans-Georg von Freyberg plädiert entschieden dafür, neuen Raum für Gewerbe zu erschließen. "Dort wird das Geld verdient, das die Stadt braucht, um andere Interessen der Bürger zu befriedigen." Aber auch die CDU wolle erst die Klimaexpertise sehen. Von Freyberg bezweifelt allerdings, daß die Haupt-Abwinde von einem neuen Gewerbegebiet umgeleitet würden.
Auf bereits vorliegende Gutachten aus den 70er Jahren verwies Thomas Schlimme von den Grünen. "Die sagen eindeutig, daß das Gebiet für die Frischluftzufuhr ganz wichtig ist. Und das dürfte heute kaum anders sein." Auch die Grünen im Römer hätten das mittlerweile wohl begriffen. Die in die Koalition eingebundenen Parteifreunde hatten im vergangenen Jahr noch für die Magistratsvorlage "Neues Gewerbegebiet" gestimmt. Schlimme: "Weil sie keine Ahnung von der Sache hatten." Fraktionschef Ulrich Baier habe nun allerdings erklärt, eine Mehrheit der Fraktion werde gegen das neue Firmen-Areal stimmen, sagte Schlimme am Mittwoch.
Gegen die Ausweisung des "Firmenparks" kämpft auch der BUND. Die Flächenversiegelung habe in Frankfurt mit mehr als 50 Prozent einen kritischen Wert erreicht. Neue Betriebe brächten zwar Geld in die Stadtkasse, verursachten allerdings wegen steigender Umweltbelastung viel höhere Folgekosten. tos
OBERRAD. Seit zwei Jahren wartet Wolfgang Kergl, Hausmeister der Gruneliusschule, auf die Dienstwohnung. Er lebt mit seiner Frau und vier Kindern auf 78 Quadratmetern und ärgert sich: "Ich habe die Stelle auch angenommen, um mit meiner Frau gemeinsam in die Dienstwohnung zu ziehen. Die Kinder, von denen drei erwachsen sind, hätten in der alten Wohnung bleiben und selbständig werden können."
Doch dies war nur ein Wunsch. In der Wohnung, um die es geht, wohnt immer noch die Witwe des ehemaligen Hausmeisters. Eine Räumungsklage hatte zwar Erfolg, das Sozialamt drohte aber mit Wiedereinweisung und so ist die Klage ohne Konsequenzen geblieben.
Dienstwohnungen für die Hausmeister städtischer Einrichtungen sollen die Wege kurz halten. Das heißt, tritt ein Problem in der Einrichtung auf, sei es eine kaputte Glühbirne oder eine gebrochene Wasserleitung - der Hausmeister wohnt gleich nebenan und kann sich um den Schaden kümmern.
Auch der Schulelternsprecher, Peter Ruhr, verliert langsam die Geduld: "Es ist ja noch nachzuvollziehen, daß die Wohnung nicht zwangsgeräumt wurde, so lange keine Alternative für die Mieterin bestand." Seit Oktober des vergangenen Jahres jedoch habe das Wohnungsamt eine neue Wohnung für sie besorgt. "Wir warten jetzt auf den Gerichtsvollzieher, der am 16. Februar kommen soll." ova
NIEDER-ERLENBACH. Wegen der bevorstehenden Kommunalwahlen haben die Fraktionen des Ortsbeirats 13 (Nieder-Erlenbach) für die kommende Sitzung am Dienstag, 16. Februar, keine neuen Anträge formuliert. Statt dessen wird der jüngste Magistratsbericht zur Umsetzung der Tempo-30-Zone diskutiert. Denn die Ausweitung der verkehrsberuhigten Zone bis zum Ende der Straße Alt- Erlenbach wird vom Magistrat abgelehnt. Dafür sollen straßenbauliche Veränderungen im Umfeld des Reinhardshofs die Autofahrer anhalten, langsamer zu fahren. Der Verkehr ins Gewerbegebiet soll dabei nicht behindert werden.
Vorgestellt werden außerdem die aktuellen Gestaltungspläne für den Vorplatz des Rathauses sowie für den Ortskern Nieder-Erlenbachs.
Sitzungsbeginn: 20 Uhr; im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach, Im Sauern 10. tin
"Ohne Kunst kein Preis." Diese Einsicht kam dem Künstler früh. Mit 24 Jahren schrieb Ernst Caramelle sie nieder, quer über eines seiner "Blätter". 1981 überschwemmte er den Kunstverein mit seiner Blätterflut, 127 Notizen zur Kunst, beispielhaft für Caramelles kunstphilosophischen Ansatz. Jetzt bekam er den Preis dafür. Den "Kunstpreis der Frankfurter Sparkasse", dotiert mit 25 000 Mark.
Caramelles Blatt-Werk mag der Jury immer noch einiges Kopfzerbrechen bereitet haben. Denn seine Sprüche zur Kunst, in den siebziger Jahren zu hunderten entstanden, bleiben unfaßbar; sie bewegen sich auf einem halsbrecherischen Schlingerkurs zwischen philosphischen Höhenflügen, konkreter Poesie und abgrundpeinlichen Kalauern - ein Kurs, der Caramelles gesamtes Oeuvre bestimmt. Er arbeitet heute parallel an monumentaler Wandmalerei und Postkarten-Design, an Raum-Installationen und kleinen "Lichtbildern". Nur eines scheint verläßlich:
"Der Inhalt meiner Arbeit beschäftigt sich mit dem Inhalt jener Arbeiten, welche sich mit dem Inhalt meiner Arbeit auseinandersetzen." Caramelles Credo stammt aus dem Jahr 1977 - aus einer Zeit, als die Kunst der Selbstbespiegelung, die Kunst, über die (eigene) Kunst zu reden, zu schreiben und zu malen, noch nicht als postmoderne Marotte belächelt wurde. Doch Caramelle nahm es schon damals mit Humor. "Große Themen" zu benutzen, "grundsätzliche Fragen" zu stellen - das sei ihm immer wichtig gewesen. Nur die großen Gesten - die liebt er nicht. Er macht es kurz:
"Was ist Kunst?" - "Kunst Du mir es sagen . . ." Caramelle schreibt über die Kunst und das Unvermögen, sie zu beschreiben. Seine gesammelten "Blätter" demonstrieren diesen Ansatz in seiner ganzen Widersprüchlichkeit. Eine Chronik ungeordneter Gedanken, chronisch lapidar; ein Ringen nach Ordnung, das stets ins Chaos mündet; 127 Anläufe, das Wesen der Kunst zu fassen, nach festen Regeln, in klaren Merksprüchen, die doch jedesmal in merkwürdigen Wendungen enden.
"Viele Künstler haben die Kunst so im Griff." Ernst Caramelle nicht. An griffigen Markenzeichen fehlt es ihm gänzlich. Also spielt er mit den Slogans und Klischees der anderen. In seinem Buch "Forty Found Fakes" stellte er unter das (Zeitungs-)Foto einer Toilette den Namen "Joseph Beuys", unter das Bild einer Monitorwand "Nam June Paik", und so weiter. In einem Dumont-Kunstband wären die fälschlichen Zuschreibungen kaum aufgefallen: "Vielen Leuten genügt ein Blick, damit ist die Sache abgehakt", sagt Caramelle. Der Markt braucht Merchandising-Kunst, nach Stilen und Namen sortiert, einprägsam und leicht zu verramschen: eine Kunst, die "nur noch über ihre Reproduktionen wahrgenommen wird - das ist doch krank".
"Frage: Glauben Sie an das Paradoxe? - Antwort: ja und nein." Alles eine Frage des Standpunktes, sagt Caramelle. Ein Fenster ist ein Fenster (sehr frei nach Magritte). Oder es ist ein Wandbild in einer Ausstellung von Ernst Caramelle. Mit einem Fenster drin. Oder einer Tür, durch die - je nach Standpunkt - ein Bild erscheint, an einer Wand im nächsten Zimmer. Das Motiv: ein Raum mit einem Fenster. Oder einem Bild davon.
"Nichts als Schwierigkeiten mit der Kunst." Weil nichts ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Wer sich in einer Ausstellung von Caramelle wähnt, befindet sich in Wahrheit höchstwahrscheinlich in einer begehbaren Installation. Die Fenster der Berliner Nationalgalerie, jenes legendäre, die ganze Fassade umschließende Lichtband von Mies van der Rohe, übermalte Caramelle anläßlich seiner Ausstellung. Das Motiv: Fensteröffnungen. So bekommen die Kunstbetrachter immer wieder ein bißchen Durchblick. Und durchschauen am Ende Caramelles Vexierspiel, in dem Raum und Fläche, Innen und Außen, Werk und Kontext stets zwei Ansichten derselben Sache sind, als dialektische Gegenüber, die unsere Wahrnehmung von Kunst gleichzeitig bestimmen und im Fluß halten - alles eben eine Frage des Standpunkts.
"Kann man Kunst nur deshalb so teuer verkaufen, weil es Kunst ist?" Caramelle jedenfalls ist seine Kunst teuer - jedes einzelne, einzigartige Stück. Nicht, daß sich seine Arbeiten so leicht verkaufen ließen. Jedenfalls nicht die Wandmalereien. Die werden meistens wieder übermalt. Und die blassen Rotwein-Gemälde? Die "Lichtbilder" aus reinem Sonnenlicht, jahrelang auf Pappkarton fixiert? Wie soll ein tüchtiger Verleger sowas nur reproduzieren?
Auch der "Kunstpreis" wirft solche Fragen wieder auf. Es gibt noch keine neue Publikation zur Preisverleihung. Weil es noch keine Ausstellung gibt. "Wenn ein Künstler etwas an die Öffentlichkeit gibt, entwickelt es so schnell seine eigene Dynamik" - als Katalog-Abbildung, als Einladungs-Postkarte, als Zeitungsfoto. Genau dieser Verwandlung von Kunst durch ihre mediale (Re-)Präsentation entzieht sich Caramelle, ganz systematisch. In Frankfurts umtriebiger Galerienszene bleiben seine Arbeiten rar. Im April/Mai rückt er eine Siebdruck-Edition bei "Artelier" heraus. Na gut, und im November will er's dann auch dem Portikus zeigen. Kein Preis ohne Kunst. THOMAS A. WOLFF
"Krätscher" gehen
ECKENHEIM. Der Vorstand des Carneval- und Theater-Clubs "Die Krätscher" Eckenheim hat in der laufenden Kampagne zwei Fastnachtssitzungen im Nordweststadt-Bürgerhaus, davon eine Sitzung für die Arbeiterwohlfahrt, hervorragend über die Bühne gebracht.
Nunmehr stehen zwei weitere Veranstaltungen auf dem Programm der "Krätscher". Am Fastnachtsamstag (20. Februar) in der Nordweststadt ein Kindermaskenball (15.11 Uhr, Bürgerhaus) und im "Bürgertreff Bockenheim" (Schwälmer Straße 28) um 20.11 Uhr ein großer "Krätscher"-Maskenball. dixi
HEDDERNHEIM. Helferinnen und Helfer der Zuggemeinschaft "Klaa Paris" sammeln ab sofort für den Heddernheimer Fassenachtszug '93 (Fastnachtdienstag). Vorstand und Statthalterei der "Närrischen Freien Reichsstadt" bitten die Bewohner des Stadtteils um Verständnis für die Haussammlung. "Sie ist notwendig, um den Umzug zu finanzieren. Leider ist alles wesentlich teurer geworden", hoffen Zuggemeinschaftsvorsitzender Dietmar Pontow und Statthalter Alfons I. auf Spendefreudigkeit. Die Sammler (keine Jugendlichen) sind mit Listen ausgestattet und werden sich an der Haustür mit einem Ausweis der Zuggemeinschaft legitimieren. "Je großzügiger die Spende, um so herzlicher ist das Lachen beim Besuch des einzigartigen Klaa Pariser Fassenachtszuges", verspricht Statthalter Alfons I. dixi
FRANKFURT A. M. Die Stadtgruppe der Kleingärtner trifft sich auf Einladung der SPD im Römer am Samstag, 13. Februar, 15 Uhr, im "Haus Dornbusch", Eschersheimer Landstraße 248, zu einer Gesprächsrunde mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler.
Die Themen sind unter anderem: "Die Bedeutung und die Erhaltung des Kleingartenwesens in Frankfurt, die künftige Entwicklung des Kleingartenwesens, Getränkesteuer für Kleingartenvereine, Aufhebung der Pachtpreisbindung und ihre Auswirkung".
Vorgesehen sind darüber hinaus: "Abschluß der Bebauungspläne, umweltfreundliche Ver- und Entsorgung in Kleingartenanlagen und schließlich Lärmschutz für Kleingartenanlagen".
Eingeladen zu dieser Veranstaltung sind Vertreter aller Mitgliedsvereine der Stadtgruppe. dixi
Nach dem bislang letzten schweren Unfall an der Ecke Erlenbruch/Haenischstraße (die FR berichtete am 29. Januar) nimmt unsere Leserin Elisabeth Olitsch-Otto, Leiterin der nahegelegenen Pestalozzischule, Stellung zu der seit Jahren von Eltern und Lehrern als gefährlich angeprangerten Einmündung.
Der Lkw-Fahrer, der auf der Riederwälder Straße Am Erlenbruch beim Abbiegen in die Haenischstraße mit der U 7 kollidierte, hätte das Andreaskreuz, das ihn vor dem Schienenverkehr warnen sollte, sicher so ernst nehmen müssen, wie es auch gemeint ist: todernst.
Es wird wohl auch leider künftig ähnliche Unfälle auf dieser Kreuzung geben, da sie meines Erachtens nach für Abbieger, die wie der Lkw-Fahrer in die Haenischstraße einbiegen wollen, nur unzureichend gesichert ist: Wer sich auf der Straße Am Erlenbruch in Richtung Bergen-Enkheim in die Linksabbiegespur zur Haenischstraße einordnet und abwartet, bis der Gegenverkehr Rotlicht hat, geht davon aus, daß auch der parallel zur Straße laufende Schienenverkehr zum Stillstand kommt (zumal außer dem Andreaskreuz weder ein zusätzliches Blinksignal noch gar eine Linksabbiegeampel vorhanden ist).
Dies ist jedoch nicht der Fall, denn genau zu diesem Zeitpunkt erhalten die U- Bahnen aus beiden Richtungen ihre Fahrsignale. Wer mit dieser meiner Meinung nach paradoxen Verkehrsregelung nicht vertraut ist und insbesondere die von der Eissporthalle her nur schwer einsehbare Schienenanlage nicht ausreichend überschaut, hat gute Chancen, die nächste Kollision mit der U-Bahn zu verursachen.
Weitaus mehr Gefahren als für Kraftfahrer birgt diese Kreuzung jedoch für die Grund- und Hauptschüler des Stadtteils Riederwald, die auf ihrem täglichen Schulweg eine vergleichbare, äußerst problematische Verkehrssituation bewältigen müssen: Wenn für sie auf dem Fußgängerweg über die Straße "Grünes Licht" gegeben wird, heißt das noch lange nicht, daß sie auch die unmittelbar dahinterliegenden U-Bahnschienen überqueren dürfen, weil auch für sie kein gleichzeitiger Verkehrsstillstand auf Straße und Schiene gegeben ist.
Obwohl die Fußgängerüberwege durch Ampeln gesichert sind, können sich die Eltern insbesondere der Erst- und Zweitkläßler nicht darauf verlassen, daß sich ihre Kinder nach einem Schulvormittag noch ausreichend konzentriert und verkehrsbewußt an die lediglich optischen und für Kinder dieses Alters verwirrenden Anweisungen der unterschiedlichen Lichtsignale halten. Trotz aller Bemühungen um eine alters- und situationsangemessene Verkehrserziehung müssen wir mehrmals täglich verantwortungsbereite, aber häufig überforderte Schülerlotsen einsetzen, um die gefährliche Schulwegsituation etwas abzumildern.
Gestreßte Eltern stehen daher täglich vor dem Organisationsproblem, ihre Kinder sicher und pünktlich in die Schule zu bringen und wieder abzuholen. Und wer sich das als Elternteil zeitlich nicht leisten kann, weil er berufstätig ist, kann nur darauf hoffen, daß die U-Bahnfahrer im schlimmsten "Fall der Fälle" gute Bremsen und ein außerordentlich gutes Reaktionsvermögen haben.
SACHSENHAUSEN. Zunächst wußte niemand so recht, wie es weitergehen sollte. Sieben Jahre hatte Elli Ley-Weilmünster sich um das Senioren-Treffen im SPD-Laden des Ortsvereins Sachsenhausen-West gekümmert, bis sie Ende vergangenen Jahres von Frankfurt wegzog. Doch die monatlichen Treffen gehen dank Marion Himpel weiter: Wie gewohnt gibt es an jedem ersten Montag im Monat Kaffee, Kuchen und reichlich Gesprächsthemen.
"Nur so Kaffeetrinken bringt ja nicht viel, da wird dann immer nur getratscht", sagt Elli Ley-Weilmünster, die natürlich immer noch, wenn es ihr möglich ist, kommt und kräftig mithilft. Und so hat es sich eingebürgert, daß zu jedem Treffen ein "Diskussionspartner" eingeladen wird. Dieses Wort wählt sie bewußt, denn keine langen Reden wolle man hier hören, sondern einen Beitrag, der zum Debattieren anrege.
Der Gast an diesem Nachmittag ist Rita Streb-Hesse, die stellvertretende SPD- Unterbezirksvorsitzende. Da die Kommunalwahl in Hessen kurz bevor steht, wird auch ein brisantes Thema angesprochen: Es geht um "soziale Gerechtigkeit" und den "Abbau von Sozialleistungen" in Deutschland. Daß hierbei nicht einfach Parteiprogrammatik heruntergeleiert wird, sondern sich eine rege Unterhaltung zwischen Kaffeeduft und Streuselkuchen entwickelt, ist nicht nur der Referentin zu verdanken. Es ist auch das Verdienst von Elli Ley-Weilmünster, ihrer Nachfolgerin Marion Himpel und von Olga Steiner, die sich eben nicht nur um das leibliche Wohl ihrer Gäste kümmern.
Wer an den regelmäßigen Treffen teilnehmen möchte, muß kein Parteimitglied sein. Das würde auch der Auffassung von Elli Ley-Weilmünster widerstreben: "Es gibt Leute, die wollen einfach nirgendwo eintreten, und dann kann und soll man auch keinen dazu zwingen." Vielmehr ist sie bemüht, daß sich die Senioren treffen, kennenlernen und dann nicht nur "rumlabern", wie sie sagt, sondern eben auch zu konkreten Themen Stellung beziehen. Daß der nötige Zündstoff nie ausgegangen ist und daß alle mit ihr zufrieden sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Und da sich Elli Ley-Weilmünster und Marion Himpel schon seit langem gut kennen und die Zusammenarbeit hervorragend funktioniert hat, besteht kein Zweifel, daß es auch so bleiben wird. Wer sich gerne dazu gesellen möchte und auch ab und zu heiße Diskussionen nicht scheut, ist jederzeit willkommen.
Das nächste Treffen beginnt am Montag, 1. März, um 15 Uhr im SPD-Laden des Ortsvereins Sachsenhausen-West im Heimatring 1. mim
Einen Scheck über 5000 Mark hat das Krisenzentrum für Drogenabhängige in der Schielestraße von der Frankfurter Polizei erhalten. Die Beamten hatten das Geld während eines "Sondereinsatzes" am 10. Dezember auf der Zeil durch den Verkauf von Erbsensuppe, Glühwein und Buttons gesammelt. ft
Von der "großen alten Dame" der arabischen Frauenbewegung erwartet man eine flammende und zornige Verurteilung des Fundamentalismus, der mit seinem eisernen Griff zunehmend auch ihre Heimat Ägypten bedroht. Aber Nawal el Saadawi (Jahrgang 1931) sprengt alle bekannten Kategorien. Ihr ganzes Leben lang hat sie für Überraschungen gesorgt und der arabischen Männerwelt manchen Schock beschert.
Die Tochter eines Islamgelehrten ist keine jener Oberschicht-Frauen, die sich auch ein bißchen für Frauenfragen einsetzen. Sie hat sich ihr Studium als Ärztin hart erarbeitet. Von 1965 bis 1972 war sie Direktorin des nationalen Gesundheitsamtes in Kairo. Ihr erstes Buch "Frau und Sexualität", 1972 erschienen, schockierte die ägyptischen Behörden durch seine Offenheit, woraufhin sie entlassen wurde. Von da an widmete sie sich verstärkt der schriftstellerischen Tätigkeit, schrieb Zeitungsartikel und Bücher. Ihre politische Meinung wurde ihr unter Präsident Anwar el-Sadat zum Verhängnis. Weil sie seine pro-westliche Politik kritisierte, kam sie 1981 ins Gefängnis. Drei Monate später, nach der Ermordung Sadats, ließ dessen Hachfolger Hosni Mubarak die aufmüpfige Feministin wieder frei.
Mehr als 30 Bücher in arabischer Sprache haben Nawal el Saadawi in der arabischen Welt bekanntgemacht wie kaum eine andere. Vor allem ihre psychologischen Studien über Männer und Frauen hatten einen "durchschlagenden Effekt". Und ihre Romane liest der gesamte Nahe Osten. Im Westen wurde Nawal el Saadawi vor allem mit ihrem Buch "Tschador" (1980) bekannt, das frühzeitig, und als es noch nicht "Mode" war, "die Welt hinter dem Schleier" präzise und aus eigener Erfahrung die Lebensbedingungen arabischer Frauen beschrieb. Sie berichtet darin über ihre eigene Beschneidung als kleines Mädchen, über das Gefühl, als minderwertig zu gelten, über Jungfrauen-Kult, den Tschador (Schleier) und die Doppelmoral einer männlich dominierten Gesellschaft. Es folgten Romane wie "Gott stirbt am Nil", "Ich spucke auf euch - Bericht einer Frau am Punkt Null", "Der Fall des Imam".
1982 entstand auf Initiative Nawal el Saadawis AWSA, die "Arab Women Solidarity Association", die heute über 3000 Mitglieder zählt und panarabisch arbeitet. AWSA organisiert Tagungen und Seminare zu Frauenfragen. Ein eigener Verlag hat bislang 30 Bücher arabischer Schriftstellerinnen herausgebracht. Die Zeitschrift noon bringt brisante Themen in die gesellschaftliche Diskussion ein. Doch diese ersten Erfolge sind heute mehr denn je bedroht. Was in den 80er Jahren zaghaft begonnen hatte, muß sich jetzt zäh dagegen wehren, wieder ausgelöscht zu werden.
Während des Golf-Krieges wurde der ägyptische Zweig von AWSA verboten, weil Saadawi sich in Zeitungsartikeln gegen die ägyptische Kriegsbeteiligung an der Seite der USA ausgesprochen hatte. Damit nicht genug. Die Zeitschrift noon kam ebenfalls in große Schwierigkeiten, weil sie saudische Frauen unterstützte, die den Golf-Krieg nutzten, um für ihre Rechte zu demonstrieren. Die Frauen verlangten, den Führerschein erwerben und selbst Auto fahren zu dürfen. Eine freie Meinungsäußerung, die unterdrückt wurde: Den Frauen und ihren Ehemännern wurde gekündigt, sie wurden bestraft. Die in Kairo veröffentlichte Zeitschrift noon mußte ihr Erscheinen auf saudischen Druck einstellen. Ein bitterer Vorgeschmack auf das, was Ägypten unter dem zunehmenden Druck von konservativen Ölscheichtümern und Fundamentalisten drohen könnte.
Natürlich fürchtet Nawal el Saadawi die islamischen Fundamentalisten, nicht nur in ihrem Land, nicht nur in der gesamten arabischen Welt. Fundamentalismus ist für sie kein Phänomen des Islam, sondern eine Gefahr jeder Religion, jeder Ideologie. Ein Rückschritt für Frauen drohe weltweit. "Mein Name steht mit demjenigen anderer progressiver Schriftsteller auf der Todesliste der Fundamentalisten", sagt sie ohne sichtbare Regung. . . . Das behaupte zumindest die Regierung in Kairo. Ernst zu nehmen sind diese Drohungen schon, vor allem nach der Ermordung ihres Schriftstellerkollegen und Freundes Farag Foda im September 1992 in Kairo. Doch die politische Wirklichkeit ist für Nawal el Saadawi viel komplizierter. Ihr erster Gegner ist nach wie vor die ägyptische Regierung, "auch wenn sie mich zu schützen versucht". Denn ihrer Meinung nach pflastert die Regierung von Staatspräsident Mubarak mit ihrer Unfähigkeit, den Menschen Zukunftsperspektiven zu bieten, den Weg zu einem fundamentalistischen islamischen Ägypten. Was sollen die armen Massen in der arabischen Welt schon anderes tun, als sich der Religion zuwenden, fragt sie. Der Westen hat die Macht: ökonomisch, politisch, militärisch und kulturell. Sozialismus und Kapitalismus haben versagt. Was bleibt diesen jungen Menschen, die oftmals gut ausgebildet sind und die dennoch keine Chance auf ein menschenwürdiges Leben haben? "Sie haben keine Atombomben, also brauchen sie Gott." Die Führer der Fundamentalisten nutzen die Sehnsüchte der Massen für die eigenen politischen Zwecke aus. Junge Frauen, die trotz Universitätsstudium plötzlich wieder den Schleier tragen, sind für Nawal el Saadawi von einer Protesthaltung bestimmt. "Sie sagen: Das ist unsere Identität" und wenden sich demonstrativ gegen das westliche Zurschau-stellen der eigenen Nacktheit.
Der Wind bläst den arabischen Frauenrechtlerinnen ins Gesicht, aber von Resignation ist bei der "großen alten Dame" keine Spur zu entdecken. "Wir kämpfen, wir sind nicht still", sagt sie und hat erst mal die ägyptische Regierung wegen des Verbots von noon verklagt. CLAUDIA MENDE
GALLUS. In ihrer Reihe "Politik aus erster Hand" hatten die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und die katholische Pfarrei St. Gallus zum Gesprächsabend mit Petra Roth eingeladen. Informieren aus erster Hand wollte sich auch die CDU-Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin. Gleich zu Anfang verdeutlichte sie auch das ureigene Interesse ihrer Berufsgruppe an Wahlkampf-Veranstaltungen wie diesem Abend: "Wir Politiker leben davon, bekannt zu werden."
Nicht nur wohlgesonnene CDU-Wähler, sondern auch Wahlkampf-Gegner und Politikverdrossene waren gekommen, um sich beim Thema "Wohnen und Arbeiten im Gallus" ein Bild von der Spitzenkandidatin zu machen. "Im Gallus", meldete sich ein junger Mann zu Wort, "wohnen doch sowieso fast nur Singles, entweder alte, die schon seit Jahrzehnten dort leben, oder Leute mit viel Geld." Eine junge Familie beispielsweise könne es sich aber kaum leisten, im Gallus zu wohnen. Die Sozialwohnungen würden nur an eindeutige Härtefälle vermietet, und die Preise auf dem freien Markt seien nur von wenigen zu bezahlen. "Frankfurt braucht mehr Wohnungen", griff daraufhin die CDU-Politikerin die Kritik am derzeitigen Magistrat auf.
Zum einen müßten Baustandards überprüft und gegebenenfalls verringert werden: Die Baukosten für Sozialwohnungen seien mittlerweile höher als im privaten Wohnungsbau, und dies dürfe nicht sein. Koste die einzelne Wohnung weniger, könnten für das selbe Geld mehr Wohnungen gebaut werden.
Zweitens setze sie sich für gestaffelte Mietpreise ein. Das Verfahren des sogenannten Drittel-Mix bei Neubauten wolle sie nicht verändern. Bei den freigewordenen Altbau-Sozialwohnungen sei es jedoch ihrer Meinung nach notwendig, die Einkommmensgrenze für Mieter anzuheben. So könnte den Beziehern kleiner und mittlerer Einkommen geholfen werden, in Frankfurt zu wohnen.
Danach erläuterte die CDU-Frau ihre Position in der Verkehrspolitik. Es müßten "schlanke Verkehrsströme" ohne unnötige Behinderung durch die Stadt geleitet werden. Ein neuer Generalverkehrsplan, ein Generalverkehrsmanagement seien notwendig. Vor allem der öffentliche Nahverkehr müsse attraktiver werden. "Es gibt Lösungen für die Verkehrsprobleme Frankfurts", betonte Petra Roth mit dem Elan der Herausforderin, "doch sie müssen auch endlich angewandt werden."
Ein weiteres wichtiges Thema war die Sicherheit. "Ich möchte wissen", verlangte ein Gesprächsteilnehmer Auskunft, "ob es denn an Ihnen völlig vorbeigegangen ist, daß Frankfurt durch die Politik des SPD-Oberbürgermeisters einiges sicherer geworden ist." Insbesondere meine er die Zerschlagung der Drogenszene: "Seitdem kann ich ruhiger schlafen." Dieses neue Sicherheitsgefühl konnten jedoch nicht alle Zuhörer teilen. Die Diskussion wurde emotionaler und fast hitzig. Dabei wurde auch die alltägliche Erfahrung von Unsicherheit im Gallus deutlich. Wenn jemand nicht wisse, ließ sich ein Beamter vernehmen, wo "die armen Menschen sitzen, die sich den letzten Schuß geben", solle er sich einmal im Gallus umschauen. "Kein bißchen hat die Gewalt abgenommen," meinte auch eine jüngere Frau. "Ich jedenfalls fühle mich in Frankfurt überhaupt nicht sicher. Allerdings glaube ich auch nicht, daß sich daran bald etwas ändern wird."
Die bisherigen Schritte seien sicher richtig, begann Petra Roth vorsichtig. Allerdings sei das alles noch viel zu wenig. Zunächst müsse man die privaten Sicherheitskräfte in Hilfspolizei umwandeln, um so mehr Vollzugspolizei zur Verfügung zu haben. Weiter müsse die Polizei von sachfremden Aufgaben wie Personen- und Objektschutz befreit werden. "In der jetzigen Lage scheinen mir hundert neue Polizisten mehr wert als hundert neue Lehrer", formulierte die CDU- Kandidatin.
Mit der bloßen Verstärkung der Polizei sei es allerdings nicht getan. Ziel der Drogenpolitik müsse der Ausstieg der Abhängigen und deren Resozialisierung sein. Neben dem betreuten Wohnen sei betreutes Arbeiten dringend notwendig.
Doch auch auf die Finanzierung ihrer Vorhaben angesprochen zeigte sich die 48jährige ganz als die Herausforderin im Wahlkampf: "Sicherlich kosten solche Lösungen viel Geld. Aber wir müssen endlich damit anfangen." mab
Bis vor kurzem war Limeshain, an der Grenze Wetterau- und Main-Kinzig-Kreis gelegen, in puncto Hallensport ein weißer Fleck auf der Landkarte. Erst der Bau der Liemeshalle weckte Limeshain (exakt 5403 Einwohner) vor gut einem Jahr aus einem sportlichen Dornröschenschlaf. Einen Turnverein gibt es zwar weiterhin nicht, dafür hat sich eine Gymnastikabteilung innerhalb des 1. FC 1945 Rommelhausen etabliert. Und diese sorgt dafür, daß die sportliche Szene in der gesamten Kommune eine Belebung erfährt, die Palette entscheidend vergrößert wird. "Ich hatte bereits einmal vor etwa 20 Jahren einen diesbezüglichen Vorstoß unternommen, aber die fehlenden Räumlichkeiten ließen den Versuch mit einer Gymnastikabteilung im FCR damals scheitern", konstatiert Ulrich Wald. Vor 15 Monaten packte der jetzt 48 Jahre alte Übungsleiter diese Sache neu an, und jetzt kann er sich vor dem Zustrom kaum noch retten. Zusammen mit Maria Weidemann (53 Jahre), die zuvor beim VfL Altenstadt beziehungsweise dem HV Altenstadt (spielte dort bis zu ihrem 50. Lebensjahr in der 1. Frauen-Handball- Mannschaft) aktiv war, hat er eine Menge bewegt. Und nicht aus dem größten Ortsteil - Rommelhausen weist mit 2643 Einwohnern etwa die doppelte Zahl gegenüber Himbach (1351) sowie Hainchen (1359) auf -, sondern aus der gesamten Großgemeinde sowie auch dem benachbarten Altenstadt kommen die Kinder und Jugendlichen zum FCR. Dort geht nach jahrelanger Stagnation respektive rückläufigem Trend auf dem Nachwuchssektor plötzlich wieder die Post ab.
Maria Weidemann hat die A-Lizenz, des Deutschen Turnerbundes, Tochter Ursula Wenzel (26 Jahre) die Fachübungsleiter-Lizenz Geräteturnen und Ulrich Wald gilt als anerkannter Leichtathletiktrainer, der nach seinem Umzug von Frankfurt (dort war er bei der SG Westend aktiv) zunächst den Schulsport in der Grundschule leitete und jetzt als "Vater der Gymnastikabteilung" gilt. Nach wenigen Monaten waren 70 Kinder und Jugendliche mit Feuereifer bei der Sache, ohne jegliche Reklame fanden sich auf Anhieb etwa 25 Mütter mit Kindern zur ersten Übungsstunde ein. Auch auf diesem Gebiet hatte der FCR sofort eine kompetente Übungsleiterin parat: Christine Riecken, eine Erzieherin, und ihre Mutter Maria Weidemann treiben diese Gruppierung voran. Nicht üblich: Alle Übungsleiter in der Gymnastikabteilung des 1. FC Rommelhausen arbeiten ehrenamtlich. Eine Tatsache, wovon die Bezirksliga-Fußballer des Vereins nur träumen. Dort kostet ein Trainer heutzutage mindestens 1000 Mark pro Monat.
Die neue Abteilung finanziert sich selbst, lebt von den Mitgliederbeiträgen (bescheidene vier Mark pro Monat für Erwachsene und bisher eine Mark für Kinder), muß jedoch die Versicherungsbeiträge selbst tragen. Der Hauptverein wird mit keinem Pfennig belastet, zumal auch die Hallenzeiten seitens der Gemeinde kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Im Bereich Turnen/Akrobatik hatte die Gmynastikabteilung anläßlich der "Kerb" 1992 ihren ersten großen öffentlichen Auftritt und heimste sich großen Beifall ein. Mit einer Trikotspende durch die Firma Top-Colour, Waldsiedlung Altenstadt, sieht Ulrich Wald die Möglichkeit, zukünftig auch einmal "einheitlich aufzutreten". Vereinsmeisterschaften, die Teilnahme an Laufwettbewerben, möglicherweise auch an Turnwettkämpfen gilt als sportliches Ziel. "Bei uns soll alles in lockerer Form ablaufen, der Leistungsdruck nicht in den Mittelpunkt gerückt werden", zeigt Wald den "etwas anderen FC Rommelhausen" auf. "Wir verzeichnen ständig Zugänge, wobei weiterhin etwa 20 aktive Jugendfußballer bei uns mittrainieren", garantiert die neue Sparte dem Stammverein einen gut ausgebildeten Nachwuchs. "Die Zusammenarbeit mit dem JSG-Jugendleiter Klaus Henrich (VfR Hainchen) klappt vorzüglich", sieht Ulrich Wald seine Arbeit bei diesen Kindern keineswegs als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum Fußballtraining an. Daher fühlen sich alle Beteiligten in Reihen des Fußballclubs Rommelhausen wohl.
HANS-DIETER PUTH
GEDERN. Die künftige Nutzung des früheren Altenheims am Prinzengarten wird am Donnerstag, 18. Februar, im Gederner Stadtparlament diskutiert.
In der öffentlichen Sitzung im Mittel- Seemener Gemeinschaftshaus fordert die SPD ab 20 Uhr eine geänderte Abfallsatzung, eine neue Kindergartenkommission und Hilfe für den unter Geldmangel leidenden Frauen-Notruf in Borsdorf. Die CDU bringt eine Resolution gegen die Streichung von Investitionszuschüssen für Kinder- und Jugendfreizeiten durch den Wetteraukreis ins Parlament ein. Weitere Themen sind die Bebauung des "Rülles" in der Kernstadt. nes
HÖCHST. Auf Wunsch der Hoechst AG wird das Genehmigungsverfahren für die Rückstandsverbrennungsanlage 2 (RVA) vorerst nicht weiterbetrieben. Das erklärte RP-Sprecher Gerhard Müller. Hoechst überprüfe zur Zeit sein "Reststoffkonzept", begründete Müller den Rückzieher des Unternehmens.
Hoechst-Sprecher Heiner Harder bestätigte denn auch: "Wir überlegen, wie die Verbrennungskapazität an die veränderte Wirtschaftslage anzupassen ist." Resultat der "konjunkturellen Entwicklung" seien eben auch geringere Reststoffmengen. Definitiv sei der Verzicht auf die RVA 2 damit aber noch nicht.
Einer allerdings weiß es offenbar schon besser: Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) soll bei einer Wahlkampfveranstaltung in Groß-Gerau erklärt haben: "Die RVA 2 der Hoechst AG wird nicht gebaut."
Ortsbeirat Thomas Rahner (Grüne) sieht die Position der RVA-2-Gegner mit dem Rückzug von Hoechst voll bestätigt. "Die vollziehen jetzt das, was wir schon immer gesagt haben." Beim Erörterungstermin 1989 hatte das Aktionsbündnis aus Grünen, "Höchster Schnüffler un' Maagucker" und BUND die Notwendigkeit eines zweiten Giftofens bezweifelt.
Nach Rahners Einschätzung ist allerdings nicht die wirtschaftliche Entwicklung der Grund für den Sinneswandel bei Hoechst: Der RP habe dem Konzern nach dem Erörterungstermin aufgegeben, Untersuchungen darüber anstellen zu lassen, wie die Abfallmenge verringert werden könne. Die Ergebnisse der Gutachten hätten jetzt offenbar zum Erfolg geführt.
Fraglich sei allerdings, was mit der RVA 1 passiere. Deren Genehmigung läuft am 30. November 1996 ab. Rahners Theorie: Um die Altanlage weiter betreiben zu können, läßt Hoechst zum Dioxinfilter, der gerade aufgesetzt wird, noch eine "Entstickungsanlage" einbauen. Hoechst-Sprecher Dominik von Winterfeldt wollte gestern nicht ausschließen, daß eine nachgerüstete RVA 1 über '96 hinaus betrieben werde. tos
58-Millionen-Mark-Brücke führt ins Schwanheimer Nirgendwo / Streit um Verkehrsführung
Der CDU-Kreisvorsitzende Norbert Kartmann solle alles tun, um "neonazistische Hetzerei" im Bad Vilbeler CDU-Blatt "Quelle" künftig zu verhindern. So hieß es in einem offenen Brief des SPD-Unterbezirksvorsitzenden Gerhard Becker an Kartmann (FR vom 30. Januar, "CDU in Vilbel ,neonazistisch unterwandert?'"). Im Streit der beiden Kreispolitiker ist eine Ausgabe der CDU-Parteizeitung "Quelle", in der in einem Artikel mit der Überschrift "Die Asylantenflut schwappt über" von "verzweifelten Maßnahmen der Gemeinden, um Asylanten und Scheinasylanten unterzubringen" die Rede war, davon geschrieben wurde, daß Mieter damit rechnen müßten "zwecks Asylantenunterbringung" aus ihren Wohnungen geklagt zu werden, und wo Landrat Gnadl nahegelegt wurde, eine Roma-Familie bei sich zu Hause aufzunehmen. CDU-Kreisvorsitzender Kartmann hat inzwischen auf Beckers Kritik geantwortet. Sein Schreiben lautet, wiederum leicht gekürzt:
"Sehr geehrter Herr Becker, die Tatsache, daß Sie mich mit einem ,offenen Brief&rquote; anschreiben, legt offen, daß es nicht Ihre Absicht ist, einen Sachverhalt unter Parteivorsitzenden zu klären . . . Dies ist erlaubt, bedarf aber der entsprechenden Reaktion.
Die Bezeichnungen, die Sie für die Bad Vilbeler CDU und für meinen Parteifreund Klaus Minkel verwenden, führen Ihre eigenen Vorwürfe ad absurdum. Die CDU wird sich von niemandem als Neonazis bezeichnen lassen. Ich fordere Sie auf, diese schlimme Diffamierung einer demokratischen Partei zu unterlassen. Zudem gibt der besagte Artikel in der Zeitung "Die Quelle" keinen Anlaß, in dieser Art und Weise zu reagieren . . .
Ich darf Sie des weiteren darauf aufmerksam machen, daß unsere demokratische, innerparteiliche Struktur keine Befehlsstrukturen kennt, mit denen Stadt- und Gemeindeverbände zensiert werden können. Die CDU legt Wert auf die Eigenverantwortlichkeit ihrer Gliederungen.
Die Wetterauer CDU und ihre Gliederungen sind mit dem Thema ,Asylrecht&rquote; immer außerordentlich verantwortungsbewußt umgegangen. Wir lassen uns aber von niemandem zu welchem Thema auch immer mundtot machen. Dies nehmen Sie sicherlich für sich und die Sozialdemokratische Partei ebenfalls in Anspruch.
Wenn die Wetterauer SPD und Sie in Anbetracht einer objektiven Problemlage, die viele Menschen auch im Wetteraukreis beschäftigt, eine andere Haltung einnehmen als Ihre Bundes- SPD und damit der Auffassung der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger nicht entsprechen, dann kann, ja muß dieser eklatante Meinungsunterschied öffentlich dargestellt werden.
Dies hat in keinster Weise etwas mit Radikalismus zu tun, sondern ist ein wenn auch heftiger Meinungsstreit. Ihr Versuch, die Angelegenheit nunmehr für Ihre Wahlkampfzwecke zu instrumentalisieren, wird mißlingen, aber dies hat nicht die Wetterauer CDU zu verantworten.
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Kartmann
Kreisvorsitzender."
WESTLICHE STADTTEILE. Einen traurigen Rekord meldet des Arbeitsamt Höchst in seiner Statistik für den vergangenen Januar: In der Dienststelle erschienen 2185 Menschen, die keine Arbeit hatten. Seit fast 40 Jahren hatten die staatlichen Jobvermittler nicht mehr so viele neue "Kunden". Im Statistiker-Deutsch: Der Arbeitslosenzugang war der höchste seit den 50er Jahren. Damit stieg die Arbeitslosenquote in einem Monat von 4,1 auf 4,7 Prozent. Der Negativtrend setzt sich bereits in zweiten Jahr fort: War die durchschnittliche Arbeitslosenquote noch bei 3,2 Prozent im Jahre 1991, stieg sie ein Jahr später bereits auf 3,7 Prozent.
Dabei ist die Januar-Quote laut Arno Büdinger eigentlich "geschönt". "Sie bringt durch eine Statistikanweisung des Bundesarbeitsministers eine optische Entlastung", drückt es der Höchster Arbeitsamtschef vorsichtig aus. Denn ältere Arbeitslose, die mindestens 58 Jahre alt sind, einer Vorruhestandsregelung zugestimmt haben und dafür Arbeitslosengeld kassieren, werden in der Statistik nicht berücksichtigt. "Ansonsten wäre die Arbeitslosenquote um noch etwa einen Prozentpunkt schlechter", schätzt Büdinger.
Durch diese sogenannten "sozialverträglichen Regelungen" werden die freigewordenen Arbeitsplätze nicht wieder besetzt. So gingen im Westen Frankfurts zahlreiche Stellen verloren.
Die vielen Arbeitslosen muß auch das Amt in der Stupanusstraße 6 erst einmal verkraften. Anstatt noch ein paar Stellen mehr einzurichten, passiert genau das Gegegnteil: "Wir müssen mit Personalkürzungen rechnen", sagt der Arbeitsamtsboß. Bereits seit dem vergangenen Jahr sind von Höchst zwei Sachbearbeiter nach Ostdeutschland versetzt worden. Das alles führt nach den Worten Büdingers zu "teilweise unzumutbaren Wartezeiten" bei den Jobsuchenden.
Die Höchster Arbeitsvermittler sind für das westliche Frankfurt genauso zuständig wie für den Main-Taunus-Kreis sowie die Hochtaunus-Kommunen Glashütten, Königstein und Kronberg.
In der Statistik machen sich Betriebsstillegungen aus diesem Bezirk besonders bemerkbar: Die Tettauer Glashütte, die Ende März in Höchst dichtmacht und bei der 120 Menschen ihre Jobs verlieren, schlägt sich in den Höchster Zahlen genauso nieder wie die Betriebsstillegung des Hattersheimer Unternehmens Baustahl-Matten. Auch Stellenkürzungen bei der Hoechst AG nach der Strukturanalyse treiben die Statistikzahlen bei den Arbeitsvermittlern hoch. Selbst der Abbau von Arbeitsplätzen bei Opel führt zu mehr "Kundschaft" im Höchster Arbeitsamt. Denn viele "Opelaner" wohnen in Flörsheim und Hochheim.
Unter konjunkturellen Einbrüchen leiden besonders schwache Gruppen in der Gesellschaft - auch im Arbeitsamtsbezirk Höchst. Von den 6778 Arbeitslosen sind mehr als zehn Prozent Ausländer - von ihnen mußten sich etwa 110 mehr arbeitslos melden als noch im Monat zuvor. Auch der Anteil der Behinderten vergrößerte sich, 58 verloren alleine im Januar ihren Broterwerb.
Aber auch ein paar Lichtblicke hat das Januar-Zahlenwerk von Arno Büdinger. Ausbildungsstellen für Lehrlinge - besonders im handwerklichen Bereich - gibt's in Hülle und Fülle. Auch ist die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen kaum nennenswert gestiegen. Die meisten Stellen sind noch bei den Verwaltungs- und Organisationsberufen offen. Sekretärinnen, besonders die mit guten Fremdsprachenkenntnissen, können sich ihre zukünftigen Chefs genauso aussuchen wie Krankenpfleger oder Arzthelfer. Wer gerne nachts arbeitet, auf den wartet ein Job als Nachtportier. Verkäuferinnen haben auch noch beste Chancen. gre
FRANKFURT A. M. Mädchen und Jungen ab acht Jahren, die Spaß an Musik und Tanz haben, sollten sich den kommenden Samstag rot im Kalender anstreichen: Am 13. Februar steigt im Jugendhaus Heideplatz (Schleiermacherstraße 7) ab 10 Uhr das vierte Kinder- Rock-Festival. Auch wer bisher Keyboard, Schlagzeug oder Gitarre nur vom Fernseh-Bildschirm kennt, ist eingeladen; Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Pädagogen und Studenten bieten dreieinhalbstündige Workshops zu mehreren Themen. Wer mit Händen und Füßen, seiner Stimme oder mit Trommel und Rasseln musizieren möchte, ist bei den Percussion-Gruppen richtig. "Wir gründen eine Kinderrockband", heißt es in fünf anderen Workshops. Schließlich können die Kinder Rap-Tanz üben, zu zweit und als Gruppe. Am Nachmittag zeigen alle Teilnehmer, was sie geprobt haben.
Auskunft: Stadtjugendpfarramt, Stalburgstraße 38, Telefon 55 50 40. mb/06
Gerhard Schulze Die Verantwortung der Zeugen Anmerkungen zur jüngsten deutschen Vergangenheit
Doch wir sind nicht aus der Verantwortung entlassen. Die letzten Monate haben gezeigt, wozu wir fähig sind, im Schlechten wie im Guten. Es gibt Momente, in denen die Facetten einer Gesellschaft schlagartig deutlich werden. Die Molotowcocktails, die brennenden Häuser und Menschen, aber auch die Lichterketten haben unsere Möglichkeiten mit einer Klarheit ausgeleuchtet, die jede demoskopische Diagnose als oberflächlich erscheinen läßt. Allerdings droht sich der wichtigste Inhalt unserer kollektiven Selbsterfahrung schon wieder zu verflüchtigen: daß die Zuschauer Bestandteil des Prozesses sind, den sie beobachten.
Im Handumdrehen wird man, ob man es will oder nicht, vom überraschten Zaungast zum mitverantwortlichen Zeugen, dessen Handeln oder Nichthandeln das Geschehen zwischen Täter und Opfer entscheidend beeinflußt. Nur scheinbar ist Gewalt ein Phänomen, das auf die Beziehung von Täter und Opfer beschränkt bleibt. Selbst das in aller Heimlichkeit verübte Verbrechen ereignet sich in einem sozialen Rahmen, der das Ereignis erst als Verbrechen definiert. Auch wenn sich der Täter verbirgt, sind die anderen als moralische Instanz präsent. "Kain, wo ist dein Bruder Abel?" Gerade durch den Fluchtversuch bestätigt der Täter die Unterscheidung von Recht und Unrecht. Die sozialethische Brisanz einer Serie öffentlicher Verbrechen liegt darin, daß der Täter diese Unterscheidung negiert, so daß sie von Mal zu Mal mehr verschwimmt, wenn die Zuschauer passiv bleiben.
Das Fernsehen macht uns alle zu Zuschauern. Im Herbst 1992 waren wir auf einmal moralisch gefordert. Verstört registrierten wir einen Ernstfall, aus dem wir uns nicht unter Hinweis auf den Mangel an Zuständigkeit davonstehlen konnten, denn es wurde immer deutlicher, daß unser Handeln als Zuschauer Folgen hat. Beifall, Indifferenz und Protest erwiesen sich, für alle sichtbar, als bestimmende Größen im Geschehen.
Viele warfen uns vor, zu lange gezögert zu haben, manche sahen bereits schreckliche Zeiten zurückkehren. Doch die Bedingungen der kollektiven Reaktionsschwelle liegen nicht in der Vergangenheit, sondern in der Alltagserfahrung der Gegenwart. Die moderne Gesellschaft läßt einerseits die Fähigkeit zur moralischen Reflexion verkümmern und erzeugt andererseits ein gespaltenes Verhältnis zur Gewalt. Nur wenn wir uns diese beiden Gefahren bewußtmachen, können wir sie vermindern.
Modernes Denken legt eine Grundhaltung moralischer Abstinenz nahe. Die Kernfrage lautet: Wie verbessert man Mittel im Verhältnis zu gegebenen Zwekken? Fast unvermeidlich bekommt das Bewußtsein dabei Schlagseite; es wird mittelbestimmt und zweckentleert. Wir beschäftigen uns beispielsweise mehr mit Transporttechniken als mit der Frage, wieviel Transport wir eigentlich brauchen; die Verfeinerung der Kommunikationsapparate geht einher mit einer Vergröberung der Inhalte; die Rationalisierung der Produktionsverfahren erscheint uns wichtiger als das Produkt selbst. Indem wir die Techniken perfektionieren, verlieren wir die Ziele aus dem Blick. Über Techniken kann man empirisch entscheiden, über Ziele nur durch moralische Reflexion, doch diese ist nicht im Programm der Modernisierung enthalten. Entscheidungen über Ziele fallen gleichwohl, doch müssen wir sie nicht persönlich fällen. Sie verbergen sich in dem Rahmen, innerhalb dessen wir leben, in Berufsrollen, Apparaten, großtechnischen Anlagen, Infrastrukturen, Verwaltungsabläufen, Behörden, Fernsehprogrammen, Gesetzen, Vorschriften.
Wer definiert den Unterschied zwischen Gut und Böse, nachdem die Religion als verbindliche moralische Instanz verschwunden ist? An die Stelle Gottes, so könnte man denken, ist in unserer Gesellschaft das Strafgesetzbuch getreten. Erst durch einen Dritten wird Gewalt von einem Naturphänomen zu einem moralisch bewerteten Sachverhalt. Man kann das Strafgesetzbuch als einen entkörperlichten Beobachter unserer Gesellschaft auffassen. Polizei, Innenminister, Staatsanwaltschaft, Richter und Strafvollzugsbeamte sollen das Gesetz, den kodifizierten Dritten, von Amts wegen in Operationen umsetzen.
Viele, die außerhalb des Spannungsfeldes von Opfer und Gesetz stehen, dünken sich aus der Verantwortung entlassen. Eine vierte Kategorie wird sichtbar: die Unbeteiligten. Sie sind die Residualkategorie einer hochspezialisierten Gesellschaft mit ausdifferenzierten Kompetenzbereichen, in der die Delegation von Verantwortung zum elementaren Organisationsprinzip geworden ist. Im Verhältnis zu der uns umgebenden Wirklichkeit sind wir überwiegend Unbeteiligte, ja wir haben es zu sein. Unter diesen Umständen ist es schwer zu erkennen, wann man ausnahmsweise beteiligt ist. Die Unbeteiligten spähten früher zwischen den Gardinen auf die Straße. Heute schauen sie durch die Fernsehgeräte in die Welt, wo sich das Unfaßbare vollzieht: Deportation, Vergewaltigung, Raub, Brandstiftung, Mord.
Spätestens dann, wenn die Agenten des Strafgesetzbuchs abwesend sind oder versagen, verwandeln sich die Unbeteiligten in Mitverantwortliche. Doch bei Szenen offener Gewalt in Großstädten reagieren die Passanten immer häufiger entweder mit Flucht oder mit Voyeurismus. Auch im deutschen Herbst 1992 war diese Kombination von moralischer Abstinenz und klammheimlicher Schaulust zu beobachten.
Zwar beruht das Prinzip der Gewaltfreiheit auf einem breiten Konsens. Ohne Selbstunterdrückung ist Gewaltfreiheit allerdings nicht zu haben. Was tun, wenn uns die anderen ein Ärgernis sind? Mit in der Tasche geballter Faust und in uns hineinfluchend stehen wir in unserem verrechtlichten Alltagsleben und dürfen nicht einmal den Vogel zeigen. Es gibt ja die Möglichkeit, zu protestieren, sich zu beschweren, zu prozessieren. Die archaischen Regungen sind im Konjunktiv abzuarbeiten: "Ich könnte ihn umbringen." Über den anderen herzufallen, ist die ewige einfache Alternative zu den zahllosen Regeln, die uns begrenzen. Nur ein winziger Schritt trennt uns davon: Gasgeben statt Bremsen, Wegnehmen statt Verzichten, Zuschlagen statt Argumentieren, Anzünden statt Tolerieren.
Soziale Ordnung züchtet eine subversive Ästhetisierung der Gewalt. Regeln und Instanzenwege sind vernünftig, aber langweilig. Zu den Widersprüchen der Gesellschaft zählt, daß sie interessant macht, was sie verbietet. Von der Chance sinnlicher Erregung durch symbolische Entzivilisierung zehren die Dominas, die Horrorvideos, die Hersteller von Spielzeugpistolen und die Aktualitätenindustrie. Eine unausrottbare Faszinierbarkeit durch Gewalt reagiert sich scheinbar harmlos ab. Dabei kommt das Gefühl für den Ernstfall abhanden. Nicht einmal allen Tätern ist klar, daß ihr Handeln etwas anderes ist als gefährlicher Zeitvertreib. In dem immer wieder benutzten Wort "Randale" steckt ein Element von Volksbelustigung. Das Überschreiten der Regeln berauscht die Täter und fesselt die Zuschauer. Nichts hat in unserer Gesellschaft eine größere Aufmerksamkeitschance als der Verstoß. Das Fernsehen kommt und ist schließlich sogar schon vorher zur Stelle, die Kommentatoren schreiben sich die Finger wund, und die Maschinerie öffentlich-rechtlicher Gegengewalt macht sich lächerlich. Ein Spektakel läuft ab, das erst durch die kollektive Sehnsucht nach dem Archaischen zum Spektakel werden kann. Aus der täglichen Flut der Konsumartikel, Satzfetzen und Bilder ragt die Gewalttat mit gebieterischer Eindringlichkeit. Sie setzt ein Zeichen, gegen das andere Zeichen kaum konkurrieren können. Erst die Welle der Massendemonstrationen war von hinreichend starker Symbolkraft, um als Zeichen gegen Gewalt zu wirken.
Die anfängliche moralische Unentschiedenheit der Bevölkerung spiegelte sich in dem auf Majoritäten schielenden Opportunismus solcher Politiker wider, die zuerst die Mehrheit auf der Seite der Täter vermuteten, dann auf der Seite der Opfer. Zunächst kaum verhohlenes Verständnis für die Täter und das Signal "Wir haben verstanden", dann auf einmal die Forderung nach hartem Durchgreifen, Verbot von Vereinigungen, deren krimineller Charakter seit langem bekannt war, Prüfung eines Verbots der Republikaner. Wie etwa bayerische Spitzenpolitiker ihren Bückling vor der eingebildeten rechten Bevölkerungsmehrheit als politischen Nonkonformismus kaschierten, ihre Nichtteilnahme an der Berliner Demonstration als Zeichen von Mut ausgaben, um sich nach den Demonstrationen in München und Nürnberg für Tugend und Toleranz stark zu machen, war ein Lehrstück politischer Bigotterie, dessen Fortsetzung wir spätestens bei den Landtagswahlen 1994 erleben werden.
Auf den Wellen, die durch die Gesellschaft gehen, tanzen viele Politiker wie Schaumkronen. Sie reagieren entsprechend den von ihnen vermuteten Mehrheitsverhältnissen, oft genug irrtümlich und schlecht beraten, oft genug von unvorhergesehenen Umschwüngen überrascht, denen sie sich eilfertig anpassen. Nun haben sich viele über den Mangel an geistiger Führung beklagt und Verdrossenheit über die politische Klasse geäußert. Ein Irrtum wäre es freilich, Politik als Dienstleistungsinstitution für Sozialmanagement und moralische Daseinsvorsorge zu betrachten. Erstens stimmt diese Einschätzung soziologisch nicht: Zu eng sind Politik und Gesellschaft miteinander verkoppelt, als daß man zwischen Führern und Geführten trennen könnte. Und je mehr die Politiker reagieren, statt zu agieren, je mehr sie sich von Meinungen beeinflussen lassen, statt Meinungen zu verkörpern, desto mehr fällt der Anspruch auf geistige und politische Führung auf diejenigen zurück, die ihn äußern. Zweitens ist zu fragen, ob wir das eigentlich wollen: daß Profis die Dinge für uns regeln. Repräsentative Demokratie wird von vielen als dasjenige Verfassungsmodell mißverstanden, das den einzelnen von moralischer Reflexion entlastet. Wie weit kann man sich selbst aus dem Diskurs über Gut und Böse entlassen, weil dafür andere zuständig sind?
Trotz der Moralferne unseres Alltagslebens haben schließlich doch Hunderttausende moralisch reagiert, trotz des Zaubers des Barbarischen fühlte sich die Mehrheit abgestoßen. Wir haben Anlaß, uns über uns selbst zu wundern. Sind wir am Ende zur Vernunft gekommen oder doch wenigstens zum gesunden Menschenverstand? Viele wollen dies nicht recht glauben. Man zweifelt an der Lauterkeit der Motive: die Exportnation gibt sich fromm, um keine Auftragseinbußen zu erleiden; viele sind bloß mitgelaufen, ohne sich etwas dabei zu denken; wer gegen Ausländerhaß demonstriert, ist noch kein Ausländerfreund usw. Doch wer wüßte schon genau zu sagen, warum jemand tut, was er tut? Angesichts der Beliebigkeit aller Unterstellungen ist die Spekulation über Motive bloßes Gerede. Unsere fast schon zum Dogma gewordene Selbstschematisierung als häßliche Deutsche ist unproduktiv. Glauben wir doch einmal, rein hypothetisch und mit vielen Einschränkungen, an das Gute in uns. Wie man sich selbst interpretiert, so wird man.
Die Geschichte liefert uns reichlich Anschauungsmaterial für unsere schlechten Seiten. Aber immer wieder, so auch in den letzten Monaten, tritt die Möglichkeit des Andersseins zutage. In einer Springprozession zieht das Prinzip der Gewaltlosigkeit in die Gesellschaft ein. Zurückgeworfen vom Chauvinismus der Wilhelminischen Ära, vom Gewaltexzeß des Nationalsozialismus, von der linken Praxis politisch nützlicher Gewalt, gibt es doch auch Gegenbewegungen. Stationen in der Geschichte der Bundesrepublik waren die Abschaffung der Todesstrafe, das Verbot körperlicher Strafen in der Schule, das Einsetzen der Diskussion über Vergewaltigung in der Ehe, die Demonstrationen gegen Gewalt in den letzten Monaten.
Natürlich wird uns die Konzession an den Schwächeren immer auch ein Ärgernis bleiben. Die zivilisatorische Unterdrückung des Gewaltimpulses schafft den Impuls selbst nicht ab. Überraschenderweise hat diese Ambivalenz einen positiven Aspekt. Immerhin, so könnte man sagen, sind wir doch wenigstens ambivalent - es könnte schlimmer sein.
Zur Verantwortung der Zeugen gehört die Besinnung auf das Gute ebenso wie die Kritik des Bösen. Nun sind "Gut" und "Böse" Worte, die uns kaum noch über die Lippen wollen. Naiv ist freilich der Glaube, wir kämen um diese Worte herum.
Wie schnell werden die Erfahrungen der letzten Monate blaß werden? Wird es uns gelingen, etwas damit anzufangen? In den Nachrichten hat sich das altgewohnte Hintergrundgeräusch wieder eingestellt. Worte wie "Steuern", "Neue Bundesländer" und "Lafontaine" erreichen uns als Normalitätssignale, die uns in den politischen Dämmerzustand zurückversetzen, eingekuschelt in ein wärmendes Gewebe bundesrepublikanischer Wirklichkeit. Schon überzieht sich das Geschehene mit einem ersten trügerischen Firnis von Vergangenheit, Zeitmarken für die Periodisierung bieten sich an: Rostock als Anfang, Mölln als Ende - als ob es nicht erneut Brände und Tote gegeben hätte. Allmählich verbraucht sich die Symbolkraft der Großveranstaltungen gegen Gewalt; Brigitte Seebacher-Brandt macht sich gar mit der Sottise interessant, die Lichterketten in die Nähe des nazi-deutschen Erbes zu definieren.
"Ausländerhaß" wurde zum Wort des Jahres, gewiß, aber 1992 ist vorbei. Fast könnte man denken, das Schlimmste sei bereits über uns hinweggeschwappt. Doch indem wir die Ereignisse als Welle deuten, frieden wir ein Phänomen in der Vergangenheit ein, das sich nicht statistisch aus unserem Alltagsleben herausinterpretieren läßt.
Weichen werden in der Schule gestellt Europas Frauen sind im Arbeitsleben benachteiligt
Die Zahl der berufstätigen Frauen hat innerhalb der Europäischen Gemeinschaft zwischen 1983 und 1989 zwar um 2,3 Prozent zugenommen - doch trotz verstärkter Präsenz in der Arbeitswelt sind Frauen auch weiterhin in sämtlichen Beschäftigungsbereichen in niedrigeren Positionen beschäftigt als ihre männlichen Kollegen.
Dieser Umstand bringt natürlich auch eine Schlechterbezahlung der Frauen im Vergleich zu den Männern mit sich. Je nach Land und Beschäftigungsbereich beträgt die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern zwischen 14 und 40 Prozent. Dem Bericht zufolge verringerte sich die Spanne zwischen dem Arbeitsentgelt für Männer und Frauen seit Mitte der 70er Jahre nur geringfügig. So lag 1990 der durchschnittliche Arbeitslohn für Frauen in nicht-manuellen Berufen in keinem der Mitgliedsstaaten über 68 Prozent dessen der Männer. In manuellen Berufen und im Bankwesen erhalten Frauen durchschnittlich 75-85 Prozent und im Dienstleistungsbereich 65-70 Prozent des Gehalts der Männer.
Die beiden wesentlichen Faktoren, die Frauen auch heute noch den Zugang zu qualifizierteren und damit auch besser dotierten Stellen verbauen, sind Diskriminierungen im Bereich der Erziehung und damit verbunden auch ein erschwerter Zugang zu beruflicher Ausbildung. Eine echte Chancengleichheit zwischen Jungen und Mädchen in der Schule muß deshalb auch weiterhin als wesentliche Grundlage für eine spätere Gleichheit im Berufsleben angesehen werden.
Infolge des erschwerten Zugangs zur Berufsausbildung und des daraus resultierenden niedrigeren Qualifikationsniveaus ist die Mehrheit der Frauen auch weiterhin noch auf wenig qualifizierten Arbeitsplätzen und nicht selten auch in ungesicherten Arbeitsverhältnissen beschäftigt. Entsprechend hoch ist der Anteil der Frauen in der Arbeitslosenstatistik, der sich in den letzten Jahren sogar noch erhöht hat. Das Ausmaß der Arbeitslosigkeitsproblematik ist in den einzelnen Mitgliedsstaaten zwar unterschiedlich, jedoch sind, außer in Großbritannien, überall mehr Frauen als Männer von Arbeitslosigkeit betroffen.
Im Gespräch: Der peruanische Priester Alejandro Cussianovich Arbeit gibt den Kindern Würde
"Arbeit hilft Kindern, ein Selbstwertgefühl zu entwickeln", sagt Alejandro Cussianovich. Er fügt aber im Gespräch mit FR-Redaktionsmitglied Frank-Thomas Wenzel hinzu, die katastrophalen Bedingungen, unter denen Kinder Geld verdienen, müßten nicht nur in seinem Heimatland Peru verbessert werden. Der Lehrer und katholische Priester ist gegenwärtig Direktor des "Instituts für Volkspädagogik", das von internationalen Hilfsorganisationen finanziert wird und in ganz Peru Bildungsprojekte für die arme Bevölkerung betreut. Cussianovich ist außerdem Unterstützer der "Bewegung der arbeitenden Kinder" (Manthoc). Er reist derzeit auf Einladung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) durch Deutschland. Bevor Alejandro Cussianovich vor einigen Tagen nach Frankfurt flog, besuchte er die "Schule des arbeitenden Kindes" in Villa Maria del Triunfo, einem der Elendsviertel in Perus Hauptstadt Lima. Als die zehnjährige Elena Rosa von Cussianovichs Reiseplänen erfuhr, forderte sie ihn auf: "Bring mir eine Puppe mit." Geld gab sie ihm keins mit. "Schenk sie mir", sagte das selbstbewußte Mädchen.
Doch Elena Rosa hätte keine Probleme, die Puppe zu bezahlen. Denn jeden Tag verkauft sie schon morgens früh auf einem der vielen Märkte von Lima Obst und Gemüse. Nachmittags geht sie in die "Schule des arbeitenden Kindes", die mit Unterstützung von terre des hommes für die Kinderarbeiter der Märkte in Villa Maria del Triunfo eingerichtet wurde. Alejandro Cussianovich erzählt diese Episode mit leuchtenden Augen. "Sie ist ein perfektes Kind - keine kleine Erwachsene." Wie jedes andere Kind habe Elena Roas ihre Launen und Verrücktheiten. "Zu ihrer Identität gehört aber auch die Arbeit, ohne die würde ein Teil von ihr fehlen."
Cussianovich weiß, daß solche Aussagen bei Europäern häufig Kopfschütteln auslösen. "Die Menschen in Südamerika haben ein anderes Verhältnis zu Kinderarbeit." In Peru gehört sie zum täglichen Straßenbild. Dort arbeitet nach Cussianovichs Angaben von acht Millionen Kindern unter 18 Jahren fast jedes zweite regelmäßig.
Und die Tendenz ist steigend. Denn seit zwei Jahren beutelt eine schwere Rezession das Land. Peru ist hochverschuldet. Monatlich 20 Millionen Mark müssen an den internationalen Währungsfonds gezahlt werden. Und neue Kredite gibt es nicht. "Wir erleben seit 1990 eine Explosion der Armut", erläutert Cussianovich. Inzwischen sei es schon soweit, daß Lehrer und Beamte ihre Kinder zur Arbeit auf die Straße schicken müßten, weil das Einkommen des Vaters nicht mehr reiche.
Die Kinder schleppen Kisten auf den Märkten, verkaufen Fahrkarten in Bussen, bieten auf den Straßen der Städte alles an - von der Stricknadel bis zum Kühlschrank. Sie schuften in Fischfabriken und im Bergbau. Die Arbeitsbedingungen sind oft menschenunwürdig. Und für gleiche Arbeit verdienen Mädchen und Jungen weniger Lohn als Erwachsene.
Um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen und sich gegenseitig zu helfen, schlossen sich Kinder 1978 unter Mithilfe der Christlichen Arbeiterjugend zur Bewegung der arbeitenden Kinder (Manthoc) zusammen. Die Mitglieder der Kindergewerkschaft bieten in Zusammenarbeit mit Erwachsenen Nachhilfeunterricht an, laden zu Ferienlagern und Informationsveranstaltungen ein und haben schon viele Demonstrationen organisiert. "Die Utopie von Manthoc ist, die positiven Elemente der Kinderarbeit aus der schlechten Situation herauszubrechen", erläutert der Lehrer und Priester. Er weiß jedoch, daß Manthoc die Ausbeutung nicht abschaffen kann. Aber durch ihre Mitarbeit in der Organisation hätten viele ein Bewußtsein ihrer Würde entwickelt. Damit sei die Basis für die Forderung nach mehr Kinderrechten durch die Kinder selbst geschaffen worden. Keines der Manthoc-Mitglieder denke daran, die Abschaffung der Kinderarbeit zu fordern, sagt Alejandro Cussianovich. "Sie sind stolz darauf, ihr eigenes Geld zu verdienen." Durch die Arbeit könnten sich die Kinder als selbständige, soziale und ökonomische Individuen erfahren - eine Identität zu entwikkeln. Für Cussianovich ist Arbeit ein wichtiges Element der Erziehung. Die Europäer hätten das vergessen, sagt er. Menschen, die bis zum 30. Lebensjahr ausgebildet und von Eltern beschützt werden, würden um die Chance gebracht, ihre Rolle in der Gesellschaft zu definieren. "Wer das Kind als Objekt der Fürsorge ansieht, glaubt nicht an das Kind", meint Cussianovich. Die Kritik aus den reichen Ländern an der Kinderarbeit in der Dritten Welt weist er zurück. "Ist es den Wohlstandsgesellschaften gelungen, die Jugendlichen vor Ausbeutung zu schützen?", fragt er provokativ. Die Antwort gibt der Deutsche Kinderschutzbund. Nach seinen Angaben arbeiten in Deutschland etwa 400 000 Kinder regelmäßig. Tendenz steigend. Fast immer werden die Kinder unterbezahlt.
Im Deutschen Architekturmuseum ist eine neue Ausstellung in Vorbereitung: Vom 6. März bis zum 12. April sind dort "Türdrücker der Moderne" zu sehen.
Bis zum Ende der zwanziger Jahre war der Türdrücker eine Domäne der Architekten. Von den dreißiger bis zu den siebziger Jahren wurden Türdrücker dann eher von Industriedesignern entworfen, später wieder von Architekten. Unter anderem werden Arbeiten von Peter Behrens, Josef Maria Olbrich, Otto Wegener, Paul Riemerschmid, Walter Gropius, Ferdinand Kramer, Wilhelm Wagenfeld, Knud Holscher, Angelo Mangiarotti, Ettore Sottsas, Marco Zanosa, Aldo Rossi, Jasper Morrison, Hans Hollein vorgestellt.
Vom 22. Mai bis zum 8. August 1993 widmet das Architekturmuseum eine Ausstellung dem Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Peter Joseph Lenné (1789-1866). Parallel dazu soll am Main ein Miniaturgarten zu sehen sein, in dem ein Ausschnitt aus einem Lenné-Entwurf im Maßstab 1:1 realisiert werden soll. wp
DOKUMENTATION 16
"Jugend jazzt" "Jugend jazzt" ist der Titel des vom Landesmusikrat ausgeschriebenen Wettbewerbs für Nachwuchsmusiker. Beteiligen können sich junge Bigbands, deren Mitglieder ein Durchschnittsalter von höchstens 25 Jahren haben sollten. Nähere Informationen gibt Organisator Wolfgang Diefenbach, Austraße 20, 6272 Niedernhausen, Tel. 06127/3411.
Erschreckend hierbei ist, daß sich diese Diskrepanz in den letzten Jahren tendenziell verstärkt hat. So fiel beispielsweise die Arbeitslosenrate der Männer in Spanien zwischen 1983 und 1989 von 16,5 auf 12,9 Prozent, während die Arbeitslosenquote der Frauen von 20,8 auf 25,2 Prozent anstieg. Nicht ganz so gravierend, aber immer noch bedenklich genug fiel die Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland aus. Während sich die Arbeitslosenrate der Männer zwischen 1983 und 1989 von 6,2 auf 4,3 Prozent verringerte, nahm die Frauenarbeitslosigkeit im gleichen Zeitraum lediglich von 8,0 auf 7,4 Prozent ab. Im April 1992 betrug die Gesamtarbeitslosenrate der Männer in der Europäischen Gemeinschaft 8, die der Frauen 12 Prozent. Das bedeutet, daß derzeit rund sieben Millionen Frauen in Europa offiziell als arbeitslos registriert sind.
Besonders besorgniserregend ist dabei die Tatsache, daß der Anteil der Frauen an den Langzeitarbeitslosen deutlich zugenommen hat und ihr Anteil hier heute bereits 55 Prozent ausmacht. Gerade im Bereich der Langzeitarbeitslosigkeit ist in den letzten Jahren eine äußerst negative Entwicklung zu beobachten, da in allen Mitgliedsstaaten - außer Dänemark und Großbritannien - die Zahl sowohl der weiblichen wie auch der männlichen Langzeitarbeitslosen deutlich zugenommen hat. Mehr als die Hälfte der europäischen Arbeitslosen ist schon länger als ein Jahr auf Arbeitssuche.
Trotz der Schaffung von neun Millionen neuen Arbeitsplätzen zwischen 1985 und 1990 bleibt die EG-Kommission besorgt angesichts der fortbestehenden hohen Arbeitslosigkeit in der Gemeinschaft, die sich erneut erhöht hat und "droht, zum zentralen Problem der Gemeinschaft in den 90er Jahren zu werden".
Typische Merkmale von Frauenarbeit sind die erhöhte Präsenz von Frauen im Bereich der Teilzeitarbeit und eine geringere Berufstätigkeit der 25- bis 34jährigen Frauen. Durchschnittlich 28 Prozent der Frauen, gegenüber lediglich 4 Prozent der Männer, sind teilzeitbeschäftigt. Besonders ausgeprägt ist diese Tendenz in den Niederlanden und Großbritannien, während in den südeuropäischen Ländern Italien, Spanien und Griechenland im Verhältnis weniger Frauen in Teilzeit beschäftigt sind. Innerhalb der gesamten Gemeinschaft ist zugleich zu beobachten, daß der Beschäftigungsgrad der Frauen ab dem vierundzwanzigsten Lebensjahr deutlich nachläßt und erst ab der Altersgruppe der 35jährigen wieder zunimmt. Sowohl der deutlich höhere Anteil von Frauen im Bereich der Teilzeitarbeit als auch der zeitweise Ausstieg vieler Frauen zwischen 25 und 34 - in der "Familienphase" - sind eindeutige Indizien dafür, daß Frauen im Vergleich zu Männern immer noch vermehrt Verantwortung im Bereich der Kindererziehung und -betreuung übernehmen müssen. Infolge unzureichender Unterbringungsmöglichkeiten für Kinder können viele Frauen Familien- und Berufspflichten nicht miteinander in Einklang bringen und sind so gezwungen, entweder vorübergehend aus dem Berufsleben auszuscheiden oder eine Teilzeitbeschäftigung anzunehmen. Gerade in diesem Bereich sind die einzelnen Mitgliedsstaaten gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, die es Frauen und auch Männern erlauben, Berufs- und Familienleben besser miteinander zu vereinbaren und die auch eine gerechte Verteilung der Familienpflichten ermöglichen.
HEDDERNHEIM. Perspektiven der Ausländerpolitik und die Kommunalwahl: zu diesem Thema organisiert die Heddernheimer Friedensinitiative eine Podiumsdiskussion am Donnerstag, 11. Februar, ab 20 Uhr.
Im Saal der evangelischen St.-Thomas- Gemeinde (Heddernheimer Kirchstraße 5) diskutieren Stadtrat Daniel Cohn-Bendit (Leiter des Amts für multikulturelle Angelegenheiten), Sever Erol (Mitarbeiterin der Arbeiterwohlfahrt), Gudrun Petasch (Leiterin des Flughafensozialdienstes, Sprecherin des Hessischen Flüchtlingsrates) und Bahran Nirumand (Journalist, Geschäftsführer der Kommunalen Ausländervertretung). Eingeladen sind interessierte Bürger und Mitarbeiter der im Römer vertretenen demokratischen Parteien. mb/06
Nach Einschätzung der Kommission der Europäischen Gemeinschaften kann eine Gleichbehandlung von Männern und Frauen nur durch umfassende Fortschritte im Ausgleich von Berufsleben und Familienpflichen erreicht werden. Ein entsprechender Richtlinienvorschlag der Kommission zum Elternurlaub und Urlaub aus familiären Gründen wurde vom Rat der Europäischen Gemeinschaften, entgegen der vorgesehenen Planung, im Sommer 1992 nicht verabschiedet.
Obwohl in diesem Bereich noch keine einheitlichen Regelungen in den Mitgliedsstaaten herbeigeführt werden konnten, ist es in den vergangenen Jahren gelungen, für die Chancengleichheit von Frauen einen gut ausgearbeiteten rechtlichen Rahmen, der für alle Mitgliedsstaaten verbindlich ist, zu erstellen. Allerdings klafft zwischen der gesetzlichen Verpflichtung und der alltäglichen Praxis in den Mitgliedsstaaten auch weiterhin eine nicht zu übersehende Lücke. An diesem Mißstand will nun das "3. Mittelfristige Aktionsprogramm der Gemeinschaft - 1991 bis 1995" mit seiner Arbeit ansetzen. Schwerpunktmäßig soll hier vor allem eine verbesserte Wirkung der vorhandenen rechtlichen Rahmenbedingungen erreicht werden, wobei nötigenfalls gegen Vertragsverletzungen auch entsprechende rechtliche Schritte eingeleitet werden sollen.
Ein zweiter Schwerpunkt des Aktionsprogramms ist die verstärkte Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt. Dazu gehören Maßnahmen zur Verbesserung der beruflichen Bildung ebenso wie die Förderung von weiblichen Unternehmern und von örtlichen Beschäftigungsinitiativen. Da sich gerade lokale Beschäftigungsmaßnahmen als wirksames Instrument für die Bekämpfung der Frauenarbeitslosigkeit erwiesen haben, hat die Kommission bereits 1987 ein Soforthilfeprogramm für Arbeitsbeschaffung gestartet, das die Unternehmensgründung durch Frauen erleichtern und fördern soll. Das vom Kontakt- und Austauschnetz "ILE" unterhaltene und geförderte Programm hat dann auch entsprechenden Anklang gefunden und Partnerschaftsprojekte auf lokaler und regionaler Ebene ermöglicht. Da überall in der Gemeinschaft eine wachsende Tendenz der Frauen zur Übernahme selbständiger Tätigkeiten festzustellen ist, soll die Gründung von Unternehmen und Kooperativen durch Frauen auch zukünftig gezielt unterstützt werden.
Alle diese Maßnahmen werden jedoch nur Stückwerk bleiben, solange es nicht gelingt, zwischen Männern und Frauen einen gerechteren Ausgleich hinsichtlich der Erziehung und Versorgung der Kinder herzustellen und die Mitgliedsstaaten nicht in der Lage sind, entsprechende Kinderbetreuungseinrichtungen bereitzustellen. Denn Programme alleine lösen weder Probleme, noch schaffen sie Gleichberechtigung. Was alleine zählt, ist die Umsetzung vorhandener Programme. Und hieran wird sich zeigen, wie es mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau in Europa wirklich bestellt ist.
DIETHARD GEBER
Informationen zum Thema: "Frauen Europas" Info Nr. 28 Juli-August-September 1992. Sonderheft Frauen Europas Nr. 34 - "Chancengleichheit für Frauen und Männer - 3. Mittelfristiges Aktionsprogramm der Gemeinschaft 1991-1995". Sonderheft Frauen Europas Nr. 36 - "Frauen und Beschäftigung". Alle Infos kostenlos zu beziehen über: Kommission der Europäischen Gemeinschaften - Fraueninformationsdienst - Rue de la Loi 200, B-1049 Brüssel.
RANSTADT. Landrat Rolf Gnadl besucht am Samstag, 20. Februar, den Ranstädter SPD-Ortsverein. Um 14 Uhr trifft man sich am Bürgerhaus zu einem öffentlichen Spaziergang durch den Ort.
Um 16.30 beginnt im Bürgerhaus eine Wahlveranstaltung, in der Hans-Otto Knobel wegen seiner 20jährigen Arbeit als Parlamentsvorsteher geehrt werden soll.
BORNHEIM. Umwege müssen die Fußgänger im Herzen von Bernem in den kommenden Monaten in Kauf nehmen: Der Zugang zur U-Bahn-Haltestelle Bornheim-Mitte ist wegen Bauarbeiten seit dem vergangenen Samstag eingeschränkt.
Die U-Bahn-Station wird, wie viele andere Haltestellen im gesamten Stadtgebiet, mit Aufzügen ausgestattet. Daher ist der nördliche Treppenaufgang von der B- Ebene zur Berger Straße (Ausgang Saalburgstraße) gesperrt - bis die Bauarbeiten in voraussichtlich sieben Monaten beendet sein werden.
Währenddessen ist die U-Bahn-Station aber weiterhin über die südlichen Zugänge Berger Straße und Saalburgstraße zu erreichen. Die Saalburgstraße kann an einem Fußgängerüberweg mit Ampel sicher überquert werden. ova
HATTERSHEIM. Electric Bebob, Blues, Oldies, Jazz und Rock - Musik in allen Varianten erklang und erklingt in diesen Wochen im Hattersheimer Posthofkeller und lohnt auch den Aufwand einer Fahrt in den Nachbarkreis.
Lateinamerikanische Klänge stimmen "Los Companeros" am Freitag, 19. Februar, an. Das Benefiz-Konzert zugunsten des Asylbewerberheims in Hattersheim beginnt um 21 Uhr.
Im Vorprogramm spielt Chris Savage, bevor die Gitarristen Jens Hummola und Rafael Guiterrez-Stienert, der Geiger Helmut Eckstein und die Percussionisten Necmi Erkades und Ergün Ozkoc auf die Bühne kommen. Außer Andenmusik haben sie französische, türkische und arabische Klänge im Repertoire.
Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats - vor zwei Wochen spielten "Papa & die Buben" aus Darmstadt karnevalistisch auf - steht der Posthofkeller am Samstag, 20. Februar, im Zeichen der Fassenacht. Die große Party mit den "Quietschboys" beginnt um 21 Uhr. Die Band aus Frankfurt greift zum Anheben der Stimmung auf eingängige und -schlägige Titel zurück: Zu hören sind da die großen Songs von Westernhagen und Grönemeyer, aber auch Lieder von den "Dire Straits" und "Bon Jovi" - eben was zum Mitgrölen.
Aus dem Raum Gießen kommt am Freitag, 26. Februar, die Gruppe "Most unimportant people" nach Hattersheim. Im Gepäck haben sie Rock und Pop aus eigener und fremder Feder.
Zum Abschluß des Februar-Programms gibt es dann fast so etwas wie ein Heimspiel: Die "Bluesbube" aus Frankfurt singen Texte in Mundart - der Blues allerdings ist so, wie er sein soll: rabenschwarz. Eine Hörprobe gibt's am Samstag, 27. Februar, um 21 Uhr im Posthofkeller.
Zu finden ist das Etablissement in der Hauptstraße 48 der Mainstadt. kkü
Die Geister scheiden sich am Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AMKA). Die CDU will die von Rot- Grün 1989 geschaffene kommunale Behörde abschaffen und das vom ehrenamtlichen Stadtrat Daniel Cohn- Bendit (Grüne) geleitete Multikulti- Dezernat mit dazu. "Die arbeiten unprofessionell und sie sind völlig überflüssig. Das, was die machen, kann locker im Sozial- und Jugenddezernat erledigt werden", sagt Albrecht Magen, Unionssprecher für Ausländerpolitik.
Und so steht es denn auch im Wahlprogramm der Christdemokraten. Und dem der FDP.
Die Sozialdemokraten indes möchten das AMKA behalten. Sie lassen auch mit sich reden, ob man es nicht noch "stärken" solle, wie das die Grünen fordern.
Dezernent Cohn-Bendit will bei künftigen Koalitionsverhandlungen dafür streiten, "das Amt zum endgültigen Bestandteil der Stadtverwaltung zu machen" und auch "mehr Kompetenzen" verlangen. Sprich: Jugend-, Gesundheits- und Sozialamt m ü ß t e n in bestimmten Ausländer-Fragen die AMKA-Stellungnahme einholen, ehe sie ihre Entscheidungen fällen. Bislang ist solch Verfahren nur in Kann- Bestimmungen kodifiziert und somit völlig ins Belieben gestellt. Cohn-Bendit hat gar sein kommunalpolitisches Schicksal mit der Erfüllung dieser Forderung verknüpft. Zwar ist er guter Hoffnung - "Die Chancen stehen nicht schlecht. Ich glaube, daß die SPD dem generell positiv gegenübersteht" - doch falls er in der Koalition "damit hinten runterfällt", dann werde er halt seinen Hut nehmen.
Wird die "Anhörungsverpflichtung" jedoch Ortsgesetz, bleibt Cohn-Bendit "noch drei Jahre": "Dann höre ich auf. Ich habe in meinem Leben nie länger als sechs Jahre einen Job gemacht: Kindergärtner, Buchhändler zum Beispiel." Bis 1996 gebe es dann allerdings noch eine Menge zu tun auf dem Multikulti-Sektor. Schwerpunkte: "Gesundheitsvorsorge bei den Migranten", Jugendhilfeprojekte, "mehr ausländische Kräfte in Kitas und Sozialstationen".
Und natürlich müsse man darauf achten, wie man die Ausländer bei der Besiedlung der "neuen Frankfurter Stadtteile" einbeziehe. Stichwort: soziale Mischung - keine Quotierung nach Volksgruppen, sondern nach sozialer Lage.
Sozialdezernent Martin Berg vom Koalitionspartner SPD sieht das ähnlich und drückt es griffiger aus: "Wir müssen die sozialen Brennpunkte knacken und dürfen keine neuen schaffen."
Berg und die SPD stehen zudem - wie die Grünen - für mehr politische Beteiligungsrechte: Doppelstaatsbürgerschaft, schnellere Einbürgerung, Kommunalwahlrecht auch für Nicht- EG-Staatsbürger.
Da ist wiederum die CDU dagegen. Die hält auch nichts vom Konzept der "multikulturellen Stadt" und der von Rot-Grün proklamierten "Einwanderungsgesellschaft". Weitere "Zuwanderungswellen" seien "nicht zu verkraften", heißt es im CDU-Wahlprogramm. Dort findet sich auch die stadtpolitische Formel der Union für die, die bereits da sind: "behutsame Integration".
Das bedeute "keine Zwangseingliederung": "Wer seine Kulturtraditionen bewahren will, mag dies tun, wenn sie nicht unserer Rechtsordnung und unserem gesellschaftlichen Gefüge zuwiderlaufen." peh
Liest man Ihren Artikel vom 3. 2. 1993 "Ein weiter Weg zur Bürgernähe und mehr Demokratie" über Frau Weber, so bekommt man den Eindruck, alles sei in Heidelberg in bester Ordnung und Frau Webers Kritiker rekrutierten sich aus der Gruppe derer, die ihre Hintern in dicken Autos plattsitzen und über Radwege schimpfen. Dem ist nicht so. Zunächst muß man festhalten, daß es bei dem Amt des OBs wohl darum geht, eine Stadt zu gestalten und zu verwalten. Leider scheint dies in Heidelberg sehr zum Nachteil der Bürger und zum Vorteil einiger Alibi-Randgruppen zu geschehen.
Abgesehen von einzelnen Fehlentscheidungen, wie zum Beispiel der geplanten Schließung des Schwimmbades im Stadtteil Emmertsgrund (das einzige Freizeitangebot der Trabantenstadt), der offenbar nicht stattfindende Denkmalschutz (z. B. die Front der Buchhandlung Koester oder des NANZ-Supermarktes) oder die maßlose Erhöhung der Hundesteuer, muß man feststellen, daß keine Wohnungsbaupolitik stattfindet, die Verkehrspolitik auf rein restriktiven Maßnahmen beruht, ohne Alternativen zum Individualverkehr anzubieten und studentische Belange ignoriert werden.
Es sind nicht irgendwelche Spießer oder ewiggestrige Machos, die nicht mit Frau Webers Amtsstil zufrieden sind, der natürlich eine Verbesserung zu "Little Caesar" Zundel darstellt. Tatsache ist, daß Frau Webers Konzepte zwar in den Zeitgeist passen, jedoch keinerlei Lösungsvorschläge für die zukünftigen Probleme der Stadt bieten. Ganz so einfach wie Sie es darstellen, liegen die Dinge nun doch nicht.
Thorsten Krings, Wiesloch
An den Tankstellen in Österreich wird nach Informationen des Deutschen Touring Automobil Club seit dem 1. Februar kein verbleites Super mehr ausgeliefert. Die an den Stationen vorhandenen Restbestände können noch bis 1. November verkauft werden. Fahrzeuge, die eigentlich bleihaltige Kraftstoffe benötigen, müssen in Österreich künftig mit "Super bleifrei" (98 Oktan) betankt werden.
HAUSEN. "Ein Verein lebt vom Engagement der Ehrenamtlichen, die nicht fragen, was kriege ich dafür", so begrüßte Vorsitzender Karl-Heinz Koch beim Ehrenabend der TuS Hausen ein halbes Hundert verdienter Mitglieder im Kolleg der vereinseigenen Ellerfeldschänke.
Es waren jene, die "ein beträchtliches Maß" ihrer Freizeit opfern, um den Verein mit Leben zu erfüllen. Unter ihnen auch Lini Litzinger, die seit 25 Jahren Mitglied ist, früher dem Vorstand angehörte und heute noch in verschiedenen Abteilungen aktiv mitwirkt.
Koch überreichte ihr die silberne Ehrennadel und ein kleines Präsent als Dankeschön für die langjährgie Treue zum Verein. Beim kalten Büfett, das der Vorstand gespendet hatte, wurde anschließend über die heutigen Probleme der Vereine und über neue Pläne der TuS diskutiert. Alles im allen war der Ehrenabend eine gelungene Sache, die das vielfältige Vereinsleben in einem Frankfurter Stadtteil widerspiegelte. rw
RODGAU/KREIS OFFENBACH. Der Konflikt zwischen dem Kreis Offenbach als Schulträger einerseits und der Jügesheimer Georg-Büchner- Schule andererseits um den Ersatz für den Weihnachten 1991 niedergebrannten Pavillon ist beigelegt. Der Verlust der sieben Klassenräume hatte dazu geführt, daß zeitweilig verstärkt fensterlose, im Innenbereich gelegene Räume für den Unterricht genutzt werden mußten. Dagegen hatte sich die Schulgemeinde - Lehrer, Schüler und Eltern - gewandt.
In seiner jüngsten Sitzung hat der Kreisausschuß beschlossen, sofort 74 000 Mark bereitzustellen, um damit die als Klassen- und Fachräume genutzten Innenräume der Schule wieder aufgeben zu können. Man habe sich darauf verständigt, erläuterte die Kreisbeigeordnete und Schuldezernentin Adelheid D. Tröscher, daß drei mit Fenstern versehene, außen liegende Fachräume umgebaut und künftig als Klassenräume genutzt werden sollen.
Ein bisheriger Verwaltungsraum wird ebenfalls umgebaut und in Zukunft als Musikraum dienen. Die fensterlosen Innenräume werden zu Kursräumen umfunktioniert: "Zwei Stunden Unterricht pro Tag sind dort vertretbar." An einen Ersatz für den Pavillon ist nicht zu denken, da das von der Brandversicherung aufzubringende Geld für den Neubau der im Mai 1992 niedergebrannten Wilhelm- Busch-Schule verplant wurde. ttt
BAD HOMBURG. Aus Anlaß des 20jährigen Bestehens des Bad Homburger Bahnengolf-Sportvereins findet in diesem Jahr das "Hirschgarten-Turnier" im Bahnengolf mit internationaler Beteiligung statt. Erwartet werden Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem aus der Schweiz und Österreich.
Eine weitere Neuheit der Bahnengolf- Sportler ist das Bembel-Turnier, das am 28. März stattfinden soll. Der Verein hat zur Zeit 75 Mitglieder, etwa die Hälfte von ihnen nehmen an Hessenmeisterschaften und Turnieren teil. off
In der ganzen Europäischen Gemeinschaft sollen in einigen Jahren Ausländer aus EG-Staaten bei Kommunalwahlen mitwählen können. In der ganzen EG? Nein. In zwei kleinen Stadtstaaten im Norden Deutschlands, Hamburg und Bremen, könnten die kommunalen Wahlurnen für EG-Ausländer wegen der Kompetenzverteilung in den Parlamenten tabu bleiben. Die Vereinigung zur Förderung des Petitionsrechts will das Problem mit einer originellen Idee lösen: EG-Ausländer sollen durch die Hintertür einer Landesstaatsbürgerschaft das Wahlrecht erhalten.In der Klemme
Seit Dezember vergangenen Jahres ist das Kommunalwahlrecht für EG-Ausländer im Grundgesetz verankert. Experten rechnen damit, daß Euro-Bürger 1995 erstmals ihre Stimme abgeben dürfen. Vorher müssen der Maastrichter Vertrag ratifiziert und Ausführungsbestimmungen erlassen werden.
"Wir sitzen durch die Grundgesetzänderung ganz schön in der Klemme", gibt Michael Göbel, Staatsrat beim bremischen Senator für Justiz und Verfassung, zu. Ihre lange Tradition als Stadt-Staaten, hat Bremen und Hamburg in die Zwickmühle gebracht. Die Hansestädte sind Land und gleichzeitig Kommune. Dementsprechend eng sind Landes- und Kommunalparlamente miteinander verzahnt. Die Bremer Bürger wählen mit einer Stimme zwei Parlamente: die Stadtbürgerschaft mit ihren 80 Abgeordneten (Kommunalparlament); die verwandelt sich in die Bürgerschaft (Landesparlament), wenn die 20 Volksvertreter aus Bremerhaven hinzu kommen. Dürften die EG-Ausländer bei Bürgerschaftswahlen mitstimmen, würden sie auch das Landesparlament wählen. Das aber ist verboten, da EG-Ausländer nur bei Kreis- und Gemeindewahlen mitmachen dürfen.
Der Bremer Senat wollte für die 2500 Nachbarn aus Europa in der Stadt eine Ausnahmeregelung durchsetzen, um ihnen über die sogenannte "Bremer Klausel" das Stimmrecht bei Bürgerschaftwahlen zu ermöglichen. Doch bei der Bundesregierung und der Gemeinsamen Verfassungskommission zur Änderung des Grundgesetzes blitzten sie im Herbst 1992 ab. "Unsere Bemühungen sind vorläufig gescheitert", gibt Michael Göbel zu.
Reinhard Bockhofer, Sprecher der Vereinigung zur Förderung des Petitionsrechts, glaubt zu wissen, wie den Verantwortlichen im Bremer Rathaus geholfen werden kann. Er hat sich ganz einfach das Grundgesetz etwas genauer angeschaut und wurde ganz hinten fündig. Mit dem kaum beachteten Artikel 74 will er die Hürden des Ausländerwahlrechts elegant umkurven. Unter Absatz 8 steht, daß die Länder, also auch Bremen, ihren Bürgern eine Landesstaatsbürgerschaft vergeben können. Daß EG-Ausländer Bremer Bürger sind, ist für Bockhofer keine Frage. Schließlich seien sie in der Stadt gemeldet und würden hier ihre Steuern bezahlen. Also könnten sie auch bremische Staatsbürger werden. Das habe aber, ob man will oder nicht, zur Folge, daß sie wählen dürfen. "Staatsbürger sein, bedeutet immer auch Wahlrecht haben", erläutert Bockhofer.
Bockhofers Idee sei zwar originell, aber leider nicht zu verwirklichen, meint Göbel. "Eine Landesstaatsbürgerschaft kann nach meiner Ansicht nur an Deutsche vergeben werden." Voraussetzung sei nämlich, daß ein Bürger die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen müsse.
Als Alternative zur Idee des Petitionsförderers denken die Bürgerschaftsfraktionen gegenwärtig darüber nach, zwei Häuser - ein Landes- und ein Stadtparlament - zu schaffen, die mit getrennten Urnengängen gewählt werden. Göbel hält von dieser Variante nichts: "Damit würden zusätzliche Kosten verursacht". Das könne sich Bremen angesichts der leeren Staatskasse nicht leisten. Klaus Sieveking, Professor für öffentliches Recht an der Bremen Uni ergänzt: "Es kann nicht Sinn des Ausländerwahlrechts sein, daß dadurch gewachsene politische Strukturen zerstört werden". Die Besonderheit der Stadtstaaten, Kommune und Land gleichzeitig zu sein, müsse auch auf politischer Ebene erhalten bleiben.
Das wollen auch die Nachbarn aus Hamburg. Doch an der Elbe sehen die Verantwortlichen "keinen Handlungsbedarf", wie Nikolaus Berger, Sprecher der Justizbehörde betont. In Hamburg gibt es schon zwei Arten von Parlamenten: die Bürgerschaft, die einem Landesparlament entspricht, aber auch kommunale Aufgaben wahrnimmt. Außerdem werden in den Stadtteilen Bezirksversammlungen gewählt. Doch die sind mit Kommunalparlamenten nicht vergleichbar. Sie haben weniger Rechte als Gemeindevertretungen, dürfen beispielsweise keine Bebauungspläne auflegen. "Doch das ist alles nur Rechtstheorie", sagt Nikolaus Berger. "Wir gehen davon aus, daß die EG-Ausländer bei den Wahlen zu den Bezirksversammlungen mitstimmen, und dadurch dem kommunalen Wahlrecht Genüge getan ist."
Klaus Sieveking sieht das anders. Eine Bezirksversammlung sei nun mal weniger als ein Gemeindeparlament. Deshalb würden EG-Ausländer, die in Hamburg bei Bezirksversammlungen votieren, gegenüber ihren Landsleuten in anderen Bundesländern benachteiligt. Und diese Art von Diskriminierung sei rechtlich nicht zulässig. Für Sieveking gibt es deshalb nur einen Ausweg aus der Malaise: Für die Hamburger und Bremer EG-Ausländer muß eine Ausnahmeregelung her. Auch Göbel setzt auf eine "Stadtstaatenklausel". Er will am liebsten mit Hamburger Verstärkung einen zweiten Vorstoß in Richtung Bonn wagen - aber noch nicht so bald. "Vielleicht geht die Bundesregierung in zwei, drei Jahren liberaler mit Fragen des Ausländerwahlrecht um."
FRANK-THOMAS WENZEL
WESTLICHE STADTTEILE. Aus sechs Jahren wurden mehr als sechzig - und immer noch ist keine Lösung in Sicht. Anno 1928 war die Leuna-Brücke schon beschlossene Sache. Und heute, 65 Jahre später, rollt immer noch kein Verkehr über das Bauwerk zwischen Schwanheim und Höchst - obwohl die Leuna-Brücke bereits seit August vergangenen Jahres fertig ist.
Selbst die Geländer fehlen nicht mehr, wohl aber die Auf- und Abfahrten zur Main-Überführung. Weil die Parteien nicht einig sind, wie die Brücke angebunden werden soll. Der 58 Millionen Mark teure Betonkoloß droht inzwischen zu einem der teuersten und unsinnigsten Straßenbauprojekte der Bundesrepublik zu werden.
Zum ersten Mal erwähnt wurde die Leuna-Brücke 1928, im Eingemeindungsvertrag zwischen Frankfurt und Höchst. 1936 hieß es dann, binnen sechs Jahren solle das Bauwerk für den Straßenverkehr freigegeben werden. Der Name der Brücke, der schon damals festgeschrieben wurde, sollte den Leunawerken zur Ehre gereichen, eine Chemiefirma in Ostdeutschland, deren Konzern-Bosse im Frankfurter IG-Farben-Hochhaus saßen.
Die weltweite Rezession und damit auch der Geldmangel im Säckel des Frankfurter Kämmerers ließen das Projekt Leuna-Brücke jedoch schon bald in weite Ferne rücken. Die Nationalsozialisten gaben Steuergelder dann lieber für renommierträchtigere Bauten aus. Und in den Nachkriegsjahren fehlte wieder das Geld.
Den Höchstern wurde das 1953 zu bunt. Sie gründeten eine Initiative "Höchster raus aus Frankfurt", mit der sie die frühere Kreisstadt wieder selbständig machen wollten. Grund: Der Eingemeindungsvertrag sei nicht eingehalten worden, weil die Leuna-Brücke noch immer nicht stand. Der damalige Frankfurter Oberbürgermeister Walter Kolb versuchte, die Gemüter der Höchster zu beruhigen. In einem Brief an alle Haushalte erklärte Kolb, er müsse zunächst Wohnungen in Höchst bauen, bevor er Geld für die Leuna-Brücke ausgeben könne.
Anfang der 80er Jahre plante die Stadtregierung dann, die Leunastraße zu verlängern, um sie über den Main und die Leuna-Brücke weiterzuführen. Aber diese Verlängerung war im regionalen Raumordnungsplan nicht vorgesehen. Die Stadt mußte 1984 unter OB Walter Wallmann (CDU) und seinem Planungsdezernenten Küppers einen Abweichungsantrag stellen.
Der scheiterte aber am Einspruch des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Innenminister Winterstein gab den Umweltschützern recht. "SPD-Ministerpräsident Börner wollte sich damals mit uns und den Verantwortlichen der Stadt zusammensetzen, um einen Kompromiß auszuhandeln", erinnert sich Eberhard Best, BUND-Kreisvorsitzender von Frankfurt.
Aber soweit ließen es die Wähler nicht kommen. Rot-Grün in Wiesbaden wurde im April '87 abgewählt, Wallmann war als Ministerpräsident am Zuge. "Der hat in seiner Schublade die eigenen Anträge gefunden aus seiner Zeit als Frankfurter OB", sagt BUND-Mann Best. Plötzlich war Geld für das Objekt aus Stahlbeton da. Kurzerhand entschied die Wallmann- Regierung, daß der Höchster Weg zweispurig an die Leuna-Brücke angebunden wird. Damit wäre ihre Schwanheimer Seite mit dem südlichen Teil der Schwanheimer Brücke verbunden worden.
"Doch davor hatten wir immer gewarnt", erzählt Best. Denn die neue Asphaltpiste würde bei dieser Variante teilweise entlang des Höchster Weges führen. Und der liegt ganz dicht an den Schwanheimer Dünen. Einen "Inseleffekt" befürchtete der BUND, das Schwanheimer Naturschutzgebiet könnte durch die Straße von anderen schützenswerten Biotopen - beispielsweise den Mainauen - abgekoppelt werden.
Trotzdem: Die Bautrupps rückten im Oktober '88 an, Oberbürgermeister Wolfram Brück setzte per Knopfdruck die Dampframme in Bewegung. "Salamitaktik", schimpft BUND-Vorsitzender Best noch heute, die Stadt habe so eine Anbindung für die Brücke erzwingen wollen.
Inzwischen hat der BUND weiter gebohrt: Der 40-Millionen-Mark-Zuschuß von Bund und Land an die Stadt Frankfurt sei ohne Rechtsgrundlage gewährt worden. Die Wiesbadener forderten das Geld inzwischen zurück; mit dem Hinweis auf die Ebbe in Frankfurts Kasse floß aber bisher kein einziger Pfennig zurück in die Landeskasse.
Seit August vergangenen Jahres ist die "Brücke ins Nirgendwo" fertig, die Stadtregierung bemüht sich seitdem um eine alternative Trassenanbindung auf der Schwanheimer Seite. Aber auch die scheint am Widerstand des BUND zu scheitern. Denn im Römer will man eine Straße entlang des östlichen Werkzaunes der Hoechst AG bauen ("Ostrandstraße"), die dann auf die B 40 a mündet.
"Viele bedrohte Tierarten und Biotope würden endgültig aus Frankfurt vertrieben", rechtfertigt BUND-Vorstand Best die Hinhaltetaktik seiner Organisation. "Wir können mit den gültigen Naturschutzgesetzen der Umwelt noch mindestens zehn Jahre Ruhe vor einer Leuna- Brücken-Anbindung geben", gibt er sich optimistisch.
Rudolf Hartleib hofft das nicht für die Menschen im Frankfurter Westen. Die Ostrandstraße werde sowieso gebaut, weil die Hoechst AG ihre Parkplätze am Schwanheimer Wald besser vom Werksgelände aus erreichbar machen will, meint der Ortsvorsteher. An die B 40 dürfe dann aber der Verkehr über Rampen nur in Richtung Frankfurt angebunden werden, so die Meinung der Sozialdemokraten. So werde Durchgangsverkehr Richtung Flughafen vermieden. "Ich wünsche mir, daß die Stadt Frankfurt Sofortvollzug anordnet", sagte Hartleib.
Die Verbindung über die Leuna-Brücke sei dringend erforderlich, um Zeilsheim, Unterliederbach und Sossenheim vom Durchgangsverkehr entlasten zu können. Das meint auch die CDU. Hans Georg von Freyberg und seine Fraktionskollegen im zuständigen Ortsbeirat 6 sind aber der Meinung, daß die Anbindung über die alte Trasse nahe des Höchster Weges besser sei.
Diese Lösung hatte auch schon die Brück /Wallmann-Stadtregierung favorisiert. "Das ist wesentlich billiger, weil kürzer", sagt von Freyberg.
Jeder Meter Asphalt verschlinge Unmengen von Geld. Und schließlich entlaste die Variante der Christdemokraten die westlichen Stadtteile vom Straßenverkehr am besten - das habe auch die Studie eines Ingenieurbüros ergeben, betonte der CDU-Beirat.
Einzig die Grünen im Stadtteilparlament sind generell dagegen, motorisierten Individualverkehr über die Leuna- Brücke zu führen, und schließen sich den Forderungen des BUND an. "Wir sind sehr optimistisch, daß keine neuen Straßen von der Leuna-Brücke aus gebaut werden können", sagt Thomas Schlimme. "Aber wenn sie nun mal steht, wollen wir sie auch vernünftig nutzen", meint der Grüne.
Mit einer neuen Straßenbahnlinie, die von Bad Soden aus nach Höchst, von dort über die Leuna-Brücke zum Tor Süd der Hoechst AG und weiter zum Flughafen führen könnte, schlägt Schlimme vor. Autoverkehr lehnt die Öko-Partei aber strikt ab: "Wir wollen zusätzlich zur Tram nur Fußgänger und Fahrradfahrer auf der Überführung." gre
Im Bad Homburger Casino:
Bezahlen mit einem
BAD HOMBURG. Worüber andernorts allenfalls Witze erzählt werden, das gibt es in Bad Homburg wirklich: 20-, 100-, 500- und 700-Mark-Stücke. Damit bezahlen kann man freilich nur an einem einzigen Ort der Welt: in der Spielbank im Kurpark. Die in Gold, Silber und Platin geprägten Münzen dürfen an den Spieltischen gesetzt und an der Casino-Kasse gegen die allgemein üblichen Scheine getauscht werden.
Aufgelegt wurden die außergewöhnlichen Münzen im Jahr 1977 zum 100. Todestag des Spielbank-Gründers Francois Blanc. Jetzt zieren sie auch das Münzkabinett im Gotischen Haus, das gestern eröffnet wurde. Die Spielbank hat dem ,Förderkreis Bad Homburger Münzkabinett' einen kompletten Satz der Edelmetall-Jetons gestiftet.
Ansonsten sind im Münzkabinett im Gotischen Haus rund 200 Münzen, Medaillen, Orden und Ehrenzeichen aus vier Jahrhunderten aus dem Fundus des Fördervereins ausgestellt. Zu den wertvollsten Exponaten zählt ein Golddukat des Landgrafen Friedrich II. von Hessen- Homburg, zu den kuriosesten ein Geldschein im Wert von einer Billion Mark aus der deutschen Inflation der 20er Jahre.
Das neue Münzkabinett, das die FR ihren Leserinnen und Lesern im Hochtaunuskreis im "Kulturspiegel Taunus" ausführlich vorstellte, ist dienstags, donnerstags, freitags und samstags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs von 14 bis 19 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. che
SECKBACH. Die Interessengemeinschaft Seckbacher Vereine, die Dachorganisation von 14 Vereinen, hat einen neuen Vorsitzenden. Bei der Jahreshauptversammlung verzichtete der langjährige Vorsitzende Karl Ludwig Kirschenlohr aus gesundheitlichen Gründen auf eine erneute Kandidatur. Nachfolger wurde Manfred Ott-Thiel (TV 1875).
Horst Reinhard blieb Zweiter Vorsitzender, wiedergewählt wurde auch Kassierer Wilhelm Rauber. Wahlleiter Wilfried Nicolaus (FG 02) dankte dem Vorstand, insbesondere dem bisherigen Vorsitzenden Kirschenlohr, für seine "Arbeit zum Wohle aller Vereine und der Seckbacher Bürgerschaft". Zum Nachfolger hatte der Wahlleiter zunächst den TV-Vorsitzenden Klaus Bieringer vorgeschlagen, von dem dann der nun gewählte Manfred Ott-Thiel ins Gespräch gebracht wurde.
Im Namen aller Vereine überreichte Bieringer an Karl Ludwig Kirschenlohr einen Karton "geistiger Getränke". dixi
Namen + Notizen
KARL LUDWIG KIRSCHENLOHR reduziert sein ehrenamtliches Engagement in den Seckbacher Vereinen. Der pensionierte Oberrechnungsrat aus dem Bundesrechnungshof hat sich seit mehr als 40 Jahren um die Vereinswelt, den Chorgesang und den gesamten Stadtteil verdient gemacht. Der 68jährige zieht sich nun aus gesundheitlichen Gründen zurück. Kirschenlohr will nur in der Seckbacher Sängervereinigung 1875 aktiv bleiben, deren Erster Vorsitzender er seit 37 Jahren ist. Bereits seit 1951 fungiert er dort als Vizedirigent und gehört dem Sängervorstand an. Im Juli 1979 wählten die Vereinsvertreter der "Interessengemeinschaft Seckbacher Vereine" Kirschenlohr zum Vorsitzenden. Mit viel Schwung erfüllte er seine Aufgabe: Unverzüglich widmete er sich den Vorbereitungen zur 1100- Jahr-Feier Seckbach, erstellte eine sehr informative Festschrift und vereinigte 1980 dreizehn Vereine in einem Festausschuß. Damit nicht genug: 1985 organisierte er das Sängerjubiläum zum 110jährigen Bestehen der Sängervereinigung, in den folgenden Jahren drei Seckbacher Straßenfeste. Erfolgreich hat sich Kirschenlohr auch für den Umbau des Seckbacher Rathauses zu einem "Bürgertreff" eingesetzt. Sein Verdienst ist ebenfalls, daß Seckbach seit 1991 über eine eigene Weihnachtsbeleuchtung verfügt. Auch die Renovierung des ehemaligen Schulverwalterhauses gegenüber der evangelischen Kirche in der Wilhelmshöher Straße hat er angeregt. Heute dient der Raum zur Aufbewahrung von Vereinsgut des Kultur- und Sportrings und der Unterlagen vom Stadtteiljubiläum. Von den Aufgaben eines Vorsitzenden der Interessengemeinschaft Seckbacher Vereine hat sich Kirschenlohr nach 14jähriger Amtszeit schon "verabschiedet". Nach neunjähriger Tätigkeit als stellvertretender Ortsgerichtsvorsteher und Schöffe denkt er auch hier ans Aufhören. Sein Engagement blieb nicht unbeachtet, Karl Ludwig Kirschenlohr wurde mehrfach geehrt. Unter anderem erhielt er die Ehrenbriefe des Landes Hessen sowie des Deutschen Sängerbundes, 1991 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. dixi
LUDWIG BERGSTRÄSSER, Hobbymusiker aus Leidenschaft, feierte er seinen 60. Geburtstag. Der Jubilar ist bei vielen Vereinen in Frankfurt kein Unbekannter. Seit Jahrzehnten spielt er zu Großveranstaltungen genauso auf wie bei Seniorennachmittagen. Der "Große Rat" der Karnevalvereine Frankfurt holte ihn zu Inthronisationssitzungen und Frankfurter Gardeolympiaden, gerne gehört wird er immer noch bei Veranstaltungen des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe. Neben seinem bürgerlichen Namen legte sich Bergsträßer unter anderem den Künstlernamen "Bodo von Monti" zu. Er gründete die Bodo von Monti Bigband, leitete ein Salonorchester, eine Kapelle namens "Violetta" sowie das Tanz- und Unterhaltungsorchester "Amigos", das er gleichfalls aus der Taufe hob. Mit Ludwig Bergsträßer arbeiteten Heinz Schenk, Chris Howland, Elmar Gunsch, Roberto Blanco und andere gerne zusammen. Seit mehr als 25 Jahren ist er Mitglied der Vilbeler Stadtkapelle, und die "Fidelen Sandhasen" schätzten ihn mehr als zwei Jahrzehnte als "Hausmusiker". Beruflich ist Bergsträßer ein Sparkassenmann. Seine Arbeitskraft stellte er in den Dienst der Bad Vilbeler/Bergen-Enkheimer Volksbank, zunächst als Zweigstellenleiter, später dann als Leiter der Sparabteilung. Er zählt außerdem auch zu den Gründern des "Volkssparvereins" in Bad Vilbel. dixi
NORDWESTSTADT. Unter dem Motto "Helau mit allem Drum und Dran" zeigt das Nordwestzentrum bis einschließlich Samstag, 13. Februar, in der unteren Einkaufsebene in acht Vitrinen eine Fastnachtsausstellung mit Exponaten dreier namhafter Frankfurter Karnevalvereine. Die Ausstellung wurde vom Carneval- und Theater-Club "Die Krätscher" 1960 Eckenheim mit einem "närrischen Paukenschlag" auf der Aktionsbühne im Zentrum eröffnet.
Die "Krätscher" erfreuten die Besucher mit schwungvollem Stimmungsgesang ("Herzblatt-Duo" Monika und Klaus Kynast), Tanz (Tanzmariechen Stefanie Rosa, Zwergentanz der Minis) und mit Büttenreden ("Der Kalauer" / Wolfgang Koch, Nina Roth und Nicole Herchenröder / "Engelchen und Teufelchen", Elli Kopania / "Frau eines Rentners"). Die durchweg großartigen Darbietungen mode- rierte "Krätscher"-Sitzungspräsident Norbert Roth gekonnt witzig.
In der Ausstellung sind zu bewundern alte Schriftdokumente aus der Vereinsarbeit, viele Fotos, Uniformstücke, Kostüme, Zeremonienstäbe, Narrenzepter, Masken, Wimpel, Orden, Pokale und anderes mehr. Die Ausstellung spiegelt nicht nur fastnachtliche Brauchtumspflege wider, sondern auch Erfolge der Tanzgarden und Majoretten bei zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben sowie Meisterschaften und schließlich auch die freundschaftlichen Beziehungen, die vor Jahrzehnten ins westliche Ausland geknüpft wurden.
In ihren "Schätzen" gegraben und ausgestellt haben außer den "Krätschern" auch das 1. Frankfurter Gardecorps (eine Gemeinschaft der früheren Heddernheimer "Konfetti" und der Frankfurter "Scharfschützen") sowie der am Rosenmontag 1897 gegründete Karnevalverein Enkheim. Die Enkheimer präsentieren unter anderem Protokolle aus der Gründerzeit, Erinnerungen an den früheren Vorsitzenden und Ministerpräsidenten Heinrich Kegelmann, an die "Riedspätzchen" von 1979 und zeigen eine Urkunde des "Großen Rates" zum 55jährigen Vereinsbestehen. Weiter Pokale und Fotos der Tanzgarden und der Bürgerwehr.
Raritäten aus über 30 Jahren Vereinsarbeit haben die "Krätscher" für die Vitrinen zusammengetragen, etwa viele bunte Karnevalsorden, darunter Orden belgischer und französicher Vereine und der Föderation Europäischer Narren.
Das 1. Frankfurter Gardecorps, mehrfacher Europameister, zeigt hauptsächlich wertvolle Trophäen und Uniformstücke der Tanzcorps und Kadetten sowie des Musikzuges. Erinnert wird an zahlreiche Ereignisse, an die frühere Kommandeuse Annemie Faust und ihr Tanzcorps, an die Erfolgstrainerin Nora Sebald (ehemals Käpt'n-Girl der berühmten Hiller-Girls) sowie an Inszenierungen des noch amtierenden Präsidenten Walter Faust. Aber auch dem unvergessenen Ehrenvorsitzenden Franz Schmidt hat das Gardecorps ein Plätzchen eingeräumt.
Übrigens sind die Aktiven des 1. Frankfurter Gardecorps am heutigen Donnerstag, 11. Februar, ab 18.11 Uhr, auf der Aktionsbühne im Zentrum zu sehen. Sie bieten ebenfalls ein kleines Unterhaltungsprogramm. dixi
Frankreich baut sein Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsnetz TGV nicht nur in Richtung Großbritannien und Deutschland aus, auch die Verbindungen zu den südlichen Nachbarn Spanien und Italien werden schneller: Bis zum Jahr 2000 soll beispielsweise die Trasse Lyon-Turin fertiggestellt sein, die Fahrzeit zwischen den beiden Wirtschaftszentren wird dann statt der heutigen vier Stunden nur eine Stunde vierzig Minuten betragen. Die Fahrzeiten Lyon-Mailand (jetzt 5:20 Stunden) und Paris-Turin (6:10 Stunden) werden sich dann nahezu halbieren. Bereits zwei Jahre später soll auch die TGV-Route von Perpignan nach Barcelona in Betrieb gehen. Dann wird die Fahrzeit zwischen Lyon und Barcelona von sieben auf drei Stunden schrumpfen. tdt
Zugreisende brauchen sich künftig möglicherweise nicht mehr über vollbesetzte Speisewagen und ICE-Zugrestaurants zu ärgern: Wer rechtzeitig vorausplant, kann sich Sitzplätze oder Tische schon im Reisebüro reservieren lassen. Darauf hat jetzt die Deutsche Servicegesellschaft der Bahn (DSG) hingewiesen. Reservierungen sind außerdem direkt beim DSG-Club-Service unter der Nummer: 0130/852130 möglich. dpa
Die zartrosa gestrichene Außenhaut des Gebäudes paßt in die norddeutsche Landschaft wie der Name der nagelneuen Anlage: Der "Nordsee Tropen Parc" in Tossens erwartet seine Gäste. In rund zweijähriger Bauzeit entstand im Landkreis Butjadingen zwischen der Wesermündung und dem Jadebusen eine Mischung aus Spaßbad und Sportcenter, Feriendorf und Hotel, Konferenzzentrum und Restaurantmeile. Eine mutmaßliche Lücke im touristischen Angebot an der Nordseeküste wurde geschlossen: Endlich ist es möglich, nach dem Deichspaziergang anstatt im Strandkorb unter tropischen Palmen zu dösen.
Die neue Anlage ist nach Angaben der Betreiber in dieser Form einmalig in Deutschland. Den Center-Parcs in den Niederlanden nachempfunden, bietet der Nordsee Tropen Parc ein vielfältiges Angebot für den sogenannten Erlebnisreisenden: Er wohnt alleine oder mit seiner Familie im Hotel oder in einer der dreihundert Ferienwohnungen, geht morgens zum Tennis oder zum Golfen, ißt mittags in einem der sechs Restaurants oder Snack-Bars, verbringt dann seinen Nachmittag im Bad oder in der Sauna und läßt am Abend sein Geld in der Bowlingbahn oder in einer der Bars.
Als Zielgruppe hat das Management Familien mit kleinen Kindern im Auge, insbesondere das Bad ist mit seinen vielen Rutschen für die jungen Besucher interessant. In der Hochsaison sorgt sich außerdem an sieben Tagen in der Woche eine Kindergärtnerin um die Kleinen, und das kostenlos. Doch auch Einzelreisende und "externe Gäste", also Urlauber und Einheimische, die nicht in der Anlage wohnen, sollen in das Bad gelockt werden. Auch auf Incentivereisende und Tagungsgruppen hat man sich eingerichtet: Drei Konferenzräume stehen Arbeitsreisenden zur Verfügung, und wer es möchte, der bucht bei der Parc-Leitung für das Après-Work "Spaß, Spiel und organisierte Tanzveranstaltungen" wie zum Beispiel die "Tropische Nacht mit Lambada Tanz" oder einen Abend unter dem Motto "An der Nordsee-Küste".
Bei den Anwohnern ist der Tropen Parc umstritten. Während die Gemeinde auf die Gewerbesteuern und je nach Saison rund 140 bis 200 neue Arbeitsplätze verweist - 70 Prozent konnten an Einheimische vergeben werden -, kritisieren Umweltschützer das Konzept. "Das ist kein sanfter, das ist harter Tourismus", urteilt Wolfgang Meiners, Vorsitzender der Kreisgruppe Wesermarsch des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Wichtigster Kritikpunkt neben der grundsätzlichen Kritik an einem solchen Projekt direkt an der Nordseeküste ist das zu erwartende hohe Verkehrsaufkommen. Nicht nur die an- und abreisenden Gäste würden die zum Teil nur schmalen Straßen in der Wesermarsch verstopfen, auch die in der Freizeitanlage wohnenden Urlauber werden nach Einschätzung von Meiners während ihres Urlaubs das Verkehrsaufkommen in der Wesermarsch steigern.
Die Argumente der Umweltschützer sind einleuchtend: Die Gäste im Tropen Parc erhalten nur einmal pro Tag freien Eintritt in das Bad. Wenn sie es verlassen, erlischt dieser Anspruch. Nun ist der Spaß aber so konzipiert, daß die Besucher nach zwei bis vier Stunden genug davon haben: Es gibt nur wenige Liegestühle und keine Ruhezonen, zudem ist der Lärmpegel durch die niedrige Decke sehr hoch. Wer seine Ruhe will, auch wer Hunger hat, der verläßt das Bad. Die freie Zeit, die den Urlaubern bleibt, werden bei bis zu 1800 "internen Gästen" voraussichtlich täglich mehrere hundert zu Ausflügen nutzen - und hierfür in ihr eigenes Auto steigen, da es bis auf einige Busse in der Region keinen nennenswerten öffentlichen Nahverkehr gibt. Das Verkehrschaos ist so programmiert.
Die Resonanz der Besucher auf den Tropen Parc ist nach Angaben der Betreiber gut, die Gästezahlen waren in den ersten Wochen höher als erwartet. Für September und Oktober sei die Anlage schon komplett ausgebucht. Besucher, nach ihrer Meinung befragt, äußern sich freilich eher zurückhaltend: Das Ambiente sei kühl, das Bad wirke unfertig. In der Tat hat der Tropen Parc noch nicht die Atmosphäre, die der Prospekt verspricht. Dem soll mit geänderten Dekorationen und Umbauarbeiten in den kommenden Monaten abgeholfen werden. Doch bei allen reizvollen Ideen wie der südländischen Piazza mit Straßenrestaurants oder dem Plattenbodenkutter als Café: Es gibt gelungenere Freizeitanlagen als den Tropen Parc. MARKUS STROMIEDEL
Bei jeder westtürkischen Rundreise sind die Sinterterrassen von Pamukkale fest im Programm. Sie haben sich durch die Ablagerungen einer warmen, extrem kalk- und kohlensäurehaltigen Quelle gebildet, deren Wasser einen Abhang hinabrieselt. Seit Jahrtausenden verflüchtigt sich dabei die Kohlensäure, der zurückbleibende Kalk bildet eine einmalige Landschaft. Terrassen formen sich, Gräser, Blüten und Wurzeln werden zu weißen Kunstwerken. Aber das "Baumwoll- Schloß", wie die Türken das Naturwunder nennen, wird schon bald verschwunden sein, wenn die Wissenschaftler recht behalten, die Pamukkale noch eine Lebensdauer von höchstens fünf Jahren geben. Schon heute sind die Felsen manchmal braun und heben sich kaum mehr von der lehmfarbenen Umgebung ab. Es fehlt an Wasser.
Deshalb haben jetzt die "Grüne Partei", Izmir, und die Umweltschutzgruppe "SOS Akdeniz" (SOS-Mittelmeer) zu einem Tourismus-Boykott aufgerufen. Denn die Touristen selbst bedrohen Pamukkale. Das Thermalwasser wird seit einigen Jahren immer mehr für die Hotels in der unmittelbaren Nachbarschaft gebraucht: Massentourismus ist eingezogen in den kleinen Ort bei Denizli in der Westtürkei. Urlauber, viele auch aus Deutschland, kommen auf ihren Rundreisen am Nachmittag mit dem Bus an, beziehen ihre Hotels, waschen sich den Staub von der Fahrt im hoteleigenen Swimmingpool ab und duschen vor dem Abendessen ausgiebig. Sogar ein Motel mit zwei Schwimmbädern gibt es.
Touristikunternehmen in Deutschland und in der Schweiz wurden im Auftrag der türkischen Umweltschützer von der damals noch bestehenden Arbeitsgemeinschaft "Tourismus mit Einsicht" zum Boykott aufgerufen und um eine Stellungnahme gebeten. So unterschiedlich die Antwortschreiben ausfielen, einen Grundtenor hatten sie: Der Boykott der Reisen nach Pamukkale war zumindest für die Saison '92 unmöglich. Viele Verantwortliche in den Unternehmen stimmten allerdings mit den Grünen in Izmir überein: "Die großartige Sehenswürdigkeit der Sinterterrassen ist ernsthaft in Gefahr, und zu ihrer Rettung muß alles Menschenmögliche unternommen werden", meinte die Vorsitzende des Umweltausschusses des Deutschen Reisebüro Verbandes, Beate Serrano.
Der Umweltbeauftragte des Branchenriesen NUR-Touristic, Hans-Joachim Hartmann, nimmt den Zerfall von Pamukkale ebenfalls ernst: "Die Reiseleiter weisen die Gäste schon lange auf die Problematik hin und achten darauf, daß die abgesperrten Zonen nicht betreten und das gesamte Gelände nicht mit Schuhen begangen werden darf." Allerdings sieht NUR auch die Plantagen in und um Denizli als Verursacher des Wassermangels. Das Dilemma wird deutlich: Soll das Wasser für die Felder abgestellt werden, damit die Touristen genügend von dem kostbaren Naß haben, oder soll man die Felder bewässern und dafür auf die Urlauber verzichten?
Hetzel-Reisen ist die Umwelt ebenfalls ans Herz gewachsen. Deshalb beschäftigt das Unternehmen seit einiger Zeit eine Teilzeit-Umweltbeauftragte. Die Firma hatte sich sogar an das türkische Kulturministerium gewandt und von Generaldirektor Mithat Sirmen Antwort erhalten: "Pamukkale wird von der UNESCO und anderen Organisationen als besonders schützenswertes Kulturerbe eingestuft. Um die Felsen dauerhaft zu schützen, besteht der Plan, die bestehenden Gebäude in Pamukkale in einer angemessenen Zeit zu entfernen". Weiter versicherte der Generaldirektor, daß geplant sei, drei Millionen US-Dollar zur Erhaltung von Pamukkale aufzuwenden.
Einer aber schweigt beharrlich seit zwei Urlaubssommern. Der Mann von der TUI, der sich nach den großformatigen Anzeigen eigentlich "um jeden Dreck kümmern" soll, setzt für sich und sein Unternehmen andere Prioritäten. "Vorrang haben für mich die Umweltbelange in Spanien", sagte Dr. Wolf Michael Iwand vor kurzem auf einer Veranstaltung.
Die Proteste der Umweltschützer und die Lippenbekenntnisse der Tourismusindustrie nützen wenig: Der Boom in die billige Türkei geht trotz sinkender Konjunktur in Westeuropa weiter: Letztes Jahr verbrachten allein 1,3 Millionen Deutsche ihren Urlaub dort, ein enormer Zuwachs nach dem schwarzen "Golfkriegs-Jahr" 1991. Die Sinterterrassen von Pamukkale wurden von keinem Anbieter aus dem Katalog genommen.
JÜRGEN HAMELEHLE
FRANKFURT-WEST. Ruhig läßt der Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) die Wahlperiode ausklingen. Nur ein neuer Antrag steht auf der Tagesordnung für Dienstag, 16. Januar. Die letzte Sitzung vor der Kommunalwahl beginnt um 19 Uhr im Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Straße 32.
Die Strecke der Straßenbahnlinie 11 (Höchst-Fechenheim) wird im Rahmen des Beschleunigungsprogramms für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) von der Ludwig-/Niddastraße in die Düsseldorfer Straße/Mainzer Landstraße verlegt.
Der Magistrat soll die Pläne für die neuen Haltestellen im Ortsbeirat 1 vorstellen, fordern die Grünen in ihrem Antrag. Begründung: Der Ortsbeirat befürchtet, die Anbindung für die Bewohner von Otto-, Nidda- und Ludwigstraße werde sich verschlechtern. mo
Die Verwaltung des Londoner Flughafens Heathrow läßt demnächst an rund 1600 Gebäuden in den Einflugschneisen Dachschäden beheben, die durch tieffliegende Jets entstanden sind. Kosten: umgerechnet rund zwölf Millionen Mark. Mit dieser Ankündigung veröffentlichte der größte europäische Flughafen auch die weltweit erste Großuntersuchung über Luftströmungen, die landende Verkehrsmaschinen hervorrufen. Diese Strömungen haben die Kraft, Dachziegel von den Dächern zu "saugen". tdt
ESCHERSHEIM. Keine leichte Aufgabe, die sich das Kammerorchester der Dreifaltigkeitskirche gestellt hatte. Bei seinem Auftritt in der evangelischen Emmauskirche im Rahmen einer Musikalischen Vesper standen neben der Elegie für Streichorchester von Peter Tschaikowsky und einer Haydn-Symphonie zwei der bekanntesten Werke Johann Sebastian Bachs auf dem Programm: das Violinkonzert E-Dur und das Cembalokonzert f-Moll.
Die Stücke sind nicht einfach zu spielen - jeweils vier Vorzeichen machen dem Musiker das Leben und die Intonation schwer. Das Kammerorchester aus der Gemeinde in der Kuhwald-Siedlung unter Leitung von Friedrich Schneider zog sich angesichts der Schwierigkeiten beachtlich aus der Affäre.
So wählte der Dirigent im ersten Satz des Cembalokonzerts ein ruhiges, beinahe bedächtiges Tempo, das aber einerseits genügend Schwung hatte, andererseits die Musikerinnen und Musiker nicht überforderte. Auch das herrliche Largo geriet tadellos - bis kurz vor Schluß. Dann nämlich nahmen die Streicher wieder ihren Bogen zu Hilfe, bis dahin durften sie den Cembalisten im Pizzicato wie ein Zupforchester begleiten.
Beim Bogeneinsatz kratzte und schabte das Orchester viel zu laut, die Ruhe des Stücks war dahin. Das Presto-Finale gelang dann wieder bis auf wenige Unstimmigkeiten elegant. Was nicht zuletzt ein Verdienst des Cembalosolisten Michael Schneider war. Er spielte seinen Part straff und rhythmisch präzise, und hatte dabei jederzeit die Übersicht, auf das Orchester zu hören und notfalls flexibel zu reagieren.
Bei Bachs Violinkonzert E-Dur lagen die Dinge nicht ganz so einfach: Es ist technisch und musikalisch anspruchsvoller. Das war deutlich zu hören. Nicht nur das Orchester, auch Solistin Barbara Cramer-Müller stand nicht souverän über den Schwierigkeiten ihres Parts. Kleine Schwächen der Intonation waren nicht das Hauptproblem, das größte Manko war die fehlende Lockerheit.
Vieles klang grob und unsensibel, ein störendes Bogenzittern - die gefürchtete "Krankheit" jedes Violinsolisten - versuchte Barbara Cramer-Müller durch forciertes Spiel auszugleichen. Damit drückte sie den Geigenton tot. Dennoch spielte sie unbeirrt und auswendig ihr Solo und bot im virtuosen letzten Satz eine technisch respektable Leistung.
Bei Peter Tschaikowskys romantischer Elegie aus der berühmten Streicherserenade legte sich das 18köpfige Kammerorchester in der kleinen Emmauskirche am Niddaufer mächtig ins Zeug. Es gelang ihnen eine erstaunlich kompakte und musikalisch überzeugende Interpretation. Auch an Joseph Haydns Sinfonie Nr. 27 G-Dur war nur wenig auszusetzen. Neben den Streichern waren nun auch Holzbläser mit von der Partie.
Schöner und deutlicher hätten die Kontraste zwischen laut und leise sein können, ohne die die Musik wie ein fades, schlecht gewürztes Gericht schmeckt. Das fand wohl auch Dirigent Friedrich Schneider: Immer wieder versuchte der Maestro seine Musiker mit einem energischen und bis in die letzten Reihen der Kirche vernehmbaren "Pst!" zu zügeln. Meistens vergeblich.
Bei der nächsten Musikalischen Vesper in der Emmauskirche (Maybachbrücke) am Samstag, 6. März, um 18 Uhr wird Organist Herbert M. Hoffmann Orgelwerke der Romantik spielen. ECKART BAIER
BOCKENHEIM. Wer seinen Arbeitsplatz wechselt und anschließend für den gleichen Job weniger Geld bekommt, ist darüber meist nicht glücklich. Nicht so Gabriele Klippert. Seit zwei Monaten ist sie neue Kantorin in der evangelischen St.-Jakobs-Gemeinde. 23 Jahre hatte sie in der katholischen Dreifaltigkeitsgemeinde in Wiesbaden gearbeitet. Dort eine gut bezahlte A-Stelle, hier eine schlechter dotierte B-Position, dazu nur noch dreiviertel bezahlt - für sie dennoch ein Glücksfall. "Für mich ist die Stelle in Bockenheim eine berufliche Verbesserung."
Das scheint für den nach Geld und Karriere strebenden Menschen auf Anhieb schwer verständlich. Gabriele Klipperts Begründung ist aber einleuchtend: "Die Musik hat in der evangelischen Kirche einen ganz anderen Stellenwert. Hier wird nicht nur meine Arbeit, hier werde ich auch menschlich akzeptiert." Seit Martin Luther gilt bei den Protestanten die Musik als "Dienerin der Theologie" - allein von Johann Sebastian Bach sind etwa 200 Kantaten überliefert - und jede Gemeinde ist froh, wenn sie einen musizierfreudigen Kirchenmusiker beschäftigt. Die Jakobsgemeinde hat mit der einstimmig gewählten Gabriele Klippert wohl einen guten Fang gemacht.
Bereits während ihrer "katholischen" Zeit in Wiesbaden gelang es der Kantorin, trotz des strengen Griffs der Kirche, ihre Vorstellungen weitgehend umzusetzen und der Musik einen relativen Freiraum zu schaffen. So spielten Chor und Orchester der Dreifaltigkeitsgemeinde unter ihrer Leitung vor zehn Jahren zwei selten aufgeführte Messen von Luigi Cherubini auf Schallplatte ein.
Und in den Siebzigern war die junge Kantorin und ihr Chor für einen Abend sogar einem Millionenpublikum bekannt: 1976 trat Gabriele Klippert in Robert Lembkes Pantoffelkinohit "Was bin ich?" als Gast auf. Das "heitere Beruferaten" - "welches Schweinderl hätten S' gern?" - war damals allerdings rasch beendet: Nach fünf Fragen hatte "Ratefuchs" Guido Baumann die Kantorin durchschaut. "Das Sparschwein habe ich mir aber als kleine Erinnerung aufgehoben."
Seit zehn Wochen arbeitet Gabriele Klippert in Bockenheim. Der Kirchenchor der Jakobsgemeinde hat sich in der kurzen Zeit erheblich vergrößert. 22 Mitglieder zählt er nun. "Die meisten sind aus der Bad Homburger Gegend neu dazugekommen."
Ihre Sängerinnen und Sänger lobt die Kantorin in höchsten Tönen: "Es sind nur gute Leute, mit denen ich fast professionell arbeiten kann." Trotzdem würde sie sich freuen, wenn auch Bockenheimer dem Chor beiträten. "Jeder, der Spaß am Singen hat, kann bei uns mitmachen." Die weniger geübten Nachwuchssänger kann sie beruhigen: "Vom-Blatt-Singen ist bei uns keine Aufnahmebedingung."
Gabriele Klippert bevorzugt offenbar die weniger ausgetretenen Pfade der Kirchenmusik. Beim ersten großen Konzert - "irgendwann im Spätsommer" - wird eine kaum bekannte Messe des belgischen Romantikers César Franck aufgeführt. Schon die Besetzung macht neugierig: Harfe, Violoncello, Orgel, Chor und Gesangssolisten.
Bis die neue Kantorin ein eigenes Orchester beieinander hat, wird es wohl noch eine Weile dauern. "Im Frühjahr werden wir es vielleicht einmal mit einigen Musikern versuchen, gemeldet haben sich schon welche."
Bereits am Sonntag, 28. Februar, tritt der Chor der St.-Jakobs-Gemeinde öffentlich auf. Bei der Investitur der neuen Pfarrerin Heidrun Dörken singt er in der Jakobskirche (Grempstraße 43) Motetten alter Meister. Und beim anschließenden geselligen Teil im Gemeindesaal wird Bariton Ulf Klippert unterhaltsame Lieder und Tafelmusik zum besten geben. Und am Flügel wird ihn seine Frau begleiten, Kantorin Gabriele Klippert. bai
NORDEND/BORNHEIM. Die Jugendlichen aus Bornheim und dem Nordend sind nach wie vor unzufrieden mit dem Jugendhaus Heideplatz: Etwa 40 Besucher und Betreuer diskutierten auf einer Vollversammlung den Forderungskatalog, der bei der Besetzung des Hauses am 29. Januar aufgestellt worden war (die FR berichtete).
Die Jugendlichen wünschen sich vor allem längere und regelmäßige Öffnungszeiten - auch an den Wochenenden und in den Schulferien. Außerdem sollen der Fitneßraum und die Sporthalle öfter zu nutzen sein. Die Freitagsdisco wollen sie nicht nur einmal im Monat, sondern jede Woche veranstalten. Dafür möchten die - mehrheitlich männlichen - Besucher den Mädchentag abschaffen. "Für die drei Mädchen, die bis jetzt da waren", wollen sie sich nicht aussperren lassen. Weiterhin wünschen sie sich einen türkischen Sozialarbeiter und Betreuer, "die weniger krank machen."
Den Vorwurf, die Betreuer feierten öfter krank, wies der Leiter der Jugendeinrichtung, Uli Kratz, entschieden zurück. Auch er sei mit den Öffnungszeiten nicht glücklich, könne mangels Personal aber nur das Montagscafe drei Stunden und dienstags die Metallwerkstatt eine Stunde länger öffnen. Derzeit seien nur fünf von sechs Planstellen besetzt und eine Mitarbeiterin schon seit November krank. Aus demselben Grund sei es auch nicht möglich, jeden Freitag eine Disco zu veranstalten. Die Jugendlichen könnten die nötigen Räume jedoch in Eigenverantwortung kostenlos mieten.
Der Mädchentag soll vorerst erhalten bleiben, "weil das hier kein Jungen-, sondern ein Jugendhaus ist", meinte Kratz, denn auch Mädchen, die sich aus persönlichen oder religiösen Gründen in Anwesenheit von Jungen nicht frei bewegen können, sollen das Jugendhaus nutzen. Wenn in einem Vierteljahr die Resonanz auf den Mädchentag so gering wie derzeit sei, könne man erneut über die Abschaffung diskutieren. Künftig werden jedoch die männlichen Jugendlichen während des Mädchentages außer Haus betreut, etwa durch Fußballspielen im Ostpark.
Kratz hofft außerdem, daß das Personal ab Mitte diesen Jahres durch einen Zivildienstleistenden verstärkt wird. Wenn erst die Jalousien im Dachgeschoß eingebaut und die Akustik des Cafes abgedämpft sind, könnten sich die Betreuer stärker ihren eigentlichen Aufgaben widmen. Diese Maßnahmen dürften die Baumisere, die sich seit Juni 1992 hinzieht, beenden.
Die Betreuer, die von der Drogen- und Gewaltproblematik im Stadtteil überrascht wurden, haben ihr pädagogisches Konzept mittlerweile korrigiert: Verstärkte Einzelberatung, Hausaufgaben- und Bewerbungshilfen stehen den Jugendlichen bereits zur Verfügung. Andere Maßnahmen, wie die Zubereitung eines warmen Mittagessens, sind geplant.
Dennoch werden sich die Jugendlichen spätestens im Sommer wieder von einer besonderen Fehlleistung der Jugendhaus- Planer gestört fühlen: dem direkt angrenzenden Kinderspielplatz. Zum Leidwesen von Jugendlichen und Sozialarbeitern wollen sich die Kleinen wohl weiterhin bei den Großen im Haus aufhalten. Ärger zwischen den Jugendhaus-Besuchern der unterschiedlichen Altersstufen ist somit praktisch vorprogrammiert. gun
NORDEND/BORNHEIM. Das vierte Kinder-Rockfestival beginnt am Samstag, 13. Februar, um 10 Uhr im Jugendhaus Heideplatz. Für fünf Mark bieten verschiedene Workshops beinahe unbegrenzte Möglichkeiten zum Krachmachen: E-Gitarre, Baß, Percussion, Keyboard und Schlagzeug stehen bereit. Geplant sind fünf Band-, zwei Percussion- und ein Rap-Workshop.
Da die Zahl der Teilnehmer begrenzt ist, sollten sich interessierte Kinder zwischen acht und vierzehn Jahren beim Evangelischen Stadtjugendpfarramt unter der Nummer 55 55 70 oder am Samstag um 10 Uhr direkt beim Jugendhaus Heideplatz, Schleiermacherstraße 7, anmelden. Ab 15 Uhr werden die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert. Zum Abschluß wird die Mädchenband "Balloon Kids" auftreten. gun
Bis zum 1. Januar 1994 müssen alle Lastkraftwagen und Zugmaschinen in Deutschland eine seitliche Schutzvorrichtung haben. Sie soll verhindern, daß Fußgänger oder Zweiradfahrer unter die Räder kommen. Die Regelung betrifft Lkw, Zugmaschinen und deren Anhänger, die bauartbedingt schneller als 25 Kilometer pro Stunde fahren können und ein zulässiges Gesamtgewicht von jeweils 3,5 Tonnen überschreiten. Fahrzeuge, die seit 1. Januar 1992 erstmalig zugelassen wurden, müssen die Schutzvorrichtung bereits montiert haben.
Die Sachverständigen-Organisation Dekra erinnerte dazu an die kürzlich veröffentlichte Ausnahmeverordnung, welche das Genehmigungsverfahren für die Nachrüstung vereinfacht.
Danach genügt ein Teilegutachten. Erst bei der nächsten Hauptuntersuchung wird der Anbau auf Vorschriftsmäßigkeit kontrolliert und bestätigt. dek
OBERRAD. "Wir wollen, daß hier endlich mal was passiert - wir warten schon viel zu lange!" Die Vertreter des Elternbeirates der Kindertagesstätte (KT) 34 sind erbost; ihre Geduld, von der Stadt endlich Geld für die dringende Sanierung des Gebäudes in der Herrnstraße 10 bewilligt zu bekommen, ist am Ende. Nach Aussage der Eltern erlebte die Kindertagesstätte außer einer neuen Küche seit ihrer Errichtung im Jahr 1958 keinerlei Renovierung mehr. Sowohl die bauliche Substanz, wie auch das Inventar entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen. So lassen Verputz, sanitäre Anlagen, Fenster und Mobiliar viele Wünsche bei Elternbeirat und Kindern offen. Selbst ein Schreiner fällte über vorhandene Stühle ein vernichtendes Urteil: "Die gehören alle auf den Müll."
Mit einiger Verwunderung mußte der Elternbeirat jetzt zudem zur Kenntnis nehmen, daß die jüngere KT 116 in der Georg-Treser-Straße mit großem finanziellen Aufwand dem Bild der umliegenden Häuser angepaßt wird. Der Elternbeirat betont ausdrücklich, es gehe nicht darum, mit dieser KT in Konkurrenz zu treten - "wir gönnen es denen" - dennoch dränge sich der Verdacht auf, die KT 34 käme aufgrund ihres sozial schwächeren Umfeldes mit vielen Sozialwohnungen bei der Zuteilung von öffentlichen Mitteln zu kurz.
Das sieht Michael Damian, persönlicher Referent von Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne), freilich anders. Die KT 116 habe bereits 1991 einen Antrag auf Sanierung gestellt, erklärte Damian im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau; ihre Nachbarn aus der Herrnstraße seien hingegen mit ihrem Anliegen erst im Oktober 1992 an das Schulamt herangetreten. Außerdem habe man bei dem Gebäude in der Georg-Treser-Straße innerhalb der Renovierungsarbeiten die Möglichkeit gesehen, das Haus nach ökologischen Gesichtspunkten umzurüsten; das koste zwar mehr Geld, zahle sich aber in der Zukunft aus. So will man beispielsweise Dach und Fenster erneuern, um Energie einzusparen.
Auch die KT 34 hält Damian nach einer Besichtigung im vergangenen Jahr für sanierungsbedürftig; allerdings könne das Schulamt erst 1994 dafür Geld von der Stadt beantragen, so erklärte Damian. Derweil wartet der Elternbeirat der KT 34 noch immer auf eine Antwort aus dem Schulamt: Ein Schreiben der Eltern vom 22. Dezember 1992 an Schuldezernentin Ebeling, in dem sie eine Erklärung für den Vorzug der KT 116 forderten, blieb bis heute unbeantwortet. Doch nicht nur deswegen fühlen sich die Eltern von Politikern und Behörden "verschaukelt"; so hatte die Kinderbeauftragte des Ortsbeirates 5, Elke Tafel, gegenüber dem Elternbeirat erklärt, die KT 116 erfahre aufgrund einer Asbestverseuchung die rasche Sanierung. Von einer Asbestverseuchung weiß aber weder das Schulamt noch die Leiterin der KT 34. Elke Tafel räumte im Gespräch mit der Stadtteil- Rundschau ein, sie habe von der Gesundheitsgefährdung nur durch "Hörensagen" erfahren. "Ich habe in diesem Punkt nicht weiter nachgeforscht", gibt die Kinderbeauftragte zu und erklärt weiter: "Ich will der Kindertagesstätte 34 helfen und nicht die Sanierung der 116 rechtfertigen." Konkret soll die Hilfe von Tafel so aussehen: Zunächst will sie sich das Gebäude in der Herrnstraße anschauen und die Mängel begutachten. Befinde sich das Gebäude tatsächlich in einem desolaten Zustand, werde die Kinderbeauftragte im Ortsbeirat für den Etat 1994 Geld für Sanierung beantragen. Für den Fall, "einige Dinge liegen bei der Kindertagesstätte besonders im Argen", schließt Elke Tafel auch eine Soforthilfe nicht aus. ole
Das Europäische Parlament hat sich solidarisch mit der Initiative von 40 europäischen Städten erklärt, die im CITELEC-Verband zur Förderung von Elektrowagen vertreten sind. Die Euro-Parlamentarier forderten die EG-Kommission auf, ein zehnjähriges Rahmenprogramm zur schrittweisen Einführung von Elektroautos für den Stadtverkehr zu erarbeiten. Es sollte unter anderem Steuererleichterungen für diese Fahrzeuge vorsehen, außerdem gebührenfreie Parkplätze und Netzstellen zum "Auftanken". Den Elektrowagen sollte die Zufahrt zu historischen Stadtkernen erlaubt sein. Da die tägliche Entfernung bei Stadtfahrten meist weniger als 10 km beträgt, sei das Elektroauto für diese Zwecke eine gute Lösung. dek
GUTLEUT. Ein türkischer Junge schreit seinem deutschen Freund zu: "Jetzt wenig - später mehr!" Die beiden haben soeben den Eingang des Bürgerhaus Gutleut passiert. Discomusik dröhnt ihnen entgegen, ganz neue Töne in diesem Gebäude. Es ist früh am Abend, erst sieben Uhr; kein Wunder, daß noch wenige Jugendlichen im Saal sind. Aber später wurden es mehr, wie der junge Türke seinem Freund bereits früh prophezeit hatte.
Einen Test hatte die Saalbau GmbH im Bürgerhaus Gutleut gestartet. Bislang gibt es nicht viele Attraktionen für die 13- bis 17jährigen in den Stadtteilen um den Bahnhof. Jetzt soll eine Jugend-Disco diese Lücke schließen. Alle sechs Wochen will künftig die Saalbau in der Rottweiler Straße 32 diese Veranstaltung anbieten. Bleiben die bangen Fragen: Nehmen die Heranwachsenden die Disco an? Gibt es vielleicht aufgrund des Lärms Probleme mit der Nachbarschaft?
Klaus Schmitt von der Saalbau beruhigt in beiden Punkten. Die laute Musik werde wohl kaum einen Anwohner stören, sei sie außerhalb des Gebäudes doch kaum vernehmbar, außerdem ist um 23 Uhr Schluß mit der Tanzerei. Zuversichtlich zeigt sich Schmitt auch über die Zukunft der neuen Einrichtung im Gutleut. Selbst wenn der Andrang am Premierenabend nicht überwältigend wäre, gefährde das nicht das Bestehen der Veranstaltung. Es brauche eben auch eine gewisse Zeit, bis die Jugend die neue Disco annehme. Die Disco für junge Erwachsene im Gallus beispielsweise, die anfänglich ein Flop zu werden schien, ist mittlerweile bei Jugendlichen sehr beliebt.
Alkohol wird zu den Discozeiten im Bürgerhaus Gutleut nicht ausgeschenkt, dafür sind die Preise für Soft-Drinks dem Geldbeutel der Jugendlichen angepaßt: Zwei Mark kostet das 0,3 Liter-Glas. Die Freunde des "Blauen Dunstes" werden ihrer Gewohnheit vor der Discothek frönen müssen, denn nur die Nebelmaschinen sollen im Saal für Rauch sorgen. ole
PRAUNHEIM. "Ein Hauch von Nerz" lag beim Kleidermarkt der Seniorenwohnanlage Praunheimer Weg 169 in der Luft. So wollten es mit ihrem Motto zumindest die Organisatoren. Hing das wertvolle Fell auch nicht an den Verkaufsständern, so konnte sich die weniger vornehme Ledermode durchaus sehen lassen. Schließlich bewies ein breites Angebot an Tuch- und Wollkleidung, daß Noblesse nicht unbedingt von teurem Pelz abhängt.
Nicht zum ersten Mal fand der Kleidermarkt in der Wohnanlage im Praunheimer Weg statt. Jedes Jahr im Februar organisieren die Seniorenclubleiterin Hilde Morgenstern und Sozialarbeiterin Annette Schlebusch in Zusammenarbeit mit den Hausbewohnern die Veranstaltung. "Wenn die alten Menschen nicht mitmachen würden, könnten wir den Markt nicht verwirklichen", verdeutlichte Schlebusch die tatkräftige Mithilfe der älteren Generation und fügte hinzu: "Es gibt viele, denen es Spaß macht, sich auf diese Art und Weise zu beschäftigen."
Wie engagiert die Senioren zu Werke gingen, zeigten nicht zuletzt die großen bemalten Leintücher an der Fassade des Gebäudes. Mit Aufschriften wie "Kleidermarkt" oder "Mäntel, Röcke und Hosen" warben sie für ihre Güter. Das Warenangebot hatten die Organisatoren von verschiedenen Quellen bezogen. Einmal waren es die Hausbewohner selbst, die ihre Kleider zum Verkauf anboten, oder deren Bekannte; auch Fremde nutzten die Gelegenheit, um ihre Hosen, Jacken oder Hemden anzubieten. Den Spendern blieb es vorbehalten, die Hälfte des Ertrages für die eigene Geldbörse zu erwirtschaften. "Das machen viele - so werden auch wertvollere Stücke abgegeben", ist Annette Schlebusch überzeugt, die Qualität des Angebotes verbessert zu haben.
Der Rest des Geldes wanderte je zur Hälfte in die Taschen der hausansässigen Seniorenclubs und der Seniorenwohnanlage - vielleicht kann davon ja nun ein echter Nerz erworben werden. ole
OSTEND. Zwischen Montag, 15. Februar, und Samstag, 20. Februar, werden in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Frankfurt die Puppen tanzen. Dafür soll das Theater "Regenbogenstraße" sorgen. Es wird im Rahmen der "Kinderwoche" täglich zwischen 16 und 17 Uhr in den Gemeinderäumen (Tiergarten 50) auftreten.
In den sieben Tagen, in denen die Puppenspieler in Frankfurt gastieren, werden den Mädchen und Jungen von den Darstellern jeweils sieben verschiedene christliche Themen vorgestellt. Das Programm startet am Montag, 15. Februar, unter dem Motto "Gott vertrauen" und endet am Sonntag darauf mit einem Familiengottesdienst. Dazwischen setzen sich die Mitglieder der "Regenbogenstraße" und die Kinder mit Themen auseinander wie "Jesus liebt Kinder", "Alles Gott erzählen" oder "Jesus als Freund".
"Anhand von Puppenspielen sollen den Mädchen und Jungen die elementarsten christlichen Inhalte nahegebracht werden", verweist Pastor Frank-Eric Müller auf den theologisch-pädagogischen Gedanken. Um dieses Ziel besser zu erreichen, sollen die Kinder aktiv an "Familiengruppen" teilnehmen.
Unter diesen Gruppen versteht Müller kleine Gesprächskreise, die sich nach dem Puppenspiel bilden sollen. Kinder werden sich über das gesehene Stück und dessen Aussage mit Gruppenleitern unterhalten. Die Kinder sollen in diesen Gruppen auch eigene Erfahrungen einbringen, die sie mit "Gott und der Welt" gemacht haben.
Die Idee der "Regenbogenstraße" wurde vor zehn Jahren im Gemeindejugendwerk Deutschland geboren und sogleich in die Tat umgesetzt. Seither tingelt das Wandertheater jedes Jahr durch die Bundesrepublik, wobei die fünfköpfige Truppe von Puppenspielern alle zwölf Monate ausgetauscht wird. Bei ihren Mitgliedern handelt es sich zumeist um Männer und Frauen, die nach Ausbildung oder Abitur für ein Jahr lang dem Alltag entfliehen wollen.
Die ersten eineinhalb Monate studieren die Hobbykünstler ihre Stücke ein. Ist diese Arbeit beendet, wird die Route durch Deutschland zusammengestellt. Erst dann geht es auf die Landstraße oder auch in die Großstadt, wie der Abstecher zur Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Frankfurt beweist. ole
BOCKENHEIM. Mit einem Lächeln beantwortet Gönül Özgül alle Fragen aus dem Publikum; soeben hat sie ihren Zuhörern ihr Buch "Geminin en Altindaki" (zu deutsch: "Das unterste Deck") im Internationalen Treff Bockenheim ihrem deutschen und türkischen Publikum vorgestellt. Die türkische Schriftstellerin stellt in ihren Büchern die Probleme einzelner Menschen in den Mittelpunkt - alltägliche, politische, psychologische.
So klar Özgül ihre Anliegen formuliert, so deutlich unterstreicht sie diese durch ihre Sprache: Sachlich und ohne Schnörkel vermeidet sie jeden Pathos. Ihr Handwerkszeug sind ihrem Naturell entsprechend die "leiseren Töne"; und doch verfehlen diese niemals ihre Wirkung.
In ihrem Buch "Das unterste Deck" beschreibt die Türkin in 29 Episoden den Alltag von sozial schwächer gestellten Menschen. Ohne sie funktioniere die Gesellschaft nicht, die sie in ihrem Titel mit der Besatzung eines Schiffes vergleicht, dessen Kapitän zwar die Richtung kennt, aber ohne seine Maschinenarbeiter unter Deck nicht vorwärts kommen kann.
Nicht selten sind Charaktere, die Özgül im Laufe ihres Lebens kennengelernt hat, die Hauptdarsteller ihrer Geschichten - wenn auch leicht verfremdet. So geschehen in der Erzählung von der jungen Türkin Sünbül, die in Deutschland als Akkordarbeiterin beschäftigt ist. Ihr türkischer Mann, ein Bauer, hat sie aufgrund einer anderen Frau verlassen, worauf Sünbül kurz entschlossen nach Deutschland zieht. Dort will sie möglichst viel Geld verdienen, um später mit Wohlstand vor ihrem "dürren und ausgemergelten Mann" prahlen zu können. In der Fabrik lernt die junge Frau schließlich einen Deutschen kennen; Özgül beschreibt dabei die Gedanken von Sünbül: "Da sie ihren Mann so richtig eifersüchtig machen wollte, stellte sie sich vor, daß sie den blonden Mann in ihr Dorf bringen und mit ihm herumlaufen würde."
Der blonde, breitschultrige Deutsche entpuppt sich als Säufer und Sünbül muß sich etwas neues einfallen lassen, um in ihrer Heimat nicht mit leeren Händen vor den anderen dazustehen. So beschließt sie, den Führerschein zu machen, für eine Türkin durchaus nicht selbstverständlich. Ihr Vorhaben gelingt ihr, und eines schönen Tages fährt Sünbül mit dem eigenen Auto vor das Haus ihres "dürren und ausgemergelten Mannes".
Klingt die Geschichte auch banal, Gönül Özgül räumt gerade den persönlichen Problemen, oft ausgelöst durch menschliche Schwächen, einen besonderen Stellenwert ein. "Gerade diese Dinge spielen eine große Rolle in der Realität unseres Lebens", sagt Özgül. Wie wirklichkeitsnah die Schriftstellerin arbeitet, zeigt sich auch gerade daran, daß ihre Darsteller keine fiktiven Persönlichkeiten sind, sondern Menschen aus ihrem Umfeld.
Gönül Özgül, 1948 in Istanbul geboren, begann schon früh Erzählungen und Gedichte zu schreiben, verdiente in der Türkei ihr Geld als Bankbeamtin. Seit 1973 lebt sie hier. Ihre Arbeit als Angestellte in der Metallindustrie entfremdete sie nicht ihrem Interesse an Literatur und der Begeisterung zu schreiben. Viele ihrer Werke werden veröffentlicht. ole
NORDEND. Mit den Themen Verkehrsberuhigung im Oeder Weg und "Kneipenmonokultur" im Nordend verspricht auch die letzte Sitzung des Ortsbeirates 3 in dieser Wahlperiode spannend zu werden. Das Gremium tritt am heutigen Donnerstag, 11. Februar, um 19 Uhr im Bürgerhaus Philantropin, Hebelstraße 17, zusammmen.
Mitarbeiter des Magistrats werden über die geplanten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung im Oeder Weg berichten, nachdem sich im Herbst rund 40 Geschäftsleute erfolgreich gegen die Teilsperrung der Straße gewehrt hatten. Außerdem wollen die Ortsbeiratsmitglieder über Strukturprobleme des Kleingewerbes im Nordend, insbesondere bei den Gaststätten, diskutieren.
Auch in seiner letzten Sitzung bleibt der "Dreier" seinem Lieblingsthema treu: Vier von sechs Anträgen drehen sich um Verkehrsberuhigung. Die CDU will einen Linksabbieger von der Schellingstraße in den Musikantenweg einrichten und hat zwei Anträge zu Parkplaketten eingebracht. Die SPD fordert, die Spohrstraße zwischen Neuhofstraße und Glauburgstraße zu "drehen", um so die Lenaustraße zu entlasten. rea
SCHWANHEIM. "Es wird Einschnitte geben. Anders werden wir in Zukunft unseren Haushalt nicht finanzieren können." Deutliche Worte, die derzeit nicht nur auf Bundesebene, sondern bereits auch in der Kommunalpolitik zum Repertoire der Wahlkampfreden gehören. Hans Busch (SPD), Stadtverordnetenvorsteher im Römer, richtete beim "politischen Kreppelnachmittag" in Schwanheim einen eindeutigen Appell an die Gäste, sich in den nächsten Jahren auf Kürzungen in vielen Bereichen der städtischen Finanzierung einzustellen.
"Um das Notwendige weiter bezahlen zu können, wird vieles Wünschenswertes nicht mehr zu bezahlen sein", prognostizierte Hans Busch. Für ihn heißt das konkret: Einsparungen beispielsweise im kulturellen Bereich, um die Sozialleistungen wie Alten- und Krankenpflege aufrecht zu erhalten. Die Sozialpolitik liegt dem Stadtverordentenvorsteher besonders am Herzen und nahm daher auch den meisten Raum in seiner Rede im Vereinshaus der Kleintierzüchter an der Schwanheimer Bahnstraße ein. "Wir müssen darüber nachdenken, ob bestimmte Pflegetätigkeiten und Betreuungsdienste für alte Menschen nicht auch von privaten Firmen übernommen werden können", regte Busch an.
Die annähernd 70 Gäste folgten den Ausführungen aufmerksam, nicht zuletzt deshalb, weil viele der Anwesenden Senioren waren und täglich mit derlei Problemen konfrontiert sind.
Eingeladen zu der Wahlveranstaltung hatten der SPD-Ortsverein gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt Schwanheim. "Schon lange organisieren wir zusammen solche Termine. Diesmal bot es sich an, besonders die ältere Generation anzusprechen, da diese von sozialen Fragen am meisten betroffen ist", erklärte Hans Dick, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins. Die Organisatoren waren von der geringen Besucherzahl enttäuscht, waren doch im Vereinshaus für etwa 200 Gäste Kreppel und Kaffee bereitgestellt und nur ein Drittel der erwarteten Gäste gekommen. "Das ist eine allgemeine Entwicklung, die auch in anderen Parteien und Vereinen zu finden ist", meinte Hans Dick. "Die Schwanheimer Arbeiterwohlfahrt hatte vor ein paar Jahren noch 200 Mitglieder, heute sind es nicht einmal mehr die Hälfte davon."
Gerhard Edelmann, Pressesprecher der Schwanheimer SPD, führt die geringe Resonanz auch auf die herrschende Politikverdrossenheit zurück. "Selbst die großen Wahveranstaltungen mit Bundesprominenz sind nicht mehr so gut besucht wie früher." Nach Meinung des Pressesprechers müßte sich der Unterbezirksverband nach der Wahl grundlegende Gedanken zur Wahlkampftaktik machen. "Jetzt in der heißen Phase wäre das aber falsch", findet Edelmann. hen
KALBACH. Für die Kommunalwahl am 7. März stehen nun die Kanditaten der CDU für den Ortsbeirat 12 (Kalbach) fest. Auf dem ersten Listenplatz steht der derzeitige CDU-Fraktionsvorsitzende, Dr. Hans-Josef Schneider. Auf Platz zwei kandidiert Gisela Stamm zum ersten Mal für das Stadtteilgremium.
Heinz-Dieter Matejka hingegen verfehlte vor vier Jahren auf dem fünften Platz den Einzug in das Gremium und ist auf Platz drei für die kommende Wahlperiode zu finden. Der vierte Kandidat, Walter Cornel, will nach dem 7. März wieder die Christdemokraten vertreten.
Sollte die mit vier Vertretern bisher stärkste Fraktion bei der Wahl ausreichend an Stimmen zulegen, so würde Renate Frey ebenfalls wieder im Ortsbeirat sitzen. Bis auf Ortsvorsteher Franz Syha, der nicht mehr kandidieren wird, wären dann alle derzeitigen CDU-Vertreter wieder im Ortsbeirat.
Zu den politischen Zielen meinte Schneider, es komme im wesentlichen darauf an, die Bebauungspläne Kalbach Nord und Süd möglichst rasch umzusetzen. Wer als Nachfolger Syhas für die CDU ins Rennen gehen soll, wollte der Rechtsanwalt nicht verraten: "Es wird jemand aus unseren Reihen sein." ara
KALBACH. Die FDP will Rainer Venino auch in der kommenden Wahlperiode im Ortsbeirat 12 (Kalbach) vertreten. Auf dem zweiten Listenplatz wirbt Rudolf Kriszeleit bei den Kommunalwahlen am 7. März um Stimmen. Die Liberalen waren in den vergangenen vier Jahren zum ersten Mal im Kalbacher Stadtteilgremium vertreten.
Diese Tatsache mache es leichter, "den Bürger für uns zu gewinnen", erklärte Venino der Stadtteil-Rundschau. Auch künftig will sich der Rechtsanwalt für die Interessen seiner Wähler einsetzen. Für die nächsten vier Jahre stünden dabei die Bebauungspläne Kalbach-Nord und -Süd im Mittelpunkt.
Die Chancen seiner Partei, auch nach dem Wahltag wieder im Ortsbeirat zu sein, bewertete Venino als gut: "Ich bin zuversichtlich." ara
KALBACH. Für die Grünen kandidiert Wolfgang Diel erneut am 7. März bei den Kommunalwahlen um einen Platz im Ortsbeirat 12 (Kalbach). Sollten entscheident mehr Wähler als vor vier Jahren für die Ökologie-Partei votieren, so würde Edeltraut Müller-Damerow ebenfalls in das Stadtteilgremium einziehen.
Diel, der nunmehr seit acht Jahren für seine Partei im Ortsbeirat sitzt, will sich für die Neubaugebiete Kalbach-Nord und -Süd einsetzen. Außerdem sollte die Verkehrsberuhigung endlich "konkretere Formen annehmen". ara
KALBACH. Mit einem Vorschlag der SPD erhält die Diskussion um einen Jugendtreff in Kalbach eine neue Richtung. Artur Pöhlmann, SPD-Fraktionsmitglied im Ortsbeirat 12, erklärte, die alte Turnhalle stehe allen Kalbacher Vereinen zur Verfügung und könne demnach auch von Jugendlichen genutzt werden.
Pöhlmann bezeichnete dies als gute Lösung, bis das geplante Jugendhaus im Bebauungsgebiet Kalbach-Nord fertig sei. Allerdings müßte für die "Zwischenlösung" ein Sozialarbeiter von der Stadt bezahlt werden. Der Vertreter der Grünen im Ortsbeirat, Wolfgang Diel, hatte sich schon Ende 1992 zu Wort gemeldet, denn "mindestens zehn Jahre dauert der Bau des Jugendhauses in Kalbach-Nord." Doch was soll der Nachwuchs bis dahin unternehmen? Nachdem "Eltern und Jugendliche" auf das Jugendamt Druck ausgeübt hatten, sei man dort aktiv geworden, erinnert sich Diel.
Doch: Ein Antrag der Grünen im Ortsbeirat 12 (Kalbach), ein von der Stadt erarbeitetes Raumprogramm und Grundlagenkonzept dem Ortsbeirat vorzustellen, wurde mit den Stimmen von CDU, SPD, und FDP abgelehnt. Begründung: Der Ortsbeirat 12 habe sich bereits in vorangegangenen Sitzungen darauf festgelegt, im Neubaugebiet Kalbach-Nord ein Grundstück für ein Jugendzentrum zu reservieren.
Der Leiter der Abteilung Kinder- und Jugendförderung beim städtischen Jugendamt, Pit Sehnert, erklärt: "Wir sind offen für Vorschläge aus dem Stadtteil." Sein Amt habe in der jüngsten Zeit gute Erfahrungen mit Projekten gemacht, die gemeinsam mit Jugendlichen, Eltern und Trägereinrichtungen entwickelt wurden. Auf unkonventionelle Weise sei beispielsweise eine Container-Lösung im Westend entstanden, "mit der alle zufrieden sind". Und: Die Jugendlichen würden derzeit auf Probe die neue Einrichtung selbst verwalten. "Für solch eine Lösung kann nicht die Behörde planen." Der Vorschlag müsse von Vertretern verschiedener Gruppen aus dem Stadtteil kommen. "Doch derzeit ist uns für Kalbach nichts Neues bekannt." Der Ortsbeirat habe die "multifunktionelle Prüfung im Bereich der Turnhalle" abgelehnt.
Die Rahmenbedingungen müssen bei der Planung berücksichtigt werden. Zu groß sollte ein Jugendhaus nicht werden, da im Jugendplan "etwa 39 Millionen Mark" für 13 Jugendhäuser kalkuliert seien. Für Kalbach seien "drei Millionen eine mögliche, rechnerische Grenze". Fazit: Trotz der Vorschläge steht die Jugend seit dem Abriß des evangelischen Gemeindezentrums 1991 auf der Straße. ara
WESTHAUSEN. Den nächsten klaren Abendhimmel sehnen Astrid B. und Mohammed Z. schon herbei. Dann wollen sie überprüfen, ob der Lehrbeauftragte für Astronomie an der Liebigschule, Werner Ziegs, sie richtig informierte. "Im Westen seht Ihr den Abendstern, der in Wirklichkeit der Planet Venus ist", sagte Ziegs in seinem Vortrag vor etwa 50 Kindern und 20 Eltern, die an diesem späten Nachmittag in die Westhausener Schule gekommen waren. Das Thema: "Die Liebigschule holt die Sterne vom Himmel."
Im ersten Teil des Vortrags erfuhren die Gäste eine Menge über unser Sonnensystem. Nicht nur die Namen der Planeten wie Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto, sondern auch deren Entfernung von der Sonne oder vieles über die Oberflächen. Beispielsweise wissen die Gäste nun von der stürmischen, 400 Grad heißen Atmosphäre der Venus.
Anhand von Dias zeigte Ziegs: Die Oberflächen-Struktur von Merkur und dem Erdtrabanten Mond ist sehr ähnlich. Erst bei genauer Betrachtung fällt der Unterschied auf - der Mond ist nicht so mit Kratern bedeckt wie Merkur.
Oder Ziegs erklärte den Besuchern, wie Wissenschaftler im Jahre 1930 zufällig den entferntesten Planeten unseres Sonnensystems - Pluto - entdeckten. Der Forscher C. W. Tombaugh habe den Sternenhimmel fotografiert. Auf einem zweiten Bild, das einige Tage später wieder die gleichen Sterne einfing, erschien Pluto an einer anderen Stelle. Schlußfolgerung: Pluto war gewandert und konnte deshalb kein Stern sein.
Nach so vielen Informationen gab es eine kreative Pause. Nun konnten die Besucher mit zwei Linsen ein eigenes "Fernrohr" basteln. "Schließlich wollen wir mit einer Mischung aus Information und Experiment die Lust der Kinder am eigenen Forschen fördern", erläuterte Wilhelm Nürnberger, Lehrer für Physik und Mathematik.
Nach dem Experimentieren ging es weiter mit dem Vortrag und Bildern. Doch diesmal verließ Ziegs das Sonnensystem und widmete sich beispielsweise dem 2,2 Millionen Lichtjahre entfernten Andromedanebel - einem Milchstraßensystem. Er begeisterte die Kinder, aber auch die Eltern, mit den Sternbildern der Plejaden (auch Siebengestirn) und Orion, die ebenfalls jetzt bei wolkenfreiem Himmel zu sehen sind.
Und immer wieder gab der Lehrbeauftragte Anregungen, zeigte Fotos, die die Schüler der Astro-AG in der Liebigschule mit einer normalen Kamera auf dem Altkönig oder auf dem Feldberg im Taunus selbst gemacht hatten. So zeigte ein Bild vom Juli 1991 eine seltene Konstellation: Mars, Jupiter und Venus ganz "nah" am Firmament beieinander.
Zum Abschluß durften die Besucher noch durch die Teleskope in der Bibliothek und in der schuleigenen Sternwarte schauen. Planeten, Sterne oder Sternbilder gab es wegen des verhangenen Himmels allerdings nicht zu sehen.
Mit dem 15. Termin, an dem Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam forschten, zeigte sich Nürnberger sehr zufrieden. "Heute kamen 70 , während unserer ersten Einladung gerade eine Mutter und vier Lehrer gefolgt waren." An diesem Nachmittag hatte die Liebigschule zwar nicht (wie versprochen) die Sterne vom Himmel geholt, doch es war gelungen, die fernen Himmelskörper den Gästen näherzubringen. ara
KALBACH. Als Ortsvorsteher Franz Syha (CDU) erklärte, nach 16 Jahren "aus beruflichen Gründen" nicht mehr für den Ortsbeirat 12 (Kalbach) zu kandidieren, faßte der zurückhaltende Christdemokrat sein über 20jähriges Engagement als Stadtteilpolitiker in Zahlen zusammen: "Seit 1972 fanden in Kalbach 151 Ortsbeiratssitzungen statt. Mir war es vergönnt, an 150 Sitzungen teilzunehmen und 125 als Ortsvorsteher zu leiten." Einige Worte des Dankes an die Kollegen aus dem Stadtteilgremium folgten. Sein Resümee: "Wir haben gemeinsam Akzente für den Stadtteil gesetzt." Das war's - keine lange Abschiedsrede, kein Eigenlob. Große Worte sind nicht die Sache des passionierten Hobby-Statistikers.
Lob bekam der 53jährige, der 1991 mit der Goldenen Römerplakette ausgezeichnet wurde, von anderen. Die Vertreter von SPD, FDP, Grünen und CDU bedauerten den Schritt "des stets neutralen, zuverlässigen und immer gut vorbereiteten" Mitstreiters sehr und sprachen unisono von einem Verlust für den Ortsbeirat.
Syha zeigt sich über so viel Komplimente verwundert. Erwartet habe er so etwas nicht. Eine Belobigung wies er gar zurück. Falsch sei die Behauptung, er sei immer einstimmig zum Ortsvorsteher gewählt worden. "Vor vier Jahren gab es einen Gegenkandidaten", erinnert sich der Sudetendeutsche, der 1939 in Markusgrün bei Marienbad zur Welt kam. Aber auch bei seiner Biographie ist Syha knapp. Im Telegrammstil beschreibt Syha sein Leben: "Vertreibung" als Siebenjähriger 1946, danach nach Hessen, unterschiedliche Aufenthaltsorte im Bundesland und dann 1961: Kalbach. "Als ich hier ankam, war die Hauptstraße noch aus Kopfsteinpflaster." 1964 gründete Syha mit anderen die CDU in Kalbach, als die selbständige Gemeinde noch nicht zu Frankfurt gehörte und einen eigenen Bürgermeister hatte.
Die erste Wahl schloß die CDU mit 18 Prozent ab. Die SPD habe 65 Prozent gehabt. "Das war eine Enttäuschung." Doch mit Syha ging's aufwärts mit der CDU. Im Jahre 1971 zog er in die Gemeindevertretung ein. Ein Jahr später wurde Kalbach eingemeindet und der Ortsbeirat eingeführt. Seither verpaßte Syha nur eine einzige Sitzung des Gremiums, dem er seit 1977, seit die Konservativen die Mehrheit stellen, vorsteht. Mit den Grünen kam dann 1985 die dritte Partei und vier Jahre später mit den Liberalen die vierte. Um die Erinnerung an seine Amtszeit zu strukturieren und mit Inhalt zu füllen habe er sich "auf die schnelle ein paar Stichwörter" aufgeschrieben.
Hinter den 26 Punkten verbergen sich Veränderungen im Stadtteil wie der Bürgertreff, das Sport- und Freizeitzentrum oder der Park-and-ride- Platz Kalbach. Zu jedem einzelnen fallen Syha viele Details ein, und er beendet erst mit dem letzten Punkt seine ununterbrochene Rede.
Privates gibt der Besitzer eines Aquariums mit ungewöhnlich großen Fischen nur ungern preis. Für Hobbys sei nicht so viel Zeit geblieben. Zur Entspannung fährt der Vater einer Tochter und eines Sohnes gerne mit dem Rad an der Nidda entlang. "Meine Frau und ich haben aber auch schon längere Touren unternommen." Bei der Frage nach der Zukunft schaut Syha auf einen dicken Magistratsbericht und meint, er werde sich auch weiterhin einmischen. Außerdem sei da ja noch sein Beruf.
Als einer der Vorsitzenden der Raiffeisen-Hauptgenossenschaft in Frankfurt gehöre es zu seinen Aufgaben, 1500 Mitarbeiter zu leiten und etwa eine Milliarde Mark Umsatz zu verwalten. Ob er sein Amt als Ortsvorsteher vermissen werde? Eine Pause entsteht. Sein Blick geht aus dem Wohnzimmer und schweift über das südliche Kalbach und über Frankfurt. "Ich scheide mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Aber ich kann Sachen immer nur entweder richtig oder gar nicht machen."
Und fast wie eine Entschuldigung fügt er nachdenklich hinzu: "Mein Job läßt mir keine Zeit mehr." Am nächsten Dienstag leitet er zum 126. und letzten Mal die Sitzung des Ortsbeirats 12. ANDREAS SCHWARZKOPF
KALBACH. Auf den ersten drei Listenplätzen der Kalbacher SPD für die Kommunalwahl am 7. März stehen bekannte Namen. An erster Stelle kandidiert der derzeitige SPD-Fraktionsvorsitzende Helmut Steinmann für den Ortsbeirat 12. Auf den folgenden zwei Plätzen bewerben sich Artur Pöhlmann und Günter Kroll um den Wiedereinzug in das Stadtteilgremium.
Sollten sich mehr Wähler als vor vier Jahren für die Sozialdemokraten entscheiden, so würde mit Susanne Kasshold-Molden eine Frau die SPD-Fraktion verstärken. Aber: "Kasshold-Molden hat gute Aussichten ins Stadtparlament einzuziehen", meint Steinmann über die Bewerberin für die Stadtverordnetenversammlung.
In diesem Falle käme dann Alexander Beck auf Platz fünf zum Zuge. Auf Rang sechs steht Harry Brück. "Es wäre allerdings als Erfolg zu werten, mit vier Vertretern nach dem Wahltag im Ortsbeirat zu sein", sagt der Verwaltungsangestellte Steinmann. Derzeit sitzen drei Genossen im Ortsbeirat.
Eines der Hauptziele: Die SPD will die Interessen von Kindern und Jugendlichen bei der Umsetzung der Bebauungspläne Kalbach Nord und Süd sichern.
Für die bislang zweitstärkste Fraktion wird Helmut Steinmann auch als Nachfolger des Ortsvorstehers Franz Syha, der nicht mehr kandidiert (siehe untenstehendes Porträt), in der nächsten Wahlperiode ins Rennen gehen. ara
FECHENHEIM. Das Jahr des 90jährigen Bestehens begann für den Vorstand der Sportvereinigung 03 Fechenheim (Spvgg) mit einer Überraschung: Jürgen Rollmann legte nach zwei Jahren das Amt des Geschäftsführers nieder. Auf Anfrage begründete Rollmann seine Entscheidung mit den Worten: "Den organisatorischen und planerischen Dilettantismus des Vorstands will ich nicht mitverantworten."
Auslöser für diesen Schritt war für den Prokuristen einer deutschen Großbank der geplatzte Termin einer Vorstandssitzung, während der "wichtige Punkte erörtert werden sollten". Die Spielvereinigung sei in einer finanziell schwierigen Lage, erklärte Rollmann. Ursache sei der Aufstieg in die Bezirksoberliga zu Beginn der Saison 92/93 und die damit verbundenen höheren Kosten für den Spielbetrieb. Doch bei rückständigen Zahlungen aus der Bandenwerbung habe der Vorstand "zu lasch nachgesetzt".
Außerdem habe es von Anfang an unterschiedliche Auffassungen darüber gegeben, wie ein Verein geführt werden sollte: "Im Prinzip habe ich mit meinem Rücktritt viel zu lange gewartet." Wegen der "fehlenden Basis für eine Zusammenarbeit" hat Rollmann auch nicht bis zum Ende der Amtsperiode gewartet, sondern trat noch vor der Jahreshauptversammlung Ende März zurück.
Der 03-Vorsitzende, Eckart Wodtke, verzichtete in einem Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau auf eine Erwiderung zu den Vorwürfen. Wodtke erklärte: "Rollmann hat die ihm aufgetragene Arbeit befriedigend erledigt. Sein Rücktritt ist aber kein großer Verlust für den Verein." Und den finanziellen Verpflichtungen könne die Sportvereinigung bis zum Saisonende am 31. Mai nachkommen. Trotzdem sei wegen des angespannten Etats nicht klar, ob das 90jährige Bestehen gefeiert werden könnte.
Ob die Mannschaft der Sportvereinigung einen besseren Start als der Vorstand ins neue Jahr erwischt, wird sich beim Beginn der Rückrunde am 28. Februar gegen Dietzenbach vor heimischem Publikum auf der Bezirkssportanlage in der Birsteiner Straße zeigen - es gilt, den sechsten Tabellenplatz aus der Hinrunde zu verteidigen. ara
NORDEND. Fechten, Chorgesänge, physikalische Versuche und Turnen: Mit einem breitgefächerten Programm stellten am "Tag der offenen Tür" Schüler, Lehrer und Eltern der Musterschule ihr Gymnasium der Öffentlichkeit vor. Ziel war es an diesem Tag, den Schulalltag und das zusätzliche Angebot potentiellen Schülern und deren Eltern aus den nahen und fernen Grundschulen zu präsentieren - mit 36 Programmpunkten. Die Besucher interessierten sich besonders für den Musikzweig, der schon im dritten Jahr als Schulversuch läuft.
Unter der Leitung von Wolfgang Schmidt-Gauer stellte der große Chor mit Titeln wie "California dreaming" oder "Take me home, country road" sein Können unter Beweis. Aber auch die Rockgruppe, der kleine Chor, die Perkussions- und die beiden Tanzgruppen erstaunten mit ihren Vorführungen die Gäste. Die Theatergruppe ist seit der Pensionierung von Bernd Schmidt-Zelger derzeit zwar verwaist, doch allen sind die Aufführungen der beiden Einakter von Jacques Offenbach im vergangenen Herbst noch in guter Erinnerung. "Den Musikzweig haben wir im vergangenen Jahr besonders durch den Kauf etlicher Instrumente gefördert", erklärte der Schulleiter Dieter Kallus.
Mit Erfolg auf anderem Gebiet glänzten die sportlichen Neigungsgruppen. Das Pflichttraining der Geräteturner am Boden, Reck, Barren, Pferdsprung und auf dem Balken diente der Regionalausscheidung für "Jugend trainiert für Olympia". "Geräteturnen gibt es in Frankfurter Schulen nur noch ganz selten", sagte die Schulsportleiterin Brigitte Beer.
Mit viel Selbstvertrauen präsentierten sich auch die Fechter - dazu hatten sie allen Grund. Denn: Die Früchte langjähriger Arbeit konnten Odo Gabriel und seine Schützlinge im vergangenen Dezember einfahren. Zum ersten Mal erkämpften die "Musterschüler" den inoffiziellen Titel der Stadtschulmeisterschaft - knapp vor den starken Konkurrenten von der Herder- und der Lessingschule.
Dem wollten die beiden Basketballteams nicht nachstehen. Die "Jüngeren" (Jahrgang 76-78) wurden Vize-Stadtmeister, die "Älteren" (74-76) sogar Regionalmeister. Am 16. Februar spielt das Team unter Spieler-Trainer (und Schüler) Timm Baumgartner sogar um den hessischen Titel. Dabei gibt es die Gruppe der Basketballer erst seit drei Jahren - trainiert wird einmal in der Woche.
Die 854 Schüler starke Musterschule ist seit der Gründung im Jahre 1803 insbesondere für das Fach Französisch bekannt. Die damalige Bürgerschule hatte, als Frankfurt von den Franzosen besetzt war, gleich die Sprache des westlichen Nachbarn ins Lehrangebot aufgenommen: "Seitdem spielt die Fremdsprache eine wichtige Rolle." Um aber auch andere Sprachen anbieten zu können, arbeitet das Gymnasium mit Lessing- und Elisabethenschule zusammen.
Die Schüler können die erlernten Sprachen beim Austausch mit Bude im englischen Cornwall, Antony in der Nähe von Paris (dort wird auch ein Berufspraktikum angeboten) oder Tel Aviv (Artzt High-School) ausprobieren.
Auch der naturwissenschaftliche Bereich stellte sich am vergangenen Wochenende vor: Die Mathematiker knobelten, die Chemiker und Physiker führten Versuche vor, während die Biologen mikroskopierten. Bisher ist die Schule nach den Worten der Schulelternbeiratsvorsitzenden Monika Baghdjian die Musterschule vom Lehrermangel gerade in den Naturwissenschaften nicht sehr betroffen. Doch um zu verhindern, was an anderen Frankfurter Schulen schon Realität ist, wollen sich Anfang März zum zweiten Mal Vertreter von Lessing-, Elisabethen-, Wöhler- und Bettinaschule treffen, um Wege zu diskutieren, die die Personalsituation verbessern könnten.
Zum Abschluß des "Tages der offenen Tür" standen die Tore des Gymnasiums speziell den Ehemaligen offen: Die Abiturienten-Jahrgänge seit 1977 waren eingeladen, und mehr als 800 frühere Schüler kamen, um gemeinsam zu feiern. ara
Eine regelmäßige Pflege der Riedhalstraße lehnt der Magistrat ab. Begründung: Der Wildwuchs unterstreiche den naturnahen Charakter der Spielstraße. Im September 1992 hatte der Ortsbeirat 14 in einer Anregung um regelmäßige Pflege der Spielstraße gebeten, damit der Straßenbelag durch Unkraut nicht gesprengt und auf Dauer geschädigt werde. Lediglich die bisher vorhandenen Schäden auf dem Gehweg soll jetzt das Straßenbauamt beseitigen. tin
GOLDSTEIN / SCHWANHEIM. In ungewohnter Umgebung tagt der Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim und westliche Stadtteile) zum letzten Mal in dieser Wahlperiode. Nicht wie sonst im Höchster Bolongaropalast treffen sich die Politiker, sondern im Bürgerhaus Nied in der Luthmerstraße 40 im kleinen Saal, am Dienstag, 16. Februar, um 17 Uhr.
Für Goldstein und Schwanheim liegen keine neuen Anträge zur Abstimmung vor. Für die Goldsteiner wird die leidige Frage "Ist Goldstein Stadtteil oder nicht und wann wird es Stadtteil?" im Zusammenhang mit einem Magistratsbericht noch einmal behandelt.
Außerdem soll noch einmal der "Dauerbrenner" Leunabrücke diskutiert werden. Dem Ortsbeirat liegt hierzu ein umfassender Bericht des Magistrates vor. hen
BORNHEIM. Die Grünen im Ortsbeirat 4 steuern auf Konfrontationskurs: Der umstrittene Antrag zur Modernisierung der Großmarkthalle, der in der vergangenen Sitzung dazu geführt hatte, daß die SPD-Fraktion auszog und damit nicht nur die Sitzung, sondern auch die rot-grüne Koalition platzen ließ, steht erneut zur Debatte.
Diesmal haben die Grünen dafür gesorgt, daß die Beschlußfähigkeit des Gremiums auf jeden Fall erhalten bleibt: Direkt vor diesem Punkt wurde in die Tagesordnung, dick unterstrichen und unter Hinweis auf die Hessische Gemeindeordnung, eingefügt, daß "der Ortsbeirat 4 zu den Tagesordnungspunkten 7 bis 24 unabhängig von der Anzahl der anwesenden Ortsbeiratsmitglieder beschlußfähig" ist. Die Diskussion zu diesem Thema ist auf der Sitzung des Stadtteilparlaments am Dienstag, 16. Februar, ab 19.30 Uhr im Bürgerhaus Bornheim (Arnsburger Straße 24) zu verfolgen.
Auf der letzten Sitzung in dieser Wahlperiode geht es außerdem erneut um eine mögliche Verkehrsentlastung der Heidestraße. Die radikalste Lösung schlägt die SPD vor: Sie fragt, ob das Kaufhaus "Saturn Hansa" verlagert werden kann.
Zwei Anträge der Grünen suchen hingegen nach einem Kompromiß: Zum einen soll die Möglichkeit überprüft werden, ob die Berger Straße nördlich der Höhenstraße "gedreht" werden kann, zum anderen soll eine "vernünftigere" Nutzung des Parkhauses in der Heidestraße erreicht werden. rea
GRIESHEIM. Zum letzten Mal in dieser Wahlperiode tritt der Ortsbeirat 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) zusammen: Im kleinen Saal des Bürgerhauses Nied, Luthmerstraße 40, am Dienstag, 16. Februar (17 Uhr).
Auf der Tagesordnung steht unter anderem der Bau des Umkleide- und Funktionsgebäudes der SG Griesheim, für den vom Magistrat die Bau- und Finanzierungsvorlage beschlossen wurde. Desweiteren berät der Ortsbeirat über einen Magistratsbericht zu krebserzeugenden Polyaromaten in der Griesheimer Luft. hen
OBERRAD. Als "Modell der Schlamperei" bezeichnet FR-Leserin Sieglinde S. aus Oberrad die getrennte Müll- Sammlung in Oberrad. Der Grund ihres Ärgers: ihre Bio-Tonnen werden nicht regelmäßig geleert. "Man fand es offensichtlich zu unbequem, ein paar Schritte in die kurze Bachwiesenstraße zu gehen, um die Tonnen zum Müllwagen zu bringen", schrieb Sieglinde S. in einem Brief an das Stadtreinigungsamt. "Nach jeder Reklamation ging es mit der Leerung wieder gut. Doch nach einigen Wochen wieder das gleiche Spiel."
Jetzt wandte sie sich an die Stadtverwaltung und an die Stadtteil-Rundschau zugleich, da sie ein System hinter der mangelhaften Biomüll-Beseitigung befürchtet. Der Leiter des Stadtreinigungsamtes, Manfred Morgenstern, nannte diese Pannen auf Anfrage freilich "eine Ausnahme. Normal ist das nicht." Wie überall im Stadtgebiet, würden die Tonnen für Papier, Glas und Bioabfall alle zwei Wochen geleert. In Oberrad dienstags und mittwochs. Wenn allerdings die Müll- Mannschaft wechselt - insgesamt sind in Frankfurt rund 160 Teams unterwegs - kann es laut Morgenstern mal vorkommen, daß eine Adresse im Tourenbuch übersehen wird.
Der Chef des Stadtreinigungsamtes versprach Besserung: "Ich werde gleich mal in der Abfallstelle anrufen, damit sie die betreffende Adresse im Tourenbuch rot anstreichen", versicherte Manfred Morgenstern. Vielleicht kann er damit das Umweltbewußtsein von Frau S. wieder aufmuntern. "Warum soll ich nicht einfach alles in die Hausmülltonne werfen und mir dadurch viel Ärger mit ständigen unfruchtbaren Reklamationen und Telefonkosten ersparen". So weit war's schon. ran
FRANKFURT-SÜD. Zu ihrer letzten Sitzung vor der Kommunalwahl am 7. März kommen die Mitglieder des Ortsbeirats 5 (Niederrad, Sachsenhausen, Oberrad) am Freitag, 12. Februar, 19 Uhr, im Bürgerhaus Südbahnhof zusammen.
Neue Anträge sollen nicht gestellt werden, weil sie in dieser Wahlperiode nicht mehr bearbeitet werden können.
Ortsvorsteher Edmund Löffler wird jedoch über den Stand der zuletzt angeregten Themen informieren: Brauchwassernetz, Job-Tickets für Landesbedienstete, die im Ortsbezirk 5 arbeiten, Flächen für Graffiti-Künstler. ran
SACHSENHAUSEN. Ein schräger Vers brachte Stimmung in die Bude. "Gehst du hin nach Sankt Aposteln, tut die Kehle nicht verrosteln", ulkte Michael Volpert und machte damit seiner Narrenkappe alle Ehre. Im gut gefüllten Gemeindesaal der katholischen Gemeinde St. Aposteln feierte ein vorwiegend älteres Publikum ausgelassen Karneval. Die Büttenreden nahmen dabei an diesem Abend nur wenig Raum ein, doch die drei Beiträge verfehlten ihren Zweck nicht.
Die Narren hatten die modernen Zeiten auf dem Kieker und gaben sich betont konservativ. Martha Volpert sehnte sich als Protokollerin nach der guten alten Zeit zurück, als das Fernsehen noch nicht den Tagesrhythmus bestimmte, die Bilder in den Museen noch richtig herum hingen und Doppelnamen als Folgen der weiblichen Emanzipation noch unbekannt waren. Mit Verve und närrischer Routine hatte sie die Lacher rasch auf ihrer Seite.
Michael Volpert hatte als Hoch-Hausmeister Probleme mit der multikulturellen Mietergesellschaft. Die Problematik dieses beliebten Karnevalmotivs mit seinen üppig sprießenden Klischees fiel offenbar niemandem im Saal auf. Pfarrgemeinderatsvorsitzender Hans-Michael Huber räumte als blinder Flugkapitän Hausdächer und Kirchtürme ab, wobei Assoziationen mit orientierungslosen Politpiloten nicht vorgesehen waren.
Im großen und ganzen stand jedoch an diesem Abend der Tanz im Mittelpunkt. Walter Palm spielte auf seiner Orgel Schlager mit flockigen Rhythmen, und so schwoften auf dem Parkett ausgelassene Pärchen mit Ringelsocken, Kapitänsmützen und fernöstlichen Kimonos. Bei St. Aposteln noch selbstverständlich: Die Frauen und Männer aus dem benachbarten Konrad-Preysing-Haus für geistig Behinderte feierten bunt kostümiert mit. "Die sind hier voll integriert", sagte Martha Volpert vom Festausschuß nicht ohne Stolz.
Obwohl die Organisatoren mit dem Verlauf des Abends zufrieden waren, gestanden sie ein, daß es früher einfacher war, bei St. Aposteln Karneval zu feiern. Heinz Steinle, der den Festausschuß leitet, sieht vor allem das gewachsene Freizeitangebot als Ursache: "Früher gab's in Sachsenhausen nicht viele Möglichkeiten zu feiern - jetzt gibt's den Südbahnhof."
Martha Volpert, die das Fest mitorganisiert hat, sieht zudem eine Überalterung des Stadtteils. "Die Fritz-Kissel-Siedlung wurde Anfang der fünfziger Jahre gebaut, damals wohnten hier vor allem junge Familien. Als die Jüngeren auszogen, bekamen sie keine Sozialwohnung mehr in der Siedlung, weil sie über der Einkommensgrenze lagen."
Gleichwohl organisiert der Festausschuß des Pfarrgemeinderates vier Feste im Jahr - am Fastnachtsdienstag gibt's noch einen Kehraus, im Sommer feiert die Gemeinde gemeinsam mit dem Kindergarten, und für das '93er Herbstfest wird noch ein Motto gesucht. ran
GALLUS. Eigentlich kann das Frankfurter Ensemble mit der vergangenen Saison sehr zufrieden sein: 50 gutbesuchte Theateraufführungen in den Frankfurter Bürgerhäusern und Altenwohnheimen und ein runder Geburtstag. Doch bei der Jahreshauptversammlung im Haus Gallus, wo das Ensemble auch regelmäßig probt, schlug der Vorsitzende Erich Walther auch ernste Töne an. Im 41. Jahr nach seiner Gründung plagen Finanzsorgen das Frankfurter Ensemble.
Die Saalbau GmbH habe die Mietnebenkosten erhöht, und von der Stadt Frankfurt gebe es nach wie vor keine Subventionen. Wegen der überwiegend älteren Menschen, die sich die Lustspiele des Ensembles anschauen, sollen die Eintrittspreise jedoch auf dem niedrigen Niveau bleiben. Da das Ensemble sich jedoch auf Schwänke und Komödien spezialisiert hat, geht den Hobby-Theatermachern der Humor bislang nicht aus. "Wir haben's vierzig Jahre geschafft, da kommen wir auch im 41. Jahr über die Runden", gab sich Vorsitzender Erich Walther optimistisch.
Die erste Aufgabe im neuen Jahr wird es für den Vorstand sein, Bittbriefe zu schreiben. Vielleicht gibt es ja von der Saalbau GmbH Preisnachlässe, wie in den vergangenen Jahren, hofft die Frankfurter Theatergruppe.
Für 1993 hat sich das Ensemble, das insgesamt 90 Mitglieder hat, von denen 30 Leute aktiv "Theater machen", wie gewöhnlich viel vorgenommen. Drei Stücke sollen inszeniert werden.
Von März bis Mai geht das Ensemble mit dem Schwank "Ein Geist kommt selten allein" an jedem Wochenende auf Frankfurt-Tournee. Im Herbst steht schließlich das Lustspiel "Sie, hör'n se mal" auf dem Programm.
Rund 5000 Mark gibt das Frankfurter Ensemble für jede Inszenierung aus, obwohl von den Kostümen bis zum Bühnenbild alles selbstgemacht wird. Obwohl bei der Jahreshauptversammlung keine Vorstandswahlen ausgeschrieben waren, wurden einige Posten neu besetzt. Juliane Mihm ist neue Schriftführerin, Gregor Sela wurde zum Beleuchter gewählt, und Stephan Lucas ist Requisiteur. ran
SACHSENHAUSEN. Der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) fehlen junge Leute. Das beklagte der Vorsitzende des KAB-Stadtbezirks Sachsenhausen, Raimund Riedel, bei der Jahreshauptversammlung. Die hundert Mitglieder sind im Durchschnitt 50 bis 60 Jahre alt, und mit den sozialpolitischen Inhalten der KAB-Arbeit seien Jüngere nur schwer anzusprechen.
"Die Leute fühlen sich nicht mehr als Arbeiter", sagte Riedel. Gleichwohl zog der Vorsitzende beim Jahresrückblick nicht unzufrieden Bilanz. Im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit stehen die regelmäßigen Diskussionsveranstaltungen, zu denen jeweils am letzten Freitag eines Monats in das Gemeindezentrum von St. Wendel eingeladen wird. Mit zwölf bis 18 Besuchern pro Abend sei die Beteiligung recht gut gewesen, fand Riedel - schließlich ging es ja um ernsthafte Themen, nicht um Unterhaltung.
Ende des vergangenen Jahres diskutierten die interessierten Arbeitnehmer etwa über die wirtschaftlichen Perspektiven der Stadt Frankfurt oder über "Fremde in Deutschland". Am letzten Freitag im Februar soll es um die steigende Gewalt in der Gesellschaft gehen, und als weiterer Themenschwerpunkt soll die "Macht der Medien" unter die Lupe genommen werden.
Gesellig ging's bei der KAB freilich auch zu: mit dem Ferienwerk der bundesweit aktiven Arbeitnehmer-Bewegung fuhren einige Sachsenhäuser Mitglieder zum Sommer-Urlaub in den Bayerischen Wald.
Die Vorstandswahlen bei der Jahreshauptversammlung haben im wesentlichen keine Änderungen gebracht. Raimund Riedel bleibt für weitere zwei Jahre der Vorsitzende und wird von Hermann Klüber als zweitem Mann unterstützt; Maria Fischer wurde in ihrem Amt als Erste Kassiererin bestätigt, und Maria Stiegel bleibt Schriftführerin. ran
HARHEIM. Der Abwasseranschluß für ein Toilettenhaus auf dem Parkplatz vor der Harheimer Verwaltungsstelle wird vom Magistrat zwar begrüßt, jedoch unter keinen Umständen finanziert. Der Magistrat lehnte damit eine Anregung des Ortsbeirats 14 (Harheim) von September 1992 ab.
Jährlich werden auf dem Kirchplatz das Brunnenfest und der traditionelle Weihnachtsmarkt gefeiert. Da beide Feste auf private Initiativen zurückgehen, wird für den Bau des Anschlußschachtes und einer Anschlußleitung an den Mischwasserkanal in der Philipp-Schnell-Straße kein öffentliches Geld gestellt, begründet der Magistrat seine Ablehnung.
2000 Gäste besuchen durchschnittlich beide Veranstaltungen. Bisher konnten die Toiletten der Verwaltungsstelle benutzt werden, die fortan jedoch nicht mehr zur Verfügung stehen. tin
Der Ortsbeirat 9 tagt
Im Clinch mit den
FRANKFURT-NORDWEST. Die Verkehrsberuhigung steht auch in der letzten Sitzung der Wahlperiode auf der Tagesordnung des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim): am heutigen Donnerstag, 11. Februar, um 19.40 Uhr im Clubraum 1 des Hauses Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248.
Die Politiker entscheiden darüber, wie an der Verkehrsberuhigung in den Vierteln um die Kurhessenstraße (im Osten Ginnheims und im Westen Eschersheims) und die Kirchhainer Straße (im Osten Eschersheims) in der kommenden Wahlperiode weitergearbeitet wird.
Dazu müssen die Abgeordneten zuerst den Streit mit dem Planungsbüro Retzko & Topp beilegen. In einem Antrag, der in der vergangenen Sitzung zurückgestellt wurde, hatten CDU und FDP gefordert, den Ingenieuren zu kündigen. Nach Ansicht der Politiker erfüllt das Büro den Auftrag des Stadtteilparlaments nicht.
Die Grünen machen sich für das Büro stark: In dem Viertel um die Kurhessenstraße solle einer der Vorschläge umgesetzt werden, der Schleichwege durch das Quartier "unattraktiv" macht. sen
NORDEND. Nach den Morden in Mölln waren sie sich sicher: Jetzt muß etwas getan werden. Seither treffen sie sich regelmäßig, als Bürgerinitiative (BI) "Civilcourage gegen Rassismus".
"Wir haben mit einem kleinen Kreis angefangen", erzählte Sigmar Fischer, der die Initiative mit Bekannten zusammen gründete. Inzwischen ist daraus ein "fester Stamm von mehr als 20 Leuten" geworden. Auch zu Gruppen in anderen Stadtteilen besteht bereits Kontakt.
Was gegen Fremdenhaß und Rassismus getan werden kann - das will die BI herausfinden und ausprobieren. "Wir sind zur Zeit noch in einer Selbsfindungsphase." Gesucht werden Ideen - und Bürger, die bereit sind, mitzuarbeiten. Erste Ideen: "Wir wollen Beratungsarbeit für Ausländer organisieren", sagte Fischer. Für jene, die nach Hilfe fragen, sollen Kontakte zu Hilfsorganisationen hergestellt werden. Eine Arbeitsgruppe will Geschäftsleute, Passanten und Schüler interviewen. Das Ziel: die Stimmung im Stadtteil zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen vorgestellt werden. Gespräche mit Ausländern sollen sensibel machen für Probleme, mit denen sich jeder, der als Fremder definiert wird, auseinandersetzen muß. Außerdem soll eine Plakatwand informieren und gegen Fremdenhaß angehen. "Die Minderheit, für die wir uns starkmachen, ist eine geschwächte Minderheit", erklärt Fischer: Noch nicht mal diejenigen, die in Deutschland geboren wurden, haben die deutsche Staatsbürgerschaft und die Rechte eines deutschen Staatsbürgers.
Wer sich bei der Bürgerinitiative "Civilcourage gegen Rassismus" engagieren möchte, kann montags um 20 Uhr in die Räume der Arbeiterwohlfahrt, Eckenheimer Landstraße 93, kommen. sen
NORDWESTSTADT. 15 Eltern von behinderten und nichtbehinderten Kindern aus dem integrativen Kindergarten der evangelischen Gemeinde Cantate Domino in der Ernst-Kahn-Straße gehen auf die Barrikaden. Ihre Forderung: Alle schulpflichtigen Kinder, die derzeit die letzten Monate im Gemeindekindergarten verbringen, sollen gemeinsam ab nächstem Schuljahr an der Römerstadtschule unterrichtet werden.
Diesem Ziel will Schulrektor Herbert Loos gerne gerecht werden. Allerdings ist er verpflichtet, zunächst die Kinder aus dem unmittelbaren Schulbezirk der Römerstadtschule für das Schuljahr 1993/94 aufzunehmen. Sind die Klassen dann voll besetzt, bleiben bei dieser Regelung vor allem behinderte Kinder aus dem weiteren Umkreis wie beispielsweise aus Heddernheim oder Kalbach außen vor.
Für die Kinder beginnt nach Ostern möglicherweise eine Odyssee durch Frankfurts Schulen. Denn frühestens Ende April steht fest, wer ab September in die Römerstadtschule gehen darf oder auf eine Sonderschule ausweichen muß.
"Wir müssen Jahr um Jahr weiterkämpfen." Mit diesen Worten blickt Beate Siegler-Bätzing, Mutter eines schulpflichtigen Kindes, auf die vergangenen sieben Jahre zurück. Damals fiel der Startschuß für das integrative Schulmodell auf der Römerstadtschule. Fortan unterrichtete man dort behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam in einer Klasse. Mit Erfolg, denn seit 1990 "sind wir eine reguläre Schule", betont Rektor Loos.
Das Modell wurde von der Stadt und der Landesregierung akzeptiert. Was jedoch nicht heißen soll, das integrative Modell habe in Frankfurt Schule gemacht. In der gesamten Stadt ist die Grundschule In der Römerstadt 120 bis heute neben einer privaten Einrichtung die einzige, die die integrative Erziehung verfolgt. "Die Römerstadtschule spielt eine Vorreiterrolle", meint auch Peter Quente vom staatlichen Schulamt und Verantwortlicher für sonderpädagogische Förderung.
Daß die engagierten Eltern bis April oder Mai auf eine Antwort warten müssen, sieht Frau Siegler-Bätzing als "Hinhaltetaktik". Denn seit sechs Jahren wird diese Forderung, alle Kinder aus dem integrativen Kindergarten der Cantate-Domino-Gemeinde geschlossen zu übernehmen, jährlich gestellt. Jedes Mal zeigt sich dasselbe Problem: Der Einzugsbereich der Kindertagesstätte ist größer als der des Schulbezirks. Alle vier behinderten Kinder aus der Kindertagesstätte Cantate Domino, die im September eingeschult werden, kommen von außerhalb des Schulbezirks: aus Heddernheim, aus Kalbach, aus Bonames und Eschersheim. Sie stehen derzeit auf der Warteliste. Denn zuerst prüft die Schulleitung die Anmeldungen von Interessenten aus der unmittelbaren Umgebung. Mittlerweile warten elf behinderte Kinder auf einen positiven Bescheid.
"Die Abweisung bedeutet einen Verlust von vier Jahren Elternarbeit", befürchtet Bianca Gau, Mutter eines behinderten Sohnes. Wird ihr Sohn, der in Heddernheim wohnt, nicht angenommen, "muß ich wieder ganz von vorne anfangen". Das heißt: einen neuen Freundeskreis aufbauen, die neuen Lehrer für die Behinderung des Sohnes sensibilisieren, neue Mitfahrgelegenheiten organisieren.
Die Forderung, Kinder sollen im direkten Wohnumfeld zur Schule gehen, leuchtet Bianca Gau ein. Doch: "Soziale Integration bedeutet in unserem Fall Verlust." Sie ist eine Verfechterin der integrativen Erziehung. Und nur im Notfall will sie ihren Sohn auf die Sonderschule nach Friedberg schicken.
Unmut zeigt auch die Schulleitung: "Notfalls müssen wir sagen, daß wir mehr versprochen haben, als wir einhalten können", sagt Rektor Loos. Die Aufnahmekapazität ist von Entscheidungen abhängig, die die Schulleitung nicht treffen kann: Zuweisung von Sonderschulpädagogen, Lehrmaterial, bauliche Veränderungen. Dafür sind die Stadt Frankfurt als Schulträger und die Landesregierung gefragt.
So müßte die Römerstadtschule beispielsweise rollstuhlgerecht umgebaut werden und "neues Lehrmaterial für Schwerbehinderte angeschafft werden", sagt Loos. Dennoch: Die Kapazität der Römerstadtschule ist bald erschöpft.Seit 1991 sind 42 Frankfurter Schulen zur Einzelintegration verpflichtet. Eltern können seit zwei Jahren auf der Schule in ihrem direkten Wohnumfeld um Aufnahme ihres behinderten Kindes bitten. Wird der Antrag von der Schule und vom staatlichen Schulamt angenommen, muß zur individuellen Betreuung ein Sonderschulpädagoge für fünf bis zehn Schulstunden in der Woche eingestellt werden.
Per Gesetz könnten die Schulen verpflichtet werden, dieses Modell umzusetzen. "Wir suchen aber nach einer vernünftigen Regelung", meint Peter Quente. Mit Fortbildungsmaßnahmen sollen Lehrer, die nicht Sonderpädagogik studiert haben, zusätzlich qualifiziert werden. Wird die Idee der Einzelintegration angenommen, so sagt der Vertreter des staatlichen Schulamtes, könnten immer mehr behinderte Kinder auf eine reguläre Schule gehen. Quente: "Uns geht es auf keinen Fall um das Abweisen von Behinderten." tin
FRANKFURT A. M. Eine Symphonie auf der Orgel? All die Schattierungen eines differenten Klangapparats vereint auf einem Instrument? Eigentlich undenkbar. Allerdings nicht für den französischen Komponisten Charles-Marie Widor (1844-1937). Insgesamt zehn Symphonien schrieb der für seine Improvisationskunst damals berühmte Organist für dieses Instrument.
Man kann, man muß darüber streiten, ob dieses Unterfangen sinnvoll gewesen ist oder nicht. Die "Sinfonie f-Moll" op. 42, Nr. 5 von Widor jedenfalls erfüllt die Ansprüche, die mit solcher Kompositionstechnik einhergehen, nicht. Das mußte auch der Frankfurter Organist Herbert Manfred Hoffmann in der Katharinenkirche erkennen, der das Werk in den Mittelpunkt seines Konzertes stellte.
Knapp 35 Minuten dauert das Werk. Doch nie entwickelte sich eine organische, der Orgel gemäße Musiksprache. Hoffmann versuchte, das Orchestrale zu illustrieren, arbeitete mit Dämpfeffekten, Echos, differenzierten Klangfarben, konzipierte räumlich, aber an dem unzulänglichen Stück kam er nicht vorbei. Die fast experimentell anmutende Registrierung, die er wählte, hatte leider den Effekt, daß das ohnehin mangelhafte Konstrukt vollends auseinandergerissen wurde.
Das war deswegen schade, weil Hoffmann ein hervorragender Organist ist, ausgestattet mit präzisem melodischen und harmonischen Empfinden. Man merkte ihm an, daß er Widors "Improvisationsgehänge" ausleuchten, entziffern wollte. Allein, die Sinfonie gibt das nicht her. Zu diffus und zufällig klingt vieles. Ausnahmen bilden lediglich die schön fließende Melodik des "Allegro cantabile" und die Stringenz (leider zu sehr an Drehorgel erinnernd) der abschließenden Toccata.
Ein ebenso seltsames Werk ist das "Prelude, Fugue und Variation" op. 18 von Cesar Franck (1822-1890). Franck war der Vorgänger von Widor an der berühmten Pariser Orgel von Cavaille-Coll. Zurückhaltend, fast monoton verharrt das Prelude im Schwebezustand. Herbert Manfred Hoffmann verdeulichte dieses Ungewisse, unterstrich es durch auffällige Registratur. Ein quäkende Stimme singt ein Lied. So scheint es.
Die Fuge ist kurz, prägnant. Hier spürt man noch nicht die Weite des späteren Franck, noch nicht die Ausgeladenheit seiner bizarren Harmonik. Das setzt sich in den Variationen fort. Sehr schön, kantabel floß die schlichte Melodie, dünn und verständlich von Hoffmann in Kontrapunktik gesetzt.
Wohl nur Insidern bekannt sein dürfte Gustav Merkel (1827-1885). Seine zwei Trios, das "Trio G-Dur" und das Choralvorspiel "Ach, bleib mit deiner Gnade", sind schlichte, besinnliche Intermezzi. Fein gearbeitet, in klassischer Imitation, entbehren sie jedes aufwallenden Momentes. Diese Stimmung vermittelte Herbert Manfred Hoffmann in schwebender Ruhe. Gerade im Choralvorspiel bebilderte er vorzüglich das feine Geflecht.
Über das "Praeludium und Fuge d-Moll" von Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) viele Worte zu verlieren, käme einem Euphemismus gleich. Mulmig- indifferentes Gewaber, wie so manchmal bei diesem zuweilen überschätzten Komponisten.
Insgesamt war es ein merkwürdiges Programm. An der Meisterschaft des Organisten deswegen zu zweifeln, wäre jedoch vermessen. JÜRGEN OTTEN
NORDWESTSTADT. Ein Engel kommt aus den Schlieren des Andromedanebels zur Erde. Bei sich, als Geschenk für die Menschen, die ihm noch fremd sind, hat er die zartschöne, gerade erst erschaffene Kurrubi, ein Ausbund an Grazie und Unschuld. Sie suchen einen Bettler, den "geringsten Menschen", der sich um das Mädchen kümmern soll.
Das könnte wunderbar werden, doch hat sich der Engel (bewußt?) einen Flekken ausgesucht, der es in sich hat. In Babylonien am Euphrat ist er gelandet, wo der tumbe Nebukadnezar mit unerbittlicher Strenge herrscht. Früher war er der Schemel von König Nimrod, nun benutzt er diesen dazu. Und hat die verrückte Idee, sich als Bettler auszugeben. Das Verwirrspiel kann beginnen.
Friedrich Dürrenmatts "Fragmentarische Komödie Ein Engel kommt nach Babylon" von 1953 ist wie geschaffen für ein Schülertheater. Komisch, ironisch und unter der witzigen Oberfläche gesellschaftskritisch.
Ein dramaturgisches Kleinod, das man "nur" richtig illustrieren muß. Im Schultheaterstudio der Ernst-Reuter-Gesamtschule in der Nordweststadt (Praunheimer Weg 126) gastierte die Theater-AG des Ziehengymnasiums mit dieser pfiffigen Burleske. Grund für den Umzug: Die Bühne am Ziehengymnasium ist defekt. Für die Leiterin Rosemarie Natt ein zu hohes Sicherheitsrisiko. "Wir hätten schon allein wegen der Zuschauer lieber ein ,Heimspiel&rquote; gehabt, aber ich kann die Verantwortung dafür nicht übernehmen." Der guten Inszenierung tat dies keinen Abbruch.
Ein Jahr lang hatten Schüler im Alter von elf bis 20 Jahren geprobt, um das Stück auf die Bühne zu bringen. Schüler verschiedener Altersgruppen zu einer harmonierenden Gruppe zusammenzubringen, beinhaltet das Konzept der Deutsch- und Geschichtslehrerin.
Von dieser Konstellation lebte an diesem Abend (unter anderem) die Komik. Wenn der Weinhändler Ali (Heiko Schmidt), wie alle ehrenwerten oder weniger angesehenen Bürger von Babylon für die Liebreizende (Susanne Mörtel ist wahrhaft "himmlisch" in ihrer Unschuld) schwärmend und zum Dichter avanciert, ausrief: "Ich bin dieser Fels, an den du dich klammern kannst", mußte man einfach lachen. Denn Ali reicht gerade bis zu den Schultern der Schönen.
Das zog sich wie ein Faden durch die zwei Stunden. Der Dialog birgt die Komik, weil er von den Akteuren richtig verstanden wird. Dürrenmatt animiert zum Lachen, es ist sein dramaturgisches Konstrukt, aber hinter diesem Sarkasmus verbirgt sich harsche Kritik. Rosemarie Natt hat den jungen Schauspielern auch das intelligent vermittelt. Berit Thiele gab den Nebukadnezar mit überbordender Mimik als völligen Trottel und Despoten zugleich. Denn Dummheit regiert die Welt: Diese Botschaft war nicht zu übersehen.
Matthias Rindermann als Akki (der weise und fürsorgliche Bettler) war sympathisch anarchisch, seine entlarvende Menschenkenntnis ließe sich als Alter ego des weinverliebten Dichters charakterisieren. Ein moderner Berber, der herrschende (Un-)Moral lediglich beschreibt, um ihre Idiotie aufzuzeigen. Großartig schlüpfte Julia Heising in die bacchantische Gestik des unbestechlichen Henkers und des Idioten, der über die Bretter seilspringt. Charmant ironisierte Petra Kion den Engel, Sossiale Akdag ist eine bezaubernde, moderne Hetäre mit Sexappeal.
Die Genannten sind wegen ihres besonderen Talents hervorzuheben, weitaus wichtiger und prägnanter aber ist der Gesamteindruck. Da spielte nicht jeder für sich, ängstlich bemüht, den Text zu vergessen. Da entsteht vielmehr eine Dynamik des Miteinander. Da agierte ein Ensemble von jungen Leuten, denen es Spaß macht, die Bühne mit lebendigem Ausdruck zu erfüllen, die gleichzeitig mit den originellen Kostümen ihre Rolle anlegten und in sie hineinschlüpften.
Der Erfolg basiert auf diesem Konzept, das Rosemarie Natt in dem einen Jahr Probenarbeit den Spielern verdeutlicht hat. Theater als Parabel für Zeitgeschehen und zugleich Selbsterfahrung für die Schüler. Das bietet "Ein Engel kommt nach Babylon" sicherlich.
Das "dramatische Anliegen Dürrenmatts, in Wort und Spiel ausdrücken zu können und ein wenig von der Nachdenklichkeit dieses Stückes zu vermitteln", war die Hoffnung der Regisseurin und der jungen Schauspielerinnen und Schauspieler. Das ist gelungen. Am Schluß gab es tosenden Applaus und Blumen für die Regisseurin.
Erstaunlich war die Tatsache, daß zahlreiche Männerrollen mit Mädchen besetzt wurden. Der Grund dafür: "Es fehlen schlicht Jungen, die Theater spielen wollen", sagte Rosemarie Natt. Es drängt sich die Vermutung auf, daß ihnen jene "Spur Exhibitionismus" abgeht, die ein Schauspieler benötigt. *JÜRGEN OTTEN
BORNHEIM. So könnte es sein: Die S-Bahn verkehrt im Fünf-Minuten-Takt, der Fahrgast frühstückt auf dem Weg zur Arbeit gemütlich im Waggon. Falls nötig, bestellt er sich telefonisch ein Auto, um am Nachmittag einen Termin wahrnehmen zu können. So könnte es sein, doch so ist es nicht. Im Gegenteil: Die derzeitige Verkehrssituation in Frankfurt ist schlecht. Das meinten jedenfalls die Teilnehmer einer verkehrspolitischen Diskussion, die die Stadtteilgruppe Bornheim der Grünen organisiert hatte.
Als Referenten waren gekommen: Lutz Sikorski, Grünen-Stadtverordneter und Vorsitzender des Verkehrsausschusses, Achim Pletzer von der Arbeitsgemeinschaft Rhein-Main-Verkehrsverbund, und Jens Matthaes, (Car-Sharing Deutschland). Albrecht Hennemann, Kandidat der Grünen für die Stadtverordnetenversammlung, moderierte die Diskussion.
"Tempo 30 - war's das schon?" war die Frage, auf die an diesem Abend Antworten gesucht wurden. Deutlich wurde, daß die Grünen in Zukunft nicht nur den Verkehr beruhigen, sondern die Zahl der Autos verringern wollen. "Täglich fahren in Frankfurt 800 000 Autos herum, da muß einfach reduziert werden", meinte Lutz Sikorski, der die Verkehrspolitik im Römer als einen "dicken Brocken" bezeichnet, der neu verhandelt werden müsse. Gelinge die Wahl, werde die Verkehrspolitik "die Nagelprobe des rot-grünen Magistrats".
Lutz Sikorski und Achim Pletzer, der auch Angestellter bei der Bundesbahn ist, stimmten darin überein, daß der weitere Ausbau der U-Bahn sinnlos sei. Die Straßenbahn sei der U-Bahn schon deshalb vorzuziehen, weil sie billiger sei. Für Pletzer ist außerdem klar, daß die Straßenbahn in der Stadt leistungsfähiger ist als der Bus und billiger als die U-Bahn. Die Grünen favorisieren daher ein flächendeckendes Straßenbahnnetz.
Die Initiative von Jens Matthaes bietet hingegen eher einen Kompromiß, um den Verkehr zu reduzieren. Sein Angebot suche den Mittelweg zwischen Individualverkehr und Umweltschutz: "Statistisch gesehen fährt das Auto 23 Stunden am Tag nicht. Die Haltungskosten stehen dazu in keinem Verhältnis." Matthaes möchte erreichen, daß das Auto nur noch für Transporte genutzt wird.
Die Tarife von Car-sharing seien entsprechend gewählt und umweltpolitisch ausgerichtet. Durch geringe Fix-, aber hohe Fahrtkosten werden Wenigfahrer belohnt. Einen Standort in Bornheim in der Rendeler Straße gebe es schon, demnächst sei ein weiterer im Ostend geplant. Auch in Bockenheim, Dornbusch, Nordend und Sachsenhausen teilten sich schon bis zu 20 Personen ein Fahrzeug. Sie sparten so nicht nur eine Menge Geld, sondern auch Zeit: Wege zum TÜV oder zur Zulassungsstelle und die lästige Suche nach einem Parkplatz entfielen. Von den Grünen wünschte sich Matthaes mehr Unterstützung, etwa sollten mehr Standplätze ausgewiesen werden.
In der weiteren Diskussion zählte Lutz Sikorski zusätzliche Forderungen der Grünen auf: eine autofreie Innenstadt und die Nahverkehrsabgabe (Vignette für Autofahrer). Ebenso wie Albrecht Hennemann forderte er darüber hinaus, die Struktur der Verwaltung im Römer müsse verändert werden, damit verkehrspolitische Probleme nicht wie bislang zwischen den einzelnen Dezernaten hin- und hergeschoben würden. Die Zuhörer kritisierten teilweise die bisherige Verkehrspolitik der Grünen. Zu wenige der grünen Ziele seien in den letzten vier Jahren erreicht worden, Radfahrer und Fußgänger hätten einen schweren Stand in Frankfurt. So sei das Radwegenetz noch unausgegoren, und der Fußgänger werde von den Stadtpolitikern "tabuisiert". mim
GRIESHEIM. Im Kastanienwald "brennt es". Zwei große Probleme müssen bewältigt werden: die Abwasserentsorgung und der Rückbau der übergroßen Hütten. Und das waren auch die wichtigen Themen der Jahreshauptversammlung des Kleingärtner-Vereins "Am Kastanienwald" im Bürgerhaus Griesheim am vergangenen Samstag.
"Wie soll das finanziell bewältigt werden?" fragt sich der Erste Vorsitzende Walter Kempf. Denn daß die behördlichen Forderungen erfüllt werden müssen, das ist klar. Ansonsten droht der Entzug der Gemeinnützigkeit. Bei der Abwasserentsorgung einigten sich die Mitglieder an diesem Nachmittag darauf, zunächst die genauen Vorgaben der Behörde abzuwarten.
Ein Antrag auf eine Entsorgungsanlage liegt jedoch schon vor. Zwar sei die Entsorgung immer noch sehr teuer, aber gegenüber anderen Vereinen "haben wir die Möglichkeit, einen Kanalanschluß zu bekommen".
Als weitaus drängender stellt sich das Problem des vorgeschriebenen Hütten- Rückbaus dar. Feststeht, der Status quo kann nicht beibehalten werden. Vom Regierungspräsidenten in Darmstadt liegen hier eindeutige Forderungen vor. Es besteht also Handlungsbedarf.
Vorsitzender Kempf: "Für viele Vereine geht es da jetzt an die Substanz." Die entscheidende Frage sei hier der vorgesehene Zeitabschnitt, in dem zurückgebaut werden soll. Deshalb wurde das Thema in der Versammlung auch "hart diskutiert".
Die Position des Vorstands sieht vor, grundlegend "zu versuchen, Schaden vom Verein abzuwenden". Dessen Mitglieder unterstützen deshalb das sogenannte "Kasseler Modell".
Dieser Zeitplan sieht für Hütten von über 45 qm einen sofortigen Rückbau vor. Unterhalb dieser Größenordnung wird eine Frist - je nach Ausmaß - zwischen zwei und sechs Jahren eingeräumt.
Zusätzlich wünschte sich Walter Kempf auf der Versammlung mehr junge Mitglieder, die bei der Vereinsarbeit mithelfen. Er sei nun schon 63 Jahre alt und auch der Zweite Kassierer, Kurt Faber, habe schon 65 Sommer auf dem Buckel. Deshalb würde ein bißchen junges Blut nicht schaden.
Davon abgesehen, zeigt sich Kempf jedoch zufrieden. "Über Jahre schon wurde eine konstante Vorstandsarbeit geleistet." Prinzip sei dabei immer gewesen, über die Zäune des Vereins hinauszuschauen. Spenden und Hilfsaktionen für gemeinnützige Organisationen waren deshalb keine Seltenheit im letzten Jahr.
Aber auch an die Mitglieder wurde gedacht. Hauptaufgabe war in den letzten vier Jahren die Anlageerneuerung, die wohl auch in ein bis zwei Jahren abgeschlossen sein wird.
Neuwahlen gab's keine. Erster Kassierer bleibt Helmut Kellner und Schriftführerin ist weiterhin Christel Preis. mim
SECKBACH. Den Auftakt machte das Neujahrstreffen, am 28. Januar besuchten sie eine Sitzung des Stadtparlaments, nur einen Tag später waren die Herrschaften auf einer SPD-Veranstaltung gegen Rechtsradikalismus in Enkheim dabei, und am 4. Februar schloß sich ein karnevalistischer Nachmittag im Clubraum des "Schwanen" an - nein, man kann wirklich nicht behaupten, daß die Seckbacher SPD-Senioren zum "alten Eisen" gehören. "Ei, man muß doch die Leute auf Trab halten", kommentierte Vorsitzender Erhard Marquardt mit schelmischem Lachen den Aktionsdrang "seiner" Mannschaft.
Auch am Freitag kamen wieder mehr als 40 Leute zu der Veranstaltung des SPD-Seniorenkreises. Der "Kreppelnachmittag" gehört zu den neuesten "Hits" im Programmkalender der rüstigen Alten; nachdem die Premiere im vergangenen Jahr einhelligen Zuspruch fand, lud Marquardt am Wochenende zum zweiten Mal dazu ein, sich bei Schunkelmusik und Büttenreden zu amüsieren.
Der Nachmittag sei im vergangenen Jahr gut angekommen, begrüßte der Vorsitzende die Gäste, und dabei wurde das Geheimnis dieses Erfolges offenbar: "Klar, hier gibt's ja auch die besten Kreppel", erklärte ein begeisterter Fan dieser Leckerei und legte sich prompt Nachschub auf den Teller. "Alter Charmeur", kicherte seine Tischnachbarin Emmy Köhler und errötete über das dicke Lob - schließlich hat sie die köstlichen Kreppel selbst gebacken.
Für die richtige Stimmung sorgte der Musiker "Eddy", der auf seiner Heimorgel die gesamte Palette bekannter Fastnachtsschlager spielte. In die Bütt stiegen nur zwei Narren: Magdalena Riedmann vom Seniorenkreis und Horst Wahl, der zu den "Profis" der Bornheimer "Stutzer" gehört. Ursprünglich sollte auch noch Dieter Dehm (SPD) in Seckbach seine Possen reißen, mußte den Termin jedoch absagen. "Aber der kommt uns net davon", versicherte Erhard Marquardt.
Gelegenheit, den Genossen einzuladen, gibt es noch genug. Vor allem, seit den SPD-Senioren ihr angestammter Clubraum im "Schwanen" wieder zur Verfügung steht. Eine Zeitlang stand das in Frage: Der neue Wirt des Gasthauses, der das traditionelle Lokal zusammen mit seinem Partner komplett renoviert und im Oktober letzten Jahres wieder eröffnet hatte, wollte seine Räume nach einem Vorfall mit den "Republikanern" den Parteien nicht mehr zur Verfügung stellen.
Zur Erinnerung: Mitte November war es bei einer Veranstaltung der Rechtsaußen-Partei in der Gaststätte vor dem Haus zu spontanen Protestkundgebungen einer - wie es damals hieß - "autonomen Gruppe" gekommen. Als die Seckbacher SPD dort eine Woche später zu einer Diskussion unter dem Titel "Deutschland den Deutschen - Ausländer raus?" einladen wollte und die "Republikaner" drohten, diese Veranstaltung zu stören, zog der Wirt seine Raumzusage zurück. Sein Lokal sei kein Ort für derartige Auseinandersetzungen, begründete Horst Münch damals seine Entscheidung.
Entgegen ersten Befürchtungen seitens der SPD erteilte Münch den Parteien jedoch keine generelle Absage. "Das wäre für die Seckbacher eine Katastrophe gewesen", so die SPD-Stadtverordnete Marion Klug. In dem Stadtteil herrscht ohnehin Raummangel. Nach einem gemeinsamen Gespräch einigte man sich auf den Kompromiß, daß der Clubraum im "Schwan" den Parteien zwar weiterhin zur Verfügung steht, aber nur für "geschlossene Veranstaltungen" - auf dieser Einschränkung besteht Horst Münch.
Eine wichtige Entscheidung für die SPD-Senioren - hatten sie doch zu der Zeit, als das Gasthaus wegen Renovierung geschlossen hatte, zahlreiche Termine mangels Alternative verschieben müssen. Jetzt, da der Clubraum wieder zur Verfügung steht, trifft sich der Seniorenkreis zum gewohnten Termin, jeden ersten Freitag im Monat ab 17 Uhr in der Wilhelmshöher Straße 152. rea
PRAUNHEIM. Ein brillantes Feuerwerk der guten Laune und karnevalistischer Heiterkeit erlebten die Besucher beim Fastnachtsnachmittag der Praunheimer Sozialdemokraten im närrisch geschmückten Saal der evangelischen Auferstehungsgemeinde. Schon beim Kreppelkaffee stimmte Eddy Hums mit seinem Akkordeon die närrische Schar musikalisch ein. Dann fesselten Büttenredner und -rednerinnen mit unterschiedlichsten Temperamenten, Tanzdarbietungen und die Happy Singers vom Praunheimer Liederkranz das Auditorium.
Da waren die "Stoßzeufzer einer Ehefrau" von Anni Mehmel zu höhren, Ursula Jungbluth und Lissy Kraus berichteten im Duett von den "Heimkehrern". "Diskriminierung des Mannes", ertönten Zwischenrufe aus dem Saal. Was eine Fahrschullehrerin so alles erleben kann, erzählte in zweideutiger Weise Erika Müller. Auch eine "rüstige Omma" (Hilde Morgenstern) konnte viel erzählen, und Diether Dehm besang verschiedne Politiker, die Stimmen zu verschenken hatten.
Erstaunlich, daß bei einer solchen Fülle unterschiedlichster Vorträge (es wurde vorher nichts geprobt) Moderator Rudi Gesell (Jungrentner) einigermaßen den Überblick behielt. Plötzlich meldete sich da ein Aushilfskellner (Lothar Maeser), der mit hintergründig-trockenem Humor von seinen Schwierigkeiten berichtete, und das "Westhausener Schaache" (Herbert Müller) stand auf einmal in der Bütt. Aufgelockert wurde der kurzweilige Büttenzauber vom Mini- und Midi-Ballett der Krätscher. Gesangliche und karnevalistische Höhepunkte setzten die Happy Singers vom Praunheimer Liederkranz.
Vorsitzender Wilfried Roth verstand es immer wieder, das aufgeschlossene Publikum witzig einzustimmen und zum Mitmachen zu bewegen. Mit einem bunten Gemisch von mitreißenden Stimmungsliedern wie "Das Wirtshaus zum Grüne Baam" oder "Olé Fiesta" und dem politisch-hintergründigen "Jetzt kimmt die Melkkuh uff de Disch, und die bist widder du und ich", mit dem sie auf die immer höheren Steuern für den kleinen Mann anspielten, beschlossen die Happy Singers unter der Leitung ihres temperamentvollen Leiters Wolfgang Wels einen heiteren Fastnachtsnachmittag, der mittlerweile einen festen Platz im Praunheimer Terminkalender hat. rw
PRAUNHEIM. Fastnacht verkehrt im Gemeindezentrum im Damaschkeanger: Die traditionelle Fastnachtssitzung der katholischen Christ-König-Gemeinde begann mit dem Finale. Nachdem alle Mitwirkenden das Praunheimer Lied gesungen hatten, überraschte Sitzungspräsidentin Christel Herrmann die Besucher: "So, das war's, wenn ihr euch beeilt, könnt ihr noch die Tagesschau sehen."
Dann gingen die Lichter aus. Diebisch freute sich über diesen Auftakt ein Teufel, der mit Donner und Blitz die verblüffte Narrenschar erschreckte. Schnell vertrieben Engel, Sonne, Mond und Sterne der Tanzgruppe "ballett fleet" unter der Leitung von Nicole Thorwarth und Ralph Mathesius den "Gast aus der Hölle", und die Sitzung begann unter dem Motto "Wenn tausend Stern am Himmel wache, wir hier unne Fastnacht mache".
Beim folgenden Büttenzauber brillierten Margarethe Beeg als "Klofrau vom Hauptbahnhof" und Christine Hartmann- Vogel "verzählte" auf schwäbisch, wie sie als Zugezogene die Pfarrei erlebt. "Solche Opas braucht das Land", meinte Peter Koch, über "Public Relations" berichteten Günther Eul und Ralph Mathesius als Tramps aus der Pfalz, und Pfarrer Seppel König überzeugte als "Chaot". Hubert Pfeifer dozierte über Praunheimer Literatur. In einem munteren Zwiegespräch berieten Gerd Mathesius als "gestandener Engel" und "Teufel" Margarethe Beeg, wer in den Himmel und wer in die Hölle kommt.
Ralph und Markus Mathesius schließlich machten sich über den "grünen Punkt" lustig. Mit Raketen und Schunkelliedern sorgte Christel Herrmann dafür, daß auch die Närrinnen und Narren im Saal kräftig durchgeschüttelt wurden. Beim rauschenden Finale sangen sich die Happy Singers vom Praunheimer Liederkranz unter der Leitung von Wolfgang Wels in die Herzen der Narrenschar.
Vorsitzender Wilfried Roth mit seiner Truppe verstand es ausgezeichnet, das Vergnügen am Singen - seien es nun politische Songs oder südländische Rhythmen - in den Saal zu übertragen.
Dann aber war es Zeit für eine Pause, um sich von den närrischen Strapazen an der Sektbar zu erholen. David Walter begleitete mit seiner Fünf-Mann-Band die Sitzung und spielte später zum Tanz bis in den frühen Morgen. rw
FRANKFURT-WEST. Mit einem Bus will die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 7 am Samstag, 13. Februar, verschiedene Problempunkte im Ortsbezirk anfahren und mit Bürgern diskutieren.
Um 10 Uhr fährt der Bus am Rödelheimer Bahnhof ab. Erster Haltepunkt ist um 10.20 Uhr Auf der Insel, wo das Jugendhaus entstehen soll. Gegen 10.40 Uhr wird der Bus am Käthe-Kollwitz-Haus im Industriehof erwartet und gegen 11 Uhr die Hausener Brotfabrik angesteuert.
Auf dem Westhausener Friedhofsparkplatz sind die Politiker gegen 11.20 Uhr. Um 11.40 Uhr hält der Bus Ecke Heerstraße / Ludwig-Landmann-Straße. Das Abschlußgespräch ist für 12 Uhr am Gerätehaus der Praunheimer Feuerwehr in Alt-Praunheim vorgesehen. Dort werden auch die Pläne für die Neubauten auf diesem Gelände vorgestellt. rw
SACHSENHAUSEN. "More Future - Mach eine Ausbildung", so lautet das Motto einer Austellung des Berufsinformationszentrums (BIZ), die zur Zeit in der Stadtteilbücherei Sachsenhausen zu sehen ist. Mit Büchern, Faltblättern und Info-Wänden will das BIZ Jugendliche zu einer Ausbildung motivieren: "So öffnen sich neue berufliche Chancen, und jeder hat nur eine Zukunft".
"Durch die Ausstellung in der Bücherei sollen hauptsächlich die Jugendlichen im Stadtteil und deren Eltern angesprochen und auf die Informationsmöglichkeiten im BIZ hingewiesen werden", beschreibt Literaturpädagogin Ingeborg Brenner die Idee; sie hat die Austellung zusammen mit Büchereimitarbeitern und Mitarbeitern des BIZ sowie dem Amt für Multikulturelle Angelegenheiten geplant.
Im BIZ, einer Einrichtung des Arbeitsamtes, können sich jugendliche Berufsanfänger über die einzelnen Berufe informieren. Die "Blätter zur Berufskunde" sind dabei eine Möglichkeit, genaueres über das Berufsbild zu erfahren. Im BIZ stehen aber auch kurze Videofilme über die einzelnen Berufe bereit, mit denen man sich ein genaues "Bild" vom Berufsalltag machen kann.
"Während der Ausstellung selbst können wir keine Beratung für die Jugendlichen anbieten", sagt Ingeborg Brenner, "wir wollen vielmehr auf die Möglichkeit hinweisen, sich im BIZ des Arbeitsamtes beraten zu lassen. Viele Jugendliche im Stadtteil wissen nicht, wo sie Informationen über die einzelnen Berufe bekommen können; vor allem für ausländische Jugendliche ist das ein Problem. Deshalb sind alle Informationen des BIZ in mehreren Sprachen vorhanden."
Ingeborg Brenner will mit der Ausstellung auch auf das Literaturangebot der Büchereien hinweisen, das bei der Orientierung in der Berufswelt hilft. Sie hat Auswahl von Titeln zum Thema "Berufe" zusammengestellt und mit den Schriften des Arbeitsamtes präsentiert.
Die Austellung in der Stadtteilbücherei Sachsenhausen in der Dreieichstraße 59 ist bis Samstag, 27. Februar, zu sehen. jan
Die Kleinen wollten
viele Themen bereden
NIEDER-ESCHBACH. An den Wänden klebten Plakate, Transparente und Zeichnungen: "City-Busse weg", "Keine Drogen", "Gegen Ausländerfeindlichkeit". Die Kinder der Otto-Hahn-Schule, vom Kinderhaus Bügel und aus den angrenzenden Stadtteilen Harheim, Kalbach und Nieder-Erlenbach sowie dem evangelischen Kinder- und Jugendtreff hatten sich gut vorbereitet. Denn diesmal ging es tatsächlich um sie - in der Aula der Gesamtschule trafen sie sich mit Politikern, Lehrern und den Mitarbeitern des städtischen Kinderbüros zur ersten Kinderanhörung in Frankfurt.
Es war kein Zufall, daß die Anhörung in der Otto-Hahn-Schule über die Bühne ging. Nieder-Eschbach ist der kinderreichste Stadtteil in Frankfurt, vor allem "Am Bügel" leben sehr viele Kinder. Und sie haben, wie der pädagogische Leiter der Gesamtschule, Wolfgang Rehagel, bemerkte, "ein ungeheures Redebedürfnis".
Eine Stunde lang brachten die Kinder ihre Sorgen und Probleme vor. Martin Lauer vom Hessischen Rundfunk moderierte, eine Mitarbeiterin des Kinderbüros ging mit dem Mikrofon durch die Reihen, damit jeder im Saal auch hören konnte, was die Kleinen zu sagen hatten. Alle wichtigen Punkte wurden auf einer Pinnwand festgehalten. Ein Zeichen dafür, die Kinder werden ernstgenommen.
Vor allem die unbefriedigende Bussituation beschäftigt sie. Zu eng sei es, die Fahrer behandelten sie unfreundlich, teilweise müßten sie die neuen Kleinbusse vorbeifahren lassen, weil die überfüllt seien, und kämen deshalb zu spät zur Schule, monierten die Kinder. Sie hätten es am liebsten, wenn die alten Busse wieder führen. Ortsvorsteher Karl Herrmann (SPD) versprach, sich um die Angelegenheit zu kümmern. "Ich hoffe, daß die Busse zumindest in den Stoßzeiten öfter verkehren", erklärte er.
Ein weiteres Thema waren die Spielmöglichkeiten. Nach Ansicht der Kinder gibt es zu wenig Spielplätze, manche wollen eine Skateboardbahn, zumal die in Nieder-Erlenbach seit einiger Zeit defekt ist. Dringend forderten einige, in der Aula Basketballkörbe und Tischtennisplatten aufzustellen. Auf die werden sie allerdings warten müssen. Denn solange solche Einrichtungen nicht im Haushalt vorgesehen sind, bleiben sie Wunschtraum.
Immerhin ist ein großer Spielplatz an der Berner Straße geplant. Gegenwärtig kann dort wegen des Frosts nicht gearbeitet werden, aber vermutlich können die Kinder im Sommer diesen Platz benutzen. Nicht möglich ist das auf dem Sportplatz an der Otto-Hahn-Schule. Die Fläche ist seit mehr als einem Jahr wegen der Schadstoffe im Kieselrot gesperrt und mit Sand überdeckt worden.
"Da die Belastung im Vergleich zu anderen Sportplätzen nicht so groß ist und diese vorrangig behandelt werden, müssen wir noch einige Zeit warten", sagte Christa Griebenow, Kinderbeauftragte des Ortsbeirates 15 (Nieder-Eschbach). Bis dahin müssen die Kinder auf den Sportplatz am Eschbach ausweichen.
Sorgen bereitet den Kindern auch die Situation an der Otto-Hahn-SChule. "Die Großen rauchen in den Toiletten und bedrohen uns, wenn wir das melden wollen", klagten einige Schüler. Wolfgang Rehagel empfahl den Kindern, sich auf jeden Fall an ihren Klassenlehrer zu wenden, wenn so etwas vorkommt. "Das darf nicht sein, daß Kinder sich nicht mehr trauen, etwas zu sagen."
Mit ihrer Forderung nach einem vernünftigen Kiosk, einer Caféteria mit entsprechendem Angebot (belegte Brötchen und Obst) und einem Mittagessen an der Gesamtschule stehen die Kinder keineswegs allein. Auch die Lehrer appellierten an den Ortsbeirat, sich dafür einzusetzen. Christa Griebenow schränkte an diesem Punkt ein. "Unser Gremium kann sich zwar darum kümmern, aber da es weniger eine politische Entscheidung ist, kaum Einfluß darauf nehmen."
Sie möchte jedoch in nächster Zeit eine Sprechstunde für Kinder anbieten. Dort könnten die Kleinen all ihre Sorgen vortragen. Ob dann allerdings der ausgefallene Wunsch eines kleinen Jungen große Chancen hat, bleibt abzuwarten: Er wollte Russisch als neue Fremdsprache an der Otto-Hahn-Schule. jot
Der Ortsbeirat 7 tagt
Bebauungsplan für
FRANKFURT-WEST. Nach mehreren vergeblichen Anläufen beschäftigt sich der Ortsbeirat 7 (Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen, Industriehof) nun doch mit den vorgesehenen Tempo-30-Zonen in Rödelheim und Praunheim.
In seiner kommenden Sitzung am Dienstag, 16. Februar, im Käthe-Kollwitz- Haus (Lötzener Straße 31) wird das zuständige Planungsbüro die veränderten Pläne im Rahmen der Bürgerfragestunde ab 19.30 Uhr vorstellen. Zwei Anträge der SPD stehen dazu auch zur Abstimmung.
Außerdem wird sich das Stadtteilparlament mit der Rödelheimer und Praunheimer Schulentwicklung sowie dem Neubau einer Kintertagesstätte im Stadtteil Hausen befassen.
Ein Antrag der Fraktion der Grünen geht noch auf den Bebauungsplan für den Industriehof ein. laf
FRANKFURT A. M. "Nicht Ausländerfreundlichkeit, sondern selbstverständlich und mit Respekt miteinander umgehen - das wollen wir", erklärte Eugenio Munor del Rio, der Vorsitzende der Liste internationaler Sozialdemokraten (LIS): "Kultur ist der Rahmen, um Vielfältigkeit zu demonstrieren, die Hauptaussage ist jedoch politisch." Mit einem umfangreichen Programm feierte die LIS gemeinsam mit der SPD Frankfurt dieser Tage das "Fest-Die-Wahl". Etwa 500 Besucher hatten die zehn Mark Eintritt gezahlt, um im Haus Gallus in der Frankenallee 111 ein politisches Programm mit Musik zu hören.
Die LIS ist mit knapp 13 Prozent die stärkste Fraktion in der Frankfurter Kommunalen Ausländervertretung (KAV): "Für uns ausländische Sozialdemokraten ist es selbstverständlich, daß wir uns jetzt am Wahlkampf beteiligen", betonte Munor del Rio. Die überwiegende Mehrheit der Besucher habe am 7. März nicht die Möglichkeit zu wählen.
Solange der wichtigen Minderheit "Ausländer" kein Mitspracherecht eingeräumt werde, solange gebe es auch nicht weniger Ausländerfeindlichkeit: "Es kann doch nicht sein, daß ein Spätaussiedler, der drei Monate in Deutschland ist, wählen darf, aber ein hier geborener ausländischer Jugendlicher nicht." So tröstlich die Demonstrationen auch gewesen seien, es müßten doch endlich politische Akzente in dieser Richtung gesetzt werden.
Positiv an der Arbeit der KAV wertete der Politiker die Fülle von gemeinsamen Anträgen und Resolutionen. Auf der anderen Seite würden die Belange der Ausländervertretung von einigen Parteien und der Verwaltung nicht mit dem nötigen Ernst behandelt: "Es kommt vor, daß Anfragen teilweise ein halbes Jahr auf Halde liegen. Außerdem ist es ein Witz, daß der KAV nur eine halbe Verwaltungsstelle zur Verfügung steht. Das hemmt die Arbeit", beklagte sich Eugenio Munor del Rio.
Die Kulturdezernentin Linda Reisch erklärte dazu, es würden Gespräche dazu geführt. Ihr sei es eigentlich zu kleinlich, über eine halbe oder ganze Stelle für die Verwaltung zu streiten: "Das lenkt von den wesentlichen Fragen ab - mir geht es darum, daß hier geborene Menschen dieselben Rechte erhalten wie du und ich." Auch die SPD müßte hierzu erst einmal sich eine Meinung bilden. Bisher sei dies noch nicht ausreichend diskutiert und sträflich in den Hintergrund verdrängt worden.
Bei der aktuellen Veranstaltung ginge es vor allem für die Sozialdemokraten darum, Solidarität mit Ausländern zu zeigen und die Nähe der beiden Organisation zu bestätigen. "Musik ist der einfachste Weg, weil dabei keine Sprachbarrieren vorhanden sind."
In diesem Sinne spielten auf dem Fest sieben verschiedene Gruppen: "Savana Talk" bot eine Mischung aus Reggae, Pop und Ethno-Musik. Die türkisch-kurdische Formation "Beriwan & Grup Ezgi" trat ebenso auf wie die spanische Flamenco- Truppe "Promesa-Andalusa" und der griechische "Hellas Express". Deutsche und hier geborene ausländische Jugendliche tanzten in der Gruppe "Saz-Rock". Den Schluß des Programms gestalteten "Ratatouille" aus Frankreich und die "Oriental Show Erkan Serce".
Beim Essen hatten die Veranstalter dieses Mal auf Spezialitäten verzichtet: "Würstchen, Brötchen und Senf. Wir sind integriert, aber nicht angepaßt", lachte Munor del Rio. *laf
WESTHAUSEN. "Bei uns hat das alles ein wenig dörflichen Charakter", meinte Elke Sautner, Stadtverordnete und Vorstandsmitglied der SPD Westhausen.
Etwa 30 von insgesamt 85 Mitgliedern der Sozialdemokraten in der Siedlung Westhausen trafen sich dieser Tage zu ihrer Jahreshauptversammlung. Im Bürgertreff wurde Roland Sautner mit 29 Stimmen zum Vorsitzenden des Ortsvereins wiedergewählt.
Rudolf Wagner wurde wieder stellvertretender Vorsitzender (26 Stimmen), Hannelore Merle (29 Stimmen) Kassiererin und Marina Bovenschen Schriftführerin. Darüber hinaus wurden noch sieben Beisitzer in den Vorstand berufen.
Der Wahl ging ein Sektempfang der Mandatsträger des Ortsvereins, zwei Mitgliedern des Ortsbeirates 7 und einer Stadtverordneten, voraus. Unter den Gästen waren die Landtagsabgeordneten Armin Clauss und Sieghard Pawlik.
Dem angeschlossen war die Jubilarehrung. Unter anderen wurde die Kassiererin Hannelore Merle für 25jährige Mitgliedschaft ausgezeichnet: "Aus unseren Unterlagen geht hervor, daß sie fast die gesamte Zeit über aktiv im Ortsverein mitgearbeitet hat. Das kommt nicht so häufig vor", berichtete Elke Sautner.
Wann die vom Ortsbeirat schon genehmigte Tempo-30-Zone in der Siedlung verwirklicht wird, ist eine der politischen Fragen, welche die SPD Westhausen derzeit beschäftigen. "Wenn alles glatt geht, kann man noch in diesem Jahr damit rechnen", gab sich Elke Sautner zuversichtlich.
Lärmschutz an der Autobahn 66 und die Reduzierung der Geschwindigkeit auf der Ludwig-Landmann-Straße von 70 auf 50 Stundenkilometer, sollen die Anwohner zudem entlasten. "Westhausen ist von Hochleistungsstraßen umschlossen, das bringt besonders starke Verkehrsprobleme mit sich."
Daß die anstehende Sanierung der Ernst-May-Siedlung mit ihren etwa 900 Wohnungen verträglich für die Mieter wird, ist ein weiteres Anliegen der SPD. Bis zum Sommer laufen die ersten Gespräche zwischen der Wohnungsbaugesellschaft und der Stadt Frankfurt. "Viele Mieter haben in ihren Wohnungen selbst schon Reparaturen vorgenommen. Das muß eingerechnet werden."
Für die Kommunalwahlen am 7. März hofft Elke Sautner, "daß die Rechtsextremen zurückgedrängt werden". Die Bürger sollten besser vorher kommen und sagen, was sie stört, bevor sie eine radikale Gruppierung wählen, meinte die Stadtverordnete.
Im vergangenen Jahr organisierte der Ortsverein insgesamt 18 Veranstaltungen. Traditionell am Volkstrauertag gedachte man am Albrecht-Ege-Mahnmal mit einer Kranzniederlegung den Widerstandskämpfern im Dritten Reich. Auf zwei Versammlungen konnten Mitglieder den Dezernenten Martin Wentz (Planung) und Martin Berg (Soziales) Fragen zu ihren Fachgebieten stellen. Die Pflegeversicherung war Thema eines gemeinsamen Frühschoppens mit der Arbeiterwohlfahrt (AW). Fast die Hälfte der Aktionen wurde im Rahmen des Kulturkreises organisiert, in dem man mit der AW, und den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden zusammenarbeitet.
Neben Spielfest und Trommelworkshop für Kinder, Theateraufführungen, Jugenddisco und Herbstfest ist der Westhausener Flohmarkt im Sommer der Höhepunkt. Vergangenes Jahr kamen etwa 500 Besucher zum Platz an der "Waschküche": "Wir wollen das Konzept diesmal ein wenig umstellen, den Flohmarkt am Morgen ausfallen lassen und dafür ein Sommerfest bis in den Abend hinein veranstalten", kündigte Elke Sautner an.
"In Westhausen haben wir immer mehr junge Leute - die wollen eher später am Tag etwas unternehmen. Darauf muß man sich schließlich einstellen." laf
FRANKFURT- NORD. Seit Januar hat der Frankfurter Norden ein neues Busliniennetz. Das bringt viele Vorteile, aber auch einige Nachteile mit sich. Denn: Zum ersten Mal seit vielen Jahren wird der Harheimer Stadtweg in Richtung S-Bahn-Station Berkersheim von einem Citybus befahren.
Diese schmale Straße war bislang nur Fußgängern, Radfahrern und landwirtschaftlichem Verkehr vorbehalten. Bei starken Regenfällen haben jetzt Fußgänger und Radfahrer mit einem Problem besonderer Art zu kämpfen: sie werden unfreiwillig geduscht.
"Das gibt riesige Wasserfontänen", beschreibt Rainer Karl Brauburger die Szenerie, wenn der Citybus der Linie 28 durch die Pfützen im Harheimer Stadtweg fegt. Und mehrmals sei er selbst Opfer dieser unfreiwilligen Dusche geworden. "Unangenehm, sehr unangenehm und nicht ungefährlich", meint der Harheimer Bürger. Von Kopf bis Fuß sei man dann naß, und außerdem "ist die Straße so schmal, daß man keine Chance zum Ausweichen hat".
Nach wie vor erreichen viele Harheimer die Berkersheimer S-Bahn-Station per pedes oder mit dem Fahrrad. Und so "ist das eine totale Umstellung, als Radfahrer plötzlich auf den Citybus zu achten, der sich auch nicht immer an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält", erzählt Brauburger.
Schon wenn er den Bus von weitem höre, steige er lieber vom Rad ab und lasse ihn vorbeifahren. Eine Straßenbucht zum Ausweichen gibt es lediglich kurz nach der Brücke auf der Berkersheimer Seite. "Warum hat das Straßenbauamt nicht schon im Vorfeld die meterlangen Mulden und Löcher ausgebessert?" fragt sich der Betroffene.
Denn immerhin hätten Vertreter des Straßenbauamtes und des Frankfurter Verkehrs- und Tarifverbundes (FVV) vor dem Einrichten der neuen Buslinie 28 die Strecke kontrolliert.
Das bestätigte auch Otto Brandau vom Straßenbauamt. Die Beschwerde des Bürgers soll demnächst überprüft werden. "Und finden wir im Harheimer Stadtweg größere Schlaglöcher, werden die sofort ausgebessert", versprach Otto Brandau auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Eine Erneuerung des kompletten Straßenbelages schloß der stellvertretende Amtsleiter aber von vorneherein aus. tin
Zu unserem Artikel "Unendliche Geschichte mit Happy-End" über die Wiedereröffnung des Jugendhauses am Frankfurter Berg in der Stadtteil-Rundschau Nord vom Donnerstag, 4. Februar 1993, schrieb uns Alexander Zabler, Rektor der Albert-Schweitzer-Schule, folgende Zeilen:
Ihre Veröffentlichung bedarf leider der Korrektur, weil sie wesentliche Sachverhalte falsch beziehungsweise mißverständlich darstellt:
1). Der Frankfurter Berg weist eine mangelhafte Infrastruktur auf, die jahrelang durch Schul-, Jugendhaus- und andere Initiativen mit besonderen sozialpädagogischen Anstrengungen auszugleichen versucht wurde. Deswegen das Café-Provisorium in der Schule, im Einvernehmen mit dem Vereinsring, dem Stadtschulamt und der Saalbau GmbH.
2). Dieses Café soll nicht in den Besitz der Schule übergehen, sondern weiter für den ganzen Stadtteil nutzbar sein, beispielsweise vormittags als Schülercafé, nachmittags und abends für andere Stadtteilgruppen. Regelungen sollen gemeinsam mit dem Vereinsring, dem sozialen Arbeitskreis und der Saalbau Gesellschaft gefunden werden.
GALLUS. Freundbilder gegen Feindbilder. Porträts von Menschen, die kein Brett vor dem Kopf, sondern eine Schrifttafel vor dem Herzen tragen. Darauf geschrieben steht ihr persönliches Wort gegen den Fremdenhaß. Und das kann sehr unterschiedlich klingen. Der pastorale Typ etwa sagt: "Nicht um zu hassen, um zu lieben bin ich da." Der Konservative sinniert: "Ich liebe Deutschland, zündet es nicht an." Und die Philosophin denkt: "Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht."
In der Ausstellung "Freundbilder", bis zum 28. Februar im Gallus Theater zu sehen, zeigt die Sach- und Reportagefotografin Karin Günther-Thoma eine Auswahl von Porträtaufnahmen, die sie im Laufe der vergangenen drei Monate angefertigt hat. Bewußt wählte die Fotografin das Sujet der Porträtfotografie. "Ich wollte Menschen zeigen und keine politischen Institutionen vorstellen", sagt sie. Mittlerweile haben sich über 150 Personen in die Foto-Kette eingereiht.
"Als die Pogrome in Hoyerswerda und Rostock passierten, dachte ich, ich müßte schreien", erinnert sich die Fotografin an die Schreckensnachrichten der vergangenen zwei Jahre. Aus Wut wurde schöpferische Aktivität. Günther-Thoma entwikkelte ein Konzept, das hauptsächlich von zwei Ideen genährt wird: Gesicht zeigen und Stellung beziehen. Ihr erstes "Studio" baute sie im Kellergeschoß der Paulskirche auf. Viele Bürger und Bürgerinnen entschieden sich spontan zu einem Fototermin und wollten dem Fremdenhaß ihre innerste Überzeugung von Toleranz und gegenseitiger Akzeptanz entgegenhalten. Gruppenfotos lehnte die Künstlerin ab: sie will Individuen zeigen, die der Massenhysterie die Stirn bieten.
Karin Günther-Thoma ist in einem "Fotografenhaushalt" aufgewachsen. Im Fotogeschäft ihrer Eltern lernte sie schon in jungen Jahren das fotografische Handwerk. Ende der 60er Jahre arbeitete sie als freie Fotografin in den Vereinigten Staaten. Nach ihrer Rückkehr in die Bundesrepublik in den 70er Jahren studierte sie an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und an der Goethe-Universität in Frankfurt. Während ihres Studiums wandte sie sich der Foto-Therapie zu.
Insgesamt 15 Jahre arbeitete sie mit fototherapeutischem Anspruch im Frauengefängnis Preungesheim. Die Beschäftigung mit therapeutischen Ansätzen, mit der Fotografie als Ausdrucksmittel eigener Gefühle, half der Künstlerin in der Umsetzung ihrer "Freundbilder". Das Foto repräsentiere immer einen Teil der eigenen Geschichte, meint sie. Es kann ein Spiegelbild der Seele sein, in dezenten Tönen von der Befindlichkeit eines Menschen sprechen. Insofern zeigen ihre Porträtaufnahmen nicht oberflächlich irgendwelche Gesichter und kessen Slogans. Sie vermitteln dem Betrachter vielmehr, wie der einzelne mit der Angst vor zunehmender Härte in der Ausländer- und Asylpolitik zurechtkommt.
So sind ihre Bilder trotz klarer Stukturen und eindeutiger Aussagen weniger dokumentarisch. Als Puzzleteile einer pluralistischen Gesellschaft fixert sie Menschen mit unterschiedlicher Weltanschauung, Hautfarbe und politischer Aussage. Nicht deren Taten, die Essenz ihrer inneren Verfassung wird hier ausgeleuchtet. Die Protagonisten konfrontieren uns mit ihrer Identität. Wir suchen beim Betrachten der Bilder nach unserer.
Die Ausstellung "Freundbilder" kann dienstags bis samstags von 15 bis 18 Uhr im Gallus Theater, Krifteler Straße 55, besucht werden. CHRISTINE PETERS
FRANKFURT-NORD. Bembel statt Blumen erhielt das Prinzenpaar, das für eine kurze Visite mit seinem gesamten Hofstaat angereist war. Nicht nur weil Blumen so schnell welken, daß sie kaum den Aschermittwoch erleben würden, sondern weil das so Brauch ist bei der "Äppelwoisitzung" der Krätscher. Die feierten mit der Ortsgruppe Eckenheim der Arbeiterwohlfahrt (AW) am vergangenen Sonntag im Großen Saal des Bürgerhauses Nordweststadt, der immerhin fast 700 Menschen faßt.
Der Saal war denn auch nicht restlos besetzt. Mit den 400 Närrinnen und Narren, die in die Nordweststadt gekommen waren, zeigte sich AW-Vorstandsmitglied und ehrenamtliche Stadträtin Lilli Pölt dennoch zufrieden. "Wir wollen den anderen Fastnachtsveranstaltungen ja auch keine Konkurrenz machen", meinte sie. Die Raumnot in Eckenheim habe sie aber in diesen großen Saal getrieben. Ihr angestammtes Domizil, das Haus Ronneburg, befindet sich nämlich immer noch im Umbau.
Nach einem guten Jahr 1992 für die Eckenheimer AW, deren "Mitglieder ständig mehr, aber auch immer älter werden", ist Lilli Pölt froh, früh genug für den Umbau des Haus Ronneburg gekämpft zu haben: "Bei der heutigen Finanzlage der Stadt wäre das nicht so ohne weiteres gegangen." Die ehrenamtliche Stadträtin Pölt hofft, daß die Eckenheimer und Preungesheimer Bürger und Vereine im kommenden Sommer den Einzug gebührend feiern können.
Auch den Krätschern, die dieses Jahr zum dritten Mal elf Jahre alt werden, kann dies nur recht sein. Dann hätte das ewige Umherziehen durch die Stadtteile ein Ende. "Till Eulenspiegel" Hans-Walter Lunkenheimer beklagte denn auch in der "Krätscherbütt" die "teuren und nutzlosen Umzüge". Das beste Beispiel dafür sei die Rangelei um den deutschen Regierungssitz - "ein teurer Witz".
Die "Kunos", Kurt Heuser und Karl- Heinz Trumpfheller, strapazierten mit ihrer im Kanon gesungenen "bunte Luftschlang" die Lachmuskeln der Besucher. Doch das Seitwärts- und Rückwärtsschunkeln forderte der Feinmotorik der Zuschauer das Letzte ab, so anstrengend war es. Mit den geschulterten Schrubbern erinnerte das "Schrubberballett" an die Reiterspiele, die im Mittelalter zur Fastnacht vorgeführt wurden. Die Nachwuchs-Krätscher, die den Zwergentanz aufführten, gaben den Zuschauern dagegen mit ihrer Darbietung einige Rätsel auf: Bei der Française tanzten immer ein Zwerg mit roter und ein Zwerg mit grüner Zipfelmütze zusammen. Ob das eine symbolträchtige Anspielung auf den Wahlkampf sein sollte? gun
0.5
OSTEND. Schon während der Schulzeit entdeckte Joachim Mennicken seine Leidenschaft für die Malerei. Doch "damals hatte ich mehr Zeit", meint der Student heute. Der Landschaftsmalerei beispielsweise kann er sich nur noch während des Urlaubs widmen, und so sind viele seiner jüngeren Aquarelle nicht im Umland Frankfurts, sondern in Spanien und Südfrankreich entstanden. Derzeit präsentiert der Kunstverein "Freigehege" die zwischen 1981 und 1992 entstandenen Arbeiten im Zentrum "Dezentral".
Auch wenn ihm sein Studium der Kunstpädagogik wenig Zeit fürs Malen läßt, einen wesentlichen Vorteil bringt es mit sich: Mennicken darf in der Kunst- Werkstatt der Goethe-Universität arbeiten. Und dort stehen die Maschinen, die er für die Anfertigung von Holzschnitten und Lithographien benötigt. Hatte Mennicken noch in den 80er Jahren vorwiegend mit Öl, Tusche und Aquarellfarben gemalt, so spezialisiert er sich seit kurzem auf die Fertigung von Holzschnitten. Das Bild "Formation" (1992) beispielsweise hat er jetzt zum dritten Mal überarbeitet. Hier experimentiert der Student mit Form und Farbe. Der zweidimensional wirkenden Darstellung eines Felsreliefs versucht er durch Farbgestaltung Tiefe zu verleihen.
Zwei weitere Holzschnitte - nur einer davon ist mit einem Titel versehen - sind sozialkritischen Themen gewidmet. "Das Spiel" (1992) zeigt ein junges Paar vor einem Spielautomaten. Beide blicken verzückt auf die Spielanzeige. Weder der Spielautomat noch der Kneipenraum wurde von Mennicken rechtwinklig gezeichnet. Alle Wände und Einrichtungsgegenstände biegen sich; eine innere Dynamik zieht den Blick des Betrachters ins Zentrum des Bildes und läßt ihn nicht mehr los. Der dritte Holzschnitt (ebenfalls ohne Titel) zeigt einen skurril gekleideten Mann vor einer Hochhausschlucht. Dieser Fremde symbolisiert für Mennicken eine Form des inneren Widerstands gegen eine Gesellschaft, die "jeden Menschen verwerten will".
In seiner Arbeitstechnik und in der Auswahl der Themen lehnt sich Mennikken stark an die Arbeiten deutscher Expressionisten wie Erich Heckel oder Käthe Kollwitz an. Durch plakative Gestaltung sowie grobe Begrenzungen der Formen- und Farbenvielfalt rückt er psychische, soziale und politische Inhalte in den Vordergrund. Manchmal weisen seine Bilder aber auch klare Referenzen zu aktuellen politischen Ereignissen auf. Beispielsweise die Kreidepastellzeichnung "Gewalt" aus dem Jahr 1988: Im Mittelpunkt des Bildes steht ein Atomkraftwerk, am Rand des Bildes ein abgesägter Strommast. Mennicken fragt hier nach dem Zentrum von gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Bis zum 19. Februar sind die Bilder von Joachim Mennicken im "Dezentral", Sandweg 131 (Hinterhof), zu sehen. Die Ausstellung kann montags und dienstags ab 20 Uhr besucht werden. tin
OBERURSEL. Mehr als 70 Berufstätige haben den Kurs "Ausgleichsgymnastik" bei der Volkshochschule (VHS) gestürmt. Die VHS mußte "nachbessern" und bietet jetzt montags zusätzlich zwei weitere Gymnastikkurse an. Wer einen Platz ergattern möchte, sollte sich schnellstens bei in der Geschäftsstelle in der Oberhöchstadter Straße anmelden. s
GIESSEN. Drastische Rückgänge von 50 bis 80 Prozent beim Verordnen von Massagen, Fango-Packungen und Krankengymnastik beklagen die hessischen Physiotherapeuten. Viele Praxen fürchteten daher um ihre Existenz, erklärte die Berufsgruppe medizinischer Bademeister und Krankengymnasten in Gießen.
Der Physiotherapieverband vertritt landesweit etwa 400 Unternehmen, zumeist medizinische Badeeinrichtungen. In ganz Hessen gibt es etwa 5000 Institute für Massage und Krankengymnastik sowie medizinische Bäder.
Als Grund für die zurückgegangenen Leistungen nennt der Physiotherapieverband die Auslegung des neuen Gesundheitsstrukturgesetzes durch die Kassenärztliche Vereinigung Hessen. Der Hinweis, Patienten könnten im Heilmittelbereich "nur noch mit dem Notwendigsten" versorgt werden, habe die Ärzteschaft verunsichert.
Als Folge davon würden Leistungen der Physikalischen Therapie wie Massage, Fango-Packungen, heiße Bäder nur noch sehr zurückhaltend verordnet. lhe
Der kleine Affe muß in dem eigens für ihn gebauten "Primatenstuhl" Platz nehmen. Noch vor dem eigentlichen Versuch wird dem Tier unter Narkose ein Kunststoffstück mit Schrauben am Schädelknochen befestigt, um die Bewegungsfreiheit während des Experiments stark einzuschränken. Nachdem die chirurgischen Eingriffe beendet sind, hat der Totenkopf-Affe noch etwa zwei Stunden in dieser Haltung auszuharren, bis die mit kleinen Elektroden abgeleiteten elektrischen Impulse aus dem Gehirn des Tieres gemessen sind. Weil das Gehirn selbst schmerzunempfindlich ist und um die Ergebnisse nicht zu verzerren, findet der Versuch mit wachen Affen statt.
Die Wissenschaftler an der Freien Universität Berlin wollen auf diese Weise tiefer in das Verständnis der Funktionsweise des Gehirns eindringen und die Ergebnisse für die Behandlung und Heilung von Menschen nutzen. Doch erstmalig hat in Deutschland eine Verwaltung Tierversuche aus ethischen Gründen untersagt und die Experimente mit den Affen verboten. Noch im Februar wird dazu im Eilverfahren die Entscheidung des Berliner Oberverwaltungsgerichts erwartet. Von der Justiz erhoffen sich Wissenschaftler, Tierschützer und Behörde, je nach Interessenlage, eine Grundsatzentscheidung für zukünftige Streitfälle.
Derartige Versuche an Totenkopf-Affen, die ungefähr die Größe einer Katze erreichen, werden in Berlin schon seit 1984 vorgenommen. Stets war die Genehmigung vom zuständigen Berliner Senator für Gesundheit verlängert worden. Das änderte sich erst, als Peter Luther (CDU) Gesundheitssenator wurde, ein Immunologe, der selbst mit Tieren experimentierte, allerdings nicht mit Affen.
Im Sommer vergangen Jahres folgte Luther der Empfehlung der Tierversuchskommission und verbot erstmalig die Affenversuche, wogegen einer der betroffenen Wissenschaftler, Professor Otto Joachim Grüsser, klagte. Bis zu seiner endgültigen Entscheidung, die noch in diesem Jahr fallen soll, gestattete das Verwaltungsgericht mit einer Einstweiligen Anordnung jedoch die Fortsetzung der Versuche bis zum 31. Dezember 1993, aber unter scharfen Auflagen. Dieser Anordnung setzte Luther eine Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht entgegen.
Der Senat läßt sich von Eisenhart von Loeper, einem hochkarätigen Tierrechtsexperten und Vorsitzender des Bundesverbandes der Tierversuchsgegner, vertreten. "Wir wollen versuchen, die Fortsetzung der Leidensgeschichte der Affen abzubrechen", erläutert von Loeper den Sinn des Eilverfahrens. Das Gerichtsverfahren "wird Signalwirkung haben" und Aufschluß darüber geben, "wie die ethische Begrenzung der Wissenschaftsfreiheit rechtlich zu würdigen ist".
Für Gabi Lukas, Pressesprecherin des Gesundheitssenators, zeigt Peter Luthers Entscheidung, "daß der Tierschutzgedanke wichtiger geworden ist". Die Auseinandersetzung um die Experimente "spiegelt das gesellschaftliche Umdenken wider". Und Berlin sieht sich dabei durchaus in einer "Vorreiterrolle". Besondere Bedeutung erhält der Konflikt auch dadurch, daß die Hauptstadt der größte tierexperimentelle Forschungsstandort Deutschlands ist. In etwa 100 Einrichtungen sind nach dem Stand von 1991 rund 1000 Vorhaben genehmigt oder angemeldet, an denen 250 000 Tiere und 2 000 Personen beteiligt sind.
Jürgen Kröller vom Physiologischen Institut der Freien Universität ist einer der Wissenschaftler, die mit den Totenkopf-Affen experimentieren. Für ihn steht fest: "Man kann in der Neurobiologie eine Menge ersetzen, aber die Versuche an Affen nicht." Bei den vom Senat beanstandeten Tierversuchen geht es nach Kröllers Auskunft um die Steuerung der Augenbewegung: "Wir wollen wissen, wie das funktioniert, wir wollen wissen: Wie funktioniert das Gehirn ? "
Doch worin liegt der praktische Nutzen für kranke Menschen ? Jürgen Kröller hält schon die Fragestellung für falsch, denn bei den Experimenten gehe es um Grundlagenforschung: "Für unsere Ärzte in den Kliniken müssen wir Wissen bereitstellen. Die Ärzte müssen wissen, wie funktioniert das Organ, das krank ist, zum Beispiel bei einer Hirnblutung. Wir stellen abrufbares Wissen bereit."
Die von Senator Luther bemängelte Haltung der Tiere in zu engen Käfigen vermag Kröller nicht zu erkennen. "Das ist einfach Unsinn. Wir unterliegen in der Tierhaltung doch der Aufsicht, wir bekommen Auflagen und werden ganz streng überwacht. Der Senat hat das bisher nie beanstandet." Nach den Angaben Kröllers halten sich in den 1,5 mal 1,5 mal 1,5 Meter großen Käfigen mehrere Affen gleichzeitig auf. Ansonsten seien sie in Kolonien zu zehn bis 20 in Räumen von Wohnzimmergröße mit Turnstangen und Klettergerät untergebracht.
Die Versuche selbst fügten den Tieren ebenfalls keine Leiden zu: "Die Tiere sind bei uns schlichtweg nicht gestreßt." Den Ablauf eines Versuchs schildert Kröller so: Da der Affe ihn kenne, laufe er ihm schon entgegen, wenn er ihn aus dem Käfig holen wolle. Dann "läßt er sich ganz friedlich in den ,Primatenstuhl&rquote; hineinsetzen", wobei er mit Nüssen, Rosinen und einem Getränk gefüttert wird.
Wenn der Versuch beendet ist, beteuert Kröller, "zeigt der Affe keine Angst und kein verändertes Verhalten" dem Experimentator gegenüber. Vielmehr warte das Tier schon auf die obligatorischen Nüsse. Auch wenn derselbe Affe erneut zum Versuch gebracht werde, "zeigen sich keine Auswirkungen auf das Verhalten. Mensch und Affe kooperieren." Allein das Positionieren des Kopfes sei "unangenehm", aber schmerzlos. Kröller: "Ich habe nach einem Versuch noch nie gesehen, daß ein Tier sehr schmerzgeplagt war. Es kauert nicht, sucht keinen Schutz, sondern hopst mit den anderen herum."
Senator Peter Luther hält Tierversuche "zum Nutzen der Patienten und zum Fortschritt in der Medizin" zwar für erforderlich, "aber nicht um jeden Preis". Das deckt sich mit dem Tierschutzgesetz, daß Experimente mit Wirbeltieren nur dann erlaubt, "wenn die zu erwartenden Schmerzen, Leiden oder Schäden im Hinblick auf den Versuchszweck ethisch vertretbar sind". Für Luther heißt dies, daß keineswegs "jeder denkbare wissenschaftliche Erkenntnisgewinn jedes beliebige Tierexperiment rechtfertigt".
Im Fall der Totenkopf-Affen ist für Luther die Grenze des Vertretbaren überschritten, wenn er den Versuchsablauf schildert: "Nach operativer Einbringung von Meßsonden in das Gehirn der Versuchsaffen sollen während der eigentlichen Versuchssitzungen die Affen einmal in einem notwendigerweise sehr klein dimensionierten Versuchskäfig gehalten werden, der ein Aufrichten der Affen nur mit Mühe ermöglicht hätte. In den anderen beiden Fällen sollten sogenannte Primatenstühle verwendet werden, bei denen die Tiere jeweils über mehrere Stunden mit dem Kopf am Stuhl fixiert und zwangsweise bewegunsunfähig gemacht werden." Den Einwand, daß derartige Versuche in der Vergangenheit stets genehmigt worden waren, läßt Luther nicht gelten. Er argumentiert: "Heute halte ich die damalige Einstellung gegenüber ethischen Wertmaßstäben in Bezug auf das Tier jedoch nicht mehr für zeitgemäß."
Brigitte Jenner von den Tierversuchsgegnern Berlin, klagt, es sei bisher - trotz mehrerer Versuche - nicht gelungen, die Experimente Grüssers und Kröllers zu beobachten. Sie fragt: "Warum blocken die ab, wenn alles so harmlos ist ? " Jenner gibt die Antwort selbst und zitiert Gutachten, die von "hohen Belastungen für die Tiere" sprechen. Um die Affen an den Primatenstuhl zu gewöhnen, seien Dressuren nötig, und "die Affen lernen nicht ohne Bestrafung". Auch das Verhalten der Tiere während der Experimente sei mit Strafritualen eingeübt.
"Die Fragestellung der Versuche", unterstreicht Brigitte Jenner, "ist für uns völlig unsinnig." Die Wissenschaft könne mittlerweile Elektroden am Kopf von Menschen ansetzen - ohne Operation. Denn der den Versuchen vorausgehende chirurgische Eingriff an den Tieren mißlinge in vielen Fällen, was die Totenkopf- Affen mit dem Leben bezahlten.
Wie sehr das Thema polarisiert und emotionalisiert, zeigt die Menge an Briefen, Karten und Unterschriftenlisten, die seit Sommer vergangenen Jahres beim Gesundheitssenator eingegangen ist - es sind mehr als 3 000. Während die Berliner Wissenschaftler vor allem Unterstützung aus dem kleinen Kreis der deutschen Experimentatoren erhielten, die aber nach kurzer Zeit rasch abebbte, gehen noch heute wie in Wellenbewegungen Briefe von Tierschützern aus dem In- und Ausland ein, die den Senator unterstützen. Schon im Vorfeld der Entscheidung Luthers hatten die Tierversuchsgegner unter dem Motto "Affenschande in Berlin" ungezählte Stoff-Affen an den Senator geschickt und sich so bereiterklärt, die Versuchstiere zu adoptieren.
Der Berliner Fall zielt auf das Grundsätzliche, auf das Verhältnis zwischen Mensch und Tier und zwischen Wissenschaft und Ethik. Aber beide Seiten nehmen für sich ausdrücklich ethisch gerechtfertigtes Handeln in Anspruch. So stellt die christliche Ethik für den Wissenschaftler Kröller den Menschen eindeutig in den Mittelpunkt; das Tier müsse dem untergeordnet bleiben. Der medizinische Fortschritt, argumentiert der Wissenschaftler, basiere zum Großteil auf Tierexperimenten: "Wenn heute jemand Tierversuche aus ethischen Gründen ablehnt, müßte er auf alle bisherigen Fortschritte in der Medizin verzichten." Verbiete das Gericht die Versuche, "ist ein ganzer Wissenschaftszweig tot".
Brigitte Jenner empfindet diese Argumentation als "vollkommenen Wahnsinn". Sie setzt dagegen: "Wenn das Leiden der Tiere zu groß ist, muß man auf den Erkenntnisgewinn verzichten." Aber selbst wenn die Justiz dem Senator zustimmen sollte, sehen die Tierversuchsgegner noch nicht den Ausstieg aus Experimenten gekommen. Es könne aber zumindest ein Einstieg sein, grausame Tierversuche immer mehr zu unterbinden und der Verwaltung dazu Mut zu machen. Sollte das Verwaltungsgericht aber gegen Peter Luther entscheiden, fürchtet Frau Jenner, daß die Frage nach der Ethik von Tierversuchen erst einmal zugunsten der Wissenschaft beantwortet ist.
Auch der Gesundheitssenator setzt auf die Gerichte. Sprecherin Gabi Lukas erwartet von der Justiz eine "Hilfe und Stütze" bei der ethischen Bewertung von Tierversuchen, "die auch auf alle anderen Verfahren übertragbar ist, egal ob das Affen sind oder nicht". Ethik dürfe nicht von den Forschern alleine definiert werden. Das Urteil, gibt sich die Sprecherin überzeugt, "wird Sogwirkung auch für andere Bundesländer haben". Tierversuche müßten auch dann verboten werden können, falls sie nicht durch andere Verfahren zu ersetzen sind: "Das Fehlen von Alternativen darf nicht zu einem Freibrief für die Wissenschaft werden." MICHAEL EMMRICH
Welches Bündnis würden Sie eingehen, um Fraktionsgerangel möglichst zu vermeiden?
SPD Das bürgerliche Bündnis war eine Koalition gegen die SPD. Ein Bündnis mit CDU oder FWG ist daher nicht vorstellbar. Zusammenarbeit mit den Grünen schließen wir nicht aus.
CDU Koalitionen sind ohne Gerangel undenkbar. Verläßliche Politik braucht klare Mehrheiten. Wenn es erforderlich ist, wollen wir die Koalition mit FDP und FWG fortsetzen.
Grüne Grün-rote Koalitionen haben in Land, Kreis und in Frankfurt gezeigt, daß Grüne verläßliche Partner sind. Wenn Einigkeit über ökologische und soziale Inhalte besteht, haben wir auch nichts gegen eine Ampel.
FDP Verläßliche Politik ohne Gerangel geht nur mit absoluter Mehrheit. Dies ist für die FDP jedoch utopisch. Daher: verläßlich, mit einem Minimum an Gerangel - mit der CDU.
FWG Bündnis oder Koalition ist für uns nicht vertretbar, da die freie Meinungsäußerung des Bürgers die Grundlage der Demokratie ist.
Wie wollen Sie trotz Geldnot das Niveau öffentlicher Leistungen halten und teure Projekte bezahlen?
SPD Der Neu-Isenburger Standard im sozialen Bereich ist recht hoch. Wir werden trotz der angespannten Finanzlage keine wesentlichen Abstriche zulassen. Alle anderen freiwilligen Leistungen müssen - die düsteren Prognosen des Kämmerers einmal als zutreffend unterstellt - mit Sorgfalt auf Kürzungs-Potentiale überprüft werden. Das Niveau ist nicht überall zu halten. Anstehende Projekte sind mit Prioritäten zu versehen, einige bis auf weiteres zurückzustellen.CDU Wegen der wirtschaftlichen Lage in ganz Deutschland werden wir auch in Neu-Isenburg den Gürtel enger schnallen müssen und spätestens beim Haushalt '94 zu noch größeren Einschnitten gezwungen sein.
Das bedeutet, daß wir einige kostspielige Projekte zurückstellen werden müssen, wie etwa den Kulturtempel im Waldschwimmbad oder die von SPD und Grünen auf dem Areal "Altes Stadthaus" vorgesehene Schaffung von öffentlich-rechtlichen Einrichtungen mit ihren enormen Folgekosten. Grüne Im Vermögenshaushalt sparen wir Millionen, weil wir die Renovierung des "Alten Stadthauses" ohne zweites Bürogebäude und ohne Tiefgarage verwirklichen wollen, das heißt: mehr Wohnungen und Erhalt der beiden 100 Jahre alten Kastanien. In der Verwaltung müssen alle Etatpositionen nach sozialen und ökologischen Kriterien auf Einsparmöglichkeiten durchforstet werden; einsparen auch bei Repräsentationskosten. Bei der Überprüfung des Stellenplans muß eine Absprache mit Amtsleitern und Personalrat erfolgen.
FDP Das geht nicht. Da auf Jahre hinaus Geld fehlen wird, sind Abstriche an Leistungen unumgänglich. Bei Projekten müssen Prioritäten gesetzt werden.
Neue Finanzierungs- und Beteiligungsmöglichkeiten müssen gefunden werden. Wirtschaftlichkeitsprüfungen sind vorzunehmen, und gegebenenfalls ist zu privatisieren.FWG Die Parteien haben das wirtschaftliche Prinzip nicht beachtet, daß man nur das ausgeben kann, was man eingenommen hat. Vor sinnlosem Geldausgeben hätte man mit Wirtschaft und Industrie reden sollen. Man muß dem Bürger sehr früh die Wahrheit sagen, dann hat der Steuerzahler Verständnis.
Oft klagen die gleichen Leute über Verkehr, die später über Schikanen schimpfen. Welchen Ausweg sehen Sie?
Die betroffenen Anwohner müssen in Zukunft ausführlich über Planungen informiert werden und ausreichend Gelegenheit haben, dazu Stellung zu nehmen.
Auch die Aufhebung von Halteverboten, Vorfahrts- und Einbahnstraßen sowie gezielte Radarmessungen können zu mehr Sicherheit und mehr Wohnqualität führen.
FDP Damit muß man leben. Verkehrsprobleme können nur regional gelöst werden. Vor Ort ist so zu entscheiden, daß eine Maßnahme mehr Bürgern nützt als schadet. Es allen recht zu machen, ist unmöglich. Man muß aber auch öffentlich zu seinen Entscheidungen stehen.
Aber wir Praktiker wurden nicht gehört. Zehn Millionen Mark hätte man damit einsparen können.
"Viel Lärm um wenig" könnte frei nach Shakespeare die Bilanz der Isenburger Politik während der vergangenen vier Jahre lauten. Denn "Theater" gab es im bürgerlichen Block aus CDU, FDP und FWG nicht zu knapp. Dazu kam allseitige Unzufriedenheit mit dem Bürgermeister: Robert Maier mußte sich nicht nur der Attacken von SPD und Grünen erwehren. Sogar "seine" CDU-Fraktion warf ihm mehrfach mangelnde Entscheidungsfreudigkeit vor. Am Schluß fehlte dem Unionsmann ob eines Sechs-Millionen-Steuerlochs sogar das Geld für aufwendige Prestige-Projekte.
Als sich die bürgerlichen Drei - CDU, FDP und FWG - im Frühjahr 1989 zusammenfanden, hatte sich im Parlament zuvor ein spektakulärer Umschwung abgespielt. Den Anlaß lieferte der damalige Sozialdemokrat Karl Vey, der aus Ärger über einen hinteren Listenplatz die Partei kurz vor der Kommunalwahl verließ, aber an seinem Abgeordnetenstuhl festhielt. Da er seine Hand fortan mit CDU und FDP hob, gerieten SPD und Grüne plötzlich genau mit jener einen Stimme ins Hintertreffen, mit der sie bis dato die knappe Mehrheit gestellt hatten.
Die von Karl Vey mitgegründete FWG errang auf Anhieb 11,2 Prozent der Stimmen und war mit fünf Sitzen das Zünglein an der Waage. Denn Rot-grün wie Die wichtige eine Stimme Schwarz-gelb kamen jeweils auf 20 Mandate. Die erste Tat des Bürgerblocks war, die von SPD und Grünen geplante Verkehrsberuhigung abzublasen: also keine Schranken und keine "abgebundenen" Straßen, in der vom Durchgangsverkehr arg gebeutelten Stadt.
Der zweite Coup gelang CDU, FDP und FWG im Frühjahr 1990 damit, die Abwahl des Ersten Stadtrats Berthold Depper (FDP) zu verhindern; der dritte kurz darauf bei der Suche nach einem Nachfolger für Bürgermeister "Paule" Büchel (CDU): Gemeinsam hieften sie den christdemokratischen Stadtverordnetenvorsteher Robert Maier an die Verwaltungsspitze.
Doch der "gute Mensch von Neu-Isenburg", wie ihn politische Gegner wohlwollend und kritisch zugleich betiteln, er war für die CDU nur ein Kompromißkandidat. Mit Maier als Bürgermeister sollte die Zerreißprobe verhindert werden, die der Partei bei der Nominierung der übrigen Anwärter gedroht hätte - ob dies Fraktionschef Theo Wershoven oder dessen Vize Ingo Straßburger gewesen wäre.
Mit Coup Nummer vier verschafften sich CDU, FDP und FWG freie Bahn im Rathaus: Sie wählten Kämmerer Mathias Eichhorn (SPD) ab und strichen - getreu der Koalitionsabsprache - die Stelle des dritten hauptamtlichen Magistrats.
Schon nach der Hälfte der Regierungszeit schien sich der Block hoffnungslos verkracht zu haben: FWG-Chef Alexander Hermes hatte mit seiner Fraktion nicht nur den von CDU / FDP gewollten Umbau der Stadtbücherei brüsk abgelehnt, sondern auch noch persönlich gegen den von allen Bündnisparteien ausgetüftelten Etat für 1991 gestimmt und eine deftige Gegenrede gehalten.
CDU und FDP drohten, es künftig ohne den lästigen Dritten im Bund zu versuchen. Um ihren politischen Einfluß nicht zu verlieren, rieb sich die FWG mit Hermes solange, bis dieser schließlich aus der Wählergemeinschaft austrat.
Verlassen hat die Polit-Bühne auch der Vize-CDU-Fraktionschef Ingo Straßburger, der gegen "Fürst" Theo Wershoven den parteiinternen Clinch um die Meinungsführerschaft verlor. Inmitten der Streitereien tat sich Robert Maier schwer, wie das Beispiel des "Alten Stadthauses" zeigt. Nach mehr als einjährigen Verhandlungen mit Finanziers war der Bürgermeister, der die Sanierung des Gebäudes zur "Chefsache" erklärt hatte, im Sommer 1992 noch immer nicht zu Potte gekommen. Angesichts des sehr behutsamen, stets lange abwägenden ehemaligen Richters äußerten Theo Wershoven, aber auch FDP und FWG, ihren Unmut.
Maier zog sich immer mehr zurück und informierte weder Magistrat noch sein Planungsamt über den Stand der Gespräche. Schließlich mußte er erkennen, daß die Bedingungen der Investoren für die Stadt nicht akzeptabel waren. Um nicht mit leeren Händen dazustehen, raffte er sich mit dem bürgerliche Block zu einem Kraftakt auf: Eine stadteigene GmbH soll nun das 15-Millionen-Projekt abwickeln.
Dafür droht das Geld ebenso zu fehlen wie für die Renovierung des alten Waldschwimmbad-Restaurants. Maier hatte im Februar 1992 mit der "Spottlicht"- Theatergruppe vereinbart, ihr mit dem 4,5 Millionen Mark teuren Umbau ein neues Domizil zu verschaffen. Doch er hatte die Rechnung ohne "seine" Fraktion gemacht. Als Wershoven von Maiers Plan erfuhr, grummelte er: "Der soll nur kommen." Wie die Mehrheit der CDU und die FWG war er gegen die alleinige Nutzung durch die "Spottlichter". Nur die FDP konnte sich damit anfreunden. Am Ende war alles Makulatur: Mangels Masse in der Kasse wurde die Angelegenheit auf unbestimmte Zeit verschoben.
Ein Steuerloch von sechs Millionen Mark brachte das konservative Trio, allen voran die FDP, auf die Idee, nach den Wahlen möglicherweise einzelne Bereiche der Stadtverwaltung auszulagern und zu privatisieren. Losgelöst von öffentlich- rechtlichen Hemmnissen und befreit von einem Teil der Steuerlast, könne mit dem Kulturamt und der Stadtgärtnerei geschehen, was die Stadtwerke hinter sich haben - die Umwandlung in eine GmbH.
Ebenso aus der Not geboren schienen die Versuche zu sein, das Verkehrsproblem in Neu-Isenburg in den Griff zu bekommen: hier Poller, dort Aufpflasterungen, nicht zu vergessen das von Rot-grün eingeleitete Hin und Her in Sachen "Bollwerk" - letztlich blieb alles Stückwerk.
Auch im Falle der seit langem geforderten Verschönerung der Frankfurter Straße gab es keine Fortschritte. Voran ging's lediglich beim sozialen Wohnungsbau - nicht durch besonderes Engagement des bürgerlichen Blocks, sondern vor allem mit Hilfe der Finanzspritzen von Bund und Land. Dennoch blieb der Mangel an preiswerten Wohnungen ne- Finanzkrise ben dem Verkehr das zentrale Problem - ist Neu-Isenburg am Rande des "Molochs" Frankfurt doch Heimstatt vieler gut bezahlter Angestellter. Fast im Schatten aller Querelen ging der Erste Stadtrat seiner Arbeit nach. Hat Depper doch mittlerweile alle wichtigen Bereiche unter seiner Fuchtel: Finanzen (seit Herbst 1991, als SPD-Kämmerer Eichhorn abgewählt wurde), Soziales, Ordnungs- und Tiefbauamt.
SPD und Grüne spielten ihren oppositionellen Part auf unterschiedliche Weise: Die SPD versuchte, bei allen Projekten ihren Weg zwischen radikaler Ablehnung und widerspruchsloser Akzeptanz zu finden. Galt es doch, 34 Prozent der Wähler zu demonstrieren, daß die Partei regierungsfähig sei. Die Grünen hatten es leichter. Wie ihre elf Prozent Wähler erwartet haben dürften, kritisierten sie heftig, wenn es ihnen zu unökologisch, zu autofreundlich, sozial ungerecht oder zu verschwenderisch zuging. Jedoch vermochten weder SPD noch Grüne Vorschläge zu machen, die der Finanzkrise ihren Schrecken nehmen konnten.
Am 7. März wird sich entscheiden, wer im Parlamentssaal künftig die Hauptrollen spielen wird. Neigungen sind bereits zu erkennen: Die CDU würde sich am liebsten wieder mit der FDP einlassen. Beide wollen möglichst ohne die FWG auskommen. Die FDP wäre zur Not bereit, mit SPD und Grünen ein Ampelbündnis einzugehen - was auch von den Grünen nicht von vornherein abgelehnt wird. Doch genau wie die SPD glauben sie, ihre Vorhaben am ehesten in einer rot-grünen Ehe durchsetzen zu können.
Erringen SPD und Grüne die Mehrheit, stehen dem CDU-Bürgermeister und dem FDP-Kämmerer schwere Zeiten ins Rathaus - zumindest bis 1996 per Direktwahl über ihre Posten entschieden wird.
SACHSENHAUSEN. Nach dem Abpfiff des Narrenspiels Sachsenhäuser "Elfer" gegen "Miesepeter" hatte die Gastgebermannschaft im vollbesetzten "Stadion" (Bürgerhaus Südbahnhof) haushoch gewonnen, die Treffer zählte am Ende keiner mehr. Die Freude darüber stand der Mannschaft mit der Vorsitzenden Conny Schaub an der Spitze in den Gesichtern "geschrieben". Als "Spielführer" fungierte Ministerpräsident Peter Möller.
Aktuelle Themen hatte Volker Serrer in seinem Protokoll erfaßt. Hinter allen lag ein Spiel-Programm, ausgefüllt mit Büttenwitz, Tanz, Show und Gesang. Humorstrategen waren besonders "stark am Ball": "Es Simbelche" Ebbi Ditter, Detlef Stange als "Klabautermann aus Bonn", "Bubi" May als der "eingebildete Kranke" oder der "Sportler" Horst Frei.
Großartig wirkten auch die "Flanken" des "Männerrechtlers" Karl Lepin und die "Einwürfe" von "Oma und Opa" Horst und Erika Geisel. Da kamen "Freudentänze" der "Elfer"-Maxis mit ihren Garde- und Showtänzen und der Junioren (Trainerinnen Ute Langenbach-Möller und Yvonne Langenbach-Weger) auf. Das von Conny Schaub "gedrillte" Männerballett tanzte vor Freude "Limbo Man". 20 Majoretten brillierten mit einer hinreißenden Leucht-Show, der "Chaoten-Chor" - die Gesangsgruppe der "Bimbelbahner" unter Leitung von "Aia" Krämer - bewegte sich auf großer Stimmungswelle, wie noch die "Schürhaken" und die sehr gut im "Heimspiel" aufgelegten Sachsenhäuser "Bergspatzen".
Zum Auftakt und zum Ausklang spielte der Musikzug Windesheim (Bad Kreuznach), nach dem Finale übernahmen die "Dicky's" den musikalischen Part. dixi
Närrischer Doppel(s)paß ,Goldene Elf&rquote; organisierte zwei Sitzungen in 24 Stunden
RÖDELHEIM. Mehr als hundert Aktive hatte die Karnevalabteilung "Goldene Elf" der Turngesellschaft "Vorwärts" aufgeboten, um innerhalb von 24 Stunden zwei Veranstaltungen in der jeweils vollbesetzten Turnhalle Alexanderstraße über die Bühne zu bringen: die traditionelle Samstag-Prunksitzung und am Sonntag die "9. Ebbelweisitzung" mit Damen-Elferrat. Ministerpräsident Hans-Jürgen Hammerschmitt war ein großartiger närrischer Steuermann, der an beiden Tagen ein wohlausgewogenes Programm präsentierte. In beiden Sitzungen dominierten Narrenspaß und Stimmung, ausgelöst von den Vortragenden Susanne Schell ("Frau eines Indianers"), Susanne Hammerschmitt ("Frankforter Schlappmäulchen"), Wolfgang Koch ("Rödelheimer Kalauer") sowie von Ralf und Bernd Sommerlad ("Labbe un Duddel").
Hans Hense, Gerhard Müller, Ralf Middendorf, Gerald Klaus, Wilhelm Hees und Michael Ballenberger brachten als "Quietschboys" Schwung in die Narrhalla, eine lustige "Kneipenfeier" inszenierte die "Playback-Company" der "Goldenen Elf", auch im siebten Jahr ihres Wirkens erfolgreich.
Griesheims "Nasebärn" hatten ihr Tanzcorps (Gardetanz) in das Programm mit eingebracht. Ihr Solo tanzte herzerfrischend Ilona Fritsch vom gastgebenden Verein - ein hoffnungsvolles Talent.
Die Prunksitzung bereicherten Ralf Sommerlad mit einem geschliffenen Protokoll, interessant und aktuell, Manfred Haar ("02er"-Präsident) mit einem zwerchfellerschütternden "Babbelmix", das "02er"-Männerballett und "Sangesbruder" Benny Maro. Für Musik und Tusch zuständig war die Kapelle "Starlight". Den "Sonntagsspaß beim Ebbelwei" umrahmte die Kapelle "Hollidays".
Ein Stelldichein zum "Stöffche" gaben sich noch die "Schlawinos" aus Königstein und Parodist Diether Dehm (Schirmherr der Sitzung), dessen "Lachmedizin" prima schmeckte, und der eine Spende überreichte. Der Erlös der Ebbelweisitzung kommt dem Altenwohnheim Rödelheim (Reha-West) zugute.
Einen sicher ungewollten Gag lieferten Stadtoberhaupt Andreas von Schoeler (SPD) und Bürgermeister Hans-Jürgen Moog (CDU): Der OB hielt einen kurzen Reimvortrag über ein schwarzes Mikrophon, Bürgermeister Moog entschied sich zum Grußwort für das rote Mikro. Die Narren und Narrhallesen im Saal registrierten die Farbwahl mit sichtlichem Vergnügen. Von der prächtigen Stimmung mitgerissen wurde auch das Frankfurter Prinzenpaar samt Hofstaat. dixi
SECKBACH. In Seckbachs "gud Stubb", der Turnhalle Am Schießrain, waren Stimmung und Lachen der ersten "Meckerer"-Sitzung kaum verhallt, da saßen die Narren erneut in Schunkelseligkeit vereint beisammen. "Meckerer in Hamburg" heißt das Motto der Kampagne, und folgerichtig hatten fleißige Hände die Bühne in eine Hafenkneipe verwandelt. Das Wort führte "Kapitän" Heinz Berger, Karnevalist mit Leib und Seele und seit Jahren "Meckerer"-Ministerpräsident.
In der "Kneipe" saßen nicht nur die "Leichtmatrosen" (gemischter Elferrat) beisammen, begrüßt hat der "Käpt'n" auch geschwätzige Gäste wie Gabi Leber ("Heilsarmee-Enthüllungen"), Andrea Seibert ("Ein Seemann"), Ivan Zizek ("Ein Schwermatrose"), Martina Seibert ("Ein unschuldiges Mädchen"), den "Klabautermann" Detlef Stange und "Bobbel" Riedmann ("Lili Marleen"). Hinzu gesellten sich der Benkelsänger Heinz Mattke, Parodist Diether Dehm, das Tanzmariechen Julia Leinweber, das "Slowenia-Oktett" (Männer- und Frauen-Gesangsgruppe) und die Kapelle "The Freddos".
Für Augen- und Ohrenschmaus war reichlich gesorgt. Da tanzten die "Blauen Jungs" (kleine Garde), Andrea Seibert (sagenhafter Majorettentanz nach "Cats"), die große Garde (Showtanz "Kiss me Kate") und das Männerballett klassisch. "Seckbacher Kabelsalat" inszenierten "The Billy Goats" mit neuen Ideen (Moderator: Martin Schöps). Zur "Polizeistunde" leiteten die "Bernemer Handwerksburschen" über.
Alles in allem durften sich die "Meckerer" über eine sehr gute Veranstaltung im Zeichen uriger Seckbacher Gemütlichkeit freuen. "Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen" - getreu diesem Sprichwort kam auch schon der Seckbacher "Meckerer"-Nachwuchs bei einer großartigen Jugendsitzung zum Zug. dixi
NIEDERRAD. Höhepunkt des närrischen Jubiläums beim Niederräder Carnevalverein ("Viermal elf Jahre") war die Prunksitzung in der ausverkauften TVN- Turnhalle Schwarzwaldstraße. Jubiläum verpflichtet, und so präsentierte Präsident Rainer Schroth ein Sitzungsprogramm mit mainisch-rheinischer Stimmung und einem "Pointenregen".
Elf Paukenschläge (Lou-Paul-Band) kündigten den Auftakt an, mit großem Trara zogen die grünweißen "Borzels", der Elferrat und das NCV-Tanzcorps in die Narrhalla ein. Kurze Begrüßung, schon zeigten die "Borzels" einen herzerfrischenden Gardetanz (später noch eine Rock'n'-Roll-Schau) und räumten die Bühnenbretter für das lustige Zwiegespräch "Beim Eiermann" mit Horst Kuhn und Milli Schneider. Für Heiterkeitserfolge gut waren auch "Pechvogel" Fritz Lorz und "Modedesigner" Jürgen Mitta, der sein "Können" unter anderem am Hemd des Präsidenten demonstrierte: Ruckzuck, da war das Hemd kaputt. Die "Germania" Renate Kern verwandelte sich in eine "Europa".
Neues Gesicht in der NCV-Bütt: Gisela Hohner, die sich zudem äußerst gelenkig zeigte. Ihren Vortrag würzte sie mit drei Tanzeinlagen und einem Spagat-Abschluß. Unter Leitung von Wolfgang Schneider "strahlten" die NCV-Gaudispatzen auf närrischer Welle Stimmung aus. Die Solisten: "Beppo" Schulz ("Tante Anna"), Walter Diebenbusch ("Zuckerpuppe"), Helmut Pöhls ("I was born under a wandering star"), Karin Wagner ("Ich will 'nen Cowboy als Mann") und Hein Kraus ("Kriminaltango").
Den Spaß mitgemacht haben noch Rolf Schneider, Manfred Pöhls und Martina Kraus. Toll noch die "Golden Girls", ehemalige NCV-Gardistinnen, mit einem Charleston sowie ein Gardetanz des NCV- Corps (1993 Sieger bei der Frankfurter Gardeolympiade und beim "22. Internationalen Gardetanzsportturnier" des 1. Frankfurter Gardecorps in Hofheim). Hübsch auch ein orientalischer Showtanz der NCV-Mädchen. Zwischendurch kam das Frankfurter Prinzenpaar zu einer Stippvisite vorbei. Begrüßen konnte Präsident Rainer Schroth auch das amtierende Neu-Isenburger Prinzenpaar, Prinz Thomas I. und Prinzessin Angelika I. (Krämer), übrigens eine NCV-Aktive. dixi
NORDEND. Mehr als 350 Besucher in der ausverkauften Aula der Philipp-Holzmann-Schule erlebten "Wechselbäder" der Narretei bei der Motto-Sitzung des Karneval-Clubs "Die Nordendler" (KCN): "Un wer's net glaabt, der errt sich, der KCN werd verzisch". Rund 120 von insgesamt 230 Vereinsmitgliedern des Jubiläumsvereins waren für die Unterhaltung des Publikums eingespannt.
Zur Einstimmung musizierte zunächst der von Reinhard Schmitt dirigierte "Nordendler"-Musikzug. Das "Jan-Derrix- Sextett" begleitete dann nach närrischen Noten den Einmarsch der Garden und des Ministeriums, bevor Axel Heilmann als "Animateur" den Büttenreigen eröffnete. Debütant an der Spitze des Komitees war Sitzungspräsident Udo Henrich, für den Inhalt und die Gestaltung des Programms zeichnete Ministerpräsident "Hardy" Gernert verantwortlich.
Als "fastnachtsgeschädigtes Ehepaar" plapperten Petra Grässle und Wolfgang Tesch munter drauflos, als "Putzfraa" kam Helga Hinreiner, als "Chefarzt" Uwe Reuter. "Eia" Krämer war in der Rolle eines "Penners" (ein teils sozialkritischer Vortrag) recht gut, hätte jedoch durchaus auf Ausflüge ins Schlüpfrige verzichten können. Ein Knüller war der Auftritt der "Dollen" Corinna Orth im Auf und Ab der Vortragsreihe.
Durchweg alle Garde- und Showtänze der Minis, Midis und Maxis (einstudiert von Birgit Schneider, Marina Bersch und Dagmar Christen-Hack) verdienten die Note "sehr gut", wie auch eine Trommler- und Musikshow sowie die von Anja Brauburger einstudierte Darbietung der "Dancing-Dollies in Amerika" (erstmals ohne die in den närrischen Ruhestand getretene "Primaballerina" Bruno Bagus).
Nach der Darbietung des Musikzuges deplaziert war das hervorragende "Herzblatt-Duo" Monika und Klaus Kynast. Mitgewirkt und erfreut haben auch ehemalige Gardemädchen und die besenschwingenden "Bühnenhüpfer" unter Leitung von Monika Straßheimer. dixi
OBERRAD. Früher schenkten die Oberräder "Wespen" den Frankfurter Tollitäten ein lebendes Fastnachtshuhn zum Zeichen ihrer treu ergebenen Hochachtung vor dem närrischen Herrscherpaar. Heute hat sich dies gewandelt. Zwar gibt es nach wie vor ein Huhn, doch nur noch aus Porzellan. Dazu überreichte Ministerpräsident Paul Allerberger bei der Prunksitzung im ausverkauften Bürgertreff "Depot" eine Puppennachbildung des Prinzenpaares. Da staunten Bernd I. und "Ihre Lieblichkeit Prinzessin Petra I." nicht schlecht.
Doch vor der Stippvisite des Prinzenpaares zeigte erst einmal die Minigarde der "Wespen" einen Gardetanz (später noch einen Schautanz), verkündete Franz Hühner Protokollergebnisse seiner "gesammelten Werke" über Jahresereignisse und Aktuelles. Ihm überreichte der Präsident des "Großen Rates" der Karnevalvereine Frankfurt, Konrad Trapp, die silberne Verdienstmedaille des Bundes Deutscher Karneval. Trapp zeigte sich beeindruckt, daß in Oberrad der alte Fastnachtsgruß "Gut Stuß" noch immer Bedeutung hat.
Diesmal mit angenehmer Musikbegleitung piano kam der tolle Twirling-Tanz der Junioren, mit Lichteffekten eindrucksvoll untermalt, voll und ganz zur Wirkung. Hübsch auch deren Polkatanz. Gute Resonanz fanden noch der Mariechentanz von Evelin Waßmuth, die mit einer "Rakete" vom Publikum belohnt wurde, die "Limbo"-Tänzer (Männerballett), die Schau der "Drops" (Seniorengruppe) und vor allem die "Possen" von Diether Dehm, der als "Politiker" die Lacher auf seiner Seite hatte. Franz und Dagmar Hühner ("Besserwisser"), die "Schürhaken" und der "Schönheitsberater" Peter Keller (er war ungünstig plaziert) ergänzten das bunte Büttenprogramm.
Die "Mainflotte" vom Carneval-Club "Blau-Rot" Niederrad mit ihren 18 Trommlern und Bläsern, einem Tanzpaar und zehn Cheerleaders bestritten unter der Leitung von Andreas Keller das Finale. dixi
ALTKREIS DIEBURG. Drei Bürgermeisterwahlen finden im Bereich des Altkreises Dieburg am Sonntag, 16. Mai, statt: in Dieburg, Groß-Zimmern und Fischbachtal. Falls eine Stichwahl notwendig wird, ist diese jeweils für den 6. Juni vorgesehen. Die Amtszeit des Dieburger Bürgermeisters Peter Christ endet am 10. August, Ludwig Vierheller aus Fischbachtal ist bis 2. Oktober gewählt, das Parlament von Groß-Zimmern folgte dem Antrag von Walter Thünken auf Versetzung in den Ruhestand. Thünken steht im Verdacht der Vorteilsnahme. sch.
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Dietzenbach. Kindertheater: Zaubereien mit Gutelli, 15 Uhr, Bürgerhaus. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bram Stocker's Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30 Uhr); Stalingrad (20.15 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Bodyguard (14.45, 17.30, 20 Uhr). - Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bram Stocker's Dracula (20.30 Uhr). - Viktoria: Eine Frage der Ehre(20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.30 Uhr); Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Fantasia: Die Schöne und das Biest (15.30 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr). - Neues UT-Kino: Bram Stoker's Dracula (20 Uhr); Sneak Preview (23 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Zeitlos: Bodyguard (19.45 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Seligenstadt. Turmpalast: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Turmstudio: Bodyguard (20 Uhr). Fasching / Karneval Rodgau. Landfrauenverein Dudenhofen: Krebbelabend, 20 Uhr, Bürgerhaus Kolleg. Vorträge / Kurse Offenbach. Diavortrag: China entlang der Seidenstraße, 14.30 Uhr, Seniorenbildungstreff im Büsing-Palais.
Vortrag: Die bürgerliche Frauenbewegung, 19.30 Uhr, Frauenbegegnungsstätte, Kaiserstraße 40.
Dreieich. Heimatkundliche Vortragsreihe: Ausgrabungen in einer mittelalterlichen Kapelle, 20 Uhr, Burgkeller Dreieichenhain. Langen. Literarisches Werkstattgespräch: Dr. Fritz Deppert, 20 Uhr, Stadthalle. Rodgau. Vortrag: Höhenkrankheit, 19 Uhr, Georg-Büchner-Schule, Jügesheim. Parteien / Parlamente Mainhausen. Sitzung der Gemeindevertretung, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Mainflingen. Mühlheim. Sprechstunde des Ausländerbeirates, 16 Uhr, Rathaus.
Rödermark. Stadtverordnetenversammlung, 19.30 Uhr, Halle Urberach. Vereine / Organisationen Langen. Tanzclub Blau-Gold: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Klubraum in der Stadthalle. Verschiedenes Offenbach. Bastelstunde für Kinder zum Thema Hexenbücher, 14.30 Uhr, Klingspor-Museum.
Neu-Isenburg. Musikalisches Seniorenprogramm, 15.30 Uhr, Bansamühle. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 9 bis 16 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Berliner Str. 118: Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.
Aids-Hilfe-Offenbach, Frankfurter Str. 48: 16 bis 20 Uhr, Tel. 88 36 88.
Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 13 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul- Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Telefon 0 60 74 / 4 37 96.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): 9 bis 17 Uhr Beratung, ambulante Dienste, Robert-Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Tel. 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung des Wildhof: Wegen Umzug bis Donnerstag 18. Februar geschlossen.
Caritas-Lebensberatung, Taunusstr. 47: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 8 11 56.
Energieberatung im Bus, 15.30 bis 18.30 Uhr, Sprendlinger Kerbplatz, Breslauer Straße.
Langen. AWO: Essen auf Rädern und Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr; Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Babystammtisch und Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Neu-Isenburg. AWO, Mobiler sozialer Hilfsdienst: 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Psychosoziale Beratungsstelle "Die Brücke": 9 bis 12 Uhr; Tel. 06102 / 31660.
Mutter-/Kind-Café, Bahnhofstr. 143: Offener Treff, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.
Pro Familia, Ludwigstraße 75: 14.30 bis 16.30 Uhr, Telefon 2 65 25.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Kinderschutzbund, Halle Urberach: 16 bis 18 Uhr, Tel. 060 74 / 68966. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach, Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg, Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach, Tel. 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Tips · Termine · Ausstellungen
Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Wintermärchen (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Bodyguard (20 Uhr). - Bambi: Sneakers - Die Lautlosen (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Reineke Fuchs (15 Uhr); Bram Stocker's Dracula (17, 20 Uhr). - Cinema: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30 Uhr); Stalingrad (20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Der Tod steht ihr gut (19.30 Uhr); Simple Men (21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: City of Hope (20 Uhr). Fasching / Karneval Mörfelden-Walldorf. Rentnergemeinschaft Sonnenschein: Faschingsfeier, 15 Uhr, SKG-Heim. Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Podiumsdiskussion: Leben und arbeiten in unserer Stadt, 19.30 Uhr, Frauentreff, Goldener Apfel. Parteien / Parlamente Nauheim. CDU: Auf dem heißen Stuhl, 20 Uhr, SKV-Halle, Königstädter Straße. Verschiedenes Rüsselsheim. Kindernachmittag, 15.15 Uhr, im Museum. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Die neue Zeit und ihre Folgen, Alltag-Politik-Personen, 1869-1956, geöffnet dienstags 15 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 16 Uhr, bis 30. März.
Heimatmuseum Walldorf, Langstraße 96: "Neue Heimat Walldorf" - Flucht, Vertreibung und Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, geöffnet dienstags 9 bis 12 Uhr und donnerstags 15 bis 18 Uhr, sowie jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr, bis 31. März.
Bertha-von-Suttner-Schule, An den Nußbäumen: Dauerausstellung - Bertha- von-Suttner.
Rüsselsheim. Stadttheater-Foyer: Batikarbeiten von Rosemarie Müller und handgeformete Tonobjekte von Ursula Bethke, bis Ende Februar.
Stadtbücherei, Am Treff 5: Sport und Ökologie (Ausstellung des Jugendbildungswerkes), bis 25. Februar.
Museum in der Festung, Hauptmann- Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.
Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstr. 44: So., 10 bis 12 Uhr.
Nauheim. Heimatmuseum, Schulstr. 6, sonntags 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: Sprechstunden 9 bis 12 Uhr.
Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Rüsselsheim. Pro Familia, 9 bis 15 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9-13 und 14.30-17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Wildwasser-Beratung für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Str. 150, 10 bis 12 Uhr, Telefon 0 61 42 / 56 15 53.
Büttelborn. Mütterberatung, 13.30 Uhr, Altenwohnheim.
Rhein-Main-Flughafen. Fluglärmbeschwerdestelle, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Theater / Literatur / Musik Offenbach. Bilderbuchkino, 15 Uhr, Jugendbücherei, Herrnstraße.
Neu-Isenburg. Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, 20 Uhr, Haus zum Löwen. Rodgau. Lesung Klaus Möller: Denis der Virusdetektiv, 19 Uhr, Georg-Büchner-Schule Jügesheim. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bram Stocker's Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30 Uhr); Stalingrad (20.15 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Bodyguard (14.45, 17.30, 20 Uhr). - Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bram Stocker's Dracula (20.30 Uhr). - Viktoria: Eine Frage der Ehre (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Fantasia: Bodyguard (20.15 Uhr). - Neues UT-Kino: Bram Stoker's Dracula (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Zeitlos: Bodyguard (19.45 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Bodyguard (20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Friedhof der Kuscheltiere II (20.15 Uhr). - Turmstudio: Bodyguard (20 Uhr). Fasching / Karneval Dreieich. Faschingstreiben im Seniorenclub, 14 Uhr, Zeppelinstraße 15 a.
Neu-Isenburg. Närrischer Faschingsnachmittag, 15.30 Uhr, im Haus Dr. Bäck. Vorträge / Kurse Offenbach. In Wort und Bild: Englische Handpressendrucke von 1890 bis 1916, um 19 Uhr, Klingspor-Museum.
Wilhelm von Sternburg: Krise der Demokratie - Krise der Medien, 19.30 Uhr, Bücherturm der Stadtbücherei.
Dreieich. Vortrag: Gesund werden - gesund bleiben, 19 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen. Parteien / Parlamente Offenbach. Sitzung des Umweltausschusses, 18 Uhr, Rathaus.
Die Grünen: Wohnen in Offenbach - Perspektiven und Möglichkeiten, 20 Uhr, Frankfurter Straße 63 HH.
Dietzenbach. Sitzung des Ausländerbeirates, 19 Uhr, Rathaus.
Dreieich. Sitzung des Ortsbeirats Offenthal, 19 Uhr, Mehrzweckhalle Offenthal. SPD-Sprendlingen: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Langen. Veranstaltung der Grünen: Alt sein in Langen, 17 Uhr, Seniorentagesstätte Bahnstraße.
CDU-Veranstaltung: Wir beenden den Stillstand im Kreis Offenbach, 20 Uhr, SSG-Freizeitcenter, An der rechten Wiese. Rodgau. Jahreshauptversammlung der Jusos, 20 Uhr, Alte Schule Jügesheim. Vereine / Organisationen Dreieich. Jahreshauptversammlung der Dreieichenhainer Vereine, 20 Uhr, TV-Gaststätte.
Langen. Briefmarkensammlerverein: Tauschtreffen, 19 Uhr, Stadthalle.
Förderkreis für Europäische Partnerschaften: Zusammenkunft, 20 Uhr, Stadthalle.Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 14 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 069-80 65-22 19.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Tel. 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof: Wegen Umzug geschlossen bis Donnerstag 18. Februar.
Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Tel. 5 12 11.
Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.
Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.
Awo: Mobiler sozialer Hilfsdienst, Kronengasse, 8 bis 10 Uhr, Tel. 3 37 77.
Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75 - 79.
Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße. Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach, Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg, Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach, Tel. 0 61 03 / 5 18 84.
(ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Groß-Gerau. In Concert: Ensembles der Musikschule stellen sich vor, 19 Uhr, Kulturcafé. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Bodyguard (17 Uhr); Wintermärchen (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus und Bambi: Keine Vorstellungen.
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Reineke Fuchs (15 Uhr); Bram Stocker's Dracula (17, 20 Uhr). - Cinema: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Salz auf unserer Haut (17, 20 Uhr).
Juz-Königstädten: Geschichten vom Raben Krabat (14.30 Uhr).
Stadtbücherei, Am Treff: VHS-Spielfilmreihe Illusionen: If (20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Der Tod steht ihr gut (19.30 Uhr); KoKi: Rache des Wolfes (21.45 Uhr). Fasching / Karneval Mörfelden-Walldorf. Ev. Frauenhilfe Walldorf: Kreppelkaffee, 14 Uhr, Gemeindezentrum Ludwigstraße.
Ev. Frauenhilfe Mörfelden: Kreppelkaffee, 14.30 Uhr, Ev. Gemeindezentrum.
Trebur. TSV-Hexenball, 20.11 Uhr, Narhalla Eigenheim. Vorträge / Kurse Rüsselsheim. Veranstaltung: Eßprobleme von Frauen, 19.30 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße. Parteien / Parlamente Mörfelden-Walldorf. SPD-Ortsbesichtigung, Treffen 16.30 Uhr, Badesee Walldorf, Rettungsstation.
Informationsveranstaltung zum Thema Haushalt der Stadt/Kosten/Einnahmen, 20 Uhr, Goldener Apfel.
Rüsselsheim. Sitzung des Ausländerbeirats, 18 Uhr, Rathaus.
Kelsterbach. Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten, 19 Uhr, Rathaus.
Groß-Gerau. Bau- und Planungsausschuß, 18.30 Uhr; Stadtverordnetenversammlung, 19 Uhr, Riedhalle Dornheim.
Büttelborn. Gemeindevertretersitzung, 20 Uhr, Bürgerhaus Worfelden. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.
Jugend- und Drogenberatung: Sprechstunde 10 bis 19 Uhr, Hermannstraße 3 in Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche: 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Adolf-Kolping-Str. 38, Tel. 0 61 52 / 78 98.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29: Sprechstunden, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Straße 13: Beratung 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
LANGENSELBOLD. Die Jahnhalle in Langenselbold soll in diesem Jahr saniert werden. Unter dem Vorbehalt, daß die Haushaltmittel für das Projekt genehmigt werden, hat der Magistrat der Stadt jetzt die Renovierung der Halle vorgeschlagen, die damit wieder zu einem Treffpunkt der Langenselbolder Sportvereine werden soll.
Unter anderem soll an der Decke eine "sportgerechte" Beleuchtung angebracht werden und auch der Fußboden muß erneuert werden. Sanierungsbedüftig sind zudem die sanitären Anlagen. alu
SACHSENHAUSEN. Alle Beteiligten konnten nach dem Konzert in der evangelischen Lukaskirche zufrieden sein: Fagottist Michael Hansche hatte sein Programm für das anstehende Konzertexamen an der Musikhochschule zur Zufriedenheit getestet, die Lukasgemeinde bekam Spendengeld für die neue Orgel in ihre Kasse und das Publikum hatte seine Freude an einem schönen Konzert.
Das Fagott stand im Mittelpunkt des Nachmittags, doch nur in Stanley Weiners moderner Sonate Nr. 32 für Solo-Fagott stand Michael Hansche allein vor den Zuhörern. In Antonio Vivaldis Fagottkonzert e-Moll wurde er von einem kleinen Streicherensemble begleitet. Die Minibesetzung - jede der Stimmen wurde nur von einem Instrument gespielt - hatte Vor- und Nachteile: Einerseits bestand nie die Gefahr, den Solisten durch zu lautes Spiel zu übertönen, andererseits waren kleine Intonationstrübungen um so deutlicher zu hören. Vor allem im letzten Satz fehlte es an einem energischen Stimmführer oder Dirigenten, der bei rhythmischen Unebenheiten für Klarheit gesorgt hätte.
Die Glanzpunkte des Konzerts in der Kirche an der Gartenstraße waren die Stücke französischer Komponisten: Francois Devienne, Camille Saint-Saens und Jean Francaix. Alle repräsentieren jeweils eine Epoche der Musikgeschichte, Klassik, Romantik und Moderne. Deviennes Quartett C-Dur war nach dem Muster eines Fagottkonzerts mit obligatem Streichtrio gestrickt: Virtuos und spielerisch die Führung des Soloinstruments, und ebenso erledigte Michael Hansche diese Aufgabe.
Am stärksten beeindruckte die Sonate op. 168 von Camille Saint-Saens. In seinem Todesjahr 1921 komponiert, erscheint das Stück wie ein letzter Abgesang auf die Romantik, die damals im Grunde schon längst Musikgeschichte war. Dennoch ist die Sonate für Fagott und Klavier ein bemerkenswertes Werk, die den beiden Künstlern - Hansche wurde von Pianistin Sibylle Boeckh begleitet - glänzend gelang.
Technisch gab es für den 30jährigen Fagottisten trotz der immensen Schwierigkeiten selbst in den schnellen Sätzen keine Probleme, und das romantische Adagio blies er mit souveräner Gelassenheit und warmem, sonorem Ton. Das größte Manko war das Tasteninstrument: Sibylle Boeckh spielte keinen Flügel, sondern ein einfaches Klavier, dessen Ton zudem nach hinten in den Chorraum der Kirche ging. Feinheiten vermischten sich so häufig zu einem mulmigen, undeutlichen Klangbrei.
Jean Francaix' Divertissement für Fagott, zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabaß war der Schlußpunkt des Konzerts. Das rhythmisch attraktive, aber heikle Werk des französischen Neoklassizisten spielten die Musiker der Frankfurter Musikhochschule ohne größere Unsicherheit, bei den Streichern vermißte man jedoch hin und wieder die Brillanz. Ihre Zurückhaltung in allen Ehren, ihr Spiel hatte aber oft den Anschein, als wollten sie mit aller Gewalt der "Hauptperson", dem Fagottisten, den Vortritt lassen. Vieles geriet deshalb zu zaghaft und vorsichtig. Gleichwohl hatte das Ensemble den großen Applaus verdient, und Michael Hansche kann seinem Konzertexamen wohl beruhigt entgegensehen. ECKART BAIER
FRANKFURT-NORD. Da Anträge aus den Ortsbeiräten vor der Kommunalwahl nicht mehr vom Magistrat bearbeitet werden können, stehen auf der Tagesordnung der Sitzung des Ortsbeirats 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) nur zwei Anfragen und ein Wiederholungsantrag.
Das Gremium wird darüber am Dienstag, 16. Februar, ab 19.30 Uhr, in der Altentagesstätte, Fliederweg 9-11, diskutieren. Zu Beginn gibt es wie immer eine Bürgerfragestunde, dabei können sich die Bürger über die geplante Tempo-30-Zone am Frankfurter Berg und die Abfallgebührensatzung informieren.
Bereits im November 1990 hatte die CDU-Fraktion dafür plädiert, den Kinderspielplatz in Preungesheim zwischen den Straßen "Flutgraben" und "Hinterm Bachberg" neu zu gestalten. Vorausgegangen war eine Anregung von Eltern des Miniclubs in der evangelischen Kreuzgemeinde. Jetzt erneuern die Konservativen ihr Anliegen.
Der Zustand der Bäume im Marbachweg ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen gewesen. Nun möchte die CDU-Fraktion wissen, wie dieser von Fachleuten beurteilt wird, welche Pflege die Bäume bisher hatten, und was vorgesehen ist, sie zu erhalten.
Weiteres Thema der Sitzung ist die Verkehrssituation im südlichen Teil des Ben-Gurion-Rings. Dort soll nach dem Willen der Christdemokraten zwischen der Altenwohnanlage und der Haltestelle "Ben-Gurion-Ring Süd" ein absolutes Halteverbot eingerichtet werden. jot
Sozialpolitik in Frankfurt ist ein undankbares Geschäft: 718,6 Millionen Mark betrug der Etat im vergangenen Jahr. 466,6 Millionen davon gingen allein für die Sozial- und Jugendhilfe drauf - für Pflichtleistungen also, bei denen die Stadt keine Wahl hat - egal welche Parteien im Römer regieren. Wird noch abgezogen, was die stadteigenen Einrichtungen wie Kinderkrippen, Jugendhäuser und Verwaltung kosten, bleibt ein vergleichsweise klägliches Sümmchen von 93,7 Millionen. Damit lassen sich keine Berge versetzen.
Angesichts der schlechten Haushaltslage zerbrechen sich alle Parteien den Kopf darüber, wo gespart und "umverteilt" werden kann. Sozialdezernent Martin Berg (SPD) kündigte kürzlich eine grundlegende Überprüfung aller freiwilligen Leistungen an. Der sozialpolitische Sprecher der CDU, Dieter Mönch, versicherte, die Christdemokraten wollten "alles abklopfen, was zur Grundversorgung nicht unbedingt notwendig ist". Der Etat selber solle aber die gleiche Höhe wie bisher behalten.
Während es in der Alten- und Behindertenpolitik über alle Regierungswechsel hinaus eine Kontinuität gibt, die sich sehen lassen kann, befindet sich die Jugendpolitik in einer Umbruchphase. Die Heimatlosigkeit vieler ausländischer Jugendlicher und die damit oft einhergehende Orientierungslosigkeit und Gewaltbereitschaft stellen Herausforderungen dar, denen die bestehenden Einrichtungen und Strukturen nicht gewachsen sind.
Patentrezepte hierzu kann keine Partei anbieten, aber die rot-grüne Koalition hat in der Auseinandersetzung um das Jugendzentrum in Bockenheim, dem ehemaligen Schwanenkino immerhin bewiesen, daß sie mit Jugendlichen zusammenarbeiten kann. Die CDU setzt dagegen vor allem auf die stadtnahen Vereine. Sie sollen laut Mönch viele Aufgaben übernehmen, die jetzt vom Jugendamt "viel zu langsam", viel zu schwerfällig" bewältigt würden.
Mit dem Frankfurt-Paß, der es den Beziehern geringer Einkommen ermöglicht, am kulturellen Leben teilzuhaben, hat Rot-Grün eine bundesweit beachtetes Zeichen gesetzt. 36 000 dieser Dokumente sind derzeit in Umlauf - allein der Frankfurt Paß hat die Stadt 1992 knapp zwölf Millionen Mark gekostet.
CDU-Sprecher Mönch möchte den Kreis der Anspruchsberechtigten auf Sozialhilfeempfänger und damit auf ein Drittel der jetzigen Paß-Inhaber beschränken, Bezieher kleiner Einkommen, die es in einer Stadt wie Frankfurt immer schwerer haben, würden erneut ausgegrenzt. Sparen würde Mönch auch bei den "Sprachkurs-Anbietern" - da würde vieles nebeneinander herlaufen. Und der Zuschuß für den linksliberalen Treffpunkt "Club Voltaire", der würde "wohl auch gestrichen".
Statt dessen möchte Mönch die Tagesheimpflege für ältere Menschen ausbauen. Als weitere Schwerpunkte nennt die CDU ein Kinderschutzzentrum, mehr Kontrollen von Jugendlichen in Videotheken und eine Beratungsstelle für Gewaltopfer. Kritiker bemängeln, daß sich ein eigenständiges sozialpolitisches Profil daraus nicht ablesen läßt. ft
OSTEND. Der Name "Café Katakombe" ist ziemlich irreführend; weckt er doch Assoziationen wie dunkles Gewölbe, feuchter Keller, Modergeruch und ähnliches. Doch außer, daß man einen unbeleuchteten Hinterhof durchqueren muß, um zum Eingang zu gelangen, hat das Café in der Wingertstraße 15-19 mit diesen Vorstellungen nichts gemein.
Die wenigen Holztreppen hinab betritt man einen angenehm beleuchteten Raum, Holzverkleidungen vermitteln sofort einen gemütlichen Eindruck. Was aber die typische Atmosphäre dieses Treffpunktes ausmacht: Jeden Gast, der eintritt, erwartet ein freundliches Hallo, und spätestens, wenn man zum zweiten Mal hier auftaucht, wird man von den Stammgästen mit Namen begrüßt und eingeladen, sich an einen Tisch dazuzusetzen. Hier bleibt niemand lange "neu". Kein Wunder, daß sich das Café trotz etwas versteckter Lage und ungewöhnlicher Öffnungszeiten zu einem beliebten Treffpunkt im Ostend gemausert hat. In diesen Tagen feierte die "Katakombe" einjähriges Bestehen.
Betrieben wird das Lokal von vier jungen Leuten aus dem Christlichen Verein junger Menschen (CVJM): Klaus-Peter Böttcher, Walter Ittner, Reinhard Methner und Stephan Schmitt sorgen dafür, daß der Laden läuft. Die Idee für das Unternehmen wurde vor knapp zwei Jahren geboren: Die jungen Erwachsenen, die bis dahin nur einmal pro Woche im Freitagskreis zusammenkamen, suchten nach einem Raum, "wo wir uns in lockerem und zwanglosem Rahmen treffen konnten", erinnert sich Stephan Schmitt. Daraufhin stellte ihnen die Gemeinde den Keller im Hinterhof der Wingertstraße zur Verfügung, der bis dahin als Abstellraum gedient hatte.
Ein dreiviertel Jahr brauchte das Team, dann war die "Gerümpelkammer" nicht wiederzuerkennen: In Eigenarbeit wurden die Räume komplett renoviert, die Heizung installiert, Stromkabel eingezogen, Teppich verlegt, Holzverkleidungen angebracht, Küche, Bar und Spielzimmer eingerichtet - und im Februar 1992 wurde im "Café Katakombe" das erste dampfende Bohnengetränk serviert.
Trotz der relativen Nähe zur Berger Straße - zehn Minuten zu Fuß - ist der Bedarf an einem solchen Treffpunkt im Ostend offensichtlich groß. War das Café zunächst nur für den "Eigenbedarf" der CVJM-Mitglieder konzipiert, so tauchten sehr bald auch neue Gesichter in der Wingertstraße auf. "Etwa 30 Prozent unserer Gäste kommen nicht aus der Gemeinde", schätzt Stephan Schmitt. Dabei kann man die "Katakombe" nicht völlig spontan besuchen - das Café hat nämlich nur jeden ersten, dritten und fünften Samstag im Monat geöffnet, jeweils von 19 bis 22.30 Uhr. Dennoch halten sich durchschnittlich 25 Leute diesen Termin frei, um in "ihren" Treff zu kommen.
Das mag unter anderem an den Tiefst- Preisen liegen, zu denen die Teamer Essen und Getränke anbieten: Die Cola gibt&rquote;s für eine Mark, der Kaffee kostet sogar nur die Hälfte. Übrigens werden in der Regel keine alkoholischen Getränke angeboten; Ausnahmen sind Feste. Einmal im Monat bietet das Team ein besonderes Programm an: die Tischtennis- und Tischfußballturniere, ein Hessischer Abend und das große Sommerfest gehörten zu den Höhepunkten des vergangenen Jahres.
Auch im zweiten Jahr seines Bestehens hat das Team vom "Katakombe" wieder ein paar Überraschungen parat: So werden unter anderem zwei Kabarett- Gruppen - "Bratwurst" und "Duo Camillo" - dort gastieren, der Zauberkünstler Stefan Lauer wird eine magische Vorstellung geben, außerdem ist ein Gitarrenkonzert geplant. rea
BERKERSHEIM. Nicht alle Tage kommt man in den Genuß, vierhändiges und vierfüßiges Orgelspiel zu hören. Zu dünn ist die vorliegende Literatur für diese Besetzung, zu kompliziert ist es wohl auch, Organisten für diese Art des Musizierens zu begeistern.
Christian Baumann und Bernd Lechla ließen sich das "Vergnügen" nicht entgehen. In der evangelischen Michaeliskirche stellten sie Kompositionen aus drei Jahrhunderten vor. Von Mozart bis Rutter reichte das Repertoire.
Die "Phantasie f-Moll", Köchelverzeichnis 608 (ein Spätwerk) ist eine Bearbeitung eines Werkes für einen mechanischen Musikapparat. Da das Stück von einem Spieler nur mühsam zu bewältigen war, verteilte Mozart die Aufgaben auf zwei Organisten. Die Phantasie lebt von Gegensätzen: pathetische, dick gesetzte Passagen wechseln sich mit für Mozart typischen Kantilenen ab, auf Fugatoteile folgt sperrige Akkordik. Bernd Lechla und Christian Baumann leuchteten das musikalische Mosaik mit kluger Registrierung und differenzierter Interpretation gut aus. Die Brüchigkeit mancher Stellen konnten sie jedoch nicht überdekken. Nur selten blitzt die Meisterschaft Mozarts auf.
Die Kompositionen von Gustav Merkel (1827 - 1885) und Adolph Friedrich Hasse (1809 - 1863) lassen sich als mäßige Plagiate verstehen. Sehr konventionell in Stimmführung und Melodik (die grazile Schlichtheit in Merkels "Adagio" aus der "Sonate d-moll" gefällt immerhin), bieten diese Werke kaum Entfaltungsmöglichkeiten. Die beiden Organisten folgten dem Impetus dieser Musik. Um es positiv zu sehen: hübsche Salonkunst, bei der man sich beruhigt zurücklehnen kann.
Ebenfalls in diese Kategorie ist der "Boléro de concert" von L. J. A. Lefébure- Wely (1817 - 1870) einzuordnen. Dieses humorige Piece des französischen Kleinmeisters bestach in der Interpretation Lechlas und Baumanns durch rhythmisierte und tänzerische Elemente. So gar nicht sakral, entstand eher der Eindruck, auf einem Jahrmarkt beim Polkatanz zu sein. Spontan applaudierten die etwa 50 Zuhörer in der Michaeliskirche.
Das Finale aus der "1. Orgelsinfonie" von Louis Vierne (1870 - 1937) imponiert nur durch sein schwungvolles Hauptthema. Danach verliert sich dieses Stück mehr und mehr in verworrenen Melodien und oberflächlich virtuosen Versatzstükken. Bisweilen konnte man nicht auseinanderhalten, ob die Organisten danebengriffen, oder der Notentext solch harsche, schräge Harmonik beinhaltet.
Nicht viel besser sind die "Variationen on an Easter theme" (O Filii et Filiae) des zeitgenössischen Komponisten John Rutter (geboren 1945). Eine eklektizistische Aneinanderreihung von Motiven aus mehreren Epochen, gregorianische Sentenzen abgelöst von bluesigen Standards, Figuratives und Barockes. Manchmal genügt weniger, um mehr zu sagen.
Die Hälfte des gesamten Schaffens für vier Hände und Füße war an diesem Nachmittag zu hören. Obwohl die Organisten Bernd Lechla und Christian Baumann alles taten (und spielerisch überzeugten), um diese Musik schmackhaft zu vermitteln - die Qualität so mancher Komposition muß doch zumindest bezweifelt werden. JÜRGEN OTTEN
Ideen zum Großmarkt-Umbau Bürgerforum Ostend hat Politiker zu Gast
OSTEND. Umbau und Modernisierung des Frankfurter Großmarktes an seinem bisherigen Standort ist das Thema einer Podiumsdiskussion, zu der das Bürgerforum Ostend am Montag, 15. Februar, um 19.30 Uhr ins Café des Nachbarschaftszentrums Ostend (Uhlandstraße 50) einlädt. Eingeladen sind die Politiker Karl Diensberg (CDU), Peter Caspar (FDP), Uli Baier (Grüne) und ein noch nicht bekannter SPD-Vertreter, ferner Heinz Berger (Großmarktleitung), Jürgen Schröder (Interessengemeinschaft der Großmarkthändler), Michael Kummer, der Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), sowie Eugen Wicker vom Bürgerforum. Das Bürgerforum Ostend will an diesem Abend für eine "Modernisierung an Ort und Stelle" werben und die Diskussion darüber wiederbeleben, da es zur Zeit ohnehin "im Stadtparlament für die Verlagerung des Großmarktbetriebes keine Mehrheit" gebe. ck
JOSEF MÄRZ, besser bekannt unter dem Namen "Seppl", ist seit 25 Jahren der "gute Geist" des Bürgerhauses Bruchköbel. Als Hausmeister ist er nicht nur für dieses Gebäude, sondern auch für Seniorentagesstätte Mitte und das Rathaus zuständig. Bürgermeister HELMUT IRMEN würdigte in einer kleinen Feierstunde die Arbeit von März, die sich insbesondere durch große Hilfsbereitschaft - wenn's sein muß, rund um die Uhr - auszeichne.
Unter weiblicher Regentschaft stand die schon traditionsreiche Sitzung der Ebbelwei-Wirtinnen des "Carneval Clubs Laternche" (CCL) am Montagabend im Volksbildungsheim. Es ist die einzige "Narrenvereinigung" der Stadt mit ihren über 70 Karnevalsvereinen, die einmal während jeder Kampagne im Elferrat zehn putzmuntere Ebbelwei-Wirtinnen auf die Bühne schickt.
Haupt-Lachnummer war Brigitte Gottwald, die ihren beißenden Humor von Vater Hans Weidenfeld, der den CCL 1950 gründete, geerbt haben mag. Was da so unter "Römer-Telefon Roth, guten Tag" von der Bühne kam, machte den letzten Mucker munter. Nein, sie sei nicht die Petra, sagte sie mit Blick auf die im Saal sitzende CDU-Spitzenkandidatin, ihr närrisches Römeramt dauert schon länger. Ihr aktuelles Stellenangebot für Arbeitsuchende: "Schieber in Dauerstellung für Blumenkübel". Was den Schlachthof anlangt, motzt sie den Planungsdezernenten an: "Wir bauen auf und reißen nieder, des gibt Arbeit immer wieder."
Umwerfend komisch auch die Lachnummer des Willi Burger. Als Indianer umreißt er das Thema "500 Jahre Amerika" aus Sicht derer, denen man alles weggenommen hat. Torsten Dornberger bot flotten Rock'n'Roll. Die ätzende "Schrubberflotte" fegte verbal aus Insidersicht das Liebesleben im englischen Königshaus aus. Dann wurde getanzt.
Daneben standen "Worscht, Weck und Ebbelwei" ganz oben in der Gunst der Besucher. Die betreffenden Handwerker- Vereinigungen haben ja ebenfalls im Rahmen der Laternche-Sitzungen "ihre Abende": Am Mittwoch, 17. Februar, sind es die Frauen der Fleischerinnung, die sich mit Fleischwurst-Präsenten vom Elfertisch aus beim Publikum bedanken. Und am Samstag, 20. Februar, steuern am gleichen Ort die Bäcker- und Konditoren das närrische Treiben. Und das immer an der Seite von Sitzungspräsident Edwin Schwarz, der auch gestern Hahn im Korb war. -vau
KALBACH. In der letzten Sitzung vor den Kommunalwahlen am Dienstag, 16. Februar, beschäftigt sich der Ortsbeirat 12 (Kalbach) noch einmal mit dem neuen und inzwischen eingeführten Buskonzept. Für die allgemeine Bürgerfragestunde sind Vertreter des FVV eingeladen, um vor Ort mit den Bürgern über die Mängel der Linien 28 und 29 zu diskutieren.
Die SPD regt in ihrem Antrag zu dem gleichen Thema einige Änderungen bei der Linienführung an. Darüber hinaus sollen im Berufsverkehr mehr Busse eingesetzt werden.
Die Grünen fordern in einem zusätzlichen Antrag den FVV auf, die Verbindung Kalbach-Otto-Hahn-Schule mit einem größeren Bus zu bedienen und die Verbindung Kalbach-Nordweststadt schon in den frühen Morgenstunden zu ermöglichen.
Ein weiteres Thema wird erneut der Landschaftsplan sein. Dazu fordern die Grünen in einem Antrag den Magistrat auf, in den Plan mehr Flächen für Kleingärten aufzunehmen.
Außerdem steht erneut die Tempo-30- Zone, deren Planung am kommenden Dienstag abgeschlossen werden soll, auf der Tagesordnung der Sitzung, die um 20 Uhr im Saal des Bürgertreffs Kalbach (Am Weißkirchener Berg 3) beginnt. ara
BOCKENHEIM. Der Vortrag des Rechtsanwaltes Rupert von Plottnitz in der Max-Beckmann-Schule (siehe Bericht) war aus organisatorischen Gründen der Vortragsreihe mit dem Titel "Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit" vorangestellt worden. "Wir wollten keinen Wahlkampf machen, sondern mit der Reihe unsere Sprachlosigkeit aufbrechen", erklärte Mitorganisator Gerhard Dotzauer.
Außerdem wollen die Träger der Veranstaltung, die Max-Beckmann- Schule (MBS), der Förderverein der Oberstufenschule und die evangelische St. Jakobsgemeinde sich dem Thema aus verschiedenen Perspektiven annähern, um das Verständnis zu vergrößern. Aber: Um die beiden evangelischen Gemeinden (auch die Markusgemeinde unterstützt das Projekt) nicht in die Nähe des Wahlkampfes zu bringen, "verantwortete die Schule und der Förderverein" den Vortrag des Landtagsabgeordneten von Plottnitz (Die Grünen) alleine.
Am Dienstag, 16. Februar, wird Birgit Streeck-Fischer ab 19 Uhr in der Aula der MBS (Sophienstraße 70) mit dem Vortrag "Beschädigte Identität und Fremdenfeindlichkeit - Psychische Grundlagen des Rassismus bei Jugendlichen" die Vortragsreihe offiziell beginnen. Noch bis Juni informieren einmal im Monat unterschiedliche Fachleute über Hintergründe von "Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit". ara
KALBACH. Die ersten Kleintierzüchter kamen um acht Uhr morgens um Wachteln, Steinhühner, Fasane und Kaninchen in allen Farben zu verkaufen. Oder um für die eigene Zucht eine Taube oder ein Zwerghuhn zu erstehen. Der Erste Vorsitzende des Kleintierzuchtvereins Kalbach, Josef Ruppel, war über den Andrang auf der Anlage Am Weißberg 63 überrascht. "Über 400 Tiere waren für uns Rekord - 30 Prozent mehr als im Vorjahr", freute sich Ruppel.
Zum dritten Kalbacher Kleintiermarkt waren die Aussteller aus Hersfeld, Erbach im Odenwald oder Alsfeld angereist. "Die Preise lagen zwischen zehn und 30 Mark", sagte Vorsitzender Ruppel. Ziel eines Marktes sei es, die Zucht zu verbessern, um auf Ausstellungen, die reine "Schönheitsshows" seien, bestehen zu können. "Ein guter Züchter hat das Beil neben der Tür stehen." Denn: Nur gute Tiere führen zu einer guten Zucht.
Auf dem Gelände, das der Verein seit 1980 von der Stadt gepachtet hat, tummeln sich in den Käfigen hochprämierte Zwei- und Vierbeiner. Die "aktiven Mitglieder" fahren denn auch in der Saison zwischen Oktober und Januar nach Nürnberg, Köln oder Münster. "Wir brauchen keine bundesdeutsche Konkurrenz zu fürchten." Das Schwarz-Loh-Kaninchen von Monika und Klaus Breitner gewann sogar bei der Europashow in Zuidlaren (Belgien) im vergangenen Dezember einen ersten Preis.
Der 1927 gegründete Verein in unmittelbarer Nachbarschaft zum FC Kalbach hat Nachwuchsprobleme. Denn: Die Kleintierzucht ist ein zeitintensives Hobby, bei dem die ganze Familie mitmachen müsse. Außerdem müßten die Tiere regelmäßig gefüttert werden. "Der Tennisschläger oder die Fußballschuhe hingegen fliegen bei Unlust in die Ecke."
Doch: Die Kleintiere der acht aktiven Jugendlichen im 120 Mitglider starken Verein holten im November vergangenen Jahres hessisches Jugendband, Stadtteller und -medaille. Um die Gunst der Preisrichter warben für die Kalbacher die Thüringer Schnippen der Brüder Christof und Alexander Zahn, die Kölner Tümmler sowie Zwerg Welsumer von Alexander Kaiser und die Thüringer Schildtauben sowie die dunklen Zwerg Wyandotten von Christian Reul.
Doch rund um die 15 Hütten am Südhang zwischen der Autobahn 5 und der Umgehungsstraße geht es nicht nur um Preise. "Für uns ist auch die Geselligkeit wichtig." Die pflegten die Vereinsmitglieder an diesem Sonntagmorgen bei Kaffee und Kuchen, Glühwein und Schmalzbrot. Allerdings standen die Gäste aus nah und fern lieber um Spanferkel mit Kartoffeln aus dem Ofen an.
Das nächste Fest des Vereins mit der Tätowiernummer H 350 ist der "Tag der offenen Tür" im Mai, wenn Kalbacher Bürger durch die 9000 Quadratmeter große Anlage schlendern und Goldfasan, Thüringer Barthuhn oder das schwanzlose Huhn (Kauler) besichtigen.
Dem Sommerfest im Juli folgt schon im August die inzwischen tradtionelle Kerb, die "wir Kleintierzüchter vor zwanzig Jahren mit einem kleinen Zelt wiederbelebt haben". Ins Zelt strömten inzwischen jeweils etwa 600 Besucher. Und im Oktober beginnt dann wieder die Ausstellungs-Saison. ara
FRANKFURT-OST. Die Ortsbeiräte brauchen noch mehr Rechte - darüber sind sich SPD, CDU und Grüne im "Vierer" einig. Im Gegensatz zu den Mitgliedern der 16 Frankfurter Ortsbeiräte wüßten "viele Stadtverordnete gar nicht, worüber sie da im Einzelfall abstimmen", meint Ortsvorsteher Franz Stein (SPD). Deshalb fordern die Politiker vor Ort weitere Rechte - vor allem eine Möglichkeit, bei ihrer Ansicht nach "unsinnigen" Plänen der Stadt ein Veto einlegen zu können.
Insgesamt will das Gremium öfter gefragt werden, beispielsweise bei Umwandlungsanträgen von Wohn- und Ge- Etat nicht gewünscht schäfträumen: "Wir wollen mitentscheiden, was aus einem Laden in unserem Bezirk wird." Die Forderung eines anderen Ortsbeirates, den Stadtteilpolitikern einen eigenen Etat zur Verfügung zu stellen, lehnt der "Vierer" strikt ab. "Solche Geldgeschäfte lenken zu sehr von unseren eigentlichen Aufgaben ab", betonte Stein.
Zu tun gibt es in dem Ortsbeirat, der für Bornheim und das Ostend zuständig ist, ohnehin genug. Das zeigte sich, als Vertreter der Fraktionen - Klaus-Dieter Jeske (SPD), Heinz-Dieter Happel (CDU) und Christoph Becker-Schaum (Grüne) - gemeinsam mit Ortsvorsteher Stein am Ende der Wahlperiode eine Bilanz über die Arbeit der vergangenen vier Jahre zogen. Wie auch in den benachbarten Stadtteilen rückte durch die im Jahre 1989 erweiterten Kompetenzen der Ortsbeiräte - das Recht, die Verkehrsberuhigung in eigener Regie durchzuführen - das Thema Verkehr in den Mittelpunkt der Arbeit.
Allgemein habe die Einführung von Tempo 30 gut funktioniert, und vom "Knackpunkt Heidestraße" abgesehen sei die Verkehrsberuhigung bisher erfolgreich verlaufen, resümierten SPD und Grüne. Christdemokrat Heinz-Dieter Happel widersprach dieser positiven Einschätzung. Zwar sei die CDU nicht generell gegen Tempo 30, betonte er, "aber wir Feierabend-Politiker sind nicht in der Lage, eine solche Planung durchzuziehen", lautete seine Einschätzung. Sie löste Kopfschütteln bei den Vertretern der Mehrheitsfraktionen aus: Das Stadtplanungsamt habe jahrelang nichts getan, Anträge des Ortsbeirates seien "verpufft", erwiderte der Grüne Becker-Schaum. Jetzt endlich würden Beschlüsse des Gremiums auch umgesetzt.
Doch trotz arbeitsintensiver Planungen war das Thema Verkehrsberuhigung nicht der einzige Schwerpunkt des Ortsbeirates 4: Der Ausländerbeirat ist eine Einrichtung, auf die die Stadtteilpolitiker besonders stolz sind - war doch der Ausländerbeirat Bornheim/Ostend, der im November 1989 gewählt wurde, das erste Gremium seiner Art in Frankfurt, der Vorreiter zur heutigen Kommunalen Ausländervertretung (KAV).
SPD und Grüne im Ortsbeirat hatten sich damals gegen den Willen ihrer Stadtverordnetenfraktionen für den Beirat stark gemacht. "Diese Institution hat den Kontakt zu den vielen ausländischen Familien in unserem Ortsbezirk erst möglich gemacht", betonte der SPD-Fraktionsvorsitzende Jeske.
Dagegen ist der Mangel an Kindergartenplätzen ein düsteres Kapitel im Ortsbeirat 4. Die Stadtteile Bornheim und Ostend haben die wenigsten Plätze in ganz Frankfurt, das südliche Ostend ist gar trauriger Spitzenreiter auf der Frankfurter Mängelliste: "Hier gibt es keine einzige Einrichtung", beklagte der Kinderbeauftragte Christoph Becker- Schaum.
Zwar werden zur Zeit in Bornheim und am Zoo zwei Kindertagesstätten gebaut, in denen insgesamt 200 Kinder unterkommen können; dennoch fehlen laut Becker-Schaum allein im Ostend immer noch 580 Plätze. Dieser Stadtteil ist ohnehin das Sorgenkind des Ortsbeirates. Wichtige Einrichtungen wie Stadtteilzentren, Kindertagesstätten, Jugendtreffs und ähnliches fehlen: "Wir haben viel gefordert und nichts bekommen", sagte Becker-Schaum. Dazu kommen Probleme wie der Verlust von Arbeitsplätzen, die ungewisse Zukunft des Osthafens und der Großmarkthalle, der sogenannte Arbeiterstrich, mangelnder Wohnraum und ein schlechter Standard der Wohnungen, dazu ein hoher Anteil von Ausländern, Obdachlosen und sozial Schwachen im Quartier - "eine brenzlige Mischung", so Klaus-Dieter Jeske.
Diese Summe von Problemen ist einer der Gründe, warum die Fraktionen im Ortsbeirat 4 nicht ausschließen, daß auch in der kommenden Wahlperiode wieder "Rechte nicht ignorieren" ein "Republikaner" in ihren Reihen sitzen wird. Die Vertreter von Grünen, SPD und CDU machen sich jedenfalls Gedanken, wie sie künftig mit einem Rechtsradikalen umgehen sollen und erklärten unisono, daß sie ihn "nicht ignorieren werden, so wie es die Kollegen im Römer tun", sagte Ortsvorsteher Stein.
Man müsse die "Republikaner" politisch fordern, den Bürgern zeigen, "was die tatsächlich bringen". Das ausdrückliche Wahlziel der drei großen Fraktionen ist aber: "Keinen von denen in unserem Ortsbeirat." rea
FLORSTADT. Erstmals kandidieren die Grünen für alle Ortsbeiräte. An der Spitze der jeweiligen Kandidaten/innenlisten stehen in Ober- und Nieder-Florstadt Eckhard Musch, in Stammheim Heidi Bauer-Klar, in Nieder-Mockstadt Günter Bodirsky, in Staden Matthias Stürtz und in Leidhecken Karin Kirchner. hm
FRANKFURT-NORD. Die Grünen im Ortsbezirk 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg sowie Preungesheim) haben dieser Tage ihre Kandidaten für den Ortsbeirat vorgestellt. Auf Platz eins der Liste steht Christoph Jung, ein 28jähriger Bankkaufmann aus Eckenheim, der den bisherigen Fraktionsvorsitzenden Christoph Zielonka ablöst. Christoph Jung will sich künftig vor allem in den Bereichen Verkehr, Wohnungsbaupolitik und der Zusammenarbeit mit ausländischen Mitbürgern politisch betätigen. Auf Platz zwei der Kandidatenliste folgt ihm Klaus Georg aus Preungesheim. Seine Hauptinteressen sind Ökologie, Verkehr und Multikultur.
Karin Thomsen schließlich (sie ist vom Frankfurter Berg) soll sich, wenn sie in das Stadtteilparlament gewählt wird, in erster Linie um die Schulpolitik und soziale Belange kümmern.
Auf den weiteren Listenplätzen folgen Bernd Müller und Christoph Zielonka.
"Ohne ideologische Voreingenommenheit und mit Fachkompetenz wollen sich die Grünen für ökologische Erneuerung und eine soziale Politik angesichts der rapiden Veränderungen im Frankfurter Norden einsetzen", heißt es in einer Pressemitteilung der Grünen.
Sie rechnen damit, daß sie in der nächsten Wahlperiode mit drei Personen im Ortsbeirat vertreten sind. jot
"Let Love Rule!" - bei seinem ersten Auftritt in der Batschkapp zelebrierte Lenny Kravitz seinen Hit noch als Schlußhymne seines Konzertes. Als Ode an die Liebe für ein händchenhaltendes, sich im Takt wiegendes Publikum. Da war sein Familienleben noch in Ordnung. Seine Muse hieß Lisa Bonet. Bei seiner nächsten Frankfurt-Stippvisite klang derselbe Song weit weniger hoffnungsvoll.
Das Lieblings-Neo-Hippie-Pärchen der Medien lebte längst getrennt, die Schauspielerin hatte sich nach Kalifornien abgesetzt. Und Kravitz legte seinen ganzen Frust in die Nummer, zergeigte mit seinem Solo die schöne Romantik, statt den Schein zu wahren. Lenny hängt immer seinen Gefühlen nach, vertraut seiner Intuition, verläßt sich auf seine Instinkte.
"Ich bin nur ein Musiker, der in seinen Songs verschiedene Stimmungen ausdrücken will. Und die führen dann zu unterschiedlicher Musik", formuliert Kravitz seine simple Annäherung an Musik. Doch die irritierte die Macher so sehr, daß sie Lenny ständig bedrängten, sich zwischen Rock und Soul zu entscheiden. Kravitz konterte kurz: "Das bin ich, so ist meine Musik." Basta.
Auch seine Vorbilder durfte man aus seinem Sound heraushören: Lennon, Hendrix, ein wenig Dylan. Und auf dem neuen, dritten Album "Are You Gonna Go My Way" (Virgin, ab 1. März erhältlich) klingt noch ein bißchen Led Zeppelin durch und die Reggae-off-beats lassen Bob Marley hochleben. "So, wie ich das alles zusammenbringe, ist es einmalig", gibt sich Lenny selbstbewußt. "Ich klaue jedenfalls nicht die Harmonien und Melodien anderer Musiker." Statt dessen spielt er im Geist seiner Helden.
Als er und sein Studiopartner ein altes Mischpult aus dem legendären Abbey- Road-Studio erstanden, paßte das so recht in dieses Bild. "O. k., die Beatles haben damit gearbeitet. Wir haben es aber nicht deshalb, sondern wegen seines reinen, weichen Klanges gekauft", versucht Kravitz unterstellte nostalgische Beweggründe zu entkräften. "Wer mich als rückschrittlich empfindet, dem kann ich nur entgegenen: totaler Bullshit! Ich hasse Sampler und Computer. Ich will, daß eine Gitarre wie eine Gitarre und ein Schlagzeug wie ein Schlagzeug klingt."
Statt künstliche Sounds zu kreieren, reizt Lenny die Möglichkeiten seiner Instrumente und alter Effekte wie Tremolo und Wah Wah aus. Da kennt sein Erfindungsreichtum kaum Grenzen, ob er nun seine eigenen Platten entsprechend ausschmückt oder als Produzent tätig ist. Sein letzter Geniestreich gelang ihm mit Frankreichs Darling Vanessa Paradis. "Ihr Hit ,Joe Le Taxi&rquote; war ein netter, kleiner Popsong. So etwas höre ich normalerweise nicht", grinst Kravitz, dem alle abrieten, mit der Schauspielerin ins Studio zu gehen.
"Vanessa hat Charme, wollte wirklich bessere Musik machen und sie hat sich fast umgebracht für diese Platte. Sie hat keine große Stimme, aber wir haben sie in den Griff bekommen. Ohne technische Hilfsmittel. Sie muß sich nicht verstekken, egal ob sie eine Motown-Nummer, im Burt-Bacharach-Stil oder Monkees- Pop singt. Das wollte ich beweisen."
Arbeiten würde er aber am liebsten mit klassischen Stimmen wie Gladys Knight, Roberta Flack oder Aretha Franklin. "Für Aretha würde ich mich ans Klavier setzen und sie am liebsten guten alten Rhythm & Blues, Soul und Gospel singen lassen", schwärmt Lenny, der auch auf dem aktuellen Mick-Jagger-Album im Duett mit dem Stone zu hören ist und mit Aerosmith im Studio war. Seine unstillbare Neugier führt ihn immer zu neuen Ufern. DETLEF KINSLER
Szene
Laura And Her Tigers
Narhallamarsch? Denkste! Am Rosenmontag, 22. Februar, verwandeln Laura And Her Tigers für alle, denen Spielmannszüge und Gardemädchen ein Graus sind, das Künstlerhaus Mousonturm auf ihre Weise in ein Tollhaus. Die vielköpfige Prager Formation steht für ein Entertainment der eigenwilligen Stilmixe und schrill-schrägen Performance. Wer sich über die Blues Brothers und die Leningrad Cowboys amüsieren konnte, wird von ihnen bestens bedient. dk
Hurra Deutschland Band
Um die Latexfiguren der TV-Polit-Parodie "Hurra Deutschland" ist ein regelrechter Markt entstanden. Von Videos über Skatspiele bis hin zur Quietschepuppe ist per Mailorder alles zu bekommen. Die Hurra Deutschland Band hat mit "bla, bla" (Polydor) eine Platte veröffentlicht und geht nun sogar auf Deutschlandtournee. Kohl, Engholm, Blüm, Waigel und Konsorten sind also hitparadentauglich geworden. So witzig, absurd, entlarvend oder einfach nur albern die Texte mit den (nachgemachten) Stimmen der Nation auch sind, so langweilig ist die unterlegte Musik, die nie über die reine Trägerfunktion hinauskommt. Von "Polonaise Blankenese" bis "I Got The Power" wurde von allem abgekupfert, was das Volk zwischen Festzelt und Disco unterhält und ablenkt. Die "Bla Bla"-Tour der Hurra Deutschland Band macht Station in der Aschaffenburger Stadthalle (1. März), in der Gießener Kongreßhalle (2.), in der Dieburger FH-Aula (am 3.) und im Ludwigshafener Pfalzbau am 5. März. dk
Einstürzende Neubauten
Als die Rockrundschau die neue Platte der Einstürzenden Neubauten, "Tabula Rasa", im Interview mit Sänger Blixa Bargeld vorstellte, standen die Konzerttermine noch nicht fest. Jetzt ist sicher: die Gruppe tritt am Dienstag nach Ostern, 13. April, im Frankfurter Künstlerhaus Mousonturm in der Waldschmidtstraße auf. Auch an anderer Stelle kommt aktuelle Neubauten-Musik zu Gehör: vom 25. bis 27. März im Frankfurter Schauspielhaus, wenn das kanadische Tanztheater La La La Human Steps (zuletzt auch bei Zappa klassisch aktiv) "Infante - c'est destroy" aufführt. dk
Hal Willner
Der amerikanische Produzent Hal Willner war schon immer der Mann für ganz besondere Alben. So ließ er bereits Superstars wie Sting und Lou Reed Kurt Weill-Songs singen oder nahm die berühmtesten Walt-Disney-Filmmelodien - so auch mit Suzanne Vega als Mary Poppins - auf. Mit "Weird Nightmare" (Sony Music) hat sich Willner nun der Musik der Jazz-Legende Charles Mingus angenommen. Er inszenierte diese Hommage als interdisziplinäres Erlebnis aus Klängen, Poesie und Atmosphären. Bei seinen "Meditations On Mingus", für die er ganz besondere, von Harry Partch entworfene Instrumente ins Studio holte, halfen ihm Musiker verschiedenster Genres. Mit dabei waren als Instrumentalisten, Sänger oder Erzähler Rolling Stone Keith Richards, Elvis Costello, Kink Ray Davies, Dr. John, Diamanda Galás, Robbie Robertson, Henry Rollins und Leonard Cohen, die Mingus' "real street blues sense" in seinem Geiste fortführten und auch aktualisierten bis hinein in den Rap. dk
Sonic Youth Herrlich chaotisch ist das 98minütige Video "The Year That Punk Broke" (MCA), eine Dokumentation der 91er Tournee von Sonic Youth mit hochkarätigen Gästen wie Nirvana und den Ramones. Ohne professionellen Anspruch, spontan und wild mit einem einfachen Camcorder on stage, backstage, off stage mitgeschnitten, gibt diese humorvoll-bissig kommentierte Dokumentation einen Einblick in den oft grotesken Rock 'n' Roll- Alltag. Daß der Betrachter dabei eine über weite Strecken wirre Kameraführung ertragen muß, liegt wohl in der Natur der Sache. Sei's drum: Sonic Youth pinkeln der Industrie ans Bein, parodieren die Medien, spielen Touristen, nehmen sich selbst auf den Arm - und ihre Musik trotzdem ernst. dk
Samstag, 20. Februar: Das Quartier Latin in der Uni geht mit Relaxte Atmosphäre und anderen Bands ins Finale. Bob Dylan spielt in der ausverkauften Wiesbadener Rhein-Main-Halle; Überraschung für die Frankfurter Aufsteiger Hands On The Wheel - sie dürfen für die Legende einheizen. In der Music-Hall geht bis Montag das Technorave-Festival Cosmic Trigger für die Aidshilfe über die Bühne. In der Batschkapp läuft ein Soul Allnighter zum Abtanzen. Oi Brasil spielen in der Brotfabrik, das Sänger Trio im Jazzkeller, New Deal im Jazzlife. In Darmstadt: Die Rodgau Monotones im Zelt auf dem Messeplatz, in der Bessunger Knabenschule Foolhouse Blues, in der Krone (auch am Sonntag) Jay. Das Dritte Ohr bluest im Colos-Saal Aschaffenburg und die Quitschboys rokken im Posthof Hattersheim.
Sonntag: Frühschoppen im Schlachthof mit Merlins Fantasy Farm. Im Spritzehaus rocken (15 Uhr) die Time Bandits, abends Duett. Im Sinkkasten läuft die Rocky Horror Show. Forty Tons spielen im Jazzlife, im Künstlerkeller Rio Samba (auch Montag). "Elvis - The Musical" gastiert in der Stadthalle Aschaffenburg, Soulfood im dortigen Colos-Saal. Fatzo und Ferz kommen zur Fassenacht in die Halle Urberach. Im MTW am Kaiserleikreisel läuft ein Antipappnasenfest mit der Funk-Soul-Formation Soilent Green.
Montag: Joan Baez (siehe Toptip) kommt in die Jahrhunderthalle, Paul McCartney (auch Dienstag) in die Festhalle (wir berichteten). Joe Whitney & the Rhythm Poets treten im Sinkkasten auf, Laura And Her Tigers (siehe Szene) im Mousonturm. Fastnacht in den Titus Thermen mit den Red Hot Hottentots, Mojo Blues, Roger & the Evolution und Barrelhouse. Im Cooky's dröhnen B. L. A. & Raggamuffin Sound System. Die Blue Brothers sind im Colos-Saal Aschaffenburg zu Gast.
(Fastnachts)-Dienstag: Bereits um 15 Uhr legen Wheap im Schlachthof los, abends im Cooky's die Club Supreme Band. Yeah rocken im Aschaffenburger Colos-Saal, in der Hanauer Schweinehalle Bolt Thrower, Vador und Grave.
(Ascher)-Mittwoch: Kater und die Gefahr von Seekrankheit bei den Blues Cruisers im Jazzlife, die dort auch am Donnerstag spielen. In der Werkstatt bastelt Papa's Finest Boogie Band.
Donnerstag: Black Jack rocken im Spritzehaus, Countdown in der Werkstatt. Die Music-Hall wird zum Inner Circle mit Reggae aus Jamaica. Das Linhart Quartett spielt im Colos-Saal Aschaffenburg, Tapsi Turtles in der Krone Darmstadt.
Freitag: Afro-Beat von Susu Bilibi gibt's im Sinkkasten. The Heynoes spielen im Jazzlife, Sunnyland Blues im Spritzehaus, B-Ebene in der Werkstatt. Roverbeat ist in der Krone Darmstadt angesagt, Most Unimportant People bringen Rock-Pop im Posthof Hattersheim, und Exotic Blowjob beschallen das Gambrinus in Bad Homburg. ric
BERGEN-ENKHEIM. Insgesamt 25 der rund hundert weiterführenden Frankfurter Schulen haben sich an der Plakataktion "Gemeinsam sind wir bunt" beteiligt. Auch die Schüler und Schülerinnen der Enkheimer Riedschule haben ihrer Sorge über einen Rechtsruck in der Bundesrepublik plakativen Ausdruck verliehen. Mit drei Slogans werben sie für ein friedliches Zusammenleben von Ausländern und Deutschen. Zwei Plakate hängen derzeit an der Borsigallee, das dritte an der Bushaltestelle Triebstraße / Ecke Florianweg. Noch bis Ende Februar werden 44 ausgewählte Arbeitsergebnisse auf den 15 Quadratmeter großen Werbeflächen der Deutschen Städtereklame ausgestellt.
"Die Schüler sollten mit einfachen Mitteln positive Erlebnisse mit ausländischen Mitbürgern darstellen", umschrieb Carmen Feitig vom Dezernat für Schule und Bildung das Ziel dieses Unternehmens. Das Schuldezernat und das Amt für multikulturelle Angelegenheiten warben gemeinsam um Teilnahme. Die Idee zum Aufruf war durch eine Aktion des 12er-Gemeinschaftskurses der Bockenheimer Max-Beckmann-Schule entstanden (die FR berichtete). Als in Hoyerswerda die ersten Steine gegen Asylbewerber flogen, wurden die 14 Gymnasiasten aktiv. Ihre Plakataktion mußten die Schülerinnen damals selbst finanzieren.
"Gemeinsam sind wir bunt" wurde vom Schuldezernat und dem Amt für Multikulturelle Angelegenheiten finanziert. 30 Mark erhielt jede Schule, die sich an dem Aufruf beteiligte. "Wir hatten aber rund 60 Mark Materialkosten", sagte Robert Hötzel von der Riedschule. Die Mehrkosten werden von der jeweiligen Schule getragen. Der Referendar für Kunst und Sport stand den zwei Schülern eines Kunstkurses der Jahrgangsstufe 11 und Schülerinnen einer 7. Klasse mit Rat und Tat zur Seite. An zwei Nachmittagen Ende Januar nahmen die Schüler der Riedschule Pinsel und Dispersionsfarbe zur Hand. So entstand eine bunte Mischung aus Text und Zeichnungen. Mit der Abbildung des erblindeten Bundestagsadler und der Aufschrift "Wacht auf" formulierten sie ihren Appell an die Bundesregierung, "endlich etwas zu unternehmen", erklärte Robert Hötzel. Das zweite Plakat ist in Form eines öffentlichen Briefs an alle ausländischen Bürger gestaltet worden, und der dritte Slogan fordert auf: "Spiel mit uns das Lied des Friedens."
Bisher stieß die Plakataktion in Bergen-Enkheim nur auf positive Reaktionen. "Eltern haben sich bei mir für die Arbeit bedankt", freute sich Hötzel. Die Kinder hätten tagelang von nichts anderem erzählt als von ihren Plakaten, und seien stolz auf ihr Engagement gewesen.
Als sich die Überfälle auf ausländische Mitbürger Ende 1992 häuften, "haben wir einen Tag lang den regulären Unterricht ausfallen lassen", ergänzte der Referendar. In allen Klassen wurde daraufhin über politische Entwicklungen und über das Grundgesetz diskutiert. Die Plakataktion sollte alle Schüler in der Riedschule zur Auseinandersetzung anregen.
Bis zum Wochenende bleiben die Plakate auf den Werbeflächen, danach werden sie überklebt. Doch die schönsten der vielen eingereichten Entwürfen können noch einmal betrachtet werden. Denn sie sind Teil der Ausstellung "Gegen Gewalt", die am 26. Februar in der Schülergalerie im Südbahnhof eröffnet wird. tin
INNENSTADT. Auf den Freiflächen im Bereich der Kreuzung Seilerstraße, Lange Straße, Heiligkreuzgasse und östlicher Zeil sollen demnächst Wohnungen, Läden und Büroräume entstehen. Vertreter des Amtes für kommunale Gesamtentwicklung und einer Darmstädter Planungsgemeinschaft haben dieser Tage ihr Konzept in einer Anhörung des Ortsbeirats 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) interessierten Bürgern vorgestellt.
Das Konzept sieht eine fünf- bis sechsgeschossige Bauweise in diesem Gebiet vor. Im Erdgeschoß der Häuser sollen Läden eingerichtet werden, darüber, im ersten Stock, wollen die Planer voraussichtlich Platz für Büros schaffen.
Der weitaus größere Teil der Gebäude soll jedoch für städtisch geförderte Wohnungen freigehalten werden. "Geschäftshäuser mit hohen Mieten gibt es in diesem Gebiet hinreichend. Was wir brauchen, sind bezahlbare Wohnungen, vor allem für Familien, die auf dem freien Wohnungsmarkt keine Chance haben", erklärte dazu der Ortsvorsteher Jürgen Hupe (SPD).
Das befürworteten auch die anwesenden Bürger. Deswegen äußerten sie grundsätzlich keine Bedenken gegen den Plan. Sorge bereitet ihnen jedoch die Verkehrssituation. Schon jetzt gehört die Kreuzung zu den meistbefahrenen im Stadtgebiet. Die Anwohner fordern, daß der Fremdverkehr aus dem Gebiet möglichst herausgehalten wird und Parkplätze für Anwohner in der Heiligkreuzgasse bereitgestellt werden. In der Seilerstraße und der Zeil ist das nicht möglich, weil das Erschließungsstraßen sind.
Eine weiteres Problem stellte sich an diesem Abend. Wo soll die Luft herkommen, wenn es wie geplant eine Riegelbebauung in der Heiligkreuzgasse geben wird? Der zuständige Sachbearbeiter des Amtes beruhigte die betroffenen Bürger. Die Häuser sollen auf sechs Meter hohen Stelzen stehen, um genügend "Frischluft" durchzulassen.
Wenn es im weiteren Planungsverlauf keine Schwierigkeiten gibt, soll mit dem Bau noch in diesem Jahr begonnen werden, teilte Jürgen Hupe auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau mit. Offen ist jedoch die entscheidende Frage: "Wer soll das alles bezahlen?" Darauf hatte während der Anhörung so recht niemand eine überzeugende Antwort. jot
MAIN-KINZIG-KREIS. In der jüngsten Kreistagssitzung ist eine Reihe langjähriger Abgeordneter verabschiedet worden, die für die neue Legislaturperiode nicht mehr kandidieren werden. Von den Geehrten drückte der Klein-Auheimer CDU-Mann Hans Preissler mit insgesamt 39 Jahren am längsten die Abgeordnetenbank. Zu den parlamentarischen Stationen des heute 72jährigen gehörten Mandatsausübungen im Landkreis Darmstadt (vier Jahre), Landkreis Offenbach (16 Jahre) und schließlich Main-Kinzig-Kreis (19 Jahre).
Ade sagt dem Kreistag auch der Bad Orber Bürgermeister Hugo Metzler (CDU). Er gehörte 27 Jahre dem Parlament an. Zur Riege derjenigen, die mehr als 20 Jahre Kreistagsarbeit auf dem Buckel haben, zählt auch der Erlenseer SPD-Politiker Heinz Schäfer. Landwirt Karl Herber (CDU) aus Steinau übte auf Kreisebene 19 Jahre ein Mandat aus. Davon saß er zwölf Jahre im Kreisausschuß. Aus dem Kreisausschuß scheiden ebenfalls die SPD-Mitglieder Gerda Kaufmann und Heinz Funk aus.
Zu den langjährigen Abgeordneten, die dem Kreistag den Rücken kehren, gesellen sich noch die Sozialdemokraten Horst Bachmann, Heinz Wilhelm und Günther Pohlmann sowie die Unionsabgeordneten Ria Knopp, Herbert Hörnisch, Gerhard Gutberlet und Franz Antlitz.
Die im Kreistag abgespulte Ehrungszeremonie erfuhr auch eine pikante Note: Der frühere CDUler Wilhelm Drolshagen mochte sich für seine 16 Jahre dauernde Parlamentszugehörigkeit nämlich nicht ehren lassen. Der Verzichtsgrund: Der inzwischen Parteilose kandidiert bei den Kommunalwahlen im März auf Kreisebene für die "Freien Wähler" auf Platz fünf. Drolshagen rechnet sich durchaus Chancen aus, im nächsten Kreistag wieder mit von der Partie zu sein. hok
• 15. bis 13. März: Das Naturverständnis der Ökonomik, Fachtagung in Tutzing. Gebühr: 162 Mark. Veranstalter und Anmeldung (bis 1. März): Evangelische Akademie Tutzing, Schloßstr. 2-4, 8132 Tutzing, Tel. 0 81 58/251-126.
• 17. bis 19. März: Umwelteinflüsse erfassen, simulieren, bewerten, Jahrestagung der Gesellschaft für Umweltsimulation in Karlsruhe. Infos: S. Holatka c/o Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie, 7507 Pfinztal, Tel. 07 21/46 40-391.
• 18. und 19. März: Europäisches Umweltgütezeichen, Seminar in Oberpfaffenhofen zu Ökobilanzen und Produktanalysen. Infos: Projektgesellschaft der Umwelt-Akademie, c/o Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt, 8031 Oberpfaffenhofen, Tel. 0 81 53/2 82 41.
• 18. und 19. März: Forum Öko-Lebensmittel, Seminar in Frankfurt, Öko-Haus. Gebühr: 930 Mark (+ MwSt). Veranstalter und Anmeldung (bis 5. März): Behr's Seminare, Averhoffstr. 10, 2000 Hamburg 76, Tel. 0 40/220 10 91.
• 26. und 27. März: Verkehrsmanagement für Stadt und Umland, Seminar in Deidesheim. Gebühr: 420 Mark. Veranstalter: Technische Akademie Südwest, Kaiserslautern, Tel. 06 31 / 2 05 - 27 91.
Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den
"Ökologischen Briefen" (Frankfurt/Main).
NORDEND. Der Ortsbeirat 3 hat seinen Ruf weg - der "Verkehrsberuhigungs-Beirat". Manch einer behauptet, daß sich die Schwerpunkte der Ortsbeirats-Arbeit an drei Fingern abzählen lassen: Verkehr, Verkehr und nochmals Verkehr. So drängte sich beim Versuch, mit den Vertretern von SPD, Grünen und CDU im Ortsbeirat 3 kurz vor der Kommunalwahl eine Bilanz der vergangenen vier Jahre zu ziehen, nach einer knappen Stunde die Frage auf, ob es denn außer der Verkehrsberuhigung im Nordend keine anderen Themen gebe.
"Die Kindergärten" fielen Ortsvorsteher Werner Schäfer (SPD) ein: Seit Juli 89 seien im Nordend und in Bornheim 400 neue Betreuungsplätze geschaffen worden. Außerdem sei der Ortsbeirat daran, die Spielplätze im Viertel umzugestalten. "Apropos", warf der SPD-Fraktionsvorsitzende Armin Eikenberg ein, "zu den Spielplätzen gibt es selbstverständlich auch unser Spielstraßen-Konzept . . . " - und schon war man wieder beim Thema. Es ist nicht zu leugnen: Die Verkehrspolitik stand und steht im Mittelpunkt des Nordend-Ortsbeirates.
"Ein bißchen einseitig" sei es schon in den letzten vier Jahren gewesen, meinte Arndt Peter Koeppen (CDU), "andere Themen sind möglicherweise zu kurz gekommen". Dennoch waren sich die Fraktionen darüber einig, daß es richtig war, diesen Schwerpunkt zu setzen: "Die unerträglichen Blechlawinen und die Parkplatznot sind nun mal das Thema im Nordend", erklärten die Politiker von SPD, Grünen und CDU übereinstimmend.
So wurden acht von 13 Tempo-30-Zonen ausgewiesen, die ersten Parkplakettengebiete eingerichtet. Innerhalb der acht verkehrsberuhigten Gebiete gab es nach Meinung von SPD und Grünen nur an zwei Stellen heftigen Protest: in der Nordendstraße und im Oeder Weg samt den umliegenden Wohngebieten. Beide Entscheidungen wurden inzwischen - im Oeder Weg allerdings unter dem Protest der rot-grünen Mehrheit im Ortsbeirat - korrigiert.
Zur Verkehrspolitik gehört auch die Einrichtung der Bus- und Straßenbahnlinien 30 und 12, die sich das Stadtteilparlament als Erfolg anrechnet. Die Forderung nach einem verbilligten Semesterticket für Studenten geht gleichfalls auf die Initiative des "Dreier" zurück. Für das Selbstverständnis des Ortsbeirates sei es wichtig gewesen, in die Planung zur Verkehrsberuhigung viel Energie zu stecken, sagte Uwe Paulsen von den Grünen. Durch die erweiterten Rechte, die den Ortsbeiräten zugestanden wurden, hätten die Stadtteilpolitiker ihre Kompetenz unter Beweis stellen können. Eine Herausforderung, die nach Meinung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Michael Fella allerdings einen Pferdefuß hat: "Das hat das Kraftpotential des Ortsbeirates bis aufs äußerste gespannt", sagte er. Für weitere Arbeit sei nicht viel Platz geblieben.
Themen wie Wohnraum-Zweckentfremdung, strukturelle Veränderungen im Nordend oder das Anliegen der CDU, den kleinen und großen Friedberger Platz neu zu gestalten, seien "nur streiflichtartig" in einer Sitzung angesprochen worden, um sich dann wieder der Verkehrsberuhigung zu widmen.
Das ist auch der Grund, warum der "Dreier" prinzipiell keinen Wert auf noch mehr Entscheidungsrechte für die Stadtteilparlamente legt: "Das wäre der Tod der Ortsbeiräte", so Michael Fella (CDU). Hier könne weniger mehr sein - und im Notfall könne man sich immer noch an die Parteikollegen aus der Stadtverordnetenfraktion wenden. Eine Ausnahme von der generellen Zustimmung machte Uwe Paulsen, Fraktionsvorsitzender der Grünen: "Daß wir über die Grundnetzstraße nicht entscheiden dürfen, ist ein deutliches Manko", betonte er.
Ein Ausblick in die Zukunft des Ortsbeirates 3: Ein wichtiges Anliegen ist, die Abgeordneten der Kommunalen Ausländervertretung (KAV) stärker in die Ortsbeiratsarbeit einzubeziehen. Überhaupt will man mehr auf Vereine und Institutionen zugehen, "die sich nicht von sich aus melden". Und natürlich wird die Verkehrspolitik in der kommenden Wahlperiode wieder eine Rolle spielen. rea
Kampf gegen Kneipen und Computerläden SPD Bergen-Enkheim will Wandel vorbeugen
BERGEN-ENKHEIM. Die Eigenarten der beiden historischen Ortskerne von Bergen und Enkheim, in denen noch zahlreiche Fachwerkhäuser stehen, wollen die Sozialdemokraten des Stadtteils bewahren. Als "Werkzeug" hierfür sollen zwei Erhaltungssatzungen dienen, die der Magistrat Ende vergangenen Jahres vorgelegt hat. Sie enthalten eine Reihe von Auflagen, mit deren Hilfe einer zu raschen Veränderung der über Jahrhunderte gewachsenen Strukturen vorgebeugt werden soll. So sollen etwa Größe, Baustil und auch die Art der Nutzung neuer Gebäude der unmittelbaren Umgebung angepaßt werden. In Bergen-Enkheim - läßt man einmal einige Luxusobjekte am begehrten Berger Hang außer acht - zeichnen sich große Veränderungen in den Ortsteilen bislang noch nicht ab. Dazu soll es nach dem Willen der SPD-Stadtteilpolitiker auch gar nicht erst kommen. Zumindest soll eine "kaum aufzuhaltende Wandlung" Bergen-Enkheims "behutsam" vonstatten gehen, erklärte Gerd Weinrich, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im zuständigen Ortsbeirat 16, bei einem Ortstermin. So behutsam, daß man sich "hier auch in zehn bis 20 Jahren noch heimisch fühlen" kann, sagte Weinrich. Aus diesem Grund müsse auch die soziale Struktur des Stadtteils erhalten werden, erläuterte der SPD-Stadtverordnete Franz Frey ein Ziel der Erhaltungssatzung, "damit hier nicht plötzlich eine andere Bevölkerungsschicht wohnt". Eine derartige Entwicklung droht nach Ansicht der Sozialdemokraten vor allem dann, wenn der Bau luxuriöser Appartementhäuser mit teuren Eigentumswohnungen überhand nimmt.
Wie sich bei einem Rundgang der Stadtteilpolitiker und Pressevertreter durch die Straßen und Gäßchen rund um die Marktstraße in Bergen zeigte, finden sich dort bisher eher positive Beispiele: Blitzblank herausgeputzte Fachwerkhäuschen und vorbildlich renovierte Scheunen sind keine Seltenheit.
Dennoch bereitet vor allem die Marktstraße den Bergen-Enkheimer Sozialdemokraten Kopfzerbrechen. Seit es das Hessen-Center in Enkheim gibt, hat die Marktstraße einen großen Teil ihrer Bedeutung als Einkaufsstraße verloren. Die Palette der dort ansässigen Geschäfte ist im wesentlichen auf zwei Branchen zusammengeschrumpft: "Wir führen einen regelrechten Kampf gegen Kneipen und Computerläden", spottete der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Josef Geis bitter.
Gerd Weinrich will dennoch alles daran setzten, daß "das Einkaufen in der Marktstraße interessant bleibt". Zumindest rund um das Alte Rathaus kann sich dort noch eine Handvoll kleiner Läden behaupten. Gerade die "Dinge des täglichen Bedarfs" - so nennt es die SPD - gebe es aber kaum noch zu kaufen. Ein Nachteil, den alte Leute, die für den Einkauf keine großen Wege mehr zurücklegen können, besonders deutlich zu spüren bekommen. In einem Fall versucht der Ortsbeirat 16 nun Einfluß darauf zu nehmen, welche Branche sich zukünftig in der Marktstraße ansiedeln wird: Bei der Vergabe des Gebäudes der früheren Drogerie "Binder" haben sich die Stadtteilpolitiker ein Mitspracherecht gesichert.
Ursprünglich sollte dort ein Jugendcafé eingerichtet werden (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Nach eigenen Angaben kann aber das Frankfurter Jugendamt die teure und aufwendige Renovierung des maroden Gebäudes nicht bezahlen. Auch die Kosten-Nutzen-Rechnung einer großen Drogeriekette, die das Objekt zunächst als möglichen Standort einer ihrer Filialen in Augenschein genommen hatte, ging nicht auf. So steht der Laden immer noch leer. Eine weitere Kneipe würde der Ortsbeirat 16 dort nur sehr ungern sehen.
Unten in Enkheim, so berichtete Josef Geis, nage noch ein völlig anderes Problem am historischen Ortskern, der dort nur wenige Straßen umfaßt: Die Unwissenheit einiger Besitzer führe dazu, daß erhaltenswerte Gebäude einfach abgerissen werden, auch wenn deren Bausubstanz noch brauchbar ist. Die Sozialdemokraten schlagen daher vor, im Stadtteil ein städtebauliches Beratungsbüro einzurichten. Dort sollen Fachleute dafür Sorge tragen, daß eine Baupolitik umgesetzt wird, die "in Einklang mit dem historischen Erscheinungsbild" des Ortes steht. gap
GALLUS. Nach dem Wahlspruch "Leben ist Frohsinn, Singen und Lachen; Freude, auch anderen Freude zu machen", sorgte der Gesangverein "Maingold" im kleinen Saal des Bürgerhauses Gallus bei seiner traditionellen Fastnachtssitzung für beste vergnügliche Kurzweil. Ein Garant dafür war Sitzungspräsident Wolfgang Rott.
Ohne große Vorreden ging Rott nach der Begrüßung zur "närrischen Tagesordnung" über. Top 1: Protokoll von und mit dem Vereinsringsvorsitzenden Josef Häfner. Ausgewogen und treffsicher glossierte er die Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik (im Detail unter anderem Getränkesteuer, Ausländerproblematik, Kulturwochen im Gallusviertel).
Dann wurde ein Tagesordnungspunkt nach dem anderen abgehakt. Mit einem hübschen Harlekin-Schautanz gefielen die Midis des jungen Gallus-Vereins "Silberfunken". "Opa ist der Beste", klopfte sich Manfred Boll mit einem spaßigen Vortrag auf die Schulter, ehe der Vorsitzende des Kleingärtnervereins St. Gallus, Jürgen Richert, als "Diätkünstler" kam und im Handumdrehen die Lacher ebenfalls auf seiner Seite hatte.
Überhaupt war Lachen Trumpf. Dafür sorgten noch die "Karnevalistenfraa" Ria Otto, Bernhard Katzenbach ("Männer sind Spitze") und die "Maingold-Sex- Bomben" mit einem Lachtränen reizenden Schautanz aus "Anno 1800 Leipzisch". Sie kamen um eine Zugabe nicht herum.
Zum richtigen Text die falsche Musik spielte Wolfgang Rott als "Katastrophensänger" auf der Gitarre, ein gleichfalls gelungener Spaß mit Publikumsbeteiligung ("Aaner geht noch . . ."). Vom "Werrmsche mit em Scherrmsche unnerm Errmsche" sang der Maingold-Chor das Abschlußlied zum Finale der rundum tollen Sitzung. dixi
Sprachkritik als Kulturkritik ist, angesichts der aparten Ummünzung von Mordanschlägen zu "Krawallen" etwa, nötiger denn je. Sie muß dringend bei der Pulizistik ansetzen, wo falsche Begriffe wie "Kindesmißbrauch", "Kinderprostitution", "Drogentote" oder "Asylant" ohne jegliche Reflexion im Tagesgeschäft repetiert werden. Dieses hat sie besonders scharf zu beobachten, denn dort vor allem werden Sprachregelungen durch schiere Wiederholung unter der Hand in politischen, moralischen oder ästhetischen Common Sense umgewandelt.
Die in dem Bändchen Atlas des tropischen Deutschland (den Titel erklären die bissig gegeneinander gestellten Motti von Elias Canetti resp. Helmut Kohl) versammelten Artikel und Glossen von Zafer Senocak, dem in Berlin lebenden Schriftsteller, Übersetzer, Journalisten und Mitherausgeber der Kulturzeitschrift Sirene, setzen innerhalb der deutschen Medienszene auch unter diesem Aspekt Glanzlichter. Das liegt an der klaren analytischen Diktion, in der Senocak seine Thesen und polemischen Einmischungen formuliert.
Insofern ist auch sein Appell an die diversen "Aufklärungen" nicht zufällig, die er wider die bisweilen antirationalistische Aufklärungskritik der letzten Jahre setzt. Ein Denken, das beide Kontrahenten empfindlich trifft, weil es sie bei dem Grundkonsens ertappt, die Aufklärung sei ein christlich-zentraleuropäisches Phänomen. Den emphatischen Verfechtern einer, zudem noch deutschen, Aufklärung und den mit dieser Zuweisung sich bescheidenden Aufklärungskritikern hält Senocak schlicht "die praktisch vorgelebte Geschichte eines maurischen Spaniens, eines seldschukischen Anatoliens" vor und erinnert an die "Entwicklung jenes kritisch aufklärerischen Geistes, der vom 9. bis 13. Jahrhundert das morgenländische Denken bestimmte, eine hohe Zivilisation aufblühen ließ und das europäische Mittelalter auf dem Wege zur Neuzeit entscheidend geprägt hat".
Diese Argumentation zielt abermals in zwei Richtungen: Sie appelliert an Muslime, ihre eigenen Traditionen von neu- ideologischem Ballast zu befreien und produktiv einzusetzen, und sie kritisiert das in den Medien hierzulande (und in großen Teilen der westlichen Welt ebenfalls) gern genommene Bild vom Islam als einer notwendig fundamentalistischen Veranstaltung. Senocaks Plädoyer dafür, jeweils eigene Traditionen "im kritischen Gegenlicht einer pluralistischen Gesellschaft" zu betrachten, ist gerade nicht geeignet, die xenophile "Glorifizierung" der Ausländer zu betreiben, sondern fordert von beiden Seiten mit gleichem Ernst ein dezidiertes Abrücken von einem engen Begriff der Identität, der für ihn das "Scheitern der Aufklärung an Ausschluß und Absonderungsverfahren der Andersartigen und Außenseiter" markiert: Ein Prozeß, den Zafer Senocak wegen seiner lustvollen und schmerzhaften Aspekte mit "künstlerischer Arbeit" vergleicht.
Aber zuerst fordert er auch, daß zuallererst zwei entscheidende Hindernisse beseitigt werden müssen: Der folkloristisch-exotische Blick auf die Fremden, der bloß Ausdruck eines basalen "Herrschaftsverhältnisses" ist und, politisch hochaktuell, das permanente Denken in Parametern wie "Rasse" und "Blut". Es gibt kein einziges Argument, das Senocaks grundlegende Skepsis entschärfen könnte: "Daß in einem Land, in dem der Rassegedanke zu unvorstellbaren Verbrechen geführt hat, dieser weiterhin eine so zentrale Rolle spielen kann, wirkt - milde gesagt - befremdend." Die aktuellen politischen Desaster, so zeigt Senocaks, zwingen nicht notwendig zu gutgemeinter Hysterie, sondern können produktive Diskurse auslösen. Das macht sie für alle Seiten unbequem und gefährdet falsche Konsense. Ernsthaftes Nachdenken über Deutschland kann auf sie nicht vezichten.
THOMAS WÖRTCHE
Zafer Senocak: Atlas des tropischen Deutschland. Babel Verlag, Berliner Edition, Berlin 1992, 102 Seiten, DM 16,80
WETTERAUKREIS / RANSTADT. Zu einem Vortrag über die "Auswirkungen der EG- und GATT-Verhandlungen auf die hessische Landwirtschaft" lädt der Kreisbauernverband für Mittwoch, 17. Februar, ins Ranstadter Bürgerhaus ein. Ab 9.30 Uhr wählt die Interessenvertretung der rund 3000 Wetterauer Landwirte zunächst einen neuen Vorstand.
Dann spricht Ministerialrat Dr. Hermann Engelhardt vom Bonner Landwirtschaftsministerium über seine Erfahrungen aus den Brüsseler Verhandlungen. nes
FRANKFURT A. M. Die Tischtennisspieler der Anna-Schmidt-Schule (Westend und Nieder-Erlenbach) und der Carl- Schurz-Schule (Sachsenhausen) sind weiter auf Meisterschaftskurs. In der Regionalentscheidung des bundesweiten Wettbewerbs "Jugend trainiert für Olympia" setzten sie sich gegen ihre Konkurrenten von der Altkönigschule (Königstein) und der Gesamtschule Stierstadt durch.
Die beiden Frankfurter Mannschaften hatten vor einigen Wochen bei den Stadtmeisterschaften die erste Hürde nach Berlin genommen. Dort wird im Mai das Bundesfinale ausgetragen.
In seiner Begrüßungsansprache dankte der Direktor der Anna-Schmidt-Schule, Herbert Weidlich, den Schülern für ihr Engagement und sagte: "Es wird viel über die Gewalt an Schulen geredet - gerade im sportlichen Wettkampf lernt man aber, miteinander umzugehen. Möge der Bessere gewinnen."
Die besseren waren an diesem Nachmittag die Frankfurter Mannschaften, die ihre Gegner klar mit 5:1 und 5:2 besiegten. Die Eröffnungsdoppel Richard Heininger / Bilgin Karaoglan und Markus Boehe / Patrik Bertman verschafften der Anna-Schmidt-Schule gleich zu Beginn eine komfortable Führung. Amir Arabschaki verkürzte gegen Sebastian Wiedemann, bevor Christian Siegmund den alten Zwei-Punkte-Vorsprung zum 3:1 wieder herstellte. Markus Boehe und Patrik Bertman gewannen im Anschluß ihre zwei Einzel ebenfalls, so daß das Endergebnis von 5:1 bereits nach einer Stunde feststand.
Die Spieler der Carl-Schurz-Schule hatten es nicht ganz so einfach. Martin Fröhlich/Laslo Scholze und Johnny-Bobb Sue/Bruno Pusch besiegten ihre Gegner ohne Satzverlust. Die Stierstädter Daniel Podesky und Andreas Bob gewannen aber ihre Einzel gegen Carsten Post und Ramon Maaz, so daß nach dem vierten Spiel wieder alles offen war. Martin Fröhlich, Laslo Scholze und Johnny-Bobb Sue ließen sich aber nicht verunsichern und holten die notwendigen drei Punkte zum 5:2-Sieg.
Das Zuschauerinteresse in der Sporthalle der Anna-Schmidt-Schule am Gärtnerweg war mit etwa 30 Zuschauern enttäuschend. "Das Interesse unter Jugendlichen an Vereinen und deren Veranstaltungen schwindet schon seit Jahren. Badminton, und seit der Olympiade Basketball, sind die Ausnahmen. Seit das ,Dream-Team&rquote; fast täglich im Fernsehen zu bewundern war, wollen alle Basketball spielen", erzählt Jürgen Diefenhardt, der Tischtennistrainer der Anna-Schmidt- Schule.
Es sei auch enttäuschend gewesen, daß bei der Stadtmeisterschaft nur drei Schulen mitgemacht hätten. Offensichtlich gäbe es nicht genügend engagierte Lehrer, denn "auf jeder Schule gibt es gute Spieler, man muß sich nur die Mühe machen, diese zu finden und zusammenzubringen. Dazu reicht doch oft schon ein Blatt am schwarzen Brett."
Die Bedeutung von Sportvereinen im Leben Jugendlicher hebt der Koordinator der Veranstaltung, Michael Ulmer, hervor. "Gerade heute ist Sport im Verein wichtig. Sich auf ein Ziel konzentrieren, sich die Zeit einteilen und auch sich selbst beherrschen können, ist wichtig. Viele der Kinder sitzen doch den ganzen Tag vor ihrem Game-Boy."
Die Spieler der zwei Frankfurter Schulen haben es jedenfalls geschafft: Sie sind eine Runde weiter. Am Mittwoch, 10. März, beginnt in Schlüchtern die Landesentscheidung der Jahrgänge 1976-78 (Carl-Schurz-Schule), eine Woche später, am 17. März, die der Jahrgänge 1978-80 (Anna-Schmidt-Schule) in Birstein. ova
ECKENHEIM. Die Mitglieder des Reichsbundes haben derzeit gleich mehrfach Grund zum Feiern: Schon im vergangenen Jahr haben die Reichsbündler das vierzigjährige Bestehen ihres Verbandes seit der Neugründung 1952 gebührend gefeiert. Der Höhepunkt der letztjährigen Aktionen war dabei die einwöchige Busreise in den Bayerischen Wald. 1993 steht beim Reichsbund, der sich vor allem für Rentner und Behinderte stark macht, bereits das nächste Jubiläum an: Seit der Gründung des Reichsbundes sind schon 75 Jahre vergangen. Die Ortsgruppe Eckenheim, Preungesheim, Bonames und Bad Vilbel organisiert deshalb eine Busfahrt ins nordhessische Baunatal, wo das Fest gefeiert wird.
Außerdem ist ja zur Zeit Fastnacht - da lädt die Ortsgruppenvorsitzende Lieselotte Richter traditionell zur Narrensitzung ein. Da das Haus Ronneburg noch umgebaut wird, mußte der Reichsbund in den Bürgertreff in der Porthstraße ausweichen. Auch die "Krätscher" und die Eckenheimer Ortsgruppe der AW standen nicht zur Verfügung. Die feierten gemeinsam im Bürgerhaus Nordweststadt.
Deshalb sorgten "die Fidelen Eckenheimer", reich behängt mit Orden und Medaillen, unter den 80 Besuchern für die richtige Stimmung, besonders, als der Vorsitzende Klaus-Peter Musch als Schulbub auftrat. Mit Karl Oertl von der Fernsehsendung "Hessen lacht zur Fassenacht" hatten die Veranstalter auch Prominenz im Programm. Die Büttenrede des Reichsbund-Mitglieds Erich Harlein und die Tänze der Mini- und der Midigarde rundeten den närrischen Reigen ab.
Der Start ins neue Jahr ist den Reichsbündlern mit dieser Veranstaltung jedenfalls leichter gefallen. Mit den zehn Mitgliedern, die im vergangenen Jahr aus Bad Vilbel dazugekommen sind, hat sich auch die Mitgliederzahl auf 130 erhöht. Den Bad Vilbelern war es zu beschwerlich gewesen, bis nach Friedberg zu den Versammlungen des Regionalverbandes Wetterau zu fahren. Jetzt wird es den Frankfurter Reichsbündlern leichter fallen, ihre Busse zu besetzen. Das gilt für Ebbelweifahrten nach Harheim ebenso wie für die große Reise im kommenden Sommer: Dann geht's für acht Tage nach Luxemburg. gun
KARBEN. Einen Selbstverteidigungskursus für Mädchen im Alter von 13 bis 16 Jahren, die schon an einem solchen Kursus teilgenommen haben, bietet die Kreisvolkshochschule im Jugendtreff des Bürgerzentrums am 15. und 16. Mai an.
Die Teilnahme kostet 120 Mark. Anmeldungen bei der Kreis-VHS, Burg 18, 6360 Friedberg. hm
KARBEN. Entspannungsübungen, sanfte Körperarbeit und wohltuende Massagen sind der Inhalt eines Seminars für geplagte Berufstätige und Mütter, das das Mütterzentrum am Wochenende 27./28. Februar jeweils ab 10 Uhr im Alten Rathaus Klein-Karben anbietet.
Die Teilnahme kostet 100 Mark, für Mitglieder 90 Mark. Anmeldungen sind nötig bei Elisabeth Hodapp-Ernst, Tel. 0 61 95 / 6 24 33 oder Angela Greib, Tel. 0 61 87 / 44 41. hm
KARBEN. Besuch aus den französischen Partnerstädten wird am Himmelfahrtswochenende (20. bis 23. Mai) erwartet. Aus St. Egrève kommen fünf Kinder im Alter von zehn und elf Jahren, elf Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren sowie Betreuerinnen.
Vom 20. August bis 3. September möchten 20 Mädchen und Jungen aus den Partnerstädten zwei Wochen bei Familien in Karben verbringen.
Gastgeber/innen melden sich im Kulturamt der Stadt, Telefon 481-15. hm
WESTLICHE STADTTEILE. Harte Töne stimmt der CDU-Fraktionschef im Ortsbeirat 6 an. "Planungsdezernent Wentz sollte den Hut nehmen", meint Bernhard Mertens. Und: "Das Schriftstück ist eine Bankrott-Erklärung der Römer-Regierung." Das Gutachten über die Anbindung der Leuna-Brücke hat der Christdemokrat zur rechten Zeit bekommen - vier Wochen vor der Kommunalwahl. Das Revisionsamt der Stadt Frankfurt hat in dem Papier dargelegt, daß die von der CDU favorisierte Trasse entlang des Höchster Weges wesentlich billiger sei als die von der rot-grünen Koalition gewünschte Straße entlang des östlichen Werktores der Hoechst AG. Die Stadt würde mit der Straße nördlich der Schwanheimer Dünen 26 Millionen Mark sparen. Die städtischen Rechnungskontrolleure präsentieren es den Stadtverordneten scharz auf weiß: Die CDU-Variante kostet 14 Millionen, die rot-grüne 40 Millionen Mark. Nicht miteingerechnet haben die Revisoren, daß eine Kiesgrube mit 70 000 Kubikmeter Erdreich zugeschüttet werden müßte. Christdemokrat Mertens Rechnungen zufolge addieren sich so zu den 40 Millionen noch einmal 20 000 Mark.
Der Revisionsbericht geht davon aus, daß die CDU-Trasse zwischen Leunarücke und Schwanheimer Brücke 2500 Meter kürzer ist als die der SPD / Grünen-Variante. Die Trasse der Union entlang des Höchster Weges sei nur 1,6 Kilometer lang, so der Bericht. Diese Straße habe auch einen weitaus höheren Verkehrswert, weil sie Nied und Höchst am besten vom Durchgangsverkehr entlasten könnte. Die Untersuchung aus dem Amt kommt zu dem Schluß, daß "der Variante 1 - Höchster Weg - der Vorzug zu geben ist".
Norbert Wildhirt, SPD-Fraktionschef im Ortsbeirat 6, läßt der Revisionsbericht kalt. "Na und", meint er "die Mehrkosten sind der Preis, den wir für aktiven Umweltschutz gerne bezahlen, wenn wir die Trasse entlang des Hoechst-Werkzaunes führen. Außerdem sei der Höchster Weg, über den die CDU-Piste führen soll, momentan "landwirtschaftlicher Nutzweg". Würde der zur Autostraße umgebaut werden, bräuchten die Bauern zwangsläufig einen neuen Feldweg, auf dem sie mit ihren Traktoren zu den Feldern gelangten. Also müßte die Stadt auch hier noch viel Geld ausgeben, um neues Terrain aufzukaufen. "Ich bezweifle, daß in der Kalkulation für die Straße entlang des Höchster Weges alle Kosten eingerechnet sind", sagte Wildhirt.
Das glaubt auch sein Genosse Dieter Knapp - Leuna-Brücken-Experte der SPD im Römer. Der Stadtverordnete nimmt Anstoß an sämtlichen Zahlen in dem Revisionsbericht. "Daß die CDU- Strecke am Höchster Weg 1600 Meter lang ist, ist die einzige Zahl, die stimmt", sagte Knapp. Beispielsweise habe 1982 die damals CDU-geführte Rathausspitze ein Gutachten in Auftrag gegeben, wonach schon vor elf Jahren die christdemokratische Lösung 33,8 Millionen Mark gekostet hätte. Der Revisionsbericht gehe für das Jahr 1993 - nach in einem Jahrzehnt wesentlich gestiegenen Baupreisen - lediglich von einer Summe von 14 Millionen aus. "Eine sagenhafte Verbilligung ist da eingetreten", meint der Sozialdemokrat. Das Gutachten des Revisionsamtes sei "völlig unglaubwürdig, ich weiß nicht, wie die zu diesen Preisen kommen," schimpfte Knapp. Daß die Fahrtstrecke bei der Alternative seiner Partei zweieinhalb Kilometer länger sei - wie es die Revisoren annehmen - stimme ebenso nicht. "Die Differenz ist höchstens 1000 Meter".
"Uns ist es egal, wieviel was kostet", sagte Thomas Schlimme von den Grünen im Stadtteilparlament 6. Die Öko-Partei will nur Fahrräder und Straßenbahnen über die Leuna-Brücke rollen sehen. Dabei gehe es den Grünen nicht nur um das Schwanheimer Unterfeld, sondern auch um die Seite nördlich des Mains. Die Bewohner Höchsts und Sossenheims könnten nach Schlimmes Meinung den Autoverkehr, den die Brücke anziehen würde, nicht verkraften.
Auch beim BUND, dessen Mitglieder sich ebenso gänzlich gegen Autoverkehr auf dem Beton-Koloß ausgesprochen haben, ist man gegenüber dem Revisionsbericht skeptisch.
1986 habe der damalige CDU-Planungsdezernent Küppers ein Landschafts-Gutachten "im Schreibtisch verschwinden lassen", das der CDU-Variante der Brükkenanbindung "verheerende Folgen" für die Natur bescheinigt habe, sagt der Vorsitzende des BUND-Kreises Frankfurt, Eberhard Best. Und außerdem: "Mit der Straße entlang des Höchster Weges ist die Ostrandstraße nicht vom Tisch. Die kommt zusätzlich, das sagt jetzt nur noch keiner." gre
FRANKFURT A. M. Über ihr Leben zwischen zwei Kulturen berichten junge Migrantinnen bei einer Podiumsdiskussion am Samstag, 13. Februar, 15 Uhr, im Jugendzentrum Südbahnhof. Den Fragen und Forderungen stellen sich die Stadträtinnen Margarethe Nimsch und Jutta Ebeling, Stadtrat Daniel Cohn-Bendit und eine Mitarbeiterin des Sozialdezernats.
Nach der Gesprächsrunde zwischen Migrantinnen, Politikerinnen und Politikern kann das Publikum Fragen stellen. Um 17 Uhr stellt der Mädchentreff des Internationalen Bundes für Sozialarbeit (IB) im Gallus Szenen aus dem Alltag von Mädchen in Theaterform dar.
Die Aktion hat der "Arbeitskreis Migrantinnen" vorbereitet, ein Zusammenschluß von mehr als 40 Beratungsstellen, Fachdiensten und Institutionen. Die Diskussion wird vom städtischen Amt für multikulturelle Angelegenheiten und dem Frauenreferat organisiert. mb
FECHENHEIM. Die Spiel- und Lernstube in der Birsteiner Straße 85 in Fechenheim-Nord wird nicht geschlossen. Dies antwortete Michael Heinz vom Frankfurter Caritasverband auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Durch eine Diskussion im Ortsbeirat 11 über die angeblich bevorstehende Schließung seien die betroffenen Eltern und Kinder nur "unnötig verunsichert worden", klagte Heinz über die Debatte. Eine Frankfurter Tageszeitung hatte sogar gemeldet, die Betreuungseinrichtung sei bereits geschlossen worden.
Vermutlich seien die Spekulationen über die Zukunft der Spielstube durch die Schließung des Jugendclubs in der Borsigallee zustande gekommen, vermutet die Caritas. Daß das Angebot für Vorschulkinder in der Birsteiner Straße wegen Personalmangel kurzzeitig eingeschränkt werden mußte, habe die Gerüchteküche zusätzlich angeheizt.
Der Jugendclub in der Borsigallee ist jedoch durch ein Betreuungsangebot in den Räumen der Konrad-Haenisch-Schule (KHS) ersetzt worden. Auch der Personalmangel in der Spielstube ist mittlerweile beseitigt - die verschiedenen Vorschulgruppen haben also ihre alte Größe wieder erreicht. Durch die zwei Neueinstellungen konnten die Öffnungszeiten sogar verlängert werden.
Außerdem wird in der Konrad-Haenisch-Schule seit Beginn dieses Monats ein warmes Mittagessen für Schulkinder angeboten (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Michael Heinz begrüßte diesen Schritt und möchte die KHS weiterhin unterstützen, um sie zu einer Betreuungsschule auszubauen. "Das ist absolut notwendig, um die Defizite im Stadtteil auszugleichen, die es in der Kinder- und Jugendarbeit gibt", meinte der Caritas- Mitarbeiter. Momentan essen täglich 20 Schüler und Kinder aus der KT 75 in der Konrad-Haenisch-Schule. Man könnte jedoch bis zu 40 Kinder versorgen.
Dennoch soll die Kapazität durch ein zusätzliches Essensangebot in der Spielstube Birsteiner Straße ausgeweitet werden. Michael Heinz geht nämlich davon aus, daß in Zukunft immer mehr Eltern das Angebot in der KHS nutzen wollen. "Für den Anfang ist das sogar gut, daß nicht alle Plätze belegt sind, denn für Eltern, Kinder und Betreuer ist es noch neu, und das Projekt kann sich so richtig einspielen."
Der Caritasverband hat für dieses Projekt bereits 7500 Mark als "Anschubleistung" zur Verfügung gestellt. Es sind allerdings noch Gespräche mit interessierten Eltern zu führen. So muß ein Monatsbeitrag festgelegt werden, der für einen Ganztagsplatz bei etwa 110 Mark liegen dürfte. Halbtagsbetreuung soll etwa 55 Mark im Monat kosten. Das Projekt soll laut Heinz spätestens zu Beginn des neuen Schuljahres anlaufen. Während sich die bisherigen Angebote der Spielstube vornehmlich an sozial Schwache richteten, wollen sich die Caritas-Mitarbeiter jetzt umorientieren. Durch die Erweiterung der Kapazität sollen die sozialen Kontakte und die Kommunikation zwischen verschiedenen Schichten gefördert werden. gun
FRANKFURT-OST. Im Frankfurter Osten ist in den vergangenen Wochen das Abfallsystem umgestellt worden. In Bergen-Enkheim, Seckbach, Fechenheim und im Riederwald muß das Altglas jetzt nach Farben sortiert in die neuen Sammelcontainer geworfen werden. Abfall, der mit dem "Grünen Punkt" versehen ist, gehört ab sofort in die sogenannte Wertstofftonne.
Die bisherigen blauen Altglastonnen sind in diesen vier Stadtteilen in den letzten Wochen schon aus dem Verkehr gezogen worden. Weil das Amt für Abfallwirtschaft allerdings pro Tag nur 15 Sammelcontainer aufstellen kann, wird es noch mindestens anderthalb Jahre dauern, bis die Umtauschaktion im gesamten Frankfurter Stadtgebiet abgeschlossen ist. In den Stadtteilen Nordend, Ostend und Bornheim ist nicht vor Oktober 1993 mit den neuen Abfallbehältern zu rechnen. Wer in der Altstadt oder Innenstadt wohnt, kann seinen Müll frühestens im Januar 1994 dem sogenannten Dualen System anvertrauen.
Die Umtauschaktion wird in drei Schritten vollzogen: Zuerst werden die neuen, lärmgeschützten Altglascontainer an zentralen Plätzen im Stadtteil aufgestellt. Die drei Kammern für braunes, grünes und weißes Glas haben ein Fassungsvermögen von jeweils einem Kubikmeter. Nach dem Aufstellen der neuen Sammelcontainer werden die alten blauen Tonnen im bisherigen Rhythmus noch ein letztes Mal geleert, direkt danach aber abtransportiert. Etwa vier Wochen später werden sie, gereinigt, mit einem gelben Deckel und einem grünen Aufkleber versehen, wieder ausgeliefert. Zeitgleich wird das Umweltdezernat in einer mehrsprachigen Broschüre darüber informieren, welcher Müll künftig in die blau-gelbe Tonne mit dem grünen Aufkleber gehört. Diese Wertstofftonne wird einmal im Monat geleert.
Insgesamt werden in Frankfurt mindestens 1400 Altglascontainer aufgestellt. Wo bisher Sammelcontainer für Altglas standen, werden diese gegen die lärmgeschützten Drei-Kammer-Container ausgetauscht.
Bei Unklarheiten kann man sich an das Service-Telefon der mit der Planung der Umtauschaktion beauftragten Frankfurter Aufbau AG (FAAG) wenden. Unter der Nummer 23 28 14 berät die FAAG werktags zwischen 8 und 16 Uhr fachkundig bei allen Fragen rund um die vielen bunten Tonnen. gun
Das Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau Die "Zone" steht noch immer
GRIESHEIM. "Das Einrichten der Tempo-30-Zone ging ganz schnell, aber jetzt, wo sie wieder abgebaut werden soll, tut sich nichts", beschwert sich FR- Leser Wolfram S. aus der Straße "Auf dem Schafberg". Nach harschen Bürgerprotesten Ende vergangenen Jahres hatte der zuständige Ortsbeirat 6 seine Meinung geändert und brachte in seiner jüngsten Sitzung am 19. Januar einen Antrag auf den Weg, der die gerade erst installierte Verkehrsberuhigung rückgängig machen soll.
Allein: "Die Schilder stehen aber nach drei Wochen immer noch, und die Anwohner müssen sich offensichtlich auch an die noch stehenden Parkverbotsschilder halten", bemängelt der Griesheimer. Für ihn ist das unverständlich, denn wenn der Ortsbeirat den Rückbau bereits beschlossen hat, warum sollen die Autofahrer sich an Regeln halten, die in Kürze sowieso nicht mehr gelten? Ortsvorsteher Rudolf Hartleib wies auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau darauf hin, daß der Antrag bereits dem Ordnungsamt vorliegt, bis jetzt aber noch keine Nachricht von der Behörde zu erhalten war.
Ulrich Schöttler, dem stellvertretenden Leiter der Straßenverkehrsbehörde, ist das Problem bisher nicht bekannt. "Es kann einige Wochen dauern, bis uns das Papier vorliegt", bat Schöttler um Geduld. "Wenn wir dem Ortsbeirat zustimmen, erteilen wir dem Straßenbauamt den Auftrag, die Schilder abzubauen. Alles in allem benötigen wir dafür mindestens sechs Wochen."
Ortsvorsteher Hartleib warnte davor, vorhandene Schilder zu ignorieren und beispielsweise rechts vor links zu mißachten. "Soviel Geduld sollten die Griesheimer haben. Außerdem ist nicht auszuschließen, daß man einen Knollen riskiert, auch wenn die Schilder bald wegkommen", meinte der Ortsvorsteher.
Hartleib hofft, noch vor den Komunalwahlen den Wünschen der Anwohner gerecht werden zu können. "Zur Not muß ich den Leiter des Ordnungsamtes kontaktieren." hen
Die Betriebs- kampfgruppe im Einsatz Mobbing - ein unfairer Sport · Von Gisela Kramer
Verantwortlich: Martina I. Kischke
(Bild: Günther)
Zu unserem Bericht "Candyman im Karneval - Schlippcher brachten Stimmung in die Narrhalla" in der Stadtteil-Rundschau Süd vom 4. Februar 1993 schrieb uns Reginald Heinetzki folgende Zeilen:
Hier hat sich entweder der Fehlerteufel eingeschlichen oder Sie bekamen falsche Informationen.
Bei der ausführenden Kapelle der ersten Sitzung am 30. Januar 1993 handelte es sich um die Band "A Banda" und nicht wie ausgedruckt um die Schwarzbach- Combo.
Ich selbst spielte bei der Veranstaltung als Kapellengründer mit und muß es demnach wissen.
HAUSEN. Die große Welt der Frankfurter Fastnacht holt traditionell die Hausener Arbeiterwohlfahrt in die närrisch geschmückte Turnhalle Am Ellerfeld. "Unsere Leute können nicht zu den Fremdensitzungen in den großen Sälen am Abend gehen, und so kommen die Narren halt zu uns", sagte Ortsvereinsvorsitzende Hannelore Busch.
Zuerst aber stimmten sich die Hausener Narren bei einem Kreppelkaffee auf das Karnevalstreiben ein. Helmut Merzenich hatte alles im Griff. Mit seiner Hammondorgel untermalte er das Kaffeegebabbel und anschließend die Fremdensitzung musikalisch.
Mit närrischem Schwung eroberten dann die Aktiven vom 1. Frankfurter Gardecorps den Saal und sorgten für ein stundenlanges karnevalistisches Feuerwerk mit gekonnten Büttenreden und Tanzeinlagen.
Da berichtete Günther Dragon von der "Bürde, ein Mann zu sein", während "Die tolle Rosi" (Fritz Groppengießer) als Edelnutte begeisterte ebenso wie Corinna Orth als "Die Dolle vom Zoll". Kräftig nahm Diether Dehm die Politiker auf die Schippe, verulkte politische Situationen und imitierte die Großkopfeten wie Kohl, Waigel, Blüm, aber auch Hans-Ulrich Klose und Erika Berger.
Tänzerisch aufgelockert wurde die närrische Schau durch die Gardecorps- Jugend mit "Badefreuden mit und ohne", Solodarbietungen des Tanzmariechens Karin Drescher und durch die temperamentvolle Damengymnastikgruppe des 1. Frankfurter Gardecorps. Versiert und voller Humor prägten die "Bernemer Handwerksborsche" der Bornheimer Karnevalsgesellschaft unter der Leitung von Horst Westenberger mit Stimmungs- und Schunkelliedern das Geschehen in den frühen Abendstunden.
Sie animierten die Narren im Saal zum Mitsingen. Trotz einer gewissen Müdigkeit des närrisch-strapazierten Publikums gestalteten die "Handwerksborsche" ihren Auftritt zu einem rauschenden Finale, das Aktive und Besucher zu einer lustigen Gesellschaft vereinte. rw
PRAUNHEIM. Ausgelassene Stimmung beim Kreppelkaffee in der Altenbegegnungsstätte in der Heinrich-Lübke- Straße. Erstmals hatte die ReichsbundOrtsgruppe für die nordwestlichen Stadtteile zur Fastnacht eingeladen, und auf Anhieb bewiesen die Reichsbündler, daß sie auch kräftig Karneval feiern können.
Die rührige Vorsitzende Ursula E. Jungbluth hatte ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt und stieg auch als "Mini-Mädchen" selbst in die Bütt. Zusammen mit Elisabeth Kraus erzählte sie in einem weiteren Vortrag von einer Singstunde, sehr zur Belustigung des närrischen Auditoriums, weil sich offenbar viele darin wiederfanden.
Mit Ernst-Neger-Melodien brachte Erwin Glassert aus Groß-Krotzenburg "Meenzer Fastnachtsstimmung" in den übervollen Saal. Von den Erlebnissen als Hobby-Koch berichtete Alwin Bergmann, ebenso aus Groß-Krotzenburg eingeflogen, und vom Drumherum, bis das Essen endlich auf dem Tisch steht.
Für die musikalische Untermalung des heiteren Nachmittags sorgte das Weil- Trio mit Akkordeon- und Gitarrenklängen. Ein gelungener Nachmittag. rw
FRAU JASCHKE meets Annie Sprinkle - so versuchte die Kritik das Phänomen Janice Perry zu beschreiben. Charmante Plauertasche und schamlose Selbstdarstellerin: Perry wechselt solche Rollen mühelos und bleibt sich selbst stets treu. "World Power Sex Control" hieß das Programm, das die US-amerikanische Entertainerin vor zwei Jahren auf Deutschlands Kleinkunst-Bühnen bekannt machte. Damals war sie auch im Gallus Theater zu erleben. Und dorthin kehrt sie nun auch mit ihrem neuen "One Woman Cabaret" zurück: "Queen Lear". Das Programm der Woche Donnerstag, 11. Februar, 20 Uhr: "Queen Lear" im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Von der Handkante aus", Szenen zu Texten und Musik von Erik Satie, mit dem Mutare Musiktheater Ensemble, im Theaterhaus (Schützenstraße 12); "Herz auf, Sau raus!", eine satirische "deutsche Offenbarung" des Potsdamer Kabaretts Am Obelisk im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a).
20.30 Uhr: "Erlkönigs Tochter", Lesung mit Sarah Kirsch, die ihren jüngsten Gedichtband in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21) vorstellt; "Die da", eine neue Produktion der Theatercompagnie Tagträumer im Theater in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4); "Geschlossene Gesellschaft", Sartres düsteres Kammerspiel in einer Inszenierung des Theaters in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 12. Februar, 20 Uhr: "Queen Lear" im Gallus, Potsdam in Höchst, Satie im Theaterhaus. Um 20.30 Uhr: "A Melange, a Musi, a Melancholie", ein Sahnestückchen Kaffeehaus-Kultur, serviert vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin; "Das Martyrium des Piotr O'Hey", ein Stück von Slavomir Mrozek, inszeniert vom Kellertheater (Mainstr. 2); "Geschlossene Gesellschaft" im TiB.
Samstag, 13. Februar, 15 Uhr: Kindertheater Gallus mit Pati Patu: "Der Schatz des Kling Klong", eine Geschichte für Zuschauer ab vier Jahren.
19 Uhr: "Nachtwache", ein Psychodrama-Marathon mit dem Freien Schauspiel Ensemble, Philanthropin. 20 Uhr: letzte Show für Janice Perry im Gallus; letztmalig auch "Herz auf, Sau raus!" in Höchst; im Theaterhaus: "Von der Handkante aus".
20.30 Uhr: weitere Vorstellungen von "Geschlossene Gesellschaft" und "Das Martyrium des Piotr O'Hey".
Sonntag, 14. Februar, 15 Uhr: "Wer hat die schönste Gänsehaut?", Gespenstergeschichten mit Ferri für Kinder ab sechs Jahren, im Theaterhaus. 15.30 Uhr: "Zaubern und dummes Zeug" für Zuschauer ab vier Jahren mit dem Magier Tomani, im Theater in der Brotfabrik.
16 und 20 Uhr: Artisten, Clowns und Zauberer beim "Varieté am Sonntag", im Neuen Theater Höchst.
Mittwoch, 17. Februar, 20 Uhr, auf derselben Bühne: Clownereien und Pantomimen mit dem Duo "Mimikritschi" aus Kiew. Um 20.30 Uhr: Noch "a Melange, a Musi, a Melancholie" im Philanthropin. two
BÄRBEL SOTHMANN, CDU-Bundestagsabgeordnete aus Bad Homburg, wird auf Vorschlag des hessischen CDU-Vorsitzenden Manfred Kanther in den CDU-Bundesfachausschuß Verkehrspolitik berufen. Die Aufgabe dieses Gremiums ist die Beratung und Unterstützung des CDU- Bundesvorstandes in Verkehrsfragen. Bärbel Sothmann ist außerdem Berichterstatterin für Verkehr in den Bundestagsausschüssen für Forschung und Technologie, für Umwelt sowie in der Enquete-Kommission Schutz der Erdatmosphäre.
KARL HEINRICH MÜLLER, seit mehr als 45 Jahren bei der SGK Bad Homburg 1890 aktiv, wird mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. OB Wolfgang Assmann überreicht die Auszeichnung am Dienstag, 16. Februar, im Stadthaus. 22 Jahre lang - bis 1975 war Müller Kinder-, Männer- und Oberturnwart. Von 1977 bis 1982 war er zweiter Vorsitzender des Vereins. Auch im Turngau Feldberg und im Hessischen Turnerbund engagierte sich der Bad Homburger, ebenso in den Prüfungsausschüssen der Industrie- und Handelskammer.
FECHENHEIM. Garde- und Schautänze, Musik und Gesang waren beste Medizin gegen Trübsal bei der Prunksitzung der "Schwarzen Elf" Fechenheim. Sitzungspräsident Dieter Herbert, ein "alter Hase", stellte die richtigen Rezepte aus.
Elf Paukenschläge, Einmarsch der Garden und des Elferrats animierten die "Zwei Heia's" Helmut Heimer und Gerhard Abt mit Stimmungsliedern zum Schunkeln. Danach ging alles Schlag auf Schlag: Tanz der Minis und Lachen mit Gisbert Kurz, der "Bordsteinschwalbe". Weiter auf der Bühne: Der Fechenheimer Musikzug, das "streitbare Ehepaar" Erna und Willi Brehl, die Damengarde und der "Eunuche" Dieter Leinberger.
Zeitkritisches steuerten die Narrenfrauen der "Schwarzen Elf" hinzu. Nicht fehlen durfte natürlich die Darbietung der "Schulklasse" mit Michael Abt, Andreas Breidenbach und Nicole Herbert. Danach warteten die Minis mit einem schmissigen Rock 'n' Roll-Tanz auf. Als "Hobbykoch" bewies Sänger Gerhard Abt auch Büttentalent, Rainer Schwerdtner kam mit dem Vortrag "Was hatten es früher die Ritter doch so schön . . . "
Viel Beifall erhielten noch die Neun vom Männerballett für ihre Auftritte als Kunstkraftsportler und als Ballettmädchen. Den Schlußpunkt setzten die Damen mit einem Schwarzlicht-Schautanz. Die Kapelle Otto Ziegenhain übernahm das närrische Kommando nach Noten. dixi
HEDDERNHEIM. Schnuckelige Mädchen der Prinzen- und Prinzeßgarde der "Heddemer Käwwern" setzten mit einem feschen Gardetanz, von Andrea Dresch und Alexandra Pontow einstudiert, ein Glanzlicht bei der traditionellen Fremdensitzung der Heddernheimer Kolpingfamilie in der vollbesetzten Turnhalle Habelstraße.
Ministerpräsident Hans-Joachim Fischer und seine Freunde vom "Vergnieschungsausschuß" griffen im Vorfeld tief in die "Narren-Schatzkiste". Das Ergebnis spiegelte sich in einem über fünfstündigen Programm wider, bei dem Fischer alle Fäden fest in der Hand hielt.
Sogar ein eigenes Prinzenpaar präsentierten die Kolpings: Prinzessin Natalie I. (Aumüller) aus Heddernheim und Prinz Thomas III. (Jonske), ein Sachsenhäuser. Nach der Proklamation der Tollitäten und dem von Stußminister Ewald Block angestimmten Lied: "Wir huldigen dem Prinzenpaar...", blieb Wolfgang Aumüller das Protokoll "Der grüne Punkt" vorbehalten, gespickt mit Problemen aus dem Stadtteil und lustigen Seitenhieben mit ernstem Hintergrund gegen die "Bolidick" des Ortsbeirats.
Gebührend wurden nach dem Tänzchen der "Engelcher" der "Heddemer Käwwern" und dem Büttenvortrag von Petra Amthor ("Gangsterbraut") der Herrscher über die "Freie Reichsstadt Klaa Paris", Statthalter Alfons I. und sein Prokurator Michael Robra, empfangen. In die Bütt ging nicht nur der neue Pastoralreferent Mathias Köhler sondern auch Hochwürden Pfarrer Arthur Gläßer von St. Sebastian ("Einer, der es mit der Tradition hält"). Als "Märchenfee und Mädchen" kamen Angelika Worgull und Christiane Roth, Ilse Dresch "referierte" über das Narrendasein.
Weiter ging es mit der "Lokusfraa" Thomas Ritz, der "Männerrechtlerin" Brigitte Amthor, mit "Lumpes und Dabbes" (Hans-Joachim Fischer/Alfons Dresch), mit dem tollen Pagoden-Tanz der "Käwwern" und der "Gruppe Chaos" ("Familie Schmitz in Nöten").
Gefallen haben noch die "Sauerkrautsingers" Ellen und Wolfgang Aumüller und Peter Meier, außerdem haben auch der Musikzug der Turnerschaft 1860 und die Kapelle "Vis-à-Vis". dixi
FRANKFURT-NORDWEST. Die Verkehrsberuhigung steht im Mittelpunkt der Sitzung des Ortsbeirats 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) am heutigen Donnerstag, 11. Februar. Die Stadtteilpolitiker tagen ab 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller- Platz, Nidaforum 2.
Die SPD-Fraktion fordert in einem Antrag, im Gebiet "In der Römerstadt"/"Im Weimel" die Tempo-30-Zone einzuführen. Die entsprechenden Pläne hatte das Planungsbüro Burgholzer und Trieb vor zwei Wochen vorgestellt (die Stadtteil- Rundschau berichtete).
Auch die CDU macht sich in einem Antrag für das Konzept stark - mit einem Zusatz: Die Bernadottestraße soll in Richtung "In der Römerstadt" für Lastkraftwagen gesperrt werden.
Die neue Verkehrsführung in der Tempo-30-Zone im "Oberfeld" soll der Magistrat wieder zurücknehmen. Das fordert die CDU in einem Antrag. Während der Januar-Sitzung hatten einige Bewohner der dortigen Dietrichstraße vehement gegen das hohe Verkehrsaufkommen in ihrer Straße protestiert. mo
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Die Münchner Kirch-Gruppe hat sich mit 25 Prozent am spanischen Privatsender Tele Cinco beteiligt. Kirch-Unternehmenssprecher Gottfried Zmeck bestätigte jetzt gegenüber epd, daß die Verträge dazu kürzlich unterzeichnet worden seien. Kirch übernimmt die Anteile von einer Fernsehgesellschaft des umstrittenen Finanziers Javier de la Rosa. Das neue Engagement sei für die Kirch-Gruppe vielversprechend, weil "der spanische Markt das größte Entwicklungspotential" habe, so Zmeck. Obwohl er technisch nicht über 100 Prozent Reichweite verfüge, sei Tele Cinco der "erfolgreichste Privatsender" in Spanien. Zmeck wollte zum Kaufpreis keine näheren Angaben machen.
Neben Kirch ist auch der Italiener Silvio Berlusconi zu 25 Prozent an Tele Cinco beteiligt. Die beiden Medienunternehmer kooperieren darüber hinaus bei zwei weiteren Fernsehsendern. In Italien ist Kirch mit 24 Prozent an dem von Berlusconi gegründeten Pay-TV Telepiu beteiligt. In Deutschland halten Berlusconi 33,5 Prozent und Kirch 24,5 Prozent am Deutschen Sportfernsehen (DSF). epd
Am Samstag, dem 16. Januar 1993, trafen sich die Mitglieder der Bundesarbeitsgemeinschaft "Energie" der Grünen im Landtagsgebäude von Hannover. Erster und wichtigster Tagesordnungspunkt des Treffens war das sogenannte Konsenspapier von RWE, VEBW und Schröder.
Nach langer und intensiver Diskussion beschloß dieses Fachgremium der Bundesgrünen folgendes:
Es wird eine Teilnahme der Bundespartei an den Gesprächen zum Konsenspapier in Absprache mit den Umwelt- und Anti-AKW-Initiativen empfohlen.
Die Gespräche sollen von seiten der Grünen offensiv um eine Thematisierung der ganzen Energieproblematik erweitert werden. Die Beschränkung auf Atompolitik ist zu begrenzt vor dem Hintergrund der Klimaproblematik.
Die Gesprächsteilnahme der Grünen ist mit einer breiten Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten. Dies ist wichtig, um den Initiativen vor Ort die Positionen der Grünen schnell darzulegen und um es nicht zu falschen Reaktionen kommen zu lassen.
Wenn allerdings Joschka Fischer in dem Text (FR vom 4. 2. 1993 "Chance oder Hinterhalt?") von einem "sehr langen Atem", von einer "ökologischen Verantwortungspolitik" und "pragmatische Festigkeit" schreibt, so kommt bei mir ein unangenehmer Beigeschmack auf. Die Greenpeace-Studie zum Ausstieg aus der Atomenergie hat 1992 nochmals festgestellt, daß ein Ausstieg aus der Atomwirtschaft in relativ kurzer Zeit machbar ist.
Zudem ist er ökologisch positiver als das Festhalten am Atom. Insofern können die Grünen durchaus optimistisch in die Diskussion gehen.
An einem Punkt irrt Joschka Fischer allerdings. Der sofortige Ausstieg aus der Amtomenergie ist seit der Gründung der Grünen Bestandteil der Programmatik dieser Partei und nicht erst seit 1986.
Werner Thiel, Greven
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Neu-Isenburg. Tanzcafé zum Grammophon, 15.11 Uhr, Hugenottenhalle.
Dreieich. Vorlese- und Malstunde: Schokolade im Regen, 15 Uhr, Stadtbücherei Dreieichenhain.
Büttelborn. Clownereien mit Fantastic Roger, 15 Uhr, Café Extra, Schulstraße. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Bram Stocker's Dracula (20.30 Uhr). - Viktoria: Eine Frage der Ehre (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Fantasia: Bodyguard (20.15 Uhr). - Neues UT-Kino: Keine Vorstellung.
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Bodyguard (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Bodyguard (20 Uhr). - Bambi: Sneakers - Die Lautlosen (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Reineke Fuchs (15 Uhr); Bram Stocker's Dracula (17, 20 Uhr). - Cinema: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30 Uhr); Stalingrad (20 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Der Tod steht ihr gut (19.30 Uhr); Simple Men (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Langen. Vortrag der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Erlebnis Natur, 19.30 Uhr, Stadthalle.
Rüsselsheim. VHS: Europäischer Binnenmarkt und seine Auswirkungen auf Frauen, 20 Uhr, Stadtbücherei.
Parteien / Parlamente Dreieich. Ortsbeirat Sprendlingen, 19 Uhr, Rathaus Sprendlingen.
SPD-Bürgergespräch: Verkehr und Umwelt, 20 Uhr, Feuerwehrhaus Dreieichenhain. Ortsbeirat Buchschlag, 20 Uhr, Bürgersaal Buchschlag.
Langen. SPD: Frauen fragen Frauen, 20 Uhr, Stadthalle.
Mörfelden-Walldorf. SPD-Ortsbesichtung, 17 Uhr, Waldenserhof Walldorf.
Kelsterbach. Sitzung des Planungs- und Bauausschusses, 18 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Dreieich. Freiwillige Feuerwehr Buchschlag: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Feuerwehrhaus Buchweg.
Mörfelden-Walldorf. Freunde der Waldenser: Jahreshauptversammlung, 19 Uhr, Ev. Gemeindezentrum Walldorf. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. AWO, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, Ludwigstraße 75-79: 10 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Telefon 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof: Wegen Umzugs bis Donnerstag, 18. Februar, geschlossen.
Langen. AWO, Wilhelm-Leuschner- Platz 5: Essen auf Rädern und Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.
Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.
Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10: 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 60 74.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.
Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete, 19.30 Uhr, im alten Schloß, Tel. 0 61 07 / 52 54.
Groß-Gerau. Verein Frauen helfen Frauen: 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Pro Familia, Lahnstr. 30: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29: 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 6 32 68.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13: 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 /5 18 84.
Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Offenbach. Kino-Center: Gloria: Bram Stocker's Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30 Uhr); Stalingrad (20.15 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Bodyguard (14.45, 17.30, 20 Uhr). - Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Zeitlos: Bodyguard (19.45 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Seligenstadt. Turmpalast: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Turmstudio: Bodyguard (20 Uhr).
Offenbach. Diavortrag: China entlang der Seidenstraße, 14.30 Uhr, Seniorenbildungstreff im Büsing-Palais.
Mühlheim. Puppen-Bastelkurs nach Waldorf-Art, 20 Uhr, Haus Frau-Mutter- Kind, Lessingstraße 25.
Offenbach. Grüne, Frauengruppe, 19.30 Uhr, Frauenzentrum, Kaiserstr. 34.
CDU, Süd-Dialog: Bürgernah, 20 Uhr, Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstr. 10.
Dietzenbach. CDU-Bürger-Gespräch mit Peter Walter, 20 Uhr, Wienerwald, Rathenaustraße.
Verschiedenes Offenbach. Bastelstunde für Kinder zum Thema Hexenbücher, 14.30 Uhr, Klingspor-Museum.
Heusenstamm. Bastelst. für Kinder: Wäscheklammerfl., 15.30, Stadtbücherei.
Rodgau. Eröffnung der VHS-Fotoausstellung: Masken im Karneval von Venedig, 19 Uhr, Rathausfoyer Jügesheim.
Offenbach. Frauenzentrum, Kaiserstr. 34: Beratungsstelle für Frauen, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Herrnstr. 16, 13-19 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Drogenberatung, Berliner Str. 118: 14 bis 19 Uhr, Tel. 81 84 02.
Pro Familia, Bahnhofstraße 35: 8 bis 12.30 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48: 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Seligenstadt. Mütterberatung, 14 Uhr, Don-Bosco-Schule.
Frauenhaus-Initiativen
Ostkreis Offenbach, Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg: Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
(Ohne Gewähr)
KREIS GROSS-GERAU. Wer keine Lust hat, mit den Eltern in Urlaub zu fahren, aber trotzdem in den großen Ferien nicht zu Hause rumhängen will, kann sich jetzt das Sommerprogramm der Kreisjugendpflege zu Gemüte führen.
Von Erlebnisfreizeiten für Jugendliche über eine Fahrt in den Partnerkreis im thüringischen Apolda bis hin zur klassischen Kinderfreizeit in Oberseemen reicht die Palette, die die Jugendpflege in diesem Jahr den Kids und Teens offeriert. Sie müssen im Kreis Groß-Gerau zu Hause sein oder hier eine Schule besuchen.
Anmeldungen werden vom heutigen Montag, 15. Februar, an entgegengenommen. Wichtig dafür ist: telefonische Anmeldungen und Platzreservierungen sind nicht drin; wer mit auf Reisen gehen will, muß das schriftlich kundtun. Entsprechende Formulare gibt es bei der Kreisjugendpflege im Landratsamt, Telefon 0 61 52 / 12 450.
Neu im Angebot ist die Kanufreizeit vom 24. Juli bis 6. August für 13- bis 16jährige Jugendliche, die zur Mecklenburgischen Seenplatte führt. Für 710 Mark Teilnahmegebühr wird zunächst ein paar Tage am Ufer des Mirowsees gecampt, anschließend brechen die Teens zu einer Kanutour zu verschiedenen Campingplätzen auf. Daß die Gruppe kocht und sich selbst verpflegt, ist Ehrensache.
Ebenfalls für Aktiv-Urlauber ist die Bergfreizeit in Tirol gedacht, die 650 Mark kostet. 18 Tage lang, vom 16. August bis zum 2. September, stehen in Tösens im oberen Inntal, wo die 14- bis 16jährigen Teens im Jugendgästehaus Bergheim untergebracht sind, kleinere Bergtouren, eine Gletscherwanderung und eine Gipfelstürmer-Aktion auf dem Programm.
Direkt neben dem Schwimmbad liegt das Jugendgästehaus "Promenadengarten" im thüringischen Apolda, das die Jugendpflege vom 26. Juli bis 4. August mit einer Gruppe 13- und 14jähriger mit Beschlag belegt. Was gemacht wird, sollen die Jugendlichen mit entscheiden. Geplant sind schon einmal Disco-Abende mit Teenagern aus Apolda und Ausflüge in die nähere Umgebung. Wer Interesse hat: Der Trip nach Thüringen kostet 290 Mark.
Fast schon ein Klassiker im Angebot der Jugendpflege des Kreises Groß-Gerau sind die Kinderfreizeiten in Oberseemen. Sieben- bis Neunjährige bleiben vom 24. Juli bis 7. August unter sich, vom 7. bis 21. August sind die Acht- bis Zehnjährigen dran. Vom 21. August bis zum 4. September haben Kids zwischen neun und zwölf Jahren eine Chance. Teilnahmegebühr: 240 Mark.
Alle Reisekosten schließen die Kosten für An- und Abreise, Unterkunft, Verpflegung und das Programm ein. Die Kinder brauchen nur noch Taschengeld.
Um die Betreuung kümmern sich ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auf diese Arbeit entsprechend vorbereitet werden. wal
Der Parteichef und designierte Fraktionsvorsitzende Oliver Quilling ist der Spitzenkandidat, mit dem die CDU versuchen will, das '89er Ergebnis von 35,7 Prozent und 16 Sitzen zumindest zu wiederholen. Die SPD, die vor vier Jahren auf 34,1 Prozent und 15 Sitze kam, schickt als Nummer eins die Stadtverordnete Ursula Grau ins Rennen.
Auch die Grünen setzen auf eine Frau: Maria Marx, Sprecherin der Landesvorstandes ihrer Partei, will die erreichte Marke von 11,4 Prozent und 5 Sitzen im Plenarsaal übertreffen.
Die FWG stellt sich mit dem politischen Routinier und Ex-Sozialdemokraten Karl Vey zur Wahl. Die Gemeinschaft hatte 1989 bei ihrem Debüt 11,2 Prozent eingeheimst und bekam dadurch ebenfalls fünf Sitze. Erster Stadtrat und Kämmerer Berthold Depper führt die Liste der FDP an, die ihr jüngstes Wahlergebnis von 7,6 Prozent (vier Sitze) am 7. März bestätigen möchte.
Politische Premiere feiert in Neu-Isenburg die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP): Einziger Kandidat ist der ehemalige Christdemokrat Ulrich Felder. leo
RODENBACH. Die junge Laienspielgruppe "Characters" aus Rodenbach präsentiert am Freitag, 26. Februar, und Samstag, 27. Februar, jeweils um 19.30 Uhr im Bürgertreff in Oberrodenbach die Komödie "Endspurt" von Peter Ustinov.
Das Stück handelt von einem 80jährigen Schriftsteller, der sich beim Schreiben seiner Memoiren selbst begegnet und dabei mit den "Ichs" der Vergangenheit in Auseinandersetzungen gerät. as
Auf die Frage nach der Zeitung, die man in Paris am liebsten liest, ist die Versuchung groß, drei Antworten zu geben: die International Herald Tribune, weil dieses US-amerikanische, in der französischen Hauptstadt gemachte und gleichzeitig an mehreren Orten rund um den Globus gedruckte Blatt eine hervorragend gemachte, aktuell und umfassend informierende Zeitung ist; der Canard enchaîné, die satirische Wochenzeitung, deren Enthüllungen die politische Klasse Frankreichs das Fürchten gelehrt haben; und natürlich Le Monde, das Weltblatt aus Paris, das man einfach gelesen haben muß, eine Institution sozusagen, für die immer noch gültig ist, was der Politologe Alfred Grosser vor Jahren von ihr sagte: Le Monde nimmt einen ganz speziellen Platz ein im politischen Leben Frankreichs, einen Platz, wie ihn sonst keine Zeitung in Frankreich, Großbritannien, den USA oder der Bundesrepublik hat. Diese Zeitung dient als Gesprächsforum des politischen Milieus mit sich selbst."
Sprechen wir also von Le Monde, der am Nachmittag erscheinenden Abendzeitung, ohne die niemand auskommt, der in Paris in Politik, Wirtschaft und Kultur mitreden will. Von seinem Erscheinungsbild her nimmt sich das kleinformatige Blatt neben der Konkurrenz am Kiosk eher betulich aus, um nicht zu sagen langweilig. Weder reißerische Überschriften noch attraktive Fotos auf dem Titelblatt springen dem potentiellen Leser ins Auge. Die Aufmachung verzichtet auf jede Effekthascherei, die Schlagzeilen auf alles Pfiffige. Einzige Illustration auf der ersten Seite ist die Karikatur, zumeist aus aus der Feder von Plantu, des begnadeten Karikaturisten im Dienste des Blattes. Diese freilich hat es oft in sich, wie die Abschiebung der iranischen Botschaftsangestellten nach Teheran, der des Terrorismus verdächtigt ist. Ein Untersuchungsrichter vernimmt ihn mit den Worten: "Erster Klasse, Fensterplatz, Raucher, Nichtraucher?"
Wie auf der Titelseite präsentiert sich Le Monde auch im Innenteil. Die Gestaltung tritt hinter dem Inhalt zurück. Fotos sind verpönt. Selbst ein Interview mit dem Staatspräsidenten wird nur mit einer Zeichnung illustriert. Nur bei den verschiedenen Beilagen, die im täglichen Wechsel erscheinen, läßt die Zeitung der Phantasie ihrer Grafiker etwas mehr Spielraum. Nein, leicht macht es die Zeitung ihren Lesern nicht, auf den ersten Blick Gefallen an ihr zu finden. Was aber ist dann das Besondere an ihr? Um das zu beschreiben, ist ein Rückblick auf das Jahr 1944 nötig, als Frankreich nach der Befreiung von den Nazis eine Art Stunde Null mit der Hoffnung auf eine neue Republik erlebte.
Auch in der Presse sollte damals ein Neuanfang gewagt werden - mit Zeitungen, die von den Mächten des Geldes unabhängig wären. So jedenfalls hatte es sich General de Gaulle vorgestellt, der seinem Informationsminister den Auftrag erteilte, an Stelle des durch die Collaboration diskreditierten früheren Le Temps ein neues Blatt aus der Taufe heben zu lassen. Die Neugründung kam am 18. Dezember desselben Jahres unter dem Titel Le Monde heraus, im selben Verlagsgebäude und der gleichen Aufmachung wie der eingestellte Temps. "Vorrangige Ambition ist es, dem Leser klare, wahrheitsgemäße und so gut wie möglich schnelle und vollständige Nachrichten zu vermitteln", schrieb der Gründer und langjährige Direktor (Chefredakteur und geschäftsführender Herausgeber) Hubert Beuve- Méry, ein Mann von asketischer Haltung, dem die Qualität der Information und die fein geschliffene Formulierung über alles ging. Für ihn war Le Monde ein "Abenteuer", mit dem sich ein Traum erfüllte, wie ihn Mitarbeiter von Zeitungen häufig haben, daß nämlich die Zeitung denen gehören möge, die sie machen.
Das Kapital von Le Monde liegt in den Händen von Gesellschaftern, zu denen neben den Erben des Gründers und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens die Redakteure und die übrigen Beschäftigten des Verlages gehören. Ohne deren Zustimmung kann niemand zum Direktor des Blattes bestimmt werden. Diese Eigentumskonstruktion, die Le Monde gegenüber wirtschaftlichen und politischen Pressionen immun macht, und der Professionalismus seiner Redakteure, der wiederum ohne die wirtschaftliche und politische Unabhängigkeit kaum denkbar wäre, sind der Schlüssel zum Erfolg des Blattes. In seiner Art steuert es einen Mittelweg zwischen dem prioritär an der Präsentation der "news" orientierten Stil angelsächsischer Zeitungen und einer parteilich ausgerichteten Meinungspresse.
Information und Meinung werden in Le Monde selten von einander getrennt. Nachricht, Beschreibung, Hintergrund, Analyse und Bewertung eines Ereignisses werden in einem zusammengefaßt, kritisch, engagiert und mit Distanz zu den Akteuren geschrieben. Das hat den legendären Ruf von Le Monde begründet. Das Blatt distanzierte sich vom Vietnam- und Algerienkrieg, protestierte gegen die von französischen Truppen begangenen Folterungen, verhielt sich reserviert gegenüber de Gaulle, für dessen Rücktritt sich Beuve-Méry einsetzte, um ihm dann bei seinem Tode zu bescheinigen: "Das Aktive übetrifft klar das Passive."
Doch weder die Besonderheit der Eigentumsverhältnisse noch der Qualitätsanspruch, den die Redaktion an sich selbst stellt, haben das Blatt in seiner fast fünfzigjährigen Geschichte vor Krisen bewahrt, und auch der angesehene Gründer war nicht immer unangefochten. 1956 kam es sogar zu einer Gegengründung aus der Redaktion heraus. Doch die Zeitung überstand dies wie sie auch die Maiunruhen von 1968 überstand, als mit täglich 800 000 Exemplaren soviele Zeitungen wie nie vorher - und nie wieder nachher - verkauft wurden, zugleich aber auch das Gespenst extremistischer Besetzung herumschwirrte.
Seine gefährlichste Krise erlebte das Blatt vor zehn Jahren. Wie bei anderen Pariser Zeitungen gingen auch bei Le Monde Auflage und Anzeigengeschäft zurück. Aus ihrer Sympathie für die Linksregierung machte die Zeitung kein Hehl, was zusätzlich Leser verärgerte. Obendrein lieferte sich die Redaktion auch noch einen langwierigen Streit um die Führung des Blattes. Um der Defizite Herr zu werden, mußten Stellen gestrichen und Gehälter gekürzt werden. Das Haus an der Rue des Italiens wurde verkauft, die Redaktion zog ins Montparnasse-Viertel um. Gedruckt wird seit einiger Zeit auf einer neuen modernen Rotation in Ivry. Zur Rettung der Zeitung wurde auch an die Leser appelliert, Aktien zu zeichen. Seither ist die Gesellschaft der Leser mit 12,28 Prozent am "Monde-Kapital" beteiligt.
Das verschaffte der Zeitung eine neue Prosperität, die jedoch nur von kurzer Dauer war. Die hohen Kosten der Investition in die mangels weiterer Kunden unausgelastete Druckerei und die flaue Konjunktur belasten die Konten. Für 1991 wies die Zeitung im vergangenen Dezember ein Minus von 28,8 Millonen Franc aus, womit sich das Ergebnis gegenüber 1990 (39,1 Millionen Franc) nur leicht verbessert hat. Die Schulden belaufen sich auf über 300 Millionen Franc.
Auf die chronisch prekäre Finanzlage ist freilich eine Neuerung zurückzuführen, die Anfang 1991 Schlagzeilen machte. Damals ging das monatelange Tauziehen um die Berufung eines neuen Direktors mit der Wahl von Jacques Lesourne zu Ende, eines angesehenen Wirtschaftswissenschaftlers, der bis dahin noch nie im Journalismus tätig war. Der Kandidat der Redaktion war ohne Mehrheit geblieben. Eine bemerkenswerte Verlagerung der Gewichte im Eigentümer-Gremium, in dem die Journalisten mit ihrer Sperrminorität einen ihnen ungenehmen Direktor zwar verhindern, den von ihnen nominierten Kandidaten aber nicht mehr durchsetzen können. Nicht wenige Kenner der Zeitung meinen, daß dies nicht die schlechteste Lösung sei, um die Institution Le Monde vor neuen finanziellen Abenteuern zu bewahren.
HANS-HAGEN BREMER (Paris)
GALLUS. Statt "Helau!" dröhnte durch das gut besuchte Bürgerhaus Gallus der Schlachtruf "Hulla Rumba!". Es ist der spezielle Gruß und die Huldigung an Jokus durch die "Kameruner", einer der leistungsstärksten Karnevalvereine in der Mainmetropole. "Frankfort hat was wunderbares, Kamerun heißt die Schau des Jahres!", ließe sich das Motto der Kampagne '93 umwandeln. "Ich hab' mer saache lasse, e paar Leut' hätt's bei uns im letzte Jahr gefalle", begann Ministerpräsident Jochen Freibert seine Begrüßung und eröfnete den mehrstündigen "Kameruner" Bühnen- und Büttenspaß.
Zur Einstimmung musizierte der Musikzug "Main-Brass-Offenbach" unter Leitung von Wolfgang Fischer. Josef Häfner fesselte das Publikum mit einem großartigen Protokoll. Beim Stelldichein der "Traumschiff-Kreuzfahrerin" Hannelore Lippert kullerten die ersten "Lachtränen". Vergnüglich ging es auch mit den "Witzbolden" Lutz Murmann und Klaus Müller weiter, die als "Schweizer Kammermusiker" angesagt waren, "awwer alles annere, nur kaa Musik gemacht hawwe".
Dem "aktiven Fastnachter" Klaus Groß gelang der größte "Zwerchfelldurchbruch", Petra Bienmüller als "Kellnerin" trainierte gleichfalls die Lachmuskeln des Publikums. Hübsch die Tänze zur Auflockerung des Programms: Show- und Gardetanz der Kinder und der Großen, außerdem ein Auftritt der "Schlippcher"- Sänger und ein Streitgesang zwischen "Galluslerchen" und den Männern, inszeniert von Helmut Heimer.
Das Frankfurter Prinzenpaar sowie "de Owwerberschermeister" Andreas von Schoeler waren auch gekommen. Gekonnt Regie führten Werner Borst und Albert Koch, für Ton und Licht sorgten Peter Bauernfeind und Thomas Grün. Lob verdiente auch die Choreographin Nicole Stiefvater, die Zeremonienmeisterinnen Inge Scheuern und Lilo Stiefvater sowie die Bühnengestalter Carlo Bienmüller und Thomas Grün.
Ein ausgezeichnetes närrisches Programm präsentierten die "Kameruner" auch beim Kreppelkaffee für ältere Bürger. Der Dank des Geschäftsführers der Alten- und Behindertenhilfe Alfred Viola und der Stadträtin Lilli Pölt war den "Kamerunern" sicher dixi
Auf dem CD-Cover dankt sie ihrem Manager, denn der habe ihr klargemacht, daß "Legende" nicht unbedingt "Fossil" bedeuten müsse. Mit seinen Streicheleinheiten hat er Joan Baez nicht nur gebauchpinselt, sondern auch mächtig angespornt. Mit ihrer neuen CD "Play Me Backwards" (Virgin) gelingt der in Vergessenheit geratenen Folk-Diva ein bravouröses Comeback - so starke, energische Songs hat man lange nicht mehr von ihr gehört; auch nicht von jüngeren Kolleginnen wie Tracy Chapman oder Michelle Shocked, die in den späten 80ern ihren Platz eingenommen hatten.
Die 52jährige New Yorkerin betört mit sinnlichen Folk-Blues-Balladen, ist aber auch in rockigen Nummern wie "Stones In The Road" gut bei Stimme. Der Höhepunkt ihrer vitalen Song-Sammlung aber ist ihre überaus gelungene Adaption von John Hiatts "Through Your Hands" - ein kraftvoller Country-Rock-Song, der das Original sogar noch übertrifft (was schwer genug ist).
Joan Baez hat sich verändert, entspricht einmal nicht ihrem übergroßen Image von der engagierten Folk-Frau, die mit ihrem klaren Tremolo gegen das Übel in der Welt ankämpft. Sie singt von Jugenderinnerungen, von vergänglicher Liebe und der für ihren Vater und ihren Sohn. Es sind Geschichten, die man schon öfters gehört hat, aber selten sind sie so bewegend erzählt worden. Joan Baez geht auf eine "Sentimental Journey", und die führt sie nach einer langen Durststrecke zurück ins Rampenlicht.
"Play Me Backwards" ist ein Album, von dem man sich wünscht, daß sie es live an einem Stück spielt. Für das unvermeidliche "We Shall Overcome" bliebe dann immer noch die Zugabe, und das wäre ja auch nicht weiter schlimm.
Am Montag, 22. Februar, tritt Joan Baez in der Frankfurter Jahrhunderthalle Hoechst auf. MARTIN SCHOLZ
Namen + Notizen
GÜNTER UWELIUS, einer der besten Sänger und Solisten im Chor der "Sachsenhäuser Bergspatzen", ist tot. Er verstarb für alle seine Freunde unfaßbar nach kurzer Krankheit im 51. Lebensjahr. 18 Jahre lang war seine Solostimme eine der tragenden Säulen im Chor bei allen Auftritten der "Bergspatzen". Nicht selten nahm der "Sonnyboy", wie sie ihn nannten, berufliche Nachteile in Kauf, um dabeizusein, wenn seine brillante Stimme gefragt war. Aber er sang nicht nur, sondern stellte sich sechs Jahre lang auch für das Amt des Zweiten Vorsitzenden zur Verfügung. "Er hinterläßt bei uns eine Lücke, die so schnell nicht zu schließen ist", sagt der langjährige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende Heinz Constantin. dixi
Aktuelle "Kreiszahlen" für Hessen Aktuelle Daten für alle hessischen Landkreise, die kreisfreien Städte und größtenteils auch für die kreisangehörigen Städte mit 50 000 oder mehr Einwohnern sowie für den Umlandverband Frankfurt enthält das soeben neu erschienene Heft II/1992 der "Hessischen Kreiszahlen". Es umfaßt 70 Seiten und ist zum Preis von 4,50 Mark (zugüglich Versandkosten) beim Hessischen Statistischen Landesamt (Vertiebsstelle), Postfach 3205, 6200 Wiesbaden, zu beziehen.
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteileund Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Hattersheim. Benefizkonzert "Chris Savage & friends - Los Companeros", Posthofkeller, Sarceller Straße, 21 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bram Stoker's Dracula (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Keine Vorstellung.
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bram Stoker's Dracula (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr);
Kino 3: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Stalingrad (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Dracula (20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Das doppelte Lottchen (15 Uhr); Dracula (20.15 Uhr, 22.45 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hochheim. Foyer des Rathauses, Burgeffstraße 30: Künstlerisches und handwerkliches Gestalten, Arbeiten von Kursteilnehmern des VBW, Öffnungszeiten des Rathauses (bis 26. 2.).
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde aus der Ukraine von Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, 8 bis 12 Uhr (bis 28. 2.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Vorsicht Kunst", 11 bis 13, 15 - 19 Uhr (bis 28. 2.). Parteien / Parlamente Hochheim. SPD: "Talk gegen Rechts" mit Heinz-Rudolf Kunze, Franz Steinkühler, Stefan Aust und Dagmar Hase, Hochheimer Hof, 19 Uhr.
Kelkheim. FDP: "Die Aufgaben der Kommunen im wiedervereinigten Deutschland", Ref. Dr. Wolfgang Gerhardt, Feuerwehrhaus, Pestalozzistraße, 20 Uhr.
Schwalbach. SPD: Veranstaltung zur Finanzpolitik, Bürgerhaus, Gruppenräume 7 / 8, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57. Vereine / Organisationen Kelkheim. Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30. Senioren Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Kräppel- Nachmittag, Theaterfoyer, 15.30 Uhr.
Flörsheim. Liederkreis "Frohsinn": Treffen im Gemeindezentrum St. Gallus, 15.30 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Café, 14.30 Uhr.
Arbeiterwohlfahrt: Seniorennachmittag, Haus der Vereine, Okriftel, 14.11 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Gymnastik, Turnhalle, Zeilsheimer Straße 2, 9 Uhr; Faustball, Ländcheshalle Wallau, 9 Uhr; Englisch- Stammtisch I, 10 Uhr; Schachtreff, 14 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 18 bis 21.30 Uhr.
Hochheim. Jugendzentrum, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr. Fastnacht Flörsheim. SV 09: Fastnachtsfeier, Stadthalle, 19 Uhr.
MGV Harmonie: Hexenball, Goldbornhalle, 20.11 Uhr.
Flörsheimer Keller: Närrisches Treiben, 19.11 Uhr. Sonstiges Hattersheim. Wochenmarkt, Marktplatz, 14 bis 18 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Clowns und Pantomimen aus Kiew "Mimikritschi", 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm, Das Schulgespenst (15 Uhr); Gewalt und Leidenschaft (18 Uhr); Wiedersehen in Howards End (20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen Höchst. AOK, Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 13 Uhr (bis 26. 2.).
MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 14 Uhr (bis 26. 3.). Parteien / Parlamente Nied. CDU Stadtbezirksverband: Bürgersprechstunde mit Georg Endres, Stadtteilbüro, Alt Nied 28, 17.30 bis 18.30 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 13 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft, c/o Christophorusgemeinde, Hospitalstraße 42: 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Pro Familia: Sexualberatung/Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle: Offener Treff, Bolongarostr. 154, 14 bis 17 Uhr, Tel. 3 032 14.
Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 ; für Spanier, 9 bis 12 Uhr, Kasinostraße 16.
Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße.
Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Aquarellmalerei, 10 Uhr; Singkreis, 14.15 Uhr; Redaktionsgruppe, 14.30 Uhr; Stammtisch "Da Vincenco", 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.
Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: Hunsrückstraße 11, 18 bis 23 Uhr.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde: Jugendgruppe für 14- bis 16jährige, Gemeindehaus Rombergstr. 63, 20 Uhr. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: "Otello", 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: "Was Ihr wollt", 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9, Frauen-Kabarett-Festival '93: "Kunscht der Liebe", Theater "Wilde Mischung", 20.30 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: 25 Jahre Velvets - Schwarzes Theater, "Hoffmanns Erzählungen, 20 Uhr.
Kurhaus: Konzert mit Nana Mouskouri, 20 Uhr.
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Huma Noise Special", 20.30 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20, 23 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30, 22.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30, 23.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.15, 15.30, 17.45 Uhr); Stalingrad (20, 23 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Eine Frage der Ehre (14, 17, 20, 23.15 Uhr).
Alpha: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30, 23.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (14, 17, 20, 22.30 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche, Original mit Untertiteln (18.30 Uhr); The Big blue, Originalfassung (15, 20.30 Uhr).
KiKi-Kinderkino: Asterix der Gallier (13.30 Uhr). Ausstellungen Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. 3.).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Taubergießen - Metamorphosen einer Landschaft", Malerei von Günther Brockhoff, 15 bis 18 Uhr (bis 21. 2.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Das Aukamm-Naturerlebnistal stellt sich vor", 10 bis 18 Uhr (bis 26. 2.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Henry van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, 10 bis 19 Uhr (bis 21. 2.).
Galerie Ressel, Schöne Aussicht 24: Arbeiten auf Papier, Keramik von A. R. Penck, 14 bis 18 Uhr (letzter Tag).
Galerie Haasner, Saalgasse 38, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr (bis 27. 2.).
Wiesbaden Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung: 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Pro familia: Langgasse 3, offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 12.30 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 15 Uhr, persönliche Beratung nach Absprache, Tel. 52 40 18.
Landesversicherungsanstalt Hessen: Scharnhorststraße 24, Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Senioren Seniorentag mit Messeständen, Talk- Runden, Kulturprogramm und Oberbürgermeister Exner, Brunnenkolonnade, Kurhaus, 11 bis 15 Uhr. Fastnacht Gastspiel George Montagner "Brasilshow der Superlative", Tanzpalast Park Café, Wilhelmstraße 36, 21 Uhr.
Radsportclub "Mars-Rotweiss" 1902 Frankfurt: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am Samstag, 13. Februar, 15 Uhr, im Vereinshaus des Frankfurter Ruderclubs 1884, Mainwasenweg (Ruderdorf). Auskunft über alle Vereinsangebote geben Alfred Seibert und Olaf Heilscher (Tel. 6 66 19 62). fd/06
BESTE REISEZEIT: Ideal sind September/Oktober und Januar bis März.
EINREISE: Für die Einreise ist ein Visum erforderlich sowie ein Paß ohne Israelstempel.
ANREISE: Swiss Air fliegt drei mal wöchentlich nach Nairobi und zwei Mal nach Dar-es-Salaam. Zwischen Nairobi und Arusha bestehen tägliche Busverbindungen. Oder man fährt mit einem Peugeot-Schnelltaxi bis zur Grenze, überquert sie zu Fuß und nimmt einen der häufigen Kleinbusse nach Arusha. Preisbeispiele Swiss Air: günstigster Tarif bis Ende November, Frankfurt a. M.- Nairobi- Frankfurt a. M. 1890 Mark, im Dezember 2190 Mark. Nairobi wird außerdem von Lufthansa und KLM angeflogen.
UNTERKUNFT: Die Lodges entlang des Ngorongoro-Kraters und in der Serengeti sind gepflegt bis sehr vornehm, wie die gerade erst fertiggebaute Sopa Lodge in der Nordserengeti. Am schönsten und originärsten, weil ältesten, ist vielleicht die Old Crater Lodge am Ngorongoro Krater. In manchen der anderen Lodges hat sich leider der Muff sozialistischer (Fehl)-Planwirtschaft abgelagert. Teuer sind sie alle. Preisbeispiele: Sopa Lodge: Halbpension, Doppelzimmer 160 U$, 108 U$ Einzelzimmer. Zu den Übernachtungskosten in den Nationalparks muß immer die Parkgebühr hinzugerechnet werden. Sie beträgt 15 U$ pro Person und Tag. Und 140 U$ pro Fahrzeug und Tag. Neben den Lodges gibt es außerdem Camp Sites für Trekking-Reisende mit Zelten und Wohnmobilen. Übernachtung 10 U$ pro Person.
ESSEN UND TRINKEN: Auf der beschriebenen Safari wurden Päckchennahrung und Dauerlebensmittel aus Deutschland mitgeführt. Grundsätzlich aber sind die tansanischen Marktflecken recht reich an (Schäl-)Obst und frischem Gemüse. Die Küche in den Lodges ist gut bis hervorragend.
VERANSTALTER: Pauschalreisen bieten in Deutschland u. a. an: Reiseservice Afrika, Bauseweinallee 4, 8000 München 60, Tel. 0 89 / 8 11 90 15. Preise: je nach Dauer z. B. 1180 Mark ab Mombasa oder 6650 Mark ab Deutschland. Globetrotter München, Deisenhofener Str. 108, 8000 München 90, Tel. 0 89 / 6 91 67 67. Preis: 5690 Mark für 17 Tage. African Safari- Club, Prälat-Zistl-Str. 12 (Viktualienmarkt), 8000 München 2, Tel. 0 89 / 26 40 78. Preis: z. B. Kenya/Tansania 2635 Mark für 14 Tage.
GESUNDHEIT: Malariaprophylaxe und Gelbfieberimpfung sind vorgeschrieben und ratsam. Eine Reiseapotheke mit mindestens Mitteln gegen Darmerkrankungen und Insektenstiche darf nicht fehlen. Unbedingt darauf achten: keine ungekochten Lebensmittel, und Wasser nur gefiltert und sterilisiert zu sich nehmen.
GELD: Währung ist der Tansania-Shilling. (1 U$ = 320 Tansania-Shilling). Der Kurs bleibt nie lange stabil. Vor allem für Reisen ins Hinterland ist die Mitnahme von Bargeld (U$) empfehlenswert. Tansania ist für Reisende aus der Ersten Welt extrem billig.
AUSRÜSTUNG: Unbedingt ein guter Daunenschlafsack, wasserdichte Überhosen sowie knöchelhohe, feste Wanderschuhe. Kleidung: aus Baumwolle, am besten nach dem Zwiebelprinzip. Wasserflasche: mindestens 1,5 Liter.
LITERATUR: APA Guide "Ostafrika, Erlebnis Natur"; Du Mont "Richtig reisen - Ostafrika"; T. Coraghessan Boyle: "Wassermusik", Roman über die Entdekkungsreisen des Schotten Mungo Park nach Afrika. Rororo-Taschenbuch 12580.
AUSKUNFT: Tansania Tourist Board, Kaiserstraße 52, 6000 Frankfurt a. M., Tel. 0 69 / 21 23 88 49. jur
Oberräder . . .
Fortsetzung von Seite 1 Solch eine 700 Meter lange Röhre will freilich gut geplant sein, und so mahlten die sprichwörtlichen Mühlen der Behörden ab 1989 langsam und gründlich. Die Quecksilber-Funde im Frühjahr 1991 machten neue Planungen und Gespräche der Fachabteilungen erforderlich, ehe die Stadt im August 1992 bei der HIM den Entsorgungsantrag stellte. In Kürze, so schätzte Horst Kirchmaier, werden die Müll-Experten in Biebesheim wissen, wo sie den Teller-Boden entsorgen - und kann mit dem Bau der Kanalisation begonnen werden.
Zwischen 600 000 und 800 000 Mark soll der Bau der Kanalisation kosten, je nachdem, wieviel Erdreich zu entsorgen ist, wobei die 20 Anlieger der Tellersiedlung im Rahmen der üblichen einmaligen Kanalisationsgebühr zu etwa fünf Prozent an den Kosten beteiligt werden. Für jede der zwanzig Parteien sind das etwa drei- bis viertausend Mark, schätzte Horst Kirchmaier. ran
Zu unserem Bericht "Nach 20 Jahren: Die Quellen sind geschützt" in der Stadtteil- Rundschau Ost vom 4. Februar schrieb uns Helmut Sensburg, Mitglied des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), Ortsverband Frankfurt-Ost, folgenden Leserbrief:
Mit einigem Befremden habe ich den Artikel über die Unterschutzstellung der Quellen am Berger Hang gelesen. Natürlich steht es außer Frage, daß dies ein wichtiger Schritt ist. Aber zuviel Euphorie ist dem Natur- und Umweltschutz nicht dienlich.
Ich bin Mitglied im BUND-Ortsverband Frankfurt-Ost und arbeite dort auch in einer Arbeitsgruppe mit, die sich speziell mit den Quellen am Berger Hang beschäftigt. Von daher bin ich mit den Problemen einigermaßen vertraut und kann die Überschrift "Am Berger Hang hat der Naturschutz Vorrang" nur als äußerst zynisch einstufen. Jahrelang sind die Quellen durch Schadstoffeintrag (Pestizide/ Düngemittel) beeinträchtigt worden. Sie dienten als Müllabladeplatz und die Landwirte benutzten sie als Wasserzapfstelle. Ob die Unterschutzstellung der Quellen an diesem desolaten Zustand etwas ändert, wird die Zukunft zeigen.
Zu begrüßen ist es, daß sich das Umweltamt um die Pflege der Quellen kümmern will. Hoffentlich gelingt es der Umweltbehörde auch, alle am Berger Hang und dem Naturschutz Interessierte bei den konkreten Maßnahmen einzubeziehen. Vielleicht bleiben die Vertreter des Ortsbeirates 16 nicht nur bei "Unisono- Erklärungen" stehen, sondern lassen sich am Berger Hang zu konkreten Taten hinreißen. Denn letztlich geht es doch darum, den Berger Rücken mit Hecken, Feldgehölzen und Feldrainen ökologisch wiederzubeleben. Der Quellenschutz ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Mosaikstein, aber nur einer unter vielen.
SOSSENHEIM. Die Adresse ist nicht die beste. Triste Beton-Bauten säumen die Toni-Sender-Straße. Hochhäuser, vordenen kaum Grün gedeiht. Parkplätze, Müllcontainer, Fahrradständer. Kinder, die hier groß werden, erleben die Welt vor allem in Grautönen. Etwas Farbe und Wärme soll jetzt die neue Spiel- und Lernstube der Arbeiterwohlfahrt (AW) in die Robert-Dißmann-Siedlung bringen.
Fünfzehn Kinder können im Parterre der Toni-Sender-Straße 14 betreut werden, erklärte AW-Geschäftsführerin Esther Weitzel-Polzer bei der Vorstellung des neuen Domizils.
Wer in den hellen Räumen toben, spielen und basteln darf, entscheidet die Arbeiterwohlfahrt gemeinsam mit der Höchster Sozialstation. Esther Weitzel- Polzer: "Wir wollen in erster Linie Kinder betreuen, die aus sozial schwierigen Verhältnissen kommen und verhaltensauffällig sind."
Ein für Kitas geradezu idealer Personalschlüssel garantiert, daß mit den Drei- bis Sechsjährigen auch therapeutisch gearbeitet werden kann. Drei Pädagoginnen und Pädagogen hat die Stadt eingestellt.
Zunächst auf der Basis von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Laufen die Verträge aus, bekommen die Erzieher reguläre Arbeitsverträge. "Die Finanzierung ist sichergestellt", sagte Sozialdezernent Martin Berg (SPD). Zur Zeit stecke die Stadt 180 000 Mark an Personalkosten in das Projekt, rund 30 000 Mark seien für die Umgestaltung der Räume investiert worden.
"Es freut mich, daß wir es trotz schwieriger finanzieller Zeiten geschafft haben, eine Spiel- und Lernstube in dieser Ecke Sossenheims zu eröffnen, die erhebliche Problemstellungen hat", sagt Berg. Nach Angaben von AW-Geschäftsführerin Esther Weitzel-Polzer habe fast die Hälfte der Bewohner der Dißmann-Siedlung keinen deutschen Paß.
Bei Kindern und Jugendlichen sei die 50-Prozent-Grenze bereits überschritten. Besonders hoch sei auch der Anteil kinderreicher Familien, alleinerziehender Frauen, Arbeitsloser und Sozialhilfeempfänger.
"Viele Kinder und Jugendliche haben außerdem keinen Schulabschluß und stehen ohne Ausbildungsplatz da." All dies allein rechtfertige noch keine solche Einrichtung, entscheidend sei die besondere Häufung von Problemen im Osten Sossenheims.
Die Lern- und Spielstube solle dazu beitragen, diese Benachteiligungen auszugleichen, erklärte Esther Weitzel-Polzer. Die Einrichtung könne Kindern eine zusätzliche Chance bieten, "daß ihr Leben nicht in vorgezeichneten Bahnen verläuft", meint Sozialdezernent Martin Berg.
Betreut werden die Kinder in der Toni- Sender-Straße 14 montags von 8 bis 15 Uhr, freitags ist schon um 13 Uhr Schluß. Auf etwa 80 Quadratmetern finden sie genügend Raum, sich in Klein-Gruppen zurückzuziehen oder auch auszutoben. Im Hof gibt es eine kleine Freifläche, die von der Spiel- und Lernstube mitgenutzt werden kann.
In ihre Arbeit wollen die Sozialpädagogen auch die Eltern einbeziehen. Das Team soll Hausbesuche machen und mit Müttern und Vätern über Probleme der Erziehung sprechen. Ziel sei es, "Eltern und Kinder zu stützen", damit die Sprößlinge eines Tages wieder in die "Regeleinrichtungen" integriert werden können, erklärte Weitzel-Polzer.
Erfahrungen mit dieser Arbeit hat die Arbeiterwohlfahrt bereits seit 20 Jahren mit zwei Spiel- und Lernstuben in Preungesheimer und Eschersheimer Brennpunkten. "Die haben wir damals mit dem Vorsatz gegründet, sie recht bald überflüssig zu machen", sagte Esther Weitzel- Polzer. "Doch daraus ist bis heute nichts geworden."
Zur Eröffnung der Spielstube waren gestern neben den Stadtverordneten Günther Weißenseel (CDU), Axel Weidner (SPD) und Jugendamtsleiter Matthias Mann auch Stadträtin Ilse Vaupel (SPD) gekommen. "Sie haben in langer und zäher Vorarbeit für diese Lern- und Spielstube gekämpft", bedankte sich AW-Geschäftsführerin Weitzel-Polzer bei der Sossenheimer Kommunalpolitikerin.
Ilse Vaupel, seit zehn Jahren Leiterin des Bewohnerforums der Siedlung, sorgte mit dafür, daß die AW in das ehemalige Domizil des Bewohnerforums in der Toni-Sender-Straße einziehen konnte. Günstige Konditionen gewährte Siedlungs- Besitzer von Künsberg. Der Geschäftsmann, der die Häuser 1991 von der Volksfürsorge übernahm, habe ein großes Interesse daran, die Wohn- und Lebensbedingungen in der Siedlung zu verbessern und die sozial bedrückende Lage zu entflechten, lobte die AW-Geschäftsführerin.
Die AW habe mit dem Eigentümer zunächst einen Mietvertrag auf fünf Jahre abgeschlossen.Nachdem sich Pädagogen, Kinder und Eltern bereits seit Tagen miteinander vertraut gemacht haben, kann es jetzt in den renovierten Räumen richtig los gehen. Bei der Eröffnung wuselte zwischen den Erwachsenen als Gast nur die zweijährige Miriam, Tochter der Kinderbeauftragten Christine Schwab, umher und testete schon einmal die Spielsachen. tos
BÜCHER VON HEUTE
GRIESHEIM. Die Grünen im Ortsbezirk 6 (Goldstein, Schwanheim, Griesheim und westliche Stadtteile) haben ihre Kandidatenliste für den Ortsbeirat umgestellt. Spitzenkandidat für die Kommunalwahl und gleichzeitig Fraktionsvorsitzender bleibt Thomas Schlimme, der auch bisher zusammen mit seinem Parteikollegen Thomas Rahner im Ortsbeirat für die Grünen tätig war.
Thomas Rahner hat sich aus beruflichen Gründen vom zweiten auf den vierten Platz der Liste zurückstellen lassen und will seine Arbeit nach der Wahl auf die Stadtteilgruppe beschränken. An seine Stelle tritt die bisherige Kinderbeauftragte des Gremiums, Christine Schwab. Auf dem dritten Rang hofft Wolfgang Weber von der Grünen-Stadtteilgruppe Schwanheim auf einen Sitz im Ortsbeirat.
"Um noch ein drittes Mitglied in den Beirat zu bekommen, müßten wir schon deutlich mehr als acht Prozent erreichen", schätzt Thomas Schlimme. Der Fraktionsvorsitzende hält ein solches Ergebnis jedoch "mit ein bißchen Glück" nicht für ausgeschlossen. hen
Rheinland-Pfalz Kämpferische Bauern, verärgerte Landwirte, zürnende Winzer können in Hessen und Rheinland-Pfalz mit der vollen Milde des Gesetzes rechnen, wenn sie ihren Aktionen gewaltsam Nachdruck verleihen. In den Landeshauptstädten Mainz und Wiesbaden randalierten Ende vergangenen Jahres - einmal ging es um die abgesackten Weinpreise, das andere Mal um einbehaltene Mehrwertsteuer - "Bauernkämpfer" vor dem Landwirtschaftministerium und der Staatskanzlei. Dabei brannten Strohballen, wurden Regierungsgebäude mit Leuchtraketen beschossen, Türen eingedrückt, Rückstände aus der Weinproduktion ins Ministerium gekippt. Hessens Umweltminister Joschka Fischer (Die Grünen) fühlte sich nach den gewaltsamen Aktion schon an "Bauernkriege" erinnert. Rheinland-Pfalz gab dem Druck der Straße nach und versprach schnell eine winzerbesänftigende millionenschwere Destillationsbeihilfe, um Übermengen Wein als Alkohol vom Markt zu nehmen.
Juristisch geschah nichts. Anzeige haben die bestürmte und leuchtspur-beschossene Staatskanzlei in Wiesbaden und das Landwirtschaftsministerium in Mainz nicht erstattet. Trotz Bauern, die mit einem im Demonstrationszug mitgeführten Rammbock die Tür des Ministeriums unter den Augen der Polizei knackten, ermittelt die Staatsanwaltschaft in Mainz nicht von Amts wegen. Dafür sei kein Grund vorhanden, heißt die lapidare Auskunft, auf die sich allerdings andere Demonstranten weder in Mainz noch in Wiesbaden verlassen können. Vergeblich versucht das Mainzer Landwirtschaftsministerium seither wenigstens die Folgekosten des Bauernsturms vom veranstaltenden Winzer und Bauernverband Rheinland-Pfalz Süd einzutreiben. Die Renovierung des Mainzer Ministeriums-Eingangs und die Säuberung der Fassade nach den strafrechtlich nicht relevanten Attacken haben schließlich 10 000 Mark gekostet. gra Berlin Selbst schuld, wer den kleinen drahtigen Mann unterschätzt hat, als er in den 70er Jahren anfing, Gingkobäume unter die Leute zu bringen, überall dort, wo der qirlige Aktionskünstler auf Scheinwerfer und Blitzlicht hoffen durfte. Doch Ben Wargin war zäh, der Baum geriet ihm zum allumfassenden Symbol, Aktion für Aktion ein bischen mehr. Als er im März 1990 neben dem Reichstag vier Gingkos pflanzte und dies "Parlament der Bäume" nannte, meinten manche in Berlin: Mein Gott, Ben schon wieder! Aber dann hat er sie alle rumgekriegt. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth wurde ebenso "Baumpatin" wie Berlins Parlamentspräsidentin Hanna Renate Laurien oder Umweltminister Klaus Töpfer. Er duzt sie alle. Seit die Grenzen gefallen sind, ist er erst richtig in seinem Element: Auf den Seelower Höhen nahe der Oder etwa, auf denen die 1. Belorussische Front 1945 beim entscheidenden Vorstoß auf Berlin über 30 000 Soldaten verlor, begründete er mit prominenter Unterstützung ein kleines Wäldchen. Baum bedeutet schließlich alles, auch Frieden. Nun ist er im Lausitzer Braunkohlenrevier angelangt. Gegen die Zerstörung der Landschaft will er dort, wo ganze Dörfer für den Tagebau plattgemacht wurden, ein "Wassermuseum" ("Ohne Wasser keine Bäume") und einen "Erdgeschichtlichen Kalender" aus Steinen, Mineralien, Farnen und Gingkos installieren. Ein Projekt, das alle seine bisherigen Grenzen sprengt. Denn diesmal sollen es nicht ein paar Dutzend Bäume sein, sondern gleich eine Million. Gewiß, er hat keine müde Mark dafür in der Tasche, aber wahrscheinlich wird er auch das wieder hinkriegen, und es wird wirken. Das wird ein Problem, wenn er so weitermacht: Entdeckt man eine Schonung im Brandenburgischen, war's dann das Forstamt - oder warst Du hier, Ben?
ojw Sachsen-Anhalt Es gibt typische Hand- und Fußbewegungen (nein, nein, wir sind hier jetzt nicht bei "Was bin ich?"), die sind per se politisch. Der Spatenstich gehört eigentlich nicht dazu - nur dann, wenn es sich um den ersten seiner Art handelt. Meist läuft das ja so: Eine lokale, manchmal regionale Politgröße kommt mit feierlicher Miene aber ungeeignetem Schuhwerk angereist, tritt gegen das Gartengerät und beginnt symbolisch irgendwelche Erdarbeiten, an deren Ende eine Umgehungsstraße oder eine Mehrzweckhalle stehen.
Im Norden Magdeburgs wird man dies demnächst beobachten können. Der Stadtring soll erweitert werden. Nichts ungewöhnliches - aber ein Stück DDR wird auch diesmal wieder verlorengehen. Denn die geplante mehrspurige Straße wird durch eine Kleingartenkolonie verlaufen, was zu DDR-Zeiten "Sparte" hieß. Ein Spatenstich in der Sparte war - unter gesellschaftlichem Aspekt - natürlich ein zutiefst politischer. Und zwar jeder, nicht nur der erste. Ein bißchen war es die Nischengesellschaft in ihrer ökologischen Variante, oft genug der erste Schritt in die Gemüse-Autarkie, zumindest ein temporärer Schutz vor schrumpeligen LPG-Rüben, um die staatlicherseits soviel Aufhebens gemacht wurde.
Wie das so ist: Die Sparten heißen mittlerweile Schrebergärten, das Gemüse gibt's in EG-Norm - und doch: Beim Blick über die eigenhändig angesäten Blumenrabatten schwingt ein bißchen die Nostalgie des Nonkonformismus mit. Gewürdigt wird diese Form des Widerstandes in der deutschen Neuzeit natürlich nicht. Im Gegenteil: Ein letztes Mal wird die DDR hervorgeholt. Dann nämlich, wenn die Kleingärtner ihre Entschädigung für die oftmals solide ausgebauten Gartenhäuschen auf ihren Parzellen erhalten werden. Geld gibt es nur für die 30-&metresq;-Leichtbau-Laube - die Norm-Nische im Mauernstaat. Vbn
Integriert, aber nicht . . .
Forsetzung von Seite 1 Bei der aktuellen Veranstaltung ginge es vor allem für die Sozialdemokraten darum, Solidarität mit Ausländern zu zeigen und die Nähe der beiden Organisation zu bestätigen. "Musik ist der einfachste Weg, weil dabei keine Sprachbarrieren vorhanden sind."
In diesem Sinne spielten auf dem Fest sieben verschiedene Gruppen: "Savana Talk" bot eine Mischung aus Reggae, Pop und Ethno-Musik. Die türkisch-kurdische Formation "Beriwan & Grup Ezgi" trat ebenso auf wie die spanische Flamenco- Truppe "Promesa-Andalusa" und der griechische "Hellas Express". Deutsche und hier geborene ausländische Jugendliche tanzten in der Gruppe "Saz-Rock". Den Schluß des Programms gestalteten "Ratatouille" aus Frankreich und die "Oriental Show Erkan Serce".
Beim Essen hatten die Veranstalter dieses Mal auf Spezialitäten verzichtet: "Würstchen, Brötchen und Senf. Wir sind integriert, aber nicht angepaßt", lachte Munor del Rio. laf
Kleine FR
Karneval in Venedig RODGAU. Einen Blick in den venezianischen Karneval können die Zuhörer/innen bei einem Dia-Vortrag von Rolf Peine (Rüsselsheim) werfen, der am heutigen Donnerstag um 20 Uhr im Casino der Rodgau-Bank in Jügesheim beginnt. Freizeit für behinderte Senioren SELIGENSTADT. Die Stadt nimmt Anmeldungen für eine Freizeit des Kreises entgegen, die für die Zeit vom 5. bis 20. August im Oberpfälzer Wald geplant ist. Details teilt die Seniorenbetreuerin im Rathaus (Zimmer 107) mit. JU wählt neuen Vorstand KREIS OFFENBACH. Die Neuwahl des Vorstandes steht im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung der Jungen Union von Offenbach-Land am Samstag, 27. Februar, um 14.30 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Roden. Rechenschaftsberichte sowie die Wahl von Landes- und Bezirksdelegierten runden die Tagesordnung ab.
KREIS OFFENBACH. "Radfahren im Kreis Offenbach - Rhein-Main-Gebiet, Radwege und Radwanderwege" ist der Titel einer Landkarte, die der Kreis Offenbach für alle interessierten Radlerinnen und Radler herausgegeben hat. "Die Karte gibt nicht nur Auskunft über die besten Radwegeverbindungen im Kreisgebiet", zeigte sich der Erste Kreisbeigeordnete und zuständige Planungsdezernent Frank Kaufmann recht zufrieden über das neue Produkt, "darüber hinaus findet man auch allgemeine Informationen über Geschichte und Sehenswürdigkeiten aller dreizehn Städte und Gemeinden des Kreises Offenbach auf der Rückseite der Karte".
Als Grundlage für die neue Orientierungshilfe diente die Amtliche Topographische Karte im Maßstab 1 : 50 000 des Hessischen Landesvermessungsamtes. Der für die Herausgabe gewählte Maßstab 1 : 40 000 bietet, so Kaufmann, gleichermaßen Übersichtlichkeit und Handlichkeit. Die Karte umfaßt das gesamte Kreisgebiet und stellt auch die Anschlüsse an die Nachbarkreise dar. Ihre Herausgabe besorgt eine Verlagsgesellschaft.
Nach einer umfassenden Bestandsaufnahme der aktuellen Radwegesituation im ganzen Kreis wurden in Zusammenarbeit mit Stadt- und Gemeindeverwaltungen und privaten Initiativen wie dem Odenwaldklub die besten Radwegeverbindungen herausgesucht und dargestellt. In einem weiteren Schritt wurde auf der Grundlage der Bestandsaufnahme ein Radwegeausbauprogramm erarbeitet, um die Situation im Kreis Offenbach für Radler Schritt für Schritt weiter zu verbessern.
Die neue Karte soll als eine schon länger fällige Dienstleistung des Kreises verstanden werden, hieß es bei der Vorstellung. Kaufmann: "Denn immer mehr Menschen sind bereit, zum Schutz der Umwelt auf das Fahrrad umzusteigen. Und dies erfreulicherweise nicht nur zum Freizeitvergnügen. Sondern sie benutzen den Drahtesel auch auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder zur Schule. Mit der jetzt herausgegebenen Karte wollen wir den Radlern die Möglichkeit geben, sich über die jeweils besten Wege und Wanderrouten zu informieren".
Die Kosten beliefen sich für den Kreis Offenbach auf die rund 6600 Mark, die das Landesvermessungsamt für die Vervielfältigungsrechte beansprucht. Darüber hinaus trägt der Verlag Kosten und Risiken.
Die Radwegekarte wird innerhalb der nächsten zwei Wochen zum Preis von 11,80 Mark im Buch- und Zeitschriftenhandel erhältlich sein.
Es sei angemerkt, daß die Karte nicht ganz fehlerfrei ist: Verschiedentlich ist der Radweg auf der falschen Straßenseite eingezeichnet. "Aber die Straße stimmt", entschuldigte sich der Verkehrsdezernent für derartige Unzulänglichkeiten.
Übrigens: Der Kreis Offenbach ist dem Umlandverband Frankfurt (UVF) zuvorkommen. Der nämlich ist im Begriff, eine Radwegekarte für das gesamte Verbandsgebiet herauszugeben. ttt
Noch so ein reicher Neunmalkluger, der den Armen erklärt, sie sind nicht arm (FR/FRA vom 6. 2. 1993 "Das Paradebeispiel").
Hatte einer vor 25 Jahren 300 Mark pro Monat, müßte er heute, bei Geldentwertung und Teuerungsrate von drei Prozent pro Jahr, 750 Mark im Monat haben. Hat er aber nicht.
Im Gegenteil: zahlte er 1970 für ein Brötchen 10 Pfennig, zahlt er heute 35 bis 40 Pfennig, eine Steigerung also von 250 bis 440 Prozent.
Ich habe mein Studium 1967 beendet: Bafög 270 Mark, heute das Dreifache. Von Steigerungsraten bei Mieten, Bahnfahren, Kartoffeln, Obst, Rundfunkgebühren - Energie ganz zu schweigen -, da liegen die Steigerungsraten teilweise bei 1000 Prozent.
Statt 750 Mark müßte also heute einer mindestens 1000 Mark pro Monat haben. Davon kann aber überhaupt nicht die Rede sein.
Über die Behauptung, die Armutsgrenze sei drastisch angehoben worden, kann man nur lachen. Auch hier das genaue Gegenteil. Allein die Berechnung des "Warenkorbes" als Bemessungsgrundlage ist ein Hohn:
1/8 Leberwurst für 10 Pfennig - vielleicht in Billighausen, Ecke Statistisches Bundesamt, aber nicht in einem deutschen Laden, ganz abgesehen von der Mengenangabe, von der niemand satt wird, ganz abgesehen von der lausigen Qualität der Billigwaren, die nur den Weg zum Arzt erforderlich macht. Wo ist da die Armutsgrenze drastisch angehoben?
Was ist denn unter Armut zu verstehen 1970 und 1993? Wenn "Millionäre" ihr Hauspersonal von der Steuer absetzen, weil sie sonst am Hungertuch nagen müßten?
Wenn einer keine Ahnung von Armut hat, sollte er nicht über Armut schwafeln wie Professor Krämer, ob statisch oder in anderer Form.
Es ist ein Hohn, von Ungleichheit zu reden: der eine hat 1000 Mark, ißt sich satt, der andere hat 100 Mark, zum Sattwerden reicht es nicht. Das ist aber keine Armut, nein, das ist Ungleichheit. Auf gut Deutsch ist das nichts als Gelaber.
Und dann auch noch diese schwammige Behauptung, die FR klage "nicht ganz zu Unrecht" Armut, nein, nein, Ungleichheit an.
Der Leserbrief von Professor Krämer ist ein Paradebeispiel für die Überheblichkeit der "Besserverdienenden" mit der Anmaßung, über Armut zu reden, obwohl sie noch nie in ihrem Leben mit 600 Mark im Monat auszukommen hatten.
Armut hat eine neue Definition: sie ist lediglich der Unterschied zwischen viel und wenig.
Bruno Kirstein, Hameln
FRANKFURT-NORDWEST. Ein brillantes Feuerwerk der guten Laune und karnevalistischer Heiterkeit erlebten die Besucher beim Fastnachtsnachmittag der Praunheimer Sozialdemokraten dieser Tage im närrisch geschmückten Saal der evangelischen Auferstehungsgemeinde. Schon beim Kreppelkaffee stimmte Eddy Hums mit seinem Akkordeon die närrische Schar musikalisch ein.
Dann fesselten Büttenredner und -rednerinnen mit unterschiedlichsten Temperamenten, Tanzdarbietungen und die Happy Singers vom Praunheimer Liederkranz das Auditorium.
Da waren die "Stoßzeufzer einer Ehefrau" von Anni Mehmel zu höhren, Ursula Jungbluth und Lissy Kraus berichteten im Duett von den "Heimkehrern". "Diskriminierung des Mannes", ertönten Zwischenrufe aus dem Saal. Was eine Fahrschullehrerin so alles erleben kann, erzählte in zweideutiger Weise Erika Müller. Auch eine "rüstige Omma" (Hilde Morgenstern) konnte viel erzählen, und Dr. Diether Dehm besang verschiedenste Politiker, die Stimmen zu verschenken hatten.
Erstaunlich, daß bei einer solchen Fülle unterschiedlichster Vorträge (es wurde vorher nichts geprobt) Moderator Rudi Gesell (Jungrentner) einigermaßen den Überblick behielt. Plötzlich meldete sich da ein Aushilfskellner (Lothar Maeser), der mit hintergründig-trockenem Humor von seinen Schwierigkeiten berichtete, und das "Westhausener Schaache" (Herbert Müller) stand auf einmal in der Bütt. Aufgelockert wurde der kurzweilige Büttenzauber vom Mini- und Midi-Ballett der Krätscher.
Gesangliche und karnevalistische Höhepunkte setzten die Happy Singers vom Praunheimer Liederkranz.
Vorsitzender Wilfried Roth verstand es immer wieder, das aufgeschlossene Publikum witzig einzustimmen und zum Mitmachen zu bewegen. Mit einem bunten Gemisch von mitreißenden Stimmungsliedern wie "Das Wirtshaus zum Grüne Baam" oder "Olé Fiesta" und dem politisch-hintergründigen "Jetzt kimmt die Melkkuh uff de Disch, und die bist widder du und ich", mit dem sie auf die immer höheren Steuern für den kleinen Mann anspielten, beschlossen die Happy Singers unter der Leitung ihres temperamentvollen Leiters Wolfgang Wels einen heiteren Fastnachtsnachmittag, der mittlerweile einen festen Platz im Praunheimer Terminkalender hat. *rw
FRANKFURT-NORDWEST. Fastnacht total verkehrt im Gemeindezentrum im Damaschkeanger: Die traditionelle Fastnachtssitzung der katholischen Christ- König-Gemeinde begann mit dem Finale. Nachdem alle Mitwirkenden das Praunheimer Lied gesungen hatten, überraschte Sitzungspräsidentin Christel Herrmann die Besucher: "So, das war's, wenn ihr euch beeilt, könnt ihr noch die Tagesschau sehen."
Dann gingen die Lichter aus. Diebisch freute sich über diesen Auftakt ein Teufel, der mit Donner und Blitz die verblüffte Narrenschar erschreckte. Schnell vertrieben Engel, Sonne, Mond und Sterne der Tanzgruppe "ballett fleet" unter der Leitung von Nicole Thorwarth und Ralph Mathesius den "Gast aus der Hölle".
Nach diesem gelungenen Auftakt begann die närrische Sitzung unter dem Motto "Wenn tausend Stern am Himmel wache, wir hier unne Fastnacht mache". Beim folgenden Büttenzauber brillierten Margarethe Beeg als "Klofrau vom Hauptbahnhof" und Christine Hartmann- Vogel "verzählte" auf schwäbisch, wie sie als Zugezogene die Pfarrei erlebt.
"Solche Opas braucht das Land", meinte Peter Koch, über "Public Relations" berichteten Günther Eul und Ralph Mathesius als Tramps aus der Pfalz, und Pfarrer Seppel König überzeugte als "Chaot". Hubert Pfeifer dozierte über Praunheimer Literatur. In einem munteren Zwiegespräch berieten Gerd Mathesius als "gestandener Engel" und "Teufel" Margarethe Beeg, wer in den Himmel und wer in die Hölle kommt.
Ralph und Markus Mathesius schließlich machten sich über den "grünen Punkt" lustig. Mit Raketen und Schunkelliedern sorgte Christel Herrmann dafür, daß auch die Närrinnen und Narren im Saal kräftig durchgeschüttelt wurden.
Beim rauschenden Finale sangen sich die Happy Singers vom Praunheimer Liederkranz unter der Leitung von Wolfgang Wels in die Herzen der Narrenschar. Vorsitzender Wilfried Roth mit seiner Truppe verstand es ausgezeichnet, das Vergnügen am Singen - seien es nun politische Songs oder südländische Rhythmen - in den Saal zu übertragen.
Dann aber war es Zeit für eine Pause, um sich von den närrischen Strapazen an der Sektbar zu erholen. Musikalisch umrahmte David Walter mit seiner Fünf- Mann-Band die Sitzung und lud anschließend ein zum Tanz - und zwar bis in den frühen Morgen. *rw
FRANKFURT-NORDWEST. Den nächsten klaren Abendhimmel sehnen Astrid B. und Mohammed Z. schon herbei. Dann wollen sie überprüfen, ob der Lehrbeauftragte für Astronomie an der Liebigschule, Werner Ziegs, sie richtig informierte. "Im Westen seht Ihr den Abendstern, der in Wirklichkeit der Planet Venus ist", sagte Ziegs in seinem Vortrag vor etwa 50 Kindern und 20 Eltern, die an diesem späten Nachmittag in die Westhausener Schule gekommen waren. Das Thema lautete: "Die Liebigschule holt die Sterne vom Himmel."
Im ersten Teil des Vortrags erfuhren die Gäste eine Menge über unser Sonnensystem. Nicht nur die Namen der Planeten wie Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto, sondern auch deren Entfernung von der Sonne oder vieles über die Oberflächen. Beispielsweise wissen die Gäste nun von der stürmischen, 400 Grad heißen Atmosphäre der Venus. Anhand von Dias zeigte Ziegs: Die Oberflächen-Struktur von Merkur und dem Erdtrabanten Mond ist sehr ähnlich. Erst bei genauer Betrachtung fällt der Unterschied auf - der Mond ist nicht mit so vielen Kratern bedeckt wie der Merkur.
Oder Ziegs erklärte den Besuchern, wie Wissenschaftler im Jahre 1930 zufällig den entferntesten Planeten unseres Sonnensystems - Pluto - entdeckten. Der Forscher C. W. Tombaugh habe den Sternenhimmel fotografiert. Auf einem zweiten Bild, das einige Tage später wieder die gleichen Sterne einfing, erschien Pluto an einer anderen Stelle. Schlußfolgerung: Pluto war gewandert und konnte deshalb kein Stern sein.
Nach so vielen Informationen gab es eine kreative Pause. Nun konnten die Besucher mit zwei Linsen ein eigenes "Fernrohr" basteln. "Schließlich wollen wir mit einer Mischung aus Information und Experiment die Lust der Kinder am eigenen Forschen fördern", erläuterte Wilhelm Nürnberger, Lehrer für Physik und Mathematik.
Nach dem Experimentieren ging es weiter mit dem Vortrag und Bildern. Doch diesmal verließ Ziegs das Sonnensystem und widmete sich beispielsweise dem 2,2 Millionen Lichtjahre entfernten Andromedanebel - einem Milchstraßensystem. Er begeisterte die Kinder, aber auch die Eltern, mit den Sternbildern der Plejaden (auch Siebengestirn) und Orion, die ebenfalls jetzt bei wolkenfreiem Himmel zu sehen sind.
Und immer wieder gab der Lehrbeauftragte Anregungen, zeigte Fotos, die die Schüler der Astro-AG in der Liebigschule mit einer normalen Kamera auf dem Altkönig oder auf dem Feldberg im Taunus selbst gemacht hatten. So zeigte ein Bild vom Juli 1991 eine seltene Konstellation: Mars, Jupiter und Venus ganz "nah" am Firmament beieinander.
Zum Abschluß durften die Besucher noch durch die Teleskope in der Bibliothek und in der schuleigenen Sternwarte schauen. Planeten, Sterne oder Sternbilder gab es wegen des verhangenen Himmels allerdings nicht zu sehen.
Mit dem 15. Termin, an dem Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam forschten, zeigte sich Nürnberger sehr zufrieden. "Heute kamen 70, während unserer ersten Einladung gerade eine Mutter und vier Lehrer gefolgt waren." An diesem Nachmittag hatte die Liebigschule zwar nicht (wie versprochen) die Sterne vom Himmel geholt, doch es war gelungen, die fernen Himmelskörper den Gästen näherzubringen. *ara
HATTERSHEIM. Für Bürgermeister Alfred Schubert (SPD) ist der 7. März ein besonderes Datum: Falls die Wählerinnen und Wähler den Sozialdemokraten an diesem Tag keine solide Mehrheit geben, will der Magistratschef im September nicht mehr zur Bürgermeister-Direktwahl antreten. Einstweilen vertrauen die SPD und ihr Spitzenkandidat aber auf die Leistungsbilanz der Vorjahre. Vor allem die Umgestaltung der Stadtkerne und den Bau neuer Wohnungen rechnet sich die Partei an. CDU, FDP und FWG kritisieren, in der Vergangenheit seien zu wenig neue Betriebe angesiedelt worden. Zudem fordert die Opposition den Bau der Westtangente. Die lange umstrittene Trasse würde die Bürger vom Verkehr entlasten und Gewerbegebiete besser anbinden. Die Grünen stimmen dem nördlichen Teilstück zwar zu, bekräftigen aber ihr "Nein" zum südlichen Abschnitt. Zudem plädieren alle Parteien für geringere Ausgaben in den nächsten Jahren. Wo gespart werden soll, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Seit 1988 haben Umlandverband Frankfurt (UVF) und Stadt und Kreis Offenbach um die Müllverbrennungsanlage (MVA) Heusenstamm geschachert, jetzt ist der große Abfall-Ofen in UVF-Besitz übergegangen.
Den letzten dazu notwendigen Beschluß faßten im Umlandverbandstag SPD und CDU gegen Grüne und FDP. Damit ist dem Landesgesetz mit mehrjähriger Verspätung Genüge getan, hat der Verband nun komplett alle Deponien und Verbrennungsanlagen in seiner Regie.
Der Kreis Offenbach sträubte sich lange, die von ihm Ende der 60er Jahre erbaute Müllverbrennungsanlage abzugeben. Erst als der UVF mit dem Verwaltungsgericht drohte, gab man nach. 15 Millionen Mark "Ablösesumme" schlug Landrat Josef Lach (SPD) noch bei den Verhandlungen heraus.
Außerdem mußte sich der UVF verpflichten, keinen weiteren Müllofen in der MVA zu bauen, die Schlackedeponie zu sanieren und die Rauchgasreinigung der Anlage nach dem neuesten Stand der Technik nachzurüsten. Den Beschäftigten der MVA wurde "Besitzstandswahrung" garantiert.
Grüne und FDP im Umlandsverbands- Parlament lehnten den Vertrag vor allem wegen einer "Reservierungsklausel" ab. Laut Kontrakt darf der UVF in "seiner" MVA nämlich nur Müll aus Stadt und Kreis Offenbach und Maintal verbrennen. peh
BERKERSHEIM. "Wir brauchen endlich geeignete Räume für unsere Kinder- und Seniorengruppen" klagte Heidi Mohr, die Pressewartin des Turn- und Sportvereins (TSV) Berkersheim 1910, in der Jahreshauptversammlung dieser Tage. Sie mußte auch diesmal wieder im Helmut-Wollenberg-Haus abgehalten werden, da es noch immer keine eigenen Räume gibt.
Weitere Kritik: "Unsere Gruppen müssen auf völlig ungeeigneten Böden turnen. Wir hoffen, daß wir bis 1995 zur 1200-Jahr-Feier des Stadtteils Berkersheim die Pläne, die wir seit Jahren fertig in der Schublade liegen haben, realisieren können."
Ansonsten gab es vornehmlich Positives zu berichten. Ende 1992 zählte der Verein 550 Mitglieder in 14 Abteilungen. Die Ehrung für 80 Jahre Mitgliedschaft von Wilhelm Barozzi war der Höhepunkt des Abends. Auch Heinrich Heß (65 Jahre Mitglied) sowie Inge Hinkel, Alfred Boß, Gustav Keller und Adolf Steinmetz (alle seit 40 Jahren Mitglieder) wurden gebührend geehrt. Adolf Steinmetz wurde außerdem für seine 21jährige Vorstandsarbeit gedankt.
Die Wahlen zum Vorstand brachten folgendes Ergebnis: Hinter Volker Gilbert wurde Heinz Kaminski Zweiter Vorsitzender, nachdem Herbert Volk diesen Posten aus Zeitmangel zur Verfügung gestellt hatte. Er bleibt dem Vorstand aber als Zweiter Kassierer erhalten.
Als Erster Kassierer war bereits im letzten Jahr Willi Keller für zwei Jahre gewählt worden. Gabi Henning löst nun Marianne Boß als Erste Schriftführerin ab. Diese hatte nach 24 Jahren Vorstandsarbeit (davon lange Zeit als Schriftführerin) den Posten zur Verfügung gestellt. Zweite Schriftführerin bleibt Silke Schäfer.
Bestätigt in ihren Ämtern wurden Gerlinde Mager (Jugendwart), Norbert Boß (Erster Zeugwart), Karl Hauswirth (Zweiter Zeugwart), Heidi Mohr (Pressewartin) und Jürgen Arnold (Wanderwart). ov
"Kerl wach uff! Vergeß da Nout, da Ploch, korz is' Lebe, darum: Hinne houch!" Getreu dem Motto ihrer jahrhundertealten Faschingstradition starten die Buchener Narren bereits am heutigen Donnerstag, 18. Februar, mit Volldampf in die tollen Tage. Sie alle fiebern schon ganz ungeduldig dem Höhepunkt dieses Donnerstags entgegen: Der "Fasenachtsausgrabung", die um 18.51 Uhr vor dem Alten Rathaus beginnt.
Das urwüchsige Fasenachtsspiel stimmt das erwartungsfrohe Narrenvolk kräftig ein. Vor allem nach dem Vertreiben der bösen Geister durch die buntgekleideten Huddelbätze geht es in Buchen gehörig rund. Der Bürgermeister wird gewöhnlich im Handstreich entmachtet, danach ziehen die "Sieger" zum "Schnorren" durch die Gaststätten.
"Dem Buchener Narr schlägt dabei keine Stund", behaupten die Odenwälder. Was wunder, denn mittlerweile sind alle Uhren im Städtchen verhängt. Manch einer verpaßt da freilich die Einladung der Buchener Narhalla zur Prunksitzung "Närrisches Buchen" am Samstagabend. Die beliebte Veranstaltung steigt um 19.31 Uhr in der Frankenlandhalle.
Ganz gewiß dabei sind die Fasenachter aber beim historischen "Gänsmarsch" am Sonntag, alljährlich die Attraktion des Buchener Fasenachtsgeschehens. Der von fast fünfhundert hüpfenden Huddelbätzen angeführte Zug setzt sich um 14.11 Uhr am Musterplatz in Bewegung, umkurvt zunächst die reizvolle Altstadt über die Walldürner- und Vorstadtstraße und endet zu guter Letzt am Platz am Bild.
Mit im Gefolge entdeckt man weitere historische Fasenachtsgestalten, die allesamt an frühzeitlichen Fruchtbarkeitszauber erinnern. Wie etwa die Erbsenstrohbären mit ihren Treibern. Sie symbolisieren den unwirtlichen Winter, der ausgetrieben werden muß. Oder der Krähwinkler: Ein sich drehendes Wagenrad mit zwei aufsitzenden Figuren veranschaulicht den Wechsel der Jahreszeiten. Und die "Härle und Fräle", Frauen und Männer in Odenwälder Trachten des vorigen Jahrhunderts, die den "Gänsmarsch" in einer größeren Gruppe begleiten.
Das eindrucksvollste Buchener Narrenkostüm trägt jedoch der farbenprächtige Huddelbätz. Er verkörpert eine Lichtgestalt, einen guten Geist, der versucht, die schlafende Vegetation zu erwecken. Mit dem Schlagen der Reiserrute beschwört er Gedeihen und Fruchtbarkeit. Und: Je wilder die Huddelbätze hüpfen und springen, um so ertragreicher wird die kommende Ernte. Sagt man. Doch nicht jeder erlebt das ausgelassene Treiben in bester Fasenachtslaune. Manchem Buchener Prominenten wird wohl flau beim Anblick der mitgeführten Plakate, die als eine Art Narrengericht "zweifelhafte" örtliche Begebenheiten auf die Schippe nehmen.
Damit nicht genug des fröhlichen Trubels. Am Rosenmontag, wiederum ab 14.11 Uhr, schlängelt sich ein weiterer närrischer Lindwurm durch die geschmückten Buchener Straßen. Zu bestaunen sind dabei mehr als 50 Motivwagen, Musikkapellen sowie etliche maskierte Gruppen. Nicht zu vergessen den "Blecker", eine Symbolfigur der Buchener Kampagne: Er beansprucht seinen eigenen Prunkwagen - mit Recht, wie der Volksmund zu berichten weiß: In einer Zeit langer Belagerung mästete sich ein Mitbürger, stieg auf die Stadtmauer und zeigte den Feinden seinen nackten, Wohlgenährten Allerwertesten. Die erkannten sofort, daß Buchen wohl nicht auszuhungern war und zogen schließlich von dannen.
Nicht zuletzt deshalb erweist man dem "Blecker"" während des Umzuges seine Reverenz. Durch Küssen des mittlerweile vergoldeten Hinterteils . . .
Bei all der Gaudi sollte man jedoch nicht ganz die Buchener Altstadt-Sehenswürdigkeiten aus den Augen verlieren: Neben prächtigem Fachwerk imponiert besonders der mächtige Stadtturm, das Alte Rathaus von 1723, die ehemalige "kurmainzische Kellerei" sowie die Stadtkirche St. Oswald.
Anfahrt: Die A 3 Frankfurt-Würzburg bis zur Anschlußstelle Stockstadt, danach über die B 469 bis Amorbach, dort wechselt man auf die B 47 bis Walldürn, schließlich führt die B 27 nach Buchen.
Weitere Auskünfte beim Verkehrsamt in Buchen, Telefon 0 62 81 / 27 80 (Herr Mackert). JÜRGEN LIPPERT
FRANKFURT-WEST. Ruhig läßt der Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gallus, Gutleut, Innenstadt) die Wahlperiode ausklingen. Nur ein neuer Antrag steht auf der Tagesordnung für Dienstag, 16. Januar. Die letzte Sitzung vor der Kommunalwahl beginnt um 19 Uhr im Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Straße 32.
Die Strecke der Straßenbahnlinie 11 (Höchst-Fechenheim) wird im Rahmen des Beschleunigungsprogramms für den öffentlichen Nahverkehr von der Ludwig-/Niddastraße in die Düsseldorfer Straße/Mainzer Landstraße verlegt.
Der Magistrat soll die Pläne für die neuen Haltestellen im Ortsbeirat 1 vorstellen, fordern die Grünen in ihrem Antrag. Begründung: Der Ortsbeirat befürchtet, die Anbindung für die Bewohner von Otto-, Nidda- und Ludwigstraße werde sich verschlechtern. mo
STEINBACH. Die städtische Ferienfreizeit für Kinder und Jugendliche führt in diesem Sommer zur Mecklenburger Bucht (Ostsee). Urlaubsziel der Zwölf- bis 14jährigen ist der Badeort Kühlungsborn an der nördlichen Spitze Mecklenburgs; die Zehn- bis Zwölfjährigen fahren nach Graal-Müritz. Untergebracht werden beide Gruppen in Jugendherbergen. Auf dem Programm der 14tägigen Freizeiten vom 24. Juli bis 6. August stehen unter anderem Strandwanderungen, Ballspiele, Wassersport und Discoabende.
Nähere Informationen erteilt das Kulturamt unter der Rufnummer 7 00 00. ki
2. VOLLEYBALL-BUNDESLIGA: Internat Höchst - USC Gießen (20 Uhr, Kreissporthalle Hofheim).
HANDBALL, Bezirksliga I, Frankfurt, Frauen: FT Dörnigheim - SG Dietzenbach (20 Uhr, Maintalhalle).
Freie Aussprache
Zweites Rathaus? Auch nach vier Jahren Stadtregierung haben es die Grünen noch nicht gelernt: Das Geld der Bürger und der Unternehmen in unserer Stadt ist verantwortungsvoll zu verwalten und kann nur einmal ausgegeben werden, sei es, für notwendige Ausgaben im investiven oder allgemeinen Kostenbereich bis hin zur Schuldenfinanzierung. Wunschdenken und Fehlplanungen (Möbelhaus Hess), Stellenvermehrung und Klientelbefriedigung haben zu der in ihrer Größe noch nicht offen gelegen Finanzmisere geführt. Ich empfehle dem Stadtverordneten Sikorski den Besuch aller Frankfurter Berufsschuldependancen: Dort könnte er Bescheidenheit lernen. Ferner wäre ja durch unbesetzte Stellen des Frauenreferates und Entlassung von Mitarbeitern städtischer Dienststellen Räume freizusetzen, entzog die Stadt sich doch wesentlichen Aufgaben zugunsten diverser - zusätzlich zu bezahlenden - Planungsbüros, deren Geschäftsleitung noch dazu häufig außerhalb Frankfurts liegt! - aber deren Einstellung "stimmt"!
Wer soll das bezahlen? Ohne den häufig unverantwortlichen Umgang mit den ihnen anvertrauten Geldern hat die Koalition es geschafft, daß die Berufsschuldepandance ebensowenig gebaut wird, wie der weitere Verwaltungskomplex (vor Jahren für nötig erachtet, durch Träume, und Politspielereien erst jetzt gemerkt?) und das ganze Desaster soll noch ein Dacapo durch den Wähler erfahren . . .
Hella L. E. Welker, Frankfurt Dipl.-Finanzwirtin
"König Kunde?" Vorletzte Woche besuchte ich Filialen der Frankfurter Sparkasse 1822, Dresdner Bank, Commerzbank, um als Nicht- Kontoinhaber meine Kleingeldersparnisse von ca. 10 Mark zu wechseln. Trotz offensiver Werbung um Berufseinsteiger hielten es sämtliche Geldinstitute für nicht angebracht, das Kleingeld anzunehmen. Gibt es vielleicht noch Banken, wo auch Jugendliche Kunden König sind, oder beginnt Geld erst mit einem Betrag von 10 000 Mark?
Jörg Klein, Hainburg
"Brauner Faden" Die Wortwahl das Landesvorsitzenden Richard Streim ist offensichtlich kein Einzelfall im Funktionärsapparat der hessischen Hauseigentümer. Ähnliche Entgleisungen leistete sich der Vorsitzende des Frankfurter Haus- und Grundbesitzervereins Klaus Rupp. Wer, wie Herr Rupp, das Verbrechersystem des Hitlerfaschismus mit den wohl auch bei Frankfurter Hausbesitzern und Wohnungseigentümern bekannten Auswirkungen wie Auschwitz, Völkermord, Krieg und Vertreibung mit dem Frankfurter Magistrat des Jahres 1993 gleichsetzt, ist in seiner jetzigen Position nicht nur überfordert, sondern auch höchst deplaziert. Die intellektuellen Ergüsse des Herrn Streim in der Mitgliedszeitschrift "Privates Eigentum" durchzieht derselbe braune Faden bei seinem stammtischreifen Rundumschlag.
Für zukünftige urbane Fachdiskussionen in den Bereichen der Stadtentwicklung, Wohnungswirtschaft und Sozial- politik kann nach diesen Entgleisungen der Verband der Haus- und Wohnungseigentümer schlechterdings ernst ge- nommen werden.
Bernhard Ochs, Frankfurt "Konzept gegen Pendler" Die Stadtplaner sollten endlich ein vernünftiges Konzept gegen den Pendlerstrom entwickeln, denn die sind es, die die Straßen hier verstopfen, die sich wie im Wilden Westen benehmen und anschließend im Grünen vom Verkehrsstreß und den Abgasen erholen. Ich wohne "Am Erlenbruch" und kann täglich erleben, wie sich die Pendler von morgens bis abends, teilweise sogar nachts durch Wohngebiete quälen. Vor allem auf der Borsigallee; hier werden Autofahrer genötigt, gedrängelt, geschoben und ausgebremst. Manchmal glaube ich, daß die Politiker und Planer solcher Straßen kichernd dabei zusehen, wie sich die Autofahrer gegenseitig zerfleischen, in der trügerischen Hoffnung, die haben es bald satt und steigen auf FVV um. Das wird nie der Fall sein. Susanne Spahn, Frankfurt
BERGEN-ENKHEIM. Mit drei Kisten Bier und den Akkorden A, D und E fing es an. "Ohne größere Ambitionen" griffen die Bergen-Enkheimer Ralf Bender (Schlagzeug), Ivo Damjanic (Leadgitarre), Thomas Roth (Rhythmusgitarre) und King Kört (Baß) zu ihren Instrumenten und legten los, ganz nach ihrer Devise "It's only Rock 'n' Roll but I like it." Einige Wochen lärmten sie friedlich in einer Baracke, bis ein Freund auf sie zukam und meinte: "Jungs ich hab' einen Auftritt für euch." Er hatte allen Ernstes vor, die "Going Bananas", wie sie sich damals noch nannten, auf die Gäste seiner Geburtstagsparty loszulassen.
"Auf einmal wurden wir gezwungen, so richtig ernsthaft zu üben", erinnert sich Ivo. Schließlich sollten die 50 ersten Zuhörer nicht zu sehr gequält werden. "Als wir dorthin kamen wollten wir 15 Stücke spielen", sagt Thomas. "Zehn davon konnten wir einigermaßen, bei den anderen waren wir dann laut und euphorisch."
Entgegen allen Erwartungen hagelte es auf der Party keine faulen Tomaten oder schrille Pfiffe. Die Leute fingen an, zu tanzen, schoben den spielenden Musikern Geldscheine in die Taschen und verlangten eine Zugabe, die dann zu einem zweiten Durchlauf wurde: Die Band spielte ihr Repertoire einfach noch einmal.
Aus der Partynacht ging dann eine eingeschworene Fangemeinde hervor, die ihre Band auf allen weiteren Gigs begleitete. Beim ersten großen Auftritt fern der Heimat füllte sie den halben Hanauer Jazzkeller. "Die hatten vorher schon einiges abgekippt und die Stimmung war super", grinst Ralf. "Und wir haben es dann ordentlich krachen lassen."
Von dem Namen "Going Bananas" trennte sich die Gruppe, weil ihn viele Leute aufgrund mangelnder Englischkenntnisse nicht wie beabsichtigt mit "verrückt werden" sondern mit "die wandelnden Bananen" beziehungsweise "die Bananen kommen" übersetzten. Bei einem Fest der Schule Am Hang hatten die Schüler zur Begrüßung sogar gelbe Früchte gemalt - das war den vieren dann doch zuviel der politischen Anspielung und sie entschieden sich für "Squeaky Wheels", die "quietschenden Reifen".
Ihre Bremsspur hinterließen sie in den vergangenen zwei Jahren bei über 20 Auftritten. Sie spielten überwiegend Rock-Klassiker von Chuck Berry bis zu den Rolling Stones und Hardrock-Songs von Guns 'n' Roses, Status Quo und anderen. Aber auch das deutsche Kulturgut kommt nicht zu kurz: Sie interpretierten und ironisierten Die Ärzte und Marius Müller-Westernhagen. "Und wenn gar nichts mehr geht, spielen wir ,Marmor, Stein und Eisen bricht&rquote; von Drafi Deutscher", sagt Thomas.
"Natürlich arrangieren wir die Stücke neu", betont Ivo. Mit der Zeit entwickelten sich die Stücke und mit ihnen der Sound der Band: "Wir bringen die Sachen meistens schneller, härter, rotziger."
Wichtig ist ihnen die Zusammenarbeit mit Bands aus dem Stadtteil. "Wir tauschen die Songtexte aus und helfen uns gegenseitig." Mit den "Old Beer Devilz" zusammen spielten sie im September auf dem Berger Markt sogar auf zwei Bühnen dasselbe Stück gleichzeitig, erzählt Thomas. "Das kam supergut."
Lange Zeit suchten die "Wheels" nach einem geeigneten Proberaum. Zeitweise konnten die Gitarristen nur auf Akustikgitarren üben, und der Schlagzeuger maltraitierte sein Lenkrad beim Autofahren "mit voll aufgedrehtem Radio", um nicht aus der Übung zu kommen. Die Gartenhütte, die ein Bauer zur Verfügung stellte, war auch keine Lösung: "Da war leider ein Reithof in der Nähe, und die Pferde wurden scheu, als wir probten."
Schließlich fand sich ein Kellergewölbe. Wochenlange Arbeit und "einen Haufen Geld" steckten sie in den Raum, den sie zusammen mit dem "Profimixer" Jürgen Eberhard zu einem "kleinen Tonstudio" ausbauten.
Dort wollen die Musiker weiter an ihrem Sound feilen und sich auf die Straßenfeste im Sommer vorbereiten. "Im Dezember spielen wir dann in der Festhalle", meint Thomas. "Es sei denn, wir bekommen Terminschwierigkeiten . . ."
Der gesicherte Auftritt ist am Samstag, 13. Februar, um 20 Uhr im Volkshaus Enkheim beim "Rock & Oldie Fasching" des FC Germania Enkheim. Dort spielen sie gemeinsam mit den "Glenfinnman" und den "Old Beer Devilz". (Vorverkauf bei "Blumen Ecke", Tel. 0 61 09/3 22 27) Für den Anlaß planen die "Squeaky Wheels" eine Verfeinerung ihrer Bremsgeräusche: Sie wollen mit zwei Trompetern und einem Saxofonisten auftreten. lub
Die Intensität und auch die Qualität eines Films lassen sich oft daran ablesen, ob die Zuschauer sofort das Kino verlassen, wenn der Abspann beginnt, oder ob sie, mucksmäuschenstill, wie betäubt auf ihren Plätzen bleiben, weil alle Sinne noch nachbeben vom eben Gesehenen.
Letzteres habe ich bei "Leolo" erlebt, einem Film des Frankokanadiers Jean-Claude Lauzon. Lauzon schildert darin die Kindheit eines Jungen, der in ärmlichen Verhältnissen in Montreal lebt und der in seiner eigenen Familie ein Außenseiter ist, so daß er sich in Träume flüchtet. Die Perspektive des Films ist so subjektiv, daß wir als Zuschauer oft nicht sicher sein können, was der Imaginationskraft dieses Jungen entspringt und was "Realität" ist.
Doch diese Unterscheidung ist ohnehin unerheblich. Entscheidend ist, daß "Leolo" eine innere Wahrheit besitzt, die anrührt.
(In Frankfurt zu sehen in der Harmonie.) sy
FRANKFURT A. M. Mit drei Kisten Bier und den Akkorden A, D und E fing es an. "Ohne größere Ambitionen" griffen die Bergen-Enkheimer Ralf Bender (Schlagzeug), Ivo Damjanic (Leadgitarre), Thomas Roth (Rhythmusgitarre) und King Kört (Baß) zu ihren Instrumenten und legten los, ganz nach ihrer Devise "It's only Rock 'n' Roll but I like it."
Einige Wochen lärmten sie friedlich in einer Baracke, bis ein Freund auf sie zukam und meinte: "Jungs ich hab' einen Auftritt für euch." Er hatte allen Ernstes vor, die "Going Bananas", wie sie sich damals noch nannten, auf die Gäste seiner Geburtstagsparty loszulassen.
"Auf einmal wurden wir gezwungen, so richtig ernsthaft zu üben", erinnert sich Ivo. Schließlich sollten die 50 ersten Zuhörer nicht zu sehr gequält werden. "Als wir dorthin kamen wollten wir 15 Stücke spielen", sagt Thomas. "Zehn davon konnten wir einigermaßen, bei den anderen waren wir dann laut und euphorisch."
Entgegen allen Erwartungen hagelte es auf der Party keine faulen Tomaten oder schrille Pfiffe. Die Leute fingen an, zu tanzen, schoben den spielenden Musikern Geldscheine in die Taschen und verlangten eine Zugabe, die dann zu einem zweiten Durchlauf wurde: Die Band spielte ihr Repertoire einfach noch einmal.
Aus der Partynacht ging eine eingeschworene Fangemeinde hervor, die ihre Band auf allen weiteren Gigs begleitete. Beim ersten großen Auftritt fern der Heimat füllte sie den halben Hanauer Jazzkeller. "Die hatten vorher schon einiges abgekippt und die Stimmung war super", grinst Ralf. "Und wir haben es dann ordentlich krachen lassen."
Von ihrem Namen "Going Bananas" trennte sich die Gruppe, weil ihn viele Leute aufgrund mangelnder Englischkenntnisse nicht wie beabsichtigt mit "verrückt werden" sondern mit "die wandelnden Bananen" beziehungsweise "die Bananen kommen" übersetzten. Bei einem Fest der Schule Am Hang hatten die Schüler zur Begrüßung sogar gelbe Früchte gemalt - das war den vieren dann doch zuviel der politischen Anspielung und sie entschieden sich für "Squeaky Wheels", die "quietschenden Reifen".
Ihre Bremsspur hinterließen sie in den vergangenen zwei Jahren bei über 20 Auftritten. Sie spielten überwiegend Rock-Klassiker von Chuck Berry bis zu den Rolling Stones und Hardrock-Songs von Guns 'n' Roses, Status Quo und anderen. Aber auch das deutsche Kulturgut kommt nicht zu kurz: Sie interpretierten und ironisierten Die Ärzte und Marius Müller-Westernhagen. "Und wenn gar nichts mehr geht, spielen wir ,Marmor, Stein und Eisen bricht&rquote; von Drafi Deutscher", sagt Thomas. "Natürlich arrangieren wir die Stücke neu", betont Ivo. Mit der Zeit entwickelten sich die Stücke und mit ihnen der Sound der Band: "Wir bringen die Sachen meistens schneller, härter, rotziger." Wichtig ist ihnen die Zusammenarbeit mit Bands aus dem Stadtteil. "Wir tauschen die Songtexte aus und helfen uns gegenseitig." Mit den "Old Beer Devilz" spielten sie auf dem Berger Markt sogar auf zwei Bühnen dasselbe Stück gleichzeitig, erzählt Thomas. "Das kam supergut."
Lange Zeit suchten die "Wheels" nach einem geeigneten Proberaum. Zeitweise konnten die Gitarristen nur auf Akustikgitarren üben, und der Schlagzeuger maltraitierte sein Lenkrad beim Autofahren "mit voll aufgedrehtem Radio", um nicht aus der Übung zu kommen. Die Gartenhütte, die ein Bauer zur Verfügung stellte, war auch keine Lösung: "Da war leider ein Reithof in der Nähe, und die Pferde wurden scheu, als wir probten."
Schließlich fand sich ein Kellergewölbe. Wochenlange Arbeit und "einen Haufen Geld" steckten sie in den Raum, den sie zusammen mit dem "Profimixer" Jürgen Eberhard zu einem "kleinen Tonstudio" ausbauten.
Dort wollen die Musiker weiter an ihrem Sound feilen und sich auf die Straßenfeste im Sommer vorbereiten. "Im Dezember spielen wir dann in der Festhalle", meint Thomas. "Es sei denn, wir bekommen Terminschwierigkeiten . . ."
Der gesicherte Auftritt ist am Samstag, 13. Februar, um 20 Uhr im Volkshaus Enkheim beim "Rock &Oldie Fasching" des FC Germania Enkheim. Dort spielen sie gemeinsam mit den "Glenfinnman" und den "Old Beer Devilz" (Vorverkauf bei "Blumen Ecke", Telefon 0 61 09/3 22 27). Für den Anlaß planen die "Squeaky Wheels" die Verfeinerung ihrer Bremsgeräusche: Sie wollen mit zwei Trompetern und einem Saxofonisten auftreten. lub
Felicitas M. war schon "ziemlich überrascht", als der Postbeamte ihre Kundenkarte kritisch musterte. "Eigentlich", meinte er dann nach Schilderung der FR-Leserin, "würde ich damit ja nicht mehr von meinem Postgiro- Konto abheben können." Aber "ausnahmsweise" werde er ihr noch einmal ihr Geld auszahlen. Das nächste Mal solle sie aber doch bitte mit einer neuen Postbank- Karte kommen, denn die alte sei nicht mehr gültig. Als die FR-Leserin anschließend beim Frankfurter Postscheckamt anrief, um eine neue Karte zu beantragen, sei ihr gesagt worden, das dauere so um die vier bis sechs Wochen. "Aber wie ich in der Zwischenzeit an mein Geld kommen kann, hat mir da niemand gesagt."
Hintergrund dieses Schalter-Erlebnisses ist, daß die Postbank seit einiger Zeit von ihren bisherigen grünen Kundenkarten auf maschinenlesbare Plastikkarten umstellt, um Auszahlungen vom Girokonto über das BTX-System abwickeln zu können. Der Vorteil dieses Systems sei, daß die Kunden auch ohne EC-Karte künftig an bundesweit 22 000 Auszahlungsstellen von ihrem Konto Geld abheben könnten, sagt Postbank- Sprecher Franz Artler. Bislang seien Auszahlungen nur bei einem einzigen Postamt möglich gewesen sei, nämlich dort, wo die Kontoinhaber eine Vergleichs-Unterschrift hinterlegt hatten.
Bei der Umstellung auf das neue System, gibt Artler zu, könne es "schon mal Schwierigkeiten bei der Auszahlung geben". Die Schalterbeamten seien beauftragt, darauf hinzuweisen, daß die Kunden bald eine neue Karte beantragen sollten. Dies gehe mit einem formlosen Brief an das Frankfurter Postscheckamt oder aber unter der Service- Telefonnummer 069/15 62 66 66.
Nach Angaben Artlers werde die Karte "in der Regel nach vier Wochen" ausgeliefert. "In der Zwischenzeit müssen die Kunden aber auch nicht auf dem Trocknen sitzen", sagt der Postbank- Sprecher: Bis zu 1000 Mark täglich seien in der Übergangszeit gegen einen einfachen Auszahlungsschein zu bekommen, wenn gleichzeitig der Personalausweis vorgelegt werde. mat
Frauenpolitik ist als Ressort neu und umstritten. Die Kritik, die an Frauendezernentin Margarethe Nimsch (Grüne) geübt wird, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, daß sich Koalition und Opposition im Grundsatz einig sind: Frauen werden in unserer Gesellschaft noch immer benachteiligt, die Politik ist verpflichtet, ihnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch die Realisierung anderer Lebensentwürfe zu ermöglichen - diese Zielvorgabe steht bei allen drei Parteien, SPD, Grüne und CDU, zumindest auf dem Papier.
Das Angebot an Kindergärten, -krippen und -horten muß ausgebaut, Ganztagsschulen sollen nicht nur in sozialen Brennpunkten eingerichtet werden, heißt es zum Beispiel bei der CDU. Und weiter: Die Wohnungsbau- und Planungspolitik ist verstärkt an den Interessen und Sicherheitsbedürfnissen der Frauen zu orientieren, der öffentliche Nahverkehr so auszubauen, daß er den Bedürfnissen von erwerbstätigen und nicht erwerbstätigen Frauen Rechnung trägt. Dasselbe wollen SPD und Grüne auch. Allerdings hält die CDU zur Umsetzung dieser Vorgaben Frauendezernat und Frauenreferat für überflüssig. Vielmehr möchten die Christdemokraten ein neues "Super-Dezernat" schaffen, daß dann für Frauen, Familie, Jugend, Soziales und Wohnungsbau zuständig sein soll. Ob dabei die benötigte "Women-Power" für eine engagierte Frauenpolitik noch übrig bleibt, ist fraglich.
Zu Beginn ihrer Amtszeit sprach Frauendezernentin Nimsch gern von der "Institutionalisierung der Frauenbewegung". Doch die Förderung zweifellos verdienter Frauenprojekte durch öffentliche Mittel förderte nicht automatisch ein frauenpolitisches Konzept zutage. Ein solches Konzept hätte erst erarbeitet werden müssen - am besten gemeinsam mit der SPD, wenn möglich auch mit der CDU. Doch Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen scheinen sich selbst noch nicht ganz im klaren darüber zu sein, welchen Stellenwert sie der Frauenpolitik einräumen sollen. Erst vor wenigen Tagen gingen die Sozialdemokratinnen zur grünen Frauendezernentin auf Distanz und zeigten Profil: Das Dezernat sollte sich mehr an den Interessen der großen Mehrheit der Frauen orientieren und nicht nur für "elitäre Gruppen" da sein. Als Schwerpunkte künftiger Frauenpolitik wurden die Kinderbetreuung, die Situation älterer und ausländischer Frauen sowie die Sicherheitsproblematik genannt.
Auch ein wichtiger ideologischer Unterschied ist zwischen SPD und Grünen noch nicht ausgeräumt. Während die Sozialdemokraten nach wie vor die klassische Gleichberechtigung - gleiche Rechte, gleiche Pflichten - anstreben, vertreten die Grünen die sogenannte Differenztheorie. Sie fordern "Gleichberechtigung der Geschlechter auf der Grundlage ihrer Unterschiedlichkeit". Während bei den Grünen Frauenpolitik konsequent für eine Frauensache gehalten wird, bei der die Männer nichts zu sagen haben, setzen die Sozialdemokratinnen auf Kooperation mit der Männerwelt.
Wer immer künftig offiziell für die Frauenpolitik verantwortlich sein wird - jede Einzelkämpferin wird scheitern. Frauenpolitik kann nur so erfolgreich sein, wie sie vom gesamten Magistrat mitgetragen wird. ft
Die Stadtteil-Rundschau stellt Bands vor: "Squeaky Wheels"
HOCHHEIM. Zeitig melden soll sich, wer mit dem Volksbildungswerk (VBW) zu den internationalen Maifestspielen nach Wiesbaden will. Die stehen zwar erst in etlichen Wochen auf dem Spielplan, die Anmeldefrist endet aber bereits am 20. Februar.
Besuchen will der VBW das "Fest für Leonard Bernstein" am 19. Mai. Im Großen Haus gibt es dann ein Wiederhören mit berühmten Melodien des Komponisten. Außerdem auf dem Besuchsprogramm. "Minna von Barnhelm". Das Schiller-Theater Berlin gastiert damit am 30. Mai. Anmeldungen für beide Abende nimmt für das VBW Agnes Schwank, Telefon 0 61 46 / 38 95, entgegen. kkü
Die Frankfurter FDP hat am Beispiel der separaten Busspur am Dornbusch dem Magistrat vorgeworfen, er setzte sich mit "beachtlicher Arroganz" über eine Verwaltungsvorschrift hinweg. Danach dürften Sonderspuren nur eingerichtet werden, wenn sie pro Stunde von mindestens 20 Bussen genutzt werden.
Diese Vorschrift, so der Frankfurter FDP-Kreisvorsitzende Hans-Joachim Otto, sei schließlich "aus gutem Grund" erlassen worden. Es könne nämlich nicht "der ideologischen Einfärbung eines Magistrats überlassen bleiben, in welcher Art und Weise der Bürger der Stadt sich fortbewegen müsse". gang
Versagen die Medien bei der deutschen Einheit? Sorgen sie mit ihren kritischen Berichten über den Fortgang der Einheit für eine neue Mauer in den Köpfen? Sind sie also schuld daran, wenn die Deutschen in Ost und West negativ über die Einheit denken und an ihr verzagen? Brennende Fragen, meinten die Berliner CDU-Bundestagsabgeordneten, die jüngst zu einer Diskussion in den Reichstag geladen hatten, um die Rolle der Medien im Einigungsprozeß zu untersuchen.
Schützenhilfe holte sich die CDU-Landesgruppe von der Meinungsforscherin Elisabeth Noelle-Neumann, einer langjährigen Weggefährtin der Partei im Kampf gegen allzu kritische Medien. Und sie enttäuschte die Politiker nicht. Ihrer Ansicht nach berichten meinungsbildende Medien wie der Spiegel, der stern und auch die Frankfurter Rundschau über den Fortgang der Vereinigung "massiv falsch". Die Schlußfolgerung: Nicht die Probleme der Einheit, sondern diese Medien sorgten mit miesmacherischen Schlagzeilen für einen Stimmungsumschwung in der Bevölkerung. "Die positive Stimmung ist mit Schlagzeilen abgebaut worden", meint Noelle-Neumann.
Das war starker Tobak, und es wäre sicher eine spannende Diskussion zustande gekommen, hätte Frau Noelle- Neumann nicht Umfrageergebnisse ihres eigenen Allensbach-Instituts vorgelegt, die genau das Gegenteil besagten. Diese zeigen nämlich, daß die Stimmung in Ost und West keineswegs umgeschlagen ist, die Sorgen mit der Einheit also längst noch nicht die Freude überwiegen.
Die Auflösung dieses Widerspruchs ließ denn auch die These von der Schuld der Medien wie ein Kartenhaus zusammenfallen. Noelle-Neumann: "Die Meinung der Bevölkerung wird auch durch eigene Erlebnisse außerhalb der Medien gebildet. Deshalb sind die Parolen der Medien nicht in der öffentlichen Meinung abgebildet." Fazit: Die Medien sind schuld, aber sie bewirken nichts.
An dieser Stelle hätte die Diskussion eigentlich beendet sein können, wenn einen Teil der Medienvertreter auf dem Podium nicht das schlechte Gewissen über eine unzureichende Berichterstattung über die Einheit gepackt hätte. SAT1-Geschäftsführer Jürgen Doetz räumte ein, daß die privaten Fernsehsender insoweit versagt hätten, als sie nicht ausführlich genug über die Probleme der Vereinigung berichteten.
Die Vertreter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hatten sich dagegen nichts vorzuwerfen. SFB-Intendant Günther von Lojewski sah in der ganzen Diskussion wohl zu Recht den Versuch der Union, "das Schwarze-Peter-Spiel" zu eröffnen und den Medien die Schuld für eigene Fehler zuzuschieben. Aufgabe der Rundfunkanstalten sei es nun einmal, die Wirklichkeit wiederzugeben. "Wenn die Politik bei der Gestaltung der Realität versagt, dann kann der Rundfunk auch nur Versagen abbilden", warf von Lojewski den Ball an die Politiker zurück.
Gleichwohl räumte er Fehler der ARD in der Berichterstattung aus den neuen Ländern ein, Fehler, die allerdings mehr über das Innenleben der Arbeitsgemeinschaft aussagen, als daß sie Beweise für defätistische Berichte wären. So hätten er und MDR-Intendant Udo Reiter vergeblich versucht, neue, speziell auf die Ostdeutschen zugeschnittene Unterhaltungssendungen im ARD-Programm zu plazieren. Das sei am Widerstand der Alt- Anstalten im Westen gescheitert.
Wenig anfangen mit den Vorwürfen von Noelle-Neumann konnte auch Monika Zimmermann, Chefredakteurin der Ostberliner Neuen Zeit. Sie verwies darauf, daß es nun mal der Auftrag der Medien sei, die "Finger auf die Wunden" zu legen und über Negatives zu berichten. Daraus könne jedoch nicht geschlossen werden, daß in den Köpfen der Menschen in Ost und West eine neue Mauer wachse. Das Versagen mancher Medien sehe sie eher in einer oftmals unzureichenden Recherche, vor allem wenn es um Themen über die Ex-DDR gehe.
RIAS-Intendant Helmut Drück wertete die Diskussion als Beleg dafür, daß die Notwendigkeit des geplanten bundesweiten Hörfunks - in dem RIAS, Deutschlandfunk und DS Kultur aufgehen sollen - mehr und mehr akzeptiert werde. Der 3. Oktober sei ein "geniales Medienspektakel" gewesen, über das sich einfach berichten ließ. Die wirklichen Probleme der Vereinigung in allen ihren Facetten darzustellen, sei dagegen ungleich schwieriger. Dies werde die vornehmste Aufgabe des Nationalen Radios sein, kündigte Drück an, ohne freilich die Streitigkeiten der beteiligten Sender über die künftigen Programme anzusprechen.
Alles in allem hinterließ die Diskussion den Eindruck, die Union will mit pseudowissenschaftlicher Unterstützung durch das Allensbach-Institut ein neues Kampfgebiet gegen die öffentlich-rechtlichen Anstalten eröffnen. Waren es in den siebziger Jahren die "Rotfunk"-Attacken, so scheint die CDU jetzt die Legende von den "Miesmachern der Einheit" aufbauen zu wollen. UWE-JENS LINDNER
RODGAU. Mit der Veranstaltungsreihe "Erleben Sie Sri Lanka" eröffnet der Kulturverein "Focus" seine neue Reihe "Länderkontakte". Freunde der asiatischen Kultur haben am Samstag, 27. Februar, um 20 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum Nieder-Roden Gelegenheit, sich mit den exotischen Köstlichkeiten des fernöstlichen Landes vertraut zu machen.
Für einen Kostenbeitrag von zwölf Mark können die Teilnehmer verschiedene Gerichte kennenlernen, die von "Focus"-Mitgliedern vorgestellt werden. Gekocht wird von Gästen des Landes, die die Besucher auch über die Zubereitung, Gewürze und Eßgewohnheiten in ihrer Heimat informieren. Tänze in der jeweiligen Landestracht runden den Abend ab.
Eintrittskarten gibt's in den Rodgauer Buchhandlungen, Anmeldeschluß ist am Donnerstag, 25. Februar. ttt
RODGAU. Aufträge in Höhe von rund 216 000 Mark für weitere Gewerke im Erweiterungsbau der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schule in Weiskirchen hat der Kreisausschuß als Schulträger vergeben. Es handelt sich dabei um die Vergabe von abgehängten Decken in den Klassenräumen für 82 000 Mark, Fliesenarbeiten werden mit rund 134 000 Mark zu Buche schlagen.
Als Baudezernent zeigte sich Landrat Josef Lach zufrieden über den Verlauf der Bauarbeiten: "Nach wie vor befinden wir uns absolut im ursprünglichen Zeitplan." Er geht deshalb davon aus, daß die Schule zum Schuljahresbeginn 1993/94 wieder von den Schülerinnen und Schülern in Besitz genommen werden kann.
Zur Zeit befinden sich die etwa 30 Absolventen der Sonderschule für praktisch bildbare Kinder in der Geschwister- Scholl-Schule im nahen Hainhausen.
Die Kreisbeigeordnete und Schuldezernentin Adelheid D. Tröscher erläuterte die Pläne des Kreises, bezogen auf die Bodelschwinghschule: "Mit dem nach dem Umbau verbesserten Raumangebot streben wir einen Ganztagsbetrieb der Schule an. Dies hängt dann nur noch von der Genehmigung durch das Kultusministerium in Wiesbaden ab." ttt
RODGAU. Der Weg von Kindern von und zur Freiherr-vom-Stein-Schule in Dudenhofen und zu den städtischen Kindergärten über die Opelstraße wird bald sicherer werden - spätestens mit Beginn des neuen Schuljahres. Die dort von Eltern und Stadt gleichermaßen geforderte Ampel ist vom Darmstädter Regierungspräsidium jetzt genehmigt worden.
An der Kreuzung der Opel- mit Hügelstraße und Eppertshäuser Weg hatte es bereits zu jener Zeit eine Signalanlage gegeben, als diese Straße noch als Landesstraße 3116 von Dudenhofen nach Babenhausen diente und stark befahren war. Als die Opelstraße im Zuge des Straßenneubaus von der Kreuzung am Großmarkt als Landesstraße "abgehängt" wurde, war auch die Ampel entfernt worden - in der Annahme, daß sie nicht mehr nötig sei.
Mit der Zunahme des Autoverkehrs galt das aber nicht mehr. Ende 1990 hatten sich Bürger aus diesem Viertel von Dudenhofen hilfesuchend an die Stadt gewandt, die daraufhin das nötige Verfahren einleitete. Schulleitung und Elternbeiräte sowohl von der Freiherr-vom- Stein-Schule als auch von den Kindergärten hatten einen sicheren Überweg gefordert. Die Stadt verwies auch auf die an dieser Stelle unübersichtliche Kreuzung sowie auf die langgezogene Kurve, die zu einer zusätzlichen Gefährdung beitrage.
In Zukunft dürfte das Verfahren zur Genehmigung solcher mit Signalanlagen gesicherten Überwege zügiger ablaufen als bisher: Das Regierungspräsidium hat mitgeteilt, daß die örtliche Straßenverkehrsbehörde von sich aus Maßnahmen ergreifen kann, wenn zwischen Polizei, Straßenverkehrsbehörde und Kommune Einvernehmen besteht. ttt
RODGAU. Nach mehrmonatigen Bauarbeiten sind jetzt in Weiskirchen und Nieder-Roden zwei Brücken fertiggestellt worden, die nach einer routinemäßigen Brückenschau als reparatur- und renovierungsbedürftig eingeschätzt worden waren: die Brücke in der Weiskircher Bahnhofstraße über die Rodau und die Brücke am Hörnersgraben in Nieder-Roden. Knapp eine halbe Million Mark haben die Bauarbeiten an beiden Brücken gekostet. Die Baukosten in Weiskirchen beliefen sich einschließlich der Ingenieursleistungen auf 215 000 Mark plus 5000 Mark für die Prüfstatik. Dazu kamen noch 40 000 Mark für die notwendige Umverlegung von Stromkabeln sowie 25 000 Mark für eine dem Ortsbild Rechnung tragende Gestaltung des Geländers mit Sandsteinblöcken und verzinktem Eisengestänge.
Die Brücke ist inzwischen wieder für den Verkehr freigegeben worden - ebenso wie das Bauwerk am Hörnersgraben, das ebenfalls mit 215 000 Mark an Baukosten inclusive Ingenieursleistungen und 3200 Mark für die Prüfstatik zu Buche schlägt. Mit der Wiedereröffnung beider Brücken erübrigen sich auch die vorübergehenden Umleitungen.
Die Stadt Rodgau gehört ihrer Lage entlang der Rodau wegen zu den Kommunen mit den meisten Brücken in der Region.
Insgesamt sind dies 45 Brücken über die Rodau und das übrige Bachsystem innerhalb der Stadt. In Nieder-Roden sind es acht, in Dudenhofen und Jügesheim jeweils 13, in Hainhausen zwei und in Weiskirchen neun Brückenbauwerke, für deren Pflege und Erhalt - und vor allem deren Sicherheit - die Stadt verantwortlich zeichnet. ttt
KLAUS MÖLLER, in Rodgau lebender ZDF-Redakteur und Autor, der sich in mehreren von ihm betreuten Serien speziell mit Computern und deren gesellschaftlichem Einsatz befaßt hat, liest in der VHS-Reihe "Literatur aus Rodgau" am Mittwoch, 17. Februar, um 19 Uhr in der Jügesheimer Georg-Büchner-Schule aus seinem neuen Buch "Denis der Virusdetektiv" in Textauszügen vor. ttt
SIEGLINDE LEYH, 23 Jahre lang Leiterin der evangelischen Frauenhilfe in Babenhausen, ist in einem Gottesdienst verabschiedet worden. Ihre Nachfolgerin ist Lilli Mohrhardt. sch.
WILFRIED KÖBLER, Ehrenvorsitzender des Landes- und Kreisfeuerwehrverbandes Darmstadt-Dieburg, wurde 70. Während eines Empfangs würdigte Jürgen Domke, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes, die Verdienste des Jubilars um die Feuerwehren. Köbler wurde mit der Verdienstplakette der Stadt Groß-Umstadt ausgezeichnet. sch.
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WDR-Chefredakteur Fritz Pleitgen wird von März an im Wechsel mit Gerhard Fuchs den "Presseclub" moderieren, die sonntägliche Gesprächsrunde in der ARD. Wie der WDR jetzt in Köln mitteilte, löst Pleitgen den früheren WDR-Hörfunkchefredakteur Dieter Thoma ab, der im vergangenen Jahr mit 65 in den Ruhestand trat. Er wird am 28. Februar zum letzten Male die Gesprächsleitung des "Presseclubs" übernehmen, Pleitgen zum erstenmal am 7. März.
ALZEY. Der mit 15 000 Mark dotierte Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis der Stadt Alzey geht an den ostdeutschen Lyriker Wulf Kirsten. Damit werde ein in der ehemaligen DDR wirkender Schriftsteller gewürdigt, dessen literarische Geltung in der damaligen Bundesrepublik weitgehend unbekannt war. dpa
Für gezielte Maßnahmen zur Sportförderung an Hessens beruflichen Schulen hat sich der hessische Kultusmister Hartmut Holzapfel bei der Eröffnung eines zweijährigen Weiterbildungskurses "Sport für Berufsschullehrkräfte" in Frankfurt ausgesprochen. Die Kurse ermöglichen den nicht im Fach Sport ausgebildeten Berufsschullehrerinnen und -lehrern eine Zusatzqualifikation.
Holzapfel bekräftigte die Notwendigkeit für die Bereitstelllung von speziell ausgebildeten Lehrkräften im Sportunterricht an Berufsschulen. Sport ist dort mit einer Wochenstunde als Pflichtfach vorgesehen. Die Unterrichtsabdeckung lasse jedoch zu wünschen übrig. Teils fehle es an Sportstätten, teils an qualifiziertem Personal, teils setzten die Schulen andere Prioritäten. lhe
FRANKFURT A. M. Der in Heidelberg lebende indische Dichter Alokeranjan Dasgupta erhält in Neu-Delhi den hoch angesehenen Literaturpreis der Sahitya Akademi (Akademie für Literatur). Ausgezeichnet wird der 1933 geborene Lyriker für seinen neuesten Gedichtband "Marami Karat" (Mystische Säge). Dasgupta lehrt seit 1971 am Südasien-Institut der Universität Heidelberg. epd
"Stiftung für entführte Kinder"
An Politik/ Frauenseite/ Vermischtes
Thema: Kinderhandel
Datum:
"Wir sind mit unserem Schmerz nicht mehr allein"
Private "Stiftung für geraubte Kinder" in Mexiko hilft Betroffenen und macht Druck auf Verantwortliche/ häufigstes Motiv: Adoptionen
Von Rita Neubauer, Mexiko-Stadt
Der 15.September 1991 - Mexikos Nationalfeiertag - veränderte Maria de Lourdes Carrizales Leben für immer. Sie schickte ihre siebenjährige Tochter Dianita zum Einkaufen. Sie kehrte nie mehr zurück. Seit diesem Tag ist das Leben der Mittdreißigjährigen von einem Wunsch beseelt: alles zu unternehmen, um ihre Tochter wiederzusehen. Bilder des hübschen Mädchens mit Haarschleife und ernsten, dunklen Augen erschienen in mexikanischen Zeitungen. Ihr Name ging über den Äther, 5.000 Dollar Belohnung sind ausgesetzt, und Maria de Lourdes Carrizales tourt die Republik, sobald sie ein Hinweis über den möglichen Verbleib von Dianita erhält. Doch außer der schrecklichen Wahrheit, daß all diese Bemühungen bislang umsonst waren, kam sie zu einer Erkenntnis: sie ist mit ihrem Schmerz nicht allein.
Dutzende, hunderte, vielleicht tausende mexikanischer Familien teilen dasselbe Schicksal. Mexiko gehört nach Schätzungen des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag neben Hongkong, Südkorea, den Philippinen und Thailand zu den Ländern, in denen Kinderhandel am häufigsten vorkommt. Das mag erstaunen, denn mit exakten Ziffern kann weder der Internationale Gerichtshof aufwarten, noch gibt es Statistiken mexikanischer Stellen. Bis vor kurzem wußten die Betroffenen nicht einmal, an wen sie sich wenden sollten.
Daß nun zwei Spezialeinheiten der Polizei sich um gekidnappte Kinder kümmern, und auch der neue Generalstaatsanwalt von Mexiko-Stadt, Sergio Valades, mehr Verständnis zeigt, kann sich Frau Carrizales auf die Fahnen schreiben. Sie machte ihren Schmerz nicht nur öffentlich, sie gründete die "Stiftung für entführte Kinder in Amerika". Sie dient als Anlaufstelle für die Opfer und hat als Ziel, nicht nur Kinder zu retten sondern auch ein Bewußtsein für das Problem zu schaffen.
Wie gering dieses ist, zeigte als erstes die Reaktion der Verantwortlichen. Sie oponierten gegen den Namen der Stiftung. Das Argument: in Mexiko werden keine Kinder gestohlen höchstens vermißt. Die Betroffenen landeten in den meisten Fällen bei CAPEA, einer Regierungsorganisation, die sich um vermißte Personen kümmert, aber im Fall von Kindesraub wenig hilfreich ist.
Diese leidvolle Ignoranz bekam auch Rosalia Diaz zu spüren, die vergangenen August mit dem kleinen Ahitob Gerardo im Kinderweg auf dem Nachhause-Weg war. Zwei Männer näherten sich von hinten, rissen den drei Monate alten Säugling aus dem Kinderwagen und machten sich auf und davon. Statt den Stadtteil abzuriegeln, sandt die Polizei nach Ambulanzen aus, die Rosalia Diaz ins Krankenhaus schaffen sollten. "Am Ende fragten sie mich, ob ich nicht möglicherweise Ahitob in einem Kaufhaus verloren hätte," erzählt die 33jährige, sichtlich berührt.
Sie und zahlreiche andere Opfer sind Mitglied der Stiftung, deren Sitz Frau Carrizales Wohnzimmer ist. In dem einfachen Haus in einem Arbeiterviertel Mexiko-Stadts schmücken Fotos von Kindern die Betonwände, Frauen sitzen auf dem Sofa, halten Kinderbilder in der Hand und hoffen auf moralische Unterstützung. Telefone schrillen und Tränen fließen. "Wir sind auch eine Selbsthilfegruppe," erklärt Frau Carrizales, "denn viele Frauen fühlen sich hilflos den Verantwortlichen ausgeliefert." Inkompetente Stellen mit wenig effizientem Personal sind eine Hürde, eine andere ist das Mißtrauen gegenüber der Polizei. "Die Nachbarn schweigen, selbst wenn sie etwas gesehen habe, aus Angst, etwas mit der Polizei zu tun zu haben," klagt Sonia Patricia Pinto Guillen, deren sechs Jahre alte Tochter vor sieben Jahren entführt wurde. Sie hofft, daß sie noch am Leben ist, vielleicht bei nordamerikanischen Adoptiveltern ein gutes Zuhause hat. "Das ist das Einzige, das mich vor dem Verrücktwerden rettet."
Adoptionen sind das gängiste Motiv für Kindesraub in Lateinamerika. Vor allem aus den USA, aus Kanada und Europa kommen Anfragen adoptionswilliger Eltern. Während in vielen Fällen eine Adoption den legalen Weg geht, machen sich in Ländern wie Mexiko, El Salvador, Nicaragua oder Brasilien skrupellose Geschäftemacher die Träume kinderloser Paare zunutze - gegen reichliches Entgeld. Bis zu 30.000 Dollar wandern für ein Kleinkind über den Tisch, und die glücklichen Eltern vermeiden häufig allzu direkte Fragen nach der Herkunft.
Denn auf der einen Seite warten in Industrieländern Eltern viele Jahre - wenn nicht umsonst - auf eine Adoption. Andererseits reagieren Dritte- Welt-Länder aufgrund negativer Erfahrungen zunehmend mit bürokratischen Hürden auf die große Nachfrage. Oder Funktionäre unterzeichnen erst ein Papier gegen ein entsprechendes Handgeld. So sank in Mexiko die Zahl der legalen Adoptionen durch nordamerikanische Eltern in den vergangenen Jahren. Experten geben dem Papierwust und dem langsamen Prozeß die Schuld. Kein Wunder, daß Geschäftemacher und windige Anwälte Zulauf erhalten.
Die Beschaffung der Kindern kennt viele Facetten. Armen Müttern werden in Entbindungsstationen ihre Neugeborenen für ein paar hundert Dollar abgekauft. In Elendsvierteln überlassen kinderreiche Frauen ihre Babys sogenannten "Sozialarbeiterinnen", die ihnen ein besseres Leben für ihre Sprößlinge versprechen. Es werden Kinder von "engordadoras" - wörtlich übersetzt "Dickmacherinnen" - in bestimmten Häusern aufgepäppelt, bis sie dem Ideal der Adoptivfamilie entsprechen. Und es werden Kinder aus Krankenhäusern oder auf der Straße geraubt.
Bevorzugt werden Kinder einkommensschwacher Familien, die nicht die Kontakte und nicht die Mittel haben, über lange Zeit die Suche aufrecht zu erhalten. Auch werden mehr Mädchen entführt als Jungen. Und Mexiko dient nicht allein der Beschaffung von Kleinkindern, es gilt auch als Transitland für mittelamerikanische Kinder, die von internationalen Banden illegal über die nordamerikanische Grenze geschafft werden.
In weniger glücklichen Umständen werden die Jungen und Mädchen zur Prostitution und pornografischen Filmaufnahmen gezwungen. Oder, und dafür gibt es jedoch zuwenige Beweise, ihre Organe entwendet und verkauft. Letztere Möglichkeit schlägt immer wieder Wellen in Lateinamerika, wenn plötzlich hohe Funktionäre mit schauerlichen Geschichten aufwarten, diese aber später dementieren und so eine wenig fundierte Gerüchteküche am Leben halten. "Vieles entspringt dem Reich der Phantasie, und nährt Panik unter den Mütt Y
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ii üÜU V R Valades dem brisanten Thema die Schärfe zu nehmen. "Natürlich haben wir Kindesraub. Aber in vielen Fällen laufen Kinder auch davon oder verschwinden aus anderen Motiven." In einem Fall in Guanajuato wurde jedoch ein Händlerring 1991 im Zusammenhang mit einem geheimen Grab verhaftet, in dem sich angeblich Reste von Kleinkindern mit fehlenden Organen fanden.
Genau diese Haltung treibt die Stiftungsmitglieder zur Verzweiflung. Sie fanden nicht nur Nachahmer in der Republik und versuchen Kontakte zu anderen lateinamerikanischen Ländern zu knüpfen, sie "retteten" auch sieben Kinder. Einmal erreichten sie mit einer Kampagne ein solches Maß an Anteilnahme, daß die Entführerin das Opfer aussetzte, nachdem bekannt wurde, daß die Mutter in ein Koma verfallen war. Ein anderes Mal entkam ein Junge, der als Bettler ausgenutzt wurde. Er konnte sich nur noch erinnern, daß sein Vater in der Müllabfuhr beschäftigt war. Die Stiftung fand ihn nach langem Suchen. Ein Foto des Kleinen mit einem großen "Danke" hängt seitdem im Wohnzimmer von Frau Carrizales.
Mit einiger Verwunderung mußte ich in Ihrem "Tagestip", der sich mit dem richtigen Verhalten bei der "dreisten" Zusendung unbestellter Waren auseinandersetzte, lesen, daß man "notfalls" genauso dreist behaupten (könne), nie etwas erhalten zu haben" (FR vom 1. Februar 1993 "Tagestip: Unbestellte Waren - Nicht gleich in den Papierkorb"). "Denn", so wird erklärt, "die Nachweispflicht, daß das . . . Päckchen angekommen ist, liegt beim Absender. Und dieser Beweis ist in der Regel schwer zu führen."
Bei solchen "Tips" muß man wirklich fragen, was mittlerweile bei uns alles "normal" ist. Abgesehen davon, daß eine Lüge auch dann ein Lüge bleibt, wenn sie sich nicht beweisen läßt, stellt dieser Rat ganz schlicht eine Aufforderung zur Begehung eines Prozeßbetruges dar. Jeder, der in einem Zivilprozeß wissentlich unrichtige Tatsachen vorträgt und aufgrund dieser falschen Behauptungen den Prozeß zu sei- nen Gunsten entscheidet, macht sich eines Betruges gemäß § 263 StGB schuldig.
Jetzt mag man mir vorwerfen, ich sei lebensfremd und das mache doch jeder, solange er die Chance habe, nicht erwischt zu werden. Letzteres ist sicher richtig und in meiner Tätigkeit als Zivilrichter bin ich mit diesem Problem ständig konfrontiert, was ersteres möglicherweise entkräften könnte. Die Veröffentlichung eines solchen Tips im Wirtschaftsteil einer großen seriösen deutschen Tageszeitung gibt der Frage meines Erachtens allerdings eine neue Qualität.
War es bisher nicht möglich, "unlautere" Methoden öffentlich zu erörtern - außer indem man seiner Empörung über deren Anwendung kundtat, während man gleichzeitig im Privaten doch ab und zu mal beide Augen zudrückte -, so darf man jetzt auch endlich öffentlich aussprechen, was alle längst denken: Wenn andere lügen ist das eine Schweinerei, aber zu seinem eigenen Vorteil ist das schon erlaubt. Mit "erlaubt" ist natürlich nicht die strafrechtliche Seite der Frage gemeint, da die strafrechtliche Antwort weiterhin eindeutig ist.
Wenn wir uns das "erlauben", ist das vielmehr eine Frage des Unrechtsbewußtseins und somit der Moral. Ist es moralisch vertretbar zu lügen, wenn man dadurch einen wie auch immer gearteten Vorteil erreichen kann? Wer diese Frage bejaht, muß sich gleichzeitig fragen, was ihn eigentlich von Möllemann unterscheidet. Bei ihm war sich die Gesellschaft noch einig, daß die Lüge moralisch als zutiefst verwerflich anzusehen sei.
Man kann nun versuchen, alle möglichen Unterschiede herauszuarbeiten, letztlich rechtfertigen sie jedoch meines Erachtens eine unterschiedliche moralische Wertung nicht. Wer keine unterschiedliche moralische Wertung vornimmt, aber auch weiterhin die Lüge als übliches Kommunikationsmittel benutzen will, soll sich wenigstens beim nächsten "Möllemann" nicht über die fehlende Moral aufregen, sondern lediglich über die Ungeschicklichkeit des Delinquenten. Anderes wäre scheinheilig.
Peter Reitzmann (Richter), Wiesbaden
Als Betroffener und Eigentümer der in Ihrem Artikel ",Kuhhandel&rquote; um Fischteiche" (FR vom 5. 2. 1993) zur Rede stehenden und unter Naturschutz gestellten Teiche in Dehrn bin ich doch mehr als verwundert über die Darstellung der HGON. Nach meinen langjährigen Erfahrungen im Umgang mit den Laien-Vertretern der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) wundert es mich allerdings überhaupt nicht mehr, welches Verständnis diese Leute vom Eigentum anderer Leute haben.
Es ist mein gutes Recht, gegen die gegen meinen Willen erfolgte Unterschutzstellung meines Eigentums mit allen Mitteln des Rechtsstaates vorzugehen. Es kann und darf nicht sein, daß meine Teiche, die ich nach Auflassung meiner Kiesgrube mit viel Mühe, Zeit und Geld in den heutigen Zustand gebracht habe, aus purem Egoismus der HGON und eines dubiosen Grauganspärchens, von Staats wegen quasi durch die kalte Küche enteignet werden.
In dem Verordnungstext hatte man mir noch nicht einmal das Recht eingeräumt, mein Grundstück zu betreten, geschweige denn zu nutzen, wie es jedem Bürger vom Artikel 14 des Grundgesetzes garantiert ist. Der Hinweis auf die Eigentumverpflichtung des Art. 14 (2) (Gemeinnützigkeit) ist nicht stichhaltig, da das zugrundegelegte Gutachten über die Schutzwürdigkeit meiner Teiche so laienhaft und dilettantisch ist, daß es für die Schutzgründe noch nicht annähernd tauglich ist.
Wie kann jemand mit gesundem Menschenverstand behaupten, daß Fische in einem Gewässer Amphibien, Insekten oder Wasserpflanzen schädigen? Es ist das Natürlichste der Welt, daß Wasser von Natur aus der gemeinsame Lebensraum für alle im Wasser lebenden Tierarten, inclusive der Fische ist.
Auch die Behauptung Naturschutz und Fischerei schlössen sich aus, spiegelt den Egoismus der einäugigen Naturschützer wider. Warum soll es nicht sinnvoll sein, die von der Natur erzeugten natürlichen Ressourcen in einem verträglichen Rahmen zu nutzen?
Darüber hinaus gibt es genügend Beispiele dafür, wie sich gerade Angler, so auch ich, für ihre Gewässer im Sinne des Naturschutzes engagieren. Leider wird immer wieder gerade von der HGON und einigen ihrer übereifrigen Mitglieder versucht, sich selbst als die wahren Naturschützer darzustellen.
Zugegeben ist jede Freizeitnutzung der Natur eine Störung des Naturhaushaltes. Ich möchte aber auch nicht wissen, wieviele Jungvögel bei den permanenten Nistkastenkontrollen der Vogelschützer von den Elternvögeln im Stich gelassen werden? Es ist geradezu lächerlich, ein ausgesetztes Pärchen der Graugans, die bei uns niemals heimisch war, als Schutzgrund anzuführen.
Die Entscheidung der Landesregierung, mir eine ganzjährige Nutzung meines Eigentums nachträglich zu erlauben, ist nicht durch Mauschelei zustande gekommen, sondern vielmehr aus der Einsicht, daß das generelle Nutzungsverbot nicht mit geltendem Recht vereinbar und die angeführten Schutzgründe nicht stichhaltig sind.
Ich werde es jedenfalls nicht zulassen, daß man mir mein Eigentum streitig macht und mich von der Nutzung komplett ausschließt, zumal ich derjenige war, der ohne Mithilfe des Staates und der HGON die aufgelassene Kiesgrube in den heutigen Zustand versetzt hat.
Hermann Wahl, Runkel
Familienangelegenheiten gehören nicht auf den offenen Markt. Da die DGB-Betriebsräte aber dieses Forum bevorzugen, schreibe ich einen Leserbrief, damit in der Öffentlichkeit nicht der Eindruck entsteht, Verhalten und Meinung der Betriebsräte finde ungeteilte Zustimmung. Mit der sogenannten "Flucht in die Öffentlichkeit" haben sich die DGB-Betriebsräte (DGB-BR) und vor allem den Beschäftigten keinen Gefallen getan (FR vom 4. 2. 1993 "Beschäftigte des DGB wollen nicht länger &rquote;Fußabtreter' sein"). Sie haben eigentlich nur der Gewerkschaftsbewegung geschadet.
Was im Beitrag der FR aus dem niederrheinischen Goch zu lesen war, ist eigentlich ein ganz dicker Hund. Die DGB- BR tun doch praktisch so, als wären die zahlenden Mitglieder in den DGB-Gewerkschaften für sie da und nicht umgekehrt. Hauptamtliche mit gewerkschaftspolitischen Aufgaben befinden sich gegenüber den Mitgliedern in einer dienenden Funktion. Haben die DGB-BR das etwa vergessen?
Es wäre tatsächlich das Ende des DGB, wenn notwendige Reformen am Widerstand des DGB-BR scheitern sollten. Doch soweit wird es mit Sicherheit nicht kommen. Schließlich sind die Mitglieder des DGB die Einzelgewerkschaften und niemand anders. Die wiederum finanzieren mit einem ganz bestimmten Prozentsatz ihres eigenen Beitragsaufkommens den DGB. Das alles ist schließlich auch den Betriebsräten bekannt. Bekannt ist doch wohl auch, wieviel Geld der Aufbau von Gewerkschaftsstrukturen in den neuen Bundesländern gekostet hat und auch künftig noch immer erforderlich macht.
Vom DGB und allen anderen Gewerkschaften sind gewaltige organisatorische Aufbauleistungen in den neuen Ländern erbracht worden. Hauptamtliche und "Ehrenamtliche" waren daran beteiligt. Der DGB-BR aber blickt zurück auf die Konzerne "Neue Heimat und Coop" und operiert dabei mit so abenteuerlichen und nach meiner Meinung auch gewerkschaftsschädigenden Vorwürfen, die DGB-Spitze produziere in immer kürzeren Abständen Millionendefizite.
Wenn aufgrund von zurückgehenden Mitgliedszahlen in den DGB-Gewerkschaften zwangsläufig auch die Einnahmen der Gewerkschaften sinken, und wenn Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit neue Rekordzahlen erreichen, dann führt das ebenfalls zu beträchtlichen Einnahmeverlusten bei den Einzelgewerkschaften. Zwangsläufig fallen dann auch die Einnahmen des DGB niedriger aus. Jede DGB-Gewerkschaft denkt über Sparmaßnahmen und neue Strukturen nach. Das ist eine Daueraufgabe, die die zahlenden Mitglieder den jeweiligen Vorständen völlig zu Recht mit auf den Weg gegeben haben. Gleiches gilt dann aber doch wohl auch für den DGB.
Mit Vehemenz stellen sich alle Gewerkschaftsmitglieder in den Einzelgewerkschaften den jetzigen Tarifverhandlungen. Wie eng inzwischen die Verteilungsspielräume geworden sind, haben wir beim Tarifabschluß im öffentlichen Dienst gesehen. Die übrigen Gewerkschaften werden es bei den anstehenden Tarifverhandlungen ebenfalls sehr schwer haben.
Da stellt sich doch wohl die Frage - wo lebt eigentlich der DGB-BR? Für derartige Unverschämtheiten müßten sich diese Betriebsräte eigentlich auf den Gewerkschaftstagen der Einzelgewerkschaften verantworten, denn dort versammeln sich die demokratisch gewählten Delegierten aller zahlenden Mitglieder, aus deren Beiträgen schließlich auch die Betriebsratmitglieder des DGB ihre Gehälter beziehen. Die Delegierten dieser Gewerkschaftstage wüßten sicherlich geeignete Mittel, dem DGB-BR seine ganz natürlichen Grenzen deutlich zu machen. Keiner von ihnen ist schließlich zum DGB zwangsverpflichtet worden.
Sich in diesem Zusammenhang auch noch einer Mitarbeit bei Untersuchungen über die interne Organisation zu verweigern, setzt der ganzen Borniertheit nach meinem Eindruck die Krone auf, so daß man den DGB-Oberen empfehlen sollte, auch an arbeitsrechtliche Konsequenzen zu denken.
Hermann Hunger (Mitglied der In- dustriegewerkschaft Bau-Steine- Erden), Frankfurt am Main
"Wir nehmen nicht Stellung, wir nehmen Bilder auf." Doch so einfach, wie David Modrowksi von Television News (WTN) zunächst klingt, ist das Geschäft mit den Fernsehbildern nicht. Der kanadische Journalist mit einem Arbeitsplatz in London, dem Sitz der Agentur, hat Beispiele parat, wie unterschiedlich verschiedene TV-Sender mit dem gelieferten Bildmaterial umgehen - ganz nach Weltsicht und Belieben. 400 Palästinenser auf dem Weg ins Niemandsland zwischen Israel und Libanon - Opfer oder Täter? Blauhelme zwingen vier Somalis auf den Boden - eine notwendige Sicherheitsmaßnahme, die Schikane Unschuldiger oder die Entwaffnung von Banditen? Blutbad in Sarajewo - wer schoß auf wen? Bilder beweisen alles - und nichts.
Manipulation hin, Manipulation her: Der Hunger der Sender nach dem Material der Bildagenturen wächst. Anlaß für die Veranstalter des 33. Fernsehfestivals von Monte Carlo, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Bei einem "Round- Table-Gespräch" saßen sich die Vertreter der wichtigsten Bildagenturen gegenüber. Die englische Nachrichtenagentur Reuters hat sich "visnews" einverleibt und betreibt unter dem Namen "Reuters TV" 450 Fernsehsender in 84 Ländern. Seit dem Massaker auf Pekings Platz des Himmlischen Friedens sei der Anteil der Auslandsnachrichten ständig gestiegen, sagt Steve Selman, der BBC-Auslandschef. Während bis 1989 der Anteil der Auslandsnachrichten 30 Prozent gegenüber 70 Prozent an innenpolitischer Information betrug, sei heute das Verhältnis 50:50, sagt Selman. Da sind nicht nur die gewaltigen Erschütterungen, die zum Beispiel die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion durchzustehen haben, die Kriege am Golf und im ehemaligen Jugoslawien, Naturkatastrophen wie der Ausbruch des Pina Tubo oder die zahllosen Sturmfluten, die die Nachfrage nach Bildern stärken.
Mark Smith, beim (neu gegründeten) Fernsehdienst von Associated Press für den internationalen Bereich zuständig, hat eine simple ökonomische Begründung: Die Deregulation des Fernsehmarktes habe die Zahl der Sender vergrößert, doch die kleiner gewordenen Marktanteile erlaubten den TV-Stationen immer weniger, eigene Korrespondentenbüros zu unterhalten. Eine wachsende Abhängigkeit auch der großen öffentlich- rechtlichen Anstalten vom Bildmaterial der Agenturen. Die Kassen sind überall gleichermaßen leer, und die Zahl der Orte und Ereignisse, über die zu berichten ist, wächst.
In dieser Situation versucht die BBC aus der Not eine Tugend zu machen. Das britische Flaggschiff soliden Journalismus' verläßt sich durchaus dort auf Reuters TV, wo kein eigenes Team bereit steht. Aber Bilder allein reichen nicht. Bei der BBC, so berichtet Steve Selman, sind die Hörfunkkorrespondenten in Sachen Fernsehen geschult worden und umgekehrt. So ist das Netz der weltweit berichtenden BBC-Journalisten dichter geworden. Und das funktioniert in Zusammenarbeit mit Reuters TV ungefähr so: Von der Deportation der über 400 Palästinenser habe der Hörfunkkorrespondent in Beirut erfahren, die Redaktion in London ausgiebig informieren können. Die Bilder von Reuters TV seien auf diese Weise gut einzuordnen gewesen. In Zusammenarbeit mit dem Fernsehbilderlieferanten habe die BBC auch bei der Berichterstattung über die Gefährdung des Staudamm an der dalmatischen Küsten die Nase vorn gehabt. Die Agentur habe ihren Satellitenspiegel in die Nähe gebracht, und so seien Bilder und Hintergrundinformation vorhanden gewesen.
Doch die Geschwindigkeit, die die Technik ermöglicht, beinhaltet zahlreiche Gefahren für die Berichterstattung. Die journalistische Recherche dürfe nicht auf der Strecke bleiben, unangenehme und mißliebigen Fragen müssen weiter gestellt werden, fordert der BBC-Journalist. Dabei erhält er Rückendeckung von Stephen Claypole von Reuters TV. Bilder müssen eingeordnet werden können, dazu bedarf es Information, sonst sei der Mißinterpretation und der Manipulation Tür und Tor geöffnet.
Daß ein Unglück nur als solches erkannt wird, wenn es gefilmt ist, darauf wies Hervé Chabalier, der in Frankreich mit Dokumentationen und Reportagen eine eigenen Agentur betreibt. 40 000 Tote in Taschikistan, ein Bürgerkrieg, der von der Weltöffentlichkeit nicht wahrgenommen würde, erbost sich Henrikas Yushkiavitshus aus Litauen, der sich seit zweieinhalb Jahren bei der Unesco um Kommunikation und Information kümmert. Yushikiavitshus hob hervor, daß vor allem Drittweltstaaten und die Länder des früheren Ostblock viel zu wenig Ressourcen hätten, um im Kommunikationsbereich zu investieren. Es sei gefährlich, so der Unesco-Direktor, daß wirtschaftliche Gründe den Aufbau einer eigenen Informationsinfrastruktur verhinderten. Nach dem Staatsrundfunk würden nun die reinen Marktgesetze gelten, und so drohe ein "neuer eiserner Vorhand".
Eine Katastrophe ist nur eine Katastrophe, wenn sie gefilmt ist - mit dieser Binsenweisheit der Mediengesellschaft müssen die Hilfsorganisationen zurecht kommen. June Kane, Kommunikationschefin des Internationnalen Roten Kreuzes in Genf, sieht sich da in der Zwickmühle. Auf der einen Seite, so sagte sie in Monte Carlo, "brauchen wir das Fernsehen", um überhaupt Aufmerksamkeit und Hilfs- und Spendenbereitschaft zu erwecken. Auf der anderen Seite scheint das Rote Kreuz in Gefahr zu kommen, so etwas wie ein Katastrophenreisedienst zu werden. Da geht es June Kane mittlerweile allzu häufig darum, daß die Hilfsorganisationen Übernachtungsmöglichkeiten und Verpflegung für die Journalisten und Kamerateams bereitstellen müssen. Bei jedem Bild eines verhungernden Kindes stelle sich ihr die Frage, "was hatte der Kameramann zum Mittagessen".
INGRID SCHEITHAUER
Jaaaa, jetzt ist sie da! A 9, Ihre Sonnenstrecke. Die schönere Autobahn. Urlaub von Anfang an. Der Preisschlager zum Super-Fahr-und-Spar- Tarif! Holadiöö! Günther Krause hat in Bonn den Startschuß gegeben, und nun sitzen die Werber schon mal vorsorglich an ihren Kampagnen. Denn private Autobahnen müssen dringend angepriesen werden. Jetzt neu! Die Strecke Pleizenhausen - Alterkülz. Endlich auch mit Autobahn. Mehr Kilometer fürs gleiche Geld! Mit Sicherheit schneller - Ihre Privaten.
Gerade ums Öko-Image unserer Autobahnen ist's ja leider nicht allzu gut bestellt. Und Leute mit schlechtem Die Öko-Vignette Gewissen sind nun mal keine guten Kunden. Also los. Wir wollen mal in die Präsentation reinhören . . .
Vorschlag 1. Haben Sie schon Ihre Vignette? Denken Sie an die Umwelt! Die neue Autobahn-Vignette, jetzt auch aus Altpapier. Düdeldüdeldü. Ihre Private Autobahn-Gesellschaft PAG. Wir sorgen für unsere Umwelt. - Und nicht vergessen: Unter Sammlern ist die Altpapier-Vignette gefragt. Streng limitierte Auflage!
Vorschlag 2. Wo lohnt sich ein Tag im Grünen, wo erholt man sich rasend schnell? Auf unserer Autobahn-Raststätte Gräfenhausen! Tausend Quadratmeter Grünfläche und eine Oase für die Kinder! PAG-Autobahn. Die mit dem blühenden Mittelstreifen.
Vorschlag 3. Ihre Autobahn Frankfurt - Wiesbaden flüstert jetzt. Mit dem neuen, dem geräuscharmen Belag. Frau Schmidt aus Frankfurt-Zeilsheim hat's sofort bemerkt: "Jetzt höre ich meinen Mann wieder - und das sogar bei offenem Fenster!" Düdeldüdeldü. Alles für Ihr Wohlbefinden. Ihre PAG.
Ja, da jubelt das Herz des Umweltfreundes. Und ein jeder seufzt: Ich fahre gern! PITT VON BEBENBURG
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FRANKFURT A. M. Es war eine ausgesprochen höfliche Geste: Alfred Brendel, Solist des jüngsten Bach-Konzerts, verbeugte sich im voll besetzten Großen Saal der Alten Oper nicht nur wie allgemein üblich nach vorne, sondern auch zur kleinen Zahl der hinter ihm sitzenden Zuschauer. Aber es war mehr als das. Diese Geste verriet zugleich, mit welcher Akribie dieser Pianist einen Soloabend gestaltet: Da bleibt nichts unbedacht, nichts unberechnet.
Brendel möchte man als den geborenen Interpreten von Beethovens Klaviersonaten C-Dur op. 53 und F-Dur op. 54 bezeichnen. In Frankfurt spielte er sinnvollerweise die große C-Dur-Sonate erst nach der späteren, aber in kleineren Dimensionen gestalteten F-Dur-Sonate; als anspruchsvolle Zugabe auf gleichem Niveau erklang das "Andante Favori", das Beethoven zunächst zum zweiten Satz der "Waldstein-Sonate" op. 53 bestimmt, dann aber wegen seiner Länge ausgeschieden hatte.
Weit entfernt von jeder Selbstdarstellung, etwa der Versuchung, als Hochleistungssportler über die Tasten zu dreschen, oder der, Beethovens Musik zu einem Potpourri der eigenen Gefühlsregungen zu degradieren, gelingt ihm auf diese klassisch ausgewogenen Werke in ihrer mal subtilen, mal weit ausgreifenden Architektonik ein überzeugender Zugriff. Brendel weiß genau, was er spielt, jede Note hat ihren Platz, Virtuosität wird nie zum Selbstzweck, die Palette klanglicher Nuancierungen überzeugt, ja fesselt sogar.
Vor der Pause spielte er die drei zeitlich benachbarten Sonaten As-Dur op. 26, Es-Dur op. 27,1 und Cis-Moll op. 27,2. Sachlich, gefaßt, nüchtern und exakt wirkten sie allesamt, jede auf ihre Weise. Einen unheroischeren "Trauermarsch über den Tod eines Helden" als den langsamen Satz der As-Dur-Sonate in Brendels Interpretation kann man sich kaum vorstellen. Bertolt Brecht, ein Prophet der Nüchternheit auch und gerade auf dem Gebiet der Musik, dem der Beethovensche Impetus Zeit seines Lebens nicht geheuer war, hätte seine wahre Freude an dieser distanzierenden Darstellung gehabt. Trauer war nicht zu spüren, nur mehr ihr Gestus war zitiert.
Das freie, quasi improvisatorische Schweifen des musikalischen Gedankens, das Beethoven in den beiden Sonaten op. 27 (beide überschrieben "quasi una fantasia") auskomponiert hat, war kaum wiederzufinden. Wenn schon "Mondscheinsonate", dann "Mondschein im Neonlicht", scheint Brendel zu meinen; man merkt, da ist alles ausgeleuchtet und gar nichts mehr offen; er hat wirklich die ganze Musik im Kopf! Das Gesamtszenario rollt ab - perfekt! Die Tugenden eines großen Interpreten aber werden hier, wie es scheint, zum Handicap, das sich in der zugespitzten Frage benennen ließe: Wie kann man Musik so berechnen, daß sie unberechenbar klingt?
Nicht einmal mit dem Berechenbaren rechnen können anscheinend die Veranstalter der Frankfurter Bach-Konzerte. Für den vollen, sehr gut besuchten Großen Saal der Alten Oper mit über 2000 Plätzen stellten sie gerade 400 Programmhefte zur Verfügung. Gegenüber dem Großteil des Publikums war dies: eine ausgesprochen unhöfliche Geste.
ANDREAS HAUFF
OBERURSEL. "Ich habe schon als Kind immer nur Alkoholiker angeschaut. Alle Männer und Frauen, die mir gefielen, hatten damit Probleme." Gerdas Offenheit verblüfft. Ihre Selbstanalyse ist nüchtern, sachlich und schonungslos. "Alles begann damit, daß ich mich als junges Mädchen in einen Mann verliebte, der trank", erzählt sie weiter. Damals fand sie die täglichen Bierchen "ganz normal" und glaubte fest daran, ihn ändern zu können. Ein Selbstbetrug, wie Gerda einsehen mußte. Sie verließ ihren Mann.
Für diese Erkenntnis brauchte die 65jährige allerdings viele Jahre. Die Gruppe Al-Anon für Angehörige und Freunde Alkoholabhängiger half ihr dabei. Auch 30 Jahre nach der Scheidung sucht Gerda einmal in der Woche das Gespräch mit Gleichgesinnten, zunächst in Frankfurt, seit Oktober des vergangenen Jahres auch in Oberursel. Die Selbsthilfegruppe trifft sich regelmäßig in den Räumen der Liebfrauengemeinde in der Berliner Straße.
Doch bislang finden nur wenige Betroffene den Weg ins Meeting. "Man muß einen langen Atem haben", weiß Gerda aus Erfahrung. Denn das Prinzip der Anonymität erschwert die Öffentlichkeitsarbeit. Deshalb verteilt sie unermüdlich Kontaktkarten mit Adresse und Treffpunkt der Al-Anon-Gruppe. "Ich klappere alle Ärzte ab", erzählt Gerda. Leider ist das unauffällige Infoblatt nicht in allen Praxen gern gesehen. "Das verunsichert meine Patienten", habe sie erst kürzlich ein Oberurseler Allgemeinmediziner abgewiesen. Dabei ist die Selbsthilfegruppe für viele Angehörige der einzige Ausweg aus dem Teufelskreis, der Abhängigkeit heißt: nicht abhängig von der Droge, sondern abhängig vom Alkoholiker. In zwölf Schritten versucht Al-Anon die Betroffenen auf einen neuen Weg zu führen. Doch schon der erste Schritt ist ein Kraftakt: "Ich gebe zu, daß ich Alkohol gegenüber machtlos bin und mein Leben nicht mehr meistern kann." Diesen Satz brachte auch Gerda lange nicht über die Lippen. "Ich bin eine Machertype", charakterisiert die Frau sich selbst, "wenn ich ein Problem erkenne, will ich es sofort lösen." Doch beim Alkoholismus scheiterte sie mit dieser Methode.
Das Gespräch in der Al-Anon-Gruppe ist für die Seniorin inzwischen gleichbedeutend mit einem Blick in den Spiegel. Durch die anderen sucht sie die eigenen Verhaltensweisen zu ergründen. Als eine Frau im Meeting völlig verzweifelt erzählte, daß ihr alkoholabhängiger Mann sie nicht "in Ruhe lasse" und ihr nachstelle, fühlte sich Gerda an ihre Vergangenheit erinnert: "Auch ich konnte nicht Nein sagen. Meine Grenzen waren wie ein dehnbares Gummiband."
Für Karl (38) sind die Al-Anon-Meetings eine Art "Lebensweisung", die zwölf Schritte so etwas wie die zehn Gebote. Seine Schwester und sein Vater sind alkohol- und rauschgiftabhängig. Früher hat er selbst getrunken. "Es tut mir gut, regelmäßig hinzugehen", sagt Karl, "die Dinge haben sich nicht geändert, aber ich sehe sie jetzt anders." Er hat gelernt sich abzugrenzen und den anderen loszulassen.
"Jede Sucht ist ein Ausweichen vor Verantwortung", weiß der trockene Alkoholiker aus eigener Erfahrung. Deshalb ist er heute nicht mehr bereit, die süchtige Schwester finanziell zu unterstützen. "Ich verlängere ihr Leiden damit", argumentiert Karl und weiß, daß er für diese Entscheidung Konsequenzen tragen muß: Die Verwandtschaft nennt sein Verhalten "herzlos" und zeigt mit dem Finger auf ihn.
Die Al-Anon-Gruppe trifft sich jeden Donnerstag, um 19.30 Uhr in der Berliner Straße 65. Informationsmaterial erhalten Interessenten bei der Kontaktstelle in Frankfurt. Es kann schriftlich angefordert werden: Postfach 70 01 15, 6000 Frankfurt 70, oder telefonisch: 0 69/5 97 54 48. ki
SCHLÜCHTERN. Ein vielseitiges Veranstaltungsangebot, Naturschutzeinsätze, regelmäßige Sprechstunden und eine neue Kindergruppe - zufrieden blickt der Arbeitskreis (AK) "Umweltschutz Schlüchtern" auf seine Aktivitäten im vergangenen Jahr zurück. "Der AK hat sich gemausert", freut sich Vorsitzender Fritz Dänner. Auch für 1993 haben sich die Umweltschützer einiges vorgenommen. Unter anderem steht ein neues Konzept zur Diskussion, das ihre Arbeit effektiver gestalten soll.
Insgesamt hat der AK 1992 zwölf Veranstaltungen organisiert, darunter Exkursionen, Müllsammelaktionen und Wochenendseminare. Außerdem führte der Verein feste Sprechstunden im PIN-Zentrum (Praxis - Information - Naturschutz) unterm Dach der ehemaligen Landwirtschaftsschule ein. Jeden Donnerstag können sich dort Bürger von 18 bis 19.30 Uhr beraten lassen.
Das PIN-Zentrum wird übrigens nicht nur von den AK-Mitgliedern, sondern auch von anderen Gruppen und Vereinen genutzt. Dies sei von Anfang an geplant gewesen, betont Dänner, der im vergangenen Jahr 30 Veranstaltungen im PIN zählte. Regelmäßige Nutzer sind neben Umweltschützern beispielsweise die Bürgergarde, das Forstamt und die Schlüchterner Stadtführer.
Erfreulich ist aus Sicht des AK-Chefs auch die Gründung der Kinder- und Jugendgruppe im vergangenen Mai, die er gemeinsam mit Christine Pampuch betreut. Die 17 "Greenkids", wie sie sich nennen, sind zwischen acht und zehn Jahre alt, gehen so oft wie möglich nach draußen und "erleben Natur life". Die Begeisterung sei groß, "schmutzige Hosen werden da schon in Kauf genommen".
Neben Wanderungen, Naturschutzeinsätzen und Exkursionen will sich der AK in diesem Jahr an den städtischen Umwelttagen im Juni beteiligen. Außerdem nehmen die "Greenkids" am Festzug zur 1000-Jahr-Feier teil. Unter anderem stehen auch die Besichtigung einer Müllsortieranlage, ein Seminar zum Thema Kommunikation, ein Blumenschmuckwettbewerb und die traditionelle Muttertagswanderung auf dem Programm.
Das neue Konzept, mit dem der Umweltkreis seine Arbeit professioneller gestalten will, liegt den AK-Mitgliedern bereits schriftlich vor. Angestrebt werden laut Dänner eine "bessere Organisation und Aufgabenverteilung und damit auch mehr Effektivität und Wirkung im Bereich des Naturschutzes, der Landschaftspflege, der Landschaftserhaltung und des umweltfreundlichen Verhaltens". Eine Entscheidung über das neue Vereinsstatut will der AK in einer Versammlung vor den Umwelttagen fällen. tja
WIESBADEN. Gerhard Staeblers "Die Nacht sitzt am Tisch" - eine Auftragskomposition der Musik-Theater-Werkstatt - wird am kommenden Mittwoch, 17. Februar, von 19 Uhr an im Orchesterproberaum des Theaters uraufgeführt. Dem Musikwerk liegt ein Text des schwarzen brasilianischen Dichters Oswaldo de Camargo zugrunde. Es spielen die Musiker des "ensemble recherche" aus Freiburg. maf
Er hat also doch lesen können, der schreckliche Zar. Die Bibliothek Iwans IV. ist dieser Tage wiedergefunden worden, nach beiläufig 409 Jahren, und zwar nordöstlich von Moskau bei Alexandrow, in einem Kloster. War der Russenzar etwa außer grausam bzw. schrecklich auch noch fromm, so richtig Kreuz & Knute, wie es jüngst viermal im Fernsehen scholl? Meldung übrigens, es sei unveröffentlichter Brief Iwans IV. an Stalin gefunden worden, entspricht noch nicht den Tatsachen.
Die Archäologie gibt Auskunft. Darüber wiederum geben wir Auskunft, auch über das, was noch gefunden werden wird:
Lintong bei Xi'an: Neben der weltberühmten Armee aus Terrakotta-Soldaten gruben Bauern bei der Anlage einer Tiefgarage eine tönerne Kaufleute-Gruppe mit Münzen aus allen Spatenforschung handeltreibenden Ländern der Erde aus. Deng Xiaoping ordnete daraufhin die Ausdehnung der sozialistischen Warenwirtschaft auf die Provinz Shaanxi an, notfalls auch unter Verzicht auf das Adjektiv. Birmingham: Bei der Stillegung einer jetzt privatisierten Eisenbahnlinie entdeckte deren neuer Besitzer, ein Kerzenfabrikant, einen einst zu einem Privathaushalt gehörenden Altar aus römischer Zeit. Die britische Regierung überlegt, wie die Anglican High Church am günstigsten in Privatbesitz überführt werden kann.
Bonn: Beim Abtragen alter Klarsichthüllen fanden sozialdemokratische Experten die längst verschwunden geglaubte frühere Identität ihrer Partei. Erbrechtliche Forderungen aus Bonn, Kiel und Saarbrücken wurden umgehend zurückgewiesen, da die Kläger, so die Einlassung des Rechtsanwalts K. Marx (Trier), mit der Sache nichts zu tun gehabt hätten.
München: Bei den Aktenfunden in einer bayerischen Mülldeponie handelt es sich nicht um Belege, aus denen auf die private Bezahlung von Urlaubsreisen der Herren Streibl, Stoiber oder Tandler geschlossen werden kann. Solche Belege können nach Auskunft aus Wirtschaftskreisen gar nicht existieren, da eine private Zahlung seitens der Beschuldigten ausgeschlossen werden könne.
Moskau: Bei Reinigungsarbeiten auf dem Manegeplatz fand man eine Fahne von roter Farbe sowie landwirtschaftliches und handwerkliches Gerät (je 1 Hammer und 1 Sichel). Selbst alteingesessene Moskauer können sich nicht erinnern, solche Gegenstände jemals in ihrer Stadt gesehen zu haben.
Brandenburg: Beim Abriß einer Fabrik wurden Wegweiser mit der Aufschrift "Hauptstadt Berlin" freigelegt. Die Bedeutung dieser Textstelle soll eine interparlamentarische Expertengruppe aufklären, die alternativ in Bonn und Brüssel tagen wird.
Moral: Die Menschen können vergessen, was sie wollen. Irgendwann kommt die Forschung doch wieder drauf. CAROLUS
BAD HOMBURG. "Impressionismus - Expressionismus, Zeit des Überganges" heißt eine Ausstellung mit Zeichnungen und Aquarellen aus den Jahren 1880 bis 1918 im Sinclair-Haus (Ecke Löwengasse / Dorotheenstraße).
Die Bilder stammen aus der graphischen Sammlung der Kunsthalle Mannheim und dokumentieren die Entwicklung der Moderne bis zum Expressionismus, die schrittweise Loslösung der Kunst aus akademischen Zwängen und vom Diktat der offiziellen Salons. Die entschiedenen Akademiegegner, die Naturalisten und Impressionisten wie Corinth, Liebermann oder Slevogt schlossen sich in der internationalen Secessionsbewegung zusammen, in der die künstlerischen Voraussetzungen für die Moderne geschaffen wurden.
Die Ausstellung ist bis zum 21. März zu sehen, geöffnet ist dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 17 Uhr.
Bilder von Susanna Krawagna sind im Kabinett der Galerie Scheffel, Ferdinandstraße 19, noch bis zum 20. Februar zu sehen. Es ist die erste Einzelausstellung der Malerin, die aus Klagenfurth stammt und in Wien Meisterschülerin von Arnulf Rainer war. Sie arbeitete auch zwei Jahre am Royal College of Art in London. Ihre Bilder sind von dunklen Farben bestimmt, und sie ist fasziniert von Fenstern und Türen, hinter denen sie zunächst nur schwarze Löcher vermutet, doch es entsteht ein Dialog zwischen draußen und drinnen. Für ihre Bilder auf Papier verwendet sie Ölfarben, für die Arbeiten auf Leinwand in England hergestellte, spezielle Acrylfarben.
Die Ausstellung ist dienstags bis freitags, 10 bis 13 und 16 bis 18.30 Uhr, geöffnet, samstags von 10 bis 13 Uhr.
Aquarelle von Evelyn Randak sind in der Taunussparkasse, Louisenstraße 60, bis zum 26. Februar ausgestellt. Eine besondere Intensität erreicht die Künstlerin durch die Größe ihrer Bilder - sie haben Plakatformat (DIN A 1). Stimmungen und Farbkombinationen erhalten durch einfließendes Licht neue Ausdrucksstärke. Anzuschauen sind die Bilder während der Schalterstunden.
Voranzukündigen ist die Ausstellung "Harmonie in Form und Farbe", die am Donnerstag, 25. Februar, in der Galerie im Stadthaus beginnt (Vernissage 19 Uhr). Martina Sittel (32) aus Oberursel zeigt dort bis zum 7. März ihre farbenfrohen Spritzgrafiken auf Chromolux- Karton. Die Öffnungszeiten: mittwochs bis freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr.
OBERURSEL. "Schloß und Riegel" heißt die neue Ausstellung im Vortaunusmuseum am Marktplatz 1. Es werden Vorhängeschlösser gezeigt, die Ingo Schmoeckel gesammelt hat.
Die Schlösser-Schau ist bis zum 17. Mai zu sehen, geöffnet ist das Museum mittwochs von 10 bis 17, samstags von 10 bis 16 und sonntags von 10 bis 13 Uhr. Gruppenführungen nach Vereinbarung, Tel. 06171 / 502 - 390 / 389.
In Eva Wolf-Bütows Galerie "L 9" (Liebfrauenstraße 9) sind bis zum 20. Februar Aquarelle und Eitempera-Bilder von Riitta Soini zu sehen. Die wesentlichen Themen der finnischen Künstlerin, die in Bad Camberg lebt, sind Blumen, Landschaften und Porträts. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des finnischen Generalkonsuls Leif Fagernäs.
Geöffnet ist donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr.
STEINBACH. "Mit der Kamera auf du und du" heißt die Ausstellung mit Bildern des Fotografen Heinz Jürgen Göttert, die im Steinbacher Heimatmuseum (Am Rathaus 7) bis zum 3. April zu sehen ist. Öffnungszeiten sind mittwochs von 18 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung. Anmeldungen beim Museumsleiter, Tel. 06171 - 7 84 99.
KÖNIGSTEIN. "Königsteiner Aquarelle" nennt der Maler Jürgen Berthold seine Bilder, die im Kurhaus zu sehen sind. Der Königsteiner setzte sich neben dem praktischen Experimentieren auch mit der Geschichte der Malerei und der Wahrnehmungspsychologie auseinander.
Die Ausstellung dauert bis zum 21. Februar, geöffnet ist noch heute von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, Freitag von 9 bis 12 Uhr, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr
Malerei und Kombinationsdruck, Lithograhie und Monotypie von Horst Reichle zeigt die Galerie im Haus Bender (Edelgard Bühler), Gerichtstraße 12. Die graphischen Techniken bilden den Ausgangspunkt im künstlerischen Schaffen Reichles und graphische Elemente lassen sich auch in seinem malerischen Werk aufspüren, das in den letzten Jahren in den Vordergrund gerückt ist. Stark ausgeprägt ist seine Sensibilität für Farben und ihre Möglichkeiten, statt durch Linien mit Transparenz Raum und Tiefe zu schaffen.
Die Ausstellung ist bis zum 17. April zu sehen, Öffnungszeiten der Galerie sind mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.
KRONBERG. In der Galerie Hellhof sind zur Zeit Bildern von Karl Degener, Ursula Dittmann und Thomas Zach ausgestellt. Zu sehen sind die Bilder bis 21. Februar. Der Hellhof an der Königsteiner Straße ist mittwochs von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
NEU-ANSPACH. "Frauen-Ansichten" nennen Gabi Guckes und Gundi Butz ihre Malereien und Graphiken, die im Frauentreff, Schubertstraße 32, zu sehen sind. Die Ausstellung dauert bis zum 26. Februar, geöffnet ist dienstags bis freitags von 8 bis 12 Uhr, mittwochs und donnerstags auch 15 bis 19 Uhr. FR
HANAU. Was das neue hessische Schulgesetz vorsieht, hat die Hanauer Tümpelgarten-Haupt- und Realschule zum Teil bereits in die Tat umgesetzt: sich auch zur Wirtschaft hin zu öffnen. Den Polytechnik-Unterricht ein Schulhalbjahr lang in einen Betrieb zu verlagern, damit Schüler/innen der Klassen neun und zehn vor ihren Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz Einblick in die Berufswelt erhalten, das begann 1991 bei der Degussa-Zweigniederlassung Wolfgang. Einblick in die Berufswelt Von September 1992 bis Ende Januar 1993 konnten zehn Jugendliche auch beim Versandhaus Schwab Praktikas absolvieren, bei Degussa waren es zwölf.
Der Erfolg dieses Modells, den alle Beteiligten gleichermaßen beschwören, läßt sich daran ablesen, daß vier Schulabgänger bei Degussa als Anlagenmechaniker oder Chemikant ihre Ausbildung beginnen können, und eine Jugendliche hat den Lehrvertrag als Köchin in der Schwab-Kantine sicher.
Das ist eine Steigerung, hatte Degussa doch im vergangenen Jahr "nur" einen Tümpelgarten-Schüler übernehmen können.
Firmeninteresse und -engagement kommen bei diesem Modell zusammen. Manfred Frühwacht, Ausbildungsleiter bei Degussa Wolfgang, betont immer wieder, daß Firmen - vor allem in unattraktiven Berufen - um ihren Nachwuchs werben müssen, weil das Personalangebot stets knapper wird. Daß sich die 22 Praktikant(inn)en bei den Firmen gut aufgehoben fühlten, war aus ihren Aussagen bei einer Abschlußbesprechung deutlich herauszuhören.
Ilona Flittner, Ausbildungsleiterin bei Schwab, gab das Kompliment an sie zurück: Diszipliniert und begeistert hätten sie sich gezeigt und damit "das Projekt im Haus gut eingeführt".
Wer sich die Karte anschaut mit den Wohnorten der 22, sieht schon auf den ersten Blick, daß sie zu den sozial Benachteiligten zählen: Eingezwängt zwischen Schnellstraßen leben sie im Lamboyviertel. Die Vorbildung der Eltern belegt umso mehr, daß sie nicht zu den Privilegierten gehören: Die Hälfte ist ungelernt oder einfache(r) Angestellter(r). Ein Viertel der Schüler/innen kommt aus kinderreichen Familien, nur zehn von 22 haben ausschließlich deutsche Eltern.
Degussa und Schwab haben sich auf die Fahnen geschrieben, solchen Benachteiligten mehr auf die Beine zu helfen als bisher. Bevor sich Degussa und Schwab engagierten, war es für Lehrerin Golez sehr schwer, Praktikantenplätze zu finden.
Jeweils fünf Jugendliche schnupperten ein halbes Jahr lang mittwochs in den naturwissenschaftlichen und den gewerblichen Bereich von Degussa, zwei in den kaufmännischen. Bei Schwab bevorzugten drei den Küchen- und Servicebereich, jeweils zwei die Metall- und Elektro- Werkstatt. Auf Video und Tonband dokumentierten sie ihre Erfahrungen. Zu diesen zählte auch, "daß Chemie für mich nichts ist", wie eine Schülerin sagte, und Lehrlinge und Meister als Paten im Verlauf des Praktikums insofern neue Berufsorientierungen stattfanden.
Eine Umfrage unter den Praktikant(inn)en ergab, daß 90 Prozent ihren jüngeren Mitschülern empfehlen, sich künftig am Projekt "Schule einmal anders" zu beteiligen.
Gut behandelt fühlten sie sich, weil Degussa Lehrlinge und Schwab Meister als Paten abgestellt hatte, die sich um sie kümmerten.
Zwei Wochen Praktikum ist für Haupt- und Realschulabgänger die Regel. Daß ihnen das oft nicht viel bringt, machte Schwabausbildungsleiterin Flittner mit folgendem Satz deutlich:"Wenn der Praktikant noch in eine unglückliche Phase kommt, dann läuft er halt so mit." him
Bewaffnete Sicherheitstruppen umringten das Flugzeug, das auf dem Flughafen von Vilnius gelandet war. Die Maschine stammte aus Tschetschenien, doch ein Flug aus der um Unabhängigkeit ringenden Kaukasus- Republik war in der litauischen Hauptstadt nicht angemeldet. Die Verwirrung wuchs, als sich herausstellte, daß der Fluggast glaubte, auf Staatsbesuch zu sein und mit allen protokollarischen Ehren empfangen zu werden: es war Dschochar Dudajew, der Präsident der von den Nachbarn nicht anerkannten Tschetschenischen Republik.
Im Parlament von Vilnius ließ sich Algirdas Brazauskas, amtierender Staatschef und Favorit bei der ersten direkten Präsidenten-Wahl am Sonntag, durch den Gast in seinen Wochenendvorbereitungen nicht stören: "Ich habe ihn nicht eingeladen", beschied er seinen Mitarbeitern. "Ich fahre aufs Land." Und so war Brazauskas nicht mehr anzutreffen, während sich das Protokoll des Außenministeriums verzweifelt bemühte, herauszufinden, was man mit dem ungebetenen Besucher anstellen solle. Nach zwei Stunden gestattete man ihm, aus seiner Maschine zu klettern, nach einer weiteren hatte man ein Hotelzimmer für ihn gefunden und einen kleinen Empfang arrangiert, an dem als höchstrangige Vertreter Litauens der stellvertretende Parlamentspräsident und der Verteidigungsminister teilnahmen - dieser war, weil er auf dem Flugfeld die Truppen befehligte, ohnedies zur Hand.
Wer für die peinliche Visite verantwortlich war, stellte sich erst heraus, als Dudajew schon wieder abgeflogen war. Die Zeitung Respublika veröffentlichte auf ihrer Titelseite ein Schreiben des vormaligen Parlamentspräsidenten Vytautas Landsbergis, abgesandt fünf Tage vor Dudajews Besuch, in dem er ihn in Litauen willkommen hieß. Mag sein, daß Dudajew glaubte, der im November abgewählte Landsbergis sei immer noch Litauens Staatsoberhaupt, mag sein, daß er zwischen Opposition und Regierung nicht zu unterscheiden vermag. Die Veröffentlichung des Briefes strafte jedenfalls Landsbergis' Versicherungen Lügen, daß er mit der Einladung nichts zu tun habe.
"Landsbergis schadet unseren auswärtigen Beziehungen", schimpften Brazauskas' Vertraute über dessen Vorgänger, der umstrittene, fremde Staatsmänner nach Litauen bat, ohne die Verantwortlichen für die Außenpolitik auch nur darüber zu informieren. Der so ganz ohne zeremoniellen Glanz abgelaufene Nicht-Staatsbesuch Dudajews mußte den Tschetschenen- Herrscher vergrätzen, der gehofft hatte, in Litauen Verständnis für das Ringen um Unabhängigkeit von Rußland zu finden. Und in Moskau war man wegen der Einladung an Dudajew auch verstimmt.
Doch von Vytautas Landsbergis ist die in Litauen regierende Linke Ärger gewohnt, nicht nur durch unversöhnlichen politischen Kampf, sondern auch durch Akte, die selbst bei den mit Landsbergis' Schrullen vertrauten Litauern immer noch Kopfschütteln auslösen. So habe der Parlamentspräsident bei seinem Abtritt nicht nur 120 Exemplare des höchsten Staatsordens mitgehen lassen, berichtet der für Auszeichnungen zuständige Brazauskas-Berater Vilius Kavaliauskas. Landsbergis entfernte auch das Original des wichtigsten Dokuments der litauischen Geschichte, als sei sie sein Privatbesitz: die am 11. März 1990 vom Parlament beschlossene und von ihm als dessen Vorsitzendem unterzeichnete Unabhängigkeitserklärung.
"Wir haben sie überall gesucht, sie war weg", sagt Kavaliauskas. Brazauskas rief seinen Vorgänger an und fragte ihn nach dem Verbleib der Urkunde. "Sie ist an einem sicheren Ort", erwiderte Landsbergis spitz. Wenig später stellte sich heraus, daß der Ex-Präsident, der seinem Nachfolger offensichtlich nicht traut, die Akte beim Erzbischof von Kaunas hinterlegt hatte.
HANNES GAMILLSCHEG (Vilnius)
Nicht nur die staatsmännische Verantwortung für England lastete auf den Schultern von Königin Elisabeth I. Auch einige Kilo schweren Brokatstoffs, besetzt mit Edelsteinen, Perlen und Goldborte mußte die resolute Herrscherin Tag für Tag mit sich herumtragen. So verlangte es die Mode der Zeit und ihre hohe Geburt.
Ein Kostüm im Renaissancestil aus blumig-goldenem Dekostoff mit zarten Blumenmuster, komplett mit Stuartkragen, wie es Elisabeth I. oder auch ihre Nebenbuhlerin Maria Stuart getragen haben könnte, gehört zu den Prachtstücken, die Gerhard Jansen im Fundus seines Theaterkostümverleihs aufbewahrt. Mehr als eine Woche Arbeit steckt in einer solchen aufwendigen Verkleidung. Die Materialkosten für das wertvolle Stück betragen allein 3000 Mark, auch wenn die aufgesetzten Rubine und Perlen nur aus rotem Glas und Plastik sind. Wer sich für einen Tag in eine königliche Hoheit verwandeln will, muß dafür rund 300 Mark Leihgebühr bezahlen. Noch teurer kommt allerdings eine komplette Ritterrüstung, "Pferd und Unterwäsche" (Jansen) exklusive. Billiger und schlichter ist dagegen die Mönchskutte. Diese Verkleidung ist schon für 70 Mark zu haben.
Einige zehntausend komplette Kostüme von "der ersten menschlichen Bekleidung bis in die 50er Jahre" , so Gerhard Jansen, hängen, geordnet nach Zeit und Geschlecht, auf rund 1200 Quadratmetern und in mehreren Etagen - fein säuberlich auf der Stange aufgereiht. Meterweise Schürzen, Hemden und Blusen stapeln sich daneben. Eine Extra-Abteilung im Keller beherbergt Hüte und Helme, Schuhe, Gürtel, Lanzen, Tierkostüme und eine riesige Auswahl an originalgetreuen Uniformen vom Feuerwehrmann bis zum Flugkapitän.
Einzelne Teile verleiht Gerhard Jansen gar nicht oder nur ungern, denn oftmals fehlt dann eine Weste, ein Hut oder eine Schürze zur Komplettierung eines Kostüms. Dafür kann jeder sein Outfit individuell zusammenstellen. Die meisten Kleider sind Einzelteile und Sonderanfertigungen nach den Vorstellungen eines Kostümbildners oder originalgetreu nach historischen Vorlagen aus Kostümbüchern oder nach alten Stichen gefertigt. Sie alle stammen aus der hauseigenen Schneiderwerkstatt, wo auch jedes einzelne Kleid vor dem Verleih auf Flecken, fehlende Knöpfe oder abgerissene Spitze überprüft wird. Alle Kostüme werden nach Gebrauch gereinigt, und einmal pro Monat wird vorsorglich der Kammerjäger bestellt.
Zu den Kunden des Betriebes, der schon in der dritten Generation und seit 1913 von der Familie Jansen geführt wird, gehören zur Zeit vorwiegend angehende Karnevalprinzen und -prinzessinnen oder Funkenmariechen. Während des restlichen Jahres sind es vor allem die kleineren Bühnen, die sich hier mit der passenden Ausrüstung für den jugendlichen Liebhaber oder Goethes Mephisto versorgen. Werbefirmen, die ein lustiges Tiger-Plüschkostüm für einen Spot suchen, oder Hotels, die für ihre spanische Woche ein Flamencokostüm brauchen, werden hier genauso fündig wie Film und Fernsehen oder eine Hochzeitsgesellschaft, die nicht nur auf einer Burg feiern sondern auch noch mittelalterlich aussehen will. Die große Aufträge kommen jedoch von den Veranstaltern historischer Festumzüge oder Jubiläumsfeiern.
In den letzten Jahren haben die Osterhasen einen wahren Aufschwung erlebt. Allein vierzig Langohrenköpfe reihen sich in der Abteilung Tierkostüme im Regal und warten auf ihren Einsatz. reu
Manchmal ist es wahrlich keine Genugtuung, im nachhinein bestätigt zu werden, daß man/frau von Anfang an recht hatte (FR-Artikel vom 10. 2. 1993 "Dem Nein zum Endlager wich Griefahn aus").
Bereits im Vorfeld der Landtagswahl warnte der BBU (Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz) in seinem Mitglieder-"Info-Dienst" davor, daß der damalige SPD-Ministerpräsidenten-Kandidat G. Schröder eigentlich das Atommüll- endlager "Schacht Konrad" wolle, und stellte an die Mitstreiterin und "Konkurrenz", Verbandskollegin Monika Griefahn, die öffentliche Frage, wie sie es mit ihrem Selbstverständnis und ihrer Glaubwürdigkeit vereinbaren könne, diesem SPD-Kandidaten und seiner Politik als Aushängeschild und Feigenblatt zu dienen.
Das Resultat war "Funkstille" zwischen Hannover und dem BBU in Bonn, führte am Erörterungstermin "Schacht Konrad" dann später zu einer verfahrensrechtlichen Sonderbehandlung des BBU-Vorstandsmitgliedes Eduard Bernhard. Einer "Lex BBU", die mit Redeverbot, Mikrofonabdrehen u. ä. traurige Höhepunkte erreichte und in öffentlichen Diffamierungen des BBU-Vertreters durch die Pressestelle des niedersächsischen Umweltministeriums gipfelte.
Einher ging das Ganze jahrelang mit dem Versuch rot-grüner Landes- und KommunalpolitikerInnen an Schröders Pseudo-Ausstiegskurs aus der Atomenergie als Panikmache und "Spinnerei" abzutun oder gar als (SPD-)parteischädigendes und nestbeschmutzendes Verhalten zu brandmarken.
Wenn sich jetzt ausgerechnet Hannes Kempmann, Niedersachsens grüner "Atompapst", hinstellt und tönt, mit den Grünen als Regierungspartei werde es einen positiven Planfeststellungsbeschluß "Schacht Konrad" nicht geben, so ist dem entgegenzuhalten, daß der liebe Hannes selbst es war, der an den Beratergremien seiner Partei vorbei die Passagen des Koalitionspapieres zum niedersächsischen Atomkurs mitformulierte und bereits darin die versteckte Hintertür zum Ja der Grünen für "Schacht Konrad" einbaute.
Mit anderen grünen PolitikerInnen im niedersächsischen Landtag könnte ein positiver Planfeststellungbeschluß vielleicht nicht zustande kommen. Mit diesen jetzigen "grünen" Abgeordneten ist äußerste Skepsis angebracht.
Hoffen wir alle gemeinsam, daß der BBU diesmal jedenfalls nicht recht behält. Hoffen wir alle gemeinsam, daß die atomkritische, noch vorhandene Basis in Niedersachsens rot-grünen Regierungsparteien letztlich doch noch die Kraft behält, den derzeitigen Pseudo-Atom-Ausstiegskurs, der tatsächlich ein reiner Atomstabilisierungskurs der Herren Schröder und Kempmann und der Frau Griefahn ist, erfolgreich zu stoppen.
Claudia Fittkow (BBU-Vorstand), Braunschweig
Parteien + Wähler
Joschka Fischer in Köppern FRIEDRICHSDORF. Joschka Fischer, hessischer Umweltminister und stellvertretender Ministerpräsident, spricht heute um 20 Uhr im Bürgerhaus Köppern in einer Veranstaltung der Grünen.
Gerd Krämer in Seulberg FRIEDRICHSDORF. Um die "Innere Sicherheit - Polizei im Hochtaunuskreis" geht es bei einer Diskussion der CDU heute um 20 Uhr im Restaurant "Stadt Berlin" (Berliner Straße 1).
"Liebe Redaktion", schreibt uns Anna Deckmann aus Hannover, "diese kleine Geschichte habe ich mir ausgedacht. Es würde mich sehr freuen, wenn Sie die Geschichte auf der Kinderseite Ihrer Zeitung abdrucken würden." Machen wir doch! Hier ist sie:
Es war einmal ein kleines Haus, das lag sehr versteckt und einsam mitten im Wald. In diesem Haus wohnte ich. Einmal hatte ich mir neue Buntstifte gekauft. Aber weil es schon spät war und ich ins Bett mußte, legte ich die Stifte auf den Tisch. Doch mitten in der Nacht wurde ich wach. Ich sah ein Gespenst, das aus dem Kamin schwebte. Seine Augen leuchteten wie zwei starke Taschenlampen, und es selbst war so weiß wie ein frischgewaschenes Bettlaken. Es flog zum Tisch und nahm die Stifte an sich. Dann verschwand es wieder durch den Kamin.
Doch zwei Monate nach dieser Nacht traf ich das Gespenst wieder. Es kam spät abends auf mich zu. Ich erschrak fürchterlich und hielt mir die Augen zu. Da hörte ich das Gespenst flüstern: "Hast du mal 'nen Spitzer für mich?"
BOCKENHEIM. Die Frankfurter Turn- und Sport-Gemeinschaft (FTG Frankfurt) bietet ab März zwei Aerobic-Kurse, auch für Nichtmitglieder, an. Beim Kurs für Fortgeschrittene liegt der Schwerpunkt auf dem Ausdauertraining für Herz und Kreislauf. Die Techniken des Aerobic werden zu tänzerischen Übungen verbunden. Die "Problemzonen" werden in einem Kräftigungsprogramm trainiert.
Für Eltern gibt es einen Aerobic-Kurs mit Kleinkinderbetreuung. Er wird vormittags angeboten. Während die Eltern Kräftigungs- und Dehnübungen der Muskulatur sowie ein leichtes Ausdauertraining absolvieren, kümmert sich eine Pädagogin um die Kinder.
Zeiten und Orte: "Aerobic für Fortgeschrittene" vom 1. bis 23. März, montags von 18 bis 19 Uhr, im FTG-Sportzentrum Bockenheim, Marburger Straße 28; "Aerobic mit Kinderbetreuung" vom 3. März bis 7. April, mittwochs von 11 bis 12 Uhr, in der Freizeitanlage Rödelheim, Rebstöcker Weg 15.
Für die Kurse ist eine Anmeldung notwendig, die unter der Telefonnummer 77 49 29 möglich ist. ov
RIEDERWALD. "Riederwald-Autobahn - Rettung oder Horror?" Die Teilnehmer an der Podiumsdiskussion des Aktionsbündnisses "Unmenschliche Autobahn" nahmen das Motto sehr ernst. Während die Gegner eine ökologische Katastrophe befürchten, sollte die A 66 mit der A 661 als Autobahn und am Riederwald vorbei unterirdisch verbunden werden, sehen die Befürworter darin eine Entlastung für die Straße Am Erlenbruch. Bekannt waren die Argumente längst, die im Bürgerhaus Riederwald ausgetauscht wurden - neu lediglich die eine oder andere Formulierung.
"Ein Frankfurter Kreuz mitten im Wohngebiet" fürchtete Friedhelm Ardelt, der das Aktionsbündnis Unmenschliche Autobahn auf dem Podium vertrat. Er bezweifelte, daß die Autobahnverbindung den Verkehr beruhigt. Die Spitzenbelastung von heute 34 000 Fahrzeugen im Riederwald werde nach dem Autobahnbau auf 90 000 anwachsen; 79 000 davon würden die Autobahn benutzen.
Die Vorschläge des Aktionsbündnisses: Die A 66 sollte über die Hanauer Landstraße an die A 661 angeschlossen werden. Der nord- und südmainischen S-Bahn sei Vorrang vor dem Autobahnbau einzuräumen und das "Stockheimer Lieschen" als S-Bahn bis nach Büdingen auszubauen. Die Straßenbahn 12 dürfe nicht stillgelegt werden und müsse bis an den Ostrand von Bergen fahren. Das Frankfurter Umland im Osten brauche ein Schnellbusnetz, der Güterverkehr müsse auf die Schiene, und der Fahrradverkehr dürfe in Frankfurt nicht mehr so stiefmütterlich behandelt werden.
"Ihre Alternativen sind keine Ersatzlösung", entgegnete ihm Heinz Lietz, SPD- Stadtverordneter aus dem Riederwald. Und: "Malen Sie doch kein Horrorgemälde." Der Erlenbruch sei kein Erholungsgebiet, die Anwohner warteten seit Jahrzehnten auf die Autobahn. Die SPD Riederwald sei seit Jahren dafür, das Teilstück zu bauen. Lietz räumte allerdings ein, daß sich die Frankfurter SPD davongestohlen habe, indem sie die Verantwortung auf die Landes- oder Bundesregierung habe abschieben wollen. Nun spreche sie sich für eine "umweltschonende, höchstens vierspurige Trassenführung" aus.
"Es gibt keine ökologische Autobahn" entgegnete Volker Rothenburger vom BUND Frankfurt, der auch Mitglied des BUND-Landesvorstands ist. Der Bereich der Straße am Erlenbruch sei ein Grünzug, den man nicht zur "Infrastrukturachse" machen könne. Der künftige Autobahnknoten bringe eine enorme Lärm- und Luftbelastung. Er verstehe nicht, warum die 250 Millionen Mark angesichts knapper Kassen nicht für den S-Bahnbau statt für die Riederwald-Autobahn ausgegeben werden.
Mit wissenschaftlichen Argumenten begründete Willi Loose vom Öko-Institut Freiburg die Furcht vor steigender Luftbelastung. Die für die Ozonbelastung verantwortlichen Stickoxide stiegen insgesamt um 26 Prozent. Wenn man die Auswirkungen nur für den Stadtteil Riederwald betrachte, ergebe sich folgendes Bild: Die Stickoxide würden von 122 Kilogramm pro Tag auf 559 Kilo anwachsen, die Menge der teilweise krebserzeugenden Kohlenwasserstoffe stiege um zwei Drittel. Loose zog den Schluß: "Die Autobahn ist nicht vertretbar."
Als Entlastung für das Wohngebiet sah dagegen Dr. Wolfgang Stammler, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Römer, die Riederwald-Autobahn. Den Unmut des Publikums zog er mit der Bemerkung auf sich, eine Stadt brauche eben eine andere Verkehrsplanung als das idyllische flache Land. "Wir können nicht so tun, als könnten wir von vorne anfangen, die Ostumgehung A 661 wird fertiggestellt", sagte Stammler. Die Stadt brauche daher auch die Anbindung der A 66 an diese Autobahn. Seit 1988 lägen die Pläne für das Projekt vor. Im Hinblick auf das Taktieren der rot-grünen Koalition sagte Stammler: "Wir bedauern, daß über vier Jahre getan wurde, als gebe es Alternativen. So hat sich die Entlastung für die Anwohner um vier Jahre verschoben."
"Rot-grün" war das Stichwort für den Grünen-Stadtverordneten und Vorsitzenden des Verkehrsausschusses im Römer, Lutz Sikorski. In der Koalitionsvereinbarung seiner Partei mit der SPD sei lediglich ein "Prüfauftrag" für die Verbindung der beiden Autobahnen festgelegt worden. "Eine Tunnellösung, wie sie die SPD favorisiert, ist mit uns nicht machbar." Es handele sich dabei um ein Projekt aus den 60er Jahren, mit dem man heute die Entwicklung einer Großstadt nicht mehr betreiben könne. Im Vordergrund müsse die Frage stehen: "Was erträgt der Mensch?"
Gegen Ende der Diskussion bedauerte Friedhelm Ardelt: "Wieder einmal wurde Parteipolitik gemacht, es ging nicht um die Sache, sondern um Schuldzuweisungen." Dabei läuft der Countdown für die Riederwald-Autobahn, wie Moderator Wigbert Tocha es formulierte. Die Planungsunterlagen liegen beim Regierungspräsidenten in Darmstadt, und der Erörterungstermin steht bevor. hes
In Kanada, und hier vor allem in der westlichsten Provinz, in British Columbia (B. C.), tobt seit einigen Jahren ein heftiger Streit zwischen Umweltschützern auf der einen und Papierindustrie, Forstwirtschaft sowie der Provinzregierung auf der anderen Seite. Gegenstand der mittels Protestaktionen, Anzeigen, Broschüren und PR-Kampagnen ausgetragenen Auseinandersetzungen ist der Wald, genauer der Ur- oder Primärwald, von dem es in Kanada bis heute noch ausreichende Mengen zu geben scheint, nämlich 453 Millionen Hektar bei einer Landesfläche von 922 Millionen Hektar. Den kanadischen Umweltschützern und ihren Freunden in USA und Europa ist vor allem die bei der Holzgewinnung in Kanada vorwiegend angewandte Methode des Kahlschlags ein Dorn im Auge. Die Holz- und Papierindustrie fürchtet um ihre Absatzmärkte in Europa und vor allem in Deutschland, falls sich die Aktivitäten der Umweltschützer zu einer Kampagne wie die gegen das Robbenschlachten und die Jagd auf Wale ausweiten sollten.
Nachdem Ende Januar in der US-Tageszeitung New York Times eine Anzeige erschien, in der Kanada als das "Brasilien des Nordens" angeprangert wurde, nutzte der neue Provinzpremier Michael Harcourt jetzt eine Reise nach Europa, um für das Image der kanadischen Holzfäller und der Papier- und Zellstoffindustrie zu werben. In seinem Schlepptau reiste Patrick Moore, ehemaliger Mitbegründer der Umweltorganisation Greenpeace, der heute als Direktor der "B. C. Forest Alliance" in Vancouver die Provinzregierung in ökologischen Fragen der Forstbewirtschaftung berät. Moore räumt im Gespräch mit der FR zwar ein, daß von der kanadischen Forstwirtschaft Fehler gemacht worden seien, wirft aber den Umweltschutzgruppen vor, mit Halb- und Unwahrheiten, falschen Zahlen und schiefen Vergleichen zu arbeiten. Kanada, so Moore, sei schon deshalb kein Brasilien des Nordens, weil hier nicht für spätere Viehhaltung oder Ackerbau brandgerodet werde, sondern die abgeholzten Flächen entweder in 80 bis 100 Jahren von ganz alleine oder durch staatlich kontrollierte Aufforstungsmaßnahmen wieder zu Sekundärwäldern heranwüchsen. Von den 453 Millionen Hektar Wald würden in Kanada nur 244 Millionen als Wirtschaftswald genutzt. Der jährliche Einschlag betrage lediglich eine Million Hektar. Kanada habe als erstes Industrieland der G 7-Gruppe auf dem Erdgipfel in Rio die Konvention über die Artenvielfalt unterzeichnet und große Teile des Landes, insgesamt sieben Prozent der Landesfläche, als Provinz- oder Nationalparks oder als ökologische Reservate unter Naturschutz gestellt. Im Jahr 2000 sollen es zwölf Prozent sein.
Moore räumt aber auch ein, daß die bisherigen Forstmethoden noch verbessert werden könnten. Die Kahlschlagflächen müßten kleiner werden, es müßten noch mehr Selektiveinschlag betrieben und umweltfreundlichere Transportmethoden angewandt werden. Die Forstwege müßten besser ausgebaut werden, um der Bodenerosion vorzubeugen. Als eine der wichtigsten Errungenschaften nennt Moore die Einrichtung "runder Tische", an denen Umweltgruppen, die Bewohner kleiner Gemeinden, die Holzindustrie, die Forstverwaltungen und die Provinzregierung miteinander die anstehenden Probleme besprechen würden.
Wie wichtig der Wald und die Holzgewinnung für Kanadas Industrie sind, belegen einige Zahlen: In Vancouver, der Provinzhauptstadt von British Columbia, ist jeder fünfte Arbeitsplatz von der Holzgewinnung abhängig. Die Holz- und Zellstoffindustrie setzt im Jahr zweieinhalb bis drei Milliarden kanadische Dollar auf dem europäischen Markt um, wobei die Bundesrepublik Deutschland neben Großbritannien der wichtigste Markt ist. Insgesamt erwirtschaftet die kanadische Forstwirtschaft einen Jahresumsatz von 31,9 Milliaren kanadische Dollar (rund 42 Milliarden Mark), wobei die Zellstoff- und Papierherstellung etwas weniger als die Hälfte (15,7 Milliarden Dollar) beiträgt. Zu den insgesamt 250 000 Arbeitsplätzen in der Forstwirtschaft kommen noch 750 000 von ihr abhängige Arbeitsplätze hinzu. Insgesamt beträgt der Anteil am kanadischen Arbeitsmarkt 8,1 Prozent.
Solche Zahlen machen verständlich, warum der Industrie und der Provinzregierung British Columbias die Kritik aus dem Lager der Umweltschützer so an die Nieren geht. Umweltgruppen wie die Valhalla Society, der Sierra Club und auch Greenpeace setzen sich nicht nur für die Erhaltung möglichst großer Flächen Primärwaldes wegen seiner für die Atmosphäre und den Wasserhaushalt wichtigen Funktionen ein. Sie möchten die Regierungen - 90 Prozent des Waldes sind im Besitz der Provinzen oder der kanadischen Bundesregierung - zu umweltfreundlicheren Einschlagmethoden, mehr nachhaltigem Waldbau und vor allem zur Beendigung des Kahlschlags zwingen. Aubrey Diem, Geographieprofessor an der Umweltfakultät der University of Waterloo (Ontario), beschreibt in der November/Dezember-Ausgabe der Zeitschrift The Ecologist die Folgen der Kahlschlagmethode. Es seien vor allem multinationale Firmen, denen die Provinzregierung Lizenzen zur Holzgewinnung ausgestellt, die große Flächen abholzten und sich wenig um ökologische Folgeschäden kümmerten. Zwischen 1960 und 1988 habe sich der Holzeinschlag verdreifacht. Jedes Jahr würden 200 000 Hektar Wald allein in B. C. geschlagen. Einer Studie des Sierra Clubs zufolge ist auf Vancouver Island seit 1954 mehr als die Hälfte des Primärwaldes vernichtet worden, der bis zum Jahr 2022 völlig zerstört sein werde.
Die Folgen seien vor allem von den Forstwegen und den zum Abtransport der Hölzer eingesetzten schweren Lastwagen ausgehende Bodenerosionen. An Kahlschläge angrenzende Waldgebiete seien anfälliger für Windbruch und Waldbrände. Die kahlen Flächen trocknen aus und beeinträchtigen den gesamten Wasserhaushalt der Region. Während ein Hektar Koniferenwald 1,1 Millionen Liter Regen pro Stunde absorbiere, schreibt Diem, bringe es der Boden in einem Kahlschlaggebiet nur noch auf 62 000 Liter. Das restliche Regenwasser laufe ab und trage zu Erosion, Felsstürzen und schließlich zu Überschwemmungen durch die Flüsse bei. Durch Kahlschlag wird außerdem das komplizierte Ökosystem des Waldes empfindlich gestört, schreibt Diem, was bei selektivem Einschlag und alternativen Transportmethoden (Seilwinden oder Pferde) nicht der Fall sei.
Christoph Thies von Greenpeace Deutschland in Hamburg bedauert, daß in Kanada die vor Jahrhunderten in Europa gemachten Fehler wiederholt würden. Die Verwaltungen müßten die multinationalen Holzfirmen schärfer kontrollieren und die bereits bestehenden Vorschriften in Gesetze umwandeln, um sie vor Gericht einklagen zu können, sagte er der FR. In der Schweiz beispielsweise verbiete ein Bundesgesetz den Kahlschlag völlig. Ein großes Problem stelle auch die Chlorbelastung der kanadischen Zellstoffe dar, die wesentlich höher sei als in der Ware aus europäischen Ländern. Die von Patrick Moore angestoßenen Maßnahmen berechtigten aber zu ersten Hoffnungen auf eine Besserung.
DETLEF FRANKE
STEINAU. "Märchenhaft auf Schritt und Tritt" - so stellt sich die Stadt Steinau in ihrem neuen Prospekt dar, der zunächst in einer Auflage von 30 000 Stück erschienen ist. Die zwölfseitige bunte Broschüre mit dem Sterntalermotiv auf der Titelseite hat nicht nur ein größeres Format als das sechsseitige Faltblatt, mit dem die Stadt bisher für sich warb. Auch in Aufmachung und Inhalt unterscheidet sie sich sehr von ihrem Vorgänger.
Form und Inhalt wurden zeitgemäßer gestaltet, erläutert Hauptamtsleiter Dietmar Broj. Das Thema "Märchen" zieht sich durch den ganzen Text. Geschrieben hat ihn Petra Bartsch vom städtischen Verkehrsamt. In Erzählform verbindet sie die Steinauer Geschichte mit Daten, Fakten und vielen Tips.
Neu gestaltet wurde auch die Beilage "Gastgeberverzeichnis und Touristinformation", die Hotels, Gaststätten, Museen und Ausflugstips nun übersichtlicher präsentiert. Broj ist von der neuen Broschüre begeistert, wegen der "tollen Fotos" und der "neuen Selbstdarstellung, die sich von anderen Broschüren abhebe. tja
KÖNIGSTEIN. Das Land Hessen hat seit Januar ein Wasserspar-Förderprogramm aufgelegt. Hauseigentümer können für den Einbau von Wasseruhren, Zisternenbau und Entsiegelung von Boden einen Zuschuß beantragen.
Interessenten sollten spätestens bis zum 22. Februar ihren Zuwendungsauftrag bei der Stadt einreichen. Von dort werden sie bis zur Ausschlußfrist am 1. März an das Land weitergeleitet. Entsprechende Formulare können bei der Umweltberaterin (Telefon 20 22 74) angefordert werden. ki
NIEDERDORFELDEN. Die kleine Gemeinde Niederdorfelden wird auch nach der Kommunalwahl am 7. März "nur" von 15 Abgeordneten im - dann neuen - Parlament vertreten sein. Für die Zahl der Gemeindevertreter nach der bevorstehenden Wahl war der Bevölkerungsstand am 31. März 1992 maßgebend, wie Bürgermeister Wilfried Schneider in der letzten Sitzung des "alten" Parlaments mitteilte: "Sie wissen mittlerweile alle, daß die Zahl unter 3000 lag und es somit bei der Zahl von 15 Gemeindevertretern bleibt."
Eine Änderung hätte sich laut Schneider ergeben, wenn der 30. Juni 1992 der Stichtag gewesen wäre. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Dorf infolge eines Geburtenüberschusses und eines Wanderungsgewinns von 19 Personen 3010 Einwohner oder anders betrachtet 28 mehr als Ende des Jahres 1991.
Schon seit vielen Jahren bewegt sich die Einwohnerzahl von Niederdorfelden um die magische Zahl 3000. Das soll sich bald ändern, wie berichtet: Nach allmählich konkreter werdenden Siedlungsplänen des Gemeindevorstandes könnte das Dorf in etlichen Jahren auf rund 4500 Einwohner wachsen. pom
BERLIN. Wer diese Ausstellung unvorbereitet betritt, wähnt sich in eine satirische Veranstaltung versetzt, eine Musterschau "westlicher" Kunstmoden, die auf mehr oder minder einleuchtende Weise persifliert werden. Wer sich auf die Bilder ihm bis dahin völlig unbekannter Künstler näher einläßt, entdeckt Beunruhigendes: Mao Zedong erscheint allgegenwärtig.
Auf einem großen Gemälde von Yan Pei Ming (* 1960, seit 1980 in Frankreich) dräut er grauweiß auf schwarzem Grund, so als habe der Künstler eines der großen photorealistischen Bilder von Chuck Close mit breitem Pinsel nachgemalt; auf einem Bild von Yu Youhan (* 1942 in Peking, lebt dort) sitzt er, im Halbprofil am rechten Bildrand, eine Zigarette rauchend, weiter hinten hockt ein Mann, stehen drei Frauen: "Der Vorsitzende in Diskussion mit den Bauern von Shao Shan", gemalt ist das in den knalligen Farben Tom Wesselmans, von ihm stammen offenbar auch die offenen roten Münder, in denen weiß blitzt, was ein Gebiß sein soll.
Auf einem anderen Bild desselben Künstlers ist das Gesicht des großen Vorsitzenden von kleinen Äpfeln, Lilien, Sternchen übersät wie von Pusteln; in einem Bild von Zhao Bandi (* 1963 in Peking, lebt dort) taucht Mao als Plakat im Hintergrund einer Art Filmszene auf: eine westlich gekleidete Frau links, abgewandt von einem halbnackten Mann rechts, gemalt ist das raffiniert naturalistisch. Wo Künstler geometrisch-abstrakt arbeiten, wie Ding Yi (* 1962 in Shanghai, lebt dort), der seine Bilder in der Art Dorazios aus lauter bunten Pluszeichen zusammensetzt, oder konzeptuell wie Lin Yilin (* 1964 in Kanton, lebt dort), der in "Zimmer Nr. 0" eine große Assemblage aus schwarzen Ziegeln, Baudrahtmatten und Äxten mit rotem Stiel, roter Schneide zusammengebaut hat, fehlt Mao freilich. Kein Zweifel, die sechzehn Künstler, die unter dem Titel "China Avantgarde" im "Haus der Kulturen der Welt" ausgestellt sind, kennen sich aus in der Kunst der westlichen Moderne, nehmen, was ihnen davon tauglich erscheint - bis hin zur Konzept-Art (Wu Shanzuan, * 1960, heute in Hamburg), zur Pop-Art (gleich mehrere, darunter Wang Jinsong, * 1963, lebt in Peking, der Erfindungen und Kitaj und Rosenquist absichtsvoll noch einmal banalisiert), oder Beuys-Nachfolge (Ni Haifeng, * 1964 in Zhoushan, lebt noch dort) und Huang Yongping, (* 1954 in Quangzhau, lebt zur Zeit in Stuttgart).
Es gibt Vertreter des "Zynischen Realismus", die Genre-Szenen karikierend darstellen (Fang Lijun, * 1963 in Handan, lebt in Peking, malt groteske, glatzköpfige Figuren in der Art Johannes Grützkes), rotchinesische Ikonen mit Werbelogos westlicher Firmen verschneiden (Wang Guangyi, * 1956 in Harbin, lebt in Wuhan) oder Darstellungen aus dem Musterbuch des sozialistischen Realismus verfremden zu trostlosen Idyllen (Yu Hong, * 1966 in Peking, lebt dort).
Zhang Peili (* 1957 in Hangzhou, lebt dort) hat in Öl eine Folge von Frauenporträts untereinandergesetzt, sie stellen alle dieselbe TV-Ansagerin dar, nur die Chinalandkarte hinter ihr ist mal links, mal rechts zu sehen, das ganze in einem fahlen Grau-Gelb gemalt, und daneben sieht man die gleiche Dame auf einem Bildschirm, sie liest Wörterbuchtexte, eine Anspielung auf die Räumung des Platzes des Himmlischen Friedens im Juni 1989 in Peking.
In dieser Manifestation der Studenten und Intellektuellen kulminierte eine künstlerische Bewegung, die lange vorher begonnen hatte, immer wieder unterbrochen, zurückgedrängt von den Behörden. Danach sind viele bildende Künstler, Schriftsteller, Komponisten, Rock-Musiker ins Ausland geflohen, die anderen aber arbeiten weiter. Der neue Kurs eines privatkapitalistisch-diktatorischen "Weges" ("Demokratie kann man nicht essen", sagt Deng Xiao Peng) läßt ihnen gewisse Freiheiten, andere nehmen sie sich.
Aus dem sehr informativen Katalog zur Berliner Ausstellung, der auch Werke anderer Künstler abbildet, die nicht vertreten sind (von ihnen leben die meisten nicht mehr in China, sie sind stärker noch als die Daheimgebliebenen bemüht, alles nachzuholen, was lange gebannt war), erfährt man viel über die Versuche, so etwas wie eine Avantgarde mindestens in den großen Städten durchzusetzen, von Ausstellungen, die sofort wieder geschlossen wurden, von Konzerten, von Happenings, von einem Bild, das aus lauter (in Pollocks Manier) übereinandergemalten Winkeln besteht, ähnlich denen, die Buchhalter früher hinter geprüfte Rechnungspositionen schrieben: in China bedeuten sie vollstreckte Exekutionen - jeder weiß das.
Es wäre albern, die Bilder der sechzehn Künstler mit "westlichen" Maßstäben als "epigonal" oder "provinziell" zu charakterisieren - was sie auszeichnet ist eine rigorose, inständige Anverwandlung von Material, das die meisten vermutlich nur aus Abbildungen kennen, in ihre eigene Sprache. Die meint Politisches, meint den Aufstand gegen die Regeln einer affirmativen Kunst (die ihrerseits wieder aus Rußland kam und eine andere, die traditionelle verdrängt hat).
Dies ist kein "Aufbruch" gleichsam aus dem Nichts, wie er die russische Avantgarde zwischen 1910 und 1925 geprägt hat, es ist der mühsame Versuch, sich freizuschwimmen angesichts von so vielem, was die Moderne ihnen schon vorgesagt, vorgemalt hat. Sie alle wissen offenbar genau, was sie wollen: Freiraum für ihre Kunst, für ein Denken, das sich keiner Ideologie mehr beugt.
Das "Haus der Kulturen der Welt" hat mit dieser Ausstellung (und dem umfangreichen Begleitprogramm) wieder einmal bewiesen, wie kompetent dort gearbeitet wird, wie aufregend seine Exkursionen in Zonen sind, von deren Kulturen wir viel zu wenig wissen. Der Katalog ist ein wahres Kompendium dessen, was künstlerisch heute in China geschieht. Solche sachdienliche und verantwortliche Arbeit hat freilich nicht dazu geführt, daß man der Institution die Förderung zuteil werden ließe, die sie verdient.
Vom Gesamtetat von 5,1 Millionen Mark für 1993 (die eine Hälfte steuert der Senat von Berlin bei - für Sachkosten, Gebäude, Gehälter, die andere kommt vom Bund - die Projektmittel) hat man zunächst einmal zehn Prozent pauschal gekürzt, der Berliner Kultursenat hat weitere fünf Prozent gesperrt und der Haushaltsausschuß des Bundestags gar Zweidrittel der Projektkosten: man müsse erst einmal durch eine Betriebsprüfung feststellen, ob die bewilligten Gelder in den vergangenen Jahren "zuwendungsgerecht" ausgegeben worden seien. Die Prüfung kann dauern.
Da "China Avantgarde" als Großprojekt des Jahres 1993 das freie Drittel so gut wie vollständig verschlungen hat, werden nach seinem Ende die qualifizierten Mitarbeiter müßig gehen, für weitere Projekte ist kein Geld mehr da, nicht einmal genug für die (kleineren) Vorhaben, für die es schon Verträge gibt. Man kann, wenn der Bundestag nicht schleunigst anderen Sinnes wird, nur noch die Räume der Kongreßhalle "fremdvermieten", an Veranstalter von Kaffeefahrten vielleicht. Hintergrund der Kabale sind Bestrebungen, die Kongreßhalle im Tiergarten ("Ausländer raus!" oder so ähnlich) ab 1994 für den "Besucherdienst des Bundestages" feizumachen, obwohl doch der Bundestag vorläufig gar nicht daran denkt, nach Berlin umzuziehen, die Abgeordneten die ihnen zugewiesenen Besucherkontingente also in aller Regel weiter nach Bonn einladen werden. Die Betriebsprüfung kann man, mit ein bißchen bösem Willen (oder Realismus), als Erpressungsversuch ansehen.
Es wäre höchste Zeit, daß sich einige Politiker - in Bonn und Berlin -, denen die wichtige und erfolgreiche Arbeit des "Hauses der Kulturen der Welt" am Herzen liegt, rühren und den Schildbürgerstreichen ein Ende machen. Denn diese Institution hat, nach mühsamen Anfängen, inzwischen ein großes, festes Publikum vornehmlich junger Leute, auch aus dem Ostteil der Stadt und den neuen Bundesländern, die wissen wollen, was draußen in der weiten Welt vor sich geht. Will man sie etwa in Krähwinkel halten?
"China Avantgarde" jedenfalls ist ein Muß für alle, die sich für eine aufregende "fremde" Kunst und ihre (welt-)politischen Implikationen interessieren. ROLAND H. WIEGENSTEIN
("China Avantgarde", Ausstellung im "Haus der Kulturen der Welt", Kongreßhalle, Tiergarten, bis 2. Mai 1993, Dienstag bis Sonntag, 10 bis 20 Uhr; Deutscher Katalog, 33 DM.
Spaß ohne Schießeisen BAD VILBEL. Eine Faschingsfete ohne Pistolen bietet die Jugendpflege am 16. Februar ab 14.30 Uhr im Kurhaus an.
Seit Jahren haben sie in Kolumbien Deutsch gelernt, jetzt ist für die 15 bis 17 Jahre alten Jugendlichen die ersehnte Sprachreise nach Deutschland in greifbare Nähe gerückt. Damit der fast viermonatige Austausch nicht scheitert, sucht der "Verein für das Deutschtum im Ausland" Gastfamilien für die 56 jungen Kolumbianer und Kolumbianerinnen.
Die Südamerikaner sollen vom 16. März bis 5. Juli nach Deutschland kommen, um hier in Familien zu leben und Schulen zu besuchen. Die Sprache haben sie in den Deutschen Schulen von Cali und Medellin gelernt. Für die deutschen Kinder der Gastfamilien besteht die Möglichkeit, zu einem Austausch nach Kolumbien zu fahren.
Information beim VDA, 5205 St. Augustin, Telefon 0 22 41 / 2 17 35. luf
Obwohl die Bauarbeiten am Hauptgebäude der Universitätsklinik noch immer ruhen, ist nach Angaben des Medizinischen Direktors, Werner Groß, ein weiterer Patient an einer Aspergillus-Infektion gestorben. Ende November war die Asbest-Sanierung des Hauptgebäudes unterbrochen worden, weil ein Zusammenhang zwischen Aspergillus-Infektionen und den Abbruchtätigkeiten nicht ausgeschlossen werden konnte.
Der Aspergillus fumigatus ist ein Schimmelpilz, der praktisch überall vorkommen kann. Seine Sporen sind für gesunde Menschen unschädlich, können aber bei Patienten mit stark geschwächtem Immunsystem eine tödliche Infektion auslösen. Eine solche Infektion trat an der Universitätsklinik im vergangenen Jahr zwölfmal, 1991 fünfmal auf. Luftmessungen ergaben, daß bei den Abbrucharbeiten für die Asbest-Sanierung Sporen freigesetzt worden waren.
Wann die Bauarbeiten fortgesetzt werden, ist noch ungewiß. Groß hofft, daß "in Bälde" wenigstens mit Montagearbeiten begonnen wird, bei denen kein Staub entsteht. Die Abbrucharbeiten werden nach Auskunft von Groß erst fortgesetzt, wenn ein Maßnahmekatalog vorliegt, der eine minimale Staubentwicklung garantiert.
Der Pressesprecher des Wissenschaftsministeriums, Reinhart Raack, betonte dagegen, daß die Landesregierung grundsätzlich erst dann eine Genehmigung zur Fortsetzung der Bauarbeiten geben werde, wenn feststeht, daß es keinen Zusammenhang zwischen Sanierung und Aspergillus-Infektionen gibt. ft
Der Main ist die Wasserscheide für die "Dreckbäche" im Gebiet des Umlandverbands Frankfurt (UVF): Alles, was nördlich des Flusses durch die Gemarkungen von Hinter- und Vordertaunus gluckert, ist nur mäßig mit Schadstoffen befrachtet, im Südbereich hingegen sind die Bachläufe zumeist stark verschmutzt und dem biologischen Tode nah. Das deutliche Nord-Süd-Gefälle dokumentiert ein neuer Atlas, den der UVF veröffentlicht hat: "Bericht zur Gewässergüte 1992".
Sieben große Einzugsgebiete hatten sich die Wasser-Tester vorgenommen: Weil, Unterer Main, Schwarzbach/Taunus, Nidda, Usa, Oberer Main und Schwarzbach/Ried. An 67 Meßstellen sind 40 Bäche und kleinere Flüsse auf sauberes Naß untersucht worden. Man hat ihre "biologische Selbstreinigungskraft" analysiert und nach Schadstoffen, vor allem Schwermetallen, gefahndet. Dabei gab es manch unerwarteten Befund. So wurde der Bauerbach im Norden des Verbandsgebiets zu einem der Negativ- Spitzenreiter: In ihm schwimmt 30mal soviel Nickel, wie es der Gesetzgeber erlaubt, zudem findet sich im Wasser viel zuviel Kupfer und Chrom.
Die Rodau im Kreis Offenbach und Dieburger Land hingegen wird wegen ihres überhöhten Stickstoffgehaltes zum toten Bach. Der Sauerstoffanteil sinkt streckenweise so dramatisch ab, daß kein Fisch da überleben kann. Hier und auch an der Bieber, so urteilt der Gewässergüte-Report, bestehe "erheblicher Handlungsbedarf". Da wäre einiges zu tun an einem guten Dutzend südlicher Bäche. Man müßte mit den Bauern reden, denn von den anrainenden Feldern wird jede Menge Agrarchemie in den Bach geschwemmt - vor allem Dünger aus Ammonium und Nitraten. Viele Gewerbebetriebe entsorgen illegal ihre Abwässer dort hinein, und manche der Kläranlagen sind veraltet: Sie eliminieren viel zu wenig von den Giften und dem Schmutz aus der jeweiligen "Dreckbrühe".
Dieses Sündenregister allein erklärt jedoch noch nicht das regionale Gefälle. Eine entscheidende Rolle, daß die Süd- Bäche siecher sind als die Flüßchen nördlich des Mains, spielen auch topographische und geologische Gegebenheiten. So sind beispielsweise Rodau, Bieber und Hengstbach nicht allzu tief und das Tempo ihrer Vorflut nicht allzu schnell.
Deswegen dümpeln nährstoffreiche Abwässer und Dünger-Reste, die in die Bäche geleitet werden, nur langsam weg. Sie setzen sich fest, Algen und Wasserpflanzen werden damit gut gefüttert. Ein Grünteppich schießt ins Kraut, wuchert wild, schluckt als Unterwasserflora jede Menge Sauerstoff aus dem H2O. Die Folge: Der Bach eutrophiert, wächst zu, kippt um. peh
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Briefe an die Redaktion
"Ausländerfeindlichkeit salonfähig gemacht" Drei Nachrichten der jüngsten Zeit sprechen für sich:
- Bundesinnenminister Seiters spricht offen aus, wofür die Änderung des Grundgesetzes dienen soll. Asylbewerber, die aus sogenannten "sicheren Drittstaaten" in die Bundesrepublik kommen, werden sofort in diese zurückverfrachtet. Nicht etwa, um ihnen dort ein geordnetes Asylverfahren im bisherigen bundesrepublikanischen Sinne angedeihen zu lassen, sondern um sie möglichst flott wieder in ihr "Heimatland" verschieben zu können. Dabei wird die Bundesrepublik diesen Ländern finanziell unter die Arme greifen. Abschiebepflicht statt Asylrecht.
- Der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS), die Studentenorganisation der CDU, führt an der Universität Hannover seinen Wahlkampf mit sexistischen und eindeutig antisemitischen "Witzen" und verbreitet diese in einer Auflage von 5000 Exemplaren.
Die CDU ist schon in einigen Wahlkämpfen mit ausländerfeindlichen Parolen aufgefallen. Die von ihr verbreitete Propaganda war sicher einer der Faktoren, die Ausländerhaß in bestimmten bürgerlichen Kreisen wieder salonfähig gemacht haben. Nur, wenn diese Partei glaubt, sich als die "besseren Rechten" verkaufen zu können, wird sie enttäuscht werden. Ausländerfeindliche Wähler ziehen das Original dem Plagiat vor.
Ich werde an keiner Lichterkette oder sonstigen Veranstaltungen mehr teilnehmen, wenn dort solche verbohrten Parteiideologen aus Gründen der Opportunität mitwirken. Allen Mitgliedern dieser Partei kann man nur empfehlen, sich von solchen Äußerungen zu distanzieren.
Paul Junck, Offenbach
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Aufgespießt
"Keramik-Fachmann als Geburtstagsgeschenk für Königin Sirikit nach Thailand." Aus dem Pressedienst der Stadt Krefeld laut Nachrichtenagentur AP.
Der Westdeutsche Rundfunk in Köln hat den Vorschlag von RTL-Chef Helmuth Thoma abgelehnt, die deutschen Fernsehsender sollten sich an einem Runden Tisch auf eine Begrenzung der Gewaltdarstellung im Fernsehen einigen. "Wir denken gar nicht daran, bei Schmutz und Schund nachzurüsten, um dann mit den Kommerziellen gemeinsam abzurüsten", erklärte WDR-Sprecher Stephan Piltz. "Hier sollen die Kommerziellen gefälligst vor ihrer eigenen Türe kehren." Notfalls sollten die Privatfunk-Kontrolleure nachhelfen.
Trotz aller Beschönigungsversuche sei es ganz offensichtlich, daß die Privaten es in puncto Gewalt, Porno und Reality TV überzogen hätten, meinte der Sprecher der größten ARD-Anstalt. Die ARD verfüge dagegen über ein funktionierendes "sensibles Instrument der Eigen- und Gremienkontrolle".
Zu dem Vorschlag des medienpolitischen Sprechers der CDU, Bernd Neumann, zur Eindämmung der Gewaltdarstellung im Fernsehen einen Sachverständigenrat "Mediengewissen" ins Leben zu rufen (die FR berichtete darüber), sagte Piltz, die ARD habe in dieser Sache längst reagiert: "Die von WDR-Intendant Friedrich Nowottny als (früherem) ARD-Vorsitzenden einberufene Anti-Gewalt-Kommission hat getagt und gehandelt, obwohl es die ARD am wenigsten nötig hätte." dpa
Die Landesmedienanstalten haben an die privaten Fernsehsender appelliert, in ihren Programmen weniger Gewalt zu zeigen. Nach ihrer Jahrestagung in Potsdam teilte die Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg in Berlin mit, die Sender sollten eigenverantwortlich unter die Schwelle der gesetzlichen Begrenzung von Gewaltdarstellungen gehen. Zudem forderten die Medienanstalten die Bundesregierung und die Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) auf, das nach EG-Vorschriften geltende Verbot der Pornographie durchzusetzen. Eine einheitliche Regelung sei notwendig. rtr
Paris-Orden für Raimondi
PARIS. Der italienische Bariton Ruggero Raimondi ist von Frankreichs Kulturminister Jack Lang mit dem Kulturorden "Arts et Lettres" ausgezeichnet worden. Raimondi, der auch in Musikfilmen wie Loseys "Don Giovanni" und Zulawskis "Boris Godunow" spielte, hatte zuletzt in Frankreich in der Oper von Nancy den "Barbier von Sevilla" inszeniert und gesungen. afp
BELGRAD. Die jugoslawische Autorin Desanka Maksimovic starb im Alter von 95. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch patriotische und romantische Schriften bekannt und galt als eine der bedeutendsten Gestalten der zeitgenössischen serbischen Dichtkunst. AFP
Im "Übersetzerkrieg", den Wolfram Schütte in Fortsetzung martialischer Rhetorik beschreibt (FR vom 5. 2. 1993 "Der Stern von Bertelsmann"), ist von vornherein mit der schweren Keule hantiert worden, obwohl es nach meinem Geschmack ein Degen auch getan hätte. Um so verwunderter bin ich, daß ich bei Schütte nun als Kampfflugzeug vorkomme, das womöglich im Auftrag des bayerischen Ministerpräsidenten unterwegs ist. Ich war aber nur von der Süddeutschen Zeitung gebeten worden, den Übersetzerkrieg in seinem grundsätzlichen und historischen Aspekt darzustellen; ein Urteil über die strittige Übersetzung wurde mir gar nicht abgefordert. Allerdings hatte ich in meinem Beitrag keinen Hehl daraus gemacht, daß mir die Art und Weise, wie elf gute Übersetzer auf einen bösen einprügeln, gar nicht gefällt.
So ein Ungetüm von Kampfflugzeug ist nun nicht sehr geeignet, meine "Privathändel mit ,Straelen'" auszutragen, aber ich weiß ohnehin nicht, wie Wolfram Schütte darauf kommt, ich hätte solche Händel und gar private. Ich wüßte auch gar nicht, wie das gehen sollte, denn Straelen ist für mich nur ein schätzenswerter Name, der sich mit der nützlichen Institution des europäischen Übersetzerkollegiums und dem von mir bewunderten Übersetzerehepaar Tophoven verbindet.
Straelen kommt in meinem Beitrag zwar in polemischer Verbindung vor, aber nur als Adresse, die nämlich die elf von mir kritisierten Übersetzer in ihrem Offenen Brief genannt hatten. Kurzum: ich hatte nie private Händel mit Straelen und will auch nicht hoffen, daß Wolfram Schüttes Artikel solche erzeugt.
Prof. Dr. Friedmar Apel, Paderborn
Das neue Betreuungsgesetz hat für Betroffene bisher nur wenig Verbesserungen gebracht Ziel ist "Hilfe auf Augenhöhe" Geld und Leute fehlen Von unserem Redaktionsmitglied Peter Holle
Für die Behörde ist der Fall klar und "eilbedürftig": Frau P., deren vier Kinder sich nicht um die Mutter kümmern, braucht einen gesetzlichen Vertreter. Der soll der oft verwirrten Frau helfen, die Finanzen zu regeln, ihr bei Geschäften und Verwaltungssachen unter die Arme greifen und ein Auge darauf haben, daß die Wohnung in Schuß ist und Frau P. medizinisch versorgt wird.
Früher hieß so etwas Vormund, und Frau P. wäre das nahezu rechtlose Mündel gewesen. Doch seit dem 1. Januar 1992 - von daher hatte es Frau P. vom Datum her gut getroffen - gilt solches Gewaltverhältnis nicht mehr. Das neue Betreuungsgesetz (BtG) trat in Kraft, und damit verschwanden 100 Jahre alte Regelungen zu Vormundschaft und Pflegschaft, die seit langem - auch und gerade von der Frankfurter Justiz - als "unangemessener Eingriff in die Persönlichkeitsrechte" kritisiert worden waren.
Betroffen waren Menschen wie Frau P., die wegen einer "psychischen Krankheit oder einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht besorgen können". Vor dem neuen BtG waren solche Leute faktisch entrechtet: Sie durften weder wählen noch heiraten, Testament aufsetzen oder Geschäfte machen und nicht über ihre medizinische und/oder psychotherapeutische Behandlung bestimmen. Das erledigte der Vormund - meist ein Rechtsanwalt, der bis zu 300 Mündel unter Kuratel hatte, die so gut wie nie sah und seine Entscheidungen einsam am Schreibtisch fällte.
Laut BtG hätte das Frau P. nicht widerfahren dürfen. Das Gesetz schafft "Entmündigung" ab, nimmt den Betroffenen nicht mehr automatisch die Geschäftsfähigkeit und dekretiert "Betreuung statt Vormundschaft und Pflegschaft". Ein neuer Typus von Betreuern ist vorgeschrieben, der "Hilfe auf Augenhöhe" leistet. Einer davon ist Wolfgang Mahr vom "Institut für Sozialarbeit": "Wir haben keine Kontrollaufsicht. Wir müssen soweit wie möglich Autonomie und Eigenwillen der Betreuten beachten, mit ihnen reden und im Dialog zu Entscheidungen kommen."
Frau P. und über 5000 Frankfurter Ex- Mündel haben von dem vielbejubelten Reformgesetz bislang wenig gehabt. 13 Monate nach BtG-Start arbeitet die erst im August eingerichtete neue städtische Betreuungsbehörde noch nicht mal mit halber Kraft. Von den zehn Halbtagsstellen im Außendienst - gefordert worden waren 20 volle Stellen! - ist die Hälfte nicht besetzt. Auch die freien Betreuungsvereine, die laut BtG die "neuen Betreuer" rekrutieren, ausbilden und fachlich begleiten sollen, kommen kaum in die Gänge. Gerade einer, das "Institut für Sozialarbeit", ist richtig aktiv, völlig am Anfang stehen Arbeiterwohlfahrt, katholische Frauen, Evangelischer Verein für Jugend- und Erwachsenenhilfe und Multiple Sklerose Gesellschaft.
Das Zögern hängt zumeist am Geld: Ob und wieviel die Stadt zuschießt, "steht in den Sternen" (Sozialamtsleiter Ingo Staymann), und vom Land gibt es pro Verein maximal 25 000 Mark im Jahr. Ehrenamtliche Betreuer erhalten 300 Mark pro anno, Berufsbetreuer ein Stundensalär von 20 Mark. "Minimum wäre da 60 Mark", rechnet Wolfgang Mahr und zieht die Quersumme: "Betreuungsvereine zu gründen, ist ein finanzielles Harakiri."
Auch das Frankfurter Vormundschaftsgericht, das die Betreuungen billigen und besiegeln muß, hat das neue "humane Recht" (Sozialamtsleiter Ingo Staymann) nur wenig anwenden können. Axel Bauer, einer der sieben Richter: "Unhaltbare Zustände: Die vom BtG vorgeschriebenen Sozialberichte und die amtsärztlichen Gutachten kommen nicht schnell genug rüber." Auf diesen Expertisen fuße jedoch der Richterspruch.
Frau P. hat die Saumseligkeit am eigenen Leibe verspürt. Die hilflose und sich selbst überlassene Frau, die auch oft die Kontrolle über ihre körperlichen Ausscheidungsfunktionen verliert, vegetierte monatelang allein in ihrer verwahrlosten Wohnung. Bis August 1992 mußte sie auf den Mediziner vom Stadtgesundheitsamt warten. Der attestiert wie erwartet "Unfähigkeit, sich selbst vorzustehen" und schlägt Betreuung vor. Es folgen noch fünf Monate Hin und Her der Behörden, aber seit 20 Tagen hat Frau P. endlich ihren BtG-Betreuer.
Fast alle 1500 Betreuungsverfahren, die in Frankfurt nach dem BtG-Start beantragt wurden, laufen zäh und schleppend. "Ja, so Gewaltiges hat sich nicht geändert gegenüber der alten Rechtswirklichkeit", gesteht Vormundschaftsrichter Bauer. Vor allem - und das mache "die Reform moralisch kaputt" - blieben in Frankfurt die 4660 Altfälle unbearbeitet liegen.
"Altfälle" sind Pflegschaften aus den 50er und 60er Jahren. Die wurden mit oftmals hanebüchenen Begründungen eingerichtet. Zum Beispiel bei Frauen, denen man Haltlosigkeit und "HWG" (Amtskürzel für "häufig wechselnden Geschlechtsverkehr") angelastet hatte. Bauer weiß auch von "ganz dubiosen ärztlichen Gutachten", die zur Entmündigung reichten. "Das ist schlecht", kritisiert Wolfgang Mahr, "denn wegen dieser Personen ist ja die Reform gemacht worden. Die kommen jetzt nicht in den Genuß davon."
Den Schwarzen Peter schieben die Frankfurter Stellen unisono Bund und Land zu. Bonn habe die Reform gemacht, alles weitere aber "nach unten abgedrückt". Wiesbaden habe sich über Gebühr Zeit gelassen mit einem Ausführungsgesetz und dann alles - Finanzen, Personal, Betreuungsvereine - kampflos den Kommunen überlassen.
STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 6
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Mo' money - meh Geld (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol-Kino-Center, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Dracula (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr).
Kino 3: Stalingrad (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino, Hornauer Straße 102: Der Tod steht ihr gut (17.30, 20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hochheim. Foyer des Rathauses, Burgeffstraße 30: Künstlerisches und handwerkliches Gestalten, Arbeiten von Kursteilnehmern des VBW, zu den Öffnungszeiten des Rathauses (bis 26. 2.).
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde der ukrainischen Künstler Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, 8 bis 12 Uhr (bis 28. 2.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Vorsicht Kunst", 11 bis 13 und 15 bis 19 Uhr (bis 28. 2.). Vorträge / Kurse Eschborn. VfA: Training für Selbstverteidigung, Sporthalle der Hartmut-Schule, Dörnweg/Pestalozzistraße, 18 bis 20 Uhr, Auskunft unter Tel. 0 61 96 / 4 23 07.
Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 19 bis 22.30 Uhr.
Kelkheim. DRK: "Lebensrettende Sofortmaßnahmen", DRK-Station, Alte Schulstraße 8, 19.30 bis 22.30 Uhr. Parteien / Parlamente Eschborn. CDU: Sprechtag mit Christian Fischer und Albert Reiner, Tel. 0 61 96 / 4 21 50.
Hattersheim. Verein für Volksbildung: Podiumsdiskussion zur Kommunalwahl mit Alfred Schubert (SPD), Klaus Lapatki (CDU), Gerhard Schuster (Grüne), Dietrich Muth (FDP) und Karl-Heinz Spengler (FWG), Stadthalle, Karl-Eckel- Weg, 20 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Gleichstellungsstelle: Sprechstunden, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Guttempler Gemeinschaft "Aktiv": Beratung, 19 Uhr; Treffen, 20 Uhr; evangelisches Gemeindehaus, Zum Quellenpark 54.
Flörsheim. Anonyme Alkoholiker und AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Josefgemeinde, Kolpingstraße 13, 19.30 Uhr.
Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.
Gesundheitsamt des MTK: Mehrfachschutzimpfung für Kinder und Mütterberatung, Kreishaus, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.
Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62.
Caritasverband: Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung des Cariatasverbandes, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95.
Beratung für Sprachbehinderte, Gesundheitsamt, Kreishaus, Zimmer U 028, 14 bis 16 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 46 oder 20 11 47 (8 bis 11.30 Uhr).
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs-, Besorgungs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Termine unter Tel. 0 61 95 / 55 59, Görlitzer Straße 2, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96.
Vereine / Organisationen Flörsheim. BUND: Treffen, Stadthalle, 19 Uhr.
Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.30 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: Wandergruppe, Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr; "Herzsport", Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 bis 20 Uhr; Auskunft Tel. 0 61 95 / 6 50 25.
DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).
Sportverein Ruppertshain: Mutter- Kind-Turnen (zwei bis vier Jahre), Schönwiesenhalle, 16 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.
Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 bis 17 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Seidenmalerei, Textilwerkstatt, 13.30 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Stammtisch II, 8.30 Uhr; Computer-Workshop, 9.30 Uhr; Englisch-Stammtisch III, 10 Uhr; Skat und Spiele, 13 Uhr; Basteln, 14 Uhr (Werkstatt, Untergeschoß).
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Tanzkreis mit Ursula Moeser, Bürgerhaus, Gruppenraum 1 / 2, 14.30 Uhr; Kegeln, Eingang Ratskeller neben dem Bürgerhaus, 17 Uhr. Kinder / Jugendliche
Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Kelkheim. Jugendtreff Kelkheim-Mitte: 14.30 bis 16.30 und 17 bis 21 Uhr. Sonstiges
Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 20 bis 21 Uhr.
WESTLICHE STADTTEILE
Ausstellungen Höchst. AOK-Geschäftsstelle, Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 15 Uhr (bis 26. 2.).
MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Absprache, Tel. 30 20 03.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft, Hospitalstraße 42: 14 bis 16 Uhr, Tel. 30 49 21.
Caritas: Sozialdienste für Spanier: 9 bis 12 Uhr; für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15; Tel. 0 69 / 30 72 41.
Pro Familia, Hostatostraße 16: Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, Johannes- Busch-Haus, Hospitalstraße 42, 18.30 Uhr.
Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 10 bis 15 Uhr.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychosoziale Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Höchst. Turnverein: Ski-Gymnastik für jedermann, Turnhalle, Hospitalstraße 34, 19 bis 20 Uhr.
Nied. Männergesangverein: Singstunden, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße, 19.30 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative, Gebeschusstraße 44: Bridge für Anfänger (14 Uhr) und Fortgeschrittene (15 Uhr). Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: "Treffpunkt", Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, Burgunderweg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr.
WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Foyer: Die heimliche Ehe, 19.30 Uhr. Filmspiegel Archivkino Caligari, Am Markt/Herrnmühlgasse: Spiel der Farben "Opfergang" (17.30 Uhr); Zauberwelten "Warum Bodhi Dharma den Orient verließ", OmU (19.30 Uhr); In Concert "The Greatful Dead", Originalfassung (21.30 Uhr).
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Stalingrad (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Eine Frage der Ehre (14, 17, 20 Uhr).
Alpha: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Kleine Haie (15.30, 17.45, 20 Uhr); Atlantis (22.15 Uhr). Ausstellungen Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Das Aukamm-Naturerlebnistal stellt sich vor", 10 bis 18 Uhr (bis 26. 2.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer" von Henry van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, 10 bis 19 Uhr (bis 21. 2.).
Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28.2.). Lesungen Theater, Studio: Petra Fahrnländer liest "Nicki" von Eduard von Keyserling, 19.30 Uhr.
Parteien / Parlamente SPD: Sportforum '93 mit Herbert Günther, Heinz Fallak, Dieter Klindworth, Achim Exner, Wolfgang Stasche, Gaststätte "Alt Wiesbaden", Kurt-Schumacher-Ring 17, 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Bürozeiten, 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung, 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: "Sorgentelefon für Kinder", Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
pro familia: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Langgasse 3, Tel. 37 65 16.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Sprechzeiten, 14 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Absprache, Stiftstraße 12, Tel. 52 40 18.
LVA Hessen: Sprechstunde, Scharnhorststraße 24, 8 bis 12 Uhr.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Klarenthaler Straße 34, Tel. 0 6 11 / 9 49 43 56.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Sprechzeit, Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, 15 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr.
Wiesbadener Hilfe: Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 308-23 24 und 308-23 25.
- ohne Gewähr -
Schüler der Frankfurter Jugendmusikschule haben am diesjährigen Regionalwettbewerb "Jugend musiziert" mit Erfolg teilgenommen. Zehn von den 14 Teilnehmern wurden mit einem ersten Preis ausgezeichnet, neun davon können am Landeswettbewerb teilnehmen. Bläserensembles der Jugendmusikschule musizieren am 18. Februar, um 19.30 Uhr im Foyer der Schirn-Kunsthalle. Unter anderem stehen Kompositionen von Gershwin, Joplin, Desmond, Bernstein und den Beatles auf dem Programm. wp
BAD HOMBURG. Einen Workshop zur "Blues Harp" (Mundharmonika) bietet die Musikschule der VHS für Sonntag, 21. März, an.
Von 10 bis 18 Uhr wird Dieter Kropp, ein Profi auf diesem kleinen Instrument, den Teilnehmern grundlegende spieltechnische Kenntnisse vermitteln. Der Workshop ist ebenso für Anfänger wie für Fortgeschrittene geeignet.
Die Gebühr beträgt 72 Mark. Anmeldungen nimmt die Musikschule bis zum 1. März entgegen. Weitere Informationen gibt es unter Tel. 0 61 72 / 2 30 06. tom
FRIEDRICHSDORF. Die Forderung nach einem weiteren Autobahnanschluß an die A 5 im Bereich Friedrichsdorf hat die FDP in ihr Wahlprogramm geschrieben. Dadurch, sagt Spitzenkandidat Dieter Hondelmann, könne eine schnelle Entlastung der Köpperner Ortsdurchfahrt vom Schwerverkehr erreicht werden. Die Autobahnzufahrt sollte außerdem Anschluß ans Friedrichsdorfer Gewerbegebiet und die Umgehung Gonzenheim haben. Die geplante Umgehungsstraße wünscht die FDP auch, sieht aber keine Chance, sie vor dem Jahr 2010 zu verwirklichen.
Die Partei, die derzeit nicht im Parlament vertreten ist, will sich für einen Stadtentwicklungsplan einsetzen, damit Wohnen,Gewerbe, Verkehr und Freizeit "sinnvoll einander zugeordnet werden". Für den öffentlichen Nahverkehr steht die Verlängerung zweier Buslinien von Bad Homburg nach Friedrichsdorf auf dem Programm, in Verbindung mit dem Ringverkehr des Stadtbusses. nau
FRANKFURT A. M. Mit drei Kisten Bier und den Akkorden A, D und E fing es an. "Ohne größere Ambitionen" griffen die Bergen-Enkheimer Ralf Bender (Schlagzeug), Ivo Damjanic (Leadgitarre), Thomas Roth (Rhythmusgitarre) und King Kört (Baß) zu ihren Instrumenten und legten los, ganz nach ihrer Devise "It's only Rock 'n' Roll but I like it."
Einige Wochen lärmten sie friedlich in einer Baracke, bis ein Freund auf sie zukam und meinte: "Jungs ich hab' einen Auftritt für euch." Er hatte allen Ernstes vor, die "Going Bananas", wie sie sich damals noch nannten, auf die Gäste seiner Geburtstagsparty loszulassen.
"Auf einmal wurden wir gezwungen, so richtig ernsthaft zu üben", erinnert sich Ivo. Schließlich sollten die 50 ersten Zuhörer nicht zu sehr gequält werden. "Als wir dorthin kamen, wollten wir 15 Stücke spielen", sagt Thomas. "Zehn davon konnten wir einigermaßen, bei den anderen waren wir dann laut und euphorisch."
Entgegen allen Erwartungen hagelte es auf der Party keine faulen Tomaten oder schrille Pfiffe. Die Leute fingen an, zu tanzen, schoben den spielenden Musikern Geldscheine in die Taschen und verlangten eine Zugabe, die dann zu einem zweiten Durchlauf wurde: Die Band spielte ihr Repertoire einfach noch einmal.
Aus der Partynacht ging dann eine eingeschworene Fangemeinde hervor, die ihre Band auf allen weiteren Gigs begleitete. Beim ersten großen Auftritt fern der Heimat füllte sie den halben Hanauer Jazzkeller. "Die hatten vorher schon einiges abgekippt und die Stimmung war super", grinst Ralf. "Und wir haben es dann ordentlich krachen lassen."
Von dem Namen "Going Bananas" trennte sich die Gruppe, weil ihn viele Leute aufgrund mangelnder Englischkenntnisse nicht wie beabsichtigt mit "verrückt werden" sondern mit "die wandelnden Bananen" beziehungsweise "die Bananen kommen" übersetzten. Bei einem Fest der Schule Am Hang hatten die Schüler zur Begrüßung sogar gelbe Früchte gemalt - das war den vieren dann doch zuviel der politischen Anspielung, und sie entschieden sich für "Squeaky Wheels", die "quietschenden Reifen".
Ihre Bremsspur hinterließen sie in den vergangenen zwei Jahren bei mehr als 20 Auftritten. Sie spielten überwiegend Rock-Klassiker von Chuck Berry bis zu den Rolling Stones und Hardrock-Songs von Guns 'n' Roses, Status Quo und anderen. Aber auch das deutsche Kulturgut kommt nicht zu kurz: Sie interpretierten und ironisierten Die Ärzte und Marius Müller-Westernhagen. "Und wenn gar nichts mehr geht, spielen wir ,Marmor, Stein und Eisen bricht&rquote; von Drafi Deutscher", sagt Thomas.
"Natürlich arrangieren wir die Stücke neu", betont Ivo. Mit der Zeit entwickelten sich die Stücke und mit ihnen der Sound der Band: "Wir bringen die Sachen meistens schneller, härter, rotziger."
Wichtig ist ihnen die Zusammenarbeit mit Bands aus dem Stadtteil. "Wir tauschen die Songtexte aus und helfen uns gegenseitig." Mit den "Old Beer Devilz" zusammen spielten sie im September auf dem Berger Markt sogar auf zwei Bühnen dasselbe Stück gleichzeitig, erzählt Thomas. "Das kam supergut."
Lange Zeit suchten die "Wheels" nach einem geeigneten Proberaum. Zeitweise konnten die Gitarristen nur auf Akustikgitarren üben, und der Schlagzeuger maltraitierte sein Lenkrad beim Autofahren "mit voll aufgedrehtem Radio", um nicht aus der Übung zu kommen. Die Gartenhütte, die ein Bauer zur Verfügung stellte, war auch keine Lösung: "Da war leider ein Reithof in der Nähe, und die Pferde wurden scheu, als wir probten." Schließlich fand sich ein Kellergewölbe. Wochenlange Arbeit und "einen Haufen Geld" steckten sie in den Raum, den sie zusammen mit dem "Profimixer" Jürgen Eberhard zu einem "kleinen Tonstudio" ausbauten.
Dort wollen die Musiker weiter an ihrem Sound feilen und sich auf die Straßenfeste im Sommer vorbereiten. "Im Dezember spielen wir dann in der Festhalle", meint Thomas. "Es sei denn, wir bekommen Terminschwierigkeiten . . ."
Zuletzt konnte ihr Publikum im Volkshaus Enkheim beim "Rock & Oldie Fasching" des FC Germania Enkheim sehen und hören. Dort spielten sie gemeinsam mit den "Glenfinnman" und den "Old Beer Devilz". Für diesen Anlaß arbeiteten die "Squeaky Wheels" an einer Verfeinerung ihrer "Bremsgeräusche": Sie traten mit zwei Trompetern und einem Saxofonisten auf. *lub
Kaugummi gab's und Chocolate Zeitzeugen zur Besatzungszeit von 1945 bis 1956
Wie sich die Bürger in den Jahren bis 1956 mit den Besatzern im Alltag arrangierten, welche Beziehungen trotz des bald nur noch auf dem Papier geltenden "Fraternisierungsverbots" zwischen ihnen entstanden, ist Thema einer Ausstellung in der Stadt. Präsentiert wird "keine historische Wahrheit nach dem Geschichtsbuch", so Projektleiter Andreas Bimmer vom Institut für Europäische Ethnologie. Es geht um die Erinnerungen von 35 Marburgerinnen und Marburgern, die die Besatzungszeit von 1945 bis 1956 als Kinder oder junge Erwachsene selbst erlebt haben. Nach einem Zeitungsaufruf erklärten sie sich zu Interviews mit Bimmers Studenten bereit.
Weil Marburg von Bombenangriffen weitgehend verschont geblieben war, empfand die Bevölkerung teilweise den Beginn der Besatzungszeit schlimmer als den Krieg: Durch die Entnazifizierungsverhandlungen, die mit Einsetzen des Kalten Kriegs allerdings sehr bald zur Farce geraten sollten, fühlten sich nicht wenige Deutsche ungerecht behandelt. Die Beschlagnahme von Wohnraum traf nach einiger Zeit nicht mehr nur die politisch Belasteten. "Nur Freunde waren's auch nicht, . . . die haben sich auch das Schönste und Beste genommen", meint einer der Befragten dazu. Sehr kurzfristig über die Enteignung informiert, wurden viele Betroffene über Nacht zu "armen Verwandten", zu Flüchtlingen in der eigenen Stadt, deren Wohnungen durch Flüchtlinge schon überfüllt waren.
". . . die lebten im Überfluß, . . . was die an Kaffeesatz wegwarfen, das konnten se noch dreimal aufbrühen, da haben se noch einen schönen Bohnenkaffee gehabt", zeigt eine Äußerung den Zwiespalt der Besetzten, die einerseits die Amis als Vehikel des persönlichen Wiederaufstiegs und Aufbaus begriffen. Andererseits war manchen ob eigener Not, Hunger und Kälte der demonstrierte Wohlstand der Sieger aber auch ein Dorn im Auge.
Trotz solcher negativ empfundener Begleiterscheinungen der Besatzung zeichneten die 35 Befragten ein relativ positives Bild der amerikanischen Soldaten.
Viele private Kontakte kamen auch dadurch zustande, daß die Amerikaner direkt nach dem Krieg der größte Arbeitgeber in Marburg waren, mit insgesamt etwa 1500 Beschäftigten: Dolmetscherinnen, Wäscherinnen, Köchinnen, aber auch Babysitterinnen in Offiziersfamilien. Viele Frauen mußten in der teilweise männerlosen ersten Zeit ihre Familien allein durchbringen: "Man konnte doch mehr oder weniger bei dem einen oder anderen den Neid spüren, daß man bei den Amerikanern beschäftigt war, zumindest gut verdiente . . .", erinnert sich eine.
Neben privaten Kontakten, die von jungen Frauen in der Hoffnung geknüpft wurden, ihr Elend zu verringern, gab es auch gewerbsmäßige Prostitution - wegen Angst vor Geschlechtskrankheiten streng beaufsichtigt von den US-Truppen und begleitet von Plakatkampagnen und Razzien. So aufgegriffene Frauen wurden nach Hadamar gebracht und zwangsuntersucht. "Die infizierten Frauen wurden namentlich mit Bildern ausgehängt."
Aus manchen zunächst eher zweckorientierten Kontakten wurden später dann (von der Militärregierung anfangs nicht gern gesehene) feste Verbindungen, wovon Vermählungsanzeigen in den Tageszeitungen zeugen. An die französischen Besatzer, die ab 1951 ebenfalls da waren, konnte sich kaum noch einer der Interviewten erinnern.
Aufgelockert haben die Studenten die zwar textlastige, aber keinesfalls ermüdende Ausstellung mit einer Vielzahl zum Thema passender Gegenstände aus der Nachkriegszeit, sei es der Blechhenkelmann für die von den Amerikanern eingeführte Schulspeisung, die Army-Trillerpfeife, eine US-Kaffeedose.
Kontakte mit der heutigen US-Army gab es durch die Ausstellung übrigens auch: Den mit Helm, Uniform, und Gamaschen originalgetreu ausstaffierten US- Soldaten, der die Besucher empfängt, haben GIs aus Gießen von einem Museum der Army besorgt.
ANDREA TERSTAPPEN
Ausstellung geöffnet bis 31. März dienstags, mittwochs und freitags von 14 bis 17 Uhr, Biegenstraße 9 (erster Stock).
KRONBERG. Die Strecke der Buslinie 72 ist seit gestern geändert.
Um den Berliner Platz besser anzubinden, fährt der Bus ab Kronberger Bahnhof zunächst auf dem gleichen Linienweg wie der Bus 917 zur Receptur. Dann kurvt der Bus weiter zur Haltestelle Königsteiner Straße und fährt anschließend über Merianstraße und Fuchstanzweg zum Roten Hang. esi
FRANKFURT A. M. Wenn Walter Lüderssen sich jeden Tag auf seinen "Long John" schwingt und seine bis zu hundert Kilo schwere Fracht durch die Straßen Frankfurts fährt, sind ihm die Blicke der Passanten sicher. Vor allem, weil das Gefährt für ein Fahrrad recht ungewöhnlich aussieht: es ist mehr als zwei Meter lang, hat einen kleinen Vorderreifen und eine Ladefläche in der Mitte. Darauf liegt, gut verpackt, die kostbare Fracht: Kartenmaterial aus aller Welt. Transportiert wird es vom traditionsreichen Stammgeschäft von "Landkarten-Schwarz" in der Eckenheimer Landstraße 36 zur Filiale, die vor zweieinhalb Jahren am Goethehaus eröffnet wurde. Die Firma, mit vollem Namen "Richard Schwarz Landkartenhandlung KG", existiert genau seit 90 Jahren.
"Von der Gründung durch Richard Schwarz im Jahre 1903 bis zum Zweiten Weltkrieg waren wir in der Jägerstraße in Berlin ansässig.
Im Krieg wurde das Geschäft allerdings ausgebombt", erzählt Lüderssen. Der ehemalige Geographiestudent arbeitet bereits acht Jahre "beim Schwarz". Er kennt den Laden, seit er "über die Theke schauen" konnte und hat sich auch mit dessen Geschichte befaßt: "In den späten Vierzigern dachte sich Arnold, der Sohn des Gründers, daß die Zukunft eher im Westen liegt und machte den heutigen Laden in der Eckenheimer Landstraße auf". Auch in Frankfurt stellte man im wesentlichen Landkarten her, darunter vom Stadtwald; Verwaltungkarten mit Grenzen von Regierungsbezirken und Kreisen gehörten ebenso dazu.
Kurz nach dem Krieg begann Richard Schwarz, für Landkartenverlage deren Produkte zu vertreiben. Da es mittlerweile viele solcher Firmen gibt, braucht das Material heute kaum noch selbst angefertigt werden.
Bis vor 15 Jahren wurden noch zwei Kartographen beschäftigt, die vor aller Augen die nützlichen Wegweiser zeichneten: "Von Zeit zu Zeit haben wir wieder eigene Projekte - das letzte war beispielsweise eine Karte von Bezirken der Industrie- und Handelskammer. Dafür arbeiten wir dann mit freien Kartographenbüros zusammen."
Die neun Mitarbeiter der Firma verkaufen unter Leitung der Enkelin Barbara Schwarz heute vor allem die Karten anderer - davon aber fast alle, die es gibt: "Wir versuchen, beinahe jedes Land zu führen. Manchmal ist das ein wenig problematisch, wie beispielsweise bei Uganda; auch von Brunei haben wir nur so ein komisches Ding da." Vom Ostblock sei am wenigsten Kartenmaterial vorhanden, da die ehemals sozialistischen Staaten aus militärischen Gründen keine detaillierten Daten herausgegeben hätten, erklärt Lüderssen.
Die Kunden verlangen meist Land- und Wanderkarten aus der Umgebung: "Je weiter entfernt von Frankfurt, desto weniger wird danach gefragt." Außerdem verkaufen sich auch noch die klassischen Reiseziele sehr gut, wie die Alpen oder die Vereinigten Staaten. Laufkundschaft ist dabei genauso vertreten wie die jahrelangen Stammkäufer: "Wir haben einen Frankfurter Kunden, der seit langem fleißig Karten aus dem pazifischen Raum sammelt."
Walter Lüderssen ist selbst auch ein Fan von Landkarten. Sein fachmännischer Geheimtip: "Die Taunuswanderkarte des Hessischen Landesvermessungsamtes im Maßstab 1:25 000 bietet sehr interessante Ausschnitte. Der Durchbruch des Mains durch den Gebirgskamm ist sehr gut zu sehen und auch die Entwicklung der Verkehrswege." *laf
BAD HOMBURG / WETTERAUKREIS. Dem Deutschland vor 25 Jahren gelten zwei Veranstaltungen Ende des Monats. Ihr Titel "68er-Utopien - Träume von gestern oder Perspektiven für die Zukunft?". Schauplatz: die Gaststätte Thanh Nam am Alten Schlachthof. Eine Filmnacht beginnt am Samstag, 27. Februar, um 19.30 Uhr. Zu sehen sind Wochenschauausschnitte und Streifen, die die innere Krise des Staates, die Außerparlamentarische Opposition, den Schahbesuch, die Erschießung Benno Ohnesorgs, den SDS, Rudi Dutschke und das Attentat auf ihn beleuchten.
Am Sonntag, 28. Februar, folgt um 11 Uhr ein politisches Frühstück. Gäste dabei: Doris Bockelmann, die 1968 Mitgründerin des Frankfurter Weiberrats war und nun beim DGB arbeitet, Andreas Buro, Gründungsmitglied der Ostermarschbewegung, nun Sprecher des "Komitees für Grundrechte und Demokratie", Udo Knapp, letzter Vorsitzender des SDS, heute Umweltdezernent im Kreis Wolgast, der Karikaturist und "Pardon"-Mitgründer Chlodwig Poth, SDS-Mitglied Joscha Schmierer und Monika Seifert, 1968 Gründerin eines Kinderladens. Mathias Wagner moderiertdie Diskussion. tom
Eine fünfköpfige Jury hat im Auftrag der Hessischen Kulturstiftung jetzt mehrere junge Künstler ausgewählt, die entweder Reisestipendien mit Routen eigener Wahl oder zwölfmonatige Aufenthalte in stiftungseigenen Ateliers in Paris und New York wahrnehmen können. Dafür hat die Stiftung mehr als 500 000 Mark zur Verfügung gestellt. Jedes der Stipendien ist mit 40 000 Mark dotiert.
Die Jury, der Thomas Bayrle, Christa Näher, Dieter Mahlow, Karl Weber und Jean-Christophe Ammann (als Vorsitzender des Vorstandes der Hessischen Kulturstiftung) angehören, hat für die nächsten zwei Jahre im Bereich Reise Gerald Domenig, Udo Koch, Marco Lehanka, Tobias Rehberger, Christoph Schuch und Mathias Völker ausgewählt. Für Atelieraufenthalte in Paris haben sich Anke Doberauer und Bernhard Härtter, für das Atelier in New York Max Mohr, Stefan Melzl und Peter Rösel qualifiziert. Der Zeitraum der Förderung wird mit einer gemeinsamen Ausstellung der Stipendiaten abgeschlossen.
Nach den Worten von Jean-Christophe Ammann sei das Andersartige, das sich seit dem Ende der Avantgarde in der zeitgenössischen Kunst herausgebildet habe, eine Form von Erkenntnis, die nur vor Ort in Erfahrung gebracht werden könne. Gerade die fortschreitenden Regionalisierungstendenzen in der Kunst legten aber nahe, daß sich Künstler mit der Eigenständigkeit anderer Länder und Kontinente auseinandersetzten. Diese Erkenntnis schaffe Voraussetzung für ein übergreifendes Bewußtsein, eine Wertung und ein Verständnis des eigenen Tuns. "Insofern soll dieses Reise- oder Atelierstipendium eine Möglichkeit zur Fortbildung sein", erläutert Ammann, "wie sie manche Eltern ihren Kindern im Sinne einer optimalen Ausbildung zukommen lassen." wp
Als Oliver zwei war, begann für Doris B. der Streß. Immer wieder hat die alleinerziehende Mutter bei Kindergärten vorgesprochen, Kinderläden abgeklappert und um Verständnis gebettelt. Meist landete sie irgendwo auf der Warteliste und hörte nie wieder von der Einrichtung. Länger als ein halbes Jahr hat die berufstätige Mutter einen Betreuungsplatz für ihren nun dreijährigen Sohn gesucht. Kein Wunder. Sie wohnt in Bornheim, einem der Stadtteile, der am miesesten mit Kindergartenplätzen versorgt ist.
In drei Jahren werden es die Nachbarn von Doris B. noch schwerer haben, ihre gerade geborene Tochter unterzubringen. Obwohl derzeit zwei städtische Kindertagesstätten in Bornheim und Ostend in Bau sind, werden dort in drei Jahren doppelt so viele Plätze fehlen wie heute. Die Zahl der Kinder im Kindergartenalter wird in diesem Teil Frankfurts bis dahin um fast die Hälfte zunehmen. Ein Defizit von nahezu 1000 Betreuungsplätzen für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren sagt der noch unveröffentlichte Kindertagesstätten-Entwicklungsplan (KEP) 1996 allein für Bornheim/Ostend voraus. Damit wird in dem Bezirk nicht einmal jedes zweite Kind einen Platz haben, obwohl der Gesetzgeber ab 1996 für alle Drei- bis Sechsjährigen Betreuung im Kindergarten verspricht. Das ist nicht nur in Bornheim ein leeres Versprechen. Innerhalb von sechs Jahren wird die Zahl der drei- bis sechs Jahre alten Kindergartenkinder um mehr als 5000 zunehmen - noch gar nicht gerechnet die Flüchtlinge und Zuwanderer, die vielleicht nach Frankfurt kommen. Die Spitze ist 1996 erreicht: Ein Defizit von 6500 Kindergartenplätzen wird vorausgesagt.
Sachsenhausen, Gallus, Bockenheim, Griesheim, Nordend: Willy Preßmar, der im Schulamt das Kindersofortprogramm koordiniert, nennt die Stadtteile, denen nun die besondere Anstrengung der Verwaltung gelten muß. Weil nach der Prognose des KEP in diesen Stadtteilen die Zahl der drei bis sechs Jahre alten Kinder um bis zu 50 Prozent zunehmen wird, werden die Eltern Mühe haben, einen Platz im Kindergarten zu ergattern.
Obwohl sich der Plan mit dem Aufweis dieses großen Defizits laut Schuldezernentin Jutta Ebeling noch in der "Ämterabstimmung" befindet und eine Veröffentlichung bis zu den Kommunalwahlen nicht zu erwarten sei, ist er bereits jetzt tägliche Grundlage für die Planung künftiger Einrichtungen. Angesichts begrenzter Mittel gebe das Zahlenwerk wertvolle Hinweise, wo das Geld am besten investiert werde, sagt Ebeling.
Beispiel Kindersofortprogramm: Mitte vergangenen Jahres mußte Willy Preßmar die Träger neuer Kinder- und Schülerläden erst einmal bremsen. Die Stadt hatte kein Geld mehr, neue Einrichtungen zu fördern. Für die vom Kämmerer für 1993 wieder zugestandenen 400 neuen Plätze liegen jetzt schon fast 200 Voranmeldungen mit "konkreter Hausnummer" vor, sagt Preßmar. "Da müssen wir uns vor allem auf Projekte in den schlecht versorgten Stadtteilen konzentrieren." Die Grundlage dafür liefert der KEP.
Schuldezernentin Ebeling kann sich vorstellen, daß die Stadt beim Bau neuer Kindertagesstätten künftig wählerischer wird. "Wir müssen jetzt nicht mehr blind planen." Der KEP soll dann auch für die Öffentlichkeit "transparenter" machen, wo gebaut werden muß und wo nicht.
Insbesondere für die Schulkinder erlaubt der KEP, bis ins kommende Jahrhundert zu planen. Während die Zahl der Kinder im Kindergartenalter aufgrund kleinerer "Elternjahrgänge" ab 1996 zurückgehen soll, erwarten die Statistiker bei den Grundschülern einen kontinuierlichen Anstieg bis zum Jahr 2000. In diesem Jahrzehnt werde die Zahl der Schulkinder zwischen sechs und zwölf um nahezu 6000 steigen. Wenn nur jeder dritte Schüler einen Hort besuchte, wie die politische Zielvorgabe lautet, fehlten im Jahr 2000 dann nahezu 5000 Hortplätze. "Höchsten Handlungsbedarf" signalisiert der KEP etwa für Sindlingen, Nied, Gallus oder Ginnheim. In Ginnheim kann heute nicht einmal jeder zehnte Schüler zwischen sechs und zwölf in den Hort gehen, obwohl mehr als 70 Prozent der Mütter in Kindergärten berufstätig oder alleinerziehend sind. Bis 1996 werden hier für Schüler 150 Betreuungsplätze fehlen. luf
Größere Gruppen, kleinere Räume und weniger Erzieherinnen - frei nach dem Motto, wo zehn Platz haben, kommen auch zwölfe unter? Solche Maximen sollen auch angesichts des riesigen Fehlbedarfs in den Kindergärten nicht gelten, versichert Schuldezernentin Jutta Ebeling. "Wir müssen die Standards der Kinderbetreuung verteidigen", widerspricht sie allen Ansinnen, Einrichtungen voller zu belegen und den Personalschlüssel "großzügiger" zu bemessen.
Nach dem vom Bundestag beschlossenen "Rechtsanspruch" auf einen Kindergartenplatz, der ab 1. Januar 1996 gelten soll, angesichts steigender Kinderzahlen dann aber weiter entfernt scheint denn je, ist die Diskussion über Gruppengrößen, Personalschlüssel und Räumlichkeiten voll entbrannt. Man müsse mal überlegen, ob nicht mehr Kinder in städtischen Kindertagesstätten unterkommen könnten, sinnierte jüngst der CDU-Stadtverordnete Karlheinz Bührmann im Schulausschuß.
Ebeling will dagegen strikt an Personalschlüssel und Gruppengrößen festhalten. Mit einem neuen Raumprogramm für die neuen Kindertagesstätten hatte der Magistrat den Kindern gerade erst mehr Flächen zugestanden. Die zwischen Autos und engen Wohnungen stillgestellten Kinder dürften nicht auch noch im Kindergarten eingepfercht werden, meint Ebeling.
Der vom Bundestag mit der Novellierung des Abtreibungsrechtes beschlossene "Rechtsanspruch" auf einen Kindergartenplatz scheint der Schuldezernentin wenig hilfreich, solange sich Bonn mit der finanziellen Beteiligung der Umsetzung weiter so zurückhält. Natürlich, die Forderung nach einem Kindergartenplatz für jedes Kind zwischen drei und sechs Jahren hatte auch Ebeling in den vergangenen Jahren immer wieder offenherzig herausposaunt. Gleichwohl, glaubt sie, habe der Gesetzgeber mehr Fallstricke gespannt als erforderlich.
Die Fristen für das hehre Ziel seien völlig unrealistisch. Bei aller Anstrengung ließen sich in drei Jahren nicht Tausende von Kindergartenplätzen schaffen. Und Frankfurt, bisher immer ganz vorn bei der Kinderversorgung, habe noch relativ gute Ausgangsbedingungen. Der Kölner Beigeordnete Schulte hatte erst kürzlich geklagt, die Domstadt müsse 14 000 Kindergartenplätze schaffen, um den Rechtsanspruch zu erfüllen.
Wenig durchdacht hält Ebeling auch das Stichjahr 1996, dem Jahr mit den meisten drei- bis sechsjährigen Kindern in diesem Jahrzehnt. Ab 1996 soll die Zahl der Kindergartenkinder kontinuierlich abnehmen.
Gleichwohl geht Ebeling der in Bonn formulierte Rechtsanspruch nicht weit genug. Die Konzentration auf die Kindergartenkinder sei doch völlig "lebensfremd". Denn auch die Eltern von Schülern hätten größte Mühe, ihre Kinder betreuen zu lassen. luf
ROSBACH. Das Jahresprogramm für Rosbacher Senioren sieht insgesamt 15 gemeinsame Unternehmungen der älteren Bürger der Stadt vor. Es wurde zusammen mit dem Seniorenbeirat und dem Arbeitskreis für Altersfragen entwickelt. Das berichtete Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) im Stadtparlament. Dazu gehören unter anderem ein Faschingsnachmittag, ein Auftritt des Tegernseer Volkstheaters und ein Ausflug. de
ROSBACH. Die Interessengemeinschaft Rosbacher Eltern hat für den laufenden Betrieb ihrer Krabbelstube für 1993 vorerst einen Jahreszuschuß von 35 000 Mark erhalten, berichtete Bürgermeister Reinhold Medebach.
Die Stadt will ihren Finanzierungsbeitrag erst festlegen, wenn die Höhe des Zuschusses des Kreises bekannt ist. de
ROSBACH. In allen drei Rosbacher Stadtteilen werden zum Einstieg in die Verkehrsberuhigung Tempo-30-Zonen eingerichtet. Damit hat der Magistrat begonnen, das Verkehrskonzept umzusetzen. Wie Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) im Stadtparlament berichtete, geht es jetzt in den Bereichen Die Hub, Helgebornsiedlung, Östlich der Friedberger Straße sowie in der Altortslage von Ober-Rosbach los.
Die Einfahrtbereiche werden markiert und als Tempo-30-Zone beschildert. de
In den Praxen der Ärzte "haben sich die Wogen wieder beruhigt", doch kämen nach wie vor viele Patienten zu den Kassen, "um sich Rat zu holen". So beschreibt Gerda Strack vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen in Bonn die momentane Situation. Im Januar hatte es noch erhebliche Konflikte gegeben, weil viele Ärzte aus Verunsicherung über das neue Gesetz gewohnte Mittel nicht mehr auf Kassenrezept verschrieben.
Dies habe immerhin dazu geführt, daß "viel überflüssiger Ballast" nun nicht mehr zulasten der Versichertengemeinschaft verordnet werde, wie zum Beispiel Venensalben oder Erkältungsmittel: "Die Ärzte haben ihre Lektion gelernt." Fälle, in denen tatsächlich medizinisch notwendige Arzneien nicht mehr verschrieben wurden, seien ihr in letzter Zeit nicht mehr untergekommen. Den Medizinern, die darüber unsicher sind, was als überflüssig gelten kann, gibt Frau Strack den Rat, sich bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) den Entwurf der neuen Arzneimittel- Richtlinie zu besorgen. Dort seien alle zweifelhaften Präparate aufgeführt.
Wie groß die Verunsicherung bei den Ärzten noch ist, mußte dagegen die KBV vor kurzem bei einer Telefonaktion erfahren. Rund 1500 Anrufer meldeten sich dort mit ihrer Sorge, persönlich bei zu vielen Rezepten haften zu müssen. Die KBV konnte die Anrufer mit dem Hinweis auf die aktuelle Situation beruhigen: Derzeit gebe es kein individuelles Arzneimittelbudget und somit auch keine persönliche Haftung für Budgetüberschreitungen. Das Gesetz verpflichtet die Mediziner in diesem Jahr nur kollektiv, beim Überschreiten der Gesamt- Höchstgrenze, zu haften. Frühestens im dritten Quartal '93 werde es individuelle Richtgrößen geben, betont die KBV, wobei darüber noch gar nicht mit den Kassen konkret verhandelt wurde. Vorgesehen ist in Zukunft ein Honorarregreß, wenn bestimmte Richtgrößen um mehr als 25 Prozent überschritten werden und keine Praxisbesonderheiten vorliegen. Keine Beschränkung soll es hingegen für die Verordnung von Hilfsmitteln geben.
Die KBV stellt auch klar, daß Ärzte nicht dadurch ihr Budget schonen können, daß sie teure Präparate auf Privatrezept verordnen. Zulässig sei dies nur für Medikamente, die auf der Negativliste stehen und nicht von den Kassen erstattet werden, oder wenn ein Patient ein anderes als das vom Arzt verordnete Mittel wünscht. rb
HOCHTAUNUSKREIS. Die Ursachen und Auswirkungen der weltweiten Flüchtlingsbewegungen und der Zuwanderungen nach Deutschland behandelt das DGB-Bildungswerk in einem Wochenendseminar am 27. und 28. Februar im Gästehaus "Hubertus" in Butzbach- Münster. Gesprächspartner sind unter anderem Ozan Ceyhun (Hessisches Büro für Einwanderung) und der Friedberger Rechtsanwalt Christoph Momberger.
Zur Teilnahme lädt der DGB Hochtaunus ein. Das Seminar beginnt samstags um 9 Uhr. Voranmeldung unter Telefon 0 61 72 / 69 01 78 ist erforderlich. che
Caféhaus-Musik mit dem Salon-Orchester Frankfurt präsentiert das Nieder Erlenbacher Kulturhaus am Sonntag, 21. Februar, um 15 Uhr, in der Aula der Anna-Schmidt-Schule (Untere Burggasse 1, Nieder-Erlenbach). Der Eintritt (mit Buffet) kostet sieben Mark und ist für Kinder unter zwölf Jahren frei. ov/07
Die Katholische Familienbildungsstätte Nordweststadt ist umgezogen. Sie befindet sich wieder am Tituscorso 2 b, aber nun im zweiten Stock (Tel. 57 09 19). ov/07
Der TSV 1875 Bonames spendet 2000 Mark, den Überschuß des letzten Bonameser Weihnachtsmarkts, an den Verein "Hilfe für krebskranke Kinder". ov/07
"Paule geht einkaufen" heißt das Theaterstück, das das "Fliegende Theater" aus Berlin am kommenden Freitag, 19. Februar, um 14.30 Uhr in der evangelischen Kirchengemeinde Nieder- Eschbach (Görlitzer Straße 26) zeigt. Der Eintritt kostet 2,50 Mark für Kinder, fünf Mark für Erwachsene. ov/07
Entspannungsübungen für Frauen sind neben Musik und Gesprächen Inhalt einer Veranstaltung, zu der die evangelische Kirchengemeinde Nordweststadt- Mitte am Donnerstag, 18. Februar, einlädt. Beginn ist um 20 Uhr im Gemeindehaus, Hammarskjöldring 75 a. Bequeme Kleidung sollte zu diesem Termin besser mitgebracht werden. ov/07
Fastnacht für Jedermann offeriert der Gesangverein Maien-Quartett 1925 Bonames am Samstag, 20. Februar, 20.11 Uhr, im Haus Nidda, Harheimer Weg 16-18. Kinder kommen am Sonntag, 21. Februar, ab 13.11 Uhr auf ihre Kosten, wenn dort "ihre" Fastnacht beginnt. Es gibt Spiele, Preise sowie Kaffee und Kuchen; der Eintritt kostet drei Mark. ov/07
Die "CDU-Damen Dornbusch" treffen sich am Donnerstag, 18. Februar, von 15 bis 18 Uhr, wieder im "Jägerstübchen", Haus Dornbusch, an der Eschersheimer Landstraße 248. ov/07
Eine "Kinderrevue" für Kinder ab fünf Jahre präsentiert "Klaus Klamauk" am Samstag, 20. Februar, ab 16 Uhr, im Kinder- und Jugendhaus Dornbusch an der Eschersheimer Landstraße 248. ov/07
FRIEDRICHSDORF. Ihre Spielzeugwaffen und Zündplättchen müssen die Kinder zu Hause lassen, wenn sie bei der Faschingsdisco im Jugendtreff Köppern (Dreieichstraße 20) am Rosenmontag, 22. Februar, ab 15.11 Uhr mitmachen wollen.
Wenn die Spuren der Kinderfete (bis 17.11 Uhr) beseitigt sind, ist ab 19 Uhr Disco-Time. Bis 23.45 Uhr können Jugendliche bei heißer Pop- und Rockmusik und einer Lightshow Fastnacht feiern.
Die Cafeteria im ersten Stock des Jugendtreffs bleibt an diesem Abend geschlossen; im Partykeller gibt es Getränke und Brötchen. s
Bonifatiusschule: Schüler, Eltern und Lehrer demonstrieren am Montag, 22. Februar, gegen den Plan der Stadt, eine Straßenbahnlinie an der Schule (Hamburger Allee 43) vorbeizuführen. Unter dem Motto "Wir machen Krach" ziehen sie ab 11.45 Uhr durch Bockenheim. mb/07
Sozialpolitik in Frankfurt ist das Thema beim Heringsessen der SPD-Bockenheim III am Mittwoch, 24. Februar, 19 Uhr, im Haus Kuhwald, Am Dammgraben 102. Es diskutieren Stadtrat Berg, Anneliese Scheurich und Manfred Lattemann. Anmeldung: Tel. 77 74 23. mb/07
Über das neue Betreuungsgesetz referiert Wolfgang Mahr vom Institut für Sozialarbeit in der Jahreshauptversammlung des AW-Ortsvereins Hausen / Industriehof am Donnerstag, 18. Februar, ab 17.30 Uhr in der Altentagesstätte (Hausener Obergasse 15). mb/07
"Juden in Jugoslawien" ist der Titel eines Gesprächsabends mit Julije Kemény und Milan Cervinka, zum dem das Jüdische Lehrhaus heute, Donnerstag, 18. Februar, ab 20 Uhr in den Bürgertreff Westend (Ulmenstraße 20) einlädt. mb/07
Eine Vorlesestunde für Kinder von drei bis fünf Jahren gibt es in der Bockenheimer Stadtteilbücherei (Leipziger Straße) am Mittwoch, 24. Februar, 15 Uhr. mb/07
Wander- und Kulturverein Griesheim: Am Samstag, 20. Februar, 15.03 Uhr, ist das Fastnachtskegeln im Griesheimer Bürgerhaus (Schwarzerlenweg 57). mb/07
Zum "Indianertanz im Zauberwald" lädt die Bockenheimer evangelische Markusgemeinde (Falkstraße 55-57) am kommenden Dienstag, 23. Februar, von 15 bis 17 Uhr, Kinder ein. mb/07
Einen Rosenmontagsball für Kinder feiert die katholische Christ-König-Gemeinde in Praunheim (Damaschkeanger 158) am kommenden Montag, 22. Februar, ab 15.11 Uhr. mb/07
OFFENBACH. Die Fachoberschule mit dem Schwerpunkt Sozialwesen in der Käthe-Kollwitz-Schule hat noch Ausbildungskapazitäten frei. Sie ist eine Einrichtung des zweiten Bildungsweges. Voraussetzungen für die Aufnahme sind ein mittlerer Bildungsabschluß und die Abschlußprüfung in einem anerkannten Ausbildungsberuf oder wenn der nicht vorhanden, ist eine mindestens zweijährige Tätigkeit in einer sozialpädagogischen Einrichtung.
An der Schule kann man innerhalb eines Jahres die Fachhochschulreife erwerben. Der Abschluß berechtigt zum Studium an allen Fachhochschulen in der Bundesrepublik. Interessent(inn)en können sich heute noch, 15. Februar, in der Käthe-Kollwitz-Schule anmelden, Telefon 069 / 80 65 29 45. pmü
Nicht mal vier Spieler brachte das zweite FTG-Team zusammen, um in der 7. Runde der Hessenliga gegen TuS Dotzheim den fälligen Wettkampf zu bestreiten. Man gab 0:8 auf und verzichtete auf die Chance, den letzten Tabellenplatz (2:12 Punkte) hinter sich zu lassen.
Großer Gewinner der 7. Runde war SC Steinbach, der nach 4,5:3,5 bei Marburg II seine bislang punktgleichen Kontrahenten an der Tabellenspitze abschüttelte. SV Griesheim mußte sich in Biebrich mit 4:4 und dem zweiten Tabellenplatz begnügen, SV Fechenheim unterlag unerwartet in Hofheim gegen die dritte Mannschaft 3,5:4,5 und fiel auf Platz vier zurück.
Ochs, Baotic und Dunsbach mußten den Brettpunkt an die Hofheimer Reschke, Seidel und Hübner abgeben, die Gewinnpartien von Kettler, Kwasnik gegen Abramenko und Knopp und drei Remis reichten nicht mehr für ein Unentschieden.
Beim SC Steinbach sorgte der Gewinn von Caroline Claus gegen den Marburger Willand für Aufsehen. Lex, Remling und Leimeister holten ferner noch Gewinnpunkte. TEC Darmstadt - SV Oberursel 3,5:4,5. Drei Oberurseler Gewinnpartien, die GM Ostojic, Falk, Henzner erzielten, standen nur TEC-Gewinne von Funk und Jurisch gegenüber. SK Kassel - Lahn Limburg 2,5:5,5.
Stand: 1. Steinbach 13:1, 2. Griesheim 12:2, 3. Fechenheim 11:3, 4. Limburg 9:5, Oberursel, 6. Biebrich, 7. Marburg II 7:7, 8. Hofheim III 5:9, 9. Dotzheim, 10. Darmstadt 4:10, 11. Kassel 3:11, 12. FTG II 2:12 Mannschaftspunkte.
Landesklassen Ost: Sfr. Frankfurt - KS Groß-Auheim 6,5:1,5, Sfr. Seligenstadt - BvK Frankfurt 1,5:6,5, Grünweiß Frankfurt - Sfr. Neuberg 4,5:3,5, VSG Offenbach II - SV Maintal 3,5:4,5; KSV Klein-Karben - Sfr. Schöneck 2:6, SB Bad Homburg spielfrei. - 1. Schöneck 14:0, 2. Maintal 10:4, 3. Neuberg, 4. Grünweiß Frankfurt 8:4, 5. Sfr. Frankfurt 7:7 Punkte.
LK Süd: GW Darmstadt II - SV Hofheim IV 5:3, SC Lorsch - König Nied 7:1; GW Darmstadt I - SK Fürth 4,5:3,5, SC Frankfurt-West - TEC Darmstadt II 3,5:4,5, SC Erzhausen - Sfr. Heppenheim 2:4 (2). - 1. Lorsch 11:1, 2. GW Darmstadt I 10:2, 3. SC Frankfurt-West, 4. TEC Darmstadt II 7:5 Punkte. ZEY
WÖLLSTADT. Selbsterfahrung durch Bewegung im kreativen Tanz bietet der Verein "Wege zum Selbst" an drei Wochenenden ab 27. Februar in der Alten Molkerei von Nieder-Wöllstadt, Eisenbahnstraße 48, an. "Kreatives Tanzen ist ein wunderbarer Weg zur Selbsterfahrung", hebt Monika Laube-Schulze hervor. Es richte sich nicht nach festgelegten erlernbaren Schrittfolgen und Bewegungsmustern, sondern entstehe spontan und individuell nach inneren Vorstellungsbildern, die in der freien Bewegung ihren Ausdruck suchen.
An drei Wochenenden: 27./28. Februar, 27./28. März und Kraft 24./25. und 24./25. April, sollen die drei großen Themen: Raum, Zeit, Kraft den Rahmen bilden, innerhalb dessen sich die Teilnehmer des Workshops bewegen.
Außerdem wollen sie sich auf spielerische Weise mit den Polaritäten: Ich-Du, Fühlen-Folgen, Geben-Empfangen, Aktion-Stille, befassen und nach jeder Bewegungseinheit das Erfahrene im Feed- back miteinander austauschen und bewußt machen.
Tänzerische Vorerfahrung ist dazu nicht erforderlich. Jedes Wochenende ist in sich abgeschlossen und kann allein besucht werden. Man kann aber auch alle drei Wochenenden belegen, da sich die Themenschwerpunkte ergänzen. Den Kurs leitet die Musik- und Tanzpädagogin Renate Wallrabenstein.
Weitere Information und Anmeldung (bis 19. Februar) bei Wege zum Selbst, Tel. 0 60 34 / 31 04. de
Klaus Lapatki, Fraktionschef der Christdemokraten, nimmt die "eigene Partei nicht aus", wenn er die Ausgabenpolitik der vergangenen Jahre kritisiert. Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung "müssen wir jetzt aber kürzer treten". Sagt's und denkt beispielsweise an den Etat für die zwölf Jugendpfleger. Bei diesem Posten im Budget möchte der CDU-Mann den Rotstift ansetzen, weil das "für die Größe der Stadt zu viele sind". Das ist für die CDU jedoch nur ein Takt im Streichkonzert: "Wir müssen die Einsparungen im Gesamtpaket sehen und wahrscheinlich allen ein wenig auf die Füße treten." Tabus dürfe es nicht geben. Zweifel hat Lapatki auch an der aufwendigen Gestaltung der Grünanlagen am "Haus der Vereine".
Auch die FWG vermißt beim SPD-dominierten Magistrat den Sparwillen. Die Investitionen, die von den Sozialdemokraten in den nächsten Haushalt geschrieben wurden, nennt Karl Heinz Spengler "eine Frechheit". Vor dem Hintergrund der schwächeren Konjunktur sei es unverantwortlich, immer mehr Geld auszugeben, "wenn ich sehenden Auges weiß, daß es schlechter wird", ergänzt FWG-Fraktionschef Klaus Jüterbock. Zudem mißfallen der Gruppe die "Prestigeobjekte" in der Stadt. Dazu zählen die Freien Wähler beispielsweise den Brunnen auf dem neuen Marktplatz. Der hat "zwei Millionen Mark gekostet", sagt Bernhard Franz, ehrenamtliches Magistratsmitglied der FWG. "Mit dem Geld hätte man einiges im Wohnungsbau machen können."
Den behaupteten Hang der SPD zu "Prestigeobjekten" machen auch die Liberalen aus, denen beispielsweise die Stadttore ein Dorn im Auge sind. Die seien "vollkommener Blödsinn", ärgert sich Dietrich Muth, Fraktionschef der FDP. Seit das publizistische Organ der Autofahrer-Lobby im vergangenen Dezember die Bauwerke kritisiert hat, hagelt es von CDU, FWG und FDP gleichermaßen Kritik. Die Liberalen möchten künftig solche Ausgaben vermeiden, weil der "Schuldendienst im Jahr 4,7 Millionen Mark kostet", sagt Muth. Sein Vater August Muth nennt die Lage im Haushalt gar "prekär". In der Vergangenheit sei es versäumt worden, "Gewerbe in der Stadt anzusiedeln", so der Senior. "Unsere Anregungen sind nicht aufgenommen worden."
Daß auf diesem Sektor in den nächsten vier Jahren mehr geschehen muß, räumt Bürgermeister Alfred Schubert ein. Weil die Stadt aber keine Grundstücke besitzt und das vorhandene Gelände in privater Hand sei, bezeichnet es Schubert als "recht schwierig, die Flächen zu disponieren". Seit die Lufthansa im Tiefflug die Krise am Himmel zu meistern sucht und deshalb auf den Bau der Basis zwei verzichtet, seit die Nestlé-Tochter Sarotti darüber nachdenkt, die Hattersheimer Schokoladenmasse im kühlen Norden kostengünstiger anzurühren, bekommt auch die Stadt den Rezessions-Dämpfer zu spüren. Schubert nennt deshalb als Ziel, "Flächen zu belegen und höher qualifizierte Arbeitsplätze in die Stadt zu holen". Doch die "Investitionsbereitschaft nimmt ab, und es gibt ein Überangebot an Büroflächen", analysiert der Verwaltungschef. Mehr Arbeitsplätze für Angestellte könnte die Kommune allerdings brauchen: Fast jeder zweite Einwohner der Stadt verdient seine Brötchen in diesem Bereich. Aber nur an jedem dritten Arbeitsplatz in der Stadt sitzt ein Mann oder eine Frau in Jackett oder Bluse. Wegen des Unterangebots "nutzt uns produzierendes Gewerbe nicht viel", sagt er.
Die Liberalen werfen Schubert Untätigkeit vor. Beispiel Phrix-Gelände: "Das kann man nicht zehn Jahre brachliegen lassen, da muß man sich mit dem Eigentümer verständigen", fordert Dietrich Muth. Und für das Lufthansa-Gelände, das seit vier Jahren leersteht, "gibt es keine Alternative". CDU-Chef Lapatki schlägt in die gleiche Kerbe: Für das Phrix-Gelände müsse ein Konzept her, und auf dem Lufthansa-Areal soll Wohnen und Arbeiten gleichermaßen möglich sein. Kritik übt auch FWG-Fraktionschef Klaus Jüterbock. "Bei den Wirtschaftsansiedlungen hat die SPD bisher nur Sprüche geklopft." Nachdenklich macht den FWG-Mann die Tatsache, daß die Kommune angeblich in Kontakt mit den Unternehmen sei "und plötzlich nichts davon weiß, wenn Sarotti die Produktion verlagern will".
Um künftig mehr Unternehmen an den Main holen zu können, verlangt die Gruppe neben einer effektiveren Wirtschaftsförderung vor allem den Bau der Westtangente. Die lange Zeit umstrittene Trasse entlastet nach Einschätzung der bürgerlichen Oppositionsparteien nicht nur die Innenstadt, sondern bindet auch Gewerbegebiet enger an die Autobahn. Seit 1982 sei nichts getan worden, ärgert sich der FWG-Abgeordnete Karl Heinz Spengler. Und Dietrich Muth bekräftigt, daß ohne "Westtangente die Verkehrsprobleme nicht zu lösen sind". Der SPD wirft der Liberale vor, das Projekt in den vergangenen Jahren gebremst zu haben. CDU-Mann Lapatki macht sich ebenfalls stark für die neue Straße, die er "in Gänze" fordert.
Die Grünen haben unterdessen ihren Widerstand gegen den Südabschnitt der Trasse bekräftigt. "Wir stehen allein mit unserem Widerstand", sagt Grünen-Fraktionschef Gerhard Schuster. Weil der untere Abschnitt der Straße durch Wasserschutzgebiet verlaufe und wegen des aufwendigen Baus "erheblich in die Landschaft eingegriffen" würde, stemmen sich die Grünen gegen das zweite Teilstück. "Mehr Straßen haben noch nie weniger Verkehr gebracht", begründet Schuster die Position seiner Partei. Der Fraktionschef verlangt neue Lösungen, um die Einwohner von Okriftel und Eddersheim vom Verkehr zu entlasten. Schuster möchte etwa über eine "Neuordnung der Gewerbeflächen" nachdenken, um den Verkehrsstrom umzuleiten.
Um die Bedeutung der Chaussee weiß auch Bürgermeister Schubert. Die Trasse sei "das Rückgrat der Verkehrspolitik. Solange das nicht gemacht ist, können wir andere Dinge nicht umsetzen." Inzwischen liege ein "fast rechtskräftiger Plan" vor, und es bestehe "Konsens auf breiter Ebene", sagt Schubert. Bis zum Jahr 2000 soll nach Worten Schuberts der Nordabschnitt der Trasse fertig sein.
Schelte bekommt die SPD von der bürgerlichen Opposition auch beim Sportstättenkonzept. In dieser Frage, kritisieren CDU, FWG und FDP, sei in den vergangenen Jahren wenig geleistet worden. "Die Planung hat eine Beerdigung erster Klasse bekommen", sagt der Liberale Dietrich Muth. "Jetzt, vor der Kommunalwahl, wird das ein bißchen aufpoliert." Die Freien Wähler wittern auch in diesem Fall ein weiteres "Prestigeobjekt" und fordern den Magistrat auf, kleinere Brötchen zu backen. CDU-Chef Lapatki rät ebenfalls zu Sparsamkeit und zweifelt - wie auch FDP und FWG - zudem am Sinn, auf den Sportplatz in Okriftel einen Kunstrasen aufzulegen. Die SPD möchte am Konzept festhalten, macht das Projekt jedoch davon abhängig, ob "es finanzierbar ist", sagt Bürgermeister Schubert.
Dem Sparwillen wollen sich auch die Grünen nicht verschließen. Im Gegensatz zur CDU aber gibt es für die Öko-Partei ein Tabu: Kinder-, Jugend- und Kulturarbeit sollen vom Rotstift verschont bleiben. "Wir werden darauf achten", sagt Grünen-Fraktionschef Gerhard Schuster, "daß es dort keine Abstriche geben wird."
Verzweifelte Suche nach Plätzen für kurze Zeit Diese Form der Pflege ist schlecht zu finanzieren
KREIS GROSS-GERAU. Als Elisabeth B. sich im Kreiskrankenhaus von ihrem Schlaganfall einigermaßen erholt hatte und auf Raten der Ärzte in einem Pflegeheim untergebracht werden sollte, standen ihre Kinder und Enkel vor einem schier unlösbaren Problem. Wohin mit ihr? Zu Hause kann sich niemand um die ans Bett gefesselte Frau kümmern, alle sind berufstätig. "Die Großmutter muß in ein Heim." Diese Entscheidung fiel der Familie nicht leicht, doch was sie dann erwartete, damit hatte keiner gerechnet.
In einer Einrichtung in der Nähe war kein Platz zu bekommen, alle Heime vertrösteten die Familie. Auch ein Bett in einer Kurzzeitpflegestation im Kreis war nicht so einfach zu finden. Elisabeth B. mußte ein paar Tage länger im Krankenhaus bleiben, bis sie im Süden des Kreises ein vorübergehendes Zuhause fand.
"Solche Situationen sind typisch. Wenn die Leute direkt vom Krankenhaus in ein Pflegeheim müssen, kommen die Kurzzeitpflegestationen als die einzige Möglichkeit für eine Zwischenlösung in Frage, bis ein Langzeitplatz gefunden ist." Der das so genau weiß, heißt Thomas Krambeer und gehört zum Sozialen Dienst des Kreiskrankenhauses Groß-Gerau. Elisabeth B. ist kein Einzelfall. Ständig sucht Krambeer für Pflegebedürftige Heimplätze, doch kurzfristig hat er da im Kreis keinen Erfolg und muß oft auf Einrichtungen im Odenwald verweisen. Etwas besser sehe es da schon bei der Kurzzeitpflege aus; doch zufrieden macht ihn die Situation längst noch nicht.
Das sieht auch Michael Rutsch aus Mörfelden-Walldorf so. Er wollte seine Mutter für einige Wochen in einem Heim betreuen lassen, weil die Familie in Urlaub wollte. Doch weder in seiner Heimatstadt noch in der Region war nach 30 Telefonaten etwas zu bekommen. "Die Zahl der Kurzzeitplätze muß unbedingt ausgeweitet werden", lautet die Forderung; von ihm und Thomas Krambeer.
So steht es auch in dem neuen Altenplan des Kreises, der im Mai veröffentlich werden soll. Doch die Fachleute sprechen nicht von hier und jetzt: "Erst in zehn Jahren müßte das Angebot erweitert werden." Der Kreis sei rein rechnerisch mit seinen Plätzen derzeit noch gut versorgt, so die neuesten Erkenntnisse.
"Gut versorgt", das heißt nach Auskunft von Thomas Krambeer vom Sozialen Dienst, daß ungefähr 40 Kurzzeitpflegeplätze in drei - privaten - Einrichtungen existieren. Der Kreis, die Städte und Gemeinden sowie andere Träger halten sich bei der Kurzzeitpflege zurück. Es geht ums Geld. Die Häuser sind nicht immer voll ausgelastet. Nur in den Ferienzeiten, wenn die Pflegenden auch mal in den Urlaub oder zur Kur fahren möchten, sind die Stationen ausgebucht.
Diese Situation kennt Ralf Heil aus Riedstadt ganz gut. Der Krankenpfleger hat vor etwas mehr als einem Jahr eine Einrichtung mit 19 Plätzen eröffnet. Seine Patienten kommen aus ganz Südhessen. Wie lang sind bei ihm die Wartezeiten? "Bevor die Betroffenen ins Reisebüro gehen, sollten sie bei mir einen Platz buchen", empfiehlt der Riedstädter. Sonst wird es eng mit Terminen.
Ralf Heil hat offenbar eine Marktlücke entdeckt. Auch sein Kollege Bernd Henninger sieht in der Tatsache, daß Privatleute Kurzzeitpflegeplätze anbieten, einen Trend. Er eröffnete vor einigen Wochen in der Kreisstadt ein Haus. Fünf von acht Betten sind derzeit belegt, "obwohl ich keine Werbung gemacht habe".
Die dritte private Kurzzeitpflegestation steht in Worfelden, wo Ilona Rien-Mang und ihr Mann Manfred seit rund drei Jahren alte Menschen betreuen. Was die Kommunen theoretisch kennen, haben die drei privaten Einrichtungen praktisch erfahren: Im großen Maßstab ist eine solche Einrichtung finanziell nur schwer zu tragen, deshalb wollen die Rien-Mangs im Herbst drei Viertel der Betten in Langzeitplätze umwandeln. Die Zahl der Betten für Kurzzeitpflege verringert sich.
Das haben die Verantwortlichen in ihrer Planung noch nicht berücksichtigt. Der Bedarf sei bis 2005 rechnerisch gedeckt. Bis zum Jahr 2009 würden dann 41 Plätze gebraucht, heißt es. Doch wer jetzt einen Platz für ein paar Wochen sucht, wird bei den örtlichen Altenpflegeheimen abgewiesen, so die Erfahrung von Thomas Krambeer. Die meisten Langzeitpflege-Einrichtungen besitzen laut Statistik des Kreises ein oder höchstens vier Betten für die kurzzeitige Pflege. Doch die seien immer belegt.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Mit einem neuen Angebot reagierte das Alten- und Pflegeheim in der Schubertstraße auf den Bedarf an kurzfristigen Pflegemöglichkeiten für alte Menschen. Die Leiterin, Edith Dinkelacker, kündigte eine Informationskampagne über Tagespflege und das Heim an sich an. Bei einem "Schnuppertag" am Mittwoch, 10. März, gibt es die Möglichkeit, sich unverbindlich im Haus umzusehen. cas
Plutonium kommt in der Erdkruste
praktisch nicht vor, in Uranerzen treten
allenfals Spuren von
In den Leichtwasserreaktoren finden neben Spaltprozessen unabänderlich auch Brutprozesse statt. Aus Uran-238 entsteht durch Einfang eines Neutrons zunächst Uran-239, dieses zerfällt über zwei ß-Zerfälle über Neptunium-239 zu Plutonium-239; auch werden noch weitere Plutonium-Isotope und Transurane erbrütet.
Ende 1991 waren in der Bundesrepublik Deutschland 20 Kernkraftwerke mit einer Leistung von etwa 22,3 Giga-Watt- elektrisch in Betrieb, ein weiteres befindet sich im Zweitversuch zu einer Genehmigung (Mülheim-Kärlich mit 1,3 Giga- Watt-elektrisch).
Plutoniummengen: Bis Ende 1991 sind in der Bundesrepublik bereits etwa 4100 Tonnen bestrahltes, abgebranntes Uran als Schwermetall angefallen. Davon wurden bereits bis Ende 1990 etwa 3000 Tonnen Schwermetall zur Wiederaufarbeitung ins Ausland erbracht; hiervon wiederum nach Angaben der Energiewirtschaft bis Ende 1989 1700 Tonnen Schwermetall wiederaufgearbeitet. D. h., bis 1989/90 sind bereits etwa 41 Tonnen Plutonium erzeugt worden, davon wiederum 17 Tonnen als Plutonium in separierter Form vorliegend (bis Ende 1991 sind es unter Umständen bereits 20 Tonnen Plutonium).
Ab 1992 werden aus den 20 Kernkraftwerken jährlich etwa 480 Tonnen Schwer- metall abgebrannte Brennelemente entladen, so daß pro Jahr jeweils 4,8 Tonnen Plutonium hinzukommen. Bisher verfügen indes nur zehn Kernkraftwerke - vornehmlich neuere - über eine Genehmigung zum Einsatz von sogenannten Uran-Plutonium-Mischoxid-Brennelementen (MOX-BE). Für sieben weitere sollen Anträge verfolgt werden; bei drei ist ein MOX-Einsatz nicht vorgesehen. (. . .)
Zeichen einer Umorientierung? In den 70er Jahren ist man generell von einer Kopplung von Wiederaufarbeitung und dem zukünftigen Einsatz von Plutonium in Schnellen Brütern ausgegangen.
In der Absage der niedersächsischen Landesregierung vom 16. Mai 1979 an das sogenannte nukleare Entsorgungszentrum in Gorleben (verkürzt: "technisch machbar, politisch nicht durchsetzbar") wurde schon die Möglichkeit der Direkten Endlagerung und ihrer Vorteile sowie der Zusammenhang von Wiederaufarbeitung und Schnellen Brütern beschrieben.
Die daraufhin (. . .) initiierte Untersuchung zur Direkten Endlagerung wurde im Dezember 1984 mit Vorlage der "Systemanalyse Andere Entsorgungstechniken" konzeptionell erfolgreich abgeschlossen; danach war die Direkte Endlagerung technisch realisierbar.
Die Bundesregierung hat sich am 23. Januar 1985 dennoch für eine Wiederaufarbeitung ausgesprochen. Am 4. Februar 1985 wurde der Standort Wackersdorf für den Bau der deutschen Wiederaufarbeitungsanlage bekanntgegeben. (. . .)
Das Bundespresseamt hatte am 11. April 1989 "überraschenderweise" mitgeteilt, daß "die Bundesregierung darüber unterrichtet worden (ist), daß am 3. April dieses Jahres die VEBA AG und die COGEMA übereingekommen sind, über eine verstärkte Zusammenarbeit, ab 1999 insbesondere bei der Wiederaufarbeitung, zu verhandeln". Bereits kurz zuvor wurde diese Option vom damaligen VEBA-Vorstandsvorsitzenden von Bennigsen-Foerder am 8. Deutschen Atomrechtssymposium am 1. März 1989 unmißverständlich angekündigt, als "wir bei der Entsorgung dann nicht mehr unter Zeitdruck stehen, wenn wir die abgebrannten Brennelemente ohne Zweifel gefahrlos sicher auch für längere Zeit erst einmal lagern können. Und genau diese Bedingung ist erfüllt, was auch von den Kernenergie-Kritikern so gesehen wird: Die Möglichkeit und die Bedeutung der für Mensch und Umwelt gefahrlosen Zwischenlagerung ist beispielsweise im SPD-Entwurf des sogenannten ,KE-Abwicklungsgesetzes&rquote; klar erkannt und anerkannt und spielt dort eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Entsorgung. . . Die Möglichkeit der sicheren Zwischenlagerung gebe aber z. B. die Zeit, die Frage der Endlagerung mit oder ohne Wiederaufarbeitung der Brennelemente in Bevölkerung und Politik mit dem Ziel eines Konsenses zu erörtern". Diese Überlegung hatte sogleich im Auditorium erhebliche Unruhe ausgelöst; insbesondere nächsten Tags gegenteilig kommentiert vom Vorstandsvorsitzenden der Bayern-Werke Holzer, so daß die gleichsam erst angekündigte Aufgabe der Wiederaufarbeitungsanlage nur noch offensichtlicher wurde (Ein Vorgang, den Holzer im Dezember 1992 wiederholen sollte).
Ab Oktober 1989 sollte dann ein "Staatssekretärsausschuß Entsorgung" einen Konsens bei der Entsorgung identifizieren und das bestehende Entsorgungskonzept weiterentwickeln. Trotzdem hatte die Bundesregierung flugs die neuen Auslands-Wiederaufarbeitungs- Verträge völkerrechtlich mit Frankreich und Großbritannien bekräftigt und damit Fakten geschaffen.
Was aber hatte sich mit der VEBA-Initia- tive geändert? Lediglich der Standort - die Entsorgung wurde nämlich nur des Lo- denmantels der Marke "Wackersdorf" entkleidet und sollte fürderhin in französische Haure Couture des Hauses derer von "La Hague" oder englisches Tuch der Firma "Sellafield, formerly Windscale Ltd." gehüllt werden. Allein der Hinweis, die Entsorgung habe habe ja gar keine neuen Kleider, wurde und wird bisher negiert.
Dabei sprechen eine Reihe wesentlicher Kriterien ausschließlich für die Direkte Endlagerung. Zunächst ist ein Weg über die Direkte Endlagerung prinzipiell keine Entscheidung gegen die Nutzung der Kernenergie. Bei einer Konditionierung ohne Hüllrohrzerstörung (wie bei Wiederaufarbeitung) wird größenordnungsmäßig weniger Radioaktivität freigesetzt. Vom Qualitätssicherungsstandard wird durch bereits vorhandene Barrieren (keramische Uran-Matrix und Hüllrohre) Kredit genommen. Es werden nur herkömmliche Techniken erforderlich, die allesamt schon, und zwar bei weit höheren Qualitätssicherungsstandards, demonstriert bzw. eingesetzt sind. Es werden insgesamt weniger Abfälle erwartet. Die Direkte Endlagerung ist auch langfristig erheblich billiger als die Wiederaufarbeitung. Bei der Direkten Endlagerung werden auch Proliferations- und Mißbrauchsrisiken konzeptbedingt minimiert, weil Uran und Plutonium durch die Hüllrohrstrukturen sowie die Strahlungsbarriere "eingeschützt" werden. Zwar wird durch die Direkte Endlagerung mehr Natururan verbraucht; dies kann jedoch durch eine Hochabbrandstrategie nahezu kompensiert werden. Bei der Wiederaufarbeitung werden demgegenüber erheblich mehr Prozeßschritte durchlaufen und Einzelgebinde hantiert, so daß die Störfallmöglichkeiten und -wahrscheinlichkeiten steigen.
Im Falle einer langfristigen Wiederaufarbeitung müssen bei 21 Kernkraftwerken jährlich etwa 4,6 Tonnen Plutonium zu MOX verarbeitet werden. Im Falle der Direkten Endlagerung wird demgegenüber argumentiert, daß im Endlager eine sogenannte "Plutonium-Mine" entstünde; aber auch aus dem hohen Plutonium- Rest in abgebrannten MOX resultiert eine höhere Wärmeleistung im Endlager (. . .), so daß ersteres nicht relevant ist ( . . . )
"Denaturierung": Zur Zeit sind bereits 20 Tonnen Plutonium abgetrennt worden. In Anlehnung an die Diskussion über eine "Denaturierung" von Waffen- und Reaktor-Plutonium, um es für einen Einsatz in Kernwaffen untauglich zu machen, kann mithin jegliches Plutonium denaturiert werden. Deshalb sollten auch die bereits heute ins Ausland verbrachten abgebrannten Uran-Brennelemente nicht mehr wiederaufgearbeitet werden. Reaktor-Plutonium könnte deshalb wie folgt denaturiert werden:
- Um Kritikalitätssicherheit sicherzustellen, darf ein spaltbarer Anteil (Uran, Plutonium) von etwa 1-1,5 Prozent durch Abmischen mit Rest-Uran insgesamt nicht überschritten werden.
- Solchermaßen denaturiertes, "verdünntes, seiner Spaltnatur beraubtes Plutonium" wird sodann gesintert, in Stahlhüllen eingebracht und verschweißt.
- Weit weniger problematisch und qualitätssicherungsintensiv sind dabei Vorkehrungen zum Innendruckverschweißen. PCI-Problem, Mischkristallbildung zwischen Uran und Plutonium, Hüllrohrqualität, Fertigungstoleranzen etc.
- Hierfür kann der Maschinenpark der Hanauer Brennelementfabriken verwendet werden; ein erneutes Genehmigungsverfahren mit aktuellem Stand von Wissenschaft und Technik und neuem Bearbeitungszweck wäre jedoch unumgänglich. Die "neuen" - unabhängig vom jetzigen Stilliegen - Siemens-Brennelementfabriken sind für die Erzeugung von etwa 120 Tonnen MOX-Brennelementen konzipiert. Bei Denaturierung (2 Tonnen Plutonium/Jahr) würde dies eine Arbeitsplatzsicherheit für weitere zehn Jahre für die Belegschaft bedeuten; unterdessen kann Siemens eine andere Produktpalette konzipieren.
Ferner kann Plutonium unter Umständen auch in La Hague gesintert werden; insbesondere kann aber auch das Waffen-Plutonium aus dem Abrüstungspool der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) dort denaturiert werden.
Zur Proliferationssicherheit könnten ferner Verfahren gewählt werden, so daß beispielsweise das Sinterprodukt schwer auflösbar und insoweit nicht wiederaufzuarbeiten ist oder etwa mit einer zusätzlichen Silizidschicht ummantelt und dann endlagergerecht verpackt und endgelagert werden kann. Niemand würde deshalb ernsthaft unterstellen wollen, daß es dann wieder ausgegraben werden soll. Um an Plutonium zu kommen, gebe es für Staaten - und diejenigen, die dieses abwegige Argument vorbringen, bezichtigen den Staat - weit schnellere Wege (. . .).
Vorliegendes Plutonium kann alternativ sogar der Euratom überantwortet werden, so daß wenigstens in der EG nicht noch zusätzlich wiederaufgearbeitet und nicht doppelt Radioaktivität an die Umwelt abgegeben wird. (. . .)
Eine solche Denaturierung sieht im übrigen bereits der Entwurf zu einem Kernenergieabwicklungsgesetz der SPD-Bundestagsfraktion vom Dezember 1986 vor. Es darf deshalb auch erwartet werden, daß ein Betrieb in Hanau mit dieser Zielrichtung in Hessen auch die politische Akzeptanz finden können soll.
Freilich wäre es sinnvoller für alle und alles gewesen, wenn auf die Wiederaufarbeitung gleich verzichtet worden wäre - wie im übrigen in den USA aus rein wirtschaftlichen Überlegungen, vgl. Stillegung der Anlage in West-Valley/NY schon nach sechs Betriebsjahren sowie Nichtinbetriebnahme bereits fertiggestellter Anlagen in Morris/Il und Barnwell/SC. Kosten: Mitte der 70er Jahre hatte sich die deutsche Chemieindustrie wegen der damals schon unterschätzten Investitionssummen aus der Wiederaufarbeitung zurückgezogen. Noch 1976 ging man von Wiederaufarbeitungs-Kosten von 510 DM/kg Schwermetall und von Entsorgungskosten insgesamt von 900 DM/kg Schwermetall aus; im übrigen hielt man es damals für "äußerstenfalls hypothetisch, daß sich die Summe (. . .) verdoppeln könnte", was sich heute - und nicht nur das - als irrig herausstellt. Spezifische Kostenstrukturen: Die Kosten der Entsorgung weisen nach wie vor einen klaren Kostenvorteil für die Direkte Endlagerung (DE) aus: - WA 1600 - 2800 DM pro kgSM - DE 500 - 700 DM pro kgSM - Endlagerung jeweils 820 DM pro kgSM. Bei Plutonium-Rückführung könnten ferner bis zum Jahre 2030 allenfalls ca. 25 Prozent an Natur-Uran eingespart werden; bei Uran-Brennelementen könnte dies durch mehr Anreicherungseffizienz als auch durch Hochabbrandelemente u. U. erreicht werden; allerdings schließt sich dann die Wiederaufarbeitung zunehmend aus rein technischen Gründen aus (Verschlechterung der Plutonium-Spaltbarkeit, Strahlenschutzprobleme, Neutronenfänger Uran-236 etc.). Damit verflüchtigte sich auch das letzte noch übrigbleibende Argumente für die Wiederaufarbeitung. (. . .)
Plutonium-Lagerkosten: Überrascht hat die Tatsache, daß die Lagerkosten für Gesamtplutonium etwa 6000 DM pro kg und Jahr betragen.
Die MOX-Brennelemente-Fertigungskosten sind dabei auch heute noch nicht eindeutig nachvollziehbar; sie reichen von 1315 DM/kg bis 5000 oder sogar 10 000 DM/kg.
Rechnet man ferner die Wiederaufarbeitung zu den MOX-Kosten - weil sie Plutonium separiert, ist sie ja im Grunde der Versorgung zuzurechnen -, dürften die MOX-Brennelemente-Fertigungskosten mindestens das Doppelte der für Uran-Brennelemente betragen, die mit Natur-Urankosten von 60 Dollar/kg und bisherigem Dollarwechselkurs bei maximal 3100 DM/kg Uran-Brennelemente anzusetzen sind. (. . .)
Es macht mithin wenig Sinn, wenn erst wiederaufgearbeitet wird - sogar ohne eine MOX-Einsatzgenehmigung, wie beispielsweise die Kernkraftwerke Brunsbüttel, Krümmel, Gundremmingen - und dann für separiertes Plutonium Lagerkosten zu tragen sind. (. . .)
Auch müssen für beide Varianten noch die "Post-Strom-Kosten" (Konditionierung und Endlagerung) hinzugerechnet werden, bei Direkter Endlagerung bis zu 1520 DM/kg Schwermetall und bei Wiederaufarbeitung noch bis zu 820 DM/kg Schwermetall.
Letztendlich ist also insgesamt ein Kostenunterschied für Ver- und Entsorgungskosten von 4620 DM/kg Schwermetall bei Direkter Endlagerung gegenüber mehr als 7300 DM/kg Schwermetall bei Wiederaufarbeitung, d. h. die Direkte Endlagerung ist insgesamt nach wie vor zu etwa 40 Prozent, und zwar langfristig, kostengünstiger (wobei aus 1 kg Schwermetall etwa 400 000 kWh Strom erzeugt werden können, vgl.w.u.).
Kosten - insgesamt: Zur Abschätzung von Gesamtkosten einerseits bei Wiederaufarbeitung und Direkte Endlagerung wird der Zeitraum 1992 bis 2003 betrachtet (21 Kernkraftwerke). Mithin werden zwischen 1992 und 2003 demnach etwa 4300 Tonnen Schwermetall in Form abgebrannter Brennelemente aus den 21 Kernkraftwerken entladen. Bei mittleren Wiederaufarbeitungs-Kosten von 3000 DM/kg Schwermetall ergeben sich daraus Gesamtkosten bei Wiederaufarbeitung von etwa 12,9 Mrd. DM. Für die Zwischenlagerung über sieben Jahre werden bei Lagerkosten von 20 DM/kg Schwermetall insgesamt 600 Mio. DM zu verrechnen sein.
Zur Berechnung der Plutonium-Lagerkosten bei MOX-Einsatz wird angenommen, daß Anfang 1992 bereits 20 Tonnen Plutonium vorliegen, die bis zum Jahr 2003 auf die danach jährlich anfallende Menge von 4,6 Tonnen Schwermetall/ Jahr abgebaut werden muß. Wenn sich diese 20 Tonnen Plutonium zum Jahr 1992 seit dem Jahr 1980 linear aufgebaut haben, ergibt sich eine Plutonium-Lagerzeitmenge von 271,8 Tonnen Schwermetall, d. h. Lagerkosten von insgesamt 1,63 Mrd. DM. Insgesamt werden zwischen 1980 und 2003 etwa 62 Tonnen Plutonium zu lagern sein, d. h. pro kg Plutonium werden Lagerkosten von etwa 26 300 DM anfallen, oder jedes kg Plutonium wird etwa im Mittel 4,4 Jahre zu lagern sein.
Für den Fall einer Denaturierung wird demgegenüber angenommen, daß die 20 TonnenPlutonium zwischen 1992 und 2003 vollständig abgebaut werden. Es ergeben sich eine Plutonium-Lagerzeitmenge von etwa 230 Tonnen Schwermetall und Lagerkosten von 1,38 Mrd. DM. Pro kg Plutonium ergeben sich demnach Lagerkosten von 69 000 DM und eine mittlere Lagerzeit von 11,5 Jahren.
Bei der Denaturierung von Plutonium soll nur ein Anteil von 0,8 Prozent Gesamtplutonium eingestellt werden (weil noch ein Rest an Uran-235 von etwa 0,6-0,8 Prozent vorhanden ist und 1,5 Prozent spaltbarer Anteil unterschritten bleiben soll). Weil aber gegenüber der MOX-Fertigung (6 Prozent Plutonium) entsprechend geringere Qualitätssicherungen erforderlich werden, werden spezifische Kosten von 1000 DM pro kg endlagerkonditioniertes Plutonium angenommen. Demnach ergeben sich für 20 Tonnen Plutonium entsprechend 2,5 Mrd. DM Konditionierungs- und 2 Mrd. DM Endlagerungskosten. In beiden Fällen - Wiederaufarbeitung oder Direkte Endlagerung - kommen jedoch noch die Brennelementfertigungskosten hinzu. Schließlich kommen an Kosten für Hin- und Hertransport von 4300 t abgebranntem Kernbrennstoff mit 160 DM/kg Schwermetall für beide Varianten jeweils noch 1,4 Mrd. DM hinzu.
In der Zusammenschau ergeben sich folgende Gesamtkosten für die Ver- und Entsorgung bei Wiederaufarbeitung und Direkter Endlagerung, die in der nebenstehenden Tabelle aufgeführt sind.
Die Robustheit dieser Abschätzung erkennt man, wenn man einerseits die Denaturierungskosten verdreifacht, andererseits eine Verbilligung der MOX-Fertigung von 5000 auf 3000 DM/kg Schwermetall annimmt, so daß sich Uran-MOX- Brennelemente-Kosten von 3070 DM/kg Schwermetall ergeben, mithin mit denen eines reinen Urankerns gleichziehen; auch dann verbleibt noch eine - wenn auch nurmehr leichte - Differenz zugunsten der Direkten Endlagerung. Wenn sich allerdings die Kosten für eine Denaturierung erhöhen, dürften sich auch die MOX-Kosten erhöhen, d.h. die Kostenschere zwischen dem Wiederaufarbeitungs- und MOX-Weg gegenüber der Direkten Endlagerung wird sich eher weiter öffnen als schließen. Unabhängig von der Frage einer weiteren Nutzung der Kernenergie ist also die Denaturierung des heute bereits vorliegenden Plutoniums erheblich billiger, obgleich auf den Spaltwert von Plutonium ganz bewußt verzichtet wird.
Angesichts dieser "Kostenfalle" gewinnt sogar eine Schenkung des Plutonium- Bestandes an die EURATOM wirtschaftliche Überzeugungskraft.
Zeitgleich müßten allerdings die Auslands-Wiederaufarbeitungs-Verträge storniert und formell abgeschrieben werden; letztere sind ohnehin über die Stromkosten bereits von den Stromkunden bezahlt worden; auch ein "Bezahlen" von Wiederaufarbeitungsverzicht im Sinne einer Konventionalzahlung erscheint billiger. (. . .) Dabei kann eine "Infinitesimalisierung" durch die Bezugnahme auf Pf/ kWh die immensen Gesamtkosten nicht verdecken, obwohl bei Wiederaufarbeitung dann lediglich 1 Pf/kWh, bei Direkter Endlagerung hingegen 0,7 Pf/kWh in Rechnung steht. D. h. einer generiert die Kosten, alle anderen tragen sie.
Die Frage, wie mit Konventionalzahlungen bei vorzeitiger Kündigung bzw. Ausstieg aus der Auslands-Wiederaufarbeitung zu verfahren sei, ist deshalb von denen - einschließlich der Aufsichtsräte - zu be- und verantworten, die sich auf solche Kostenabenteuer für Dritte eingelassen haben, und nicht von denjenigen, die bereits lange auf deren offenkundig mangelnde Begründetheit hinweisen.
Der Schnelle Brüter als Ausweg? Immer noch gilt, daß Wiederaufarbeitung letztendlich nur im Zusammenhang mit Schnellen Brütern erforderlich ist. Problematisch dabei ist, daß in Schnellen Brütern langfristig gesehen nur mehr hochwaffentaugliches Plutonium-239 hantiert wird, d. h. das ursprünglich mehrisotopische Leichtwasserreaktor-Plutonium wird auf Plutonium-239 hin "gereinigt" (sog. "Verjüngungsprozeß"), d. h. jährlich bis zu 120 Tonnen Plutonium-239, was zudem erhebliche Überwachungsmaßnahmen wegen unvermeidlicher Plutonium- Detektionsverluste von bis zu ein Prozent auslösen würde; mithin kann pro Jahr über den Verbleib von etwa 1000 kg Plutonium infolge Wiederaufarbeitung nichts gesagt werden, bei einem strahlenschutzrelevanten Regelwert von weniger als 1 ug/Jahr und einer safeguard-signifikanten Menge von 8 kg.
Dennoch wird - wenn auch nur noch vereinzelt - mit der über Brutreaktoren möglichen Brennstoffstreckung um einen Faktor 60 argumentiert, d. h. beispielsweise, wenn Uran für 60 Jahre zur Ver fügung steht, könnte dies mit Schnellen Brutreaktoren auf 3600 Jahre "gestreckt" werden. Allerdings stellt sich dieser Faktor 60, wenn ab dem Jahr 2000 begonnen wird, indes in folgender Zeitdimension dar: Im Jahr 2023 beträgt die Uranstrekkung erst 25 Prozent, d. h. 1,25fach, im Jahr 2300: 10fach und erst etwa um 5400 n. Chr. wird der Faktor 60 erreicht.
Das Brüterargument erweist sich mithin heute als energiepolitische Festlegung über 3600 Jahre in die Zukunft. Keine von Menschen initiierte Institution - außer der katholischen Kirche - hat bisher in solchen Zeitdimensionen denken dürfen; oder im Rückblick: Die Energieberater von Pharao Intef V. (15. Dynastie, ca. 1640 v. Chr.) hätten bis in unsere Zeit die Energietechnik mit einer "altägyptischen Energiemühle" vorausbestimmen wollen. (. . .)
Sonstige Vorschläge: Unter die wissenschaftlichen Vorschläge in Sachen Entsorgung von radioaktiven Stoffen ist die sog. Transmutation zu subsumieren, d. h. durch Neutroneneinfang sollen radioaktive Stoffe ihre Halbwertszeiten deutlich verkürzen, so daß sich deren Langzeitend- lagerung erleichterte oder gar erübrigte. Dabei besteht ein enger Zusammenhang mit der sog. Spallation, dem Beschuß mit hochenergetischen Neutronen. allerdings ist die Energiebilanz negativ, d.h. es muß weit mehr Energie aufgewandt werden, als bei der Kernspaltung überhaupt Energie gewonnen werden könnte. (. . .)
Als Faszinosum wird aktuell aus der GUS berichtet, daß durch unterirdische Atombombenexplosionen das unmittelbar um die Bombe gelagerte Plutonium (auch Sondermüll) fein verteilt und in die entstehende Felsschmelzmasse eingebunden werden soll; freilich entstehen durch die Explosionsverdichtung erst recht unterirdische Hohlräume, die gerade vermieden werden sollen. Dieser Vorschlag ist wohl eher als Arbeitsbeschaffungsprogramm für freigesetzte Kernwaffenexperten in der GUS einzuschätzen. (. . .)
Ausblick und Lösung: Angesichts der Tatsache, daß aus den vorgetragenen Gründen über eine Plutonium-Nutzung kein politischer Konsens erreichbar sein dürfte, wäre die kernenergienutzende Energiewirtschaft gut beraten, sich hier von einer Plutonium-Strategie zu lösen und den Weg der Direkten Endlagerung einzuschlagen. Bereits heute werden mit USA, Schweden, Spanien, Kanada und weiteren Ländern mehr als 45 Prozent der weltweiten Kernenergiekapazität über Direkte Endlagerung entsorgt. Auch die USA als weltweit größter Kernenergienutzer mit 111 Kernkraftwerken/105 GWel haben sich bereits für die Direkte Endlagerung entschlossen.
So besehen ist es schwer verständlich, warum insbesondere einzelne Exponenten der Energiewirtschaft gebetsmühlenhaft auf die Wiederaufarbeitung verweisen.
Wäre der Autor indes an der Stelle solcher Energieversorgungsunternehmen mit aktuellen oder absehbaren Entsorgungsproblemen, träte er schon längst vorsorglich in folgende Überlegungen ein:
- Der jetzige § 9 a Atomgesetz (AtG) bietet bereits die Möglichkeit der Direkten Endlagerung, wenn nämlich ein Energieversorgungsunternehmen gegenüber einer Genehmigungsbehörde feststellt, daß eine Wiederaufarbeitung gemäß § 9 a Abs. 1 Nr. 2 AtG für das Energieversorgungsunternehmen selbst "wirtschaftlich nicht vertretbar" ist; dann wäre eine geordnete Beseitigung durch Direkte Endlagerung obligatorisch zu genehmigen.
- Zur Zeit ist auch nicht ersichtlich, wie ein Energieversorgungsunternehmen (EVU) ernsthaft daran gehindert werden könnte, eine solche Bewertung zur wirtschaftlichen Vertretbarkeit über die Wiederaufarbeitung im Sinne einer Ja-Nein- Entscheidung für sich selbst zu treffen.
Der Bundesumweltminister fürchtet zwar ersichtlich eine solche gerichtliche Klärung, sofern allerdings die Zulässigkeit, nicht indes die Ablehnung der Wiederaufarbeitung gerichtlich überprüft werden sollte.
Hinzu kommt ob, und wenn ja, wie bei einer dissentierenden Genehmigungsbehörde dieser Dissens in den Gerichtsakten vom EVU selbst advokatorisch ausgewertet wird.
Dabei bedeutet eine prinzipielle Entscheidung für die Direkte Endlagerung noch kein Junktim für eine Abwicklung der Kernenergie, sondern verlangt zunächst lediglich, daß langfristig oberirdisch in CASTOR- oder alsbald POLLUX- Behältern zwischengelagert werden muß. Damit wird auch die heute verfahrene Diskussion um die Endlagerung entkrampft, weil durch weniger Abfallvolumen insgesamt und die Zeitdilatation ein Endlager gefunden werden wird; allerdings dürfte dies der Salzstock Gorleben nicht sein.
Nach alledem fällt es der kernenergienutzenden Energiewirtschaft zu, angesichts dieser Fakten bei der Wiederaufarbeitung zu verbleiben oder konsensual für eine generelle Direkte Endlagerung zu optieren. Im Falle einer weiterlaufenden Wiederaufarbeitung muß indes die Fähigkeit, Energiepolitik als im eigenen Interesse konsensuelle Langfristaufgabe zu begreifen, bezweifelt werden. Ein Ablassen von den Plutonium-Nutzungsplänen seitens der EVUen kann i. ü. unter voller Gesichtswahrung erfolgen, weil in einem solchen Fall Entscheidungsfähigkeit und -bereitschaft angesichts vorliegender Fakten demonstriert werden kann - also das, was von EVUen gerade erwartet werden darf. Deshalb hat ja auch die Initiative von Bennigsen-Foerders vom April 1989 überwiegend Zustimmung in der ernsthaften öffentlichen Diskussion erfahren. Dem Vorwurf allerdings, man habe zu lange gezögert, wird man sich stellen müssen; dem Vorwurf für den Fall, wenn man wie hergebracht weitermacht, allerdings weit schärfer.
Die vorgenannte Möglichkeit zum raschen Eintritt in einen Entsorgungsweg mit Direkter Endlagerung - also schon jetzt und heute unbeschadet einer zu begrüßenden rechtlichen Klarstellung im § 9 a AtG - ist aus der Sicht des Autors der Preis für den erforderlichen entsorgungspolitischen Konsens; die Kosten für die Di- rekte Endlagerung sind ohnehin geringer.
Nachtrag:Das Gesprächsangebot der RWE AG und VEBA AG vom 23. November 1992 an den Bundeskanzler ist angesichts dieser Fakten zu erwarten gewesen. Der Autor begrüßt dies; allerdings bleibt abzuwarten, was von dieser "Handlung" nach "Verhandlungen" übrigbleibt. Es muß aber überraschen, daß der Bundesumweltminister mit Weisungen zur MOX-Fertigung in Hanau diesen Konsensversuch zu torpedieren sucht und mit z. T. hanebüchenen Argumentationen von Teilen der Wirtschaft obendrein noch bestärkt wird; durch die Direkte Endlagerung jedenfalls ist der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht bedroht.
GOLDSTEIN. Der Pfarrer zieht seinen Talar aus, wechselt das Würde verleihende Kleidungsstück gegen ein Fußballertrikot, legt die Schienbeinschützer an, schnürt sich die Stollenschuhe und legt los - bei den "Desperado-Kickers" der evangelischen Dankeskirche in Goldstein ein inzwischen alltäglicher Anblick. Schon seit 1974 kicken Gemeindemitglieder in der kircheneigenen Mannschaft, den "Rangers". Im vergangenen November ist mit den "Desperados" ein zweites Team hinzugekommen, in dem Pfarrer Eric Lindstedt mitspielt.
Ein fester Stamm von 14 bis 18 Spielern, mehrheitlich Gemeindemitglieder, bildet die Mannschaft, die Wert auf Spaß legt und vom Gewinnen nicht viel hält - wohl auch, weil sie von Siegen bislang verschont blieb . . .
Die "Desperados" hatten ihren ersten Auftritt Anfang des Jahres während eines Hallenturniers in Kelsterbach. "Da haben wir ganz schön auf die Mütze gekriegt", erinnert sich Mannschaftsorganisator Jürgen Frank. Die Spiele wurden mit Ergebnissen wie 0:6, 0:13, oder 2:9 verloren. Frank: "Trotzdem hatten wir am meisten Spaß von allen. Unser Fanclub hat jedes Tor von uns frenetisch gefeiert. Die anderen Teams wußten gar nicht, wie sie damit umgehen sollten." Wie die Freizeitkicker zu ihrem Namen kommen, erklärt sich aus der sportlichen Leistung. "Wenn wir schon nicht gefährlich spielen, müssen wir wenigstens gefährlich klingen", schmunzelt Jürgen Frank.
Nach den ersten Ballerfahrungen in Kelsterbach ließen sich die "Desperados" jedoch nicht entmutigen. Beim Sparkassen-Cup im Riederwald fuhr die Mannschaft schon akzeptablere Ergebnisse ein: nur noch mit 4:0, 1:0 und 3:1 wurden die Begegnungen verloren.
Jürgen Frank, der versucht, Spieltaktiken aufzustellen, will die positive Entwicklung fördern: "Langfristig wollen wir kein Kanonenfutter für die anderen Mannschaften mehr sein." Bisher klappt das Umsetzen der taktischen Ideen zwar noch nicht so ganz, "Taktiken werden bei uns besprochen, um sie anschließend im Spiel über den Haufen werfen zu können", scherzt der Organisator. Wöchentliches Training auf dem Platz des SC Goldstein ab dem Frühjahr soll das Zusammenspiel der Desperados zudem verbessern.
Für die Zukunft planen die protestantischen Fußballer, einmal im Monat an Turnieren teilzunehmen und 1994 in die Liga für Freizeitmannschaften einzusteigen. "Ein echter Trainer wäre nicht schlecht für uns", meint Jürgen Frank. "Vielleicht so einer mit Zigarillo und Trenchcoat . . ." hen
Sieben Frankfurter Frauenselbsthilfegruppen (Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung, Autonome Iranische Frauenbewegung im Ausland, Autonomes Frauenhaus, Feministisches Frauengesundheitszentrum, Feministische Mädchenarbeit / Mädchenhaus Frankfurt, Frauenverein für Selbstverteidigung und Notruf für vergewaltigte Frauen) fordern in einem gemeinsamen Aufruf die Politikerinnen und Politiker auf, Selbsthilfeprojekte und die Arbeit des Frauendezernats in Frankfurt weiterhin "angemessen - nicht nur finanziell - zu fördern".
Während das Thema "Sicherheit im öffentlichen Raum" zum Hauptthema im Kommunalwahlkampf erhoben werde, blieben "weite Bereiche, in denen Gewalt tagtäglich auftritt", also im Privatbereich, in Schulen und am Arbeitsplatz, und von deren subtilen Formen Mädchen und Frauen besonders betroffen seien, ausgespart, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Frauengruppen. In diesem Zusammenhang unterstreichen die beteiligten Gruppen die Notwendigkeit von Selbstverteidigungskursen für Frauen.
Das öffentliche Interesse richte sich nur dann auf das Thema Gewalt, wenn auch Männer davon betroffen seien. Das Wettrüsten um mehr Polizei und Wachpersonal berücksichtige weder die gesellschaftlichen Ursachen von Gewalt noch die spezielle Situation von Frauen, heißt es weiter. Um die Wurzeln der Gewalt zu beheben, sei ein "wiederherzustellender Moralbegriff jenseits von sozialen Gruppen, Kulturen, politischen Verhältnissen oder Religionszugehörigkeiten" notwendig.
Trotz der Fehler und Unzulänglichkeiten des 1989 eingerichteten Frauenreferats bleibt für die Vertreterinnen der sieben Frauenprojekte die "Forderung bestehen, daß Fraueninteressen und -politik neben der Vertretung in autonomen Arbeitszusammenhängen auch in einem institutionellen Rahmen verankert sein muß". Dafür sollten ausreichende Mittel, Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Die in Frankfurt vergleichsweise geringe rassistisch motivierte offene Gewalt sei durch die ökonomische und Bevölkerungsstruktur der Stadt, aber auch durch die vielen alternativen Projekte und Vereine erklärbar. Trotzdem gäbe es auch hier alltäglichen, aber auch institutionalisierten Rassismus, gegen den es entschieden vorzugehen gelte. reu
BAD HOMBURG. Alle Frauenverbände und -gruppen aus dem Kreis lädt die Kreisfrauenbeauftragte Irmhild Taesler für Mittwoch, 17. Februar, 19 Uhr, ins Landratsamt ein. Sie will über die Arbeit des Kreisfrauenbüros informieren und über gemeinsame Aktivitäten diskutieren, so auch die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft aller Frauenverbände im Kreis. Informationen Tel. 06172 / 178 395. s
BAD HOMBURG. "Wäsche" ist das Thema des Fotowettbewerbs für junge Menschen im Hochtaunuskreis, den der Fotoclub Bad Homburg ausgeschrieben hat.
Mitmachen können Zehn- bis 25jährige; Mitglieder des Clubs sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Jeder kann fünf "fotografische Darstellungen" in Schwarzweiß oder Farbe abliefern. Einsendeanschrift ist: Volker Dippel, Taunusstraße 24, Bad Homburg, Tel. 0 61 72 / 69 07 94. Dort gibt es auch nähere Informationen. Wettbewerbsunterlagen können auch in der Volkshochschule Bad Homburg, Dorotheenstraße, abgeholt werden.
Einsendeschluß ist Dienstag, 25. Mai. Beim Fotothema "Wäsche" ist Kreativität gefordert: Erlaubt sind Bilder aus dem Waschsalon, aber auch über die "Geldwäsche". s
Eine Woche vor der Eröffnung der nordischen Ski-Weltmeisterschaften im schwedischen Falun gab der Organisationschef Sven von Holst Entwarnung: "Eine Verlegung von Wettbewerben in den Ersatzort Kiruna ist nicht nötig." Zwar entspricht die Schneelage in Schweden jener, die man sonst im Oktober oder April gewohnt ist. Doch eine Woche Kälte Ende Januar reichte aus, um jene Mengen Kunstschnee zu präparieren, die den Umzug des WM-Trosses aus der Kupferstadt Falun in die 1240 Kilometer weiter nördlich gelegene Erzstadt Kiruna überflüssig machten.
Obwohl der Wärmeeinbruch in den letzten Tagen den Naturschnee schmelzen ließ, so daß sich nun die weiße Spur der WM-Loipen durch grüne Landschaft schlängelt, sind die Veranstalter zuversichtlich: "32 Kilometer Spur sind von Kunstschnee gedeckt, 15 000 Kubikmeter Reserveschnee liegen im Depot, und die Schneekanonen in den höher gelegenen Gebieten produzieren weitere Vorräte für Notfälle", teilt das Organisationskomitee mit. Insgesamt haben die Schweden mehr als 100 000 Kubikmeter künstliches Weiß produziert.
Ein Wetter-Chaos à la Morioka ist in der schwedischen Dalarna-Provinz trotz schlechter Erfahrungen - die WM-Generalprobe letzten Winter mußte wegen Schneemangels abgesagt werden - nicht zu befürchten. Weder plötzlicher Schneefall, noch die in den Wettervorhersagen prognostizierte Fortsetzung milder Lüfte können die WM gefährden. Nur die windanfällige Großschanze im Skisportzentrum "Lugnet" ("Stille"), deren kritischer Punkt bei einem Umbau von 112 auf 115 m verlängert wurde, macht den Veranstaltern Sorgen.
Um für Verschiebungen gewappnet zu sein, wenn es zu stark bläst, nahm das WM-Komitee das spektakulärere Springen auf der Großschanze zuerst ins Programm, und hebt den Wettbewerb vom geschützteren 90-m-Bakken für den vorletzten WM-Tag auf. Bei den schwedischen Skimeisterschaften mußte das Springen von der 120-m- Schanze wegen mangelnder Präparierung und zu viel Wind abgeblasen werden, was die schwedischen Hoffnungsträger um Mikael Martinsson fluchen ließ, weil das entfallene Training ihnen den Heimvorteil raubte.
Nicht nur die Schanzen im Lugnet, wo auch 1954 und 1974 Weltmeisterschaften stattfanden, sind für den Großbewerb renoviert werden. Die WM-fähigen Abschnitte der insgesamt 140 Kilometer beleuchteter Langlaufloipe im schwedischen Skisport-Mekka wurden ausgebaut und erweitert, so daß die Spur auf den meisten Passagen zumindest fünf Meter breit ist. Das soll verhindern, daß schnellere Läufer behindert werden, weil ein vor ihnen gestarteter Mitbewerber mit seinen Schlittschuhschritten das Überholen unmöglich macht. Die Loipen mit dem "Mörderhügel", einem kräftezehrenden Anstieg kurz vor dem Ziel, einer spektakulären und tückischen Kurve ins Stadion und einem umgebauten und übersichtlicher gemachten Zieleinlauf verlangen den Läufern auch so alles ab.
Die Investitionen in die WM-Anlagen sind eine Investition in die Zukunft. Das ist der Vorteil, wenn Meisterschaften dorthin verlegt werden, wo der Sport Tradition hat: man kann auf bestehende Anlagen zurückgreifen und ihre Verbesserungen auch später nützen. Die Ski-Spiele von Falun stehen als Ski-Klassiker jedes Jahr auf gleicher Höhe wie jene im finnischen Lahti und auf dem Holmenkollen von Oslo. Für den nordischen Skisport haben diese die gleiche Bedeutung wie das Hahnenkamm- oder Lauberhorn-Rennen für die Alpinen, und wenn die Stars anderswo weilen, tummeln sich Tausende von Hobbysportlern im Schnee.
Das WM-Budget von 80 Millionen Kronen (knapp 20 Millionen Mark) ist deshalb, verglichen mit Veranstaltungen gleicher Größenordnung, eher niedrig und durch Sponsorenverträge mit vor allem diversen schwedischen Großfirmen und die erwarteten Einnahmen von 250 000 Zuschauern mehr als gedeckt; trotz schwedischer Wirtschaftskrise. "Wir werden keinen Einbruch erleben", sagt Clarence Hedin, die für die Vermarktung der WM verantwortlich ist: "Wir haben ein gutes Produkt anzubieten."
HANNES GAMILLSCHEG
Die Fernsehbilder sind erst zwei Jahre alt, doch für Schwedens Sportfans schon von historischem Wert: Gunde Svan, der nach der Zielpassage des 50 km-Laufs bei der letzten nordischen Ski-WM in Val di Fiemme seinem Landsmann Torgny Mogren in die Arme fällt, nachdem dieser ihn knapp geschlagen hat. Es war, was damals niemand ahnen konnte, das Abschiedsbild von einer goldenen Ära des schwedischen Skilanglaufs, in der das blau-gelbe Wunderteam - Svan vor allem, aber auch Mogren und vor ihm Thomas Wassberg - bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen Goldmedaillen scheffelte und die schwedische Staffel unschlagbar war.
Doch nach der WM in Italien verordnete sich Svan, vom vielen Gold gesättigt, im Olympia-Jahr ein Jahr Rennpause, und als dieses vorbei war, hatte er die Lust am harten Training nicht wiedergefunden. Obwohl erst 28, beendete Schwedens erfolgreichster Skisportler trotz bevorstehender Heim-WM in Falun seine Karriere. So brachen für das erfolgsverwöhnte Team neue Zeiten an. "Weniger als zweimal Gold war früher ein Mißerfolg", meint Sune Sylven, Sportkommentator von Svenska Dagbladet, "jetzt ist schon ein Platz unter den ersten zehn ein schönes Ergebnis."
In Albertville bekamen es die Schweden zu spüren. Eine einzige Bronzemedaille für Christer Majbäck war die ganze Ausbeute der Jagd auf der Loipe, und Torgny Mogren, in der Svan-Ära ein unwiderstehlicher Schlußläufer in der 4 x 10 km-Stafette, war seiner Rolle als neuer Team-Leader nicht gewachsen und vergeigte im Zielsprint gegen die unterschätzten Finnen sogar noch Staffel- Bronze. Daß statt dessen die von Svan stets beherrschten norwegischen Konkurrenten um Ulvang und Dählie die Rennen beherrschten, tat den Schweden besonders weh. Die Schadenfreude im Nachbarland war grenzenlos. Schließlich gelten die Schweden dort als arrogante Großmäuler, und ihre Norweger-Witze bekamen einen schalen Geschmack.
Auf Mogren, der im Weltcup mit Spitzenplazierungen bewies, daß er in Form ist, ruhen auch diesmal die schwedischen Hoffnungen. Majbäck, der Veteran Lars Ottosson oder Niklas Jonsson, der als Olympia-Debütant im Vorjahr Fünfter wurde und Mogren bei den Meisterschaften über 15 km klassisch um eine Zehntelsekunde schlug, gehen als Außenseiter ins Medaillenrennen, die überraschen können, wenn alles stimmt. Daß jedoch Tomas Eriksson, der vor elf Jahren Weltmeister war und zuletzt keinem offiziellen Kader mehr angehörte, ins WM-Aufgebot rutschte, beweist die Flaute im schwedischen Langlauf. Die Jungen aus Thomas Wassbergs Nachwuchsschule - Grahn, Bergström, Isaksson - laufen vorerst hinterher, und Juniorenweltmeister Mathias Fredriksson ist für eine Senioren-WM noch nicht reif.
Noch trister sieht es bei den Frauen aus, bei denen Marie-Helene Westin, vor sechs Jahren in Oberstdorf sensationell Weltmeisterin, als einzige mit der Weltspitze mitzuhalten vermag. Daß "Billan" bei den nationalen Meisterschaften den 18. Einzeltitel gewann und damit den legendären Mora-Nisse Karlsson als Schwedens Rekord-Titelhamsterer übertraf, sagt weniger über ihre Klasse aus als über ihre Konkurrenz. Die Medaillenhoffnungen der Skifrauen beschränken sich daher auf Staffel-Bronze: hinter den für unschlagbar gehaltenen Russinnen und Italienerinnen, aber in hartem Kampf gegen die Teams aus Finnland und Norwegen.
Die Truppe von Cheftrainer Christer Skog, der das britische Team trainiert und am Skigymnasium in Mora unterrichtet hatte, ehe er 1991 schwedischer Cheftrainer wurde, ging in der Vorbereitung auf die WM getrennte Wege. Während Ottosson, Westin und deren Kollegin Carina Görlin ins Höhentraining auf der Südtiroler Seiser Alm übersiedelten, blieben Mogren, Majbäck und Konsorten im schwedischen Flachland. Die Norweger schwören darauf, daß das Auftanken in dünner Luft einer der Gründe für ihre Erfolge ist. Doch Skog ist skeptisch: "Nach einem Höhentraining haben wir in niedriger Lage nie gute Leistungen erbracht."
Frauentrainer Jarmo Punkkinen, der aus Finnland und Italien gegenteilige Erfahrungen mitbrachte, ist anderer Ansicht: "85 Prozent aller Läufer profitieren vom Höhentraining. Aber in Schweden hat man zu wenig Erfahrung damit."
Norwegens Star Vegard Ulvang hänselt seine schwedischen Kollegen: "Auf Höhentraining zu verzichten, ist, wie mit Holzskiern gewinnen zu wollen." Das war eine bissige Spitze: schließlich versuchte Torgny Mogren zu Saisonbeginn tatsächlich sein Glück auf Holzlatten, was er mit enormen Rückständen büßte.
An dem Bild, das sich die Umwelt von Schweden machte, hat die Stadt Falun seit Jahrhunderten entscheidend mitgemalt - nicht nur, weil die Könige der schwedischen Großmachtjahre ihre Kriegszüge mit dem Kupfer finanzierten, das Faluns Bergleute aus den Erzminen schürften. Das einsame rote Holzhaus, im Birkenwald am blauen See, das von schwedischen Fremdenverkehrs-Plakaten nicht wegzudenken ist, ist in Falun- Rot gestrichen: der dunkelroten Farbe, der jenes Quentchen Erde vom Faluner Kupferberg beigemengt ist, das sie unverwüstlich macht und leicht zu streichen, und die so gut in die schwedische Landschaft paßt.
Tausend Jahre lang war Falun Schwedens Kupferstadt. Jetzt ist die Mine stillgelegt - unrentabel. "Stora Kopparberg", die Gesellschaft, die die Mine betrieb und sich die "älteste Firma der Welt" nennt, weil Kupfer hier schon im zehnten Jahrhundert geschürft wurde, hat den "Kupferberg" aus dem Namen gestrichen und nennt sich nur noch "Stora", die Große. Das läßt sich besser vermarkten. Schließlich ist man Europas größter Holz- und Papierkonzern und stellt Küchen, Plastik und Sprengmittel her. Der Bergbau trug vor der Stillegung nur noch mit Promillen zu Storas Milliardenumsatz bei.
Für die Menschen in Falun aber ist Stora "die Berggesellschaft" geblieben. Die Geschichte des Bergwerks ist die Geschichte Faluns, und sogar "Falu-Korv", die rote Räucherwurst, verdanken sie dem Kupferberg: das Bergwerk mußte Rinder halten, weil für die Körbe, mit denen man die Kumpel in die Tiefe und das Erz ans Tageslicht hievte, nur Tragseile aus Rinderhaut taugten. Und weil viele Rinder für ein Tau draufgingen, gab es viel Fleisch in Falun. Als Wurst geräuchert, verdarb es nicht.
Doch weil mit Wurst, roter Farbe und einer stillgelegten Mine nicht mehr allzu viel Geschäft zu machen ist, will die Stadt Schwedens Ruhm in der Welt auch mit dem Skisport mehren. Zum dritten Mal nach 1954 und 1974 beherbergt das Verwaltungszentrum der Dalarna-Provinz die nordischen Ski-Weltmeisterschaften. Mit einer viertel Million erwarteten Gästen während der zehn Wettkampftage im Skistadion "Lugnet" und einer halben Milliarde potentiellen Sehern der weltweiten Fernsehübertragungen erhoffen sich die Veranstalter einen Werbebonus, der nach Ende der Titelkämpfe auch die Touristen in die schwedische Ski-Metropole lockt.
Die noch größeren Ambitionen aber hat man notgedrungen aufgegeben. Zu gerne wäre Falun auch Olympia-Stadt geworden. Dreimal bewarb sie sich, dreimal blitzte sie ab: gegen Sarajewo zunächst, dann gegen Calgary - das den Zuschlag mit nur neun Stimmen Vorsprung erhielt - und schließlich nochmals gegen Albertville, als Falun siegessicher schon zur Olympia-Party lud. Damals hatte man sich am Ziel gewähnt - schließlich war Schweden die einzige Wintersportgroßmacht, die noch nie Winterspiele veranstalten durfte. Doch Faluns Handicap war nicht zu überbrücken. Zwar hat die Stadt alles, was nordische Schisportler begehren können. Doch ein alpines Gelände hat sie nicht.
Für einen Abfahrtslauf taugt der Kupferberg nicht, und Faluns Kompromißvorschlag, die Spiele mit dem 400 Kilometer weiter nördlich gelegenen Aare zu teilen, wo es Weltcup-erprobte Alpinpisten gibt, stieß bei den Olympiern nicht auf Gegenliebe. Doch auch als sich Falun zurückgezogen hatte und sich statt dessen die einander näher liegenden Partnerstädte Östersund und Aare bewarben, bekam Schweden die Spiele nicht. Als für 1994 statt dessen Lillehammer im benachbarten Norwegen den Vorzug erhielt, verstanden die Schweden, daß sie sich auf Jahre keine olympischen Hoffnungen mehr zu machen brauchen: die "skandinavische Quote" ist vorerst aufgebraucht.
Falun aber wurde vom Internationalen Skiverband mit den Weltmeisterschaften in jenen Disziplinen entschädigt, die nach Mittelschweden passen: Langlauf, Springen, Nordische Kombination. Das ist ein Trost, und vielleicht kein schlechter, wenn man an die Umwelt- und Finanzprobleme denkt, die Olympische Spiele mit sich führen können.
Dabei hätte man sogar die Medaillen aus eigenen Erzen prägen können, denn auch Bronze, Silber und jährlich 100 kg Gold schürften die Bergleute bis zuletzt aus den vor wenigen Monaten stillgelegten Minen. HANNES GAMILLSCHEG
Seit der Ost-West-Entspannung überzieht eine Welle von regionalen Kriegen die Welt. Kaum vereint, stehen wir Deutschen vor der Frage, welche Verantwortung wir künftig wahrzunehmen haben, um im Rahmen der internationalen Gemeinschaft den Frieden zu fördern. Derzeit bewegen uns Ohnmachtsgefühl, Entsetzen und Wut über die unfaßbaren Kriegsgreuel mitten in Europa. Dennoch ist geboten, in Besonnenheit sorgfältig abzuwägen, wo nichtmilitärische oder militärische Mittel gegen ausgebrochene oder drohende kriegerische Gewalt tauglich oder untauglich erscheinen und welche Konsequenzen sich daraus für uns Deutsche ergeben.
These 1: Zur Beendigung der unerträglichen Greuel in Ex-Jugoslawien sollte sich die UNO zu einem militärischen Befreiungsschlag entschließen.
Falsch! Denn es ist eine Illusion, daß ein Angriff auf militärische Stellungen und Knotenpunkte oder gar Vergeltungsbombardements die Leiden der Menschen schnell beenden könnten.
Vielmehr besteht die Gefahr, vor der auch der Generalsekretär der UNO, Butros Ghali, warnt, daß solche militärischen Interventionen den Krieg noch ausweiten und viele zusätzliche Opfer fordern würden.
These 2: Aber wir dürfen doch nicht tatenlos zusehen!
Richtig! Statt Waffen nach Bosnien zu liefern, wie jetzt von unserer Regierung erwogen, sollten wir unsere Grenzen öffnen, um den Insassen von Internierungs- und Gefangenenlagern sowie den Flüchtlingen Zuflucht zu schaffen. Erweiterte humanitäre Hilfe und verstärkte Unterstützung von Antikriegsgruppen in der Region sind unerläßlich. Zur Ausstattung der UNO für ihre entscheidende Vermittlungsarbeit ist beizutragen. Sinnvoll ist auch der Vorschlag, die Kriegshetze über die Medien mit den verfügbaren technischen Mitteln soweit als möglich zu behindern. Viele weitere Schritte - man denke nur an eine sinnvolle Durchsetzung des Embargos - sind diesseits von Militärinterventionen möglich. Förderung verdient schließlich der Plan, in einem Weltgerichtshof die Hauptverantwortlichen für die Völkermord-Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.
These 3: Wenn wir doch wenigstens deutsche Blauhelme nach Bosnien schikken würden, dann könnten die UN dort wirksamer arbeiten!
Falsch! Da deutsche Soldaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg unermeßliches Leid über die Balkan-Völker gebracht haben, sind sich fast alle einig: Deutsche Soldaten haben dort weder als Blauhelme noch als Interventionstruppen etwas zu suchen. Der humanitären Hilfe der UN ist darüber hinaus nicht mit zusätzlichen deutschen Blauhelmen gedient. Ihr fehlt es vor allem an der notwendigen Finanzierung, um ihre Möglichkeiten auszuschöpfen. Mit den bisher ausstehenden Beiträgen und einer wünschenswerten zusätzlichen finanziellen Unterstützung könnte sie wesentlich mehr leisten.
These 4: Deutschland muß insgesamt mehr tun, um die ausufernde kriegerische Gewalt in der Welt einzudämmen.
Richtig! Als erstes müssen wir uns mehr anstrengen, um im eigenen Land Haß und Gewalt und konfliktschaffende soziale Ungerechtigkeiten abzubauen. Sodann müssen wir, vorab durch ei- genes Beispiel, entschlossen gegen den kriegsfördernden internationalen Waffenhandel angehen. Mit deutscher Rüstungshilfe konnte Saddam Hussein weittragende Scud-Raketen gegen Israel abfeuern. Deutsche Firmen haben sein Atomprogramm gefördert und Libyens Gaddafi fast zu einer Chemiewaffen- Fabrik verholfen. In Dutzenden von politisch unsicheren Regionen droht der Ausbruch neuer Kriege mit Waffen aus Lieferländern, die dann in der UNO Sanktionen gegen ihre Abnehmer beschließen.
These 5: Der Golf-Krieg ist ein Beispiel für Fälle, in denen sich Deutschland an internationalen Kampfeinsätzen beteiligen sollte.
Falsch! Der Golf-Krieg hat unmittelbar und mittelbar Hunderttausende von Irakern, allein Massen von Kleinkindern durch den Zusammenbruch der Wasser- und der medizinischen Versorgung, getötet. Der Krieg hat die Lage der Kurden dramatisch verschlimmert, für Israel den Frieden nicht näher gebracht und das Regime Saddam Husseins, des erklärten eigentlichen Kriegsfeindes, eher gefestigt.
These 6: Grundsätzlich sollte indessen die verfassungsmäßige Möglichkeit für die deutsche Beteiligung an Kampfeinsätzen im Rahmen der UNO, der EG oder der WEU geschaffen werden.
Falsch! Wir leben in einer Zeit fundamentaler Weichenstellung. Das Drängen nach deutscher Beteiligung an Kriegsaktionen (die irreführend als "Frieden schaffend" oder gar als "Nothilfe" umgetauft werden) verrät den Wunsch, unsere erweiterte internationale Verantwortung vorrangig militärisch zu definieren, anstatt die gewaltigen internationalen Aufgaben der Überwindung der Armut, des Umweltschutzes und der nichtmilitärischen Krisenbewältigung voranzustellen.
Die deutschen Soldaten sind belehrt, das eigene Land oder dasjenige eines NATO-Partners gegen Angriffe zu verteidigen. Sollen sie sich aber an Krieg in Kambodscha, Afghanistan, Kirgistan, Aserbaidschan, Berg-Karabach, Sri Lanka, Angola, Mosambik oder Birma beteiligen, wo überall katastrophale Bedingungen wie in Somalia teils heute schon vorliegen, teils morgen vorliegen können?
Vernünftige militärische Zurückhaltung bedeutet für uns weder eine Buß- oder Reueposition noch pazifistischen Fundamentalismus, (. . .) sondern die logische Konsequenz aus unserer Erinnerung und aus der Einsicht, daß nicht eines der großen Überlebensprobleme, die von der Weltgemeinschaft den konzentrierten Einsatz aller Energien fordern, militärisch gelöst werden kann.
Das Auto als fahrbare Visitenkarte. Doch der Wagen allein reicht oft als Prestigeobjekt nicht aus: Die persönliche Autonummer muß es sein. Der Trend zum Wunschkennzeichen hält unvermindert an. Die Zahl derer, die 20 Mark für ihr individuelles Kennzeichen hinblättern, ist weiter gestiegen. Bis zu 60 Prozent aller Autobesitzer wollen ihre Initialen oder ihr Geburtsjahr an ihrem Wagen verewigt sehen, erzählt Erwin Sorgenfrei.
Der Leiter der Frankfurter Zulassungsstelle beobachtet zur Zeit einen besonderen Boom auf die neuen Buchstaben B, F und G. Sie sind seit dem 18. Januar freigegeben, sollen allerdings als Einzelbuchstabe nur für Fahrzeuge mit kleinen Schildern, wie etwa Motorräder, herausgegeben werden. Zuletzt sei man zu großzügig gewesen, erinnert sich Sorgenfrei. Auch deshalb mußten jetzt die neuen, leicht mit anderen Zeichen verwechselbaren Buchstaben, eingesetzt werden.
Betuchte Autobesitzer haben bereits einen Schlich gefunden, um doch wieder an die begehrten Prestigeschilder mit der einstelligen Zahl zu kommen: Sie bauen ihr Gefährt einfach um. Spoiler oder entsprechend große Lichtanlagen verringern den Platz für das 52-Zentimeter-Standardmodell. Wenn die Umbauten vom TÜH abgenommen sind und nur noch ein Kennzeichen bis zu 32 Zentimeter paßt, ist der Weg zur Traumnummer frei.
Die Eitelkeit seiner Kunden nennt der Chef der Zulassungsstelle als Hauptantriebsfeder. Sie wollen sich aus der breiten Masse der Autofahrer herausheben. Die Identifikation mit dem Wert- und Gebrauchsgegenstand Auto sei in der Bevölkerung groß. Die ging sogar soweit, daß Autos oder Motorräder nach Gefallen der Schilder aufgekauft wurden, erinnert sich Sorgenfrei. Zu überhöhten Preisen, versteht sich. Das Kennzeichen wurde dann von der Zulassungsstelle reserviert und später am neuen Wagen montiert. Aber auch das hat die Behörde mittlerweile unterbunden. Reservierungen sind nicht mehr möglich.
Groß ist auch der Bedarf an Wortspielereien. Nach Kombinationen wie F - LY oder F - UN wird täglich nachgefragt. Einige sind allerdings nicht möglich. Abkürzungen, die an die Nazi-Zeit erinnern (SS, SA oder KZ) werden bundesweit nicht angeboten. Zusätzlich wurde auf Bitte der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt auch HJ auf den Index der Zulassungsstelle gesetzt.
Kombi-Möglichkeiten mit den Buchstaben I, O und Q sind ebenfalls nicht möglich. Falls doch einmal ein Wagen mit diesen Initialen auf den Straßen auftaucht, dürfte auch eine Kamera nicht weit sein. Denn einzig in Spielfilmen dürfen Autos mit diesen Buchstaben unterwegs sein. Auch eine Art Visitenkarte. hu
&blt; Lesung: Kreatives Schreiben
In der Frankfurter Romanfabrik, Uhlandstraße 21, stellen am heutigen Dienstag Mitglieder des Workshops "Kreatives Schreiben" der "Universität des Dritten Lebensalters" literarische Texte vor. Beginn der Lesung ist um 20.30 Uhr. &blt; Heinrich Droege, Herbert Heckmann In der Reihe "Meine Empfehlung" stellen sich am heutigen Dienstag im Frankfurter Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße 102, die beiden Autoren Heinrich Droege und Herbert Heckmann gegenseitig vor. Beginn 20 Uhr. &blt; Vorlesung Dieter Kühn Am heutigen Dienstag setzt Dieter Kühn die Reihe seiner Gastvorlesungen an der Frankfurter Uni fort. Thema: "Mein Lebensroman - Skizzen zum Modell einer Autobiographie". In Hörsaal VI, Bauteil D, Gräfstraße, Beginn 18 Uhr. &blt; Gespräch mit Tankred Dorst Tankred Dorst, dessen Stück "Karlos" gerade vom Schülerclub Frankfurt gezeigt wird - Regie führte Alexander Brill -, ist am heutigen Dienstag Gast des Patronatsvereins und wird über sein Stück und die Inszenierung des Schülerclubs sprechen. Im Foyer des Schauspielhauses, Beginn 18 Uhr. Eintritt frei. &blt; Junges Literatur-Forum Preisträger des Wettbewerbs "Junges Literatur-Forum" sind am heutigen Dienstag im Literaturbüro im Mousonturm (Waldschmidtstraße 4) zu Gast. Es lesen Andreas Risse und Alexander Ullmann. Beginn 20 Uhr. &blt; Musikhochschulen zu Gast Zu einem Klavierabend mit Stephan Lux, Hochschule für Musik Weimar, lädt die Stadtbücherei im Rahmen der Reihe "Musikhochschulen zu Gast" ein: Am heutigen Dienstag, 19 Uhr, spielt Lux im Forum der Sparkasse (Töngesgasse 40) Werke von Messiaen, Francaix, Satie und Prokefjew. Der Eintritt ist frei. &blt; Konzert auf dem Campus Die Bands "Kinky Boot Beast" aus Dänemark und "Name in Vain" aus Frankfurt gastieren am heutigen Dienstag im KOZ auf dem Frankfurter Uni-Campus. Konzertbeginn um 21 Uhr. &blt; Ausstellung: "Augen-Blick mal" Eine Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenkursen des Städel wird am morgigen Mittwoch um 15 Uhr mit einem Kinderfest eröffnet. Die Ausstellung ist bis zum 5. Mai zu sehen und täglich außer Montag von 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. &blt; Führung: Manieristische Malerei Am Mittwoch, 17. Februar, bietet das Städel um 18.30 Uhr eine Führung an über "Beispiele manieristischer Malerei". &blt; Bebop an der Musikhochschule Eine Bebop-Combo stellt sich am heutigen Dienstag in der Frankfurter Musikhochschule (Eschersheimer Landstraße 29) vor: Die Combo spielt Eigenkompositionen der beteiligten Musiker. Konzertbeginn um 19.30 Uhr, Kleiner Saal. &blt; Kurs im Struwwelpeter-Museum Am 1. März beginnt im Struwwelpeter- museum ein Kurs mit Sing-, Bewegungs- und Tanzspielen für Kinder. Jeweils montags von 14.30 bis 15.30 Uhr treffen sich die fünf- bis achtjährigen Kinder, von 15.30 bis 16.15 Uhr die drei- bis vierjährigen Kinder. Anmeldungen: 0 69 / 74 79 69.
Drei zweckentfremdete Dreizimmerwohnungen im Gallusviertel mit insgesamt 180 Quadratmeter Wohnfläche konnten jetzt wieder vermietet werden. 1989 hatte ein Frankfurter Immobilienkaufmann das Haus erworben. Zu diesem Zeitpunkt war nur noch eine der drei Wohnungen bewohnt. Der Eigentümer vermietete das ganze Haus an eine Baufirma. Das Amt für Wohnungswesen erreichte, daß die Baufirma die drei Wohnungen räumte. reu
In seinem orangefarbenen Nickipullover, der schwarzen Turnhose und den Trainingsschuhen undefinierbarer Farbe könnte er Wilhelm Buschs Feder entstammen. Sein schelmisches Lausbubengrinsen verrät das Vergnügen und den Stolz, den ihm seine Streiche bereiten. Mohammad ist zwar erst zwölf Jahre alt, aber schon so etwas wie ein Anführer. Eifrig folgen Schulfreunde und Nachbarjungs seinen fachkundigen Anweisungen, bis der alte Autoreifen endlich Feuer gefangen hat, und schwarze Rauchwolken die Straßenkreuzung einhüllen.
Damit, so erklärt er lässig, "locken wir die Soldaten an." Wenn sie dann kom- Von Armin Wertz (Jerusalem) men, werfen die Kids mit Steinen und leeren Flaschen, beschreibt er die im Gazastreifen schon zur täglichen Routine gewordenen Auseinandersetzungen zwischen palästinensischen Jugendlichen und israelischen Sicherheitskräften wie ein Räuber- und Gendarm-Spiel: "Dann jagen uns die Soldaten, und wenn sie einen von uns erwischen, dann muss die Familie eine Strafe bezahlen."
Manchmal, so fährt Mohammad in seiner Schilderung fort, "schießen die Soldaten mit Tränengas, mit Plastikkugeln oder mit scharfer Munition." Doch es bleibt unklar, ob ihm die Gefährlichkeit dieses Spiels bewußt ist. Seit dem 17. Dezember vorigen Jahres, als Israel über 400 Palästinenser nach Südlibanon auswies, starben über 40 Palästinenser bei derartigen Zusammenstößen im Westjordanland und im Gazastreifen.
Diesmal verläuft der von Mohammad provozierte Zwischenfall unblutig. Noch ehe die anrückenden Soldaten überhaupt zu sehen sind, treiben weiße Tränengasschwaden die Kinder in die Flucht und in ihre Verstecke. Die Soldaten halten sich zurück. Der Autoreifen brennt langsam und unbeachtet ab. Nach einigen weiteren, kurzen derartigen Zwischenfällen fällt die Tagesbilanz heute in Jabalia tröstlich aus: Vier leicht Verletzte zählten die Einsatzkommandos der Ambulanzen des Roten Kreuzes sowie der Vereinten Nationen. Weiter südlich aber, in Deir el- Balah, gab es wieder Tote: Israelische Soldaten erschossen dort zwei 15jährige.
Zuhause schimpft Mohammads Mutter. Seine Turnschuhe sind vom Regen und Matsch der unbefestigten Straßen, die durch das Barackenlager führen, völlig aufgeweicht. Er wolle "die Besatzer loswerden", anwortet er mürrisch. Auch Ahmad, sein Freund, scheint viel zu alt für seine zwölf Jahre. "Die Deportierten werden bald zurück sein", hofft er, "der UN- Sicherheitsrat wird uns helfen." Er alleine könne nichts erreichen, räumt Ahmad ein, "weil ich zu schwach bin. Aber gemeinsam können wir Großes leisten." Er will später einmal "in England oder Rußland Medizin studieren". Er werde nicht zur Waffe greifen, sagt er, "aber andere werden es tun." Sie seien für Frieden, diskutieren die beiden wie Erwachsene, "aber für einen gerechten Frieden". Und den lasse Israel nicht zu. Darum glauben sie, daß die Friedensgespräche "nur Zeitverschwendung" seien.
Später, wenn er älter ist, will Mohammad der Fatah beitreten, so wie sein Bruder und Vorbild. Der 18jährige Sami ist schon ein Intifada-Veteran. "Er ist immer dabei, wenn es gegen die Soldaten geht", berichtet Mohammad voller Bewunderung. Sami war schon zweimal verwundet. Einmal, vor zwei Jahren, war es "ein Bauchschuß", und derzeit laboriert er an den Folgen eines Beinschusses. "In letzter Zeit benutzt die israelische Armee nur noch scharfe Munition", behauptet Sami. "Aber diesmal hatte ich Glück", meint er cool, "es ist nur eine Fleischwunde, die beinahe schon völlig verheilt" sei. Wenn er den Militärposten beim Lager Jabalia mit Steinen und Molotow- Cocktails angreift, dann achtet er darauf, daß er den Wind im Rücken hat. "Wenn die Israelis dann mit Tränengas schießen, treibt es der Wind zu ihnen zurück", zeigt er taktisches Gespür.
Weil die israelischen Militärbehörden die Schule wieder einmal "aus Sicherheitsgründen" geschlossen haben, hat er heute Zeit, zum "Haus der Märtyrer" zu gehen. "Seit Oktober hatten wir erst 30 Unterrichtstage", erzählt er auf dem Weg dorthin - Folge der häufigen Ausgangssperren, die Israels Militärbehörden über Gaza verhängen.
Riesige palästinensische Fahnen schmücken die Strasse vor dem halb zerschossenen Haus. Arafat-Poster, Kondolenzadressen mit dem Versprechen, den Kampf fortzuführen und Photos der beiden "Märtyrer" hängen an Stromkabeln und Häuserwänden. Am Freitagabend und am Samstagmorgen voriger Woche erschossen israelische Soldaten Abdel Rahman Salama und Ashraf al-Daur von der "Volksfront zur Befreiung Palästinas" und von den "Fatah-Falken". Unter einem Dach reichen die Familienangehörigen der beiden den zahlreich erschienen Trauergästen kleine Tassen starken, aufgebrühten Kaffees. Nebenan, in der Straße, die sie nun nach den Toten umbenannt haben, parken zwei Ambulanzen der Vereinten Nationen - "für den Fall, daß Soldaten kommen, und es bei Zusammenstößen Verletzte gibt", erklärt einer der Ärzte.
Sie reagierten nur, versichert Sami, "die Soldaten provozieren uns." Sie durchstreifen die Kliniken und Schulen auf der Suche nach Verdächtigen oder "schlagen einfach einen von uns auf der Straße zusammen. Dann werfen wir mit Steinen." Die Zusammenstöße stünden in keinem Zusammenhang mit den Deportationen, sie seien ihre Antwort auf die "tägliche Konfrontation mit den Besatzern". Und wie alle, so behauptet auch Sami, dass die Auseinandersetzungen keinesfalls geplant seien. Aber wie auch viele andere, so gibt auch er zu, daß sie "manchmal geplant" seien: die "bewaffneten Zusammenstöße".
Zwar bestreitet Sami, wie die meisten, sich an "bewaffneten Aktivitäten gegen Israelis" zu beteiligen, zeigt jedoch ebenso unverhohlen, wie die meisten, Verständnis dafür. Zudem mag es den palästinensischen Zielen dienlich sein, räumt er ein, auch wenn er immer noch an eine Verhandlungslösung glaubt und deshalb sofort in heftigen Streit mit Mazen gerät, für den es nur einen Weg gibt. "Was mit Gewalt genommen wurde, kann nur mit Gewalt zurückgeholt werden", lehnt der der 25jährige Islamistik-Student jede Verhandlungslösung des Konfliktes ab. "Wir sind das Volk, dem Gott den Islam gab", sucht er Sami mit einem Zitat des Kalifen Omar Ibn al-Khatab zu überzeugen, "und wenn wir uns vom Islam abwenden, wird Gott uns bestrafen. Es gibt keine Lösung ohne den Islam. Als der Islam "stark war, war auch die arabische Welt stark".
Diese Meinung predigt auch Mohammad Salim Nimer Abu al-Masr. Er zeichnete bei der islamisch-fundamentalistischen Hamas für den Inhalt und die Verteilung von Flugblättern verantwortlich. "Den Sommer verbringe ich regelmässig im Gefängnis", lacht er. Insgesamt 19 Monate saß er so im Laufe der letzten drei Jahre als Hamas-Aktivist in israelischen Haftanstalten ab. Am 17. Dezember wurde er zum letzten Mal aus dem Gefängnis entlassen und sofort deportiert, "irrtümlich", wie die israelischen Behörden später zugaben. Darum ist er seit Ende Januar wieder zurück aus Südlibanon.
Heute, in seiner mit großen Teppichen ausgestatteten Wohnung, deren Wände golden eingerahmte Koransprüche schmücken, hat er Zweifel: ""Warum bin ich nicht bei ihnen geblieben", murmelt er nachdenklich, "warum bin ich zurückgekehrt? Dort war ich einer von ihnen". In der Deportation habe er "all die Qualitäten menschlicher Größe gefunden".
Er sei "islamischer Nationalist", sagt er. "Israel verfolgt alle gläubigen Moslems." Am Freitag wird er wieder in der El-Ansar-Moschee von Beit Lahia predigen. "Und weil ich predige, werden sie mich noch oft verhaften". Im Gegensatz dazu verlange der Islam Toleranz, erklärt er und überreicht ein kleines Pamphlet "Islam auf einen Blick": "Hier kannst du es nachlesen". Darum "fordern wir die Leute auf, nicht jüdische Menschen zu töten". Allerdings rechtfertige der Befreiungskampf bewaffnete Angriffe "auf militärische Ziele. Hamas greift aber keine Zivilisten an". Israel müsse nichts anderes tun, als bedingungslos die besetzten Gebiete aufgeben und "uns in Ruhe lassen", sagt er. Aber das sei ein Traum. Und "nur wer Macht hat, kann seine Träume erfüllen".
"Hamas, der Islam", korrigiert er dann eifrig, "bietet sich der Welt als Lösung an". Um seine Mission der Verbreitung dieser Lehre erfüllen zu können, muß er sich einer Weltsprache bedienen und Englisch lernen. In den USA hätte er einmal eine Diskussion zwischen dem protestantischen Fundamentalisten Jimmy Swaggert und dem islamischen Fundamentalisten Scheich Ahmed Didat aus Südafrika verfolgt. "Daraufhin begann ich Englisch zu studieren", schwärmt er. "Aber ich liebe die englische Sprache auch"
"Es kann jeden treffen, jeder kann zum BtG-Fall werden." Die Mitarbeiter der städtischen Betreuungsstelle in der Barckhausstraße können das Vermeidungsverhalten vieler Zeitgenossen nicht nachvollziehen, wenn die Rede auf Pflege und Betreuung kommt. "Das ist unser aller persönliche Zukunft", sagen sie und verweisen auf die Bevölkerungsstatistik.
Deren Tabellen und "Pyramiden"- Schaubildern ist beispielsweise zu entnehmen, daß zwischen 1980 und 1990 der Anteil der Frankfurter "über 75 Jahre" um 23,8 Prozent gegenüber der 70er Jahren stieg. Und: Zur Zeit leben und wohnen in der Stadt 139 000 Frauen und Männer (= 21,4 Prozent der Gesamtbevölkerung), die ihren sechzigsten Geburtstag bereits gefeiert haben. "Damit wird einhergehen ein progressiver Anstieg von Altersgebrechlichkeit und psychischen Krankheiten", schätzt man im Amt, "und Altersgebrechlichkeit führt eben sehr, sehr oft zur Betreuung."
Doch nicht nur Senioren werden zu Betreuten im Sinne des BtG. Menschen aller Altersgruppen sind gefährdet, wenn sie ein hirnorganisches Leiden bekommen. Das kann durch einen Verkehrs- oder Sportunfall passieren, durch einen Schlaganfall ausgelöst werden oder Folge von Alkoholmißbrauch sein. Auch Aids-Kranke sind immer häufiger ein Fall für die kommunalen BtG-Stellen oder die Betreuungsvereine.
Die haben schon jetzt genug zu tun, aber zuwenig Betreuer. In Frankfurt kann die Fachbehörde auf 60 Personen zurückgreifen, die den Job machen wollen, das Institut für Sozialarbeit (IfS) hat 52 "Ehrenamtliche". 600 müßten es aber "mindestens" in Frankfurt sein - darüber sind sich alle mit der BtG-Umsetzung befaßten Stellen einig. peh
FRANKFURT A. M. "Frau geht vor" - das heiß umstrittene Motto einer Frauenoffensive des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) wird in Hessen offensichtlich schon befolgt. Jedenfalls läßt sich dieser Schluß aus einer Bilanz ziehen, die der hessische DGB jetzt über vier Jahre innergewerkschaftliche Frauenförderung vorlegte. Danach haben Frauen im DGB besonders bei den "politischen" Sekretären und im Rechtsschutz an Boden gewonnen. Vor vier Jahren lag ihr Anteil dort bei 23,9 Prozent, Ende 1992 bei 29,2 Prozent.
Eindeutigen Zuwachs gab es nach dem Bericht unter den 16 hessischen DGB- Kreisvorsitzenden. Dieses Wahlamt üben jetzt drei Frauen aus. Und im geschäftsführenden Landesbezirksvorstand teilen sich zwei Männer die Macht mit einer Frau. Auch für den ehrenamtlichen Sektor meldet der DGB Erfolge. So sei - um ein Beispiel zu nennen - die Richterbank des Landesarbeitsamtes mit 13,5 Prozent Frauen (1989: 8,2) und des Landessozialgerichtes mit 23,5 Prozent (1989: 12,5) besser besetzt als je zuvor.
Rückschläge meldet der Gewerkschaftsbund aus Bereichen, in denen die Einzelgewerkschaften ihre Vertreter entsenden. So sei der Frauenanteil in den hessischen DGB-Kreisvorständen seit 1989 von 15,8 auf 14,9 gefallen. "Relativ drastisch" nennt der DGB die Entwicklung in den Vertreterversammlungen der Allgemeinen Ortskrankenkassen. Dort schrumpfte der Frauenanteil von 10,5 auf 3,3 Prozent.
Mit seinem Frauenförderprogramm, das 1985 verabschiedet wurde, will der DGB Hessen die gleichberechtigte Beteiligung von Frauen in allen Organen des DGB vorantreiben. Es soll sicherstellen, daß Frauen in allen gewerkschaftlichen und außergewerkschaftlichen Gremien entsprechend ihrem Mitgliederanteil (derzeit 32 Prozent) beteiligt sind. In einem zweiten Schritt soll der Frauen- anteil unter den Beschäftigten (42 Prozent) als Zielmarke dienen.
Im Bericht wird gefordert, daß das derzeitige Anforderungsprofil eines Gewerkschaftssekretärs überdacht werden müsse, um mehr Frauen die Chance einzuräumen, entsprechende Funktionen übernehmen zu können. Ferner sollten die Arbeitsformen im DGB so geändert werden, daß Frauen und Männer mit Familienaufgaben gleichermaßen daran teilnehmen können. Veranstaltungen sollten etwa auf Zeiten gelegt werden, die familienfreundlich sind, ferner gelte es Seminare am Wochenende zu vermeiden. (ulf)
GIESSEN. Der Anblick ausgedienter Automobile, die von ihren Besitzern am Straßenrand oder in Wald und Flur dem Verrottungsprozeß ausgesetzt werden, zählt inzwischen zum festen Bestandteil des mittelhessischen Landschaftsbildes. Wie das Regierungspräsidium in Gießen jetzt mitteilte, entschieden sich in dem fünf Kreise umfassenden Bezirk im vergangenen Jahr mindestens 259 Personen (so viele Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet) dafür, ihr altes Blech illegal, dafür vermeintlich "kostenlos" endzulagern. Ungeachtet der drohenden Bußgelder (bis zu 2000 Mark) erfreut sich diese Methode zunehmender Beliebtheit: im Vergleich zu 1991 stieg die Zahl um 108 zusätzlicher Schrottfahrzeuge an.
Den größten Platz in der mit insgesamt 845 Vorfällen (das Rekordjahr 1991 wurde um sieben Prozent überboten) beachtlich dicken Gießener Umweltsünder-Kartei füllen die widerrechtlichen Ablagerungen von Haus- und Sperrmüll (365). Rückläufig sind hingegen die Anzeigen wegen illegaler Beseitigung von Bauschutt (47 gegenüber 71) und Sonderabfällen (48 gegenüber 78). In fünf Fällen ermittelte das Regierungspräsidium wegen Verstoßes gegen die Klärschlammverordnung. tru
DREIEICH. Die Vortragsreihe des Geschichts- und Heimatvereins Dreieichenhain zur Archäologie der Salierzeit geht zu Ende. Für das letzte Referat am Dienstag, 16. Februar, 20 Uhr, im Burgkeller hat der Verein Peter Jüngling vom Hanauer Geschichtsverein engagiert. Er erzählt "Geheimnisse eines unscheinbaren Bauwerks - Ausgrabungen der Hirzbacher Kapelle bei Marköbel". Diese Ausgrabungen sind nach Ansicht des Veranstalters ein Beispiel dafür, wie Geschichtsvereine in Zusammenarbeit mit Denkmalbehörden ein Stück mittelalterliche Ortsgeschichte bergen können.
Der Verein erhofft sich Anregungen für die eigene Arbeit. So sei die Dreieichenhainer Turmhügelburg nach Ansicht eines Experten trotz ihrer Bedeutung noch nicht ausreichend erforscht. In Dreieichenhain gebe es darüber hinaus noch zwei Kapellen zu entdecken. dac
Kleine FR
Besuch des Filmmuseums DIETZENBACH. Die "Kulturgesellschaft" bietet zusammen mit der Volkshochschule für Sonntag, 28. Februar, einen Besuch mit Führung im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt an. Im Mittelpunkt steht die Ausstellung "Sergej Eisenstein". Treffpunkt: 11 Uhr am Museum, Schaumainkai 41. Die Teilnahme kostet drei Mark. Anmeldungen: Vhs, Telefon 2 67 49. Erweiterung des Friedhofes RÖDERMARK. Der Magistrat hat den Planungsauftrag zur Erweiterung des Urberacher Friedhofes vergeben: "Dabei soll auch untersucht werden, ob auf dem bestehenden Friedhof oder im Bereich der Erweiterung geeignete Standorte für bemerkenswerte Grabkreuze oder -male und für das Kriegerdenkmal von 1870 /71 vorhanden sind." Brückenschlag nach Prag RÖDERMARK. Die Jugendpflege der Stadt und das Kreisbildungswerk Offenbach bieten vom 13. bis 18. April eine Reise nach Prag "für junge Leute ab 16 Jahre" an. Die Teilnahme kostet 150 Mark. Anmeldungen müssen bis zum 19. Februar vorliegen. Auskunft und Formulare gibt es bei der Jugendpflege, Rathaus Ober-Roden, Zimmer 203, Tel. 911-240. Kostüm-Kunst im Torbogen RÖDERMARK. "GaGE-Kostümdesign" nennt sich das Team Gabi Rothweiler und Gesine Habermann, das derzeit seine Kostüm-Arbeiten im Torbogen des Rathauses Ober-Roden ausstellt. Die gelernten Damen-Schneiderinnen beliefern mit ihren Modellen die Bühnen der Region und auch die Werbebranche. BfD: Fünfte Bürgerrunde DIETZENBACH. Die Freie Wählergemeinschaft "Bürger für Dietzenbach" (BfD) laden für Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr, zu ihrer fünften Bürgerrunde ins Göpfert-Haus ein. Die BfD-Kandidaten für die Kommunalwahl stellen sich vor. Außerdem soll über akutuelle Lokalpolitik diskutiert werden. Die BfD will außerdem am Sonntag, 7. März, von 18 Uhr an im Aktionstheater des Bürgerhauses eine Wahlparty feiern. Schwimmbad wird saniert BABENHAUSEN. Begonnen haben die Bauarbeiten für die Sanierung des Schwimmbades, das aus den dreißiger Jahren stammt und bereits mehrfach umgebaut wurde. Als erstes wird für rund 600 000 Mark ein neues Kinder-Planschbecken errichtet. Die gesamten Sanierungskosten sind auf sieben Millionen Mark veranschlagt. Pfarrscheune umgebaut BABENHAUSEN. Die denkmalgeschützte Pfarrscheune im Stadteil Langstadt ist zum Gemeindehaus umgebaut worden: Damit hat sich die evangelische Kirchengemeinde einen seit den sechziger Jahren bestehenden Traum erfüllt. Die Landeskirche trug 75 Prozent der 1,4 Millionen Mark Umbaukosten.
Statt der Fledermäuse sollen Ausflügler kommen Scheune der Merzenmühle wird zu einem Gartenlokal Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka LANGEN. Die alte Scheune der Merzenmühle wird zu einem Ausflugslokal hergerichtet. Dafür investiert die Eigentümerin, die Stadtwerke Langen, rund eine Million Mark in das Gebäude. Im Sommer soll die Eröffnung gefeiert werden. Adalbert Brych, Pächter des 1987 eröffneten Restaurants in dem Hauptgebäude des Mühlenanwesens, wird auch die Gäste des neuen Lokals bewirten. Nach einer wechselvollen Geschichte steht dann das Fachwerkensemble uneingeschränkt für gastronomische Zwecke zur Verfügung. Die Merzenmühle im Mühltal zwischen Langen und Dreieichenhain wurde erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1405 erwähnt. Nach Angaben der Stadtwerke ist sie jedoch vermutlich einige Jahrzehnte älter, denn Mahlmühlen seien im Mittelalter wichtig für Versorgung mit Nahrungsmitteln gewesen. Im Laufe ihrer Geschichte habe sich sich dann zu einem lukrativen Spekulationsobjekt der Mächtigen entwickelt. Mal wurde um Fischzuchtrechte, mal um Pachtauflagen gestritten. Sie wurde verkauft, vernachlässigt und wieder aufgebaut.
Der erste bekannte Eigentümer des Anwesens war Kraft von Bellersheim. Er war Forstmeister unter den Herren von Falkenstein, die den kaiserlichen Wildbannforst Dreieich als Vögte im Hain verwalteten. 1418 kam die Mühle dann in die Hände der Isenburger. Später war sie im Besitz der Karmeliter in Frankfurt, fiel auf Umwegen aber wieder an die Isenburger zurück.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Mühle von Räubern geplündert. Anfang des 19. Jahrhunderts bedienten sich erst Napoleons Truppen aus dem fischreichen Mühlenteich und dann die einrückenden Russen. Von einem Teichmeister ist folgende Klage aus dem Jahr 1814 überliefert: "Der horrende Abgang an Fischen und Setzfischen, woran nur ein Teil auf Rechnung des harten Frostes im verflossenen Winter zu setzen ist, wurde hauptsächlich durch Beraubung veranlaßt, welche die zu Langen einquartiert gewesenen Soldaten von der im September und Oktober über den Rhein retirierenden französischen Armee und die während des Winters zu Langen kantoniert habenden russischen Soldaten mit Angeln verübt haben."
Ihren Namen hat die Mühle von der Müllerfamilie Merz, die zu den seßhaftesten Betreibern der Mühle gehörte. Ihr gehörte das Anwesen vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Allerdings blieb die Mühle bis 1951 in Betrieb. Zuletzt hatte sie Friedrich Krämer als Sägemühle genutzt.
Die Stadt Langen hatte das Wasserrecht des Mühlteichs und das Anwesen 1940 erworben. Nach dem Ende des Mühlenhandwerks wurden zunächst städtische Wohnungen in dem Mühlengebäude eingerichtet. Dann entstand dort eine Vogelpflegestation. Schließlich übernahmen die Stadtwerke die Merzenmühle und renovierten das verfallene Hauptgebäude, so daß 1987 das Restaurant eröffnet werden konnte.
Ihre Pläne mit der Scheune mußten die Stadtwerke zwei Jahre lang auf Eis legen. Der Grund: Sie waren nur schwer mit den Vorstellungen von Denkmal- und Naturschützern in Einklang zu bringen. Ein Teil dieser Auseinandersetzung trug aus der Sicht von Bürgermeister Dieter Pitthan, Aufsichtsratsvorsitzender des Versorgungsunternehmens, Züge einer Posse.
Laut Pitthan war auf dem Boden der Scheune Kot entdeckt worden, den die Untere Naturschutzbehörde als Fledermauskot bestimmte, "obwohl sich Fledermaus- und Mäusekot nur unter dem Mikroskop voneinander unterscheiden lassen". Prompt folgte die Auflage, die Ein- und Ausflugschneisen der Tiere zu erhalten.
"Teil 2" der Auseinandersetzung sei das Ansinnen der Naturschützer gewesen, Schleiereulen anzusiedeln - "bis sich herausstellte, daß sich die Eulen von Fledermäusen ernähren", erinnert sich Pitthan. Mittlerweile ist der Streit beigelegt. Denn, so Pitthan: "Es gibt hier gar keine Fledermäuse." Für den Fall, daß sie doch den Weg ins schöne Mühltal finden, sollen Nistkästen aufgehängt werden.
Die Verzögerung hat die Stadtwerke nach eigenen Angaben etwa 200 000 Mark gekostet. In dieser Zeit sind die Baupreise kräftig gestiegen. Nun sind die Handwerker jedoch bei der Arbeit. Die historische Substanz der Scheune bleibt - wie von den Denkmalschützern gefordert - weitgehend erhalten. Ein verglaster Eingang verbindet das Gebäude mit einem neuen Anbau, in dem die Küche und Toiletten untergebracht werden sollen.
In der Scheune sollen 60 Gäste Platz finden. Das vorhandene Podest eignet sich nach Ansicht der Stadtwerke für Konzerte, Kabarett und Theater. Eine Terrasse gewährt freien Blick auf die Wiesen des Paddelteichs.
Im Winter wird das Lokal allerdings geschlossen bleiben. Da das Ziegelmauerwerk orginalgetreu wiederhergestellt werden muß, waren beim Wärmeschutz nach Angaben der Stadtwerke nur Kompromisse möglich. Konkret: Bei Minustemperaturen wird die Heizung nicht ausreichen.
Auf die Frage, was die Gäste an kulinarischen Genüssen zu erwarten haben, ließ Pächter Brych wissen: "Es gibt, was der Hesse so mag." Derzeit versucht er, den besten Ebbelwoi herauszufinden.
Wer eine Haftpflichtversicherung fürs Auto abschließt, sollte die verschiedenen Angebote genau vergleichen. Bis zu 300 Mark im Jahr können Autobesitzer unter bestimmten Bedingungen sparen, heißt es in einer Untersuchung des Auto Club Europa (ACE). Dabei hat der ACE gravierende Unterschiede beim Vergleich von mehr als 70 aktuellen Haftpflichtprämien in der Autoversicherung festgestellt.
Viele Versicherer, so der ACE weiter, hätten in diesem Jahr die Antwort auf Prämienanfragen verweigert, was als "absolut verbraucherunfreundlich" kritisiert wurde. Denn es werde für den Laien immmer schwieriger, sich im Gestrüpp der Versicherungsbedingungen und -beiträge zurechtzufinden. Der Prämienvergleich ist ab Mitte Februar in der ACE- Geschäftsstelle, Wilhelm-Leuschner-Straße 69 - 77, kostenlos erhältlich. vo
Kleine FR
Krause kommt nicht BAD SODEN. Bundesverkehrsminister Günther Krause, der morgen, Dienstag, zur CDU-Debatte nach Soden kommen wollte, hat abgesagt. Er nimmt an Gesprächen zum Solidarpakt in Bonn teil. Paulus und die Liebe SULZBACH. Eine neue Sicht der Texte des Apostels Paulus zum Verhältnis der Geschlechter möchte Schwester Margareta Gruber vermitteln: am Mittwoch, 17. Februar, ab 20 Uhr im katholischen Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2 a.
Ein Koalitionsangebot an die SPD im Umlandverband Frankfurt (UVF) haben die Frankfurter Kandidaten der Grünen für die UVF-Wahlen unterbreitet. "Wir wollen die Große Koalition von CDU und Sozialdemokraten im UVF knacken", tat Hannelore Schneider kund.
Für ein Rot-Grün-Bündnis stelle man "keine personellen Forderungen". Dafür zieht man aber mit politischen Aussagen in den Wahlkampf, die vielen UVF-Sozialdemokraten nicht schmecken dürften. Gefordert wird eine Reform an Haupt und Gliedern.
Ziel ist ein "Regionalverband", der weit über die alten UVF-Grenzen reicht und die Fläche des Rhein-Main-Gebiets zwischen Mainz und Aschaffenburg, Hochtaunus und Odenwald abdeckt. Dessen Organe sollen ein direkt gewähltes Regionalparlament und eine Regionalverwaltung als Exekutive sein.
An Kompetenzen würden dieser neuen Institution - so Frankfurts UVF-Grüne - die Regionalplanungs-Hoheitsrechte zugeschlagen, die bislang hessische Landesregierung und Darmstädter Regierungspräsidium ausüben: Raumordnung, überregionale Siedlungs- und Gewerbeplanung, Verkehrsplanung. Das jetzige UVF-Flächennutzungsplanungsrecht ginge dann zurück an die Gemeinden.
Die Sachaufgaben, die beim UVF zur Zeit ressortieren, - Abwasser- und Müll- Regie - sollten ebenfalls wieder von den Kommunen erledigt werden.
Dafür könne man doch, so meinen die Grünen, Zweckverbände gründen. "Das alles setzt einen ziemlichen landes- und kommunalpolitischen Kraftakt voraus, wie er in unserer Zeit eher unüblich geworden ist", weiß Dietmar Vogel.
peh
Der Kollege hat abgespeckt. Deutlich. Dabei ist sein Bewegungsdrang erwacht, das stundenlange Sitzen verbiegt ihm das noch immer ansehnlich verpackte Skelett. Deshalb hat er es sich angewöhnt, bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit etwas Gymnastik einzulegen.
Beim Gang über den Flur läßt er die Arme kreisen. Will er etwas besprechen, quillt sein Beitrag aus der Rumpfbeuge hoch.
Die Kollegenschaft nimmt regen Anteil am Schicksal des Dahinschwindenden. Bis auf zwei besonders stattliche Erscheinungen. "Er muß die Muskeln trainieren, damit die Rest-Polster festgezurrt werden," kommentiert einer.
Der andere tätschelt sich den Bauch und setzt sich bequemer zurecht, als besagter Kollege wieder einmal mit verrenkten Gliedmaßen vorbeiturnt. "Es bringt nichts, wenn ein Mensch seine ganze Energie auf Fitneß konzentriert. So etwas kommt dann dabei raus!" Ihre Bastienne
Ökologisch wohnen mit
Platz für Experimente
Eigentlich seien es ja "nur" stinknormale Sozialwohnungen für die klassische Klientel, für die jetzt in Bonames der Grundstein gelegt wurde. "Wir bauen für die kleinen Leute, für die Kleinverdiener", behauptete Hessens Wohnungsminister Jörg Jordan auf dem von giftigen Altlasten sanierten und planierten Grundstück am Burghof. Das mußte man wohl dazu sagen, denn Irrtümer sind leicht möglich.
Hochgezogen wird nämlich bis Frühjahr 1994 eine "ökologische Muster- siedlung", in der "experimentelles Wohnen" Platz bekommen soll - konzipiert und realisiert von dem Königsteiner Investor Jürgen Schneider (Zeilgalerie "les facettes", "Fürstenhof", "Schillerpassage"). In den fünf Viergeschossern nahe des Niddahangs in Bonames mit ihren 100 Wohnungen, Läden und Arztpraxen wird ein Blockheizkraftwerk Energie liefern. Eine Zisterne sammelt Regenwasser, die Außenwände sind mit Spezialdämmung armiert. Die vielen Wintergärten will man mit Solarzellen bestücken, die Gebäude bekommen Grasdächer.
In den Häusern sollen Alleinerziehende unterkommen. "Die steigen explosionsartig in Frankfurt an", sagt Schneider, "hier wollen wir ihre Wohnansprüche erfüllen." Die Grundrisse der einzelnen Unterkünfte sind dabei "flexibel" gehalten, sprich: Man kann mehrere Wohneinheiten zusammenschließen zu einer großen WG, "wenn das von den Mietern gewünscht wird".
Auch die Infrastruktur der Burghof- Wohnanlage ist auf die Zielgruppe zugeschnitten: Es gibt ein Kinderhaus, jede Wohnung hat ihr Gärtchen, und in jeder der fünf Bauzeilen findet sich ein Gemeinschaftsraum. "Wir machen hier ganz etwas Neues, das wird quasi ein Musterprojekt", pries Schneider das Schneidersche Vorhaben.
Bei dem 43-Millionen-Ding sind allerdings Stadt und Land die Partner. 20,3 Millionen kommen aus der Römer-Kasse, Wiesbaden ist mit 13,7 Millionen Mark mit von der Partie. Dem Minister Jordan scheint das gut angelegt: "Wenn wir nicht so anfangen zu bauen wie hier", sagte er, "dann sind alle unsere schönen Sprüche von der CO2-Reduzierung und vom Klimaschutz Makulatur."
Ausgerechnet beim Frankfurter Naturschutzbeirat fanden die Öko-Bauten indes wenig Wohlwollen. Das Gremium sah das direkt angrenzende Landschafts-Reservat gefährdet und rügte im übrigen das Tempo, mit dem das Vorhaben durch die Instanzen gepeitscht wurde: Neun Monate nur lagen zwischen Bauantrag und -genehmigung. Ja, das sei schon ein "ökologisch sensibler Bereich", räumte Planungsdezernent Martin Wentz ein, aber man habe nichtsdestotrotz ja "den Grüngürtel respektiert. Der Burghof liegt nicht im, sondern am Grüngürtel". peh
Briefe an die Redaktion
"Busse, nicht die B 8 heißt die Lösung" Ihre Erfahrungen mit den Verkehrsproblemen um Königstein schilderte eine FR-Leserin in der Ausgabe vom 5. Februar. Ihr Klagelied bleibt nicht ohne Echo.
Dem Leserbrief von Frau Heidi Koch kann ich aus eigener Erfahrung in weiten Passagen zustimmen. Die Verkehrspolitik der Stadt Königstein schreit wirklich zum Himmel!
Ich wohne beispielsweise in Idstein- Oberrod und arbeite in Kelkheim. Im Regelfall benutze ich die B 8 zwischen 7 und 7.30 Uhr, also zur Zeit des größten Staus. Ich habe mir daher angewöhnt, Königstein weiträumig zu umfahren (Schloßborn, Ruppertshain, Fischbach), wo ein Durchkommen um diese Zeit nahezu problemlos möglich ist.
Nun arbeitet aber meine Frau an zwei Tagen in der Woche in Oberursel, und wir besitzen nur ein Auto (auch das gibt es noch!). Ich muß sie also zweimal wöchentlich zur Bushaltestelle am Königsteiner Parkplatz bringen. Auch hierzu nehme ich die Strecke über Schloßborn und Ruppertshain, werde dann aber in Königstein gezwungen, mich auf die überfüllte B 8 einzureihen, nur um sie an der nächsten Abzweigung nach derselben Seite wieder zu verlassen! Die unmögliche Einbahnstraßenregelung in Königstein erzwingt dies! Mein Fahrtziel ist wohlgemerkt der Königsteiner Parkplatz mit Weiterfahrt Richtung Bahnhof bzw. Johanniswald-Siedlung nach Kelkheim und nicht etwa der Königsteiner Kreisel!
Soweit kann ich also die Kritik von Frau Koch am bestehenden Königsteiner Verkehrssystem nur untermauern.
Kurzschlüssig erscheint mir dagegen die Folgerung, die sie im letzten Abschnitt ihres Leserbriefes zieht: Sie fordert den Bau einer neuen Umgehungsstraße für Königstein, bedenkt aber nicht, daß diese Straße dann wiederum neuen Individualverkehr anziehen würde! (zum Beispiel aus dem Limburger oder Camberger Raum, der dann die heute schon zeitweise verstopfte A 3 meiden würde!). Bevor also diese umweltzerstörende, weiteren Verkehr anziehende Piste gebaut würde, sollten erst mal alle Möglichkeiten des öffentlichen Personen-Nahverkehrs erschöpft werden.
Von Königstein nach Glashütten / Oberems besteht nur eine sehr schlechte, zu den östlichen Idsteiner Stadtteilen (Nieder-Oberrod, Kröftel) überhaupt keine Busverbindung! Die von den Grünen Glashüttens geforderte Busspur auf der B 8 ist ein erster Schritt in die richtige Richtung!
Helmut Lindner 6270 Idstein-Oberrod
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
HOCHTAUNUSKREIS. Die hessischen Naturschutzverbände wollen die Zahl der Feldholzinseln weiter erhöhen. In ihren bisherigen Bemühungen sehen sie sich durch die Wahl der Feldholzinsel zum "Biotop des Jahres" ermutigt. Um der Natur möglichst viele solcher Biotope wieder zurückzugeben, rufen die Naturschutzverbände alle Vereine und Schulklassen, Parteien, Unternehmen und Gewerkschaften und nicht zuletzt die Jagdgenossenschaften auf, Feldholzinseln zu pflanzen - mit fachkundiger Betreuung.
Nach Ansicht des hessischen Jagdverbandes hat die zunehmende Technisierung der Landwirtschaft dazu geführt, daß immer größere Flächen bewirtschaftet werden. Sobald jedoch mehr als vier Fünftel der Feldflur umgeackert sind und der Anteil der Feldgehölze und Hecken, Brachflächen und Feldraine unter 20 Prozent schwindet, nimmt nach wissenschaftlichen Untersuchungen auch der Artenreichtum ab. Dieter Stehr (Kreisjagdverband Wetterau): "Hase und Igel, Rebhuhn, Wachtel, Lerche, Dorngrasmükke und Neuntöter werden dann in der ausgeräumten Agrarsteppe zusehends seltener. Einige besonders sensible Arten verschwinden ganz."
Purpurweide, Schwarzerle und Johannisbeere, Weißdorn und Traubeneiche sowie Berberitze und Brombeere zählen zu den Bäumen, Sträuchern und Gehölzen, die in der Agrarlandschaft neue Ökozellen bilden sollen. Sie verhindern, daß der Wind ungehindert über die Felder peitscht, wodurch das Mikroklima günstig beeinflußt wird. FR
LANGEN. Die Abteilung für Umweltschutz im Rathaus (Telefon 203 196) informiert über die Zuschüsse beim Bau von Zisternen und hält die Antragsformulare bereit. Nachträglich belohnt werden auch diejenigen, die im vergangenen Jahr nach dem 1. Juli eine Zisterne angelegt haben. Nach Angaben der Stadt müssen sie aber ihre Anträge bis zum 1. März stellen. Das Gleiche gilt für alle Vorhaben in diesem Jahr. Das Land Hessen übernimmt zwischen 60 und 80 Prozent der Baukosten. dac
Kinobesuche sind auch bei der FR- Leserschaft höchst beliebt. Wann immer kostenlose Eintrittskarten verlost werden, sind sie im Nu vergriffen. In Zusammenarbeit mit dem "UnterhaltungsBüro" in Hamburg wird nun eine ganze Serie von ausgewählten Filmen angeboten, die sich FR-Leserinnen und -Leser nicht nur kostenlos ansehen können. Sie sind nach der Vorstellung ausdrücklich um ihre Meinung gefragt.
Die Aktion nennt sich "Marlboro Lights Cinema Previews" und läuft auch in anderen deutschen Großstädten. In Frankfurt werden die Spätvorstellungen im Turm-Palast laufen. Der Sponsor steuert allerlei Dekoratives, eine Verlosung und nicht zuletzt einen "Filmcheck" bei, mit dem in Erfahrung gebracht werden soll, wie der Streifen ankam.
Der erste Film heißt "Alarmstufe Rot" und hat wieder einmal den ewig populären Kampf gegen das Böse zum Inhalt. Steven Seagal spielt einen Schiffskoch, der in Wirklich- keit ein geheimer Einsatzspezia- list einer Sondergruppe der US-Navy ist.
Glücklicherweise, denn eine Terroristengruppe, geführt von Tommy Lee Jones, kapert das mit Nuklearwaffen bestückte Schiff, will sich an CIA und Pentagon rächen und die Waffen anderweitig verwenden. Dabei will ihnen der Erste Offizier (Gary Busey) auch noch helfen. Es beginnt ein Katz- und Maus- Spiel. Der Film wird angekündigt als "High-Tech-Thriller mit Humor und Spannung".
Die Vorführung ist für Donnerstag, 18. Februar, um 23 Uhr im Turm-Palast am Eschenheimer Turm angesetzt. Für FR-Leserinnen und -Leser stehen insgesamt 70 Eintrittskarten (35 Zweierteams) zur Verfügung.
Interessierte können sich an die FR-Lokalredaktion wenden: Am heutigen Mittwoch, 17. Februar, von 15 bis 16 Uhr unter der Telefonnummer 21 99 - 577. abi
Derbe Beleidigungen und obszöne Bemerkungen über Funk müssen manche Frankfurter Taxifahrer und -passagiere seit einigen Monaten über sich ergehen lassen. "Irgendwer macht sich einen Spaß daraus, in regelmäßigen Abständen bei uns dazwischenzufunken", erzählt Dieter Schlenker von der Taxizentrale über die anonymen Funksprüche. Auch das Rote Kreuz klagte über Störer im Funkverkehr bei den Behindertentransporten.
Nach den Worten Schlenkers haben die Taxiunternehmen eine Belohnung von 1000 Mark ausgesetzt, um den heimlichen Funker zu erwischen, der Fahrer und Fahrgäste beleidigt oder einfach die Frequenzen blockiert. Laut Schlenker benutzt der Störer eines der neuerdings zugelassenen Scannergeräte, mit denen sich bisher für die Öffentlichkeit unzugängliche Funkfrequenzen abhören lassen. "Wir haben eine Anzeige gegen Unbekannt wegen der Beleidigung von Fahrern gestellt", sagte Schlenker. Wegen des Dazwischengefunkes entgehe den Taxifahrern mancher Auftrag, weil Fahrten nicht vermittelt werden könnten.
Beim Roten Kreuz in Frankfurt mache sich jemand auf den Frequenzen für den Behindertentransport zu schaffen, sagte der Abteilungsleiter für den Fahrdienst, Michael Adam. "Der meldet sich manchmal zwei- oder dreimal am Tag auf dem Betriebsfunk mit beleidigenden Sprüchen oder Musik." Der Dazwischenfunker habe auch schon dafür gesorgt, daß bestellte Fahrten wieder abgesagt worden seien, und behinderte Fahrgäste warten mußten. AP
WASHINGTON, 16. Februar (AP). Das US-Verteidigungsministerium Pentagon hat nach eigenen Angaben im Haushaltsjahr 1992 die inländischen Ausgaben für Rüstungs- und Zivilaufträge beträchtlich verringert. Das Ministerium gab jetzt bekannt, die in dem - Ende Oktober zu Ende gegangenen - Etatjahr vergebenen Aufträge im militärischen und zivilen Bereich hätten ein Gesamtvolumen von 129 Milliarden Dollar (etwa 210 Milliarden Mark) gehabt. Damit lagen sie um acht Prozent unter den entsprechenden Ausgaben des Vorjahrs, die 140 Milliarden Dollar ausmachten.
HAMBURG. Erstmals hat die Hamburger Stiftung F.V.S. zwei Joost-van-den- Vondel-Preise zur Verfügung gestellt: Die mit je 40 000 Mark dotierten Auszeichnungen gehen 1993 an den niederländischen Theaterdirektor und Schauspieler Hans Croiset und die flämische Stiftung "Ons Erfdeel". Der neue Preis soll herausragende Leistungen im nordniederländischen, flämischen und niederdeutschen Kulturraum würdigen. dpa
HERDECKE/RUHR. Die Herausgeberin der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit", Marion Gräfin Dönhoff, erhält den mit 25 000 Mark dotierten Preis für politische Kultur der Stadt Herdecke/Ruhr. Gräfin Dönhoff solle für ihre Verdienste um die politische Kultur, ihr vorbildliches demokratisches Handeln und ihr engagiertes Eintreten für Toleranz, Menschlichkeit, Frieden und Völkerverständigung geehrt werden. dpa
HANNOVER, 14. Februar (dpa). Das Verwaltungsgericht Hannover hat erhebliche Zweifel, ob die Observation der rechtsextremen "Republikaner" durch den Verfassungsschutz in den Bundesländern rechtens ist. Das geht aus der jetzt veröffentlichten schriftlichen Begründung zu einem Beschluß vom vorigen Montag hervor, mit dem in Niedersachsen der Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel gegen die Partei vorerst untersagt wurde.
Auch das vom Innenminister in Nordrhein-Westfalen gesammelte Material enthalte "keine hinreichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für verfassungsfeindliche Bestrebungen" der "Republikaner", die eine Beobachtung mit nachrichtendienstlichen Mitteln rechtfertigen könnten, schreibt die Gerichtskammer.
Aufgespießt
WASHINGTON, 15. Februar (AFP). Die Regierung von US-Präsident Bill Clinton will die Position des Leiters der Anti-Drogen-Behörde DEA neu besetzen. Das sagte ein früherer Direktor der DEA, John Lawn, in Washington. Die US-Behörde zum Kampf gegen den Drogenhandel wird seit 1990 vom ehemaligen Bundesrichter Robert Bonner geleitet. Bonner hatte gesagt, im Amt bleiben zu wollen.
Nach Angaben Lawns wurde ein weiterer früherer Direktor der DEA, Francis Mullen, von der Regierung gebeten, eine Liste mit Kandidaten für die Position zusammenzustellen. Lawn hatte die DEA im März 1990 verlassen und arbeitet inzwischen für einen der großen US-Baseball-Clubs, die New York Yankees.
WARSCHAU, 15. Februar (KNA). Verstärkten Schutz für religiöse Stätten und Friedhöfe in Polen hat die Polizei des Landes angeordnet. Auslöser für die gesteigerten Sicherheitsmaßnahmen ist die Schändung eines Friedhofs in Warschau, auf dem vor einer Woche mehr als 500 Gräber zerstört oder beschädigt wurden.
Mindestens ein Dutzend Randalierer, so schätzt die Polizei, müssen in der Vorstadt Zoliborz gewütet haben. Zahlreiche Gräber waren geöffnet worden, Grabsteine und Kreuze lagen zertrümmert auf dem Boden. Ein in einem anliegenden Gebäude tätiger Sicherheitsdienst berichtete von einer Gruppe von 16- bis 18jährigen Jugendlichen, die in der Nacht in den Friedhof eingedrungen seien. Polens öffentliche Meinung reagierte schockiert auf die Verwüstungen. Ein Polizeioffizier: "Es ist das erste Mal, daß Gräberschändungen in solchem Ausmaß stattfanden. Die Täter müssen pathologisch Kranke gewesen sein."
Die Zahl der Kircheneinbrüche und Friedhofsschändungen hat in Polen massiv zugenommen. In Lodz wurde Ende Januar eine Marienstatue zerstört. Obszöne Sprüche waren an die Wand der benachbarten Krypta gesprüht worden. Anfang Februar erzwangen sich betrunkene Jugendliche Zugang zu einer Kirche in Warschau und verletzten den Küster.
1992 sind in Polen nach offiziellen Angaben 66 Fälle von Friedhofsschändungen gemeldet worden. Professionelle Diebe sollen dabei ebenso am Werk gewesen sein wie Steinmetze, die Marmor und Granit ein zweites Mal verkaufen wollten. Die Täter richteten ihre Angriffe gegen unterschiedliche Stätten. Neben katholischen, orthodoxen und jüdischen Friedhöfen wurden auch Soldatenfriedhöfe aus dem Zweiten Weltkrieg heimgesucht.
Polens katholischer Primas, Kardinal Josef Glemp, verlangte eine geistige Erneuerung Polens, um "die Zurückweisung und Erniedrigung Gottes" zu beenden. Sonst drohe ein Rückfall ins Heidentum.
Über 30 Stunden, davon einen Großteil live, werden die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF über die nordischen Ski-Weltmeisterschaften vom 18. bis 28. Februar im schwedischen Falun berichten. Alle Entscheidungen werden live oder in Ausschnitten übertragen. Darüber hinaus sind ausführliche Beiträge im "Morgenmagazin" sowie in den diversen Sport- und Nachrichtensendungen geplant.
ARD und ZDF setzen insgesamt neun Kommentatoren und Hintergrundberichterstatter in Falun ein. Dazu kommen beim ZDF mit Peter Zipfel und Toni Innauer zwei prominente Co-Kommentatoren.
Die Wettkampfbilder des schwedischen Fernsehens werden durch eigene Kameras im Langlaufziel und an der Sprungschanze ergänzt, die den beiden deutschen Sendern die Möglichkeit für aktuelle Moderation und Interviews vor Ort geben.
Donnerstag, 18. Februar: 12 Uhr: Kombinations-Springen (Einzelwettbewerb), (ARD, live, 11-17 Uhr; ARD, Ausschnitte 23-23.45 Uhr).
Freitag, 19. Februar: 11:30 Uhr: 15 km Langlauf Frauen (klassisch), 13.30 Uhr: 15 km Kombinations-Langlauf (Einzelwettbewerb), (ZDF, live, 11.20 bis 17 Uhr).
Samstag, 20. Februar: 13 Uhr: 30 km Langlauf Männer (klassisch), (ARD, Ausschnitte, 12.30-17.55 Uhr).
Sonntag, 21. Februar: 10.30 Uhr: 5 km Langlauf Frauen (klassisch), 12 Uhr: Spezialspringen 120-Meter- Schanze, (ARD, Ausschnitte und live, 12.50-15 Uhr).
Montag, 22. Februar: 11.30 Uhr: 10 km Langlauf Männer (klassisch), (ZDF, live, 11.25-13 Uhr).
Dienstag, 23. Februar: 10.30 Uhr: 10 km Langlauf Frauen (klassisch), 12 Uhr: Spezialspringen 120-Meter- Schanze (Mannschaftswettkampf), (ZDF, live, 10.03-15.15 Uhr).
Mittwoch, 24. Februar: 11.30 Uhr: 15 km Langlauf Männer (Freistil), 13.30 Uhr: Kombinations-Springen (Mannschaftswettkampf), (ARD, live, 11.25 bis 16 Uhr)
Donnerstag, 25. Februar: 11:30 Uhr: Langlauf 4 x 5-km-Staffel Frauen (Mix), 13 Uhr: Kombinations-Langlauf 3 x 10-km-Staffel (Mannschaftswettkampf), (ARD, live, 11.25-15 Uhr).
Freitag, 26. Februar: 13 Uhr: Langlauf 4 x 10-km-Staffel Männer (Mix), (ZDF, live, 12.55-15 Uhr).
Samstag, 27. Februar: 10.30 Uhr: 30 km Langlauf Frauen (Freistil), 13 Uhr: Spezialspringen 90-Meter-Schanze, (ZDF, live, 10.03-15.15 Uhr).
Sonntag, 28. Februar: 11.30 Uhr: 50 km Langlauf Männer (Freistil), (ARD, Ausschnitte, 15.05-17 Uhr).
Die Russin Oksana Kostina, fünffache Weltmeisterin in der Rhythmischen Sportgymnastik, ist am Donnerstag abend bei einem Autounfall in Moskau tödlich verunglückt. Die 21jährige aus Irkutsk war nach dem Unfall sofort in eine Klinik in die Moskauer Innenstadt gebracht worden, wo sie auf dem Operationstisch starb. Der Fahrer des Wagens, der Fünfkampf-Bronzemedaillengewinner von Barcelona, Eduard Senowka, wurde schwer verletzt und schwebt den Angaben zufolge noch in Lebensgefahr. Ihm mußte eine Niere entnommen werden. Nach Informationen der Polizei soll er betrunken gewesen sein.
Das Auto der beiden Sportler war nach dem Einbiegen auf eine Hauptstraße mit einem Lastwagen frontal zusammengestoßen. Oksana Kostina wurde nach den Olympischen Spielen in Barcelona, für die sie nicht nominiert worden war, zur überragenden Sportgymnastin. Dabei profitierte sie von den Rücktritten zweier Mannschafts-Kolleginnen, von Oksana Skaldina und Olympiasiegerin Alexandra Timoschenko. Bei den Weltmeisterschaften in Brüssel nutzte sie die neue Ausgangslage und gewann alle fünf Titel.
Bereits im Frühjahr 1992 hatte sie bei den Europameisterschaften dreimal auf dem obersten Treppchen gestanden. sid
EISHOCKEY BUNDESLIGA, 42. Spieltag: EHC Eisbären Berlin - Berliner SC Preussen 3:4 (1:0, 0:2, 2:2), Kölner EC - EC Hedos München 3:2 (0:0, 1:1, 2:1), EC Ratingen - Schwenninger ERC 1:1 (1:1, 0:0, 0:0), EHC Freiburg - Düsseldorfer EG 4:4 (1:1, 2:2, 1:1), Mannheimer ERC - EV Landshut 1:2 (0:0, 0:2, 1:0), Krefelder EV - ESV Kaufbeuren 9:1 (2:0, 5:1, 2:0).
In seinem Artikel "Unter der Armut der Eltern leiden vor allem die Kinder" (FR vom 23. 1. 1993) zitierte Gerd Braune den Kinderschutzbund mit der Feststellung, daß der Sozialstaat in die Zukunft der von Verarmung bedrohten Kinder investieren sollte. Wie wahr, nur leider scheint der Sozialstaat selbst, bzw. scheinen seine Politiker dies nicht so zu sehen, sonst hätten die Parteien sich doch schon längst einmal darüber Gedanken machen müssen, wie denn die Lebenssituation der mittlerweile 1 Mio Kinder - die in Deutschland von Sozialhilfe leben - zu verbessern ist.
Es sieht tatsächlich so aus, als seien die Interessen dieser Gruppe, die sich öffentlich noch nicht selbst zu Wort melden kann, keiner Beachtung seitens der Politiker wert. Und dies liegt wahrscheinlich daran, daß Kinder noch keinen Einfluß auf den Ausgang von Wahlen haben.
Doch wir können nur warnen: Hinter so beruhigend abstrakten Begriffen wie "Vernachlässigung" und "zerstörte Lebensqualität" verbirgt sich ganz konkretes tägliches Leid, das irgendwann zur massiven politischen Sprengkraft wird.
Wolfgang Lütjens (Deutsche Hilfe für Kinder von Arbeitslosen e. V.), Hamburg
In dem Bericht Ihres Moskauer Korrespondenten "Nervenkrank durch Tschernobyl" (FR vom 14. 1. 1993) zitieren Sie eine Mitteilung des russischen Umweltministeriums, daß allein in Rußland 2,7 Millionen Menschen in radioaktiv belasteten Gebieten leben und 1,3 Millionen Menschen durch die Reaktorkatastrophe erkrankt seien.
Eine Experten-Kommission des Internationalen Roten Kreuzes, welche im Januar 1990 die strahlenbelasteten Gebiete der UdSSR bereist hat, kam zu folgender Einschätzung der Ursachen für diese Erkrankungen:
"Die erhöhten Erkrankungsraten werden von der Bevölkerung und vom Großteil der Ärzteschaft der Strahlenexposition zugerechnet. Eine kritische Beurteilung der Situation führt jedoch zu dem Schluß, daß es sich um Erhöhungen handelt, die durch drei verschiedene Ursachen zustande kommen:
Veränderte und eingeschränkte Lebens- und Ernährungsbedingungen, gravierende Angstzustände und häufigere und intensivere ärztliche Untersuchungen in den kontaminierten Gebieten".
Aufgrund eines Hilfeersuchens der Regierung der russischen Föderation hat das Forschungszentrum Jülich 1991 und 1992 im Auftrag des Bundesumweltministers Meßprogramme zur Ermittlung der Strahlenbelastung der Bevölkerung und der Umwelt durchgeführt, die diese Einschätzung des Internationalen Roten Kreuzes bestätigt haben.
Im Rahmen dieser Meßprogramme wurde z. B. 1991 bei insgesamt 163 000 Personen die Körperaktivität, hervorgerufen durch Cs-134 und Cs-137, gemessen. Bei weniger als 1 Prozent dieser Personen lag der Meßwert über 25 kBq, also über einer Körperdosis von 1 mSv pro Jahr, bei einem Höchstwert von 290 kBq (Körperdosis 11.6 mSv pro Jahr).
Auch unter Einschluß der äußeren Strahlenbelastung durch die vorhandene Bodenkontamination bleibt bei allen untersuchten Personen die gesamte Körperdosis unter dem Dosisgrenzwert, der in der Bundesrepublik Deutschland für beruflich strahlenexponierte Personen zulässig ist, sie liegt jedoch über dem Grenzwert für die allgemeine Bevölkerung bei uns. Bei dieser Strahlenbelastung kann von einer dadurch verursachten Erkrankung der Betroffenen nicht die Rede sein. Wir haben jedoch den verantwortlichen russischen Ärzten empfohlen, die betroffene Bevölkerungsgruppe wie beruflich strahlenexponierte Personen zu betreuen. Dies bedeutet insbesondere die Durchführung von regelmäßigen Wiederholungsmessungen und begleitende ärztliche Kontrollen.
In den radioaktiv belasteten, ländlichen und daher dünnbesiedelten Gebieten der russischen Föderation leben nur etwa 550 000 Menschen, so daß wir bei einer Untersuchungsquote von etwa 33 Prozent ein repräsentatives Ergebnis erhalten haben. Dr. Ralf Hille, Leiter der Abteilung Sicherheit und Strahlenschutz/ Forschungszentrum Jülich
Vielen Dank für diesen sachlichen und informativen Artikel in der FR vom 23. 1. 1993 "Retten Tierversuche Menschen oder nur die Pharmaindustrie?". Gott sei Dank erfährt man jetzt mehr darüber, wie Millionen von Tieren weltweit seit Jahren hinter verschlossenen Türen für pseudowissenschaftliche Zwecke gefoltert und gequält werden. Bitte berichten Sie weiter, damit es unmöglich gemacht wird, die Bevölkerung länger dahingehend zu belügen, daß diese Versuche dem Wohle der Menschen dienten.
Die geplante Novelle zum Tierschutzgesetz müßte endlich den Tierschützern die Möglichkeit geben, lichtscheuen "Wissenschaftlern" auf die Finger zu sehen, jederzeitigen Zugang zu Labors ermöglichen und alle Versuche, in welchen Tiere leiden müssen, unter harte Strafen stellen. Der Gesetzgeber sollte dafür die notwendigen Möglichkeit schaffen.
Was Arbeitsplätze anbelangt, so sollte man versuchen, führend in alternativen Forschungsmethoden an Zellkulturen ohne Tierversuche zu werden.
Die kleine "Elite", welche über die Leiden von Tieren entscheidet, muß von der Politik/der Bevölkerung kontrolliert werden.Heidrun Trier, Düsseldorf
GIESSEN. "Was kann man denn Menschen heutzutage überhaupt noch zumuten?", fragte Hans-Christoph Boppel jüngst das etwa 200 Köpfe zählende Protestvolk, das auf einer Bürgerversammlung lautstark seinen Unmut äußerte. "Nichts mehr", hallte es dem Gießener Kreisbeigeordneten entgegen. Das saß. Schimpftiraden gingen auf den Umweltdezernenten nieder. Was war passiert? Der Grünen-Politiker hatte zuvor die Pläne des Kreises erläutert, auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz "Muna Waldshute" für einen befristeten Zeitraum von zwei Jahren eine Anlage zur Vorkompostierung zu bauen.
Der Grund: die Kompostierungsanlage in der Lahnstraße ist hoffnungslos überlastet. Die seit zwei Legislaturperioden amtierende Koalition aus SPD und Grünen muß den Betrieb grundlegend sanieren. Eine Interimslösung war gefragt. Denn die Zusage des Lahn-Dill-Kreises, in Aßlar einen Teil des Gießener Bio- Mülls vorzubehandeln, ist nur bis Mitte Februar befristet.
Der Kreis, wollte er am Prinzip der Getrenntsammlung festhalten, mußte handeln. 40 Prozent der besonders geruchsintensiven "Vorrotte" also auf das "Muna- Gelände": Das Regierungspräsidium erteilte, "weil keine relevante Beeinträchtigung des menschlichen Wohlbefindens zu befürchten ist", die Genehmigung und ordnete, um den drohenden Entsorgungsengpaß zu verhindern, den Sofortvollzug an.
Weil sich aber zum einen das Protestvolk von behördlichen Anweisungen nicht sonderlich beeindrucken läßt und zum anderen die Gesetze des Wahlkampfs Prinzipien der innerparteilichen Solidarität auch in Gießen mitunter gehörig durcheinanderwirbeln, wird sich nun das Verwaltungsgericht mit der Angelegenheit befassen müssen. Gießens Oberbürgermeister Manfred Mutz (SPD) marschiert an der Spitze des Widerstands. "An der Stadt Gießen vorbei", betonte Mutz auf ebenjener Versammlung, "kann diese Geschichte nicht verwirklicht werden." Der Beifall fast aller Anwesenden war ihm gewiß. Nur Dezernent Boppel und einige Grüne aus Stadt und Kreis, die den abfallpolitischen "Alleingang" des OB mißbilligen, blickten recht sauertöpfisch drein. Daß es sich dabei kurz vor den Wahlen um ein Machtgeplänkel handelt, glaubt Landrat Rüdiger Veit (SPD). "Das kann man so sehen", sagte ironisch der mit einer satten Mehrheit (1989 bekamen SPD und Grüne im Kreis 53,9 Prozent der Stimmen) seit acht Jahren regierende Verwaltungschef.
Kein Wunder, daß die Christdemokraten, die vor vier Jahren mit 30,7 Prozent arg gerupft in den Kreistag einzogen, gerade auf diesem Feld Boden gutzumachen versuchen. Genüßlich ließ Volker Bouffier, innenpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und Konkurrent von Rüdiger Veit um die Krone im Kreis, verlauten, das Gezerre um das Muna-Gelände sei "für Amtsträger unwürdig", eine "peinliche Demonstration gescheiterter Politik". Nicht verwunderlich sei es, daß die "Bürger in die Amtsträger kein Vertrauen mehr haben, wenn sie öffentlich, wie Gassenjungen, aufeinander einschlagen und in der Sache nichts Vernünftiges herauskommt."
Seit acht Jahren erhitzt in schöner Regelmäßigkeit der Streit um die "richtige" Abfallpolitik die Gemüter im 235 000 Einwohner zählenden Verwaltungsgebilde in Hessens Mitte. Das Reizwort heißt Holzleim. Denn dort soll nach dem Willen von Rot-Grün und gegen den der dort lebenden Bevölkerung die Nachfolgedeponie für Reiskirchen und Allendorf entstehen. Die CDU jedenfalls ist vor wenigen Tagen in die Offensive gegangen. Sie würde bei einem Sieg am 7. März umgehend die Planungen für Holzheim stoppen, erklärte Bouffier. Statt dessen könnte in Wölfersheim (Wetteraukreis) das Hannoveraner Unternehmen Preussenelektra eine Anlage zur Müllverbrennung bauen und betreiben. Der 41jährige Christdemokrat favorisiert mit seinen Parteifreunden aus den Kreisen Gießen, Marburg-Biedenkopf und Wetterau (dort sind Deponien allesamt in der Planung) eine "mittelhessische Lösung" - und sorgt mit seinem Vorstoß für viel Aufregung bei Gießens "Deponie- und Rottegurus" (Bouffier über Boppel und Veit).
Der scharfe Ton überrascht keineswegs. Nach acht Jahren rot-grüner Politik wittert die CDU Morgenluft. "Ich bin überzeugt, daß wir dicke über 40 Prozent liegen", glaubt Bouffier. Der Anwalt und Notar kritisiert vor allem die "massive Verschuldung" des Kreises und fordert einen "rigorosen Sparkurs bei den Personalkosten". Einen personellen Aderlaß bei der Unteren Naturschutzbehörde und dem Frauenbüro ("Reizthemen, ich weiß") hält er ebenso wie eine strikte pauschale Stellenbesetzungssperre für unerläßlich.
Landrat Rüdiger Veit, der den hohen Schuldenstand mit dem "millionenschweren Schulbauprogramm" relativiert sieht, lobt hingegen "Verläßlichkeit und Stabilität" der rot-grünen Koalition.
Unter seiner Ägide entstand unter anderem das modellhafte "Zentrum für Arbeit und Umwelt Gießen" (ZAUG), das Beschäftigung und Ausbildung für derzeit mehr als 300 überwiegend junge Menschen bietet. Das "Amt" der Kreisfrauenbeauftragten Elisabeth Faber ist heute etabliert, die Energieeinsparungs- und Verkehrspolitik zählen zu Eckpfeilern rot-grüner Politik.
Auch in der 77 000 Einwohner zählenden Universitätsstadt mit ihren rund 30 000 Studierenden steht das rot-grüne Bündnis (SPD und Grüne halten derzeit 35 Sitze, CDU und FDP 24) rein rechnerisch sehr gut da. Mit der Einführung des Frauentaxis, des fortschrittlichen Mietermitbestimmungs-Modells der Wohnbau, des "Gießen-Passes" und Stadtbaurat Dammanns Konzept der "Stadtheilung" wurden Akzente gesetzt. Daß die Stimmung im alternativen Lager vor der Wahl dennoch eher gedrückt zu sein scheint, liegt keineswegs an den Bemühungen der CDU-Opposition, mit ihrem OB-Kandidaten Klaus Peter Möller die Wahlschlappe von vor vier Jahren (damals sackte die Union in der Stadt um 10 auf 33,2 Prozent ab) wieder auszubügeln.
Die Grünen fühlen sich vom "pseudopopulistischen" (Dammann) Vorgehen ihres Oberbürgermeisters brüskiert. "Warum muß der gute Ruf mit derartigen Eskapaden aufs Spiel gesetzt werden?", ärgert sich der Stadtbaurat, der großen Wert legt auf einen "rationalen Diskurs" und "Professionalität im kommunalpolitischen Geschäft".
Die Koalitionsverhandlungen jedenfalls, sollte Rot-Grün, wie allgemein erwartet, nach dem 7. März die Nase vorn haben, versprechen nach dem Ärger der letzten Wochen einiges an Spannung. VOLKER TRUNK
Erschienen sind: Ausgangslage und Erwartungen, B 7 und der Werra-Meißner- Kreis, Kassel, Hochtaunuskreis, Main- Taunus-Kreis, Otzberg/Mühltal, "Republikaner" und NPD, Marburg, Kreis Limburg-Weilburg, Offenbach, Main-Kinzig- Kreis, Wiesbaden, Dietzenbach, Frauen in der Kommunalpolitik, Mörfelden-Walldorf, Fulda, Rüsselsheim, Darmstadt.
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Hofheim. Deutsch-Französischer-Club: Chansonabend mit Barbara Kramer, Kleines Kulturzentrum, Hauptstraße 38, 20 Uhr. Filmspiegel
Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Von Mäusen und Menschen (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Dracula (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr);
Kino 3: Stalingrad (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Faust (17, 20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Eschborn. Museum, Am Eschenplatz 1: Licht / Zeit A, Installation von Ottmar Schnee, 15 bis 18 Uhr (letzter Tag).
Hochheim. Foyer des Rathauses, Burgeffstraße 30: Künstlerisches und handwerkliches Gestalten, Arbeiten von Kursteilnehmern des VBW, Öffnungszeiten des Rathauses (bis 26. 2.).
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde aus der Ukraine von Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, 8 bis 12, 16 bis 18 Uhr (bis 28. 2.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Vorsicht Kunst", 11 bis 13, 15 bis 19 Uhr (bis 28. 2.). Vorträge / Kurse Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 19 bis 22.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 12.
Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Verbraucherberatung: Hattersheimer Straße 1, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 92 / 2 24 95. Die Verbraucherberatung ist derzeit wegen Umbau in den Räumen der Taunussparkasse am Untertor untergebracht und telefonisch nicht zu erreichen.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Görlitzer Straße 2, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.
Katholisches Bezirksamt: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Kirchplatz 6, 18 Uhr.
Hochheim. Mütterzentrum Mamma mia: Offener Frühstückstreff, St. Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 bis 11.30 Uhr. Vereine / Organisationen
Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Osteoporose- und Wirbelsäulengymnastik, kleiner Saal der Stadthalle, 15.30 bis 17 Uhr.
Bewegungsübungen für Behinderte, Bürgerhaus Fischbach, 18 bis 19.30 Uhr, Auskunft unter Tel. 061 95 / 6 46 49.
Sportverein Ruppertshain: Tischtennis für Kinder und Jugendliche, Schönwiesenhalle, 15 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30. Senioren
Flörsheim. Altenclub St. Gallus: Treffen im Pfarrgemeindezentrum, 14.30 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Kreativrunde, 13.30 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.
Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Französisch-Stammtisch II, 10.30 Uhr; Französisch-Stammtisch I, 14 Uhr; Seniorentreff, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche
Flörsheim. Turbo Prop Theater: "Pommes, die Supermaus", Flörsheimer Keller, 15 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff, Jugendkeller Eddersheim: Treffen des Videoteams, 15.30 bis 17.30 Uhr.
Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Jugendcafé mit Hausaufgabenbetreuung, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, Tel. 0 61 90 / 48 67, 11 Uhr.
Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr. Fastnacht
Eschborn. Kappen-Club-Niederhöchstadt und Eschborner Käwwern: Fasching für Senioren, mit Büttenreden und Gardetänzen, Stadthalle, 15.11 Uhr.
Flörsheim. Flörsheimer Carneval Verein: Fastnachtssitzung, Stadthalle, 19.31 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Erbarmungslos (20 Uhr), Emmerich- Josef-Straße 46 a. Ausstellungen Höchst. AOK, Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 15 Uhr (bis 26. 2.).
MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).
Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 13 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Institut für Legastheniker-Therapie: telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Pro Familia: Sexualberatung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr, Tel. 30 20 17.
Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.
Anonyme Alkoholiker: Treffen, Pfarrheim, Schleifergasse 2, 20 Uhr.
DRK: Beratung für hilfesuchende Menschen, Hostatostraße 35, 9 bis 11 Uhr.
Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Robert- Dißmann-Straße 6, 15 bis 16 Uhr, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Ausgleichsgymnastik, Gemeindehaus, Wartburgstraße 1, 18.45 Uhr.
Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, Clubhaus Labbeduddel, 19.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendclub, 17 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Theaterprobe, 9.30 Uhr; Literaturgruppe, 10.30 Uhr; Gesprächskreis Älterwerden "Welche Sozialleistungen stehen Älteren zu?", 14.30 Uhr.
Nied. Taunusklub: Seniorenwanderung am Nidda-Ufer in Sossenheim, Wanderzeit ca. 3 - 4 Stunden, Treffpunkt: Niddaschule, Oeserstraße, 13.15 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: "Spiel mit Willi", 15 bis 18 Uhr, Hunsrückstraße 11. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Kleines Haus: Was Ihr wollt, 19.30 Uhr.
Theater, Studio: Fernando Krapp hat mir diesen Brief geschrieben, 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Wiesbadener Lehrerkabarett "Ich liebe meinen Beruf", 20.30 Uhr. Filmspiegel Archivkino Caligari, Am Markt/Herrnmühlgasse: Pippi außer Rand und Band (Traumkino, 15.30 Uhr); Wo ist das Haus meines Freundes?", 19.30 Uhr; Hommage à Eddie Constantine "Eddie", 21.30 Uhr.
Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr). Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Stalingrad (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Eine Frage der Ehre (14, 17, 20 Uhr).
Alpha: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Kleine Haie (15.30, 17.45, 20 Uhr); Atlantis (22.15 Uhr). Ausstellungen Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Das Aukamm-Naturerlebnistal stellt sich vor", 10 bis 18 Uhr (bis 26. 2.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, 10 bis 19 Uhr (bis 21. 2.).
Galerie Ressel, Schöne Aussicht 24: Arbeiten auf Papier, Keramik von A. R. Penck, 14 bis 18 Uhr (bis 19. 2.).
Galerie Haasner, Saalgasse 38, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr.
Wiesbaden Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.). Kurse / Vorträge Nassauischer Altertumsverein: "Auswanderung als Geschäft? Herzog Adolf von Nassau und der Adelsverein zum Schutz deutscher Einwanderer in Texas", Ref. Dr. Winfried Schüler, Hessisches Hauptstaatsarchiv, Mosbacher Straße 55, 19.30 Uhr.
Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Aids-Beratung/-Test, Dotzheimer Straße 38 -40, 14 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung, 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Danziger Straße 77, 9 bis 11.30; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 54 71 82.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Pro Familia: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, Langgasse 3, 14 bis 17 Uhr.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr.
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Erst seit vorgestern steht er bei den französischen Händlern, und schon drei Wochen später, ab dem 12. März, wird er auch in Deutschland zu haben sein: Der neue Peugeot 306. Mit ihm meldet Frankreichs älteste Automobilmarke, die im nächsten Jahr ihr hundertjähriges Jubiläum feiern wird, ernsthaftes Mitspracherecht in der Golf-Klasse an. Dort war sie in den letzten Jahren zumindest auf dem deutschen Markt mit dem 309 nur unzureichend vertreten gewesen.
Dieses "etwas unglücklich gestylte Auto" (Peugeots oberster Öffentlichkeitsarbeiter Corrado Provera), das jedoch wegen seiner angenehmen Alltagseigenschaften und seines attraktiven Preisniveaus in jüngster Zeit vor allem in den neuen Bundesländern auf recht passable Stückzahlen kam, wird einstweilen weiter lieferbar bleiben. Jedoch will die deutsche Peugeot-Importzentrale in Saarbrücken allein in diesem Jahr bereits neben rund 8000 Fahrzeugen vom Typ 309 etwa 32 000 Exemplare des neuen 306 in Deutschland verkaufen. Angesichts der Qualitäten dieses "französischen Golf" dürfte das kein absolut unerreichbares Ziel sein.
Der 306 startet fürs erste mit einer viertürigen Ausführung und mit drei Benzinmotor-Versionen. Der Zweitürer folgt Anfang nächsten Jahres, zwei Diesel-Triebwerke werden ab Jahresende lieferbar sein. Die Preisliste beginnt bei 22 700 DM für den XN 1.4 (1400 ccm / 55 kW / 75 PS) und endet vorerst beim XT 1.8 (1800 ccm / 74 kW / 101 PS) zu 28 200 Mark. Dazwischen liegen zwei Ausstattungsversionen XR 1.4 zu 23 400 Mark und XR 1.6 (1600 ccm /65 kW / 89 PS) zu 25 300 Mark. Das Fünfganggetriebe ist in jedem Falle serienmäßig, die Servolenkung muß dagegen bei den 1,4-Liter-Versionen mit 950 Mark extra honoriert werden; erst darüber ist sie serienmäßig. Ähnliches gilt für die einzeln umklappbaren Rücksitze. Sie erfordern bei der Basis-Version 310 Mark Aufpreis.
Für den günstigen "Paket"-Preis von 350 Mark sind elektrische Fensterheber vorn, elektrisch verstellbare und beheizbare Außenspiegel sowie eine Außentemperaturanzeige erhältlich. Die Zentralverriegelung kommt auf 550 Mark extra (bei der XT-Version Serie). Ein ABS muß in jedem Fall extra bestellt werden, Aufpreise zwischen 1500 und 1800 Mark. Die FCKW-freie Klimaanlage erfordert 2300 Mark, die Metallic-Lackierung immerhin 570 Mark.
Mit diesen Preisen ist der 306 zwar im Vergleich zu VW Golf und Opel Astra nicht gerade ein Discount-Angebot, aber angesichts seiner sonstigen Eigenschaften doch eine interessante neue Offerte auf dem deutschen Markt. Insbesondere ist er eine beachtliche Alternative zum deutschen Import-Superstar Renault 19, der allein im letzten Jahr hierzulande auf über 97 000 Neuzulassungen kam.
Am 306 nimmt das gefällige Design sofort positiv ein. Es ist ein außerordentlich wohlporportioniertes Auto, das da neu in die Golf-Klasse eintritt. Im Vergleich zum Wolfsburger Vorbild ist das Raumangebot hinten zwar nicht ganz so großzügig ausgefallen. Vor allem die Kopffreiheit fiel dort zugunsten der Ästhetik knapp aus. Auch sind die Sitzflächen nur eben ausreichend tief, sie bieten aber in jedem Fall akzeptablen Aufenthalt. Der Kofferraum ist mit 338 Litern Fassungsvermögen exakt so groß wie beim Golf geraten, jedoch muß der Käufer hier erfreulicherweise nicht mit einem mickrigen Notrad vorlieb nehmen.
Der ungewöhnlich lange Radstand von 2,58 Meter - satte zehn Zentimeter mehr als beim Golf - macht sich nicht zuletzt beim Fahrwerkskomfort positiv bemerkbar. Ohnehin präsentiert sich der 306 schon auf den ersten Kilometern als überdurchschnittlich komfortables und leichtfüßiges Auto. An den sicheren Fahreigenschaften gibt es nichts zu bemängeln. Die Schaltung geht wundervoll leicht und akkurat. Der Gesamteindruck: So agil und kultiviert erweisen sich nur wenige Konkurrenten in dieser Klasse.
Das gilt auch für die Motoren der von uns probegefahrenen Exemplare. Sie alle drehten munter und wurden selbst in der einfachsten 1,4-Liter-Version nicht penetrant laut. Vor allem die auf die Nerven gehenden hohen Frequenzen wurden so überzeugend weggedämpft, daß es sich mit allen Versionen auch über lange Strecken entspannt reisen läßt. Weitere Motor-Versionen werden im übrigen folgen, beispielsweise ist eine 60-PS-Ausführung denkbar sowie als GTI-Konkurrenz eine 100-kW-Variante (rund 135 PS). Aus der 405-Baureihe werden zwei Diesel-Versionen zu zirka 70 und 90 PS in den 306 verpflanzt und ab Jahresende auch in Deutschland zu haben sein.
Mit dem 306 hat Peugeot jedenfalls, wie diese ersten kurzen Probefahrten bereits überzeugend bestätigten, auch in Deutschland nunmehr gute Karten in der Golf-Klasse. Seine gelungene Ästhetik, sein ausgeprägter Komfort-Charakter und seine typische Peugeot-Statur dürften auch hierzulande ankommen. In die Karosseriekonstruktion und die Fertigungsqualität wurde ausserordentlich viel Energie investiert, um Verarbeitungsmängel gar nicht erst aufkommen zu lassen. Dementsprechend hofft Christian Peugeot, Deutschland-Chef seines "Familien-Unternehmens", den Marktanteil hierzulande trotz der zur Zeit deutlich rückläufigen Neuwagenzulassungen schon in diesem Jahr von 2,9 auf 3,3 Prozent steigern zu können. kli
Für den Frankfurter Rechtsanwalt Claus Meulenbergh, Ehemann der CDU- Stadtverordneten Karin Meulenbergh, wird ein Grundstücksgeschäft Ecke Zeil/ Lange Straße keine strafrechtlichen Konsequenzen haben. Der Antrag der Frankfurter Staatsanwaltschaft, gegen Meulenbergh ein Verfahren wegen falscher eidestattlicher Versicherung zu eröffnen, ist endgültig vom Frankfurter Landgericht abgelehnt worden. Die 23. Strafkammer urteilte, es bestehe "weder aus tatsächlichen noch rechtlichen Gründen ein hinreichender Tatverdacht".
Meulenbergh hatte 1988 die Grundstükke Zeil 3-5 von der Stadt Frankfurt erworben - gemeinsam mit einer "Gesellschaft Berlin". Als Bürgen für dieses Unternehmen traten der später geflüchtete "Bordellkönig" Hersh Beker und der Kaufmann Josef Buchmann auf. Meulenbergh beteuert bis heute, er habe damals nicht gewußt, daß Beker und Buchmann mit von der Partie waren. Wegen des Verkaufs der Grundstücke zu Preisen weit unter der städtischen Bodenwertkarte ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft noch immer gegen den früheren Stadtkämmerer Ernst Gerhardt (CDU) wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Meulenberghs Ehefrau stimmte im Stadtparlament für den Verkauf des Grundstücks - nach ihrer Darstellung ohne zu wissen, daß ihr Gatte Mitkäufer war. Nach den Vorschriften der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) hätte sie sich eigentlich selbst für befangen erklären müssen und an der Abstimmung nicht teilnehmen dürfen.
Die Staatsanwaltschaft glaubt an Meulenberghs Erklärung, er habe von Beker und Buchmann nichts gewußt, bis heute nicht. Gegen Beker ermitteln die Beamten wegen Verdachts auf illegales Glücksspiel, Bildung einer kriminellen Vereinigung und Steuerhinterziehung. Beker floh nach Israel - eine Auslieferung ist bis zum heutigen Tag nicht in Sicht. jg
Kein Zweifel, Berlin hat schuld, wenn Nauen nicht "Hauptstadt" des neuzubildenden Brandenburger Landkreises Havelland wird. Denn eigentlich erfüllt das 701 Jahre alte Ackerbürgerstädtchen, 40 Kilometer nordwestlich der Metropole, "alle Voraussetzungen", wie Innenminister Alwin Ziel (SPD) am Donnerstag vor dem Landtag eingestand: Eine "bemerkenswert gute" verkehrliche Anbindung, ansehnliche "schulische und soziale Einrichtungen", die "deutlich auf die Versorgung des Umlands ausgerichtet sind".
Und eigentlich hat Nauen eine Art Wiedergutmachung verdient. Seit die SED 1952 unter dem Deckmantel der "weiteren Demokratisierung des Aufbaus" Ostdeutschland in 44 willfährige Teile atomisierte, bestand der künftige Großkreis Havelland aus den beiden Kleinkreisen Rathenow und Nauen. Rathenow mit seinen 30 000 Einwohnern, das mit seiner optischen Industrie bereits im vorigen Jahrhundert weltweite Bedeutung erlangte, war dabei ein Prestigeobjekt der Einheitssozialisten. "Rathenow hat immer alles bekommen", erregt man sich im Nauener Rathaus: "Neubauten, Straßen, Farbe. Wir bloß 4000 Mark im Jahr für Werterhaltung, was willste damit machen?"
So sieht das kleine Ackerbürgerstädtchen denn auch aus: Verfallene Ecken, die ohne Veränderung als Kulisse für den vor 300 Jahren geschriebenen Simplicissimus dienen könnten; die Straßen heißen noch heute Webergasse, Badergasse, Hirtengasse. Ein bißchen Agrarisches, dazu die 106 Jahre alte Zuckerfabrik; doch die hat ein rheinischer Unternehmer nach der Wende sogleich aufgekauft, um sie stillzulegen. Vor den Imbißstuben Arbeitslose beim Bier aus der Flasche. An den Häuserwänden der Meinungskrieg "für Nazis", "gegen Ausländer". "Solidarisiert Euch mit Flüchtlingen und Imigrantinnen" versus "Mollies gegen deutsche Bullenschweine." Bonjour tristesse.
Es geht nirgends sonderlich rational zu bei dem Versuch der Landesregierung, dem zerstückelten Brandenburg mit künftig 14 Landkreisen und den vier kreisfreien Städten Potsdam, Frankfurt an der Oder, Brandenburg und Cottbus eine funktionsfähige Struktur zu geben. In Nauen schon gar nicht. Es sei ihm von vorneherein klar gewesen, "welche Emotionen es auslösen" werde, meint der Innenminister vor dem Parlament, wenn man die Zahl der Kreise mehr als halbiere. "Kein Landrat", gibt die Märkische Oderzeitung zu verstehen, "der ,seine&rquote; Kreisstadt aufgibt, steht gut da. Jeder will wiedergewählt werden."
Aber der Verlust von Erbhöfen ist nur das Vordergründige. Die Frage der 14 Kreis-"Hauptstädte" ist eine Existenzfrage für die Kommunen; jedenfalls sehen sie es so. Vergeblich weist Ziel im Landtag darauf hin, "daß ein Kreissitz keinerlei Garantie für die Entwicklung einer Stadt bedeutet, und keine Stadt, die den Kreissitz verliert, ist damit automatisch Notstandsgebiet". Alle fühlen sich nämlich längst als Notstandsgebiet, bei offener und verdeckten Arbeitslosigkeit von zusammen meist über dreißig Prozent. Für mindestens sieben der 14 künftigen Kreise ist selbst nach Einschätzung des Innenministeriums die "Hauptstadt"-Frage noch nicht abschließend geklärt. Das Kabinett steht im Protesthagel. Drei Kommunen haben bereits Verfassungsklage in Karlsruhe angekündigt. Vor dem Potsdamer Landtagsgebäude verwahrt sich eine Delegation aus der bisherigen Kreisstadt Calau dagegen, künftig nur noch nur zweite Wahl zu sein.
Während der Landtag über die "Hauptstadt" des künftigen Landkreises Havelland debattiert, wird auch in Nauen demonstriert. Bürgermeister Werner Appel redet und der Sprecher der Bürgerinitiative "Nauen - die Kreisstadt", der Buchhändler Bernd Bree: "Wir lassen uns einfach nicht mehr alles bieten." Auf Flugblättern heißt es: "Wenn die Politiker nicht in der Lage sind, sachgerechte Entscheidungen zu treffen, muß es das Volk tun. 40 Jahre Entscheidungen von oben sind genug". Am Straßenrand steht auf Plakaten: "Mehr Demokratie wagen".
Über 9000 Unterschriften für Nauen sind binnen vier Tagen zusammengekommen. Der ganze Frust entlädt sich jetzt über das "Wechselbad" (CDU-Landesvorsitzender Ulf Fink), dem die 11 000 Einwohner in den vergangenen Wochen ausgesetzt gewesen sind. Nach Festlegung der 14 neuen Kreisgrenzen im Dezember hatte das Potsdamer Innenministerium Nauen als "Hauptstadt" von Havelland vorgeschlagen, vor einer Woche hatte das Landeskabinett jedoch mit acht gegen zwei Stimmen für Rathenow plädiert. Jäh fielen die Nauener von der rosa Wolke.
Die Entscheidung war objektiv schwierig, die Landesregierung gibt es offen zu. Nauen sieht trostloser aus, in Rathenow aber ist alles vom Einsturz bedroht, was der SED-Staat künstlich aufgebaut hat, die Stadt steckt "in einem besonders schwierigen Umstrukturierungsprozeß", wie Ziel im Landtag sagte; im Grunde biete kein Standort "entscheidende Vorteile", und man könne darüber streiten, "welche von beiden Städten die strukturschwächere" sei. Nauen hätte wohl letzlich den Zuschlag bekommen, wäre da nicht dieser Kloß Berlin: Die Angst vor dem Rollgriff der Drei-Millionen-Stadt ins Umland bildet nämlich ein zentrales strukturbestimmendes Element der gesamten brandenburgischen Kreisreform. Zwar setzt man große Hoffnungen auf die ökonomische Motorik der Metropole: Acht der 14 neuen Großkreise lehnen sich sozusagen mit dem Hintern an Berlin an. Die Kreissitze dieser acht "Sektoralkreise" aber hat man jeweils so weit wie möglich von Berlin weggelegt; es sollten - so der Innenminister - nur Städte den Zuschlag erhalten, "die Chance auf eine eigenständige Entwicklung haben".
Die FDP-Abgeordnete Rosemarie Fuchs bringt in der Landtagsdebatte die gesammelten Brandenburger Ängste auf den Punkt: "Für mich entscheidend ist die Berlin-Ferne. Je geringer das Wachstum, desto größer die Gefahr, von Berlin aufgesogen zu werden". Nauen hat das Gegenteil von Wachstum; wären nicht die Pendler nach Berlin, die offene Arbeitslosigkeit wäre weit höher als 16,8 Prozent; Nauen, so Frau Fuchs, "kommt nicht in Frage".
Schon bitter. Vor der Wende hatte das Städtchen keine Chance, weil es zu nahe an Feindesland lag. Nun soll es keine Chance haben, weil es zu nahe an Freundesland ist. Nauen - ein Hauptstadtopfer? "Das habe ich mir in meinen düstersten Träumen nicht vorgestellt", empört sich der örtliche Landrat Burkhard Schröter, "wir werden das nicht hinnehmen". Er wird wohl müssen.
Zu den bedeutendsten Orchesterkompositionen Hans Pfitzners gehört die cis- moll-Symphonie (1932) nach dem Streichquartett in derselben Tonart. Es ist eine grüblerische, schwerblütige Musik von spröder Gesanglichkeit, bisweilen auch bizarrem Witz (Scherzo, zweiter der vier ineinander übergehenden Sätze). Im Durchführungsteil des Kopfsatzes findet man den forttreibenden Ingrimm wieder, der auch im Mittelakt des "Palestrina" begegnet. Das knapp 40minütige Werk, von den Bamberger Symphonikern und dem Dirigenten Werner Andreas Albert kultiviert und angenehm sachlich (also ohne pathetische "Drücker") gespielt, wird auf der CD des um Pfitzner besonders bemühten cpo-Labels ergänzt durch zwei kleinere Orchesterwerke aus der späten Periode: "Elegie und Reigen (1939) sowie die dreisätzige "Fantasie" (1947). Nachdenkliche Klänge, die sehr "gekeltert" anmuten, elaboriert tonal, unzeitgemäß einfach, um eine Leichtigkeit bemüht, der nicht recht zu trauen ist und deren Rätseln man sich umso inständiger aussetzen möchte.
Dem "dunklen Reich" der in Pfitzner nachlebenden Romantik nahe scheint auch das große Werk "Fünf See-Bilder" des 1949 geborenen Norddeutschen Manfred Trojahn, ein machtvoll symphonischer Entwurf, noch durch (gegenüber Pfitzner) weitere Schraubenwindungen historischer Prüfung und Ausnüchterung hindurchgegangen, verbunden zudem mit Texten des Expressionisten Georg Heym, die zur hochgespannten Ausdrucks-Intensität des Instrumentariums als privilegierte Stimme (einfühlsam, wenn auch technisch nicht immer ganz überzeugend: die Mezzosopranistin Trudeliese Schmidt) hinzutreten. Von Ferne grüßen wohl auch die "Peter Grimes"-Meeresinterludien Brittens, doch Trojahns Musik versagt sich fast völlig Illustration oder Deskription, geriert sich mithin nicht rauschend, schäumend, sturmgepeitscht oder wellenschaukelnd-lichtflirrend. "Meer" ist ganz zurückgenommen in die (musikalisch objektivierte) subjektive Reflexion: Seelenspiegelung. Der Komponist dirigiert das RSO Berlin mit höchster Kompetenz.
Concerti grossi und kleinere Stücke von Ernest Bloch (1880-1959) bei der gleichen Firma erinnern an einen Musiker, der dem vielfach ausgeleierten neoklassizistischen Tonfall durch aparte Formgebung und ungewöhnliches, leuchtendes Melodiematerial (hebräische Intonationen) Persönliches und Fesselndes abgewann. REMIGIUS SCHAEFER
Pfitzner: Symphonie cis-moll, Elegie und Reigen, Fantasie; Bamberger Symphoniker, Dir.: W. A. Albert, cpo 999 136-2
Trojahn: Fünf See-Bilder; Trudeliese Schmidt, RSO Berlin, Dir.: der Komponist; cpo 999 188-2
Bloch: Concerti grossi u.a.; Amadeus Chamber Orchestra, Dir.: Agnieszka Duczmal; cpo 999 096-2 (Bestelladresse: Lübecker Str. 9, 4504 Georgsmarienhütte)
Das Leben hat ihn weiß Gott bisher schon gebeutelt, den Kurden Aziz C., der in Mannheim lebt. Jetzt, wo ihn auch noch das Ordnungsamt der Stadt zur Ausreise aus der Bundesrepublik auffordert, hat er den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt. Es ist seine letzte Hoffnung, daß sich jemand für sein Schicksal interessiert und sich für ihn verwendet, damit er doch bleiben kann.
Wegen seiner Ehe mit einer Deutschen war der heute 37jährige im Land geduldet worden. Doch nun mußte die Behörde feststellen, daß von "einem ehelichen Zusammenleben" nicht mehr die Rede sein kann. Der Grund: Gisela, die Ehefrau von Aziz C., ist nach einer Geschlechtsumwandlung selbst ein Mann und hat die Scheidung eingereicht.
Aziz C. lebt seit Ende 1978 in Deutschland. Er ist Kurde und er ist Christ, gehört mithin gleich zwei Minderheiten an, die in der Türkei mit Verfolgung rechnen müssen. Deshalb suchte er hier um Asyl nach. "Es kann soviel passieren in der Türkei", sagt der 37jährige und fügt hinzu: "Kurdische Guerilla, Staatsterror . . ." Doch die Asylgesetze sind streng. Die Behörden glaubten Aziz C. nicht, daß er persönlich aus politischen Gründen gefährdet ist. Sie lehnten den Asylantrag ab. Das war 1984.
Im gleichen Jahr trat Gisela in sein Leben. Sie heirateten und zogen zusammen. Aziz durfte in Deutschland bleiben. Der gelernte Funkmechaniker konnte sich als Arbeiter in der Kunststoffindustrie über Wasser halten. Das Eheglück währte freilich nur kurz.
Noch keine zwei Monate war Aziz mit Gisela verheiratet, als sie in einem Lokal einen Jugoslawen erschoß. "Aus Eifersucht", erzählt er. "Sie hatte ein Problem mit einer Türkin. Die wollte mich anmachen. Gisela wollte sie mit einer Pistole bedrohen." Und er beteuert: "Es war ein Unfall. Der Mann wollte sich dazwischenstellen, da ist der Schuß losgegangen." Der jugoslawische Arbeiter erlitt tödliche Verletzungen. Gisela wurde zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
Schon damals versagte das Mannheimer Ordnungsamt Herrn C. die weitere Aufenthaltserlaubnis. Der Widerspruch seines Rechtsanwalts hatte jedoch Erfolg. Aziz C. sollte nun geduldet werden, solange Gisela einsaß, um - wie die Behörde in krausem Amtsdeutsch schrieb - "Ihnen nach Haftentlassung Ihrer Ehefrau bei der Wiederaufnahme der ehelichen Lebensgemeinschaft dann wieder eine Aufenthaltserlaubnis dann wieder zu erteilen". Darauf hoffte Aziz, der Gisela nach eigenen Angaben fast jeden Monat im Frauengefängnis Schwäbisch-Gmünd besuchte und von den transsexuellen Neigungen der Partnerin überhaupt nichts bemerkte. Derweil jobbte er als Zimmerkellner und als Chemiearbeiter im Schichtdienst.
Vor einem Jahr kam Gisela C. frei - wegen guter Führung wurden ihr drei Jahre von der Haft erlassen. Als sie sich nach Monaten per Brief bei ihrem Ehemann meldete, fühlte der sich "wie vor den Kopf gestoßen" von dem, was er erfuhr. Denn dem Schreiben war ein ärztliches Attest beigelegt. Der Mediziner stellte darin kurz und knapp fest, daß Gisela C. nun auf Dauer ein Mann sei.
Die Scheidung läuft und "müßte in diesen Tagen rechtskräftig werden", sagt der Rechtsanwalt von Aziz, Jürgen Seitz. Der Jurist ist sich darüber im klaren, daß der Mann aus dem türkischen Elazig auch mit einem Asylfolgeantrag wenig Aussichten auf Erfolg hat. Denn dafür müßten neue Fakten vorgelegt werden, die den Verdacht der persönlichen Verfolgung aus politischen Gründen erhärten. Doch der Mannheimer Kurde war ja die ganze Zeit über in Deutschland.
"Die Eheschließung war damals der einzige Grund, warum er die Aufenthaltsgenehmigung bekommen hat", stellt der Chef des Ordnungsamtes in Mannheim, Dieter Forschner, fest. Daß die Ehe zwischen zwei Männern keinen Bestand habe, "liegt ja auf der Hand".
Weil er sich der Aussichtslosigkeit seiner Lage bewußt ist, versucht Aziz nun, die Öffentlichkeit für sein Schicksal zu interessieren - und hatte gleich wieder Pech. Die türkische Zeitung Hürriyet druckte nicht nur den vollen Namen seiner Frau, sondern auch ein Foto von ihr. Prompt bekamen das Blatt und Ehemann Aziz Klagen an den Hals. 50 000 Mark verlange die frühere Gisela von ihm, stöhnt der bedrängte Kurde.
Doch nicht nur deshalb ist seine Perspektive düster. Sobald sein Asylfolgeantrag rechtskräftig abgelehnt ist, wird Aziz - wenn nichts Außergewöhnliches passiert - eine Ein-Monats-Frist gesetzt werden, um auszureisen. Tut er es nicht, wird er - nach mehr als 14 Jahren Leben in der Bundesrepublik - abgeschoben. PITT VON BEBENBURG
BAD ORB. Ein roter Briefkasten schmückt seit wenigen Tagen die Front des Orber Rathauses. Der sogenannte Kinderbriefkasten ist die erste Aktion, mit der Ute Kreis (34), Susanne Kowalski (28) und Gerald Hagemann (29) dem Nachwuchs in der Kurstadt mehr Gehör verschaffen wollen.
Die drei neuen Kinderbeauftragten sind am Donnerstag von Bürgermeister Hugo Metzler offiziell vorgestellt worden. Einem Beschluß der Stadtverordnetenversammlung zufolge sollen sie Ansprechpartner für Mädchen und Jungen in Bad Orb sein und deren Wünsche direkt an die zuständigen Stellen weiterleiten.
Alle drei haben diese Aufgabe ehrenamtlich übernommen und in Schuleltern- oder Kindergartenbeiräten sowie als Jugendbetreuer bereits reichlich Erfahrung, was Wünsche und Sorgen des Nachwuchses betrifft.
In einem Preisausschreiben wird zunächst ein Name für den Kinderbriefkasten gesucht, der als Ideenbörse und Sammelstelle fungieren soll. Für die Verwirklichung der Kinderwünsche hat die Stadt einen Etat von 2000 Mark zur Verfügung gestellt. jan
MÖRFELDEN-WALLDORF. Der städtische Haushalt steht im Mittelpunkt einer Informations- und Diskussionsveranstaltung, zu der Stadt und Kitabeirat alle Elternbeiräte für Mittwoch, 17. Februar, um 20 Uhr in den "Goldenen Apfel" in Mörfelden einlädt. Die Idee dazu kam vom Stadtkitabeirat, der in seiner jüngsten Sitzung anregte, alle Elternbeiräte einmal eingehend über den Etat zu informieren. Kämmereileiter Georg Cezanne, Personalamtschef Rainer Cezanne und Sozialamtsleiter Werner Emmerich werden Auskunft darüber geben, wie sich der städtische Etat zusammensetzt, welche Pflichten die Kommune hat, wie sich die Personalkosten darstellen und wie der Sozialhaushalt im einzelnen aussieht. wal
BAD VILBEL. Asterix und Lucky Luke, die beiden Comic-Helden, sind die Renner bei den Kids. Aber auch Fachbücher über Tiere, Begleitliteratur zum Schulunterricht für Geschichte und Erdkunde sind gefragt in der Stadtbücherei im Foyer des Hallenbades. "Die Bücherei besteht seit 20 Jahren in diesen Räumen", erläutert Leiterin Elke Graupe. Anlaß für eine Bilanz der wachsenden Service-Einrichtung.
"Bei der Auswahl der Comics achten wir schon darauf, daß keine Comics mit Gewalt oder sonstigen negativen Mustern angeboten werden", versichert Bibliothekarin Claudia Hüttl. Über die Bildergeschichten bekommen die Mädchen und Jungen den Einstieg in die Nutzung der umfangreichen Bibliothek, wissen die beiden Expertinnen. Sie laden auch Schulklassen in die Bibliothek ein. Dadurch werden bei den jungen Leuten eventuell noch bestehende Schwellenängste abgebaut.
Die Schulkinder interessieren sich vor allem für Abenteuergeschichten und Fachzeitschriften: etwa Computerzeitschriften wie "Aktueller Software-Markt".
Unter insgeamt 35 Zeitschriften können die großen und kleinen Leser(innen) wählen. Elternzeitschriften, Spielen + Lernen, art, Brigitte, Capital, Spiegel und Stern gehören zu den viel gelesenen Magazinen. Hinzu kommen ausgesprochene Schülerzeitschriften, unter anderem auch in französischer und englischer Sprache. Die jeweils neue Ausgabe bleibt in der Bücherei, die älteren Ausgaben können ausgeliehen werden.
Dem zeitgemäßen Angebot ist es wohl zu verdanken, daß sich die Bibliothek einer jährlich wachsenden Leserschar erfreut: 1992 kamen 570 neue Gäste hinzu. "Die Jugendlichen und Kinder sind die intensivsten Nutzer der Bücherei, sie liegen mit 22 392 Ausleihen an der Spitze", freuen sich Frau Graupe und Frau Hüttl. Insgesamt stieg die Ausleihfrequenz von 38 800 Büchern in 1991 auf 44 057 vergangenes Jahr.
Mehr und mehr hat sich auch herumgesprochen, daß die Übersicht mit Ergebnissen der Stiftung Warentest in der Bücherei einsehbar ist. "Die Testergebnisse werden stets aktualisiert", verspricht Claudia Hüttl. Wer sich also eine neue Stereo-Anlage oder andere längerlebige Gebrauchsgüter anschaffen will, kann sich vorher in Ruhe über Vor- und Nachteile der verschiedenen Marken informieren. Dank dieser Dienstleistung kommen gelegentlich auch Bürger in die Bibliothek, die vorher noch keine Bestseller ausgeliehen haben. "Manche sind dann erstaunt über unser großes und aktuelles Angebot", berichten die beiden Bibliothekarinnen ein wenig stolz.
Ansonsten sind die eingetragenen Leser(innen) der Bad Vilbeler Bibliothek offenbar sehr schnell am Ball, wenn Zeitschriften neue Bestseller-Listen veröffentlichen. "Bei einer Fortbildung neulich haben wir von Kolleginnen aus anderen Städten erfahren, daß die neuen Bestseller meist ein halbes Jahr später nachgefragt werden", so Frau Graupe. Sie leitet die Bibliothek im übrigen seit 1986 mit steigenden Ausleihergebnissen.
Noch in diesem Jahr soll die Bücherei um ein weiteres Angebot erweitert werden. "Wir wollen CDs und Kassetten mit Musik, Hörspiel und Sprachen ausleihen", kündigt Frau Graupe an. Parallel dazu sollen die Öffnungszeiten von heute zwölf auf 20 Wochenstunden erweitert werden. Das sei aber erst möglich, wenn eine Hilfskraft im Lauf des Jahres eingestellt wird. Denn die Ausgabe der CDs und Kassetten ist aufwendig. Die Entleiher wählen die leeren Hüllen aus und bekommen dann vom Personal die zugehörige CD.
Bis dahin ist die Bücherei beim Hallenbad montags von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, dienstags von 15 bis 19 Uhr und mittwochs von 15 bis 17 Uhr, donnerstags von 15 bis 17 Uhr geöffnet. de
"Dieser Kompromiß tut zwar sozial, er stellt aber nur eine Augenauswischerei dar": So bewerteten die Grünen im Römer die Übereinkunft von CDU und FDP in Bonn zur grassierenden Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Fraktionschef Uli Baier sah eine "Hilfe für Spekulanten". Aus der Sicht der CDU-Opposition im Rathaus dagegen unternimmt die Bundesregierung "den Versuch der Beruhigung". Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Wolfgang Stammler erklärte es für "sinnvoll", daß es "viele kleine Wohnungseigentümer im Altbaubestand" gebe.
Fachleute schätzten, daß Hausbesitzer bei der Bauaufsicht mittlerweile die Umwandlung von weit über 5000 Frankfurter Mietwohnungen in Eigentum beantragt haben. Während Oberbürgermeister Andreas von Schoeler sich mit anderen Verwaltungschefs deutscher Großstädte für ein befristetes Verbot der Umwandlung eingesetzt hatte, führte die Bundesregierung jetzt lediglich eine "Sozialklausel" ein: "Alte und gebrechliche" Menschen sind vor Verlust ihrer Mietwohnung geschützt, andere Bürger dürfen sieben statt bisher fünf Jahre lang in Ballungsräumen wie Frankfurt nicht gekündigt werden. Es sei denn, der Vermieter bietet eine "vergleichbare Ersatzwohnung" an.
In den Augen der Grünen verkennt die Bundesregierung schlicht, daß "Wohnungen nicht nur ein Problem von Alten und Gebrechlichen sind". Fraktionschef Baier sagte, weit mehr Bürger fänden mittlerweile keinen bezahlbaren Wohnraum mehr. Wer heute Eigentumswohnungen wolle, müsse neue bauen, statt dem Markt Mietwohnungen zu entziehen.
CDU-Politiker Stammler verteidigte die "Sozialklausel" - sie gebe "den Gerichten Spielraum". Das Argument, billige Mietwohnungen würden durch Umwandlung vernichtet, ziehe nicht: "Der Vermieter kann die Miete anheben." jg (Siehe Kommentar)
Frankfurter Offensive: "Kandidatinnen und Kandidaten, Programm, Gäste, Gespräche" um 20 Uhr im Öko-Haus, Kasseler Straße 1 a.
Mittwoch, 17. Februar CDU: "Petra Roth im Dialog mit dem Frankfurter Norden", die OB-Kandidatin stellt sich einer öffentlichen Diskussion mit den Themen Schlachthof, Kasernen, Wohnen, Verkehr, Infrastruktur, Schulen, Bürgerpark. Beginn 20 Uhr im Haus Nidda, Bonames, Harheimer Weg.
SPD: Um die Auswirkungen der Bonner Sparvorschläge bei den Sozialleistungen geht es bei einer Veranstaltung mit dem ehemaligen hessischen Sozialminister Armin Clauss und der Bundestagsabgeordneten Gudrun Schaich-Walch. Beginn: 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt (Walter-Möller-Platz 2).
Die Grünen: Über "Perspektiven Frankfurter Frauenpolitik" sprechen Frauendezernentin Margarethe Nimsch und Erdmut Fehsenfeld von den "Grauen Panthern" um 20 Uhr in der AWO-Nordend (Eckenheimer Landstraße 93).
Die Grünen: Debatte über die "Zukunft des sozialökologischen Projekts" mit dem Landtagsabgeordneten Rupert von Plottnitz, Römer-Kandidatin Monika Becker- Heymann und Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Lutz Sikorski. Beginn: 20 Uhr im Bürgerhaus Bornheim.
OBERURSEL. Es sollte eine "Initialzündung" sein. Ein Forum, aus dem sich langfristige Perspektiven, vielleicht sogar Bürgerinitiativen entwickeln. Einen ersten Schritt hatte die Volkshochschule mit der Gründung eines Gesprächs- und Aktionskreises gegen Gewalt und Intoleranz am Donnerstag abend tun wollen. Gekommen waren jedoch nur ein paar "alte Kämpfer", die sich immer wieder aufs neue engagieren.
"Ich darf da einfach nicht wegbleiben, auch wenn ich alt bin", meinte ein Senior aus dem Rosengärtchen, der zusammen mit seiner Frau in die Alte Post gekommen war. "Es muß noch mehr getan werden", forderte ein christlich orientierter Oberurseler, der sich eigentlich schon beruhigt zurücklehnen könnte: Seit Jahren engagiert er sich für die Friedensinitiative, tritt für ausländische Mitbürger ein und demonstriert für seine Ziele auf der Straße.
Die Initiatorin des Gesprächskreises, VHS-Mitarbeiterin Hildburg Krüger, hatte gehofft, mit ihrem Angebot auf mehr Interesse zu stoßen. "Die kommentierende Betroffenheit reicht nicht aus", sagte sie. Schließlich wachse auch in Oberursel der "rechte Terror" an. Doch ein Gesprächs- und Aktionskreis waren wohl den meisten nicht spektakulär genug: "Wir haben nur Chancen, mehr Pubikum anzusprechen, wenn wir Referenten an Land ziehen oder eine Podiumsdiskussiion veranstalten", vermutete ein Lehrer und forschte nach weiteren Ursachen für das mangelnde Interesse: in Oberursel gebe es ja schon viele aktive Gruppen und Initiativen.
Trotzdem erachtete das kleine Grüppchen seine Zusammenkunft nicht als sinnlos: "Man muß zusammen arbeiten. Erst wenn's konkret wird, macht's Spaß", meinte der alte Herr und machte sogleich einen Vorschlag: die Hausaufgabenbetreuung für ausländische Kinder übernehmen, mit den Rektoren der Oberurseler Schulen in Kontakt treten und den Arbeitskreis Asyl tatkräftig unterstützen.
Auch der VHS-Mitarbeiterin wurden neue Ideen mit auf den Weg gegeben: Parallel zum Kurs "Deutsch für Ausländer" solle man sich einmal an einem Seminar "Ausländisch für Deutsche" versuchen, um so die Angst vor dem zu Fremden abzubauen. Die VHS plant zudem, einen Geldpool für jene Ausländer einzurichten, die einen Deutschkurs nicht finanzieren können. Oberurseler, die nicht selbst aktiv werden wollen, können auf diese Art einen Beitrag gegen Ausländerfeindlichkeit leisten. ki
Welche Rolle soll das größer gewordene Deutschland in der Welt wahrnehmen, und welche Aufgaben sind dabei der Bundeswehr zugedacht? Die Debatte über die zukünftige Sicherheitspolitik hat die Wissenschaftler Prof. Horst-Eberhard Richter und Prof. Andreas Buro zu einer Stellungnahme veranlaßt, in der sie vor einem militärischen Eingreifen in Ex- Jugoslawien warnen. Dies würde den Krieg ausweiten und noch mehr Opfer als bisher fordern. Die Erklärung wurde außerdem von Inge Aicher-Scholl, Heinrich Albertz, Stefan Heym, Margarete Mitscherlich, Friedrich Schorlemmer und Dorothee Sölle unterschrieben. Wir dokumentieren das Papier im Wortlaut.
Im Blickpunkt: Flüchtlingsfrauen Keine Ruhe am Zufluchtsort
Berichte über Vergewaltigungen in Bosnien-Herzegowina erschüttern die Welt. Frauen werden Kriegsbeute, weil Männer ihnen jegliche Individualität absprechen. Das ist nicht nur in Kriegszeiten so. Fast überall auf der Welt gelten diese Gesetze. In Krisen aber werden Frauen deswegen doppelt zu Opfern. Fliehen sie vom Ort ihrer Leiden, können sie im Zufluchtsland nur schwer ihre Verfolgung schildern, weil sie auch hier wegen ihres Geschlechts weiter diskriminiert werden. Die Diakonie-Flüchtlingsberatung in der Zentralen Anlaufstelle (ZASt) Braunschweig hat nach einem Jahr Arbeit mit Asylbewerbern jetzt ihre Erfahrungen vorgelegt. Ein Kapitel beschäftigt sich speziell mit der Situation weiblicher Flüchtlinge. Die Mehrzahl der Frauen, die in der ZASt ankommen, "wurde im Herkunftsland wegen der Bindung zum Ehemann verfolgt, der politisch aktiv war oder sich in anderer Weise staatlichen Anordnungen widersetzt hat", berichtet die Sozialpädagogin Beate Schwingel. "Wenn der Ehemann aus dem Land geflohen ist, werden vielfach die Ehefrauen von den Behörden aufgesucht oder ins Polizeipräsidium gebracht", um sie so zu zwingen, den Aufenthaltsort des Mannes preiszugeben. Schwingel erzählt von einer Albanerin, die auf der Wache bis zur Bewußtlosigkeit gefoltert und vergewaltigt worden sei, obwohl sie hätte gar kein Geständnis ablegen können, weil sie das Versteck des Mannes nicht gekannt habe. Nach ihrer Flucht habe die Frau erfahren, daß sich ihr Verlobter in Deutschland aufhalte. Doch wolle sie aus dem Gefühl heraus, "ihren Verlobten geschändet" zu haben, keinen Kontakt zu ihm aufnehmen.
Solches Verhalten liege in den Normen der Heimatkultur begründet, erläutert Schwingel: "Frauen geben sich selbst die Schuld für die Vergewaltigung", die auch die Trennung vom Lebenspartner oder sogar den eigenen Tod bedeuten könne. Ziel der Verfolgung der Ehefrauen von politisch mißliebigen Männern sei die Demütigung des Mannes.
Schier aussichtslos wird die Lage der Flüchtlingsfrauen, wenn sie vor der Ausländerbehörde ihren Asylantrag begründen sollen. Vor fremden Personen - meist Männern - sollen sie ihre Verfolgungsgeschichte "möglichst schnell, ausführlich und widerspruchsfrei" erzählen. Sie hätten zwar das Recht, von Anhörerinnen und Dolmetscherinnen befragt zu werden, doch würden sie darauf selten hingewiesen. Erschwerend komme hinzu, daß mehrere Flüchtlinge gleichzeitig im Raum befragt würden.
Schwingel berichtet von einem jugoslawischen Ehepaar, das bei den deutschen Behörden zu Protokoll gab, der Ehemann habe zu Hause zum Militärdienst eingezogen werden sollen. Er habe sich deswegen versteckt. Nachts seien Polizisten in die Wohnung eingedrungen und hätten die Frau vergewaltigt. "Die Flüchtlingsfrau begann während der Anhörung zu weinen", berichtet Schwingel. Die Antwort des Entscheiders: "Das ist ja tragisch, was das Ehepaar erlebt hat, aber Vergewaltigung ist ja noch kein Asylgrund."
Völlig vernachlässigt werde die Lage alleinreisender Flüchtlingsfrauen, rügt Schwingel die gängige Praxis: Die Aufnahme schutzsuchender Flüchtlinge sei nur an ordnungspolitischen und verwaltungstechnischen Erfordernissen orientiert, resümierte die Beratungsstelle nach 540 Einzel- und 69 Gruppenberatungen. So sei erst über die Diakonie-Beratung die sexuelle Belästigung der Frauen durch männliche Flüchtlinge ans Licht gekommen. Bereits während der Flucht müßten sie den Schleppern häufig "sexuelle Gegenleistung" geben. In der ZASt angekommen, wo sie sich in der Regel fünf Tage aufhalten, fänden alleinstehende Frauen kaum Ruhe, weil sie von den Männern, die sich selbst in einer psychischen Streßsituation befinden, als Sexualobjekte angesehen würden. Eine rumänische Frau habe berichtet, daß sie in einem Zelt mit elf rumänischen Flüchtlingen schlafen mußte. "Sie hatte vergeblich versucht, sich gegen die Annährungsversuche mit einer Gassprühdose zur Wehr zu setzen." So habe sie sich einem der Männer sexuell ausgeliefert, um vor den anderen zehn sicher zu sein. Inzwischen ist die ZASt Braunschweig der Forderung der Diakonie-Beratung nachgekommen und stellt alleinreisenden Frauen separate Zimmer zur Verfügung. Doch müßten die Frauen diese Räume verlangen, angeboten würden sie nicht.
Darin sieht Schwingel eine Schwierigkeit, die auch in den Beratungen auftauche: Die meisten Frauen - in ihrer Heimat auf den häuslichen Bereich ausgerichtet - seien gewohnt, daß sie von einem Mann in der Öffentlichkeit vertreten werden. Eigene Interessen anzumelden, falle ihnen schwer. KATHARINA SPERBER
Es soll Zeiten gegeben haben, da man bei einem zufälligen Besuch im Exotarium regelmäßig einen Zoologen vor jener gläsernen Wand traf, hinter der die Krokodile so unbeweglich, als kämen sie aus Madame Tussauts Wachsfigurenkabinett, mit halbgeöffnetem Rachen dösten. Sie taten, was sie auch heute mit bewundernswerter Ausdauer tun: nichts.
Und doch trieb es den Zoologen in diese tropische Miniaturwelt mit einer durch Erwartung gestärkten Unermüdlichkeit, wie es ein junges Elternpaar zum Bett des Stammhalters drängt. Auf jenen Laut hoffend, welcher sich bei großzügiger Auslegung als Mama dekodieren ließ. Zwar hoffte unser Zoologe selbstredend nicht auf solche klangliche Manifestation eines irgendwie gearteten verwandtschaftlichen Verhältnisses. Und doch betrieb er mit einer fast rituellen Strenge seine Observation in der andauernden Hoffnung, jenes "dumpfe Brüllen" zu vernehmen, welche die Wissenschaft als Lock- oder Revierruf interpretiert.
Den empirischen Beweis dieses in der Fachliteratur hinlänglich dokumentierten Phänomens zu führen, scheuten die Frankfurter nicht das Mittel der Animation. Wobei sich die Experten das gesammelte Wissen über die aktivitätssteigernde Wirkung von hoher Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit heftigen energetischen Entladungen zunutze machten. So vollzog sich im Reservat der Krokodile alltäglich, seit der Premiere im Jahre 1958, ein von Blitzsimulator und Nebeldüsen inszeniertes Naturschauspiel: Der Donner rollte wie schwere Tropfen von den fleischigen Blättern tropischer Pflanzen; der Regen tanzte Stakkato auf dem Panzer der Echsen. Auch die Nerven der Zuschauer tanzten, welche sich in wachsender Zahl zu diesem Schauspiel mit experimentellem Charakter einfanden.
Und nichts geschah. Während um sie herum alles trommelte, tanzte, blieben die Panzerechsen stumm. Auch das Bemühen um höchstmögliche Klangreinheit, welches die New Yorker Symphoniker 1959 mit einer einmaligen Einspielung unter dem Titel: "Kleines Frankfurter Tropengewitter" unterstützten, blieb erfolglos.
Es begann die Zeit der Ursachenforschung. Störte der Mensch, dieser überflüssige Statist in der tropischen Kulisse? Hatte der künstliche Donner - wie eine andere Arbeitshypothese lautete - versagt? Da man gerade, es war Ende der 80er Jahre, entschlossen war, die Reptilienabteilung zu renovieren, wurde das Gewitter kurzerhand demontiert.
Da meldete sich, immer vernehmlicher, ein ganz anders instrumentierter Donner. Es war der sich sammelnde Protest jener Besucher, welche das Geschehen im Zoo mit revisorhafter Genauigkeit verfolgen. Sie forderten, lautmalerisch unzweideutig, ihr Gewitter zurück.
So tobt, auf vielfachen Wunsch, das Gewitter in Frankfurt. Lokal begrenzt, zweimal am Tag, um 11.30 Uhr und 15.30 Uhr. Jetzt mit echtem Donner. sar
Im Jubiläumsjahr durchlebt der Traditionsverein 1. Hanauer FC 1893 ein Wechselbad der Gefühle Alltagstrott und Höhepunkte stellen am Bahnhof die Weichen DFB stellt Länderspiel in Aussicht / Berufungsverhandlung und erste Pflichtpartie stehen an / Mangelndes Zuschauerinteresse
"Im ersten Halbjahr 1993 besteht aus terminlichen Gründen keine Möglichkeit, mit der Nationalmannschaft nach Hanau zu kommen", teilte Bernd Pfaff vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf Anfrage des Hanauer Vorsitzenden Heinz Arnold mit. "Die Planungen für den Herbst dieses Jahres sind mit dem Bundestrainer noch nicht abgeschlossen. Sollte im Rahmen eines Lehrgangs der Nationalmannschaft in Frankfurt ein Testspiel durchgeführt werden, kommen wir gerne auf ihr Angebot zurück und werden das Herbert-Dröse-Stadion in unsere Überlegungen mit einbeziehen", ergänzte Pfaff. Ferner hat der DFB die Hanauer Bewerbung für "U 21" und Jugend-Länderspiele vorgemerkt. Ein Nachteil: Am Bahnhof Wilhelmsbad gibt es kein Flutlicht, müßten Spiele tagsüber oder in der Sommerzeit abends ausgetragen werden.
Bundesliga-Flair in der Halle, möglicherweise Länderspielatmosphäre im Dröse-Stadion - beim 1. Hanauer FC 1893 wechselt sich Alltägliches und Außergewöhnliches in schöner Regelmäßigkeit ab. Eines der wenig rühmlichen Saison-Highlights war (und ist) das Spiel vom 11. Oktober 1992 beim FC Teutonia Hausen. Nach zwei Bezirks-Rechtsausschuß-Verhandlungen folgt heute eine Verbandsrechtsausschuß-Sitzung. Der im Stadtteil Steinheim wohnende stellvertretende Verbandsrechtswart Dieter Baumecker verhandelt in der Sportschule des Landessportbundes Hessen die Berufung der Hanauer gegen das vom Bezirks- Rechtsausschuß gefällte Urteil gegenJaouid Alami, der erstinstanzlich wegen Tätlichkeit für sechs Monate (26. Oktober 1992 bis 25. April 1993) gesperrt wurde. Alami ist ebenso wie sein damaliger Gegenspieler Nikola Zicdum sowie die Vertreter beider Klubs geladen.
Nach dem abschließenden Test gegen den SV Bernbach (0:3) folgt bereits am Fastnachtsamstag (14.30 Uhr) das Nachholspiel in der Bezirksoberliga Frankfurt- Ost gegen den Nachbarrivalen SG Bruchköbel. Nach den unterschiedlichen Leistungen in der Halle (dem Hanauer Stadtmeistertitel stand eine wenig berauschende Vorstellung beim eigenen Turnier gegenüber) gab es eher biedere Vorstellungen in den Testspielen gegen Sportfreunde Ostheim (3:1), Germania Dörnigheim (3:2) und den Hanauer SC 1960 (2:0). Wohin fährt der Zug am Bahnhof Wilhelmsbad im Jahr des 100. Geburtstages ?
Mit 18:18 Punkten ist der frühere Zweitligist längst nicht über den Berg, zumal der VfB Oberndorf (16:18) als derzeitiger Relegationsrundenteilnehmer nur zwei Zähler weniger aufzuweisen hat. Bruchköbel (24:12 /5.Platz, vier Punkte hinter Tabellenführer TSV Lämmerspiel) gilt daher als besondere Nagelprobe. Bei günstigem Verlauf nach der Winterpause ist Rang sechs für die "93er" möglich, bei schlechtem Start droht weiteres Ungemach. Nach dem Derby gegen die SGB folgt am 28.2. (14.30 Uhr) gegen die Seligenstädter Sportfreunde ein weiteres Heimspiel, bevor die Mannschaft von Trainer Willi Kern (soll auch 93/94 am Regiepult stehen) dreimal hintereinander gegen direkte Mitbewerber aus dem Kreis Gelnhausen (6. März in Bad Orb, 14. 3. gegen Birstein und 20. 3. in Roth) antreten muß. Ende März dürfte mit dem Kreisderby beim Titelanwärter Germania Niederrodenbach (28. 3.) die Weichenstellung am Bahnhof Wilhelmsbad erfolgt sein.
Bisher kamen 1790 Zuschauer zu den Heimspielen, was knapp 200 pro Begegnung ausmacht. Mehr als 300 wurden in keiner Partie im 16 000-Zuschauer-Oval registriert. Roland Trageser (10 Tore), Michael Jablonksi (8) und Fehmi Koc (6) hoben sich als Torschützen leicht ab. Stärkerer Mannschaftsteil ist die Abwehr um Torwart Thomas Wenzel. Nicht jedoch die Zuschauereinnahmen bei den Heimspielen, sondern der Gewinn (oder Verlust?) beim großen Hallenturnier interessiert die Anhänger und die Öffentlichkeit. Bis dato ist jedoch keine Abrechnung erfolgt. "Die Sponsorengelder sind noch nicht alle eingegangen", erklärt Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Scherpeltz diesen Umstand.
HANS-DIETER PUTH
RODGAU. Die Grünen im Rodgau dürfen sich einer Nachwuchsorganisation erfreuen: "Grüner Kaktus Rodgau" nennt sich eine Gruppe von einem guten Dutzend 16- bis 23jähriger Jugendlicher und Heranwachsender, die momentan im Begriff ist, sich näher kennenzulernen und dabei über Umweltprobleme und Politik schlechthin zu diskutieren. Kontaktadressen: Alexandra Gorny, Telefon 45 86, Christian Emge (44 79) oder Knut Werner (2 23 04). ttt
Die unendliche Geschichte über die Büdinger Kreisvertreter in der Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-Ost erfährt offenbar auch in dieser Saison ihre Fortsetzung: Aufsteiger KSG 1921 Ober-Seemen steigt nämlich bei gleichbleibender Entwicklung sofort wieder in die Bezirksliga Büdingen ab. Nach der Hälfte der 34 Punktspiele hat der Gederner Stadtteilverein gerade einmal 10:24 Punkte auf seinem Konto, belegt damit Absteigerrang 16. Unter Trainer Günter Heil ließ die KSG nur die Spvgg. Weiskirchen (10:28) sowie Mitaufsteiger TSV Höchst (3:33) hinter sich. Jetzt verließ Günter Heil, ein anerkannter, erfahrener und erfolgreicher Trainer (vor drei Jahren noch Landesliga-Meister mit der SG Bad Soden/Ahl) und Pädagoge den Bezirksoberligisten, der - wie gemeldet - Waldemar Möller in der Winterpause als Nachfolger verpflichtete. Möller betritt mit dieser Klasse absolutes Neuland, war zuvor beim SV Blau-Weiß Schotten (mit weniger Erfolg) tätig, hat sich aber bei der SG Steinberg/Glashütten einen Namen gemacht. "Wir mußten nach Heils Weggang schnell handeln, da fiel uns Möller, ein Trainer der härteren Sorte, ein", erläutert KSG-Manager Otmar Kipper diese Verpflichtung. Die Leistungen unter Heil entsprachen nicht den Erwartungen des Vorstands und der Fans. "Manche haben Heils Gutmütigkeit ausgenutzt", setzt Kipper auf den neuen Trainer, der den Spielern auch einmal "in den Hintern tritt". "Wer darüber mosert, daß er auf der Bank sitzt, kann gleich gehen", sieht der Spielausschuß-Vorsitzende in einer härteren Gangart die einzige Chance zum sportlichen Überleben.
Die intensiven Gespräche mit den Spielern lassen ebenso wie der neue Coach die Hoffnung auf eine Wendemarke aufkommen. "Alle Theorie ist grau", falls bereits das Nachholspiel am Freitag abend (19.30 Uhr) beim weit abgeschlagenen Schlußlicht TSV 07 Höchst verloren wird. Zumal anschließend der Gang zum Titelanwärter Germania Bieber (28.2.) sowie am 7.März das "Schicksalspiel" gegen den VfB Oberndorf (mit 16:18 Punkten auf dem Relegationsrang 14 plaziert) folgen wird. "Falls der Funke auf die Zuschauer wieder überspringt, ist noch vieles möglich", setzt Kipper auf die Mannschaft sowie vor allem auf die Fans, die oftmals jedoch zu viel erwarten und immer mit den gleichen Sprüchen Kritik üben. 1988 spielte Ober-Seemen noch in der C-Klasse. Der Verein aus dem 1700 Einwohner zählenden Gederner Stadtteil hat eine erstaunliche Entwicklung hinter sich gebracht, spielt erstmals in seiner über 70jährigen Vereinsgeschichte außerhalb des Kreisgebiets (als einziger Büdinger Kreis-Vertreter) und lockte in den acht Heimspielen immerhin 3000 Fans (375 pro Begegnung) auf den Sportplatz "Am alten Hof". Eine Anlage (mit holprigem Grasplatz), die dieser Klasse kaum gerecht wird. "In Gedern wird für die Ortsteile nichts getan, wir müssen auf dem Sportplatz alles selbst machen, das Spielfeld ist im schlechten Zustand", prangert Otmar Kipper die Verhältnisse in Ober-Seemen an. "Das ist auch ein Grund des Scheiterns fast aller Büdinger Kreisvereine in dieser Klasse", verweist er auf die fehlende Unterstützung seitens der Kommunen, die sich auch negativ auf die Jugendarbeit auswirkt. Die schlechten Trainingsmöglichkeiten im Winter bedeuten einen weiteren Nachteil gegenüber den Konkurrenten aus den Kreisen Hanau und Offenbach, die wesentlich bessere Rahmenbedingungen vorzuweisen haben. Lediglich den Klubs aus dem Kreis Gelnhausen geht es im Regelfall nicht besser als Ober-Seemen.
Neben Waldemar Möller wurde Mesut Geyikipek (OFC Kickers II) sowie Simon Mesina (SV Bernbach) in der Winterpause verpflichtet. Allerdings ist Mesinas Einsatz durch die hohen Bernbacher Ablöseforderungen gefährdet, hiernach müßte dieser Spieler bis 1.November auf seine Spielberechtigung warten. Der Aufsteiger war zu blauäugig in diese Klasse gegangen, von den Neuzugängen stellte allenfalls Cüneyt Kuvvet (fünf Tore) eine spielerische Verstärkung dar, aber der Ex-Offenbacher wurde längst suspendiert. Volkhard Brill (VfR Hainchen) und Edvin Zaroukian (Blau-Weiß Schotten) haben sich einen Stammplatz erkämpft, Daniel Eller (SV Merkenfritz) wurde durch eine Krankheit zurückgeworfen, den Spielern aus der eigenen Jugend fehlte der letzte Biß. Möller hofft, die Spieler wieder unter einen Hut zu bringen und den Spaß am Spiel fördern zu können. Er setzt auf die Galionsfigur Markus Kipper (12 Tore), den allerdings Achillessehnenprobleme plagen. Auch Kapitän Ralf Gerhardt sowie Routinier Harald Rettweiler (sechs Treffer) sollen als leuchtende Vorbilder mit zur Trendwende beitragen. Die KSG 1921 Ober- Seemen will letztendlich den Beweis antreten, daß trotz aller Standortnachteile auch der Fußballkreis Büdingen über adäquate Bezirksoberliga-Kicker verfügt. HANS-DIETER PUTH
Die sonnigen, milden Vorfrühlingstage jetzt erklären einleuchtend, daß sich hier zwischen Zypressen, Eichen, Oleandern und Palmen schon zu k.u.k.-Zeiten ein mondäner Erholungsort entwickelt und bessere Gesellschaft - etwa Kaiser Franz Joseph, Gustav Mahler oder Anton Tschechow - zum angenehmen Überwintern angezogen hat. Aber viele, die in Opatija derzeit überwintern und die Adriapromenade genießen könnten, haben kaum Sinn für alte Pracht und neuere Hotel-Betonkästen. Sie wollen nichts Von Roman Arens (Opatija) wie weg, und das sollen sie auch von Amts wegen. Nur, nach Hause können sie nicht, jedenfalls auf absehbare Zeit.
Seit dem 23. November 1991 wohnt die vierzigjährige Vesna Pankas im Hotel "Istra" und teilt sich ihr Zimmer mit Sohn Goran (15) und Tochter Andrea (13), die beide nun in Opatija zur Schule gehen. Fünf Tage vor ihrer Ankunft in der Kvarner-Bucht haben sie zuletzt etwas vom Ehemann bzw. Vater gehört. Es war der Tag, als ihre Heimatstadt Vukovar nach dreimonatiger Belagerung weitgehend zerstört in serbische Hände fiel und sie gehen mußten. Vesna Pankas bemüht sich, Haltung, Tapferkeit und Hoffnung zu bewahren. Aber die Schicht von solchen Überlebenstechniken scheint nach fünfzehn Monaten von Not, Sorge und Angst kräftig unterminiert zu sein.
"Ja, natürlich" werde man nach Vukovar, das an der Donau im serbisch besetzten Teil Ostslawoniens liegt, zurückkehren können. Wenig später sagt die Frau: "Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, ich hoffe." Voller Hoffnung spricht sie von ihrem Mann, dem Soldaten; aber am Ende bricht diese Haltung ein: "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll." Vesna Pankas, studierte Tourismus-Expertin, hat im Hotel gegenüber einen Aushilfsjob für ein paar Stunden gefunden. Eine feste Vollzeitarbeit würde sie nicht finden, würde ihr auch den Flüchtlingsstatus nehmen.
Im Hotel "Istra" leben fast gleichbleibend die ganze Zeit 237 Flüchtlinge, darunter 56 überwiegend schulpflichtige Kinder, die allermeisten aus Vukovar und Ilok, der östlichsten Stadt Kroatiens, jetzt auch besetzt. Zu den wenigen, die wegkonnten, gehört eine in ihrem Leben zwei Mal vertriebene Donauschwäbin. "Frau Elisabeth Graff?", erinnert sich Portier Eduard sofort, "die ist zu Verwandten nach Deutschland gezogen." Also hat sie doch nachgegeben. "Alle rufen mich: Elsa, komm nach Deutschland", hatte die alte Dame im vergangenen Jahr erzählt, "aber es ist zu spät. Nach Vukovar kann ich auch nicht mehr. Wir sind verloren."
Auch im "Grand Hotel Belvedere" waren im vergangenen Jahr ständig 247 Flüchtlinge, davon viele Bauern aus Ilok, die wie gewohnt morgens um 5 Uhr aufstanden und sich dann in die Hotel-Halle setzten. Dort warteten sie und warteten sie im Halbdunkel auch während der schönsten Sommertage. Hotelmanagerin Gracijela Ladavac erinnert sich: "Ich habe ihnen immer wieder gesagt: Geht doch mal ein bißchen an die Luft. Aber sie wollten nicht, sie wollten nur nach Hause." Für viele der Bauern war es die erste Reise, der erste Hotelaufenthalt.
Sie fragten immer nervöser, wann denn wohl die Regierungs- und UN-Zusagen verwirklicht würden, daß sie bald wieder auf ihre Höfe und Felder zurückkönnten. Das können sie immer noch nicht. Aber viele von ihnen sind schon verlegt worden in neue heimatnähere Flüchtlingseinrichtungen. Es waren weniger humanitäre als ökonomische und politische Gründe, die die Verlegung der Flüchtlinge ins Landesinnere nahelegten.
Die touristischen Gebiete Kroatiens, also vor allem die Küsten Istriens, der Kvarner-Bucht und Dalmatiens sowie die vielen Inseln, sollten von Flüchtlingen freigemacht werden, um den wirtschaftlichen Neubeginn des Landes zu ermöglichen. Tourismus, nach hierzulande ständigen, einmütigen Bekundungen anscheinend unmöglich in geographischer Nähe zu Flüchtlingselend, ist nun mal die Einnahmequelle Nr. 1.
Schon im vergangenen Jahr gab es ein Regierungsprogramm für die Rückkehr der Flüchtlinge, woraus aber nicht viel geworden ist. Es lag nicht nur an den UN-Blauhelmen, die die Zusagen des Vance-Plans für Kroatien nicht erfüllen konnten, sondern auch an dem im April ausgebrochenen Krieg in Bosnien-Herzegowina und der dortigen sog. "ethnischen Säuberung". In die besetzten Gebiete konnte man nicht zurück, und in weiten Teilen des Landesinneren wurde die Infrastruktur durch die Flüchtlinge aus dem nahen "Ausland", Bosnien eben, überstrapaziert. Ende Januar gab es offiziell registriert, also ohne eine einschätzbare Dunkelziffer, 284 587 Flüchtlinge aus dem geschundenen Nachbarland und 245 343 Kroaten, die nicht an ihren angestammten Plätzen leben konnten.
(In diesen Zahlen sind die Kroaten, Moslems und Serben, die in andere Länder gelangt sind, nicht enthalten. Zum Beispiel: 220 000 nach Deutschland, 70 450 in die Schweiz, 67 465 nach Schweden, 57 500 nach Österreich, 50 000 nach Ungarn. In dieser Tabelle des UN-Flüchtlingskommissars von November '92 bildet Griechenland das Schlußlicht: sieben.)
Rein zahlenmäßig wird für Kroatien eine leichte Entspannung erkennbar. Aber das hilft noch nicht viel mehr, als wenn ein Ertrinkender in etwas wärmeres Wasser treibt. 86 Millionen Dollar hat das Land selber neben der umfänglichen internationalen Hilfe im vergangenen November für Flüchtlinge ausgeben müssen. "Zwanzig Prozent des ganzen Staatsbudgets" sei dies, erklärt Josip Esterajher vom Flüchtlingsbüro der Regierung in Zagreb.
Er hat drei Ideen, was mit den armen Bosniern im Lande geschehen könne: aufteilen auf andere und mehr europäische Länder, den Krieg in BiH (Bosnien- Herzegowina) stoppen - und zwar mit einer militärischen Intervention, was auch billiger sei, als ständig Flüchtlinge zu ernähren, und Unterkünfte in kriegsfreien Gebieten Bosniens zu schaffen. Von Journalisten habe er, Esterajher, gehört, daß in der Gegend des bosnischen Zenica Lager für bis zu 200 000 Flüchtlinge möglich seien.
Wunschträume, die auch zeigen, daß Kroatien mit seiner Geduld, Kräften und Fähigkeiten an ein Ende gekommen ist. Das weitverbreitete Verhalten gegenüber Bosniern, vor allem wenn sie aus unterentwickelten, durchaus nahen, aber fremden bäuerlich-moslemischen Regionen kommen, ist eine Art "neue Ausländerfeindlichkeit". Die alten Witze über sie, vergleichbar den Ostfriesenwitzen bei uns, haben etwas Giftiges und Gemeines bekommen. Viele Kroaten verarmen rapide, werden dabei hart und bitter.
45 neue Objekte stehen jetzt oder in Kürze für die Aufnahme von Flüchtlingen bereit. Dorthin sollten die, die "aus den schlimmsten Bedingungen wie aus Zelten und die aus den schönen Hotels an der Küste" kommen, verlegt werden, erklärt der Flüchtlingsbüro-Mitarbeiter. Hinter dieser Erklärung verbergen sich Konflikte mit Hilfsorganisationen, die ihre Projekte ungeachtet der jeweiligen Nationalität nach Bedürftigkeit belegen wollen. Und da wären manchmal erst Bosnier an der Reihe und eben nicht Kroaten, die etwa in Istrien schon mal ein festes Dach über dem Kopf haben.
Auf dieser schönen Halbinsel, von der der Krieg geographisch und mental so weit entfernt ist wie aggressiver Nationalismus, soll nach Vorstellungen der Regierung zu Beginn der Saison kein Hotel mehr mit Flüchtlingen belegt sein. Daß die Istrier aber mit Mißtrauen nach Zagreb schauen, haben die Oberhauswahlen vor einer Woche gezeigt, als die Autonomisten, inklusive der italienischen Minderheit, einen hohen Sieg über die HDZ von Präsident Franjo Tudjman erzielt und damit Zorn und Wut des Herrschers provoziert haben.
"Wir wissen, daß nicht alle Flüchtlinge wegkönnen", sagt Ranko Stefan, sozialdemokratischer Präsident des Exekutivrates von Opatija. Gegenüber dem Vorjahr ist er schon viel milder und optimistischer gestimmt. Während Ende 1991 in Stadt und Umland zwölftausend Flüchtlinge waren, waren es im Sommer 1992 fünf- und sind es jetzt dreitausend.
Die meisten von ihnen sind in kleineren Hotels, Privat oder früheren Ferienheimen von Jugo-Firmen untergebracht. Nur vier von den großen Hotels haben derzeit schon geöffnet, sind aber trotz unvorstellbar niedriger DM-Preise nur schlecht belegt. Das "Belvedere", das zu Ostern wieder öffnen will, wartet ratlos auf die noch ausbleibenden Buchungen auch langjähriger Stammgäste.
Rathaus-Chef Stefan verweist auf die Übernachtungszahlen; 1989: 2,35 Millionen, 1990: 1,8 Millionen und weniger als ein Drittel davon im vergangenen Jahr. Da hat man noch relativ viel Glück gehabt, was wohl an der Nähe zu Italien und Österreich lag, so daß kurzfristige Entscheidungen für einen Trip nach Opatija möglich waren. Die Deutschen blieben weitgehend aus; aus Angst vor dem Krieg und in Unkenntnis der realen, sicheren Situation, so hört man es immer wieder. Das Wissen um die weitverbreitete Unkenntnis läßt auch für 1993 die Erwartungen nicht hochschießen. Die stolze Stadt ist bescheiden und gelassen geworden. Ranko Stefan: "Wir haben überlebt. Aber wir wissen noch nicht, wie."
Hier sei immer schon Europa gewesen, viele Nationen zusammen, ein "blöder Nationalismus" habe sich gar nicht entwickeln können, sagt Hoteldirektor Goran Poscic. Vielleicht liegt es an dem weltoffenen Klima der Stadt, daß es keine ernsthaften Spannungen mit den Flüchtlingen gab und gibt, wie jedenfalls jedermann versichert. Auf der anderen Seite auch keine Klagen von den ungeduldigen Flüchtlingen, die ihre Zimmer gerne wieder für Sommer- und Wintergäste räumen würden.
Noch mehr als den wirtschaftlichen Druck spürt die kroatische Regierung nun den politischen Druck durch die Flüchtlinge. Konnten im vergangenen Herbst noch ein paar tausend Menschen, die einfach in die besetzten Gebiete der Baranya zurückmarschieren wollten, im letzten Moment zurückgehalten und damit sicher zu erwartende Gewaltreaktionen mit etlichen Opfern vermieden werden, so ist Zurückhaltung jetzt immer schwieriger geworden.
Wenn in Kürze über die Verlängerung des Mandats für die UN-Blauhelme verhandelt wird, hat die Regierung, so Vizeaußenminister Ivo Sanader zur FR, die Befreiung der Baranya und der anderen besetzten Gebiete innerhalb eines halben Jahres im Sinn. Damit hat sie den Flüchtlingen eine Perspektive gegeben. Was aber ist, wenn deren Rückkehr beispielsweise nach Vukovar oder Ilok, wo längst viele Serben neu angesiedelt sind, auf dem Verhandlungswege nicht erreicht werden kann oder wie beim Vance-Plan ein papierenes Versprechen bleibt?
Es ist schwer vorstellbar, daß Kroatien dann ruhig bliebe. Es würde "wahrscheinlich die zweite Lösung, um unser Recht zu erreichen" (Josip Esterajher), die militärische Lösung gesucht. Bei der Rückeroberung der Maslenica-Enge fand dies breite Zustimmung in der Bevölkerung.
Folgte man den Kraftsprüchen, die die Befehlshaber der erstarkten Armee verbreiten, wäre es kein weiter Schritt zur erneuten Ausweitung des Krieges in Kroatien. Doch jetzt haben die Politiker das Wort. Und die müßten Risiken und Opfer abschätzen können.
Nur ein geringes davon wäre, daß sich an den Stränden von Opatija und anderswo auf absehbare Zeit nur wenige Touristen erholen und die Geldbeutel des Landes weiter leer bleiben würden.
Auf allen Feldern der Gesellschaft mangelt es an Maßstäben und Orientierungen, auch in der Politik fehlt der Sinn für Gemeinwohl und Verantwortung. Aber das Gleichgewicht einer Gesellschaft, erklärt Gerhard Himmelmann, ist immer ein soziales, was jedoch zunehmend abhanden komme. An diesem Punkt sei die Wissenschaft gefordert. Bei der internationalen Tagung "Arbeitsorientierte Wissenschaft und Forschung in den 90er Jahren in Europa" Ende 1992 in Osnabrück wurde dieses Thema diskutiert. Wir dokumentieren das Referat Gerhard Himmelmanns, Professor für Politische Wissenschaft an der TU Braunschweig, leicht gekürzt.
Wander- und Volkssportfreunde 1975 Frankfurt: Der Verein nimmt ab sofort Anmeldungen für die "13. Internationalen Volkswandertage" (20./21.März in Bergen-Enkheim) entgegen. Kontakt: Wolf- Jürgen Beyer (Tel. 0 61 96 / 2 11 42) und Günter Brömer (Tel. 34 56 20). fd/07
Country-Freunde Frankfurt: Der Verein lädt ein zum "Dämmerschoppen für Gleichgesinnte" am Donnerstag, 18. Februar (ab 20 Uhr), im Gasthaus "Zu den drei Raben" in Niederursel. Monatstreffen ist am kommenden Sonntag, 7. März (14 Uhr), mit Live-Musik von "Joe Steier & Rainer Nolte" im Vereinshaus des Post-Sportverein "Blaugelb" am Ginnheimer Wäldchen. fd/07
Feuerwehr-Museumsverein Rhein- Main: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am Freitag, 19. Februar, 19 Uhr, im Feuerwehr-Gerätehaus Berkersheim, An der Roseneller. fd/07
1. Frankfurter Reitercorps "Dreizehner Husaren": Mitglieder und Freunde treffen sich zum "Babbelabend" am Freitag, 19. Februar, 20 Uhr, bei Anita Kaiser im Café Bistro, Alt-Rödelheim 3. fd/07
Karnevalverein "Der Frankfurter 02": Die Mitglieder der Bürgerwehr "Weißbüsch" beteiligen sich am Samstag, 20. Februar (11.11 Uhr), an der Erstürmung der Sachsenhäuser Warte. fd/07
Der Kneippverein Frankfurt wandert am Samstag, 20. Februar, von der Hohemark nach Falkenstein. Die Teilnehmer treffen sich um 14 Uhr am Ausgangspunkt (Abfahrt mit der U 3 ab Hauptwache um 13.08 Uhr). fd/07
Schwimm-Sport-Club "Sparta" Frankfurt: Der Verein lädt ein zum Kappenabend für "Sparta"-Mitglieder und Freunde am Samstag, 20. Februar, 20.11 Uhr, im Klubhaus, Franziusstraße 35. fd/07
Turnverein 1895 Eschersheim: Der Verein bietet interessierten Jungen und Mädchen die Möglichkeit zum Prellballspielen. Trainiert wird jeden Mittwoch (ab 18 Uhr) in der Turnhalle der Johann- Hinrich-Wichern-Schule am Victor-Gollancz-Weg 4. nd/07
Verein für Polizei- und Schutzhunde Preungesheim: Die nächsten Übungstage sind am Samstag, 20. Februar (ab 16.30 Uhr), am Sonntag, 21. (ab 10 Uhr), und am Dienstag, 23. Februar (ab 17.30 Uhr), auf dem Übungsgelände in der Oberwiesenstraße ohne Nummer (Tel. 5 48 76 95). Gäste sind eingeladen. Auskunft geben Vorsitzender Hans Günther (Tel. 5 48 67 46) oder Walter Fleischer (Tel. 47 99 62). nd/07
Karnevalverein "Die Bodentrampler" Nieder-Erlenbach: Der Verein bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zum Mittanzen in den Garden oder in der Jazztanzgruppe. Auskunft gibt Uli Wolf (Tel. 45 09/4 75 39). Jazztanzgymnastik und Büttenrednerschulung für Nachwuchskräfte gibt es auch. Auskunft geben Christine Burkardt (Tel. 45 09/4 28 17) oder Norbert Emde (Tel. 45 09/4 81 95). nd/07
Kleingärtnerverein Ornberg: Für 25jährige Vereinstreue verlieh der Landesverband Hessen der Kleingärtner den Gartenfreunden Hans Hermann Müller und Rudolf Rücknagel die silberne Verbandsehrennadel. Vorgenommen wird die Ehrung im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Vereins am 6. März. nd/07
Turnerschaft 1860 Heddernheim: Der Verein bietet Wirbelsäulengymnastik ab sofort jeden Freitag (10 Uhr) in der Turnhalle. Nähere Auskunft gibt Vorsitzender Frank Broschat (Tel. 57 35 70). nd/07
Gesangverein "Frohsinn 1840" Heddernheim: Der gemischte Chor probt unter Leitung des neuen Dirigenten Karl Schultz von Larszky heute, Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr, im Saal der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul an der Heddernheimer Landstraße 47. nd/07
Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Der Verein lädt ein zum Fastnachtsball am Samstag, 20. Februar, 20.11 Uhr, in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12 (Motto "Die 50er Jahre"). Es spielt das "Ray Swan Company Quartett". Die Jazztanzgruppe stellt ihren neuen Tanz vor (Eintritt 15 Mark). Der Kindermaskenball ist am Rosenmontag, 22. Februar, 14.11 Uhr (Eintritt drei Mark). nd/07
Karnevalverein "Die Bodentrampler" Nieder-Erlenbach: Die Aktiven des Vereins beteiligen sich am Samstag, 20. Februar (16.11 Uhr), in Bad Vilbel an der dortigen Rathauserstürmung. nd/07
Turnerschaft 1860 Heddernheim: Die Spielleute laden ein zum Kindermaskenball am Samstag, 20. Februar, 14.11 Uhr, in die Turnhalle, Habelstraße 11. nd/07
Turnverein 1895 Eschersheim: Seniorennachmittag am Samstag, 20. Februar, 15.11 Uhr, in der TVE-Turnhalle, Maybachstraße. Weitere Auskunft gibt Romi Handrow (Tel. 52 12 14 und 51 61 93). nd/07
KGV Nordweststadt: Der Kultur- und Geselligkeitsverein lädt ein zum Kostümfest "Italienische Nacht" am Samstag, 20. Februar, 20.01 Uhr, in den Gemeindesaal St. Matthias, Thomas-Mann-Straße 6. Am gleichen Ort ist am Dienstag, 23. Februar, nach dem Heddernheimer Fastnachtszug der närrische Kehraus. nd/07
Karneval- und Theaterclub "Die Krätscher": Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich nach dem Frankfurter Fastnachtszug am Sonntag, 21. Februar (ab 18.11 Uhr), und am Dienstag, 23. Februar (ab 19.11 Uhr), in der Gaststätte "Stadt Frankfurt" an der Homburger Landstraße 381 (Höhe Kaserne). nd/07
Karnevalverein "Fidele Eckenheimer": Der Karnevalverein feiert gemeinsam mit den Titus Thermen am Montag, 22. Februar, 15.11 Uhr, einen Kindermaskenball im Bürgerhaus Nordweststadt am Walter-Möller-Platz 2. nd/07
Jugendchor Eschersheim: Zur Teilnahme am Heddernheimer Fastnachtszug treffen sich die Chormitglieder am Dienstag, 23. Februar, 14 Uhr, an der U-Bahn- Station "Römerstadt". Nach dem Zug ist Fastnachtsparty (ab 17.11 Uhr) im Chorlokal "Ebo Mayer", Hessestraße 23. nd/07
Karnevalverein "Heddemer Käwwern" 1882: Zum traditionellen Heringsessen treffen sich die Mitglieder des Vereins am Mittwoch, 24. Februar, 18 Uhr, im kleinen Saal der Turnhalle, Habelstraße 11. Fastnachtsbeerdigung ist um 20.31 Uhr an der Nidda. nd/07
CDU-Stadtbezirksverband Harheim: Politischer Aschermittwoch ist am Mittwoch, 24. Februar, 20 Uhr, im Bürgerhaus Harheim, In den Schafgärten 21. nd/07
Die Hasen des Königs, Märchen für Kinder ab fünf Jahren, liest Arnica Esterl am kommenden Samstag, 23. Februar, um 16 Uhr, im Seminarraum Holderhof der Freien Bildungsstätte "der hof" in Niederursel, Alt-Niederursel 51. Der Eintritt kostet fünf Mark. ov/07
Fastnacht für Kinder (ab neun Jahren) feiert die Freie Bildungsstätte "der hof", am kommenden Dienstag, 23. Februar, von 15 bis 17 Uhr, im Holdersaal, Alt-Niederursel 51 (Eintritt fünf Mark). ov/07
Kasperle kommt mit Schabernack heißt eine Veranstaltung für Kinder von fünf bis neun Jahren, zu der "der hof" am Dienstag, 23. Februar, von 15.30 bis 16 Uhr, im neuen Kindergarten, Alt-Niederursel 51, einlädt. ov/07
Zur goldenen Konfirmation lädt die evangelische Emmausgemeinde Eschersheim am Sonntag, 6. Juni, in ihre Kirche, Alt-Eschersheim, ein. Auskunft und Anmeldung unter Tel. 52 56 05 ov/07
Fastnacht in der Kirche: Die Eschersheimer evangelische Emmausgemeinde (Alt-Eschersheim) lädt am Sonntag, 21. Februar, 10 Uhr, zu einem Familiengottesdienst ein, zu dem die Kinder kostümiert kommen können. Spielzeugwaffen sollen aber zu Hause bleiben. ov/07
Die evangelische Nazarethgemeinde in Eckenheim (Eckenheimer Landstraße 332) feiert am Sonntag, 21. Februar, ab 9.30 Uhr, einen Familiengottesdienst, zu dem die Kinder in Kostümen (ohne Spielzeugwaffen) kommen können. ov/07
Im Jugendhaus Dornbusch, Eschersheimer Landstraße 248 (Hinter dem Bürgerhaus), sorgt "Klaus Klamauk" am Samstag, 20. Februar, ab 14 Uhr, für einen "tollen Tag mit Spiel, Spaß und Hokuspokus". Alle Kinder und Eltern sind dazu eingeladen. uv/07
Karnevalabteilung "Seckbacher Mekkerer": Für Verdienste und langjährige aktive Tätigkeit im Verein wurden Dieter Seibert und Walter Hippmann mit dem "Goldenen Vlies" ausgezeichnet. od/07
Karnevalgesellschaft "Bernemer Käwwern": Für Verdienste und langjährige aktive Tätigkeit im Verein wurden Heinz- Georg Funk und Claudia May vom "Großen Rat" der Frankfurter Karnevalvereine mit dem "Goldenen Frankfurter Adler" ausgezeichnet. Vorgenommen haben die Ehrung OB Andreas von Schoeler und Ratspräsident Konrad Trapp. od/07
Turnverein 1875 Seckbach: Der Vereinsvorstand gratulierte den Mitgliederinnen der Jazzgymnastik-Abteilung Birgit Döring, Beate König und Renate Sämann zur bestandenen Kampfrichterinnenprüfung (Gau-, Landes- und Bundesebene). od/07
Trachtenverein "Almrausch" Frankfurt: Der Vorstand des Vereins gratulierte dem langjährigen Mitglied Margot Richinger zum 60. Geburtstag. od/07
Rheinländer-Vereinigung Frankfurt: Der Vorstand des Vereins gratulierte dem langjährigen Mitglied Walter Scherf zum 65. Geburtstag. od/07
Karnevalverein Enkheim: Für Verdienste und langjährige Mitarbeit wurden die frühere Trainerin Bärbel Schwarz und Organisator Walter Pfister mit der silbernen Vereinsehrennadel geehrt. od/07
Kleingärtnerverein Ornberg: Für 25jährige Vereinstreue verlieh der Landesverband Hessen der Kleingärtner dem Mitglied Elisabeth Baumann die silberne Verbandsehrennadel. wd/07
Kleingärtnerverein Westend: Zur jährlichen Anlagenversammlung treffen sich die Mitglieder der Kleingartenanlage 3 am Sonntag, 21. Februar, 15 Uhr, im Vereinshaus, Oeserstraße. wd/07
LINSENGERICHT. Sind die Bürger zu dumm zum Wählen? Der Linsengerichter CDU-Vorsitzende Uwe Häuser wartet jedenfalls mit einer Mitteilung auf, die auf eine gehörige Portion Unwissenheit beim Wahlvolk schließen läßt. Nach seinen Erfahrungen, so der Christdemokrat, könnten viele Wähler nicht zwischen den beiden Wahlen in diesem Jahr unterscheiden: der Wahl am 7. März zu Kreistag, Gemeindevertretung und Ortsbeiräten sowie der Wahl des Linsengerichter Bürgermeisters am 9. Mai.
Häuser äußert dazu die Ansicht, daß sich die großen demokratischen Parteien zu wenig Mühe geben würden, der Bevölkerung die Notwendigkeit und Wichtigkeit des zweiten Urnengangs deutlich zu machen. Der SPD kreidet Häuser an, ein Verwirrspiel zu treiben, das die Unterscheidung beider Wahlen zusätzlich erschwere. So hätten es die Sozialdemokraten fertiggebracht, den Bürgern zu sagen: "Wenn ihr bei der Kommunalwahl am 7. März SPD wählt, ist euch bei der Bürgermeisterwahl am 9. Mai Theo Ratzka sicher. Wenn ihr aber am 7. März nicht SPD wählt, dann bekommt ihr bei der Bürgermeisterwahl am 9. Mai einen Gegenkandidaten."
Eine solche Logik sei niemandem verständlich zu machen, meint Häuser und hält entgegen, wie es seine Partei mit der Bürgermeisterfrage hält: "Die CDU hat klipp und klar gesagt, daß ihr Kandidat für die Bürgermeisterwahl am 9. Mai Theo Ratzka heißt." Nach der neuen Rechtslage werde aber die spätere Bürgermeisterwahl durch den Ausgang der Wahl am 7. März "in keiner Weise vorweggenommen". lex
MAIN-TAUNUS-KREIS. Mit einer Unterschriftenaktion will die Lebenshilfe Main-Taunus mit Sitz in Hochheim auf den drohenden Betreuungsnotstand aufmerksam machen. Laut einer Umfrage der Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte hätten rund drei Viertel der Einrichtungen ähnliche Personalprobleme wie die Krankenhäuser und der gesamte Pflegebereich, heißt es in einer Pressemitteilung. Nicht einmal in Notfällen könnten genug Plätze angeboten werden, da qualifizierte Mitarbeiter zu Industrie und Handwerk abwanderten, wo besser bezahlt werde.
Die Lebenshilfe fordert Gesetzgeber und Kostenträger auf, Geld für genügend Plätze bereitzustellen und "dem allgemeinen Niveau entsprechende Gehälter zu zahlen".
Informationen und Unterschriftenlisten gibt es bei der Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte, Raiffeisenstraße 18, in 3550 Marburg, Telefon 0 64 21 / 491-0. ege
Der Gesetzentwurf zu dem Hessischen Gleichberechtigungsgesetz, der jetzt vom Ministerium für Frauen, Arbeit und Sozialordnung vorgelegt wurde, findet die Unterstützung der Frauen in der ÖTV. Der Entwurf sieht unter anderem die Erarbeitung von verbindlichen und kontrollierbaren Quoten zur Erhöhung des Frauenanteils in bestimmten Berufen und Funktionen vor. Die Frauenbeauftragten sollen nach dem neuen Gesetzesentwurf zukünftig mehr räumliche, personelle und finanzielle Mittel erhalten.
Die ÖTV-Frauen bringen in einer Erklärung jedoch gleichzeitig ihren "Unmut über die schleppende Behandlung des seit einem Jahr angekündigten" und "längst überfälligen" Gesetzes zum Ausdruck. Auch seien einige Ergänzungen notwendig. So müßten bereits bestehende Frauenfördermaßnahmen durch Öffnungsklauseln vom Gesetz abgesichert werden. Die ÖTV-Frauen verlangen auch eine konkretere Regelung bei Teilzeitbeschäftigung, die nicht nur Beschäftigten während der Erziehungszeit gewährt werden sollte.
Die betroffenen Frauen sollten an der Erstellung der Frauenförderpläne beteiligt werden. Das neue Gesetz müsse "auf jeden Fall auch für die Gemeinden Geltung finden". reu
Die "Erben-Gemeinschaft" der CDU hält zusammen Kritik im Parlament mit Gegenvorwürfen gekontert / SPD und Grüne sprechen von einem "schwerem Schaden" Von Eva Schultheis KRONBERG. Die Fraktionen von SPD, UBG, Grünen und FDP haben in der Stadtverordnetensitzung in der vergangenen Woche erneut schwere Vorwürfe gegen Heinz-Rüdiger Erben (CDU) erhoben. Wie berichtet, hatte der Christdemokrat im Dezember über den Verkauf des Grundstücks "Zur Post" mit abgestimmt, obwohl er befangen war. Trotz wiederholter Aufforderungen zurückzutreten, beließ es Erben bei einer persönlichen Erklärung. SPD und Grüne sprachen von einem "schweren Schaden" für das Ansehen des Parlaments. Der Architekt Erben hatte damals an der Abstimmung teilgenommen, obwohl er vom zweithöchsten Bieter um das Grundstück die Zusage hatte, im Falle eines Zuschlags von ihm den Bauauftrag zu bekommen. Aufgrund eines Zufalls- Patts an diesem Abend hatte die CDU den Verkauf des Grundstücks an den höchsten Bewerber verhindert. Da die Entscheidung vom Dezember wegen der Teilnahme Erbens unrechtmäßig war, wurde am Donnerstag erneut über den Verkauf abgestimmt - diesmal ging er mit den Stimmen der Mehrheit aus SPD, UBG und Grünen durch.
Erben, der auch Vorsitzender des Planungsausschusses ist, beteiligte sich nicht an der Diskussion, sondern gab nur zu Beginn der Sitzung eine persönliche Erklärung ab. Da in der Verkaufsvorlage nur von einem Bewerber die Rede gewesen sei, habe er einen Interessenkonflikt "zu diesem Zeitpunkt nicht mehr erkannt". Die anderen Fraktionen konnten diese Erklärung nicht akzeptieren. "Dies ist der Kardinalfall einer Befangenheit, und ich vermisse Einsicht und tätige Reue", wetterte Gerhard Beier (SPD). Die "Legende von der Vergeßlichkeit" nehme er ihm nicht ab - zudem der Bewerber, mit dem Erben in Kontakt stand, sein Angebot später noch einmal nachgebessert habe, und zwar just in einem Punkt, der später von Erben am Konzept des ersten Bieters kritisiert wurde.
SPD-Fraktionschef Peter Stuckenschmidt und Hermann Pons (Grüne) erinnerten daran, daß man sich im Dezember, als Erben das Konzept des höchsten Bieters so vehement ablehnte, leicht hätte auf den zweithöchsten einigen können. "Überlegen Sie sich selbst, was das bedeutet hätte", sagte Stuckenschmidt. Er betonte, daß er Erben in den acht Jahren ihrer Bekanntschaft immer geschätzt habe - trotzdem habe er einen "schweren, nicht nachvollziehbaren Fehler" begangen. Die angemessene Konsequenz sei deshalb der Rücktritt, denn es gehe auch um das Ansehen der Stadtverordnetenversammlung. Die CDU wollte dem allerdings nicht folgen. Die Partei solle "ins Zwielicht einer Korruptionsaffäre" gezogen werden, sah Edmund Knapp seine Fraktion in der Opferrolle. Erben habe "vielleicht einen Fehler gemacht", doch nun versuche man, "einen Kollegen kaputtzumachen". Aber, so fragte er, "wo wären wir denn bei unseren Entscheidungen ohne die Sachverständigen"? Sein Fraktionskollege Adam Bettenbühl forderte gar Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) auf, sich bei Erben zu entschuldigen, weil er dessen Ruf beschädigt habe: Wenn der Bürgermeister damals die Kaufvorlage ausführlicher formuliert hätte, wäre Erben klargeworden, daß noch mehr Bieter im Rennen waren, und dann hätte er sicherlich seine Befangenheit erkannt.
Angesichts dieser Darstellung des Falles platzte Kreß denn doch der Kragen: "Wer Beruf und Mandat nicht trennen kann oder so vergeßlich ist, der gehört nicht ins Stadtparlament", konterte er wütend Richtung CDU: "Sie präsentieren sich hier als ,Erben-Gemeinschaft&rquote;."
CDU-Fraktionschef Stephan Ruegg verlegte sich derweil auf Nebenkriegsschauplätze und kritisierte den Abschlußbericht des Akteneinsichtsausschusses, in dem die Befangenheit Erbens entdeckt worden war. Der Bericht sei "in vielen Punkten subjektiv" und entspreche "nicht immer den Tatsachen", griff Ruegg den Ausschußvorsitzenden Gerhard Beier an. Die CDU bleibe weiter bei ihrem Vorwurf, daß die Informationen des Bürgermeisters im Dezember "nicht korrekt" und "oberflächlich" gewesen seien.
Während Helmut von Schenk (FDP) weniger "Laxheit in der Gesetzesanwendung" einforderte, erinnerte Udo Keil von den Grünen die Stadtverordneten noch einmal an ihre "besondere Verantwortung": "Für uns alle ist ein Schaden entstanden", sagte er. "Viele solche kleinen Fälle Erben sind eine Gefahr für die Demokratie." (Siehe auch "Kommentar" und "Zwei Stadtverordnete")
RÜSSELSHEIM. Vertreterinnen und Vertreter der Rüsselsheimer Listen "fNEP", "Rüssel" und "Blaise Pascal" stellen sich am Sonntag, 21. Februar, um 18 Uhr im Jugendzentrum Dicker Busch (Hessenring 76) der Diskussion. Die Veranstaltung kam auf Betreiben der Jugendzentrumsinitiative zustande, die der interessierten Öffentlichkeit die Gelegenheit geben will, die Kandidatinnen und Kandidaten direkt zu befragen. wal
NORDWESTSTADT. Die Titus Thermen feiern am Rosenmontag ihren "1. Frankfurter Jazzer-Fasching" im Bürgerhaus Nordweststadt. Mit den Red Hot Hottentots aus Frankfurt, der Mojo Blues Band aus Wien, Roger & The Evolution aus Berlin und der Barrelhouse Jazzband, die 1993 ihr vierzigjähriges Bestehen feiert, haben sich vier der bekanntesten Jazz-Bands angekündigt.
Vom Hot Jazz der 20er und 30er Jahre über den New Orleans Jazz der 30er und 40er Jahre bis hin zum Chicago Blues der 40er und 50er Jahre reicht der musikalische Spannungsbogen des Festes und bietet somit eine kleine Jazz- und Blues- Geschichte, die Erinnerungen an alte Frankfurter Jazzclubzeiten wecken wird.
Als besonderes Bonbon planen die Mitglieder der vier Bands, in kleineren Sessions dem Publikum einzuheizen.
Der "1. Frankfurter Jazz Fasching" in den Titus Thermen im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2, beginnt um 20 Uhr (Einlaß 19 Uhr); der Eintritt kostet 25 Mark an der Abendkasse. Karten zu 20 Mark können im Vorverkauf am Info-Point der Titus Thermen erworben werden. Telefonische Kartenreservierung ist unter 95 80 50 möglich. ov
BRACHTTAL. Wie in Freigericht und Linsengericht wird es bei dieser Wahl auch in Brachttal erstmals eine ökologisch orientierte Alternative zu den alteingesessenen Parteien geben. Die Grünen sind schon vor einigen Monaten in die Startlöcher gegangen und hoffen, auf Anhieb die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden.
Die Chancen der Ökopaxe sind vielleicht besser als anderswo, da die politische Landschaft in Brachttal sich bislang besonders eintönig darstellt. Mit einer satten Zweidrittelmehrheit ausgestattet, kann die SPD seit Jahrzehnten ganz nach Gusto schalten und walten. Die CDU als bisher einziger Widerpart zeichnet sich weniger durch kreatives Opponieren aus als durch Dickköpfigkeit und dem scheinbar unerschöpflichen Durchhaltevermögen ihres Motors Albrecht Ruth.
Niemand in Brachttal rechnet ernsthaft damit, daß die SPD-Mehrheit in absehbarer Zeit kippen könnte. Aber Chancen, einige Prozente vom Stimmenkuchen abzuschneiden, trauen sowohl Sozial- als auch Christdemokraten den Neulingen schon zu, die "festgefahrene Strukturen" lockern wollen. Als Spitzenkandidatin haben die Grünen Erika Wurst auf den Schild gehievt. Sie ist längst eine Institution, engagiert sich seit vielen Jahren für Natur- und Umweltschutz.
Obwohl die Gemeinde Brachttal ökologischen Fragen verhältnismäßig breiten Raum einzuräumen scheint, wollen die Grünen hier Schwachpunkte aufzeigen. Es genügt ihnen nicht, wenn Bürgermeister Werner Gölz (SPD) in Ökodingen bilanziert, daß vorbildliche Mülltrennung betrieben, die Wasserentnahmeproblematik aufgearbeitet, offensiv fürs Selbstkompostieren und Regenwassersammeln geworben werde, daß alljährlich die Aktion Naturgärten fürs Biologische eine Lanze breche, Biotope kartiert und Spülmobile angeschafft würden.
Die SPD mache "viele schöne Worte nach außen", kontert Erika Wurst, "nur in den Handlungen sieht es dann ganz anders aus". Auf der einen Seite sei jeder neu gepflanze Baum spektakulär, auf der anderen würden bedenkenlos Bäume gefällt, "weil sie angeblich zuviel Dreck machen". Konsequenz vermissen die Grünen auch in anderen Umweltfragen. Kandidatin Wurst: "Einerseits fordert die Gemeinde, daß Oberflächengewässer sauber gehalten werden, andererseits wird Müll der Gemeinde an Gewässern abgelagert." Nicht nur, daß es zahlreiche Altlasten in Brachttal gebe, es kämen dauernd neue dazu. Auch gegen wilde Verbrennungsplätze von Betrieben und Privatpersonen, auf denen Schadstoffe freigesetzt würden, schreite die Verwaltung nicht ein.
Für Umdenken treten die Grünen zudem in Baudingen ein. Statt weiterhin Baugebiete in die freie Landschaft hinaus zu treiben, müßten die zahlreichen Baulücken und leerstehenden Häuser innerorts für Wohnraum aktiviert werden. Statt Repräsentationsobjekte wie Gemeinschaftshäuser, Trauerhallen und gepflasterte Friedhofswege zu finanzieren, sollte die Gemeinde lieber "in das Lebendige investieren", zum Beispiel den angeblich nicht finanzierbaren Sozialarbeiter für die Jugendarbeit einstellen, fordert Erika Wurst. "Wir wünschen uns, daß wieder mehr für die Jugendlichen getan wird, die sich sonst gedankenlos zusaufen und auch politisch auf Abwege geraten."
Ob mit oder ohne Grüne, die Gemeindevertretung wird nach der Wahl auf jeden Fall größer sein. Weil Brachttal die 5000-Einwohner-Grenze überschritten hat, dürfen sich künftig 31 statt 23 Repräsentanten um die Rathauspolitik streiten. So greift denn auch CDU-Chef Ruth nicht nach den Sternen, wenn er für die Seinen einen Zuwachs von "zwei bis drei Mandaten" erhofft. Dafür genügt es, wenn die Konservativen in etwa ihr Ergebnis von 1989 halten. Ruth will im Wahlkampf deutlich machen, daß die CDU sich nicht in der Rolle des Neinsagers aus Prinzip sieht, sondern stets ums Aufzeigen sinnvoller Alternativen bemüht sei.
85 bis 90 Prozent aller Entscheidungen habe die CDU mitgetragen, bilanziert Ruth. Umgekehrt habe die SPD leider nicht die Größe gehabt, zuzugeben, daß auch die CDU gute Ideen haben könne. So sei bedauerlicherweise das Dorfgemeinschaftshaus Udenhain mit kleinen Räumen auf zwei Ebenen statt einem großen Saal geplant worden. Auch den Ankauf und Umbau des Gasthauses Morkel in Schlierbach als Gemeinschaftshaus hält die CDU nach wie vor für den falschen Weg.
In Zukunft will Ruth vor allem darauf achten, daß angesichts der verschlechterten Finanzausstattung der Gemeinde "jede Mark zweimal umgedreht wird". Außerdem werde seine Fraktion sich dafür stark machen, daß die Gemeinde weiteres Bauland ausweise und zu sozialen Konditionen so veräußere, daß Spekulantentum verhindert werde. Trotz des Sparappells will Ruth bereits geplante Projekte wie das Gemeinschaftshaus Streitberg und die Dorferneuerung in Spielberg weiter unterstützen. Im Sozialbereich sieht die CDU keine Lücken. Die Sozialstation funktioniere und die Jugend sei bei den Vereinen gut aufgehoben.
Die Notwendigkeit, kleinere Brötchen zu backen, heben auch die Sozialdemokraten hervor. Ihr Listenführer, Bürgermeister Gölz, will, da die notwendigsten Großprojekte wie Kanalbau weitgehend abgeschlossen sind, die Bürger mit "kleineren Maßnahmen im unmittelbaren Lebensumfeld" bei Laune halten. Mehr Einfallsreichtum als Geld soll mobilisiert werden, um Kulturelles für alle Altersgruppen zu bieten, auch die Senioren anzusprechen und die Jugend zu interessieren.
"Mit Augenmaß und Sachverstand", so diesmal der SPD-Wahlslogan, soll im Rathaus hantiert werden. Besondere Versprechungen will Gölz vor der Wahl nicht machen. Es gelte in den kommenden vier Jahren, "das Geschaffene zu bewahren und Begonnenes fortzusetzen", lautet seine schlichte Formel. Wichtige Aufgaben sieht der Verwaltungschef auch darin, weitere Gewerbe- und Wohnraumflächen für den örtlichen Bedarf auszuweisen. Gegenüber der neuen Konkurrenz befleißigen sich die Genossen einer betont gelassenen Betrachtungsweise. "Zu einer gesunden Demokratie", sagt Gölz, "gehört auch eine gesunde Opposition." ALEXANDER POLASCHEK
Das Kommunalwahlergebnis vor vier Jahren:
SPD 69,4 Prozent (16 Sitze) CDU 30,6 Prozent (7 Sitze)
SCHLÜCHTERN. Was hat Schlüchterns Kommunalpolitik den Frauen zu bieten? Um diese Frage drehte sich eine Diskussion der Arbeitsgemeinschaft "Arbeit und Leben" von VHS und DGB mit Parlamentsvorsteherin Luise Meister (SPD), Annegret Ilge (FDP), Hannah Wölfel-Laignel, Karin Wagner-Wollanek (VHS) und JU-Chef Matthias Hebeler. "Jede Menge Mankos, deshalb kommt auch keiner", meinte eine junge Frau angesichts der wenigen Besucher, die den Weg in die Weitzelbücherei nicht gescheut hatten. "Hier bist du einfach auf private Initiativen angewiesen."
Ein Fazit, das in der Bergwinkelstadt oft zu hören ist. Ob kommunales Frauenbüro, ganztägige Kinderbetreuung oder familiengerechte Arbeitsplatzgestaltung - trotz vieler vollerwerbstätiger Mütter sei Schlüchtern in Sachen frauenfreundliche Infrastruktur "recht unterentwickelt", wie Monika Sanner-Jakob, Leiterin des örtlichen DGB-Zweigbüros, schon zu Beginn der Veranstaltung festgestellt hatte. "Ich wundere mich wirklich, wie Berufstägige mit Kindern den Alltag schaffen."
Was aber tun die Stadtverordneten, um die Situation der weiblichen Bevölkerung zu verbessern? "Das Parlament ist voller Männerbeauftragter", betonte BISS-Vertreterin Hannah Wölfel-Laignel. Deshalb fordere ihre Partei "eine Frauenbeauftragte als Ansprechpartnerin", um den Anliegen der Frauen mehr Gewicht zu verschaffen. Neben der Unterstützung für Pro Familia und die Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Rosengarten" setze sich BISS auch für die Verkehrsberuhigung der Innenstadt ein, "die vielen Müttern sehr am Herzen liegt", für Frauenparkplätze am Bahnhof und "viele kleine Sachen, die das Leben von berufstätigen Frauen erleichtern".
Die Arbeit von Pro Familia will auch FDP-Vetreterin Annegret Ilge fördern. Aus ihrer Sicht liegt vor allem im Kindergartenbereich noch vieles im argen. "Es gibt nur wenig Ganztagsplätze." Und: "Ein Betreuungsangebot für Schüler vor und nach der Schule fehlt ganz", dabei seien gerade die Unterrichtszeiten für berufstätige Mütter "ganz schlecht". Die Einrichtung eines Frauenbüros, obwohl seit Mai '92 eigentlich Pflichtaufgabe aller hessischen Kommunen, hält die Liberale allerdings "in kleinen Orten wie Schlüchtern für schlicht nicht machbar".
Diese Ansicht teilt Luise Meister, eine der wenigen Frauen im Stadtparlament. "Versprechen kann man viel, aber auch halten?" Das bezweifelt die Sozialdemokratin, deren Partei in Schlüchtern seit langem den Bürgermeister stellt. "Eine Frauenbeauftragte wird's bei uns so schnell nicht geben." Obwohl die Stadtverordnetenvorsteherin die Notwenigkeit der sogenannten Betreuungsschulen sieht, glaubt sie, auch in dieser Hinsicht aus finanziellen Gründen "nichts über den Zaun brechen zu können".
Falls jedoch über die derzeit 20 ganztägigen Kindergartenplätze hinaus Bedarf vorhanden sei, könne ein solches Angebot ohne weiteres im noch nicht fertigen Neubau in der Weitzelstraße eingerichtet werden. Entsprechende Umfragen künden jedoch laut Meister vom Gegenteil. Anregung aus dem Publikum: "Wenn die Stadt ihren Willen mal wirklich deutlich ausdrückt, melden sich auch genügend Leute." Luise Meister empfahl daraufhin Eltern, die einen Ganztagsplatz wünschen, sich im Rathaus zu melden.
Eine Überraschung fürs Publikum hatte Matthias Hebeler auf Lager. Im Gegensatz zu SPD, FDP und der eigenen Mutterpartei hält der JU-Chef ein Frauenbüro auch in Schlüchtern für finanzierbar: "Lieber bezahl' ich eine Frauenbeauftragte als einen hauptamtlichen Ersten Stadtrat." Und da Mann sich endlich für Frau einsetzen müsse, unterstütze die CDU auch das Wächtersbacher Frauenhaus. "Warum hat sie dann im Parlament als einzige Fraktion dagegen gestimmt?" fragte sich ein Zuhörer.
Auch gegen eine Betreuungsschule hat Hebeler nichts, "wenn's keine Ganztagsschule ist". Zudem fordere die JU Frauenparkplätze in der Innenstadt, um Müttern oder Schwangeren den Weg zu Ärzten und Behörden zu erleichtern.
Angesichts der zugesagten Unterstützung für berufstätige Mütter wunderte sich freilich ein Zuhörer, warum das Stadtparlament denn mit großer Mehrheit einem Prüfauftrag der CDU zugestimmt habe, aufgrund dessen der Magistrat nun mit den Kirchen wegen der Übergabe der städtischen Kindergärten verhandelt. "Was passiert dann mit dem Personal, und wohin sollen konfessionslose Eltern ihren Nachwuchs schicken?"
Luise Meisters Beruhigungsversuch, ein solcher Prüfauftrag sei noch keine Absichtserklärung, fruchtete nicht. Zumal sie zugeben mußte, daß die Verhandlungen bisher unter rein finanziellen Aspekten erfolgten. "Keiner prüft was, was er nicht will", kritisierte Sanner-Jakob. "Ehe man zustimmt, nur um die Kosten abzuwälzen, müßte man vorher doch darüber diskutieren", fügte eine Zuhörerin hinzu. "Das wurd' doch eindeutig am verkehrten Ende angepackt, getreu dem Motto: Wenn sich ein Dummer findet, sind wir die kostenintensiven Kindergärten los."
Während sich Wölfel-Laignel und Ilge dafür einsetzen wollen, daß die Kindergärten in städtischer Trägerschaft bleiben, hat Hebeler "mit kirchlichen Kindergärten keine Probleme. Die funktionieren doch gut". Sanner-Jakob verwies daraufhin auf die ohnehin "prähistorischen Öffnungszeiten" der meisten Spielstätten, die kirchliche Träger in aller Regel auch wegen ihres konservativen Familienbildes nicht ändern wollten. Auch deshalb wollen sich die Frauen "mit aller Kraft" gegen eine mögliche Übergabe stemmen, "bei der die Interessen der Eltern überhaupt nicht berücksichtigt werden". tja
MAINTAL. Die Barmer Ersatzkasse, Zweigstelle Maintal-Dörnigheim, ist Ende vergangener Woche von der Kennedystraße 60 in die Bahnhofstraße 50 umgezogen. Zweigstellenleiter Jürgen Becker lädt deshalb zu einem "Tag der offenen Tür ein": Am Montag, 15. Februar können alle Interessierten in der Zeit von 8 bis 18 Uhr die Barmer in ihren neuen Räumen besuchen.
MAINTAL. Der Obst- und Gartenbau- Verein Maintal-Hochstadt veranstaltet am Samstag, 20. Februar, um 10 Uhr einen Obstbaum-Schnittkursus. Treffpunkt ist die Kleingartenanlage des Vereins in der "Neuen Bleiche".
KÖNIGSTEIN. Zum dritten Mal klettert die kleine Chantal in das Holzregal, wohl wissend, daß ihre Mutter es verboten hat. Ein strenger Blick. Die Kleine hat auch diesmal kein Glück: Entnervt zieht Mama sie wieder heraus. "Chantal ist gerade in der Trotzphase", meint Susanne Jakobus-Samaan, als das Protestgeschrei beginnt. Die 20 Monate alte Tamara nimmt vom Wutausbruch der Spielkameradin allerdings kaum Notiz. Sie nuckelt unbeeindruckt an ihrer Flasche.
"Manchmal ist es schon ziemlich stressig", gesteht die 27jährige und nimmt Chantal tröstend in die Arme. Einmal pro Woche betreut die Initiatorin der "Königsteiner Krabbelknirpse" im Jugendhaus die eigene Tochter sowie drei bis vier andere Kleinkinder. Den 20 Quadratmeter großen Raum hat sich die Elterninitiative für die tägliche Kinderbeaufsichtigung von 8 bis 12 Uhr selbst hergerichtet: flauschiger Teppichboden, helle Wände, Matratzen und Spielzeug. Bis zu den Sommerferien, so versicherte die Stadt, könne die Krabbelgruppe auf jeden Fall bleiben, vermutlich sogar länger.
"Es soll eigentlich nur ein Provisorium sein", weiß auch Susanne Jakobus-Samaan. Die Elternitiative suche zwar weiter nach geeigneten Räumen, aber die Chancen seien gering. Eine Dauerlösung soll das Jugendhaus trotzdem nicht werden: Es gibt weder Wasch- noch Kochmöglichkeiten, ein Ruheraum für die Kinder fehlt ebenfalls.
Deshalb gibt es auch keine Betriebsgenehmigung vom Landesjugendamt. "Wir bleiben ohne geeignete Räume eine reine Elterninitiative", erklärt die Studentin. Die Nachteile liegen auf der Hand: Eine zusätzliche hauptamtliche Betreuung darf nicht eingestellt werden. Dabei häufen sich die Anrufe von Eltern, die ihre Kinder von der Krabbelstube betreuen lassen wollen. "Viele möchten ihr Kind bei uns abgeben, können aber selbst keinen Betreuungsdienst leisten", sagt Jakobus-Samaan. Deshalb bekommen die sieben "Krabbelknirpse" in naher Zukunft wohl keinen Zuwachs.
Unabhängig von den Bemühungen der Eltern, neue Räume anzumieten, hält auch die Stadt Ausschau nach einer geeigneten Unterkunft. Bis dahin wollen es sich die Krabbelknirpse im Jugendhaus so gemütlich wie möglich machen: ein Kühlschrank soll angeschafft und die Wiese neben dem Gebäude mit einem Zaun abgesichert werden. "Damit wir im Sommer auch mal draußen spielen können", begründet Jakobus-Samaan und gibt sich optimistisch: "Ein Anfang ist gemacht." ki
KURT HIRCHE, Publizist, ist vom nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium mit dem Professoren-Titel geehrt worden. Die Würdigung gilt Hirches Arbeiten über Volksaktien und die wirtschaftliche Betätigung der Gewerkschaften. Der 88jährige Hirche, der von 1955 bis 1971 die parlamentarische Verbindungsstelle des Deutschen Gewerkschafts-Bundes in Bonn leitete, hat viele Veröffentlichungen über gewerkschaftseigene Unternehmen vorgelegt. (hll)
Montag, 15. Februar FDP Nordend: Senioren-Nachmittag mit Joachim Otto, Peter Casper und Franz A. Zimmermann um 15 Uhr in der Gaststätte Eintracht, Oeder Weg 37.
CDU Spitzenkandidatin Petra Roth im Gespräch mit Bürgern und Vereinen, Haus Dornbusch, 17.30 Uhr. Dienstag, 16. Februar CDU: "Ohne Senioren geht es nicht": Diskussion mit Hannelore Rönsch, Bundesministerin für Familie und Senioren, Petra Roth, Sieglinde Fedel, Vorsitzende der Senioren-Union, Haus Dornbusch, 11 Uhr.
Naja, sie geben es ja zu, die Lämmerspieler, daß bei der Verpflichtung von Ernst List nicht allein an seine Trainerqualitäten den Ausschlag gaben, sondernsie auch "insgeheim schon auf seine Tore gehofft" haben. Der Goalgetter hat sie nicht enttäuscht, seit dem 1. November ist er spielberechtigt und trifft regelmäßig ins "Schwarze". Daß er jedoch seine Aufgaben als Trainer beim Bezirksoberliga-Spitzenreiter ebenso ernst nimmt wie die Torejagd, stellte er unter Beweis indem er die Winterpause nutzte, um die Trainer-B-Lizenz zu erwerben.
Mit 28:10 Punkten wird der TSV am 28.2. Die Rückrunde mit dem Derby bei Teutonia Hausen (Sportzentrum Obertshausen, 14.30 Uhr) fortsetzen und hat beste Voraussetzungen dafür, den Sprung in die zweithöchste Amateurklasse zu schaffen. Mit dem Thema "Landesliga" muß sich der TSV langsam beschäftigen, auch wenn Fußball-Abteilungsleiter Ralph Winter meint: "Wir müssen die ersten vier bis fünf Spiele abwarten."
Die Landesliga ist für Winter ein zweischneidiges Schwert. "Sportlich stehe ich voll dahinter, aber in finanzieller Hinsicht müssen wir vorsichtig sein". Einen "finanziellen Kraftakt", so meint Winter, könne sich der kleine Verein nicht erlauben. "Wir würden keine hochkarätigen Spieler holen, um die Klasse zu erhalten". Ralph Winter hält sich als negatives Beispiel stets Germania Klein-Krotzenburg vor Augen, die trotz hohen Aufwandes in der Landesliga nicht Fuß fassen können.
Der TSV Lämmerspiel, der ein Testspiel gegen Viktoria Mühlheim 2:4 verlor, wäre nach der Spvgg. Dietesheim der zweite Mühlheimer Stadtteilklub, der den Sprung in die Landesliga geschafft hat, wohingegen die Mühlheimer Ortsvereine derzeit nicht über Bezirksliganiveau (Kickers Viktoria 80) hinauskommen. "Die Basis unseres Erfolges liegt in der Vereinspolitik", erklärt Winter. "Unser Spielausschußvorsitzender Hans-Jürgen Artelt ist ein Glücksfall. So einen Mann zu haben, ist die halbe Miete", lobt der Abteilungsleiter seinen Mitarbeiter.
Obwohl Ernst List die Vorrunde mit einem kleinen Kader (13 Spieler) bestritt, setzte sich der TSV an die Spitze. Für die Rückrunde sollen Adolfo Alonso und Klaus Weber weiter herangeführt werden, sie gelten als Kandidaten für Stammplätze. Hierzu zählte auch Miguel Linares, der nach langwieriger Verletzung (Mittelfußbruch) beim Hallenturnier in Mühlheim erstmals wieder zum Einsatz kam und auf Anhieb sechs Tore in drei Spielen erzielte. Doch dann erwischte es den gerade genesenen Pechvogel erneut: In der Halle riß er sich das Kreuzband und wird in dieser Saison nicht mehr spielen können.
Als ärgste Konkurrenten stuft Winter die Niederrodenbacher Germanen ein, die zwei Punkte hinter dem TSV "lauern". "Wie die Fußball spielen hat mich wirklich begeistert", schwärmt er vom Hinspiel in Niederrodenbach, das die Lämmrspieler glücklich 2:1 für sich entschieden. Das Rückspiel steht am 8. April auf dem Plan und zählt für den TSV natürlich zu den Höhepunkten der Saison. Hier soll der bisherige Zuschauerrekord von 500 Besuchern (gegen Teutonia Hausen) eingestellt werden. Eine große Kulisse und spannende Spiele sind auch gegen die beiden Seligenstädter Klubs (die Sportvereinigung gastiert am 7. März in Lämmerspiel) unbedingt zu erwarten.
Ob in der Landesliga oder in der Bezirksoberliga, mit Ernst List würde Ralph Winter gerne weiterhin zusammenarbeiten. "Wir haben noch nicht verhandelt, aber er hat ja eigentlich keinen Grund zu gehen", hofft der Abteilungsleiter auf eine Fortsetzung von Lists Tätigkeit. Auch im Spiel der Lämmerspieler hat List mittlerweile seinen festen Platz. Der "hängende" Stürmer geht in altbewährter Manier dahin "wo es wehtut". ina
"Der Schlüssel liegt in Bonn." Das hat Rodgaus Erster Stadtrat Thomas Przibilla unlängst geäußert, nachdem der hessische Verkehrsminister Ernst Welteke den Bau der S-Bahn in den Rodgau für diese Region wieder zum Thema Nummero eins erhoben hatte. An der von Bonn durch das sogenannte Föderale Konsolidierungsprogramm in Frage gestellten Finanzierung könnten weder die Stadtverordnetenversammlung, noch die einzelnen Ortsbeiräte, geschweige denn Bürgerinitiativen etwas ändern - so sie denn beschlossen werde.
Und während Bürgermeister Paul Scherer (CDU) wie sein Parteifreund und Baudezernent Alfred Schüler schon Reisepläne an den Rhein schmieden, um den Verantwortlichen im Bonner Hause von Bundesverkehrsminister Günther Krause im Nacken zu liegen, wettern die Grünen noch gegen Tunnel-Lösungen, die sich sowieso erübrigen, wenn das ganze Projekt scheitert.
Anstatt ihren - zugegeben geringen - Einfluß in der Bundeshauptstadt geltend zu machen, damit das Thema S-Bahn(en) im Rhein-Main-Gebiet im Zuge des Solidarpakts, der damit verbundenen Bahnreform und des Rückzugs des Bundes aus dem Öffentlichen Personen-Nahverkehrs nicht von der Tagesordnung gestrichen wird, verschwenden Rodgaus Öko-Parteimitglieder ihre Energie auf gegenwärtig sekundäre Probleme.
Die maßgeblichen Christdemokraten wollen derweil Termine bei ihren verschiedenen Ansprechpartnern in den Ministerien, die Sozialdemokraten mobilisieren unter anderem zu Unterschriftenaktionen und Protestbriefen in Richtung Bonn. ttt
WETTERAUKREIS. Das Wiederaufleben des Rechtsextremismus und die Erscheinungen von Ausländerhaß in Deutschland haben Demokraten unterschiedlicher und nicht nur "linker" Parteien und Gewerkschafter zu Stellungnahmen veranlaßt
Das Stadtparlament von Niddatal hat in der letzten Sitzung einstimmig eine Reslution verabschiedet, wie es im Dezember bei einem Runden Tisch verabredet worden war. In der Resolution wird jeder Form von Gewaltanwendung eine Absage erteilt. Alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt werden aufgerufen, "die Würde aller Menschen zu wahren und die Unverletzlichkeit von Leib und Leben zu schützen". Der Angriff auf die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sei ein Angriff auf die Demokratie. Das Stadtparlament fordert abschließend "die konsequente Verfolgung brutaler Gewaälttätigkeit mit den Mitteln der Justiz".
In diesem Sinne nimmt auch das Ortskartell Bad Vilbel des DGB Stellung und fordert: "Frieden halten mit denen, die Gäste in unserem Lande sind, die heute nicht mehr Gastarbeiter genannt werden, sondern Asylsuchende und Flüchtlinge aus Armuts- und Kriegsgebieten dieser geschundenen Welt." Frieden müsse auch mit denen gehalten werden, "die in Folge von Arbeitslosigkeit und Krankheit nur noch unzureichend von dem seit längerer Zeit zerlöcherten sozialen Netz nicht mehr aufgefangen und von der übrigen Gesellschaft ausgegrenzt werden". Das Ortskartell: "Auch der Reichste in unserem Lande wird sich seines Lebens nicht erfreuen können, wenn auf unseren Straßen Haß und Gewalt Einzug halten. Dieser Entwicklung vorzubeugen ist Aufgabe von uns allen, ohne Ausnahme."
Der Bad Vilbeler SPD-Ortsvereinsvorstand bedauert in einer Erklärung, daß der CDU-Bürgermeister von Bad Vilbel bisher kein einziges Wort der Solidarität mit Ausländern und kein Wort des Abscheus gegen die Fremdenhetze gefunden habe. Der Erste Stadtrat von Bad Vilbel, Klaus Minkel, wird aufgefordert, sich um eine klare Abgrenzung zu den "Republikanern" zu bemühen. Die SPD bittet die Bürger der Stadt: "Lassen Sie denen, die Haß säen, keinen Raum, begegnen Sie Ausländerfeindlichkeit offensiv und mit Zivilcourage."
Die Umweltliste Bad Vilbel/Ökologisch- Demokratische Partei (UWL/ÖDP) wenden sich in einer Erklärung gegen Ausländerfeindlichkeit und gegen faschistische Tendenzen. Die UWL/ÖDP fordert zur Förderung der Integration von Ausländern eine kommunale Ausländervertretung als beratendes Organ der Stadtver- ordnetenversammlung. Ökologische Politik müsse die Ursachen von Armut und Elend, Verfolgung und Unterdrückung in den Heimatländern der Flüchtlinge bekämpfen. "Deutschland kann nicht Waffenexporte tolerieren oder gar fördern und dann die Grenzen dichtmachen für Flüchtlinge aus Krisengebieten, wo mit deutschen Waffen gekämpft wird." hm
Kulturspiegel
GROSS-GERAU. Ihr Können wollen die Ensembles der städtischen Musikschule am Mittwoch, 17. Februar, beim Musikschul-Konzert unter Beweis stellen. Von 19 Uhr an sind im Saal des Kulturcafés Solisten und Gruppen zugange, darunter die Rock-Pop-Band "Bonsai" mit Titeln von "AC/DC" bis "Guns 'n Roses", das Saxophon-Ensemble mit Boogie und Gospel sowie "Charly the Salsa Kids" mit lateinamerikanischen Rhythmen.
Zwar nicht "Mary" alias Georg Preusse, dafür aber "Nathalie" ist am Freitag, 19. Februar, mit einer Travestie-Komik-Show mit dem Titel "Body Talk" im Kulturcafé zu Gast. Sie (er) wartet auf mit einem Travestieprogramm, das alle Facetten bis hin zur schillernden Disco-Queen enthält und Raum für Gags läßt. Die Show beginnt um 22 Uhr; Eintritt acht Mark.
RÜSSELSHEIM. Die Geschichte von zwei Wassertropfen, die sich auf die Suche nach jenem Ungeheuer machen, das das Wasser verschmutzt, wird am Donnerstag, 18. Februar, auf der Studiobühne des Stadttheaters erzählt. "Plitsch und Platsch - wie kommt der Schmutz ins Wasser" heißt das Theaterstück für Kinder, das das Ensemble des Düsseldorfer "Theater Till" um 16 Uhr für Kinder ab fünf Jahren zeigt. Eintritt: fünf Mark.
Rockig geht es am Freitag, 19. Februar, im "Rind" zur Sache, wo die Formation "Blumfeld & Guest" auftritt. Das Rock-Konzert beginnt um 22 Uhr.
Eine kleine Erdknolle ist Titelheld der Geschichte vom "Kartoffelkönig". Kartoffel Fritz will nicht in den Keller, auch nicht in die Kiste, sondern König der Insel Bili-Bili werden. Ob er es schafft, wird beim Puppentheater am Sonntag, 21. Februar, auf der Studiobühne im Stadttheater erzählt. Das Stück für Kinder ab vier Jahren beginnt um 15 Uhr; der Eintritt kostet fünf Mark. wal
Eine lustige Seniorenfastnacht feiert der Turnverein (TV) Eschersheim am kommenden Samstag, 20. Februar, ab 15 Uhr (Einlaß 14.30 Uhr). Das "gemütliche Beisammensein mit humoristischen Einlagen" geht in der Turnhalle an der Maybachstraße 14 über die Bühne. ov/07
Zum Seniorennachmittag lädt ein die evangelischen Nazarethgemeinde in Ekkenheim, Feldscheidenstraße 36, am Donnerstag, 18. Februar, ab 15 Uhr. Pfarrer Hartmut Grimm berichtet über die Partnerkirche in Ghana. Anmeldungen unter Tel. 54 81 88 1 oder Tel. 54 81 83 2. ov/07
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Sobald Baugenehmigung und Bewilligungsbescheid für den Landeszuschuß vorliegen, können wir bauen", sagt Bürgermeister Bernhard Brehl und hofft, daß im Juni oder Juli die Bauarbeiter in der Kindertagesstätte Okrifteler Straße anrücken. Das Gebäude soll aufgestockt und ein Hort mit 60 Plätzen geschaffen werden, von denen aber nur 15 bis 25 Plätze tatsächlich neu sind.
Das Bauantragsverfahren läuft. Die Stadt hat die "Gewährung einer Zuwendung nach den Richtlinien für die Förderung sozialer Gemeinschaftseinrichtungen" beantragt, nachdem das Parlament am 2. Februar der Aufstockung grundsätzlich zustimmte. Stadt und Land sollen je 1,25 Millionen Mark zahlen. wal
GALLUS. Es gehört zu den ältesten sozialen Einrichtungen in der Stadt, hat einen mäßigen Ruf und liegt schon fast im "Niemandsland", in das sich nur wenige verirren: das Kinder- und Jugendhaus Gallus an der Idsteiner Straße. Kinder von damals (das Haus wurde 1961 eröffnet) sind zum Teil die Eltern von heute. Es hat sich viel verändert, geblieben aber ist das Stigma: Gallus, das ist für viele gleichbedeutend mit Armut, Drogen, Kriminalität, Problemen.
Verständlich, daß man im Kinder- und Jugendhaus auch skeptisch im Umgang mit den Medien ist. "Nur selten werden die Jugendlichen, ihre Sorgen und Ängste differenziert dargestellt", moniert Peter Bodung, Leiter der Einrichtung, gleich zu Beginn des Gesprächs. Sachlich betrachtet, ist das Kinder- und Jugendhaus ein wichtiger Ort für viele, die in der Gesellschaft kaum verstanden werden. Dort können sie essen, reden, spielen. Dort gibt es Menschen, die sie ernst nehmen, die versuchen, ihnen ein Gefühl zu vermitteln, was sie sind, und nicht, den Spiegel der Öffentlichkeit vorzuhalten.
Sieben hauptamtliche Sozialarbeiter und Sozialpädagogen "kümmern sich" um die sechs- bis 18jährigen. Dazu kommen zwei Reinigungskräfte, ein Zivildienstleistender und Honorarkräfte für die speziellen Gruppenangebote. Eine (fast) optimale Besetzung: Ende Januar ist eine ABM-Stelle ausgelaufen. Die Mitarbeiterin hatte eine sogenanntes "Teenieprojekt für die Zwölf- bis 14jährigen" organisiert und geleitet. "Jetzt müssen wir mindestens ein halbes Jahr warten, bis diese Stelle wieder besetzt werden kann, aber wir wollen das pädagogisch sinnvolle Projekt mit anderen Kräften weiterführen", sagt Bodung.
Drei Bereiche gibt es im Kinder- und Jugendhaus, um eine unnötige Konfrontation zwischen den verschiedenen Altersgruppen zu vermeiden. Auch räumlich getrennt haben die Kinder (sechs bis zwölf) ihre Zimmer, Spielwiesen und ein kleines Außengelände. Daneben gibt es einen Partyraum für Geburtstagsfeiern und einen kleinen Saal für Filmvorführungen und Theater. Den offenen Jugendbereich benutzen die Zwölf- bis 18jährigen: ein weiträumiges Café, eine Halle für Volleyball, Fußball und Aufführungen, Discoraum, Fotolabor, Billardzimmer, Proberaum und Werkstätten für Holz- und Metallverarbeitung bieten vielfältige Möglichkeiten. Zusätzlich helfen die Sozialarbeiter bei den Hausaufgaben. Die dritte Gruppe, die sogenannten jungen Erwachsenen über 18 Jahren, trifft sich in besonderen Kleingruppen.
Das Angebot wird von den bis zu 70 Jugendlichen und rund 40 Kindern, die täglich in die Einrichtung kommen, angenommen: neben drei Musikbands, die regelmäßig proben, zwei Fußballmannschaften und einem Volleyballteam haben sich Gruppen gebildet, die sich um spezielle Projekte kümmern wie Freizeiten, Café oder Discoabende.
Gleichzeitig versuchen Bodung und seine Mitarbeiter in Gesprächen, einige Jugendliche zur Eigenverantwortung zu "erziehen". "Diese Gruppe soll Funktionen übernehmen, die uns entlasten", erklärt der Sozialpädagoge. Idee ist, daß die Jugendlichen eine Öffnungszeit im Jugendcafé übernehmen. Gemeinsam mit der "Landesarbeitsgemeinschaft Sozialer Brennpunkt" und dem Jugendamt haben die Sozialarbeiter das Projekt "Rockmobil" ins Leben gerufen. Rockgruppen werden gefördert, Konzertauftritte organisiert, eine Honorarkraft gibt Instrumentalunterricht.
Bei den Jugendlichen findet das großen Anklang. Was sie im Elternhaus und in der Schule oft nicht finden, erfahren sie in solchen Gruppen (höchstens zehn Teilnehmer): Geborgenheit und Anerkennung. Es ist ein überstrapaziertes Wort, aber trifft den Kern der Sache. Das Jugendhaus ist für viele ein zweites Zuhause. Deshalb freut man sich in der "Idsteiner" darüber, daß sich eine Elterngruppe gebildet hat, die sich um Wochenendgestaltung bemüht.
Trotzdem: Die Probleme sind deswegen nicht vom Tisch. Denn so mancher hat Schwierigkeiten, sich in einer Gesellschaft zurechtzufinden, in der sich das Sein über den Besitz definiert. Zwischen Utopie und Realität entsteht so eine große Spanne, die Folge ist eine große Verunsicherung und Frust. Aufgabe der Sozialpädagogen sei es, die Perspektiven ins rechte Licht zu rücken, meint Bodung, leider fehle es dazu oft an der notwendigen Zeit. Zu sehr sind sie damit beschäftigt, aufzupassen, Workshops zu organisieren, selbst Essen zuzubereiten (seit Jahren wird die Stelle einer Köchin beantragt, wegen Geldmangel aber nicht bewilligt) und Konflikte zu bereinigen.
Was man in anderen Jugendhäusern hört, wird auch hier deutlich gesagt. Idealismus ist nötig, die gesellschaftliche Anerkennung fehlt. Schnell ist Peter Bodung beim Thema Finanzen. Auch das Kinder- und Jugendhaus ist von den Sachmittelkürzungen (20 Prozent) betroffen. Bei dem ohnehin knappen Jahresetat von einst 40 000 Mark bedeutet das eine Reduzierung auf jetzt nur noch rund 32 000 Mark. Der beantragte Computer fehlt, von einer Videoanlage träumen die Mitarbeiter nur, ganz zu schweigen von baulichen Veränderungen, die dringend nötig wären.
Was bleibt, ist viel Improvisation und die Maxime: "Solange wir für die Individuen etwas tun können, ist unsere Arbeit sinnvoll." Wer nicht glauben will, daß sie das ist, kann ja einmal in das "Niemandsland" reisen. jot
Die Kronberger CDU hat am Donnerstag abend keine gute Figur gemacht. Statt Erben zur nötigen Konsequenz aus seinem Fehler zu drängen, reklamierte sie für sich die Rolle des Opfers. "Können wir denn auf unsere Sachverständigen verzichten?" fragte Stephan Ruegg fast anklagend. Wenn die befangen sind, muß das Parlament das sogar. Das schreibt die Hessische Gemeindeordnung zwingend vor.
Denn Heinz-Rüdiger Erben hätte aus der anstehenden Entscheidung möglicherweise einen persönlichen Vorteil ziehen können. Schließlich hätte der zweithöchste Anbieter durchaus später noch zum Zuge kommen können, was Erben einen lukrativen Bauauftrag über mehrere hunderttausend Mark eingebracht hätte. Eine Bagatelle ist das wahrlich nicht.
Es ist schwer zu glauben, daß Erben mit seiner langjährigen Erfahrung als Ausschußvorsitzender sich seiner Befangenheit nicht bewußt war. Sofort Erben hätte gehen müssen als er das Angebot des zweithöchsten Bieters bekam, hätte er das Parlament informieren müssen. Die Rufschädigung, die seine Fraktionskollegen nun den anderen Parteien vorwerfen, hat er sich deshalb selbst zuzuschreiben. Am Donnerstag wäre für ihn die letzte Gelegenheit gewesen, aufrechten Hauptes zu gehen.
Doch er blieb, und er wird wohl in der nächsten Wahlperiode wieder im Stadtparlament sitzen.
Der Makel der Befangenheit wird an ihm haften bleiben, und politikverdrossene Bürger fühlen sich wieder mal bestätigt. Durch die unverständliche Sturheit der CDU ist das Ansehen des ganzen Parlaments in Mißkredit geraten. Und das ist das eigentlich Schlimme am "Fall Erben".
EVA SCHULTHEIS
Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: 37. Internationale Bilderbuchausstellung (bis 28. Februar); ständige Ausstellung - Schriftgießerei Karl Klingspor und Sammlung Guggenheim, montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags, sonntags 10 bis 13, 14 bis 17 Uhr.
Stadtmuseum, Parkstraße 60: Spielzeug im Wandel der Zeit (bis 11. April); sowie: Offenbacher Handwerk und Kunsthandwerk (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André; dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs 14 bis 20 Uhr.
Ledermuseum, Frankfurter Straße 86: Impressionen in Leder von Dieter Fliedner, täglich 10 bis 17 Uhr, bis 27. Februar.
Stadtarchiv, Herrnstraße 61: Bild-Dokumentation - Alt-Offenbacher Originale, montags bis donnerstags 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 17.30 Uhr, freitags 8 bis 14 Uhr, bis 26. Februar.
Stadtbücherei, Herrnstraße 82: Fotographien von Stefan Simon sowie Aquarelle und Bilder von Marc Simon, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 28. Februar.
Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 14 Uhr.
Offenbacher Kunstverein, Kaiserstraße 99: Ekkehard Grubler - Malerei; dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr, bis 27. Februar.
Atelier unterm Dach, Kaiserstr. 40: Teppiche aus dem Land der Indios, dienstags und donnerstags, 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr, (bis 20.2.).
OFf-Galerie, Kaiserstraße 32-34, HH: Uschi Zepter, Malerei und Grafik; dienstags bis samstags 11 bis 14 Uhr, bis 28. Februar.
Dietzenbach. Bürgerhaus, Offenbacher Straße: Käthe Kollwitz - Ich will wirken in dieser Zeit, zu den Bürgerhaus-Öffnungszeiten, bis 25. Februar.
Foyer des Rathauses: Vom Neubürger zum Mitbürger - Hessisches Hauptstaatsarchiv, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 26. Februar.
Galerie Wagner, Schäfergasse 16. Dauerausstellung: Malerei und Grafik - Sammlung zeitgenössischer Kunst, Montag bis Samstag (außer Mittwoch) von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr.
Feuerwehrmuseum, Rathenaustraße 16: Feuerwehrgeschichte ab 1876, sonntags 10 bis 12 Uhr.
Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Halma-Staat - Eine kleine Welt aus Halma-Figuren; sowie: Die Werkstatt des Harnischmachers - Zur Geschichte der Plattnerkunst, dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, bis 14. März.
Stadtbücherei Sprendlingen, Fichtestraße 50: Bilder und Skulpturen von Angelika Schwindt, bis 5. März.
Egelsbach. Fahrzeug-Veteranen- Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre; So., 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.
Heusenstamm. Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen/Vorstellung neuer Exponate, sonntags 10 bis 12 Uhr.
Atelier Seidel Rembrücken, Friedhofstraße 1: Werke von Helen Leenen, mittwochs 11 bis 19 und freitags 14 bis 18 Uhr, bis 27. Februar.
Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz 3: Bilder und Objekte von Susanne S. Rehberger, dienstags und mittwochs 17 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, bis 20. Februar; Öffnungszeiten gelten auch für das Museum für Zeitgenössische Glasmalerei.
Restaurant Merzenmühle: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten.
Mühlheim. Stadtmuseum, Offenbacher Straße: Aquarelle von Ingrid Kleemann, bis 21. Februar.
Neu-Isenburg. Galerie Sinntrotz, Mainstr. 54: Hip-Hop-Ausstellung: Utopist im Konsummüll, dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, bis 26. Februar.
Stadtbücherei, Frankfurter Straße: Lebensmittelrecht im vereinten Europa, zu den Bücherei-Öffnungszeiten, bis 6. März.
Quartier IV, Luisenstraße 18: Werke von Inge Jost, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis 8. April.
Hotel Kempinski Gravenbruch: Werke von Annegrete Henke-Reinarz, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis Ende März.
Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Freitag, Samstag und Sonntag, 9 bis 17 Uhr.
Rodgau. Rathaus-Jügesheim: VHS-Fotoausstellung - Masken im Karneval von Venedig, bis 23. Februar.
Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, So., 10 bis 12 Uhr.
Stadtbücherei: Werke von Leo Leonhard, verlängert bis 26. Februar.
Lou Ihr Milljöh, Dockendorffstr.8: Frank Weihe - Mantras, Spiel mit Farben und Formen, Mo., Sa., 9.30 bis 11.30, Di., Fr., 9.30 bis 11.30 und 16 bis 18 Uhr, bis 28.2.
Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Porzellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.
Seligenstadt. Galerie des Kunstforums, Frankfurter Straße 13: Christiana Crüger - Malerei, donnerstags 16 bis 20 Uhr, samstags, sonntags und feiertags 14 bis 18 Uhr, bis 7. März.
Rathaus: Fotoausstellung der Jugendpflege: Berlin - Durch das Auge der Kamera, während der Rathaus-Öffnungszeiten bis 12. März.
Führungen in der früheren Benedektiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).
Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich.
Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß: Mi., 16 bis 18 Uhr, Sa. + So. 11 bis 19 Uhr.
Museum Gruberhof; Regional- und Weinbaumuseum, Raibacher Tal 22: Geöffnet sonntags 10 bis 18 Uhr.
Otzberg. Museum Otzberg und Veste Otzberg, Bismarckstr. 2: Vom Feigenblatt zum Body - Kulturgeschichte der Herrenunterwäsche (bis 6. März); Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen; Mi. und Sa., 14 und 17 Uhr, So., 10 bis 17 Uhr.
Spielzeugmuseum, Lengfeld, Altes Rathaus: Mühlenmodell; Hessische Trachtenpuppen, sonntags 14 bis 17 Uhr.
Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr.
(Ohne Gewähr)
Mit sechs Stadtverordneten der Grünen, die - aus beruflichen Gründen - nur selten komplett vertreten sind, leidet Rodgau an der wohl, zahlenmäßig gesehen, schwächsten Opposition eines Kommunalparlaments im Kreis Offenbach. Manches deutet darauf hin, daß CDU und SPD mit ihrer 1990 begonnenen Liaison so unglücklich nicht sind. Die beiden Fraktionsführer Hans-Jürgen Lange (CDU) und Karl-Heinz Schönberg (SPD) sind schließlich Schulkameraden.
Auf die ihnen Ende 1992 schriftlich überreichte Frage nach möglichen neuen Koalitionen hat keine der drei im Stadtparlament vertretenen Fraktionen geantwortet. Aber keine Antwort ist schließlich auch eine Antwort.
Die FDP hat Koalitionsbereitschaft nach allen Seiten signalisiert. ttt
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Puppentheater Gugelhupf: Der Drache und der Zieharmonikaspieler, 11 Uhr, Studiobühne, Theater an der Goethestraße.
Dietzenbach. Kindertheater: Das Geheimnis der Kokosnuß, 15 Uhr, Bürgerhaus. Dreieich. Nickelodeon: Great Lovers in History, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30 Uhr); Stalingrad (20 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.45, 20.15 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Dracula (20.30 Uhr). - Viktoria: Eine Frage der Ehre (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr). - Fantasia: Stalingrad (20 Uhr). - Neues UT-Kino: Dracula (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Zeitlos: Bodyguard (19.45 Uhr); The Crying Game (22 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Stalingrad (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr). - Turmstudio: Stalingrad (20 Uhr). Fasching / Karneval Offenbach. Faschingsdisco für Kinder von acht bis elf Jahren, 15 Uhr, Isenburger Schloß.
Dreieich. SGG-Weiberfastnacht, 20.11 Uhr, SG-Turnhalle Frühlingsstraße.
Egelsbach. Weiberfastnacht, 20.11 Uhr, Narrhalla-Saalbau.
Langen. Närrisches Treiben für Senioren, 14.31 Uhr, Gaststätte Zum Lämmchen. LKG-Damensitzung, 20 Uhr, Stadthalle.
Obertshausen. Faschingsfest, 15 Uhr, Tausendfüßler, Seligenstädter Str. 43 a. Vorträge / Kurse Offenbach. Für Kinder: Hexen selbstgebastelt, 14.30 Uhr, Klingspor-Museum.
Rodgau. VHS-Diavortrag: Karneval in Venedig, 20 Uhr, Casino der Rodgau- Bank, Jügesheim.
Seligenstadt. Gesprächsabend: Ein Pflegefall in der Familie, 20 Uhr, im Riesen.Parteien / Parlamente Offenbach. Ausschuß für Frieden, Sport und Partnerschaften, 17.30 Uhr; Sozial- und Wohlfahrtsausschuß, 18 Uhr; Bauausschuß, 18 Uhr; Haupt- und Finanzausschuß, 18 Uhr, Rathaus.
Dreieich. FDP-Mitgliederversammlung, 20.30 Uhr, Gaststätte Alte Burg, Dreieichenhain. Langen. Gesprächsrunde der CDU-Senioren, 15 Uhr, Restaurant Wienerwald.
Rodgau. Haupt- und Finanzausschuß, 19.30 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Langen. DRK-Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Kasino der Bezirkssparkasse, Zimmerstraße 25. Verschiedenes Dreieich. Bingo-Nachmittag, 15 Uhr, August-Wienand-Haus, Sprendlingen. Beratungen / Termine Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.
Frauenzentrum, Kaiserstr. 34: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 81 65 57.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 16 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.
Bella Vista, Drogenberatung, Berliner Str. 118: 14 bis 19 Uhr, Tel. 81 84 02.
Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48: 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65-22 19.
Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof: Heute noch geschlossen.
Langen. AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Wilhelm-Leuschner-Platz 5: 8 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.
Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44 .
Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5: 14 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Neu-Isenburg. AWO: Mobiler sozialer Hilfsdienst: 8 bis 19 Uhr, Tel. 3 37 77.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: 11.30 bis 12.30 Uhr.
Kinderschutzbund, Stoltzestraße 8: 14 bis 16 Uhr, Tel. 25 47 47.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Kinderschutzbund, Halle Urberach: 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 60 74 / 689 66.
Seligenstadt. Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Str. 1: 14 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 92. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach, Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg, Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach. Tel.0 61 03 / 5 18 84.
Tips und Termine · Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Kindertheater: Plitsch und Platsch, 16 Uhr, Stadttheater.
Mörfelden-Walldorf. Lichtblick: Gesellschaft für Mrs. Di Marco (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Bodyguard (20 Uhr). - Bambi: Eine Frage der Ehre (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (17, 20 Uhr). - Cinema: Das doppelte Lottchen (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.30, 20 Uhr).
Juz dicker Busch: Geschichten vom Raben Krabat (14.30 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Bodyguard (19.30 Uhr); Langfassung: Betty Blue (OmU, 21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Der kleene Punker (20 Uhr). Fasching / Karneval
Kelsterbach. Seniorennachmittag, 15.01 Uhr, Bürgerhaus. Vorträge / Kurse
Mörfelden-Walldorf. Diavortrag: Korsika, 16 Uhr, Wilhelm-Arnoul-Schule.
Groß-Gerau. Initiative Toleranz: Runder Tisch zum Thema Rassismus und Fremdenhaß, 19.30 Uhr, Kulturcafé.
Parteien / Parlamente Bischofsheim. SPD: Sozialpolitischer Abend mit Heide Pfarr, 19.30 Uhr, Brunnenschänke, Böcklersiedlung.
Rüsselsheim. Grüne: Gesprächsrunde Wirtschaftsratschlag Grün, 19.30 Uhr, Stadthalle. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: Sprechstunden 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 7 67 60.
Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.
Wildwasser-Beratungsstelle: 13 bis 15 Uhr, Schöneckenstraße 2, nach Absprache: Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. Pro Familia: 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstraße 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29: 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Tel. 0 61 58 / 16 39.
Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle: Telefon 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
Herrn Friedrich Kötter, Klein-Karben, zum 79. Geburtstag.
Frau Elisabethe Schuch, Klein-Karben, zum 77. Geburtstag.
Herrn Peter Schwab, Groß-Karben, zum 74. Geburtstag.
Frau Elsa Stürtz, Okarben, zum 81. Geburtstag.Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Kinos Hanau. Arabella: Bitter Moon (14.45, 17.30, 20.15 Uhr).
Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr).
C'est la vie: Bodyguard (15, 17.45, 20.30 Uhr). Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.30, 17, 20 Uhr).
Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45 Uhr), Stalingrad (17.15, 20.15 Uhr).
Kino III: Kevin allein in New York (15), Weiße Jungs bringen's nicht (17.30, 20.30 Uhr).
Palette: Eine Frage der Ehre (15.30, 19.45 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Bodyguard (19.45 Uhr); Die Ritter der Kokosnuß (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr).
Zeitlos: Bodyguard (19.45 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.30 Uhr), Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).
Casino: Bodyguard (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. "Raices", Flamenco-Show mit dem Ensemble "Flamenco Rubio", 20 Uhr Stadthalle.
Im Literaturtelefon (0 61 81 / 2 41 41 ) wird die Kurzgeschichte "Popp und Mingel" von Marie Luise Kaschnitz verlesen. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28: 9, 15 und 19 Uhr Nähkurse, 8.30 und 18.30 Uhr Strickmaschinenkurse, 9 und 10.35 Uhr Spiel- und Lerngruppen für Kinder, 9.15 und 10.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babys, 14.15 Uhr Bewegung und Musik für Kinder, 15.30 Uhr "Ich komme in die Schule", 18.30 und 20.15 Uhr Vorbereitung auf die Geburt, 19.30 Uhr Gymnastik nach der Geburt.
Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, Telefon 2 23 17, 9 und 10 Uhr Gymnastik für Frauen, 9.15 uhr "Ermutigung, ein Weg im Umgang mit sich selbst und mit anderen", 9.30 Uhr Spielkreis, 15 Uhr Seniorentanz, 15 Uhr Turnen für Kinder, 15 Uhr Schwälmer Stickerei für Fortgeschrittene (Neubeginn), 15.30 Uhr Miniclub, 16 und 17 Uhr Turnen für Eltern mit Kindern, 19 Uhr Vollwertkost, 19 Uhr Geburtsvorbereitung für Paare, 19.45 Uhr Nähen, 20 Uhr "Unseren Glauben verstehen", 20.15 Uhr Säuglingspflege Parteien/Parlamente Hanau. Treffen der Falken in der Sozialistischen Jugend, 16 Uhr Nachbarschaftshaus Tümpelgarten.
Diskussionsabend der CDU, 20 Uhr alte Schule, Taubengasse Großauheim.
Nidderau. "Ustemer Pladd un Maddekouche", Veranstaltung der SPD, 14.30 Uhr Bürgerhaus Ostheim.
Maintal. "Parteien auf dem Prüfstand", Veranstaltung des DGB zur Kommunalwahl, 20 Uhr Maintalhalle Dörnigheim.
Schöneck. Wahlveranstaltung der CDU, 19.30 Uhr Bürgertreff Kilianstädten.
Großkrotzenburg. Treffen der Juso-AG, 20 Uhr Jugenzentrum.
Ronneburg. Öffentliche Sitzung der Gemeindevertretung, 20 Uhr Vereinsheim des Sportvereins Eintracht.
Wächtersbach. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, 20 Uhr Rathaus. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde Pro Familia 9 bis 12 Uhr, Vor dem Kanaltor 3, Tel. 2 18 54.
Info und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, J.-Leber-Str. 2, Kontakt- Tel. 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Sprechstunde der "Lawine", Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.
Sprechtunde des Bürgerbeauftragten, Helmut Würl, 16 bis 18 Uhr Verwaltungsstelle Steinheim.
Treff für Jugendliche in Berufsnot, 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.
Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter, 15 bis 19 Uhr Erlenhalle Langendiebach.
Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9 bis 12 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Schlüchtern. "Rosengarten", Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen 9-12 und 15-20 Uhr, Weitzelstr. 11, Tel. 0 66 61 / 7 14 14. Initiativen/Organisationen Hanau. Treffen des Arbeitskreises Asyl, Großauheim, 20 Uhr Bürgerhaus alte Schule Taubengasse.
Treffen des Aktionskreises gegen Rassismus, 20 Uhr im türkischen Arbeiterverein, Alfred-Delp-Straße 10.
Treffen der Gruppe "Besorgte Bürger - Leben ohne Atom", Kontakt-Telefon 69 09 13. Vereine Hanau. Jahreshauptversammlung des Vereines Sterntaler, 20 Uhr Stadtkrankenhaus, Aula der Schwesternschule. Verschiedenes Hanau. Ev. Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 9 und 10 Uhr Frauen- Gymnastik, 20 Uhr Ökumenekreis Gemeindezentrum Waldsiedlung, 15 Uhr Seidenmalerei, 14.30 Uhr Kinder-Hobbythek, 20 Uhr Ökumenische Gesprächsgruppe Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 15 Uhr FAN 70 Schülercafé Teehaus Marienstraße.
Bürgerkeller Großauheim, 10 Uhr Mütter-Väter-Kinder-Treff, 20 Uhr Theatergruppe für Erwachsene, altes Bürgerhaus. Maintal. Ev. Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 10 Uhr Mutter-Kind- Gruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 14 bis 18 Uhr Altkleidersammlung, Abgabe im Gemeindehaus, 15 Uhr Seniorentreffen, 18 Uhr offener Spieleflur.
Ev. Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Maxi-Club, Hobbythek: 9 Uhr Nähkursus, 19.15 Uhr Patchwork, 19.30 Uhr Zeichnen/Aquarell.
Jugendzentrum Hermann-Löns-Straße 2a, Dörnigheim, 16 bis 20 Uhr Disco.
Ev. Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung für Kinder ab 4 Jahren, 15 Uhr Mutter-Kind-Gruppe.
Bruchköbel. Seniorentreff: 15 Uhr Gesangsnachmittag mit evangelischen Gemeindehaus Niederissigheim.
Ev. Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 9.30 Uhr Krabbelgruppe, 16 Uhr Kindergruppe für Sieben- bis Neunjährige, 19.30 Uhr Frauenkreis.
Langenselbold. Seniorenfasching, 14.30 Uhr Klosterberghalle.
Jugendzentrum Underground, "Putz im JUZ", 18 Uhr im Schloß.
Der Schwimmbadbus nach Erlensee fährt ab 18 Uhr von allen Bushaltestellen ab, Rückfahrt 17.30 Uhr.
Ev. Kirchengemeinde, 14 bis 18 Uhr Altkleidersammlung, 15 Uhr Spielkiste für Kinder, Gemeindezentrum.
Rodenbach. Hanauer Single-Treff, 20 Uhr Hanauer Landstraße 31, (Gaststätte Da Raffaele).
Ev. Kirchengemeinde, Buchbergstraße 6, 16.30 Uhr Kindergruppe Kaktus.
Seniorentreff: 9.30 Uhr Wassergymnastik und Schwimmen im Hallenbad Bruchköbel, 14 Uhr Handarbeits- und Bastelgruppe der Arbeiterwohlfahrt Bürgerhaus, 15 Uhr DRK-Gymnastikgruppe DRK-Haus, Ahornweg 3, 15 Uhr Übungsstunden der Rentnerband.
Großkrotzenburg. Faschingstanztee für Senioren, 15 Uhr Bürgerhaus.
Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 21 Uhr.
Gelnhausen. Frauenzentrum in der Kuhgasse 8, 14.30 Uhr Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.
Wissens- und Hobbybörse, 14 bis 18 Uhr in der Selbsthilfekontaktstelle, Altenhaßlauer Str. 21, Tel. 0 60 51 / 7 53 00.
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10-12 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.
Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.
Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.
LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.
Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechstunde 8.30-14 Uhr, Leonhardstraße 7.
Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 832 96.
Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 10 Uhr Mitmachen - fit bleiben; 15 Uhr Raucherentwöhnungstherapie. Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 882 19.
Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe- Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 481 39.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.
Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher-von- Braun-Str. 41, Groß-Karben.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Die Original Kitzecker - Konzert, 19.30 Uhr, Kurhaus. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.
FFW: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.
Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Jagdclub: Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.
Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.
Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Blücher Str.
Verein der Briefmarkenfreunde: Tauschabend, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Vogelschutzgruppe: Zusammenkunft, 20 Uhr, Sportheim.
DLRG: Treffen, 18 Uhr, Usa-Wellenbad.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Monatliches Treffen für Mitglieder und Interessierte, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Jugendpflege: Spiel- u. Basteltreffs f. Schulkinder bis 12 J. - Kernstadt: 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Dortelweil: 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus; Treff f. Kinder v. 12-15 J.: Kernstadt: Jugendhaus Saalburgstr, ab 12 Uhr; Massenheim: 16-18 Uhr, Altes Rathaus; Gronau, ab 15 Uhr, Altes Rathaus. Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Butzbach. Schützengesellschaft 1410: Montagabendschießen, 19.30 Uhr, Schützenhalle. BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Werdenfels.
Karben. Foto Club: Autorenabend A. Heil, 20 Uhr, Rendeler Str. 25 Kl.-Karben.
Mütterzentrum: Zwergentreff I (Mütter mit Kindern v. Beginn des Laufalters bis 16 Mon.), 14-15.30 Uhr; Zwergentreff II (Mütter mit Kindern von 16 Mon. bis 2 J.), 15.45-17.30 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle. Fasching Bad Vilbel. AWO-Seniorenclub Dortelweil: Faschingsnachmittag, 15 Uhr, Theodor-Heuß-Str. 1.
Butzbach. Landfrauenverein Griedel: Fastnacht, , BH Griedel. Vorträge / Kurse Friedberg. Volksbildungsverein: Ton- Dia-Schau "Reichstraße 1" (Teil 2) v. Dr. W. Strack, 19.30 Uhr, Bibliothekszentrum Klosterbau Augustinergasse 8.
Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Herz-Lungen-Wiederbelebung, Teil 3, 20 Uhr, Rettungswache Hauptstr. 54.
Rosbach. KVHS: Yoga, Kursbeginn, 19 Uhr, Schule Bergstraße.
Ober-Mörlen. Ev. Kirchengemeinde Langenhain-Ziegenberg & Ober-Mörlen: Gemeindeseminar Dem Tod ins Auge sehen - "Was können wir noch tun?", 20 Uhr, Gemeindehaus Langenhain.
Nidda. Kurverwaltung: Dia-Vortrag "Zermatt und seine Berge" v. W. Rauschel, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen.
Vogelschutzgruppe Wallernhausen: Obstbaum-Schnittkurs, 20 Uhr, BH Wallernhausen.Veranstaltungen zur Wahl Friedberg. FDP: Diskussions-Veranstaltung "Kulturpolitik im ländlichen Raum", 20 Uhr, BH Ockstadt.
Rockenberg. SPD: Veranstaltung mit R. Gnadl, 20 Uhr, Marienschloß. Abfallsammlung Butzbach. Altpapiersammlung in Kernstadt Bezirk I. Ausstellungen Friedberg. Jürgen Wegener - "Zerstörungen", Di.-So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau-Museum (bis 21. Februar).
Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So., 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. März).
Bad Vilbel. Alte Mühle: H. und V. von Brauchitsch - "Licht-Bilder", Lohstr. 13 (bis 18. Februar).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So., 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Dracula (15, 20 Uhr) - Blende: Bodyguard (15, 20.15 Uhr) - Studio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Stalingrad (20 Uhr) - Keller: Sister Act (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Grüne Tomaten (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Bodyguard (20 Uhr) - Bambi: Wir Enkelkinder (20 Uhr).
Büdingen. Royal: Bram Stokers Dracula (20 Uhr) - Princess: Bodyguard (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Bodyguard (19.45 Uhr); Die Ritter der Kokosnuß (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Wiedersehen in Howards End (19.30 Uhr); A Night in Havana (22 Uhr). (ohne Gewähr)
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Das doppelte Lottchen (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Der letzte Mohikaner (17 Uhr); Bitter Moon (20 Uhr.
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Bodyguard (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Sister Act (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Dracula (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. VHS, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Oberursel. Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstr. 25: "100 Jahre Villa Hopf - Kostbarkeiten aus der Pflanzen- und Tierwelt des Parks", Dia-Vortrag von Gerda Hopf, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Bad Homburg. SPD-Sprechstunde mit Beate Fleige, Stadthaus, Fraktionsgeschäftszimmer, 11 bis 12 Uhr.
Usingen. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, Stadthalle, 19.30 Uhr. Oberursel. Bürgersprechstunde der CDU mit Günther Bockermann, Rathaus, 17 bis 18 Uhr,Tel. 50 22 28. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 9 bis 11 Uhr.
Sprechstunde der Arbeitsgemeinschaft Soziale Unterstützung (ASU), Umweltbüro, Louisenstr. 23, 10 bis 14 Uhr, Tel. 2 09 65.
Sprechstunde des Kinderschutzbundes, Audenstr. 8, 16 bis 18 Uhr, Tel. 2 00 44.
Kaiser-Wilhelms-Bad: Bewegungsübungen bei Osteoporose, 16 Uhr.
Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Str. 5: Sprechstunde 9-12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72/73 13 00.
Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.
Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Tel. 50 24 58.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 und 15 bis 17.30 Uhr, Tel. 50 23 68.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Turnhalle Taunus-Schule: Übungsabend der Behindertensportgemeinschaft, 20 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Monatstreffen der Gartenclubs, Hardtwald-Hotel, 15 Uhr.
Friedrichsdorf. Diskussion des Arbeitskreises "Frauen in Friedrichsdorf" zum Thema "Frauenfreundliches Friedrichsdorf?", Gasthaus Zum Löwen, 20 Uhr.
Oberursel. Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Mitte, Gerätehaus, 20 Uhr.
Kronberg. Treffen des Kontaktkreises Körperbehinderter, Ev. Gemeindehaus Schönberg, 18 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Tanz und Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Beratung bei Frau Ruf, 10 Uhr; Gedächtnistraining. 10 Uhr; Seniorentanz, 14 Uhr.
Friedrichsdorf. Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen, 10 bis 13 Uhr.
Senioren-Singkreis Burgholzhausen, Alte Schule, 15 bis 17 Uhr; Tanz, 19.30 bis 22 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Bastelnachmittag, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Gymnastik am Tisch, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr. Müll Usingen. Sperrmüllabfuhr im Gebiet I ab 6 Uhr. Fastnacht Bad Homburg. Närrische Magistratssitzung im Vereinshaus Gonzenheim, 18.11 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Bushaltestelle Kurhausvorplatz, 13.15 Uhr, Wanderstrecke ca. 15 km.
Schulanmeldung in folgenden Grundschulen: Ketteler-Francke-Schule, 9 bis 11.30 Uhr; Grundschule Dornholzhausen, 8 bis 10 Uhr; Grundschule Ober-Eschbach, 8 bis 12 Uhr (Buben); Grundschule Ober-Erlenbach, 8 bis 12 Uhr (Buchstaben A-H).
Neu-Anspach. Schulanmeldung in der Adolf-Reichwein-Schule, 8.15 bis 11.30 (Buchstaben A-G).
Königstein. Treffpunkt an der Kurverwaltung zum Stadtrundgang, 14.30 Uhr.
SCHWALBACH / KRONBERG. Haben sie ein wenig Glück, dürfen im Herbst nächsten Jahres die Geschäftsführer des Chemieriesen Dow-Chemical etwas tiefer in die Firmenkasse greifen. Dann nämlich könnte erstmals die Gewerbesteuer fällig werden, die das Unternehmen an die Stadt zahlen muß. Ob es am Ende so kommt, hängt erst einmal von den Tiefbauleuten ab, die am Kronberger Hang in nächster Zukunft das Fundament für das neue Gebäude des Chemie-Unternehmens buddeln werden. Juristisch haben die Schwalbacher Abgeordneten jedenfalls den Weg freigemacht für die Bagger: SPD, FDP und UL stimmten jetzt in einer Sondersitzung des Parlaments dem Bebauungsplan "Kronberger Hang" zu.
Zwei bereits vorliegende Baugenehmigungen erhalten damit Rechtskraft. Neben dem Investor, der für Dow-Chemical baut, darf nun auch der Auftragnehmer loslegen, der für die Debis ein Gebäude errichtet. Der Chemieriese erhält damit 20 000 Quadratmeter Geschoßfläche, die Debis gar 25 000 Quadratmeter Platz.
Für Bürgermeister Horst Faeser (SPD) geht damit eine "unendliche Geschichte" zu Ende. Nach dem ersten Beschluß im Jahre 1969, zwei Vorstößen in den Jahren 1974 und 1983, bei denen die zulässigen Gebäudekapazitäten auf dem Gelände erweitert wurden, lag seit 1990 ein neuer Bebauungsplan vor, der den Bau höherer Häuser zulassen sollte. Ende Januar diesen Jahres hatte die Satzung zunächst aber keine Mehrheit bekommen, weil die UL offenbar von der verabredeten Linie abgewichen war. Nachdem der Magistrat Widerspruch gegen die Entscheidung des Parlaments erhoben hatte, lag der Entwurf nun erneut auf dem Tisch. Nach mehreren Sitzungsunterbrechungen, in denen Verfahrensfragen geklärt werden mußten, erhielt das Papier eine Mehrheit von 20 Ja- gegen 15 Nein-Stimmen von CDU und Grünen. Daraufhin verließen die Christdemokraten die Sitzung, weil im Anschluß daran über den Änderungsantrag der UL abgestimmt werden sollte. Darüber aber hätte nach Auffassung der CDU nicht entschieden werden dürfen, weil das Papier der Unabhängigen ohne Zwei-Drittel-Mehrheit ins Abstimmungsverfahren gelangt war.
"Die Geschäftsordnung ist so ausgelegt worden, daß über den UL-Antrag in jedem Fall entschieden wird", kritisierte CDU-Fraktionschef Paul Marcus. Die Union werde im Wahlkampf das Procedere darstellen und überlegen, "ob wir weitere Konsequenzen daraus ziehen". Auf die Rechtskraft des Bebauungsplanes hat die Kritik der CDU am Verfahren jedoch keine Auswirkung.
Gegen die Stimmen der Grünen und in Abwesenheit der CDU bekam der Änderungsantrag der UL die erwartete Mehrheit. Der Magistrat wird damit aufgefordert - wie in der Vorwoche zwischen Magistrat, FDP und UL verabredet -, mit den Investoren zu vereinbaren, daß weniger Stellplätze gebaut werden. Firmen sollen zudem aufgefordert werden, ihren Mitarbeitern Job-Tickets anzubieten. Ferner soll der S-Bahn-Haltepunkt "Braun AG" mit einem gesicherten Fußweg erschlossen werden. Und: Flachdächer und Fassaden sind möglichst zu begrünen, Brauchwasser soll zur Toilettenspülung verwendet und der Wärmeschutz nach den neuesten technischen Möglichkeiten eingerichtet werden. schu
Prozesse wegen Spionage für DDR gehen weiter Ehemaliger Kommunalpolitiker steht unter Anklage Von unserer Mitarbeiterin Elisabeth Ehrhorn Für das Ost-Berliner Ministerium für Staatssicherheit (MfS) soll ein 51 Jahre alter Ingenieur und ehemaliger SPD-Kommunalpolitiker gearbeitet haben, gegen den die Staatsanwaltschaft am Oberlandesgericht Frankfurt jetzt Anklage erhoben hat. Wie Oberstaatsanwalt Hans Hermann Eckert mitteilte, müssen sich noch drei weitere Angeklagte - zwei Männer und eine Frau - wegen geheimdienstlicher Tätigkeit für die ehemalige DDR demnächt vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts verantworten. Der 51jährige Ingenieur aus dem Main- Kinzig-Kreis stand nach den Ermittlungen fast die Hälfte seines Lebens in Ost- Berliner Diensten. Zunächst stellte er sich dem MfS für die "Personenabklärung" zur Verfügung: 265 Männer und Frauen, so geht nach Auskunft Eckerts aus den sechs Bänden der Gauck-Akten lückenlos hervor, hat er in seiner 25jährigen Stasi-Laufbahn ausgekundschaftet, ihr Privatleben durchschnüffelt, seine politischen Kontakte mißbraucht.
Als Chef eines Ingenieurbüros und zeitweiliger Leiter des Stadtbauamts seiner Heimatstadt kam er außerdem an diverse Unterlagen über zivile und militärische Objekte heran. Da sein Büro am Bau diverser Atomkraftwerke, darunter auch Brunsbüttel, beteiligt war, leitete er laut Anklage entsprechende Pläne nach Ost- Berlin weiter. Des weiteren soll er Informationen über ein NATO-Nachrichtenerdkabel übermittelt haben.
Für seine Dienste erhielt er neben einem Orden für "treue Dienste" auch einen Agentenlohn von 125 000 Mark. Der Parteibeitrag für die SED, deren heimliches Mitglied er seit 1971 ebenfalls war, wurde ihm von diesem Verdienst automatisch abgezogen.
Einem zweiten mutmaßlichen Stasi- Spion, ein 36 Jahre alter Volkswirt und auch SPD-Mitglied, war eine Liebe in Ost-Berlin zum Verhängnis geworden: Der Übersiedlungsantrag seiner ostdeutschen Freundin, so wurde ihm erklärt, werde nur dann positiv beschieden, wenn er sich in der Zwischenzeit dem MfS zur Verfügung stellte. Als die Beziehung zerbrach, wurde er von seinem Führungsoffizier "bekniet", so Eckert, für die Stasi weiterzuarbeiten. Insbesondere hatte man dabei seine angeblichen engen Kontakte zu Heidemarie Wieczorek-Zeul und zur Lebensgefährtin von Oskar Lafontaine, zum damaligen Zeitpunkt SPD-Kanzlerkandidat, im Auge. Tatsächlich aber, so der Oberstaatsanwalt, habe er die SPD-Politikerin nur einmal, 1979, persönlich getroffen; und der Aufforderung, die Partnerin des Kanzlerkandiaten auszukundschaften, die er vom Studium her kannte, sei er nie nachgekommen.
Des weiteren klagt die Staatsanwaltschaft eine 33 Jahre alte Personalfachkauffrau an, die sich der Stasi mit ordentlich eingereichten Bewerbungsunterlagen selbst angedient haben soll. Die Frau hatte sich einmal bereits beim bundesdeutschen Militärischen Abschirmdienst (MAD) beworben, wurde jedoch abgelehnt. Im März 1989, so die Ermittlungen, versuchte sie es erneut, diesmal erfolgreich und bei der Gegenseite. Bis zur Auflösung des MfS übergab sie Informationen aus dem US-Generalkonsulat in Frankfurt und der US Continental- Bank nach Ost-Berlin.
Schließlich wirft der Staatsanwalt einem 57 Jahre alten Frührentner vor, er habe dem MfS einen "nachrichtendienstlichen Stützpunkt" zur Verfügung gestellt. Zwischen 1974 und 1989 soll er sowohl die elterliche Wohnung als auch seine Ferienwohnung in einem Kurort an Nachrichtenoffiziere vermietet und dafür jeweils 300 Mark kassiert haben. Eine Anmeldung seiner "Gäste" bei der Kurverwaltung, so Eckert weiter, habe er unterlassen.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Es tut sich was in Sachen Dieselstraße. Nach dem Ortstermin Anfang Februar hat Bürgermeister Bernhard Brehl auf einem Arbeitspapier für das Stadtplanungs- und -bauamt in elf Punkten noch einmal die mit Behördenvertretern und Anwohnern getroffenen Absprachen fixiert, wie die Straße im Süden Mörfeldens ruhiger und sicherer werden kann.
Rasern soll vor allem mit optischen Fahrbahnverengungen zu Leibe gerückt werden. Auch die übersichtlichere Gestaltung gefährlicher Kreuzungen durch entsprechende Beschilderungen und Markierungen ist im Gespräch. Solche Maßnahmen würden auch die Laster, die seit Eröffnung der Kiesgrube im benachbarten Gräfenhausen durch die Dieselstraße donnern und die Anwohner beunruhigen, bremsen.
Brehl kündigte für April oder Mai eine nächtliche Zählung des Schwerverkehrs an. Sie dient der Stadt als erste Grundlage dafür, ein Lastwagen-Nachtfahrverbot durch das Straßenbauamt und den Regierungspräsidenten prüfen zu lassen.
Die Anwohner, denen die Verkehrsverhältnisse in der Dieselstraße nicht erst seit dem tödlichen Unfall eines Mannes im Oktober 1992 Sorgen machen, schöpfen jetzt Hoffnung, daß Autos und Laster künftig langsamer fahren.
Bei den geplanten Maßnahmen werden auch Anregungen der Anwohner aus der Dieselstraße aufgegriffen. So wird eine Verkehrsinsel im Kreuzungsbereich Dieselstraße / Opelstraße installiert, und entlang der gesamten Dieselstraße wird mittels durchgehender Blockmarkierung ein etwa zwei Meter breiter Parkstreifen von der bisher acht Meter breiten Fahrbahn abgetrennt. Überprüft wird der Vorschlag, die Fußgängerampel auf "Dauerrot" zu schalten.
Die Stadt will sich jetzt Pläne eines Fachbüros vorlegen lassen, das auch mit anderen Verkehrsberuhigsmaßnahmen in der Stadt betraut ist. Dann kann es in der Dieselstraße losgehen. Brehl jedenfalls hat den Anwohnern zugesagt, daß die beim Ortstermin besprochenen Maßnahmen und Arbeiten bis Mai erledigt sein könnten. wal
WESTEND. Die Frankfurter Sparkasse 1822 schließt Ende der Woche ihre Geschäftsstellen in der Liebigstraße 13 und im Kettenhofweg 116. Gleichzeitig, am Montag, 22. Februar, nimmt sie ihre umgebauten Räume in der Bockenheimer Landstraße 63-65 in Betrieb. Dort könnten alle Kunden ihre gewohnten Ansprechpartner finden, schreibt das Unternehmen. Die 31 Mitarbeiter würden nach Vereinbarung auch außerhalb der durchgehenden Öffnungszeiten beraten.
Im Erdgeschoß der umgebauten Filiale in der Bockenheimer Landstraße sind neben den Kassen die Geldautomaten, Kontoauszugsdrucker und Briefschließfächer untergebracht. Sie können rund um die Uhr benutzt werden. Im ersten Stock sind Beratungsräume, neben dem Gebäude gibt es Kunden-Parkplätze. mb
Als "versöhnlich" werten die Faustballer des TV Rendel den Saisonabschluß in der Landesliga Hessen-Nord. Gegenüber dem Vorjahr fiel die Bilanz in der Halle jedoch etwas schlechter aus, insbesondere die zweite Rendeler "Garnitur", die als Titelverteidiger in die Saison gestartet war, blieb mit dem sechsten Rang hinter der Vorjahresleistung zurück. Allerdings hatte dieses Team einen personellen Aderlaß zu kompensieren, so daß man unter dem Strich mit dem erreichten Mittelplatz zufrieden war.
Auch am abschließenden Landesliga- Spieltag ging die zweite Mannschaft des TV Rendel nicht in Bestbesetzung an den Start. Der Hauptangreifer und Ex-Trainer Harald Damovsky mußte ersetzt werden. Der beruflich nach Hannover abgewanderte Ex-Coach hinterläßt in Rendel eine große Lücke. Rendel I schloß wie im Vorjahr auf Rang fünf ab.
Rendel I setzte sich am letzten Spieltag in Dieburg knapp mit 2:1 gegen die Gastgeber durch. Gegen die Reserve des Bundesligisten Grün-Weiß Darmstadt gelang den engagiert aufspielenden Rendelern eine 2:0-Revanche für die Hinspielniederlage. Rendel I bestätigte damit die guten Leistungen der Rückrunde, in deren Verlauf das Team 14:4 Punkte sammelte und noch auf den fünften Rang kletterte.
Rendel II mußte den zahlreichen personellen Schwierigkeiten Tribut zollen und unterlag sowohl den Dieburgern (0:2) als auch den Darmstädtern (1:2). Mit einem ausgeglichenen Punkt- und Satzverhältnis schloß der Titelverteidiger damit auf dem sechsten Rang ab, der angesichts der zahlreichen Ausfälle zufriedenstellend ist.
Souverän sicherte sich der TSV Pfungstadt die Meisterschaft, während die SG Rodheim-Bieber II absteigen muß. Der TV Dieburg I muß in der Relegation noch um den Klassenerhalt kämpfen.
RENDEL I: Michael Wittich, Hartmut Sadlowski, Matthias Jraschek, Wilfried Schneider, Karlheinz Hoos
RENDEL II: Klaus Schmid, Udo Lenz, Edmund Schuhmann, Christian Meyer, Klaus Tille.
ABSCHLUSSTABELLE DER LANDESLIGA: 1. TSV Pfungstadt 36:0 Punkte/36:0 Sätze, 2. TV Eschhofen 24:12/26:15, 3. TGB Darmstadt 22:14/25:18, 4. TV Jahnvolk Eckenheim 20:16/23:19, 5. TV Rendel I 20:16/21:23, 6. TV Rendel II 18:18/20:20, 7. TV Dieburg II 16:20/20:24, 8. SG Grün-Weiß Darmstadt II 14:22/17:24, 9. TV Dieburg I 6:30/12:31, 10. SKG Rodheim-Bieber II 4:32/7:33 ina
Die Schützen-Gemeinschaft Münster setzte sich auch in der zweiten Runde des Walter-Nagel-Hessenpokalwettbewerbes auf Gauebene durch und stellte unter Beweis, zu den Top-Mannschaften in Hessen zu gehören. Der Gegner der zweiten Runde, der Schützenverein Hessen Frankfurt, war gegen Münster beim deutlichen 1770:2172 ohne den Hauch einer Siegchance.
Die Frankfurter traten nur mit fünf Schützen an, doch auch wenn ein weiterer Frankfurter angetreten wäre und die für ihn optimale Ausbeute von 400 Ringen erzielt hätte, wären die Frankfurter Schützen nicht zu einem Erfolgserlebnis gekommen. Die Schützen-Gemeinschaft Münster präsentierte sich nämlich durchweg in Bestverfassung und erreichte einen Durchschnittswert von 362 Ringen, der ohne Zweifel eine beachtliche Marke darstellt.
Den Rahmen sprengte Helmut Hartung mit 371 Ringen, doch auch Daniel Illmer (366) und Redi Latzel (364) erzielten Spitzenwerte. Da auch Eike Krauzpaul (361), Horst Lazar (358) und Anita Claas (352) kaum abfielen, bestätigten die Münsterer ihre hervorragende Leistung der ersten Runde und dürfen der weiteren Entwicklung des Wettbewerbs zuversichtlich entgegensehen. Egal welchen Gegner das Los der Schützen-Gemeinschaft beschert - bange zu sein braucht diesen Münsterern vor keinem der möglichen Kontrahenten.
Nicht nur sportlich, sondern auch auf Funktionärsebene gelten die Maintaunus-Vertreter allenthalben als qualifizierte Kräfte. Eine Anerkennung ihrer guten Arbeit stellt für Werner Zink, Josef Brandmeier und Wolfgang Mieth die Auswahl des Hessischen Schützenverbandes bezüglich der Organisation des Weltmeisterschafts-Ausscheidungsschießens der Bogenschützen dar.
Diese Veranstaltung wurde am 13. und 14. Februar in Frankfurt-Schwanheim ausgetragen. Die Main-Taunus-Vertreter trugen wesentlich zum guten Gelingen der Veranstaltung bei. jbp
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Kur- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstraße/ Thomasstraße, und Burg-Apotheke, Friedrichsdorf-Burgholzhausen, Königsteiner Str. 22 a.
Oberursel/Steinbach. Holzweg-Apotheke, Oberursel, Holzweg 13.
Usinger Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.
NEU-ANSPACH. 30 Mark jährlich für Einzelpersonen, 40 Mark pro Familie und 100 Mark im Jahr für Firmen und andere Einrichtungen: Das sind die Beiträge, die der neue "Grundschulförderverein Neu- Anspach" von seinen Mitgliedern verlangt. Das Geld solle den Schulkindern zugute kommen. Und zwar überall da, "wo der Staat und der Kreis als Schulträger nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfügen", teilt der Förderverein mit.
Aber bitte schön zweckgebunden: Ein Sandkasten, Klettergerät für den Pausenhof und außerschulische Veranstaltungen schweben den Gründern um Wilfried Apel vor.
Zudem hätten die Lehrer schon einige Wünsche geäußert, etwa Spielgeräte zur Förderung der psychomotorischen Fähigkeiten.
Die Elternspende soll durch den Förderverein, der sich aus Mitgliedern des Elternbeirats der Adolf-Reichwein-Schule und anderen Eltern zusammensetzt, zu einer festen Einrichtung werden. Näheres weiß der Vorsitzende Wilfried Apel, Telefon 0 60 81 / 4 25 86. ill
Bei der 89er Wahl schenkten 10 020 Bürgerinnen und Bürger der CDU ihr Vertrauen, das waren immerhin 46,9 Prozent der Wähler. Die SPD verbuchte von 8028 Stimmen herrührende 37,5 Prozent, die Grünen brachten es auf 2555 Kreuze, was genau 12 Prozent entsprach. Wie schon 1985 gelang der FDP der Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde nicht. Sie rutschte von 4,3, anno '85, auf nunmehr 3,7 Punkte.
Bei der Wahl am 7. März kandidieren die im Parlament vertretenen Parteien - Christ- und Sozialdemokraten sowie Grüne -, die Liberalen machen einen neuen Anlauf, die Rückkehr ins Parlament zu schaffen. Spitzenkandidaten: Paul Scherer (CDU), Thomas Przibilla (SPD), Barb Draeger-Husmann, (Grüne), Hans-Jürgen Grebe (FDP). ttt
Westliche Diplomaten in Rangun sehen "nicht den geringsten Ansatz für einen Machtverzicht der Militärs. Vielmehr bemühe sich die Junta hinter einer Nebelwand scheinbarer Liberalisierungen um eine internationale Legitimation ihrer Macht.
MAIN-KINZIG-KREIS. Das Staatliche Veterinäramt mit Sitz in Gelnhausen hat einen neuen Namen erhalten. Künftig heißt die Behörde: "Staatliches Amt für Lebensmittelüberwachung, Tierschutz und Veterinärwesen". Damit soll der Öffentlichkeit auch die Vielfalt der Aufgaben verdeutlicht werden. Der Namenswechsel erfolgt aufgrund der Änderung des Eingliederungsgesetzes vom 1. September 1992. hok
Erweiterte Kläranlage schluckt 180 Millionen Allein die Vorplanung kostet fünf Millionen Mark Von Regine Schlett HANAU. Die Erweiterung der Hanauer Kläranlage, die nach ersten Schätzungen rund 180 Millionen Mark kosten soll, bereitet den Hanauer Stadtverordneten Kopfzerbrechen. Erst nach ausgiebiger Diskussion stimmte der Struktur- und Umweltausschuß dieser Tage einer Vorlage des Magistrats zu, die am Montag abend auch die Stadtverordneten absegneten. Damit werden zunächst fünf Millionen Mark für die Vorplanung bereitgestellt. An der Notwendigkeit der Erweiterung und Sanierung, mit der die Stadt Hanau die Gewässergüteklasse II erreichen soll, die im Bewirtschaftungsplan für den Untermain vorgesehen ist, gibt es keine Zweifel. Vertreter des Regierungspräsidenten bestätigten in der Diskussion im Ausschuß noch einmal die Verpflichtung für die Stadt, die Anlage mit einer verbesserten Stickstoff- und Phosphor-Elimination auszurüsten. "Sie sind im Verzug", so ein Mitarbeiter. Der Zeitrahmen für den Ausbau in Hanau bis 1998 sei ohnehin schon "großzügig" terminiert. "Ein weiteres Hinausschieben ist nicht vertretbar." Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ronald Battenhausen regte an, zunächst abzuwarten, ob auf Bundesebene neue Abwasservorschriften erlassen werden. Außerdem müsse geklärt werden, ob die Investitionen tatsächlich Verbesserungen bringen. Grünen-Sprecher Elmar Diez kritisierte, daß die Stadt Hanau seit der Diskussion um das Abwassergutachten seiner Fraktion 1989 noch keine neue verursachergerechtere Abwassersatzung vorgelegt habe, obwohl ein entsprechender Antrag der Grünen bereits beschlossen wurde. In dieser Hinsicht sei jedoch "nichts passiert". So habe die Stadt jährlich zwei Millionen Mark Abwasserabgabe ans Land zahlen müssen, weil das Klärwasser für den Vorfluter Main nicht sauber genug sei. Erst wenn eine entsprechende Erfassung der Schmutzfrachten vorliege, könne das Millionenprojekt Kläranlage bedarfsgemäß dimensioniert werden, forderte Diez.
Bernd Lenz, Leiter des Tiefbauamts, wollte den Vorwurf der Untätigkeit nicht gelten lassen: Seine Mitarbeiter hätten bereits umfangreiche Vorarbeiten erledigt und die einleitenden Betriebe erfaßt. Der Abschluß der Schmutzfrachtberechnungen, ergänzte Baudezernent Jürgen Dressler, hänge derzeit außerdem an den Kommunen Maintal und Bruchköbel, die noch keine Daten vorgelegt hätten. Die Diskussion über eine verursachergerechte Beteiligung der Hanauer Industrie müsse jedoch im Rahmen einer Abwassersatzung und nicht beim Bau einer neuen Kläranlage diskutiert werden, sagte Dressler.
Sprechstunden des Bürgerbeauftragten
MAIN-KINZIG-KREIS. Der Bürgerbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises, Gerhard Höhn, bietet in diesem Monat folgende Sprechstunden an: am Mittwoch, 17. Februar, von 14 bis 16 Uhr im Landratsamt Hanau, kleiner Sitzungssaal, 2. Stock Altbau; am Donnerstag, 18. Februar, von 10 bis 12 Uhr im Landratsamt Gelnhausen, Zimmer I im Erdgeschoß; am Freitag, 19. Februar, von 10 bis 12 Uhr im Landratsamt Schlüchtern, großer Sitzungssaal. hok
Für die U-Bahn-Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und der Bockenheimer Warte wird die Stadt voraussichtlich 85 Millionen Mark mehr hinlegen müssen, als ursprünglich geplant. Das sagte Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) auf eine Anfrage der CDU-Fraktion, die "widersprüchliche Zahlen" über die Mehrkosten des Tunnels erkannt haben will. Nach Angaben der CDU habe Protzmann bislang von nur vier Millionen Mark Mehrkosten gesprochen.
"Diese Zahl von vier Millionen bezieht sich nur auf ein einziges Baulos", sagt der Baudezernent, "das steht auch in meinem Magistratsbericht haargenau so drin." Die 85 Millionen bezögen sich dagegen auf die Gesamtstrecke, an der die Arbeiten im vergangenen Jahr eingestellt werden mußten, weil sich der Boden und das Grundwasser als belastet herausgestellt haben. 11,9 Millionen Mark müßten zusätzlich für die notwendig gewordene Grundwasser-Reinigung, weitere 7,5 Millionen Mark für die Entsorgung des Bodens ausgegeben werden. "Der Rest resultiert aus der üblichen Preissteigerung", sagt Protzmann.
Keine Mehrkosten entstünden dadurch, daß das bereits fertiggestellte Tunnelstück in der Friedrich-Ebert-Anlage für die Zeit des Baustopps geflutet wurde. Nach Angaben des Stadtbahnbauamt-Leiters Harald Krimmer ist auch ein Rosten der bereits fertiggestellten Bauteile nicht zu befürchten. "Die sind aus Beton wie die Kaimauern am Fluß - und die rosten ja auch nicht." Krimmer rechnet damit, daß die Arbeiten bis September wieder aufgenommen werden können, "und dann brauchen wir etwa vier Jahre, bis die Strecke fertig ist".
Für die Gesamtbauzeit der Strecke, so Protzmann, habe der Baustopp an der Friedrich-Ebert-Anlage keine Auswirkungen. "Wir werden ab September eben an mehreren Stellen gleichzeitig arbeiten." Die parlamentarische CDU-Anfrage nach Kosten und Zeitplan der U-Bahn-Strecke nannte der Stadtrat "angestrengt". Die CDU solle "in dieser Frage lieber ganz kleine Brötchen backen", da ihre Bonner Parteifreunde gerade dabei seien, die Kürzung von Bundeszuschüssen für den U- und S-Bahn-Bau zu beschließen. mat
GROSS-GERAU. Wie die im neuen Schulgesetz festgeschriebene Schulkonferenz aussehen könnte, wurde bei einem Elternseminar des "elternbundes hessen" (ebh) dieser Tage in der Groß-Gerauer Martin-Buber-Schule geübt. Die Schulkonferenz, die mit dem neuen Schuljahr hessenweit Premiere feiert und für alle Schulen verbindlich ist, soll Eltern sowie Schülern und Schülerinnen mehr Möglichkeiten zur Mitbestimmung und -gestaltung einräumen.
Helga Glanz von ebh berichtet von rund siebzig Teilnehmern und Teilnehmerinnen, die durchspielten, was Erster Kreisbeigeordneter und Kreisschuldezernent Baldur Schmitt (SPD) als Beitrag zu mehr Demokratie in der Schule sieht. Er verhehlt nicht, daß es auch kritische Stimmen gibt, die die Schulkonferenz als Gremium werten, in dem nur geredet werde, während die Entscheidung am Ende doch wieder nur von Lehrerschaft und Schulleitung getroffen werde. Baldur Schmitt plädierte dafür abzuwarten, "wie die einzelnen Schulen in der Praxis mit der Schulkonferenz umgehen". wal
RÖDELHEIM. Eine "Bürgerliste" aus Rödelheim will in der kommenden Wahlperiode die Politik des Ortsbeirats 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen) mitgestalten. Etwa ein Dutzend junge Rödelheimer gehören ihr an, drei davon stellen sich zur Wahl: Christof Schneller, Silke Seitz und Thomas Jainter. Einige Mitglieder der Liste sammelten erste politische Erfahrungen bei der Katholischen Jugend Frankfurt (KJF); ein Mann war bei den Grünen aktiv.
Die Initiative ist zuversichtlich, einen der 19 Sitze im Ortsbeirat besetzen zu können, obwohl sie nur Rödelheimer Fragen angeht. "Wir kennen viele Jugendlichen durch die KJF", begründet Kandidat Thomas Jaitner und ergänzt, auch mit älteren Menschen hätten sie zu tun - einige der Aktiven der Bürgerliste arbeiten in einem Rödelheimer Pflegeheim. Derzeit stellen SPD und Grüne mit elf Sitzen die Mehrheit in dem Stadtteilgremium.
Die Bürgerliste fordert, ein Jugendhaus als Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in Rödelheim zu schaffen. Auch ein Bürgerhaus müsse gebaut werden, damit sich das kulturelle Angebot verbessern könne. Dienstleistungen der Stadtverwaltung wie Ausweise, Sozialhilfe und Wohngeld sollten in einem Bürgerzentrum in dem Stadtteil angeboten werden. Die Liste bemängelt ferner, in Rödelheim fehlten Kindergarten- und Hortplätze. Schließlich sollte, um die Wohnungsnot zu mildern, das Areal der amerikanischen Streitkräfte zum Bau neuer Mietwohnungen verwendet werden. mb
MAIN-KINZIG-KREIS. Auch in diesem Jahr wird Landrat Karl Eyerkaufer die Leistungen der erfolgreichsten Sportlerinnen und Sportler des Main-Kinzig- Kreises würdigen. Die Feier beginnt am Donnerstag, 25. Februar, um 19 Uhr im Jugendzentrum Ronneburg.
Landrat Eyerkaufer wird dabei Schüler, Jugendliche, Erwachsene und die erfolgreichsten Mannschaften mit Ehrennadeln, der Sportplakette des Main- Kinzig-Kreises und Urkunden auszeichnen. Weiter sollen vier Persönlichkeiten geehrt werden, die sich um den Sport im Kreis besondere Verdienste erworben haben. Im Anschluß an die Verleihungszeremonie - sie ist in ein unterhaltsames Rahmenprogramm eingebettet - soll es einen Imbiß geben. hok
hll BONN. Einen "steuernden Eingriff" zugunsten von Bahntransporten möglichst vieler Postsendungen erwartet der Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland (VCD) von Bundespostminister Wolfgang Bötsch. In einem Brief an den CSU-Politiker weist VCD-Vorstandsmitglied Rainer Bohnet darauf hin, daß seit der ersten Stufe der Postreform eine kontinuierliche Abnahme der auf der Schiene beförderten Sendungen zu beobachten sei. Statt dessen würden mehr Briefe und Päckchen dem Straßengüterverkehr oder der Luftfracht anvertraut.
"Besonders bedenklich" stimmt den VCD, daß sogar innerdeutsche Transporte, zum Beispiel zwischen Köln/Bonn und Frankfurt am Main, auf Flugzeuge verlagert werden. Dies widerspreche den Erklärungen der Bundesregierung, sie setze sich für eine Verlagerung von mehr Gütern von der Straße auf die Schiene ein. "Wenn das Bundesunternehmen Postdienst dabei aber selbst nicht mit gutem Beispiel vorangeht, wie sollen dann die Wirtschaft und insbesondere private Kurierdienste wie TNT und UPS dazu gebracht werden?", fragt sich Bohnet.
HANAU. Die acht jungen Männer in den weißen Hosen scheinen zufrieden. Eine Woche arbeiteten sie jeden Tag an der "Lehrlingsbaustelle" im Foyer der Eugen-Kaiser-Schule. Die Entwürfe für die geometrischen Muster und das Frauengesicht mit gelbem Hut erstellten sie selbständig, ebenso wie die Auszubildenden auch für den Arbeitszeitplan, die Materialbestellung und umweltgerechte Entsorgung des anfallenden Mülls verantwortlich zeichneten: "Ausbildungsoffensive" nennt der Landesinnungsverband Hessen diese ungewöhnliche Art, um für Nachwuchs im Maler- und Lakkierhandwerk zu werben.
Nach wie vor mangelt es an Interessenten für den Beruf. Die Innung in Hanau bildet derzeit knapp 100 junge Menschen aus. 150 Schüler wünscht sich Antonius Grünebaum, als Abteilungsleiter in der Schule für den Bau- und Malerbereich verantwortlich. "Der Beruf ist nicht der attraktivste." Obwohl er doch abwechslungsreich sei, handwerkliches Geschick erfordere und "man sieht, was man zustande bringt". Doch die jungen Männer tendierten eher zu "irgendwas mit Fahrzeugen, zum Metall- oder Elektrobereich". Auch weil Maler und Lackierer im Winter auch mal kurzarbeiten "oder stempeln" müßten. "Das ist das große Problem aller Bauberufe."
Die Innung möchte weg "von den Quadratmeterarbeiten", wie es Ausbildungstrainer Armin Rück formuliert. Denn auch Restaurationen zählen zum Aufgabenfeld - oder filigrane Motive, was der Blick auf die Wände des neugestalteten Foyers bestätigt. Die letzteren Aufgaben erfüllen insbesondere Frauen sehr gut, lobt Grünebaum. Sieben Schülerinnen unterrichtet der Abteilungsleiter derzeit in Hanau. Die meisten verstünden die Ausbilung allerdings nur als Durchgangsstation. "Sie sind künstlerisch sehr motiviert." jur
Zwei Rangiermeister und ein 19 Jahre alter Angestellter der Deutschen Bundesbahn haben einen Mann überwältigt, der zuvor einer Frau im Hauptbahnhof das Portemonnaie gestohlen hatte.
Der 32jährige Täter ist nach Angaben der Polizei bereits wegen verschiedener Gewaltverbrechen aktenkundig. Als Motiv gab der Mann an, er habe Hunger. hu
MAIN-KINZIG-KREIS. Den hohen Stellenwert der Arbeit der Kleintierzuchtvereine "im sozialen und gesellschaftlichen Gefüge der Gemeinschaft" will der Main-Kinzig-Kreis am Freitag, 26. Februar, 19 Uhr, im großen Saal des Jugendzentrums Ronneburg würdigen.
Landrat Karl Eyerkaufer wird dabei Mitglieder von Brieftauben-, Rassegeflügel-, Kaninchenzucht-, Hunde- und Angelsportvereinen mit der Ehrenplakette des Kreises auszeichnen. hok
Zwei Männer haben am frühen Morgen gegen 4.45 Uhr einen Taxifahrer ausgeraubt. Die Täter waren am Hauptbahnhof zugestiegen. In der Lorscher Straße ließen sie anhalten; einer der Täter würgte den Fahrer von hinten, gleichzeitig wurde er mit einem Messer bedroht. Die Männer schubsten den Mann, der Schnittverletzungen an Hand und Hals erlitt, aus dem Auto und fuhren davon.
Bei dem gestohlenen Auto handelt es sich um einen beigen Mazda 626 mit dem amtlichen Kennzeichen F-MU 906. Nach Angaben der Polizei ist ein Täter etwa 30 Jahre alt, 1,85 Meter groß und hat braune mittellange Haare. Er war bekleidet mit einem Jeansanzug und Cowboystiefeln.
Der zweite Täter ist zirka 20 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß und hat blonde, "schräg" geschnittene Haare. hu
Auf dem Kai im Hafen von Tallinn schüttelte Estlands Energieminister Arvo Niitenberg dem schwedischen Botschafter Lars Grundberg dankbar die Hand - Blitzlichtgewitter, Kameraklicken. Schweden hatte mittels zehn Millionen Entwicklungshilfe- Kronen dem prekären Energiemangel Estlands ein bißchen abgeholfen. Die Esten hatten dafür 6800 Tonnen hochwertiges norwegisches Dieselöl gekauft, die auf die schwedischen Tanker Bellona und Avior nach Tallinn verladen wurden. Das Öl, dessen Übergabe Niitenberg und Grundberg feierlich besiegelten, sollte der Eisenbahn, den kommunalen Bussen und den Schiefergruben des Landes über den Winter helfen. Glaubte man.
Doch nur die Bellona löschte ihre Last im Tallinner Hafen. Die Avior bekam von der estnischen Maklerfirma Eesti Kütus den Auftrag, nach Hamburg weiterzufahren und ihre 3800 Tonnen Öl sowie 700 zusätzliche, die vom Schwesterschiff umgeladen wurden, dort zu verkaufen. Jetzt sitzen die Direktoren von Eesti Kütus und des mit dem Transport betrauten estnisch-schwedischen Gemeinschaftsunternehmens Scantrans wegen des Verdachts auf Betrug in Untersuchungshaft. Sie werden beschuldigt, das Nordseeöl auf eigene Rechnung veräußert und den estnischen Kunden statt dessen minderwertigen Sommerdiesel aus Aserbaidschan geliefert zu haben, der bei Minusgraden friert und für den winterlichen Bus- und Eisenbahnverkehr daher denkbar ungeeignet ist. Geschätzter Verdienst beim Austausch des teuren durch billiges Öl: anderthalb Millionen Kronen (rund 360 000 Mark).
"Empörend, daß so etwas passieren kann", entrüstete sich Schwedens Entwicklungshilfeminister Alf Svensson, "das estnische Volk benötigt all das Öl, das es bekommen kann". Der Politiker forderte von den estnischen Behörden eine Aufklärung der dunklen Geschäfte. Bis dahin hat Schweden weitere Öllieferungen ausgesetzt. Niitenberg kündigte die "härtest mögliche Strafe" für die Schuldigen an: "Wir haben mit Dokumentenfälschung und Diebstahl zu tun. Das ist ein ausgeklügelter Versuch, den estnischen Staat zu betrügen", sagte der Energieminister. Daß eine Regierungskommission unter Vorsitz von Innenministerin Lagle Parek die Ermittlungen, in die auch die Interpol eingeschaltet wurde, kontrolliert, zeigt welchen Stellenwert Estlands Regierung dem Ölschwindel beimißt.
Die Beschuldigten sehen nicht, etwas Verkehrtes getan zu haben. "Alle Öltanks im Hafen waren voll", erläuterte Scantrans-Direktor Toomas Tuul. Nur deshalb habe man den für eine Hamburger Firma bestimmten Diesel aus Aserbaidschan mit dem Nordseeöl vertauscht. "Sonst hätte der Tanker acht bis zehn Tage im Hafen liegen müssen." Auch der Kapitän der Avior hält den Handel für eine "ganz normale Öltransaktion". Schwedens Botschafter Grundberg, der von den estnischen Behörden über die Ermittlungsarbeiten auf dem Laufenden gehalten wird, hat andere Informationen: "Es sind weitere Dokumente über kriminelle Handlungen aufgetaucht, und es besteht der dringende Verdacht, daß mehr als die zwei bisher verhafteten Direktoren in die Affäre verwickelt sind." gam
FLÖRSHEIM. "Pommes, die Supermaus" heißt das Stück des Figurentheaters "Turbo Prob", das morgen, 16. Februar, um 15 Uhr für Kinder ab fünf Jahren aufgeführt wird. Die Geschichte erzählt von der Maus Pommes, die es satt hat, immer in der Imbißbude zu sitzen. Sie reist zu einem verzauberten Schloß, in dem es ein geheimnisumwittertes Nachtleben gibt. Das Figurentheater spielt im Flörsheimer Keller (Hauptstraße), der Eintritt kostet vier Mark. ege
KELSTERBACH. Ihr am Aschermittwoch übliches Heringsessen hat die SPD diesmal auf Donnerstag, 25. Februar, verschoben. An diesem Tag kann sie das traditionelle Essen mit dem Wahlkampf- Auftritt des früheren SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzenden, Hans-Jochen Vogel, verbinden. Er wird von 17 bis 18 Uhr im Bürgerhaus erwartet. Vogel referiert über "die geplanten Streichungen der Bonner Koalition im sozialen Netz".
Im Anschluß an den Auftritt des prominenten Redners soll von 19 Uhr an im Siedlerhaus das Heringsessen erfolgen. "Für Überraschungen ist gesorgt, und an Gesprächsstoff mangelt es nicht", verspricht Vorsitzender Fritz Treutel. Wer das nach-närrische Treffen nicht versäumen will, muß sich anmelden "zwecks Vorbestellung des Menüs (Heringe oder à la Carte)" und kann dies bis 22. Februar bei Stefan Weikl, Tel. 6 33 44, tun. lis
BAD VILBEL. Zu einem bunten Faschingstreiben in der Turnhalle Homburger Straße lädt der Turnverein Massenheim am Samstag, 20. Februar, um 20.11 Uhr ein. Es wurde die Showband "Butterfly" verpflichtet. Am Dienstag, 23. Februar, bietet der TV von 14 bis 17 Uhr in der Turnhalle einen Kindermaskenball zum Eintrittspreis von drei Mark an. Abends findet in der Narrhalla der Lumpenball statt und zwar ab 20.11 Uhr. Es spielen "The Blue Lights". Der Eintritt beträgt 7 Mark. hm
BAD VILBEL. Einen Kindermaskenball veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr Dortelweil am Faschingssonntag, 21. Februar, ab 13.30 Uhr im Saalbau Steul. Musik machen die "Twisters". Der Eintritt kostet drei Mark für Erwachsene und 1,50 Mark für Kinder. hm
MAIN-KINZIG-KREIS. Die Ankündigung der Preußen-Elektra AG, ihr ehemaliges Braunkohlekraftwerk in Wölfersheim im benachbarten Wetteraukreis nun doch in eine Müllverbrennungsanlage modernster Prägung umwandeln zu wollen, hat im Main-Kinzig-Kreis die CDU und die FDP auf den Plan gerufen - jene Parteien also, die vormals einen "Müllofen" in Langenselbold durchsetzen wollten, denen aber SPD und Grüne bei der Übernahme der Regierungsverantwortung im Kreis später einen Riegel vorschoben.
Zu der "neuen Aktualität" verkündet nun der Vorsitzende der CDU-Kreis- tagsfraktion, Dr. Rolf Müller: "Das Schlimme daran ist, daß die derzeit noch im Landratsamt Verantwortlichen diese Entwicklung offenbar gar nicht mitbekommen."Der Unionsmann kann nicht verstehen, daß "engstirnig an einer veralterten, in die Sackgasse führenden Form der Deponieplanung festgehalten wird".
Abfalldezernent Erich Pipa hat nach Ansicht Müllers bei seiner Rundreise über die Deponien des Kreises "die Katze aus dem Sack gelassen - bis 1994 geht in den alten Deponien nichts mehr!" Für ihn - Müller - wird "immer deutlicher, daß das schon vor Jahren von der CDU- Fraktion im Kreistag geforderte überregionale Müllentsorgungskonzept mit einer Müllverbrennungsanlage in Wölfersheim immer näher rückt".
Ins gleiche Horn bläst die FDP, früherer Koalitionspartner der CDU im Kreistag. "Deponie-Freunde sind Technik-Feinde", urteilt FDP-Kreisvorsitzender Dirk Pfeil kategorisch. Dabei bezieht sich Pfeil ebenfalls auf Pläne von Preußen-Elektra.
"Ohne dem Konzept des Unternehmens, das auf die Müllentsorgung der Kreise Marburg-Biedenkopf, Lahn-Dill, Gießen, Wetterau und Main-Kinzig-Kreis ausgelegt sei, auch nur einen Schritt näher zu treten, werde das Projekt von rot- grünen Technik-Laien rigoros verteufelt", meint der FDP-Kreisvorsitzende in einer Presseerklärung.
Pfeil empfiehlt Landrat Karl Eyerkaufer und seinem Stellvertreter Erich Pipa, im April die Hannover-Messe zu besuchen, wo sich Anbieter von Energie- und Umwelttechnik präsentieren. Dazu stellt Pfeil fest: "Bei etwas Aufgeschlossenheit werden die beiden erkennen können, daß nur mit Hilfe der Abfallverbrennung möglichst vollständig alle Rückstände verwertet werden können, wie es der Gesetzgeber mit einem neuen Rückstands- und Abfallwirtschaftsgesetz sowie dem Entwurf der Technischen Anleitung Siedlungsabfall anstrebt."
Der Liberale Dirk Pfeil kann dabei keine Dioxin-Gefahr erkennen. Mindestens 99 Prozent des im Siedlungsabfall enthaltenen Dioxins würden "abgebaut". Das Pfeilsche Fazit: "Damit sind Verbrennungsanlagen zur Entlastung der Umwelt von diesem Gift weit vorteilhafter als Deponien, die moderne Zeitbomben bleiben." hok
MAIN - TAUNUS - KREIS. Mit Musik und Prominenten gegen NPD und "Republikaner": Die Initiative "Stark gegen rechts" im Main-Taunus-Kreis, in der Künstler und Politikern zusammenarbeiten, will mit einer Veranstaltungsreihe die "rechten Rattenfänger" stoppen und hofft dabei auch auf Unterstützung aus dem Hochtaunuskreis.
Am Freitag, 19. Februar, talken Dagmar Hase, Alfred Biolek, Gunter Gabriel, Valentin Senger und Justizministerin Christiane Hohmann-Dennhardt um 19 Uhr im "Hochheimer Hof" in Hochheim. Albert Mangelsdorff jazzt dazu.
Im Pfarrzentrum Kelkheim-Münster diskutieren am Freitag, 26. Februar, ab 20 Uhr Dragoslav Stepanovic, Hajo Friedrichs, Holger Weinert, Hans Scheibner und Gitte. Kurz vor der Wahl, 5. März, 20 Uhr, ist Disco im Schwalbacher Bürgerhaus mit Jörg Wiegand vom hr. ege
KARBEN. Haushaltshilfen und Familienhelferinnen werden vom Sozialen Gesprächskreis der Stadt Karben dringend gesucht. Gesucht werden auch Personen, die hilfesuchende Familien oder alleinstehende alte Menschen stundenweise betreuen. In dem Gesprächskreis arbeiten die Hilfsorganisationen, karitative Verbände, die Kirchen und die Sozialstation zusammen. Diese Gruppen können aber den Familien zumeist aus personellen Gründen längerfristig nicht helfen. Interessierte wenden sich an die Sozialstation , die unter Tel. 3163 täglich von 8 bis 12 Uhr erreichbar ist. hm
Kleine FR
"Alt sein in Langen" LANGEN. Auf Einladung der Grünen spricht der erste Kreisbeigeordnete Frank Kaufmann am Mittwoch, 17. Februar, 17 Uhr, über die Alten- und Sozialpolitik des Kreises in der Seniorentagesstätte Bahnstraße. Hainer Vereine tagen DREIEICH. Die Arbeitsgemeinschaft der 23 Vereine in Dreieichenhain macht am Mittwoch, 17. Februar, 20 Uhr, in der Gaststätte des Turnvereins ihre Jahreshauptversammlung. Hauptthema wird das Kerbjubiläum sein. Versammlung der SPD Sprendlingen DREIEICH. Bei der Jahreshauptversammlung der SPD Sprendlingen am Mittwoch, 17. Februar, 19.30 Uhr, im Bürgerhaus (Clubraum 4) steht die Neuwahl des Vorstands auf dem Programm. Service für Autofahrer LANGEN. Der ADAC bietet Autofahrern an, kostenlos Bremsen, Stoßdämpfer und die Tachoanzeige zu testen: am Mittwoch, 17. Februar, und Donnerstag, 18. Februar, von 10 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr auf dem Parkplatz am Hallenbad. Frühling im Engadin auf Dias NEU-ISENBURG. "Frühling im Engadin" ist das Thema der Dias von Horst Strüb, die am Donnerstag, 18. Februar, um 17 Uhr im Rahmen des Filmfestivals im Altenwohnheim II in der Freiherr- vom-Stein-Straße 16 zu sehen sein werden. Organisator ist der Hausmeister des Altenwohnheims. Jazz im Isenburg-Zentrum NEU-ISENBURG. Das Septett der "Westend Jazzband" wird am "langen" Donnerstag, 18. Februar, zwischen 18 und 20 Uhr im Erdgeschoß des Isenburg-Zentrums aufspielen und so versuchen, die Kunden in die richtige "Einkaufsstimmung" zu versetzen. Der "zweite" Pate kommt NEU-ISENBURG. Der zweite Teil von Francis Ford Coppolas Familienchronik der mächtigen Mafia-Dynastie flimmert am Donnerstag, 18. Februar, über die Leinwand des kommunalen Kinos in der Hugenottenhalle. Von 20 Uhr an spielen Al Pacino und Robert de Niro die Hauptrollen in "Der Pate II". Paul Scherer in Langen LANGEN. Der Spitzenkandidat der CDU für den Kreis Offenbach, Paul Scherer, ist am Mittwoch, 17. Februar, 20 Uhr, im SSG-Freizeitcenter, An der Rechten Wiese. Motto des CDU-Veranstaltung: "Wir beenden den Stillstand im Kreis Offenbach".NPD-Mann soll zurücktreten Forderung der Schülerinitiative bezieht sich auf Strafanzeigen
GELNHAUSEN. Die Schülerinitiative für eine ausländerfreundliche Gesellschaft (SIAG) hat den NPD-Stadtverordneten und Kreistagsabgeordneten Bernd Volk aufgefordert, seine Ämter niederzulegen. Die Schüler reagieren damit auf die in Strafanzeigen behauptete Beteiligung des 32 Jahre alten Pflegehelfers an Schlägereien. Die SIAG spricht in einer an Volk adressierten Stellungnahme von "Übergriffen", für die er sich bei den Opfern entschuldigen solle. Er solle auch erklären, wie er als derart belasteter Rechtsradikaler "örtlicher Vorsitzender einer rechtskonservativen Partei, die angeblich mit demokratischen Mitteln für Recht und Ordnung eintritt, sowie Mitglied einer demokratisch gewählten Körperschaft sein kann".
Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Volk aufgrund einer Strafanzeige, die aus einem Vorfall im vergangenen November in der Röthergasse resultiert. Der NPD-Mann war in Handgreiflichkeiten verwickelt und hatte junge Leute mit einer Axt bedroht, angeblich zur Selbstverteidigung. Die zweite Auseinandersetzung mit Beteiligung Volks wurde vor einigen Tagen bei der Polizei aktenkundig. Ein 17jähriger erstattete Anzeige, weil er nach der Demolierung eines NPD-Plakates von dem Stadtverordneten nicht nur festgehalten, sondern auch mit Schlägen und Tritten traktiert worden sein will.
Nach dem ersten Vorfall, so hakt die SIAG jetzt nach, habe Volk auf die in der Öffentlichkeit gegen ihn erhobenen Vorwürfe in einer Weise geantwortet, die ihn eindeutig als antidemokratischen Rechtsradikalen klassifiziere. Wie die FR berichtete, hatte er sich darüber beklagt, daß die "Linken" ihre Streitigkeiten mit den "Rechten", zu denen er sich offenbar selbst zählt, nicht wie früher mit diesen ausmachten, sondern unfairerweise die Polizei eingeschaltet hätten. Die SIAG will nun die Öffentlichkeit "auf die Diskrepanz zwischen dem Anspruch der NPD, eine demokratische Partei zu sein und der Person ihres lokalen Vorsitzenden" aufmerksam machen. lex
GRÄVENWIESBACH. Der Haushaltsentwurf für 1993 steht auf dem Prüfstand, wenn sich die Gemeindevertretung zu ihrer nächsten Sitzung trifft: am Dienstag, 16. Februar, um 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Naunstadt.
Die Fraktionen werden über den Gemeinde-Etat und über den Forstwirtschaftsplan beraten. Zudem geht es um künftige Wohnbaugebiete in Grävenwiesbach. ill
KRONBERG. Im Recepturkeller sind am Freitag, 19. Februar, ab 20 Uhr Amateursänger zu hören. Beim "effeff-Freitagsfun" gibt es wieder "Karaoke": Kalle Kaspers sorgt für die Musik, singen müssen die Gäste.
Dem legendären Louis Armstrong haben die acht Amateure von "Overall Jazz Gang" ihren Jazz und Swing gewidmet, mit dem sie am Samstag, 20. Februar, 20 Uhr, im Recepturkeller zu hören sind. Da FastnachtsSamstag ist, sind Kostüme erlaubt.
Das "zweitwichtigste Jazz-Ereignis", wie Kenner finden, ist für Donnerstag, 25. Februar geplant: eine Jam-Session im Keller, bei der jeder mitmachen kann, der ein Instrument spielt und Jazz liebt. Die Instrumente müssen mitgebracht werden.
Die "Stumble Beats" , eine "Zweitausgabe der Beatles", werden am Samstag, 27. Februar, noch einmal im Keller gastieren; gebeatet wird ab 20 Uhr.
Die "Merceless Gnomes" aus Marburg treten am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr (Einlaß 19.30 Uhr) im Kronberger Jugendcafé "Kanne" auf - nachdem ihre Vorgruppe "Exiled" die Stimmung angeheizt hat.
BAD HOMBURG. Traditionell jazzt die "White Eagle Jazzband". Zu hören und zu sehen sind die Höhenflüge der weißen Adler am Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr in der Englischen Kirche am Ferdinands
FRIEDRICHSDORF. Die "Echoes of Jazz" geben am Sonntag, 28. Februar, bei einem Jazzfrühschoppen im Bürgerhaus Köppern den fetzigen Ton an. Von 11 bis 14 Uhr spielen sie Chicago-, Oldtime- und New Orleans-Jazz sowie Swing und Blues. c/s/dag
ROSBACH. Erhebliche Zweifel am Nutzen des "gelben Sacks" hat der Arbeitskreis Müll des BUND-Ortsverbandes. Er teilt nicht den Optimismus, den Bürgermeister Reinhold Medebach in dieser Hinsicht verbreitet. Wie der BUND mitteilt, werde sich die Restmüllmenge Rosbachs nicht wesentlich verringern, weil der Verpackungsmüll nur geringes Gewicht habe. Verpackungen müßten überdies zuerst gesäubert werden, womit Trinkwasser verschwendet werde. Außerdem zweifelt der BUND daran, daß die im "gelben Sack" gesammelten Verpakkungen tatsächlich recycelt werden. Es gebe keine funktionierende Wiederverwendung. Der Verpackungsmüll werde von wenigen Ausnahmen abgesehen entweder verbrannt oder auf der Deponie landen. Der BUND rät deshalb zum konsequenten Vermeiden von Verpackungsmüll. Dies machte auch die Benutzung des "gelben Sacks" überflüssig, der ja selbst Müll sei. hm
Das zwischen Stadt und Land heftig umstrittene Gewerbegebiet Unterliederbach ist "sehr gut verantwortbar" - zu diesem Ergebnis kam zumindest Planungsdezernent Martin Wentz (SPD). Der hessische Minister für Landesentwicklung, Jörg Jordan (SPD), lehnt das Projekt bisher ab, weil es in einen gesicherten regionalen Grünzug eingreift. Wentz präsentierte nun ein ökologisches Gutachten der Spacetec GmbH und des TÜV Südwest in Freiburg - die Fachleute urteilen, bei Beachtung einiger Planungsvorschläge gerieten die Veränderungen für Klima und Lufthygiene "kaum noch merkbar".
Die Expertise aus Freiburg erstreckt sich auch auf die drei Baugebiete Silo I bis III südwestlich von Unterliederbach. Bei Silo I will die Hoechst AG in Kürze mit dem Bau von 900 Werkswohnungen beginnen. Silo II würde das Wohnviertel nach Nordwesten hin erweitern. Silo III westlich zur Autobahn A 66 hin mit maximal 1200 Wohnungen möchte Minister Jordan zusätzlich im neuen Regionalen Raumordnungsplan ausweisen.
Aus dem Gutachten ergibt sich, daß Silo II fast ohne Auswirkungen tolerierbar wäre, Silo III aber "wesentlich tiefer in die vorhandene Grünschneise einschneidet". Wentz machte deutlich, daß die Stadt für das Gewerbegebiet kämpfen will, Silo III aber ablehnt. Der Planungsdezernent griff seinen Parteifreund Jordan und die Fachleute im Regierungspräsidium (RP) Darmstadt scharf an. Schon früher seien Regionale Grünzüge nach "oberflächlichen Behauptungen" und "nach Plausibilität", aber ohne "detaillierte Klima-Untersuchungen", festgelegt worden. Auch jetzt gehe die Stadt davon aus, daß die RP-Experten für den neuen Regionalen Raumordnungsplan "keine Untersuchungen durchgeführt" hätten: "Es wird immer zu schnell gesagt, regionales Grün ist sakrosankt!" Aus dem Gutachten ergibt sich freilich, daß auch die Freiburger Experten keinerlei Untersuchungen vor Ort angestellt haben - wörtlich heißt es: "Grundlage für die Aussagen sind Inter- beziehungsweise Extrapolationen von Daten früherer Untersuchungen." Mehr noch: Die Fachleute halten weitere Untersuchungen für erforderlich, um "statistisch abgesicherte Meßergebnisse" zu erhalten.
Wentz beteuerte, alle freien Flächen stellten prinzipiell Entstehungsgebiete für Kaltluft dar - aber nicht alle unbebauten Areale seien zugleich "Schneisen zur Bewegung von Luft". Genau das ermittelten die Freiburger Gutachter auch für den Bereich des geplanten Gewerbegebietes Unterliederbach, auf dem sich heute Äcker und Gärtnereiflächen dehnen. Die Fachleute sagen voraus, daß sich für Unterliederbach, Höchst, Sindlingen und Zeilsheim "die frühnächtliche Frischluftzufuhr etwas verringern" wird. Nachts dürfe es im Gewerbegebiet keinen nennenswerten Schadstoff-Ausstoß geben.
Damit tagsüber die Auswirkungen auf das Klima minimal bleiben, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. So dürfen Hauptstraßen nur von Nordwest nach Südost verlaufen, im Südwesten und Nordosten sind nur niedrigere Gebäude zulässig, höhere Häuser darf es in der Mitte der Gewerbefläche geben. jg
WÖLLSTADT. Arbeiten am Biotop des Beunbachs und die Mitarbeit an den Plänen zur Renaturierung von Rosbach und Nidda sowie die Pflege der wenigen Biotope in der Gemeinde stehen im Vordergrund des neuen Arbeitsprogramms der 1990 gegründeten BUND-Ortsgruppe. Wie der in der Jahreshauptversammlung wiedergewählte Vorsitzende Karl-Heinz Morgen mitteilt, habe der Ortsverband im vergangenen Jahr 200 Arbeitsstunden allein für Pflegemaßnahmen im Außenbereich geleistet. Er beklagt, daß er von der Gemeindeverwaltung kaum unterstützt werde. Die Dringlichkeit, gerade in Wöllstadt aktiven Naturschutz zu betreiben, sei unübersehrbar. Dem neu gewählten Vorstand gehören neben Morgen noch Horst Veith, Christel K. Böhmer und Helmut Kühnemund an. An der Mitarbeit interessierte Bürger/-innen wenden sich an den Verband unter der Telefonnummer 0 60 34 / 75 22. hm
HANAU / MAIN- KINZIG-KREIS. Bislang stellte die Entsorgung des Fax-Papiers kein Problem für FR- Leserin Monika K. dar. Es landete im Restmüll. Seitdem nun ein gelber Sack in ihrem Ein- Frau-Betrieb steht, bereiten ihr die bedruckten Bögen jedoch Kopfzerbrechen. "Wo soll ich das Zeug reinwerfen?" möchte die umweltbewußte Hanauerin wissen.
Hanaus Abfalldezernent Norbert Kress sagt: "Das Faxpapier gehört in den Restmüll." Erkundigt man sich bei Harald Hahn, Gewerbe- und Abfallberater im Landratsamt, in dem nur Faxgeräte mit Normalpapier stehen, fühlt dieser sich überfragt. Dafür weiß er aber, daß Lottoscheine ohne Kohlepapier problemlos ins Altapier wandern können.
Seine Kollegin Bettina Laub im Kreishaus ist ebenfalls unsicher. Sie verweist auf die Firma Jass in Fulda, die das Gros des Altpapiers im Main- Kinzig-Kreis wiederverwertet. Die müßten es ja am besten wissen, meint sie. Weil die Firma nur Wellpappenrohpapier herstellt, könne die FR-Leserin das "thermoelastische Papier" durchaus in der blauen Tonne entsorgen, versichert dort der Leiter des Rohstoffeinkaufs, Stefan Dietrich. Er steht damit im Gegensatz zu Hanaus Abfalldezernent Kress.
"In geringer Konzentration" stelle es kein Problem für seine Firma dar, versichert Dietrich. "Es darf bloß kein ganzer Lkw voll sein." Wenn am Ende der Wiederverwertung dagegen hochwertiges weißes Papier stehen soll, würden die beschicheten Bögen stören. Auch das klassische Durchschreibpapier macht seinem Betrieb keine Probleme. Dieses Material weise kleine Tröpfchen auf der Rückseite und somit "bestimmte chemische Eigenschaften" auf. "Grundsätzlich nehmen wir alles an, was Papier ist", informiert Dietrich abschließend. Eine Ausnahme bildeten jedoch Tapeten oder Papiersäcke, in denen beispielsweise Zement gelagert wurde.
Die FR-Leserin aus Hanau entsorgt jetzt künftig die glänzenden Bögen in ihrer blauen Tonne - auch wenn ihr zuständiger Abfalldezernent davon abrät. jur
BAD VILBEL. Einen Basar für Kinderkleidung, Spielsachen und Umstandsmoden kündigt der Elternbeirat der Kindertagesstätte Elisabethenstraße für Samstag, 20. März, von 13 bis 16 Uhr an. Die Vergabe von Nummern hat schon jetzt begonnen. Informationen unter Tel. 88713 oder 88640 von 18 bis 21 Uhr. Zwei Prozent des Erlöses fließen an den Kindergarten. hm
Aufgespießt
"Das Duale System kann nur funktionieren, wenn es in jedem Haushalt der Republik Helfer findet, die Grüne- Punkt-Artikel kostenlos reinigen, sammeln und richtig sortieren. Es ist wohl nicht falsch, anzunehmen, daß in der Mehrzahl Frauen mit diesen wichtigen organisatorischen Tätigkeiten in den Familien betraut sind. Konsequenterweise gibt es im Kuratorium des DSD (Duales System Deutschland) keine Frauen." Die SPD-Bundestagsabgeordnete Marion Caspers-Merk.
Die Produktionen im TAT können mitunter zu Recht das Prädikat experimentell und avantgardistisch beanspruchen; dieser Offenheit verdankt das Haus sein lokales wie überregionales Ansehen. Zwischen den einzelnen Experimenten aber tun sich gelegentlich Welten auf. Während im Stammhaus des TAT Gastspiele und koproduzierte Arbeiten der arrivierten internationalen Avantgarde zu sehen sind, die szenische Innovationen Schritt für Schritt in Abhängigkeit von inhaltlichen Zielsetzungen eingeführt hat, herrscht in der Zweigstelle, an der vornehmlich für den Regienachwuchs eingerichteten Probebühne in der Daimlerstraße, von Anfang an tabula rasa. Was bei den jungen Regisseuren zählt, ist das Experiment an sich, es braucht sich nicht zu legitimieren, neu und anders zu sein scheint Legitimation genug.
Solches Theaterverständnis wird nun ein weiteres Mal in einer ironisch "Bunter Abend 2" (der erste hatte vor einigen Monaten stattgefunden) bezeichneten Veranstaltung demonstriert. Zur Diskussion stehen fünf Arbeiten (die sechste, eine Multi-Media-Installation, wird hier nicht besprochen), in denen mit einer Ausnahme alles, was an tradierte Formen erinnert, ausgelöscht ist.
Die Ausnahme bildet Dasa Szekelys und Marcel Weinands Arbeit "Suspense", die in einem ins Parodistische gewendeten Spiel zwischen den Medien Stumm-, Tonfilm und Bühne changiert. Vier Darsteller zeigen eine Montage aus Liebes- und Kriminalfilm, deren Witz aus dem Wechsel der Sprech- und Bewegungsweisen resultiert, die den verschiedenen Medien eigentümlich sind.
Die Idee der beiden von der Offenbacher Hochschule für Gestaltung kommenden Regisseure ist vielleicht nicht allzu gewichtig, aber inmitten der Arbeiten von teils angestrengter, teils verblasener Künstlichkeit hebt sich das kleine Stück wohltuend und sinnenfroh heraus.
Zwar zeichnet sich in zwei weiteren Produkten noch ein Ansatz zur Kommunikation ab, doch das ist bereits das äußerste Zugeständnis. Umgesetzt werden die Aussagen auf dem Betrachter geradezu feindselige Weise. Der Beitrag des Regisseurs, der sich mit dem Pseudonym Detonator X wichtig tut, verhöhnt mit dem Mittel eines wüst zusammengeschnittenen Films das Sprech- und Schauspielertheater.
Vor der Leinwand sitzen zwei gefesselte, wie Schwerverletzte bandagierte und überdies geknebelte Darsteller, die stöhnen und zappeln, während über ihrem Kopf von der Leinwand herunter ebenso ermüdend wie selbstgefällig über alles und jedes daherschwadroniert wird, bevor schließlich die schon beinahe ersehnten Attacken aufs Theater erfolgen. Dabei war der Einfall, Zuschauer und Hörer als von dem Überangebot der Informationen vergewaltigte Opfer zu zeigen, nicht einmal ohne Biß. Der großsprecherische, eitle Gestus der Darbietung erzeugt jedoch statt Beklemmung nur Überdruß.
Eine verquälte Sequenz ist auch die mit "Truppen" betitelte Arbeit von Tim Staffel, die mit Sätzen prall von Bedeutung von Gewalt- und Männerphantasien handelt - sie ebenfalls bar allen Schrekkens, denn die überfrachteten und dabei zugleich enigmatischen Reden neutralisieren sich wechselseitig.
In den übrigen Arbeiten dominiert die Form. Eine von Erik Kouwenhoven verfaßte Choreographie ist zu sehen, in der nach schönem, dekorativem Anfang - vier Tänzerinnen schleifen, auf grünem Boden kriechend, eine leuchtend rote Schleppe hinter sich her - die Monotonie mit immer denselben Schrittfolgen und Figuren obsiegt.
Nicht ganz so eintönig und vor allem kürzer ist Stefan Buchbergers Performance "Double". Geräusche, erzeugt von elektro-akustischen Geräten, verzerren und zerstören sukzessive ein Musikstück von Johann Sebastian Bach (Violine Hozumi Murata).
Der Abend war ein Risiko, ein wie das Programmheft erläutert, bewußt eingegangenes Risiko, um neuen, eigenwilligen Ideen eine Plattform zu geben, auf der sich möglicherweise das Theater der Zukunft erprobt. Fraglich aber bleibt, ob die (Selbst-)Verpflichtung der Regisseure auf den radikalen Bruch mit überlieferten Ästhetiken nicht ein Hemmnis darstellt für ein offeneres Probeverhalten. Die Arbeiten gebärden sich zu ihrem Schaden jedenfalls mehr als vollendete Oeuvres denn als works in progress, denen man einen Grund für die Suche nach einer neuen Zeichensprache des Theaters noch ansähe. (Weitere Vorstellungen sind geplant für den 18. bis 20. und 25. bis 27. Februar, TAT-Probebühne, Daimlerstraße, Beginn 20 Uhr.) JUTTA BAIER
Wolfsburgs jüngste Tochter, das Skoda- Automobilwerk im tschechischen Mlada Boleslav 50 Kilometer nordöstlich von Prag, macht zwar seit dem VW-Einstieg vor zwei Jahren keine Schlagzeilen mehr, trotzdem tut sich dort in aller Stille viel. Die Produktion des Kompaktmodells Favorit und seiner Kombi-Version Forman stieg trotz großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten in der mittlerweile auseinandergebrochenen Tschechoslowakei von 172 000 Fahrzeugen im Jahre 1991 auf über 200 000 Modelle anno 1992 und soll in diesem Jahr wenigstens 215 000 Exemplare erreichen. Runde 500 Millionen Mark an Investitionen werden es allein 1993 sein, die in die Modernisierung von Produktion und Produkt fließen.
Auch wenn derzeit in Wolfsburg rote Zahlen drohen, dürfte das Investitionsprogramm für die vierte Konzernmarke bis 1997 satte fünf Milliarden Mark erreicht haben. Damit soll die Jahresproduktion im böhmischen Jungbunzlau dann auf über 400 000 Fahrzeuge angehoben werden. Ein komplett neues Werk neben den alten Hallen und ein kompaktes Mittelklassemodell oberhalb des Favorit in der Größenordnung des Seat Toledo werden bis dahin fertiggestellt sein. Der notwendige Knowhow-Transfer dafür ist jedenfalls schon in vollem Gang.
Bereits heute ist die Traditionsmarke Skoda, deren Anfänge in Gestalt der Fahrad- und Motorradbauer Václav Laurin und Václav Klement auf das Jahr 1894 zurückgehen, keineswegs mehr nur auf den Heimatmarkt und den ehemaligen Ostblock beschränkt. Allein nach Deutschland wurden letztes Jahr über 25 000 Fahrzeuge geliefert. Polen nahm - gegen Bezahlung in Dollar - runde 20 000 Skodas ab, und nach Griechenland und der Türkei gingen insgesamt weitere 20 000 Fahrzeuge. Doch insbesondere der deutsche Markt und das übrige Westeuropa sind nach Meinung des neuen VW- Skoda-Managements noch erheblich aufnahmefähiger als bisher.
Ulrich Urban, Chef und Mitinhaber der vor knapp zwei Jahren neugegründeten deutschen Skoda-Importzentrale in Weiterstadt bei Darmstadt, hat für die Zeit nach 1996 bereits einen jährlichen Deutschland-Absatz von stolzen 100 000 Fahrzeugen im Visier. Da mag einiges an gedanklichem Höhenflug mit im Spiel sein, dennoch dürfte Europas größter Automobilmarkt tatsächlich auch für die Niedrigpreis-Marke Skoda noch beträchtliche Wachstumschancen bieten.
Bisher beschränkte sich der vermeintlich sensationelle Absatzerfolg der neuen Skoda-Vertriebsgesellschaft allerdings vornehmlich auf die fünf neuen Bundesländer. In Ostdeutschland hat die Marke seit Jahrzehnten einen guten Ruf. Skodas galten dort schon immer als robust, sparsam und technisch moderner als etwa der zweitaktende Wartburg aus Eisenach.
Von den über 25 000 Skoda-Verkäufen in Deutschland entfielen letztes Jahr ganze 4 700 auf die westlichen Bundesländer. Doch soll sich diese Relation in den nächsten Jahren drastisch zugunsten des Absatzes in Westdeutschland verändern. Das dafür nötige Stützpunkte-Netz ist im Entstehen. Mittlerweile sind es in ganz Deutschland bereits 420 Händler, die das inzwischen auf die Farbe Grün umgestellte Markenzeichen mit dem fliegenden Pfeil im Schilde führen.
Aber auch am Produkt selbst ist bereits viel geschehen. In den letzten 21 Monaten sind rund 550 Änderungen und Verbesserungen in die Serienproduktion dieses kompakten Schrägheck-Fünftürers mit den Abmessungen der ersten Golf- Generation eingeflossen, wie man in Mlada Boleslav mit einigem Stolz vermeldet. Sie sind tatsächlich erfahrbar, wie unsere Probefahrten im Böhmischen mit neuesten Serienmodellen ergaben. Äußerlich wurde der Favorit nicht zuletzt durch eine neue Frontpartie ansehnlicher. Im Wageninnern verschwand so manche "volkseigene" Primitivität. Die Armaturentafel wurde neugestaltet. Nacktes Blech verschwand unter ordentlichen Kunststoffverkleidungen. Tristes Diarrhoe-Braun der Stoffbezüge wich aktuellem Anthrazit. Alle Hebel, Kurbeln, Knöpfe und Schalter lassen sich nun williger bedienen. Die Fahrwerksabstimmung machte deutliche Fortschritte, so daß ein heutiger Skoda nicht mehr nur als eine robust-maskuline Fahrmaschine gelten kann.
Vor allem hat der traditionelle 1300- ccm-Motor mit seinen 40 kW (54 PS) eine respektable Modernisierung erfahren. Er ist nicht mehr dröhnend laut wie einst, erhielt eine neuzeitliche Kraftstoffeinspritzung von Bosch sowie einen geregelten Katalysator und wurde gleichzeitig noch einmal sparsamer, wie der von 7,7 auf 7,2 Liter Normalbenzin reduzierte Drittelmix-Verbrauchswert ausweist. Gleichzeitig wurde ein zeitgemäßer Korrosionsschutz eingeführt. Die Karosserie bekam seitliche Verstärkungen, eine komplett neue Elektrik wurde installiert, die Lackierung wesentlich verfeinert und die lieferbare Palette sogar um einige Metallic-Farben bereichert.
Trotz dieser vielfältigen Verbesserungen gehört der Skoda Favorit weiterhin zu den preiswürdigsten Pkw auf dem deutschen Markt. In der Version LX kommt er nunmehr auf 14 490 Mark, die reichhaltiger ausgestattete Variante GLX steht mit 15 960 DM in der Preisliste. Die entstprechenden Kombi-Modelle, die bereits ein Drittel der gesamten Produktion in Mlada Boslslav ausmachen, kosten 16 030 beziehungsweise 17 190 Mark. Ausserdem gibt es im Skoda-Programm einen sogenannten Pickup, das ist ein zweisitziger Pritschenwagen für vielerlei gewerbliche Zwecke. Er kann auch mit Plane und Spriegel oder Hochdach bestellt werden und ist - gewiß interessant für kleinere Handwerksbetriebe - ab 15 980 Mark (inklusive Mehrwertsteuer) zu haben.
Daß die Marke Skoda dank dem VW- Engagement noch eine Zukunft zu haben scheint und nicht im allgemeinen Zusammenbruch des östlichen Wirtschaftssystems in tödliche Strudel geriet, hat neben der Chance, in Deutschland weiterhin preiswerte Autos aus Böhmen kaufen zu können, auch eine beträchtliche soziale Komponente. Immerhin hängt der gesamte Industriestandort Mlada Boleslav von diesem Autowerk ab. 16 000 Menschen arbeiten derzeit "beim Skoda". Das heißt in der Praxis, daß nahezu sämtliche 60 000 Einwohner dieser Stadt direkt oder indirekt am Wohl und Wehe dieses Unternehmens teilhaben. Unter Einbeziehung aller Zulieferer ist derzeit sogar jeder vierte industrielle Arbeitsplatz in der Tschechischen Republik mit der Automarke Skoda verbunden. Nicht auszudenken, was für soziale Erschütterungen sich anbahnen würden, wenn das Überleben dieser großen europäischen Automobilbau-Tradition im Böhmischen nicht hätte gesichert werden können. PETER KLINKENBERG
BAD HOMBURG. "Sicherheit im Stras- senverkehr" lautet das Thema eines Mal- Wettbewerbs zur dritten Bad Homburger Gesundheitswoche im Juni. Denn "nicht ungefährlich ist der tägliche Weg zur Schule oder in den Kindergarten". Die Veranstalter sind die Stadt, die Kur- und Kongreß-GmbH und das Pharmaunternehmen Fresenius. Alle Kinder und Jugendlichen von drei bis 16 Jahren sollen ihre Ideen hierzu malen, zeichnen, fotografieren oder als Collage darstellen. Jeder kann auch mehrere Bilder einsenden. Für jede Altersgruppe gibt es drei Hauptgewinne und zehn weitere tolle Preise.
Die Teilnahmebogen sind unter dem Stichwort "3. Bad Homburger Gesundheitswoche" erhältlich bei Fresenius, Postfach 1809, 6370 Oberursel. Weil die schönsten Bilder veröffentlicht werden sollen, ist die Unterschrift der Eltern nötig. Einsendeschluß ist der 23. April. bo
BAD VILBEL/KARBEN. Einen goldfarbenen ("sandstone") VW Polo sucht die Polizei. Der Fahrer dieses Autos hat in der vorigen Woche in der Brunnenstraße von Karben mit diesem Auto eine Mauer und einen Zaun beschädigt und die Flucht ergriffen. Das Auto muß stark beschädigt sein. Die Polizei bittet um Hinweise unter der Tel. 06101/7045.
Weiterhin werden Zeugen gesucht, die auf der B 3 a zwischen Massenheim und Kloppenheim beobachtet haben, wie von einem Lastwagenanhänger eine Rigipsplatte auf die Fahrbahn flog. Von der Platte war ein Auto beschädigt worden. hm
Mit Plakaten will das Römerbergbündnis davor warnen, bei der Kommunalwahl für Rechtsextreme zu stimmen. Ein Motiv soll Frankfurt als weltoffene Stadt zeigen und den Slogan "Keine Stimme den Rechten" tragen; das andere Motiv mahnt: "Wer nicht wählt, wählt rechts".
Das Römerbergbündnis ist ein Zusammenschluß der evangelischen und katholischen Kirchen, der jüdischen Gemeinde, des DGB-Kreisverbandes und des Stadtjugendrings. mat
FRANKFURT A. M., 14. Februar (FR). Bewölkt oder neblig-trüb, im Bergland sonnig, sagt das Wetteramt voraus. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen null und sechs Grad, die Tiefstwerte zwischen zwei und fünf Grad minus. Weitere Aussichten: zeitweise Regen, im Bergland Schneefall. (Siehe auch Lokalteil)
BAD VILBEL. Zwei Fachwarte des Obst- und Gartenbauverbandes Wetterau demonstrieren den fachgerechten Obstbaumschnitt am Samstag, 20. Februar, von 9 bis 12 Uhr auf der Anlage von Werner Utter oberhalb der Hanauer Straße. Wie der Vorsitzende des Obstbauvereins, Paul Zeiher, mitteilt, werden Kern- und Steinobstbäume verschnitten.
Nichtmitglieder zahlen fünf Mark als Kostenbeitrag. Treffpunkt ist um 8.45 Uhr der große Parkplatz am Friedhof Lohstraße. hm
Daß der Wind kontaminierten Staub vom ehemaligen VDM-Gelände in die Wohnungen der angrenzenden Aßlarer Straße weht, fürchtet eine Bewohnerin, die darüber Klarheit im Ortsbeirat 8 verlangte. Nur 15 Meter von ihrem Haus entfernt werden 8000 Tonnen Erde zwischengelagert.
Key Herklotz von der MG Geo-Control, die für die Sanierungsarbeiten im Gewerbegebiet Merton-Viertel zuständig ist, teilte mit, es handle sich um Kies, der vor Weihnachten analysiert worden sei. "Der Kies ist unbelastet und absolut unbedenklich." Der Ortsbeirat will sich nicht auf die Auskunft der Geo-Control verlassen. Der Magistrat soll klären, ob der Erdaushub tatsächlich unbelastet ist. Eine entsprechende Anfrage der Grünen verabschiedeten die Stadtteilpolitiker einstimmig. cob
OBERURSEL. Als Schaffner der Taunusbahn mit roter Mütze und Trillerpfeife stieg CDU-Landrat Jürgen Banzer in der vergangenen Woche in die Bütt der Oberurseler Werkstätten für Behinderte. Nachdem der erste Mann im Kreis lustvoll sein Leid mit all den Bürgermeistern und Fahrgästen geklagte hatte, durfte er die Mütze gegen die blau-gelbe Narrenkappe des Karnevalvereins "Frohsinn" eintauschen und der Bommesheimer Kinderprinzessin Eva I. ein Küßchen auf die Wange drücken.
Im proppevollen Saal beklatschten die Zuschauer die "Tollitäten" von Bad Homburg, Usingen und Oberursel. esi
Seitdem der Privatsender VOX in Hessen über Kabel zu empfangen ist, hat bei FR-Leserin Annelies L. die Fernsehvielfalt gelitten. Weil Hessen 3 und Südwestfunk 3 auf andere Kanäle verlegt wurden, hatten viele Zuschauer in den vergangenen Tagen Scherereien. Wer die Sender nicht selbst neu einstellen konnte, mußte einen Elektrobetrieb beauftragen. Viele ältere Menschen in dem Haus, in dem Annelies L. wohnt, "mußten einen Techniker von ihrer Rente bezahlen".
Damit nicht genug: Mit manchen alten Geräten ließen sich die liebgewordenen Sender gar nicht mehr empfangen. Das findet Frau L. absurd. Sie habe sich schließlich verkabeln lassen, um mehr Programme zu sehen. Jetzt aber müsse sie auf einen Teil des öffentlich- rechtlichen Angebots verzichten. "Beim Kabelfernsehen darf ich nur zahlen und muß nehmen, was man mir von oben zudiktiert", schimpft Annelies L. "Es ist auch nicht einzusehen", folgert die ärgerliche Kabel-Kundin, "daß wir für die öffentlich-rechtlichen Sender Gebühr bezahlen, wenn wir die gar nicht mehr sehen können."
Mit ihrem Ansinnen auf eine Gebührenminderung beißt Frau L. bei den Gebührengewaltigen auf Granit. Für Jürgen Betz von der Rechtsabteilung des Hessischen Rundfunks ist klar, daß der Sender an der Bertramstraße "sein Leistungsangebot erbringt". Verantwortlich für den Wechsel der Kanäle sei die Telekom und die Landesanstalt für privaten Rundfunk. Auch die Rechtsprechung der Gerichte in vergleichbaren Fällen besage, daß eine Gebührenkürzung nicht in Betracht komme. Bürger in Gemeinden mit schlechtem Fernsehempfang, so der Rechtsexperte, hätten vergeblich geklagt.
Der Rundfunkgebühren-Staatsvertrag läßt verärgerten Fernsehzuschauern, die in die Röhre gucken, keine Chance: Sie müssen zahlen, egal wieviel Programme sie auf den Schirm bekommen. "Die Zahl der tatsächlich empfangenen Sender hat keinen Einfluß auf die Gebühr", erklärt Isolde Bürger von der Gebühreneinzugszentrale (GEZ) in Köln. Sie müsse immer "in voller Höhe" entrichtet werden. vo
VORDERTAUNUS. Die "Lust am Autofahren" wurde zwei 16jährigen Schülern aus Steinbach vergangene Woche zum Verhängnis: Nachdem sie mit einem gestohlenen Kadett Cabrio gegen 21.10 Uhr in Mammolshain einen Verkehrsunfall verursacht und anschließend Fahrerflucht begangen hatten, gingen sie wenig später der Kriminalpolizei ins Netz.
Den Wagen hatten die Jugendlichen bereits am vergangenen Wochenende am Kronberger Bahnhof stibitzt. Doch erst durch den Unfall wurde die Polizei auf die jungen Diebe aufmerksam. Damit nicht genug: Beim Verhör stellte sich heraus, daß die Schüler noch mehr Straftaten begangen hatten - vier "gelungene" und drei versuchte Autodiebstähle, der Diebstahl eines Kennzeichens sowie neun Wagenaufbrüche gehen auf das Konto des Langfinger-Duos.
Als Motiv gaben sie an, "ständig Lust aufs Autofahren" zu haben. Nach Ermittlungen der Kripo sind noch vier weitere Jugendliche, zwei Gleichaltrige aus dem Frankfurter Raum und zwei 17- und 18jährige Steinbacher, in die Diebstahlserie verwickelt. Sie sind bereits als "Autoaufbrecher", "Autodieb" und "Hehler" überführt worden. Strafen haben die Jugendlichen wohl nicht nur vom Jugendrichter zu erwarten. ki
Unter dem Titel "Frankfurt ist tolerant und wählt demokratisch" laden der Ausländerausschuß der IG Metall und die kommunale Ausländervertretung für Dienstag, 16. Februar, zu einer Diskussion in das Gewerkschaftshaus, Wilhelm- Leuschner-Straße 69, ein. Dabei soll unter anderem an die Frankfurter appelliert werden, am 7. März an der Kommunahlwahl teilzunehmen und keine der rechtsextremen Parteien zu wählen.
Gleichzeitig rufen die Veranstalter zu einer Protestdemonstration gegen die "Republikaner" am 27. Februar in Hanau auf. mat
MAIN-KINZIG-KREIS. "Schade, daß der Motor nicht anspringt", ärgert sich Georg Brodt, "der Deutz hat so einen schönen Klang." Das schwerfällige Tukkern alter Landmaschinen ist Musik in den Ohren des 54jährigen Ostheimers. Längst ausrangierte Traktoren, Schlepper oder Bulldogs sind seine Passion; der ehemalige Bankangestellte sammelt sie seit Jahren, und der grasgrüne "Deutz-Bauernschlepper", Baujahr 1939, ist mit seinen zwölf Pferdestärken der Methusalem seiner inzwischen sechs Exponate umfassenden Sammlung.
Noch einmal versucht Brodt den unwilligen Motor zum Laufen zu bringen, setzt ein neues Zündhütchen auf den Zylinderkopf, stellt den gegenüberliegenden Hebel auf Kompression ein und dreht heftig die Kurbel an der Vorderseite des Gefährts. Auf diese Weise soll Wärme entstehen, sich das Luft-Rohöl- Gemisch entzünden und so der Motor angetrieben werden. Doch dieses Mal machen ihm schneidende Kälte und Feuchtigkeit einen Strich durch die Rechnung; der alte Schlepper gibt keinen Mucks von sich. Obwohl bereits 54 Jahre alt, gilt seine Technik im Vergleich zu dem "erst" 1952 hergestellten "Lanz Bulldog" bereits als fortschrittlich. Auch letzteres Exemplar findet sich in Brodts Sammlung, ein blauer Koloß mit überdachter Fahrerkabine und dekorativem Schornstein.
Etwa zehn Minuten, "eine Zigarettenlänge", wie Landwirte die Zeitspanne bezeichneten, dauerte es in der Regel, bis die Maschine angeheizt war. Das Festhalten an dieser umständlichen Prozedur und am Ein-Zylinder-Motor wurde der Firma Lanz letztlich zum Verhängnis; 1957 übernahm ein anderer Hersteller das Unternehmen.
Aufgewachsen auf dem Nidderauer Bauernhof seiner Eltern und in jungen Jahren selbst als Landwirt tätig, vermitteln die historischen Landmaschinen Georg Brodt nostalgische Gefühle, derentwillen er denn auch zu sammeln anfing. Das erste Stück in Brodts Besitz war eine rote "McCormick", Baujahr 1955, die noch aus dem elterlichen Betrieb stammt und mit der er noch als junger Landwirt gearbeitet hat. 8500 Mark mußte sein Vater damals für das fabrikneue Gefährt bezahlen. "Ein Vermögen in dieser Zeit", erinnert sich der Sohn heute, "doch die Bauern waren gezwungen, umzustellen." Obwohl die Anfänge motorisierter Landtechnik bereits um die Jahrhundertwende datieren, vollzog sich der Durchbruch in der Breite erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Vorher waren es nur größere Bauern und Gutsbetriebe, die sich einen Traktor leisten konnten.
Die Motorisierung in der Landwirtschaft bedeutete eine enorme Erleichterung für die Bauern. "Maschinen müssen im Gegensatz zu Pferden nicht gefüttert und zeitaufwendig eingespannt werden", erklärt Georg Brodt. Als Kind und Jugendlicher hat er diese bahnbrechenden Veränderungen in der Landwirtschaft hautnah miterlebt. Noch lebendig kann Brodt sich an seine "neidvollen Blicke" erinnern, "als ich andere Bauern bereits mit ihrem Traktor heimfahren sah, während ich noch dem anstrengenden Geschäft nachging". Zeit gewonnen habe man trotz neuer Technik letztlich jedoch nicht: "Mit der Motorisierung ist vieles hektischer geworden", sinniert der Sammler eben jener Maschinen, die den Anfang dieser Entwicklung markierten. So erinnert sich Brodt, wie es in seiner Familie Tradition war, nach dem Abmähen der letzten Wiese mit dem Pferdegespann bei der Wirtschaft "Eicher Fritz" vorzufahren und dort einzukehren. "Als wir dann die McCormick besaßen, haben wir niemals mehr dort gehalten."
Die Spuren der Arbeit aus jenen Tagen sind an der leuchtend roten McCormick heute nicht mehr zu sehen, so wie Brodts gesamte Sammlung, die er im Hof seines Elternhauses untergebracht hat, sich dort in makellos bunter Pracht präsentiert. Außer dem noch gut erhalten gewesenen "Lanz Bulldog" hat Georg Brodt seine sämtlichen Maschinen restauriert und sie dabei teilweise bis auf die letzte Schraube auseinandernehmen lassen. Mit Fotografien hat der Perfektionist das "Vorher" und "Nachher" dokumentiert. Die Restaurierung der historischen Landfahrzeuge ist allerdings in Sammlerkreisen nicht unumstritten. Im "Glaubenskrieg" plädiert die eine Seite dafür, die Gefährte wieder in den Zustand zu versetzen, in dem sie vor Jahrzehnten die Werkstore verlassen haben. Die andere sieht darin indessen nur die Rekonstruktion von Altem, mit der das Objekt seinen natürlichen Charakter verliere. Authentisch sei demnach allein eine Maschine, die auch die Spuren der Zeit trage, in der Menschen sie benutzt hätten. Die Vertreter dieser "konservativen" Linie lehnen jegliche kosmetische Korrektur ab, die jenen Zustand, den sie "gewachsen" nennen, verfälschen könnte.
In der "Interessengemeinschaft Historische Landmaschinen Wetterau/ Main Kinzig" (IGHL), dem Verein, den Georg Brodt 1989 gegründet hat und den er als Vorsitzender leitet, vertritt etwa der Redakteur des Mitteilungsblattes "Die Ackerschiene", Peter Schneider aus Offenbach, diese Richtung. Brodt sieht, ganz diplomatischer Vorsitzender, das Für und Wider beider Seiten. Authentizität bedeutet für ihn tendenziell jedoch eher, "den Urzustand wiederherzustellen". Außerdem habe es die Erfahrung gezeigt, daß restaurierte Landmaschinen bei den Besuchern von Ausstellungen größeres Interesse fänden.
Bis zu 2000 Menschen kommen regelmäßig zu den alljährlichen Treffen des Vereins, die zumeist auf dem Baiersröder Hof stattfinden, wo die 80 Mitglieder der IGHL dann mit ihren Prachtexemplaren vorfahren. Nicht bei allen hat, wie im Falle Brodts, die Biographie das Interesse für alte Landmaschinen nahegelegt. So gehören dem Verein auch ein Augenarzt, ein Architekt, ein Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks oder ein Omnibusunternehmer an, außerdem das Museum der Stadt Hanau, dem Brodt bereits einen alten Lanz-Traktor von 1940 mit Eisenbereifung verkauft hat.
Warum er sich von dem alten Stück trennen konnte? Es lief nur sechs Stundenkilometer. Um verstehen zu können, daß ein solches Argument ins Gewicht fällt, muß man wissen, daß Brodts Maschinenpark keineswegs nur musealen Charakter hat. Zum eigenen Vergnügen fährt der Sammler nämlich auf seinen Oldtimern gelegentlich durch die Felder spazieren und genießt das Gefühl, kräftig durchgeschüttelt zu werden.
Die Liebhaberei für alte Landmaschinen ist ein weitverbreitetes Hobby. Allein in Deutschland haben sich die Sammler in mehr als hundert Vereinen organisiert und können sich zur Erweiterung ihres Wissens zudem einer Fülle von Fachliteratur bedienen. Dabei ist die Leidenschaft für die wuchtigen Vierräder ein ziemlich teures Hobby - vor allem, wenn man sich auf die Seite der Restaurierer stellt. Denn die Wiederherstellung kostet nicht nur viel Zeit (500 Arbeitsstunden und mehr, wie Brodt erläutert), sondern auch eine Stange Geld, nicht selten ein Vielfaches des Anschaffungspreises. Doch kaum wieder loszukommen sei von dieser kostspieligen Liebhaberei, die Brodt mit einem "Bazillus" vergleicht. Und überall locken die Versuchungen. Erst jüngst hat er in Kärnten eine "52er Steyer" entdeckt, die ihm ob ihrer "kleinen, pummeligen Form" nicht mehr aus dem Kopf gehen will und um die noch einmal zu feilschen er sich vorgenommen hat. Pfründe von ungeahntem Ausmaß haben sich den Sammlern zudem in den neuen Bundesländern aufgetan, wo bis zum Zusammenbruch der DDR noch viele alte Traktoren und Schlepper in Betrieb waren, darunter etliche Kuriositäten. Not macht erfinderisch, und so mußten sich viele Bauern ihre Maschinen selbst basteln; zuweilen ähneln sie eher einem grobschlächtigen Dreirad als einem herkömmlichen Landfahrzeug.
Auf Maschinen aus der Umgebung beschränken will sich Walter Scheuerle, Pächter des Baiersröder Hofes und Mitglied des Vorstandes der IGHL, bei seinem jüngsten Vorhaben. Auf dem Baiersröder Hof will er einen Kuhstall ausräumen und dort typische Geräte aus der Gegend ausstellen. Sie sollen die Entwicklung der Landwirtschaftstechnik in den vergangenen 50 bis 60 Jahren dokumentieren. Noch in diesem Jahr, so hofft er, wird das kleine Museum bezugsfertig sein.
Im Blickpunkt: Die französische Rechte Weder Ideologie noch Zahlen
Die konservativen Opposition in Frankreich, die nachgaullistische Sammlungsbewegung für die Republik (RPR) und das Parteienbündnis von Rechtsliberalen und Zentristen UDF haben ideologischen Ballast abgeworfen und in Erwartung ihres Sieges bei den Parlamentswahlen im März ein pragmatisches Regierungsprogramm vorgelegt. Die Politik des stabilen Franc und des europäischen Aufbaus sollen fortgesetzt werden. Die Aussagen zur Ankurbelung von Wachstum und Beschäftigung wurden vom sozialistischen Premierminister Pierre Bérégovoy als "demagogisch und konfus" bezeichnet. Während RPR und UDF 1986 unter dem Vorzeichen eines radikalen Liberalismus, der mit den Reformen der sozialistischen Regierung aufräumt, in den Wahlkampf gezogen waren, beschränken sich die beiden bürgerlichen Parteien jetzt in ihrem gemeinsamen Programm auf die Feststellung, Frankreich befände sich "nach über zehn Jahren sozialistischer Herrschaft" in der Krise. Die Vorschläge für "eine andere Politik" zur Lösung der wirtschaftlichen und sozialen Probleme des Landes stellen keinen Bruch mehr mit dem Bisherigen dar. Die sozialen Besitzstände sollen nicht angetastet werden. Zur Überwindung der Defizite im Staatshaushalt und den Budgets der Sozialversicherung werden jedoch kaum Zahlen oder Termine genannt. Diesen Verzicht begründeten die Autoren des Programms, RPR-Generalsekretär Alain Juppé und UDF-Genralsekretär François Bayrou, damit, daß sich die neue Regierung zunächst in einer Bestandsaufnahme ein Bild von der wirklichen Lage der öffentlichen Finanzen verschaffen wolle.
Einziges konkret genanntes Engagement ist die Absicht, bereits in der im April beginnenden neuen Sitzungsperiode des Parlaments ein Gesetz verabschieden zu lassen, das die französischen Zentralbank unabhängig von der Regierung macht. Dies wird als Voraussetzung für ein gutes Funktionieren des Europäischen Währungsusystems, einer verstärkten Währungszusammenarbeit mit Deutschland und einer Senkung der Zinsen genannt. Schon 1986 hatte sich die bürgerliche Regierung vorgenommen, die Bank von Frankreich nach dem Vorbild der Deutschen Bundesbank zu reformieren. Der Vorschlag war damals von dem RPR-Politiker Charles Pasqua eingebracht worden, der jetzt ein entschiedener Gegner des Vertrages von Maastricht ist, und später von dem seinerzeitigen Finanzminister Edouard Balladur zu den Akten gelegt worden. Balladur werden jetzt die größten Chancen eingeräumt, vom sozialistischen Staatspräsidenten François Mitterrand zum Chef einer neuen Kohabitationsregierung berufen zu werden.
Zu den Prioritäten des Programms zählen ein Nachtragshaushalt, über den nach Juppes Schätzungen Budgeteinsparungen in Höhe von 20 Milliarden Franc erzielt werden sollen zugunsten des sozialen Wohnungsbaus; ein "Beschäftigungspakt" mit Unternehmen und Regionalverwaltungen, der mittelständischen Unternehmen bei Neueinstellungen Erleichterungen bei den Sozialabgaben verheißt; ferner die Privatisierung von Staatsunternehmen sowie die Öffnung des Kapitals von staatlichen Monopolbetrieben (Elektrizität, Gas, Eisenbahn, Telekom) für private Anleger, wodurch in den nächsten drei Jahren 50 Milliarden Franc in die Kassen kommen sollen. Für das Erziehungswesen sind "tiefgreifende Reformen" geplant, wie diese im einzelnen aussehen werden, bleibt jedoch ungenannt. Die Schulen sollen mehr Autonomie erhalten und die Universitäten zu mehr Wettbewerb angehalten werden. Bei der Bezahlung der Lehrer soll künftig deren "persönliche Dynamik" berücksichtigt werden. Auf dem Gebiet der Einwanderung kündigt das Programm schärfere Kontrollen an. In Frankreich geborene Ausländer sollen nicht mehr mit 18 Jahren automatisch französische Staatsbürger werden. Illegale Einwanderer sollen künftig ohne Gewährung der 24-stündigen Einspruchsfrist ausgewiesen werden.
HANS-HAGEN BREMER (Paris)
Vernünftige Ideen finden auch über Parteigrenzen hinweg Anerkennung. Während Bundesverkehrsminister Krause wegen seiner Privatisierungswünsche der Autobahnen noch öffentlich Prügel einstecken muß, lassen Fachleute der Grünen dem Projekt unterdessen aktive Unterstützung angedeihen. Lutz Sikorski, Geschäftsführer der Grünen-Fraktion im Römer und Vorsitzender des Verkehrsausschusses, will sich sogar aktiv an der Umsetzung beteiligen.
In einem Brief an Minister Krause bekundet Sikorski ernsthaftes Interesse der Grünen. "Wir haben deshalb zusammengelegt und wollen gemeinsam ein Stück Autobahn erwerben."
Das geeignete Objekt haben die Grünen auch im Auge. "Wir haben da an den Abschnitt am Elzer Berg gedacht." Selbstverständilich inklusive der technischen Einrichtungen zur Geschwindigkeitsüberprüfung, die "einen wichtigen Teil unseres Finanzierungskonzeptes darstellen".
Natürlich wollen die Grünen nur das Richtung Limburg steil abfallende Autobahnstück. Für das bergan steigende Gegenstück hat Sikorski auch schon den passenden Käufer im Auge. Die Telekom, "die ja auf große Erfahrungen mit defizitären Pojekten zurückgreifen kann". luf
Gegen die steigende Zahl der Gaststätten im Nordend gibt es kaum eine rechtliche Handhabe - das ist das ernüchternde Ergebnis einer Anhörung des zuständigen Ortsbeirates 3.
Im Nordend mehren sich die Klagen, das Viertel werde von einer "Kneipenflut" überschwemmt; einige beschwören sogar die Schreckensvision eines zweiten Alt-Sachsenhausen herauf.
Besonders betroffen ist das Gebiet zwischen Friedberger Landstraße und Berger Straße, wo in den vergangenen zwei Jahren neue Lokale "wie Pilze aus dem Boden schossen", so eine Anwohnerin.
Der Ortsbeirat wollte nun wissen, welche Möglichkeiten es gibt, dieser unerwünschten Entwicklung Einhalt zu gebieten. Die Auskünfte von Helga Müller- Schliepe, Baudirektorin im Amt für kommunale Gesamtentwicklung, waren jedoch desillusionierend. Das Nordend sei allgemeines Wohngebiet. Das bedeute, dort sei baurechtlich alles erlaubt, was zum Wohnen gehört - einschließlich Schank- und Speisewirtschaften. Zulässig ist demnach, was nach Art, Größe und Umfang den "Charakter des Gebietes nicht sprengt". Doch auch ein Bebauungsplan oder eine Erhaltungssatzung für das Nordend könne die Anzahl der Gaststätten nicht reglementieren, betonte die Baudirektorin.
Kern des Problems, so Müller-Schliepe, sei die unterschiedliche Einschätzung von Amt und Bevölkerung, wie viele Kneipen ein Viertel verträgt. Während die Bewohner der Rotlintstraße meinen, das Maß sei nun voll, urteilte das Planungsamt eindeutig: "Auf einer Straßenlänge von 300 Metern sind sechs Kneipen kein Übermaß." rea
KRONBERG. Die FDP wittert einen "Befangenheitsskandal um Bürgermeister Kreß", eine Pressevertreterin kommentierte knapp: "Jetzt wird geoutet." Während der Parlamentssitzung am Donnerstag erklärten die UBG-Abgeordnete Martina Hansen und Eberhard Kube (SPD), daß sie wegen Befangenheit nicht an den Beratungen zu Bebauungsplänen in Schönberg beziehungsweise zum Hardtbergweg hätten teilnehmen dürfen.
Hansen sagte, sie hätte sich vorher bei Stadtverordnetenvorsteherin Gisela Bretz informiert. Kube meinte, für ihn habe sich kein Interessenwiderstreit ergeben. esi
BAD HOMBURG. Nach Ansicht der Freien Homburger Wähler (FHW) fehlen in Bad Homburg nach wie vor Kinderkrippen, Krabbelstuben, Kindergärten und Hortplätze.
Die Eröffnung der neuen Kindertagesstätte in der Leimenkaut könne nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Magistrat jahrelang untätig gewesen sei, meint FHW-Kandidatin Gisela Pfeiffer in einer Mitteilung an die Presse.
Die Kindertagesstätte in der Leimenkkaut war am vergangenen Freitag eröffnet worden. c
Mit Augenreizungen und einem Schock wurden zwei Beamte der Luftpostleitstelle ins Krankenhaus eingeliefert. Als die beiden Männer ein Päckchen mit 145 Gasfeuerzeugen vom Förderband nahmen, gab es einen Knall und eine Stichflamme.
Ermittlungen der Polizei ergaben, daß aus einem der Feuerzeuge offensichtlich Gas strömte. Durch eine Feuersteinreibung habe es sich wohl entzündet. hu
WEHRHEIM. Wer mindestens 55 Jahre alt ist, der oder die kann im April mit dem Roten Kreuz für zwei Wochen auf die Ostseeinsel Fehmarn reisen. Die Freizeit findet vom 15. bis 29. April statt und führt in ein Ferienzentrum am Südstrand der Insel. Der Betreuer des Roten Kreuzes sind dabei.
Angeboten werden alle möglichen Kureinrichtungen und eine Menge Geselligkeit - von Tanz über Wassergymnastik bis zum Kegeln sowie Ausflüge nach Dänemark und in die neuen Bundesländer an der Ostseeküste. Die Teilnahnme kostet 965 Mark. Anmeldungen nimmt Betty Simon, Tel. 0 60 81 / 5 62 69, bis zum 10. März entgegen. FR
DIETZENBACH. Die Patchworkgruppe Dietzenbach, die die in der Stadt wohnende Ärztin Dr. Dörte Siedentopf bei der Aktion "Kinder von Tschernobyl" unterstützt, plant eine große Aktion zugunsten der Schilddrüsenstation in Gomel (Weißrußland). In dieser Klinik werden jährlich etwa 10 000 Kinder und Jugendliche aus den strahlenverseuchten Gebieten behandelt.
Die Leiterin der Gruppe, Doris Sterber, ruft nun dazu auf, Quilts zu fertigen. Ein Quilt ist eine Art Steppdecke.
Zusammen mit einem Quilt, der aus Seidenmalereien von Tschernobyl-Kindern zusammengesetzt ist, sollen die Arbeiten aus ganz Deutschland Anfang Oktober im Bürgerhaus ausgestellt und zugunsten des Schilddrüsenzentrums Gomel versteigert werden. fin
DIETZENBACH. Der Magistrat empfiehlt dem Stadtparlament, der Gründung einer städtischen Wohnungsbau- und Wohnungsverwaltungsgesellschaft grundsätzlich zuzustimmen. Die Stadtverordneten tagen voraussichtlich am Freitag, 26. Februar, das letzte Mal in dieser Legislaturperiode. Die Verwaltung hat inzwischen ein Beschlußpapier vorgelegt, um die Gründung vorbereiten zu können.
Die GmbH soll sich um den Bau von Sozialwohnungen sowie um den Kauf und die Anmietung von leerstehenden Wohnungen am Starkenburgring und an der Max-Planck-Straße kümmern.
Über 900 Familien, die Anspruch auf eine Sozialwohnung haben, suchen nach Angaben des städtischen Liegenschaftsamtes derzeit ein dauerhafte Bleibe. Die Mieten für Neubauwohnungen auf dem freien Wohnungsmarkt liegen derzeit bei 17 Mark pro Quadratmeter in Dietzenbach. Ein mittleres Preisniveau sei kaum zu finden, erwähnt der Magistrat.
Die geplante Gesellschaft soll "zu einer Beruhigung auf dem Wohnungsmarkt" beitragen, hofft der Magistrat.
Abgelehnt hat er jedoch den Antrag des Ausländerbeirats, die bisherigen städtischen Wohnungen "sozialverträglich" zu vermieten. Mit diesem Thema solle sich die neue Gesellschaft befassen, meinte dazu Bürgermeister Jürgen Heyer. fin
GRÄVENWIESBACH. Das Duale System Deutschland (DSD) brachte es an den Tag: In der Gemeinde sind viele Mülltonnen zu groß. Einige Grävenwiesbacher haben schon kleinere Tonnen beantragt. Die gibt's aber nur, wenn die Richtlinie der Satzung "25 Liter pro Person und Abfuhr" eingehalten wird.
Die Müllmarken für dieses Jahr werden mit den Steuerbescheiden versandt. Sie müssen ab März auf die Tonnendekkel geklebt werden, sonst läßt die Müllabfuhr die Behälter stehen. ill
MÜHLHEIM. Eine Ferienwoche für Mädchen zum Thema "Schule aus - was nun? bietet die Jugendpflege in Zusammenarbeit mit dem Jugendbildungswerk des Kreises Offenbach und der Frauenbeauftragten der Stadt Mühlheim an.
In der Woche vom 19. bis 23. April können im Kreisjugenddorf Rotenburg verschiedene Berufe im gewerblich-technischen Bereich kennengelernt werden. Außerdem wird eine Holzwerkstatt besucht und es werden verschiedene Betriebe besichtigt. Anmeldungen und Information: Jugendpflege Mühlheim, Telefon 0 61 08 / 6 01-7 40.
BAD HOMBURG. Die sofortige und endgültige Stillegung des Atomkraftwerks Brunsbüttel und aller baugleichen Anlagen hat der Bundesverband "Christdemokraten gegen Atomkraft" (CDAK) verlangt.
Nach einer Sitzung seiner Organisation in Bad Homburg sagte der CDAK-Bundesvorsitzende Detlef Chrzonsz (Fulda), jeder Weiterbetrieb sei angesichts der kürzlich bekanntgewordenen Risse im Kühlsystem ein unverantwortliches "Russisches-Roulett-Spiel". che
Parteien + Wähler
CDU-Heringsessen in Oberlauken WEILROD. "Heringe nach Hausfrauenart mit Owerlaaker Kardoffele" serviert die CDU am Aschermittwoch, 24. Februar, um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Oberlauken. Anschließend will Landtagsabgeordneter Wilhelm Küchler aus Kronberg auf landes- und wirtschaftspolitische Fragen eingehen.
Kleine FR
Telekom zieht um OBERURSEL. Die Kundenberatung der Telekom in Oberursel ist heute, 15. Februar, geschlossen. Für dringende Fälle gilt die Rufnummer 0 61 96 / 47 83 520 oder 23 16. Die Eschborner Geschäftsstelle bleibt Dienstag und Mittwoch, 16. und 17. Februar, wegen Umzugs zu. Für Fragen zum Telefon gilt für den gesamten Einzugsbereich bereits ab Dienstag die neue Rufnummer 0 61 96 / 91 03, für Fragen zum Kabelanschluß 0 61 96 / 91 02. Jahreshauptversammlung des DRK STEINBACH. Die Jahreshauptversammlung des Deutschen Roten Kreuzes beginnt am Montag, 15. Februar, um 19 Uhr im Bürgerhaus, Klubraum I. Kontaktkreis Körperbehinderte KRONBERG. Der Kontaktkreis Körperbehinderter in Kronberg trifft sich am Montag, 15. Februar, 18 Uhr, zur gemütlichen Faschingsfeier im evang. Gemeindehaus Schönberg, Friedrichstraße 50. Jahreshauptversammlung der Feuerwehr OBERURSEL. Zur Jahreshauptversammlung lädt die Feuerwehr Oberursel- Mitte am Montag, 15. Februar, 20 Uhr, alle Mitglieder ins Gerätehaus ein. CDU-Sprechstunde mit Bockermann OBERURSEL. Der CDU-Stadtverordnete Günter Bockermann hält am Montag, 15. Februar, zwischen 17 Uhr 18 Uhr, eine Bürgersprechstunde im Erdgeschoß des Rathauses. Während dieser Zeit ist er auch telefonisch unter der Rufnummer 50 22 28 zu erreichen. Ortsbeirat tagt WEHRHEIM. Der Ortsbeirat Wehrheim trifft sich am heutigen Montag, 15. Februar, um 20 Uhr im Bürgerhaus zu seiner nächsten Sitzung. Gesunde Ernährung in der Kirche WEHRHEIM. Zum Seniorennachmittag am Dienstag, 16. Februar, um 15 Uhr in der evangelischen Kirche Obernhain kommt auch die AOK-Ernährungsberaterin Esther Linker. Sie informiert über gesunde Ernährung. Kaffee und Kuchen servieren die Gemeindehelferinnen. In Wehrheim erst Kinderfastnacht . . . WEHRHEIM / NEU-ANSPACH. Alle Kinder aus den katholischen Gemeinden Wehrheim und Neu-Anspach sind für Dienstag, 16. Februar, ab 15.11 Uhr zur Fastnachtsparty ins Wehrheimer Gemeindehaus eingeladen. Es gibt Musik, Tanz, Spiele, Essen und Trinken. . . . und dann die Senioren WEHRHEIM. Einen vergnüglichen Nachmittag versprechen die Caritas und die Kirchenfrauen allen katholischen Senioren aus Wehrheim und Neu-Anspach. Am Donnerstag, 18. Februar, führt der "singende Schreinermeister" Eugen Urban im Gemeindehaus St. Michael ab 15.30 Uhr durchs Programm. Wer eine Mitfahrgelegenheit braucht, wendet sich ans Gemeindebüro in Wehrheim, Telefon 0 60 84 / 5 64 39, oder Neu-Anspach, / 88 70.
HEUSENSTAMM. "Grundsätzlich sind die Grünen nicht gegen eine Bebauung - wenn sie ökologischen und sozialen Gesichtspunkten gerecht wird", erklärte Frank-Peter Steiner in der Stadtverordenetenversammlung. Der von der Verwaltung vorgelegte Bebauungsplan für das Gebiet nördlich der Hohebergstraße erfüllt laut Steiner diese Kriterien nicht. Die Grünen wollten deshalb dem Bebauungsplan nur dann zustimmen, wenn verschiedene Forderungen berücksichtigt werden.
Frank-Peter Steiner zählte auf: einen zehnprozentigen Anteil an Sozialwohnungen und altengerechten Wohnungen, einen Kindergarten, Spielplätze, Kiosk, Bäckerei und Metzgerei, pro Parkplatz einen Baum und die Begrünung der Hausfassaden auf mindestens einer Hauswand, Zisternen von mindestens drei Kubikmeter Inhalt und ein Blockheizkraftwerk.
Günther Hemberger von der CDU erklärte dazu, in einem Bebauungsplan könne nicht so differenziert gesagt werden, wo was stehen solle, das hänge ja auch mit den Eigentumsverhältnissen der Grundstücke zusammen.
CDU, SPD, FDP und Bürgerblock stimmten dem Bebauungsplan gegen die Stimmen der Grünen zu.
Nördlich der Hohebergstraße sollen einmal auf fünf Hektar Bauland Wohnungen für etwa 1000 Personen geschaffen werden. pmü
FRANKFURT A. M. Es gibt sie doch, die deutsche Filmkomödie jenseits der Lümmel-Flegeleien oder Otto-Wurstiaden und diesseits der High-Brow-Spielereien eines Loriot. Mit wohltuend leichter Hand liefert Peter Timm (bisher bekannt durch Filme wie "Go Trabi Go" oder "Manta") den Beleg, daß sich einsichtige Spielhandlung und anspruchsvolle Unterhaltung nicht gegenseitig ausschließen müssen.
"Ein Mann für jede Tonart" variiert das System der Dreier-Beziehung (eine Frau zwischen zwei Männern) auf eine Art, die den Zwang zum prustenden Loslachen über die Situationskomik durch die Bereitschaft zum verständnisvollen und mitfühlenden Lächeln ersetzt.
Pauline Frohmuth (Katja Riemann) ist als Sängerin - Stimmlage: Alt - auf jedes Engagement angewiesen. Als ihr VW im strömenden Regen versagt, wird sie als Anhalterin von dem Modearzt Klaus Klett (Uwe Ochsenknecht) zum Konzert gefahren. Ihre Interpretation von Verdis Musik begeistert den Kritiker Georg Lalinde (Henry Hübchen). Seine überaus positive Besprechung wird Anlaß für eine intime Beziehung, die allerdings immer wieder durch die familiären Verpflichtungen des Journalisten gestört wird.
Auch Porschefahrer Klaus sucht die Wiederbegegnung. Da kann er schon leicht seine Pflichten in der ärztlichen Praxis, die er gemeinsam mit seiner Frau Irene führt, vergessen. Und auch Klaus gelingt es nach langer Anlaufzeit, mit Pauline zu schlafen. Als die Sängerin später während einer Opernaufführung bewußtlos zusammenbricht stellt man ihre Schwangerschaft fest: Zwillinge, wie die ärztliche Untersuchung bestätigt.
Die gleichnamige Romanvorlage für den Film stammt von Hera Lind, die als Herlind Wartenberg selbst als Altistin dem Vokalensemble des WDR angehört. Doch die attraktive Umsetzung ihrer Vorlage geht eindeutig auf das Konto von Peter Timm, der die Geschichte filmisch gekonnt, mit optischen (Kamera: Fritz Seemann) und inszenatorischen Einfällen spannend erzählt.
Die Entdeckung des Films ist allerdings Katja Riemann, die bisher eigentlich nur durch Fernsehrollen bekannt geworden ist ("Sommer in Lemona" von Peter Beauvais oder "Von Gewalt keine Rede" von Theodor Kotulla). Sie gibt der Pauline eine überzeugende Mischung aus komödiantischer Leichtigkeit und intensiver Nachdenklichkeit.
Als kleine Gags sind die Besetzungen einiger Nebenrollen anzusehen: als gestreßte Chor-Dirigentin agiert Herta Däubler-Gmelin, ihr Politiker-Kollege Wolfgang Clement profiliert sich als Gastgeber eines Empfangs in Schloß Benrath, Konstantin Wecker inszeniert sich selbst und Heino parodiert Heino. So trifft der Film wirklich jede Tonart.
(Cinema und Esprit 1) M.A.
Vor acht Monaten entschied der Gemeinsame Senat der Obersten Bundesgerichte in Karlsruhe, die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen wieder zu erleichtern. Seither gingen in den Rathäusern von Großstädten wie Berlin, München, Stuttgart, Hamburg oder Frankfurt Anträge ein, Zehntausende von Unterkünften umzuwidmen - etlichen mußten Baubehörden schon stattgeben. Diese Mietwohnungen sind für Wohnungssuchende verloren.
Die CDU / FDP-Bundesregierung ließ sich - immer wieder von der Scheinlösung FDP gebremst - viel Zeit, während Oberbürgermeister von CDU bis SPD bundesweit Alarm schlugen, ein Verbot der Umwandlung forderten. Jetzt endlich der Bonner "Kompromiß" - weder Bürgern noch Kommunalpolitikern bringt er etwas.
Bis 1997 ist die Gesetzesänderung befristet - als ob Aussicht bestünde, daß sich bis dahin der wirtschaftliche Druck der Immobilien-Spekulation mindert. Die "Sozialklausel" liefert Mieter den Gerichten aus - sie werden zu definieren haben, was alte und gebrechliche Bürger sind. Erst recht gilt das für die schwammige Formel "gleichwertige Ersatzwohnung".
Angesichts dieser Perspektiven von einer "Beruhigung" verunsicherter Mieter zu sprechen, wie es die CDU- Opposition im Römer tut, wirkt zynisch. Der richtige Weg wäre gewesen, gerade Großstädten die Erlaubnis zur Umwandlung zu überlassen - die Kommunen hätten bestimmen können, was ihrem Wohnungsmarkt, vor allem aber den Mietern, guttut.
Der Bonner Kompromiß ist eine Scheinlösung - zum Guten wenden wird sich nichts.
CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
Besorgt um die schleppende Umsetzung rot-grüner Politik zeigt sich die CDU-Fraktion im Römer in einer dringlichen Anfrage an den Magistrat. Warum nur benötige die Stadtregierung so überaus lange, um selbst die ersten Arbeitsaufträge des vor vier Jahren gewählten Stadtparlamentes zu erledigen. So seien die gemeinsamen Anträge von SPD und Grünen Nummer 9, 10 und 11 der laufenden Wahlperiode vom April 1989 immer noch nicht umgesetzt, monieren die Christdemokraten in ihrer Anfrage.
Damals hatten SPD und Grüne einen "Kassensturz", das endgültige Aus für den Alleentunnel und die Ostumgehung verlangt. Auch auf die Realisierung des Antrags Nummer 30 vom 19. April 1989, der die gemeinsame Unterbringung der Ernst-Reuter-Schulen I und II verlangte, warten die Christdemokraten noch.
Die Antworten auf insgesamt 16 rot- grüne Anträge von der Überprüfung einzelner Investitionsvorhaben bis zur Weiterführung der Straßenbahnlinie 12 klagt die CDU-Fraktion in ihrem dringlichen Antrag ein. Zur Vereinfachung schlägt CDU-Fraktionschef Horst Hemzal dem Magistrat die Standard-Antwort vor: "Der Beschluß der Stadtverordnetenversammlung konnte in der Zeit von nur knapp vier Jahren nicht verwirklicht werden." luf
NIEDERURSEL. Beherrschende Themen in der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Niederursel waren der Neubau des Gerätehauses an der Ecke Weißkirchener Weg/Gerhart-Hauptmann-Ring und das Jubiläum zum 90jährigen Bestehen der 1903 gegründeten Wehr. Außerdem wurde durch Neuwahlen der Vorstand komplettiert.
Zum Gerätewart wählten die Brandschützer Martin Berger, zum Zweiten Schriftführer Bernd Eberhardt. Neuer Jugendwart ist Thorsten Greif, sein Stellvertreter Sascha Klein. Die Alters- und Ehrenabteilung vertritt Heinrich Nickel.
Wehrführer Wolfgang Kost zog für 1992 Bilanz. Die Mitgliederzahl stieg leicht an und beträgt jetzt 156, davon bilden 21 die Einsatzabteilung. Außerdem nahmen die Feuerwehrleute an Trupp- und Gruppenführer-, Sprechfunk- und Zugführerlehrgängen teil. Neben der Ausbildung mit 21 Übungen und Unterricht gab es Einsätze: zehn an der Zahl, fünfmal zu Bränden.
Die Stadtteilfeuerwehr, mittlerweile eingetragener und gemeinnütziger Verein, hat 1991 eine Jugendfeuerwehr aus der Taufe gehoben und plant, noch eine Kindergruppe zu gründen. "Voraussetzung ist, daß wir der Jugend auch die geeignete Umgebung anbieten können", verweist Kost auf den Bedarf an zeitgemäßen Räumen. Diese sei nur in einem Neubau zu realisieren. "Wir sind zuversichtlich, ein neues Gerätehaus noch 1993 beziehen zu können". So habe man das Gelände auf dem 784 Quadratmeter großen Areal "An der Lehmkaut" vermessen und mit Erdarbeiten begonnen. Kost hofft, daß es der Stadt gelingt, die Finanzierung (etwa 2,7 Millionen Mark) rechtzeitig sicherzustellen.
Derzeit wird schon das Jubiläum geplant. "Den 90. Geburtstag unserer Feuerwehr möchten wir gerne im neuen Haus feiern". Die jetzige Unterkunft sei dafür viel zu klein und ungeeignet. "Vielleicht wird's ein Jubiläumsgeschenk", so Kost. Der Wehrführer und seine Freunde begründen ihren Optimismus mit dem Hinweis auf die Rede des Frankfurter Oberbürgermeisters Andreas von Schoeler beim ersten Spatenstich: "Mit dem Bau wird es sicherlich schnell vorangehen."
Geduld haben die Niederurseler Brandschützer in den vergangenen drei Jahrzehnten genug bewiesen. Für sie war ein neues Haus bereits in den 70er Jahren im Stufenplan eingetragen. Die jetzige provisorische Unterkunft ist veraltet. So sind etwa die Garagen für die Einsatzfahrzeuge in einem bedenklichen Zustand. Es gibt keine Möglichkeit, weitere Einsatzfahrzeuge in Niederursel zu stationieren, was längst erforderlich wäre. Außerdem herrscht in der Liegenschaft in Alt-Niederursel bei Zusammenkünften drangvolle Enge, Toiletten sind zum Teil mit Spinden verstellt.
Das Raumprogramm im künftigen neuen Haus sieht eine Halle für drei Löschfahrzeuge, einen Unterrichtsraum, Jugendraum, Geräteraum und ein Büro für den Wehrführer vor. dixi
GIESSEN. "Wir Sänger haben ja leider gar keinen Einfluß!" Dieser Satz aus Tom Johnsons 1972 uraufgeführtem Spiel- Werk "Die Vier-Ton-Oper" wäre aus dem Mund eitler Startenöre oder reaktionärer Sopranistinnen ein triumphierendes Grinsen wert. Als für die Zukunft des Stadttheaters Gießen schwarzsehender Zuschauer im Studiotheater des derzeit vom bevorstehenden Intendantenwechsel geschüttelten Hauses hört man derartiges, vorgetragen von Mitgliedern des mit Kündigungen geschlagenen Ensembles, mit Betretenheit, den Satz ingrimmig mit den Wörtern "Intendant/Stadtvater" und "zuviel" abwandelnd, voller Bewunderung für Elsbeth Reuter, Rodica Mitrica-Badîrcea, Christian Hees, Hans Christoph Begemann und Hans Werner Bramer, die sich nichts anmerken lassen dürfen . . .
Die "Vier-Ton-Oper" ist ein einstündiges Stück für fünf Sänger und einen Pianisten und besteht aus 19 Einzelteilen: Arien, Rezitativen, Ensembles und Intermezzi. Anstelle einer Handlung gibt es Abhandlungen über Gesang, Sänger, musikalische Formen, Interpretation und Intonation, nicht immer rein sachlich: auch kleine Sticheleien, Egoismen - was eben so zum Zusammensein von (Gesangs-) Künstlern wohl gehört. Die sich aus der Einschränkung des Tonmaterials (siehe Titel) ergebende Musik amüsiert durch naiven Charme und abwechslungsreiche Schlichtheit, ist keineswegs eintönig, quirlig und witzig - jedenfalls in der überaus quirligen, witzigen, abwechslungsreichen Aufmachung, für die die Inszenierung von Isabelle McEven sorgte.
Schwarzweiß wurden die (hoffentlich bald einmal für die Aufführung von Offenbach-Einaktern wie "Ritter Eisenfraß" verwendete) Spielfläche des Theaters im Löbershof und die Kostüme der von Martin Gärtner am Klavier launig begleiteten Akteure von der Regisseurin gestaltet. Zwischen einigen Säulen, auf Podest, Leiter und Schaukel, mit weißen Nelken, schwarzweißen Pappblumen, Pralinen tummelt man sich in sentimentalen, akrobatischen, komischen und ironischen Posen, immer beflügelt mit einem Hauch von Slapstick. Puppenhaft, aber durchaus nicht nur lieblich, die koloraturtemperamentvolle Sopranistin (Elsbeth Reuter) im kurzen Reifrock, damenhaft die zumeist sich melancholisch ergehende Altistin (Rodica Mitrica-Badîrcea) im Abendkleid, in pittoresker Gesellschaftskleidung und in kontrastiver Kauzigkeit erscheinen Tenor (Christian Hees) und Bariton (Hans Christoph Begemann, der als "Gießener Traum-Mann" mit Verve schwarzweiße Dessous enthüllt). Nur einmal, dafür aber besonders spektakulär mit Rollschuhen und in geflecktem Plüschdreß, tritt der Baß (Hans Werner Bramer) auf. V.L.
FRANKFURT-SÜD. Fastnacht ist eine Angelegenheit für alle Generationen. Das zeigen die vielfältigen Aktionen, die nicht nur die einschlägigen Vereine in den nächsten Tagen arrangieren. Auch Abteilungen anderer Klubs und Kirchengemeinden aus dem Frankfurter Süden bereiten närrische Stunden vor.
Am Fastnachtssamstag, 20. Februar, 15 Uhr, lädt die Niederräder evangelische Zachäusgemeinde (Im Mainfeld 6) ein. Für Stimmung sorgen der Niederräder Carneval-Club, der Männerchor des Stadtteils und der Singkreis des "Regenbogenhauses". Am gleichen Tag, ab 20.11 Uhr, läuft der Fastnachtsball der TG 04 Sachsenhausen im Heim des Kleingärtnervereins Rosisten am Bischofsweg.
Am 22. Februar organisiert der Sport- Club Goldstein einen Rosenmontagsball im Bürgerhaus Goldstein (Goldsteinstraße 314). Die "Main City Dance Band" spielt ab 20.11 Uhr. Kehraus ist am Dienstag, 23. Februar, ab 19.11 Uhr, in der katholischen Gemeinde St. Aposteln in Sachsenhausen (Ziegelhüttenweg 149).
Auch für Kinder und Jugendliche gibt es viele Angebote: Eine Kinderfastnacht steht am Samstag, 20. Februar, 15 Uhr, in der katholischen Gemeinde St. Aposteln in Sachsenhausen (Ziegelhüttenweg 149) auf dem Programm. Der Jugendclub Niederrad (Goldsteinstraße 33) arrangiert am gleichen Tag eine närrische Party. Verkleidete Menschen sind dort ab 18.30 Uhr willkommen. Jugendliche lädt auch die Sachsenhäuser katholische St. Bonifatius-Gemeinde ein (Holbeinstraße 70): ebenfalls am Fastnachtssamstag, ab 18 Uhr. Die "Boni"-Kinderfastnacht ist am Dienstag, 23. Februar, ab 15.11 Uhr, im großen Pfarrsaal. Die Sachsenhäuser katholische Deutschordengemeinde (Brükkenstraße 7) feiert Kinderfastnacht am Rosenmontag, 22. Februar, ab 14.30 Uhr.
Schließlich ist noch ein Kreppelnachmittag zu melden: Die Ortsgruppe Süd des VdK lädt dazu am Samstag, 20. Februar, ab 15 Uhr, in den Saal der Lukasgemeinde (Gartenstraße 71) ein. mb
OFFENBACH. Einen Bücherflohmarkt veranstalten die Mitarbeiter des Bücherbusses von heute an, 15. Februar, bis Freitag, 19. Februar. Der Schnäppchenmarkt findet an den üblichen Haltestellen des Bücherbusses statt. Romane und Sachbücher, aber auch Jugendliteratur kann preisgünstig erstanden weren. fra
Die Kriminalpolizei hat die Ursache für den Brand in der Seilerstraße am vergangenen Samstag ermittelt. Ein unter Drogeneinfluß stehender Mann, der sich allein in der Wohnung aufhielt, habe geraucht und Kerzen entzündet, wobei das Feuer entfacht worden sei, sagte ein Polizeisprecher.
Nachdem er die Wohnung rechtzeitig habe verlassen können, sei der Drogenabhängige in ein Krankenhaus gebracht worden. Bislang konnte er noch nicht vernommen werden.
Der Brand in dem Hochhaus hatte einen Großeinsatz von Feuerwehr und Sanitätern ausgelöst (die FR berichtete). Eine Evakuierung der rund 100 Bewohner konnte wegen des schnellen und massiven Eingreifens der Feuerwehr vermieden werden. vo
OFFENBACH. Am Freitag endlich war es soweit: Nach der sechsten Stunde, pünktlich um 13 Uhr, legte die Schulband des Offenbacher Leibnizgymnasiums los und brachte anläßlich der Eröffnung der langersehnten Cafeteria mit ihren Dixieland-Stücken den richtigen Rhythmus ins Haus. "Ein Café als gemütlichen Ort, wo man sich treffen kann, wünschen wir uns schon, seit ich an der Schule bin", sagt Karel Dörner, Schüler der 13. Klasse und einer der Hauptinitiatoren des Cafés. "Das sind jetzt acht Jahre."
Richtig ins Rollen gekommen ist das Projekt im Mai 1992, als der Mathematik- und Physiklehrer Rolf Adolf Claas begann, sich für das Projekt einzusetzen und bei den Behörden Dampf machte. "Von da an ging das meiste wie von selbst", sagt Karel im Rückblick.
Immerhin: Möglich wurde der Ausbau auch nur, weil die Eltern tief in die Tasche griffen und großzügig spendeten: Etwa 22 000 Mark hat der Um- und Ausbau eines ungenutzten Raums im Erdgeschoß der Schule gekostet. Soweit sie konnten, haben die Schüler tatkräftig mit angefaßt, Wände betoniert, geweißt und was es sonst noch zu werkeln gab. "Aber ohne Herrn Claas hätten wir das nie geschafft, er hat uns alle Hürden aus dem Weg geräumt."
So bereiteten die feuerpolizeilichen Bestimmungen den Schüler/innen einiges Kopfzerbrechen. Wollten sie doch am liebsten die Sitzgelegenheiten der Cafeteria gegenüber der Getränkeausgabe installieren. Das war jedoch nicht möglich, weil sonst die Fluchtwege bei Gefahr durch das sperrige Mobiliar versperrt gewesen wären. Nun müssen Durstige und Hungrige eben die paar Meter am Innenhof vorbei gehen, bis sie sich mit Getränk und Imbiß hinsetzen können.
15 Schüler/innen (es sind etwas mehr Mädchen als Jungen), vor allem aus der Oberstufe, haben sich bereit erklärt, künftig in jeder der drei großen Schulpausen den Verkauf zu organisieren. Zu kaufen gibt es Tee, Kaffee, Sprudel, Gebäck. Nur an bestimmten "Aktionstagen" möchten die Schüler/innen auch belegte Brötchen oder Kuchen anbieten. "Das ist uns sonst zuviel Arbeit", sagt Karel. fra
HEUSENSTAMM. Einstimmig hat die Stadtverordnetenversammlung den Magistrat damit beauftragt, mit dem Caritasverband Offenbach zu verhandeln, damit in Heusenstamm ein Familienhelferinnenkreis aufgebaut wird. "Wenn eine heute 90jährige von ihrer Tochter gepflegt wird, dann ist diese auch schon 60 oder 70 Jahre alt", erklärte Werner Osypka. Viele Familien könnten die Pflege der alten Leute alleine nicht leisten, deshalb müßten andere einspringen, sagte er. Die katholische Kirche in Heusenstamm hat bereits zugesagt, sich an der Finanzierung des Projekts zu beteiligen. pmü
Auf die Möglichkeit für junge Menschen, sich mit einer Verpflichtung zum "Freiwilligen Sozialen Jahr" (FSZ) sozial zu engagieren und beruflich zu orientieren, verweist der "Internationale Bund für Sozialarbeit" im Jugendsozialwerk.
Für den Zeitraum September '93 bis August '94 werden ab sofort die Plätze neu besetzt. Der Dienst kann in Krankenhäusern, Altenheimen, Behinderteneinrichtungen und anderen Institutionen durchgeführt werden. Dabei kann auch ein Vorpraktikum gemacht oder die Wartezeit auf einen Studienplatz "sinnvoll überbrückt werden", heißt es.
Das Lebensalter der Bewerber sollte zwischen 17 und 25 Jahren liegen. Ausnahmen für Sechzehnjährige sind jedoch möglich.
Es gibt Einführungsseminare. Die Helfer entlasten das Fachpersonal. Die wöchentliche Einsatzzeit beträgt 38,5 Stunden. Es kann im Teil- oder Schichtdienst gearbeitet werden. Überstunden sind mit Zustimmung des Trägers möglich und müssen mit Freizeit ausgeglichen werden.
Das monatliche Taschengeld beträgt 230 Mark, das Pflegegeld 250 Mark, auch werden Fahrtkosten erstattet, Beiträge zur Sozialversicherung übernommen und unter Umständen ein Wohnkostenzuschuß von 170 Mark gezahlt. Es besteht Anspruch auf Kindergeld oder Waisenrente sowie Jahresurlaub am Ende. Näheres unter Telefon 069 / 28 21 71, montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr. -vau
Die "kompromißlose Ablehnung" der von CDU/CSU und FDP vereinbarten "Streichliste" hat der Frankfurter SPD- Chef Sieghard Pawlik angekündigt. Der sogenannte Solidarpakt sei nicht mehr als ein "Etikettenschwindel". Die SPD werde bei dieser "Umverteilungspolitik des kalten Herzens" nicht mitmachen. Insbesondere kreidete der Frankfurter SPD-Chef den Spar-Vorschlägen der Regierungskoalition an, sozial unausgewogen zu sein und wegen fehlender Konzepte den neuen Bundesländern keine ausreichende Hilfe zum Aufbau zu bieten. Schließlich sei es "Gift für die Konjunktur", wenn nun auch noch die Nachfrage im Inland abgewürgt werde.
Als Bedrohung für die föderale Grundordnung bezeichnete es Pawlik, wenn den Ländern und Gemeinden nun einseitig Lasten aufgebürdet würden. Schlimm sei auch der totale Rückzug des Bundes aus der Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs. Insgesamt gefährdeten die Vorschläge die Bereitschaft der Bevölkerung, die "notwendigen Lasten zur Bewältigung der Folgen der Deutschen Einheit solidarisch zu tragen".
Der SPD-Chef forderte, steuerliche Privilegien für die Höchstverdiener wieder zurückzunehmen, die Gewerbekapitalsteuer zu erhalten und für Höherverdienende eine Ergänzungsabgabe einzuführen.
Der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Stammler fordert die Sozialdemokraten dagegen auf, lieber konkrete Sparvorschläge zu machen statt zu "jammern". Zur Konsolidierung der Finanzen müßten jetzt Opfer gebracht werden. Da sei es sinnvoll, etwa über die Subvention des Umwelttickets oder des Frankfurt-Passes nachzudenken. luf
OBERURSEL. In ihrem Lerneifer gebremst fühlen sich einige Kursteilnehmer der Oberurseler Volkshochschule: "Die VHS behindert Lernwillige und deren Didakten", beschwert sich der Italienisch-Kurs für Fortgeschrittene. Denn ihr Unterricht wurde für das Frühjahrsemester 1993 - mangels Teilnehmer - vom Plan gestrichen. Da sich nur sechs Italienischfreunde für den Kurs angemeldet hatten, sagte die VHS ihnen am Tag der ersten Unterrichtsstunde telefonisch ab. Laut VHS-Bedingungen müssen zwar mindestens 13 Anmeldungen vorliegen, doch erst zwei Wochen nach Semesterbeginn . "Die Leute kommen erst nach und nach. Viele schnuppern erst mal, bevor sie sich entscheiden", weiß die Kurssprecherin Antje U. aus den vergangenen Seminaren. Sogar vier Wochen nach Ablauf der Anmeldefrist hätten sich noch weitere Teilnehmer eingeschrieben. Auch dieser Kurs wäre sicher zustande gekommen, meint die Frau U. enttäuscht. Doch die VHS habe vorgeschlagen, einen anderen Kurs unter Leitung einer deutschen Lehrerin zu besuchen.
Eine Alternative, die die Kursteilnehmer jedoch strikt ablehnten: Sie wollten ihrem muttersprachlichen Lehrer die Treue halten. Auf eigene Initiative haben sie nun Räume angemietet und führen den Kurs auf "privater Basis" fort. Inzwischen ist die Zahl der Teilnehmer von sechs auf zehn angewachsen. "Eine optimale Größe", finden die Lernwilligen.
"Es war abzusehen, daß dieser Kurs nicht zustande kommt", argumentiert die neue VHS-Leiterin Claudia Erben. Deshalb sei er so früh abgesagt worden. Zwar gebe es für Gruppen ab zehn Teilnehmern manchmal eine Sonderregelung, doch diese Zahl hätte der Kurs auch im Laufe des Semesters nicht erreicht. Deshalb entspreche die Absage kurz vor Beginn des Kurses durchaus den Bedingungen der Volkshochschule.
Die VHS müsse außerdem mit ihren knapp bemessenen Zuschüssen haushalten, rechtfertigt Erben die Streichung, räumt aber zugleich ein: "Für die betroffenen Teilnehmer ist das natürlich schmerzlich." ki
DREIEICH. Im Sommer werden voraussichtlich etliche tausend Männer und Frauen in die Pedale treten, um zum Umweltfestival "Auftakt" in Magdeburg zu radeln. Bei der Organisation der Sternradtour von Frankfurt aus ist auch ein Mitglied der Dreieicher Fahr-Rad!-Initiative dabei. Die Gruppe hat nun eine Ton- Dia-Show über die 91er Radtour Rostock-Bremen besorgt und wird das Projekt "Auftakt" am Dienstag, 16. Februar, 19.30 Uhr im Bürgerhaus Sprendlingen (Clubraum 3) vorstellen. Eingeladen sind auch andere Initiativen wie Friedens- oder Dritte Welt-Gruppen. Sie könnten, so die Fahr-Rad!-Initiative, durch das Umweltfestival zusammengeführt werden. dac
Die Innenstadt- Bäckerei war gut besucht. Immerhin hat sie einen weithin wohlbeleumdeten Namen. Auch die ältere Dame wußte genau, was sie aus dem Riesen-Sortiment nach Hause tragen wollte: Vanillerollen. "Haben wir nicht," meinte die Verkäuferin. Als Ersatz wurde Schokoladenschnitte geordert. "Die ist leider ausverkauft." Nein, auch mit Rhabarbertorte war nicht zu dienen.
Die Kundin wußte allmählich nicht mehr weiter und dachte laut nach. "Ei, was nehm' ich denn, was nehm' ich denn nur." Hilfsbereit, die Schlange der ungeduldig Wartenden im Blick, schaltete sich die Chefin ein. Sie wies auf die proppenvollen Regale und Auslagen. "Das kann doch nicht so schwer sein. Es ist doch alles da!"
Sie war ziemlich beleidigt, als die alte Dame ohne jedes Backwerk den Laden verließ. Ihre Bastienne
Wer zu Hause einen oder eine Schwerpflegebedürftige betreut, hat Anspruch auf Erholung. Nach den Erfahrungen der Betroffenen ist es im Kreis Groß-Gerau äußerst schwierig, ein Quartier für ein paar Wochen zu finden. In manchen Einrichtungen muß man sich sogar ein Jahr vorher anmelden. Für die Zeit der Unterbringung zahlen die Krankenkassen den Pflegenden 1800 Mark. Allerdings nur für den Fall, daß der oder die Kranke schon mindestens ein Jahr lang zu Hause betreut wird.
Die tatsächlichen Kosten für die Unterbringung im Heim liegen meist wesentlich höher. In den privaten Einrichtungen pendelt der Tagessatz in der Pflegegruppe vier (sogenannte Schwerpflegebedürftige) zwischen 140 und 180 Mark, das sind durchschnittlich knapp 5000 Mark im Monat. Die Differenz zwischen 1800 Mark Pflegegeld und effektiven Ausgaben müssen die Versicherten selbst zahlen. Wer kein Geld oder Vermögen mehr hat, für den zahlt das Sozialamt.
Wer Adressen für die Kurzzeitpflege sucht, kann sich an Thomas Krambeer vom Sozialen Dienst, Kreiskrankenhaus Groß-Gerau, wenden. aim
Der Schuster, der im eigentlichen Sinne "bei seinen Leisten" bleiben muß, ist der Orthopädische Schuhmacher. Einen nach Gipsabdruck kunstvoll aus Kork und Kunststoff handgefertigten Leisten braucht er für jeden Schuh, wenn deformierte Füße - etwa nach Unfällen, wegen Fußkrankheiten oder Frostbeulen - Hilfe brauchen.
Über den Leisten wird dann das besonders weiche Leder gezogen, auf der Brandsohle befestigt und, etwa im Bereich des Fußgelenkes oder auch am Schienbeinansatz, mit Kunststoff-Stützen verstärkt. Unterschiedliche Beinlängen werden geschickt ausgeglichen, am Ende entsteht durchaus schickes Schuhwerk, was besonders von Frauen geschätzt wird. Auch Sportschuhe, etwa für Hallensport oder Skilanglauf, stehen auf dem "orthopädischen Programm". Hin und wieder kann ein Behinderter nur von hinten "einsteigen", wo dann der Reißverschluß sitzt.
Orthopädie-Schuhmachermeister Albrecht Schönberger, zugleich Landes-Innungsmeister, der den im März 75 Jahre bestehenden väterlichen Betrieb in der Elbestraße 14 nach dem Tod des Vaters weiterführt, ist, ebenso wie seine drei Mitarbeiter, deshalb mehr medizinischer Techniker und "Fußbekleidungs-Ingenieur", denn reiner Handwerker.
Er zeigt eine von vielen Mappen mit Farbfotos, Zeichnungen und ärztlichem Attest. Es ist die eines verunglückten Kutter-Fischers aus Island, dessen Fuß in die Ankerkette geriet. Kein schöner Anblick. Fast bis auf den Knochen war das Fleisch weggerissen. Der Mann wollte seinen Beruf schon aufgeben. Doch Schönberger, dessen Ruf sprichwörtlich über die Meere reicht (auch Amerikaner oder Skandinavier sind seine Kunden), hat ihm ein paar Schuhe gebaut, die es ihm ermöglichen, weiterhin Seemann zu sein.
Oder das Beispiel eines jungen Mädchens aus Frankfurt, das derart funktionsgestörte Füße hatte, daß es einen Rollstuhl brauchte: "Eines Tages konnte sie mit den Spezialschuhen wieder am Stock laufen und weinte vor Freude", erinnert sich Schönberger.
Dabei muß in allen Fällen auch das Abrollverhalten des Fußes, der Druck auf die Ballen oder Fersen berechnet und ausgeglichen werden. So verwundert es nicht, daß bis zu 30 Arbeitsstunden nötig sind, bevor so ein Schuh-Werk fertig ist. Die Kosten liegen zwischen 1500 bis 2000 Mark und mehr. 140 Mark muß der Träger der Schuhe selbst aufbringen.
Wie der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Schuhtechnik in Hannover mitteilt, haben heute etwa 80 Prozent aller Bundesbürger mehr oder weniger schwere Fußschäden. Etwa fünf Prozent tragen Schuheinlagen. Und 0,8 Prozent sind Träger orthopädischer Spezialschuhe, die von Hand gefertigt werden müssen.
Schon Senk-, Knick- und Spreizfüße, auch Arthrose, Diabetes oder rheumatische Veränderungen können dazu führen, daß eines Tages der Konfektionsschuh nicht mehr ausreicht. -vau
OBERURSEL. Der große schwarze Samthut kleidet Hulda ganz vortrefflich. Auch das extravagante "Bibis", ein kleines mit glitzernden Pailletten besetztes Käppchen, steht ihr gut zu Gesicht. Doch als der breitkrempige Strohhut ihr in die Stirn rutscht, ist die Eleganz dahin: Hulda sieht aus wie eine Vogelscheuche - Pardon, aber Hulda ist nur ein Holzkopf. Zwar hat ihre Besitzerin sie liebevoll mit Augen, Nase und Mund versehen, doch auf die Ohren hat sie verzichtet.
Schon seit vielen Jahren steht Hulda im Hutladen "Antonio" Modell. An ihr wurde schon so mancher Hauptschmuck zurechtgezurrt und glattgestrichen, bevor er über den Ladentisch auf den Köpfen der Kunden landete. "Leider war der Hut lange Zeit aus der Mode", klagt die Modistin Marion Antonio, die seit 1975 das kleine Geschäft in der Oberurseler Strackgasse betreibt. Doch das habe sich in den vergangenen fünf Jahren glücklicherweise gewandelt: Ob Trachtenhüte, Basken- oder Strickmützen, Zylinder, Samtkappen im Fugger-Stil oder die klassische "Bogart-Kopfbedeckung" für den modebewußten Herrn - der Hut ist wieder in.
Die 48jährige erlernte das seltene Handwerk in Frankfurt. "Damals", so erinnert sie sich, "damals hieß das noch Putzmacherin." Drei Jahre dauerte die Ausbildung, es folgten einige Gesellenjahre, 1977 schließlich machte sie ihre Meisterprüfung und wurde selbständig. "Ich bin sehr kreativ und habe schon immer Interesse an Mode gehabt", begründet sie ihre Entscheidung für den alten Handwerksberuf. Doch nicht immer richtet sie sich bei der Wahl ihrer Stoffe und Materialien nach dem Trend: "Ich lasse mich einfach inspirieren."
Zurück im Laden, geht die eigentliche Arbeit erst los: der Rohling, ein unförmiges Ding, das im Urzustand nur wenig an einen Hut erinnert, muß zugeschnitten und bearbeitet werden. Die alte Dampfmaschine in der hinteren Ladenecke leistet dabei unentbehrliche Dienste: sie macht den Filzrohling weich und dehnbar. Hat die Chefin entschieden, ob er rund, glockig, eckig oder eher flach werden soll, müssen die sogenannten Grundformen ihren Kopf hinhalten. Der feuchte Filz wird über die Holzform gezogen und geglättet. "Wenn sich das Material wieder härtet, bleibt der Hut in dieser Form", erklärt Antonio. Es sei denn, ihr scharfes Auge entdeckt noch einige Beulen und Falten: Dann heizt ihm die Dampfmaschine noch einmal ein.
Sind Form und Gestalt perfekt, geht's an die Dekoration. "Das ist eigentlich das wichtigste", meint Marion Antonio. Schließlich wird der Einheitshut erst durch Blümchen, Schleifen, Netze oder Federn zum Unikat. In dieser Schaffensphase kommt die alte, handbetriebene Nähmaschine zum Einsatz. "Das ist mein Lieblingsstück", sagt die Hutmacherin und legt ein Stück Stoff zurecht, "sie ist schon über 80 Jahre alt."
Auch der Ladentisch und die Spiegel im Verkaufsraum scheinen schon einige Jahre auf dem Buckel zu haben. Fast nostalgisch wirkt der Kronleuchter an der weißen Zimmerdecke. Sortiert nach Größen warten die Hüte, Kappen, und Mützen in den hohen Regalen auf den nächsten Kunden: preisgünstige Sonderangebote, solide Altherren-Hüte und ausgefallene Kreationen aus Persianer-Pelz wetteifern mit dem Prachtexemplar der Sammmlung: dem "Chapeau Claque".
"Das ist mein wertvollstes Stück", sagt Marion Antonio und bringt den Hut mit einem gekonnten Handkantenschlag zur Entfaltung: Voilà, ein Zylinder. 325 Mark kostet das edle Herren-Modell - eine Anschaffung fürs Leben.
Die Damen, so bestätigt die Hutmacherin, geben sich in der Regel nicht mit einer Kopfbedeckung zufrieden. "Einige Kundinnen kaufen fünf- bis sechsmal im Jahr etwas Neues", sagt Marion Antonio. Die Hochsaison sei allerdings im Februar gerade vorbei: Erst im Mai, wenn's wärmer wird, greifen die Hutliebhaber wieder zu.
Im Wortlaut: Horst Schüßlers Gedanken über wirksamere Öffentlichkeitsarbeit der Wetterauer Altenclubs "Die Altentreffs sind öfter geschlossen als geöffnet"
WETTERAUKREIS. Für den Journalisten Horst Schüßler war es "keine Frage: Auch und gerade für die älteren Jahrgänge bleibt das Medium Presse eine unverzichtbare Informationsquelle". Voller Überzeugung und auf Grund seiner über vierzigjährigen Berufserfahrung als Redakteur und Fotograf schrieb er diesen Satz in dem folgenden Artikel für die "Senioreninformation" des Altenbeirates für den Wetteraukreis. Das war am Abend des 30. November 1992. Mitten in der Arbeit brach er zusammen. Der Notarztwagen brachte ihn ins Krankenhaus. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich. Am 18. Januar 1993 starb Horst Schüßler im Alter von 65 Jahren. Seine in dem Manuskript niedergelegten Gedanken über eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit des Wetterauer Altenbeirates sind offenkundig nicht vollendet. Durch seinen frühen Tod sind auch die Hoffnungen des Altenbeirates auf einen sachkundigen und phantasievollen Mitstreiter zerstört. In seinem letzten Text, den er als Journalist schrieb, beschäftigt er sich mit einem "Gemeinschaftshaus" in einem einsamen toskanischen Bergdorf. Er hebt hervor, daß in diesem "Haus der Begegnung" die Tür fehlt. Das Haus ist immer offen. Für ihn ist das ein Symbol für seine Forderung, die Türen zu unseren sozialen Einrichtungen nie zu verschließen, für niemanden. Konsequenter denn je sollten die immer noch vorhandenen Hürden abgebaut werden, die Menschen daran hindern könnten, auch Einrichtungen der Altenpflege zu nutzen. "In den Altenclubs des Wetteraukreises und den kommunalen wie kirchlichen Einrichtungen, die sich der Seniorenbetreuung und Altenpflege widmen, ist die Diskussion über eine wirkungsvollere Öffentlichkeitsarbeit in den Vordergrund gerückt. Dabei geht es weniger um Selbstdarstellung als um Aufklärung und um Informationen über und für die älteren Mitmenschen. In einer Gesprächsrunde, die kürzlich in Nidda stattfand und an der neben Vertretern der über 100 Altenclubs im Kreisgebiet auch Journalisten teilnahmen, wurde bedauert, daß oftmals Mitteilungen und Berichte der Altenclubs nicht im gewünschten oder erhofften Umfang in der Tagespresse erscheinen. Nachdenken deshalb über eine bessere Zusammenarbeit mit den Zeitungsredaktionen. Keine Frage: Auch und gerade für die älteren Jahrgänge bleibt das Medium Presse eine unverzichtbare Informationsquelle. Senioren/innen (ab dem 60. Lebensjahr ist man bevölkerungsstatistisch dabei) stellen einen nicht unerheblichen Prozentsatz der Käufer und Abonnenten von Zeitschriften und Zeitungen. Dennoch ist das kein Anlaß für einen Redakteur, begierig nach jedem Manuskript zu greifen, nur weil es ihm ein Altenclub anbietet. Die Gründe liegen, auch für einen Laien, auf der Hand.
Zum einen sind in Clubvorständen nur selten pensionierte Redakteure oder ehemalige Werbetexter anzutreffen, oder Leute mit dem Gespür, so zu formulieren, daß der Zeitungsmacher neugierig wird. Ein langatmiger Bericht über den Ausflug einer Seniorengruppe an den Rhein, vielleicht mit einem Bildchen von der Reisegruppe, postiert auf der Treppe vor einem Kirchenportal - dies wirft einen Zeitungsmann nicht vom Sessel. Solche "Nachrichten" türmen sich zur Hochsaison auf seinem Schreibtisch, er muß sie kürzen, oder sie landen im Papierkorb, zusammen mit der Meldung, der Bürgermeister habe der Senioren-Kaffeetafel beigewohnt. Die Altenclubvorsitzenden müßten sich über die Verbreitungsgebiete der Tageszeitungen im Wetteraukreis besser informieren. Verständlich, daß der Bericht des Altenclubs Gedern in der Heimatzeitung, die in diesem Raum schwerpunktmäßig etabliert ist, mehr Beachtung findet als in einem Blatt, das beispielsweise den Großteil seiner Leserschaft im Großraum Bad Vilbel betreut. Ein Altenclub wäre außerdem gut beraten, wenn er, bevor der Bericht über eine Nikolausfeier verfaßt wird, die Öffentlichkeitsarbeit dazu nützt, Öffnungszeiten des Altentreffs und Veranstaltungstermine anzukündigen. Noch wertvoller könnten Berichte sein, mit deren Hilfe ältere Mitbürger am Ort zu mehr persönlichem Engagement angeregt werden.
Kein Zweifel, auch für die Öffentlichkeitsarbeit der Altenclubs gilt die Regel, daß allen Menschen rechtgetan eine Kunst ist, die kaum jemand kann. Jedenfalls sollte die Presse allein nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn der Informationsfluß zwischen Senioren und denen, die sich um deren Betreuung bemühen, ins Stocken gerät. Vielmehr fehlt es allenthalben an Möglichkeiten zum zwanglosen Gedankenaustausch der älteren Mitbürger untereinander. Die Altentreffs sind öfter geschlossen als geöffnet, sind in vielen Fällen für alte Menschen beschwerlich zu erreichen. Es mangelt an Begegnungsstätten zum zwanglosen Beisammensein. Das erinnert mich an eine Reise durch die Toskana. In abgelegenen Bergdörfern fand ich das "Gemeinschaftshaus", schlicht und einfach eingerichtet. In diesen "Häusern der Begegnung" fehlte symbolhaft die Tür . . ."
Die linken Gruppierungen an der Frankfurter Universität haben wieder eine Mehrheit im Studentenparlament. Bei den jüngsten Wahlen erreichten die fünf linken Gruppen elf der 21 Sitze, teilte die Universität am Freitag mit. Stärkste Gruppe im Studentenparlament (Stupa) bleibt aber der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) mit fünf Sitzen. Im Vorjahr hatte der RCDS sechs Sitze. Gewinner der Wahlen waren die Grünen an der Uni. Sie erreichten vier (Vorjahr drei) Sitze.
Gemeinsam mit Jusos (drei Sitze), feministisch-autonomen Unifrauen (ein Sitz), Internationale Liste / Undogmatische Linke (zwei Sitze) und Radikale Linke (ein Sitz) können die Grünen nun wieder den AStA wählen.
Bei den letzten Wahlen hatte noch ein Patt zwischen linken und rechten Gruppen bestanden. Weil sich die Stupa-Vertreter nicht auf einen AStA einigen konnten, hatte Unipräsident Klaus Ring schließlich einen AStA aus linken und rechten Gruppen eingesetzt. luf
Birgit Schommer Kaiser, Kunst und Karneval Feiern in Aachen: ein bißchen elitär, ein bißchen volkstümlich
Dann lieber gleich einen Prinzen! Ganz in Weiß, mit einem Zepter in der Hand steht er da, die vier Fasanenfedern auf der vor Edelsteinen funkelnden Mütze wippen verführerisch, über samtbesetztem Wams verschlingen sich Ketten und Orden, golden leuchten die Bordüren auf dem Stehkragen. Galant verleiht mir Hubert II. den Damenorden. Sektkorken knallen, der Mundschenk kredenzt uns perlendes Naß. Auf eine Nacht mit Prinz Karneval!
Feierlich verkündet der Hofschreiber die Stationen des Abends: 20.20 Uhr "Burtscheider Lachtauben", 20.50 Uhr "K. G. Nachteulen", 21.35 Uhr "Oecher Storm" . . . ich seufze. Der Hofmarschall versucht mich zu trösten: Mit nur acht zu besuchenden Prunk-, Gala- und Fremdensitzungen werde das ein fast noch beschaulicher Abend. In fünf Bussen werden Prinz und Hofstaat, Prinzengarde und Musikcorps, unter Führung des Kommandanten mit Chauffeur, von Ball zu Ball kutschiert.
Dann immer dasselbe Zeremoniell: Aufstellung. Fanfarenklänge. "Es hält Einzug seine Tollität Prinz Hubert II. und Gefolge. Hurra tschi bumm." Alle im Saal erheben sich, klatschen den Weg frei bis zur Bühne: eine Ansprache in "Öcher" Platt, ein Feuerwerk der Gags und ausladenden Gesten, gegenseitige Ordensverleihungen, ein Ulktanz der beiden Hofnarren. Nur in jeder zweiten Sitzung kommt das Prinzentanzpaar zum Einsatz, denn Elke, die Gardemarie, hat sich am Vorabend versprungen und muß geschont werden. Schließlich "Oche alaaf!" und Abmarsch in die Busse. Karneval während der Session von Dreikönig (am 6. Januar) bis Aschermittwoch ist unzweifelhaft Knochenarbeit für die Aktiven, auch in einer Stadt wie Aachen, im Schatten der rheinischen Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf.
Dabei kann die Stadt an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden mit der ältesten schriftlichen Erwähnung karnevalistischen Treibens hierzulande aufwarten. 1133 ließ ein Bauer aus Kornelimünster ein Schiff auf Rädern die zehn Kilometer bis nach Aachen ziehen. Dort scharte sich singendes und tanzendes Volk um das Narrenschiff und trieb "bis Mitternacht die ungeheuerlichste und abscheulichste Abgötterei", wie ein Benediktinermönch entsetzt zu berichten wußte. In Begleitung des Schiffes, das bis nach Maastricht kam, habe man verheiratete Frauen, "unter Hintansetzung aller weiblichen Scham", gesehen. Bacchantische Orgien, gütiger Himmel.
Nach Jahrhunderten kindischer Rangeleien haben Kirche und Karneval einen gegenseitigen Nichtangriffspakt geschlossen. Auch in der "fünften Jahreszeit" herrscht heutzutage Zucht und Ordnung im katholischen Aachen. Kein Wunder: die Damen fehlen! Während inzwischen überall die tollen Helden und Prinzen sich standesgemäß mit holder Lieblichkeit schmücken, hat in der über 130jährigen Geschichte des Aachener Karnevalsvereins noch kein Prinz das Zepter abgegeben, erlaubte seiner Garde gerade mal eine Marie zum Beineschwingen. Sollten die mittelalterlichen Entgleisungen rund um das erste Narrenschiff immer noch Grund genug dafür sein, daß die Frauen von allen karnevalistischen Ehrenämtern in Aachen ausgeschlossen bleiben? Die Antipoden Kirche und Karneval nun im gemeinsamen Bunde gegen das Teufelsweib schlechthin? Die Herren Narren lächeln nachsichtig ob solch weiblichen Irr- und Vorwitzes und verweisen auf ihre soldatische Tradition, in der die Frauen nichts verloren hatten.
1794 wurde Aachen von französischen Truppen besetzt, die 1814, nach der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongreß, den ebenso ungeliebten "Blaurökken" weichen mußten. Die mondäne Bäderstadt wurde, wie das gesamte Rheinland, der Versandung als preußisches Zonenrandgebiet anheim gestellt. Auf den soldatischen Drill aus dem fernen Berlin antwortete der rheinische Karneval mit Operetten-Militarismus. Aachens über 600 Jahre währende Eigenständigkeit im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation war zu Ende gegangen, die Narrenfreiheit im Soldatenrock nahm ihren Lauf.
Karl oder das Wasser, das Wasser oder Karl? Wer Aachen berühmt gemacht hat, ist unstrittig, ebenso, was zuerst da war: Ahha, Aquis Grani, Aix, Aken. Das warme Wasser im lausigkalten Norden verführte nicht nur Karl den Großen zum Bade. Schon Kelten und Römer hatten in den auf Körpertemperatur abgekühlten 73 Grad heißen Quellen behaglich geplantscht. Doch Karl erkor das Dorf "an den Wassern" zum Zentrum des Frankenreiches. Ab 768 ließ er hier seine Pfalz bauen, die Königshalle und das berühmte Oktogon der Marienkirche, dem damals größten Kuppelbau nördlich der Alpen. Hier ging er auf die Jagd zwischen seinen Feldzügen gegen Sachsen, Langobarden und Avaren; hier hielt er am liebsten Hof, im Kreise seiner unverheiratet gebliebenen Töchter, die er ebensowenig mit irgendwelchen dahergelaufenen Schwiegersöhnen zu teilen gedachte wie seine imperiale Gewalt. Auch wenn kaum 30 Jahre nach Karls Tod seine Enkel 843 das gewaltige Reich von Aquitanien bis Sachsen, von Rom bis Friesland der Länge nach wieder auseinanderrissen, auch wenn die Normannen noch im selben Jahrhundert die Kaiserpfalz zerstörten und ihre Pferde im heute als Weltkulturgut anerkannten Dom unterstellten, für die Nachwelt verschmolzen Name und Ausstrahlung des großen Frankenherrschers auf immer mit dem Ort an den Quellen.
Friedrich Barbarossa erklärte 1166 Karl den Großen zum Heiligen und Aachen zur Freien Reichsstadt mit eigener Stadtmauer. Die Goldene Bulle reservierte der Stadt das Recht, die deutschen Kaiser zu Königen zu krönen, die Reliquien aus Jerusalem brachten im Siebenjahresrhythmus Pilgerströme mit den heute noch stattfindenden Heiligtumsfahrten, und das weiche Wasser schließlich verhalf der aufblühenden Stadt zu einer immer noch bedeutenden Tuch- und Nadelindustrie. Bis 1531 erlebten die also gut betuchten Bürger 32 pompöse Krönungsfeierlichkeiten, die seit 1349 im neuen gotischen Rathaus stattfanden, das anstelle der zerstörten karolingischen Königshalle am Markt erstand. Zwar vernichteten Stadtbrände und Erdbeben große Teile des mittelalterlichen und gotischen Aachens, doch zum Bade gerichtet empfing man weiterhin die hohen Herrschaften in selbstverständlich europäischem Rahmen und selbstbewußt kosmopolitischem Ambiente. Zar Peter und Kaiser Friedrich, Dürer und Händel, Napoleon und Josefine, Heine und Casanova, all die Großen und Größen aus Politik und Gesellschaft gaben sich hier die Ehre. 22 Uhr, Halbzeit. Abmarsch aus dem Saalbau "Rothe Erde", einem Arbeiterstadtteil; auf der Bühne waren mehr Karnevalisten versammelt als im Publikum. Aber die Stimmung "am Hofe" könnte nicht besser sein. Im Prinzenbus werden Bouletten verteilt. Doch dann springt der Bus nicht an. Also alle Mann wieder raus zum Anschieben. Da stehen sie, Seit' an Seit', fest mit ihren Rollen verwachsen und wie sämtlichen Grimmschen Märchen und Kasperletheatern entsprungen: der Koch mit der großen Mütze neben dem linkischen Hofnarr, der schmucke Gardeoffizier neben dem Schutzmann mit der Schnapsnase, und schreien "hauruck" statt "alaaf".
Der Prinz bleibt allein zurück. Sein maßgeschneidertes Kostüm muß geschont werden. Zigarettendunst hüllt gnädig das nachtverknitterte Geicht ein. Drucker im bürgerlichen Leben und alles andere als begütert, wird ihn seine aristokratische Abkunft auf Zeit teuer zu stehen kommen. Nicht nur die Kostüme und Sektflaschen, auch die Orden, bedruckten Kugelschreiber und Feuerzeuge, Wagenschmuck und Wurfmaterial, die Miete für Säle und Busse, all das müssen er und sein Verein ohne städtische Zuschüsse tragen. Doch der Prinz darf sich nicht lumpen lassen. Er weiß, was er seinem närrischen Volk schuldig ist. Wenn dann ab Fettdonnerstag der Sitzungskarneval auf die Straßen schwappt und am "Rasenden Montag" in den Umzug mündet, ist die ganze Stadt auf den Beinen. Aachener Motive auf den Wagen der 55 Vereine überwiegen. Hier wie in der "Bütt" wird dem Volk aufs Maul geschaut und nicht nach dem Mund geredet. Die telegene Politikerschelte überläßt man den Medienexperten am Rhein. "Öcher Fastelovvend" ist ein Volksfest geblieben, mit Betonung auf beiden Silben.
Vom ehemaligen Straßenbahndepot in der Talstraße, wo die Wagen derzeit noch für ihren Auftritt feingemacht werden, schlängelt sich der Zug dann Richtung Altstadt, in deren Zentrum Dom und Rathaus noch immer gemeinsam Stadtbild und Stadt beherrschen. Obwohl zu 70 Prozent zerstört, versuchte man nach dem Krieg, alles, was an historischen Ziegel-Blaustein-Fassaden noch stand, durch Ergänzung in gleichem Material und Stil zu retten. So können drei Häuser aus drei Jahrhunderten nebeneinander stehen, ohne daß eines sich größer hervortun wollte. Zu Füßen der beiden hoch aufragenden Wahrzeichen der Krönungsstadt, den Sympbolen kaiserlicher und kirchlicher Macht, verbindet sich Altes und Neues wohltuend unspektakulär zu einem einheitlichen (und bewohnbaren) Altstadtensemble. Grundsolides Bürgertum hat sich Ende des 18. Jahrhunderts hier eingerichtet, dessen Wohnkultur im Couvenmuseum am Hühnermarkt zu besichtigen ist. In der ehemaligen Apotheke im Erdgeschoß versuchte sich Andreas Mohnheim 1857 erstmals an der Produktion von Tafelschokolade.
Wer um die aufregende Liaison von Kunst und Schokolade in dieser Stadt weiß, sieht sie vergeblich in die gefälligen Skulpturen aus Sage und Geschichte auf den öffentlichen Plätzen hinein. "Das Mädchen mit der Printe", der Aachener Lebkuchenspezialität, Ecke Büchel/Körbergasse, gehört jedenfalls nicht zum Besitz des Aachener Kunsthistoriker- und Schokoladenfabrikaten-Ehepaars Monheim/Ludwig, die zu den weltweit einflußreichsten Kunstsammlern zählen. In den gut zwei Dutzend Brunnen der Stadt spiegelt sich munter plätschernd unbeirrbares Aachener Selbstverständnis wider. Nur stille Wasser sind bekanntlich tief. In einer stillgelegten Schirmfabrik hält, mit Lockenwicklern im Haar einen vollgepackten Einkaufswagen vor sich herschiebend, die "Supermarket Lady" von Duane Hanson in Originalgröße dem Betrachter einen Spiegel ganz anderer Art vor.
Im "Ludwig Forum" werden seit 1991, neben wenigen Signetstücken der Pop- art, hauptsächlich Neuerwerbungen der Gegenwartskunst gezeigt, bevor sie in andere Ludwig-Museen und -ausstellungen nach Köln, Wien, Budapest oder Oberhausen weiterwandern. In dem alten Bauhausgebäude soll Kunst auf 6000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, mit Ateliers, Künstlerwohnungen und einem Aktionsraum in der "neuen Art Museum" erlebt statt besichtigt werden. Doch wo die Massen noch immer der "pop-(un)artigen" Alltagskunst ihre Sympathien verweigern, zieht der Aachener Kunstpreis seit 1980 die internationale Avantgarde ins Dreiländereck.
Ein bißchen elitär darf es schon zugehen in Aachen, damit seine Bürger weiterhin ihrer Lieblingsbeschäftigung frönen können: dem Krönen. Trotz verlorenem Weltkrieg und ausgebombtem Stadtkern konnte die Kaiserstadt 1950 nahtlos an ihr charlemagnisches Erbe anknüpfen und verleiht seitdem fast jährlich "Karlspreis" und "Orden wider den tierischen Ernst", für Verdienste um die Einigung Europas und den Humor, beides Auszeichnungen, die Europas Herrschaften aus Politik und Gesellschaft gerne unter sich ausmachen.
Daß auch in der Wirtschaft konsequent europäisch gedacht wird, beweist Aachens Zugehörigkeit zur "Euregio Maas-Rhein" gemeinsam mit den benachbarten niederländischen und belgischen Provinzen, denen sich die deutsche Grenzstadt länger verbunden fühlt als der neugegründeten Wirtschafts- undTourismusregion "Nordrhein-Westfalen". Für soviel Unternehmergeist hat Aachen jetzt endlich auch einen Preis erhalten: 1990 wurde die 250 000-Einwohnerstadt zur "wirtschaftsfreundlichsten" unter 50 deutschen Großstädten gekürt. Na denn. Mit der technischen Hochschule als unerschöpflichem Quell der Innovation werden die Ecus in Europas neuer Mitte unter dem Stichwort "Technologie-Transfer" schon munter sprudeln.
Die Bekämpfer der heutigen Narrenfreiheit stecken nicht mehr in Mönchskutte und Uniform. Will der Karneval, eingeklemmt in die Humorlosigkeit von Zeitplanern, nicht zum Folkloreelement der Freizeitgesellschaft erstarren, die das
(Fortsetzung auf Seite II)
Seit der Norweger Deutscher geworden ist, bekam die Karriere einen Knick Jörn Andersen trainiert und hofft immer häufiger vergeblich
Im Dezember schon hat Uli Hoeneß bei seinem Spezi Bernd Hölzenbein angerufen. "Du, gib uns den Andersen", flötete der Manager des FC Bayern München seinem WM-Kollegen von 1974 ins Ohr. "Mal sehen", sagte der Macher des Liga- Konkurrenten Eintracht Frankfurt und sprach mit Trainer Dragoslav Stepanovic. Der machte zunächst ein ungläubiges Gesicht, schaltete aber schnell und wollte wissen: "Kaufen oder ausleihen?" Ausleihen wollten die Bayern Andersen, weil im Jahr eins nach der großen Pleite in der Bundesliga das Geld auch nicht mehr so reichlich auf der Isar fließt und flächendeckend auf die Fußball-Republik verteilt werden kann. Dem Münchner Renommierklub fehlen schätzungsweise zwischen fünf und zehn Millionen Mark aus dem Europapokal, der erstmals seit langer, langer Zeit ohne ihn abging.
Also ausleihen, wenn die Mittel zum Transfer fehlen. Jörn Andersen, der bei Eintracht Frankfurt nicht recht in die Gänge kommt, auch weil es ihm an Chancen sich zu beweisen mangelt, schwirrte der Kopf. "Das Ding war echt heiß", sagt er heute noch. Doch dies ist nur seine Sicht der Dinge. Zwischen Frankfurt und München wurde die Angelegenheit schnell auf dem kleinen Dienstweg erledigt. Ausleihen - kein Thema in Frankfurt. Kaufen - kein Thema in München. "Der Ribbeck war richtig heiß auf mich", glaubte Andersen herausgehört zu haben. Doch was nutzte ihm das, wo doch Uli Hoeneß so kühl blieb.
Heute, bei Licht betrachtet, deutet vieles darauf hin, als sei die ganze Geschichte wieder nur ein Kniff aus der Trickkiste des Bayern-Managers gewesen. So nach dem Motto: ein bißchen Unruhe tut auch der Konkurrenz ganz gut. Andersen aber war enttäuscht, als ihm Hölzenbein erklären mußte, daß ein Leihgeschäft nicht in Frage käme. Das hatte schon Stepanovic rundweg abgelehnt. Die Argumente leuchten ein: "Wir wollen ganz oben dabeisein. Also brauche ich vier Stürmer. Wenn die Bayern kaufen wollen, bitte. Dann können wir mit dem Geld auch was unternehmen." Zähneknirschend nickte Andersen, trollte sich und trainierte verbissen weiter.
Training, das ist seit einem halben Jahr schon alles, was den gebürtigen Norweger noch auf den Beinen hält. Der Rest ist Frust. Es gibt offenbar kein Durchkommen, durch Stepanovic' Dickschädel. Dreimal nur ist Andersen von seinem Chef zur Arbeit geschickt worden, wenn der Ernstfall und nicht die Übung anstand. Eingewechselt gegen Gladbach (3:3) und eingewechselt gegen Leverkusen (2:2). Doch als Andersen kam, hatten andere die Tore gemacht. Eingewechselt ist er schließlich auch bei jenem unsäglichen Kick in Istanbul worden, als die Frankfurter in 90 Minuten nicht das Tor machten, das die Tür zur dritten Runde im UEFA-Cup geöffnet hätte. Die restliche Zeit, die bei der Eintracht Fußball gespielt wurde, verbrachte Andersen entweder auf der Tribüne oder, immer wieder hoffnungsschwanger, auf der Ersatzbank. Andersen lächelt milde: "Was soll ich sagen. Stepi hat Erfolg. Und ich bin nicht der Typ, der rumnörgelt und das Maul aufreißt. Ich will keinen Ärger." An Tony Yeboah, das hat er längst eingesehen, führt kein Weg vorbei, "aber wir anderen sind auf einer Höhe". Doch während Axel Kruse, der keinem Krach mit seinem Trainer aus dem Weg geht, und Edgar Schmitt, der als Stimmungskanone das Barometer beeinflußt, ihre Chance bekamen (und nutzten), sitzt sich Andersen die Backen wund.
Dabei war der lange Blonde mal die erste Stürmer-Adresse hierzulande. Im Sommer 1990 war er mit 18 Treffern in der Bundesliga zum ersten ausländischen Torschützenkönig gekrönt worden. Doch schon da hatte sich der Vater zweier Buben schon verkalkuliert. Auf Italien hatte er spekuliert und beim späteren Absteiger Düsseldorf ist er gelandet. Statt der erhofften Lire-Millionen gab es Frust. Zweieinhalb erfolgreichen Jahren in Nürnberg, einem dürren und einem sehr guten Jahr in Frankfurt, folgten 15 magere Monate bei der Fortuna am Rhein, ehe Andersen im Oktober 1991 mit zwei Paukenschlägen im Münchner Olympiastadion wieder die Eintracht zum Sieg führte. Doch als sich die Saison dem Ende neigte, Andersen von Oktober bis Mai immerhin zehn Tore erzielt hatte, machte "Joker" Lothar Sippel die Treffer. Und als es gegen Bremen und schließlich in Rostock um die Meisterschaft ging, "saß" Andersen, während die anderen vergeblich rannten.
Jetzt, eine Woche vor dem Rückrundenstart, hofft Andersen wieder einmal auf einen Neubeginn. "Gut trainiert" habe er und er wolle es "schaffen" bei der Eintracht. Bei der Eintracht, für die er sogar seine norwegische Staatsbürgerschaft gegen die deutsche eingetauscht hat, nur um das Ausländer-Kontingent nicht zu belasten. Und selbst dieser Schritt erwies sich als ernüchternd. Nationalspieler war er daheim in der norwegischen Auswahl, die in Europa eine mehr schlechte als rechte Rolle spielte. Doch kaum ist Andersen Deutscher geworden, da "brummt" der Norwegen-Expreß in der WM-Qualifikationsgruppe 2. 10:0 gegen San Marino, 2:1 gegen die Niederlande, 2:0 in San Marino, 1:1 in England: 7:1 Punkte und Tabellenerster vor England. Die nächsten Spiele steigen (ohne Andersen versteht sich) gegen die Türkei und Polen. Die beiden Gruppenersten qualifizieren sich für die Weltmeisterschaft 1994 in den USA. Und während die Norweger die Tabelle rauf und runter rechnen und eine gute Chance ausgemacht haben, sitzt der frühere Norweger Jörn Andersen, mittlerweile 30jährig, in Frankfurt und hat ganz andere Sorgen. Sportliche in erster Linie, denn sein Vertrag läuft noch bis 1995 und mit seinem Salär gehört er bei der Eintracht auch zur Gruppe der fürstlich Honorierten. Doch Geld allein, so weiß es Andersen längst, macht nicht glücklich.
WALTHER LÜCKER
Briefe an die Redaktion
"Verhaltenserziehung ist in der Kita kaum möglich" Einige Eltern meinen, daß ihre Kinder im Kindergarten Schulstraße nicht gut aufgehoben sind. Die Stadt hat die Kritik schon mehrfach zurückgewiesen (FR vom 4. Februar).
Durch die damals regierende Partei (CDU) wurden die Vormittagsgruppen des Kindergartens von drei auf vier erhöht, allerdings mit einer Gruppenstärke von je 19 Kindern. Ab September 1991 wurde pro Gruppe eine Erhöhung auf 22 Kinder durchgeführt. Laut Sozialdezernent Werner Müller wird nicht an eine Gruppenreduzierung gedacht, obwohl im Herbst 1993 die Kita Horst-Schmidt-Ring eröffnet wird.
Die Gruppenreduzierung wird nicht nur durch die beengten Räumlichkeiten gefordert, sondern es geht auch um die pädagogischen Aspekte der Kinderbetreuung. Die meisten kreativen Aktivitäten und soziale Verhaltenserziehung sind kaum möglich, da die Gruppen dafür zu groß sind. Zu beachten ist auch, daß die Erzieherinnen nicht auf die Probleme der Kinder eingehen können, da eine Lösung oder sogar nur ein Rollenspiel, welches durchaus weiterhelfen kann, durch die Überbelegung der Gruppen unmöglich ist.
Man kann sich zeitweise des Eindrukkes nicht erwehren, daß der Kindergarten eine "Aufbewahrungsstelle" ist und die pädagogische Erziehung durch die Personalsituation und die hohe Gruppenstärke im Hintergrund steht.
Man könnte sich jedoch vorstellen, daß es für diese ganze Problematik für alle Beteiligten sicher eine soziale, gerechte und kinderorientierte Lösung gibt. Petra Reitz, aus Dreieich
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Die Bauarbeiter rücken den alten Kassenhäuschen am Alfred-Brehm-Platz zu Leibe. In wenigen Wochen sollen die antiquierten Einlaßboxen zum Frankfurter Zoo verschwunden sein und die Besucher mittels Magnetkarten Eintritt zu den Flamingos, Bären und Waldhunden erhalten.
Rechtzeitig vor Beginn der Hauptsaison hat der Zoo nun begonnen, sein modernes Einlaßsystem zu installieren. Die engen Kassenhäuschen am Haupteingang weichen großzügigeren Versionen, und zwei Drehtüren lassen künftig nur noch die Besucher durch, die sich mittels Magnetkarte als berechtigt ausweisen. Selbstverständlich, versichert Zoo-Verwaltungschef Günther Benthin, werden größere Gruppen oder Väter mit Kinderwagen weiterhin durch eine besondere Gruppentür Zutritt zum Zoo erhalten.
Das Modell ist nicht neu. Seit Jahren läßt der Palmengarten nur noch die Besucher mit dem richtigen Magnetstreifen ein. Die Erfahrungen dort hätten dazu angeregt, das Modell auf den Zoo zu übertragen, sagt Benthin. Dabei spielt natürlich auch eine Rolle, daß die 450 000- Mark-Investition hilft, Personal zu sparen. Mindestens eine Stelle soll in den Kassenboxen wegfallen.
Der Besucher, versichert der Zoo-Verwalter, werde trotzdem schneller zu den Tieren kommen. Weil Besitzer von Dauerkarten dann direkt durchs Drehkreuz können und Einzelkarten zum Normalpreis an einem Automaten gezogen werden, erwartet Benthin ein Ende der Schlangen vor dem Zoo.
Während der Zeit des Umbaus könnte es allerdings noch etwas Gedränge geben, weil derzeit nur eine Kasse offen ist. Um Unmut zu vermeiden, rät der Zoo, den Nebeneingang in der Rhönstraße zu benutzen. Ab Dienstag, 16. Februar, ist die Kassenbox in der Rhönstraße von 10 bis 17 Uhr besetzt. Von der U 7-Station Habsburgerallee, Ausgang Waldschmidtstraße, ist der Eingang schnell erreichbar. luf
GIESSEN. Das Gießener Landgericht hat zwei heiratswilligen Männern aus Mittelhessen den juristischen Segen verweigert. In der jetzt vorliegenden Entscheidung (Aktenzeichen: 7 T 10/93) folgte die 7. Zivilkammer des Gerichts der Haltung eines Standesbeamten in einer kleineren Gemeinde des Landgerichtsbezirks, der die Anordnung eines Aufgebots abgelehnt hatte.
Nach Überzeugung der Richter kann eine rechtliche Verbindung nur zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen werden, obgleich das Gesetz keine entsprechende Definition der Ehe enthalte. Weil dies jedoch für den Gesetzgeber nach der herkömmlichen Auffassung selbstverständlich gewesen sei, habe er es auch nicht ausdrücklich erwähnen müssen, argumentierten die Juristen.
Die Richter wiesen zum Schluß ihrer Begründung darauf hin, daß jede Norm ständig im Zusammenhang mit sozialen Verhältnissen und gesellschaftlichen Anschauungen gesehen werden müsse. Deshalb sei es möglich, daß sich auch der Inhalt von Rechtsnormen mit diesen Bedingungen ändern könne. Im Falle der Eheschließung gleichgeschlechtlicher Partner, so das Gericht, seien diese Voraussetzungen aber nicht gegeben.
Seit im Dezember vergangenen Jahres Frankfurter Amtsrichterinnen und Amtsrichter die Eheschließung von Schwulen und Lesben befürwortet und das Standesamt angewiesen hatten, Verbindungen gleichgeschlechtlicher Paare zu genehmigen, ist das Thema Gegenstand hitziger Debatten.
In der Mainmetropole werteten die Richter vor gut sechs Wochen das Heiratsverbot als Verstoß gegen die Grundrechte auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit sowie gegen die Eheschließungsfreiheit.
Während der Schwulenverband das Urteil als "großen Sieg" feierte, sogar Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) von einer "mutigen Entscheidung" sprach, wurden ablehnende Positionen kurz vor Weihnachten vor allem aus Kreisen der Moraltheologie und der Kirchen laut. tru
HAIGER. Der Mann von Welt, das wissen wir längst, ist stets korrekt gekleidet und fährt einen schicken Mittelklassewagen. Weil er in höchstem Maße wirtschaftlich denkt, ist er allem aufgeschlossen, was der Mehrung seines Kapitals zuträglich erscheint. Er ist aber - in erster Linie - ein ganz bequemer Mensch. Ein eigenwilliger dazu: Erledigt seine Geschäfte, wann es ihm paßt. Feste Öffnungszeiten sind ihm ein Greuel. Schließlich, wer würde der Werbung widersprechen wollen, geht's ja um sein Geld.
Der Mann von Welt fährt durch die Nacht. Erst fährt er, und dann hält er. Dann fährt er wieder. Vom bequemen "Drive-in-Schalter" plaudert der Herr, befeuchtet fast noch im Bremsen den klebrigen Streifen auf dem Kuvert und läßt - das Seitenfenster öffnet sich automatisch - schwupps den Brief im Schlitz verschwinden. Alles ohne auszusteigen. Raffiniert, raffiniert. Da haben sich die Leute von der Post wirklich was bei gedacht!
Die Wirkung des bunten Kommerz- Filmchens blieb nicht aus. Der eifrige Anfragesteller, Landtagsabgeordneter Clemens Reif von der CDU, fragte nach. "Betreffend die Aufstellung eines Autobriefkastens am Postamt Herborn und Haiger". Soll doch die Provinz von dem postalischen Geniestreich zur Förderung der Bequemlichkeit partizipieren. Weltekes Ministerium (obgleich nicht zuständig für die Modernisierungsabsichten der Post) besorgte sich die entsprechenden Infos bei der Oberpostdirektion Frankfurt (OPD). Und die hatte Allgemeines und Spezielles mitzuteilen. Generell könnten Postämter nach Genehmigung durch kommunale Behörden Autobriefkästen aufstellen lassen. Doch weil a) der Einwurfschlitz dieser Behälter vom "Fahrersitz der durchweg links gesteuerten deutschen Kraftfahrzeuge aus erreicht werden soll" (klar, sonst wäre es wieder nichts ohne Aussteigen), b) der fließende Verkehr nicht behindert werden darf, c) die Verkehrsfläche in Höhe des Autobriefkastens von parkenden Fahrzeugen weitgehendst freigehalten werden muß, d) der Parkraum vor Geschäften nicht unzumutbar beeinträchtigt werden darf, e) die verbleibende Gehwegbreite für die Fußgänger ausreichend sein muß und f) die Leerung und Wartung jener Kästen ohne Gefährdung und Behinderung möglich sein soll - tja, ebendarum ist das alles so einfach nicht.
Erst recht nicht in Haiger (dort steht vor dem Postamt ein Halteverbotsschild, mit dessen Demontage laut OPD nicht zu rechnen sei) oder in Herborn (keine Einbahnstraße weit und breit im Bereich der Post). Es gibt, wie Frankfurts Postsprecher Dieter Heinbach auf Anfrage mitteilte, überhaupt keinen "Drive-in-Kasten" in Hessen. Selbst die Großkunden, die tagtäglich stapelweise ihre Briefsendungen direkt in die Frankfurter Postzentrale karrten, müßten vor Ort ihre Fahrzeuge verlassen. "Ohne Aussteigen geht nichts", betont Heinbach.
Wenn man sich da von dem Werbefilm mal nicht veräppelt fühlt! Gut, die Postbank macht drauf aufmerksam, daß man Überweisungen rund um die Uhr einschmeißen kann. Diese banale Erkenntnis haut nun wirklich niemanden vom Stuhl. Der "Drive-in-Kasten" als purer Werbegag? Macht nichts. Weil "der Kunde bei uns im Mittelpunkt steht und wir Anregungen gegenüber sehr aufgeschlossen sind" (Heinbach) dürfte das letzte Wort in dieser Sache noch nicht gesprochen sein. Auf, Ihr Planer, an die Arbeit. Schließlich ist es Ihr Geld - auch. VOLKER TRUNK
Kurz gemeldet
Ortsbeiräte tagen Über die Bebauung westlich der Straße "An der Dammheide" informiert der Magistrat in der Sitzung des Ortsbeirats 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) am Montag, 15. Februar, ab 19 Uhr in der Dreifaltigkeitsgemeinde (Funckstraße 10).
Weg mit dem Kaufhaus "Saturn Hansa" - die SPD-Fraktion im Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend) will prüfen lassen, ob das Kaufhaus auf ein anderes adäquates Gelände verlagert werden kann. Die Sitzung findet statt am Dienstag, 16. Februar, ab 19.30 Uhr im Bürgerhaus Born Zu seiner letzten Sitzung vor der Wahl trifft sich der Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim) am Dienstag, 16. Februar, um 19.30 Uhr, in der Altentagestätte, Fliederweg 9-11. In de Bürgerfragestunde wird das Tempo-30-Konzept für den Frankfurter Berg vorgestellt.
Die Diskussion um die neuen Buslinien im Frankfurter Norden und der Landschaftsplan für Kalbach stehen im Mittelpunkt der Sitzung des Ortsbeirats 12 am Dienstag, 16. Februar, 20 Uhr, im Bürgertreff Kalbach, Am Weißkirchener Berg 3.
Wider die schnellen Bilder Der Hamburger Kongress "Interface" fragte
HAMBURG. Weltbilder / Bilderwelten: In diesem Wortspiel stecken nicht nur die weiten Begriffe Welt und Bild, sondern auch ihre Verkehrung: nämlich sich ein Bild von der Welt zu machen. Weltbilder zu produzieren, war immer schon das Ziel aller Naturwissenschaften. Aber ein Bild zu erfinden, also Bilderwelten zu erzeugen und die Sinne zu reizen, ist das Programm der Kunst. In der Verkehrung der Begriffe stehen sich Naturwissenschaft und Ästhetik gegenüber. Die eine Seite auf der Suche nach der wissenschaftlich beweisbaren Wahrheit, die andere auf der Suche nach einer sinnlichen Wahrheit, die weder wirklich beweisbar noch objektivierbar ist.
Das internationale Symposium "Interface II" in Hamburg bot vor dem Kunst- und Kommerz-Spektakel "Mediale" zum zweiten Mal (1990 Interface I) die Gelegenheit, einen interdisziplinären Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft in Gang zu bringen. Unter der Trägerschaft der Kulturbehörde Hamburg hatte das "Labor Kunst und Wissenschaft" der Universität Lüneburg Geistes-, Naturwissenschaftler und Künstler eingeladen, drei Tage in Vorträgen, Installationen und Arbeitssektionen ein fächerübergreifendes Forum zu bilden. So kamen die eingeladenen Wissenschaftler aus den verschiedensten Fachgebieten: Medienwissenschaftler, Computerexperten, Biologen, Anthropologen, Physiker und Psychologen, um nur einige zu nennen. Sie alle versuchten in ihren Vorträgen, Grenzen und Möglichkeiten neuer computergestützter Bilderzeugung und -veränderung auszuloten, und kamen dabei zu höchst unterschiedlichen Ergebnissen.
Das Thema Weltbilder / Bilderwelten spielte auf das kommende Computerzeitalter an. Denn wenn sich im Computer mit Hilfe der Wissenschaft Bilderwelten erzeugen lassen, stellt sich die Frage: Wie verändert sich die Wahrnehmung, die Erfahrung des Menschen im beginnenden Zeitalter maschinenerzeugter Bilder? Sind die Bilder, die Computer und andere elektronische Maschinen produzieren, Kunst oder mehr ästhetisch erfahrbare Wissenschaft?
Peter Weibel, Direktor des Städelschule-Instituts für neue Medien und künstlerischer Leiter der "Art Elektronica" in Linz, stellte als erster Redner weitreichende Thesen auf. Nach Weibel bieten erst die elektronischen Medien, allen voran der Computer, die Möglichkeit, die Unberechenbarkeit unserer Welt erfahrbar zu machen. Ein Paradoxon. Erst die niemals irrende Maschine eröffne uns den Blick auf die wirkliche Welt, die jenseits aller Berechenbarkeit liege. Das Ergebnis sei Transparenz, allerdings um den Preis der vollkommenen Variabilität aller Informationen. Erst der Computer habe uns gezeigt, daß das Wesen der Information nicht Eindeutigkeit sei, sondern totale Veränderbarkeit.
Doch gerade darin sieht Weibel die Chance für einen neuen Umgang mit der Welt und mit der Kunst. Erst der künstlich im Computer erzeugte Raum à la Cyberspace werde der Wirklichkeit gerecht. Hier stehe der Betrachter mitten im Bild, wie er es auch in Wirklichkeit tue. Das Ergebnis ist eine Forderung: Keine neuen Bildproduktionen mehr, die nur Abbilder sind, sondern die Erzeugung künstlich belebter Bilder, in denen wir leben können. Das würde eine radikale Absage an unseren klassischen Bildbegriff bedeuten.
Doch vom Bild des Bildes wollten andere um so weniger lassen. Vor allem interessierte die Psychologen und die Wahrnehmungsforscher, womit sich in Wirklichkeit unser Gehirn beschäftigt. So wurde von Hinderk Emmrich, Mitarbeiter des Max Planck Instituts für Psychatrie in München, dargelegt, daß die Wahrnehmung im wesentlichen durch "interne Zensur" geregelt ist. Diese Zensur bestimme, was im Wachzustand ins Bewußtsein gelangen dürfe. Materiell gewordene Bilder sind demnach nur Reflektionen zugelassener Modelle, und notwendig, um die Stabilität des Menschen in seiner Umgebung zu sichern. Daß der Mensch sich Bilder mache, sei eine Reflektion seiner ständigen inneren "Bildproduktion". Neue, computergestützte Bilderzeugung könne zwar dazu genutzt werden, neue Erkenntnisse über die inneren Bilder zu gewinnen. Doch sie müsse die "Regeln" beachten, nach denen das Gehirn arbeite. Sonst stürze der Betrachter in eben jenes Chaos, vor dem ihn die "interne Zensur" schon im alltäglichen Leben bewahre.
Eine weitere Kontroverse bildeten die Stichworte "Gutenberg Galaxis" und "Turing Galaxis", die schon in den 60 Jahren von Marshall MacLuhan geprägt worden waren. Wolfgang Coy, Computerexperte von der Universität Bremen, entwickelte, wie der Computer als die paradigmatische Maschine der Turing-Galaxis die Beschränkungen des Buches und damit der Gutenberg-Galaxis überwunden habe. Die Idee Turings, alles Berechenbare durch eine virtuelle Universalmaschine automatisieren zu lassen, ist die Grundlage jeder elektronischen Datenverarbeitung. Diese Universalmaschine Computer nehme, so erläuterte Coy, alle anderen Medien in sich auf. Gleichzeitig werde die Grenze des Berechenbaren immer weiter hinausgeschoben.
Demgegenüber entwickelte Heinz von Förster sein Modell von der grundsätzlichen Unerkennbarkeit und damit der Unberechenbarkeit der Realität. Aufgrund der Tatsache, daß "wir nicht sehen können, was wir nicht sehen", bliebe in unserer Erkenntnis ein immerwährender "blinder Fleck" gleich dem in unserem Auge. Demnach ist es unmöglich, etwas zu konstruieren, was außerhalb unserer Wahrnehmungsbereiche angesiedelt ist. Man könne die Welt nicht kennen, sondern nur die Bilder, die diese Welt in einem ununterbrochenen Strom absondere. Gleichzeitig sei jedoch die Welt "nur" das Bild, das wir uns von ihr machen.
Damit bliebe jedoch das Bild autonom und unantastbar. Förster wandte sich gegen eine Welt, in der man sich auf Maschinen zu verlassen versuche, denn letztlich trage der Mensch im Augenblick seiner Wahrnehmung die ungeteilte Verantwortung für die daraus resultierende Handlung.
Bei aller Diskussion um neue Bildmedien konnte sich der Zuhörer eines Eindruckes allerdings nicht erwehren. Die Macht der Sprache schien auf diesem Kongreß ungebrochen. Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt voller Bilder, ob real oder nur virtuell, bleibt möglicherweise unentscheidbar. Doch der Zugang zu dieser Bilderwelt im Austausch mit anderen wird allein durch die Sprache beherrscht. Innerhalb der eigenen Erfahrung erscheinen das Bild und der Begriff von Bild so untrennbar miteinander verknüpft, daß alles "Reden" und "Schreiben" über die Lösung des Bildes von der Sprache die beiden Teile nur um so fester zusammenschweißte.
"Interface" als Kongreß und als Begriff erfüllte also seine Aufgabe. Das Nachdenken und Sprechen über Bilder als Interface (Schnittstelle) ist eine Grundvoraussetzung für den verantwortungsvollen Umgang mit Bildern. Und noch eine Bewegung gibt den Organisatoren recht, wenn sie immer wieder auf die Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft hinweisen: Die zur Zeit zu beobachtende Annäherung der Naturwissenschaften an die Ästhetik folgt einem neuen Prinzip. Sie versucht, das blasse Feld der reinen Kognition zu verlassen und sich des Bildes als des Trägers der Emotion zu bemächtigen. Nur so scheint sie in einer Welt, in der die Zahl der Lösungen zwar ständig wächst, aber die Zahl der Probleme damit nicht proportional abnimmt, ihre Existenzberechtigung zu erhalten. Wenn die Wissenschaft schon erkennt, daß ihre Möglichkeiten mehr als begrenzt sind, so will sie doch wenigstens eines mit der "unnützen" Kunst teilen: endlich sinnlich erfahrbar zu sein wie die Kunst. ANDRÉ REIFENRATH
Schön ist die Welt, drum Brüder laßt uns reisen! Nehmet ein Büchlein zur Hand, macht Euch keine Sorgen, belastet Euch vor allem nicht mit den Problemen des Landes, das Ihr heimsucht! Hauptsache, Ihr habt Geld genug, ein sonniges Gemüt und einige Kreditkarten.
Wieder ist eines jener Büchlein auf den Markt gekommen, die uns nach diesem Motto hinaus in die Welt schicken. Dieses Mal stammt es von einer reiselustigen Bremerin namens Doris Knop, erschienen ist es im Eigenverlag, und es behandelt "ein paradiesisches Fleckchen Erde" namens Costa Rica. Für stolze 32,80 DM erzählt uns die Autorin auf 445 taschenbuchgroßen Seiten all das, was wir nie über das mittelamerikanische Land wissen wollten. Daß ein paar Plastiktüten im Gepäck "eine praktische und bewährte Sache" seien etwa. Gewiß, praktische Tips stehen zuhauf in dem kleinen, teuren Werk, doch wenige Stichproben ergeben einen hohen Gehalt an Fehlinformationen. So ist es zum Beispiel falsch, daß man im American-Express Büro in San José mit der Kreditkarte Bargeld bekomme (nur mit Reiseschecks), so ist die Adresse des Lufthansa-Stadtbüros ungenau, ja selbst bei der Adressenangabe des eigenen Verlages herrscht ein Druckfehler-Kuddelmuddel.
Das wäre zu verschmerzen. Verwerflich und von sträflicher Überheblichkeit dagegen ist das Verschweigen sämtlicher sozialer Probleme, die auch in Costa Rica immer brennender werden. "Fleischesser kommen in Costa Rica ganz besonders auf ihre Kosten", steht da geschrieben, nicht aber, daß sich der Durchschnitts- Einwohner nur alle paar Monate ein paar Gramm davon leisten kann. Im Kapitel "Wissenswertes von A-Z" werden in der Art eines Biologiebuches alle Früchte des Landes von der Ananas bis zum Zuckerrohr vorgestellt, unerwähnt aber bleibt, unter welchen Bedingungen zum Beispiel Bananen und Kaffee angebaut werden. Die Vergiftungsrate unter den Bananeros, den Arbeitern auf den Bananenplantagen, die tagtäglich den Pflanzenschutzmittel ausgesetzt sind, scheint der Schreiberin egal zu sein. Wo hat sie nur hingeschaut auf ihren langen Touren durch "das Paradies"? Hat sie sich nicht über den gebückten Gang vieler älterer Männer gewundert? Hätte sie, die angeblich acht Sprachen spricht, einen der Männer mal angesprochen, so hätte sie erfahren, daß er sich das Kreuz beim Kaffeepflücken kaputtgemacht hat, daß er dafür von den großen US-Konzernen keinen Pfennig Rente kriegt, ja daß mittlerweile sogar seine Enkelkinder auf den Plantagen schuften müssen, um die Familie zu ernähren. Costa Rica, die vermeintliche "Schweiz Mittelamerikas", ist ein hochverschuldetes Entwicklungsland mit einer stetig wachsenden Armutsrate, wie immer zu Gunsten einer kleinen, wohlhabenden Minderheit.
Kein Wort davon bei Doris Knop. Statt- dessen Tips en masse zum Segeln, Tauchen, Golfspielen, Tennisspielen, Gleitschirmfliegen, Hochseefischen, Surfen, Schnorcheln, Reiten und Wildwasserpaddeln. Brüder, laßt uns reisen, auch nach Costa Rica, aber bitte wachen Auges und sensiblen Geistes. mih
Reisen in Costa Rica, Doris Knop, Doris Knop Verlag, Bremen 1993, 445 Seiten, 32,80 Mark.
Diesel-Pkw werden in Deutschland wieder beliebter. Nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) stieg der Marktanteil des sparsamen Selbstzünders 1992 bundesweit von 13 auf 15 Prozent. In Westdeutschland waren letztes Jahr 16,5 Prozent aller Neuzulassungen mit einem Dieselmotor ausgerüstet, in den neuen Bundesländern kletterte der Anteil immerhin auf neun Prozent (Vorjahr 7,2 Prozent). Der VDA bewertet diese Entwicklung aus energiepolitischen Gründen als positiv. Immerhin konsumiere ein Diesel-Pkw rund 20 bis 25 Prozent weniger Kraftstoff als ein in der Leistung vergleichbarer Wagen mit Ottomotor. np
Bevor eine der berühmtesten und berüchtigsten Zeitungen der Welt, das Blatt der ehemaligen KPdSU, die "Prawda", endgültig aus dem historischen Bewußtsein verschwindet, wollen wir der "Wahrheit" einen kleinen, doch höchst delikaten Nachruf widmen. Es gilt daran zu erinnern, daß der Reisende im Passagierflugzeug der "Prawda" eine revolutionäre Neuerung verdankt: Die "Prawda" nämlich - Kopfzeile: "Proletarier aller Länder vereinigt euch" - stand Pate bei der Geburt der Spucktüte.
Das entnehmen wir einer Ausgabe des Flughafenmagazins "Berlin Airport", veröffentlicht im Spätherbst 1992, also Lichtjahre entfernt von den Zeiten des Kalten Krieges, als man dem Feind auch schon mal mit Banalitäten den Klassenkampf ansagte. Es war, so steht geschrieben, auf einem Flug der deutsch-sowjetischen Fluggesellschaft DERULUFT - die gab's wirklich - als einen russischen Passagier in der Fokker F-3 die große Übelkeit überkam. Das Maschinchen, besetzt mit dem deutschen Flugbegleiter Otto Bertram und drei Mitarbeitern der sowjetischen Botschaft in Berlin, tanzte wegen des stürmischen Wetters wie ein Jo-Join der Luft. Die Pflichtlektüre "Prawda", gedruckt auf schlechtem, aber saugfähigem Papier, war auch an Bord.
Die Rettung! Denn als der Magen des Passagiers endgültig rebellierte, drehte der Genosse flugs aus der "Prawda" eine Tüte. Bertram erkannte blitzschnell: Das war der Wegweiser zur Lösung eines bislang ungelösten Problems an Bord der kleinen Passagiermaschinen, die damals durch die Luft hopsten.
In diesen Tagen, in denen auch die "Prawda" im Reißwolf der Geschichte zerfleddert wird, gedenken und danken wir dem unbekannten Genossen, der die "Prawda" unsterblich gemacht hat.
RENÉ FRISSON
Von Gleichen und ganz Gleichen Über die schleichende Diskriminierung von Behinderten auf Reisen
"Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich."
Das Wort des Jahres 1993 scheint neben dem "Solidarpakt" die "Eiseskälte" zu werden. Obwohl ein derartiges Prädikat für gewöhnlich erst Ende des jeweiligen Jahres vergeben wird, spricht schon ganz am Anfang des neuen Jahres vieles für diesen Begriff: Den Opfern von Hünxe wird eine Entschädigung verweigert, weil sie das Pech haben, in Libanon geboren zu sein. Der Bürgermeister der Mosel-Gemeinde Senheim, der inzwischen zum Rücktritt veranlaßte Franz Dieter Schlagkamp, läßt sich in einem Schreiben auf dem offiziellen Briefbogen der Gemeinde an den Zentralrat der Juden in Deutschland darüber aus, wie froh er doch sei, keinen jüdischen Mitbürger zu haben, "der den täglichen Dorffrieden mit seinen Reizstacheln stört". Das Amtsgericht in Flensburg spricht einem klagenden Ehepaar "Im Namen des Volkes" eine zehnprozentige Reisepreisminderung zu, weil es sich in seinem Wohlbefinden durch den Anblick von Behinderten im Urlaub beeinträchtigt sah.
Zwischen Verfassungsanspruch und Verfassungswirklichkeit in dieser Republik, zwischen den Buchstaben des Grundgesetzes und ihrer täglichen Anwendung klafft offenbar eine Lücke, die Monat um Monat unerträglicher zu werden droht. Besonders betroffen davon sind - neben Ausländern und Juden - die Behinderten. Während im Grundgesetz wenigstens eindeutig geregelt ist (Artikel 3/3), daß niemand zum Beispiel wegen seiner Abstammung, Herkunft, Rasse oder Religion benachteiligt oder bevorzugt werden darf, gilt dieser Diskriminierungsschutz nicht auch für Behinderte. Sonst hätte es kaum zu jenem inzwischen als "Flensburger Urteil" bekannt gewordenen Richterspruch kommen können (Aktenzeichen: 63 C 265/92).
Genau deshalb aber haben sich kürzlich in Stuttgart, anläßlich der Touristikmesse CMT, Vertreter der Behindertenverbände und Reiseveranstalter zu einer Gesprächsrunde getroffen. Aus Sicht der Beteiligten kann es nicht angehen, daß Behinderte nun auch im Urlaub noch in eine Entwicklung hineingedrängt werden, an deren Ende womöglich - in geistiger Verwandschaft zu dem in "judenfreien" Kategorien denkenden Mosel-Bürgermeister - der Ausspruch stünde: Unser Strand ist "behindertenfrei".
Derlei Überlegungen sind so absurd nicht. Denn wäre es in der alltäglichen Praxis nicht bereits so, daß (organisch gesehen an sich gesunde) behinderte Rollstuhlfahrer bei der Deutschen Lufthansa neuerdings eine "Flugtauglichkeitsbescheinigung" beibringen müssen - British Airways soll diesem Beispiel inzwischen gefolgt sein -, und wäre es nicht auch so, daß die gleichen Rollstuhlfahrer als ICE-Gast beim Ein- und Aussteigen oft noch im Hauruck-Verfahren wie "Stückgut" behandelt werden (es sei denn, sie geben der Deutschen Bundesbahn tagelang Zeit, um diesen "Sonderfall" vorzubereiten), dann freilich könnte man dem erwähnten Flensburger Urteil nicht nachsagen, es habe eine fatale Signalwirkung gehabt. Wenn individuelles ästhetisches Empfinden gegenüber Behinderten nämlich direkt zu dem Anspruch führt, ein erfolgreich einklagbarer Grund für entgangene Urlaubsfreuden zu sein, wann trifft es dann die Alten, die, die am Stock gehen oder beim Essen zittern? Wann trifft es das Familienmitglied mit vorübergehender, nervlich bedingter Gesichtslähmung? Wann den Menschen mit der verbrühten Hand am Hoteltisch gegenüber, und wann einfach nur all jene, die nicht länger der Norm entsprechen? Gäbe es nicht repräsentative Befragungen, aus denen hervorgeht (lassen wir mal dahingestellt sein, wie ehrlich die Antworten tatsächlich waren), daß sich 92 Prozent der Bevölkerung nicht am Anblick behinderter Mitmenschen stören (Stand: 1987), dann wäre jenes Flensburger Urteil tatsächlich mehr als beklemmend. So gesehen stärkt es augenblicklich nur jenen den Rücken, die derzeit (noch) die Minderheit bilden. Deren Zahl ist gleichwohl groß genug: Etwa 2,8 Millionen Bundesbürger fühlen sich durch geistig behinderte Miturlauber gestört - besonders wenn es mehrere sind, 1,1 Millionen, so die Befragung aus 1987, fühlen sich aber auch bei körperlich Behinderten in ihrer Urlaubsstimmung beeinträchtigt. Damit diese Minderheit bei Gericht nicht fortan der Maßstab ist, müßte nach Auffassung von Marita Boos-Waidosch, vom "Initiativkreis Gleichstellung Behinderter", endlich ein umfassender Diskriminierungsschutz für Menschen mit Behinderung in die Verfassung. "Das Flensburger Urteil hat gezeigt, daß wir darum kämpfen müssen", sagt die selbstbewußte Rollstuhlfahrerin, der es, so erzählt sie eher nebenbei, bis zur Ankunft im Stuttgarter Hauptbahnhof nicht gelungen war - unter Einschaltung der Bahnpolizei ab Mainz, unter Inanspruchnahme zweier wechselnder IC-Besatzungen -, eine Ausstieghilfe der Deutschen Bundesbahn zu organisieren. Sie habe wieder mal laut um Hilfe gerufen, damit sie den Zug verlassen konnte.
Peter Strohbach, vom "Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter", fürchtet gar, daß die Flensburger Rechtsprechung einen Rückschritt auslöst: "Manches Hotel wird nun überlegen, ob überhaupt noch behindertengerecht gebaut werden soll und - ob es nicht schon geschäftsschädigend sein könnte, eine Behinderten-Plakette an der Eingangstür des Beherbergungsbetriebes anzubringen beziehungsweise in Hotelführern mit diesem Leistungsmerkmal zu werben."
Da mag es zwar tröstlich sein, daß auch das CDU-MdL Friedhelm Repnik den Flensburger Richterspruch für "zynisch und menschenverachtend" hält, und ihm mag sicherlich ernst sein mit der Forderung, daß "wir Behinderte nicht ghettoisieren dürfen", doch berücksichtigt der baden-württembergische Landtagsabgeordnete wohl kaum die Realität im bundesdeutschen Alltag: Behinderte sind bereits ghettoisiert. In zahllosen Werkstätten, Heimen, Sonderschulen und -einrichtungen werden sie vom Alltag in dieser Republik ferngehalten, wird dem Bundesbürger nicht zugemutet - außer in Fernsehsendungen mit der gewissensberuhigenden Möglichkeit entsprechend zu spenden -, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Und das ist dann vermutlich auch der Grund, weshalb Behinderte erst in Urlaubsgebieten "auffallen", weshalb es Kläger und Richter gibt, "die Geltendmachung von Gewährleistungsansprüchen aus dem Anlaß einer Begegnung mit Behinderten" nicht unbedingt als "geschmacklos" zu bezeichnen, gerechtfertigt sehen. Woher soll auch die ethische Plattform dafür kommen, wenn es nach Angaben von Marita Boos-Waidosch nicht eine politische Partei gibt, "bei der sich Behindertenpolitik expressis verbis im Programm niederschlägt".
Daß es ausgerechnet die kommerziellen Reiseveranstalter sein sollen, die da unvoreingenommen und pragmatisch vorgehen, fällt schwer zu glauben. Doch scheint dies eher Realität zu sein. Neben spezialisierten Reiseveranstaltern für Behinderte (siehe nachstehende Informationen) ist das für Hetzel-Reisen zum Beispiel oder NUR Touristic kein Thema, "das man nicht mit der gebotenen Sorgfalt angehen könnte". Nach Angaben von Elke Hetzel-Maute hat man schon vor Jahren damit begonnen, nicht einfach nur Fragebögen an die Vertragshotels zu senden, man hat statt dessen die Reiseleiter gebeten, den Kriterienkatalog vor Ort, im jeweiligen Hotel, zu prüfen. So wisse man heute, was man leisten könne und was nicht. Die Geschäftsführerin des Stuttgarter Familienunternehmens hält sich dabei einfach an Erfahrungen aus einem naheliegenden Bereich: "Mit uns reisen viele Senioren, aber wir würden nie auf die Idee kommen, spezielle Seniorenprogramme zu machen." Da hieße es sonst bloß: "I reis' doch net mit Alte!"
Auch für Wilfried Herold von der NUR sind diese Fragen so lange kein großes Problem, "wie nicht Verwandte oder Freunde ins Reisebüro gehen und bei der Buchung verschweigen, daß die mitangemeldete dritte Person eigentlich Diabetiker-Nahrung braucht oder einen behindertengerechten Mietwagen". Solches erst vor Ort zu organisieren kann mitunter einen erheblich größeren Aufwand erfordern, als von Anfang an nach Urlaubsorten Ausschau zu halten, in den etwa einem Dialyse-Patienten die volle medizinische Versorgung geboten werden kann.
Daß sich die Reiseveranstalter hier so aufgeklärt geben, liegt vermutlich an den veränderten Bedingungen des Marktes. "Im letzten Jahrzehnt", so Professor Udo Wilken, der Vertreter der Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte, "hat sich das Reiseverhalten gründlich verändert." Anstelle von sozialem Rückzug stehe die aktive Teilnahme einer ganz neuen Generation von "Jungsenioren" im Vordergrund, die sich in ihrem Reiseverhalten - trotz des einen oder anderen Handicaps - nicht von der Durchschnittsbevölkerung unterscheiden. 1990 waren 8,2 Millionen Bundesbürger im Alter von über 60 Jahren unterwegs. Erst ab dem Lebensalter von 70 Jahren an geht der Anteil an Fernreisen zurück, aber unter den über 80jährigen sind immer noch 38 Prozent auf Reisen. Für einen aufmerksamen Reiseveranstalter: bedeutet dies, daß er diesen (lukrativen) Markt - will er ethisch und damit finanziell nicht in Teufels Küche kommen - nicht nach Kriterien bedienen kann, wie sie andernorts in diesem unseren Lande derzeit zum besten gegeben werden.
KLAUS BETZ
AUSKUNFT: Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. - BSK-Reisedienst - Altkrautheimer Straße 17, 7109 Krautheim/Jagst, Telefon 0 62 94 / 6 81 12; Brigitte Zellmer, Reiseagentur für Behinderte, Am Anker 2, 4005 Meerbusch 3, Telefon 0 21 50 / 18 61.
Die diesjährige Internationale Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main findet unter dem Motto "Mobilität, Vielfalt, Toleranz" statt. Elf Tage lang, vom 9. bis 19. September, werden auf dem Messegelände Pkw, Sonderfahrzeuge auf Pkw- Basis, Motor-Caravans, Wohnanhänger, Pkw-Anhänger, Kfz-Teile und -Zubehör sowie Ausrüstungen für die Pflege und Instandsetzung von Fahrzeugen gezeigt. Motorräder und Fahrräder sind in die Leistungsschau mit einbezogen.
Am 9. und 10. September 1993 wird die Ausstellung nur für Fachbesucher zugänglich sein. Für das allgemeine Publikum öffnet die IAA ihre Tore am Samstag, dem 11. September. Die Ausstellung ist an allen Tagen von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet. Der zweite Teil der 55. IAA mit den Nutzfahrzeugen ist für die Zeit von 3. bis 11. September 1994 terminiert. Ausstellungsort wird wieder Hannover sein. mid
Keine Spur von dem typisch "nussigen Aroma" bemerkten in den vergangenen Tagen Kunden, die indischen Basmati- Reis gekauft hatten. Das Getreide roch "muffig" bis "streng". Der Hessische Rundfunk, der über Beschwerden berichtet hatte, gab bekannt, daß das hessische Gesundheitsministerium in den beanstandeten Proben 31 Milligramm bromhaltige Begasungsmittel pro Kilogramm gefunden worden waren. Es bestehe keine Gesundheitsgefährdung, der Geruch sei aber nicht hinzunehmen.
Nach Mitteilung des deutschen Importeurs ist der englische Lebensmittelhersteller Tilda bereit, den Muffel-Reis zurückzunehmen oder, falls gewünscht, umzutauschen. Er kann an die Adresse geschickt werden, die auf der Packung angegeben ist. abi
Wer sich als Tourist bisher für Estland interessierte, war auf die sehr teuren "internationalen" Hotels in Tallinn angewiesen. Von dort aus starten die organisierten Bustouren zu den wenigen, offiziell ausgesuchten Sehenswürdigkeiten, die dann entsprechend überlaufen sind. Der alte Geist von Intourist weht immer noch durch die jetzt amtierende estnische Tourismusbehörde.
Dabei ist Estland so reich an Sehenswürdigkeiten kultureller und landschaftlicher Art. Museen werden renoviert, andere neu eingerichtet. Die sanfte Landschaft ist nordisch schön und vielerorts noch unberührt. Dieses Potential, für den Individualtourismus erschlossen, könnte eine der dringend nötigen Devisenquellen für Estland sein.
Das hat inzwischen auch die estnische Tourismusbehörde erkannt. Sie beauftragte im vorigen Jahr die Hamburger Unternehmensberatung Pylon mit der Ausarbeitung eines Konzepts für "sanften Tourismus". Auf Vorschlag von Pylon wurde der Eestikodu Turism gegründet, ein Zusammenschluß von inzwischen rund 100 Hausbesitzern, die Zimmer oder Häuser an Gäste vermieten, und deren Markenzeichen eine Schwalbe ist.
Geschädigt von den internationalen Hotels, erlebt man eine angenehme Überraschung. Die Gästezimmer sind, auch nach westeuropäischen Maßstäben, gut ausgestattet, WC und Dusche (mit heißem Wasser) entweder im Raum oder leicht erreichbar auf dem Flur. Fast jeder Gastgeber besitzt eine Sauna. Die Gästehäuser liegen verstreut in den schönsten Landschaften Estlands, häufig an Seen oder Flüssen, in denen man im Sommer baden und angeln kann. Die privaten Gastgeber bemühen sich zudem um traditionelle estnische Küche.
Das Gästehaussystem ist richtig und wichtig für die Entwicklung des Tourismus in Estland. Pylon und der Eestikodu Turism legten bei der Auswahl der Häuser größten Wert auf Umweltverträglichkeit. Alle verfügen über eine geregelte Abwasserentsorgung. Die sehr schmackhafte Verpflegung wird aus heimischen - oft selbst angebauten - Produkten zubereitet. Das von den Individualtouristen (kaum ein Haus hat mehr als drei Gästezimmer, viele nur eins) ausgegebene Geld kommt so direkt der Bevölkerung zugute. Die Preise betragen 15 bis 30 Mark pro Nacht und Person. GERD P. BECKER AUSKUNFT: Schenker Rhenus Reisen, Hohe Brücke 1, 2000 Hamburg 11; Schnieder Reisen, Harkortstr. 121, 2000 Hamburg 50.
Poesie als strenge Kunst Paul Valérys Dichtung und Prosa
Die beiden neuen Bände der Werkausgabe, die nun (auf deutsch) vorliegen, geben allerdings Anlaß zu derartigen Überlegungen, denn sie enthalten die Dichtungen (im engeren Sinne), also Gedichte, den Monsieur Teste, die Faust-Fragmente, die Dialoge, alle fast ausnahmslos Dokumente eines künstlerischen Bewußtseins eher als einer künstlerischen Existenz, denn es dominiert über die Absicht, etwas im Rahmen des Möglichen Vollendetes hervorzubringen, eine andere, welche die wichtigen Akzente vom Werk auf das Produzieren, das poein verlagert (nicht etwa auf das Subjekt, auf ein lyrisches oder erzählendes Ich).
Das bedeutet, daß der Zustand und die Fähigkeit zur Produktion wichtiger werden kann als das Gebilde, Vers, Prosa oder Dialog, welches dieses Vermögen bezeugt und von welchem man oft genug gesagt hat, daß es den Künstler, der es eher geschaffen hat, sozusagen gewaltig übersteigt. Valéry will es eher umgekehrt: "Die Literatur interessiert mich also tief nur in dem Maße, wie sie den Geist darin übt, gewisse Transformationen auszuführen - und zwar solche, bei denen die so erregenden Eigentümlichkeiten der Sprache eine beherrschende Rolle spielen."
Man kann dies auch anders verdeutlichen: Valéry verhält sich zu einem Gedicht, das er schreibt, etwa so wie ein Übersetzer; nicht die eigene Situation ist wichtig, die Anschauung, geschweige denn die Stimmung oder das Gefühlige, sondern die selbstgestellte Aufgabe, ein so oder so geartetes Poem zu "machen", in dieser Bewegung der Sprache, diesem Ton und in dieser formalen Gestalt. So handelt es sich um Kompositionen im wörtlichen Sinne. Der Dichter arbeitet wie ein Übersetzer (wie ja auch der Übersetzer nicht nur ein wenig "Dichter" sein sollte). "Wenn man mich fragt", bemerkt Valéry, "was ich in diesem oder jenem Gedicht habe ,sagen wollen&rquote;, so antworte ich, daß ich nicht etwas habe sagen, sondern machen wollen, und daß eben diese Absicht zu machen, das gewollt hat, was ich gesagt habe . . ."
Von daher wird das Unpersönlich- Kunstvolle der Valéryschen Poesie verständlich (obschon nicht diese selbst), der Charakter ihrer spezifischen Modernität. Dies gilt für das Album alter Verse, Die junge Parze, die Carmina, die hier in der Originalsprache zugleich mit den deutschen Übersetzungen veröffentlicht werden, so daß, wer dazu Lust hat, auch die Qualität der Wiedergaben beurteilen kann, die freilich höchst unterschiedlich, gelegentlich hinreißend schlecht ist, gelegentlich auch, wie im Fall von Paul Celan, bewunderungswürdig; auch Rilke hat hier und da brauchbare Ansätze zu möglichen Übersetzungen aufzuweisen, im allgemeinen freilich weicht er die elastische Festigkeit der Verse Valérys durch eine etwas eilige Fertigkeit unzulässig auf, doch dafür kann er nun einmal deshalb nichts, weil er es zumeist nicht anders gekonnt hat.
Zu den einzelnen Gedichten und Stükken ist viel mehr zu sagen, als der Rezensent einer Tageszeitung sich gestatten darf (auch wenn er keineswegs den Ehrgeiz hegt, gleich Abhandlungen zu verfassen); aber es bleibt ein Ungenügen angesichts der inneren wie äußeren Fülle dieser Texte.
Man nehme zum Beispiel nur den Monsieur Teste, diese Kunstfigur Valérys, mit Valéryschen Merkmalen ausgestattet, die nur existiert, insofern sie denkt. Herr Teste ist keine erzählte Figur, es wird nur aus verschiedenen Perspektiven über ihn berichtet, und diese Schilderungen sind essayistische, mit Gesprächen durchsetzte Prosastücke. Das sogenannte Ganze präsentiert sich als ein unfertiger Text, den es gewissermaßen auszugestalten gilt. Auch hier ist alles Vorbereitung, das Werk nicht vollendet, sondern ein Element des Autors (nicht der Person) P.V., Dokument des Zustands, zu dem er gelangte, als er es verfaßte.
Das Vorwort ist koketterweise keine Einführung, sondern eher eine erste Barriere. Diskontinuität, Nicht-Entsprechung, Unfixierbarkeit kennzeichnen diesen seltsamen Text, der in gewisser Hinsicht in I. Calvinos Palomar und in G. Benns Ptolemäer seine späteren Entsprechungen findet. Man könnte von einer Selbstnegation sprechen: Herr Teste wird wahrgenommen von einem vorgeschobenen Erzähler, der einen Abend mit ihm zu verbringen das etwas zweifelhafte Vergnügen haben durfte, durch einen Brief, den Teste an einen Freund richtet, er erscheint ferner in einem Brief, den seine Frau (vermutlich sehr viel später, aber biographische Wahrheiten interessieren hier nicht) an einen Freund richtet, und schließlich in einem Gedankenbuch, in dem er, Teste, also wiederum nur indirekt spricht.
Erkennbar wird in diesem sonderbaren Nicht-Roman die Unmöglichkeit eines eindeutigen Bildes - das auch gar nicht beabsichtigt war - und die stets dialogische Struktur des Selbstbewußtseins: "Wer hätte nicht den Wunsch, die Rangordnung seiner Begierden und seiner Abneigungen umzustürzen? Die Richtung seiner instinktiven Bewegungen zu ändern? Wie kommt es, daß ich gleichzeitig wie eine magnetische Nadel und wie ein unempfindlicher Körper sein kann? . . . Ich berge in mir ein geringeres Wesen, dem ich gehorchen muß, bei einer unbekannten Strafe, die auf Tod lautet."
Und am Ende dieses Logbuchs finden sich die Sätze: "Wüßten wir, wir sprächen nicht - wir dächten nicht, wir redeten nicht miteinander. Das Erkennen ist dem Wesen selber wie fremd. Dieses kennt sich nicht, fragt sich, läßt sich antworten .. ."
Valéry hat auch eine Reihe von dichterischen Dialogen verfaßt wie Die Seele und der Tanz, das Gespräch über den Baum oder Die fixe Idee; der berühmteste unter ihnen ist der von Rilke übersetzte Dialog Eupalinos oder der Architekt, mit der dem Sokrates in den Mund gelegten und für Valéry charakteristischen Frage "Was gibt es Geheimnisvolleres als die Klarheit? . . . Was ist launischer als die Verteilung von Lichtern und Schatten über die Stunden und Menschen?" Die Gestalt geht aus der Verknüpfung des Notwendigen mit der Ungebundenheit der künstlerischen Phantasie hervor, die größte Freiheit, heißt es, entspringt der größten Strenge.
Liest man das Vorwort zu den Faust- Fragmenten, so gewinnt man den Eindruck, daß Valéry hier eine ähnliche, analoge "Umwandlung" vorzunehmen versucht wie in seinen Essays über Leonardos Methode und Gestalt. Nicht um die Variation geht es, um weiterführende Rezeption eines Stoffes oder einer Form, sondern um die Beantwortung der Frage, wie sich die Gestalt mit ihrer Problematik unter den Bedingungen der Moderne verhalten, wie sie denken und agieren würde. Mancher mag sich eine solche Frage stellen, wenige nur können sie auch rechtfertigen, diejenigen nämlich, die auch in der Lage sind, sich an eine Antwort zu wagen. Zu ihnen gehört, wie ich meine, Paul Valéry. RAINER WUTHENOW Paul Valéry: Werke I, Dichtung und Prosa. Herausgg. v. Karl Alfred Blüher u. Jürgen Schmidt-Radefeldt, Werke II. Dialoge und Theater. Herausgg. v. Karl Alfred Blüher, Insel-Verlag Frankfurt a. M., 1992 u. 1990, 697 u. 509 S., •• DM.
Erster Absatz von Der Pornograph: "Ich beobachtete, wie die Sonne hin und wieder auf die Waggons fiel und die grauen Dächer aufleuchten ließ, während der Zug zwischen den Säulen einfuhr; dann wurden Fenster heruntergeschoben, Türen flogen auf, und die ersten Gestalten landeten mit einem Ruck auf dem Bahnsteig und liefen los."
Der Ich-Erzähler, ein Beobachter. Er will alles ganz genau wissen, nichts auslassen, er rechnet mit einem Leser, der nichts ausgelassen sehen möchte. Der Ire John McGahern ist ein Autor, der schlichte Plots breit erzählt, jeder Leser, der nichts ausgelassen sehen möchte, wird diese Art Romane mögen; den 1991 im Steidl-Verlag herausgekommenen Roman Unter Frauen kann der Klappentext erfolgreich in einem Satz resümieren: "Michael Moran, ein despotischer Paterfamilias, will mit Gewalt und Liebe die traditionellen irischen Werte in seinem Haus durchsetzen." So ist es.
Nun die Geschichte eines jungen Mannes, die der Klappentext so zusammenfaßt: "Ein junger Autor pornographischer Erzählungen lernt eine acht Jahre ältere Frau kennen, schläft mit ihr, und wird anschließend in eine Liebesgeschichte verwickelt, in der er auf den ersten Blick keine gute Figur macht." So ist es, auf den ersten und zweiten Blick. Er sagt ihr deutlich, noch im Bett, daß er sie nicht liebt, und, daß er im Falle einer Schwangerschaft sofort Leine ziehen würde. Das tut er dann, dreihundert Seiten lang. Das wird von McGahern solide, subtil erzählt. Man muß sich nur für das Thema interessieren. Und für Irland.
Der Ich-Erzähler lebt vom Verfertigen pornographischer Texte. Den einen und andern teilt er auch mit. Gemessen an irischen Maßstäben, die mir nicht zur Verfügung stehen, dürfte es sich um scharfe Kost handeln. Ein bißchen komisch wird McGahern auch. Aber nicht zu sehr. Er ist solide komisch.
Vom Thema Pornographie darf man nicht allzuviel erwarten. Die ist Mittel zum Zweck; das Problem des Helden wird mit Hilfe seines Gelderwerbes illustriert: er trennt halt Sex und Liebe, und so etwas geht bekanntlich schief; singt auch Roland Kaiser.
Würde der Held dieses Romans nicht hin und wieder sein Transistorradio anschalten, würde er nicht mal mit dem Gedanken spielen, einen Ökoladen zu führen - anstatt brav Gebrauchstexte abzusondern -, dann würde man glauben können, die Geschichte spiele vor langer langer Zeit. Sie ist in Irland angesiedelt, da gehen die Uhren eben ganz anders.
Das hat uns unlängst eine Volksabstimmung in Sachen Abtreibung wieder ins Gedächtnis gerufen; eine nicht stattfindende Abtreibung hält die Handlung in Gang; nebst einer vor sich hinsterbenden Tante im Krankenhaus. Krebs; Leben und Tod, Tod und Leben. Die Tante ist gegen Ende des Buches mausetot, es folgt ein irisches Begräbnis samt originalirischer Folklore.
Das Buch ist über vierhundert Seiten dick. Wir Leser erfahren also fast alles, sämtliche Vorgeschichten sämtlicher Personen. Dazu gehört der Verleger des Ich- Erzählers, dazu gehört seine Familie, dazu gehört auch die werdende Kindsmutter. Sie will den Balg nicht abtreiben, sie will das Leben des Vaters verändern, er soll Ehemann werden und mit seiner Profession Schluß machen.
Er allerdings will weder das eine noch das andere, aber diese böse dunkle Macht namens Sex ist zeitweise stärker als er. Er kommt von dieser Frau einfach nicht los, seine professionellen Qualitäten verkümmern, es ist alles ziemlich verzweifelt. Die Frau geht nach London, um dort das Kind zur Welt zu bringen, der Held besucht sie.
Es wird viel getrunken. Iren trinken wahrlich ausgiebig, auch das ist bekannt. Und sie heiraten. Der Pornograph aber tut das nicht, wenigstens nicht diese Frau, die ihm sein Kind in die Ehe bringen würde. Heiraten wird er schließlich - aber das wird auch nur angedeutet - eine junge dunkelhaarige Krankenschwester, die er in der Klinik seiner Tante kennengelernt hat. "Anscheinend müssen wir zweimal geschlagen und heimgesucht werden: von der Liebe, mit der wir jemanden belasten, und von der Last, geliebt zu werden, bevor wir selbst demütig genug sind, uns umzusehen und die liebliche Pflicht zu nehmen, die wir dann finden und noch nie zuvor gesehen haben, weil sie vor unseren Füßen wächst; sie zu nehmen und zuzusehen, wie sie gedeiht, und so die bescheidenere Wahrheit zu wählen, weil das alles ist, was wir je erfahren werden."
McGahern ist überhaupt ein Autor, der seine Leser wiederholt auch darüber nicht im Unklaren läßt, was denn die Botschaft des Buches sei; angelsächsische Autoren scheinen das zu lieben. Je dicker das Buch desto dicker die Wahrheit. Was zum Beispiel hat sein Held gelernt? - Nichts: "Das Nichts, das wir immer erfahren, wenn wir hinabsteigen, um etwas über uns selbst oder das Leben von einem anderen zu lernen - unsere eigne beschämende Oberflächlichkeit. Wir können vom andern so wenig lernen, wie wir seinen Tod für ihn sterben können oder er unseren."
JÜRGEN PETERS
John McGahern: Der Pornograph. Roman. Aus dem Englischen von Martin Hielscher. Steidl Verlag Göttingen 1992, 408 Seiten, 38 DM.
Im Blickpunkt: Asylbewerber in Bremen Auf Pritschen im Neonlicht
Bremen ist derzeit wohl die einzige deutsche Stadt, die einen Teil ihrer Asylbewerber in fensterlose Betonklötze steckt. Seit 1990 nutzt die Hansestadt renovierte Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg bei Bedarf als Notunterkunft für Asylbewerber. Trotz Protesten von Fachleuten will der rot-gelb-grüne Senat daran vorerst nichts ändern. Den ganzen Tag lang brennt das Neonlicht. Kein Sonnenstrahl dringt ins Gebäude. Die Lüftung rauscht penetrant, die Luft ist trocken, es zieht. Männer, Frauen und Kinder lagern auf Stahlpritschen und festgeschraubten Plastikstühlen. Abwechslung bringt nur das dreimal täglich ausgeteilte Essen: Bunkerleben in Bremen.
Zur Zeit sind zwei Bunker mit Platz für 120 Personen in Betrieb. Zunächst waren die Notunterkünfte nur für alleinstehende Männer gedacht, aber inzwischen werden auch ganze Familien einquartiert. Die Behörde von Sozialsenatorin Irmgard Gaertner (SPD) "bemüht" sich jedoch laut Sprecherin Andrea Frenzel-Heiduk darum, daß nicht gerade solche Familien im Bremer Bunker landen, die soeben einem Bunker in Bosnien entkommen sind.
Nicht nur Flüchtlingsinitiativen, sondern auch Fachleute des Hauptgesundheitsamtes haben mehrfach vor den körperlichen und seelischen Folgen des Bunkerlebens gewarnt. Selbst für stabile Persönlichkeiten sei ein längerer Aufenthalt unerträglich, warnten die Mediziner. Die Arbeiterwohlfahrt, die sich mit 2,5 Betreuerstellen pro 100 Bewohnern notdürftig um die Versorgung bemüht, wünschte sich eine bessere Gesundheitsbetreuung: Viele Flüchtlinge seien überfordert, wenn sie selber Ärzte oder Kliniken aufsuchen sollten; deshalb seien Arztbesuche im Bunker nötig. Doch auch diese Mahnung blieb erfolglos.
Vor allem Atemwegserkrankungen und tränende Augen machen den Asylbewerbern zu schaffen. Aber es passierte auch schon Schlimmeres: Eine herzkranke Frau erlitt im Bunker einen Herzanfall.
In einem der Betonklötze ist nicht mal der Brandschutz garantiert: Ein zweiter Ausgang fehlt. "Eine Sonderbewachung achtet deshalb peinlich darauf, daß nicht geraucht wird", berichtet Wolfgang Golinski, Leiter der städtischen Wohnungshilfe. Aber der Wachmann kann seine Augen nicht überall haben . . .
Um die Belastungen für die Flüchtlinge in Grenzen zu halten, sollen Alleinstehende höchstens vier Wochen im Bunker bleiben, Familien maximal zwei bis drei Tage. Doch nicht immer gelingt es, rechtzeitig andere Quartiere zu finden.
"Wir wissen selbst, daß Bunker-Unterbringung menschenunwürdig ist", gibt Behörden-Sprecherin Frenzel- Heiduk offen zu. "Aber wir haben sonst keine einzige Badewanne mehr frei." Bremen muß ein Prozent aller nach Deutschland kommenden Asylbewerber aufnehmen; 1992 waren das knapp 4400. "Das ist wie bei Hase und Igel", meint Frenzel-Heiduk: Kaum seien genügend Quartiere gefunden, kämen schon weitere Bewerber.
Allenfalls Turnhallen könnten noch zu Notquartieren umfunktioniert werden - wie 1989 beim Ansturm der DDR-Übersiedler und der deutschstämmigen Aussiedler aus Osteuropa. Doch da es ja "nur" um Asylbewerber geht, mag sich der Senat nicht erneut Ärger mit Sportvereinen und Schulen aufhalsen. Lediglich eine Turnhalle wird derzeit für Flüchtlinge genutzt. Als weiteres Notquartier steht ein Wohnschiff mit 180 Plätzen zur Verfügung. Die Sozialbehörde prüft, ob sie noch ein zweites Boot oder schwimmende Container wie in Hamburg beschaffen soll. Auch an Land könnten Wohncontainer aufgestellt werden, aber die Planungen dafür "dauern entsetzlich lange" (Frenzel-Heiduk) - nicht zuletzt wegen starker Widerstände der Nachbarn.
Das Bremer "Anti-Rassismus-Büro", das kürzlich eine bundesweite Kampagne gegen "Lager, Abschiebungen und Sondergesetze" organisiert hat, macht einen ganz anderen Vorschlag: leerstehende Wohnungen beschlagnahmen. Die Stadt Kiel habe dies erfolgreich praktiziert. In Bremen aber, so die Flüchtlingsinitiative bissig, würden selbst importierte Südfrüchte rücksichtsvoller behandelt als asylsuchende Menschen.
ECKHARD STENGEL (Bremen)
Deutschlands Jugendherbergen geraten in Geldnot: der Bund hat seine Zuschüsse an das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) für 1993 gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel auf 4,3 Millionen Mark gekürzt. Das ist weniger, als allein die westdeutschen Jugendgästehäuser bereits 1980 erhielten. "Schließungen unter den bundesweit 650 Jugendherbergen", so der DJH-Vorsitzende Otto Wirthensohn auf Anfrage, "lassen sich nun nicht mehr vermeiden." tdt
Die Frankfurter Löwen bleiben auch nach 17 Spielen als einzige Mannschaft in der Eishockey-Oberliga Nord ohne Niederlage. Daran änderte auch der beste Vorsatz des ESC Wolfsburg nichts, sich für die 2:15-Niederlage drei Wochen zuvor zu revanchieren. Zwar verloren die Niedersachsen im letzten Gastspiel für diese Saison in der Frankfurter Eishalle am Bornheimer Hang am Freitagabend nur mit 1:2 (1:1, 0:1 0:0), doch auch diesmal waren die Frankfurter summa summarum die eindeutig überlegene Mannschaft.
Die "Löwen" begannen mit einer Taktik, die man am besten als kontrollierte Offensive bezeichnen kann, wohl wissend um die Gefährlichkeit der pfeilschnellen Gästestürmer Kosturik und Markell. Dennoch gelang den Gastgebern sehr schnell der Führungstreffer, wobei Torschütze Wolf nach 78 Sekunden von einem eklatanten Fehlpaß des Wolfsburger Verteidigers Eckart profitierte. Ein noch größeres Mißgeschick passierte "Löwen"-Verteidiger Grzesiczek beim Ausgleich durch Kosturik (16.). Bei einer Überzahl-Situation rutschte der Frankfurter bei einem Schußversuch aus und gab so den Weg frei zu einem erfolgreichen Konter.
Je länge die Partie dauerte, desto drükkender wurde die Überlegenheit der Gastgeber, spielte sich aber auch der Wolfsburger Torwart Zimmer in den Vordergrund. Erst eine Energieleistung von Trevor Erhardt, der in der 36. Minute seinen ganzen Frust in ein beherztes Solo mit abschließendem knallharten Schlagschuß gelegt zu haben schien, beendete die torlose Zeit für die Frankfurter, die allerdings auch einiges Pech zu beklagen hatten.
So scheiterten Schaal und später auch Scholz am Pfosten des Wolfsburger Tores. Der Favorit hielt die Spannung aber auch dadurch hoch, daß er sich unnötig oft in Unterzahl brachte. Aber selbst während der zwei Minuten, in denen nur drei Frankfurter fünf Wolfsburgern gegenüber standen, machte sich dieses Manko nicht im Ergebnis bemerkbar.
So war das Spiel bis zuletzt von hohem dramatischem Wert, wenngleich die Gäste da kaum mehr zu ihren gefürchteten Gegenstößen wie noch im ersten und zweiten Drittel ansetzen konnten. Am Ende einer unterhaltsamen Partie stand für die 7000 Zuschauer und die "Löwen" ein hochverdienter Sieg, der sie ein gutes Stück weiter in Richtung Zweite Bundesliga gebracht haben dürfte. Sim.
British Airways ist - neben American Airlines, Delta Air Lines und United Airlines - die einzige nichtamerikanische Fluggesellschaft, die am Ende des derzeit unter den Airlines weltweit tobenden Konkurrenzkampfes eine globale Rolle spielt. Zu diesem Urteil kommt die Tageszeitung USA today in einer Analyse über die Zukunftschancen der Unternehmen. Nur im zweiten Glied sieht das Blatt die europäischen Luftlinien Deutsche Lufthansa (LH), Air France und KLM neben den asiatischen Unternehmen Cathay Pacific Airways, Japan Air Lines und Singapore Airlines. Untersucht wurde in diesem Zusammenhang auch, welche Fluggesellschaften die meisten internationalen Ziele anfliegen. Air France liegt mit 193 Destinationen an der Spitze vor der LH (183), der KLM (157) und British Airways (150). Weit zurück folgen die Amerikaner und Asiaten: Singapore Airlines kommt auf 76, American auf 64, Delta auf 58, United auf 48, Japan Air Lines auf 47 und Cathay Pacific auf 38 Internationale Verbindungen. tdt
Soll das bisher größte deutsche Umweltstrafverfahren in der Klinik enden? Ginge es nach der Verteidigung, wäre im Frankfurter Holzschutzmittel-Prozeß so bald kein Urteil zu erwarten. Sämtliche Zeugen sollen nochmals ärztlich untersucht werden, diesmal von einem Professor für Psychosomatik, dessen Diagnoseangeblich schon feststeht. Demnach wä- ren die Patienten nicht an Gift in Holzschutzmitteln erkrankt, sondern an ihren verdrängten seelischen Komplexen.
Doch ob die Verteidiger mit Sigmund Freud im Kampfgepäck bei dem voraussichtlich letzten Gefecht noch etwas aus- Von Norbert Leppert richten können, ist mehr als fraglich. Beobachter gehen davon aus, daß die Umweltstrafkammer den spektakulären Antrag abschmettert, wenn der Prozeß amDienstag vor dem Landgericht fortgesetzt wird. Das Wort hätte dann der Staatsanwalt, am Ende einer ungewöhnlich komplizierten Beweisaufnahme, in der es seit acht Monaten um die Schuld zweier Manager des Holzschutzmittelherstellers Dewowag-Materialschutz-GmbH geht.
Ein halbes Jahrzehnt hatte Staatsanwalt Erich Schöndorf ermittelt, ehe er Anklage erhob: Schwere Gefährdung durch Freisetzen von Gift sowie Körperverletzung, und zwar serienweise. Mehr als 2500 Geschädigte aus dem gesamten Bundesgebiet hatten sich in Frankfurt gemeldet, lauter fleißige Häuschenbauer und Hobbybastler, die samt ihren Familien erkrankten, nachdem sie nichtsahnend ("Es glänzt so schön!") Holz in ihren Wohnungen mit "Xyladekor", dem marktführenden Mittel der Bayer-Tochter Desowag, behandelt hatten.
Um den Verfahrenskoloß - Aktenzeichen: 5/26 Kls 65 Js 8793/84 - überhaupt justiziabel zu halten, traf die Umweltstrafkammer eine Patientenauswahl. Stellvertretend für die zur Anklage gebrachten Fälle von mehr als 50 Familien kamen zwölf in den strafrechtlichen Prüfstand. Selber Laien, sind die Richter unter dem Vorsitz von Thomas-Michael Seibert inzwischen sachkundig genug, um die unter Medizinern, Chemikern und Toxikologen umstrittene Frage zu entscheiden, ob Pentachlorphenol (PCP) und Lindan in Holzschultzmitteln krank machen oder nicht.
Für den Staatsanwalt und die engagierten Anwälte der Interessengemeinschaft der Holzschutzmittel-Geschädigten (IHG) besteht kein Zweifel mehr. Gestützt auf Gutachten renommierter Professoren wie des Bochumers Selenka und des Heidelbergers Huber, sind sie überzeugt davon, daß die Anwendung von "Xyladekor" bei entsprechender Disposition, womöglich auch Vorschädigung, zu einem Holzschutzmittel-Syndrom führte. Was auf den ersten Blick irritierend wirkt, nämlich die Vielzahl der Beschwerden, soll in der Gesamtschau einen gemeinsamen Nenner haben: die von PCP geschwächte Immunabwehr.
Tatsächlich sind an den Krankengeschichten drei Beobachtungen frappierend. Erstens erkranken die Patienten - zuvor überwiegend gesund - von dem Augenblick an, als der "Xyladekor"-Pinsel im Haus aus der Hand gelegt wird. Zweitens wird nicht nur einer krank, sondern in der Regel die ganze Familie. Frauen und Kinder, die sich länger daheim aufhalten als die Väter, sind häufig schlechter dran. Und drittens bilden sich die Beschwerden in dem Maße zurück, wie das Holz wieder herausgerissen wird. "Mit einem Mal", so ein Betroffener, "war der ganze Spuk vorüber, und wir konnten wieder richtig atmen."
Für die Düsseldorfer Firma Desowag - 300 Beschäftigte, 110 Millionen Mark Umsatz im Jahr - und ihre rührigen Verteidiger aber ist das alles kein Beweis. Was zähle, seien in erster Linie die Befunde von Toxikologen. Deren Ansicht nach hätten die Anteile an PCP und Lindan entschieden höher sein müssen, um zu Vergiftungen zu führen. Wenn nicht einmal Arbeiter erkrankten, die zehn Jahre lang als Holzschützer in Dachstühlen herumsprühten, müßten sich die von den Zeugen vorgebrachten Beschwerden anders - aber wie? - erklären lassen.
Nur in ganz wenigen Fällen will etwa der von der Verteidigung favorisierte Professor Rainer Schiele zumindest nicht ausschließen, daß auch PCP die Krankheitsursache gewesen sein könnte. Zu den massenhaft aufgetretenen Atemwegserkrankungen meint er, in der Regel schleppten Kinder die Infekte in die Familie, die sich dort durch Allergien verhärten. Bildete allein das Gutachten des Erlanger Arbeits- und Sozialmediziners die Basis, müßten die beiden Mangager - im Zweifel für die Angeklagten - freigesprochen werden.
Vertreter aus Toxikologie und Arbeitsmedizin aber haben im Frankfurter Prozeß stolze Federn lassen müssen. Als problematisch erweist sich die Frage, inwieweit Ergebnisse aus Tierversuchen auf Menschen übertragbar sind. Wenn, wie neuerdings beobachtet, nicht mal eine weiße Rattenart wie die andere reagiert, wie sollen dann Versuchsergebnisse noch zuverlässig für die Humanmedizin hochgerechnet werden? Was Ratten und Hamster an PCP noch vertragen, kann im übrigen für Fledermäuse und Meerschweinchen schon zu viel sein - nicht aber für einen gesundheitlich weniger robusten Menschen?
Kritisch betrachtet, hat auch der schlagende Verweis auf die PCP-resistenten Holzschutzarbeiter seine Tücken. Im Prozeß ist viel vom healthy worker effect die Rede gewesen. Was bedeutet, daß in den arbeitsmedizinischen Befunden regelmäßig all jene Arbeitskräfte unberücksichtigt bleiben, die aus gesundheitlichen Gründen bereits ausgeschieden sind und den Beruf gewechselt haben. Kein Zufall daher, daß unter der Beschwerdepost, die waschkörbeweise bei der Desowag einging, auch Klagen professioneller Holzschutzanwender waren. Wenn der Staatsanwalt in dieser Woche die Beweise würdigt, kann sein Resümé nicht überraschen: Schuldig. Seiner Ansicht nach ist die von den Managern zu verantwortende Körperverletzung nicht mehr nur fahrlässig, sondern vorsätzlich gewesen. Allen Warnungen zum Trotz habe man die Gesundheitsschädigung - bis hin zu Leukämie - zumindest billigend in Kauf genommen. In puncto Strafantrag können sich die Angeklagten auf etwas gefaßt machen: Mit drei, vier Jahren Freiheitsentzug ist zu rechnen, und dafür gibt es keine Bewährung.
Kann die Verteidigung die Verurteilung noch abwenden? Zum Unverständnis vieler Beobachter haben die Anwälte ihren Mandanten empfohlen zu schweigen. Im Gerichtssaal hat sich niemand ein Bild machen können, ob sie eiskalt auf Profitmaximierung gesetzt oder vielmehr die Signale eines verschärften Umweltbewußtseins zu spät erkannt haben. Während sie nur schweigen, redet ihre Firma um so lauter: Beraten von PR-Profis, hält sie mit offensiver Öffentlichkeitsarbeit dagegen - und verstärkt den Eindruck, daß man nichts begriffen hat. Die wohl größte Chance ist vertan: Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer ansehnlichen Geldsumme, die den Grundstock eines Hilfsfonds für die Geschädigten hätte bilden können.
Kommt es Anfang März zum Schuldspruch, wird bundesweit eine Lawine von Schadenersatzprozessen losbrechen. Mit den Gutachten aus dem Strafverfahren haben Häuschenbauer und Hobbybastler jetzt bessere Chancen. Der Desowag stehen harte Zeiten bevor.
Noch ist das Kapitel PCP - die Substanz wurde unterdessen verboten - juristisch nicht abgeschlossen, da wird schon ein neues aufgeschlagen: Wieder ermitteln Staatsanwälte in Sachen Holzschutzmittel, diesmal wegen des Inhaltsstoffes Permethrin.
RANGUN, 14. Februar (AP/dpa). Im Nordosten Burmas haben Unabhängigkeitskämpfer ein Blutbad unter der Zivilbevölkerung angerichtet. Wie die Tageszeitung Working People's Daily am Wochenende berichtete, überfielen rund 300 Rebellen am Dienstag das Dorf Linkhe im Staat Shan und töteten 61 Menschen mit Gewehren und Bajonetten. Unter den Opfern befanden sich 21 Kinder. Die etwa 150 Hütten seien anschließend angesteckt worden.
Laut Zeitungsbericht gehörten die Täter der Vereinigten Revolutionsarmee Shan an, die um Unabhängigkeit von dem Militärregime Burmas kämpft.
ROM, 14. Februar (AP). Die Vereinten Nationen werden 30 000 Menschen, die von Mosambik nach Swasiland geflüchtet sind, weiterhin mit Lebensmitteln versorgen. Dies teilte das Welternährungsprogramm (WFP) am Wochenende in Rom mit. Den Angaben zufolge wird die UN- Organisation insgesamt 6000 Tonnen Lebensmittel nach Swasiland liefern. Die Kosten veranschlagte ein Sprecher der UN mit knapp drei Millionen Dollar (etwa fünf Millionen Mark). Die meisten Mosambikaner kamen wegen der anhaltenden Dürre nach Swasiland. Das frühere britische Protektorat im südlichen Afrika ist aber wegen mangelnden Akkerlandes nicht in der Lage, alle Flüchtlinge zu versorgen. Die UN versorgen die Flüchtlinge seit 1987 mit Hilfsgütern.
HAMBURG, 14. Februar (AP/dpa). Pfusch und Mauscheleien in deutschen Atomkraftwerken sollen nach Angaben von Technikern mehrerer Firmen "an der Tagesordnung gewesen" sein. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel zitiert einen ehemaligen Werkstoffprüfer mit den Worten: "Wenn ich heute überlege, was da abgelaufen ist, da krieg' ich das Grausen." Ganze Röntgenbilderserien seien verschwunden, Rohrsysteme verwechselt oder bewußt nicht kontrolliert worden. Auch sollen Baupläne und Lageskizzen, die als Grundlage für die Röntgenkontrolle dienten, mit Bleistift verändert worden sein.
Als Röntgenkontrolleure seien auch 18jährige Berufsanfänger nach kurzer Anlernzeit eingesetzt worden, berichtet das Blatt. Ein gelernter Kaufmann will nach eigenen Angaben als "ganz grüner Junge" von einer Prüffirma eingestellt und nach kurzer Zeit zum Schichtleiter befördert worden sein. Das Magazin meldet ferner, ein "Ingenieur aus Niedersachsen" sei gebeten worden, "Unbedenklichkeitsbescheinigungen" nachträglich auszustellen, "obwohl die Werkteile nicht geprüft oder die entsprechenden Unterlagen nicht aufzufinden waren".
Die Hamburger Morgenpost zitiert "einen hochkarätigen Mitarbeiter des Bundesamts für Materialprüfung" mit den Worten: "Da wird unter ziemlichem Zeitdruck gearbeitet. Es ist sicher, daß ein paar Dinge nicht so ganz korrekt laufen."
Die vier niedersächsischen Atomkraftwerke werden auf Anordnung des Landesumweltministeriums erneut überprüft, nachdem Angaben eines Werkstoffprüfers über Unregelmäßigkeiten gemeldet worden waren. Eine Ministeriumssprecherin sagte, es sei "relativ unwahrscheinlich", daß die Vorwürfe zuträfen.
HAMBURG, 14. Februar (AP). Fässer mit gefährlichen Chemikalien aus DDR- Produktion sind nach Angaben des Umweltministeriums von Sachsen-Anhalt "praktisch flächendeckend übers Land verteilt". Eine Erhebung der Magdeburger Behörde über noch im Lande gelagerte Bestände an gefährlichen Stoffen habe zu einem "niederschmetternden Ergebnis" geführt, berichtete Umweltminister Wolfgang Rauls in einem am Wochenende vorab veröffentlichten Interview des Nachrichtenmagazins Der Spiegel.
Der FDP-Politiker äußerte die Befürchtung, daß die kürzlich in Rumänien und Albanien aufgetauchten Giftmüllexporte aus Ostdeutschland "nicht die letzten" waren. Insgesamt sollen auf dem Gebiet der neuen Bundesländer nach Expertenschätzungen noch etwa 10 000 Tonnen gefährliche Chemikalien aus alten DDR- Beständen lagern.
Im Zusammenhang mit bislang in Osteuropa und Afrika gefundenen Giftfässern räumte Rauls Mängel bei den Kontrollen durch ostdeutsche Behörden ein: "Eine Verwaltung, die im Aufbau ist", habe "natürlich erhebliche Lücken". Er könne nicht ausschließen, "daß verschiedene Firmen solche Schwächen kräftig genutzt haben und womöglich noch nutzen".
BONN, 14. Februar (AP). Trotz der Kritik aus allen Parteien an seinen Plänen für eine Autobahngebühr will Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) den Kampf für die Vignette "durchstehen und gewinnen". Das sagte er dem Springerblatt Welt am Sonntag.
Sachsens Umweltminister Arnold Vaatz (CDU) meinte in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, eine kilometerunabhängige Vignette halte er "für den ökologischen Super-Gau". Er plädierte für eine Abgabe, deren Höhe abhängig sein solle von Motorlaufzeiten. Sie solle als Vignette vom Transitverkehr und als Abgabe auf Benzin im Binnenverkehr eingezogen werden.
Der Vizevorsitzende der Unionsfraktion, Johannes Gerster, schlug in der Neuen Osnabrücker Zeitung vor, die Steuer auf Treibstoff 1994 und 1995 um je zehn Pfennig anzuheben. Für den durchschnittlichen Autofahrer stiegen die jährlichen Kosten damit um 150 Mark. Die Steuermehreinnahmen beliefen sich 1994 auf rund zwölf Milliarden und ab 1995 auf etwa 24 Milliarden Mark pro Jahr.
Lediglich für Lastwagen befürwortet der CDU-Politiker eine Autobahnvignette, wobei gleichzeitig Tankgutscheine im Wert von zehn Pfennig pro Liter ausgegeben werden sollten. Damit könnten inländische Spediteure die Kosten der Vignette ganz oder teilweise hereinholen.
Auch die SPD-Spitzenpolitiker Björn Engholm, Oskar Lafontaine und Hans-Ulrich Klose sprachen sich für eine Mineralölsteuererhöhung aus und nannten die Vignette den falschen Weg. Der stellvertretende Parteivorsitzende Oskar Lafontaine nannte die Autobahngebühr in der Münchner Abendzeitung "ökologisch uneffizient und moralisch fragwürdig". Eine Erhöhung der Mineralölsteuer bestrafe dagegen nicht für das stehende, sondern für das gefahrene Auto.
MÜNCHEN, 14. Februar (AP). Trotz vieler Rückschläge sind bei der Suche nach einem Impfstoff gegen Aids Fortschritte erzielt worden. Wie der Präsident des Frankfurter Paul-Ehrlich-Institutes, Reinhard Kurth, am Samstag bei den Dritten Münchner Aids-Tagen berichtete, konnten mittlerweile Rhesusaffen und Katzen durch Impfung vollständig gegen die Infektion mit HIV-verwandten Viren geschützt werden. In den Experimenten, in denen trotz Impfung einige Tiere infiziert wurden, habe sich gezeigt, daß die Krankheit sich langsamer entwickelt habe.
"Daraus könnte vorsichtig die Hoffnung gezogen werden, daß auch bei bereits HIV-Infizierten eine wiederholte therapeutische Impfung, zum Beispiel einmal im Monat, zu einem verlangsamten Krankheitsverlauf führen könnte", sagte Kurth.
Laut Kurth soll in diesem Jahr in Deutschland eine erste klinische Prüfung zur Immuntherapie durch Impfungen bei Menschen anlaufen, die bereits HIV-infiziert sind. Der Experte warnte jedoch vor voreiligen Hoffnungen. Die Hauptschwierigkeit bei der Suche nach einem Impfstoff sei die bislang beispiellose Variabilität des HIV-Virus, erläuterte er. Deshalb müsse sich die Suche aller Voraussicht nach auf einen Impfcocktail konzentrieren, der sich gegen verschiedene Virusvarianten richte. Ein Impfstoff, der alle weltweit bislang bekannten Virusvarianten abdecke, sei jedoch noch nicht in Sicht.
MÜNCHEN, 14. Februar (AP). In München regiert weiter eine rot-grüne Koalition. Nachdem sich die Spitzen von SPD und Grünen am späten Freitag abend auf eine Neuorganisation der Ausländer- und Flüchtlingsverwaltung geeinigt hatten, sprach sich eine außerordentliche Stadtversammlung der Grünen am Samstag mit großer Mehrheit für eine Fortsetzung des Bündnisses aus.
Der Streit zwischen den Koalitionspartnern hatte sich an der SPD-Ankündigung entzündet, bei der städtischen Referentenwahl am kommenden Mittwoch den umstrittenen CSU-Politiker Hans- Peter Uhl als Chef des Kreisverwaltungsreferates zu bestätigen. Die Grünen machen Uhl für einen inhumanen Vollzug des Ausländergesetzes verantwortlich. Dem Kompromiß zufolge soll nun im Sozialreferat ein Amt eingerichtet werden, das für Flüchtlingsfragen zuständig ist.
Zur Person:
GÜNTER REXRODT, FDP-Politiker und seit Januar Bundeswirtschaftsminister
(dpa-Bild), ist nach Ansicht der Gewerkschaft Nahrung- Genuß- Gaststätten (NGG) ein "Fehlstarter". Der Zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, REINER WITTORF, sagte bei einer Tagung seiner Organisation in Bremerhaven, "statt endlich ein schlüssiges Wirtschaftskonzept für die neuen Länder aufzulegen, tritt Rexrodt in die Fußstapfen seines Vorgängers Möllemann, indem er ebenfalls lediglich mit gesetzlichen Eingriffen in die Tarifautonomie droht". (dpa)
NEAPEL, 14. Februar (dpa). Die italienische Polizei hat am Samstag zwei langgesuchte mutmaßliche Bosse der neapolitanischen Camorra festgenommen. Die Brüder Mario und Carmine Lago (40 und 37 Jahre alt) werden für die Ermordung von zwei rivalisierenden Drogenhändlern am 21. April 1991 in Neapel verantwortlich gemacht, berichteten die Innenbehörden in Neapel. Der Lago-Clan soll die illegalen Geschäfte im Stadtteil Pianura in Neapel kontrolliert haben.
HAMBURG. Der mit 40 000 Mark dotierte Puschkin-Preis 1992 ist dem in Moskau lebenden Schriftsteller Fasil Iskander zuerkannt worden; dies teilte die in Hamburg ansässige Stiftung F. V. S. mit. Über die Vergabe entschied ein deutsch-russisches Kuratorium, in dem auch der russische PEN-Club vertreten ist. Mit einem Puschkin-Sonderpreis wird der 93jährige Moskauer Schriftsteller Oleg Volkov geehrt, der wegen seiner adligen Herkunft, seiner Fremdsprachenkenntnisse sowie seiner Kontakte mit Ausländern 29 Jahre in Arbeitslagern verbrachte und erst nach der Freilassung im Jahre 1956 schriftstellerisch tätig sein konnte.
Der 63jährige Iskander erhält den Preis "für seine fabulierfreudige und detailkräftige Erzählkunst, die die russische Literatur mit subtilen, humoristisch-liebevollen, nicht selten aber auch satirisch zugespitzen Schilderungen kolorithaltiger Figuren und Begebenheiten aus seiner kaukasischen Heimat bereichert". Der Autor stammt aus der um Autonomie kämpfenden Region Abchasien, die zu Georgien gehört. Iskander schreibt in Russisch und hat Lyrik ebenso wie Prosa verfaßt. Auf Deutsch sind unter anderem "Das Sternbild des Ziegentur" und "Onkel Sandro aus Tschegem" erschienen.
Der nach dem russischen Dichter Alexander Puschkin (1799-1837) benannte, 1989 gestiftete Preis soll am 27. April im "Theater Ermitage" in Moskau überreicht werden. dpa
Ein schläfriger Ski-König, ein rekordebrechender "Evergreen" und ein gescheiterter Star: "Goldjunge" Kjetil-Andre Aamodt, Medaillensammler Marc Girardelli und der tragische Held Alberto Tomba waren die Hauptdarsteller im Slalom- Krimi von Morioka - für die angeschlagenen deutschen Protagonisten blieben am Samstag bei der alpinen Weltmeisterschaft nur Nebenrollen. Aamodt holte sein zweites Gold und das dritte für Norwegen, Girardelli Silber, Bronze der Österreicher Thomas Stangassinger. Armin Bittner hatte sich quasi "auf einem Bein" im ersten Durchgang in Medaillennähe gebracht, im zweiten Lauf mußte er seiner Oberschenkelzerrung Tribut zollen und schied aus. Peter Roth, ebenfalls gehandikapt, war als Achter bester Deutscher in dem vorgezogenen Slalom.
Schlimm erging es Italiens Ski-Helden Tomba: Die Fahrt des 26jährigen war nach 35 Sekunden zu Ende. Den Riesenslalom hatte er wegen einer Darmgrippe streichen müssen. Sein Traum ist geplatzt - noch nie hat der Dreifach-Olympiasieger bei einer WM gewonnen.
Peter Roth (Königssee) hatte erst eine Stunde vor dem Rennen von den Ärzten "grünes Licht" für den Start bekommen, weil ihn sein altes Leiden, die schmerzende Patellasehne, wieder geplagt hatte. Im ersten Lauf Elfter, fuhr er im zweiten Durchgang vierte Zeit und wurde am Ende in 1:41,73 Minuten Achter. "Aber durch die Umstände geht das Ergebnis in Ordnung", bewertete Cheftrainer Martin Oßwald das Abschneiden seiner Truppe. Bernhard Bauer (Oberwössen/1:44,07) wurde 18., Tobias Barnerssoi (Halblech/1:48,50) kam auf Rang 27.
Nicht zu bremsen war dagegen WM- König Aamodt. Der 21 Jahre alte Osloer siegte mit unglaublicher Nervenstärke in dem denkbar knappen Finale in 1:40,33 Minuten vor Titelverteidiger Girardelli (1:40,37) und Stangassinger (1:40,44). 11/qpp Sekunden trennten die Drei. Nur bei der WM 1970 war das Sieger-Trio Augert, Russel und Kidd mit 7/qpp Sekunden enger beisammen.
Girardelli mußte sich in dem Wimpernschlag-Finale - Aamodt hatte ihn auf den letzten Metern erst abgehängt - zwar nach Kombinations-Bronze mit Silber begnügen, doch durfte sich das 29 Jahre alte Allround-Genie über einen Rekord freuen. Mit zehn WM-Medaillen hat der Einzelgänger die Bestmarke des Schweizers Pirmin Zurbriggen (neun) überboten: Girardelli kann schon zwölf Plaketten in die Vitrine hängen. sid
MAINZ, 14. Februar (dpa/FR). Eine Gruppe von etwa 200 Kurden hat am Samstag vor dem Sendegebäude des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) in Mainz demonstriert. Sie wollten mit Spruchbändern und Plakaten auf die Situation in ihrer Heimat sowie einen Hungerstreik inhaftierter Kurden in Brüssel aufmerksam machen, berichtete ein Sprecher der Mainzer Polizei. Die Demonstranten verlangten zudem ein Gespräch mit der Redaktion der Nachrichtensendung "heute".
Das Kurdistan-Komitee in Deutschland berichtete auch von einem unbefristeten Hungerstreik kurdischer Häftlingen im Gefängnis der anatolischen Stadt Diyarbakir.Oslo geht Bonner Irrtum nach Somalier erwägt Klage wegen Anschuldigung als Luftpirat
OSLO/FRANKFURT A. M., 14. Februar (dpa/AP). Die norwegische Regierung hat am Wochenende offiziell in Bonn und Washington Auskunft darüber verlangt, warum ein somalischer Passagier am Donnerstag fälschlich als Entführer des Lufthansa-Airbusses "Chemnitz" nach New York angegeben worden ist. Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) hatte den im norwegischen Kristiansand lebenden 32jährigen Somalier vor Journalisten als mutmaßlichen Täter benannt.
Der unschuldig verdächtigte Mann sagte in New York, er erwäge eine Schadensersatzklage. Anderen Berichten zufolge soll er eine offizielle Entschuldigung der US-Bundespolizei FBI und der deutschen Bundesregierung verlangen.
Ein Sprecher des Bonner Innenministeriums berichtete, zu der irrtümlichen Benennung des Somaliers als Luftpirat sei es dadurch gekommen, daß das Osloer Büro der Lufthansa am Donnerstag einen anonymen Anruf erhalten habe, in dem eine Frau auf diesen Passagier hingewiesen habe. Die Vermutung sei kurz nach der Landung der Maschine und der Festnahme des Täters vom FBI bestätigt worden. Der Name sei stets unter dem Vorbehalt einer endgültigen Identifizierung genannt worden. Die Lufthansa teilte in Frankfurt mit, zu keinem Zeitpunkt habe sie Namen von Verdächtigen oder Passagieren bekanntgegeben oder sich an Spekulationen beteiligt.
Auch am Wochenende blieb ungeklärt, wie der Täter seine Pistole durch die Sicherheitskontrollen auf dem Frankfurter Flughafen bringen konnte. Die Suche nach Lücken blieb bislang offenbar ohne Ergebnis. Das geht aus einer Erklärung des Grenzschutzamtes Frankfurt hervor. Danach wurden 24 Passagiere der entführten Maschine befragt. Zwei hätten den Eindruck geäußert, sie seien nicht sorgfältig genug abgefertigt worden.
NEW YORK, 14. Februar (dpa/AFP/AP/ Reuter). Die rund 400 von Israel deportierten Palästinenser haben am Wochenende gegen die Entscheidung des UN-Sicherheitsrates protestiert, wonach dieser nicht mehr auf Erfüllung der Resolution 799 besteht. Darin war Israel aufgefordert worden, die Deportierten unverzüglich heimkehren zu lassen. Der Sprecher der Abgeschobenen, Abdel Aziz Rantisi, sagte am Samstag, alle Deportierten lehnten den Beschluß des Sicherheitsrates vom Freitag abend ab. Der UN-Sicherheitsrat hatte seinen Druck auf Israel vermindert. Nach einer Sitzung des Rats hatte der amtierende Vorsitzende, der Marokkaner Ahmed Snoussi, gesagt, die Entscheidung der israelischen Regierung, 101 Palästinensern die sofortige Rückkehr zu gestatten, sei "ein Schritt in die richtige Richtung". Snoussi hatte Israel aufgefordert, die Rückkehr der anderen nach Südlibanon deportierten Palästinenser "so schnell wie möglich" zu gestatten. Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin sagte am Samstag, die Diskussionen um die Deportierten seien damit abgeschlossen. Die Erklärung des Sicherheitsrates ermögliche die Wiederaufnahme der Nahost-Friedensgespräche.
Palästinenser und arabische Staaten bekräftigten ihre Forderung, Israel müsse die Resolution 799 "vollständig erfüllen". Die Sprecherin der palästinensischen Delegation bei den Nahost-Friedensgesprächen, Hanan Aschrawi, wies die Haltung des UN-Sicherheitsrates als "unannehmbar" zurück. Der Vertreter der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) bei den UN, Nasser el Kidwa, sagte, die Stellungnahme sei ein "Arrangement" zwischen dem Sicherheitsrat und Israel. Der Vertreter der Arabischen Liga, Mahmud Abul Nasser, betonte, die Erklärung setze der Angelegenheit kein Ende. Syrien sprach von einer "bitteren Enttäuschung für die Araber" und einer "Ermutigung für die kompromißlose Politik Israels". Jordanien bekräftigte die Forderung, daß alle Deportierten zurückkehren müßten.
Israelische Truppen beschossen am Samstag schiitische Dörfer in Südlibanon mit Granaten. Nach Angaben von Sicherheitsbehörden handelte es sich um einen Vergeltungsschlag, nachdem zuvor pro- iranische Guerilleros eine Patrouille der israelischen Armee und der mit ihr verbündeten Südlibanesischen Armee (SLA) überfallen hatten. Bei dem Angriff wurde ein Mensch getötet, weitere neun wurden verletzt. Im Westjordanland erschossen israelische Soldaten am Sonntag einen 18jährigen Palästinenser, der Steine auf eine Patrouille geworfen haben soll. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden ein israelischer Mann und eine Frau nahe Hebron von Arabern angeschossen.
Ein erneutes Duell der beiden deutschen Wimbledonsieger Boris Becker (Leimen) und Michael Stich (Elmshorn) ist beim mit 2,25 Millionen Dollar dotierten Tennisturnier in Stuttgart erst im Finale möglich. Die Auslosung für das am heutigen Montag beginnende Turnier in der Schleyer-Halle bescherte dem an Nummer 1 gesetzten Becker ein brisantes Auftaktmatch: Er trifft auf den 29 Jahre alten Henri Leconte. Der Franzose, der mit einer Wildcard ins Feld kam, wird in der Weltrangliste zwar nur auf Platz 57 geführt, ist aber ein unberechenbarer Spieler mit überragenden technischen und kämpferischen Qualitäten. Stich darf für die Daviscup-Begegnung gegen Rußland proben: Er trifft zuerst auf den 35. der Weltrangliste Andrej Tscherkassow.
Nach dem verletzungsbedingten Rückzug von Stefan Edberg (Schweden) und Goran Ivanisevic (Kroatien) könnte Bekkers Weg ins Endspiel über die potentiellen Viertel- und Halbfinalgegner Wayne Ferreira (Südafrika) und Carlos Costa (Spanien) führen. Stich hätte es mindestens ebenso schwer: Er bekäme es - nach der Logik der Setzliste - mit Guy Forget (Frankreich) und Petr Korda (Tschechische Republik) zu tun. dpa
MOSKAU, 14. Februar (dpa). Führende Vertreter der russischen Regierung haben sich am Samstag dagegen ausgesprochen, das Referendum über die Gewaltenteilung an der russischen Staatsspitze zu streichen. Auf einer Tagung der Führer der Republiken und Gebiete sagte am Samstag Vize-Regierungschef Wladimir Schumeiko, der für die Vorbereitung der Volksbefragung zuständig ist, das Referendum könne nur durch einen Volksdeputiertenkongreß abgesagt werden.
Auch Sergej Schachrai, ebenfalls Vize- Premier und enger Berater von Präsident Boris Jelzin, sprach sich dafür aus, an dem Referendum festzuhalten. Durch das Referendum sollen die Kompetenzen zwischen Regierung, dem Präsidenten und dem Parlament abgegrenzt werden.
BUENOS AIRES, 15. Februar (dpa). Der argentinische Außenminister Guido Di Tella hat den Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums in Wien, Simon Wiesenthal, eingeladen, die Nazi-Akten in den Archiven seines Hauses zu studieren. Der Generalsekretär des Außenministeriums in Buenos Aires sagte nach Presseberichten, Wiesenthal und von ihm benannten Forschern ständen alle einschlägigen Unterlagen zur Verfügung. Es seien keine Papiere entfernt worden. Wiesenthal hatte vor kurzem vermutet, es würden Akten über Nazis, die nach dem Zweiten Weltkrieg in das südamerikanische Land geflüchtet waren, zurückgehalten.Lebte Wallenberg noch 1955?
STOCKHOLM, 14. Februar (dpa). Die konservative schwedische Tageszeitung Svenska Dagbladet hat am Wochenende ein Foto veröffentlicht, das angeblich den schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg 1955 als Gefangenen in einem sowjetischen Internierungslager zeigt. Wallenberg, der Tausende von ungarischen Juden vor dem Holocaust rettete, war 1945 von der Roten Armee in Budapest entführt worden. Seine Spur verlor sich später in den sowjetischen Lagern. Seit Ende der 50er Jahre behauptete die damalige Sowjetunion, Wallenberg sei 1947 an einem Herzanfall gestorben.
Das Foto gehört Natalia Sjinkarenko, einer Ukrainerin. Das schwedische Außenministerium prüft den neuen Zeugenbericht über Wallenberg durch seine Botschaft in Kiew.
SARAJEWO/NEW YORK, 14. Februar (dpa/AP/AFP). Die Versorgungslage für annähernd 200 000 Menschen - überwiegend Moslems - im Osten Bosniens wird immer dramatischer. Schon 166 Menschen, darunter 40 Kinder, seien in der von Serben belagerten Stadt Gorazde verhungert, hieß es am Samstag in Sarajewo. Nach bosnischer Darstellung sind die Hungernden seit Wochen von Hilfe abgeschnitten, weil die Serben die Versorgungswege blockierten. Der UNHCR- Beauftragte für das ehemalige Jugoslawien, Jose Maria Mendiluce, bezeichnete die Lage als "sehr ernst".
In Sarajewo ruhte am Sonntag bereits am dritten Tag die Verteilung von Lebensmitteln, weil die bosnische Führung aus Protest gegen die schlechte Versorgungslage im Osten die Hilfe nicht zuläßt. Die Stadtverwaltung hatte die rund 380 000 Einwohner am Freitag auch zum Hungerstreik aufgerufen. Der Boykott der Verteilung von Lebensmitteln stieß international auf Unverständnis und Kritik, unter anderem bei den Jugoslawien- Vermittlern Cyrus Vance und David Owen und bei der neuen US-Regierung.
Die neue UNHCR-Leiterin für die bosnische Hauptstadt, die Schwedin Karin Landgren sagte, bei den Bemühungen um eine Evakuierung von Schwerkranken aus Sarajewo seien Fortschritte erzielt worden. Nun werde ein Arzt erwartet, der entscheiden solle, wer unbedingt evakuiert werden müsse.
Wegen anhaltender Gefechte am und um den Flughafen Sarajewo blieben die Hilfsflüge nach Sarajewo eingestellt. UNHCR-Sprecher Peter Kessler sagte, es sei völlig offen, ob die Luftbrücke am heutigen Montag wieder aufgenommen werden könne.
Vor den Augen eines französischen Kameramannes wurde in Sarajewo ein 16jähriger Junge von Heckenschützen getötet. Das Fernsehteam hatte den Jungen begleitet, um einen Film über das Alltagsleben von Kindern in Sarajewo zu drehen. Der Junge starb, als er helfen wollte, einen Verletzten zu bergen.
Kroatische und serbische Soldaten lieferten sich am Wochenende im Hinterland von Zadar in Südkroatien nach Berichten des Zagreber Fernsehens wiederholt Gefechte. Fernsehberichten zufolge griffen serbische Einheiten im Hinterland von Zadar "praktisch alle kroatischen Dörfer" an. Nach Berichten der kroatischen Nachrichtenagentur Hina ist die Lage an der Frontlinie bei Banija, Kordun und Pokuplje südlich von Zagreb "angespannt". "Der Feind bereite eine Offensive vor", berichtete Hina unter Berufung auf eine kroatische Militärerklärung. Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug berichtete von "kroatischen Provokationen" bei Karlovac und in Ostslawonien.
Der neuberufene US-amerikanische Jugoslawien-Sondergesandte Reginald Bartholomew führte am Samstag in Moskau erstmals Gespräche mit dem russischen Außenminister Andrej Kosyrew und dessen Stellvertreter Witali Tschurkin. Er sagte, es gebe eine gute Grundlage für eine Zusammenarbeit zwischen Rußland und den USA bei der Suche nach einer Lösung für Bosnien. Kosyrew berichtete, man sei übereingekommen, daß man in objektiver Arbeit das Zustandekommen einer fairen und ausgewogenen Übereinkunft fördern solle.
Der Papst rief die Welt am Wochenende auf, das Leiden der Menschen in Bosnien-Herzegowina nicht zu vergessen. Der türkische Staatspräsident Turgut Özal forderte am Samstag vor 10 000 Demonstranten eine sofortige Beendigung des Blutvergießens.
Zöllner sichteten am Samstag einen jugoslawischen Schleppverband auf der Donau, der vergangenen Monat als Blockadebrecher Öl nach Jugoslawien transportiert hatte. Der Kapitän ignorierte Aufforderungen der Behörden anzuhalten.
RODELN SKELETON-WELTCUP in Altenberg, Endstand nach zwei Läufen: 1. Plangger (Österreich) 1:58,98 Minuten (59,30 Sekunden/59,60), 2. Auer (Österreich) 1:59,67 (59,08/1:00,59), 3. Grünberger (Österreich) 2:00,45 (59,76/1:00,69), 4. Stahli (Schweiz) 2:00,98 (1:00,25/ 1:00,73), 5. Müller (Österreich) 2:01,46 (1:00,41/1:01,05), 6. Carrett (USA) 2:01,64 (1:00,33/1:01,31, 7. Schneider (München) 2:02,34 (1:01,25/1:01,09).
BERLIN, 14. Februar (dpa). Die Nebenklage im Prozeß gegen den einstigen DDR-Staatschef Erich Honecker will sich mit der Einstellung des Verfahrens der Todesschüsse an der innerdeutschen Grenze nicht abfinden. Rechtsanwalt Hans-Ekkehard Plöger, der die Mutter des 1986 an der Berliner Mauer erschossenen Michael Bittner vertritt, hat erneut das Bundesverfassungsgericht aufgefordert, die Entscheidung aufzuheben, die zur Freilassung Honeckers führte.
Die am Wochenende in Berlin veröffentlichte Beschwerde vom 12. Februar richtet sich gegen die Entscheidung des Berliner Verfassungsgerichtshofes vom 12. Januar, wonach eine Fortsetzung der Haft des schwer krebskranken Honecker dessen Menschenwürde verletzen würde. Plöger, der das Verfassungsgericht in dieser Sache bereits vergeblich angerufen hat, begründete seinen neuen Antrag unter anderem damit, daß die Berliner Verfassungsrichter für Honecker nicht zuständig gewesen seien.
MOTORSPORT RALLYE-WELTMEISTERSCHAFT, 2. Lauf, 1 431,32 Gesamt, 28 Sonderprüfungen über 520,63 km - Stand nach der 2. Etappe und 21 Sonderprüfungen: 1. Kankkunen/Piironen (Finnland) Toyota Celica Turbo 3:37:30 Std., 2. Jonsson/ Bäckman (Schweden) Toyota Celica Turbo 3:37:35, 3. McRae/Ringer (Großbritannien) Subaru Legacy 3:37:50, 4. Auriol/Occelli (Frankreich) Toyota Celica Turbo 3:37:58, 5. Mäkinen/ Harjanne (Finnland) Lancia Delta Integrale 3:39:53, 6. Johansson/Olsson (Schweden) Mazda 323 3:41:43...., 9. Haider/Wendel (Österreich/ Augsburg) Audi S 2 3:47:53.
Kurz gemeldet: Anschlag auf Athener Finanzbehörde
ATHEN, 14. Februar (dpa). Bei einem Terroranschlag, der am späten Freitag abend auf das Finanzamt im Athener Stadtteil Moschatou verübt wurde, wurde ein Passant verletzt. Es entstand hoher Schaden an Gebäuden. Neuer Schlag gegen ETA SAN SEBASTIAN, 14. Februar (Reuter). Die spanische Polizei hat nach eigenen Angaben vom Samstag vier mutmaßliche Mitglieder der baskischen Untergrundgruppe ETA festgenommen. Reformer Armeniens Regierungschef ERIWAN, 14. Februar (dpa). Bagratjan Grant ist zum neuen armenischen Regierungschef ernannt worden. Der 35jährige Grant ist gelernter Ökonom und gilt als radikaler Reformer. Bushs Sohn geht in die Politik DALLAS, 14. Februar (dpa). George W. Bush, Sohn des früheren US-Präsidenten George Bush, will sich 1994 wahrscheinlich um das Gouverneursamt im US-Bundesstaat Texas bewerben. Eine Entscheidung werde er im Sommer treffen, sagte Bush der Zeitung Dallas Morning News. Tote bei Anschlag in Manila MANILA, 14. Februar (AP). Bei einem Anschlag in Manila sind am Samstag zwei Menschen getötet und drei verletzt worden. Ein Unbekannter hatte eine Bombe gegen den Lastwagen eines multinationalen Getränkekonzerns geworfen. Emirate kaufen Panzer ABU DHABI, 14. Februar (AFP). Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen 436 französische Panzer vom Typ AMX- Leclerc kaufen. Dies sagte der Informationsdirektor der Emirate, Jamal al-Suaidi, auf der Rüstungsmesse in Abu Dhabi.
LONDON, 14. Februar (AFP). Bei Abbrucharbeiten an einer stillgelegten Wiederaufbereitungsanlage im nordenglischen Sellafield sind geringe Mengen Radioaktivität ausgetreten. Das bestätigte der Sprecher der Betreiberfirma British Nuclear Fuels (BNF), Bob Phillips. Die Radioaktivität sei durch einen Schornstein entwichen, der noch in Betrieb sei, hieß es weiter. Der radioaktive Ausstrom habe zu keiner Zeit die zulässigen Grenzwerte erreicht, sagte Phillips weiter. Proteste der Umweltschutzorganisation "Freude der Erde" bezeichnete er als "Panikmache". Es sei kein Vorfall gewesen, der es erforderlich gemacht hätte, die Regierung zu informieren.
Der Atomkraftexperte der "Freunde der Erde", Patrick Green, warf der BNF vor, derartige Vorfälle zunächst herunterzuspielen und das wirkliche Ausmaß erst hinterher zuzugeben. Vor drei Monaten hatte die BNF eingeräumt, daß ein ähnlicher Zwischenfall im September in Sellafield nachträglich als ein "ernster Störfall" bewertet werden mußte.
FRANKFURT A. M., 14. Februar (AFP/ AP). Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hat vor weiteren "Spar- Kraftakten" zu Lasten der Bundeswehr gewarnt und sich dafür ausgesprochen, daß die Streitkräfte aufgrund einer soliden Finanzplanung "behutsamer in die Zukunft geführt werden". In der Süddeutschen Zeitung sprach sich Rühe ferner energisch für die Beibehaltung der Wehrpflicht aus. Er deutete an, daß die Reduzierung der Bundeswehrstärke eine Verkürzung des Wehrdienstes nach sich ziehen wird.
Der FDP-Bundesvorstand warnte davor, die Bundeswehr zum "Opfer willkürlicher Zahlenakrobatik" zu machen. Das Gremium forderte sofortige Beratungen über ein "Zukunftskonzept Bundeswehr".
Nach Ansicht von Bundeswehr-Generalinspekteur Klaus Naumann sollte der Etat für die Bundeswehr auf mehrere Jahre im voraus festgelegt werden. Mit einem festen prozentualen Anteil am Gesamthaushalt lasse sich die neue Bundeswehrplanung sicherer erstellen, sagte Naumann dem Magazin Focus.
Aufgespießt
"Das ist nicht Eintracht in Vielfalt, sondern Zwietracht in Einfalt." Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff in der Leipziger Volkszeitung zum Erscheinungsbild der SPD.
HAMBURG, 14. Februar (AFP/dpa). Die Sowjetunion hat nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel in der Ostsee unter Mißachtung aller Sicherheitsregeln mindestens zwei atomar verseuchte Schiffe versenkt. Wie das Magazin berichtet, liegen der Bundesregierung "erste spärliche Informationen" darüber vor, daß auf dem Meeresgrund ein ziviles und ein militärisches Wrack liegen. Beide Schiffe seien mit Nuklearantrieb ausgestattet gewesen. Ob aus den Wracks bereits Radioaktivität austrete, sei ungeklärt.
Wie der Spiegel berichtet, befürchtet das Kanzleramt, daß verstrahlte Fische auch in Deutschland angelandet werden könnten. Der Bonner Regierung lägen inzwischen auch weitere Einzelheiten über die dramatische atomare Verseuchung im Bereich der Eismeerinseln Nowaja Semlja vor. Dort wurde eine extrem hohe Strahlenbelastung gemessen. Dort seien Atom-Abfälle und ein Reaktor versenkt worden. Insgesamt sollen auf dem Meeresboden mehrerer Buchten knapp 9000 Atomcontainer versenkt worden sein, dazu mehrere Atom-Schiffe und Atom- U-Boote.
TOKIO, 14. Februar (AFP). Nordkorea lehnt das Vorhaben der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) ab, mutmaßliche Atomanlagen in Yongbyon, nördlich der Hauptstadt Pjöngjang, zu kontrollieren. Wie die Nachrichtenagentur KCNA am Wochenende berichtete, wies die Zeitung der regierenden Kommunisten den Verdacht zurück, daß in Yongbyon an einem Nuklearprogramm gearbeitet wird. "Wir haben keine anderen Atomanlagen als diejenigen, die wir der IAEO angezeigt haben", hieß es in der Zeitung Rodong Sinmun. Solche Anlagen, die nicht für ein Atomprogramm genutzt werden könnten, sollten den IAEO-Kontrollen entzogen bleiben.
HAMBURG, 14. Februar (AFP). Die Zahl der Selbstmorde und Selbstmordversuche von Bundeswehrsoldaten ist nach Informationen des Spiegel 1992 gestiegen. Wie das Nachrichtenmagazin berichtet, begingen im vorigen Jahr 52 Soldaten Selbstmord, 1991 seien es 44 gewesen. Die Zahl der Suizidversuche sei von 388 auf 446 gestiegen.
PARIS, 14. Februar (AFP). Der Pilot einer von der Lufthansa gecharterten Turboprop-Maschine, die am 6. Januar bei der Landung auf dem Pariser Flughafen Roissy-Charles de Gaulle verunglückt war, hat offenbar auf mehrere Warnsignale nicht reagiert. Dieses vorläufige Untersuchungsergebnis ist in einem Vorbericht der französischen Behörde für Zivilluftfahrt enthalten, der am Wochenende in Paris veröffentlicht wurde. Bei der Bruchlandung des aus Bremen kommenden Flugzeugs kamen vier von 23 Insassen ums Leben.
Nach dem Bericht reagierte die Cockpit-Besatzung anscheinend weder auf ein 53 Sekunden vor dem Aufschlag erfolgtes Signal, das ein zu schnelles Absinken der Maschine anzeigte, noch auf folgende Warnsignale. Eine Untersuchung des zerschellten Flugzeugs ergab zudem, daß die Landeklappen nicht ausgefahren waren.
NEW YORK, 14. Februar (AFP). Die US-Truppen in Somalia sollen nach einem Bericht der Tageszeitung New York Times bis zum April größtenteils abgezogen werden. Wie das Blatt am Samstag unter Berufung auf Diplomaten und das US-Verteidigungsministerium berichtete, soll UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali in Kürze dem UN-Sicherheitsrat einen Zeitplan vorlegen. Der Sicherheitsrat solle zügig eine Resolution verabschieden, die das Kommando über die internationalen Truppen in Somalia einem UN-Kommandanten überträgt. Den Oberbefehl soll ein türkischer Offizier übernehmen.
Etwa 14 000 Soldaten aus 22 Ländern, die die US-Truppen bei der Sicherung der Hilfslieferungen für die hungernde Bevölkerung ablösen sollen, sind bereits nach Somalia geschickt worden. Insgesamt sollen rund 20 000 Soldaten die UN- Operation fortsetzen, 5000 US-Soldaten sollen dort stationiert bleiben.
MARSEILLE, 14. Februar (AFP). Pläne für ein Testgelände des französischen Reifenherstellers Michelin in einem ökologisch empfindlichen Gebiet des südfranzösischen Departements Var haben einen Proteststurm der Umweltschützer ausgelöst. Der Botaniker Professor Marcel Barbero von der Universität Aix-Marseille forderte am Wochenende die Rücknahme des Vorhabens, das nach seiner Darstellung gegen französische und internationale Umweltschutzbestimmungen verstößt. Das Testgelände soll auf 75 Hektar Fläche in der Plaine des Maures im Hinterland der Cote d'Azur nordwestlich von Saint-Raphael entstehen.
Zur Person:
JOSCHKA FISCHER, Grünen-Politiker und hessischer Umweltminister, hat seine Überzeugung geäußert, daß Bündnis 90 und Die Grünen nach ihrer Vereinigung von 1994 an in Bonn mitregieren werden, "entweder in einer rot-grünen Koalition oder in einer Ampel-Koalition". Voraussetzung sei aber, daß nicht "alte Fehler" wie Flügelkämpfe wiederholt würden, sagte Fischer dem Kölner Express. "Im Moment profitieren wir von dem schlimmen, selbstzerstörerischen Bild, das die anderen Parteien abgeben." Fischer warf der Bundesregierung vor, sie schaffe "Polit-Frust", der bis zur Abkehr von der Demokratie führen könne. Für gefährlich halte er auch, daß die Interessen der kleinen Leute bei der SPD zunehmend "unter die Räder" gerieten. "Diese offene Flanke wird von rechten Gruppen sofort ausgenutzt." (AFP)
Zur Person:
EDZARD REUTER, Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz AG, hält Spitzenpolitiker für unterbezahlt. In der Zeitung Welt am Sonntag bezeichnete Reuter es als "völlig unvertretbar, daß der deutsche Bundeskanzler einen Bruchteil des Geldes verdient, das ich verdiene". Er äußerte "die große Sorge, ob unser politischer Nachwuchs qualifiziert ist". Erhöhen lasse sich die Attraktivität der Politik "möglicherweise auch mit mehr Geld". (AFP)
BONN, 14. Februar (AFP). Die für Mitte März in Bonn geplante Bund-Länder- Klausurtagung über den "Solidarpakt" wird nach den Worten von FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff keine endgültige Entscheidung bringen. Nach einer Sondersitzung des FDP-Bundesvorstands äußerte Lambsdorff am Samstag in Bonn Zweifel, "daß man sich zwischen 16 Ländern und der Bundesregierung, zwischen Bundestag und Bundesrat, ohne ein Vermittlungsverfahren in diesen Fragen einigen kann". Die auf Drängen der Länder-Regierungschefs angesetzte Tagung könne aber zumindest zu einer Annäherung der gegenteiligen Positionen dienen.
Für die FDP soll eine eingesetzte Arbeitsgruppe unter Vorsitz des neuen Bundeswirtschaftsministers Günter Rexrodt das Vermittlungsverfahren begleiten.
KLJASMA, 14. Februar (AFP). Mehrere Verschwörer des Moskauer Putsches vom August 1991 sind am Wochenende bei einem Kongreß der ehemaligen Kommunistischen Partei als Helden gefeiert worden. Sieben der zwölf Putschisten wurden am Tagungsort 20 Kilometer nördlich von Moskau mit Ovationen empfangen. Nach Ansicht des Vorsitzenden der am Kongreß beteiligten Kommunistischen Arbeiterpartei, Alexander Busgalin, betrachten viele die Putschisten als Helden im Kampf gegen den russischen Präsidenten Boris Jelzin. Es war der erste öffentliche Auftritt der Putschisten, seit sie am 26. Januar vorläufig aus der Haft entlassen wurden. Ihnen wird ab dem 14. April der Prozeß gemacht.
Die 700 Kongreß-Delegierten wollten einen Sechs-Punkte-Plan zur "Wiederherstellung" der ehemaligen Kommunistischen Partei verabschieden. Der ehemalige sowjetische Parlamentspräsident Anatoli Lukjanow, einer der August-Verschwörer, äußerte die Überzeugung, sozialistische Ideale hätten weiterhin eine breite Basis, weil viele Menschen verarmt seien und ein "kollektiver Geist" in der Gesellschaft weiterlebe. Der Vorsitzende der Partei der Sozialistischen Arbeit, der Historiker Roj Medwedew, äußerte die Hoffnung, die Partei werde bis Ende des Jahres eine Million Mitglieder haben und größte oppositionelle Kraft werden. Seit das russische Verfassungsgericht das Verbot der Kommunistischen Partei teilweise aufgehoben hatte, meldeten sich mehr als 450 000 der ehemals 20 Millionen Parteimitglieder zurück.
Oleg Baklannow, ebenfalls ein Putschist, versicherte, daß Michail Gorbatschow die Verhängung des Ausnahmezustandes am 19. August 1991 gebilligt hatte. Der Tageszeitung Moskowskaja Prawda sagte Baklannow, am 18. August seien die Maßnahmen in Gorbatschows Wochenenddomizil durchgesprochen worden. Gorbatschwo versichert, den Erlaß zur Verhängung des Ausnahmezustandes nicht unterschrieben zu haben.
ROM, 14. Februar (AFP). Die Nachkommen der 1927 in den USA hingerichteten italo-amerikanischen Anarchisten Sacco und Vanzetti haben den neuen US-Präsidenten Bill Clinton in einem Brief um Rehabilitierung der beiden gebeten, berichtete die italienische Presse am Wochenende. "Bill Clinton kann einen Akt großer Gerechtigkeit begehen, wenn er sie rehabilitiert", sagte der Mailänder Anwalt Michele Catalano, der sich im Auftrag von Ermete Sacco, der Enkelin Nicola Saccos, und von Vincenzina Vanzetti, der Schwester Bartolomeo Vanzettis, für posthume Gerechtigkeit an den beiden Anarchisten einsetzt.
Im Jahre 1977 hatte der Bundesstaat Massachusetts, wo die beiden 50 Jahre zuvor exekutiert worden waren, ihre Rehabilitierung verkündet. Sacco und Vanzetti waren wegen Doppelmords zum Tode verurteilt worden. Für ihre Schuld gab es keinen eindeutigen Beweis.
PORTO. Beim Internationalen Festival des Fantastischen Films im portugiesischen Porto ist wiederum "Braindead" des Neuseeländers Peter Jackson mit dem Großen Preis ausgezeichnet worden; er hatte schon vor kurzem beim Festival des Fantastischen Films im französischen Avoriaz den ersten Preis erhalten. Der prämierte Film spielt mit Wahn und Grauen, wie es in Porto geschätzt wird, und erzählt die Liebeswirren eines 25jährigen, der noch völlig von seiner besitzergreifenden Mutter dominiert wird. Die Jury hat "Braindead" auch für die besten "special effects" ausgezeichnet.
Der Preis für die beste Regiearbeit ging an den Kanadier Jean-Claude Lauzon für "Leolo" über die Fluchten in Traumwelten und ersten Sinneserregungen eines Jungen aus Quebec.
Unter den etwa dreißig im Wettbewerb präsentierten Arbeiten herrschten amerikanische Horrorfilme vor, doch auch der Sonderpreis ging nicht an die USA. Prämiert wurde "Angel de fuego" (Feuerengel) der 32jährigen Dana Rotberg aus Mexiko. Die 13. Ausgabe des Festivals von Porto stand auch im Zeichen einer breiten Revue von Vampiren der Filmgeschichte von Murnaus Nosferatu bis Coppolas jüngstem Dracula. AFP
MOSKAU, 14. Februar (AFP). Bei einer Explosion auf einem "kleinen Raketenschiff der Schwarzmeer-Flotte" ist am Samstag ein Marineoffizier getötet worden, berichtete die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax. Die Explosion sei nach ersten Ermittlungen offenbar durch einen selbstgebastelten Sprengsatz ausgelöst worden, der an Bord des Schiffes "Mirage" gezündet worden sei. Der getötete Offizier wurde als Oberleutnant Wladimir Kataschew identifiziert. Weitere Verletzte habe es nicht gegeben.
Die Frage der Kontrolle über die Schwarzmeer-Flotte sorgt für Streit zwischen Rußland und der Ukraine. Der politische Disput schlägt sich auch in persönlichen Spannungen zwischen Seeleuten und Offizieren der beiden Länder an Bord der Schiffe nieder.
DARMSTADT. Zwei 33 Jahre alte Räuber, die in der Nacht zum Samstag die Autobahntankstelle Gräfenhausen an der A 5 überfallen hatten, sind 20 Minuten nach ihrem Coup festgenommen worden. Wie die Polizei in Darmstadt am Samstag berichtete, hatte ein maskierter Mann die Kassiererin der Tankstelle mit einer Pistole bedroht und rund 2000 Mark aus der Kasse geraubt.
Der Mann sei zu Fuß in Richtung Wald geflüchtet, wo ein zweiter Täter in einem Auto wartete. Bei der anschließenden Großfahndung ging das Duo samt Beute der Polizei ins Netz, die beiden kommen aus Weiterstadt und Rüsselsheim. lhe
KASSEL. Feuerwehrleute in Uniform sind an ihrem freien Tag am Samstag in Kassel auf die Straße gegangen, um gegen Pläne zum Stellenabbau bei der Berufsfeuerwehr zu demonstrieren. Nach Darstellung eines Sprechers beteiligten sich etwa 120 Brandlöscher an dem Protest. Sie verteilten Flugblätter, in denen vor möglicher Gefahr für ihre Arbeit gewarnt wurde. "Menschenrettung in Zukunft gefährdet!" oder "Die Feuerwehr kommt zu spät" hieß es auf den Plakaten.
Hintergrund der Aktion ist nach Darstellung eines Feuerwehrsprechers ein externes Gutachten zur Berufsfeuerwehr, das dem Kasseler Oberbürgermeister Wolfram Bremeier (SPD) den Abbau von etwa 40 Stellen bei der Berufsfeuerwehr empfehle. Derzeit arbeiteten dort 210 Beamte in drei Schichten bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 52 Stunden.
Sollten die Stellen gestrichen werden, könnte in Kassel der Feuerwehrkran nicht mehr bedient werden, Feuerwehrtaucher würden nicht mehr eingesetzt werden, und bei Einsätzen mit Gefahrgut sei keine ausreichende Hilfe mehr möglich, hieß es. lhe
Ohne Pflegeversicherung und Maßnahmen gegen Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter will der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Hessen keinem Solidarpakt zustimmen. Die prekäre Situation der über zwei Millionen Pflegebedürftigen sowie die rasant zunehmende Zahl arbeitsloser Schwerbehinderter seien Probleme, die keinen Aufschub mehr duldeten, erklärte der hessische DGB- Landesvorsitzende Karl Heinz Jungmann jetzt in Frankfurt.
Jungmann forderte die Landesregierung auf, bei den Verhandlungen des Bundesrates mit der Bonner Koalition über einen sozial ausgewogenen Solidarpakt auf der sofortigen Einführung der Pflegeversicherung zu bestehen sowie eine spürbare Anhebung der Ausgleichsabgabe der Arbeitgeber für die Nichterfüllung der Besetzung von Arbeitsplätzen mit Schwerbehinderten zu verlangen. Wegen der Zustimmungsbedürftigkeit beim Solidarpakt könnten die SPD- regierten Länder die Forderungen mit ihrer Bundesratsmehrheit durchsetzen. lhe
KEGELN ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: Adler Neckargemuend - Vollkugel Eppelheim 4515:4557, KSC Hainstadt - SC Offenbach 4446:4568, Einig Ffm-Riederwald - KSC Eintr. Ffm-West 4463:4197, Gut Holz Ingelheim - TSG Kaiserslautern 4484:4396, Olympia Moerfelden - BF Damm Aschaffenburg 4781:4700.
"Das Zeitalter der Visionen ist vorbei" - so lautet das Resümee des Hamburger Wirtschaftswissenschaftlers und Club-of- Rome-Mitglieds Uwe Möller zwei Jahrzehnte nach dem wegweisenden Club-Bericht "Grenzen des Wachstums". Trotzdem wurde jetzt auf einer Tagung in Schmitten (Taunus) zum 20jährigen Jubiläum des Berichts immer wieder an Entwürfe für tragfähige Lebensmodelle erinnert, die auch der Club of Rome in seinem jüngst vorgelegten Bericht "Die erste globale Revolution" benannte. Zu der Veranstaltung mit fast 100 Teilnehmern hatten die Evangelische Akademie Arnoldshain, das Frankfurter Institut für sozialökologische Forschung und die Deutsche Stiftung für Internationale Entwicklung (Bonn/Berlin) eingeladen.
Nachdem die Grenzen des industriellen Wachstums hinlänglich erkannt seien, müßten nun Alternativen sinnvoller Produktion entwickelt werden. Würde etwa der Benzinpreis auf fünf Mark pro Liter hochgesetzt, träte die Automobilindustrie in Konkurrenz um das benzinsparendste Modell, prophezeite Möller. Es fehle dafür nicht an technischem Wissen, sondern an politischem Willen. Weder Bürger noch Politiker handelten nach der Einsicht, daß die Entwicklung des Nordens Vorbildfunktion für die südlichen Länder habe. Möller: "Wenn heute Hamburg und München durch Autoabgase zerstört werden, müssen wir nicht mehr errechnen, was passiert, wenn Peking oder Bombay motorisiert werden."
Warum ändert sich nichts, wenn wir alles wissen, fragten die Tagungsteilnehmer in den Diskussionen mehrmals. Das Podium analysierte als Antwort die Unzulänglichkeiten der heutigen politischen Systeme. Den Politikern stünde ihr machterhaltendes Interesse im Wege, das in der Kurzfristigkeit von Wahlperioden gefangen sei. Verbände wie Gewerkschaften seien zu stark politisch gebunden, und Nichtregierungsorganisationen (NRO) wie Umwelt- oder Dritte-Welt- Gruppen politisch ohnmächtig und darauf beschränkt, das Bewußtsein für die Notwendigkeit einer Änderung zu schaffen, meinte Barbara Unmüßig, die im vergangenen Jahr die Arbeit von NROs vor dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro koordiniert hatte.
Die "Demokratisierung der Demokratie auf allen Ebenen" war ein Hauptstichwort zu Lösungen von brennenden Zeitfragen wie beispielsweise der Bevölkerungsexplosion. Der indische Bevölkerungsexperte Debabar Banerij machte dies am Beispiel seines Landes deutlich. Als Indira Gandhi die Sterilisation, hauptsächlich von Männern, erzwang, habe dies zu ihrem - demokratischen - Regierungssturz geführt. In den Jahrzehnten danach sei seitens der Weltbank eine Kreditvergabe an Indien von der Durchführung von Familienplanungsprogrammen abhängig gemacht worden. Doch trotz entsprechender Programme, die auch mehrfach das Lob der Weltbank erhielten, sei die indische Bevölkerung weiter gewachsen. Die Politiker beschuldigten die Armen: Sie seien arm, weil das Bevölkerungswachstum alle Erfolge der Entwicklung auffresse. "Doch wer ißt da eigentlich etwas weg?", fragte Debabar Banerij, "doch nicht die, die Hunger haben?"
Banerijs Forderungen: Die arme Mehrheit der Bevölkerung Indiens müsse ihre demokratischen Rechte zuerkannt bekommen; die gesellschaftliche Stellung der Frau müsse gestärkt werden; die verfassungsgemäßen Versprechen nach Bildung, Gesundheit und einer gesunden Umwelt müßten eingelöst werden. Dann erst wäre es der Masse der Armen möglich, ihre Familiengröße frei zu bestimmen. GISELA OSSIG (epd)
BONN, 14. Februar (Reuter/AFP). Der SPD-Obmann in der Verfassungskommission, Hans-Jochen Vogel, setzt weiter darauf, daß Umweltschutz als Staatsziel in der Verfassung verankert wird. Im Sender Freies Berlin sagte Vogel am Samstag, nach dem gegenteiligen Votum der Kommission habe er die Hoffnung, daß das Thema noch einmal behandelt werde. Er habe den Eindruck, daß von CSU-Seite massiver Druck auf CDU-Vertreter in der Kommission ausgeübt worden sei.
Reformunfähigkeit und Unbeweglichkeit warf der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht (BVG), Helmut Simon, der Verfassungskommission vor. Im Saarländischen Rundfunk sagte er, die Kommission sei vor einer historischen Aufgabe gescheitert. Das Gremium habe die Chance gehabt, nach den Problemen des Einigungsprozesses "sowas wie einen identitätsstiftenden Verfassungspatriotismus" zu fördern.
Dagegen sagte der Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, Wolfgang von Geldern (CDU), er sehe noch Chancen, den Umweltschutz als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern.
WARSCHAU, 14. Februar (Reuter). Polens Regierung sieht nach der Verabschiedung des Sparhaushalts 1993 den Weg für westliche Hilfe in Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar frei. Das Parlament hatte am Freitagabend für den Etatentwurf gestimmt. Nach der Verabschiedung des Haushalts könne Polen bald mit einem Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) über 700 Millionen Dollar rechnen, hieß es.
(Weiterer Bericht auf Seite 2)
DEN HAAG, 14. Februar (Reuter). Vertreter von 92 Staaten haben in Den Haag die Basis für eine Organisation zur Ächtung der Chemiewaffen geschaffen. Die von den Vereinten Nationen finanzierte Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) soll nach amtlichen Angaben vom Wochenende über die Einhaltung des Vertrages zur Ächtung von C-Waffen wachen. Der Vertrag war im Januar von 137 Staaten unterzeichnet worden und soll 1995 in Kraft treten.
Zur Arbeit der OPCW soll die Inspektion von Chemiefabriken gehören. Zudem will die Organisation Nicht-Unterzeichnerstaaten dazu bringen, keine Chemikalien zu importieren, die zur C-Waffenherstellung verwendet werden können. Mehrere arabische Staaten haben das Abkommen nicht unterzeichnet, weil Israel nicht gezwungen worden sei, auf seine Atomwaffen zu verzichten.
HARARE, 14. Februar (Reuter). Ein Parlamentsabgeordneter in Simbabwe ist am Samstag wegen des illegalen Besitzes von zwei Rhinozeros-Hörnern zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Der Politiker der Regierungspartei ZANU-PF war am Montag zusammen mit fünf anderen Männern verhaftet worden, die dieselbe Strafe erhielten. Die beiden Hörner haben einen Wert von über 3000 US-Dollar.
Die Fußball-Bundesliga startet am kommenden Freitag und Samstag (19. und 20. Februar) mit dem 18. Spieltag in die Rückrunde der 30. Saison. Nach rund zwei Monaten Winterpause, der Hallen- Saison und intensiver Vorbereitungen auf die zweite Halbserie geht der FC Bayern München mit dem Heimspiel gegen Bayer Uerdingen als Favorit auf den Meisterschaftsgewinn ins Rennen.
Am bevorstehenden 18. Spieltag kommt es zu folgenden Begegnungen: Freitag, 19. Februar: SG Wattenscheid 09 - Schalke 04 (19.30 Uhr), 1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern, Werder Bremen - 1. FC Nürnberg (beide 20.00 Uhr).
Samstag, 20. Februar: 1. FC Dynamo Dresden - Eintracht Frankfurt, Bayern München - Bayer Uerdingen, Borussia Dortmund - VfL Bochum, Borussia Mönchengladbach - Karlsruher SC, 1. FC Saarbrücken - Bayer Leverkusen, VfB Stuttgart - Hamburger SV (alle 15.30 Uhr).
Fußball-Weltmeister Pierre Littbarski vom Bundesligisten 1. FC Köln will schon im April seine Zelte am Rhein abbrechen und nach Japan wechseln. In einem Interview mit dem Kölner-Stadt-Anzeiger erklärte der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler, der 73 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft bestritt: "Ich habe drei Angebote von Klubs aus Tokio, Yokohama und Osaka. Und am 1. März kommen die Manager zu abschließenden Verhandlungen nach Köln. Die Offerten sind in etwa gleich gut dotiert, datiert bis 1995, inklusive zwei kostenlosen Heimflügen pro Jahr, Haus und Auto. Und zudem locken die Vereine mit einer lukrativen Weiterverpflichtung nach Beendigung meiner aktiven Laufbahn."
Littbarski, der mit einjähriger Unterbrechung aufgrund eines Engagements bei Racing Club Paris seit 1978 bei den "Geißböcken" spielt, richtet sich auf einen längeren Aufenthalt im "Land der aufgehenden Sonne" ein. "Denn die Japaner wollen unbedingt, daß ich später als Werbe-Manager einsteigen und die Kontakte nach Europa pflegen soll. Ihr Alternativ- Angebot: Ich könnte auch als Trainer arbeiten. Was ich letzlich tun werde, weiß ich selbst noch nicht."
Kritik übte "Litti" am Verwaltungsrat des 1. FC Köln: "Ich hatte ja 15 schöne Jahre in Köln, obgleich auch einige dunkle Wolken ab und zu aufzogen. Wie zuletzt, als der Verwaltungsrat versuchte, den Trainer dahingehend unter Druck zu setzen, mich aus der Mannschaft zu werfen." sid
BOB VIERERBOB-WELTMEISTERSCHAFT in Innsbruck-Igls, Stand nach zwei von vier Läufen: 1. Weder/Acklin/Meier/Semeraro (Schweiz I) 1:43,84 Minuten (51,69Sekunden+52,15), 2. Schösser/Winkler/Redl/Haidacher (Österreich II) 1:44,06 (51,91+52,15), 3. Czudaj/Bonk/Brannasch/Szelig (Altenberg/Deutschland II) 1:44,15 (51,98+52,17) und Shimer/Leturgez/Kirby/Jones (USA I) 1:44,15 (51,95+52,20), 5. Tout/Symonds/Rumbolt/Paul (Großbritannien I) 1:44,48 (51,97+52,51), 6. Hoppe/Musiol/Kühn/Hannemann (Oberhof/Deutschland I) 1:44,49 (52,30+52,19), 7. Huber/Ticci, Tosini/Chianella (Italien II) 1:44,56 (52,15+52,41), 8. Rainer/Bachler/Nentwig/ Schützenauer (Österreich II) 1:44,63 (52,17+52,47), 9. Meili/Gerber/Reich/ Löffler (Schweiz I) 1:44,64 (52,17+52,47), 10. Flacher/Tribondeau/Dasse/Robert (Frankreich I) 1:44,70 (52,14+52,56).
SCHWIMMEN ARENA-Meeting in Gelsenkirchen, 5. Kurzbahn-Weltcup, zweiter Tag, Finale, Männer, 100 m Freistil: 1. Popow (Rußland) 46,66 Sekunden, 2. Tröger (Würzburg) 49,02, 3. Wlasow 49,12, 4. Knykin (beide Ukraine) 49,36, 5. Zikarsky (Würzburg) 49,43, 6. Kalfayan (Frankreich) 49,45.
400 m Freistil: 1. Sadowyi (Russland) 3:41,08 Minuten, 2. Zesner (Berlin) 3:46,47, 3. Holmertz (Schweden) 3:46,53, 4. Logwinow (Ukraine) 3:49,94, 5. Wiese (Magdeburg) 3:50,70, 6. Maeda (Japan) 3:51,61.
50 m Brust: 1. Iwanow (Russland) 27,35, 2. Wolkow (Russland) 27,55, 3. Dekker (Niederlande) 27,63, 4. Chen (China) 27,80, 5. Warnecke (Essen) 28,21, 6. Pachel (Estland) 28,38.
200 m Brust: 1. Rogers (Australien) 2:11,65 Minuten, 2. Alexejew 2:11,82, 3. Cleveland (Kanada) 2:12,70, 4. Hartl (Essen) 2:21,98, 5. van Lancker (Belgien) 2:14,25, 6. Häckel (Spandau) 2:16,24.
50 m Schmetterling: 1. Foster (Großbritannien) 23,72 Sekunden (weltrekord), 2. Vandenhirtz (Aachen) 24,41, 3. Knykin (Ukraine) 24,55, 4. Clasen (Norwegen) 24,69, 5. Schnabel (Leipzig) 24,80, 6. Haase (Berlin) 25,03.
200 m Schmetterling: 1. Loader (Neuseeland) 1:54,21 Minuten (Weltrekord), 2. Pankratow (Russland) 1:54,46 (Europarekord), 3. Esposito (Frankreich) 1:1:54,97, 4. Keller (Essen) 1:57,84, 5. Perez (Spanien) 2:00,73, 6. Horky (Tschechische Republik) 2:01,93.
100 m Rücken: 1. Selkow (Russland) 53,03 Sekunden, 2. Ventosa (Spanien) 54,54, 3. Weber (Halle) 54,62, 4. Merisi (Italien) 55,10, 5. Ojase (Estland) 55,55, 6. Marcinkowski (Berlin) 56,00.
100 m Lagen: 1. Keller (Essen) 55,47 Sekunden, 2. Sei (Estland) 55,77, 3. Dekker (Niederlande) 55,95, 4. Hladky (Heidelberg) 56,41, 5. Bünger (Hamburg) 57,24, 6. Kurasawa (Japan) 57,51.
400 m Lagen: 1. Sacchi (Italien) 4:14,07, 2. Hinugasa (Japan) 4:16,73, 3. Volk (Heidelberg) 4:18,08, 4. Myden (Kanada) 4:18,16, 5. Konieckj (Polen) 4:18,21, 6. Lundin (Schweden) 4:19,01.
4x100 m Lagen: 1. Rußland (Selkow, Wolkow, Pankratow, Sadowyi) 3:35,36 Minuten (Europarekord), 2. Deutschland (Weber/Halle, Warnekke, Keller/beide Essen, Tröger/Würzburg) 3:37,23 (Deutscher Rekord), 3. Schweden 3:51,97 (Landesrekord).
Frauen, 50 m Freistil: 1. van Almsick (Berlin) 24,96 Sekunden, 2. Jermakowa (Kasachstan) 25,24, 3. Osygus (Bonn) 25,60, 4. Blaise (Frankreich) 25,71, 5. Hadding (Düsseldorf) 25,72, 6. Postma (Niederlande) 26,01.
200 m Freistil: 1. van Almsick (Berlin) 1:57,19, 2. Kielgaß (Berlin) 1:59,52, 3. Osygus (Bonn) 2:00,24, 4. Morakowa (Slowakei) 2:00,60, 5. Imoto (Japan) 2:01,86, 6. Stelmach (Berlin) 2:02,00.
1.000 m Freistil: 1. Splichalova (Tschechische Republik) 10:47,25 Minuten, 2. Wilson (Neuseeland) 10:49,92, 3. Kirischenko (Rußland) 10:51,59, 4. Kynast (Leipzig) 10:56,17, 5. Kusnezowa (Rußland) 10:56,40, 6. Henke (Potsdam) 11:01,02.
100 m Brust: 1. Peczak (Polen) 1:08,86, 2. Riley (Australien) 1:09,00, 3. Dörries (Potsdam) 1:10,55, 4. Brendel 1:09,87, 5. Gerasch (beide Berlin) 1:10,22, 6. Austevoll (Norwegen) 1:10,55.
100 m Schmetterling: 1. O'Neill (Australien) 1:00,11 Minuten, 2. Wang (China) 1:00,72, 3. Tocchini (Italien) 1:00,74, 4. de Bruyn (Niederlande) 1:00,75, 5. Müller (Wuppertal) 1:01,13, 6. Haruna (Japan) 1:02,35.
50 m Rücken: 1. Koikawa (Japan) 28,88 Sekunden, 2. Eichhorst (Rostock) 29,07, 3. Jacobsen (Dänemark) 29,29, 4. Inada (Japan) 29,35, 5. Wessel (Magdeburg) 29,74, 6. Morawetz (Recklinghausen) 30,08.
200 m Rücken: 1. Koikawa (Japan) 2:09,05 Minuten, 2. Hase (Magdeburg) 2:09,65, 3. Jacobsen (Dänemark) 2:12,60, 4. Castello (Spanien) 2:13,65, 5. Jäke (Leipzig) 2:14,04, 6. van der Woerd (Niederlande) 2:14,64.
200 m Lagen: 1. Lin (China) 2:12,97 Minuten, 2. Hunger (Berlin) 2:13,81, 3. Peczak (Polen) 2:14,01, 4. Cerna (Tschechische Republik) 2:15,62, 5. Hiranaka (Japan) 2:16,68, 6. Bianconi (Italien) 2:18,09.
4x100 m Lagen: 1. Deutschland ( Völker/ Hamburg, Hartung/Leipzig, Ustrowski/Wuppertal, van Almsick/Berlin) 4:07,81, 2. Niederlande 4:13,11, 3. Schweden 4:23,19.
Wer schoß die Tore - wer waren die Besten
Braunschweig - Hertha BSC 1:3 (1:1) Braunschweig: Lerch - Pfannkuch - Köpper, Fokin - Geilenkirchen, Mahjoubi (62. Probst), Nedic (72. Kretzschmer), Metschies, Butrej - Buchheister, Türr.
Berlin: Junghans - Bayerschmidt - Tanjga, Scheinhardt - Winkhold, Basler, Gries (82. Klews), Kovac, Zernicke - Lünsmann, Demandt.
Schiedsrichter: Lange (Kassel).
Tore: 0:1 Gries (32.), 1:1 Geilenkirchen (35.), 1:2 Basler (52.), 1:3 Zernicke (85.).
Zuschauer: 7708.
Rote Karten: Buchheister wegen einer Tätlichkeit (90.).
Gelb-Rote Karten: Metschies wegen wiederholten Foulspiels (76.).
Gelbe Karten: Köpper - Winkhold, Zernicke. Fortuna Köln - SV Meppen 1:1 (0:1) Köln: Zimmermann - Niggemann - Schneider, Hupe - Seufert, Brandts, Köhler, Präger, Lottner - Winkler (37. Schröder), Deffke.
Meppen: Kubik - Böttche - Faltin, Deters - Vorholt, Gartmann, Marell, Menke, Helmer, - Bujan (88. van der Pütten), Thoben (75. Rauffmann).
Schiedsrichter: Stenzel (Forst).
Tore: 0:1 Menke (41.), 1:1 Präger (67.).
Zuschauer: 2500.
Beste Spieler: Hupe, Lottner - Menke, Gartmann. Gelbe Karten: Deffke, Schneider - Vorholt, Marell, Bujan. Düsseldorf - SV Waldhof 2:3 (2:1) Düsseldorf: Koch - Backhaus - Drazic, Quallo - Kaiser (68. Winter), Schütz, Buncol, Strerath, Albertz - Cyron, Novak.
Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Wohlert, Dickgießer - Fellhauer (70. Stanic), Lasser, Hofmann, Weidemann, Stohn - Kirsten, Petrenko (89. Blum).
Schiedsrichter: Brandt-Cholle (Berlin).
Tore: 0:1 Kirsten (19.), 1:1 Cyron (21.), 2:1 Cyron (42.), 2:2 Petrenko (49.), 2:3 Dickgießer (59.).
Zuschauer: 7000.
Beste Spieler: Albertz, Cyron - Kirsten, Lauckanen, Nachtweih.
Gelbe Karten: Kaiser, Novak, Backhaus, Drazic - Fellhauer. Unterhaching - MSV Duisburg 2:1 (2:0) Unterhaching: Häfele - Vladimir - Zwingel, Bucher - Emig, Bogdan, Urosevic (71. Pflüger), Bergen, Santl - Lemberger, Allievi (25. Garcia).
Duisburg: Rollmann - Westerbeek - Steininger, Hopp - Schmidt (46. Araskiewicz), Notthoff, Reinmayr (71. Sailer) , Tarnat, Minkwitz - Wegmann, Seitz.
Schiedsrichter: Fleske (Schönow).
Tore: 1:0 Bergen (15.), 2:0 Lemberger (32.), 2:1 Wegmann (70.).
Zuschauer: 2500.
Beste Spieler: Zwingel, Santl - Minkwitz, Notthoff.
Gelb-Rote Karten: - Hopp wegen wiederholten Foulspiels (90.).
Gelbe Karten: Garcia, Bergen - Westerbeek, Notthoff, Minkwitz, Araskiewicz, Tarnat. VfB Leipzig - FC St. Pauli 0:0 Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Heidenreich (46. Gabriel), Bredow, Grischin, Anders, Däbritz - Rische, Turowski (70. Engelmann). St. Pauli: Thomforde - Gronau - Schlindwein (46. Fröhling), Schwinkendorf - Goch (82. Sievers), Dammann, Knäbel, Nikolic, Hollerbach - Järvinen, Hjelm.
Schiedsrichter: Krug (Gelsenkirchen).
Zuschauer: 1500.
Beste Spieler: Lindner, Grischin - Knäbel, Thomforde.
Gelbe Karten: - Goch, Schwinkendorf, Knäbel.SC Freiburg - VfL Wolfsburg 1:3 (1:1) Freiburg: Eisenmenger - Schmidt (70. Buric, 82. Rouff) - Seeliger, Kohl - Braun, Zeyer, Todt, Heidenreich, Freund - Rraklli, Spies.
Wolfsburg: Kick - Lieberam - Ockert, Jensen - Ballwanz, Brunner, Akrapovic, Frackiewicz (85. Fiebig), Dammeier - Fincke (90. Schwerinski), Reich.
Schiedsrichter: Domurat (Datteln).
Tore: 1:0 Freund (26.), 1:1 Reich (36.), 1:2 Reich (74.), 1:3 Reich (89.).
Zuschauer: 8500.
Beste Spieler: Braun, Todt - Reich, Lieberam.
Gelbe Karten: Rraklli, Schmidt, Heidenreich, Kohl - Akrapovic, Dammeier. VfB Oldenburg - FC Remscheid 2:1 (0:1) Oldenburg: Nofz - Malchow - Wawrzyniak, Jack (65. Steinbach) - Gerstner, Linke (46. Brand), Azima, Machala, Schnell - Drulak, Wuckel.
Remscheid: Stocki - Kosanovic - Schmidt, Gemein - Sturm, Flock, Bridaitis, Callea (60. Hausen), Kröning - Tilner, Putz (85. Jakubauskas).
Schiedsrichter: Wippermann (Bonn).
Tore: 0:1 Sturm (39.), 1:1 Wuckel (80.), 2:1 Wuckel (88.).
Zuschauer: 4500.
Beste Spieler: Wuckel, Wawrzyniak - Gemein, Stocki.
Gelbe Karten: Gerstner - Schmidt, Gemein. Stuttgarter Kickers - Chemnitz 1:1 (1:1) Stuttgart: Reitmaier - Schwartz - Keim, Kuhn - Neitzel, Shala (51. Schwinger), Gora, Berkenhagen, Richter - Epp (50. Dundee), Vollmer.
Chemnitz: Hiemann - Barsikow - Bittermann (37. Wienhold), Mehlhorn - Keller, Seifert, Heidrich, Veit, Gerber (73. Illing) - Torunarigha, Boer.
Schiedsrichter: Jansen (Dormagen).
Tore: 0:1 Bittermann (11.), 1:1 Epp (23.).
Zuschauer: 4000.
Beste Spieler: Neitzel, Epp - Barsikow, Hiemann. Gelbe Karten: Berkenhagen, Dundee - Bittermann, Keller, Gerber, Barsikow. Osnabrück - Carl Zeiss Jena 1:3 (0:2) Osnabrück: Dreszer - Wijas - Gellrich, da Palma (66. Balzis), Grether (41. Marquardt), Hetmanski - Hofmann, Golombek, Wollitz - Meinke, Klaus.
Jena: Bräutigam - Szangolies - Röser, Fankhänel, Penzel - Molata, Schneider, Holetschek, Schreiber - Klee (73. Weber), Akpoborie (84. Wentzel).
Schiedsrichter: Schmidt (Bad Hersfeld)
Tore: 0:1 Holetschek (12.), 0:2 Molata (44.), 0:3 Schreiber (71.), 1:3 Hofmann (83.).
Zuschauer: 4000.
Gelbe Karten: Hofmann, da Palma, Gellrich, Wijas, Klaus - Akpoborie, Szangolies, Schreiber, Holetschek.
ENGLAND, Premier League (zum 29. Spieltag): FC Chelsea - Aston Villa 0:1, Leeds United - Oldham Athletic 2:0, FC Southampton - FC Liverpool 2:1.- Tabelle: 1. Aston Villa 53 Punkte, 2. Manchester United 51, 3. Norwich City 48, Ipswich Town 43.
First Division: Birmingham City - FC Portsmouth 2:3, Charlton Athletic - FC Sunderland 0:1, Oxford United - Grimsby Town (provisional) , Peterborough United - Wolverhampton Wanderers 2:3, Swindon Town - FC Millwall 3:0, Tranmere Rovers - Luton Town 0:2, FC Watford - West Ham United 1:2.
F. A.-CUP (5. Spieltag): FC Arsenal - Nottingham Forest 2:0, Blackborn Rovers - Newcastle United 1:0, Derby County - Bolton 3:1, Ipswich Town - Grimsby Town 4:0, Manchester City - FC Barnsley 2:0, Sheffield Wednesday - Southend 2:0, Sheffield - Manchester United 2:1, Tottenham - FC Wimbledon 3:1.
SCHOTTLAND, Premier Division: FC Aberdeen - Celtic Glasgow 1:1, FC Dundee - FC St Johnstone 1:0, Heart of Midlothian - FC Falkirk 3:0, FC Motherwell - Hibernian Edinburgh 0:0, Partick Thistle - Dundee United 0:4, Glasgow Rangers - FC Airdrieonians 2:2.
ITALIEN (20. Spieltag): AC Pescara - AC Brescia 2:0, Lazio Rom - US Cagliari 1:2, Anconca Calcio - AC Florenz 2:1, Juventus Turin - FC Genua 1:0, Atalanta Bergamo - AC Mailand 1:1, Inter Mailand - SSC Neapel 0:0, US Foggia - AS Rom 0:0, AC Parma - AC Turin 2:2, Sampdoria Genua - FC Udinese 2:0. - Die Tabellenspitze: 1. AC Mailand 45:17 Tore/35:5 Punkte, 2. Inter Mailand 34:25/26:14, 3. Atalanta Bergamo 25:25/24:16, 4. Lazio Rom 39:29/23:17.
NIEDERLANDE (21. Spieltag): FC Utrecht - Willem II Tilburg 0:1, SVV/Dordrecht '90 - Feyenoord Rotterdam 1:5, Go Ahead Eagles - MVV Maastricht 1:2, Sparta Rotterdam - BVV Den Bosch 2:0, PSV Eindhoven - Ajax Amsterdam 2:1, FC Volendam - Cambuur Leeuwarden 0:0, Roda JC Kerkrade - RKC Walwijk 1:1, FC Twente Enschede - Vitesse Arnheim 0:0. - Die Tabellenspitze: 1. PSV Eindhoven 49:16 Tore/32:8 Punkte, 2. Feyenoord Rotterdam 47:20/31:11, 3. MVV Maastricht 38:25/30:12, 4. Ajax Amsterdam 55:16/29:11.
SPANIEN (22. Spieltag): FC Cadiz - Espanol Barcelona 1:0, Real Oviedo - Real Saragossa 4:1, Rayo Vallecano - Athletico Bilbao 1:0, Celta Vigo - CD Logrones 2:0, FC Sevilla - FC Valencia 2:2, FC Osasuna - Deportive La Coruna 1:1, Real Sociedad San Sebastian - Albacete 2:1, Real Madrid - Sporting Gijon 0:0, CD Teneriffa - Real Burgos 3:1, FC Barcelona - Atletico Madrid 1:1. - Die Tabellenspitze: 1. Deportivo La Coruna 38:14 Tore/34:10 Punkte, 2. Real Madrid 41:17/32:12, 3. FC Barcelona 49:22/30:12, 4. FC Valencia 32:18/28:16.
TÜRKEI (19. Spieltag): Bursaspor - Ankaragücü 1:1, Trabzonspor - Altay Izmir 1:0, Karsiyakaspor - Kayserispor 0:1, Gencler Birligi - Bakirköyspor 1:0, Besiktas Istanbul - Gaziantepspor 2:0, Kocaelispor - Sariyerspor 1:3, Fenerbahce Istanbul - Konyaspor 5:2, Aydinspor - Galatasaray Istanbul 1:3. - Die Tabellenspitze: 1. Fenerbahce 19 Spiele/51:23 Tore/40 Punkte, 2. Kocaelispor 19/44:17/40, 3. Galatasaray 19/39:15/40, 4. Besiktas 19/40:18/40.
PORTUGAL (21. Spieltag): Gil Vicente - Maritimo Funchal 2:0, SC Beira Mar - Estoril Praia 3:0, Vitoria Guimaraes - Belenenses Lissabon 2:1, CD Chaves - Pacos Ferreira 1:2, FC Porto - FC Tirsense 3:1, Boavista Porto - SC Salgueiros 1:0, Benfica Lissabon - FC Famalicao 1:0, Sporting Lissabon - Sporting Braga 2:0, SC Farense - Sporting Espinho 4:1. - Die Tabellenspitze: 1. FC Porto 42:12 Tore/ 35:7 Punkte, 2. Benfica Lissabon 33:10/31:11, 3. Sporting Lissabon 33:15/29:13.
SQUASH BUNDESLIGA, Männer: Boastars Kiel - OSC Ingolstadt 3:2, DHSRC Hamburg - SC OA Altdorf/Nürnberg 3:2, 1. SC Bonn-Pennenfeld - Paderborner SC 3:2, SCS Wahn/Köln - RSS Recklinghausen 5:0.
SQUASH BUNDESLIGA, Frauen: Paderborner SC - Squash Hoppers Gießen 4:0,Landshuter SC - Boastars Kiel 4:0, LST Bavaria München - ASC Stadthagen 2:2.
Belgien steuert souverän auf die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA zu. Das Team von Nationaltrainer Paul van Himst gewann gegen Zypern in der Europa-Qualifikationsgruppe 4 in Larnaka 3:0 (2:0) und feierte im sechsten Spiel als Tabellenführer den sechsten Sieg. Bereits nach fünf Minuten führten die "Roten Teufel", die ihren 200. Länderspielsieg feierten, nach Toren von Mittelfeldstar Enzo Scifo (1. und 5. Minute) 2:0.
Vor 2000 Zuschauer markierte Phillipe Albert drei Minuten vor dem Spielende den dritten Treffer. "Fußball"-Zwerg Zypern kassierte bereits die vierte Niederlage und liegt mit 2:8 Punkten auf dem fünften und vorletzten Platz vor den Färöer Inseln (0:10). Hinter Belgien liegt Rumänien (7:3) vor Wales (4:4) und der CSFR (3:3), die trotz der politischen Trennung am 1. Januar die WM-Qualifikation mit einer gemeinsamen Mannschaft bestreitet. sid
WASSERBALL EUROPAPOKAL der Frauen, Endrunde in Szwntes/Ungarn, Spiel um Platz 5: Dofins Creteil - SSF Delphin Wuppertal 6:5 (1:2, 2:2, 2:1, 1:0).
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer: HSV Empor Halle - SG Abus Dessau, 6:5 SC Neustadt - Charlottenburger SV 12:7, SC Düsseldorf- Hellas Hildesheim 12:8, SV Sankt Ingbert - SC Neukölln 14:14, SV Bayer Uerdingen - Eintracht Braunschweig 11:12, SV Ludwigsburg - SC Magdeburg 14:11, SC Neustadt - SC Neukölln 7:8, SV Sankt Ingbert - Charlottenburger SV 8:8.
REGIONALLIGA SÜD, Männer: WSV Ludwigshafen - SV Neunkirchen 16:10, 1. Offenbacher SC - SCW Fulda 1:12, WV Darmstadt - VW Mannheim9:4, SV München 99 - Neptun Leimen 12:9.
MTV Gießen - Brandt Hagen 98:91 (53:46) - Beste Werfer: A. Andres (35), McDonald (15), Villwock (14), Bernhard (12) für Gießen - Suhr (34), Dinkins (14), Fiedler (14) für Hagen. - Zuschauer: 1200.
SVD Dortmund - SSV Ulm 76:79 (42:40) - Beste Werfer: Mlynarski (19), Pernell (17), Lehmkuhl (17) für Dortmund - Sauer (19), Knörr (17), Oldham (15), Walker (11) für Ulm. - Zuschauer: 800.
TVG Basketball Trier - TSV Bayer Leverkusen 90:87 (47:51) - Beste Werfer: Babkow (24), Johnson (21), Marsh (15), Reinhardt (10) für Trier - Wheeler (26), Johnson (17), Koch (17), Harnisch (10) für Leverkusen. - Zuschauer: 2200 (ausverkauft).
SG FT/MTV Braunschweig - Tübinger SV 87:86 (48:39) - Beste Werfer: Arigbabu (24), Schindler (15), Pelkowski (14), Svitek (13) für Braunschweig - Diedl (19), Reisewitz (17), Gilmor (16), Schomers (14), Schall (11) für Tübingen. - Zuschauer: 1800 (ausverkauft).
ALBA Berlin - BG Stuttgart/Ludwigsburg 84:57 (30:29) - Beste Werfer: Baeck (24), Primorac (22), Uwe Blab (10), Oztürk (10) für Berlin - Kujawa (17), Jochum (11), Sieghörtner (11) für Ludwigsburg - Zuschauer: 2000.
Frauen, Finale: Ciosu (Rumänien) - Nemes (Dülmen) 3:0 (21:17, 21:18, 21:15). - Halbfinale: Nemes - Svensson (Schweden) 3:1 (16:21, 21:19, 21:15, 21:19), Ciosu - Badescu (Rumänien) 3:1. - Vorrunde: Badescu - Lupulesku-Fazlic (Jugoslawien) 3:2, Svensson - Timina (Rußland) 3:0, Badescu - Vriesekoop 3:1, Svensson - Lupulesku-Fazlic 3:2, Vriesekoop - Svensson 3:2, Lupulesku-Fazlic - Timina 3:1, Nemes - Guergueltschewa (Bulgarien) 3:0 (21:16, 21:7, 21:16), Batorfi (Ungarn) - Svensson (Schweden) 3:2, Ciosu - Hooman (Niederlande) 3:1, Nemes - Svensson 21:13, 21:18, 14:21, 17:21, 21:16, Batorfi - Hooman 3:0, Ciosu - Guergueltschewa 3:2, Ciosu - Nemes 3:2 (21:23, 21:15, 21:19, 22:24, 21:17), Svensson - Hooman 3:1, Guergueltschewa - Batorfi 3:2.
BUNDESLIGA, Männer: TTC Esslingen - TTC Plaza Altena 4:6.
REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer: TV Burgholzhausen - Darmstadt 98 9:5, FC Saarbrücken - ESV Jahn Kassel II 9:5, TTC Elz - TTC Herbornseelbach 9:5.
REGIONALLIGA Südwest, Frauen: DJK Elversberg - TSG Drais 8:0, TFC Wolfhagen - TTV Andernach 7:7, TTC Assenheim - KSV Hessen Kassel II 8:4, TTC Pirmasens - TSG Zellertal 8:3, DJK Elversberg - SC Klarenthal 7:7, KSV Hessen Kassel II - TTV Andernach 4:8.
OBERLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Nord: TSV Besse - TTV Schmalkalden 9:1, TSV Besse - TSG Sandershausen 9:3, TSV Erfurt - TTC Asslar 4:9, TSG Sandershausen - SV Jenaer Glas 9:2, ESV Jahn Kassel II - SV Jenaer Glas 9:2.
OBERLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Mitte: Mainz 05 I - TSV Stockheim 7:9, TTC Salmünster - TFC Steinheim 8:8, SG Arheilgen - FTG Frankfurt II 1:9.
OBERLIGA SÜDWEST, Frauen, Gruppe Nord: SG Dornheim - TTV Schmalkalden 8:3, Hünfelder SV - SKG Frankfurt 8:6, Blaugold Bad Homburg - SG Dornheim 8:4.
HESSENLIGA, Frauen: TuS Hornau - PPC Neu-Isenburg 8:5, TV Dillenburg - SpVgg. Hochheim 7:7, DJK/SG BW Lahr - TTC Et. Pfungstadt 7:7, SKV Hähnlein - SKG Frankfurt II 7:7, DJK/SG BW Lahr - TV Dillenburg 8:3.
Gleich vier Spieler wurden beim 1:1 (1:0) im Schlagerspiel der 22. Runde der spanischen Fußball-Liga zwischen Titelverteidiger FC Barcelona und Pokalsieger Atletico Madrid vom Feld gestellt. In der 68. Minute sah zunächst Bakero von Europapokalsieger "Barca" wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte. Da sein Teamkollege Amor gegen die Entscheidung allzu heftig protestierte, zeigte ihm der Schiedsrichter "Rot".
Vier Minuten vor Spielende wurde auch Vizcaino wegen Foulspiels mit einer Roten Karte vom Platz geschickt. In der 89. Minute erwischte es auch "Barcas" holländischen Nationallibero Ronald Koeman - ein übles Foul an Tomas ahndete der Referee ebenfalls mit "Rot". Koeman hatte per Foulelfmeter die Führung erzielt und verschuldete dann einen Strafstoß, den Garcia nutzte.
LONDON, 14. Februar (AP/Reuter/ AFP). Vier Jahre nach dem "Todesurteil" gegen den britischen Schriftsteller Salman Rushdie hat Iran die Morddrohung gegen den Autor der "Satanischen Verse" erneut bekräftigt. In einem am Wochenende verbreiteten Kommentar der amtlichen Teheraner Nachrichtenagentur Irna hieß es, die Todesstrafe sei "bindend und unwiderruflich". Der Vollzug sei Pflicht für jeden Moslem. Der inzwischen 45jährige Schriftsteller hält sich deswegen seit dem 14. Februar 1989 versteckt.
Der "abtrünnige" Moslem Salman Rushdie sei "nichts anderes als eine politische Karte in der Propagandakampagne gegen Iran und den Islam" und werde "eines Tages abgeworfen", schrieb Irna. Die internationale Solidaritätskampagne für Rushdie sei "ein sinnloses Unterfangen, das Unvermeidliche abzuwenden". Die Verdammung des Romanautors geht noch auf Ayatollah Khomeiny zurück, der die Moslems der Welt zur Ermordung Rushdies aufrief. Das Urteil wurde mit Gotteslästerung begründet.
Am Sonntag forderte der geistliche Führer der Islamischen Republik Iran, Ayatollah Ali Chamenei, die britische Regierung auf, Rushdie auszuliefern. Die Verfügung - die "fatwa" - von Khomeiny müsse in die Tat umgesetzt werden. Iran drohte der britischen Regierung wegen ihres Eintretens für Rushdie zudem mit Konsequenzen. Treffen wie das zwischen Rushdie und dem Staatsminister im Außenministerium, Douglas Hogg, gefährdeten die 1990 wiederhergestellten diplomatischen Beziehungen.
Eine Sprecherin des Internationalen Komitees zur Verteidigung Rushdies kündigte in London an, die Organisation werde sich jetzt vor allem um Unterstützung auf UN-Ebene, im Straßburger Europarat sowie seitens des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag bemühen.
FRANKFURT A. M./KARLSRUHE, 14. Februar (AP/dpa/FR). Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Johannes Gerster, hat sich für mehr Doppelstaatsangehörigkeiten eingesetzt. In bestimmten Härtefällen dürfe das Recht, Deutscher zu werden, nicht länger damit verknüpft werden, die bisherige Staatsangehörigkeit aufzugeben, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Es sei unzumutbar, einen Einbürgerungswilligen vor die Entscheidung zu stellen, entweder Deutscher zu werden und im Heimatland von der Erbfolge ausgeschlossen zu werden oder auf die Einbürgerung zu verzichten.
Wo der Verzicht auf die angeborene Staatsangehörigkeit im Heimatstaat mit gravierenden Rechtsnachteilen beim Erb- und Familienrecht oder mit Benachteiligungen bei Immobilienbesitz geächtet werde, sollte laut Gerster die doppelte Staatsangehörigkeit möglich sein. Wenn gebürtige Deutsche im Ausland Grundeigentum besitzen dürften, dann könne doch dieses Recht neu eingebürgerten Deutschen erst recht nicht vorenthalten werden. Dies treffe auf rund eine Million Türken und 400 000 Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien zu, die seit 15 Jahren und länger in der Bundeserepublik lebten.
Ferner solle überlegt werden, die Aufenthaltsdauer in Deutschland, nach der ein Einbürgerungsantrag mit Erfolg gestellt werden könne, von 15 auf zehn oder acht Jahre herabzusetzen, sagte Gerster.
In den vergangenen Wochen hatten die SPD und die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen, Gesetzentwürfe mit wesentlich weitergehenden Forderungen zum Staatsangehörigkeitsrecht vorgelegt.
Wie Schmalz-Jacobsen forderte der Vizevorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Heiner Geißler, die Option auf die deutsche Staatsbürgerschaft für alle, die in der Bundesrepublik geboren werden.
WIEN (AP/rtr/FR). Der Ministerrat der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hat sich am Wochenende prinzipiell darauf geeinigt, die Förderung des "schwarzen Goldes" im Frühjahr zu drosseln, um so einen Preisanstieg herbeizuführen. Eine Grundsatzeinigung auf die Kürzung des Ausstoßes um fast 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag wurde bereits am Samstag erzielt. Beim gestrigen Redaktionsschluß dauerten aber die Verhandlungen über die genaue Aufteilung der Quoten noch an.
Während Saudi-Arabien für eine Produktionskürzung in allen Mitgliedsländern eintrat, wollte Kuwait wegen der Aufbaukosten nach dem Golfkrieg von einem solchen Schritt vorerst ausgeklammert werden. Eine Quote mochte das Land nur auf der Basis seiner vollständigen Förderkapazität akzeptieren, die erst im März erreicht werde.
Nach Angaben von Opec-Generalsekretär Subroto kostet ein Barrel Rohöl aus den Ländern des Kartells derzeit durchschnittlich 17,62 Dollar und damit mehr als drei Dollar weniger als der angestrebte Richtpreis von 21 Dollar. Die zwölf Mitgliedsländer pumpen gegenwärtig gut 25 Millionen Barrel täglich und übertreffen ihre Produktionsvereinbarung damit schon um mehr als eine halbe Million Barrel.
BONN, 14. Februar (AP). Deutsche Firmen dürfen zwar keine U-Boote für Taiwan bauen, sich aber mit Zulieferungen an Luftabwehrraketen beteiligen, die die USA an Taiwan verkaufen wollen. Die Bundesregierung stimmte nach Angaben einer Sprecherin vom Wochenende zu, daß im Rahmen bestehender Kooperationsverträge Bauteile für die Systeme Ram und Patriot in die Vereinigten Staaten geliefert werden. Auch sehe die Regierung weiterhin "keinen Anlaß, der von den USA beabsichtigten Ausfuhr dieser rein defensiven, ausschließlich zur Verteidigung gegen Luftangriffe einzusetzenden Flugabwehrwaffen nach Taiwan ihre Zustimmung zu verweigern".
Das Nachrichtenmagazin Focus berichtete, diese Entscheidung des Bundessicherheitsrats sei am 28. Januar gefallen. Das Gremium hatte am selben Tag die Voranfrage eines Werftenkonsortiums zur Lieferung von zwei U-Booten abschlägig beschieden, um die Beziehungen zur Volksrepublik China nicht zu gefährden. Diese Entscheidung bedeutete das "Aus" für das gesamte Paket von Kriegsschiff- Wünschen Taiwans, das zehn U-Boote und zehn Fregatten im Auftragswert von zusammen 12,5 Milliarden Mark umfaßte.
Das Magazin berichtete, Kohl habe der Zulieferung für die US-Raketen zugestimmt, weil eine Verweigerung des Geschäfts die Beziehungen zu den USA gestört und dort Arbeitsplätze gefährdet hätte. Das seegestützte Waffensystem Ram ist diesen Angaben zufolge eine deutsch-amerikanische Gemeinschaftsproduktion, an der die Firmen Dasa (Daimler-Benz-Konzern), Diehl, Bodenseewerk Gerätetechnik und Telefunken Systemtechnik beteiligt sind. Für die Patriot-Rakete liefert die Dasa Antriebs- und Steuerungstechnik in die USA.
(Kommentar auf Seite 3)
HAMBURG, 14. Februar (AP). Der als Millionendieb gesuchte Fahrer eines Geldtransporters in Hamburg hat sich der Polizei gestellt. Der 24jährige sei am Samstag nachmittag mit einem Anwalt auf dem Polizeipräsidium erschienen und verhaftet worden, sagte ein Sprecher der Behörde. Zum Verbleib der 1,3 Millionen Mark aus dem gepanzerten Fahrzeug und zur Fahndung nach zwei mutmaßlichen Komplizen des Fahrers wollte sich der Polizeisprecher nicht äußern.
Der 24jährige und sein Beifahrer hatten am Freitag Geld bei einer Bank abliefern sollen. Als der Beifahrer in der Bank war, fuhr sein Kollege weg. Wenig später wurde der Wagen leer in Altona gefunden.
GRENOBLE, 14. Februar (AP). Bei einem Wohnungsbrand in Südostfrankreich hat ein zwölfjähriges Mädchen drei kleine Kinder vor dem Flammentod gerettet, indem es sie kurzentschlossen aus dem Fenster warf. Nach Angaben eines Polizeisprechers verbrachte Sabrina Hernandez aus Voiron die Nacht zum Samstag bei einer Nachbarsfamilie. Als die Eltern den offenbar von einem elektrischen Heizgerät ausgelösten Brand bemerkten, schickten sie die Kinder in ein anderes Zimmer und eilten aus dem Haus, um Hilfe zu holen. Bei ihrer Rückkehr versperrten ihnen die Flammen den Weg. Sabrina packte die viermonatige Beatrice, den eineinhalb Jahre alten François und die vierjährige Sophie und warf ein Kind nach dem anderen aus dem Fenster. Zuletzt sprang sie selbst die sieben Meter aus dem zweiten Stockwerk des Wohnhauses in die Tiefe. Da Nachbarn Matratzen unter das Fenster gelegt hatten, wurden die Kinder nur leicht verletzt.Industrie will Fertigung weiter einschränken
MÜNCHEN (AP/FR). Die Kapazitätsauslastung der Maschinen im verarbeitenden Gewerbe Westdeutschlands ist erneut spürbar zurückgegangen. Wie das Münchner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung ermittelt hat, nutzten die Betriebe ihre Anlagen im Dezember durchschnittlich zu 80,4 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert seit mehreren Jahren. Im September waren die Maschinen noch zu 83,1 Prozent ausgelastet gewesen. Bei anhaltendem Produktionsrückgang und abgeschwächter Nachfrage verharrte die Reichweite der Auftragsbestände dem Konjunkturtest zufolge in diesem Zeitraum bei 2,6 Produktionsmonaten. Mitte 1990 hatten die Orders noch für 3,5 Monaten vorgehalten.
In den kommenden Monaten werde diese Tendenz nach Einschätzung der Betriebe weiter anhalten, berichten die Wirtschaftsforscher. Dementsprechend solle die Fertigung weiter eingeschränkt werden, was ein nochmaliges Absinken der Kapazitätsauslastung zur Folge hätte. In den Betrieben habe sich die Befürchtung verstärkt, innerhalb des gesamten laufenden Jahres die vorhandenen Kapazitäten nicht zufriedenstellend nutzen zu können. Vom Rückgang der Auslastung blieb den Angaben zufolge im vierten Quartal 1992 keine der Hauptgruppen der Industrie verschont.
MORADABAD, 14. Februar (AP). 25 Tote und 21 Verletzte lautete am Sonntag die Bilanz nach dem Einsturz eines Schulgebäudes in der nordindischen Stadt Moradabad. Nach Mitteilung der Behörden starben 21 Kinder und ein Lehrer bei dem Unglück am Samstag, drei weitere erlagen in der Nacht ihren Verletzungen. Der Rektor der Schule wurde Presseberichten zufolge unter dem Vorwurf der fahrlässigen Tötung festgenommen, weil er mehrere Warnungen der Behörden, daß das Gebäude einsturzgefährdet sei, nicht beachtet hatte.
Zu dem Unglück kam es, als Bauarbeiter im obersten Geschoß des Gebäudes umfangreiche Sanierungsmaßnahmen durchführten. Die Stützpfeiler des Hauses knickten plötzlich ein, das Dach neigte sich auf die Seite, stürzte auf eine Veranda und erschlug die Kinder, die sich dort während der Pause aufhielten.
BONN, 15. Februar (AP). Die früheren Eigentümer von Mauergrundstücken in Berlin sollen nach Vorstellungen der Rechtspolitiker der Unions-Bundestagsfraktion ebenso entschädigt werden wie Zwangsausgesiedelte an anderen Stellen der DDR-Grenze. Innerhalb der Arbeitsgruppe Recht in der CDU/CSU-Fraktion gebe es dafür eine klare Mehrheit, sagte der Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses Horst Eylmann (CDU).
Der am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedete Entwurf für das "Zweite SED-Unrechtsbereinigungsgesetz" sieht zwar die Entschädigung für Zwangsaussiedlungen im ehemaligen DDR-Grenzstreifen vor, da es sich in diesen Fällen um individuelles Unrecht und politische Willkür gehandelt habe. Die Eigentümer von Grundstücken in Berlin, auf denen die Grenzsicherungsanlagen errichtet wurden, seien aber nicht aus politischen Gründen individuell enteignet worden.
POTSDAM, 14. Februar (AP). In Brandenburg haben am Sonntag mehrere tausend Deutsche und Polen an Grenzübergänge an der Oder Lichterketten gebildet, um damit ein Zeichen gegen Fremdenhaß und für friedliches Miteinander in Europa zu setzen. Die Veranstaltungen standen unter dem Motto "Nur ein Schritt über die Grenze - und wir sind Ausländer".
Zwischen den Orten Hohen- und Niederwutzen (Osinow Dolny) bildeten Polen und Deutsche eine Lichterkette über die 230 Meter lange Oderbrücke. Der Grenzübergang, der erst am 1. Mai offiziell freigegeben werden soll, wurde für die Aktion drei Stunden lang geöffnet. In Frankfurt/Oder folgten mehrere hundert Menschen dem Aufruf der Europauniversität "Viadrina".
SARAJEWO, 14. Februar (AP/AFP) Serbische Kämpfer haben am Sonntag eine aus zehn Lastwagen bestehende Kolonne angehalten, die mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu der belagerten Stadt Cerska im Osten Bosniens unterwegs war. Ein Sprecher des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen in Belgrad berichtete, der aus Belgrad gekommene UN-Konvoi sei in der von bosnischen Serben kontrollierten bosnischen Grenzstadt Zvornik gestoppt und zur Umkehr gezwungen worden. Er werde am Montag einen neuen Versuch unternehmen, nach Cerska zu gelangen.
In Cerska sollen noch 40 000 bosnische Moslems ausharren. Die Stadt ist seit Kriegsbeginn vor zehn Monaten eingeschlossen; dem bosnischen Rundfunk zufolge sind dort in letzter Zeit mehr als hundert Menschen Hungers gestorben.
Mit der Entsendung des Hilfstransports wollten die UN eine Forderung der bosnischen Führung erfüllen, die aus Protest gegen die Leiden ihrer moslemischen Landsleute im Osten der Republik die Verteilung von Nahrungsmitteln in der Hauptstadt Sarajewo eingestellt hat. Die jüngste Entwicklung wird zunehmend von Abneigung und Feindseligkeit gegen UN-Vertreter bestimmt, denen zur Last gelegt wird, daß sie nichts zur Beendigung der Belagerung von ostbosnischen Städten mit insgesamt rund 200 000 Bewohnern durch die serbischen Kampfgruppen beitrügen.
In Trauerkleidung demonstrierten am Samstag in Bonn 2500 Frauen gegen die Massenvergewaltigung an Frauen und Mädchen im früheren Jugoslawien.
(Weitere Berichte auf den Seiten 2 und 3)
WASHINGTON, 15. Februar (AP). Die US-Weltraumbehörde NASA hat am Sonntag Fotos von Trümmern der Raumfähre "Challenger" veröffentlicht, die am 28. Januar 1986 kurz nach dem Start von Cape Canaveral in Florida explodierte. Bei dem Unglück kamen alle sieben Besatzungsmitglieder ums Leben. Die NASA erklärte, 45 Fotos von aus dem Meer geborgenen Überresten seien jetzt öffentliches Dokumentenmaterial, nachdem Abzüge davon am 3. Februar dem in New York lebenden Künstler Ben Sarao überlassen worden waren.
Sarao hatte 1990 die Überlassung unter Hinweis auf das Gesetz über Informationsfreiheit beantragt. Nach zweimaliger Ablehnung war der Fall schließlich von der US-Regierung übernommen worden, die gegen die NASA - also gegen ihre eigene Einrichtung - klagte. Eine Entscheidung erging Anfang Februar.
MOSKAU. Das Prädikat "russischer Künstler" allein ist für Grischa Bruskin, malender und zeichnender Avantgardist mit ständigem Wohnsitz in New York, keine Garantie mehr für den Erfolg. "Es ist gut, daß unsere Arbeiten nach dem Perestroika-Boom wieder nach künstlerischen Kriterien beurteilt werden", sagt Bruskin am Rande seiner ersten großen Ausstellung im Moskauer Puschkin- Museum für bildende Künste nach der Ausreise 1989.
Seine Biographie spiegelt auch den politischen Umbruch im alten Sowjetreich wider. Bruskin fing im Moskauer Untergrund an zusammen mit Künstlern wie den Malern Ilja Kabakow, Boris Orlow und Ivan Tschukow. Die sowjetischen Behörden verboten 1982 und 1983 seine Ausstellungen: er stelle, wenn auch versteckt, das starre System von Partei und Staat in Frage. Doch sein Name wurde trotz staatlicher Repression über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Bei einer Versteigerung des Londoner Auktionshauses Sotheby 1987 in Moskau erzielte Bruskins "Grundlagenlexikon" 240 000 Pfund Sterling (heute 560 000 Mark).
Die Lage russischer Künstler im Westen hat sich seiner Ansicht nach normalisiert und ist unpolitischer als früher. "Interessant ist, daß ich mich in Moskau nie als Russe gefühlt habe. Jetzt, wo ich in den USA lebe, habe ich wirklich das Gefühl ein russischer Künstler zu sein", beschreibt Bruskin seinen Eindruck bei der Rückkehr. Ist er ein politischer Künstler? "Nein, diese Ausstellung beinhaltet keine vorsätzliche politische Botschaft an meine Heimatstadt, auch in anderen Ländern sind Menschen von solchen Instruktionen umgeben", kommentiert er seine Ausstellung "Generalinstruktion - Ein anderer Name". Gemeinsam mit Texten des Moskauer Dichters Lev Rubinstein hängte Bruskin 225 numerierte und gerahmte Tafeln in die Einiggangshalle des Museums.
Das konservative Puschkin-Museum mit einer beeindruckenden Sammlung von Klassikern der wichtigsten Epochen europäischer Malerei beherbergte nach den Werken von Joseph Beuys zum ersten Mal wieder eine Avantgarde-Ausstellung. Zeichnungen und Texte im Wechsel zwangen den Besucher vor der Besichtigung der Klassiker sich noch einmal zu vergewissern, was bei starken Zahnschmerzen zu tun ist, und wie man sich im Falle eines Atomkrieges zu verhalten hat.
Die ovalen Zeichnungen, die an Illustrationen aus einem Lehrbuch erinnern, stellen oft vor ein Rätsel. "Wir wollten dem Besucher eine Denksportaufgabe stellen. Er soll eigenständig Verbindungen zwischen Zeichnung und Text herstellen, frei assoziieren", sagt Bruskin. "Instruktionen versuchen das tägliche Verhalten der Menschen in bestimmten Situationen festzulegen. Gerade das Absurde und Primitive dieser uns umgebenden Anweisungen hat mich in meinen Arbeiten immer fasziniert", erklärt der Künstler, dem es gelingt, die subtile Erziehung zu staatsbürgerlicher Ergebenheit gegenüber der Macht zu zeigen.
Der Moskauer Kritiker Witali Patzjukow, ein Bruskin-Experte, sieht in den Werken "Metaphern des alten totalitären Systems", die Symbole des "Totalitarismus im Alltag". Die Ausstellung zieht nach St. Petersburg weiter, wo sie neu arrangiert voraussichtlich im Frühjahr im Russischen Museum gezeigt wird.
CHRISTOF MÜLLER (dpa)
Basketball-Bundesliga der Männer Ungewöhnliche Dreier-Serie
Die wachsende Respektlosigkeit der nationalen Rivalen vor den scheinbar übermächtigen Leverkusener in der Basketball-Bundesliga bekam die Bayer- Mannschaft am 25. Spieltag erneut zu spüren. Drei Tage nach dem Debakel in Treviso (71:98) in der Europaliga bezog der offensichtlich überstrapazierte Titelträger mit dem 87:90 beim TVG Trier seine fünfte Bundesliga-Niederlage. "Wir zollen jetzt unserer kräftezehrenden Doppelbelastung Tribut. Aber der Europacup hat im Moment noch absolute Priorität", meinte Bayer-Manager Otto Reintjes.
Ein neuer Star auf der Bundesliga- Bühne wurde vor 2200 enthusiastischen Zuschauern in der ausverkauften Trierer Sporthalle zum Alptraum des Meisters: Sergej Babkow, der für seinen an einem Magengeschwür leidenden russischen Landsmann Belostenni kurzfristig verpflichtete 25jährige Flügelspieler, erwies sich mit 24 Punkten erneut als Volltreffer. Die Leverkusener, die sich in den letzten 90 Sekunden noch einen 87:82- Vorsprung nehmen ließen, stellten in Clinton Wheeler (26) lediglich den besten Korbschützen der Partie. Triers russischer Olympia-Coach Juri Selikhow, der Babkow beim (verlorenen) Kampf des GUS-Teams um die Bronzemedaille von Barcelona meist auf der Bank schmoren ließ, hatte sich rechtzeitig der für die Bundesliga allemal tauglichen Künste des Mannes aus Nowosibirsk erinnert.
Die Show des 25. Spieltages wurde dem neuen Mann Babkow allerdings von einem alten Bekannten gestohlen. Der 32jährige Nationalspieler Armin Andres stellte beim 98:91-Sieg des MTV Gießen über Brandt Hagen mit neun erfolgreichen Drei-Punkte-Würfen bei zehn Versuchen einen Bundesliga-Rekord auf. Mit insgesamt 35 Punkten avancierte der nur 1,80 Meter große Aufbauspieler ausgerechnet gegen seinen ehemaligen Klub zum Matchwinner im Duell jener beiden Vereine, die als Gründungsmitglieder seit über zwei Jahrzehnten erstklassig sind. Den Westfalen nutzten gegen die hessischen Distanzschützen, die 15 von 21 Dreiern in ihrem Korb versenkten, auch die 34 Zähler ihres Centers Suhr nichts.
Babkow und Andres hielten mit ihren überragenden Darbietungen zugleich den spannenden Zweikampf zwischen Trier (22:28 Punkte) und Gießen (24:26) um den zur Play-Off-Teilnahme berechtigenden vierten Platz im Süden offen. Gießens zum Saisonende aussteigender Coach Hans Brauer sagte: "Das Rennen wird erst an den beiden letzten Spieltagen entschieden."
Spannung herrschte auch in anderen Partien. Mit dem hauchdünnen 87:86 über Süd-Schlußlicht Tübinger SV (Dietl/21) schloß die SG Braunschweig (20:30) mit Arigbabu (24) als Topscorer in der Nord- Gruppe nach Pluspunkten zu Hagen (20:28) auf. Der SVD Dortmund (16:34) dürfte dagegen seine Play-Off-Chance durch die 76:79-Niederlage gegen den SSV Ulm verspielt haben. Die Ulmer (32:18) mit dem herausragenden Uwe Sauer (19) behaupteten damit ihre Spitzenposition im Süden. dpa
BRATISLAVA, 14. Februar (dpa). Mit der Inbetriebnahme des umstrittenen Donau-Kraftwerkes Gabcikovo im Oktober des vergangenen Jahres wurde slowakisches Recht verletzt. Dies geht aus einem Papier des slowakischen Umweltministeriums hervor. Darin wird festgestellt, daß die Umleitung der Donau an der ungarischen Grenze gegen das slowakische Wassergesetz und gegen das Umweltrecht des Landes verstoße.
Die Umweltschutzorganisation WWF teilte am Sonntag in Bratislava mit, der slowakische Umweltminister Jozef Zlocha habe das Papier dem Kabinett schon am 4. Dezember vorgelegt. Obwohl der Bericht nicht angenommen worden sei, beweise es, daß es auch in der Slowakei schwerwiegende rechtliche Bedenken gegen das Gabcikovo-Kraftwerk gebe.
Das Donaukraftwerk Gabcikovo war ursprünglich ein ungarisch-tschechoslowakisches Projekt. Aus Gründen des Umweltschutzes war Ungarn aus dem Projekt ausgestiegen. Die damalige Tschechoslowakei trieb den Dammbau daraufhin selbständig voran.
WIEN, 14. Februar (dpa). Ein frontaler Zusammenstoß zweier Züge im Bahnhof Melk auf der Strecke Linz-Wien hat am Samstag drei Menschenleben und rund 20 Verletzte gefordert. Wie ein Bahnsprecher am Sonntag bekanntgab, entstand bei dem Zusammenstoß zwischen einem Eilzug und einem Güterzug ein Schaden von mehr als 100 Millionen Schilling (14 Millionen Mark). Die Unfallstelle bot ein Bild der Verwüstung.
80 Soldaten des Bundesheeres, zahlreiche Feuerwehrleute und Fachleute der Bahn bemühten sich noch am Sonntag, die übereinandergeschobenen Lokomotiven mit Bergepanzern und Spezialkränen zu trennen.
Die Kollision ereignete sich am Samstag um 8.03 Uhr unmittelbar vor der westlichen Einfahrt des Bahnhofs Melk. Ein Eilzug von Salzburg nach Wien war dabei mit einem von Wien nach Hall in Tirol verkehrenden Güterzug zusammengeprallt. Nach Angaben der Polizei kamen drei Angestellte der Bundesbahnen, unter ihnen der Lokführer des Eilzugs, bei dem Unglück ums Leben. Rund 20 verletzte Fahrgäste wurden mit Hubschraubern und Rettungsfahrzeugen in Krankenhäuser gebracht.
Die Ursache des Unglücks dürfte in menschlichem Versagen liegen. Der Fahrer des Güterzugs hatte nach Angaben eines Polizeisprechers offenbar ein rotes Stoppsignal überfahren und war dann frontal in den mit etwa 60 Stundenkilometer entgegenkommenden Eilzug gekracht.Box-BundesligaSchwerin hält Berlin auf
Der Schweriner SC bleibt auch nach dem 7. Kampftag Spitzenreiter in der Box-Bundesliga. Er bezwang vor über 3000 Zuschauern in der heimischen Kongreßhalle den Verfolger Boxring Berlin mit 16:14 und baute damit die Führung weiter aus. Auf den zweiten Rang schob sich Titelverteidiger Boxring Brandenburg, der beim Aufsteiger SV Halle zu einem deutlichen 17:13-Erfolg kam. Schlußlicht und erster Abstiegskandidat bleibt Sparta Flensburg nach der 13:16- Niederlage bei Bayer Leverkusen.
Der Schweriner Sieg war allerdings etwas vom Glück begünstigt, denn Berlins Star, Europameister Sven Ottke, wurde vom Ringarzt in der zweiten Runde wegen einer stark blutenden Augenbrauenverletzung aus dem Kampf genommen. Ottke hatte im Mittelgewicht im ehemaligen Junioren-Europameister Wolfram Schmidt allerdings einen starken Widerpart, der sich schon im ersten Kampfabschnitt als gleichwertig erwies. "Der Erfolg war alles in allem etwas glücklich. Besonders nach der Pause lief es bei uns wie geschmiert", resümierte Schwerins Trainer Karsten Röwer und zollte dabei Andreas Zülow ein Extralob.
Berlins Coach Uli Wegner sah da wesentlich weniger zufrieden drein. "Die entscheidenden Kämpfe im Halbmittel und Mittel gingen verloren. Das war letztlich die Ursache für die nicht eingeplante Niederlage", meinte er. dpa
JOHANNESBURG, 14. Februar (dpa/ Reuter). Der Vorsitzende des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), Nelson Mandela, hat am Sonntag Berichte dementiert, nach denen er mit der südafrikanischen Regierung eine gemeinsame Übergangsregierung vereinbart habe. Gleichzeitig sprach sich Mandela für eine "Interimsregierung der nationalen Einheit" nach den Wahlen aus. Dieser Regierung sollten Parteien mit einem bestimmten Stimmenanteil angehören. Mandela fügte hinzu, daß nur zwei Parteien eine politische Schlüsselrolle spielten: der ANC und die Nationale Partei von Ministerpräsident Frederik de Klerk. Mandela strebt Wahlen noch in diesem Jahr an, de Klerk will einen Wahltermin Anfang 1994.
De Klerk bekräftigte am Sonntag in einem BBC-Interview, es sei notwendig, alle politischen Parteien an den Verhandlungen über die Zukunft des Landes zu beteiligen. Andernfalls drohe ein Auseinanderbrechen der Republik. Er bestritt, daß seine Regierung mit dem ANC feste Vereinbarungen über die künftige Machtverteilung getroffen habe.
De Klerk hob hervor, seine Regierung treffe keine Abmachungen in den bilateralen Verhandlungen mit dem ANC. "Die Interpretation, wir hätten feste Vereinbarungen getroffen, ist falsch", sagte er. Mit jeglichen Entscheidungen über eine neue Verfassung müsse bis zur Wiederaufnahme der Mehrparteien-Verhandlungen gewartet werden. Entscheidend sei, daß dabei die Inkatha-Partei eine Rolle spiele. Für die nächste Woche kündigte er "grundlegende Verhandlungen" mit der Zulu-Partei an. Sollte diese von den Gesprächen ausgeschlossen werden, könnte es zu einer Eskalation der Spannungen kommen. "Wir wollen nicht den jugoslawischen Weg gehen", sagte de Klerk.
Zuvor hatte Inkatha eine vom ANC gemeldete Übereinkunft mit der Regierung über die Neuordnung der Regionalstruktur abgelehnt und Widerstand dagegen angekündigt. Eine Übergangsregierung mit dem ANC sei das "Rezept für einen Bürgerkrieg", sagte Zulu-Chef Mangosuthu Buthelesi. Er sagte: "Sie werden uns alle töten müssen, bevor sie uns ihren Willen aufzwingen können."
Zur Neuordnung der Regionen sagte de Klerk, deren Grenzen müßten bereits vor den Wahlen festgelegt werden. Aus den Wahlen, an denen erstmals auch die schwarze Bevölkerungsmehrheit beteiligt werden soll, wird eine Verfassunggebende Versammlung hervorgehen.
ALGIER, 14. Februar (dpa/Reuter/ AFP). Einen Tag nach der Hinrichtung von vier islamischen Untergrundkämpfern ist am Samstag ein Mordanschlag auf den algerischen Verteidigungsminister Khaled Nezzar (55) gescheitert. Bei dem Attentatsversuch setzten die Täter eine Autobombe ein. Das Fahrzeug explodierte in der Nähe des Stadions von Algier, als Nezzars Wagenkolonne vorbeifuhr. Der Generalmajor und seine Begleiter blieben unverletzt.
Fast gleichzeitig wurden der Chef der Schutzpolizei von Algier und drei seiner Mitarbeiter in Algier aus einem Lieferwagen heraus mit automatischen Waffen erschossen. Die Polizisten hätten vor ihrem Tod aus ihrem Fahrzeug heraus das Feuer erwidert, hieß es.
Moslem-Fundamentalisten griffen nach amtlichen Angaben am Sonntag nahe Algier einen Schulbus für Kinder von Mitgliedern der Sicherheitskräfte an. Die amtliche Nachrichtenagentur APS meldete unter Berufung auf die paramilitärische Gendarmerie, bei dem Angriff mit Feuerwaffen sei der Busfahrer schwer verletzt worden. Ob auch Kinder zu Schaden kamen, wurde nicht bekannt.
Gegen 19 islamische Fundamentalisten wurde von einem Gericht der Stadt Bouira Haftbefehl erlassen. Wie Mitarbeiter der Justiz am Sonntag in Algier bekanntgaben, wird den Männern die Bildung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Weitere Vorwürfe sind Verschwörung gegen den Staat, Beteiligung an Sabotageakten und Anschlägen, die Organisation von Geldsammlungen ohne Genehmigung sowie Fälschung von Urkunden und deren Gebrauch.
Frankreich gewährte Algerien am Samstag für 1993 einen Kredit in Höhe von umgerechnet 1,77 Milliarden Mark. Wirtschafts- und Finanzminister Michel Sapin wertete bei der Unterzeichnung des Abkommens in Algier die Finanzhilfe als "Beweis des Vertrauens in die algerische Wirtschaft". Das Geld soll unter anderem dem Kauf von Weizen, Fahrzeugen, Medikamenten und Ersatzteilen in Frankreich dienen.
Beim Wuppertaler SV herrscht Verärgerung über das vom DFB abgesagte Zweitliga-Spiel gegen den FC Homburg. Der Verein legte am Sonntag Protest ein. Die Saarländer hatten am Tag zuvor keine volle Mannschaft stellen können. Ein vom DFB bestellter Amtsarzt hatte drei "nicht leistungssportfähige" und zwei nur "bedingt einsatzfähige" Spieler vorgefunden. Die Homburger Schmidt, Quirin, Müller, Maciel und Gallego hatten sich eine Viruserkrankung zugezogen.
"Wir hatten Organisationskosten in Höhe von rund 30 000 Mark", klagte WSV- Manager Tartemann. Nach den DFB-Bestimmungen muß jeder Klub die Hälfte dieser Summe tragen. Dagegen wehren sich die Wuppertaler mit der Argument, die Homburger hätten rechtzeitig Amateurspieler nachkommen lassen können. dpa
NAIROBI, 14. Februar (dpa). Das Übergangsparlament im afrikanischen Togo hat die neugebildete Regierung unter Ministerpräsident Kokou Koffigoh als "illegal" bezeichnet. Wie der französische Auslandssender RFI am Sonntag aus Lomé berichtete, appellierten die Abgeordneten an das Ausland, die jüngst ernannte neue Regierung nicht anzuerkennen.
Knapp eine Woche nach dem Scheitern der deutsch-französischen Vermittlungsgespräche in Colmar (Elsaß) war Koffigoh mit dem umstrittenen Staatspräsidenten Gnassingbe Eyadema übereingekommen, ein neues Kabinett zu bilden. In der Regierung erhielten Anhänger des seit 26 Jahren regierenden Militärdiktators die Ressorts des Außen-, des Verteidigungs- und des Justizministeriums.
Das Übergangsparlament, in dem die Eyadema-Gegner in der Mehrheit sind, sprach von einem "Staatsstreich" und einem "Bruch der Verfassung". Auch das Mehrparteienbündnis "Kollektiv der demokratischen Opposition" stellte die Legalität des Kabinetts in Frage.
BONN, 14. Februar (dpa). Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) will in Kürze Vorschläge zur Neuregelung des elterlichen Erziehungsrechts vorlegen. Notwendig sei eine Klarstellung, daß das im bürgerlichen Gesetzbuch verankerte Verbot von entwürdigenden Erziehungsmaßnahmen alle körperlichen und seelischen Mißhandlungen umfasse, sagte sie am Sonntag in Bonn.
Die FDP-Politikerin begrüßte ausdrücklich die Vorschläge der Kinderkommission des Bundestages für eine Verbesserung der Rechte und des Schutzes von Jugendlichen. Sie verwies darauf, daß das geplante Gesetz zur Verschärfung der Strafvorschriften, das bereits in parlamentarischer Beratung sei, für eine effektive Bekämpfung dieser Kriminalitätsform sorgen werde.
Drei Gescheiterte der Olympischen Spiele von Barcelona setzten am Wochenende bei Hallen-Sportfesten der Leichtathleten mit Weltrekorden die Ausrufungszeichen: Sergej Bubka im Stabhochsprung, Merlene Ottey über 200 m und Ludmila Naroschilenko im 60-m-Hürden- Sprint. Dagegen mußte eine Olympiasiegerin eine Niederlage einstecken: Heike Henkel pokerte in München zu hoch und verlor im Hochsprung gegen ihre Dauerrivalin Stefka Kostadinova.
Alle drei Weltrekorde sahen die 7000 Zuschauer im französischen Lievin. Dabei stellte Bubka den 33. Weltrekord seiner Karriere auf. Der 29jährige Ukrainer übersprang im zweiten Versuch 6,14 m und verbesserte seine vor einem Jahr aufgestellte Höchstleistung um einen Zentimeter. Bubka, der in Barcelona als hoher Favorit an seiner Anfangshöhe von 5,75 m gescheitert war, hält mit 6,13 m auch den Freiluft-Weltrekord. Erstmals überquerten in einem Wettbewerb zwei Springer die Sechs-Meter-Grenze: Der Russe Rodion Gataullin wurde mit 6,00 m Zweiter, eine Höhe, die er zum drittenmal in seiner Laufbahn überwand. Olympiasieger Maxim Tarassow (Rußland) belegte mit 5,80 m Platz drei.
Sensationell war der Hallen-Weltrekord von Merlene Ottey über 200 m, denn mit 21,87 Sekunden war die 32jährige aus Jamaika gleich um 37 Hundertstelsekunden schneller als bei ihrer alten Höchstleistung. Die Jamaikanerin, die als Mitfavoritin für alle Sprint-Wettbewerbe bei den Sommerspielen lediglich zu einer Bronzemedaille über 200 m gekommen war, gewann auch die 60 m in 7,01.
Das Rekord-Fest von Lievin rundete Ludmila Naroschilenko über 60 m Hürden ab. Mit 7,69 Sekunden war die Russin, die wegen einer Verletzung zum olympischen Halbfinale über 100 m Hürden nicht antreten konnte, genau so schnell wie bei ihrem Weltrekord 1990.
Auf 3:36,26 Minuten steigerte Europameister Jens-Peter Herold (Berlin) am Sonntag in Sindelfingen den deutschen 1500-m-Hallenrekord von Dieter Baumann. Der Berliner war im Sololauf 71 Hundertstelsekunden schneller als der Leverkusener vor drei Jahren in Stuttgart.
Heike Henkel verkalkulierte sich in München: "Ich habe zu hoch gepokert." Nach übersprungenen 1,90 m und 1,94 ließ die Leverkusenerin die 1,97 m aus. Danach scheiterte sie an der Zwei-Meter- Marke und verlor nicht nur gegen Stefka Kostadinowa (2,02 m), sondern fiel auf den fünften Rang. "Die Leistung von Stefka ist für mich ein neuer Ansporn", sagte Heike Henkel. Erst zwei Tage zuvor in Frankfurt hatte sie mit 2,01 m noch Stefka Kostadinowa geschlagen.
Beim Sportfest in Mannheim gewann der Leverkusener Konstantin Krause die Weitsprung-Konkurrenz mit 8,03 m vor Hallen-Weltmeister Dietmar Haaf (Kornwestheim/8,02); der Heppenheimer Olympia-Fünfte Florian Schwarthoff erreichte als 60-m-Hürden-Sieger 7,65 Sekunden.
Abebe Mekonnen aus Äthiopien gewann den Marathon von Tokio. Der 29jährige, der den Wettbewerb schon 1988 und 1991 für sich entschieden hatte, siegte bei starkem Wind in 2:12:00 Stunden. Der Australier Steve Moneghetti kam mit einem Rückstand von 36 Sekunden auf den zweiten Platz. Dritter wurde Brian Sheriff aus Simbabwe (2:12:55). dpa/ sid
ROM, 14. Februar (dpa). Am Wochenende wurden in Italien zahlreiche Politiker verschiedener Parteien, Funktionäre und Manager von der Staatsanwaltschaft der Bestechung und des Mißbrauchs öffentlicher Gelder beschuldigt. Prominentester Verdächtiger ist der Präsident des staatlichen Misch-Konzerns ENI, Gabrielle Caglieri. Er soll beim Rückkauf von ENI-Anteilen von privaten Unternehmen umgerechnet 1,4 Milliarden Mark zu Lasten der Staatskasse zuviel bezahlt haben.
Ein Verfahren wurde auch gegen den ehemaligen Haushaltsminister und Planungsminister Paolo Cirino Pomicino eingeleitet. Der Abgeordnete der Christdemkraten (DC) habe zwischen 1989 und 1991 illegale Zahlungen von umgerechnet sieben Millionen Mark für die Auftragsvergabe zur Modernisierung des Hafens von Manfredonia bei Foggia (Region Apulien) angenommen.
In Mailand wurden der DC-Funktionär Maurizio Prada und der republikanische Kommunalpolitiker Giacomo Properzj verhaftet.
(Siehe nebenstehend "Das Porträt")
Lust und Frust kennzeichneten die Generalproben der Fußball-Bundesligisten eine Woche vor dem Start in die Rückrunde. Von den neun am Samstag von Gegnern höchst unterschiedlichen Kalibers geprüften Erstligisten verloren nur Bayer 05 Uerdingen (0:1 gegen Wacker Innsbruck) und der 1. FC Saarbrücken (2:3 gegen Dynamo Tiflis) ihre Tests. In Torlaune präsentierten sich dagegen Dortmund, Dresden, Wattenscheid und Kaiserslautern bei ihren glatten Erfolgen.
Bochums Trainer Jürgen Gelsdorf testete beim 2:1 (1:0)-Sieg über den südkoreanischen Vertreter Daewo Royal alle zur Verfügung stehenden Lizenzspieler. Bei der wenig glanzvollen Darbietung erzielten von Reekers (15.) und Wegmann (48.) die Tore.
Trotz zahlreicher Chancen blieb der Tabellenvorletzte Uerdingen beim 0:1 gegen Innsbruck vor 1000 Zuschauern durch einen frühen Freistoßtreffer von Bauer (4.) ohne Torerfolg. Bayer-Trainer Friedhelm Funkel monierte: "Ich glaube nicht, daß uns Spitzenreiter Bayern München am Samstag im Olympiastadion so viele Möglichkeiten einräumt." Tore von Fuhl (19.) und Sawitschew (42.) vermochten die mißglückte 2:3-Generalprobe des 1. FC Saarbrücken gegen das georgische Spitzenteam Dynamo Tiflis vor 691 zahlenden Zuschauern nicht zu verhindern.
Mit je einem halben Dutzend Treffern gingen die SG Wattenscheid 09 und der 1. FC Kaiserslautern gegen Amateurklubs auf Torejagd. Die Wattenscheider gewannen beim Nordrhein-Oberligisten FV Honnef 6:1 (4:0). Nach den Toren von Tschiskale (3./80.), Sane (27./31.), Lesniak (25.) und Ibrahim (76.) vor 400 Besuchern sagte SG-Trainer Hannes Bongartz zufrieden: "Wir haben eine ansprechende Leistung geboten, die für den Rückrundenstart gegen Schalke hoffen läßt." Vielversprechende Comebacks feierten nach langer Verletzungspause die Lauterer Ehrmann und Funkel beim 6:0 (4:0) gegen den Landesligaklub VfR Kirn. Zeyer (6./9.), Hotic (11./47./63.) und Wagner (12.) erzielten vor 1500 Zuschauern die Tore.
Eine Woche vor dem Punktetreffen mit der Frankfurter Eintracht zeigte sich Dynamo Dresden beim 4:1 (1:1)-Erfolg in Pirna gegen Sparta Prag gut in Schuß. Unter der glänzenden Regie von Stevic erzielten Hauptmann (24.), Kozley (50./Eigentor) und Wagenhaus (80./85.) die Tore. Ein brillanter Mill war in Neheim-Hüsten der Garant des 3:0 (1:0)-Sieges von Borussia Dortmund über die Nationalmannschaft Australiens. Nach dem 1:0 von Schmidt (11.) sorgte der erfahrene Torjäger vor gut 4000 Zuschauern für die restlichen Treffer (47./87.).
Hauchdünne 1:0 (0:0)-Erfolge meldeten der 1. FC Köln und der 1. FC Nürnberg. Henri Fuchs (87.) gelang vor 3000 Zuschauern gegen Steaua Bukarest das Tor für die im Abschluß schwachen Kölner. Ordenewitz (70.) scheiterte mit einem Foulelfmeter am rumänischen Torhüter Stingzic.
Kramny (62.) erzielte vor 1000 Zuschauern den einzigen Treffer der Nürnberger beim Sieg gegen den FC Brünn. Überschattet wurde die Partie von einer Verletzung Ecksteins (30.) am Sprunggelenk. Der Einsatz des Stürmers bei Werder Bremen ist fraglich. dpa
HAMBURG/NANTES, 14. Februar (dpa). Rätsel um einen der größten Sprengstoff-Diebstähle: Nach wie vor ist unbekannt, wo die rund 1,8 Tonnen Dynamit geblieben sind, die Ende Januar auf einem Eisenbahn-Transport von Deutschland nach Frankreich gestohlen wurden.
Ein Justizsprecher in Nantes lehnte am Samstag Informationen über den Stand der Ermittlungen ab. Man wolle nicht "in ein schwebendes Verfahren" eingreifen, hieß es. Anfang Februar war bekannt geworden, daß die hochexplosive Ladung der Firma Dynamit Nobel auf dem Weg vom Werk Burbach (Nordrhein-Westfalen) nach Chateaubriand (Westfrankreich) aus einem plombierten Waggon gestohlen wurde. Der Sprengstoff sollte bei Steinbrucharbeiten in Westfrankreich verwendet werden. Unklar ist offenbar nach wie vor, ob die Ladung in Deutschland oder Frankreich abhanden kam.
PRIVATSPIELE: Bayer 05 Uerdingen - Wacker Innsbruck 0:1 (0:1), VfR Kirn - 1. FC Kaiserslautern 0:6 (0:4), 1. FC Saarbrücken - Dynamo Tiflis 2:3 (2:2), Dynamo Dresden - Sparta Prag in Pirna 4:1 (1:1), 1. FC Nürnberg - FC Brünn 1:0 (0:0), 1. FC Köln - Steaua Bukarest 1:0 (0:0), VfL Bochum - Daewoo Royal Südkorea 2:1 (1:0), FV Honnef - SG Wattenscheid 09 1:6 (0:4), Borussia Dortmund - Nationalmannschaft Australien in Neheim-Hüsten 3:0 (1:0), 1. FC Pforzheim - Karlsruher SC 1:2 (0:1), FC Metz - Borussia Mönchengladbach 1:2 (0:1), Hamburger SV - FC Kopenhagen 2:1, FC Bayern München - VfB Stuttgart 2:1, FC Bocholt - FC Schalke 04 2:2, Bayer Leverkusen - Wacker Innsbruck 0:0.
LEIPZIG, 14. Februar (dpa). Die Zahl der Verkehrsunfälle, bei denen Alkohol im Spiel war, ist seit Aufhebung der 0- Promille-Grenze zu Jahresbginn in Ostdeutschland drastisch angestiegen. Eine dpa-Umfrage ergab, daß sich etwa in Mecklenburg-Vorpommern im Januar 269 Unfälle unter Alkoholeinfluß ereigneten, mit zehn Toten und 107 Verletzten. Verglichen mit Januar 1992 seien die Zahlen erschreckend hoch, sagte Mecklenburg- Vorpommerns Polizeisprecher Volker Horl. "Die Risikobereitschaft zum Fahren nach Alkoholgenuß ist gestiegen. Die Hemmschwelle ist weg." Das Potsdamer Polizeipräsidium teilte mit, im Januar hätten in Brandenburg 105 alkoholisierte Kraftfahrer Unfälle verursacht, gegenüber 65 im Vergleichsmonat des Vorjahres.
Der einstige Superstar des argentinischen Fußballs, Diego Armando Maradona, kehrt nach 31 Monaten wieder in die Nationalmannschaft zurück. Am Donnerstag wird er aus Anlaß des 100jährigen Bestehens des argentinischen Fußballverbandes in der Auswahl seines Landes gegen Brasilien spielen. Maradona hatte zuletzt im verlorenen WM-Endspiel in Italien gegen Deutschland das argentinische Nationaltrikot getragen.
Einen Tag vor der Begegnung wird der jetzt für den spanischen Erstligisten FC Sevilla kickende Stürmer als "bester Spieler aller Zeiten" des argentinischen Fußballs ausgezeichnet. dpa
"Großmaul" Markus Bott hat forschen Tönen unerwartet große Taten folgen lassen. Wochenlang hatte es der 31jährige Boxer herausposaunt, die wenigsten nahmen es ihm noch ab. Mit seinem Triumph über den bisherigen Weltmeister Tyrone Booze (USA) hat der Herausforderer aus Ellmendingen bei Pforzheim aber seine Ankündigung wahr gemacht und seine letzte große Chance genutzt. "Ich war der Beste und ich bleibe der Beste", rief der euphorische Bott.
Der deutsche Mini-Cassius, dessen Beiname bislang eher Belastung war, empfand eine tiefe Genugtuung: "Wenn alle auf dir rumhacken und du gewinnst, dann hast du es allen gezeigt. Dann fühlst du dich besser." Der mit seinen 34 Jahren schon recht müde und passiv wirkende Booze war freilich bei weitem nicht der befürchtet große Kracher und erklärte noch im Ring seinen Rücktritt: "Er war hungrig, ich bin am Ende des Regenbogens." Man merkte es.
Mit einem einstimmigen Punktsieg holte Bott nach zwölf Runden den Titel im Cruisergewicht (bis 86,183 kg) der World Boxing Organization (WBO), des vierten, jüngsten und wohl auch unbedeutendsten Weltverbandes nach WBC, WBA und IBF. Aber der überraschend beherzte Auftritt und die Begeisterung der rund 5000 Zuschauer wogen in etwa auf, daß es sich im Grunde genommen nur um eine zweitklassige Veranstaltung handelte.
Weltmeister ist Weltmeister - die inflationäre Titelflut hatte Veranstalter und Manager Klaus-Peter Kohl erst diesen Abend ermöglicht. Der Hamburger Berufsboxmakler hat soviel Geschick, Bott nach dieser WBO-WM auch noch zum letzten Ziel zu verhelfen. "Nun muß ich Millionär werden", sagte der in dreieinhalb Profi-Jahren mit Billiggagen abgespeiste Bott.
Nach seinem verlorenen EM-Kampf Ende 1990 und einer zweijährigen internationalen Dopingsperre galt er schon als abgeschrieben und arbeitete als Anstreicher und Wachdienstunternehmer, um seine Frau Sylvia und die dreijährige Tochter Romy zu ernähren. Mit den 50 000 Mark am Samstag in seinem 25. Profi-Kampf (23 Siege/2 Niederlagen) machte er seine bislang größte Kasse. Nun sind Börsen in vierfacher Größenordnung möglich. dpa
BONN, 14. Februar (dpa). Der Deutsche Beamtenbund lehnt eine spätere Erhöhung der Beamtengehälter kategorisch ab. Während Arbeiter und Angestellte im öffentlichen Dienst nach dem Tarifabschluß bereits rückwirkend zum 1. Januar drei Prozent mehr Geld bekommen, sollen die Beamten, Soldaten und Versorgungsempfänger nach den Plänen der Bundesregierung erst zum 1. April in den Genuß der Gehaltserhöhung kommen.
Der Vorsitzende des Beamtenbundes, Werner Hagedorn, sagte am Wochenende in Bonn, eine dreimonatige Abkoppelung würde den Beamten ein weiteres Sparopfer von 1,2 Milliarden Mark auflasten und ihre Bereitschaft, allgemeine Lasten mitzutragen, torpedieren.
Mit einer klaren Absage an die Einführung neuer Wettkampfregeln endete die Tagung der Ringer-Bundesliga-Vereine in Langenlonsheim. Die Delegierten aus den ersten und zweiten Ligen beschlossen einstimmig, die vom Weltverband FILA Anfang des Jahres festgelegten Wettkampfänderungen nicht bei den deutschen Mannschafts-Meisterschaften anzuwenden. Auf besondere Kritik stieß dabei die Regel, daß ein Ringer mindestens drei Punkte erzielt haben muß, um einen Kampf für sich zu entschieden. Sollte das nicht gelingen, hat der Kampfrichter über Sieg oder Niederlage zu urteilen.
"Wir können es unseren Kampfrichtern nicht zumuten, vor 2000 oder 3000 Zuschauern Sieger und Verlierer zu bestimmen", erklärte Bundesliga-Referent Gerolf Staschull, "diese Regelung würde nur für Skandale sorgen."
Eine breite Mehrheit fand die Neuregelung, wonach künftig mehr Zweitligisten an den Aufstiegsrunden teilnehmen können. Die Aufstiegsrunde zur Bundesliga- Nord bestreiten die ersten drei der 2. Bundesliga Nordwest und Nordost sowie Meister und Vize-Meister der 2. Bundesliga Mitte. An der Aufstiegsrunde zur Bundesliga-Süd nehmen die ersten drei der 2. Bundesligen Südost und Süd sowie Meister und "Vize" der 2. Bundesliga Südwest teil. sid
BONN (dpa). In den festgefahrenen Verhandlungen über den Verkauf eines Anteilspakets der Landesbank Schleswig- Holstein an die Düsseldorfer WestLB und die NordLB will der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Björn Engholm, nun Klarheit schaffen. Nach getrennten Gesprächen mit den beiden Kaufinteressenten kamen Engholm und seine Finanzministerin Heide Simonis gestern mit den Gewährsträgern beider Landesbanken in einem größeren Kreis zusammen. Für die Länder Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen als Miteigentümer der WestLB beziehungsweise NordLB nahmen die Finanzminister Heinz Schleußer und Hinrich Swieter und für die Eigentümerseite der regionalen Sparkassenverbände deren Präsidenten teil.
Trotz eineinhalb Jahren zäher Verhandlungen um die Kieler Landesbank zeichnet sich aber keine Wunschlösung Engholms ab. Der Kieler Regierungschef hatte 49,8 Prozent der je zur Hälfte vom Land Schleswig-Holstein und dessen Sparkassenverband gehaltenen Landesbank-Anteilen - so sein Angebot - auf die WestLB und die NordLB aufteilen wollen.
Am Rande des Gesprächs in Bankenkreisen hieß es aber, daß beide Interessenten an ihren Positionen festhalten: Die Düsseldorfer wollen sich nur beteiligen, wenn sie mindestens 40 Prozent der Kieler Landesbank bekommen. Die NordLB bekäme dann höchstens 9,8 Prozent, will aber mindestens 24,9 Prozent, also die Hälfte des auf 350 bis 400 Millionen Mark geschätzten Pakets.
WILNA, 14. Februar (dpa). Die Litauer haben am Sonntag zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg einen Staatspräsidenten gewählt. Bis zur Mittagszeit hatten bereits 33 Prozent der etwa 2,5 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Nach Angaben der Wahlkommission werde eine Beteiligung von 75 bis 78 Prozent erwartet. Mit dem Ergebnis werde in den frühen Morgenstunden des heutigen Montags gerechnet.
Als Favorit galt der Chef der Litauischen Demokratischen Partei der Arbeit, Algirdas Brasauskas, der derzeit das Amt des Staatsoberhauptes provisorisch ausübt. Sein einziger Konkurrent war der derzeitige litauische Botschafter in den USA, Stasys Lozoraitis. Dieser ist der Kandidat der Nationalbewegung Sajudis, die bei den Parlamentswahlen im Oktober 1992 eine Niederlage gegen die Brasauskas-Partei erlitten hatte.
(Siehe auch nebenstehenden Bericht)
MÜNCHEN, 14. Februar (dpa). Ein großes Münchner Reiseunternehmen soll jahrelang bei privaten Politikerreisen auf die Bezahlung verzichtet haben. Das meldete die Augsburger Allgemeine, ohne den Namen des Unternehmens zu nennen. Dem Bericht zufolge befanden sich in einer "VIP"-Datei des Unternehmens fast alle Landtagsmitglieder und auch Bundespolitiker aus Bayern. Die Datei soll erst nach einer Betriebsprüfung der Finanzbehörden gelöscht worden sein.
Eine nicht bekannte Anzahl von Politikern habe von dem "Gefälligkeitssystem" Gebrauch gemacht. "Es gab aber auch Abgeordnete, die darauf bestanden, ihre Rechnung begleichen zu dürfen, als diese ausblieb", schreibt das Blatt. Nicht gestellte Rechnungen seien von dem Unternehmen als Werbungskosten geltend gemacht worden.
Bayerns Finanzminister Georg von Waldenfels (CSU) bestritt am Sonntag eine Pressemeldung, daß er wegen der Gratis-Reisen ermitteln wolle. Bevor er konkrete Schritte einleite, müsse "ein Informant seinen Namen sagen und Roß und Reiter nennen". Der Minister sagte, mit den Hinweisen solle ein ganzer Berufsstand in Mißkredit gebracht werden.
Alois Glück, CSU-Fraktionschef im bayerischen Landtag, wandte sich gegen eine "Diffamierung" aller Parlamentarier. Er habe von der angeblichen Praxis des Reiseunternehmens keine Kenntnis. Sollten einzelne Abgeordnete in der Vergangenheit für Privatreisen das Angebot dieses Reisebüros angenommen haben, "ist dies ihre persönliche Verantwortung", meinte der CSU-Politiker.
Ein Sprecher der Landtags-SPD teilte mit, er halte die jüngste Veröffentlichung für eine "Räuberpistole bis zum Beweis des Gegenteils". Über Privatreisen von SPD-Abgeordneten könne er nichts sagen. Ein Sprecher der Grünen sagte, Grünen-Abgeordnete seien von Gratis- Reisen nicht betroffen.
Mit Top-Leistungen erkämpften sich Olga Nemes und Tischtennis-Europameister Jörg Roßkopf Spitzenplätze beim Europa Top 12-Turnier in Kopenhagen. Die 24 Jahre alte Dülmenerin verpaßte durch eine 17:21, 18:21, 15:21-Niederlage gegen Emilia Ciosu (Rumänien) im Endspiel am Sonntag nur knapp ihren dritten Gesamtsieg nach 1983 und 1989. Bei den Männern erreichte der Vorjahrs-Zweite Jörg Roßkopf den dritten Platz. Der 23jährige Düsseldorfer scheiterte im Halbfinale mit 20:22, 7:21, 16:21 an seinem schwedischen "Angstgegner" Peter Karlsson.
Olympiasieger Jan-Ove Waldner (Schweden) besiegte im Endspiel Karlsson glatt in drei Sätzen mit 21:19, 21:14, 21:18 und sicherte sich die Siegprämie von 6500 Schweizer Franken.
"Ich bin hochzufrieden. Vor allem bei Olga Nemes hat sich eine erfreuliche Leistungs-Stabilität eingestellt", kommentierte Cheftrainerin Eva Jeler das Abschneiden. Die zweimalige Deutsche Meisterin, die zuletzt 1990 in Hannover mit Platz zwei beim Europa Top 12 für internationale Schlagzeilen gesorgt hatte, strahlte an den drei Tagen großes Selbstbewußtsein aus. Sie gewann vier Gruppenspiele und imponierte beim 3:1 im Halbfinale gegen Asa Svensson (Schweden) mit einer taktischen Meisterleistung. In dem Endspiel über 35 Minuten gegen Emilia Ciosu aber war sie chancenlos. Die 22jährige Rumänin hatte bereits in der Vorrunde 3:2 gegen Olga Nemes gewonnen.
"Das Turnier liegt mir. Nach dem guten Auftakt wurde ich von Spiel zu Spiel sicherer", erklärte Olga Nemes. Die aus Rumänien stammende Konterspielerin wurde bei ihrer zehnten Europa Top 12- Teilnahme glänzend von Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig auf ihre jeweiligen Gegnerinnen eingestellt. Der zweite Platz bei dem mit insgesamt 54 000 Schweizer Franken dotierten Turnier wurde mit 4000 Franken honoriert.
Jörg Roßkopf, der seinen zweiten Platz aus dem Vorjahr nicht verbessern konnte, erwies sich als fairer Verlierer. "Ich kam mit der starken Rückhand von Karlsson nicht klar. Meine Verletzung war nicht ausschlaggebend", erklärte der Linkshänder nach dem "Aus" im Halbfinale. Wegen eines Kapselanrisses im linken Fußgelenk mußte er mit einem speziellen Verband und einem Spezialschuh spielen, in dem eine Plastikschiene eingebaut war. Ein besseres Resultat gegen Doppel-Weltmeister Karlsson vergab Roßkopf bei einer 14:11-Führung im ersten Satz.
Mit einer Bilanz von 4:1-Siegen am Freitag und Samstag war der Deutsche Meister zuvor Gruppensieger geworden. Im Prestigeduell gegen Weltmeister Jörgen Persson (Schweden) kassierte Roßkopf zwar eine 1:3-Niederlage, gleichzeitig aber auch viel Lob. Für viele Experten unter den insgesamt 6000 Zuschauern war dieses Spiel der Höhepunkt des europäischen Ranglistenturniers, das nach dem Konkurs des ehemaligen Sponsors mit Hilfe der deutschen Tischtennis-Marketing GmbH aus Karben organisiert wurde. dpa
FRANKFURT/ODER, 14. Februar (dpa/ AP). Mit einer Lichterkette über den neuen deutsch-polnischen Grenzübergang Hohenwutzen-Niederwutzen in Brandenburg haben mehrere hundert Menschen gegen Ausländerfeindlichkeit protestiert. Der Grenzübergang, der offiziell noch nicht passiert werden darf, wurde am Sonntag für die Aktion einige Stunden lang geöffnet. Bürger beider Länder nutzten die Gelegenheit, die Brücke über die Oder zu überqueren und sich damit für mehr Toleranz gegenüber Ausländern einzusetzen.
Nach Aussage der Ausländerbeauftragten von Frankfurt/Oder hatten mehrere Firmen die Lichterkette gesponsort. Sie stellten unter anderem eine strombetriebene Lichterkette zum Erhellen der Brücke kostenlos zur Verfügung. Als Gegenleistung wurden auf Tafeln die Namen der Firmen genannt.
BONN/KÖLN, 14. Februar (dpa). In Nordrhein-Westfalen ist ein neuer Fall von illegaler Parteienfinanzierung bekannt geworden. Nach Recherchen des Westdeutschen Rundfunks (WDR) bilden die über 20 Bundestagsabgeordneten aus dem größten SPD-Bezirk Westliches Westfalen seit Jahren einen sogenannten Mitarbeiterpool. Daraus würden Parteimitarbeiter in Wahlkreisen finanziert, wo die SPD keine eigenen Bundestagsabgeordneten habe. Mit dieser Praxis würde gegen die Vorschrift verstoßen, daß jeder Abgeordnete bis zu 13 000 Mark monatlich bei der Bundestagsverwaltung für Mitarbeiter abrechnen kann - jedoch nur in Bonn und im eigenen Wahlkreis. Eine laufende Finanzierung von Parteien aus öffentlichen Haushalten ist nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts verboten.
Geschäftsführer des SPD-"Pools" im westlichen Westfalen war laut WDR der früherere Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Franz Müntefering, der jetzt Minister im nordrhein-westfälischen Landeskabinett ist. Müntefering dementierte im WDR, daß die einzelnen Abgeordneten schon vor ihrer Aufstellung auf aussichtsreiche Listenplätze eine Erklärung hätten unterschreiben müssen, nach der sie sich zu einer Teilabtretung von Geldern aus ihrer Mitarbeiterpauschale an diesen "Pool" verpflichteten.
Niederländische und norwegische Eiskönige regierten im "Wikinger-Schiff" von Hamar, die deutschen Läufer aber fielen bei der Vierkampf-WM der Eisschnelläufer auf die Nase. Zur grenzenlosen Enttäuschung der 14 000 Zuschauer mußte der zweimalige norwegische Weltmeister Johann Olav Koss in einem bis zuletzt dramatischen Duell mit 157,961 Punkten dem 21jährigen niederländischen Europameister Falko Zandstra mit 157,626 Punkten den Titel überlassen, obwohl er über 1500 m mit 1:52,53 Minuten den Weltrekord des Berliners Andre Hoffmann vom 20. Februar 1988 aus Calgary (1:52,06) nur um 47/100 verfehlte.
Die Entscheidung fiel über 10 000 m. In einem packenden Zweikampf im letzten Rennen ließ Zandstra seinen norwegischen Rivalen nie aus den Augen. Der Norweger wußte, daß er 7,04 Sekunden gutmachen mußte, um zum dritten Mal nach 1990 und 1991 Weltmeister werden zu können. Am Ende siegte er zwar über 10 000 m in 13:50,75 Minuten, aber nur mit 0,66 Sekunden Vorsprung vor Zandstra. Ausgerechnet Norwegens neue 21jährige Eisschnellauf-Hoffnung Aadne Soendraal aus Hamar wurde am Sonntag über 1500 m wegen Behinderung des Niederländers Rintje Ritsma disqualifiziert.
Die deutschen Vierkämpfer sind im "Zwischen-Winter" zwischen den Olympischen Winterspielen von Albertville und Lillehammer wieder ins zweite Glied zurückgefallen. Das abschließende 10 000- m-Finale der stärksten zwölf Mehrkämpfer fand erstmals nach langem wieder ohne deutsche Teilnehmer statt. Markus Tröger (Inzell) war zwar über 5000 m mit 7:02,41 Minuten als 14. noch bester Deutscher, doch stürzte er über 1500 m. Daß der Chemnitzer 5000-m-Olympia-Vierte Frank Dittrich auf seiner Paradestrecke auch stürzte, war zusätzliches Pech. Da nur der Berliner Uwe Tonat als bester Deutscher im Gesamtklassement unter die ersten 20 gelangte, dürfen zur Weltmeisterschaft 1994 in Göteborg nur noch zwei deutsche Vierkämpfer fahren.
Die schönste Eisschnellauf-Halle der Welt war bei der 94. Vierkampf-Weltmeisterschaft der Männer noch nicht weltrekordreif. Den norwegischen Eismeistern fehlte die Erfahrung. Am ersten Tag der WM war das Eis zu weich und damit zu schwer, am zweiten Tag war es schon fast so schnell wie im friesischen Eisschnellauf-Mekka Heerenveen.
Das "Wikinger-Schiff" hat alle Voraussetzungen, Norwegens neue große Sportarena und die Eisschnellauf-Rekordbahn schlechthin zu werden. Die Halle, in der im August auch die Bahn-Radweltmeisterschaft stattfindet, ist die modernste Eisschnellauf-Halle Europas, liegt in 125 Meter Höhe - und ist damit nicht wie das auf Meereshöhe liegende Thialf-Oval von Heerenveen den schwierigen Bedingungen des Nordseeklimas ausgesetzt. Das Erstaunlichste aber ist: Die Halle in Hamar - dieses architektonische Schmuckstück der nächsten Winterspiele gleicht wirklich einer umgedrehten alten Wikinger-Kogge - hat nur knapp 60 Millionen Mark gekostet. dpa
Monica Seles (Jugoslawien) gewann das 375 000-Dollar-Tennisturnier in Chicago. Die Weltranglisten-Erste besiegte am Sonntag im Finale die an Nummer zwei gesetzte Martina Navratilova (USA) nach 94 Minuten 3:6, 6:2, 6:1 und kassierte dafür 75 000 Dollar. Nach nervösem Beginn und verlorenem ersten Satz fand Monica Seles ihren Rhythmus, zwang Martina Navratilova zu vielen Fehlern und brillierte vor allem mit zentimetergenauen Passierbällen.
AMARILLO, 14. Februar (AFP). In Texas ist ein Anwalt zum Tode verurteilt worden, der in einem Gerichtssaal zwei Staatsanwälte erschossen und zwei Richter verletzt hatte. Der 45jährige solle durch eine Giftinjektion hingerichtet werden, entschieden die Geschworenen am Samstag nach einstündiger Beratung. Der Anwalt war im Juli 1992 in einen Gerichtssaal eingedrungen und hatte auf die Anwesenden geschossen. Seine Tat begründete er später mit Fehlurteilen, die bei seiner Scheidung und in einem Prozeß wegen Kindesmißhandlung gegen ihn gefällt worden seien.
COLOMBO, 15. Februar (AFP). Der Oberste Gerichtshof Sri Lankas hat einem Mann umgerechnet rund 960 Mark Entschädigung für die in der Polizeihaft erlittene Folter zugesprochen. Wie die in Colombo erscheinende Sunday Times berichtete, bescheinigte das Gericht der Polizei "äußerste Grausamkeit". Es sei erwiesen, daß die Polizisten dem Familienvater Ratnayake Wijesuriya nach seiner Festnahme die Zähne mit einer Zange herausgerissen hätten. Den verantwortlichen Polizisten verurteilten die Richter zu einer Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 170 Mark. Wijesuriya war seinen Angaben zufolge im April 1990 in Homagama unter dem Verdacht festgenommen worden, an einem Raubüberfall beteiligt gewesen zu sein, was er bestreitet.
BUENOS AIRES, 14. Februar (AFP). Im Norden Argentiniens sind am Wochenende 13 neue Cholerafälle registriert worden. Seit dem Ausbruch der Epidemie im vergangenen Jahr ist damit die Zahl der Cholerakranken laut Gesundheitsministerium auf 1526 gestiegen.
ABU DHABI, 14. Februar (AFP). Die Vereinigten Arabischen Emirate wollen 436 französische Panzer vom Typ AMX- Leclerc kaufen. Dies sagte der Informationsdirektor der Emirate, Jamal al-Suaidi, auf der Rüstungsmesse in Abu Dhabi.
BOGOTA/MALAGA, 14. Februar (AFP/ Reuter). Die kolumbianische Geheimpolizei DAS hat in Bogota einen Drogenhändlerring ausgehoben, der zwischen Kolumbien und Italien operierte und dabei im Monat bis zu hundert Kilo Kokain in italienische Städte transferierte. Wie DAS-Chef Fernando Britto am Samstag bekanntgab, wurden bereits am Donnerstag und Freitag sechs Männer und zwei Frauen gefaßt, die ihre Rauschgiftgeschäfte über ein Reisebüro in Bogota abwickelten. In Italien seien 17 Personen, unter ihnen zwei Kolumbianer, festgenommen worden.
In der südspanischen Küstenstadt Malaga entdeckte die Polizei ein Depot, in dem 128 Kilogramm Heroin gelagert waren. Wie ein Polizeisprecher in Madrid mitteilte, hat das Rauschgift einen geschätzten Schwarzmarktwert von 65 Millionen Mark. Drei Spanier seien festgenommen worden.
NIKOSIA, 14. Februar (AFP). Der konservative Politiker Glafkos Klerides hat den zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahlen auf Zypern am Sonntag gewonnen. Dies geht aus den vom zyprischen Innenministerium in Nikosia veröffentlichten Ergebnissen hervor. Der 73jährige Herausforderer des bisher amtierenden Präsidenten Georgios Vassiliou erhielt demzufolge 50,3 Prozent der abgegebenen Stimmen. Er ist Vorsitzender der konservativen Partei Demokratische Versammlung. Der parteilose Vassiliou, der von der Kommunistischen Partei unterstützt wurde, erhielt 49,7 Prozent der Stimmen. Die Ergebnisse beruhten auf der Auszählung von 99 Prozent der abgegebenen Stimmen. Etwa 393 000 Menschen waren am Sonntag zur Stichwahl aufgerufen.
Grafitti-Künstler Naegeli in Zürich nun willkommen
ZÜRICH. Die Stadt Zürich hat ihren Frieden mit dem Spray-Künstler Harald Naegeli gemacht: Der inzwischen 54jährige Graffiti-Künstler, der in den 80er Jahren wegen seiner illegalen Spray-Aktionen sieben Monate hinter Gittern saß, stellt bis zum 28. Februar 200 seiner Werke im Zürcher Kunsthaus aus. Zur Eröffnung bewaffnete er sich mit Handschuhen und Maske, um vor Gästen des Kunsthauses auf eigens installierten Glaswänden Proben seiner Kunst zu geben. Anders als zu Beginn seiner Grafitti- Karriere zwischen 1977 und 1979, als die bunten Mauer-Verzierungen von den Hausbesitzern als Sachbeschädigungen angezeigt wurden, waren die Betrachter im Kunsthaus diesmal enttäuscht, weil Naegeli seine Action-Kunst so schnell abschloß. 1979 war auf die Ergreifung des damals noch im dunkeln wirkenden Graffiti- Künstlers eine Prämie ausgesetzt. Neben der Gefängnisstrafe wurde er zur Zahlung von 200 000 Schweizer Franken verurteilt. Mitte der 80er Jahre setzten sich zunehmend Politiker und Künstler für ihn ein. In den Jahren 1986 bis 1990 konnte er seine Kunst in Venedig praktizieren. Inzwischen lebt Naegeli in Düsseldorf. AFP
Blinde: Telefonansage der Postleitzahlen Eine bundesweite Auskunftsstelle, bei der Blinde kostenlos die neuen Postleitzahlen erfahren können, hat der hessische Blindenbund gefordert. Da Blinde nicht immer eine Hilfe zum Heraussuchen der neuen Zahlen hätten, müsse der Postdienst diesen Menschen unkonventionell helfen, sagte Blindenbund-Vorsitzender Willi Hannappel. - Das von der Bundespost kostenlos in Blindenschrift übertragene alte Postleitzahlenbuch habe acht Großbände in Blindenschrift beansprucht. Eine Übertragung des neuen Buches würde 100 bis 150 Bände umfassen und die Kapazität jeder Wohnung sprengen, meinte Hannappel.
Nach seinem Titelgewinn am Freitag im Super-G gewann Bernd Kauer (SC Taunus) bei den hessischen alpinen Skimeisterschaften in Steinach/Tirol auch am Samstag den Riesenslalom in 1:44,64 Minuten. Zweiter wurde sein Vereinskamerad und letztjähriger Meister, Helge Gützlaff (1:46,73), vor Thorsten Gensler von der SKG Gersfeld (1:47,01). Bei den Damen siegte Eva Schürmeyer aus Hofheim in 1:59,44 Minuten vor Evelyn Wittmer (1:59,52/SC Viernheim). Den dritten Rang belegte Heike Beranek (2:00,91/TV 1890 Rüsselsheim). Die Titelverteidigerin Ruth Schneider vom SC Taunus belegte nur Platz fünf (2:01,21).
Am Freitag wurde Bernd Kauer in 1:08,66 Minuten Erster im Super-G in Fiss/Tirol. Auf Platz zwei landete Torsten Gensler (1:09,54) vor seinem Bruder Dirk (1:14,00, beide SKG Gersfeld). Sehr knapp war die Entscheidung bei den Frauen: Meisterin wurde die Vorjahresdritte Anke Eberhardt (1:19,17/SC Meissen) vor der Titelverteidigerin Sabine Krug aus Baunatal (1:19,87). Den dritten Platz belegte Daniela Baier (1:19,97/SKG Gersfeld). lhe
ROTENBURG/MAINZ. Ein 23jähriger sprachgestörter und orientierungsloser Mann aus Mainz ist nach einer Irrfahrt durch halb Hessen am Samstag bei Rotenburg (Kreis Hersfeld-Rotenburg) von einem Zug überrollt und getötet worden. Der Behinderte war während eines Besuchs mit seinem Vater auf dem Frankfurter Flughafen am Freitag plötzlich verschwunden.
Wie die Polizei mitteilte, hatte der Mann in Frankfurt einen Zug bestiegen und war bis ins rund 100 Kilometer entfernte Rotenburg-Braach gefahren. Dort sei er ausgestiegen und auf den Gleisen weitergelaufen, bis ihn ein Zug überrollte. Nach dem 24jährigen hatte die Polizei zwei Tage lang gefahndet. lhe
Einen ersten Erfolg konnte Oberligist KSV Hessen Kassel im Kampf um sein finanzielles Überleben verbuchen. Der eigens gegründete Förderverein meldete aus seinen bisherigen Aktionen eine Einnahme von rund 40 000 Mark. Die Summe trug maßgeblich dazu bei, daß der Spielbetrieb der Oberligamannschaft aufrechterhalten werden konnte. Ziel des ist es, 100 000 Mark einzunehmen. lhe
FAUSTBALL BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: TV Klarenthal - TuS Rotweiß Koblenz 0:3 (10:20, 18:20, 10:20), SV Hof - VT Hagsfeld 3:1 (20:11, 21:23, 20:10, 20:7), TSV Roth - TV Eibach 3:2 (18:20, 20:18, 20:11, 12:20, 20:14), TV Wünschmichelbach - TV Klarenthal 2:3 (20:16, 19:21, 20:10, 17:20, 18:20), TuS Koblenz - VT Hagsfeld 3:1 (20:16, 20:17, 15:20, 20:11), SG Darmstadt - TV Eibach 2:3 (22:20, 15:20, 10:20, 20:17, 11:20).
FRANKFURT. Einen Toten und drei Verletzte haben am Sonntag zwei Unfälle auf der Autobahn A 5 bei Butzbach gefordert. Laut Auskunft der Polizei war ein in Richtung Frankfurt fahrender Mann mit seinem Wagen zunächst gegen die Mittelleitplanke geprallt und anschließend nach rechts in eine Böschung geschleudert, wo sich das Auto überschlug. Der 65jährige starb an der Unfallstelle, seine Beifahrerin kam schwerverletzt in ein Krankenhaus. Der Fahrer eines anderen Wagens erlitt leichte Verletzungen. In Gegenrichtung verursachten Schaulustige einen Stau, in dessen Ende fünf Fahrzeuge hineinfuhren. Dabei wurde ein Autofahrer leicht verletzt. lhe
NEUDIETENDORF, 14. Februar (epd). Fehler der evangelischen Kirchen im Umgang mit aufbegehrenden Jugendlichen in der DDR hat der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) eingeräumt. Die Kirchen hätten zu DDR-Zeiten zu lange Geduld gepredigt, statt entschlossener Gerechtigkeit und Gleichheit einzufordern. "Wir haben Unruhige beschwichtigt, wo es richtiger gewesen wäre, sich ihren Protest voll zu eigen zu machen", sagte Stolpe auf einer Menschenrechtstagung der Evangelischen Akademie Thüringen in Neudietendorf bei Erfurt. Auch sei die Kirche zu sehr auf das Verhältnis von Marxisten und Christen fixiert gewesen. Dabei habe sie nicht gesehen, daß der größte Teil der DDR-Bevölkerung weder christlich noch marxistisch orientiert gewesen sei. Der politische Umbruch in der DDR sei allerdings auch durch Gespräche zwischen Kirche und Staat vorbereitet worden, erklärte Stolpe. Der "fehlende Wille zur Gewalt" der damaligen Machthaber, die Politik Gorbatschows und der mutige Wille der DDR-Bevölkerung hätten zum friedlichen Umbruch geführt.
LONDON, 14. Februar (Reuter). Die oppositionelle Labour-Partei in Großbritannien würde einem Zeitungsbericht zufolge bei einer Regierungsübernahme die Erbschaftssteuer-Befreiung für Königin Elizabeth II. wieder aufheben. Die Sunday Times berichtete weiter, die Labour- Parteiführung prüfe auch eine mögliche Empfehlung zur Aufhebung des Rechts der Königin, das Parlament aufzulösen und einen Premierminister zu ernennen. Auch das von der Macht des Monarchen abgeleitete Recht des Premiers, Kriege zu erklären und Ehrungen auszugeben, solle einer Prüfung unterzogen werden.
LUANDA, 14. Februar (Reuter). Die USA, Rußland und Portugal haben die angolanische Rebellen-Organisation UNITA ultimativ zur Rückkehr zum Dialog mit der regierenden Angolanischen Befreiungsbewegung (MPLA) aufgefordert. Sollte die UNITA nicht bis Mittwoch abend ein neues Datum für die Fortsetzung der Friedenskonferenz benannt haben, werde man "die entsprechenden Schlüsse ziehen", hieß es in einer am Samstag in Luanda veröffentlichten Erklärung. USA, Rußland und Portugal hatten das gescheiterte Angola-Friedensabkommen von 1991 vermittelt.
Zur Lage der Kämpfe um die zweitgrößte Stadt des Landes, Huambo, gab es widersprüchliche Berichte. Ein Sprecher der UNITA teilte am Samstag nach Lissabon mit, "praktisch die gesamte Stadt" werde von den Rebellen kontrolliert. Eine fünftägige Waffenruhe, wie von der MPLA zur Versorgung der notleidenden Bevölkerung gefordert, lehne die UNITA ab. Die MPLA berichtete am Samstag, es sei Verstärkung nach Huambo verlegt worden. Die Truppen der Regierung hätten Gelände von der UNITA zurückerobert.Gedenken in Dresden
DRESDEN, 14. Februar (Reuter/dpa). Rund 11 000 Dresdner haben am Samstag abend der Bombardierung ihrer Stadt am 13. Februar 1945 gedacht. Zum 48. Jahrestag des britisch-amerikanischen Flugzeugangriffes, bei dem mehr als 35 000 Menschen starben und die gesamte Dresdner Innenstadt zerstört wurde, bildeten sie eine Lichterkette von der Ruine der Frauenkirche bis zum Ort der zerstörten jüdischen Synagoge Dresdens. Auch mit Gottesdiensten, Konzerten, Ausstellungen und Kranzniederlegungen mahnten Dresdener an die Opfer des Kriegs.
KABUL, 14. Februar (Reuter). Nach mehrwöchigen Kämpfen ist unter pakistanischer Vermittlung am Wochenende zwischen Regierung und Rebellen in Kabul eine Feuerpause vereinbart worden. Ein Sprecher des früheren pakistanischen Geheimdienstes, Hamid Gul, teilte am Sonntag mit, die zeitlich nicht befristete Feuerpause solle Gespräche über eine dauerhafte Waffenruhe ermöglichen. Nachdem sich noch am Samstag Regierungstruppen und Rebellen der fundamentalistischen Mudschaheddin unter Gulbuddin Hekmatjar intensive Gefechte geliefert hatten, war es in der afghanischen Hauptstadt am Sonntag den Angaben zufolge weitgehend ruhig.
Hekmatjar wirft Präsident Rabbani Betrug bei den Wahlen im Dezember vor. Sein erklärtes Ziel ist die Entmachtung des Präsidenten. Im vergangenen August hatte Hekmatjar schon einmal versucht, militärisch die Macht an sich zu reißen. Die Offensive kostete mindestens 2500 Menschen das Leben. Einzelheiten der jüngsten Vereinbarung teilte der Sprecher Guls nicht mit.
BERLIN, 14. Februar (Reuter). Bereits in den frühen 60er Jahren hat es einen schriftlichen Schießbefehl für die DDR- Mauerposten in Berlin gegeben. Die Berliner Morgenpost veröffentlichte den Befehl und eine Skizze für Grenzposten an der Berliner Mauer. In dem Befehl, der der Morgenpost im Original vorliege, würden die Grenzer angewiesen, Mauerflüchtlinge ohne Warnung zu erschießen, wenn sie die Mauersperren überwunden hätten. So heiße es: "Aufgrund der großen Entfernung wird dann nicht angerufen. Warnschuß, dann Zielschuß. Ist Grenzverletzer in der toten Zone, sofort Zielschuß."
Die Berliner Morgenpost berichtete, sie habe das Dokument für die Grenze zwischen Treptow und Neukölln von einem damals an den Grenzbefestigungen arbeitenden Elektriker aus Ostberlin erhalten. Der heute 53jährige Mann habe das Dokument im Januar 1964, zweieinhalb Jahre nach dem Mauerbau, heimlich nach Hause geschmuggelt. Er habe es erst jetzt zwischen alten Photos wiedergefunden. Die DDR-Führung hat die Existenz eines schriftlichen Schießbefehls stets abgestritten.
Zur Person
ERICH HONECKER, ehemaliger DDR- Staats- und Parteichef, lebt in seinem chilenischen Exil nach Angaben seines Anwalts Friedrich Wolff von Spenden der "internationalen Solidarität". Wolff sagte der Magdeburger Volksstimme am Sonntag, unter den Spendern seien der ehemalige nicaraguanische Präsident Daniel Ortega und der Chef der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Yassir Arafat. Es gebe auch viele Menschen in den Ländern und Befreiungsorganisationen der Dritten Welt, die Honecker einfach dankbar seien. Wolff dementierte dem Bericht zufolge, daß Honecker von DDR-Geldern lebe. Er dementierte damit Berichte, nach denen Honecker in Chile Zugriff auf ein Privatkonto habe, auf das 3,5 Millionen Mark aus Mitteln der DDR- Staatskasse geflossen seien. Die Berliner Zeitung Sonntagspost berichtete dagegen unter Berufung auf einen nicht namentlich genannten Ex-General der Staatssicherheit, es gebe Nummernkonten mit "Riesensummen" aus der DDR-Staatskasse, auf die nur Honecker und der in Berlin inhaftierte ehemalige Stasi-Chef Erich Mielke Zugriff hätten.
BAGDAD, 15. Februar (Reuter). Irak will sein Verhältnis zu den USA und deren Verbündeten offenbar entspannen. Nach türkischen Angaben zog die Führung in Bagdad alle Raketen aus den Flugverbotszonen im Süden und Norden des Landes ab. Dieser Schritt sei eine Botschaft Iraks an die neue US-Regierung von Präsident Bill Clinton, sagte der türkische Außenminister Hikmet Cetin. Iraks Staatschef Saddam Hussein lobte Clinton wegen dessen Gegnerschaft zur Vietnam-Politik der USA in den 60er und 70er Jahren. Es sei zu hoffen, daß der neue Präsident eine solche Antikriegs- Haltung auch gegenüber Irak einnehme. Wegen der Stationierung der Raketen in der südlichen Flugverbotszone hatte Clintons Vorgänger George Bush kurz vor Ende seiner Amtszeit Mitte Januar Angriffe gegen Ziele in Irak fliegen lassen.
FRANKFURT A. M., 14. Februar (Reuter/AP/dpa). Bei einem Brandanschlag auf ein türkisches Lebensmittelgeschäft in der Ludwigshafener Innenstadt sind am Sonntag morgen zehn Menschen verletzt worden. Die Verletzten, Deutsche und Ausländer, lebten laut Polizei in den Wohnungen über dem Laden. Das Geschäft sei ausgebrannt. Neun der Verletzten seien inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der Sachschaden betrage 500 000 Mark.
Rechtsradikale Jugendbanden griffen in Sachsen-Anhalt Kneipen, Klubs und Diskotheken an. Sechs Menschen wurden verletzt. In der Nacht zum Samstag überfielen zehn bis 15 Jugendliche eine Gaststätte in Wernigerode, beschimpften einen deutschen Besucher als "Asylantenschwein" und verwüsteten das Lokal. Beim Angriff auf eine Gaststätte in Wust (Sachsen) richteten rechtsgerichtete Jugendliche in der gleichen Nacht erheblichen Sachschaden an.
In der Nacht zum Sonntag attackierten rund 100 Hooligans eine Gaststätte in Calbe an der Saale mit Baseballschlägern und Eisenstangen. Ein 23jähriger Gast wurde schwer, ein 28jähriger leicht verletzt. Drei der Angreifer wurden nach Polizeiangaben vorläufig festgenommen. In Dessau stürmten kurz nach Mitternacht rund 20 mit Schußwaffen und Baseballschlägern bewaffnete Gewalttäter eine Diskothek. Sie schossen mehrfach in die Luft, drei Gäste wurden durch Schläge verletzt. Die Täter flüchteten unerkannt.
In den thüringischen Städten Suhl und Mühlhausen demonstrierten insgesamt mehr als 1000 Jugendliche gegen Neofaschismus.Einlenken im Mazedonienstreit
ATHEN, 15. Februar (Reuter). Im Streit um eine internationale Anerkennung der früheren jugoslawischen Republik Mazedonien hat sich Griechenlands Ministerpräsident Konstantin Mitsotakis kompromißbereit gezeigt. Am Wochenende sagte er auf einem Treffen seiner Neuen Demokratischen Partei in Athen, Griechenland würde akzeptieren, daß der Begriff Mazedonien im Namen der Nachbarrepublik erwähnt wird. Allerdings dürfe der Name nicht allein Mazedonien lauten. Eine Lösung sollte nach den Worten von Mitsotakis mit internationaler Vermittlung gefunden werden.
Das EG-Mitglied Griechenland hat bisher die Anerkennung Mazedoniens unter diesem Namen durch die Europäische Gemeinschaft (EG) verhindert. Die Regierung in Athen befürchtete mazedonische Ansprüche auf die gleichnamige Region im Norden Griechenlands.
SKI ALPIN WELTMEISTERSCHAFT in Morioka/Japan, Frauen, Super-G: 1. Seizinger (Halblech) 1:33,52 Minuten, 2. Eder (Österreich) 1:33,68, 3. Loedemel (Norwegen) 1:34,07, 4. Lee-Gartner (Kanada) 1:34,21, 5. Compagnoni (Italien) 1:34,44, 6. Wachter (Österreich) 1:34,52, 7. Pretnar (Slowenien) 1:34,74, 8. Merle (Frankreich) 1:34,79, 9. Zurbriggen (Schweiz) 1:34,82, 10. Häusl (Schneizlreuth) und Sadleder (Österreich) beide 1:34,89. 12. Ertl (Lenggries) 1:34,92, 13. Roffe- Steinrotter (USA) 1:34,93, 14. Maier (Österreich) 1:34,98, 15. Cavagnoud (Frankreich) 1:35,04, 16. Perez (Italien) 1:35,06, 17. Schuster (Österreich) 1:35,07, 18. Suhadolc (Slowenien) 1:35,11, 19. Zeller (Schweiz) 1:35,13, 20. Meier (Rottach-Egern) 1:35,31.
BOXEN PROFI-KAMPFABEND in Hamburg, WBO- Weltmeisterschaft im Cruisergewicht (12 Runden): Bott (Pforzheim) Punktsieger über Booze (USA).
Schwergewicht (6 Runden): Schießer (Berlin) technischer K.o.-Sieger 3. Runde über Dubac (Slowakei).
Schwergewicht (4 Runden): Sumina (Slowakei) technischer K.o.-Sieger 2. Runde über Maddison (Hamburg).
INTERNATIONALE DEUTSCHE MEISTERSCHAFT im Halbschwergewicht (10 Runden): Michalczewski (Hamburg) K.o.-Sieger 10. Runde über Saidi (Stuttgart).
Halbschwergewicht (4 Runden): White (USA) unentschieden gegen Ryl (Berlin).
Mittelgewicht (4 Runden): Ahmedi (Hamburg) Abbruchsieger 2. Runde über Stipak (Slowakei). Mittelgewicht (4 Runden): Löwe (Hamburg) Punktsieger über Green (Großbritannien).
TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Mailand (800 000 Dollar), Einzel, Finale: Becker (Leimen) - Bruguera (Spanien) 6:3, 6:3. - Halbfinale: Becker - Masur (Australien) 6:4, 7:6 (7:2), Bruguera - Korda (Tschechische Republik) 6:4, 0:6, 7:5.
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Memphis/Tennessee (780 000 Dollar), Einzel, Halbfinale: Courier (USA) - Mansdorf (USA) 7:6 (7:3), 2:6, 6:4, Martin (USA) - Chang (USA) 7:6 (7:4), 6:4. - Viertelfinale: Courier - Stark (USA) 6:7 (5:7), 6:3, 7:5, Chang - Tschesnokow (Rußland) 6:4, 6:0, Martin - Agassi (USA) 6:1, 7:6 (7:4), Mansdorf - Randall (USA) 6:2, 6:2.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Chicago (375 000 Dollar), Einzel, Halbfinale: Seles (Jugoslawien) - M. J. Fernandez (USA) 6:3, 6:0, Navratilova (USA) - Maleewa (Bulgarien) 6:0, 4:6, 6:1. - Viertelfinale: Navratilova - Zina Garrison-Jackson (USA) 6:2, 6:1, M. J. Fernandez - Majoli (Kroatien) 4:6, 6:1, 6:2, Maleewa - Shriver (USA) 4:6, 6:4, 6:3.
Doppel, Halbfinale: Adams/Garrison-Jackson (USA) - Nagelsen/Seles (USA/Jugoslawien) 6:4, 6:1, Frazier/Po (USA) - Graham/Schultz (USA/Niederlande) 6:4, 6:2. - Viertelfinale: Graham/Schultz - Grossman/Kochta (USA/ München) 6:1, 6:2, Adams/Garrison-Jackson - McGrath/Fairbank-Nideffer (USA/Südafrika) 4:6, 6:4, 6:2, Frazier/Po - McCarthy/ Werdel (USA) 6:4, 0:6, 6:4.
GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Osaka/Japan (150 000 Dollar), Finale: Novotna (Tschechische Republik) - Date (Japan) 6:3, 6:2. - Halbfinale: Novotna - Paradise-Mangon (Frankreich) 3:6, 7:6 (7:1), 6:2, Date - Gildemeister (Peru) 6:1, 6:7 (9:11), 6:2.
Doppel, Finale: Novotna/Sawschenko-Neiland (Tschechische Republik/Lettland) - Maleewa- Fragniere/Maleewa (Schweiz/Bulgarien) 6:1, 6:3.
Als sie mit der "13" oben am Super-G- Start stand, spürte sie "eine gewisse Wut im Bauch". Als sie an Tor fünf "eine Windböe voll von vorne traf", dachte sie: "So ein Mist, ausgerechnet vor dem Flachstück". Als sie wenig später über die Ziellinie raste, war alles vergessen. "Ich bin sehr glücklich", sagte Katja Seizinger immer wieder nach dem goldenen Happy-End der Ski-Weltmeisterschaften in Morioka: "Das Warten hat sich gelohnt. Heute war endlich mal ich diejenige, die das nötige Glück hatte."
Die tiefe Genugtuung über den ersten Titel war ihr deutlich anzusehen, nach außen aber blieb die Weltmeisterin cool. Nur als Trainer und Übervater Alois Glaner (55) ins Ziel kam und seinem "Goldmadl" gerührt um den Hals fiel, schossen ihr die Tränen in die Augen. Als sie kurz danach aus dem Zielraum mit Mutter Doris in Eberbach telefonierte, hatte sie sich schon wieder gefangen. Zehn Sekunden lang hörte sie wortlos zu, dann legte sie auf: "Ich ruf' später noch mal an."
Wer erwartet, daß eine ausflippt, wenn sie das Ziel aller Träume erreicht, ist bei Katja Seizinger an der falschen Frau. Was zählt, ist die sportliche Leistung. Das ganze Theater drumherum mag die 20 Jahre alte Millionärs-Tochter nicht. "Katja ist ein Skigenie", sagt Cheftrainer Rainer Mutschler. Was sie sonst noch unterscheidet von den anderen? "Sie ist die Ehrgeizigste und kann unglaublich stur sein", antwortet Glaner. Ihr Spitzname innerhalb der Mannschaft sagt alles: "Pulverturm."
Und Trainer Glaner muß es wissen. Er ist schon seit über 20 Jahren Trainer im DSV. Das geniale Gefühl für die zwei Bretter hat ihr bei Cheftrainer Rainer Mutschler den Ruf als "Skigenie" eingebracht. Dabei kommt sie gar nicht aus den Bergen. Geboren ist sie in Datteln im Ruhrgebiet, aufgewachsen in Eberbach bei Heidelberg. Im Internat in Hohenschwangau schloß sie sich dem SC Halblech an. Nach dem Abitur wurde die "Südschwedin", wie die Kolleginnen früher scherzten, zur Wahl-Bayerin und schlug ihre Zelte in Garmisch auf
Am Schlußtag der verkorksten WM hatte die explosive junge Dame alles unter Kontrolle. Ausgerechnet mit der Unglücksnummer 13 raste sie beim Super-G am Mount Takakura ins Glück. In 1:33,52 Minuten lag sie am Ende der 2131 Meter langen Neuschnee-Piste ganze 16 Hundertstelsekunden vor der Österreicherin Sylvia Eder, deren Schwester Elfi Slalom-Silber gewonnen hatte. Bronze ging an die Abfahrts-Zweite Astrid Loedemel (Norwegen/1:34,07).
Um eineinhalb Stunden mußte das Rennen wegen Wind und Neuschnee verschoben werden, erst zehn Minuten vor dem Start erfuhr Katja Seizinger, daß Trainer Glaner am Vorabend "aus Aberglauben" für sie die "13" gezogen hatte. Im oberen Gleitteil hatte die Olympia- Dritte von Albertville nur die viertbeste Zeit, im kurvigen unteren Teil fuhr sie allen davon. "Der Super-G hat mich immer gerettet", meinte sie lächelnd. "Ich hab' schon vor der WM gedacht, da habe ich mehr Chancen."
Nach der Abfahrt am Donnerstag schien wieder mal alles vorbei. Wie schon bei Olympia reichte es nur zu Platz vier. Damals waren es drei, nun fünf Hundertstelsekunden Rückstand auf Bronze. Die Erfahrung Olympia aber half. "Damals war ich am Boden zerstört", schilderte Seizinger den feinen Unterschied: "Diesmal war ich viel gelassener. Aufgeregt habe ich mich im letzten Jahr genug."
Rund 300 000 Mark, so schätzt Poolchef Heinz Krecek, wird ihr der WM-Titel bringen. 93 000 Mark gibt es als Prämie vom Deutschen Ski-Verband, 100 000 Mark steuert der Skihersteller ("Völkl") bei. Großverdienerin Seizinger, die in diesem Winter schon einen Super-G (Lake Louise) und eine Abfahrt (Cortina) gewann, ist der schnöde Mammon ziemlich egal: "Deswegen fahre ich nicht. Ich fahre Ski, weil's mir Spaß macht."
Für die fleißige Sportlerin, die nebenbei an der FernUni Hagen Betriebswirtschaft studiert und ihre Unterlagen auch bei den Skirennen immer dabei hat, dürfte die Bettruhe am Sonntag ausgefallen sein. Glaner freute sich schon auf eine zünftige Fete: "Wird Zeit, daß wir mal richtig feiern. Ich kann die Kati bestimmt dazu überreden, daß sie ausnahmsweise mal einen Schluck mit mir trinkt." Sie werden wohl am besten gleich durchgezecht haben. Denn schon um vier Uhr morgens ging am Montag der Bus zum Bahnhof.
Am Ende hielt sich die Freude etwas in Grenzen. Ob es der schönste Tag ihres Lebens war? "Es war der schönste Tag dieser Woche", antwortete Katja Seizinger wahrheitsgemäß. "Der Sieg im Abfahrts-Weltcup und der erste Weltcupsieg waren genauso schön." Das war im Dezember 1991 beim Super-G von St. Catarina. 14 Monate später stand das Mädchen aus dem Kohlenpott auf dem vorläufigen Gipfel. Fortsetzung folgt, Olympia 1994 in Lillehammer läßt grüßen. sid/dpa
Die Norweger kamen, sahen und sahnten gewaltig ab. Angeführt von Kjetil-Andre Aamodt, dem zweimal mit Gold und einmal mit Silber gekrönten "König von Morioka", stellte das Volk der Langläufer die alpine Ski-Welt auf den Kopf. Ein Jahr vor den Olympischen Spielen im heimatlichen Lillehammer übernahm die Truppe des österreichischen Cheftrainers Dieter Bartsch die Vorherrschaft bei der WM - trotz der entgangenen Medaillen im abgesagten Super-G der Männer. Mit dreimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze stellten die Wikinger Ski-Großmächte wie Österreich (1/3/4) und die Schweiz (1/0/0) in den Schatten. Auch das Team des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) war auf Platz zwei besser (2/0/1) als die alpenländische Konkurrenz.
"Sehr gut", lobte Rainer Mutschler nach seinem ersten Großeinsatz als Cheftrainer der Frauen. Zwar wurmte den 33jährigen das Pech seines Teams in der Abfahrt mit Platz vier, fünf und sechs, doch das war nach dem furiosen Finale vergessen. "Es kommt halt immer anders als man denkt." Eine Medaille war das Ziel, ein Titel der Traum, kein Wunder, daß sich Mutschler nach dieser WM "absolut im grünen Bereich" sah. Einzig Regina Häusl blieb unter ihren Möglichkeiten. Die 19 Jahre alte Abfahrtssiegerin von Cortina brachte in Morioka kein Bein auf den Boden, belegte im abschließenden Super-G aber Platz zehn.
Schwarzsehen muß dagegen Kollege Martin Oßwald. Die deutschen Männer standen in Morioka auf kaputten Beinen oder dem falschen Fuß. "Ich hätte mir ein bißchen mehr gewünscht", gab der Cheftrainer sichtlich enttäuscht zu. "Doch realistisch gesehen hatten wir nur im Slalom eine echte Medaillenchance." Daraus wurde nichts, bester Deutscher war der kniegeschädigte Peter Roth als Achter im Slalom, der muskelverletzte Armin Bittner schied im zweiten Lauf aus, im Riesenslalom wurde Markus Wasmeier wenigstens noch Neunter.
Die drei einzigen Medaillen-Kandidaten wollen nach Olympia aufhören, "und dann schaut es zappenduster aus", befürchtet Oßwald. "Uns droht eine drei- bis vierjährige Durststrecke." Neue Männer braucht das Land, doch der männliche Nachwuchs der Jahrgänge 69 bis 73 geht dem DSV fast komplett ab.
Doch die große Generaloffensive der "Attacking Vikings" soll erst noch kommen. "Morioka ist nur eine Zwischenstation", bekräftigt Bartsch. "Der Druck bei unserer Heimolympiade wird zwar unmenschlich sein, aber wir sehen ihm ins Auge."
Bei der WM übertraf die norwegische Großfamilie die Vorgabe. "Mindestens vier Medaillen wie in Albertville", hatte Bartsch gefordert. Die Erwartung wurde locker übertroffen, weil das unbekümmerte Männer-Ensemble in Astrid Loedemel unerwartet Zuwachs erhielt. Silber in der Abfahrt und Bronze im Super-G machten die optische Entdeckung der WM gemeinsam mit der Österreicherin Anita Wachter (Silber und Bronze) zur erfolgreichsten Unternehmerin.
Doch der Star war Kjetil-Andre Aamodt: Gold im Riesenslalom und im Slalom, dazu Silber in der Kombination hinter Landsmann Lasse Kjus. Erst zwei Weltcup-Rennen hat der 21jährige Bengel mit dem Milchgesicht gewonnen, dafür aber schon sechs Olympia- und WM- Medaillen. "Er ist der neue Stern. Ich werde in Zukunft eine Schaufel nachlegen müssen", lobte Marc Girardelli, der dem Wunderknaben aus Oslo im Slalom den Vortritt lassen mußte.
Um fünf Hundertstelsekunden verpaßte "Gira" den Sieg, mit Silber und Bronze in der Kombination ging der Wahl-Luxemburger dennoch in die Rekordlisten ein: Zehn WM-Medaillen hat der 29jährige bereits gesammelt, eine mehr als Pirmin Zurbiggen (Schweiz).
Girardelli war "zufrieden", ebenso die Österreicher. "Vier bis sechs Medaillen", hatte Verbandschef Peter Schröcksnadel gefordert, seine Erwartungen wurden mit acht deutlich "übererfüllt". Allerdings, so richtig freuen wollte sich keiner: In der Abfahrt gab's nur einen achten Platz durch Olympiasieger Patrick Ortlieb. Die einzige Goldmedaillengewinnerin, Karin Buder im Slalom, tritt zurück.
Schlimm erwischte es die Schweizer: Vreni Schneider schied zweimal aus, am Ende mußte Gleitwunder Urs Lehmann am heftig umstrittenen Abfahrts-Berg die eidgenössische Ehre retten. "Es war bei uns wechselhaft wie beim Wetter. Nur einmal Sonnenschein, sonst Wind, Schneefall und Regen", stellte Präsident Josef Zenhäuser mit Galgenhumor fest.
Gar nicht mehr lachen konnte Alberto Tomba, der große Verlierer und Pechvogel der WM. Der einzige Rennläufer, den die Japaner außer Toni Sailer noch kennen, erlebte einen Alptraum. Die Grippe legte ihn flach, beim Riesenslalom lag er im Bett. Geschwächt trat er noch zum Slalom an, doch der Angriff auf eine zweite WM-Medaille endete bereits nach 35 Sekunden. sid/dpa
Schalke 04 hat eine Woche vor dem Rückrundenstart der Fußball-Bundesliga seinen Co-Trainer Jürgen Gede mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Der Ex-Profi, dessen Vertrag im Juni ausläuft, war seit Saisonbeginn zusammen mit Jupp Koitka als Assistent von Udo Lattek tätig. Neben dem neuen Trainer Helmut Schulte wird folglich nur noch Koitka auf der Bank sitzen. Der 41 Jahre alte ehemalige Bundesliga-Torhüter von Eintracht Frankfurt und des Hamburger SV steht noch bis 1994 unter Vertrag. sid
ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Nord: BSK Ahlen - BC Kamp-Lintfort 14:13, SC Neukölln Berlin - SSV PCK Schwedt 15:12.
LEICHTATHLETIK HALLEN-MEETING in Lievin/Frankreich, Männer, 60 m: 1. Surin (Kanada) 6,45 Sekunden (Jahres-Weltbestleistung/Landesrekord), 2. Drummond (USA) 6,54, 3. Fredericks (Namibia) 6,55.
200 m: 1. Fredericks (Namibia) 20,37 Sekunden (Jahres-Weltbestzeit), 2. Bates (USA) 20,58, 3. Antonow (Bulgarien) 20,86.
60 m Hürden: 1. Kazanow (Lettland) 7,58 Sekunden, 2. Markin (Rußland) 7,67.
5.000 m Gehen: 1. Kostjukewitsch (Weißrußland) 18:28,50 Minuten (Jahres-Weltbestzeit).
Stabhochsprung: 1. Bubka (Ukraine) 6,14 m (Weltrekord/zuvor 6,13 m), 2. Gataullin 6,00, 3. Tarassow (beide Rußland) 5,80.
Weitsprung: 1. Pedroso (Kuba) 8,06 m.
Frauen, 60 m: 1. Ottey (Jamaika) 7,01 Sekunden, 2. Tarnopolskaja (Ukraine) 7,18.
200 m: 1. Ottey 21,87 Sekunden (Weltrekord/ zuvor 22,24), 2. Onyali (Nigeria) 23,05.
400 m: 1. Ruzina 52,66 Sekunden, 2. Schmonina (beide Rußland) 52,68.
1.000 m: 1. Kremljowa (Rußland) 2:34,84 Minuten (elektronischer Weltrekord), 2. Jewsejewa (Ukraine) 2:35,46.
60 m Hürden: 1. Naroschilenko (Rußland) 7,69 Sekunden (eigener Weltrekord egalisiert), 2. Donkowa (Bulgarien) 7,89.
Weitsprung: 1. Ilcu (Rumänien) 6,94 m, 2. Krawets 6,83, 3. Klopotnowa (beide Ukraine) 6,83.
HALLEN-LÄNDERKAMPF in Birmingham, Endstand Männer: Großbritannien - USA 163:120, Frauen: 150:120.
HALLENSPORTFEST in Mannheim, Männer, 60 m: 1. Schulte (Wattenscheid) 6,71 Sekunden, 2. Touffour (Ghana) 6,71.
200 m: 1. Widmer (Schweiz) 21,21 Sekunden (Landesrekord), 2. Sinnhuber (Mannheim) und Schulte 21,26.
400 m: 1. Hense (Dortmund) 47,35.
60 m Hürden: 1. Schwarthoff (Heppenheim) 7,65 Sekunden, 2. Edorh (Köln) 7,87.
Weitsprung: 1. Krause (Leverkusen) 8,03 m, 2. Haaf (Kornwestheim) 8,02 m, 3. Thomas (Heppenheim) 7,94 m.
Kugel: 1. Reinhardt (Wattenscheid) 19,21 m, 2. Kahles (Mannheim) 18,15 m.
Frauen, 60 m: 1. Sarvari (Mannheim) 7,40 Sekunden.
60 m Hürden: 1. Jung (Mannheim) 8,10 Sekunden, 2. Wolf (Sindelfingen) 8,18, 3. Patzwahl (Leipzig) 8,20.
Dreisprung: 1. Borrmann (Leverkusen) 13,38 m.
INT. HALLEN-MEETING der Leichtathleten in München, Männer, Hochsprung: 1. Austin (USA) 2,34 m, 2. Matei (Rumänien) 2,34 m, 3. Ortiz (Spanien) 2,30 m, 4. Conway (USA) 2,30 m, 5. Partyka (Polen) 2,30 m, 6. Awdejenko (Weißrußland) 2,30 m, 7. Sergiejenko (Ukraine) 2,25 m, 8. Marschner (Frankfurt) 2,25 m, ... 10. Sonn (Weinheim) 2,25 m, ... 13. Thränhardt (Leverkusen) 2,20 m, ... Beyer (Leverkusen) bei 2,15 m ohne gültigen Versuch.
Frauen, Hochsprung: 1. Kostadinowa (Bulgarien) 2,02 m (Jahres-Weltbestleistung), 2. Astafei (Rumänien) 2,00 m (Landesrekord), 3. Gribanowa (Rußland) 1,97 m, 4. Babakowa (Ukraine) 1,97 m, 5. Henkel (Leverkusen) 1,94 m, Quintero (Kuba) und Schewtschik (Weißrußland), 8. Balck (Schwerin), 9. Goldkamp (Leverkusen) je 1,94 m, 10. Bradborn (USA) 1,90 m, 11. Aigner (Leipzig) 1,85 m.
MARATHON in Tokio, Männer: 1. Mekonnen (Äthiopien) 2:12:00 Stunden, 2. Moneghette (Australien) 2:12:36, 3. Sheriff (Simbabwe) 2:12:55.
FREILUFT-SPORTFEST in Adelaide/Australien, Männer, 100 m: 1. Christie (Großbritannien) 10,35, 2. Brimacombe (Australien) 10,55.
Also sprach der "Herr der Berge": "Diese WM war ein großer Erfolg. Das Interesse der Japaner am Skisport ist stark gestiegen. Morioka hat einen großartigen Beitrag geleistet, diese Sportart in der Welt zu verbreiten." Die Medienvertreter aus aller Welt rieben sich verwundert die Augen, doch "Märchenonkel" Yoshiaki Tsutsumi, Multi-Milliardär, Skiverbands- Präsident und Chef des Organisationskomitees, lächelte und meinte es todernst.
Dabei ging die WM am Sonntag zu Ende, wie sie begonnen hatte: Mit einer Absage. Nach der Kombi-Abfahrt der Frauen am ersten Tag fiel auch der Super-G der Männer am letzten Tag aus. Erstmals seit der ersten WM 1931 in Mürren mußte ein Wettbewerb bei einem Ski- Großereignis gestrichen werden. Ob das Rennen an anderer Stelle nachgeholt wird, will die FIS in dieser Woche entscheiden. Selbst der chronische Optimist Gianfranco Kasper ließ am Ende dezente Kritik anklingen. "Ich fürchte, wir haben die weltweite Werbung nicht erreicht." Das Gegenteil war der Fall: Morioka war Antiwerbung in höchster Vollendung.
28 Millionen Mark betrug der Gesamtetat, immerhin gab Herr Tsutsumi zu, "daß wir Verlust machen werden". Wieviel, wollte er nicht sagen. Die Märchenstunde ging dennoch weiter. "230 000 Zuschauer", so gab OK-Sekretär Sasaki bekannt, seien an den ersten 13 Tagen gekommen. Geschätzte 30 000 waren es am Sonntag, also 260 000 insgesamt. Eher ein Märchen. Nur bei den beiden Abfahrten am Donnerstag strömten Zuschauer auf die Tribünen, ansonsten fanden Rennen vor beinahe leeren Rängen statt.
In Deutschland fand das verunglückte Schnee-Festival keine große Resonanz. "Die WM ging an den Fernseh-Zuschauern vorbei", sagte Eberhard Stanjek vom Bayerischen Rundfunk (BR) in München. Das ZDF in Mainz sprach von nur 100 000 Zuschauern bei den Live-Sendungen in der Nacht. "Die vielen Absagen haben die Zuschauer nicht gerade animiert", erklärte Redaktionsleiter Rüdeger Luding. Allein die Einschaltquoten mit zweieinhalb Millionen Zusehern bei den Zusammenfassungen am Nachmittag hätten sich "durchaus sehen lassen können", teilte das ZDF mit. Mehrkosten oder Verluste seien nicht entstanden, betonte Stanjek. 835 000 Mark hat sich der BR als federführender Sender die WM kosten lassen. "Ich bedauere die Zuschauer", so Stanjek, "und mir stinken vor allem die ausweichenden Reden der Weltverbands-Funktionäre Hodler und Kasper." sid/dpa
LEICHTSTHLETIK INT. HALLEN-SPORTFEST in Maebashi/Japan, Männer, 60 m: 1. Mitchell (USA) 6,60 Sekunden. 60 m Hürden: 1. Dees 7,52, 2. Hawkins (beide USA) 7,59.
Hochsprung: 1. Kemp (Bahamas) 2,32 m, 2. Sjöberg (Schweden) 2,32 m.
Dreisprung: 1. Conley (USA) 16,85 m.
Frauen, 60 m: 1. Devers (USA) 7,09 Sekunden, 2. Freeman (Jamaika) 7,16, 3. Ashford (USA) 7,28.
60 m Hürden: 1. Freeman 7,95.
Hochsprung: 1. Botschkowa (Moldawien) 1,92 m.
Die Aufstiegskandidaten der Zweiten Fußball-Bundesliga mußten am 27. Spieltag Federn lassen. Das 1:3 gegen den VfL Wolfsburg bedeutete für Tabellenführer SC Freiburg die erste Heimniederlage, der MSV Duisburg unterlag bei der SpVgg Unterhaching 1:2, nur der VfB Leipzig schaffte im eigenen Stadion ein 0:0 gegen den FC St. Pauli und schob sich dadurch auf den zweiten Tabellenplatz.
Fortuna Köln hielt mit einem 1:1 gegen den SV Meppen ebenso wie Waldhof Mannheim mit dem 3:2 bei Schlußlicht Fortuna Düsseldorf Anschluß zum Spitzentrio. Im Aufwind ist weiter Hertha BSC, die durch das 3:1 in Braunschweig seine Serie auf 11:1 Punkte ausbaute.
Gleich dreimal schlug Torjäger Siegfried Reich für Neuling VfL Wolfsburg in Freiburg zu. "Eine Niederlage, mit der wir leben müssen. Wir sind reicher an Erfahrung, aber unseren Aufstiegsplänen tut das nichts", sagte Finke: "Die Niederlage ist ärgerlich für uns, aber der Medienrummel über die erste Liga hat unser Team ganz schön verrückt gemacht."
"Wir bleiben weiter im Aufstiegsgeschäft, wenn die Mannschaft sich noch steigert", sagte der am Saisonende aus Leipzig scheidende Trainer Jürgen Sunderman nach dem Unentschieden gegen St. Pauli. Den Leipzigern fehlte der nach Bremen gewechselte Torjäger Bernd Hobsch an allen Ecken und Enden, der von Torpedo Moskau gekommene Gennadi Grischin konnte ihn vor der trostlosen Kulisse von 1500 Zuschauen im riesigen Zentralstadion trotz eifrigen Bemühens nicht ersetzen.
Mannschaften der Stunde sind Waldhof Mannheim und Hertha BSC Berlin. Klaus Toppmöller, der nach Saisonende zu Eintracht Frankfurt wechselt, und sogar der zuletzt nicht unumstrittene Günter Sebert schielen mit den Erfolgen im Rücken in Richtung Bundesliga.
Während das Düsseldorfer Ristic-Team nun schon einige Zeit das Tabellenende ziert, ist Braunschweig durch die Niederlage mitten in den Abstiegsstrudel geraten. Der Eintracht-Vorstand stellte schon klar, daß die Wünsche von Trainer Uli Maslo mit den Einkäufen Fokin aus Moskau, Nedic vom TSV Wolfsburg und dem Bochumer Aden erfüllt wurden, sich der Erfolg aber noch nicht einstellte.
Luft geschöpft im Abstiegskampf haben Oldenburg mit dem 2:1 (0:1) gegen den FC Remscheid, der FC St. Pauli und natürlich Wolfsburg. Nach der Entlassung von Trainer Uwe Erkenbrecher wurde die Mannschaft von Interimstrainer Dieter Winter betreut, im Stadion war schon Erkenbrechers Nachfolgekandidat Eckhard Krautzun, der aus Malaysia eingeflogen wurde. sid
Dem Wermutstropfen in der Bilanz der deutschen Skijäger am Morgen folgte der bronzene Schlußpunkt durch die Männer- Staffel. Beim Finale der mit viel Kritik bedachten Weltmeisterschaften im bulgarischen Borowetz mußte das von 10-km- Weltmeister Mark Kirchner angeführte deutsche Quartett nur den Italienern um 20-km-Weltmeister Andreas Zingerle sowie Rußland den Vortritt lassen. Der russische Schlußläufer überquerte zwar als erster die Ziellinie, doch das Quartett wurde nach einem Regelverstoß von Sergej Tarasow mit 60 Strafsekunden bedacht und auf Platz zwei zurückgestuft.
Eine gehörige Portion Schußpech hatte zuvor die 7,5-km-Staffel der Frauen um einkalkuliertes Edelmetall gebracht. Am Ende ärgerte sich Bundestrainer Uwe Müssiggang nach vier Fahrkarten über Rang vier. 3:05,5 Minuten Rückstand betrug der Rückstand auf Weltmeister Tschechische Republik (1:52:08,6 Stunden/1 Fehlschuß). Silber ging an Olympiasieger Frankreich (1:52:56,2/1) vor Rußland (1:52:58,9/1).
Den Weg zur Bronze hatte Mannschafts-Weltmeister Sven Fischer aus Oberhof geebnet, der als erster Läufer fehlerfrei schoß und von einigen Stürzen der Konkurrenz profitierte. Sein Vereinskamerad Frank Luck übernahm auf dem zweiten Teilstück zwischenzeitlich die Führung und schickte dann Mark Kirchner als Zweiten in die Loipe. "Ich war voll drauf, habe bloß nicht abgedrückt", ärgerte sich Kirchner, der dreimal nachladen mußte. Als letztem Läufer war es dem Ruhpoldinger Jens Steinigen vorbehalten, Bronze zu sichern.
Frühzeitige Ernüchterung hatte dagegen bei den Biathlon-Frauen geherrscht. "Sag denen, daß sie das Ziel noch nicht schließen sollen", meinte Schlußläuferin Petra Schaaf beim Aufwärmen mit Galgenhumor. Bis dahin hatte das deutsche Quartett, im vergangenen Jahr bei Olympia immerhin noch auf Platz zwei, schon ganze 3:20 Minuten Rückstand auf die Spitze.
Eine Hypothek hatte bereits Startläuferin Uschi Disl (Moosham) ihren Teamkameradinnen mitgegeben, als sie zwei Scheiben stehenließ. "Ich habe gezittert ohne Ende", meinte die 22jährige, die verzweifelt "einen Spaten" suchte, "damit ich mich einbuddeln kann." Petra Schaaf konnte sich zumindest noch mit ihrem goldenen Titel im Einzelrennen über 15 km trösten.
Im Rila-Gebirge konnte der DSV nicht ganz an die Erfolgsjahre 1991 und 1992 anknüpfen. Hatten die deutschen Skijäger bei der WM in Lahti sechsmal Edelmetall abgeschossen und in Albertville sieben Plaketten gehortet, waren es diesmal nur vier. Darunter die goldene in der nichtolympischen Männermannschaft, von der Biathlon-Senior Fritz Fischer sagt: "Die ist so wertvoll wie ein Sieg im B-Finale."
Der 36jährige stand im Mittelpunkt einer Kontroverse. Bis zuletzt hatte der Staffel-Olympiasieger auf seinen Einsatz im 4x10-km-Quartett gehofft - vergeblich. "Das ist mir völlig unverständlich und wird Konsequenzen haben", kündigte der "gute Geist" der deutschen Ski-Jäger an: "Da wird eine Bombe platzen." Schießtrainer Norbert Baier wiegelte ab: "Fritz ist von der Staffel-Leistung her der Achtbeste." Belastet wurde der Wettbewerb durch eine Vielzahl organisatorischer Pannen. "Es ist verantwortungslos, eine WM an so einen Ort zu vergeben", schimpfte Staffel-Olympiasieger Ricco Gross (Ruhpolding). sid
Die Schweden-Rallye bleibt fest in skandinavischer Hand. Mit seinem Sieg am Sonntag wiederholte Lokalmatador Mats Jonsson sein Kunststück vom Vorjahr und setzte in Karlstad die Erfolgsserie der Offroad-Spezialisten aus dem Norden fort. Seit der ersten Austragung 1950 gilt: Die Schweden-Rallye gewinnen Schweden oder Finnen - sonst niemand.
Für einen Toyota-Doppelerfolg beim zweiten von 13 Läufen zur Fahrer-WM sorgte der dreimalige Weltmeister Juha Kankkunen (Finnland). Nach insgesamt 28 vereisten Wertungsprüfungen hatte der Schweden-Sieger von 1986 im Ziel 13 Sekunden Rückstand auf Jonsson, der ihm erst auf der letzten Etappe die Führung abgenommen hatte. Platz drei ging an den ungestümen Schotten Colin McRae auf Subaru (28 Sekunden), im vergangenen Jahr Zweiter.
Im WM-Klassement hat der 33jährige Kankkunen seinem Markenkollegen Didier Auriol (Frankreich) das Zepter abgenommen. Nach seinem Sieg zum Saisonauftakt vor zwei Wochen bei der Rallye Monte Carlo wurde der WM-Zweite Auriol am letzten Tag an fünfter Stelle liegend disqualifiziert, da er an unerlaubter Stelle Öl nachgefüllt hatte. Während Auriol unter Protest weiterfuhr, zog Kankkunen, Fünfter bei der "Monte", mit 23 Punkten in Front. Platz zwei in der WM- Tabelle teilen sich der WM-Zweite Auriol und Jonsson (20).
Für einigen Wirbel sorgte das Urteil der Rennleitung gegen den Saisonsieger des vergangenen Jahres. "Auriol ist beobachtet worden, als er an einer nicht als Servicepunkt ausgewiesenen Stelle fremde Hilfe in Anspruch genommen hat", erklärte ein Sprecher. Nach dem stürmischen Protest des in Köln beheimateten Toyota-Teams ließ man Auriol unter Vorbehalt weiterfahren. sid Kostendämpfung in der Formel 1
Die Formel 1 will sparen. Schon ab dem Saisonstart im südafrikanischen Kyalami soll das 60minütige Zeitraining am Freitag und Samstag um 15 Minuten verkürzt werden und jedes Team nur noch maximal sieben Reifensätze verwenden dürfen. Das wurde in London am Rande der Sitzung der Formel-1-Kommission des Automobilsport-Weltverbandes (FISA) bekannt. Radikalere Maßnahmen kündigte FISA-Präsident Mosley für 1994 an. Dann sollen alle elektronischen umd computergesteuerten Hilfsmittel von den Rennstrecken verbannt werden. sid
Sprint-DM der Eisschnelläufer in München
Erfolg für Wichmann und
Mit der erfolgreichen Titelverteidigung des Berliners Jörg Wichmann und der ersten nationalen Meisterschaft für die Erfurterin Anke Baier endeten die Deutschen Sprintmeisterschaften der Eisschnelläufer in München. Wichmann setzte sich mit 154 565 Punkten nach der jeweils zweimal zu laufenden 500-m- bzw. 1000-m-Strecke fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit - es kamen lediglich 15 bis 20 Zuschauer - gegen den Erfurter Matthias Pfeiffer und dessen Vereinskameraden Lars Funke durch. Dieses Trio wird die Deutsche Eischnellauf-Gemeinschaft (DESG) bei den WM am 27./28. Februar im japanischen Ikaho vertreten. Der vierte Startplatz ist noch offen.
Bei den Frauen behauptete sich erwartungsgemäß Baier mit 168.860 Zählern vor Ex-Weltmeisterin Monique Garbrecht aus Berlin und der Erfurterin Sabine Völker. Ergänzt durch die viertplazierte Berlinerin Ulrike Adeberg fahren die drei Medaillen-Gewinnerinnen nach Japan. Für 1500-m-Olympiasiegerin Jacqueline Börner (Berlin) endete der Ausflug auf die Sprintstrecken mit einer Enttäuschung. Am Ende blieb ihr Platz fünf. Die besten 500-m-Zeiten hatte der Mainzer Timo Jankowski mit 38,16 und 38,37 Sekunden erzielt. Durch die jeweils besten 1000-m-Zeiten in 1:17,20 beziehungsweise 1:17,65 Minuten hatte Wichmann den Grundstein zum Titelgewinn gelegt. sid
500 m (Samstag): 1. Jankowski 38,16 Sekunden, 2. Pfeiffer 38,42, 3. Wichmann 38,57, 4. Funke 38,59, 5. Streb 38,85, 6. Harnisch 38,90.
500 m (Sonntag): 1. Jankowski 38,37, 2. Wichmann 38,57, 3. Funke 38,57, 4. Pfeiffer 38,59, 5. Streb 38,73, 6. Harnisch 39,00.
1000 m (Samstag): 1. Wichmann 1:17,20 Minuten, 2. Pfeiffer 1:17,43, 3. Streb 1:18,03, 4. Funke 1:18,27, 5. Harnisch 1:18,80, 6. Spielmann (Berlin) 1:18,88, 7. Jankowski 1:19,18.
1000 m (Sonntag): 1. Wichmann 1:17,65, 2. Pfeiffer 1:17,98, 3. Streb 1:18,17, 4. Funke 1:18,27, 5. Harnisch 1:19,27, 6. Spielmann 1:19,29, . . . 9. Jankowski 1:19,89.
Frauen, Endstand: 1. Baier (Erfurt) 168.860 Punkte, 2. Garbrecht (Berlin) 169.165, 3. Völker (Erfurt) 169.945, 4. Adeberg (Berlin) 173.700, 5. Börner (Berlin) 173.700, 6. Zummack (Berlin) 174.295.
500 m (Samstag): 1. Schenk (Erfurt) 41,85 Sekunden, 2. Baier 41,99, 3. Völker 42,05, 4. Garbrecht 42,19, 5. Adeberg 42,40, 6. Zummack 43,13.
500 m (Sonntag): 1. Garbrecht 41,89 Sekunden, 2. Baier 42,14, 3. Völker 42,16, 4. Zummack 42,64, 5. Adeberg 43,25, 6. Börner 43,41.
1000 m (Samstag): 1. Baier 1:24,57 Minuten, 2. Völker 1:24,95, 3. Garbrecht 1:25,07, 4. Adeberg 1:25,09, 5. Schenk 1:25,29, 6. Börner 1:25,68.
1000 m (Sonntag): 1. Baier 1:24,89 Minuten, 2. Garbrecht 1:25,10, 3. Adeberg 1:26,41, 4. Völker 1:26,52, 5. Zummack 1:28,18, 6. Börner 1:28,62.
Charly Mottet hat die Mittelmeer- Rundfahrt für Radprofis gewonnen und wurde Nachfolger von Rolf Gölz aus Bad Schussenried, der im vergangenen Jahr erfolgreich gewesen war. Der Franzose setzte sich in der Gesamtwertung des Mehr-Etappenrennens mit 14 Sekunden Vorsprung auf den Schweizer Heinz Imboden durch. Mottet belegte auf dem letzten, 147 km langen Teilstück den fünften Rang. Tagessieger wurde der Italiener Moreno Argentin, Weltmeister von 1986, vor dem Dänen Jesper Skibby. Gölz hat seine Karriere als Straßenprofi nach der vergangenen Saison beendet.
Argentin und Skibby hatten sich kurz vor dem Ziel auf einer einen Kilometer langen, allerdings sehr steilen Steigung vom Feld abgesetzt und einige Sekunden Vorsprung herausgefahren. Den Spurt der Verfolger gewann der Belgier Luc Roosen. Von den deutschen Profis plazierte sich keiner unter den ersten sechs. Am Vortag hatte Olaf Ludwig vom Team telekom die sechste Etappe gewonnen.
Dessen Fahrer waren auch auf der Schlußetappe, insbesondere Dominik Krieger (Karlsruhe). Etwa 20 km vor dem Etappenende hatte auch Kai Hundertmarck (Kelsterbach/Motorola) einen Ausreißversuch unternommen, war jedoch schnell wieder eingeholt worden. sid
Die Viererbob-Weltmeisterschaft war kein Rennen für die deutschen Athleten. Erstmals seit 1968 ging der Deutsche Bob- und Schlittensportverband (DBSV) ohne Medaille nach Hause. Dabei gehörten Wolfgang Hoppe, Bogdan Musiol, Axel Kühn und Rene Hannemann, die Olympia-Zweiten von 1992, zum Favoritenkreis. Doch das Mißgeschick des Axel Kühn im ersten Lauf, als er beim Start vom Trittbrett des Bobs abrutschte und den Schlitten ins Schlingern brachte, vermasselte dem Oberhofer Quartett eine bessere Plazierung als den fünften Rang (3:28,08 Minuten). So mußten sie noch die startschwachen Altenberger mit Geburtstagskind Harald Czudaj - er wurde am Sonntag 30 Jahre alt -, Timo Bonk, Karsten Brannasch und Alexander Szelig (3:27,85) vorlassen.
Den Titel in einem spannenden Finale sicherten sich Gustav Weder, Donat Acklin, Kurt Meier und Domenico Semeraro, wobei sie im ersten Lauf im Eiskanal von Igls einen Bahnrekord (51,69 Sekunden) vorlegten, den aber die Amerikaner mit Brian Shimer an den Seilen im dritten Lauf auf 51,30 gewaltig runterdrückten. Dennoch setzte sich Weder dank seiner Routine in 3:26,91 Minuten vor die Österreicher Hubert Schösser, Harald Winkler, Gerhard Redl, Gerhard Haidacher (3:27,37), die das komplette Material von Viererbob-Olympiasieger Ingo Appelt fuhren, und die Amerikaner Brian Shimer, Bryen Leturgez, Karlos Kirby, Randy Jones (3:27,38). Der 30jährige Student Shimer: "Natürlich tut es weh, wenn man mit 1/100 Silber verliert, aber das gibt auch Motivation für die Olympischen Spiele im nächsten Jahr."
"Wir sind an das Limit unserer Leistungen und Startzeiten herangegangen, was mit vier konstanten Fahrten belohnt wurde", freute sich Geburtstagskind Czudaj, der von der Mannschaft eine Torte bekam und von Präsident Klaus Kotter ein Buch und Bilder über den Bobsport. Enttäuscht war dagegen der sechsfache Weltmeister Wolfgang Hoppe, der sich seine 28. Medaille erhofft hatte. Entgegen seiner sonstigen Art ließ der 35jährige Oberhofer seine Umgebung Umgebung sein und verfrachtete seinen Bob in seinen Lastwagen. Der Schock des Patzers bei dem zum 1000. Mal geübten Start war noch nicht verdaut.
Hopp oder topp ging auch Gustav Weder mit seiner Crew im letzten Lauf. "Ich freue mich riesig. Es war ein Traumlauf, der mir wohl nie mehr im Leben wieder gelingen wird", meinte der jetzt fünffache Weltmeister und schob gleich ein Kompliment hinterher: "Meine Mannschaft hat mich zu Gold gestoßen." dpa
Ergebnis-Telegramm
REGIONALLIGA, Frauen: Homburger TG - TV Oppenheim 46:55 (22:26), ACT Kassel - ASC Mainz 55:54 (28:22), SCW Völklingen - Eintracht Frankfurt II 90:64 (52:27), TV Saarlouis - TV Hofheim 1:0, BSG Hillscheid - SV Dreieichenhain 46:49 (17:29). - Die Tabelle: 1. SCW Völklingen 28:4, 2. TV Saarlouis 24:8, 3. ACT Kassel 24:8, 4. ASC Mainz 22:10, 5. Homburger TG 18:14, 6. TV Oppenheim 16:16, 7. Eintracht Frankfurt II 14:18, 8. TV Hofheim 10:22, 9. BSG Hillscheid 2:30, 10. SV Dreieichenhain 2:30.
OBERLIGA, Männer: SKG Roßdorf - VfL Marburg 71:77 (33:40), BC Darmstadt - SG Aschaffenburg-Mainhausen 99:89 (60:37), BG Offenbach/Neu-Isenburg - MTV Gießen II 107:75 (50:46), TG Hanau - VfB Gießen 82:86 (71:71, 42:40) n.V., CVJM Kassel - TSV Grünberg 71:78 (35:48).
OBERLIGA, Frauen: Post Gießen - Grünberg 50:48 (21:24), EOSC Offenbach - TSV Krofdorf/Gleiberg 39:88 (20:50), Aschaffenburg- Mainhausen - BC Wiesbaden 85:53 (29:25), Gymnasion Oberursel - Langen 32:97 (15:41), BC Darmstadt - TSG Sulzbach 68:59 (54:54, 38:22) n.V. EISHOCKEY OBERLIGA NORD, Endrunde: ESC Wolfsburg - Herforder EG 10:3, ETC Timmendorf - ESC Wedemark 1:5, EC Harz-Braunlage - ESC Frankfurt 2:6, Schalke - Bremerhaven 4:7. 1. ESC Frankfurt 18 142:55 34:2 2. ESC Wedemark 18 111:56 30:6 3. ESC Wolfsburg 19 108:78 25:13 4. ETC Timmendorf 18 112:99 18:18 5. EC Harz-Braunlage 18 70:91 13:23 6. REV Bremerhaven 17 77:125 8:26 7. Schalker Haie 17 56:124 8:26 8. Herforder EG 17 63:111 6:28 HANDBALL REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Männer: Apolda - Griesheim 19:24, Eschwege - Obernburg 26:26, Erfurt - Groß-Umstadt 19:25, Hermannia Kassel - Kirchzell 21:16, Bürgstadt - Asbach/Modau 18:15, Lützellinden - Münster 25:18, Groß-Bieberau - Hermsdorf 25:23. - Die Tabellenspitze: 1. Groß-Bieberau 33:5 Punkte, 2. Lützellinden 30:8, 3. Griesheim 27:11.
BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Männer: SG 1877 Nied - SG Bruchköbel 24:26. - Tabellenspitze: 1. TSG Ober-Eschbach, 2. SG Bruchköbel, beide 24:2 Punkte, 3. TG Dörnigheim 18:8.
BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: TuS Nieder-Eschbach - SV Dreieichenhain 16:15, TSG Neu-Isenburg - TV Eschersheim 10:12. - Tabellenspitze: 1. TV Niedermittlau 20:6 Punkte, 2. SV Dreieichenhain 18:8, 3. Dietzenbach 16:8.
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: TG 1837 Hanau - TSG Oberursel 19:17, SG Wehrheim/Obernhain - Eintracht Frankfurt 19:16. - Tabellenspitze: 1. HC Friedrichsdorf 20:4 Punkte, 2. TV Kesselstadt 19:7, 3. SG Wehrheim/Obernhain 18:12.
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: TV Gelnhausen - TG Hainhausen 10:9, SpVgg. 05 Bad Homburg - VfL Schwarzweiß Griesheim 15:9, VfL Goldstein - SV Erlensee 12:11, SG Hainburg - TuS Steinbach 15:11, TV Bad Vilbel - TuS Zeppelinheim 14:18. - Tabellenspitze: 1. SpVgg. 05 Bad Homburg 20:2 Punkte, 2. TuS Zeppelinheim 20:4, 3. Sprendlingen 15:7.
KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: TSV 57 Sachsenhausen - TGS Vorwärts Frankfurt 17:14, MTV Kronberg - TV Petterweil II 26:18, TG Schwanheim - TV Gonzenheim 24:20, SG Sossenheim - TSG Nordwest Frankfurt 19:16, TSG Frankfurter Berg - TV Bergen/Enkheim 13:16, TV Bad Vilbel - TuS Nieder-Eschbach II 9:18. - Tabellenspitze: 1. Schwanheim 30:4 Punkte, 2. Gonzenheim 30:6, 3. Kronberg 26:10.
KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: FSV Frankfurt - TSG Nordwest Frankfurt 5:18, TG Schwanheim - TS 56 Griesheim 17:6, TG 04 Sachsenhausen - SG 1877 Nied 20:9, PSV Grünweiß Frankfurt III - SG Riederwald 4:18, TSG Usingen - TV Petterweil 9:5. - Tabellenspitze: 1. SG Riederwald 29:5 Punkte, 2. TG 04 Sachsenhausen 26:6, 3. TG Schwanheim 25:7. SKI ALPIN HESSISCHE Meisterschaften, Slalom. Männer: 1. Gensler (SKG Gersfeld) 1:27,62 Minuten, 2. Kauer 1:27,89, 3. Hermann 1:28,27, 4. Gützlaff 1:28,51, (alle SC Taunus Frankfurt) 5. Glänzel (VfL Heppenheim) 1:30,32.
Frauen: 1. Krug (KSV Baunatal) 1:39,72, 2. Berahek (TV Rüsselsheim) 1:40,13, 3. Baier (SKG Gersfeld) 1:40,35, 4. Link (SC Taunus Frankfurt) 1:40,49 und Schürmeyer (WSV Hofheim) 1:40,49. VOLLEYBALL OBERLIGA, Männer: TG Wehlheiden - SG Rodheim 0:1, TG Wehlheiden - TV Babenhausen 1:3, Frankfurt - Orplid Darmstadt II 3:1, Frankfurt - DSW Darmstadt 1:3, Trebur - Elgershausen 2:3, Trebur - Dornheim 2:3.
OBERLIGA, Frauen: SG Rodheim - TV Oberstedten 3:2, SG Rodheim - TV Königstädten 3:2, VC Hofheim - TS Bischofsheim 3:2, VC Hofheim - Eintracht Frankfurt 2:3, TSG Wilhelmshöhe - TV Wetzlar 1:3, TSG Wilhelmshöhe - TSV Spangenberg 3:2.
LANDESLIGA MITTE, Männer: TV Oberrodenbach - SG Rodheim II 3:0, TV Oberrodenbach - SC Friedberg 0:3, TV Bommersheim - BSC Offenbach 3:1, TV Bommersheim - PSV Blau-Gelb Frankfurt 3:0, DJK Großenlüder - DJK Neuses 3:0, Großenlüder - Büdingen 3:0.
LANDESLIGA MITTE, Frauen: Blau-Gelb Frankfurt - FTG Frankfurt 3:2, Blau-Gelb Frankfurt - Eintracht Frankfurt II 3:1, TSV Hanau - TV Salmünster 1:3, TSV Hanau - TV Dipperz 1:3, Wacker Offenbach - TV Sindlingen 3:0, Wacker Offenbach - TG Römerstadt 0:3.
LANDESLIGA SÜD, Männer: TuS Griesheim - TSV Bleidenstadt II 3:0, TuS Griesheim - Rot-Weiß Auerbach 3:0, DSW Darmstadt II - TG Bad Soden 0:3, DSW Darmstadt II - TV Groß-Rohrheim 3:1, VC Hofheim - SSV Brensbach 3:0, VC Hofheim - TG Naurod 3:0.
LANDESLIGA SÜD, Frauen: TG Bad Soden - TV Dreieichenhain 1:3, TG Bad Soden - Rot-Weiß Auerbach 2:3, TG Rüsselsheim II - TV Königstädten II 3:0, TG Rüsselsheim II - TG 75 Darmstadt 3:1, TV Nauheim - VC Hofheim II 3:0, Nauheim - Orplid Darmstadt II 2:3.
VERBANDSLIGA MITTE, Männer: TV Lieblos - TV Oberstedten 3:0, TV Lieblos - TG Hanau II 3:0, TG Römerstadt - TV Bommersheim II 1:3, TG Römerstadt - OSC Höchst 2:3, SG Enkheim - TV Horas 0:3, SG Enkheim - Eintracht Frankfurt III 1:3.
VERBANDSLIGA MITTE, Frauen: Schotten - Orplid Frankfurt 3:0, Schotten - Bommersheim 3:0, Schöneck - OSC Höchst 1:3, VC Schöneck - VGG Gelnhausen 3:0, Steinbach - Römerstadt II 0:3. Steinbach - TSV Hanau II 3:1.
VERBANDSLIGA SÜD, Männer: TV Königstädten - Orplid Darmstadt III 3:0, TV Königstädten - TG Rüsselsheim II 0:3. Die Partien VC Breuberg - PSV BG Groß-Gerau und VC Breuberg - Spvgg. Hochheim wurden verlegt, TG Schwalbach - TV Jugenheim und TG Schwalbach - TSV Dudenhofen verlegt auf 6. März.
VERBANDSLIGA SÜD, Frauen: BG Groß- Gerau - CVJM Arheilgen 3:1, BG Groß-Gerau - TSV Höchst 3:1, Eintr. Wiesbaden II - SC Nauheim 3:2, Eintr. Wiesbaden II - TV Dreieichenhain II 2:3, Seligenstadt - TV Crumstadt 3:2, Seligenstadt - TSV Bleidenstadt II 1:3.
Tennis-Turnier in Mailand Becker servierte ohne Mängel
In souveräner Manier und ohne Satzverlust gewann Boris Becker beim mit 800 000 Dollar dotierten Tennis-Grand- Prix-Turnier in Mailand im 55. Endspiel seinen 38. Titel. Der Weltranglistenvierte schlug im Endspiel den 13 Plätze tiefer notierten Spanier Sergi Bruguera in 79 Minuten mit 6:3, 6:3 und gewann damit zum dritten Mal nach 1987 und 1989 den Titel. Die beiden voraufgegangenen Begegnungen mit dem Sandplatz-Spezialisten hatte er 1991 in dessen Heimatstadt Barcelona im Achtelfinale und in Monte Carlo im Endspiel verloren.
Der imponierenden "Kür" beim 6:2, 6:2- Viertelfinal-Sieg im deutschen Prestigeduell gegen Michael Stich war für Becker die glanzlose Halbfinal-Pflicht mit dem 6:4, 7:6 (7:2) in 92 Minuten über den unbequemen Australier Wally Masur gefolgt. Schon vor dem abschließenden Kampf um die 112 500 Dollar Siegprämie gegen den mit 6:4, 0:6, 7:5 über Petr Korda aus den Tschechischen Republik überraschend in sein erstes Hallenfinale vorgedrungenen Bruguera konnte der 25 Jahre alte Leimener zufrieden bilanzieren: "Mailand ist offenbar ein gutes Pflaster für mich."
Der Premiere 1985 mit dem 4:6, 3:6 gegen den Amerikaner John McEnroe folgten bei vier weiteren Starts nur noch eine einzige Niederlage (4:6, 6:4, 6:7 im Halbfinale 1988 gegen den Franzosen Yannick Noah), dafür aber die Endspielsiege 1987 (6:4, 6:3 gegen den Tschechoslowaken Miloslav Mecir) und 1989 (6:1, 6:2 gegen den Russen Alexander Wolkow).
Das diesjährige Endspiel erreichte der 1993 in Doha/Katar siegreiche und bei den Australian Open gleich an dem Schweden Anders Jarryd gescheiterte Becker gegen den Essener Carl-Uwe Steeb, den Südafrikaner Wayne Ferreira, Stich und schließlich Masur sogar ohne Satzverlust. "Wenn einer so aufschlägt, muß man schon höllisch gut spielen um überhaupt mithalten, geschweige denn gewinnen zu können", sagte der als Nummer 41 um 37 Plätze hinter Becker im Computer geführte Masur. "Und wenn man gesehen hat, was er am Freitag abend mit Stich gemacht hat, dann kann ich eigentlich nicht unzufrieden sein." "67 Prozent erste Aufschläge ist für mich enorm gut, denn meist komme ich bestenfalls auf 60 Prozent", kommentierte der 25 Jahre alte Leimener zufrieden sein Service.
Elf Asse hatte er gegen den verzweifelnden Stich geschlagen, gegen den 29 Jahre alten Masur waren es sogar 15, wobei der Australier gerade elf Punkte im gesamten Match gegen Beckers Aufschlag machen konnte. Dennoch war Becker mit seiner Vorstellung nicht zufrieden: "Gestern gegen Stich habe ich eindeutig besser gespielt, aber das war ja auch etwas anderes."
Das "andere" ist mit dem dritten Sieg des dreimaligen gegen den einmaligen Wimbledonsieger sportlich zunächst einmal abgehakt, die menschlichen Spannungen zwischen den beiden ungleichen deutschen Stars sind eher verstärkt worden. "Der Spieler Stich" einerseits und "der Herr Becker" andererseits sagen in der gegenseitigen Wortwahl eigentlich alles. sid
In der Höhle der Wikinger schlug der "Nagel mit Muskeln" zu. Im norwegischen Hamar bestieg der wegen seines Körperbaus so bezeichnete niederländische Eischnelläufer Falko Zandstra den WM-Thron der Vierkämpfer. Zur Enttäuschung der 13 000 Norweger verwies der Europameister in der Viking-Eishalle, Schauplatz der olympischen Wettbewerbe in einem Jahr, 1500-m-Olympiasieger Johan Olav Koss auf Rang zwei. Bronze gewann Zandstras Landsmann Rintje Ritsma.
Das erwartete Debakel erlebten die Aktiven der Deutschen Eisschnellauf-Gemeinschaft (DESG). Nachdem der Chemnitzer Frank Dittrich durch einen Sturz während des 5000-m-Rennens das Finale der besten zwölf verpaßt hatte, erlitt der Deutsche Vierkampf-Meister Markus Tröger aus Inzell das gleiche Schicksal auf der 1500-m-Distanz. Auch der Berliner Uwe Tonat verpaßte das Finale und konnte sich ebenfalls nicht unter den 20 Besten plazieren. Somit steht den deutschen Männern bei der nächsten WM nur ein Startplatz zu.
"Jetzt kann ich wirklich behaupten, der Beste der Welt zu sein. Das Wochenende hier hat es bewiesen", hechelte Zandstra, von gut 1000 niederländischen Fans enthusiastisch gefeiert, nachdem er sich im Ziel einigermaßen erholt hatte. sid
Die Eishockey-Bundesliga schlägt kurz vor Ende der Vorrunde Kapriolen. Der Titelverteidiger und souveräne Spitzenreiter Düsseldorfer EG kassierte gegen Aufsteiger EC Ratingen eine peinliche 2:4 (0:1, 0:2, 2:1)-Heimschlappe und ist seit nunmehr vier Spielen sieglos (2:6 Punkte). Der rheinische Rivale Kölner EC ist nach dem 3:3 (1:1, 1:0, 1:2) beim Berliner SC Preussen endgültig Tabellenzweiter, der Krefelder EV löste durch ein 4:0 (1:0, 2:0, 1:0) beim EC Hedos München diesen als Dritter ab und der EC Ratingen hat nach dem Coup an der Brehmstraße gute Chancen auf den achten Tabellenrang, der zur Teilnahme an den Play-offs berechtigt.
Dort wäre im Viertelfinale nach dem System "Best of Five" ab kommenden Sonntag dann erneut die Düsseldorfer EG der Gegner. Und diese scheint derzeit von allen guten "Eishockey-Geistern" verlassen zu sein. "Aufhören, aufhören"-Rufe im heimischen Stadion, das hat es seit Jahren nicht mehr gegeben. 11 200 Zuschauer im ausverkauften Rund schrien sich den Frust von der Seele. Ratingen lag durch Tore von LaValle sowie zweimal Boris Fuchs 3:0 vorn, als Lee der Anschlußtreffer gelang. Grossmann stellte den alten Abstand wieder her, ehe Niederberger den Endstand erzielte. Ratingen benötigt am Dienstag am 44. und letzten Vorrunden-Spieltag einen Heimsieg gegen den Berliner SC Preussen und ist auf Schützenhilfe des Krefelder EV angewiesen. Der KEV empfängt dann den Schwenninger ERC, der nach dem 5:2 (2:1, 1:1, 2:0) gegen den EHC Freiburg weiter einen Punkt vor Ratingen liegt.
Krefeld ersparte sich mit dem Sieg in München, den Treffer von Ihnacak (2), Micheller und Sills sicherstellten, wahrscheinlich ein mögliches Halbfinal-Duell gegen Düsseldorf, gegen das man schließlich in den letzten beiden Jahren ohne Sieg ist. Der KEV liegt einen Zähler vor den Münchnern, die zum Abschluß beim Mannheimer ERC antreten müssen, der beim ESV Kaufbeuren 3:2 (1:0, 1:1, 1:1) gewann.
Nach zwei Siegen in Serie kam der EV Landshut über ein 4:4 (0:2, 1:0, 3:2) gegen Neuling EHC Eisbären Berlin nicht hinaus und ist damit auf jeden Fall Tabellenzehnter. Die Niederbayern treffen damit in den Abstiegs-Play-offs (Best of Seven) ab Sonntag zunächst auf Freiburg. Der Gegner des Tabellenletzten Eisbären Berlin wird noch zwischen Ratingen und Schwenningen ermittelt. sid
Volleyball-Europapokal
Für Wuppertal blieb
Mit 0:3 (5:15, 13:15, 9:15) unterlagen die Volleyballer des SV Bayer Wuppertal im CEV-Europapokal vor 700 Zuschauern im Palais des Sports in Montpellier im kleinen Finale gegen Dynamo Moskau. Ohne den verletzten Paul Schmeing sowie Zuspieler und Trainer Hee Wan Lee, der dem jungen Daniel Reitemeyer einen internationalen Einsatz gönnte, spielten die Bergischen enttäuschend schwach. Abstimmungsfehler zwischen Reitemeyer und seinen Mitspielern sowie unzureichende Angriffsleistungen ermöglichten den Moskowitern immer wieder, einen erfolgreichen Block zu stellen.
Dem Bayer-Team gelang es nicht, sich nach der deprimierenden Niederlage vom Vorabend gegen Petrarca Padua noch einmal zu motivieren. Es dominieren, wie in allen Volley-Europapokal-Wettbewerben der vergangenen Jahre, die italienischen Klubs: Sisley Treviso wurde CEV- Pokalsieger durch einen 3:0 (15:10, 15:13, 15:2)-Finalsieg über Petrarca Padua. sid
2. Fußball-Bundesliga Schlünz trifft zweimal und verabschiedet sich
Gelungenes Heimdebüt für Rostocks neuen Trainer Horst Hrubesch: Mit einem 4:1 (2:1) gegen den FSV Mainz 05 beendeten die Hanseaten in der Zweiten Fußball-Bundesliga eine Serie von vier Niederlagen. Dagegen hat Mainz von den letzten zehn Partien nur eine gewonnen.
Zum Matchwinner avancierte Rostocks Kapitän Juri Schlünz. Vor 2500 Zuschauern im Ostseestadion verwandelte er innerhalb von zwei Minuten (32. und 33.) durch Kopfballtore den Rückstand durch Wagner (31.) in eine 2:1-Führung. Dabei hatte jeweils der Mainzer Torwart Kuhnert keine gute Figur gemacht. Das 3:1 und 4:1 besorgten Lange (77.) und Persigehl (90.).
Während bei Rostock neben Schlünz, der allerdings in der 68. Minute wegen Ballwegschlagens mit Gelb-Rot bestraft wurde, noch Dowe überzeugte, hatte Mainz in Hayer und Wagner seine Besten. sid
Rostock: Hoffmann - Lange, Schulz, Werner, Persigehl - Dowe, März, Schlünz, Wahl - Lissek, Fischer (58. Weilandt).
Mainz: Kuhnert - Kasalo - Herzberger, Wagner - Lopes, Schuhmacher (76. Szaworek), Buvac (76. Zampach), Schäfer, Hayer - Müller, Klopp.
Schiedsrichter: Pohlmann (Felde).
Tore: 0:1 Wagner (31.), 1:1 Schlünz (32.), 2:1 Schlünz (33.), 3:1 Lange (77.), 4:1 Persigehl (90.).
Zuschauer: 2500.
Gelb-Rote Karten: Schlünz wegen unsportlichen Verhaltens (68.) - Klopp wegen wiederholten Foulspiels (58.).
Gelbe Karten: Lissek, Wahl, Dowe - Buvac.
Franziska van Almsick bleibt im deutschen Schwimmsport des nacholympischen Jahres das Maß aller Dinge. Die 14 Jahre alte vierfache Medaillengewinnerin der Olympischen Spiele von Barcelona fügte beim 11. ARENA-Meeting in Gelsenkirchen ihren Siegen über 200 und 50 m Freistil am Sonntag die Erfolge über 100 m Freistil und 50 m Schmetterling hinzu. Vier Starts, vier Siege.
Der Ruf des ARENA-Meetings als Rekord-Festival wurde im ausverkauftem Gelsenkirchener Zentralbad bei seiner Premiere "auf Schalke" bestätigt. Weltrekorde durch Danyon Loader (Neuseeland) über 200 m Schmetterling (1:54,21) und Mark Foster (Großbritannien) über 50 m Schmetterling (23,72), drei Europarekorde durch die Russen Wladimir Selkow über 100 m Rücken (53,02) und Denis Pankratow als Zweiter hinter Loader (1:54,46) sowie nochmals Mark Foster über 50 m Freistil (21,42) standen auf der Habenseite des "Hallen-Olympias".
Doch trotz der Weltbestmarken dreht sich alles nur um "Franzi". Blitzlichtgewitter verfolgte die 14 Jahre alte Berlinerin auf Schritt und Tritt, ganze Hundertschaften von Medienmenschen waren in den nebligen Ruhrpott gepilgert. Doch trotz des Rummels meinte der Jungstar: "Es macht immer Spaß in Deutschland zu schwimmen."
Sie ist für den dopinggebeutelten Deutschen Schwimm-Verband (DSV) einziger Rettungsanker in der Publikumsgunst. "Sie bringt uns aus den Negativ-Schlagzeilen heraus", sagte DSV-Präsident Klaus Henter (Dortmund). Ohne "Franzi" wäre es in Gelsenkirchen bei einem Insider-Treff geblieben. "Sie hat schon heute Dimensionen erreicht wie selbst Michael Groß nach drei Goldmedaillen nicht", sagt ihr Medienberater und Vermarkter Werner Köster aus Hamburg. Werbewert per anno: Über 600 000 Mark. Tendenz steigend: Zum Abschluß steigerte "Franzi" den Deutschen Rekord über 50 m Schmetterling auf 27,31 Sekunden.
Nach dem Weltcup in Sheffield will Franziska van Almsick eine Wettkampfpause einlegen. Die leichten Verletzungen der Schulter und des Schienbeins sollen auskuriert werden, bevor die intensive Vorbereitung auf die Deutschen Meisterschaften in Potsdam und die Europameisterschaften in Sheffield beginnt. Über die Freistilstrecken scheint "Franzi" fast konkurrenzlos, fast schon Welten trennen sie von einer so ambitionierten Schwimmerin wie Simone Osygus.
Olympiasiegerin Dagmar Hase vom SC Magdeburg markierte bei ihrem zweiten Start nach dem Gold über 400 m Freistil bei den Spielen in Barcelona über 100 m Rücken auf der Kurzbahn des Gelsenkirchener Zentralbades in 1:01,84 Minuten die drittschnellste Zeit. Siegerin wurde Sandra Völker (Hamburg) in 1:00,56 Minuten. Über 200 m Rücken (2:09,69) war Dagmar Hase einen Tag zuvor Zweite geworden. Nach seinem Erfolg über 100 m Lagen (55,47) gewann Christian Keller, der ewige Zweite aus Essen, auch über 200 m Lagen in 1:58,31 Minuten. Tino Weber schraubte den Deutschen Rekord über 200 m Rücken als Zweiter hinter Wladimir Selkow auf 1:56,24 Minuten. Für den DSV blieb es in 34 Wettbewerben bei acht ersten Plätzen. sid
In der Neuauflage des Vorjahrsfinales bezwang Titelverteidiger Rot-Weiß Köln bei der Deutschen Meisterschaft im Hallenhockey in Duisburg vor 2800 Zuschauern erneut Feldmeister Dürkheimer HC, diesmal mit 12:9 (9:9, 6:6, 4:2) nach Verlängerung und Siebenmeterschießen. Uli Mayer erzwang mit dem 9:9 in der Verlängerung das Siebenmeterschießen, in dem Dürkheim drei Siebenmeter nicht verwandeln konnte.
Die Kölner waren durch ein 20:19 (13:13, 9:9, 4:4) nach Verlängerung und zweimaligem Siebenmeterschießen gegen Uhlenhorst Mülheim ins Finale eingezogen. Der Crefelder HC, der im Halbfinale 7:8 (5:4) an Dürkheim gescheitert war, wurde Dritter durch ein 11:4 (4:2) gegen die lustlos wirkenden Mülheimer.
Im Halbfinale hatte der Crefelder HC vor der großen Überraschung gestanden. Der Nord-Zweite vergab zehn Minuten vor Schluß durch Markku Slawyk einen Siebenmeter, der die 8:7-Führung bedeutet hätte. Statt dessen erzielte Christian Mayerhöfer mit einer Strafecke in der 54. Minute den Treffer zum Pfälzer Erfolg.
Ebenso dramatisch verlief das zweite Halbfinale. Held des Tages war Kölns Torhüter Helmut Weishaupt, der beim Stande von 19:19 einen Siebenmeter von Wolf Nonn abwehrte. Der überragende Uli Mayer verwandelte anschließend zum erneuten Kölner Finaleinzug. Mülheim schien acht Sekunden vor Ende der Verlängerung als Sieger festzustehen, als der Kölner Oliver Kurtz einen umstrittenen Siebenmeter zum 13:13 verwandelte. sid
Die beiden Fußball-Weltmeister Jürgen Kohler und Andreas Möller führten Juventus Turin zum Sieg gegen den FC Genua. Die Deutschen waren beim 1:0-Erfolg des italienischen Rekordmeisters am 20. Spieltag der italienischen Nationalliga A die besten Spieler bei Juventus, das als einziges Team der Spitzengruppe einen Sieg verbuchen konnte.
Lazio Rom mit dem deutschen Nationalspieler Thomas Doll mußte durch das 1:2 gegen US Cagliari seine zweite Heimniederlage hinnehmen und fiel vom dritten auf den vierten Platz zurück, Tabellenführer AC Mailand blieb auch im 55. Meisterschaftsspiel hintereinander ungeschlagen und erreichte bei Atlanta Bergamo ein 1:1. Verfolger Inter Mailand kam im eigenen Stadion über ein 0:0 gegen SSC Neapel nicht hinaus.
Ohne den leicht angeschlagenen Weltmeister Karlheinz Riedle, der auf der Bank saß, bot Lazio den 43 000 Zuschauern im Olympiastadion von Rom zumindest in der zweiten Halbzeit eine mäßige Leistung. Der Engländer Paul Gascoigne spielte schwach, nachdem er zuletzt mehr durch seine Skandale außerhalb des Spielfelds auf sich aufmerksam gemacht hatte. Riedle hatte nach seiner Verletzung am Samstag trainiert und dabei eine gute Leistung gezeigt. Giorgio Chinaglia, Ex-Nationalspieler und Ex-Präsident von Lazio, wunderte sich: "Riedle hätte anstelle eines Mittelfeldspielers eingesetzt werden müssen." Doll wurde nach schwachem Beginn immer schwächer, die Tore erzielten Fuser für Lazio und Cappioli für Cagliari. Der Siegtreffer der Gäste resultierte aus einem Eigentor von Winter.
Dagegen bot Jürgen Kohler nicht nur eine hervorragende Abwehrleistung gegen Skuhravy, sondern hatte auch maßgeblichen Anteil am gefährlichen Aufbauspiel seiner Mannschaft. Auch Andreas Möller zeigte sich unbeeindruckt von den Geschehnissen in Deutschland, wo er laut Vergleichsvorschlag des Arbeitsgerichtes 3,1 Millionen Mark an seinen ehemaligen Verein Eintracht Frankfurt zahlen soll. Das Tor für Juventus schoß Ravanelli.
Im Topspiel zwischen dem AC Mailand, der auf seine drei Niederländer Rijkaard, Gullit und van Basten verzichten mußte, erzielte der Franzose Papin in der 86. Minute den Führungstreffer für die Gäste. Nur eine Minute später schaffte Ganz jedoch den Ausgleich. Mailand führt bei 35:5 Zählern weiter mit neun Punkten vor dem Lokalrivalen Inter. Zwei Punkte dahinter folgt Bergamo, einen weiteren Zähler zurück Lazio, Juventus und Sampdoria Genua, das durch Treffer von Buso und Serena 2:0 gegen Udinese gewann.
Der AS Rom festigte durch das 0:0 in Foggia seinen neunten Tabellenplatz. Häßler war einige Male mit Freistößen gefährlich, glänzte auch mit mehreren Pässen. Dagegen ging das Debüt von Stefan Effenberg als Kapitän des AC Florenz daneben. Die zu Saisonbeginn so erfolgreiche Florentina verlor in Ancona 1:2, und Effenberg blieb dabei ebenso blaß wie der Rest der Mannschaft. sid
SCHWIMMEN ARENA-Meeting in Gelsenkirchen, 5. Kurzbahn-Weltcup, letzter Tag, Finals, Männer, 50 m Freistil: 1. Foster (Großbritannien) 21,72 Sekunden (Europarekord), 2. Wlasow (Rußland) 22,08, 3. Popow (Rußland), Kalfayan (Frankreich) beide 22,17, 5. Rasch (Berlin) 22,43, 6. Pinger (Heidelberg) 22,74.
200 m Freistil: 1. Holmertz (Schweden) 1:46,09 Minuten, 2. Keller (Essen) 1:46,15, 3. Ventosa (Spanien) 1:47,96, 4. Reuther (Essen) 1:48,04, 5. Tröger (Würzburg) 1:48,05, 6. Rasch (Berlin) 1:51,86.
1000 m Freistil: 1. Sadowyi (Rußland) 9:48,55 Minuten, 2. Andrejew (Rußland) 9:49,77, 3. Zesner (Berlin) 9:49,80, 4. Logwinow (Ukraine) 9:54,46, 5. Wiese (Magdeburg) 9:56,95, 6. Albinski (Polen) 10:09,98.
100 m Brust: 1. Iwanow (Rußland) 1:00,43 Minuten, 2. Wolkow (Rußland) 1:00,74, 3. Dekker (Niederlande) 1:00,80, 4. van Rijn (Niederlande) 1:01,33, 5. Alexejew (Rußland) 1:01,41, 6. Cleveland (Kanada) 1:01,81.
100 m Schmetterling: 1. Loader (Neuseeland) 52,98 Sekunden, 2. Pankratow (Rußland) 53,14, 3. Gery (Kanada) 53,42, 4. Knykin (Ukraine) 53,89, 5. Clasen (Norwegen) 54,19, 6. Esposito (Frankreich) 54,52.
50 m Rücken: 1. Selkow (Rußland) 25,04 Sekunden, 2. Weber (Halle) 25,39, 3. Ventosa (Spanien) 25,93, 4. Ojase (Estland) 26,16, 5. Oberglock (Sindelfingen) 26,28, 6. Sopp (Norwegen) 26,33.
200 m Rücken: 1. Selkow (Rußland) 1:52,98 Minuten, 2. Weber (Halle) 1:56,24 (Deutscher Rekord), 3. Merisi (Italien) 1:56,74, 4. Blazo (Slowakei) 1:57,68, 5. Kalenka (Heddesheim) 1:57,89, 6. Perez (Spanien) 2:00,43.
200 m Lagen: 1. Keller (Essen) 1:58,31 Minuten, 2. Sacchi (Italien) 1:59,70, 3. Kinugasa (Japan) 1:02,16, 4. Volk (Heidelberg) 1:02,33, 5. Koneckj (Polen) 1:02,76, 6. Myden (Kanada) 1:02,84.
Frauen, 100 m Freistil: 1. van Almsick (Berlin) 54,08 Sekunden, 2. Jermakowa (Kasachstan) 54,91, 3. Osygus (Bonn) 55,16, 4. O'Neill (Australien) 55,68, 5. Hadding (Düsseldorf) 56,42, 6. Meißner (Berlin) 56,44.
400 Freistil: 1. Kiritschenko (Rußland) 4:09,94 Minuten, 2. Kielgaß (Berlin) 4:12,46, 3. Wilson (Niederlande) 4:13,68, 4. Vlieghuis (Niederlande) 4:16,25, 5. Splichalova (Tschechische Republik) 4:16,87, 6. Zachariassen (Dänemark) 4:17,86.
50 m Brust: 1. Riley (Australien) 31,98 Sekunden, 2. Hartung (Leipzig) 32,13, 3. Gerasch (Berlin) 32,36, 4. Dörries (Potsdam) 32,56, 5. Brendel (Berlin) 32,70, 6. Bulten (Niederlande) 33,20.
200 m Brust: 1. Peczak (Polen) 2:32,95 Minuten, 2. Riley (Australien) 2:28,34, 3. Manhalova (Tschechische Republik) 2:28,81, 4. Brendel (Berlin) 2:30,63, 5. Giguere (Kanada) 2:30,78, 6. Pietrzak (Polen) 2:27,78.
50 m Schmetterling: 1. van Almsick (Berlin) 27,31 (Deutscher Rekord), 2. de Brujn (Niederlande) 27,54, 3. Wang (China) 27,68, 4. Müller (Wuppertal) 28,09, 5. Postma (Niederlande) 28,10, 6. Karlsson (Schweden) 28,51.
200 m Schmetterling: 1. Haruna (Japan) 2:09,47 Minuten, 2. O'Neill (Australien) 2:09,67, 3. Jacobsen (Dänemark) 2:11,37, 4. Tocchini (Italien) 2:13,51, 5. Wang (China) 2:13,53, 6. Hiranaka (Japan) 2:16,68.
100 m Rücken: 1. Völker (Hamburg) 1:00,56 Minuten, 2. Koikawa (Japan) 1:00,87, 3. Hase (Magdeburg) 1:01,84, 4. Inada (Japan) 1:02,25, 5. Hunger (Berlin) 1:02,40, 6. Eichhorst (Rostock) 1:02,61.
100 m Lagen: 1. Lin (China) 1:02,30 Minuten, 2. Hunger (Berlin) 1:02,70, 3. Vestergard (Dänemark) 1:03,83, 4. Karlsson (Schweden) 1:03,87, 5. Jardfelt (Schweden) 1:04,10, 6. Haas (Erfurt) 1:04,86.
400 m Lagen: 1. Lin (China) 4:39,82 Minuten, 2. Cerna (Tschechische Republik) 4:40,04, 3. Hiranaka (Japan) 4:42,34, 4. Kurotori (Japan) 4:42,48, 5. Synowska (Polen) 4:45,13, 6. Parera (Spanien) 4:50,42.
BUNDESLIGA, Frauen: WOS Squash Team Hagen - Squash Hoppers Gießen 4:0, Landshuter SC - ASC Stadthagen 3:1, LST Bavaria München - Boasters Kiel 4:0.
Manchester United ist in der fünften Runde des englischen Fußball-Pokals ausgeschieden. Der Tabellenzweite verlor bei Sheffield United 1:2. Tottenham Hotspur gewann 3:1 gegen den FC Wimbledon, während sich aus dem Oberhaus auch Ex-Meister Arsenal London sowie Manchester City und Sheffield Wednesday für das Viertelfinale qualifizierten.
Noch nie bezwungene 6,14 m im Stabhochsprung durch Sergej Bubka, der 200- m-Fabel-Weltrekord von Merlene Ottey, der Münchner Absturz der Heike Henkel, ihre "kleine Wiederauferstehung" in Sindelfingen, wo am Sonntag Jens-Peter Herold über 1500 m und Heike Drechsler beim Saisondebüt Jahres-Weltbestmarken erzielten: Dies waren die Leichtathletik-Schlaglichter vier Wochen vor den Hallen-Weltmeisterschaften in Toronto.
Im französischen Lievin übertraf Sergej Bubka (Ukraine) bei seinem 33. Weltrekord auch die eigene Freiluft-Bestmarke um einen Zentimeter. Erstmals unterlag ein Rivale, obwohl er 6,00 m sprang: Rodion Gataullin (Rußland). Merlene Ottey (Jamaika) riß drei Tage nach dem Verlust ihrer 60-m-Bestmarke an Irina Priwalowa (Rußland/6,92) eine Barriere über 200 m ein. Selten zuvor wurde ein Hallen-Weltrekord so klar gesteigert wie diesmal von 22,24 auf 21,87. "Im Sommer will ich die Weltrekorde von Florence Griffith angreifen", meinte die 33jährige.
Doch in Lievin gab es insgesamt vier Bestmarken. Weltmeisterin Ludmilla Naroschilenko egalisierte ihren drei Jahre alten Hallen-Weltrekord über 60 m Hürden in 7,69 Sekunden und Ljubow Kremljowa (beide Rußland) lief 15 Jahre nach den handgestoppten 2:34,8 Minuten von Brigitte Kraus (Köln) in 2:34,84 elektronischen 1000-m-Weltrekord.
Auf der doppelt so langen Strecke fehlten Dieter Baumann beim 370 000 Mark teuren Sindelfinger Meeting in 5:02,49 Minuten 0,29 Sekunden am acht Jahre alten Deutschen Rekord von Thomas Wessinghage. "Ich bin enttäuscht, aber fühlte mich einfach müde", meinte der 28jährige, der 70 Minuten zuvor seinen deutschen 1500-m-Rekord (3:36,96) an Jens- Peter Herold verloren hatte, der nach großem Solo (3:36,23) meinte: "Ich würde jetzt gerne gegen Baumann laufen."
Heike Drechsler, die ihr Saisondebüt dreimal verschoben hatte, setzte sich beim Sieg über Hallen-Weltmeisterin Larissa Bereschnaja (Ukraine/6,98 m) mit 7,01 m vor Mirela Dulgheru (Rumänien/6,99 m) an die Spitze der Rangliste.
48 Stunden nach ihren 1,94 m und Rang fünf im Münchner Duell mit Weltrekordlerin Stefka Kostadinowa (Jahres- Weltbestleistung 2,02 m) siegte Heike Henkel in Sindelfingen in Abwesenheit der Bulgarin mit 2,00 m vor der höhengleichen Olympiazweiten Galina Astafei (Rumänien). "Stefka hatte bei einigen Sprüngen so viel Luft drin, daß sie auch 2,10 m oder noch höher springen kann", hatte Heike Henkel in München Lob gezollt. 1,97 m ließ die Olympiasiegerin aus, scheiterte dann an 2,00 m.
In Lievin lagen zwei weitere Weltrekorde in der Luft. Bis auf eine Hundertstelsekunde lief der WM-Zweite Frankie Fredericks (Namibia) in 20,37 Sekunden an die sechs Jahre zuvor an gleicher Stelle erzielten 20,36 des Franzosen Marie-Rose heran. Und der Kanadier Bruny Surin (Kanada) kam in 6,45 der ein Jahr alten 60-m-Bestmarke von Andre Cason (USA/6,41) so nahe wie kein anderer. Jahres-Weltbestleistung bedeuteten auch die 18:28,50 Minuten von Frantz Kostjukewitsch (Weißrußland) im 5000-m-Gehen sowie in Birmingham die 7,46 Sekunden des Briten Colin Jackson über 60 m Hürden und 21,77 m von Kugelstoß-Olympiasieger Mike Stulce (USA), außerdem die 1:45,58 Minuten von Johnny Gray (USA) über 800 m in Sindelfingen. sid
MTV Gießen - Brandt Hagen 98:91 (53:46).- Beste Werfer: A. Andres (35), McDonald (15), Villwock (14), Bernhard (12) für Gießen - Suhr (34), Dinkins (14), Fiedler (14) für Hagen. - Zuschauer: 1200.
SVD Dortmund - SSV Ulm 76:79 (42:40). - Beste Werfer: Mlynarski (19), Pernell (17), Lehmkuhl (17) für Dortmund - Sauer (19), Knörr (17), Oldham (15), Walker (11) für Ulm. - Zuschauer: 800.
TVG Basketball Trier - TSV Bayer Leverkusen 90:87 (47:51). - Beste Werfer: Babkow (24), Johnson (21), Marsh (15), Reinhardt (10) für Trier - Wheeler (26), Johnson (17), Koch (17), Harnisch (10) für Leverkusen. - Zuschauer: 2200 (ausverkauft).
SG FT/MTV Braunschweig - Tübinger SV 87:86 (48:39). - Beste Werfer: Arigbabu (24), Schindler (15), Pelkowski (14), Svitek (13) für Braunschweig - Diedl (19), Reisewitz (17), Gilmor (16), Schomers (14), Schall (11) für Tübingen. - Zuschauer: 1800 (ausverkauft).
ALBA Berlin - BG Stuttgart/Ludwigsburg 84:57 (30:29). - Beste Werfer: Baeck (24), Primorac (22), Uwe Blab (10), Oztürk (10) für Berlin - Kujawa (17), Jochum (11), Sieghörtner (11) für Ludwigsburg - Zuschauer: 2000.
BG Bramsche/Osnabrück - TTL Bamberg 79:77 (39:43). - Beste Werfer: Behnke (19), Shields (16), Ortmann (15), Dölle (12) für Bramsche/Osnabrück - Swearengen (27), Nürnberger (15), Martin (14), Reisenbüchl (13) für Bamberg. - Zuschauer: 2200 (ausverkauft).
KREIS GROSS-GERAU. In einer hessenweiten Aktion wollen SPD-Politiker am Dienstag, 16. Februar, Flugblätter "gegen die Bonner Pläne zum Sozialabbau" verteilen. Im Kreis Groß-Gerau wird der Schwerpunkt der Aktion in Rüsselsheim am Opel-Hauptportal sein. Dort werden ab 6.45 Uhr Ministerpräsident Hans Eichel, Landrat Enno Siehr, Oberbürgermeister Norbert Winterstein, Bundestagsabgeordneter Norbert Wieczorek und Landtagsabgeordneter Martin Schlappner erwartet.
Flugblätter sollen von 5 Uhr an auch am MAN-Hauptportal in Gustavsburg unters Volk gebracht werden. Gleiches ist ab 5.45 Uhr an den Bahnhöfen in Mörfelden und Walldorf geplant. lis
Sechs Schulen verbergen sich hinter einer Tag der offenen Tür schaffte Durchblick ob der Vielfalt Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Gelis GROSS-GERAU. "Das Angebot wirkt auf den ersten Blick etwas verwirrend", räumt Ortin Gierhake, stellvertretender Leiter der Beruflichen Schulen in Groß-Gerau, ein. Aber schließlich "sind wir eine der größten und vielfältigsten Schulen dieser Art in Hessen." Schulleiter Reinhold Schneider sieht den Vorteil: "Wir können für alle Schülergruppen und Interessen ein angemessenes Angebot bieten." 2100 Schüler und Schülerinnen aus dem Kreisgebiet tummeln sich unter dem Dach der Beruflichen Schulen an der Darmstädter Straße. Die Pennäler verteilen sich auf sechs Schulformen: Berufsvorbereitungsjahr, Berufsgrundbildungsjahr, Berufsschule, Fachoberschule, Berufliches Gymnasium und Berufsfachschule. Schulleiter Schneider rühmt die Vernetzung der Angebote: Bis auf die Berufsfachschule können die anderen fünf Schulformen nacheinander absolviert werden. Für die meisten dieser Angebote ist Ende Februar Anmeldeschluß.
Zahlreiche Jugendliche und Eltern informierten sich am Samstag beim Tag der offenen Tür, was die Schule zu bieten hat. Im Foyer, mit vielen Schauftafeln und Handzetteln, ließ sich ein Überblick gewinnen. Wer Details wissen wollte, ging in Fachräume und Labors, konnte 120 Lehrkräfte dort Geräte anschauen, ausprobieren undmit Lehrer/innen reden.
Während die anderen Ausbildungsgänge freiwillig besucht werden können, ist die Berufsschule ein Muß für Auszubildende. Sie gehört zum sogenannten Dualen Systems zwischen betrieblicher und schulischer Ausbildung und ist Kernbereich der Beruflichen Schule: Rund 1500 Auszubildende kommen einmal wöchentlich und alle 14 Tage zweimal die Woche zum Unterricht. Mit Stolz verweist die Schulleitung darauf, daß die Groß-Gerauer Berufsschule zehn der zwölf anerkannten Berufsfelder anbieten kann. Eine zweite Berufliche Schule im Kreis gibt es in Rüsselsheim (Heisenberg-Schule). In Groß-Gerau bilden 120 haupt- und nebenberuflich beschäftigte Lehrkräfte das Kollegium der Schule, deren Ursprung bis ins Jahr 1925 zurückreicht. Damals erfolgte die obligatorische Trennung von Volks- und Berufsschule. Auch wenn die Bildungsstätte in Groß-Gerau mittlerweile 67 Jahre alt ist, bemühen sich Lehrer/innen und Schulleitung darum, daß die Einrichtung jung bleibt, sich an den Entwicklungen des Marktes orientiert. Seit drei Jahren gibt es die Möglichkeit, im Beruflichen Gymnasium ein uneingeschränktes Abitur zu erwerben, das im Gegensatz zur herkömmlichen Oberstufe als Schwerpunkte EDV, Elektrotechnik oder Wirtschaft / Verwaltung bietet.
Weitere Projekte sind auf den Weg gebracht: Die Schule hat beim Kultusministerium beantragt, für das Jahr 1993 / 94 "Fachschulen" einrichten zu dürfen - "womit wir erstmals auch Angebote in der Weiterbildung machen würden", erklärt Rektor Schneider. Die Fachschule - geplant sind die Bereiche Betriebswirtschaft, Sozialpädagogik und Holztechnik - steht unabhängig vom Alter jenen offen, die sich nach der Berufsausbildung berufsbegleitend weiterbilden wollen. Schneider: "Das ist eine interessante Möglichkeit, weil das Angebot kostenfrei ist."
Auch in der Berufsfachschule wollen die Groß-Gerauer ihr Angebot vom nächsten Schuljahr an erweitern: Hier sollen die Bereiche Fremdsprachensekretariat und Informationsverarbeitung hinzukommen. Mehr Räume brauche die Schule deshalb nicht, befindet Schneider, da andere Angebote, etwa das Berufsgrundbildungsjahr, rückläufig nachgefragt würden und "die Schule lediglich intern umstrukturiert werden muß".
Der Kreistag und auch das Staatliche Schulamt Groß-Gerau haben die Absichten der Beruflichen Schulen gutgeheißen. Was fehlt, ist die Zustimmung vom Ministerium, die Schulleiter Schneider in Bälde erwartet. Allmählich werde es knapp mit der Zeit, um alle geplanten neuen Angebote rechtzeitig einführen zu können.
Auch Lehrer/innen können im übrigen an der Beruflichen Schule lernen: Die "Landesstelle für gewerbliche Berufsförderung in Entwicklungsländern" hat hier eine Außenstelle. Seit 1968 wurden 947 Lehrer aus 84 Ländern aus- und fortgebildet in den Bereichen Steuerungstechnik, Elektrische Maschinen, Industrieelektronik, Rundfunk- und Fernsehtechnik.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Mitglieder wählten ihn auf der ordentlichen Jahreshauptversammlung, sein Debüt bei einer Prunksitzung gab er am Samstag in der Stadthalle: Holger Feistel, Sitzungspräsident des ersten (und einzigen) Carnevalsclubs Walldorf, "Die Buschspatzen". Das Zepter übernahm Feistel von Harald Zwilling, der nach neun Jahren aus beruflichen und familiären Gründen den Vorsitz an den Stellvertreter abgab.
Obgleich unter neuer Sitzungsregie, an ihrem bewährten Programmschema etwas zu ändern, gab es für die Buschspatzen keinen Anlaß: Vorträge, Gesang, Show, Schunkler und Tanz fügen sich zu jenem kurzweiligen Mix, der jedes Jahr ein mit 650 Menschen vollbesetztes Auditorium garantiert. Diesmal wandelte sich die Stadthalle in eine Manege: "Das Leben ist ein Zirkuszelt, der Buschspatz grüßt den Rest der Welt", lautet Walldorfs Kampagne-Slogan. Ein Motto als närrische Antwort auf die Weltlage: Fastnacht feiernd, "doch nicht vergessend, daß alle Menschen dieser Erde zusammengehören und aufeinander angewiesen sind", erklärt Klubvorsitzender Dieter Bassler.
Die Politik glossierte auch der Protokoller, der seit Jahren in Gestalt von Egon Langendorf in die Bütt tritt. Angesichts der bevorstehenden Kommunalwahl faßte er sich mit lokaler Würze knapp - um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, wie er reimte.
Edda Bassler als rabiate Zahnärztin ("Bei mir gibt&rquote;s keine Spritzen, die tue ich nicht besitzen") zeigte, wie närrische Vorträge zum munteren Geschichtenerzählen werden, wo das Publikum gebannt auf jeden Reim und die Pointe wartet.
Die Buschspatzen - der Name setzt sich zusammen aus dem als "Busch" titulierten Vereinsheim und den als "Spatzen" getauften Sängern der SKG - dürfen sich einer intensiven Nachwuchsarbeit rühmen: Zwei Drittel der 122 Mitglieder sind Kinder und Jugendliche. Die "Spätzchen-Garde" der Vier- und Fünfjährigen begeisterte als rot-schwarz gekleidete "Insektenschar".
Mit der zwölf Jahre alten Ines Farnik haben die Buschspatzen ein Rhetoriktalent in ihren Reihen. Munter plauderte sie von der "Familienidylle", die natürlich keine ist und menschliche Schwächen humorvoll bloßlegt: Die Nachbarn zum dritten Mal im Urlaub - "wie schaffe die Müllers des bloß?" Ihr Vortrag war dem Publikum die erste Rakete des Abends wert.
Auf Landarzt (Klaus Freier), Hausmann (Norbert Roth), Männerballett, Grasmücken und Große Garde folgte zum Schluß eine Akttraktion, für die, so Vorsitzender Bassler, ausnahmsweise nicht die Buschspatzen selbst sorgten: das Katastrophen-Orchester, das aus Mannheim angereist war.
Nach dem Finale hieß es dann Manege frei zum Tanz - und zwar vor dem unter Leitung von Ernst Schuhmacher aufwendig wie liebevoll gestalteten Zirkus-Bühnenbild. lis
Die Beruflichen Schulen in Groß- Gerau bieten sechs Schulformen an:
Berufsvorbereitungsjahr: Hier sollen Jugendliche ihre beruflichen Neigungen und Fähigkeiten besser erkennen und den Hauptschulabschluß erwerben. Aufgenommen wird, wer das 9. Schuljahr beendet hat. Anmeldung bei der jetzigen Schule.
Berufsgrundbildungsjahr: Dieses vermittelt eine berufliche Grundbildung, wird bis zu einem Jahr auf die Ausbildungszeit im Ausbildungsberuf anerkannt. Angebot: Metall-, Elektrotechnik, Ernährung / Hauswirtschaft. Das neunte Schuljahr muß absolviert, der Hauptschulabschluß sollte erreicht sein. Anmeldung: Bei der Beruflichen oder der jetzigen Schule.
Berufsschule: Sie ist Pflicht für eine berufliche Ausbildung im Sinne des Berufsbildungsgesetzes und bietet Unterricht für folgende Berufsfelder: Metall-, Elektro-, Bau- und Holztechnik, Wirtschaft / Verwaltung, Ernährung / Hauswirtschaft, Gesundheit, Körperpflege, Agrarwirtschaft, Farbtechnik / Raumgestaltung. Anmeldung: jetzige Schule oder Betrieb.
Fachoberschule: Sie baut auf einem mittleren Bildungsabschluß auf und führt neben oder nach einer beruflichen Qualifizierung zur Fachhochschulreife; möglich in einem oder in zwei Schuljahren (Form A und B) oder in Abendkursen (Form C). Anmeldung: Bis Ende Februar an der Beruflichen Schule.
Berufliches Gymnasium: Es führt zur Allgemeinen Hochschulreife. Angeboten werden die Fachrichtungen Technik (Maschinenbau, Elektro-, Bau-, Datenverarbeitungstechnik) und Wirtschaft. Aufnahmebedingung: Mittlerer Bildungsabschluß. Anmeldung bis Ende Februar an der derzeitigen Schule.
Berufsfachschule: An ihr wird der Abschluß nach einem Jahr als erstes Ausbildungsjahr anerkannt für die Berufe Bürokaufmann/frau, Bürogehilfe, Industriekaufmann/frau, Kaufmann/frau im Groß- und Außenhandel. Voraussetzung: mittler Bildungsabschluß. Anmeldung: Berufliche Schule. - Die zweijährige Berufsfachschule ist ebenfalls Vollzeitschule, führt zum mittleren Bildungsabschluß und kann als erstes Ausbildungsjahr anerkannt werden. Angebote gibt es für Metall-, Elektrotechnik, Wirtschaft/Verwaltung, medizinisch-technische und krankenpflegerische Berufe. Voraussetzung: Hauptschulabschluß oder Aufnahmeprüfung. Anmeldung: Bis 28. Februar bei der jetzigen Schule.
Wer mehr wissen will, kann sich an den Beruflichen Schulen individuell beraten lassen: Tel. 0 61 52 / 93 50. lis
RIEDSTADT / BIEBESHEIM. Die Umweltgruppen im Ried, die sich seit Jahren mit der Biebesheimer Sondermüllverbrennungsanlage (SVA) befassen, sehen durch eine Mitteilung der SVA-Betreiberfirma HIM "eine ganze Region hinters Licht geführt" und "den allerletzten Rest an Vertrauen verspielt". Die HIM hatte vergangene Woche erklärt: Die nach Biebesheim angelieferte Abfallmenge habe sich von 59 000 Tonnen in 1990 auf 42 000 Tonnen in 1992 reduziert. Einen Rückgang dieser Größenordnung, der den vorhandenen zweiten Ofen in Frage stelle, hatten die Umweltgruppen schon im Sommer 1992 prophezeit - damals hatte die HIM nichts von einem Rückgang gesagt, war statt dessen von einem Anstieg der Kapazitäten von 60 000 auf 90 000 Tonnen pro Jahr ausgegangen und hatte damit den geplanten Bau des dritten Ofens gerechtfertigt.
Entsprechend fühlen sich die Umweltgruppen von der HIM hintergangen. In diese Kritik beziehen sie Hessens Umweltminister Joschka Fischer ein, vor allem aber seinen Staatssekretär Rainer Baake - der gleichzeitig Vorsitzender des HIM-Aufsichtsrates ist - sowie die Beamten im Umweltministerium. HIM- Aufsichtsratsvorsitzender Baake und die Beamten "müssen von dem immer stärker werdenden Rückgang der in Biebesheim verbrannten Sondermüllmenge - immerhin ein Minus von 19 000 Tonnen binnen zwei Jahren - Kenntnis gehabt haben." Die Umweltgruppen fordern, "dieser Skandal muß personelle Konsequenzen nach sich ziehen" und meinen damit vor allem Rainer Baake.
Für den BUND Riedstadt / Stockstadt sowie die Bürgerinitiativen AGU Biebesheim und Crumschter gegen SVA kritisierte Horst Kränzle: "Unsere vielfachen und differenzierten Hinweise auf massive Berechnungsfehler der HIM-Gutachter zum Verbrennungsbedarf wurden einfach im Land- sowie im Kreistag negiert." Die im Mai geforderte Überprüfung durch unhabhängige Experten sei nicht erfolgt. Hinter den jetzt vorgelegten Zahlen "versteckt sich das brisante Eingeständnis der HIM", daß von den zwei Öfen einer 1992 lediglich zu vierzig Prozent ausgelastet gewesen sei.
HIM-Sprecher Hubertus Hess hatte den Rückgang der zu verbrennenden Giftstoffe darauf zurückgeführt, daß die Unternehmen verstärkt Vermeidungs- und Verwertungsverfahren praktizierten, die nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz vorgeschrieben sind. Außerdem greife das hessische Sondermüllabgabengesetz, nach dem die Verursacher pro Tonne 300 Mark zahlen müssen. Zugleich hatte Hess aber bekräftigt, daß die Erweiterung der SVA in Biebesheim um einen dritten Ofen notwendig sei.
Diese Ankündigung können die Umweltgruppen angesichts der Mengenentwicklung "schlichtweg nicht nachvollziehen". Sie fordern, die HIM müsse ihren Antrag auf Bau des dritten Ofens sofort zurückziehen, und bitten den Regierungspräsidenten, "die entsprechenden Antragsunterlagen negativ zu bescheiden". Die in der Vergangenheit geführten Beschlüsse in den politischen Gremien sowie die besonders aufwendige Vertragsverhandlung mit der HIM "waren so überflüssig wie ein Kropf - diese Vergeudung von Steuergeldern ist ein Fall für den Landesrechnungshof".
Die Umweltgruppen wollen ferner, daß der zweite Ofen augrund weiterer Vermeidung und Verwertung in zirka drei Jahren als "Kaltreserve" abgestellt wird. Sie kritisieren, daß die HIM in ihrer Erklärung einfach jene 20 000 Tonnen Sondermüll der Verbrennung zuschlage, "die derzeit auf Deponien außerhalb Hessens gebracht werden". Diese schwachgiftigen Sonderabfälle könnten aber bis April 1997 ganz legal deponiert werden, was zudem erheblich preiswerter sei als eine Verbrennung in Biebesheim. Ein wesentlicher Teil hiervon sei zudem ölhaltige Abfälle, die mit Bakterien wesentlich billiger und umweltverträglicher entschärft werden könnten. JÜRGEN GELIS
MÖRFELDEN-WALLDORF. "Wir wissen immer noch nicht, wie es weitergeht", zeigt sich Sozialarbeiterin Christine Scherer-Baldt enttäuscht. Dabei sei die psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle im September von Bürgermeister Bernhard Brehl in Aussicht gestellt worden, daß die als Kamin-Club bekannte Einrichtung "wohl bis Ende 1993" in das Eckhaus Langgasse / Kalbsgasse in Mörfelden umziehen könne. Seitdem habe sich trotz Nachfragen bei der Stadt und bei den Parteien nichts getan, "haben wir noch immer nichts Verbindliches in der Hand".
Derzeit ist die Kontakt- und Beratungsstelle, getragen vom "Sozialpsychiatrischen Verein Riedstadt", in der Schillerstraße 16 in Walldorf untergebracht; in Räumlichkeiten, die allgemein als zu klein und unzulänglich angesehen werden. In einem Beratungszimmer und einem kleinen Büro kümmern sich fünf Sozialarbeiterinnen um Menschen, die sich in psychischen Krisen befinden, unterstützen chronisch-psychisch Kranke beispielsweise beim Projekt "Betreutes Wohnen".
Der Idee, die seit achteinhalb Jahren bestehende Einrichtung nach Mörfelden umzusiedeln, widerspricht Bürgermeister Brehl nicht. Gleichwohl hat er für den Vorstoß von Scherer-Baldt wenig Verständnis, argwöhnt gar, daß hier Wahlkampf gemacht werden soll.
Er könne nur wiederholen, was er auch Scherer-Baldt erklärt habe: Im Dezember hätten die Stadtverordneten den Beschluß gefaßt, besagtes Haus renovieren zu lassen, in dem derzeit Wohnungslose untergebracht sind und das unter Denkmalschutz steht. Vor der Kommunalwahl könne kein Beschluß mehr gefaßt werden, wie und von wem das Gebäude einmal genutzt wird, sagt Brehl.
Das findet bei Scherer-Baldt kein Verständnis. Für den Verein sei es wichtig, einen Zeitrahmen zu haben und auch schon einmal die vermeintlichen neuen Räume zu besichtigen. lis
BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: SV 1910 Hattersheim - SG Hünstetten (Donnerstag, 19 Uhr).
KREISLIGA A HOCHTAUNUS: SV Frisch Auf Emmershausen - SG Weilrod (Mittwoch, 19 Uhr), SG Mönstadt - TSV Grävenwiesbach, SC Farblos Schneidhain - SG Hundstadt (beide Mittwoch, 19.30 Uhr), FC Reifenberg - TuS Eschbach (Mittwoch, 20.30 Uhr). hdp
Ulli Theis hat eine Linie, und die verläßt er nicht so schnell. Er rangiert zwar mit den Handballern der TG Rüsselsheim auf dem vierten Platz der Oberligatabelle, verbucht nur vier Zähler Rückstand auf Spitzenreiter TV Breckenheim, doch seine Marschroute lautet weiterhin "unser Ziel ist die Klasse zu sichern, der Aufstieg war nie ein Thema". Der Aufsteiger sorgt jedoch für Furore in der Oberliga, die ohnehin in diesem Jahr einen sehr abwechslungsreichen Verlauf nimmt. Auch den TV Breckenheim, den derzeitigen Tabellenführer, hält Ulli Theis noch nicht für den angehenden Meister obwohl die Breckenheimer das Feld auf zwei Punkte distanziert haben. "Ich glaube nicht, daß diese junge, unerfahrene Mannschaft das durchhält", meint der Handball- Experte und tippt auf die lauernden Teams aus Bürgel und Dotzheim.
Der 43jährige ist bereits seit 30 Jahren Mitglied des Rüsselsheimer Großvereins und leitet seit 1989 die Geschicke des Männerteams. Kein Wunder, daß ein solch bodenständiger Mann nicht "abhebt". Und das, obwohl die Rüsselsheimer mit Knut Schaeffter (TV Gelnhausen, 2. Bundesliga) und Norbert Späth zwei weitere Verstärkungen "an Land ziehen" konnten. Späth war bereits vor der Saison in Rüsselsheim im Gespräch, ging dann jedoch nach Sulzbach, wo er sich jedoch nicht wohlfühlte. Die Probleme am Kreis sind mit diesen beiden Spielern wohl behoben. Der verletzte Roland Ochs und der im Studium stark eingespannte Andreas Andel dürfen sich eine Pause gönnen.
Was Ulli Theis nun noch sucht, allerdings erst für die neue Saison, das ist ein Linkshänder für den Rückraum, wo die Rechtshänder Eugen Kühnel und Ingo Porz vorzugsweise über links kommen. Ingos Onkel Axel Porz denkt zudem mit 33 Jahren allmählich an das Ende seiner Laufbahn, war für die Mannschaft einen herben Verlust darstellen würde. "Ich hoffe, er hängt noch ein Jahr dran", meint Ulli Theis, der ansonsten auf eine recht junge Mannschaft zurückgreifen kann. Die beiden aus der A-Jugend gekommenen Frank Schmidtberger und Christian Hergen sollen in Zukunft für eine weitere Verjüngung sorgen.
Das Konzept der Rüsselsheimer ist nicht auf "den schnellen Erfolg" ausgelegt. "Der Aufstieg ist sicher für uns irgendwann möglich, doch es muß ja nicht nächstes Jahr sein. Erstens ist das zweite Jahr nach einem Aufstieg ohnehin schwieriger und ein schneller Aufstieg würde uns eventuell auch finanziell überrollen", erklärt der Trainer. Er kann sich auf ein intaktes Umfeld innerhalb des Großvereins verlassen, der Förderkreis der Handballer beginnt in finanzieller Hinsicht zum tragen zu kommen, die Jugendarbeit wird engagiert betrieben. Im Vorstand des Förderkreises ist auch Ulli Theis zu finden, dessen Engagement innerhalb des Vereines weit über die Betreuung der Mannschaft hinausgeht. "Ich habe eine Bindung zum Verein und kann daher auch der Mannschaft den Hintergrund vermitteln", erklärt er, warum sich die Handballer mit der TG identifizieren können.
Deutlich wird dies am Beispiel von Knut Schaeffter. Er wohnt und studiert in Rüsselsheim, suchte jedoch den sportlichen Erfolg beim Zweitligisten TV Gelnhausen. Nachdem dort der Abstieg "vor der Tür steht", schloß sich der bullige Kreisläufer und Abwehrkönner der TG an. Und es scheint nicht bei einem kurzen Gastspiel zu bleiben, denn Schaeffter übernahm bereits Trainer- und Betreueraufgaben im Jugendbereich. "So etwas macht man nicht für ein halbes Jahr", meint Ulli Theis erfreut. Bei allem Understatement, oben mitspielen will der Coach in der kommenden Saison mit dieser Mannschaft schon. Vorausgesetzt er bleibt, was jedoch angesichts seines Erfolges kaum in Frage zu stellen ist. "Ich würde gerne weitermachen", meint er, und die Rüsselsheimer "Macher" müßten blind sein, würden sie den Mann gehen lassen.
Ebenso ist man bei der TG bestrebt, alle Spieler bei der Stange zu halten und sich dann ähnlich sinnvoll zu verstärken, wie zu Beginn der ersten Oberligasaison. Doch zunächst heißt das Ziel für den Tabellenvierten ja "Klassenerhalt". Die ersten Punkte wurden mit dem 18:16 in Wicker und trotz des 21:26 in Bürgel sowie des 15:26 in Holzheim bereits gesammelt. Am 28.2. (18.30 Uhr, Gustav-Heinemann-Halle) erwartet die TG den Namensvetter aus Nieder-Roden, den es zu besiegen gilt. Besondere Leckerbissen erwarten die Rüsselsheimer Fans am 14. und am 27. März, wenn die Spitzenteams aus Breckenheim und Dotzheim in Rüsselsheim gastieren. Und wenn die TG diese Spitzenspiele gewinnen könnte, dann wäre sogar noch die Sensation möglich. Auch wenn dann Ulli Theis seine Linie etwas verlassen müßte, traurig wäre er sicher nicht. jbp
"Sammler sind eigentlich eher verschlossene Eigenbrötler", gestand Schmöckel bei der Eröffnung am Freitagabend. Dennoch freue es jeden, die Ergebnisse seines wenig geselligen Hobbys einmal zu präsentieren. Über den Wert der Sammlung macht sich der Bankdirektor allerdings keine Illusionen: "Das sind Dinge des täglichen Gebrauchs, die man sonst einfach wegwirft."
Diese Ansicht teilt der Laie beim Blick in die sechs großen Vitrinen sicher nicht: Vorhängeschlösser aus dem 16. Jahrhundert, alte Kugelschlösser aus Eisen mit dekorativen Kippbügeln und Barockschlösser aus dem Deutschland des 17. Jahrhunderts erinnern an längst vergangene Zeiten.
Die ersten Vorhängeschlösser gab es in Europa schon um 200 bis 300 n. Chr. Doch mit Außnahme des sogenannten "römischen Kettenschlosses" erfreuten sie sich hier erst vom 15. Jahrhundert an wachsender Beliebtheit. Angefertigt wurden Schlösser in Kasten- und Walzform, dreieckig oder in der Gestalt einer Kugel.
Ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis müssen die Engländer im 18. Jahrhundert entwickelt haben. Das 1785 von Joseph Brahmah zum Patent angemeldete Schloß hat wohl so manchem Einbrecher den Beutezug verdorben: Das wesentliche dabei (Vitrine 2) ist nämlich nicht der Schlüsselbart, sondern die im Schaft eingelassenen unterschiedlich langen Schlitze. Sie verschieben im Innern des Schlosses mehrere Scheiben, so daß sich der Zylinder dreht; erst jetzt läßt sich der Riegel verschieben. Wohl wissend, daß niemand außer dem Erfinder selbst das "Schlüsselgeheimnis" kannte, wurde in London 50 Jahre lang eine Prämie von 200 Guineen für denjenigen ausgesetzt, der das Schloß knacken konnte.
Ingo Schmöckel interessieren jedoch nicht nur die Schlösser und Riegel seiner Vorfahren. In seiner Sammelung finden sich auch zeitgemäße Stücke. "Aber sie müssen schon eine Besonderheit haben", sagt der Experte und deutet auf Vitrine Nummer Vier: Schlösser mit Magnetmechanismen, Lochkartenschlüsseln oder Codewörtern kontrastieren die Schließvorrichtungen der Vergangenheit.
Das größte Stück der Sammlung, ein Vorhängeschloß aus Eisen mit Kupferbeschlägen, stammt aus der Türkei. "Das wiegt über 17 Kilo", erklärt Schmöckel stolz, als die Ausstellungsbesucher beeindruckt stehen bleiben. Ein starkes Stück Sicherheit, das aber vermutlich nur zur Dekoration diente.
Die Ausstellung "Schloß und Riegel" ist noch bis zum 17. Mai im Vortaunusmuseum, Marktplatz 1, zu sehen. Geöffnet ist es mittwochs von 10 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr und sonntags von 10 bis 13 Uhr. ki
KASSEL. Wegen Volksverhetzung und Beleidigung ausländischer Mitbürger ist ein 24jähriger aus dem Werra-Meißner- Kreis zu einer Geldstrafe verurteilt worden: Das Kasseler Amtsgericht legte ihm zur Last, eine 33jährige türkische Staatsangehörige und ihren zwölf Jahre alten Sohn mit üblen Worten beschimpft zu haben.
Wie die Juden "sollte man auch euch vergasen", soll der arbeitslose Dachdekker im Streit mit der Frau und ihrem Kind gesagt haben. Auch Beschimpfungen wie "Türken-Kanacken" und "faule Säcke" seien dabei gefallen.
Nach Aussagen der 33jährigen stieß der Arbeitslose auch konkrete Drohungen aus: "Wenn ich mit euch fertig bin, paßt du in einen Schuhkarton", soll er gesagt haben.
Fest steht, daß der Streit nach dem Einkauf in einem Supermarkt begann. Dort soll der türkische Junge das zweijährige Kind des Angeklagten angestoßen haben. Als der Dachdecker dem Buben daraufhin Schläge angedroht habe, kam es zum Streit zwischen den Erwachsenen.
Der Dachdecker bestritt vor Gericht die ihm zur Last gelegten Beleidigungen. Er habe den Jungen lediglich festgehalten und zur Rede gestellt, als dieser sich vor der Kasse an ihm und seiner Familie (Frau, Kind, Schwiegermutter) vorbeigedrängelt habe und der Kopf seines zweijährigen Sohnes dabei zwischen zwei Einkaufswagen "gequetscht" worden sei. Bei der Beschreibung dieser Situation und der späteren Ereignisse gab es freilich Widersprüche zwischen der Aussage des Angeklagten und denen seiner Ehefrau und seiner Schwiegermutter.
Die Aussage der 33jährigen türkischen Frau dagegen wurde von zwei Zeuginnen in weiten Teilen bestätigt. Das Gericht verurteilte den arbeitslosen Dachdecker deshalb zu 50 Tagessätzen je 15 Mark.
Das vergleichsweise milde Urteil wurde unter anderem mit dem nicht einfachen Lebensweg des Angeklagten begründet. ebo
Als am Freitagabend kurz nach halb acht das Abstimmungsergebnis auf den Anzeigetafeln erschien, sah man Hanna Suchocka glücklich lachen. Die Spannung, die im polnischen Sejm den ganzen Tag über geherrscht hatte, wich schlagartiger Erleichterung - sogar die Parlamentsjournalisten klatschten spontan Beifall. Mit 230 zu 207 Stimmen hat das polnische Parlament im vierten Jahr der Wirtschaftsreformen den vierten disziplinierten Sparhaushalt verabschiedet - und dies gegen den erbitterten Widerstand der Opposition, die eigentlich in der Mehrheit war.
Noch am Freitag morgen hatte Suchocka mit ihrer Fünf-Parteien-Koalition und den sieben Abgeordneten der deutschen Minderheit nur auf 208 von 460 Stimmen zählen können. Bei den Verhandlungen während der Sitzungspausen aber halfen ihr dann gleich mehrere Faktoren. An erster Stelle sicherlich die Rückendeckung von Präsident Lech Walesa - seine Drohung, das Parlament aufzulösen, falls es in der von der Verfassung vorgeschriebenen Frist keinen Haushalt verabschiedet, mag vor allem bei Abgeordneten kleinerer Parteien gefruchtet haben, die bei Neuwahlen keine Chance hätten. Ebenso wichtig war das Einlenken eines Teils der "Solidarnosc"-Fraktion, der trotz anderslautender Vorstands- Empfehlung letztlich für den Haushalt stimmte. Die legendäre Gewerkschaft befindet sich derzeit in einer schwierigen Lage. Einerseits dringt die Basis darauf, den seit Jahren eng geschnallten Gürtel endlich zu lockern und am vielbeschworenen Aufschwung teilzuhaben. Andererseits konnten sich die Gewerkschafter letzlich nicht entschließen, die von ihnen selbst im vergangenen Jahr montierte Koalition zu kippen - zumal gewiß nichts besseres nachkommen würde.
Dieselbe Überzeugung mag auch in den Hinterköpfen einiger Abgeordneter der Bauernpartei und der postkommunistischen Linken gedämmert haben. Schließlich ist es leichter, die Forderung nach Verdoppelung des Defizits aus bequemen Oppositionsbänken heraus zu erheben, als sie womöglich selbst zu realisieren. Nur die national- populistische Rechte von der "Konföderation Unabhängiges Polen" schien überhaupt keinen Zweifel zu haben, daß die Notenpresse das geeignetste Mittel zur Erhöhung von Renten, Löhnen und Gehältern ist.
Der Erfolg von Suchocka bedeutet konkret, daß das Haushaltsdefizit umgerechnet 8,1 Milliarden Mark - das entspricht fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts - nicht überschreiten wird. Der Beschluß ermöglicht Polen die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit den internationalen Finanzorganisationen und des Stufenplans zum Schuldenerlaß durch den Pariser Club der Gläubiger.
Negative Folgen hat die Entscheidung vom Freitag für die Rentner und den öffentlichen Dienst: Ihre Bezüge werden langsamer als bisher an die Lohnsteigerungsrate in der Industrie angepaßt. Hanna Suchocka ist jedoch überzeugt, daß ihre Politik die bereits deutlich erkennbaren positiven Tendenzen in der Wirtschaft stärken wird. "Polen kann ein normales Land werden", hatte sie ihren Landsleuten vor der Abstimmung am Freitag versprochen. EDITH HELLER (Warschau)
INGRID LANGER, seit 1974 Professorin für wissenschaftliche Politik in Marburg, ist vom Konvent der Philipps-Universität mit absoluter Mehrheit zur neuen Vizepräsidentin gewählt worden. Sie ist damit die erste Frau in der Geschichte der Marburger Universität, die in deren Leitungstrio vordringen konnte. Die Professorin mit den Forschungsschwerpunkten Medien, Frauen und Parlamentarismus, die sich als Kandidatin der links orientierten Liste "Demokratische Initiative" gegen den Historiker KLAUS MALETTKE von den konservativen "Unabhängigen Hochschullehrern" durchsetzte, wird Nachfolgerin von Vizepräsident WERNER SCHAAL. Vor vier Jahren hatte Mathematiker Schaal sich im zweiten Wahlgang knapp gegen Ingrid Langer durchgesetzt. Die Sozialdemokratin ist seit zwei Jahren Mitglied im Verfassungsbeirat der Landesregierung.
KARL BISKAMP (65), seit 1968 Direktor des Hessischen Diakoniezentrums Hephata in Schwalmstadt-Treysa, ist in den Ruhestand verabschiedet worden. Über 34 Jahre hat sich Biskamp in Hessens größter Diakonieeinrichtung engagiert, wo über 1000 Menschen mit Behinderungen betreut werden und außerdem Ausbildungen für diakonische, sozial- und heilpädagogische sowie pflegerische Berufe stattfinden. Neben einem Fachkrankenhaus für Neurologie und Psychiatrie hat auch die 1901 gegründete Gemeinschaft der Brüder und Schwestern des Hessischen Brüderhauses ihren Sitz auf dem großen Hephata-Gelände. Neuer Theologischer Direktor des Zentrums wird Pfarrer GOTTFRIED RINGWALD.
OBERURSEL. Angekündigt wie ein großer Star, betritt "Elvis" die Bühne. Als der erste rockige Sound des Playbacks ertönt, bewegt er zaghaft die Lippen und haucht ins Mikro. Seine Finger zupfen unbeholfen die Saiten der Gitarre. Doch der lange Applaus nach dem ersten Lied macht Mut. "Elvis" hat das Lampenfieber im Griff und legt los: Die Knie wackeln, der Oberkörper wippt zur Musik, mit dem Hüftschwung macht er seinem Idol alle Ehre. "Jetzt wird er lockerer", freut sich eine Betreuerin, als der geistig behinderte Imitationskünstler wie der echte Rockstar mit den Knien über die Bühne rutscht.
Der erste Versuch der AG-Freizeit im Hochtaunuskreis, eine gemeinsame Faschingsfeier für Behinderte und Nichtbehinderte zu gestalten, war ein voller Erfolg: Über 200 Behinderte aus verschiedenen Einrichtungen des Hochtaunuskreises feierten mit ihren Angehörigen und ihren Betreuern (Mitarbeitern des Internationalen Bundes für Sozialarbeit) am Freitag abend im "Haus Bommersheim" ein rauschendes Fest. "Das ist unser erstes großes Projekt", sagte die Initiatorin der AG-Freizeit, Martina Koch, "jeder macht hier, was er kann". Und das war eine ganze Menge: Büttenreden, Tanzeinlagen der Maxi-Garde vom Club Geselligkeit Humor Weißkirchen, Karaoke und Bauchtanz waren von Mitarbeitern und Behinderten zu einem abwechslungsreichen Abendprogramm zusammengestellt worden.
Die AG-Freizeit hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Freizeitangebote für Behinderte im Hochtaunus zu koordinieren, um im Kreisgebiet ein abwechslungsreiches Jahresprogramm auf die Beine zu stellen. Die Faschingsparty, da sind sich die Mitarbeiter jetzt schon sicher, soll darin fester Bestandteil werden - auch wenn die Vorbereitungen viel Zeit in Anspruch nehmen. "Wir haben in den letzten sechs Wochen dauernd geprobt", erzählt Martina Koch. Ob Tanzgruppe, Theater-AG oder Büttenredner: Alle hatten - wie Elvis - Lampenfieber vor dem ersten großen Auftritt.
Besonders stolz ist Martina Koch auf die Jonglageaufführung der Theatergruppe, die sich seit der Gründung im November zwei- bis dreimal pro Woche trifft. Ein Freizeitangebot, das sowohl die Behinderten als auch die Mitarbeiter nutzen. Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen: Die Amateur-Jongleure ließen bunte Tücher über die Bühne schweben und Kegel in der Luft tanzen. ki
Vielleicht ist der Fall, den die 9. Kammer für Handelssachen des Kölner Landgerichtes verhandelt, ein Fall fürs Fernsehen - Abteilung Seifenoper. Aus dem Prozeß-Stoff könnten Drehbuch-Autoren mühelos eine TV-Serie à la Dallas spinnen. Ähnlich wie J. R. Ewing und Cliff Barnes jahrelang am Bildschirm um Macht und Einfluß rangen, so befehden sich die beiden Inhaber Ferdinand ("Ferdi") Mülhens und Dieter Streve-Mülhens beim traditionsreichen Kölner Duftwasser-Unternehmen Muelhens, besser bekannt als 4711. Anlaß für den Gang vor Gericht: Mehrheitseigner Ferdinand beschuldigt seinen Vetter, den geschäftsführenden Gesellschafter Dieter Streve-Mülhens, er habe den neuen Vorstandssprecher Lothar Hawel unrechtmäßig eingestellt. Zuvor hätte der zweiköpfige Beirat dem neuen Manager zustimmen müssen, wie es der Gesellschaftervertrag vorsieht. Dagegen argumentiert Streve-Mülhens, er habe den Beirat nicht übergangen. Vielmehr habe ein Beiratsmitglied Hawels Berufung zugestimmt und das andere zumindest nicht abgelehnt.
Dem vergangenen Freitag fieberten nun viele Prozeßbeobachter entgegen. Sie sahen Ferdinand Mülhens (Spitzname "Beau de Cologne") schon auf der Gewinnerstraße. Richter Konrad Kranast hatte bereits am ersten Verhandlungstag signalisiert, daß er bald ein Urteil verkünden wollte und eher Ferdi Recht geben würde als dessen Vetter Dieter. Topmanager Hawel, der erst Anfang Januar von der Essener Opti-Gruppe auf den Kölner Chefsessel wechselte, hätte dann wieder seinen Hut nehmen müssen. Sein sechswöchiger Auftritt wäre ein teurer Spaß geworden. Schließlich besitzt Hawel einen gültigen Arbeitsvertrag samt Pensionszusage. So liegt der Streitwert des Prozesses bei zwei Millionen Mark.
Doch es kam alles ganz anders. Kurz vor Prozeßbeginn trafen sich die Rechtsanwälte beider Parteien beim Richter im Hinterzimmer. Anschließend wurde die Verhandlung auf März vertagt. In der Zwischenzeit dürften die Juristen der streitbaren Vetter an einem Kompromiß tüfteln. Doch wie der aussieht, ist derzeit schwer zu sagen. Bislang hat Fußball- Mäzen Ferdi verlauten lassen, daß er von dem neuen Chef recht wenig hält. Beispielsweise fehle ihm Erfahrung im Parfüm-Geschäft. Tatsächlich hat sich Hawel bei seinen Stationen Procter & Gamble, Latz Purina und der Opti-Gruppe mit Pampers, Tierfutter oder Reißverschlüssen beschäftigt - und nicht mit duftenden Elexiers. Ihm geht der Ruf eines Controllers voraus, der vor allem das verlustträchtige Auslandsgeschäft wieder auf Vordermann bringen soll.
Ferdis Bedenken gegen Hawel dürften jedoch nur vorgeschoben sein. Schließlich blockierte er über ein Jahr die Vertragsverlängerung von Hawels erfolgreichem Vorgänger Eckhart Winterhoff. Der räumte dann Ende letzten Jahres, vom Familienzoff entnervt, sein Büro. Dabei holte Winterhoff den angeschlagenen Duftkonzern aus den roten Zahlen.
Bis 1990 nämlich war Ferdinand Mülhens selbst geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens gewesen. Unter der Ägide des Karnevalfreundes hatte sich die Firma zu sehr auf Tradition und zu wenig auf Innovation besonnen. 1988 stand ein operativer Verlust von 5,6 Millionen Mark in den Büchern. Als dann Vetter Dieter das Ruder übernahm und Ex-Colgate-Manager Winterhoff holte, ging es bergauf. Zusammen verordneten sie dem Konzern eine Verjüngungskur. Sie strichen den altbackenen Firmennamen "Eau de Cologne & Parfümerie-Fabrik Glockengasse 4711 gegenüber der Pferdepost von Ferd. Mülhens" von Briefbögen und Produkten. Fortan nannten sich die Domstädter bescheiden "Muelhens Cologne. Paris. New York". Das Management wurde gestrafft, und das Angebot von 1200 Produkten auf die Hälfte reduziert. Für betuchte Kunden vertreiben die Kölner neben exklusiven Kosmetika unter dem Label Payot auch wohlklingende Designer-Düfte wie Gucci oder Charles Jourdan.
Fürs mittlere Marktsegment verpflichteten sie den argentinischen Tennisstar Gabriela Sabatini als Namenspatronin. Der Duft wurde ein Volltreffer und lag 1991 auf Platz 1 der inländischen Elexier- Hitparade. Dicht gefolgt von einem weiteren Muelhens-Wässerchen - "Moments", für das Ex-Dallas-Star und Elvis-Witwe Priscilla Presley ihren Namen lieh. Das "4711 Echt Kölnisch Wasser", als "Oma- Parfüm" verhöhnt, vermarkten die Kölner jetzt nicht mehr als Duftwasser sondern als "Stimulans". Derart durchgestylt ging das traditionsreiche Unternehmen mit 2400 Beschäftigten auf Erfolgskurs. Die Brutto-Umsätze kletterten im vergangenen Jahr weltweit auf 667 Millionen Mark, etwa zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Das Inlandsgeschäft entwickelte sich mit einem Plus von 13 Prozent zum Renner. Hingegen mußten die Rheinländer im Ausland, vor allem in Großbritannien und USA, Einbußen hinnehmen. Sogar ein "angemessener Ertrag" soll laut Streve-Mülhens erstmals herausgesprungen sein. Doch trotz gutgehender Geschäfte und einer prunkvollen Feier zum 200jährigen Firmenjubiläum im letzten Jahr kehrte keine Ruhe ein. Erst kündigte nach internen Querelen Vertriebschef Jochen Pink, dann warfen weitere Topmanager das Handtuch. Schließlich kam Vetter Ferdi mit seiner Klage.
Hinter der Fehde zwischen den beiden Inhabern dürfte jedoch auch eine unterschiedliche Firmenphilosophie stecken. Ferdi will seine Anteile loswerden. Ein Preis von 500 Millionen Mark und mögliche Interessenten wie die Duftkonzerne Shiseido oder L'Oreal wurden bereits gehandelt. Cousin Dieter ist jedoch gegen einen "strategischen Investor" und möchte das Unternehmen lieber als Familienbetrieb erhalten. Der Gesellschaftervertrag stärkt ihm dafür den Rücken. Denn danach darf kein Wettbewerber einsteigen. Außerdem muß der andere Gesellschafter einem Verkauf zustimmen. Für weitere Folgen aus der Serie "Dallas am Rhein" ist also gesorgt.
ANDREAS HOFFMANN
SCHMITTEN. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein ganz normaler Flohmarkt. "Zuviel Gedrängel", stöhnte Stefan. In der ersten Viertelstunde schaffte es der Achtjährige nur, 50 Pfennig von seinem Taschengeld auszugeben - für ein Spielzeug, das fliegende Untertassen in die Luft schleudern kann. Sandro erstand in der gleichen Zeit immerhin Tennisbälle und russische Babuschka-Puppen. Ein Damenkränzchen schlug hingegen sofort bei den Büchern zu: rund zwei Meter Romane, das Stück zu einer Mark.
Bei genauerem Hinsehen strahlte der Trödel und Tand jedoch eine ganz besondere Aura aus. "Mit viel Liebe gemacht", spürte ein Schmittener Schnäppchensucher. Er war wie die meisten zugleich auch Flohmarktbestücker. Rund 100 Spender aus Schmitten und dem ganzen Usinger Land hatten in den letzten Wochen ihre Keller und Speicher für einen guten Zweck durchforstet: die private Rumänien-Hilfsaktion des Ehepaares Max. Am Samstag nachmittag organisierte die evangelische Kirchengemeinde Arnoldshain mit zahlreichen ehrenamtlichen Helfern den blühenden Handel, der dem "vergessenen" psychiatrischen Krankenhaus in Nucet die Erfolgssumme von knapp 5000 Mark einbrachte.
Als um 14 Uhr das Gemeindezentrum seine Türen öffnete, stapelten sich in allen Ecken, auf dem Boden und den Tischen Bilder, Bücher, Schallplatten, Silbersachen, Keramik, Haushaltsgeräte - von der Schöpfkelle bis zum Staubsauger - Lampen, Geschirr, Spielsachen, Möbel und Körbe. "Mir wäre es das Liebste, wenn ich hier direkt was für Rumänien finden könnte", hoffte eine Frau. Nur für sich selbst etwas zu kaufen, bereitete ihr sichtbar ein schlechtes Gewissen. Die selbstlose Aktion der Arnoldshainer Familie Max - "was die Tolles machen, das ist unglaublich" - sorgte auch dafür, daß so mancher die Kasse lauter klingeln ließ. "Da gibt merr aach e bissi mehr", erklärte ein Niederreifenberger.
Und während die Spenden für Nucet kräftig wuchsen, zeigte Maria Max in der Cafeteria, wozu das Geld der Flohmarktbesucher gebraucht wird. Mucksmäuschenstill lauschten die Kuchenesser den Erläuterungen der engagierten Arnoldshainerin und sahen jenen Fernsehbericht über die "vergessene" Anstalt, der im vergangenen Jahr alles ins Rollen gebracht hatte. Auch lief erstmals der kurze Videofilm über die Ankunft des zweiten Maxschen Hilfstransports. "Es läßt einen nicht mehr los", kommentierte eine Zuschauerin. Einer fehlte übrigens bei der Veranstaltung: Franz, der Ehemann von Maria Max. Er fuhr unterdessen mit seinem Sohn die dritte Lastwagenlieferung nach Rumänien.
Die Hilfe läuft weiter. Auskünfte erteilt Familie Max unter der Telefonnummer 0 60 84 / 33 92 (zwischen 10 und 12 Uhr). cn
Ein neues Altenwohnheim an der Bundestraße 45 SPD und CDU beschließen Bau durch Privatmann Von Jutta Rippegather NIDDERAU. Ein Privatmann soll das neue Altenwohnheim in der Stadt Nidderau bauen. Für einen Quadratmeterpreis von 200 Mark kann der Bruchköbeler Michael Müller das Areal in Windecken erstehen. Über dessen Größe schweigt sich die Vorlage aus, die das Parlament mit den Stimmen von SPD und CDU bei seiner Sitzung am Freitag abend in Erbstadt verabschiedete. In der Debatte war von einem Kaufpreis von 1,3 Millionen Mark die Rede. Die Grünen nahmen nicht an der Abstimmung teil: Zu viele Fragen seien noch offen und der Magistrat habe den Fraktionen nicht alle Unterlagen zur Verfügung gestellt, die ihm vorliegen, hieß die Begründung. Das Wohn- und Pflegeheim ist an der Bundesstraße 45 geplant, dort, wo derzeit noch der Jugendpavillon steht. Laut Vertrag soll binnen 18 Monaten ein Ersatzstandort für den Pavillon gefunden sein. Bis dahin darf der Bauherr das bunte Häuschen nicht abreißen.
Der Vertrag für das 15-Millionen-Mark- Projekt sieht 80 Plätze für Pflegebedürftige vor. Mindestens 20 Einheiten sollen für betreutes Wohnen reserviert sein, sechs Bewohner sollen in den Genuß von Tagespflege kommen. Außerdem sind sechs Plätze für befristete Aufenthalte vorgesehen. "Bei der späteren Besetzung des Seniorenheims werden Nidderauer Bürgerinnen und Bürger gegenüber Ortsfremden bevorzugt berücksichtigt", heißt es in der Vorlage weiter. Die Stadt darf über die Belegung von 20 stationären Plätzen und fünf Wohnungen entscheiden. "Bei der Besetzung der restlichen Plätze sind Nidderauer bevorzugt zu berücksichtigen", heißt es in dem Vertrag.
Ob dies in der Realität möglich ist, bezweifeln die Grünen. "Wie ist garantiert, daß dieses Altenheim nicht nur für Reiche ist?" fragte ihr Sprecher Georg Hollerbach. Außerdem sei nicht geklärt, wo der Jugendpavillon künftig stehen soll. Ebenso wie die CDU hegen die Grünen Zweifel daran, ob der ins Auge gefaßte Standort direkt an der Bundesstraße und der Bahnlinie geeignet ist.
Hollerbach meldete aber auch "grundsätzliche Bedenken gegenüber einem privatwirtschaftlichen Betreiber" an. Der Magistrat habe sich nicht ausreichend nach einem gemeinnützigen Träger umgeschaut. Vielmehr wolle die Stadt sich kurz vor den Kommunalwahlen noch profilieren und die Kasse füllen. Die Geschäftspraktiken von Bauherr Müller, Steuerberater in Anwartschaft, seien undurchsichtig. Außerdem wäre es "doch eigentlich selbstverständlich gewesen", daß der junge Bruchköbeler seine Ideen persönlich vorstellt.
Vor allem aber übten die Grünen Kritik an der Informationspolitik der Stadt. "Ein Magistratsmitglied hatte in der Ausschußsitzung detailliertere Unterlagen als wir", adressierte sie ihren Vorwurf an Stadtbaurat Heinz Appel (SPD), der den wegen eines Trauerfalls nicht erschienenen Bürgermeister Otfried Betz vertrat. Appel stritt ab, dem Parlament etwas vorenthalten zu haben. Die Pläne, die in der Sitzung vor ihm lagen, habe er erst am Freitag morgen bekommen.
Die Fraktionschefin der SPD, Lisa Limpert, befürwortete den Vertrag. Selbst im Fall eines Konkurses des Bauherrn habe die Stadt ja ein Rückkaufrecht innerhalb von sechs Monaten. Dann könne immer noch ein karitativer Träger als Betreiber einspringen.
Daß nur Wohlhabende in dem geplanten Heim betreut werden können, sei nicht zu befürchten, meinte Limpert. Der Landeswohlfahrtsverband müsse inzwischen ohnehin Geld für die Pflegesätze beisteuern, weil selbst Senioren mit hoher Rente die Kosten nicht allein tragen können.
Wie Hilmar Riffel als Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses berichtete, empfiehlt das Gremium, den Erlös aus dem Verkauf des Grundstücks in vollem Umfang der Jugendarbeit zufließen zu lassen, damit der Nachwuchs neue Räume erhält. Des weiteren solle über Schallschutz in Richtung Bahnlinie sowie eine "seniorengerechte Freizeitanlage" nachgedacht werden.
Wenn Kinder in übervollen Spielzimmern verarmen
Alle würden über spektakuläre Formen der Gewalt gegen Kinder, über Kinderpornografie und sexuellen Mißbrauch von Kindern sprechen. Es gebe aber noch die "stille, unauffällige Gewalt gegen Kinder: Vernachlässigung und Verwahrlosung", hatte es in der Einladung geheißen. Die Podiumsteilnehmer taten sich allerdings schwer, Vernachlässigung zu definieren.
"Die Grenzen sind fließend", sagte Richard Holbe, Leiter des Friedberger Jugendamtes. Es sei schwer zu sagen, wo die Vernachlässigung beginne, beispielsweise schon dann, wenn Eltern ihren Säugling abends für einige Stunden alleine zu Hause lassen, um ins Kino zu gehen.
Zwei Arten der Vernachlässung unterschied der Diplom-Psychologe Wolfgang Friedebach vom Kinderschutzzentrum Heidelberg. Er nannte die "Mittelschichtsvernachlässigung", die sich darin äußere, daß die Eltern randvolle Terminkalender haben, die Kinder dafür vollgestopfte Spielzimmer. Bei diesen Kindern, denen die Zuwendung der Eltern fehle, sei eine hohe Aggressivität, Cliquenbildung und die "Verletzung gesellschaftlicher Normen" festzustellen. Diese Form der Vernachlässigung sei aber weniger problematisch als die zweite, weil hier viele Eltern die Situation selbst analysieren und ihr entgegenwirken könnten.
Anders bei der zweiten Form der Vernachlässigung der Kinder, die bei den "Armen in unserer Gesellschaft, chronisch armen Familien über Generationen hinweg" auftrete. Über 90 Prozent der vernachlässigten Kinder kämen aus solchen Familien, sagte der Diplom-Psychologe. In etwa der Hälfte der Fälle gebe es "eine sichtbare körperliche Vernachlässigung". Das Problem der Helfer sei hier - ganz anders als beim Mittelstand - Kontakt zu den Familien herzustellen. Friedebach: "Unter miserablen Lebensumständen läßt sich kein Verhalten ändern."
Die Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte in Friedberg, Barbara Uhdris ("Es gibt heute keine klare Definition von Vernachlässigung") dagegen sieht die vernachlässigten Kinder vor allem in Mittelschichtsfamilien. Uhdris: "Im gestylten Wohnzimmer mit Hightech hat ein Dreijähriger mit Schokoladencreme an den Fingern keinen Platz mehr." Die Lebenswelt der Kinder werde zunehmend schlechter. Der Konsum ersetze die Zuwendung. Im Kurs "Autogenes Training für Kinder ab acht Jahre" ihrer Familienbildungsstätte seien Sprößlinge, "die eine Therapie für etwas ganz Normales halten". Eine Mutter von vier Kindern im Publikum beklagte, daß Mütter die Erziehung ihrer Kinder immer mehr alleine bewältigen müßten, weil bei den heutigen Kleinfamilien nicht mehr auf Familienangehörige zurückgegriffen werden könne. Die Mütter seien überfordert.
"Für eine Praktikerin ist es nicht so einfach zu sagen, wann ein Kind ein vernachlässigtes Kind ist", bekannte auch Viktoria Neuland von der Spielstube des Kinderschutzbundes in Bad Nauheim. Sie bezeichnete es schon als Vernachlässigung, wenn Klingeln an Wohnhäusern so hoch angebracht sind, daß Kinder sie nicht erreicht können. Sie empfahl Initiativen von Eltern in kleinen, überschaubaren Gebieten, weil die gute Chancen hätten, "etwas auf die Beine zu stellen". "Die Versorgungssituation" für die Kinder, so stellte sie fest, "ist katastrophal." Bei Kindergärten und Krabbelstuben gebe es lange Wartelisten. BRUNO RIEB
Weil Fassenacht und Wahlkampf so einträchtig nebeneinander her ihrem Höhepunkt entgegenstreben, sei es erlaubt, die Narren zu zitieren. "Wir sind mit unserem Paul Scherer sehr zufrieden", ließen sie in ihren Sitzungen einen fiktiven Sozialdemokraten sagen. "Unser Thomas Przibilla macht seine Sache gut", legten sie einem angeblichen Christdemokraten in den Mund. "Wir haben mit uns selbst genug zu tun", sagte sinngemäß eine schauspielernde Grüne. "Ich schließe mich den Worten meiner Vorredner(innen) an", erklärte eine vermeintliche Freidemokratin. Wie gesagt, es waren Karnevalisten, die da parodierten. Man muß wissen, daß Paul Scherer der CDU und Thomas Przibilla der SPD angehört. Sie, die Narren, trafen, was die größte Stadt des Kreises mit der größten Koalition von allen Städten und Gemeinden betrifft, den Nagel auf den Kopf.
RODGAU. Im Recyclinghof in der Jügesheimer Philipp-Reiss-Straße gelten neue Öffnungszeiten: dienstags von 13 bis 16 Uhr, mittwochs von 13 und 17.30 Uhr, freitags von 9 bis 12 sowie 13 bis 16 Uhr, samstags zwischen 9 und 12 Uhr. Montags und donnerstags ist geschlossen. ttt
KREIS OFFENBACH. Einen Bildungsurlaub in der Türkei bietet die Kreisvolkshochschule vom 4. bis 18. April an. Gedacht ist er für diejenigen, die Land und Leute sowie Grundkenntnisse der türkischen Sprache und Grammatik kennenlernen und erwerben wollen. Der Kursus findet statt in Yeni Foca, einem kleinen, nicht von Touristen geprägten Dorf an der türkischen Ägäis. Vorgesehen sind auch Exkursionen nach Ephesus, Pergamon und Izmir. Im Reisepreis von 1380 Mark sind Sprachlehrgang, Übernachtung in Doppelzimmern, Flug, Halbpension und Unterrichtsmaterial enthalten. Ende Februar ist Anmeldeschluß. Nähere Auskünfte und Anmeldungen bei der Kreisvolkshochschule, Telefon 069 / 8 06 85 81 oder 8 06 85 71. ttt
RODGAU. Die Fotoausstellung "Masken im Karneval von Venedig", arrangiert von der Volkshochschule Rodgau, wurde im Rathaus Jügesheim eröffnet. Der Rüsselsheimer Hobbyfotograf Rolf Peine war in der Lagunenstadt unterwegs und präsentiert Impressionen, die Pracht und Schönheit der malerischen und künstlerischen Masken und Kostüme - teils historisch aus der Comedia del arte oder aus Phantasien der vielen dort ansässigen Künstler - ausdrücken. Zum gleichen Thema findet am Donnerstag, 18. Februar, um 20 Uhr im Casino der Rodgau-Bank in Jügesheim ein Diavortrag "Karneval in Venedig" statt. ttt
Endspurt der Karnevalisten Närrischer Kalender von Fastnachtsamstag bis Dienstag
Kinder: Die Turngemeinde Hainhausen lädt für Sonntag, 21. Februar, zum Kindermaskenball ins Clubheim. Beginn: 14 Uhr. Eintritt: frei.
Ball: Für seinen Radlerball am Faschingssonntag hat der RV Germania Jügesheim ein buntes Programm aus Büttenreden, Schaunummern und Livemusik vorbereitet. Beginn in der Radsporthalle ist um 20.11 Uhr unter dem Motto "Fassenacht auf einem anderen Stern". Eintritt: zwölf Mark.
Umzug: Die gewohnte Route nimmt der Fastnachtszug am Dienstag, 23. Februar: von Gartenstraße und Altem Weg durch die Straßen der Stadt bis zum am Rathausplatz, wo er sich in Wohlgefallen auflöst. Wegen des Umzugs wird die Bundesstraße 45 alt in Jügesheim - teils Ludwig- und teils Dudenhöfer Straße genannt - von mittags an zwischen Wasserfall- und Haingrabenstraße für den Autoverkehr gesperrt. Die Umleitung erfolgt über Wasserfall-, Rathenaustraße, Ostring, Babenhäuser- und Haingrabenstraße. Im Ortskern, sprich Hochstädter-, Weiskircher Straße, Vorder- und Kirchgasse, wird eine absolute Halteverbotszone eingerichtet. SELIGENSTADT Hexennacht: Die Alt-Seligenstädter Hexenfastnacht steigt am Samstag, 20. Februar, im Riesensaal. Beginn: 19.59 Uhr. Es spielt die Kapelle "Welzbachmusikanten. Kinder: Der Kinderfastnachtsumzug mit Teilnahme des Prinzenpaares und Musikzügen beginnt am Sonntag um 14.11 Uhr ab der Konrad-Adenauer-Schule. Der närrische Lindwurm schlängelt sich durch die Stadt, bis er sich vor der TGS-Turnhalle auflöst. Umzug: 30 000 bis 40 000 Menschen werden erwartet, die den Rosenmontagsumzug mit seinen Fußgruppen, Kapellen und Motivwagen live erleben wollen. Der Aufmarsch erfolgt um 13.59 Uhr an der Evangelischen Kirche (Aschaffenburger Straße). Wegen des Umzuges wird die Innenstadt ab 12 Uhr für den Durchgangsverkehr gesperrt. Der Fährbetrieb von und nach Bayern ist für Kraftfahrzeug bis zum Zugende gegen zirka 16 oder 16.30 Uhr eingeschränkt: Besucher aus dem benachbarten Bundesland werden gebeten, ihre Fahrzeuge auf der bayrischen Mainseite zu parken. An den Umzug schließt sich der närrische Empfang von Magistrat und Heimatbund im Pfarrsaal, Jakobstraße, an.
Ball: Zum Rosenmontagsball treffen sich Narren und Zugteilnehmer im Riesensaal. Beginn: 19.11 Uhr. Es spielt die "Colorado-Showband".
Service: Die Dienststelle des Arbeitsamtes bleibt am Rosenmontag geschlossen. DIETZENBACH Kinder: Zum Kinderfasching lädt die Turngemeinde für Sonntag ins Vereinsheim auf dem Wingertsberg. Los geht&rquote;s um 15 Uhr.
Tanz und Bälle: Närrisch wird das Seniorencafé im Seniorenzentrum Steinberg am Sonntag sein. Beginn: 15 Uhr. Rockfasching ist am Sonntag von 19 Uhr an im Bürgerhaus angesagt. Zum Rosenmontagsball lädt der Arbeitergesangsverein "Vorwärts" in die TG-Halle. Aus gleichem Anlaß bittet der Gesangsverein Sängerkranz in die "Linde". Zum Faschingstanz bittet der Tanzsportclub Grün-Gold am Dienstag, 23. Februar, ins Bürgerhaus. Auftakt: 19 Uhr. BABENHAUSEN Umzug: Der 38. Fastnachtszug setzt sich am Fastnachtdienstag um 13.11 Uhr in Bewegung setzen - Aufstellung: Amtsgasse, Erlochweg und In den Steinäckern. Ziel ist das Parkplatz an der Stadthalle, wo anschließend der "Große Kehraus" des Carnevalvereins beginnt. DIEBURG Umzug: 111 Zugnummern umfaßt der närrische Zug, der am Fastnachtdienstag um 13.33 Uhr startet. Diesmal gilt eine neue Route: Steinweg, Rheingaustraße, Markt, Steinstraße, Minnefeld, Frankfurter Straße, Aschaffenburger Straße, Ringstraße, Kettelerstraße, Altstadt, Zuckerstraße und Markt.
Ball: Der Prinzenball beginnt am Fastnachtdienstag um 19.11 Uhr in der Ludwigshalle.
Service: Die gesamte Dieburger Innenstadt ist von Fastnachtsonntag bis einschließlich -dienstag für den Autoverkehr gesperrt. (ttt / lis/ hf/ sch
"Historisches Urteil" in Guatemala gegen uniformierten Mörder 25 Jahre für Mitglied der Präsidentengarde wegen Tötung einer kritischen Wissenschaftlerin / Vorgesetzte bleiben aber straffrei
MEXIKO, 14. Februar. Zu 25 Jahren Haftstrafe wurde am Freitag abend ein ehemaliger Soldat der guatemaltekischen Streitkräfte wegen des Mordes an der Anthropologin Myrna Mack verurteilt. Das Urteil gegen Noel de Jesus Beteta, der damals der Präsidentengarde angehörte, wurde mehr als zwei Jahre nach der Tat gefällt, die weltweit Aufsehen und Empörung auslöste.
Myrna Mack hatte 1990 an einer Studie über ein äußerst delikates Thema in dem seit 30 Jahren von Bürgerkrieg und Repression zerrütteten Land gearbeitet: über die Gewalt gegenüber denjenigen Guatemalteken, die durch den bewaffneten Konflikt entwurzelt worden sind. Mehr als eine Million Menschen wurden zu Flüchtlingen im eigenen Land oder leben im benachbarten Mexiko.
In ihrer Arbeit trat Myrna Mack dafür ein, daß Rückkehrer nicht, wie es die Armee wünschte, unter Kontrolle der Militärs wiederangesiedelt, sondern von unabhängigen Organisationen und der Kirche betreut werden. Damit, so Beobachter, machte sich die damals 40jährige zur Feindin der Streitkräfte, die in den 80er Jahren sogenannte Wehrdörfer aus dem Boden stampften und die Einwohner in Zivilpatrouillen zwangen, um so besser die Guerilla zu bekämpfen und dieser die mögliche Unterstützung aus der Bevölkerung zu entziehen.
Myrna Mack kam am 11. September 1990 durch 27 Messerstiche ums Leben. Daß die Untersuchungen sowie der Prozeß nicht wie sonst üblich verschleppt wurden oder erst gar nicht zustande kamen, ist dem internationalen Druck auf die Regierung von Jorge Serrano zu verdanken. Denn in dem mittelamerikanischen Land wurden bislang nur in wenigen Fällen Menschenrechtsverletzungen gesühnt. Insgesamt fielen dem Bürgerkrieg mehr als 100 000 Menschen zum Opfer. Trotz siebenjähriger Zivilregierung sind politische Morde, Entführungen und Folter an der Tagesordnung, und die Armee genießt weiterhin nahezu uneingeschränkte Immunität.
Während des über zweijährigen Prozesses kam ein Untersuchungsbeauftragter ums Leben, zwei Zeugen flohen ins Exil, und zwölf Richter weigerten sich aus Angst vor Racheakten, den Prozeß zu Ende zu führen. Erst die engagierte Richterin Carmen Ellguter trotzte den Todesdrohungen. Unter diesen litt auch die Familie von Myrna Mack, die den Kampf gegen den Staatsapparat aufnahm und sich nicht mit Vertuschungsversuchen abspeisen ließ. Den Druck auf die Regierung verstärkte schließlich die Verleihung des alternativen Nobelpreises vergangenes Jahr an Myrnas Schwester Helen Mack. Sie hatte die ganze Zeit auf der These bestanden, daß der Mord politische Motive hatte.
Der Prozeß entwickelte sich schnell zu einem Symbol im Kampf gegen die militärische Immunität. Nach der Urteilsverkündung sagte Helen Mack, daß Guatemala mit "diesem historischen Urteil" viel gewonnen habe, auch wenn sie persönlich glaube, daß höhere Offiziere in die Tat verwickelt seien. Doch mangels Beweisen und angesichts der großen Macht der Militärs in dem neun Millionen Einwohner zählenden Land wurde nur dem Handlanger, nicht aber den Drahtziehern der Prozeß gemacht. Dazu zählen der ehemalige Chef des Generalstabs, Edgar Augusto Godoy, sowie der Ex-Verteidigungsminister Juan Leonel Bolanos.
"Die Armee ist auch weiterhin die stärkste Institution im Land", meint der Historiker David Cox in Guatemala- Stadt. Er sieht erst eine Chance für einen Demokratisierungsprozeß, wenn die zivilen Kräfte, die Parteien und die Politiker gemeinsam die Probleme des Landes analysieren und Fragen auf die drängendsten Probleme wie ungerechte Landverteilung, Massenarmut und Diskriminierung der indianischen Bevölkerung finden. Solange dies nicht geschehe, blieben die Militärs die dominierende Kraft.
Dennoch sehen Beobachter Veränderungen in der Armee, wo jüngere Offiziere angeblich die zivile Autorität mehr und mehr akzeptieren. Sie machen dies an dem Friedensprozeß zwischen der Regierung und der Guerillaorganisation URNG (Nationale Revolutionäre Vereinigung Guatemalas) fest, der diesen Monat in Mexiko wiederaufgenommen werden soll. Er steckt seit vergangenem Jahr in einer Sackgasse, nachdem sich die beiden Parteien über Fragen der Menschenrechte entzweiten.
Daß die Armee kein monolithischer Block ist, beweisen auch die unterschiedlichen Reaktionen auf die Initiative von Präsident Serrano, der innerhalb von 90 Tagen zu einem Waffenstillstand kommen will. So verurteilte eine Gruppe von Offizieren vergangene Woche die "unehrliche Haltung" des Präsidenten und schwor, die "Terroristen" weiter zu bekämpfen. Gleichzeitig sagte Verteidigungsminister, Jose Garcia Samayoa, dieser Teil der Armee sei für Todesdrohungen gegenüber denjenigen in Guatemala verantwortlich, die für den Friedensprozeß eintreten.
KELSTERBACH. Wenn in der Stadt die Narren dem Brauch entsprechend die Macht übernehmen und den Rathausschlüssel ausgehändigt bekommen, dann, ja dann gerät Bürgermeister Fritz Treutel nicht allzuweit ins Abseits: Der Verwaltungschef gehört auch zum Elferrat der "Feuerreiter". In dieser Eigenschaft beäugte Treutel am Samstag im Bürgerhaus deren zweite und letzte Sitzung dieser Kampagne.
Allzuviel Sorgen um die Reputation seiner weltlichen Macht brauchte sich der Bürgermeister nicht zu machen. Kritik am politischen Geschehen in Kelsterbach blieb rar.
Seit 1952 bestehen die Feuerreiter - jenem Jahr also, in dem Kelsterbach die Stadtrechte verliehen bekam. Weil die Kommune dies als Jubiläum 1992 gebührend zu feiern wußte, durfte das Ereignis auch am Samstag nicht fehlen. Ein "Happy Birthday, liebes Kelsterbach" intonierten die "Maaspatzen", närrische Formation des "Volkschors". Die knapp zwanzig Sänger glossieren traditionsgemäß das Weltgeschehen in einem bunten Liederbogen zu bekannten Melodien und Weisen: "Ein bißchen Friede in Sarajewo" oder "Juppheidi, juppheida, der Möllemann ist nicht mehr da."
Der Name des Karnevalsvereins, rund 260 Mitglieder stark, führt ins 18. Jahrhundert zurück, als die Stadt über keine eigene Feuerwehr verfügte und im Brandfall ein Mann per Pferd (eben der Feuerreiter) nach Schwanheim ritt, um Hilfe zu holen.
Wenn die "Feuerreiter" ihr närrisches Feuerwerk starten, brauchen sie sich um Publikumsunterstützung nicht zu sorgen: Obwohl am Samstag die Konkurrenz groß war - auch BSC, Kanuclub und DLRG karnevalistisches Treiben offerierten -, war das Bürgerhaus voll besetzt.
Geboten ward dort unter anderem das Feuerreiter-Ballett oder "e schee Prinzenpaar" (Werner Georg, Margret Sandner). Sitzungspräsident Anton Schmidt trat als "Internationaler Möbelträger" in die Bütt, und Marlies Wagner wußte ein "Loblied auf den Mann" zu singen. lis
öhl ANKARA, 14. Februar. Im Staatssicherheitsgefängnis der südostanatolischen Stadt Diyarbakir ist es am Freitag wieder zu schweren Zwischenfällen gekommen. Wie Augenzeugen am Wochenende berichteten, sollen die Unruhen auch auf die Stadt Diyarbakir übergegriffen haben. Dort seien in der Nacht zum Samstag Molotowcocktails geworfen worden und Schüsse gefallen.
Im Staatssicherheitsgefängnis von Diyarbakir sitzen etwa achthundert Gefangene ein, zum großen Teil Kurden, die der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zugerechnet werden. Bereits Mitte vergangener Woche war es zu Zwischenfällen in der Haftanstalt gekommen (die FR berichtete am Samstag). 260 Häftlinge waren in einen Hungerstreik getreten. Sie protestierten gegen ein von der Anstaltsleitung erlassenes Besuchsverbot und die Abschaffung verschiedener Vergünstigungen, wie den Entzug von Büchern, Schreibmaterialien und Schreibmaschinen. Dabei entwickelten sich Handgreiflichkeiten, in deren Verlauf, wie türkische Zeitungen berichten, etwa fünfzig Häftlinge verletzt worden sein sollen. Angehörige von Gefangenen sprachen dagegen von schweren Übergriffen der Aufseher und zweihundert teils schwer verletzten Gefangenen.
Am Freitag kam es bei der Durchsuchung von Zellen erneut zu Zusammenstößen. In Berichten aus Diyarbakir heißt es, bewaffnete Häftlinge und Vollzugsbeamte hätten sich Feuergefechte geliefert.
Der Menschenrechtsverein von Diyarbakir forderte den türkischen Justizminister auf, eine Kommission zur Untersuchung der Vorgänge in die Haftanstalt zu entsenden. Ursache der Unruhen seien ständige Mißhandlungen der Häftlinge.
Am heutigen Montag wird der Vorsitzende des auswärtigen Bundestagsausschusses, Hans Stercken, im Staatssicherheitsgefängnis von Diyarbakir erwartet. Stercken will sich dafür einsetzen, daß der dort inhaftierte Deutsche Stephan Waldberg in die Bundesrepublik abgeschoben wird. Waldberg war vergangenen Monat wegen angeblicher Kurierdienste für die PKK zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden.
BAD HOMBURG. Mit hartnäckigem Festklammern an ihrer Handtasche hat eine 80jährige Frau am Freitag abend verhindert, ausgeraubt zu werden. Die alte Dame lief mit ihrer Einkaufstasche überm Arm kurz nach 18 Uhr auf dem Erlenweg in Richtung Kreisel, als hinter ihr plötzlich zwei junge Männer aufschlossen. Während einer der beiden der Frau einen Stoß versetzte, riß der andere an ihrer Handtasche.
Die 80jährige stürzte zu Boden, ließ ihre Tasche aber nicht los, so daß die Täter schließlich die Flucht ergriffen. cn
"Während im Deutschen Schwimmverband nur über Doping diskutiert wird, merken die gar nicht, daß den Schwimmern buchstäblich das Wasser abgegraben wird." Frankfurts Sportdezernentin Sylvia Schenk war auf einer Tagung des Deutschen Städtetages von der Nachricht aufgeschreckt worden, daß zahlreiche Kommunen quer durch die Republik Schwimmbäder schließen werden. Das, so befürchtet die Dezernentin, würde vor allem auch Vereine früher oder später in die Bredouille bringen.
In den 60er Jahren schossen Hallen- und Freibäder in der Bundesrepublik förmlich aus dem Boden. Bürgermeister wollten mit den Bauten nicht nur Bürgernähe demonstrieren, sondern sich auch ein kleines Denkmal setzen. Mittlerweile sind die Bäder für viele Kommunen mehr Last als Freude: Die meisten schreiben rote Zahlen, die Zuschüsse versinken in den Unterhaltskosten.
Daß damals Fehler begangen wurden, sieht auch Dietrich Fabian, Vorsitzender der Schwimmstätten-Kommission des Deutschen Schwimmverbandes (DSV). Vor allem die Standorte der Bäder seien oft ziemlich schlecht gewählt worden: Zwei dicht nebeneinander oder mal nur wenige Kilometer weit entfernt, dann meilenweit wieder nichts. Auch Horst-Heinrich Gerbrand vom Deutschen Städte- und Gemeindebund sieht in der großzügigen Bauwut der Vergangenheit eine Ursache für die Schließung. 1991 gab es in den alten Bundesländern noch 6044 Hallen- und 2810 Freibäder.
Baumängel und mangelnde Rentabilität veranlassen immer mehr Kommunen, den Stöpsel aus dem Becken zu ziehen. Gerbrand weist allerdings darauf hin, daß zum Beispiel das Defizit aus dem niedrigen Eintrittsgeld für Studenten, Rentner oder Bundeswehrsoldaten eigentlich in einem anderen Etat als dem der Sport- und Badeämter, eher nämlich im Bereich Soziales abgebucht werden müßte. Dann sähe es mit den Bilanzen schon anders aus.
Den Städten und Gemeinden steht finanziell das Wasser bis zum Hals. Will man nicht absaufen, muß man sich von Ballast trennen, zu dem auch Bäder gehören. Nach einem Positionspapier des Städtetages sind die Kommunen zuständig für medizinische Bäder, Sport- und Wettkampfbäder und Freizeitbäder - mit Tricks aufgemotzte Sportbäder.
Wie viele Bäder in letzter Zeit geschlossen wurden, weiß zum Beispiel der DSV nicht, doch immer wieder hört Fabian Klagen. Die letzten Beispiele: In Bremen und Bochum machten je drei Anlagen dicht. Auch in Stuttgart sollen demnächst die Wasserfreuden erheblich eingeschränkt Kommunen ziehen Stöpsel aus Becken werden. Muß sich ein Einwohner in einer Stadt zwischen 20 000 und 50 000 Einwohner derzeit mit 0,019 Quadratmetern Wasser begnügen, so wird es bei Städten ab 500 000 ziemlich eng: Gerade mal noch 0,009 Quadratmeter reichen höchstens zum symbolischen Naßwerden in öffentlichen Wassern. Da sind die Zeitgenossen gut dran, die einen eigenen Pool im Garten haben: 400 000 sollen es sein.
"Treffpunkt Bad" ist nicht nur eine Aktion, die in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg zu einer Art Selbstläufer wurde, nein, das Bad ist als Trimm- und Gesundheitsstätte beliebter denn je, das Wasser als belebendes Bewegungselement erlebt eine Renaissance. Vor allem Wassergymnastik-Kurse, Kleinkinder- und Seniorenangebote sind gefragt wie lange nicht mehr. Nicht nur eingeschriebene Mitglieder von Schwimmvereinen (617 000 in Ost und West) stürzen sich häufig in die Fluten, sondern vor allem die sogenannten Unorganisierten. Nach einer Untersuchung des Instituts für Sozialforschung und Kommunikation (SOKO) aus Bielefeld, das im vergangenen Jahr 3000 Bundesbürger befragte, schwimmen 32 Prozent mehr oder weniger regelmäßig. Die Hauptmotivation für 78 Prozent von ihnen ist der Gesundheitsaspekt.
Viele Politiker glauben, daß ein Spaßbad, in dem ein Hauch von Karibik und Strandleben vorgegaukelt wird, wo Einkaufs-Passagen, Sauna und Restaurant die Leute locken sollen, d a s Bad der Zukunft ist. Für manche Kommune wurde so eine "Schwimmoper" zu einer Goldgrube, andere übergaben diesen Part privaten Investoren, die sich damit eine goldene Nase verdienen konnten. Doch solche Bäder sind für viele Bürger nicht nur zu teuer, sondern entgegen vieler Behauptungen auch nicht reizvoll.
Was also treibt einen an einen Ort, der mit weißen Kacheln, penetrantem Chlorgeruch und spartanischen Sitzgelegenheiten eher den Charme eines Operationssaales als den eines Schwimmbades vermittelt? Ganz einfach: Sport-Schwimmen, Training und Ausbildung sind eben nur in einem Becken mit entsprechenden Maßen und Temperaturen möglich. Darauf weisen Wassersportler und vor allem auch die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft immer wieder hin.
Und auch für "normale Schwimmer", die täglich eisern ihre Bahnen ziehen, um fit zu bleiben, sind treibende Plastik-Palmen-Inseln und grasgrüne Quietschkrokodile eher ein ärgerlicher und hinderlicher Firlefanz. Plastiktiere lassen sie nur in der heimischen Badewanne gelten. Da halten sie es mit Loriot: "Die Ente bleibt drin." BIANKA SCHREIBER-RIETIG
FRIEDRICHSDORF. Ein Klettermaxe hat am Samstag nachmittag ein Einfamilienhaus "Am Wolfsloch" in Köppern heimgesucht. Der Unbekannte zog sich kurz nach 16 Uhr an der Dachrinne des Hauses zum Balkon hoch, zertrümmerte ein Schlafzimmerfenster und stieg ein. Er durchwühlte einige Räume; über den Schaden konnte die Polizei am Sonntag noch keine Angaben machen.
Bei der Flucht wurde der Einbrecher von Anwohnern beobachtet. Es soll sich um einen 30 bis 35 Jahre alten, kräftigen Mann mit leicht gewellten, blonden Haaren handeln. Er trug einen hellblauen Blouson, Jeans und helle Turnschuhe und hatte eine rote Plastiktragetasche mit schwarzem Griff und Aufdruck. Hinweise erbittet die Kripo unter der Telefonnummer 0 61 72 / 12 00. cn
Wenn's heißt: der Zug kommt, helau - ist das ihr Lohn Die Wagenbauer aus Seligenstadt arbeiten seit Wochen an ihren Motivwagen für den Rosenmontagszug Von unserem Redaktionsmitglied Achim Ritz SELIGENSTADT. Auf den zerknautschten Kartons vor den Füßen von Gerald Reichenbach sieht es so aus als hätte es eben geschneit. Überall liegen weiße Flocken. Der Mann von "Marry's Bunker Schlumber" versucht, mit einer Säge, aus einem Styroporblock einen Ball zu formen. So richtig rund geht es auch ein paar Schritte weiter zu. Dort tragen Hildegard Huth und die anderen von der Gruppe Fecher die letzten Farbtupfer auf überdimensionale Blumen auf. Der Countdown läuft: die Seligenstädter Narren haben nur noch knapp eine Woche Zeit, um an ihren großen Motivwagen zu hämmern, zu sägen, zu schweißen und zu malen. Am Rosenmontag um 13.59 Uhr ist es dann soweit, werden die bunten Fahrzeuge mit den schweren Aufbauten rund drei Stunden lang durch die Straßen rollen und von mehr als zehntausend Zuschauern bestaunt. Vier bis fünf Wochen Arbeit, und das alles für drei Stunden Spaß - so rechnet niemand von den 100 Leuten, die sich seit Anfang Januar jeden Abend und vor allem an den Wochenenden in der großen Fuhrparkhalle von Glaabsbräu treffen, um an ihren Wagen zu arbeiten. Von diesen Karnevalisten schaut niemand auf die Uhr oder schreibt Arbeitsstunden auf, die auch in diesem Jahr wieder für den "höchsten Feiertag Seligenstadts" geleistet werden. "Das Werkeln macht am meisten Spaß", sagt Gerald Reichenbach und legt Styropor und Säge für einen Moment aus den Händen. Doch der Spaß kann auch anstrengend sein. In diesen Wochen werden rund 3000 Meter Dachlatten, Bretter und Kanthölzer, acht Ballen Holzwolle, zehn Sack Fertigputz, 150 Kilogramm Nägel, 1000 Meter Sackleinen, 800 Quadratmeter Spanplatten und 500 Meter Drahtgeflecht benötigt. "Alle freuen sich, wenn's rum ist", meint der junge Mann, "aber, alle freuen sich, wenn's dann wieder los geht."
Die fünfte Jahreszeit wird den Seligenstädtern nicht übergestülpt, sondern das sei ein Gefühl von innen, beschreiben die Narren. Diese Stimmung in der Stadt soll es nicht erst seit dem ersten Rosenmontagsumzug 1859 gegeben haben. Doch seitdem geht's rund in der Stadt am Main. Die Karnevalisten aus den verschiedenen Vereinen arbeiten jetzt in der Halle der Wagenbauer zusammen. Man kennt sich, leiht den Nachbarn Werkzeuge oder packt mal kurz mit an. Hier und da werden Schwätzchen gehalten. Es entsteht der Eindruck einer Dorfgemeinschaft innerhalb einer Kleinstadt, die durch die Menschen in den Vereinen lebt, ohne verklärte Sozialromantik.
Was andere Kommunen mühsam aufbauen möchten, hat in Seligenstadt Eigendynamik und vor allem Tradition. Alle sind hochmotiviert, wollen auch in diesem Jahr wieder einen tollen Wagen gestalten. Auf der Suche nach interessanten Ideen sind manche der rund 90 Gruppen schon seit Herbst vergangenen Jahres. Die einen beschäftigen sich auf ihre Weise mit der großen Bundespolitik, die anderen wie der Blockhausclub oder die Männer und Frauen von "Einhardwiwwel" nehmen lieber die lokalen Ereignisse aufs Korn. Bei den Motiven spielt der Straßenverkehr in diesem Jahr eine besondere Rolle. Auch das Sparprogramm der Bundesregierung in Bonn wird von den Narren auf die Schippe genommen. Die Leute von "Mary's Bunker Schlumber" zeigen, wo Waigel das benötigte Geld holen möchte. Auf dem Wagen der Freundinnen und Freunde der "Hütte" ist der Notstand ausgebrochen. Mehr soll noch nicht verraten werden.
Weil die ersten Vorbereitungen für die Umsetzung der Ideen schon im November getroffen wurden, sind die Seligenstädter nicht ganz aktuell. Der lokale Streit um den geplanten Marktplatzbrunnen ist in der großen Halle von Glaabsbräu auf keinem der Wagen umgesetzt. "Die meisten hatten schon angefangen, als das mit dem Brunnen so richtig losging", sagt Reiner Zöller, Chef der Wagenbauer. Aber das stört niemanden, Hauptsache der Umzug zeigt viele Ideen, ist schön bunt und hat Attraktionen dabei. Das dürfte den Seligenstädtern wieder gelingen, denn bei der Zahl der Teilnehmer und der Zuglänge von vier Kilometer sind nach Ansicht der Verantwortlichen "die Grenzen des Machbaren erreicht".
Abgesehen von den Prunk- und Motivwagen gibt es auch wieder Fußgruppen. Nach Auskunft von Monika Weber werden gut 600 Leute per pedes unterwegs sein. Keiner der Akteure hat im Laden sich ein Kostüm gekauft - hier sei alles Handarbeit. Selbst entworfen und genäht, verspricht Monika Weber, und "diesmal sind sehr viele Komik-Figuren dabei".
Damit die Fußgruppen beim Tanzen oder bei anderen Vorführungen auf der Straße nicht aus dem Rhythmus kommen, marschieren auch 16 Musikkapellen mit. Insgesamt haben die Seligenstädter schon 98 Teilnehmergruppen auf ihrer Liste, die sich am Rosenmontag beim "Staatsfeiertag in Seligenstadt" durch die Straßen schlängeln.
KARBEN. Seit Jahren schon fällt diese Faschingsveranstaltung der Stadt Karben regelmäßig ins Wasser. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Wie auch der Begriff Badekostüm. Nicht im knappen Bikini oder im Sportschwimmerdress, sondern in voller Fastnachtsmontur betreten die überwiegend jungen Gäste die Schwimmhalle, flanieren noch ein paar Schritte am Beckenrand entlang, um sich schließlich laut juchzend ins chlorige Naß zu stürzen.
Das Faschingstreiben im Hallenfreizeitbad kommt gänzlich ohne Programm aus, die meist jugendlichen Narren sind vollauf mit sich selbst beschäftigt. Das Team um Schwimmeister Norbert Schön (44) hat auch so alle Hände voll zu tun. Denn an diesem Tag ist so ziemlich alles erlaubt, was sonst im Bad streng geahndet wird. Da darf beherzt vom Beckenrand gesprungen und laut geschrien werden. Schnurgerades Bahnenschwimmen ist tabu, dafür Herumtollen und Planschen zu markiger Disco-Musik angesagt. Und weil es sonst immer etwas gesitteter zugehen muß, rächt sich die närrische Schwimmerschar an diesem Tag für alle erlittenen Reglementierungen bitterlich: Ein um das andere Mal wird Norbert Schön, der die städtische Einrichtung seit fünf Jahren betreut, zusammen mit Reinhard Dobius und Martin Kröger ins Wasserbassin der mit Luftballons und Girlanden verzierten Halle befördert.
Auch Kassiererin Ingrid Rühl, am Samstag ebenfalls kostümiert, kann an ihrem mit bunten Staniolstreifen geschmückten Badeingang nicht ganz sicher sein vor solchen närrischen Übergriffen. Übermütige Badegäste haben ihr in den vergangenen Jahren auch schon mal den Weg in die feuchte Narhalla gewiesen.
"Am besten in der Mitte schwimmen, nicht so am Rand", rät sie einem verdutzten Badegast, der von dem närrischen Treiben in der Halle sichtlich überrascht war. "Aber die Sauna ist doch normal?", fragt ein anderer Besucher ein wenig irritiert. Auch zwei Mütter stehen an der Kasse und überlegen sich, ob sie sich mit Baby und Kleinkind ins feuchte Element begeben sollen. "Das wird sehr laut", warnt sie Ingrid Rühl. Die Frauen zögern ein wenig, wagen sich dann aber doch unter die fröhliche Faschingsgesellschaft.
Eine Gruppe junger Mädchen hat da weniger Probleme. "Wir kommen jedes Jahr hierher", sagt eine 14jährige und freut sich: "Da kann man machen, was man will." Ihre Freundin hat die Haare kunstvoll drapiert und mit Schleifchen versehen. Das Gesicht hat sie sich aufwendig geschminkt. Mit kurzer Hose und T-Shirt wird sie wenig später ins lauwarme Wasser springen.
Daß da allerlei Maskierung und Kosmetik ins Wasser gelangt, bereitet Schwimmeister Schön wenig Sorgen. "Unsere Umwälzanlage bekommt das schon in den Griff." Bis zum nächsten Morgen sind mehr als zwölf Stunden Zeit. Bis dahin ist das Wasser bereits dreimal durch die Filter geflossen. Noch eine gründliche Reinigung, und von dem närrischen Treiben ist am Sonntag keine Spur mehr zu sehen. mu
BARCELONA. Baron Hans Heinrich von Thyssen-Bornemisza hat in Barcelona erklärt, daß seine Bildersammlung endgültig in Spanien bleiben werde. Er will offensichtlich verhindern, daß die Erben nach seinem Tod sie von Spanien wegholen und unter sich aufteilen. Thyssen hofft, in "einem oder zwei Monaten" mit dem spanischen Staat ein Abkommen zu unterzeichnen, das den Verbleib garantiert.
Die rund 800 Bilder hat er bisher dem Staat für 100 Millionen Mark als Leihgabe, die auf zehn Jahre beschränkt ist, vermacht. Über 700 davon sind seit Oktober im Madrider Villahermosa-Museum gegenüber dem Prado zu sehen; 78 Gemälde hauptsächlich religiösen Inhalts werden nach der Renovation, die drei Jahre dauert, im ehemaligen Nonnenkloster Pedralbes in Barcelona ausgestellt.
Wieviel der spanische Staat für Thyssens Gemälde bezahlen wird, ist noch unklar. Fachleute haben geschätzt, daß die Sammlung um die vier Milliarden Mark wert sein soll. "Soviel Geld kann niemand bezahlen", meldete Thyssens resolute spanische Frau Tita. Nach Angaben des spanischen Rechtsanwalts und Unterhändlers Rodrigo Uria wird der Staat einen Teil der Sammlung mit Gegenleistungen wie dauernden Unterhalt bezahlen; das Abkommen soll eine "Mischung zwischen Kauf und Schenkung" sein.
Noch nicht gelöst ist das Problem der vier Erben des Barons; laut Thyssen steht ein Abkommen unmittelbar bevor. Nach einem Familientreffen in Lugano scheint Tochter Franziska, die den Habsburg-Abkömmling Karl geheiratet hat, von ihrer Idee, die Sammlung nach Wien zu bringen, abgekommen zu sein. "Der Baron will, daß die Bilder in Spanien bleiben, der Baron will das so und die Erben müssen ihren Vater respektieren", stellt seine Frau Tita klar.
WERNER HERZOG
og MADRID, 15. Februar. Das portugiesische Parlament hat jetzt nach großem Druck der Linksparteien, Gewerkschaften sowie der Kirche die Anmeldefrist für illegal eingereiste Immigranten bis zum 5. März verlängert. Bis zum Samstag, der zunächst als Stichdatum angegeben war, hatten sich nur 25 000 Menschen zur Legalisierung gemeldet. Im Land befinden sich rund 100 000 illegale Einwanderer, die hauptsächlich aus den ehemaligen Kolonien Kapverden, Angola und Mosambik stammen.
Die Meldekampagne war unter anderem daran gescheitert, daß die Antragsteller eine Arbeitsbescheinigung ihres Arbeitgebers vorweisen mußten. Viele Schwarzarbeiter erhielten diese nicht, weil ihre "Patrons" keine Sozialleistungen zahlen. Zudem war das Innenministerium mit der Einschreibung betraut worden, das auch dafür zuständig ist, illegale Einwanderer aus dem Lande zu weisen. Trotz der geringen Anzahl der Meldewilligen bildeten sich vor den Einschreibebüros lange Menschenschlangen.
In Zukunft sollen Schwarzafrikaner, die nicht Touristen sind, nur mit einem Arbeitsvertrag in Portugal einreisen können. Den bereits eingereisten Illegalen droht die Ausweisung. Lissabon hat auch ein Abkommen mit Brasilien einseitig aufgekündigt und verlangt von Brasilianern an der Grenze nun eine Geldgarantie oder einen Arbeitsvertrag. Die Rückweisung von Ankommenden an der Grenze und ihre harte Behandlung durch die Polizei hat zu einem Protest Brasilias geführt.
Die Europäische Gemeinschaft (EG) hatte angeordnet, die Kontrolle ihrer Außengrenzen zu verstärken, weil innerhalb der EG seit Januar Grenzkontrollen nicht mehr existieren und illegal Eingereiste sich so frei in zwölf Ländern bewegen können. Spanien hat die Legalisierungskampagne der Illegalen im Dezember nach Regierungsangaben "erfolgreich" abgeschlossen und verschärft 1993 den Visumzwang. Von rund 150 000 Illegalen meldeten sich 130 000, davon wurden 110 000 akzeptiert.
TROSSINGEN. Aloys Kontarsky, einer der namhaftesten Interpreten avantgardistischer Musik in Deutschland, als Pianist und Lehrer viele Jahre den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik verbunden, bekam den August Halm- Preis 1993 zugesprochen. Der mit 20 000 Mark dotierte Preis wird am 19. Mai in der Staatlichen Hochschule für Musik Trossingen verliehen, die Laudatio hält der Musikschriftsteller Gerhard R.Koch (Frankfurt/Main). Die Preisvergabe findet im Rahmen von "Internationalen Meisterkursen für Neue Musik" in Trossingen statt, an denen, neben Kontarsky, als Dozenten Heinz Deinzer (Klarinette), Saschko Gawriloff (Violine), Vinko Globokar (Posaune), Aurèle Nicolet (Flöte) und Siegfried Palm (Violoncello) teilnehmen. FR
EPPSTEIN. Die 33. Haushaltsrede war auch seine letzte: Franz Josef Kranz, Fraktionschef der CDU in Eppstein, zieht sich mit dem Ende der Legislaturperiode ins Privatleben zurück. Nicht ohne kritische Worte an die, die weiter in der Lokalpolitik mitmischen wollen. "Die Politiker beschäftigen sich mehr mit sich selbst als mit den Sorgen und Nöten der Bevölkerung", mahnte der Senior am Freitag abend im Sitzungssaal des Rathauses. "Die Basis des gegenseitigen Vertrauens ist gestört, das Mißtrauen wuchert wie ein Krebsgeschwulst. Das ist kein Klima, in dem Demokratie wächst und gedeiht." Ein Zustand, der schlimme Folgen haben könne: "Viele Wähler werden den politischen Parteien einen Denkzettel verpassen. Sie halten Experimente mit dem Stimmzettel bei einer Kommunalwahl für nicht so gefährlich wie bei einer Bundestagswahl."
Als Gegenmittel gegen den unaufhaltsam wuchernden "Virus politica" empfahl Kranz seinen Parlamentskolleginnen und -kollegen, die Zahl der Beauftragten für Frauenfragen, Natur- und Tierschutz, für Ausländer und andere Bereiche zu reduzieren. Diese Vertreter bestimmter Gruppen fühlten sich nur einer Klientel verantwortlich, dessen Vorteile sie mehren wollten. So aber sei keine Politik möglich, in der unterschiedliche Interessen sinnvoll abgewogen würden. "Die Politik muß dem Bürger wieder deutlich machen, daß nicht alle Wünsche zu erfüllen sind. Sie muß Prioritäten setzen und sachlich begründen. Nur so können wir wieder unsere Glaubwürdigkeit gewinnen und den Radikalen rechts und links den Boden entziehen", appellierte er ans Parlament.
Es müsse Schluß sein mit der ständigen Besserwisserei der Abgeordneten, die selbst in technischen Angelegenheiten alles und jedes in Frage stellten, was die Verwaltung unternehme. "Das Parlament", schimpfte Christdemokrat Kranz, "ist zu einer reinen Kontrollinstanz degeneriert." Aufgabe der Politiker sei es aber nicht, der Verwaltung hineinzuregieren, sondern Grundsatzentscheidungen zu treffen und "dem Magistrat das operative Tagesgeschäft zu überlassen".
Ein Resümee, das Oppositionsführer Jürgen Löns zum Widerspruch reizte. Der Sozialdemokrat hängt nach 25 Parlamentsjahren seinen Job als Fraktionschef ebenfalls an den Nagel, allerdings nicht "so resignativ", wie er betonte. Löns warf der Mehrheitsfraktion CDU ebenso wie FDP und Freien Wählern vor, im Haushalt für das laufende Jahr eben jene Prioritäten falsch zu setzen. Es sei schon bemerkenswert, mit welcher Rigorosität die konservative Mehrheit dem parteilosen Kämmerer Peter Reus den Etatentwurf zusammengestrichen habe; das Produkt sei ein Haushalt, der sich an den Interessen einer eigennützig denkenden Gruppe orientiere und kein "Kompromiß im Sinne einer übergeordneten Gemeinwohlorientierung". Löns kritisierte hauptsächlich, daß beim Wohnungsbau und bei der Jugendpolitik gespart werde, was nicht mehr der "Sozialverträglichkeit unseres Marktsystems entspreche".
"Die SPD weiß nur, wo sie mehr ausgeben will, sagt aber nicht, wo man sparen soll, außer pauschal im Verwaltungshaushalt", konterte FWG-Sprecher Wolf-Dieter Donecker. CDU, FWG und FDP hätten sich aber auf eine ganze Reihe Kürzungen und Sperrvermerke einigen können. "Es ist uns gelungen, die öffentliche Verschuldung zurückzudrängen", freute sich Günter Kopsch (FDP). "Die Stadt macht keine neuen Schulden, sondern trägt alte ab und vernachlässigt dabei nicht unbedingt notwendige Maßnahmen." Die lokkere Zusammenarbeit der drei Fraktionen habe der Stadt gut getan. ubk (Siehe auch "Zur Sache")
MAIN-TAUNUS-KREIS. "Wir machen was Neues, da können uns noch viele Überraschungen passieren." Viktor Weinem, Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks Main-Taunus, ist gut gewappnet. Mit Mundharmonika, Gitarre und Lautsprecher steht er gegenüber vom Minimal-Markt am Liederbacher Ortsrand und kämpft um Wählerstimmen. Mit ihm Gabi Volz, die Frau des Liederbacher SPD-Parteichefs Jürgen Volz. Stimmgewaltig will das Duo beweisen: Wahlkampf muß sich nicht auf Infostände und Diskussionsrunden beschränken. Doch in Liederbach interessiert das an diesem diesig-kalten Samstag vormittag kaum jemanden. Wer überhaupt den Fuß vor die Tür gesetzt hat, bringt schnell seinen Wochenendeinkauf hinter sich und hat keinen Sinn für den zeitkritischen Gesang der SPD-Barden: "Willkommen hier im Ballungsraum, Familien sind längst abgehau'n. Nur Millionäre und Unternehmer können hier noch bau'n."
Ballungsraum - Wohnungen, Gewerbebetriebe, Straßen und Parkplätze, aber kein Platz fürs menschliche Miteinander? "Hier in Liederbach gibt es keinen zentralen Punkt, an dem die Menschen sich treffen", klagt SPD-Fraktionschefin und Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl, Ursula Eilmes. Das mache auch den Wahlkampf so zäh. Doch die Liederbacher Sozialdemokraten haben sich etwas einfallen lassen: Mit einem weißgetünchten Bauwagen ziehen sie durch die Gegend, bekleben ihn mit Plakaten und suchen das Gespräch mit den Bürgern.
Besser trifft es das Wahlkampf-Team des Unterbezirks da in Eschborn an: Auf der einen Seite das Rathaus, auf der anderen eine Ladenzeile. Das ist denn auch der Ort für ein größeres Programm: Nicht nur Lieder aus Viktor Weinems Repertoire, sondern auch ein Wahlkampf-Sketch sollen die Passanten hier SPD-freundlich stimmen. Und da haben Wolfgang Münzinger, Jiri Hromadko, Jutta Mehrfeld, Gabi Volz und Fritz Noll keine Mühe gescheut. Den Interessenkonflikt zwischen Naturschützern und Unternehmern schildern sie anhand einer Kiesgruben-Geschichte nicht nur in pfiffigen Dialogen, sondern auch mit optischen Reizen: riesigen, selbstgemalten Skatkarten.
Nach den Wochenend-Auftritten in Eschborn, Liederbach und Schwalbach ist das SPD-Team nochmal zu sehen am Samstag, 20. Februar, in Kelkheim, am 27. Februar in Kriftel und Hofheim und am 6. März in den Mainstädten. ubk
GRÄVENWIESBACH. Landrat und Umweltdezernent Jürgen Banzer (CDU) hat im ein Jahr alten "Umweltkrimi" im Landschaftsschutzgebiet nahe der Saarwerke erstmals Zahlen über das Ausmaß der illegalen Ablagerungen bekannt gegeben. Sie stammen aus der kreiseigenen Prüfung, die Banzer jetzt trotz der laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft offenlegt und widersprechen den bisherigen Darstellungen der Grünen. Der Kreisausschuß hatte in seiner jüngsten Sitzung auf Antrag der Grünen die Aufklärung des Skandals gefordert.
"Rechnen ist Glückssache", meint Banzer mit Blick auf die Grünen und rechnet selbst vor: 100 000 Tonnen verteilt auf 12 000 Quadratmeter müßten eine durchschnittliche Aufschütthöhe von neuneinhalb Metern ergeben. Woraufhin Banzer feststellt: "In der Landschaft ist von solchen alpinen Erscheinungen nichts zu sehen - selbst wenn man berücksichtigt, daß eine Senke im Gelände ausgefüllt worden sein könnte." Den Angaben der Grünen zufolge sollen auf 12 000 Quadratmetern mindestens 100 000 Tonnen Bauschutt abgeladen worden sein.
Statt von 100 000 Tonnen Bauschutt spricht Banzer nun von rund 12 800 Kubikmetern (etwa 1280 Tonnen) Erdaushub - Mutter- und Unterboden, also nicht, wie die Grünen behaupten, Bauschutt. Die Prüfung des Kreises erfolgte allerdings nach Augenschein; Probebohrungen wurden nicht gemacht. Dem Kreis liegt zudem, wie berichtet, ein Schreiben der Hoch- und Tiefbaufirma Ohly vor. Darin versichert das in den Korruptionsskandal verstrickte Unternehmen, "nur reine Bodenmassen aus der Gemeinde Grävenwiesbach angefahren und eingebaut und kein Fremdmaterial wie Asphalt oder Abbruchmaterial angefahren" zu haben.
Ohly hatte von der Unteren Naturschutzbehörde die Genehmigung erhalten, als "landwirtschaftliche Bodennutzungsmaßnahme" eine Bodensenke und Ackerunebenheiten mit 300 Quadratmetern Mutterboden in einer Höhe von zwei Metern aufzufüllen.
Trotz der Angaben der Landrats bleiben die zwei zentralen Fragen weiter bis zum Abschluß der staatsanwaltlichen Ermittlungen offen: Wer hat die restlichen 11 700 Quadratmeter abgelagert und was wurde aufgefüllt? Der Umweltdezernent lehnt eine sofortige Beseitigungsverfügung ab, da eine akute Gefahr nicht zu vermuten sei. "Auch die Grünen geben in ihrer Strafanzeige keinen Hinweis zum Beispiel auf Ablagerungen von Sondermüll", stellt Banzer fest.
Sollte es sich um reinen Erdaushub handeln, muß laut Banzer "zumindest Ersatz für die Wiederherstellung der verschütteten Wege, eine Neupflanzung der Hecken und eine nicht unbeträchtliche Naturschutzabgabe gezahlt werden." cn
HÖCHST. Seinen schweren Verletzungen erlegen ist ein Handwerker, der am Mittwoch bei Rohrleitungsarbeiten im Stammwerk der Hoechst AG 20 Meter tief in einen Lüftungsschacht gestürzt war. Nach Angaben von Unternehmenssprecher Ludwig Schönefeld wurde der Mann nach der notärztlichen Versorgung in die Seckbacher Unfallklinik geflogen. Er sei aus seiner tiefen Bewußtlosigkeit aber nicht mehr erwacht und am Freitag gestorben. ubk
LANGEN. "In Langen ist nichts los." Diese Klage ist häufig zu hören - vor allem von Neubürgern. "Ein Märchen", meint dazu Wolfgang Mosch. Der sympathische alte Herr läßt solche Beschwerden nicht gelten, denn seiner Ansicht nach liegt es an jedem selbst, sich für seine Anliegen zu engagieren und etwas auf die Beine zu stellen.
Mosch weiß, wovon er spricht. Seit 1950 ist er, von einer kurzen Unterbrechung abgesehen, Vorsitzender der Kunst- und Kulturgemeinde, die jedes Jahr acht Konzerte organisiert. Seine Verdienste um die Kultur hat die Stadt jetzt mit einer silbernen Ehrenplakette gewürdigt.
Mosch, der heute 70 Jahre alt wird, war bei der Gründung der Kunst- und Kulturgemeinde (K.u.K.) im Juli 1949 noch nicht dabei. Er wurde aber noch im selben Jahr Mitglied und übernahm bald darauf die Leitung. "Ein Verein ohne Kapital und die Mitglieder eher schwärmerische Kunstfreunde als finanzstarke Unternehmer", heißt es in der Vereinschronik über die Anfangsjahre.
Vor allem die "Zugezogenen" waren es laut Mosch, selbst gebürtig aus dem Sudetenland, die sich nach Kunst und Kultur sehnten: "Damals war der Hunger nach geistiger Nahrung sehr groß, besonders bei den ehemaligen FR-Porträt Städtern." Außerdem habe es kein Fernsehen gegeben.
Außer Geld fehlte den Kulturfreunden anfangs auch ein geeigneter Saal für Veranstaltungen, doch das hielt das Häuflein der Aktiven nicht ab. Mit Hauskonzerten fing es an. Musiziert wurde in den Dielen und Nebenräumen großer Lokale, in Gemeindehäusern und Turnhallen.
1974 wurde die Stadthalle gebaut. "Das war ein Sprung für uns", sagt Mosch. Die Zahl der Mitglieder und der Konzertbesucher schnellte in die Höhe. Heute hat der Verein fast 700 Mitglieder, etwa ebenso viele besuchen im Schnitt auch die Konzerte. "Diese Zahl läßt sich nicht mehr steigern", meint der Vereinsvorsitzende.
Das Programm der K.u.K., die sich der ernsten Musik verschrieben hat, trägt die Handschrift des Musikliebhabers Mosch. Beethoven und Tschaikowskij mag er besonders. Unter den Orchestern bevorzugt er die Osteuropäer und Ostdeutschen: "Ihr Frackhemd ist nicht so blütenweiß wie das westdeutscher Musiker, dafür ist die Spielfreude um so größer."
Weil Mosch weiß, daß viele Zuhörer "leichte Kost" wünschen, macht er bereitwillig Konzessionen. Allerdings geht er nicht soweit, jedes Jahr ein Neujahrskonzert mit dem obligatorischen Kaiserwalzer und vielen Polkas anzubieten. "Das reicht alle zwei Jahre", sagt er. Dabei klingen seine Worte nicht diktatorisch, sondern um Verständnis werbend. Zeitgenössische Musik ist vereinzelt in die Programme eingestreut. Hier trifft sich der Musikgeschmack von Mosch mit dem vieler anderer Mitglieder.
Der Verein wirtschaftet mit den Beiträgen der Mitglieder und einem Zuschuß der Stadt in Höhe von 30 000 Mark im Jahr. Große Sprünge kann er damit nicht machen, deshalb nutzt der Vorsitzende jede Art zu sparen. Seine Frau Emmy nennt ihn "den letzten Fußgänger von Langen", weil er zu Fuß oder mit dem Rad Einladungen an die Mitglieder austrägt, um die Portokasse zu schonen.
Musiker zu bekommen, das läuft nach den Worten von Mosch mittlerweile von ganz allein, denn es habe sich herumgesprochen, daß die Langener ein dankbares Publikum sind. Daß für den Vorstand trotzdem viel Arbeit zu tun bleibt, davon spricht er nicht.
Als Rentner hat der ehemalige kaufmännische Angestellter noch mehr Zeit als früher, Konzerte vorzubereiten. Daß ihn andere um diese "schöne Beschäftigung" beneiden, kann er gut verstehen. "Mitmachen" heißt sein Motto. Und er denkt dabei auch an die vielen anderen Vereine, denen Aktive fehlen. KARIN DALKA
vs DORTMUND, 14. Februar. Mit Hilfe des Dortmunder Arbeitsgerichts ist zum erstenmal eine Frau in die bislang männliche Phalanx der nordrhein-westfälischen Schulhausmeister eingedrungen. Ihre wirkungsvollste Waffe war dabei das umstrittene Frauenförderungsgesetz des Landes. Dieses legt fest, daß Frauen bei gleicher Qualifikation wie männliche Konkurrenten bevorzugt in solchen Berufen eingestellt und befördert werden müssen, in denen bisher die Männer überwiegen.
Die 57jährige Frau, die bislang als Reinigungskraft in der Schule gearbeitet hatte, in der ihr Ehemann bis zu seiner Pensionierung Hausmeister gewesen war, hatte sich als Nachfolgerin ihres Mannes um die offene Stelle beworben. Die Stadt Dortmund aber entschied sich für einen gelernten Heizungs- und Lüftungsbauer. Die von einer absoluten SPD-Mehrheit regierte Stadt bezeichnete das von der absoluten SPD-Mehrheit im Landtag durchgesetzte Frauenförderungsgesetz als "verfassungswidrig". Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe wird noch in diesem Jahr über die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes entscheiden. Bis zum Karlruher Urteil muß es als geltendes Recht angewendet werden. Das Dortmunder Arbeitsgericht kam zu dem Ergebnis, daß die gesetzlichen Voraussetzungen für eine bevorzugte Einstellung von Frauen als Hausmeisterinnen erfüllt seien, weil es in diesem Bereich des öffentlichen Dienstes noch überhaupt keine Frauen gebe. In dem Urteil heißt es dann wörtlich weiter: "Anders als die Beklagte (die Stadt Dortmund, Anm. d. Red.) hält die Kammer das Frauenförderungsgesetz für vereinbar mit dem Grundgesetz."
Die vom Gesetz angeordnete bevorzugte Einstellung von Frauen sei ein geeignetes Instrument, die Unterrepräsentation von Frauen in bestimmten Bereichen des Erwerbslebens auszugleichen. In diesem besonderen Fall sei es "überhaupt nicht ersichtlich", daß ein Heizungs- und Lüftungsbauer besser für Sauberkeit und Ordnung und Sicherheit in der Schule sorgen und die Reinigungskräfte besser anleiten und überwachen könne als eben eine solche langjährige Reinigungskraft, die ihren Ehemann als Hausmeisterin während dessen langer Krankheitszeiten zur Zufriedenheit aller vertreten habe, urteilte das Dortmunder Arbeitsgericht.
(Aktenzeichen: 1 Ce 2881/92)
Düsseldorfer EG - EC Ratingen 2:4 (0:1, 0:2, 2:1). - Tore: 0:1 LaValle (00:45), 0:2 Boris Fuchs (24:10), 0:3 Boris Fuchs (38:33), 1:3 Lee (40:36), 1:4 Grossmann (41:06), 2:4 Niederberger (56:27). - Schiedsrichter: Ondertoller (Geretsried). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 12 - Ratingen 8.
Berliner SC Preussen - Kölner EC 3:3 (1:1, 0:1, 2:1). - Tore: 0:1 Stefan (2:47), 1:1 Chabot (8:27), 1:2 Chaidarow (37:47), 1:3 Liebsch (45:41), 2:3 Kammerer (45:57), 3:3 Holzmann (50:08). - Schiedsrichter: Würth (Peiting). - Zuschauer: 5705. - Strafminuten: Berlin 12 - Köln 12.
ESV Kaufbeuren - Mannheimer ERC 2:3 (0:1, 1:1, 1:1). - Tore: 0:1 Kuhl (18:40), 1:1 Maidl (26:47), 1:2 Fritz (27:25), 1:3 Heidt (47:05), 2:3 Purves (54:43). - Schiedsrichter: Schimki (Berlin). - Zuschauer: 3500. - Strafminuten: Kaufbeuren 14 - Mannheim 14.
EC Hedos München - Krefelder EV 0:4 (0:1, 0:2, 0:1). - Tore: 0:1 Ihnacak (17:44), 0:2 Micheller (31:39), 0:3 Ihnacak (33:46), 0:4 Sills (40:59). - Schiedsrichter: Müller (Berlin). - Zuschauer: 5000. - Strafminuten: München 20 - Krefeld 24 plus 10 Disziplinar (Eakin).
EV Landshut - EHC Eisbären Berlin 4:4 (0:2, 1:0, 3:2). - Tore: 0:1 Strompf (6:58), 0:2 Morisson (9:54), 1:2 Schneider (30:51), 2:2 Hantschke (41:23), 3:2 Hantschke (43:43), 4:2 Bleicher (44:40), 4:3 Dopita (45:26), 4:4 Graul (55:53). - Schiedsrichter: Kluge (Weißwasser). - Zuschauer: 3700. - Strafminuten: Landshut 6 - Berlin 16.
Schwenninger ERC - EHC Freiburg 5:2 (2:1, 1:1, 2:0). - Tore: 1:0 Schreiber (9:27), 2:0 Kopta (18:26), 2:1 Robert Vozar (18:37), 2:2 Plachta (24:33), 3:2 Held (39:27), 4:2 Held (55:09), 5:2 Kopta (59:47). - Schiedsrichter: von de Fenn (Grefrath).- Zuschauer: 5260. - Strafminuten: Schwenningen 6 - Freiburg 16 plus 10 Disziplinar (Crha).
Die interessante Sportnotiz
Horn holt Billard-Bronze Martin Horn aus Essen gewann bei der Billard-Europameisterschaft im Cadre 47/2 in Wien erneut Bronze. Fabian Blondeel (Bochum) wurde Fünfter. Der Wiener Stephan Horvath siegte. Weidner kam bis ins Halbfinale Thorsten Weidner mußte sich beim Florett-Turnier in Zürich erst im Halbfinale geschlagen geben. Der Tauberbischofsheimer unterlag dem späteren Sieger Sergej Golubitzki (Ukraine) mit 1:5, 3:5. Livingston gibt Doping zu Der britische 60-m-Hallen-Europameister Jason Livingston hat nach bisherigem Leugnen Doping zugegeben. Der englischen Zeitung People gestand der wenige Tage vor Olympia aus dem Barcelona-Team Verbannte ein, das Methandianon genommen zu haben. San Jose Sharks mit Minusrekord Schlußlicht San Jose Sharks stellte nach der klaren 0:6-Schlappe bei den Edmonton Oilers mit der 17. Niederlage in Folge den Minusrekord in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga (NHL) ein. Zuletzt hatten die Washington Capitals in der Saison 1974/75 die traurige Bilanz von 0:34 Zähler hintereinander erzielt. Bredemeier bleibt in Düsseldorf Horst Bredemeier wird in der neuen Saison Cheftrainer beim Handball-Bundesligisten TURU Düsseldorf. Bredemeier, der einen Drei-Jahres-Kontrakt erhalten wird, bleibt auch dann in Düsseldorf, sollte die TURU aus der Bundesliga absteigen.DTB-Präsident Stauder wiedergewählt Der Essener Claus Stauder bleibt für weitere zwei Jahre Präsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB). Der seit 1985 amtierende Chef des drittgrößten Sportverbandes wurde bei der DTB- Hauptversammlung in Hamburg einstimmig wiedergewählt. Mit ihm bleibt das siebenköpfige Gremium bis 1995 im Amt. Kite gewann Golfturnier in La Quinta Der Amerikaner Tom Kite gewann das mit 1,1 Millionen Dollar dotierte Golfturnier im kalifornischen La Quinta. Mit 263 Schlägen siegte er vor seinem Landsmann Rick Fehr (264). Rang drei teilten sich der Weltranglistenzweite Fred Couples, sein US-Landsmann Bob Lohr und der Australier Steve Elkington. Arthur-Ashe-Stiftung gegründet Zu Ehren des an Aids verstorbenen amerikanischen Tennisspielers Arthur Ashe soll eine Stiftung über 1,25 Millionen Dollar zur Erforschung dieser Immunschwächekrankheit bei Kindern eingerichtet werden. Das teilte die Leitung des Children's Research Hospital in Memphis (Tennessee) am Samstag mit, an das die Stiftung geht.
Oberstdorf gibt Curling-WM zurück Aus finanziellen Gründen muß Oberstdorf die Curling-WM 1994 zurückgeben. Da das Organisationskomitee die Vorfinanzierung in Höhe von 162 000 Dollar (bei geschätzten Gesamtkosten von 500 000 Dollar) nicht garantieren konnte, entschieden sich die Verantwortlichen für eine Rückgabe des WM-Spektakels an den Weltverband (WCF). Weber gewann nordischen Europacup Der Oberhofer Falk Weber gewann am Sonntag den Europacup-Wettbewerb der Nordischen Kombinierer in Bad Goisern (Österreich). Serdarusic in Handewitt entlassen Handball-Bundesligist SG Flensburg- Handewitt hat seinen Trainer Zvonimir Serdarusic entlassen wegen dessen Wechsel zum Ligakonkurrenten THW Kiel. Neuer Trainer wird der Däne Anders Dahl-Nielsen. Ittner und Nass sammeln Degen-Punkte Die beiden Offenbacher Degenfechterinnen Eva-Maria Ittner und Katja Nass haben beim Mannheimer Damendegen- Turnier durch ihre zweiten und dritten Plätze Ranglistenpunkte gesammelt. Ittner unterlag erst im Finale Claudia Bokel aus Bonn, während sich Nass im Gefecht um Rang drei gegen Heike Schönborn (Heidenheim) durchsetzte.
Aufgespießt
"Wenn ich den großen Pazifisten gemacht hätte, hätten mich die Kollegen in den Hafen geprügelt." Der Betriebsratsvorsitzende der Thyssen-Nordseewerke in Emden, Fritz Niemeier, über seinen Einsatz für den Bau von U-Booten für Taiwan
"Der Raub der Sabinerinnen" ist ein unverwüstlicher Schwank und die Brüder Franz und Paul Schönthan haben sich mit ihrer Hommage an den sächselnden Schmierendirektor in die Theatergeschichte eingeschrieben. Seit mehr als hundert Jahren bereitet die Figur ihres "Striese" uneingeschränktes Vergnügen und kaum ein Charakterschauspieler mit Hang zum Komödianten hat sich dem Reiz dieser Rolle verschließen können.
Es ist ja auch zu rührend, wie dieser Theatermann mit einer Schar lieblicher Kinder, unterbezahlter Mimen, verkrachter Existenzen und einer Ehefrau, die das Kassenwesen, Garderobe und Küche besorgt, Komödien und Tragödien auf dem platten Land zur Aufführung bringt. Am liebsten zeigt er Erstlingswerke ortsansässiger Honoratioren: "das bringt Zulauf der vornehmen Gesellschaft!"
Zur Zeit nun ist Striese mit seiner Wanderbühne im Hessischen unterwegs und bei einem Gymnasialprofessor mit einer "Rrrömertrragödche" fündig geworden. Die literarische Jugendsünde soll mit zwölf Feuerwehrleuten als Fußvolk, einem Papagei im Pinienhain und dem kleinen Gottlieb als Sklave Tullium "Butter auf die Bemme" der hungrigen Künstler bringen. Wie der Thespiskarren-Intendant den verschrobenen Pauker mit Änderungsvorschlägen, Improvisationstalent und unbeirrbarem Humor zur Verzweiflung bringt und ihn sich in Notlügen verstricken läßt, das hat schon Generationen amüsiert und entlockt auch dem Publikum im Volkstheater Gelächter.
Hans Zürn, der aus Sachsen kommt und seit Jahren bei Liesel Christ engagiert ist, kann sich nun den Wunsch erfüllen, einmal Schmierendirektor zu sein. Und, ei verbiepscht!, ist dabei ganz auf der Höhe. Tänzelnden Schrittes, locker und selbstsicher manövriert er die "Sabinerinnen" ins theatralische Verderben. Karlheinz Heß gibt den zerstreuten Geschichtslehrer, der sich händeringend um Haltung und Durchblick bemüht, mit konsequenter Unbeholfenheit. Als Fehlbesetzung erweist sich Maria Mucke, die für die noch erkrankte Lia Wöhr eingesprungen ist und die Professorengattin spielt. Textunsicherheiten versucht die Dozentin für Schlager und Chanson an der Frankfurter Hochschule für Musik mit dem Geträller ihrer Fünfziger-Jahre- Hits ("La Le Lu, nur der Mond schaut zu" und "Es wird ja alles wieder gut") wettzumachen, was so gar nicht zur Figur der sittenstrengen, sauertöpfischen Gründerzeit-Dame passen will.
Bis auf Charlotte Mohr (Dienstmädchen Rosa), Steffen Wilhelm (jugendlicher Liebhaber) und Sabine Neudeck (junge Naive) nehmen sich die Darsteller merkwürdig zurück, ja scheinen sich ganz auf den Witz von Dialog und Handlung verlassen zu wollen.
Das parodistische Moment des Schönthanschen Juxes - der Spaß am Bierernst des Bildungsbürgertums - unterläuft Regisseur Wolfgang Kaus mit einer fürs Volkstheater atypischen Zurückhaltung. Doch selbst in dieser Selbstbeschränkung ist die Provinzposse nicht kleinzukriegen, Hans Zürn sei Dank! RUTH DRÖSE
Uwe Danker "Ich bin ich, nix sonst" Das sogenannte asoziale Leben der Betty V. in vier deutschen Staaten
In Kiel herrscht Ordnung, Probleme werden seit langem sozialdemokratisch erledigt. 1986 zum Beispiel die gewichtige Frage, wie eine Großstadt es 36 Störenfrieden vermittelt, daß das dauerhafte Wohnen in Kleingärten unerwünscht ist, schließlich gibt es die Umwelt bedrohende Entsorgungsprobleme und manches mehr, was ein guter Magistrat zu bedenken hat. Die Lösung im "Generalpachtvertrag" mit den Kleingärtnerorganisationen: "Für Kleingartenparzellen, die Wohnzwecken dienen, ist ab 1. Juli 1986 ein zusätzliches Entgelt von monatlich 160 Mark zu zahlen." Für jene 36, die bisher eine Jahrespacht von 186,80 Mark abführen, bedeutet das eine Erhöhung um mehr als das Zehnfache. Eingetrieben wird das Geld von ihren Kleingartenvereinen, eine politisch geschickte Verlagerung des Konflikts auf die Ebene der Vereinskassierer.
Eine der Betroffenen ist die 75jährige Betty V., Witwenrente 700,95 Mark. Doch nicht nur die wirtschaftliche Bedrohung löst bei ihr tiefe Furcht aus. Sie spürt die eigentliche Absicht der Strafgebühr, sie hat Angst vor der Vertreibung, dem drohenden Heim, vor den Behörden. Und sie hat gute Gründe dafür.
Am 25. 1. 1911 kommt Betty in Groß Lübs bei Magdeburg zur Welt; Hilflosigkeit, Not und Gewalt bestimmen das Leben in der kleinen Landarbeiterfamilie. Die Erinnerung setzt mit einer Tragödie ein. Sie muß als Fünfjährige erleben, wie der Vater die kranke Mutter erschlägt, weil "das Essen nicht auf dem Tisch war". Der Arzt und später das Gericht glauben ihr nicht: "Ich war'n Kind, so war es früher." Es folgen zwei Stiefmütter; die bringen neue Geschwister mit, schlagen schlimmer als der Vater. Die Gewalt wird durch Schuluntersuchungen aktenkundig und mündet, wenn man Betty glauben will, in eine Gefängnisstrafe für die Stiefmutter. Gewalt, Not und Arbeit bleiben, Betty flieht mit achtzehn zum ersten Mal, ist auf der Walz. Ihr "Willi" ertrinkt in einem Teich, "die haben ihn dann rausgeholt, nich. Was nützt das, war weg." Sie zieht weiter, wird in Berlin als herumtreibende Minderjährige aufgegriffen, bringt im Gefängnis am Alex ihren ersten Sohn zur Welt, muß zurück "nach Hause".
Mit zwanzig flieht sie wieder. Allein. Nach Kiel, wohin sie auch in Zukunft immer wieder gehen wird. Kommt unter bei "Mutter Therese", in einem "Fürsorgeheim" für Mädchen. Sie lernt dort "Eichhörnchen" kennen, heiratet 1933 und zieht zu ihm. Sie bringt einen Sohn zur Welt und zwei Jahre später ihre Tochter. Das Leben bleibt die gewohnte Hölle, Eichhörnchen säuft und schlägt, sie muß betteln. Die Familie fällt immer wieder auf, sie stört den deutschen Aufbruch in Kiel und gerät in die Fänge staatlicher Fürsorge. Der trinkende Mann reagiert auf Druck, paßt sich notdürftig an, leitet Elend und Gewalt immer mehr auf Betty und die Kinder ab. Betty schützt ihn trotzdem weiterhin, verteidigt ihre kleine Existenz, verliert aber am Ende den Kampf gegen Käthe Götz, die unerbittliche Fürsorgerin. Sie wohnt wieder bei "Mutter Therese", die Kinder leben zunächst im katholischen Kinderheim, dann sind sie weg: "Den einen Morgen komme ich denn da hin, de Dirn hatte ich noch gestillt, da sagt die Oberin denn, ,ach ja, das tut dann nicht mehr nötig, ihre Kinder sind nicht mehr da&rquote;, sagt, mein Jung, mein Dirn weg, ,ja tut mir leid&rquote;. Und die Milch, die tropfte mir auf die Schuhe."
Am 13. Januar 1937 wird Betty mit Beschluß des Amtsgerichts Kiel entmündigt, wegen "Geistesschwäche". Anschließend folgt die Einweisung ins Landeskrankenhaus nach Schleswig. Namhafte Kieler Wissenschaftler liefern die ärztlichen Gutachten. Wollen sie die kleine, trotzige Frau schützen, ihr helfen? Alles spricht dagegen, vieles für die Praxis nationalsozialistischer Rassenreinhaltungspolitik. Nach drei Jahren Anstalt akzeptiert Betty die Scheidung von Eichhörnchen; sie wird entlassen und bleibt in Kiel in der fürsorglichen Aufsicht von Käthe Götz, die bald die Einweisung Bettys ins ehemalige Arbeitshaus in Glückstadt, einer "Anstalt für Asoziale" erwirkt. Dort "verlobt" sich Betty mit "Audi", der 1942 in Fuhlsbüttel geköpft wird, wegen "Diebstahls bei Verdunkelung". Zu diesem Zeitpunkt ist Betty wieder in Kiel, arbeitet zusammen mit Zwangsarbeitern in der Rüstungsproduktion, mißachtet das strenge Kontaktverbot. "Verlobt" sich wieder, mit Johann Driesten, einem Holländer. Doch sie werden denunziert und zusammen mit anderen im Dezember 1942 verhaftet; Johann Driesten wird im Januar 1943 in das KZ Neuengamme überstellt und dort am 3. April ermordet.
Bettys "Strafe" für den verbotenen Kontakt zu Johann: Frauen-KZ Ravensbrück. Ihr Transport trifft dort am 9. März 1943 ein. Ihre Häftlingsnummer 16 746 wird sie nie wieder vergessen. Sie trägt den schwarzen Winkel für "Asoziale". Auch die "Politischen" mißachten die auffälligen und oft hilflosen Schwarzwinkler, und die SS rekrutiert ihre Hilfstruppen unter den härteren "Berufsverbrecherinnen", den Grünwinklern. Betty ist damit auch im KZ ganz unten. Sie arbeitet im Straßenbau, dann in der Näherei und schließlich im Krematorium. 133 000 Frauen werden 1939 bis 1945 nach Ravensbrück verbracht, 90 000 von ihnen sterben. Betty muß Leichen der Mithäftlinge holen, in den Ofen schieben, die kaum verkohlten Reste mit Sand in einen See transportieren. Nie wird sie richtig darüber sprechen können, immer aber, bis zum Tod, bleiben die furchtbaren Träume. Andere zerbrechen schnell, aber Betty hält durch, übersteht nach einem "Kohldiebstahl" sogar den "Bock" mit 25 Schlägen und die Tropfenfolter: "Und dann stehst du da, und dann geht das tropf, tropf, tropf, auf den Kopf von abends um sechs bis morgens um sechs. Ich weiß bloß, daß ich nicht mehr da war . . . Und jetzt, wenn ich draußen bin, ich gehe hier immer unter die Dachrinne längs, nich, und da kommt mal so'n Tropfen, au Gott, tut direkt weh!"
Statistisch gesehen hat Betty noch Glück. Denn "Asoziale" sind im NS-Staat an Leib und Leben bedroht, Objekte der Rassenpolitik, sie werden sterilisiert, in das Euthanasieprogramm zur "Vernichtung unwerten Lebens" einbezogen, für medizinische Versuche "verbraucht". Der Begriff des Asozialen kommt dabei ohne Definition aus, ein gesondertes Gesetz wird nie erlassen, der volksgesunde Menschenverstand reicht zur Ausgrenzung und Aussonderung. Aus Ravensbrück schreibt ein Euthanasiearzt an seine Frau, "die Arbeit flutscht nur so". Betty wird jedoch nicht selektiert, sie überlebt auch den "medizinischen" Versuch, die Entfernung eines Bewegungsmuskels im Arm. Sie kennt übrigens den "Oberarzt", es ist der Bruder eines Händlers in Kiel.
(Bild: privat)
Am letzten Spieltag der Hallenhockey- Bundesliga der Frauen blieb in der Südgruppe Spitzenreiter Rüsselsheimer RK nach dem 14:3 in Bad Dürkheim ungeschlagen. Auch der Tabellenzweite Eintracht Frankfurt, der sich wie Rüsselsheim bereits fürs Halbfinale qualifiziert hatte, schloß die Serie mit einem 6:5 über den RTHC Leverkusen erfolgreich ab. Da der SC 1880 Frankfurt gegen Blauweiß Köln 5:3 gewann, während der THC Hanau zu Hause dem Club Raffelberg 4:7 unterlag, konnten sich die 1880erinnen retten, die Hanauerinnen müssen in die Regionalliga absteigen. Absteiger der Nordgruppe ist ATV Leipzig.
Ohne jede Mühe holte der Rüsselsheimer RK in Bad Dürkheim beide Punkte. Selbst als Trainer Berti Rauth Ersatz- Spielerinnen einsetzte, gab es keinen Knick im Spiel des RRK. Sybille Breivogel zeigte ihrem Trainer, daß sie wieder Anschluß an die Stammformation gefunden hat. Überragende war erneut Britta Becker, die sechs Eckentoren erzielte. Die weiteren Treffer schossen Tanja Dikkenscheid (4), Nicole Hardt (2) und Susi Müller.
"Einen besseren Sparringspartner zur Vorbereitung auf das Meisterschafts- Halbfinale hätten wir uns nicht wünschen können", sagte Eintracht-Trainer Jürgen Fiedler nach dem 6:5 über den RTHC Leverkusen. Obwohl Bundestrainer Rüdiger Hänel auf die Nationalspielerinnen Tina Peters und Melanie Cremer sowie auf Steffi Epp und Ilhelm Merabet verzichten mußte, bot seine Mannschaft, von Franziska Hentschel und Simone Tomaschinski gut gelenkt, strekkenweise starken Widerstand. Fiedler ließ zwar über längere Spielabschnitte seine Auswechselgarnitur spielen, Mängel in der spielerischen Harmonie der Stammformation waren aber nicht zu übersehen.
Nur eine Spielerin ragte heraus: Birgit Mensch bot in Abwehr, Aufbau und Abschluß eine Klasseleistung. Sie war es auch, die mit zwei Treffern, in der 44. und 46. Minute, das Spiel zugunsten der Eintracht wendete, nach dem ihr vor Seitenwechsel mit Siebenmeter (Dagmar Bremer hatte zuvor einen Siebenmeter an den Pfosten geknallt), das 2:1 gelungen war. Sonja Pyrczek hatte die Eintracht, die zwischen der 32. und 36. Minute sogar 2:3 in Rückstand geraten war, in Führung gebracht. Natella Krasnikowa glich mit Hebeball wieder aus. Den letzten Treffer der Eintracht erzielte Beate Deininger.
Jubel herrschte bei den 1880erinnen. Im Spiel um den Klassenerhalt führten sie durch Anna Grün (2) und Andrea Ross gegen Blauweiß Köln zur Pause 3:2 und konnten auch nach Seitenwechsel die stürmischen Angriffe der Kölnerinnen dank einer Klasseleistung von Torfrau Christine Bind stoppen und selbst durch Petra Ross und Katrin Wahl mit 5:3 alles klar machen.
Endgültig absteigen muß der THC Hanau, der zu Hause gegen den Club Raffelberg nach lediglich einem Treffer von Claudia Severin zur Halbzeit 1:5 zurücklag, da die Hanauer Stürmerinnen ihre Chancen nicht nutzten. Die Tore von Anna Däther und Susi Koch (2) nach dem Wechsel waren nur noch Ergebniskosmetik. "Unsere Chancenverwertung war in der gesamten Saison so mangelhaft, daß der Abstieg nicht zu vermeiden war", beschrieb Hanaus Trainer Ali Gürttler die Verfassung seiner Mannschaft. ks
Nach ihrer Befreiung geht Betty wieder nach Kiel. Wieder allein. Wieder einsam. Ein neuer Mann bleibt Episode. 1949 lernt sie auf dem Bahnhof ihren "Fiete" kennen und geht mit in seinen Garten. Der Zettel am Morgen danach: "Liebe Kleine! Bleib doch hier! Ich hab Deine Papiere mit!" Sie bleibt, heiratet Fiete 1951, es ist der erste Mann, der sie nie schlägt. "Ich sag ,Vati, ich will wieder frei sein&rquote;, ich habe ihm ja alles erzählt, ,ist gut&rquote;, sagt er. ,Mutti, wir gehen beide hin&rquote;, da sind wir hingegangen zum Vormundschaftsgericht." Käthe Götz auf dem städtischen Gesundheitsamt ist immer noch zuständig für sie. In ebenso bruchloser Kontinuität und ohne Selbstzweifel von Ärzten und Richtern beendet das Amtsgericht die Entmündigung am 2. März 1953: ". . . ist das Gericht zu dem Ergebnis gelangt, daß die Entmündigungsgründe nicht mehr fortbestehen, sondern daß die Entmündigte nunmehr in der Lage ist, ihre Angelegenheiten sinn- und planvoll zu erledigen."
Betty und Fiete bleiben in ihrem Garten. Fiete hat Arbeit als Metallbauer. Die Holzlaube, die niemand "Baracke" nennen darf, wird notdürftig ausgebaut. Irgendwann schafft Fiete es, daß sie Strom erhalten. Solange die Stadt Plumskloeimer abholt, gibt es keine Probleme. Es ist Bettys beste Zeit. Sie ist nicht glücklich, wie auch, aber zufrieden. Einmal rafft sie sich auf, die jüngeren Kinder zu suchen. Den Älteren hat sie 1945 bei ihrem Vater in Gommern in der Ex-DDR gesehen, er ist 16 Jahre alt, will unbedingt mit ihr weg. Sie aber flieht nachts, ohne ihn. Er wird später Volkspolizist, sie sehen sich nie wieder. Die Jüngeren spürt sie 1953 auf Nordstrand auf, sie darf sie zunächst nicht sehen, auch später finden sie einander nicht mehr. Das Verhältnis ist irreparabel zerstört, für die Kinder gibt es keinen Grund, die Mutter zu lieben. Bettys Kraft reicht nur zur Selbsterhaltung. Betty liebt Tiere, neben ihr und Fiete leben zwei steinalte Gänse, "Biene", der Dackel, und Vögel. Im Garten zahllose Zwerge, in der Laube viele Puppen. Sie redet mit ihnen. Betty kompensiert mit diesem Idyll die Leiden der Vergangenheit und das eigene Versagen als Mutter.
Fiete stirbt 1985. Im Winter sind alle anderen Gärten leer. Betty vereinsamt. Sie ist 74 Jahre alt. Und sie muß ihren Kampf gegen die städtische Ordnungspolitik alleine bestehen. Sie jagt Sozialarbeiter und Beamte davon. Mit fremden Frauen redet sie überhaupt nicht mehr. Ihre tiefe Angst vor Behörden wird nicht verstanden. Ebensowenig, daß sie panisch aggressiv auf alle Angebote reagiert, ihr einen bezuschußten Wohnheimplatz zu gewähren. Im Kleingartenverein werden ihre "Macken" nicht verstanden, aber akzeptiert. Die Zahlungsaufforderung wird dennoch zugestellt, am 11. Oktober 1989, über für Betty astronomische 4598,12 Mark.
"Norbert, sie wolln mir wieder quälen", sagt sie 1987 im Straßenwahlkampf zu Norbert Gansel, dem Kieler Bundestagsabgeordneten. Gansel hält den Kontakt zu Betty, seine Besuche werden wichtig für sie. Aber Gansel und ich brauchen Jahre, um die Verantwortlichen in der Stadt zum Einlenken im Einzelfall zu bewegen. Die "Schulden" werden gnädig erlassen, die Wohnstrafgebühr auf monatliche 60 Mark reduziert. "Frau V. hat dieses Ergebnis dankend akzeptiert", verrät der Aktenschluß des Liegenschaftsamtsleiters.
Betty kann bleiben, wo sie ist. Ich besuche sie oft. Aus einem "Fall" ist längst Freundschaft geworden. Unvermittelt muß ich mit ihr den "Kriminaltango" tanzen, zuhören, wenn sie Schlager von Freddy singt. Sie ist sehr verletzlich, braucht immer wieder Beweise der Zuneigung. Aber ihr Vertrauen reicht, um eine neue Frau kennenzulernen: Zu Barbara von Poschinger, einer freien Filmemacherin, entwickelt sich intensive Nähe. Betty fährt mit uns ins Hamburger St.- Pauli-Theater, auf dem Programm eine Seemannsklamotte. Sie geht mit, ruft dazwischen, wie ein großes Kind. Es ist ihr erster Theaterbesuch, sie kennt die Regeln nicht. Hauptdarsteller Freddy Quinn empfängt Betty in der Pause in seiner Garderobe, spricht mit ihr, umarmt sie am Ende. Betty kann darauf nicht schlafen vor Aufregung und Freude, ihr Fiete will in den 40ern mit Freddy in einem Obdachlosenasyl übernachtet haben. Es soll ein Film über Betty entstehen, doch die Anstalten winken ab. NS-Verfolgung ist ein abgegrastes Thema. "Verkaufen" läßt sich ein langes Radiointerview und ein Kurzbeitrag fürs Regionalfernsehen. Barbara von Poschinger dreht auf eigene Kosten. 1992 kauft das ZDF dann doch noch.
Im Auswärtigen Amt an der Bonner Adenauerallee scheinen Stadtillustrierte zur Pflichtlektüre zu gehören. Zumindest bekamen bisher mindestens elf solche Magazine unfreundliche Post von den Rechtsanwälten des Ministers Klaus Kinkel. Dabei waren es nicht redaktionelle Beiträge der Alternativblätter, die den Chef der deutschen Diplomaten erzürnten, sondern eine gewerbliche Anzeige einer Tabakfirma.
So heißt es beispielsweise im Bonner Stadtmagazin Schnüss (rheinisch: Schnauze) in großen Lettern: "Klaus Kinkel dreht . . .". Und kleiner weiter: ". . . so leicht niemand einen Strick aus nicht eingehaltenen Zusagen. Wo ihm am Bosporus liebe Freunde treuherzig ihre Waffenwünsche vorlegen, kann er nicht nein sagen. Ein paar Panzer gefällig?" Es folgen dann weitere satirisch gemeinte Aussagen über des Ministers Verhältnis zu Rüstungsexporten sowie der Schriftzug des Tabaks.
In ihren Schreiben an die Verlage führen Kinkels Anwälte aus, die Veröffentlichung der Anzeige stelle einen Verstoß gegen Persönlichkeitsrecht des Ministers dar. Auf den Inhalt der Anzeige gehen die Briefe nicht ein. Der Streitwert wird auf 500 000 Mark festgelegt, was für jede Zeitung ein Anwaltshonorar von fast 3500 Mark nach sich zieht.
Für die regionalen Illustrierten stellt sich der Sachverhalt keinesfalls juristisch so eindeutig dar. Dennoch geben sie aber inhaltlich aus Furcht vor finanziellen Kraftakten klein bei. Roland Giblec, Anzeigenleiter der Bonner Schnüss: "Wir können für eine Anzeige, deren Inhalt wir nicht zu vertreten haben und die uns gerade einmal 340 Mark einbringt, nicht einen Prozeß riskieren, der in letzter Konsequenz unsere gesamte Zeitung in Frage stellen könnte." Nicht zuletzt nachdem die Herstellerfirma des Drehtabaks inzwischen versprochen hatte, die umstrittene Anzeige einzustampfen, haben die Illustrierten unisono erklärt, die monierte oder eine vergleichbare Werbevorlage mit Kinkels Namen nicht mehr zu veröffentlichen.
Die horrende Kostennote indes wollen die Titel keinesfalls tragen. Die ebenfalls betroffene Kölner Stadtrevue akzeptiert zudem die vergleichsweise hohe Vertragsstrafe von 50 000 Mark - sie muß im Falle eines Verstoßes direkt an Kinkel gezahlt werden - nicht. In ihrer Unterlassungserklärung reduzierten die Kölner den Betrag als "engagierte Vertreter der égalité" auf 10 000 Mark - die Summe, die etwa auch "Lieschen Müller" zustünde. Wolfram Fischer, Geschäftsführer des Stadtrevue-Verlages, freut sich schon auf einen Prozeß, in dem geklärt wird, "wie hoch die Werbeträgereigenschaft von Außenminister Kinkel zu bewerten ist".
Sein Blatt hat es gleich doppelt erwischt: Als bisher einzige Zeitung bekam sie auch Post von Volker Rühe. Der Tabakkonzern hatte nicht nur dort eine weitere Anzeige mit dem Namen des Verteidigungsministers geschaltet. Für zahlreiche Stadtillustrierte oder bundesweit erscheinende Zeitschriften wiederum blieb der Abdruck derselben Anzeigen bislang ganz ohne Folgen. Das Außenministerium weiß diesen Zufall ebensowenig zu erklären wie das Kinkel vertretende Anwaltsbüro - und das bei stolzen 44 Namen, die den Briefkopf der ministerialen Rechtswahrer zieren.
HARALD GESTERKAMP
Kostensparende Wohnhäuser ohne Keller - die neuen "Technischen Wohnungsbaurichtlinien 1993" des Landes Hessen lassen sie zum ersten Mal zu. Auch Tiefgaragen unter Wohngebäuden werden seit 1. Januar von der hessischen Landesregierung weder gefordert noch gefördert.
Darauf hat der hessische Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD) jetzt in einem Brief an Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) hingewiesen. Jordan reagiert empört auf einen FR-Artikel vom 21. Januar - damals hatte Wentz erklärt, er lasse jetzt den Bau von Wohnhäusern ohne Keller und Tiefgaragen als Sparmaßnahme in Frankfurt prüfen.
Wentz hatte auch dünnere Außen- und Innenwände zum Ziel erkoren und dabei die Technischen Wohnungsbaurichtlinien kritisiert, weil sie seit 1. Januar eine höhere Wärmedämmung zum Einsparen von Energie vorschreiben. Jordan zeigt in seinem Brief "ein gewisses Erstaunen" darüber, daß Wentz öffentlich Kritik übt, "ohne vorher den direkten Kontakt zu mir zu suchen". Dies entspreche nicht einem vertrauensvollen Verhältnis von Stadt und Land und erstaune auch deshalb, "weil Sie sonst sehr häufig den Rat und die Hilfe meines Hauses in planerischen Fragen suchen".
Der Minister beteuert, die Einsparung von Energie bei der Raumwärme sei "der entscheidende Faktor in der deutschen Energiebilanz". Nur so und mit drastischen Beschränkungen im Straßenverkehr könne der Kohlendioxid-Ausstoß deutlich gesenkt werden. Jordan: "Ich bin mir sicher, daß die Stadt Frankfurt das ebenso sieht - oder sollten die Aktivitäten im Klimabündnis der Städte so wenig ernst gemeint sein?"
Der Minister konfrontiert Wentz mit einer Stellungnahme von dessen Fachleuten zu den Technischen Wohnungsbaurichtlinien - die Experten des Stadtrats hätten vom Land sogar eine Verschärfung der Wärmedämmung verlangt. Jordan fordert den Dezernenten auf, in der Öffentlichkeit klarzustellen, daß er dies auch so sieht. Und der Minister empfiehlt Wentz "einen Besuch bei der Hessischen Heimstätte in Kassel" - dort gebe es bereits Gebäude des sozialen Wohnungsbaus, die eine entsprechende Energieeinsparung erreichten: "Manchmal lohnt ein Blick über die Stadtgrenzen hinaus, bevor man die Landesregierung kritisiert." Es komme darauf an, Wohnungsbau "ökologisch und ökonomisch intelligent" zu betreiben.
Der Minister schlußfolgert, vor allem Grundstückspreise von 1000 bis 2000 Mark pro Quadratmeter trügen zu den Kosten des sozialen Wohnungsbaus bei - energieeffizientes Bauen dagegen erhöhe sie nur um ein bis zwei Prozent. Deshalb sei auch die Stadt Frankfurt gefordert, die Bodenspekulation einzudämmen, "wie dies viele Gemeinden in Hessen bereits angepackt haben". jg
ha BRÜSSEL, 14. Februar. Der Preis für Bananen wird in Deutschland im Herbst auf 3,50 Mark, eventuell sogar auf vier Mark pro Kilogramm steigen. Das erwarten Bonner Regierungskreise, nachdem die befürchtete EG-Bananen-Marktordnung am Wochenende im Brüsseler Ministerrat endgültig verabschiedet wurde. Dabei wurden Deutschland, Belgien und die Niederlande überstimmt.
Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) betonte, Bonn behalte sich das Recht auf Klage beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg vor.
Die Bananenmarktordnung tritt am 1. Juli in Kraft. Sie soll im gemeinsamen Binnenmarkt der EG vor allem die Früchteanbauer in Griechenland, auf den Kanarischen Inseln (Spanien), auf Madeira (Portugal) sowie in den französischen Übersee-Departements Guadeloupe und Martinique bevorzugen. Sie waren bisher durch "nationale" Marktordnungen geschützt. Bisher war Deutschland der einzige EG-Staat, in den mittelamerikanische "Dollarbananen" zollfrei importiert werden konnten. Deshalb waren Bananen hierzulande mit einem Kilopreis von 2,20 bis 2,30 Mark billiger als in allen anderen EG-Staaten.
Neben dem künftigen Zollsatz von 20 Pfennigen pro Kilogramm wird durch die beschlossene EG-Verordnung die Einfuhr von Bananen aus Zentralamerika praktisch auf jährlich zwei Millionen Tonnen für die ganze Gemeinschaft gedrosselt. Sie lag bisher bei 2,4 Millionen Tonnen. Diese Verknappung wird als Hauptgrund für den möglichen Preisanstieg gesehen.
(Weiterer Bericht im Wirtschaftsteil, Kommentar auf Seite 3)
SCHWALBACH. Macht sich auch unter den Schwalbachern Politik- und Parteienverdrossenheit breit? Die Unabhängige Liste möchte darüber mit den Wählerinnen und Wählern in die Diskussion kommen. Für den heutigen Montag lädt sie von 20 Uhr an in die Gruppenräume des Bürgerhauses zu einer Veranstaltung ein. Professor Eike Hennig wird referieren, Stadtverordneter Günter Pabst das anschließende Gespräch mit den Bürgern moderieren. she
ESCHBORN. Die Telekom zieht: Die Kunden werden daher am Dienstag, 16., und Mittwoch, 17. Februar, auf die Beratung in den alten Räumen (Düsseldorfer Straße 9) verzichten müssen. Sie können sich aber telefonisch Rat geben lassen: unter 0 61 96 / 91 03 bei allen Fragen rund ums Telefon, unter 0 61 96 / 91 02 bei Fragen zum Kabelanschluß. Vom 18. Februar an stehen den Kunden die neuen Beratungsräume in der Alfred-Herrhausen-Allee 7 offen. she
Uwe Danker 3
Betty läßt sich auf einen weiteren Behördenkampf ein, den um ihre "Wiedergutmachung". Ein zweites deutsches Lehrstück in Sachen Bürokratie und Politik. 1987 wird für sie der Antrag auf eine einmalige Beihilfe von 5000 Mark für erlittenes NS-Unrecht gestellt. Sie scheint die Bedingungen zu erfüllen: bisher keine Entschädigung, akute wirtschaftliche Notlage, erhebliche Gesundheitsschäden durch Gewaltmaßnahmen, Verfolgung gemäß § 1 Bundesentschädigungsgesetz, d. h. "aus Gründen politischer Gegnerschaft gegen den Nationalsozialismus oder aus Gründen der Rasse, des Glaubens oder der Weltanschauung".
Die Nachweise lassen sich erbringen. Und das politische Klima ist günstig, im Deutschen Bundestag wird über "vergessene Gruppen" diskutiert, 42 Jahre nach Kriegsende eine gesetzliche "Wiedergutmachung" für Homosexuelle, Sinti und Roma und "Asoziale" am 7. März 1988 erlassen. Bettys Bescheid vom zuständigen Kölner Regierungspräsidenten ergeht schon zuvor am 16. Februar 1988: "Ihrem Antrag kann ich nicht entsprechen, weil Sie . . . nicht beihilfeberechtigt sind." Denn: "Der Umgang mit Zwangsarbeitern, der wie hier offensichtlich persönliche Gründe hatte, stellt kein Zeugnis für eine politische Gegnerschaft zur NS-Diktatur aus. Der Umgang mit ausländischen Zwangsarbeitern war der gesamten deutschen Bevölkerung verboten. Für das Verbot waren - wie übrigens auch in anderen kriegsführenden Staaten - in erster Linie militärische Überlegungen maßgebend." Der Hinweis auf den NS- Rassenwahn fehlt völlig, noch 1988 fehlt die behördliche Erkenntnis, daß Betty sich vielleicht mit ihrer Zuneigung zu Johann Driesten normaler verhielt als fast alle "Normalen".
Sie ist tief verletzt, fühlt sich in ihrem Mißtrauen gegen deutsche Behörden bestärkt. Noch einmal läßt sie sich zum Einspruch überreden und erhält aufgrund der neuen Regelung im Dezember 1988 den einmaligen Betrag. Sie muß unterschreiben: "Die Parteien sind sich darüber einig, daß mit der Zahlung sämtliche Ansprüche wegen der erlittenen Unrechtsmaßnahmen der Antragstellerin abgegolten sind." Dennoch wird ihr schließlich Ende 1989 eine rückwirkend ab 1988, und nicht ab 1945, zu zahlende Zusatzrente von 830,22 Mark zugestanden: nach drei Jahren Bearbeitung, zahllosen Schreiben, Telefonaten und Unterschriften. Betty ist jetzt fast 79, sie hat noch 17 Monate zu leben.
Eine Rehabilitation ist das geringe Geld nicht. Aber sie kann zum Frisör gehen, Hilfsdienste im Garten endlich einmal bezahlen, sprechende Puppen kaufen, Kohlen bringen lassen, Essen auf Rädern bestellen und sogar ein Telefon erhalten. Sie kann bleiben. Die Laube ist weiterhin feucht und ungesund, Betty wird immer kränklicher. Eine neue Gartennachbarin sorgt für sie. Der kleine Beitrag im Regionalfernsehen, die Spende und der Brief des betroffen reagierenden Moderators, eines Konservativen, den sie vom Bildschirm kennt, trösten. Andere aus der Kleingartenkolonie haben den Bericht gesehen, begegnen ihr jetzt anders. Nicht einmal ihr Fiete hatte den KZ-Aufenthalt geglaubt. Zum achtzigsten Geburtstag kommen Menschen in die Laube, die sonst nicht kamen. Sogar die Tochter.
"Wenn man daran denkt, ich hab' keine schöne Jugend gehabt, ich hab' auch kein schönes Leben gehabt, ich bin auch nicht neidisch über solche, die gutes Leben und glückliches Leben haben, bin ich auch nicht neidisch darüber, aber ich hab' kein schönes gehabt. . . . Nein, naja Kinder, denkt von mir, was ihr wollt. Ich bin ich, nix anderes", sagt sie.
Ein kleines Stück Würde hat Betty sich zurückerobert, als sie am Pfingstmontag 1991 an nicht erkanntem Überzucker stirbt. Der morgens gerufene Notarzt fährt wieder fort, als sie ihre Angst vor Heim und Krankenhaus herausschreit. Nachmittags weist der nächste sie ein, es ist zu spät.
Die Kieler Nachrichten drucken die in Auftrag gegebene Todesanzeige: "Vier deutsche Staaten zeigten sich ihr von ihrer schlechtesten Seite. Sie ließ sich nicht brechen, behielt ihren Trotz, ihren Lebensmut und ihren Humor." Das ist geschönt. Auf dem Friedhof liegt nicht ihre Asche, sondern der Staub, der zwischen Mühlsteinen entstand.
Der biographische Film "Schicksal bleibt stumm" von Barbara v. Poschinger wird am 23. Februar um 23.00 Uhr in der ZDF-Reihe "Das Kleine Fernsehspiel" gezeigt.Zur Sache: Haushalt 1993 Eppstein muß mehr sparen
EPPSTEIN. Kämmerer Peter Reus legte die Stirn in Falten und hielt sich die Backe: CDU, FDP und Freie Wähler haben in seinem Haushaltsentwurf für das laufende Jahr so manchen Posten entdeckt, den sie einsparen oder auf 1994 verschieben können. Und in der letzten Stadtverordnetensitzung der Legislaturperiode spitzten sie verbal noch einmal kämpferisch zu, was bereits in den Ausschüssen klar herausgearbeitet worden war. Und da stand der Finanzexperte der Verwaltung scheinbar als Buhmann da, dem die FDP die Ausgabenerhöhung im Personaletat der Verwaltung gar als Provokation auslegte.
Dabei hatte Reus, wie er betonte, nur eingeplant, was in früheren Parlamentssitzungen beschlossen worden war. Doch als einkommensschwächste Kommune im Kreis muß die Burgstadt jetzt mehr sparen als andere - da wird mit harten Bandagen gekämpft. Dabei können sich die Einnahmen aus der Einkommensteuer mit geschätzten zwölf Millionen Mark für eine Stadt mit 12 000 Einwohnern und einem Gesamtetat von 38 Millionen durchaus sehen lassen. Mickrig hingegen ist das Gewerbesteuer-Aufkommen, das Reus mit 2,7 Millionen Mark für 1993 "noch optimistisch" angesetzt hat.
Mit diesen Einnahmen, zu denen unter anderem noch Gebühren dazukommen, muß Eppstein dieses Jahr beispielsweise Personalkosten von 6,1 Millionen Mark bestreiten, rund 300 000 Mark mehr als 1992. Reus hatte ursprünglich mit einem Plus von einer halben Million gerechnet; da jedoch die Tariferhöhung mit 3,5 Prozent niedriger als erwartet ausfiel und eine zusätzliche Hilfspolizisten-Stelle, eine weitere Bürokraft und ein Bauhof-Mitarbeiter gestrichen wurden, sind es 200 000 weniger.
Nichts abknapsen läßt sich indes bei Kreis- und Schulumlage, die um fast eine Million auf 6,5 Millionen steigt. Und auch die Kosten für Müll- und Abwasserbeseitigung nehmen kräftig zu. Da sah es die Mehrheit von CDU, FDP und Freien Wählern geboten, einige Vorhaben auf 1994 zu vertagen, etwa die geplante Dorferneuerung Niederjosbachs (550 000 Mark) und den anstehenden Rathausumbau, oder abzuspecken wie beim Wohnungsbauprogramm, bei dem die Mittel halbiert wurden (500 000 Mark).
Weil so mit etlichen kleineren Beträgen Einsparungen in Millionenhöhe herauskommen, kann Eppstein - statt eine Million Kredit aufzunehmen - nun eine halbe Million Schulden abtragen und muß dadurch erheblich weniger Zinsen zahlen, aber immer noch knapp 1,6 Millionen Mark. ubk
SCHWALBACH. Wie sitze, gehe, stehe ich richtig, um meinen Rücken nicht zu sehr zu belasten? Das können Interessierte vom Donnerstag, 11. März, an wieder in der Schwalbacher Rückenschule lernen, die die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) anbietet. Der Krankengymnast Michael Lierke zeigt, wie der Rücken am besten geschont und gestärkt wird.
Anmeldungen nimmt die Bezirksgeschäftsstelle der DAK ab sofort unter der Telefonnummer 0 61 96 / 81 034 entgegen. Mitglieder der Krankenkasse zahlen nichts für den Kursus, alle übrigen Teilnehmer/innen kostet die Rückenschule 80 Mark. she
Jede Clique geht ihre eigenen Wege Jugendzentren in der Krise: Kreis will Kommunen beim Umdenken helfen
KREIS OFFENBACH. Die Jugendzentren in den Städten und Gemeinden des Kreises sind schon lange keine Treffpunkte mehr, wo alle Jungen und Mädchen gemeinsam ihre Freizeit verbringen. Die Jugend grenzt sich aus und teilt sich so stark in Interessengruppen auf, daß die eine Clique mit der anderen nichts mehr zu tun haben will. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Professor Dr. Max Berg und Professor Dr. Albert Scherr (beide Fachhochschule Darmstadt), die die Strukturen der kommunalen Jugendarbeit im Auftrag des Kreises unter die Lupe genommen haben. Auf dieser Basis sollen neue Wege für die künftige Arbeit entwickelt werden. Die rückläufigen Besucherzahlen in den Jugendzentren waren für die Verantwortlichen Anlaß, über deren Inhalte nachzudenken. Die Zeiten der offenen Jugendarbeit, bei der alle gemeinsam zusammenkamen, sind vorbei. In manchen Häusern ist kaum noch was los, fühlen sich einige Gruppen nicht mehr angesprochen. Wo sich beispielsweise viele Marokkaner treffen, gehen deutsche Gymnasiasten nicht mehr hin, weil die Interessen zu unterschiedlich sind, haben die Fachleute festgestellt. Das hänge mit den Lebenssituationen der Jugendlichen zusammen. Rund die Hälfte der Marokkaner hätten keine abgeschlossene Berufsausbildung, während die Gymnasiasten da für sich gute Perspektiven sähen.
Ähnliche Abgrenzungen wurden auch im politischen Bereich ausgemacht. Der Treffpunkt der grün-alternativen Szene ist für andere Gruppen passé. Jede Clique bleibt unter sich.
Für die Jugendpflegerinnen und -pfleger bringe diese neue Entwicklung jedoch Schwierigkeiten mit sich, heißt es in der Studie. Wenn in einem Jugendhaus ein Programm für eine bestimmte Interessengruppe angeboten wird, bleiben die anderen draußen. Wenn die Jugendarbeit aber offen ist, entsteht ein diffuses Bild, sagt Scherr. Beide Situationen seien extrem und so nicht mehr sinnvoll. Der Kreis möchte deshalb neue Wege gehen.
Entscheidend dabei sei, was will die Jugend? Doch diese Frage an sich ist schon falsch, denn von der Jugend schlechthin könne keine Rede mehr sein. Bei der Neuorientierung ist Differenzierung angesagt. Damit haben es die Fachleute allerdings nicht ganz einfach, denn sie sollen nicht ausschließlich etwas vorsetzen, auf das die jungen Leute reagieren. Nein, künftig sollen die Sozialarbeiterinnen dahin gehen, wo die Jugend sich trifft. Die Szene in der Stadt aufsuchen, das bedeute aber auch mehr Flexibilität in Inhalten und Arbeitszeit.
Wie können die Mitarbeiter noch besser motiviert werden? Bisher hatten sie es nicht einfach. Die Anerkennung aus der Bevölkerung fehlte. Die offene Jugendarbeit war nach Ansicht von Albert Scherr in den vergangenen Jahren eher eine Sackgasse. Die meisten Bürger machten die Erfolge der Jugendarbeit von der Zahl der Besucher abhängig. Das sehen die Fachleute gar nicht gern.
Die Sozialarbeiter müssen nach Darstellung Scherrs wieder Perspektiven erhalten. Das Stichwort heißt Berufswegeplanung, was für das bei den Sozialarbeitern unbeliebte Wort Karriere steht. Schon bei der Einstellung sollte ihnen gesagt werden, wo sie in fünf oder zehn Jahren stehen und wie sie den Arbeitsbereich wechseln können. Die fachlichen Entscheidungsspielräume müßten vergrößert, die Bürokratie verringert werden.
Damit dies in den Jugendzentren auch verwirklicht wird, möchte der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Frank Kaufmann demnächst mit den Bürgermeistern über die Studie reden.
Die Verwaltungschefs erfahren bei dieser Gelegenheit vielleicht auch etwas über die Jugendarbeit in den Vereinen. Die ist nach Ansicht von Albert Scherr zwar wichtig, aber längst kein Ersatz für einen Jugendpfleger. Ausländer und Jugendliche mit Hauptschulabschluß seien dort ohnehin unterrepräsentiert, Vereine könnten die jungen Leute auch nur für eine gewisse Zeit binden. Scherr mutmaßt, daß sie auch zuwenig über die Sozialstruktur ihrer jungen Mitglieder wissen. Auf seine diesbezüglichen Fragen an die Vereine blieben die Antworten jedenfalls aus. aim
OBERURSEL. 50 000 Mark Schaden sind bei einem Verkehrsunfall auf der B 455 am Freitag abend entstanden. Ein aus Richtung Oberstedten kommender Autofahrer war beim Einbiegen in die B 455 in Richtung Oberursel auf feucht- glatter Straße ins Schleudern geraten. Sein Gefährt rutschte auf die Gegenfahrbahn und rammte dort einen entgegenkommenden Wagen. Das Auto schlitterte gegen die Leitplanke und stellte sich quer. Dabei wurden der Fahrer und seine Beifahrerin leicht verletzt.
Kurz nachdem die Polizei am Unfallort eingetroffen war, rammte das Auto einer aus Richtung Bad Homburg kommenden Fahrerin den querstehenden Wagen, obwohl die Unfallstelle nach Angaben der Polizei ordnungsgemäß abgesichert war. Die Frau blieb unverletzt. ki
"Unsere Kinder", sagt Werner Ebert, Leiter des städtischen Forstamtes, "sollen uns später nicht fragen, was wir mit dem Wald gemacht haben". Deshalb handeln jetzt Stadt und Land: Ende vergangener Woche stim mte der rot-grüne Magistrat für die Ausweisung von 3767 Hektar städtischen Forsts zum Bannwald - der Bau von Straßen oder Häusern, jede "Umwandlung in eine andere Nutzungsart" ist auf diesen Flächen verboten, sobald Hessens Forstminister Jörg Jordan (SPD) die Satzung im Staatsanzeiger veröffentlicht.
Was Naturschützer 1992 befürchtet hatten, bestätigt sich allerdings: 964 Hektar Stadtwald bleiben vom Bann ausgeklammert. Nicht nur Sport-, Spiel- und Golfplätze, auch Forst, der Verkehrsprojekten geopfert werden soll: Vom Flughafen- Bahnhof bis zur Leunastraße. Vergeblich setzte sich Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) dafür ein, über 30 Hektar Bäume, die zum Gelände des Flughafens zählen, unter Schutz stellen zu lassen.
Der Frankfurter Naturschutzbeirat, dem unter anderen die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) angehören, hat den Magistratsbeschluß bereits abgelehnt. Koenigs zeigt sich dennoch mit dem Ergebnis zufrieden - auch weil die Entscheidung noch vor der Kommunalwahl am 7. März zustandekam.
Bürger hatten in den vergangenen Monaten im Umweltdezernat häufig nachgefragt, was unter dem künftigen Bannwald zu verstehen sei. Ortsbeiräte zeigten sich verunsichert. Da verbreitete sich der Irrglauben, Bannwald dürfe nicht betreten werden. Das ist falsch: Für seine jährlich sechs Millionen "Besucher" bleibt der Stadtwald so zugänglich wie zuvor.
Der Umweltdezernent hat versucht, im Zuge der Bannwald-Ausweisung eine Anlein-Pflicht für Hunde im Forst durchzusetzen - nicht zuletzt, um das Wild zu schützen, das durch Verkehrslärm der Straßen und startende oder landende Flugzeuge immer wieder aufgeschreckt wird. Koenigs scheiterte: "Die Anlein- Pflicht ist gesetzlich nicht machbar".
Dafür hält sich der Stadtrat zugute, allen "politisch-taktischen Manövern" mit dem Forst "ein Ende bereitet" zu haben. Nach 1945 gingen mit etwa 450 Hektar Stadtwald soviel Bäume verloren wie in den 1000 Jahren zuvor - vor allem an Straßen, Bahnlinien, Häusern. Als Beispiel dafür, wie Wald zum Verhandlungsgegenstand der Politik wurde, nennt der Umweltdezernent die Ansiedlung von Deutschem Sportbund und Deutschem Fußballbund an der Otto-Fleck-Schneise. Bauanträge wie die der Sportorganisationen, denen viele Bäume zum Opfer fielen, "lassen sich jetzt abwehren" (Koenigs).
Allerdings zeigt die Magistratsvorlage auch, daß der Stadtwald Interessen und Zwängen ausgeliefert bleibt. Beispiel eins: Bis zum Jahr 2000 will die Deutsche Bundesbahn (DB) zwischen der B 43 und der Autobahn A 3 einen zweiten Flughafen-Bahnhof mit drei Gleisen für Fernzüge errichten. 230 Hektar Forst klammern SPD und Grüne für das Vorhaben vom Bannwald aus, 20 Hektar werden gefällt. Im Magistratspapier heißt es, die Stadt unterstütze das Projekt, weil es gelte, umweltverträgliche Alternativen zum Auto- und Kurzstreckenflugverkehr zu entwikkeln. "Trotz der ökologischen Bedeutung des Stadtwaldes" werde der "notwendige Waldeinschlag" akzeptiert. Stadtrat Koenigs will, was nach dem Bahnhofsbau vom Forst bleibt, unter Schutz stellen.
Zweites Beispiel: Der Ausbau der Bahnverbindung zwischen Flughafen und Hauptbahnhof - für die neuen Hochgeschwindigkeitszüge.
Da die Planung nicht im Detail vorliegt, will der Magistrat einen Blanko- Scheck ausstellen: "Wir gehen davon aus, daß auch diese DB-Anbindung nicht von der Bannwalderklärung behindert wird." Da scheint das dritte Beispiel vernachlässigbar: 0,35 Hektar nimmt die Stadt vom Bann aus, um die Anbindung der verlängerten Leunastraße an die B 43a zu ermöglichen. Eine Rodung ist längst im Gange: Für Neubau und Sanierung der Mülldeponie Monte Scherbelino fielen 20 von 38 Hektar Wald.
(Siehe auch Bericht auf Seite 14)
ESCHBORN. Noch größer, bunter und schöner als im vergangenen Jahr soll der Eschborner Fastnachtszug werden, der sich am kommenden Samstag, 20. Februar, von 14.10 Uhr an durch die Straßen bewegt. Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) wird als Obernarr den Zug anführen, der insgesamt rund 1300 Mitwirkende zählen wird. Ganz zu schweigen von den Närrinnen und Narren am Straßenrand und den Winkenden aus den Häusern, die die Arbeitsgemeinschaft Eschborner Fastnachtszug bittet, ihre Gebäude entlang der Zugstrecke zu schmükken. Für die originellsten Ideen werden Geldpreise in Aussicht gestellt.
Der närrische Lindwurm startet an der Kurt-Schumacher-Straße und zieht über die Unterort-, Götzen- und Hauptstraße bis zur Kronberger Straße in Niederhöchstadt. Zwischen die Musikzüge, Fußgruppen und Motivwagen werden sich der Prinz von Oberursel mit Hofstaat, die Sodener Sodenia mit Gefolge und die Symbolfigur der Hofheimer Fastnacht, die Ambet, mischen. Aus der französischen Partnerstadt Montgeron spielen die Musikzüge "Alerte" und "Etoile" mit. she
"Im April 1995 will ich ein Kind haben, der April ist schön, da habe ich auch Geburtstag, und ich finde, daß ich mit 25 Jahren im richtigen Alter bin, um ein Kind zu bekommen." Claudia malt sich ihre Zukunft in schönen Bildern: Mit Mann und Kind wird sie ein glückliches Familienleben führen.
Vor drei Jahren war ihr Leben noch nicht geordnet. Damals, als sie ihr erstes Kind erwartete, hatte sie sich gerade von ihrem Freund getrennt. Sie hatte sich selbst lange Zeit die Schwangerschaft nicht eingestehen wollen. Schließlich mußte sie nicht mehr entscheiden, ob sie das Kind austragen wollte oder nicht: Als der Arzt die Schwangerschaft feststellte, war es für einen Abbruch ohnehin zu spät. Claudia zog in ein Mutter-Kind- Haus. Aber bald schon fiel ihr dort "die Decke auf den Kopf". Sie fühlte sich eingesperrt und reglementiert. Hals über Kopf zog sie wieder aus. Es war November, und sie war obdachlos. Sie fand Unterschlupf bei Freunden in einem besetzten Haus. Noch im Mutter-Kind-Haus hatte sie aber Kontakt mit dem Jugendamt aufgenommen - sie wollte ihr Kind zur Adoption freigeben. "Ich hätte es doch nicht großziehen können. Und ich wollte nicht, daß es dem Kind so ergeht wie mir. Bei mir hätte es nicht die Wahl gehabt: ,Was werde ich später machen?&rquote; Bei mir wäre es doch unter die Räder gekommen."
Claudia wuchs mit ihren Schwestern bei der Mutter auf. Ihren Vater lernte sie erst kennen, als sie vierzehn Jahre alt war. Heute hält er ihr vor, daß sie ihm sein Enkelkind nicht einmal gezeigt hat.
Claudias Mutter stirbt, als ihre Tochter 12 Jahre alt ist. Claudia muß zu Pflegeeltern aus der Verwandtschaft ziehen. Dort erwartet sie, die jetzt dringend Trost und Hilfe bräuchte, eine kalte und ablehnende Atmosphäre. Sie hat ein Dach über dem Kopf, Kleidung, Essen - mehr nicht. Sie fühlt sich fehl am Platz. Mit 17 verläßt sie - im Streit - die Pflegeeltern. Auf sich allein gestellt genießt sie erst einmal die ungewohnte Freiheit. Die Schule wird zur Nebensache. Schließlich wird sie schwanger.
Etwa 6000 Kinder werden in Deutschland pro Jahr an Adoptiveltern vermittelt. Das heißt: 6000 glückliche Adoptiveltern, deren sehnlichster Wunsch endlich in Erfüllung geht. Das heißt aber auch: 6000 Mütter, die sich von ihren Kindern trennen müssen.
Regula Bott arbeitet als Psychologin bei der gemeinsamen Zentralen Adoptionsstelle (GZA) in Hamburg. Sie wehrt sich gegen den Begriff "Rabenmutter". Den Müttern nämlich geht es keineswegs um das eigene Wohl. Ausschlaggebend ist der Wunsch, etwas für das Kind zu tun. Die Angst, ihren Kindern nicht das geben zu können, was sie eigentlich brauchen, bestimmt ihre Entscheidung. Die eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Hoffnungen treten in den Hintergrund. "Die meisten Frauen sagen später, sie würden es nicht wieder tun. Es ist ein lebenslanger Verlust und Schmerz, den die wenigsten abhaken können," weiß Regula Bott.
Wie Hohn wirkt es da, wenn von kirchlicher Seite der Slogan "Abgeben statt Abtreiben" propagiert wird. "Kann Adoption tatsächlich eine Perspektive im Schwangerschaftskonflikt sein?" war eine Fragestellung, der eine Forschungsgruppe der Gesamthochschule Essen nachgegangen ist. Zwischen 1985 und 1990 haben die Wissenschaftler unter Leitung von Professor Dr. Egon Golomb ihre Untersuchung durchgeführt und kamen dabei, möglicherweise anders als die Auftraggeberin - nämlich das Bundesfamilienministerium - es erwartete, zu dem Ergebnis, daß diese Alternative "Abbruch oder Adoption" gar nicht besteht, sondern "erst wenn ein Schwangerschaftsabbruch nicht oder nicht mehr in Frage kommt und die Frage des Selbstaufziehens überhaupt nicht mehr gegeben scheint, wird der Hinweis auf die Adoptionsmöglichkeit zur Hilfe".
Regula Bott geht da noch einen Schritt weiter: "Nach mir bekannten Daten ist es so, daß der Abbruch in der Regel nicht in Frage kam, weil der Zeitpunkt verpaßt war, beziehungsweise weil durchaus auch - und sei es ambivalent - ein Kinderwunsch da war und die Entscheidung, das Kind freizugeben mit der Überlegung Abbruch in der Regel nichts zu tun hat. Die Adoptionsentscheidung kommt erst sehr viel später. Erst wenn alle Perspektiven durchdacht und überlegt worden sind: Wie schaffe ich es allein mit dem Kind, was muß ich für das Kind tun? Abbruch und Adoption haben nichts miteinander zu tun. Diese Alternative wird künstlich zu propagandistischen Zwecken aufrecht gehalten."
Nach der Freigabe müssen die Frauen mit der Trauer und ihren Schuldgefühlen zurechtkommen. Meist allein, denn die wenigsten haben den Mut, sich zu offenbaren. Sie fürchten Ablehnung und Unverständnis der anderen. Während die Adoptiveltern mit Anerkennung und Bewunderung der Gesellschaft geradezu überhäuft werden, ist die abgebende Mutter im öffentlichen Bewußtsein noch immer die Frau, die versagt hat.
Auf der Strecke bleiben die Mütter, deren verantwortungsbewußtes Handeln nicht belohnt wird. Marianne Pohlmann leitet die Adoptionsvermittlung in einer norddeutschen Stadt und versucht seit langem, mit den Müttern auch nach der Adoption im Kontakt zu bleiben - was aber selten gelingt. "Ich denke, das ist wie beim Tod eines Kindes. Erst nach und nach wird das realisiert. Aber dann ist niemand da, mit dem diese Frauen reden können. Das ist sehr bitter."
Ulla hat jung geheiratet - mit 19 Jahren. Vor ihrer Ehe hat sie eine Hauswirtschaftslehre gemacht und dann in einer Fabrik gearbeitet. Kurz hintereinander werden ihre beiden Kinder geboren. Ullas Mann trinkt, er wird arbeitslos, und er schlägt zu. Immer häufiger wird Ulla das Opfer seiner Gewalt. Schließlich zieht sie einen Schlußstrich - die Ehe wird geschieden. Was bleibt, ist die Angst vor seinen Gewaltausbrüchen und die Ungewißheit über ihre Zukunft. Ulla sieht sich nicht in der Lage, für sich und die beiden Kinder zu sorgen. Sie fühlt sich hilflos. "Ich konnte einfach nicht mehr", sagt sie heute, "ich war am Ende, und dann habe ich die Kinder abgegeben. Es war das beste für sie." Ein Satz, den sie gern wiederholt, so als müßte sie sich selbst immer wieder davon überzeugen, daß sie seinerzeit richtig gehandelt hat.
Damals waren ihre beiden Söhne 2 Jahre beziehungsweise 9 Monate alt. Ulla hat die Sachen der Kinder in einem Koffer zusammengepackt - sie wollte ihnen noch ein Stück Vergangenheit mitgeben. Die Adoptiveltern aber wollten ganz neu beginnen. Sie drängten die Mutter aus dem Leben der Kinder und wechselten, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, den Wohnort. Bis heute hat Ulla kein Lebenszeichen mehr von ihren Kindern erhalten und bis heute leidet sie darunter.
Fünf Jahre später wird Ullas dritter Sohn geboren. Ihr Freund will keine feste Verbindung und wieder steht die Frau ganz allein da - sie muß entscheiden. Sie hat keine Wohnung, keine Arbeit, weiß wieder einmal nicht, wie es weitergehen soll. Auch ihr drittes Kind gibt sie zur Adoption frei. Diese Adoptiveltern schreiben ihr aber regelmäßig, sie schikken Fotos und berichten über die Entwicklung des Jungen. So hat sie wenigstens das Gefühl, daß es noch eine kleine Brücke zu ihrem Kind gibt.
Inzwischen ist Ulla wieder verheiratet. Es scheint, als habe sie nun das gefunden, wonach sie gesucht hat. Kurz nach der Eheschließung hat sie noch zwei Söhne bekommen. Mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann lebt sie nun zusammen in einer "richtigen" Familie. "Ich vermisse die drei Kinder" sagt sie und "ich habe mir noch Kinder angeschafft, damit ich nicht mehr so häufig an meine anderen Kinder denken muß. Ich habe jetzt neue Aufgaben."
Auffallend viele Mütter bekommen aber kein weiteres Kind mehr, obwohl sie sich eins wünschen. "Das unermeßliche Leid vieler Frauen (wird) deutlich, die sich ein Kind wünschen, aber keines mehr bekommen können; die auf ein Kind verzichten, um sich selbst zu bestrafen, oder weil sie sich für nicht würdig empfinden; die psychisch steril bleiben", schreibt Christine Swientek in einer Untersuchung, die sie 1986 über "Die abgebende Mutter im Adoptionsverfahren" (Kleine-Verlag) erstellt hat.
Beate wuchs mit fünf Geschwistern auf. Mit Wut und Angst denkt sie an ihre eigene Kindheit zurück. Der Vater mißbraucht und prügelt sie. Mit 13 Jahren bekommt Beate plötzlich epileptische Anfälle. Kurz zuvor hatte der Vater sie fast bewußtlos geschlagen. Es wird ein Zusammenhang zwischen den Schlägen und dem Ausbruch der Krankheit vermutet. Mit 15 Jahren hält sie es schließlich nicht mehr zu Hause aus. "Ich war beim Jugendamt und habe gesagt, ich bleibe hier auf diesem Stuhl so lange sitzen, bis ich einen Heimplatz habe - und nach einer Stunde hatte ich diesen Platz."
Später beginnt Beate eine Lehre als Köchin. Sie wird schwanger, bricht ihre Ausbildung ab und zieht in ein Mutter- und-Kind-Haus. Vier Monate lang wächst ihre Tochter bei ihr auf. Aber Beate spürt, daß sie den Anforderungen nicht gewachsen ist. Sie hat nicht die Kraft, sich um ihr Kind zu kümmern. Wegen ihrer Krankheit muß sie ständig Medikamente nehmen, sie kann nachts nicht schlafen und ist tagsüber zu müde, um auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen. "Und was wäre passiert, wenn ich plötzlich einen Anfall bekommen hätte?" Sie will ihre Tochter zunächst einer Pflegefamilie anvertrauen. Die Vermittlerin aber rät zur Adoption. Beate geht darauf ein - unter einer Bedingung: Es muß eine offene Adoption sein. Sie will die Adoptiveltern kennenlernen und sie will den Kontakt zu ihrer Tochter nicht ganz verlieren.
An einem Spätsommertag stehen sie sich im Zimmer der Adoptionsvermittlung gegenüber: Beate mit ihrer Tochter, die Adoptiveltern und die Beraterin. Für alle ist die Situation beklemmend.
"Ich hatte ein ganz komisches Gefühl", sagt die Adoptivmutter. "Ich dachte, es muß ihr doch schwer fallen, das Kind so zu übergeben. Aber dann ging es eigentlich ganz gut. Sie hatte nicht viel Zeit. Ich habe das Kind aus der Tragetasche genommen, weil es weinte. Sie hat dann die Flasche geholt, hat ihrer Tochter einen Kuß gegeben und ist gegangen. Ich glaube, der Gedanke, daß sie ihr Kind wiedersehen würde, war ein ganz großer Trost für sie."
Bislang konnte Beate den Kontakt zu ihrer Tochter aufrechterhalten. Sie hat sie noch zweimal wiedergesehen, sie schickt ihr Geburtstagswünsche, bekommt Fotos und Berichte von den Adoptiveltern.
Mütter, die ihre Kinder zur Adoption freigegeben haben, tragen eine lebenslange Lüge mit sich herum: sie haben ein Kind und haben doch keins.
Claudia hat von Anfang an ihre Entscheidung offen vertreten - eine Ausnahme. Auch im Krankenhaus wollte sie nicht auf eine andere Station verlegt werden. Häufig beginnt hier bereits das Versteckspiel: die Frauen werden auf eine "neutrale" Station verlegt, ihre Mutterschaft wird ausgeblendet. Für die Betroffenen zunächst eine Erleichterung. Auch dem Krankenhauspersonal fällt auf diese Weise der Umgang mit den Frauen leichter: es wird einfach so getan, als hätte es eine Schwangerschaft nie gegeben.
"Zuerst wollte ich es den anderen Frauen gegenüber verheimlichen, daß ich das Kind weggebe. Aber dann kamen die üblichen Fragen; was machst du denn, wenn du mit dem Kind nach Hause kommst, wie regelst du das alles allein? Ich wollte einfach nicht, daß bei mir der Gedanke wächst: wie wäre es tatsächlich, wenn ich das Kind behalten würde? Zuerst waren die Frauen bestürzt, als ich sagte, daß meine Tochter adoptiert wird, aber dann haben sie mich verstanden. Sie waren alle sehr nett."
Claudia hat immer ein Foto ihrer Tochter bei sich. Die Adoptiveltern schicken ihr regelmäßig Bilder und einige Zeilen über die Entwicklung des Mädchens. Auch an den Wänden ihrer Wohnung - sie ist vor kurzem eingezogen - hängen Fotos von ihrer Tochter.
Beate spricht nicht mit anderen über ihr Kind. "Ich würde nie mit jemandem darüber reden. Einmal habe ich es einer Freundin erzählt und sie hat gesagt, ich sei eine Rabenmutter." Höchstens ihrem Freund würde sie sich anvertrauen, von ihm muß sie erwarten, daß er sie versteht. Auch bei den Ämtern hat sie schlechte Erfahrungen gemacht. "Du wirst gleich in eine bestimmte Schublade gesteckt, bist nichts wert."
Während Adoptiveltern noch lange Unterstützung und Beratung erfahren, bricht für die leibliche Mutter der Kontakt zu den Beraterinnen nach ihrer Unterschrift meist abrupt ab. Der offizielle Teil für das Jugendamt ist erledigt, und die Mütter wollen nicht gerade an jener Stelle nach Hilfe suchen, wo die Trennung von ihrem Kind besiegelt wurde.
Maria Kunst ist Beraterin in einer kirchlichen Einrichtung. "Ich habe immer darauf gewartet, daß die Mütter bei mir vorbeikommen, bis ich gemerkt habe, daß ich selbst Angst davor hatte, die Frauen wiederzusehen. Mittlerweile habe ich aber den Mut, zu ihnen zu gehen, sie zu Hause zu besuchen."
Marianne Pohlmann und Maria Kunst treffen sich seit einiger Zeit in unregelmäßigen Abständen mit Müttern, deren Kinder sie vermittelt haben. Nicht in einem Gesprächskreis - ein solcher Versuch ist bereits im Ansatz gescheitert. Sie kochen gemeinsam in einer Erwachsenenbildungsstätte, sprechen über das Essen, das Wetter, die Preise - aber eigentlich nie über das, was sie zusammengebracht hat. UTE DIEHL-GÜNTHER
(Am 27. Februar veröffentlichen wir an dieser Stelle einen Beitrag, der sich mit der Suche adoptierter Kinder nach ihren leiblichen Eltern beschäftigt.)
Der Kernsche Männerchor von Bad Soden-Salmünster feiert 150jähriges Bestehen / "Gesellschaftliche Kraft" Rauschende Feste zum Jubiläum
Von Katja Schoßer BAD SODEN-SALMÜNSTER. 150 Jahre und kein bißchen leise - das bekommt zu hören, wer in Salmünster nach dem Kernschen Männerchor fragt. Mit selbstbewußtem Stolz, einem gerüttelt Maß Traditionsbewußtsein und jeder Menge Elan startet der ehrwürdige Verein - immerhin der Stadt ältester - in sein Jubiläumsjahr: Allemal Grund genug für ein rauschendes Fest, meinen die Sänger und verweisen auf "430 Mitglieder und 85 Aktive". Der Startschuß fürs Festjahr fiel am vergangenen Wochenende mit einer Ausstellungseröffnung in der Stadthalle, gefolgt von einem Festgottesdienst, bei dem der Chor gleich sein Können unter Beweis stellte. Landrat Eyerkaufer, zugleich Festpräsident, attestierte den Kernschen Sängern nicht nur ein "gesanglich hohes Niveau", sie seien auch eine "gesellschaftliche Kraft erster Ordnung". Und Parlamentschef Ewald Wolf rühmte das Traditionsbewußtsein des Vereins, "der sich um das deutsche Lied besonders verdient gemacht hat".
Doch auch im Organisieren von Feierlichkeiten macht dem Männerchor so schnell keiner was vor. Der rührige Vorstand unter Otmar Dieter hat nicht nur eine bunte Mischung aus Gesang, Belustigung und Festivitäten gemixt, sondern auch Sponsoren von sich überzeugt, so daß eine ansehnliche Verlosung zustande kam - unter "notarieller Aufsicht", versteht sich.
Nicht zu vergessen die Ausstellung, die das Traditionsbewußtsein des Chores dokumentiert: Fotos, Urkunden, prächtig bestickte Fahnen und Originaldokumente aus der Gründerzeit prangen da an den Wänden, flankiert von Bratenrock samt Vatermörder, einem Tafelklavier aus dem Jahre 1825, handgeschriebenen Noten und - dem reichverzierten Taktstock des Musikers Carl Kern, Namenspatron der Salmünsterer Sänger.
Seinen 150. Geburtstag, diesen "für die Region und das Kulterleben bedeutenden Anlaß", gedenkt der Chor mit einer ganzen Reihe von übers Jahr verstreuten Veranstaltungen zu feiern. Nächster Termin im Kernschen Festjahr: Das Kirchenkonzert am Sonntag, 14. März, um 17 Uhr in der Pfarrkirche St. Peter und Paul. 200 Sängerinnen und Sänger treten an und präsentierten die Deutsche Messe für Chor und Bläser von Hermannjosef Rübben und das Requiem. Weiter geht's am Samstag, 27. März, um 20 Uhr mit einem Konzert der Oefner-Chöre in der Stadthalle.
Dort folgt am Sonntag, 15. Mai, um 20 Uhr der erste Höhepunkt im Festjahr, ein großer Kommers. Ihrem Schirmherr Heinz Riesenhuber versprechen die Sänger ein abwechslungsreiches Programm, eine Vielzahl Ehrungen und die Präsentation der Vereinsgeschichte.
Die Hauptfeierlichkeiten von 10. bis 14. Juni auf dem Festplatz starten mit einer Rocknacht mit Nexus und den Moon- Dogs. Tags darauf ist ein Freundschaftssingen angesagt. Für den Samstag ist Peter Maffays Rockmärchen "Tabaluga" vorgesehen, ehe um 18 Uhr der große Festzug mit historischen Motiven loslegt. Der Sonntag, 13. Juni, steht ganz im Zeichen des Leistungssingens mit mehr als 25 befreundeten Chören. Daran schließen sich ein Festmarsch und das allabendliche Tanzvergnügen an.
Beim Live-Musik-Frühschoppen am Montag, 14. Juni, erholen sich die Sänger von den Anstrengungen des Wettbewerbs, während sich ihr Nachwuchs beim Kinderfest vergnügt. Abends wird dann wieder getanzt und bei der großen Verlosung können die Teilnehmer ein Auto, eine USA-Reise und vieles mehr gewinnen. Mit dem großen Jubiläumskonzert schließt der Kernsche Männerchor am Samstag, 30. Oktober, den Veranstaltungsreigen.ZauberischeTitaniaBritten wiederaufgenommen
Brittens Shakespeare-Oper "Ein Sommernachtstraum" hatte am Wochenende ihr Comeback in Frankfurt. Ein Werk, das Ansprüche stellt. Ansprüche an das Ensemble, das Orchester und nicht zuletzt auch an das Publikum, das trotz mancher Längen vor allem gegen Schluß kaum Ermüdungserscheinungen zeigte und zuletzt herzlich applaudierte.
Applaus hatte denn auch vor allem das Sextett der Handwerker verdient, das weitgehend besetzt war mit hauseigenen, "gestandenen" Kräften. Diese gediegenen und routinierten Sänger und Schauspieler konnten einen hohen Anteil am Erfolg des Abends für sich verbuchen.
Unter den Hauptdarstellern war es allein Audrey Michael, die mit ihrer schlanken und auch in den Höhen makellosen Stimme zauberisch wirkte. Ihr gegenüber hatte es der Countertenor Jeffrey Gall nicht leicht, sich mit seinem nervösen Timbre zu behaupten.
Das Quartett der Liebenden wäre überzeugender gewesen, wäre nicht Andrzej Dobber mit seiner metallenen Stimme völlig aus dem Rahmen gefallen. Hätten das Orchester und sein Dirigent etwas weniger laut und dafür etwas differenzierter musiziert, wäre der Abend noch runder geworden.
Zum Glück aber hatte man mit Miroslav Nemec einen wunderbaren Puck gefunden, der, genau in der Balance zwischen Satyr, Mensch und Kobold, in der Lage war, mit vielem zu versöhnen. wp
Martin Lamberty kennt sich aus im (Frankfurter) Wald. Deshalb weiß der Förster auch, daß die Bürger leicht was durcheinanderbringen: Bannwald, glauben viele, verbiete den 104 städtischen Waldarbeitern künftig Axt und Säge anzulegen. Irrtum: Hege und Pflege, die Aufforstung und "der Kahlhieb" (Hessisches Forstgesetz) - im Auftrag der Förster - bleiben zulässig. Das Forstgesetz erlaubt Rodung bis zu 40 Prozent "des Holzvorrates". Ein Kahlschlag aus "waldbaulich-klimatischen Gründen" kommt im Frankfurter Stadtwald gar nicht selten vor.
Denn noch immer leidet der Forst unter den Folgen der Bombenangriffe und Kämpfe des Zweiten Weltkrieges. Etwa 1200 Hektar Wald mußten nach 1945 wieder aufgeforstet werden - häufig geschah das mit nicht standortgerechtem Nadelholz. Auf 330 Hektar begannen die städtischen Förster in den vergangenen Jahren, die Nadelbäume durch Laubholz zu ersetzen. Eine Umwandlung auf weiteren 560 Hektar soll folgen - unmöglich ohne (vorübergehenden) Kahlschlag.
Immer häufiger freilich pfuschen Frühjahrsstürme den Förstern ins Handwerk. Lamberty schätzt, daß als Folge von "Wiebke" und anderen windigen Besuchern derzeit über 10 000 Kubikmeter "Sturmholz" im Stadtwald liegen. Ein Teil ließe sich noch zu Papier und Spanplatten verarbeiten, allein, die Stürme fegten den Holzmarkt weg. In der Vor-Sturm-Zeit brachte ein Kubikmeter Holz weit über 100 Mark - heute liegt der Kubikmeter-Erlös bei 20 Mark.
Folge: Der Stadtwald gerät immer mehr zum Zuschuß-Geschäft. 1990 brachte Holzverkauf der Kommune noch 1,5 Millionen Mark ein, 1991 sank die Einnahme auf 1,1 Millionen. Vergangenes Jahr gingen in der Stadtkasse nur noch 450 000 Mark ein. Derweil wächst der Wald brav weiter: Um 4,5 bis fünf Festmeter Holz pro Hektar und Jahr.
Aus forstwirtschaftlicher Sicht sind 348,4 Hektar des Stadtwaldes völlig uninteressant - die zählen zum "Nichtholzboden": So prosaisch faßt der Förster Wege, Waldwiesen und Teiche zusammen. Dann gibt es, was er treffend "Nichtwald" nennt: Forsthäuser, Wasserwerke, Parkplätze. Was Wunder, daß weder "Nichtholzboden" noch "Nichtwald" zum Bannwald geraten.
Ausgeklammert bleiben weiter der 18,4 Hektar große Biegwald, der 33,6 Hektar große Riederwald und die 45,9 Hektar Forst, die im Zusammenhang mit der Bundesgartenschau 1989 angepflanzt wurden - allesamt zählen sie zum Zuständigkeitsbereich des Gartenamtes. Und es existiert noch ein externes Stück Frankfurter Forst, für das der Bann ebenfalls nicht gilt: Der Hattersheimer Pumpwerkswald. Hier gewinnt man nicht nur Trinkwasser, auch Bäume: 40 Hektar setzten die Förster neu - freilich nur als Ersatz für Grün, das zuvor dem Wachstum des Frankfurter Flughafens weichen mußte. jg
BAD VILBEL. Der Saal in der Alten Mühle platzte aus allen Nähten. Der Andrang war so groß, daß sogar im Foyer noch Stuhlreihen aufgestellt werden mußten. Ein deutliches Zeichen der Solidarität, das da von einem überwiegend jungen Publikum gesetzt wurde, aber auch ein schöner Erfolg für die Veranstalter, rund zehn Bad Vilbeler Gymnasiasten/innen, die nach den eskalierenden Ausschreitungen gegen ausländische Mitbürger die Idee zu diesem Abend entwickelt und trotz bevorstehender Abiturprüfung sich die Zeit genommen hatten, diese Veranstaltung vorzubereiten.
Eine Premiere also im doppelten Sinn. Eine Kulturveranstaltung gegen Fremdenhaß und für die Wahrung der Menschenrechte, mit einer hochkarätigen Zusammenstellung von Musik, Literatur und Theater, wie sie von niemandem, von keiner Organisation, keiner Partei oder irgendeiner anderen Erwachsenengruppe in der Brunnenstadt zuwege gebracht worden war. Zugleich eine spontan entwickelte, sehr persönliche Veranstaltung mit unentgeltlich auftretenden Künstlern, bei der die jugendlichen Initiatoren selbst Neuland betraten. Der Erlös von rund 2500 Mark wird dem Freundschaftskreis Flüchtlingshilfe in Bad Vilbel zufließen.
Mit ein wenig Lampenfieber zwar, aber doch sehr professionell und sicher führte Alfred Birk vom Mühlen-Café durch ein homogenes, niveauvolles Programm, das nachdenklich und betroffen stimmte, dem es gleichwohl nicht an Musikalität sowie beißender Ironie und politisch aktuellem Bezug mangelte.
Autor Valentin Senger, der in "Kaiserhofstraße 12" seine schier unglaubliche Überlebensgeschichte als Jude und Kommunist im braunen Frankfurt niedergeschrieben hat, drückte seine Angst vor der Nachlässigkeit heutiger Politiker aus. Er habe damals erleben müssen, wie aus einer kleinen Gruppe eine Armee von Totschlägern geworden sei. Die heutigen Lichterketten seien in einer Welt der Vorurteile ein Silberstreifen am Horizont. Senger: "Ich hoffe, die Kerzen brennen weiter."
Juliane Zollmann (Gesang), seit Monatsbeginn neue Leiterin der Musikschule Bad Vilbel/Karben, stellte sich im Trio mit Axel Genannt (Vilbeler Gitarrenlehrer) und Martin Wagner (Akkordeon) als ausdrucksstarke Interpretin von jiddischen Ghetto-Liedern sowie auch von Brecht-Songs vor. Schriftsteller Herbert Heckmann reflektierte in einem eigens für diesen Abend verfaßten Beitrag über den Satz: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Mit seziererischem Zugriff entlarvte er den tieferen Sinngehalt dieser grammatikalisch so einfach daherkommenden Konstruktion. Nur die Würde, nicht der "Mensch im Genitiv" solle unantastbar sein. Eine heuchlerische Sprache, die eine solche Kluft schaffe zwischen Begriffen und Menschen. Um so wichtiger, so Heckmann, daß den Worten Taten folgten.
Wie verräterisch Sprache sein kann, das machten auch Bernhard König in seiner Montage von Ausländergesetzestexten sowie Chansonnier Jo van Nelsen und der Mainzer Theatermacher Klaus Merten in einer Textcollage von Claudia Wehner deutlich. Erschreckende Parallelen, die sich da zwischen Pamphleten neonazistischer Organisationen, Bekenntnissen rechtsextremer Jugendlicher und dem jüngsten Hetzartikel in der Bad Vilbeler CDU-Wahlkampf-Schrift über "Asylantenflut" und "deutsche Mieter" auftaten. Ein Beitrag über den "kleinen Haß" der kleinen Leute und wie er mit dem Sprachduktus vergangen geglaubter Blut- und Bodenrhetorik geschürt wird.
Bürgermeister Günther Biwer und Erster Stadtrat Klaus Minkel waren zu diesem Abend eingeladen gewesen, aber nicht erschienen. Betretene Gesichter bei den wenigen Unions-Mitgliedern im Saal, als ihr Wahlkampforgan unter Buh-Rufen des Publikums zitiert und abschließend Minkels oberlehrerhaftes und im Stil des umstrittenen Hetzartikels verfaßtes Absageschreiben an die Gymnasiasten verlesen wurde: "Wenn Sie eine breitere Wirkung erzielen wollen und nicht auf einen Feldgottesdienst für die sowieso Überzeugten aus sind, dann empfehle ich Ihnen eine sehr differenzierte Betrachtungsweise, frei von Klischees, bei der nicht der ,edle Ausländer&rquote; gegen ,böse Deutsche&rquote; ausgespielt wird. Wohl kaum ein Land der Erde läßt sich derartig viele Mißbräuche gefallen wie Deutschland. Zu einer ungestörten Beziehung gehört es, auch diese Mißbräuche zu erkennen und zu bekämpfen", formuliert der Christdemokrat unter anderem.
JÖRG MUTHORST
pl HAMBURG, 14. Februar. Auch Hamburgs Grüne sind jetzt wieder gegen eine Militärintervention im früheren Jugoslawien und sprechen sich statt dessen allein für zivile Maßnahmen zur Beendigung des Krieges aus. Ein entsprechender Beschluß wurde am Samstag von einer Mitgliederversammlung mit 164 gegen 33 Stimmen verabschiedet.
Mitte Januar hatte eine allerdings nur schwach besuchte Mitgliederversammlung mit sehr knapper Mehrheit für eine militärische Intervention votiert und war damit auf heftige Kritik auch in der Bundesführung der Grünen gestoßen.
Am Samstag hatten zwar die Befürworter einer Militär-Intervention den innerparteilichen Konflikt zu entschärfen versucht, indem sie den Einsatz deutscher Truppen "unabhängig von der verfassungsmäßigen Problematik" nun ausdrücklich für unzulässig erklärten. Doch das änderte nichts mehr an der Tatsache, daß sich die große Mehrheit der Delegierten gegen diese Gruppe stellte. Während die Fraktionsvorsitzende Krista Sager ein militärisches Eingreifen unter anderem mit dem Argument begründete, man dürfe nicht zusehen, "wenn vor aller Augen ein Genozid stattfindet", sprachen die Kritiker von einem "Bruch aller grünen Grundsätze". Der Beschluß vom Januar habe zur Folge gehabt, "daß ohne jede Rücksicht auf programmatische Verabredungen und Mehrheitsverhältnisse in der Partei einer entfesselten deutschen Außenpolitik und einem grünen Militarismus das Wort geredet werden konnte".
Offenkundig wurde in der Debatte, daß viele Hamburger Grüne in der Befürwortung einer Militärintervention einen Versuch eines Teils ihrer Partei sehen, die Grünen stärker zur politischen Mitte hin zu öffnen und nicht nur für Sozialdemokraten, sondern möglicherweise auch andere Parteien koalitionsfähig zu machen.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Mit einer Erklärung zur Kommunalwahl am 7. März haben sich in diesen Tagen die katholische und die evangelische Kirche im Main-Taunus-Kreis an Politiker und Wähler gewendet. Die Christen fordern die demokratischen Parteien im Kreis "dringend" auf, Lösungen für die sozialen Probleme zu entwickeln. Die Kirchen seien bereit, dabei mitzuhelfen.
An die Wählerinnen und Wähler appellieren sie, trotz eventueller Verärgerung über den "Parteienstaat" ihre Verantwortung wahrzunehmen und wählen zu gehen. Dabei sollten die Bürger rechtsextremen Kräften eine "eindeutige Absage" erteilen.
Die katholischen und evangelischen Christen fordern die Politiker auf, Wohnungen und Kindergärten zu bauen und den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern. Da es im Kreis immer mehr alte Menschen gebe, müsse auch die Altenhilfe verstärkt werden. Zunehmende Gewaltbereitschaft auf der Straße und in Schulen sei Ausdruck von Problemen und erfordere weitere Pädagogen. Auch die Jugendarbeit müsse ausgebaut und Arbeitsplätze geschaffen werden.
Die Kirchen erhoffen sich von diesem Paket sozialer Maßnahmen, nationalistischen und rassistischen Stimmungen und Gruppierungen den Boden zu entziehen, da diese ihre politischen Ziele oft aufgrund sozialer Probleme erreichten. she
tmh FÜRTH. Der Unterhaltungselektronikhersteller Grundig sendet merkwürdige Signale. Nach Einschätzung des Managements ist die Fürther Firma durch hohe Verluste im Geschäft mit Fernsehgeräten in ihrem Bestand "gefährdet". Schon früher war ein Defizit von voraussichtlich 200 Millionen Mark für das laufende Geschäftsjahr (bis Ende März) angekündigt worden. Eine klare Entscheidung über die Konsequenzen aus dieser Misere fällte der Vorstand in einer Krisensitzung am Wochenende aber offenbar nicht.
Entgegen anderslautenden Befürchtungen blieb der bereits einmal vertagte Beschluß, eines der drei verbliebenen TV- Werke dichtzumachen, auch dieses Mal aus. Insbesondere die knapp 900 Beschäftigten des französischen Werkes Creutzwald hatten zuvor gegen den drohenden Jobverlust demonstriert. Das Schicksal ihrer Arbeitsplätze bleibt weitgehend unklar. Der Vorstand sei übereingekommen, "die weiteren Überlegungen in die Hände des Managements der Grundig Electronique S. A., Creutzwald, zu legen", heißt es in einer Mitteilung. Dabei sollen auch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, "daß der Vorstand der Grundig AG unter Beachtung der Mitwirkungsrechte der Belegschaft entscheiden kann".
Ein Grundig-Sprecher verweigert jeden Kommentar zu dieser Passage mit den Worten: "Sonst fliege ich aus der Bahn." Gesamtbetriebsratschef Dieter Appelt kann über den Sinn nur spekulieren: Entweder solle hier in verklausulierter Form ein Management-Buy-Out angekündigt werden, oder die TV-Fertigung zugunsten anderer Produkte eingestellt werden. Falls das Werk aufgegeben werde, so Betriebsrat Robert Zwingel, steuere der Konzern, der zu einem Drittel Philips gehört, wegen der Stillegungskosten auf einen Verlust von 300 Millionen Mark zu.
Die Schließung eines TV-Werks ist nach der Vorstandssitzung offenbar keineswegs vom Tisch. Die Fernsehproduktion in Nürnberg-Langwasser werde vom Sommer an "voraussichtlich" nur noch einschichtig arbeiten, teilt Grundig mit. Bereits im Sommer 1992 war ein spanisches TV-Werk dichtgemacht worden. "Diese Maßnahmen sind wegen der anhaltenden Marktschwäche nicht ausreichend", verlautet aus der Konzernzentrale. Zur Frage, ob dies die völlige Schließung von Langwasser bedeuten könne, sagt ein Sprecher: "Wenn Sie diesen Schluß ziehen, kann das richtig sein."
Arbeitnehmervertreter Appelt befürchtet einen zusätzlichen Personalabbau. Zuletzt hatte Grundig angekündigt, die Belegschaft von derzeit 17 200 bis zum Jahresende auf 15 500 zu reduzieren.
WETTERAUKREIS. Die CDU hat den Bau einer Müllverbrennungsanlage in Wölfersheim zu einem zentralen Thema ihres Wahlkampfes gemacht. Die Wetterauer Bürgerinitiative für das bessere Müllkonzept lehnte die Pläne der Union ab. Wir dokumentieren die Stellungnahme der Initiative in Auszügen:
"Damit sich eine Müllverbrennungsanlage überhaupt lohnt, darf nicht nur der Wetterauer Rest- und Sperrmüll dort ,entsorgt&rquote;, sondern es muß weiterer Müll aus anderen Landkreisen angefahren werden. Weil sich das Restmüllaufkommen durch die Einführung des DSD und die Errichtung von Kompostierungsanlagen stark vermindern wird, soll nach den Worten Norbert Kartmanns (Wetterauer CDU- Vorsitzender - d. Red.) zu den ursprünglich anvisierten Landkreisen Gießen, Marburg-Biedenkopf und Main-Kinzig auch noch dem Müllnotstand des Rhein-Main-Gebietes abgeholfen werden. Und damit es der Verbrennungsanlage in Wölfersheim darüber hinaus an Müll nicht mangelt und dessen Brennfähigkeit erhöht wird, sollen den Altreifen und dem Restmüll auch noch Klärschlamm und von den Bürgern brav eingesammeltes Altpapier, angeblich niederer Qualität, zugeführt werden.
Die Wetterauer Bürgerinitiative für das bessere Müllkonzept fordert die CDU auf, die wirtschaftlichen Interessen der Preag nicht zum Maßstab ihres Handelns zu machen, sondern die Belange der Wetterauer Bevölkerung in den Vordergrund zu stellen. Kreis, Land und Bund fordern die Reduzierung des Hausmülls, so daß der Restmüll nach einer radikalen Vermeidungsstrategie und nicht thermischen Vorbehandlung auf einer gering dimensionierten Deponie so gelagert werden kann, daß Schäden, falls sie überhaupt entstehen, begrenzt und behebbar sein werden. (. . .)
Der Wetteraukreis sollte sich auf die Entsorgung des eigenen Müllaufkommens beschränken, wie das auch in der bisherigen Planung vorgesehen ist. Nur so kann die Verkehrsbelastung von Wölfersheim und den anderen betroffenen Gemeinden in einem einigermaßen zumutbaren Rahmen gehalten werden. Auch die Risiken der Entsorgung können so minimiert werden.
Eine MVA bedeutet nicht, daß keine Deponie mehr notwendig ist. Es werden sogar noch unterschiedliche Deponien gebraucht. Denn es ist nicht nur Schlacke, die nach einer Verbrennung übrig bleibt. Die MVA produziert gefährlichen Sondermüll in Form von Filterstäuben, die in Herfa-Neurode gelagert werden müsse. Für die Schlacke ist auf jeden Fall eine Deponie notwendig. Es wurde den Wölfersheimern zugesagt, daß eine Doppelbelastung (MVA und Deponie) ihrer Gemeinde nicht in Frage kommt. Das bedeutet, daß die Holzheimer, die vielleicht die trügerische Hoffnung hegen, im Falle einer MVA in Wölfersheim von einer Deponie verschont zu bleiben, sicher sein können, daß bei ihnen die Schlacke gelagert werden wird. Wobei es sich nicht, wie Herr Bouvier verlauten läßt, um eine Deponie handeln wird, die ,nur noch ein Zehntel der Fläche benötigt, wie sie jetzt für die Deponien Holzheim und Wölfersheim verplant&rquote; wird. Diese Rechnung ging nur dann auf, wenn in der MVA Wölfersheim nichts anderes als der Wetterauer Rest- und Sperrmüll verbrannt würde. Denn nach der Verbrennung bleiben etwa zehn Volumenprozent Schlacke übrig. Durch die Einbeziehung des Mülls aus drei weiteren Landkreisen und Teilen des Rhein-Main-Gebietes sowie der Altreifen, des Klärschlamms und des Altpapiers erhöht sich das Restvolumen entsprechend."
Dem Offenen Brief der Berliner Senatorin für Soziales, Frau Ingrid Stahmer, an den Bundeskanzler, der in der FR vom 11. Februar 1993 abgedruckt wurde ("Damit Sie wissen, über wen Sie da reden . . ."), kann nur zugestimmt werden. Die Pläne der Bundesregierung, u.a. bei der Sozialhilfe zu sparen, führen dazu, daß die Opfer einer unzureichenden Sozial- und Wirtschaftspolitik dafür auch noch selbst bezahlen sollen.
Die Bundesrepublik Deutschland ist nach wie vor ein reiches Land. Trotz Wirtschaftswachstums in den letzten Jahren hat die Armut aber zugenommen. Nach einer Definition der EG-Kommission gilt derjenige als arm, der über weniger als 50 Prozent des Durchschnittseinkommens seines Landes verfügt. Diese Armutsschwelle lag nach Angaben des Caritas-Armutsberichtes vom Oktober 1992 im Jahre 1991 bei 586,30 DM zuzüglich Miete pro erwachsener Person im Monat. Der monatliche Regelsatz für einen Empfänger von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt liegt mit 509 Mark zuzüglich Miete auch heute noch deutlich unter der Armutsschwelle.
Nach wissenschaftlichen Untersuchungen ist ein Viertel der Bevölkerung in den alten Bundesländern armutsgefährdet. 15 Prozent der Menschen in Westdeutschland sinken gelegentlich unter die Armutsschwelle und ca. 10 Prozent leben ständig in Armut. Das Phänomen der Zweidrittel-Gesellschaft ist also Realität.
Wer in einer solchen Situation die Sozialhilfe kürzen oder auch nur einfrieren will, verhöhnt nicht nur die Sozialhilfeempfänger, sondern auch die Arbeitnehmer mit Niedrigeinkommen, die unter dieser Armutsschwelle leben müssen.
Michael Makiolla (Sozial- dezernent), Unna
SCHWALBACH. Ein grünes Hakenkreuz verunziert einen der metallenen Abfallbehälter, die an der Rampe vom Limesbahnhof zum Marktplatz befestigt sind. Ein Zeichen, das dem gegensteuert, wollen Parteienvertreter, Kirchenleute, Ausländerbeirat und Deutsch-Ausländische Gemeinschaft setzen, die am Freitag im Rathaus ihre Aktion "Toleranz am Taunus - gemeinsam gegen Fremdenhaß" vorstellten. Die fünf im Stadtparlament vertretenen Parteien einigten sich auf einen gemeinsamen "Aufruf zum Wahlkampf 1993". Darin schließen sie eine Zusammenarbeit mit "radikalen und extremen politischen Kräften", beispielsweise den "Republikanern", aus. Und "Fremdenhaß" oder gar Gewalt wollen sie in ihrer Stadt "nicht dulden".
Mit Plakaten und Buttons, die an ihren Informationsständen ausliegen, wollen die Politiker für Toleranz werben und mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Bisher waren freilich eher die Themen "Solidarpakt" und "Kronberger Hang" Anliegen von Schwalbachern, die an Infoständen stehen blieben, sagen SPD-Mann Hansjörg Elshorst und Günter Pabst (Unabhängige Liste). Hans-Peter Labonte von der katholischen St.-Martin-Gemeinde im Limes erhofft sich von der Aktion ein "Zeichen, das gerade von der Stadt ausgeht, die in Hessen immer wieder mit dem Thema Asyl in Zusammenhang gebracht wird". Aufklärung leisten, für Verständnis sorgen und tatkräftige Unterstützung bieten, falls vor der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft (HGU) wieder einmal Menschen obdachlos werden - das gehört seit Monaten zu den Aufgaben der Kirchengemeinden. Selbst wenn Gemeindemitglieder unterschiedlicher Auffassung beim Asylrecht sind - in der Kleiderkammer der Schwalbacher HGU stehen sie dann wieder einträchtig zusammen, um die Flüchtlinge mit dem Nötigsten zu versorgen.
Hermann Josef Kändler, katholischer Geistlicher in Alt-Schwalbach, weiß aber auch von Ängsten der "Ureinwohner" gegenüber Jugendlichen, die sich an der S-Bahn treffen. "Es gibt viele Ängste und Gerüchte, weil die Jugendlichen da herumstehen", weiß auch Rozsa Hülsemann vom Ausländerbeirat. Aber: "Konkretes geschieht selten." Und Katholik Hans- Peter Labonte ergänzt: "Das ist deren Kultur, das öffentliche Leben spielt sich auf der Straße ab. Es macht Spaß, da rumzustehen und als Jugendlicher auch Macht auszustrahlen und mal einen kessen Spruch abzulassen."
Ein "Runder Tisch" soll die begonnene gemeinsame Aktion, die auf eine Initiative des Ausländerbeirates zurückgeht, in Schwalbach auch nach der Wahl fortsetzen. Er soll allen Interessierten offenstehen und insbesondere auch die Vereine stärker einbeziehen. Die könnten ohne Ausländer manchmal gar keine Mannschaften aufstellen, weiß Stadtverordneter Günter Pabst, und Pfarrer Hermann Josef Kändler ergänzt: "In der Limesstadt würden wir ohne Ausländer gar nicht genug Meßdiener zusammenbekommen."
So ist es denn nach Worten von SPD- Mann Hansjörg Elshorst vor allem Ziel der Schwalbacher Aktion, jenseits des Asylstreits klarzumachen: "Wir leben seit Jahrzehnten mit verschiedenen Kulturen zusammen und haben gemeinsam viel aufgebaut." she
Nach dem Aufwärmen raunte FSV-Torwart Markus Croonen seinem Trainer Herbert Dörenberg zu: "Trainer, heute fallen mindestens acht Tore. Bei dem holprigen und glatten Rasen wird ja jeder Schuß für den Torwart zu einem Abenteuer." Der gute Markus Croonen hatte unrecht. Nicht der Schuß wurde auf dem Boden zu einem Abenteuer, sondern das Schießen. Grevelhörster, einzige Sturmspitze des FSV an diesem neblig- frostigen Nachmittag, konnte ein Lied von diesen Schwierigkeiten singen. Zweimal, in der 26. und 32. Minute, stand er frei vor dem KSV-Tor, doch einmal traf er im Preßschlag mit Schön nur den Pfosten, und beim zweiten Mal rutschte er weg und der Ball am Pfosten vorbei.
Welch eigenwillige Wege der Ball an diesem Tag einschlug, zeigte auch die 64. Minute, als KSV-Verteidiger Matys seinen eigenen Torwart Kneuer beinahe mit einem verunglückten Schuß überlistet hätte. Zu diesen drei klaren Tormöglichkeiten des FSV kam noch ein Schrägschuß von Alex Conrad, der sein Ziel knapp verfehlte, während der KSV nur durch Kistner in der 83. Minute dicht vor einem Erfolg stand.
Trotz der widrigen Verhältnisse hatte das Verfolgerduell ein beachtliches Niveau. Taktische Abstimmungen beider Mannschaften waren vom Feinsten, und auch viele Spielzüge waren sehenswert. FSV-Trainer Dörenberg fand es unverständlich, daß das Spiel überhaupt angepfiffen wurde: "Wir können froh sein, daß sich heute niemand verletzt hat. Auf diesem Boden konnte man nicht besser spielen als es beide Mannschaften getan haben. Entscheidend war wieder einmal unsere schlechte Chancenauswertung". Ein Kompliment bekam der FSV von Kassels Manndecker Bodo Schmidt mit: "Selbst bei diesen ungünstigen Bedingungen konnte man noch sehen, welches spielerische Potential im FSV steckt. Vielleicht ist die Meisterschaft doch noch nicht für die Offenbacher entschieden."
Überragend beim FSV war erneut Alex Conrad, den auch Dörenberg als seinen beständigsten Akteur dieser Saison bezeichnete. Auf der Gegenseite bestach Libero Dickhaut als eleganter und leichtfüssiger Libero, der sich immer wieder in die Offensive einschaltete und herrliche Pässe spielte. Eintracht Frankfurt wird sich auf den Neuzugang freuen dürfen.
PETER BUSCH
Kassel: Kneuer, Dickhaut, Schmidt, Schön, Höhle, Zimmermann, Matys, Cakici (82. Mason), Becker, Liebers, Kistner.
FSV: Croonen, Fischer, Zgraja, Conrad, Boy, Haupt (59. Grau), Duzel, Etebu, Schäfer, Lakies, Grevelhörster.
Schiedsrichter: Repp (Volpertshausen).
Zuschauer: 800.
KÖNIGSTEIN. Zwei parkende Wagen hat ein Autofahrer am Samstag vormittag gegen 11.45 Uhr auf der Falkensteiner Straße demoliert. Unterwegs in Richtung Alt-Falkenstein, verlor er in Höhe des Hauses Nummer 40 die Kontrolle über sein Fahrzeug, geriet zu weit auf die rechte Straßenseite und prallte gegen die ordnungsgemäß abgestellten Wagen. Geschätzte Schadenssumme: 23 000 Mark. ki
Aus dem Leserbrief des Abgeordneten Manfred Richter (FR/FRA vom 10. 2. 1993 "Vom Wert des Bannkreises") wird deutlich, daß selbst Abgeordnete das Bannmeilengesetz nicht verstehen. Dieses Gesetz verbietet nicht die Störung, Behinderung und Nötigung von Abgeordneten - dagegen wäre nichts einzuwenden -, aber das ist bereits in § 106 StGB geregelt. Das Bannmeilengesetz verbietet jede Form gemeinsamer Meinungsäußerung im Umkreis des Parlaments, auch alle friedlichen Äußerungen, selbst wenn der Bundestag gar nicht anwesend ist. Das ist eine Einschränkung der Meinungsfreiheit (Art. 5 GG) und der Versammlungsfreiheit (Art. 8 GG), die in keinem angemessenen Verhältnis zum Zweck steht.
Für die Polizei ist die Überwachung der Bannmeile eine unsinnige Aufgabe; sie muß friedliche Bürger wie letztes Jahr beim ÖTV-Streik oder bei der Bauern-Demo abtransportieren, obwohl diese nur ihre Meinung kundtun wollen und gar nicht vorhaben, das Parlament zu behindern, zu stören oder zu nötigen. Außer Frage steht, daß die Polizei eingreifen muß, wenn die öffentliche Ordnung gefährdet ist, wenn die Arbeit des Parlaments gestört wird oder wenn einzelne Abgeordnete belästigt oder genötigt werden, aber dazu ist das Bannmeilengesetz nicht erforderlich.
Die Forderung eines FDP-Abgeordneten, "Abgeordnete sollen und müssen möglichst unbeeinflußt Entscheidungen treffen", finde ich lustig. "Im Zeitalter des Lobbyismus jeglicher Provenienz gibt es sehr viel subtilere, aber ungleich wirksamere psychologische Pressionen, als sie von den vergleichsweise groben, die Widerstandskräfte eher stimulierenden Momenten bei Demonstrationen vor den Häusern der Gesetzgebungsorgane ausgehen" (VG Wiesbaden 1981). Ganz zu schweigen von den finanziellen Einflußnahmen! Die Lobbyisten gehen im Parlament mit Hausausweisen ein und aus, aber das Volk soll außen vor der Bannmeile bleiben!
Zum Schluß: Wie die Bundestagsabgeordnete Frau Dr. Enkelmann aussieht, hat mit der Sache nichts zu tun. Ich finde Manfred Richters Beschreibung chauvinistisch und würde mich wehren, brächte er meine Meinung zur Bannmeile in einen Bezug zu meinem (leider) zunehmenden Bauchumfang.
Peter Conradi (MdB/SPD), Stuttgart/Bonn
Als Nationalspielerin Christine Herrmann mit ihrem sechsten Tor die Gastgeberinnen in der 46. Minute mit 15:14 in Führung brachte, war beim Handball- Bundesligaspiel DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden gegen den Tabellen-Zweiten TuS Walle Bremen eine Überraschung möglich. Dann aber brachte Trainer Wolfgang Theis seinen Joker namens Dagmar Stelberg, und die 34 Jahre alte Spielerin leitete mit drei Treffern sowie gekonnten Anspielen die Wende ein. "Sie laboriert an einer Schulterverletzung, und ich wollte sie eigentlich nicht bringen", sagte Theis.
Sein Gegenüber Heinz-Peter "Beppo" Brehm brachte zur gleichen Zeit seine routinierte, 33 Jahre alte ehemalige DDR- Rekordnationalspielerin Kathrin Mietzner - und hatte Pech mit dieser Hereinnahme. Die Wiesbadenerin erhielt in ihrer ersten Aktion keinen Siebenmeter, traf anschließend zweimal nicht, leistete sich eine Fehlabgabe und handelte sich noch eine Zeitstrafe ein. "Vera Radic war platt wie ein Pfannkuchen, ich mußte Mietzner bringen", begründete der DJK- Coach seine Entscheidung.
Radic war mit einem halben Dutzend Toren neben Christine Herrmann überragende Wiesbadenerin, mußte mangels Alternativen aber praktisch durchspielen. Aus dem 15:14 war längst ein 16:19 geworden, mit nur sieben Feldspielerinnen (Silvia Kilian und Alexandra Istel fielen mit Erkältungen aus) konnte der Favorit nach mehr als 45minütiger energischer Gegenwehr geärgert, aber nicht besiegt werden.
Die Energieleistung von Christine Herrmann, die sowohl in der zentralen Deckungsposition als auch in der mittleren Rückraumposition im Angriff überragte, war nach schwächeren Vorstellungen nicht zu erwarten, auch die kollosale Steigerung von Vera Radic nicht. Zudem setzte sich Sabine Quednau (3) auf Rechtsaußen stark in Szene, rackerte Nicole Müller (2) auf halblinks, wodurch die schwächeren Leistungen von Petra Ritter und Simone Hegebart am Kreis beziehungsweise auf Linksaußen kompensiert werden konnten.
Walle Bremen stellte sich den 400 Zuschauern am Elsässer Platz nicht in meisterlicher Form vor, der TV Lützellinden (am Mittwoch 29:12-Sieger gegen Wiesbaden) kann in der jetzigen Form nicht am Durchmarsch gehindert werden. "Die Umstellung, aus guten Einzelspielerinnen eine Mannschaft zu bilden, ist meinem Vorgänger Weiler in vier Monaten nicht gelungen und kann von mir in wenigen Tagen auch nicht verlangt werden", beschrieb Theis die Bremer Probleme. hdp
Bezirkspokal Frankfurt, Halbfinale Buchmanns Team in der Abwehr nicht sicher
Der größte Jubel brandete am Bieberer Berg bei Bekanntgabe des torlosen Unentschiedens zwischen den Oberliga-Verfolgern Hessen Kassel und FSV Frankfurt auf. Zu diesem Zeitpunkt hatte der OFC-Anhang auch wenig Grund, mit dem Oberliga-Spitzenreiter im Frankfurter Bezirkspokal-Halbfinale gegen den Landesligisten KSV Klein-Karben zufrieden zu sein. Der Pausenvorsprung schmeichelte, denn der Außenseiter hatte zu Beginn des Spiels vor nur 350 Zuschauern die besseren Chancen.
Nach dem 3:1 durch Hartmann (60.) war der KSV allerdings chancenlos, zumal der OFC mit einem Doppelschlag (Behlil traf nur 120 Sekunden später) den Gast aus allen Pokal-Träumen riß. Die Offenbacher Kickers warten jetzt auf den Finalpartner im Bezirksfinale, der zwischen dem Sieger des Spiels Spvgg. 05 Oberrad gegen Eintracht Windecken (20. 2.) und dem FSV Bad Orb (alle Bezirksoberliga) ermittelt werden muß. Damit dürfte der OFC bereits jetzt als Teilnehner am Hessenpokal (acht Teams) feststehen.
Die wichtigste Erkenntnis für Trainer Lothar Buchmann: Die Abwehrformation ohne Libero funktionierte nicht wunschgemäß, erst als Biehrer nach der Halbzeit diesen Posten hinter der Deckung einnahm, konnten die Löcher besser gestopft werden. Albert und Gramminger hatten als Manndecker größere Mängel offenbart, als das Duo Albert/Babicic.
In den ersten 12 Minuten vergaben May, Reuter und Braunwart, dessen Kopfball Torwart Todericiu an die Latte lenkte, die Führung, Biehrer und Koutsoliakos zeigten nach einer guten halben Stunde bessere Vollstrekkerqualitäten. Beim Gegentreffer übersprang Braunwart den 1,96m langen Albert. Koutsoliakos, Hartmann, Figas gefielen bei Offenbach, Torwart Gebhardt überzeugte auf Klein-Karbener Seite.
HANS-DIETER PUTH
Tore: 1:0 Biehrer (31.), 2:0 Koutsoliakos (37.), 2:1 Braunwart (44.), 3:1 Hartmann (60.), 4:1 Behlil (62.).
Schiedsrichter: Schmidt (Hattersheim).
Zuschauer: 350.
Zweite Handball-Bundesliga Mit Seidels "Fahrkarten" in die dritte Klasse
Seidels vergebener Siebenmeter in der Schlußsekunde besiegelte praktisch den Abstieg des TV Gelnhausen aus der zweiten Handball-Bundesliga, Gruppe Süd. Der TVG verpaßte mit seiner 17:18-Niederlage den ersten Punktgewinn in fremder Halle und rangiert nun zehn Punkte hinter dem SC Leipzig (17:21), der den zum Klassenerhalt berechtigenden zehnten Rang belegt.
Seidel hatte bereits beim 10:7 einen Strafwurf vergeben und war neben den erneut maßlos enttäuschenden Marian (1) und Maslanka, die beide den Verein verlassen werden, Verlierer des Tages. In der Sporthalle an der Brüderstraße lagen die Nerven oftmals auch beim Gastgeber blank, 16:12 Strafminuten, zehn Siebenmeter (7/6 gegenüber 3/1 des Gastes) sowie die rote Karte gegen Karsten Krüger (G) in der 55. Minute belegten die Hektik im Abstiegskampf. Neben Seidels "Fahrkarten" war Krügers Hinausstellung in der heißen Endphase (18:16) entscheidend. Torwart Bretschneider sowie Gyöngyösi, Grimm und Scholz (je 3) verdienten sich befriedigende Noten, Torjäger und Spielmacher Coors (2) wurde zeitweise durch Manndeckung ausgeschaltet. Meuer (6/4), der einen Vorvertrag beim VfL Gummersbach in der Tasche hat, und Dirigent Mühlner (3/2) zogen beim SCL die Fäden. hdp
Das sind schon merkwürdige argumentative Verrenkungen, mit denen das offizielle Bonn das Taiwan-Waffengeschäft begleitet. Unter der Decke sollte die Chose gehalten werden, damit Peking nichts merkt (Kanzler Kohl); defensiv sind die Patriot- und Ram-Raketen, stören also keinen; es ist eine amerikanische und nicht eine deutsche Lieferung, die deutsche Seite hilft nur ein bißchen mit Ersatz- und Einzelteilen; nur das Arbeitsplatz-Argument haben wir noch nicht wieder gehört. Freilich, im Zusammenhang mit Werften, Fregatten und U-Booten hat es auch schon keine Rolle gespielt. Die Werften allerdings stehen meist in SPD-regierten Ländern. Also, was ist nun? Ein Schummelgeschäft, damit Außenminister Kinkel in Peking nicht ganz vergebens brav aufgetreten ist, damit China allfällig gemachte Zusagen nun nicht als ungeschehen betrachten kann? Oder: Verlieren Waffenteile ihre ausfuhrhemmenden Eigenschaften, wenn sie in ausländischen Systemen eingesetzt werden? Oder: Sind Defensivwaffen keine Waffen?
An Logik mangelt es an allen Enden. Freilich haben sich, sobald Geschäftliches sich einschleicht, in der Bonner China-Politik nur selten Spuren davon wiederfinden lassen. gro
Der Karl Kübel-Preis wird zum vierten Mal ausgeschrieben. Der mit 100 000 Mark dotierte Preis wird an Projekte oder Initiativen vergeben, die sich für die Bedürfnisse von Kindern und Familien engagieren. Initiator ist die "Karl Kübel- Stiftung für Kind und Familie" in Bensheim. Aktivitäten im Sinne der Preisausschreibung können Beratungsangebote sein oder der Aufbau sozialer Vernetzungen. Bewerbungsabschluß ist der 30. April. Kontaktadresse: Karl Kübel-Stiftung für Kind und Familie, Darmstädter Straße 100, 6140 Bensheim/Bergstraße. Telefon 0 62 51 / 70 05 - 39. FR
Als wenig aussichtsreich hat der Heidelberger Sozialrechtler Professor Görk Haverkate eine Klage der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH) gegen das Gesundheitsstrukturgesetz vor dem Bundesverfassungsgericht eingeschätzt. In einem Gutachten, das von Haverkate am Samstag bei einer Sitzung des KVH- Abgeordnetenhauses in Frankfurt vorgestellt wurde, kommt der Sozialrechtler zu dem Ergebnis, daß die vom Gesetzgeber normierte Anpassung laufender Honorarverträge der Ärzte an die Vorgaben des Gesundheitsstrukturgesetzes "zwar in hohem Maße verfassungsrechtlich bedenklich ist". Doch "wegen einer langjährig verfestigten Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts" könne die Anpassungspflicht "gleichwohl nicht mit Erfolg angegriffen werden".
Ende November vergangenen Jahres hatte die KVH, Interessenvertretung von 7800 Kassenärzten in Hessen, das Gutachten in Auftrag gegeben. Denn da das Gesundheitsstrukturgesetz "massiv in die Selbstverwaltung der KVH eingreift", berichtete KVH-Sprecherin Renata Naumann, sei die KVH-Abgeordnetenversammlung verpflichtet gewesen, "ein Gutachten einzuholen".
Angesichts des Vertrags der KVH mit dem Landesverband der AOK, dessen Laufzeit bis zum 31. Dezember 1993 vereinbart worden war, sollte die Expertise klären: War der Gesetzgeber durch die Verfassung verpflichtet, "die vertraglichen Positionen der Parteien für das Jahr 1993 zu achten"?
Aber "jede Möglichkeit einer Verfassungsbeschwerde scheidet im Augenblick" nach Ansicht des Jura-Professors auch deswegen aus, da die KVH "kein Grundrechtsträger ist".
Bevor einzelne Ärzte "sich wegen der Einkommensverluste im Jahre 1993" beim Verfassungsgericht zur Wehr setzen würden, müßten sie zunächst den Weg durch alle Instanzen der Sozialgerichte beschreiten.
Neben dem Gutachten Haverkates standen auch die Neuwahlen des KVH- Vorstandes auf der Tagesordnung der konstituierenden Sitzung der Abgeordnetenversammlung. KVH-Vorsitzender bleibt auch in der neuen Legislaturperiode der Kasseler Internist Otfrid Schaefer. In seinem Amt als zweiter Vorsitzender wurde Jürgen Bausch, Kinderarzt aus Bad Soden-Salmünster (Main-Kinzig- Kreis), bestätigt. ing
Alternativen zur Friseuse
Von den Lehrern müsse mehr Engagement für die Probleme ausländischer Schülerinnen und Schüler verlangt werden, und den Eltern gelte es "klar zu machen, daß auch Mädchen weiter zur Schule gehen können und nicht Friseuse werden müssen", verlangte Danny Ghrab. Formuliert worden war damit in der Diskussion "junger Migrantinnen mit Frankfurter Politikerinnen" eine zentrale Forderung: Sie wurde Schuldezernentin Jutta Ebeling, Frauendezernentin Margarethe Nimsch und Rosi Wolf-Almanasreh, Leiterin des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten, mit auf den Weg aus dem Jugendzentrum im Südbahnhof zurück in die Ämter gegeben.
Sicherlich, befand Ebeling, müsse ein "interkultureller Unterricht möglich werden, "wenn man die Einwanderungsgesellschaft ernst nimmt". Dazu gehöre, daß ausländische Lehrer und Erzieher in Schulen und Kindertagesstätten einbezogen würden. Zudem stelle sich als "zweites Problem", daß die meisten Lehrer für einen solchen Unterricht nicht ausgebildet seien und "das ganz handgestrickt machen müssen". Daher "müßten die Lehrer zur Fortbildung verpflichtet werden", um möglich zu machen, was Danny Ghrab und die anderen jungen Frauen in der Debatte für unerläßlich hielten: "Mehr auf die Kultur eingehen!", eben ausländische Kinder nicht "einfach unterbuttern und ihnen von vornherein die Motivation nehmen". Nur wenige Pädagogen würden sich wirklich für ihre Belange einsetzen.
Noch immer gebe es, so Schuldezernentin Ebeling, "gravierende Unterschiede" zwischen deutschen und ausländischen Schülern, obwohl "die Bildungs-Beteiligung wächst". Deutlich aber würden die Defizite, vergegenwärtige man sich, daß 40 Prozent aller Zehn- bis 20jährigen in Frankfurt ausländische Jugendliche sind. Weil sich "nur ein kleiner Prozentsatz der Lehrer für eine interkulturelle Erziehung interessiert", erklärte Rosi Wolf-Almanaresh, werde inzwischen in ihrem Amt überlegt, "in den Schulen Angebote zu machen". Auf jeden Fall aber soll es künftig in Frankfurt möglich sein, nach dem Hauptschulabschluß eine Ausbildung zu machen und ohne Studium Erzieherin zu werden. Zugleich sollten die Mütter ausländischer Kinder ermutigt werden, empfahl Margarethe Nimsch, "sich mit der Situation in Frankfurt auseinanderzusetzen". ing
Ihr Engagement für die Menschen, die von dem Reaktorunfall in Tschernobyl besonders betroffen worden sind, wollen die Initiativgruppen in der evangelischen Kirche Hessen-Nassau nicht mehr auf Freizeiten für Kinder beschränken: Es gehe nun darum, betonte Pastor Rudolf Dohrmann am Samstag bei einem Treffen der zumeist kirchlichen Gruppen in der evangelischen Dreifaltigkeitsgemeinde, "langfristige Partnerschaften" aufzubauen, gegenseitige Besuche deutscher und russischer, belorussischer sowie ukrainischer Familien zu organisieren und Projekte in der Region zu unterstützen.
Das bedeute nicht, fügte Dohrmann hinzu, daß künftig auf das Angebot von Freizeiten für Kinder gänzlich verzichtet werden solle. Aber gezeigt habe sich: "Das muß sorgfältiger geplant werden."
Vor allem komme es darauf an, fügte Gerhard Hoerschelmann, Mitarbeiter des Diakonischen Werkes, hinzu, daß die Kinder dann nicht für ein paar Wochen in eine vermeintlich "heile Welt" entfliehen könnten. Deutlich geworden sei aus den Erfahrungen der vergangenen sechs Jahre, erklärte Dohrmann: "Man soll sie nicht überfüttern."
Auch aus diesem Grunde werden die Akzente für Hilfsangebote in Zukunft anders gesetzt. Unterstützt wurde bereits in der Nähe von Minsk der Aufbau von zehn Häusern, die zur dortigen Strahlenklinik gehören: Dort sollen Familien leben können, während Kinder in dem Hospital behandelt werden. Ebenfalls nahe der Stadt Minsk entsteht ein Erholungszentrum für Kinder. Um dem landwirtschaftlichen Betrieb zu helfen, der die Strahlenklinik versorgt, hat das Diakonische Werk vor einigen Wochen hessische Landwirte aufgerufen, Geräte zur Verfügung zu stellen. ing
es ist nicht leicht mit den Eltern. Vor allem, wenn sie sich nicht mehr verstehen, wenn sie sich trennen und jeder seine eigene Wohnung hat. Und kaum hat man sich an den Zustand gewöhnt, die Kinder kommen mit ihren Eltern ganz gut zurecht, schon taucht das nächste Problem auf: die Mutter lernt einen anderen kennen, der Vater lernt eine andere kennen. Nun heißt es, sich an eine neue Person zu gewöhnen, und diese Person kann einem das Leben ganz schön zur Hölle machen. Da gibt es also verschiedene Schwierigkeitsgrade. Aber fangen wir mal mit einem guten Beispiel an: Der neue Mann oder die neue Frau ist sympathisch, versteht sich mit dem Elternteil gut und auch mit den Kindern, ist nicht aufdringlich und will sich auch nicht in den Vordergrund drängeln. An eine solche Person kann man sich langsam aber sicher gewöhnen. So, und nun kommt der Streß: Oft passiert es, daß der Freund oder die Freundin sich bei den Kindern einschmeicheln will, nach dem Motto: Der Weg zum Vater oder zur Mutter führt über die Kinder. Da bleibt dann die Frage offen: Mag diese Person die Kinder wirklich gerne oder sind die Kinder nur Mittel zum Zweck? Und besonders schwierig wird es, wenn diese Person auch noch eine bessere Mutter ein besserer Vater sein will, als der getrennte Elternteil. Das ist für die Kinder echt ätzend, weil diese doch ihre eigenen Eltern lieben und diesen auch treu sein wollen.
Ganz blöd ist es, wenn der oder die Neue eifersüchtig ist. Diese Probleme lösen hoffentlich die Erwachsenen, denn da können Kinder wirklich nichts tun. Schlimm ist es auch, wenn die Erwachsenen sich nicht verstehen, wenn die getrennt lebende Mutter oder der getrennt lebende Vater sich sehr gekränkt fühlt, weil der oder die Partner/in eine Freundin oder einen Freund haben. Wenn die Erwachsenen mit dieser Situation nicht fertig werden, dann können das die Kinder meist auch nicht.
So, und dann gibt es noch ein erhebliches Problem: wenn die Kinder den Neuen oder die Neue nämlich nicht mögen. Auf jeden Fall meinen wir, daß die Kinder niemandem Sympathie oder gar Liebe vorspielen sollten, wo gar keine ist, denn mit solchen unehrlichen Spielchen schaden sie sich selbst am meisten. Gut, das kann Ärger geben. Natürlich ist der Blick auf den oder die Neue oft getrübt, weil vielleicht Eifersucht im Spiel ist, oder weil Kinder schließlich immer wollen, daß die Eltern wieder zusammenkommen. So ein neuer Partner oder eine neue Partnerin macht ja noch einmal den Schmerz der Trennung sehr deutlich und zeigt auch, daß die Trennung der Eltern vermutlich endgültig ist. Da brauchen die Kinder eben eine ganze Weile Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Hoffentlich kapieren das die Erwachsenen. Es kann ja passieren, daß der Vater oder die Mutter jemanden ins Haus holen, den die Kinder einfach nur doof finden. Wenn das der Fall ist, dann sollten die Kinder sich Hilfe suchen. Dann brauchen sie einen neutralen Menschen, mit dem sie sprechen können, denn die eigenen Eltern sind häufig - wie so viele verliebte Leute - auf beiden Augen blind.
Nicht verschweigen wollen wir aber auch den umgekehrten Fall. Es kann ja sein, daß der neue Freund oder die neue Freundin ganz nett sind. Aber die Kinder benehmen sich so ablehnend, daß den Neuen keine Chance bleibt, die Kinder auch zu mögen. Die Erwachsenen haben halt auch das Recht, Kinder nicht zu mögen. Das alles ist menschlich und normal. In lebendigen Beziehungen gibt es Wut, Eifersucht, Haß und Liebe. Wenn die Gefühle erlaubt sind, wenn auch darüber gesprochen werden darf, dann ist schon viel gewonnen.
Zum Schluß sei noch gesagt, daß das alles auch seine guten Seiten hat. Wenn alleinstehende Eltern sich wieder einen neuen Partner suchen, dann zeigen sie auch Mut und Lebenslust. Sie haben Hoffnung, daß Trennungen und Enttäuschungen überwunden werden können und aus jeder traurigen Situation auch wieder ein neues Glück entstehen kann. Kinder dürfen ihren Eltern auch vertrauen, daß sie die richtige Wahl treffen, daß sie einen Menschen in die Familie holen, der für alle eine Bereicherung ist, einer mit dem man lachen und spielen kann, ein neuer Freund oder eine neue Freundin, die es wirklich gut mit den Kindern meint, und das ist dann ein Glück für alle Beteiligten.
Die Redaktion (Das sind Doris, Ulla und noch ein paar Leute.)
Es gibt Menschen, die verdammen Alkohol in jeder Form. Andere halten sich an das französische Sprichwort, nach dem ein Mahl ohne Wein wie ein Tag ohne Sonne ist. Dabei denken alle an ihr Wohlbefinden, ihre Gesundheit - nur eben jeder auf seine Weise. Die Frage ist müßig, wer am Ende recht hat: der Abstinenzler, der ganz auf Nummer sicher geht, oder der maßvolle Genießer, der mit dem Trinken genau dann aufhört, wenn es ihm am besten mundet.
Freilich: wer viel Alkohol trinkt, nimmt immer auch Risiken in Kauf. Die Folgen zeigen sich am nächsten Morgen: Die Glieder sind schwer wie Blei, der Kopf brummt, der Mund ist trocken - ein typischer Fall von Katzenjammer. Das Trinken größerer Alkoholmengen ist aber nicht allein daran schuld. Auch die Begleitumstände spielen eine Rolle. So macht es beispielsweise etwas aus, ob jemand beim Trinken gleichzeitig stark raucht, oder der Magen leer ist oder ob eine solide Mahlzeit vorausging. Zwei Gläser Schnaps, nüchtern getrunken, haben die gleiche Wirkung wie fünf Gläser nach dem Essen. Im übrigen kommt es auch auf die Begleitstoffe des Alkohols an. Beide zusammen der Alkohol und die Zusätze, sind nämlich für die Symptome des Katers verantwortlich. Es sieht jedenfalls so aus, als wirkten zumindest einige dieser teils natürlichen, teils erst bei der Verarbeitung hinzugekommenen Substanzen wie Gifte auf den Stoffwechsel. In einer früheren Veröffentlichung der "Medizinischen Monatsschrift" wurden einmal einige Alkohol-Sorten unter diesem Gesichtspunkt unter die Lupe genommen. Dabei stellte sich heraus, daß der feinste amerikanischen Bourbon- Whiskey die ärgsten Beschwerden verursachen kann, weil er den größten Anteil an Fremdstoffen aufweist. Gin und Wodka waren dagegen am reinsten. Wer am Morgen nach der Gaudi einen Kater hat, sollte zur Anregung des Kreislaufs heißen schwarzen Tee mit viel frischem Zitronensaft oder - bei schwerer Übelkeit im Magen - Kamillentee trinken. Die Einnahme von Medikamenten vor, während oder nach einer durchzechten Nacht kann gefährlich sein. Statt Hering und saurer Gurke, die früher als Kater-Abhilfe empfohlen wurden, ißt man heute besser eine leichte Haferflockensuppe oder etwas Weißbrot. Da die Alkoholzusätze einen starken Blutandrang zum Gehirn bewirken und damit besonders im Liegen starke Kopfschmerzen verursachen, sollte man morgens aufstehen, auch wenn es schwerfällt. Wechselduschen und ein Spaziergang an der frischen Luft tun ebenfalls gut.
Erfahrene Karneval-, Fastnacht- und Faschingsfreunde schwören auf kleine Schlucke langsam getrunkenen Mineralwassers und frischgepreßter Fruchtsäfte ohne Zuckerzusatz. Gegen saueres Aufstoßen, Sodbrennen und Übelkeit hilft ein Tee-Aufguß mit Tausendgüldenkraut aus der Apotheke. Auf keinen Fall darf man versuchen, am Tag danach die Beschwerden mit alkoholischen Getränken zu beheben. Am besten ist es, beim Trinken einfach Maß zu halten, damit es am Ende nicht heißt "Fastnacht ade - der Kater tut weh". Dr. med. HANNS H. WENK
Das ist die tragische Geschichte von Herrn Georg Specht. Herr Specht ist 43 Jahre alt und geht seit vier Monaten auf dem Zahnfleisch, das heißt, er ist mit seinen Nerven am Ende. Manchmal wird Georg Specht ganz weiß im Gesicht, dann wieder puterrot, unter seinem Kinn schwillt der Hals an und es klopft und pocht, gerade so, als verwandle sich sein Adamsapfel in einen Ping-Pong-Ball. So zumindest hat es Julia beschrieben in einem Klassenaufsatz über Herrn Georg Specht. Sie nannte in diesem Aufsatz Herrn Specht auch immer Kuckuck, und in Klammern schrieb sie dazu: Dieser Parasit, der sich fett in unser warmes Nest gesetzt hat und uns alle anzapft, dieser Vampir mit Glotzaugen, Plattfüßen, Hängebauch, Ohren wie Rhabarberblätter. (Wegen dieser Klassenarbeit mußte Julias Mutter zur Deutschlehrerin kommen, weil Julia angeblich ihren guten Stil verloren hätte, was zur Folge hatte, daß Julias Mutter dann auch noch Julia gegenüber ihren guten Stil verlor . . .) Als letzter Satz stand im Heft: "Wir werden den Taugenichts schon aus dem Haus ekeln."
Wir, das sind Julia und Michael, die an dieser Stelle kurz vorgestellt werden sollen: Julia und Michael haben vor ungefähr einer Woche das letzte Mal miteinander gesprochen. Seitdem herrscht Funkstille. Irgendwie muß Julia eine ziemlich dumme Bemerkung über Michaels neueste Flamme gemacht haben. Auf jeden Fall ist Michael ausgerastet und hat Julia mit Ketchup begossen, nicht irgendwohin, sondern ganz gezielt, strategisch und hinterhältig auf Julias grauen Minirock, den sie sich extra gekauft hat, um mit ihrem "Typ", in den sie seit drei Wochen verknallt ist, in die Disco zu gehen.
Über die Mutter wäre nicht viel zu sagen, bis auf die Tatsache, daß sie zweiundvierzig Jahre alt, seit fünf Jahren geschieden ist und mit Julia und Michael in einem kleinen Haus am Rande der Stadt lebt, mit Garten, Katze, Kaninchen und zwei kaputten Fahrrädern. Die Fahrräder allerdings sind seit zwei Monaten wieder fahrtüchtig, weil Herr Georg Specht neue Schläuche und Mäntel aufmontiert hat. Überhaupt hat Herr Specht in Haus und Garten Hand angelegt und eine Ordnung hergestellt, auf die Julias Mutter wie sie sagt "nie mehr verzichten" will. "Brauchst du auch nicht", hatten die Kinder großzügig geantwortet. "Der kann ja gehen, wenn er mit der Arbeit fertig ist. Es ist doch nicht nötig, daß er auch noch bei uns vorm Fernseher sitzt, frühstückt und die Sonntage auf unserem Sofa rumlungert. Der Schlaumeier geht uns nämlich auf die Nerven, weil er jeden Dichter, jeden Maler, jeden Komponisten kennt. Und dann seine Kommentare beim Fernsehen. Diese furchtbare Besserwisserei! Wenn einer dem anderen die Schnauze poliert, sofort gibt's eine Diskussion über Gewalt in der Glotze, und wenn Herr Kuckuck, Pardon Herr Specht, uns dann auch Vorträge hält über den sich täglich erweiternden Durchmesser des Ozonloches . . . nee, Mutter, der geht uns auf die Nerven, und deshalb bitten wir höflichst, die Aufenthaltserlaubnis von Herrn Specht auf ein Minimum zu reduzieren, was heißen soll, nach der Arbeit: Kukkuck raus!!"
Höflich hatten Julia und Michael darum gebeten. Aber die Mutter tat einfach so, als hätte sie gar nicht zugehört. Im Gegenteil. Sie ließ es zu, daß Herr Specht sich etwas Ungeheuerliches erlauben durfte: die Küche betreten und dort eigenhändig und persönlich kochen. Michael flüsterte sofort etwas von Invasion und Hausbesetzung, und davon, daß der Feind schon im Anmarsch zurückgeschlagen werden müßte, bevor er die Festung erobern und besetzen würde. Herr Specht kochte chinesisch. "IIiiigitt," schrie Julia spitz ins Telefon, um der Mutter mitzuteilen, daß sie mit Michael an diesem Abend am Kiosk Pommes mit Mayo essen würde. Und dann huschte ein böses Lächeln über ihr Gesicht. Hatte Onkel Alois nicht neulich von einem Freund erzählt, der einen Bildungsurlaub in China abgeblasen hatte, weil die dort alles, aber auch wirklich alles essen: Ameisen, Ratten, Hunde, Mäuse, Regenwürmer . . . Hatte Herr Specht ihnen nicht gerade gestern einen seiner stundenlangen Vorträge gehalten über das kleine Biotop in Mutters Garten. War es nicht Herr Specht selbst gewesen, der den Komposthaufen im Biotop eigenhändig mit Regenwürmern, dick wie Kreuzotter-Babys durchgelüftet hatte. "Sieh mal, wie der Dung arbeitet", hatte Georg Specht neulich mit leuchtendroten Apfelbäckchen Julias und Michaels Mutter gesagt, und dabei lag seine Hand wie ein schlapper Lappen auf ihrer Schulter, und als sie ihn anstrahlte wie ein Honigkuchenpferd, hatte er seine fettige Nase in ihr Gesicht gedrückt und ihr einen Kuß auf die Wange geklebt. Der grapschte sich wirklich alles, erst den Garten, dann die Küche und jetzt die Mutter. Und das Schaf, merkte mal wieder von allem nichts. Dann mußten eben Julia und Michael den Überblick behalten. Wie war das doch mit dem chinesischen Festmenü und den Würmern vom Komposthaufen, die versuchten, sich am Innenrand der weißen Schüssel von den Glasnudeln zu befreien? Auf jeden Fall haben Mutter und Herr Specht die ganze Nacht hindurch abwechselnd die Toilette aufgesucht und Julia und Michael hörten sie in der Dunkelheit schrecklich würgen. Am nächsten Morgen dann packte Georg Specht seine Zahnbürste und seinen Rasierapparat und verließ grußlos das Haus. Mutter hatte dicke rote Augen. Julia und Michael nickten sich triumphierend zu: Endlich kehrt wieder Friede in unser Haus ein. Jetzt wird alles wieder normal.
Von wegen Friede. Jetzt wetzte die Mutter das Messer. So schlecht gelaunt hatten Juia und Michael sie schon seit Jahren nicht mehr erlebt. Eines Morgens fanden sie einen großen Plan auf dem Tisch: Arbeitseinteilung für Julia und Michael: Im Garten, im Haus, in der Küche, Einkaufen, Waschen, Spülen, Bügeln, Staubsaugen, alle die niederen Tätigkeiten, die sonst Herr Specht so nebenbei erledigt hatte, wurden nun auf den schwachen Schultern von Julia und Michael verteilt. Und unten auf der Arbeitgeberliste stand geschrieben: "Nicht genug, daß ihr Georg eine Mausefalle in die Stiefel gelegt habt, nicht genug, daß ihr sein Essen versaut habt, nicht genug, daß ihr diesen intelligenten Menschen einen Klugscheißer nennt, nicht genug, daß Georg Specht heute mit seinen Nerven am Ende ist: Ihr habt einfach Knöpfe auf den Augen. Ihr habt nämlich nicht kapiert, daß ich diesen Mann liebe!!! Und vergeßt bitte heute abend nicht die Rolläden gegen Einbrecher herunterzulassen. Ich schlafe nämlich bei Herrn Specht!!!
An alles, wirklich alles hatten sie gedacht, aber doch nicht daran, daß sie ihn liebte, diesen Herrn Specht, diesen Flachmann, Mutter und Georg Specht, nicht zu fassen! Julia und Michael standen einen ganzen Abend lang unter Schock. Da half auch die beste Serie im Fernsehen nichts. Mutter war abgehauen, geflohen zu Herrn Specht.
Das Ende dieser Geschichte ist schnell erzählt. Ohne Mutter war das Nest für Julia und Michael leer und traurig. Deshalb hatten sie gar keine andere Wahl, als es noch einmal mit Georg Specht zu versuchen. Also schrieben sie ihm gemeinsam einen Brief. "Sehr geehrter Herr Sperling, wir finden zwar, daß Sie alt genug sind, um sich ein Nest zu bauen, wir finden auch, daß unser Nest für vier Leute zu klein ist, aber Mutter findet Sie nett. Sie sagt, Sie würden uns ja nichts wegnehmen. Naja Herr Sperling, den Garten haben Sie wirklich schön gemacht, und die Jalousie vorm Schuhregal war auch eine gute Idee. Wie wäre es denn, wenn Sie endlich mal für Michael das versprochene Hochbett bauen und Julias Zimmer rosarot anstreichen würden?" Wenn das kein Versöhnungsangebot war. Mutter sagt immer: "Ihr guckt nicht richtig hin, wollt ihn gar nicht kennenlernen, der ist sehr gutmütig und sympathisch."
Georg, wie Julia und Michael ihn heute nennen, hatte dann auch den Brief beanwortet: "Mit dem Hochbett und dem rosaroten Zimmer, das könnte klappen, aber erst in den Osterferien. Und übrigens: Ich heiße Specht, zum Kuckuck nochmal!" DORIS WEBER
ha BRÜSSEL. Die fünf zentralamerikanischen Bananenstaaten wollen am heutigen Montag prüfen, wie sie innerhalb des Zoll- und Handelsabkommens Gatt gegen die Einfuhrbeschränkung der Europäischen Gemeinschaft für ihre Früchte vorgehen können. Dies kündigte der Außenhandelsminister Costa Ricas, Roberto Rojas, an. Zu der Fünfergruppe gehören außerdem Guatemala, Nicaragua, Kolumbien und Venezuela.
Die EG-Bananenmarktordnung war in der Nacht zum Sonntag vom Brüsseler Ministerrat endgültig gegen die Stimmen der Bundesrepublik, der Niederlande und Belgiens verabschiedet worden. Bonns Landwirtschaftsminister Jochen Borchert hatte nochmals auf die drohenden Auseinandersetzungen im Gatt sowie die mögliche Gefährdung des Abschlusses der Uruguay-Welthandelsrunde hingewiesen. Die Vermarktung der zentralamerikanischen "Dollarbananen" erfolgt durch wenige US-Konzerne, die dort Plantagen besitzen. Panamas Präsident Guillermo Endara kritisierte, die Europäer hätten keine Ahnung, welches Unrecht sie den lateinamerikanischen Staaten zufügten.
Bei der Abstimmung im EG-Ministerrat gab die dänische Präsidentschaft den Ausschlag. Da in der vorletzten Beratungsrunde am vergangenen Mittwoch dem Vernehmen nach Paris und Madrid "eine schwere EG-Krise" für den Fall eines Scheiterns angedroht hatten, habe Kopenhagen eingelenkt, hieß es in Brüssel. Die dänische Regierung habe befürchtet, neue EG-Turbulenzen könnten die auf den 18. Mai festgesetzte zweite Volksbefragung über den Maastricht-Vertrag negativ ausgehen lassen. Borchert bekräftigte indes, daß die Bundesregierung gegen den Mehrheitsbeschluß eine Klage beim Europäischen Gerichtshof erwägen werde. Als Klagegrund bietet sich das deutsche Zusatzprotokoll zum EWG- Vertrag von 1957 an, in dem der Bundesrepublik als einzigem Mitgliedstaat die zollfreie Bananeneinfuhr vorbehalten wurde. Angesichts der durch die Gipfelbeschlüsse zum EG-Binnenmarkt und die deutsche Wiedervereinigung veränderten Verhältnisse gilt es jedoch in Brüssel als zweifelhaft, ob die Klage Erfolgsaussichten hätte.
Die ab 1. Juli wirksam werdende Marktordnung soll in erster Linie den Absatz der gelben Früchte aus den griechischen Anbaugebieten auf Kreta und in Lakonien, von den (spanischen) kanarischen Inseln, Madeira (portugiesisch) und den französischen Departements Gouadeloupe und Martinique im Binnenmarkt bevorzugen, da die bisherigen "nationalen" Schutzmaßnahmen der vier Mitgliedstaaten unwirksam werden.
In zweiter Linie soll das Staudenobst aus den afrikanisch-karibisch-pazifischen Partnerstaaten des Lomé-Abkommens auf dem EG-Markt einen Vermarktungsvorteil vor den "Dollarbananen" aus den zentralamerikanischen Republiken erhalten. Dies betrifft vor allem ehemals britische und französische Kolonialgebiete in der Karibik. Paris und London hatten bisher die Einfuhr von diesen Inselrepubliken auf nationaler Ebene bevorzugt.
Nachdem im vergangenen Jahr 2,4 Millionen Tonnen Dollarbananen in die EG importiert wurden - wovon die deutschen Konsumenten 1,4 Millionen Tonnen verzehrten - soll künftig bei bis zu zwei Millionen Tonnen jährlicher Einfuhr ein einheitlicher EG-Zollsatz von 20 Pfennigen je Kilogramm aufgeschlagen werden, bei darüber hinausgehenden Importen ein Zoll von 1,70 Mark.
Dank des gemeinsamen Drucks der Niederländer, Belgier und Deutschen sieht die Verordnung aber vor, daß jeweils im zweiten Halbjahr eines Jahres eine neue "Bedarfseinschätzung" erfolgt und die EG-Kommission im November eine Anhebung des "Niedrigzollkontingents" vorschlagen kann. Dank des Abstimmungsverfahrens dürften die Deutschen dabei nicht von der Mehrheit im Ministerrat überstimmt werden können.
BAD NAUHEIM. Der Multikultur, der "kooperativen Interaktion zwischen Menschen verschiedener Kulturen, Rassen und ethnischen Gruppen", hat sich SIETAR Europa verschrieben. SIETAR ist die Abkürzung von "International Society for Intercultural Education, Training and Research", einer 1973 in den USA gegründeten, weltweit arbeitenden Organisation für interkulturelle Erziehung, Unterrichtung und Forschung. Eine Woche nachdem die hessischen Kommunalwahlen gezeigt haben werden, welchen Stellenwert ausländerfeindliche, nationalistische Organisationen haben, befaßt sich SIETAR in einer dreitägigen Tagung im Bad Nauheimer Kurhaus mit allen Facetten der Multikultur in Europa.
"Brennende Probleme eines sich neu definierenden Europas" ist das Thema des vom Freitag, 12., bis Sonntag, 14. März währenden Symposiums. Eine öffentliche Podiumsdiskussion über die Frage "Sind unsere demokratisch-humanitären Grundwerte in Gefahr?" steht am Freitag um 19.30 Uhr im Kurhaus auf dem Programm. Sie wird von SIETAR gemeinsam mit der Bad Nauheimer Arbeitsgemeinschaft Geschichte und dem Kulturamt der Kurstadt veranstaltet. Neben Wissenschaftlern sollen auch Praktiker aus der Wetterauer Flüchtlings- und Asylarbeit auf dem Podium sitzen. "Wir erwarten zum dem Symposium 150 bis 160 Teilnehmer aus der ganzen Welt, aus Kanada, Finnland, Japan . . .", sagt Andreas Harbig, für Deutschland zuständiges Direktoriumsmitglied von SIETAR Europa. Der 37jährige Bad Nauheimer Unternehmensberater organisiert die Tagung. Zu SIETAR ist er während seines Studiums in den USA gestoßen. Während die Multikultur-Organisation dort schon vor 20 Jahren gegründet wurde, ist sie in Europa erst zwei Jahre alt. 1991 wurde sie an der Haarlem Business School in den Niederlanden ins Leben gerufen. Die Mitgliederzahl ist bescheiden: weltweit sind es etwas mehr als 2000, in Europa gut 200.
SIETAR Europa hat sich auf die Fahne geschrieben, die lange europäische Tradition des interkulturellen Zusammenlebens zu bewahren und jede Form des Rassismus und der Diskriminierung abzuwehren. "Wir wollen Theoretiker und Praktiker aus verschiedenen Bereichen zusammenführen", sagt Harbig. Durch diese interdisziplinäre Zusammenarbeit sollen praktische Anleitungen entstehen, "wie Vielfalt so aktiviert werden kann, daß Synergieeffekte entstehen." Menschen der unterschiedlichsten Kulturen sollen voneinander lernen. "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile", sagt Harbig die grundlegende Erkenntnis.
"Von Afrika lernen", "Französisch-deutsche Managermentalitäten: Ein Vergleich", "Deutsche Kultur verstehen. Wie wir sind und wie andere uns sehen" oder "Interkulturelles Lernen: Eine Übersicht über die Informationen für Lehrer und Ausbilder" sind einige der Themen der 25 Referate, die während der drei Tage in Bad Nauheim gehalten werden.
Unternehmensberater Harbig sieht seine persönliche Mission darin, seinen Beruf und das Anliegen von SIETAR zu verquicken. Er spricht von der "globalen Vernetzung sozialer, ökonomischer und ökologischer Strukturen". Industrieunternehmen würden sich zunehmend in diese Richtung bewegen. Es gehe darum, "Vielfalt in wirtschaftlich effiziente Formen zu bringen", "aus Vielfalt global verantwortliche Synergien zu schaffen".
Wer an der dreitägigen Tagung in Bad Nauheim teilnehmen möchte, muß recht tief in die Tasche greifen. Wer sich bis zum 20. Februar anmeldet, muß als Mitglied 400 Mark bezahlen und als Nichtmitglied 550 Mark, danach kostet die Tagung für Mitglieder 550 und für Nichtmitglieder 700 Mark. Der Jahresmitgliedsbeitrag für SIETAR beträgt übrigens 90 DM. Weitere Informationen und Anmeldung bei Andreas Harbig, Tel. 0 60 32 / 7 22 41. ieb
Die russische Fußball-Nationalmannschaft gewann ein Länderspiel gegen die US-Amerikanische Auswahl verdient 1:0 (1:0). Oleg Sergujewa gelang vor 13 700 Zuschauern in Orlando (Florida) bereits in der elften Minute der entscheidende Treffer für die deutlich überlegenen Gäste. Die Russen vergaben gegen die einfallslosen US-Amerikaner allerdings einen durchaus möglichen höheren Sieg durch überhasteten Abschluß. dpa
Während Kinder ,ihre Straße&rquote; malten, diskutierten Erwachsene über Maintals Verkehr Das Auto bleibt das liebste Kind
Von Jutta Rippegather MAINTAL. Auf den Straßen von Kindern fahren keine Autos. Pferde traben dort. Aus den Schloten der bunten Häuser quellen fröhliche Rauchkringel. Neben dem Kino steht ein Sonnenkollektor. Doch was die Kleinen bei der Veranstaltung der Grünen im Bürgerhaus Bischofsheim auf riesige Papierstreifen malten, entspricht nicht der Realität. Deshalb diskutierten nebenan Erwachsene Mittel und Wege, wie sie die täglich durch Maintal rollenden Blechlawinen stoppen können. Sollte nach der Kommunalwahl weiterhin Rot-Grün im Rathaus regieren, überlegt sich die kleine Koalitionspartnerin sogar, das Thema Verkehrspolitik aus dem Bündnis auszuklammern. Denn wenn sie beispielsweise die flächendekkende Einführung von Tempo 30 in Wohngebieten fordern, beißen die Grünen auf Granit. Die SPD inklusive Bürgermeister Walter Unger zeigten kein Interesse daran, Fußgängern und Radfahrern das Leben zu erleichtern, meint die Grünen-Stadträtin Priska Hinz. "Der Verkehrsausschuß ist eine Koalition der Autofahrer", formulierte es ihre Parteifreundin Monika Vogel noch drastischer. In dem Gremium bildeten FDP, SPD und CDU eine Front. Die Grünen hätten darin keine Chance, ihre Ideen durchzusetzen. Die Politiker scheuten "unpopuläre Entscheidungen", insbesondere jetzt vor der Wahl. Deshalb hätten sie die Entscheidung über die Hauptstraße beispielsweise verschoben.
Vor einigen Jahren wurde diese Verkehrsader in Hochstadt neu gestaltet. Ein blaues Schild stellt die Absicht dar: Eine "Harmonie von Kind, Haus und Grün" lautete das Ziel, so ein Anwohner. In der Realität rauschen nach wie vor viele Fahrzeuge durch die Hauptstraße. Die Parkplatzmarkierungen seien nicht erkennbar, die nicht vorhandene Trennung zwischen Bürgersteig und Straße gefährlich: "Da spielen überhaupt keine Kinder. Und ich würde mein Kind dort auch nicht spielen lassen." Wenn die Stadt schon eine verkehrsberuhigte Zone einrichtet, "dann muß man sich auch danach darum kümmern", sagte der Hochstädter. Hinzu käme die Belastung durch die Kneipenbesucher, die "mit ihrem neuen Jeep direkt an den Tresen fahren wollen".
Mehrere Vorschläge kamen aus dem Kreis der Gesprächsteilnehmer. Angefangen von einem Parkplakettensystem für Einwohner oder einer wechselnden Einbahnstraßenregelung bis hin zu der völligen Sperrung für den motorisierten Verkehr. Was die beste Lösung ist, sollen unabhängige Fachleute herausfinden, meinte der Hochstädter, Mitglied der Anwohnerinitiative Hauptstraße.
Vor allem aber müßten ganzheitliche Lösungen angestrebt werden, meinen die Grünen. Sie regten eine Zusammenarbeit der verschiedenen Verkehrsinitiativen in Maintal an. Sie würde den politischen Druck verstärken und den Verdacht beseitigen, daß jeder nur seine persönlichen Interessen vertritt, meinte Monika Vogel.
Denn nicht nur in Hochstadt klagen Menschen über die hohe Belastung durch den Verkehr. Für den Dauerbrenner Berger Straße exisiert nach wie vor keine Lösung. Die "Initiative Verkehrsberuhigung" weist immer wieder auf die Gefahren an der Breul-, Ober- und Schäfergasse hin. Dort befindet sich bekanntlich der "engste Bürgersteig Maintals".
Die Umgehungsstraße um Bischofsheim scheint vielen Pendlern nach wie vor unbekannt. Das beweisen die Ergebnisse der neuesten Verkehrszählung in dem Stadtteil, die die Grünen bei ihrer Veranstaltung am Samstag nachmittag vorstellten. Wolfgang Nickel erstellte das Gutachten im Auftrag des Magistrats. "Bezogen auf die ganze Ortslage, liegen die größten Verkehrsursachen nicht am Durchgangsverkehr (27,2 Prozent), sondern am selbst verursachten Ziel- (35,6 Prozent) und Quellverkehr (37,2 Prozent)", heißt es in seiner ersten Bewertung. Mehr als ein Viertel sei jedoch reiner Durchgangsverkehr. Von diesem seien insbesondere der Fechenheimer Weg und die Berger Straße betroffen. Am Kreuzstein zählten die Fachleute die meisten Fahrzeuge: 16 788 Autos passierten diese Stelle.
Nickel stellt aber auch fest, daß die Maintaler selbst einiges zu den Verkehrsbelastungen beitragen. Morgens rollen rund 6000 Fahrzeuge aus den Wohngebieten über den Fechenheimer Weg hinaus.
Das Autofahren bleibt also offensichtlich nach wie vor das Lieblingskind der Deutschen. Dabei kommt der Mensch auch mit einem Einrad gut von einem Ort zum anderen, wie das Akrobaten-Duo "Kombinat Schwerkraft" im Bürgerhaus demonstrierte. Wettbewerbe müssen nicht mit qualmenden Auspuffen auf der Straße ausgetragen werden, meinen sie. Das zeigte ein Kreppelwettessen: Es verursacht kaum Geräusche und trägt außerdem noch zur Belustigung der Menschen bei.
Eine bundesweite Auskunftsstelle, bei der Blinde kostenlos die neuen Postleitzahlen erfahren können, hat der hessische Blindenbund gefordert. Da Blinde nicht immer eine Hilfe zum Heraussuchen der neuen Zahlen hätten, müsse der Postdienst diesen Menschen unkonventionell helfen, erklärte Blindenbund-Vorsitzender Willi Hannappel.
Das von der Bundespost kostenlos in Blindenschrift übertragene alte Postleitzahlenbuch habe acht Großbände in Blindenschrift beansprucht. Ein solches Unternehmen mit dem neuen Buch würde 100 bis 150 Bände umfassen und die Kapazität jeder Wohnung sprengen, meinte Hannappel.
Da die Sehgeschädigten die wenigste Zeit Hilfe zum Vorlesen der rund 27 000 Postleitzahlen zur Hand haben, verlangen die drei deutschen Blindenorganisationen, die die Interessen von 150 000 bis 200 000 Blinden und mehreren Millionen Sehbehinderten vertreten, die bundesweite Einführung einer Auskunftsstelle, bei der jederzeit die gewünschte Postleitzahl kostenlos erfragt werden kann.
Das dem Gemeinwohl verpflichtete Unternehmen Bundespost könnte nach Ansicht der Betroffenen mit einen Bruch- teil der durch die Einführung des neuen Zahlensystems ersparten Milliardenbeträge diesen dringenden Hilfswunsch erfüllen. lhe / FR
Die schwedische Hauptstadt Stockholm hat eine neue Touristenattraktion: das rund 16 Millionen Mark teure Planetarium "Cosmonova". Europas modernste Sternenschau bietet neben einer halbstündigen vollcomputerisierten Fahrt durch das Firmament auch den dreidimensionalen Film "We are born of Stars", Drei-D-Brillen werden ausgeliehen. Zum Planetarium, ein Teil des naturhistorischen Reichsmuseums, gehört auch ein Omnimax-Filmtheater mit Riesenleinwand, auf der ein Weltraumfilm läuft, der bei amerikanischen Shuttle-Flügen mit einer 180-Grad-Kamera aufgenommen wurde. tdt
LANGEN. Mit den Stimmen von CDU und SPD hat das Parlament nachträglich eine Stellungnahme der Stadt zur Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplans Südhessen gebilligt. "Wegen knapper Termine" (Magistrat) war sie an den Regierungspräsidenten "vorbehaltlich der Zustimmung des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung" geschickt worden. Dieses Verfahren wurde von den beiden kleinen Fraktionen kritisiert. Die FWG-NEV nahm nicht an der Abstimmung teil. Die Grünen, die Teile der Stellungnahme auch inhaltlich ablehnten, stimmten dagegen.
In dem Schreiben fordert die Stadt, der RP solle die Ausweisung von Wohngebieten an die städtischen Planungen anpassen. Aus den Bebauungsplänen ergebe sich ein Zuwachs von 67 Hektar, das Raumordnungsgutachten gehe von nur 46 Hektar aus. Das sei angesichts der Wohnungsnot "absurd und verantwortungslos".
Auch bei den Gewerbeflächen befürchtet die Stadt, daß der RP zu knapp kalkuliert. Sie sei auf die Einnahmen aus der Gewerbesteuer dringend angewiesen. Außerdem sollten Arbeitsplätze am Wohnort geschaffen werden. Gegen diese Argumente setzten die Grünen ihre Position, daß Langen seine Flächen für mehr Wohnungen brauche.
Punkt drei der Stellungnahme lautet: "Der Bau der Nordumgehung ist mit höchster Priorität voranzubringen." Notwendig sei ferner der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 486 zwischen Langen und der A 5. Gegen diese Planung haben sich die Grünen und die Gemeinde Egelsbach schon mehrfach ausgesprochen.
Von allen Fraktionen wird der Widerstand gegen eine mögliche Mülldeponie an der Pfaffenrod-/Koppschneise getragen. Der RP wurde aufgefordert, aus Gründen des Landschafts- und Gewässerschutzes den Standort nicht in den Regionalen Raumordnungsplan aufzunehmen.
Damit der "neue" Waldsee richtig rund wird, will die Stadt auf einer Fläche von 37,5 Hektar Kies abbauen lassen. Im Planfeststellungsbescheid von 1991 wurden ihr nur 20 Hektar zugebilligt. Die Grünen kritisierten, daß die Stadt hartnäckig an ihren alten Plänen festhält.
Außerdem ist die Ökopartei mißtrauisch, was die Stadt mit ihrer Forderung bezweckt, dem Gebiet zwischen der Bahnlinie und "Im Loh" die "besondere Bedeutung für Landschaftspflege und Naturschutz" abzusprechen. "Im Loh" gibt es nach Darstellung der Stadt seit Jahrzehnten eine Ansammlung von illegalen Bauten. Sie habe sich zu einem Wohngebiet entwickelt. Da sich die Siedlung nicht mehr auflösen lasse, solle ein Bebauungsplan aufgestellt werden.
Der Entwurf des RP für einen neuen Regionalen Raumordnungsplan liegt der Stadt nach eigenen Angaben noch nicht vor. Die Stellungnahme bezieht sich nur auf zwei Gutachten zum Landschaftsrahmenplan und zur Raumordnung. Die Stadt kann also Gerüchte nicht bestätigen, wonach im Entwurf das Baugebiet Belzborn komplett gestrichen sei. Im März wird die Regionale Planungsversammlung den Entwurf beraten. dac
Die Unesco, die Weltorganisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, hat jetzt den zum Stadtstaat Hamburg gehörenden Teil des deutschen Wattenmeers als "Biosphären-Reservat" anerkannt. Damit genießt nun das gesamte deutsche Wattenmeer zwischen Borkum und Sylt diesen Status, der die Länder zu besonderen Schutzmaßnahmen verpflichtet. Die Wattgebiete in Niedersachsen und Schleswig-Holstein waren bereits zuvor von der UN-Organisation anerkannt worden. Das hanseatische Wattengebiet in der Elbmündung, gut 100 Kilometer von Hamburg entfernt, darf teilweise nicht betreten werden, da es als Vogelkolonie dient. Die Insel Neuwerk, die größtenteils vom Tourismus lebt, kann jedoch weiter per Schiff und - bei Ebbe - mit Pferdekutschen angefahren werden. Die meisten Schutzregelungen gelten bereits, seit der größte Teil des deutschen Wattenmeeres per Gesetz zum Nationalpark wurde. Die Unesco hat jetzt insgesamt 311 Biosphären-Reservate ausgewiesen. tdt
Im Spätsommer 1993 nimmt ein neuer Seat Ibiza das Rennen um die Gunst der deutschen Käufer in der kompakten Mittelklasse auf. Das Nachfolgemodell des seit 1984 laufenden Pkw wurde von Grund auf verändert. Er besitzt eine hoch angelegte Gürtellinie. Diese läßt ihn robust wirken und behält gleichzeitig das mit der Einführung des Toledo vorgezeichnete Seat-spezifische Design bei. Hinter den kompakten Außenmaßen (3,81 m Länge, 1,64 m Breite, 1,44 m Höhe) offenbaren sich ein recht großzügiger Passagier- und Kofferraum. Von Beginn an als Drei- und Fünftürer lieferbar, will er eine Kombination aus sportlichem Auto und Familienwagen darstellen. Die VW- Tochter gibt dem neuen Ibiza vier verschiedene Ausstattungsvarianten und eine üppige Motorenvielfalt mit auf den Verkaufsweg: Fünf Benzin- und zwei Diesel-Motoren von 1000 bis 2000 ccm sowie Leistungen zwischen 33 bis 85 kW (45 bis 115 PS) werden lieferbar sein.
Die Ausstattung wird den geänderten Kundenansprüchen angepaßt. Als Extra werden unter anderem ABS und klimaanlage zu haben sein. mid
KRONBERG. Die Geheimnisse der evangelischen Johannisgemeinde sind gelüftet. Drei Monate lang hat Wolfgang Ronner im kirchlichen Archiv Hunderte von Blättern gewälzt, vergilbte Akten studiert, aufgearbeitet und in die richtige Ordnung gebracht. Das Ergebnis seiner Arbeit präsentiert der Verein für Geschichte und Heimatkunde nun in der Receptur. "Ich habe alle Schätze des Archivs kennengelernt", sagte Ronner bei der Ausstellungseröffnung am vergangenen Samstag, "darunter war viel Interessantes und Kurioses".
Etwa das sich wandelnde Verhältnis der Kirche zu unehelich Schwangeren: Noch im frühen 18. Jahrhundert, so besagt eine Schrift aus dem Jahr 1733, hatten diese Frauen nicht nur die demütigende Kirchenbuße am Altar zu fürchten, sondern mußten auch um das Wohlwollen des Kirchenvorstands buhlen: Der durfte nämlich Geldbußen und Arrest verhängen.
Glücklicherweise fanden diese Sitten und Gebräuche schon um 1750 auch im Kurstaat Mainz durch die Gedanken der Aufklärung ein Ende. 1784 errichtete die Regierung ein Entbindungsheim für unehelich Schwangere. Sie waren frei von Strafen und Kosten und durften, um unerkannt zu bleiben, "mit verhülltem Gesicht" entbinden.
Weniger Heimatkunde als vielmehr "einen Spiegel des kirchlichen Lebens" will Ronner den Ausstellungsbesuchern bieten. Beginnend bei der Reformation im 16. Jahrhundert über den Kirchenstreit des 18. Jahrhunderts bis hin zur Diktatur der Nationalsozialisten beschreibt der Historiker "die Gemeinde im Wandel der Zeiten", wobei das Textmaterial überwiegt: "Hier müssen Sie viel lesen", warnte Ronner, "aber der Zeitaufwand lohnt sich." Nicht minder aufwendig war für den Geschichtsverein der Transport eines wertvollen Bildes: Eine Spezialfirma mußte das Historiengemälde von Ferdinand Brütt (1849-1936) aus dem Pfarrhaus in den ersten Stock der Receptur bringen. Kosten: rund 500 Mark.
"Dafür konnten wird nicht einfach zwei Zivildienstleistende anheuern, die das Bild mal eben rübertragen", scherzte Ronner. Das Gemälde aus dem Jahre 1904 zeigt die Einführung des jungen Pfarrers Wilhelm Aßmann als Nachfolger seines Vaters.
Eine Bronzeplakette eines "Pfarrers in schwierigen Zeiten" im hinteren Raum der Receptur erinnert an die Zeit des Nationalsozialmus: Eduard Moser (1935 bis 1945) habe es verstanden, einen Mittelweg einzuschlagen, heißt es in einer beiliegenden Erklärung: "Man vermied Konflikte mit dem Regime und wahrte die Eigenständigkeit der Kirche so weit als möglich." Ein Foto aus dem Jahr 1922 dokumentiert einen weiteren dunklen Punkt der Kirchengeschichte: Es zeigt die Einholung einer neuen Glocke. "Glokken zu Kanonen - dieses Motto galt in beiden Weltkriegen", kommentiert der Begleittext das Zeitdokument.
Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Februar, jeweils mittwochs von 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr, in der Receptur zu sehen. ki
Vorschau
Die nächsten Spiele: FC Homburg - Fortuna Köln, FC St. Pauli Hamburg - Wuppertaler SV (beide Fr.), FC Remscheid - Stuttgarter Kickers, SV Waldhof Mannheim - VfL Osnabrück, Mainz 05 - Fortuna Düsseldorf, VfL Wolfsburg - Hannover 96, FC Carl Zeiss Jena - VfB Oldenburg, MSV Duisburg - FC Hansa Rostock, Hertha BSC Berlin - VfB Leipzig, Darmstadt 98 - Eintracht Braunschweig, Chemnitzer FC - SC Freiburg (alle Sa.), SV Meppen - SpVgg. Unterhaching (So.) Oberliga Hessen
Die nächsten Spiele: FSV Frankfurt - SC Neukirchen, Eintracht Haiger - KSV Hessen Kassel (beide Sa. 14.30). Landesliga Mitte
Die nächsten Spiele: Kirchhain - Limburg, Biebrich - Battenberg, Burkhardsfelden - Dillenburg, Höchst - Lich, Würges - Kastel, Grünberg - Herborn, Gießen - Unterliederbach (alle Sa.), Nieder-Brechen - Vikt. Sindlingen, Wetter - Wehen Res. (beide So. 14.30).
Zweite Handball-Bundesliga Torwart Ritsert hielt Aufstiegschancen fest
Wiesbaden bleibt in der Zweiten Handball-Bundesliga, Gruppe Süd, erster Verfolger der SG Stuttgart-Scharnhausen. Im direkten Vergleich gegen Mitbewerber EHV Aue gab die bessere Torwartleistung von Ritsert, der nach 25 Minuten Hieronimus abgelöst hatte, gegenüber Heindel (bis 20.) und Eichner sowie das schnellere Umschalten von der Abwehr auf den Angriff den Ausschlag.
Vor 500 Zuschauern mußte der Tabellenzweite seinen Erfolg allerdings teuer bezahlen, denn Armin Freisler schied bereits nach einer Viertelstunde mit einem Bänderabriß am linken Fuß aus, womit sich das Lazarett auf vier Spieler vergrößerte. Zunächst fiel Freislers Ausfall nicht ins Gewicht, denn der Gastgeber zog just in dieser Phase von 9:7 auf 13:7 davon. Das Wechselbad der Gefühle setzte sich jedoch auch nach der Halbzeit unvermindert fort: aus dem 20:14 wurde ein 20:18 (48.), aus dem 23:18 ein 23:21 (55.). Am Ende blieb die Eintracht dank ihrer überragenden Außen Michael Jacob (6) und Helmut Karrer (5) obenauf, zumal auch die Routiniers Klotz und Bannach (je 4) treffsicher agierten. Der Russe Maistrenko (2) wurde durch die Manndekkung von Habekus oftmals neutralisiert. Beim Gast imponierten Jahn (6) und der CSFR-Internationale Setlik (4), der sein Konto auf 101 Tore erhöhte. hdp
BAD HOMBURG. Vor genau zehn Jahren löste eine provokante Frage eine Palastrevolution in der Kurstadt aus. "Kultur in Bad Homburg - gibt's die ?" hatte Claus Böhm damals in der Zeitschrift "Alt-Homburg" gefragt und der Frankfurter "Schlafstadt" vor der Höhe nur "so etwas wie eine Kulturszene" zugebilligt, die bei weitem nicht ausreiche. Heute sieht der Maler und hauptberufliche Richter aus Bad Homburg nicht den geringsten Anlaß, seine Meinung zu ändern.
Beim "kulturpolitischen Forum", zu dem die Vorsitzende des Kulturausschusses und SPD-Spitzenkandidatin, Beate Fleige, am Sonntag - bewußt symbolträchtig - in die Englische Kirche geladen hatte, bescheinigten Künstler und Politiker der städtischen Kulturplanung nach wie vor erhebliche Mängel.
Die Verantwortlichen aus dem Stadthaus hatten es übrigens vorgezogen, die Einladung unter der Überschrift "Läßt sich Kultur planen?" zu ignorieren. "Ablaßdenken" wurde ihnen aus dem Publikum, das den kleinen Raum füllte, vorgeworfen: "Die glauben, wenn sie Geld geben, machen sie genug."
Böhm rief die Kulturpolitiker auf, die Forderung des langjährigen Frankfurter Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann zu verwirklichen: "Kultur ist Pflichtaufgabe der Kommune." Das gelte nicht nur für die etablierte Szene, sondern auch für die breite und die alternative Kunst. Oberbürgermeister Wolfgang Assmann hingegen, so der Vorwurf Böhms, "betreibt Kulturpolitik als privates Hobby und versucht, das auf die Kulturszene Bad Homburg zu übertragen. Aber das kann nicht gehen." Nicht minder heftig attackierte Böhm die heilige Kuh "Laternenfest". Im Unterschied zum Kulturleben vor zehn Jahren registrierte er nur eines: mehr Vergnügungseinrichtungen. Eine "Bratwurst-Grill-Politik" hat seiner Ansicht nach allerdings nichts mit Kultur zu tun.
Dem widersprach die SPD-Fraktionschefin. "Weil sonst in dieser Stadt Kommunikation zwischen den Bürgern nicht stattfindet", brach sie eine Lanze für die Straßen- und Wiesenfeste. Allerdings schloß sie "Schicki-Micki-Veranstaltungen", wo Nobelhotels die Bewirtung übernehmen, ausdrücklich von ihrer Verteidigung aus. Der Bad Homburger Kulturplanung, die mit viel Geld erreichen wolle, daß die Menschen zur Kunst kommen, erteilte Fleige eine Abfuhr. Statt dessen forderte sie ein vielfältiges Angebot und schlug vor, zum Beispiel aus dem "Aschenputtel" Englische Kirche einen lebendigen Treff zu machen. "Kultur muß für alle da sein und sich entwickeln können."
Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Kunst ist dazu nach Ansicht der Gesprächsteilnehmer die erste Voraussetzung. Als beredtes Beispiel für das Fehlen auch nur eines Funkens dieser Bereitschaft im Stadthaus stellte Moderatorin Fleige den Aktionskünstler Nandor Todt vor. Seit 1987 provoziert der Rebell regelmäßig die Bad Homburger "Obrigkeit", der bislang keine andere Antwort als das Konfiszieren seiner Kunstwerke einfiel. "Der Oberbürgermeister hat nicht diskutiert. Bei mir sind viele Fragen offen", erklärte Todt. Seiner frühen künstlerischen Replik auf das Verhalten der städtischen Kulturpolitiker hat er bis heute nichts hinzuzufügen: Schon 1989 setzte er die drei berühmten Affen vors Stadthaus - sie sehen nichts, sie hören nichts, und sie reden nichts.
Wie sich Kultur durchaus planen lassen kann, erklärte die Geschäftsführerin der städtischen Kulturgesellschaft Kronberg, Anne Nasse. "Kultur ist nicht planbar von einer Person am runden Tisch." Doch es geht laut ihren Erfahrungen nach dem Grundsatz: "Mit den Bürgern für die Bürger." cn
NEU-ANSPACH. Rund 200 Menschen, überwiegend Frauen, sind am Samstag abend dem Aufruf einer neugegründeten ökumenischen Initiative zu einem Klagegottesdienst gegen die massenhaften, systematischen Vergewaltigungen von Mädchen und Frauen in Bosnien, Kroatien und Serbien gefolgt.
Im Anschluß an die Klagen, die für die Frauen, Kinder, Mütter, aber auch Männer gesprochen wurden, trugen sich fast alle Teilnehmer in Unterschriftslisten ein. Sie werden an eine Reihe politischer und kirchlicher Institutionen verschickt. Die gesammelten Geldspenden gehen zu gleichen Teilen an Hilfsprojekte der Caritas und des Diakonischen Werks.
FRIEDRICHSDORF. Die Frauenbeauftragte Walburga Kandler bittet um Hilfe für die Frauen, die in "einem grausamen Krieg im ehemaligen Jugoslawien als Kriegsbeute gedemütigt und vergewaltigt werden". Geldspenden können auf das Konto 48 413 bei der Frankfurter Sparkasse (BLZ 500 501 02) unter dem Stichwort "Bosnien" eingezahlt werden. Das Konto wurde vom Frankfurter Frauenbündnis gegen Kriegsverbrechen an Frauen eingerichtet. cn/s
Die Stil-Frage ist gelöst. Fraglich ist nur noch, wie elegant sich die fliegenden "Dressmen" bei der wichtigsten Sprungschau der Wintersaison präsentieren. Von Donnerstag an steigen Deutschlands Skispringer und mit ihnen Langläufer sowie Kombinierer auf den von der interessierten Weltöffentlichkeit beobachteten Laufsteg: Vier Tage nach dem Ende der Schußfahrten im japanischen Morioka küren die nordischen Skisportler ihre Weltmeister im schwedischen Falun.
Das Team von Bundestrainer Rudi Tusch hat durch häufiges Nachsitzen das Klassenziel gerade noch erreicht. Der V- Stil sitzt. Ob es im Jahr eins vor den nächsten olympischen Winterspielen in Lillehammer gar einen der Klassenbesten aus der schwarz-rot-goldenen Mannschaft gibt, müssen die elf Tage im skandinavischen Winter zeigen.
"Die Gefühlslage ist gut", macht der Chef nordisch des Deutschen Skiverbandes schon von Amts wegen in Optimismus. Allerdings weiß Detlef Braun (Rosenheim), daß Bescheidenheit nicht nur eine Zier ist, sondern sich angesichts des Leistungsvermögens der deutschen Nordischen geradezu gebietet. "Mit einer Medaille sind die derzeitigen Möglichkeiten wohl ausgereizt", gibt sich der ehrenamtliche Chef nordisch keinen Illusionen hin. Die Chancen der Deutschen, auf der Suche nach dem Unikat aus Edelmetall in der Kupferbergbau-Stadt Falun fündig zu werden, sind wohl am ehesten am Sprunghügel gegeben.
Zum Schürfen läßt Tusch immerhin eine ganze Reihe bekannter Namen über den Schanzentisch im Skistadion "Lugnet" gehen: Ex-Olympiasieger Jens Weißflog (Oberwiesenthal), Ex-Skiflugweltmeister Dieter Thoma (Hinterzarten) und der diesjährige Sieger von Oberstdorf, Christof Duffner (Schönwald), sind klangvolle Namen, denen in der Vergangenheit gerne das Etikett vom kühnen "Adler" angehängt worden ist, die aber auch häufig als gerupfte Hühner in den Sprungauslauf kamen. Zusammen mit Andreas Scherer (Rohrhardsberg) und Gerd Siegmund (Oberhof) haben alle Springer in der WM-Saison zwar schon respektable Ergebnisse erreicht, aber von Christof Duffner einmal abgesehen, hat keiner Beständigkeit in der kalten Winterluft gezeigt.
Wenn es denn beim Ski-Weitsprung nicht zu glanzvollem, individuellem Ruhm reichen sollte, könnte das Springer-Kollektiv aus dem Erzgebirge, dem Thüringer Wald und den Schwarzwäldern einspringen. Bei der WM 1991 in Val di Fiemme sorgten Weißflog und das Team für eine zweifache Bronze-Bilanz. Den dritten Platz in der Mannschaftswertung könnten die Springer mit dem Glück der Tüchtigen durchaus wiederholen. Wetten mit allerdings lächerlich geringen Gewinnquoten schließen die Experten auf den Team-Sieger ab. Die Österreicher tragen den rot-weiß-roten "Adler" schließlich selbstbewußter denn je auf dem Helm.
Sollten die deutschen Spezialisten allerdings am Nervenflattern scheitern oder vom ebenfalls berüchtigten Faluner Wind verweht werden, liegt eine kleine Hoffnung auf Medaillenglanz auf den früher so erfolgsverwöhnten Schultern der Ski-Mehrkämpfer. "Die Kombinierer können von Platz eins bis vier ins Ziel kommen." Das mit der eins meint Detlef Braun aber nur scherzhaft, denn eigentlich soll die Mannschaft von Jung-Trainer Hermann Weinbuch völlig ohne jede Erfolgsbürde über die Schanze und in die Loipe gehen. Nach vielen zu kurzen Sprüngen und zu langsamen Zeiten ist Aufbau angesagt.
In der Einzel-Kombination ist der Weg auf Rang sechs das Ziel von Sven Leonhardt (Oberwiesenthal), Falk Schwaar (Klingenthal), Hans-Peter Pohl (Schonach), Jens Deimel (Winterberg) und Thomas Dufter (Hammer). Mit dem Blick nach so weit vorne dürfen die Langläufer höchstens liebäugeln. "Eine gute Note", so meint Braun ist am ehesten vom Olympia-Siebten Johann Mühlegg (Marktoberdorf) in den Freistilrennen zu erwarten.
Wo bleibt Jochen Behle? Der für das bayerische Hirschau startende Willinger ist dem Chef nordisch im Moment nur "schwach" in Erinnerung. "Weniger als gut", so hat der Rosenheimer den Senior bei den Deutschen Meisterschaften gesehen. Sicher war der DM-Termin im Hinblick auf die Weltmeisterschaft schlecht gewählt, aber dennoch spricht Braun von einer "schwachen Vorstellung". Wenigstens auf geringe Schwächen setzt die Konkurrenz bei den beiden dreifachen Olympiasiegern Vegard Ulvang und Björn Daehlie, damit die WM-Loipen nicht erneut zum alleinigen Spielplatz der Norweger werden.
Bei den Frauen ist in erster Linie nur vom Ankommen die Rede. "Leider hat das seit Val di Fiemme mit dem Aufbau nicht so funktioniert wie wir das wollten", räumt Braun konzeptionelle Fehler ein. Cheftrainer Jürgen Wolf (Beerfelden) leistet bestenfalls einen Halbtagsjob, weil er auf seine Stelle als Lehrer nicht verzichten wollte und Cuno Schreyl, der Trainer aus der ehemaligen DDR, war den Frauen zu hart. So dirigiert jetzt der Winterberger Markus Cramer die Langläuferinnen durch die Spur.
Der Stil ist dabei keine Frage mehr, dafür aber ist das Dabeisein für den Chef nordisch beinahe alles: "Damit der Frauen-Langlauf nicht ausstirbt."
Der Club Deutscher Unternehmer, pardon, die Christlich Demokratische Union und ihre Koalitionäre zaubern immer wieder putzige Kaninchen aus dem Hut. Die jüngste, nicht ganz neue Idee ist die Privatisierung der Autobahnen (FR vom 10. 2. 1993 "Alle Autobahnen sollen in Privathand" und "Krauses Zauberlehrling").
Wie soll der Verkauf vor sich gehen, im Stück oder in Teilen? Etwa so: Der Herr hätten gern ein Achtel der A 66? Bitte sehr, der Herr. Sollen wir es Ihnen einpacken, oder lassen Sie es erst einmal liegen? Wie bitte, woher Sie eine Mautstelle bekommen? Da wende sich der Herr Hotzenplotz vertrauensvoll an die Zubehörabteilung.
Immerhin, Perspektiven von gewaltiger sozialer und ökologischer Sprengkraft täten sich auf. Wie wär's mit dem Ankauf der lärmigen Autobahn vor der eigenen Wohnung, zum Zweck der anschließenden Re-Naturierung? Oder mit dem Aufkauf des "Frankfurter Kreuzes", das nach erfolgreicher Privatisierung abgetragen oder in ein Paradies für Skateboardfahrer umgewidmet wird? Umweltschutzorganisationen sollten rechtzeitig genügend Barmittel bereithalten, um bei der Privatisierung der Autobahnen kräftig mitmischen zu können.
Aber vermutlich wird die Regierungskoalition schon dafür sorgen, daß das Gemeinschaftseigentum zu günstigen Konditionen in die rechten Hände überführt wird. In die Hände von verdienten Club-, äh, Unionsmitgliedern, nein - in die Hände von Freunden, auf daß die Eigentumsverhältnisse in unserer Republik überschaubar bleiben.
Ich frage mich, was es mit dem allgemein grassierenden Privatisierungsfetischismus auf sich hat. Natürlich ist es legitim, darüber nachzudenken, ob Postboten und Schalterpersonal unbedingt Beamte sein müssen, ob Bahnverkehr und Rundfunk nicht auch jenseits öffentlicher Organisationsformen funktionieren.
Der aus leidvoller Erfahrung mit Behörden und Staatsbetrieben geborene Umkehrschluß, daß es dort effektiver und freundlicher zugehen muß, wo privates Geld regiert, hält der Wirklichkeit nicht stand.
Dieter Hamm, Frankfurt am Main
Es gehört schon einige Unverfrorenheit dazu, mit den neuesten Autobahngebühren-Plänen dem Bürger (und zwar jedem, auch dem nicht autofahrenden) in die Tasche greifen zu wollen (FR vom 10. 2. 1993 "Alle Autobahnen sollen in Privathand"). Die Bundesbahn ist so nicht zu sanieren, denn: solange sie vor allem ihr Nahverkehrsangebot durch immer neue Streckenstillegungen verschlechtert, wird sie stets (in welcher Rechtsform auch immer) neue Schulden einfahren und werden zahlreiche Bürger auf das Auto angewiesen bleiben, schon um ihren Arbeitsplatz zu erreichen.
Hinzu kommt eine weitere Unverfrorenheit: Es gibt nicht wenige Autobahnen, die die einzige sinnvolle Straßenverbindung zwischen zwei Orten sind. Nur ein Beispiel: Wo verläuft zwischen Wiesbaden und Frankfurt noch eine Bundesstraße, nachdem die alte Bundesstraße schon vor mehr als 20 Jahren zur Autobahn ausgebaut worden ist? Oder: Wie soll man von Köln nach Neuss kommen, wo die parallel zur Autobahn verlaufenden Strecken schon heute allzuoft im Berufsverkehr ersticken? Auch ökologisch macht das keinen Sinn, weil im zu erwartenden Stopp-und-Go-Betrieb mehr Abgase entstehen und mehr Benzin und Diesel sinnlos verfeuert würden.
Wir werden darauf verwiesen, daß andere Staaten - etwa Frankreich und Italien - längst eine Autobahngebühr kennen. Aber dort haben die Autobahnen erstens nur die Funktion des Fernverkehrsträgers (und wo sie in Frankreich dem Nahverkehr dienen, sind sie abgabefrei).
Und zweitens möge man einmal z. B. die italienische Kfz-Steuer mit der deutschen vergleichen; man wird sehen, daß die dortige Belastung weit niedriger ist als bei uns. Es läuft also alles darauf hinaus, daß die Koalition in Bonn lediglich zur Kasse bitten will, ohne daß der Bürger etwas davon hätte.
Wolfgang Gutmann, Frankfurt am Main
Zur "Festung Europa" wird die Europäische Gemeinschaft durch ihre Bananenmarktordnung nicht, auch wenn die Freihandelsapostel das amerikanische Schlagwort wieder in Verkehr bringen. Aber eine vernünftigere Lösung als die am Wochenende im EG-Ministerrat beschlossene wäre zu wünschen gewesen. Nur beherrscht die derzeitige Bundesregierung eben nicht das Spiel, ohne Überheblichkeit mit anderen EG-Partnern rechtzeitig Geschäfte zu machen.
Einzusehen ist, daß die Bananenbauern auf den EG-Inseln in einem teureren Umfeld arbeiten und deshalb teurer produzieren müssen als die billigen Plantagenarbeiter von US-Konzernen in den fünf zentralamerikanischen "Dollarbananen"- Republiken. Die EG muß ferner darauf achten, daß ihre ohnehin ärmsten Lomé- Partnerstaaten, in diesem Fall die karibischen Inselrepubliken, nicht aller Vorteile verlustig gehen, die ihnen das EG-Abkommen bietet. Doch die EG-Mehrheit hätte sich damit begnügen müssen, in ihrer Marktordnung die "bisherigen Handelsströme" festzuschreiben. Dabei wären auch die zentralamerikanischen Interessen nicht verletzt worden.
Wieder einmal werden, wie bei der traditionellen EG-Agrarpolitik, weniger die Bauern berücksichtigt als die Geldmacher der Vermarktungsstufen. Die angestrebten Bananen-Erzeugergemeinschaften sind nur ein Feigenblatt. Aber in der internationalen Handelsorganisation Gatt zieht sich die Zwölfergemeinschaft noch weitere Gegner zu. Ha (Brüssel)
OFFENBACH. Von einem normalen Verlauf mit stabilen Besucherzahlen sprechen die Veranstalter der bis morgen dauernden 95. Internationalen Lederwaren-Messe in Offenbach bei einer Zwischenbilanz. Der Start sei gelungen, die knapp 400 Aussteller hätten teilweise rege Geschäfte verzeichnet. Die Unternehmen rechnen sich gute Chancen aus, den gewachsenen Ansprüchen der Vorjahre zu genügen.
Parallel zur Messe trafen sich im Rathaus Fachleute beim "Techled 2 Kongreß", um über Lederwaren im allgemeinen sowie Umweltschutz und Gesundheit im besonderen zu diskutieren. Dazu hatte der Internationale Bund für Sozialarbeit - Bildungsstätte Offenbach - eingeladen. Ein wichtiges Ziel der Hersteller von Lederwaren ist nach Darstellung von John Toal von der Bildungsstätte die effektive Be- und Verarbeitung des Materials, damit weniger Belastungen für die Umwelt anfallen. Durch neue Techniken wie das Schneiden mit dem Laserstrahl könne der Verschnitt geringer gehalten werden. Das Problem sei allerdings, daß die neuen Produktionsverfahren für die Großindustrie zwar interessant, für die kleinen Hersteller wie in Offenbach jedoch zu kostspielig seien. Gerade deswegen brauche die Branche ständig neue Ideen, sagte Toal.
Während der Konferenz sprachen die Experten zwar über neue Verfahren und Produktionsweisen, doch aus Konkurrenzgründen wurden längst nicht alle Arbeitsweisen bis ins Detail preisgegeben. Grundsätzlich bezeichnete Toal den Austausch vor allem der Auszubildenden in der Branche jedoch als gut.
Die Offenbacher Einrichtung des Internationalen Bundes für Sozialarbeit organisiert berufliche Qualifizierungsmaßnahmen sowie die Ausbildung der Stepper und Täschner und legt großen Wert auf die Beziehung und Kommunikation mit den Nachbarn. Kontakte gebe es zu dem Slowakischen Institut für Umweltschutz sowie Kollegen in Italien, wo die Offenbacher Auszubildenden gern gesehene Gäste sind. Beim gemeinsamen Arbeiten wird nach Darstellung Toals der Unterschied zwischen den deutschen und italienischen Handwerkern deutlich. Während die Südländer bei der Kreation neuer Taschen besonders modeorientiert arbeiten, wählen die Deutschen eher diskrete Formen.
Die Probleme der Branche, junge Leute für diese handwerklichen Künste zu begeistern, kann Toal nicht ganz nachvollziehen. An der Bezahlung könne es nicht liegen. Auch sonst biete der Beruf viele Möglichkeiten, Phantasie, Kreativität und manuelles Können zu vereinen. Außerdem finde man mit einem ordentlichen Abschluß auch einen Arbeitsplatz. aim
ANREISE: Mit der Bahn über Köln und Düsseldorf; mit dem Auto auf der A 4 aus Richtung Olpe-Köln, auf der A 44 aus Richtung Düsseldorf-Neuss.
UNTERKUNFT: Da Aachen Kongreßzentrum ist, reichen die Unterkünfte von der Standardausführung bis Luxusklasse (von 40 bis 850 Mark). Zimmervermittlung über Verkehrsverein.
KARNEVALSUMZÜGE: Sonntag, 21. 2., Kinderumzug, Montag, 22. 2. großer Umzug, jeweils ab elf Uhr 30.
SEHENSWÜRDIGKEITEN: Dom, Münsterplatz, Domschatzkammer, Klostergasse, Rathaus, Markt.
MUSEEN: Luwig-Forum, Jülicher Str. 97-109, geöffnet von elf bis 19 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr. Suermondt-Ludwig- Museum im Alten Kurhaus, Komphausbadstr. 19, von zehn bis 17 Uhr, sonntags bis 13 Uhr. Couven-Museum, Hühnerdieb am Markt, von zehn bis 17 Uhr, samstags bis 13 Uhr. Internationales Zeitungsmuseum, Pontstr. 13, von neun Uhr 30 bis 17 Uhr, samstags bis 13 Uhr. Burg Frankenberg, Bismarckstr. 68, von zehn bis 17 Uhr, samstag und sonntags bis 13 Uhr, Alle Museen haben montags geschlossen.
THERMALBÄDER: Bad Aachen ist seit 1974 anerkanntes Heilbad. Römerbad (Buchkremerstr. 1) und Quellenhof (Monheimsallee 52); Öffnungszeiten: von sieben bis 19 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr, samstags und sonntags bis 18 Uhr. Einzelpreis zehn bis 15 Mark.
LITERATUR: Aachen. Ein Stadtführer von Ingeborg Monheim. Einhard Verlag, 1989; Aachener Stadtführer, Bruno Bousack, Meyer & Meyer Verlag, 1991: Historie und Histörchen aus Aachen, Fusenig/ Kohl, 1992, Einhard Verlag; im Frühjahr soll ein neuer Kunstreiseführer "Aachen und das Dreiländereck" im Dumont Verlag erscheinen:,
AUSKUNFT: Verkehrsverein Bad Aachen e. V. Postfach 20 07, 5100 Aachen, Atrium Elisenbrunnen, Telefon: 02 41 / 1 80 29 42.
ESCHBORN. "Wunderbar, phantastisch." Pater Augustin Dragun ist begeistert. Anfang Januar von einer Reise aus seinem Heimatland Bosnien zurückgekehrt, startete er eine Aktion, um Schuhe zu sammeln. Am Samstag holte ein Sattelschlepper rund 20 000 Paar ab, um sie nach Split zu transportieren. Von dort aus werden sie mit kleineren Fahrzeugen in die Klöster gebracht, und die Mönche verteilen das Schuhwerk dann.
Draguns Aktion, über Zeitungen und Rundfunksender verbreitet, fand Resonanz in ganz Hessen. "Aus dem Vogelsbergkreis bekam ich 5000 Paare", sagt der Franziskaner. Aber auch Schuhgeschäfte spendeten, und Familien brachten, was sie nicht mehr dringend brauchten. Helfer sortierten die Schuhberge nach Größen und Qualität und verluden sie jetzt auf den Laster. Die Transportkosten finanziert Dragun aus Spenden: Die können auf das Konto 02/68 134-0 bei der Frankfurter Volksbank, BLZ 501 90 000, eingezahlt werden. Stichwort: "Ein Funke Hoffnung für Bosnien." she
WIESBADEN. Der Mann im braunen Fischgrätmantel beugt sich über den Karton, ein paar Augenblicke nur, dann hält er ihn schon in der Hand: einen abgegriffenen Wälzer im ausgebleichten Schutzumschlag - und doch ein Schatz. "Balkan und Kleinasien" heißt das Werk, dessen erste Auflage 1961 in Berlin gedruckt wurde. "Wußte ich doch, daß ich hier was finde!" frohlockt der bibliophile Weltenbummler, der seit acht Jahren antiquarischer Reiseliteratur hinterherjagt. 20 Mark, und das begehrte Sammlerobjekt der Autoren Zikmund und Hanzelka kann ins heimische Regal wandern. "Ich hätte auch 50 bezahlt", gesteht der Frankfurter. "Bei so was siegt dann doch die Leidenschaft übers Portemonnaie."
Doch der "Gutenberg-Büchermarkt" auf dem Luisenplatz im Herzen Wiesbadens ist nicht der Ort, an dem gewiefte Händler Sammlern hemmungslos das Geld aus der Tasche ziehen können. "Das große Geschäft ist hier nicht zu machen", sagt ein Mainzer Antiquar, der schon stolz ist, gerade einen französischen Band von 1875 mit vielen deutschen Abbildungen für 350 Mark verkauft zu haben. "Wer hier rumkurbelt, der sucht eher so kleine Perlen." Und wer das dann auch noch an einem naßkalten Februar-Samstag tut, der muß schon ein hartgesottener Buchliebhaber sein. Wie der Kommissar an der anderen Ecke des Platzes, der alte landeskundliche Schriften verkauft, um mit dem Erlös seine Reise-Sammlung zu vergrößern. Oder der Mediziner gegenüber, der ebenfalls regelmäßig seinen Stand aufbaut. An schöneren Tagen aber mischen sich unter den harten Kern auch Gelegenheitshändler: "Alte Leute, die in eine kleinere Wohnung ziehen, Erben, die den Nachlaß verkaufen, aber auch viele Sammler, die Dubletten verkaufen oder gegen andere Bücher tauschen wollen", sagt Helmut R. Lang. 1989 hat er den Gutenberg-Buchmarkt initiiert. "Ich habe in Mainz Germanistik und Publizistik studiert, und da gibt es seit 1984 im Hof des Gutenberg-Museums auch einen Buchmarkt", erzählt der Antiquar. "So was können wir auch", dachte sich der Wiesbadener und scharte schnell ein Häuflein Lese- und Sammelbegeisterter um sich, die nun an jedem zweiten Samstag eines Monats von 8 bis 14 Uhr den Luisenplatz bevölkern. "Die Kontinuität ist ungeheuer wichtig", ist Lang überzeugt. "Und darum wäre es auch toll, wenn auf dem Dernschen Gelände, sollte dort einmal die geplante Kunst- und Musikschule gebaut werden, eine überdachte Freifläche realisiert werden könnte. Denn wenn's plötzlich anfängt zu regnen, stehen wir hier dumm da. So schnell kann man gar nicht einpacken."
Wirklich teure Raritäten bringt darum auch kaum jemand mit auf den Markt. Die Brockhaus-Jubiläums-Ausgabe von 1908 für 485 Mark ist da schon eine Ausnahme. Doch es ist die bunte Mischung, die Büchernarren aus dem ganzen Rhein- Main-Gebiet, aber auch den treuen Schuldirektor aus Koblenz, nach Wiesbaden zieht: Erstausgaben von Franz Werfel oder Günter Grass gibt es da ebenso wie jede Menge Reiseliteratur, Maxim Gorkis ausgewählte Werke (1903) für fünf Mark und die vierte Auflage von E. Kretschmers "Körperbau und Charakter" (1925) für 45 Mark Verhandlungsbasis. Das Bürgerliche Gesetzbuch im zerfledderten grünen Einband (1909) ist für neun Mark zu haben und das Kommunistische Manifest von Marx und Engels - entsprechend der Nachfrage - für einen Anerkennungsobolus von einer Mark. Welche Rückschlüsse sind daraus zu ziehen, wenn am Stand nebenan "Der kleine Katechismus" ebenso wie abgegriffene Doktorromane schon für zehn Pfennig zu haben sind? "Ach, der Kollege macht nur mal wieder eine Werbeaktion", sagt mit verächtlichem Unterton der Antiquar aus Mainz, für den es aber auch eine Form der Werbung ist, an einem tristen Wintervormittag hier zu stehen und von seiner Existenz zu künden. Denn den Büchern, weiß er, tut es nicht gut, wenn sie ständig in Kisten gequetscht und wieder rausgezerrt werden. "Wenn Sie die Sachen zehn Mal mitnehmen, sind sie ramponiert, dann kann man sie im Preis runtersetzen." Aber vielleicht ist auch eine andere Sichtweise erlaubt: Dann sind sie echt antik. ULRIKE BAUER
Demo wegen Bahnstraße Nur mäßiger Besuch beim Stand der CDU
SCHWANHEIM. Nur wenige Schwanheimer Bürger folgten einem Aufruf der CDU, gegen die Schließung der Schwanheimer Bahnstraße zu demonstrieren. Von 10 Uhr bis 13 Uhr verteilten die Schwanheimer Christdemokraten an ihrem Stand an der Bahnstraße Informationsmaterial. Den mäßigen Andrang führte Helmut Heuser, Stadtverordneter und Vorsitzender der Schwanheimer CDU, auf die "ungünstige räumliche Situation zurück". Heuser: "Gleichzeitig hatte die Bürgerinitiative gegen die Schließung der Bahnstraße protestiert und außerdem die SPD Schwanheim einen Informationsstand aufgebaut." Das Thema sei auch "in gewisser Weise abgearbeitet", die Bürger hätten sich längst eine Meinung zum Thema "Schwanheimer Bahnstraße" gebildet. "Ich hoffe zwar, daß am Montag im Verkehrsausschuß endlich über den Antrag der CDU-Fraktion entschieden wird, habe aber bereits Informationen bekommen, daß die Entscheidung ein weiteres Mal vertagt werden soll", sagte Helmut Heuser. Hier werde deutlich, daß eine Entscheidung über den 7. März hinaus verzögert werden soll. "Bürger haben mir berichtet, daß der SPD-Stadtverordnete Arnold Weber gesagt hat, er sei gegen eine Sperrung der Bahnstraße. Dabei kann ich allerdings nicht nachvollziehen, warum er dann die Beschlüsse der SPD im Römer mitgetragen hat", erklärte Heuser.
Für die kommenden Samstage vor der Kommunalwahl wollen die Schwanheimer Christdemokraten ebenfalls ihren Infostand aufbauen und dabei verschiedene Themenschwerpunkte setzen: Schulpolitik, die neue Erhaltungssatzung und Gewerbegebiet Schwanheim. jan
FRANKFURT-WEST. Im Westen nichts Neues? Das Gegenteil wollten die sozialdemokratischen Ortsvereine im Ortsbezirk 7 beweisen. Eine Besichtigung der Stadtteile Rödelheim, Hausen, Westhausen und Praunheim sollte die Kritiker überzeugen, daß der berühmte Buchtitel nichts mit der Stadt Frankfurt zu tun hat - es geschieht einiges!
Beispielsweise am Rödelheimer Bahnhof. Seit Jahren quälen sich die Passanten durch die verwinkelte und unübersichtliche Fußgängerunterführung - "ein Sicherheitsrisiko", meint Monika Herzberger, Vorsitzende des Ortsvereins Rödelheim, zu der Situation. Der Durchgang unter der S-Bahn-Linie könnte großzügiger gestaltet werden, lege man die "Schienen ins Flachbett". Diese Maßnahme lehnt aber die Bundesbahn als Besitzer des Grundstücks aus Kostengründen ab. Die Bahn legte auch bei der Gestaltung des Vorplatzes ihr Veto ein: Sie verkauft den Parkplatz lieber an private Investoren als an die Stadt - es sei denn, der Magistrat bringe das "nötige Kleingeld" auf.
Beißt der Ortsverein am Bahnhof noch auf Granit, so scheinen ihm die Planungen für das Jugendhaus durchaus zu glücken. Nicht nur das Gebäude "Auf der Insel 14", auch sein Nachbar Nummer 16 werden künftig den Jugendlichen zur Verfügung stehen. Henning Hoffmann, Sozialarbeiter im Jugendladen, freute sich insbesondere über die Art und Weise der Planung. An ihr konnten die Heranwachsenden im Rahmen des Ideenwettbewerbs "Reif für die Insel" aktiv teilnehmen. Das Jugendhaus sei in "naher Zukunft" fertig, gab sich das ehrenamtliche Magistratsmitglied Armin Kleist optimistisch.
Ein Sprung nach Hausen. Wo heute noch die Fußballer vom FV Hausen über einen holprigen Platz stolpern und Autos auf einem verwilderten Parkplatz stehen, sollen bald ein schmucker Kunstrasenplatz eingerichtet und eine Kindertagesstätte gebaut werden. Die Kindertagesstätte wird Raum für etwa hundert Mädchen und Jungen arbeitender Eltern schaffen. Mit dem Bau der Anlage könne noch in diesem Frühjahr begonnen werden, meint der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Peter Sondag.
Und weiter nach Westhausen. "Viele Frankfurter wissen gar nicht, daß es Westhausen gibt", spielt Hans-Günther Meinusch, Kandidat für den Ortsbeirat, auf das Schattendasein des Stadtteiles an. Während Westhausen von außerhalb gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sei, komme innerhalb von Westhausen nur der Autofahrer voran. Ein hohes Verkehrsaufkommen sei die Folge. Um den Ortskern nicht weiter zu belasten, beschloß der Magistrat, die neue Sporthalle am Rande von Westhausen zu bauen: Statt an der Liebig-Schule wird sie an der Muckermannstraße errichtet. 600 Zuschauer soll die Halle einmal fassen können und somit auch für Großveranstaltungen geeignet sein.
Das Bild von Praunheim wird sich, verglichen mit allen anderen Stadtteilen im Ortsbezirk 7, am gravierendsten verändern. Der Stadtbezirksvorsteher und Vereinsvorsitzende der Freiwilligen Feuerwehr, Rudi Gesell, stellte den Stand der Planungen vor. Das Feuerwehrgerätehaus wird verschwinden, auch die Personalwohnungen des Rudolf-Prestel-Hauses sollen abgerissen werden. Letzteres erhält dafür einen Neubauflügel, der sich von der Rückseite des alten Pflegeheims zum Niddaarm hin erstreckt; 70 neue Betten sollen darin Platz finden.
Im Rahmen der Neugestaltung des Siedlungskernes wird auch an der Ecke Alt-Praunheim / Graebestraße ein neuer Gebäudekomplex entstehen. Geplant ist eine Ladengalerie im Erdgeschoß und darüber der Bau von 24 Wohneinheiten. Die Schwestern und Pfleger des Rudolf- Prestel-Hauses sollen darin bevorzugt untergebracht werden.
Moderne Sporthallen, mehr Jugendhäuser, die Umgestaltung ganzer Stadtteile; es gibt viel Neues aus Rödelheim, Hausen, Westhausen oder Praunheim zu berichten. Das Motto: Test the West! ole
BOCKENHEIM. Wer kennt es nicht, das CDU-Wahlplakat. Eine junge Frau sitzt mit dem Rücken zum Betrachter; auf ihrer Jeansjacke steht geschrieben: "Suche Wohnung in Frankfurt am Main."
Auch die Grünen wissen um die Problematik. Und so stellten sie im Bockenheimer Treff Experten die Frage: "Ist Wohnen noch bezahlbar?" Nach der Statistik seien die Mieter in Frankfurt mit Wohnungen gut versorgt, erläutert Werner Schaub vom Mieterschutzverein den Zuhörern. Doch die Theorie der Stadt aus den siebziger Jahren und die Praxis von heute klafften weit auseinander.
Realität sei der steigende Bedarf an Singlewohnungen und vermehrt suchten auch Jugendliche frühzeitig nach eigenen vier Wänden. Zu den veränderten Lebensgewohnheiten komme ergänzend der starke Zuzug von Menschen in die Stadt, erklärt Schaub den neuen Trend des größeren Wohnbedarfs.
Weitgehend einig zeigte sich das Gremium, in Frankfurt müssen neue Wohnflächen geschaffen werden. Wie das Ziel zu realisieren ist, war daher der Streitpunkt des Abends.
Peter Bartelheimer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Grünen im Landtag, plädierte für einen umfassenden Bestandsschutz. Den hat die rot-grüne Koalition erfolgreich umgesetzt, indem sie das Zweckentfremdungsverbot aus dem Jahre 1972 anwendete. Besonders im Westend wurde so Büro- zu Wohnfläche zurückverwandelt - im Stadtgebiet insgesamt 800 Wohnungen.
Positiver Nebeneffekt war das Bußgeld von 2,5 Millionen Mark, das in Neubauten zurückfloß. Nach Bartelheimer könnte der Bestandsschutz noch effektiver sein, würde der Gesetzgeber verbieten, Miet- in Eigentumswohnungen umzuwandeln.
Rechtsanwalt Michael Goeder bestätigte den Grünen-Politiker. Beim Verkauf einer Altbauwohnung gelte für den derzeitigen Mieter eine siebenjährige Kündigungsfrist, falls der Käufer die Wohnung selbst nutzen wolle. "Das klingt sehr lang, aber der Mieter steht ständig unter dem Druck, doch ausziehen zu müssen."
Auch beim Thema "Zweckentfremdung" sprach der Rechtsanwalt im Sinne von Bartelheimer: "An der Ginnheimer Höhe, da wohnt nur noch der Hausmeister." Die rot-grüne Politik gegen unrechtmäßig genutzte Büroräume müsse weiter fortgesetzt werden.
"Ich brauche nicht den Gedanken des Bestandsschutzes, ich brauche neue Wohnungen." Nach Schaub läßt sich das Wohnraumproblem nicht allein dadurch lösen, wenn nur alte Gebäude erhalten werden. Er verspricht sich mehr von einem öffentlich geförderten sozialen Wohnungsbau. Werner Schaub sieht in dem Nachkriegsmodell die bestmögliche Lösung. Die Art der Finanzierung der Neubauten bereitet dem Mitarbeiter vom Mieterschutzverein kein Kopfzerbrechen; es müsse einfach Geld in der Staatskaase dafür vorhanden sein, schließlich sei Wohnen kein Luxusgut - "es ist eine Lebensnotwendigkeit", sagt Schaub.
Jürgen Bredmann (Die Grünen) sieht gespannt dem Baubeginn auf dem ehemaligen Battelle-Gelände am Opelkreisel entgegen. Je zur Hälfte sollen dort Wohnungen und Büroräume entstehen. Doch bevor die ersten Bagger und Kräne auffahren, müssen statt Erde und Steinen erst einmal planerische Hindernisse beseitigt werden. So verliert die Messegesellschaft zahlreiche Parkplätze durch das Neubaugebiet. Ohne einen Ersatz von der Stadt wird sie das Feld sicher nicht freiwillig räumen. ole
BAD SODEN-SALMÜNSTER. Das Bonner Nein zu Umweltschutz als Staatsziel war eines der zentralen Themen der Jahresversammlung des BUND. Der Kreisverband protestierte am Samstag in der Stadthalle Salmünster "aufs schärfste, daß Naturschutz nicht in die geänderte Verfassung aufgenommen werden soll, obwohl seit 17 Jahren darauf hingearbeitet wurde". Mit einem Antrag an die Landesdelegiertenversammlung fordert der BUND Main-Kinzig zur Organisation bundesweiter Mahnwachen bis "zur Aufnahme des Naturschutzes ins Grundgesetz" auf und ruft zu einer "bundesweiten "Tarnbegriffe" Demonstration unter Beteiligung aller deutschen Natur- und Umweltschutzverbände auf.
Ein kategorisches Nein setzen die Naturschützer auch "dem großen Rückfall im Umweltschutz in die 60er Jahre" entgegen, den die Bundesregierung nach den Worten von BUND-Chefin Loeki Häger-Hogerland derzeit "in großer Hast nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit" vorbereitet. Unter den "Tarnbegriffen" des Wohnbau-Förderungsgesetzes und des Verkehrswegebau-Beschleunigungsgesetzes solle das müh- sam erstrittene Umweltrecht in wesentlichen Passagen gekappt werden. "Dieses Naturzerstörungs- und Müllverbrennungs-Ermächtigungsgesetz wirft uns um 30 Jahre zurück", betont auch Rolf Neidhardt, stellvertretender Sprecher des BUND-Bundesarbeitskreises Abfallwirtschaft.
Nach Angaben von Häger-Hogerland bringt das geplante Gesetz nicht nur mit sich, daß die ökologischen Schäden durch Baumaßnahmen nicht mehr in dem bisherigen Maß durch Ersatzmaßnahmen ausgeglichen werden. Falls es in Kraft trete, bedeute dies in vielen Bereichen auch das fast vollständige Kippen von Umweltverträglichkeitsprüfung und leiste somit "dem Flächenverbrauch, der Landschaftszersiedelung und dem Bau Dutzender Müllverbrennungsanlagen in massivster Weise Vorschub".
Ein weiteres Manko, so die Kreivorsitzende: "Das neue Gesetz bedeutet zudem die Veränderung des Abfallrechts." Müllverbrennungsanlagen, durch die "Technische Anleitung zur Behandlung von Siedlungsabfällen" (TA-Siedlungsabfall) aus dem Hause Töpfer indirekt ohnehin schon gefördert, sollten nun nur noch nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigt werden. "Ein Planfeststellungsverfahren und damit wesentliche Mitwirkungsrechte der Umweltschutzverbände entfallen", warnen Neidhardt und Häger-Hogerland.
Die "Hintertür" TA-Siedlungabfall sieht der BUND als "zwangsweise Einführung der flächendeckenden Müllverbrennung". Damit solle praktisch, so Neidhardt, allen Kommunen die obligatorische Verbrennung wertstoffhaltiger Rückstände und Restmüllmengen vorgeschrieben werden. "Da der Begriff Restmüll vom Gesetzgeber nicht definiert ist, wird so der Verbrennung von bis zu 80 Prozent aller Abfälle Tür und Tor geöffnet".
Eine Katastrophe, meint Neidhardt angesichts der Folgen wie "der massenhaften Vernichtung noch brauchbarer Sekundär-Rohstoffe, der zu erwartenden drastischen Erhöhung der direkten und indirekten Kohlendioxid-Emissionen und der Erhöhung des Energiebedarfs". Auf Antrag des BUND Main-Kinzig soll die Landesdelegiertenversammlung nun einen Forderungskatalog verabschieden: Darin lehnt der BUND die TA-Siedlungsabfall auch weiterhin entschieden ab und fordert Bundes- und Landesregierungen zur Rückkehr zu einer ökologisch vertretbaren Abfallpolitik auf. Die Naturschützer selbst sollten bundesweit dem "Müllverbrennungs-Ermächtigungsgesetz" mit stärkerem Widerstand entgegentreten. "Wirtschaftsbanane" Zudem geht an Hessens Regierung die Aufforderung, "ihre bisherige erfolgreche Abfallpolitik fortzusetzen und gegebenenfalls mit allen zulässigen rechtlichen Mitteln gegen die jetzt beschlossene TA- Siedlungsabfall vorzugehen".
Auch die Entwicklung im Main-Kinzig- Kreis beobachtet der BUND, dessen Finanzlage sich durch die allgemeine Rezession verschlechtert hat, mit Sorge. So verlegt derzeit beispielsweise die MIDAL ihre Gasfernanlage durch das gesamte Kinzigtal, hinzu kommt die neue 380-KV- Höchstspannungsleitung der PreussenElektra, der geplante zweite Distelrasen- Tunnel und die Schnellbahn-Pläne der Bundesbahn. Dahinter steckt ein ehrgeiziges Ziel, warnt Loeki Häger-Hogerland: die sogenannte "Wirtschaftsbanane" von London über Rotterdam und Frankfurt nach Genua, die ausgebaut werden solle. Frankfurt sei als "Euro-Metropole" im Gespräch, was rund 400 000 zusätzliche Einwohner im Großraum und einen entsprechenden Ausbau der Infrastruktur nach sich ziehen könnte.
"Man plant weit voraus, und das muß der BUND auch", mahnte die Kreisvorsitzende, "sonst wird die Natur der große Verlierer sein." Bekanntestes Beispiel sei die Großauheimer Waldwiese. Dabei gehe das Artensterben der "Dummheit und Unvernunft des Menschen" weiter. Obwohl in Hessen mittlerweile 65 Prozent der Wirbeltierarten auf der Roten Liste stünden, herrsche immer ncoh ein "erschreckender Mangel an biologischem und ökologischem Bewußtsein bei Politikern, Behörden und in der Bevölkerung". Hier seien die Naturschutzverbände gefragt. "Ob wir wollen oder nicht, wir müssen weiter über solche Zusammenhänge aufklären, sonst sind unsere Bemühungen zur Rettung von Natur und Umwelt umsonst."
"Der Kampf muß weitergehen, an jedem Ort", betonte auch Eduard Bernhard vom Bundesverband der Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), der anschließend vor den "weltweiten Gefahren des Plutoniumwirtschaft" warnte. "Der Super-Gau kann morgen sein", schilderte er am Beispiel der Hanauer Atombetriebe. Von einem Einstieg in den Ausstieg aus der Atomwirtschaft könne nach wie vor nicht die Rede sein. Und da sei es "mit der Umsicht von und dem Vertrauen in Siemens nicht weit her", sagte Bernhard mit Blick auf die Vorfälle in Karlstein. Dort müßten sowohl die neue Alkem-Anlage als auch ein möglicher Lufttransport von Plutonium über den Frankfurter Flughafen verhindert werden. tja
Hunderttausend jubelten Pavel Kohout am 27. November 1989 in der slowakischen Hauptstadt Bratislava zu, als er nach zwölf Jahre dauerndem Zwangsexil in die Tschechoslowakei zurückkehrte. Die Slowaken begrüßten ihn, den Tschechen, mit Sprechchören: "Willkommen zu Hause!" Kaum drei Jahre nach der Begeisterung der sanften Revolution war Kohouts Heimat schon gespalten. Der Ex- Kommunist und spätere Mitbegründer der Bürgerrechtsbewegung "Charta 77", der sich selbst als "gebürtiger Tschechoslowake" bezeichnet, empfindet die Trennung der CSFR als "schrecklichen Rückschlag für beide Nationen, der uns beide schrecklich viel kosten wird".
Bei der Autorenmatinee der Zeil-Galerie und der Frankfurter Rundschau am Sonntag versuchte der Schriftsteller und Dramatiker zusammen mit der in München lebenden slowakischen Journalistin Agnes Kalinova ein wenig den Ursachen der Spaltung nachzuspüren, das "exotische, orientalische" Land (Kohout), das jetzt zweigeteilt ist, in Mentalität und Geschichte den deutschen Zuhörern aufzuschließen.
Das Schicksal habe es den Slowaken niemals gegönnt, "ihre Staatlichkeit auszuleben", versuchte Kohout zu begründen, warum der Drang nach Eigenstaatlichkeit dort so ausgeprägt ist. "Die Tschechen haben sich sehr schnell an die Rolle des größeren Bruders gewöhnt", zum Part des ungeliebten Oberlehrers war es da nur ein kleiner Schritt.
Die Slowakin Kalinova ließ Kohouts Feststellung vom Mangel an einer Schicht slowakischer Intelligenz unwidersprochen. Sie unterstrich die historisch bedingten Unterschiede zwischen Tschechen, die immer "in einer Symbiose mit Deutschland gelebt" hätten und den Slowaken im Einflußbereich Ungarns und diagnostizierte Mentalitätsunterschiede, die sich in konkreter Politik niederschlagen. So wie man sich in Bratislava für einen sozial abgefederten, langsameren Weg der Wirtschaftsreformen nach dem Ende des Kommunismus entschieden hat, so hätten sich die beiden Teilrepubliken bereits zu kommunistischen Zeiten auch im Umgang mit den Dissidenten unterschieden. Während die Machthaber in Prag sie zum Fensterputzen oder ans Fließband schickten, habe man in der Slowakei, wo es eine Tendenz gebe, alles nicht so ernst zu nehmen, versucht, sie durch eher sanfte Sanktionen zu korrumpieren.
Die Scheidung der "Ehe" (Kohout) geht inzwischen schnell und gründlich vonstatten. So ist man etwa von der für eine längere Übergangszeit geplanten Währungsunion in Prag und Bratislava abgerückt, verschiedene Aufdrucke auf den Kronen-Scheinen sind die Vorstufe der schnellen Währungstrennung. Die wirtschaftliche Trennung, darauf machten Kohout und Kalinova aufmerksam, trifft aufgrund der unterschiedlichen Wirtschaftsstruktur beider Republiken Slowaken wesentlich härter als Böhmen und Mähren.
Die Bewältigung der Trennungsfolgen und die Aufarbeitung der Vergangenheit beschäftigt die beiden Geschiedenen, das wurde in dem Gespräch deutlich, zu sehr, als daß ein unbefangener Blick nach vorn getan werden könnte: Von einer möglichen gemeinsamen Zukunft in Europa - beide Republiken streben als Fernziel die Mitgliedschaft in der EG an -, gar von einem erneuten Zusammengehen von Tschechen und Slowaken in einer losen Föderation war keine Rede.
Daß der politische Chronist Kohout nicht so schnell zur Tagesordnung übergehen will, belegten auch die Auszüge aus seinem neuen Buch "Ich schneie", die er vorlas. Mit kriminalistischer Beharrlichkeit begibt sich eine Frau auf die Suche nach der Wahrheit in den Stasi- Verstrickungen von zweien, die ihr nahestehen. Beharrlichkeit ist ein Prinzip, das Kohout auch für seine Arbeit gern in Anspruch nimmt. "Der stete Tropfen höhlt den Stein", übersetzt er das lateinische Diktum, das ihm so gefällt, daß er damit das Gespräch beendet. DANIEL RIEGGER
Diese unsere Regierung ist wohl - wie der Berliner sagt - mit dem Klammerbeutel gepudert. Muß denn in Deutschland, Himmel, Arm und Zwirn, jedesmal gleich dermaßen übertrieben werden, in jedem und allem (FR vom 10. 2. 1993 "Alle Autobahnen sollen in Privathand")? Und wenn schon Vignette, warum dann nicht im vernünftigen Maßstab, siehe europäische Nachbarstaaten. Nein, hier klotzt man mit horrenden Summen gleich richtig ran, nicht wahr? Der "kleine" Mann hat's ja. Ja, er hat, nämlich endlich die Schnauze voll.
Christa Bauer, Berlin
Von Eberhardt an Baden-Württemberg
Heidelberg sucht Gäste mit Muße.
Neues Tourismusleitbild der Stadt will mit sanfter Hand neue Akzente setzen
Bei schätzungsweise rund 3,5 Millionen Besucher der Kernalatadt pro Jahr, laufe man Gefahr, daß die Massen auf Dauer der Attraktivität der Altstadt abträglich seien, heißt es in dem Leitbild. "Spätestens, wenn der Menschenstrom ein normales Fortbewegen, ein Stehenbleiben und Witergehen nach Belieben unmöglich macht, kann von Überfüllung des öffentlichen Raums gesprochen werden." Zum Glück, sei dies bisher nur gelegentlich der Fall.
Der Verabschiedung des Tourismusleitbilds im Gemeinderat waren jahrelange Diskussionen vorausgegangen, zuletzt hatte die Stadt eine Reihe von öffentlichen Expertengesprächen zum Thema veranstaltet. Ergebnis: Die alte Universitätsstadt möchte künftig einen Toursimus, der für ihre Bewohner und die Umwelt verträglich ist. Die Werbung soll sich vorrangig an Kongress- und Fortbildungsgäste richten, sowie an Senioren, Studierende und Jugendliche, die auch außerhalb der Saison Zeit zum Reisen haben.
Für sie möchte man, in Zusammenarbeit mit der Universität und anderen Einrichtungen in der Stadt, neue Angebote schaffen: Veranstaltungsreihen im Bereich der Weiterbildung werden hier genannt aber auch die verstärkte Einbeziehung der Umgebung zur Steigerung der "Erlebnisvielfalt." Dabei geht es weniger um neue Attraktionen als darum, die Gäste in das Leben der Heidelberger einzubinden. Sie sollen geführte Fahrrad- oder Bootstouren unternehmen, wandern, als Gäste am Sportangebot der Vereine teilnehmen oder, unterstützt durch entsprechende Informationen, die Stadtteile auf eigene Faust erkunden.
Vorgeschlagen wird auch die Herrichtung eines tpischen Altstadthauses zur Besichtigung und ein Konzerthauscafe, wie es das früher in der Stadt gab - und von dem auch viele Heidelbeger(innen) träumen. Ein Ideenwettbewerb soll weitere Vorschläge für die Erhöhung der Verweildauer bringen.
Eine Voraussetzung dafür, da besteht Einigkeit, wären mehr preiswerte Zimmer in Jugendhotels oder Boarding-Häusern. Vor allem für junge Leute, Wissenschaftler, Gäste aus Osteuropa und Angehörige von Patienten der Unikliniken oder der Rehabilitationseinrichtungen in der Stadt würden sie brauchen.
Ausführlich beschäftigt sich das Leitbild auch mit der besseren Bewältigung des Reiseverkehrs. Vorgeschlagen wird ein Busleitsystem, Bereitstellung von Park- an Ride-Plätzen und verbesserte öffentliche Nahverkehrsangebote sowie ein Bootspendelverkehr auf dem Neckar. Er soll die Altstadt, Neuenheim und Bergheim anfahren und Hotels, Tagungsstätten und toursistische Ziele verbinden - und "einen Aufenthalt ohne Hektik in Heidelberg fördern."-E
Wie wir in unserem Bericht gezeigt haben, ist die RU-486/PG-Methode mit Risiken und Problemen befrachtet. Worin liegt der Sinn einer Abtreibung, die angeblich mehr Privatsphäre und geringere medizinische Einflußnahme bringt, jedoch drei oder vier Arztbesuche in Spezialkliniken, die Einnahme von zwei und möglicherweise sogar fünf risikoreichen Medikamenten und wiederholte vaginale Ultraschalluntersuchungen erfordert? Und die außerdem allzu oft Komplikationen verursacht, deren Auswirkungen von mäßigen Blutungen bis hin zu schier unerträglichen Schmerzen, und bei manchen Frauen sogar zur Notwendigkeit von Bluttransfusionen reichen? Wenn das eine "einfache" Abtreibung sein soll, die Frauen mehr Privatsphäre, Einflußnahme und Selbstbestimmung garantiert, dann haben Worte wie "privat" oder "Selbstbestimmung" ihren Sinn verloren.
Diese Verbalakrobatik verkennt die Realität, wenn sie einerseits RU 486/PG als eine völlig problemlose Pille propagiert, die eine Frau in der Abgeschiedenheit ihrer eigenen vier Wände schlucken kann, und andrerseits unmißverständlich zum Ausdruck bringt, daß sie niemals ohne strikte ärztliche Aufsicht erhältlich sein wird. Auch mit der beschönigenden Darstellung der Auswirkungen von RU 486 und PG auf den Reproduktionsprozeß wird die Öffentlichkeit bewußt in die Irre geführt.
Die VerfechterInnen von RU 486 verwischen mutwillig die Trennlinie zwischen Empfängnisverhütung und Abtreibung. RU 486 ist auch als Kontrazeptivum problematisch, weil es in den nächsten Menstruationszyklus übergreift und zu Störungen aller nachfolgenden Zyklen führt (Nieman und Loriaux, 1988). Es ist bekannt und bestätigt, daß sich "das Medikament nicht als routinemäßig eingesetztes Mittel zur postkoitalen Geburtenregelung" eignet (Ulmann u. a., 1990 : 40). Baulieu benutzt den Begriff "Kontragestivum", um - wie er sagt - negative und Schuldgefühle auslösende Assoziationen zu vermeiden, die mit dem Wort "Abtreibung" verbunden sind. Er erklärt mit Nachdruck, daß seine Forschungsprojekte "nicht darauf abzielen, Frauen Abtreibungen zu ermöglichen", sondern vielmehr dazu dienen, "ihnen bei der Empfängniskontrolle zu helfen" (zitiert in Gardner, 1989 : 6). Diese Rhetorik läßt sich mit dem sprachlichen Meisterstück der Reproduktionstechnologen vergleichen, die es geschafft haben, einen weniger als vierzehn Tage alten Embryo in einen "Präembryo" zu verwandeln, um ihre Experimente mit Embryonen zu rechtfertigen.
Diese Verbalakrobatik ist ein Versuch, das Negative als etwas Positives erscheinen zu lassen. Davon zeugt beispielsweise die Behauptung, die RU-486-Therapie wäre dem medizinischen Zugriff entzogen oder böte wesentlich mehr Privatsphäre, obwohl sie in Wirklichkeit unter strenger ärztlicher Kontrolle stattfindet. Dieses Spiel mit Worten sorgt auch dafür, daß die Komplikationen als gering, oder zumindest annehmbar, erscheinen. Und schließlich verhindert es Denkprozesse und notwendige Fragestellungen, wie aus dem Mangel jeglicher kritischen Perspektive ersichtlich ist, unter dem leider auch viele Fraugengruppen leiden.
Es gibt viele Gründe dafür, daß Frauen und Frauengruppen auf den RU-486/PG- Zug aufgesprungen sind. Die "Verpakkung", in der das neue Abtreibungsmittel angeboten wurde, war ein Riesenerfolg. "Allein die Beschaffenheit des Spezialwissens und der Informationen, die Komplexität der Technologie, die Art, wie die Fortschritte in Medien und Fachzeitschriften wie Science veröffentlicht wurden, und die unglaublich raffinierten Marketingaktivitäten haben bewirkt, daß die Kritik zum Schweigen gebracht wird" (pers. Kommentar von Judy Luce gegenüber J. Raymond, Juni 1991).
Vielen Frauengruppen ist die Verschärfung des Abtreibungsrechts, aber auch die Angst, dem rechten Flügel in die Hände zu spielen, Anlaß genug, die Werbetrommel für RU 486/PG zu rühren. Hier herrscht die Philosophie vor, daß "wir" - nämlich alle, die sich aktiv für die Rechte der Frauen einsetzen - für etwas stimmen müssen, was "die anderen" - zum Beispiel die AbtreibungsgegnerInnen - ablehnen.
Wir wollten mit diesem Buch zeigen, daß viele der gängigen Vorstellungen über die RU-486/PG-Abtreibung neu überprüft werden müssen. Angesichts der irreführenden Behauptungen und vielschichtigen Probleme ist die Frage angezeigt, ob diese beiden Wirkstoffe allein oder in Kombination eine für Frauen annehmbare Abbruchmethode darstellen.
Die Umweltingenieurin Pat Hynes hat an anderer Stelle bereits die Schlüsselfrage gestellt: "Warum wird Frauen heute - da grüne Leitsätze und Lebensstile den Menschen in den Industrieländern bewußt machen, daß sie ihrem Körper nicht unnötig synthetische Substanzen zumuten sollten - geraten, synthetische Abtreibungsmittel zu nehmen?" (Hynes, 1990 : 20). Hier geht es nicht nur darum, daß diese Medikamente synthetisch sind; wichtig ist vor allem, daß die meisten dieser Wirkstoffe zur Beeinflussung des weiblichen Reproduktionszyklus mit schwerwiegenden Risiken und Komplikationen einhergehen. Folglich waren und sind feministische Gesundheitsaktivistinnen im letzten Viertel unseres Jahrhunderts aufgerufen, Risiken auszuloten und offenzulegen, indem sie die Nachteile solcher Technologien und Arzneimittel dokumentieren. Diese Risiken werden von den Reproduktionstechnokraten verharmlost, auch wenn sie zugeben müssen, daß es einige gibt. Und das hat wiederum zur Folge, daß die Technologien und chemischen Substanzen annehmbar erscheinen und mit Hochdruck weiterentwickelt werden, trotz aller damit verbundenen Komplikationen. Die von ihnen erarbeiteten Studien sind darauf angelegt, Frauen davon zu überzeugen, daß sich die Risiken in den Griff bekommen lassen, und uns einzureden, daß wir mit diesen Risiken leben müssen, wenn wir eine wirksame Empfängnisverhütung und Abtreibung wollen.
Zu einem Zeitpunkt, an dem alle vor den Risiken chemischer Problemlösungen gewarnt sein sollten, steigt die Anzahl und Art der Medikamente, die Frauen verordnet werden, drastisch an, vor allem im reproduktiven Bereich. Von der Stunde der Geburt bis zum Tod verschreibt man Frauen ein Sammelsurium von Wirkstoffen - fruchtbarkeitsfördernde Mittel, Antibabypillen, eine neue Generation schwangerschaftsverhütender Impfstoffe, für die vor allem in den Ländern der "dritten Welt" Werbung betrieben wird, Beruhigungsmittel, Östrogen und Progestagen (derzeit in Form einer Hormonsubstitutionstherapie) und nun auch noch RU 486/PG, eine willkürliche Kombination aus zwei höchst fragwürdigen Arzneimitteln.
In Anbetracht der kurzen Zeitspanne, in der RU 486/PG wirkt (wenn auch schlecht), könnten 10 bis 40 Prozent der befruchteten Eizellen/Embryonen im Frühstadium durch einen Spontanabort ausgestoßen werden, das heißt, ohne chemischen Eingriff. Folglich ist die Anwendung von RU 486/PG bei einer beträchtlichen Anzahl von Frauen unter Umständen völlig ungerechtfertigt. Wenn wir dabei von einer Quote von 30 Prozent von Embryos ausgehen, die auf "natürliche" Art durch einen Spontanabort ausgestoßen werden, dann wären 18 000 der 60 000 französischen Frauen völlig unnötig einer medikamentösen Therapie unterzogen worden!
Es besteht in der Tat ein Bedarf an Forschung, Entwicklung und praktisch umsetzbaren Programmen auf dem Gebiet der Geburtenregelung, Abtreibung und Reproduktions-Technologien, wie die BefürworterInnen von RU 486 geltend machen. Wichtig ist allerdings, daß diese Technologien Frauen angemessen sind.
Die Mehrzhal der bisher entwickelten Verfahren erfordert ärztliche Aufsicht und Kontrolle. Es gibt buchstäblich keine Forschungsprojekte, die mit der Verbesserung von Kondomen, mechanischen Barrieremethoden oder Methoden der Menstrualextraktion befaßt sind, während Versuche mit Antibabypillen, Intrauterinpessaren, Schwangerschaftsverhütungsspritzen und Sterilisation auf Hochtouren laufen. Die meisten Fortpflanzungstechnologien und Medikamente, die sich bisher auf dem Markt oder noch in der Entwicklungsphase befinden, sind mit Risiken und gesundheitlichen Schäden verbunden; für manche Frauen sind sie sogar tödlich.
Heute wird von vielen Menschen vorbehaltlos erwartet und akzeptiert, daß technologische Problemlösungen der Inbegriff des Fortschritts sind. Die ärztliche Kontrolle über den Reproduktionsprozeß in den Ländern des Westens, die im Lauf der Zeit stetig gewachsen ist, hat die biomedizinische Einflußnahme auf die Fortpflanzungsentscheidung der Frauen, die technische und chirurgische Steuerung von Schwangerschaft und Entbindung und die Entwicklung und fortgesetzte Anwendung fragwürdiger Arzneimittel und Technologien zunehmend ausgeweitet, RU 486/PG läßt sich nicht losgelöst von dieser Geschichte der technologischen Problemlösungen und medizinischen Kontrolle über das Leben der Frau betrachten.
Warum sind beispielsweise die Abtreibungsoptionen in den meisten Ländern des Westens vollständig von der Medizin gesteuert? Das trifft auch auf RU 486 zu, obwohl immer wieder betont wird, Frauen hätten bei diesem Verfahren mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung. Und doch weisen alle Ärzte, die dieses Mittel heute verwenden, ausnahmslos darauf hin, daß eine strikte ärztliche Aufsicht absolut erforderlich ist. Strikte ärztliche Aufsicht bedeutet aber auch strikte ärztliche Kontrolle. Als die American Medical Association dafür stimmte, Versuche mit diesem Wirkstoff in den USA durchzuführen, erklärte sie: "Hier geht es nicht um das Thema Abtreibung, sondern um die wisenschaftliche Erforschung eines Arzneimittels, das für viele unterschiedliche Probleme nützlich sein kann" (Lee, 1990 : 2). Sie befürchtet wohl, daß Gesundheitsaktivistinnen das Medikament auf eigene Faust einführen könnten, und die BefürworterInnen der Resolution wiesen besorgt auf die Gefahr einer Einnahme ohne angemessene ärztliche Überwachung hin. Diese Furcht hat aber noch eine andere Seite: RU 486/PG könnte ja ohne medizinische Kontrolle auf den Markt und in die Hände der Frauen gelangen.
Das unermüdliche Bestreben, die Abtreibung unter medizinischer Kontrolle zu halten, steht in Einklang mit der Position, die Ärzte in den Ländern des Westens von jeher gegenüber Fortpflanzungs-Technologien gleich welcher Form vertreten, einschließlich Entbindung, Geburtenkontrolle und Schwangerschaftsabbruch. Historisch gesehen war es die Lobby der Mediziner, die die Gesetzgebung beeinflußte und dafür sorgte, daß Geburtenkontrolle und Abtreibung dem Ärztestand überantwortet blieben.
Robert Dickinson, der sich zum federführenden Anwalt der US-amerikanischen Gynäkologen zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte und sich gemeinsam mit Margaret Sanger für die Empfängnisverhütung einsetzte, forderte seine Ärztekollegen nachdrücklich auf, die Geburtenregelung keinesfalls aus der Hand zu geben und den Radikalen zu überlassen (Gordon, 1976 : 249-300). Die Radikalen waren natürlich in erster Linie Frauen, die sowohl Mitbestimmung in Fragen der Geburtenkontrolle als auch Änderungen in der Politik und Gesetzgebung forderten. Viele dieser Frauen gaben dem Druck derjenigen nach, die sich für die ärztliche Kontrolle und die strikte medizinische Steuerung der Geburtenregelung ins Zeug legten. Als die Geburtenregelung in den USA schließlich sanktioniert wurde, schrieb die Gesetzgebung vor, daß ausschließlich Ärzte Empfängnisverhütungsmittel einführen, auf dem Postweg versenden oder verteilen dürfen.
Diese Geschichte scheint sich zu wiederholen, und die gegenwärtigen feministischen Kampagnen für die Abtreibung und RU 486/PG scheinen immer noch die gleichen Probleme zu haben. Sie machen sich zwar dafür stark, daß Frauen zwischen verschiedenen Abtreibungsalternativen wählen können, aber innerhalb der Grenzen, die von der ÄrztInnenschaft und den Bevölkerungsplanern abgesteckt wurden. Organisationen wie das Population Crisis Committee und der Population Council, der Norplant entwickelt hat, gehören zu den Sponsoren der RU-486/PG- Forschungsprojekte und Befürwortern der Kombinationsbehandlung.
Besorgniserregend ist derzeit das gute Einvernehmen, das zwischen Bevölkerungskontrollorganisationen, ForscherInnen im pharmazeutischen und medizinischen Bereich und Frauengruppen herrscht. Dieser Schulterschluß soll die Entwicklung und Zulassung des Abtreibungsmittels unterstützen, vor allem in den USA. Die Kooperation, die sich neuerdings zwischen diesen Gruppierungen und den Feministinnen bemerkbar macht, lieferte während des Sechsten Internationalen Frauen- und Gesundheitskongresses, der im November 1990 auf den Philippinen abgehalten wurde, Zündstoff für hitzige und scharfe Debatten.
Viele Frauen, vor allem aus den Entwicklungsländern, stellen diese Zusammenarbeit in Frage, weil sie nicht den Gesundheits- und politischen Interessen der Frauen dient. "Ich habe Angst, daß wir nur an einer Macht teilhaben werden, die unsere Slogans benutzt, aber die Praxis und Realitäten nicht ändert, die uns von eben dieser Macht aufgezwungen wurden und gegen die wir kämpfen, vom Standpunkt des reproduktiven Rechts aus" (de la Fuente, 1989 : 3).
In ihrer Stellungnahme zu RU 486/PG warnt Farida Akhter von UBINIG in Bangladesch vor der Einführung dieser Methode in der "dritten Welt" (Akhter, 1992). Sie verweist auf die ungenügende medizinische Infrastruktur, die eine verantwortungsvolle medizinische Begleitung der Frauen unmöglich macht, und auf die Langzeit-Gesundheitsschäden und die Sterilität, die durch andauernde Blutungen hervorgerufen werden können. Akhter sorgt sich auch wegen der falschen Propaganda, die diese Methode als "einfach" und gefahrloser als die gängige Methode der Vakuumaspiration bis zur 12. Woche beschreibt, und sie glaubt, daß die RU-486/PG-Methode die Kontrolle der Männer über Frauen verstärken wird (S. VI): "Diese Pille wird von Männern dazu benutzt werden, um Frauen zu einer Abtreibung zu zwingen, wenn sie (die Männer) das Kind nicht wollen. Die Nötigung von Frauen wird weiter zunehmen, weil Männer mit der Pille noch mehr Möglichkeiten haben werden, jegliche Verantwortung für eine Schwangerschaft abzulehnen."
Akhter spricht sich vehement gegen die Einführung von RU 486/PG in Entwicklungsländern aus. Vor allem für Frauen in ländlichen Gegenden, d. h., für die große Mehrheit der Frauen, ist die mehrstufige RU-486-Prozedur nicht nur im höchsten Maße unpraktische, sondern auch gefährlich. Farida Akhter befürchtet, daß sich ein Schwarzmarkt in großem Stil entwickeln wird, der die Zahl der Todesfälle durch unvollständige Abtreibungen noch erhöhen wird. Zudem weist Akhter auf die Gefahr der (Pseudo)-Privatisierung der Abtreibung mit RU 486/ PG hin: Die Debatte zur Legalisierung von Abtreibung wird dadurch in die Privatsphäre verdrängt und die Sicherstellung des Grundrechts der Frauen auf Beendigung einer ungewollten Schwangerschaft nicht mehr öffentlich diskutiert.
Damit teilt Farida Akhter unsere Befürchtungen, daß eine weitverbreitete Akzeptanz von RU 486/PG ungewollt den AbtreibungsgegnerInnen in die Hände spielen und letztlich die Wahlmöglichkeiten für Frauen nicht vergrößern, sondern einschränken könnte. Für Akhter ist klar, daß die Einführung der chemischen Abtreibungsmethode nicht im Interesse der Frauen liegt (S. VII): "(RU 486/PG) wird die bereits bestehende Kontrolle von Männern, Bevölkerungskontrolleuren, Ärzteschaft und (multinationalen) Wirtschaftsunternehmen über Frauen weiter ausdehnen."
Eines der historischen Vermächtnisse der Frauengesundheitsbewegungen der sechziger und siebziger Jahre war die Entmedizinierung einer breiten Palette von Gesundheitspraktiken. Die Betonung lag dabei auf Verfahren, die einen Abbau der medizinischen Überwachung erlaubten. Selbsthilfe war nicht nur ein Schlagwort, sondern wurde in die Praxis umgesetzt: Frauen führten die Gebärmutterhalsuntersuchungen selbst aus, entwikkelten die Methode der Menstrualextraktion und behandelten Hefepilzinfektionen, um nur einige wenige Aktivitäten zu nennen. Allerdings reichte diese Selbsthilfe nicht aus. Viele Frauen haben immer noch keinen Zugang zu Informationen über die Möglichkeiten der Selbstbehandlung und sind nach wie vor auf die herkömmliche Medizin angewiesen. Aber die kritischen Feministinnen kannten den Unterschied zwischen einem Verfahren, das Frauen eine echte Kontrolle über den eigenen Körper ermöglicht, und einem chemischen Cocktail, der von dem gesamten Instrumentarium medizinisch- technischer Intervention begleitet wird.
Die Abtreibung ist eines der einfachsten gynäkologischen Verfahren, das sich derzeit unter medizinischer Kontrolle befindet; es erfordert weniger handwerkliches Geschick, Schulung und Fachkompetenz als die Geburtshilfe. Abtreibungen werden in den Ländern der "dritten Welt" sicher und fachkundig von ausgebildeten Krankenschwestern und/oder ärztlichen AssistentInnen durchgeführt. Warum also sollten in westlichen Ländern Frauen ohne medizinische Vorbildung nicht lernen können, Abtreibungen selbst vorzunehmen? Anstatt eine weitere höchst bedenkliche Technologie wie RU 486/PG zu unterstützen, sollten Feministinnen für konventionelle, entmedizinisierte Abtreibungsmethoden kämpfen, und ÄrztInnenschaft und Familienplanungsgruppen täten gut daran, sich ihnen anzuschließen.
Weder von den ÄrztInnen in den USA noch in Europa wird verlangt, daß sie lernen, Abtreibungen auszuführen. Nur eine(r) von vier angehenden MedizinerInnen macht sich während der Ausbildung mit den Schwangerschaftsabbruch-Techniken vertraut. In den ländlichen Gebieten der USA ist die Zahl der ÄrztInnen und Kliniken, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, seit 1977 auf die Hälfte geschrumpft (Guttmacher Institute, zitiert in Goodman, 1990 : 91). Angesichts des abtreibungsfeindlichen Klimas, das in den USA herrscht, haben zahlreiche ÄrztInnen diese Dienstleistung aus ihrem Programm gestrichen, und ein großer Teil wird sie gar nicht erst anbieten.
Viele, selbst MedizinerInnen, sind der Überzeugung, die Lösung des Abtreibungsproblems liege darin, Laien in der Durchführung zu schulen (US ABC News, 1990). Das bedeutet nicht, daß ÄrztInnen keine Abtreibungen mehr durchführen sol- len oder daß medizinische Grundkenntnisse überflüssig wären. Vielmehr ist damit gemeint, daß Abtreibungen nicht ausschließlich, oder vornehmlich, von ÄrztInnen durchgeführt werden müssen.
Die einzigen US-Bundesstaaten, in denen Abtreibungen legal von Nicht-MedizinerInnen durchgeführt werden dürfen, sind Vermont und Montana. Das Frauengesundheitszentrum in Vermont führt ein Drittel aller Schwangerschaftsabbrüche in diesem US-Bundesstaat aus. Zuständig sind dafür ausnahmslos medizinische Assistentinnen, die sich im Rahmen eines zweijährigen Ausbildungsprogramms mit den Verfahren vertraut gemacht haben. Was die Sicherheit und Häufigkeit der Komplikationen anbetrifft, schneiden sie besser als die ÄrztInnen ab, die Abtreibungen ausführen (US ABC News, 1990). In vielen Ländern wird geschultes, nicht- medizinisches Personal mit der Behandlung vor und nach dem Abort betraut. Hebammen und andere LaienpraktikerIn- nen nehmen Abbrüche in der Frühphase der Schwangerschaft vor. Wir können viel von ihnen lernen, um die von Frauen kontrollierte Abtreibung voranzutreiben, für die es triftige Gründe gibt. Sie waren nämlich seit Jahrhunderten die Wegbereiterinnen im Kampf gegen die medizinische Steuerung der Fortpflanzung.
Der Artikel der Soziologin Pauline Bart über das Jane-Kollektiv "Der Griff nach den Mitteln der Reproduktion: ein feministisches Abtreibungskollektiv: Wie und warum es funktionierte" ist buchstäblich die einzige veröffentlichte Abhandlung über LaienpraktikerInnen, die Schwangerschaftsabbrüche in den USA ausführen. Dieser Artikel, erschienen in Qualitative Sociology (1987 : 339-56), dokumentiert und beschreibt die Arbeit des Jane- Kollektivs in Chicago. Hier wurden von 1969 bis 1973 in Privatwohnungen illegal Abtreibungen durchgeführt, bis einige der Gründerinnen zu der Ansicht gelangten, die 1973 vom Obersten Gerichtshof gefällte Entscheidung mache ihre Dienste überflüssig. Andere mit dem Kollektiv vernetzte Gruppen waren der Meinung, die Jane-Mitglieder hätten diese Dienstleistung niemals aufgeben dürfen, weil sich niemand besser darauf verstehe.
Selbst in den wenigen Monaten unmittelbar nach der Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen durch den Obersten Gerichtshof erhielt das Jane- Kollektiv mehr als 300 Anrufe pro Woche (Elze, 1988 : 12). Im Verlauf von vier Jahren führten die Frauen 11 000 Abbrüche in verschiedenen Stadien der Schwangerschaft durch. Ihre Abtreibungen während der ersten drei Monate waren laut Statistik genauso sicher wie die im Staat New York nach 1973, als die Abtreibung dort legalisiert wurde (Clement, 1983 : 10).
Während der 70er Jahre praktizierten viele Frauen-Selbsthilfegruppen die Technik der Menstrualextraktion. Ursprünglich 1971 von Lorraine Rothman und Frauen der Los Angeles Self Help Clinic entwickelt, wird hier durch vorsichtiges Ansaugen der Inhalt der Gebärmutter am ersten Tag der Monatsblutung oder kurz danach mit Hilfe einer biegsamen Plastikkanüle entfernt. Sie ist an einer Flasche befestigt und hat eine Ventilsteuerung, die Richtung des Luftstroms und Innendruck automatisch reguliert.
Damit ist jede Möglichkeit ausgeschlossen, daß Menstrualblut oder Luft in die Gebärmutter geschleust wird (Rothman, 1978 : 45). Dieses Verfahren hat keine Uterusperforationen, Infektionen oder Luftembolien zur Folge, wie es manchmal der Fall ist, wenn ÄrztInnen Dilatationsinstrumente zum Dehnen des Gebärmutterhalses oder große und starre Kanülen und Küretten benutzen (ebenda, 48). Offenbar hängt der Fortbestand dieser Technik davon ab, daß sich Frauen auch weiterhin in Selbsthilfegruppen zusammenfinden, die diese Technik gemeinsam erlernen und üben. Es besteht kein Grund, warum sich nicht mehr Frauen mit der Methode der Menstrualextraktion vertraut machen und sie in Selbsthilfegruppen praktizieren sollten.
Der Schwangerschaftsabbruch ist keine hochkomplizierte Prozedur. Frauen haben gelernt, als Hebammen zu arbeiten und eine breite Palette Geschick erfordernder Verfahren durchzuführen. Folglich sind Frauen erst recht imstande, sich Abtreibungstechniken anzueignen. Das Jane-Kollektiv hat bereits bewiesen, daß Laienpraktikerinnen sicher, fachkundig und einfühlsam durchgeführte und erschwingliche Abtreibungen in einem nicht-medizinischen Umfeld und außerhalb des ärztlichen Monopols durchführen können.
Wir haben in diesem Buch harsche Kritik an der RU-486/PG-Abtreibung geübt. Gleichzeitig sind wir jedoch der Überzeugung, daß wir über Alternativen sprechen müssen, vor allem, weil die konventionellen Abbruchoptionen zunehmend unter Beschuß durch die AbtreibungsfundamentalistInnen geraten. Wir sind der Auffassung, daß Feministinnen der monopolitischen Praxis medizinisch gesteuerter Abtreibungen den Kampf ansagen müssen. Sie steht auf tönernen Füßen, da die Anzahl der ÄrztInnen, die auf diesem Gebiet geschult und/oder kompetent ist, schwindet. Statt sich zum Sprachrohr der ÄrztInnen und für eine weitere gefährliche Technologie stark zu machen, sollten Feministinnen die ÄrztInnenschaft, Familienplanungszentren und andere Gruppierungen für den Kampf um eine Entmedizinisierung der Abtreibung gewinnen. Sie wäre den Interessen der Frauen und letztlich auch der ÄrztInnen dienlich. Denn von denen will eine große Anzahl ohnehin keine Schwangerschaftsabbrüche durchführen.
Bei der Abtreibung steht mehr auf dem Spiel als die Wahl eines technischen Verfahrens. Jacqueline Darroch Forrest, Forschungsleiterin im Alan Guttmacher Institut, sagt: "Wir machen uns selbst etwas vor, wenn wir glauben, eine technologische Lösung könnte uns aus dem Dilemma hoher Schwangerschafts- und Abtreibungsraten heraushelfen" (zitiert in Hilts, 1990 : 55). Aus unserer Sicht wirft dieses Dilemma weitere politische und philosophische Fragen über die sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung der Frauen auf, die Feministinnen thematisieren müssen. RU 486/PG steht für eine Reproduktionspolitik, die keinen Bezug zur Sexualpolitik und zur sexuellen Realität im Leben der Frauen herstellt.
Den Frauen werden die Risiken dieser Medikamente und Technologien aufgebürdet. Alle medizinisch gesteuerten Methoden haben Männer von ihrer Verantwortung für die Reproduktion entlastet. RU 486 könnte die Männer künftig sogar von jeglicher Verpflichtung zur Schwangerschaftsverhütung entbinden, da das Mittel als "sicher und einfach anwendbar" angepriesen wird. Folglich wäre es möglich, daß viele Männer die Zulassung begrüßen, weil die "Abtreibungspille" eine bequemere Lösung (für sie) ist, als Kondome zu benutzen. Es wird nicht zur Kenntnis genommen, was Catharine MacKinnon "ein dichtgeknüpftes Beziehungsnetz, in dem Frauen (derzeit) unentrinnbar eingesponnen sind . . ." nennt, in dem "der Kampf für die reproduktive Freiheit niemals das Recht der Frau eingeschlossen hat, Sex zu verweigern . . ." (MacKinnon, 1987 : 98).
Feministinnen können sich nicht für die reproduktive Freiheit stark machen, ohne sich gleichzeitig für das Recht der Frau einzusetzen, über ihre Sexualität zu bestimmen. Die KritikerInnen der Abtreibungsbeschränkungen dürfen beispielsweise nicht länger ignorieren, warum Frauen nicht auf die Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruchs verzichten können: weil sie sich außerstande sehen, Sex zu verweigern; weil sie zum Sex genötigt werden; weil sie vergewaltigt werden; weil sie zur Prostitution gezwungen werden; weil junge Mädchen von ihren Vätern, Brüdern oder männlichen Verwandten sexuell mißbraucht und geschwängert werden; weil es Teenager gibt, die Sex haben, aber eigentlich nicht wissen, warum; weil es Frauen gibt, die ungeplant oder unbeabsichtigt schwanger werden; weil die Methoden der Empfängnisverhütung versagen, weil es ihnen nicht nur an der grundlegenden sexuellen Freiheit mangelt, und wegen einer Fülle weiterer Mechanismen, die der Unterdrückung der Frau dienen.
Die mit RU 486/PG verbundenen Probleme sind nicht nur Teil der "Reproduktionspolitik", sondern auch der "Sexualpolitik". Wie bei anderen sexualpolitischen Themen, so müssen wir auch hier den Zugriff auf Frauen und den Mißbrauch ansprechen, der mit dem weiblichen Körper getrieben wird - im Namen der medizinischen Forschung und Experimentierfreudigkeit - für Versuche, die dem Sammeln klinischer Erfahrungen dienen, und um handfeste, finanzielle Gewinne einzukassieren, getarnt unter dem Mäntelchen des wissenschaftlichen Fortschritts und der medizinischen Behandlung - "selbstverständlich zu unserem Besten".
Das Wort Wahlfreiheit wird bei den AbtreibungsbefürworternInnen großgeschrieben. "Für die Wahlfreiheit", und nicht etwa "für die Frau", lautet heute die Devise der Gruppen, die in den westlichen Ländern die Initiative ergriffen haben, um das Recht der Frauen auf Abtreibung zu schützen. Es scheint fast, als hätte dieser Slogan auch diejenigen mobilisiert, die sich bei ihrem Engagement für die Rechte der Frauen nicht ganz sicher sind, aber für das Recht auf Wahlfreiheit um jeden Preis einstehen wollen. Wahlfreiheit ist in den USA ein Wert an sich. Wir behaupten, daß es Feministinnen, die sich auf die Rhetorik der Wahlfreiheit einlassen, an Kritikfähigkeit sowie an Weitsicht mangelt.
Mit so einer Einstellung lassen sich alle nur erdenklichen Unzumutbarkeiten im Namen der "Wahlfreiheit" verteidigen - Prostitution, Pornographie, Leihmütterverträge und die ganze Skala der Reproduktionstechnologien -, ohne sich wirklich bewußt zu machen, in welchem Ausmaß solche Wahlmöglichkeiten Frauen ihres Rechts auf Selbstbestimmung, ihrer menschlichen Würde, Integrität, ihres körperlichen und seelischen Wohlbefindens und einer grundlegenden, sozialen Gerechtigkeit berauben. Die Betonung der Wahlfreiheit engt die Bandbreite der Fragen ein, die mit dem Schwangerschaftsabbruch in Zusammenhang stehen, so daß selten zur Sprache kommt, in welchem Verhältnis Abtreibung und Unterdrückung der Frauen stehen.
Trotz der Propaganda der RU-486/PG- BefürworterInnen, daß Tausende von französischen Frauen diese "einfache" Methode einer konventionellen Abtreibung vorziehen würden, wissen wir nach wie vor wenig darüber, wie Frauen, die RU-486/PG-Abtreibung wirklich erleben. Eine 1992 veröffentlichte französische Untersuchung mit 488 Frauen, die weniger als 49 Tage schwanger waren, ergab, daß 62 Prozent sich für die chemische Abtreibung entschieden, 20 Prozent davon auf Anraten ihrer ÄrztIn (Bachelot u. a., 1992). 12,4 Prozent dieser Frauen waren unzufrieden mit dieser Methode, während nur 4,7 Prozent der Frauen, die sich für eine konventionelle Abtreibung mit Vollnarkose entschieden hatten, über Nebenwirkungen und psychischen Streß klagten. 50 Prozent der Frauen, die eine RU-486/PG-Abtreibung hinter sich hatten, berichteten, daß sie körperliche Schonung und Schlaf brauchten, gegenüber 30 Prozent in der Gruppe ohne Vollnarkose und 45 Prozent in der Gruppe mit Vollnarkose (dies deutet auf die in Kapitel III erwähnte Wirkung von RU 486 als Glukokortikoid-Blocker hin).
Bachelot u. a. beenden ihren Artikel mit der Warnung, daß die schnelle Vereinfachung des Arguments, daß nur Frauen die Aspirationsmethode wählen sollten, die bereits mehr als 49 Tage schwanger sind, während für alle anderen RU 486 die beste Methode sei, neu überprüft werden müsse. Diese Schlußfolgerung ist besonders alarmierend angesichts der Tatsache, daß sich in dieser Studie 20 Prozent der Frauen auf Anraten ihrer ÄrztInnen für diese Methode entschlossen hatten, was unseren Verdacht verstärkt, daß die chemische Abtrei- bung Vorteile für das medizinische Personal, nicht aber für die Frauen bietet!
Kein Verfahren, das eine strikte ärztliche Aufsicht erfordert und eine Fülle von Risiken und Komplikationen birgt, wird Frauen auf dem Weg zur sexuellen und reproduktiven Selbstbestimmung voranbringen. Auf übergeordneter Ebene müssen Frauen lernen, die Verbindung zwischen sexueller und reproduktiver Freiheit herzustellen. Wir wollen Frauen mit diesem Buch darin bestärken, sich nicht auf irgendein Wundermittel zu verlassen, sondern sich vielmehr "der Reproduktionsmittel zu bemächtigen" und sie im eigenen besten Interesse einzusetzen, um unser Recht auf konventionelle Abtreibung zu wahren.
Letzten Meldungen zufolge sind immer mehr ÄrztInnen in Frankreich über den Einsatz von Prostaglandinen unglücklich, und es scheint sich ein neuer Trend anzubahnen, auf die alleinige Anwendung von RU 486 zurückzugreifen (pers. Komm. Annie Bureau gegenüber R. Klein, Dez. 1991). Wie man die allgemein anerkannte Mißerfolgsrate von 20 bis 40 Prozent verbessern will, bleibt unklar! Uns scheint aber, daß dies erste Zeichen einer Desillusionierung sind, so daß wir die "Wunderpille" hoffentlich bald ad acta legen und uns dafür noch stärker und mit voller Kraft für das Recht der Frauen auf gute und sichere konventionelle Abtreibungsmethoden einsetzen können.
WASHINGTON (whp/AP). Wenige Tage vor der Vorlage seines Wirtschaftsprogramms im US-Kongreß hat der amerikanische Präsident Bill Clinton Steuererhöhungen für die oberen drei Fünftel der Amerikaner in Aussicht gestellt. In einer Rundfunkansprache sagte Clinton, Ziel seiner Abgabenpläne sei Gerechtigkeit. Er sei bereit, den Kampf gegen Sonderinteressen aufzunehmen. Die Regierung müsse aufhören, die Mittelschicht "auszusaugen" und statt dessen dafür sorgen, daß jeder einen gerechten Anteil der Lasten trage.
Mit Spannung wird in Washington erwartet, wie Clinton die Amerikaner am Mittwoch mit einer Rede vor dem Kongreß auf die unumgänglichen Opfer einstimmen wird. Sein Wirtschaftsprogramm sieht eine kurz- und langfristige Stimulierung der Wirtschaft durch Infrastrukturausgaben und die Begünstigung von Investitionen bei gleichzeitigem Abbau des Haushaltsdefizits um 145 Milliarden Dollar vor. Damit erfüllt Clinton eine Reihe von Wahlversprechen. Beobachter sind allerdings skeptisch, ob der erhoffte Aufschwung auch zur Schaffung neuer Arbeitsplätze führen wird.
Nach Angaben des demokratischen Abgeordneten Albert Wynn plant Clinton, daß rund 40 Prozent der Amerikaner von den Steuerhöhungen verschont bleiben.
&blt; Michel Rio liest nicht
Der Autorenabend mit Michel Rio, der am heutigen Montag an der Frankfurter Uni stattfinden sollte, fällt wegen Erkrankung des Autors aus. &blt; Über Versprecher Helen Leuninger hält am heutigen Montag um 19.30 Uhr im Frankfurter Holzhausenschlößchen (Justinianstraße 5) einen Vortrag mit Diskussion über das Thema "Versprecher als Gegenstand der Wissenschaft". Titel des Abends: "Endlich der erste fleischliche Weibergeselle . . .!" &blt; Stammtisch des Kindertheaters Das Kommunale Kinder- und Jugendtheater bietet am heutigen Montag um 20 Uhr für Erwachsene eine Aufführung von "Ikarus" an mit einem anschließenden Stammtisch, bei dem mit den Theatermachern diskutiert werden kann. Im Haus des Kindertheaters Am Tiergarten 12 (Hinterhaus). &blt; Diskussion über Rechtsradikalismus "Rechtsradikale Gewalt - ein Versäumnis der 68er?" ist der Titel einer Diskussionsveranstaltung am heutigen Montag im KaEins (Lehrerkooperative) im Ökohaus in der Kasseler Straße 1a in Frankfurt. Beginn 20 Uhr, Eintritt frei. &blt; Pastelle von Suzan Hijab In der Reihe "Kunst im Dominikanerkloster" stellt noch bis zum 26. Februar Suzan Hijab große Pastellarbeiten auf Papier und Leinwand aus. Geöffnet ist die Ausstellung Montag, Mittwoch und Donnerstag von 8 bis 18 Uhr, Dienstag und Freitag von 8 bis 21 Uhr. Kurt-Schumacher-Straße 23 in Frankfurt. &blt; Dichter in ihrem Dialekt gelesen Das Frankfurter Literaturhaus (Bokkenheimer Landstraße 102) lädt auch in dieser Woche wieder um 16.30 Uhr zur "Blauen Stunde" ein. Diesmal lautet das Motto: "Dichter in ihrem Dialekt". Am heutigen Montag liest Robert Tillian Texte Wiener Caféhaus-Literaten, etwa von Altenberg, Artmann oder Polger, am Dienstag liest Wolf Krämer aus Heinrich Heines "Deutschland - ein Wintermärchen", am Mittwoch Dietrich Rauch aus Goethes "Die Leiden des jungen Werthers". Monika Marons "Die Überläuferin" wird am Donnerstag von Ellen Schulz vorgestellt und Martin Walsers "Brandung" am Freitag von Claudia Bodler-Breuning.&blt; Volksbühne fliegt nach Neuseeland Die Frankfurter Volksbühne bietet eine Reise nach Neuseeland an (17. März bis 3. April). Informationen bei Theaterstudienreisen, Eschersheimer Landstraße 2, Telefon (069) / 15 45 148. &blt; "Behind Bars 1-3, 1993" Noch bis zum 3. April zeigt die Galerie Lüpke (Braubachstraße 37 in Frankfurt) Werke Thomas Deyles unter dem Titel "Behind Bars 1-3, 1993". Geöffnet ist die Ausstellung Deyles montags bis freitags von 13 bis 18.30 Uhr, samstags nach Vereinbarung, Telefon (069) / 29 11 34.
Der Arzt verläßt die Szene, und mit ihm geht der Zwang zur Vernunft: Frau Lenine möchte mit ihren multiplen Persönlichkeiten gern alleine sein. In ihrem kränklichen Körper tobt ein Kampf der Stimmen: Verstand und Wille, Bewußtsein und Vermutung, Gehör und Gesicht melden sich zu Wort. Der Arzt läßt die störrische und Stummheit vortäuschende Patientin schließlich abholen. Aber "er bekommt keine Antwort", hat Frau Lenine beschlossen. Mit wilden Gebärden und pointierter Sprache wird die Verzweiflung der Kranken beschrieben. Am Ende weiß ihr Bewußtsein: "Alles stirbt".
Velimir Chlebnikov (1885-1922), maßgeblicher Dichter des russischen Futurismus, schrieb "Frau Lenine" um 1909 unter dem Eindruck der symbolistischen Stücke Maurice Maeterlinks. Seine Minidramen sind mehr Ideen und Stationen eines neuen russischen Theaters denn perfekt strukturierte Dramentexte. Seine literarischen Experimente mit dem Versuch, das Unglaubliche greifbar zu machen, zählen zur Gattung des "Russischen absurden Theaters", das erst seit drei Jahren wiederentdeckt wird.
Noch heute spricht man fälschlicherweise von russischem Theater und dramatischem Realismus in einem Atemzug. Ein philosophisches oder absurdes Theater in Rußland dagegen war bislang unbekannt. Das Frankfurter Literaturhaus stellte jetzt in einer szenischen Lesung diese Entdeckung vor: zehn Minidramen von Anton Cechov, Daniil Charms, Velimir Chlebnikov, Kozma Prutkov, Ivan Turgenev und Aleksandr Vvedenskij. Alles Autoren, die nicht nur neue Formen der Literatur suchten, sondern gleichzeitig Träger und Vermittler eines Weltgefühls waren, in dem das Absurde die Realität durchdrang.
Als Fundament der von ihr inszenierten szenischen Lesung nutzte die Regisseurin Winni Victor den Band "Fehler des Todes" des Frankfurter Schriftstellers und Übersetzers Peter Urban. Aufgrund seines Buches, mit Werken von Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts, erinnert man sich heute wieder an das "Russische absurde Theater" und die Leningrader Avantgarde-Gruppe "Oberiu", die "Vereinigung der realen Kunst". Aleksandr Vvedenskij (1904-1941) und Daniil Charms (1905-1942), prominenteste Mitglieder der postfuturistischen Künstlergruppe, wurden vom stalinistischen Kulturapparat abgelehnt, ignoriert, unterdrückt. In ihren Texten scherten sie sich wenig um den kulturpolitischen Auftrag, der forderte: Kunst solle das russische Volk aufklären, die Schriftsteller sollten mit ihrer Arbeit zur Beseitigung sozialer Ungerechtigkeiten beitragen. Vvendenskij, der "Dichter der offenbaren Sinnlosigkeit", antwortete: "Vernunft kann die Welt nicht begreifen." Die Entdeckung der Widerstandspoesie setzte in der Sowjetunion erst in den sechziger Jahren ein und beeinflußte einen Teil der jungen Generation von Schriftstellern.
"Schreibt sauber. Schreibt langweilig. Schraubt wolkig. Schreibt tönend", heißt es in "Gespräch über das Irrenhaus" von Vvendenskij. Der Autor karikiert die sozialistische Aufbauliteratur. Die Alltagslogik sei für die Kunst unverbindlich. Die Protagonisten in seinen "Gesprächen" werden von keinem heroischen Ziel getrieben, am Ende keines Besseren belehrt. Worte und Sätze sind gleichzeitig sinnentleert und bedeutungsschwer.
Die Anfänge des absurden Theaters liegen schon im "Silbernen Zeitalter" der russischen Poesie. In "Totenschädel" (April 1878) von Ivan Turgenev (1818-1883) oder in "Erzwungene Erklärung" (1889) von Anton Cechov (1860-1904) wird der oberflächliche Edelmut der höfischen Gesellschaft demaskiert. Bei ihrer Lesung im Literaturhaus rekeln sich die Schauspieler Marion Lindt, Peter Niemeyer und Hannes Granzer auf Stühlen, springen auf den Tisch. Sie setzen sich Papiergesichter und Pappnasen auf, so gewinnen die Fratzen am Hofe noch heute Gestalt. Es herrscht Dumpfheit und Entsetzen. Man jongliert mit Absurditäten, bis das Grauen übrigbleibt. tin
Faschingstreiben endete mit Randale
FLÖRSHEIM / ESCHBORN. Mit Schlägereien endeten in der Nacht zum Sonntag zwei Karnevalsveranstaltungen in Flörsheim und Niederhöchstadt. Aus der Flörsheimer Weilbachhalle wurde um 4 Uhr morgens nach einer Schlägerei ein 26jähriger mit einer Kopfverletzung ins Krankenhaus gebracht. Zeugen sagten der Polizei, ein anderer 26jähriger Flörsheimer habe dem jungen Mann in der Garderobe ein Bierglas auf den Kopf geschlagen und ihm so eine tiefe Platzwunde am Kopf zugefügt.
Als Polizisten versuchten, den Beschuldigten festzunehmen, solidarisierten sich mehrere Besucher mit ihm und drängten die Beamten zunächst weg. Es gelang ihnen nur mit großer Mühe, den jungen Mann in den Streifenwagen und zur Wache zu bringen.
Dort tauchten eine halbe Stunde nach dem Vorfall fünf angetrunkene Männer auf und forderten die Freilassung des Beschuldigten. Als sie nach mehreren Aufforderungen den Wachraum immer noch nicht verließen, drängten die Polizisten sie in die Besucherschleuse zurück. Dort randalierten die Männer, traten gegen Scheiben und beleidigten die Beamten. Mit Verstärkung konnten diese schließlich drei Flörsheimer draußen vor dem Revier festnehmen. Die Männer traten zuvor noch heftigst gegen einen Funkwagen und verletzten sich nach Polizeiangaben bei ihren "Widerstandshandlungen". Den Rest der Nacht verbrachten sie in den Revierzellen.
Im Bürgerzentrum Niederhöchstadt randalierten kurz nach 3 Uhr etwa zehn junge Leute. Als Polizisten eintrafen, um das Hausrecht durchzusetzen, wurden sie - laut Polizeibericht - "massiv attakkiert". Drei Beamte wurden dabei verletzt, einer so schwer am Kopf, daß er bis auf weiteres dienstunfähig ist. Die Beamten nahmen einen 21 und einen 23 Jahre alten Frankfurter fest. she
EISHOCKEY ZWEITE BUNDESLIGA, 43. Spieltag: ES Weißwasser - EC Hannover 5:3 (1:2, 3:1, 1:0), Augsburger EV - SC Memmingen 4:1 (0:0, 1:0, 3:1), SV Bayreuth - EC Kassel 3:5 (1:2, 2:1, 0:2), SC Riessersee - EHC Nürnberg 80 4:6 (4:4, 0:2, 0:0), EC Bad Nauheim - SB Rosenheim 2:10 (1:3, 0:4, 1:3), EHC Essen-West - ECD Sauerland 9:8 (1:3, 1:3, 5:2).
1. Augsburger EV 43 32 2 9 258:121 66:20 2. SB Rosenheim 43 28 5 10 219:137 61:25 3. EHC Nürnberg 80 43 27 5 11 235:160 59:27 4. ES Weißwasser 43 25 3 15 201:153 53:33 5. EC Kassel 43 22 7 14 215:153 51:35 6. EC Hannover 43 19 10 14 206:168 48:38 7. ECD Sauerland 43 21 3 19 227:206 45:41 8. SV Bayreuth 43 19 4 20 183:181 42:44 9. EHC Essen-West 43 15 3 25 195:248 33:53 10. SC Memmingen 43 11 1 31 170:283 23:63 11. SC Riessersee 43 6 7 30 126:254 19:67 12. EC Bad Nauheim 43 6 4 33 159:330 16:70
BOXEN BUNDESLIGA, 7. Kampftag: Schweriner SC - Boxring Berlin 16:14, SV Halle - Boxring Brandenburg 13:17, Bayer Leverkusen - Sparta Flensburg 16:13.
1. Schweriner SC 7 5 1 1 115: 93 11: 3 2. Brandenburg 7 4 1 2 112: 97 9: 5 3. Boxring Berlin 7 3 2 2 109: 97 8: 6 4. Bayer Leverkusen 7 4 0 3 103:105 8: 6 5. SV Halle 7 2 0 5 94:111 4:10 6. Sparta Flensburg 7 1 0 6 86:116 2:12
Die Wüste lebt. Nachdem sich Ende 1992 ein Förderkreis "Neues Alt-Sachsenhausen" zusammengefunden hat, hält das kulturelle Leben wieder Einzug in das "Ebbelwoi-Viertel", das lange Zeit hauptsächlich durch Überfälle und Schlägereien für Schlagzeilen sorgte. Ein Beispiel für diese positive Entwicklung sind die "Clubkonzerte", die die Jazzinitiative Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem "Steinernen Haus" seit Anfang des Jahres veranstaltet. Bislang steht das Kellergewölbe den Musikern nur einmal im Monat zur Verfügung, das aber soll sich bald ändern: "Im Gespräch sind ein bis zwei feste Termine pro Woche, an denen zum einen Jazzgruppen auftreten, aber auch einfach Sessions stattfinden sollen", so Rolf Tönis, Betreiber des Steinernen Hauses und Vorstandsmitglied des Förderkreises. Zur Zeit sei alles noch ein wenig provisorisch, aber demnächst sollen eine kleine Bühne sowie eine Ton- und Lichtanlage fest installiert werden. Dann will Tönis auch Kabarett- und andere Kleinkunstveranstaltungen zeigen. Im Rahmen des zweiten "Clubkonzertes" stellte jetzt das deutsch-niederländische Quartett "tckts." um den Frankfurter Gitarristen Martin Lejeune sein neues, ausschließlich aus Eigenkompositionen bestehendes Programm vor. Bereits bei den ersten Titeln wird deutlich, daß sich die Musik vornehmlich an Stilformen des "klassischen" Modern Jazz orientiert. Im Vordergrund stehen melodisch-faßliche Themen und eine deutliche formale Gliederung der Stücke: Das zu Beginn vorgestellte Thema wird jeweils am Ende wieder aufgenommen und umrahmt die solistischen Improvisationen.
Auch harmonisch und rhythmisch vermittelt sich ein eher statischer Eindruck. Akkordfolgen und Metren werden ausschließlich als Grundlage etabliert, zu offensichtlich die Absicht, das Experiment der Improvisation in seinen Unwägbarkeiten kalkulierbar zu halten. Aus derart gesichertem Terrain auszubrechen und frei zu agieren, ist aber auch den durchwegs versierten Musikern nur schwer möglich. Und so wirken die Soli fast zwangsläufig konstruiert. Ein Miteinander, gar ein spontanes Reagieren aufeinander finden zunächst nicht statt.
Erst nach der Pause verändert sich dieses Bild. Plötzlich entwickelt der Gitarrist aus rhythmischen Akzenten kurze melodische Motive, die er zu einer Melodielinie verbindet. Die Band reagiert, wartet ab, steigt dann in den Prozeß mit ein. Auch die Dynamik wird nun als musikalisches Moment eingesetzt. Der Schlagzeuger bleibt nicht länger nur Rückhalt, jetzt setzt er verschiedene Metren gegeneinander, und auch die Solisten agieren nicht mehr über der Komposition, sondern aus ihr heraus. Als die Musiker schließlich gemeinsam den Höhepunkt der Entwicklung markieren, verharrt der Solist auf einem Ton, spielt quasi eine Pause, als wolle er die anderen fragen: "Und, wohin gehen wir jetzt." Zum ersten und einzigen Mal standen an diesem Abend mehrere Türen offen. OLIVER GÜNTHER
Die Diva läßt sich blicken: Geschminkt ungeschminkt, in rotem Hemd mit grünen Schulterklappen und grüner Armbinde tritt "Megastar" Michael Jackson nach 14jähriger TV-Abstinenz vor jene Augen der Welt, die Brennweiten haben: Zoom! Hier kommt der 34jährige "King of pop", Herr der Herrlichkeit, "live" im US-Sender ABC, weltweit in Nahaufnahme, teuer für RTLplus in Deutschland, authentisch wie tauendes Tiefkühlgemüse. Befragen durfte ihn Oprah Winfrey, Amerikas "Mega"-Talkmasterin mit einem Herz für Kinder, Abmagerungsspezialisten und vergewaltigten Frauen und einem geschätzten Jahreseinkommen von über 50 Millionen Dollar.
Neunzig Minuten lang hatte Winfrey die Chance, den Goofy resp. Donald Duck der neueren Popmusik in seinen eigenen Gemächern zu bemuttern.
Alles, fast alles sei "unwahr", was über ihn berichtet wurde, klagte Garbo Jackson: daß er mit einem Affen das Bett teile (er habe nur einen Kinderzoo auf seiner Farm installiert); daß er nie ausgehe (er tue es - mit Brooke Shields), daß er seine Haut bleichen lasse (er habe eine Pigmentstörung, die ihn erblassen lasse); daß er sich permanent unters Messer von Schönheitschirurgen begebe (nur zweimal, beteuert er, für Hollywood unterdurchschnittlich!); daß er in Sauerstoffzelten überlebe (in so was habe er sich nur mal zum Test reingelegt); und, und, und.
Das weltweit teuer vermarktete Super- Mega-Giga-Fernseh-Exklusiv-Interview erwies sich als eine Volontärsübung zum Thema "Dementis-Angeln im Ententeich der Regenbogenpresse". Ob man Talkmaster überhaupt in die Kategorie der Journalisten zählen darf, ist nach dieser präpotenten Plauderei mehr als fraglich: Die bestbezahlte TV-Frau der Welt interviewte den bestverdienenden Popstar der Welt, und heraus kam: nichts.
Frau Winfrey spulte Fragen ab, die jedem Schülerzeitungsredakteur eingefallen wären, behauptete, "nichts vorbereitet" zu haben (wie professionell!), und strafte sich selber Lügen: Liz "Charity" Taylor trat wie zufällig ins biedere Wohnzimmer, zwischendurch wurden Jackson- Werbe-Dokumente eingeblendet, sein hochrangiges Können durfte er im bestens ausgeleuchteten hauseigenen Lunapark vorführen, einer Mischung aus Intensivstation und Kasperletheater für kranke Kids.
Zu seinem Engagement für Bill Clinton hat sie ihn befragt - aber nicht dazu, warum Jackson auch Reagan unterstützte. Zu Schönheitsoperationen hat sie ihn befragt, nicht aber dazu, warum der friedvolle Kinderstar grundsätzlich mit Militaria auftritt. Zum häufigen Griff zwischen die eigenen Schenkel hat sie ihn befragt - und glaubte ihm stellvertretend spontane Gefühlsausbrüche im Laufe seiner (bis ins letzte Detail geplanten) Konzerte.
Alles Lüge. Jackson wurde, wie er den Tränen nahe zugab, durch den frühen Erfolg und einen strengen Vater seiner Kindheit beraubt. Nun realisiert der Multimillionär seine fiktionale Pubertät als Marketingexperte: Ihr Kinderlein kommet! Mir ging's auch sehr schlecht. Gern hätte er Michelangelo gekannt: Wer sollte es ihm mißgönnen? Man lerne: Auch Jackson hat das mickrige Gefühl, daß es Leute gab, die größer waren als der kleine Michael. Allerdings müßte der (Wohl-) Täter dazu historisch nicht gar so tief in die Mottenkiste greifen.
WOLFGANG SPINDLER
SACHSENHAUSEN. "Eigentlich mag ich das Wort chronisch nicht, denn das klingt nach unheilbar", sagt Gabriele Förtsch, als sie die Zielgruppe beschreibt, die ihr bei der Beratung im Treffpunkt Süd besonders am Herzen liegt. "Wir konzentrieren die Hilfe auf Leute, die immer herausfallen, weil sie chronisch psychisch krank sind." Gleichzeitig warnt sie davor, die Betroffenen nur über ihre Krankheit zu definieren, denn sie verfügten über viele Fertigkeiten und Fähigkeiten. Doch eine Diagnose sei gar nicht wichtig, um hier Hilfe zu erhalten, grundsätzlich kann jeder kommen.
Wie ihr Kollege Eckhard Seelig arbeitet Gabriele Förtsch als Sozialarbeiterin im Treffpunkt Süd. Beide sind auch im Vorstand der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie, dem Trägerverein der Einrichtung in der Mörfelder Landstraße 45 a.
Der Treffpunkt ist zugleich Beratungsstelle und offener Treffpunkt. Die Sozialarbeiter sind nicht für medizinische oder therapeutische Behandlung zuständig, helfen aber, Stellen zu vermitteln, die dafür geeignet sind. Hilfe bei Schwierigkeiten mit Behörden ist eines der häufigsten Probleme, mit denen sich Ratsuchende an die Mitarbeiter wenden. "Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach längerem Klinikaufenthalt nach Hause und finden einen vollen Briefkasten vor. Um die geschöpfte Kraft nicht im Papierkrieg wieder zu vergeuden, können Sie den Packen Papier in die Mörfelder Landstraße tragen."
Die Sozialarbeiter klären auf, welche Behörde zuständig ist und helfen beim Ausfüllen der Anträge. "Grundsätzlich arbeiten wir dabei mit den Leuten und nicht für sie", so beschreibt Gabriele Förtsch das Konzept. Wichtigste Voraussetzung sei dabei das Einverständnis der Betroffenen mit allem, was unternommen wird. Auch für Gespräche über persönliche Probleme stehen die Sozialarbeiter jederzeit bereit - sie wollen dem einzelnen langfristig als Geprächspartner dienen, auch wenn es einmal kein konkretes Problem gibt. "Es gibt Menschen, die isoliert in ihren Wohnungen leben, für die wir oft der einzige Kontakt sind", erläutert Gabriele Förtsch.
"Aufsuchende Betreuung" nennt sich ein besonderer Service, der auf den Frankfurter Süden beschränkt ist. Auf Wunsch begleiten die Mitarbeiter die Hilfesuchenden bei Arzt-, Krankenhaus- oder Behördenbesuchen. Falls erforderlich, vermitteln sie auch zwischen den Hilfesuchenden und Vermietern, Arbeitgebern, Nachbarn oder Angehörigen.
Neben der Beratung gibt es im Treffpunkt Süd einen Freizeitclub. Zu diesem offenen Treff kann jeder kommen, auch wenn er nur seine Freitzeit an einem Ort verbringen will, an dem es nicht so teuer ist. Es gibt kein festes Programm: "Zusammensitzen und klönen steht im Mittelpunkt", sagt Eckhard Seelig. Der Freizeitclub bietet eine Bar, einen Billardtisch sowie eine Menge Bücher und Zeitungen. "Anmelden ist nicht nötig, einfach hingehen und reinschnuppern." Montags und freitags steht der Club von 15 bis 20 Uhr offen sowie mittwochs und sonntags von 15 bis 19 Uhr.
Die Beratungsstelle und der Freizeitclub sind nicht die einzigen Angebote der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie. Das Projekt betreutes Wohnen wendet sich an Leute, die aus der Klinik entlassen werden. Viele seien zwar zu stabil für ein Wohnheim, könnten aber dennoch nicht allein wohnen. Zwei Modelle bietet die Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie an: Entweder mietet der Verein die Wohnungen an und vermietet sie an zwei bis drei Leute unter oder die Betroffenen werden in ihrer eigenen Wohnung betreut. Die Beratung, aufsuchende Betreuung und das betreute Wohnen sind kostenlose Angebote.
Außerdem unterhält die Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie eine Tagesstätte im Pavillon in der Teplitz-Schönauer Straße 1 a. Hier werden Menschen betreut, die sich nach einem längeren Klinikaufenthalt erst wieder an einen geregelten Tagesablauf gewöhnen müssen. Das Angebot reicht vom gemeinsamen Kochen bis hin zur kreativen und künstlerischen Beschäftigung. Zudem gibt der Verein die Zeitschrift für Gemeindepsychiatrie "Treffpunkte" heraus, die von Mitarbeitern in der Gemeindepsychiatrie gemeinsam mit den Betroffenen gestaltet wird.
Zwei Probleme bereiten der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie derzeit Sorgen. Gabriele Förtsch: Es fehlen Wohnungen für betreutes Wohnen und die Beratungsstelle, die erst im Frühjahr 1991 bezogen wurde, platzt aus den Nähten; größere Räume werden gesucht. hes
ROLLHOCKEY BUNDESLIGA, Männer: FC Recklinghausen - GRSC Mönchengladbach 1:5 (0:1), RSC Cronenberg - RSV Weil 1:4 (0:4), TuS Düsseldorf - SpVg. Herten 8:3 (2:1), TGS Ober-Ramstadt - RESG Walsum, TV Dortmund - ERG Iserlohn 3:4 (1:1), GRSC Mönchengladbach 1:5 (0:1).
EISHOCKEY OBERLIGA, Gruppe Nord: ESC Wedemark - Schalker Haie 7:0, Herforder EG - EC Harz-Braunlage 4:5, ESC Frankfurt - ESC Wolfsburg 2:1, REV Bremerhaven - ETC Timmendorf 5:15.
1. ESC Frankfurt 17 136:53 32:2 2. ESC Wedemark 17 106:55 28:6 3. ESC Wolfsburg 18 98:75 23:13 4. ETC Timmendorf 17 111:94 18:16 5. EC Harz-Braunlage 17 68:85 13:21 6. Schalker Haie 16 52:117 8:24 7. Herforder EG 16 60:101 6:26 8. REV Bremerhaven 16 70:121 6:26
FULDA. "Das Buch ist so überflüssig wie ein Kropf und die Auseinandersetzung darüber auch", ärgert sich Emil Mihm, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Fulda. Er meint "Gnadenlos intolerant - Bischof Johannes Dyba", die kommentierte Zitatensammlung von Lothar Klemm, SPD-Fraktionsvorsitzender im Landtag, über den konservativen katholischen Oberhirten im osthessischen Fulda. Mihms Meinung teilen inzwischen zahlreiche Beobachter des "Medien-Getöses", denn in der Sache selbst, der inhaltlichen Auseinandersetzung über und mit Dyba, wird das 78-Seiten-Bändchen "keinen Millimeter weiterführen".
Der seit vier Wochen zunehmende Streit über das Buch erreichte am Freitag abend seinen Höhepunkt. Lothar Klemm kam nach Fulda, um sein "als Privatmann" geschriebenes Werk erst der Presse und dann der geneigten Öffentlichkeit vorzustellen. Anlaß für die CDU, zum "Schweigetreffen mit Kerzen" vor dem Veranstaltungssaal, dem alternativen Kulturzentrum "Kreuz", im Stadtteil Horas aufzurufen. Etwa hundert Klemm-Kritiker - nicht alle mit Kerzen - waren zur Demo "gegen Katholikenschmähung" gekommen.
Ungeachtet des "Schweigetreffens" hielt CDU-Stadtverbandsvorsitzender Christoph Kind im Lichterschein eine Rede: Empört seien die Christdemokraten nicht etwa über ein Dyba-kritisches Buch, sondern darüber, daß ein maßgeblicher Vertreter der hessischen SPD versuche, mit einem Buch gegen den Bischof Parteipolitik zu machen und Stimmung gegen die Kirche zu erzeugen. "Wer gegen Dyba ist, ist für die SPD" unterstellt die CDU unausgesprochen.
Die Äußerungen der Demonstranten reichten von "Wir lassen uns nicht verspotten" über "das ist intolerant" bis zum Vorwurf "reine Volksverhetzung". Im "Kreuz-Saal" dann "volles Haus" mit 300 Zuhörern und starkem Polizeischutz. Aus der Lesung wurde für den Autor eine Diskussion: mit dem Austausch inzwischen sattsam bekannter Pro- und Kontra-Argumente, einigen Störrufen, heftigem Beifall und herzhaftem Lachen. "Unterhaltsam war's", sagte einer.
Ein Klemm-Befürworter nannte das Buch "ein Pamphlet im positiven Sinn", das von daher keine Genauigkeit der Zitate oder Quellennachweise brauche. Eine Frau schimpfte: "Dyba erscheint da als Menschenfresser." Der "Sozialdemokrat mit Meßdiener-Ausbildung" Siggi Engel meinte: "Im Vergleich zum Original-Dyba im Kirchenblatt ist das Buch müde." Klemm selbst gab zu: "Natürlich hat Dyba mehr gesagt, als in diesem Buch steht."
Bei einem Pressegespräch in der Buchhandlung, die seit Tagen 1000 Exemplare des Bändchens, stilgerecht schwarz gebunden mit Titel in lila Glanzschrift (zwölf Mark), erläuterte Lothar Klemm seine Absichten. "Ich möchte eine Diskussion über Weltoffenheit und Toleranz in Hessen wenige Jahre vor der Jahrtausendwende anstoßen." Ihm, der sich um das grenzüberschreitende Image Hessens sorgt, gehe es nicht um Glaubensfragen, nicht um Kirchenkritik, sondern um die inhaltliche Beschäftigung mit der Wirkung von politischen Dyba-Aussagen.
Er will dem Kirchenmann keine "Tabuzone" einräumen und sieht die "Gefahr" einer Aufwertung der erzkonservativen Positionen Dybas als "gering" an. Sein Ansatz sei nicht der Kommunalwahlkampf gewesen, unterstrich Klemm. Wenn das Buch Erlöse bringt, will er das Geld nicht in die eigene Tasche stecken, sondern etwa an Homosexuellengruppen geben, "die mit Herrn Dyba ihre Erfahrungen gemacht haben" (eine Aussage solcher Gruppen zitierend).
Als "Provinzposse" kann der Streit um das schmale Bändchen aus zwei Gründen nicht "abgehakt" werden. Einerseits befürchten viele Genossen - offen oder hinter vorgehaltener Hand ("unsere zähe Aufbauarbeit ist gestört") - Stimmenverluste für die SPD bei der Kommunalwahl.
Auch der innerparteiliche Zwist zwischen Unterbezirk, Jusos und Stadtverbandsvorsitzendem über "Distanzieren oder Befürworten" dürfte dem Erscheinungsbild der osthessischen Opposition schaden. Und die CDU nutzt das "Reizthema" nicht nur in Zeitungsanzeigen parteipolitisch geschickt aus, was die SPD ihrerseits wiederum als "Mißbrauch religiöser Gefühle" kommentiert.
Der zweite Grund: Für eine "Posse" gibt es zuwenig Lustiges und zuviel Widersprüchliches. So will Klemm ausdrücklich sachliche Auseinandersetzung, klagte über "Kritiker, die noch nichts gelesen haben". Er selbst hat aber clever für die Medien-Verbreitung schon gesorgt, als das "Buch" noch gar nicht fertig war. Seine Lesung war den Genossen vor Ort "bekannt, aber nicht mit ihnen abgesprochen". Den gewünschten zeitlichen Zusammenhang mit der Kommunalwahl weist der SPD-Fraktionschef von sich, mußte als "Polit-Vollprofi" aber mit solcher Wirkung rechnen. Der Verlag des Ex-Juso-Landesvorsitzenden Norbert Schüren verkauft derzeit ein "Fehlerexemplar" - auf der Basis unkorrigierter Druckfahnen.
Und das Buch, das für Toleranz und Weltoffenheit werben soll, verhärtet derzeit Positionen und stärkt die Popularität des umstrittenen Erzbischofs und des falschen Images von "Fulda als Dyba-City und schwarzes Loch". Den "bitteren Nachgeschmack" drückt UB-Vorsitzender Emil Mihm aus: "Da ist ein ungutes Gemenge von Religiösem, Geschäftlichem und Politischem entstanden."
Den Schlüsselsatz über die vielleicht wahren Hintergründe der Publikation aber lieferte Lothar Klemm selbst, als er am Freitag abend öffentlich bekannte: "Politik wird erst wirksam über die mediale Wahrnehmung."
GABRIELE WEIGAND-ANGELSTEIN
Ausstellungen Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov (bis 19. 2.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.); Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hubert Gloss - "Wasserhäuschen - Fotos" (bis 27. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Stadtbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Fotoausstellung "Frankfurter Wasserhäuschen" (bis 27. 2.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Eschenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Eva Blaschek - "Aquarelle" (bis 28. 2.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen, Karin Günther-Thoma - Freundbilder (28. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühne (bis 28. 2.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis So., 15 bis 18.30 Uhr, Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35, III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F. W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 21. 2.); Kindermuseum: "Lieblingsstücke aus Kinderhand" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Jugend-Malwettbewerb der genossenschaftlichen Banken" (bis 21. 2.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 212 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 212 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonnstraße & Grabsteine" (bis Ende Feb.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 213 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Portikus, Schöne Aussicht 2: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Jean-Frederic Schnyder - "Landschaft" (bis 21. 2.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Claudia Di Gallo, Alba D'Urbano, Sylvie Fleurie, Tamara Gricic, Marylène Negro, Susanne Stövhase (bis 16. 2.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Bilder aus den Jahren 1987-1992" (bis 20. 2.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mi. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Heinrich Nicolaus - "Zeichnungen" (bis 21. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 26 98 378: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Gross - Arbeiten auf Papier & Gemälde (bis 27. 2.).
Galerie Ivo Tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Manfred Feith- Umbehr - "Projekt 40 Schaukeln" (bis Ende Feb.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen". Ausstellungen Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov (bis 19. 2.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.); Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hubert Gloss - "Wasserhäuschen - Fotos" (bis 27. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Stadtbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Fotoausstellung "Frankfurter Wasserhäuschen" (bis 27. 2.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Eschenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Eva Blaschek - "Aquarelle" (bis 28. 2.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen, Karin Günther-Thoma - Freundbilder (28. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühne (bis 28. 2.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis So., 15 bis 18.30 Uhr, Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35, III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F. W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
BAD HOMBURG. "Geld anderer Leute" heißt der Titel einer Gangster-Komödie von und mit Jerry Sterner. Sie wird am Mittwoch, 24. Februar, um 20 Uhr im Bad Homburger Kurtheater (Abonnementreihe D) gespielt. In einer Inszenierung von Stefan Viering - im Rhein- Main-Gebiet vielen noch aus seiner Zeit am TaT in Erinnerung - spielen Wolf- Dietrich Berg, Gabriele Kinzinger, Daniela Ziegler und Alexis von Hagemeister.
Erzählt wird die Geschichte des Wallstreet-Börsenhais Garfinger, der mit Methoden am Rande der Legalität eine stagnierende Firma in New England übernehmen will, um sie danach auszuschlachten und abzuschreiben. Er selbst und andere Aktionäre würden davon profitieren, die Arbeiter und Angestellten hätten das Nachsehen. Ein unerbittlicher Kampf um Macht, Geld und schließlich auch um Sex beginnt.
BAD HOMBURG. "Oh, diese Männer" heißt eine Komödie von Françoise Dorin, die die "Volksbühne" zur Zeit einstudiert. Ingrid Petry führt Regie, Jo-Anna van Beesten, Jutta Garratt, Wally Seipp und Hans Gerlach werden die Hauptrollen übernehmen.
Premiere ist am Sonntag, 28. Februar, um 15 Uhr im Kurtheater. Weitere Aufführungen folgen an Dienstag und Mittwoch, 2. und 3. März, jeweils um 20 Uhr. Das Stück handelt von drei flotten Pariser Boutique-Besitzerinnen, die zusammenleben und nach etlichen Erfahrungen verkünden: "Schluß mit den Männern." Eine Rechnung, die sie ohne ihren Nachbarn machen . . .
BAD HOMBURG. "Kultiviert, vermögend, intellektuell und sexuell aktiv" - so beschreibt sich ein junger Mann namens Neill, wenn er in den Kontaktanzeigen der Stadtmagazine nach weiblichem Trost und Zuspruch sucht. Für ihn, den Erfolgsgewohnten, ist nämlich eine Welt zusammengebrochen, weil ihn seine langjährige Freundin Jane verlassen hat.
Tony Dunham, englischer Stückeschreiber, hat aus diesem Stoff eine Erfolgskomödie gestrickt, mit der die Theatergruppe "Confederacy of Fools" (Vereinigung der Bühnennarren) am Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr in der Englischen Kirche am Ferdinandsplatz gastiert. Ihr Stück trägt den Titel "Heartland"; aufgeführt wird es in englischer Sprache.
Die "Confederacy of Fools" wurde 1981 in London gegründet. Sie erwarb sich binnen kürzester Zeit in England einen ausgezeichneten Ruf dank der gesellschaftskritischen Komödien ihres Mitgründers Tony Dunham. che
ECHZELL. Ein 39jähriger Familienvater aus Blofeld hat am Samstag mit seinem Auto seinen eineinhalbjährigen Sohn überrollt.
Der Vater hatte sein hinter dem Auto spielendes Kind nicht bemerkt, als er aus der Hofeinfahrt fahren wollte. Als er einen Schlag hörte, hielt er das Auto sofort an und fand seinen Sohn unter dem Fahrzeug liegend, berichtet die Polizei.
Das Kind erlitt schwere Gesichtsverletzungen. Es wurde in die Uni-Klinik in Gießen gebracht. ieb
Ein Golf mit Offenbacher Kennzeichen ist auf der Vilbeler Landstraße aus einer Rechtskurve geraten und gegen einen Schildermast geprallt. Alle vier Insassen im Alter von 18 und 19 Jahren wurden von Rettungswagen in Kliniken gefahren. Einer der jungen Männer schwebt in Lebensgefahr.
Der Unfall ereignete sich gegen 22.50 Uhr an der Einmündung Wilhelmshöher Straße. Auf der Fahrt in Richtung Bergen wurde der Golf vermutlich wegen überhöhter Geschwindigkeit aus der Kurve getragen. Das Auto überfuhr den Bordstein, schleuderte über den Gehweg und kam erst an dem Stahlmast zum Stehen.
Die Polizisten veranlaßten bei dem 18jährigen Fahrer eine Blutprobe. Sein Führerschein wurde eingezogen. habe
Montag, 15. Februar
Theater Schauspiel, am Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Nachtfoyer: 19.30 Uhr, "Der Kyklop".
Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Kommunales Kinder- u. Jugendtheater: 20 Uhr, "Ikarus"; Heinrich-v.-Gaggern-Gymnasium, Am Tiergarten 6, Tel. 59 83 43. Musik Alte Oper, Opernplatz 13 40 400: Großer Saal: 20 Uhr, Frankfurter Opernhaus- u. Museumsorchester.
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Meat Beat Manifesto.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.
Spritzehaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Ronja.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Clemens Maria Kitschen Trio.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, ST&P + DJ Emu.
Music Hall, Voltastr. 74-80: 21 Uhr, Carnival in Rock mit Uriah Heep und Nazareth. Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 920 061 23: 20 Uhr, Strictly Strings - Zigeuner-Jazz.
Der Blinde König, Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 21 Uhr, Mambo Mafia.
doe FRANKFURT A. M. Zufriedene Gesichter bei der Frankfurter Messegesellschaft: "Optimistische Aufbruchstimmung" kennzeichnete nach deren Darstellung trotz der angespannten konjunkturellen Lage den Auftakt der Konsumgüterschau Ambiente am Wochenende. Besucherzahlen werden traditionell nicht vor Ende der Veranstaltung veröffentlicht. Dann aber, so jedenfalls glaubt ein Sprecher, "wird die 100 000er-Hürde genommen" sein: "Wir erwarten ein Rekordergebnis." Bereits an den ersten beiden Tagen sei mehr einkaufendes Publikum aus dem In- und Ausland gekommen, als zu der "bereits sehr erfolgreichen" Frühjahrsmesse des Vorjahres.
Bis zum Mittwoch stellen auf der Ambiente mehr als 4700 Firmen aus 70 Ländern ihre Produkte aus den Themengruppen Küche, Wohnen und Schenken aus. Anläßlich des Großereignisses wurde am Samstag die erneuerte Ausstellungshalle 10 eröffnet, die für 70 Millionen Mark völlig umgebaut und aufgestockt worden war. Auch bei den Ausstellern gab es Lob für die Modernisierung des Geländes. Deutliche Kritik übten Vertreter der präsentierenden Firmen aber an den "horrend hohen Standmieten", die ihnen abverlangt würden.
Auf dem "anspruchsvollen Niveau der beiden Vorjahre" verläuft derweil nach offiziellen Angaben das Geschäft bei der Offenbacher Lederwarenmesse. Hier zeigen 400 Aussteller noch bis Dienstag ihre neuesten Kollektionen von der Handtasche über den Mantel bis zum Geschenkartikel. Die Preise werden nach Angaben von Geschäftsführer Klaus Diehl nur wenig steigen. Die Veranstalter rechnen mit rund 7000 Facheinkäufern.
BASKETBALL BUNDESLIGA, Männer, 25. Spieltag: MTV Gießen - Brandt Hagen 98:91 (53:46), SVD Dortmund - SSV Ulm 76:79 (42:40), SG FT/ MTV Braunschweig - Tübinger SV 87:86 (48:39), TVG Basketball Trier - TSV Bayer Leverkusen 90:87 (47:51).
Gruppe Nord: 1. Bayer Leverkusen 23 18 5 1966:1735 36:10 2. ALBA Berlin 23 16 7 1957:1823 32:14 3. Bramsche/Osnabr. 24 13 11 1975:1986 26:22 4. Brandt Hagen 24 10 14 2010:2020 20:28 5. SG Braunschweig 25 10 15 1882:1982 20:30 6. SVD Dortmund 25 8 17 1902:2042 16:34
Gruppe Süd: 1. SSV Ulm 1846 25 16 9 2014:2015 32:18 2. TTL Bamberg 24 15 9 2091:1911 30:18 3. Stuttgart/Ludwb. 24 14 10 1935:1945 28:20 4. MTV 1846 Gießen 25 12 13 2137:2104 24:26 5. TVG Trier 25 11 14 1938:2002 22:28 6. Tübinger SV 25 3 22 1920:2162 6:44
HANDBALL BUNDESLIGA, Frauen: SC Leipzig - VfL Oldenburg 22:16 (9:5), BFV Frankfurt/Oder - Bayer 04 Leverkusen 20:20 (12:12), Berliner TSC - SC Magdeburg 14:18 (5:11), VfL Sindelfingen - TuS Eintracht Minden 18:21 (10:9), TV 05 Mainzlar - Buxtehuder SV 18:24 (10:12), DJK SC SW Wiesbaden - TuS Walle Bremen 18:23 (10:11).
1. Lützellinden 16 15 1 0 392:289 31: 1
2. Walle Bremen 16 14 0 2 340:262 28: 4
3. Buxtehud. SV 17 11 1 5 397:336 23:11
4. B. Leverkusen 17 8 4 5 374:298 20:14
5. SC Leipzig 15 9 1 5 307:308 19:11
6. SC Magdeburg 16 9 0 7 308:321 18:14
7. Frankf./Oder 17 7 2 8 316:293 16:18
8. TV Mainzlar 16 6 2 8 343:324 14:18
9. Sindelfingen 17 6 1 10 351:366 13:21
10. Wiesbaden 16 4 2 10 268:334 10:22
11. Eintr. Minden 16 3 3 10 270:321 9:23
12. Berliner TSC 16 3 1 12 269:365 7:25
13. VfL Oldenburg
BAD ORB / FRANKFURT. Der einstige SPD-Ost-Vereinsvorsitzende und Bürgermeisterkandidat Toni Prehler (51) ist nun von der Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen geheimdienstlicher Tätigkeit für die ehemalige DDR-Staatssicherheit angeklagt worden. Der Fall Prehler hatte im September 1991 für Aufsehen in der Kurstadt gesorgt, als Beamte des Bundeskriminalamtes die Wohnung und die Geschäftsräume des selbständigen Bauingenieurs durchsuchten und dabei offensichtich Beweismaterial für die Spitzeldienste fanden. Das 51jährige Magistratsmitglied Toni Prehler hatte daraufhin sämtliche Ämter niedergelegt.
Laut der am Freitag veröffentlichten Anklage soll der Ingenieur 20 Jahre lang für die Staatssicherheit der ehemaligen DDR gearbeitet haben. Seine Tätigkeit sei nach Ermittlungen der Gauck-Behörde in sechs Bänden lückenlos dokumentiert.
Der Schwerpunkt der Agententätigkeit soll bei der Beobachtung ziviler und militärischer Bauobjekte gelegen haben. Als Chef eines Ingenieurbüros und auch als vorübergehender Leiter des Bauamts in Bad Orb habe der Angeklagte Zugang zu relevanten Informationen gehabt.
Auch soll der Ingenieur Informationen über Atomkraftwerke geliefert haben, an deren Bau sein Büro beteiligt war. Verraten habe er zudem ein geheimes Erdkabel, das zum Informations- und Kommandosystem der Nato gehörte, heißt es in der Anklageschrift der Frankfurter Staatsanwaltschaft. Das Honorar soll 125 000 Mark betragen habe.
Ein Termin für den Prozeß vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Frankfurt ist noch nicht festgesetzt, hieß es am vergangenen Wochenende in Frankfurt. FR
Das Porträt: Giorgio Benvenuto Der unwillkommene Neue
"Benvenuto" heißt im Italienischen willkommen. Doch allzu willkommen war Giorgio Benvenuto den Sozialisten in Rom nicht bei der Wahl des Parteivorsitzenden und Nachfolgers von Bettino Craxi: 43,5 Prozent der Delegierten verweigerten ihm ihre Stimme. Als ehemaliger Gewerkschafter ist der 55jährige aus Gaeta allerdings Kampf gewöhnt. "Gehorchen ist gegen meine Natur", sagt er von sich selbst. Dabei entspricht seine Erziehung keineswegs der eines italienischen Superman. Bei Nonnen verbrachte Benvenuto (dpa- Bild) die ersten Schuljahre; Selesianer und Jesuiten führten die Bildung zum ersten Abschluß. Weil der Vater als Admiral mit Höherem beschäftigt war, lag sein Schicksal in der Hand von Mutter und Tante.
20 Jahre lang war Benvenuto erster Sekretär der sozialistisch geführten, kleineren Gewerkschaft UIL. Gegen die übermächtige kommunistische und katholische Konkurrenz stand er seinen Mann, während er ein zur Grimasse verzogenes Grinsen wie ein Markenzeichen zur Schau stellte. Anfang der 90 Jahre kam Benvenuto als "Geheimwaffe" ins Finanzministerium, um seine Landsleute, elektronisch gesteuert, zur Steuerehrlichkeit zu zwingen.
Benvenutos Sieg im Kampf um den Parteivorsitz ist nicht endgültig. Auf dem nächsten PSI-Parteitag könnte er seinen Chefsessel wieder verlieren.
HORST SCHLITTER (Rom)
WASSERBALL BUNDESLIGA, Männer, 10. Spieltag: SSF Delphin Wuppertal - WF 98 Hannover 22:8 (4:1, 6:2, 6:1, 6:4), SV Würzburg 05 - SSV Esslingen 12:7 (1:1, 3:3, 2:0, 6:3), Hohenlimburger SV - Rote Erde Hamm 10:6 (1:1, 4:2, 2:2, 3:1), Duisburg 98 - WF Spandau 04 4:15 (1:5, 0:3, 0:3, 3:4), Bl.-W. Poseidon Köln - Waspo Hannover-Linden 2:10 (1:4, 1:4, 0:0, 0:2), SV Cannstatt - ASV Duisburg 6:2 (0:1, 2:1, 2:0, 2:0).
1. Delphin Wuppertal 9 9 0 0 123:48 18:0 2. Wfr. Spandau 04 8 7 1 0 107:42 15:1 3. SV Cannstatt 10 7 1 2 101:55 15:5 4. Hohenlimburger SV 8 6 1 1 96:55 13:3 5. ASC Duisburg 9 6 1 2 71:56 13:5 6. Hannover-Linden 9 5 2 2 75:57 12:6 7. SV Würzburg 05 10 3 0 7 79:104 6:14 8. Rote Erde Hamm 10 3 0 7 65:98 6:14 9. SSV Esslingen 10 3 0 7 67:122 6:14 10. Duisburg 98 10 2 0 8 58:88 4:16 11. Poseidon Köln 9 1 0 8 51:105 2:16 12. WF 08 Hannover 10 1 0 9 69:132 2:18
Montag, 15. Februar
Theater Schauspiel, am Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Nachtfoyer: 19.30 Uhr, "Der Kyklop".
Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Kommunales Kinder- u. Jugendtheater: 20 Uhr, "Ikarus"; Heinrich-v.-Gagern-Gymnasium, Am Tiergarten 6, Tel. 59 83 43. Musik Alte Oper, Opernplatz 13 40 400: Großer Saal: 20 Uhr, Frankfurter Opernhaus- u. Museumsorchester. Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Meat Beat Manifesto.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Swingstars.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Ronja.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Clemens Maria Kitschen Trio.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jo Piano Solo.
Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, ST&P + DJ Emu.
Music Hall, Voltastr. 74-80: 21 Uhr, Carnival in Rock mit Uriah Heep und Nazareth.
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 920 061 23: 20 Uhr, Strictly Strings - Zigeuner-Jazz.
Der Blinde König, Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 21 Uhr, Mambo Mafia. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 16 im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge / Diskussionen Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 und 20 Uhr, Panorama-Dia-Vortrag "USA - Südwest".
Frankfurter Bürger-Stiftung, Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 19.30 Uhr, Vortrag mit Diskussion "Endlich der erste fleischliche Weibergeselle . . .! - Versprecher als Gegenstand der Wissenschaft".
Frankfurter Kinderbüro, Leipziger Str. 67: 19 Uhr, Diskussion "Junge Menschen und Migration". Stadtteilbücherei Nieder-Eschbach, Otto- Hahn-Schule, Urseler Weg 27: 19.45 Uhr, Vortrag zum VHS-Semesterauftakt "Kinder im Spannungsgeld verschiedener Kulturen".
Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.
Gruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 20 Uhr, Treffen; AWO, Eckenheimer Landstr. 93.
Jugend gegen Rassismus in Europa: 19 Uhr, Treffen; Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5.
Deutscher Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus; 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch.
Briefmarkensammler-Verein Ffm.-Nord e.V.: 18 Uhr, Tauschtreffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 16.2., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Do., 18.2., 17 bis 20 Uhr, Harheim, Grundschule, In den Schafgärten 25.
Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Brücken-Apotheke, Schwanheim, Geisenheimer Str. 39, Tel. 35 83 10; Die Rosen-Apotheke, Am Salzhaus 3-5, Tel. 28 24 70; Eschbach-Apotheke, Nieder-Eschbach, Alt-Niedereschbach 2, Tel. 5 07 70 77; Raben-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Str. 55, Tel. 62 14 14; Ring-Apotheke, Westhausen, Westring 44, Tel. 76 13 22; Sonnen-Apotheke, Bornheim, Seckbacher Landstr. 10, Tel. 45 28 28; Stephanische Apotheke, Sindlingen, Bahnstr. 113, Tel. 37 41 10; Westend-Apotheke, Brentanostr. 29, Tel. 72 70 62.
Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 /2 71, zu erfragen.Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Göpel, Victor-Slotosch-Str. 15, Ffm. 60, Tel. 0 61 09 / 3 58 64. Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02. Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Don- nerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.
RÖDELHEIM. "Die Neandertaler sind wieder da!" - zumindest in der Arndtschule in Rödelheim. Gekommen waren die "Urmenschen" aus grauer Vorzeit, um eigene Handwerkskunst zu präsentieren. Von der Höhlenmalerei bis zu den Steinwerkzeugen war dabei alles vertreten.
Von der Schulleiterin bis zur Vorklasse hatten alle mitgeholfen, diesen Tag besonders interessant zu gestalten. Mit Engagement dabei waren auch die "Neandertaler". Nachdem sie zunächst alles Wissenswertes über die Frühzeiten der menschlichen Geschichte gelesen hatten, gingen sie selbst ans Werk. Mit den neugewonnenen Erkenntnissen ahmten sie die "alten" Fertigungstechniken nach. Die Ergebnisse des handwerklichen Geschicks waren nun in einem der Klassenräume im zweiten Stock zu sehen.
"Schule ist mehr, als allgemein erwartet wird", sagt die Rektorin der Rödelheimer Grund- und Hauptschule, Brigitte Wink. Deshalb nutzte sie den "Tag der offenen Tür", um Bereiche und Aktionen vorzustellen, die weit über den Schulalltag hinausgehen. Über insgesamt vier Stockwerke verteilt gab es einiges zu sehen: Einblicke in die alltägliche Unterrichtspraxis, etwa, wie der Englischunterricht in der Grundschule abläuft. Und Informationen über Aktivitäten außerhalb des Stundenplans. Beispielsweise das "Zeitungsprojekt" oder die "Garten AG", die über Gartenarbeit und das Kompostieren informierte. Ausgestellt und verkauft wurden selbstgefertigte Masken und Tonarbeiten oder Gipsarbeiten sowie Drachen der Klassen 3a und 3b, um die Lüfte unsicher zu machen.
Die Gäste konnten nicht nur die Arbeiten der insgesamt 270 Schüler bestaunen, sondern auch selbst mitmachen und beispielsweise Stoffe bedrucken. Im oberen Stockwerk wurde durch Spiele die Geschicklichkeit der Teilnehmer getestet.
Wer lieber wissen wollte, wie es in einem Fotolabor zugeht, der mußte in den Keller gehen. Dort konnten die Besucher auch Photogramme anfertigen. Und draußen auf dem Schulhof testete die Klasse 4a in einem Hindernis-Parcours, wer gut mit dem Fahrrad umgehen konnte. Und im Falle einer Panne war der "Fahrradservice" auch nicht weit.
Wem nach einer Weile die Puste ausging, der war bei den Vorführungen im dritten Stock gut aufgehoben. Hier wurde beim Singspiel der Klasse 3b "frohlockt" und von der 2b eine Bildergeschichte per Diaprojektor erzählt. Unbestrittener Höhepunkt war jedoch ein aufwendig inszeniertes Schattenspiel mit dem Titel "Die Kostbarkeiten der drei Prinzen".
Bereits seit November hatten sich die 15 Klassen der Schule mit ihren Lehrern auf den Tag vorbereitet. Sie wirkten am Ende des "Tags der öffenen Tür" so zufrieden wie Schulleiterin Brigitte Wink, die ausdrücklch betonte, das starke Engagement und die rege Phantasie der Beteiligten sei erfreulich gewesen. mim
ESCHERSHEIM. "Einer raschen Bebauung steht nichts im Wege." Nach Meinung des CDU-Fraktionsvorsitzenden im Römer, Horst Hemzal, könnten in kürzester Zeit bis zu 450 neue Wohnungen entstehen. Das nötige Gelände sei schon erschlossen und liege östlich der Anne-Frank-Siedlung, genauer an der Ecke Berkersheimer Weg / Zehnmorgenstraße.
Dort trafen sich dieser Tage die OB- Kandidatin Petra Roth (CDU), der planungspolitische Sprecher der CDU im Römer, Edwin Schwarz, und der Fraktionsvorsitzende Hemzal zu einem Ortstermin. Die Unionsvertreter wollten damit darlegen, daß sehr wohl - auch kurzfristig - Wohnraum in Frankfurt geschaffen werden könne.
Diesem Ansinnen stehe allerdings die rot-grüne Mehrheit im Römer entgegen. Hemzal warf dem Magistrat vor, "viel Zeit verschwendet und eine große Möglichkeit" vertan zu haben. Schon 1984 wurde ein Planverfahren eingeleitet. Gleichzeitig erfolgte die Anhörung der Bürger und eine Änderung des Flächennutzungsplans, der 1987 abgeschlossen wurde. Die Änderung war nötig gewesen, da zuerst ein Psychiatrisches Krankenhaus auf dem Gelände geplant war. Nachdem sich dann für das Krankenhaus doch ein anderer Standort ergeben hatte, entschloß sich der damalige CDU-Magistrat für den Bau von neuen Wohnungen. Doch bis heute sei noch keine Baugenehmigung erteilt worden.
Hemzal und die CDU-Fraktion im Römer sehen die Schwachstelle beim rot- grünen Magistrat. Dieser müsse sich den Vorwurf gefallen lassen, das Verfahren nicht zügig genug voranzutreiben und abzuschließen. Zumal die privaten Eigentümer des Geländes überwiegend bereit seien, auch ohne öffentliche Fördermittel Wohnungen zu errichten.
"So ist das nicht richtig dargestellt". Michael Kummer, Büroleiter des Planungsdezernenten Martin Wentz (SPD), räumte gegenüber der Stadtteil-Rundschau zwar ein, daß bei diesem Projekt noch "Hausaufgaben zu erledigen" seien, eine Verzögerung der Bebauung seitens des Magistrats sieht er aber nicht. Vielmehr seien Schwierigkeiten aufgetaucht, weil es bislang noch keinen umsetzungsfähigen Bebauungsplan gebe. Darüber hinaus sei durch Grünbestände und Streubesitz - die Eigentumsverhältnisse sind uneinheitlich verteilt - auf dem Gelände eine sinnvolle Planung äußerst schwierig.
Die "Planreife" nach dem Baugesetzbuch sei hier nicht erfüllt. Kummer: "Erst muß einmal ein städtebauliches Konzept gefunden werden, das auch realisierbar ist." Untätig sei man deshalb natürlich nicht: Ein neuer Entwurf ist schon zur Vorlage erarbeitet worden. Dieser Vorschlag soll der Stadtverordnetenversammlung in den nächsten Tagen vorgestellt werden.
Weiter führt Michael Kummer an, daß ja auch die Verhältnismäßigkeit berücksichtigt werden müsse. Immerhin sei dieses Projekt nur "ein Beispiel unter vielen", noch dazu mit vergleichsweise geringem Wohnungszuwachs. Da man nicht überall zugleich anfangen könne, werde der Schwerpunkt zunächst auf "lohnendere" Objekte gelegt, wie etwa das Gebiet Preungesheim-Ost, auf dem 2500 Wohnungen errichtet werden sollen.
"Wir müssen hier einfach Prioritäten setzen, immerhin sind in Frankfurt insgesamt 37 000 neue Wohnungen geplant." Welchen Gebieten der Vorrang gewährt wird, sei vorher festgelegt worden. Auch hier habe die Oppositionspartei keine Einwände erhoben.
Davon abgesehen, werde der vorgesehene Zeitplan, der eine Baugenehmigung für 1997 vorsieht, immer noch eingehalten. Die Forderungen und die Kritik der Union am Magistrat seien damit nicht gerechtfertigt. mim
Fußgängerin angefahren BAD NAUHEIM. Eine 53jährige Fußgängerin ist am Freitag um 18.15 Uhr auf der Schwalheimer Straße von einem Auto angefahren und schwer verletzt worden.
PREUNGESHEIM. "Wir wollten den Wahlkampf mal etwas anders gestalten", Hubert Bergmann, Erster Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Preungesheim, organisierte deshalb eine politische Woche, die den Bürgern die Politiker und den Politikern die Bürger näher bringen sollte. An vier Tagen wurde zu den Themen "Sozial- und Altenpolitik", "Innere Sicherheit", "Schulpolitik" und "Verkehrspolitik" Stellung bezogen.
Rede und Antwort standen die SPD- Landtagsabgeordnete Rita Streb-Hesse sowie die Dezernenten Martin Berg (Soziales), Achim Vandreike (Personal) und Martin Wentz (Planung). Den Abschluß der Diskussionsreihe bildete ein gemütliches Treffen bei Kaffee und Kuchen in der Altenwohnanlage Jaspertstraße.
Besonderes Interesse hatte sich bei den Themen Sozialpolitik, speziell beim Problem der Altenfürsorge, und Verkehrspolitik gezeigt. Einige Bürger stellten konkrete Forderungen: So müßten Defizite in der Altenpflege beseitigt werden. Ebenso sei die geplante Verkehrsberuhigung, besonders in der Homburger Landstraße, noch nicht zufriedenstellend gelöst.
Dennoch: "Tempo 30 ist bei den Bürgern gut angekommen", bestätigen auch Renate Knigge vom Ortsbeirat 10 und der SPD-Stadtbezirksvorsitzende Max Schmidt, die zusammen mit Bergmann die Gesprächsrunden organisiert hatten.
Beim Themenbereich "Innere Sicherheit" hatten die Bürger zwar keine konkreten Forderungen gestellt, jedoch darauf aufmerksam gemacht, daß Zivilcourage und Eigeninitiative des Einzelnen gefragt sei. Nur durch mehr Interesse und weniger Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen könne man der Gewalt wirksam begegnen, faßte Bergmann die Beiträge zusammen.
Für die Schulpolitik gab es Lob wie Tadel. Einerseits äußerten sich die Preungesheimer zufrieden darüber, daß die Carlo-Mierendorff-Schule endlich eine Oberstufe erhält. Andererseits wurde besorgt nachgefragt, wann endlich mit einer Entsorgung des mit Dioxin verseuchten Belages auf dem Sportplatz der Schule zu rechnen sei.
Der Vorsitzende der Preungesheimer Sozialdemokraten äußerte sich beim Abschlußfest der Diskussionsreihe "sehr zufrieden mit der Woche". Er kündigte an, die Aktion zu wiederholen: "Man muß wieder mehr miteinander ins Gespräch kommen, damit die Politiker nicht nur im eigenen Saft braten." Bergmanns Resümee: "Es war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung". mim
FULDA. Mit einem Schlachtermesser hat am Samstag mittag in der Fuldaer Innenstadt ein 30jähriger Handwerker seine 22 Jahre alte ehemalige Lebensgefährtin getötet. Nach Kripo-Angaben hatte der Mann die Frau bei früheren Streitereien bereits verletzt. Daher sei die Sekretärin aus der Wohnung ausgezogen.
Als die Frau am Samstag in der Wohnung mit Bekannten zusammen noch persönliche Sachen holte und sich nicht zur Rückkehr überreden ließ, stach der 30jährige arbeitslose Kfz-Mechaniker im Treppenhaus 19mal auf die 22jährige ein. Das Opfer war sofort tot.
Der Täter flüchtete nach der Tat zu Fuß, stellte sich aber kurz danach selbst auf der Fuldaer Polizeiwache. ma
WEIMAR. Alte Handschriften aus dem 18. Jahrhundert sind im Garten des Goethehauses in Weimar bei Sanierungsarbeiten gefunden worden. Die Handschriften stammen jedoch nicht von Johann Wolfgang Goethe, sondern einem früheren Besitzer, teilte die Stiftung Weimarer Klassik mit. Wahrscheinlich gehörten die Fundsachen dem Weimarer Bürgermeister Gotthelf Friedrich Helmershausen. Zu dem Fund von Dachdeckern, die am Steinpavillon des Hausgartens arbeiteten, gehören handschriftliche Notizen und Druckschriften aus den Jahren zwischen 1755 und 1781, darunter Bücher- und Apothekerwarenlisten, ein Backrezept, ein Schuldschein über zwei Scheffel Korn sowie eine Tonpfeife und ein Medizinfläschchen.
Goethe hatte den Pavillon 1817 erworben und dort den größten Teil seiner naturwissenschaftlichen Sammlung untergebracht. Rund 18 000 Einzelstücke, Mineralien, Gesteine und Fossilien werden in 18 Schränken, die der Dichter eigens dafür anfertigen ließ, heute gezeigt. Die Arbeiten am Steinpavillon, der derzeit ebenso wie das Wohnhaus Goethes renoviert wird, sollen im Frühjahr beendet sein. dpa/FR
SACHSENHAUSEN. Es ist schon sehr beachtlich, wenn ein Drittel aller Schüler an einem Schul-Konzert teilnimmt. In der Aula der Carl-Schurz-Schule war deshalb nicht nur im Zuschauerraum kein Platz mehr frei, auch auf und vor der Bühne herrschte große Enge. Insgesamt rund 200 Schüler musizierten über zwei Stunden lang und führten Werke von Beethoven, Grieg, Haydn, Humperdinck, E.T.A. Hoffmann und Offenbach auf.
In jeder Altersgruppe haben sich Schüler zu einem Ensemble zusammengefunden. Das Engagement ist groß. So besteht der Unterstufenchor, der unter der Leitung von Michael Volpert - er dirigerte vom Flügel aus - vier Duette ais Engelbert Humperdincks Oper "Hänsel und Gretel" sang, aus über 70 Kindern.
Das Orchester kann mit einer Besetzung aufwarten, von der andere Schulen wohl nur träumen. Ein gewaltiger Klangapparat, der an große romantische Orchester erinnert. Allein etwa 30 Bläser spielen hier miteinander. Etwas zu hoch gegriffen hatte Musiklehrer Wolfram Weinke, der mit eindringlicher Gestik dirigierte, allerdings mit dem Eingangssatz ,Adagio/Allegro Vivace&rquote; aus der vierten Sinfonie von Ludwig van Beethoven (1770-1827). Wegen der Hitze in der Aula schwankte die Intonation beträchtlich, besonders im ,Adagio&rquote; litt die Musik darunter. Die Abstimmung ließ einige Wünsche offen.
Besser gelangen die vier "norwegischen Tänze" von Edward Grieg (1843-1907) und das Andante aus Haydns "Sinfonie mit dem Paukenschlag", sowie die Ouvertüre zu Jacques Offenbachs Operette "Orpheus in der Unterwelt". Ein flotter Cancan. Parodistisch und charmant musiziert.
Der Mittel- und Oberstufenchor interpretierte, vom Klavier begleitet, vier Stücke aus dem bekannten Oratorium "Die Jahreszeiten". Hier zeigte sich, was beharrliche musikalische Arbeit an Schulen bewirken kann. Klangvoll und mit dynamischer Präzision formten die Schüler unter der guten Leitung des Musikpädagogen Horst Christoph Diehl ein schönes Klangbild.
Daß Musik nicht nur im Unterricht eine große Rolle an der Carl-Schurz- Schule spielt, zeigten einige Schüler vor kurzem mit einer Aktion an der Hauptwache. Sie musizierten für die Hungernden im Bürgerkriegsland Somalia und sammelten einen großen Spendenbetrag.
Auch an diesem Abend in der Aula durfte am Ausgang gespendet werden, allerdings für einen näherliegenden Grund: Die Schule möchte einen Kontrabaß kaufen, um den Schülern die Möglichkeit zu geben, darauf zu üben. jot
BASKETBALL BUNDESLIGA, Frauen, 22. Spieltag: HSG HU Berlin - MTV Wolfenbüttel 83:72 (46:41), TSV Bayer 04 Leverkusen - Lotus München 69:95 (27:55), VfL Marburg - SC HPW 69 Halle 78:71 (37:35), SSC Karlsruhe - TV Bensberg 01 53:84 (31:31), SG DJK/TV Aschaffenburg-Mhn. - Barmer TV 47:91 (23:39), Osnabrücker SC - TSV Weilheim 78:73 (36:39).
1. Barmer TV 22 21 1 2103:1441 42:2 2. Lotus München 22 18 4 1783:1529 36:8 3. Bayer Leverkusen 22 18 4 1869:1515 36:8 4. MTV Wolfenbüttel 22 17 5 1789:1598 34:10 5. TSV Weilheim 22 13 9 1805:1628 26:18 6. SG Aschaffenburg 22 12 10 1647:1619 24:20 7. Osnabrücker SC 22 7 15 1677:1899 14:30 8. HSG HU Berlin 22 7 15 1512:1763 14:30 9. TV Bensberg 22 6 16 1607:1861 12:32 10. VfL Marburg 22 5 17 1621:1845 10:34 11. Hallesche Pump. 22 4 18 1630:1974 8:36 12. SSC Karlsruhe 22 4 18 1406:1777 8:36
In der Steinzeit fanden sich die Besucher am Samstag nachmittag in der Rödelheimer Arndtschule wieder. Mit einem "Steinzeitprojekt" warben die Jungen und Mädchen am Tag der offenen Tür für ihre Grund- und Hauptschule. Dazu hatten sie nicht nur viel Wissenswertes über die "graue" Vorzeit gelesen. Da ihnen spröde Theorie zuwenig war, schritten sie zur Tat und arbeiteten wie die "Neandertaler". Ergebnis war eine breite Palette früher Handwerkskunst, von der Höhlenmalerei bis zu selbstgemachten Steinwerkzeugen.
"Schule ist mehr, als allgemein erwartet wird", sagte Rektorin Brigitte Wink. Deshalb wolle man diesen Tag besonders nutzen, um Bereiche und Aktionen vorzustellen, die nicht alltäglich an der Schule sind. Dazu konnten die Gäste auch selbst basteln oder im Fotolabor kreativ sein.
Daß das Angebot so reichhaltig und unterhaltsam ausfiel, war den 270 Schülerinnen und Schülern zu verdanken. Seit November hatten sich die 15 Klassen auf diesen Tag vorbereitet. mim
FRIEDBERG. Ein 19jähriger Autofahrer aus Frankfurt fuhr in der Nacht zu Sonntag gegen 1.25 Uhr mit seinem Auto zu schnell in die scharfe Kurve der "Görbelheimer Hohl" an der US-Kaserne, kam von der Straße ab und durchbrach das Kasernentor, berichtet die Polizei, die den Schaden auf 5000 Mark beziffert. ieb
NEU-ISENBURG. Ein Paradies für Kinder ist nach Darstellung des Magistrats der Hohenloser Hof in Michelstadt / Rehbach im Odenwald. Dorthin führt die Freizeit der Stadt vom 18. bis 25. April. Eingeladen sind Kinder zwischen acht und zehn Jahren.
Die Stadt preist ihr Angebot mit der Beschreibung an, auf dem Bauernhof lebten viele "Streichel- und Schmusetiere": ein Esel, Ziegen, Schafe, Hasen und andere Tiere. Die Kinder könnten sich in der Natur austoben, sie dürften aber auch im Stall mitarbeiten. Außerdem seien Ausflüge nach Michelstadt, Erbach und Steinbach geplant.
Die Freizeit kostet 160 Mark. Eine Ermäßigung ist in begründeten Fällen möglich. Mehr läßt sich im Rathaus bei der Abteilung Kinder und Jugend unter den Telefonnummern 241-532 und -533 erfahren. dac
Bei den Kommunalwahlen am 7. März sollen nur Parteien gewählt werden, "die gegen Fremdenhaß und Antisemitismus Stellung nehmen". Dazu hat der Vorstand der Dekanatssynode des Evangelischen Dekanats Frankfurt-Innenstadt "alle Bürger" aufgerufen. Parteien aber, "die schutzbegehrende Flüchtlinge zu Sündenböcken machen oder auch nur Verständnis für rechtsradikalen Terror oder unterlassene Hilfeleistung des Staates zeigen, sind für alle Menschen guten Willens nicht wählbar".
In dem von Dekan Martin Zentgraf unterzeichneten Aufruf wird daran erinnert, "daß der Schutz von Flüchtlingen und Fremden ein wesentlicher Inhalt der Heiligen Schrift ist". ing
Beim "Tango spezial" im Volksbildungsheim gab es alles, was zum Tango dazugehört. Rhythmus, Feeling, scharfe Dissonanzen, Bandoneonspiel und feurige Tänzer. Und doch erschien alles ganz anders. Denn gespielt wurde der Tango vom Sinfonieorchester der VHS unter der Leitung Stefan Schmitts. Damit nahm Tangomusik Dimensionen an, die für sie ganz und gar untypisch sind und viel von ihrem speziellen Flair verlieren läßt.
Ein wenig in die Kaschemmen hineinschnuppern, in denen Tango entstand, konnten die Zuhörer jedoch beim argentinischen Tango "Escondite De Hernando" von Richard Adler und Jerry Ross. Hierzu wurden domestiziert verwegen-laszive Figuren getanzt. Umso stärker geriet der Kontrast zum europäischen Tango, den Isaac Albeniz schlicht "Tango" benannte. In Abendgarderobe schwebten Damen und Herren über das Parkett, in vollendeter Eleganz, auch wenn die Choreographie militärisch-zackige Bewegungen vorgab. Tango machte sich so auch in der Glitzerwelt gut. Kontrastreich gestaltet blieb der ganze Abend.
Gleich zu Beginn vermittelte Astor Piazzollas "Tangazo" das bitter-süße Tangogefühl in großangelegten Sätzen und düster-verhangenen Noten, passend zu einem Monumentalfilm. Als deutsche Erstaufführung angekündigt war sein "Concierto De Nacar", vom Sinfonieorchester ebenso technisch gewissenhaft wie musikalisch inspiriert gespielt. In Einzelvorträgen mit Bandoneon, Flöte und Gitarre oder aber Gesang war aber eher etwas vom Geist des Tango zu spüren als in den groß angelegten und groß besetzten Stücken. Wie komisch und durchaus Ohrwurm-Preisverdächtig Tango sein kann, zeigte dagegen eine Cabaret-Einlage mit Friedrich Hollaenders Musik und Kurt Tucholskys Text: "Ach, lege deine Wange". Tangomusik eignete sich so arrangiert zu einem bunten Familienabend, und die Zuhörer kamen denn auch weitaus zahlreicher, als die Veranstalter gedacht hatten. SIGRID OLSCHEWSKI
ATHEN. Der griechische Komponist Mikis Theodorakis will sein Abgeordnetenmandat niederlegen, um Dirigent des Philharmonischen Orchesters des griechischen Staatsrundfunks zu werden. Wie der Parlamentarier vor Journalisten ankündigte, will er seinen Posten in der kommenden Woche aufgeben. Der ehemali- ge kommunistische Abgeordnete hatte 1985 die KP verlassen, um sich ganz der Musik zu widmen. AFP
wtr BONN, 14. Februar. Arbeiter, Angestellte und Arbeitgeber werden ab 1994 deutlich mehr Geld in die Rentenkasse einzahlen müssen. Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) bestätigte am Wochenende, was die Frankfurter Rundschau kurz zuvor aus Kreisen der Rentenversicherung erfahren hatte: Die Beiträge müssen wegen des Rückgangs der Finanzreserven der Sozialversicherung angehoben werden. Bei der Höhe des Zuschlags wollte Blüm sich noch nicht festlegen.
Nach einer Sitzung des Bundesvorstandes der FDP am Samstag forderte FDP- Chef Otto Graf Lambsdorff den Arbeitsminister auf, zu erklären, "was er vorhat". Lambsdorff warnte vor zu hohen Sozialkosten. "Unsere Wettbewerbsfähigkeit ist beschädigt genug", sagte er. Blüm hatte in einem Gespräch mit der Bild-Zeitung gesagt, es sei "keine Überraschung", daß die Beiträge steigen müßten. Derzeit sei der Beitragssatz mit 17,5 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit 1972. Er habe 1985 schon einmal bei 19,2 Prozent gelegen.
Hintergrund der anstehenden Erhöhung ist zum einen das unerwartete Abschmelzen der Finanzreserven der Rentenversicherung. Waren die Experten im November 1992 noch davon ausgegangen, daß die Reserven erst Ende 1993 in die Nähe der gesetzlichen Untergrenze von einer Monatsausgabe kommen, rechnet Erich Standfest, Vorstandsmitglied des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger, wegen der sich schlechter entwickelnden Wirtschaftsdaten mit einem rascheren Abschmelzen. So werden die Einnahmen der Versicherung unter anderem deswegen zurückgehen, weil statt der prognostizierten 30 000 nun 330 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte als Beitragszahler ausscheiden.
Zum anderen war mit einer Erhöhung der Beiträge wegen der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung zu rechnen. Bereits bei der von CDU/CSU, FDP und SPD gemeinsam verabschiedeten Rentenreform 1992 waren sich die Parteien darüber im klaren, daß die Finanzierung der wachsenden Zahl von Rentnern nur über höhere Beiträge geht. Die Finanzprobleme der Rentenversicherung hatte die Bundesregierung Anfang des Jahres noch verschärft: So hatte sie den Beitragssatz von 17,7 auf 17,5 Prozent gesenkt, dafür den der Arbeitslosenversicherung um 0,2 Prozentpunkte erhöht.
ROSTOCK. Der vom Rostocker Senat fristlos entlassene Generalintendant des Volkstheaters der Hansestadt, Berndt Renne, hat Rückenstärkung durch das Schauspielensemble des Hauses erhalten. In einer Erklärung, die dem Senat übergeben werden soll, fordern die Künstler die "sofortige Rücknahme" der außerordentlichen Kündigung sowie des Hausverbots für den früheren Theaterchef. Renne müsse Gelegenheit erhalten, seine Inszenierung von Georg Büchners "Dantons Tod" fertigzustellen, die am 27. Februar Premiere haben sollte. Dieser Punkt der vorab verbreiteten Erklärung wird auch von den Solisten des Rostocker Musiktheaters unterstützt, die sich ebenfalls für die Aufhebung des Hausverbots ausgesprochen haben.
Renne, der seit Oktober 1990 in der Hansestadt wirkte und dort unter anderem Goethes "Faust", Wagners "Fliegenden Holländer" und Shakespeares "Was Ihr wollt" inszenierte, war wegen des "gestörten Vertrauensverhältnisses" mit dem Stadtparlament entlassen worden. Die Position des Generalintendanten war wegen mancher Spielplan- und Besetzungsentscheidungen auch im eigenen Haus nicht unumstritten. Mitte Dezember hatte ihm das Orchester das Mißtrauen ausgesprochen, im Januar Generalmusikdirektor Michael Zilm seinen Vertrag wegen Unstimmigkeiten mit Renne gekündigt.
Das Rostocker Schauspielensemble befürchtet nach der Entlassung des Generalintendanten nun einen drastischen Stellenabbau am Volkstheater. Kultursenatorin Ulrike Oschwald hatte am Freitag auf einer Belegschaftsversammlung den Abbau von mindestens 200 der jetzt etwa noch 440 Stellen der Rostocker Bühnen angekündigt. Der Mehrspartenbetrieb werde dadurch "erheblich gefährdet", warnte das Schauspielensemble. Für Rostock sei das ein "weiterer Schritt in die kulturelle Verarmung". dpa
Spiel- und Lernstube der Arbeiterwohlfahrt in der Robert-Dißmann-Siedlung eröffnet / Therapeutische Betreuung
Kostensparende Wohnhäuser ohne Keller - die neuen "Technischen Wohnungsbaurichtlinien 1993" des Landes Hessen lassen sie zum ersten Mal zu. Auch Tiefgaragen unter Wohngebäuden werden seit 1. Januar von der hessischen Landesregierung weder gefordert noch gefördert. Darauf hat der hessische Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD) jetzt in einem Brief an Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) hingewiesen. Jordan reagiert empört auf einen FR-Artikel vom 21. Januar - damals hatte Wentz erklärt, er lasse jetzt den Bau von Wohnhäusern ohne Keller und Tiefgaragen als Sparmaßnahme in Frankfurt prüfen.
Wentz hatte auch dünnere Außen- und Innenwände zum Ziel erkoren und dabei die Technischen Wohnungsbaurichtlinien kritisiert, weil sie seit 1. Januar eine höhere Wärmedämmung zum Einsparen von Energie vorschreiben. Jordan zeigt in seinem Brief "ein gewisses Erstaunen" darüber, daß Wentz öffentlich Kritik übt, "ohne vorher den direkten Kontakt zu mir zu suchen". Dies entspreche nicht einem vertrauensvollen Verhältnis von Stadt und Land und erstaune auch deshalb, "weil Sie sonst sehr häufig den Rat und die Hilfe meines Hauses in planerischen Fragen suchen".
Der Minister beteuert, die Einsparung von Energie bei der Raumwärme sei "der entscheidende Faktor in der deutschen Energiebilanz". Nur so und mit drastischen Beschränkungen im Straßenverkehr könne der Kohlendioxid-Ausstoß deutlich gesenkt werden. Jordan: "Ich bin mir sicher, daß die Stadt Frankfurt das ebenso sieht - oder sollten die Aktivitäten im Klimabündnis der Städte so wenig ernst gemeint sein?"
Der Minister konfrontiert Wentz mit einer Stellungnahme von dessen Fachleuten zu den Technischen Wohnungsbaurichtlinien - die Experten des Stadtrats hätten vom Land sogar eine Verschärfung der Wärmedämmung verlangt. Jordan fordert den Dezernenten auf, in der Öffentlichkeit klarzustellen, daß er dies auch so sieht. Und der Minister empfiehlt Wentz "einen Besuch bei der Hessischen Heimstätte in Kassel" - dort gebe es bereits Gebäude des sozialen Wohnungsbaus, die eine entsprechende Energieeinsparung erreichten: "Manchmal lohnt ein Blick über die Stadtgrenzen hinaus, bevor man die Landesregierung kritisiert". Es komme darauf an, Wohnungsbau "ökologisch und ökonomisch intelligent" zu betreiben.
Der Minister schlußfolgert, vor allem Grundstückspreise von 1000 bis 2000 Mark pro Quadratmeter trügen zu den Kosten des sozialen Wohnungsbaus bei - energieeffizientes Bauen dagegen erhöhe sie nur um ein bis zwei Prozent. Deshalb sei auch die Stadt Frankfurt gefordert, die Bodenspekulation einzudämmen, "wie dies viele Gemeinden in Hessen bereits angepackt haben". jg
GROSSKROTZENBURG. Schneller als Verbrecherjäger Eduard Zimmermann war die Hanauer Polizei. Noch bevor der Fernsehmann am Freitag in der ZDF- Sendung "XY-ungelöst" den Fall ausstrahlte, hatten Beamte in einer Asylbewerberunterkunft in Großkrotzenburg bereits einen 31jährigen Türken festgenommen. Gegen den Mann besteht ein internationaler Haftbefehl im Zusammenhang mit einem Tötungsdelikt in einem Züricher Hotel im September vergangenen Jahres.
Wie die Polizei weiter mitteilte, ist der von den Schweizer Behörden in derselben Sache gesuchte 32 Jahre alte Zeki Polat, ebenfalls Türke, noch flüchtig. Möglicherweise hält er sich ebenfalls im Hanauer Raum auf. jur
GIESSEN. Die biologische Schädlingsbekämpfung als Alternative zum Einsatz chemisch-synthetischer Präparate gewinnt aufgrund eines gestiegenen ökologischen Bewußtseins im gärtnerischen, aber auch im landwirtschaftlichen Bereich zunehmend an Bedeutung. Doch ungeachtet gesetzgeberischer oder umweltpolitischer Initiativen ist das Wissen beispielsweise um sogenannte Nützlinge (Schlupfwespen, Marienkäfer) in den entsprechenden Berufsgruppen und in städtischen Ämtern nur recht spärlich vorhanden. Dies soll sich nun ändern: Auf Anregung des "Zentrums für Arbeit und Umwelt Gießen" (ZAUG) haben Vertreter von Wissenschaft, Industrie, Behörden und Betrieben jetzt die "Landesarbeitsgemeinschaft Umweltgerechter Pflanzenschutz" (LAG) in der mittelhessischen Universitätstadt ins Leben gerufen.
Aufgabe des Zusammenschlusses soll es sein, natürliche, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Alternativen zu herkömmlichen Pflanzen- und Schädlingsvernichtungsmitteln zu erarbeiten und deren Verbreitung zu fördern. Als "Brükkenschlag von den wissenschaftlichen Denkstübchen zur Praxis" beschrieb ZAUG-Chef Volker Behnecke, dessen Organisation in Gießen eine Reihe von Gartenbetrieben unterhält, das Vorhaben. Die Verbreitung von umweltverträglichen Pflanzen- und Bodenschutzmitteln geht nach Auffassung des ZAUG-Geschäftsführers "nur sehr schleppend voran".
Die Ursachen hierfür liegen nach Ansicht der Gründungsmitglieder vor allem am "Informationsdefizit" und an dem teureren Verfahren selbst. Der umweltgerechte Pflanzenschutz, erläuterte Jürg Huber, Direktor der Bundesanstalt für biologischen Pflanzenschutz in Darmstadt, sei eine wirksame Methode, um mit natürlichen Gegenspielern (Insekten, Parasiten) Schädlinge wie Blattläuse, Spinnmilben oder Schildläuse zu bekämpfen. Und im Gegensatz zur "chemischen Keule", so Rolf Rauber, Professor für Biologische Produktionssysteme an der Gießener Universität, würden gezielt die avisierten Schädlinge "vernichtet" werden, die das Wachstum erwünschter Zier- oder Nutzpflanzen beeinträchtigten.
In der Vergangenheit führte nach Auffassung von Projektleiter Michael Bembenek (ZAUG) der Gebrauch von chemischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln zu einer empfindlichen Störung des ökologischen Gleichgewichts kommunaler Grünflächen. In etlichen Städten und Gemeinden werde heute zunehmend darauf verzichtet. Doch weil sich die Schädlinge durch behördliche Willensbekundungen allein nicht reduzieren ließen und Alternativen in der Pflege kaum Anwendung fänden, lasse der Zustand von Grünanlagen oder Rabatten oft zu wünschen übrig.
Das ZAUG, das sich als Mittler der verschiedenen Interessengruppen in der LAG begreift, hat sich deshalb zum Ziel gesetzt, in Pilotprojekten (im Gespräch ist in Gießen ein Modell zur Rosenpflege) die Wirksamkeit umweltgerechter Verfahren in der öffentlichen Landschaftspflege zu beweisen.Mit der "Vernetzung von Forschung und Praxis" (Bembenek) will man Skeptiker und nicht zuletzt staatliche Instanzen von dieser Methode überzeugen. tru
Gegen die Streichung von Bundesmitteln für den U-Bahn-Bau in Frankfurt hat sich der Ortsbeirat 5 (Niederrad, Sachsenhausen, Oberrad) auf seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl ausgesprochen. Einstimmig wurde eine von der SPD formulierte Resolution verabschiedet, die auf die Wichtigkeit der U-Bahn- Verlängerung bis zur Sachsenhäuser Warte hinweist.
Ohne die U-Bahn-Anbindung der Sachsenhäuser Warte und die vorgesehenen Park & Ride-Plätze befürchtet das Stadtteilparlament nicht nur einen Verkehrskollaps mit Auswirkungen bis in die Innenstadt hinein, sondern auch eine unzumutbare Verschlechterung der Wohnverhältnisse in Sachsenhausen.
Mit den Stimmen aller Abgeordneten unterstützt der Ortsbeirat 5 daher die Bemühungen des Magistrats, Bundesverkehrsmininister Günther Krause (CDU) doch noch umzustimmen und die zugesicherten Finanzmittel freizugeben. ran
RUDOLF ALSCHNER, seit Anfang der 60er Jahre Stadtverordneter in Kelkheim, ist am Wochenende im Alter von 69 Jahren gestorben. Nach Mitteilung der Stadt erlag er einem Herzinfarkt. Als Lehrer der Kelkheimer Schule hat der Christdemokrat sich besonders um den Schüleraustausch im Rahmen der Städtepartnerschaften mit Saint Fons und High Wycombe verdient gemacht.
KEGELN BUNDESLIGA, Männer: St. Kranz Walldorf - RW Sandhausen 4449:4716, Frei Holz Eppelheim - KV 1965 Mutterstadt 4765:4601, KSV 51 Bennewitz - SV Geiselt Mücheln 4317:4380, Victoria Bamberg - SKC Staffelstein 4737:4584, Sport-Club Regensburg - Frei Holz Plankstadt 4578:4738.
1. Victoria Bamberg 52512 22:0 2. Frei Holz Plankstadt 52821 18:4 3. Rot-Weiß Sandhausen 52325 16:6 4. Frei Holz Eppelheim 52087 14:8 5. KV 1965 Mutterstadt 51816 14:8 6. Sport-Club Regensburg 50662 10:12 7. SV Geiselt Mücheln 48949 8:14 8. SKC Staffelstein 50549 4:18 9. St. Kranz Walldorf 49752 4:18 10. KSV Wurzen/Bennewitz 47165 0:22
Das Wetter
Wetterlage Das bisher wetterbestimmende Hoch verlagert sich nach Rußland und verliert seinen Einfluß auf unser Wetter. Deshalb kann am Abend ein erster Tiefausläufer auf Nordwest-Deutschland übergreifen. Dahinter wird kalte Meeresluft herangeführt, die in der Folge für unbeständiges und naßkaltes Wetter sorgt. Vorhersage bis Dienstag früh Meist bedeckt oder neblig-trüb, im Tagesverlauf nur örtliche Aufheiterungen. Im Bergland sonnig. Höchsttemperaturen in den Nebelgebieten um Null, sonst 1 bis 6 Grad C. Abends im Nordwesten aufkommender leichter Regen. Tiefsttemperaturen hier um 2, sonst Null bis minus 5, im Südosten bis minus 8 Grad C schwächer, im Norden auffrischender und auf Südwest drehender Wind. Weitere Aussichten für Dienstag Zeitweise Regen, im Bergland Schneefall und naßkalt.
Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad Algier
stark bewölkt 18 Amsterdam
Nebel -1 Athen
wolkenlos 13 Barcelona
leicht bewölkt 13 Bordeaux
wolkenlos 13 Brüssel
stark bewölkt -1 Budapest
Schneegriesel 0 Dublin
stark bewölkt 10 Helsinki
bedeckt 0 Innsbruck
wolkenlos 8 Istanbul
stark bewölkt 6 Kairo
leicht bewölkt 15 Larnaka
leicht bewölkt 10 Las Palmas
wolkenlos 20 Lissabon
leicht bewölkt 13 Locarno
wolkenlos 11 London
bedeckt 2 Madrid
wolkig 10 Malaga
stark bewölkt 16 Mallorca
leicht bewölkt 15 Moskau
leicht bewölkt -11 Nizza
wolkenlos 13 Paris
leicht bewölkt 4 Rom
wolkenlos 13 St. Petersburg
stark bewölkt -3 Stockholm
wolkenlos 3 Tunis
wolkig 15 Varna
Schneefall 2 Venedig
wolkenlos 10 Warschau
stark bewölkt 1 Wien
bedeckt 1 Zürich
bedeckt 1 Deutschland Berlin
bedeckt 1 Dresden
wolkig 3 Feldberg/Ts.
wolkenlos 6 Feldberg/Schw.
wolkenlos 4 Frankfurt/M.
bedeckt -1 Freiburg
bedeckt 0 Garmisch
wolkenlos 7 Hamburg
bedeckt -1 Köln-Bonn
leicht bewölkt 2 Leipzig
bedeckt -2 München
Schneegriesel -3 Norderney
Nebel -1 Rostock
bedeckt 2 Sylt
bedeckt 1 Zugspitze
wolkenlos -6 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz- Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smog- verordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 7.36 Uhr Sonnenuntergang 17.44 Uhr Mondaufgang 3.39 Uhr Monduntergang 11.52 Uhr
KÖNIGSTEIN. Die B 8-Umgehung Königstein/Kelkheim wird nun wahrscheinlich doch in den "vordringlichen Bedarf" des Bundesverkehrswegeplans 1992 eingestuft werden. Dies teilt die CDU-Bundestagsabgeordnete Bärbel Sothmann mit. "Die Verkehrsfachleute der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP haben sich mit Vertretern des Verkehrsministeriums darauf geeinigt, dem Bau der B 8 wieder höchste Priorität einzuräumen", schreibt sie. Die endgültige Entscheidung im Bundestag falle aber erst kurz vor der Sommerpause.
Noch im Sommer 1992 war sogar der Verbleib der B 8 im Bundesverkehrswegeplan vom Land Hessen in Frage gestellt worden: Die Landesregierung hatte sich in ihren Koalitionsvereinbarungen und im Bundesrat gegen die umstrittene Straße ausgesprochen. Folglich blieb die B 8 zwar im Plan, doch sie wurde in den "weiteren Bedarf" abgestuft. Damit waren die Chancen auf Verwirklichung des Projekts gesunken.
Inzwischen habe aber der Bundestag die Mittelzuteilung für den Bundesverkehrswegeplan aufgestockt, erläuterte Sothmann. Deshalb könnten - vorbehaltlich der Verabschiedung durch den Bundestag - wieder knapp 52 Millionen Mark für den Bau der B 8 neu in den nächsten Jahren vorgesehen werden.
Den Plänen des Königsteiner Magistrats kommt das entgegen. Denn er hat die B 8-Umgehung als langfristiges Ziel in der Diskussion um ein neues Verkehrskonzept weiter im Auge behalten: Eine wirksame Entlastung werde es nur durch die Westumgehung geben, favorisierte Bürgermeister Bertram Huke erst kürzlich die Straßenbaumaßnahme. Umweltschützer lehnen das Projekt aus ökologischen Gründen jedoch nach wie vor ab. ki
BERLIN, 14. Februar. Berlins Freiwillige Polizeireserve (FPR) ist offenkundig in erheblichem Maße von Rechtsradikalen und Straftätern durchsetzt. Das hat eine gerade erst begonnene Überprüfung der Sicherheitsreserve ergeben. Innensenator Dieter Heckelmann sprach von "erschreckenden Ergebnissen". Bei der Gewerkschaft der Polizei sowie bei SPD, FDP und Bündnis 90/Grünen wurden am Wochenende Forderungen nach Auflösung der 1961 geschaffenen Truppe laut.
Eine Ende Januar eingeleitete Untersuchung hat bei zunächst 200 überprüften FPR-Mitgliedern ergeben, daß 89 von ihnen über eine kriminelle Vergangenheit verfügen; ihnen werden insgesamt 250 Straftaten zur Last gelegt, darunter Raub, schwere Körperverletzung und sexueller Mißbrauch von Kindern. Sie wurden ausnahmslos von zwei dafür zuständigen Beamten eingestellt, gegen die inzwischen Disziplinarverfahren laufen.
Ausgelöst worden ist die Überprüfung durch einen Ende vorigen Monats aufgeflogenen Waffenhändlerring, der in großem Stil Waffen aus der Schweiz und Österreich eingeschmuggelt hat; in Erdlöchern im Grunewald und im Berliner Forst wurden seinerzeit zahlreiche Waffen und 12 300 Schuß Munition sichergestellt. Wie sich dabei herausstellte, waren fünf von zwölf Tatverdächtigen Mitglieder der Freiwilligen Polizeireserve, zwei waren abgelehnte FPR-Bewerber, einer war bereits wieder ausgeschieden.
Zum größten Teil hatten die Verdächtigen auch einen rechtsradikalen Hintergrund. "Jeder der Tatverdächtigen hatte etwas auf dem Kerbholz", sagte am Wochenende Berlins Staatsschutzchef Dieter Piete, "doch die Sicherheitsüberprüfungen waren nicht sorgfältig genug". Auch der Staatssekretär in der Innenverwaltung, Armin Jäger, räumte im Nachhinein "wesentliche Fehler" ein. Dem Vernehmen nach war den beiden mit der Einstellung betrauten Beamten vor der Übernahme der Waffenschieber in die FPR beispielsweise durchaus bekannt, daß einige von ihnen seit Mitte der 80er Jahre an Wehrsportübungen der rechtsradikalen "Freiheitlichen Arbeiterpartei" teilgenommen hatten. Ein NPD-Sprecher sagte am Wochenende, Mitglieder seiner Partei seien gleichfalls gezielt in die FPR eingetreten, um sich einen verbesserten Informationsstand über polizeiliche Maßnahmen zu beschaffen.
Die Freiwillige Polizeireserve wurde 1961 kurz vor dem Mauerbau als Reaktion auf Chruschtschows Berlin-Ultimatum gegründet; die Aufgabe der paramilitärischen Organisation mit einer Sollstärke von damals 6000 Mitgliedern, die nur eine vierwöchige "Ausbildung" erhielten, war seinerzeit vor allem die Abwehr einer möglichen Gefahr aus dem Osten.
Nur vereinzelt kam es zu "Nebentätigkeiten": Beim Besuch des Schahs in Berlin 1967 standen die Freiwilligen Ehrenspalier, bei anderer Gelegenheit säuberten sie in einer "Aktion Borkenkäfer" den Wald oder retteten 500 000 Bücher der Staatsbibliothek vor einem Orkan. Zu den langjährigen FPR-Angehörigen zählen unter anderem der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen und der ehemalige Innensenator Heinrich Lummer (beide CDU).
Die seit dem Viermächteabkommen von 1971 von der FDP, aber auch der SPD immer nachdrücklicher erhobene Forderung, die FPR als "überholt" aufzulösen, scheiterte bis zum Fall der Mauer am Einspruch der für Sicherheitsfragen allein verantwortlichen Westalliierten. Danach wurde das FPR-Gesetz novelliert mit dem Ziel, die inzwischen nur noch 2400 Mitglieder - vorwiegend aus dem öffentlichen Dienst - in der Hauptsache für die Überwachung des Straßenverkehrs, für Objektschutz (Kraftwerke, Banken, Schloß Bellevue als Amtssitz des Bundespräsidenten, Senatsgästehaus) und für Streifendienst in Grünanlagen und auf Friedhöfen einzusetzen.
In erheblichem Umfang wurde der FPR bisher aber auch die Sicherung von Asylbewerberheimen anvertraut. Die Arbeit wird mit acht Mark pro Stunde vergütet. Die Gesamtkosten der FPR betragen jährlich über sieben Millionen Mark. Aufgrund der Ergebnisse bei den ersten 200 untersuchten FPR-Mitgliedern hat die Berliner Innenverwaltung unterdessen eine Sicherheitsüberprüfung sämtlicher Angehöriger der Freiwilligen Polizeireserve angeordnet; gegebenenfalls - so Staatssekretär Jäger - werde es eine "Selbstreinigung" geben.
Ermitteln soll eine "Arbeitsgruppe Grunewald" auch in Richtung einer Reihe von mysteriösen Einbrüchen in Gebäude, die von der FPR bewacht werden; Zeitungsberichten zufolge geht die Arbeitsgruppe dem Verdacht nach, FPR-Mitglieder könnten dabei als Tipgeber fungiert "oder Schmiere gestanden" haben. (Kommentar auf Seite 3)
WÖLLSTADT/KARBEN. Bei einem Auffahrunfall am Samstag auf der B 3 zwischen Wöllstadt und Karben entstand an den drei beteiligten Fahrzeugen ein Schaden von insgesamt 36 000 Mark.
Wie die Polizei mitteilt, wollte das erste der drei in Richtung Karben fahrenden Autos nach links in einen Feldweg abbiegen. Ein dahinter fahrender 88jähriger Frankfurter bemerkte das zu spät und fuhr mit seinem Wagen auf.
Ein hinter diesem fahrender 19jähriger Bad Nauheimer konnte seinen Wagen ebenfalls nicht mehr bremsen und fuhr auch auf.
STADT UND KREIS OFFENBACH. Sehr rabiat gingen nach Darstellung der Polizei zwei bislang unbekannte Männer vor, die am Samstagabend gegen 18.45 Uhr in Offenbach in der Großhasenbachstraße eine Frau an ihrer Wohnungstür bedrohten. Sie schlugen sie und rissen ihr die Halskette herunter. Dann flüchteten sie durchs Treppenhaus.
Um Räuber handelte es auch bei den beiden Männern, die gegen 21.45 Uhr am Lokalbahnhof in Frankfurt in ein Taxi gestiegen waren. Sie ließen sich nach Offenbach in die Hugo-Wolf-Straße fahren. Dort schlugen sie dem Taxifahrer von hinten auf den Kopf, nahmen ihm Geldtasche und Zündschlüssel ab und flüchteten zu Fuß.
Ohne Beute blieb dagegen ein junger Mann, der am Samstagnachmittag in Offenbach in der Bismarckstraße auf die Brieftasche eines Passanten aus war. Laut Polizei zog der Unbekannte den Mann in einen Hauseingang und wollte ihm dort die Geldbörse aus der Jackentasche reißen. Der wehrte sich jedoch heftig, so daß der Täter ohne Beute floh.
In Dreieich wurde am Samstagabend ein 56 Jahre alter Mann am Haus Dietrichsroth überfallen. Zwei Männer zwangen ihn mit Schlägen und Fußtritten, sein Bargeld herauszugeben. Dem Opfer wurden drei Rippen gebrochen.
Ebenfalls in Dreieich waren am Samstag zwei jugendliche Handtaschenräuber unterwegs. Vom Fahrrad aus rissen sie einer alten Frau die Tasche weg. dac
Die kontrollierte Vergabe von Heroin an Drogenabhängige ist am Freitag von Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch beim Bundesgesundheitsamt in Berlin beantragt worden. Abgegeben werden soll das pharmazeutisch hergestellte Heroin unter ärztlicher Kontrolle im Rahmen eines Forschungsprojekts. Das Vorhaben ist auf einen Zeitraum von fünf Jahren angelegt und richtet sich vor allem an "Schwerstabhängige, Therapie- Resistente, Aidskranke und Schwangere", erklärte Margarethe Nimsch. Insgesamt 100 von ihnen sollen täglich dreimal Heroin erhalten.
Für die kontrollierte Abgabe hatte sich Frankfurt bereits vor geraumer Zeit stark gemacht. Während ein ähnliches Projekt in Hamburg an die Änderung des Betäubungsmittelgesetzes (BTM) geknüpft worden war, gingen die städtischen Juristen in Frankfurt davon aus, daß der Modellversuch auch bei der gegenwärtigen Gesetzeslage möglich sei. Genehmigt werden müßte er dann allerdings vom Bundesgesundsheitsamt.
Die verschiedenen Wege, die beide Städte in Richtung auf ein gleiches Ziel beschreiten wollten, waren aneinander geknüpft: "Zunächst haben wir gesagt, wir werden abwarten", berichtete Stadträtin Nimsch, "wie der Bundesrat mit einem Antrag Hamburgs zur Änderung des BTM umgehen werde." In der vergangenen Woche wurde die Initiative aus der Hansestadt im Bundesrat zunächst an die Ausschüsse verwiesen, eine Entscheidung vertagt. "Das war der Grund" für das Gesundheitsdezernat in Frankfurt, "nicht länger zu warten" und den Antrag an das Bundesgesundheitsamt zu richten.
Margarethe Nimsch zeigte sich am Sonntag zuversichtlich, daß der Versuch im Rahmen eines Forschungsprojektes auch genehmigt wird, schließlich gebe es bislang "in Deutschland keine Forschungen darüber". Begleitet wird der Versuch unter der Leitung des Stadtgesundheitsamtes, sozialwissenschaftlich von Peter Noller, Soziologe am Institut für Sozialforschung, und dem Pharmakologen Professor Dieter Hellenbrecht von der Uni- Klinik.
Angenommen wird, sagte die Gesundheitsdezernentin, daß mit der kontrollierten Vergabe des Heroins vor allem "die HIV-Infektionen zurückgehen". Neben Aidskranken soll Heroin an Schwerstabhängige abgegeben werden: 300 bis 400 Süchtige der offenen Drogenszene in Frankfurt, schätzte Margarethe Nimsch, müßten zu ihnen gezählt werden. Zugleich richtet sich das Angebot an Schwangere, denn gezeigt habe sich, daß mit gesundheitlichen Schäden bei Kindern zu rechnen sei, wenn Frauen während der Schwangerschaft ihren Drogenkonsum durch Methadon ersetzen. ing
Beim Verlassen seiner Werkstatt im Hinterhaus der Berger Straße 173 stand ein Goldschmied gegen 18.15 Uhr einem Mann mit Motorradhelm und getöntem Visier gegenüber. Der Fremde drängte den 31jährigen durch die offene Tür zurück und nahm ihm den Schlüssel zum Tresor ab. In dem Geldschrank fand der Räuber eine Ledertasche mit 5000 Mark und Schmuckstücke mit den Initialen MK des Goldschmieds.
Bevor der laut Polizeibericht unbewaffnete Täter flüchtete, schloß er den 31jährigen in seiner Werkstatt ein. Der Mann konnte sich nach einiger Zeit befreien und die Polizei verständigen. Die sucht eine etwa 1,70 Meter große Person, die mit schwarzer Lederjacke und dunkler Hose bekleidet war. habe
HANAU. Einen Unbekannten, der Freitag abend im Stadtkrankenhaus eine Besucherin mit dem Messer bedrohte und beraubte, sucht die Polizei. Der Mann im Alter zwischen 20 und 25 Jahren hatte der 17jährigen im Fahrstuhl ein etwa 30 Zentimeter langes Messer an den Hals gedrückt und ihr anschließend 120 Mark sowie einen "Walkman" geraubt.
Gegen 18.50 Uhr hatte der laut Polizeibericht ungepflegt aussehende, etwa 1,78 Meter große Mann den Lift im Erdgeschoß des K-Baus blockiert. Er hat dunkelblonde, schulterlange Haare und war mit einem lilafarbenen Hemd und brauner Lederjacke bekleidet. Nachdem das Opfer ihm das Geld und das Gerät ausgehändigt hatte, löste er die Arretierung des Fahrstuhls und flüchtete unerkannt durch das Treppenhaus des Gebäudes. Die 17jährige aus Hanau erlitt eine oberflächliche Hautverletzung.
Zeugenhinweise nimmt die Polizei in Hanau unter der Rufnummer 0 61 81 / 10 04 70 entgegen. jur
FLÖRSHEIM. "Da ist eine drin." Bernd Zürn ist ganz aufgeregt. Er richtet den Lichtkegel seiner Taschenlampe durch die Klappe in dem großen Holzkasten und ruft: "Ach, ist die schön." Eigentlich wollten Zürn und die anderen Männer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) am Samstag im Dach der Galluskirche den selbstgebauten Nistkasten für die Schleiereulen nur reinigen. Doch dabei haben sie zwei der etwa 40 Zentimeter großen Tiere mit der weißen Brust und dem herzförmigen weißen Gesicht aus dem Schlaf gerissen.
Eine Eule trippelt in die dunkelste Ekke des Kastens, um dem Schein der Lampen und den Blitzlichtern der Fotografen auszuweichen. Bevor Martin Neumann das Flugloch in der hintersten Gaube im Kirchendach verschließen kann, schlupft die andere noch schnell hinaus ins Freie.
BUND-Vorsitzender Reinhold Habicht ist extra auf dem Platz vor der Kirche stehengeblieben, um zu schauen, ob ein Vogel den Nistkasten verläßt. Denn welche Tiere wann und wie lange die Bruthilfen der Naturschützer bewohnen, ist nicht immer so klar wie im vergangenen Herbst. "Da hörten wir schnarchende, zischende Geräusche, so als ob jemand keine Luft kriegt und tief durch die Nase atmet - und das bis zum Main runter", berichtet Reinhold Habicht. Die BUND-Leute schauten mit dem Fernglas hinauf und sahen ein Elternpaar und drei Jungvögel, die sich mit Mäusen - dem Hauptbeutetier der lautlosen Jäger - füttern ließen.
Orte wie die Galluskirche sind ideal für die Eulen, von denen es weniger als 10 000 Brutpaare in ganz Deutschland gibt. Die Anflughöhe in der Gaube liegt richtig, und in den nahen Mainwiesen finden die Eulen nachts auf der Jagd genügend Mäuse. Früher waren sie gern gesehene Gäste in den offenen Scheunen der Landwirte: Dort vertrieben sie die lästigen Nagetiere aus dem Getreide. Doch heute lagert das Korn in Silos, und für die Eulen zimmern Naturschützer Nistplätze, damit sie sich wieder ansiedeln.
Bis ein Paar in der Galluskirche brütete, vergingen mehrere Jahre. Vorher hatten die BUND-Mitglieder, die inzwischen mehrere Kästen in Flörsheim aufgestellt haben, bei ihren jährlichen Reinigungsarbeiten immer wieder Anzeichen dafür gefunden, daß Schleiereulen den Kasten bewohnt hatten. Die Tiere führen Dauerehen und leben im Schnitt zwei Jahre.
Bernd Zürn schraubt ein Honigglas auf und zeigt Knochensplitter, Reste von Nagetierschädeln und ein dunkles Häufchen "Gewölle", Überbleibsel einer Eulen- Mahlzeit. Reinhold Habicht untersucht derweil die Reste einer jungen Schleiereule, die in dem Nistkasten lag. "Schade, sie ist wohl verhungert." Früher, weiß der Vogelfreund, nagelten die Landwirte tote Eulen an die Scheunen, um böse Geister fernzuhalten. Denn wer nachts eine Eule schreien hört, dem geschieht ein Unglück, so der Glaube damals. Die Eulen sollten das Unheil abwehren helfen.
SUSANNE HOERTTRICH
BERLIN. Noch vor ein paar Jahren fiel das Kino aus dem arabisch-afrikanischen Raum durch einen - im Vergleich mit dem Mainstream des amerikanisch-europäischen - verlangsamten Erzählrhythmus auf. Afrikas und Asiens Uhren gingen anders, Zeit lagerte sich um Orte, Poesie schien ein langes Innehalten und Atemholen.
Es sieht so aus, als synchronisierten sich nun die Zeiten im Zuge des medialen Weltdorfs, in dem alle mit allen verbunden sind; dabei gehen Nationalstile zurück zugunsten von synkretistischen Personalstilen. Gerade im armen Afrika, dessen Kinematographie einzig durch vornehmlich frankophone Koproduktionen fortdauert, verändert der ökonomische und ästhetische Kontakt mit Europa die Filme der einheimischen Regisseure, die oft in Frankreich die Filmhochschulen besucht haben. Daß eines der ärmsten und kleinsten Länder Afrikas, Burkina Faso, gleich mit drei Filmen nun in Berlin vertreten ist, gewinnt dem allgemeinen Phänomen der weltweiten Koproduktionen eine erfreuliche Farbe ab.
Idrissa Ouedraogo, seit seinem 1989 entstandenen "Yaaba" auch in unseren Kinos kein ganz Unbekannter mehr, ist mit seinen Arbeiten mittlerweile so erfolgreich, daß er jährlich einen Film drehen kann - wer ist schon in unserem Subventionsdschungel dazu in der Lage? Mit seinem jüngsten "Samba Traore" setzte er einen auffälligen Akzent im Wettbewerb. Eine "klassische" Story mit zeittypischem lokalem Hintergrund: Samba hat bei einem Raubüberfall in der Großstadt viel Geld erbeutet und ist in sein Heimatland als reicher Mann geflüchtet. Die neue Existenz, die sich der bewunderte und geliebte Heimkehrer zu Hause aufbauen will, muß die Quelle seines mitgebrachten Besitzes im Ungefähren lassen. Die Angst begleitet ihn, die Polizei sucht ihn - der eine ebenfalls aus der Stadt als ledige Mutter Zurückgekehrte geheiratet hat. Die "euro-amerikanische" Situation des Untergetauchten, des Falschmünzers seines Lebens, die den Helden zu bestimmten Verhaltensweisen zwingt, reibt sich mit Riten & Tabus der dörflichen Gesellschaft. Ouedraogos lapidarer Stil, der seine Personen nur als Handelnde zeigt, treibt die persönlichen wie gesellschaftlichen Konflikte mit äußerster Transparenz hervor.
Der über 80jährige Jean Rouch, der Veteran des ethnographischen Films in Afrika, hat sich mit seinem "Madame L'Eau" einen übermütigen Jux gemacht. Er stellt den europäischen Imperialismus auf den Kopf und läßt - wie schon Montesquieu oder Voltaire - die Wilden und Fremden nach Europa reisen. Drei Freunde vom Niger, komisch-charmante ältere Herren, studieren in den Niederlanden, wie man mit Hilfe von Windmühlen das ausgetrocknete Land bewässern könnte. Eine Eselin begleitet sie - und die Kamera Rouchs, der hier (im Forum) das kleine Wunder einer aus Improvisation, Dokumentarismus und Spielfreude zu serener Heiterkeit und liebevoller Ironie sich verdichtenden Komödie praktischen "Träumens ins Voraus" (Bloch) gelang. Der "reine Ton", den der französische Ethnograph mit einem Oeuvre von 150 Filmen in diesem Alterswerk (vergleichbar Jean Renoirs Hymnus an das Leben mit dem "Frühstück im Grünen") anschlägt und zwei kurzweilige Stunden lang "hält", verdankt sich einer weltvertrauten Sicherheit, die ein unverbittertes, hoffnungsfrohes Alter als "Weisheit" und Tao gewährt. Die Jüngeren, in die existentiellen Händel ihrer gesellschaftlichen Augenblicke gestellt - die überall auf der Welt die Zeichen der Krise, des Zusammen- & Umbruchs tragen - versuchen den "Mut für den Alltag" in der zeitadäquaten ästhetischen Mischform der Tragikomödie - wie schon Kusturica mit seinem "Arizona Dream" - zu finden. So entstehen Filme, bei denen die Lebensstimmungen zwischen Pathos & Groteske, zwischen Stilisierung und Realismus, zwischen Nostalgie und Aufbruch wechseln; und die Unruhe und die Identitätsunsicherheit prägen ihren changierenden Stil (wie bei dem Georgier Temur Babluani in seiner "Sonne der Wachenden"), oder die schwankende Identität wird zum Zerreißen gespannt durch die Lakonie eines Erzählstils, der zur Parabel tendiert - wie bei dem jungen Japaner George Matsuoka, der in seinem "Zwinkern" einen schwulen Arzt, dessen studentischen Geliebten und seine alkoholsüchtige Frau zu einem Trio vereint, das nichts "Infernalisches" an sich hat, sondern nur versucht, gegen die Zwänge der Upper-class-Gesellschaft sein Leben zu führen.
Durch eine strenge Quadrage zerlegt Matsuoka das Dreiecksverhältnis in eine an Mondrians Kühle erinnernde Kombination von Spielflächen. Er balanciert dabei zwischen ironisch-satirischen Momenten, in denen die Prägemuster der Gesellschaft hervortreten, und dem Pathos gefühlstiefer Augenblicke des Schmerzes, der Einsamkeit und des "Jules & Jim"-Glücks. Einmal, nachts auf dem Rückweg von einem Ausflug zum Meer, hält das Auto, in dem die drei sitzen: In seinem Lichtkegel faßt es grasende Zebras: ein magischer Moment der Zwittersituation, in der sich alle vereint finden, ein "Zwinkern" des Lebens unter und wider das Tabu.
Von der ästhetischen Eleganz des Japaners ist in der "Sonne der Wachenden" des Georgiers Temur Babluani nichts vorhanden. Sein Melodrama aus dem schmutzig-kalten Land im moralischen Verfall und ökonomischen Abbruch besitzt den neorealistischen Zugriff auf das krude Leben samt einer verträumten Sympathie für einen leidenden einzelnen: den sanften, eigenbrötlerischen Vater - einen von seinen Kollegen der Nomenklatura gedemütigten Arzt, der seit Jahren ein Antikrebsmittel an Ratten testet, denen er von Platon bis Kant die Namen der großen Menschheitsgenies gegeben hat.
Parallel dazu gräbt sich der Film in den grauen Alltag georgischen Lebens am Rande des Verreckens ein, indem er den Sohn des Mediziners beim Überlebenskampf im Bereich der Jugendgangs und ihrer Instrumentalisierung durch die Mafia verfolgt. Vater & Sohn sind ein verschworenes Paar, der Sohn hilft ihm beim Einbruch in das Institut, aus dem der Vater geworfen wurde; aber der Vater weiß nichts von den halbkriminellen Machenschaften des Sohns, der damit die Existenzsicherung der Familie betreibt - und zugleich darauf lauert, seine Rache an einem Justizbeamten zu frönen. Die Sonde, die Babluani eher stochernd als präzise in den metastasierten Leib des georgischen Alltags treibt, stößt auf verwesende, schwärende Wunden. Das einzige Licht, das in dieses Dunkel fällt, kommt vom Himmel. Religiöser Humanismus und der Glaube an das Gute halten dem Schrecken und der Erniedrigung stand - freilich auch mit Antisemitismus. Insofern fällt auf diese georgischen Augenblicke im mafiotischen Dschungel auch der wieder breit präsente Schatten Dostojewskis.
Was für ein Unterschied zu Adriano Apràs Kompilationsfilm "Rossellini gesehen von Rossellini" (Forum): Dieser große christliche Humanist des Neorealismus spricht von Vernunft, Verstand und Intelligenz als dem Zentrum des Humanen. Sein Oeuvre ist aktuell wie je: Von der europäischen Nachkriegszeit geprägt, wirft es auch Erkenntnis in das Dunkel unserer Tage.
WOLFRAM SCHÜTTE
BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Nord: DHC Hannover - Großflottbeker THGC 9:6 (4:2), Eintracht Braunschweig - Club zur Vahr 2:6 (2:3), Berliner HC - Klipper Hamburg 10:4 (5:1), ATV Leipzig - UHC Hamburg 7:4 (3:3). - Abschlußtabelle: 1. Berliner HC 161:49, 28:0, 2. Klipper Hamburg 89:87, 20:8, 3. Eintracht Braunschweig 88:76, 17:11, 4. Großflottbeker THGC 83:113, 12:16, 5. DHC Hannover 78:90, 10:18, 6. UHC Hamburg 87:106, 9:19, 7. Club zur Vahr 65:93, 8:20, 8. ATV Leipzig 64:101, 8:20.
Rüsselsheimer RK - Klipper Hamburg und Berliner HC - Eintracht Frankfurt bestreiten am 27.2.1993 in Bonn die Halbfinalspiele um die Deutsche Meisterschaft der Frauen. THC Hanau und ATV Leipzig müssen in die Regionalliga Süd bezw. Ost absteigen.
GEGIONALLIGA SÜD, Männer: SC 1880 Frankfurt - SSV Ulm 8:4 (6:3), TSV 1846 Mannheim - HC Speyer 8:3 (3:1), 1. Hanauer THC - HTC Stuttgarter Kickers 14:8 (8:5), HC Heidelberg - Rüsselsheimer RK 4:5 (1:3), HC Speyer - HC Heidelberg 11:3 (3:2), 1. Hanauer THC - SSV Ulm 10:7 (5:4), Rüsselsheimer RK - TSV 1846 Mannheim 8:5 (2:1), SC 1880 Frankfurt - HTC Stuttgarter Kickers 9:9 (3:5). - Tabelle: 1. SC 1880 Frankfurt 126:92, 21:5, 2. HTC Stuttgarter Kickers 78:71, 18:8, 3. TSV 1846 Mannheim 90:81, 16:10, 4. 1. Hanauer THC 112:94, 15:11, 5. Rüsselsheimer RK 73:69, 12:14, 6. SSV Ulm 83:93, 8:18, 7. HC Speyer 74:103, 8:18, 8. HC Heidelberg 81:114, 6:20.
OBERLIGA HESSEN, Männer: SC SAFO Frankfurt - Höchster THC 13:4 (7:1), Höchster THC - Offenbacher RV 7:5 (4:1), Eintracht Frankfurt Ib - SC SAFO Frankfurt 8:20 (2:10), TEC Darmstadt - Limburger HC Ib 6:11 (2:5). - Tabelle: 1. SC SAFO Frankfurt 150:74, 24:2, 2. Wiesbadener THC 106:61, 19:5, 3. Höchster THC 80:79, 14:12, 4. SC 1880 Frankfurt Ib 89:89, 13:11, 5. Limburger HC Ib 94:93, 13:13, 6. TEC Darmstadt 88:88, 12:14, 7. Offenbacher RV 81:117, 7:19, 8. Eintracht Frankfurt Ib 64:151, 0:26.
OBERLIGA HESSEN, Frauen: Offenbacher RV - THC Hanau Ib 6:5 (4:3), Eintracht Frankfurt Ib - FSV Frankfurt 7:2 (5:1), SKG Frankfurt - Rüsselsheimer RK Ib 2:13 (0:5), SC 1880 Frankfurt Ib - THC Hanau Ib 17:5 (9:4), DHC Wiesbaden - Offenbacher RV 6:6 (3:4). - Tabelle: 1. Rüsselsheimer RK Ib 127:50, 24:2, 2. Eintracht Frankfurt Ib 86:57, 19:7, 3. SKG Frankfurt 70:60, 17:9, 4. SC 1880 Frankfurt Ib 107:79, 15:11, 5. Offenbacher RV 45:60, 11:15, 6. FSV Frankfurt 50:68, 8:18, 7. DHC Wiesbaden 55:112, 7:19, 8. THC Hanau Ib 44:98, 3:23.
VERBANDSLIGA HESSEN, Männer: TGS Vorwärts Frankfurt - SKG Frankfurt 13:13 (4:6), THC Hanau Ib - TSV 1857 Sachsenhausen 11:8 (3:5). - Tabelle: 1. HC Bad Homburg 59:33, 12:2, 2. TG Hanau 57:45, 11:5, 3. TSV 1857 Sachsenhausen 60:47, 8:6, 4. THC Hanau Ib 59:58, 8:6, 5. SKG Frankfurt 49:54, 8:6, 6. Rüsselsheimer RK Ib 60:52, 6:8, 7. KSV Hessen Kassel 49:44, 6:8, 8. TGS Vorwärts Frankfurt 49:78, 3:11, 9. Wiesbadener THC Ib 45:76, 2:12.
VERBANDSLIGA HESSEN, Frauen: THC Hanau III - SC 1880 Frankfurt III 4:3, Höchster THC - Eintracht Frankfurt III 2:4, THC Hanau III - SC SAFO Frankfurt 8:6, HC Fechenheim - SC 1880 Frankfurt III 7:5, VfL Marburg - TSG 1846 Darmstadt 3:7. - Abschlußtabelle: 1. TSG 1846 Darmstadt 97:8, 16:0, 2. VfL Marburg 69:20, 14:2, 3. Eintracht Frankfurt III 56:38, 10:6, 4. HC Fechenheim 44:35, 10:6, 5. Höchster THC 23:42, 8:8, 6. SC 1880 Frankfurt III 26:57, 4:12, 7. Wiesbadener THC Ib 26:75, 4:12, 8. 1. Hanauer THC III 22:60, 4:12, 9. SC SAFO Frankfurt 26:54, 2:14.
TSG 1846 Darmstadt steigt in die Oberliga Hessen auf. SC SAFO Frankfurt steigt in die 2. Verbandsliga ab.
BAD VILBEL. Explosionsgefahr bestand nach den Worten von Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel am Samstag in Massenheim. Aus bislang ungeklärten Gründen war Benzin ins Abwasserkanalsystem gelangt. Mehrere Anwohner der Homburger und Breiten Straße meldeten starken Benzingeruch, der aus Kanaldekkeln im Keller oder aus ihren Toiletten in der Wohnung drang.
Trotz stundenlanger Suche in zahlreichen Kellern sowie einer Überprüfung des Industriegebiets nach einem undichten Tank oder nach einer übergelaufenen Ölabscheideanlage konnte die Ursache nicht festgestellt werden.
Die Freiwillige Feuerwehr war ab 11 Uhr mit 18 Einsatzkräften vor Ort. Die Anlieger wurden aufgefordert, ihre Häuser gut zu lüften. Die Bewohner eines besonders stark betroffenen Hauses in der Homburger Straße wurden kurzzeitig evakuiert. Die Feuerwehr spülte unterdessen die Kanäle mit Wasser aus. Dadurch wurde die Benzinausgasung gestoppt.
Die Ermittlung der Benzinverunreinigung sei jetzt Sache der Unteren Wasserbehörde erklärte Stengel. Die Behörde sei am Samstag benachrichtigt, vor Ort jedoch noch nicht tätig geworden. mu
Ringen ist eine der klassischen Sportarten. Der Kampf Mann gegen Mann fasziniert seit den antiken Olympischen Spielen die Freunde des sportlich-fairen Wettstreits. Nun hat sich seit den Zeiten von Olympia eine Menge verändert - nicht immer zum Besseren. Hierzulande gehört das Ringen zu den Randsportarten. Meist tritt es aus der sportlichen Provinzialität nur alle vier Jahre heraus. Dazwischen bekleckern sich schon mal die Funktionäre mit zweifelhaftem Ruhm. Ringerverband kneift Mal hier ein kleines Skandälchen um die Einbürgerung ausländischer Athleten, mal dort Bestechungsvorwürfe und jetzt die Kapitulation der Bundesligavereine vor ihren eigenen Fans.
Der Ringer-Weltverband, immer bemüht, seinen Sport nicht in der olympischen Versenkung verschwinden zu lassen, hat dem Mattenduell neue, attraktivere Regeln verpaßt und den Kampfrichter noch mehr als bisher zum Herrn über Sieg oder Niederlage gemacht. Da sehen die Bundesliga-Klubs schwarz - um den Mann in Weiß und das Mobiliar der eigenen Halle. Skandale, das Wort Randale wäre angebrachter, erwarten sie, wenn der Unparteiische in zweifelhaften Situationen letztendlich den Sieger bestimmt. Da stellen die Funktionäre "ihren" Zuschauern aber ein feines Zeugnis aus. Allenthalben Radaubrüder und -schwestern rund um die Matte. Ob die sich diese Note in Betragen gefallen lassen?
JÜRGEN AHÄUSER
Zum zweiten Male innerhalb kurzer Zeit ist ein Werkstoff ins Gerede gekommen, mit dem Zahnärzte ihren Patienten vollen Kaugenuß ermöglichen wollen. Während jedoch beim quecksilberhaltigen Füllmaterial Amalgam in erster Linie besorgte Patienten und Wissenschaftler Alarm geschlagen hatten, gehen diesmal die Zahnärzte selbst in die Offensive. So forderte vor kurzem Wilfried Schad, der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), vom Bundesgesundheitsamt (BGA) eine Erklärung, ob die Verwendung von Palladium-Legierungen für Zahnersatz gesundheitlich unbedenklich sei. Andernfalls werde die zahnärztliche Standesorganisation ihren Mitgliedern empfehlen, keine Palladium-Legierungen mehr für Kronen und Prothesen zu gebrauchen. Gemäß den Richtlinien des Bundesausschusses für Zahnärzte und Krankenkassen dürften nämlich nur "klinisch erprobte" dentale Legierungen verwendet werden, bei denen "ausreichend gesichert ist, daß sie der Gesundheit nicht schaden".
In letzter Zeit waren Klagen von Patienten laut geworden, die beispielsweise Allergien mit palladiumhaltigem Zahnersatz in Zusammenhang brachten. Spurenmengen von Palladium das aus den Legierungen frei werde, könnten, so die Befürchtung, zu Vergiftungen führen. Die biologische Verträglichkeit einer Legierung hängt in der Tat entscheidend von der Korrosionsbeständigkeit des Werkstoffes ab. Korrosion führt zur allmählichen Zersetzung, herausgelöste Metallteile können mit biologischem Gewebe in Wechselwirkung treten. Neben der Konzentration der Teilchen spielt dabei auch deren Größe eine wesentliche Rolle. Zur Untersuchung der biologischen Gewebeverträglichkeit gibt es Labortests, die jedoch, so die BGA-Expertin Tamara Zinke in einem im Bundesgesundheitsblatt im November 1992 erschienenen Artikel, keine gesicherten Aussagen über das Verhalten der Materialien im menschlichen Körper bedeuten. Es habe sich herausgestellt, daß Metalle wie Kupfer oder Zink, die keine stabilen Oxide, das sind Verbindungen mit Sauerstoff, eingehen könnten, auf Körperzellen hochgiftig wirken. Nur geringe schädliche Wirkung zeigten dagegen Metalle mit stabilen Oxiden, wie zum Beispiel Nickel, Platin oder Palladium.
Derzeit gibt es 102 Palladium-Legierungen unterschiedlichster Zusammensetzung. Außerdem ist Palladium in rund 90 Prozent aller Dentallegierungen enthalten, da es als Edelmetall sehr beständig gegen Korrosion und aggressive Substanzen wie Säuren und Laugen ist. Darüber hinaus läßt sich Palladium trotz seines relativ hohen Schmelzpunktes von 1550 Grad Celsius leicht mit anderen Metallen wie Silber, Gold oder Kupfer zu Legierungen zusammenfügen und verarbeiten. Je nach hauptsächlich zugefügtem Fremdmetall spricht man von Palladium- Kupfer- oder Palladium-Silber-Legierungen. Letztere bestehen mindestens zur Hälfte aus Palladium, zu 20 Prozent aus Silber und bis zu 2,5 Prozent aus Gallium, während Palladium-Kupfer-Legierungen mindestens 70 Prozent Palladium, fünf bis 15 Prozent Kupfer und bis zu zehn Prozent Gallium enthalten.
Schon seit 1931 sind Palladium-Legierungen als preisgünstige Alternative für goldhaltigen Zahnersatz bekannt. Im Nachkriegsdeutschland, als Gold nicht verfügbar war, bildeten Palladium-Silber- Mischungen die Standardwerkstoffe für zahnärztliche Prothesen, ebenso wie später auch noch in der ehemaligen DDR. In den USA erreichte Palladium-Silber nach Angaben der KZBV Anfang der 80er Jahre unter den zahnärztlichen Werkstoffen einen Marktanteil von über 40 Prozent. In Westdeutschland empfahl der Bundesausschuß für Zahnärzte und Krankenkassen am 1. April 1986, bei Kronen und Zahnersatz in der Regel Palladium-Basis- Legierungen zu verwenden.
Zu diesem Zeitpunkt lagen nach den Worten von Tamara Zinke, die im Institut für Arzneimittel des BGA für die Zulassung von Stoffen in der Zahnheilkunde zuständig ist, "beim größten Teil der palladiumhaltigen Werkstoffe weder biologische Prüfungen noch klinische Erfahrungen vor". Allerdings besaßen einige der Legierungen Zulassungen von Fachgremien aus den USA und Norwegen. Inzwischen wurde die toxikologische Wirkung von Palladium und seinen Salzen mit Tierversuchen untersucht. Dabei erkrankten Mäuse, die lebenslang mit Palladiumchlorid versetztes Trinkwasser zu sich nahmen, doppelt so häufig an Tumoren wie unbehandelte Kontrolltiere. Durch die Palladiumzufuhr verlängerte sich jedoch auch die Lebensdauer der Tiere. Damit erhöht sich bekanntermaßen auch die Krebsrate, da Tumore für Entstehung und Wachstum Zeit brauchen. Zahnmedizinerin Zinke möchte die Ergebnisse dieser Tierversuche auch deshalb nicht mit den Wirkungen von Palladium-Legierungen beim Menschen gleichsetzen, da im Mund Palladium nicht als gelöstes Salz, sondern in Metallform freiwerde. Zudem sei nur die relativ kleine Zahl von zehn Mäusen an dem Experiment beteiligt gewesen.
Allergische Hautreaktionen sind bei Palladium-Legierungen nach Angaben Zinkes eher selten beobachtet worden. Doch selbst wenn eine Hautunverträglichkeit vorliege, müsse es deswegen nicht unbedingt auch zu einer allergischen Reaktion der Mundschleimhaut kommen, da hierfür fünf- bis zwölfmal höhere Konzentrationen notwendig seien. Die Arzneimittelexpertin weist jedoch darauf hin, daß die Verträglichkeit von Palladium-Basis-Legierungen auch durch Zusatzmetalle wie Kupfer oder Gallium beeinflußt wird. So ergaben noch unveröffentlichte Tierversuche der Universitätszahnklinik Marburg, daß Palladium- Kupfer-Legierungen Entzündungen und Gewebeveränderungen an Dünn- und Dickdarm sowie Niere und Leber hervorrufen können, während Palladium-Silber- Werkstoffe gute biologische Verträglichkeit zeigten.
Die Angaben der BGA-Zahnmedizinerin führten zu Unruhe. Die Boulevardpresse unterstellte dem palladiumhaltigen Material sogar eine krebserzeugende Wirkung. "Dafür gibt es derzeit keine Anhaltspunkte", versicherte demgegenüber BGA-Sprecher Klaus Jürgen Henning. Im Gegensatz zu den gut verträglichen Palladium-Silber-Mischungen könnten sich Legierungen mit hohem Kupferanteil wegen allergischer Reaktionen gegen Kupfer als problematisch erweisen. Die Zahnärzte sollten deshalb bis zum Nachweis der Unbedenklicheit auf die kupferhaltigen Werkstoffe verzichten. Tamara Zinke plädierte zudem für eine gesetzliche Regelung, wonach Dentallegierungen, die derzeit keine Zulassung benötigen, künftig als Arzneimittel angesehen und überwacht werden könnten. "Der Zahnarzt sollte wissen, was er anwendet, und der Patient sollte wissen, was er im Mund hat", meinte sie und sprach sich für die Einführung eines "Legierungspasses" aus. Auf diesem Ausweis sollten die Zahnärzte eintragen, welche Legierungen der Patient als Zahnersatz erhalten hat und wie sie zusammengesetzt sind. Überdies sollten die Hersteller der Legierungen verpfichtet werden, die Bioverträglichkeit ihrer Produkte zu überprüfen und mehr Informationen über die einzelnen Bestandteile des Werkstoffes mitzuteilen.
Als weitere Reaktion auf das Schreiben des KZBV-Vorsitzenden kündigte das BGA an, alle in der Zahnheilkunde verwendeten Legierungen auf Unschädlichkeit zu überprüfen. Dies wird keine leichte Aufgabe sein, zählt man doch derzeit 775 Legierungen, die in Deutschland für Zahnersatz verwendet werden. BGA- Sprecher Henning stellte für Ende März ein Sachverständigengespräch zu diesem Thema in Aussicht. Mit der Verträglichkeit von Palladium-Legierungen soll sich nach Mitteilung der Bundeszahnärztekammer außerdem ein Forschungsvorhaben befassen, an dem sich das Bundesgesundheitsministerium mit 30 000 Mark beteiligen wird. PAUL JANOSITZ
SCHLUSSWORT
"Ich hatte den Eindruck, gegen die Nummer 554 und nicht gegen die Nummer eins zu boxen." Markus Bott, dem nachgesagt wird, ein Großmaul zu sein, nach seinem erfolgreichen WBO-Titelkampf gegen den Titelverteidiger Tyrone Booze.
So entstehen Filme, bei denen die Lebensstimmungen zwischen Pathos & Groteske, zwischen Stilisierung und Realismus, zwischen Nostalgie und Aufbruch wechseln; und die Unruhe und die Identitätsunsicherheit prägen ihren changierenden Stil (wie bei dem Georgier Temur Babluani in seiner "Sonne der Wachenden"), oder die schwankende Identität wird zum Zerreißen gespannt durch die Lakonie eines Erzählstils, der zur Parabel tendiert - wie bei dem jungen Japaner George Matsuoka, der in seinem "Zwinkern" einen schwulen Arzt, dessen studentischen Geliebten und seine alkoholsüchtige Frau zu einem Trio vereint, das nichts "Infernalisches" an sich hat, sondern nur versucht, gegen die Zwänge der Upper-class-Gesellschaft sein Leben zu führen.
Durch eine strenge Quadrage zerlegt Matsuoka das Dreiecksverhältnis in eine an Mondrians Kühle erinnernde Kombination von Spielflächen. Er balanciert dabei zwischen ironisch-satirischen Momenten, in denen die Prägemuster der Gesellschaft hervortreten, und dem Pathos gefühlstiefer Augenblicke des Schmerzes, der Einsamkeit und des "Jules & Jim"-Glücks. Einmal, nachts auf dem Rückweg von einem Ausflug zum Meer, hält das Auto, in dem die drei sitzen: In seinem Lichtkegel faßt es grasende Zebras: ein magischer Moment der Zwittersituation, in der sich alle vereint finden, ein "Zwinkern" des Lebens unter und wider das Tabu.
Von der ästhetischen Eleganz des Japaners ist in der "Sonne der Wachenden" des Georgiers Temur Babluani nichts vorhanden. Sein Melodrama aus dem schmutzig-kalten Land im moralischen Verfall und ökonomischen Abbruch besitzt den neorealistischen Zugriff auf das krude Leben samt einer verträumten Sympathie für einen leidenden einzelnen: den sanften, eigenbrötlerischen Vater - einen von seinen Kollegen der Nomenklatura gedemütigten Arzt, der seit Jahren ein Antikrebsmittel an Ratten testet, denen er von Platon bis Kant die Namen der großen Menschheitsgenies gegeben hat.
Parallel dazu gräbt sich der Film in den grauen Alltag georgischen Lebens am Rande des Verreckens ein, indem er den Sohn des Mediziners beim Überlebenskampf im Bereich der Jugendgangs und ihrer Instrumentalisierung durch die Mafia verfolgt. Vater & Sohn sind ein verschworenes Paar, der Sohn hilft ihm beim Einbruch in das Institut, aus dem der Vater geworfen wurde; aber der Vater weiß nichts von den halbkriminellen Machenschaften des Sohns, der damit die Existenzsicherung der Familie betreibt - und zugleich darauf lauert, seine Rache an einem Justizbeamten zu frönen.
Die Sonde, die Babluani eher stochernd als präzise in den metastasierten Leib des georgischen Alltags treibt, stößt auf verwesende, schwärende Wunden. Das einzige Licht, das in dieses Dunkel fällt, kommt vom Himmel. Religiöser Humanismus und der Glaube an das Gute halten dem Schrecken und der Erniedrigung stand - freilich auch mit Antisemitismus. Insofern fällt auf diese georgischen Augenblicke im mafiotischen Dschungel auch der wieder breit präsente Schatten Dostojewskis.
Was für ein Unterschied zu Adriano Apràs Kompilationsfilm "Rossellini gesehen von Rossellini" (Forum): Dieser große christliche Humanist des Neorealismus spricht von Vernunft, Verstand und Intelligenz als dem Zentrum des Humanen. Sein Oeuvre ist aktuell wie je: Von der europäischen Nachkriegszeit geprägt, wirft es auch Erkenntnis in das Dunkel unserer Tage.
WOLFRAM SCHÜTTE
Ein 66jähriger hat in Rödelheim eine qualvolle Nacht verbracht. Der Mieter war fünf Stunden lang zwischen Toilettenschüssel und Wand eingeklemmt, ehe die Ehefrau auf seine mißliche Lage aufmerksam wurde. Der Feuerwehr gelang es, den Mann im Morgengrauen zu befreien.
Er hatte gegen 1 Uhr nachts in der Wohnung Westerbachstraße 18 die Toilette aufgesucht. Dabei rutschte er aus und fiel in einen Spalt zwischen Schüssel und Wand. Der 66jährige befand sich nach dem Sturz in einer Situation, aus der er sich selbst nicht mehr befreien konnte. Seine Hilferufe wurden von der tief schlafenden Ehefrau nicht gehört.
Die bemerkte erst gegen 6 Uhr morgens, daß ihr Mann nicht im Bett lag. Kurz darauf fand sie ihn - völlig durchgefroren - im Badezimmer. Die Frau rief zunächst einen Rettungswagen herbei, doch auch die Sanitäter konnten die Zwangslage des 66jährigen nicht beenden.
Das gelang erst der Berufsfeuerwehr, nachdem diese die Toilettenschüssel abgeschraubt hatte. Der Mann wurde mit einer Verletzung am Brustkorb und Unterkühlungssymptomen in ein Krankenhaus gebracht. habe
NIEDERURSEL. Wohl kaum ein anderer Dichter des 17. Jahrhunderts hat den Adel und dessen tumbe Prätention so schnippisch beleuchtet wie Jean-Baptiste Poquelin (1622-1673), bekannter unter seinem Künstlernamen: Molière. Seine Komödien sind bissig-humoristische Parodien über die kleinen menschlichen Bösartigkeiten und Dummheiten; leicht und sprühend vor sprichwörtlichem Esprit. Viel Freude hätte der Schauspieler Moliére an einer Aufführung seines Dreiakters "Der Arzt wider Willen" gehabt, die in der Freien Bildungsstätte "der hof" zu sehen war.
Das Leipziger Marionettentheater "Blaue Blume" hat das Stück für seine Zwecke arrangiert. Die handelnden Personen sind phantasievoll geschnitzte Figuren, die von den Puppenspielern bewegt werden.
Die Geschichte des "Arztes" ist schnell erzählt. Scanarell ist ein Taugenichts, ein trinkfreudiger Lebenskünstler, der seine Frau mit Prügeln zur Raison bringt. Martine ersinnt einen Racheplan und bringt zwei Diener des edlen Herrn Géronte dazu, ihren Mann unter Androhung von Gewalt zum Arzt zu schlagen.
Der soll nun die stumme Tochter des Adeligen (Lucinde) heilen, die nur deshalb nicht spricht, weil sie den vom Vater für sie vorgesehen Mann nicht heiraten will, liebt sie doch den armen Léandre. Scanarell, Entlarver menschlicher Schwächen und zugleich ein mittelalterlicher Felix Krull, fügt sich in sein Schicksal und dreht den Spieß mit Hilfe des Geliebten zu seinen Gunsten um. Und am Schluß sind (fast) alle versöhnt.
Die Puppenspieler hauchen ihren (kunstvoll kostümierten) Holzfiguren erstaunliches Leben ein. Obwohl die Gesichter ewig gleich bleiben, agieren sie unter den geschickten Händen der vier Spieler so lebendig, daß man glaubt, wirkliche Schauspieler vor sich zu haben. Scanarells Übermut ist ebenso zu "sehen" wie die Ahnungslosigkeit von Géronte oder die amüsante Dummheit des Dieners Lucas. Jedes komische Element des Textes ist bebildert. Die Sprechstimmen sind der Aktion auf der Bühne angepaßt, und umgekehrt.
Das ist umso begeisternder, zieht man die Tatsache in Betracht, daß die Akteure ihre Figuren nicht sehen können. Eine zweifache Theatralik ist notwendig. Die Rhythmik des Sprachgestus muß der der Puppen entsprechen. Regisseur Thomas Meier hat in seiner Arbeit den jungen Puppenspielern jenes Gespür vermittelt, das der Inszenierung zum Erfolg verhilft. Britt Krause, Uwe Baudisch, Frank Schenke und Tilo Ahmels ahmen die Nuancen der Charaktere so differenziert nach, daß Moliéres satirischer "Gesellschaftsspiegel" in jedem Satz, in jeder Gebärde aufblitzt.
Auch zwischen den Akten ist Bewegung. Lustig fiedelt ein Pierrot mit Maske (Sandra Rendgen) schlichte Weisen auf der Violine. Es sind die Lieder der Zeit, Melodien eines Gauklers. Man fühlt sich zurückversetzt in das 17. Jahrhundert, spürt das Leben der fahrenden Gesellen, Schauspieler und ein wenig auch die Stimmung am französischen Hofe.
Ein unterhaltsamer Abend, der vom komödiantischen Talent der Puppenspieler und einer perfekt ausgearbeiteten Inszenierung lebt. Bravo! JÜRGEN OTTEN
Sie schreiben in der FR vom 9. 2. 1993 ("Taj Mahal verliert an Glanz") "Schahjahans Sohn, der letzte Mogul-Kaiser Aurangzeb" - hier fehlt ein Wort, es müßte heißen: "der letzte bedeutende Mogul- Kaiser". Aurangzeb hatte nämlich noch elf Nachfolger: Der letzte, Bahadur Schah, wurde Anfang 1858 von den Briten abgesetzt. 1877 nahm die britische Königin Victoria den Titel einer Kaiserin von Indien an.
Karlheinz Porzelt, Frankfurt am Main
NORDWESTSTADT. Die Karnevalisten des Sachsenhäuser Karnevalvereins Schwarz-Weiß 1980 hatten auf der Bühne im Bürgerhaus Nordweststadt Aufstellung genommen, das Spektakel konnte beginnen: Die Arbeiterwohlfahrt (AW) Nordweststadt hatte wieder Mitglieder, Freunde und Gäste zur Altensitzung eingeladen. Etwa 300 waren - teils verkleidet, teils in "zivil" - der Einladung gefolgt. "Unsere Mitglieder sind überwiegend ältere Menschen. Viele können an den Fahrten, die wir organisieren, nicht mehr teilnehmen. Um auch diesen Leuten mal einen Tapetenwechsel zu ermöglichen, bieten wir die Altensitzung an", sagte Helga Dreier, Erste Vorsitzende des AW-Ortsvereins Nordweststadt.
Die Karnevalisten aus Sachsenhausen begannen die Sitzung mit dem Einmarsch der Zeremonienmeisterin, der Tanzgarde und des Elferrats. Anschließend begrüßten der Sitzungspräsident Karl-Heinz Müller und die AW-Vorsitzende Helga Dreier die Gäste. Auch die ehrenamtliche Stadträtin Lilli Pölt begrüßte das Publikum im Namen der Stadt. Für Fastnachtsstimmung sorgte die Kindergarde der Tanzgarde Liederbach mit einer Polka, der "Staanemer Bembelsänger" Klaus Zäntsch, und Rosi Lüttich und Marga Ebert vom Karnevalverein "Fidele Schienenrutscher" mit einem Treppenhausgespräch.
"Wir konnten die Preise bis jetzt immer so kalkulieren, das wir für unsere Altensitzung keinen Eintritt verlangen mußten. Ob das auch in Zukunft so bleiben kann, ist noch nicht sicher, da die Preise steigen", sagte Helga Dreier. Dieses Jahr waren Kreppel und Kaffee jedenfalls noch kostenlos für die Besucher. Insgesamt kostete das närrische Fest rund 3000 Mark. Für das Kännchen Kaffee konnte die AW mit 3,50 Mark noch einen günstigen Preis aushandeln, doch die Saalmieten für den großen Saal im Bürgerhaus steigen. "Wir müssen eben bei den Vorbereitungen selbst Hand anlegen, sonst könnten wir uns das gar nicht leisten," sagte Frau Dreier.
Besonders freute sich die Vorsitzende darüber, daß Oberbürgermeister Andreas von Schoeler trotz Krankheit eigens zur Altensitzung kam und die AW-Mitglieder begrüßte. Helga Dreier: "Ein wenig Ablenkung und Kurzweil, um den Alltag zu vergessen - das ist es, was wir unseren Mitgliedern bieten wollen. Bisher ist uns das immer recht gut gelungen." jan
FRANKFURT-SÜD. Einen versöhnlichen Abschluß der Wahlperiode gönnte sich der Ortsbeirat 5 (Niederrad, Sachsenhausen, Oberrad) bei seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl. Im Bürgerhaus Südbahnhof verabschiedete Ortsvorsteher Edmund Löffler eine ganze Reihe von Abgeordneten, die am 7. März entweder gar nicht mehr für den Ortsbeirat kandidieren oder aber einen hinteren Listenplatz, der ein Mandat unwahrscheinlich macht, einnehmen.
Insgesamt verabschiedete her Löffler ein Dutzend Frauen und Männer aus allen Fraktionen, und die warmen Worte, die er jeder und jedem mit auf den Weg gab, verdrängten fast die Erinnerung an durchaus hitzige politische Kontroversen während der zurückliegenden vier Jahre.
Nicht mehr dabei sind nach dem 7. März: Johanna Hoffmann, Herta Pusch, Helmut Tschampa (alle SPD), CDU-Fraktionschef Ernst Bräter (er wurde von den Stadtbezirksvereinen seiner Partei nicht nominiert), Detlef Protsch und die Parteikolleginnen Ingeborg Pelzer und Renate Schmittmann. Constantin Westphal bewirbt sich um ein Mandat für die CDU im Römer. Bei den Grünen verläßt mit Jens Matthaes und Gudrun Forkert-Matthaes sowie Marcus Bocklet (er hat gute Chancen auf ein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung) gleich die gesamte Fraktion den Ortsbeirat. Als Politiker ohne Partei heißt es auch für Dr. Winfried Hackhausen, der im vergangenen Jahr aus der FDP ausgetreten war und seitdem als fraktionsloser Ortsbeirat agierte, Abschied vom Stadtteilparlament zu nehmen.
"Man wird schon ein bißchen wehmütig, wenn man diese Gesichter nur noch auf der Schweizer Straße beim Einkaufen auf ein Schwätzchen trifft", sagte Edmund Löffler zum Ende seiner vierjährigen Amtszeit als Ortsvorsteher. Die wenigen Spitzen, die dennoch an diesem Abend ausgeteilt wurden, fielen eher liebenswert denn gemein aus. So überreichte Marcus Bocklet, der acht Jahre lang im Ortsbeirat 5 mitarbeitete, der CDU ein (fast) weißes Blatt mit dem Titel "CDU- Verkehrskonzept". "Ich muß zugeben, ich bin noch nie so gut geblufft worden wie von Ihnen, als Sie damals vom Verkehrskonzept der CDU sprachen", meinte Bocklet grinsend. "Ich dachte damals schon, ich hätte meine Hausaufgaben nicht gemacht, weil ich mich an kein Verkehrskonzept von Ihnen erinnern konnte."
Ansonsten wurden Sträuße trotz des Wahlkampfes eher verteilt denn ausgefochten. Edmund Löffler zauberte irgendwann eine handvoll Blumensträuße hinter dem Bühnenvorhang im Bürgerhaus hervor und drückte sie den Damen zum Abschied in die Hand.
Lediglich zwei Anträge, die nachträglich auf die Tagesordnung genommen wurden, behandelte der Ortsbeirat an diesem Abend. Zum einen wurde eine Resolution gegen die Streichung von Bundesmitteln für die U-Bahn-Verlängerung zur Sachsenhäuser Warte einstimmig verabschiedet (die FR berichtete). Zum anderen einigten sich alle Abgeordneten per Akklamation darauf, eine Einladung der scheidenden CDU-Politikerinnen Renate Schmittmann und Ingeborg Pelzer zu einer Gulaschsuppe im Anschluß an die Sitzung anzunehmen. ran
Monatelang hätten die Behörden nach Omar Khamis Yusef al Ghula, einem Kommandeur des "Islamischen Heiligen Kriegs", gefahndet, berichtete der israelische Armeerundfunk. Am 27. Januar wurde er in Gaza von Soldaten getötet, als er eine Pistole zog.
Das "Gaza-Zentrum für Recht und Gesetz", das zahlreiche Zeugenaussagen zu dem Vorfall gesammelt hat, veröffentlichte jedoch eine völlig andere Version: Danach nahmen zwei Soldaten sowie ein Agent der "Allgemeinen Sicherheitsdienste" (GSS) den Verdächtigen, der unbewaffnet war, in einem Hinterhof fest, legten ihm Handschellen an, schlugen ihn und zerrten ihn auf die Straße, wo ihn ein Soldat mehrmals in den Unterleib schoß. Daraufhin zog der GSS-Agent seine Pistole und schoß Ghula mehrmals in Brust und Kopf.
Der 15jährige Naji Shaban Hamadah wurde während einer Demonstration dreimal von Schüssen in den Unterleib getroffen. Die nicht einmal zehn Jahre alte Rana wurde beim Milchholen von Soldaten erschossen. Der 13jährige Aiman Subhi Mussa Amer half seinem Onkel während einer Ausgangssperre bei Reparaturen auf dem Dach, als ihn Soldaten erschossen.
"Wir haben niemanden verletzt oder getötet und kein Eigentum beschädigt", verteidigte Ministerpräsident Yitzhak Rabin die Deportation von über 400 Palästinensern nach Südlibanon. Doch allein im Dezember 1992 "wurden in den besetzten Gebieten 23 Palästinenser, darunter acht Kinder (die Zahl liegt inzwischen bei 19, d. Red.) durch Armeeschüsse getötet", klagte die israelische Menschenrechtsorganisation "B'Tselem". "Dutzende wurden verwundet, tagelange Ausgangssperren verhängt und Häuser durch Raketenbeschuß zerstört." Andererseits stehen auch die israelischen Soldaten unter immensem Druck infolge der Terroranschläge von Palästinensern auf Israelis, wie das jüngste Messer-Attentat am Montag in Jerusalem zeigt.
Verglichen mit den letzten sechs Monaten der Likud-Regierung Yitzhak Shamirs sei "die Zahl der Toten um über 20 Prozent" im ersten Halbjahr der Regierung Rabins gestiegen, rechnete B'Tselem vor, "die Zahl von getöteten Kindern gar um 180 Prozent". Als daraufhin Rabins Koalitionspartner vom linken Parteienbündnis Meretz eine Kabinettsitzung zu dem Thema verlangten, weil "die Bilanz für sich selbst" spreche (Meretz-Chef Yossi Sarid), reagierte die Armeeführung aufgebracht.
"Die Zunahme (an Todesschüssen) gibt es nur in den Köpfen jener, die das behaupten", wies Generalstabschef Ehud Barak den Vorwurf zurück. In den Wintermonaten, wenn die Palästinenser einige Gedenktage feierten, sei immer ein Anstieg an gewaltsamen Zusammenstößen zu verzeichnen. Tatsächlich aber nehme die Zahl der Erschossenen ab. Während es 1988 257 gewesen seien, seien es 1991 nur 82 und im Vorjahr 88 gewesen.
Später jedoch korrigierte die Jerusalem Post den General: "Die letzten Armee-Statistiken zeigen, daß im letzten Jahr 121 (durch Schüsse von Soldaten) starben, verglichen mit 80 im Jahr zuvor. Das ist eine Zunahme von 51 Prozent."
Nach Untersuchungen der B'Tselem-Menschenrechtler muß die Armeeführung zunehmend "Irrtümer" eingestehen. Der taube Muhammad Abu Qwatah, der die Aufforderung, nach Hause zu gehen, nicht hören konnte, "wurde irrtümlich während einer Operation erschossen", gab ein Militärsprecher zu. "Der Soldat . . . glaubte, der Mann sei ein flüchtiger Terrorist." Und die näheren Umstände des Todes Aimans "werden von den Sicherheitskräften untersucht". Zum Tod des Mädchens Rana sagte ein Soldat der beteiligten Einheit der Zeitung Haaretz: "Bei diesem Zwischenfall gaben wir 50 Schüsse ab. . . . Ich habe keine Ahnung, wie sie starb . . . Wir schossen eine Menge. Ich glaube, ein Soldat drehte einfach durch, es war einfach Hysterie. Ich bin sicher, er schoß nicht auf das Mädchen. Er schoß einfach, und sie wurde getroffen." Wenn Soldaten eine Demonstration von Steinewerfern auflösen, so meinte der Militärkommandeur des Gazastreifens lakonisch, "ist es unmöglich, sicherzustellen, daß eine Kugel nicht irrtümlich jemanden trifft, den wir gar nicht treffen wollen."
ARMIN WERTZ (Jerusalem)
Anwohner: Richtung der "Berger" ändern Forderung hat gute Chancen im Ortsbeirat 4
BORNHEIM. Die Eichwald- und die Berger Straße sollen in ihrer Richtung "gedreht" und die Heidestraße wieder Einbahnstraße werden - das ist die zentrale Forderung der Anwohner dieses Quartiers. Die geplagten Bewohner hatten sich im zuständigen Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend) bereits mehrfach über das Verkehrschaos vor ihrer Haustür beschwert. Jetzt haben sie die Initiative ergriffen und einen eigenen Vorschlag zur Verkehrsberuhigung ausgearbeitet. Zumindest für die Idee, die Fahrtrichtung in der Berger Straße zu ändern, haben SPD und Grüne bereits ihre Zustimmung signalisiert. Die übrigen Vorschläge werden noch beraten. Der Sprecher der Anwohner, Peter Sommer, beruft sich auf die angekündigten Zielsetzungen von Tempo-30-Zonen: Mehr Verkehrssicherheit, mehr Umweltschutz, mehr Wohnqualität, mehr Ruhe und mehr Miteinander werden in der Broschüre "Tempo 30 - Leitfaden" genannt. "Diese vollmundigen Versprechen klingen uns wie Hohn in den Ohren", sagte Sommer. Seitdem die Verkehrsführung im Mai 1991 geändert wurde, herrsche im Bereich Heidestraße - die durch das Parkhaus Saturn Hansa ohnehin schon stark belastet wird - lediglich eine Verkehrsbeunruhigung. Einzig das "mehr Miteinander" sei tatsächlich eingetreten: Die Anwohner haben allesamt im wahrsten Sinne des Wortes die "Nase voll" von den täglichen Staus und dem damit verbundenen Lärm und den Abgasen in ihren Straßen. Sie haben sich zusammengetan und ein Konzept erstellt, das "nach unserer Meinung die vorhandene Verkehrsmisere nicht abschaffen, aber doch erheblich mindern kann", betonte Peter Sommer.
So sei nicht einzusehen, daß aus einer Hauptgeschäftsstraße wie der Berger Straße der Verkehr - insbesondere auch der Lieferverkehr - in angrenzende Wohnstraßen (Eichwald- und Heidestraße) abgeleitet werde. Die Anwohner fordern deshalb, die Heidestraße wieder in eine Einbahnstraße zu verwandeln sowie die Fahrtrichtungen von Eichwald- und Berger Straße zur Höhenstraße hin umzudrehen. Damit der Verkehr aus der "Berger" schnell abfließen kann, schlagen sie vor, den Fußgängerüberweg zur Verkehrsinsel auf der Höhenstraße zu entfernen und die Insel mit einem Geländer abzugrenzen. Die Fußgänger könnten dann immer noch den zweiten Übergang, der ein Stück weiter rechts liegt, benutzen oder die Höhenstraße durch die U-Bahn- Unterführung passieren. Außerdem fordern die Anwohner eine Hinweistafel auf dem Alleenring, die anzeigt, ob das Parkhaus frei oder besetzt ist.
Ein weiterer Vorschlag: Die Sperre zwischen Germaniaplatz und Germaniastraße soll geöffnet werden, um einen Teil des Verkehrs über die Germaniastraße und die Burgstraße zu lotsen. Um dennoch eine ausreichende Verkehrssicherheit am Spielplatz Germaniaplatz zu gewährleisten, soll dort aufgepflastert werden. Damit Autofahrer, die einen Parkplatz suchen, den Platz nicht ständig umrunden, soll zur Heidestraße hin eine Sackgasse eingerichtet werden. rea
Nachrichten-Börse
Wallstreet schließt schwächer Die New Yorker Aktienbörse hat am Freitag 0,9 Prozent schwächer geschlossen. Der Dow-Jones-Index verlor 30,26 Punkte und ging mit 3392,43 Zählern aus dem Rennen. Am heutigen Montag bleibt Wallstreet anläßlich des "President's Day" geschlossen. Geiger warnt vor Zinssenkung Die Bundesbank sollte nach Ansicht von Sparkassenpräsident Helmut Geiger in der nächsten Zeit auf eine weitere Lockerung ihrer Geldpolitik verzichten. Die Währungshüter täten gut daran, ihre Zinsschritte vorsichtig zu setzen, sagt Geiger. Derzeit gelte es vor allem, die Mark stabil zu halten. Iran kauft in Ostdeutschland ein Der Iran will nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel rund eine Milliarde Mark in die ostdeutsche Industrie investieren. Im März werde das ehemalige Persien 40 Prozent des Reifenherstellers Pneumant übernehmen, nachdem es im thürinigischen Ilmenau bereits eine Porzellanfabrik erworben habe. Auf der Wunschliste stünden außerdem eine Beteiligung am Chemieproduzenten Leuna und dem Leipziger Schwermaschinenbauer Takraf. Japan fürchtet um Dollar Japans Finanzminister Yoshiro Hayashi hat US-Präsident Bill Clinton vor der Auswirkung eines Dollarverfalls gewarnt. Hayashi erklärte, der "Greenback" dürfe nicht an Wert verlieren, weil er eine Schlüsselwährung sei.
NIDDERAU. Für ein eigenes Planfeststellungsverfahren für die Umgehungsstraße "Ortskern Heldenbergen" wird sich die Stadt nicht einsetzen. Die Grünen scheiterten bei der jüngsten Parlamentssitzung mit ihrem Antrag, es von dem Verfahren für die Windecker Ortsumfahrt abzutrennen. SPD und CDU stimmten geschlossen gegen die Vorlage. Ziel der Grünen war, die Pläne für Heldenbergen möglichst schnell zu realisieren.
Weil sie kaum Eingriffe in die Natur vorsehen und zu keiner Belastung anderer Ortsteile führen, seien kaum Einwände der "Träger öffentlicher Belange" zu erwarten, argumentierte Fraktionsvorsitzende Monika Rölling. Außerdem sei die Umgehungsstraße für Heldenbergen "billiger und wichtiger". Stadtbaurat Heinz Appel (SPD) warnte vor getrennten Planfeststellungsverfahren. "Die Umgehung für Ostheim wäre sonst gestorben." Die SPD befürchtete gar eine "Beerdigung" der Pläne für Windecken.
Nach Auffassung des Christdemokraten Gerhard Störkel müßten beide Projekte gleichzeitig in Angriff genommen werden, um eine Anbindung an die "Allee-Süd" zu garantieren. Laut Appel soll die Planfeststellung gemäß Zeitplan im Frühjahr beginnen. jur
MÜHLHEIM. Am Freitag abend hat es in einer ehemaligen Tankstelle in der Lämmerspieler Straße gebrannt. Laut Polizei mußte sich die Feuerwehr mit einer Axt Zugang zu den Räumen verschaffen. In der Werkstatt war ein Hochdruck-Reiniger in Brand geraten. Die Ursache ist noch ungeklärt. Der Schaden wird auf 60 000 Mark geschätzt. Hinweise nimmt die Kripo unter Telefon 069 / 8090 259 entgegen. dac
Sage keiner, der Staat sei nicht einäugig. Jahrelang hat man so manchen "Linken" mit Berufsverbot zu überziehen versucht, nur weil sein Auto anläßlich einer unliebsamen Veranstaltung zur Unzeit vor der Uni parkte; Computer haben Berge von Datenmüll gespeichert, wahrscheinlich bis heute. Bei der Berliner Freiwilligen Polizeireserve (FPR) - einer stramm rechten Vereinigung vom ersten Tage an - hingegen will kein Verfassungsschutz je bemerkt haben, daß dort Rechtsradikale und Straftäter seit Jahren organisiert den erfolgreichen "Marsch durch die Institutionen" betrieben; dabei war deren reaktionäre Grundstimmung ebenso stadtbekannt wie einst die Aufmüpfigkeit eines SDS.
Erst die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen eines aufgeflogenen Waffenhändlerrings haben eine Generalrevision erzwungen bei dieser Organisation, die aus dem Kalten Kriege kam. Es wäre nicht verwunderlich, sollten in den nächsten Wochen zwischen vielen ordentlichen Mitarbeitern noch eine ganze Reihe von rechtsradikalen oder kriminellen Nestern sichtbar werden.
Der Ruf nach Auflösung der 30 Jahre alten polizeilichen Hilfstruppe scheint mithin aus historischen wie aktuellen Gründen naheliegend. Es wird freilich kaum dazu kommen.
Grund: Die FPR-Wächter sind mit 8 Mark Stundenlohn außerordentlich preiswert, im Berliner Etat für 1993 klafft ein Deckungsloch von sechs Milliarden DM, und Gesundbeten ist billiger als Zahlen. ojw (Berlin)
Ich finde die Kritik an Don McCullins Fotografie teilweise nicht korrekt (FR vom 2. 2. 1993 "Das bewaffnete Auge").
Als ich die Ausstellung besuchte, war ich sehr wohl betroffen. Ich hatte den Eindruck, daß es die anderen Besucher auch waren, denn es herrschte Stille. Wäre es nur die "internationale Sprache des Schreckens" gewesen, hätten die Leute darüber gesprochen, weil sie es ja gekannt hätten. Sie hätten nicht ehrfürchtig geschwiegen.
McCullin versucht ja nicht möglichst viel Blut abzulichten, sondern bemüht sich darum, die Individualität der Opfer einzufangen. Genau diese Bilder machen betroffen und bleiben im Gedächtnis.
Außerdem darf man Betroffenheit nicht über den Intellekt erklären. Man ist betroffen, bevor man nachdenkt; sie ist also emotional begründet.
Thilo Krämer, Krefeld
Die beiden Frankfurter Traditionsveranstalter, der HR und das "Museum", warteten in diesen Tagen mit etwas ungewöhnlichen Orchesterkonzertprogrammen auf. Im Großen Saal der Alten Oper präsentierte das Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt mit dem Gastdirigenten Hiroshi Wakasugi Werke von Pfitzner und Bartok. Gleichenorts spielte das Opernhaus- und Museumsorchester unter Leitung von Yuri Ahronovitch die monumentale 3. Symphonie ("Le Divin Poème") von Alexander Skrjabin.
Hans Pfitzner suchte 1906 Erfolg mit seiner weihnachtlichen Spieloper "Das Christ-Elflein" - ähnliche Werke von Siegfried Wagner, Humperdinck oder Zemlinsky ("Kleider machen Leute") hatten ihn offenbar zum "leichteren" Ton angeregt.
Die Ouverture zu diesem fast vergessenen Stück wartet denn auch mit einem etwas falschen Volkston auf, daneben Besinnlichem und eifrig Kontrapunktischem aus deutscher Werkstatt. Ungleich bedeutender ist Pfitzners Violinkonzert von 1923, eine hochexpressive Musik voller Bizarrerien und mit der Extravaganz, daß der Solist ausgerechnet im (orchestral mächtig beredten) langsamen Abschnitt schweigt (das Werk enthält vier Satzcharaktere, zusammengefaßt in einen einzigen Satz).
Andreas Röhn war der exzellente Spieler des Soloparts: Scharf pointiert und beweglich in Tongebung und Tempogestaltung, dem nervösen, gewittrigen Duktus des Stückes angepaßt, eloquent in den sperrigen wie den effektvollen Passagen. Dem stark besetzten Instrumentalkollektiv bereitete es manchmal Mühe, mit dem Furor der Musik mitzukommen. Bei der flächigeren, wenn auch ekstatisch aufrauschenden Bartok-Ballettsuite "Der holzgeschnitzte Prinz" wurde, unter Wakasugis sicherer Direktion, ein guter spieltechnischer Standard erreicht. Hier kamen auch die Bläsergruppen zu ungestörter Leuchtkraft.
Pfitzner wurde zwar in Moskau geboren, aber sonst gibt es wohl kaum eine Verbindung zwischen diesem nationalistisch gesinnten Meister und russischer Musik, wie sie Yuri Ahronovitch, in der cheflosen Zeit des "Museums" so etwas wie dessen ständiger Gast-Mentor, gerne und voller Emphase wiedergibt. Am Ende der Skrjabin-Aufführung hob er andächtig beschwörend die Partitur in die Höhe, um zuvörderst für sie den Beifall einzusammeln: Wie schön in einer Zeit, da die Komponisten gewöhnlich weniger gelten als die Interpreten.
Skrjabins 3. Symphonie, drei Sätze in einem, ist so etwas wie ein theosophisches Bekenntniswerk des sich vergottenden Bewußtseins, das feierlich einherschreitet, geschwellt von der Philosophie Fichtes, zum Glück aber auch von erlesenen musikalischen Einfällen und einem staunenswerten Formkönnen. Der üppige spättonale Faltenwurf wird nur selten durch einige Abgegriffenheiten irritiert. Ahronovitch legte mit Ruhe und Liebe die vielfältigen Steigerungsperioden an. Das Orchester bot eine recht schöne Farbigkeit. Zum Schluß wurden die thematischen Bläserfanfaren zusätzlich von den Emporen aus in den Raum geschickt.
Auch dieses Konzert hatte einen Geigensolisten: Guy Braunstein aus Israel, der Antonin Dvoraks Violinkonzert a- Moll mit blühendem Ton und (in den kniffligen Passagen des Schlußsatzes) stupender Bogentechnik bewältigte.
HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
Ein Einbrecher hat in einem türkischen Lebensmittelladen in Praunheim Feuer gelegt. Der Brand wurde von einer Polizeistreife noch im Anfangsstadium entdeckt. Durch beherzten und schnellen Einsatz gelang es den Beamten, das Feuer so rechtzeitig zu löschen, daß die Flammen nicht auf die oberen Wohnetagen des Hauses übergreifen konnten.
Der Einbrecher hatte gegen 3 Uhr nachts die Scheibe des Geschäftes in der Ludwig-Landmann-Straße 13 unbemerkt von den schlafenden Hausbewohnern eingeschlagen. Nach einer ersten Inventur des Lebensmittelhändlers nahm der Täter Zigarettenstangen im Wert von 1000 Mark mit. Bevor er den Tatort verließ, schüttete er Benzin aus einem Kanister auf den Steinboden des Ladens und entzündete die Flüssigkeit.
Wenige Minuten nach der Brandstiftung fuhr eine Funkstreife des 14. Revieres über die Ludwig-Landmann-Straße. Als sie den Feuerschein bemerkt hatte, rannte einer der Beamten mit dem Feuerlöscher, der zur Ausrüstung des Streifenwagens gehört, zu dem Laden, in dem die Flammen bereits die Schaufensterauslage erfaßt hatten. Der Polizist kletterte trotz der Gefahr durch das Loch in der Scheibe und erstickte die Flammen mit dem Löschschaum. Der Schaden wird auf 10 000 Mark geschätzt. habe
wtr BONN, 14. Februar. Bis spätestens zum 25. Februar wollen sich die Führungsgremien der SPD auf eine einheitliche Haltung zum "Solidarpakt" verständigen. Noch am Wochenende wurden aus der SPD-Spitze unterschiedliche Forderungen laut. Während der Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Klose und der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen, Rudolf Dreßler, für eine "Ergänzungsabgabe" schon 1993 plädierten, erwägt SPD-Chef Björn Engholm einen steuerlichen Zuschlag für Besserverdienende erst ab 1994. In dieser Absicht wird Engholm von dem saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine unterstützt, der der Beauftragte und Verhandlungsführer der SPD für den von der Regierung vorgeschlagenen "Solidarpakt" ist.
In einem 20-Punkte-Papier, das Lafontaine am Sonntagabend auf einer Sitzung des SPD-Präsidiums vorlegte, wird zwar eine "Ergänzungsabgabe für Höherverdienende" (Jahreseinkommen von 120 000 für Verheiratete und 60 000 Mark für Ledige) verlangt, aber die sollte "1993 nicht erhoben werden". Nach Lafontaines Ansicht sollte der zusätzliche Finanzbedarf zum Aufbau Ost und zur Sanierung der Haushalte in diesem Jahr durch "Einsparungen und den Abbau von Steuersubventionen" aufgebracht werden. Bei Ausschöpfung der "sonstigen Finanzierungsmöglichkeiten und haushaltstechnischer Instrumente" sei eine Ergänzungsabgabe in 1993 "nicht zwingend erforderlich".
Dreßler hatte dagegen in einem Gespräch mit der Deutschen Presseagentur am Sonntag bereits für 1993 eine Ergänzungsabgabe von zehn Prozent auf die Einkommensteuerschuld bei Besserverdienenden gefordert. Einig sind sich Dreßler und Lafontaine über eine "Arbeitsmarktabgabe" für diejenigen, die bislang keine Beiträge zur Sozialversicherung leisten. "Bis zur Jahresmitte", heißt es in Lafontaines Papier, mit dem er die unterschiedlichen Positionen in seiner Partei zusammenführen will, sollen "Minister, Abgeordnete, Selbständige und Beamte" in die Finanzierung der Arbeitsmarktlasten einbezogen werden.
Eine in der SPD verschiedentlich diskutierte Erhöhung der "Beitragsbemessungsgrenze in der Arbeitslosenversicherung" (zur Zeit 7200 Mark) lehnt Lafontaine ab. Mit der an Einkommensgrenzen gebundenen Ergänzungsabgabe und der Arbeitsmarktabgabe will er die "soziale Schieflage" bei der Bewältigung der Kosten der Einheit "beseitigen". Die von der Bundesregierung geplanten Kürzungen bei Sozialhilfe, Arbeitslosenunterstützung, Wohngeld und Erziehungsgeld lehnt der saarländische Ministerpräsident ab. Die Bundesregierung soll außerden aufgefordert werden, die "Kürzungen bei den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen" zurückzunehmen.
Folgt die SPD Lafontaine, dann wird sie bei den Verhandlungen mit der Regierung am 11. März auch darauf bestehen, daß die Pflegeversicherung "nach dem Prinzip der Sozialversicherung" Bestandteil des "Solidarpaktes" wird. Weiter will Lafontaine ein zehnjähriges Investitionsprogramm für die neuen Länder im Gesamtvolumen von 100 Milliarden Mark und ein Wohnungsbauprogramm mit 200 000 neuen Sozialwohnungen pro Jahr durchsetzen. Der saarländische Ministerpräsident empfiehlt seiner Partei außerdem, an der "ökologischen Steuerreform" festzuhalten, wonach die Arbeit steuerlich entlastet und der Energieverbrauch höher belastet wird.
WÖLLSTADT. Totalschaden entstand am Auto einer 26jährigen Rosbacherin, die in der Nacht zum Samstag in einer Rechtskurve der Gießener Straße in Richtung Ortsmitte Ober-Wöllstadt gegen eine Leitplanke geriet und anschließend mit ihrem Wagen gegen ein Hauswand prallte. Die Frau blieb unverletzt. Die Polizei ordnete eine Blutprobe an. mu
OFFENBACH. Als Rattenjäger hat sich am Samstag abend um 20.35 Uhr ein 26 Jahre alter Mann auf dem Mainparkplatz betätigt. Er schoß mit einer Luftpistole auf die Tiere. Eine Ratte hatte er bereits getötet, als zwei Polizisten eingriffen, die auf dem Weg zur Arbeit waren. Der Mann muß nun mit einer Anzeige rechnen, weil er gegen das Waffengesetz verstoßen hat. Seine Pistole wurde von der Polizei sichergestellt. dac
Städten und Gemeinden bläst ein kalter Wind ins Gesicht, wenn es um die Entsorgung von Sonder- und Hausmüll geht. Deshalb ist es erfreulich, wenn ein Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche bei Abfallentsorgung und Abfallrecycling ein Zeichen setzt. Als "Modell für die konsequente Anwendung des Verursacherprinzips" bezeichnete der baden- württembergische Umweltminister Harald B. Schäfer das gerade eingeweihte Reststoffe-Zentrum der Boehringer Mannheim GmbH.
Auf 850 Quadratmetern soll in dem 6,5 Millionen DM teuren Reststoffe-Zentrum nun das strategische Ziel des Abfallgesetzes "vermeiden, vermindern, verwerten" erreicht werden, wie Hanns Schmidt von der Geschäftsführung erläuterte. Abfälle fallen in dem Mannheimer Werk in großen Mengen an. Die Bereiche Therapeuthika, Naßdiagnostika, Trockenchemie und Biochemika produzierten 1991 über 80 000 Tonnen Abfall, davon entfielen allein 71 100 Tonnen auf Erdaushub und Bauschutt. Nicht mitgerechnet waren allerdings Lösemittel. Bisher wurden von dieser Menge fast 73 000 Tonnen aufbereitet; der Rest besteht unter anderem aus nicht verwertbarem Bauschutt, Schlacken, hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen und Pflanzenrückständen. Humanmaterialhaltige Abfälle wie etwa Verbandmaterial, das mit Blut oder Sekreten verschmutzt ist, aber auch Lösemittel, Kunststoffe und Altmedikamente wurden zudem nur unzureichend und dezentral gesammelt.
Damit künftig jeder Betriebsangehörige weiß, welcher Abfall wohin gehört, führte Boehringer bereits vor fünf Jahren ein Farbleitsystem ein und verteilte auf dem Werksgelände zur sortenreinen Sammlung 150 Abfallcontainer. Sie sind für sechs Abfalltypen entsprechend farblich gekennzeichnet: hausmüllähnliche Abfälle, brennbare/nicht brennbare Industrieabfälle, Sonderabfälle, spezielle Sonderabfälle wie radioaktives Material und Lösemittel sowie Recycling-Material. Aufbauend auf diesem Farbleitsystem wandern die meisten Abfälle künftig in das neue Reststoffe-Zentrum, das nach den Richtlinien des Abfallrechts geplant wurde und deshalb zur Lagerung und Behandlung von Abfällen genutzt werden darf. Drei Ingenieure betreuen Sterilisatoren, Shredder-Anlagen, Müllpressen und das Chemielabor zur schnellen Analyse von Abfallgebinden.
Für humanmaterialhaltige Abfälle, die immer ein mögliches Infektionsrisiko darstellen, wurde ein Autoklav installiert, der die Abfälle nicht nur desinfiziert, sondern bei großem Druck und hoher Temperatur sterilisiert. In diesen Autoklaven wandert neuerdings auch Elektronikschrott: "Ab sofort können wir unsere medizinischen Altgeräte aus Arztpraxen, Labors und Kliniken zurücknehmen", erklärt Werner Wäßle, leitender Umweltschutzbeauftragter von Boehringer Mannheim. Zunächst werden die Geräte von ihren großen Kunststoff- und Metallteilen befreit, dann kommen sie in den Shredder. Nach der Sterilisation entzieht ein externes Unternehmen den zerkleinerten elektronischen Bauteilen die verwertbaren Metalle.
Vertrauliches Aktenmaterial wird gehäckselt und zu dem übrigen Altpapier gegeben. Für Kartonagen und Metallfässer stehen Spezialpressen bereit, um das Volumen vor der Abgabe an den Verwerter zu verringern. Auch Styropor und andere Kunststoffe werden der Wiederverwertung zugeführt, obwohl Werner Wäßle zugeben muß, daß "Kunststoff-Recycling gegenwärtig noch ein großes Problem darstellt".
Als weniger schwierig hat sich die Wiederverwendung von Lösemitteln erwiesen. Innerhalb von sechs Jahren wurde die zu entsorgende Menge an Chlorkohlenwasserstoffen um 70 Prozent verringert. Bei der Extraktion von Chinin aus Chinarinde beispielsweise ist es sogar gelungen, Chloroform zu 99,7 Prozent wiederzuverwerten. Früher war Chinin ein wichtiger Grundstoff für Malaria-Mittel; heute allerdings hat es als Bestandteil chininhaltiger Limonade eine größere Bedeutung. "Nur 0,3 Prozent Chloroform fügen wir da noch frisch hinzu", erklärte der Umweltschutzbeauftragte.
Dieser Erfolg kam allerdings nicht ganz freiwillig. Ein finanzieller Anreiz zum Recycling wurde durch das innerbetriebliche Verrechnungswesen geschaffen. Da frisches Chloroform auf dem freien Markt preiswerter zu haben ist, wurde seit 1990 der Preis für den verarbeitenden Betrieb innerhalb des Werkes künstlich verteuert. Weil jeder der zwölf Betriebe des Mannheimer Werks eigenständig nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen kalkulieren muß, bietet sich für die Geschäftsleitung ein interessantes Steuerungsinstrument für die Kalkulation, das seit Januar 1993 mit dem neuen Reststoffe-Zentrum auch für alle anderen Abfälle intensiv genutzt werden soll: Hat eine Abfallart wie Hausmüll oder Lösemittel ein hohes Einspar- oder Recyclingpotential, wird der Abfallpreis für den Einzelbetrieb deutlich über dem tatsächlichen Entsorgungspreis festgelegt. Hausmüll "kostet" somit 800 DM pro Tonne, halogenhaltige Lösemittel kosten sogar 3500 DM pro Tonne. "Unsere Abfall-Preisgestaltung ist rein künstlich; nur so zwingen wir die Betriebe zum verstärkten Recycling", betonte Werner Wäßle. Wiederverwertbares Material wird mit einem Zuschuß von 400 DM pro Tonne "belohnt". Abfälle wie Flugasche oder Filterkies, deren Menge sich kaum verändern läßt, bleiben mit einem echten Entsorgungspreis von 50 DM unverändert.
Die einzelnen Betriebe über die jeweils möglichen Einsparpotentiale bei ihrem spezifischen Abfallaufkommen zu informieren, ist eine der wichtigsten Aufgaben des Reststoffe-Zentrums. Dabei hilft eine umfangreiche elektronische Datenverarbeitung, deren Programmierung zur Zeit aufgebaut wird. Alle Daten über jegliche Art von betriebsinternem Abfall werden hier gespeichert und für ein Abfall-Kataster ausgewertet. Die EDV-gestützte Ausstellung von Begleitscheinen, Entsorgungsnachweisen, Kosten, Statistiken und Sicherheitsdaten soll das Reststoffe- Zentrum "zur Drehscheibe des Abfallmanagements" machen, erhofft sich Hanns Schmidt. MARTIN BOECKH
Kennen Sie die Pepps? Die nicht unbedingt typische, aber sympathische Familie Pepp stammt aus Heidelberg. Dort diente sie der Stadtverwaltung im vergangenen Jahr als populäres Beispiel dafür, welche alltäglichen Handlungen zur Freisetzung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) beitragen und was Hannah und Otto Pepp und ihre beiden Kinder Karin (13) und Ulf (10) dagegen tun können.
Inzwischen ist Familie Pepp in die Frankfurter Region gezogen. Otto Pepp hat seine Stelle gewechselt und arbeitet jetzt bei der Hoechst AG. Die Wohnungssuche in Frankfurt gestaltete sich erwartungsgemäß sehr schwierig. Erst nach langer Suche fanden die Pepps ein erschwingliches, älteres Reihenhäuschen in Hofheim-Langenhain, das sie sich inzwischen gemütlich eingerichtet haben.
Aber die Gemütlichkeit und die hübsche Lage am Rand des Taunus haben ihren Preis: Bis zum Frankfurter Zentrum sind es gut 20 Kilometer, das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs ist mäßig und der Ausläufer des Taunus, auf dem der Stadtteil Langenhain der Kreisstadt Hofheim liegt, ist auch nicht gerade fahrradfreundlich. So ist die gesamte Familie zur "motorisierten" Mobilität gezwungen. Vater Pepp pendelt mit seinem VW Passat Variant tagtäglich zur Hoechst AG, Tochter Karin fährt mit dem Bus zu ihrem Gymnasium in Hofheim und Sohn Ulf geht - eine pädagogische Extravaganz der Pepps - auf die Waldorf-Schule im Frankfurter Norden. Seine Mutter spielt hier den Zubringerdienst mit ihrem Opel Corsa, was sich gut koordinieren läßt, denn Hannah Pepp hat eine Halbtagsstelle als Sekretärin im Zentrum Frankfurts. Die S-Bahn, die ab Hofheim fährt, benutzt sie aus Gründen der Bequemlichkeit und Zeitersparnis normalerweise nicht. Mit dem Wagen kann sie gleich ihre Einkäufe in Frankfurt tätigen.
Der Passat Variant GL 1,8 ist jetzt zwei Jahre alt und verbraucht auf 100 Kilometer knapp neun Liter Normalbenzin. Mit ihm fährt Otto Pepp zur Arbeit. Er könnte zwar ab Hofheim mit Park & Ride auch die S-Bahn benutzen. Aber der 20- Minuten-Takt und die Gesamt-Fahrzeit mit Umsteigen stehen seiner Meinung nach in keinem Verhältnis zu den etwa zwölf Kilometern, die er mit dem Auto fahren muß. Im Jahr kommen so etwa 5500 Kilometer zusammen - das bedeutet etwa 1200 Kilogramm CO2-Emissionen aus dem Auspuff. Mit P & R und S- Bahn könnten diese Emissionen um genau die Hälfte verringert werden. Noch günstiger für die Umwelt wäre es, wenn Otto Pepp mit dem Hofheimer Stadtbus zur S-Bahn fahren würde. Der aber fährt ihm nicht häufig genug.
Verbrauchsgünstiger als Otto Pepp ist Hannah Pepp mit ihrem Opel Corsa, Baujahr 1987, unterwegs. Er verbraucht nur sieben Liter auf 100 Kilometer. Hannah Pepp fährt auch sehr defensiv und hält sich - im Gegensatz zu ihrem Mann - an Geschwindigkeitsbegrenzungen. Dafür fährt sie aber weiter, nämlich zur Waldorf-Schule und schließlich in die Frankfurter City. Bis zur Arbeit legt sie so fast 30 Kilometer zurück. Immerhin fährt Hannah Pepp in den Schulferien mit der S-Bahn. Aber trotzdem kommen noch 2000 Kilogramm CO2-Emissionen durch den Pkw sowie 40 Kilo durch die S-Bahn zusammen. Würde Frau Pepp ganz auf das Auto verzichten, käme sie mit nur 700 Kilogramm CO2-Emissionen aus, allerdings müßte Ulf dann auch mit der S- und U-Bahn (300 kg CO2) fahren - was wegen der langen Fahrzeit kaum zumutbar wäre - oder in Langenhain auf die Grundschule gehen.
Für die Wochenend- oder Kurzurlaube nutzten die Pepps bisher den geräumigen Passat Variant, insbesondere für Besuche bei den Großeltern in der Pfalz (1100 kg/ Jahr). Dazu kamen in den vergangenen Jahren ein Urlaub mit dem Flugzeug in den Süden, zuletzt nach Griechenland - 2000 Kilometer entfernt. Allein dieser Jahresurlaub hat bei der CO2-Bilanz der Pepps mit über zwei Tonnen zu Buche geschlagen. Da die Pepps aufgrund einiger Anschaffungen sparen müssen, wollen sie dieses Jahr auf eine teure Flugreise verzichten.
Es war Karin, die Tochter, die eines Tages eine bunte "Kilometer-Bilanz" von der Bundesbahn mitbrachte - ein übersichtlicher Vergleich des Energieverbrauchs und der Emissionen verschiedener Verkehrsmittel. Die Bahn schneidet dabei deutlich besser als das Flugzeug oder das Auto ab. Bei den Pepps setzte eine heftige Diskussion ein, ob beim nächsten Urlaub nicht mit der Bahn gefahren werden sollte. Karin rechnete ihren Eltern vor, daß zum Beispiel nach Griechenland damit 1400 Kilogramm CO2 gegenüber dem Vorjahr eingespart werden könnten. Auch Hannah Pepp fände eine Zugreise ganz interessant und vor allem erholsamer als mit dem Auto ("keine Staus"). Das Mißtrauen ihres Vaters konnte Karin bisher aber noch nicht überwinden - Otto Pepp ist als eingefleischter Autofahrer seit 15 Jahren nicht mehr mit der Bahn gefahren und wüßte heute nicht einmal, wie er eine Fahrkarte lösen sollte.
Aber Otto Pepp ist nicht von gestern. Er weiß, daß Umwelt- und Klimaschutz heute unverzichtbar ist. Die Berichte über die Klimakonferenz in Rio im Sommer 1992, auf der die Deutschen eine 25prozentige CO2-Minderung bis zum Jahr 2005 gefordert haben, hat er interessiert verfolgt. Für die realistischen Emissionsprognosen in Deutschland, die nur wenige Wochen später veröffentlicht wurden und genau in die andere Richtung wiesen, und für die Bonner Umweltpolitik hatte er allerdings nur ein Kopfschütteln übrig.
Seiner Meinung nach müßte eher beim Energiesparen angesetzt werden - auch aus finanziellen Gründen. Seine Mahnungen in der Familie, die Fenster nur kurzzeitig zum Lüften zu öffnen oder die Heizkörper bei längerer Abwesenheit abzudrehen, verhallen aber unbeachtet. Gerade Karin, die sonst immer soviel von Umwelt redet, ist hier ausgesprochen bequem, vergißt, die Heizung herunterzudrehen oder stellt die Fenster auf Dauerdurchzug. Über 6000 Kilogramm (also sechs Tonnen CO2) setzen die Pepps allein durch ihre Ölheizung jährlich frei. Dazu kommen noch einmal knapp fünf Tonnen CO2 durch den Stromverbrauch - bei den Pepps wird auch das Brauchwasser mit Strom erwärmt.
Von einer Energieberatungsstelle hat sich Herr Pepp ausrechnen lassen, wie und wo er Energie, Kosten und CO2 einsparen könnte. Dringend notwendig wäre eine Modernisierung des alten Ölkessels. Ein neuer Niedertemperatur-Kessel mit einer Außentemperatursteuerung könnte über eine Tonne CO2 einsparen. Weitere zwei Tonnen könnten die Pepps einsparen, wenn Fernwärme aus Kraft-Wärme- Koppelung zur Verfügung stünde. Aber in Hofheim-Langenhain besteht da keine Chance. Lediglich eine Gasversorgung wird in dem Straßenzug der Pepps in Kürze möglich sein, was hinsichtlich der CO2-Emissionen bei Einsatz eines Gas- Brennwertkessels aber immer noch um eine Tonne günstiger als die Ölheizung wäre.
Die sauberste Energie - das bestätigte auch der Energieberater - ist jedoch die, die erst gar nicht verbraucht wird. Er rechnete Otto Pepp vor, daß allein ein Absenken der Raumtemperatur um ein Grad Celsius den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen um sechs Prozent verringert. Aber da hat Otto Pepp zu hause kaum Chancen - es sei denn, er könnte seiner Familie einen Umweltkompromiß abringen: Er akzeptiert den nächsten Urlaub mit der Bahn und Karin gibt endlich ihre Bequemlichkeit auf und hilft mit, Heizenergie zu sparen. Bei ihrem privaten Umweltgipfel in Hofheim-Langenhain hätten die Pepps dann immerhin mehr erreicht als die Bundesregierung in Rio.
Der Autor ist Physiker, er arbeitet als Fachbereichsleiter beim Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg.
Als sich ein deutscher Staatsmann 1990 den Mantel der Geschichte anzog, vermehrte sich bundesdeutsches Territorium auf wundersame Weise: Zu den alten karolingischen Stammlanden im Westen kamen neue Länder im Osten, die wir der Kürze halber Neufundland nennen wollen. In den vergangenen drei Jahren hat man Expeditionen und Kolonisatoren hingeschickt nach Neufundland; sie wußten zu vermelden, die Eingeborenen hätten keine Geschichte, jedenfalls keine, die für die nötigen Aufbauleistungen dort verwertbar sei.
Vor 60 Jahren, am 18. Februar 1933, zweieinhalb Wochen nach Hitlers Machtübernahme, fand in den Theatern zu Leipzig, Erfurt und Magdeburg eine Dreifachpremiere statt: "Der Silbersee", ein Schauspiel von Georg Kaiser mit viel Musik von Kurt Weill. Eine unheimliche, knisternde Spannung habe über diesem Abend gelegen, und kein Besucher habe mehr gewagt, seinen Nachbarn anzuschauen, erinnert sich ein Besucher der Leipziger Uraufführung. In Magdeburg ließ der dortige Intendant, ein Sozialdemokrat, den einstudierten Totentanz aus Furcht vor den Nazis gleich hinter dem geschlossenen Vorhang spielen. Verwunderlich, daß das Stück in Leipzig noch bis Anfang März auf dem Plan stand.
In einem Archiv findet sich ein Zeitungsausschnitt aus unbekannter Quelle. Die Erfurter Aufführung sei ausgezeichnet gewesen, aber der geheime Sinn nicht deutlich geworden. Mehr steht nicht da; etliche Zeitungen waren schon verboten, wer hätte da auch gewagt, ihn öffentlich zu entschlüsseln? Hinter der Form eines Märchens hatten die Autoren eine politische Allegorie versteckt. Ein kleinbürgerlicher Polizeibeamter repräsentiert die Sozialdemokraten, denen 1918 die Macht zufiel, ein armer Hungerleider, der einen Laden überfällt, die revolutionäre Linke, die KPD. Beide versöhnen sich, werden aber von zwei adeligen Intriganten, Vertretern der alten Eliten des Kaiserreichs, aus dem Schloß, zu dem ihnen ein Lottogewinn verhalf, vertrieben.
Daß mit Hitlers Machtübernahme etwas radikal Neues begann, hatten nicht nur Weill und Kaiser unterschätzt, sondern gerade auch jene Intriganten, die glaubten, die Nationalsozialisten im Kabinett "einrahmen" und das Rad der Geschichte zurückdrehen zu können. Die Einheit der Linken, die den Nationalsozialismus hätte verhindern können, kam nicht mehr zustande. Der Appell der Autoren war ernst gemeint, aber er kam zu spät - und sie versuchten ihn mit den Mitteln des Theaters, nicht mit Statistiken und Parolen, sondern mit Musik und Bildern und einer märchenhaften Handlung. Man merkt es am Titel: "Der Silbersee". Eine lächerliche Idee?
Vier Jahre später konstatierte der Philosoph Ernst Bloch im Exil: "Der Mensch ist nicht von heute oder gestern, sein Stamm ist alt. In diesen eben sind Bilder eingekerbt, Reste aus fossiler Erfahrung oder verschollenem Aberglauben, doch sie verstehen von unten herauf zu glühen. Ist ihre Verschwendung an die Nazis zu Ende, dann sind sie selbst nicht zu Ende, so wenig wie das Unbewußte, worin sie wohnen."
In Magdeburg, unter dem sozialdemokratischen Intendanten, spielte die Rolle des jungen Revolutionärs aus Not Ernst Busch, der bekannte Sänger und Schauspieler vom KPD-Flügel der Arbeiterbewegung; das zielte durchaus auf die Arbeiter, die ins Theater gingen. Um mit Bloch zu sprechen: "Der rechte Ton zeigt dem Hörer, daß man ihn kennt und ein wenig (nicht mehr) besser kennt als er selbst. Sonst ist alles vertan, auch wenn die Rede noch so richtig war."
Ernst Buschs, des Kommunisten, Gedenkstätte in Ostberlin wurde Ende letzten Jahres mangels Interesse geschlossen. Das bewährte Prinzip regiert: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen! Neufundland hat keine Geschichte, die zu bewahren es lohnt. - Eines Tages werden Anthropologen kommen und behaupten, der Normaldeutsche (West) und der Neufundländer (Ost) hätten gemeinsame Vorfahren. Das wird man zugestehen müssen. Aber von Bedeutung ist es, wie man sieht, nicht.
ANDREAS HAUFF
OBERRAD. Emilie Ahner ist gut drauf. "Vier Tage in der Woche bin ich unterwegs. Zweimal geh' ich Kartenspielen", sagt die alte Dame mit den wachen Augen. Emilie Ahner ist fast 90 Jahre alt und damit die älteste von etwa 30 Seniorinnen, die sich jeden Montag im Gemeindezentrum der Erlösergemeinde versammeln. "Man muß auf andere Leute zugehen", sagt die vitale Frau, und ihre Tischnachbarin Lotte Wundermann ergänzt: "Viele alte Menschen bleiben daheim und fühlen sich dann einsam."
Anders als die meisten Frauen im Raum (der ehemalige Küster Hermann Müller ist als einziger Mann regelmäßig mit von der Partie) ist Anne Becker noch nicht seit Jahrzehnten im Frauenverein der Gemeinde. "Ich bin spät dazu gekommen, und da ist es manchmal ein bißchen schwer, sich hier anzupassen", sagt sie. "Bis vor ein paar Jahren war ich immer im Garten. Aber den haben sie mir vor ein paar Jahren weggenommen, weil sie die Autobahn verlängert haben, bei Seckbach hinten."
Langweilig wird es jedoch auch ihr nicht, denn Sozialarbeiterin Elke Winkler läßt sich für ihren Seniorenclub immer etwas einfallen. An diesem Montag gibt es "biblische" Medizin: Jede kriegt ein Arzneifläschchen mit außergewöhnlichem Inhalt. Auf kleinen Zetteln stehen Weisheiten aus der Bibel, die gegen körperliche und seelische Gebrechen Hilfe versprechen. "Mehrmals täglich jauchzen und den Herrn rühmen" ist der humorige Bibel-Tip gegen Sprachstörungen, und als guter Rat für alle Tage gilt der Heilspruch: "Lieber Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Haß."
Elke Winkler ist selber überrascht: "Man wundert sich, was alles in der Bibel steht", sagt sie mit kräftiger Stimme. Nicht immer hat die Sozialarbeiterin der Erlösergemeinde solch spaßige Einlagen im Programm. Oft geht es bei den Seniorinnen ganz ernsthaft und spannend zu. "Ich will sie durchaus mit Themen fordern", sagt Elke Winkler. So hat sie im vergangenen Jahr mit ihrem "Club" über "Heimat oder Flucht" diskutiert. Aktueller Hintergrund war die Unterbringung einer achtköpfigen bosnischen Familie, die vor dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien geflüchtet war und von der Gemeinde aufgenommen wurde.
Auch die "Entdeckung" Südamerikas durch die Europäer war im Columbus- Jahr 1992 ein Thema, mit dem sich die Senioren beschäftigt haben. Elke Winkler ist immer wieder überrascht, wie sich ihre Damen auf neue, spannende Fragen einlassen. Ein besonderes Bonbon gibt es jeden ersten Montag im Monat. Dann werden die Geburtstagskinder des vergangenen Monats gefeiert, mit Kaffee, Kuchen und Geburtstagsständchen. Meistens musizieren Jugendliche aus der Gemeinde für die Senioren. Im Februar kam als besondere Attraktion der Oberräder Mundartdichter Kurt Bambach zum Geburtstagskaffee ins Gemeindezentrum. Zweimal im Jahr besuchen auch die Männer den Seniorenclub: zum Adventskaffee und zum Frühlingsfest, wenn ausdrücklich alle Gemeindemitglieder über 70 eingeladen sind.
Etwa die Hälfte der 30 alten Menschen, die jeden Montag zusammenkommen, fährt zudem einmal im Jahr gemeinsam in den Urlaub. Im Juni diesen Jahres soll es nach Winterberg im Sauerland gehen. Emilie Ahner verpaßt zwar den Anschluß, weil sie vorher in Kur ist, aber sie läßt sich wenige Tage später von Verwandten hinterherchauffieren. Da bleibt gerade Zeit, den Koffer neu zu packen. ran
SACHSENHAUSEN. Die mangelnde Sicherheit an der Straßenbahnhaltestelle "Am Mühlberg" ist für die Oberräder nach wie vor ein wichtiges Thema. "Die unzulänglichen Übergänge für Fußgänger sind mehr als gefährlich", meint FR-Leser Alfred H. Er moniert vor allem die fehlenden Absperrgitter entlang der Haltestelle sowie die zu schmalen Bahnsteige. "Insbesondere fehlt ein speziell gesicherter Übergang von Insel zu Insel", hat er beobachtet. Außerdem vermißt er abgeflachte Bordsteinkanten: "Die Bordsteine sind in der Mitte und auf der Südseite kaum mit Kinderwagen zu überwinden."
Mit seinem Lösungsvorschlag geht Alfred H. weiter als der Ortsbeirat 5, der vor einigen Wochen sogenannte Drängelgitter und die Streichung einer Auto- Fahrbahn aus Richtung Wendelsplatz beantragt hatte. Alfred H.: "Die Schwierigkeiten könnten erheblich gemindert werden, wenn der Haltestellenbereich der Straßenbahn auf die Seite der S-Bahn- Station verschwenkt würde."
Daran ist jedoch nach Ansicht des persönlichen Referenten von Planungsdezernent Martin Wentz, Michael Kummer, aus finanziellen Gründen vorerst nicht zu denken. Langfristig, etwa in zehn Jahren, könnte jedoch der gesamte Bereich umgestaltet werden, erklärte Kummer auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Die Stadtplaner würden die Gegend zwischen Sachsenhausen und Oberrad wegen des geplanten dritten Grüngürtels rund um Frankfurt seit etwa einem halben Jahr genauer unter die Lupe nehmen.
Die Haltestelleninseln mitten auf der Offenbacher Landstraße könnten mit Plexiglas-Banden abgesichert werden, stellte der Pressesprecher der Stadtwerke, Peter Ruhr, in Aussicht. Über die vom Ortsbeirat beantragte Fahrbahnverengung und die breiteren Bahnsteige, die Alfred H. anregt, müßten die Stadtwerke jedoch sowohl mit dem Straßenbauamt als auch mit dem Ordnungsamt verhandeln. Über Dauer und Verlauf der Planung wagte Peter Ruhr keine Prognose. ran
NIDDERAU. Gegen die Stimmen der CDU und Grünen beschloß die Mehrheitsfraktion SPD bei der jüngsten Parlamentssitzung, einen Landschafts- und Bebauungsplan für den zweiten Bauabschnitt "Allee-Süd" zu erstellen. Rund 4,5 Hektar beträgt das Areal, in dem ein neues Wohnviertel entstehen soll.
Fraktionsvorsitzende Monika Rölling bekräftigte nochmals die Position der Grünen "gegen eine großflächige Bebauung".
Die Zersiedelung des Gebiets nördlich des "Kleinen Bahnhofs Windecken" käme einer "Landschaftszerstörung im großen Stil" gleich. "Grund und Boden wird verschleudert, nur um die Stadtkasse zu sanieren." Gerhard Störkel von der CDU mahnte Pläne zur Verkehrsanbindung und Infrastruktur an. Er warf dem Magistrat "Planungs- und Konzeptlosigkeit" vor. Er plädierte gegen die "überwiegende Einzelhausbebauung". Die SPD beuge sich dem Druck von ihrer Basis.
Lisa Limpert, Fraktionvorsitzende der Sozialdemokraten, dagegen sprach von einer "sehr ausgereiften Strukturplanung". Harmonisch laufe das Baugebiet mit niedriger Bebauung aus.
In Windecken und Heldenbergen bestehe ein großer Bedarf an Wohnraum. Viele potentielle Bauherren seien auch an einem Ein-Familien-Haus interessiert. jur
SACHSENHAUSEN. Irene Busch hat auch an diesem Samstagabend kein gutes Blatt. Am Tresen ihres eigenen Lokals in Alt-Sachsenhausen sitzt die Wirtin mit dem einzigen Gast und ihrer Kellnerin Stella und spielt Karten. "Von der Messe merken wir gar nichts", sagt sie ernüchtert und drückt eine Pik-Sieben ab. Vielleicht in 'ner Stunde, sagt sie und schaut auf die Uhr: kurz nach 22 Uhr. "Die meisten Messegäste gehen erst was essen", sagt Irene Busch und hofft auf die Zeit nach dem Dinner. In Franks "Oldie- Kiste" schräg gegenüber sieht es schon besser aus. Die Tische sind besetzt, an der Theke auch ein paar Gäste. Trotzdem ist der urige Wirt mit dem Rauschebart nicht so recht glücklich: "Für Messe isses schwach".
Stig Johannison ist das an diesem Abend jedoch noch nicht aufgefallen. Seit 1948 macht der Kaufmann aus Stockholm bei jedem Messebesuch einen Abstecher ins Kneipenviertel, und er hat nach wie vor seinen Spaß daran. "Wir sind älter geworden. Das ist alles, was sich verändert hat", sagt der Messegast aus Schweden. Dabei geht es an diesem Samstagabend im Sachsenhäuser Kneipenviertel durchaus lebendig zu, verglichen mit den durchschnittlichen Gästezahlen des vergangenen Jahres. Soignierte Messegäste in Trenchcoats oder Pelzmänteln sorgen für internationales Stimmengewirr und geben sich ebenso ausgelassen wie die wenigen kurzgeschorenen GIs, die noch immer zum Sachsenhäuser Kundenstamm zählen (Textprobe: "Are you a sailor?" "Yeah!").
Eine handvoll Japaner steht frierend vor einem Kebab-Stand, während viele junge Leute, die sich offenkundig gut auskennen, zielstrebig durch die naßkalten Gassen eilen. Sie sind das Stammpublikum, auf das die Wirte in Alt-Sachsenhausen noch immer bauen. "Gott sei Dank haben wir unser Stammpublikum", sagt etwa Frank Hoffmann von "Franks Oldiekiste", und auch Ute Schmidt vom "Gummibärchen" wäre ohne ihre treuen Gäste aufgeschmissen, auch wenn sie "nur noch zwei bis dreimal pro Woche" auf einen Schoppen einkehren. "Das liegt an der Getränkesteuer", sagt sie bestimmt.
Günther Jackwert hat sich davon noch nicht vertreiben lassen. Seit 14 Jahren ist er in Alt-Sachsenhausen Stammgast und beginnt seine Runde mit einem gepflegten Pikkolöchen. "Früher kostete der Sekt neun Mark, jetzt sind's 13 Mark oder 13 Mark fuffzig. Das waren damals Disco-Preise", meint der Mann aus Dreieich, der gleichwohl an jedem Wochenende seine Tour durch das Viertel macht. Kaum ein Gastronom, der beim Stichwort "Getränkesteuer" nicht aufbraust. "Die ist 'ne Frechheit", stellt Frank Hoffmann fest, "aber das ist nicht der Grund für den Rückgang der Gäste hier im Viertel." Als Gründungsmitglied des noch taufrischen "Förderkreis neues Alt Sachsenhausen" findet der altgediente Kneipier - seit zwölf Jahren ist er im Geschäft -, daß es viel zuviele Kneipen im Viertel gibt. Dabei zählt er sich selbst nicht zu denen, die absolut sicher im Sattel sitzen. "Bei 10 000 Mark fixen Kosten im Monat - Personal nicht mitgerechnet - muß ich am Tag durchschnittlich 1000 Mark Umsatz machen. Ich will nicht jammern. Aber ich muß auch rechnen."
Die Plädoyers des Förderkreises für ein Aufeinander-Zugehen aller Betroffenen im Viertel werden durchaus noch nicht von allen Wirten geteilt. Stella Perchenig sieht den Schwarzen Peter in erster Linie bei den Anwohnern. "Denen ist hier zuviel Hektik", sagt die Serviererin im "Alten Haus". Hardrock-Kneipen, sagt sie, stünden auf der Abschuß-Liste, aber "ich seh' das nicht ein". Ihre Chefin Irene Busch hat auch schon mal Ärger bekommen, weil in ihrem Lokal die Musik zu laut war. "Die Türen und Fenster sollen jetzt immer geschlossen bleiben. Stellen Sie sich das mal im Sommer vor!" Auch ihr Nachbar Jürgen Arnold zeigt in dieser Hinsicht nicht viel Verständnis: "Die Leute, die hierher ziehen, wissen doch, was hier los ist."
Daß es unter den fast 140 Wirten im Karree schwarze Schafe gibt, die besser ihren Laden dicht machen sollten, denken viele im Revier. Aber zu denen gehören nur die andern. "Es gibt ein paar, die lassen zuviel falsche Leute rein", sagt Jürgen Arnold nebulös und läßt die Worte "Drogen" und "Marokkaner" fallen. Seit 1986 arbeitet er in Alt-Sachsenhausen, drei Jahre davon mit eigener Konzession. Bei aller Skepsis, die er zwischen den Zeilen durchschimmern läßt, will er demnächst dem "Förderkreis neues Alt- Sachsenhausen" beitreten. Schließlich weiß er, daß die nächsten zwei Jahre darüber entscheiden, ob er weitermachen kann oder nicht. Ute Schmidt vom "Gummibärchen" will sich hingegen auch in Zukunft aus allem 'raushalten. "Die werden sich eh' nicht einig", sagt sie und spielt damit vor allem auf die bisherigen Gegensätze zwischen Apfelwein- und Bierwirten an.
Frank Hoffmann zeigt sich hingegen optimistisch: "Das ist die erste Initiative, die Hand und Fuß hat. Es ist gut, daß der Förderkreis einen Aufsichtsrat hat, der aufpaßt, daß nicht doch wieder einige nur an die eigene Kasse denken. Und diesmal ist ja auch die Stadt mit dabei." Nicht nur bei Irene Busch werden derzeit die Karten neu gemischt. FRANK SEIBEL
Es ist wohl bezeichnend für das Politikverständnis von Herrn Richter, MdB/ FDP, wenn er Bürgerinnen und Bürger, die es wagen, gegenüber den "Volksvertretern" ihre Meinung zu artikulieren, als "grölende sog. Volksmassen" versteht (FR/FRA vom 10. 2. 1993 "Vom Wert des Bannkreises").
Unbeeinflußt also sollen Abgeordnete Entscheidungen treffen. Da stellt sich doch die Frage, wie es sich mit der Lobbyarbeit von Verbänden und Konzernen verhält. Zugegeben, sie haben es nicht nötig, vor dem Abgeordnetenhaus innerhalb der Bannmeile für ihre Interessen zu werben. Der Grund ist simpel: Sie sitzen nämlich mittendrin in der Bannmeile oder haben dank Hausausweis, Einladungen etc. jederzeit ungehinderten Zugang zu den Abgeordneten und damit ungehindert Einflußmöglichkeiten auf sie.
Darüber hinaus erscheint die Anwendung des § 106 StGB willkürlich. Offensichtlich spielt es auch eine Rolle, wer denn da demonstriert - innerhalb der Bannmeile. Bei den Gegnerinnen einer Änderung des § 218 oder beim Bauernverband guckt man offensichtlich schon mal nicht so genau hin.
Das Bannmeilengesetz ist antiquiert und seit langem umstritten. Es sollte endlich abgeschafft werden.
Dr. Dagmar Enkelmann (MdB/PDS), Bonn
Eine Woche vor Abschluß der Hallenhockey- Meisterschaft in der süddeutschen Regionalliga der Männer haben sowohl der SC 1880 Frankfurt, als auch die Stuttgarter Kickers die Bundesliga-Aufstiegsrunde vom 5. bis 7. März in Gernsbach erreicht. Beide trennten sich 9:9, und da die 1880er am Samstag bereits den SSV Ulm mit 8:4 bezwungen hatten, ist ihnen die Südmeisterschaft (21:5) nicht mehr zu nehmen. Die Stuttgarter verloren zwar beim THC Hanau 8:14 haben aber zumindest den 3. Tabellenplatz (18:8) und damit das Teilnahmerecht an der Aufstiegsrunde in der Tasche. Wer als 3. Mannschaft aus dem Süden die Qualifikation erreicht, wird am nächsten Samstag zwischen TSV 1846 Mannheim (16:10) und dem THC Hanau (15:11) entschieden. Der Rüsselsheimer RK (12:14) ist aus dem Rennen.
Ohne Höhepunkte verlief die Samstagbegegnung des SC 1880 mit dem SSV Ulm. Vor der Pause führten die 1880er durch Blöcher (2), Ross (3) und Mollandin mit 6:3. Dann wurde es noch langweiliger, und lediglich Mollandin und Blöcher (Ecke) erhöhten auf 8:4. Am Sonntag führten die Stuttgarter nach 23 Minuten mit 5:1. Lediglich Muchiol hatte für SC 80 getroffen. Dann wachten Mollandin (3), Ross (2) und Hermening auf, und nach 50 Minuten war das 7:7 erreicht. Die Frankfurter Führung von Blöcher und Michaelis glichen aber Gaul und Schumann zum gerechten 9:9 aus. ws
OBERURSEL. Der Verein für Geschichte und Heimatkunde lädt für Montag, 15. Februar, 20 Uhr, zu einem Diavortrag ins Ferdinand-Balzer-Haus, Schulstraße 25, ein.
Das Thema des Abends: "100 Jahre Villa Hopf - Kostbarkeiten aus der Pflanzen- und Tierwelt des Villenparks". ki
Die Stadt stellt den Wald unter Schutz
Die Rekordzahl von 173 Nationen gehört zum Jahresanfang 1993 dem Weltfußballverband FIFA an, für sieben weitere Verbände wird sich die Tür schon in nächster Zukunft öffnen. Aber solche Superlative dürfen den Blick für die Probleme der weltweiten Fußball-Familie nicht trüben, mahnt Präsident Joao Havelange. In einem flammenden Appell fordert der Brasilianer Behörden, Schulen, Verbände auf, sich mehr um den Nachwuchs zu kümmern. "Nichts darf darüber hinwegtäuschen, daß sich der Fußball mehr denn je der Arbeit an der Basis zuwenden muß."
Havelange betriebt zuerst Ursachenforschung - und das Resultat klingt bitter: "Vor allem in den industrialisierten Ländern ist es keine Selbstverständlichkeit, daß sich Jugendliche als ersten Sport den Fußball auswählen, weil sie zu diesem Spiel keinen Zugang mehr finden können. Die grüne Wiese von einst gibt es längst nicht mehr überall, und der beliebte Straßen-Fußball, das ehemalige unerschöpfliche Reservoir für heranwachsende Talente, ist vielerorts vom Straßenverkehr verdrängt worden."
"Damit geht dem Fußball die Basis verloren", konstatiert der FIFA-Chef alarmierend. Und das liegt keinesfalls nur an den "konkurrierenden" Sportarten wie Tennis oder dem umfassenden Freizeitangebot, sondern in gleichem Maße an anderen, "modernen" Einflüssen. Computerspiele, das TV-Angebot, aber auch zunehmender schulischer Streß engen die "Zeit" der Heranwachsenden für einen "Kick" immer mehr ein.
"Die politischen Behörden und Schulen sind davon zu überzeugen, daß der Sport das beste Mittel zur sozialen Integration der Jugendlichen ist. Und welcher Sport ist einfacher zu spielen als Fußball, welcher Sport verbreitet mehr Enthusiasmus in einer Gruppe von Kindern", spannt Joao Havelange den Bogen.
"Fußball ist zugleich Erziehungsarbeit, ein Teil der einfachsten Lebensschulung", bemerkt der Südamerikaner und legt den Finger auf brennende "Wunden". "Der Kampf gegen Drogen kann spielerisch gewonnen werden, wenn die Jugend dem Sport zugeführt wird. Aber sowohl dem Sport im allgemeinen wie dem Fußball im besonderen wird in der heutigen Gesellschaft nichts geschenkt. Auch wir müssen unseren Platz erarbeiten und behaupten. Die Basis für den Fußball muß neben dem Spielfeld gelegt werden." isk
tmh MÜNCHEN. Nach über einjährigen zähen Verhandlungen hat die Deutsche Aerospace (Dasa) den "Vogel" Fokker offenbar endgültig eingefangen. Die Daimler-Tochter erwartet für den heutigen Montag eine definitive Zusage der niederländischen Regierung zur Mehrheitsbeteiligung an dem umkämpften Flugzeugbauer. Ein Sprecher beurteilte den Stand der Verhandlungen gestern positiv. Für die Münchner wird der Deal voraussichtlich wesentlich billiger als erwartet werden.
Noch am Freitag hatten niederländische Regierungskreise (Den Haag hält knapp 32 Prozent der Fokker-Anteile) Widersprüchliches von sich gegeben. So erklärte Wirtschaftsminister Koos Andriessen, er werde "niemals einen Blankoscheck" unterschreiben, wie ihn die Dasa fordere. In der Nacht zum Samstag verlautbarte dann aber auch aus der Fokker- Zentrale, die letzten Hindernisse seien ausgeräumt.
Dem Vernehmen nach ist es der Daimler-Tochter angesichts der verschlechterten Marktlage gelungen, den Kaufpreis für das angestrebte 51prozentige Aktienpaket auf 600 Millionen Mark zu drücken. Im Rahmenvertrag war noch von rund 800 Millionen Mark die Rede gewesen. Für das Geld erwirbt Dasa die Fokker- Anteile der niederländischen Regierung, zeichnet voll eine Kapitalerhöhung bei seiner neuen Tochter und trägt zu 51 Prozent eine Wandelschuldverschreibung. Den Rest garantiert der holländische Staat.
Fokker erhält durch den Deal und einen von Den Haag garantierten Kredit eine Kapitalspritze von insgesamt rund 800 Millionen Mark. "Damit haben wir erst einmal Ruhe", heißt es bei der Dasa zum Finanzbedarf des angeschlagenen Flugzeugbauers. Der holländische Konzern mit rund 11 000 Beschäftigten und 3,3 Milliarden Mark Umsatz wird für das vergangene Jahr noch einen Gewinn ausweisen. In der laufenden Periode kündigen sich aber rote Zahlen und ein Einbruch beim Geschäftsvolumen an.
Strittig war bis zuletzt eine Dasa-Forderung nach finanzieller Beteiligung der Niederlande an künftigen Strukturanpassungen bei dem Regionalflugzeugbauer. Offenbar lenkten die Münchner in diesem Punkt zuletzt ein und gaben sich mit einer allgemeinen "Bemühensklausel" zufrieden. Dagegen zog der jüngste Einblick in "sensible Daten" des hoch verschuldeten niederländischen Traditionsunternehmens eine Reduzierung des Kaufpreises nach sich. An der Fokker vorgeschalteten Holding wird der holländische Staat zunächst noch für drei Jahre mit 22 Prozent beteiligt.
Polizeibeamte haben in Ginnheim ein Wohnhaus umstellt und auf dem Grundstück zwei Einbrecher festgenommen. Die beiden 23 Jahre alten Männer sind möglicherweise für mehrere Einbrüche in höher gelegene Wohnungen verantwortlich, die in den letzten Wochen im Stadtteil für Unruhe gesorgt haben. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern an.
Am Abend gegen 19.30 Uhr meldete ein Zeuge dem 12. Revier, soeben seien zwei Männer über den Zaun eines Anwesens in der Karl-Kotzenberg-Straße gestiegen. Als die Funkstreife die Adresse in dem Quartier zwischen Rosa-Luxemburg- und Wilhelm-Eppstein-Straße erreicht hatte, versuchte einer der Täter gerade die Balkontür im ersten Stock aufzuhebeln.
Der Einbrecher sah angesichts der polizeilichen Übermacht schließlich keine Chance mehr zur Flucht. Er warf zunächst zwei Schraubenzieher in den Garten und kletterte dann an einem an der Fassade stehenden Baum nach unten. Die Polizei identifizierte ihn als einen 23jährigen aus dem ehemaligen Jugoslawien, der in Frankfurt gemeldet ist.
Sein Komplice wurde unter einem Gebüsch entdeckt. Der Mann hatte keine Papier dabei, doch vermutet die Polizei, bei ihm handele es sich um einen gleichaltrigen Landsmann des 23jährigen. habe
Chorgesänge, Orchesterproben und naturwissenschaftliche Versuche: Mit einem breitgefächerten Programm stellten am "Tag der offenen Tür" Schüler, Eltern und Lehrer des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums ihre Schule vor. Damit wollten sie am Samstag ihren Schulalltag interessierten Schülern und Eltern aus den Grundschulen präsentieren.
Vor allem einem Besuch im Unterricht galt das Interesse der Gäste. Anschließend gab es noch Gelegenheit zu einem Gespräch mit den Lehrern. Dazu waren die Unterrichtsstunden eigens auf 30 Minuten gekürzt worden.
Die Gesänge der Chöre und die Probe des mittleren Orchesters für Fortgeschrittene, aber auch die Vorträge über den Mond im schuleigenen Planetarium verschafften den Gästen außerdem einen Einblick in Arbeitsgemeinschaften, die außerhalb des Unterrichts bestehen. Die Game-Show des "English-Club" sorgte für gute Stimmung. Und: Der Schulelternbeirat antwortete bei Kaffee und Kuchen auf alle Fragen. ara
Etwa 80 Kinder zwischen acht und 14 Jahren musizierten während des vierten Kinder-Rock-Festivals im Jugendhaus Heideplatz. Aufgeteilt in fünf Rock-, zwei Perkussions-, eine Rap- und eine Instrumental-Gruppe probte der Nachwuchs, unter der Leitung von Pädagogen, den ganzen Vormittag für den Auftritt.
Die Veranstalter, das evangelische Stadtjugendpfarramt und das Jugendhaus Heideplatz, stellten das Equipment zur Verfügung. Über das Ziel des Festivals sagte Mitorganisatorin Edith Itta: "Wir wollten dem Nachwuchs die Möglichkeit geben, sich zwanglos mit Musik zu beschäftigen."
Etwa eine Stunde lang präsentierten die Bands dann am frühen Nachmittag das Ergebnis. Gruppen mit Namen wie "Neandertaler", "Die chaotischen Sechs" oder "Monster-Band" spielten ihre frisch einstudierten Songs vor etwa 150 Gästen. Das Programm rundeten die Mädchengruppe aus dem Kinderhaus Bügel und die "Balloon Kids" aus Sulzbach ab. ara
FRANKFURT A. M. Für fröhliche und ausgelassene Stimmung unter den etwa 150 Kindern und Erwachsenen in der Turnhalle des Jugendhauses Heideplatz sorgten dieser Tage insgesamt acht Musikgruppen und die 15köpfige Rap-Tanzgruppe. Die Interpreten auf der Bühne des nunmehr vierten Kinder-Rock-Festivals waren zwischen acht und 14 Jahre jung.
Der Nachwuchs legte los wie die großen Vorbilder - nicht so professionell, aber mit Engagement und Charme brachten sie das begeisterte Publikum schnell in Fahrt (die FR berichtete).
Und: Das Ziel, den Kindern zu ermöglichen, ihre Lieblingsmusik zu spielen, hatten die Veranstalter (das evangelische Stadtjugendpfarramt und das Jugendhaus Heideplatz) - gemessen am großen Erfolg - erreicht.
Für den Auftritt, der von vielen Fotoapparaten und Videogeräten (wie bei prominenten Vorbildern . . .) festgehalten wurde, hatten die jungen Musiker einen Vormittag lang geprobt. Um 10 Uhr teilten die 14 Pädagogen den zahlreich erschienen Nachwuchs in neun Gruppen ein. Die Ausrüstung stand in den Räumen bereit, teils mit Graffitis verziert.
Unter der Leitung von insgesamt 14 (Musik-)Pädagogen oder Musikern wuchsen beispielsweise Killian, Alexander, Maxim, Maximilian, Sebastian, Konrad und Max zur "Monster-Band" zusammen, die das Stück "Das Monsterlied" probten um später damit die Fans zu begeistern. Auch die "Neandertaler" ernteten mit "Zoff in Neandertal" viel Applaus; und das nicht nur wegen der schrill geschminkten Gesichter.
Für Kinder, die zu spät in die Schleiermacherstraße 7 kamen, bot die "Instrumentenwerkstatt" ein Trostpflaster. So bastelte etwa Maraike Rasseln aus Kronkorken und Holz oder eine Strohhalm- Schalmei. Andere bauten eine Gitarre mit einer Saite oder eine "Filmdöschen- Rassel".
Für das Mittagessen sorgten mit neun Kilo Spaghetti und ausreichend Tomatensoße der Kraftfahrzeug-Mechaniker Murat T., der Bäckerlehrling Mustafa C. und der Schüler Selcuk E. Sie gehörten zu den sechs freiwilligen Jugendlichen, die an der Theke und in der Küche auch mit Obst, Kuchen und Getränken für das leibliche Wohl sorgten.
Mit dem vierten Festival zeigte sich Edith Itta, eine der Organisatoren, zufrieden. "Wir hatten, wie in den vergangenen Jahren, wieder einen sehr guten Zuspruch." Und: Das neue Jugendhaus habe es durch ein besseres Raumangebot ermöglicht, mehr Gruppen anzubieten. Bei den ersten drei Festivals (1989, '90 und '91) musizierte der Nachwuchs noch im Dominikanerkloster.
Besonders freute sich Itta über die Kinder, die zum ersten Mal ein Instrument spielten und gleich vor Publikum aufgetreten seien: "Und so viel Spaß für nur fünf Mark Beitrag!" ara
WESTEND. Der schon bestehende Kinderspielplatz im Rothschildpark soll im Frühjahr nach dreijähriger Planung um 820 Quadratmeter erweitert werden. In dem 300 000-Mark-Projekt ist ein Ballspielbereich für Volley- und Basketball sowie ein Sandspielbereich mit Sandkasten und Rutsche vorgesehen. Hinzu kommt ein Holzgerüst mit Kletternetz. "Baubeginn ist, wenn alles gut geht, Anfang April. Bis zu den Sommerferien sollen die Baumaßnahmen abgeschlossen sein", erklärte Horst Heil, Leiter des Garten- und Friedhofsamtes, das für den Ausbau zuständig ist.
Die behindertengerechte Erweiterung sollte ursprünglich etwa eine Million Mark kosten. "Doch aus Kostengründen wurde beispielsweise auf die Wasserspiele verzichtet", sagte Landschaftsarchitekt Harald Hamm vom Planungsbüro Volker Götte, das seit März 1991 das Projekt betreut.
Und: Trotz Ausbaus fehlen nach den Worten Heils im südlichen Westend auch weiterhin für die Drei- bis Zwölfjährigen 4000 Quadratmeter Spielfläche, um das Soll von 8000 Quadratmeter im "Spielplatzentwicklungsplan" aus dem Jahr 1985 zu erreichen. Für die 13- bis 17jährigen sieht die Bilanz sogar noch schlechter aus: Von den 11 000 Quadratmetern, die der Plan fordert, sind gerade 4000 Quadratmeter vorhanden.
Auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau kommentierte die Kinderbeauftragte des Ortsbezirks 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend), Birgit Puttendörfer (SPD), das Dilemma mit den Worten: "Im dichtbebauten südlichen Westend fehlen einfach freie Flächen." In den vergangenen vier Jahren konnte, außer durch die Öffnung der Schulhöfe, deshalb keine Verbesserung der Spielmöglichkeiten für Kinder erreicht werden: "Und auf den Ausbau warten wir schon viel zu lange."
Heftiger in der Kritik ist Gerda Reichau, Leiterin der Kindertagesstätte 111, die sich in unmittelbarer Nähe des Spielplatzes im Rothschildpark befindet: "Das hätte man alles billiger haben können." Außerdem sei bei den neuen Spielangeboten "zu viel Vorgefertigtes" dabei. Mit ein paar Kletterfelsen, ein paar Haufen Erde und Holzklötzen wären die Möglichkeiten der Gestaltung für Kinder größer als jetzt.
Dem Ballspielbereich sieht die Leiterin zudem mit gemischten Gefühlen entgegen. Zum einen wäre dies eine Spielmöglichkeit für die "Lückekids". Im Alter von zwölf bis 16 Jahren seien diese Kinder zu alt für den Hort, aber zu jung für den neuen Jugendtreff in den Containern am Grüneburgpark. Andererseits sollen das Volleyballnetz und die Stangen herausnehmbar sein. Doch: Bisher gibt es niemanden, der die Spielgeräte verwaltet. "Gefragt hat uns zwar noch niemand, aber offensichtlich sollen wir das dann übernehmen." Das sei wieder ein wenig mehr Arbeit für Hort oder Kindergarten, in denen "schon Personalmangel herrscht".
Fazit: Die etwa 400 Kinder und deren Eltern im südlichen Westend bleiben, neben Ausflügen in den Palmengarten oder Grüneburgpark, auch weiterhin nur die vier bestehenden Spielflächen Ecke Wiesenau / Eppsteiner Straße, Auf der Körnerwiese, Elsa-Brändström-Platz und im denkmalgeschützten Rothschildpark - ab Sommer um 820 Quadratmeter vergrößert. ara
Der Rothschildpark, gelegen zwischen Reuterweg, Oberlindau und Staufenstraße, steht seit dem 19. Februar 1972 unter Denkmalschutz. Nach den Worten des Leiters des Garten- und Friedhofsamtes, Horst Heil, hat Meyer Amschel Rothschild Anfang des vergangenen Jahrhunderts auf dem Gelände der heutigen Grünanlage einen englischen Garten mit Weiher und ein Palais gebaut. Nachdem das Juden-Getto 1811 geöffnet worden sei, wäre es zu einem freiwilligen Umzug eines Teils der jüdischen Bevölkerung gekommen.
Die Söhne von Meyer Amschel, Gründer des Bankhauses Rothschild mit Stammsitz in Frankfurt, bauten die Bank im europäischen Rahmen aus: In den Städten Wien, London, Paris und Neapel waren jeweils Salomon, Nathan, James und Karl für die "Zweigstellen" zuständig. Mit dem Aufkommen der Universalbanken verloren die Privaten jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts an Bedeutung - das Frankfurter Haus schloß 1901, während die Häuser in Paris und London noch heute bestehen.
Das Palais stand im jetzigen Reuterweg, etwa auf dem Grundstück des Zürich-Hochhauses. Es war bis 1940 bewohnt. "Zwar wüteten die Nazis 1938 auf dem Gelände", erklärte Heil rückblickend, "doch Baron Freiherr Benedikt von Rothschild starb 1940 eines natürlichen Todes."
In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs sei das Haus durch Bomben zerstört worden. Die Stadt erwarb das Grundstück fünf Jahre nach dem Krieg: "Seither gibt es dort einen öffentlichen Park." ara
OSTEND. Mit viel Musik, der Möglichkeit zum Unterrichtsbesuch und Unterhaltung stellten Schüler, Eltern und Lehrer am "Tag der offenen Tür" des Heinrich-von-Gagern-Gymnsaiums ihre Schule der Öffentlichkeit vor (die FR berichtete). Ziel war es an diesem Tag, den Schulalltag und vor allem die speziellen Angebote des Gymnasiums am Zoo potentiellen Schülern und Eltern aus nahen und fernen Grundschulen zu präsentieren. "Etwa 25 Prozent der Schüler kommen aus der Umgebung Frankfurts", erklärte Schulleiter Günther Walter.
Den Proben des mittleren Orchesters galt an diesem Vormittag besonderes Interesse. Während der Nachwuchs musi- Latein ist erste Wahl zierte, versammelten sich viele Noch- Viertklässler und ihre Eltern in der denkmalgeschützten Aula mit den Steinhausen-Fresken, die Motive aus der griechischen Mythologie, dem Alten und Neuen Testament zeigen. Zuvor hatten am gleichen Ort die Chöre vor der sogenannten Kleisorgel ihr Können unter Beweis gestellt. Um über den naturwissenschaftlichen Unterricht zu informieren, experimentierten die Physiker, beugten sich die Biologen über ihre Mikroskope, und die Chemiker zeigten kleine Versuche. Einen Eindruck davon, wie Lehrer die Sprachen Latein, Englisch, Französisch, Griechisch und Deutsch vermitteln, konnten sich die Gäste beim Unterrichtsbesuch verschaffen. Die Game-Show des "English-Club" und das Theaterstück "Der große Gilgamensch" sorgten außerdem für Unterhaltung. Als Gesprächspartner stand bei Kaffee und Kuchen der Schulelternbeirat den Eltern und Schülern aus dem Vortaunus, aber auch aus Dreieich, Langen und anderen Städten zur Verfügung. Zufrieden zeigte sich Walter über die Zahl der Besucher des 720 Schüler zählenden altsprachlichen Gymnasiums, an dem Latein die erste Fremdsprache ist. Englisch oder Französisch folgen in der siebten Klasse als zweite Sprache, und (Alt-)Griechisch kann ab der neunten Jahrgangsstufe als dritte Fremdsprache gewählt werden.
Über die "Schulgemeinschaft" sagte der Schulleiter: "Derzeit haben wir keine Probleme." Weder herrsche Personalnot noch gäbe es ein Gewalt- oder Drogenproblem. "Mit illegalen Substanzen wird man zwar hin und wieder konfrontiert, aber ein Problem haben wir damit nicht." Sorge bereite allerdings eine geplante Gesetzesänderung im Schulbereich. "Wenn dieses Gesetz durchkommt, dann wird das Fächerangebot kleiner und die Klassen größer." Davon wären alle hessischen Schulen betroffen.
Sorgen anderer Art hat derzeit die Schüler-Vertretung (SV). "Zwar gibt es bei uns einen anspruchsvollen Unterricht, doch fehlt es an einer Kantine", sagte Tanya Malhotra, Sprechervertreterin der Oberstufe. Seit dem Sommer des vergangenen Jahres gibt es zwar keinen Samstagsunterricht mehr. Dadurch sei der Unterricht an den anderen Tagen allerdings inzwischen bis zu zehn Schulstunden lang. Chantal Nastasi, ebenfalls Mitglied der SV, fordert deshalb die Möglichkeit, den Schülern ein Mittagessen anzubieten. Über die Geschichte der Schule war beim Tag der offenen Tür aus einer 230seitigen Festschrift zum 100jährigen Bestehen mehr zu erfahren. Am 11. April 1888 wurde das humanistische Gymnasium unter dem Namen Kaiser-Friedrich- Gymnasium gegründet. Nach dem Zwei- 1948 umgetauft ten Weltkrieg hieß die zerbombte Schule drei Jahre lang "Staatliches Gymnasium Frankfurt" - der alte Namen erschien nicht mehr zeitgemäß. Erst im Jahre 1948, 100 Jahre nach der Gründung des ersten deutschen Parlaments in der Paulskirche, verlieh der Kultusminister dem Gymnasium in unmittelbarer Nähe des Zoos den Namen Heinrich-von-Gagern-Schule - nach dem ersten Präsidenten der Deutschen Nationalversammlung. Weitere Auskunft über die Arbeit der Schule gibt es unter der Telefonnummer 21 23 51 50 oder beim nächsten Schulkonzert Anfang März. ara
GALLUS. Wer bislang glaubte, Salsa werde nur paarweise getanzt, wurde beim Konzert von "Conexion Latina" im Haus Gallus eines Besseren belehrt: Spontan bildeten sich auf der Tanzfläche ganze Formationen von Menschen, die sich synchron im Rhythmus der feurigen Salsa-Musik bewegten, mit den Hüften kreisten und begeistert in die Hände klatschten.
Salsa kennt keine Grenzen und vereint verschiedene Nationalitäten in seinem Rhythmus: Temperamentvolle Latinos in blumenbedruckten Hemden und junge Frauen, deren weitschwingende Röcke dann und wann auch gewagte Einblicke zuließen, brachten einen Hauch von Puerto Rico und Kuba in den winterlich-tristen Stadtteil Gallus.
Das erstklassige Super Salsa Orquesta "Conexion Latina" und der mit Palmen dekorierte Saal ließen die rund 200 Besucher kurz vergessen, daß sie sich inmitten einer deutschen Großstadt tummelten und nicht an einem Strand unter Palmen.
"Conexion Latina" ist das bedeutendste Salsa Orchester Europas. Obwohl die 13köpfige Gruppe bisher noch nie im Ursprungsland des Salsa live aufgetreten ist, werden ihre Platten von allen Sendern Lateinamerikas gespielt und Titel wie "Calorcito" und "Un poco loco" sind jedem dort bekannt. In Panama war "Conexion Latina" mit dem Song "Bomba Puertoriquena" sogar einige Zeit in den Charts.
Bandleader Rudi Fuesers zählte ursprünglich zu den führenden Jazz-Posaunisten Deutschlands. 1979 ging er für mehrere Monate mit den "German Allstars" (mit Albert Mangelsdorff, Manfred Schoof, Ack van Royen, Wolfgang Dauner, Heinz Sauer und Will Johannes) auf Tourneen nach Südamerika. Fasziniert und inspiriert durch die Musik der Salsa- Bands speziell in Puerto Rico, kehrte er 1980 in seine jetzige Heimatstadt München zurück und gründete wenig später das Orchester "Conexion Latina".
Nach zahlreichen Schallplatten und Auftritten im In- und Ausland ist "Conexion Latina" mittlerweile zu einer Institution in Europa geworden und die unbestrittene Nr. 1 der hier ansässigen Salsa- Orchester. Charakteristisch für ihren Stil sind ausgefeilte Bläsersätze, groovige Percussions, ein tanzender Baß, das Melodie-Instrument Piano und der fetzige Lead-Gesang.
Die Songs und Arrangements für die Band werden von profilierten Musikern wie Paquito D'Rivera, Luis Garcia, Arturo Ortiz, Tito Allen, Eddie Martinez und Oscar Hernandez exklusiv geschrieben. aar
In einem Hotel im Gutleutviertel ist ein 18jähriger Angestellter als Dieb entlarvt worden. Die Polizei stellte im Auto des Mannes Schmuck im Wert von knapp 100 000 Mark sicher. Die Pretiosen gehörten einem Mann aus dem bayrischen Neustadt, der im Hotel Arcade in der Speicherstraße abgestiegen war.
Wie die Ermittlungen ergaben, hatte 18jährige während der einstündigen Abwesenheit des Hotelgastes dessen Zimmer durchsucht und dabei den Schmuck gefunden. Der Angestellte war aufgrund eines Hinweises des Hotelmanagers in Verdacht geraten. habe
Es gibt ein Foto von Janice Perry, auf dem sie die Nase kräuselt und die Zähne zeigt wie ein Hund oder Wolf, der gleich zuschnappen wird. Letzteres tut die amerikanische Kabarettistin, Sängerin, Schauspielerin dann auch als "Queen Lear". Schnell begreift man, warum sie sich nicht so gern als "Komödiantin" bezeichnen läßt: Hinter ihrem Witz verbergen sich oft eine Spur Bitterkeit und manchmal sogar Verzweiflung.
Einfach nur lustig ist es, wenn sie zu Beginn ihres Programms "Queen Lear", mit dem sie jetzt im Frankfurter Gallustheater gastierte, mit den Namen deutscher Städte spielt: Können Sie sich vorstellen, in Mainzzz Sex zu haben, fragt sie, und läßt das "z" knallen wie einen Peitschenhieb... Geradezu liebevoll geflüstert kommt dagegen "Frankfurt" von ihren Lippen - wie sich das wohl bei einem Gastspiel in Mainz anhört?
Doch dann wird sie schnell politisch, kommentiert den Präsidentenwechsel in den USA, die neueste Papst-Reise, den Freispruch eines Mannes, der im Zug nach Zürich eine Frau vergewaltigt hatte, die Somalia-Aktion der amerikanischen Streitkräfte. Den Soldaten habe man vorher ausdrücklich mitgeteilt, sie dürften keine somalischen Frauen vergewaltigen, zitiert Janice Perry aus einer US-Army- Order - "das heißt, daß es sonst okay ist?" Das Lachen der Zuschauer und Zuschauerinnen ist da schon verhaltener.
Auch wenn nicht jeder Gag ganz taufrisch ist, auch wenn ihre Posen bisweilen zu ekstatisch wirken, so beeindrukken doch Leidenschaft und Kompromißlosigkeit dieser Frau. Außerdem hat sie das rare Talent, spontan und schlagfertig auf Publikumsreaktionen antworten zu können. So daß wohl jeder neue Abend mit ihr für Überraschungen gut ist. sy
OSTEND. Wenn man Ortsvorsteher Franz Stein (SPD) auf das Thema jugoslawische Flüchtlingskinder anspricht, steigt dem sonst so moderaten Mann die Zornesröte ins Gesicht: "Das ist eine unglaubliche Sauerei, wie diese Kinder vernachlässigt werden", regt sich der Sozialdemokrat aus dem Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend) auf. Für diese Jungen und Mädchen, die vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen sind, fühlt sich niemand zuständig - was zur Folge hat, daß weder Geld noch Personal zur Verfügung gestellt wird, um die Kinder vernünftig zu betreuen.
Dabei haben sie meist traumatische Erlebnisse hinter sich und kommen mit schweren psychischen Störungen in Frankfurt in die Schule. Die Uhlandschule im Ostend hat 30 dieser Flüchtlinge aufgenommen. Rektorin Helga Käschel beschrieb in der Sitzung der Kinder-AG des Ortsbeirates 4, wie schwierig es ist, diese Jungen und Mädchen zu integrieren.
"Im Regelunterricht gibt es einfach keine Chance, sich richtig um diese verängstigten Kinder zu kümmern", sagte die Rektorin. Doch eine zusätzliche Betreuung scheitert am mangelnden Geld. Und nur daran. Denn das Internationale Familienzentrum im Ostend stellt sowohl Leute als auch Räume zur Verfügung, um die Kinder aufzunehmen. Zur Zeit werden dort immerhin acht der 30 Kinder betreut - aus eigenen Mitteln. "Weder Jugend- noch Sozialamt waren bereit, uns finanziell zu unterstützen", berichtete Dusko Zégarac vom Familienzentrum. Bis März kann der Verein die Arbeit der Gruppe noch selbst bezahlen, dann ist Schluß. Schon jetzt ist das Familienzentrum fast überfordert - inzwischen kommen auch die Eltern der Kinder, um dort Hilfe zu suchen. "Wir schaffen die psychologische Beratung alleine nicht mehr", betonte Zégarac.
Eine Erfahrung, die er mit anderen Institutionen teilt. Eva Blum vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten bestätigte, daß sich bei ihr die Anrufe häufen, daß die Integration der Kriegskinder unter den gegebenen Umständen nicht zu bewältigen ist. Doch auch sie kann den Anrufern nur negative Bescheide erteilen: In den regulären Etats der Ämter sei kein Geld für Intensivkurse oder ähnliches vorhanden, erklärte sie. "Keiner fühlt sich zuständig."
Die Stadt schiebt die Verantwortung dem Staatlichen Schulamt zu, und dort beschränkt man sich auf die Auskunft, daß es für Kriegsflüchtlinge keine Schulpflicht gebe. Lediglich aus "humanitären Gründen", so Karin Drda-Kühn vom hessischen Kultusministerium, habe der Minister die Schulen gebeten, bosnische Kinder kurzfristig in die Klassen aufzunehmen. Es liege jedoch im Ermessen der Schulleitung, ob sie die Kinder nehme. Ihr sei allerdings kein einziger Fall bekannt, wo dies nicht geschehen sei.
Auch die Uhlandschule hat die Kinder bereitwillig aufgenommen und wird auch weiterhin alles tun, um die Jungen und Mädchen so gut wie irgend möglich zu betreuen. Dennoch kocht in Helga Käschel manchmal die Wut hoch: Die humane Entscheidung des Staatlichen Schulamtes schaffe an den Schulen "untragbare Situationen", so die Rektorin. Eigentlich müsse man die jetzige Regelung ablehnen, um "politischen Druck" herzustellen. Da diese radikale Lösung aber letztlich auf dem Rücken der Kinder ausgetragen würde, bleibt auch ihr nur, "den Verantwortlichen hartnäckig auf die Zehen zu treten".
Mit Unterstützung des Ortsbeirates 4 wollen Schule und Familienzentrum nochmals versuchen, die Finanzierung einer außerschulischen Betreuung sicherzustellen. ANDREA NEITZEL
An der Spitze der Frankfurter Bezirksliga bleibt es weiter spannend. Tabellenführer Griesheim siegte mit 4:0 gegen Tempo, Heddernheim sicherte sich auf eigenem Boden ein etwas glückliches 2:0 gegen die kampfstarken Goldsteiner. Der Dritte des Spitzentrios, SV Niederursel, mußte dagegen Federn lassen. Die Nordfrankfurter verloren in Niederrad und liegen nun schon vier Zähler hinter den Griesheimern zurück. Ebenfalls Punkte verloren haben die Verfolger: FSV-Reserve und Frankfurter Berg kamen über ein Unentschieden nicht hinaus, die SKG verlor in Enkheim.
FV Eschersheim - SG Riederwald 1:1 (1:0). Wieder einmal war den Eschersheimern das Glück nicht hold. Bis eine Minute vor Abpfiff führte der Aufsteiger, dann mußte die Elf noch den Ausgleich hinnehmen. Allmang hatte die Eschersheimer nach 20 Minuten in Führung gebracht. Auch danach hatten die Gastgeber gute Szenen, eine Resultatsverbesserung gelang nicht. Bester Spieler beim FV war Reischl.
Germania Enkheim - SKG Frankfurt 4:2 (1:2). Nach 20 Minuten lagen die Gäste mit zwei Toren vorne - obwohl die Enkheimer das Spiel machten. Daß die Moral bei der Germania stimmt, zeigte die geschlossene und kämpferische Mannschaftsleistung, mit der die drohende Niederlage abgewendet wurde. Holder vor dem Wechsel (35.), danach zweimal Buschbeck (55., 65.) und nochmals Holder (80.) hießen die Torschützen.
TSG Niederrad - SV Niederursel 4:2 (1:0). Niederursel hatte die besseren Einzelspieler, Niederrad dagegen wartete mit einer kompakten Mannschaftsleistung auf. Vor allem im kämpferischen Bereich wußten die Gastgeber zu gefallen, so daß die Gäste selbst nach dem Ausgleich zum 1:1 (mit einem Foulelfmeter) und dem Anschlußtreffer zum 3:2 nie recht gefährlich wurden. Die Treffer für die TSG erzielten Andreas Klee (18.), Lübben (65., 70.) und Michael Klee (89.), der eine Minute zuvor eingewechselt worden war.
SV 07 Heddernheim - SC Goldstein 2:0 (0:0). Über eine Stunde lang mühten sich die Heddernheimer gegen die kämpferisch starken Goldsteiner und kamen nicht zum Erfolg. Dabei hatte der SV noch Glück, nicht in einen der gefährlichgen Konter gelaufen zu sein. Die Waagschale senkte sich erst, als Meister und Lindner in der 70. Minute eingewechselt wurden. Denn keine 180 Sekunden später leitete Lindner eine Flanke von Schaub zu Meister, der zur Führung einköpfte. Schaub war es, der in der 87. den Endstand besorgte.
TSG Frankfurter Berg - FG 02 Seckbach 2:2 (1:2). Nach langer Durststrecke wieder ein Punkt für Seckbach, den Vorletzten der Tabelle. Dabei waren die Spieler mit nicht allzu großen Hoffnungen zum "Berg", bis zu diesem Spieltag immerhin Sechster der Liga, gefahren. Aber mit viel Einsatzwillen reichte es zum gerechten Remis. Das 0:1 resultierte aus einem Eigentor, in der 35. glich Elsner per Elfmeter aus. Aber noch vor dem Wechsel sorgte Rodriguez für die erneute Führung der Gäste. Im zweiten Abschnitt drückten die Hausherren stark aufs Tempo, das Tor machte Storm (65.). Beste Akteure waren bei der TSG Hentschker, Kupferer, Elsner und Ponto, bei der FGS fielen Libero Heß (36) sowie Keeper Sorge auf.
FSV Frankfurt II - FC Dubrovnic 1:1 (0:0). Mit dem Unentschieden beim FSV gelang Dubrovnic die zweite Überraschung des Tages. Dabei halfen die Gastgeber allerdings kräftig mit. Glasklare Chancen ließen sie gleich reihenweise aus. Die Führung für den FSV erzielte Erinc nach Zuspiel von Schulz, der auch der auffälligste Spieler bei den Hausherren war. Den Ausgleich besorgte Damjanovic mit einem Foulelfmeter (72.). Unrühmlicher Höhepunkt der Partie war kurz vor Ende die rote Karte für Raguz, der einen FSV-Spieler per Bodycheck zu Boden schickte.
FFV 04 Sportfreunde - FC Maroc 5:0 (4:0). Obwohl für den FC Maroc der Zug schon abgefahren ist, mühten sich die Spieler redlich. Ihr großes Problem: Sie treffen das Tor nicht. Ansonsten wußten sie spielerisch bei den Sportfreunden durchaus zu gefallen. Wie man konzentriert zu Werke geht, zeigten dafür die Gastgeber. Bereits nach acht Minuten traf El Fakir, danach Hirsch (20., Elfmeter), sowie zweimal Lichtner. Nach dem Wechsel ließen es die "Speutzer", die ihren überragenden Akteur in Weber hatten, etwas lässiger angehen, das fünfte Tor schoß Höfler (75.).
Spvgg. 02 Griesheim - FC Tempo 4:0 (3:0). Der Aufsteiger versteckte sich nicht beim Tabellenersten - und mußte dafür Lehrgeld zahlen. Die Griesheimer, normalerweise mit defensiv eingestellten Gegnern konfrontiert, nutzten die sich bietenden Freiräume konsequent. Kajacan und Kadimli trafen nach Vorarbeit von Malesevic, beim dritten Tor verlängerte ein Tempo-Spieler eine Ecke ins eigene Netz. Den Treffer zum Endstand besorgte Schweda. ask
Der private Sicherheits- und Ordnungsdienst der Bundesbahn hat sich am gestrigen Valentinstag eine nette Geste einfallen lassen. Die Wachmänner verteilten im gesamten Hauptbahnhofskomplex 3000 rote Rosen und machten damit den Reisenden eine Freude.
Die Frankfurter Niederlassung der Servicefirma patrouilliert seit März vergangenen Jahres im Auftrag der Bahn durch alle Ebenen des Hauptbahnhofs. Die Männer in den dunkelblauen Uniformen begleiten darüber hinaus auch S-Bahn- Züge in das Frankfurter Umland. habe
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Leitartikel Risiken ohne Verantwortung? Seite 3
Flüchtlingsfrauen Doppelt diskriminiert Seite 4
Medienrundschau Neue Wochenzeitung "Die Woche" Seite 9
Wirtschaft Stunk bei "4711" Seite 11
Frankfurt Heroin unter Aufsicht Seite 13
Kulturspiegel Pavel Kohout liest Seite 17
Hessen Klemms Lesung aus Dyba-Buch Seite 18
Aus aller Welt Drei Tote bei Zugunglück Seite 20
Fernsehen und Funk Seiten 9+10
Filmspiegel Seite 16
Roman Seite 17
Freie Aussprache Seite 18
SPORTRUNDSCHAU Ski alpin WM-Gold für Katja Seite 21
Eintracht Frankfurt Andersens Karriere-Knick Seite 25
Tennis Becker gewinnt in Mailand Seite 28
DAS FOTO eines somalischen Jungen, der zu einem Hilfskonvoi rennt, ist mit dem Kinderpreis des Weltpressefotos 1993 ausgezeichnet worden. Der Preis wurde von einer international besetzten Jury am Samstag in Amsterdam an den französischen Fotografen Joel Robine verliehen, der für die Agentur Agence France Presse arbeitet. (Bild: AFP)
Blumen für den Verteidiger, kalte Füße für die Fans: Während sich Freddy Heß wenigstens über den Blumenstrauß für 200 Zweitligaspiele im Dreß der "Lilien" freuen konnte, mußten die 3700 Zuschauer nicht nur 90 belanglose Minuten lang frieren, sondern auch noch Eintritt dafür zahlen. 0:0 trennten sich Darmstadt 98 und Hannover 96 in einem auf äußerst niedrigem Niveau stehenden Zweitligaspiel - und damit knüpften die 98er nahtlos an die dürftige Leistung vom letzten Wochenende in Berlin an. Es war so dürftig, daß Hannovers Trainer Eberhard Vogel in der nachfolgenden Pressekonferenz in akute Formulierungsschwierigkeiten geriet. "Es ist sehr schwierig", sagte er dann nach längerem Nachdenken, "bei einem solchen Spiel die richtigen Worte zu finden."
Dabei ist es doch ganz einfach: Schlecht, langweilig, harmlos spulten die Akteure ihr Pensum herunter, ohne Biß, ohne Höhepunkte und beinahe ohne Torraumszenen plätscherte die Partie dahin, beide Teams überboten sich gegenseitig in planlosem Spiel, in Fehlpässen und Unzulänglichkeiten. Über weite Strecken der Partie konnte man sich nur mit Mühe des Eindrucks erwehren, die Spieler hätten diesen neblig-kalten Sonntagnachmittag auch lieber bei einer Tasse Kaffee am heimischen Ofen verbracht. Doch es war Fußball angesagt am Böllenfalltor, so schwer es den meisten auch fiel.
"Wir stehen mitten im Abstiegskampf", sollte Darmstadts Hoffnungsträger, Trainer Alexander Mandziara, nach dem Schlußpfiff zu Protokoll bringen. Und er holte all jene, die in Darmstadt nach einer furiosen Serie von elf Spielen ohne Niederlage bereits andere Ziele im Blick haben, auf den Boden der Tatsachen zurück. "Wir sind noch lange keine Spitzenmannschaft, die jeden schlagen kann. Außer gegen Duisburg hat es doch viele solcher schlechten Spiele gegeben. Es wird bis zum Saisonende eng bleiben." Baerhausen und Täuber sowie mit Abstrichen Simon hatten es Mandziara angetan, "alle anderen im Mittelfeld und der zweite Stürmer waren fehl am Platz." Diese Kritik traf Baier, Havutcu, Hartenberger und insbesondere Bakalorz, der jedem Zweikampf aus dem Weg ging und nicht in der Lage war, Verantwortung zu übernehmen. Angesichts derlei dürftiger Leistung waren denn auch beide Trainer froh, wenigstens den einen Punkt gerettet zu haben.
Wer weiß freilich, wie die Partie verlaufen wäre, hätte Schiedsrichter Willems (Mönchengladbach) das Kopfballtor von Darmstadts Bestem, Stefan Täuber, nach einer Viertelstunde gegeben. Doch er versagte dem Treffer die Anerkennung, offensichtlich, weil die Neuerwerbung der 98er, Uwe Hartenberger, seinen Gegenspieler zu Boden gestoßen hatte. "Mein Gegenspieler hat bestätigt, daß ich ihn überhaupt nicht berührt hatte", sagte hernach Täuber. "Normalerweise werden der Heimmannschaft solche Tore immer anerkannt", meinte Mandziara trocken. "Oder fast immer."
Es sollte auf jeden Fall für lange Zeit die einzige erwähnenswerte Aktion bleiben, erst nach 67. Minuten kam wieder etwas Aufregung in den müden Kick: Hannovers schon verwarnter Kuhlmey hatte Baier gefoult und sich so heftig beim Unparteiischen darüber beschwert, daß dieser ihm prompt die gelb-rote Karte zeigte. Doch selbst aus dieser numerischen Überlegenheit vermochten die "Lilien" kein Kapital zu schlagen. Im Gegentein: Sie verkrampften noch mehr und verloren gar jegliche Linie. Statt ruhig aufzubauen und den Gegner auszuspielen, gerieten sie immer mehr in Hektik.
Zur fehlenden spielerischen Potenz, das mußte Mandziara feststellen, gesellte sich auch eine kollektive Nervenschwäche. "Der Feind Nummer eins sind bei vielen die Nerven", konstatierte der Coach, der bei künftigen Mannschaftsaufstellung darauf bedacht sein will, "psychisch stabile" Kicker zu bringen. Der Druck, ständig mit dem Rücken zur Wand zu stehen, sich keinen Ausrutscher mehr erlauben zu dürfen, belastet die Spieler offenbar mehr als sie sich selbst eingestehen wollen. Mandziara wird für die künftigen Aufgaben viel Fingerspitzengefühl nötig haben.
Darmstadt: Eilers - Kleppinger - Heß, Kowalewski - Baerhausen, Havutcu, Täuber (64. Bontschev), Bakalorz (77. Malz), Baier - Simon, Hartenberger.
Hannover: Sievers - Wojcicki - Klütz, Kuhlmey - Groth, Daschner (65. Koch), Raickovic, Sundermann, Schönberg - Grün, Djelmas (75. Heisig).
Schiedsrichter: Willems (Mönchengladbach).
Zuschauer: 3700.
Gelb-Rote Karten: Kuhlmey wegen unsportlichen Verhaltens (67.).
Gelbe Karten: Baier, Kleppinger, Baerhausen - Sundermann.
HESSEN 27
Die Wertigkeit von Testspielen bleibt umstritten, dennoch ließ das spektakuläre 5:0 der SG Egelsbach gegen den Oberliga-Klassenrivalen SV Wehen zwei Wochen vor dem Ende der Winterpause aufhorchen. Wiesbadens 1:0 gegen Südwest Ludwigshafen wird ebenfalls positiv eingestuft. Ein besseres Trainingsspiel gab es für die Eintracht-Amateure (14:0 beim Türkischen SV Bischofsheim), die tags darauf 4:0 bei der Spvgg. 12 Seligenstadt gewannen, Arbeitssiege für den FV Bad Vilbel (1:0 bei Viktoria Griesheim) und die Spvgg. Bad Homburg (2:1 beim FSV Bischofsheim). Bad Vilbel erreichte ferner ein 1:1 bei Italia Frankfurt, der OFC Kickers siegte 4:1 beim TSV Pfungstadt und Walldorf (3:0 in Büttelborn) drang ins Pokal-Halbfinale des Kreises Groß-Gerau vor.
Der Angriffsmotor der SG Egelsbach lief beim 5:0 (2:0) gegen den erschreckend schwachen SV Wehen auf Hochtouren. Daran waren die zweifachen Schützen Thomas Lauf (24./70.) und Neuzugang Folker Liebe (48./62.) in starkem Umfang beteiligt. Sehenswert waren vor allem die Freistoß-Heber von Liebe aus 18 Metern, die einmal rechts und einmal links in Voglers Gehäuse einschlugen. Auch der Volleyschuß von Aleksic (37.) imponierte. Laufs Lauf über den halben Platz bedeutete den Schlußpunkt. Wehen verschoß sogar einen Elfmeter (Feyen/3.), den "Übeltäter" Arnold (an Hübner verursacht) abwehrte. Die SGE war durch Liebe, Müller und Lauf dem halben Dutzend näher als die Taunussteiner einem Gegentreffer.
Am Sonntag morgen ordnete Trainer Heinz Wulf gleich ein verschärftes Training auf dem Halberg an.
Thorsten Krüger, der im Oberligaalltag bisher keinen Stammplatz hat, erweist sich beim SV Wiesbaden in der Vorbereitungsphase weiter als exzellenter Torschütze. Er erzielte gegen den Südwest- Oberligisten Ludwigshafen in der 27. Minute nach Vorarbeit von Klinkhammer das Tor des Tages. Bis auf Ulf Schott (Bänderabriß) konnte Trainer Max Reichenberger seinen kompletten Kader (19 Akteure) testen. Dirk Scherrer meldete sich nach seiner Verletzung beim Oberliga-Turnier erfolgreich zurück.
Der FV Bad Vilbel kam ebenfalls in der 27. Minute beim SC Viktoria Griesheim zum einzigen Treffer. Deuerling schloß die Vorarbeit von Rodiguez beziehungsweise Jung ab. Auf dem holprigen Rasen blieb der Gast (ohne Torwart Grüneisen, Erk, Pucher und Weber angetreten) blaß. Auch die Einwechslungen von Haigis, Waldschmidt, Nix und Webert änderten nichts an einer "reinen Bewegungstherapie".
Die Spvgg. Bad Homburg wirkte beim 2:1 (2:1) in Bischofsheim (fünftes Spiel binnen acht Tagen) müde. Simon (1.) brachte den Bezirksoberligisten in Führung, Haubs 20-m-Freistoß (25.) und Röders (35.) Abstauber stellten den Erfolg auf dem ungeliebten Hartplatz sicher. Ohne Torwart Voigt, Neumann und Pasqualotto schleppte sich die Firle-Elf mühsam durch.
"Das war eine bessere zweite Trainingseinheit", kommentierte Eintracht- Betreuer Lothar Greuel das 14:0 (7:0) der Riederwälder beim Bezirksklassisten Türkischer SV Bischofsheim. Selbst ohne Würzburger (Kreislaufbeschwerden) sowie die im Bundesligakader beschäftigten Komljenovic, da Silva und Schlösser siegte die Eintracht dank Beckers Torriecher (fünfmal erfolgreich) zweistellig. Je zwei Treffer markierten Balzer, Bunzenthal und King, einmal waren zudem Colli- Inglez, May und Arndt erfolgreich.
Am Sonntag erreichte Rot-Weiß Waldorf mit einem 3:0 (0:0) beim Bezirksligisten SKV Büttelborn das Kreispokal- Halbfinale und trifft dort auf den SV Raunheim. Thurow (52.), Hormel (88.) und Holtkamp (89.) garantierten das Weiterkommen. Lediglich Kapetanovic, Zwilling und Thurow ließen klare Unterschiede erkennen. Der FV Bad Vilbel kam beim FC Italia Frankfurt über ein 1:1 (0:0) nicht hinaus. Libero Göbel (69.) markierte das 0:1, Zaza (74.) egalisierte nach ausgeglichenem Verlauf. Neben den vorgenannten Ausfällen stand Haigis (Arbeitsunfall) nicht zur Verfügung.
Die SG Egelsbach siegte mit einer "gemischten" Mannschaft (sieben Oberligaakteure kamen zum Einsatz) 6:1 (3:0) beim BSC 99 Offenbach. Seitel (3), Malecha (2) und Liebe trafen für den Gast, Melcangi (70.) erzielte beim 0:5 den Gegentreffer.
Der OFC Kickers ist auf ein 4:1 abonniert: Einen Tag nach dem Bezirkspokalsieg gegen Klein-Karben gewann die Buchmann-Elf beim Bezirksoberligisten TSV Pfungstadt mit dem gleichen Resultat. Vor 150 Zuschauern erzielten Hartmann (7), Behlil (19.), Wolf (45.) und Koutsoliakos (60.) - beim Gegentreffer von Clemens (36.) - die Gästetore.
Eintracht Frankfurt traf bei der Spvgg. 12 Seligenstadt (Bezirksoberliga) auf erheblichen Widerstand, siegte aber standesgemäß 4:0 (1:0). Hefter (45./Eigentor), Dworschak (52.), May (68.) und Becker (82.) trugen sich vor 250 Zuschauern in die Torschützenliste ein.
HANS-DIETER PUTH
FRANKFURT A. M. Ein bunt gemischtes Programm präsentierte der 1. Frankfurter Theater- und Karneval-Club 1898 im Zoo-Gesellschaftshaus. "Mit Herz zu den 98ern" hieß das Motto der vom Vizepräsidenten des "Großen Rates", Geo Wahl, und der Ministerpräsidentin Erika Kniss geleiteten Prunksitzung. Los ging's mit Protokoller Alfred Nöth, der mit dem Wahlspruch der Fastnachtskampagne "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres" gelungene Vergleiche anstellte.
Die Noten "gut" bis "sehr gut" verdienten alle Tanzdarbietungen, angefangen beim Debüt des Tanzpaares Silke Rehberger und Christian Gallone, den Tänzen der Kindergarde bis hin zum Garde- und Schautanz der Junioren ("A Chorus Line") sowie den Leistungen der Tanzmariechen Rebecca Büttner und Diana Milisa . Eine Persiflage auf die "Wildecker Herzbuam" starteten die "98er Herzbuwe" Karl Kunde und Hans Schlegel. Als "Schiedsrichter" trieb Willy May aus der Bütt heraus seine Späßchen, Nico Haag ("Supermarktbesucher"), Helgard Hormel und Erika Kniss ("Hausfrauentraatsch" sowie Gabi Schäfer als "Masseuse" eiferten ihm nach. Ganz phantastisch waren die "Zauberer" vom "Schlippcher"-Männerballett, die "Schlippcher"-Sänger, die Sängerin Mary Ann und nicht zuletzt die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser. Für die Tuschs und lustige Tanzmusik war das großartige Blasorchester Wachenbuchen zuständig. dixi
Auf einen Blick
Biathlon
Bronze für Kirchner & Co. S 22
Schweden-Rallye
Auriol disqualifiziert S 22
Basketball
Bayer strauchelte wieder S 23
Hockey
1880 Frankfurt gerettet S 23
Eintracht Frankfurt
Andersens Karriere-Knick S 25
SV Darmstadt 98
Wieder ein Punkt weg S 27
Oberliga Hessen
Holpriger Untergrund S 27
Leichtathletik
Bubka setzt wieder einen drauf S 28
Tennis
Becker gewinnt in Mailand S 28
Tischtennis
Nemes (erst) im Finale gestoppt S 28
BIATHLON WELTMEISTERSCHAFTEN in Borowetz, 10- km-Sprint der Männer: 1. Kirchner (Oberhof) 27:30,5 Minuten/0 Fehlschüsse, 2. Tyldum (Norwegen) 27:44,9/1, 3. Tarasow (Rußland) 27:47,7/1, 4. Kvalfoss (Norwegen) 27:55,7/2, 5. Tschepikow (Rußland) 28:02,2/1, 6. Carrara (Italien) 28:04,5/3, 7. Velepec (Slowenien) 28:04,8/1, 8. Kirienko (Rußland) und Perner (Österreich) je 28:15,1/2, 10. Zingerle (Italien) 28:16,1/1, . . . 20. Fischer (Oberhof) 28:53,3/1, . . . 65. Gross (Ruhpolding) 30:04,2/1.
4 x 10-km-Staffel: 1. Italien (Pallhuber 23:41,4 Minuten, Passler 22:35,8, Carrara 22:56,3, Zingerle 23:04,99) 1:32:18,3 Stunden/0 Fehlschüsse, 2. Rußland (Medwedsew 23:45,2, Kirienko 22:36,7, Tarasow 22:47,6, Tschepikow 22:45,5) 1:32:55,0/0, 3. Deutschland (Fischer/Oberhof 23:16,4, Luck/Oberhof 23:01,8, Kirchner/Oberhof 23:19,7, Steiningen/Ruhpolding 23:20,0) 1:32,57,9/0, 4. Weißrußland 1:34:17,0/1, 5. Ukraine 1:34:20,9/0, 6. Schweden 1:34:23,5/1.
Frauen, 4 x 7,5-km-Staffel: 1. Tschechische Republik (Kulhava 27:48,7 Minuten/0, Adamickova 28:00,5/0, Knickova 28:38,9/1, Hakova 27:40,5/0) 1:52:08,6 Stunden/1 Fehlschuß, 2. Frankreich (Niogret 27:14,6/0, Claudel 29:23,8/1, Bourlet 28:00,8/0, Briand 28:17,0/0) 1:52:56,2/1, 3. Rußland (Panjutina 28:30,6/0, Talanowa 28:03,8/0, Simuschina 27:44,7/0, Belowa 28:39,8/1) 1:52:58,9/1, 4. Weißrußland 1:55:01,9/1 5. Deutschland (Disl/Moosham 29:42,2/2, Misersky/Oberhof 28:50,9/2, Humanik/Oberwiesental 29:06,2/0, Schaaf/Willingen/27:34,8/0) 1:55:14,1/4, 6. Ukraine 1:55:21,8/0.
Frauen, 7,5-km-Sprint: 1. Bedard (Kanada) 21:01,9 Minuten/0 Fehlschüsse, 2. Kalanowa 21:18,5/1, 3. Belowa (beide Rußland) 21:21,7/1, 4. Briand 21:27,4/0, 5. Bourlet (beide Frankreich) 21:29,5/0, 6. Schaaf (Willingen) 21:31,5/1, 7. Misersky (Oberhof) 21:28,6/2, 8. Sikveland (Norwegen) 21:45,9/2, 9. Eklund (Schweden) 21:46,0/1, 10. Paramuchina (Weißrußland) 21:48,3/2, . . . 34. Disl (Moosham) 22:56,1/3, . . . 72. Hummanik (Oberwiesental) 25:51,7/8.
ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: TuS Eintracht Wiesbaden - EHV Aue 25:22, TuS Fürstenfeldbruck - TPSG FA Göppingen 23:24, SC Leipzig - TV Gelnhausen 18:17, VfL Heppenheim - TSG Ludwigsburg- Oßweil 23:22, VfL Pfullingen - VfL Günzburg 25:22, TSV KA-Rintheim - TuS Kaiserslautern-Dansenberg 22:17, SG Stuttgart-Scharnhausen - CSG Erlangen 22:20.
REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen, Gruppe Nord: BSC Urberach - SG Kirchhof 18:13, TV Flörsheim - SG Bruchköbel 13:13, TSG Leihgestern - TV Hofheim 17:17, SV Darmstadt 98 - TuS Eintracht Wiesbaden 19:10, ThSV Eisenach - SG Hessen Hersfeld 21:21, HBV Jena - TSG Ober-Eschbach 19:19.
OBERLIGA HESSEN, Männer, Gruppe Süd: TuS Holzheim - TG Rüsselsheim 26:15, TuS Dotzheim - TV Großwallstadt II 22:21, TV Büttelborn - TV Idstein 12:16, TV Flörsheim - TSG Sulzbach 18:17, TV Breckenheim - SG Anspach 21:16, TG Nieder-Roden - TSG Offenbach-Bürgel 22:18.
OBERLIGA HESSEN, Frauen, Gruppe Süd: TSG Oberursel - TSG Walldorf 7:15, TV Sulzbach - PSV Heusenstamm 15:14, TuS Eintracht Wiesbaden II - SSG Bensheim 18:14, SU Mühlheim - TSG Offenbach-Bürgel 14:11, PSV GW Frankfurt II - TV Groß-Umstadt 14:21, TuS Kriftel - SV Crumstadt 14:14.
Den Titel über 10 000 m der Männer bei den Waldlaufmeisterschaften des Leichtathletikkreises Offenbach-Hanau in Dudenhofen gewann Oliver Schäfer in 30:36,0 Minuten. Michael Schrodt in 30:51 sorgte für einen Doppelerfolg des SSC Hanau-Rodenbach, und mit beiden sowie Willi Röhrig (34:01) wurden die Rodenbacher auch Mannschaftsmeister vor der TGM Jügesheim. Meister über 2500 m der Männer wurde Patrick Schellhammer (LAZ Bruchköbel) in 7:01,9 Minuten. Auf den Plätzen folgten Oliver Wohllebe (Offenbacher LC) in 7:10,0 und Michael Grimm (TGM Jügesheim) in 7:14,5. Den Mannschaftstitel holte der Offenbacher LC mit Wohllebe, Markus Tiede (4. - 7:24,0) und Wolfgang Wegert (7. - 7:47,9). Die 3270 m der Frauen gewann Angelika Schöpplein in 10:43,4 Minuten überlegen vor Anette Portele (beide SSC Hanau-Rodenbach) in 11:57,9 und Caroline Kirchmeier (SC Steinberg) in 12:17,6. Mit Schöpplein, Portele und Senay Duygun (Fünfte in 12:45,4) holte der SSC Hanau-Rodenbach eine weitere Meisterschaft. -ch-
US-Army erwägt den Umzug nach Heidelberg Abzug der 5000 würde auch IG-Farben-Haus freimachen Von unserem Redaktionsmitglied Eine Entscheidung des neuen US-Präsidenten Bill Clinton über den Abzug des V. US-Korps aus Frankfurt scheint näherzurücken. Damit würden alle 5000 noch verbliebenen US-Armee-Soldaten mit Familien die Stadt verlassen - unberührt wäre lediglich die US-Airbase auf Rhein-Main. Die US-Soldatenzeitung "Stars and stripes" berichtete am Wochenende über Pläne der US-Regierung, das V. Korps mit dem europäischen Hauptquartier der US- Armee in Heidelberg zusammenzulegen. Im Römer war der Bericht gestern bekannt - Fachleute rechneten mit einer Entscheidung über den Abzug im Frühsommer. Der Sprecher der rot-grünen Landesregierung, Erich Stather, bestätigte ebenfalls, man warte auf eine "Botschaft Clintons". Mit der Umsiedlung des V. Korps würde das riesige IG-Farben-Haus, das die Amerikaner 1945 bezogen hatten, wieder frei. Im Römer hieß es, Oberbürgermeister Andreas von Schoeler halte den denkmalgeschützten Gebäudekomplex für eine "denkbare" Möglichkeit, die erhoffte EG-Zentralbank in Frankfurt unterzubringen. Hintergrund des möglichen Abzugs ist die Absicht der Regierung Clinton, die Zahl der US-Soldaten in Europa von derzeit noch über 100 000 auf möglicherweise nur noch 70 000 zu reduzieren. Stars and stripes beruft sich in seinem Bericht auf den neuen US-Verteidigungsminister Les Aspin; das Blatt schreibt, daß es aus der Sicht der US-Regierung "gute Argumente" für die Zusammenlegung der Standorte Heidelberg und Frankfurt in Heidelberg gebe - der logistische Schwerpunkt der Armee liege eindeutig im europäischen Hauptquartier.
Noch vor der US-Wahl am 3. November hatte der Oberkommandierende der US- Truppen in Europa, General Maddox, in einem Gespräch mit Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) in Wiesbaden die Zusammenlegung der Standorte Frankfurt und Heidelberg angekündigt.
Wie im Römer bestätigt wurde, fiele das IG-Farben-Haus nach einem Abzug der US-Truppen an die Bundesvermögensverwaltung. Die Bundesregierung hatte den Gebäudekomplex 1955 für 39,5 Millionen Mark von der "IG Farben in Liquidation" gekauft. Für den Chemiekonzern hatte Hans Poelzig die Häuser entworfen, die 1928 bis 1930 errichtet wurden. Die US-Army machte das IG-Farben- Haus 1945 zum Hauptquartier ihres Oberkommandierenden Eisenhower.
KÖNIGSTEIN. Das im Besitz der Stadt befindliche "Hotel Sonnenhof" an der Falkensteiner Straße in Königstein (Hochtaunuskreis) wird in diesem Jahr für fünf Millionen Mark erweitert. Neben dem denkmalgeschützten Altbau soll ein Pavillon entstehen, in dem das Restaurant und die Küche untergebracht werden. Der in den 50er Jahren errichtete schmucklose Anbau wird abgerissen. Die Erweiterung ist in diesem Jahr die größte Baumaßnahme der Stadt.
Wie Bürgermeister Bertram Huke und Erster Stadtrat Klaus Dehler bei der Vorstellung der Pläne erläuterten, werden die Stadt 3,3 Millionen und die beiden Pächter Bernd Fischer und Herbert Allgaier 1,7 Millionen Mark der Umbaukosten tragen. Sowohl der Magistrat als auch der Aufsichtsrat der städtischen Grundstücks- und Verwaltungs-GmbH, die das Gelände des "Sonnenhofs" verwaltet, haben den Plänen bereits zugestimmt.
Noch im Frühjahr soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die Erweiterung des "Sonnenhofs", der zwischen 1888 und 1894 von der Frankfurter Bankiersfamilie Rothschild als Sommerresidenz erbaut wurde, war lange überfällig. "Das Gebäude ist eben nie als Hotel oder Gaststättenbetrieb konzipiert gewesen", sagt Herbert Allgaier. Die Gewerbeaufsicht habe ihnen in den vergangenen Jahren immer mehr "Druck gemacht": Die Küche im Souterrain ist unzureichend belüftet und zu klein, die Decken zu niedrig. Durch eine Sanierung war das Problem nicht mehr zu lösen.
Gleichwohl wollte man von seiten der Stadt alles tun, um das traditionsreiche und weit über Königstein hinaus bekannte Hotel zu erhalten.
Erste Umbauvorschläge wurden vom Amt für Denkmalpflege allerdings kategorisch abgelehnt, da der Altbau geschützt sei und seine Fassade nicht verbaut werden dürfe. Mit der in den fünfziger Jahren angebauten häßlichen "Sonnenhalle" war man sowieso nicht mehr glücklich. Die jetzige Lösung hält Allgaier, das gibt er offen zu, zwar für teuer, aber "wohl für das Bestmögliche": Der Glaspavillon mit Stahlskelett und einem Dach aus Kupfer oder Zink soll 80 Restaurant-Plätze bieten, dazu kommt eine umlaufende Terrasse.
Mit dem Hauptbau wird der Pavillon durch zwei Glasgänge verbunden, so daß die Sicht auf die Fassade frei bleibt. Der Bau soll sich "bewußt vom Stil des alten Teils abheben", so Dehler, aber gleichwohl "sehr filigran" sein. Im Keller unter dem Restaurant wird die Küche Platz finden - was allerdings längere Wege zu den Salons im Hauptbau bedeutet.
Zur Zeit macht das "Hotel Sonnenhof" mit seinen etwa 70 Betten und 85 Beschäftigten 75 Prozent seines Umsatzes im Restaurant. Gäste aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet kommen hierher. Allgaier und Fischer rechnen während der Umbauphase mit einer Einbuße von 30 bis 40 Prozent. Wenn im nächsten Jahr das hundertjährige Bestehen gefeiert wird, sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Die Villa, die für den Bankier Wilhelm Carl von Rothschild und seine Frau Hanna Mathilde gebaut wurde, diente bis 1938 als Sommersitz der Familie. Danach verhinderte der damalige kommissarische Bürgermeister Müllenbach in letzter Minute, daß das Haus von den Nazis zerstört und gebrandschatzt wurde. Nach dem Krieg wurde es "Haus der Länder" getauft: Die Ministerpräsidenten der "Bizone" bereiteten hier die Gründung der Bundesrepublik vor.
Im Sommer 1955 erwarb die Stadt die Villa mit dem insgesamt 104 000 Quadratmeter großen Parkgelände. 1956 wurde das "Hotel Sonnenhof" eröffnet. Zur Zeit können sich die Pächter über eine Auslastung von über 80 Prozent der Zimmer freuen. Für das nächste Jahrzehnt planen sie deshalb eine Erweiterung der Bettenzahl. EVA SCHULTHEIS
Viertes Sitzungswochenende lockte 11 000 Närrinnen und Narrhallesen in über 40 karnevalistische Veranstaltungen Kampagne geht auf die Straße
Dem Humor in der Mainmetropole Tür und Tor weit geöffnet hatten die Karnevalisten am vierten Sitzungswochenende. Die Kampagne steuert langsam, aber sicher ihrem Höhepunkt zu. Je näher die "tollen Tage" rücken, desto länger und heißer werden die Nächte. Noch immer wird Büttenspaß und alles drumherum dem Ballvergnügen vorgezogen, was der teils hervorragende Besuch bei über 40 Veranstaltungen - darunter 27 Prunk-, Gala- und Fremdensitzungen - zeigte.
Rund 11 000 Närrinnen und Narrhallesen waren angetan von vielerlei Darbietungen, erlebten "Luftschlangenbeschwörer" und "Schläächtbabbler", die ein Feuerwerk von Pointen abbrannten, Gesangs- und Musikal-, Garde- und Schautanzgruppen, Männerballetts und auch das: 35 tolle Guggemusiker "Node Chaote" aus Grenzach/Südschwarzwald (sie stellten bei der SKG 47 und beim SKV 80 Sachsenhausen die Säle auf den Kopf). Weiter eine Hundertschaft der Altstadtfunken aus Opladen sowie einen von Jokus beseelten Frankfurter Polizeichor mit Preußentruppe und Blaulichtsänger. Der Bogen der Narretei war mit wirksamer Unterstützung des "närrischen Imports" über die ganze Stadt gespannt.
Zudem gab es einen Vorgeschmack auf den Straßenkarneval in der Narrenhochburg "Klaa Paris" (Heddernheim), wo zum 34. Gardetag des blaugelben Gardecorps der "Fidelen Nassauer" über 700 Gardemädchen, Gardisten, (Konfetti-)Kanoniere, Tanzmariechen, Majoretten und Spielleute aufmarschierten. Dem Umzug folgte auf der Bühne im Heddernheimer Clubhaus ein Leistungsbeweis der Aktiven aus mehr als 20 der Gastvereine. Masken- und Kappenfeten veranstalteten unter anderem die Kirchengemeinde St. Johannes in Goldstein, der Kleingärtnerverein "Ziegelhütte" Sachsenhausen und der katholische Jugendverein Harheim. Zum "Großen Rammlerball" hatte der Kleintierzuchtverein Bonames ins "Haus Nidda" eingeladen, die Eschersheimer 09-Fußballer zur traditionellen "Nacht am Kongo" in die Turnhalle Maybachstraße. "Rheinisch-hessischen" Karneval bot die Rheinländervereinigung Frankfurt im Palmengarten mit einem spektakulären Auftakt durch die "Altstadtfunken" (Musiker, Tanzmariechen, Tanzoffizier und Gardisten). Eingestimmt darauf hatte Sepp Gußmann mit rheinischen Schunkelmelodien. Sitzungspräsident Karl- Heinz Förster war nicht zu beneiden die richtige Dosierung bei einem großen Programmangebot zu finden. Schon das Protokoll von Axel Heilmann zündete. Danach tanzte das Männerballett aus Oberhöchstadt "Limbo". Roland Schischka kam als "Starfriseur" ("Ich bin halt Profi und kein Amateur"), Martina Hölzle-Enders als "Gärtnerin aus Leidenschaft". Weitere Höhepunkte: Der "lustige Rheinländer" Hans Jürgen Pinter aus Andernach, die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser, eine "strapazierte Dolle" Corinna Orth, die "Bernemer Handwerksburschen", "Weltreisender" Karl Oertl und freilich auch alle Tanzdarbietungen: Solistin Nina Emrich, die Altstadtfunken, eine Samba-Show der Steinbacher Garde oder der Schautanz der "Clochards" ("Fidele Eckenheimer"). Mit dabei noch Stimmungssänger Ossi Trogger und weitere Büttenstrategen wie Winfried Ott (Schöneck) sowie die Kölner Günter Wohlfahrt und Paul Engel. Im Zoo-Gesellschaftshaus brachte Geo Wahl die Sitzung "Mit Herz zu den 98ern" über die Bühne. Der Besuch entsprach nicht ganz den Erwartungen. Nicht Andreas von Schoeler, sondern Stadträtin Lilli Pölt eröffnete für den erkrankten OB die Veranstaltung des Frankfurter Polizeichors gemeinsam mit dem Vorsitzenden Jürgen Moog. Motto: "Polizei und Stadt feiern Fastnacht im Römer". Zum hervorragenden, von Jürgen Hölscher moderierten Programm, steuerte die Stadträtin eine Büttenrede "frei Haus" hinzu. Ein Großteil der Chormitglieder kam im Chinesenlook, zu den Darbietungen wurde ein Riesengong geschlagen. Und Vorsitzender Moog übte sich bereits in chinesisch für die geplante Konzert-Reise Ende August ins Reich der Mitte. Unters (Polizei-)volk hatten sich in der Römerhalle, Schwanenhalle und im Ratskeller auch einige "Sträflinge" gemischt. Garde- und Männerballett kam von den "Fidelen Nassauern" aus Heddernheim, hinter originell kostümierten Fastnachtlern verbargen sich die Sänger der Preußentruppe. "Bammel", den die neue Showtanzgruppe "Blue Steps" vor ihrem Auftritt hatte, verflog ganz schnell nach gelungenem Debüt im Beifallsrausch der über 500 Besucher (unter ihnen viele junge Polizeibeamtinnen und -beamte). Getanzt wurde schließlich nonstop auf zwei Tanzflächen nach flotten Rhythmen der Kapellen "Nightols" und "Magic Five" bis . . . Wie Amazonen eine Sitzung bestreiten, erlebten die Besucher (unter ihnen Bürgermeister Moog) in der Rödelheimer Turnhalle bei der Prunksitzung des 1. Frankfurter Reitercorps "Dreizehner Husaren". Unter dem Motto "Alle uff aam Gaul" präsentierten die "13er" ein nettes Programm mit Büttenasse schon im ersten Teil. Vorsitzende und Ministerpräsidentin Helga Hangen hatte, inmitten eines Husarinnen-Elferrats, alles fest im Griff (Musik: "Hobby-Combo"). Rappelvoll war das Bürgerhaus Bornheim bei der von Willi May souverän geleiteten Prunk- und Fremdensitzung der "Bernemer Käwwern". Für Steigerungen in der zweiten Halbzeit sorgten das Sachsenhäuser Musik-Corps, Corinna Orth und Diether Dehm. Mit Billy Mo, Ehrenhauptmann der Heddernheimer Feuerwehr ("Ich kauf' mir lieber ein' Tirolerhut"), bestritten die "Käwwern" das Finale. Ausverkauft waren noch die Prunksitzungen der "Nasebärn" in Griesheim und der SKG 47 Sachsenhausen im Bürgertreff "Depot" Oberrad, die beide ein Superprogramm boten: In Griesheim auch die beste Empfehlung für den "Narren-Expreß" mit den Steps am Fastnachtsamstag. dixi
BÜDINGEN / WETTERAUSKREIS. Achtzehn Monate lang tuckerte der Büdinger Oberinspektor Sven Teschke wöchentlich in seinem Auto quer durch die Republik in den Süden Brandenburgs. Im 9000 Einwohner zählenden Partnerstädtchen Herzberg steuerte der 28jährige Leihbeamte das Rathaus an. Dort schuftete er zwischen 45 und 50 Stunden pro Woche, manchmal brannte noch abends um neun die Schreibtischlampe. Das ist nun, überraschend für alle Beteiligten, schlagartig anders geworden: Büdingens Magistrat beorderte seinen Beamten umgehend zurück ins heimatliche Rathaus.
Er setzte damit Querelen ein Ende, die dem Verwaltungsmann sonst möglicherweise die Karriere vermasselt hätten. Bürgermeister Eberhard Bauner (CDU) gewann in einem Gespräch mit Herzbergs Erstem Stadtrat Michael Oecknigk über eine dubiose Dienstanweisung für Teschke den Eindruck, der Leihbeamte- West sei bei dem Stadtrat-Ost als Ratgeber nicht mehr wohlgelitten.
Noch vor wenigen Wochen schien die gleich nach der Wende besiegelte Partnerschaft frei von Animositäten. Im Gast haus "Zum heiteren Blick" lauschte Bü- Partnerlob-West dingens CDU-Fraktionschef Jules August Schröder dem früheren DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière, der über die Frage sinnierte, wie sich "die Einheit des Vaterlandes zwischen Ost und West vollenden" lasse. Für Schröder war die Antwort schon klar, als der Ost-Unionist noch kein Wort gesagt hatte: "Die Einheit des Vaterlandes läßt sich vollenden, wenn es alle so machen wie die Herzberger und die Büdinger."
Von einem derartigen Enthusiasmus muß auch Diplom-Verwaltungswirt Teschke beseelt gewesen sein, als er sich im Juli 1991 auf eine zweijährige Tätigkeit in Herzberg einließ. Zumal die neue Aufgabe nicht nur Mühe, sondern für einen jungen Mann wie Teschke auch eine Chance bedeutete. Der damalige Bürgermeister Bernhard Willner, der im Herbst wegen seiner angeschlagenen Gesundheit den Chefsessel räumte, gewann Teschke mit dem Versprechen, ihn als einzigen Verwaltungsbeamten im Herzberger Rathaus mit beachtlichen Kompetenzen auszustatten. Dazu gehörten Weisungs- und weitgehende Unterschriftsbefugnis inklusive der Siegelgewalt sowie der Generalschlüssel für das Rathaus.
Der Herzberger Willner gewann in dem Büdinger eine rechte Hand, die er uneingeschränkt lobte: als schöpferisch, praktisch, effektiv, gewissenhaft. Auch Oecknigk, der über einen längeren Zeitraum den erkrankten Willner-Nachfolger Gerd Thote vertritt, übermittelte noch im September unter dem Zeichen des Hirschen, dem Herzberger Wappentier, auf Wunsch der hiesigen CDU einen Bericht an Büdingens Magistrat, der mit dem Hinweis auf Teschkes "vorbildlichen und unermüdlichen Einsatz" schloß.
Gerade jener Michael Oecknigk unterzeichnete allerdings nur wenige Wochen später eine Weisung, die Teschke maßgeblicher Kompetenzen beraubte.
Ein Einschnitt in die Beziehungen, der Büdingens Bürgermeister Eberhard Bauner und Stadtrat Wilhelm Kröll alarmierte: Die Weisung Oecknigks, waren beide besorgt, könnte die blütenweiße Personalakte Teschkes beflecken. Jeder Verwaltungskenner im Westen würde die Teschke auferlegten Fesseln als Folge eines Fehlverhaltens interpretieren.
Doch dafür gibt es keinerlei Hinweise. Bevor der Magistrat den 28jährigen rückbeorderte, setzte er sich in Büdingen noch einmal mit dem Herzberger Stadtrat zusammen. Doch der, so Wilhelm Kröll, nannte "keine Gründe" für sein Handeln. Bei Bauner allerdings verschärfte sich der Eindruck, Oecknigk wäre froh darüber, Teschke loszuwerden. Kröll wurde noch deutlicher. Aus seiner Sicht war es Oecknigk nur darum gegangen, "einen Beamten, der auch Schwachstellen aufgezeigt hat, zu disziplinieren".
Es war Teschke, der darauf aufmerksam machte, daß Stadtverordnetenvorsteher Janneck sein Amt ausübte, obwohl er den ersten Wohnsitz mittlerweile ins westdeutsche Flensburg verlegt hatte. Der Freidemokrat mußte abdanken, weil Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung sonst möglicherweise beanstandet worden wären. Als anmaßend betrachtete Oecknigk offenbar den Rat Teschkes, mit Neueinstellungen im Rathaus zu warten, bis im Frühling diesen Jahres auf die ersten Absolventen einer Verwaltungsfachausbildung zurückgegriffen werden könne. Oecknigk kanzelte Teschke mit den Worten ab, in der 89er- Wende seien "auch keine ausgebildeten Reformer" auf die Straße gegangen.
Oecknigk-Kritiker gehen auch davon aus, daß Teschke aufgrund des Einflusses von Landrat Wilfried Schrey (CDU) hinter Schranken verwiesen wurde. Der Büdinger Leihbeamte hatte sehr zum Unbehagen Schreys unter dem Beifall der Herzberger eine Klage gegen die Erhöhung der Kreisumlage initiiert (Streitwert: 380 000 Mark). Als Teschke und sein Büdinger Kollege Bennemann vor dem Verwaltungsgericht Cottbus erschienen, erfuhren sie, daß der Erste Stadtrat, ein Parteifreund des Landrats, am Nachmittag zuvor die Prozeß-Vollmacht Teschkes zurückgezogen hatte.
Um seine Zukunft in Büdingen muß Teschke sich nicht sorgen. Zwar ist Bauner noch auf der Suche nach einem angemessenen Arbeitsplatz für den Oberinspektor, doch seine Auswahl, verheißt er, werde sicherlich "nicht zu dessen Nachteil" ausfallen. BERND SALZMANN
Wenn Kinder in übervollen Spielzimmern verarmen
FRIEDBERG. "90 Prozent der Frauen sind alleinerziehend, egal ob der Mann da ist oder nicht", sagte eine Frau aus dem Publikum. Die Zusammensetzung des Publikums am Samstagnachmittag im Saal 3 der Friedberger Stadthalle belegte das. Gerade mal fünf Männer verloren sich unter den 50 Frauen, die zu der Podiumsdiskussion "Vernachlässigung von Kindern - ein vernachlässigtes Thema" der FDP-nahen Karl-Hermann-Flach-Stiftung gekommen waren.
Alle würden über spektakuläre Formen der Gewalt gegen Kinder, über Kinderpornografie und sexuellen Mißbrauch von Kindern sprechen. Es gebe aber noch die "stille, unauffällige Gewalt gegen Kinder: Vernachlässigung und Verwahrlosung", hatte es in der Einladung geheißen. Die Podiumsteilnehmer taten sich allerdings schwer, Vernachlässigung zu definieren.
"Die Grenzen sind fließend", sagte Richard Holbe, Leiter des Friedberger Jugendamtes. Es sei schwer zu sagen, wo die Vernachlässigung beginne, beispielsweise schon dann, wenn Eltern ihren Säugling abends für einige Stunden alleine zu Hause lassen, um ins Kino zu gehen.
Zwei Arten der Vernachlässung unterschied der Diplom-Psychologe Wolfgang Friedebach vom Kinderschutzzentrum Heidelberg. Er nannte die "Mittelschichtsvernachlässigung", die sich darin äußere, daß die Eltern randvolle Terminkalender haben, die Kinder dafür vollgestopfte Spielzimmer. Bei diesen Kindern, denen die Zuwendung der Eltern fehle, sei eine hohe Aggressivität, Cliquenbildung und die "Verletzung gesellschaftlicher Normen" festzustellen. Diese Form der Vernachlässigung sei aber weniger problematisch als die zweite, weil hier viele Eltern die Situation selbst analysieren und ihr entgegenwirken könnten.
Anders bei der zweiten Form der Vernachlässigung der Kinder, die bei den "Armen in unserer Gesellschaft, chronisch armen Familien über Generationen hinweg" auftrete. Über 90 Prozent der vernachlässigten Kinder kämen aus solchen Familien, sagte der Diplom-Psychologe. In etwa der Hälfte der Fälle gebe es "eine sichtbare körperliche Vernachlässigung". Das Problem der Helfer sei hier - ganz anders als beim Mittelstand - Kontakt zu den Familien herzustellen. Friedebach: "Unter miserablen Lebensumständen läßt sich kein Verhalten ändern."
Die Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte in Friedberg, Barbara Uhdris ("Es gibt heute keine klare Definition von Vernachlässigung") dagegen sieht die vernachlässigten Kinder vor allem in Mittelschichtsfamilien. Uhdris: "Im gestylten Wohnzimmer mit Hightech hat ein Dreijähriger mit Schokoladencreme an den Fingern keinen Platz mehr." Die Lebenswelt der Kinder werde zunehmend schlechter. Der Konsum ersetze die Zuwendung. Im Kurs "Autogenes Training für Kinder ab acht Jahre" ihrer Familienbildungsstätte seien Sprößlinge, "die eine Therapie für etwas ganz Normales halten". Eine Mutter von vier Kindern im Publikum beklagte, daß Mütter die Erziehung ihrer Kinder immer mehr alleine bewältigen müßten, weil bei den heutigen Kleinfamilien nicht mehr auf Familienangehörige zurückgegriffen werden könne. Die Mütter seien überfordert.
"Für eine Praktikerin ist es nicht so einfach zu sagen, wann ein Kind ein vernachlässigtes Kind ist", bekannte auch Viktoria Neuland von der Spielstube des Kinderschutzbundes in Bad Nauheim. Sie bezeichnete es schon als Vernachlässigung, wenn Klingeln an Wohnhäusern so hoch angebracht sind, daß Kinder sie nicht erreicht können. Sie empfahl Initiativen von Eltern in kleinen, überschaubaren Gebieten, weil die gute Chancen hätten, "etwas auf die Beine zu stellen". "Die Versorgungssituation" für die Kinder, so stellte sie fest, "ist katastrophal." Bei Kindergärten und Krabbelstuben gebe es lange Wartelisten. BRUNO RIEB
In der Bezirksliga Gelnhausen brachte das durch den Ausfall der Begegnung zwischen Horbach und Wirtheim auf zwei Spiele geschrumpfte Nachholprogramm nicht nur zwei Auswärtssiege, sondern auch einen neuen Tabellenführer. Der SV Pfaffenhausen setzte sich nach dem 1:0 in Meerholz punktgleich mit dem SV Neuses an die Spitze, und auch der TSV Gründau hält nach dem keineswegs überraschenden 2:1-Erfolg in Gelnhausen Tuchfühlung zur Führung. In einem Pokalspiel qualifizierte sich Germania Wächtersbach mit einem 3:1-Sieg in Hailer für die Endrunde des Fürstenpils Pokal-Turniers.
Meerholz - Pfaffenhausen 0:1 (0:0). Tor: 0:1 Bernd Christ. Beste Spieler: Dogu (M), Jürgen Christ und Thomas Sinsel (Pf).
Gelnhausen - Haingründau 1:2 (0:0). Tore: 0:1 und 0:2 Scheuerer, 1:2 Weitzel. Beste Spieler: Torhüter Bernd Engel (G), Torhüter Reuther, Scheuerer (H). Beh
Die wichtigste Entscheidung in der Bezirksliga Büdingen fiel in dieser Woche am grünen Tisch: Der Kreis-Rechtsausschuß annullierte das Spiel 1. FC Rommelhausen gegen VfR Hainchen (1:2), das aufgrund eines Regelverstoßes des Schiedsrichters am 17. März wiederholt werden muß. Auf dem grünen Rasen erzielte der 1. FC Rommelhausen im einzigen Nachholspiel ein torloses Remis bei der SG Bindsachsen und rückte mit 14:16 Punkten vom zwölften auf den neunten Rang vor.
SG Bindsachsen - 1. FC Rommelhausen 0:0. Beste Spieler: Torwart Grzybeck, Mehmel (B) sowie Michael Adelsbach (R). hdp
Geteilt wurde der dritte Platz bei den hessischen Tanzmeisterschaften der Senioren A 1 in Wetzlar. Das Paar Jan und Brigitte Mitchell (Schwarz-Silber Frankfurt) sowie Michael und Angelika Renz (Blau-Orange Wiesbaden) kamen auf die gleiche Punktzahl und damit gemeinsam auf Rang 3. Meister wurden Hans und Petra Sieling vom TSC Fulda vor Schweinsberg/Flechsenhaar-Schweinsberg (Grün-Gold Bensheim). -oli-
Ende Januar gab es in Hamburgs Bürgerschaft endlich wieder mal richtig Zoff. "Wir klagen Sie an, weil Sie Gesetze brechen statt sie zu achten", wetterte der CDU-Abgeordnete Friedtjof Kelber in Richtung Bausenator Eugen Wagner (SPD). Die GAL-Abgeordnete Conny Jürgens sprach von Stimmenkauf und versuchtem Wahlbetrug. "Aus reinem Opportunismus greifen Sie in die schmutzigste Trickkiste aller Zeiten", rief der SPD-Abgeordnete Hinze zu den Grünen hinüber. Und als schließlich Bürgermeister Hennig Voscherau (SPD) der Opposition Verlogenheit vorwarf, verließen CDU und FDP den Plenarsaal und warteten den Rest der Rede auf dem Flur ab. So etwas hatte es im Hamburger Rathaus, wo es sonst eher betulich zugeht, lange nicht mehr gegeben. Lediglich die Abgeordneten der Grünen blieben auf ihren Plätzen.
Wer allerdings meint, es seien die großen Zukunftsfragen des Stadtstaates, die in diesen Wochen derartige Leidenschaften hervorrufen, liegt daneben. Wie schon zu Beginn der Legislaturperiode bei der Diätenfrage findet auch der jetzige Streit wieder auf einem politischen Nebengleis statt. Es geht zwar um Mieten und Wohnungen, aber nur am Rande um eine vernünftige Wohnungspolitik, wie sie die Stadt unbedingt bräuchte. Vielmehr hat vor einiger Zeit ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß seine Arbeit aufgenommen, der klären soll, ob politischer Filz bei der Vergabe von Wohnungen der stadteigenen Wohungsgesellschaft Saga eine Rolle gespielt hat und noch spielt.
Untersuchungsausschüsse gehören zu den schärfsten Kontrollinstrumenten des Parlaments. Nur das Hamburger Unterfangen ist bisher noch nicht richtig auf Touren gekommen, weil ihm das Material fehlt, den Gang der Untersuchung voranzubringen. Senat und Saga weigern sich mit Hinweis auf den Datenschutz, einen Großteil der Akten herauszurücken, mit deren Hilfe die Opposition nachweisen möchte, daß bei der Wohnungsvergabe nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Ein Amtsrichter hat dem Senat inzwischen zugestimmt und es könnte durchaus sein, daß auch höhere Gerichts-Instanzen den Parlamentariern allenfalls einen eingeschränkten Einblick in die Wohnwelt der Saga-Mieter gewähren.
In dieser Situation wurde eine Stellungnahme des Liegenschaftsamtes bekannt, von der sich die Opposition mehr politisches Kapital erhofft. Es handelt sich um eine nicht mehr ganz frische Geschichte: In dem Papier wird kritisiert, daß der Senat auf Betreiben des damaligen und heutigen Bausenators Eugen Wagner vor den Bürgerschaftswahlen im Frühjahr 1987 (bei denen die SPD die wenige Monate zuvor an die CDU verlorene Mehrheit zurückerobern konnte), einen Mietenstopp für städtische Wohnungen verfügt hatte. Das geschah, obwohl nach Ansicht des Liegenschaftsamtes eine Mieterhöhung notwendig gewesen wäre, um zusätzliche Kosten aufzufangen und die Stadt vor Verlusten zu bewahren. Nach Ansicht des Amtes lag ein Verstoß gegen die Haushaltsordnung vor. Auch der Landesrechnungshof hat inzwischen deutlich gemacht, daß er ebenfalls dieser Ansicht ist. Er hat allerdings auch darauf hingewiesen, daß er in seinen Berichten immer wieder solche Verstöße nachwies, ohne daß sich die Parlamentarier sonderlich darüber aufregten. Jetzt regen sich die Oppositionspolitiker gewaltig auf und Nichtinformierte könnten angesichts des Feldgeschreis auf den Gedanken kommen, ein Hauch von "Watergate" verpeste das politische Leben der Elbmetropole.
Die Opposition spricht fast sechs Jahre nach dem damaligen Geschehen von einem "gigantischen Wahlbetrug" und der FDP-Landesvorsitzende und Großunternehmer in Sachen Häusern, Robert Vogel, wirft seinem Intimfeind, dem Bausenator, kriminelle Machenschaften vor. Mehrere Senatoren, der jetzige Bürgermeister Voscherau und sein Vorgänger Klaus von Dohnanyi wurden vor den parlamentarischen Untersuchungsausschuß geladen. Noch bevor sie dort überhaupt Rede und Antwort stehen konnten, forderte die Opposition bereits Köpfe noch amtierender Senatoren. Dabei haben die Vernehmungen bisher wenig gebracht.
Für Bausenator Eugen Wagner ("Beton-Eugen") sind Rücktrittsforderungen, auch aus den eigenen Reihen, nichts Neues. Er nutzte den Auftritt vor dem Untersuchungsausschuß, um sich einmal mehr als Hüter niedriger Mieten zu präsentieren, als politisches Gegengewicht zum früheren Koalitionspartner FDP, wo nicht nur der Landesvorsitzende Vogel, sondern auch noch einige andere einflußreiche Politiker ihr Geld mit Häusern verdienen. Der frühere Bürgermeister von Dohnanyi, gegenwärtig beim Aufbau Ost engagiert, konnte sich nicht mehr am Einzelheiten erinnern. Er räumte allerdings ein, daß der Senat bei seiner damaligen Entscheidung durchaus auch an die bevorstehende Wahl gedacht haben könnte. "Wer von uns kann denn mit gutem Gewissen sagen, er hätte als Bausenator kurz vor der Wahl die Mieten erhöht", fragte Dohnanyi die Hamburger Parlamentarier. Ja, wer wohl?
Es ist fraglich, ob es der Opposition gelingen wird, jemanden aus der Senatsriege zu kippen und damit den SPD-Senat insgesamt ins Wanken zu bringen. Der Versuch von CDU und FDP, demnächst Voscherau per Rücktrittsantrag zur Demission zu bewegen, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die Grünen unterschrieben den Antrag erst gar nicht. Sie scheuen nicht etwa die Nähe zu CDU und FDP in Sachen Wohnungspolitik, sondern nehmen es der CDU als stärkster Oppositionspartei übel, kein konstruktives Mißtrauensvotum mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten gewagt zu haben. Nur, die CDU hat gar keinen eigenen Kandidaten und sucht bisher vergeblich nach einem Vormann für die nächste Bürgerschaftswahl.
Nach dem Diätenstreit zu Beginn der Legislaturperiode nun also der Streit um die Saga-Mieten. Derweil werden im Bereich der wirklichen politischen Probleme, mit denen es die Stadt zu tun hat, allenfalls zaghafte Schritte unternommen. Das gilt für die Reform von Verfassung und Verwaltung, ein in die Zukunft gerichtetes Verkehrskonzept, eine überzeugende Stadtplanung und nicht zuletzt für die Parlamentsreform, für die eine Gutachterkommission eine Reihe durchaus vernünftiger Vorschläge gemacht hat.
Viel Zeit bleibt nicht mehr. In Hamburg wird zwar 1994 nicht gewählt, aber zweifellos werden die vielen Wahlen des kommenden Jahres auch Auswirkungen auf die politische Atmosphäre im Stadtstaat haben. Für die Reformen von Verfassung und Parlament sind Zwei-Drittel-Mehrheiten notwendig. Fast sieht es so aus, als käme vielen Politikern in Hamburg das Getümmel auf dem politischen Nebengleis ganz gelegen, um so von den eigenen Schwächen abzulenken.
Umfragen zeigen, daß der jetzige Versuch der Opposition, die Regierung als verfilzten Rechtsbrecher hinzustellen, ohne in wichtigen Bereichen der Politik die Schwächen des Senats durch Alternativen zu nutzen, bei der Bevölkerung wenig Wirkung zeigt. Im Gegenteil: Die Sozialdemokraten sind wieder klar vor der Union. Wieviele Bürger allerdings beim nächsten Urnengang zusätzlich zu den zahlreichen Abstinenzlern der jüngsten Wahl den Urnen fernbleiben werden, dürften erst die nächsten Wahlen zeigen. KARSTEN PLOG (Hamburg)
Herbstmeister Germania Dörnigheim konnte am ersten Spieltag im neuen Jahr seinen Vorsprung in der Bezirksliga Hanau ausbauen. Während der Spitzenreiter den FC Türk Gücü 3:1 niederhielt, mußte sich Verfolger Oberrodenbach gegen Ostheim mit 1:3 geschlagen geben. Neuer Tabellenzweiter wurde der TSV 1860 Hanau, der seine Pflichtaufgabe gegen Schlußlicht Langen-Bergheim mit einem 2:0- Sieg löste.
Eintracht Oberrodenbach - Sportfreunde Ostheim 1:3 (1:1). Tore: 0:1 Bednarz, 1:1 Schilling, 1:2 Bednarz, 1:3 Eberlei. Beste Spieler: Adam (O.), Bednarz, Cordero (Ostheim).
Kewa Wachenbuchen - Eintracht Oberissigheim 1:2 (0:0). Tore: 0:1 Parnow, 0:2 Ludvicek, 1:2 Arendt. Beste Spieler: Kramm, Parnow (O.).
SV Kilianstädten - TSG Niederdorfelden 3:1 (2:1). Tore: 1:0 Brandstädter, 2:0 Mill, 2:1 Uschner, 3:1 Schäfer (FE). Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung (K), Uschner (N).
TSV Niederissigheim - KSV Eichen 1:1 (0:1). Tore: 0:1 Schmidt, 1:1 Appel. Beste Spieler: Ebert, Schneider (N), Dörr, Halbschmidt (E).
Victoria Heldenbergen - Dörnigheimer SV 1:2 (0:1). Tore: 0:1 Kostiris, 0:2 A. Maier, 1:2 Volker Becemer. Beste Spieler: Marx, Theis (H), T. Maier, Heigl (D).
TSV 1860 Hanau - KSV Langen-Bergheim 2:0 (0:0). Tore: Sawade (2). Beste Spieler: Sawade, Lang (H), Bäucher (L).
SG Marköbel - Spvgg Roßdorf 3:0 (1:0). Tore: Erbe, Redmann, Frei. Beste Spieler: Erbe, Meininger (M), Stang, Pringer (R).
Germania Dörnigheim - FC Türk Gücü Hanau 3:1 (1:0). Tore: 1:0 Del Rivero, 2:0 Vucenovic, 3:0 Kneipp, 3:1 Bender. Beste Spieler: Kneipp, Fruck (D), Oetduir, Gützelsahin (H). Gö
jg FRANKFURT A. M., 14. Februar. Die US-Armee gibt offenbar das Hauptquartier des V. US-Korps in Frankfurt auf. Die US-Soldatenzeitung Stars and stripes informierte laut dpa über die Absicht des neuen US-Präsidenten Bill Clinton, die Zentrale des V. Korps mit dem Hauptquartier der US-Armee für Europa in Heidelberg zusammenzulegen. Der Sprecher der hessischen Landesregierung, Erich Stather, sagte, man warte schon auf eine entsprechende Entscheidung.
SACHSENHAUSEN. In der gegenwärtigen Kunstszene spielt der Realismus keine entscheidende Rolle. Darin wird sicherlich auch die 1. Berliner Realismus- Triennale, die mittels Hau-Ruck-Verfahren zum mittelgroßen Medienereignis avancierte, so schnell nichts ändern. Einsamer Verfechter der realistischen Kunst in Frankfurt ist seit vielen Jahren der Galerist Ulrich Gering. Er bietet seinem Publikum vor allem ein Forum zum Neuen Realismus und Fotorealismus. Derzeit wird in seiner Galerie eine Ausstellung mit neun Malern zum Thema "Der Kunstbetrachter" gezeigt.
Um 1960 machten in den Vereinigten Staaten und in Europa Künstler von sich reden, die mit neuen Techniken und ungewohnten Materialien das "wirkliche Leben" in die Kunst holen wollten. "Wirklichkeit" und "Neuer Realismus" wurden zu Reizthemen. Anders als die Vertreter der Pop Art gingen die Realisten mit der Präsentation von Konsumgütern, dem Statussymbol der wohlhabenden westlichen Zivilisation, kritisch um. Die Realisten zeigten den Konsumcharakter nicht in greller und neuer Folienpackung, sondern suchten ihn im Abgenutzten, im Verbrauchten, im Geschundenen.
Während die Neuen Realisten in erster Linie Realität zeigen, verfolgen gerade die Fotorealisten das Ziel, verschiedene Ausdrucksformen für Realitätsverfremdung und Manipulation zu finden. So auch Thomas Kitzinger in seinem Bild "2 + 2" (1992). Er konzipiert eine neue, teils ironische Form der realistischen Darstellung. Sein Blick will das Verborgene aufstöbern, entschlüsseln. "Wirklicher als wirklich" lautet sein Motto. Seine Arbeit "2 + 2" zeigt zwei Frauenrücken. Die hintere Rückenpartie stellt ein Bild im Bild dar: das betrachtete Objekt. Die Frau im Vordergrund ist die "Kunstbetrachterin": das betrachtende Objekt. Wir - die betrachtenden Subjekte - sehen beide Frauen zugleich. Nur wir als "aktive Kunstbetrachter" erkennen auch den Unterschied der beiden Frauen.
Das "Bild im Bild" malt Kitzinger im naturalistischen, dezent verklärten Stil. Den Frauenrücken im Vordergrund leuchtet er mit brutaler Schärfe auf der 95 x 130 Zentimeter großen Leinwand aus. Kitzinger zeigt feinste Details: Poren, Falten, Pickel, Härchen. Sein Werk präsentiert die alte und moderne Schule des Realimus zugleich: naturalistische Feinarbeit kontra fotorealistische Exaktheit.
Die in der realistischen Darstellung tief verborgene Gefahr der Manipulation unserer Sichtweise umschreibt der US- amerikanische Künstler Howard Kanovitz so: "Alles ist, wie es ist, und doch ist es anders, als es uns erscheint." Gleich zwei Arbeiten von ihm werden auf der Gruppenausstellung gezeigt: seine bekannteste Komposition "The People" (1972), als Siebdruck auf Plexiglas, und "Travel with Elisabeth" (1992). Kanovitz ist ein Meister in der Darstellung von zerberstenden Raum-Zeit-Gefügen.
Durch den scharfen Kontrast zwischen dem silhouettenhaft gezeichneten Bildvordergrund und einem einfachen Bildhintergrund entrückt er die Dinge der Wirklichkeit. Sie wirken haltlos: genauso wie seine Kunstbetrachter "The People", die verloren im Raum schweben.
In den Hintergrund seines Bildes "Mädchen im Museum" (1992) setzte der Leipziger Maler Norbert Wagenbrett einen klassischen Comic Strip des US- Amerikaners Roy Lichtenstein: sein Bild von einem weinenden Mädchen mit den Worten in der Sprechenblase "I know how you must feel, Brad". Eine junge Frau steht mit dem Rücken zur Ikone des amerikanischen Stargesichts im Comic- Strip-Stil. Die Kunstbetrachterin findet in diesen Bildern nicht ihresgleichen. Sie wirkt zerknittert, niedergedrückt, rückständig. Das Mädchen - vielleicht als Stellvertreterin aller 1989 in den Westen "eingemeindeten" DDR-Bürger gedacht - wird von der Kunst zerschlagen.
Mit einem bissigen bis giftigen Zynismus versehen malt Wagenbrett Menschen, die nichts Schönes und nichts Erhabenes an sich haben. Seine durchaus realistischen "Kreaturen" erinnern an Typen, wie sie von Vertretern der "Neuen Sachlichkeit" wie Otto Dix oder George Grosz herausgearbeitet wurden.
Einen Kommentar zur Zukunft der Museen gibt indes Volker Blumkowski mit seinem Bild "Gleis 23 oder Das Museum der sieben Tage" (1992). Seine Kunstbetrachter wandeln nicht mehr in den heiligen Kunsthallen, sondern stehen zur Bildbetrachtung am Bahnsteig. Wird es das künftig geben: klassische Werke auf Werbeflächen der Deutschen Städtereklame? Warum nicht, wenn sich schon zahlreiche bekannte Frankfurter Galeristen, darunter auch Gering, zu einer gemeinsamen und recht peppigen Plakatwerbung in den U- und S-Bahn-Stationen überzeugen ließen. Das ist Realität.
Die Ausstellung "Der Kunstbetrachter" ist bis 12. März in der Galerie Gering, Textorstraße 91, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind: dienstags bis freitags jeweils von 14 bis 18.30 Uhr und jeden Samstag von 11 bis 14 Uhr. CHRISTINE PETERS
OBERURSEL. Es begann mit einer Reise in die Sahara. Die einheimischen Frauen trugen an ihren Gürteln kleine Schlüssel aus farbigen Metallen. Fasziniert vom schmückenden Wert des simplen Gebrauchsgegenstands, wollte Ingo Schmoeckel als Souvenir ein ebenso hübsches Gegenstück mitnehmen: das passende Schloß. "Das war mein Schlüsselerlebnis", schmunzelt der Oberurseler, der seitdem das Schlössersammeln zu seinem Hobby gemacht hat. 180 seiner kleinen und großen, alten und neuen Sammelstücke sind derzeit im Vortaunusmuseum zu sehen.
"Sammler sind eigentlich eher verschlossene Eigenbrötler", gestand Schmöckel bei der Eröffnung am Freitagabend. Dennoch freue es jeden, die Ergebnisse seines wenig geselligen Hobbys einmal zu präsentieren. Über den Wert der Sammlung macht sich der Bankdirektor allerdings keine Illusionen: "Das sind Dinge des täglichen Gebrauchs, die man sonst einfach wegwirft."
Diese Ansicht teilt der Laie beim Blick in die sechs großen Vitrinen sicher nicht: Vorhängeschlösser aus dem 16. Jahrhundert, alte Kugelschlösser aus Eisen mit dekorativen Kippbügeln und Barockschlösser aus dem Deutschland des 17. Jahrhunderts erinnern an längst vergangene Zeiten.
Die ersten Vorhängeschlösser gab es in Europa schon um 200 bis 300 n. Chr. Doch mit Außnahme des sogenannten "römischen Kettenschlosses" erfreuten sie sich hier erst vom 15. Jahrhundert an wachsender Beliebtheit. Angefertigt wurden Schlösser in Kasten- und Walzform, dreieckig oder in der Gestalt einer Kugel.
Ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis müssen die Engländer im 18. Jahrhundert entwickelt haben. Das 1785 von Joseph Brahmah zum Patent angemeldete Schloß hat wohl so manchem Einbrecher den Beutezug verdorben: Das wesentliche dabei (Vitrine 2) ist nämlich nicht der Schlüsselbart, sondern die im Schaft eingelassenen unterschiedlich langen Schlitze. Sie verschieben im Innern des Schlosses mehrere Scheiben, so daß sich der Zylinder dreht; erst jetzt läßt sich der Riegel verschieben. Wohl wissend, daß niemand außer dem Erfinder selbst das "Schlüsselgeheimnis" kannte, wurde in London 50 Jahre lang eine Prämie von 200 Guineen für denjenigen ausgesetzt, der das Schloß knacken konnte.
Ingo Schmöckel interessieren jedoch nicht nur die Schlösser und Riegel seiner Vorfahren. In seiner Sammelung finden sich auch zeitgemäße Stücke. "Aber sie müssen schon eine Besonderheit haben", sagt der Experte und deutet auf Vitrine Nummer Vier: Schlösser mit Magnetmechanismen, Lochkartenschlüsseln oder Codewörtern kontrastieren die Schließvorrichtungen der Vergangenheit.
Das größte Stück der Sammlung, ein Vorhängeschloß aus Eisen mit Kupferbeschlägen, stammt aus der Türkei. "Das wiegt über 17 Kilo", erklärt Schmöckel stolz, als die Ausstellungsbesucher beeindruckt stehen bleiben. Ein starkes Stück Sicherheit, das aber vermutlich nur zur Dekoration diente.
Die Ausstellung "Schloß und Riegel" ist noch bis zum 17. Mai im Vortaunusmuseum, Marktplatz 1, zu sehen. Geöffnet ist es mittwochs von 10 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr und sonntags von 10 bis 13 Uhr. ki
Die Halle 10 auf der Messe, Dauerheimat für alle jene Erzeugnisse, die einen kultivierten, gemütlichen oder künstlerisch hochkarätigen "gedeckten Tisch" ausmachen, wurde nach Umbau, technischer Vervollkommnung und vorteilhafter Veränderung zur Eröffnung der "Ambiente" am Samstag feierlich in Betrieb genommen. Mit festlicher Musik, gespielt von der Jungen Klassik unter ihrem Dirigenten Martin Krähe, und mit farbigen Figuren, die unverzichtbare Bauelemente darstellten. "Ich bin eine griechische Säule", sagte die Schöne im strengen Faltengewand. Und jene, die ein schräges Plissee als großen Kragen trug und einen Baustein als Schmuck, nannte sich "die Treppe".
Das von Professor Oswald Martin Ungers konzipierte, farbig gestaltete Gebäude mit den 20 Meter hohen Fronten aus grün und blau beschichtetem Colorglas hat als Eingang einen 35 Meter hohen gläsernen Galleria-Stutzen. Er ist das Pendant zur Galleria gegenüber.
"Einen wichtigen Baustein im gigantischen Programm der Frankfurter Messe, erste in Deutschland, wenn nicht in Europa", nannte Oberbürgermeister von Schoeler das neue Haus West. Es ziehe aber keineswegs einen Schlußstrich unter die künftigen Vorhaben der Messe auch bezüglich des Kongreßzentrums.
Sechs Ebenen hat die Halle. 660 Aussteller aus Europa, Amerika und Asien breiten in einer neuen Konzeption ein Angebot aus, das an der Nachfrage des Handels orientiert ist.
Die Weltspitze, 130 Hersteller von Porzellan, Glas, Keramik, Silber- und Metallwaren, hat in den oberen drei Stockwerken Dauerlogis bezogen. Und der "Messe- Gigantomie" entsprechend wurden einzelne Stände von bedeutenden italienischen, amerikanischen, deutschen Architekten und Designern gestaltet und auch "entmaterialisiert", das heißt, mit geistigen Gehalten unterlegt.
Die stehen dann an der Wand. Man wandelt durch von Blumen überschüttete Traumwelten, sieht traumhafte Porzellane, Platzteller vom italienischen Modekünstler Versace in Seidenfarben und mit dem Haupt der Medusa geschmückt. Essen kann man dann von wohlfeilerem Geschirr. Denn wem schmecken schon Erbsen und Karotten vom "Haupt der Medusa"? Platzteller und Sammeltassen sind überreich im Angebot. Nur warten sie auf Gegenliebe beim Verbraucher. Und das auch wegen der Preise. E-S
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Loslassen? Niemals. "Es verfolgt mich", erzählt Ruth Elias. Das kann sie nicht loswerden. Dann läuft sie. Immer wieder. "Einfach laufen." Bloß weg. Hoffend, "diese furchtbaren Bilder" hinter sich gelassen zu haben. Aber "es gibt kein Entrinnen." Auch wenn sie sich vornimmt, die Vergangenheit verblassen zu lassen - "den Geruch des verbrannten Fleisches" wird sie nie vergessen. Er gehört zur vergangenen Gegenwart. Ruth Elias war Häftling in Auschwitz. Über das "Leben im Schatten der Vergangenheit" sprach die heute in Israel lebende Frau bei der Eröffnung der Ausstellung "Auschwitz - Verbrechen gegen die Menschheit".
Zu sehen sind die Dokumente über das unvorstellbare Verbrechen in einer ehemaligen Fabrik an der Voltastraße 31. Ein Ort, der nach Ansicht von Werner Rens vom Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz "keine Barrieren aufbaut", der gerade "Jugendlichen sicherlich den Zugang erleichtert". An sie richtet sich die von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler eröffnete Ausstellung vor allem: Die an die frühere Fabrik angrenzende Georg-Büchner-Schule hat in den Ausstellungsräumen eine Lernwerkstatt eingerichtet, für die das Hessische Institut für Lehrerfortbildung, die Arbeitsstelle zur Vorbereitung des Frankfurter Lern- und Dokumentationszentrum des Holocaust sowie der Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz Materialien zur Verfügung stellte. Denn "Leugnung und Zerstörung elementarer Kategorien des menschlichen Lebens", erklärte Gisela Haase, die Leiterin der Georg-Büchner-Schule, haben eine Namen - Auschwitz.
"Wer hierher kommt, bekennt sich", sagte Rudolf Dohrmann vom Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz, der die Ausstellung in Deutschland zeigt. Zusammengestellt worden waren die Bildtafeln bereits zum 40. Jahrestag der Befreiung des Lagers Auschwitz-Birkenau-Monowitz vom Museum in Auschwitz. Danach mußte die Dokumentation überarbeitet werden, weil die Darstellung "zu einseitig aus polnischer Sicht" gewesen sei und eine jüdische Perspektive vernachlässigt habe, berichtete Rens.
Nun aber wird sie bis zum 7. März in Frankfurt zu sehen sein. Bleibt die Dokumentation an Vormittagen Schülern vorbehalten, ist sie dienstags bis sonntags zwischen 15 Uhr und 18.30 Uhr allgemein zugänglich. Weitere Termine können telefonisch (70 77 737) vereinbart werden. ing
Aufstiegsrunde zur Basketball-Bundesliga MTV-Frauen machte die Grippe zu schaffen
Selbst eine klare Leistungssteigerung reichte dem MTV Kronberg im ersten Spiel der Aufstiegsrunde zur ersten Frauen-Basketball-Bundesliga gegen den zusammen mit dem SB Heidenheim ersten Aufstiegsanwärter DJK Don Bosco Bamberg nicht zum Erfolg. Der Favorit setzte sich trotz heftiger Gegenwehr der grippegeschwächten Kronbergerinnen erst nach 25 Minuten (45:56) ab, führte nach einer halben Stunde effektiver Spielzeit 72:54 und hatte die Partie in der Großsporthalle der Altkönigschule damit für sich entschieden. Von den erfolgreichen Werferinnen war nur Marianna Klimentova von dem Infekt verschont geblieben, die mit 30 Korbpunkten auch die Bestmarke setzte. Bei Ilka May (12 Zähler) sowie Steffi Herzog (5) war die Malaise am deutlichsten zu spüren. Dafür setzten sich Helga Neumann (8), Kim Salentin und Marion Friedrich (je 6) sowie Marion Kühn im Aufbau gegen den Favoriten glänzend in Szene.
Silvia Witan markierte beim Sieger von der Flügelposition 18 Korbpunkte. Beate Brehm (14), Janet Fouler (13) und Birgitte Coldehov (10) trafen gleichfalls zweistellig. Für Kronberg - als Tabellenfünfter dieser Aufstiegsrunde chancenlos - dienen die acht Begegnungen (Hin- und Rückspiel) dieser Fünfer-Runde als Vorbereitung auf die Saison 93/94. hdp
Die Wertigkeit von Testspielen bleibt umstritten, dennoch ließ das spektakuläre 5:0 der SG Egelsbach gegen den Oberliga-Klassenrivalen SV Wehen 14 Tage vor dem Ende der Winterpause aufhorchen. Wiesbadens 1:0 gegen Südwest Ludwigshafen wird ebenso positiv wie das 9:0 von Rot-Weiß Frankfurt bei der SGK Bad Homburg eingestuft. Ein besseres Trainingsspiel gab es für die Eintracht-Amateure (14:0 beim Türkischen SV Bischofsheim), die tags darauf 4:0 bei der Spvgg. Seligenstadt gewannen, Arbeitssiege für den FV Bad Vilbel (1:0 bei Viktoria Griesheim) und die Spvgg. Bad Homburg (2:1 beim FSV Bischofsheim). Bad Vilbel erreichte ferner ein 1:1 bei Italia Frankfurt, der OFC Kickers siegte 4:1 beim TSV Pfungstadt und Walldorf (3:0 in Büttelborn) kam im Kreispokal weiter.
Der Angriffsmotor der SG Egelsbach lief beim 5:0 (2:0) gegen den erschreckend schwachen SV Wehen auf Hochtouren. Daran waren die zweifachen Schützen Thomas Lauf (24./70.) und Neuzugang Folker Liebe (48./62.) in starkem Umfang beteiligt. Sehenswert waren vor allem die Freistoß-Heber von Liebe aus 18 Metern, die einmal rechts und einmal links in Voglers Gehäuse einschlugen. Auch der Volleyschuß von Aleksic (37.) imponierte. Laufs Lauf über den halben Platz bedeutete den Schlußpunkt. Wehen verschoß sogar einen Elfmeter (Feyen/3.), den "Übeltäter" Arnold (an Hübner verursacht) abwehrte. Am Sonntagmorgen ordnete Trainer Heinz Wulf angesichts des peinlichen Auftritts gleich ein verschärftes Training auf dem Halberg an.
Thorsten Krüger, der in der Oberliga bisher keinen Stammplatz hat, erweist sich beim SV Wiesbaden in der Vorbereitungsphase weiter als exzellenter Torschütze. Er erzielte gegen den Südwest- Oberligisten Ludwigshafen in der 27. Minute nach Vorarbeit von Klinkhammer das Tor des Tages. Bis auf Ulf Schott (Bänderabriß) konnte Trainer Max Reichenberger seinen kompletten Kader (19 Akteure) testen. Dirk Scherrer meldete sich erfolgreich zurück.
Der FV Bad Vilbel kam bei SC Viktoria Griesheim ebenso nach 27 Minuten zum einzigen Treffer. Deuerling schloß die Vorarbeit von Rodiguez und Jung ab. Auf dem holprigen Rasen blieb der Gast (ohne Torwart Grüneisen, Erk, Pucher und Weber angetreten) blaß. Auch die Einwechslungen von Haigis, Waldschmidt, Nix und Webert änderten nichts an einer "reinen Bewegungstherapie".
Die Spvgg. Bad Homburg wirkte beim 2:1 (2:1) in Bischofsheim (fünftes Spiel binnen acht Tagen) müde. Simon (1.) brachte den Bezirksoberligisten in Führung, Haubs Freistoß aus 20 Metern (25.) und Röders (35.) Abstauber stellten den Erfolg auf dem ungeliebten Hartplatz sicher. Ohne Torwart Voigt, Neumann und Pasqualotto schleppte sich die Firle- Elf mühsam durch.
"Das war eine bessere zweite Trainingseinheit", kommentierte Eintracht- Betreuer Lothar Greuel das 14:0 (7:0) der Riederwälder beim Bezirksklassisten Türkischer SV Bischofsheim. Selbst ohne Würzburger (Kreislaufbeschwerden) sowie die im Bundesligakader beschäftigten Komljenovic, da Silva und Schlösser siegte die Eintracht dank Beckers Torriecher (vier) zweistellig. Je drei Treffer markierten Balzer, Bunzenthal, einmal waren King, Colli-Inglez, May und Dworschak erfolgreich.
Am Sonntag erreichte Rot-Weiß Walldorf mit einem 3:0 (0:0) beim Bezirksligisten SKV Büttelborn das Kreispokal- Halbfinale und trifft dort auf den SV Raunheim. Thurow (52.), Hormel (88.) und Holtkamp (89.) garantierten das Weiterkommen. Lediglich Kapetanovic, Zwilling und Thurow ließen klare Unterschiede erkennen.
Der FV Bad Vilbel kam beim FC Italia Frankfurt über ein 1:1 (0:0) nicht hinaus. Libero Göbel (69.) markierte das 0:1, Zaza (74.) egalisierte nach ausgeglichenem Verlauf. Neben den vorgenannten Ausfällen stand Haigis (Arbeitsunfall) nicht zur Verfügung. Die SG Egelsbach siegte mit einer "gemischten" Mannschaft (sieben Oberliga-Akteure kamen zum Einsatz) 6:1 (3:0) beim BSC 99 Offenbach. Seitel (3), Malecha (2) und Liebe trafen für den Gast, Melcangi (70.) erzielte beim 0:5 den Gegentreffer.
Der OFC Kickers ist auf ein 4:1 abonniert: Einen Tag nach dem Bezirkspokalsieg gegen Klein-Karben gewann die Buchmann-Elf beim Bezirksoberligisten TSV Pfungstadt mit dem gleichen Resultat. Vor 150 Zuschauern erzielten Hartmann (7), Behlil (19.), Wolf (45.) und Koutsoliakos (60.) - beim Gegentreffer von Clemens (36.) - die Gästetore.
Eintracht Frankfurt traf bei der Spvgg. Seligenstadt (Bezirksoberliga) auf erheblichen Widerstand, siegte aber standesgemäß 4:0 (1:0). Becker (45. - unter Mithilfe von Hefter) - May (52./68.) und wiederum Becker (82.) trafen vor 250 Zuschauern für den Gast.
Rot-Weiß Frankfurt imponierte mit einem 9:0 (3:0) beim Landesligisten SGK Bad Homburg. Roth (3), Pistauer, Schmidt, König, Hoßmang, Kraaz sowie Homm (Eigentor) demontierten den nach dem Wechsel müden Gastgeber. hdp
Zweite Basketball-Bundesliga der Frauen Eintracht fällt im Kampf gegen den Abstieg zurück
Die Abstiegsrunde der zweiten Basketball-Bundesliga begann für die Mannschaft der Frankfurter Eintracht, wie die reguläre Saison geendet hatte: mit einer Niederlage. Für den abgelösten Coach Usa Medin Memed saß Klaus Veit auf der Bank, der den "kämpferischen Einsatz" seines Teams lobte, aber einsehen mußte, daß dieser, auch in konditioneller Hinsicht, nicht durchzuhalten war. Es fehlte ferner an Gefährlichkeit von außen, und schließlich vermißte der Trainer hie und da Foulpfiffe gegen die Gäste.
Lange Zeit hatten die Frankfurterinnen gegen ihre direkten Rivalinnen um den Klassenverbleib mitgehalten, den Halbzeit-Rückstand bis zur 27. Minute in ein 47:46 verwandeln können, und noch in der 33. Minute (53:54) war die Partie offen. Doch es folgte ein Einbruch, wie es ihn nach dem 20:20 Mitte der ersten Hälfte schon einmal gegeben hatte. Die meisten Punkte für die Eintracht machten Sandra Kojic (20), Eva Santina-Romero (13), Steffi Kudla (9) und Andrea Behrenbruch, geborene Klausner (7).
Die Lage für die Eintracht ist relativ trübe. Bei nunmehr acht Punkten Rückstand auf Schwabing bleibt Frankfurt bloß die Hoffnung, daß kein Südverein aus der Bundesliga absteigt, in welchem Fall nur eine Mannschaft die zweite Liga, Gruppe Süd, verlassen müßte. ah
In der Bezirksliga Hochtaunus mußte Spitzenreiter Spielvereinigung Bad Homburg erneut einen Zähler abgeben. Diesmal erkämpfte sich der SV Seulberg ein 2:2 gegen den Titelaspiranten. Die SG Oberhöchstadt wartete mit einem überraschenden 2:1-Erfolg bei der DJK Bad Homburg auf. Das Spiel FC Inter Oberursel gegen Usinger TSG mußte beim Stand von 3:3 wegen Tumulten abgebrochen werden.
SV Seulberg - Spielvereinigung Bad Homburg 2:2 (1:1). Tore: 1:0 Hohmann, 1:1 Weber, 1:2 Traband, 2:2 Gänsch. Beste Spieler: Göll (S), Skeledzic.
DJK Bad HOmburg - SG Oberhöchstadt 1:2 (1:1). Tore: 0:1 Stefan Zweifel, 1:1 Esmer, 1:2 Mehler. Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung (O)
FSV Friedrichsdorf - FCCP Bad Homburg 2:1 (1:1). Tore: 0:1 Santos, 1:1 Herbert, 2:1 Reichert. Beste Spieler: Santos (BH)
SG Hausen - Spielvereinigung Hattstein 0:2 (0:0). Tore: 0:1 Atzeni, 0:2 Pfaff. Beste Spieler: niemand (H), Günter, Melcher (Hattstein)
FC Königstein - FC Weißkirchen 2:2 (1:1). Tore: 1:0 Boese, 1:1 Schaub, 2:1 Barun, 2:2 Pleines. Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung (K), Schichholdt (W)
FSV Steinbach - Eintracht Oberursel 2:1 (0:1). Tore: 0:1 Eickermann, 1:1 Westenberger (FE), 2:1 Zeitschel. Beste Spieler: Zeitschel (St), geschlossene Mannschaftsleistung (O)
EFC Kronberg - SG Schneidhain - Falkenstein 7:1 (5:1). Tore: 1:0 Mondello, 2:0 Bretana, 3:0 Mondello, 3:1 Segner, 4:1 Brentana, 5:1 Gawlic, 6:1,7:1 Mondello. Beste Spieler: Mondello (K).
TSG Pfaffenwiesbach - FC Oberusel 1:3 (0:0). Tore: 0:1 Rinzi, 0:2 Friedrich, 1:2 Östreich, 1:3 Friedrich (FE). Besondere Vorkommnisse: Knorr (Pf) sieht die Rote Karte wegen Foulspiels. Beste Spieler: Friedrich (O).
SACHSENHAUSEN. Was fehlte bei der Prunksitzung der Sachsenhäuser Karnevalgesellschaft 1947 im Bürgertreff "Depot" in Oberrad? Nichts! Schon die Publikumsresonanz war ein Knüller - die Sitzung war ausverkauft. Ministerpräsident und Protokoller Werner Redling und seine Freunde hatten ein Programm vorbereitet, das alle Erwartungen erfüllte.
Bereits der Auftakt war ein Einstieg der Superlative: Prinzenpaar samt Hofstaat und die "Node Chaote" - Guggemusiker aus Grenzach unter der musikalischen Leitung von Viktor Kuhn - stellten den Saal auf den Kopf. Die Stimmung spornte auch die anderen Akteure an: die "Musketiergarde", die Juniorengarde (Showtanz nach "Das Boot"), das Tanzmariechen Evelin Waßmuth, die Minis (Showtanz der "Neandertaler"), Bauchredner Horst Keller mit "Endi" oder das "Schrubberballett".
Doch Präsident Redling spielte weitere Trümpfe aus: die "Dolle" Corinna Orth, Karl Oertl ("Owwrhess"), Klaus-Peter Musch ("Tanzmaus") und Thomas Gelford ( als "Beleuchter"). Ein Glücksgriff waren auch die Eschborner Fußballer mit ihrer Playback-Kick-off-Show. dixi
NORDEND. Die Spohrstraße wird in ihrer Richtung umgekehrt: Künftig ist sie von der Neuhofstraße zur Glauburgstraße befahrbar. Durch diese Drehung soll die Lenaustraße entlastet werden. Beim zweiten Versuch wurde dieser Antrag der SPD-Fraktion im Ortsbeirat zusammen mit den Stimmen der Grünen, bei Enthaltung von CDU und FDP, verabschiedet.
Im ersten Anlauf vor einem Monat war dieser Vorschlag, der als letzter Punkt an einen Antrag zur Nordendstraße (die Stadtteil-Rundschau berichtete) angehängt war, mehrheitlich abgelehnt worden. Während der Bürgerfragestunde der vergangenen Ortsbeiratssitzung beschwerte sich eine Anwohnerin der Lenaustraße erneut über die jetzige Situation. Durch die geänderte Verkehrsführung im Rahmen der Tempo-30-Zone habe der Verkehr in der Lenaustraße enorm zugenommen.
Nach der Teilsperrung der Neuhofstraße war die Lenaustraße zur Verbindung von der Friedberger Landstraße zur Glauburgstraße geworden. Mit der geplanten Richtungsänderung der Spohrstraße soll ein Teil dieses Verkehrs dorthin verlagert werden. rea
Landesliga-Tabellenführer SG 01 Höchst ließ sich auch von VfR Lich nicht aufhalten und siegte standesgemäß mit 4:0. Hoffnungen kann der FC Vikt. Sindlingen nach dem 1:1 beim FCA Niederbrechen wieder schöpfen. Der VfB Unterliederbach fuhr mit Team und Bus zum VfB 1900 Gießen, um erst dort zu erfahren, daß die Begegnung wegen der schlechten Platzverhältnisse nicht angepfiffen wird.
SG 01 Höchst - VfR Lich 4:0 (2:0). Standhaft waren die Mittelhessen auf dem Kunstrasenplatz im Stadtpark nur während der ersten halben Stunde, in der sie mit konsequenter Manndeckung dem überlegen spielenden Tabellenführer einige Probleme bereiteten. Mit dem Elfmetertor in der 40. Minute von Christian Peukert brachen die Dämme. Noch vor der Pause setzte Ulli Ludwig das 2:0 drauf, und als gleich nach Wiederantritt Andreas Grabitsch auf 3:0 erhöhte, war die Entscheidung gefallen. Ohne ihren überragenden Keeper Volker Wiegel hätten die Licher wahrscheinlich in der Folge ein Debakel erlebt, die darüber hinaus Glück hatten, daß Grabitsch zweimal nur den Pfosten traf. Das 4:0 resultierte aus einem weiteren Elfmeter-Tor. Stefan Sebastian war der Schütze.
FCA Niederbrechen - Vikt. Sindlingen 1:1 (1:0). Die Gastgeber gingen schon nach drei Minuten in Führung, doch die Sindlinger waren dadurch keineswegs entmutigt und bestimmten bis zum Ende das Geschehen. Mehr als der Ausgleich durch einen von Markus Bilz verwandelten Elfmeter sprang aber bei aller technischer Überlegenheit nicht heraus. Claus Plattek hatte bei zwei Freistößen Pech, daß Torwart Immel toll reagieren konnte. Stephan Fabrizius sah gegen Ende wegen Foulspiels die rote Karte, und dadurch wird die Personaldekke bei der Viktoria immer dünner. ll
Mit dem 2:2 gegen den SV Fischbach leistete sich Tabellenführer Viktoria Kelsterbach einen weiteren Punktverlust in der Fußball-Bezirksliga Main-Taunus. Die Verfolger Kelkheim und Flörsheim rückten durch ihre Siege wieder näher. Durch das 0:0 des SV Zeilsheim im Derby gegen DJK ist die Abstiegsfrage zuungunsten des SV wohl entschieden. Alem. Nied ist nach dem 6:3 gegen Unterliederbach nun schon 12 Spiele ungeschlagen.
SV Zeilsheim - DJK Zeilsheim 0:0. Beste Spieler: TW Roth (SV), Walther, Alvarez (DJK).
SG Kelkheim - FC Sulzbach 3:0 (2:0). Tore: 1:0 und 2:0 Kilb, 3:0 H. Strabel. Bester Spieler: Schütt (K).
SV Flörsheim - TuS Hornau 5:1 (2:1). Tore: 0:1 Beyer, 1:1 Finger, 2:1 Höntsch, 3:1 Finger, 4:1 Grallert, 5:1 Höntsch. Beste Spieler: Finger, Grallert (F).
Vikt. Kelsterbach - SV Fischbach 2:2 (1:1). Tore: 1:0 Rodler, 1:1 Georg, 2:1 Rodler, 2:2 Fleischmann. Beste Spieler: Vujica (K), Schmidt, Georg (F).
Germ. Okriftel - FC Lorsbach 2:2 (1:1). Tore: 0:1 Ramb, 1:1 R. Haas, 2:1 V. Haas, 2:2 Perkovic. Beste Spieler: O geschlossen, TW Lenz (L).
Alem. Nied - VfB Unterliederbach 6:3 (4:2). Tore: 3 x Fischer, 2 x Menge (FE), Ihl (N), Schumann, Rang, Gouveic (U). Beste Spieler: Fischer, Menge (N), Güntner (U).
Gern. Weilbach - SG Hattersheim 1:3 (1:0). Tore: 1:O Klepzig, 1:1 Papzoglu, 1:2 Karageorgiadis, 1:3 Loch. Bes. Vorkommn.: TW Höntsch (W) hält Elfmeter von Schwartz.
SV Hofheim - FC Eddersheim 1:3 (0:0). Tore: 0:1 Luch, 1:1 Pastar, 1:2 und 1:3 Schneidereit. Beste Spieler: Zobec, Schneidereit (E) Wi
Mit einem schwer erkämpften 3:2-Erfolg gegen SG Germ. Wiesbaden vermochte sich der SV 07 Kriftel in der Spitzengruppe der Fußball- Bezirks-Oberliga Wiesbaden weiterhin zu behaupten. Erfolgreich agierte auch die Spvgg. Hochheim, die von Hausen/Fussingen beide Punkte mitbrachte. Enttäuschend dagegen das 1:1 des FC Schwalbach gegen den SV Erbenheim. Die Spiele SG Hünstetten - FC Eschborn und SV Frauenstein - TuS Ahlbach fielen aus.
SV 07 Kriftel - SG Germ. Wiesbaden 3:2 (1:2) Mächtig trumpften die Gäste am Anfang am Schwarzbach auf. Nach einer tollen Soloeinlage besorgte Spielertrainer Remark das 0:1, dem der wuchtige Zufall nur wenig später das 0:2 folgen ließ. Bei einem Lattenschuß von Remark war sogar das 0:3 möglich, das zweimal danach auch Torwart Schlesier abwendete. Erst mit dem 1:2 von Stefan Wedler (25.) fanden die Gastgeber langsam zu ihrem Spiel. Der 2:2- Ausgleich fiel aber erst kurz nach der Pause durch den eingewechselten Joker Heiko Pfahl. Danach wurde beiderseits hart um den Sieg gerungen, der in der 78. Minute dem SV 07 Kriftel durch das Tor zum 3:2 von Stefan Wedler zufiel.
SG Hausen/Fuss. - Spvgg. Hochheim 1:2 (0:1) Im Rückspiel drehten die Hochheimer den Spieß um und machten die 1:2-Niederlage aus dem Hinspiel wieder wett. Die Spielbedingungen in Fussingen allerdings waren nicht ideal. Zwangsläufig überwogen die kämpferischen Elemente. Dabei wirkten die Gäste insgesamt geschlossener. Als Hausherren-Keeper Steinbach einen Krämer-Schuß nicht abwehren konnte, war Dominik Szewczyk zur Stelle und staubte zum 0:1 ab. Einen von Christian Palenberg verwirkten Strafstoß nutzte Born zum 1:1- Ausgleich. Krämers Geschoß unters Tordach (76.) bedeutete den Sieg.
FC Schwalbach - SV Erbenheim 1:1 (0:1)Die Aufstiegshoffnungen der Schwalbacher wurden durch das enttäuschende 1:1 gegen Neuling Erbenheim gehörig gedämpft. Nie kamen die Gastgeber ins Spiel, die selbst dann das Tempo nicht erhöhten, als Schneckmann von den Gästen nach mehrmaligem Foulspiel des Feldes (43.) verwiesen wurde. Rudloff hatte die Gäste (20.) in Führung gebracht, die Banie kurz nach Wiederantritt zum 1:1 egalisierte.
SG 01 Höchst 2 - FSV Winkel 1:3 (1:1) Gegen den Tabellenvorletzten zu verlieren, das tut weh. Dabei hätten die Landesliga-Reservisten der SG 01 die Punkte genau so gut gebrauchen können wie ihr Gast. "Wir werden weiter um den Klassenerhalt kämpfen", war dann auch die Durchhalte-Parole von Trainer Michael Gabriel, der darüber hinaus viele vergebene Möglichkeiten beklagte. Palinkas 0:1 konnte die Mannschaft durch Christian Mohri zwar noch ausgleichen, die beiden Pala-Treffer aber nach der Pause waren entscheidend.
Spvgg. Eltville - SV Hattersheim 1:0 (0:0) Die Hattersheimer leiden darunter, daß sie einfach keine Angriffsdynamik entwickeln. Wer keine Chancen hat, der kann auch kein Tor schießen. Ein logischer Vorgang und zutreffend auf das Spiel des SVH in Eltville. Da nutzten auch eine starke Abwehrleistung und ein kontinuierliches Spiel im Mittelfeld nichts. Der Eltviller Tabellenzweite war einfach entschlossener, hatte die besseren Möglichkeiten und verdiente sich durch das Tor von Becker (68.) die beiden Punkte zu Recht. -ll-
NORDEND. Auf der Holzhausenstraße soll künftig Tempo 30 gelten. Wie aus einem Magistratsbericht hervorgeht, wurde das Büro Dr. Baier aus Aachen jetzt mit der Planung für die Verkehrsberuhigung beauftragt. Die Frage, ob die Holzhausenstraße in eine Tempo-30-Zone integriert oder ob sie "Randstraße" zu diesen Zonen wird, soll im Verlauf der Planbearbeitung erörtert werden.
Daß die Holzhausenstraße - sie ist als sogenannte Grundnetzstraße mit Buslinienverkehr prinzipiell von der Tempo-30-Regelung ausgeschlossen - diese Geschwindigkeitsbegrenzung überhaupt erhält, ist dem Einsatz des Ortsbeirates 3 (Nordend) zu verdanken. Die rot-grüne Mehrheit hatte sich hartnäckig für die Verkehrsberuhigung stark gemacht.
Die Stadtteilpolitiker haben bereits einige Ideen für eine Umgestaltung vorgelegt: So sollen die Parkplätze vom Gehweg auf die Fahrbahn verlegt werden, um die Straße auf 6,50 Meter zu verengen. Im Bereich des Holzhausenparks soll aufgepflastert werden. Außerdem will der Ortsbeirat, daß die Straße für Lastwagen über 7,5 Tonnen - mit Ausnahme von Anliegerverkehr - gesperrt wird. rea
BOXEN ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Nord: BSK Ahlen - BC Kamp-Lintfort 14:13, SC Neukölln Berlin - SSV PCK Schwedt 15:12.
1. BC Kamp-Lintfort 7 5 0 2 98:86 10:4 2. BSK Ahlen 6 3 1 2 82:75 7:5 3. SC Neukölln Berlin 7 2 2 3 90:94 6:8 4. CSC Frankfurt 6 2 1 3 74:81 5:7 5. SSV PCK Schwedt 6 2 0 4 76:83 4:8
KEGELN ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Nord: Adler Neckargemünd - Vollkugel Eppelheim 4515:4557, KSC Hainstadt - SC Offenbach 4446-4568, Einig Ffm.-Riederwald - KSC Eintr. Ffm.-West 4463:4197, Gut Holz Ingelheim - TSG Kaiserslautern 4484:4396, Olympia Mörfelden - BF Damm Aschaffenburg 4781:4700.
1. Vollkugel Eppelheim 51 023 20:2 2. Olympia Mörfelden 50 109 18:4 3. Einig Ffm.-Riederwald 58 421 16:6 4. Gut Holz Ingelheim 49 086 12:10 5. SG Ffm.-Bockenheim 48 120 12:10 6. TSG Kaiserslautern 48 702 10:12 7. SC Offenbach 48 114 10:12 8. BF Damm Aschaffenburg 48 758 6:16 9. Adler Neckargemünd 48 458 4:18 10. KSC Hainstadt 48 218 2:20
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Glengarry Glen Ross.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers - Die Lautlosen; 13.45, 23.00 Uhr: MAC; 17.00, 19.00, 21.00 Uhr: UTZ; 15.45 Uhr: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche; 13.30, 15.30 Uhr: Der tapfere kleine Toaster.
BETA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Verhängnis.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Der letzte Mohikaner.
ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15, Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Stalingrad.
ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15, Uhr: Bitter Moon.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Bram Stokers Dracula.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 2.15, 5.15, 8.15 p.m.: A Few Good Men (in orig. English version).
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p. m.: Demage (in orig. English version).
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - (Mo. keine Vorstellung)
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 22.30 Uhr: Stop Making Sense; 18.00 u. 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Der tapfere kleine Toaster (o. Altersbeschr.).
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - (Mo.- Do. keine Vorstellung)
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - (Mo. keine Vorstellungen)
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - Filme von Liliana Cavani: 17.30 Uhr: Leidenschaften; 19.45 Uhr: Der Nachtportier; 22.00 Uhr: Die Haut
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Orlando.
ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers; Mo., 23.15 Uhr: Überraschungsfilm
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15: Night and the City; 22.45 Uhr: Tanz der Teufel.
TURM 4 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr (dt. Fass.), 23.15 Uhr: Bitter Moon (orig. English version).
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers (orig. English version).
TURM 6 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Stalingrad.TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (orig. English version).
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 12.30, 15.00, 17.30, 20.30 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Dracula.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Dracula.
Bei den am Samstag in Usingen ausgetragenen hessischen Judo-Meisterschaften dominierten Jugend und Technik über Alter und Kraft. In der Klasse bis 60 kg siegte völlig unerwartet der erst 18jährige Martin Grasmück (JC Rüsselsheim). Als jüngster Teilnehmer der gesamten Konkurrenz verwies er seinen Vereinskollegen Frank Rummel, der vorab als klarer Favorit gehandelt worden war, überlegen auf Rang zwei. Für eine weitere jugendliche Überraschung sorgte der 19jährige Frank Faßmann vom SV Darmstadt 98. Obwohl sich der Junioren-Nationalkämpfer nach Schiedsrichter-Entscheid seinem Endkampf-Kontrahenten Michael Koch (JC Rüsselsheim) in der Klasse bis 95 kg knapp geschlagen geben mußte, war auch seine Leistung eine Bestätigung für die gute Nachwuchsarbeit im hessischen Judo-Verband. "Wir brauchen vor der Zukunft keine Angst zu haben", meinte denn auch der scheidende hessische Judo-Sportwart Karl Seyfried, der die auch im Kampfsport zu beobachtende Tendenz, sämtliche finanziellen Mittel in wenigen Spitzenvereinen zu bündeln, als besorgniserregend erachtet. Wo es nur noch darum ginge, kampfkräftige Bundesliga-Mannschaften zusammenzukaufen, bliebe die Jugendarbeit meist auf der Strecke. Daß Hessen bei aller Nachwuchsförderung auch für etablierte Kämpfer ein erfolgversprechendes Pflaster ist, bewies die Klasse bis 71 kg. Der ehemalige Deutsche Meister Jens Hölperl (JC Rüsselsheim) setzte seinen Rivalen Eric Zymna (JC Wiesbaden) derart unter Druck, daß der Sieger des Weltpokal-Turniers von München 1992 mit Platz zwei vorlieb nehmen mußte. In der Klasse bis 78 kg war mit Dieter Tings (TV Lorsch) ein weiterer Favorit und nationaler Spitzenmann erfolgreich. reh
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BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SG Wehrheim/Obernhain - FT Dörnigheim 7:14, SG Dietesheim/Mühlheim - Artemis Sport Frankfurt kampflos für Dietesheim, FTG Frankfurt - TV Niedermittlau 10:11, HSV Götzenhain - SG Dietzenbach 12:13.
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: TV Langenselbold - TG Hainhausen 16:15, FTG Frankfurt - SV Seulberg 21:13, SG Dietzenbach - TV Kesselstadt 13:13.
WASSERBALL BUNDESLIGA, Männer: SSF Delphin Wuppertal - WF 98 Hannover 22:8, SV Würzburg 05 - SSV Esslingen 12:7, Hohenlimburger SV - SC Rote Erde Hamm 10:6, Duisburger SV 98 - WF Spandau 04 Berlin 4:15, BW Poseidon Köln
- Waspo Hannover-Linden 2:10, SV Cannstatt - ASC Duisburg 6:2, SSF Delphin Wuppertal - Hohenlimburger SV 7:9 1. SSF Delphin Wuppertal 10 130:57 18:2 2. WF Spandau 04 Berlin 8 107:42 15:1 3. Hohenlimburger SV 9 105:62 15:3 4. SV Cannstatt 10 101:55 15:5 5. ASC Duisburg 9 71:56 13:5 6. Waspo Hannover-Linden 9 75:57 12:6 7. SV Würzburg 05 10 79:104 6:14 8. SC Rote Erde Hamm 10 65:98 6:14 9. SSV Esslingen 10 67:122 6:14 10. Duisburger SV 98 10 58:88 4:16 11. BW Poseidon Köln 9 51:105 2:16 12. WF 98 Hannover 10 69:132 2:18
VOLLEYBALL BUNDESLIGA, Frauen: SG Rupenhorn - TSG Tübingen 0:3 (9:15, 11:15, 13:15), Bayern Lohhof - BG Alstertal-Harksheide 3:0 (15:12, 15:5, 15:3), VfL Vechta-Oythe - 1. VC Schwerte 3:1 (12:15, 15:1, 15:6, 15:7), CJD Feuerbach - CJD Berlin 3:1 (15:4, 15:8, 15:17, 15:8), VC Straubing - USC Münster 0:3 (6:15, 7:15, 7:15), TSV Bayer 04 Leverkusen - Schweriner SC 0:3 (11:15, 15:17, 6:15). 1. USC Münster 16 15 1 47:10 30:2 2. Schweriner SC 16 15 1 45:9 30:2 3. CJD Berlin 16 13 3 41:11 26:6 4. CJD Feuerbach 16 12 4 39:17 24:8 5. TSG Tübingen 15 8 7 26:25 16:14 6. VG Alstertal-Harksh. 16 8 8 31:30 16:16 7. Bayern Lohhof 16 7 9 25:30 14:18 8. VC Straubing 16 6 10 23:34 12:20 9. VfL Vechta-Oythe 16 5 11 24:37 10:22 10. 1. VC Schwerte 15 3 12 17:40 6:24 11. Bayer Leverkusen 16 2 14 7:44 4:28 12. SG Rupenhorn 16 1 15 8:46 2:30
Montag, 15. Februar
Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 16 im Anzeigenteil.
Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo".
Vorträge / Diskussionen Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 und 20 Uhr, Panorama-Dia-Vortrag "USA - Südwest".
Frankfurter Bürger-Stiftung, Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 19.30 Uhr, Vortrag mit Diskussion "Endlich der erste fleischliche Weibergeselle . . .! - Versprecher als Gegenstand der Wissenschaft".
Frankfurter Kinderbüro, Leipziger Str. 67: 19 Uhr, Diskussion "Junge Menschen und Migration". Stadtteilbücherei Nieder-Eschbach, Otto- Hahn-Schule, Urseler Weg 27: 19.45 Uhr, Vortrag zum VHS-Semesterauftakt "Kinder im Spannungsgeld verschiedener Kulturen".
Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.
Gruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 20 Uhr, Treffen; AWO, Eckenheimer Landstr. 93.
Jugend gegen Rassismus in Europa: 19 Uhr, Treffen; Club Voltaire, Kl. Hochstr. 5.
Deutscher Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Basteln, Brentano-Haus; 14 Uhr, Bridge-Nachmittag, Haus Dornbusch.
Briefmarkensammler-Verein Ffm.-Nord e.V.: 18 Uhr, Tauschtreffen; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Di., 16.2., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Do., 18.2., 17 bis 20 Uhr, Harheim, Grundschule, In den Schafgärten 25. Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Brücken-Apotheke, Schwanheim, Geisenheimer Str. 39, Tel. 35 83 10; Die Rosen-Apotheke, Am Salzhaus 3-5, Tel. 28 24 70; Eschbach-Apotheke, Nieder-Eschbach, Alt-Niedereschbach 2, Tel. 5 07 70 77; Raben-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Str. 55, Tel. 62 14 14; Ring-Apotheke, Westhausen, Westring 44, Tel. 76 13 22; Sonnen-Apotheke, Bornheim, Seckbacher Landstr. 10, Tel. 45 28 28; Stephanische Apotheke, Sindlingen, Bahnstr. 113, Tel. 37 41 10; Westend-Apotheke, Brentanostr. 29, Tel. 72 70 62. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr:
Dr. Göpel, Victor-Slotosch-Str. 15, Ffm. 60, Tel. 0 61 09 / 3 58 64.
Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Kleine Berichte aus dem lokalen Sportgeschehen
Nach dem deutlichen 84:61 (48:30)-Erfolg beim BBC Horchheim steuern die Basketballer von Eintracht Frankfurt in der Regionalliga auf Meisterkurs, denn zum Abschluß der Saison warten auf die Riederwälder nur noch relativ schwache Gegner. Die Eintracht setzte sich in Horchheim zwischen der sechsten Minute und der zwölften Minute entscheidend ab, glückte den Gastgebern in dieser Phase doch kein einziger Punkt, während die Frankfurter von 17:14 auf 32:14 davonzogen. von Moller (30), Matthews (20), Schädlich (16) und Langohr steuerten die meisten Punkte für die ersatzgeschwächte Eintracht bei. rs
So viel Erfolg - und keine Zeit zum Feiern. Dieses harte Schicksal trifft die Hockeyspielerinnen des RK Rüsselsheim, die sich in souveräner Manier die Meisterschaft in der Hallenhockey-Bundesliga Südgruppe sicherten. Obwohl sie schon am vorletzten Spieltag die Meisterschaft gesichert hatten, präsentierten sie sich beim Dürkheimer HC voll motiviert und konzentriert und siegten mit 14:3.
Bereits am Donnerstag geht es nach Berlin, wo der Hallen-Europacup ausgetragen wird. Auch dort gehen die Rüsselsheimerinnen als Favorit ins Rennen. Eine Woche nach dem Europa-Cup geht es in Bonn um die Deutsche Meisterschaft. Erklärtes Ziel des Deutschen Feldmeisters ist natürlich das "Double". Nachdem im vergangen Jahr der Berliner HC erstmals die Rüsselsheimer Dominanz (Deutscher Meister 1990 und 1991) durchbrach, wollen die Rüsselsheimerinnen in Bonn wieder an die Spitze.
Daß die Rüsselsheimerinnen konzentriert und in Bestverfassung in der wichtigen "Schlußspurt" zu gehen gedenken, das bewiesen sie in Dürkheim. Die Gastgeberinnen trugen ihren Teil zu einem gelungenen Hockeyabend bei, denn sie versuchten mitzuhalten und beschränkten sich nicht auf die oft bemühte "Mauertaktik". Berti Rauth nutzte die Gelegenheit, Spielerinnen aus dem zweiten Glied verstärkt einzusetzen. Im Sturm bewies Nicole Hardt nicht nur aufgrund ihrer beiden Treffer, daß sie eine wertvolle Alternative ist. Sybille Breivogel wurde erfolgreich in der Abwehr getest. Das Tor hütete Steffi Rinderer anstelle von Nationalkeeperin Bianca Weiß. So war, neben der guten Form der Nationalspielerinnen, die wichtigste Erkenntnis für den Coach sicher jene, daß hinter den sechs Top- Stars gute Spielerinnen bereitstehen.
Die "Stars" versteckten sich deswegen allerdings nicht: Britta Becker mit sechs Eckentreffern und Tanja Dickenscheid (4 Tore) hatten hohen Anteil am Erfolg. Bemerkenswert war auch der Einsatz trotz der geringen Bedeutung der Partie. ina
RK RÜSSELSHEIM: Stefanie Rinderer (Tor); Britta Becker (6), Tanja Dickenscheid (4), Nicole Hardt (2), Marja Busch (1), Susanne Müller (1), Kathrin Schmidt, Eva Hagenbäumer, Sybille Breivogel.
Die Hallensaison endete für die Hokkeyspielerinnen des Hanauer THC so, wie sie eigentlich durchweg verlaufen war: unglücklich und erfolglos. Auch die Gründe für das 4:7 beim Club Raffelberg und den letzten Tabellenplatz respektive Regionalliga-Abstieg sind identisch. Die Hanauerinnen machten aus ihren Chancen zu wenig Tore, waren in der Abwehr nicht konsequent genug und stießen auf einen Gegner, der nicht um Klassen besser, aber wesentlich cleverer spielte.
Doch die Regionalliga soll für den HTHC nicht die Endstation sein. Auf dem Feld sind die Hanauerinnen ohnehin weiterhin erstklassig und wollen das auch bleiben. Bevor sie ihre Konzentration wieder auf die anstehende Feldrunde richten, wird Trainer Ali Gürtler seinen Spielerinnen vier Wochen Pause gönnen. Nachdem im Vorjahr noch in letzter Sekunde die "Rettung" gelang, ging in diesem Jahr das "Foto-Finish" gegen den SC 1880 Frankfurt zuungunsten des HTHC aus. Dies zeichnete sich in Raffelberg früh ab, denn zur Halbzeit führten die Gastgeberinnen bereits mit 5:1. Zwar erzielten die Hanauerinnen fünf kurze Ekken, doch nur eine konnte Claudia Severin verwandeln. Vorne wurden die Chancen ausgelassen, in der Abwehr wurde nicht konsequent genug agiert und der Gegner zum Toreschießen eingeladen.
Die Steigerung nach der Pause kam zu spät. Aus sechs Ecken wurde wiederum nur ein Tor (Anne Däther) erzielt, Susi Kochs Treffer zum 3:7 und 4:7 waren bedeutungslos. Zumal der SC 1880 in Köln mit 5:3 siegte. Dementsprechend war die Enttäuschung der Hanauerinnen auch nicht allzu groß, zu lange hatte sich das negative Ende dieser Hallensaison bereits abgezeichnet. Dennoch ist damit die Hallen-Bundesligazeit des Frauenhokkeys in Hanau sicher nicht abgeschlossen.
Vor drei Jahren dauerte das Gastspiel des HTHC in der Regionalliga auch nur eine Saison, wurde der sofortige Wiederaufstieg geschafft. Nimmt man die routinierten Susanne Koch (28) und Claudia Severin (26) heraus, dann hat das Team ein Durchschnittsalter von knapp 18 Jahren. Und in einem solchen Alter sollte man wahrhaftig nach einem Mißerfolg nicht gleich den Kopf in den Sand stekken. Mit 17 hat man ja schließlich noch Träume . . .
1. HANAUER THC: Julia Bingel (Tor); Susanne Koch (2), Armina Böhmert, Nina Methfessel, Claudia Büchting, Claudia Severin (1), Heike Stutzer, Anne Däther (1), Kerstin Däther, Eva Weiß-Bollandt ina
Welch ein gelungenes Wochenende für die Basketballer des BC Wiesbaden: Die Männer sprangen mit einem 83:76-Erfolg über den TV Kirchheimbolanden dem Regionalliga-Abstieg von der Schippe, die männliche A-Jugend zog in die Endrunde um die Hessenmeisterschaft ein.
Beides zusammen macht einen Sinn, denn angesichts der Stärke ihrer Jugend ist es für die Wiesbadener eminent wichtig, den nachrückenden Talenten eine Perspektive im eigenen Verein zu bieten. Die Wiesbadener Jugend beeindruckte beim Vorausscheidungsturnier in eigener Halle und setzte sich mit 6:0 Punkten souverän durch. Ebenfalls den Einzug in die Endrunde sicherte sich der MTV Kronberg auf dem zweiten Rang. Für die Mannschaft von Trainer Günter Steppich soll aber auch das hessische Finalturnier noch nicht die Endstation sein. Am 27. und 28. Februar gilt es in Kronberg für die Steppich-Truppe erneut, sich auf Platz eins oder zwei zu plazieren, um an den Regionalmeisterschaften teilnehmen zu können. Doch bereits der Einzug in die hessische Endrunde stellt den bisher größten Erfolg der Wiesbadener Basketballjugend dar. Das Wiesbadener Team, das bereits seit sieben Jahren in nahezu konstanter Besetzung zusammenspielt, enttäuschte die Erwartungen nicht. Nicht der MTV Kronberg, den man als Hauptrivalen erwartet hatte, sondern das Team aus Bad Soden/Allendorf war für den BCW der härteste Prüfstein.
Die Bad Sodener zogen nur deswegen nicht in die Endrunde ein, weil ihr Spiel gegen Kronberg kampflos zugunsten des MTV gewertet wurde. Eine Autopanne kostete die Bad Sodener vermutlich den zweiten Rang. Das Auftaktspiel gegen den TSV Grünberg gewannen die Wiesbadener sicher mit 95:63 (53:23), der Start verlief wunschgemäß. Gegen Bad Soden folgte dann ein 85:73 (44:40), dennoch beherrschten die Gastgeber auch diesen Gegner relativ klar. Unerwartet deutlich wurde zum Abschluß der MTV Kronberg mit 82:58 (35:28) geschlagen.
Neben den Regionalliga-Spielern Helge Jordan, Tomislav Tropsek und Phillip Jessen, leisteten auch Björn Wurmbach, der in der zweiten Mannschaft spielt, und der junge Grieche Kosta Gountaras (30) Beachtliches.
Gountaras ist einer von drei Griechen, der seit dem Europameisterschaftsgewinn Griechenlands 1988 die Begeisterung für diesen Sport und den Weg zum BC gefunden hat. Bemerkenswerterweise legten Jessen, Jordan und Tropsek am Samstagabend bei der Erhaltung ihrer Regionalliga-Perspektive selbst mit Hand an, standen die Doppelbelastung hervorragend durch. ina
BC WIESBADEN, A-Jugend: Helge Jordan (56), Tomislav Tropsek (51), Björn Wurmbach (38), Phillip Jessen (34), Kosta Gountaras (30), Benedict Flentge (16), Joannis Siakos (12), Jasson Valiano (10), Patrick Casper (9), Bernd Nikkel (6), Yavuz Ergün, Markus Enderlein.
Die SG Bruchköbel steht im Endspiel um den Hanauer Kreispokal. Im Bezirksoberliga-Vergleich besiegte die SGB Cupverteidiger Eintracht-Sportfreunde Windecken mit 2:0 (1:0) und trifft im Finale auf den Sieger des Spiels FSV Ravolzhausen /Germania Niederrodenbach (20. 2.). Vor etwa 180 Zuschauern erzielte Weyland (31./87.) beide Tore und war neben Trupp (schaltete den Ex-Uerdinger Profi Wolfgang Schäfer aus) bester Spieler auf dem Platz. Torwart Griesenbruch und Wörner ragten beim Gast heraus. hdp
Zweite Eishockey-Bundesliga Gäste mit den Gedanken schon in Abstiegsrunde
Erwartungsgemäß mit einer deutlichen Niederlage beendete der EC Bad Nauheim die Doppelrunde der eingleisigen zweiten Eishockey-Bundesliga. In der 44. Partie kassierten die Nauheimer beim Gastgeber Hannover die 34. Saisonniederlage. Die Hessen gehen damit als Schlußlicht in die am Sonntag beginnende Abstiegsrunde, in der der EHC Essen- West der erste Gegner sein wird.
In einem lockeren und jederzeit fairen Spiel hatten die Hannoveraner keine Mühe mit den Gästen, die sich insgeheim schon für die Abstiegsrunde schonten. Vor 4000 begeisterten Zuschauern gewann der Tabellensechste aus Niedersachsen hochverdient mit 9:4. Für die Nauheimer trafen Thomas Barczikowski, Martin Prada und zweimal Walter Poddubny, der gestern seinen 33. Geburtstag feierte.
Angesichts der prekären Tabellensituation scheint auch der Stuhl von EC-Trainer Rudolf Sindelar gehörig ins Wanken gekommen zu sein. Im letzten Heimspiel am vergangenen Freitag saß mit dem 46jährigen Cliff Steward bereits ein möglicher Nachfolger des glücklosen Sindelar auf der Tribüne. Ob ein neuer Mann im Traineramt einen wünschenswerten Motivationsschub für die entscheidenden Spiele bringen könnte? ni
Eishockey-Oberliga Trevor Erhardt half "Löwen" aus der Patsche
Zehn Spieltage vor Schluß ist in der Eishockey-Oberliga Nord keine Vorentscheidung gefallen. Der mit vier Punkten Vorsprung führende Frankfurter ESC hat seine Siegesserie am Sonntag zwar mit 6:2 (1:1, 1:1 (4:0) beim EC Harz-Braunlage fortgesetzt, auf einen Ausrutscher seines Verfolgers aber vergeblich gehofft. Der ESC Wedemark, gegen den die "Löwen" noch zweimal antreten müssen, unterstrich seine Anwartschaft auf Platz eins mit einem 5:1-Sieg in Timmendorf.
Von solcher Deutlichkeit im Ergebnis konnte in Braunlage lange Zeit keine Rede sein. Bis zehn Minuten vor Schluß konnten die kampfstarken Harzer ein 2:2 halten. Auf die Siegesstraße wurden die "Löwen" wieder einmal von Trevor Erhardt geführt. Der Kanadier erzielte das 3:2 und war danach auch an einem Doppelschlag beteiligt, mit dem der Spitzenreiter Braunlage mit zwei Treffern binnen zwölf Sekunden den K.o. versetzte. Die übrigen Tore für den Sieger erzielten Hall, Schaal, Thornbury und Jaufmann.
Den Gastgebern war durch Horlacher und Mahon zweimal der vorübergehende Ausgleich gelungen, jeweils kurz vor der Drittelpause, als die Frankfurter mit ihren Gedanken schon bei der unvermeidlichen Gardinenpredigt durch Trainer Toni Forster zu sein schienen. Sim.
Die Kontraste auf der Pressekonferenz nach dem letzten Vorrundenheimspiel des Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim gegen den SB Rosenheim konnten nicht gravierender sein: Auf der linken Seite des Tisches ein freudestrahlender Ex-Nationalspieler Ernst Höfner, der sich über den mit einem 10:2-Kantersieg endgültig sichergestellten zweiten Platz mit seiner jungen Truppe freute. Dagegen saß sein Pendant Rudolf Sindelar zusammengesunken auf seinem Stuhl, sprach von einem "besseren Trainingsspiel" und lobte nur das erste Drittel. Anschließend wendeten sich sogar die treuesten Fans von ihnen ab und verließen angesichts des spielerischen und kämpferischen "Offenbarungseides" vorzeitig das Eisstadion im Kurpark.
"Da spielen doch einige ganz bewußt gegen Trainer Sindelar", lautete der Tenor in den Kreisen der "Edelfans". Der auf diese Behauptung angesprochene Trainer wiegelte jedoch ab: "Die Stimmung ist gut im Team." Davon war in Wirklichkeit allerdings nicht das geringste zu spüren. Und dies schon gar nicht, nachdem zu Ende der Begegnung der letzte Platz bereits feststand und das letzte Vorrundenspiel, am kommenden Sonntag in Hannover, somit bedeutungslos wurde. Aber gibt es für den "Armen-Club" aus der Wetterau überhaupt eine Alternative vor dem letzten Saisonabschnitt, der bereits an diesem Sonntag beginnenden Play-Off-Abstiegsrunde? Sindelar mag umstritten sein - das Spielerpotential ist es aber in noch viel größerem Maße. Und ein "Mädchen für alles" wie den emsigen EC-Trainer, der so ziemlich alle Geschäfte im Verein (wir berichteten) übernimmt, findet der "Konkurs-Club" mit Sicherheit nicht so schnell wieder. Vielleicht nimmt sich Sindelar in dieser prekären Situation einen "Berater", etwa in Gestalt des erfahrenen Kapitäns Walt Poddubny zur Seite, denn nun ist guter Rat doppelt wichtig. Die erste Runde gegen den EHC Essen-West, der in großen finanziellen Schwierigkeiten (wieder einmal) steckt, kann bereits den Klassenerhalt bedeuten. So gehen die "Roten Teufel" mit dem Handicap in die Runde, als Letzter zuerst auswärts gegen den Neuntplazierten antreten zu müssen. "Wir müssen unsere Heimspiele gewinnen und einmal in Essen siegen, um die notwendigen vier Siege zum erfolgreichen Bestehen der Runde zu erreichen", hofft Sindelar auf ein "kleines Wunder", denn in den Vorrundenspielen zog der EC in Essen stets eindeutig den kürzeren und setzte selbst das letzte Heimspiel gegen die Gailer-Schützlinge in den Sand. Bis zu sieben Spiele sind theoretisch möglich, ehe der Gesamtsieger (der damit automatisch den Klassenerhalt sicher hat) mit vier notwendigen Siegen feststeht. Genau der gleiche Modus gilt auch für die zweite Runde, in der die Verlierer der beiden Abstiegs-Paarungen aufeinanderprallen. In der anderen "Schicksalsrunde" stehen sich der Zehnte Memmingen und der Vorletzte Riessersee gegenüber. Die Runde beginnt am Sonntag (19 Uhr). Am Aschermittwoch (19.30 Uhr) genießt der EC gegen Essen erstmals Heimrecht. Verliert der EC, könnte es bereits am Mittwoch nicht nur für die Narren lauten: "Am Aschermittwoch ist alles vorbei." Die Dauerkarteninhaber genießen für dieses Spiel letztmals freien Eintritt und müssen erst danach neue Einzelkarten lösen. jo
Zyperns neuer Staatspräsident Hauchdünne Mehrheit
NIKOSIA, 15. Februar (AP/AFP). Der neue Staatspräsident Zyperns heißt Glafkos Klerides (Bild: dpa). Mit einem hauchdünnen Ergebnis von 50,28 Prozent setzte sich der Chef der konservativen Partei Demokratische Sammlung (DISY) bei der Stichwahl am Sonntag gegen den bisherigen Amtsinhaber Georgios Vassiliou durch. Der Ausgang der Wahl wurde von Beobachtern in Nikosia auch als eine Absage an den UN- Plan zur Wiedervereinigung Zyperns betrachtet, da Klerides ihn nur nach wesentlichen Änderungen akzeptieren will.
Glafkos Klerides wurde am 24. April 1919 in Nikosia geboren. In London studierte er Jura und trat während des Zweiten Weltkriegs als Pilot in die "Royal Air Force" ein. 1942 wurde Klerides' Maschine über deutschem Gebiet abgeschossen. Die drei Jahre bis zum Kriegsende verbrachte er in deutscher Gefangenschaft.
Der von der kommunistischen Fortschrittspartei des Werktätigen Volkes (AKEL) unterstützte Vassiliou hatte sich als einziger der ursprünglich drei Kandidaten vorbehaltlos für den UN-Plan ausgesprochen, der eine relativ lose Föderation des türkischen und griechischen Teils der Insel vorsah.
Klerides, der sein Amt am 1. März antritt, erklärte später, mit der Wahl beginne eine neue Zeit der Kooperation aller politischen Kräfte. Man stehe vor einem ernsten nationalen Problem, das Einheit und Zusammenarbeit verlange.
Der UN-Vorschlag sieht die Reduzierung des türkischen Gebietes von jetzt 38 auf 28 Prozent des Inselterritoriums vor.
JERUSALEM, 15. Februar (AP/Reuter). Ein 25jähriger Araber hat am Montag in Jerusalem eine Gruppe von drei Juden mit dem Messer überfallen und einen von ihnen erstochen.
Der Mann habe ohne Vorwarnung einen Vater mit seinem Sohn sowie eine junge Frau angegriffen, die an einer Bushaltestelle warteten, sagte ein Polizeisprecher. Nach dem Anschlag wurde eine Großfahndung nach dem Täter ausgelöst. Die Behörden verhängten ein Ausgehverbot über zwei arabische Wohnviertel.
Der Polizei zufolge flüchtete der Angreifer nach der Bluttat am frühen Morgen in Richtung der nahe liegenden arabischen Stadtviertel Dschabel Mukaber und Zur Baher. Ein Busfahrer habe ihn wegrennen sehen und zwei Schüsse auf ihn abgefeuert, teilte der Sprecher mit. Im Krankenhaus erlag das jüngere Opfer seinen Verletzungen. Dessen Vater wurde wegen einer Schulterverletzung behandelt, die angegriffene Frau mußte einer Magenoperation unterzogen werden.
Augenzeugen berichteten von einer erhöhten Spannung nach dem Anschlag im jüdischen Viertel Armon Hanasiv. Bei der Suche nach dem Täter wurden starke Polizeikräfte und Hubschrauber eingesetzt. Polizeisprecher Rafi Peled kündigte erhöhte Sicherheitsvorkehrungen an.
Dem Anschlag gingen am Wochenende blutige Unruhen in den israelisch besetzten Gebieten voraus. Am Sonntag wurde bei Nablus im Westjordanland ein 16jähriger Palästinenser von israelischen Soldaten erschossen. Wie das Militär und arabische Informanten mitteilten, wurden acht Palästinenser verletzt. Die Soldaten hätten auf den 16jährigen geschossen, nachdem dieser ihrer Aufforderung zum Stehenbleiben nicht nachgekommen sei, sagte ein Militärsprecher. Zuvor sei ein Jeep mit Steinen beworfen worden.
Nach einer Meldung des israelischen Rundfunks wurden auf einer Straße in den besetzten Gebieten auch zwei israelische Siedler von Unbekannten beschossen und verletzt.
Der israelische Außenminister Schimon Peres erklärte die Bereitschaft seiner Regierung zu Kompromissen bei den Nahost-Friedensverhandlungen. Dazu gehörten auch territoriale Zugeständnisse, sagte Peres vor Vertretern einer jüdischen Organisation in Washington.
PRAG, 15. Februar (AP). Die Kinder in Nordböhmen haben am heutigen Montag und am Dienstag schulfrei. Freude werden sie an den unverhofften Ferien kaum haben. Der seit zwei Wochen anhaltende Dauersmog hat am Wochenende Spitzenwerte erreicht.
Wer sich einen Tag lang im Freien aufhält, nimmt so viel Schadstoffe zu sich wie beim Rauchen von zehn Zigaretten. Erwartungsvoll blicken die Bewohner nach Nordwesten, von wo aus am Mittwoch eine Regenfront das smogträchtige Hochdruckgebiet vertreiben soll.
Sieben der 13 Meßstation in Nordböhmen registrierten am Wochenende anhaltende Werte von mehr als 500 Milligramm Schwefeldioxid je Kubikmeter Luft - an dieser Schwelle beginnt nach den Prager Gesetzesbestimmungen die Umweltkatastrophe. Die höchsten gemessenen Werte lagen bei 2000 Milligramm - mehr als das Zehnfache über der gerade noch für die Gesundheit erträglichen Emission von 150 Milligramm Schwefeldioxid. Neben anderen Schadstoffen enthält die Luft in Böhmen auch die Gifte Arsen und Quecksilber.
In den Krankenhäusern von Brüx (Most), Teplitz (Teplice) und Aussig (Usti nad Labem) werden täglich Dutzende von Kindern behandelt, die über Übelkeit und Kopfschmerzen klagen. Zehn Prozent aller Schwangerschaften enden in Nordböhmen mit einer Frühgeburt. Für die über eine Million Bewohner Nordböhmens gebe es keine Luft mehr zum Atmen, gestand der tschechische Präsident Vaclav Havel im Rundfunk ein.
Bislang machte die Regierung den von der Umweltkatastrophe betroffenen Bewohnern Hoffnung, daß sich der Schadstoffausstoß mit dem Bau eines Atomkraftwerks in Temelin, nahe der Grenze zu Österreich, deutlich verringern werde. Am Sonntag äußerte sich Umweltminister Frantisek Benda jedoch skeptisch, ob Temelin einen Ausweg aus der Luftverschmutzung bieten könne. Zudem rührt sich in Österreich wie im eigenen Land die Kritik daran, daß der Teufel Luftverpestung mit dem Beelzebub Atomkraft ausgetrieben werden soll.
Notwendig ist nach Ansicht Bendas jetzt zunächst eine finanzielle Unterstützung für Kohlekraftwerke und Industriefabriken zur Einführung umweltverträglicher Technologien. Die Stromerzeuger haben gewarnt, daß bei einer Schließung der Kraftwerke 15 000 Arbeitsplätze verlorengehen könnten.
SAARBRÜCKEN, 15. Februar (AP). Die Mieten steigen nach Einschätzung des Deutschen Mieterbundes allmählich langsamer. Wer nicht unbedingt umziehen müsse, sei gut beraten, noch ein halbes oder ganzes Jahr zu warten, sagte Mieterbund-Direktor Helmut Schlich am Montag im Saarländischen Rundfunk. Bis dahin könnte "diese Überhitzungserscheinung am Wohnungsmarkt" etwas zurückgegangen sein. In den vergangenen vier Jahren seien die Mieten bei Neuvermietungen jährlich um zehn Prozent gestiegen, wesenlich stärker als die Lebenshaltungskosten. Sinkende Mieten aber sind nach Darstellung des Mieterbundes nicht in Sicht: In ganz Deutschland fehlten derzeit fast drei Millionen Wohnungen, sagte Schlich.
WIEN, 15. Februar (AP). Weltweit ist der Mißbrauch von Rauschgift weiter auf dem Vormarsch, auch wenn die Tendenz in den USA rückläufig ist. Der Drogenkonsum bedrohe sogar die Stabilität einiger Länder, hieß es in dem am Montag in Wien vorgelegten Jahresbericht des Internationalen Drogenkontrollrats. Das UN-Gremium verzeichnete starke Unterschiede in Europa bei dem Zusammenhang von Drogenabhängigkeit und Aids. In Deutschland stieg die Zahl der Drogentoten 1991 um 35 Prozent auf rund 2100 Fälle.
Der Drogenmißbrauch in den Vereinigten Staaten verringerte sich hingegen auch 1991 weiter. Damit setzte sich der 1988 begonnene Trend fort. Dem Bericht zufolge sank die Zahl der Rauschgiftkonsumenten in den USA in diesen drei Jahren um 12,3 Prozent auf schätzungsweise 12,6 Millionen. Allerdings stellte der Bericht eine Zunahme der Kokainbenutzer um 300 000 auf jetzt 1,9 Millionen fest.
In der Bundesrepublik starben 1991 über 2100 Menschen an ihrer Rauschgiftsucht. Diese um 35 Prozent gestiegene Zahl stagnierte zwar 1992, bedeutet aber nach Auffassung der Bundesregierung keine Trendwende. Die Zahl der Erstkonsumenten erhöhte sich sogar um 1300 auf rund 13 000. Besonders stark nahm die Zahl der Heroinkonsumenten zu, auf inzwischen 9600.
Nach Angaben des UN-Berichts sind 20 Prozent der Abhängigen, die sich Rauschgift spritzen, mit dem Aidsvirus infiziert. In Großbritannien liegt die Korrelation bei ein bis fünf Prozent, für Spanien schwanken die Angaben zwischen 40 und 60 Prozent, für Italien sogar zwischen 30 bis 80 Prozent.
In Afrika nahmen Drogenmißbrauch und -handel im letzten Jahr weiter zu. Beide würden eskalieren, wenn nicht bald effektive Maßnahmen ergriffen würden, hieß es. In einigen afrikanischen Staaten nehme der Konsum von Heroin und Kokain rapide zu.
Auch in Indien verbreitete sich die Heroinabhängigkeit. Gleichzeitig nahmen die Aidsinfektionen zu. Im indischen Staat Manipur sei mindestens die Hälfte aller Heroinverbraucher mit dem HIV-Virus infiziert, hieß es. Als immer noch größten Produzenten von Heroin und Opium nannte der Drogenrat Birma.
Wie es weiter hieß, war in Mittel- und Südamerika Kokain auf dem Vormarsch. Unter den brasilianischen Straßenkindern habe die Abhängigkeit alarmierende Ausmaße angenommen, schrieb das UN- Gremium.
BUDAPEST, 15. Februar (AP/dpa). Die Innenminister von 33 europäischen Staaten haben ihre Suche nach einer wirksamen Abwehr illegaler Zuwanderung am Montag bei einer Konferenz in Budapest wiederaufgenommen. Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) forderte die Teilnehmer der Tagung zu neuen Anstrengungen auf, um das Vorgehen gegen Schleuserbanden zu koordinieren und ein lückenloses System zur Rückführung illegal eingereister Ausländer zu vereinheitlichen. Die zweitägige Konferenz folgt einem entsprechenden Treffen 1991 in Berlin. In einem Resolutionsentwurf heißt es, illegale Zuwanderung sei eine Bedrohung der öffentlichen Sicherheit und der politischen Stabilität aller betroffenen Länder. Die Schleuserkriminalität zeige Folgen, "die mit denen vergleichbar sind, die die Sklaverei hatte".
Seiters drängt darauf, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß Deutschland seine Asylgesetze verschärfen kann. In diesem Fall müßten vor allem Polen und die Tschechische Republik organisatorisch und finanziell in der Lage sein, erheblich mehr Flüchtlinge als bisher aufzunehmen oder in die Heimatländer zurückzubringen. Einen gemeinsamen Widerstand der ost- und südosteuropäischen Länder gegen die geplante Asylrechtsänderung habe er nicht festgestellt, sagte Seiters in Budapest. Am Rande der Konferenz gab er bekannt, daß die Bundesrepublik und Polen eine neue Verhandlungsrunde über den geplanten zweiseitigen Asylvertrag für den 8. und 9. März in Warschau vereinbart haben.
Konferenzvorsitzender in Budapest ist der ungarische Innenminister Peter Boross, der das Kernproblem vieler osteuropäischer Staaten ansprach: Bei aller Bereitschaft zur Zusammenarbeit fehlt es vor allem diesen Ländern an Geld, um ihre Grenz- und Ausländerbehörden mit dem notwendigen Personal sowie mit wirksamen Hilfsmitteln auszustatten.
Der österreichische Innenminister Franz Löschnak, der eine Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der Konferenz leitete, konnte vorerst nicht von massiver westlicher Hilfsbereitschaft berichten. Er meinte lediglich, die Arbeitsgruppe sei sich einig gewesen, daß ein "Lastenausgleich insbesondere auf der Grundlage freiwilliger Beiträge durchaus erwägenswert" sei. Nach Angaben aus Konferenzkreisen stehen Frankreich, Großbritannien und andere westliche Staaten einem Lastenausgleich für die Kosten einer lückenlosen Kontrolle von Schleusern und zur Rückführung illegal eingereister Ausländer noch skeptisch gegenüber. Sie sehen sich nicht einem Deutschland vergleichbaren Druck von einreisewilligen Flüchtlingen an den Grenzen ausgesetzt. Seiters machte ebenso wie Boross deutlich, daß die bisherigen europäischen Anstrengungen gegen illegal einreisende Ausländer bisher kaum abschreckende Wirkung gezeigt haben. Seiters sprach sogar von einem "dramatischen Anstieg" der Wanderungsströme. 1991 seien noch 175 000 Ausländer nach Deutschland gekommen, ein Jahr später bereits 310 000. Damit habe Deutschland 70 Prozent aller in die EG-Staaten illegal eingereisten Ausländer aufgenommen. Seiters sagte: "Wanderungsbewegungen der gegenwärtigen Dimension sind eine Gefahr für die politische Stabilität in Europa." Boross sagte, früher seien Flüchtlinge aus den Staaten Osteuropas in den Westen gegangen, jetzt sähen sie sich selbst einer Flut illegal Einreisender ausgesetzt. Ungarn verzeichne 400 Prozent mehr illegale Einreisen als noch 1988. Albaner stark an Ausreise interessiert GENF (dpa). In Albanien sind die Menschen besonders stark daran interessiert, für ein paar Monate im Ausland zu leben und zu arbeiten. Das ergab eine vergleichende Studie der Internationalen Organisation für Migration (IOM), für die aus osteuropäischen Ländern jeweils 1000 Bürger befragt wurden und die am Montag in Genf vorgestellt wurde. Während bei den Albanern 77 Prozent der Befragten Interesse am Leben im Ausland angaben, waren es bei den Russen nur 26 Prozent. Unter Bulgaren und Ukrainern wurden jeweils 28 Prozent ermittelt. Deutschland als Zufluchtsort BONN (epd). Die große Mehrheit der jüdischen Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion will trotz der Besorgnisse über die politische Entwicklung in Deutschland bleiben. Dies geht aus einer am Montag in Bonn vorgestellten Umfrage zum "Deutschlandbild der jüdischen Einwanderer aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten" (GUS) hervor. Obwohl fast 90 Prozent der Befragten den Rechtsextremismus und die politische Entwicklung in Deutschland als "bedenklich und bedrohlich" werteten, würden nur 12,5 Prozent ein anderes Land zur Ausreise empfehlen, heißt es in der Untersuchung des Duisburger Ludwig-Steinheim-Instituts für deutsch-jüdische Geschichte und des Moses-Mendelssohn- Zentrums in Potsdam.
Seit Mitte 1991 haben etwa 47 000 Juden aus Rußland und der Ukraine die Einwanderung nach Deutschland beantragt. Tatsächlich eingewandert seien bislang nur 15 000 bis 20 000.
WASHINGTON, 15. Februar (AP). Israels Außenminister Schimon Peres erklärte sich am Sonntag abend zu Kompromissen bei den Nahost-Friedensverhandlungen bereit. Dazu gehörten auch territoriale Zugeständnisse, sagte Peres vor Vertretern einer jüdischen Organisation in Washington. Israel wolle nicht über andere Völker herrschen und politisch auch keine Tragödie herbeiführen, wie sie sich jetzt in Jugoslawien ereigne. "Wir wollen zum Frieden mit all unseren Nachbarn gelangen - mit den Palästinensern, den Jordaniern, den Syrern und den Libanesen", sagte Peres.
Neue Impulse für den Friedensprozeß hat sich auch US-Außenminister Warren Christopher vorgenommen, der am Mittwoch zu seiner ersten Nahostreise aufbrechen wird. Ein führender Berater von PLO-Chef Yassir Arafat, Bassam Abu Scharif, sprach sich am Montag dafür aus, daß der Konflikt um die von Israel nach Südlibanon deportierten Palästinenser die Nahostverhandlungen nicht blokkieren dürfe. "Es sollte kein Junktim geben zwischen der Rückkehr der Deportierten und einer Fortsetzung der Friedensverhandlungen", sagte er.
STUTTGART, 15. Februar (AP). Die rund 250 000 Beschäftigten bei den Sparkassen in Westdeutschland bekommen rückwirkend ab 1. Februar mehr Geld. Wie die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) am Montag in Stuttgart mitteilte, werden die vermögenswirksamen Leistungen für alle von 52 auf 78 Mark monatlich erhöht. Ein Teil der Angestellten soll bessere Aufstiegschancen erhalten. Die ÖTV und die Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände verständigten sich nach einjährigen Verhandlungen auf die neuen Eingruppierungsvorschriften. Die Sparkassenbeschäftigten, die zum öffentlichen Dienst gehören, erhalten laut ÖTV auch drei Prozent mehr Einkommen.
BARRE, 15. Februar (AP). Über 100 Jahre nach dem Massaker der US-Kavallerie an Sioux-Indianern am Wounded Knee bekommen die Nachkommen Kult- und Gebrauchsgegenstände zurück, die Soldaten auf dem Schlachtfeld eingesammelt hatten. Wie die Träger der Woods- Gedenkbibliothek und Sioux-Vertreter am Wochenende in Barre im US-Staat Massachusetts mitteilten, sollen die Gegenstände aus der Bibliothek in das Reservat von Pine Wood in South Dakota gebracht werden.
Unter den rund 1000 Einzelstücken befinden sich ein Zeremonienhemd, die Tasche eines Medizinmannes, Friedenspfeifen, Puppen, Wiegen sowie Haar- und Kleidungsschmuck. Wie es hieß, sollen Sioux-Künstler Nachbildungen anfertigen, die dann in einem Museum in Barre ausgestellt werden könnten. Ein staatlicher Kulturfonds soll das Programm finanzieren und damit gleichzeitig Arbeitsplätze für Indianer schaffen.
Über 200 unbewaffnete Frauen, Kinder und alte Menschen wurden im Jahr 1890 von der 7. Kavallerie am Wounded Knee in South Dakota niedergemetzelt. Der US-Kongreß entschuldigte sich 1991 offiziell für das Massaker. Um die Jahrhundertwende hatte ein Sammler die Gegenstände, die er von einem Soldaten bekommen hatte, der Bibliothek überlassen.
BONN, 15. Februar (AP). Die meisten ausländischen Jugendlichen wollen nach Ende der Schulausbildung in Deutschland bleiben. Wie das Bundesbildungsministerium am Montag in Bonn mitteilte, planen sechs Prozent, in ihre Heimat zurückzukehren. Vor zehn Jahren betrug ihr Anteil noch 30 Prozent. Heute beabsichtige fast die Hälfte der Jugendlichen, in Deutschland einen Beruf zu erlernen, während es 18 Prozent an die Universität oder eine weiterführende Schule ziehe. Die übrigen wollten direkt Geld verdienen oder hätten noch keine Pläne.
Keine Hilfe für Moslems in Ostbosnien
SARAJEWO, 15. Februar (AP/AFP). Heftige Kämpfe im serbisch-bosnischen Grenzgebiet blockieren die dringend benötigte Hilfe für 200 000 Menschen in Ostbosnien. Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR verhandelten am Montag mit den Kriegsparteien über eine mehrstündige Feuerpause, um zehn an der Grenze festsitzende UN-Lastwagen in die belagerte Stadt Cerska weiterfahren zu lassen. Mehrere Orte in Ostbosnien sind wegen der Belagerung durch serbische Einheiten von Hilfe abgeschnitten. Die Kolonne mit Nahrungsmitteln und Medikamenten war am Sonntag in Belgrad aufgebrochen und an der Grenze von serbischen Soldaten gestoppt worden. Ihr Ziel ist die seit Kriegsbeginn vor zehn Monaten eingeschlossene Stadt Cerska, wo noch 40 000 bosnische Moslems ausharren sollen. Nach Berichten des bosnischen Rundfunks sind dort in den vergangenen Wochen 166 Menschen verhungert, 23, darunter elf Kinder, allein am Wochenende. Kürzlich hatten die Belagerer rund 6000 Moslems erlaubt, Cerska zu verlassen und nach Tuzla, 80 Kilometer nordöstlich von Sarajewo, zu flüchten. Dort berichteten Mitarbeiter internationaler Hilfsorganisationen, viele der Flüchtlinge seien in einer schrecklichen Verfassung, unterernährt und teilweise mit Erfrierungen eingetroffen.
Die Stadt Tuzla hat sich dem Schritt Sarajewos angeschlossen, aus Protest gegen die mangelnde Versorgung der ostbosnischen Orte zunächst keine Lebensmittel weiterzuverteilen. Der Sondergesandte des UNHCR, Jose-Maria Mendiluce, kritisierte dies und meinte, die Entscheidung sei über die Köpfe der Betroffenen hinweg getroffen worden. Die französische Regierung warnte Bosnien-Herzegowina vor einer "Politik des Schlimmsten" und forderte die dortigen Behörden auf, die Hilfsgüter zu verteilen.
Die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug meldete Angriffe moslemischer Einheiten auf serbisch kontrollierte Vorstädte von Sarajewo. Die internationale Luftbrücke in die bosnische Hauptstadt blieb wegen der Kämpfe in der Umgebung des Flughafens weiter eingestellt. Sie soll aber, wie UNHCR-Sprecherin Sylvana Foa in Genf mitteilte, am Mittwoch vom italienischen Flughafen Ancona aus wieder aufgenommen werden.
In Südostkroatien dauerten die Kämpfe um die Krajina weiter an. Nach Berichten des serbischen Fernsehens kam es dabei auch zu schweren Artillerie- und Panzergefechten bei Maslenica, Obrovac und Benkovac. Unter Berufung auf den bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic meldete Tanjug, das geplante Referendum in den von den Serben gehaltenen Teilen Kroatiens und Bosniens über einen Zusammenschluß der Gebiete sei abgesagt worden.
Die serbische Polizei in der Provinz Kosovo forciert nach Berichten unabhängiger Beobachter die Vertreibung von Albanern, die dort die Bevölkerungsmehrheit stellen. Willkürliche Verhöre, Schläge und nächtliche Razzien hätten seit dem Wahlsieg der serbischen Ultranationalisten offenbar stark zugenommen, sagte der britische Oberhausabgeordnete Lord Rea am Montag in Pec. Lord Rea leitete eine Beobachtergruppe, die sich in der vergangenen Woche über die Lage in Kosovo informieren ließ. "Wir vermuten, daß die schrecklichen Übergriffe Teil einer Politik sind, die den Albanern das Leben so schwer machen soll, daß sie aus Kosovo wegziehen", sagte der Brite.
KÖLN (AP/dpa). Allen Kritiken von Umweltschützern zum Trotz, finden viele deutsche Frauen Pelze wieder anziehender. Wie der Zentralverband des Kürschnerhandwerks berichtet, verbuchten die rund 1400 Betriebe der Branche in Westdeutschland 1992 trotz des warmen Winterwetters einen Umsatzuwachs von zwei Prozent auf 992 Millionen Mark. Verbandspräsident Carl-Hans Adrian erwartet 1993 sogar Zuwächse zwischen drei und fünf Prozent. Pelzliebhaber(innen) müssen nach den Worten von Hans-Peter Nagel vom Zentralverband im laufenden Jahr aber mit Preiserhöhungen zwischen fünf und acht Prozent rechnen.
Die Branche importiert nach eigenen Angaben Pelze im Wert von knapp 600 Millionen. Hauptartikel blieb auch im vergangenen Jahr der Nerz. Die stärkste Expansion verbuchte dieBranche bei Fellen aus der Jagd auf Tiere, die durch Überpopulationen zu Schädlingen würden. Nagel nennt als Beispiele den Rotfuchs aus Australien, Nutria und Waschbär aus den USA.
Über die Verkäufe in den neuen Bundesländern liegen nach Angaben des Zentralverbandes noch keine Daten vor. Die Zahl der Betriebe dort habe sich im vergangenen Jahr um 51 auf 279 reduziert. Allerdings zeichne sich bei der Nachfrage ein Aufwärtstrend ab: Nachdem ostdeutsche Kundinnen zunächst überwiegend einfache Materialien verlangten, griffen sie in den vergangenen Monaten vereinzelt auch zu kostspieligeren Pelzen.
KÖLN, 15. Februar (AP). Die Kölner Polizei hat einem Waffenhändler-Ehepaar das Handwerk gelegt, das Hunderte von Dekorationswaffen scharf gemacht und wieder verkauft haben soll. Wie die Behörde am Montag mitteilte, sollen die umgebauten Schußwaffen über Zwischenhändler überwiegend an türkische und jugoslawische Interessenten verkauft worden sein. Bei der Festnahme des Ehepaars in der vergangenen Woche wurden 31 scharfe Pistolen und 2000 Schuß Munition sichergestellt. Bei der Observation eines Komplizen stellte die Polizei außerdem zwölf gestohlene Luxus-Jagdgewehre im Wert von rund 180 000 Mark sicher.
Dekorationswaffen sind Schußwaffen, die zunächst scharf waren, dann von Firmen entschärft werden und später im Handel frei verkäuflich sind. In der Wohnung des festgenommenen Ehepaars fanden die Beamten eine Drehbank, auf der die Pistolen und Gewehre vermutlich wieder zu scharfen Waffen umgebaut wurden. Der 52jährige Haupttäter wird von der Polizei als hochgefährlich eingeschätzt. Nach Angaben der Behörde ist er bereits wegen mehrerer Delikte, darunter auch Verstößen gegen das Waffengesetz, verurteilt worden. Zuletzt wurde er wegen versuchter räuberischer Erpressung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz zu mehreren Jahren Haft verurteilt.
WEIMAR, 15. Februar (AP). Etwa 5000 Metaller haben am Montag in Weimar dafür demonstriert, daß ihre Löhne und Gehälter bis 1994 an West-Niveau angeglichen werden. Mit Transparenten wie "Für unsere Arbeit fordern wir Löhne zum Überleben" verlangten sie die vereinbarte Lohnanhebung von 26 Prozent zum 1. April. Dagegen hatten die Arbeitgeber bisher eine Anhebung um neun Prozent mit Tariföffnungsklauseln angeboten. Die Schlichtungsgespräche wurden auf kommenden Mittwoch vertagt.
Der Bezirksleiter der IG Metall, Karl Kronawitter, bekräftigte vor den Demonstranten, daß die Gewerkschaft von dem Stufenplan nicht abrücken werde. Die Arbeitgeber wollten Spaltpilze pflanzen, sagte er. Kronawitter forderte einen echten "Solidarpakt", der die Gerechtigkeitslücke schließe und nicht von den Armen bezahlt werde.
ALGIER, 16. Februar (Reuter/AP). Algeriens Polizei hat am Montag nach eigenen Angaben einen Waffenschieberring zerschlagen, der fundamentalistische Extremisten ausgerüstet hat. 100 Personen seien festgenommen worden, teilte die Polizei laut der staatlichen Nachrichtenagentur APS mit. Bei der Hälfte soll es sich um Anhänger der verbotenen radikalen Partei Islamische Heilsfront (FIS) handeln. Die Polizei beschlagnahmte über 800 Pistolen, Gewehre und Maschinenpistolen. Die Razzien hätten in elf Regionen einschließlich der Hauptstadt stattgefunden.
In Algier detonierten am Montag erneut zwei Sprengsätze. Augenzeugen zufolge handelte es sich bei der zweiten Explosion um eine kontrollierte Sprengung einer Bombe durch die Sicherheitskräfte. Die verbotene Islamische Heilsfront hat sich unterdessen zu dem mißglückten Anschlag auf den algerischen Verteidigungsminister Chaled Nezzar vom Samstag bekannt.
POTSDAM, 15. Februar (AP). Als notwendiges Programm zum Ausgleich von ungerechter finanzieller Ausstattung der Länder in Ost- und Westdeutschland sehen die Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktionen im Osten den angestrebten "Solidarpakt". Selbst acht Milliarden Mark reichten "im entferntesten nicht aus", um den tatsächlichen Finanzbedarf der neuen Länder in diesem Jahr zu dekken, sagte der sachsen-anhaltinische CDU-Fraktionsvorsitzende Christoph Bergner am Montag nach einem Treffen mit seinen Amtskollegen in Potsdam. Er rügte vor allem das Finanzgebaren der alten Bundesländer, die sich - anders als die neuen Länder - keineswegs an die Sparvorgaben des Finanzplanungsrates hielten. Ferner forderten die CDU- Fraktionsvorsitzenden, auch Beamte sollten künftig einen Beitrag zahlen, um den Aufbau im Osten zu fördern.
SAO PAULO, 16. Februar (AP). Der Mörder des brasilianischen Umweltschützers Chico Mendez ist zusammen mit acht seiner Kumpane aus dem Gefängnis ausgebrochen und geflohen. Wie die Polizei am Montag mitteilte, durchsägten der Mendez-Mörder Darcy Pereira, dessen Vater und sieben Mitgefangene die Gitterstäbe ihrer Zellen und flohen am Sonntag aus der Strafanstalt von Rio Branco im Amazonasgebiet. Der Chef der Staatspolizei, Carlos Alberto da Silva, sagte, die Sicherheitsmaßnahmen in dem Gefängnis seien "extrem nachlässig" gehandhabt worden. Darcy Pereira hatte den wegen seiner Kampagne zur Erhaltung des Regenwaldes weltbekannt gewordenen Umweltschützer und Präsidenten der Kautschuksammlergewerkschaft 1988 in seinem Haus in Xapuri erschossen. Die Ermordung spiegelte den brutalen Kampf von Großgrundbesitzern und Spekulanten gegen die Umweltschützer im Amazonas-Gebiet wider.
. . . und außerdem Clinton setzt ganz auf die Talk-Show
"Der neue Präsident hat so wenig Achtung für die traditionellen Medien, daß er nicht einmal mit uns spricht", klagt Mike Littwin von der angesehenen Zeitung Baltimore Sun. Seit seinem Amtsantritt hat es Bill Clinton lediglich auf eine Pressekonferenz gebracht. Sein Umgang mit den Medien der US-Hauptstadt hat Methode: Statt sich mit kritischen Reportern über Regierungs-Pannen auseinanderzusetzen, sucht der Populist im Weißen Haus ungleich stärker als sein Vorgänger mit Hilfe von wöchentlichen Radioansprachen und Talk-Shows den direkten Kontakt zum Volk.
Dank der neuen Kommunikationstechnologien stellt Clinton neue Spielregeln auf: Bei seinem ersten Fernseh-Plausch in der vergangenen Woche im amerikanischen Mittelwesten, landesweit per Satellit und Kabel übertragen, konnte er sich ohne journalistische Störenfriede ins rechte Bild rücken. Geschickt bereitete Clinton im Gespräch mit 60 Bürgern die Zuschauer auf die Opfer seines Wirtschaftsprogramms vor, das er an diesem Mittwoch verkünden wird.
Mit den "Rathaus-Treffen" wollen Clintons Berater in einer "familiären" Umgebung eine lokale Verankerung des Präsidenten schaffen. Nach Ansicht von Wissenschaftlern könnte das Konzept die politische Landschaft Amerikas grundlegend verändern. Als "Schöne Neue Welt" bespöttelte das Wall Street Journal die neue Politik, nicht ohne wehmütigen Unterton: Die großen Zeitungen, die in Washington die Politik mitbestimmten, könnten die größten Verlierer im neuen Machtgefüge zwischen Präsident und Volk sein.
Clinton, der Fernseh-Talk-Shows bereits im Wahlkampf erfolgreich ausprobierte, hat viel von seinem Wahlkampfrivalen Ross Perot gelernt. Der texanische Milliardär, der seine Popularität in erster Linie Auftritten in Talk-Shows verdankt, möchte per "Knopfdruck-Demokratie" die direkte Bürger-Beteiligung an wichtigen politischen Entscheidungen forcieren.
Schon jetzt ist es technisch möglich, bei Fernsehsendungen über Telefon rund 10 000 Anrufer in zehn Sekunden "abzuwickeln". Clinton und Perot setzen darauf, daß die Amerikaner in erster Linie Interesse an ihrem lokalen Umfeld haben und dem fernen Washington traditionell Mißtrauen entgegenbringen.
Daß die Telekratie jedoch auch gefährlich sein kann, mußte Clinton bereits erfahren. Bei der umstrittenen Zulassung von Homosexuellen zur Armee haben Clintons Gegner die zahllosen Talk- Shows in Hörfunk und Fernsehen mit Anrufen und Telefaxen regelrecht überschwemmt. THOMAS MAIER (dpa)
STUTTGART, 15. Februar (dpa). Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel hat einer großen Koalition in Bonn eine klare Absage erteilt.
Sie könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht stabiler sein als die amtierende Regierung, sagte Teufel, der auch Vize-Vorsitzender der Bundes-CDU ist, am Montag der Deutschen Presseagentur. Er halte eine "Kraftanstrengung ähnlich der Gemeinschaftsleistung nach dem Zweiten Weltkrieg" für notwendig. Für die Zeit nach der Bundestagswahl wollte sich Teufel, Chef der großen Koalition in Baden-Württemberg, aber nicht festlegen.
Angesichts der "epochalen Herausforderungen" im vereinten Deutschland müßten "die zweite und dritte Generation die gleichen Leistungen erbringen, wie sie die erste Generation nach dem Krieg erbracht hat". Dabei "darf niemand ausgegrenzt werden, und niemand darf sich abseits stellen". Es komme auf das verantwortungsbewußte Verhalten der Bundestagsopposition ebenso an wie das des Bundesrats, der Gewerkschaften und der Unternehmer. Das sei mehr als eine förmliche große Koalition, sagte Teufel.
Die SPD, so der CDU-Politiker, brauche man, weil verschiedene Probleme nur mit einer Verfassungsänderung zu lösen seien. "Solche punktuellen Erfordernisse machen auf Bundesebene noch keine große Koalition zwingend erforderlich." Teufel fügte hinzu: "Aber man sollte sie nicht als unmöglich darstellen." Der FDP riet er, "um ihres eigenen Überlebens willen in partnerschaftlicher Verbundenheit mit der Union zu verbleiben".
Mit Entschiedenheit lehnte Teufel eine Zusammenarbeit mit den rechtsextremen "Republikanern" ab. "Es gibt keine Gespräche, und es wird erst recht keine Koalition zwischen CDU und Republikanern geben, wo auch immer", stellte Teufel fest. Auf die jüngsten Äußerungen des CDU-Bundestagsabgeordneten Heinrich Lummer angesprochen, sagte er: "Ich bedauere das, er ist aber in gar keiner Weise repräsentativ für die CDU." Lummer hatte eine Koalition mit den "Republikanern" nicht ausschließen wollen.
PORT-AU-PRINCE, 15. Februar (dpa). Etwa 40 Beobachter der Vereinten Nationen (UN) und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) sind am Sonntag in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince eingetroffen, um die Menschenrechtssituation in dem Land zu überwachen. Die Entsendung von bis zu 400 Beobachtern war in der vorigen Woche zwischen den haitianischen Machthabern und dem Sonderbeauftragten der beiden Organisationen für Haiti, dem argentinischen Ex- Außenminister Dante Caputo, vereinbart worden.
Langlauf, Frauen: Sigrid Wille (Maierhöfen-Grünenbach), Heike Wezel (Klingenthal), Anke Schulze (Willingen), Claudia Bonsack (Oberhof).
Langlauf, Männer: Jochen Behle (Hirschau), Johann Mühlegg (Marktoberdorf), Peter Schlickenrieder (Schliersee), Torald Rein (Altenau), Walter Kuß (Brend), Janko Neuber (Oberwiesenthal).
Nordische Kombination: Sven Leonhardt (Oberwiesenthal), Falk Schwaar (Klingenthal), Hans-Peter Pohl (Schonach), Jens Deimel (Winterberg), Thomas Dufter (Hammer).
Spezialspringen: Christof Duffner (Schönwald), Jens Weißflog (Oberwiesenthal), Dieter Thoma (Hinterzarten), Andreas Scherer (Rohrhardsberg), Gerd Siegmund (Oberhof).
BERLIN, 15. Februar (dpa). Die Grundgesetzänderung zum Asylrecht kann nach Ansicht von SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose noch an den Verhandlungen mit Polen und der Tschechischen Republik scheitern. Wenn bis zur Schlußabstimmung im Bundestag kein Konzept über die Drittstaatenverträge vorliege, "wird es für viele meiner Kollegen sehr, sehr schwer, dem Asylkompromiß zuzustimmen", erklärte Klose der Berliner B. Z. am Montag. "Ich kann dann für nichts garantieren." Der SPD-Politiker räumte ein, daß bei den Asylverhandlungen zwischen Regierungskoalition und Opposition im Dezember kein "Junktim" vereinbart worden sei. Die letzte Abstimmung im Bundestag werde "nicht vor Ende April sein".
BELGRAD, 15. Februar (dpa). In Kroatien und Bosnien-Herzegowina wurden seit Kriegsbeginn nach jugoslawischen Angaben bereits 410 serbisch-orthodoxe Kirchen und Klöster zerstört. Wie die Belgrader Zeitung Politika am Montag berichtete, wurden 124 Sakralbauten völlig zerstört, der Rest wurde schwer beschädigt.
Das Blatt macht "kroatische Ustascha- Faschisten und islamische Fundamentalisten" für die Verwüstungen verantwortlich. Viele der Kirchen wurden allerdings in Ortschaften zerstört, die Ziele serbischer Artillerie- und Luftangriffe waren, wie etwa die ostkroatische Donaustadt Vukovar.
NAIROBI, 15. Februar (dpa). Der Führer eines Bündnisses von Oppositionsparteien in Madagaskar, Albert Zafy, wird den Sozialisten Didier Ratsiraka aller Voraussicht nach als Staatspräsidenten der Inselrepublik ablösen. Der Sieg des 65jährigen Herzchirurgen Zafy bei den Präsidentschaftswahlen stand am Montag praktisch fest.
Wie der französische Auslandssender RFI berichtete, gewann der Mediziner nach der Ermittlung der Ergebnisse in mehr als zwei Dritteln aller Wahlbezirke fast 70 Prozent der Stimmen. Der amtierende Staatschef Ratsiraka kam in der entscheidenden Runde am Mittwoch auf kaum mehr als 30 Prozent. Der 56jährige frühere Fregattenkapitän regiert die Insel seit 17 Jahren.
Untersuchung
Karriere und
Kinder führen
BOSTON, 15. Februar (dpa). Kinder sind einer neuen Studie zufolge keineswegs nur ein Segen. Sie seien häufiger die Ursache psychischer Belastung und Depression als übergroßen Glücks, fand Catherine E. Ross von der Universität von Illinois in Urbana heraus.
Unter dem Nachwuchs leiden vor allem Frauen, die ihre Karriere aufgegeben haben, berichtete die Expertin auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft (AAAS), die am Dienstag in Boston zu Ende geht.
Noch größer sei allerdings die Unzufriedenheit bei berufstätigen Müttern, wenn sie weder auf eine geeignete Versorgung der Kinder noch auf Unterstützung durch den Ehemann zurückgreifen könnten.
Der Einsatz im Haushalt und bei der Kindererziehung schade den Vätern keineswegs. Die Unzufriedenheit der Männer stieg nicht bei Abwasch und Windelwechsel, sondern erst mit den finanziellen Sorgen um das Wohl der Familie.
CSU-Generalsekretär Erwin Huber warf Lühr im Gegenzug vor, mit seinem "skandalösen Vergleich" jeden Maßstab in der politischen Auseinandersetzung verloren zu haben. Als Generalsekretär einer Partei, "die aus der Fusion mit SED-hörigen Blockparteien in der ehemaligen DDR hervorgegangen" sei, habe der FDP-Politiker mehr als genug vor der eigenen Tür zu kehren, schrieb Huber in einer Mitteilung. "Wer wie Lühr demokratisch gewählte Politiker mit Angehörigen einer kommunistischen Diktatur gleichsetzt, hat sich aus der Gemeinschaft ernstzunehmender Politiker verabschiedet."Weitere Angriffe gegen Khmer
PHNOM PENH, 15. Februar (dpa). Kambodschanische Regierungstruppen haben ihre Angriffe auf Stellungen der Guerillaorganisation Rote Khmer in Zentralkambodscha fortgesetzt. Ein UN-Sprecher sagte am Montag in Phnom Penh, dies sei eine Verletzung der Feuerpause, auf die sich die Bürgerkriegsparteien des südostasiatischen Landes im Oktober 1991 geeinigt hätten. Mit den Angriffen gehe die Regierung über ihr Recht auf Selbstverteidigung hinaus.
Der Vorsitzende des kambodschanischen Ministerrates, Hun Sen, gab an, die Regierungstruppen eroberten Gebiete zurück, die die Roten Khmer seit dem Waffenstillstand eingenommen hätten.
Vor der Verwendung von ausrangierten Munitionskisten der US-Armee und der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR hat das bayerische Arbeitsministerium gewarnt. Bei Untersuchungen wurde pro Kilogramm Holz dieser Kisten bis zu 300 Milligramm des krebserregenden Stoffs Pentachlorphenol entdeckt, teilte das Ministerium am Montag mit. Es bestehe der Verdacht, daß eine Vielzahl der Kisten mit der giftigen Holzschutz-Substanz imprägniert wurde. Die Kisten der US- Armee bestehen aus rohem Holz und sind mit Zahlenkombinationen beziehungsweise einem großen "P" gekennzeichnet, die NVA-Behälter sind olivgrün lackiert.
Nach Angaben des Ministeriums wurden die US-Munitionskisten jahrelang von einer Firma im oberpfälzischen Pressath an Gewerbebetriebe im ganzen Bundesgebiet und an Privatkunden abgegeben. Die NVA-Kisten habe eine Firma aus dem sächsischen Vogelsang vertrieben. Den Firmen sei der Verkauf inzwischen untersagt worden. dpa
ROM, 15. Februar (dpa). Mit mindestens 30 überwiegend jugendlichen Verkehrstoten hat die Serie von Wochenend- Autounfällen in Italien einen neuen tragischen Höhepunkt erreicht. 20 der Unfallopfer starben in der Nacht zum Sonntag auf dem Heimweg von Diskotheken und Tanzlokalen. Nach Zeitungsberichten vom Montag ereignete sich der schwerste Unfall in der Nähe von Jesolo an der Adria, als ein Auto mit fünf Jugendlichen zwischen 18 und 23 Jahren gegen einen Baum raste. Alle Insassen waren sofort tot.
Als Ursache des "Blutbads am Samstag abend" werden Alkohol- und Drogenkonsum, Übermüdung und unvorsichtige Fahrweise angegeben. Versuche der Behörden, eine frühere Schließung der Tanzlokale durchzusetzen, waren bisher immer wieder vor Gericht gescheitert.
PEKING, 15. Februar (dpa). Bei einem Großfeuer in einem vollbesuchten Kaufhaus in der nordchinesischen Stadt Tangshan in der Provinz Hebei sind 78 Menschen ums Leben gekommen. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Montag berichtete, wurden 53 weitere Personen verletzt. Offenbar konnten sich viele Besucher nicht vor den Flammen flüchten. Möglicherweise hätten Arbeiter bei Schweißarbeiten die Sicherheitsbestimmungen verletzt und den Brand ausgelöst, hieß es.
HANNOVER, 15. Februar (dpa). Die niedersächsischen Christdemokraten haben Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) gedroht, ihre Zustimmung zum Föderalen Konsolidierungsprogramm von der Bonner Haltung zur Weltausstellung in Hannover abhängig zu machen. "Wenn Waigel den Zusammenhang zwischen Expo und Finanzkonzept will, dann kann er ihn haben. Dann kann es passieren, daß die niedersächsischen Abgeordneten im Bundestag sein Finanzkonzept nicht mittragen", sagte CDU-Landeschef Josef Stock am Montag in Hannover. Die Entscheidung der Bundesregierung über die Finanzierung der Expo soll in der ersten Märzhälfte fallen.
BERGISCH GLADBACH (dpa). Das Anfang Januar in Kraft getretene Gesundheitsstrukturgesetz ist nach Einschätzung der Innungskrankenkassen (IKK) ein Erfolg. Anders als in der Vergangenheit scheine erstmals eine Reform tatsächlich zu greifen, meint ein Sprecher des IKK-Bundesverbandes. Die Kassen seien optimistisch, daß die Beitragssätze in den nächsten zwei Jahren stabil bleiben und der Kostenanstieg im Gesundheitswesen gebremst werde. 1992 seien die Ausgaben fast doppelt so stark gestiegen wie die Einnahmen. Die Kosten dieser Sparte schnellten im Westen um 9,4 Prozent in die Höhe. Die Einnahmen wuchsen dagegen nur um fünf Prozent.
Die höchste Steigerung hatten die Innungskrankenkassen beim Zahnersatz mit 16,1 Prozent verzeichnet. Dabei habe aber das neue Gesetz Vorzieh-Effekte ausgelöst. "Wir haben es beim Zahnersatz zweifellos mit einem Seehofer-Bauch zu tun." Die Ausgaben für Arzneien seien um acht Prozent gestiegen. Anders als von den Kassenärzten behauptet, habe es allerdings bei den Medikamenten im vierten Quartal "keinen Vorzieh-Effekt" in großem Maßstab gegeben, der den starken Einbruch bei den Pharmaausgaben von 20 bis 30 Prozent im Januar erklären könne. Ursache des Einbruchs sei offenbar ein "übertriebener Spareifer" bei einigen Ärzten.
Die Ausgaben für Krankenhäuser gingen laut IKK-Bundesverband im vergangenen Jahr um 9,6 Prozent in die Höhe, für Zahnärzte um 8,5 Prozent und für Ärzte um 9,2 Prozent.
MÜNSTER, 15. Februar (dpa). Im münsterischen Uni-Klinikum hilft neuerdings ein "Kultur-Menü" gegen den "Klinik- Koller": Zusammen mit dem Speiseplan erhalten die Patienten eine Übersicht der kulturellen Veranstaltungen des Krankenhauses. Am Wochenende ist das Programm angelaufen: Gaukler, Musikanten und Pantomimen tobten durch die Flure.
Zunächst ist das Modellprojekt auf zwei Jahre begrenzt: Als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme des Arbeitsamts wurde ein "Kulturreferent" eingestellt. Geplant sind Konzerte, Lesungen, Diskussionen, Diavorträge und Kreativkurse. Auch Nicht-Patienten sind willkommen. Das Personal hat angekündigt, das "Menü" mit Klinik-Bands und Mediziner-Orchestern zu bereichern.
PARIS, 16. Februar (dpa). Frankreich hat 1992 nach Informationen aus dem Pariser Verteidigungsministerium vom Montag Waffen für rund 50 Milliarden Franc (14,75 Milliarden Mark) ins Ausland verkauft. Das waren 46 Prozent mehr als im Golf-Kriegsjahr 1991.
Zu dieser Steigerung trug vor allem der "Jahrhundertvertrag" über den Verkauf von 60 Kampflugzeugen des Typs Mirage 2000-5 an Taiwan bei. 1991 hatte Frankreich für 34,2 Milliarden Franc (etwa 10,26 Milliarden Mark) Waffen verkauft, darunter Fregatten im Wert von zehn Milliarden Franc (rund 3 Milliarden Mark) an Taiwan.
Für das laufende Jahr wird nach dem Verkauf von 436 Kampfpanzern an die Vereinigten Arabischen Emirate eine erneute Steigerung erwartet. Der Wert dieses Vertrages wird offiziell geheimgehalten. Unterschiedliche arabische und französische Quellen sprechen von 21 Milliarden (etwa 6,3 Milliarden Mark) beziehungsweise 32 Milliarden Franc (9,6 Milliarden Mark) für Panzer, Munition und Simulationsgerät.
HANNOVER, 15. Februar (dpa). Deutlich weniger Aussiedler sind im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat nach Deutschland gekommen. Insgesamt wurden 16 558 Personen gezählt, teilte das niedersächsische Bundesratsministerium am Montag in Hannover mit. Im Januar 1992 waren es 21 863. Im Vergleich zum Dezember 1992 sank die Zahl der deutschstämmigen Einwanderer noch deutlicher: In jenem Monat waren 30 565 Personen registriert worden.
BANGKOK, 15. Februar (dpa/AP). Einen Tag vor der geplanten Ankunft des Dalai Lama in Thailand zu einer Solidaritätsmission für die birmanische Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat das dortige Militär sich offen gegen die Aktion und damit gegen die Regierung gewandt. Die Regierung in Bangkok hatte die Demonstration der Solidarität von ingesamt sieben Friedensnobelpreisträgern zugunsten der im Nachbarland Birma unter Hausarrest gehaltenen Oppositionsführerin gutgeheißen und den Teilnehmern vergangene Woche die Visa ausgestellt.
"Ich bin dagegen, daß der Dalai Lama hierher kommt und für die Freilassung von Aung San Suu Kyi eintritt", sagte am Montag der Oberbefehlshaber der Armee, General Wimol Wongwanich. Der Einsatz für die Menschenrechte dürfe nicht zur "Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder" ausarten, erläuterte der General seine Position. Sie deckt sich mit der offiziellen Haltung Pekings, das bereits Protest gegen die Einreiseerlaubnis für den Dalai Lama eingelegt hat. Das Oberhaupt der Tibeter, Friedensnobelpreisträger von 1989, war im Jahr 1958 von den chinesischen Besatzern Tibets ins indische Exil getrieben worden.
Der Oberbefehlshaber der thailändischen Luftwaffe, General Gun Pimarnthip, sagte der englischsprachigen Zeitung The Nation: "Falls die Chinesen glauben, daß wir für diese Reise verantwortlich sind, wird es Ärger geben."
Die mächtigen thailändischen Militärs befürchten durch die Solidaritätsaktion auch eine neue Eskalation der Spannungen mit dem Nachbarland Birma. Das dort seit 1962 herrschende Militärregime hält Aung San Suu Kyi seit nunmehr drei Jahren unter strengem Hausarrest. Suu Kyi hatte 1991 den Friedensnobelpreis für ihren gewaltlosen Einsatz gegen das Regime in Birma erhalten.
DÜSSELDORF, 15. Februar (dpa). Seit 20 Monaten wird der Düsseldorfer Multi- Millionär Otto-Erich Simon vermißt. Ob er noch lebt, ist ungewiß. Die Staatsanwaltschaft hat in dem mysteriösen Fall jetzt Anklage erhoben: Hauptverdächtigter ist der 52jährige ehemalige Berater des Millionärs. Vorgeworfen wird ihm Urkundenfälschung und Betrug in einem besonders schweren Fall, teilte die Düsseldorfer Anklagebehörde am Montag mit. Beweise dafür, daß Simon getötet wurde, lägen aber auch nach einjährigen Ermittlungen noch nicht vor. Daher, so ein Sprecher, sei in der Anklage gegen den Mann der Betrugskomplex scharf von einer möglichen Beteiligung an einem Tötungsdelikt getrennt worden.
Eine angeblich von Simon unterschriebene Quittung gilt als letztes Lebenszeichen des Millionärs: Kurz bevor er verschwand, soll der damals 72jährige Simon seine beiden Wohn- und Geschäftshäuser an der Düsseldorfer Königsallee für 25,3 Millionen Mark verkauft haben. Der 52jährige hatte behauptet, die beiden Objekte von Simon gekauft zu haben. Die vorgelegten Verträge dazu wurden jedoch von mehreren Schriftgutachtern als Fälschungen bezeichnet.
ANKARA/NIKOSIA, 15. Februar (dpa/Reuter). Zurückhaltend hat die Türkei auf die Wahl des neuen Präsidenten von Zypern, Glafkos Klerides, reagiert. Sprecher des Außenministeriums erklärten am Montag in Ankara, die Präsidentschaftswahl im griechischen Teil Zyperns sei eine "innere Angelegenheit der Inselgriechen" gewesen. Griechische Spitzenpolitiker gratulierten Klerides und versicherten ihm, daß ihn alle Griechen unterstützen wollten. Griechenland rechne auf seine lange Erfahrung bei der Suche nach einer gerechten Lösung des Insel-Konflikts.
Klerides hatte sich am Sonntag bei den Stichwahlen zum Präsidentamt mit knapper Mehrheit gegen den Amtsinhaber, Georgios Vassiliou, durchgesetzt. Der 73jährige Konservative schlug Vassiliou mit 50,3 Prozent gegen 49,7 Prozent. Er ist ein Kritiker des UN-Plans zur Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Insel.
DÜSSELDORF, 15. Februar (dpa). Mit Freiheitsstrafen bis zu sechs Jahren sollten fünf junge Männer für zwei Anschläge auf ein Aussiedlerheim in Düsseldorf bestraft werden. Das forderte die Staatsanwaltschaft am Montag vor der Jugendkammer des Düsseldorfer Landgerichts.
Die Männer im Alter von 17 bis 26 Jahren sollen im September 1992 zweimal Molotow-Cocktails auf das Heim geworfen haben, in dem 60 Aussiedler aus Polen untergebracht waren. Bei den Taten war niemand verletzt worden. Die Anklage lautete auf versuchten Mord und versuchte schwere Brandstiftung.
Nach eigenen Aussagen wollten sich die Angeklagten mit den Anschlägen für Streitigkeiten mit Aussiedlern rächen. Die Verteidigung plädierte auf Bewährungsstrafen. Das Urteil soll am heutigen Dienstag gesprochen werden.
UELZEN, 15. Februar (dpa). Wegen Herstellung und Verbreitung von pornografischen Werken mit Kindern soll ein 59jähriger Pädagoge 10 000 Mark Geldstrafe zahlen. Einen entsprechenden Strafbefehl hat das Amtsgericht Uelzen nach Angaben eines Sprechers vom Montag gegen den Rektor der Realschule im niedersächsischen Bodenteich erlassen. Bislang stehe noch nicht fest, ob der 59jährige den Strafbefehl annehmen werde. Falls nicht, komme es zum Strafprozeß.
Der vom Dienst suspendierte Pädagoge war der Polizei Anfang 1992 aufgefallen, als er Fotos von nackten Kindern zur Vervielfältigung in ein Labor geschickt hatte. Ein Mitarbeiter hatte die Polizei eingeschaltet. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Pädagogen wurde ein "ganzer Kleinbus" voller Beweismaterial sichergestellt, so ein Sprecher des Landgerichts. Der Rektor erklärte die Existenz der Bilder damit, er habe sie für eine wissenschaftliche Arbeit gesammelt, die er nach der Pensionierung habe schreiben wollen.
HANNOVER, 15. Februar (dpa). Die Polizei hat in Hannover zwei Berufsschüler gefaßt, die "einfach aus Spaß" wenigstens 15 Autos der Marke VW-Corrado gestohlen und einige absichtlich zu Schrott gefahren haben sollen. Der Schaden wird auf mindestens eine halbe Million Mark geschätzt, teilte die Polizei am Montag mit. Die aus Hannover stammenden 16 und 17 Jahre alten Halbbrüder gehörten den Ermittlungen zufolge mit noch 20 anderen Jugendlichen in dem Alter zur "Corrado-Crew". Der 17jährige will "Chef" der Bande gewesen sein. Gegen die beiden Hauptverdächtigen wurde Haftbefehl erlassen.
LONDON, 15. Februar (dpa). Die Ölpest durch den Tanker "Exxon Valdez" hat die Tierwelt viel stärker geschädigt als bisher angenommen. Untersuchungen zeigen, daß die Überlebens- und Nachkommenrate vieler Arten seit der Katastrophe im März 1989 drastisch gesunken ist. Dies ist das Ergebnis eines Expertentreffens in Anchorage in Alaska, über das die britische Wissenschaftszeitschrift "New Scientist berichtet.
Viele Jungrobben, die auf ölverschmutzten Stränden zur Welt kamen, verschwinden spurlos, ebenfalls eine Reihe von Killerwalen. Die Autopsie toter Robben ergab Nervenschäden, die denen menschlicher Opfer von Lösungsmittel- mißbrauch ähneln. "Diese Tiere verlieren wahrscheinlich ihr Orientierungsvermögen, holen nicht mehr richtig Atem und ertrinken", sagte Kathy Frost von der Jagd- und Umweltbehörde in Alaska.
Seeotter starben auch nach ihrer Rettung und Reinigung - an Schock, Unterkühlung oder Emphysemen (Luftansammlungen) nach dem Einatmen giftiger Dämpfe. Nach dem Unglück hat sich der Anteil toter Ottern im vermehrungsfähigen Alter fast verdreifacht. Auch viele Vögel - wie Trottellummen und Kragenenten - bringen kaum noch gesunden Nachwuchs zur Welt, vermutlich wegen mit Abbauprodukten des Öls vergifteter Nahrung.
Besonders besorgt sind die Forscher über den Rückgang wirtschaftlich wichtiger Fischarten. Die Überlebensrate der Eier von Heringen und Lachsen ist stark zurückgegangen. Viele Jungfische sind stark geschädigt, haben verkrümmte Wirbelsäulen, deformierte oder überhaupt keine Kiefer. "Wir glauben, daß das Öl, das immer noch unter dem Sand liegt, zu genetischen Schäden führte", sagte Frosts Kollege Brian Bue. Diese Schäden können noch viele Generationen erhalten bleiben.
Die Katastrophe der "Exxon Valdez", bei der rund 42 000 Tonnen Rohöl im fischreichsten Gebiet Alaskas ausliefen, gilt als die zur Zeit bestuntersuchte Ölpest. Trotzdem seien die Folgen für viele Arten bisher überhaupt noch nicht abzuschätzen, sagten die Forscher.
HAGENOW, 15. Januar (dpa). Auf dem Bahnhof Pritzier im mecklenburgischen Kreis Hagenow sind am Montag zwei Waggons des Schnellzuges 3752 Schwerin-Hamburg entgleist. Bei der Fahrt über eine Weiche sprang je ein Achsenpaar des zweiten und dritten Eisenbahnwagens aus den Schienen. Es gab keine Verletzten, teilte die Reichsbahndirektion Schwerin mit. Der Eisenbahnverkehr auf der Strecke wurde unterbrochen, Fernzüge umgeleitet.
LEIPZIG. Ein Ausstellungs-, Informations- und Dokumentationszentrum zur Deutschen Einheit soll in Leipzig eingerichtet werden. Diesen Vorschlag machte die unabhängige Föderalismuskommission von Bundestag und Bundesrat. Damit würde die besondere Rolle Leipzigs in der DDR-Oppositionsbewegung und im Vereinigungsprozeß gewürdigt. dpa
LUDWIGSHAFEN, 15. Februar (dpa). Nach dem Brandanschlag auf ein türkisches Lebensmittelgeschäft in Ludwigshafen vom Sonntag hatte die Polizei am Montag noch keine Hinweise auf die Täter. Die zehn bei dem Anschlag verletzten Bewohner der darüberliegenden Wohnungen seien mittlerweile alle wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, teilte die Polizei mit. Am Vorabend hatten rund 100 Menschen vor dem abgebrannten Haus gegen mögliche rassistische Motive für den Anschlag demonstriert.
MÜNCHEN, 15. Februar. Ungeachtet der Kritik an der Berliner freiwilligen Polizeireserve hält Bayerns Innenminister Edmund Stoiber (CSU) an seinem Plan für freiwillige Polizeihelfer auch im Freistaat fest. Die Polizei könne das Problem wachsender Kriminalität nicht mehr allein lösen, sagte Stoiber. Kommunale "Sicherheitsbeiräte" sollten sich mit "spezifischen Sicherheitsproblemen" vor Ort befassen und Gemeinderäte unterstützen. Ein Gesetzentwurf sei in Arbeit.
Die freiwilligen Polizeihelfer "bekommen einen Ausweis und ein Funkgerät und eventuell auch die Befugnis, die Personalien von Tatverdächtigen festzustellen", sagte Stoiber. Einfache "Nachbarschaftsbeobachtungsprogramme" reichten angesichts der 1992 "professioneller, brutaler und menschenverachtender gewordenen Kriminalität" nicht aus.
PARIS, 16. Februar (dpa/AFP). Die französische Justiz hat gegen die beiden Piloten des deutschen Unglücksflugzeuges, das am 6. Januar bei der Landung in Paris abgestürzt war, ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Bei dem Absturz der zweimotorigen Propellermaschine vom Typ Dash 8-300 kurz vor dem Flughafen Charles de Gaulle waren vier Passagiere ums Leben gekommen. Das Flugzeug kam aus Bremen. Es gehörte der Stuttgarter Firma Contact Air Flugdienst, die die Strecke im Auftrag der Lufthansa bedient.
Die Piloten sollen nach vorläufigen Untersuchungsergebnissen der französischen Zivilluftfahrtbehörde auf Warnsignale wenige Minuten vor dem Aufschlag nicht reagiert haben. Außerdem habe der unerfahrene Kopilot die Maschine gesteuert, der nur wenige Flugstunden absolviert hatte. Auch seien die Landeklappen nicht ausgefahren gewesen.
Wegen einer koreanischen Boeing 747, die beim Aufsetzen mit einem Triebwerk die Landebahn gestreift hatte, war der Pilot der Dash-8 drei Minuten vor der planmäßigen Landung auf eine andere Piste umgeleitet worden. Der Pilot habe sein Einverständnis geäußert, aber eine Minute und 50 Sekunden nach der Anweisung des Kontrollturms gesagt, daß er noch in den Wolken sei und die Piste nicht sehe. 30 Sekunden später gab er keine Antwort mehr. Die Maschine schlug 500 Meter nördlich der Anflugachse und einen Kilometer von der Landepiste entfernt auf.
18 000 Dollar für die überstandene Ochsentour Qualifikation - mehr gab es für Daviscupspieler Markus Zoecke beim Turnier in der Stuttgarter Schleyer-Halle nicht zu holen. Als erster der sechs deutschen Spieler im Hauptfeld des höchstdotierten ATP-Turniers angetreten, unterlag der Berliner wie erwartet dem Ukrainer Andrej Medwedew mit 4:6, 5:7. Dagegen besiegte Patrik Kühnen (Bamberg) den Österreicher Thomas Muster unerwartet sicher mit 6:2, 6:4. Boris Becker (Leimen) kam erst nachmittags nach Stuttgart und war ebenso spielfrei wie Michael Stich und Carl-Uwe Steeb. Das durch die Absagen "entschärfte" Feld der 2,25-Millionen-Dollar-Veranstaltung bietet Becker beste Aussichten, seinen angekündigten Marsch an die Weltranglistenspitze fortzusetzen.
107 000 Dollar für den Sieger Jim Courier und 57 700 für den unterlegenen Todd Martin, Nummer 96 der Weltrangliste und erstmals in einem Grand-Prix-Finale, gab es in Memphis. "Ich hatte die Chance, von der ich immer geträumt habe, mal einen Weltranglistenersten zu schlagen und einen Grand-Prix zu gewinnen", sagte Favoritenschreck Martin nach dem dramatischen Match. "Aber das ist eben der Unterschied, wenngleich er heute auch sehr klein war." dpa/sid
FRANKFURT A. M., 16. Februar (FR). Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, der CDU-Politiker Hans Stercken, hat nach Angaben des Hessischen Rundfunks Verständnis für das Vorgehen der türkischen Behörden bei der Gefangenenmeuterei in der südostanatolischen Stadt Diyarbakir geäußert. Die Durchsuchungen geschähen nun einmal mit "regierungsbedingter Gründlichkeit", sagte Stercken dem Sender am Dienstag.
Stercken hatte den in Diyarbakir einsitzenden deutschen Journalisten Stefan Waldberg besucht. Dem HR zufolge äußerte der Politiker die Vermutung, zu der Revolte sei es gekommen, weil die Häftlinge vor seinem Besuch "etwas veranstalten wollten". Anzeichen für Folterungen und Mißhandlungen an Gefängnisinsasssen habe er nicht entdeckt. Waldberg befinde sich in guter Verfassung, obwohl er "ein paar Schläge mit dem Gummiknüppel mitbekommen" habe.
BOGOTA, 15. Februar (dpa). Bei zwei Bombenattentaten in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá sind am Montag mindestens vier Menschen getötet und 117 verletzt worden. Augenzeugen sprachen von einem Bild der Zerstörung wie nach einem Angriff im Krieg.
BAD GANDERSHEIM. Mit dem Literaturpreis der Stadt Bad Gandersheim, der Roswitha-Gedenkmedaille, wird 1993 die Schriftstellerin Christa Reinig aus München ausgezeichnet. Damit würdigt die Jury ein lyrisches und erzählerisches Gesamtwerk von sprachlichem Reichtum, ästhetischer Vielfalt und Genauigkeit. Der mit 10 000 Mark dotierte Preis wird zur Eröffnung der 35. Gandersheimer Domfestspiele am 15. Juli überreicht. dpa
WARSCHAU, 16. Februar (dpa). Der ehemalige polnische Kulturminister Kazimierz Clapka, der Journalisten des deutschen Fernsehmagazins "Monitor" die Lieferung von radioaktivem Material angeboten hatte, bleibt in Haft. Das Warschauer Bezirksgericht lehnte am Montag seine Haftbeschwerde ab. Wie ein Sprecher des Gerichts mitteilte, reichen die von der Staatsanwaltschaft gesammelten Beweise aus, um einen dringenden Tatverdacht zu begründen.
BONN, 15. Februar (dpa/Reuter). Der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Rudolf Scharping (SPD), hat am Montag nach einer nächtlichen Sitzung im SPD- Präsidium bekräftigt, daß die Führung der Sozialdemokraten jetzt die Linie für die Solidarpakt-Verhandlungen mit der Bundesregierung gefunden hat.
Nun sei Bundeskanzler Helmut Kohl am Zuge, der die Ministerpräsidenten zu einer Klausurtagung Mitte März eingeladen hat. Er solle sich "um eine Einigung bemühen", sagte Scharping. Die SPD-Alternativen seien solide finanziert und förderten Konjunktur und wirtschaftliche Entwicklung in Ostdeutschland.
Für die Entwicklung in den neuen Bundesländern werde soviel getan, daß zum 1. Juli 1993 nicht nur eine zweiprozentige Arbeitsmarktabgabe für Beamte, Selbständige und Minister erhoben werden solle, sondern dann auch schon eine Ergänzungsabgabe in Höhe von zehn Prozent der Steuerschuld für Jahreseinkommen ab 60 000 für Ledige und 120 000 Mark für Verheiratete. Darüber hatte es in der Nacht im Präsidium heftige Diskussionen gegeben, da eine Gruppe um Scharping eine Steuererhöhung aus konjunkturellen Gründen noch nicht wünschte. Scharping räumte aber jetzt ein, daß die Ergänzungsabgabe wegen der Erhebung nur für Besserverdienende der Konjunktur nicht schade, zumal die Investitionen verstärkt würden.
Die im Finanzkonzept von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) angenommene Neuverschuldung könne nach den SPD-Vorstellungen leicht darunter bleiben. Dies sei wichtig als Zinssenkungssignal für die Bundesbank, denn ein Prozent Zinssenkung bedeute die Mobilisierung von 20 Milliarden privater Investitionen.
Für Ostdeutschland soll ein zehn Milliarden Mark umfassendes Zukunftsinvestitionsprogramm aufgelegt werden. Dies ist zugleich das Ökologieprogramm der SPD, da damit vor allem Abfallentsorgung und Gewässerschutz finanziert werden sollen. Im Jahr 1995 sollen nach dem SPD-Programm etwa elf Milliarden Mark an Ausgaben und Steuersubventionen eingespart werden. Das sei erheblich mehr als die von Waigel genannten 835 Millionen Mark, sagte Scharping.
Die SPD will den von Waigel vorgeschlagenen Erblastenfonds von 400 Milliarden Mark für die Altschulden der Treuhandanstalt und des Kreditabwicklungsfonds auf 500 Milliarden Mark aufstokken. Darin enthalten sein sollen unter anderem die Bahn-Altschulden von etwa 60 Milliarden Mark.
Während diese Bahnschulden nach den Plänen der Bundesregierung über die von der SPD abgelehnte Vignette und gegebenenfalls über eine höhere Mineralölsteuer finanziert werden sollen, will die SPD die Erhöhung der Mineralölsteuer aus diesem großen Finanzkonzept und dem Solidarpakt heraushalten.
Der SPD-Sozialexperte und Vize-Fraktionsvorsitzende Rudolf Dreßler sagte am Montag im Deutschlandfunk zum Ergebnis der SPD-Beratungen, dies sei das "letzte Wort" seiner Partei. Wie die Ergänzungsabgabe werde auch die Arbeitsmarktabgabe jetzt gebraucht.
Dreßler sagte nach der SPD-Sitzung am Sonntag abend, wenn die Rezession im Westen und der Aufbau im Osten "ernsthaft" angegangen werden sollen, komme man um eine Unternehmenssanierung, das heiße, die Sicherung der industriellen Kerne im Osten, die Verbesserung von Export und Absatz ostdeutscher Produkte sowie um ein Wohnungsbauprogramm und eine aktive Arbeitsmarktpolitik nicht herum. Diese politischen Felder bedingten nicht nur Subventionskürzungen, sondern auch Mehreinnahmen. Wenn bis 1995 mit der Unternehmenssanierung im Osten gewartet werde, gebe es dort nichts mehr zu sanieren.
Am heutigen Montag mittag kommt der SPD-Vorstand zusammen. Es wird erwartet, daß die 50 Mitglieder umfassende Runde von SPD-Spitzenpolitikern diesen SPD-Positionen zustimmen wird.
BONN, 15. Februar (dpa). Die deutschen und russischen Geheimdienste wollen künftig besonders bei der Drogen- und Terrorismusbekämpfung eng zusammenarbeiten. Das vereinbarten der Koordinator für die deutschen Nachrichtendienste, Staatsminister Bernd Schmidbauer (CDU), und sein russischer Kollege Jewgeni Primakow am Montag im Bundeskanzleramt in Bonn. Mit Primakow kam zum ersten Mal ein Moskauer Geheimdienstchef in offizieller Mission an den Rhein. Wie dpa erfuhr, wird Primakow am Mittwoch auch den Bundesnachrichtendienst (BND) in Pullach bei München besuchen. Noch nie hat bisher ein Leiter der Moskauer Beheimdienstbehörde Pullach einen Besuch abgestattet.
Zur Person:
JÜRGEN MÖLLEMANN, Vorsitzender der nordrhein-westfälischen FDP, lehnt eine Autobahngebühr strikt ab. Er fordert, statt dessen die Mineralölsteuer schrittweise anzuheben. "Wer viel fährt und viel Benzin verbraucht, muß zusätzlich belastet werden", sagte Möllemann in einem dpa-Gespräch. Berufspendler könnten durch eine höhere Pauschale teilweise entlastet werden. Er sprach sich auch dafür aus, die Kraftfahrzeugsteuer abzuschaffen, weil damit 3500 Finanzbeamte eingespart werden könnten. (dpa)
BONN, 15. Februar (dpa). Der Hauptpersonalrat der Hardthöhe hat scharfe Kritik an Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) wegen der "chaotischen Bundeswehrplanung" geübt. In einem am Montag veröffentlichten Brief an die Abgeordneten des Bundestages sprach der Personalrat im Zusammenhang mit den neuen Sparmaßnahmen von einem "beispiellosen Bild der Perspektivlosigkeit und einem unglaublichen Durcheinander". Die Verantwortlichen hätten sich offensichtlich "als unfähig erwiesen, die Aufgaben verbindlich zu definieren, deren Erfüllung sie von den Streitkräften und der Bundesverwaltung erwarten".
Es werde eine Umfangszahl nach der anderen gehandelt, ein Personalstrukturmodell nach dem anderen entwickelt und wieder verworfen, weil keine verbindliche Definition des Auftrages vorliege, stellte der Hauptpersonalrat fest.
BONN (dpa). Das FDP-Präsidium hat die von den EG-Agrarministern beschlossene Marktregelung für Bananen als "unglaubliches Stück Protektionismus" zurückgewiesen. Für FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff ist die geplante Importbarriere gegen sogenannte Dollar-Bananen aus Lateinamerika ein Beitrag zum Handelskrieg und fordert die Bauern dort geradezu auf, den Kokainanbau zu vermehren. Die FDP verlangt von der Bundesregierung, auf eine Rücknahme dieser Regelung in der EG hinzuwirken und vor dem Europäischen Gerichtshof zu klagen. Eine Ausweitung der Kompetenzen Brüssels komme solange nicht in Frage, wie deren Vorschläge Handelskriege auslösten. Die Liberalen fordern Bonn auf, jetzt entschlossener in der EG auch französischen Agrarinteressen zu widerstehen und die eigenen konjunkturpolitischen Interessen nachdrücklicher zu vertreten. Es müsse alles getan werden, um Handelskriege mit den USA zu vermeiden.
Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Hans Wallow sieht in dem Brüsseler Bananen-Beschluß "ein Programm zur Förderung der Produktion von Kokain". Durch sinkende Weltmarkt-Preise und Handelsbeschränkungen für agrarische Rohstoffe werde jede Strategie, über Anbausubstitution das Rauschgiftangebot zu reduzieren, zum Scheitern verurteilt.
Der Bundesverband Deutscher Fruchthandelsunternehmen in Hamburg kündigt eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gegen den EG-Beschluß an.
BONN, 15. Februar (dpa). 425 Tonnen deutschen Chemie-Mülls sollen im Auftrag des Bundesumweltministeriums im März aus Rumänien zurückgebracht werden. Das bestätigte das Bonner Ministerium in einem Brief an die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Noch in dieser Woche werde darüber entschieden, wer mit der Sicherung und dem Transport der Fässer beauftragt werde, sagte eine Sprecherin des Ministeriums am Montag. Aus technischen Gründen könne es aber einige Wochen dauern, bis die Aktion abgeschlossen sei. Das Finanzministerium hatte bereits Anfang Februar zwei Millionen Mark für diese Aufgabe bereitgestellt.
Greenpeace hatte Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) ein Ultimatum gestellt. Falls deutsche Behörden bis zum 15. Februar nicht klar sagen würden, wann sie den Giftmüll zurückholen, würde die Umweltschutzorganisation von diesem Zeitpunkt an den gesamten Rücktransport selbst organisieren und den Müll in Bonn vor Töpfers Ministerium stellen. Greenpeace-Mitarbeiter hätten Anfang Februar den gefrorenen, giftigen Inhalt von zerborstenen Glasflaschen im rumänischen Siebenbürgen sichergestellt, teilte die Hamburger Zentrale der Organisation mit. Die hochtoxischen Substanzen seien inzwischen in Sicherheitsfässern verstaut.
KÖLN, 15. Februar (AFP/dpa). FDP-General- sekretär Uwe Lühr hat am Montag den bayerischen CSU-Politikern Max Streibl und Edmund Stoiber nahegelegt, wegen ihrer von Großfirmen bezahlten Urlaubsreisen zurückzutreten.
"Streibl und Stoiber sollten sich überlegen, ob sie noch länger im Amt bleiben können", sagte Lühr der Kölner Tageszeitung Express.
Für ihn als Ostdeutschen bestehe zwischen den Gratisreisen der CSU-Politiker nach Rio und den Prominentenvillen, die hohe SED-Funktionäre zu DDR-Zeiten in Wandlitz bewohnten, kein Unterschied. Die CSU behandle den Freistaat Bayern wie ihr Eigentum. Die Reiseaffären von Ministerpräsident Streibl und Innenminister Stoiber seien der Beweis, auf welches moralische Niveau die CSU mittlerweile gesunken sei. CSU-Chef Theo Waigel müsse in seiner Partei "endlich für Ordnung sorgen", forderte Lühr.
Nach der Affäre um mehrere Gratis- Flüge in den Urlaub und kostenlose Urlaubsfahrten mit Firmenwagen wird Stoiber jetzt eine Werbe-Aktion für eine private Immobilienfirma vorgeworfen. Nach Informationen der Bild-Zeitung (Montagausgabe) engagierte sich der CSU-Vize in einem Kundenprospekt für die Baugesellschaft. Der Minister lobte in einem Beitrag zum 40jährigen Bestehen der "Wohnbau-Treuhandgesellschaft mbH" mit Sitz in Nürnberg und München die Gründer der Gesellschaft als "Wegbereiter des Wohneigentumgedankens in der Bundesrepublik Deutschland".
Weiter zitiert das Boulevard-Blatt den Innenminister in dem Prospekt, die Unternehmer hätten "neue Gedanken eingebracht und in die Tat umgesetzt". Die Wohnbau-Treuhandgesellschaft habe zudem "bei der Verwirklichung von Bauvorhaben eine Vorreiterrolle gespielt". Am Ende des Beitrags mit Foto und Unterschrift "Dr. Edmund Stoiber, Staatsminister" wünscht der Autor "weiteren geschäftlichen Erfolg".
Auch Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) hatte sich mit einem ähnlichen Beitrag für eine Wohnungsfirma heftige Kritik eingehandelt. Stoiber hatte am Freitag mehrere Gratis-Flüge auf Kosten des früheren Rüstungskonzerns MBB und zahlreiche Fahrten mit kostenlos zur Verfügung gestellten Firmenwagen eingestanden, gleichzeitig aber einen Rücktritt abgelehnt.
OSNABRÜCK, 15. Februar (AFP). Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Eduard Lintner, hat den Beschluß der EG über die Beschränkung der Bananen-Importe aus Lateinamerika als "völlig verantwortungslos" bezeichnet. Diese Entscheidung sei eine "Katastrophe" für die Rauschgiftbekämpfung, sagte Lintner der Neuen Osnabrücker Zeitung. Bei starken Absatzverlusten würden die ohnehin notleidenden Bananenanbauer praktisch gezwungen, auf die Koka- Pflanze auszuweichen. "Bleibt es bei dieser EG-Entscheidung, droht eine neue Drogenwelle, die uns um Jahrzehnte bei der Rauschgiftbekämpfung zurückwerfen wird", sagte Lintner.
TEHERAN, 15. Februar (AFP). Bei Überschwemmungen im Süden Irans sind in der vergangenen Woche 370 Menschen getötet worden. 55 000 Häuser sowie zahlreiche Brücken und Straßen in den elf Südprovinzen wurden zerstört, berichtete die Zeitung Teheran Times am Montag unter Berufung auf Angaben des Vize-Ministers für den Wiederaufbau. Von den Überschwemmungen besonders stark betroffen war die Provinz Hormosgan am Persischen Golf.
NEW YORK, 15. Februar (AFP). In einer Wohnung des New Yorker Stadtteils Bronx sind die Leichen von sechs Menschen gefunden worden, die durch Kopfschüsse getötet wurden. Das teilte die Polizei am Sonntag abend (Ortszeit) mit. Die Hintergründe der Tat waren zunächst ungeklärt. Ein Raubüberfall wurde ausgeschlossen, da am Tatort 4400 Dollar gefunden wurden. Bei den Opfern handelte es sich um die drei Bewohner des Appartements, eine Mutter und ihre beiden Kinder im Alter von 17 und 26 Jahren, sowie drei Nachbarn, der jüngste davon im Alter von 15 Jahren.
MOSKAU, 15. Februar (AFP). Der russische Präsident Boris Jelzin hat am Montag morgen überraschend einen zwölftägigen Urlaub angetreten. Wie sein Sprecher Wjatscheslaw Kostikow mitteilte, wollte Jelzin seine Ferien in einem Vorort Moskaus verbringen. Die Ankündigung löste in den politischen Kreisen der russischen Hauptstadt große Überraschung aus. Für Dienstag und Donnerstag dieser Woche waren erneute Gespräche Jelzins mit Parlamentspräsident Russlan Chasbulatow angesetzt worden, in denen über das für den 11. April geplante Verfassungsreferendum und über die Machtverteilung zwischen Regierung und Parlament beraten werden sollte.
Kurz gemeldet: Rühe zu Antrittsbesuch in Washington
BONN, 15. Februar (dpa). Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) reist am heutigen Dienstag zu einen Antrittsbesuch bei der neuen US-Regierung nach Washington. Bombenanschläge auf Korsika AJACCIO, 15. Februar (AFP). Vier Bombenanschläge haben am Sonntag abend auf Korsika schwere Sachschäden angerichtet. Drei Anschläge richteten sich nach Angaben der Gendarmerie gegen Häuser von zwei Festlandfranzosen und einem Italiener und wurden allem Anschein nach von der Untergrundorganisation Resistenza verübt. Vertrag zwischen Bukarest und Athen BUKAREST, 15. Februar (Reuter). Rumänien und Griechenland haben ein Abkommen über politische und wirtschaftliche Kooperation unterzeichnet. Freundschaftspakt Albanien - Bulgarien TIRANA, 15. Februar (AFP). Der albanische Präsident Sali Berisha und sein bulgarischer Amtskollege Schelju Schelew haben in Tirana einen Freundschaftsvertrag zwischen beiden Ländern unterzeichnet. NATO-Oberbefehlshaber in Budapest BUDAPEST, 15. Februar (dpa). Der NATO-Oberbefehlshaber für Europa, General John Shalikashvili, hat in Budapest die Möglichkeiten einer Weiterentwicklung der Zusammenarbeit zwischen Ungarn und der westlichen Allianz erörtert. Moskau präsentiert neuen Panzer ABU DHABI, 15. Februar (AFP). Rußland hat auf einer Waffenmesse in den Vereinigten Arabischen Emiraten sein modernstes Panzermodell ausgestellt. Der 46 Tonnen schwere Panzer TU-80 erreicht 70 Stundenkilometer Geschwindigkeit und ist mit lasergesteuerten Raketen ausgerüstet. Japans Außenminister erkrankt TOKIO, 15. Februar (AFP). Japans Ministerpräsident Kiichi Miyazawa hat den Chefsekretär der Regierung, Yohei Kono, zum amtierenden Außenminister ernannt. Außenminister Michio Watanabe wurde wegen Überarbeitung und einer Grippe ins Krankenhaus eingeliefert.
BIDART, 15. Februar (AFP). Ein Waffenlager der baskischen Untergrundorganisation ETA ist am Sonntag abend von der französischen Polizei in Bidart im französischen Baskenland ausgehoben worden. In dem mit großem technischen Aufwand eingerichteten Versteck, das der ETA zur Herstellung von Waffen diente, wurden nach Angaben von gutunterrichteter Seite Maschinenpistolen, Granaten sowie eine erhebliche Menge einer chemischen Substanz sichergestellt, die zur Herstellung von Sprengstoff gebraucht wird. Das Waffenlager befand sich in einer Villa, die einem Franzosen gehört.
PEKING, 15. Februar (AFP). Bei einem schweren Brand in einem Kaufhaus in der Stadt Tangshan in Nordchina sind am Sonntag nachmittag 78 Menschen getötet und 53 weitere verletzt worden. Das meldete am Montag die Nachrichtenagentur Xinhua. Das dreistöckige Kaufhaus sei völlig ausgebrannt. Die Ursachen des Feuers waren zunächst noch ungeklärt. Möglicherweise sei der Brand von Arbeitern ausgelöst worden, die bei Schweißarbeiten im Gebäude Sicherheitsvorkehrungen mißachtet hätten, hieß es.
ROUEN, 15. Februar (AFP). 40 Passagiere sind am Montag morgen in Westfrankreich verletzt worden, als ein Linienbus auf einer Autobahnauffahrt bei Rouen umstürzte. Wie die Gendarmerie mitteilte, wurden acht Personen schwer verletzt. Die Ursachen des Unfalls waren zunächst nicht bekannt. In dem Gebiet herrschte zum Zeitpunkt des Unfalls leichter Nebel. Der Bus transportierte 45 Personen auf der Strecke Evreux-Rouen.
STUTTGART, 15. Februar (AFP). Sogenannte Job-Tickets für alle Beschäftigten in der Landes- und in den Gemeindeverwaltungen hat die Gewerkschaft öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) Baden-Württemberg gefordert. Die Zuschüsse zu Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr müßten durch Tarifvertrag eingeführt und geregelt werden, betonte der ÖTV-Landesbezirk am Montag in Stuttgart. Dadurch werde der Individualverkehr entlastet. Derartige Modelle würden bereits erfolgreich in zahlreichen Kommunen im Südwesten sowie in anderen Bundesländern praktiziert. So bekämen etwa in Ulm die Mitarbeiter der Kommunalverwaltung bereits 90 Prozent des Fahrkartenpreises für Bus und Bahn erstattet, wenn sie aufs Auto für den Weg zur Arbeit verzichteten.
ESSEN, 15. Februar (AFP/AP). Bei einem Feuer in einem Asylbewerberheim in Essen sind am Montag mehrere Räume ausgebrannt. Die 81 Bewohner des Gebäudes, vorwiegend Libanesen, blieben unverletzt. Der Brand entstand laut Polizei vermutlich durch einen Kurzschluß oder eine brennende Kerze. Hinweise auf einen Anschlag gebe es nicht. Die Flammen waren nach rund einer halben Stunde gelöscht.
BERLIN, 15. Februar (AFP/dpa). Die Verteidiger im Prozeß gegen den ehemaligen DDR-Verteidigungsrat sind erneut mit dem Antrag gescheitert, Erich Honecker als Zeugen zu laden. Der ehemalige DDR-Staatschef habe bereits zweimal bekräftigt, daß er jede Auskunft verweigern werde, sagte der Vorsitzende Richter der 27. Großen Strafkammer am Berliner Landgericht, Hans Boß, am Montag zu Beginn der Hauptverhandlung.
Der Bundesgerichtshof (BGH) verhandelt am Aschermittwoch in einem Revisionsverfahren gegen Andreas Eichler, der 1987 bei einer gewalttätigen Demonstration an der Startbahn-West des Rhein-Main-Flughafens zwei Polizisten erschossen und zwei weitere verletzt haben soll. Dies teilte der BGH jetzt in Karlsruhe mit.
Der 38jährige war im März 1991 vom Oberlandesgericht Frankfurt unter anderem wegen Totschlags, Brandstiftung und Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt worden. Sowohl Eichler als auch die Bundesanwaltschaft hatten Revision gegen die Entscheidung eingelegt.
Generalbundesanwalt Alexander von Stahl beanstandet, daß die Tötung der Polizisten nicht als heimtückisch begangener Mord aus niedrigen Beweggründen beurteilt wurde. Weil Eichler dies nicht nachgewiesen werden konnte, hatte das Frankfurter Gericht auf "bedingten Tötungsvorsatz" erkannt und Eichler wegen Totschlags verurteilt.
Der 38jährige bestreitet nach wie vor die Tat. Außerdem beanstandet seine Verteidigung verfahrensrechtliche Fehler. Beispielsweise sei ein Zeuge nicht vereidigt worden. AFP
BERLIN, 15. Februar (dpa/AFP). Die Berliner CDU/SPD-Koalition ist uneinig über den Fortbestand der Freiwilligen Polizei-Reserve (FPR). Während die CDU am Montag an den 2500 "Hobby-Polizisten" festhielt, stellte die SPD die Zukunft der Einheit wegen des Rekrutierungsskandals in Frage. Fünf Angehörige der Truppe sollen an einem rechtsextremistischen Waffenhändlerring beteiligt gewesen sein. Am Wochenende war ferner bekannt geworden, daß von 200 überprüften "Freizeit-Polizisten" 89 Straftaten begangen haben sollen.
Der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Ditmar Staffelt sagte, seine Partei halte die Aufgaben der FPR nach dem Fall der Mauer grundsätzlich für erledigt. In den Koalitionsverhandlungen mit der CDU habe man sich aber in diesem Punkt nicht durchsetzen können. Auch die Oppositionsfraktionen Bündnis 90/ Grüne und FDP forderten die Auflösung der Einheit. Bündnis 90/Grüne wollte ferner eine Sondersitzung des Innenausschusses beantragen, bei der geklärt werden soll, wer für die Einstellungspraxis verantwortlich war und warum die Polizei ihre eigenen Datenbestände nicht zur Überprüfung genutzt hat.
CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky nahm die Polizei-Reserve gegen Kritik in Schutz. Die FPR sei "eine der sinnvollsten Bürgerinitiativen, die ich kenne", so der CDU-Politiker. Kriminelle und "dunkle Elemente" müßten allerdings sofort "eliminiert" werden.
Unterdessen wurde bekannt, daß der Verfassungsschutz die FPR-Bewerber nur bis November 1990 überprüft hat. Der damalige Innensenator Erich Pätzold (SPD) habe verfügt, die Überprüfungen zu jenem Zeitpunkt sofort einzustellen, so die Deutsche Polizeigewerkschaft. Seitdem könnten Rechtsextremisten, die nicht straffällig geworden seien, unter den Bewerbern nicht ausgemacht werden. Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion, Dieter Hapel, forderte Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) deshalb auf, ein Disziplinarverfahren gegen seinen Amtsvorgänger Pätzold sowie Ex-Polizeipräsident Georg Schertz einzuleiten.
POTSDAM, 15. Februar (AFP). Der brandenburgische Innenminister Alwin Ziel (SPD) rechnet mit einer Flut von Strafprozessen wegen Rechtsbeugung gegen frühere DDR-Juristen. In den kommenden Jahren werde es in Brandenburg "zu mehreren tausend Verfahren" gegen Richter und Staatsanwälte kommen, sagte Ziel am Montag in Potsdam.
Dies gehe aus den ersten Erkenntnissen der im vergangenen Jahr eingerichteten Zentralen Ermittlungsgruppe zur Verfolgung von Regierungs- und Vereinigungskriminalität beim Landeskriminalamt Brandenburg hervor.
JERUSALEM, 15. Februar (AFP/AP). In Jerusalem ist am Montag morgen ein junger Israeli von einem Araber erstochen worden. Polizeiangaben zufolge wartete der 28jährige um 6.30 Uhr an einer Bushaltestelle, als er von einem Mann von hinten angegriffen wurde. Zeugen berichteten, ein etwa 20 Jahre alter Mann habe bei dem Angriff "Allah Akbar" (Gott ist groß) gerufen. Nachdem der Israeli zu Boden gestürzt sei, habe der Araber den etwa 60jährigen Vater des Opfers und eine 30jährige Frau angegriffen. Die Frau wurde nur leicht verletzt.
Ein Busfahrer habe den Täter wegrennen sehen und zwei Schüsse auf ihn abgefeuert, teilte ein Polizeisprecher mit. Bei der Fahndung nach dem Täter verhängten die Behörden ein Ausgehverbot über zwei arabische Stadtviertel und nahmen mindestens 19 Palästinenser vorübergehend fest. Am Abend waren noch zwei Palästinenser in Haft und wurden verhört. Zahlreiche Polizisten patrouillierten am Montag nachmittag in den Straßen des Stadtteils, in dem der Mord verübt worden war, um mögliche Protestdemonstrationen der Bewohner des Viertels unter Kontrolle halten zu können.
Dem Anschlag waren am Wochenende blutige Unruhen in den israelisch besetzten Gebieten vorausgegangen, bei denen ein junger Palästinenser von Soldaten erschossen, neun Palästinenser verletzt und zwei Israelis von Arabern angeschossen wurden. Am Montag wurde der Säugling eines israelischen Paares im israelisch besetzten Westjordanland schwer verletzt, als Palästinenser Steine gegen das vorbeifahrende Auto der Eltern schleuderten. Wie aus Polizeikreisen verlautete, erlitt das ein Jahr alte Baby bei dem Zwischenfall nördlich von Jerusalem einen Schädelbruch.
Israelische Soldaten erschossen am abend zwei als Terroristen bezeichnete Männer in der von Israel kontrollierten "Sicherheitszone" in Südlibanon.
Seit Beginn der Intifada, des Palästinenseraufstands in den besetzten Gebieten, 1987 wurden 1038 Palästinenser von Israelis getötet.
MOSKAU, 15. Februar (AFP/Reuter). Während die russische Opposition in die Offensive geht und die politische Krise in Rußland andauert, hat Präsident Boris Jelzin am Montag überraschend einen zwölftägigen Urlaub angetreten. Die Ankündigung löste in politischen Kreisen der russischen Haupstadt große Überraschung aus. Für Dienstag und Donnerstag dieser Woche waren erneute Gespräche Jelzins mit seinem Hauptgegner, Parlamentspräsident Russlan Chasbulatow, angesetzt worden. Dabei sollte über das für den 11. April geplante Verfassungsreferendum und über die künftige Machtverteilung im Land zwischen Regierung und Parlament beraten werden. Ein Sprecher Chasbulatows sagte, die Gespräche würden wie vorgesehen stattfinden. Dagegen sagte der französische Außenminister Roland Dumas einen für Dienstag geplanten Besuch in Moskau offensichtlich wegen Jelzins Abwesenheit von Moskau kurzfristig ab.
Chasbulatow will das Referendum der Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit einer Vertrauensabstimmung über Staatschef Jelzin verbinden. Der Jelzin- Rivale habe am Montag bei einem Treffen des Parlamentspräsidiums angeregt, den Bürgern eine separate Frage zur Amtsführung des Präsidenten vorzulegen, meldete die Agentur. Chasbulatow ist grundsätzlich gegen das Referendum. Bei einem Krisengespräch mit Jelzin hatte er in der vergangenen Woche aber keine Einigung darüber erzielen können, ob die Volksabstimmung stattfinden soll oder nicht. Das Verfassungsreferendum war im Dezember 1992 als Kompromißversuch vom Volksdeputiertenkongreß beschlossen worden, um das Tauziehen zwischen Regierung und Parlament über die Fortführung der Reformen zu beenden.
Einen Tag vor Jelzins Urlaubsentscheidung hatte die neugegründete Kommunistische Partei Rußlands sich auf ihrem Parteitag für eine Allianz mit der Nationalen Rettungsfront, einer Sammlungsbewegung von Nationalisten und Kommunisten, ausgesprochen. Alle gemeinsam haben sie zum Kampf gegen die Regierung Jelzin aufgerufen.
MOSKAU, 15. Februar (AFP). Moskaus Bürgermeister Juri Luschkow hat alle Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit Estland und Lettland ausgesetzt. Sie würden erst wiederaufgenommen, wenn die Rechte der russischsprachigen Minderheit in den beiden baltischen Staaten respektiert würden, hieß es in einer von der Nachrichtenagentur Itar-Tass zitierten Erklärung. Die estnischen und lettischen Behörden beraubten die Menschen anderer Nationalität "ihrer Bürger- und Freiheitsrechte, des Rechtes auf Immobilien-Eigentum und Sozialversicherung". Dies sei eine Politik der Diskriminierung, die die russische Minderheit zur Emigration treiben solle, hieß es in dem Kommunique. Moskau könne dabei nicht tatenlos zusehen und sehe es als moralische Verpflichtung an, an den Hilfsprogrammen für diese Menschen teilzunehmen. Die Stadtverwaltung erachte es daher als "unmöglich, weiterhin Wirtschafts- und Handelsbeziehungen mit Estland und Lettland zu pflegen".
Wer in Estland alle Bürgerrechte bekommen will, muß dem Staatsbürgerschaftsgesetz zufolge perfekt estnisch sprechen. Mehr als vierzig Prozent der 1,6 Millionen Einwohner gelten infolge dieser Bestimmung als Ausländer.
DRESDEN, 15. Februar (AFP). Die erste Schlichtung im Streit um die Revision der ostdeutschen Tarifverträge ist am Montag in der sächsischen Metallbranche gescheitert. "Das Schlichtungsverfahren wurde ergebnislos beendet", teilte die Schlichtungskommission in Dresden mit. IG Metall und die Arbeitgeber konnten sich endgültig nicht auf eine Revision des 1991 abgeschlossenen Tarifvertrages verständigen. Nach dem Scheitern der Verhandlungen zeichnet sich eine harte Konfrontation zwischen IG Metall und Arbeitgebern über die Fortgeltung des Tarifvertrages ab.
Für die IG Metall sei klar, daß mit dem ergebnislosen Ende des Revisionsverfahren der 1991 abgeschlossene Tarifvertrag weiterhin gültig sei, sagte der Dresdner IG-Metall-Bezirksleiter Hasso Düvel. Die Gewerkschaft gehe davon aus, daß zum 1. April die vertraglich vereinbarte Anhebung der Löhne und Gehälter von rund 70 auf 80 Prozent der West-Bezüge vollzogen werden müsse.
Der Vizevorsitzende des Verbands der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VMSE), Peter Münter, kündigte dagegen an, die Arbeitgeber würden die Anhebung nicht umsetzen. Möglicherweise werde der Verband jetzt nicht einmal mehr den in den Schlichtungsverhandlungen angebotenen Inflationsausgleich von neun Prozent zahlen.
In Weimar demonstrierten am Montag etwa 5000 Metaller für eine rasche Angleichung ihrer Einkommen an das Westniveau. "Für unsere Arbeit fordern wir Löhne zum Überleben" forderten sie auf Transparenten.
Israel Unruhe nach dem Attentat
JERUSALEM, 16. Februar (AFP). Hunderte Israelis haben gestern Abend in Ostjerusalem gegen die "abnehmende Sicherheit" demonstriert, nachdem am Morgen ein 35jähriger Israeli an einer Bushaltestelle von einem Araber erstochen worden war. Die Demonstranten zogen mit Fackeln durch das jüdische Viertel Armon Hanatziw in Ostjerusalem, wo sich der Zwischenfall ereignet hatte, und riefen "Tod den Arabern". Nach Angaben eines AFP- Korrespondenten versuchten die Demonstranten ferner in die benachbarten palästinensischen Viertel Dschabel Mukaber und Sur Bahir einzudringen und die Bewohner anzugreifen. Die Israelis hätten mit Steinen auf ein Haus geworfen, seien dann jedoch von Ordnungskräften zurückgedrängt worden, hieß es weiter. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben zwei palästinensische Brüder im Zusammenhang mit der Tötung des 35jährigen fest. Achtzehn am Montag festgenommene Verdächtige wurden den Angaben zufolge bereits wieder freigelassen. In der Nähe des Dorfes el Ram im israelisch besetzten Westjordanland war am Montag ein israelisches Kleinkind schwer verletzt worden, als Palästinenser Steine gegen das vorbeifahrende Auto der Eltern schleuderten. Wie aus Polizeikreisen verlautete, erlitt das ein Jahr alte Baby bei dem Zwischenfall nördlich von Jerusalem einen Schädelbruch.
Ein aus dem Gaza-Streifen stammender 34jähriger Palästinenser wurde im südisraelischen Gefängnis von Beerschewa tot in seiner Zelle aufgefunden. Nach Angaben der Gefängnisverwaltung hatte sich der 1985 wegen Beteiligung an einem Attentat zu 18 Jahren Haft verurteilte Mann erhängt. Im von Israel besetzten Gaza-Streifen erlitten am Montag zehn Palästinenser Schußverletzungen, hieß es von seiten palästinensischer Krankenhäuser.
Amigo-Affäre
Auch Streibl
fuhr BMW
MÜNCHEN, 15. Februar (AFP). Außer dem bayerischen Innenminister Edmund Stoiber (CSU) hat auch Ministerpräsident Max Streibl (CSU) vom Autokonzern BMW über Jahre hinweg kostenlos Fahrzeuge - Pkw und Motorräder - zur Verfügung gestellt bekommen.
Das bestätigte BMW-Sprecher Uwe Mahler der Süddeutschen Zeitung am Dienstag. Vom Gratisverleih haben außer Politikern auch Opernsänger und Tennisstars profitiert.
Zwischen Streibl und der Autofirma bestehen auch dienstliche Kontakte. So sei Mitte 1991 der Entwurf des CSU-Arbeitskreises Umwelt, in dem es unter anderem um Tempolimits auf Autobahnen ging, auf heftige Kritik des BMW-Vorstands gestoßen. Im August 1991 habe der Ministerpräsident gegenüber BMW- Chef Eberhard von Kuenheim erklärt, die Forderungen des CSU-Arbeitskreises sei für ihn "völlig überraschend gekommen".
Beim CSU-Parteitag im November 1991 stimmten die Delegierten gegen ein Tempolimit.Frau auf Autobahn überrollt
WEINHEIM, 15. Februar (lhe). Eine 23jährige Frau ist am Montag morgen auf der Autobahn bei Weinheim in Nordbaden von einem Personenwagen überrollt und getötet worden. Der Pkw-Lenker beging nach Mitteilung der Polizei Fahrerflucht. Die Frau war zunächst mit ihrem Auto verunglückt: Der Wagen geriet ins Schleudern und blieb an der Mittelleitplanke stehen. Offenbar stieg sie aus, ohne auf den herannahenden anderen Pkw zu achten.
BAD HERSFELD, 15. Februar (lhe). Bei einem Brand im "Buchcafé", einem Treffpunkt der Linken in Bad Hersfeld, ist am Sonntag ein Schaden von rund 10 000 Mark entstanden. Wie die Polizei am Montag mitteilte, hatten unbekannte Täter mit einer Flasche voller Heiz- oder Dieselöl das Feuer in den frühen Morgenstunden entfacht. Zuvor hatte eine iranische Familie in dem Café Geburtstag gefeiert. Politische Motive für den Brandanschlag werden nicht ausgeschlossen. Näheres sollen Ermittlungen des Landeskriminalamtes ergeben.
KASSEL. Bei Wohnhausbränden im Kreis Kassel ist am Sonntag eine 80jährige Frau lebensgefährlich verletzt worden und ein Sachschaden von mehr als einer Million Mark entstanden. Das Einfamilien-Fertighaus in Reinhardshagen war vermutlich wegen eines technischen Defekts in Brand geraten, wie die Polizei am Montag mitteilte.
Nachdem Nachbarn den Brand entdeckt hatten, retteten Feuerwehrleute eine 80jährige Mieterin, die im Bad ihrer Dachgeschoßwohnung bereits bewußtlos zusammengebrochen war. Sie erlitt eine lebensgefährliche Rauchvergiftung. Das Dachgeschoß brannte aus, der Schaden wird auf 750 000 Mark geschätzt.
Ein zweites Feuer in Calden hat ein Einfamilienhaus völlig zerstört. Die Bewohner konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, verletzt wurde niemand. Der Schaden beläuft sich hier nach Angaben der Polizei auf rund 300 000 Mark. Als Ursache wird ein defekter Ölofen angenommen. lhe
Die Wachablösung der Titelverteidiger bei den hessischen Ski-Meisterschaften wurde auch in den Slalom-Wettbewerben in Steinach/Tirol vollzogen. Bei den Männern löste der Vizemeister Torsten Gensler (SKG Gersfeld) Vorjahrssieger Helge Gützlaff (SC Taunus Frankfurt) ab, der hinter den Nachwuchsfahrern seines Klubs, Bernd Kauer und Johannes Hermann, nur auf dem vierten Platz landete. Gensler gelang dabei das Kunststück, trotz verlorenen Skistocks einen zum Titel führenden zweiten Lauf hinzulegen.
Die Frauenkonkurrenz entschied Sabine Krug (KSV Baunatal) für sich. Die Nordhessin profitierte dabei vom Ausfall der nach dem ersten Durchgang führenden Ruth Schneider (SC Taunus) und Evelyn Wittmer (SC Viernheim) nach Torfehlern im zweiten Lauf. Zweite wurde Heike Berahek (TV Rüsselsheim) vor Daniela Baier (SKG Gersfeld). lhe
Nach Beendigung der Doppelrunde in der zweiten Eishockey-Bundesliga hat Meister Augsburger EV in den 44 Punktspielen die Spitze nur kurzfristig in der Saison an den SB Rosenheim abgetreten, dominierte aber ansonsten. Die Augsburger wurden auch mit zwei Punkten Vorsprung vor dem EHC 80 Nürnberg bayerischer Meister der zweiten Liga. Dritter wurde der SB Rosenheim, der mit 40:4 Punkten die beste Heimbilanz vor dem Augsburger EV (39:5) und ES Weißwasser (35:9) aufweist. Die wenigsten Auswärtspunkte holten der SC Riessersee (2:42) und EC Bad Nauheim (4:40).
Zuschauerkrösus ist der Augsburger EV mit 119 548 in 22 Heimspielen (Schnitt von 5434). Die wenigsten Zuschauer kamen mit SC Riessersee mit 29 178 (1326) und EC Bad Nauheim mit 29 266 (1330). Zu den 264 Spielen der zweiten Liga kamen insgesamt 757 595.
Eine Steigerung wird in den Play-Off- Spielen erwartet. Die beginnen am kommenden Sonntag mit den Begegnungen Augsburger EV - SV Bayreuth, SB Rosenheim - ECD Sauerland, EHC 80 Nürnberg - EC Hannover und ES Weißwasser - EC Kassel. In den Play-Off- Spielen um den Klassenerhalt stehen sich der EHC Essen-West gegen EC Bad Nauheim und SC Memmingen gegen SC Riessersee gegenüber. lhe
Kurden besetzen SPD-Büro in Kassel Etwa 150 Kurden haben am Montag mittag die Parteizentrale der nordhessischen SPD in Kassel besetzt. Auf Flugblättern solidarisierten sie sich mit 700 Landsleuten, die nach ihren Angaben derzeit europaweit mit einem Hungerstreik auf den "Völkermord in Kurdistan" aufmerksam machten. Nach etwa zwei Stunden zogen die Kurden dann vor das Kasseler Rathaus, um mit Transparenten die Bevölkerung auf ihre Anliegen hinzuweisen. Einige Kurden kündigten an, sie wollten auch in Kassel einen Hungerstreik organisieren.
WUPPERTAL, 17. Februar (epd). Die von den Militärs erzwungene Sondersynode der indonesischen Toba-Batak-Kirche
hat in Nordsumatra den bisherigen Bischof Soritua Nababan (Bild: Hofmann) "abgewählt" und eine neue Kirchenleitung eingesetzt. Wie die Vereinigte Evangelische Mission (VEM) in Wuppertal jetzt mitteilte, wurde Pfarrer Parlidungan Wilfritz Togar Simanjuntak mit 406 von 464 abgegebenen Stimmen zum neuen Ephorus (Bischof) "gewählt". Zum Generalsekretär sei Sontilon M. Siahaan bestimmt worden, der im Dezember vom Militär als amtierender Bischof eingesetzt worden war. Das Missionswerk erkenne die Wahl nicht an, da die Synode nicht frei, sondern auf Druck des Militärs zustandegekommen sei, sagte Hermann Bollmann von VEM. Im Dezember hatte das Militär den sozial engagierten und staatskritischen Bischof Nababan abgesetzt. Mehr als 70 Mitglieder der Toba-Batak-Kirche, die dagegen protestiert hatten, waren verhaftet und gefoltert worden.
BONN, 15. Februar (epd). Die große Mehrheit der jüdischen Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion will trotz der Besorgnisse über die politische Entwicklung in Deutschland bleiben. Dies geht aus einer am Montag in Bonn vorgestellten Umfrage zum "Deutschlandbild der jüdischen Einwanderer aus der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten" (GUS) hervor. Obwohl fast 90 Prozent der Befragten den Rechtsextremismus und die politische Entwicklung in Deutschland als "bedenklich und bedrohlich" werteten, würden nur 12,5 Prozent ein anderes Land zur Ausreise empfehlen, heißt es in der Untersuchung des Duisburger Ludwig-Steinheim-Instituts für deutsch- jüdische Geschichte und des Moses-Mendelssohn-Zentrums in Potsdam.
Seit Mitte 1991 haben etwa 47 000 Juden aus Rußland und der Ukraine die Einwanderung nach Deutschland beantragt. Tatsächlich eingewandert seien bislang nur 15 000 bis 20 000.
LONDON, 15. Februar (Reuter). Die britische Boulevardzeitung Sun hat sich bei Königin Elizabeth II. dafür entschuldigt, Auszüge aus ihrer Weihnachtsrede zwei Tage zu früh veröffentlicht zu haben. Auf der Titelseite seiner Montagausgabe brachte das Blatt einen offenen Brief an die Monarchin. Darin wurde die "persönliche Kränkung" bedauert. Der Königshof hatte am Dienstag eine Klage gegen die Zeitung angedroht. In ihrer Rede hatte die Queen auf die Eheprobleme ihrer Kinder angespielt und 1992 als "annus horribilis" (schreckliches Jahr" bezeichnet. Die "Sun" kündigte auch an, dem britischen Kinderhilfswerk etwa eine halbe Million Mark anzubieten. Schirmherrin dieser Organisation ist die Tochter der Königin, Prinzessin Anne.
HAMBURG, 15. Februar (Reuter). Der SPD-Bundestagsabgeordnete Norbert Gansel hat die Billigung der Lieferung von Raketenteilen für Taiwan durch die Bundesregierung scharf attackiert. Die Öffentlichkeit sei damit "verkohlt und verkinkelt" worden, sagte er der Hamburger Morgenpost am Montag, "öffentlich gebraucht man starke Worte und dann knickt man ein". Die Regierung habe sich mit der Politik des doppelten Bodens und der mißglückten Geheimhaltung lächerlich gemacht. Die SPD beantrage eine Bundestagsdebatte.
HALLE, 15. Februar (Reuter). Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Hermann Lutz, fordert die Auflösung von Freiwilligen Polizei-Reserven (FPR). Dem in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Express sagte er am Montag: "Solche Freizeit-Polizisten darf es überhaupt nicht geben." In sensiblen Bereichen wie dem Personenschutz, wo es um Grundrechte gehe, brauche man ausgebildete Kräfte. "Wer im Personen- oder Objektschutz tätig ist, hat Hintergrundinformationen. Da können Hobby-Polizisten mehr schaden als nützen." Außerdem forderte Lutz, die Zahl der Polizisten in Deutschland zu erhöhen. Er begründete das damit, daß von 1991 auf 1992 die Zahl der Straftaten von 5,3 Millionen auf 6,1 Millionen gestiegen sei.
SARAJEWO, 15. Februar (Reuter). Die Vereinten Nationen (UN) wollen am heutigen Montag erneut versuchen, einen Konvoi mit Hilfslieferungen zur ostbosnischen Stadt Cerska durchzubringen.
Bereits am Sonntag hatten die UN einen solchen Versuch gestartet, doch wurden die zehn Lastwagen an der bosnisch-serbischen Grenze von serbischen Einheiten aufgehalten. In Cerska sitzen nach Schätzungen des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) bis zu 25 000 Moslems seit fast einem Jahr fest. Die serbisch belagerte Stadt ist von der Außenwelt abgeschnitten.
UNHCR-Vertreter Jose Maria Mendiluce hat sich bei der vorwiegend moslemischen Regierung Bosnien-Herzegowinas und bei den aufständischen Serben um eine sechsstündige Waffenruhe bemüht, damit Cerska versorgt werden kann. Er sagte am Sonntag, rund 6000 Flüchtlinge aus der Stadt seien im 50 Kilometer entfernten Tuzla eingetroffen. Sie seien in einem "verzweifelten Zustand" gewesen, bei schlechter Gesundheit und unterernährt. Manche Flüchtlinge kommen durch einen sogenannten humanitären Korridor, den die Serben eingerichtet haben. Mendiluce schloß sich jedoch der Meinung von Kritikern an, daß es sich in Wahrheit um "einen Korridor zur ethnischen Säuberung" handele. Er meinte damit die serbische Praxis, Moslems aus ihren Ortschaften zu vertreiben.
Die bosnische Regierung will keine weiteren Hilfen aus dem Ausland in Sarajewo verteilen lassen, bis auch die Menschen im Osten Bosniens versorgt werden. Die Serben haben die freie Zufahrt von UN-Konvois für Ostbosnien von einer Einstellung der Kämpfe dort abhängig gemacht.
In New York werden am Montag die Vertreter der verfeindeten bosnischen Volksgruppen zu weiteren Gesprächen unter Vorsitz der Vermittler von UN und EG, Cyrus Vance und Lord Owen, erwartet. Bei den Gesprächen geht es um den Plan für eine Aufteilung Bosniens in zehn weitgehend autonome Provinzen.
Außerdem sollten am Montag Vertreter der kroatischen Regierung und der Serben der Region Krajina nach New York reisen. Die kroatische Armee führt gegen die Krajina-Serben eine Offensive, obwohl das Gebiet unter dem Schutz der UN steht. Die Serben beharren auf der unabhängigen Republik, die sie in der Krajina ausgerufen haben.
Die heftigen Kämpfe zwischen den Moslems und Serben in Ostbosnien wurden in der Nacht zum Montag mit unverminderter Härte fortgesetzt. Dies meldete der bosnische Rundfunk, nach dessen Angaben sich die Zusammenstöße vor allem auf die Region um Gorazde, etwa 60 Kilometer östlich von Sarajewo, konzentrierten. Auch im Norden des Landes gingen die Gefechte weiter. In Doboj konnten kroatisch-moslemische Truppen nach eigener Darstellung bis in die Vorstädte der von Serben besetzten Stadt vordringen.
Gefechte mit Granatwerfern und Maschinengewehren gab es am frühen Montag morgen auch wieder in der bosnischen Hauptstadt Sarajewo. Der moslemische kontrollierte Rundfunk berichtete, bereits in der Nacht sei es zu vereinzelten Schußwechseln gekommen.
Auch die Lage in Kroatien bleibt angespannt. Wie der kroatische Rundfunk berichtete, verlief die Nacht in den umkämpften Gebieten östlich und südöst- lich der Hafenstadt Zadar in Dalmatien relativ ruhig. Zu serbischen "Provokationen" an der Trennungslinie zur selbstproklamierten serbischen Republik Krajina kam es nach Darstellung des Radiosenders in Zagreb auch in anderen Regionen.
So schossen serbische Freischärler auch bei Karlovac, 50 Kilometer südwestlich von Zagreb, sowie in der Nähe von Gospic, 120 Kilometer weiter südwestlich, auf kroatische Stellungen, hieß es in der kroatischen Hauptstadt.
TOKIO, 15. Februar (Reuter). Bei Gouverneurswahlen in der Präfektur Yamagata hat die in Japan regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) am Sonntag eine empfindliche Niederlage erlitten. Nach dem amtlichen Endergebnis vom Montag gewann der von mehreren Oppositionsparteien unterstützte Konservative Kazuo Takahashi das Rennen vor dem LDP-Kandidaten Seigo Tsuchida. Dieser hatte als Favorit gegolten.
Litauen Ex-Kommunist gewinnt
WILNA, 15. Februar (Reuter). Bei den Präsidentenwahlen in Litauen hat der frühere Kommunistenchef Algirdas Brazauskas (Bild: dpa) gewonnen. Nach einem vorläufigen amtlichen Ergebnis vom Montag hat er fast 60 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen können. Sein nationalistischer Gegenkandidat Stasys Lozoraitis bekam nur etwa 39 Prozent. Die Zahlen wurden nach Auszählung fast aller am Vortag abgegebenen Stimmen genannt. Es waren die ersten Präsidentenwahlen in Litauen seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Geschäfte des Staatsoberhauptes übte bislang der Parlamentspräsident aus.
Dieses Amt hatte der 60jährige Brazauskas bereits seit dem Herbst inne, als seine Demokratische Arbeiterpartei bei den Parlamentswahlen siegte. Der Chef der nationalistischen Sajudis-Bewegung, Vytautas Landsbergis, der die Baltenrepublik als Vorgänger von Brazauskas im September 1991 zur Unabhängigkeit von der Sowjetunion geführt hatte, hatte seine Kandidatur für das neue Präsidentenamt im Januar zurückgezogen. Brazauskas kommentierte das Resultat mit den Worten, er stehe vor einer großen Aufgabe. "Ich habe keine Angst vor der Verantwortung. Ich weiß, was es bedeutet, an der Macht zu sein." Der frühere KP-Chef tritt für behutsame Wirtschaftsreformen ein. Er will für Litauen wieder verlorene Märkte in anderen Teilen der früheren UdSSR erschließen. Das Land hat Probleme, seine Produkte im Westen abzusetzen.
BONN, 15. Februar (Reuter). Die geplante Änderung des Asylrechts könnte nach den Worten des SPD-Fraktionsvorsitzenden Hans-Ulrich Klose scheitern, wenn bis zur Schlußabstimmung im Bundestag keine Fortschritte bei den Verhandlungen mit Polen und der Tschechischen Republik erreicht werden. Klose sagte der Berliner Zeitung BZ, er könne für nichts garantieren, wenn es bis zur endgültigen Abstimmung kein schlüssiges Konzept für die Drittstaatenverträge gebe. Es bestehe zwar "kein formales, aber sehr wohl ein politisches Junktim".
CDU/CSU-Fraktionsgeschäftsführer Jürgen Rüttgers sagte dazu, wer nachträglich ein Junktim herstellen wolle, versuche den Asylkompromiß aufzukündigen. Mit der Union sei das nicht zu machen.Brand in Asylbewerberheim in Essen
BONN, 15. Februar (Reuter). In einem Asylbewerberheim in Essen ist am Montag morgen ein Feuer ausgebrochen. Nach Angaben der Polizei ist Brandstiftung als Ursache auszuschließen. Vermutlich sei das Feuer aus Fahrlässigkeit entstanden. Personen seien nicht zu Schaden gekommen. Ein Hund sei in den Flammen umgekommen. Das Feuer war in der Erdgeschoßwohnung des zweistöckigen Hauses ausgebrochen, in dem 79 Bewohner, überwiegend Libanesen, wohnten. Sie wurden in anderen Heimen untergebracht.
MÜNCHEN, 15. Februar (Reuter). Die bayerische SPD hat Bayerns Finanzminister Georg von Waldenfels aufgefordert, Berichte über kostenlose Reisen von Politikern aller Landtagsfraktionen auf Kosten eines Touristikkonzerns von den Finanzbehörden formell untersuchen zu lassen. Danach solle der Minister dem Landtagspräsidenten einen Bericht zu den Vorwürfen geben, die den gesamten Landtag beträfen, sagte ein SPD-Fraktionssprecher am Montag. Bei der CSU- Fraktion hieß es lediglich, man sei generell an einer lückenlosen Aufklärung der Sache interessiert.
Von keiner der Landtagsfraktionen wurde die genannte Praxis, über die die Augsburger Allgemeine berichtet hatte, allerdings in konkreten Fällen bestätigt.
FDP-Generalsekretär Uwe Lühr legte den bayerischen CSU-Politikern Max Streibl und Edmund Stoiber nahe, wegen ihrer von Großfirmen bezahlten Urlaubsreisen zurückzutreten. "Streibl und Stoiber sollten sich überlegen, ob sie noch länger im Amt bleiben können", sagte Lühr der Kölner Tageszeitung Express.
Am Montag wurden neue Vorwürfe gegen Streibl bekannt. Dieser durfte über Jahre hinweg mehrfach kostenlos Fahrzeuge der Bayerischen Motoren Werke (BMW) nutzen. Das bestätigte ein BMW- Sprecher der Süddeutschen Zeitung. Es sei "ab und an mal ein Fahrzeug erbeten worden, das dann zur Verfügung gestellt wurde", erklärte das Unternehmen. Nach BMW-Angaben ist nicht mehr nachvollziehbar, ob die Autos von Streibl dienstlich oder privat genutzt worden sind. Es handele sich um einen "Kontakt zu einem besonderen Kundenkreis".
BUKAREST, 15. Februar (Reuter). Etwa 3000 rumänische Arbeiter aus allen Landesteilen sind am Montag mit der Forderung nach Brot, Lohnerhöhungen und dem Rücktritt von Präsident Ion Iliescu durch die Hauptstadt Bukarest marschiert. Es war der erste Straßen- Protest gegen die Regierung seit ihrem Amtsantritt im vergangenen November. Bereits seit Wochen machen die Arbeiter ihrem Unmut über fallende Einkommen, rasant steigende Preise und die wachsende Arbeitslosigkeit durch Streiks oder Streikdrohungen Luft. Organisiert hatte den Protestmarsch die Gewerkschaft Solidarität 90, die rund 500 000 Arbeiter verschiedener Berufsgruppen vertritt.
Die Demonstranten schickten der Regierung in Iliescu eine Liste ihrer Forderungen wie bessere Sozialfürsorge, neue Arbeitsplätze und einen Mindestlohn von umgerechnet etwa 136 Mark anstatt des derzeitigen Mindestlohns von umgerechnet rund 60 Mark.
FRANKFURT A. M. (rtr). Hohe Zinsen für Termingeldgeschäfte kann der Privatanleger in Kürze direkt von der Bundesbank kassieren. Diese versteigert Anfang März drei-, sechs- und neunmonatige Geldmarkttitel, im Fachjargon "Bulis" genannt. Die Stückelung beträgt 100 000 Mark, insgesamt sollen Titel bis zu einem Maximalbetrag von 25 Milliarden verkauft werden. Laut Bundesbank-Direktoriumsmitglied Johann Wilhelm Gaddum richtet sich die Währungsbehörde mit den neuen Liquiditätspapieren ausdrücklich an Unternehmen, Privatpersonen und ausländische Anleger.
Anleger können allerdings nicht unmittelbar für die "Bulis" bieten, da nur Banken mit eigenem Konto bei einer Landeszentralbank zu der Versteigerung zugelassen sind. Interessenten müssen ihre Anlagewünsche somit über die Kreditinstitute abwickeln. An den Börsen eingeführt werden die neuen Geldmarktpapiere nicht. Auch wird die Bundesbank keine Kurspflege wie zum Beispiel bei Bundesobligationen und Staatsanleihen betreiben.
Die "Bulis" haben keinen Zinsschein zum Nominalwert, sondern werden "abgezinst" ausgegeben. Der Käufer erwirbt das Papier zu einem Kurs unter 100 Prozent und erhält bei Fälligkeit den Nennwert ausbezahlt. Die Verzinsung ergibt sich aus der Differenz zum Kaufkurs. Dieser wird sich laut Experten an den relativ hohen Geldmarktsätzen orientieren.
Mit ihrem neuen Instrument tritt die Bundesbank in direkten Wettbewerb mit den Geschäftsbanken um Termingelder.
BONN, 15. Februar (Reuter). Der Umweltschutz muß nach Auffassung der FDP als Staatsziel ins Grundgesetz aufgenommen werden. Der entsprechende gegenteilige Beschluß der Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat müsse korrigiert werden, sagte der FDP-Parteivorsitzende Otto Graf Lambsdorff am Montag nach einer Präsidiumssitzung seiner Partei. Viel sei bisher nicht herausgekommen, was die Kommission zur Änderung der Verfassung vorgeschlagen habe. Das Staatsziel des Umweltschutzes gehöre aber in die Verfassung.
In der Kommission hatte in der vergangenen Woche die Aufnahme sozialer Staatsziele, darunter auch des Umweltschutzes, nicht die erforderliche Zwei- Drittel-Mehrheit erhalten.
LUANDA, 15. Februar (Reuter). Die Entscheidungsschlacht um die zentralangolanische Stadt Huambo zwischen Rebellen der UNITA und Regierungstruppen tobt weiter. Zwar berichtete die Regierung am Montag von Geländegewinnen, doch kontrollierten Diplomaten zufolge UNITA-Einheiten weiterhin große Teile der Stadt. Die Lage der Menschen in der teilweise zerschossenen Stadt werde immer schwieriger. Nach Angaben von Regierung und ausländischen Helfern sind seit Beginn der Kämpfe vor fünf Wochen mehrere tausend Zivilisten in Huambo umgekommen.
FRANKFURT A. M. (FR). Bei im Vergleich zum Freitag ruhigem Geschäft an den deutschen Aktienmärkten konnten sich die meisten Standardwerte zum Wochenauftakt von ihrer zu Handelsbeginn registrierten Schwäche im Verlauf wieder erholen. "Der Versuch, die Börse schwächer zu machen, ist gescheitert", kommentierte ein Händler auf dem Frankfurter Parkett das Geschehen.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloß mit 1664,71 um 3,28 Punkte im Plus, nachdem er zuvor auf ein Tagestief von 1655,77 Zähler gefallen war. Nach wie vor herrsche die seit der Leitzinssenkung erreichte positive Grundstimmung vor, hieß es weiter. Daran könnten auch die Schätzungen nicht viel ändern, die niedrigere Firmengewinne unterstellen.
Für Aufsehen sorgten gestern vor allem die Titel von Volkswagen. Händlern zufolge ist die Verkaufsempfehlung der Deutschen Bank Research für VW dem Markt "unangenehm aufgestoßen". VW fielen um 6,70 auf 291 Mark. Die Aktien der Wolfsburger Autoschmiede schlossen damit jedoch deutlich über dem Tagestief von 288,50 Mark.
Als "Neu-Entdeckung" wurden nach Angaben von Marktteilnehmern die Papiere der "Spezialität" Schering gefeiert. Die Aktien des Pharmaunternehmens zogen um elf Mark an.
Ruhig und uneinheitlich ging es am Rentenmarkt zu. Bei öffentlichen Anleihen gab es Kursausschläge bis 0,15 Mark nach beiden Seiten. Die Durchschnittsrendite verharrte bei 6,82 Prozent. Die Bundesbank schleuste Titel im Nennwert von 58,9 Millionen Mark in den Markt. Mark-Auslandsanleihen lagen behauptet.
PARIS, 15. Februar (Reuter). So ein Pech auch: Erst plumpste dem Fahrgast am Sonntag abend in einem von Frankreichs berühmten Hochgewindigkeitszügen das Portemonnaie ins Klo. Und als er in die Schüssel langte, um es rauszufischen, blieb er mit der Hand im Ablauf stecken.
Verzweifelt zog er die Notbremse, und der Zug Paris/Toulouse kam in St-Pierre- des-Corps bei Tours zum Halten. Feuerwehrleute mit Schneidgerät mußten die Toilettenschüssel gleich mitentfernen, um den Pechvogel zu befreien, und schafften ihn mitsamt Klobecken auf den Bahnsteig. Dort wartete bereits das Fernsehen.Stahlwerker melden Protest an Demonstration und spontaner Streik gegen Schließungspläne
SIEGEN, 15. Februar (Reuter). Rund 7500 Stahlarbeiter und ihre Angehörigen haben am Montag in Siegen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Nordrhein-Westfalens Sozialminister Franz Müntefering (SPD) forderte Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) auf, eine nationale Stahlkonferenz einzuberufen. Nach Angaben der IG Metall sind im Raum Siegen 4300 Stellen bedroht. Ihr Bevollmächtigter in Siegen, Helmut Ermert, sagte, seit 1980 seien im Siegerland 45 Prozent der Stahlarbeitsplätze abgebaut worden.
Der IG Metall zufolge sind das Profilstahlwerk der Krupp Stahl AG mit 2800 Arbeitsplätzen und die Stahlveredelung der Hoesch Stahl AG mit 1500 Beschäftigten von Stellenabbau oder Schließung bedroht.
700 Stahlwerker der Vereinigten Schmiedewerke GmbH (VSG) in Hattingen demonstrierten ebenfalls am Montag spontan gegen die am Freitag beschlossene Stillegung ihres Stahlwerkes und der Gießerei. Betriebsratsvorsitzender Peter Maurer kritisierte, daß die Beschäftigten den Beschluß aus der Zeitung erfahren hätten. Laut IG Metall werden dadurch 662 Arbeitsplätze vernichtet.In Hattingen soll nur die Stahlverarbeitung erhalten bleiben. Sparkonzepte der Beschäftigten habe der Aufsichtsrat nur "zur Kenntnis" genommen.
BONN, 15. Februar (Reuter). Die Bundesregierung hat die Lieferung von US- Luftabwehrraketen mit deutschen Bauteilen an Taiwan gegen heftige Kritik der SPD verteidigt. Jede Rüstungskooperation würde erschwert, wenn man solche Zulieferungen unterbinde, sagte Regierungssprecher Dieter Vogel am Montag in Bonn. Der SPD-Abgeordnete Norbert Gansel kündigte an, seine Partei wolle eine Bundestagsdebatte zu den am Wochenende bekanntgewordenen Lieferungen beantragen. Die Regierung habe sich mit einer Politik des doppelten Bodens und der mißglückten Geheimhaltung lächerlich gemacht.
BONN, 15. Februar (Reuter). Der Vorsitzende der Gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat, Rupert Scholz (CDU), will sein Amt vorläufig ruhen lassen. Scholz nannte in einem am Montag vorab veröffentlichten Interview des Handelsblatts einen erheblichen Abstimmungsbedarf innerhalb der Unionsfraktion zum Thema Staatsziel Umweltschutz als Grund für seinen Schritt. Scholz forderte eine Aussprache über das weitere Vorgehen in der Verfassungskommission.
Das auch von Scholz befürwortete Staatsziel Umweltschutz hatte in der Verfassungskommission in der vergangenen Woche die erforderliche Mehrheit knapp verfehlt. Nach Presseberichten hatte die CDU-Fraktionsführung Druck auf einzelne Mitglieder des Gremiums ausgeübt.
Der SPD-Parteivorstand erklärte, man sei empört, daß die Unionsführung die Aufnahme des Umweltschutzes als Staatsziel blockiert habe.
NIKOSIA, 16. Februar (Reuter). Iran will das von der Siemens AG begonnene Atomkraftwerk Buschehr am Golf nach einem Bericht der Nachrichtenagentur IRNA auf jeden Fall fertigstellen lassen. Die Agentur zitierte den Staatspräsidenten Akbar Haschemi Rafsandschani mit den Worten, das Projekt müsse ohne Rücksicht auf die Kosten vollendet werden. Die Siemens-Konzerntochter KWU hatte den 1975 begonnenen Bau im vergangenen Jahr mit dem Hinweis aufgegeben, die Bundesregierung wolle die Lieferung wichtiger Komponenten nicht genehmigen.
Rund vier Fünftel des einen und drei Fünftel des zweiten Reaktorblocks von Buschehr waren fertiggestellt, als die Arbeiten 1979 durch die islamische Revolution und 1980 bis 1988 durch den iranisch- irakischen Krieg unterbrochen wurden. Die bisherigen Investitionen beziffert Iran auf 5,5 Milliarden Mark.
PARIS, 16. Februar (Reuter). Frankreich hat am Montag die Passage der Straße von Bonifacio zwischen Korsika und Sardinien für Öltanker oder andere Gefahrguttransporte seines Landes verboten. Die Ministerien für Umwelt und Seefahrt in Paris forderten Italien auf, sich dem Schritt anzuschließen. Dann sei es möglich, die Durchfahrt für alle Schiffe zu sperren. Frankreich will damit Ölkatastrophen vor den Mittelmeerinseln verhindern.
FRANKFURT A. M., 16. Februar (Reuter/KNA). Waffeninspektoren der Vereinten Nationen (UN) wollen sich nach einem Bericht der New York Times über ein irakisches Flugverbot in Bagdad hinwegsetzen. Wie die Zeitung am Dienstag berichtete, will ein Team von UN- Experten, das die Zerstörung der irakischen Massenvernichtungswaffen überwacht, Irak noch diese Woche mitteilen, daß es Hubschrauberflüge über Bagdad plant. Die Waffenexperten wollen während des geplanten Fluges eine bisher nicht durchsuchte Anlage fotografieren.
Die USA lehnen eine Änderung ihrer Politik gegenüber Irak ab, solange die Regierung in Bagdad die UN-Resolutionen nicht in vollem Umfang einhält. Dies sei noch immer nicht der Fall, sagte Präsidentensprecher George Stephanopoulos am Montag in Washington.
MOGADISCHU, 16. Februar (Reuter). Einige der somalischen Bürgerkriegsparteien haben am Montag ein Ultimatum der USA und der UN verstreichen lassen, Angaben über die Zahl ihrer Waffen und Kämpfer zu machen.
US-Oberst Peter Dott teilte nach dreistündigen Verhandlungen mit den 15 Clans in Mogadischu mit, nur ein Teil der Gruppen habe konkrete Angaben gemacht. Die übrigen hätten diese bis zum 22. Februar zugesagt. Nach außen gäben sich alle Clans kooperationsbereit. Zwei Clans waren bei dem Treffen des Waffenstillstandskomitees nicht vertreten. Ein neues Treffen wurde für den 2. März anberaumt. US-Generalleutnant Robert Johnston, der die Operation "Neue Hoffnung" zum Schutz der humanitären Hilfe befehligt, und die UN hatte die Bürgerkriegsparteien vor zehn Tagen aufgefordert, ihre Waffenbestände und die Zahl ihrer Kämpfer mitzuteilen. Die Anordnung ist Teil der Bemühungen, das Land am Horn von Afrika zu entwaffnen und die Ordnung wieder herzustellen.
Die USA stellen den größten Teil der 33 000 Mann starken multinationalen Eingreiftruppe, deren Mitglieder aus über 20 Ländern kommen. Die Amerikaner wollen das Kommando demnächst an die UN übergeben und den Großteil ihrer Soldaten abziehen.
Rund 5000 Amerikaner und 10 000 Soldaten aus anderen Ländern sollen allerdings zur Unterstützung der UN-Truppe UNOSOM im Land bleiben.
Zwei Wochen nach den Australian Open gingen auch die Titel bei den Tennisturnieren in Chicago und Memphis an die Melbourne-Gewinner und Weltranglistenersten Monica Seles und Jim Courier. Die 19 Jahre alte Jugoslawien dehnte mit dem 3:6, 6:3, 6:1 über die 17 Jahre ältere Amerikanerin Martina Navratilova beim mit 375 000 Dollar dotierten Turnier in Chicago ihre Serie auf 30 Einzel- und sechs Turniersiege in Folge aus. Courier benötigte beim mit 780 000 Dollar Preisgeldern ausgestatteten Grand-Prix in Memphis zwei Stunden und 43 Minuten zum 5:7, 7:6 (7:4), 7:6 (7:4) im US-Finale gegen Favoritenschreck Todd Martin.
Vor mit 8341 Zuschauern ausverkauften Rängen dominierte Martina Navratilova das 88minütige Linkshänderinnen- Duell zunächst mit ihrem gewohnten Angriffsspiel. "Da war sie ganz hervorragend, aber irgendwann habe ich mir gesagt, daß ich wohl doch ein bißchen besser spielen kann, und plötzlich lief es sehr gut", sagte Seles nach dem Match.
Nach dem Satzausgleich brachte eine umstrittene Situation im dritten Spiel des Schlußsatzes die Vorentscheidung, als Referee Lynda Hinshaw eine Linienrichterentscheidung zuungunsten der Amerikanerin korrigierte. "Aber das war nicht ausschlaggebend", meinte Martina Navratilova wie gewohnt fair, "Monica war zuletzt so stark, daß sie auch ohne Schiedsrichterhilfe gewonnen hätte. Ihre Grundschläge sind unheimlich genau, und von ihrer Kondition können sich sicher einige aus dem Männer-Circuit eine Scheibe abschneiden."
107 000 Dollar für Sieger Jim Courier und 57 700 für Todd Martin, 96. der Weltrangliste und erstmals Grand-Prix-Finalist, gab es in Memphis. "Ich hatte die Chance, von der ich immer geträumt habe, mal einen Weltranglistenersten zu schlagen und einen Grand-Prix zu gewinnen", sagte Favoritenschreck Martin nach dem dramatischen Match. "Aber das ist eben der Unterschied, wenngleich er heute auch sehr klein war."
Der 22jährige Martin aus Lansing in Michigan, der zuvor nie gegen einen Top- Ten-Spieler gewonnen hatte, besiegte in Memphis gleich deren zwei, nämlich seine an Nummer sieben und acht geführten Landsleute Michael Chang und Andre Agassi. Der 1993 in zwölf Spielen noch ungeschlagene Courier hingegen konnte von Glück sprechen, überhaupt die Chance zu seinem elften Grand-Prix- Sieg erhalten zu haben. Denn vor dem Finale hatte er gegen Brett Steven und Jonathan Stark erst nach Abwehr von Matchbällen gewinnen können. sid
Dortmund hat den "Sammer-Anfang" vor das Ende des Fußballwinters geschoben. Mit dem Debüt des Nationalspielers Matthias Sammer im Westfalenstadion am Dienstag (20.00 Uhr/live in West 3) gegen dessen Ex-Klub Inter Mailand schlagen die Borussen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. "Inter ist der ideale Testgegner vor dem Bundesliga- Start und die Spiele gegen AS Rom im UEFA-Cup", unterstreicht Trainer Ottmar Hitzfeld.
Im Rampenlicht steht natürlich der Rotschopf aus Sachsen. Nach einem halben Jahr beim italienischen Renommierklub aus Mailand trieben ihn die Unwägbarkeiten der vielkritisierten Ausländerklausel zurück in die deutsche Bundesliga. Der Auftritt von Inter Mailand ist Bestandteil der Ablösemodalitäten. Unter dem Strich stehen insgesamt jedoch 8,5 Millionen Mark.
Ohne Ressentiments sieht Matthias Sammer der Partie entgegen. "Das Thema Inter ist für mich abgehakt. Ich will nicht glänzen, um es Trainer Bagnoli nachträglich zu zeigen, sondern um meine neuen Fans in Dortmund zu überzeugen", sagt der einstige Dresdner, in der vorigen Saison mit dem VfB Stuttgart Deutscher Meister.
Rund 25 000 Zuschauer erwarten die Borussen zur Sammer-Gala. Selbst das Fernsehen (West 3) wird das Freundschaftsspiel live übertragen und zusätzlich eine sechsstellige Summe in die Kasse bringen. Etwa 500 000 Mark dürften auf das Inter-Konto fließen.
"Der Trubel um meine Person ist mir unangenehm. Ich bin doch auch nur ein Rädchen im großen Getriebe", beteuert der 25 Jahre alte Italien-Heimkehrer immer wieder. Nach einigen vielversprechenden Vorstellungen in Testspielen außerhalb von Dortmund - unter anderem bei Vitesse Arnheim (2:1) und gegen Australien (3:0) in der vorigen Woche - beginnt für ihn am Dienstag der Kampf um die Gunst der erwartungsvollen wie kritischen BVB-Fans.
"Er ist eine Verstärkung für unsere Mannschaft, ein außergewöhnlicher Fußballer", schildert Hitzfeld seine ersten Eindrücke. Der Kader hat Sammer "bestens aufgenommen und bereits voll akzeptiert, auch auf dem Spielfeld". Gegen Inter und vier Tage später beim Bundesliga-Comeback gegen Bochum, genau 270 Tage nach dem Meisterstück mit Stuttgart in Leverkusen (2:1 am 16. Mai 1992), will der Mittelfeld-Regisseur die Vorschußlorbeeren bestätigen.
Der hochkarätige Gegner aus Italien ist für Hitzfeld unter anderem ein willkommener Test vor dem UEFA-Cup-Viertelfinale gegen den AS Rom (3. und 17. März), wenngleich Sammer hierfür nicht spielberechtigt ist und Nationalspieler Knut Reinhardt wegen eines Muskelfaserrisses nicht auflaufen kann. Für die Borussia aus Dortmund ist es zudem schon fast eine Art "historisches" Duell. Denn zum letzten Mal trafen die beiden Klubs im Halbfinale des Europacups der Landesmeister im April 1964 (2:2 und 0:2) aufeinander. sid
Ein Aufschrei der Empörung aus Schwenningen, Hohn und Spott der eigenen Anhänger - der Deutsche Eishokkey-Meister Düsseldorfer EG geriet am vorletzten Vorrunden-Spieltag der Bundesliga in die Negativ-Schlagzeilen. Stein des Anstoßes war die überraschende 2:4- Heimpleite der DEG-Stars gegen Aufsteiger EC Ratingen. Damit leistete die Mannschaft von Trainer Hans Zach - gewollt oder ungewollt - den Ratinger "Löwen" Nachbarschaftshilfe, die urplötzlich wieder gute Chancen haben, im Kampf um den achten Play-off-Rang den ERC Schwenningen (5:2 gegen Freiburg) noch abzufangen.
"Das ist eine absolute Frechheit von der DEG. Wir würden uns freuen, wenn wir im Viertelfinale auf Düsseldorf treffen und uns revanchieren könnten", gab Schwenningens Ex-Nationalspieler Markus Berwanger den allgemeinen Tenor bei den Schwarzwäldern wieder. SERC- Verteidiger Sepp Klaus sprach von einer "Unsportlichkeit" des Titelverteidigers, dem fraglos die Straßenbahn-Play-offs gegen Ratingen lieber sein dürften als die Viertelfinal-Duelle mit Schwenningen.
Zum Vorrundenfinale am Dienstag empfangen die Ratinger Cracks den Berliner SC Preussen, während die Schwenninger zum Krefelder EV, der in München 4:0 gewann, reisen müssen. Schwenningens Vorteil: Es reicht schon ein Remis zur erfolgreichen Verteidigung des achten Platzes, wie auch dem KEV ein Unentschieden genügt, um Dritter zu bleiben.
Krefelds Präsident Hans-Ulrich Urban kommentierte die Überraschung an der Brehmstraße süffisant: "Zach entscheidet alles - oben und unten in der Tabelle." Schließlich war es die zweite DEG-Heimniederlage in Folge - zuvor waren die DEG-Stars 380 Tage ohne doppelten Punktverlust an der Brehmstraße geblieben. Die Fans gingen hart mit ihren "Lieblingen" ins Gericht. "Wir wollen Kaffee und Kuchen" und "Wir wollen unser Geld zurück" hallte es vieltausendfach von den Rängen, ein gellendes Pfeifkonzert und ironische "Fortuna, Fortuna"-Rufe für das Fußball-Zweitliga-Tabellenschlußlicht schlossen sich an.
Zach reagierte sehr enttäuscht: "Viele Fans identifizieren sich nur, wenn wir erfolgreich sind. Es wurde gekämpft, aber wir haben schlecht gespielt. Das Publikum muß sich nicht wundern, wenn die Spieler dem Verein den Rücken kehren und lieber woanders spielen." Der gebürtige Tölzer war vor allem sauer darüber, daß die Zuschauer schon nach 25 Minuten mit "Aufhören, Aufhören"-Rufen ihrem Unmut Luft machten.
Außer der DEG erwischte es zu Hause am Sonntag auch den EC Hedos München. Am Dienstag noch 4:2-Triumphator in Düsseldorf, verspielte die Millionen- Mannschaft von der Isar gegen Köln (2:3) und Krefeld den dritten Platz. Gibt es im Play-off-Viertelfinale Favoritensiege, käme es schon in der Vorschlußrunde zum Duell DEG kontra Hedos.
"Spätestens im Halbfinale ist für uns Schluß. Düsseldorf dürfte zu stark sein", mutmaßte Schatzmeister Adam Jakob, der schon hochrechnete, daß ein frühzeitiger Play-off-Knockout Hedos rund eine Million Mark kosten würde. Da ist die erste Rate ihrer Ein-Millionen-Zuschauer- Versicherung nur ein schwacher Trost.
Von den Play-off-Spielen, die Karnevalssonntag (21. Februar) beginnen, steht erst ein Viertelfinalduell fest. Der Vorrundenzweite Kölner EC trifft auf den ESV Kaufbeuren. Sicher ist auch der Vergleich in den Abstiegs-Play-offs zwischen dem EV Landshut und dem EHC Freiburg. sid
EM-Gruppen ausgelost
Die Fußballerinnen aus Deutschland müssen sich in der Qualifikation für die EM 1995 mit den Teams aus Wales, Kroatien und der Schweiz messen. Der Sieger dieser Gruppe 5 trifft im Viertelfinale auf Rußland, Rumänien, Ukraine oder Polen. Krautzun neuer Trainer in Wolfsburg Beim VfL Wolfsburg ist die Nachfolge von Trainer Uwe Erkenbrecher so gut wie entschieden. Eckhard Krautzun soll bei dem Fußball-Zweitligisten am Dienstag einen Vertrag bis zum 30. Juni unterschreiben.Wimbledon-Rechte weiter bei der Ufa Die Ufa Film- und Fernseh-GmbH hat sich die Fernsehrechte für das Wimbledon-Turnier bis 1998 gesichert. Über die Größenordnung des Fünf-Jahres-Kontrakts wurde Stillschweigen vereinbart. Ajax-Stars Bergkamp und Jonk zu Inter Der holländische Fußball-Star Dennis Bergkamp von Ajax Amsterdam wird mit Wim Jonk in der nächsten Saison zu Inter Mailand wechseln. Für beide Nationalspieler, die jeweils einen Drei-Jahres- Vertrag unterzeichneten, soll Ajax eine Ablösesumme von umgerechnet rund 36 Millionen Mark erhalten. Dänemark mit drei Bundesliga-Profis Drei Bundesliga-Spieler stehen im 16köpfigen Aufgebot von Fußball-Europameister Dänemark für das Länderspiel am 24. Februar gegen Argentinien. Berufen wurden Flemming Povlsen (Dortmund), Bjarne Goldbaek (Kaiserslautern) und Johnny Moelby (Mönchengladbach).
Patrik Kühnen hat beim mit 2,25 Millionen Dollar dotierten Tennis-Grand- Prix-Turnier in Stuttgart für die erste große Überraschung gesorgt. Der Bamberger, der am vergangenen Donnerstag seinen 27. Geburtstag feierte und nur mit einer Wildcard ins Hauptfeld gelangt war, bezwang den an Nummer acht gesetzten Österreicher Thomas Muster mit 6:2, 6:4. Im Achtelfinale am Donnerstag trifft Kühnen auf den Sieger der Begegnung zwischen Bern Karbacher (München) und Wally Masur (Australien).
Im Gegensatz zu Muster, der im ATP- Computer auf Position 15 geführt wird, wirkte Kühnen von Anfang an konzentriert und nahm seinem Gegner gleich im ersten Spiel den Aufschlag ab. Nach einem weiteren Break zum 5:2 sicherte sich der Deutsche den ersten Satz mit 6:2.
Für den Berliner Markus Zoecke war gleich die erste Hürde zu hoch. Der 24jährige, der erst durch drei Siege in der Qualifikation ins 32 Spieler umfassende Hauptfeld vorgestoßen war, verlor gegen Andrej Medwedew aus der Ukraine mit 4:6, 5:7. Dem 18jährigen genügte eine durchschnittliche Leistung, um Zoecke in die Schranken zu weisen. sid
Einen Violinabend ausgerechnet mit Ludwig van Beethovens Sonate a-Moll, dem frühen op. 23, zu eröffnen, verrät Mut und die Entschlossenheit, Profil anhand eines fast schon waghalsigen Einstiegs zu erwerben. Das Stück erzwingt Stringenz und verlangt mit seinem Presto-Kopfsatz nach Eruptionen, die spielerische Präsenz vom ersten Strich und Anschlag an einfordern.
Die Frankfurter Musikstudentin Andrea Timler und ihr Klavierpartner Christian Bausche haben sich dieser Herausforderung gestellt und in der Ginnheimer Bethlehem-Gemeinde dieses stürmende und drängende Frühwerk durch alle technischen Probleme unbehelligt sowohl mit adäquater Verve als auch mit kammermusikalischem Umtrieb gegeben.
Das gelang nicht nur im problematischen ersten Satz, dessen Laufkaskaden synchron und noch dynamisch griffig zum Zug kamen, sondern auch in der lyrisch klaren Geste des langsamen Satzes, dessen Ausdrucksfinessen in vergleichsweise geringen Interpretations-Manövern gedeutet wurden: Beethoven "pur".
Das Duo bewegte sich einen Abend lang in geschickt kalkulierten Tempi, in gerundeter, logischer Dynamik, außerdem nachvollziehbar, was die allgemeine Typologie, Bewegung und den Ausdruck aller Sätze betrifft. Typisch in diesem Sinn war, daß beide Spieler expressive Momente knapp und durchsichtig anbahnten, Phrasen klassisch bemaßen und auch Motorismen kontrolliert hielten.
So gelang es, beispielhaft konsequent, Johannes Brahms' A-Dur-Sonate in ihrer endogenen Rhetorik und ihrer psychologischen Affinität, in ihrer sensitiven Linienführung und schwebenden Romantik mit Gewinn und Tiefe zu deuten.
Dagegen hatten die Musiker Johann Sebastian Bachs Solo-Partita h-Moll noch ungelöste Probleme in der Formation ausgeglichener Rhythmen und in der Satzcharakterisierung. Dann und wann wurde die Linie irgendwo eng, die Balance ergab sich nicht gelockert, der Atem entfaltete sich nicht ganz frei und souverän wie zuvor bei Beethoven.
Die sicherlich fesselndste Darstellung dieses ungewöhnlichen Abends gelang bei Claude Debussys Sonate g-Moll. Streicherin und Pianist leuchteten Klangbilder flexibel changierender Intensität anschaulich, sinnlich aus. Alle Sätze erhielten Ausstrahlung, impressionistischen Flair und, manchmal fordert Debussy auch solches, expressive Pointen.
ALEXANDER ULLMANN
Kulturspiegel · Kulturspiegel
NEU-ISENBURG. Auch in dieser Woche wird im "Spottlicht"-Theater in der Löwengasse 24 das übliche Stammessen aufgetischt: "Wir sind der Pichelsteiner Eintopf" heißt es im Haus zum Löwen am Freitag und Samstag, 19. und 20. Februar, jeweils um 20 Uhr. Bei diesem Kabarett-Programm, das die Akteure an jedem Abend zumindest teilweise improvisieren, kann sich das Publikum auf eine Mischung aus hintergründiger Satire und purem Nonsens gefaßt machen.
Ein "kosmischer Rock'n'Roll-Zug" wird im Isenburger Club Voltaire am Samstag, 20. Februar, pünktlich um 21 Uhr abfahren. Dann haben die "Space Hobos" aus Berlin ihren Auftritt in der Friedrichstraße 43. Das Trio hat sich bereits bundesweit einen Namen damit verschafft, bekannte Musikstücke aus allen Sparten "aufzubereiten" - etwa die Titelmelodien von "Raumschiff Orion" oder dem "Kommissar".
Welche Klänge dabei herauskommen, wenn scharfe Bläsersätze mit afro-karibischer Percussion und Funkmusik zusammentreffen, können alle Interessierten am Montag, 22. Februar, im Treffpunkt in der Bahnhofstraße 50 erleben: Von 16 Uhr an spielt dort die "Zouk Koneckchen Band". Tanzfans dürften auf ihre Kosten kommen, den "Zouk" bedeutet auf den französischen Antillen nichts anderes als "Party".
Beschwingt soll es am "Isenburger Nationalfeiertag", dem Lumpenmontag, 22. Februar, auch in der Hugenottenhalle zugehen. Zunächst steht um 19 Uhr Ralph Benatzkys Operette "Im weißen Rößl" auf dem Programm - und mit ihr Ohrwürmer wie "Salzburger Nockerln" und "Es muß was Wunderbares sein, von dir geliebt zu werden". Nach dem Happy-End in Sankt Wolfgang laden "Hazy Osterwald & The Entertainers" mit Tanzmusik zum Schwof bis in den frühen Morgen ein.
DREIEICH. "Lachhaft" geht es am Donnerstag, 18. Februar, im Sprendlinger Bürgerhaus zu: "Great Lovers in History" ist der Titel des Comedy- Programms, mit dem Mark Britton und Krissie Illing um 20 Uhr aufwarten. LANGEN. Wer am Faschingswochenende zumindest für Stunden von "Humba-Tätärä"-Klängen verschont bleiben möchte, ist am Samstag, 20. Februar, in der "Alten Ölmühle" in der Fahrgasse 5 am richtigen Fleck: "Papa's Finest Boogie-Band" heißt die Formation, die von 20.30 Uhr an eine Mixtur aus Jazz, Blues, Rock'n'Roll und Boogie-Woogie bieten wird. Veranstalter dieser Fastnachtsfête ist die Jazzinitiative Langen. Zum Vormerken LANGEN. Ein Tip für Hobby-Kriminalisten ist der Psycho-Thriller "Ein Sommerabend im Wintergarten", der am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr in der Langener Stadthalle aufgeführt wird. Darin geht es um das Ehepaar Sally und Mark, das unangekündigten Besuch bekommt: John, ebenso linkisch wie aufdringlich, schwingt sich zunächst nur zum Richter auf. Später möchte er auch Henker sein . . . Auf der Bühne werden neben anderen Christiane Krüger und Horst Janson zu sehen sein. leo
Situation: Unbefriedigend. Perspektive: Unklar. Der Baseball in Rüsselsheim befindet derzeit sich in keiner leichten Situation. Die "Rüsselsheim Moskitos" spielen in der Verbandsliga und verpaßten 1992 den Aufstieg in die zweite Bundesliga nur knapp. Doch die höhere Spielklasse war nun mal das erklärte Ziel der etwa 80 jungen Leute, die dem 1986 gegründeten Verein angehören. Durch ärgerliche Niederlagen in entscheidenden Spielen sowie durch leichtsinnig verschenkte Punkte gegen schwächere Teams reichte es in der Saison 1992 nur für Rang drei - hinter den Friedberg Braves und Herkules Kassel. Für den Aufwärtssprung wäre aber mindestens Platz zwei nötig gewesen, und ob dieser jetzt in der neuen Saison drin ist, wird sich erst zeigen.
Die Situation ist nach dem enttäuschenden Abschluß der letzten Runde nicht eben leichter geworden. Lars Bleckmann, Gründungsmitglied und absoluter Leistungsträger, geht zu Athletics Mainz. "Das hat rein sportliche Gründe", erläutert Bleckmann, der auch fünf Jahre lang Vorsitzender der Moskitos war. "Ich möchte eben gerne mal in der zweiten Bundesliga spielen. Und da wir es ja nicht geschafft haben, probiere ich es in Mainz."
Ehe die Moskitos wieder an die zweite Bundesliga denken können, müssen sie noch einige Probleme lösen. Denn auch Head-Coach Ken Schmidt, der Baseball- Fachmann aus Butzbach, hat sein Engagement in Rüsselsheim gekündigt. An Zuverlässigkeit und Fachwissen fehlte es bei Schmidt nicht. Das Problem lag einzig und allein in der weiten Anreise, denn für jede Trainingseinheit saß der Amerikaner, der nebenbei auch noch Nationaltrainer der deutschen Softball-Mannschaft ist, eine geschlagene Stunde im Auto. Und seine jetzt gestiegenen Forderungen nach Fahrtkostenersatz können die Moskitos nicht erfüllen. Zudem will Ken Schmidt in der nächsten Saison wieder selbst spielen, in der Nähe seines Wohnorts, bei den Friedberg Braves.
Ob und wie die Abgänge von Lars Bleckmann und Ken Schmidt das Leistungsvermögen der Rüsselsheim Moskitos senken werden, ist nicht abzusehen. Immerhin stimmt das Vereins-Umfeld. Bei der jetzt durchgeführten Jahreshauptversammlung gelang es dem Vorsitzenden Wolfgang Heil erneut, alle Ämter zu besetzen. Dabei sind die Rüsselsheim Moskitos ein Phänomen in der Vereinslandschaft, dem Klub gehören ausnahmslos junge Leute an. Daß sie es aber mindestens ebenso gut verstehen, einen Verein zu führen, stellen sie nunmehr seit sieben Jahren fortwährend unter Beweis. Bei der Jahreshauptversammlung war beispielsweise die haarkleine statistische Auswertung der Spielleistungen bei allen nur erdenklichen taktischen Varianten und Spielzügen geradezu bewundernswert.
Ursprünglich haben sich die Rüsselsheim Moskitos aus einer Jugendgruppe heraus entwickelt, die mit einer Holzlatte gelbe Tennisbälle durch die Gegend feuerte und dies dann "Baseball" nannte. Irgendwann gingen die Kids damals ihren Wunsch nach "richtigem" Baseball an und gründeten den Verein. Heute nimmt neben der ersten Mannschaft in der Verbandsliga auch noch eine Reserve in der Landesliga Hessen Süd teil, außerdem gibt es eine Jugendmannschaft. Die Bemühungen, eine Frauen-Softball-Mannschaft aufzubauen, laufen noch, derzeit besuchen nach Worten des zweiten Vorsitzenden Georg Blaschke etwa acht interessierte Spielerinnen das Training.
Es läuft also, doch wunschlos glücklich sind die Moskitos noch lange nicht. Sofern die Zuschüsse von Stadt, Kreis und Land fließen, wollen sie sich noch in diesem Jahr eine Pitching-Maschine kaufen, die in in regelmäßigen Intervallen Bälle für das Schlag-Training ausspuckt. Und damit diese dann nicht irgendwohin fliegen, soll drumherum noch ein "Batting- Cage", ein Käfig aus Netz und Stahl. Um die Geräte zu finanzieren, müßte trotz der Zuschüsse jedes Moskito-Mitglied in die eigenen Tasche greifen und einen "Hunderter" opfern - die Bereitschaft dazu scheint aber dazusein.
Noch ein weiteres Problem bereitet den Rüsselsheimer Baseball-Playern arges Kopfzerbrechen: der Trainingsort. Derzeit üben und spielen die Rüsselsheimer auf einem besseren Bolzplatz an den Mainwiesen. Der unebene Untergrund führte sogar schon zu ernsthaften Verletzungen, weil der Ball durch die vielen Löcher im Boden hochgesprungen ist und einem Spieler die Nase eingeschlagen hat. Ohnehin hat Ex-Coach Ken Schmidt auf ein richtiges Infield-Training verzichten müssen: "Auf dem unebenen Platz wäre das viel zu gefährlich", sagte er. Doch einen ordentlichen Baseball-Platz gibt es in Rüsselsheim nicht. Und das frisch renovierte Stadion ist für die Moskitos tabu. Mit dieser alles andere als befriedigenden Situation dürften die Aufstiegschancen ohnehin nicht so groß sein. Denn selbst wenn es rein sportlich für die zweite Liga reichen würde, dem Reglement des Hessischen Baseball- und Softball-Verbandes (HBSV) würde der Spielort an den Mainwiesen auf keinen Fall genügen. Ab nächstem Jahr fordert der Verband für alle Zweitliga-Vereine ein richtiges Baseballfeld und eine richtige Zuschauertribüne.
ANDREAS RIPPL
Das Fazit von Trainer Thomas Brunner: "Das Spiel sollte man schnellstens vergessen." 3:0 haben die Zweitliga-Volleyballerinnen der TG Rüsselsheim gegen den TV Dingolfing verloren, 15:8, 15:10 und 15:13. Die Erfolgsserie von bislang drei Siegen hintereinander verlängerten die Rüsselsheimerinnen am Wochenende nicht, auch wenn die Auswärts- Begegnung ein Nachholspiel war und zur Hinrunde zählte. Die TG-Mannschaft agierte deutlich unter Form, was für Brunner an der zermürbenden Anreise von sechs Stunden Dauer lag.
Zudem habe das Team in Dingolfing noch zwei Stunden die Zeit in einem Café totschlagen müssen. Gastgeber Dingolfing hat sich mit dem Sieg über die TG die Option auf den zweiten Tabellenplatz - und damit auf die Relegation zur Bundesliga - offen gehalten. Die TG ist dagegen einen Platz abgerutscht. Gedanken um den Abstieg will sich Brunner aber nicht machen. Bemerkbar gemacht hat sich auch der Ausfall von Petra Meyer und Claudia Eckel. Denn somit saßen nur zwei TG-Frauen auf der Bank (zu Beginn Barbara Schlosser und Katja Wust).
Im ersten Satz hielten die Gäste noch recht gut mit: 7:3 führten die Rüsselsheimerinnen zunächst, der Vorsprung schwand jedoch auf 9:8 dahin. Probleme mit der Annahme sorgten für den 10:10- Ausgleich. Im zweiten Satz bekamen die Turngemeinde-Frauen gar kein Bein auf den Boden. Im dritten Satz bestanden dann durchaus wieder Chancen. Dingolfing nutzte aber den dritten Matchball und beendete die Begegnung nach 70 Minuten mit einem 15:13. Dieser Satz aber bewies, daß die Mannschaft von Thomas Brunner durchaus hätte mithalten können. Lediglich Annett Steiger sorgte für einen Lichtblick: Sie war nach ihrem Bänderriß zum ersten Mal wieder dabei und lieferte eine gute Partie ab. rip
Der Aufstieg in die zweite Bundesliga ist für die Regionalliga-Volleyball-Mannschaft der TG Rüsselsheim praktisch so gut wie sicher. Mit dem 3:0-Sieg (15:11, 15:9, 15:5) über Eintracht Frankfurt ist nun auch der letzte gefährliche Gegner geschlagen, mit sechs Punkten Vorsprung liegen die TG-Männer nahezu uneinholbar an der Tabellenspitze. Hochmotoviert ist die Mannschaft von Trainer Michael Herold nach Frankfurt gefahren, vielleicht etwas zu motiviert. Im ersten Satz summierten sich mehrere kleinere Fehler zu einem 9:2-Rückstand auf.
Herold nahm eine Auszeit und bekam sein Team wieder in den Griff. Über ein 11:11 holten sich die Rüsselsheimer den ersten Satz nämlich doch noch. Eine schnelle 6:0-Führung holten die Tabellenführer dann im zweiten Satz heraus, Frankfurt kam jedoch auf 6:5 heran. Erneut gelang es den Rüsselsheimern sich abzusetzen, und ab dem 10:6 lagen das Herold-Team ständig mit mehreren Punkten vorn. Im dritten Satz leistete die Eintracht kaum noch Widerstand, mit 15:5 war der Sieg nie auch nur ansatzweise gefährdet. Ruhig und ohne viele Highlights - so kennzeichnet TG-Team-Manager Klaus Mayer die gesamte Begegnung. Auch in der Rüsselsheimer Mannschaft hätten nur Dennis Werner und Haucke Braak geglänzt.
Bei der Eintracht lieferte dagegen nur Georg Büttner eine akzeptable Leistung ab. "Die Eintracht hat voll und ganz enttäuscht," sagte Klaus Mayer. Die Turngemeinde war zwar mit etwas "Bammel" nach Frankfurt gefahren, doch der war angesichts des wenig kämpferisch eingestellten Eintracht-Teams nicht nötig gewesen. rip
Gut gespielt und trotzdem verloren - ein trauriges Ergebnis der Volleyballer des TSV Trebur in der Oberliga. Bei dem Doppelspieltag unterlag das Team von Spielertrainer Ralf Kaiser gleich beiden Kontrahenten. Und bei beiden Spielen fielen die Niederlagen knapp und besonders ärgerlich aus. Jetzt dürfte Trebur kaum noch Chancen haben, sich aus den Niederungen der Tabelle herauszuarbeiten: Der Abstieg aus der Oberliga rückt immer näher.
Gegen den TSV Elgershausen hatte man noch recht gut angefangen und den ersten Satz auch deutlich mit 15:6 gewonnen. Den zweiten Satz mußte Trebur mit 17:16 abgeben. Im dritten Satz setzten sich die TSV-Männer dann noch einmal mit 15:10 durch, im vierten Spielteil reichte es nur zum 15:9. Im Tie-Break zeigten die Männer von Ralf Kaiser Nerven und unterlagen dann noch 16:14.
Für das zweite Spiel gegen Lokalrivalen VC Dornheim wurde die Mannschaft umgestellt. Zunächst machte Trebur damit gute Erfahrungen und erreichte zwei Satzsiege mit 15:5 und 15:9. Im dritten Satz glänzten die Gäste (Trebur hatte drei Matchbälle!) und setzten sich mit 16:14 ganz knapp durch. Nun verließen die Treburer so langsam die Kräfte, und der vierte Satz und der Tie-Break gingen mit jeweils 15:10 Punkten an Dornheim.
"Wir machen in den entscheidenden Phasen einfach nicht die Punkte", sagt Dieter Brunken. Für den Doppelspieltag wurde extra noch ein weiterer Spieler aktiviert, Bernd Raas, der bislang beim SC Nauheim antrat. rip
NEU-ISENBURG. Der Etat 1993 und die undurchsichtige Finanzlage des ehemaligen Bundes für Volksbildung (BfV) dürften im Mittelpunkt der Sitzung stehen, zu der sich die Isenburger Stadtverordneten am Mittwoch, 17. Februar, im Plenarsaal des Rathauses treffen.
Von 19 Uhr an soll zunächst der Haushaltsplan beschlossen werden, bei dem es ein Sechs-Millionen-Mark-Steuerloch zu schließen galt. Danach geht's wieder um die unbezahlten Honorare für Dozenten der Jugendmusikschule und das BfV-Defizit. Ebenfalls auf der Tagesordnung steht ein Antrag von CDU, FDP und FWG, nach dem bis 1994 rund zehn Prozent der 400 Arbeitsplätze der Stadt eingespart werden sollen. leo
"Literatur und Gedächtnis - Vom Umgang mit der Vergangenheit in der französischen und deutschen Literatur" hieß ein zweitägiges Seminar im Frankfurter Literaturhaus. Dort blieb allerdings mancher Platz leer. Dabei sollte hier wahrhaftig nicht nur Staub von gestern aufgewirbelt werden, und die Notwendigkeit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, scheint ja aktueller denn je.
Das Seminar wurde von Nicole Bary, Leiterin der französisch-deutschen Kulturorganisation "Les Amis du Roi des Aulnes" initiiert. Mit von der Veranstalterpartie waren das Institut français, das Literaturhaus und die Arbeitsstelle zur Vorbereitung des Frankfurter Lern- und Dokumentationszentrums des Holocaust. Dessen Leiter Hanno Loewy entwarf eine "Topologie des Erinnerns", beschrieb, wie er als Betrachter in die Gedenkstätten ging und die "musealen Inszenierungen" kennenlernte, als Beispiel nannte er ausgestellte Haare in Auschwitz. Ihn schockte die "entblößte Intimität".
Regina Scheer beschrieb in ihrem Vortrag, wie sie in Gesprächen mit heute alten Frauen versuchte, ein "vergessenes Haus", das erst jüdisches Kinderheim, dann Sammelstelle für Juden war, zu ergründen, seine Geschichte wieder lebendig zu machen. Und sie erfuhr, daß viele sich nicht erinnern wollten. Alain Dugrand schließlich versuchte in "Die 14. Suaven" das Gedächtnis seines Vaters, der mehrere Jahre in deutscher Kriegsgefangenschaft war, zu rekonstruieren.
Die stärkste Zugkraft hatte sicherlich Stefan Heym, der aus seinem autobiographischen Werk "Nachruf" las. Für ihn spielte in seinem Schaffen die Erinnerung stets eine tragende Rolle, so sei Literatur ohne Zeitgeschichte nicht denkbar, sei die Erinnerung die Quelle, aus der der Schriftsteller schöpft.
Den größten Raum innerhalb des Seminars nahmen wissenschaftliche Untersuchungen und Werkanalysen ein. Der Erfolg eines Werkes - so Judith Klein - sei abhängig von den Deutungsmustern der Gegenwart. "L'espèce humaine (Das Menschengeschlecht), kurz nach dem Krieg von Robert Antelme geschrieben, habe sich erst allmählich ins französische Bewußtsein verankert. Auch sei der Schriftsteller vor neue ästhetische Probleme gestellt, damit das Leiden nicht verharmlost werde. Es handle sich im "Menschengeschlecht" um "erstickte Worte", da die Fremdheit zwischen denen, die im Lager und denen, die nicht im Lager waren, groß sei. Um das Reale in Literatur zu übersetzen, müsse sich der Schriftsteller Kunstgriffen, wie Stellvertretendes, Metaphern und Parabeln bedienen. Dies gelte besonders für "Nichtzeugen", Autoren der zweiten Generation, deren Werke zu den authentischen Berichten komplementär seien. In Frankreich war das Interesse an antifaschistischer Literatur stärker als in Westdeutschland. Hier setzte eine breitere Auseinandersetzung mit der Vergangenheit erst um 1960 ein, war jedoch mehr von "Trauerarbeit" geprägt als in Frankreich.
Jochen Vogt stellte in seinem Vortrag "Erinnern ist unsere Aufgabe" die Frage nach der Behandlung von Schuld in der westdeutschen Literatur. Während im frühen Böll die Welt "moralisch halbiert" sei, es Opfer und Täter, die Guten und die Bösen gäbe, ist für Peter Weiss die Position von Opfern und Tätern austauschbar - Vogt sprach von einer metaphysischen, potentiell universalen Schuld. Die "kollektive Mithaftung" (Habermas) werde auf die nächste, übernächste Generation übertragen. So zeigte Vogt bei Christoph Meckel ("Suchbild") als einem Autor der zweiten Generation einen historischen Schuldzusammenhang auf.
Bernd Leistner referierte über "Gedenken als Selbstbefragung" und lieferte Beispiele aus der ehemaligen DDR, etwa Franz Fühmann, der seinem Leben nachforscht und eine schonungslose Selbstbezichtigung betreibt, wie in dem 1991 posthum publizierten Prosafragment "Bericht eines Scheiterns". Auch Christa Wolf betreibe in "Kindheitsmuster" eine Selbsterkundung.
Und welches sei die Rolle der Intellektuellen heute, in der gegenwärtigen Zeit des "Zerrüttetseins"? Diese Frage stelle sich um so brisanter, wenn in Frankreich, so Alain Dugrand, Autoren wie Paul Morand eine Renaissance erleben und in der Stildebatte - der Stil wird als Domäne der Rechten gesehen - ganz vorne stehen. Bedürfe es, wie Stefan Heym vorschlug, eines Emile Zola, der anklagt? Sollten die Literaten "einfach mal nachdenken", was eigentlich los ist, wo die Wurzeln liegen? Ist es die Aufgabe des Schriftstellers - Regina Scheer bezog sich hierbei auf Amos Oz - die Grautöne und Schattierungen wahrzunehmen?
Ein Seminar, das doch recht unterschiedliche Facetten zu zeigen imstande war. Bleibt zu hoffen, daß die Veranstaltungsreihefortgesetzt wird - als Ermutigung zur Erinnerung.
CORNELIA PIEROTH
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Lucky Luke, Kinderkino (16 Uhr); Sister Act (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Von Mäusen und Menschen (20.15 Uhr).
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Dracula (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr);
Kino 3: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Stalingrad (20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Faust (20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr). Ausstellungen
Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hochheim. Foyer des Rathauses, Burgeffstraße 30: Künstlerisches und handwerkliches Gestalten, Arbeiten von Kursteilnehmern des VBW, Öffnungszeiten des Rathauses (bis 26. 2.).
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde aus der Ukraine von Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, 8 bis 12 Uhr (bis 28. 2.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Vorsicht Kunst", 11 bis 13, 15 bis 19 Uhr (bis 28. 2.). Vorträge / Kurse Hofheim. Volksbildungswerk Marxheim: Diavortrag "Mit dem Finnjet von Travemünde nach Helsinki, mit einem Abstecher nach St. Petersburg", Grundschule Marxheim, Schulstraße, 19.45 Uhr.
Kelkheim. Pfarrgemeinden St. Martin und St. Franziskus: "Bergpredigt" von Prof. Hainz, Pfarrzentrum, Rotlintallee, 20.15 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.
Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.
Hochheim. Mütterberatung und Mehrfachschutzimpfung gegen Diphtherie und Wundstarrkrampf sowie Masern-Mumps, Verwaltungsnebenstelle Massenheim, 10 bis 11.15 Uhr.
Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 061 92 / 34 77.
AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.
Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeiten: 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe für Alkoholabhängige, kath. Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr, Kontakt: Tel. 0 61 95 / 6 24 10 (Röhrkohl). Vereine / Organisationen Flörsheim. Evangelischer Frauenkreis Weilbach: Kreppelkaffee, Gemeindehaus, Faulbrunnenweg 3, 14.30 Uhr.
Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg, 15 Uhr.
Kelkheim. Kreis der Begegnung, Wandergruppe: Ziel: Rote Mühle, Treffpunkt: Bahnhof Hornau, 14 Uhr.
Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20.30 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.
Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr. Senioren Eschborn. Eschborner Käwwern und Kappen-Club-Niederhöchstadt: Seniorenfasching mit Büttenreden und Gardetänzen, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, 15.11 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Puppen- und Hexenbastelei, Volksbildungsraum, 10 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Tanzkreis, 9.30 Uhr; Schwimmen, Hallenbad, 10 bis 11 Uhr; Tischtennis, Steinbergschule, 14 Uhr; Handarbeitskreis, 14.30 Uhr.
Kelkheim. St.-Dreifaltigkeits-Gemeinde Fischbach: Großer Faschingsnachmittag, Kirchgasse, 15 Uhr.
Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Seniorenfastnachtsfeier mit dem "Carneval-Club Pinguine", für BürgerInnen ab 65 Jahre, Bürgerhaus, 15.30 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof: Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren, "Mama hat heut' frei", Hauptstraße 48, 15 Uhr.
Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: geöffnet von 16 bis 20 Uhr.
Kelkheim. Jugendtreff Mitte: Jenga- Turnier, 19 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 15 bis 17 Uhr.
Kurverwaltung: "Kur auf Tour", Fahrt zum Rhein-Main-Flughafen, Abfahrt am Rathaus, nachmittags (genaue Zeit zu erfragen unter Tel. 20 82 81).
Flörsheim. Evangelische Gemeinde: Gymnastikstunde für jung und alt, Gemeindehaus, Erzbergstraße 13 a, 17.30 bis 18.30 Uhr.
Kelkheim. Referat für Gleichstellung: Ausländische und deutsche Frauen treffen sich, Altes Rathaus Münster, Borngasse 12, 20 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: "Mimikritschi", Clowns und Pantomimen aus Kiew, 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Erbarmungslos (20 Uhr). Ausstellungen Höchst. AOK, Palleskestraße 1: Textilcollagen "Fadenphantasien" von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 15 Uhr (bis 26. 2.).
MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste: Windthorststraße 33, Sprechstunden 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.
Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft in Höchst, c/o Christophorusgemeinde: Hospitalstraße 42, 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, Anmeldung 8.30 bis 12 Uhr unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.
Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Caritas: Kasinostraße 15, Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17.30 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr.
Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2-4, 17 Uhr.
Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr.
Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau: Krabbelgruppe, Kellerskopfweg 28, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, Wed 13, 16 bis 18 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Bastelkreis, Gotenstraße 121, 20 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Schwätzkaffee, 14.30 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, Altentagesstätte, Hunsrückstraße, 15 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr.
Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Kleines Haus: Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos, 19.30 Uhr.
Theater, Studio: Dreck, 19.30 Uhr.
Theater, Orchesterproberaum: "Die Nacht sitzt am Tisch", Uraufführung der Auftragskomposition von Gerhard Staebler, 19 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Wiesbadener Lehrerkabarett "Ich liebe meinen Beruf", 20.30 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: 25 Jahre Velvets - Schwarzes Theater "Hoffmanns Erzählungen", 20 Uhr.
Kurhaus, Friedrich-von-Thiersch-Saal: Klavierabend Makiko Takeda, 20 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr). Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Stalingrad (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Eine Frage der Ehre (14, 17, 20 Uhr).
Alpha: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Jesus (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Kleine Haie (15.30, 17.45, 20 Uhr); Atlantis (22.15 Uhr). Ausstellungen Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Das Aukamm-Naturerlebnistal stellt sich vor", 10 bis 18 Uhr (bis 26. 2.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Henry van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, 10 bis 19 Uhr (bis 21. 2.).
Galerie Ressel, Schöne Aussicht 24: Arbeiten auf Papier, Keramik von A. R. Penck, 14 bis 18 Uhr (bis 19. 2.).
Galerie Haasner, Saalgasse 38, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr (bis 27. 2.).
Wiesbaden Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims.
Sonderausstellung "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.), Dotzheimer Museum, Römergasse 13, 17 bis 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38-40, Aids-Beratung/-Test, 16 bis 18 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Telefon-Beratung, 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, Sprechzeiten 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr.
Ausländerbeirat: Plenarsitzung, Rathaus, Raum 22, 18 Uhr.
Arbeitsgruppe gegen den Fremdenhaß: Sitzung mit Film über die Republikaner, DGB-Haus, Bismarckring 27, Erdgeschoß, 19 Uhr.
- Ohne Gewähr -
Von gedrückter Stimmung kann bei Marose Soberano keine Rede sein. Während andere Aussteller auf der Frankfurter Messe Ambiente über schleppende Geschäfte klagen, ist der philippinische Geschäftsmann sehr zufrieden. Im vergangenen Jahr schaffte seine ABS Export International aus Cebu City den Sprung von der für Entwicklungs- und Schwellenländer reservierten Halle in die Fachausstellung für Schmuck und Uhren. Neben Soberanos Firma residieren dort neun weitere unter dem Dach der Schmuckbranche des südostasiatischen Landes. Der Wechsel hat sich aus Soberanos Sicht ausgezahlt: Der Export von modischen Accessoires aus Muscheln, Steinen, Rattan und anderen Naturmaterialien in die Bundesrepublik kletterte 1992 um knapp ein Fünftel.
"Die Bundesrepublik ist unser größter Markt", erläutert Augusto Mamaril. Nach Meinung des Wirtschaftsberaters vom Philippinischen Handelszentrum brachte der Umzug in die Halle 4 den Firmen zwei Vorteile: "Der Kontakt zu den Kunden ist hier enger. Außerdem sehen sie gleich, was ihre Mitbewerber anbieten." Abstrakt würden sich die Anforderungen des Marktes oft nur schwer vermitteln lassen.
Die philippinischen Schmuckhersteller gehören zu den wenigen Anbietern aus der Dritten Welt, denen bislang der Einzug in eine Fachausstellung gelang. Die meisten wären damit auch überfordert. Allzu lange waren die Länder des Südens auf Rohstoffe und Lebensmittel als Exportprodukte festgelegt. Nun, da deren Preise rapide nach unten gehen, sollen Gebrauchsgüter die Lücke ausfüllen. Häufig werden diese speziell für den Export gefertigt, was neue Abhängigkeit bedeuten kann. Aber sie schaffen Arbeitsplätze im lange vernachlässigten Handwerk.
"Konkurrieren können wir mit den Industrieländern vor allem bei traditionellen Handwerksprodukten", sagt David Poppelwell von der National Gallery von Zimbabwe, einem staatlichen Handelsunternehmen. "Das setzt allerdings eine Organisation voraus, die die Erzeugnisse einsammelt und lagert und die Produzenten ausbezahlt." Hinzu kommt: Viele der Artikel entstehen auf dem Land, und dort ist die Zeit, die man dafür aufwenden kann, vom Zyklus der Natur abhängig.
Der Absatz macht Poppelwell keine Sorgen. Das Interesse an ungewöhnlichen Formen und Materialien kommt der Handelsorganisation entgegen. Und Ethno liegt sowieso im Trend: "Wir verzeichnen ein wachsendes Interesse an afrikanischen Waren", erzählt Karel van der Veer von protrade. Der Ableger der bundeseigenen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) in Eschborn übernimmt nicht nur die Standgebühren, er versucht mit einem Programm auch Hilfestellung beim Vermarkten der Produkte zu geben. Van der Veer: "Wir wählen die Produkte mit aus, beraten, wie sie verbessert werden können und beteiligen uns an der Suche nach Märkten." Ziel sei es, unter Rückgriff auf traditionelle Angebote Waren für die Zukunft zu entwikkeln. Gleichzeitig sollte das notwendige Wissen vermittelt werden, um hier selbständig auftreten zu können.
Von den 40 Dritte-Welt-Ländern, die in Halle 2 ausstellen, betreut protrade siebzehn. Nicht dazu gehört Gerardo Levi- Zarco. Der Unternehmer aus Guadalajara (Mexiko) zählt zu den Großen. Mit 80 Arbeitern stellt er in seiner Fabrik Trinkgefäße aus recyceltem Glas her. Im vergangenen Jahr gingen die Aufträge aus der Bundesrepublik um 30, aus Frankreich sogar um 40 Prozent zurück. Nun hofft er, daß sich der Wind dreht. 13 000 Dollar kostet die Messe-Teilnahme in Frankfurt. Im Nacken sitzt ihm dabei die Angst, daß sich die Auseinandersetzungen zwischen den USA und Westeuropa auch auf seine Geschäfte auswirken könnten.
Verhalten auch die Stimmung am Stand von Singapur: "Die Messe ist nicht so gut angelaufen, wie in früheren Jahren", sagt ein Offizieller. Fragen nach den eigenen Exportaussichten beantwortet er ausweichend: "Wir beobachten sehr genau, was sich in der EG tut." Im jüngsten Entschluß, Bananen-Einfuhren aus Latein- amerika drastisch zu verteuern, sieht er einen ersten Schritt, sich abzuschotten. Ob Europa wieder mehr dem Protektionismus huldigt, müsse man abwarten. Aber keinen Zweifel läßt er an seiner Sorge über eine bedrohliche Entwicklung.
NORBERT GLASER
DARMSTADT. Vor einigen Wochen ging es in Graz um die szenische Rehabilitierung des bei der Uraufführung in Berlin vor einem Vierteljahrhundert achtungsvoll durchgefallenen musikalischen Bühnenwerkes "Amerika" von Roman Haubenstock-Ramati. Bei einer Oper ganz anderen Zuschnitts - der "Vanessa" des Amerikaners Samuel Barber (1910-1981) - versuchten in dieser Saison gleich zwei deutsche Theater die Wiederbelebung. Nach Kaiserslautern erinnerte nun das Staatstheater Darmstadt an ein Werk, das immerhin von dem legendären Dirigent Dimitri Mitropoulos kreiert und an der New Yorker "Met" uraufgeführt worden war (1958), in Europa aber nicht Fuß fassen konnte.
"Vanessa" geht auf eine Erzählung von Tania Blixen zurück; das Textbuch schrieb Gian Carlo Menotti (auch ein gefürchteter Opernkomponist). In vornehmer Landhausatmosphäre sind zwei Frauen fixiert auf einen jungen Mann. Dieser - Anatol - verbrachte eine Nacht mit Erika, die daraufhin schwanger wurde. Doch er fühlt sich offenbar mehr hingezogen zu Vanessa, der Tante Erikas, die ihn ebenfalls liebt und, nach gemeinsamer Heirat, mit ihm abreist. Erika, leise verbittert, bleibt am Ort ihrer Erinnerung zurück.
Eigentlich müßte das Stück "Erika" heißen, denn diese junge Frau ist von den drei Hauptpersonen der reichste, interessanteste Charakter. Die Katastrophenzeichen (in einer schlimmen Nacht verliert sie ihr Kind), mit denen sie die Aufmerksamkeit des freundlich-gleichgültigen Anatol auf sich zu ziehen trachtet, sind der dramatische Brennstoff des in altväterlicher Behäbigkeit (drei Akte, fünf Bilder) daherkommenden Werkes, das zudem noch in allerlei pittoresken Nebenepisoden ausbuchtet. Der Opernbesucher kann sich so richtig zurücklehnen und die Handlung wie einen altmodischen melodramatischen Großfilm von Douglas Sirk genießen oder wie einen Longdrink langsam ausschlürfen.
Boulevardoper ist ein Genre, dessen Exempel, kaum daß sie sich schüchtern irgendwo melden, stets sehr schnell mit der Gouillotine des guten Geschmacks geköpft werden. Man kann diesem Phänomen, gerade um seiner Seltenheit willen, auch toleranter, gutmütiger entgegenkommen. Barbers "Vanessa"-Musik erleichtert diese Haltung. Mit amerikanischer Unbedenklichkeit werden hier bewährte Melodie- und Instrumentationsrezepte mit "modernen" Dissonanzen und (filmmusikalisch inspirierten) Effekten gewürzt. Vorherrschend ist ein mildes Schwelgen in der Nachfolge Puccinis und Massenets; es versteht sich durchweg auch als feinfühlige psychologische Erzählschicht.
Einfachheit und Realismus könnten auf die Sphäre der "magischen" Alltagsbilder von Edward Hopper hindeuten, die im Darmstädter Programmheft nachdrücklicher assoziiert wurden. Doch zu Hopper paßt mehr Aron Copland, während Barber doch eher im Schickeria- Ambiente zu Hause ist. So wollten es auch der Bühnenbildner Oliver Kostecka und der Regiedebütant Albrecht Faasch sehen: Gepflegtes Interieur mit beherrschendem Gobelinbild, zum Ballakt eine (Hollywood- oder Operetten-)Treppe. Die Personenführung war zum Teil noch etwas steif-konventionell.
Insgesamt führte die veristisch orientierte Solidität nicht in die Irre. Rosemary Nenchek war eine anrührende, stimmlich vehemente Erika, Jeffrey Dowd der differenziert gezeichnete Anatol, lyrischer Tenor mit einigen heiklen Höhen- Exkursionen. Mary Jane Shearer sang sehr robust und verfügte über ein keineswegs matronenhaftes frauliches Profil, doch wäre es sicher kein Fehler, wenn diese Figur mit dem Aplomb eines großen, glamourösen Stars ausgestattet würde - der Komponist hatte unbedingt eine immense Stimm-Matadorin im Visier. In kleinen Charakterpartien Francesch Chico-Bonnet und George Maran.
Gar kein törichter Einfall, solch ein Stück einem jungen Team anzuvertrauen. Es war auch die erste Vorzeigearbeit des Dirigenten Frank Beermann, der zu Recht ein stattliches Applausquantum damit einheimste. Blitzsauber und sprühend eloquent klang Barbers Musik aus dem Orchester (und von dem nur sparsam und teichoskopisch verwendeten Chor).Dabei ist sie nicht leicht zu spielen (quirliges Fugato am Anfang des 2. Akts). Mit einigem, etwa dem Duett Vanessa- Anatol aus dem 2. Akt oder dem zart melancholischen Duett kurz vor dem Schlußakt-Ende, gelang Barber auch eine sehr ansprechende, nachhaltiger erinnerbare Opernmusik.
HANS-KLAUS JUNGHEINRICH
(Weitere Aufführungen geplant für 18., 21., 25 und 27. Februar)
Wenn das Thermometer immer tiefer unter Null rutscht und deutsche Bauarbeiter längst die Kelle hingeworfen haben, spucken ihre schwedischen Kollegen noch kräftig in die Hände. Wegen schlechten Wetters morgens nicht anzutreten, kommt für Stig Göran Isacsson, Polier bei der Firma Olaus Forsberg, kaum in Frage. Das Wohnungsbauprojekt in der nordschwedischen Küstenstadt Umea zieht er mit seiner Mannschaft durch, auch wenn der Boden friert und es draußen höchst ungemütlich wird. Und das trifft für die gesamte Branche zu. Rund 120 Kilometer entfernt, im Landesinnern, errichtet der NCC-Konzern in Lycksele eine Brücke über den Umeälven. Die Temperaturen schwanken. Derzeit ist es für nordische Verhältnisse richtig warm - drei Grad unter Null. Vor wenigen Wochen aber war das Thermometer auf unter minus 20 Grad abgesackt - die Arbeiten gingen trotzdem weiter. Nur an drei Tagen mußte die Konstruktion in diesem Winter bislang eingestellt werden - draußen waren es 29 Grad unter Null. "Da laufen die Maschinen nicht mehr", erklärt der Vorarbeiter.
Daß in Schweden nahezu unabhängig von den Witterungsverhältnissen rund ums Jahr gebaut werden kann, hat nichts mit der größeren körperlichen Abhärtung der Nordlichter zu tun. Vielmehr hat die Branche hierfür ein ausgeklügeltes System entwickelt. Die Not machte erfinderisch, erzählt Björn Ulsen vom Bauarbeitgeberverband. Als Anfang der sechziger Jahre ein ehrgeiziges Programm für den Bau von einer Million Wohnungen innerhalb einer Dekade aufgestellt wurde, "mußten alle Ressourcen genutzt werden - auch im Winter".
Inzwischen ist das System derart eingespielt, daß trotz der Rezession in Schweden und 25 Prozent Arbeitslosigkeit in der Baubranche keiner daran denkt, es abzuschaffen. Die Vorarbeiten beginnen bereits im Herbst, wenn der Boden mit Stroh und Planen abgedeckt wird. Beim eigentlichen Bau während der kalten Zeit wird der Beton auf 20 Grad erwärmt, um den zum Erstarren nötigen chemischen Prozeß in Gang zu bringen. Das allmähliche Abbinden des Materials ermöglichen eingelassene Wärmeschlingen, die auf den Baustellen überall aus Decken und Wänden heraushängen. Auf windigen Gerüsten muß auf der NCC- Großbaustelle in Umea niemand herumturnen. Die in Faserpelz eingehüllten Bauleute arbeiten auf einer überdachten und beheizten Bühne, die ein Teleskopstapler samt dem nötigen Material zum jeweiligen Einsatzpunkt befördert. Auch der Innenausbau schreitet bei schlechtem Wetter voran. Mit Planen werden Fenster- und Türlöcher abgedichtet, drinnen ist es mittels einer Luftheizung, die über die Fernwärme gespeist wird, fast mollig warm.
Teurer ist dieses Bauen wegen der hohen Energiekosten in jedem Fall - und zwar um bis zu 15 Prozent je Projekt, bekennt Bert-Ola Möller von NCC. "Aber uns bleibt ja gar nichts anderes übrig, denn sonst könnten wir ja sechs Monate überhaupt nichts machen." Und das sei letztlich für ein Unternehmen viel teurer. Zum einen, weil die Einnahmen ausbleiben, gleichzeitig aber hohe Kosten für ungenutzte Maschinen anfallen.
Vor dem Hintergrund dieser positiven Erfahrungen findet es der Chef der deutschen Baugewerkschaft, Bruno Köbele, eigentlich unverantwortlich, daß in Deutschland mit den immensen Aufbauarbeiten in Ostdeutschland und gravierender Wohnungsnot auf dringend notwendige Kapazitäten durch Schlechtwetterausfall verzichtet wird. Allein rund 30 000 bis 40 000 Wohnungen mehr wären nach Berechnungen seiner Organisation (rein rechnerisch) per annum durch ganzjährigen Bau machbar. Daß Bedarf nach zusätzlicher Arbeitsleistung besteht, zeigen ihm die schätzungsweise 500 000 illegalen Beschäftigten bei insgesamt 1,4 Millionen offiziellen Arbeitnehmern sowie die zahlreichen Werkverträge mit Unternehmen vornehmlich aus Osteuropa.
Im Winterbau sieht die Gewerkschaft aber vor allem ein Vehikel, den Beschäftigten zu einem ganzjährig gesicherten Einkommen zu verhelfen. "Ein Monat voller Verdienst" gehe einem Bauarbeiter pro Jahr im Schnitt durch witterungsbedingte Ausfälle verloren. Nur die Hälfte davon entfalle auf die offizielle, von der Bundesanstalt für Arbeit durch Zahlungen abgedeckte Schlechtwetterzeit von Anfang November bis Ende März. "Der Rest geht auf die eigene Kappe des Beschäftigten." Im Sommer würden dafür bis zu 156 Überstunden pro Arbeitnehmer gekloppt. Mit der Folge, daß 50 Prozent der Baubeschäftigten wegen der Überlastung Frühinvalide seien.
Für die Einführung des "schwedischen Modells" sprechen jedoch aus Sicht der IG Bau auch rein volkswirtschaftliche Argumente: An Schlechtwettergeld mußten 1990/91 rund 870 Millionen Mark und eine Dekade zuvor sogar fast 1,8 Milliarden Mark ausgezahlt werden. Hinzu kommen Einbußen an Steuern sowie in der Sozialversicherung. In Schweden fiel die Schlechtwetterregelung 1985 aus der Arbeitslosenversicherung heraus. Macht der Unternehmer die Baustellen wegen Kälte, Schnee und Eis tageweise dicht, muß er dem Beschäftigten dennoch 100 Prozent Lohn zahlen. Einen Teil der Mittel hierfür erhält er zwar aus einem branchenübergreifenden Fonds. An fünf, in bestimmten Abständen eingeflochtenen "Karenztagen" gibt es allerdings nichts. Anreiz genug, den Beschäftigten die Kelle nur in Notfällen abzunehmen.
CHRISTINE SKOWRONOWSKI
Workuta vergangene Woche Donnerstag. Iwan Guridow hält abendlichen Kriegsrat. Das Probesitzen auf dem Direktorenpolster bereitet dem Mann mit dem ohrwärts gezupften Oberförsterbart sichtlich Vergnügen. In Organisationslaune gibt er Anweisungen an das versammelte Streikkomitee, nickt dem jeweiligen Arbeiter eine Redeerlaubnis zu und läßt geschäftig die Augen durch die Runde wandern. Guridow ist hier Bergbauingenieur, Chef der Unabhängigen Gewerkschaft und mitunter Streikführer. Von Dietmar Ostermann (Workuta) Morgen will er sich von den 4000 Bergleuten der "Worgaschorskaja"-Zeche nahe Workuta zu ihrem Direktor wählen lassen. Den alten Chef hat das Arbeiterkomitee bereits vor Wochen nebst Stellvertretern, Advokaten und Hauptingenieuren ausquartiert. "Überall war Lüge und Betrug", sagt Iwan Guridow. Doch die Zeiten, in denen Rußlands aufgebrachte Arbeiterschaft unbeliebte Werksleitungen und kungelnde Provinzpolitiker ungestört aus den Sesseln putschen konnte, sind vorbei.
Am nächsten Morgen wird ein gutes Dutzend maskierter und bewaffneter Leute der dem Innenministerium unterstellten Spezialtruppe Omon Guridow auf dem Weg zur Bushaltestelle grob zupakkend in ein Auto zerren und ins Untersuchungsgefängnis der Stadt chauffieren. Es ist der Tag, an dem der für den Haftbefehl zuständige Richter Alexej Kopilow bereits ungefrühstückt und ohne Gerichtsverhandlung weiß, daß die vom ehemaligen Direktor gegen Guridow erhobenen Vorwürfe der Verleumdung zutreffend, die von Guridow gegen den Ex-Chef vorgebrachten Beschuldigungen der Korruption aber falsch sind. Kopilow weiß auch das Strafmaß: "Bis zu fünf Jahren Haft, laut Gesetzbuch." Der Richter kennt die Paragraphen; und wer immer noch maßgeblich ist in dieser russischen Nordprovinz, den kennt er auch.
Zweimal haben die Kumpel der "Worgaschorskaja" sich seit 1987 einen Direktor gewählt. Das war in den Jahren der Perestroika, zuletzt 1989. Zweimal waren sie von den Kandidaten überzeugt. Zweimal lauerte das sowjetische Alltags-Virus Korruption am Schreibtisch der Macht auf die Auserwählten. Beide haben sich nach Ansicht der Bergleute infiziert und sind, anders als in den meisten Betrieben Rußlands, von der Belegschaft abgewählt oder aus dem Amt gejagt worden. Nun sollte Guridow, der "Volksdirektor", die Privatisierung in die Hand nehmen. "Alles wird den Arbeitern gehören" hatte er versprochen. Unabhängig sollte die Zeche werden und die aus dem Schacht geförderte Kohle nur noch gegen Weltmarktpreise abgeben. Rentabel sollte sie sein, mit einer Dividende "fürs Kollektiv" und selbstbestimmten Löhnen. "Iwan Iwanowitsch ist anders als seine Vorgänger", sagt Pawel Feliwanow, "ich glaube ihm." Der breitschultrige Bergmann hat sich auf den neuen Chef gefreut: "Wir werden alles zusammen entscheiden, im Kollektiv." An der Wand hängen Bilder von Jelzin und Lenin. Die Vision vom selbstverwalteten Arbeiterbetrieb macht wieder die Runde. Daß Kohleabbau auch in Rußland ein Zuschußgeschäft ist, stört dabei wenig. Feliwanows blaue Augen wandern zukunftsfroh aus dem Fenster. Das war am Abend vor der Verhaftung.
Draußen liegt die Straße nach Workuta. Bei 33 Grad unter Null duckt sich die Bergarbeiterstadt im russischen Norden in die schneebedeckte Tundra. Umgeben von 13 Kohlegruben und eingestaubt von den flach dahinziehenden Rußschwaden der Schornsteine gibt sich die ehemalige Strafkolonie Stalins so unwirtlich wie irgend möglich. Erträglich sind die Temperaturen hier während der acht Wintermonate nur in den überheizten Amtsstuben, den engen Wohnungen der gut 200 000 Einwohner und den bis zu 400 Meter tiefen Stollen der Bergwerke.
Dort unten bricht die russische Arbeiterelite das schwarze Gold aus dem Gestein. Bergleute gelten in Rußland als gut ausgebildet, vergleichsweise arbeitsam und überdurchschnittlich bezahlt. Zudem sind sie mit einer im nachsowjetischen Chaosreich ansonsten kaum noch anzutreffenden Berufsehre ausgestattet, zu der sich traditionell eine gewisse Aufmüpfigkeit gesellt. Bei den Kumpeln von Workuta ist dieser Wesenszug besonders ausgeprägt: Der große Bergarbeiterstreik von 1989, der den Zauderer Michail Gorbatschow zu energischen Reformen drängen sollte, vor allem aber dem sinkenden Lebensstandard geschuldet war, nahm hier an der nordöstlichsten Ecke Europas seinen Anfang. Seither weiß jeder politisch interessierte Russe, daß es da im Norden eine Zeche namens "Worgaschorskaja" gibt, in der immer mal wieder die Arbeit ruht. Dann fährt, inzwischen eher aus Gewohnheit denn aus ehrlicher Empörung, eine Bergarbeiterdelegation nach Moskau und überbringt dem jeweiligen Energieminister die Forderungen der Kumpel.
Zuletzt hatte Amtsinhaber Jurij Schafrannik Anfang Februar Besuch aus Workuta. Der durch die allgemeine Angst vor einer landesweiten Streikwelle spendabel gestimmte Kabinettsmann versprach den nach russischen Maßstäben noch immer üppig bezahlten, seit Dezember aber für eine Lohnerhöhung im Ausstand befindlichen Bergleuten eine Verdopplung der Gehälter. Rußlands unrentabler Kohleindustrie sagte Minister Schafrannik für das laufende Jahr Subventionen in Höhe von einer Billion Rubel zu. Moskau sehe das Anliegen der Bergleute durchaus als legitim an, ließ auch der Vorsitzende des Kohle-Komitees der russischen Regierung, Jurij Malyschew, diensteifrig wissen.
Malyschew lebt davon, daß dem russischen Bergbau Gelder zufließen. Ohne Bergbau kein Komitee; ohne Komitee kein Vorsitzender. Nur einer im Vergleich zu der Billionen-Zusage eher läppischen Forderung aus Workuta mochte der einsichtige Malyschew nicht nachgeben: Eine Wahl Guridows zum Zechenchef werde das Ministerium nicht dulden, da sei er "stark dagegen". Zwar müsse der Posten an der Spitze dieser wichtigen Grube neu besetzt werden. Guridow aber sei "zu unerfahren" und habe im übrigen während des Streiks mehrere Siegel gebrochen und dienstliche Dokumente an sich genommen.
Das Beutegut trug Guridow in der rechten Innentasche seines Jacketts. Es gibt unter anderem Auskunft über die mit dem Verkauf der Workuta-Kohle ins Ausland befaßten Handelsunternehmen. An einem dieser Konsortien sind den Papieren zufolge das ehemalige Parteiblatt Prawda, das zum Malyschew-Komitee geschrumpfte frühere Ministerium für Kohleindustrie Rußlands sowie eine ausländische Firma beteiligt. Ebenfalls im Geschäft ist eine deutsche Firma mit russischem Direktor und Wiener Adresse. Der Zeche flossen zunächst 30, später 22 Dollar pro Tonne Steinkohle zu.
Guridow sprach von dunklen Geschäften mit dem auf Auslandskonten verbrachten Verkaufserlös. Beweisen konnte er das vorläufig kaum: "Wir wissen noch nicht alles über diese Operationen." Einen Gerichtstermin wegen der Verleumdungsklage ließ der Streikführer deshalb Ende Januar verstreichen. Nach seiner Wahl zum Direktor wollte er die Konten prüfen. Daraus wird nun nichts.
Die Bergmänner, diesmal wirklich wütend, müssen ihre Versammlung am Freitag morgen ohne den soeben inhaftierten "Volksdirektor" abhalten. Statt gewählt wird jetzt wieder gestreikt. Aus Moskau ruft Jelzin-Berater Wladimir Tichonow in der Zeche an: Die Verhaftung Guridows sei eine gegen den Präsidenten und die Regierung gerichtete Provokation, erklärt Tichonow, er sei empört. Man werde alle Kräfte für die Freilassung Guridows einsetzen und dafür, "die Gefahr eines allgemeinen Bergarbeiterstreiks zu beseitigen".
Die Befürchtung Tichonows, daß da jemand eine ausklingende Arbeitsniederlegung anheizen und die kritische Lage im Lande mit unguten Absichten weiter destabilisieren will, kommt nicht von ungefähr: 314 Bergleute fuhren am vergangenen Samstag in den Schacht der "Worgaschorskaja" und wollen in den düsteren Stollen bis zur Freilassung Guridows auszuharren. Andere Zechen solidarisieren sich und streiken. Ein von allen Gruben aus Workuta gestelltes Ultimatum lief am gestrigen Montag aus. Die Stimmung in der Stadt, melden russische Nachrichtenagenturen nach Moskau, werde immer explosiver. Auch Pawel Feliwanow sitzt im Schacht der "Worgaschorskaja" und friert für die Freilassung Guridows, die Arbeiterdemokratie und die Wahrheit. "Das ist wie 1989", sagt die Frau des blauäugigen Bergmanns, "jetzt wird es wieder Unruhe geben im Land."
Der Mann war voller Bewunderung über die Vielseitigkeit der Frankfurter Straßenbahnfahrer.
Ein Lastwagen hatte die Schienen blockiert. Der Fahrer klingelte. Nichts geschah. Er klingelte noch einmal. Mit demselben Ergebnis. Also stieg der Stadtwerker aus und inspizierte das Fahrzeug. Dabei stellte er fest, daß die Tür offen war und der Zündschlüssel steckte. Ein Blick in die Runde, dann schwang er sich hinters Lenkrad, ließ den Motor an und bugsierte das Hindernis 100 Meter weiter.
Die Fahrgäste waren begeistert. "Alle Achtung!" Hoffentlich hat dieses Manöver nicht der pensionierte Polizeibeamte beobachtet, der den OB angezeigt hatte, weil er bei der Inbetriebnahme von neuen Kleinbussen die Festgäste ein paar Kilometer weit chauffiert hatte. Sonst wäre jetzt wahrscheinlich wieder ein Bußgeld fällig. Ihre Bastienne
SCHÜLER: 1. Jan Weberpals (SG Bagnang) 522 Ringe; 2. André Daum (SC Hassenroth) 511; 3. Alexander Beck (SV Fleisbach) 510.
JUGEND: 1. Björn Scheidt (BSC Laufdorf) 546; 2. Lutz Warmbold (SC Hassenroth) 536; 3. Marco Frese (SV Bad Wildungen) 521.
ALTERSKLASSE: 1. Bernd Göbler (SV Leun) 551; 2. Peter Scheiffele (SG Ludwigsburg) 547; 3. Gert Rosenkranz (Lufthansa Frankfurt) 543.
DAMENKLASSE: 1. Liselotte Krohmüller (SG Ludwigshafen) 556; 2. Irmtraud Albrecht (BSC Büdingen) 553; 3. Helga Schäfer (BSC Karlsruhe) 540.
DAMENALTERSKLASSE: 1. Anita Klostermair (BSC Seligenstadt) 529; 2. Adelheid Rullmann (BSC Hanau) 517; 3. Katharina Sloboda (SKV Hainhausen) 510.
SCHÜTZENKLASSE: 1. Helmut Willming (HSG Bad Homburg) 559 (Tagesbestleistung); 2. Eric Wagner (HSG Bad Homburg) 557; 3. Dieter Hestermann (SV Leun) 554.
SCHÜTZENKLASSE COMPOUND: 1. Ekkehard Leick (Aarfalke Wehen) 544; 2. Hans-Jürgen Neitzel (BSC Rüsselsheim) 532; 3. Herbert Herrchen (Mayener Bogenschützen) 530.
MANNSCHAFTSWERTUNG: 1. SV Leun 1644; 2. BSC Laufdorf I 1636; 3. SC Oberursel I 1628.
SACHSENHAUSEN. Ein Kontrastprogramm zu den klassischen Fastnachtssitzungen bot der der Majoretten- und Tanzsport-Club (MTC) Sachsenhausen im Oberräder Bürgertreff "Depot" im Rahmen seines "Klimbim"-Spektakels "in Hollywood".
Originell die Oscar-Verleihung an den "Filmstar" Willibald Theodoro (Theo Schramm). Der Geehrte und das "Huhn" Stephanie Schnorbuns führten durch das Geschehen mit Persiflagen auf Hollywoodgrößen und -figuren (wie Marilyn Monroe oder Balu, der Bär). Sehr schön auch die Sketche mit wechselnden "Schauspielern" des MTC. Oder die verrückte Show der "Dynamotion-Jünglinge" aus Heusenstamm und ein musikalischer Ohrenschmaus des Sängers Rick Huizen aus den Niederlanden.
Ein absoluter Höhepunkt war die beliebte "Tropicana Nightshow" des MTC. Regie bei der gelungenen Veranstaltung führte Sportwartin Edith Haidle. dixi
SCHWANHEIM. Beim Musikzug "Blau- Gold" in Schwanheim wurden zur "verrückten Übungsstunde" im hübsch geschmückten Vereinsheim in Alt-Schwanheim diesmal die närrischen Noten ausgepackt. "Jetzt geht's los . . .", rief der das Zepter schwingende Roland Weiselbaum und "prüfte" zunächst "ruckizucki" alle Stimmen, ehe er die (Puppen-)Purzels tanzen ließ.
Eine der weiblichen Mitglieder, Anja Krönung, hatte viele Einwände gegen die Männer, meinte aber versöhnlich, daß merr se ganz gut gebrauche könnt. Ein "ernstes Wort" wechselte der "Owwermächer" mit seiner Tochter Tanja Weiselbaum, die Midis und Maxis zeigten im Rhythmus der Marsch- und Polkamusik, aber auch im Showtanz nach anderen Titeln Bein und Können. Zur großen Stimmung "stachelte" Gabi Best, das Mädchen mit dem Gold in der Kehle, die Besucher an.
Zum Abschluß des Programms kam die "Sippe" des Musikzuges (zwölf junge und etwas ältere Damen) als "Schwanemer Hofsänger". Den weiteren Part des Abends übernahm Dirigent Frank Barth mit dem Musikzug. dixi
SACHSENHAUSEN. Zehn Minister und einen Ministerpräsidenten absetzen, wer kann das? Die Damen des Karnevalvereins "Die Schnaken" Sachsenhausen mit ihrer Präsidentin Gisela Kern. Sie ließen den Herren der Schöpfung keine Chance, an ihren Pöstchen "kleben" zu bleiben. Und das, obwohl das Herrenkomitee, mit dem langjährigen Präsidenten Peter Müller an der Spitze, bei der "Schnaken"-Galasitzung im ausverkauften Bürgerhaus Südbahnhof gute närrische Arbeit leistete.
Müller konnte unter anderem Gäste von den "Noelemakers" aus den Niederlanden begrüßen, unter ihnen den Großfürsten und Präsidenten des Rotterdamer Karnevalbundes, Peter Rietveld. Dann war das närrische Geschehen Blickfang mit dem Tanzmariechen Diana Zaja, der "Gangsterbraut" Silvia Kuoba, der kleinen Polkagarde, Torsten Zaja und Rudi Baumann ("En junge un en aale Narr") sowie einer Show der Damen ("Der Speck muß weg").
Elisabeth und Erich Lang blieb ein "Streitgespräch" vorbehalten, nach einer Polka der Maxigarde kam Heidi Brechtel als "Lissi, die Maus vom horizontalen Gewerbe" in die Bütt'. Treffliche "Cocktails" gegen allen Griesgram und schlechte Laune mixte im Anschluß an den "närrischen Putsch" das Damenkomitee.
Das gelang den Damen ausgezeichnet mit "Gagproduzenten" wie Karl Oertl, Willy May, Rudi Baumann, Carmen Abersfelder, Peter Müller, Rudi Baumann, Bernd Lutz und Peter Mathias. Tüchtig mitgeholfen haben Sandra Ottmüller und Daniela Vieth mit "Urlaubserlebnissen", das Tanzmariechen Monika Kern sowie die kleine Garde mit einem traumhaften Schmetterlingstanz und schließlich zwölf "Hexen" der großen Showtanzgarde. Mit einem neuen "Schnaken"-Lied begeisterten Thomas Wödy und Frank Woidich das Publikum im Bürgerhaus.
Bei den verdienten und engagierten Mitgliedern bedankten sich die Sachsenhäuser Schnaken mit einigen "feurigen" Sonderehrungen. So wurde Kellermeisterin Renate Müller mit der "Goldenen Flamme" ausgezeichnet, die "Silberne Flamme" erhielten Anna und Erika Zaja vom Damenelferrat. dixi
RÖDELHEIM. Zu einer Narrenhochburg gemausert hat sich in den letzten Tagen und Wochen die Turnhalle Rödelheim in der Alexanderstraße. Besucher erlebten dort sehr schöne närrische Sitzungen der "Goldenen Elf", des Karnevalvereins "Die Schnauzer" sowie des 1. Frankfurter Reitercorps "Dreizehner Husaren" (zusammen mehr als 1000 Gäste).
Sitzungspräsident und Protokoller Ralf Sommerlad führte durch den närrischen Bühnen- und Büttenreigen der "Schnauzer", den der Kronberger Fanfarenzug 1970 unter Leitung von Rolf Eickholt mit klingendem Spiel eröffnete. Allerliebst das von Annette Petry einstudierte Tänzchen der Kindergarde, schon eine Augenweide die gekonnte Darbietung des Tanzmariechens Veronika Schulz.
Tolle Stimmung verbreiteten spielend das "Herzblatt-Duo" (Klaus und Monika Kynast) und die "Schlippcher"-Sänger, Lachtränen flossen beim Auftritt der "Dollen" Corinna Orth und des Imitators Diether Dehm. In die Bütt gingen noch Susanne Hammerschmitt ("Frankforter Schlappmäulche"), Hans-Jürgen Siekmann als "Vorruheständler" und "es Kallsche" Peter Kurzhals. Als Sitzungskapelle hatte der Verein "The Haddocks" verpflichtet. Die Sitzung der Amazonen des 1. Frankfurter Reitercorps "Dreizehner Husaren" hatte große Höhepunkte schon in der ersten Hälfte des von Helga Hangen souverän gesteuerten Programms.
Mit ". . . uff aam Gaul" wagten den närrischen Ritt durch einen mehrstündigen Narrenspaß vor allem Corinna Orth und Karl Oertl in gekonnter Manier, die "junge Mutter" Gabi Schäfer, das "Sternchen" Natali Olah vom 1. Nieder Carneval-Club, Tanja Lepschy aus Karl Oertls Büttenrednerschule ("Urlaub in der Schweiz"), das "Emmentaler-Duo" des KTC Rotweiß (Buam- und Deandl'n-Tanz) und die (Bau-)männer von den "Schürhaken".
Mit dabei waren noch Monika Neumanns "Teddy's" (kleine Buben und Mädchen), die "Kunos" in Hochform, Aktive des KTC Rotweiß mit einem "Charly- Chaplin-Tanz" (und Polka) sowie das Reitercorps-Männerballett, das mit einer phantastischen Show den Schlußpunkt des gelungenen Abends setzte. Angesagt, aber nicht erschienen war das Frankfurter Prinzenpaar. Über die Sitzungen der "Goldenen Elf" haben wir berichtet. dixi
SACHSENHAUSEN. Aus Gründen der Saalnot und Preisentwicklung in Frankfurt wich der Sachsenhäuser Karnevalverein (SKV) 1980 mit seiner Prunksitzung in die Liederbachhalle vor die Tore der Stadt aus. Von Jubel, Trubel und Heiterkeit war die Veranstaltung.
Am närrischen Ruder: Sitzungspräsident Karl-Heinz Müller. Er fackelte nicht lange und schickte nach einem herzerfrischenden Polkatanz der "Purzels" zunächst den Nachwuchsvortragenden Marcus Rahner in die Bütt. Er behandelte das Thema "Guinnessbuch der Rekorde" von der witzigen Seite.
In großartiger Stimmung, die bis nach Mitternacht anhielt, "badeten" dann die Mitglieder der "Silberfunken-Garde" (Polkatanz), Sylvia Lüttich ("Schienenrutscher"), der "Staanemer Bembelsänger" Klaus Zäntsch, Rosi Lüttich und Marga Ebert ("Traatsch im Treppenhaus"). Außerdem die Tanzgarde Liederbach, der "Schläächtschwätzer" Ralf Sommerlad, "es Norbertsche" Norbert Roth, "es Karlsche" Peter Kurzhals, der "Swing-Expreß" und als Höhepunkt die "Node Chaote"-Guggemusiker aus Grenzach. dixi
FRANKFURT A. M. Närrische Windstärke 11 war angesagt bei zwei Sitzungen des 1. Frankfurter Artillerie-Corps "Weiße Mützen" im jeweils vollbesetzten Zoo-Gesellschaftshaus. Die Damensitzung leitete Evelyn Moscherosch, die Herrensitzung Präsident Rainer Hollhorst. Für beide Veranstaltungen hatte der langjährige "Weiße Mützen"-Vorsitzende und Organisator Heinrich Hollhorst die "Crème de la crème" des "Marktes der Narretei" verpflichtet.
So traten die "Bremser" aus Dreieich mit dem "Starlight-Expreß" auf, die "Dolle" Corinna Orth, die "Globetrotters" mit ihrer Instrumenten-Musikalshow, die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser ("Ja, der Paul und sein Gaul . . ."), die "Spaßmacher-Company" (20-Minuten- Gesangsschau), weitere Büttenasse wie Horst Radelli und Willi Steinbrech aus Mainz sowie der Imitator Christopher Stone aus Recklinghausen. Mit großartigen Garde- und Showtänzen brillierten die "Roten Funken" aus Frickhofen und die "Weiße Mützen", die Gesangssolistin Ria Hamilton verzauberte ihre Zuhörer mit Stimme und Stimmung. Beide sehr gut gelungene Veranstaltungen mit nur "kleinen Schönheitsfehlern" (etwa die "Bembelsänger Kokomios") wurden von der Kapelle "Les Rubis" begleitet. dixi
FRANKFURT A. M. "Die deutschen und ihre Ausländer - zur realexistierenden multikulturellen Gesellschaft" ist das Thema eines Diskussionsabends, zu dem die Grünen Bockenheim / Westend / Kuhwald einladen - am heutigen Donnerstag, 18. Februar, ab 20 Uhr, in den Clubraum 1 des Bockenheimer Bügertreffs, an der Schwälmer Straße 28.
Eingeladen sind Vertreter der Kommunalen Ausländervertretung und des Islamischen Kulturzentrums, ein Asylbewerber, eine Kubanerin und der Leiter des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten, Daniel Cohn-Bendit (Grüne). Reinhard Baigger, Grünen-Vertreter im Ortsbeirat 2, hat die Moderation. mb
ROSBACH. Zur Renaturierung des Rosbaches zwischen Nieder-Rosbach und der Gemarkungsgrenze braucht die Stadt insgesamt 250 000 Quadratmeter Fläche. Wie der Magistrat berichtet, hat die Stadt bisher 50 633 Quadratmeter Grundstücke dazu angekauft oder eingetauscht. Derzeit liefen die Verhandlungen mit den übrigen Grundstückseigentümern eher schleppend, berichtet Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD).
Einige Eigentümer hätten immerhin erkennen lassen, daß sie zu einem Grundstückstausch bereit sind. Daher hat der Magistrat dem Parlament vorgeschlagen, ein Grundstück "Am Wöllstädter Hang" mit 18 685 Quadratmetern zum Preis von 4,60 Mark pro Quadratmeter zu kaufen. Die Stadtverordneten stimmten dem Kauf ohne Diskussion zu, so daß der Umweltschutz in Rosbach ein Stück weiter verwirklicht werden kann. de
Immer mehr Bürger leiden unter den Wuchermieten Amt bearbeitet 950 Verfahren gegen Hauseigentümer Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Immer mehr Bürger wenden sich hilfesuchend an das Wohnungsamt, weil ihre Miete weit über den zulässigen Grenzen des Frankfurter Mietspiegels liegt. Etwa 950 Verfahren wegen Mietpreisüberhöhung hatten die sechs zuständigen Mitarbeiter der Behörde am 1. Januar 1993 auf ihren Schreibtischen - 1989 waren es erst 585 Fälle. Nach dem Gesetz können die Fachleute wegen unzulässig hoher Mieten gegen Hausbesitzer Bußgelder bis zu 20 000 Mark aussprechen - zwischen 1. Januar 1990 und 31. Dezember 1992 verhängte das Amt Bußen von insgesamt fast einer Million Mark. Diese Zahlen finden sich in einer Bilanz der Abteilung "Wohnungsaufsicht und Mietpreisüberhöhung" für die zu Ende gehende Wahlperiode seit 1989. In den drei Jahren mußten Hausbesitzer 395 500 Mark an zuviel kassierter Miete wieder an die Bewohner ihrer Häuser überweisen. Weitere 211 100 Mark zahlten Hauseigentümer freiwillig zurück, nachdem sie sich mit der städtischen Behörde gütlich geeinigt hatten. Genau 83 Verfahren legte das Amt so bei. Zum ersten Mal strengte die Behörde auch Ermittlungen gegen Makler an - fünf Wohnungsvermittler mußten überhöhte Provisionen wieder herausrücken.
Mit Besorgnis registrieren die Politiker im Römer, daß in Frankfurt immer mehr Familien auch mit regelmäßigem Einkommen die hohen Mieten nicht mehr zahlen können und in Gefahr geraten, ihre Wohnung zu verlieren - oder aber dann auf Sozialhilfe angewiesen sind. Wuchermieten, die 250 Prozent über den zulässigen Grenzen liegen, sind nach Beobachtung der Fachleute im Rathaus keine Seltenheit mehr. Nach der Rechtsprechung, so Roland Frischkorn, Referent von Sozialdezernent Martin Berg (SPD), gelten Wohnungspreise, die 20 Prozent die Werte des Mietspiegels übersteigen, als "noch vertretbar". Eine "gravierende Überhöhung" sehen Richter in der Regel erst, wenn Grenzen der Mietwerttabellen um 50 Prozent überschritten sind.
Frischkorn betrachtet es als Erfolg, daß der Mietspiegel seit 1989 bei mehr Bürgern in der Stadt bekannt wurde - "vorher haben viele Leute klaglos hohe Preise hingenommen". Das Wohnungsamt ist auf Hinweise und Beschwerden angewiesen, um aktiv werden zu können.
In der Zeit vom 1. Januar 1990 bis 31. Dezember 1992 erließ die Behörde 74 Bußgeld-Bescheide über insgesamt 968 000 Mark. Allein im letzten Jahr kassierte die Kommune auf diese Weise 309 000 Mark. Die Tendenz ist weiter steigend: Schon in den ersten Wochen des neuen Jahres erhielten Mieter auf Intervention des Amtes hin 40 000 Mark von Hausbesitzern zurück - in zehn Fällen setzten Eigentümer die Miete herab.
Auch vor Gericht halten die Verfügungen der Behörde stand. Ein Beispiel, das Schule machte: Für eine 54 Quadratmeter große Wohnung mit einfacher Ausstattung verlangte ein Hausverwalter 620 Mark ohne Umlagen - laut Mietspiegel wären höchstens 400 Mark möglich gewesen. Die Stadt entschied auf ein Bußgeld von mehr als 10 000 Mark - der Verwalter fiel nicht zum ersten Mal auf. Trotz eines "Gegengutachtens" folgten die Richter der Ansicht der Kommune.
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Offenbach. Mitmachtheater: Theater, das Spaß macht, 15 Uhr, Gemeinschaftshaus Eschig, Mühlheimer Straße 360.
Neu-Isenburg. Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, 20 Uhr, Haus zum Löwen.Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Dracula (14.45, 17.30, 20.15, 22.45 Uhr). - Palast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15, 17.30 Uhr); Stalingrad (20 Uhr); Alarmstufe: Rot (22.45 Uhr). - Lux: Sister Act (15.15, 17.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex: Bodyguard (14.45, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Dracula (20.30 Uhr). - Viktoria: Eine Frage der Ehre (20.30 Uhr).
Langen. Hollywood: Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr). - Fantasia: Stalingrad (20 Uhr). - Neues UT-Kino: Dracula (20 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr). - Zeitlos: Bodyguard (19.45 Uhr); The Crying Game (22 Uhr).
Obertshausen. Stadt-Kino: In einem Land vor unserer Zeit (17 Uhr); Eine verhängnisvolle Affäre (20 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Stalingrad (20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Bodyguard (20.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Bodyguard (20.15 Uhr); Preview: Alarmstufe: Rot (22.30 Uhr). - Turmstudio: Stalingrad (20 Uhr). Fasching / Karneval Offenbach. Faschingsfete und Konzert, ab 19 Uhr, im Juz Lauterborn.
Dreieich. Vorlesestunde: Katzenkarneval, 15 Uhr, in der Stadtbücherei Sprendlingen. Langen. Karnevalsparty der Jungen Union, 20 Uhr, im JU-Club im Alten Rathaus.Vorträge / Kurse Offenbach. Für Kinder von vier bis sechs Jahren: Hexen - selbstgebastelt, 14.30 Uhr, Klingspor-Museum. Vereine / Organisationen Dreieich. Tanzsportclub Bimmbär: Jugend-Disco, 18 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
TV 1880 Dreieichenhain: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, TVD-Turnhalle, Koberstädter Straße. Ausstellungen Dreieich. Eröffnung: Werke von Reiner Emrich, 18.45 Uhr, Café an der Stadtbücherei, Fichtestraße 50. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 14 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.
Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken Offenbach, Altbau, erster Stock, Cafeteria, 17 bis 18.30 Uhr.
Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 069 / 80 65 -22 19.
Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.
Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.
Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.
Kinderschutzbund, Stoltzestraße 8: 9 bis 12 Uhr, Tel. 25 47 47.
AWO: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.
Sanitätsverein, 10 bis 12 Uhr, Ludwigstr. 75 - 79.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.
Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.
Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), 9 bis 16 Uhr, Robert- Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42; Fahrdienst: Tel. 37 11 49.
Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32 - 36, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.
Egelsbach. Pro Familia, Kirchstr. 2: 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 60 74 / 22 65.
Langen. AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Soz. Hilfsdienst, Wilhelm-Leuschner- Platz 5: 8 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 03 /2 40 61.
Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.
Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach, Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Kreis DA-Dieburg, Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
Westkreis Offenbach, Tel. 0 61 03 / 5 18 84.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Nonkonformistischer Soulbeat: Konzert mit Blumfeld, 21 Uhr, das Rind, Mainstraße.
Groß-Gerau. Body Talk: Travestieshow mit Nathalie, 22 Uhr, Kulturcafé. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Bodyguard (20 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Bodyguard (19.30 Uhr); Doppelprogramm: Bodyguard und Eine Frage der Ehre (21.30 Uhr). - Bambi: Eine Frage der Ehre (20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (15, 17.30, 20, 22.45 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (17, 20, 22.45 Uhr). - Cinema: Das doppelte Lottchen (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.30, 20, 22.45 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Die Schöne und das Biest (17.30 Uhr); Bodyguard (19.30 Uhr); Langfassung: Betty Blue (OmU, 21.45 Uhr).
Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Der kleene Punker (20 Uhr). Fasching / Karneval Rüsselsheim. Senioren-Karnevalssitzung, 15.11 Uhr, Walter-Köbel-Halle.
Kelsterbach. Paddler-Gilde: Rummel im Dschungel, 19.44 Uhr, Mehrzweckhalle Süd. Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Kurs: Vollwertkost, 17 Uhr, Kath. Pfarrzentrum Walldorf, Flughafenstraße.
Rüsselsheim. VHS-Vortrag: Däniken auf dem Prüfstand, 20 Uhr, Aula der Max- Planck-Schule. Parteien / Parlamente Riedstadt. Sitzung der Gemeindevertretung, 19 Uhr, Rathaus Crumstadt. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: Sprechstunden 9 bis 12 Uhr.
Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstr. 16, Tel. 7 67 70.
Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.
Groß-Gerau. Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.
Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen", 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Str. 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.
Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.
Pro Familia, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.
Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.
Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.
Rhein-Main-Flughafen. Fluglärmbeschwerdestelle, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Fehlte die innere Einstellung, lag es an Trainer Milan Brestovansky (blieb freiwillig auf der Bank), beeinflußten die unsicheren Schiedsrichter die Leistung oder war der SV Hermsdorf stärker als erwartet - Fragen, die nach dem hart erkämpften 25:23 Arbeitssieg im Lager des Spitzenreiters der Männer-Handball-Regionalliga Südwest, TSG Groß-Bieberau, niemand beantworten konnte. Verfolger TV Lützellinden (drei Zähler zurück) zeigte gegen den ehemaligen Titelanwärter TSG Münster (25:18) Stärke.
Keineswegs optimal verlief auch der Auftritt des Aufsteigers TV Groß-Umstadt, der im Neulingstreffen beim punktlosen SSV Erfurt zu einem schmucklosen 25:19 kam und seinen sechsten Rang fast abgesichert hat. Platz vier bleibt in greifbarer Nähe, denn auch Eschwege patzte gegen Obernburg (26:26). Nach der Fastnachtspause kommt es im Bezirk Darmstadt wieder zu einer "Doppelveranstaltung": am 7. März (18 Uhr) tritt sowohl Tabellenführer Groß-Bieberau gegen den HSV Apolda (12.) als auch der TV Groß- Umstadt (gegen den TSV Eschwege an.
TSG Groß-Bieberau - SV Hermsdorf 25:23 (13:11). Die Festtagsstimmung zu Beginn schlug später um. Der größte Frust staute sich gegen die Schiedsrichter auf, die nach Auffassung der Gastgeber das Geschehen massiv beeinflußten. Die drohende Relegation für den Viertletzten ließ den letztjährigen Zweitligisten eine harte Gangart einschlagen, die TSG hielt jedoch mit. Die Abwehrarbeit war schwach, denn 12 Siebenmeter für den Gast sprachen ebenso wenig wie die 23 Gegentore für die Groß-Bieberauer. Der Spitzenreiter konnte sich nach den Topleistungen der jüngsten Vergangenheit nie ganz entscheidend absetzen, mehr als vier Tore Vorsprung waren dieses Mal nicht möglich. Nach 40 Minuten (17:13) schien der Weg dennoch geebnet zu sein, bis zum 22:19 (55.) blieben die Spieler aus dem Osten am Drücker. Dennoch gab es keinen Krimi, erst nach dem 25:21 kam der Gast zu einer Ergebniskorrektur. Folgenschwerer als das Ergebnis könnte die Verletzung von Christopher Malik, der nach einer harten Attacke (58.), die unbestraft blieb, mit Verdacht auf Kreuzbandabriß ausschied. Das könnte der TSG die Meisterschaft kosten. Malik hatte allein neun Treffer markiert, wurde vom Hermsdorfer Siebenmeterspezialisten Varchim (12/11) übertroffen.
TSG GROSS-BIEBERAU: Wolfram Volk, Frank Schumann ; Stefan Beißer (6), Jens Wakkerfuß (2), Tobias Maurer (4), Roland Puhl (1), Jens Rousselot (1), Dirk Wackerfuß (1), AAchim Schnellbächer (1), Christopher Malik (9/5), Kai Schenkel. - SR: Manz und Schwantes (Hainzell). - STRAFMINUTEN:18:14. - Z.: 650.
SSV Erfurt - TV Groß-Umstadt 19:25 (7:15). Nach überlegen geführter erster Halbzeit kehrte beim TVG der Schlendrian ein, wodurch das weit abgeschlagene Schlußlicht zu einer Ergebniskorrektur kam.
Die Erfurter legten erstaunlichen Einsatz an den Tag, obgleich in der Großsporthalle Rieth nur noch etwa 60 Fans, davon die Hälfte aus Groß-Umstadt, Interesse an diesem Regionalligaspiel zeigten. Ohne die erkrankten Dietmar Tippe und Joachim Czwikla war Trainer Peter Fischer mit einem Mini-Kader (acht Feldspieler) angetreten. Torwart Martin Rauch konnte sich in der Deckung besonders auf Per Brauneck sowie Jörg Riecke verlassen. Riecke war mit neun Treffern bester Werfer. Mit dem 5:13 (25.) war die Frage nach dem Sieger beantwortet, nach dem 15:23 (55.) schalteten die Gäste einen Gang zurück. jbp
TV GROSS-UMSTADT: Martin Rauch (Tor); Jörg Riecke (9/2), Fred Müller (2), Per Brauneck, Klaus Keller (1), Thomas Müller (3), Bernd Hax (3), Oliver Kreß (2), Steffen Frankenberg (5). - SR: Berti/Weyrauch (Butzbach-Griedel). - STRAFMINUTEN: 0:2. - Z.: 60.
Die TSG Münster unterstrich mit dem 18:25 beim TV Lützellinden, daß sie in der Spitzengruppe der Männer-Handball-Regionalliga Südwest nichts zu suchen hat. Mittlerweile ist der Main-Taunus-Vertreter auf Rang fünf abgelitten, sieht selbst diese Position durch den Neuling TV Groß-Umstadt (zwei Zähler zurück) bedroht. Die TSG Groß-Bieberau (25:23 Arbeitssieg gegen den SV Hermsdorf) und der TV Lützellinden machen die Meisterschaft unter sich aus.
Die vierzehntägige Punktspielpause (wegen Fasching) nutzen die Kelkheimer zu einem Vergleich mit dem Regionalligisten Mainz-Budenheim, der am heutigen Abend (20.15 Uhr, Großsporthalle der Joseph-Eichendorff-Schule) seine Visitenkarte abgeben wird. Um Punkte geht es am 6. März (19 Uhr) an gleicher Stelle gegen Absteiger SSV UT Erfurt weiter.
TV Lützellinden - TSG Münster 25:18 (13:7). Ein weiteres Debakel für die TSG, die grippegeschwächt antrat und bereits nach zehn Minuten (5:0) auf der Verliererstraße war. Rene Scheu war einer der wenigen Lichtblicke. Lediglich in der Phase nach der Halbzeit (13:9) zeigte der Gast eine stärkere Gegenwehr, aber Artur Kollek vergab einen Siebenmeter und Mark Nitschkys Tor wurde wegen Übertretens zurückgepfiffen. Damit war die Moral weg, was durch das 20:12 des TVL bestätigt wurde. Gegen Liviu Pavel (8/2) hatte selbst die Manndeckung von Rüdiger Finckh beziehungsweise Thomas Egenolf nicht gefruchtet, der Spielmacher war nicht auszuschalten. Ingo Meyer (5) war ebenfalls kaum zu bremsen. Die aggressivere Abwehr des Gastgebers ermöglichte Überlaufangriffe en masse, die allein zu rund 15 Treffern führten. Die rote Karte gegen Mellange (51.) hatte keinen Einfluß mehr. Finckh, Kollek und Klump waren durch einen Infekt geschwächt, die TSG zeigte ihre gewohnte Schwächen in Abwehr und Angriff. Die Trainerfrage soll Anfang März geklärt werden, nach den jüngsten Ereignissen und Ergebnissen ist mit einem Nachfolger für Reindl zu rechnen. hdp
TSG MÜNSTER: Uwe Simon (bis 50.), Konrad Bansa (Tor); Peter Heimburger, Artur Kollek (3/2), Rene Scheu (4), Lothar Schnakig, Stephan Kirsch (3/2), Thomas Egenolf (3), Joachim Schreiber (2), Rüdiger Finckh, Oliver Klump (3). SR: Ludwig/Pitterling (Großkrotzenburg/ Eschborn). - Strafminuten: 12:8. - Rote Karte: Mellange (L). - Z.: 150.
An den Ergebniskapriolen in der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest, wo sich weiterhin kein klarer Meisterschaftsfavorit herausschält, war wiederum die TSG Leihgestern (mäßiges 17:17 gegen den Tabellenelften TV 1860 Hofheim) beteiligt. Glück für die Lindenerinnen (jetzt 24:10 Zähler): Spitzenreiter Eintracht Wiesbaden ging 10:19 beim Neuling SV Darmstadt 98 "baden" und auch die SG Hessen Hersfeld (ebenso wie Wiesbaden 26:8 Punkte aufweisend) mußte sich mit einem 21:21 in Eisenach begnügen. Ober-Eschbachs 19:19 beim Schlußlicht Jena paßte in diese Ergebnis- Wundertüte ebenso wie das 13:18 der SG Kirchhof in Urberach. Damit blieben die fünf Rangersten am 17. Spieltag sieglos. Am Tag der Unentschieden (4) wollte auch die SG Bruchköbel (13:13 in Flörsheim), die weiterhin Siebter ist, nicht nachstehen. Nach dem Fasching muß Leihgestern (6. März, 16 Uhr) zum ThSV Eisenach, Bruchköbel empfängt am 7. 3. (17 Uhr, Großsporthalle der Gesamtschule Nord) Schlußlicht HBV 90 Jena.
TSG Leihgestern - TV 1860 Hofheim 17:17 (9:9). Ulrike Zeiss begann dieses Mal im Tor, was jedoch nicht zur Stabilisierung der Abwehr führte. Nach einer Viertelstunde kam Maren van Kessel, die jedoch ebenfalls nicht in Galaform spielte. Der abstiegsbedrohte Gast - eine Art Angstgegner der TSG - konnte den knappen Vorsprung der Langsdorf- Schützlinge immer wieder ausgleichen. Die wurfstarken Kristina van Loyen und Caroline König (je 4) sowie die siebenmetersichere Spielertrainerin Tünde Hajdu (5/4) gaben den TSG-Torfrauen immer wieder das Nachsehen. Nach einer geharnischten Standpauke trumpfte Leihgestern nach der Pause eine Viertelstunde lang groß auf (15:10), bevor die Mannschaft wieder nervös und unkontrolliert agierte, was eine Flut von sieben Zeitstrafen ab der 47. Minute nach sich zog. Beim 16:12 (50. Minute) vergaß der Gastgeber bei drei hundertprozentigen Chancen den Sack zuzuschnüren, was der Main-Taunus-Vertreter konsequent zur weiteren Aufholjagd nutzte. In der 59. Minute schaffte die 35fache ungarische Nationalspielerin Tünde Hajdu (bis zum Sommer bei Grünweiß Frankfurt aktiv) den Ausgleich. Danach verschleuderten Jutta Wissemann und Sabine Weidmann sowie Kristina van Loyen beim Gast den doppelten Punktgewinn. Der Gastgeber monierte die teilweise sehr einseitigen Entscheidungen der Unparteiischen, wodurch auch die Trefferserie von Britta Lenz (8) keinen neuen Frühling einläutete.TSG LEIHGESTERN: Ulrike Zeiss (bis 15.), Maren van Kessel (Tor); Carmen Velten (1), Heike Münch (1), Katja Dölz (1/1), Andrea Utschig (3/2), Sandra Bleuel (1), Britta Lenz (8/2), Sabine Weidmann (2), Regina Mühlich, Andrea Wiegand, Jutta Wissemann. - SCHIEDSRICHTER: Haase (Steinbach) und Wilhelm (Frankfurt). - SIEBENMETER: 6/5:5/5. - STRAFMINUTEN: 18:12. - ROTE KARTE: Carmen Velten (52.) sowie Petra Westenberger (53.) nach der dritten Zeitstrafe. - ZUSCHAUER: 200.
TV Flörsheim - SG Bruchköbel 13:13 (5:5). Bruchköbels personelles Wechselspiel und damit eine massive Beeinflussung auf das Geschehen in dieser Klasse hielt an: Hanne Koch coachte die TSG Bürgel, Julia Voggenberger Grünweiß Frankfurt II. Auch Regina Kirschig fehlte der SGB, die dennoch ein erstaunliches Remis in der Graf-Stauffenberg-Halle fabrizierte. Bis zur 56. Minute führte der Gast sogar noch, aber Karin Sehring markierte mit ihrem sechsten Siebenmetertor 120 Sekunden vor Schluß den Endstand. Mit einem direkten Freiwurf vergab die SGB in der Endphase den Sieg. Zu Beginn der zweiten Halbzeit setzte sich der Gastgeber auf 9:6 beziehungsweise 11:8 (46.) ab, aber Ottrun Weber führte ihr Team wieder heran, drehte binnen fünf Minuten (11:12) sogar den Spieß herum.
Glück für die SGB: Kristina Blaha und Conny Moritz vergaben in der ersten Halbzeit zwei Siebenmeter, Elke Müller, Monika Berweiler, Renate Spiegel und Steffi Höflich-Schmidt traten beim Gast in den Vordergrund.
SG BRUCHKÖBEL: Elke Müller (Tor); Monika Berweiler (4), Petra Hoin (1), Steffi Höflich- Schmidt (3), Heike Janus, Renate Spiegel (3), Felicitas Döring, Eva Klose, Ottrun Weber (2). - SIEBENMETER: 8/6: 3/3. - STRAFMINUTEN: 2/2. - ZUSCHAUER: 50 (!). hdp
Während in Frankreich und England die Abtreibungspille
RU 486 bereits auf dem Markt ist, wartet in Deutschland
die Firma Hoechst noch ab. Befürworter von RU 486 stel-
len vor allem den leichten Zugang, weniger ärztliche Kon-
trolle und die geringen gesundheitlichen Risiken in den
Vordergrund. Dagegen haben Renate Klein, Janice G. Ray-
mond und Lynette J. Dumble die neue Pille einer Kritik aus
feministischer Sicht unterzogen und kommen zu dem Er-
gebnis, daß RU 486 die Kontrolle von Männern über Frauen
verstärkt und keineswegs so schonend wirkt wie behaup-
et. Aus dem Buch "Die Abtreibungspille RU 486" (Konkret
Literatur Verlag) dokumentieren wir Auszüge.
Das war der Tag der beiden hiesigen Klubs: Der SV Darmstadt 98 kanzelte den Tabellenführer der Frauen-Handball-Regionalliga Südwest, TuS Eintracht Wiesbaden, mit 19:10 ab, der BSC 47 Urberach besiegte mit der SG Kirchhof (18:13) einen weiteren Spitzenkandidaten deutlich. Für die "Lilien" bedeutet dieser Erfolg definitiv der Ligaerhalt, mehr als Platz sechs dürfte jedoch nicht machbar sein. Für die Rödermarkerinnen war der doppelte Punktgewinn im Abstiegskampf bei 13:21 Zählern besonders wichtig, zumal die vier Rangletzten jeweils remis spielten. Der BSC hat damit wieder drei Punkte Vorsprung gegenüber Flörsheim und Hofheim (je 10:24), das Aufbäumen von Jena (6:28) kommt zu spät.
Nach der Faschingspause müssen der SV Darmstadt 98 (bei der SG Kirchhof) und der BSV Urberach (bei der TSG Ober-Eschbach) zeitgleich am 6. März (19.30 Uhr) Auswärtshürden überwinden. Der Schlager steigt jedoch in Wiesbaden, wo Tabellenführer Eintracht gegen den punktgleichen Verfolger Hersfeld (19 Uhr) um die Vorherrschaft streiten.
BSC 47 Urberach - SG Kirchhof 18:13 ((8:5). Silvia Löhr gilt seit Jahren als eine der besten Torfrauen dieser Klasse. Was diese Spielerin jedoch gegen den Favoriten aus dem Norden Hessens leistete, verdient das Prädikat Extraklasse. Die Allroundsportlerin, die im Fußball selbst auf Torejagd geht, wehrte sieben Siebenmeter ab. Beim 1:1 (2.), 5:3 (18.) und 6:5 (29.) zog sie der SGK den Nerv und wurde nachher auf den Schultern vom Platz getragen. Neben der 27 Jahre alten Angestellten sorgte die bereits 34 Jahre alte Siggi Gotta für die Glanzlichter. Die Rückraumspielerin befreite mit einem halben Dutzend Feldtoren nicht nur ihre Mitspielerinnen, sondern auch Ehemann Claus-Peter Gotta, als verantwortlichen Trainer, von einigen Lasten. Beate Thierolf-Seida (31 Jahre) ließ ihre gewohnten Siebenmeterqualitäten (6/5) aufblitzen und war ebenso wie Lydia Griessmann (27), die dreimal traf, am vielleicht wichtigsten Saisonsieg beteiligt.
BSC 47 URBERACH: Silvia Löhr (Tor); Lydia Griessmann (3), Beate Thierolf-Seida (6/5), Siggi Gotta (6), Claudia Rettner (1), Sabine Thimm, Ivonne Konrad, Lilo Schilff (1), Kerstin Lenhardt, Sandra Rinnenburger, Andrea Gawliczek (1). - SR: Günther (Hasselroth) und Schäfer (Rodgau). - Z: 100.
SV Darmstadt 98 - Eintracht Wiesbaden 19:10 (10:2). Bereits zur Halbzeit war die Sensation in der Halle am Böllenfalltor perfekt: Der abwehrstarke Tabellenführer wurde in den ersten 30 Minuten aus den Angeln gehoben. Der Gast wollte wegen einer Grippewelle in der Mannschaft das Spiel absagen, stieß jedoch beim SVD auf wenig Gegenliebe. Bei Urberach prägten zwei Akteurinnen das Geschehen: Torfrau Astrid Momberg und Rückraumspielerin Anke Schmitz. Während die erst seit wenigen Wochen nach langer Verletzungspause zwischen die Pfosten zurückgekehrte Astrid Momberg dem Favoriten vor der Pause jeden Mut nahm, war Anke Schmitz nicht nur eine sichere Siebenmeterwerferin, sondern schraubte ihren persönlichen Regionalligarekord auf 11 Treffer hoch. Dazu kam die schwache Vorstellung der Torfrauen Michaela Kettenbach und Constanze Lendle. Die beiden Wiesbadenerinnen Erika Müller und Bettina Rau wurden in der Abwehrmitte geschickt abgeblockt. Claudia König (3/1) und Bettina Rau (3/2) konnten es allein nicht packen. hdp
SV DARMSTADT 98: Astrid Momberg, Meike Herddt (bei einem 7m im Tor); Anke Schmitz (11/6), Lis Helleboe, Claudia Wolf (3), Anette Unsleber (3), Nicole Bassenauer, Barbara Schade (1), Petra Mares (1), Susanne Schmälter, Elke Seibert, Sabina Wallway. - SCHIEDSRICHTER: Endres (Bad Homburg) und Chlebritschek (Bergen-Enkheim). - ROTE KARTE: Sabina Wallwey (D) wegen Foulspiels. - Z.: 130.
GALLUS. Frankfurts Tollitäten hatten sich bei der Sitzung der "Sterntaler" im ausverkauften Gemeindesaal Maria Hilf verspätet, haben aber die Einladung der Präsidentin Erika Nehrkorn zur närrischen Party nach dem Programm gerne angenommen.
Insgesamt hatte der noch relativ junge Verein ein gefälliges Angebot mit Büttenspaß sowie mit Playback-Jux (Uschi Schwing und Thomas Fresch), Paar-, Mariechen-, Garde- und Schautänzen. Erika Nehrkorn und Michaela Sander erheiterten die Besucher mit einem Zwiegespräch ("Erich und das Heideblümlein").
Heike Schönmeier berichtete von Erlebnissen aus der Sicht eines "Sozialhilfeempfängers" und bei "Hallo, Willi, hallo, Freunde" ging die Post sor richtig närrisch ab, "schraubte" Schiers ihrn Willi das Stimmungsbarometer bis zum Siedepunkt.
Einen großartigen Ägyptertanz zeigten die "Lollipops" der "Sterntaler" mit Daniela und Uschi Schwing, Thomas Fresch, Karin Perkmann, Karla Rummele, Bruno Erjawez und Erika Nehrkorn. Den Schautanz "Dschungelbuch" bestritten Dany Erjawez, Martina Kahlen, Melanie Müller, Nicole Sanders (sie brillierte noch mit ihrem Mariechentanz), Karin Perkmann, Katharina und Helena Iwanesewicz, Gaby Polesi, Stefan Meidt und Suzanna Martiness-Pereira. dixi
Die peinliche 10:19 Niederlage der Wiesbadener Eintracht beim SV Darmstadt 98 sowie das ebenso unerwartete 21:21 der SG Hessen Hersfeld beim ThSV Eisenach haben in der Frauen-Handball- Regionalliga Südwest auch einen positiven Aspekt beschert: Am 6. März (19 Uhr, Elsässer Platz) steigt nach der Faschingspause der große Spitzenschlager zwischen der Eintracht und den Hersfelderinnen unter gleichen Voraussetzungen: Bei jeweils 26:8 Punkten sind die beiden Rangersten nur durch neun Treffer getrennt.
Da auch die TSG Leihgestern (17:17 gegen den TV 1860 Hofheim) leicht patzte und die TSG Ober-Eschbach über ein enttäuschendes 19:19 beim Schlußlicht Jena nicht hinauskam, schmerzte die Wiesbadener Niederlage nicht gar so sehr. Im Abstiegskampf mußte sich der TV Flörsheim mit einem 13:13 gegen die SG Bruchköbel bescheiden, steckt zusammen mit Hofheim (je 10:24) weiter in der Klemme. Wer möglicherweise von den beiden Main-Taunus-Rivalen in den sauren Apfel beißen muß, kann sich ebenfalls am 18. Spieltag entscheiden: Hofheim und Flörsheim treffen am 7. März (17 Uhr) in der Brühlwiesenhalle zusammen. Die TSG Ober-Eschbach will ihre kleine Meisterschaftschance gegen den BSC Urberach (6. 3., 19.30 Uhr, Massenheimer Weg) wahren.
TSG Leihgestern - TV 1860 Hofheim 17:17 (9:9). Der Titelanwärter war über die Leistungsstärke des TVH überrascht, Tünde Hajdu hat durch ihr Mitwirken die Möglichkeiten ihres Teams optimiert. Obgleich der Verein aus Linden stets die Nase knapp vorne hatte, ließ sich der Gast nicht beirren. Im ersten Abschnitt war keinerlei Unterschied zwischen Tabellenspitze und Abstiegszone auszuloten. Lediglich nach dem Wechsel sah es beim 15:10 bedenklich aus. Bis zur 55. Minute (16:14) hatte sich der starke Rückraum um Kristina van Loyen, Caroline König und Tünde Hajdu - dieses Trio markierte allein 13 Treffer - wieder herangepirscht. Mit einem Siebenmeter sorgte Tünde Hajdu 120 Sekunden vor Schluß für den wichtigen Zähler und stand durch Kristina van Loyen sogar noch vor dem Sieg. TV 1860 HOFHEIM: Ines Madaler (Tor); Anke Nels, Caroline König (4), Petra Westenberger (1), Sandra Andersch (1), Kristina van Loyen (4/1), Sabine Henninger (2), Tünde Hajdu (5/4), Nadja Schott, Astrid Bender, Martina Bender. Westenberger (53.). - ZUSCHAUER: 200. HBV 90 Jena - TSG Ober-Eschbach 19:19 (9:10). Der Zeitnehmer pfiff bei der geplanten Freistoßausführung der Jenaerinnen ab. Hierdurch hätte diese Aktion nur bei direktem Wurf noch zum Tor führen können. Jena führte den Freiwurf jedoch indirekt aus, erzielte mit dieser letzten Möglichkeit das 19:19, womit der Gast um einen Punkt betrogen wurde. Der Zeitnehmer, der satzungswidrig vom HBV Jena gestellt wurde, stand nachher nicht mehr zu seinem Abpfiff, die Unparteiischen erkannten den Treffer an. Allerdings hätte die TSGO bei acht Pfostenwürfen, davon vier in den ersten zehn Minuten, längst die Entscheidung beim Tabellenletzten herbeiführen können. Dennoch schien beim 15:18 (55.) der standesgemäße Sieg perfekt zu sein, zumal später Sabine Zernikow das 18:18 mit dem 19. Ober-Eschbacher Treffer 15 Sekunden vor Schluß konterte. Kirsten Garwe (7) und Katja Dernbach (5/1) machten dem Gast am meisten zu schaffen. TSG OBER-ESCHBACH: Kerstin Reviol, Petra Schaab (bei einem 7m im Tor); Carola Schröder (2), Petra Sattler (3/1), Petra Kuch, Kathrin Nüchter-Schmidt (1), Monika Engel (2), Nasaria Makey, Sabine Zernikow (2), Sybille Arras (2), Angela Jordan, Ursula Unvericht (7/2). - ZUSCHAUER:50. TV Flörsheim - SG Bruchköbel 13:13 (5:5). Die mäßige Angriffsleistung stellte nach den guten Leitungen der letzten Begegnungen einen Rückschlag dar. Nur Jutta Kaufmann erzielte mehr als ein Feldtor. Doris Thon, die nach der Schwangerschaft ihrer Schwester Ursula Thon-Müller reaktiviert wurde, feierte im ersten Abschnitt ein glänzendes Comeback. Die Schwächen von Birgit Wolf, die die 43 Jahre alte Spielertrainerin Ottrun Weber in "Manndeckung" nicht ausschalten konnte, blieben nicht unbestraft. Die Bruchköbeler Personalprobleme (ohne die Ex-Nationalspielerinnen Julia Voggenberger und Hanne Koch sowie die ebenfalls in der Bundesliga erfahrene Regina Kirschig) wurden vom Gastgeber nicht genutzt. Trotz eines 11:8 (46.) stand das Team beim 12:13 (56.) vor einer Niederlage.TV FLÖRSHEIM: Doris Thon (bis 30.), Alexia Pfeifer (Tor); Croinna Fehler, Karin Sehring (7/6), Conny Moritz (1), Birgit Wolf, Kristina Blaha, Diana Knopp, Corina Christ (1), Claudia Kramer (1), Ulrike Körner (1), Jutta Kaufmann (2). - ZUSCHAUER: 50. SV Darmstadt 98 - Eintracht Wiesbaden 19:10 (10:2). Die Grippewelle hatte die Eintracht an der Breitseite erwischt, die geplante Absage scheiterte am Veto des Gegners. Zur Pause (10:2) hatte der SVD bereits gewonnen. hdp EINTRACHT WIESBADEN: Michaela Kettenbach (bis 30.), Constanze Lendle (Tor); Martina Peter, Bettina Rau (3/2), Erika Müller (2), Marion Jüngst, Marianne Sprenger (2), Sabine Eichner, Ulrike Koczry, Jana Köhler, Claudia König (3/1), Heike Wallrabenstein. - ZUSCHAUER: 120.
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Friedberg. Versorgungsamt Gießen: Sprechtag, 13-17 Uhr, Zi. 115 Bismarckstr. 2.
DGB: arbeits- und sozialrechtliche Beratungsstunde, 14.30-16.30 Uhr, Kettelerstr. 19.
Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 14-16 Uhr, Hanauer Str. 12, Telefon: 0 60 31 / 640 00.
Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Zi. 402, Kreishaus Europaplatz, Tel. 0 60 31 / 833 59.
Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.
Haus der Gesundheit: 10 Uhr Atemgymnastik am Gradierbau.
Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.
Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.
Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.
Kath. Pfarramt St. Bonifatius: Suchtberatung, 9-11.30 Uhr; Caritassprechstunde, 9-12 Uhr, Gymnasiumstr. 14. Kulturmix Bad Nauheim. Mozart-Vokal - Konzert, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Juristen Jazz Band - Jazz- und Swing-Abend, 20 Uhr, Café Dominique, Lohstr. 13.
Bad Nauheim. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Friedberg. Gesprächskreis Bürger / innen und Polizei: Treffen z. Thema "Drogen- und Beschaffungskriminalität", 19.30 Uhr, Zi. 101 Landratsamt.
Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache; Gymnastik für Mütter mit Kindern v. 2-3 1 / 2 J., 16.30-17.30 Uhr BH Rödgen.
Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-7 J. 15-16.30 Uhr; Kinder von 7-10 J. 16.30-18 Uhr; Kinder von 10-14 J. 18-19.30 Uhr; Erwachsene, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.
Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff f. Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Gronau 14.30-17.30 Uhr, Breitwiesenhalle Auweg; Treff f. Kinder v. 12-15 J., ab 12 Uhr, Jugendhaus Saalburgstraße.
Seniorenclub Talstadt: gemütliches Beisammensein, 15 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeetreff, 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.
Kirchengemeinde St. Bardo Petterweil: Mutter-Kind-Gruppe, 14.30-17.30 Uhr, Räume der Gemeinde.
Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.
Altenstadt. BUND: Monatstreffen, 20 Uhr, Emma-Hof.
Jugendclub Treff: 15-18 Uhr, a.d. Altenstadthalle. Nidda. Oberh. Philatelistenvereinigung: Briefmarkentausch, 20 Uhr, Bürgerhaus. Fasching Butzbach. Hausfrauenverband: Faschingsnachmittag, 14.30 Uhr, Bürgerhaus. Bad Vilbel. Jugendpflege: Kinderfasching, 14.30 Uhr, Kurhaus.
Nidda. Seniorenclub Ulfa: Fastnacht, 14 Uhr, BH Ulfa.
Friedberg. OVAG: Vollwertige Hausmannskost mit modernen Elektrogeräten, 14 Uhr, Hanauer Str. 22.
Bad Nauheim. Ges. f. Christlich-Jüdische Zusammenarbeit: Vortrag "Naturwissenschaften und Umwelt im Judentum" v. Prof. Dr. Meier-Schwarz, 19.30 Uhr, Otto-Weiss-Str. 2.
Hilfe bei Bewältigung von Angst im Wasser, 16.30-17.30 Uhr, Parkhotel am Kurhaus.
Butzbach. KVHS: Umgang mit Computern, Fortführung, 18.30 Uhr, Weidigschule.Parteien / Parlamente
Friedberg. Sitzung des Ortsbeirates für Stadtteil Bruchenbrücken, 20 Uhr, MZH Bruchenbrücken.
Bad Nauheim. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Mörler Grund 3, Steinfurth.
Butzbach. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus.
Büdingen. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Gasthaus Zum Stern. Veranstaltungen zur Wahl
Bad Nauheim. CDU: Veranstaltung mit N. Kartmann, 20 Uhr.
Niddatal. CDU: Veranstaltung mit R. Schwarz, 19 Uhr. Verschiedenes Nidda. Kurverwaltung: HR-Schellack- Disco, 19.30 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.Abfallsammlung Butzbach. Altpapiersammlung in Kernstadt Bezirk II.
Altenstadt. Altpapiersammlung. Ausstellungen Friedberg. Jürgen Wegener - "Zerstörungen", Di.-So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau-Museum (bis 21. Februar).
Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So., 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. März).
Bad Vilbel. Alte Mühle: H. und V. von Brauchitsch - "Licht-Bilder", Lohstr. 13 (bis 18. Februar).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So., 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar).
Filmspiegel Friedberg. Roxy: Dracula (15, 20 Uhr) - Blende: Bodyguard (15, 20.15 Uhr) - Studio: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Stalingrad (20 Uhr) - Keller: Sister Act (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Grüne Tomaten (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Bodyguard (20 Uhr).
Büdingen. Royal+ Princess: Ruhetag, keine Vorstellungen.
Schöneck. Sternpalast: Bodyguard (19.45); Die Ritter der Kokosnuß (22).
Lich. Traumstern: Wiedersehen in Howards End (19.30 Uhr); A Night in Havanna (22 Uhr). (ohne Gewähr)
Zwischen Vogelsberg und Spessart
WÄCHTERSBACH. Statt langweiliger Monologe von Politikern will die BIW in ihrem Wahlkampf den Bürgern Musik und Unterhaltung bieten. Zur Blues- und Swing-Boogie-Party mit Bernhard Dill und Freunden lädt die Bürgerliste für Freitag, 19. Februar, in den Kulturkeller der Alten Schule ein. Beginn ist um 20 Uhr.
BAD ORB. Die Stadtverordnetenversammlung tagt am Dienstag, 16. Februar, ab 20 Uhr öffentlich im Saal der Stützpunktfeuerwache. Der städtische Etat soll verabschiedet werden.
BAD SODEN-SALMÜNSTER. "Panflötenmusik, die zum Träumen einlädt" ist am Montag, 8. März, um 19.30 Uhr in der Konzerthalle zu hören. Frederick Stock und sein Ensemble präsentieren ihre neuesten Traummelodien.
Information in Rentenfragen BIEBERGEMÜND. Der Versichertenälteste Friedrich Volz bietet am Freitag, 19. Februar, Rat in Rentenfragen. Er hat von 8 bis 11 Uhr Sprechstunde im Rathaus.
Sprechstunde der LVA BIRSTEIN. Die Landesversicherungsanstalt Hessen hat am Dienstag, 16. Februar, von 8.30 bis 12 Uhr Sprechstunde im Birsteiner Bürgerzentrum.
Energiemobil bietet Beratung BRACHTTAL. Kostenlose Beratung über das Energiesparen bietet das Team vom Energie-Mobil des Kreises am heutigen Dienstag, 16. Februar, von 9.30 bis 16 Uhr neben dem Rathaus an.
Fahrt zum Kirchentag in München FLÖRSBACHTAL. Die evangelische Kirchengemeinde Lohrhaupten/Lettgenbrunn bietet eine Fahrt zum Kirchentag vom 9. bis 13. Juni in München an. Anmeldeunterlagen sind im Pfarramt Lohrhaupten, Kirchweg 4, erhältlich.
Rosenmontagsball des Männerchores FREIGERICHT. Zum Rosenmontagsball am 22. Februar ab 20 Uhr lädt der Männerchor Altenmittlau in die Freigericht-Halle. Es spielt die Tanz- und Showband "Golden Line". Die Auswirkungen der Sparpläne GELNHAUSEN. Wie wirken sich die Bonner Sparpläne auf die Kommunen aus? Darüber will der SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter am Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr, mit Bürgern im Meerholzer Sängerheim diskutieren. Kreppelnachmittag GRÜNDAU. Einen Kreppelnachmittag veranstaltet die Seniorengruppe des Bundesbahn-Sozialwerkes am Dienstag, 16. Februar, im Gasthaus "Zum Bogen" in Rothenbergen. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr. Sprechstunde des Landrats SCHLÜCHTERN. Eine Bürgersprechstunde bietet Landrat Karl Eyerkaufer für Mittwoch, 17. Februar, von 10 bis 13 Uhr im Landratsamt an. Um telefonische Voranmeldung unter der Rufnummer 0 66 61 / 82-120 bei Frau Friedrich wird gebeten.Feuerwehr wählt Vorstand SINNTAL. Vorstandswahlen stehen im Mittelpunkt der Jahresversammlung, zu der sich die Freiwillige Feuerwehr Sannerz am Freitag, 5. März, um 20 Uhr im Gerätehaus trifft. Außerdem soll ein Jugendwart ernannt werden. Per Rad auf Grimms Spuren STEINAU. Radtouren entlang der Märchenstraße - "in neun Etappen auf Schleichwegen von der Grimmstadt Hanau nach Bremen zu den "Stadtmusikanten" - bietet der Steinauer Märchenstraßen-Verlag an. Vom 17. bis 26. Juni und von 29. Juli bis 7. August erfahren radelnde Aktivurlauber vieles über die Brüder Grimm und lernen die Ursprungsorte ihrer Sagen und Märchen kennen. Nähere Informationen gibt es unter der Rufnummer 0 66 63 / 5326.
Zwischen Vogelsberg und Spessart
Schau über Zivilschutz BAD ORB. Eine Ausstellung über Zivilschutz ist bis zum 9. März im Foyer des Leopold-Koch-Bades zu sehen. Geöffnet ist täglich von 8.30 bis 17 Uhr. SPD informiert "bürgernah" BAD SODEN-SALMÜNSTER. Mit einer "bürgernahen" Info-Veranstaltung am Freitag, 19. Februar, um 20 Uhr in der Ahler Gaststätte "Zum Holzwurm" will die SPD untermauern, daß sie "in der Lage und fest entschlossen ist, die leitende politische Verantwortung in dieser Stadt zu übernehmen". Pfarrfasching in Bieber BIEBERGEMÜND. Zum Pfarrfasching im Haus St. Laurentius in Bieber lädt der katholische Kirchenchor Cäcilia für Rosenmontag, 20 Uhr. Auch die evangelische Pfarrgemeinde ist eingeladen. Sitzung des Ortsbeirats BIRSTEIN. Der Ortsbeirat Untersotzbach tagt öffentlich am Donnerstag, 18. Februar, ab 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus. Auf der Tagesordnung steht unter anderem der Verkauf eines gemeindeeigenen Grundstücks. Spendenaufruf für Bosnier BRACHTTAL. Die Nachbarschaftshilfe sammelt für einen Transport nach Bosnien Grundnahrungsmittel und Artikel zur Körperpflege und Hygiene. Pakete werden bis zum 1. März angenommen, entweder in der Kleiderkammer Hellstein jeden Montag von 14.30 bis 16.30 Uhr oder bei Familie Wurst, ebenfalls in Hellstein, Hochstraße 6. Weitere Kritik an Klemms Dyba-Buch FREIGERICHT. Lothar Klemms Dyba- Buch stößt auch den örtlichen Christdemokraten sauer auf. Fraktionsvorsitzender Martin Trageser fordert nun die Freigerichter SPD auf, sich von der "Hetzschrift" ihres Landtags- Fraktionschefs zu distanzieren. Nach dem Eklat um das vom Café Wojtyla verteilte satirische Flugblatt sei es nun "immerhin" das zweite Mal, "daß Christen in einer Schmähschrift angegriffen werden". Dämmerschoppen der CDU GELNHAUSEN. Bürgermeister Jürgen Michaelis und sein Vize Hubert Müller stellen sich beim Dämmerschoppen den Fragen der Hailerer Bevölkerung. Diese CDU-Wahlkampfveranstaltung am Donnerstag, 18. Februar, im Sängerheim, beginnt um 19 Uhr. Umzug der Narren in Breitenborn GRÜNDAU. Die Narren ziehen am Samstag, 20. Februar, durch Breitenborn. Der Faschingsumzug der Vereinsgemeinschaft beginnt um 14 Uhr, anschließend spielt das "Original Geisberg-Sextett" im Dorfgemeinschaftshaus auf. Diskussion über "örtliche Probleme" HASSELROTH. Die Wahlkampftrommel rühren die Hasselrother Sozialdemokraten am Mittwoch, 17. Februar, ab 20 Uhr im Saal der Niedermittlauer Gastwirtschaft "Zur Krone". Die SPD-Kandidaten wollen mit den Bürgern über "örtliche Probleme" diskutieren. Ausschußsitzung in Linsengericht LINSENGERICHT. Der Ausschuß für Jugend, Sport und Kultur tagt öffentlich am Mittwoch, 17. Februar, ab 19 Uhr im Altenhaßlauer Rathaus. Die Termine für Sportlerehrung und das Konzert der kulturtreibenden Vereine sollen festgelegt werden. Thema sind weiter Finanzierungsmöglichkeiten eines Hartplatzes für den FSV Großenhausen. Pläne für Großschießanlage abgestritten SCHLÜCHTERN. Die Großschießanlage, die der Hessische Schützenverband im Ramholzer Steinbruch errichten will, ist "eine reine Phantasieplanung", die weder mit dem Eigner noch mit dem Pächter Basalt-AG abgesprochen sei. Das betont Magnus von Kühlmann-Stumm, dessen Familie das Gelände besitzt. Als künftige Nutzung des Geländes sei vielmehr eine Erddeponie für "unbelastetes Material" im Gespräch. Treffen der Jagdgenossenschaft SINNTAL. Zur Jahresversammlung trifft sich die Jagdgenossenschaft Oberzell und Hehmersbach am Samstag, 27. Februar, um 20 Uhr in der Gaststätte "Zum Kühnen Flieger". Heringsessen mit Politikern STEINAU. Zum Heringsessen mit Kommunalpolitikern lädt die Marborner CDU für Aschermittwoch in die Gaststätte "Bayerischer Hof". Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. Narrendisco im Café Zwecklos WÄCHTERSBACH. Auch im Café Zwecklos in Wächtersbach haben am Rosenmontag, 22. Februar, die Kappen das Sagen. Die Faschingsdisco beginnt um 20 Uhr.
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Großes Interesse an Bad Orb BAD ORB. Von einem erfolgreichen Auf- takt ihrer Präsentation auf der Reisemesse in Hamburg berichtet die Kurverwaltung. Kurberaterin Elfriede Hohoff registrierte reges Interesse am Bad Orb-Stand. Basar für Kindersachen BAD SODEN-SALMÜNSTER. Kinderkleider, Spielsachen und Bücher gibt es am Samstag, 6. März, bei einem Second- Hand-Basar im katholischen Pfarrheim Salmünster. Von 8.30 bis 12 Uhr finden Eltern dort Frühlings- und Sommergarderoben für den Nachwuchs. Kinderfasching im Schützenhaus BIEBERGEMÜND. Auch für kleinsten Fastnachter ist reichlich gesorgt in Biebergemünd. Der Schützenverein Wirtheim lädt für Rosenmontag, 22. Februar, ab 14.30 zum Kinderfasching ins Schützenhaus ein. Im Dorfgemeinschaftshaus Breitenborn/Lützel steigt am Faschingsdienstag ab 14 Uhr der Kindermaskenball der Feuerwehr.
Busreise nach Dresden BRACHTTAL. Eine Busreise nach Dresden organisiert die SPD Hellstein für die Zeit vom 20. bis 23. Mai. Auch eine Kahnfahrt im Spreewald gehört zum Programm. Anmeldungen nimmt bis 15. März die SPD unter den Telefonnummern 0 60 54 / 2292 (Volz) und 0 60 54 / 5834 (Hubl) entgegen. Narrentreiben für Senioren FREIGERICHT. Zum närrischen Treiben lädt die Gemeinde die Freigerichter Senioren für Faschingsdienstag, 23. Februar, ab 17 Uhr in die Altenmittlauer Gaststätte "Zum Löwen". Wer teilnehmen oder in die Bütt will, meldet sich unter der Rufnummer 888-27 im Rathaus. Dort gibt es auch Informationen über die Abfahrtszeiten der Busse in den einzelnen Ortsteilen. Klagegottesdienst gegen den Krieg GELNHAUSEN. Die katholische Gemeinde lädt für Samstag, 20. Februar, 19.15 Uhr, zu einem Klagegottesdienst in die Peterskirche ein. In Psalmen, Gebeten, Liedern und aktuellen Berichten soll der Grausamkeiten im ehemaligen Jugoslawien, besonders an Frauen, und an den vielen anderen Brennpunkten der Welt gedacht werden. Den meisten langt alle vier Wochen GRÜNDAU. 300 Gründauer haben sich an der Gemeindeumfrage in Sachen Müll beteiligt. 65 Prozent der Teilnehmer sind dafür, daß die Hausmülltonnen künftig nur noch alle vier Wochen geleert werden. Während rund 30 Prozent eine dreiwöchige Abfuhr wünschen, sind lediglich 4 Prozent gegen eine Ausweitung des bisher zweiwöchigen Abfuhrtaktes. Neuer Kindergarten HASSELROTH. Mit dem Bau eines neuen Kindergartens in der Niedermittlauer Bahnhofssiedlung befassen sich die Gemeindetreter in ihrer letzten Sitzung vor der Kommunalwahl am Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr in der Friedrich- Hofacker-Halle. Außerdem steht unter anderem noch die Änderung des Bebauungsplans "Merzwiese" in Niedermittlau auf der Tagesordnung. Astronomische Navigation LINSENGERICHT. Der ADAC-Wassersportclub Main-Kinzig bietet am Dienstag, 2. März, 19 Uhr, im Haus der Jugend in Geislitz eine Fortsetzung seines Lehrgangs in astronomischer Navigation. Die einfachste astronomische Standlinie, die Mittagsbreite, wird vorgestellt. Weiteres Thema ist die astronomische Kompaßkontrolle.Kreis schließt Rosenmontag
SCHLÜCHTERN. Die Kreis-Dienststellen in Schlüchtern sind am Rosenmontag, 22. Februar, ab 13 Uhr geschlossen.
FDP lädt zum Disput
SINNTAL. Zum kommunalpolitischen Disput lädt die Sinntaler FDP für Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr ins Gasthaus "Zum Kühnen Flieger" in Oberzell. Gast des Abends ist der frühere Kreisbaudezernent Heinz-Dieter Becker. Neue Gewerbe- und Wohngebiete STEINAU. Wie Bürgermeister Hans- Joachim Knobeloch in der jüngsten Sitzung des Steinauer Parlamentes berichtete, sind die von der Stadt beantragten Raumordnungsplan-Abweichungen für Gewerbe- und Wohngebiete in Ulmbach, Ürzell und Seidenroth inzwischen genehmigt worden. In Kürze sollen nun Bebauungspläne für diese Gebiet aufgestellt werden. Wo können Russen übernachten? WÄCHTERSBACH. Für russische Besucher aus Troizk und Moskau, die eine Informationsreise nach Wächtersbach und in den Main-Kinzig-Kreis unternehmen, werden für eine Woche ab dem 24. März Übernachtungsmöglichkeiten gesucht. Anmeldungen bei Uwe Paul im Rathaus Wächtersbach, Telefon 0 60 53 / 8 02 30, oder dem Verein BEB, Telefon 0 60 53 / 2221.
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45 000 Mark für Sportanlage BAD ORB. Mit 45 000 Mark fördert der Main-Kinzig-Kreis die Sanierung des Rasensportplatzes auf der Sportanlage Aumühle. Die Gesamtkosten sind mit 200 000 Mark veranschlagt. Dafür gibt es eine neue Drainage und eine Beregnungsanlage.Ministerin Merkel macht Wahlkampf BAD SODEN-SALMÜNSTER. Bundesministerin Angelika Merkel leistet der Kreis-CDU am Donnerstag, 25. Februar, Wahlkampfhilfe in der Stadthalle Salmünster. Der "Polit-Talk" mit Landtagsabgeordneter Martina Leistenschneider, Landratskandidat Hubert Müller und dem örtlichen CDU-Spitzenkandidaten Winfried Ottmann beginnt um 15.30 Uhr, Ministerin Merkel wird etwas später erwartet.Sänger mit Pappnasen BIEBERGEMÜND. Zum Sängermaskenball lädt der Liederkranz Kassel für Sonntag, 21. Februar, 20 Uhr, in das Bürgerhaus Biebergemünd ein. Die Sänger der Kasseler Harmonie treffen sich am Samstag, 20. Februar, 20 Uhr, zum Kappenabend im Saal des Lokals "Beim Bones".Hilfe für Rußlanddeutsche BIRSTEIN. Einen Hilfstransport in den nördlichen Teil von Ostpreussen unterstützt eine Birsteiner Initiative. In erster Linie sollen rußlanddeutsche Familien aus Kirgisien und Kasachstan mit Kleidung, Lebensmitteln, Haushaltsgegenständen und Geldspenden unterstützt werden. Interessenten wenden sich bis 10. März an Hans Götz in Birstein, Schulweg 10, telefonisch zu erreichen unter 0 60 54 / 1637. Fastnachtsumzug in Udenhain BRACHTTAL. Einen Fastnachtsumzug mit Tanz in allen Gassen organisiert der FC Vorwärts in Udenhain für Samstag, 20. Februar. Der Zug startet um 14 Uhr am Festplatz und führt über die Neue Siedlung, Schulstraße, Bad Sodener Straße, Ringstraße zum Dorfgemeinschaftshaus, wo sich ein Platzkonzert und Disco anschließen. 13. Heimatblätter erschienen FREIGERICHT. Die Baugeschichte der Alten Kapelle Horbach, ein Artikel über die sogenannte Entnazifizierung und Familienforschung sind Themen der 13. Heimatblätter des Freigerichter Heimat- und Geschichtsvereins. Erhältlich sind sie im Weißbindergeschäft Noll in der Somborner Hauptstraße. Kostümball auf der Burg GELNHAUSEN. Zum Kostümball auf Burg Frankenstein lädt der SV Melitia für Samstag, 20. Februar, 18 Uhr, in die Kinzighalle Roth ein. Das originellste Kostüm aus der Ritterzeit gewinnt ein Wochenende auf Burg Frankenstein im Odenwald. Erst kleine, dann große Narren GRÜNDAU. Jubel, Trubel, Heiterkeit sind am Faschingsdienstag beim Maskenball von Feuerwehr und Concordia im Niedergründauer Gemeinschaftshaus angesagt. Der Kinderfasching beginnt um 13.55 Uhr, der eigentliche Ball um 19.58 Uhr. Masken müssen keinen Eintritt zahlen.Kappenabend der Angler HASSELROTH. Einen Kappenabend veranstalten die Hasselrother Angler am Samstag, 20. Februar, um 19.30 Uhr im Vereinsheim. CDU im Wahlkampf LINSENGERICHT. Die Christdemokraten rühren die Wahlkampftrommel am Samstag, 20. Februar, ab 9 Uhr auf dem Parkplatz des Supermarktes am Altenhaßlauer Stadtweg. An dem Informationsstand stehen Kandidaten aus Stadt und Land Rede und Antwort. Verhandlung über Lärmschutzwände SCHLÜCHTERN. Im Auftrag des Stadtparlamentes soll der Magistrat mit den zuständigen Behörden über Lärmschutzwände entlang der neuen Autobahnbrücke zwischen Schlüchtern und Breitenbach verhandeln. Ein entsprechender Antrag der SPD-Fraktion wurde einstimmig beschlossen. Schulstreik dauert an SINNTAL. Der Streik an der Weichersbacher Grundschule dauert an. Fast einstimmig beschlossen die Eltern dessen Fortsetzung, bis die Schulbehörde eine endgültige Personalentscheidung getroffen hat. 27 neue Baugrundstücke STEINAU. Auf dem "Großen Judenakker" in Steinau kann bald gebaut werden. Nach dem Bebauungsplan, den die Stadtverordneten in ihrer jüngsten Sitzung einhellig absegneten, entstehen dort im ersten Bauabschnitt 27 Grundstücke, die ausschließlich an Steinauer verkauft werden. Die Stadt rechnet mit einer baldigen Bebauung, da ihr bereits 73 Bewerbungen vorliegen. Per Zug zum Umzug WÄCHTERSBACH. Mit der Bimmel soll es am Fastnachtssonntag, 21. Februar, zum Narrenumzug nach Wächtersbach gehen. Als "Beitrag zur Entzerrung der Verkehrssituation" in der Stadt und "auch der Umwelt zuliebe" lassen die Kreiswerke Gelnhausen statt dem üblichen Busverkehr die Orber Kleinbahn fahren, im Stundentakt ab 12.30 Uhr von Orb nach Wächtersbach und ab 13.11 Uhr retour.
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Behinderung an Kreuzung Untertor BAD ORB. Nach Ablauf der Probephase soll demnächst die endgültige Umgestaltung des Straßenraumes am Untertor beginnen. Zuvor muß das Kanalnetz saniert werden. Umfangreiche Erdarbeiten sind laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung erforderlich, so daß für die nächsten Wochen auf der Kreuzung Untertor mit Verkehrsbeschränkungen zu rechnen ist. Narrentreff in Salmünster BAD SODEN-SALMÜNSTER. Zum Kinderfasching mit Musik, Tanz, Showeinlagen und jeder Menge Spiele lädt das Jugendorchester des Musikvereins 1921 Salmünster für Sonntag, 21. Februar, ein. Die Veranstaltung beginnt um 14.30 Uhr in der Stadthalle. Pfarrfasching fällt aus BIEBERGEMÜND. Der Pfarrfasching am Rosenmontag im Haus St. Laurentius in Bieber fällt aus. Dies teilte der Veranstalter, der katholische Kirchenchor Cäcilia mit. Lumpenball im Bürgersaal BIRSTEIN. Am Faschingsdienstag veranstalten die Dalles Kicker zusammen mit der KSG Unterreichenbach ein großes Faschingstreiben. Bereits um 15 Uhr spielen im Bürgersaal die Echo Four zum Kinderfasching auf. Um 20 Uhr beginnt der närrische Endspurt mit dem Lumpenball.CDU-Wahlkampfveranstaltungen BRACHTTAL. Die CDU rührt kurz vor der Kommunalwahl noch einmal kräftig die Werbetrommel. Für Aschermittwoch bittet Fraktionschef Albrecht Ruth zum Heringsessen ab 20 Uhr in den Frankfurter Hof. Am Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr, gastiert CDU-Kreistagsmann Rof Müller in der Udenhainer Gaststätte Weisgerber. Am 3. März, 20 Uhr, kommt CDU-Bauernfunktionär Friedhelm Schneider in die Gaststätte Weber in Streitberg. Kostümschwimmmen im Hallenbad FREIGERICHT. Die Narren der Deutschen-Lebensrettungs-Gesellschaft
(DLRG) stürmen am Sonntag, 21. Februar, um 10 Uhr das Somborner Hallenbad. Ab dann sind Wasserspiele, Schwimmen in Kostümen und jede Menge Spaß angesagt. Bilanz der Weihnachts-Aktion GELNHAUSEN. Insgesamt 9703,71 Mark sind bei der Sammelaktion "950 Weihnachts-Päckchen für die Coleman- Kaserne" zusammengekommen, wie das Aktionsbündnis ausländerfreundliches Gelnhausen jetzt in der Schlußbilanz feststellt. Der Dank des Bündnisses gilt 133 Spendern und vier Firmen, die sich an der Aktion beteiligt haben. Rosenmontag mit Erbsensuppe und Tanz GRÜNDAU. Den Rosenmontag, 22. Februar, feiert der Gesangverein Einigkeit Lieblos ab 10 Uhr im Sängerheim. Mittags gibt&rquote;s Erbsensuppe, anschließend wird getanzt. Anmeldetermin für Erstkläßler HASSELROTH. Von Montag, 1. März, bis Montag, 2. März, können Eltern künftige Erstkläßler in der Niedermittlauer Grund- und Hauptschule anmelden. Der Aufruf gilt für alle Kinder, die in der Zeit vom 2. Juli 1986 bis 1. Juli 1987 geboren wurden. Bevölkerungszuwachs in Linsengericht LINSENGERICHT. Die Gemeinde ist in einem halben Jahr von 8846 auf 8918 Einwohner gewachsen, wie die jüngste amtliche Statistik vom 30. Juni 1992 ausweist. Bürgermeister Theo Ratzka rechnet für die nächsten Jahre mit weiterem Zuwachs bis auf etwa 9300 Einwohner. Ursache ist vor allem der Zuzug in neue Baugebiete. CDU-Kalender zum Stadtjubiläum SCHLÜCHTERN. Bunte Bilder der Bergwinkelstadt zieren das Kalenderplakat, das die CDU den Bürgern zum 1000. Stadtjubiläum schenkt. Daß der untere Teil des Kalenders christdemokratische Ansprechpartner in sämtlichen Stadtteilen nennt, begründet Spitzenkandidat Reinhold Baier mit dem "Sparwahlkampf" der Christdemokraten. "Wen das stört, der kann den Streifen einfach abschneiden."Bürgersprechstunden der Polizei SINNTAL. Bürgersprechstunden bietet die Polizei für Donnerstag, 25. Februar, von 16 bis 18 Uhr im Nebengebäude der Gemeindeverwaltung in Sterbfritz an. Oberkommissar Dieter Creß hilft Ratsuchenden weiter. Schnellbahntrasse im Parlament STEINAU. Auf einhelligen Wunsch des Steinauer Stadtparlamentes soll der Magistrat alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um den Bau der Schnellbahntrasse durch das Kinzigtal zu verhindern. Das Projekt an sich bejahen die Parlamentarier indes. Osterfreizeit in Umweltjugendherberge WÄCHTERSBACH. Stadtjugenpflege und Umweltberatung organisieren eine Osterfreizeit für 26 junge Wächtersbacher im Alter von elf bis 14 Jahren. Sie führt vom 5. bis 10. April in die Umweltjugendherberge am Hoherodskopf. Anmeldungen nimmt ab sofort die Stadtverwaltung entgegen.
Hessenland ist Judoland, dies zeigte sich wieder einmal am Wochenende in Usingen. Bei den zum ersten Mal vom Judoclub Hochtaunus-Usingen ausgerichteten hessischen Meisterschaften der Männer traten knapp 100 Kampfsportler auf die Matte und ließen es an guten Leistungen nicht mangeln. Von wenigen Ausnahmen abgesehen war die gesamte hessische Spitze vollzählig vertreten; ein Umstand, der den scheidenden hessischen Judo-Sportwart Karl Seyfried ganz besonders freute. Zum Ende seiner 24jährigen Tätigkeit im Landesverband hätte es nicht besser kommen können. "Es war eine Super-Meisterschaft in der die Technik klar dominierte." Das abgesehen von der Klasse über 95 kg durchweg ansprechende Niveau ist in den Augen des 63jährigen Diplom-Ingenieurs mit Boxer- Vergangenheit ein Beweis dafür, "daß wir den richtigen Weg eingeschlagen haben".
Unbeirrt und immer ein bißchen gegen den Strom der Zeit, habe man in Hessen weniger auf Professionalisierung denn auf eine "gut durchwachsene Jugendarbeit" gebaut. Um im Konkurrenzkampf mit finanziell abgepolsterten Spitzenvereinen wie Ingolstadt und Abensberg nicht ganz den Anschluß zu verlieren, sei dies das einzige Gegenmittel. "Wenn wir nicht immer wieder vielversprechenden Nachwuchs hätten, könnten wir, da unsere besten Judokas regelmäßig abgeworben werden, gleich einpacken."
Wo andernorts das Geld lockt, setzt Karl Seyfried auf eine weitere alte Tugend. Der Zusammenhalt in einer Mannschaft sei immer noch "Gold wert" und könne finanziellen Verheißungen durchaus trotzen. Der Mann muß recht haben, denn mit dem JC Rüsselsheim und dem JC 1922 Wiesbaden hat Hessen immerhin zwei Erstligisten im Rennen und auch in der zweiten Bundesliga tummeln sich vier weitere hessische Vertreter. Diese starke Präsenz in der nationalen Judo- Spitze blieb, was die Leistungen bei den hessischen Meisterschaften anbelangte, nicht ohne positive Folgen.
In der Klasse bis 60 kg gab es die größte Überraschung. Der erst 18jährige Martin Grasmück (JC Rüsselsheim) scherte sich weder um Favoriten noch um die eigene Unerfahrenheit und begründete sogleich neue Machtverhältnisse auf der Matte. Sein Vereinskollege Frank Rummel wurde seiner vorab gehegten Titelhoffnungen entledigt und mußte sich hinter Martin Grasmück mit Rang zwei begnügen. Dritte wurden Alexander Deobald (JC Rüsselsheim) und Boris Bachus (JC Wiesbaden). Nachdem Junioren-Nationalkämpfer Ralf Görner nicht am Start war, ging auch die Klasse bis 65 kg aufs sportliche Konto der Familie Grasmück. Jürgen Grasmück "der Ältere" (JC Wiesbaden) stand seinem Bruder in nichts nach und wurde vor Jörg Bergelt (JC Rüsselsheim) und den Drittplazierten Ralf Gotta (TG Homburg) und Ingo Kohlmey (Grün-Weiß Kassel) zum neuen Titelträger. Spannend wurde es in der Klasse bis 71 kg. Mit dem ehemaligen Deutschen Meister Jens Hölperl (JC Rüsselsheim) und Weltpokal-Sieger Eric Zymna standen sich zwei ebenbürtige Judoka im Endkampf gegenüber. Daß Hölperl am Ende oben auf blieb und den Titel holte, hatte er allein seiner besseren Tagesform zu verdanken.
Gerson Link (JC Wiesbaden) und Christoph Meister (Judokan Frankfurt) teilten sich Rang drei. In der Klasse bis 78 kg konnte sich Favorit Dieter Tings (TV Lorsch) erwartungsgemäß und doch knapp gegen Markus Günterberg (FT Dörnigheim) behaupten. Bis kurz vor Kampfende hatte der Dörnigheimer die Nase vorn, doch Dieter Tings konnte das Blatt nochmal wenden.
Für Jörg Adams (JC Wiesbaden) und Janusz Wincenziak (TV Langen) blieb der dritte Platz. Einen weiteren Favoritensieg landete Oliver Kauer (JC Rüsselsheim) in der Konkurrenz bis 86 kg. Rang zwei belegte der für den SV Darmstadt 98 startende Ulrich Klütz vor Gerd Heiner (JC Hofheim) und Wolfgang Breunig (JC Wiesbaden). Bei den Schwergewichtlern bis 95 kg hatte der unlängst gekürte deutsche Hochschulmeister Michael Koch (JC Rüsselsheim) recht viel Glück. Erst aufgrund des in seinem Sinne positiven Schiedsrichter-Entscheids wurde er auf den hessischen Judo-Thron gehoben. Sein Titelrivale Frank Faßmann (SV Darmstadt 98) hatte trotz seiner erst 19 Jahre bis zum Schluß erfolgreich Parolie geboten. Dritte wurden die Brüder Stefan und Eric Hartner (Judokan Frankfurt). Bei den Superschwergewichtlern über 95 kg dominierte der fast 40jährige Michael Blumenstein (KSV Baunatal) vor Anatoli Truschke (TV Petersberg) und Moritz Berntz (TG Schwalbach).
MARGIT REHN
HAUSEN. Den gemeinsamen Markt mit all seinen Vor- und Nachteilen nahmen die Karnevalisten der katholischen St.-Anna-Gemeinde beim humoristischen Kreppelnachmittag für die Älteren im Gemeindesaal karnevalistisch aufs Korn. Mit tänzerischem Schwung hatten die "europäischen Marktweiber" vom Seniorenkreis der Gemeinde den bunten Reigen eröffnet.
Mit scharfen Formulierungen nahm Alt-Ortsvorsteher Alfred Möhnig als "Protokoller" die politische Landschaft ins Visier. Die Positionen der Lehrer von heute und der kuschenden Schüler von früher verdeutlichte Jürgen Schäfer mit seinem zehnjährigen Sohn Dominik, der mit seinem Lehrerbild ("als Lehrer wird man geboren, erbt, macht Ferien und stirbt") die Lacher auf seiner Seite hatte.
Als fröhliche Zecher am Stammtisch hatten Franz Schirmer und Theo Büttner einfache Lösungen für die schwierigen weltpolitischen Probleme parat. Zu den Nöten eines 50jährigen meinte Volker Steinmetz: "Man braucht für alles sehr viel Zeit."
Aufgelockert wurde der kurzweilige Nachmittag mit tänzerischen Vorführungen der Garde vom Närrischen Komitee von Sankt Antonius aus dem Westend. Mit viel Witz führte Gerhard Schiesser durchs Programm, und für die musikalische Untermalung sorgte Gerhard Neugebauer mit seinem Akkordeon. Den "absoluten Höhepunkt" schließlich setzte das Männerballett mit dem Holzschuhtanz aus Zar und Zimmermann, den Silvia Steinjan in mühevoller Arbeit, aber gekonnt einstudiert hatte.
Der Reinerlös des Kreppelnachmittags kommt den Notleidenden des früheren Jugoslawien zugute. Der Fastnachtsnachmittag ist eigentlich eine Wiederholung der großen Prunk- und Galasitzung vom Wochenende zuvor für die älteren Gemeindemitglieder, die am Abend nicht mehr ausgehen wollen.
Da war das Programm noch etwas länger, zum Tanz bis in die frühen Morgenstunden spielte das Kreuzer-Quartett; an der dicht umlagerten Sektbar wurden bereits Pläne für die kommende Kampagne geschmiedet. rw
WESTHAUSEN. Karnevalistisch verrückt gab sich der Westhausener Kulturkreis unter dem Motto "Berjerquatsch im Berjertreff" in der Kollwitzstraße. Ein buntes Programm, bei dem sich der Kulturkreis selbst, aber auch die großen Fremden- und Prunksitzungen auf die närrische Schippe nahm, gemischt aus Büttenreden, Tanzeinlagen und viel Musik der Einmannkapelle Flic-Flac, hatten die Organisatoren zusammengestellt, und schon mit den ersten musikalischen Klängen bevölkerten tanzfreudige Pärchen das Parkett.
Den Büttenzauber eröffnete ein Wichtigtuer, der behauptete, daß "ohne ihn überhaupt nichts geht". Dabei verhohnepiepelte sich AW-Vorsitzender Werner Zimmermann selbst. Linksliegen ließ diesmal Ortsbeiratsmitglied Herbert Müller die Stadtteilpolitik bei seinen Blödeleien mit Karl-Heinz Hampel.
Völlig daneben lag Rudi Wagner, der mit Marina Bovenschen durch den närrischen Abend führte, als er Brigitte Bitzer als "Männerfreundin" ansagte. Sie entpuppte sich als Männerfeindin erster Güte und meinte, daß ohne die Männer die Welt viel besser wäre. Das aber nahm ihr das (männliche) Publikum nicht ab.
Zweideutig und mit viel Phantasie berichtete Erika Müller von einer Gartenparty. Und das Ganze lockerten die "grauen Mäuschen" unter der Leitung von Monika Altvater mit Twist- und Rock 'n' Roll-Tänzen auf. Viel Beifall erhielt Wilma Flic, die gesanglich von den Plagen einer Hausfrau berichtete und anschließend mit erotischen Songs das närrische Publikum begeisterte.
An der Sektbar hatte die Stadtverordnete Elke Sautner alle Hände voll zu tun, um die tanzmüden Paare mit dem prikkelnden Getränk wieder fitzumachen. rw
Funktionäre und Sportler sind mitunter wie Feuer und Wasser. Da gibt es des häufigeren Beschlüsse, die an den Bedürfnissen der Aktiven haarscharf vorbeischrammen. Unmut wird laut, doch kaum einer tut was dagegen. Den vor lauter Hochleistungsdruck oft mundtot gewordenen Athleten fehlt es nicht selten am nötigen Durchsetzungsvermögen; ihre Interessenvertreter scheitern an den graumelierten Mächten in Schlips und Kragen. Einer, der sich anschickt, die Kluft zwischen Sportlern und Funktionären zu durchbrechen, ist der zweifache Paralympicssieger im Volleyball, Manfred Kohl (Bild). Der angehende Politikwissenschaftler aus Groß-Gerau hat den Sprung in die Sportpolitik gewagt und ist auf dem besten Wege, die Zukunft des Behindertensports im Sinne der Athleten mitzugestalten.
Der für Deutschland als Aktivenvertreter ins IPC (International Paralympics Kommitee) berufene Volleyballer trifft in dem 1989 neugegründeten Verband auf denkbar günstige Voraussetzungen. Anstatt festgefahrener Strukturen gäbe es hier viel "Spielraum für neue Ideen", und darüber hinaus liege der Altersdurchschnitt der Funktionäre bei weitem niedriger als im von angegreisten Eminenzen regierten IOC. Zu einem Zeitpunkt, da sich der Behindertensport weltweit mehr und mehr etabliert, gelte es, den auch hier einsetzenden Trend zur Professionalisierung in gesunde Bahnen zu lenken. Manfred Kohl ist über die sich abzeichnende Entwicklung keineswegs unglücklich. Wachsende Professionalität sei, sofern sich Auswüchse in Grenzen hielten, nicht das "Damoklesschwert des Sports".
Viel größere Probleme erkennt der 32- jährige Junior-Funktionär im Prozeß der Abnabelung des IPC vom übermächtigen IOC und den miteinander rivalisierenden Behindertensportverbänden. Weder die einen noch die anderen seien Willens, ihre Zuständigkeit für die Paralympics gänzlich aus den Händen zu geben. So gibt es seitens des IOC ein den Interessen des IPC entgegenwirkendes Kommitee, das die Integration publikumswirksamer Behindertensportarten ins Olympia- Programm betreibt. Ein derartiges Ansinnen ist so gar nicht im Sinne Manfred Kohls. Der Behindertensport solle vielmehr "einen eigenen Weg vorziehen"; anderenfalls würden die Paralympics gespalten und ihre soeben gewonnene Popularität wieder einbüßen. Um solche Rückschläge zu verhindern, könnte sich Manfred Kohl durchaus vorstellen, ganz ins Funktionärs-Fach überzuwechseln.
Solange die Bezahlung stimme und sich auch ideell "alles im Fluß" befinde, sei dies "in der Tat eine Überlegung wert". Abgesehen vom IPC und dessen Belangen gäbe es für den gewandten Rhetoriker auch auf nationaler Ebene eine Menge zu tun. Den Bau eines Olympia-Stützpunktes für Behindertensportler könnte er genauso vorantreiben wie die Verbesserung der sportlichen Infrastruktur in Ostdeutschland. Trotz derart hochgesteckter beruflicher Ziele sollen Manfred Kohls sportliche Ambitionen vorerst noch nicht zu kurz kommen. Bis zur Volleyball-WM '94 in Bottrop will er auf jeden Fall weitermachen, und wenn er sich einen besonderen Wunsch erfüllen dürfte, dann wäre dies eine TV-Liveübertragung des WM-Endspiels. In England sei so etwas ganz normal.
MARGIT REHN
Zur Bürgersprechstunde lädt die Rödelheimer CDU-Stadtverordnete Walburga Zizka ein: am Freitag, 19. Februar, von 16 bis 18 Uhr, in der Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostraße 17-19. uv/07
Die CDU Rödelheim/Hausen/Industriehof lädt ein zu ihrem Kreppelnachmittag mit Programm am kommenden Samstag, 20. Februar, ab 15 Uhr, im Käthe-Kollwitz-Haus im Industriehof, Lötzener Straße 31. rw/07
Die kath. Sankt-Raphael-Gemeinde lädt ein zum bunten Fastnachtstreiben im Gemeindezentrum in der Ludwig- Landmann-Straße 365 am Samstag, 20. Februar, ab 20.11 Uhr. rw/07
Die kath. Sankt-Antonius-Gemeinde in Rödelheim lädt ein zur "Faschings-After-Eight-Disco" am Samstag, 20. Februar, ab 20.11 Uhr im Keller des Pfarrheims in der Alexanderstraße 23. rw/07
"Wenn es Nacht wird" in Frankfurt ist das Thema des Rödelheimer Frauenstammtischs am Donnerstag, 25. Februar, ab 18 Uhr im Auguste-Oberwinter-Haus in der Burgfriedenstraße 7. rw/08
Die VdK-Ortsgruppe Praunheim/Römerstadt lädt ein zum Kreppelkaffee am Samstag, 20. Februar, ab 15.11 Uhr in der Heinrich-Lübke-Straße 32. rw/07
FRANKFURT-WEST. "Das werde ich mir mal notieren." Zum zehnten Mal nimmt Sozialdezernent Martin Berg (SPD) seinen Stift in die Hand. Wahlkampf beim SPD-Ortsverein Bahnhof/Gutleut. Motto des Abends: Bürger fragen, Politiker schreiben auf - die "interessanten Fragen", die nicht diskutiert werden, die unbeantwortet bleiben.
"Problem notiert": Im Gutleut fehlt ein Supermarkt. "Problem notiert": An den Bushaltestellen beim Hauptbahnhof gibt es keine Überdachung. "Wir brauchen ein neues Jugendzentrum. Das in der Gutleutstraße ist dauernd zu, oder es ist Frauentag." Auch dieses Anliegen einiger Jugendlicher steht jetzt im Block des Stadtrats.
Die Jungen gehen mit strahlenden Gesichtern auf die Straße zurück. Im Saal haken nur wenige nach. Und wenn, ohne großen Erfolg: "Das möchte ich nicht sagen, die Presse hört mit", ist Bergs Auskunft darüber, welche sozialen Einrichtungen er für das neue Stadtviertel Westhafen im Magistrat fordere.
"Wir müssen mehr auf die Leute zugehen, ganz konkrete Fragen aus dem Stadtteil ansprechen", hatte kurz zuvor der stellvertretende Vorsitzende des Ortsvereins, Gregor Amann, im kleinen Kreis gesagt. Das war, als die Diskussionsrunde schon zehn Minuten laufen sollte - und als Amann und Berg überlegten, ob sie den Abend nicht besser absagen sollten: Gerade ein Dutzend Bürger war in das Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer gekommen.
Bevor die "lokalen Belange und Probleme des Gutleutviertels" - sie sollten laut Ankündigung im Mittelpunkt stehen - zu Protokoll gegeben werden durften, hielt Berg ein gut halbstündiges Referat. Gleich zu Beginn stellte er dabei klar: Mit den "Details aus dem Stadtteil" werde er sich nicht aufhalten. Dafür lernten die Zuhörer die Vorzüge einer rot-grünen Stadtregierung und die Gemeinheiten der Bonner Koalition kennen.
Es sei eben ein "schwieriges Viertel", erklärte sich Amann, warum so wenig Menschen zu der Wahlkampf- Aktion kamen. Berg vermutete, die Bundesregierung habe dafür gesorgt, daß die Bürger von der Kommunalpolitik wenig hielten. Und außerdem: Zu Hause bliebe auch, wer mit der lokalen Politik zufrieden sei. bay
In der Fastnachtszeit ständig Alkoholkontrollen in der Stadt und auf Ausfallstraßen "Blasen Sie, bis es knackt" Keine Blutproben nötig Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Ganz vorn, quer zur Fahrtrichtung steht ein Streifenwagen mit Blaulicht und zwingt den Verkehr auf der vierspurigen Friedberger Landstraße in ein Nadelöhr. Dahinter schwingen Männer in weißen Mänteln die rot- leuchtenden Polizeikellen und winken die Autos jeweils in Vierergruppen aus der Schlange: Verkehrskontrolle unterhalb der Friedberger Warte im Nordend - eine von vielen zur Fastnachtszeit auf den Frankfurter Straßen. Im Februar gilt für die Verkehrsüberwachung in der Großstadt die Devise: "Keine Chance den Promillesündern."
Solche Aktionen fordern die Konzentration der Kräfte. Die Kollegen aus allen fünf Inspektionen versammeln sich im Konferenzraum des 12. Revieres am Eschersheimer Schwalbenschwanz 1-3. Bevor die 14 Männer und Frauen die "Friedberger" dichtmachen, gibt Hauptkommissar Jürgen Bartschat die Parole aus: Laut dem erfahrenen Dienstgruppenleiter sei sowohl nach der Alkoholfahne zu schnüffeln wie auch der technische Zustand der Kraftfahrzeuge zu prüfen. "Ist ein Auto auf einem Auge blind, wird ein Mängelzettel geschrieben."
"Es geht los", gibt Jürgen Bartschat um 22.15 Uhr das Kommando. Als einer der ersten wird ein junger Mann aus Friedberg herausgewunken. Der wäre um diese Zeit längst zu Hause, hääte er nicht länger gearbeitet. "Das kommt davon, wenn man Überstunden macht", schimpft er vor sich hin.
Der uniformierte Alkohol-Kontrolleur hält ihm das weiße Röhrchen entgegen, das auf einem Gerät von der Größe eines Funktelefons steckt und sagt: "Blasen Sie hinein, bis es knackt." Bald darauf bestätigt die Digitalanzeige die Prognose des Friedbergers: 0,0 Promille.
Als nächster steht ein Autofahrer auf dem Prüfstand, der sich erst einmal informieren läßt, daß die Promillegrenze bei 0,8 liegt. "Ich habe eine Flasche Bier getrunken. Die liegt noch im Auto", gibt er sich nach dieser Auskunft gelassen. Die Aussage läßt sich nicht verifizieren, denn obwohl der Mann mehrere Versuche unternimmt, gelingt es ihm nicht, das Meßgerät zu aktivieren.
Ein anderer Polizeitrupp nimmt derweil einen BMW unter die Lupe. Beim Vergleich mit der Zulassung wird deutlich, daß die überbreiten 205er Reifen nicht eingetragen sind. "Sie erscheinen morgen um 17.45 Uhr mit der umgeschriebenen Zulassung auf dem Revier. Wenn Sie nicht kommen, dann komme ich zu Ihnen", weist ein Beamter den Halter an.
Szenenwechsel zur Alkoholkontrolle in der Mörfelder Landstraße, unmittelbar vor dem Stadion. Dort blickt der Fahrer eines Ford mit müden Augen durch das offene Fenster. "Haben Sie etwa getrunken?" Mit dieser Frage wähnt sich ein Beamter auf der richtigen Spur.
Der Mann erklärt seinen angegriffenen Zustand mit einem Fahrtpensum von 800 Kilometern. Bis zu seinem Wohnort im Kreis Offenbach sei es aber nicht mehr weit. "Hauchen Sie mich mal an", geht der Polizist auf Nummer Sicher. Sein Eindruck von der Atemprobe: "Es riecht nach Zigarettenrauch."
Eine halbe Stunde nach Mitternacht beendet Kommissar Jürgen Bußer vom Sonderkommando Süd den Einsatz mit einem positiven Resümee. Keiner der 30 Autofahrer mußte zur Blutprobe. Das entspricht der Bilanz, die der Polizeibericht über den Verlauf der ganzen Nacht zieht. An sechs Kontrollpunkten - auch noch in Alt-Sachsenhausen, am Frankfurter Berg, in Bonames und in Niederursel - wurden 200 Autofahrer angehalten. Alle 25 Alkotests: negativ.
Jetzt setzt die Polizei auch an den "tollen" Tagen auf die Vernunft der Autofahrer. Von Freitag an erreicht ihre Präsenz auf den Straßen den Höhepunkt.
RONNEBURG. Die 29. öffentliche Sitzung der Gemeindevertretung Ronneburg - es ist die letzte dieser Legislaturperiode - findet am morgigen Mittwoch, 20 Uhr, im Vereinsheim des Sportvereins Eintracht im Ortsteil Altwiedermus statt.
Zentrales Thema der Tagesordnung ist die Verabschiedung des Etats 1993 und des Investitionsprogramms. Die erneute Offenlegung des Bebauungsplanentwurfs "Herrenwiese" samt Anhörung der Träger öffentlicher Belange" sind zu beraten und zu beschließen.
Die Erneuerung eines Bürgersteiges steht zur Debatte, abschließend ist über Stromlieferverträge mit EAM und OVAG zu befinden. pom
Stadt leiht sich Geld für Spielplatzsanierung
ROSBACH. Für die Kieselrot-Sanierung auf dem Kinderspielplatz Brüder- Grimm-Straße hat das Stadtparlament beschlossen, ein Darlehen über 100 000 Mark aus dem Sonderprogramm der hessischen Landesregierung für Umweltschutzsanierung aufzunehmen. Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) erläuterte dazu in seiner Vorlage, durch das Sonderprogramm bekomme die Stadt 80 000 Mark als zinsloses Darlehen, die Stadt leistet 20 000 Mark als Ansparbetrag dazu. Das Geld kann in der Zeit von Februar bis April ausgezahlt werden. Nach Einschätzung Medebachs kann das Kieselrot in diesem Jahr entsorgt werden. de
SCHLÜCHTERN. Ein Wochenendseminar zum Thema Kommunikation bietet der Arbeitskreis "Umweltschutz Schlüchtern" für 26. bis 28. Februar an. Zum Preis von 120 Mark können die Teilnehmer ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern und sich dadurch den Alltag erleichtern. Anmeldungen nimmt der Umweltkreis, Alte Bahnhofstraße 5, in Schlüchtern, Telefon 0 66 61 / 5855, entgegen.
Das Seminar unter Leitung eines erfahrenen Trainers beginnt am Freitag, 26. Februar, um 19 Uhr im PIN-Zentrum in der ehemaligen Landwirtschaftsschule. Arbeitsmaterialien werden gestellt. Anmeldeschluß ist Samstag, 20. Februar, die Teilnehmerzahl ist auf 20 begrenzt. tja
WETTERAUKREIS. Es ist schwer geworden, durch die Orte zu kommen. Nicht nur weil Plakatständer der wahlkämpfenden Parteien die Bürgersteige einengen. Die Strategen der um Stimmen buhlenden Organisationen haben auch so manche geistige Hürde aufgerichtet.
Wie ein Seehund aus dem Wasser taucht der CDU-Spitzenkandidat Rainer Schwarz auf den großen Plakaten seiner Partei auf. "Zeit für Schwarz", fordert die Union darauf in großen Buchstaben. Der geplagte Kerl. Kein Wunder, daß er keine Zeit hat, als Bürgermeister des hochverschuldeten Gedern, als Chef der CDU-Kreistagsfraktion, nebenher als Steuerberater und nun auch noch als Spitzenkandidat. "Zeit für Schwarz, mehr Zeit, viel mehr Zeit", kann da der menschenfreundliche Bürger und die meist noch menschenfreundlichere Bürgerin nur beipflichten. Warum die CDU allerdings unter das Bild von Schwarz schreibt: "Der bessere Landrat", bleibt ein Rätsel - wo er doch keine Zeit hat und als Landrat noch weniger hätte.
Zeitmangel scheint ein Problem der Union insgesamt zu sein. "Es stimmt etwas nicht im Kreis", schreiben sie dunkel ahnend auf anderen Plakaten. Hätten die Christdemokraten Zeit zum Nachdenken gehabt, ihnen wäre vielleicht eingefallen, was nicht stimmen könnte. So prangt von ihren Wahlkampfplakaten nur die eigene Ratlosigkeit.
Wie ein vorwitziges Mäuschen läßt die andere große Volkspartei, die SPD, ihren Kreistags-Spitzenkandidaten von den Plakaten blicken. "Sozialer. Gerechter.", steht schwer lesbar in blauer Schrift unter dem Bild. Auf anderen Plakaten, auf denen Rolf Gnadls Foto fehlt, verkündet die SPD: "Sicher. Sozialer. Gerechter." Bei Gnadl scheinen sich die Genossen nicht so sicher zu sein - oder warum fehlt das bedeutungsvolle Wörtchen auf seinen Plakaten? Vielleicht weil er ganz sicher nicht in den Kreistag einziehen wird, wenn er Landrat bleibt, was er sicher gerne möchte.
BRUNO RIEB
Karlsruhe stellt sich nicht nur gerne als Stadt des Rechts, sondern auch als solche des Umweltschutzes dar. Voller Stolz wird Besuchern des In- und Auslandes das vorbildlich ausgebaute Straßenbahnnetz vorgeführt, in das in den vergangenen Jahren massiv investiert wurde. Mit 20 Prozent Fahrradfahrern erreicht Karlsruhe eine Spitzenposition, erwähnt man dann noch die ausgedehnten Grün- und Waldflächen, könnte man wahrlich meinen, es gibt noch Idyllen unter Deutschlands Großstädten. Aber wehe, man wird hier zum Fußgänger. Vom alltäglichen Kampf beim Überqueren einer vierspurigen Straße - nebst Straßenbahnschiene - an einem Karlsruher Verkehrsknotenpunkt ist hier die Rede, erzählt nach einem wahren Fall.
Bei Temperaturen um null Grad und eisigem Wind starre ich derzeit täglich auf einen erleuchteten roten Mann, der mir klarmacht, daß ich den gleichmäßigen Verkehrsfluß der Autos nicht behindern darf und warten muß. Nach - wie mir scheint - unendlich langer Zeit ergibt sich eine Lücke; zwar zeigt die Ampel vor mir immer noch Rot, aber diesmal ist mein Vorrat an Disziplin erschöpft. Sozusagen im Kaltstart nehme ich die ersten zwei Schritte, als mir von gegenüber eine empörte Frauenstimme zuruft: Ordnungswidrig durch die Stadt des Rechts? "Sehen Sie nicht, daß hier Kinder stehen?" Doch, ich sehe. Ertappt laufe ich rückwärts an den Ausgangspunkt zurück und weiche den strafenden Blikken der zweifachen Mutter von gegenüber aus. Als es dann endlich Grün wird, ist das Vergnügen allerdings von kurzer Dauer. Weder bin ich gehbehindert, noch hat das - zugegeben fortschreitende - Alter bisher körperliche Beeinträchtigungen gezeitigt, aber obwohl ich erst in der Fahrbahnmitte bin, leuchtet mir der rote Mann schon wieder entgegen. Ich beschleunige, stoppe dann wieder jäh, denn die Ampel vor der Straßenbahnschiene zeigt noch Rot. Zwar kommt keine Straßenbahn, aber wer weiß, ob die Mutter und ihre beiden Kinder mich noch sehen. Endlich schlägt auch hier die Ampel um, und ich darf ganze zehn Meter auf einmal gehen.
Eigentlich hätte ich es für diesen Tag wieder einmal geschafft, aber der angestaute Ärger über die schlechte Behandlung durch das Verkehrsamt im allgemeinen und das halbschlechte Gewissen im besonderen treiben mich an den Tatort zurück, diesmal mit Stoppuhr. Meine Recherchen vor Ort ergeben: Fast eineinhalb Minuten muß ich am Verkehrsknotenpunkt "Durlacher Tor" warten, bis mir zwei Spuren für sieben Sekunden freigegeben werden, dann habe ich - als "Verkehrshindernis Fußgänger" - die Fahrbahn wieder zu räumen. Bis ich alle vier Spuren überquert habe, sind zwei Minuten vergangen. An der nächsten Kreuzung Richtung Universität dauert's noch länger. Nach dem "Häschen-hüpf-Prinzip" stottere ich in knapp drei Minuten über drei Fußgängerampeln. Unter genauer Einhaltung der Straßenverkehrsvorschriften würde ich so in einer Stunde um 1,7 Kilometer vorwärtskommen, kein Wunder, daß sich neben mir auch kaum ein anderer Fußgänger ans Rotlicht hält.
Als ich einer Sekretärin der Stadtverwaltung das Problem schildere, um mir eine zuständige Stelle nennen zu lassen, bekomme ich Unterstützung: "Also, wenn Sie darüber schreiben, da kann ich Ihnen noch eine Ampel sagen", und sie gibt mir einen weiteren Tip. Mit meinem täglichen Ärger stehe ich also keineswegs alleine da, und warum ändert sich nichts? "Oh je", sagt mir ein Mann des Stadtplanungsamtes, der mangels offizieller Genehmigung eigentlich gar nicht mit mir sprechen darf, "das ist schwierig." Noch vor 30 Jahren galt das "Durlacher Tor" als glänzende Ingenieur-Leistung, weil es gelungen war, ein Maximum an Autos in möglichst kurzer Zeit über den Platz zu bringen. Würde man heute Radfahrern und Fußgängern Vorrang einräumen und die Autos warten lassen, dann, so prophezeit der Planer, würde das als umweltfeindlich ausgelegt, denn mehr Rückstaus versursachen zunächst einmal mehr Lärm und mehr Abgase. Diese Folge durchzustehen, damit Autofahrer langfristig auf die Straßenbahn umsteigen, das dauert im Gemeinderat nach Schätzung des städtischen Beamten "noch Jahre".
Für mich gibt es bis dahin drei Möglichkeiten: mich in der Stadt des Rechts täglich ordnungswidrig zu verhalten, mich mit Tempo 1,7 voranzuschleichen oder aber wieder ganz aufs Auto umzusteigen. Im letzten Falle - auch das habe ich getestet - muß ich nämlich nur 20 Sekunden Wartezeit in Kauf nehmen, danach habe ich "grüne Welle".
URSULA KNAPP
NIEDERDORFELDEN. Die kleine Gemeinde bereitet sich auf zwei Jubiläen vor, die Anfang September angemessen gefeiert werden sollen. Einerseits besteht die Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Saint Sever (Departement Calvados, Normandie) seit 20 Jahren, andererseits wurde Niederdorfelden vor 1225 Jahren erstmals in einer Urkunde erwähnt. "Der Gemeindevorstand hat beschlossen, eine Arbeitsgruppe aus sachkundigen Bürgern und aus Vereinsvertretern zu bilden, die erste Vorschläge erarbeiten sollen", teilte Bürgermeister Wilfried Schneider dazu mit. Die Form der Arbeitsgruppe sei gewählt worden, damit es nicht zu einem Bruch in der personellen Zusammensetzung durch die bevorstehende Kommunalwahl komme, erläuterte Schneider: "Dies wäre bei der Bildung beispielsweise einer Kommission der Fall gewesen." pom
Briefe an die Redaktion
Keine Umgehungsstraße, nur neuer Zubringer Unter der Überschrift "SPD schwenkt wieder auf die Ost-Umgehung um" berichtete die FR-Lokalrundschau in ihrer Ausgabe vom 19. Januar über den neuen Kurs der Sozialdemokraten im Ortsbezirk 6. Kurz vor der Kommunalwahl macht sich die SPD im Ortsbeirat wieder für die seit langem von den Christdemokraten im Frankfurter Westen befürwortete Ost-Trasse stark. Sie soll die Autobahn 66 und die Pfaffenwiese zwischen Jahrhunderthalle und Zeilsheim verbinden. Dazu erreichte uns folgender Leserbrief: Rechtzeitig zur Wahl zeigen die Kirchturmpolitiker der örtlichen SPD, was sie von den verkehrspolitischen Programmen ihrer eigenen Partei halten. Sie scheinen dem Bürger nicht zuzutrauen, daß er die Zusammenhänge zwischen Verkehr, Waldsterben und Treibhauseffekt versteht. So setzen sie lieber auf die einfachen Lösungen: Es wird eine weitere Straße gebaut, um den Stau durch Zeilsheim aufzulösen. Der Verkehr wird dadurch zwar nicht weniger, aber wir haben ihn nicht mehr vor der eigenen Haustür.
Die Schadstoffe werden sich nicht an die Trasse der Westumgehung halten, der Wind wird sie großflächig über Zeilsheim und Unterliederbach verteilen. Gerade die für die Ozonbildung verantwortlichen Stickoxide entstehen größtenteils auf den stadtnahen Tangenten, wo viel und schnell gefahren wird.
Was dem Bürger bei der ganzen Diskussion über die Westumgehung verschwiegen wird, ist, daß es gar keine Umgehung ist, sondern Teil eines neuen Zubringers vom Taunus über die Leunabrücke zur Mainzer Landstraße. Entlastet wird durch diese Straße vor allem die chronisch verstopfte Autobahn 66 Richtung Frankfurter Messe. Es werden mehr Autos fahren denn je, zwar nicht durch Zeilsheim und Unterliederbach, aber durch Hofheim, Liederbach, Kelkheim, Griesheim, Gallusviertel. Aber unsere Ortsbeiräte wollen ja hier gewählt werden. Uwe Kasten
Hildburghäuser Weg 28
6230 Frankfurt 80
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
GRÄVENWIESBACH. Heute um 16 Uhr wird der Verbandstag des Umlandverbands Frankfurt (UVF) voraussichtlich das umfangreichste Konzept zur Bioabfall-Kompostierung in Deutschland auf den Weg bringen. Stimmt das Parlament zu, reicht der Verbandsausschuß anschließend beim Regierungspräsidium die Genehmigungsunterlagen für sechs Kompoststandorte ein, darunter auch für Grävenwiesbach. Dort herrscht Rätselraten über die Auswirkungen des 25,5-Millionen-Mark-Projekts für die Anwohner.
"Das wichtigste ist, daß das Gelände genutzt wird - und zwar umweltfreundlich." In diesem Punkt, formuliert von CDU-Chef Rolf Tausch, sind sich alle Parteien Grävenwiesbachs einig. Es geht um das Gelände der ehemaligen Saarwerke. Für SPD, CDU und FWG wäre die geplante Biomüll-Kompostierung eine solche umweltfreundliche Lösung. Für die Grünen nicht. Sie lehnen die Anlage strikt ab: aus ökologischen, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen.
Die "Kompostierung eines Kompostierungskonzepts" nennt Grünen-Ortsverbandschef Werner Orlopp das Vorgehen des UVF. Denn der Umlandverband habe sich mit seinem Grävenwiesbacher Großkonzept zunächst weit aus dem Fenster gelehnt, um dann "Stufe für Stufe von der Ankündigungsleiter heruntersteigen" zu müssen. Und schließlich "auf dem Boden der Realität" zu landen: mit rund 20 Prozent der ursprünglich vorgesehenen Menge organischen Abfalls. Für das abgemagerte Vorhaben sei das Saarwerke- Gelände aber zu groß, findet Orlopp.
Kritik äußern die Grünen jedoch in erster Linie an der Art der Anlieferung der Kartoffel- und Eierschalen, welken Blumen und Gemüsereste, die kontrolliert verrotten sollen. Die erhoffte Biomüll-Anfuhr mit der Eisenbahn fällt aus. Die zu erwartenden Lastwagen-Konvois - der UVF geht von 14 Fuhren täglich aus - will Orlopp den Anwohnern nicht zumuten. Zumal es sich "bei unzähligen Projekten" gezeigt habe, daß das Verkehrsaufkommen im voraus zu niedrig geschätzt worden sei. Außerdem seien die Kosten für den Ausbau der Infrastruktur zu hoch, die das Gelände braucht, bevor die Anlage in Betrieb gehen kann. Orlopp rät, das Projekt in ein zentrales Gewerbegebiet des Hintertaunus zu verlegen - und mit dem gesparten Geld die Saarwerke zu renaturieren.
Wasser, Kanal, Strom, Verkehrswege: All das fehlt der stillgelegten Fabrik. Im Unterschied zu den Grünen sehen die anderen Parteien darin die Grundlage für die Kompostierungsanlage. Denn der UVF wird die Erschließung wohl aus eigener Tasche berappen. "Das ist für die weitere Verwendung der Saarwerke eine sinnvolle Nutzung", sagt denn auch FWG- Vorsitzender Heinz Radu. Die Gemeinde wird das Problemgrundstück los, mit dem sie nichts anzufangen wußte. "Und die Biokompostierung muß uns dort allemal lieber sein, als wenn irgendwelche Hallodris da Reifen lagern", betont SPD-Fraktionschef Eginhard Heilmann.
Bleibt das Problem mit der Anlieferung. Ohne die Bahn sei es nicht zu lösen, sagen die Grünen. "Kein Schwerverkehr durch Grävenwiesbach", fordert auch die CDU. "Wir können unmöglich wünschen, daß Lastwagen durch bewohntes Gebiet fahren", stößt Sozialdemokrat Heilmann ins gleiche Horn. FWGler Radu erinnert an die Komposthallenpläne: Zwölf Meter hoch soll das Bauwerk werden, in dem die Lkw ihre Ladung auskippen. "Da kann man sich vorstellen, was das für Brummer sind." Für Radu ist es auch "egal, ob die Hallentore grün, gelb oder rot werden - Hauptsache, die Bevölkerung wird nicht durch die Anlieferung belästigt".
Pläne für eine neue Straße zum Saarwerke-Gelände, abseits vom Wohngebiet, gibt es bereits. Aber der Zubringer wäre erst der dritte Schritt. Zuvor müßte das Grundstück erschlossen werden - und dafür müßte der UVF erst mal darüber verfügen können. Aber an der Eigentumssituation hat sich nichts geändert: Sie ist völlig unklar. Der UVF möchte über eine Zwangsversteigerung in den Besitz des Areals kommen. Das ist zwar "die einzige Hürde", wie UVF-Sprecher Bernd Röttger sagt. Aber noch weiß niemand, wann die Versteigerung sein wird. Röttger: "Im Moment können wir nichts unternehmen." THOMAS STILLBAUER
Notdienste
Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.
Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.
Mühlheim. Ärztl. Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr.
Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztl. Notdienstzentrale, Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.
Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.
Babenhausen. Sa. u. So.: Dr. Backhaus, Babenh., Ludwigstr. 34, Tel. 0 60 73 / 22 00.
Dieburg. Über DRK, Tel. 0 60 71 / 27 55.
Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.
Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.
Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.
Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).
Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzent. Langen, Tel. 0 61 03 /5 21 11 und 1 92 92 (wenn Hausarzt nicht erreichbar). Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).
Offenbach. Sa. und So.: Ernst Panthen, Offenbach, Frankfurter Str. 56-62, Tel. 81 64 31; priv. 0 61 04 / 51 66.
Östlicher Kreis: Sa. und So.: Dr. Dubberstein, Rodgau-Dudenhofen, Nieuwpoorter Str. 20, Tel. Tel. 0 61 06 / 2 13 28, priv. 0 61 06 / 2 42 75.
Westlicher Kreis. Sa. und So.: Dr. Brozio, Sprendlingen, Frankfurter Str. 72, Tel. 0 61 03 / 6 85 88; priv. 069 / 6 66 77 08. Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr. Sa.: Tierarzt Kind, Frankfurt-70, Holbeinstr. 76, Tel. 63 66 88; So.: Tierärztin Meißen, Frankfurt-50, Thomas- Mann-Str. 6 b, Tel. 58 70 51 6.
Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Hartmann, Heusenstamm, Tel. 0 61 04 / 6 31 02.
Westkreis Offenbach. Den Notdienst (Klein- und Großtiere) erfahren Sie von Ihrem Hausarzt. Apotheken Offenbach. Sa.: City Apotheke zum Löwen, Frankfurter Str. 35, Tel. 81 36 85 u. Lauterborn-Apotheke, Hugo-Wolf-Str. 10/12, Tel. 84 29 99; So.: Paracelsus-Apotheke, Kaiserstr. 28, Tel. 88 89 87 u. Jahn- Apotheke, Bürgel, Langstr. 3, Tel. 86 14 16.
Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Bahnhof-Apotheke, Obertshausen, Bahnhofstr. 21, Tel. 4 15 03.
Mühlheim. Sa. u. So.: Markus-Apotheke, Schillerstr. 2, Tel. 7 18 26.
Dietzenbach. Sa.: Hirsch-Apotheke, Babenhäuser Str. 31, Tel. 2 34 10; So.: Paracelsus-Apoth., Rathenaustr. 35, Tel. 3 12 15.
Rodgau. Sa.: Stern-Apotheke, Jügesheim, Vordergasse 38, Tel. 92 61; So.: St. Peter-Apotheke, Weiskirchen, Waldstr. 8, Tel. 51 52.
Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Greifen-Apotheke, Hainstadt, Offenbacher Landstr. 52, Tel. 46 67 und Tannen- Apotheke, Zellhausen, Pfortenstr. 19, Tel. 2 51 00; So.: Palatium-Apotheke, Palatiumstr. 3, Tel. 37 68.
Babenhausen. Sa. und So.: Löwen-Apotheke, Babenhausen, Fahrstr. 59, Tel. 25 34.
Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: St. Georgs-Apotheke, Münster, Altheimer Str. 7, Tel. 3 11 86 und Sonnen-Apotheke, Groß-Zimmern, Wilhelm-Leuschner-Str. 31, Tel. 4 13 04; So.: Marien-Apotheke, Dieburg, Steinstr. 20, Tel. 2 23 48.
Neu-Isenburg. Sa.: Hugenotten-Apotheke, Frankf.Str. 132, Tel. 3 33 51; So.: Rathaus-Apoth., Frankf.Str. 49, Tel. 2 22 49.
Dreieich. Sa.: Hirsch-Apotheke, Sprendlingen, Frankfurter Str. 8, Tel. 6 73 46; So.: Stadttor-Apotheke, Dreieichenhain, Dreieichplatz 1, Tel. 8 13 25.
Langen / Egelsbach. Sa.: Egelsbach-Apotheke, Egelsbach, Ernst-Ludwig-Str. 48, Tel. 0 61 03 / 4 33 09; So.: Rosen-Apotheke, Langen, Bahnstr. 119, Tel. 0 61 03 / 2 30 61.
Medikamenten- und Pflegenotdienst, bis Mo. 5 Uhr: 01 30 / 82 10 10 (Ortstarif). Krankentransporte Stadt und Kreis Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73. - Rettungshubschrauber, Tel. 0 69 / 44 10 33. - Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 /2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11.
Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit unter Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Anneliese Stiegelmeier, Tel. 36 16, priv. 3 32 25.
Dreieich. Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchl. Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.
Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.
Langen. Zentrum Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 /2 20 21.
Neu-Isenburg. Über Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins, Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Sa. und So., Tel. 40 39. Elektro-Notdienst Stadt und Kreis Offenbach. Sa./So.: Elektro-Maier, Offenbach, Berliner Str. 235, Tel. 0 69 / 8 00 38 61.
(Ohne Gewähr)
Die linksintellektuelle Kölner Politszene rümpft derzeit indigniert die Nase. Wann immer die Rede auf die Mahnwache kommt, die seit Ende November vor drei im Kölner Hafengebiet ankernden Containerschiffen mit Asylbewerbern lagert, werden Augenbrauen hochgezogen und vielsagende Blicke getauscht. Jutta Graf vom etablierten Kölner Flüchtlingsrat nutzte gar das WDR-Fernsehmagazin "Aktuelle Stunde", um sich darüber zu beschweren, wie "autonom und eigenständig" diese Mahnwache doch ablaufe. Mit beleidigtem Unterton kritisierte sie, man suche von dort aus so gar keinen Kontakt zu anderen Initiativen und Betreuungsstellen. Der Moderator der Sen- Von Ingrid Müller-Münch (Köln) dung bezeichnete das Ganze daraufhin als "etwas dubios". Die Kölner Sozialdezernentin Ursula Christiansen grübelt derweil auf Anfrage darüber nach, daß es ja vornehmlich "Prollis" seien, die da mitmachten. Wobei sie entschuldigend hinzufügt: "Das ist ja kein Schaden, das finde ich ja okay." Aber selbstkritisch genug fragt sie sich dennoch: "Ist es das, was einen vielleicht befremdet?"
In dem Bundeswehrzelt auf dem Kölner Hafengebiet, direkt neben der Deutzer Rheinbrücke, kommt der seit zehn Wochen andauernde Alltag schleppend in Gang. Es ist noch früher Morgen. Der 38jährige Binnenschiffer Harry Stachowiak krabbelt verschlafen aus seinem Etagenbett, reibt sich die Augen, schnappt sich seinen Cockerspaniel und dreht erst mal 'ne Runde am Rheinufer. Stachowiak ist von Beruf Schiffsführer auf seinem eigenen 3000-Tonnen-Rheinschlepper.
Normalerweise pendelt er, vollgeladen mit Eisenerz, Kohle, Bauxit oder Chinakleie, zwischen der Schweiz und Rotterdam hin und her. Vor gut zwei Wochen mußte sein Schiff zur Reparatur in die Köln-Deutzer Werft. Und wie er so, zum Nichtstun verurteilt, mit seinem Hund am Rhein entlangspazierte, fiel ihm das Bundeswehrzelt mit dem Schild "Mahnwache" auf. Er guckte rein, erkundigte sich, was man da mache, und dachte sich: "Warum soll ich nicht auch helfen? Als ich vor 20 Jahren über Griechenland illegal aus dem Osten floh, da haben mir auch Leute geholfen."
Initiiert wurde diese Mahnwache kurz nach dem Attentat in Mölln von dem 39jährigen Werbekaufmann Hans Schlagloth aus Euskirchen. "Jetzt reicht es mir mit der dummen Herumrederei und dem Erschüttertsein", hatte der temperamentvolle Mann mit dem unentbehrlichen Goldarmband und dem glitzernden Ohrring gesagt und sich ans Telefon gesetzt. Unbelastet von irgendwelchen Berührungsängsten rief er als erstes bei der Bundeswehr an. Dort erklärte er - offenbar überzeugend -, er wolle in Köln die Asylbewerber beschützen, die auf Schiffen für einige Tage untergebracht werden, bevor sie von der Zentralen Anlaufstelle registriert und auf ihre zukünftigen Unterkünfte verteilt würden. Als man Hilfe zusagte, wandte er sich (inzwischen hoffnungsfroh) an Firmen: Seitdem beliefert Coca-Cola die Mahnwache regelmäßig und kostenlos, Karstadt und Kaufhof steuerten Nahrungsmittel für die Bewacher bei, jeden Morgen kommen frische Brötchen und Kuchen einer ortsansässigen Bäckerei, Telekom installierte ein Telefon, ein Wachdienst stellte Walkie- talkies zur Verfügung, der Kölner Milchhof spendet regelmäßig Kakao- und Milchpäckchen, eine Metzgerei brachte Wurst und Bauchspeck, Familie Millowitsch lieferte ein kaltes Buffet.
Während sich eine aus erprobten Friedensinitiativlern, heimatlos gewordenen Linken, prominenten Medienmachern und vornehmlich betroffenen Rechtsanwälten, Psychologen oder Lehrern zusammengesetzte Gruppe "Öffentlichkeit gegen Gewalt" abendelang über Vereinsgründung, Satzungsgebung, Vorstandszusammensetzung, Stadtteilgruppen, Beschützerteams, Telefonketten und derlei wichtige Aktivitäten die Köpfe heiß diskutierte, packten die Unorthodoxen von der Mahnwache die Sache praktisch an. Ohne groß in die Vereinsgründung mit all ihren Stricken und Fallen einzusteigen, bezog Initiator Schlagloth eines Tages das inzwischen aufgestellte Bundeswehrzelt und begann, mit den ersten Mitstreitern des Nachts Streife zu gehen.
Genau diese praktische Herangehensweise macht man der Gruppe am Rhein jetzt zum Vorwurf. Sie verstünden nichts von dem, was sie da täten, heißt es. Mischten sich in Dinge ein, die sie nichts angingen. Ja und überhaupt, wer sind sie denn, die da des Sonntags einfach so mit Asylbewerbern Fußball spielen, Kontakt mit ihnen aufnehmen, sie durch nächtliche Streifengänge beschützen, ohne jeglichen theoretisch-politischen Unterbau?
"Wir sind denen zu selbständig", versucht sich die zur Mahnwachenbesatzung gehörende Ingenieurstudentin Susanne Neukirchen die coole Ablehnung der Kölner Politszene zu erklären. "Man kann uns einfach nicht einordnen", grübelt man im Zelt über die Anfeindungen nach. "Wir tun einfach was. Bei uns is keiner inner Partei. Wir haben einfach gesagt, wir wollen den Leuten helfen. Aber dat es so schwer ist, dat is unvorstellbar." Man glaubt, die ganze Aufregung rühre daher, daß "wir im Endeffekt nichts anderes sind als ein Spiegel für die Leute, in dem sie ihre eigene Unfähigkeit erkennen."
Initiator Schlagloth, wegen seines allzu forschen Auftretens nicht überall gerne gesehen, hat sich inzwischen aus dem aktiven Mahnwachenalltag zurückgezogen. Der Bürokaufmann Dietmar Finke, von gänzlich anderem, viel ruhigerem Auftreten, hat während seines bis Anfang März andauernden Jahresurlaubs die Rolle des Mittlers und Organisators innerhalb des guten Dutzends ständig zur Verfügung stehender Helfer übernommen. Ihm reichten die nächtlichen Streifengänge nicht. Er suchte Kontakt zu den Asylschiffen an der Kaimauer, bot den dort Ankommenden Kaffee und Hilfe an, initiierte mit einer städtischen Beamtin und einem Schichtarbeiter den Kleidercontainer. Vor dem stehen nun tagtäglich die Asylbewerber, frierend in ihren dünnen Hemdchen, und decken sich mit den warmen Sachen ein, die Kölner Bürger inzwischen tütenweise im Zelt abliefern.
"Wir haben Kindern zwei Tage die Füße gewickelt, so froren die, und dann Strümpfe für dadrüber besorgt", sagt Susanne Neukirchen. "Die kommen immer und fragen, habt ihr keine Handtücher", wundert sich Finke. "Die haben wohl keine, warum, weiß ich auch nicht." Manchmal, da müssen sie auch schon mal Leute vom Schiff zu Ärzten oder ins Krankenhaus begleiten. Wie die Romamutter mit ihrem Baby, das die Flucht mit beidseitiger Mittelohrentzündung überstand und um das sich niemand kümmerte.
In ihrem sämtliche Kompetenzen ignorierenden Engagement hat sich die Mahnwache aber auch andernorts unbeliebt gemacht: Die Kölner Sozialdezernentin Christiansen stört es, "daß sie überall hingehen und sagen, die Häfen haben zugestimmt, die Stadt hat zugestimmt, wir dürfen hier unser Zelt, unsere Container aufstellen. Dabei stimmt das gar nicht." Auch die Schiffe, auf denen manchmal 400 und mehr Asylbewerber auf engstem Raum zusammengepfercht untergebracht sind, werden nicht aus den Augen gelassen. So hat es die Mahnwache öffentlich gemacht, als eine Flüchtlingsfrau aus Zaire in ihrer Kabine vergewaltigt wurde. Sie ruft, wenn es zu Schlägereien unter den aus über 20 Nationen kommenden Asylbewerbern kommt, die Polizei. Einmal haben die Leute von der Mahnwacheeinen in den Rhein gestürzten Mann gerettet, nachts, als die einzigen beiden Sozialarbeiter auf dem Schiff längst Feierabend hatten.
Die Palette derer, die inzwischen bei der Mahnwache mitwirken, reicht vom Bewährungshelfer zum arbeitlosen Maler, vom Boutiquebesitzer zum Diplomingenieur oder Traktorfahrer bis hin zur Bürokauffrau. Dabei kommen Finke, der Rheinschiffer Stachowiak, die Studentin Neukirchen und all die anderen im Zelt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Darüber, wer alles bei ihnen so anklopft. Die von der Bahnhofsmission geschickten drei Ungarn zum Beispiel, denen man Papiere, Geld und Fahrscheine gestohlen hatte und denen in der ganzen Stadt niemand sonst helfen wollte. Für sie hat Finke sich ans Telefon gehängt und die Bundesbahn überredet, ihnen ein Rückfahrticket zu schenken. Da wäre der Mosambikaner, der seit zwei Wochen auf einem Feldbett bei ihnen schläft. Jahrelang war er Gastarbeiter in der Ex-DDR, floh vor den dortigen Ausschreitungen. Finke besorgte ihm einen Job. Jetzt fehlt noch die Wohnung. "Das schaffen wir auch noch", ist man sich im Zelt sicher.
Ein einziges Mal mußte die Streife nachts eingreifen, als vor einigen Wochen zwei Skinheads ein Pärchen aus dem ehemaligen Jugoslawien überfielen. "In so einer Situation ist unsere Chance, letzten Endes zu bluffen", erzählt man sich im Zelt. Als Hilfssheriffs (auch das wird ihnen vorgeworfen) will man sich nämlich nicht gebärden. Bewaffnet ist keiner. Nur über ihre Walkie-talkies können sie die Polizei herbeirufen. Immerhin haben die Glatzen damals von ihren Opfern abgelassen. Doch da war das Pärchen schon krankenhausreif geschlagen.
FDP fordert Rücktritt von Streibl und Stoiber
SCHÖNECK. "Jedem aufmerksamen Leser" werde nach Lektüre des FR-Artikels über die Frauenkommissionen Schöneck und Nidderau vom Samstag "klar, wie das Politikverständnis der Grünen im Gegensatz zur SPD ist". Das meint die Schönecker Gemeindevertreterin Gerlinde Schwarz, die zugleich der örtlichen Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) vorsitzt. Die Partei der Grünen sei mit großen Sprüchen immer an vorderster Front, "wenn aber etwas geleistet werden soll, will diese Partei es in ihrem Sinne diktatorisch durchsetzen. Schwarz zufolge haben die AsF-Frauen in einer "längeren innerparteilichen Diskussion Überzeugungsarbeit bei denen geleistet, die die Stelle einer Frauenbeauftragten in unserer Kommune ablehnten". Der Gemeindevorstand, in dem alle Parteien vertreten sind, sei bestrebt gewesen, "aus allen Altersstufen , Bevölkerungskreisen, verschiedenen Parteien jemanden in der Kommission zu haben". Und: "Für uns SPD-Frauen eine demokratische Selbstverständlichkeit, natürlich auch Männer!" Die AsF-Vorsitzende weiter: "Denn wir haben im Gegensatz zu anderen aus dem patriarchischen Verhalten der Männer über Jahrhunderte gelernt und wollen niemanden im menschlichen Miteinander ausgrenzen".Ul
Kaum einer seiner Manager-Kollegen hierzulande wirkt so intellektuell, so belesen und nachdenklich wie er. Und die Beispiele dafür, daß der Schein nicht trügt, sind Legion. Wenn Edzard Reuter über unternehmerisches Selbstverständnis raisoniert und dazu aufruft, "unsere Verantwortung für die Umwelt eben nicht (als) eine von Politikern auferlegte Fessel" zu begreifen und in der "Verantwortung für die Arbeitsplätze eben nicht eine durch die Gewerkschaften aufgezwungene Belastung" zu sehen; wenn er den Philosophen Karl Popper und dessen Idee von der offenen Gesellschaft als Maxime für ein Leben in "Freiheit und Würde" zitiert; oder wenn er über das "Verhältnis zwischen Deutschland und Amerika" spricht - stets gewinnt der Zuhörer den Eindruck, der Daimler-Chef habe jedes einzelne Problem selbst intensiv studiert und sich über eine Lösung den Kopf zerbrochen. Seine Schlagfertigkeit und brillante Rhetorik machen Diskussionen mit und Vorträge von ihm zu einem Genuß, lassen sogar vergessen, daß sich dahinter oftmals ein die Grenzen der Arroganz überschreitendes Selbstbewußtsein verbirgt, das wiederum ständig dabei ist, ein Ventil in Ironie und bissigen Bemerkungen zu suchen.
Als jeden Veranstalter schmückender Gastredner tritt Reuter in jüngster Zeit jedoch seltener auf. Er, der Sohn des "legendären", wie Dutzende einfältiger Chronisten nie zu schreiben versäumen, Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter, und - zweites stereotyp gebrauchtes Attribut - einer der wenigen Topmanager mit SPD- Parteibuch, muß sich neuerdings mehr als ihm lieb ist um die Geschikke des größten deutschen Unternehmens mit seinen 380 000 Beschäftigten kümmern. Dieses Gebilde umzugestalten vom reinen Autohersteller zu einem "integrierten Technologiekonzern" mit der Einverleibung der Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsfirma MBB als die politisch am heftigsten umstrittene Wegmarke dorthin, hatte Reuter bereits als Daimler-Vize mit dem Dornier-Erwerb begonnen. Vom ermordeten Deutsch-Bankier Alfred Herrhausen im Sommer 1987 an die Spitze gehievt, verfolgte der gebürtige Berliner dieses Ziel unbeirrt weiter - und hat es bis heute nicht erreicht.
Management-Fehler bei Mercedes, der finanzstärksten Tochter, und die gedrosselte Auto-Konjunktur ließen 1992 den Gewinn in einem für unvorstellbar gehaltenen Ausmaß schrumpfen. Somit muß sich erstmals in der Nachkriegsgeschichte auch Daimler nach der Decke strecken.
Reuter wird heute 65 Jahre alt. Für sein berufliches Lebenswerk hat er noch bis Ende 1995 Zeit. jk
Warum sollen sich die Wähler für Ihre Partei oder für Ihre Wähler- gemeinschaft entscheiden?
CDU Seit vier Jahren steht die Politik in Dreieich beinahe still. Keines der drängenden Probleme wie die Wohnungsnot oder das Verkehrschaos wurde auch nur ansatzweise gelöst. Die CDU setzt dem grün-roten Stillstand eine bürgernahe, in die Zukunft gerichtete Politik entgegen.
SPD Weil wir keine Prestigeobjekte, sondern konkrete Verbesserungen für alle Bürger schaffen: Wir haben in vier Jahren doppelt soviel Geld für den sozialen Wohnungsbau wie die CDU in zwölf Jahren zuvor bereitgestellt, zwei neue Kitas auf den Weg gebracht und den städtischen Haushalt saniert.
Grüne Die Grüne / BI-Liste ist die Wählergemeinschaft, die konsequent den Schutz unserer aller Lebensgrundlagen über kurzfristige Lösungen und Wahltaktiken stellt. Denn nur auf der Grundlage einer gesunden Umwelt können sich Fortschritt und WohlFDP Die FDP tritt für eine sparsame Ausgabenpolitik ein, die die Finanzierung der lebensnotwendigen Aufgaben sichert. Hierzu zählen ein Nahverkehrskonzept sowie die große Südumgehung Buchschlag / Sprendlingen mit Auffahrt zur A 661 im Dreieichenhainer
FWG Die FWG will wieder eine nur an den Bürgerinnen und Bürgern orientierte Kommunalpolitik, frei von Parteifilz und ideologischer Arroganz herbeiführen. Sie wird alle Beschlüsse im Stadtparlament unterstützen, die im Interesse unserer Stadt und ihrer Bewohner sind.
Rosbacher schätzen den Wert eigener Brunnen
ROSBACH. Die Stadt Rosbach gehört zu den wenigen Kommunen in der Region, die das Trinkwasser für ihre Bürgerschaft ausschließlich aus eigenem Boden fördern, also unabhängig von einem zentralen Versorgungssystem sind. Damit das möglichst lange so bleibt, hat der Magistrat schon eine Initiative zum Einbau von Grundwasser-Meßpegeln gestartet. Als weiteren Schritt kündigt Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) nun für die erste Juliwoche eine "Wassersparwoche" in Rosbach an. Die wird zusammen mit dem Naturschutzzentrum Hessen in Wetzlar und dem Rosbacher Brunnen als wichtigstem Sponsor organisiert. Dazu sind viele Informations-, Aktions- und Fortbildungsangebote geplant. Angesprochen sind alle Bürger, gezielt wendet sich die Aktion außerdem an Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und den Sanitärfachhandel. de
WETTERAUKREIS. Die Untere Denkmalschutzbehörde des Wetteraukreises muß ein neues Team bilden. Gustav Jung, der während seiner vierzehnjährigen Tätigkeit als Sachbearbeiter in der Öffentlichkeit häufig mit der Behörde gleichgesetzt wurde, verläßt nach Informationen der Frankfurter Rundschau das Landratsamt. Jung, der nach dem Weggang einer Kollegin im Dezember vorigen Jahres vorübergehend als alleinige Fachkraft in der Behörde tätig sein muß, begründete seine Entscheidung am Montag mit dem Hinweis auf seine enorme Arbeitsbelastung. Zugleich gab Jung an, daß wenige Monate vor seinem 50. Geburtstag der richtige Zeitpunkt gekommen sei, um noch einmal "einen Schnitt" in seinem Leben zu machen. Der Denkmalschützer will künftig als freischaffender Architekt in der Wetterau tätig sein. Die zuständige Dezernentin, Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Die Grünen) bedauert die Kündigung Jungs, der Ende Juni das Landratsamt verlassen wird. Es werde "sehr schwer fallen", Jung zu ersetzen. Sein Sachverstand und seine Ortskenntnis seien ausgezeichnet. Frau Gertz bestätigte, daß Jung "enorm belastet" ist, zumal er als Denkmalschützer an "exponierter" Stelle wirke. An mehr Personal in der Denkmalschutzbehörde sei trotz der schwierigen Aufgaben allerdings nicht zu denken. Eine bessere Personalsituation sei "an vielen Stellen wünschenswert", aus finanziellen Gründen derzeit jedoch nicht zu erzielen. Die Stelle für Jungs im Dezember ausgeschiedene Kollegin sei bereits ausgeschrieben, die Bewerbungsfrist laufe in Kürze ab. Für Jung selbst will sie die Nachfolge möglichst noch vor dem Ende seiner Dienstzeit sichern: "Ich will versuchen, die Kontinuität zu gewährleisten."
Jung fühlt sich nach 14 Amtsjahren ausgepumpt, zumal der zweite Fachposten in der Behörde nach dem Weggang einer Kollegin im Jahr 1990 jetzt bereits zum dritten Mal ausgeschrieben werden mußte: "Ich war immer wieder alleine hier." In der Folge sei eine Menge Arbeit notgedrungen unerledigt geblieben: "Man sitzt auf Bauanträgen drauf."
"Zu schaffen gemacht" hat Jung, daß sein Name "häufig in öffentlichen Darstellungen" auftauchte und er "persönlich" angegriffen wurde, obwohl er lediglich als Vertreter einer Behörde tätig gewesen sei. Land und Bund erschweren nach den Worten des scheidenden Denkmalschützers, der 1979 aus dem Wormser Rathaus in die Wetterau gekommen war, zusätzlich die immer konfliktträchtigere Arbeit vor Ort, weil sie nicht mit gutem Beispiel vorangingen. So sei die Friedberger Burg nach dem Brand immer noch nicht wieder aufgebaut und dem Verfall des "Langen Beamtenbaues" in Rockenberg über Jahre tatenlos zugesehen worden: "Das zieht uns wirklich den Boden unter den Füßen weg." sal
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Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Beef Dance Special - 24 Stunden, Sa., 22 Uhr, das Rind.
Puppentheater: Der Kartoffelkönig, So., 15 Uhr, Stadttheater.
Groß-Gerau. Welkebach-Group, Sa., 20.11 Uhr, Jahn-Turnhalle.
Riedstadt. Mainstream-Rock: Catch22, Sa., 21 Uhr, im Sounds, Goddelau.
Nauheim. Master Music & Wild Boys, So., 20 Uhr, Jahnhalle. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Sebastian Superbär (Sa., So., 14.30 Uhr); Bodyguard (Sa., So., 17, 20 Uhr; Sa., 22.30 Uhr).
Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Bodyguard (Sa., 15, 19.30 Uhr; So., 15, 17, 20 Uhr); Doppelprogramm: Bodyguard + Eine Frage der Ehre (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Eine Frage der Ehre (Sa., 15.15, 20.30 Uhr; So., 14.30, 16.30, 20.30 Uhr).
Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Bodyguard (Sa., So., 15, 17.30, 20; Sa., 22.45 Uhr); Die Schöne und das Biest (So., 11, 13.30 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., 15 Uhr; So., 11, 13.10, 15 Uhr); Dracula (Sa., So., 17, 20 Uhr; Sa., 22.45 Uhr). - Cinema: Das doppelte Lottchen (Sa., 15; So., 13.10, 15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So., 17.30, 20; Sa., 22.45 Uhr); Matinee: Salz auf unserer Haut (So., 11 Uhr).
Nauheim. Ried-Casino: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 17.30 Uhr); Bodyguard (Sa., So., 19.30 Uhr); Langfassung: Betty Blue (OmU, Sa., So., 21.45 Uhr); Sebastian Superbär (So., 15 Uhr). Verschiedenes Mörfelden-Walldorf. Peter Härtling: Unsere Friedlosigkeit, So., 15 Uhr, Hüttenkirche. Naturfreunde: Kreppelkaffee der Senioren, Sa., 15 Uhr, Naturfreundehaus.
SKV-Mörfelden: Faschingslauf, So., 9 Uhr, ab Waldstadion.
Rüsselsheim. Diskussion mit den Vertreter der Listen fNEP, Rüssel und Blaise Pascal, So., 18 Uhr, Juzi, Hessenring 76.
Beratungen Mörfelden-Walldorf. Beratungsstelle Kamin-Club, Schillerstr. 16, Tel. 7 67 60.
Rhein-Main-Flughafen. Fluglärmbeschwerdestelle, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.
Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.
Riedstadt. Sa., 8 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale für den Südkreis Groß- Gerau in den Räumen des Philippshospitals, Tel. 0 61 58 / 183-330. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10-12 u. 16-18 Uhr, So., 10-12 Uhr, Rufbereitschaft, Sa., 8, bis So., 24 Uhr:
Nördlicher Bereich: Dr. Götz, Büttelborn-Worfelden, Neustr. 49, Tel. 0 61 52 / 77 40; priv. 061 52 / 31 82.
Südlicher Bereich: Dr. Heinz, Kelsterbach, Martin-Luther-Str. 9, Tel. 0 61 07 / 24 64; priv. 0 61 07 / 38 92.
Südliches Ried. Sprechzeiten 10-12 und 16-18 Uhr. Sa. und So.: Dr. Rudolph, Pfungstadt, Lindenstr. 84, Tel. 0 61 57 / 66 11, priv. 0 62 57 / 53 35. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.
Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Schubert-Apotheke, Mörfelden, Schubertstr. 26, Tel. 0 61 05 / 2 22 20.
Medikamenten- und Pflegenotdienst: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif).
Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Frauenhäuser Groß-Gerau. 0 61 52 / 3 99 77.
Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.
(Ohne Gewähr)
Tips und Termine
Theater / Literatur / Musik Offenbach. Kammermusikabend, Sa., 19.30 Uhr, Lauterborngemeinde, Richard- Wagner-Straße.
Melodic-Rock: Syder, Deep Throat und Nice'n'Rough, Sa., 20 Uhr, F 63, Frankfurter Straße 63.
Dietzenbach. Musik- und Diskussionsveranstaltung: Mit aller Gewalt, Sa., 18 Uhr; Rock-Fasching-Party, So., 19 Uhr, Bürgerhaus.
Dreieich. Country pur mit Drifters Caravan und Texas Radio, So., 10 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.
Neu-Isenburg. Vorspiel der Schüler der Gitarrenschule, Sa., 16 Uhr, Evangelische Marktplatzgemeinde, Marktplatz 8.
Konzert: X-IT mit Songs von internationalen Musikbands wie Genesis, Dire Straits oder Joe Cocker, Sa., 20 Uhr, Treffpunkt, Bahnhofstraße 50.
Kabarett: Spott-Licht-Theater bietet an Pichelsteiner Eintopf, Sa., 20 Uhr, Haus zum Löwen.
Konzert: Space Hobos aus Berlin, Sa., 21 Uhr, im Club Voltaire an der Friedrichstraße. Langen. Jazz: Papa's Finest Boogie- Band, Sa., 20.30 Uhr, Alte Ölmühle, Fahrgasse 5. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Dracula (Sa., So., 14.45, 17.30, 20.15; Sa., 22.45 Uhr). - Palast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15, 17.30 Uhr); Stalingrad (Sa., So., 20 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., 22.45 Uhr). - Lux: Sister Act (Sa., So., 15.15, 17.45, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Bodyguard (Sa., So., 14.45, 17.30, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Broadway: Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So., 15.15, 17.45, 20.15; Sa., 22.45 Uhr).
Dreieich-Sprendlingen. Rex: Dracula (Sa., So., 16, 18.30, 20.30 Uhr). - Viktoria: Eine Frage der Ehre (Sa., 20.30; So., 17.30, 20.30 Uhr); Doppelprogramm: Eine Frage der Ehre + Dracula (Sa., 23 Uhr).
Langen. Hollywood: Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So., 15, 17.30, 20.15; Sa., 23 Uhr). - Fantasia: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15, 17.30 Uhr); Stalingrad (Sa., So., 20; Sa., 23 Uhr). - Neues UT-Kino: Dracula (Sa., So., 20; Sa., 23 Uhr).
Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15.45 Uhr); Der letzte Mohikaner (Sa., So., 17.30, 20.15 Uhr). - Zeitlos: Der letzte Mohikaner (Sa., So., 15.15 Uhr); Bodyguard (Sa., So., 17.15; 19.45 Uhr); The Crying Game (Sa., So., 22 Uhr).
Neu-Isenburg. Kommunales Kino im Musikraum der Hugenottenhalle zeigt den Mäuse-Zeichentrickfilm: Bernard und Bianca (Sa., 16 Uhr).
Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 14.30 Uhr); Stalingrad (Sa., So., 17, 20.15 Uhr).
Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Bodyguard (Sa., 20.30; So., 17, 20.30 Uhr); Die Schöne und das Biest (Sa., So., 14.30 Uhr).
Seligenstadt. Turmpalast: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., 14, 16.15 Uhr; So., 14 Uhr); Bodyguard (Sa., 20.15; So., 16, 20.15 Uhr). - Turmstudio: Die Schöne und das Biest (Sa., 14, 16 Uhr; So., 14 Uhr); Stalingrad (Sa., 20; So., 16, 20 Uhr). Vorträge / Kurse Dreieich. Diavortrag: Von den Faroer Inseln über Island nach Spitzbergen, Sa., 14.30 Uhr, Haus Falltorweg, Falltorweg in Buchschlag.
Neu-Isenburg. Kurzfilm-Tage der Evangelischen Jugend der Johannesgemeinde, Sa., ab 15 Uhr; So., ab 16 Uhr, Friedrichstraße 94.
Otzberg. Lesestunde um die hessische Fastnacht, Sa., 17 Uhr, Pension Erika in Hering. Vereine / Organisationen Langen. Odenwaldklub: Treffen zu Umland-Wanderung, So., 13.30 Uhr, am neuen Rathaus.
Neu-Isenburg. Briefmarkensammlerverein: Rhein-Main-Großtauschtag, So., 9 bis 16 Uhr, Altes Feuerwehrhaus, Offenbacher Straße 35.
TUS-Zeppelinheim: Februar-Wanderung, Treffen So., 9.30 Uhr, am Sportplatz Zeppelinheim. Verschiedenes Dietzenbach. Seniorencafé, So., 15 Uhr, Seniorenzentrum Steinberg. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. "Verein zur Verbesserung der Lebenssituation homosexueller Frauen und Männer", Frankfurter Str. 48: Homosexuellen-Selbsthilfe, Sa., 15 Uhr.
Mühlheim. Alleinerziehenden Treff für Frauen, Sa., 15 Uhr, Frau-Mutter-Kind- Haus, Lessingstr. 25. Frauenhaus-Initiativen Ostkreis Offenbach: Tel. 0 61 06 / 1 33 60.
Westkreis Offenbach: Tel. 0 61 03/5 18 84.
Kreis DA-Dieburg: Tel. 0 60 71 / 3 30 33.
BAD HOMBURG. Die Stadt Bad Homburg zahlt unter Umständen Zuschüsse zu Um- und Neubauten, wenn die Projekte dazu beitragen, daß die Bewohner Trinkwasser sparen. Wer einen solchen Zuschuß in Anspruch nehmen wuill, muß bis spätestens Freitag, 19. Februar, beim Magistrat, Amt für Natur- und Umweltschutz, seine Unterlagen einreichen.
Mit 60 Prozent fördert bereits das Land Hessen in der Regel den Bau von Regenwasserzisternen und anderen Baumaßnahmen zur Brauchwassernutzung. Näheres erfährt man unter Tel. 100-384. bo
FRIEDRICHSDORF. Der toom- Baumarkt im Gewerbegebiet Max- Planck-Straße taugte am Montag morgen weniger zum Einkaufen denn zur Kneipp-Kur: Rund fünf Zentimeter hoch stand in der 2500 Quadratmeter großen Halle das Wasser. Die Trockenlegung erforderte einen mehrstündigen Einsatz der Feuerwehren aus Friedrichsdorf und Bad Homburg. Ursache des Vorfalls: In der Nacht riß an einem Hydranten ein Ventil ab.
Wolfgang Haag entdeckte die Bescherung: Als der stellvertretende Marktleiter den erst vor einigen Monaten eröffneten Baumarkt um 7.30 Uhr betrat, bekam er nasse Füße. Haag alarmierte die Freiwillige Feuerwehr Burgholzhausen, die gebietlich zuständig ist. Doch Wehrführer Helmut Dietz sah sofort, daß dieser Einsatz die technischen und personellen Möglichkeiten seiner Leute überstieg, und löste Alarm für alle Friedrichsdorfer Wehren aus. Hinzugezogen wurde noch ein Fahrzeug der Bad Homburger Wehr.
Insgesamt waren 60 Feuerwehrleute für mehrere Stunden am Werk. Mit zwölf sogenannten Wasser-Staubsaugern, dazu Gummischiebern und Besen bekämpften sie die Fluten. Das sich an den Baumarkt anschließende Gartencenter mit weiteren 1600 Quadratmetern blieb von der Überschwemmung verschont, weil es einige Zentimeter höher liegt.
Als Ursache für den ungebremsten Wasserfluß machten Fachleute den Hydranten aus, der am Eingang zum Baumarkt in einem Kasten an der Wand installiert ist, um etwa im Brandfall der Feuerwehr die Wasserversorgung zu erleichtern. An diesem Hydranten riß in der Nacht ein Ventil ab. Einiges spricht dafür, daß dies gegen 3.30 Uhr passierte, denn zu dieser Zeit stellte der Friedrichsdorfer Wassermeister einen erheblichen Druckabfall im städtischen Netz fest. Sabotage schließt Wolfgang Haag aus.
Gegen 11.30 Uhr waren die Wehrleute mit dem Entfernen des Wassers fertig. Rund 30 Mitarbeiter des Marktes waren mit Räumen und Putzen beschäftigt. Wie hoch der Schaden ist, läßt sich voraussichtlich erst in den nächsten Tagen sagen. Erste Schätzungen des stellvertretenden Marktleiters gingen von rund 50 000 Mark aus. tom
Welche Perspektive haben Sie den vom Verkehr geplagten Offenthalern zu bieten?
CDU Den Verkehrsstillstand lösen wir durch ein Gesamtkonzept "Partnerschaft im Verkehr". Dazu gehören der bedarfsorientierte Bus- und Schienenverkehr, die Entwicklung von kontrollierten, sinnvollen Verkehrsberuhigungen sowie wieder das Vorantreiben der für die Menschen in unserer Stadt so notwendigen Umgehungsstraßen.
SPD Wer weiterhin am Odenwaldzubringer festhält, sorgt dafür daß gar nichts geschieht. Wir wollen für Offenthal und Götzenhain Ortsumfahrungen, weil diese aussichtsreicher sind und dadurch schneller verwirklicht werden könnten: für Offenthal eine Südumfahrung, für Götzenhain eine Nordost-Umfahrung.Grüne Die am wenigsten schwierige Lösung besteht darin, daß von einer starken Mehrheit eine Südumgehung für Offenthal und eine im Nordosten für Götzenhain durchgesetzt wird. Eine wirkliche Lösung gibt es erst, wenn Bus und Bahn viel besser ausgebaut werden.
FDP Die FDP befürwortet den schnellstmöglichen Bau einer Südumgehung Offenthal. Im öffentlichen Personennahverkehr treten wir für einen Erhalt der Dreieichbahn als Zubringer zum S-Bahn-Netz Rhein-Main ein.
FWG Nur die B 46 neu (Odenwaldzubringer) ist die geeignete Umgehungsstraße für Offenthal und Götzenhain, da sie am effizientesten bei Entlastung, Leistung und Lärmminderung sowie am ehesten zu bauen ist. Bei jeder anderen Lösung gibt es eine Zeitverzögerung von acht bis zehn Jahren.
Was wollen Sie für eine bessere Beteiligung von Frauen am kommunalpolitischen Ge- schehen tun?
CDU Wir haben 40 bis 50 Prozent Frauen in allen wichtigen Gremien von Partei und Fraktion. Dazu brauchen wir keine Quotenregelung wie andere Parteien. Bei uns entscheidet die Qualifikation ohne Unterschied zwischen Frau und Mann.
SPD Die SPD hat bereits einiges getan: zum Beispiel die Schaffung einer hauptamtlichen Frauenbeauftragten in der Stadtverwaltung. Sie und mit ihr Frauenorganisationen werden aber nur erfolgreich sein, wenn die Frauen selbst bereit sind, für ihre Rechte und Teilhabe an kommunalpolitischen Entscheidungen einzutreten. In der SPD stehen Frauen an entscheidender Stelle.
Grüne Wir fördern Kinderbetreuungsplätze, Ganztagsschulen, Hilfe für Pflegebedürftige und sinnvolle Arbeitszeitmodelle. Ein Seminar für Frauen soll "Handwerkszeug" wie Pressearbeit und Rethorik vermitteln und Mut machen. Bei uns Grübis ist jeder zweite Listenplatz für Frauen reserviert.
FDP Die FDP tritt für häufigere, aber kürzere Parlamentssitzungen ein, um auch berufstätigen Alleinerziehenden und Frauen die Übernahme eines Mandats zu erleichtern. In der Parteiarbeit sind Frauen seit jeher gleichberechtigt, eine Frauenquote halten wir daher für nicht erforderlich.
FWG Die FWG plant: Einrichtung eines regelmäßigen Frauen- Stammtisches mit den FWG-Kandidatinnen; Zusammenarbeit mit der Frauenbeauftragte; Einführung einer Bürgerinnen- und Bürgerfragestunde vor jeder Ausschuß- und Stadtverordnetensitzung.
Was kann die Politik tun, damit sich die Dreieicher vor Kriminiellen besser geschützt fühlen?
CDU Die Stadt muß die Polizei bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen. Die CDU wird die unter Bürgermeister Abeln eingeleiteten Maßnahmen erweitern: zum Beispiel sicheres Bauen, Jugendhilfe und Drogenberatung, Veranstaltungen zur Vorbeugung.
SPD Der Schutz vor Kriminalität kann durch Aufklärung und mehr Polizei sicherlich verbessert werden. Hessen hat seit der Regierung Eichel eine bundesweite Spitzenstellung in der inneren Sicherheit erreicht. Doch noch so viel Aufwand bei der Polizei wird die Ursache der Kriminalität nicht beseitigen. Wir müssen zum Beispiel in der Drogenpolitik neue Wege gehen.
Grüne Wer sich durch Umweltkriminalität, Rüstungsexport und bestechliche Politiker bedroht fühlt, sollte bei jeder Gelegenheit Grün wählen. Gegen das organisierte Verbrechen hilft jedoch nur eine effiziente Polizei. Rot- Grün in Wiesbaden hat 300 neue Stellen geschaffen.
FDP "Die Politik" muß im Landtag geleistet werden, um die Präsenz der Polizei vor Ort (unter anderem mehr Fußstreifen) zu erhöhen. Die Landesregierung muß Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte personell besser ausstatten.FWG Im kommunalen Bereich: mehr Notrufsäulen, Sofortmaßnahmen gegen das Überschwappen der Drogenkriminalität nach Dreieich; Einsatz der gegen Verkehrssünder tätigen städtischen Bediensteten auch für Streifendienste, verstärkte Zusammenarbeit zwischen Stadt und Polizei.
HOFHEIM. "Envie de Vivre" ist der Titel des Chansonabends mit Barbara Kramer heute, Dienstag, von 20 Uhr an im Kleinen Kulturzentrum (Hauptstraße): Lieder über Gefühle, Sehnsüchte, Träume, Konflikte, Erlebnisse, kurz, das Leben selber, sind in Deutsch und Französisch zu hören. Barbara Kramer hat in Frankfurt und Paris Gesang studiert. Sie arbeitet als Schauspielerin an den Theatern Frankfurt, Hannover, Hamburg, Braunschweig und Paris. Am Klavier wird sie von Professor Bernhard Glassner begleitet. md
Am 7. März entscheiden die Dreieicher nicht nur über die Mehrheiten im Parlament, sondern auch über Visionen vom künftigen Gesicht der Stadt. Als die rot-grüne Koalition vor vier Jahren das Ruder übernahm, änderte sie den Kurs, den die Christdemokraten mit ihrer absoluten Mehrheit zwölf Jahre lang gefahren war. Mittlerweile haben Sozialdemokraten und Grüne aus ihrer Sicht erste Pflöcke für einen neuen Weg eingeschlagen. Die Opposition aus CDU und FDP klagt dagegen über Stagnation oder gar Rückschritte.
Bei der Kommunalwahl vor vier Jahren entschieden sich 43,2 Prozent der Wähler/innen für die CDU; 37,8 Prozent für die SPD; 12,8 Prozent für die Grüne und Bürgerinitiativen-Liste (Grüne / BI) und 6,1 Prozent für die FDP. Damit hatte die CDU ihre absolute Mehrheit verloren, mit der sie zwölf Jahre lang regieren konnte.
Die 17 Sitze der SPD und die sechs Sitze der Grüne / BI reichten zu einer neuen rot-grünen Mehrheit. Über einen Sitz weniger verfügt die Opposition: Die CDU ist mit 19 Stadtverordneten im Parlament vertreten, die FPD-Fraktion besteht aus drei Personen.
Außer diesen vier Parteien tritt am 7. März eine Freie Wähler-Gemeinschaft zur Wahl an. Sie war jahrelang in der Versenkung verschwunden. Bis zur Gebietsreform gab es die FWG in Offenthal, Dreieichenhain und Buchschlag.
CDU, SPD und FDP haben ihre Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 6. Juni an die Spitze ihre Listen fürs Stadtparlament gesetzt: Bernd Abeln ist das Zugpferd der Christdemokraten, Werner Müller Spitzenkandidat der Sozialdemokraten, und Werner Nickel führt die Liste der Liberalen an.
Die Grübis haben Ruth Wasinger auf Platz 1 gesetzt. Sie war zuletzt Ortsbeirätin in Sprendlingen. Die Freie Wähler- Gemeinschaft geht mit ihrem Vorsitzenden Anton Schwarzer ins Rennen.
Am 7. März werden auch die Ortsbeiräte neu gewählt. Eine Besonderheit ist bei dieser Wahl, daß die SPD in Götzenhain wegen formaler Mängel ihres Wahlvorschlags nicht antreten kann. dac
ROSBACH. Die Stadt Rosbach tritt nach einem Beschluß des Magistrates rückwirkend zum 1. August der Vereinbarung des Kreises mit dem "Dualen System Deutschland" (DSD) bei. Damit kann die Stadt drei Mark pro Einwohner und Jahr vom Kreis erhalten. Wie Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) im Stadtparlament berichtete, ist damit zu rechnen, daß in allen Kommunen des Wetteraukreises das Containernetz für Wertstoffe verdichtet wird. Da in Rosbach schon an vielen Stellen solche Wertstoffcontainer stehen, dürfte es da keine allzu großen Veränderungen geben, meint der Bürgermeister. Neu hinzu kommt allenfalls die Differenzierung der Glasbehälter nach weißem und buntem Glas. de
OBER-MÖRLEN. Leise surrend drehten Modellflugzeuge ihre Runden über den Flugplatz des Aero- Clubs Bad Nauheim. Der Club hatte am Wochenende zum zwölften Wintertreff der Elektro-Modellflieger eingeladen, der größen Veranstaltung dieser Art in Europa.
100 Anhänger des leisen Luftsports aus der Bundesrepublik und Österreich waren gekommen, um in verschiedenen Wettbewerben zu messen, wer von ihnen sein Modell am besten durch die Lüfte dirigieren kann.
Die Modellflieger des Aero-Clubs Bad Nauheim - rund 50 der 250 Clubmitglieder haben sich diesem Hobby verschrieben - gehören zu den Pionieren des Elektro-Modellflugs. Diese umweltfreundliche Variante setze sich immer mehr durch, sagt Werner Deiß vom Aero-Club Bad Nauheim. Inzwischen sei die Hälfte der Modelle, die in den Katalogen der Hersteller angeboten werden, mit batteriebetriebenen Motoren ausgerüstet. Die Elektroflieger sind wesentlich leiser als die Modelle mit Verbrennungsmotoren.
Deiß pathetisch: "Sanft und leise ziehen die batteriegetriebenen Elektroflieger ihre Bahnen, und selbst ein energieraubender Steigflug entlockt den Modell- Aeroplanes nur ein kaum hörbares Schnurren ihrer schnell rotierenden Propeller, deren Antrieb die Maschinen bis auf respektable Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 170 Kilometern pro Stunde bringen kann."
Wintertreff-Organisator Karl Binder besitzt laut Deiß ein Modell mit der stattlichen Spannweite von vier Metern. Es wird mit vier Elektromotoren mit einer Leistungskraft von jeweils 500 Watt angetrieben, die ihre Energie aus 40 kleinen Nickel-Cadmium-Zellen beziehen. Einziger Nachteil der Elektro-Modelle gegenüber den benzingetriebenen ist die Flugdauer. Sie ist mit etwa zehn Minuten nur halb so lang wie mit Verbrennungsmotor.
Am Samstag maßen die schnellen Sprinter der Pylon speed 400-Klasse ihre Kräfte. Die kleinen, wendigen Maschinen mit ihrer Spannweite von etwa 80 Zentimetern mußten einen Dreieckskurs von 300 Meter Länge in vier Minuten bewältigen. Nach fünf Durchgängen hatte sich unter den 24 Teilnehmern dieses Wettbewerbs Werner Dettweiler aus Kirchheim- Teck den ersten Platz erkämpft.
Zum zweiten Mal erst stand ein Elektro-Hubschrauber-Wettbewerb auf dem Wintertreff-Programm. Neun Teilnehmer traten gegeneinander an. Aus elf hubschraubertypischen Flugfiguren - wie Schwebeflug vorwärts und rückwärts, Pirouette oder Turn - konnten sie fünf auswählen und in einem Quadrat mit einer Seitenlänge von zehn Metern fliegen. Ralf Buxnowitz siegte in dieser Kategorie.
Höhepunkt war dann am Sonntag der Motorsegler-Dauerflug, zu dem 95 Modellpiloten antraten. Gewicht, Modellgröße und Zellenzahl sind in dieser Klasse frei wählbar. Innerhalb von 30 Minuten Flugzeit mußten zwei tiefe Vorbeiflüge demonstriert und schließlich mußte gezielt auf einem markierten Feld gelandet werden. Heinz Rüdiger konnte all das am besten. ieb
JOACHIM HAUPT, Kirchenrat und Dekan a. D. des evangelischen Kirchenkreises Gelnhausen, ist nach 31 Jahren als Berater von Kriegsdienstverweigerern (KDV) in der Landeskirche von Kurhessen-Waldeck in Kassel im Rahmen einer Feier verabschiedet worden. Haupt übernahm vor rund 25 Jahren den Vorsitz der landeskirchlichen Beratungsstelle und amtiert seit acht Jahren als Vorsitzender des Kuratoriums, wie der Evangelische Pressedienst (epd) mitteilt.
Oberlandeskirchenrat REINHARDT HERING stellte dazu fest, mit Haupts Abschied "findet die Pionier-Epoche ein Ende". Als neuer Kuratoriumsvorsitzender wurde der Dekan des Kirchenkreises Hanau-Land, PETER GBIORCZYK, vorgestellt.
Jahrelang waren die Mitglieder der landeskirchlichen Beratungsstelle in erster Linie als Beistand bei der Anerkennung der KDV tätig. Die Verhandlungen vor den Prüfungsausschüssen waren "oft unbefriedigend und manchmal unfair", urteilte Joachim Haupt rückblickend. Auf die Fragwürdigkeit einer solchen "Gewissensprüfung" hätte die Evangelische Kirche immer wieder hingewiesen. 1984 wurden die mündlichen Prüfungsverfahren teilweise abgeschafft, für Soldaten und Reservisten gilt sie heute noch.
Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit war, wie Kirchenrat Haupt weiter resümierte, "Seelsorge an den Zivildienstleistenden und die Einrichtung des damaligen Sozialen Friedensdienstes". In der 1984 neu geschaffenen Arbeitsstelle der Landeskirche in Kassel wurde dann die Beratung der Verweigerer, die Vorbereitung und Begleitung ihres Zivildienstes mit Lehrgängen, Rüstzeiten und Regionaltreffen sowie die Verwaltungsstelle für Zivildienstleistende in Kirche und Diakonie zusammengefaßt.
In einem Grußwort wies der Leiter dieser Arbeitsstelle, Pfarrer KARL- DANIEL LEONHÄUSER, besonders auf die veränderte Situation der Friedenssicherung seit dem Zusammenbruch des östlichen Machtblocks hin. Soldaten sollten jetzt weltweit für politische und wirtschaftliche Interessen eingesetzt werden. "Läßt sich ein Ziel wie die Erhaltung der Menschenrechte mit Militäreinsatz erreichen?" fragte Leonhäuser und urteilte: "Mit diesem neuen Thema stellt sich auch die Gewissensfrage von Verweigerung oder bewaffnetem Dienst völlig neu." pom
KELSTERBACH. Die Baugenehmigungen für die wesentlichen Teile des vierten Ofens der Schlammverbrennungsanlage (SEVA) in Frankfurt-Sindlingen seien erteilt, mit dem Baubeginn werde in diesem Jahr gerechnet. Das erklärte Volker Holzhausen, Leiter des Frankfurter Stadtentwässerungsamtes, bei einer Führung durch das Werk jenseits der Kelsterbacher Mainseite. Wenn alles gutgehe, könne die neue Verbrennungseinheit 1995 auf Vollast laufen.
Mit der vierten Straße werde der Geruch, der von der SEVA ausgeht, gegen null tendieren, kündigte Frankfurts Umweltdezernent Tom Koenigs an. Diese Nachricht nahm die Kelsterbacher Delegation um Bürgermeister Fritz Treutel und Oberamtsrat Erhard Dreyer erfreut zur Kenntnis, schließlich rümpfen die Einwohner ihrer Stadt seit langem die Nase über die Geruchsbelästigungen, die von der Anlage ausgehen.
Vorhandene Schwachstellen in der bestehenden SEVA seien bereits weitestgehend beseitigt, sagte Koenigs. Den Erfolg konnte Oberamtsrat Dreyer bestätigen: 1992 seien deutlich weniger Beschwerden wegen des süßlichen Duftes registriert worden als in den Vorjahren.
Die Abwässer - darunter auch jene aus Kelsterbach - werden in der Anlage mechanisch und biologisch aufbereitet. Die Sickerstoffe (Fäkalienschlamm) werden getrocknet und bei 850 Grad verbrannt. Bei diesen Klär- und Verbrennungsprozessen stank es, erklärte Koenigs - wegen Überlastung der drei vorhandenen Verbrennungsstraßen und der Schwachstellen in der Anlage selbst.
Mit dem Bau der vierten Ofenstraße soll es Verbesserungen für die gesamte Anlage geben: So wird eine Rauchgaswäsche eingebaut, um Schwefeldioxid (mitverantwortlich für den Sauren Regen) und Schwermetalle abzutrennen. Die bei der Rauchgaswäsche anfallenden Abwässer werden künftig separat behandelt, was der Wasserqualität des Mains zugute kommt. Eine Kraft-Wärme-Kopplung sorgt für die Einspeisung von etwa 3,5 Megawatt Strom, was einem Drittel des Strombedarfes der SEVA entspricht. lis
KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: FSG Wisselsheim - Türkischer SV Bad Nauheim Reserve (Mi., 19 Uhr).
KREISLPOKAL FRIEDBERG, VIERTELFINALE: SV Nieder-Weisel - KSV Klein-Karben (Mi., 19.30 Uhr).
KREISLIGA A FRIEDBERG: KSV Berstadt - FSV Dorheim (Do., 19.30 Uhr). bo
Kulturspiegel · Kulturspiegel
RÖDERMARK. Als eine "irrwitzige Alternative" zu den Veranstaltungen am Rosenmontag bietet die Kleinkunstbühne Urberach den Auftritt des surrealistischen Jazz-Kabaretts Ars Vitalis aus Köln. Klaus D. Huber (Schlagzeug), Reinhard Josef Sacher (Gitarre) und Peter Willmanns (Saxophon), diese drei Nonsens-Meister, Erzkomödianten und Profis auf allen, auch den noch nicht erfundenen Instrumenten, präsentieren dem Publikum trockenen Humor. Die Gruppe parodiert die Narren der Musik, zeigt den Free-Jazzer, der sein Holzblasinstrument schier zerpustet, den Schnulzensänger, der Liebe als Schmalzbrot bietet und den Gitarrenspieler, der an seiner Klampfe hängt wie der Bergsteiger an den letzten Klippen vor dem Abgrund. Huber und Willmanns machten sich übrigens schon in jungen Jahren als Free-Jazzer in Leverkusen einen Namen. Diese Mischung aus Traumtheater, Kabarett, Klamauk und Konzert startet am Rosenmontag, 22. Feburar, um 20.30 Uhr.
DIETZENBACH. In der Villa Stinkreich des Barons von Tut- und Tanix wird eines Tages ein wertvoller Gegenstand gestohlen . . . , so beginnt die spannende Geschichte Das Geheimnis der Kokosnuß, die das Kindertheater Rootslöffel am kommenden Donnerstag, 18. Februar, um 15 Uhr im Bürgerhaus zeigt. Das Stück ist für Kinder im Alter von vier Jahren an gedacht.
Am Vorabend des Rosenmontages steht im Bürgerhaus eine große Trash Funk Party auf dem Programm: Die Veranstaltung trägt den Titel "Humbatäterä" und ist als Rockfasching deklariert. Los geht das Spektakel am Sonntag, 21. Februar, schon um 19 Uhr. aim
HATTERSHEIM. Weniger als drei Dutzend Stimmen haben der SPD vor vier Jahren bei der Kommunalwahl die absolute Mehrheit eingebracht und die komfortable Basis fürs Regierungsgeschäft gelegt. Am 7. März wollen die Sozialdemokraten erneut die Mehrheit im Parlament behaupten, um in den nächsten vier Jahren ihr kommunalpolitisches Projekt 2000 fortschreiben zu können. Bürgermeister Alfred Schubert hat gar seine Kandidatur für die Direktwahl des Magistratschefs im September davon abhängig gemacht.
Seit Mitte der 80er Jahre segeln die Sozialdemokraten im kommunalpolitischen Aufwind. Erhielt die Partei 1985 noch 47,1 Prozent, legte die SPD vier Jahre später um 3,1 auf 50,2 Prozent zu. 19 Parlamentarier vertreten derzeit die Politik der Partei im Parlament. Einen dramatischen Sturz erlebte die CDU in diesem Zeitraum: Stimmten vor acht Jahren noch 41,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler für die Union, verlor die Partei vor vier Jahren nahezu zehn Prozent und bekam 31,8 Prozent. Die CDU stellt derzeit zwölf Abgeordnete.
Vom Entzug der Wählergunst hat offenbar die FWG profitieren können. Die Gruppierung trat vor vier Jahren erstmals an und erhielt 6,6 Prozent der Stimmen. Zwei Abgeordnete vertreten die FWG im Parlament. Nahezu unverändert blieb das Ergebnis bei Grünen und FDP bei den Kommunalwahlen 1985 und 1989: Von sechs auf 5,9 Prozent sank der Stimmenanteil bei der Öko-Partei. Die Liberalen konnten ihr Resultat von 5,3 auf 5,5 Prozent leicht verbessern. Beide Parteien schicken jeweils zwei Abgeordnete ins Parlament.
Seit 1989 wuchs der Haushalt der 25 000 Einwohner großen Stadt um ein knappes Drittel von 60,3 Millionen Mark auf 80,8 Millionen Mark, wie der '93er-Entwurf des Budgets ausweist. Nahm der Verwaltungsetat - jener Topf, aus dem vor allem Personalkosten der kommunalen Angestellten, Mieten und Zinsen bestritten werden - im genannten Zeitraum nur geringfügig von 44,5 auf 47,4 Prozent zu (Entwurf '93), verdoppelte sich das Volumen des Vermögensteils von 15,8 Millionen (1989) auf nunmehr 33,4 Millionen im aktuellen Haushaltsentwurf. Zugleich nahmen die Schulden zu - von 35,5 Millionen auf 40,1 Millionen Mark, wie das für dieses Jahr vorgelegte Zahlenwerk ausweist. Damit stehen die Hattersheimer Bürgerinnen und Bürger pro Kopf mit etwa 1600 Mark in der Kreide.
Bei den Einnahmen der Kommunen sind neben den Landeszuweisungen vor allem Gewerbe- und Einkommensteuer von großer Bedeutung. Angesichts der Rezession dürften in diesem Jahr die Unternehmen weniger an die Stadtkasse überweisen, als erwartet wird. Flossen 1989 noch 9,3 Millionen Mark Gewerbesteuer an die Stadt, sind im Entwurf des Haushaltsplanes für 1993 immerhin 9,4 Millionen ausgewiesen. Zunehmend mehr kommt über den Gemeindeanteil an der Einkommensteuer in den Stadtsäckel: Seit 1989 wuchs der Betrag von 17,2 Millionen Mark - mit Ausnahme des Jahres 1990 - stetig an. Für 1993 erwartet der Kämmerer bei diesem Haushaltsposten Einnahmen von 22,2 Millionen Mark.
In Hattersheim und den zwei Stadtteilen Okriftel und Eddersheim gibt es derzeit etwa 6200 Arbeitsplätze. Überwiegend verdienen die Menschen ihre Brötchen in der Dienstleistungsbranche und im produzierenden Gewerbe. Fast ein Drittel der Beschäftigten ist als Freiberufler und Dienstleister tätig, etwa ein Fünftel der Männer und Frauen ist im produzierenden Gewerbe.
Fast 15 Prozent aller Einwohner sind Ausländer. Hattersheim hat im Kreisvergleich nach Angaben von Bürgermeister Alfred Schubert damit den größten Anteil an Personen, die keinen deutschen Paß in der Tasche haben. Darüber hinaus wird die Stadt weiter wachsen. Bis zur Jahrtausendwende rechnen die Planer mit etwa 28 000 Einwohnern. schu
GRIESHEIM. Präsident Lothar Lübben und seine Elferratsmitglieder blickten bei der Prunksitzung der Griesheimer "Nasebärn" von der Bühne herab sichtlich zufrieden in einen ausverkauften Saal. Der gute Besuch spornte die Mitwirkenden zu besonderen Leistungen an, der Narrenexpreß kam sofort auf Touren. Nur vorübergehend kam die Stimmung bei einem (eingeschobenen) Büttenvortrag kurz ins Wanken.
Sonst war alles im Lot, angefangen beim Tanzmariechen Kirstin über den "Schläächtbabbeler" Fritz Lorz und die Junioren, die mit einer Polka und dem Schautanz "Lollypop" gefielen, bis zu allen anderen Darbietungen. Als da waren: Benny Maro mit Puppe "Kunigunde" un em "Babba" Paul, Corinna Orth, die dolle "Dolle", die "Kugels", die man ohne Zugabe ("Oma hipp") nicht von der Bühne ließ, das Bütten-As Karl Oertl, die "Schlawinos" (Gesang) und die "Schürhaken".
Durchweg alle Tanzdarbietungen der "Nasebärn"-Garden fanden ebenfalls verdienten Beifall. Hier spiegelte sich die enorme Nachwuchsarbeit des Vereins wider, in dem sich auch Kinder verschiedener Nationen wohl fühlen. Mit einem italienischen Medley leitete die Senioren- Schautanzgruppe zum großen Finale über, das Geschehen auf der Bühne klang noch lange nach. dixi
Für die Händlerschürze bitt
Drogen
verwenden...gz
og MADRID, 15. Februar. Der Polizei ist es in der Nacht zum Montag gelungen, in Anglet im südfranzösischen Baskenland eine Werkstatt zu finden und zu versiegeln, die der Terroristenorganisation ETA als Waffenschmiede gedient hat. Die Polizei stellte in dem über 200 Quadratmeter großen Raum große Mengen Amonal-Sprengstoffs, elektronischen Materials und Waffen sicher.
Unweit davon hatte die Polizei im März 1992 die drei Spitzenleute der ETA verhaftet. Spanische Regierungssprecher teilten am Montag mit, daß es sich bei der jüngsten Polizeiaktion um einen schweren Schlag gegen die ETA handle. Die Entdeckung der Werkstatt ist eine Folge der Verhaftung von Pedro Gorospe am Freitag. Gorospe galt als Verantwortlicher für den Waffennachschub der Terroristen. Die baskische Regionalregierung setzt die psychologische Beeinflussung der 500 ETA-Häftlinge fort. Sie schickte ihnen einen Text des exilierten ETA-Führers Antxon Etxebeste zu, der die Gewaltpolitik der Terroristen kritisiert.Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Das doppelte Lottchen (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Der letzte Mohikaner (17 Uhr); Bitter Moon (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Bodyguard (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Sister Act (15.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Dracula (18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Theater/Musik Bad Homburg. Englische Kirche am Ferdinandsplatz: Musik und Literatur aus der deutschen Romantik mit dem Parnassus-Ensemble, 20 Uhr.
Oberursel. Stadthalle: "Antrak auf Stumphsinn", Kabarett mit Wolfgang Stumph und Gunter Antrak, 20 Uhr.
Ausstellungen Bad Homburg. Sinclairhaus, Ecke Dorotheenstr./Löwengasse: "Impressionismus - Expressionismus", Zeichnungen und Aquarelle 1880-1918, 15-19 Uhr.
Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.
Neu-Anspach. Frauentreff, Schubertstr. 32: "Frauen-Ansichten", Ausstellung nicht nur für Frauen von Gabi Gukkes und Gundi Butz, 10 bis 12 Uhr.
Vorträge/Kurse Bad Homburg. AOK-Kurs "Neuer Schwung für Ihre Beine", Tips und Hilfen bei Venenleiden, Basler Str. 2, 20-21.30 Uhr.
Stadthaus-Forum: "Lockruf der Wildnis", Filmabend des Film- und Video- Clubs, 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Kurse zur Vorbereitung auf die Geburt und Beckenbodengymnastik, Ev. Gemeindehaus, 19.30 und 20.30 Uhr, Tel. 0 61 72/ 58 64.
Kronberg. Stadthalle: "Die Ev. Gemeinde St. Johann im Wandel der Zeiten (1526 - 1949)", Vortrag des Vereins für Geschichte und Heimatkunde, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. Treff der CDU-Seulberg, Gasthaus "Stadt Berlin", 20 Uhr.
Grünen-Wahlveranstaltung mit Joschka Fischer, Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.
Grävenwiesbach. Sitzung der Gemeindevertretung, Dorfgemeinschaftshaus Naunstadt, 19.30 Uhr.
Kronberg. CDU-Stammtisch im Altkönigstift mit Norbert Blüm, 16 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Jugend- und Drogenberatungsstelle, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.
Usingen. Sprechstunde im Gesundheitsamt, Obergasse: 9-11 Uhr; Tel. 6 69 66.
Neu-Anspach. Beratung im Frauentreff, Schubertstr. 32, 16 bis 18 Uhr.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstr. 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.
Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.
Königstein. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 . Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mutter-Kind-Café im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 15.30 bis 18 Uhr, Tel. 2 44 34.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 10 bis 12 Uhr.
Oberursel. Jahreshauptversammlung des SCO, Gaststätte "Olympia", 20 Uhr.
Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Gymnastik und Spiele 14.30 bis 15.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Keramikarbeiten 9.30 bis 12.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr.
Seniorengymnastik: Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, 9 bis 10 Uhr.
Singkreis, Alte Schule, Am Placken, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzhausen, 15 bis 17 Uhr.
Wehrheim. Seniorennachmittag zum Thema "Gesunde Ernährung", Ev. Kirche Obernhain, 15 Uhr.
Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Handarbeitsnachmittag 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche
Friedrichsdorf. Treffen der BUND- Jugend, Ev. Gemeindezntrum, 20 Uhr.
Wehrheim. Kinderfasching im Kath. Gemeindehaus, 15.11 Uhr.
Schmitten. Jugendtreff im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 19 Uhr.
Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstr. 18: Filmabend, 20 Uhr.
Müll Usingen. Sperrmüllabfuhr in Usingen II, ab 6 Uhr.
Weilrod. Standort des Sondermüll-Mobils: Festplatz Rod an der Weil, 9 bis 9.45 Uhr; Cratzenbach, Bushaltestelle Ortsmitte, 10.15 bis 11 Uhr; Neuweilnau, Parkplatz Ortsmitte, 11.30 bis 12.15; Feuerwehrgerätehaus Riedelbach, 13.15-14 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt für Lauffreunde: Thai-Sala im Kurpark, 15.30 Uhr.
Anmeldung der Schulanfänger folgendern Grundschulen: Landgraf-Ludwig- Schule, 8 bis 12 Uhr; Hölderlin-Schule, 8 bis 11 Uhr; Ketteler-Francke-Schule, 9 bis 11.30 Uhr; Grundschule Ober-Eschbach: Mädchen 8 bis 12 Uhr; Grundschule Ober-Erlenbach, 8 bis 12 Uhr (Anfangsbuchstaben I-R).
Neu-Anspach. Anmeldung der Schulanfänger: Adolf-Reichwein-Schule, 8.15 bis 11.30 Uhr (Anfangsbuchstaben H-L).
Die STEL fehlt im Stadtplan der UBG
KRONBERG. Auf dem Stadtplan, den die Unabhängige Bürgergemeinschaft (UBG) vor ein paar Tagen an alle Kronberger Haushalte verteilt hat, ist eine geplante Straße bewußt weggelassen worden: die STEL, deren erklärter Gegner die UBG ist. "Wir wollen die STEL nicht, also ist sie nicht drauf", erklärt Sprecher Ulrich Brandt die Streichung. Statt des umstrittenen Asphaltbandes ist dafür noch die alte Planung der Südumgehung für Oberhöchstadt (L 3015 neu) eingezeichnet. Wenn allerdings der Feldbergzubringer fertig ist und die Gewerbegebiete in Schwalbach und Eschborn tatsächlich erweitert werden, so wie es die Planungen vorsehen - in dem Fall wäre auch in den Augen der UBG die STEL unumgänglich. "Dann muß sich die Landesbehörde auch Gedanken darüber machen, wo der ganze Verkehr hin soll", sagt Brandt. Dies sei freilich nicht Aufgabe der Stadt Kronberg. Als eine "schlechte Kopie" hat unterdessen die CDU den Stadtplan bezeichnet. Sie wirft der UBG vor, die von der Union zu früheren Wahlen herausgegebene Pläne einfach "abgekupfert" zu haben. Da die UBG darauf verzichtet habe, die STEL einzuzeichnen, handele es sich allerdings um eine "absichtliche Falschdarstellung". esi/ki
OBERRAD. Ein Rokoko-Kammerherr mit Puderfrisur grüßt lächelnd einen Ölscheich. Ein Showstar im Glitzerjackett verneigt sich galant vor einem sommersprossigen Schulmädchen und fordert es zum Tanz auf. Ein Franzose mit Baguette und Rotweinflasche prostet einem Pärchen im Schlafanzug mit Ebbelwei zu - Karneval in der Oberräder Herz-Jesu-Gemeinde, von vielen tatkräftigen Mitgliedern der katholischen Pfarrei gemeinsam organisiert.
Jedes Jahr feiern die Mitglieder von Herz-Jesu die Fastnacht mit Tanz und Büttenreden, Senioren-Kreppelnachmittag und Kinderkarneval, den die Jugendgruppenleiter vorbereiten. Die Atmosphäre ist angenehm: Nachbarn, Freunde und Bekannte sitzen zusammen und tauschen Neuigkeiten aus, trinken und essen. Ein Akkordeon untermalt die ausgelassene Stimmung musikalisch. Selbstverständlich ist auch Pfarrer Matthias Stadtaus gekommen. Er wird an diesem Abend zwar nicht selbst in die Bütt steigen, aber entgehen lassen möchte er sich dieses Ereignis nicht.
Nach einer Weile tritt Moderator Horst Danch ans Mikrofon und begrüßt "alle, die gekommen sind, um einen Abend voll Frohsinn zu erleben". Närrisch locker verbreitet er erste Heiterkeit und gibt dann Helga Huhn das Wort zu einer "besinnlichen Einführung in den Abend". Mit französischem Akzent erzählt sie die Geschichte der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies durch "Monsier Gott" auf humorvolle Weise neu.
In der folgenden Büttenrede berichtet Hermann Barwe von den Sorgen eines übergewichtigen Zeitgenossen: "Stell' ich mich grad, stell ich mich schräg: immer ist der Bauch im Weg." Selbst beim morgendlichen Wiegen sei ihm der Blick auf die Gewichtsanzeige durch den Bauch versperrt, klagt er. Yveline Menge weiß daraufhin als Schwiegermutter ironisch über ihre Erfolge und Sorgen in Haushalt und Emanzipation zu erzählen. Ihre Söhne habe sie schon als Kleinkinder an die Hausarbeit herangeführt, und die Erfolge dieser Erziehung seien unübersehbar. Ihre Schwiegertochter jedenfalls sei ihr sehr dankbar für einen Gatten, der zu bügeln, zu putzen und zu waschen verstehe. Nur am Kochen fehle es noch. Die innerkirchliche Ironie, die auch in den ersten Beiträgen immer wieder durchschimmerte, machte dann als letzter Redner Jupp Flügel zum Thema seiner "nicht ganz ernst zu nehmenden" Anmerkungen zu kirchlichen Problemen. Weder den Papst, der "Sorgen wegen der Pille" habe, noch die Kirchenkritiker schont er.
Die Beschwerlichkeiten der Beichte nimmt er aufs Korn, wünscht sich die Zeiten zurück, in denen der Priester die Messe mit dem Rücken zum Volk auf Latein betete, "weil man dann auf Deutsch träumen" konnte, ohne gestört zu werden. Die Frauen sieht er die Kanzeln erklimmen, und die Auseinandersetzung um den Zölibat bannt er mit seinem Spott. Dies alles gelingt ihm kabarettistisch pointiert. Beifall und Helau-Rufe danken es ihm, ehe die Besucher dann zu tanzen beginnen.
Das "handgestrickte" Konzept zeichnete diesen gelungenen Abend in der Mathildenstraße besonders aus. Wichtig war eben, daß die Gemeinde ihr eigenes Karnevalsfest unter Freunden, Nachbarn und Bekannten feiern konnte.
Nicht zuletzt die wohlwollende Atmosphäre, die so zustande kam (und in der es kaum etwas ausmachte, wenn die eine oder andere Pointe nicht perfekt saß), hob das närrische Oberräder Gemeindefest von ähnlichen professionelleren Veranstaltungen positiv ab. mab
MÖRFELDEN-WALLDORF. Er versuche, ihren Wahlkampf zu behindern. Diesen Vorwurf richten die Aktivisten von DKP / Offene Liste an die Adresse von Bürgermeister Bernhard Brehl. Dieser habe ihnen auf den städtischen Großtafeln ein eigenes Feld zur Plakatierung verweigert. Die Kommunisten ärgern sich, daß sie sich, obgleich bereits im städtischen Parlament vertreten, mit anderen Bewerbern die für "Sonstige" übrigen Felder teilen sollen. Das schreibt Gerhard Schulmeyer (DKP).
Die DKP tritt diesmal mit dem Zusatz "Offene Liste" an und gilt damit formal als gänzlich neue Gruppierung. Die Kommunisten aber argumentieren, daß sie die neue Kandidatur schon vor Jahresfrist angekündigt hätten, ihnen mithin hinter SPD, CDU, FDP und Grünen wie bisher das fünfte Feld zustünde. Sie zichtigen den Verwaltungschef der Behinderung und deuten Nötigung an, indem sie Brehl mit den Worten "wenn Ihr auf der Kennzeichnung einer eigenen Plakatfläche besteht, dann müßten auch die ,Republikaner&rquote; ein eigenes Feld bekommen, und ich werde öffentlich bekanntmachen, daß die DKP / Offene Liste das für die ,Republikaner&rquote; durchgesetzt hat", zitieren.
"Diese Aussage habe ich so nicht gemacht", sagt Brehl und verweist darauf, daß nicht die Ankündigung einer neuen Kandidatur, sondern allein deren Zulassung zur Wahl maßgeblich sei. Diese sei am 4. Februar erfolgt. Weil DKP / Offene Liste damit formal die gleichen Voraussetzungen wie die auf Kreisebene antretenden "Republikaner" erfülle, habe er in diesem Zusammenhang gesagt, daß - wenn die DKP ein eigenes Feld erhielte - es passieren könne, daß die "Republikaner" dann auch diesen Anspruch erheben könnten, stellt Brehl klar.
Der Verwaltungschef ist zwar überzeugt, korrekt informiert zu haben, hat die Sache inzwischen aber vorsichtshalber schriftlich an den Gemeindewahlleiter weitergegeben und um Überprüfung gebeten. Er geht davon aus, daß dabei auch kein anderes Ergebnis herauskommt.
Die Kommunisten beeindruckt das wenig. "Die DKP / Offene Liste kandidiert als Liste 5 für die Wahl zur Stadtverordnetenversammlung in Mörfelden-Walldorf und wird auch das fünfte Feld der städtischen Plakattafeln für ihre Wahlwerbung nutzen", heißt es in ihrer Mitteilung. wal
HEDDERNHEIM. Zum Kreppelnachmittag des VdK-Ortsverbandes trafen sich kürzlich viele Gäste im geschmückten Saal der St. Peter und Paul-Gemeinde an der Heddernheimer Landstraße. Über hundert, meist ältere Gäste saßen fröhlich und teilweise kostümiert an den Tischen, genossen Kaffee und Kreppel.Der Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Rentner Deutschlands (VdK) nennt sich überparteilich und überkonfessionell und arbeitet schon lange mit der Gemeinde zusammen.
Diese stellte ihren Pfarrsaal zur Verfügung und die Kolpingfamilie Heddernheim unterstützte das Fest mit Büttenreden. Das hat Tradition in Heddernheim und fördert das "Wir"-Gefühl von Behinderten und Nicht-Behinderten.
Ein wichtiges Anliegen dieses Nachmittags war, die VdK-Mitglieder in ungezwungener Atmosphäre zusammenkommen zu lassen. Auch Nachbarn, Freunde und Bekannte waren eingeladen. So gelang ein fröhlicher Nachmittag, der einigen Behinderten half, sich aus ihrer alltäglichen Isolation für ein paar Stunden zu lösen. "Wir wollen den Hilfesuchenden mit Rat und Tat zur Seite stehen", betonte der Ortsverbandsvorsitzende Gregor Schneider. "Einige unserer Mitglieder sind fast immer allein zu Hause. Sie haben kein Telefon und oft ist unser Kassierer, der die Verbandszeitschriften vorbeibringt, der einzige Besuch im Monat."
Schneider, gelernter Sozialversicherungskaufmann, ist seit zwölf Jahren im Verband. Er hilft, daß die Mitglieder "durch das Wirrwarr von Gesetzen und Verordnungen durchblicken". Viele täten sich oft schwer, Ansprüche gegenüber Behörden und Krankenkassen durchzusetzen. Daher sei ein Schwerpunkt der VdK-Arbeit die juristische Vertretung der Mitglieder. "Wir wollen dort vermittelnd eingreifen, wo der einzelne sich gegenüber den Behörden auf verlorenem Posten glaubt." Er selbst trat in den VdK ein, um anderen zu helfen. Schließlich ist er durch seine berufliche Tätigkeit ein Fachmann in Fragen der Sozialversicherung. Er ist heute Vorsitzender des jüngsten VdK-Ortsvorstandes in Hessen.
Hauptaufgabe sei die Interessenvertretung von Behinderten, damit sie als "gleichberechtigte und gleichwertige Mitglieder unserer Gesellschaft" angesehen werden. "Wenn ich sehe, wie oft Kinder von einem Rollstuhlfahrer möglichst schnell entfernt werden," so Schneider, merke er, wie viel noch zu tun sei: "Behinderung ist noch ein Tabu-Thema."
Besorgt sieht der VdK die unzureichende Verbindung Behinderter mit der Arbeitswelt. Firmen hätten Angst, sich fest an einen behinderten Mitarbeiter zu binden. Sie würden "lieber ein paar Mark mehr" zahlen, als Arbeitsplätze behindertengerecht umzuwandeln. Hier gebe es noch Handlungsbedarf.
Strikte Ablehnung der Behinderten sei aber selten ein wirkliches Problem - viel trauriger sei, daß sie vielerorts auf Gleichgültigkeit stoßen. Sicher sei solches Verhalten auch ein "Schutzmechanismus" der Nicht-Behinderten, aber es müsse klar werden, daß eine Behinderung so natürlich sei wie das Altern. "Deswegen bauen wir auch auf unkomplizierte Begegnungen von Nicht-Behinderten mit Behinderten", betonte Schneider. Dazu diente erneut der VdK-Kreppelnachmittag: "Und Gäste sind darum immer herzlich bei uns willkommen." mab
BAD VILBEL. Mit neun Jahren lernte sie Blockflöte zu spielen und war alsbald so erfolgreich, daß sie in den Wettbewerben "Jugend musiziert" regelrecht abräumte. Aber Musik studieren, Musiklehrerin werden, das wollte die Frankfurterin, die seit zwei Wochen die Bad Vilbeler Musikschule leitet, nie und nimmer. Ihr Lehrer hatte dringend abgeraten und Juliane Zollmann war gehorsam.
Sie wurde Tontechnikerin, arbeitete als Bankangestellte und Fremdsprachensekretärin und studierte dann doch. So wurde sie staatlich geprüfte Musiklehrerin.
Als sie an der Musikhochschule in Frankfurt Blockflötenunterricht nahm, da platzte Vilbels Musikschulleiter Jörg Heyer in die Stunde und bot ihr eine Stelle in der Brunnenstadt an. Wieder lehnte Juliane Zollmann zuerst ab und griff dann doch nach einer Bedenkzeit zum Telefon. 1979 bekam sie in Bad Vilbel eine Planstelle. Zwölf Jahre lang, bis 1991, war sie hier ungewöhnlich produktiv. Generationen von Schulkindern lernten bei ihr Blockflöte und Gitarre. Ihre Folkloregruppen, wie zum Beispiel "Yovanke" und "Tambal", waren bei feierlichen Anlässen und großen Vereinsveranstaltungen unverzichtbar und wurden weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt.
In der kreativen Arbeit mit Kindern und Erwachsenen blühte sie auf. Stures Einpauken zum Zwecke des Gelderwerbs, das ist ihre Sache nicht geworden.
Neben ihrer hauptamtlichen Tätigkeit an der Musikschule bildete sie ihre kräftige Alt-Stimme am Institut für funktionales Stimmtraining in Lichtenberg im Odenwald aus und studierte an der Frankfurter Universität Musikpädagogik. 1990 erwarb sie den akademischen Titel eines Magister Artium.
Eine adäquate Führungsposition war für sie in Bad Vilbel besetzt. Sie ging an die Musikschule Schöneck/ Nidderau als pädagogische Leiterin und holte sich im Herbst vorigen Jahres den Frust in einem Gespräch mit Kommunalpolitikern der beteiligten Gemeinden. Ohne große Hoffnung auf Erfolg bewarb sie sich auf die Ausschreibung des Leitungspostens in Bad Vilbel. Es klappte. Seit 1. Februar arbeitet sie in dieser Stadt in der Nachfolge von Professor Jörg Heyer.
Ihr kam es vor, als sei sie wieder nach Hause gekommen, als sie von den ehemaligen Kollegen/-innen mit Azaleen und Lilien begrüßt wurde. Ohne die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Kollegium werde sie als Schulleiterin handlungsunfähig sein, sagt sie. Die Identifikation des Kollegiums mit der Schule will sie weiter stärken. Weniger Kollegen mit mehr Stunden und damit bessere soziale Absicherung, das ist das Prinzip..
Eingeengt ist die neue Schulleiterin durch die festgeschriebene Anzahl der Jahreswochenstunden. Innerhalb dieses Rahmens aber möchte sie umschichten. Musik ist für sie "Beschäftigung mit kreativen Dingen". Die klassische Musikerziehung hat in ihrem Konzept durchaus den gebührenden Platz. Sie will aber auf "das, was draußen passiert", reagieren. Pop-Musik soll deshalb zu ihrem Recht kommen. Da sie selbst vom Computer fasziniert ist, will sie das Stückeschreiben und Einspielen von Musik am Computer fördern.
Ein weiteres Ziel ist der Gang nach draußen. Die Musikschule wird sich den Kindergärten und Schulen für musikalische Breitenarbeit anbieten - wenn die Beteiligten, die noch nichts von ihrem Glück wissen, mitspielen.
Die eigene musikalische Entwicklung der 42jährigen soll nicht zu kurz kommen. Mit eigenen Liederabenden - jiddische Lieder, "liederliche Liebeslieder" - ist sie schon bekannt geworden. Daß sie Jazz auf dem Saxophon improvisiert, hat sie der Öffentlichkeit bisher vorenthalten. Proben dieser Kunst kennen bisher nur ihre Freunde. "Das soll auch so bleiben", sagt sie. Schade! HANNES MATHIAS
GRIESHEIM. Außer den sportlichen Ereignissen steht die Renovierung der vereinseigenen Turnhalle im Mittelpunkt der Jahresbilanz 1992 der Turnerschaft 1856 Frankfurt-Griesheim (TS). Nach den Worten des Ersten Vorsitzenden Roland Kubbutat kostete der Umbau 130 000 Mark. "Die Finanzen und der Hallenmangel sind unsere einzigen Probleme."
Der 1220 Mitglieder starke Verein mit neun Abteilungen lastet die vorhandene Kapazität voll aus. In der vereinseigenen Halle in der Eichenstraße 9 beginnt beispielsweise der tägliche Sportbetrieb morgens um 10 Uhr und endet gegen 22.30 Uhr. Die etwa 200 Handballer der TS pendeln für Training und Punktspiele ständig zwischen drei Hallen hin und her. Denn (Hand-)Ball spielen die Sportler im Bürgerhaus, in der Georg-August-Zinn- und in der Eichendorfschule.
Dort schwitzen auch die Badminton- Spieler zweimal die Woche. Die Wettkampfform des Federballspiels gibt es erst seit knapp zwei Jahren bei der TS. "Deshalb nehmen wir noch nicht an einer Punktrunde teil", erklärt Kubbutat.
Auch die Volleyballer stellten erst seit gut zwei Jahren eine eigene Abteilung. Außerdem ist für dieses Jahr geplant, Basketball als neue Sportart anzubieten. "Die Nachfrage ist groß." Daran wird deutlich: "Wir benötigen unbedingt mehr Hallenzeiten." Und, wie Kubbutat weiter sagt: "Wir stoßen langsam an die Kapazitätsgrenze" der vereinseigenen Tennisanlage im Bingelsweg, die der Verein erst vor sechs Jahren eröffnet hat.
Die finanzielle Situation der Turnerschaft nannte der Erste Vorsitzende gesund und stabil. "Gesunde Finanzen gehören zu unserer konservativen Philosophie." Doch sei eine Kürzung der Sportförderung durch die Stadt wegen der leeren Kassen zu befürchten. "Das gefährdet den Sportbetrieb." Schon jetzt fehlten dem Verein qualifizierte Übungsleiter, die "leider teuer" seien.
Der sportliche Teil der Jahresbilanz sieht für den Breitensportverein dennoch gut aus. Das Handballteam der Herren hat zwar erneut den Aufstieg verpaßt, doch belegen sie in der laufenden Saison wieder den zweiten Platz. Den haben die Ballspieler offensichtlich abonniert. Denn: Schon in der Saison 90 / 91 hatte die Mannschaft "mit einem Tor Unterschied" am Ende diesen Rang erreicht.
Der Aufstieg in die Kreisliga gelang dagegen der zweiten Tischtennis-Damenmannschaft. In dieser Klasse trafen dann beide Damen-Teams der TS aufeinander. "Doch leider haben wir Personalprobleme im zweiten Team", erklärte Holger Kleinert, Leiter der TT-Abteilung. Aus diesem Grund könne das zweite Team voraussichtlich in der kommenden Saison nicht an den Start gehen. "Wenn wir nicht noch eine vierte Frau finden."
Auch Einzelerfolge erzielten die TS- Sportler. Carola Jäger wurde zum fünften Mal Gau-Mehrfachmeisterin (100 Meterlauf, Kugelstoß, Schleuderball, Weit- und Hochsprung). Die Jugend meldet mit dem zwölfjährigen Sascha Höhn einen Gaumeister im Trampolinturnen.
Nach Kubbutats Worten habe der Verein keine Sorgen mit dem Nachwuchs. "Die Mitgliederzahlen sind stabil." Nur im Bereich der zwischen 16 und 20 Jahre jungen Sportler "sind es etwas weniger". Ausländische Mitbürger seien zudem gut integriert.
Feste organisiert jede Abteilung des Traditionsvereins selbst. Ein neuer Termin im TS-Kalender sei der "Trimm- athlon", bei dem "etwa 100 Teilnehmer gezählt wurden". Höhepunkt des Vereinslebens bleibt der Vereinsabend, an dem Meister und Mitglieder geehrt werden.
Derzeit laufen die Vorbereitungen für den "Trimmathlon" in diesem Sommer. Außerdem sind die Mitglieder der Turnerschaft dabei, den Austausch mit TT- Spielern aus Beucha-Leipzig für Pfingsten zu organisieren. ara
Drängelnde Männer sind ein Greuel. Sie wissen schon. Die von jener Sorte, die unbekümmert Ellbogen oder Bauch - je nachdem, was weiter hervorragt - einsetzt, um an der Kaufhauskasse sich zwei Positionen vorzuschummeln, um die Rolltreppe zuerst zu betreten oder sich in der Bahn bis zur Tür durchzuwühlen, um ja das Aussteigen nicht zu verpassen. Aber dort haben sie auch ihr Gutes: Sie reißen die Tür auf, und verschwunden sind sie.
Drängelnde Frauen sind auch nicht sympathischer. Sie schieben sich ebenso rücksichtslos an die Spitzenposition. In der S-Bahn aber entpuppen sie sich als Heimsuchung. Da haben sie es unter Einsatz aller körperlichen Möglichkeiten geschafft, mit der Nase vor der Tür zu stehen. Und so verharren sie, bis irgend jemand an ihnen vorbeilangt und den Ausstieg öffnet. Schließlich ist man ja Dame. Ihre Bastienne
Frau Herta Meyer, Klein-Karben, zum 73. Geburtstag.
Herrn Heinrich Trabandt, Klein-Karben, zum 81. Geburtstag.
Herrn Helmut Massar, Groß-Karben, zum 72. Geburtstag.
Frau Maria Dreßler, Petterweil, zum 84. Geburtstag.
Herrn Walter Hofmann, Petterweil, zum 70. Geburtstag.
"Wenn Freiheit nicht in Solidarität mündet . . ." Die Rede von Bundespräsident Richard von Weizsäcker zum 50. Gedenktag an die Geschwister Scholl und die "Weiße Rose"
Der Münchner Feundeskreis dachte, sprach und handelte aus der Tiefe der menschlichen Existenz heraus. Seine Mitglieder wollten nicht selbst den politischen Umsturz herbeiführen. Aber sie waren entschlossen, zu ihren Einsichten und Überzeugungen zu stehen. Sie nannten das Böse, das sie sahen und erkannten, bei seinem Namen. Und als die Gefahr sie unmittelbar bedrohte, da vollendeten sie ihren Weg mit beispielhaftem Mut, ohne sich durch die Flucht zu entziehen.
Nach dem Krieg war es für jede heranwachsende junge Generation am schwersten zu begreifen, wie es zu den unvorstellbaren Verbrechen hatte kommen können. Hatten eine Erziehung oder Überlieferung dazu geführt, daß sichtbares Unrecht geduldet, mitgetragen, von zu vielen gewollt, von mehr als nur einigen ausgeführt worden war? Wie konntet ihr Älteren zusehen, so fragten sie, daß der jüdische Nachbar stigmatisiert und quer über die Straße verschleppt wurde? Wie konntet ihr?
In der Haltung und Tat der Weißen Rose fand sich für die späteren jungen Generationen mehr Antwort auf ihre Fragen zum Nationalsozialismus als im hartnäckigen Schweigen verstörter Eltern und Erzieher. II.
Wir sind versammelt, um der damaligen Ereignissen zu gedenken. Ein Ritual öffentlicher Erinnerung und Verbundenheit darf und kann es nicht sein. Jedes Gedenken ist ein Akt unserer eigenen Gegenwart. Sie ist es, die unseren Blickwinkel, unsere Fragen und unsere Suche nach Orientierung bestimmt. Es sind unsere heutigen Herausforderungen, die uns auch die Vergangenheit immer neu verstehen und deuten lassen.
Dabei ist uns die Unvergleichbarkeit der gegenwärtigen Verhältnisse mit jenen vor fünfzig Jahren bewußt. Ein freies Wort bedeutete damals Lebensgefahr. Wir haben uns vor jeder leichtfertigen Parallele zu hüten, zumal wenn von Widerstand die Rede ist.
Aber jedes Leben und jede Zeit bergen die Gefahr gleichgültiger, bequemer Anpassung in sich. Junge Menschen suchen immer aufs neue nach orientierenden Werten, nach Wahrheit und nach dem Sinn und Gegenstand der eigenen Verantwortung. Deshalb bewegt es mich besonders, zu lesen, wie heutige Studenten in München über die Weiße Rose nachdenken. Darauf kommt es, auch für mich, entscheidend an. Darum freue ich mich, daß hier zunächst und vor allem junge Menschen gesprochen haben und daß ich nachher noch mit den Studenten zusammentreffen werde, deren ursprünglicher Einladung ich mein Hiersein überhaupt verdanke. III. Die studentische Widerstandsgruppe der Weißen Rose geht nicht nur die sachverständigen Zeithistoriker, sondern jeden an - und nicht nur jüngere, sondern sehr wohl auch ältere. "Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten", schrieb Hans Scholl auf seine Zellenwand, bevor er sich dem Vollstrecker des Todesurteils übergab. Woher waren er und sein Kreis so voller Lebensbejahung, ihrer selbst so gewiß? Wie hatten sie die Überzeugung gewonnen, dem nationalsozialistischen Unrechtsregime nicht zur Treue verpflichtet zu sein? Aus welchen Quellen kam die tiefe, innere Sicherheit, daß es kleinmütig ist, eine Politik einfach geschehen zu lassen, die böse ist? Sophie Scholl schreibt dazu in einem Brief: "Man hat uns eben politisch erzogen" (Briefe Seite 174). Aber das heißt nicht Erziehung zum Widerstand, sondern Erziehung zu geistiger Freiheit, zu eigenständigem Urteil, zum Willen, sich selbst zu entscheiden, wo nötig auch zum Widerstand. Es waren Eltern und geistige Lehrer da, die es ernst meinten mit der verantworteten Freiheit. Sie verstanden den Grundkonflikt zwischen den Generationen, in dem die Jungen alles von Grund auf neu schaffen wollen, während die Alten die Jungen an das Geschaffene anpassen möchten. Mit Verstand und Geist und Liebe brachten sie, die Alten, es fertig, den jungen Menschen zuzutrauen, ihre eigenen Erfahrungen zu machen, ihren Augen, Gefühlen und Werten Glauben schenken zu dürfen. Daraus wachsen die innere Kraft und Gewißheit, sich allen Gewalten zum Trutz zu erhalten. Aber wieviel Zeit und Zuwendung und Souveränität von seiten der Älteren sind notwendig, um die Jungen so frei und unabhängig und gewissenhaft werden zu lassen! Wer sich für die heutige Jugend solche Maßstäbe wünscht, wie sie den Studenten der Weißen Rose als Orientierung dienten, der frage zunächst nach den Maßstäben von Eltern und Erziehern in unserer Zeit. IV. Denken und Handeln waren bei der untereinander eng verbundenen Gruppe der Münchner Studenten eine Einheit, und sie empfanden das, was sie taten, als einen Beginn. "Einer muß ja doch mal schließlich damit anfangen", antwortete Sophie Scholl vor dem sogenannten Volksgerichtshof auf die Frage, was sie zu ihrem Handeln bewogen habe. Das ist die Herausforderung, mit der sie der Gefahr im Menschen entgegentrat, abzustumpfen gegenüber allem Leid und Unrecht und damit der ständig neuen Versuchung zum Konformismus zu erliegen. In ihrem Tagebuch und in einem Brief finden wir einen Satz des französischen Philosophen Jacques Maritain, der als eine Maxime für die Haltung der Weißen Rose gelten kann:
"Il faut avoir l'esprit dur et le coeur doux" - einen unbeugsamen Geist und ein fühlendes Herz. Die Worte gelten zu aller Zeit und für jede Generation. Schon beim Psalmisten finden wir die Bitte um ein reines Herz und einen neuen und gewissen Geist. V. Die Erwartung der Münchner Studenten, daß viele so dachten wie sie und ihrem Aufruf folgen würden, erfüllte sich nicht. Ihr Schicksal wurde als Scheitern empfunden. Immer wieder ist die Frage aufgetaucht, ob die Weiße Rose wirklich ein Beginn war, der uns auch heute betrifft. Konnte sie überhaupt zum Ausgangspunkt einer politischen Tradition werden? Gab sie nicht in Wahrheit nur dem religiös verankerten Idealismus eines naiven deutschen Bildungsbürgertums Ausdruck? So unauslöschlich ihre moralische Tat für unsere Geschichte geworden sei, so sehr habe ihr doch die Kraft gefehlt, ihre moralische Integrität in die notwendige Beziehung zur politischen Rationalität zu setzen (s. vor allem Christian Petry, "Studenten aufs Schafott"). Die Zweifler sehen in ihr daher gerade keinen neuen politischen Anfang, sondern eine Fortsetzung der unpolitischen Haltung des deutschen Bürgertums, das mit seinen Idealen 1848 der blanken Macht erlegen sei und seither keine wirksamen politischen Impulse mehr hervorgebracht habe. Dadurch habe sich auch der für unser Land charakteristische Graben zwischen Geist und Macht vertieft. Die Politik gelte nun als schmutzig und unmoralisch. Der Widerstand der Weißen Rose gegen das Böse sei nur als Appell zur Umkehr aus Liebe zu begreifen, bedeute aber in Wahrheit einen Austritt aus der Politik und Geschichte. VI. Die Münchner Studenten waren in der Tat keine politischen Kader. Sie wollten nicht ein bestimmtes politisches Programm durchsetzen. Aber sie waren von der Notwendigkeit erfüllt, Partei zu ergreifen für eine politisch-sittliche Zivilisation, die zu jeder Zeit gefährdet ist und ohne die kein konkreter politischer Entwurf von Bestand sein kann.
Der Nationalsozialismus operierte mit der Umkehr der Maritainschen Maxime: Die Geister sollten gleichgeschaltet werden, die Herzen sollten hart sein bis zur Verrohung. Der Weißen Rose ging es nicht um Meinungen über einen klügeren Weg oder besseren Plan, sondern um die Grundwerte des Zusammenlebens geistbegabter Menschen. Ihr Widerstand war eine Gegenexistenz durch Widerrede gegen das Böse. Was ist daran unpolitisch? Auch außerhalb des Bildungsbürgertums gibt es eindrucksvolle Beispiele für diese Haltung. Ich denke an den Berliner Arbeiter Quangel, dessen Widerstand uns Hans Fallada in seinem Buch "Jeder stirbt für sich allein" auf der Grundlage von Gestapo-Akten geschildert hat. Quangel erkennt mit wachsender Klarsicht die Brutalität und Unwahrheit des Regimes. Zusammen mit seiner Frau schreibt er zwei Jahre lang Postkarten, die er nahen und fernen Nachbarn vor die Wohnungstür legt und mit denen er sie gegen den Ungeist aufruft. Und als er schließlich von der Gestapo aufgespürt und verhaftet wird, wächst er bei den Verhören in die Erfüllung eines starken Lebens hinein, indem er mit der unbeugsamen Ruhe und Gewißheit seines Wesens die vernehmenden Verfolger bedrängt und immer mehr verunsichert, ehe er hingerichtet wird.
Es ist der Charakter, mit dem uns diese Zeichen beeindrucken. Hat er keine politische Bedeutung? Ist er für uns wirklich nur von moralischem oder psychologischem, aber unpolitischem Interesse?
Wichtiger als die Frage, welche politischen Meinungen einer hat, welche Partei er wählt, was er über die laufenden öffentlichen Streitfragen denkt, sind seine Überzeugungen, nach denen er lebt und handelt. Diese Überzeugungen wurzeln in seinem Wesen nicht weniger als in seinem Wissen. Entscheidend ist nicht allein, was einer im Kopf hat, sondern was einer ist. Nicht ein sogenanntes Bildungsbürgertum wäre hier zu verdächtigen, sondern eine politische Bildungsarbeit, die uns mit Expertisen und Kenntnissen versorgt, die uns die Verfassung anzuwenden und die Rechtswege auszuschöpfen lehrt, ohne zuerst und zuletzt nach der Haltung des Menschen zu fragen.
Der Widerstand der Münchner Studenten als Gegenexistenz war Ausdruck dieser Haltung in ihrer Zeit. Die Aufgabe stellt sich in jeder geschichtlichen Epoche. Immer geht es um die Grundbedingungen des Zusammenlebens im Staat und in der Gesellschaft, ohne die der Begriff der Politik gar keinen Sinn hat. VII. Wer die Weiße Rose realitätsfern und unpolitisch nennt, der kapituliert vor einer auch für unsere Gegenwart entscheidend wichtigen Aufgabe. Was verstehen wir denn heute unter Politik? Noch immer leben wir im Zeichen des scheinbar übermächtigen Erfahrungssatzes, wonach Politik nichts anderes sei als der unablässige Kampf um die Macht. Daß Macht im Jahre 1943 der real entscheidende Maßstab der Politik war, lehrt uns die Zeitgeschichte. Macht in totalitärer Form war das prägende Kriterium des nationalsozialistischen Regimes. Widerstand gegen diese Herrschaft ohne den Einsatz von Machtmitteln hatte keine kurzfristig realisierbare Chance. In dieser Erkenntnis unterschied sich der Widerstand des 20. Juli 1944 von der Gewaltfreiheit der Weißen Rose. Aber war deshalb die eine Art des Widerstandes politisch und die andere unpolitisch?
Wir kommen einer Antwort nur näher, wenn wir auf die ganze geschichtliche Entwicklung der Politik von den Anfängen bis zur Gegenwart blicken. Bei den Griechen ging es in der Politik um praktisch angewandte Philosophie. Im Vordergrund standen eine gerechte Gestaltung des Gemeinwesens und die ethischen Gesetze. Die Bürger sollten das Recht haben, sich an der Polis zu beteiligen und für ihren Anstand und Ruhm einzutreten.
Die Scholastik übernahm daraus Maßstäbe für das christliche Weltbild des Mittelalters und die ihm verpflichteten Fürsten. In der Renaissance begann die weltliche Politik sich ihrer christlich vermittelten ethischen Zielsetzung zu entledigen. Machiavelli begründete den Erwerb und Erhalt der Macht theoretisch als Inhalt der Politik. Mit ihm begann die Geschichte der sogenannten Realpolitik. Je nach der Qualität der Staatsmänner bestimmte sie im Guten wie im Bösen das Geschick der europäischen Länder bis tief in unser Jahrhundert hinein. Der Nationalsozialismus "totalisierte" den Kampf um die Macht als Kampf zwischen Freund und Feind auf Leben und Tod.
In dieses Umfeld hinein schrieb die Weiße Rose ihre Flugblätter. Sie scheute sich nicht, das deutsche Volk an die aristotelische und christliche Ethik zu erinnern. Sie forderte Freiheit und Gerechtigkeit. Sie sprach von sittlichen Pflichten und vom Gewissen. Es gab keine überzeugenderen Beispiele für Kants kategorischen Imperativ, auf den sich Professor Kurt Huber vor dem Volksgerichtshof auch ausdrücklich berief. "Realpolitik" war das nicht. Aber war es deshalb keine Politik?
Es war mehr als das. Es war ein Bruch mit der Tradition Machiavellis. In den Flugblättern war nicht ausdrücklich von Staatsformen die Rede, aber von der Notwendigkeit ethischer Werte in jedem Staat. Kaum eine Frage ist auch für unsere heutige Politik wichtiger als diese. VIII. Bei den Griechen war dem Privatmann das Recht zur Beteiligung am Staat eingeräumt. Er sollte etwas zum Gemeinwesen beitragen können. Unsere heutige Demokratie erweckt den Anschein umgekehrter Prioritäten. Dem Staat wird das Recht zum Eingriff ins Privatleben versagt. Seine Aufgabe ist es, das Wohlbefinden des Bürgers zu fördern. Dieser Bürger versteht sich immer weniger als Träger, wohl aber als Konsument der Politik. Er organisiert seine Interessen und meldet sie an. Er kontrolliert ihre Befriedigung und verhält sich wie an einem normalen Markt. Er kauft mit seinem Stimmzettel oder kauft nicht (Michael Walzer). Was er politisiert, sind seine privaten Interessen. Für seine persönlichen Ziele braucht er den Staat, aber eben nur dafür. Eine darüber hinausgehende, gar eine moralische Beziehung zum Staat als Gemeinwesen verkümmert.
Wir sind froh, daß der Totalitarismus in der Region Europa weithin besiegt ist. Der Bürger ist gegen die Zwangsherrschaft geschützt, gegen die die Geschwister Scholl und ihre Freunde aufgestanden sind. Die Demokratie bewahrt uns vor Übergriffen. Sie schützt uns davor, vom Staat mißbraucht, ausgenutzt, überwacht zu werden. Das ist Freiheit.
Doch Freiheit ist Verantwortung. Das ist keine Einschränkung von Freiheit, sondern Voraussetzung dafür, sie nicht erneut aufs Spiel zu setzen. Die Bereitschaft und Fähigkeit zur Verantwortung sind die Bedingung für das politische Überleben der Freiheit.
Wenn aber die Freiheit nur dem privaten Wohlbefinden dient, wenn sie sich lediglich auf einem Markt der Güter und Medien betätigt, der unter unzureichenden moralischen und sozialen Rahmenbedingungen das Vorteilsstreben begünstigt, wenn die Freiheit eine Toleranz ohne Anteilnahme bleibt, wenn sie also die Schicksale der anderen gleichgültig geschehen läßt, kurz: Wenn Freiheit nicht in Solidarität mündet, dann bleibt sie auf die Dauer gar nicht lebensfähig.
Heute geht es nicht darum, das Böse beim Namen zu nennen, sondern das Schwache, das, was uns auseinander und gegeneinander treibt, anstatt uns zusammenzuhalten. Es ist von entscheidender politischer Bedeutung, zu wissen, zu wollen und mitzutragen, was uns in unserer liberalen Demokratie untereinander verbindet. Eine freiheitliche Demokratie funktioniert auf die Dauer nur, wenn sie keine bloße Summe von Privatwesen, sondern auch ein Gemeinwesen ist, wenn wir uns durch sie und in ihr zusammenhalten. Ohne Solidarität kann dies nicht gelingen.
Denn sonst verliert sie die Fähigkeit zur Lösung der Probleme. Sie reduziert das Politische auf die Macht und das geht schließlich immer auf Kosten der Freiheit. Es ist doch geradezu der Sinn von Demokratie, Politik nicht nur als Macht der Herrschenden zu verstehen. Gegenstand der Politik im demokratischen Staat ist die angemessene Ordnung und Regelung des Zusammenlebens von Menschen. Dazu ist natürlich auch in der Demokratie politische Führung nötig, für die das Volk Auftrag und Macht auf Zeit verleiht. Gewiß entfaltet sich damit eine Anziehungskraft der Macht um ihrer selbst willen. Die Kämpfe um diese Macht offenbaren Eigenschaften, wie wir Menschen sie nun einmal haben. Es geht oft abstoßend zu. Die Frage ist nur, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind.
Im vergangenen Jahr wurde Politikverdrossenheit zum Wort des Jahres erklärt. Aber das ist in Wahrheit ein Unwort, entstanden aus alten Mißverständnissen und derzeitigen Schwächen. Es reißt auseinander, was zusammengehört: die einen machen die Politik, die anderen begnügen sich mit Verdrossenheit. Es versteht die Politik als Monopol der gewählten Akteure, der Berufspolitiker und Parteien. Und die Verdrossenheit wird von den Laien, den Bürgern beansprucht, mit der sie sich resigniert und privatisiert zurückziehen. Verdrossen gegen wen? Wer Grund hat, sich zu ärgern über das Verhalten von Personen, Parteien und Organisationen, denen es um die Macht geht, der soll sich der Politik zuwenden, anstatt ihr verdrossen den Rücken zu kehren. Jens Reich, einer der aktiven Vorkämpfer der Wende in der ehemaligen DDR, spricht in seiner Kritik an der politischen Klasse von seiner Verdrossenheit gegen sich selbst. Darum geht es in einer Demokratie.
Parteien bieten mit ihrem Verhalten immer wieder Anlaß zur Kritik. Letztlich zielt sie aber an die Adresse der Bürger selbst, wenn diese sich an der Praxis und den guten Sitten der Politik in ihrem persönlichen und örtlichen Umkreis zu wenig beteiligen, und an Intellektuelle, die dem politischen Dialog aus dem Wege gehen und dazu beitragen, die Trennung des Idealen vom Realen, von Geist und Macht zu befestigen.
Es ist diese Trennung, die der Politik auf die Dauer schlecht bekommt. Moral und Interessen gehören zusammen. Sie sind in der politischen Praxis aufeinander angewiesen. Wer für seine Interessen keine moralische Grundlage aufweist, der wird nur ihre Durchsetzbarkeit erschweren. Wer umgekehrt die moralischen Grundsätze ohne ihre praktische Bewährung im Entscheidungsprozeß über real existierende Interessenkonflikte vertritt, der wird zum Ideologen. Er erspart sich den notwendigen Schritt von der reinen zur praktischen Vernunft. Interessen ohne Moral sind unzumutbar, Moral ohne Anwendung auf die Interessen ist Schwärmerei. Beides ist unpolitisch.
Es ist schwer, der Politik ihre Bestimmung als Interessenausgleich auf ethnischer Grundlage zu erhalten. Die Neigung bei Bürgern zur Privatisierung und bei Intellektuellen zur Ideologie leisten der Tendenz Vorschub, Politik auf den Machtwettkampf zu reduzieren. Eben dies ist die Schwäche, die es zu überwinden gilt. Lichterketten sind noch keine politische Praxis, aber ein notwendiges politisches Zeichen. IX. Jeder ist verantwortlich für das, was er tut, und mitverantwortlich für das, was er geschehen läßt. Das eigentlich Politische ist die Selbstverpflichtung. Im dunkelsten Moment unserer Geschichte dieses Jahrhunderts haben die Mitglieder der Weißen Rose dies offenbar gemacht. Jeder Generation stellt sich die Aufgabe anders und neu, nicht wegzusehen, wenn Unrecht geschieht, Konflikten nicht auszuweichen, nicht gleichgültig zu werden, sich nicht einfangen zu lassen, Passivität und Fatalismus, Risikoangst und Konformismus zu überwinden, auch wenn es nicht um Leben und Tod geht.
Die totalitären Systeme dieses Jahrhunderts sind mit unsäglichen Opfern zum großen Teil schließlich überwunden. Aber mit einem Triumph der Freiheit ist es nicht getan. Jedem stellt sich die Frage, wie er sie nutzt. Die Suche nach Gerechtigkeit, mit der die antiken Philosophen begannen, ist weder zu Hause noch weltweit beendet. Die Bewohnbarkeit der Erde steht auf dem Spiel. Die Menschenwürde ist immer wieder in Gefahr. Im Zeichen der Grenzen des Wachstums sind dies zentrale politische Themen unserer Epoche.
Die Mitglieder der Weißen Rose haben ihr Leben in Gewaltlosigkeit für die Grundwerte aller hingegeben. Sie haben ihr Leben bejaht und erfüllt. Das Politische an ihnen war ihr Ethos. Ihr Widerstand ist kein Scheitern, sondern er weist über ihre Zeit hinaus. Ihr Denken und Handeln ist ein Zeichen der Hoffnung und Mahnung. Die Courage jeder Generation entscheidet über unsere Zivilisation neu. Wir können sie nur bewahren mit unbeugsamem Geist und mit fühlendem Herzen, 1993 wie 1943.
Hessenland ist Judoland, dies zeigte sich wieder einmal am Wochenende in Usingen. Bei den zum ersten Mal vom Judoclub Hochtaunus-Usingen ausgerichteten hessischen Meisterschaften der Männer traten knapp 100 Kampfsportler auf die Matte und ließen es an guten Leistungen nicht mangeln. Von wenigen Ausnahmen abgesehen war die gesamte hessische Spitze vollzählig vertreten; ein Umstand, der den scheidenden hessischen Judo-Sportwart Karl Seyfried ganz besonders freute. Zum Ende seiner 24jährigen Tätigkeit im Landesverband hätte es nicht besser kommen können. "Es war eine Super-Meisterschaft, in der die Technik klar dominierte." Das abgesehen von der Klasse über 95 kg durchweg ansprechende Niveau ist in den Augen des 63jährigen Diplom-Ingenieurs mit Boxer- Vergangenheit ein Beweis dafür, "daß wir den richtigen Weg eingeschlagen haben".
Unbeirrt und immer ein bißchen gegen den Strom der Zeit, habe man in Hessen weniger auf Professionalisierung denn auf eine "gut durchwachsene Jugendarbeit" gebaut. Um im Konkurrenzkampf mit finanziell abgepolsterten Spitzenvereinen wie Ingolstadt und Abensberg nicht ganz den Anschluß zu verlieren, sei dies das einzige Gegenmittel. "Wenn wir nicht immer wieder vielversprechenden Nachwuchs hätten, könnten wir, da unsere besten Judokas regelmäßig abgeworben werden, gleich einpacken." Wo andernorts das Geld lockt, setzt Karl Seyfried auf eine weitere alte Tugend. Der Zusammenhalt in einer Mannschaft sei immer noch "Gold wert" und könne finanziellen Verheißungen durchaus trotzen. Der Mann muß recht haben, denn mit dem JC Rüsselsheim und dem JC 1922 Wiesbaden hat Hessen immerhin zwei Erstligisten im Rennen und auch in der zweiten Bundesliga tummeln sich vier weitere hessische Vertreter. Diese starke Präsenz in der nationalen Judo-Spitze blieb, was die Leistungen bei den hessischen Meisterschaften anbelangte, nicht ohne positive Folgen. In der Klasse bis 60 kg gab es die größte Überraschung. Der erst 18jährige Martin Grasmück (JC Rüsselsheim) scherte sich weder um Favoriten noch um die eigene Unerfahrenheit und begründete sogleich neue Machtverhältnisse auf der Matte. Sein Vereinskollege Frank Rummel wurde seiner vorab gehegten Titelhoffnungen entledigt und mußte sich hinter Martin Grasmück mit Rang zwei begnügen. Dritte wurden Alexander Deobald (JC Rüsselsheim) und Boris Bachus (JC Wiesbaden). Nachdem Junioren-Nationalkämpfer Ralf Görner nicht am Start war, ging auch die Klasse bis 65 kg aufs sportliche Konto der Familie Grasmück.
Jürgen Grasmück "der Ältere" (JC Wiesbaden) stand seinem Bruder in nichts nach und wurde vor Jörg Bergelt (JC Rüsselsheim) und den Drittplazierten Ralf Gotta (TG Homburg) und Ingo Kohlmey (Grün-Weiß Kassel) zum neuen Titelträger. Spannend wurde es in der Klasse bis 71 kg. Mit dem ehemaligen Deutschen Meister Jens Hölperl (JC Rüsselsheim) und Weltpokal-Sieger Eric Zymna standen sich zwei ebenbürtige Judoka im Endkampf gegenüber. Daß Hölperl am Ende obenauf blieb und den Titel holte, hatte er allein seiner besseren Tagesform zu verdanken.
Gerson Link (JC Wiesbaden) und Christoph Meister (Judokan Frankfurt) teilten sich Rang drei. In der Klasse bis 78 kg konnte sich Favorit Dieter Tings (TV Lorsch) erwartungsgemäß und doch knapp gegen Markus Günterberg (FT Dörnigheim) behaupten. Bis kurz vor Kampfende hatte der Dörnigheimer die Nase vorn, doch Dieter Tings konnte das Blatt nochmal wenden.
Für Jörg Adams (JC Wiesbaden) und Janusz Wincenziak (TV Langen) blieb der dritte Platz. Einen weiteren Favoritensieg landete Oliver Kauer (JC Rüsselsheim) in der Konkurrenz bis 86 kg. Rang zwei belegte der für den SV-Darmstadt 98 startende Ulrich Klütz vor Gerd Heiner (JC Hofheim) und Wolfgang Breunig (JC Wiesbaden). Bei den Schwergewichtlern bis 95 kg hatte der unlängst gekürte deutsche Hochschulmeister Michael Koch (JC Rüsselsheim) recht viel Glück. Erst aufgrund des in seinem Sinne positiven Schiedsrichter-Entscheids wurde er auf den hessischen Judo-Thron gehoben. Sein Titelrivale Frank Faßmann (SV Darmstadt 98) hatte trotz seiner erst 19 Jahre bis zum Schluß erfolgreich Parolie geboten. Dritte wurden die Brüder Stefan und Eric Hartner (Judokan Frankfurt). Bei den Superschwergewichtlern über 95 kg dominierte der fast 40jährige Michael Blumenstein (KSV Baunatal) vor Anatoli Truschke (TV Petersberg) und Moritz Berntz (TG Schwalbach).
MARGIT REHN
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Hof- Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 55.
Oberursel/Steinbach. Hubertus-Apotheke, Oberursel, Lange Straße/Burgstraße.
Usinger Land. Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17.
Kronberg/Königstein. Kur-Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.
Aus ihrer Kenntnis als Gesundheitsberaterin reagiert Heidi Schoennagel aus Altenstadt auf einen Bericht in der FR vom 10. Februar mit dem Titel: "Schon Dreijährige haben schlechte Zähne":
"Zitat des Wetterauer Gesundheitsdezernenten Joachim Pollmar:
,... nicht unbedingt auf Süßes verzichten. Wer von Leckereien nicht lassen könne, sollte allerdings in besonderem Maße mit der richtigen Zahnpflege vertraut gemacht werden und durch Fluorid gegen Karies geschützt werden. Die Wissenschaft habe längst nachgewiesen, daß die Fluoridzufuhr bei richtiger Dosierung absolut unbedenklich und sehr wirksam ist.&rquote;
Die Frage pro und contra Fluor bei der Kariesprophylaxe wird seit 40 Jahren gestellt und füllt Bibliotheken. In dieser Zeit entwickelte sich eine Gemeinschaft zwischen Kariesforschung und Wirtschaftsverbänden, der sog. Karies-Zukker-Fluor-Filz. Wer sind eigentlich die wissenschaftlichen Befürworter der Fluoridierung? Die Forschung wird hauptsächlich von zwei Arbeitsgemeinschaften unterstützt, und zwar der im Auftrag der Zuckerindustrie gegründeten Informationsgemeinschaft Mundhygiene und Ernährung (ME) und der europäischen Arbeitsgemeinschaft für Fluorforschung und Kariesprophylaxe (ORCA), die ihr Geld u.a. von Coca-Cola, einem der größten Zuckerverbraucher der Welt, und von Zyme Blaes, einem Fluortablettenhersteller, erhält.
Auf eine Anfrage der Grünen 1985 im Bundestag, ob der Bundesregierung von der Zuckerindustrie unabhängige Institutionen bekannt sind, die für eine Fluoridierung eintreten, wurde mit einem klaren Nein geantwortet. Auch der bekannte Kinderarzt Prof. Mommsen brachte die Fluorfrage auf eine provokative Formel: ,An gesunden Kindern verdient man nicht!' und fügte hinzu: ,ohne Gewinnfrage gibt es keine Fluorfrage&rquote;.
Da Fluoride Breitband-Enzymgifte sind, hemmen sie Enzyme für Stoffwechsel, Atmung und Energiegewinnung. Angesichts unserer toxischen Gesamtsituation davon zu sprechen, daß ja die Dosis das Gift ausmache, ist unverantwortlich.
Wieder einmal bestätigt sich: Wirtschaftsinteressen stehen vor Gesundheitsinteressen" Heidi Schoennagel Römerbrunnen 4, Altenstadt
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MAINTAL. Der Verein der Freunde und Förderer der Dietrich-Bonhoeffer- Gesamtschule Maintal-Dörnigheim ist dem Antifaschistischen Bündnis Maintal beigetreten, "weil er der Auffassung ist, daß Persönlichkeit und Wirken des Namensgebers der Schule das Handeln und Verhalten der Schulgemeinde und ihrer Organisation bestimmen sollte", teilte Vorstandsmitglied Hans Ballschmiede mit.
Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer starb im April 1945 im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, ermordet im Konzentrationslager Flossenburg. "Geblieben ist die Botschaft des Namens Bonhoeffer und wofür er heute steht", erinnert Ballschmiede: "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung."
Eine Schule, die den Namen Dietrich Bonhoeffers trägt und die von Kindern aus 19 verschiedenen Ländern besucht wird, muß nach Meinung des Vorstandes besonders mitwirken, "um potentielle Rechtswahrer unschuldig angegriffener Menschen im Sinne der Ethik Dietrich Bonhoeffers heranzubilden".
Die Mitarbeit im Antifaschistischen Bündnis wird vom Vorstand als Teil dieser Anstrengungen gesehen.
Das nächste Treffen des Bündnisses ist, wie der Förderkreis abschließend mitteilt, für den 10. März in der Lehrerbibliothek der Dietrich-Bonhoeffer-Schule geplant. pom
NIDDERAU. Einen Bebauungsplan für die "Kleingarten- / Kleintierzuchtanlage Vorderes Nidderfeld" in Windecken beschloß das Parlament bei seiner jüngsten Sitzung. Die Grünen votierten gegen die Vorlage. Sie hatten einen Änderungsantrag eingebracht, der einen Verzicht auf ein Sondergebiet für Kleintierhaltung foderte. Stadtbaurat Heinz Appel (SPD) erinnerte daran, daß dies ein langjähriger Wunsch des Vereins sei. Auch die CDU wollte sich dem Anliegen der Züchter nicht verwehren. jur
doe FRANKFURT A. M. Mit kleinen Fischen gibt sich Wolfram Eckardt gar nicht erst ab. "Der Markt für die vermögende Klientel bietet einen hohen Bedarf nach umfassender Beratungsleistung", hat der 42jährige Geschäftsführer der Dresdner Vermögensberatungsgesellschaft festgestellt. Und so konzentrieren sich die 170 Beschäftigten der Bank-Vertriebsfirma auf jene 1,5 Millionen Westdeutschen, die netto mehr als 100 000 Mark im Jahr einstreichen. Deren Reaktion auf die ungewohnte Ansprache vor allem durch Direct-Mailing-Aktionen hat Eckardt "positiv überrascht". Das Geschäft verlaufe sehr "dynamisch".
Um gute Argumente für die eigene Verkaufsmethode ist der Chef des zwei Jahre jungen Dresdner-Bank-Ablegers nicht verlegen: Seine mit einem tragbaren Computer bewaffneten Berater stünden der betuchten Klientel "abends und an Wochenenden" zur Verfügung - just zu jener Zeit also, da die Schalter der Geldinstitute geschlossen seien. Vor allem aber erschlössen sie neue Kundenkreise: Immerhin 70 Prozent des Neugeschäfts werde mit Leuten gemacht, die bislang nicht am "grünen Band der Sympathie" hängen. Nicht weniger als 54 000 Personen antworteten in den vergangenen beiden Jahren auf Anschreiben.
Das erforderliche Adressenmaterial zieht die Vertriebsfirma aus einer riesigen Datenbank, die eine genaue Segmentierung nach Alter, Geschlecht oder Beruf ermöglicht. Schließlich, weiß Eckardt, habe ein Rechtsanwalt eine ganz andere "Problemlage" als ein niederlassungswilliger Arzt. Noch ganz andere Sorgen plagen derzeit die Menschen in der Ex-DDR, weshalb die Vermögensberater dort "so gut wie gar nicht" aktiv sind: "Das Potential ist einfach zu gering".
"Überhaupt keine Verbindung" kann Eckardt zwischen seinem Haus und den bei Versicherungen wie Banken zunehmend beliebten Strukturvertrieben erkennen. "Wir arbeiten mit Profis", argumentiert er - ein Seitenhieb gegen DVAG, OVB, HMI & Co., die ihr Geschäft auch über wenig ausgebildete Nebenberufler betreiben. Einen Unterschied zu der von Verbraucherschützern kritisierten Branche sieht Eckardt auch in dem Provisionssystem, das produktneutral gestaltet sei und daher nicht vordringlich zum Verkauf von Lebensversicherungen verleite. Zwischen 110 000 und 200 000 Mark pro anno verdiene ein Berater in seinem Haus.
Der relativ willkürlich durch die Addition verschiedener Produktgrößen errechnete "Neugeschäftsumsatz" soll im laufenden Jahr von 857 Millionen auf "über eine Milliarde" Mark klettern. 1994 will die Gesellschaft den Sprung in die schwarzen Zahlen schaffen.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Apotheke 20, Bad Homburg, Haingasse 20.
Oberursel/Steinbach. Rosengärtchen- Apotheke, Oberursel, Im Rosengärtchen 39, und Franziskus-Apotheke, Steinbach, Berliner Str. 39.
Usinger Land. Feldberg-Apotheke, Neu- Anspach, Konrad-Adenauer-Str. 2, und Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.
Königstein Park-Apotheke, Kronberg, Hainstr. 2.ér Str. 7.
Parteien bieten mit ihrem Verhalten immer wieder Anlaß zur Kritik. Letztlich zielt sie aber an die Adresse der Bürger selbst, wenn diese sich an der Praxis und den guten Sitten der Politik in ihrem persönlichen und örtlichen Umkreis zu wenig beteiligen, und an Intellektuelle, die dem politischen Dialog aus dem Wege gehen und dazu beitragen, die Trennung des Idealen vom Realen, von Geist und Macht zu befestigen.
Es ist diese Trennung, die der Politik auf die Dauer schlecht bekommt. Moral und Interessen gehören zusammen. Sie sind in der politischen Praxis aufeinander angewiesen. Wer für seine Interessen keine moralische Grundlage aufweist, der wird nur ihre Durchsetzbarkeit erschweren. Wer umgekehrt die moralischen Grundsätze ohne ihre praktische Bewährung im Entscheidungsprozeß über real existierende Interessenkonflikte vertritt, der wird zum Ideologen. Er erspart sich den notwendigen Schritt von der reinen zur praktischen Vernunft. Interessen ohne Moral sind unzumutbar, Moral ohne Anwendung auf die Interessen ist Schwärmerei. Beides ist unpolitisch.
Es ist schwer, der Politik ihre Bestimmung als Interessenausgleich auf ethnischer Grundlage zu erhalten. Die Neigung bei Bürgern zur Privatisierung und bei Intellektuellen zur Ideologie leisten der Tendenz Vorschub, Politik auf den Machtwettkampf zu reduzieren. Eben dies ist die Schwäche, die es zu überwinden gilt. Lichterketten sind noch keine politische Praxis, aber ein notwendiges politisches Zeichen. IX.
Jeder ist verantwortlich für das, was er tut, und mitverantwortlich für das, was er geschehen läßt. Das eigentlich Politische ist die Selbstverpflichtung. Im dunkelsten Moment unserer Geschichte dieses Jahrhunderts haben die Mitglieder der Weißen Rose dies offenbar gemacht. Jeder Generation stellt sich die Aufgabe anders und neu, nicht wegzusehen, wenn Unrecht geschieht, Konflikten nicht auszuweichen, nicht gleichgültig zu werden, sich nicht einfangen zu lassen, Passivität und Fatalismus, Risikoangst und Konformismus zu überwinden, auch wenn es nicht um Leben und Tod geht.
Die totalitären Systeme dieses Jahrhunderts sind mit unsäglichen Opfern zum großen Teil schließlich überwunden. Aber mit einem Triumph der Freiheit ist es nicht getan. Jedem stellt sich die Frage, wie er sie nutzt. Die Suche nach Gerechtigkeit, mit der die antiken Philosophen begannen, ist weder zu Hause noch weltweit beendet. Die Bewohnbarkeit der Erde steht auf dem Spiel. Die Menschenwürde ist immer wieder in Gefahr. Im Zeichen der Grenzen des Wachstums sind dies zentrale politische Themen unserer Epoche.
Die Mitglieder der Weißen Rose haben ihr Leben in Gewaltlosigkeit für die Grundwerte aller hingegeben. Sie haben ihr Leben bejaht und erfüllt. Das Politische an ihnen war ihr Ethos. Ihr Widerstand ist kein Scheitern, sondern er weist über ihre Zeit hinaus. Ihr Denken und Handeln ist ein Zeichen der Hoffnung und Mahnung. Die Courage jeder Generation entscheidet über unsere Zivilisation neu. Wir können sie nur bewahren mit unbeugsamem Geist und mit fühlendem Herzen, 1993 wie 1943.
HANAU. Wenn überhaupt, ist das "Unternehmen" unter dem Begriff "Gleisbauhof" bekannt - jenes Gelände zwischen Lamboy-, Ruhr-, Mosel- und Breslauer Straße, auf dem die Deutsche Bundesbahn werkelt. Im Bahnamtsdeutsch firmiert das Ganze unter dem Kürzel "BFON", was heißt: "Bau- und Fertigungsbetriebe Oberbau, Niederlassung Hanau". Vor zwei Jahren wurde dieser Geschäftsbereich der Bahn als Nachfolger des Gleisbauhofs gebildet. Am Samstag, 27. Februar, öffnet er seine Türen für jedermann.
Anlaß ist die Inbetriebnahme eines neuen Ausbildungszentrums für Energieelektroniker und Industriemechaniker als Erweiterung der bestehenden Ausbildung für Gleisbauer. Insgesamt werden derzeit in Hanau 150 junge Leute ausgebildet. Die BFON sind der Bundesbahndirektion Frankfurt unterstellt und damit zuständig für den gesamten Schienenbereich in Hessen und Teile von Rheinland- Pfalz. Aus diesem Grund sind auch rund die Hälfte der 800 Beschäftigten im "Außendienst" tätig - sie sind in Bauzügen unterwegs.
Der Tag der offenen Tür soll in der Hauptsache der Nachwuchswerbung dienen, sagt Peter Brinkmann, der Leiter der Niederlassung. Aber auch für andere, technisch oder einfach an der Bahn Interessierte wird es Samstag einiges zu sehen geben.
Als besonderes Schmankerl haben sich die Organisatoren einen originellen Transport-Service zur etwas abseits gelegenen BFON einfallen lassen: Die Kahlgrunder "Eisenbahnfreunde" heizen ihre Dampflok an und pendeln zwischen 9.30 Uhr und 15.30 Uhr im Stundentakt zwischen dem Hanauer Hauptbahnhof und dem Gelände im Industriegebiet Nord - zum Nulltarif. Geöffnet hat die BFON am 27. Februar zwischen 10 und 15 Uhr. az
DREIEICH. Die FDP macht am Donnerstag, 18. Februar, 20.30 Uhr, eine außerordentliche Mitgliederversammlung in der Gaststätte "Alte Burg" in Dreieichenhain. Dort wählt sie ihren Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters. Namen wurden offiziell bisher nicht genannt. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, daß die Liberalen ihren Fraktionschef Werner Nickel aufs Schild heben werden. Er tritt gegen den CDU-Rathauschef Bernd Abeln (CDU) und den SPD-Mann Werner Müller, derzeit Erster Stadtrat, an. dac
WIESBADEN/MARBURG. Vor dem Hintergrund umstrittener Tierversuche mit Ratten an der Marburger Universität hat Hessens Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) jetzt Partei zugunsten der 17 Studenten ergriffen, die an der mittelhessischen Hochschule die Teilnahme an solchen Experimenten ablehnen und deshalb den für den Studienabschluß erforderlichen Leistungsnachweis nicht bekommen sollen. Frau Mayer appellierte in einem Runderlaß an alle hessischen Universitätspräsidenten, die Notwendigkeit solcher Lernmethoden in der Ausbildung zu überprüfen. Bei einem Verzicht auf Experimente am lebenden Tier entständen wegen der vorhandenen Alternativen "keine Lerndefizite".
Wie in Marburg bestätigt wird, äußerte die Ministerin aufgrund der aktuellen Vorkommnisse außerdem in einem Parallelschreiben an den Präsidenten der Philipps-Universität, Dietrich Simon, die "dringliche Bitte", auf derartige Versuche gänzlich zu verzichten, weil sie keine neuen Erkenntnisse brächten. Die Ministerin bezieht sich dabei auf Versuche, wie sie in Marburg am Zoologischen Institut stattfinden und zu den jüngsten Auseinandersetzungen zwischen Studenten und einem auf den Experimenten bestehenden Professor führten.
Sie könne vor allem nicht verstehen, daß für derartige tierphysiologische Praktika mit Versuchen an lebenden Ratten eine Teilnahmepflicht (was nach Vorhaltungen der Studenten sogar erst nach Beginn der Veranstaltung verfügt worden sein soll) ausgesprochen werde, schrieb die Ministerin nach Marburg. Die von ihr gewählte Form einer "Bitte" begründete sie mit dem Hinweis, daß sie keine rechtliche Möglichkeit habe, "Tierversuche in der Lehre zu untersagen".
Bereits im Wintersemester 1991/92 hatten sich in Marburg 20 von etwa 120 Biologie-Studenten geweigert, an dem Rattenversuch eines Professors teilzunehmen und damit riskiert, das Diplom oder Staatsexamen nicht erhalten zu können. Bei dem von ihnen kritisierten Versuch, um den es auch in diesem Wintersemester unter demselben Professor geht, wird bei einer narkotisierten Ratte nach einem Schnitt in die Bauchhöhle der (mit dem Körper in Verbindung bleibende) Dünndarm freipräpariert und mit einer Glukoselösung gefüllt. Das Tier wird nach Abschluß des Experimentes getötet.
Inzwischen haben sich die Studenten dieses Semesters, denen bei Verweigerung des "Rattentags" drastische Konsequenzen angedroht wurden, in einer Petition an den Landtag gewandt. Sie wurde von 342 Kommilitonen unterzeichnet und fordert ein "Recht auf Gewissensfreiheit".
Nach Ansicht der Landesarbeitsgemeinschaft Tierschutz (LAG) der hessischen Grünen, die sich am Wochenende in Gießen mit dem Fall befaßte, wird in Marburg in einem "offensichtlichen Willkürakt" gegen das Bundestierschutzgesetz verstoßen, da derartige Versuche im Studium nur dann statthaft seien, soweit ihr Zweck nicht auf andere Weise erreicht werden könne. Die Sprecherin der LAG, Elvira Schiöberg, forderte SPD und Grüne auf, die Koalitionsvereinbarung umzusetzen, in der von der Überwindung des Tierverbrauchs in Forschung und Lehre gesprochen werde. "Bisher ist nichts passiert", bedauerte sie.
Wissenschaftsministerin Mayer ließ eine Erklärung zum Marburger Vivisektionsstreit am Montag so überschreiben: "Macht endlich Schluß mit Tierversuchen im Unterricht". In der Öffentlichkeit sei zunehmend eine kritische Haltung zu wissenschaftlicher Arbeit festzustellen. "Dieser Besorgnis und Kritik muß sich die Wissenschaft stellen." Zweifel, wie sie an der Notwendigkeit von Tierversuchen geäußert würden, dürften Experten deshalb "nicht einfach als laienhaft und unerheblich abtun".
Tierversuche sind vor allem im Fach Biologie, in geringerem Maße auch in den Fächern Medizin, Humanbiologie und Veterinärmedizin an praktisch allen hessischen Universitäten üblich. In einem neueren Bericht des Wissenschaftsministeriums an den Hessischen Landtag wird eine "Faustformel" angegeben, nach der je Biologie-Student während seines Studiengangs "zwei bis drei" Wirbeltiere "verwendet" würden. Die Tiere stammten zumeist aus eigenen Zuchten, lediglich wirbellose wie Ameisen würden auch dem Freiland entnommen.
Weiter heißt es in dem Bericht, zwar würden in den letzten Jahren als Ausweichmöglichkeit "tierverbrauchsfreie" Lehrveranstaltungen oder Ersatzmethoden angeboten. Dazu zählen Filme, Selbstversuche oder Computersimulation, wodurch "die Zahl der Versuche am Tier" in den letzten Jahren zurückgegangen sei. Dennoch habe sich für Studenten, die aus ethischen Gründen auf Tierexperimente verzichten wollten, die Situation "nicht grundlegend geändert".
STEPHAN BÖRNECKE
BAD HOMBURG. "Es ist nicht mehr zu schaffen", klagt Werner Erbrecht, Direktor des Bad Homburger Amtsgerichts, "wir haben zuviel zu tun und zuwenig Leute". Allein der Zuzug des Reiseriesen Neckermann brachte dem Gericht im Vorjahr 1005 zusätzliche Zivilprozesse, dazu bürden ihm die Gesetzgeber neue Aufgaben auf - gleichzeitig nimmt die Personalzahl ab. Die Folgen bekommt jeder Bauherr zu spüren: Eintragungen ins Grundbuch dauern nicht mehr drei bis vier Tage, sondern gut einen Monat.
Seit vier Jahren arbeiten die Justiz-Beschäftigten zudem auf einer Baustelle.
Vor allem die Lage der Beschäftigten im "nichtrichterlichen Bereich" nennt Werner Erbrecht "schlicht katastrophal". So hat das Gericht wegen der Neckermann-Prozesse zwar zwei neue Beschäftigte bekommen (von vier dafür nötigen, wie Erbrecht vorrechnet), zugleich aber durch eine Besetzungssperre für freiwerdende Stellen 2,5 Stellen verloren: "Wir stehen schlechter da als vor einem Jahr."
Ausgebildetes Personal wird zudem knapp, die Einarbeitung justizfremder Beschäftigter kostet zusätzlich Zeit. Die Gründe für Personalmangel und -frust sind dem Gerichtschef klar: "Wir können nur schlecht zahlen - das Einzige, was wir bieten können, ist die Sicherheit im öffentlichen Dienst."
Unendlich viel wert ist sie den Gerichts-Beschäftigten jedoch nicht. So sei eine geschätzte Mitarbeiterin erst kürzlich abgeworben worden. In der freien Wirtschaft verdiene sie nun so viel wie bei Gericht - mit einer halben Stelle statt einer ganzen. Beispiele belegen die Lohnmisere: Ein 20jähriger lediger Wachtmeister verdient gerade einmal 2291,16 Mark brutto; sein 30 Jahre älterer Kollege, verheiratet und Vater eines Kindes, bekommt 3136 Mark. Eine Justizangestellte in der Geschäftsstelle, schon mit juristischen Kenntnissen, beginnt mit 2757,75 Mark und erreicht mit 43 Jahren, verheiratet und einem Kind, 3390,07 Mark brutto.
Dabei wird die Arbeit immer mehr: Trotz des neuen Betreuungsrechts zugunsten alter und kranker Menschen habe man nicht mehr Personal bekommen, erklärt Erbrecht. Die Folge: Viele Akten von Grundbuch bis Handelsregister, deren schnelle Bearbeitung einst der Stolz des Hauses war, bleiben liegen. Zusätzliche neue Aufgaben folgen ab März: Die Amtsgerichte verhandeln dann Zivilsachen bis Streitwert 10 000 statt bisher 6000 Mark und Strafprozesse bis zu zwei statt bisher einem Jahr Haftstrafe. Die Zahl der Richterstellen steigt parallel um eine auf 15,5 Stellen, aber "das reicht nicht aus", urteilt Erbrecht.
Einen "ganz starken Zuwachs" bei Zivilstreitigkeiten von 2770 Fälle 1991 auf 3782 Fälle hat die Gerichtsleitung schon 1992 registriert. Und der Januar jetzt wies schon wieder doppelt so viel Fälle auf (400) wie der vor einem Jahr. Oft geht es dabei um Reise-Streitigkeiten, so Werner Erbbrecht: "Jeder, der mit Neckermann unzufrieden ist, muß zum Amtsgericht Bad Homburg." STEFAN KUHN
Dienstag, 16. Februar
Theater Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Rabih Abou-Khalil - Jonas Hellborg.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, Frankfurt Boogie Woogie - Piano Meeting.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Dirty White Boys.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Ronja.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Stefanie Hövel Trio.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Asylum.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Jazz by Five.
La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Matthias Schubert Trio.
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: 15 Uhr, Caféhaus Unterwegs.
Musikhochschule, Eschersheimer Landstr. 29-39: 19 Uhr, Hochschule für Musik "Franz Liszt" - Kammermusik.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Lesung Heinrich Droege & Herbert Heckmann. D.B.K. in der Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Lesungen des Workshop "Kreatives Schreiben".
Hessisches Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4/4. OG: 20 Uhr, Junges Literatur-Forum Hessen.
Universität, Neue Mensa/R.3. Vorträge / Diskussionen Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft: Gräfstr. 83: 20 Uhr, Vortrag "Angola - Turbulenzen der letzten 5 Jahre".
Max-Beckmann-Schule, Sophienstr. 70: 19 Uhr, Vortrag "Beschädigte Identität und Fremdenfeindlichkeit - Psychische Grundlagen des Rassismus bei Jugendlichen".
Verkehrsclub Deutschland: 20 Uhr, Diskussion "Probleme der Schulwegsicherheit"; Bürgertreff Westend, Ulmenstr. 20.
Polytechnische Gesellschaft: 19 Uhr, Diavortrag "Reparatur verletzter Nervenverbindungen im Gehirn"; Biolog. Institut, Siesmayerstr. 70.
Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft: 19.30 Uhr, Vortrag "Im wilden Osten - Karl May und China"; Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24.
Patronatsverein: 18 Uhr, Gespräch mit Tankred Dorst; Nachtfoyer des Schauspielhauses, Theaterplatz.
Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Bill Viola und Nam June Paik".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 16 im Anzeigenteil. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. English Speaking Club: 19.30 Uhr, Quiz Evening; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr.
City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2km, 4km und 8km.
PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 14 Uhr, Klubcafé.
Verein zur beruflichen Förderung von Frauen: 20 Uhr, Info "Weiterbildung zur Freizeit- & Kulturreferentin"; Ökohaus, Kasseler Str. 1 a/6. OG (R.601).
Deutscher Hausfrauen-Bund: 15 Uhr, Besichtigung Messeturm; Treffpunkt am Eingang (Info 62 26 21).
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Kneipenabend.
JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38/EG: 19 Uhr, Offener Massageabend für Frauen.
Hobby-Börse, Eschersheimer Landstr. 44: 16 Uhr, Hobby-Runde "Wer hat Freude am Tanzen".Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße.
Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke an der Hauptwache, Schillerstraße 2-4, Tel. 28 48 35; Erlen-Apotheke, Alt-Erlenbach 59, Tel. 0 61 01 / 4 46 75; Europa-Apotheke, Nordweststadt, Hammarskjöldring 73 b, Tel. 57 86 26; Kant-Apotheke, Berger Straße 49, Tel. 49 59 90; Luthmer-Apotheke, Nied, Luthmerstraße 12, Tel. 39 62 57; Mendelssohn-Apotheke, Mendelssohnstraße 56, Tel. 74 25 43; Riederwald-Apotheke, Riederwald, Raiffeisenstr. 77, Tel. 41 37 17; Textor-Apotheke, Sachsenhausen, Textorstraße 11, Tel. 62 33 94.
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.
Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.
Tierärztlicher Notdienst
19 bis 6 Uhr
Dr. Gutmann, Alt-Fechenheim 51, Tel. 42 12 14.
Anwaltsnotdienst
(24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83.
Telefonberatungen
Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.
Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- ohne Gewähr -
Herrn Eduard Schlegel zum 65. Geburtstag am 16. Februar.
Wir gratulieren
Herrn Fritz Mangels- dorff zum 76. Geburts- tag am 16. Februar.
BAD HOMBURG. Zum Fastnachts- Endspurt geht in Kirdorf die Post ab. Die Kindergruppe des Karnevalsvereins "Club Humor 1904" feiert am Samstag, 20. Februar, ab 15.11 Uhr im Bürgerhaus. Die Hoppel-Poppel führen einige ihrer Tänze vor.
Mit vielen Fußgruppen, Garden und Prinzessin Claudia I. startet um 14.11 Uhr am Dienstag, 23. Februar, der Kinder- Fastnachtszug in der Hauptstraße, um durch den Kirdorfer Ortskern den Weg zum Bürgerhaus zu finden.
Dort geht's weiter mit dem "Bunten Fastnachtstreiben". Einlaß ist ab 14 Uhr. bo
Auf einen Blick
Seite II Die Ausnahmegenehmigung für den Abriß des Kinos in Wölfersheim ist erloschen, der Bau steht immer noch. Seite III Juliane Zollmann hat die Leitung der Musikschule der Städte Bad Vilbel und Karben übernommen. Seite IV Lokalsport: Ober-Seemens neuer Trainer Möller kündigt Ende der gemütlichen Zeit an.
Frau Ruth Heinrich, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Herrn Wilhelm Winter, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Hildegard Spittler, Klein-Karben, zum 74. Geburtstag.
Herrn Werner Witt, Groß-Karben, zum 73. Geburtstag.
Herrn Balthasar Oswald, Groß-Karben, zum 82. Geburtstag.
Herrn Hans Lang, Kloppenheim, zum 72. Geburtstag.
Frau Elsbeth Heller, Okarben, zum 71. Geburtstag.
Frau Erika Buhlmann, Petterweil, zum 73. Geburtstag.
Herrn Hans-Joachim Wilke, Petterweil, zum 76. Geburtstag.
Frau Irmgard Hoffmann, Assenheim, zum 77. Geburtstag.
BAD VILBEL. Spielfreude und Lust am kreativen Ausprobieren neuer Kenntnisse sind zum Workshop Maskenbau und Maskenspiel von Donnerstag, 25. Februar, bis Sonntag, 28. Februar, in der Alten Mühle mitzubringen. Vorkenntnisse hingegen bedarf es nicht, um mit Thomas Kippenberg die Masken zu bauen, mit Andreas Nowak musikalische Elemente kennenzulernen und sich von Arnold Pfeifer in Bewegung, Tanz und Spiel mit und ohne Masken einführen zu lassen.
Voranmeldungen sind ab sofort unter der Rufnummer (0 61 01) 60 22 27 im Kulturzentrum möglich. Dauer des Workshops: Donnerstag von 18-22 Uhr, Freitag von 17-22 Uhr, Samstag von 13-20 Uhr und Sonntag von 11 bis 16 Uhr. Treffpunkt ist im Künstlerkeller in der Remise.
SULZBACH. Ohne große Diskussionen brachten die Sulzbacher Gemeindevertreter ihre letzte Sitzung in dieser Legislaturperiode hinter sich. Sie verabschiedeten keine Anträge mehr, sondern verwiesen sie zur weiteren Beratung nach der Kommunalwahl in die Ausschüsse.
So will die CDU prüfen lassen, ob eine betreute Tagespflegestätte für Sulzbacher Senioren geschaffen werden kann. Die Einrichtung ermöglicht alten Menschen nicht nur, so lange wie möglich in der vertrauten Umgebung zu bleiben, sondern kann auch pflegende Angehörige entlasten. Außerdem sind Tagespflegeplätze günstiger als die Unterbringung im Heim. Die CDU will klären lassen, wer die Trägerschaft für die Einrichtung übernimmt, wo sie gebaut wird, wie ein Konzept dafür aussieht und wer das Geld dafür bereitstellt.
Die SPD beantragte, der Gemeindevorstand solle vorschlagen, wie er mit Zuschüssen den sozialen Wohnungsbau fördern kann. Hintergrund sind knapper werdendes Bauland und steigende Mieten, die mittlerweile bei Neubauten "weit über 20 Mark pro Quadratmeter liegen", so die SPD. Da kein Bauherr mehr bereit sei, Wohnungen zu Preisen zu vermieten, die auch Bürger mit kleinem Geldbeutel bezahlen können, soll die Gemeinde Wohnungsneubauten fördern und sich das Belegungsrecht und eine sozial gebundene Miete für 25 Jahre garantieren lassen. Auch CDU-Fraktionschef Dieter Geiß hält den SPD-Antrag für "ganz sinnvoll", es müsse jedoch unter anderem noch geklärt werden, ob der Wohnungsbau oder die Mieten bezuschußt werden.
Die Sozialdemokraten wollen außerdem den Dorferneuerungsplan von 1981 fortschreiben lassen, um das Ortsbild "bürgerfreundlicher und ansprechender" zu gestalten. Sie attestieren der Gemeinde, eine der "wohlhabenderen in Hessen" zu sein. Doch das Ortsbild wirke beispielsweise entlang der Hauptstraße und der Schwalbacher Straße "in weiten Teilen ausgesprochen heruntergekommen und ärmlich". Der Fassadenzustand lasse ebenso zu wünschen übrig wie die Gestaltung des Straßenraumes; Bäume und andere Pflanzen fehlten meist. Bauten, die in den vergangenen Jahren entstanden seien, machten deutlich, daß "oft jedes städtebauliche Konzept" gefehlt habe. Eine ungeplante Entwicklung "wie bisher" könne "immer weniger akzeptiert werden".
CDU-Mann Dieter Geiß gibt allerdings zu bedenken, daß ein Dorferneuerungsplan nur empfehlenden Charakter habe, an den die Bauherren nicht gebunden seien. Er "warnte" davor, "für halb Sulzbach Bebauungspläne aufzustellen", in denen verbindliche Vorgaben gemacht werden können. Die CDU sei nur "bedingt" dafür, wie zum Beispiel für das Gelände rund um den historischen "Frankfurter Hof". Hierfür stellt die Verwaltung gerade einen Bebauungsplan auf. she
WESTKREIS OFFENBACH. Die Feiertage der Narren mit Rosenmontagsumzug und allem Pi-Pa-Po rücken immer näher. Aber auch unter der Woche ist einiges los. In Dreieich macht der Seniorenclub Zeppelinstraße am Mittwoch, 17. Februar, 14 Uhr, ein Kostümfest.
Die Langener Senioren feiern am Donnerstag, 18. Februar, von 14.31 Uhr an in der Gaststätte "Zum Lämmchen". Mit dabei: die Mini-, Midi- und Musketier-Garde der Langener Karneval-Gesellschaft (LKG).
Zur Weiberfastnacht lädt die LKG am Donnerstag alle Närrinnen in die Stadthalle ein. Die Sitzung mit Büttenreden, Gesang und Tanz beginnt dann abends um 20.11 Uhr. dac
Ein Bach, ein Sumpf und ein Baum haben in den USA Rechtsgeschichte gemacht. Sie sind von US-Gerichten in Prozessen als Nebenkläger zugelassen worden, in denen es um ihre drohende Zerstörung durch menschliche Eingriffe ging. So hat in Ländern mit mehr rechtspolitischer Phantasie das Konzept der "Eigenrechte für die Natur" längst den akademischen Elfenbeinturm verlassen.
Diese Diskussion auch in Deutschland wieder anzustoßen, war der Sinn einer Tagung, deren Ergebnisse die veranstaltende Schweisfurth-Stiftung jetzt in Buchform zusammengefaßt hat. Aus ethischer, betriebswirtschaftlicher und juristischer Sicht wird hier für ein Konzept der "Mitgeschöpflichkeit" plädiert, das Pflanzen, Tieren und Landschaften ein eigenständiges, von ihrem Nutzen für den Menschen unabhängiges Existenzrecht zugesteht. So sollen Schädigungen noch vor ihrer Entstehung verhindert werden, anstatt sie lediglich auf ein für den Menschen erträgliches Maß zu begrenzen. Kernpunkt des Vorschlags ist ein Vertretungsmodell, das Einzelpersonen die Möglichkeit geben soll, im Namen einer bedrohten Landschaft, eines Tieres oder einer Pflanze vor Gericht aufzutreten.
Die Autoren sind Wissenschaftler von Rang, doch akademisches Kauderwelsch sucht man in dem Band vergeblich. Sokann sich der Leser das Buch wirklich zu eigen machen.
Manuel Schneider/Andreas Karrer (hrsg.): Die Natur ins Recht setzen. Ansätze für eine neue Gemeinschaft allen Lebens. Verlag C. F. Müller, 1992, 283 Seiten. pe
NIDDERAU. Mehrere Bebauungspläne für Kleingärten beschloß das Parlament einstimmig bei seiner jüngsten Sitzung. In Heldenbergen betrifft dies die Breulwiesen. In Windecken sind Anlagen "Am Steinweg", am "Städter Berg" und "Am Mühlberg" vorgesehen.
In Ostheim können Kleingärtner an der Mühlweide und "Die Bäckesgärten" künftig ihrem Hobby frönen, in Eichen auf dem "Maulborn".
Außerdem sieht die Vorlage Parzellen "An der Kläranlage" sowie "Am Bornweg" in Erbstadt vor. jur
NEU-ISENBURG. Bei der Sanierung des Quartier IV wird im Sommer die vorletzte Etappe gestartet: Wie der Isenburger Magistrat mitteilte, soll im kommenden Juni mit dem Bau der öffentlichen Tiefgarage begonnen werden.
Nach Einschätzung der städtischen Planer könnte der Rohbau des mehr als 6,1 Millionen Mark teuren Projekts im November fertiggestellt sein.
Behindert kein ausgesprochen harter Winter die Ausbauarbeiten, sollen die ersten Autos im Frühsommer 1994 in die Tiefgarage mit 90 Stellplätzen, davon vier speziell für Behinderte, einfahren. Die Zufahrt wird von der Friedrichstraße, die Ausfahrt in die Luisenstraße möglich sein.
Fußgänger werden die Garage durch drei Tore von der Frankfurter Straße und der Bahnhofstraße her erreichen können.
Doch nicht nur Autofahrer sollen die Nutznießer des unterirdischen Gebäudes sein. Die Stadt hofft, auf dem ebenerdigen Dach der Garage einen begrünten "Freiraum für Freizeit und Erholung" schaffen zu können - mit einem rund 200 Quadratmeter großen Spielplatz, mit Baumreihen, Pflanzbeeten und einer Pergola.
Ein Plan, der die Vergangenheit vergassen machen soll: Auf dem Areal des Quartier IV waren früher Gewerbebetriebe angesiedelt gewesen, die das Leben der Anwohner mit Lärm und Gestank arg beeinträchtigt hatten.
Gar zum "Treffpunkt" soll der Platz unter der unmittelbar angrenzenden etwa 200 Jahre alten Eiche werden. Um den Baum zu erhalten, mußte die Tiefgarage in östlicher und nördlicher Richtung verschoben werden.
Wie es aus dem Rathaus dazu hieß, sei nur so sichergestellt, daß die Eichenwurzel beim Bau unbeschädigt bleibe. Dadurch notwendig gewordene zusätzliche Ausschachtungsarbeiten hätten die Kosten allerdings um knapp 590 000 Mark erhöht.
Ebenfalls noch in diesem Jahr, spätestens jedoch im Frühjahr 1994 will die Stadt mit dem letzten Teil der Sanierung im Quartier IV beginnen - dem Ausbau der Adolf-Bauer-Straße. leo
NEU-ANSPACH. Ein Einfamilienhaus in der Kurt-Schumacher-Straße war am Sonntag Schauplatz eines Einbruchs. Der Täter brach eine Tür an der Rückseite auf. Wie die Kripo berichtet, nahm er ein Fernsehgerät, Schmuck und Bargeld mit. Gesamtschaden: rund 10 000 Mark. tom
Der Arbeitgeber windet sich: "Wir sind völlig überlastet." Die Rückgabe der Lohnsteuerkarte für das vergangene Jahr sei noch nicht möglich. "Zu einem späteren Zeitpunkt" werde sie ausgehändigt. Einkommensteuererklärungen und Arbeitnehmer-Veranlagungen werden so auf die lange Bank geschoben. Das kann teuer sein, auch für die Firma oder die Behörde, bei der das Geld verdient wird.
Die Richtlinien zum Einkommensteuergesetz verlangen, daß die Nachweise für den Jahresausgleich "nach dem 31. Dezember unverzüglich auszuhändigen" sind. Was unter "unverzüglich" zu verstehen ist, darüber läßt sich streiten, zumal Gerichtsurteile dazu nach den Recherchen der Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen nicht existieren. Die Juristen der Kundenlobby meinen aber, daß die Steuerkarten spätestens seit dem 1. Februar bei den Beschäftigten vorliegen müßten. Andernfalls drohe Firmen und Behörden, für die Zinsverluste durch eine verzögerte Steuererklärung aufkommen zu müssen. Die Zentrale führt ein Beispiel an: Ein Bauherr kalkuliere mit einer Erstattung und wolle damit einen Teil seines Heims Mitte des Jahres finanzieren. Sei dies nicht möglich, weil sein Arbeitgeber die Karte zu spät rausrückte, müsse der Bauherr einen Kredit aufnehmen. Die Zinsen könne er sich von seiner Firma erstatten lassen. FR
BAD VILBEL. "Der Tod steht ihr gut" findet zumindest Regisseur Robert Zemeckis in seinem gleichnamigen Film aus dem Jahre 1992. Ob er damit Meryl Streep meint, die Hauptdarstellerin in der Geschichte um die beiden Freundinnen Madeline und Helen, die im Konkurrenzkampf um den Schönheitschirurgen Dr. Menville versuchen Alter und Zeit zu entfliehen? Das Kino Alte Mühle zeigt den US-amerikanischen Streifen voll schwarzen Humors am Freitag, 19. Februar, und Samstag, 20. Februar, jeweils um 20.15 Uhr und am Sonntag, 21. Februar, um 17.45 Uhr.
Um Liebe, die allerdings nicht von Dauer ist, geht es auch in "Wiedersehen in Howards End", der ebenfalls am Wochenende über die Leinwand des Kinos Alte Mühle flimmert. Nach dem Roman von E. M. Foster aus dem Jahre 1910 drehte Regisseur James Ivory die Liebesgeschichte um Helen und Paul auf dem Hintergrund der Probleme der viktorianischen Gesellschaft. Zu sehen ist der Film mit Starbesetzung (in den Hauptrollen: Anthony Hopkins, Vanessa Redgrave, Emma Thompson) am Freitag um 22.45 Uhr, am Samstag um 17.45 Uhr und am Montag um 20.15 Uhr.
Als einer der schönsten Zeichentrickfilme der letzten Jahre gilt Jerry Rees "Der tapfere kleine Toaster", der am Samstag und Sonntag jeweils um 15.15 Uhr sowie am Montag, 22. Februar, um 17.45 Uhr Kinovergnügen in der Alten Mühle verspricht. Ein Zeichentrickfilm um fünf pfiffige Küchengeräte mit "bezaubernden Charakteren", der vergnügliche Stunden nicht nur für ganz junge Menschen verspricht.
Mindestens 16 Jahre alt muß man hingegen sein, will man sich den Top-Hit der Gruselwunschfilmliste ansehen. Der Thriller "Das siebte Zeichen" (Regie: Carl Schulz) aus dem Jahr 1988 um die Welt vor der Apokalypse liegt in den Filmrollen am Samstag um 22.45 Uhr und am Sonntag um 20.15 Uhr zum Abspulen bereit. Ein Film mit Gänsehaut-Garantie. cor
In Mühlheim, der ehemaligen Stadt der Müller und Mühlen, laufen die kommunalpolitischen Mühlräder nicht mehr so ruhig wie in früheren Zeiten. Unzufriedene Stadtverordnete aus SPD und CDU, die befürchteten, zwischen den Mühlrädern ihrer jeweiligen Parteiapparate zerrieben zu werden, haben sich zusammengetan, um den Mahlsteinen Widerstand zu leisten. Die "Bürger für Mühlheim" wollen den Altparteien jetzt Paroli bieten.
Kleine FR
Wählerverzeichnis wird offengelegt KÖNIGSTEIN. Das Wählerverzeichnis für die Kommunalwahl am 7. März ist noch bis Freitag, 19. Februar, während der regulären Öffnungszeiten im Wahlamt, Burgweg 5 a, offengelegt.
Kabarett OBERURSEL. Der Dresdner Kabarett- Stammtisch spielt auf Einladung der VHS-Bühne am heutigen Dienstag, 16. Februar, sein Programm "ANTRAK auf STUMPHsinn: 20 Uhr, Stadthalle.
Schwimmclub trifft sich OBERURSEL. Zu seiner Jahreshauptversammlung trifft sich der Schwimmclub Oberursel heute um 20 Uhr im Clubhaus, Sandweg 40. Sprechstunde Wolfgang Bödickers STEINBACH. Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Bödicker hält heute von 17 bis 18 Uhr seine Sprechstunde ab: im zweiten Stock des Rathauses, Gartenstraße 20. Sperrmüll und gelbe Säcke STEINBACH. Am Mittwoch, 17. Februar, wird der Sperrmüll abgefahren. Anmeldung unter Tel. 70 00 33. Am Freitag, 19. Februar, werden im gesamten Stadtgebiet die gelben Säcke abgeholt.
Senioren feiern Fasching OBERURSEL. Die Faschingsfeier für Senioren ab 65 Jahren findet am Mittwoch, 17. Februar, um 15 Uhr in der Stadthalle statt. Einlaß ist um 13.30 Uhr. Karten für die Veranstaltung gibts in der Seniorentagesstätte, Hospitalstraße 9.
Erste Hilfe im Notfall STEINBACH. Der Malteser Hilfsdienst bietet ab Mittwoch, 17. Februar, 19.30 Uhr, einen Erste-Hilfe-Kurs im katholische Pfarrheim in der Untergasse an. Der Kurs dauert bis zum 17. März. Anmeldung ist am ersten Kursabend möglich. Theatergruppe gibt Zugabe KÖNIGSTEIN. Die Theatergruppe der St.-Angela-Schule führt das Stück von Thornton Wilder, "Unsere kleine Stadt", am Mittwoch, 17. Februar, noch einmal auf. Beginn ist um 19.30 Uhr in der Aula. Jahresversammlung der DLRG OBERURSEL. Zur Jahresversammlung lädt die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) am Mittwoch, 17. Februar, ins Naturfreundehaus, Altkönigstraße, ein. Weiberfastnacht STEINBACH. Die SPD lädt am Donnerstag, 18. Februar, zur Weiberfastnacht ein: Ab 19.31 Uhr im Bürgerhaus. "Die spitze Feder" STEINBACH. Das Kabarett "Die spitze Feder" spielt am Donnerstag, 18. Februar, sein neues Programm im Backhaus. Beginn: 20 Uhr. Nochmal Weiberfastnacht KRONBERG. Auch die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) Kronberg lädt zur Weiberfastnacht: am Donnerstag, 18. Februar, 19.11 Uhr, im Bischof-Muench-Haus.Faschingsdisco für Kinder KÖNIGSTEIN. Eine Faschingsdisco für Kinder steigt am Freitag, 19. Februar, 15 Uhr im Haus der Begegnung, Saal Hardtberg. Die Kinder können verkleidet kommen, es erwartet sie eine Modenschau. Der Eintritt zur Veranstaltung der Stadt ist frei. Faschingsrockkonzert im Jugendhaus STEINBACH. Die Rockband "Castle Well" spielt am Freitag, 19. Februar, um 20 Uhr im Jugendhaus, Eschborner Straße 17. Verkleidung ist bei diesem Faschingsrockabend natürlich erwünscht. Karneval im Haus Emmaus OBERURSEL. Im evangelischen Alten- und Pflegeheim Haus Emmaus in der Ebertstraße 13 wird am Freitag, 19. Februar, ab 15.30 Uhr Karneval gefeiert. Prinz Joachim I. und sein Hofstaat haben ihr Kommen zugesagt. Skifreizeit OBERURSEL. Der Schwimm-Club Oberursel bietet auch dieses Jahr wieder eine Skifreizeit für Kinder und Jugendliche von neun bis 17 Jahren in Tschagguns (Vorarlberg) an. Sie dauert vom 4. bis 18. April und kostet 590 Mark (Nichtmitglieder 690 Mark). Näheres unter Tel. 2 38 08. Basteln will gelernt sein OBERURSEL. Einen Osterbastelkurs bietet die Elternschule Taunus für Dienstag, 9. März, um 20 Uhr im katholischen Gemeindezentrum St. Crutzen, Bischof- Brand-Straße, an. Anmeldungen, möglichst bis Freitag, 19. Februar, nimmt das Pfarrbüro unter der Rufnummer 7 34 06 oder die Elternschule (Tel. 0 61 72/69 09 45) entgegen. Bildungsurlaub KRONBERG. Einen Bildungsurlaub für alleinerziehende Mütter bietet die Hessische Landeszentrale für politische Bildung von Montag, 5. bis Freitag, 9. April an. Veranstaltungsort wird die Bildungsstätte Oberreifenberg sein. Näheres beim städtischen Gleichstellungsbüro, Tel. 0 61 73 / 703-245 (9 bis 13 Uhr). Bebauungsplan "Eichwäldchen" OBERURSEL. Der Bebauungsplan Nummer 68 ("Neues Eichwäldchen") kann vom Mittwoch, 24. Februar, bis Freitag, 19. März, im Stadtplanungsamt eingesehen werden: 4. Stock, Zimmer 413.
WÖLFERSHEIM. Die "Ratslichtspiele" bleiben vorerst stehen. Spätestens am vorigen Donnerstag hätte die Abrißbirne zuschlagen müssen - da erlosch die schon zwei Jahre alte Ausnahmegenehmigung zur Beseitigung des eigentlich denkmalgeschützten Kinos neben dem Rathaus. Der Wetteraukreis hat dem Abriß-Antrag aus Wölfersheim immer noch nicht zugestimmt. Es sei bisher kein Einvernehmen mit dem Landeskonservator in Wiesbaden hergestellt, erklärte Kreis- Pressesprecher Michael Elsaß gestern die Verzögerung. "Es sieht auch nicht so aus, als würde es hergestellt werden."
Im Klartext: Die "Ratslichtspiele" bleiben den Wölfersheimern erhalten. Nach Elsaß' Einschätzung ist nämlich der Abrißgrund entfallen. Denn wo kein Rathaus entsteht, muß kein Kino weichen. Die Wölfersheimer Verwaltung will zwar noch immer am Standort des 40jährigen Kino-Gebäudes das Rathaus erweitern. Aber nun hat das Parlament mit den Stimmen von SPD und FWG die 800 000 Mark für den ersten Bauabschnitt des 1,5-Millionen Projekts gestrichen. "Das Personal ist stinksauer", beschrieb Hermann-Ulrich Pfeuffer (CDU), Erster Beigeordneter, gestern die Stimmung im Rathaus. Er kämpft anstelle von Bürgermeister Herbert Bommersheim für den Kino-Abriß. Der 57jährige parteilose Bommersheim ist seit Dezember krank.
Schon Bommersheims Vorgänger Hugo Fröhlich betrieb erfolglos den Kino-Abriß. Die Wahlen von 1989 brachten neue Mehrheiten, die Pläne vergilbten - doch die Rathaus-Träume blieben. Nächsten Monat werden laut Pfeuffer neue Pläne vorliegen. An der verlängerten Straßenfront des Wunsch-Rathauses sind Büros vorgesehen, eine Zentrale für ratsuchende Rathausbesucher, Computer-vernetzte Arbeitsplätze, eine Telefonanlage mit Durchwahlen. Die Pläne will Pfeuffer dem Parlament vorlegen - falls er nach der Kommunalwahl noch Erster Beigeordneter ist. Da grundsätzlich alle Parteien ein größeres Rathaus wollen, hofft Pfeuffer, die 800 000 Mark nach der Wahl in einem Nachtragsetat unterzubringen.
Ob das Kino trotz der Rathaus-Erweiterung stehenbleibt und nach acht Jahren Verfall wieder sinnvoll genutzt wird, entscheidet wohl ebenfalls der 7. März. Der Wahltag bringt den örtlichen Politikern Aufschluß darüber, wie populär das stillgelegte Kino ist. Rund 900 Wölfersheimer Frauen und Männer signierten voriges Jahr eine Unterschriftenliste gegen den Abriß. Am lautesten warb die NPD für den Erhalt des Hauses - aber auch Sozialdemokraten und die FWG-Politiker Dieter Mohn und Werner Pirl sprachen sich für die "Ratslichtspiele" aus. Das Rathaus könne nach hinten erweitert werden, wo die Gemeinde jetzt ein freies Grundstück besitzt. Pfeuffer will dort lieber einen Parkplatz sehen. Er hält nichts von der Idee, das Kino wiederzubeleben. "Weil man zur Renovierung da mindestens 250 000 Mark reinstecken muß." Um dieses Geld hereinzubekommen, müßte ein Pächter viel zahlen. Solche Leute seien selten. "Kein einziger hat sich bei mir gemeldet, der ein Kino betreiben möchte." nes
FRIEDRICHSDORF. Die Turnhalle der TSG Friedrichsdorf an der Hugenottenstraße ist viermal Schauplatz für ausgelassenes Fastnachtstreiben der verschiedensten Altersgruppen. Es geht am Freitag, 19. Februar, ab 19 Uhr mit einer Disco los. Am Samstag, 20. Februar, steht der Maskenball um 20 Uhr unter dem Motto "Nachts am Kongo".
Hier wie beim Faschings-Kehraus am Dienstag, 23. Februar, ab 20 Uhr spielen die "Kolibris" zum Tanz. Kinderfastnacht wird am Sonntag, 21. Februar, von 15 Uhr an gefeiert. tom
Seit kurzem erst ist das Geheimnis gelüftet, woher das Kölner Auryn-Quartett seinen Namen bezog - das magische Amulett aus Michael Endes "Die unendliche Geschichte" stand dafür Pate -, doch bleibt auch nach ihrem Konzert im Mozartsaal der Alten Oper im dunkeln, wo auf der internationalen Bühne das Quartett einzustufen ist. Das 2. Streichquartett von Johannes Brahms stand auf ihrem Programm gemäß dem Motto der Konzertreihe "Vor allem Brahms", dazu Werke von Beethoven und Debussy.
Gerade der erste Teil des Abends, Debussys Streichquartett Opus 10 und Beethovens sogenanntes Harfenquartett, war geprägt von großer Zerrissenheit, von Klangkraft auf der einen und Konturlosigkeit bis hin zur Undeutlichkeit auf der anderen Seite. Schwebende, in Dissonanz wie Konsonanz immer harmonische Klanggebilde bildeten einen angenehmen, aber zu dichten Schleier, unter dem das innere Gefüge von Debussys Frühwerk oft verlorenging; ohne die nötige Klarheit und Präzision reduzierten die vier Musiker im Namen des Amuletts hier den Impressionismus auf reine Tonmalerei. Das monothematisch immer wieder aufscheinende Kopfmotiv brachte eigentlich nur Steuart Eaton an der Bratsche richtig zur Geltung, überhaupt hatte er, um in Goethes bekannten Bild "man hört vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten" zu sprechen, am meisten zum konstruktiven Dialog beizutragen.
Die Strukturen hörbar zu machen, ohne dann aber in einen rein rationalen Diskurs zu verfallen, das gelang dem Auryn-Quartett mit Beethoven, wenn auch erst ab dem schlichten, "ausdrucksvoll erstebenden" Adagio, dem 2. Satz seines Streichquartetts Opus 74. Was hier an tonaler Leuchtkraft, was im darauffolgenden Scherzo in seinem wahrhaft quasi prestissimo genommenen Tempo an Energie und Vehemenz angestimmt wurde, sollte als Eindruck erhalten bleiben. Ob das jedoch reicht, das Auryn-Quartett - wie im Programmheft geschehen - zu den "führenden Streichquartetten Europas zu zählen", diese Frage muß, wie gesagt, weiterhin offen bleiben.
STEFAN SCHICKHAUS
Wolfgang Rihms "Die Eroberung von Mexico" wurde am 9. Februar 1992 an der Hamburgischen Staatsoper uraufgeführt, vier Jahre später als ursprünglich geplant. So geriet das "Musiktheater nach Antonin Artaud" in das "Kolumbus-Jahr" und wurde zu einer eindringlichen Stimme gegen jubiläumsfeierliche Entdecker- Elogen - wobei das vom Komponisten verfaßte Libretto Wörter und Sätze nur sporadisch enthält: die Musik spricht.
Der Besetzungsplan der Partitur verzeichnet ein aus 47 Spielern bestehendes Orchester mit Holzbläsern, Hörnern, Trompeten, Posaunen, Kontrabaßtuba, Harfe, Klavier, E-Orgel, E-Bässe, Pauke. Fünf Schlagzeuger für Cymbales antiques, Röhrenglocken, Gongs, Bongos, Trommeln, Gueros, Vibraphon, Tamtam, Tomtoms, Triangel, Flexaton, vier Kontrabässe, sechs Violoncelli, je zwei Violinen und Bratschen. Damit wird das atmosphärische Kraftfeld konstituiert, in dem die Stimmen von Cortez (Bariton), eines schreienden Mannes, zweier Sprecher, Montezumas (dramatischer Sopran), eines hohen Soprans und eines tiefen Alts agieren - mit vokalen Geräuschen, Vokalisen und Texten. Quellen für diese waren Artauds Entwurf "Die Eroberung von Mexiko" (1937) und seine poetisch- theoretische Schrift über "Das Seraphim- Theater". Rihms Oper ist, wie Artauds Schauspielkonzept, vierteilig. Zwischen "Die Vorzeichen", "Bekenntnis", "Die Umwälzungen" und "Die Abdankung" wurden Teile des Gedichtzyklus "Rais del Hombre" (Urgrund des Menschen) von Octavio Paz gestellt, mit dessen Worten das Stück auch endet. Ferner wurden Auszüge aus den "Cantares Mexicanos", anonyme indianische Klagegedichte aus der Konquistadorenzeit vertont.
"Vom historischen Gesichtspunkt aus stellt "Die Eroberung Mexikos" die Frage der Kolonisation. Sie läßt auf brutale, unversöhnliche, blutige Weise die stets wache Überheblichkeit Europas wiederaufleben... Der Geist der Menschenmenge, der Atem der Begebenheiten werden sich in stofflichen Wellen auf das Schauspiel übertragen und hier und da gewisse Kraftlinien bilden, und in diesen Wellen und auf diesen Wellen wird das verminderte, aufsässige oder verzweifelte Bewußtsein einiger weniger treiben wie ein Strohhalm... Diese Bilder, diese Bewegungen, diese Tänze, diese Riten, diese Musik, diese verstümmelten Melodien, diese unvermittelt abbrechenden Dialoge werden sorgfältig in Noten gebracht... Denn das Prinzip ist, gleichsam wie auf Notenpapier zu einer Notation oder Chiffrierung dessen zu gelangen, was nicht mit Worten zu beschreiben ist". So schrieb Antonin Artaud in der Einleitung zu "Die Eroberung von Mexiko" - so als wüßte er schon, daß Wolfgang Rihm dies alles einmal komponieren würde, schon lange fasziniert und inspiriert (bereits 1982, bei "Tutuguri") von Artauds "Entgrenzung von theatralischen Handlungselementen in musikalische Vorgänge hinein".
Auch zur Wahl eines dramatischen Soprans für die Partie des Montezuma ließ sich Rihm von Artaud animieren: "Ich habe eine sehr starke polare Spannung im Text von Artaud gespürt... Die mexikanische Welt habe ich in Frauenstimmen, die spanische Welt in Männerstimmen gedacht." Scharf wurden Gegensätze auskomponiert. Der Montezuma-Part, Widerhall in den Gesängen des hohen Soprans und des tiefen Alts habend, ist, außer in Momenten der Verstörung, des Attakkiertwerdens durch den eindringenden Feind, ruhig, stark in meditativ-expressiver Haltung. Ähnlich die in die Instrumentaltöne eingewobenen, oft auch aus ihnen herausbrechenden Frauenstimmen vom Band. Keine Klischeezeichnung gleichwohl: auch Montezuma hat aggressive Momente. Deren Energie kommt indes aus einem Urgrund an Souveränität, während das rabiate Gebrüll oder Gestammel, wort- und sinnzerstückelnd, hektisch-hysterisches Hecheln den Männerstimmen zugeordnet ist - eine bestürzende Darstellung der schrecklichen Pervertierung von Schwäche. Daß Männer auch Opfer sind, wie alle in dieser fatalen Geschichte, verschweigt Rihms Komposition nicht: oft gellen Schreie, Reflexe entsetzlicher Vorgänge, in das Klangbild, die Glasglocke des Kunstproduktes zersplittert. Rihm läßt die menschliche Stimme vielfältig zu Ausdruck kommen.
Die instrumentale Klang-Expression steht der vokalen nicht nach: wie in einem Brennglas sind hier avantgardistische und traditionelle Klangsprache konzentriert - eine sich immer wieder anders entzündende Brisanz. Nicht nur die Stringenz rhythmischer Elemente, sondern auch die Prägnanz von Linien und Klängen ".. vermag .. einen unerhörten Aufruhr von Kräften und Bildern zu entfesseln" (Artaud in anderem Zusammenhang). Die aus Artauds "Das Seraphim-Theater" entnommenen Textpassagen, von enormer poetischer Intensität, leuchten aus ihrer instrumentalen Umgebung heraus.
"Die Eroberung von Mexiko" hatte an der Hamburgischen Staatsoper in einer leider nur kurzen Reihe von Aufführungen (Inszenierung: Peter Mussbach) ein begeistertes Publikum. Die nun in Zusammenarbeit des Opernhauses mit dem NDR und dem Osnabrücker Label CPO, mittlerweile schon ein renommiertes Markenzeichen für avancierte Produktionen, vorgelegte Aufzeichnung der Uraufführung vermag zwar kaum etwas von dem Live-Erlebnis des von den im Raum und in den Logen verteilten Musikern erzeugten Raumklanges zu vermitteln, gibt aber ansonsten deutlich die exzellente Darstellung wieder. Geradezu plastisch erscheinen Cortez (Richard Salter), Montezuma (Renate Behle) mit ihren "Schatten" Carmen Fugiss und Susanne Otto, präsent auch die Stimmen des Schreienden Mannes (Peter Kollek) und der Sprecher Hans Joachim Frey und Georg Bekker. Deutlich zu hören auch, was der Chordirektor Jürgen Schulz mit dem Chor der Hamburgischen Staatsoper Beachtliches leistete - und wie souverän, emphatisch und kongenial Ingo Metzmacher am Pult des Philharmonischen Staatsorchesters dirigierte.
VERA LUMPE
Rihm: Die Eroberung von Mexiko; Richard Salter, Renate Behle, Carmen Fugiss, Susanne Otto u. a.; Chor der Hamburgischen Staatsoper, Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Dirigent: Ingo Metzmacher: CPO 999 185-2 (Bestelladresse: Lübecker Straße 9, D-4504 Georgsmarienhütte).Butzbach: Heute geht&rquote;s um Rathaus und Friedhof In der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl diskutiert das Parlament zwei wichtige Themen
BUTZBACH. Das Butzbacher Stadtparlament wird in seiner heutigen Sitzung mit großer Wahrscheinlichkeit die Entscheidung über den Standort des neuen Friedhofes vertagen. Und: Die Stadtverordnetenversammlung wird nun doch die Standortfrage für die Erweiterung des Rathauses selbst entscheiden und es nicht bei dem vorangegangenen Votum des Haupt- und Finanzausschusses belassen. Für diese Überraschungen sorgten jetzt entsprechende Vorstöße von CDU und SPD. Für eine spannende Parlamentssitzung, die um 20 Uhr im Bürgerhaus beginnt, wollen zudem auch einige Dutzend Bewohner der Waldsiedlung sorgen, die gegen den geplanten Friedhof hinter "ihrer" Siedlung sind.
Im Anschluß an die Sitzung wollen sich die Friedhofsgegner im Foyer des Bürgerhauses treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Am 1. März soll dann im Gruppenraum des Bürgerhauses die Bürgerinitiative gegen den Waldfriedhof gegründet werden. Daß die Standortfrage nicht mehr heute abend beschlossen wird, dafür wird die CDU sorgen. Wie ihr Fraktionsvorsitzender Bernhard Trunk der FR sagte, wird die CDU beantragen, die Entscheidung über den neuen Friedhofsstandort zu vertagen. Trunk: "Das halten wir für notwendig, da durch die Diskussionen erhebliche Informationsdefizite aufgetaucht sind, der verantwortliche Ortsbeirat dazu überhaupt nicht gehört wurde und noch immer nicht durch ein hydrologisches Gutachten geklärt ist, ob der vorgesehene Standort sich überhaupt als Friedhof eignet." Hintergrund: Der Waldfriedhof liegt höher als die darunterliegende Waldsiedlung, wo einige Brunnen sind. Anlieger fürchten Verschmutzung des Grundwassers und ihrer Brunnen.
Trunk hält eine Versachlichung der Diskussion unbedingt für erforderlich. Deshalb verlangt die CDU eine Bürgerversammlung und eine Vertagung der Entscheidung. Die Chancen dafür sind denkbar gut, denn wenn die Fraktionen von FDP, Bürgerforum und den Grünen die CDU unterstützen, zieht die regierende SPD den kürzeren, da sie nicht über die absolute Parlamentsmehrheit verfügt.
Nachdem der Butzbacher Haupt- und Finanzausschuß vor wenigen Tagen beschlossen hatte, daß die Verwaltung neue Räume durch einen Anbau an das Rathaus bekommt und nicht in der Schloßkaserne, soll nun ein Dringlichkeitsantrag der SPD dafür sorgen, daß das Stadtparlament heute abend selbst über die Standortfrage entscheidet. Für die erforderliche Zweidrittelmehrheit, durch die das Thema überhaupt auf die Tagesordnung gesetzt wird, will die CDU sorgen, so Fraktionssprecher Trunk. Mit der Mehrheit von CDU und SPD wird sich vermutlich dann das Parlament auch für die Erweiterung des Rathauses und damit gegen einen Umzug in die Schloßkaserne aussprechen.
Daß die Standortfrage überhaupt im Stadtparlament beraten wird, ist auf die drängenden Fragen der Grünen und die Berichterstattung der FR zurückzuführen. Denn der Ausschuß hatte erst durch einen Dringlichkeitsantrag der SPD die Standortfrage im Ausschuß zum Beratungsthema gemacht. In derselben Sitzung hielt dann auch die Mehrheit des Ausschusses aus SPD und CDU eine Entscheidung des Stadtparlamentes trotz der weitreichenden Entscheidung für das Millionenprojekt für nicht erforderlich.
Die Begründung hatte die Verwaltung geliefert: Auch wenn der Ausschuß dazu nicht ausdrücklich vom Stadtparlament ermächtigt wurde, könne er ohne das Stadtparlament eine so weitreichende Entscheidung fällen, zumal dies die Hessische Gemeindeordnung und die Geschäftsordnung des Butzbacher Parlamentes zulasse. Nachfragen der Grünen bei der Kommunalaufsicht ergaben jedoch, daß es zumindest juristisch umstritten ist, ob tatsächlich der Ausschuß allein entscheiden konnte oder nicht. Das bestätigte auch eine Anfrage der FR beim Hessischen Städte und Gemeindebund.
Danach gibt es Juristen, die den Erwerb und die Veräußerung von öffentlichen Einrichtungen als ausschließliche Angelegenheit des Parlamentes betrachten, während andere Juristen dies verneinen. Diese Zweifel haben offensichtlich die SPD dazu bewegt, daß das Parlament heute grundsätzlich entscheiden wird.
Ob der Ausschuß tatsächlich seine Kompetenzen überschritten hatte oder nicht, spielt damit keine Rolle mehr. Denn absehbar ist, daß - genau wie im Haupt- und Finanzausschuß - CDU und SPD mit ihrer Parlamentsmehrheit die Erweiterung des Rathauses am vorhandenen Standort beschließen werden.
Weil sich am Ergebnis nichts ändern wird, bleibt die Frage, warum der Ausschuß überhaupt den Rathausstandort im Hau-Ruck-Verfahren ohne das Parlament beschließen lassen wollte. Mögliche Antwort: Ohne größere öffentliche Diskussionen wollten die großen Parteien das strittige Thema, an dem sich in den vergangenen Tagen die Gemüter erhitzt hatten, vom Tisch bekommen. REINER STRACK
BERLIN. Der dritte Akt gibt der Aufführung dann doch noch partienweise eine Dimension, die diese Neuinszenierung rechtfertigen kann. Regisseur Götz Friedrich und seine Ausstatter Gottfried Pilz und Isabel-Ines Glathar verlegen die Beisl-Szene, bei der der brünstig-rabiate Dorf-Hirsch Ochs von und auf Lerchenau zur Strecke gebracht werden soll, ins Hinterbühnen-Séparée einer Vorstadtkneipe zur Faschingszeit.
Im Saal toben zur Walzer-Musik die giraffenähnlich Kostümierten. Hinterm Vorhang - vor dem Theaterpublikum - üben zu dadaistischen Spukbildern Jongleure und Kellner mit dem als Dearndl verkleideten Octavian, genannt Quinquin, den Empfang des von seiner bornierten Selbstherrlichkeit zu kurierenden knollennasigen Ochs. Auch der Fotograf ist in Positur. Und als der Lerchenauische handfest nach dem Hinterteil der vermeintlichen "Mariandl" greift und sie, sein Vorderteil lüftend, übern Tisch legt, schnappt die Zeitfalle zu. Der Baron wird unterm Gejohle der Maskierten polizeiamtlich ausgekehrt, abgepfiffen aufs geschichtliche Altenteil.
Was man in dieser Berliner Aufführung kaum spürt - und was zumal die Frankfurter Inszenierung von Ruth Berghaus so sehr verdeutlichte -, das sind die Verwundungen, die Verletzungen, die diese Menschen sich antun, erleiden - oder wie die Marschallin am Ende beschwichtigend resümiert: es war halt alles nur eine Farce, eine Maskerad'.
Deutlich werden könnte das an der Zeichnung der Sophie, die einerseits Liebesobjekt ist des Octavian, andererseits benützt wird von ihm, um sich loszusagen von seiner mütterlich geliebten Marschallin - die wiederum ihn benutzt, um die verrinnende Zeit anzuhalten. Sophie als Debütantinnen-Gänschen wie hier, in die der Silber-Rosen-Überbringer Octavian sich verguckt wie in jedes andere hübsche Ding, das ihm vor den Säbel läuft - da ist auch die Versöhnung auf der Bühne nach beendetem Spuk nur eine Farce, eine Maskerad'. Die Marschallin müßte da hinter dem Gaze-Vorhang im Dunkel des leeren Tanzsaals nicht so lange verharrend zusehen, was wird mit den jungen Leut'.
Strauss-Hofmannsthals "Rosenkavalier", gespiegelt an den beiden Frauen-Figuren Marschallin/Sophie als das Dokument einer Zeitenwende, einer Lebenskrise und für Strauss nach den beiden Moderne-Über-Werken "Salome" und "Elektra" auch das Dokument einer Komponierkrise, der "Rosenkavalier" mit seinen gewollten Walzer-Anachronismen in einem Maria-Theresia-Wien, seinem Zwischen-den-Zeiten-Schweben im 3/4-Takt - eine Ahnung davon zeigt auch im 1. Akt der Schluß.
Die Marschallin macht sich da nach mit dem jungen Offizier durchliebter Nacht auf zum ausnüchternden Kirchgang, von ihrem Friseur zurechtgestutzt als Alte Frau im grünen Kostüm. Die Vorhänge und Wände ihres Boudoirs weiten sich zum domartigen Spiegelsaal. Die Fürstin dreht sich um, zurückblickend auf das mit Tagesdecke verschlossene Bett als Ort des Träumens, der im doppelten Sinn aufgehobenen Zeit - des Orts, der jegliche Maskerade auflöst, die Farce farciert.
Das Spiel der Karan Armstrong als Marschallin hat da auch ein Moment des Innehaltens, des besinnenden Erinnerns in einem sonst an Äußerlichkeiten und Konventionen erstickenden Umfeld. Die anderen Sänger: Yvonne Wiedstruck als Octavian - etwas aufgesetzt in der Gestik wirkt sie und blaß; die Sophie der Rosa Mannion - ihr Brennen auf das Abenteuer Liebe glaubt man ihr so recht nicht; einen polternd chargierenden Ochs mit profundem Baß gibt Kurt Rydl.
Überwiegend mit Hauskräften kommt diese Neueinstudierung aus, am Pult überraschend sensibel geleitet von Jiri Kout. Für das Inszenierungsteam gab's am Ende mehr Buhs als Bravos. Eine andere Frage, ob mit Aufführungen wie dieser die Deutsche Oper im verschärften Berliner Wettbewerb standhalten kann. Die Routine eines in Stereotypen leerlaufenden Apparats kann diese Inszenierung nur ausnahmsweise abstreifen.
GEORG-FRIEDRICH KÜHN
(Nächste Aufführungen: 21., 24., 28. Februar, 7. März)
NORDWESTSTADT. Ein "111-Minuten- Büttenfeuerwerk" im ausverkauften Nordweststadt-Bürgerhaus "brannte" das 1. Frankfurter Gardecorps mit großem Erfolg ab. Walter Faust, routinierter Sitzungspräsident, erzielte durch geschickte Dosierung des Angebots den für eine Sitzung notwendigen Stimmungs-Knalleffekt. Elf Paukenschläge kündigten das Geschehen an, "Vorhang auf!", und schon brillierten die Happy-Girls des Tanzsport- Clubs Grüngelb, gefielen die "Bernemer Handwerksburschen", das Tanzpaar Sonja Karg und Sabine Kunz sowie Karl- Ludwig Bickerle, der als "Zeitgeist" den Reigen in der Bütt eröffnete.
Die Lacher im Handumrehen auf ihrer Seite hatten "Es Simbelche" Ebbi Ditter, Karl Oertl ("Weltreisender") und vor allem Corinna Orth, die ihr närrisches Handwerk aus dem Stegreif wie kaum eine andere beherrscht. Die "tolle Rosi" kam vom Chor der Stadtwerke (Fritz Gropengießer), Günter Dragon als "Jammerfritze" vom Gardecorps, die "Happy- Singers" vom Praunheimer "Liederkranz". Melanie Klein und Karin Drescher zeigten, was sie in vielen Tanzmariechen-Übungsstunden für ein Solo gelernt haben.
Hübsch waren auch die Darbietungen der Prinzeßgarde, von Heike Müller einstudiert, sowie der Schautanz "Badefreuden" der von Jeanette Thome trainierten "Happy-Girls". Mit zwei musikalischen Einlagen trug noch der FGC-Fanfarenzug zum Gelingen bei. Als Gäste wurden neben anderen Frankfurts Tollitäten Prinzessin Petra I. und Prinz Bernd I. begrüßt. Sitzungskapelle war das "Spitzbuam-Quartett". dixi
ROBERT LEMOR von der Hanauer Hohen Landesschule, UTA BEDÜRFTIG von der Hanauer Karl-Rehbein- Schule und JOHN LUPTON vom Grimmelshausen-Gymnasium Gelnhausen haben sich für den Landeswettbewerb "Jugend forscht" qualifiziert. Sie gehören zu den Preisträgern des Regionalwettbewerbs.
HOFHEIM. Heute bietet das Versorgungsamt Frankfurt eine Sprechstunde in Hofheim an: Von 14 bis 18 Uhr gibt es im Zimmer 402 des Rathauses Auskünfte unter anderem über das Bundesversorgungsgesetz, Opferentschädigungs- und Schwerbehindertengesetz. md
NEUBERG, Vom 28. August bis zum 4. September veranstaltet die Gemeinde Neuberg wieder eine Radtour, diesmal in die neuen Bundesländer. Teilnehmen können Jugendliche im Alter zwischen 13 und 16 Jahren. Die Teilnehmerzahl wurde auf 30 begrenzt.
Vorgesehen sind Radtouren an die Nordseite des Elbhangs, in das Elbsandsteingebiet, nach Hoyerswerda, Senftenberg und in den Spreewald.
Die Fahrt kostet 300 Mark. In dem Preis sind die Bahnfahrt, Übernachtungen und Verpflegung enthalten. Begleitet wird die Tour von vier Betreuern und einem Kleinbus. are
Dienstag, 16. Februar
Theater Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Rabih Abou-Khalil - Jonas Hellborg.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, Frankfurt Boogie Woogie - Piano Meeting. Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Dirty White Boys.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Ronja.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Stefanie Hövel Trio.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Asylum.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Jazz by Five.
La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Matthias Schubert Trio.
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: 15 Uhr, Caféhaus Unterwegs.
Musikhochschule, Eschersheimer Landstr. 29-39: 19 Uhr, Hochschule für Musik "Franz Liszt" - Kammermusik.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Lesung Heinrich Droege & Herbert Heckmann. D.B.K. in der Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Lesungen des Workshop "Kreatives Schreiben".
Hessisches Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4/4. OG: 20 Uhr, Junges Literatur-Forum Hessen.
Universität, Neue Mensa/R.3. Vorträge / Diskussionen Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft: Gräfstr. 83: 20 Uhr, Vortrag "Angola - Turbulenzen der letzten 5 Jahre".
Max-Beckmann-Schule, Sophienstr. 70: 19 Uhr, Vortrag "Beschädigte Identität und Fremdenfeindlichkeit - Psychische Grundlagen des Rassismus bei Jugendlichen".
Verkehrsclub Deutschland: 20 Uhr, Diskussion "Probleme der Schulwegsicherheit"; Bürgertreff Westend, Ulmenstr. 20.
Polytechnische Gesellschaft: 19 Uhr, Diavortrag "Reparatur verletzter Nervenverbindungen im Gehirn"; Biolog. Institut, Siesmayerstr. 70.
Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft: 19.30 Uhr, Vortrag "Im wilden Osten - Karl May und China"; Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24.
Patronatsverein: 18 Uhr, Gespräch mit Tankred Dorst; Nachtfoyer des Schauspielhauses, Theaterplatz. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Bill Viola und Nam June Paik".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. English Speaking Club: 19.30 Uhr, Quiz Evening; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr.
City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2km, 4km und 8km.
PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 14 Uhr, Klubcafé.
Verein zur beruflichen Förderung von Frauen: 20 Uhr, Info "Weiterbildung zur Freizeit- & Kulturreferentin"; Ökohaus, Kasseler Str. 1 a/6. OG (R.601).
Deutscher Hausfrauen-Bund: 15 Uhr, Besichtigung Messeturm; Treffpunkt am Eingang (Info 62 26 21).
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Kneipenabend.
JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38/EG: 19 Uhr, Offener Massageabend für Frauen.
Hobby-Börse, Eschersheimer Landstr. 44: 16 Uhr, Hobby-Runde "Wer hat Freude am Tanzen".Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke an der Hauptwache, Schillerstraße 2-4, Tel. 28 48 35; Erlen-Apotheke, Alt-Erlenbach 59, Tel. 0 61 01 / 4 46 75; Europa-Apotheke, Nordweststadt, Hammarskjöldring 73 b, Tel. 57 86 26; Kant-Apotheke, Berger Straße 49, Tel. 49 59 90; Luthmer-Apotheke, Nied, Luthmerstraße 12, Tel. 39 62 57; Mendelssohn-Apotheke, Mendelssohnstraße 56, Tel. 74 25 43; Riederwald-Apotheke, Riederwald, Raiffeisenstr. 77, Tel. 41 37 17; Textor-Apotheke, Sachsenhausen, Textorstraße 11, Tel. 62 33 94. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr Dr. Gutmann, Alt-Fechenheim 51, Tel. 42 12 14. Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -
CO2-Jahresbilanz der Pepps
LANGEN. Eine 37 Jahre alte Frau aus Langen (Kreis Offenbach) ist, vermutlich in der Nacht zum Samstag, in ihrer Wohnung in der Südlichen Ringstraße erdrosselt worden. Wie die Polizei mitteilte, stellten sich die mutmaßlichen Täter selbst. Begleitet von einem Rechtsanwalt tauchten sie am Sonntag abend auf einer Frankfurter Wache auf.
Laut Polizei wies die Leiche außer Würgemalen auch noch Stichverletzungen auf. Ihre Wohnung war durchwühlt, die Tür war jedoch nicht aufgebrochen. Bei den beiden Männern, einem 18jährigen aus Langen und einem 19jährigen aus Frankfurt, wurde Modeschmuck der Frau gefunden. Sie machten zur Sache keine weiteren Angaben. dac
WIESBADEN. Eines der Geheimnisse der rot-grünen Landespolitik kommt der Aufklärung näher: Erstmals hat die Landesregierung in gedruckter Form kundgetan, nach welchem Berechnungsverfahren sie das SPD-Wahlversprechen ("Ziel bis 1995") einhalten will, 40 000 Wohnungen öffentlich zu fördern.
In einer PR-Broschüre zum Landesetat 1993 werden für 1991 genau 9925, für 1992 10 300 und für 1993 exakt 8420 Wohnungen angegeben - was in der Summe 28 645 ergibt. Bleiben als offener Rest 11 355, so soll es die Broschüre jedenfalls erscheinen lassen.
Das Problem fängt aber schon mit dem "Stichtag" an. Die rot-grüne Legislaturperiode begann im April 1991 und geht bis April 1995. In den bisherigen Erfolgszahlen sind für das Jahr 1991 auch jene 7660 Wohnungen enthalten, für die das Geld noch von der alten CDU/FDP-Koalition bewilligt worden war. Rot-Grün hatte für 1991 über einen Nachtragsetat aber zusätzlich "nur" 2265 Wohnungen gefördert.
Wenn man sich jetzt die 7660 Wohnungen der Vorgängerregierung für 1991 zugute rechnet, müßte das Land bei einer nach wie vor vierjährigen Legislaturperiode eigentlich schon im Jahr 1994 die restlichen 11 355 Wohnungen finanzieren.
Oder man rechnet ohne die 7660 "übernommenen" Wohnungen, womit für 1994 und 1995 ein "Rest" von 19 015 bliebe - wogegen aber die Präsentation in der Regierungsbroschüre spricht. Oder man versucht es mit politischer Zahlenakrobatik. Ein Teil des Geheimnisses bleibt noch bestehen, bis im Sommer der Etatentwurf für 1994 auf den Tisch kommt. me
Das mittelalterliche Mönchsleben war, so steht allenthalben zu lesen (in verschiedenen Büchern allerdings), sowohl asketisch als auch ausschweifend. Worin nur antiklerikale Eiferer respektive frömmlerische Tugendbolde einen Widerspruch erblicken. Vom Einsamkeitskoller übers Hungerödem zum Tripper führte so manchen frommen Mannes Weg, und nicht immer hatte er die Qual der Wahl beziehungswseise, je nach Orden, die Wahl der Qual.
Zumal die Angehörigen des Ordo Sancti Benedicti waren schon immer tüchtige Vertreter eines gottesfürchtigen Unternehmertums, sei's geistlichen, sei's weltlichen Zuschnitts; um die endgültige Abendlandisierung des Abendlandes haben sie sich unsterbliche Verdienste erworben, und nicht das geringste unter ihnen ist, steingeworden, die Abtei Maria Laach. Dort rüstet man gegenwärtig mit aller Kraft zum 900. Jahrestag der Gründung. Die Deutsche Presse-Agentur hat eine Reporterin vor Ort entsandt, die wenn schon nicht - so nötig - das Glauben, so jedenfalls das Staunen lernte.
Stücker 62 Mönche lebten heute, so lesen wir, "in der Abtei am Ufer des Laacher Sees nach den Regeln des heiligen Benedikt von Nursia. Eine dieser Regeln verlangt, daß die Mönche sich von der Arbeit ihrer Hände ernähren, was heute auf ganz andere Weise geschehen kann als noch im Mittelalter."
Ei der Daus - ganz anders als noch im Mittelalter! Wer hätte das gedacht. Bloß wie anders ist das Werk der arbeitenden Hände heute beschaffen? Der direkt anschließende Satz müßte logischerweise Auskunft geben: "Von den rund 260 Hektar Land im klösterlichen Besitz wird ein großer Teil für Obstplantagen, Viehzucht und etwas Ackerbau genutzt." Na - Wenn dies das andere, das landwirtschaftliche Heute ist, wie war's dann im Damals? Die Mönche werden sich früher doch nicht mit Fernseher- und Autoreparaturen das kärgliche Wassersüppchen verdient haben?
Darauf immerhin könnte hindeuten, daß heutigentags "eigene Handwerksbetriebe . . . anfallende Arbeiten in der Abtei übernehmen", darunter sogar Elektriker. Kein Wunder, daß bei überdies mehr als zwei Millionen Besuchern jährlich von "beschaulichem Klosterleben" laut Auskunft von Pater Drutmar an dpa nur im Innern des Hauses noch gesprochen bzw. geschwiegen werden kann. Dort gibt es ora et labora in alter Weise, "Gebet und Arbeit nach den Rhythmen, die wir seit Jahrhunderten kennen".
Eine Rezeptur erfolgreichen mönchischen Erdendaseins verlor im Wechsel der Jahrhunderte jedenfalls nicht an Wirkungskraft: sich durch anderer Hände Arbeit seelische Bewegungsfreiheit zu verschaffen. "Was der Besucher", so notiert die Besucherin spürbar beeindruckt, "auf den ersten Blick hinter der idyllischen Klosteranlage kaum vermutet: Mit rund 200 Beschäftigten zählt Maria Laach zu den größten Arbeitgebern der Region". Das läßt sich doch hören, zumal der Pater auf dem "gesunden und gut gehenden Unternehmen" Gottes Segen ruhen weiß, darüber aber nicht vergißt, daß es "nicht um das Materielle oder das Anhäufen von Reichtümern geht".
Nun beschleicht uns beschämend eine Ahnung davon, daß wir die Regeln des Hl. Benedikt von wegen eigener Hände Arbeit bislang allzu engherzig verstanden hatten. Wer anderen Arbeit gibt, benützt seine Hände am sinnvollsten, ja allerwohlgefälligsten; er tut selber was und gibt den Mitmenschen was zu tun, begeht also zugleich eine gute Tat. Und das arbeitstäglich, inkl. bezahlten Urlaub. Das sieht verdammt gottgefällig aus!
Wenn wir also das nächste Mal Maria Laach besuchen, dann nicht, um uns wie bislang bloß weltlich an göttlicher Romanik zu erbauen. Wir werden das Auge draußen wohlgefällig auf fleißig sich rührenden Händen ruhen lassen und an die 62 Männer im Innern des Klosters denken, die in diesem Moment die ihrigen vielleicht fromm gefaltet haben. Was bei Mönchen bekanntlich sowieso arbeiten bedeutet: am Heil der eigenen Seele ebenso wie zugunsten fremder Seelen. Womit, recht betrachtet, sogar eine doppelte Arbeitsleistung erbracht wäre, die eine Hand nicht etwa die andere wüsche, sondern ihr zuarbeitete.
Weshalb der Schluß naheliegt, daß das Mönchstum als Arbeitgeber überhaupt nie mittelalterlich, sondern immer schon neuzeitlich war. Eben ein gesundes und gut gehendes Unternehmen beschaulichen Klosterlebens. HS
KRIFTEL. "Wohnungsbau - aber wie?" - Antworten auf diese Frage suchen morgen, 17. Februar, im Krifteler Bürgerhaus der Hessische Minister für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Umweltschutz, Jörg Jordan (SPD), Uwe Wullkopf vom Institut für Wohnen und Umwelt sowie Dr. Rembert Behrendt, Verbandsdirektor des Umlandverbands Frankfurt. Zu dem Diskussionsabend, der um 20 Uhr beginnt, laden der SPD-Unterbezirk Main-Taunus und der SPD-Umlandbezirk Frankfurt alle Bürger ein. md
BAD NAUHEIM. "Seine Geschichten sind wie zerfledderte Bilderbücher", heißt es in der Ankündigung zum Auftritt von Enzo Scanzi vom Teatro Matto am Donnerstag, 25. Februar, um 20.30 Uhr auf der Kleinkunstbühne der Alten Feuerwache. "Das Leben oder nicht" nennt der Schauspieler, Regisseur und Sänger sein neues Stück um den Italo-Schweizer Dario Bianchi, den zwischen Vorwäsche und Weichspüler seine Todesnachricht ereilt. Man stirbt doch nicht an einem Waschtag, findet Bianchi und bricht überstürzt zur Trauergemeinde nach Bergamo auf. Statt Happy-End: Kopfschuß. Scanzi ist eben einer, der seine Personen in einem unerbittlichen Verwirrspiel in unmögliche Situationen schlittern läßt.
Dienstag, 16. Februar
Theater Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Gr. Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue.Musik Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Rabih Abou-Khalil - Jonas Hellborg.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, Frankfurt Boogie Woogie - Piano Meeting.
Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Dirty White Boys.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, John Morrell.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Duett.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Ronja.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Stefanie Hövel Trio.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Asylum.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Jazz by Five.
La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Matthias Schubert Trio.
Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: 15 Uhr, Caféhaus Unterwegs. Musikhochschule, Eschersheimer Landstr. 29-39: 19 Uhr, Hochschule für Musik "Franz Liszt" - Kammermusik. Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Lesung Heinrich Droege & Herbert Heckmann.
D.B.K. in der Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Lesungen des Workshop "Kreatives Schreiben".
Hessisches Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4/4. OG: 20 Uhr, Junges Literatur-Forum Hessen.
MAINTAL. Ein Gerücht geht um in Maintal: Angeblich soll am kommenden Samstag, 20. Februar, bei einer Wahlkampfveranstaltung der rechtsradikalen "Republikaner" deren Bundesvorsitzender Franz Schönhuber auftreten. Waren bislang weder Ort noch Stunde genannt worden, so wird seit gestern von Unbekannten mit einem anonymen Flugblatt die Falschmeldung verbreitet, die Veranstaltung finde im Stadtteil Hochstadt in der Gaststätte "Zum neuen Bau" statt, indes ohne Hinweis auf den Partei-Chef. Mit dem anonymen Flugblatt wird zu einer "Gegenkundgebung" aufgerufen, um die Veranstaltung zu verhindern und Asylbewerber zu schützen, heißt es.
Gerhard Eibelshäuser, Wirt vom "Neuen Bau", ist stocksauer, zumal er nichts von einer derartigen Veranstaltung in seinem Hause weiß, wie er gestern auf Anfrage der FR betonte. Weder sei er von den Rechtsradikalen angesprochen worden noch könne überhaupt von einer derartigen Veranstaltung die Rede sein. Eine Anfrage in der Bonner Parteizentrale habe ergeben, daß von einem Termin Schönhubers in Maintal "nichts bekannt" sei. Eibelshäusers Kommentar zum anonymen Flugblatt: "Das ist eine Schweinerei." Er sei ziemlich ratlos, was er gegen dieses Gerücht tun könne.
Fazit für die "Gegenkundgebung": Sie hängt offenbar in der Luft. Nach Informationen der FR ist auch dem Antifaschistischen Bündnis Maintal von einem geplanten Schönhuber-Auftritt in Maintal "nichts bekannt". pom
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); Städelschule, Dürerstr. 10: 11. bis 14. 2., 11 bis 21 Uhr, Terry Atkinson - Greasers, Mutes & Signatures (bis 14. 2.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 21. 2.); Kindermuseum: "Lieblingsstücke aus Kinderhand" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Jugend-Malwettbewerb der genossenschaftlichen Banken" (bis 21. 2.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonnstraße & Grabsteine" (bis Ende Feb.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze"; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Portikus, Schöne Aussicht 2: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Jean-Frederic Schnyder - "Landschaft" (bis 21. 2.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Claudia Di Gallo, Alba D'Urbano, Sylvie Fleurie, Tamara Gricic, Marylène Negro, Susanne Stövhase (bis 16.2.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Bilder aus den Jahren 1987-1992" (bis 20. 2.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mi. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Heinrich Nicolaus - "Zeichnungen" (bis 21. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 26 98 378: Di.-Fr., 15-19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Gross - Arbeiten auf Papier & Gemälde (bis 27. 2.).
Galerie Ivo Tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Manfred Feith- Umbehr - "Projekt 40 Schaukeln" (bis Ende Feb.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo.-Fr., 14-18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen". Ausstellungen
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.); Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hubert Gloss - "Wasserhäuschen - Fotos" (bis 27. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Stadtbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Fotoausstellung "Frankfurter Wasserhäuschen" (bis 27. 2.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Eschenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Eva Blaschek - "Aquarelle" (bis 28. 2.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen, Karin Günther-Thoma - Freundbilder (28. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühne (bis 28. 2.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis So., 15 bis 18.30 Uhr, Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
NIDDERAU. Einstimmig verabschiedeten die Stadtverordneten bei ihrer jüngsten Sitzung das Konzept zur Errichtung von Tempo-30-Zonen sowie die Radwegeplanung (die FR berichtete). Erste Schritte sollen noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden. Das Gremium beschloß, "entsprechende Mittel" im Nachtragshaushalt 1993 bereitzustellen. jur
Kindergarten und Hort: Für noch mehr Kinder kein Platz
BAD SODEN. Walzermelodien und was fürs Herz versprechen die Rheinischen Salon-Solisten für ihr Operetten-Konzert am Donnerstag, 18. Februar, von 20 Uhr an im Stiftstheater des Augustinums in Neuenhain, Sodener Waldweg 2. Zu hören sind unter anderem Kompositionen von Johann Strauß, Franz Lehár oder Emmerich Kálmán und das Vilja-Lied aus der "Lustigen Witwe".
Karten und Reservierungen gibt's über das Kulturreferat, Tel. 0 61 96 / 201-803. ana
WEHRHEIM. Die Gemeinde wird auch in diesem Sommer wieder Ferienspiele anbieten. Termine sind für zwei Gruppen vorgesehen: Die erste "Spielrunde" soll zum Beginn der Sommerferien, vom 26. Juli bis 6. August, stattfinden. Die zweite Gruppe käme zum Ende der Ferien, vom 23. August bis 3. September, an die Reihe.
Für beide Gruppen sucht die Gemeinde allerdings noch jugendliche Betreuer oder Betreuerinnen. Wer mindestens 16 Jahre alt ist, an der Arbeit mit Kindern Interesse hat und sich sein Taschengeld aufbessern möchte, kann sich ab sofort bei der Gemeinde melden. Auskünfte erteilen Frau Selzer, Tel. 5 89 41, und Frau Velte, Tel. 5 89 42. cn
Rock 'n' Roll mit Boppin B. KARBEN. Der Rock 'n' Roll lebt, wenn heute um 20 Uhr Boppin B. im JuKuZ Selzerbrunnen Hits der 50er Jahre spielt. Die fünfköpfige Formation greift dabei zu der klassischen Instrumentalbesetzung mit Gitarre, Slap-Baß, Standtrommel und Saxophon und vermengt sie mit dem Feeling der 90er Jahre. Veranstalter ist der Stadtjugendring. "Uncle Brain" im Bistro Pastis FRIEDBERG. Als Alternative zum Maskenball bietet das ehemalige Literatur-Café, das jetzt unter dem Namen Bistro Pastis firmiert, am Samstag, 20. Februar, einen Abend mit Livemusik: Ab 21 Uhr tritt die Band "Uncle Brain" auf. Die Geschichte des Kondoms FRIEDBERG. Längst ist es nicht mehr aus Leinen, gar mit Samt und Seide gefüttert, das Präservativ, sondern aus profanem Gummi - dafür aber weit sicherer als zu den Tagen, als Lieselotte von der Pfalz über das Kondom sagte, es sei "ein Bollwerk gegen die Lust, aber nur ein Spinnweb gegen die Gefahr". Unter dem gleichen Motto referiert heute abend um 20 Uhr Gerd J. Grein, Museumsleiter in Otzberg im Friedberger Klosterbau, über die Geschichte des Kondoms und der Empfängnisverhütung. Siegerinnen aus Büdingen BÜDINGEN. Gleich zwei Schülerinnen der Musik- und Kunstschule Büdingen bei der Regionalausscheidung zum 30. Wettbewerb "Jugend musiziert" in Frankfurt einen Preis erringen: Mit ihrem Flötenspiel belegte die zehnjährige Annika Böhm den zweiten Platz, die 16jährige Nora Herd erreichte Platz drei. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Wettbewerbs hatten je drei Musikwerke aus verschiedenen Epochen vorzutragen.
Sorgen macht sich FIFA-Präsident Joao Havelange. Der Brasilianer fürchtet nachlassendes Interesse der Jugend am Fußball. Besonders in den Industrienationen hat er die Probleme geortet, dort nämlich, wo sich das Interesse nicht nur auf andere Sportarten - wie etwa Tennis - richtet, sondern auch andere Freizeitbeschäftigungen und Computerspiele für ein Ausdünnen im Nachwuchsbereich sorgen. Daß der Straßenfußball - einst ein bedeutendes Reservoir für den Volkssport Nummer 1 - aufgrund der Verkehrsverhältnisse kaum noch stattfindet, ist ein weiterer Hinweis auf die Probleme an der Basis.
Mit Nachwuchssorgen steht freilich der Fußball nicht allein da. Auch andere Sportarten haben damit zu tun, Ausnahmen bestätigen da nur die Regel. Außer vielen Disziplinen, in denen es mit der Nachwuchspflege hapert, haben andere erstaunlicherweise Zulauf zu verzeichnen. Vor allem manche individuellen Sportarten wie etwa Tennis oder neuerdings Badminton können sich nicht beklagen. Badminton zum Beispiel erlebt gegenwärtig in manchen Landstrichen einen regelrechten Nachwuchs-Boom.
Die Zeiten haben sich eben gewandelt, Fußball wird längst nicht mehr als das Alleinseligmachende angesehen, der früher fast automatisch erfolgende Zulauf ist erst einmal ins Stocken geraten. Das erfordert aber, bei der starken Konkurrenz durch die zahlreich möglichgewordenen anderen Sportbetätigungen innerhalb der Vereine neue Maßstäbe zu setzen.
Auf Deutschland bezogen heißt das nichts anderes, als mehr noch als bisher ein attraktives Angebot für die Jugend zu machen. Das ist eine Aufgabe über den Tag hinaus und erfordert vom Deutschen Fußballbund und den Landesverbänden eine kontinuierliche Weiterentwicklung im Jugendbereich. Hier ist in der Vergangenheit schon Beachtliches geleistet worden, aber die Konkurrenz schläft nicht. Viel hängt von der Qualität der Übungsleiter und Trainer ab, die sich mehr als bisher der "Techniker" annehmen sollten, denn ein vielgehörtes Argument bei Eltern und auch bei Jugendlichen und Schülern deutet darauf hin, daß es gerade die an der Basis oft noch geforderte "Zweikampfhärte" ist, die als abschreckendes Beispiel dient. Zwar ist Fußball gewiß keine Betätigung für Chorknaben, aber dennoch sollte gerade das spielerische Element beim Anfänger im Vordergrund stehen. Wenn das berücksichtigt wird, besteht auch in Zukunft gute Aussicht, daß dem Fußball noch ein langes Leben bevorsteht und reichlich Nachwuchs die Kickstiefel schnüren wird. Dann kann auch Havelange wieder besser schlafen. ERICH STÖR
BAD VILBEL. "Können Gartenbesitzer nach Gutdünken die Bäume auf ihrem Grundstück fällen?" Derartige Fragen wurden in jüngster Zeit häufig an den BUND-Ortsverband Bad Vilbel herangetragen, berichtet die Vorsitzende Monika Mischke. Die gesetzlichen Bestimmungen sind offenkundig weitgehend unbekannt. Auseinandersetzungen innerhalb der Nachbarschaft oder zwischen Hauseigentümern und Mietern sind oft die Folge.
Grundlage für alle Rodungen bildet das hessische Naturschutzgesetz von 1980, so der BUND. Danach sind landschaftsprägende Hecken, Gebüsche und auch Einzelbäume geschützt. Dies gilt auch für den Siedlungsraum: Bäume und Gehölzgruppen, die zum Beispiel das Ortsbild prägen, der Naherholung der Bewohner dienen oder eine Rolle für den Naturhaushalt spielen, unabhängig von ihrer Größe und Art, so auch für alle Obst- und Nadelbäume.
Für den Wetteraukreis heißt dies, daß jeder, der einen Baum oder eine Gehölzgruppe fällen will, sich eine Genehmigung von der Unteren Naturschutzbehörde in Friedberg besorgen muß. Selbst kranke Bäume fallen darunter, sofern nicht erkennbar "Gefahr in Verzuge" sei.
Ungenehmigte Eingriffe werden an die Obere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium weitergeleitet. Diese legt fest, daß ein Baum oder die Gehölzgruppe neu gepflanzt werden müsse, andernfalls werden Entschädigungszahlungen angeordnet. "Das kann teuer werden", wissen die Bad Vilbeler Naturschützer.
Gemeinden können darüber hinaus eigene Baumsatzungen festlegen. Im Wetteraukreis trifft das bisher nur für Friedberg und Bad Nauheim zu. Damit wird die Genehmigung zum Fällen von der Gemeinde erteilt. Die Gemeinde selbst kann aber nur im Einvernehmen mit der Unteren Naturschutzbehörde auf der Grundlage des hessischen Naturschutzgesetzes handeln. de
HANAU. Der Steinheimer FDP-Ortsbeiratskandidat Raimund Wurzel hat sich dafür ausgesprochen, die Verkehrsführung in der Steinheimer Vorstadt wie bisher zu belassen und keine Einbahnstraße oder vollständige Straßensperren einzurichten, wie es SPD-Ortsbeiratsfraktion und Bürgerinitiative Verkehrsberuhigung gefordert hatten (die FR berichtete). Seiner Meinung nach bedeute ein Hindernis in der Vorstadt "automatisch", daß sich der Verkehr auf die Darmstädter Straße und möglicherweise auf Zeppelin-, Hermann-Ehlers-, Eppstein- und Pfaffenbrunnenstraße verlagere.
Die dortigen Anwohner würden so zusätzlich belastet, meint Wurzel. Dieses Argument führte auch Oberbürgermeister Hans Martin kürzlich an. Er hält von Straßensperren nichts, weil sie die Belästigungen aus der Kleinen Vorstadt nur woandershin verlagerten. Dort gebe es keine Möglichkeit, den unerwünschten Durchgangsverkehr vom innerörtlichen Quell- und Zielverkehr zu trennen. Martin befürwortet Tests, sofern sie von einer Bevölkerungsmehrheit getragen würden. Der OB setzt darauf, daß Tempo 30 in Steinheim und eine optimierte Ampelschaltung auf der Umgehungstraße den Durchgangsverkehr mehr aus dem Stadtteil heraushält als bisher.
Die Steinheimer FDP schlägt vor, die bisherige Verkehrsführung zu belassen und endlich den "überfälligen" Verkehrsentwicklungsplan für die gesamte Stadt in Auftrag zu geben. Seit Jahrzehnten werde in Hanau "an den Verkehrsproblemen nur herumgedoktert".
An die Steinheimer/innen appellierte Wurzel, auf das Auto zu verzichten, wann immer es möglich sei. Verkehrsprobleme seien im Stadtteil nämlich "auch hausgemacht". Das Auto bleibe aber "ein unverzichtbares Verkehrsmittel". Nur der "kultivierte Umgang" damit vermeide jedoch gravierende Probleme. him
KRIFTEL. 300 000 Mark Schadenersatz hat der Anwalt der Erbengemeinschaft des verstorbenen Amtsrates Peter M. der Gemeinde Kriftel angeboten. M. soll 1,5 Millionen Mark der Gemeinde, der Städtebaulichen Entwicklungsgesellschaft (Steg) und der Gemeinnützigen Wohnungsbau-Gesellschaft (Gewobau) unterschlagen haben.
Der Erste Beigeordnete Paul Dünte teilte diese Zahl auf eine Anfrage der Fraktion der Freien Wählergemeinschaft (FWG) mit; allerdings sei das lediglich der Vorschlag des Anwaltes - es gebe noch keinen anerkannten Vergleich zwischen den Erben und der Kommune; die Gemeinde bestehe "auf dem Ausgleich des Schadens in größtmöglichem Umfang". FWG-Anfrage und Gemeinde-Antwort werden heute abend im Krifteler Parlament diskutiert. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Rat- und Bürgerhaus.
Kriftel möchte noch weitere Schadenersatzansprüche prüfen: gegenüber den Prüfern und der Steuerberatungsgesellschaft, der Taunus-Sparkasse, den Geschäftsführern und Aufsichtsräten der Gesellschaften, den Bediensteten der Gemeindeverwaltung, dem Gemeindevorstand und dem Rechnungsprüfungsamt des Main-Taunus-Kreises. Auch ansonsten steht Kriftels Gemeindevertretern eine spannende Sitzung bevor: Kommt nun der Tunnel zwischen Bahnhofstraße und Holzweg? Zwei Varianten haben die Planer entwickelt: Entweder könnte die Bahnhofstraße unter den Gleisen der S- Bahn hindurch verlängert werden - oder die Immanuel-Kant- Straße wird mit einem Schwenk zu den Gleisen hin weitergebaut und führt dann in den Tunnel. Das Projekt könnte Verkehrsführung und Verbindung zum S-Bahnhof verbessern - aber auch bis zu zehn Millionen Mark teuer werden.
Außerdem soll sich Kriftels Parlament mit der Unterbringung von Asylsuchenden befassen: Die Obstbaugemeinde hat 105 Flüchtlinge weniger untergebracht, als sie eigentlich müßte. Der Gemeindevorstand hat mehrere Orte vorgeschlagen, an denen alternativ Wohncontainer aufgestellt werden könnten: das Vorratsgelände für die B 519, die unbebauten Grundstücke an der Richard-Wagner- Straße, das Gelände für die Friedhofserweiterung an der Raiffeisenstraße, das unbebaute Grundstück an der Gutenbergstraße, "Auf der Hohlmauer" oder auf dem Bolzplatz der Sportanlagen. md
WIESBADEN. Innenminister Herbert Günther (SPD) fällt wegen der Nachwirkungen eines Autounfalls am vergangenen Donnerstag noch voraussichtlich die gesamte Woche aus. Der Unfall, der sich - wie berichtet - während einer Dienstfahrt nach Bonn auf der Autobahn ereignet hatte, war gravierender als zunächst von der Polizei mitgeteilt.
Innenstaatssekretär Christoph Kulenkampff (SPD), der am Montag in Vertretung des Ministers in einer Pressekonferenz die neue hessische Polizeistatistik präsentierte, sprach von einem "außerordentlich schweren Unfall", bei dem Günther "sehr, sehr viel Glück" gehabt habe. Der Minister habe sich schwere Prellungen vor allem im Brustbereich zugezogen; sein Fahrer sei glimpflicher davongekommen.
Günther war nur ambulant behandelt worden und erholt sich jetzt zu Hause. Aus noch ungeklärter Ursache war der Dienstwagen von der Autobahn abgekommen und hatte sich mehrfach gedreht. me
WETTERAUKREIS. Aus der Idee wird ein konkretes Projekt: Ab morgen laufen in einer Gießener Druckerei die Walzen für ein neues Presseprodukt. "Pustekuchen" nennen die Macher aus der Umweltwerkstatt in Niddatal die erste Schüler- und Jugendzeitschrift für den Wetteraukreis.
"Pustekuchen" soll heißen "von wegen", denn vormachen lassen wollen sich die Redakteure Norman Stark, Stefan Hübner, Wiebke Göbel und Lisa Frech und der verantwortliche Herausgeber, der freie Journalist Frank-Uwe Pfuhl, nichts. Sie wollen Hintergründe aufdecken, sachliche Berichte bieten, pfiffige Kommentare schreiben und unabhängig bleiben. Selbst wenn es schwer ist: auch von Anzeigenkunden.
Zwar sind die "Pustekuchen"-Macher auf Inserenten angewiesen, doch Firmen und Betriebe, die ausländer- oder umweltfeindlich sind, werden abgewiesen. Kein Platz also auf dem Recyclingpapier von "Pustekuchen" für Automilhersteller oder Zigarettenanbieter.
Schwerpunkt der ersten Ausgabe (Auflage 3000 Exemplare) wird ein Interview mit den Unorganisierten Jugendlichen Friedbergs zum Bau eines Jugendzentrums in der Kreisstadt sein. Jugendliche Leserinnen und Leser finden weiterhin einen Bericht über die Antifa-Gruppe an der Gesamtschule Friedberg und einen Test der Wetterauer Gymnasien. Ein Beitrag, der nach Lust und Frust im Pausenhof fragt, ausländerfeindlichen Tendenzen im Klassenzimmer nachspürt und Schülerprojekte auflistet.
Ökologische Themen also sind es nicht allein, die bei Schülern und Jugendlichen von 14 bis 25 Jahren die Freude am Lesen wecken sollen. Wie Zivildienstleistender und Freizeit-Redakteur Stefan Hübner erklärt, sollen aktuelle Themen aus Politik und Alltag im "Pustekuchen" einen festen Platz haben. Ideen und Menschen, die diese zu Papier bringen, werden von den Zeitungsmachern in Niddatal noch gesucht. Honorare für die Schreiberlinge gibt es allerdings ebensowenig wie für die Redakteure.
Vorerst viermal im Jahr wird "Pustekuchen" die Presselandschaft der Wetterau bereichern. Eine Mark kostet das acht Seiten umfassende Einzelheft im Berliner Format oder im Abonnement zu zehn Mark, das Jugendaktionsheft eingeschlossen. Wer sich für die Schüler- und Jugendzeitschrift interessiert, bekommt zudem die hessenweite Jugend-Umwelt- Zeitung "Platz" ins Haus. Sie liegt allen Ausgaben des "Pustekuchen" bei. Ab nächste Woche kann die Wetterauer Schüler- und Jugendzeitung in der Umweltwerkstatt in der Wirtsgasse 1 in 6364 Niddatal bestellt werden.
Interessenten für eine freie Mitarbeit können Näheres unter der Rufnummer 0 60 34 / 61 19 erfahren oder bei der nächsten Redaktionssitzung am 1. April um 16 Uhr und am 26. April um 17 Uhr einfach mal vorbeischauen. CORINNA WILLFÜHR
Kulturspiegel
OFFENBACH. Der Drache und der Ziehharmonikaspieler heißt das Stück des Puppentheaters Gugelhupf, das am Donnerstag, 18. Februar, 11 Uhr, auf der Studiobühne im Theater an der Goethestraße aufgeführt wird. Es ist für Kinder ab vier Jahren geeignet.
Zum "Theater, das Spaß macht" lädt das Jugendamt für Freitag, 19. Februar, 15 Uhr, in das Gemeinschaftshaus im Eschig, Mühlheimer Straße 360, ein. Bei dem Theater direkt kann jedes Kind selbst mitspielen.
Sonaten für Violine und Klavier sind bei einem Kammermusikabend am Samstag, 20. Februar, 19.30 Uhr, in der Evangelischen Lauterborngemeinde zu hören. Das Duo Concertante (Andrea Timler, Violine und Christian Bauschke, Klavier) spielt Beethoven, Brahms, Bach, Debussy.
Wem am Faschingssamstag der Sinn mehr nach hartem Rock als nach Humba-humba steht, der ist beim Verein Hard' Heavy in der Frankfurter Straße 63, Hinterhaus, gut aufgehoben; Beginn von "Fasching goes Rock" ist um 20.11 Uhr. pmü
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die 200 grauen Seiten Recyclingpapier haben Gewicht. Eine Ansammlung von Fakten zum Thema Umwelt - nur wo fängt man mit dem Schmökern an? Zufällig bleibt der Politiker-Finger auf Seite 70 hängen: "Im MTK gibt es 3500 bis 4000 Hütten, Wochenendhäuser, Schuppen und Zäune im Außenbereich. Der überwiegende Teil davon wurde ohne Genehmigung errichtet." - "Das ist doch eine interessante Zahl", sagt Umweltdezernent Gerd Mehler (SPD). Und von denen wimmelt es in der nun veröffentlichten Fortschreibung des 1988 erstmals vorgelegten Umweltberichts für den Kreis. Von Abfall und Altlasten, Natur und Landschaft über Wasser, Energie, Verkehr und Luftbelastungen reicht die Palette der Informationen, die der Vizelandrat als Kriterien zur Steuerung der künftigen Entwicklung betrachtet. Als "Nachschlagewerk" soll er im konkreten Fall helfen, Entscheidungen etwa in puncto Bauen zu treffen.
Denn um den Bericht als Ganzes im Kreistag erst zur Diskussion und dann zur Abstimmung zu stellen, sei er zu abstrakt, begründet Mehler seinen Verzicht. Er hofft vielmehr darauf, daß die Abgeordneten das Papierpaket freiwillig studieren, das sie am Montag abend im Parlament bekommen haben.
Dann könnten sie dem Umweltamt als Verfasser des Werks helfen, daß Mehler sein übergeordnetes Ziel, "die Lebensqualität zu erhalten", erreicht. Denn dazu gehört außer der sozialen Stabilität und der wirtschaftlichen Stärke auch eine intakte Umwelt, ist sich der Dezernent sicher, daß die "weichen Standortfaktoren" an Bedeutung gewinnen werden. Um sie jedoch angemessen zu berücksichtigen, müsse man den Ist-Stand und die notwendigen Instrumente kennen.
Das sei auch der Grund, warum er keine "Lobhudeleien über Erreichtes" habe zusammentragen wollen, läßt Mehler Kritik am ersten Umweltbericht einfließen. Nicht die "stromlinienförmige Übersicht" sei wichtig, sondern zu zeigen, wo es "Konfliktpunkte" gebe. Deswegen kollidierten die im letzten Kapitel formulierten Umweltqualitätsziele, die allgemein eine Verschlechterung der derzeitigen Situation verhindern sollen, auch mit anderen Bereichen, weiß er.
Mehler zieht daraus die Konsequenz, weder das Modell des "totalen Stopps" noch das "Alles, was wir brauchen, wird gemacht" sei durchzuhalten. "Wir können uns nicht der allgemeinen Entwicklung der Rhein-Main-Region entziehen."
Bei der Devise "Nichts geht mehr" würden sich Gewerbe- und Baugrundstücke verteuern. Das sei unsozial und die Entmischung der Bevölkerungsstruktur die Folge. Aber auch der Standpunkt, alles zuzulassen und die Kommunen für die notwendige Infrastruktur in die Pflicht zu nehmen, sei mörderisch, führe zu einem Siedlungsbrei. "Behutsames Wachstum", Einzelfallabwägung, lautet Mehlers Credo. Und da könne der Bericht als Entscheidungsgrundlage - auch zur Kompensation - dienen, wünscht der Dezernent sich. Trotzdem müsse zum Beispiel grundsätzlich der Verbrauch an Wasser und Umwelt reduziert werden, sei nur noch mehrgeschossiges, "verdichtetes" Bauen möglich.
Überraschende Entwicklungen und Zahlen enthält der Bericht nach Angaben von Umweltamtsmitarbeiter Günter Koß "eigentlich nicht". Vielmehr habe sich die Datenerfassung als Problem erwiesen, hätten sich Kommunen nach Anfragen sehr viel Zeit mit den Antworten gelassen. Dafür sind sie in den Augen von Umweltdezernent Mehler besonders interessant. "Sie zeigen, wie unterschiedlich die Probleme gewichtet und gelöst werden." Ließ etwa Eschborn noch wissen, das Problem illegaler Kleinbauten im Außenbereich solle so angegangen werden, daß die Aufstellung von Bebauungsplänen immerhin geprüft wird, lautete die Auskunft aus Sulzbach zu diesem Thema: "Es gibt keine illegalen Kleinbauten." set
Querfeldein
Wetterauer Schachduell endete Remis Nach der 7. Runde haben sich die beiden Wetterauer Schach-Vereine aus Friedberg (4.) und Bad Nauheim (3.) wie im Vorjahr Plätze im Vorderfeld der Unterverbandsklasse Frankfurt erkämpft. Nachdem sie sich im direkten Wettkampf mit einem 4:4-Remis getrennt hatten, haben beide nur noch theoretische Aufstiegschancen."Bodentrampler"huldigten Narrengott
NIEDER-ERLENBACH. Gleich zweimal innerhalb von 48 Stunden brachen die Nieder-Erlenbacher "Bodentrampler" eine Lanze für den Narrengott Jokus. Die Publikumsresonanz war unterschiedlich: einmal ausverkauftes Bürgerhaus, einmal "nur" ein gut besuchtes. Heiko Schwander erwies sich als ausgezeichneter Sitzungspräsident, der mit seinen Freunden beim Programm die richtige Auswahl getroffen hatte. Natürlich dominierte entsprechend der Struktur des Vereins das Tänzerische mit den "Smarties", den "Yellow Tigers", den "Sweeties", der Jazztanzgruppe ("Ligt my fire") und dem Männerballett ("Tutti Frutti").
Aber auch der Büttenspaß kam nicht zu kurz, als da mit mehr oder weniger Erfolg "Zwerchfellmassage" betrieben: Diether Dehm ("Stimmenverteiler"), Gisela Müller ("Radfahrerin"), Barbara Salomo ("Hausfrau") und Wolfgang Müller ("En Bodetrampler").
Beigetragen zur guten Stimmung haben noch die "Bembelbuwe" des Vereins mit Alois Gerhard, Heiko Schwander, Achim Sander, Karl-Ludwig Blumenthal, Norbert Emde, Rolf Ofenloch und Cornelius Anker. Freudig empfangen wurde das Frankfurter Prinzenpaar. dixi
Kleine Lokalrundschau
Verkehrsbeirat tagt Um die Auswirkungen der Verkehrsberuhigung in der Wiesbadener Innenstadt geht es in der nächsten Sitzung des Verkehrsbeirats am Dienstag, 16. Februar, um 16.30 Uhr im Rathaus. Film über Republikaner Die DGB-Arbeitsgruppe gegen den Fremdenhaß zeigt am Mittwoch, 17. Februar, um 20 Uhr im Gewerkschaftshaus, Bismarckring 27, den Videofilm über die Republikaner "Unser Programm heißt Deutschland". Filmporträt über Eddie Die Filmreihe "Hommage a Eddie Constantine" wird am Dienstag, 16. Februar, um 21.30 Uhr im Archivkino Caligari mit dem Film "Eddie" von Lutz Mommartz beschlossen. Ausländerbeirat kommt zusammen
"Welche Rolle spielen die Ausländer bei den Kommunalwahlen?" lautet das Thema der nächsten Sitzung des Ausländerbeirats am Mittwoch, 17. Februar, um 18 Uhr im Rathaus. Weiberfassenacht der CDU
Die Frauen-Union der Wiesbadener CDU feiert am Donnerstag, 18. Februar, ab 16.11 Uhr Weiberfassennacht in der Villa Clementine, Frankfurter Straße 1. Senioren-Disco Die nächste Senioren-Disco steigt am Mittwoch, 17. Februar, um 15 Uhr im Hilde-Müller-Haus, Wallufer Straße 15. Es können neue Tänze erlernt und Grundschritte von bekannten Tänzen aufgefrischt werden. SPD-Talk-Show mit Senioren Die Sozialdemokraten laden ein zu einem Seniorentag am Freitag, 19. Februar, in der Brunnenkolonade am Kurhaus. Zwischen 11 und 15 Uhr werden Talk-Runden und ein Kulturprogramm mit Oberbürgermeister Exner geboten. Betrachtung eines Bildes Ein Jawlensky-Gemälde steht im Mittelpunkt des nächsten "Bild-Gesprächs" mit Dr. Kornelia von Berswordt-Wallrabe am Donnerstag, 18. Februar, um 13 Uhr im Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2. Zeit des Schweigens? Über "Sexuellen Mißbrauch bei Kindern" referiert Rosemarie Steinhage vom Verein "Wildwasser" am Donnerstag, 25. Februar, um 19.30 Uhr im Haus der evangelischen Kirche, Schwalbacher Straße 6. Thema: "Immer noch Zeit des Schweigens?"Tip-Vorschau 1. Dynamo Dresden - Eintracht Frankfurt 2 2. Bayern München - Bayer Uerdingen 1 3. Borussia Dortmund - VfL Bochum 1 4. Bor. Mönchengladbach - Karlsruher SC 1 5. 1. FC Saarbrücken - Bayer Leverkusen 0 6. VfB Stuttgart - Hamburger SV 2 7. FSV Mainz 05 - Fortuna Düsseldorf 2 8. MSV Duisburg - Hansa Rostock 1 9. Hertha BSC Berlin - VfB Leipzig 0 10. Chemnitzer FC - SC Freiburg 0 11. VfL Wolfsburg - Hannover 96 0
6 aus 45 10 - 11 - 19 - 28 - 29 - 30
Lehrbeispiel Litauen
Der Abschied von der real-sozialistischen Vergangenheit steckt voller Widersprüche. In Rußland bündeln sie sich in einer Verfassungskrise in doppeltem Sinn: Das Grundgesetz namens Verfassung stammt aus der Vorzeit der kommunistischen Parteiherrschaft, ist nicht mehr praktikabel, läßt sich aber auch nicht leicht durch ein neues ersetzen. Der Zustand des Landes und seiner Machtstrukturen - die Verfassung, in der Rußland sich befindet - läßt politische Reformen im Kampf aller gegen alle leerlaufen. In anderen Nachfolgestaaten der UdSSR hat sich die alte Machtelite, umkränzt mit neuen Symbolen nationalistischer Beifärbung, behaupten und auf die zunächst von Gewinnsucht geformten Marktverhältnisse einrichten können.
Einen demokratischen Übergangsprozeß hat bisher nur Litauen ins Werk setzen können. Die Wahl in dem kleinen Baltenstaat hat exemplarischen Charakter. Das zeigt sich an beiden Seiten, die dem Wahlergebnis anhaften, in der Bejahung wie in der Ablehnung. Die Wähler haben sich für den Kandidaten entschieden, den sie kennen, dessen Vergangenheit als Vorkämpfer der nationalen Selbstbestimmung untadlig ist, der realistische und durchschaubare wirtschaftliche und soziale Vorstellungen vorbringt und sie wahrscheinlich auch durchsetzen kann, der selbstbewußt und gleichwohl rational mit "den Russen" verhandeln kann.
Sie haben andererseits die heroisch- romantische Phase ihres Unabhängigkeitskampfes hinter sich gelassen. Im November votierten sie gegen die oftmals überzogene Rhetorik der Landsbergis-Bewegung und verwiesen nun einen Kandidaten auf Platz zwei, der die Kontinuität des Staates in der Ferne des Exils symbolisierte, den gegenwärtigen Nöten des Volkes aber bisher entrückt war.
Nur in Kaunas, wo der Einfluß des besonders nationalistischen Kirchenflügels und der Sajudis-Heißsporne tiefer reicht als sonst im Lande, hat der integre, aber landesferne Stasys Lozoraitis eine Mehrheit erringen können. Flächendeckend setzte sich sonst Brazauskas durch. Es war auch ein Votum gegen eine unbedacht privatisierende Wirtschaftspolitik, der funktionierende Genossenschaften ebenso zum Opfer gefallen sind wie marode Staatsbetriebe, die dem Land den Verlust von zwei Fünfteln seiner Agrarproduktion und fast der Hälfte seines Viehbestandes eingetragen hat. Zugleich ein Vertrauensbeweis für eine politische Kraft, die auch auf realistische Beziehungen zu Rußland setzt, nicht allein auf das Luftschloß westlicher Gaben, die ja nicht recht fließen.
Exemplarisch ist dieser Prozeß gerade im Vergleich mit zwei anderen unabhängigen Staaten, die sich aus dem sowjetischen Machtbereich entfernt haben: Bulgarien und Rumänien. Die bulgarischen Sozialisten (die Ex-Kommunisten) haben gleichfalls den demokratischen Zuspruch gesucht. Ihr relativer Erfolg erklärte sich außer aus der sozialen Misere, die für sich zu nutzen sie sich natürlich nicht enthalten konnten, auch aus nationalen Spannungen: Sie verbündeten sich mit einer minimen, aber lautstarken Partei, deren einziger Feind die türkische Zehn-Prozent-Minderheit im Lande ist. Gegen nationalistische Anfechtungen sind sie überdies selbst nicht gefeit. Indessen besteht ein Gleichgewicht der großen politischen Strömungen, das zu Kompromissen, demokratischem Ausgleich, nationaler Versöhnung geradezu zwingt und dann stabilisierende Wirkung hat.
Die rumänischen Erben der Parteidiktatur, Ion Iliescus Nationale Rettungsfront, sind in der "nationalen Frage" bedenkenloser. Die Iliescu-Front ist im Machtverhalten nicht sehr gewendet. Sie hat sich sehr direkt aus der innerparteilichen, aber nicht antiparteilichen Opposition gegen den gleichfalls die nationalistische Karte bis zum letzten ausreizenden Diktator Ceausescu und seinen Clan entwickelt. Die Folgen - Autoritarismus, Chauvinismus, fortdauernde Bürokratie - sind mit Händen zu greifen. Am Anfang aber hatte eine Volksrevolution (wenigstens in den großen Städten) gestanden. Deren Vorkämpfer sehen sich um die Frucht ihres Kampfes betrogen.
Litauen kann unter günstigen Bedingungen zum positiven Gegenbeispiel werden. Es kommt freilich darauf an, daß Brazauskas beim Kurs der nationalen Versöhnung bleibt, wie er ihn nach dem parlamentarischen Wahlsieg und bei der Regierungsbildung begonnen hat. Dann wäre dies ein Lehrstück. Übrigens auch für den großen Nachbarn Rußland und seinen Präsidenten. Der könnte aus der litauischen Erfahrung und seiner eigenen Schlüsse ziehen: Daß nämlich die bestgemeinte Präsidialmacht im bürokratischen Gestrüpp ihre Kraft verliert, wenn sie nicht von einer organisierten politischen Kraft mit einem realitätsbezogenen Programm gestützt und gefördert wird.
MAINTAL. Das städtische Kompostmobil ist vom 1. bis 13. März unterwegs. Zum Preis von sieben Mark werden Sechzig-Liter-Säcke mit gesiebtem Kompost ausgeliefert. Bestellungen sind bis noch zum 26. Februar unter der Telefonnummer 06181/400-431 möglich. Das Angebot ist nur für Bürger und Bürgerinnen gedacht, denen es nicht möglich ist, ihren Kompost selbst an der Kompostierungsanlage abzuholen. Pro Wohneinheit können höchstens fünf Säcke bestellt werden. Wer größere Mengen benötigt, kann diese bei der Kompostierungsanlage bestellen und den Transport mit einem Fuhrunternehmen vereinbaren. gem
WIESBADEN. Das politische Farbspektrum in der Landeshauptstadt hat sich zu einer bunten Palette ausgeweitet. Den altbekannten Schattierungen von rot und schwarz, blaugelb und grün haben sich weitere Couleurs zugesellt: Uni blau und braun - und schließlich für die Liebhaber der Grüntöne noch eine zusätzliche Farbnuance. Zehn Parteien und Gruppierungen werben in Wiesbaden um die Gunst der Wähler - soviele wie nie zuvor. Die Etablierten betrachten diese Konkurrenz auf der politischen Bühne mit Argwohn. Droht sie ihnen doch wertvolle Wählerstimmen abzujagen. Gleich zwei Freie und eine Unabhängige Wählergemeinschaft treten zur Wahl an, ebenso eine weitere SPD verteidigt Mehrheit Umweltpartei: Die Ökologischen Demokraten. Mit von der Partie sind überdies "Die Blauen" und die "Republikaner". Alles in allem 348 Kandidaten für insgesamt 81 Sitze im Stadtparlament.
Vor allem für die Sozialdemokraten eine fatale Situation. Die nämlich haben ihre absolute Mehrheit zu verteidigen - ein äußerst schwieriges Unterfangen, wenn potentiellen Wählern soviele Alternativen geboten werden. Zumal ihnen eine hochkarätige Gruppe offen den Kampf angesagt hat: Die Unabhängige Wählergemeinschaft "Stadtkultur", deren erklärtes Ziel es ist, die SPD zu schwächen. Künstler, Kulturinitiativen und ihre Fans fühlten sich durch den beabsichtigten Bau einer wahrscheinlich 60 Millionen Mark teuren Kunst- und Musikschule provoziert, weil sie fürchten, daß kein Geld mehr für ihre kulturelle Arbeit übrigbleibt. Innerhalb von vier Tagen sammelten sie über 300 Unterschriften unter ihre Wahlliste - nur 162 wären erforderlich gewesen. Der "Stadtkultur" ein Beweis für die enorme Unzufriedenheit der Wiesbadener mit dem städtischen Kulturengagement und den Sozialdemokraten ein alarmierendes Signal drohender Stimmeneinbußen. Abgesehen von ihrem Elan und ihrer kulturellen Kompetenz hat diese Wählergemeinschaft aber kaum kommunalpolitisches Know-how zu bieten - weder Wahlprogramm noch Erfahrung auf den übrigen Feldern der Stadtpolitik.
Den Grünen droht Konkurrenz einer weiteren Umweltgruppe: Der Ökologisch-Demokratischen Partei. Die könnte Wähler interessieren, die den Schwerpunkt auf Umweltpolitik gelegt sehen möchten, aber das zermürbende Hickhack der Wiesbadener Alternativen im Rathaus leid sind. Die ÖDP widmet sich den gleichen Themen. Beispiel: Verkehrspolitik, wo sie ebenso wie die Grünen Verkehrsberuhigung in der Innenstadt, Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs und den Ausbau des Fahrradwegenetzes verlangen. Bei näherem Hinsehen freilich entpuppten sich Grüne und ÖDP als zwei höchst ungleiche Gesellen - die einen linksgerichtet, die anderen konservativ und nach eigener Einschätzung "wertorientiert". So fordert die ÖDP unter anderem "Ehrfurcht vor dem Leben" und versteht darunter beispielsweise auch den "konsequenten Schutz des ungeborenen Lebens".
Weil sie ihren internen Streit trotz Vermittlungsversuche des Landesverbands nicht beizulegen vermochten, treten die Freien Wähler zur Wiesbadener Kommunalwahl getrennt an - als "Freie Wählergemeinschaft Wiesbaden" und als "Freie Wähler - Wiesbadener Liste". Der Ärger über die etablierten Parteien ist den ansonsten feindlichen Brüdern gemeinsam, sie artikulieren ihn nur getrennt. Sie sprechen von "Politikverdrossenheit" und "Parteienverdruß", warnen vor "extrem rechts" wie "extrem links" und empfehlen sich als vernünftige Mitte, die freilich manchmal fatal an Mittelmäßigkeit erinnert. Etwa, wenn es um die Bebauung des Dernschen Geländes geht. Hier rät die Freie Wählergemeinschaft Wiesbaden, vom futuristischen Bau einer Musikschule Abstand zu nehmen und sich mit der Aufstellung eines Brunnens zu begnügen. Die Wahlprogramme der beiden Wählergemeinschaften enthalten einen kommunalen Mix für jedermann. Beispiel FWG: Frauennachttaxi, Einschränkung des Polit-Tourismus, stärkere Förderung der Volkshochschule, Senkung der Müllgebühren. Und Beispiel Freie Wähler - Wiesbadener Liste: Mehr Wohnungsbau, Stopp der autofeindlichen Verkehrspolitik, mehr Pflegeplätze und mehr Pflegepersonal für ältere Menschen, mehr Therapieplätze und mehr Sozialarbeiter zur Betreuung Drogenabhängiger.
Weil ihm die "Grauen" keine politische Heimat mehr boten, gründete Jürgen Prange kurzerhand die "Blauen" - nach der Farbe des Planeten von oben gesehen so benannt. Sie gehen mit dem Slogan "Einsparung statt Steuererhöhung" auf Stimmenfang und fordern unter anderem die Kürzung aller Abgeordneten-Diäten, die Privatisierung von Funk und Fernsehen sowie eine Rationalisierung des öffentlichen Dienstes. "Reps" listen Sorgen auf Bleiben die "Republiker", derentwillen Oberbürgermeister Achim Exner sogar auf die absolute Mehrheit verzichten würde, "wenn die ,Reps&rquote; bloß nicht in das Stadtparlament einziehen". Die Rechtsextremen beschränken sich in ihrem Wahlprogramm darauf, die Sorgen der Bürger aufzulisten: Knapper Wohnraum, wirtschaftliche Rezession, steigende finanzielle Belastungen, Schwierigkeiten bei der Unterbringung politischer Flüchtlinge, Anstieg der Kriminalität. Dies alles wollen sie lösen - wie, steht freilich nirgendwo geschrieben. Denn auch ihnen dämmert, daß solch komplexen Problemen nicht mit einfachen Lösungen beizukommen ist.
MARGIT FEHLINGER
BORNHEIM. Die Tischtennisabteilung der Turngemeinde Bornheim 1860 freut sich über neue Mitspieler. Gesucht werden Anfänger und Fortgeschrittene aller Altersklassen. Die Trainingszeiten sind mittwochs von 18 bis 20 Uhr, dienstags von 14 bis 17 Uhr.
Die Acht- bis 14jährigen treffen sich jeweils montags von 15 bis 17.30 Uhr im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24.
Außerdem treffen sich Anfänger und Freizeitspieler freitags von 15.30 bis 17.30 Uhr in der Vereinsturnhalle an der Berger Straße 294. Weitere Auskunft gibt die Vereinsgeschäftsstelle unter der Rufnummer 45 34 90 dienstags und donnerstags von 20 bis 21.30 Uhr). ks
Grundlage für den überdeutlichen 59:34-Erfolg des RSC Frankfurt im Spiel der Rollstuhlbasketball-Bundesliga gegen die BSG Duisburg war eine fulminante erste Halbzeit. Bis zur Pause hatten die Gastgeber einen 43:6-Vorsprung herausgeworfen. Der RSC, bei dem sich vor allem Karaman (17 Punkte), Weber (14) und Hollhorst (10) im Angriff auszeichneten, zog in der Tabelle mit Spitzenreiter München gleich, da dieser in Koblenz verlor. ah
SCHMITTEN. Oberreifenberg ist als Förderschwerpunkt in das hessische Dorferneuerungsprogramm aufgenommen worden. "Die Bemühungen, Oberreifenberg für seine Bürger attraktiver zu gestalten, hängt wesentlich davon ab, wie die Bevölkerung bereit ist, durch ihre Initiative diese Entwicklung zu unterstützen", kündigt Bürgermeister Josef Braun Bürgerversammlungen an.
Im Rahmen der Dorferneuerung soll die Vielfalt dörflicher Lebensformen bewahrt und weiterentwickelt werden. Zugleich wird angestrebt, den Charakter des Dorfes zu stärken, dabei aber gleichzeitig Mängel der Siedlungsstruktur im alten Ortskern zu be- heben. "Das bietet sich im alten Oberreifenberg mit dem Bassenhaimer Schloß, der Burgruine und der Gertrudiskapelle geradezu an", meint Braun.
Raser sollen im runderneuerten Oberreifenberg keinen Platz mehr haben: "Konkret wird hier sicher die Verkehrsberuhigung im Bereich der Siegfriedstraße verwirklicht werden können", erklärt der Bürgermeister und betont: Neben der Mitarbeit der Oberreifenberger werde der Erfolg der Dorferneuerung nicht minder von der Akzeptanz der Maßnahmen durch die Bevölkerung abhängen. cn
Jugendfeuerwehr tagt Mittwoch BAD VILBEL. Die Jugendfeuerwehr Dortelweil lädt ein zu ihrer Jahreshauptversammlung am Mittwoch, 17. Februar, um 18 Uhr im Gerätehaus Dortelweil.
FLORSTADT. In der Nacht zum Freitag verübten bisher unbekannte Täter insgesamt vier Einbrüche in der Gemeinde Florstadt. Wie die Polizei berichtet, hebelten die Täter die Eingangstüren am Bürgerhaus Nieder-Florstadt auf, gelangten aber nicht in die Gaststätte. Auch im Pfarrhaus von Staden brachen sie die Eingangstür auf und durchsuchten Räume im Erdgeschoß. Dabei verursachten sie so viel Lärm, daß ein Bewohner aufwachte und nachsah. Daraufhin seien die Täter geflüchtet. Sie erbeuteten verschiedene Ausweise.
In Staden suchten die Einbrecher außerdem eine Gaststätte und Metzgerei heim, anschließend noch die Bürgerhaus- Gaststätte von Nieder-Mockstadt. Aus den Räumen des Schützenvereins nahmen sie Kleidungsstücke und Bargeld mit. Der Schaden wird von der Polizei auf mehrere tausend Mark geschätzt, vor allem der an den Gebäuden angerichtete Schaden sei hoch.
Die Polizei hält es für möglich, daß der oder die Täter mit einem Fahrzeug unterwegs waren, möglicherweise in der genannten Reihenfolge oder umgekehrt. Hinweise auf Beobachtungen nimmt die Kripo in Friedberg unter Tel. 06031/6010, entgegen. de
LIEDERBACH. Die Sehnsucht nach Wärme, der Wunsch, am sonnigen Strand zu liegen - spätestens beim morgendlichen Eiskratzen an den Autofenstern ist er da. Der Liederbacher Fotoclub erfüllt den Traum zumindest visuell: Nach Costa Rica führt sein Diavortrag in Überblendtechnik am Freitag, 19. Februar, 20 Uhr, in der Liederbachhalle. ana
Im Gespräch: Ungarns Ex-Außenminister Gyula Horn
Im Spannungsfeld der Nachbarn
Nach den ersten Wahlen 1990 verlor Gyula Horn mit dem Rücktritt der letzten kommunistischen Regierung das Amt des Außenministers. In dem einen Jahr, in dem er amtierte, schrieb er mit seiner Entscheidung, am 10. September 1989 die Grenzen für die Ausreise Tausender DDR-Flüchtlinge zu öffnen, ein Stück Weltgeschichte. Markierte doch der Akt den Beginn des Sturzes der Regime in Osteuropa. Mit Horn sprach in Budapest FR-Korrespondent Harry Schleicher. "Es wäre übermütig zu sagen, ich hätte damals eine solche Entwicklung, wie sie nach der Grenzöffnung eingetreten ist, vorhergesehen oder gar vorausgesagt", sagt der Vorsitzende der Sozialistischen Partei. Unter dem Druck der bürgerlich-konservativen Partei, dem Ungarischen Demokratischen Forum (MDF), hat der 60jährige jüngst freiwillig den Posten des Vorsitzenden des Außenpolitischen Ausschusses im Parlament abgegeben, für den er nach der Wende einstimmig gewählt worden war. Plötzlich befanden MDF-Politiker, es gehe nicht an, daß er gleichzeitig Ausschußvorsitzender und Chef der oppositionellen, viertstärksten Parlamentspartei sei.
Nichts desto trotz bleibt die Außenpolitik eines der primären Sorgenthemen des Trägers des Aachener Karlspreises, "Ungarn befindet sich in der Region in einer sehr spezifischen und besonders gefährlichen Lage". In seinem Umfeld habe sich das traditionelle Staatengefüge weitgehend aufgelöst. Durch den Zerfall Jugoslawiens und der Tschechoslowakei habe Ungarn nunmehr 7 statt 5 Nachbarn. "Mit drei Nachbarstaaten, Serbien, Rumänien und der Slowakei, haben wir wegen der dort lebenden ungarischen Minderheiten beträchtliche Spannungen. Die aufbrechende nationalistische Politik sucht überall die Rechte der Minderheiten zu beschneiden". "Das Dilemma dieses Raumes ist, daß hier nationale Fragen stets auch als territoriale verstanden wurden und werden. Das erfordert ein neues Denken und eine kluge und besonnene ungarische Außenpolitik gegenüber unseren Nachbarn." Man sollte versuchen, die Rechte der ungarischen Minderheit durch Staatsverträge mit Nachbarländern zu garantieren und zusichern, daß Ungarn weder heute noch in der Zukunft irgendwelche territorialen Ansprüche an sie erheben werde. "Das ist sehr schwierig, weil viele Ungarn außerhalb der ungarischen Grenzen noch immer anders denken und sich mit dem Status quo nicht abfinden wollen."
Horn meint, daß eine kluge und besonnene Außenpolitik trotz der zu beobachtenden Radikalisierung der nationalen Frage eine Chance hat. Eine Mehrheit in der größten Regierungspartei von Premierminister Jozsef Antall würde sie mittragen, wenngleich nicht dessen innerparteilicher Rivale Istvan Csurka. In der Stärkung des von Csurka geführten radikalen Flügels , der "rechtsextreme Elemente" enthalte, sieht der Sozialistenchef "die Vorahnung einer möglichen innenpolitischen Wende", die das demokratische System negativ berühren und die Beziehungen zu den Nachbarstaaten stören könnte.
"Die ungarische Gesellschaft und das politische Leben in Ungarn brauchen eine rechte Partei. Sie hat in einem Land mit traditionell konservativen Strömungen ihre Berechtigung." Es sollte aber eine "europäische" Rechtspartei sein. Das, was jedoch Csurka repräsentiere, sei "ein Anachronismus" und "lebensgefährlich für unser Land". Horn ist sicher, daß die ungarische Gesellschaft und auch die Nachbarn diese Politik nicht annehmen würden. "Ich bin guter Hoffnung, daß das MDF, in dem es viele Politiker europäischer Denkweise gibt, alles tun wird, daß es hierzu nicht kommt."
ESCHERSHEIM. "Kappen und Scholle", so fand ein Teilnehmer, sei das passende Motto für die närrische Kappensitzung des Kleingartenvereins Eschersheim im Clubheim an der Nußzeil; der Gemüsehalle. Närrisches Vergnügen und die Verbundenheit mit der Scholle trafen hier zusammen (homen est omen: der Sitzungspräsident hieß Gerwald Scholle). Narrenkappen aber waren vereinzelt im Publikum zu sehen. Die Mitglieder des "Ministeriums" der Kleingärtner für die "fünfte Jahrezseit" trugen große, grüne Gartenschürzen und kesse Strohhüte. Der Narrengruß nahm sich dazu forsch genug aus.
Das "Duo Live Sound" lieferte zu dem von Amateuren gestalteten Programm profesionelle Unterhaltungsmusik und brachte mit einer Serie von Schunkelliedern das Publikum in Hochstimmung. Vier Büttenredner hatten die Kleingärter aufgeboten, die mit wirksam gesetzten Gags ihren Teil zum Vergnügen beitrugen. Dieter Zenker in zünftiger Touristenkleidung berichtete von einem nicht ganz gelungenen Italien-Urlaub. Seinem Fazit "zu Haus ist doch zu Haus" gaben die Zuhörer mit kräftigem Applaus ihre Zustimmung. Lothar Fritsch und Klaus- Dieter Herberich trafen den Nerv der Zeit als "Schwarzarbeiter" und "Kurzarbeiter". Sitzungspräsident Gerwald Scholle stieg als "Internatsschüler" in die Bütt.
Zur Abwechslung gab es eine Tanzeinlage von Sigrid Heyne, die später noch mit Meline Hoffmann zur Gitarrenbegleitung von Helmut Gilles flotte Weisen vortrug. Gerwald Scholle hatte zu Beginn die Gäste begrüßt. Er leitete die Sitzung mit launiger Worten und manchen Witzchen. Dieter Zenker, zuständig für Regie und Beleuchtung, sorgte für einen reibungslosen Programmablauf. So kam es bis zum großen Finale, zu dem alle Mitwirkenden sich auf der kleinen Bühne versammelten, keine Minute Langeweile auf.
Zenker bedauerte allerdings: "Schade, daß noch ein paar Plätze freigeblieben sind. Ich weiß nicht, was dieses Jahr los ist." Für die Kleingärtner war das eine neue Erfahrung. "Wir haben gar nicht gewagt, Werbung zu machen, weil wir die letzten Jahre kaum alle Leute, die kommen wollten, hatten unterbringen können." Zenker tröstete sich, als im Verlaufe des abends noch einige Nachzügler eintrafen: "So sieht das doch schon besser aus." Das Publikum teilte solche Sorgen nicht: Es amüsierte sich köstlich. li.
Wirtschaftskriminelle, die im Großraum Frankfurt aktiv sind , brauchen sich in nächster Zeit nicht allzusehr davor zu fürchten, daß ihnen die 20 Beamten des zuständigen Kommissariats im Polizeipräsidium (K 31) schnell auf den Fersen sind. Im Wiesbadener Innenministerium wurde nämlich vor einigen Tagen die Idee geboren, die Beamten jetzt über alle dort anhängigen 40 Groß- und 2500 Kleinverfahren seit dem 1. Januar 1990 Rechenschaft ablegen zu lassen. Nachdem ein neuer Staatsanwalt in der Wirtschaftsabteilung der Frankfurter Anklagebehörde sich bei der Landesregierung in Wiesbaden über die "Hilfsbeamten der Staatsanwaltschaft" von K 31 beschwert hatte, steht nun der Vorwurf im Raum, die Beamten hätten zu wenig oder zu schlampig gearbeitet. Ein Verdacht, der - zumal bei der schlechten Personallage im Präsidium - Polizeipräsident Karlheinz Gemmer, Personalrat, "Bund Deutscher Kriminalbeamter" und "Gewerkschaft der Polizei" (GdP) empört.
Die Verfügung, die das Regierungspräsidium Darmstadt (RP) am 22. Januar auf Veranlassung des Innenministeriums an Gemmer schickte, sieht vor, daß zunächst einmal zwecks Überprüfung rund 4000 Leitz-Ordner, in denen das gesamte Faktenmaterial über die 40 Großverfahren enthalten ist, für eine Überprüfung kopiert wird. Ebenso alle Akten über die 2500 "kleineren" Verfahren im Bereich der Wirtschaftskriminalität. Ermittlungsgruppenleiter Jürgen Lang: "Allein diese Akten kann man nur in Metern messen."
Darüber hinaus will das RP nach Angaben des BDK-Pressesprechers Lothar Herrmann für diese Zeitspanne unter anderem auch wissen, ob die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit eingehalten haben. Polizeipräsident und Kripo-Chef Bernd Seidel müssen "Bearbeitungsrückstände" in diesem Kommissariat offenlegen.
Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt, Hubert Harth, lehnte jede Stellungnahme zu dem "internen Vorgang" ab. Er meinte, "die Öffentlichkeit wird viel zu oft in solche Sachen eingeschaltet". Nach zuverlässigen Informationen der FR hatte der zuständige Oberstaatsanwalt der Abteilung für Wirtschaftskriminalität Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt zwar sein Leid darüber geklagt, daß K 31 in zwei Fällen betrügerischen Bankrotts trotz mehrfacher Anmahnung Durchsuchungen nicht ausgeführt habe. In seinem Bericht hatte er jedoch deutlich gemacht, daß dies auf die schlechte Personalsituation auch in diesem Kommissariat zurückzuführen sei. Die Reaktion des Innenministeriums und des nachgeordneten RP hat zu großer Verunsicherung im Polizeipräsidium geführt. Personalrat, GdP, BDK und nicht zuletzt die Polizeiführung fühlen sich düpiert. Nun kommen die ohnehin gestreßten Kripo-Leute nicht mehr zu ihrer eigentlichen Arbeit. Polizeipräsident Gemmer: "Was hier passiert ist, ist eine ungewöhnliche und naive Verfahrensweise." Die Beschwerde des Oberstaatsanwalts werde in das Gegenteil verkehrt. Personalratsvorsitzender Hansgeorg Koppmann (GdP) sieht sich gar "ins 19. Jahrhundert zurückversetzt". Koppmann, auch hessischer GdP- Chef meinte: "Warum ist es solch hochdotierten Leuten in Innenministerium, RP und Polizeipräsidium nicht möglich, sich in dieser Sache einmal an einen Tisch zu setzten." Genau das will Gemmer nun erreichen. Eine Stellungnahme aus dem Innenministerium war am Montag nicht mehr zu bekommen. enk
MAINTAL. Gute Nachricht für Maintals Gartenfreunde: Einen mobilen Häckseldienst für Gartenbesitzer bietet das Amt für Stadtentwicklung und Umwelt an zwei Wochenenden Ende März und Anfang April an.
Nach telefonischer Voranmeldung soll die Häckselmaschine Grundstücke in Maintal anfahren, um den dort anfallenden Strauch- und Baumschnitt zu häckseln.
Die Benutzer zahlen für die angefangene halbe Stunde eine Schutzgebühr von zehn Mark.
Verarbeitet werden Äste von bis zu zehn Zentimetern Durchmesser. Das Grünzeug bleibt auf dem Grundstück und kann beispielsweise dazu genutzt werden, Rabatten abzudecken.
Das Material ist auch als Zuschlagstoff für Kompost geeignet.
Die Einfahrt zu den Grundstücken muß für die Häckselmaschine mindestens drei Meter breit sein oder es sollte ein geeigneter Platz in der Nähe zur Verfügung stehen. gem
Die interessante Sportnotiz
Martin Horn aus Essen gewann bei der Billard-Europameisterschaft im Cadre 47/2 in Wien erneut Bronze. Fabian Blondeel (Bochum) wurde Fünfter. Der Wiener Stephan Horvath siegte.
Thorsten Weidner mußte sich beim Florett-Turnier in Zürich erst im Halbfinale geschlagen geben. Der Tauberbischofsheimer unterlag dem späteren Sieger des Wettkampfes, Sergej Golubitzki (Ukraine), mit 1:5, 3:5.
Handball-Bundesligist SG Flensburg- Handewitt hat seinen Trainer Zvonimir Serdarusic wegen dessen Wechsel zum Ligakonkurrenten THW Kiel entlassen. Neuer Trainer wird der Däne Anders Dahl-Nielsen.
Wallaus Barcelona-Termine stehen Der deutsche Handball-Meister SG Wallau/Massenheim trägt das Halbfinal- Hinspiel im Europacup der Landesmeister gegen den spanischen Titelträger FC Barcelona am 25. April (16.30 Uhr) in der Frankfurter Ballsporthalle in Höchst aus. Wie Wallaus Manager Bodo Ströhmann am Montag mitteilte, ist das Rückspiel im Europacup auf den 1. Mai (16.45) in der Olympia-Halle "Blau Grana" festgelegt worden. Bobby Moore leidet an Krebs Der ehemalige englische Fußball-Weltstar Bobby Moore (51) leidet an Krebs. Wie der Kapitän der Weltmeisterelf von 1966 am Sonntag abend öffentlich bestätigte, wird er bereits seit fast zwei Jahren wegen Darm- und Leberkrebs behandelt. Moore war als Abwehrspieler in 108 Länderspielen für England und mehr als 1000 Spielen für Fulham und West Ham im Einsatz.
WM-Super-G bald in Norwegen? Der bei den skandalumwitterten Ski- Weltmeisterschaften in Morioka ausgefallene Super-G der Männer soll möglicherweise in Norwegen nachgeholt werden. Das berichtete die japanische Tageszeitung "Iwate Nippon", die sich auf den Präsidenten des Internationalen Ski-Verbandes (FIS), Marc Hodler, beruft. Sievinen schwamm 100. Rekord Der finnische Schwimmer Jani Sievinen stellte in Helsinki über 50 m Schmetterling in 24,22 Sekunden am Sonntag seinen 100. nationalen Rekord auf. Den finnischen Rekord Nummer 99 hatte Sievinen am Vortag über 100 m Schmetterling auf 53,80 Sekunden geschraubt. Bergkamp zu Juventus Der niederländischen Fußball-Star Dennis Bergkamp, Ajax Amsterdam, soll für 36 Millionen Mark beim italienischen Rekordmeister Juventus Turin einen Zwei-Jahres-Vertrag erhalten. Das berichtet die Amsterdamer Zeitung "Het Parool". Häßler erlitt Knieverletzung Der deutsche Fußball-Nationalspieler Thomas Häßler vom AS Rom erlitt am Sonntag beim 0:0 im Punktspiel in Foggia eine Verletzung am rechten Knie. Der frühere Kölner erhielt vom Arzt am Montag für mindestens zwei Tage Trainingsverbot verordnet und wird Rom am Donnerstag im Testspiel gegen Österreichs Nationalelf fehlen. Sacchi verzichtet auf Vialli Ohne Star-Stürmer Gianluca Vialli tritt der dreimalige Fußball-Weltmeister Italien zum WM-Qualifikationsspiel am 24. Februar in Lissabon gegen Portugal an. Der Name des Angreifers von Rekordmeister Juventus Turin fehlt wegen seines Formtiefs im 17köpfigen Aufgebot des italienischen Nationaltrainers Arrigo Sacchi.
120 000 Mark Bußgeld wegen Zweckentfremdung Stadt leitete 200 Verfahren gegen Vermieter ein Von Regine Schlett HANAU. Die Hanauer Bauverwaltung hat in den vergangenen zwei Jahren rund 200 Verwaltungsverfahren wegen der Zweckentfremdung von Wohnraum eingeleitet. Seit 1991 wurden insgesamt 340 Wohnungen mit entsprechendem Verdacht gemeldet. Die Sanktionen der Stadtverwaltung halten sich jedoch in Grenzen: Nur einmal wurde bisher ein Bußgeld verhängt. Die Hanauer Grünen warfen der Stadt in den vergangenen Monaten wiederholt vor, daß sie die Verordnung zum Schutz des knappen Wohnraums nicht konsequent anwende. Aus diesem Grund verlangten sie vom Hanauer Baudezernenten Anfang des Jahres konkrete Zahlen, mit denen sich am Montag auch der Magistrat beschäftigte.
Ein Großteil der Meldungen, so die Auskunft der Bauverwaltung, erledige sich bereits im Vorfeld des offiziellen Anhörungsverfahrens. Häufig würden nämlich auch vorübergehend leerstehende Wohnungen angezeigt, bei denen der Eigentümer glaubhaft versichern könne, daß sie in Kürze wieder vermietet werden. So schildert es zumindest der zuständige Mitarbeiter der Abteilung für Wohnungsangelegenheiten, Norbert Link.
Daher mußte die Stadt auch nur in 210 der 340 Fälle Verfahren einleiten, die zum Teil noch nicht abgeschlossen sind. Nur bei 49 Wohnungen erließ die Verwaltung bisher einen Bescheid, in dem die Zweckentfremdung untersagt wird. In den übrigen Fällen, so Link, konnten die Eigentümer im Rahmen der Anhörung "glaubhaft versichern", daß sie wieder vermieten wollen. Im Endeffekt habe es daher in "fast allen" angezeigten Fällen keine Zweckentfremdung gegeben. Damit erklärt Link auch, daß bisher nur einmal ein Bußgeld erlassen wurde. Die Höhe von 120 000 Mark zeigt die Schwere dieses Falls: Ein Hausbesitzer hatte sein Gebäude mit sechs Wohnungen kurzerhand ohne Genehmigung abreißen lassen.
Wie Baudezernent Jürgen Dressler in der Beantwortung der Anfrage der Grünen ausführt, stößt die Anwendung der Verordnungen auf einige Schwierigkeiten: So seien beispielsweise insbesondere die Eigentumsermittlungen "relativ zeitaufwendig". Der Verkauf eines Grundstücks oder Erbauseinandersetzungen verzögerten darüber hinaus häufig das Einschreiten der Verwaltung. Auch die Anmeldung einer Nebenwohnung bietet Schlupflöcher für Hausbesitzer, die nicht vermieten wollen. Und schließlich sei auch die Zahl der Widersprüche oder juristischen Auseinandersetzungen in diesem Bereich "viel höher" als bei anderen Verwaltungsaufgaben. Dressler führt dies auch auf die "mangelnde Akzeptanz der Betroffenen" zurück. Als Konsequenz der zeitaufwendigen Bearbeitungen soll im März noch eine Mitarbeiterin eingestellt werden, die halbtags hauptsächlich Ermittlungen übernimmt. Derzeit sind 1,5 Planstellen mit der Umsetzung der Zweckentfremdungsverordnung beschäftigt. Zum Mittel der Beschlagnahmung, so Oberbürgermeister Hans Martin, habe die Stadt bisher bei der Anwendung der Zweckentfremdungsverordnung noch nicht gegriffen. Die Obdachlosenbehörde nutze lediglich die Möglichkeit der Wiedereinweisung nach Räumungsklagen. "Die Beschlagnahmung ist der allerletzte Schritt", sagt Martin, "wir wollen nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen."
Die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen fällt nicht unter die Zweckentfremdungsverordnung. 344 solcher Fälle gab es im vergangenen Jahr in Hanau. Nach Einschätzung der Stadt habe dies jedoch nicht zu einer Zunahme der Obdachlosigkeit geführt, da Eigenbedarfsklagen nur einen "verschwindend geringen Anteil" der Räumungsklagen ausmachen.
Weitere Belastungen für den Hanauer Wohnungsmarkt bringt jedoch das Auslaufen der Sozialbindung. Vergangenes Jahr fielen 308 Wohnungen aus der Sozialbindung heraus. Bis 1995 kommen allein aufgrund vorzeitiger freiwilliger Rückzahlungen der öffentlichen Mittel 567 Wohnungen hinzu. Die Fälle, in denen die Bindung planmäßig ausläuft, kann die Stadt für die kommenden Jahre nicht ermitteln.
Im Verzug ist die Verwaltung darüber hinaus auch bei den Vorbereitungen für die Fehlbelegungsabgabe, die zum 1. Juli dieses Jahres erhoben werden muß. Derzeit werden die Daten über die Belegung der rund 6000 Sozialwohnungen der Stadt erfaßt. Ende vergangenen Jahres wurde eine Sachbearbeiterin für diese Aufgabe eingestellt. Schätzungen über das Außmaß der Besserverdienenden, die unberechtigt von der günstigen Miete der Sozialwohnungen profitieren, gibt es bei der Stadt Hanau nicht. "Es ist fraglich, ob wir zum Juli fertig werden", beschreibt Link die umfassende Bestandsaufnahme. Die Ausgleichszahlungen sollen jedoch auf jeden Fall ab Juli erhoben werden. Notfalls will die Stadt rückwirkend kassieren.
NIDDERAU. Mit dem Fahrplanwechsel am 23. Mai bilden die Niddertalbahn und der FVV eine Tarifeinheit. Dies beschloß das Stadtparlament in seiner jüngsten Sitzung. Wie Stadtrat Heinz Appel (SPD) informierte, nimmt die Bundesbahn ihre Jahreskarten zurück.
Ebenfalls einstimmig fiel die Abstimmung zugunsten der Bildung eines Nahverkehrszweckverbandes für den Main- Kinzig-Kreis aus. jur
GALLUS. Beim ersten Kinderbasar und Familiennachmittag im Haus Gallus im Rahmen der Kulturwochen verlor so mancher den Boden unter den Füßen. Die Kleinen durften nämlich nach der Aufführung des Theaterstücks "Ikarus" des Kommunalen Kinder- und Jugendtheaters in der Bühnendekoration spielen. Begehrtestes Objekt war eine riesige Pappröhre, die sich wunderbar als Trampolin, als Schaukel oder einfach nur als Versteck nutzen ließ.
Im Theaterstück diente die Röhre unter anderem als Labyrinth und als Abflugrampe für Ikarus, der, gemäß der griechischen Sage, mit Hilfe wachsgeklebter Flügel mit seinem Vater Dädalus der Gefangenschaft des Minos entfloh. Unglücklicherweise kam er beim Flug der Sonne zu nahe und stürzte ins Meer. Gespielt wurde die Vater-Sohn-Beziehung von Charlotte Ullrich (Ikarus) und Eric van der Zwaag (Dädalus) in einer Inszenierung von Peter Rein.
Für die rund 100 Besucher wurde jedoch noch mehr geboten: Im zweiten Stock des Hauses hatten Eltern ihre Stände mit Baby- und Kinderklamotten aufgebaut, die sie zu günstigen Preisen verkauften. Im Foyer konnten sich freizeitgestreßte Kinder und Eltern dann bei Kaffee und Kuchen erholen.
Der Kinderbasar, der ab jetzt wieder regelmäßig am zweiten Sonntag jeden Monats zum Stadtteilleben gehört, wird ab Juni von den Bewohnern des Gallus ausgerichtet. Den Basar übernimmt der "Verein für ausländische Kinder", für Kaffee und Kuchen sorgen das "Kinder- und Jugendhaus, die "Krabbelstube Gallus" und das "Elterncafé". Das Haus Gallus und die Günderrode-Schule, in deren Pausenhof der Basar dann aufgebaut wird, sind für die Organisation verantwortlich. aar
BAD KARLSHAFEN. Das neue Flaggschiff für die Oberweser, der 1,6 Millionen Mark teure Flachgänger "Hessen", der selbst bei extremem Niedrigwasser zwischen Bad Karlshafen und Hannoversch Münden den Passagierverkehr aufrechterhalten kann, soll am Mittwoch in der Schiffswerft von Oberwinter am Rhein vom Stapel laufen.
Voraussichtlich eine Woche später soll das Schiff dann in seinem Heimathafen Bad Karlshafen vor Anker gehen. Das hat die Stadtverwaltung außerdem angekündigt.
Die 33 Meter lange "Hessen", die rund 200 Passagieren und 40 Fahrrädern Platz bietet, ist eine Neuentwicklung mit modernster Technik. Angetrieben wird das Schiff von zwei je 240 PS starken Dieselmotoren und sogenannten Jet-Triebwerken. Weil sich die Triebwerke, anders als Propellerschrauben, nicht unter dem Schiffsboden, sondern im Rumpf befinden, ist die "Hessen" besonders manövrierfähig. Selbst bei voller Ladung hat sie nur eine Eintauchtiefe von maximal 50 Zentimetern.
Eigner sind die Stadtwerke von Bad Karlshafen, die das Schiff an die Oberweser-Dampfschiffahrtsgesellschaft verchartern werden. pid
GALLUS. "Bei uns werden die Mitglieder immer jünger", freute sich Sylvia Gottselig, Schriftführerin des Kleingärtnervereins "Römerhof". Um diesen Trend fortzuführen, nehmen die Gartenfreunde derzeit vorzugsweise junge Familien mit Kindern in ihren Verein auf.
In der Jahreshauptversammlung im Vereinshaus, Am Römerhof 23, wurden die "alten" Mitglieder jedoch nicht vergessen: Die silberne Ehrennadel und die Urkunde des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner für 25 Jahre Vereinsmitgliedschaft konnten Walter Müller, Ernst Dücker und Ingolf Gebert entgegennehmen. Weitere elf Mitglieder erhielten als Anerkennung für ihre vorbildliche Gartengestaltung eine Medaille und eine Urkunde.
Durch die Wahlen gab es einige Änderungen im Vorstand: Zweiter Vorsitzender ist Andreas Jans, das Amt des Zweiten Kassierers hat Klaus Pfaff inne. Als Beisitzer fungieren Goran Urakovic und Marianne Pfaff. Ernst Dücker zeichnet als Pflanzenschutzwart verantwortlich. Erster Vorsitzender bleibt weiterhin Helmut Gottselig. Besonders gelobt für ihre vorbildliche Kassenführung wurde die Erste Kassiererin Giesela Römling.
Einigkeit herrschte bei den Kleingärtnern auch über den Termin des Gartenfestes in diesem Jahr: Am 17. und 18. Juli ist in den Gärten, dafür wird auch die österreichische Band "Alpl'Buam" sorgen, wieder gute Stimmung angesagt. aar
SACHSENHAUSEN. Der Vorstand des Kleingärtnervereins "Süd" ärgerte sich über das Wegbleiben der Vertreter der Stadtgruppe Frankfurt der Kleingärtner auf der Jahreshauptversammlung. "Die Stadtgruppe hatte zur selben Zeit zu einer Wahlkampfveranstaltung geladen, in der die SPD mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und die anderen Parteien Reden gehalten haben", kritisierte der Erste Vorsitzende Hans-Dieter Umbach.
Deswegen habe er die Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft nur vereinsintern vornehmen können. Geehrt wurden Otto Merklinger, der bereits auf 40 Jahre Vereinsarbeit zurückblicken kann, Ilse Gabriel und Frieda Latsch, die seit 25 Jahren ihrem Verein die Treue halten. Für 25jährige passive Mitgliedschaft wurde Peter Walz ausgezeichnet.
Wenn auch niemand von der Stadtgruppe an der Versammlung teilnahm, so konnte sich Hans-Dieter Umbach um so mehr über die rege Beteiligung aus den eigenen Reihen freuen. Rund zwei Drittel der etwa 100 Mitglieder waren in das Vereinshaus am Ziegelhüttenweg gekommen.
Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung war die Planung für die bereits begonnenen Sanierungsarbeiten des 1920 gegründeten Vereins. So müssen noch Sickerlöcher ausgehoben werden, in denen das Regenwasser aufgefangen werden kann, die Hütten sollen an die erneuerte Stromanlage angeschlossen werden und die Nadelhölzer, die höher als zwei Meter sind, müssen entfernt werden.
Vorstandswahlen standen diesmal nicht an. Allerdings wurde mit Rudolf Kleinert ein neuer Revisor gewählt. Sieben Bewerber, von denen sich einige persönlich vorstellten, stehen derzeit auf der Warteliste. Vorsitzender Umbach wies darauf hin, daß auch ausländische Gartenfreunde beim Kleingärtnerverein Süd gerne gesehen sind.
Damit bei all der anstehenden Arbeit das Feiern nicht vergessen wird, legten die Gartenfreunde den Termin für ihr Gartenfest schon fest: Am Samstag, 3. Juli, soll der traditionelle "Werbetag" der Kleingärtner "standesgemäß" gefeiert werden. aar
Dortelweils Kindergarten soll erweitert werden Auch Pläne für eine neue Grundschule reifen heran
BAD VILBEL. Die Stadt Bad Vilbel hat beim Bauamt des Wetteraukreises eine Erweiterung des Dortelweiler Kindergartens beantragt. Nach Rücksprache mit dem Elternbeirat und dem Kreisjugendamt soll eine zusätzliche Gruppe in der benachbarten Sozialstation und Schwesternwohnung eingerichtet werden. Die Sozialstation wird vorübergehend in die alte Bürgermeisterei verlegt, die dort untergebrachte städtische Bücherei ausquartiert. Das Projekt kann jedoch erst verwirklicht werden, wenn für Schwester Jutta eine neue Bleibe gefunden worden ist. Magistrat und Elternbeirat suchen daher händeringend nach einer kleinen Wohnung für die Dortelweiler Gemeindeschwester. Sozialstation und Schwesternwohnung dürfen nicht einfach dem angrenzenden Kindergarten zugeschlagen werden, weil dieser sonst nicht mehr den Anforderungen genügt, die das Land Hessen von der Flächenkonzeption her an neue Betreuungseinrichtungen stellt. Die neue Gruppe, das sieht ein Kompromiß zwischen Kreisjugendamt und Stadt Bad Vilbel vor, ist als separate Einrichtung zu führen und muß demnach neben dem Gruppenraum auch einen Ruheraum für die Kinder, einen Aufenthaltsraum mit Teeküche für das Personal sowie eigene Toiletten aufweisen. Hierzu sind Umbau- beziehungsweise Erweiterungsarbeiten erforderlich, deren Kosten der Magistrat auf 200 000 Mark veranschlagt hat.
Sozialstation und Schwesternwohnung will der Magistrat langfristig im geplanten Baugebiet Dortelweil-West unterbringen, sofern das Land Hessen dieses Projekt genehmigt. In der Bauleitplanung soll ebenfalls ein neuer Kindergarten berücksichtigt werden.
Wetteraukreis und Stadt Bad Vilbel werden sich zudem Gedanken über einen neuen Schulstandort machen müssen. Die Kapazität der Dortelweiler Grundschule ist schon jetzt ausgelastet und reicht weder für die Aufnahme weiterer Erstkläßler noch für die Einrichtung einer von mehreren Dortelweiler Eltern gewünschten Schülerbetreuung aus. mu
STEINAU. Wegen Glatteis kam ein Auto ins Schleudern, dessen Fahrer bei dem anschließenden Unfall zwischen Hintersteinau und Wallroth schwer verletzt wurde. Nach Angaben der Schlüchterner Polizei vom Montag war der Mann am Samstag vormittag auf der Landesstraße 3293 unterwegs, als sein Wagen vermutlich wegen überhöhter Geschwindigkeit in einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn geriet.
Dort prallte das Fahrzeug frontal gegen einen Traktor und schleuderte anschließend an die Leitplanke. Während der Unfallverursacher schwerverletzt ins Krankenhaus transportiert wurde, kamen der Schlepperfahrer und sein zwöfjähriger Sohn ohne Blessuren davon. Der Schaden wird auf rund 9000 Mark geschätzt. tja
Verhaltensgestörte sollen in die Regelschulen Nach Sommerferien "Förderzentrum" in Friedberg? Von Klaus Nissen WETTERAUKREIS. Verhaltensgestörte Kinder sollen, wo immer es geht, die Regelschule besuchen. Das ist die Zielvorstellung der Landesregierung und der staatlichen Schulbürokratie in Hessen. In der Wetterau wurden 1991 zunächst vier Lehrer-Planstellen zur Betreuung von 14 körper- oder lernbehinderten Kindern in den Grundschulen geschaffen. In den nächsten 14 Tagen stellt das Schulamt die Weichen für die zweite Stufe der Reform: Ein "Sonderpädagogisches Förderzentrum" soll nach den Sommerferien in Friedberg entstehen. Es besteht zunächst aus zwei Pädagogen, die andere Lehrkräfte beim Umgang mit "verhaltensauffälligen" Kindern beraten. Bisher - so Schulrat Peter Kipp - besucht offiziell nur ein verhaltensgestörtes Kind eine "normale" Wetterauer Schulklasse (in der Friedberger Dieffenbachschule). Das soll sich ändern. Für Kinder mit Verhaltens- oder Lernstörungen gibt es "Schulen für Lernhilfe" (bisher hießen sie Sonderschulen) in Friedberg, Nidda, Butzbach, Bad Vilbel und Konradsdorf bei Ortenberg. Sie sollen ihr Wissen nun verstärkt den Regelschulen zur Verfügung stellen. Sonderschullehrer aus der Konradsdorfer Erich- Kästner-Schule bemühen sich beispielsweise bereits, lernschwache Berufsschüler in Nidda und demnächst auch in Büdingen zu fördern. Auch die Grundschulen in Altenstadt, Kefenrod, Büdingen und Gedern müßten von Konradsdorfer Spezialisten unterstützt werden, meint Schulleiter Jürgen Müller. Er beantragte deshalb zwei zusätzliche Lehrerstellen für das kommende Schuljahr.
Doch Müller hat schlechte Karten. Die Friedberger Helmut-von-Bracken-Schule beantragt ebenfalls die Einstufung als "Sonderpädagogisches Förderzentrum", teilte Schulrat Kipp gestern auf Anfrage mit. Das Staatliche Schulamt werde diesen Antrag befürwortend zur Landesregierung weiterleiten. Für Friedberg spreche das größere Einzugsgebiet und die Vielfalt der Fördermöglichkeiten: Die gewünschten Förder-Lehrkräfte könnten sich an den hiesigen Regelschulen auch auf den Sachverstand der Friedberger Wartbergschule für praktisch Bildbare und der neuen Dorheimer Sprachheilschule stützen.
Ganz sicher kann allerdings kein Wetterauer Pädagoge auf Hilfe im Umgang mit seinen schwierigen Schülern rechnen. Möglicherweise bewilligt Wiesbaden erst zum übernächsten Schuljahr das "Sonderpädagogische Förderzentrum", sagte Schulrat Kipp. Ob Konradsdorf oder Friedberg die zusätzlichen Planstellen bekämen, stehe wohl erst kurz vor den Sommerferien fest.
Frau Elisabeth Stahl aus Maintal-Dörnigheim, zum 92. Geburtstag, am Dienstag, 16. Februar.
Frau Stefanie Hufsky aus Maintal-Dörnigheim, zum 80. Geburtstag, am Dienstag, 16. Februar.
Frau Karolina Schultheis aus Maintal- Wachenbuchen, zum 85. Geburtstag, am Dienstag, 16. Februar.
Jeden Morgen steht der Brunnenvergifter auf, küßt Frau und Kinder, bevor er die Filteranlage anstellt und allen einen Tee bereitet. Dann nimmt er mit spitzen Fingern die Morgenzeitung und liest empört die Meldungen, die von Brunnenvergiftungen handeln. Aus dem Radio vernimmt er gleichlautende Nachrichten. Er erinnert sich an das Fernsehprogramm von gestern, dessen Nachrichten und Meldungen ähnlich waren. Was für eine Welt, denkt der Brunnenvergifter. Wer sich nicht vorsieht, kann glatt darin umkommen. Dann gibt der Brunnenvergifter seiner Familie Ratschläge für den Tag. Die Kinder sollen kein außerhäusliches Wasser zu sich nehmen und alle Angebote von Schulfreunden und Fremden abschlagen. Die Frau soll die Filteranlagen im Auge behalten und vor jedem Kochen prüfen. Im Notfall verweist er auf die Mineralwasservorräte im Keller. Er selbst macht sich anheischig, nach Geschäftsschluß für Nachschub zu sorgen. Seiner Frau prägt er seit langem eine Wassermarke ein, die ständig unter der Kontrolle von Lenbensmittelkontrolleuren steht, die unabhängiger sind als andere unabhängige Lebensmittelkontrolleure.
Dann befragt der Brunnenvergifter seine Familie, ob die Vorkehrungen des Tages getroffen sind. Ja, sagen die Kinder, wir haben unsere Hydrotabletten eingenommen, die uns für vierundzwanzig Stunden vor allen Wasserverunreinigungen schützen und wir haben unsere Hydro-Schutzkleidung angelegt, die uns vor saueren und anderen Regenarten schützt. Ja, sagt seine Frau, ich habe meinen Mundschutz aufgesetzt, der mich vor gefährlichen Tröpfchen, vor denen man nie ganz sicher sein kann, bewahrt, und im übrigen kann ich mich auf wasserklärendes Körperspray, das ebenfalls einen vierundzwanzigstündigen Schutz garantiert, verlassen.
Dann ist es ja gut, sagt der Brunnenvergifter, verläßt sein wasserabstoßendes Haus, seinen wasserabstoßenden Garten und seine wasserabstoßende Frau und begleitet seine Kinder zur Schule, damit sie nicht in die Versuchung von gefährlicher Wasserzufuhr geraten. Längst kann doch kein Mensch mehr überprüfen, was so im Angebot des Getränkehandels ist und an Trinkhallen ist zu beiden Seiten des Schulwegs kein Mangel. Kinder, wißt ihr denn, daß der Mensch zu neunzig Prozent aus Wasser bestand, ruft der Brunnenvergifter bewundernd aus. Ja, das wissen wir, nicken seine Kinder ernsthaft. Wir wissen auch, daß die Weltmeere früher nicht aus Leichtöl bestanden. Ihr habt eine gute Lehrerin, lobt der Brunnenvergifter. Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir, krähen seine Kinder im Chor, bevor sie sich artig vor der Schule verabschieden.
Und dann? Dann geht der Brunnenvergifter seiner täglichen Arbeit nach. Dann vergiftet er unsere Brunnen. Schließlich ist unsere Gesellschaft arbeitsteilig.
Ein Verkehrspolizist stoppt einen Wagen: "Sie sind in falscher Richtung durch die Einbahnstraße gefahren!" "Warum muß der Fehler bei mir liegen? Vielleicht haben Ihre Kollegen das Schild falsch auftgestellt."
"Verzeihung Herr Konsul, der Düsseldorfer Börsenclub veranstaltet heute seinen Karnevalsabend."
MAIN-KINZIG-KREIS. Der geplante Teilverkauf der Gelnhäuser Kreiswerke an einen oder mehrere große Energieversorger, mit dem der Kreis seine maroden Finanzen sanieren möchte, bleibt Wahlkampfthema. Die Main-Kinzig-CDU hat sich inzwischen an die drei der für den Kauf in Frage kommenden Energieversorgungsunternehmen EAM (Kassel), OVAG (Friedberg) und ÜWAG (Fulda) gewandt und deren Vorstände aufgefordert, bis zu den Kommunalwahlen keine Kaufverträge mit dem Kreis zu unterschreiben. Für die Kreis-Grünen ist es außerdem "unfaßbar", daß der Kreis auch auf der letzten Kreistagssitzung keine befriedigenden Antworten über den Stand der Verhandlungen gegeben hat.
Wie mehrfach berichtet, will der Kreis mit dem geplanten Teilverkauf der Kreiswerke zu 49 Prozent die Kreiskasse mit fast 60 Millionen Mark auffüllen. Gelingt ihm dies nicht, wäre der Doppel-Haushalt nur noch Makulatur. Der Verkauf hätte eigentlich schon längst stattfinden sollen, wurde aber durch steuerliche Hemmnisse verzögert. Inzwischen hat der Kreis rund zehn Millionen Mark Vorsteuern an das Finanzamt bezahlt und damit die Verkaufshindernisse beseitigt. Unklar ist gegenwärtig noch, ob nur die EAM als neuer Anteilseigener infrage kommt, oder die anderen Stromversorger mit in den Kauf "einsteigen." Einem Kreistagsbeschluß entsprechend sollte eigentlich keines der drei Unternehmen mit mehr als 25 Prozent beteiligt werden, um Einflüsse nicht zu groß werden zu lassen.
Der Verhandlungsführer des Kreises, Erich Pipa (SPD), ist bislang nicht bereit, detailliert über den Stand der Verkaufsgespräche Auskunft zu geben, um die Erfolgsaussichten nicht zu verringern. Bei einer ähnlichen Anfrage in der Dezember-Sitzung des Kreistages hatte Pipa lapidar geantwortet: "ja", "nein", "weiß nicht". Die Kreis-Grünen erwägen gegenwärtig deshalb, Pipa auch mit rechtlichen Schritten zu umfassenden Auskünften zu zwingen. Grünen-Fraktionschef Peter Stahl: "Diese fortwährende Geheimhaltung läßt sich nur so erklären, daß die Hauptamtlichen sich fürchten, die Wahrheit über den Teilverkauf der Öffentlichkeit vor den Kommunalwahlen offenzulegen. Sie ist ein Indiz dafür, daß nicht nur bei der Zahlung der Steuern Abweichungen vom Kreistagsbeschluß über den Teilverkauf der Kreiswerke Gelnhausen vom 24. Mai 1991 vorliegen."
Stahl glaubt, daß der Kreisausschuß auf seiner Juni- oder Juli-Sitzung den Kreistag vor die Tatsache stellen werde, daß die Kreiswerke zu 49 Prozent an einen Monopolisten verkauft seien und damit ein Blockheizkraftwerk-Dienstleistungsunternehmen ein Traum bleibe. Seine Fraktion werde alles tun, um den Verkauf zu verhindern. Vizelandrat Pipa ließ am Montag ausrichten, er habe zu dem Thema gesagt, was er sagen könne. Mehr sei gegenwärtig nicht drin.
Auf einer anderen Schiene macht unterdessen die CDU-Opposition gegen den geplanten Teilverkauf mobil. In Schreiben an EAM, OVAG und ÜWAG heben die Christdemokraten den moralischen Zeigefinder und erinnern an das Abstimmungsergebnis auf der jüngsten Kreistagssitzung. Dort hatte die NPD mit der SPD gestimmt und damit weitere Verkaufsverhandlungen möglich gemacht. Die SPD mußte deswegen schwere Vorwürfe von den Landes-Grünen über sich ergehen lassen. In dem CDU-Schreiben heißt es, "daß es für viele Kommunalpolitiker und erst recht für Stromkunden im Main-Kinzig-Kreis kaum nachvollziehbar sei, daß strategische Entscheidungen großer Energieversorgungsunternehmen mit den Stimmen einer neofaschistischen Partei umgesetzt werden sollen." Die CDU pocht darauf, daß der Vorgang erst nach den Kommunalwahlen entschieden wird, und fragt die Unternehmen, ob sie es vor Kunden und Anteilseignern vertreten könnten, "einen solchen Millionen- Vertrag, gestützt auf NPD-Stimmen, zu realisieren." Eine Antwort der Energieversorgungsunternehmen steht aus. are
LIEDERBACH. Gerät der Tagesordnungspunkt "Beschlußfassung der Haushaltssatzung" für die meisten Bürgermeister zum jährlichen Spießrutenlauf, bereiteten Liederbachs Gemeindevertreter ihrem Rathauschef wieder mal den reinsten "Sonntagsspaziergang" im Parlament: Ohne wahlkampftaktische Zahlenfledderei und ohne lautstarke Klagen über "miserable Haushaltspolitik" stimmten CDU, SPD, FDP, ULL und die Unabhängige Fraktionsgemeinschaft (UFG) dem Lehnerschen Zahlenwerk für 1993 zu, das ein Gesamtvolumen von knapp 27,3 Millionen Mark hat.
Lediglich Ludwig Kleber, Chef der Zwei-Personen-Fraktion der FWG, fiel angesichts der interfraktionellen Eintracht nachgerade ein Stein vom Herzen, als zwei der drei FWG-Anträge vom Parlament abgelehnt wurden, "sonst hätten wir dem Haushalt auch noch zustimmen müssen". So kam die FWG, die in Liederbach als die "Rechtsaußen-Liste" gilt, zu ihrem Solo auf der Oppositionsposaune.
SPD-Fraktionschefin Ursula Eilmes ist beeindruckt: Auch wenn es an dem dürren "Sparprogramm" weder was zu loben noch allzu viel auszusetzen gebe - "es stehen ohnehin nur vordringliche Sanierungen drin, die keinen Aufschub dulden" -, so freut sie sich, daß auch das Hauptanliegen der SPD dabei ist. 150 000 Mark Planungskosten stehen für einen dritten Kindergarten bereit, und noch in diesem Jahr soll mit dessen Bau begonnen werden. Er bietet Platz für eine Ganztags- und eine Halbtagsgruppe, auch eine Hortgruppe soll dort unterkommen. Und: Laut Plan kann das Gebäude mühelos erweitert werden, sollte der Bedarf an Kindergartenplätzen in den nächsten Jahren steigen. Eilmes: "Wir sind ja die einzigen, die überhaupt noch einen größeren Haushaltsposten beantragt haben. Damit war klar, daß wir dem Haushalt zustimmen."
Die "Oppositionellen" - mit Ausnahme der FWG - trugen durch die Bank auch mit, daß die geschätzten Einkommmensteuer-Einnahmen für dieses Jahr um 200 000 Mark höher angesetzt wurden, "damit die Bilanz ein bißchen besser aussieht", sagt Ursula Eilmes; im übrigen sähen die Prognosen durchaus höhere Steuereinnahmen vor.
Derlei "Spielchen" waren für FWG- Mann Kleber ein gefundenes Fressen, die Finanzpolitik des Rathauschefs zu geißeln: "Mit dem Haushalt werden den Bürgern nur die Augen zugeschmiert", Lehner könne "leicht" 1,1 Millionen Mark in den Vermögensetat stellen, wenn er andererseits einige Posten einfach nicht im Haushalt aufführe: Personalkosten für neu ausgewiesene Stellen, tarifliche Lohnsteigerungen, Darlehen . . . Die Gemeindevertreter der übrigen Fraktionen quittieren Klebers Schelte ohne Kommentar. Allenfalls sagten sie dazu soviel: Wahlkampf-Geplänkel. ana
POTSDAM, 15. Februar (AP/D). In Brandenburg haben am Sonntag abend mehrere tausend Deutsche und Polen Grenzübergänge und Gemeinden entlang der Oder Lichterketten gebildet, um ein Zeichen gegen Fremdenhaß und für ein friedliches Miteinander in Europa zu setzen. Unter dem Motto "Nur ein Schritt über die Grenze - und wir sind Ausländer" fanden - wie in einem Teil der Auflage gemeldet - mindestens acht Veranstaltungen an oder nahe der Grenze statt.
Zwischen den Orten Hohen- und Niederwutzen bildeten laut Polizei einige tausend Polen und Deutsche eine Lichterkette über die 230 Meter lange Oderbrücke. Der Grenzübergang, der erst am 1. Mai freigegeben werden soll, wurde für die Aktion drei Stunden lang geöffnet.
In Frankfurt/Oder folgten mehrere hundert Menschen dem Aufruf der Europa-Universität "Viadrina" und bildeten eine Lichterkette über die Stadtbrücke zur polnischen Partnerstadt Slubice.
Der Freier, der eine als "Domina" arbeitende Prostituierte aus Frankfurt am Abend des 30. Dezember 1991 geschlagen, bedroht und gedemütigt hat, ist wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt worden. Nach Überzeugung der 21. Großen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts verletzte der 43 Jahre Angeklagte die Domina, indem er sie mehrfach an den Kopf schlug und sie mit einer Lederpeitsche zu würgen versuchte. Das Schwurgericht folgte mit diesem Urteil der Einschätzung des Verteidigers, der die Tat lediglich als gefährliche Körperverletzung eingestuft hatte. Die Staatsanwaltschaft dagegen war zunächst von versuchtem Mord ausgegangen, hatte nach der Beweisaufnahme aber auf versuchten Totschlag plädiert und eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren gefordert.
Wie die Kammer in ihrem Urteil feststellte, war der Angeklagte gegen 17 Uhr für eine von ihm gewünschte masochistische "Behandlung" in die Wohnung der Domina gekommen und gegen 20 Uhr wieder gegangen. Wenige Minuten später jedoch verschaffte er sich unter einem Vorwand wieder Zutritt zur Wohnung und fiel unvermittelt über die Frau her. Er schlug sie nieder, sie fiel auf den Bauch, er setzte sich auf ihren Rücken und versuchte, ihr eine Lederpeitsche um den Hals zu legen und sie zu würgen.
Nach Überzeugung des Gerichts wollte der Angeklagte, ein Schreiner und Kaufmann, die Frau nicht töten, auch wenn er "Ich liebe dich, werde dich aber trotzdem töten" sagte und sie um ihr Leben flehen ließ. Normalerweise, so Vorsitzende Helga Schubert, ließen solche Äußerungen während der Tat sehr wohl auf einen Tötungsvorsatz schließen. Hier jedoch liege der Fall anders: Der Angeklagte leide an einer "sado-masochistischen Triebanomalie"; zu seiner Triebbefriedigung gehöre es, einen anderen Menschen nicht nur körperlich zu quälen, sondern ihn auch psychisch zu terrorisieren und in Todesangst zu versetzen. Hätte er sie wirklich umbringen wollen, so wäre ihm dies als ein ihr körperlich weit überlegener Mann ganz ohne Zweifel auch gelungen.
Obwohl der Angeklagte zur Tatzeit erheblich alkoholisiert war (mindestens 2,2 Promille), minderte die Kammer das Strafmaß nicht wegen erheblich eingeschränkter Steuerungsfähigkeit ab. Dies sei zwar möglich, müsse aber nicht sein, insbesondere dann nicht, wenn der Angeklagte wisse, daß er unter Alkohol zu Straftaten neige. Dies sei eindeutig der Fall, denn der Angeklagte ist seit 1975 dreimal einschlägig vorbestraft. Er selbst habe dem Sachverständigen gegenüber zugegeben, daß er unter Alkohol dazu neige, "auszuflippen". Aus diesen Vorstrafen aber habe er nicht die nötigen Konsequenzen gezogen und sich in eine Therapie begeben. Stattdessen habe er "seine Gefährlichkeit immer wieder unter den Teppich gekehrt". ee
Hanau schickt täglich fünf Tonnen Verpackungsmüll zum Sortieren nach Schlüchtern Ein ganz "normaler Job"
Von Joachim Haas-Feldmann SCHLÜCHTERN/HANAU. Der Anblick derer, die bei der Firma Henning in Schlüchtern unter anderem auch den Verpackungsabfall von mehr als 90 000 Hanauer Einwohnern sortieren, führt bei Ulrich Müller spontan dazu, von einem "Scheiß-Job" zu sprechen. Anders als der Vorsitzende des Hanauer Umweltausschusses bei der Besichtigung meint, hält Sortierer Karl- Heinz Rosenberger seine Arbeit aber für "ganz normal und wichtig". Das Duale System hat nach Entlassungen in Auto-Zulieferfirmen 40 Menschen im Schlüchterner Raum wieder eine lohnabhängige Beschäftigung gegeben. Auf einer Warteliste stehen weitere Anwärter. 15 bis 18 Mark können sie pro Stunde verdienen. Hinzu kommen Zuschläge, denn zu den Schichten gehört von Montag bis Freitag auch die Nacht.
Gelbe Sammelsäcke türmen sich in der Halle, die Hagen Henning 1992 für zweieinhalb Millionen Mark (inklusive Sortieranlage) gebaut hat. Hier stinkt es weit weniger, als es sich der müllproduzierende Verbraucher vorgestellt hat. Der Gestank kommt erst mit intensiveren Sonnenstrahlen. Wo die Sortierenden arbeiten, ist ein Absaugsystem gegen üble Müllgerüche installiert. Im Winter muß es noch nicht eingeschaltet sein.
Ein Schaufelbaggerfahrer befördert den Verpackungsmüll auf das Förderband. Die Säcke müssen von Hand aufgerissen werden, die Technik dafür ist laut Henning noch lange nicht ausgereift. Kommt der Verpackungsmüll aus Tonnen statt aus Säcken an, erleichtert das die Arbeit. In Klein-Auheim und Steinheim sind die festen Sammelbehälter schon verteilt. Bis zur Jahresmitte soll Hanau ganz damit versorgt sein.
Eine Frau kehrt das Sammelgut aufs Förderband. Das führt ein Stock höher zu den extra umhausten, geheizten Arbeitsplätzen der Sortierenden.
Ein Magnet zieht die Weißblechdosen heraus. Einzelne Plastikfolien gelangen durch die Haftung auf den falschen Haufen mit Aussortiertem. Um die herauszubekommen, sind bisher Samstags-Sonderschichten nötig. Künftig soll ein zweiter Metallabscheider abhelfen.
Die nächste vom Band zu nehmende Fraktion sind all die im Haushalt anfallenden Plastikfolien. Jeweils zwei Sortierende mit Handschuhen sind zuständig. Sie werfen den Abfall durch zwei große Löcher hinunter in die dafür vorgesehene Box. Die Folien stellt Henning in gepreßten Ballen zum Abholen für die Verwertungsfirmen bereit, die im Auftrag des Dualen Systems arbeiten.
Neben der Box für Folien folgt die für Getränke-Mehrschichtverpackungen. Die sind im Hanauer Stadtreinigungs- und Fuhramt auf Hennings Umladestation und später im Müllwagen nach Schlüchtern leicht gepreßt worden, um Platz zu sparen. Weißblechdosen, sogenannte Hohlkörper (hauptsächlich Waschmittelflaschen) und Styropor türmen sich auf den weiteren Sammelhaufen.
Rund fünf Tonnen Verpackungsmüll gelangen in einem Henning-Sammelfahrzeug täglich aus Hanau nach Schlüchtern. Etwa eine Tonne wird pro Stunde nach Fraktionen getrennt. In Hanau ist das mittelständische Unternehmen alleiniges Abfuhrunternehmen, im übrigen Ostkreis bis nach Gelnhausen arbeitet der Abfallentsorger als Subunternehmer.
Ein Kinder-Spielwaschbecken aus Plastik durchläuft das gesamte Förderband, ohne aussortiert zu werden. Es landet auf dem Restmüllhaufen, denn der Kunststoff ist ein anderer als das Material der Joghurt- und Margarinebecher. Höchstens 20 Prozent des gesamten Verpakkungsabfalls dürfen laut Vorgabe des Dualen Systems Deutschland (DSD) aussortiert werden, bei Henning beträgt der Restmüllanteil zehn bis 15 Prozent.
Daß das Sammeln des Verpackungsabfalls stärker akzeptiert wird als erwartet, diese Auffassung des zuständigen Hanauer Amtsleiters Karl Schurr bestätigt Henning beim Stadtverordneten-Besuch. Die Lebensmittelverpackungen seien in der Regel sehr sauber, heißt es. An Fremdstoffen haben die Sortierer nur hin und wieder Papier zu beklagen, das bei Henning zu den Wertstoffbergen kommt, die er andernorts einsammelt.
Die Adressen der Firmen, die bei Henning die verschiedenen Verpackungen abholen, befinden sich alle im Inland. Henning und Hanaus Abfallwirtschaftsdezernent Norbert Kress (CDU) wollen verfolgen, wie es ums Recycling steht. Meldungen über deutschen Verpackungsmüll, der auf ausländischen Deponien landete, haben sie aufgeschreckt.
Kress ist stolz darauf, als einzige nicht kreisfreie Stadt dem DSD einen eigenen Sammelvertrag abgerungen und in der Werbung durchgesetzt zu haben, daß beim Verpackungsmüll künftig mehr die Abfallvermeidung zu betonen sei. Selbständig den Verpackungsmüll einsammeln zu können, das hat für Kämmerer Kress auch eine interessante Seite für den städtischen Etat: 1800 Mark pro Tonne zahlt DSD der Stadt, die Hälfte davon ist an Henning zu überweisen. Vom Rest muß er vor allem 20 000 gelbe Abfalltonnen à 60 Mark bezahlen. "Unterm Strich muß was übrigbleiben", hofft Kress, sonst könnten auch gleich Privatfirmen statt der städtischen Müllwerker den Verpakkungsabfall einsammeln.
Zu viele Wörter für eine Drucksache
Zweimal pro Monat läßt sich FR- Leser Jürgen S. von der Postbank Frankfurt seine Kontoauszüge zuschicken. Alle drei Monate werden ihm dann die Portokosten von seinem Konto abgebucht. Die Zustellungsgebühr, findet FR-Leser S., sei überteuert. Es würde völlig ausreichen, wenn die Postbank ihre Auszüge als Drucksachen versenden würden. Seit Postdienst und Postbank nicht mehr in einem Unternehmen zusammengefaßt sind, kann auch die Postbank die Beförderungsleistung durch den Postdienst nicht mehr kostenlos in Anspruch nehmen.
Früher erhielt jeder Kunde immer dann einen Auszug, wenn eine Bewegung auf seinem Konto stattgefunden hatte. Weder die Postbank noch der Kontoinhaber mußte für diesen Service bezahlen. Inzwischen können die Kontoinhaber selbst wählen, wie oft sie über ihren Kontostand informiert werden wollen. Aber nur jene, die mit einem Auszug pro Monat zufrieden sind, brauchen für diesen Service weiterhin nichts zu bezahlen.
Warum, so fragt Jürgen S., sind die Umschläge, die er von der Postbank Frankfurt zugeschickt bekommt, als "Brief" deklariert und mit einer Mark frankiert, während seine Gutschriftenanweisungen, die er von der Postsparkasse München erhält, als "Briefdrucksache" für nur 80 Pfennig Porto befördert werden.
"Nicht mehr als zehn Wörter darf eine Briefdrucksache enthalten", erklärt dazu Wiltrud Kremer von der Pressestelle der Postbank Frankfurt. "Alles, was darüber liegt, müssen wir wie jeder Kunde des Postdienstes als Brief deklarieren und mit einer Mark freimachen." Obwohl die Postbank bereits seit dem 1. Januar 1990 die Beförderungsgebühren an den Postdienst entrichten muß, müssen die Kunden erst seit dem 1. Januar 1993 die Gebühren für die zugeschickten Kontoauszüge aus eigener Tasche bezahlen.
Jedoch auch wenn die Briefe mit einer Mark frankiert seien, so würden dem Kunden bei der vierteljährlichen Abrechnung nur 80 Pfennig in Rechnung gestellt, versichert Werner Merkes, Pressesprecher der Postbank Bonn. Ab dem 1. April 1993 trete jedoch das neue Gebührenmodell des Postdienstes in Kraft. Briefdrucksachen gebe es dann nicht mehr.
Für Überweisungen, sonstige Kontenänderungen oder andere Informationen an die Bank, so Merkes weiter, stünden den Kunden weiterhin die "gelben Postbankbriefumschläge" zur Verfügung, die vom Postdienst dann kostenlos auf den Weg gebracht würden. reu
SCHÖNECK. Eine Benefizveranstaltung für den Verein "Frauen helfen Frauen" findet am Freitag, 26. Februar, ab 19.30 Uhr im Kilianstädter Bürgertreff statt. Kabarett, eine Fotoausstellung und Musik umrahmen eine Podiumsdiskussion, in der Kaj Fölster vom hessischen Frauenministerium, Ursula Hillmann (Frankfurt), B. Stocker-Akdeniz vom Verein "Frauen helfen Frauen" sowie Andrea Balles von der Frauen-Wohnungsbau-Gesellschaft "Lila Luftschloß" (Frankfurt) über "Frauen(t)räume" reden.
Moderatorin ist die Schönecker Gemeindevertreterin Ingrid Haertel. Die örtlichen Grünen haben den Abend, an dem ausdrücklich auch Männer "mitträumen" sollen, organisiert.
Die Fotoschau von Ursula Hillmann befaßt sich unter dem Titel "Außenwelt / Innenwelt" mit dem ländlichen Raum aus Sicht von Frauen. Kabarettistisches trägt das Schönecker Frauenkabarett "Hick- Hack" vor, die Musik steuern die Frauen von der Gruppe "Kick La Luna" bei.
Der Erlös aus dem Eintrittspreis von zehn Mark soll dem Verein "Frauen helfen Frauen" zufließen. Ul
"Franz Schuber" war der Prototyp des Agenten Stasi-Spion Prehler geständig / Familie wußte nichts Von Katja Schoßer BAD ORB / FRANKFURT. "Man sollte die Geschichte nicht zu hoch hängen, aber auch nicht verniedlichen." Zu dieser Einschätzung kommt Oberstaatsanwalt Gernot Broschat, Sprecher der Anklagevertretung am Oberlandesgericht Frankfurt, nach Abschluß der Ermittlungen gegen den einstigen Bad Orber SPD-Chef, Bürgermeisterkandidaten und Stasi-Agenten Toni Prehler. Im Vergleich zu den großen Fischen der ehemaligen DDR-Staatssicherheit, die im Netz der Bundesanwaltschaft zappeln, ist der Fall sicherlich nur von "minderer Bedeutung". Dennoch lagen nach der nun veröffentlichten Anklageschrift die Aktivitäten des Orber Stasi-Spions "weit über dem Durchschnitt". Ein Termin für den Prozeß vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichtes steht jedoch noch nicht fest. Der 51jährige, der fast sein halbes Leben lang unter dem Decknamen "Franz Schuber" operierte, war aus Sicht von Broschat der "Prototyp eines Agenten". Weder Frau noch Familie hätten von seiner geheimdienstlichen Tätigkeit für das Ost-Berliner Ministerium für Staatssicherheit (MfS) gewußt, die sechs Bände der Gauck-Behörde von 1964 bis zum Mauerfall 1989 lückenlos dokumentierten. "Sehr intensiv" in nachrichtendienstlicher Hinsicht geschult, beherrschte Prehler laut Anklage sämtliche Spielarten des konspirativen Metiers - vom Anlegen toter Briefkästen über den Umgang mit Minikameras und Funkgeräten bis hin zu "geheimen" Schreibverfahren. Die Oberstaatsanwaltschaft will unter anderem beweisen, daß der emsige Bad Orber nicht nur per Funk Anweisungen aus Ost-Berlin empfing, sondern dorthin auch selbst Nachrichten übermittelte.
Der Schwerpunkt der "recht umfangreichen" Spitzeldienste, die der geständige Agent im Lauf von 25 Jahren absolvierte, lag nach Angaben der Anklagebehörde auf der Beobachtung von zivilen und militärischen Bauobjekten. Zugang zu relevanten Informationen hatte er als Chef eines Ingenieurbüros und auch als vorübergehender Leiter des kurstädtischen Bauamtes. Prehler soll Skizzen, Fotos, Dokumente und "sachkundige" Erläuterungen über Kasernen, Sendeanlagen, Munitionsdepots, unter Kanaldeckeln liegende Sprengkammern, das NATO-Lager Alsberg und ein geheimes Nachrichten-Erdkabel der NATO nach Ostberlin geliefert haben.
"Dabei hat er es nicht bei Erstinformationen belassen", betont Broschat, "genauer geht&rquote;s nicht." Nicht zu vergessen das Kernkraftwerk Brunsbüttel und eine Nuklearanlage in Österreich, die er gemäß den Stasi-Unterlagen ebenfalls ausspähte. Hinzu kommen 265 "Personenabklärungen" aus Prehlers privatem und beruflichem Umfeld, die in Ost-Berlin eifrig vermerkt wurden - zum Beispiel die gesellige Ader des ehemaligen Bürgermeisters Robert Bauer. Auf diese Weise kam das MfS zu "sehr detaillierten Schilderungen, die nicht ohne sind", wie der Oberstaatsanwalt bemerkt. Ein Persönlichkeitsprofil des derzeitigen Orber Rathauschefs Hugo Metzler existiert hingegen bislang nicht.
Als Lohn für 25 Jahre Spähdienst soll das heimliche SED-Mitglied insgesamt 125 000 Mark kassiert haben. Zudem wurde der "treue Kämpfer" mit einem Bronzeorden ausgezeichnet. Über das Strafmaß, das Prehler zu erwarten hat, will die Anklagebehörde nicht spekulieren: "Mit einer Geldstrafe ist es allerdings nicht getan." Bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe seien möglich.
Bis zum Prozeß bleibt der 51jährige, dessen Spionagetätigkeit nach ihrer Enthüllung im September 1991 die Bad Orber SPD erschütterte und in tiefe Depression stürzte, weiterhin auf freiem Fuß. Der Angeklagte sei voll geständig und beschönige nichts, auch bestehe keine Flucht- oder Verdunkelungsgefahr, sagt Broschat.
Auf sein Motiv angesprochen, habe Prehler beim Verhör folgenden Grund genannt: Als gewerkschaftlich engagierter Jugendlicher habe er den Kontakt mit Menschen in der DDR gesucht, um durch Gespräche und Zusammenarbeit mit ihnen einen Beitrag zum Erhalt des Friedens zu leisten. "Er ist auf klassische Art da &rquote;reingeschlittert", meint der Anklagevertreter. Obwohl ihm nach eigenen Angaben bereits in den 70er Jahren Zweifel an seiner Spionagetätigkeit gekommen seien, habe er nicht die Kraft zum Schlußstrich gefunden.
Eine "unglaubliche Akzeptanz" hat Bau- und Hausherr Jürgen Schneider der Zeilgalerie "les facettes" bescheinigt. Rund 4,5 Millionen potentielle Kunden haben nach seinen Angaben die Galerie seit ihrer Eröffnung im September vergangenen Jahres besucht. Pro Tag zählte der Betreiber zwischen 30 000 und 40 000 Besucher; an langen Samstagen summierte sich der Andrang schon mal auf 130 000 Kaufwillige. Die Umsätze der insgesamt 60 Facheinzelhändler bezeichnete Schneider als "gut bis sehr gut". Konkrete Zahlen nannte er jedoch nicht.
Kommerz und Kunst: Das nach Ansicht des Galerie-Eigentümers umsatzsteigernde Konzept wird im Jahr zwei des Bestehens ausgebaut. Live dabei ist der Hessische Rundfunk: "Hit-House" nennt sich die neue Radioshow, die nun werktags zwischen 14 und 15 Uhr im dritten Hörfunkprogramm gesendet wird. Novum: Die Musik, die nicht aus dem Funkhaus am Dornbusch, sondern von der Ebene 7 der Zeilgalerie kommt, wird von wechselnden Moderatoren aller ARD-Rundfunkanstalten präsentiert. Unterhaltung versprechen ferner Fernsehplauderer wie Günther Jauch, Michael Schanze, die TV-Gärtnerin Ilona Christen mit Ratschlägen zum Umgang mit der Flora vor und hinter dem Haus.
Nicht nur Nightclub und sonntäglicher Tanztee: Jeden zweiten Sonntag präsentiert die Autoren-Matinee in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Rundschau prominente Autoren. Nachdem Horst Stern und Pavel Kohout großes Interesse fanden, wird am 14. März Walter Kempowski sein Buch "Mark und Bein" vorstellen. Aktuelle Themen der Rhein- Main-Region sind Gegenstand einer Talkrunde, zu der das Stadtmagazin Journal vom 5. April an einmal monatlich lädt. Mit Frankfurts 1200-Jahr-Feier wird sich eine Expertenrunde beschäftigen, der neben Liesel Christ der HR-3-Moderator Frank Lehmann, Wendelin Leweke und Tigerpalast-Herrscher Johnny Klinke angehören. Präsent ist der Tigerpalast auch mit artistischen Darbietungen.
Eine Übersicht über Show und Polit- Talk gibt ein Veranstaltungskalender in den Geschäften der Galerie. sar
Bebauungspläne beschlossen NIDDERAU. Folgende Bebauungspläne beschlossen die Stadtverordneten mehrheitlich bei ihrer jüngsten Sitzung: "Schloßpark II", "An der Seife" sowie "Am Lindenbäumchen".
Die 18:22 Derby-Niederlage bei der TG Nieder-Roden dürfte das Ende aller Meisterschaftshoffnungen für die TSG Bürgel in der Männer-Handball-Oberliga Hessen, Gruppe Süd gewesen sein. Die Bürgeler rangieren jetzt bereits sieben Punkte hinter Tabellenführer TV Brekkenheim (29:9), dem ein 21:16 Arbeitssieg gegen die SG Anspach genügte. Damit dürften mit Breckenheim und Dotzheim (22:21 gegen TV Großwallstadt II) zwei Wiesbadener Stadtteilvereine das Rennen allein unter sich ausmachen. Aufsteiger TG Rüsselsheim (15:26 Debakel in Holzheim) ist mit 21:15 Zählern ebenfalls aus dem Rennen, die TG Nieder-Roden (16:22) hat bei möglicherweise vier Absteigern wieder bessere Karten. Die TSG Bürgel will ihren Ausrutscher im Rodgau am 27.2. (19.30 Uhr) gegen den TV Flörsheim kompensieren, tags darauf visiert Nieder-Roden in Rüsselsheim (18.30 Uhr) zumindest ein Remis an.
TG Nieder-Roden - TSG Bürgel 22:18 (10:6). Der Spruch von den "eigenen Derbygesetzen" geisterte oftmals durch die Halle an der Wiesbadener Straße. Nicht der Favorit aus dem Offenbacher Stadtteil, sondern der Gastgeber dominierte vor 320 Zuschauern eindeutig das Geschehen. Nach 18 Minuten (6:6) hatten die Schützlinge von Wolfgang Schwarz (B) ihre Produktion zunächst einmal bis zur Pause eingestellt. Dank des überragenden Stefan Baus - der vor 14 Tagen Vater gewordene Rückraumspieler wirkte wie aufgedreht und steuerte allein sieben Treffer bei - sowie des Linkshänders Thomas Berner (4) setzte sich die TGN bis 13:8 (34.) ab, beim 18:12 (50.) war das Derby entschieden. Im allgemeinen Siegestaumel durfte am Schluß sogar Torwart Thomas Betzel einen Siebenmeter werfen und markierte gegen seinen Kontrahenten Holger Grotemeyer damit den Treffer zum Endstand. Trotz diverser Ausfälle (Peter Wade, Dietmar Steinbach, Niki Seib) agierten die Rodgauer weniger monoton als die TSG, die in Irek Olzowska (5/1), Kai Diefenbach (4), Holger Zindt (3) und Uwe Bach (2) ihre besten Werfer hatte. Im Tor war Betzel (N), der durchspielete, seinem Gegenüber Gerd Golla (beim 14:11/40. Minute ausgewechselt) respektive Holger Grotemeyer überlegen. Beim Sieger erwiesen sich ferner Steffen Seib (3), Oliver Weyland (3/2) und Martin Koser (2) als treffsicher.
TV Büttelborn - TV Idstein 12:16 (6:10). Das Fehlwurf-Festival an der Georgenstraße führte zum TVB-Desaster. Die 300 Zuschauer haderten besonders mit Flügelflitzer Michael Janz (3/1), der gleich zwei Siebenmeter vergab und insgesamt neun Fehlwürfe aufzuweisen hatte. Da auch sein Pendant auf der Linksaußenposition, Thorsten Schmidt (2/1 - vergab einen Strafwurf), neutralisiert wurde, und Sven Etzold (3/1) - in der Vorrunde noch achtfacher Schütze - großteils Ladehemmung hatte, war die Überraschung vorzeitig perfekt. Idstein schaukelte seinen Pausenvorsprung mit einer kompromißlosen Abwehr über die Runden, die Unterschätzung des Gegners hatte fatale Folgen. Markus Rudat (6), Josef Embs und Jens Käseler (je 4) besiegten den Gastgeber fast im Alleingang.
TuS Holzheim - TG Rüsselsheim 26:15 (15:7). Der Aufsteiger war in Diez völlig von der Rolle, was die höchste Oberliganiederlage zur Folge hatte. Ohne Ingo Porz (privat in den USA) zeigte der Angriff eine miserable Vorstellung, Axel Porz (4/3), Roderik Becker und Thomas Schaeffthaler (beide 3) trafen noch am besten. An Christoph Ohl (10/2), Heiko Ohl (5/1) und Rainer Wiederstein (5) kamen die TGR-Akteure vor 270 Zuschauern nicht heran. Pech für die TGR: Knut Schaeffter (TV Gelnhausen) war einen Tag später spielberechtigt. hdp
Wer will den TV 1890 Breckenheim noch am Aufstieg in die Regionalliga Südwest hindern ? Trotz wenig berauschender Vorstellung gegen Schlußlicht SG 1862 Anspach (21:16) führt der TVB souverän mit 29:9 Punkten vor seinem Wiesbadener Lokalrivalen TuS Dotzheim (22:21 gegen TV Großwallstadt II), der 25:13 Zähler auf seinem Konto hat, die Tabelle der Männer-Handball-Oberliga Hessen, Gruppe Süd, an.
Allerdings stehen noch fünf Begegnungen auf dem Terminplan, und mit der TSG Sulzbach (28.2., 19.30 Uhr, Eichwaldhallen) stellt sich ein Taunusrivale in den Weg, der nach dem 17:18 in Flörsheim noch massiver in den Abstiegssumpf abgeglitten ist.
Bei drei Absteigern sieht es für Flörsheim (13:25 Punkte), Sulzbach (11:25) und Anspach (9:27) bedenklich aus, zumal die TG Nieder-Roden (16:22) gegen Bürgel (22:18) imponierend gewann. Für den TV Idstein (16:12-Coup in Büttelborn) und den TV Wicker (je 18:18) dürfte die Saison gelaufen sein. Idstein freut sich auf das Gastspiel von Dotzheim (26.2., 20 Uhr), Wicker erwartet einen Tag später Großwallstadt II (19 Uhr) und Anspach trifft am 28.2. (18.30 Uhr) auf Büttelborn. Flörsheim hat am 27.2. (19.30 Uhr) den schweren Gang zur TSG Bürgel vor sich.
TV Flörsheim - TSG Sulzbach 18:17 (9:7). "Am Schluß hatten wir das Quentchen Glück, das uns sonst fehlte", kommentierte TV-Trainer Norbert Schledigt diesen Derbysieg. Eine Sekunde vor Schluß verwertete Dirk Ostmann (7/3) einen Siebenmeter zum Siegestor. Matthias Hanl (59.) hatte die Sulzbacher Hoffnungen auf ein Remis genährt, aber die Aufholjagd nach dem 17:14 (53.) blieb am Ende vor 222 Zuschauern in der Graf- Stauffenberg-Halle unbelohnt. "Wir haben in der Unterzahl selbst Tore erzielt und in diesen Phasen weniger Treffer als der Gast kassiert", eruierte Männerwart Heinrich Eckert einen wesentlichen Erfolgsfaktor. Ferner verwandelte der Gastgeber alle drei Siebenmeter, während Matthias Hieronimus (2) bei der TSG einmal scheiterte. Torwart Thomas Brauße (F) zeigte sich seinen Kontrahenden Michael Peters (1. Halbzeit) und Klaus Börner überlegen, Dittmar Nauheimer (2) schlug beim Sieger den Takt. Thomas Kirchner (3), Roland Gröschl und Kai- Lars Kirchner (je 2) zeigten im Abschluß gute Nerven. Bei Sulzbach gefiel Jochen Wegmann (5/3) im rechten Rückraum sowie Außenspieler Asgar Rangoonwala (4). Je zweimal trafen ferner Jürgen Hauzu, Matthias Hanl und Holger Gachot. Kaum verständlich: Mit Kirchberg und Persigel (Neuenhain) pfiffen zwei Unparteiische aus der Sulzbacher Nachbarschaft.
TV Breckenheim - SG Anspach 21:16 (10:7). "Hauptsache gewonnen", sagte TVB-Trainer Helmut Koch nach der biederen Vorstellung gegen den Aufsteiger und vermutlichen Absteiger. Bei drei Absteigern wäre die SGA bereits weg vom Fenster. Bleibt es bei zwei, gibt es noch eine reelle Chance. Daher tankt die SGA ab heute fünf Tage Höhenluft im Skiparadies Neukirchen (Österreich). Sie will in den restlichen sechs Begegnungen alles versuchen. Andreas Datz (6), Rade Stojanovic (4) und Guillermo Garcia (3/1) hielten vor knapp 300 Zuschauern gegen den Spitzenreiter am besten mit. Ohne Spielertrainer Peter Wünsch und Torjäger Gert Eifert war eine Überraschung ausgeschlossen. Der Tabellenführer fuhr seinen 15:10 Vorsprung (40.) letztlich sicher nach Hause. Torsten Schäfer, Torsten Rausch (je 4), Matthias Sternberger (4/3) brillierten im Abschluß am meisten, Trainer Koch nutzte die Gelegenheit zu einigen Experimenten.
TuS Dotzheim - TV Grosswallstadt II 22:21 (12:10). Die Mannschaft von Gerd Schulz wahrte ihre Chance, war jedoch nach zwischenzeitlicher 21:14 Führung (46.) außer Rand und Band. Vor 242 Zuschauern mußte Torwart Andreas Deichert (nach dem Wechsel anstelle von Thomas Heinz zwischen den Pfosten) 15 Sekunden vor Schluß Kopf und Kragen riskieren, um den 22:22-Ausgleich der Bundesliga-Reserve des früheren Europapokalsiegers zu verhindern. Markus Nitzke (8/2) und Andreas Graffe (6) schenkten den Mainfranken am kräftigsten ein, Michael Guse und Oliver Beil waren jeweils dreimal erfolgreich, Kokman Yuen uund Stefan Schwinn (je 1) untermauerten den auf wackligen Beinen stehenden Erfolg.
TV Büttelborn - TV Idstein 12:16 (6:10). Der Gastgeber hatte den zuletzt erfolglosen Wiesbadener Bezirksvertreter unterschätzt. Dank Markus Rudat (6) und Jens Käseler (4) waren die Würfel vor 330 Zuschauern bereits in der 22. Minute (10:5) zugunsten der Idsteiner gefallen. Die Abwehr ließ Torjäger Sven Etzold und Michael Janz (je 3/1) nicht wie gewohnt zum Zuge kommen, was auch ein Verdienst des Schlußmannes Luger war. jbp
Die Sport-Union Mühlheim bildet eine Allianz für die Frauen-Handball-Regionalliga: Nach dem 14:11-Derbysieg gegen die TSG Bürgel muß die Mannschaft von Trainer Reinhard Klose noch viermal gewinnen, um ihr Ziel vor dem Erzrivalen TV Groß-Umstadt zu erreichen. Der bei Grünweiß Frankfurt II (21:14) imponierende Mitbewerber hat weiterhin einen Punkt Rückstand vorzuweisen.
Die letzte hohe Hürde für die Sport- Union baut sich am 28.2. (17.15 Uhr) beim Rangdritten SSG Bensheim auf. Zumindest auf dem Papier, denn Bensheim ging bei Eintracht Wiesbaden II 14:18 "baden".
Der PSV Heusenstamm (14:15 in Sulzbach) und die TGS Walldorf (15:7 bei Schlußlicht TSG Oberursel) kommen ebenso wie die TSG Bürgel über gehobenes Mittelmaß nicht hinaus.
Der SV Crumstadt (14:14 in Kriftel) kam im Abstiegskampf zu einem wichtigen Teilerfolg. Groß-Umstadt (27.2., 16.45 Uhr gegen Oberursel) spekuliert auf einen Mühlheimer Ausrutscher. Walldorf will Crumstadt im Groß-Gerauer Kreismeeting (27.2., 17.30 Uhr) nichts schenken, Heusenstamm gegenüber GW Frankfurt II (28.2., 17 Uhr) Rang vier verteidigen.
SU Mühlheim - TSG Bürgel 14:11 (7:4). Das Nachbarschaftstreffen litt unter einer schwachen Leistung der beiden Unparteiischen, die schnell einen Großteil der 150 Zuschauer gegen sich hatten. Der Tabellenführer kam durch Petra Benders' Siebenmeter-Sicherheit (4/4) zunächst nicht vom Fleck. Nach Bürgels erstem Feldtor (19.) durch Bettina Grotemeyer) stellte die SU bis zum Wechsel die Weichen. Als Bürgels Trainerin Hanne Koch Susanne Franke (4) und Ingrid Banszerus (3) eng bewachen ließ, nutzte der Gastgeber Lücken am Kreis und der Außenposition zum 10:4 (43.). Auf Dauer wirkte sich die taktische Maßnahme Kochs, die zunächst ein Flop war, besser aus, Bürgel kam beim 13:11 nahe heran. Susanne Franke sorgte für die Entscheidung. Torfrau Andrea Höf sowie Anja Gronostay (4/1) waren weitere Erfolgsgaranten. Christine Kirschner-Grotemeyer und Kathrin Fruchter (2) imponierten beim Gast, bei dem Petra Bröckling (2) und Annette Ebeling (1) abfielen.
TSG Oberursel - TGS Walldorf 7:15 (2:7). Den traditionellen Lattenwürfen (5) der wurfschwachen TSGO standen gerade sieben Tore gegen die kompakte 6:0- Deckung der TGS gegenüber. Karin Sigmann (5/2) erreichte als einzige Oberligaformat. Anja Wald mußte bei Walldorf gerade zweimal hinter sich greifen, Uschi Raiß bekam etwas mehr Arbeit. Esther Kurth (6), Christine Kolacki (3) und Petra Reinhold (3/1) trafen am besten.
Grün-Weiß Frankfurt - TV Groß-Umstadt 14:21 (8:12). Die Gastgeber starteten hervorragend, dann führte ein energischer TVG-Zwischenspurt zum 5:9. Nach der Halbzeit ließ Trainer Kapfmann die agile Esther Homilius (8 Tore) enger bewachen, wodurch der PSV aus dem Rhythmus geriet. Mit dem 8:16 (42.) stand der Gast als Sieger fest. Den Frankfurter Endspurt konterten Kerstin Tschotschek (4), Stephanie Grau, Anke Töpfer, Brigitte Janssen und Martina Darsow (alle 3).
TV Sulzbach - PSV Heusenstamm 15:14 (8:9). Der PSV wirkte zunächst konzentriert, führte schnell mit 6:2 , bevor sich individuelle Fehler einschlichen und die Mainfranken sukzessive aufholten. Dieser Trend setzte sich nach der Pause mit der erstmaligen TV-Führung (10:9) fort. Obgleich nach dem 15:14 der Sulzbacherinnen noch fünf Minuten zu spielen waren, blieb der Gast, der selbst durch Michaela Rhein (4) diesen Reinfall nicht verhindern konnte, erfolglos. Ute Köhl und Maria Russo (je 2/1) vergaben jeweils einen Siebenmeter. Zweimal trafen ferner Ellen Thierolf (2/1), Kerstin Heim und Martina Wulf. Drei Sekunden vor Schluß vergab Ute Köhl, mit einem Freiwurf noch einmal den Ausgleich.
TuS Kriftel - SV Crumstadt 14:14 (9:5). Mit einem von Heidrun Kobsa verschuldeten Strafwurf egalisierte Kriftel bereits nach der Schlußsirene durch Marion Blume. Beim 13:8 (45.) sah der Gastgeber vor 100 Zuschauern wie der sichere Sieger aus, dann brach das Team ein, was Crumstadt zur eigenen 14:13 Führung ummünzte. "Wir waren nicht clever genug und ermöglichten mit einem Fehlwurf Kriftel noch das Remis", konstatierte SV-Coach Joachim Honerath. Carola Grübel (6) und Corinne Striepen (3) imponierten beim Taunus-Vertreter, Marina Götz (6) und Tanja Müller (3) sorgten hier für ausgeglichene Verhältnisse. hdp
"Fürst Ysenburg Möbel" schließt: 40 Entlassungen / Unternehmensgruppe auf Sparkurs Durchlaucht sahen keine Chance Management ohne Prinz Von Alexander Polaschek BÜDINGEN/MAIN-KINZIG- KREIS. Der Wetterauer Landrat Rolf Gnadl, sagt sein Sprecher, "ist ganz bescheiden". Eine Tugend, die offenbar auch Gnadls Landratskollegen Karl Eyerkaufer aus dem benachbarten Main-Kinzig-Kreis nicht fremd ist. Der hatte dankend abgelehnt, als ihm Prinz Sylvester während einer Visite bei "Fürst Ysenburg Möbel" im Schloß Eisenhammer hoch über Neuenschmidten ein neues Amtszimmer zu fürstlichem Preis offerierte. Auch andere "Entscheidungsträger", als Zielgruppe fürs noble Mobiliar im Visier, wissen offenkundig die edlen Schreibtische und Schrankwände aus dem Brachttaler Ortsteil nicht genügend zu würdigen. Wegen chronischen Defizits wird die über 100 Jahre alte fürstliche Tischlerei nun geschlossen. Anderen fürstlichen Unternehmungen soll derweil ein drastischer Sparkurs das Überleben sichern. Für die 40 Beschäftigten der Möbel- Manufaktur kam die Nachricht Ende vergangener Woche überraschend wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Der Betriebsratsvorsitzende Spiridon Potsis versuchte noch, eine Galgenfrist bis Ende des Jahres herauszuholen. Aber sein Bittgang zum Oberhaupt der Familie zu Ysenburg und Büdingen, Fürst Wolfgang Ernst, war vergebens: "Durchlaucht hat uns keine Chance mehr gegeben."
Binnen sechs Wochen wollen die Entscheidungsträger an der Spitze des Ysenburgschen Firmenkonglomerats den Traditionsbetrieb in Neuenschmidten abgewickelt haben. Dabei hatten die Möbelbauer im vergangenen Herbst noch fürs Geschäft alle vornehme Zurückhaltung beiseitegewischt und sich erstmals unter die Aussteller der Kölner Büromesse Orgatec gemischt. Für diese Premiere neben Hinz und Kunz bürdete sich der kleine feine Betrieb noch einmal hohe Kosten auf, um "in eindrucksvoll gestalteten Prospekten" (Pressetext Ysenburg Möbel) darzutun, wie sich ihre "Vielfalt moderner Konzepte in hervorragender handwerklicher Ausführung" von den Spanplatten-Produkten der bürgerlichen Konkurrenz abhebe.
Doch auch diese letzte Anstrengung vermochte die Lage nicht grundlegend zu ändern. "Eine Chance, die hochwertigen Büromöbel zu kostendeckenden Preisen im notwendigen Umfang am Markt abzusetzen, wird nicht mehr gesehen", heißt es im offiziellen Text zur Stillegung. "Auch die erheblichen Anstrengungen im Vertrieb lassen in diesen allgemein schwierigen Zeiten kein nachhaltiges positives Ergebnis erwarten."
Daß über Jahre hinweg "kein Ertrag mehr erwirtschaftet werden konnte", wie es die Geschäftsleitung dezent formuliert, ist zwar auch den Mitarbeitern nicht entgangen. Aber in ihren Augen deutete sich in jüngster Zeit die Trendwende an. Nach Einschätzung des Betriebsrats sieht es in den Auftragsbüchern gar so schlecht nicht aus. Danach müßte sechs Monate auf Hochtouren gearbeitet werden, um alle georderten Möbel vom Schreibtisch ab 6000 Mark bis zur Komplettausstattung für 300 000 Mark herzustellen.
Im Gegensatz zu den Kollegen in der fürstlichen Keramikfabrik im selben Ort mußten die Tischler auch nicht kurzarbeiten. Vielmehr seien sogar gelegentlich Überstunden und Samstagsarbeit angefallen, wundert sich Potsis. Hellmut Holle, Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft Fürst zu Ysenburg, bestätigt diesen Eindruck. "In der Tat sind die Aufträge jetzt da", sagt er, "aber zu nicht kostendeckenden Preisen." Angesichts der Konkurrenz großer Unternehmen, gerade auch der Anbieter mit günstigerer Kostensituation im östlichen Deutschland und Ausland, sei die Perspektive nicht gut genug, um weiterzumachen.
Für die Mitarbeiter - die meisten halten seit Jahrzehnten der Firma die Treue, zwei gar seit 48 Jahren - soll ein Sozialplan den Abschied erträglich gestalten. Aber das ändert nichts daran, "daß alle sauer sind", wie Potsis sagt. Für etliche Altgediente werde das Ende des Betriebes wohl auch das vorzeitige Ende ihres Berufslebens bedeuten: "Beinahe die Hälfte ist über 50 Jahre alt. Die finden keine Arbeit mehr."
Auch auf einen Wechsel in andere Ysenburg-Betriebe kann sich niemand große Hoffnungen machen. Geschäftsführer Holle empfiehlt den Möbelmachern vom Eisenhammer, sich in erster Linie auf sich selbst zu verlassen, und kann nicht viel mehr als Rückendeckung für Bewerbungen bei benachbarten und befreundeten Unternehmen anbieten.
Im eigenen Haus ist eine großangelegte Schlankheitskur angesagt. Das Entschlacken im altehrwürdigen Unternehmen hat ganz oben begonnen. Solches Signal soll die insgesamt 844 Mitarbeiter in Brachttal (Keramikfabrik), Gelnhausen (Neue Technologien NTG), Wächtersbach (Brauerei, Verwaltung und Forstbetrieb), Thüringen (Porzellanfabrik Lichte), Spanien (Keramikfabrik) und USA (Auslieferungslager) auf den Sparkurs einstimmen. Fürst Wolfgang Ernst begann mit dem großen Kehraus gleich bei den Seinen. Seine jüngeren Brüder, die Prinzen Christian Albrecht und Sylvester, haben "im Sinne der Straffung der Leitung in diesen schweren Zeiten" die Geschäftsleitung verlassen. "Die Geschäftsleitung des gesamten Familienvermögens", so steckte Fürst Wolfgang Ernst unmißverständlich die Kompetenzen ab, "wird in Zukunft nur noch von mir und Herrn Holle nach außen vertreten." Gestrafft wurde auch schon im Management der High- Tech-Schmiede NTG, wo der Posten des kaufmännischen Geschäftsführers dem Rotstift zum Opfer fiel. Kein Wunder, daß solche Signale das Fußvolk fürchten lassen, als nächstes in die Lifting-Prozedur zu kommen. So wird seit ein paar Tagen über 100 Entlassungen spekuliert, die angeblich in der Keramikfabrik anstehen.
Auch dort gibt es Absatzprobleme. Seit September gilt für die 250köpfige Belegschaft täglich eine Stunde Kurzarbeit. Dem Gerede von Entlassungen tritt Holle aber nachdrücklich entgegen. Kurzarbeit sei gegenwärtig "normal in der Branche", und im Vergleich zu Mitbewerbern stehe die "Wächtersbacher Keramik" noch ausgezeichnet da. 100 Entlassungen seien eine absurde Vorstellung, bekräftigt Keramik-Chef Jürgen Gleue. Bei einem derartigen Aderlaß könne man den Betrieb gleich zumachen. Daran denke niemand angesichts des "starken Sortiments, das sich am Markt behaupten kann".
Einträchtig rangieren die Taunus-Vereine TuS Kriftel (14:22 Punkte), Eintracht Wiesbaden II (10:26) und TSG Oberursel (3:33) auf den drei letzten Plätzen der Frauen-Handball-Oberliga Hessen, Gruppe Süd. Während der letztjährige Regionalligst Oberursel längst als zukünftiger Bezirksligist feststeht, darf Wiesbadens zweite Mannschaft nach dem unerwarteten 18:14 gegen die SSG Bensheim (3. Rang) noch einmal hoffen. Bei drei oder möglicherweise sogar vier Absteigern sind die Aussichten allerdings gering, sieht es selbst für TuS Kriftel nicht günstig aus. Nach der Faschingspause kommt es zum Derby Eintracht Wiesbaden II gegen TuS Kriftel (28.2., 16 Uhr, Elsässer Platz), wobei die Mannschaft aus der Landeshauptstadt erneut unter Siegeszwang steht. Der designierte Absteiger Oberursel dürfte beim Titelanwärter TV Groß-Umstadt (27.2., 16.45 Uhr) vermutlich wiederum "untergehen". Groß- Umstadt (29:7 Punkte) hat hinter der Sport-Union Mühlheim (30:6) die besten Chancen auf die Oberligameisterschaft, was bei den Wiesbadener Bezirks-Vertretern nie ein Thema war.
TuS Kriftel - SV Crumstadt 14:14 (9:5). Punktgewinn oder Punktverlust? Das Krifteler Remis war aufgrund des späten Ausgleichs von Marion Blume, die in letzter Sekunde mit einem zweifelhaften Siebenmeter erfolgreich war, glücklich. In Anbetracht der scheinbar sicheren 13:8 Führung nach 43 Minuten verbuchte es Trainer Alexander Raquet verständlicherweise als Verlust. In der Schlußviertelstunde brach sein Team konditionell ein, das geringe Trainingspensum einiger Oberligaspielerinnen bleibt ein Phänomen. Nicht nur in Kriftel. Marion Blume war es zu verdanken, daß sich die Enttäuschung schließlich in Grenzen hielt. Carole Grübel (6) mußte am wenigsten über ihre Leistung grübeln, auch Corinna Striepen (3) und Heike Armbrust (2) blieben im Soll. Marina Götz (6) und Tanja Müller (3) bereiteten den TuS-Keeperinnen Martina Link und Angelika Becker die meisten Probleme.
TSG Oberursel - TGS Walldorf 7:15 (2:7). Nichts Neues in Oberursel: Die TSGO ist nicht für die Oberliga tauglich, in dieser Besetzung vermutlich sogar in der Bezirksliga Frankfurt überfordert. Lediglich Karin Sigmann (5/2) bracht etwas Licht in den langen dunklen Leistungstunnel dieser neuen Formation. Esther Kurth (6), Christine Kolacki und Petra Reinhold (je 3) nutzten die Löcher im Deckungsverband rigoros aus. Das erste TSG-Feldtor in der 29. Minute spricht Bände. 40 Fans erlebten an der Bleibiskopfstraße zudem fünf Lattenwürfe der wurfschwachen "Urselerinnen", die den "Totalausverkauf" nach dem Abstieg nicht verkraftet haben.
Eintracht Wiesbaden II - SSG Bensheim 18:14 (7:7). Der Aufsteiger und Tabellenvorletzte verdankte Torfrau Bettina Schubert sowie der wurfstarken Dagmar Fritsch (7) die Überraschung.
Die Keeperin wehrte beim 10:9 einen Siebenmeter ab, im Gegenzug fiel das 11:9, welches die Eintracht-Reserve auf 15:10 ausbaute. Neben Dagmar Fritsch zeigten Kerstin Eifler (5/3) sowie Jana Köhler und Eva Detmer (je 2) die größte Wurfsicherheit. Die rote Karte gegen Dagmar Fritsch (59.), die nach der dritten Zeitstrafe automatisch fällig wurde, konnte die Siegesfreude nicht mehr trüben. hdp
Mit zwei Frankfurter Mannschaften wird in der Saison 1993 die Rad-Bundesliga um den Brügelmann-Cup gefahren. Während die Mannschaft der RSG Frankfurt als Deutscher Vierermeister und Vorjahreszweiter große Ambitionen hat, steckte sich die LG Frankfurt bescheidenere Ziele. "Wenn wir in der vorderen Hälfte der 25 Mannschaften plaziert sind, sind wir zufrieden", meint Günther Schabel vom VC Frankfurt, einer der drei Vereinsvorsitzenden und auch einer der drei Teamleiter, die für die Konstruktion des Teams, die Vorbereitung auf die Saison und die Betreuung während der Rennen verantwortlich sind.
Der RV Henninger Sossenheim mit Hermann Moos als Vorsitzenden und Charly Brech als Trainer und der RSC Mars Rotweiß mit dem Gespann Uwe Holl/Rolf Ortlepp sind die beiden anderen beteiligten Clubs. Über allem thront als Vorsitzen der Leistungsgemeinschaft (LG) Horst Köhler, der auch Vorsitzender des Radsportbezirks Frankfurt ist.
Das erste Problem hieß, daß 15 Fahrer in den Kader aufgenommen wurden, von denen aber nur zehn für die Bundesliga- Mannschaft nominiert werden können. "Die Entscheidung fiel nicht leicht", gestand Schabel, der sich dann mit seinen Trainer-Kollegen einigte. Die VC-Fahrer Carsten Bresser, Dirk Märkl, Andreas Roth und Oliver Roth, die Sossenheimer Thilo Hild, Ben Lederer, Dirk Löwer und Marco Rivas-May und die MRW-Fahrer Roland Nestler und Achim Herzog sollen das Team bilden. Ein großer Sponsor wurde noch nicht gefunden, auf den Trikots steht nur "LG Frankfurt". Die Stadt und die drei Vereine bestreiten die nicht gerade billige Finanzierung.
Roland Nestler, der Zweite der Hessen- Rundfahrt und Siebente der Deutschen Meisterschaft, der noch vor der Wende aus Leipzig nach Eltville kam und nach einer längeren Pause wieder mit dem Rennsport begann, ist der Kapitän des Teams. Mit dem früheren Junioren-Nationalfahrer Thilo Hild wird man erst im Mai rechnen können. "Ich muß jetzt im März erst einmal Abitur machen. Darum kann ich auch nicht mitfahren ins Trainingslager nach Mallorca." Dort beginnen zwischen dem 26. Februar und 12. März die Aktivitäten, für die außer den zwölf Bundesligarennen auch etliche Etappenfahrten vorgesehen sind. Boe
USINGEN. Unter dem Motto "Wir sind bereit" hat die SPD Usingen ihr Wahlprogramm für die nächsten vier Jahre vorgelegt. Wohnen, Umwelt und Verkehr führen dabei die Liste der Schwerpunkte an. Beim Wohnen fordert die SPD keine neuen Baugebiete ohne Sicherstellung von Infrastruktur und Wasserversorgung; wenn neue Gebiet ausgewiesen werden, müsse der allgemeine und soziale Wohnungsbau besonders gefördert und die Belange der Usinger Bürger vorrangig berücksichtigt werden. Bevor neue Baugebiete entstehen, sollten aber erst vorhandene Baulücken ausgenutzt werden.
Grundsätzlich fordern die Sozialdemokraten, bei allen städtebau-, wirtschafts- und verkehrspolitischen Entscheidungen ökologische Gesichtspunkte gleichrangig zu berücksichtigen. Die Sozialdemokraten unterstützen die weitere Planung der Nordumgehung, allerdings nur bei "geringstmöglicher Landschaftszerstörung".
Ein weiterer Kernpunkt des SPD-Programms ist das Thema Schule: ein sofortiger Schulneubau auf der Eiskaut mit Betreuungs- und Hortangebot sowie einer Turnhalle lautet die Antwort der Sozialdemokraten auf die Usinger Engpässe. Für die Jugendarbeit hält die SPD einen hauptamtlichen Jugendpfleger für unerläßlich; für die Frauenarbeit eine Frauenbeauftragte und die Senioren weitere Altenwohnungen. Soziale Dienste, Beratungs- und Selbsthilfeorganisationen sollen stärker gefördert werden. Das gilt auch für die Stadtteile: Die Dorferneuerung soll noch in vier Stadtteilen erfolgen. cn
Tips
FRIEDRICHSDORF. Eine "Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr S 5" soll sich künftig um die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs auf der Schiene zwischen Friedrichsdorf, Friedberg und Bad Nauheim bemühen. Sie löst den Arbeitskreis ab, der sich bisher für die Verlängerung der S-Bahn über Friedrichsdorf hinaus gen Friedberg und Bad Nauheim eingesetzt hat.
Die Vereinbarung über die neue Arbeitsgemeinschaft liegt inzwischen den möglichen Mitgliedsgemeinden zur Unterschrift vor. Als Geschäftsführer ist bereits der Rosbacher Bürgermeister Reinhold Medebach (SPD) vorgesehen. Dem Vorgänger-Arbeitskreis gehörten der Hochtaunus- und der Wetteraukreis an sowie die Städte Bad Homburg, Friedrichsdorf, Friedberg, Rosbach und Bad Nauheim.
Der Arbeitskreis hat zuletzt eine Nutzen-Kosten-Untersuchung zu der S-Bahn- Verlängerung bei einem Frankfurter Institut in Auftrag gegeben. Das Gutachten wird jetzt für Frühjahr erwartet. "Damit ist die Aufgabe des Arbeitskreises beendet", erklärt Wetterau-Landrat Rolf Gnadl, weshalb nun die Arbeitsgemeinschaft entstehen soll.
Diese soll sich nach seinen Plänen über eine Umlage der Mitglieder finanzieren. Den Ausbau der Bahnstrecke selbst müßte zu 75 Prozent der Bund bezahlen, so Gnadl, "den Rest müssen sich Land und die Kommunen teilen". stk
Lärmschutzwand auf der langen Bank
LANGENSELBOLD. Daß der Wahltermin immer näher rückt, dokumentiert sich auch in den Anträgen, mit denen sich die Langenselbolder Stadtverordnetenversammlung in ihrer letzten Sitzung vor dem 7. März beschäftigen muß. So hat die Selbolder Liste kurz vor dem Ende der Legislaturperiode die Schaffung eines "Akteneinsichtsausschusses" beantragt, der sich unter anderem mit dem Bau der Lärmschutzwand befassen soll. Interessant ist für die SL vor allem die Prüfung, inwieweit die Vorgänge möglicherweise "schleppend oder ohne ersichtlichen und entschuldbaren Grund zögerlich behandelt wurden". Ein Antrag, reagierte Bürgermeister Hans-Peter Ebner in einer Pressekonferenz, der allein auf seine Person abziele.
Der Verwaltungschef kam dem Antrag mit einer Auflistung der Verwaltungsbemühungen zuvor. Insbesondere auf die Realisierung der Lärmwand entlang der A 66 habe die Verwaltung "permanent telefonisch und schriftlich" beim Autobahnamt Frankfurt gedrungen. Ebner: "Bis auf einen Hungerstreik haben wir nichts unversucht gelassen." Selbst der SPD- Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter sei in Bonn in dieser Angelegenheit vorstellig geworden. Die Frankfurter Behörden hätten ihrerseits alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft. Jetzt hänge das Projekt an der personellen und finanziellen Ausstattung des Autobahnamtes durch den Bund.
Derzeitiger Sachstand der seit 1984 geforderten Lärmschutzwand ist, daß zwar das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen ist und das Frankfurter Autobahnamt auch die rund zehn Millionen Mark für die Lärmschutzwand erhält, doch es an personellen Kapazitäten für die Realisierung mangelt. Vor 1994 ist ein Beginn der Bauarbeiten nicht mehr wahrscheinlich und auch dieser Zeitpunkt wird als ungewiß angesehen. Das 1991 abgeschlossene Planfeststellungsverfahren ist damit in Gefahr, da es nur fünf Jahre Gültigkeit hat und bei einem späteren Baubeginn wiederholt werden müßte. Durch die Fülle an Projekten und das Fehlen von Ingenieurfachkräften kommt das Frankfurter Autobahnamt bei den Planungen jedoch kaum nach.
Die Stadt bemüht sich laut Aktenvermerk der Verwaltung seit dem Dezember 1984 um den Bau eines Lärmschutzes. Beantragt ist die Verlängerung der bereits bestehenden Wand sowohl in Richtung Gründau-Rothenbergen als auch zum Langenselbolder Kreuz. Auf Antrag der DKP-Fraktion wurde das Anliegen vom Parlament Ende 1984 beschlossen. Die ersten Prüfungen, Vorgespräche mit dem Autobahnamt und Voruntersuchungen zogen sich bis in das Jahr 1986 hinein. Anfang &rquote;86 bestätigten die Frankfurter dann, daß ein Lärmschutz erforderlich ist. Ende 1987 legte das Autobahnamt genaue Planungen für die Wand vor, die in einer Bürgerversammlung im Mai 88 vorgestellt wurden. Von Mitte 1988 bis heute war die Erweiterung mehrfach Thema in Ausschuß- und Parlamentssitzungen und wiederholten Schreiben der Langenselbolder Verwaltung, die immer wieder auf die Dringlichkeit des Projektes hinwiesen. Wegen neuer Immissionsgrenzwerte verzögerte sich der Beginn des Planfeststellungsverfahren bis zum Frühjahr &rquote;90. Mitte 1991 erging der Beschluß.
Die Langenselbolder ärgert bei der erneuten Verzögerung vor allem, daß für den Bau der Lärmschutzwände offenbar nicht Prioritäten, sondern der Zeitpunkt der Planungen ausschlaggebend ist. Die Nachbarn in Rothenbergen, so Ebner, hätten ihre Lärmschutzwand erhalten, obwohl an dieser Stelle durch den Autobahnlärm "nur Kühe beim Wiederkäuen gestört" würden. alu
NIDDATAL. An der Geschwister- Scholl-Schule in Niddatal können voraussichtlich ab Schuljahr 1993/1994 Grundschüler betreut werden. Das Stadtparlament hat dem Vorschlag des Magistrates zugestimmt, bis auf weiteres einen Zuschuß von maximal 30 000 Mark zu den Personal- und Materialkosten zu leisten. Außerdem übernimmt die Stadt Verwaltungsarbeit für die Betreuungsschule. Damit erscheint das Finanzierungsmodell gesichert, das die Grund-, Haupt- und Realschule mit Förderstufe und der Trägerverein entwickelt haben. Das Modell sieht einen Landeszuschuß von 30 000 Mark vor. Die Eltern müßten für 30 Plätze zu 80 Mark pro Monat (für zehn Monate im Jahr) 24 000 Mark aufbringen. Danach bliebe ein Zuschußbedarf durch die Stadt von 28 000 Mark. Der Kreis hat sich bereit erklärt, die Räume zur Verfügung zu stellen. Da der Kreis als Schulträger damit keine finanziellen Verpflichtungen übernimmt, geht Bürgermeister Wilfried Martin (SPD) davon aus, daß einer Zustimmung nichts im Wege steht. Mit dem Betreuungsangebot sollen vor allem auch die Lücken geschlossen werden, die dadurch entstehen, daß in der Grundschule keine festen, regelmäßigen Schulzeiten bestehen. Je nach Stundenplan beginnt oder endet der Unterricht zu unterschiedlichen Zeiten. Berufstätige Eltern können sich daher nicht darauf verlassen, daß ihr Kind von morgens bis mittags in sicherer Obhut ist. Bereits im Juni 1992 hat sich daher ein Trägerverein an der Schule mit dem Ziel gebildet, die Betreuung außerhalb des Unterrichtes, auch bei Stundenausfall, zu organisieren. Hinzu kommt der Aspekt der sozialen Bedingungen: Die meisten Kinder wachsen nach einer Beobachtung der Schule in Kleinfamilien der Mittelschicht auf. Vor allem Einzelkinder könnten durch die spielerische Betreuung in der Gruppe wichtige Erfahrungen des Sozialverhaltens machen, die in früheren Großfamilien noch vermittelt wurden: Eigenentwicklung bei gleichzeitiger Rücksichtnahme auf andere.
So gehört es auch zu den konzeptionellen Zielen der Betreuungsschule: "Kinder sollen in Konfliktsituationen tolerant und selbständig miteinander umgehen". Außerdem möchte das gemeinsame Spiel Alternativen zum Fernseh- und Video- konsum zu Hause aufzeigen. de
NIDDA. Die Kritiker sind des Lobes voll über Gedichte des Mannes, der heute in der Reihe "Nidda literarisch" ab 20 Uhr lesen wird. Werner Söllner gilt als einer der bedeutendsten Lyriker der Gegenwart. Wie er über sich in einem seiner Gedichte schreibt, kam er als Sohn einer "Gott sei dank heftigen Mutter" und eines "versponnenen Junglehrervaters", der "das weite Herz des Sozialismus im Kopf" hat, 1951 in Horia (Banat) zur Welt.
Nach dem Abitur studierte Söllner Deutsch, Englisch und Physik in Klausenburg. 1975 begann er als Deutschlehrer zu arbeiten. 1982 wurde er Lektor beim rumänischen Kinderbuchverlag, im gleichen Jahr kam er in die Bundesrepublik. Er verfolgte und kommentierte nun in Gedichten und Essays die Entwicklungen in seinem Heimatland wie die Massaker in Temeschburg und Arad oder den Sturz des Diktators Ceausescu im Dezember 1989: "Die Rumänen haben sich selbst das schönste Weihnachtsgeschenk gemacht, das ein Volk sich wünschen kann. Die Befreiung von der Diktatur." Die ersten Worte, die in der Nacht des Diktatorsturzes im Fernsehen zu hören waren, kamen von Mircea Dinescu, dessen Gedichte Söllner kongenial übersetzte und mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet. In Rumänien publizierte Söllner drei Lyrikbände, für die er den Preis des rumänischen Schriftstellerverbandes erhielt. 1988 erhielt er den Förderpreis der Stadt Bad Homburg. Bislang sind von Werner Söllner im Suhrkamp- Verlag der Band "Kopfland. Passagen" und im Amman-Verlag "Der Schlaf des Trommlers" erschienen. Jochen Hieber, Organisator der Reihe "Nidda literarisch", schrieb in einer Kritik über Söllners Lyrikband "Kopfland. Passagen: "Nein, dieser Poet gehört nicht zu den lyrischen Brachialgenies, die mit Aplomb auftreten, einen Sommer der Emphase erleben, dann erschöpft schweigen oder sich nur noch selbst kopieren. Andererseits ist sein Verhältnis zur Tradition frei von postmoderner Beliebigkeit. Ob er Heines Ton für seine Verse erprobt, ob er lyrisch mit Brecht konferiert oder Celans magisch-genaue Dunkelheiten aufscheinen läßt: Unübersehbar ist der Respekt vor den Vorbildern. Dieser Respekt aber ist nur die Kehrseite von Söllners überaus ernsthafter und energischer Radikalität bei der Suche nach dem eigenen Stil."cor
MAINTAL. Die Feuerwehr war im Januar zehn Mal im Brandeinsatz, teilte Stadtbrandinspektor Rolf Schmidt mit. Die 177 Feuerwehrleute waren insgesamt 314 Stunden tätig. Für Hilfeleistungen waren 99 Mitglieder 95 Stunden auf Trab. Die Tauchergruppe mußte mit 14 Mann rund 42 Stunden aktiv werden. gem
Deutsch dominierte im Sprachgewirr, war das verbindende Medium zwischen den versammelten Nationalitäten Positives Zeichen für
das gute Zusammenleben
500 Gäste / Ausländerbeirat hatte eingeladen
Von Helmut Pomplun MAINTAL. Als der Maintaler Ausländerbeirat im Dezember 1991 - ein Jahr nach seiner Wahl - erstmals zu einem Informations- und Kulturabend einlud, kamen rund 350 Personen. Zur zweiten Veranstaltung dieser Art, am Sonntag im Bürgerhaus Hochstadt, war das siebenköpfige Gremium von gleich starkem Interesse ausgegangen - und hatte sich verrechnet: Knapp 500 Gäste - etwa ein Viertel deutsche - füllten den Saal, ließen sich von fünf verschiedenen Tanz- und Musik-Gruppen unterhalten und unterhielten sich selbst. Deutsch dominierte im Sprachgewirr, war sozusagen das verbindende Medium zwischen den versammelten Nationalitäten. Rund 5000 Ausländer leben in Maintal, was etwa 13 Prozent der Bevölkerung entspricht. Hinzugekommen sind in jüngster Zeit rund 600 Asylbewerber. Alle zusammen repräsentieren derzeit etwa 75 Nationalitäten.
Zahlenmäßig dominieren eindeutig die Griechen, gefolgt von Türken und Portugiesen. Lediglich diese drei Volksgruppen hatten sich am 2. Dezember 1990 (dem Tag der Bundestagswahl) an den ersten Wahlen für einen Maintaler Ausländerbeirat beteiligt. Entsprechend sieht die Besetzung des Gremiums aus: Vorsitzender Salih Tasdirek (Türke) wird von dem Portugiesen Alvaro Carreira Marques und der Griechin Rachil Deligiannis vertreten. Die vier weiteren Mitglieder sind zwei Griechen und zwei Türken. Es fehlen die Jugoslawen, Italiener, Spanier und Marokkaner. "Sie hätten jeweils einen Sitz im Beirat haben können, aber sie haben nicht kandidiert", erinnerte Tasdirek am Sonntagabend im Gespräch mit der FR.
Wenige Stunden zuvor am späten Nachmittag hatte der Beiratsvorsitzende unter den Gästen erfreut "Vertreter aller Parteien, außer von rechts" begrüßt. Tasdirek stellte die Mitglieder des Gremiums vor, skizzierte die bisherige Arbeit und wies auf die neuerdings regelmäßig angebotenen Sprechstunden im eigenen Büro hin: Jeweils dienstags von 18 bis 20 Uhr im städtischen Verwaltungsgebäude in Maintal-Hochstadt, Klosterhofstraße 6 (zweiter Stock). In der Zeit ist der Ausländerbeirat auch telefonisch unter der Nummer 06181/400703 zu sprechen.
Das Kulturprogramm gestalteten die portugiesische und die griechische Folkloregruppe aus Maintal, eine türkische Musikformation aus Frankfurt, die Percussions- und Tanzgruppe des in Frankfurt lebenden Afrikaners "Pablo" Abdoulaye M'Bengue und der inzwischen kreisweit bekannte Azteke Matlaltotol mit einem gleichermaßen prächtig geschmückten Tanz-Partner.
Die Gäste saßen in bunten Reihen, integrierte und etablierte Ausländer/innen, etliche Asylbewerber/innen, Mitglieder des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung, der um Wählergunst werbenden Parteien, einige Vereinsvorstände und Mitglieder von Bürgerintiativen.
Kulturamtsleiter Herbert Begemann, der dem Ausländerbeirat seit seinem Bestehen mit Rat und Tat zur Seite steht, war auch hier stets präsent, spielte aber offiziell eher die bescheidene Rolle des Regie-Assistenten im Hintergrund.
Bürgermeister Dr. Walter Unger kommentierte später im Gespräch mit der FR: "Eine rundum gelungene Veranstaltung. Besonders gut finde ich die doch relativ starke Mischung von Ausländern und Deutschen und einer gleichzeitig bunten Mischung von Ausländern insgesamt, wo nicht irgendeine Gruppe unter sich blieb."
Der Abend sei ein positives Zeichen für das gute Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in Maintal. Positiv fand Unger auch, daß der Ausländerbeirat versucht habe, sich nicht nur als Interessenvertretung zu sehen, sondern auf die Deutschen zuzugehen.
Im Vergleich zu anderen Ausländerbeiräten sei der Maintaler beispielhaft über seine eigentlichlichen Aufgaben hinausgegangen. Für Salih Tasdirek hatte die Veranstaltung auch Bedeutung unter dem Aspekt, daß bereits am 7. November Neuwahlen stattfinden sollen. "Darauf haben sich alle in der Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessens zusammengeschlossenen Gremien geeinigt", erklärte der Vorsitzende. "Die bestehenden Beiräte können mitmachen, müssen aber nicht. Der Hanauer und der Maintaler, zur Zeit die zwei einzigen im Main-Kinzig-Kreis, machen mit."
Mindestens drei neue Beiräte werden dazukommen, weiß Tasdirek, in Gelnhausen, Bruchköbel und Erlensee, weil diese Kommunen mehr als tausend Einwohner haben und ein am 1. April in Kraft tretendes Landesgesetzab dieser Einwohnerzahl die Wahl vorschreibt (die FR berichtete). Zur Frage einer potentiellen Zusammenarbeit der Ausländerbeiräte auf Kreisebene erklärte der Maintaler Vorsitzende. "Klar, das ist gewiß sehr sinnvoll, aber erst müssen sie ja mal gewählt werden." Es gebe auch Ausländerbeiräte für Landkreise, "aber die werden sterben". Zur Zeit habe Hessen 35 Ausländerbeiräte. Ende 1993 werden es 100 bis 120 sein, schätzt der Türke.
Ihm selbst wäre es "andersherum" lieber gewesen, "ich meine, das echte Wahlrecht zu haben. Ich sehe ab 1994 den Konflikt. EG-Bürger dürfen mitwählen. Aber was ist mit den anderen? Dann gibt es zwei Klassen, und das ist schlechter als bisher."
MAINTAL. "Parteien auf dem Prüfstand" lautet der Titel einer Veranstaltung vor der Kommunalwahl, zu der der DGB für Mittwoch, 17. Februar, in die Maintalhalle Dörnigheim einlädt.
Ab 20 Uhr will das Ortskartell Vertretern der Parteien ein Forum bieten, sich mit ihrer politischen Programmatik dem direkten Vergleich zu stellen.
Angekündigt sind Gerhard Rohrbach für die CDU, Mario Arendt für die SPD, Priska Hinz für die Grünen und Karin Happ-Reich für die DKP.
Wie der DGB mitteilt, hat er "Wahlprüfsteine" erstellt, die er den Parteien vorlegte.
"Sie reichen von Forderungen zur Bildungs-, Jugend-, Gesundheits-, Sozial-, Frauen, Familienpolitik bis zum Umweltschutz und Forderungen zur Verkehrs- und Strukturpolitik." jur
DREIEICH. Im März ist die Anmeldung der Schulanfänger in den Grundschulen. In der Gerhart-Hauptmann- Schule und in der Schillerschule werden die Eltern und ihre Kinder am Dienstag, 2. März, zwischen 14 und 16 Uhr erwartet. Die Termine der Erich-Kästner-Schule sind Montag, 8. März, und Donnerstag, 11. März, jeweils von 14.30 bis 16.30 Uhr. dac
"Hier fühl' ich mich wohl. Mein Einzelzimmer kann ich jederzeit abschließen. Ich will meine Ruhe haben." Der ältere Mann war früher Gärtner. Auf dem Fensterbrett steht junges Grün. Die Ableger müssen noch wachsen. An den Wänden hängen Kalenderbilder von Tieren. Der Kühlschrank steht neben dem Waschbekken. Alles ist noch ganz neu.
Der frühere Gärtner ist einer der ersten Bewohner im neuen Reha-Zentrum Niederrad. Nach zwei Jahren Bauzeit ist jetzt der erste Bauabschnitt vollendet auf dem Gelände des früheren "Roten Hamm", dem alten Männerwohnheim, das gerade den Baggern zum Fraße dient.
Vorerst sind es 65 wohnungslose, seelisch behinderte Männer, die durch Mitarbeiter des Frankfurter Vereins für soziale Heimstätten in 16 Einzel- und 36 Doppelzimmern betreut werden. Später sollen dort 90 leben. Die sieben Sozialarbeiter sind, wie Bernd Sauer, Leiter der Einrichtung, betont, "auf die Etagen verteilt", damit menschliche Nähe besteht, "und wir erkennen, wo Probleme beginnen". Sieben Krankenpfleger und Schwestern kümmern sich um die Männer.
In jeder Etage ist eine eigene "Lehrküche", wo sich die Männer auch am Herd betätigen können. Die Fächer für die Lebensmittel sind abschließbar. Der große Eßraum führt alle Bewohner zusammen. Nahe dem Eingangsbereich ist ein kleines Bistro, "dort kann man auch mitbekommen, wer kommt und geht, man schwätzt, das hat Marktplatzfunktion", sagt Diplom-Architekt Alfred Nöll, der von Sozialdezernent Martin Berg, zugleich Vorsitzender des Vereins, hohes Lob für den behindertengerechten Bau des Hauses erntete. Beispielsweise wurde auf Naßzellen in den Zimmern verzichtet, "weil viele damit gar nicht umgehen können", wie es hieß.
Hohen Stellenwert für weitere 18 Männer haben künftig die hauseigenen Werkstätten, darunter eine "Mosterei", wo später aus den Früchten der Streuobstwiesen in Sossenheim und Schwanheim rund 10 000 Liter Saft gepreßt werden. Auch Kleingärnter können dort preiswert ihre Produkte pressen lassen.
Die technisch hochmoderne Großküche, im Preis von insgesamt 15 Millionen Mark inbegriffen, versorgt künftig mit einer Kapazität von 500 Essen täglich auch die anderen Reha-Einrichtungen des Vereins. Die Gulaschsuppe, die es zur Eröffnung gab, war jedenfalls vielversprechend. -vau (Siehe auch "Aus für . . . " unten)
KRONBERG. Die CDU hat sich am Wochenende noch einmal ausdrücklich hinter ihr Fraktionsmitglied Heinz-Rüdiger Erben gestellt. In der zweiseitigen Stellungnahme, die bei einem Frühschoppen verteilt wurde, wird SPD und UBG vorgeworfen, sie machten Erben "wider besseres Wissen zu einem Kriminellen".
Die CDU verurteile Erbens Handlungsweise nicht, habe aber "in diesem Grenzfall" Verständnis dafür, daß andere in dieser "sehr sensiblen Frage der Befangenheit anders gehandelt hätten". esi
BERGEN-ENKHEIM. Die Musik dröhnte bis ins Foyer des Enkheimer Volkshauses. "Wer weiß etwas über die Band, die gerade spielt? - "Häh?" - "Die Band; Infos". - "Einfach nach den Jungs mit den langen Haaren Ausschau halten." Der Tip war gut. Im Saal waren unter den 300 Gästen die Fans von "Glenfinnan", deren Gitarrist gerade die gesamte Tonpalette des Rückkoppelns ausprobierte, unschwer zu erkennen. Nicht nur an ihrer Haarpracht, sondern auch am Alter: Teenager vor allem.
Der Fußballclub Germania Enkheim hatte mit dem Titel "Rock & Oldie Karneval" nicht zuviel versprochen. Die Bands (alle drei aus Bergen-Enkheim), boten sowohl Rockiges für die Jüngeren als auch Melodisches für die "Oldies". Und während sich die etwas "älteren Semester" - dazu zählten sich in diesem Fall schon die 25jährigen - an die hinteren Tische verzogen hatte und dort nachsichtig lächelnd ihre Schoppen petzten, tobte das junge Volk zu den schnellen, lauten Stükken von "Glenfinnan" vor der Bühne.
Thorsten Nube (E-Gitarre), Carsten Gandor (Sänger), Markus Kreß (Bass), Holger Frey (Keyboard) und Clemens Winkelmeier (Drums) gehören zu dieser Band, die sich auf Hardrock und Heavy Metal spezialisiert hat. Dieser Richtung blieben sie auch bei der Zugabe treu, obwohl der "harmlose" Anfang von Drafi Deutschers "Mamor, Stein und Eisen" zunächst sogar die Leute auf den hinteren Bänken zum Mitsingen animierte - bis "Glenfinnan" überzeugend demonstrierte, daß auch deutsche Schlager nicht zwingend an seichten Sound gebunden sind.
Danach kam der große Wechsel: Auf der Bühne wechselte die Band, in den Boxen die Musik, im Saal die Stimmung, das Publikum seine Plätze. Mit den ersten Klängen der "Old Beer Devilz" beanspruchten Boogie-Tänzer und Rock-and- Roller die Tanzfläche für sich. Mit Hits aus den 60er und 70er Jahren (von den Beatles, Bill Haley und Buddy Holly über CCR bis zu den Rolling Stones) hielt die vierköpfige Truppe die Gäste auf Trab.
"Old Beer Devilz" könnte man auch so übersetzen: Alt sind die Stücke, die die Band spielt, die Art von Musik, der man am liebsten bei einem Glas Bier zuhört und die "teuflisch" gut ankommt. Wobei zum Faktor "Beer" die Fangemeinde von Axel Maier (Gitarre), Carsten Maier (Drums), Michael Druschel (Bass) und Stephan Sutter (Rhythmusgitarre und Keyboard) eine andere Interpretation vornimmt: "Guck&rquote; doch hin - das heißt Bier-Bäuche", frozzelte ein als Teufel verkleideter Fan.
Mit einem quiekenden Saxophon kündigte sich der Auftritt der letzten Band des Abends an: Die "Squeaky Wheels", "quietschende Reifen". Wobei genannter Ton mit Sicherheit nicht vom Bremsen, sondern vom Durchstarten stammt: Ivo Damjanic (Leadgitarre), Ralf Bender (Schlagzeug), Thomas Roth (Rhythmusgitarre) und King Kört (Bass) gaben zu später Stunde noch einmal Vollgas. Sie vereinigten Rock und Oldies: Zur Musik von Chuck Berry und den Rolling Stones kamen Status Quo und Guns n' Roses. Diese Mischung lockte alt und jung gleichermaßen von der Sektbar weg zur Bühne. Erst nach zwei Zugaben entließ das begeisterte Publikum die Musiker. "Eine Spitzenparty", waren sich die Gäste des FC Germania einig, "Wiederholung unbedingt erwünscht". rea
Die restriktive Wassernotstandsverordnung des Wiesbadener Umweltministeriums für Südhessen wird für den Sport im allgemeinen und für die besonders betroffenen Tennisvereine mit ihren zahlreichen Sandplätzen im speziellen aufgeweicht. Wie Wolfgang Kassing, der Präsident des Hessischen Tennis-Verbandes (HTV), am Montag bei einer Pressekonferenz im Landesleistungszentrum auf der Offenbacher Rosenhöhe berichtete, haben sich am 3. Februar bei einem Treffen in der Landeshauptstadt Staatssekretär Borke vom Umweltministerium sowie Vertreter des Landessportbundes Hessen, des Hessischen Fußball-Verbandes und des HTV auf einen Kompromiß geeinigt, wonach der Sport in der überarbeiteten Verordnung mit Rechten ausgestattet wird, die eine Nutzung wasserabhängiger Anlagen auch zu Zeiten ermöglicht, in denen die Notverordnung in Kraft ist. "Wasser ist Leben, aber Sport ist auch Leben, weshalb eine sozialverträgliche Lösung gesucht werden muß", so HTV-Vizepräsident Rolf Heggen, der die "offensive Art" des HTV beim Thema Wassersparen auch mit der Einsicht begründete, daß "eine gesellschaftspolitische Akzeptanz für Tennis angestrebt" werden müsse.
Zwar ist die Übereinkunft mit noch exakt zu formulierenden Auflagen für die Vereine verbunden, die Zukunft des Tennissports in den Klubs aber scheint damit langfristig gesichert. "Es zeichnet sich eine Lösung ab, mit der der Sport leben kann", faßte Kassing, Präsident des mit 202 000 Mitgliedern drittgrößten hessischen Sportverbandes, das "Gentlemen's agreement" zusammen. Kassing erwartet, daß das Regierungspräsidium Darmstadt schon zum 15. April die derzeit ausgesetzte Wassernotstandsverordnung wieder in Kraft setzen wird, aber diesmal ohne daß die Tennisspieler wieder auf dem Trockenen sitzen müssen.
Weil nach der zum 15. August des vergangenen Jahres ausgerufenen ersten Notverordnung der Sportart Tennis in Südhessen langfristig das Wasser abgegraben zu werden drohte, sah sich die Verbandsspitze zum Handeln gezwungen. Der HTV gründete daher einen Arbeitskreis "Wasserfragen", der sich detailliert mit dem komplexen Problem des Wasserbedarfs von Sandplätzen beschäftigte und der am Montag die von ihm erarbeitete umfangreiche Dokumentationsmappe vorlegte. Das 33 Seiten starke Werk wird in diesen Tagen allen betroffenen Tennisklubs in Hessen zugehen.
Das Kompendium mit Zahlenmaterial und Empfehlungen für die Vereine diente dem Gremium auch als Argumentationsgrundlage bei den Gesprächen mit dem Umweltministerium, um statt Ideologie vermeintlich objektive Statistik sprechen zu lassen. So wiesen die Funktionäre, die sich als Aschenputtel fühlen, weil - im Gegensatz zu kommerziellen Anlagenbetreibern oder auch Waschstraßenbesitzern - kein gemeinnütziger Tennisverein im vergangenen Jahr eine Ausnahmegenehmigung zum notwendigen Sprengen der Tennenplätze erhalten habe, beispielsweise darauf hin, daß Tenniscourts die am höchsten frequentierten Sportfelder überhaupt seien mit einem jährlichen Wasserbedarf von vergleichsweise geringen 163 Kubikmetern pro Platz - was dem Wasserverbrauch von drei Bundesbürgern entspreche.
Dennoch ließen es die verbandseigenen Wasserforscher mit einer Bestandsaufnahme nicht bewenden. Aus der eingestandenen Notwendigkeit heraus, mit dem lebenswichtigen Element pfleglich umzugehen, haben sie den Vereinen Tips zur Selbsthilfe gegeben. Da die Basis allen vernünftigen Tuns ein geschärftes Bewußtsein im Umgang mit Wasser ist, soll in jedem Verein ein "Umweltbeauftragter" die Mitglieder zum sparsamen Verbrauch mit dem raren Naß anhalten - dieses Amt einzurichten wird auch eine mögliche Auflage für die Klubs in der künftigen "Checkliste" sein. Als selbsterzieherische Maßnahme sollen die Klubs auch Wasseruhren installieren, um auf diese Weise den Verbrauch besser kontrollieren zu können. Bei einer entsprechend großen Dachfläche wird der Bau von Zisternen ebenso angeraten wie im Falle einer notwendigen Platzsanierung die Verlegung eines mit Quarzsand verfüllten Kunststoffrasens. Im Gegenzug werden die Vereine die Möglichkeit erhalten, vor allem nachts und, in Ausnahmefällen, auch tagsüber die Sandplätze zu wässern. REINHARD SOGL
Stadt zahlt 50 000Mark MAINTAL. Dank einer Vorleistung der Stadt in Höhe von 50 000 Mark kann der Elternverein "Die Schlümpfe" in Dörningheim eine eigene Betreuungseinrichtung eröffnen. Dort sollen zehn Plätze für Maintaler Kinder entstehen. Die Elterninitiative bittet um Spenden für die Einrichtung und zum Kauf von Spielmaterial. Die Leiterin ist unter 06181/493568 zu erreichen. gem
HOFHEIM. Auf dem Gelände einer stillgelegten Lederfabrik in Lorsbach gerieten am Sonntag gegen 9 Uhr Baumaterialien und Plastikblumentöpfe in Brand. Das Feuer griff auf einen Anbau der Fabrik über und zerstörte das Dach vollständig. Beim Löschen fand die Freiwillige Feuerwehr drei Kanister, die zum Teil noch eine leicht brennbare Flüssigkeit enthielten. Verletzt wurde niemand, den Schaden bezifferte die Polizei auf etwa 50 000 Mark. ege
Firmen-Telegramm
Schmiedewerke löschen Stahlofen Die Vereinigte Schmiedewerke (VSG) in Hattingen wird ihr Stahlwerk und die Stahlformgußfertigung im zweiten Quartal diesen Jahres aufgeben. Dadurch fallen 662 Arbeitsplätze weg. Der Abbau soll "sozialverträglich" über die Bühne gehen. Im vergangenen Jahr dürften rund 20 Millionen Verlust angefallen sein. ICL rechnet mit Gewinn Die Computer- und Softwarefirma ICL- Technology, die vor allem Banken, Versicherungen und Behörden ausstattet, hat ihren Umsatz 1992 um zehn Prozent auf 396 Millionen Mark steigern können. Gleichzeitig berichtet das Management der Fujitsu-Tochter über einen "sehr guten zweistelligen" Gewinn. KHD-Aktien kosten keine 100 Mark Der Anlagenbauer Klöckner-Humboldt- Deutz sieht für seine im März geplante Kapitalerhöhung einen Bezugspreis der neuen Aktien von weniger als 100 Mark - dem aktuellen Kurs - vor. Das Kapital soll im Verhältnis zwei zu eins um nominal 159 Millionen auf 477 Millionen Mark heraufgesetzt werden. Babcock läuft in Peking heiß Die Deutsche Babcock Energie- und Umwelttechnik hat den Auftrag zum Bau eines Kohleheizkraftwerkes für 240 Millionen Mark in der Nähe von Peking erhalten.Sixt steuert auf Überholspur Der Autovermieter Sixt hat seinen Gruppenumsatz im vergangenen Jahr um gut ein Drittel auf 1,4 Milliarden Mark heraufgefahren. Der Ertrag (plus sieben Prozent auf 22 Millionen) konnte bei dem Tempo allerdings nicht ganz mithalten. Toyota und Ford geben bei Preisen Gas Die Autohersteller Toyota und Ford haben zum Wochenbeginn die Preise erhöht. Käufer der japanischen Personen- und Geländewagen müssen im Schnitt 2,9 Prozent mehr bezahlen. Die Kölner Firma schlägt 4,2 Prozent auf. Rossmann duftet Osten ein Die Drogeriekette Rossmann will ihr Filialnetz in den neuen Bundesländern bis zum Ende des laufenden Jahres um 80 auf 270 Läden ausweiten. In der alten Republik sollen zu den bestehenden 156 Dependancen zehn hinzukommen. Der Umsatz soll um knapp ein Fünftel auf 770 bis 780 Millionen Mark steigen. Thomson knipst Bremen aus Der französische Fernsehhersteller Thomson ("Telefunken", "Nordmende", "Saba") konzentriert seinen Europa-Vertrieb in Hannover und Paris. Nach Angaben des Bremer Wirtschaftssenators Klaus Jäger bedeutet dies das Ende für den Hanse-Standort mit rund 170 Beschäftigten.DrehortJugendherberge WETTERAUKREIS. Unter dem Leitgedanken "Produzieren statt konsumieren" steht ein Videoseminar für Jugendliche im Alter zwischen 14 und 25 Jahren in den Osterferien. Veranstaltet wird der Kurs von Montag, 19., bis Freitag, 23. April, vom Jugendbildungswerk des Wetteraukreises und der Stadt Bad Nauheim. In dem Kurs können die Jugendlichen vom Drehplan über Schnitt bis zur Vertonung den Umgang mit Film und Kamera erlernen. Die Gebühr beträgt 50 Mark. Nähere Informationen gibt es unter Tel. 0 60 31 / 83 - 119 oder Tel. 0 60 32 / 34 32 79.
FRANKFURT A. M. Nahezu vollständig versammelt waren im "Haus Dornbusch" die Vorstände der Frankfurter Kleingärtnervereine, eingeladen von der Stadtgruppe zum Gespräch mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Planungsdezernent Martin Wentz (beide SPD). Vom Karnevalstreß "gebeutelt", stellte sich der OB den Fragen.
Zunächst formulierte Stadtgruppenvorsitzender Dieter Steinhauer die Probleme: "Wir haben große Sorgen um die Erhaltung unserer Kleingartenanlagen." Es sei an der Zeit, die Bebauungspläne endlich abzuschließen, um den Gartenfreunden die Angst um den Verlust ihrer Gärten zu nehmen. Das Ganze sei begründet, wies er auf Vorgänge im Westen Frankfurts hin, wo sich mehrere Vorstände mit Unterstützung der Stadtgruppe, der Ortsbeiräte und Parteien für den Erhalt der Anlagen eingesetzt haben. "Kleingärten sind Teil des öffentlichen Grüns; eine Stadt ohne Kleingärten ist eine tote Stadt", betonte Steinhauer.
Von Schoeler schmunzelte, der Stadtgruppenvorsitzende habe ihm die schwierige Aufgabe gestellt, in 20 Minuten zu sieben Themen etwas zu sagen. Er erinnerte daran, daß er in zwei Jahren seiner Amtszeit interessiert die Jahreshauptversammlung der Stadtgruppe besucht hatte. Den Kontakt zu den Kleingärtnern wolle er auch künftig pflegen, nicht nur vor einer Wahl. "Wir sollten uns gemeinsam um Problemlösungen bemühen." Zur Bedeutung der Gartenanlagen sagte der OB, daß zu den Wohnbedürfnissen einer Stadt ganz wesentlich der Kleingartenbereich gehöre, der eher aus- als abgebaut werden müsse.
Zu allen Punkten gaben der OB und Dezernent Wentz klare Antworten. Mit Beifall nahmen die Gartenfreunde die Mitteilung auf, daß das Thema Stromversorgung in Kleingartenanlagen vom Tisch ist (Anlagen, die nicht an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen sind, können sich anschließen lassen) und die Pachtpreisfreigabe auf die Kleingartenanlagen der Vereine in der Mainmetropole keine negative Auswirkung habe: "Der Pachtpreis bleibt unverändert." Beim Thema "Getränkesteuererlaß für Vereine" kam ein klares Nein des OB, beim Lärmschutz hätten Wohnbereiche den Vorrang. Um weitere Anregungen der Vereine werde er sich kümmern.
"Gut Ding will Weile haben" - so erläuterte Martin Wentz den Weg der Bebauungspläne. Die Vereine in Frankfurt hätten nichts zu fürchten, war der Stadtrat überzeugt. Die Gartenfreunde werden ihn beim Wort nehmen. dixi
OBERURSEL. In der näheren Umgebung Oberursels sind insgesamt 80 Kilometer neuer Asphaltpisten geplant. Daran erinnerte der Kreistags-Grüne Dirk Lange-Baudisch in seinem Referat zum Thema "Ökologische Verkehrspolitik", zu dem die Oberurseler Grünen in die Stadthalle eingeladen hatten. Dieser Straßenbau werde auch die Verkehrsentwicklung in Oberursel maßgeblich beeinflussen.
Die Grünen sprachen sich statt dessen für eine Stärkung des ÖPNV mit Querverbindungen im Rhein-Main-Gebiet und für ein Radwegenetz in Oberursel aus. Markierte Radspuren könnten gefährliche Kreuzungsbereiche entschärfen. Tempo 30 im Stadtgebiet käme zudem auch den Fußgängern und der Lebensqualität aller Bewohner zugute. esi
Bananen - nein danke? So schnell lassen wir unsere Leibspeise nicht am Strauch hängen. Nicht nur unsere Ahnen hausten im Urwald, auch wir hangeln uns in Bonn oder München von Skandal zu Skandal. BRD wird zum Kürzel für "Bananenrepublik Deutschland". Während aber den Vorfahren die krumme Frucht ohne krumme Touren in den Mund wuchs, müssen wir für ihren köstlichen Geschmack (den Preis der Zivilisation?) zahlen. Künftig sogar den doppelten. Und das nur, weil unsere Politiker, die sonst kaum noch was bewegt, auf jeder Brüsseler Bananenschale ausrutschen.
Das wäre Nachkriegskanzler Adenauer nicht passiert. Der Alte wußte Herausgeschält 1957, als man uns das Bananen-Sonderkontingent zugestand: In schlechten Zeiten hält nur die Banane des Deutschen Seele zusammen. Sie hat vielleicht mehr Wirtschaftswunder bewirkt als der Marshall-Plan. Seit damals jedenfalls munden uns "ausgerechnet Bananen" wie sonst nichts: Erst als Babybrei, später direkt aus der Schale, als Milchshake, im Joghurt oder im Eiscafé beim heißen Flirt mit "Banana-Split", was direkt wieder zum Babybrei führt. Ganz egal wie: Die Deutschen mampfen jährlich 1,4 Millionen Tonnen aus der gelben Pelle.
Was Adenauer nicht ahnen konnte, hat sich als Spätfolge herausgeschält: auch die heimliche Sehnsucht des Ostmenschen nach der Krummfrucht, die die Freiheit des demokratischen Dschungels so exotisch-sexy symbolisiert, hat ihn ausgelöst - den unwiderstehlichen Zwang zur deutschen Vereinigung. Und ganz ohne Fremdenhaß erinnert sich die ältere Generation in Ost wie West einer gewissen Josephine Baker: Die warf sich nicht nur mit ihrer dunklen Haut, sondern auch mit einem Bananenröckchen ganz hübsch in Schale. So einen Fummel wird sich künftig (bei den Preisen!) auch keine mehr leisten können.
Und nun, wo die Wirtschaft auf Talfahrt geht: Bananenentzug! Dieses Brüsseler Früchtchen haben wir nicht verdient. Sei's drum, wir müssen uns (ganz Tarzan!) der Herausforderung der neuen "Bananenfrage" stellen. Schon geistert die "Bananenabgabe" durch die Solidarpaktkonferenzen - für den vorstellbaren Notfall, daß des Deutschen Menschenrecht auf die Billigbanane nicht eingeklagt werden kann.
Dabei schmeißen wir (noch) nicht mit den Dingern, obwohl es uns angesichts der Brüsseler Beschlüsse in den Fingern juckt. Uns geht es nur um weiteren gewaltfreien Verzehr. Aber daß die süßesten Früchte die großen EG-Tiere fressen, nur weil in den Ex- Kolonien keine Plantage vor ihnen sicher ist, kommt nicht in Frage. Die sollen ihren Bananen-Krieg doch führen, wo der Pfeffer wächst. Und wenn die in Brüssel uns unseren Bananenberg total ver-GATT-ern . . . dann klauen wir eben Kokosnüsse. ko-ko
FRANKFURT-NORDWEST. Die Grünen im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim) haben in ihrer aktuellen Wahlkampfzeitung die Kandidatinnen und Kandidaten für die Ortsbeiratswahl, die parallel zur Kommunalwahl am 7. März läuft, vorgestellt.
Auf Platz eins kandidiert Freya Linder, die seit 1991 für die Grünen im Beirat 9 tätig ist. Die 49jährige Bürokauffrau setzt sich besonders für einen friedvollen Umgang des Menschen mit der Natur ein.
Peter Steinberg, ebenfalls 49 Jahre alt, von Beruf Lehrer, kandidiert auf Platz zwei der Liste. Er ist bereits seit 1989 für die Grünen im Ortsbeirat aktiv. Seine Schwerpunkte sind die Themen Schule und Verkehr.
Auf Platz drei kandidiert Annegret Brein, eine 39jährige Landwirtschafts-Assessorin, die seit der Gründung der Partei Mitglied ist. Ihre Schwerpunkte sind Natur, Gesundheit und Soziales.
Susanne Voß-Medic, Kurt Kreß und Gisela Werner-Leber stehen auf den Plätzen vier bis sechs der Liste.
Die Themen in der Wahlkampfzeitung setzen sich aus einem Rückblick der Aktionen der Grünen im Ortsbeirat 9 und aktuellen Themen im Stadtteil zusammen. Die Gefährdung von Fußgängern und Fahrradfahrern zwischen Hauptwache und Eschersheimer Freibad, die geplante Untertunnelung der Eschersheimer Landstraße, die Ausgabenpolitik der Stadt Frankfurt und die Grenzen des Wachstums für Eschersheim und Ginnheim werden ebenso angesprochen wie die Verkehrsberuhigung. ov
KIEL/MAINZ, 15. Februar (epd/gra). Etwa 60 Kurden sind am Montag im Kieler Kommunikationszentrum "Die Pumpe" in den Hungerstreik getreten. In der Bonifatiuskirche in Mainz beendeten 75 Kurden einen dreitägigen "Solidaritätshungerstreik". Mit den Aktionen wollen beide Gruppen auf den seit dem 24. Januar in Brüssel andauernden Hungerstreik von 700 Kurden aufmerksam machen. Mit der belgischen Protestaktion die nach Angaben der Mainzer Organisatoren nur in Deutschland kein breites Echo gefunden hat, wollen die Kurden gegen den anhaltenden "türkischen Staatsterror" demonstrieren.
Die Kurden verlangen die "Ausübung von Druck" auch durch Parlamentarier- Delegationen auf die Türkei. Der türkische "Vernichtungs- und Verfolgungsfeldzug" gegen Kurden werde auch durch deutsche Waffen ermöglicht. Die Kurden wehrten sich gegen jede Absicht, die Türkei bei neuen deutschen Asylregelungen als "Nichtverfolgerstaat" einzustufen.
has FRANKFURT A. M. Der deutsche Vertriebsableger des amerikanischen Sportartikelanbieters Reebok will in diesem Jahr eine Verschnaufpause einlegen, um danach eine neue Offensive am Markt einzuläuten. Diese Strategie gibt Geschäftsführer Richard Litzel vor. Die im "Jahr der Konsolidierung", so der Reebok-Jargon, angepeilte Umsatzsteigerung ist gleichwohl nicht von Pappe. Die Erlöse sollen um über ein Fünftel auf 225 bis 230 Millionen Mark klettern, nachdem sie 1992 um 43,5 Prozent auf 188 Millionen expandierten.
Mit seiner Zielvorgabe kratzt Reebok am von Puma noch besetzten dritten Platz in der Hitliste der Sportartikelbranche hierzulande. Denn die Firma mit der Wildkatze im Emblem kontrolliert momentan angeblich einen Marktanteil von 13 Prozent, Konkurrent Reebok sieht sich bei elf Prozent. Vor diesen beiden Unternehmen rangieren Adidas mit 35 und Nike mit 17 Prozent.
Nicht nur nach außen hin, sondern auch konzernintern will die Deutschland- Dependance der US-Muttergesellschaft Freude bereiten. Das erreichte Betriebsergebnis vor Steuern von rund zehn Prozent des Umsatzes soll verteidigt werden. Damit nicht genug. Bis Mitte der neunziger Jahre will das Haus von Richard Litzel gemessen an den Erlösen die stärkste Europa-Tochter der Gruppe werden. Der deutsche Ableger liegt im Augenblick noch hinter den französischen und britischen Firmen des Verbundes, stellt diese aber mit seiner Rendite in den Schatten.
Den proklamierten Vormarsch in Germany will Reebok schaffen, indem sich das Unternehmen eine breitere Produktbasis schafft. So soll beispielsweise eine Trikot-Kollektion für Fußballmannschaften aufgelegt werden. Ferner bastelt das Management an einem neuen Firmenlogo, das als Markenzeichen die eigene Marktmacht untermauern soll. Natürlich darf bei Reebok auch das Sportsponsoring nicht fehlen. Vor den Werbe-Karren werden Tennis-Crack Michael Stich und das russische Fußball-Nationalteam gespannt. Insgesamt buttert das Unternehmen im übrigen sieben bis neun Prozent des Umsatzes in Werbung.
In den Vereinigten Staaten hält der US-Konzern das Erreichen der Marktführerschaft in zwei Jahren für "nicht unrealistisch". Derzeit sieht sich Reebok (Konzernumsatz rund drei Milliarden Dollar) dort auf Platz zwei hinter Primus Nike.
Laut Litzel plant Reebok bei den Schuh-Angeboten in diesem Jahr keine Preiserhöhungen. Als besonders wachstumsträchtig wird zudem weiterhin das obere Preissegment eingestuft, in dieser Klasse gehören 250 bis 300 Mark pro Paar zur Tagesordnung.
rds BONN, 15. Februar. Präsidium und Vorstand der SPD bestehen auf einer Ergänzungsabgabe für Besserverdienende sowie einer Arbeitsmarktabgabe für Selbständige und Beamte schon ab 1. Juli diesen Jahres, um den völligen Zusammenbruch der Ostwirtschaft zu verhindern. Die Bonner Koalitionsparteien lehnen einen solchen "Doppelschlag gegen die labile Wirtschaft" ab. Der Steuerzahlerbund ist gegen alle Erhöhungspläne.
Die SPD tritt für eine zehnprozentige Ergänzungsabgabe auf die Steuerschuld für Jahreseinkommen ab 60 000 Mark bei Ledigen und 120 000 Mark bei Verheirateten ein sowie für eine Arbeitsmarktabgabe von zwei Prozent auf das Bruttoeinkommen von Selbständigen, Beamten und Politikern. Nach den Worten des SPD-Vorsitzenden, des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Björn Engholm, sah sich die Führung der SPD wegen des "hochdramatischen Zusammenbruchs" vor allem der Industrie in den neuen Ländern gezwungen, diese Erhöhungen sofort zu fordern. Das bedeutet, daß sich Fraktionschef Hans-Ulrich Klose sowie der Sozialexperte Rudolf Dreßler gegenüber Engholm und mehreren SPD-Ministerpräsidenten durchgesetzt haben, die zunächst für einen späteren Termin plädiert hatten.
Um "das Schlimmste in Ostdeutschland zu verhindern", seien in der zweiten Jahreshälfte zusätzliche Hilfen von 16 Milliarden Mark aus den öffentlichen Kassen erforderlich, sagte Engholm am Montag weiter. Diese Summe solle dazu dienen, den Fonds "Deutsche Einheit" aufzustokken, die kommunale Investitionspauschale wieder einzuführen, ein Zukunftsinvestitionsprogramm Ost einzuleiten, die Absatzmärkte im Osten zu beleben sowie Sofortmaßnahmen im Wohnungsbau und bei der Arbeitsförderung zu finanzieren.
Da die SPD darauf bestehe, auf Kürzungen im sozialen Bereich zu verzichten (sechs Milliarden Mark), und die Subventionen 1993 realistischerweise nur um höchstens vier Milliarden Mark abgebaut werden könnten, müsse eine verbleibende Finanzlücke von zwölf Milliarden Mark durch die Mehreinnahmen aus der Ergänzungs- und Arbeitsmarktabgabe geschlossen werden. Der für 1994 zu erwartende Bedarf von 40 Milliarden Mark wegen der notwendigsten Hilfen für den Osten müsse jeweils zur Hälfte durch Etatkürzungen und höhere Einnahmen gedeckt werden. Ab 1995 sei in Übereinstimmung mit den Zahlen der Bundesregierung eine jährliche Finanzlücke von 110 Milliarden Mark zu schließen.
Der Geschäftsführer der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Jürgen Rüttgers, und CSU-Landesgruppenchef Michael Glos wiesen die Vorschläge zurück. Glos sagte, in der SPD-Spitze hätten sich "die Totengräber der deutschen Konjunktur durchgesetzt". Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) ließ erklären, solche Abgaben hätten "eine Beschädigung der Konjunktur" zur Folge. Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff sprach von "populistischer Verantwortungslosigkeit". Weitere Steuererhöhungen würden die Rezession verschärfen. Steuerzahlerbund-Präsidentin Susanne Tiemann lehnte "jede weitere Belastung der Bürger" ab, die schon nach dem Regierungskonzept 32 Milliarden Mark betrage. Die Arbeitgeber erklärten, der SPD-Plan passe nicht ins Konjunkturumfeld. (Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht auf Seite 4)
ZEILSHEIM. Ein bislang unbekannter Täter hat am Sonntag abend gegen 20 Uhr eine Tankstelle an der Pfaffenwiese in Zeilsheim überfallen. Mit einer Pistole zwang der Täter den 20jährigen Tankwart, die Ladenkasse zu öffnen. Er raffte das Geld in eine Plastiktüte und floh zu Fuß Richtung Lenzenberger Straße.
Nach Angaben der Polizei entkam der Täter mit etwa 2000 Mark. Er ist 18 bis 20 Jahre alt, etwa 1,80 Meter groß und trug einen rosafarbenen Jogginganzug. ege
BERLIN. Dollars, schneller Sex und Ceaucescu-Devotionalen bestimmen das Leben in Rumäniens Hauptstadt Bukarest vier Jahre nach dem Sturz des Diktators. Eine Abtreibung kann man nur in Dollar bezahlen, dafür läßt sich ein ungeborenes Baby für 45 000 Dollar verkaufen. Die Prostituierten nehmen nur Dollar oder DM, "alte Kameraden" drehen Billig-Pornos, um ihren politischen Wiederaufstieg zu finanzieren, und ein Ceaucescu-Buch, das früher keiner kaufen wollte, ist jetzt eine begehrte Rarität, für die man 2000 Dollar kriegen kann. In dieser Welt, die von materieller Not und moralischer Verwilderung regiert wird, ist kein Platz für Sentimentalitäten. Da wird selbst das Ehebett für Pornoaufnahmen vermietet.
"Patul Conjugal" (Das Ehebett) heißt der Film von Mircea Daneliuc im Wettbewerb der Berlinale. "Rumänen, euch blüht noch was," steht auf einem Plakat, das der Hauptdarsteller in einer Szene mit sich herumträgt. Wenns nicht mehr weiter geht, sagt irgend jemand: "Dies ist ein freies Land." Aber nicht frei vom Rattenrennen nach dem Geld und auch nicht frei von den Schatten der Vergangenheit. Der Hubschrauber, mit dem Ceaucescu 1989 zu fliehen versuchte, wird zum Denkmal, vor dem in messianischer Erwartung die Enttäuschten hokken. Ohnehin weiß man nicht, ob ein Schwarzhändler nicht auch Geheimpolizist ist.
Regisseur Danieluc erschlägt den Zuschauer mit geschmacklosen Bildern und kruden Metaphern. Ein Film wie eine Müllhalde. Nicht die Stunde des Stils und der Stimmigkeit. Vasile, die Hauptfigur, prügelt seine Frau zur Abtreibung, und weil das zu teuer ist, zwingt er sie, vom Schrank herunter zu springen, um das Kind im Bauch zu töten. Schließlich greift er sogar zum Brotmesser und schickt sich an, seiner Frau einen Nagel in den Kopf zu schlagen. Ein wilder Film, auch manchmal widerwärtig, unordentlich und uneinheitlich, eine grausige Momentaufnahme aus einem zerissenen Land. Ein Film aber, der für einen Moment die Fülle der Bilder auf einem Festival verdrängt, weil er so verzweifelt erzählt vom Sterben aller Gefühle und vom Imperialismus der harten Währungen.
Im Epilog, angesiedelt im Jahre 2006, ist Bukarest nur noch eine Trümmerhalde. Ein halbwüchsiger Junge, Vasiles Sohn, zwingt eine Prostituierte für ein bißchen Nudelpampe mit ihm zu schlafen. In der Endabrechnung der Berlinale dürfte "Das Ehebett" unter die schon vergessenen Filme des Programms einzureihen sein, aber das Kino ist nicht nur in den Meisterwerken Fenster zur Welt.
Was man auch von dem dänischen Film "Der Liebesschmerz" von Nils Malros sagen kann. Der Titel ist irreführend, denn um Liebe geht es nur am Rande. Erzählt wird die Geschichte eines gemütskranken Mädchens, das sich in das Phantasma der einen und wahren Liebe zu einem Lehrer flüchtet; fast so ein "Mädchen aus der Streichholzfabrik" wie das von Aki Kaurismäki.
Regisseur Malmros erzählt aber nicht so karg und schnörkellos wie sein finnischer Kollege, eher stets eine Spur zu gepflegt. Er legt die problematische These nahe, daß die Lebensmüdigkeit der Hauptfigur angeboren ist. Nur wenn er einfach beschreibt, wie sie versagt in einer Prüfung, wie sie mit aufgedrehter Fröhlichkeit entsetzliche Angst zu verbergen versucht, wie überhaupt die Euphorie ein Kind der Verzweiflung sein kann und wie ein Leben schon mit dem ersten erwachenden Gefühl auf eine Katastrophe zusteuern kann: dann bekommt Malmros Film etwas von der Bergmanschen Präzision, die er offensichtlich anstrebt. Doch verliert er sich wieder in träge inszenierte Szenen mit Käsekuchen auf dem Tisch, verzettelt sich in diversen Nebenhandlungen und Motiven. JOSEF SCHNELLE
NEU-ISENBURG. Sechs Monate vor Beginn des Isenburger Weinfestes sind bereits alle Standplätze vergeben. Laut Kulturamt werden vom 13. bis 22. August insgesamt 30 Händler - erstmals auch aus der thüringischen Partnerstadt Weida - nicht nur Wein aus 16 europäischen Anbaugebieten, sondern auch internationale Delikatessen anbieten. leo
LONDON, 15. Februar (Reuter). Die britische Boulevardzeitung "Sun" hat sich bei Königin Elizabeth II. dafür entschuldigt, Auszüge aus ihrer Weihnachtsrede zwei Tage zu früh veröffentlicht zu haben. Auf der Titelseite seiner Montagausgabe brachte das Blatt einen offenen Brief an die Monarchin. Darin wurde die "persönliche Kränkung" bedauert und als unabsichtlich bezeichnet. Der Königshof hatte am Dienstag eine Klage gegen die Zeitung angedroht. In ihrer Rede hatte die Queen auf die Eheprobleme ihrer Kinder angespielt und 1992 als "annus horribilis" ("schreckliches Jahr") bezeichnet.
Die "Sun" kündigte auch an, dem britischen Kinderhilfswerk umgerechnet etwa eine halbe Million Mark anzubieten. Schirmherrin dieser Organisation ist die Tochter der Königin, Prinzessin Anne.
wtr BONN, 15. Februar. Nur wenige Monate nach seiner aufsehenerregenden Kritik an den Parteien, denen er "Machtversessenheit" vorgeworfen hatte, fordert Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Bürger nun auf, "sich der Politik zuzuwenden, anstatt ihr verdrossen den Rücken zu kehren". Bei einer Rede zum 50. Jahrestag der Hinrichtung der Geschwister Scholl durch die Nationalsozialisten sagte der Präsident am Montag in der Münchener Universität, die "Bereitschaft und Fähigkeit" der Bürger zur Verantwortung seien die "Bedingung für das politische Überleben der Freiheit".
In deutlichen Worten beklagte Weizsäcker, daß immer mehr Bürgern der Sinn für den Staat als einer Gemeinschaft abhanden gekommen sei. Der Bürger im Wohlfahrtsstaat verstehe sich zunehmend nur noch als "Konsument", nicht mehr als "Träger" der Politik. Er organisiere seine Interessen, melde sie beim Staat an und kontrolliere ihre "Befriedigung", wie auf einem "normalen Markt", sagte Weizsäcker. So brauche der Bürger den Staat nur noch für seine "privaten Interessen" und "persönlichen Ziele". "Eine darüber hinausgehende, gar eine moralische Beziehung zum Staat als Gemeinwesen verkümmert", klagte er.
Ein Staat und eine Gesellschaft, die nicht mehr in der Lage seien zu bestimmen, "was uns in unserer liberalen Demokratie untereinander verbindet", verlören die "Fähigkeit zur Lösung der Probleme". So würde das "Politische auf die Macht" reduziert, und das gehe immer "auf Kosten der Freiheit", sagte Weizsäkker. Er forderte dazu auf, die Reduktion der Politik auf "Interessen" zu beenden und sie wieder mit "Moral" zu verknüpfen. Interessen ohne Moral seien "unzumutbar", eine Moral aber ohne Anwendung auf die Interessen "ist Schwärmerei", fügte der Präsident hinzu.
Alle Kritik am Verhalten der Parteien, sagte Weizsäcker, ziele letztlich "an die Adresse der Bürger selbst", weil die sich zu wenig an der Politik beteiligten. Heftig kritisierte der Bundespräsident auch die Intellektuellen, "die dem politischen Dialog aus dem Wege gehen und dazu beitragen, die Trennung des Idealen vom Realen, von Geist und Macht zu befestigen".
Den Widerstand der Geschwister Scholl führte Weizsäcker als ein Beispiel für das "eigentlich Politische" an, das er in der "Selbstverpflichtung" sieht. Die Geschwister Scholl hätten Partei ergriffen für eine "politisch-sittliche Zivilisation, die zu jeder Zeit gefährdet ist". In ihren Flugblättern hätten Hans und Sophie Scholl die "Notwendigkeit ethischer Werte in jedem Staat" postuliert. "Kaum eine Frage ist auch für unsere heutige Politik wichtiger als diese", sagte Richard von Weizsäcker. Es gehe darum, die "Schwäche" unserer Gesellschaft, die Politik nämlich "auf den Machtkampf zu reduzieren", zu überwinden. Die Lichterketten gegen Ausländerfeindlichkeit nannte Weizsäkker zwar "noch keine politische Praxis", aber ein "notwendiges politisches Zeichen".(Wortlaut-Dokumentation auf Seite 10)
FRANKFURT A. M., 15. Februar (FR). Ab mittags von Nordwesten her Regen, in höheren Lagen Schnee sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen null und sechs Grad, die Tiefstwerte um zwei Grad. Weitere Aussichten: Im Alpenbereich Schnee. (Siehe auch Lokalteil)
OBERURSEL. Gleich viermal wurde am Wochenende in Oberursel eingebrochen. Wie die Polizei mitteilte, hörten am Samstag abend gegen 21 Uhr die Mieter einer Wohnung in der Neuhausstraße verdächtige Geräusche aus dem Kinderzimmer und gingen nachschauen. Im Zimmer entdeckten sie einen Mann, der gerade durch das aufgebrochene Fenster hereinklettern wollte. Der Einbrecher flüchtete. Später stellte die Polizei fest, daß der Unbekannte zuvor im selben Haus versucht hatte, die Balkontür einer anderen Wohnung aufzuhebeln.
Auch in einer Reithalle im Stadtteil Bommersheim stieg in der Nacht zum Sonntag ein Unbekannter ein. Bei dem Versuch, in die Küche einzudringen, löste er eine Alarmanlage aus. Er flüchtete, ohne etwas mitzunehmen. Aus dem Kinderhaus im Eschbachweg stahlen Einbrecher irgendwann am Wochenende einen Fernseher, einen Videorecorder, einen Fotoapparat und diverses Werkzeug. Der oder die Täter brachen an der Rückseite des Hauses ein Fenster aus seiner Halterung.
Am Sonntag schließlich, in der Zeit zwischen 16.30 und 21.45 Uhr, suchte sich ein Einbrecher ein Mehrfamilienhaus in der Hohemarkstraße aus. Er brach unbeobachtet von Nachbarn eine Balkontür auf und durchsuchte die gesamte Wohnung. Der Täter verschwand mit Schmuck und Bargeld; die genaue Schadenshöhe steht nach Angaben der Polizei noch nicht fest. esi
bho DRESDEN, 15. Februar. Sachsens Kultusministerin Stefanie Rehm (CDU/Bild: AP) ist am Montag aus "gesundheitlichen Gründen" zurücktreten. Das bestätigten Sprecher der Regierung in Dresden. Ministerpräsident Kurt Biedenkopf werde am heutigen Dienstag mittag das Ausscheiden der einzigen Ministerin aus seinem Kabinett bekanntgeben und die Gründe erläutern. Nachfolgerin Rehms solle eine Sächsin werden.
Die ehemalige Lehrerin aus dem Erzgebirge ist seit längerer Zeit krank und hat schwere Operationen hinter sich. Dennoch sei nicht die Krankheit, sondern die "miserable Amtsführung" Stefanie Rehms Ursache für den von Biedenkopf geforderten Rücktritt, hieß es in politischen Kreisen Dresdens. Die 42jährige, seit Herbst 1990 Ministerin, gilt als "vollkommen überfordert". Für negative Schlagzeilen sorgte sie bei der Einführung der Mittelschule. Sie habe sich vor Gesprächen mit Lehrern und Schülern "gedrückt", Termine "sausen lassen" oder sei "unvorbereitet" erschienen. In Dresden gilt als offenes Geheimnis, daß faktisch nicht sie, sondern der aus Nordrhein-Westfalen geholte Staatssekretär Wolfgang Nowak (SPD) das Ministerium leitete.
Entscheidend für das Ausscheiden zum jetzigen Zeitpunkt sollen Äußerungen Rehms über Innenminister Heinz Eggert (CDU) im Zusammenhang mit einem Stasi-belasteten Sicherheitsbeamten im Kultusministerium gewesen sein. Rehm hatte in der vergangenen Woche behauptet, Eggert habe sie zum Schweigen vergattert, was Eggert bestritt. Ferner soll Biedenkopf während einer Polenreise vergangene Woche, bei der ihn Rehm begleitet hatte, festgestellt haben, daß seine Ministerin bei den Gesprächen "nicht gut vorbereitet" gewesen sei.
Kaiser, Kunst . . .
(Fortsetzung von Seite 1)
Es ist weit nach Mitternacht. Auftritt Prinz Karneval im großen Saal des Eurogress, Galasitzung der "Stadtgarde Oecher Penn". Das Publikum tobt. Prinz und Hofstaat, Garde und Corps, sie alle haben ihr Letztes gegeben. Ganz vorne auf der Bühne steht der Prinz. Mit durchgeschwitztem Kostüm nimmt er sein wohlverdientes Bad in der Menge. "Hubert, wir lieben dich" steht auf dem Plakat, das zwei ausgelassene Damen in die Höhe halten. Als der rauschende Beifall endlich abebbt, sagt er schlicht in die erwartungsvolle Stille hinein: "Es ist schön, einmal Prinz zu sein." Da steht er, mein hoffnungslos altmodischer Prinz, doch Aschenputtel hat längst einen Schuh an ihn verloren.
GELNHAUSEN. Spätestens zur Jahreswende nimmt das Kreiswehrersatzamt seine Arbeit in der Coleman-Kaserne auf. Voraussichtlich sollen dort 60 Dienstposten unterkommen, so Martina Dörband- Huss, Pressesprecherin bei der Wehrbereichsverwaltung Wiesbaden, auf Anfrage. Die Behörde habe sich gegen einen Umzug nach Hanau entschieden, "weil sich in Gelnhausen schon ein bestehendes Objekt befindet". Bereits vor einem halben Jahr waren derartige Pläne bekannt geworden (die FR berichtete).
Das Kreiswehrersatzamt in Eschborn werde aufgelöst, so die Sprecherin. "Einige Bereiche" würden die Ämter in Wiesbaden und Darmstadt übernehmen, für andere sei dann der Posten in Gelnhausen zuständig. jur
Lepp FRANKFURT A. M. Nach seiner mehrstündigen Einlassung in der vergangenen Woche steht der ehemalige Vorstandsvorsitzende Bernd Otto im co op- Prozeß nun den Richtern Rede und Antwort. Zum Auftakt seiner Befragung machte er deutlich, daß er im Zusammenhang mit der Einrichtung "schwarzer Kassen" über Einzelheiten und das Ausmaß erst anläßlich seiner Inhaftierung informiert worden sei.
Wiederholt berief sich der Angeklagte auf Ex-Manager Werner Casper, der im co op-Vorstand erheblichen Einfluß gehabt habe. Auch die Finanzierung der Stiftungen, über die sich Otto laut Anklage im Umfang von mehreren Millionen Mark persönlich bereichert haben soll, sei Caspers Sache gewesen. So weit Otto aus den Stiftungen Gelder bezog, sollen diese "stets sachbezogen" gewesen sein. Im übrigen will er Geldeingänge nicht kontrolliert haben. Im Fall des nach Kanada geflüchteten Casper ist von der deutschen Justiz zwar die Auslieferung beantragt, doch werden die Chancen dafür als gering eingestuft. Nach Ansicht von Experten stellt das kanadische Auslieferungsrecht mit seinen strengen Beweisregeln ungewöhnlich hohe formale Ansprüche. Erschwerend kämen der Umfang und die Komplexität der gegen Casper erhobenen Vorwürfe hinzu.
Wegen einer Erkrankung des mitangeklagten Alfons Lappas wird der Prozeß erst nächste Woche fortgesetzt.
WESTEND. Ein ungewöhnliches Tagebuch präsentiert sich dem Betrachter in der Westendgalerie. Hinter Plexiglasscheiben hängen 365 Bilder. Der italienische Maler Tommaso Cascella hat das vergangene Jahr präzise dokumentiert. Wie ein Gefangener, der auf der Zellenwand täglich einen Strich setzt, diente dem italienischen Künstler täglich ein Blatt Papier zum Abzählen der Tage des Jahres 1992. Er setzte Signale, die er zunächst in seinem Inneren ausmachte und zeigt sie jetzt der Außenwelt. Was ihn an diesem oder jenem Tag bewegte, seine Emotionen beeinflußte, findet sich in privaten Chiffren ausgedrückt auf dem jeweiligen Blatt Papier wieder. In seinen Materialcollagen greift Cascella immer wieder auf dieselben Motive zurück: Tiersymbole, Notenpapier, Spiralen, Zahlen, Ziffernblätter. Mit Hilfe seines malerischen Tagebuches versucht er die Unendlichkeit der Zeit zu erfassen. Er ist fasziniert von der Vorstellung einer ewigen Wiederkehr der Geschichte und fixiert eigene Erinnerungen und Erlebnisse.
Cascella bedient sich oft der Collagen- Technik. Auch in anderen Werken, beispielsweise in den Wandinstallationen, arbeitet er mit Papier, Pappe, Leinwand, Farbe, Sand, Holz und Eisen. Sparsam wird die Farbe verwendet. Nicht selten beschränkt sich der Künstler in einem Werk auf nur einen Farbton. Mal ist ein Bild in Rot, Blau oder Erdtönen eingetaucht. Auf der Oberfläche sind freskenhafte Symbole hinterlassen, die der Betrachter individuell entschlüsseln muß. Denn Cascella gibt keinen konkreten Hinweis, wie man seine Bilder interpretieren soll. Seine kultischen Montagen erinnern manchmal an Bilder der Höhlenmalerei, an unbekannte Schriftzeichen fremder Kulturen. Seine Materialcollagen versprühen oft ein Flair orientalischer Meditation.
Wie Bühnenbilder wirken seine jüngsten Wandinstallationen. Durchweg ragt aus der unteren Bildebene eine Metallfläche in den Raum, auf der Metallfiguren fixiert sind. Meistens sind es gebogene oder rechteckige Metallstangen. Irgendwo im Raum schwebt ein Kreis. Die Szenerie versprüht den Charme tänzelnder Leichtigkeit. Literarisch-poetische Bildtitel wie "Der Traum stürzt in die Tiefe" entreißt die Motive endgültig der Faßbarkeit. Cascella gibt dem Betrachter nur Bruchstücke seiner Erinnerung.
Tommaso Cascella stammt aus einer Künstlerfamilie. Großvater, Vater und Onkel konfrontierten ihn von klein auf mit Malerei und Bildhauerei. Er studierte in Rom Architektur. Seine erste Einzelausstellung wurden 1985 in der Galleria Corraini (Mantua) und in der Galleria De Ambrogi (Mailand) präsentiert. Zum zweiten Mal ist Cascella Gast in der Westendgalerie, Arndtstraße 12.
Seine Ausstellung "I giorni dell'anno" dauert bis 10. April. Die Galerie ist dienstags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 19 Uhr sowie samstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet. CHRISTINE PETERS
HÖCHST. Drei jugendliche Autoknakker konnten in der Nacht auf Montag festgenommen werden, weil eine Frau aus der Kurt-Blaum-Straße die Polizei verständigt hatte. Gegen ein Uhr nachts hatte sie zwei junge Männer bemerkt, die eine Tasche zwischen den Mülltonnen ablegten. Als die Streifenwagen ankamen, waren die Jugendlichen verschwunden.
Die Polizei stieß auf drei aufgebrochene Autos. Um 3.35 Uhr kehrten die beiden Jugendlichen zu der Tasche zurück und wurden verhaftet. Sie hatten die Tasche, ein Radio und einen Fotoapparat erbeutet.
Die Ermittlungen führten dann zum dritten Täter, in dessen Wohnung noch ein gestohlenes Autoradio gefunden wurde. Das Team (15, 16 und 17 Jahre alt) war laut Polizei "schon öfters in Erscheinung getreten". ege
Kleine FR
Runder Tisch im Frauentreff NEU-ANSPACH. "Trennung, Scheidung, Unterhalt" sind die Themen des "Runden Tisches" am Donnerstag, 18. Februar, um 20 Uhr im Frauentreff, Schubertstraße 32. Die Rechtsanwältin Dagmar Asfour will anhand eines Beispiels die Probleme erörtern, die Frauen während der Trennung haben. Orientalische Nächte GLASHÜTTEN. Die Feuerwehr Schloßborn hat als Motto über den Rosenmontagsball "Orientalische Nächte" gestellt. Die Maskerade in der Mehrzweckhalle beginnt am Montag, 22. Februar, um 20.11 Uhr. Am Aschermittwoch, 24. Februar, 17 Uhr, ist die Feuerwehr dort auch Gastgeber beim Heringsessen. Jordan kommt ins ALL USINGEN. Landwirtschaftsminister Jörg Jordan wird am Mittwoch, 24. Februar, um 15 Uhr das umstrukturierte Amt für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft (ALL) besuchen. Die aktuellen Probleme der Region Usingen, Wehrheim und Neu-Anspach sollen diskutiert werden. KLS hilft Menschen in Kroatien USINGEN. Die Kinder der Konrad- Lorenz-Schule haben unzählige Pakete für hilfsbedürftige Menschen in Kroatien gepackt. Die Schülervertretung hatte in Zusammenarbeit mit der Realschullehrerin Herden die Hilfsaktion ins Leben gerufen. Die Pakete wurden vergangene Woche für den Weitertransport abgeholt. Rosenmontag und Kinderfastnacht WEILROD. Um "19.61 Uhr" beginnt am Montag, 22. Februar, der Rosenmontagsball im Sportlerheim des TuS Weilnau in Altweilnau. Tags darauf startet am selben Ort um 14 Uhr die Kinderfastnacht. Vortrag über Suchtvorbeugung NEU-ANSPACH. "Sucht beginnt nicht bei Heroin" heißt eine Veranstaltung am Montag, 1. März, um 20 Uhr im Großen Saal des Bürgerhauses.
Im Blickpunkt: Autobahnvignette Bern bittet zur Kasse
Einen Sturm der Entrüstung löste vor zehn Jahren die Absicht der Schweizer Regierung aus, Berns Bundesfinanzen mit neuen Straßenbenutzungsabgaben für Personenwagen ("Autobahnvignette") und Lastwagen (Schwerverkehrsabgabe) um jährlich rund 350 Franken (etwa 420 Mark) aufzubessern. Weil die vom Volk erteilte Ermächtigung zum pauschalen Kassieren Ende 1994 aber abläuft, muß jetzt die Regierung das Streitthema nochmals ins Parlament bringen: diesmal geht's um die Frage, ob Bern die Benutzungsgebühren regelmäßig verteuern darf, wenn im Gegenzug die Einnahmen ausschließlich für Straßenbauzwecke verwendet werden. "Die Erhebung dieser Straßenbenutzungsabgaben ist so lange gerechtfertigt, als der private Straßenverkehr die verursachten Kosten nicht deckt", meint die Regierung in ihrem Antrag an das Parlament, auch nach 1994 sämtlichen Autobahnbenutzern mit Personenwagen "Vignetten" (Gebührenaufkleber) verkaufen und von Lastwagen Pauschalabgaben verlangen zu wollen. Nachdem die Stimmberechtigten am 26. Februar 1984 dieser Geldbeschaffung beigepflichtet hatten in der Erwartung, der Löwenanteil der Zahlungen werde ohnehin von ausländischen Straßenbenutzern geleistet, begann am 1. Januar 1985 das Inkasso auf der Straße: 30 "Fränkli" (umgerechnet 36 Mark) Jahresgebühr für Personenwagen, bis zu 3000 Franken für Lastwagen. Versuche, das System zu ändern, scheiterten gleich doppelt. Am 7. Dezember 1986 sagten die Stimmbürger nein zur Volksinitiative, die Lastwagen-Abgaben "massiv zu erhöhen", und am 9. Juli 1990 zogen andere Initiativen ihren Abstimmungsvorschlag zurück, die Autobahngebühren "sofort aufzuheben".
Mit der auf längstens zehn Jahre geltenden Befristung für diese Gebühren will nun die Regierung die günstige Gelegenheit beim Schopf packen und das System mit gewissen Änderungen zur Dauereinrichtung machen. "Die bisherige Bilanz ist positiv, die anfängliche Kritik an den Abgaben hat sich spürbar gelegt", lautet die Erfahrungsbilanz des Bundesrates in Bern. Und weiter: "Bei der Autobahnabgabe stammt etwa die Hälfte der 191 Millionen Franken (1990) von ausländischen Fahrzeugen, bei der Schwerverkehrsabgabe mit 137 Millionen Franken ist der Auslandanteil mit rund siebzehn Prozent bedeutend geringer." Wesentlich höhere Erträge wären Bern aber schon lieber, wie die Regierung offen sagt: "Eine Preiserhöhung bis zu fünfzig Prozent für die Autobahnvignette würde nicht im Widerspruch zu den jüngsten Ergebnissen der Straßenkostenrechnung liegen." Um das ganze Einnahmensystem nicht von neuem zum Gegenstand heftigster Auseinandersetzungen auch mit Regierungen der Nachbarländer zu machen, soll aber schrittweise verteuert werden. Ab dem 1. Januar 1995 sieht die Schweiz eine Jahresgebühr für Personenwagen "in der Größenordnung von etwa vierzig Franken" (48 Mark) vor. Gleichzeitig ersucht die Regierung das Parlament um die dauernde Ermächtigung, künftig den Vignetten-Verkaufspreis "maßvoll und nur in Zehn-Franken-Schritten der Teuerung anzupassen", ohne zuvor Bürger und Politiker um das Einverständnis zu ersuchen.
Damit der Widerstand der Autofahrer gegen diesen tieferen Griff in ihre Geldbeutel nicht allzu stark wird, bietet die Regierung ausdrücklich an, die so erhobenen Millionen künftig nicht mehr für allgemeine Staatszwecke zu verwenden, sondern diese "zweckgebunden" ausschließlich für Straßenbaufinanzierungen im weitesten Sinne einzusetzen. "So lange sich kein internationaler Harmonisierungsbedarf abzeichnet", will die Schweiz an ihrem eigenen System unbedingt festhalten und vor allem den Übergang zu einem fahrleistungsunabhängigen Erhebungsmodell vermeiden, "da sich dies aus heutiger Sicht nicht lohnt". Begründung dazu: "Investitions-, Verwaltungs- und Kontrollaufwand stünden in keinem vernünftigen Verhältnis zum angestrebten Ertrag der Abgabe." Die pauschale Schwerverkehrsabgabe für Lastwagen will Bern um ein Drittel auf vorläufig höchstens 4000 Franken (rund 4800 Mark) pro Fahrzeug und Jahr erhöhen. Der Schweizer Nationalrat wird sich bereits im März mit diesen Plänen auseinandersetzen. PETER AMSTUTZ (Bern)
OFFENBACH. In der Fortschreibung des Haushaltssanierungskonzeptes sind neuerliche drastische Gebührenerhöhungen für kommunale Dienstleistungen und Steuererhöhungen weder enthalten noch eingeplant. "Man soll ja nie nie sagen", fügt Stadtkämmerer Gerhard Grandke jedoch seiner eindeutig verneinenden Antwort vorsichtig auf die Frage hinzu, ob für die Offenbacher die "Liste der Grausamkeiten" verlängert werden müsse. Auch die Schließung weiterer öffentlicher Einrichtungen ist nicht geplant.
Allerdings: Eisern gespart werden muß weiterhin. Die Zahl der städtischen Mitarbeiter wird wie geplant bis 1995 um mehr als die Hälfte auf nur noch 1250 reduziert. Mit einer schnellen Renovierung und Wiedereröffnung des Theaters in der Goethestraße ist nicht zu rechnen. Gesichert aber ist die Finanzierung des Umbaues des kleinen Hallenbades in der Marien-Schule für den Schwimmunterricht der Offenbacher Drittkläßler und die Umsetzung der Traglufthalle vom Tambourbad zum Waldschwimmbad auf der Rosenhöhe am Ende der Freibade- Saison 1993, betonte Grandke.
Weitere gute Nachricht von Grandke gestern im Rathaus: Das von ihm entwikkelte und von der rot-schwarzen Koalition getragene Haushaltssanierungskonzept greift so gut, daß es statt wie bisher geplant nicht erst 1996, sondern schon 1994 wieder einen ausgeglichenen Haushalt gegeben kann. Die Stadtverordneten werden sich in ihrer nächsten Sitzung am 25. Februar mit dem von Magistrat und Koalitionsrunde abgesegneten Fortschreibungskonzept beschäftigen.
Voraussetzung für einen ausgeglichenen Etat 1994 ist: Es gibt keinen exorbitanten Konjunktureinbruch, weniger Gewerbesteuereinnahmen und damit mehr Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger, keine allgemeine Kostenexplosion und keinen Länderfinanzausgleich nebst Solidarpakt zugunsten der neuen Bundesländer, der die Kommunen noch stärker als bisher belastet.
Die seit 1985 aufgelaufenen Haushaltsdefizite von dann nur noch 208,7 Millionen Mark wollen Grandke und der Magistrat vor allem durch den Verkauf städtischen Grundbesitzes ausgleichen. Sie erhoffen sich hier Einnahmen in Höhe von rund 198 Millionen Mark beispielsweise durch den Verkauf des Schlachthofgeländes an private Investoren, durch zahlreiche, im ganzen Stadtgebiet verstreute Immobilien wie beispielsweise die Brüder-Grimm-Schule in der Bieberer Straße, das Haus der Volkshochschule in der Kaiserstraße 7, das ehemalige Stadtarchiv in der Sandgasse, das frühere Rathaus in der Kaiserstraße 18. Außerdem erhofft sich Grandke weitere Hilfen vom Land für das notleidende Offenbach aus dem "Landesausgleichsstock" in Größenordnungen von 20 Millionen Mark.
"Wir wollen so schnell wie möglich Bebauungspläne aufstellen und damit Baurecht schaffen, damit die Käufer und Investoren wissen, wie sie bauen können", sagte Grandke, der auch Liegenschafts- und Planungsdezernent ist. Der Ausbau des Kaiserleis zu einem "Dienstleistungszentrum von eurozentraler Bedeutung mit insgesamt 21 000 Arbeitsplätzen" wird aber erst nach 1994 hauhaltsrelevant. Da brauche man noch Zeit für die Feinabstimmung der Planung, erklärt Grandke.
Sind die Haushaltsdefizite abgebaut, will Grandke auch den städtischen Schuldenberg in Höhe von knapp 500 Millionen Mark abtragen, um den Schulden- und Kapitaldienst zu senken und um wieder mehr freie Spitzen für Investitionen neben dem S-Bahn-Bau zu bekommen. Die Pro-Kopf-Verschuldung sank bereits von 5005 Mark auf 4486 Mark, weil die Bevölkerung wieder zunimmt.
Helfen sollen Einnahmesteigerungen durch die Verbesserung der Sozialstruktur der Offenbacher Bevölkerung und und durch den Umbau der heimischen Wirtschaft. Die Bebauungspläne für den Bau von Wohnungen in Bürgel, Rumpenheim und Bieber sind bereits beschlossen.
Fast jeder zehnte Offenbacher bezieht in irgendeiner Form Sozialhilfe. Mit 578,07 Mark pro Einwohner lag Offenbach im Jahre 1991 vorn in Hessen, Frankfurt beispielsweise bezahlte nur 472,40 Mark, Kassel 529,97 und der Kreis Offenbach 188,32. Der Hessen-Durchschnitt liegt bei 421,81 Mark.
Von den kreisfreien Städten Hessens hat Offenbach mit 1515 Mark pro Einwohner die geringsten Steuereinnahmen vor Kassel mit 1183 Mark. Im Kreis Offenbach und in Frankfurt liegt die Steuereinnahmekraft pro Einwohner bei 1633 und bei 2354 Mark. Im fortgeschriebenen Haushaltssanierungskonzept steigt die Zahl der Offenbacher Arbeitsplätze bis 1995 auf 69 000. 1990 waren es 59 950 und 1970 65 970.
Mit gewissem Trost registriert Stadtkämmerer Grandke, daß mittlerweile auch die Finanzprobleme vieler anderer Kommunen immer größer werden und langsam Offenbacher Dimensionen annehmen. "Damit ist Offenbach eindeutig aus seinem Aschenputtel-Dasein heraus", sagt der SPD-Oberbürgermeister-Kandidat Grandke. "Unser Haushaltssanierungsskonzept gilt mittlerweile als Modell. Wir haben hier im Rathaus viele Anfragen und Besuche. Da hat sich schon fast so etwas wie ein Sanierungs-Tourismus entwickelt." lz
BAD HOMBURG. Für die neue Theatersaison sucht die Studio-Bühne Bad Homburg Leute, die entweder Lust zum Schauspielern oder Spaß daran hätten, hinter der Bühne mitzuwirken, beispielsweise als Techniker oder Bühnenbildner.
Der Regiseur und Filmemacher Danielo Devaux wird die Leitung der Theatergruppe übernehmen. Ein erstes Treffen ist für Dienstag, 16. März, geplant. Auskünfte erteilen Helga Walldorf von 19 Uhr an unter der Rufnummer 06172 / 86225, Irma Hanschke unter 06172 / 72556 und Mechthild Hombach unter 06172 / 45917. dag
Sopranistin und Pianist brachten das romantische Liedrepertoire zunächst eher defensiv. Dann aber, als Affekt angesagt war, als es galt, Deklamation ungeschminkt in den Raum zu stellen, bewies man sich in spontaner, ja suggestiver Geste: in Stimme und an Tasten. Ein besonderes Repertoire in kundiger Hand und ein besonderer Rahmen: Die Sopranistin Katharina Gerecke und ihr aktiv mitgestaltender Klavierpartner Andreas Reichel traten im Nebbienschen Gartenhaus auf Einladung des "Frankfurter Künstlerclubs" mit einem pointiert zusammengestellten Programm bedeutender romantischer Liedkomponisten auf. Das Nebbienische Gartenhaus, inmitten der Bockenheimer Anlage gelegen, diente als pittoresk-intimer Rahmen dieser nicht alltäglichen Matinee.
Affekte wurden differenziert dargestellt. In Liedern von Johannes Brahms führte die Sängerin, die vor allem im mittleren Sopranbereich über Ausstrahlung und Ausdruck verfügt, besonders das "Mädchenlied" in strophisch sich aufbauender Innenspannung. (Lediglich in diffizileren Diskantbereichen ihrer noch nicht bis zum Ende gereiften Stimme machten sich intonatorische und klangliche Schwächen bemerkbar.)
Liebevoll ausgesungene "Rubati" (Tempomanipulationen), die der Pianist sensibel mitzeichnete, belebten eine Gruppe von Liedern des Spätestromantikers Richard Strauß. Besonders in "Mohnblumen", einem der drei ausgewählten "Blumenlieder", demonstrierte die Sopranistin auch szenische Begabung, indem sie die verspielte Szenerie dieser Episode in Mimik und Gestik unterstrich.
Mit womöglich noch gesteigerter Konzentration widmete sie sich einer Auswahl von gleich acht Liedern Robert Schumanns. Am intensivsten wohl der makabren Trilogie "Der arme Peter", einem Leidensepigramm über einen Text Heinrich Heines. Wohl hätten Sopranistin und Klavierpartner rhythmisch noch firmer, radikaler an die Sache gehen dürfen, vor allem im zweiten Lied. Doch gelang eine eindringliche, dramatisch genügend besetzte Deutung dieses problematischen und daher wohl selten aufgeführten Lied-Epigramms.
Und dann, quasi "zwischendurch", eine der intensivsten Darstellungen dieser spannenden Matinee. Andreas Reichels wohl als bloßes Klavierintermezzo gedachte Nocturne op. 27/2 Frédéric Chopins wurde zu einer der aufregendsten Gestaltungen im Gartenhaus. Reichel, bei Chopin auffällig zu Hause, gab's kompetent in Stil und Idiomatik. Er bewegte sich in figurativer Dichte und Gelassenheit, ließ sich tragen von chopinesker, tief nachempfundener Kantabilität.
ALEXANDER ULLMANN
Fast lautlos fallen die Entscheidungen. Und das nicht nur, weil sich zu den Bogenschützen nur selten ein Zuschauer verirrt. Wenn 40 "Robin Hoods" des 20. Jahrhunderts ihr Sportgerät gleichzeitig aufnehmen, um pfeilschnell möglichst die "goldene Mitte" zu treffen, dann ist meist nichts zu hören als ein kurzes Zischen und ein abschließendes "Plopp". Und schon wird mancherorts das Fernglas angesetzt, um das Ausmaß des auf 25 Meter Entfernung erzielten Erfolges sofort zu kontrollieren.
Nicht alle dieser ansonsten majestätische Ruhe ausstrahlenden weißen Sportler legen diese Art von Ungeduld an den Tag. Ein Großteil kann auch Abwarten bis zum gemeinsamen Gang an die Scheiben, um festzustellen, an welcher Markierung sich das Geschoß hineingebohrt hat. "Man merkt eigentlich sofort nach dem Loslassen des Pfeils, ob es was wird", erklärte Carsten Helfrich, Abteilungsleiter des PSV Blau-Gelb Hanau und lächelt ein wenig über die "Fernglas-Gucker" während des Turniers seines Vereins in der Klein-Auheimer Sporthalle. Er muß es wissen, schließlich war der 25jährige Medizinstudent deutscher Jugendmeister und schoß auch schon international seine Pfeile ab. "Das ist aber schon lang her, jetzt trainiere ich nur noch einmal pro Woche", winkt ob der Erfolge der Vergangenheit ab. Und doch kann er es nicht ganz lassen, dieses "sich auf den Punkt genau zu konzentrieren, eine Einheit mit dem Sportgerät zu bilden." Nur beim Turnier seines eigenen Klubs, da reihte er sich nicht in die 240 Akteure ein.
"Das ist unter den Bogenschützen nicht üblich, bei der eigenen Veranstaltung zu starten", erklärt Carsten Helfrich, warum keiner der 45 Hanauer Postsportler die Blau-Gelben Farben vertrat. Mal ganz abgesehen davon, daß jeder der Gastgeber in die Organisation eingebunden war. Aber das in drei Gruppen aufgeteilte Teilnehmerfeld bot auch so ein recht "buntes" Bild. Da spannte der Schüler neben dem Senior, der Rollstuhlsportler neben Siegerin der Frauenkonkurrenz den Bogen - eine Sportart in der keine Unterschiede gemacht werden müssen.
Am treffsichersten erwies sich schließlich Helmut Willming von der HSG Bad Homburg mit 559 Ringen. Erst vor eineinhalb Jahren hat der Sieger der Schützenklasse mit der "Jagd" auf die Scheiben begonnen, "daher ist der Erfolg besonders hoch zu werten", zollt Carsten Helfrich ihm seine Anerkennung. Nur zwei Ringe weniger vermerkten die Kampfrichter für Eric Wagner vom gleichen Verein, der Dritte, Dieter Hestermann (SV Leun) kam auf 554 Ringe. Bei den Frauen siegte die Ludwigshafenerin Liselotte Krohmüller mit 556 Ringen vor Irmtraud Albrecht (BSC Büdingen/553 Ringe).
Knappe Ergebnisse, die die Leistungsdichte der Veranstaltung widerspiegelten, auch wenn keine Rekorde fielen. Allerdings mußten die derzeitigen "Stars" der Region, Alexander Fröse aus Meerholz und Jens Asbach aus Nidderau dem PSV diesmal einen Korb erteilen. Ihre Pfeile waren während eines Länderkampfs, der gleichzeitig als WM-Qualfikation gewertet wurde, gefragt. In den Jahren zuvor hatten auch sie es sich nicht nehmen lassen den Postsportlern einen Besuch abzustatten. Denn das Hanauer Turnier ist bekannt und beliebt in der Bogenschieß- Szene. "Es ist immer früh ausgebucht, mehr als drei Gruppen können wir nicht annehmen", erklärte Carsten Helfrich.
Besonders auf sich aufmerksam machten in Klein-Auheim die Jüngsten. Als Schüler erzielte Jan Weber unter gleichen Bedingungen wie die "Großen" 522 Ringe, die nachfolgend Plazierten standen ihm kaum nach. Fünf Jugendliche hat der gastgebende Verein in seinen Reihen aufzuweisen, "wir müßten uns mal wieder etwas einfallen lassen, um Kinder für den Bogensport zu begeistern", gibt Carsten Helfrich zu. Nachdem Kevin Costner auf der Kinoleinwand Pfeile abschoß gab es zuletzt einen Boom. Manchmal kann das "Robin-Hood-Image" ganz zuträglich sein. IRIS HILBERTH
BAD VILBEL. "Im Grunde sind die Frauen, von denen hier erzählt wird, so normal und friedliebend wie du und ich. Wenn nur die Probleme mit den Männern nicht wären . . ." Über den weiblichen Kriminalroman, seine mörderischen Heldinnen und seine Autorinnen spricht am Mittwoch, 17. Februar, um 19 Uhr in der Alten Mühle Dr. Adolf Fink. Die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei stellt den Auftakt dar für eine kleine Frauenkrimi-Reihe unter dem Titel: "Mord ist ihr Beruf". mu
Margarethe Nimsch will einen neuen Weg gehen. Beim Bundesgesundheitsamt in Berlin (BGA) hat die Gesundheitsdezernentin die kontrollierte Vergabe von Heroin für schwerkranke Fixer aus Frankfurt beantragt. Voraussetzung dafür ist, daß das BGA erlaubt, Heroin nicht länger zu "der Gruppe der nicht verkehrs- und verschreibungsfähigen Substanzen" zu zählen, und gestattet, für das fünfjährige Forschungsprojekt aus England reines Heroin, Diamorphin genannt, zu erwerben. Dann sollen, wie berichtet, 100 Süchtige unter ärztlicher Kontrolle Heroin erhalten. Den Stoff sollen nur die schwersten Fälle unter den Süchtigen erhalten: Therapie-Resistente, HIV-Infizierte, Schwangere. Gerade für diejenigen von ihnen, die inzwischen eine Therapie mit Methadon begonnen haben, gelte es, betonte Stadträtin Nimsch jetzt, daß "wir einen deutlichen Schritt zulegen müssen". Denn "es gibt eine Menge Süchtiger", bei denen mit dem Methadon "psychische Probleme" auftreten, erklärte Werner Schneider. "Die brauchen dringend eine Alternative", so der Leiter des Drogenreferats, "sonst haben wir die wieder auf der Szene." Zugleich ließe sich Kindern schneller Heroin als Methadon entziehen, berichtete Professor Dieter Hellenbrecht. Deswegen plädierte der Pharmakologe von der Uni- Klinik, der das Projekt wissenschaftlich begleiten soll, auch dafür, "Heroin als Medikament anzusehen". Ähnlich wie es in England seit 1921 üblich ist und bei einem Modellversuch mit Abhängigen seit Jahren eingesetzt wird, erinnerte der Sozialwissenschaftler Peter Noller.
Aus England soll das Diamorphin auch bezogen werden: 100prozentig reines Heroin, die Ampulle nicht teurer als fünf Mark. Zum Vergleich: Die Dosis illegal erworbenen Stoffes kostet 30 bis 40 Mark. Süchtige benötigen täglich 200 bis 300 Mark, um sich illegal zu versorgen, während für das Modellprojekt pro Jahr und Teilnehmer 15 000 Mark aus Bundesmitteln nötig wären.
Illegales Heroin, sagte Hellenbrecht, "ist zu 90 Prozent Dreck". Auf nur ein Jahr hochgerechnet bedeute das: Fixer haben durch das Heroin vom Schwarzmarkt "ein Kilo Fremdstoffe im Blut". Um das zu vermeiden und etwa HIV-Infektionen durch Injektionen zu verhindern, solle Heroin "möglichst sauber angewendet" und in dem Versuch meist über Zigaretten verabreicht werden. Nur so lasse sich bei Schwerstkranken "Schaden begrenzen", erklärte Hellenbrecht.
Und nur so kann Margarethe Nimsch Hilflosen einen Weg aus dem Elend eröffnen. ing
KELSTERBACH. Wenn die Hoechst AG jetzt "ihre Pläne aufgibt, einen weiteren Giftmüllofen" auf dem Firmengelände in Frankfurt zu bauen, sieht die Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) damit das Engagement der Bürger honoriert. Der Chemiekonzern hatte vergangene Woche erklärt, daß er den Antrag beim Regierungspräsidum auf Planfeststellung für eine zweite Anlage zur Verbrennung von Sonderabfall vorläufig zurückgestellt hat.
Die WIK hatte, als die Ausbauabsichten bekannt geworden waren, zusammen mit Grünen, BUND sowie den Umweltgruppen "Hoechster Schnüffler" und "Maagucker" ein Aktionsbündnis gegründet. Rund 600 Kelsterbacher hatten sich in Unterschriften und Einzeleinwendungen gegen die Pläne gerichtet. Hauptforderung war gewesen, daß die Firma offenlege, wieso sie entgegen der gesetzlichen Pflicht zur Müllvermeidung wesentlich mehr giftigen Abfall produzieren und anschließend verbrennen wolle.
Das Regierungspräsidium hatte nach dem Erörterungstermin im Herbst 1989 von der Hoechst AG Untersuchungen gefordert, wie die Abfallmenge verringert werden kann. Nach Ansicht der WIK hat "das Ergebnis dieser Gutachten die Hoechst AG offenbar zum Rückzug veranlaßt, auch wenn sie die allgemeine Wirtschaftslage als Erklärung bemüht". Firmensprecher Ludwig Schönefeld hatte die Entscheidung des Unternehmens damit begründet, daß die Produktion rückläufig sei.
Nach Angaben der WIK beträgt die Kapazität der vorhandenen Sonderabfallverbrennungsanlage derzeit 40 000 Tonnen pro Jahr. Nach den Plänen der Hoechst AG hätte diese Menge um 250 Prozent aufgestockt werden sollen. Den vorläufigen Verzicht von Hoechst wertet die WIK als weiteren Erfolg ihrer Politik, die Belastungen für die Kelsterbacher Bürger möglichst gering zu halten: "Ohne Unterschriften und fachlich fundierte Einwendungen stände der Giftmüllofen heute schon da." lis
RIEDSTADT. Die Kommunale Arbeitsgemeinschaft (KAG) zur Sondermüllverbrennungsanlage in Biebesheim sieht sich durch die Angaben der Betreiberfirma HIM "eindrucksvoll bestätigt". Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) hatte erklärt, daß die Sonderabfallmengen von 59 000 Tonnen in 1990 auf 42 000 Tonnen in 1992 zurückgegangen sei. Genau dies habe zuvor schon das von der KAG (ein Zusammenschluß von Kommunen und Landkreisen) in Auftrag gegebene Gutachten zur Entwicklung der Sonderabfallmengen in Hessen aufgezeigt.
KAG-Vorsitzender Wolfgang Stork, zugleich Erster Beigeordneter von Riedstadt, bekräftigt: Die gesetzlich vorgeschriebene Rechtfertigung für den geplanten Bau eines drittens Ofens kann von der HIM nicht erbracht werden, da dafür bislang von einem Anstieg der Sonderabfallmengen von 60 000 auf 90 000 Tonnen pro Jahr ausgegangen wurde.
Stork sieht in dem "Eingeständnis der HIM lediglich einen Meilenstein auf dem Weg, eine weitere unzumutbare Belastung für die Region fernzuhalten - ein Ende der Auseinandersetzung ist noch nicht erreicht". Bislang gebe es keine Anzeichen, daß Umweltminister Joschka Fischer die Sonderabfallentsorgung in Hessen neben der Untertagedeponie Herfa-Neurode und der Verbrennungsanlage in Biebesheim "endlich auf ihr erforderliches drittes Standbein in Form einer Übertagedeponie stellt".
Der rechtsgültige Sonderabfall-Entsorgungsplan des Landes sehe diese Deponie aber ebenso vor wie einen weiteren Standort zur Sonderabfallverbrennung, doch das Land schrecke ebenso wie die HIM vor diesen Aufgaben zurück, bemängelte Stork. Statt dessen wolle die HIM offenkundig die Auslastung ihrer Anlage in Biebesheim dadurch sichern, daß dort deponiefähiges Material verbrannt werde. lis
Parteien + Wähler
Blüm kommt nach Kronberg KRONBERG. Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) ist am heutigen Dienstag, 16. Februar, um 16 Uhr zu Gast bei der Senioren-Union im Altkönigstift, Oberhöchstadt. Grüne stellen das Windrad vor OBERURSEL. Das Projekt des Windrades auf dem Großen Feldberg stellt Rüdiger Kurth von den Grünen am Donnerstag, 18. Februar, im Raum Weißkirchen der Oberurseler Stadthalle vor. Beginn ist um 20 Uhr. SPD-Bürgerforum OBERURSEL. Zu ihrem Bürgerforum mit dem Titel "Was wäre, wenn?" lädt die Oberurseler SPD am Donnerstag, 18. Februar, in den Sitzungssaal des Rathauses ein. Ab 19.30 Uhr soll darüber gesprochen werden, was die SPD alles ändern will.
Auf einen neuen großen Schwerpunkt will sich die Stadt Darmstadt bei ihren Käufen für die städtische Kunstsammlung in den nächsten Jahren konzentrieren: den Erwerb von Werken einheimischer Vertreter der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts, besonders der Exponenten des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit wie Alexander Posch, Paul Thesing oder Karl Gunschmann. Damit will die Stadt, so Kulturreferent Klaus Wolbert, "allmählich die Lücke schließen" zwischen den Beständen an moderner Kunst und der des Beginns dieses Jahrhunderts.
Seit 1988 hat die Stadt 3,6 Millionen Mark für 766 Werke und Sammlungseinzelteile ausgegeben, um ihre Sammlung auszuweiten und zu ergänzen. 1992 konnte Darmstadt neben den 720 000 Mark aus dem Kulturetat der Stadt nochmals eine knappe halbe Million an privaten Spenden investieren. In diesem Jahr haben die Stadtverordneten erneut 720 000 Mark für den Erwerb von Kunstwerken freigegeben, davon sind 100 000 Mark für den Kauf eines großen Werks für das Hessische Landesmuseum reserviert, das rund 80 Gemälde als Dauerleihgaben der Stadt (darunter Ludwig Meidner, Max Pechstein und August Macke, aber auch Stücke von Gegenwartskünstlern wie etwa das jüngst erworbene Werk "Verbrannte Erde" der Darmstädter Kunstpreisträgerin Magdalena Jetelowa) ausstellt.
Darmstadts Kulturetat macht inzwischen knapp acht Prozent des städtischen Gesamthaushalts aus, das sind jährlich 53,1 Millionen Mark. Davon fließen freilich allein mehr als 20 Millionen in das Staatstheater. Bei seinem Amtsantritt vor zwölf Jahren, so zog Darmstadts Oberbürgermeister Günther Metzger (SPD) drei Wochen vor der Kommunalwahl und gut vier Monate vor seinem Rückzug als OB Bilanz, waren nur fünf Prozent des Gesamtetats für die Kultur reserviert.
Akzente gesetzt hat Darmstadt in den vergangenen fünf Jahren mit gezielten Ankäufen für die Eröffnungen des Museums Künstlerkolonie im Ernst-Luwig-Haus auf der Mathildenhöhe und des in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Hauses Deiters mit Kunst des 19. Jahrhunderts. Auf der Kaufliste der Darmstädter standen deshalb Jugenstilexponate wie Stühle von Peter Behrens, die Plastik "Darmstädter Torso" von Bernhard Hoetger, Schränke von Joseph Maria Olbrich, Geschirr, Besteck, Vasen.
Auch für die Ausstattung der Darmstädter Galerie im Haus Deiters wurden wichtige Kaufverträge geschlossen: für Gemälde von Karl Raupp, Ludwig von Löfftz, August Becker, Paul Weber, Philipp Röth. Im Haus Deiters sind auch die viel Aufsehen erregende, 1985 bei Christie's in London ersteigerten Sammlungen mit Aquarellen und Zeichnungen von Johann Heinrich Schilbach und August Lucas zu sehen.
Ein Hinweis übrigens für alle, die sich abseits der ausgetretenen Darmstädter Kulturpfade bewegen möchten: Über die viel zu wenig beachteten, in Schulen, Behörden und Altenheimen untergebrachten Stücke von "Kunst im öffentlichen Raum" und "Kunst am Bau" soll Mitte des Jahres ein Katalog und Führer erscheinen. JÖRG FEUCK
GRÄVENWIESBACH. Frankreich und Ostdeutschland sind die Reiseziele der diesjährigen Kriegsgräberfahrten, die der Ortsverband im Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge allen Interessierten anbietet. Vom 20. bis 22. Mai sollen die Gedenkstätten in Verdun besucht werden; vom 23. bis 26. September steht eine Fahrt nach Halbe (bei Berlin) mit einem Besuch von Berlin und Dresden auf dem Programm.
Anmeldungen beim Bauamt (Herr Heimann oder Frau Radu). cn
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Freiwillige Feuerwehr mit moderner Ausrüstung für die Stadt und ihre Bürger, die Stadt Mörfelden-Walldorf mit Zuschüssen für ihre Lösch- und Rettungstrupps - das ist eine Beziehung, auf die beide Seiten nicht zuletzt durch das Brandschutzhilfeleistungsgesetz angewiesen sind. Die Jahreshauptversammlung der Mörfelder Wehr machte es deutlich: Die Stadt wird in den nächsten Jahren im Bereich der Gewerbeansiedlungen weiter expandieren, der Verkehr im Ballungsraum des Frankfurter Flughafens stetig zunehmen, und damit wird die Gefahrenabwehr schwieriger werden. Dementsprechend steigt die Zahl der Einsätze: 143 waren es 1992; im Vergleich dazu 1991 "nur" 130.
"Vorsorge treffen!" - Walter Alp, Wehrführer der Einsatztruppe, wies erneut auf diese existenzielle Grundlage der Feuerwehrarbeit hin. 1992 wurden Gefahrenschwerpunkte im Einsatzgebiet und ihre spezifischen Probleme sowie Gefahrgutverordnungen und andere Daten in ein Verwaltungsprogramm eingespeist: EDV erleichtert die Arbeit der Feuerwehr.
Vier Säureschutzfahrzeuge müssen in diesem Jahr erneuert werden; das wird mit etwa 30 000 Mark zu Buche schlagen. Mittelfristig werden neben den neun vorhandenen Fahrzeugen ein Rüstwagen für Einsätze auf der Autobahn und ein kleines, wendiges Löschfahrzeug besonders für Notfälle in der Altstadt benötigt. Die Anträge laufen bereits - etwa 700 000 Mark müssen investiert werden.
Zudem sind die Verhältnisse in der Umkleide der Feuerwehrleute mehr als beengt. Drei potentielle Aktive für die Einsatztruppe können nicht aufgenommen werden, weil Spinde fehlen. Mehr Platz ist gefordert: Die geplante Aufstokkung der Feuerwache in der zweiten Hälfte dieses Jahres soll Abhilfe schaffen. Die Erweiterung zu Schulungs- und Versammlungsräumen wird ebenfalls mit mehr als einer Million veranschlagt. Professioneller Brandschutz ist schon lange nicht mehr nur mit Wasser und Schläuchen zu leisten.
Aber neben moderner Ausrüstung erhält nur ein nachwachsender Mitgliederbestand die Feuerwehren am Leben. Daran ist in Mörfelden kein Mangel - Brandschutzerziehung in Kindergärten und Schulen, Projektwochen und Aufklärung zeigen Resultate: Seit 14 Jahren besteht die Jugendfeuerwehr, derzeit mit 17 Mitgliedern.
Zu Oberfeuerwehrmännern der Mörfelder Freiwilligen Feuerwehr wurden während der Jahreshauptversammlung Andreas Felch, Stefan Galbioska und Peter Strohmeier befördert. Entsprechend ihrer Zugehörigkeitsdauer stiegen Peter Geißler, Horst Schaffner, Armin Preisig, Klaus Nowka und Oliver Krause zum Hauptfeuerwehrmann auf. Roland Adomeit und Theo Herrmann wurden Löschmeister. Sein 25jähriges Dienstjubiläum feierte Otto Busch - 1967 kam er zur Freiwilligen Feuerwehr und 1982 nach Mörfelden. asd
gam KOPENHAGEN, 15. Februar. Die ersten Präsidentschaftswahlen in Litauen seit siebzig Jahren endeten am Sonntag mit dem erwartet klaren Sieg des 60jährigen Algirdas Brazauskas. Der Vorsitzende der vordem kommunistischen "Partei der Arbeit" eroberte nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 60,1 Prozent der Stimmen. Auf seinen einzigen Gegenkandidaten, den litauischen Botschafter in den USA, Stasys Lozoraitis, entfielen 38,1 Prozent der Stimmen.
Der 68jährige Lozoraitis war von der vom früheren Parlamentspräsidenten Vytautas Landsbergis geführten rechts-nationalen Sajudis-Bewegung nominiert und von 14 Rechts- und Mitteparteien unterstützt worden. Die Wahlbeteiligung lag in Vilnius bei 78,6 Prozent.
Brazauskas, der 1989 als Chef der litauischen Kommunisten mit der Moskauer Mutterpartei gebrochen und die in "Demokratische Partei der Arbeit" (LDDP) umbenannte KP sozialdemokratisch ausgerichtet hatte, sicherte sich den Wahlsieg vor allem in den von einer überhastet durchgeführten Agrarreform betroffenen Landgebieten. Auch unter der russischen und polnischen Minderheit hatte Brazauskas starken Rückhalt, während Lozoraitis seine Wähler vor allem unter Städtern und der Jugend fand. Der Präsident, schon seit den Parlamentswahlen im November als Parlamentsvorsitzender amtierendes Staatsoberhaupt, kündigte an, die Wirtschaftsreformen so zu verlangsamen, daß der Lebensstandard der Bevölkerung gesichert werde.
(Leitartikel auf Seite 3)
MAINTAL. Eine Riesen-Rutschbahn baut der Volkschor 1860 Dörnigheim am Faschingssonntag, 21. Februar, im evangelischen Gemeindezentrum auf. Die Sänger veranstalten dort wieder ihr traditionelles Kinderkostümfest. Für die Musik sorgt das Duo "Harmonie".
Der Eintritt zum närrischen Treiben, das um 14 Uhr beginnt und 17 Uhr endet, kostet drei Mark. Der Saal eröffnet um 13 Uhr. jur
Hinter Berti Rauth liegt ein erfolgreiches Wochenende: Mit den Frauen sicherte er sich die Meisterschaft in der Bundesliga-Südgruppe, mit den Männern räumte er letzte Zweifel am Erhalt der Regionalliga aus. In Heidelberg siegte der RRK mit 5:4, tags darauf behielt man gegen den Tabellendritten TSV Mannheim mit 8:5 die Oberhand.
Einer, der sich trotz des Sieges gründlich überlegen wird, ob er zukünftig noch einmal gegen den HC Heidelberg antritt, ist Björn Emmerling. Im Laufe seiner ersten Hallensaison erlitt Emmerling im Hinspiel gegen Heidelberg einen Fingerbruch, und im Rückspiel passierte ihm dieses Mißgeschick gleich noch einmal. Immerhin durfte sich Emmerling hernach darüber freuen, daß seine Mannschaft beim Tabellenletzten nicht einbrach und trotz einiger Schwankungen auch in der nächsten Hallensaison als Regionalligist an den Start geht.
Nicht nur Björn Emmerling, auch seine Teamkollegen hatten Probleme beim Schlußlicht. Das hektische, harte Spiel war ein typisches Duell zweier abstiegsgefährdeter Teams. Lange Zeit, nämlich bis zum 5:1 nach 40 Minuten, sah es so aus, als würde sich die höhere Spielkultur der Rauth-Truppe durchsetzen. Da gute Chancen ausgelassen wurden und die spielerische Linie des RRK verlorenging, kamen die Gastgeber jedoch bis zur 54. Minute auf 4:5 heran. Mit Glück und Geschick retteten die Rüsselsheimer den Vorsprung, den Schmidt (2), George, Stallmach und Nikolaus herausgeschossen hatten, über die Zeit.
Tags darauf zeigte der RRK sein anderes Gesicht: Vom Druck der Abstiegssorgen befreit, setzte die Mannschaft gegen den Tabellendritten ihr spielerisches Potential ein und siegte sicher, obwohl neben Emmerling und Volker Schädel (Urlaub) auch Fritz Schmidt verletzungsbedingt fehlte. Marcel Janson rückte hierfür ins Team, bereits am Samstag kam Stefan Kloos zum Einsatz. Durch die Treffer von Stallmach und Klein ging der RRK sofort in Führung und hatte stets im rechten Moment zuzulegen. George (3:1), Kloos (4:2), Eberts (5:2), Stallmach (6:2) und Nikolaus (7:2 und 8:3) sorgten für den Endstand.
Die abschließende Partie gegen den SC 1880 Frankfurt (Samstag, 16 Uhr, Walter- Köbel-Halle, der als Meister bereits feststeht, können beide Mannschaften locker angehen und zu einer flotten, zwanglosen Vorstellung nutzen. Für den RRK ist die Aufstiegsrunde respektive Rang drei nicht mehr zu erreichen, die Rüsselsheimer werden die Saison in jedem Falle als Tabellenvierter abschließen. Hätte man häufiger so gespielt wie gegen Mannheim, dann wäre in dieser Saison sicher noch mehr zu erreichen gewesen. Das Kardinalproblem des Berti Rauth bleibt: Das einzige, was bei seinen Spielern wirklich konstant ist, ist ihre Instabilität. Er darf sich damit trösten, daß die guten Anlagen der jungen Mannschaft seiner zukünftigen Arbeit Perspektive geben. jbp
RK RÜSSELSHEIM: Christopher Reitz (Tor); Klaus Eberts (1), Björn Emmerling, Jens George (2), Fritz Schmidt (2), Patrick Honnef, Holger Klein (1), Thomas Nikolaus (3), Torben Stallmach (3), Glenn Eifert, Stefan Kloos (1), Marcel Janson.
HOCHTAUNUSKREIS. Der Hochtaunuskreis ist Spitze - zumindest bei den Zahlungen für die Fraktions- und Ausschußvorsitzenden des Kreistags und den Kreistagsvorsitzenden. Dies hat eine Umfrage des Bundes der Steuerzahler in Hessen ergeben. Sonst schnitt der Hochtaunus-Kreistag nicht schlecht ab - trotz erster Horrormeldungen, er sei der teuerste im Land.
Als "absoluten Spitzenreiter" hatte der Bund der Steuerzahler den Hochtaunuskreis bezeichnet: Sein Parlament koste 6,06 Mark je Einwohner; die Nachbarn in der Wetterau dagegen kämen mit 1,02 Mark je Einwohner aus. Doch die kleingedruckten Erläuterungen rücken die spektakuläre Aussage etwas zurecht: Die Studie rechnet mit den Etatansätzen, die tatsächlichen Ausgaben liegen teils "deutlich niedriger" - so auch im Hochtaunus.
Der Kreis berücksichtigt hier im Etat die theoretische Höchstzahl an Sitzungen, real tagen der Kreistag und seine Gremien jedoch weit seltener. Die Pro- Kopf-Ausgaben sinken daher auf rund vier Mark - was aber immer noch für einen Platz in der Spitzengruppe reicht.
Der Bund der Steuerzahler erklärt die höheren Ausgaben für Parlamente im Rhein-Main-Gebiet allerdings selbst mit den Problemen im Ballungsraum, die sich auch in der Arbeit der Kreistage niederschlagen. Zudem nehme die ehrenamtliche Arbeit in ländlicheren Gebieten einen höheren Stellenwert ein.
Spitze ist der Kreis auf den ersten Blick bei der Finanzierung der Fraktionen. 48 000 Mark erhält jede der vier Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP pro Jahr, zuzüglich 900 Mark je Mitglied. So hohe Zuschüsse gibt es in keinem der 20 anderen hessischen Kreise, im benachbarten Limburg-Weilburg gehen die Fraktionen sogar völlig leer aus. Werden jedoch auch Büromieten und Personalkosten berücksichtigt, die mancherorts anders als im Hochtaunuskreis zusätzlich bezahlt werden, landet dieser doch nur im Mittelfeld. Für eine angemessene Finanzierung der Fraktionen als "Teil des Parlaments" jedoch spricht sich der Bund der Steuerzahler ausdrücklich aus. Er fordert die gesetzlich vorgeschriebene Kontrolle durch die Rechnungsprüfungsämter wie sie im Hochtaunus gesichert ist - anders als in zehn anderen Kreisen. Auch bei den Aufwandsentschädigungen für die Abgeordneten entspricht die Regelung im Hochtaunus weitgehend den Vorstellungen des Steuerzahler-Bunds: Die Kombination aus Monatspauschale und Sitzungsgeld erscheint diesem "am ehesten geeignet, den realen Aufwand zu vergüten". Die Sätze von 60 Mark je Sitzung und 120 Mark je Monat passen grob auch in den Rahmen der anderen Kreise. 400 Mark für die Fraktions-Chefs werden dagegen nur im Main-Kinzig-Kreis übertroffen. 600 Mark für den Kreistagsvorsitzenden stellen den Höchstwert dar ebenso wie 200 Mark für Ausschußvorsitzende - in sechs Parlamenten erhalten diese schlicht nichts. stk
BAD VILBEL. "Männer und Butterblume" lautet der Titel eines Chansonprogramms, mit dem Alix Dudel im Stil der Diseusen der zwanziger und dreißiger Jahre am Mittwoch, 17. Februar, um 20.30 Uhr in der Alten Mühle gastiert.
Von Burkhardt Niggemeyer am Klavier begleitet, trägt sie in einer Mischung aus Sprache und Gesang Musikalisches von Eisler und Weill sowie Texte von Wedekind, Kästner und Tucholsky vor. mu
So haben sie sich das gedacht, die Männer des 1. Hanauer THC, genau so, wie es nun eingetreten ist. Die Hanauer trumpften gegen den Tabellenzweiten Kickers Stuttgart (14:8) und den SSV Ulm (10:7) groß auf und sicherten sich vier Punkte, während der drittplazierte TSV Mannheim in Rüsselsheim strauchelt. Nun ist der HTHC bis auf einen Zähler an die Mannheimer herangekommen und der letzte Spieltag bringt die beiden Teams zu einem "kleinen Endspiel" um die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zusammen. Wenn die Hanauer am Samstag in Mannheim gewinnen, dann haben sie ihr großes Ziel erreicht.
"Wir sind psychologisch im Vorteil, denn auf den Mannheimern lastet ein größerer Druck als auf uns", freut sich Hanaus Spielertrainer Harald Koch. Der HTHC fühlt sich in der Rolle des "Jägers" sichtlich wohl, während den Mannheimern, die lange Zeit wie ein sicherer Aufstiegsrunden-Teilnehmer aussahen, eher die Felle davonschwimmen. Wenn das Team um Harald Koch weiterhin so spielt, wie dies am Wochenende gelang, dann haben sie wirklich allerbeste Aussichten auf einen Sieg in Mannheim. "Wir haben einen Lauf, uns gelingt fast alles", meint Koch und führt dies darauf zurück, daß die Mannschaft nun zueinander gefunden hat und als homogene, selbstbewußte Einheit auftritt.
Gegen Stuttgart ging es bis zum 5:5 (24. Minute) sehr abwechslungsreich zu, ehe Carsten Eimer mit drei Treffern für die beruhigende Pausenführung sorgte. Von nun an geriet der Hanauer Sieg nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Schmidt (2), Jankowsky, Eimer, Wolfgang Koch und Tauchert hielten den Kurs auf der Siegerstraße. Gegen den Tabellenzweiten und sicheren Endrundenteilnehmer bot das Hanauer Team eine souveräne Leistung. Etwas schwerer taten sich die Koch- Schützlinge tags darauf gegen den SSV Ulm, den sie auch ein wenig unterschätzten. Nach der plangemäßen Führung durch Tauchert und Schmidt lagen die unkonzentriert wirkenden Gastgeber nach 18 Minuten mit 2:3 zurück, und wieder war es Carsten Eimer, der das wichtige 3:3 erzielte (19.). Das gute Spiel - auch die Ulmer versteckten sich nicht - endete mit einem leistungsgerechten 10:7 für den HTHC. Das einzige, wofür Harald Koch nun sorgen muß, ist, "daß mir die Leute jetzt nicht abheben". Pilot Koch wird den Steuerknüppel fest in Händen halten, um eine Bruchlandung kurz vor dem Ziel zu vermeiden. 1. HANAUER THC: Christian Josenhans (Samstag), Kait Bachmann (Sonntag, Tor); Harald Koch (2), Wolfgang Koch (3), Sören Mertens, Jan Schmidt (6), Joachim Ritter, Jens Ritter, Marco Jankowsky (3), Harald Tauchert (2), Carsten Eimer (7), Niels Höra (1) ina
"Sozialpolitik in Frankfurt muß einen herausragenden Stellenwert haben." Mit dieser Forderung hat die Sozialpolitische Offensive vor der Gefahr gewarnt, daß Haushaltskürzungen und Sparmaßnahmen vordringlich die treffen könnten, die schon heute in Armut leben.
Angesichts sinkender Einnahmen und wachsender sozialer Aufgaben der Kommunen müßten bei kommenden Haushaltsberatungen die Etatmittel so umverteilt werden, daß der soziale Bereich eindeutige Priorität erhalte, heißt es in einer Stellungnahme der Offensive zur Kommunalwahl.
Die Offensive, der unter anderen die Arbeiterwohlfahrt, der Caritasverband, der DGB, die christlichen Kirchen und der Stadtjugendring angehören, warnte davor, mit Diskussion über den Mißbrauch sozialer Leistungen in der Bevölkerung gegen sozial Schwache Stimmung zu machen. Die Parteien müßten im Wahlkampf alles unterlassen, was die Ausgrenzung der "Armutsbevölkerung" verstärke.
Nach Ansicht des DGB-Kreisvorsitzenden Dieter Hooge stellt die Diskussion über den Abbau von Sozialleistungen einen "Generalangriff auf das Sozialstaatsgebot" des Grundgesetzes dar. In einem offenen Brief an die Delegierten des SPD-Unterbezirksparteitags in Frankfurt spricht Hooge von einer "Kampagne", die den Sinn sozialer Leistungen grundsätzlich in Frage stelle und deren Nutznießer als "Krankfeierer" und "faul" diffamiere.
Die Frankfurter Parteien forderte der örtliche Chef des Gewerkschaftsbundes auf, eine klare Position gegen die Bonner Politik zu beziehen. sar
BAD VILBEL. Die Stadtverordnetenversammlung, die sich in der Sitzung am Dienstag voriger Woche "verplaudert" und in vier Stunden nur die Hälfte von 30 Tagesordnungspunkten erledigt hat, muß nachsitzen. Am Donnerstag, 18. Februar, um 18 Uhr haben sich die Abgeordneten im Kurhaus einzufinden, um ihr Programm abzuschließen.
Beraten wird unter anderem über Anträge zum Jüdischen Museum, zu den Abwassergebühren, über die Tempo-30-Zone im Grünen Weg, über die künftige Nutzung der Zehntscheuer, die Benennung einer repräsentativen Straße nach dem ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt, zum 3. Bahngleis, zu dem CDU-Parteiblatt "Quelle", zur Neugestaltung des Kurparks und zur künftigen Nutzung des geplanten Baugebietes Dortelweil-West.
Anfragen befassen sich unter anderem mit der Obdachlosigkeit in Bad Vilbel, mit der Einrichtung kommunaler Frauenbüros, dem Ausbau der Frankfurter Straße, der Stadtbuslinie und mit den städtischen Wohnungen in der Homburger Straße. hm
FRANKFURT A. M. "Alles lacht sich kaputt. Die Frankfurter sind fidel - ein Herz und eine Seel." Das war das Motto der Frankfurter Fastnacht im Jahr 1936 - ausgedacht nicht von den Fastnachtsvereinen, sondern von der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" (KdF). Trotz der Gleichschaltung versuchten die Narren, jeden sich bietenden Freiraum zu nutzen. Davon handelte die Ausstellung "Frankfurt lacht sich kaputt", die der 1. Sindlinger Karnevalverein im dortigen Bürgerhaus organisiert hatte.
"Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß nicht Langeweile erholt, sondern Unterhaltung in verschiedenster Form", davon war Robert Ley, der Führer der Deutschen Arbeitsfront (DAF), überzeugt. Diese Unterhaltung wollte die NS- Führung kontrollieren. Deshalb schaltete sie die Karnevalsvereine gleich; am 16. September 1933 wurden sie in der KdF zwangsvereinigt.
Die meisten Vereine lehnten den "Beitritt" ab. Sie befürchteten zu Recht, ihre Unabhängigkeit unwiderruflich zu verlieren. Die KdF verfügte, nur sie sei dazu berechtigt, karnevalistische Großveranstaltungen auszurichten.
Ohne Büttenreden, Elferräte und Prinzengarden waren sie jedoch wenig erfolgreich. Als das die KdF erkannte, garantierte sie den Vereinen, sie werde sich nicht mehr in ihre Programme einmischen. Ein Versprechen, das freilich nicht lange hielt.
Die Heddernheimer "Käwwern-Zeitung" zur Fastnacht 1934 zeigt, wie politisch gewagt die Texte noch waren: "Bei dem Mangel hochwertiger Intelligenzen, der durch die Gleichschaltung immer empfindlicher wird, dürfte es sich empfehlen, Männer auszusuchen, die auch das wirkliche Verständnis aufbringen, um das Amt als Führer von Vereinen, Protektoraten usw. zu übernehmen." Und weiter: "Aus unserem ,Käwwernstaate&rquote; empfehlen wir dehalb hochqualifizierte Exemplare." Im folgenden Jahr, 1935, erschien keine "Käwwern-Zeitung" mehr.
1936 kam es zu Auseinandersetzungen, die sogar im Ausland Aufmerksamkeit erregten: Die Polizei verbot alle Heddernheimer Fastnachtsfeiern. Grund war die geplante Narrenzeitung. Sie sollte auf der Titelseite Hitler mit einer Narrenmaske zeigen. Dem Ortsgruppenleiter kam das nicht zum Lachen vor. Er gab sein Wissen weiter. Hitler ließ die Auflage beschlagnahmen und die beiden Graphiker sowie den verantwortlichen Redakteur für vier Wochen in "Schutzhaft" nehmen.
Die Nazis verboten auch den Heddernheimer Fastnachtszug und zerstörten die schon fertigen Wagen. Die Karnevalvereine wurden jetzt endgültig in die KdF eingegliedert. In der Innenstadt kam es deshalb zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Einige Beamte schossen, es gab mehrere Verletzte und neun Festnahmen.
Nach diesen Vorfällen bemühte sich die KdF in den folgenden Jahren, einen "Volkskarneval" zu organisieren. Denn: "Karneval entspricht dem deutschen Wesen, ein Volksfest im wahren Sinne." Sie bot alles auf, was recht und teuer war: Galasitzungen, Blaskapellen, Häuserschmuck und Prämien für die besten Masken. Einen Umzug gab es nur noch 1939 zum 100. Geburtstag der Heddernheimer Fastnacht - es war bis Kriegsende die letzte unorganisierte Aktion. laf
Die Frankfurter Fastnachts-Ausstellung im Sindlinger Bürgerhaus (Sindlinger Bahnstraße 124) ist werktags von 8 bis 15 Uhr zu sehen. Anmeldung unter der Telefonnummer 37 33 20. Zu der Dauerausstellung hat die Frankfurter Volkskundlerin Heidrun Merk ein Begleitheft geschrieben. Einrichtung und Trägerschaft: Saalbau GmbH, mit Unterstützung des Großen Rates der Karnevalvereine und des historischen Museums. Initiative und Betreuung: 1. Sindlinger Karnevalverein Sindlingen 1925. star
FRANKFURT A. M. Zur großen Kinder-Fastnachtsfete am Fastnachtsamstag, 20. Februar, ab 12.31 Uhr, erwartet der "Große Rat" der Karnevalvereine Frankfurt sowie das Prinzenpaar, Prinzessin Petra I. und Prinz Bernd I., auf dem Paulsplatz viele Kinder mit ihren Eltern und Jugendliche.
Seit Wochen laufen die Vorbereitungen unter Leitung von Werner Brauburger auf Hochtouren. Brauburger wird bei der Organisation des Kinderfestes vom "Krätscher"-Sitzungspräsidenten Norbert Roth, von Ellen Kopania (Rödelheim), Dagmar Schäfer ("Schlippcher") und Alexandra Pontow ("Käwwern" Heddernheim) unterstützt. Außerdem helfen die Aktiven der "Pierrette", der "Nordendler" und der SGK 47 Sachsenhausen.
Die Frankfurter Kinder erwartet ein Programm mit Schautänzen, Musik, Gesang und "Büttengebabbel". Mit dabei sind die "Node Chaote" aus Grenzach im Südschwarzwald mit Guggemusik. Es gibt Lose und schöne Preise, eine lustige Aktion unter dem Motto "Eltern schminken Kinder" und eine große Polonäse, angeführt von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und dem Prinzenpaar.
Um 15.11 Uhr erfolgt die Proklamation, und der OB übergibt die Stadtschlüssel an die Tollitäten. Gefeiert wird der "Sturz der Stadtregierung" anschließend bei einem Platzkonzert. Es spielen die Musikzüge "Hanse Lübeck", "Blau-Rot" Niederrad, der "Nordendler" sowie das Sachsenhäuser Musik-Corps '82. dixi
SCHMITTEN. Die Oberreifenberger haben in dieser Woche allen Anlaß zum Feiern. Nach der Aufnahme ihres Dorfes ins Dorferneuerungsprogramm wurde dieser Tage auch der neue Schulungs- und Aufenthaltsraum der Feuerwehr offiziell seiner Bestimmung übergeben.
Die Feuerwehrleute haben einen Großteil der Bauarbeiten in Eigenleistung erbracht; die Gemeinde gab die finanziellen Mittel, um die Ausstattung und Unterbringung der freiwilligen Wehr den modernen Erfordernissen anzupassen. cn
MAINTAL. "Siemens sollte die Menschen ernster nehmen." So überschreibt die Umwelt-Initiative Maintal ihre Mitteilung, in der sie Konsequenzen von dem Unternehmen fordert, nachdem bekannt wurde, daß die gesundheitsschädlichen "blauen Wolken" vor eineinhalb Jahren über Hanau-Wolfgang von dem Brennelementewerk und der Degussa stammen. In dem Schreiben erinnert die Initiative daran, daß der Konzern über seinen Pressesprecher Rainer Jend "jede Verursacherschuld strikt und definitiv abstreiten ließ".
Nach dieser "offenkundig gewordenen Falschinformation" solle Siemens "für seinen künftigen Umgang mit der Bevölkerung endlich die Konsequenzen ziehen". Daß das Unternehmen "schon bei so direkt sichtbaren und wahrnehmbaren Umweltgefährdungen" bis zum Gegenbeweis alles bestreitet, beunruhige die Menschen im Main-Kinzig-Kreis sehr. "Wie sehr muß die Öffentlichkeit dann um Sicherheit, Gesundheit und Leben fürchten, wenn es auch um die Radioaktivität geht."
Darüber hinaus hofft die Inititative, daß Politiker "lobbyhöriger Parteien" aus dem Fall gelernt haben und "künftig die Sorgen um Leben und Gesundheit nicht mehr so leichtfertig diskriminieren". jur
Baum ab für eine Treppenreparatur? Um eine Kiefer ging es in der Ortsbeiratssitzung, zu der Annegret Brein, Am Weigelsgarten 11, Stellung nahm. Sie ist Anwohnerin und zugleich Kandidatin der Grünen im "Neuner" zur Wahl am 7. März. Darüber, ob der Baum gefällt oder ob zwei Neue gepflanzt werden, entscheide der Bauausschuß im Römer, erklärte sie und schickte uns folgenden Zeilen:
Eine sehr schöne, gesunde Kiefer soll abgehackt werden, nur weil sie neben einer altersschwachen Treppe steht, die erneuert werden soll. Gerade im Winter ist dieser Baum ein grüner Lichtblick für Anwohnerinnen und Anwohner, die sonst auf einen kahlen Garagenhof und auf zugeteerte, bebaute Flächen schauen.
Nichts gegen die notwendige Erneuerungen der Treppe, aber wer hat untersucht, unter welchen Bedingungen der Baum leben bleiben könnte?
Die Mehrheit im Ortsbeirat 9 interessiert sich dafür überhaupt nicht. Der Antrag der Grünen wurde abgelehnt (von CDU, SPD und FDP). Die werden sich für die Wahl damit kaum Freunde schaffen. Aber vielleicht wird die geplante Tat erst nach dem 7. März begangen, dann nützt eine Bürgerschelte ja nichts mehr.
Die Neuregelung des Sorgerechts getrennt lebender Eltern für ihre Kinder hat der Kinderschutzbund gefordert. Eine gesetzliche Regelung würde viele Unsicherheiten bei Betroffenen beseitigen, sagte der Vizepräsident des Kinderschutzbundes, der Rechtswissenschaftler Ludwig Salgo, im Hessischen Rundfunk.
Bei einer Neuregelung sollten Entscheidungen dem Elternteil überlassen werden, bei dem das Kind lebe. Dabei müßten die Wünsche der Kinder und des anderen Partners ebenfalls berücksichtigt werden, sagte Salgo. lhe
HOCHTAUNUSKREIS. Eine positive Rechtsschutzbilanz 1992 hat die ÖTV- Kreisverwaltung Lahn-Taunus vorgelegt. Von 55 Klagen wurden 52 positiv abgeschlossen und über 1,5 Millionen Mark erstritten, teilte der Kreisgeschäftsführer Hermann Schaus mit.
Augenfällig sei, äußerte Schaus, daß in den vergangenen Jahren insbesondere die Zahl der Klagen wegen Rentengewährung gestiegen seien. dag
rds BONN, 15. Februar. Für die bevorstehenden Gespräche mit der Bundesregierung über den geplanten "Solidarpakt" nannte der SPD-Vorsitzende Björn Engholm am Montag in Bonn "vier unverzichtbare Ziele", die sich die Führung seiner Partei gesetzt habe. Unverzichtbar sei ein schneller und solider Aufbau im Osten. Ein Verzicht auf ökologische Standards sei im Osten wie im Westen nicht zu verantworten. Die zu beschließenden Maßnahmen müßten sozial ausgewogen sein, und der Föderalismus müsse mit fester Finanzbasis gesichert bleiben.
Über die kurzfristig erforderlichen Hilfen für die neuen Länder 1993 und 1994 hinaus ergibt sich nach den Worten Engholms ab 1995 ein Transferbedarf "für die Dauer von mindestens einer halben Generation" in der Größenordnung von rund 110 Milliarden Mark, der dauerhafte staatliche Einnahmeverbesserungen unverzichtbar mache. 60 Milliarden Mark davon errechneten sich aus dem Mehrbedarf zum Länderfinanzausgleich (30 Milliarden Mark), das "Zukunftsinvestitionsprogramm (ZIP Ost)" von jährlich 20 Milliarden Mark für Länder, Kreise und Gemeinden sowie mindestens acht Milliarden Mark für die Sanierung der Altbetriebe und zur Absatzförderung.
Weitere 50 Milliarden Mark werden laut Engholm ab 1995 jährlich benötigt: Die Arbeitsmarktförderung werde mindestens sieben Milliarden Mark zusätzlich kosten, der Wohnungsbau fünf Milliarden, die Schuldenbedienung für die DDR- Altlasten mindestens 32 Milliarden und die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Sanierung der Haushalte von Bremen und dem Saarland weitere sechs Milliarden. Für die Sanierung der Bahn kämen mindestens sechs Milliarden Mark hinzu. Auch die Pflegeversicherung gehöre zum Thema "Solidarpakt".
Das mittelfristige Konzept der SPD sieht für die Deckung dieser Finanztransfers die Kürzung von Steuersubventionen und Haushaltseinsparungen von zusammen 28 Milliarden Mark ab 1995 vor. Weiterer Spielraum in den öffentlichen Haushalten müsse durch Vorsorgemaßnahmen geschaffen werden, die sich auf 45 Milliarden Mark summieren könnten.
Die zehnprozentige Ergänzungsabgabe auf die Steuerschuld für Jahreseinkommen ab 60 000 Mark für Ledige und 120 000 Mark für Verheiratete würde nach diesen Berechnungen jährlich 20 Milliarden Mark, die zweiprozentige Arbeitsmarktabgabe für Selbständige und Beamte sechs Milliarden Mark einbringen, "immer vorausgesetzt, daß sich die westdeutsche Konjunktur ab Herbst 1993 wirklich wieder erholt", betonte Engholm. Rezessionsbedingte Steuerausfälle müßten durch Neuverschuldung des Staates ausgeglichen werden, räumte er ein.
Der SPD-Chef machte keinen Hehl aus seiner insgesamt skeptischen Einschätzung der Wirtschaftsentwicklung in Ost und West. In den neuen Ländern existiere nur noch eine Industriebrache, die Absatzmärkte im Osten seien weggefallen, und die Arbeitslosigkeit betrage in Wirklichkeit bis zu 40 Prozent. Frauen seien dabei sogar doppelt stark betroffen. Im Westen drohten Rezession und Strukturkrisen, etwa im Stahl-, Auto- und Werftenbereich.
Viele soziale Grundbedürfnisse wie das Wohnen können nach Engholms Worten schon heute nicht mehr gedeckt werden. Die öffentlichen Haushalte seien wegen der Schuldenlasten bereits bewegungsunfähig, die Etats der Länder ihren Aufgaben nicht mehr gewachsen. "Die Transferkraft von West nach Ost geht gegen Null", warnte der SPD-Vorsitzende.
Den "Aufbau Ost" als verfassungsrechtlichen Anspruch ins Grundgesetz aufzunehmen, schlug Enghom in der SPD-Vorstandssitzung ebenfalls vor. Dabei sollten Finanzierungsverpflichtungen des Bundes festgeschrieben werden, meldete dpa.
NIDDERAU. Umwelt und Soziales sollen weiterhin die Schwerpunkte ihrer Parlamentsarbeit sein, heißt es im Programm der Grünen zur Kommunalwahl. In zahlreichen Bereichen will die kleinste der bisherigen Parlamentsparteien nicht das Gegenteil von dem, was die regierende SPD verwirklicht. Oft ist es eher ein gradueller Unterschied in den Zielen. Doch bekanntlich schlägt Quantität bisweilen in Qualität um.
Ein solcher Fall ist die Bautätigkeit, bei der die Grünen gegen die großflächigen Projekte wie Allee Süd bleiben. Sie meinen, der Wohnungsnachfrage mit der Ausnutzung von innerörtlichen Baulükken, der Umwandlung ehemaliger Gehöfte und kleineren Baugebieten an den Ortsrändern entgegenkommen zu können. Der von der Stadt betriebene Biotopverbund, dessen Grundidee sie für sich in Anspruch nehmen, wird von den Grünen unterstützt, wenngleich sie mit zehn Prozent einen doppelt so großen Teil der Gemarkung miteinbezogen haben möchten. Beim Müll ist auch die Grüne Partei dafür, die kommunalen Recyclinghöfe beizubehalten. Die Biotonne soll darüber hinaus schnell kommen. Schnell umgesetzt werden solle das eben in der Stadtverordnetenversammlung beschlossene Konzept "Tempo 30", darüber hinaus "Tempo 40" auf den Durchgangsstraßen. Der Windecker Marktplatz soll für Autodurchfahrt gesperrt sein. Für Radwege wollen die Grünen sich ebenso einsetzen wie langfristig für einen S-Bahn-Anschluß. Die Umgehung Heldenbergen wird im Gegensatz zu denen von Windecken und Ostheim unterstützt; Windecken bringe kaum Verkehrsentlastung, dafür Naturzerstörung und Lärm; Ostheim wäre nach Dafürhalten der Nidderauer Grünen einfacher, billiger, umweltfreundlicher durch einen Autobahn-Anschluß bei Hammersbach zu entlasten.
Für sich nehmen sie in Anspruch, mit Öffentlichkeitsarbeit und auch mit Druck der Eltern eine fast 100prozentige Versorgung der Drei- bis Sechsjährigen mit Kindergarten-Plätzen erreicht zu haben . In den nächsten Jahren werde man sich für die Schaffung von Krippenplätzen und schulnahen Horten sowie für inhaltliche und personelle Verbesserungen in den Kindertagesstätten einsetzen.
Für die Stadt fordern die Grünen ein flächendeckendes Konzept kommunaler Jugendpflege, die auch Jugendliche an ihren Treffpunkten aufsucht.
Auch für die Senior(inn)enarbeit verlangt die Grüne Partei ein Konzept; dabei sollen Tagesbetreuung und andere Formen, mit denen das Verbleiben in der häuslichen beziehungsweise örtlichen Umgebung gesichert wird, Vorrang haben. Die Grünen lehnen - wie berichtet - den Bau eines Altenzentrums auf privatwirtschaftlicher Basis ab.
Die Grünen machen sich für die menschenwürdige Unterbringung und die soziale Betreuung von Flüchtlingen stark, die nach Nidderau kommen. Gefordert werden auch die Unterstützung von Selbsthilfegruppen und Initiativen durch die Stadt.
In der Frauenpolitik gehören Frauentaxi, Notruftelefone an den Bahnhöfen, Betreuungsschulen, gynäkologische und geburtshelferische Versorgung sowie ein Frauencafé zu den Forderungen im Grünen Wahlprogramm.
In Sachen Kultur werden ein "großzügiger" Etat und tolerante, begeisterungsfähige Verantwortliche verlangt; vorstellen könne man sich unter anderem von Künstler(inne)n organisierte Kurse, Musik und gestaltende Kunst aus fremden Kulturen, Kreativspiele für Kinder. Für Bürgerversammlungen solle die Bevölkerung selbst die Tagesordnung bestimmen können.
Die Vereinsförderung müsse dringend überarbeitet werden, dabei stärker am Vereinszweck orientiert sein und weniger die Gastronomieanlagen unterstützen. Das öffentliche Geld müsse auch stärker an Umwelt- und Tierschutz-Aspekten ausgerichtet vergeben werden. Beispielsweise sollten Vereine, die sich überwiegend mit Tierzucht in Käfigen befassen, weniger oder gar kein Geld mehr bekommen. Dagegen solle die Musikschule eine höhere Grundförderung erhalten.
Und wie soll all das finanziert werden? Die Grünen halten es dazu für unabdingbar, daß Abwasser, Müll und Friedhofswesen ihre Kosten über Gebühren zu decken haben; für die Abwasserklärung wollen sie einen wirtschaftlich arbeitenden Eigenbetrieb.
In der Gewerbesteuer soll die Stadt laut Grünen-Programm kräftiger zulangen: In zwei Schritten könne man so zu einem Hebesatz von 320 Punkten mit entsprechenden Mehreinnahmen gelangen.
Und: Die Spielapparate-Steuer, aus der die Stadt gewiß nicht reich werden wird, wolle man "bis an die Grenze ausreizen". Ul
KRONBERG. Seit zwei Wochen ist in der Friedrich-Ebert-Straße eine Radarmeßstation installiert. Obwohl sie erst Ende vergangener Woche eingeschaltet wurde, kann Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) jetzt schon einen Erfolg vermelden: "Alle fahren Schritt." Eine zweite mobile Meßstation ist weiter in verschiedenen Straßen im Einsatz.
Bislang fuhren, wie Messungen ergaben, in der Friedrich-Ebert-Straße 56 Prozent aller Autofahrer zu schnell, in der Hainstraße waren es 32 Prozent. Insgesamt, so Kreß, seien seit Einrichtung des Verkehrsversuchs Geschwindigkeiten und Lärm zurückgegangen. Es gab zehn Prozent weniger Unfälle, und die Unfälle waren auch nicht mehr so schwer. esi
KLAUS WEDEMEIER, Bürgermeister von Bremen, hat jetzt ein Versprechen seiner rot-gelb-grünen Landesregierung eingelöst: Nach der Gehaltserhöhung 1992 für den Öffentlichen Dienst hatten die Bremer Senatorinnen und Senatoren angekündigt, sie würden ihre durchschnittliche Netto-Gehaltserhöhung während der Laufzeit des Tarifvertrags (bis Dezember 1992) für einen gemeinnützigen Zweck spenden. Von Juni bis Dezember sammelten sich auf einem eigens eingerichteten Sonderkonto 28 197,86 Mark an. Wedemeier (SPD) überreichte diese Summe jetzt zwei "Kinder- und Jugendfarmen", auf denen Stadtkinder den Umgang mit Tieren erfahren können. Die Frage der FR, ob die Senatsmitglieder auch künftig ihre Gehaltszuwächse spenden wollten, konnte ein Regierungssprecher am Montag nicht beantworten. Bereits im Dezember hatten die Abgeordneten der Bremischen Bürgerschaft auf ihre alljährliche Diätenerhöhung verzichtet. (stg)
KASSEL. Wegen einer dramatischen Ausgabensteigerung hat der Landeswohlfahrtsverband (LWV) am Montag Alarm geschlagen: Die Kosten für die stationäre Pflege alter Leute und junger Behinderter schießen laut Landesdirektorin Barbara Stolterfoht so in die Höhe, daß der LWV sie nicht mehr bezahlen kann.
Weil die Zahl derjenigen, die "Hilfe zur Pflege" nach dem Bundessozialhilfegesetz erhalten, 1992 ebenso sprunghaft anstieg (um fast 1000 auf rund 18 000) wie die Personalkosten, muß der Verband im Haushaltsjahr 1993 mit 158 Millionen Mark höheren Kosten rechnen als bislang veranschlagt. "Wir befinden uns in der Krise", so Stolterfoht (SPD).
Der Verwaltungsausschuß des LWV habe deshalb "die Notbremse" gezogen: Er verabschiedete ein Sofortprogramm, das unter anderen vorsieht, keine neuen Pflegeheime anzuerkennen und die Pflegesätze einzufrieren. Dazu sieht sich der Verband laut Kämmerer Albrecht Glaser (CDU) gezwungen, weil die Mehrkosten in dreiststelliger Millionenhöhe nicht mehr von den Kommunen getragen werden können: "Schon jetzt", so Glaser, "nehmen wir den Kreisen und Städten über die Verbandsumlage mehr als die Hälfte ihres Verwaltungshaushaltes ab."
Das Defizit über eine noch stärkere Erhöhung der Umlage auszugleichen, sei deshalb undenkbar. Außerdem seien die Kommunen von der Kostenexplosion selbst empfindlich getroffen, da sie seit Januar die Pflege der über 65jährigen selbst finanzieren müssen.
Das Problem ist kein spezifisch hessisches: Auch in anderen Bundesländern stiegen die Kosten für die Pflege in den vergangenen zehn Jahren erheblich stärker als die Verbandsumlage. Beide Zahlen klaffen in der Konsequenz immer weiter auseinander. Mit einem "Crash" rechnete der LWV jedoch erst für 1995. Jetzt sorgen sprunghaft gestiegene Zahlen dafür, daß er früher als erwartet kam.
Als äußerst problematisch stellte sich für den LWV dabei die Regelung heraus, die Pflegesätze erst am Ende des Jahres endgültig festzulegen, wenn die Heime alle angefallenen Kosten belegen können. Zuvor erhalten diese lediglich einen "Abschlag" auf der Basis zuvor ermittelter Durchschnittswerte. "Das heißt", so Stolterfoht, "wir kaufen eine Dienstleistung ein, deren Preis zum Zeitpunkt des Einkaufs noch gar nicht feststeht." Durch diese Regelung seien die tatsächlichen Kosten nicht kalkulierbar.
Der LWV will sich nun mit den kommunalen Spitzenverbänden, der Liga der Freien Wohlfahrtspflege und der Landesregierung an einen Tisch setzen, um die Krise gemeinsam zu meistern. Mindestens eine vorläufige Lösung müsse gefunden werden, so Stolterfoht, die praktikabel sei, bis die Pflegeversicherung komme. ELKE BOCKHORST
Hanau erwägt noch keine höheren Kita-Gebühren Dezernent dementiert Gerüchte / Staffelung kommt Von Regine Schlett HANAU. Bei der Stadt Hanau sind noch keine Beitragserhöhungen für die Kindergärten im Gespräch, die im Zuge der Staffelung nach sozialen Gesichtspunkten auf die Eltern zukommen sollen. Sozialdezernent Klaus Remer wies dieser Tage entsprechende Gerüchte zurück, die bei einigen Eltern bereits zur Verunsicherung geführt hatten. "Wir müssen erst die Änderung der Landesgesetze abwarten", sagte Remer. Klar ist jedoch, daß die Staffelung der Beiträge kommen wird. "Wir warten seit Jahren auf ein Gesetz", sagt Remer. Nach der jetzigen Gesetzeslage, erklärt Oberbürgermeister Hans Martin, sei es den Kommunen nicht möglich, unterschiedliche Beiträge von den Eltern zu verlangen. Im Hessischen Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit wird daher derzeit eine Änderung des Kindergartengesetzes vorbereitet, die ursprünglich bis September auf dem Tisch liegen sollte. Diesen Zeitpunkt kann Pressesprecherin Claudia Weisbart gegenüber der FR nicht bestätigen. "Der Termin ist völlig unklar", sagt sie, "wir arbeiten dran."
Hanaus SPD-Fraktionsvorsitzender Carl Edward Günther kritisiert die bisherige Praxis der einheitlichen Beiträge als "verbesserungswürdig". Die Pläne der hessischen Landesregierung bezeichnet er als "einen Schritt hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit".
Derzeit wird ein Platz in einer Hanauer Kindertagesstätte mit rund 6700 Mark pro Jahr von der Stadt bezuschußt. Nur 13 Prozent der Kosten werden mit Elternbeiträgen gedeckt. Die Landeszuschüsse finanzieren weitere vier Prozent.
Wie Günther erklärt, solle die Sozialstaffelung jedoch nicht in erster Linie der Aufbesserung des Sozialetats dienen, sondern einer Verteilung. "Mehreinnahmen", so der Fraktionsvorsitzende, "sollen zur Entlastung von Geringverdienenden beitragen."
Das eingesparte Geld solle für den Bau neuer Kindertagesstätten aufgewandt werden. Günther geht jedoch davon aus, daß die Eigenbeteiligung auf etwa 50 Prozent der tatsächlichen Kosten beschränkt werde. Die Höhe der Entgelte, ergänzt Oberbürgermeister Hans Martin, hänge außerdem davon ab, ob sich Bund und Länder angemessen an den steigenden Sozialleistungen beteiligen, die auf die Kommunen zukommen.
Der Rathauschef kritisiert auch den gesetzlich verankerten Anspruch ab Jahresbeginn 1996 auf einen Kindergartenplatz als "Schaufensterregelung" der Bundesregierung, da er nicht finanzierbar sei. Die Umsetzung dieser Forderung in nur dreieinhalb Jahren sei ohne Mittel von Bund und Ländern "völlig unrealistisch", sagt Martin. Er verweist auf entsprechende Hochrechnungen des Deutschen Städtetags, daß allein in den alten Bundesländern 600 000 zusätzliche Kindergartenplätze entstehen müßten, die mehr als 20 Milliarden Mark Investitionen erfordern. An Betriebskosten kämen jährlich vier Milliarden Mark hinzu. Die erforderlichen 36 000 Erzieherinnen und Erzieher stünden ohnehin nicht zur Verfügung, da bereits derzeit Mangel herrscht. Der Präsident des Deutschen Städtetags, der Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel (CDU), habe vorgerechnet, daß die erforderlichen Investitionsmittel nicht einmal dann verfügbar wären, wenn Städte und Gemeinden über Jahre auf jede andere Investition verzichteten.
JUDITH SCHWARZENBERG, MONIK MLYNARSKI und F. H. BACH wurden erneut in den Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gewählt. Während der jüngsten Jahreshauptversammlung wurde URSULA OSTERWOLD als Schatzmeisterin wiedergewählt. ROBERT GENZEL ist neuer Schriftführer. Beisitzer sind Prof. Dr. MANFRED SCHLENKE, STEPHAN KOLB, HARTMUT BOHLMANN, ANNY FREUND, GÜNTER SIMON, K. G. GOERG, NICOLAI SCHUSTER, Pfarrer im Ruhestand GEORG SCHNABEL und BENNY POLLAK. In einer Pressemitteilung bedauerte die alte und neue Vereinsvorsitzende, Judith Schwarzenberg, daß der Ausländer- und Fremdenhaß weiter zunehme.
BERND ROHDE (CDU), scheidender Bürgermeister von Bad Nauheim, will in die Luft gehen. Er werde zunächst passives Mitglied des Aero- Clubs Bad Nauheim werden und dann sehen, "ob seine alten Knochen" das aktive Fliegen noch vertragen, kündigte der 55jährige Rathauschef am Sonntag auf dem Club-Flugplatz an.
HEINRICH WETZLER, Amtsvorsteher des Postamtes Büdingen, wurde in den Ruhestand verabschiedet. Zugleich wurde sein Nachfolger, HEINRICH HÄFNER, ins Amt eingeführt.
In einer Gedenkveranstaltung mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker wurde am Montagabend im Auditorium maximum der Ludwig-Maximilian-Universität München an die studentische Widerstandsgruppe "Weiße Rose" erinnert. Die Geschwister Hans und Sophie Scholl sowie andere führende Mitglieder der Gruppe wurden vor 50 Jahren zum Tode verurteilt und hingerichtet. Sie hatten seit dem Sommer 1942 in Flugblättern zum Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime aufgerufen. Der Hausmeister der Universität hatte sie denunziert, nachdem sie Flugblätter in den Lichthof der Münchner Universität geworfen hatten. Den Gedenktag nahm Weizsäcker zum Anlaß, jeden Bürger an seine soziale und politische Verantwortung in der freiheitlichen Demokratie zu erinnern. Wir dokumentieren die Rede in der vom Bundespräsidialamt in Bonn verbreiteten Fassung.
OBERTSHAUSEN. "In Deutschland sind Jugendliche von der politischen Willensbildung meist ausgeschlossen", sagen die Jusos und meinen, dabei müsse es nicht bleiben. Deshalb fordern sie in ihrem Kommunalwahlprogramm die Schaffung eines Jugendparlamentes auch als Konzept gegen Politikverdrossenheit. Ohne eine Parteibindung einzugehen, sollte dieses Jugendparlament der Ort sein, an dem die Jugendlichen selbst Einfluß nehmen können, erklärt Juso-Vorsitzender Marco Caliendo. Die Entscheidungen des Jugendparlamentes müßten automatisch Tagesordnungspunkt der Stadtverordnetenversammlung werden.
Den Jungwähler fest im Blick, fordern die Jusos außerdem die Schaffung eines Jugend-Kulturzentrums mit Proberäumen für Bands. Um zu zeigen, wo sie in der Ausländerpolitik stehen, verlangen sie ein kommunales Wahlrecht für Ausländer und die schnellstmögliche Einrichtung eines Ausländerbeirates, der selbst Anträge in der Stadtverordnetenversammlung einbringen können sollte.
Verabschiedet hat mittlerweile auch die SPD ihr Kommunalwahlprogramm. Sie klagt vor allem fehlende soziale Standards ein. "Zehn Krabbelstubenplätze reichen bei weitem nicht aus", unterstreicht Walter Fontaine die Forderung der Sozialdemokraten nach zusätzlichen Plätzen. Es sei ein Skandal, daß in der neuen Kita in der Vogelsbergstraße keine Krabbelstubenplätze vorgesehen seien, kritisiert er.
Weiter fordert die SPD eine echte Frauenbeauftragte. "Die Gleichstellungsbeauftragte ist nicht das, was wir wollen", sagt SPD-Spitzenkandidat Karl-Heinz Schmidt. Er schlägt zudem die Umwandlung des Rathauses Beethovenstraße in ein Vereinsheim vor und die Erweiterung der Sportanlage um ein Feld. Um alle sozialen Dienstleister unter einen Hut zu bekommen, will sich die SPD auch für ein Sozialzentrum einsetzen, das möglichst mit dem Altenwohnheim verknüpft werden müßte.
Auch für den sozialen Wohnungsbau setzt sich die SPD ein. Allerdings nicht im Naherholungsgebiet Kreuzloch, das den Spaziergängern auch in Zukunft vorbehalten bleiben sollte. Statt dessen sollte ein Baulückenkataster erstellt werden, um herauszufinden, wo noch Flächen vorhanden sind. pmü
Nachrichten-Börse
Treuhand wirbt in Indien Auf der indischen Industriemesse in Neu Delhi, die am Donnerstag beginnt, wirbt die Treuhandanstalt um Investoren für ihre Betriebe. Auch Produkte aus der Ex-DDR werden dort angepriesen. Bislang haben vier indische Anleger Firmen in Ostdeutschland übernommen. Finanzamt stöhnt über Nummern Die Außenstelle des Bundesamtes für Finanzen in Saarlouis, bei der deutsche Exporteure die Umsatzsteuernummern ihrer Kunden in anderen EG-Staaten überprüfen lassen können, ist völlig überlastet. Die Behörde bittet daher, Anträge nur noch in dringenden Fällen zu stellen. Dollar vor Clinton-Rede fester In fester Verfassung präsentierte sich gestern der Dollar vor der für Montag nacht angekündigten Fernsehansprache von US-Präsident Bill Clinton über sein geplantes Wirtschaftsprogramm. In Frankfurt lag der Greenback beim Fixing bei 1,6595 (Vortag: 1,6483) Mark. Deutsche erneut Reiseweltmeister Die Deutschen waren auch 1992 die Reiseweltmeister, stellt das BAT-Freizeit- Forschungsinstitut in Hamburg fest: 57 Prozent der West- und 58 Prozent der Ostdeutschen fuhren länger als vier Tage in Urlaub, vier Prozent mehr als 1991.
"Nicht entscheidungsreif" ist aus der Sicht der Wirtschaft im Großraum der Entwurf des Regionalen Raumordnungsplanes (RROP). Das bereits seit Wochen heftig umstrittene Papier des Regierungspräsidiums Darmstadt soll die Entwicklung Südhessens bis zum Jahr 2000 festschreiben.
Die neun Industrie- und Handelskammern des Rhein-Main-Gebietes lehnten bei einem Treffen ihrer Hauptgeschäftsführer einhellig den Entwurf ab, für den politisch der hessische Minister für Raumordnung, Jörg Jordan (SPD), verantwortlich ist.
Schon nach "erster Durchsicht" zeige der Plan, daß die vorgesehenen Flächen für neues Gewerbe und zusätzliche Wohnungen "bei weitem nicht" ausreichten. Für das Gebiet des Umlandverbandes habe man die Reserven gegenüber dem geltenden RROP sogar reduziert.
Dem Anspruch, für die Region Wohlstand und Arbeitsplätze zu sichern, werde der Entwurf nicht gerecht. Das Konzept, neue Arbeitsplätze nur außerhalb des Verdichtungsraumes zu fördern, gefährde die Position im europäischen Wettbewerb.
Weder auf die Zunahme der Bevölkerung noch des Verkehrs gebe der Plan eine Antwort: "Eine solche Vogel- Strauß-Politik nützt niemandem." jg
Die Würde der Literatur bemißt sich am Grad ihrer Verfolgung. Für keinen gilt dieser heikle Satz so wie für Salman Rushdie, der seit vier Jahren mit der "Chronik seines angekündigten Todes" im Untergrund leben muß. Die "freie Welt" ist sein Exil, aber nur die Öffentlichkeit ist von der Ungeheuerlichkeit der angeordneten Auslöschung alarmiert. Die Politiker haben, jedenfalls bis vor kurzem, ihre Unzuständigkeit und damit ihre Abdankung erklärt. Nicht das Todesurteil, sondern der Verfolgte ist ihnen lästig. Denn wenn der Export "Staatsräson" (Enzensberger) ist, ist Salman Rushdie ein Bilanznachteil. Das Kopfgeld, das vom Deutungsmonopol des Islam auf ihn ausgesetzt wurde, beträgt 4,5 Millionen; das Handelsvolumen mit Iran liegt bei acht Milliarden Mark. Gewiß, diese Rechnung ist zynisch, aber Rushdie hält sie den willfährigen Politikern der Freiheit vor, die ihm, der sie in Anspruch genommen hat, jene machtgestützte Solidarität verweigern, auf die er Anspruch hat.
Rushdie hat mit literarischen Bildern eine Religion befragt, um diese über einige satanische Verse ihrer Dogmatik ins Bild zu setzen. Nebenbei hat er auch den postmodernen Intellektullen eine Lektion erteilt, für die es nichts mehr zu verteidigen gibt. So klärt uns das Ungeheuerliche über die kleinen Fortschritte des Bewußtseins und der Freiheit auf. "Ist es denn wirklich schon so lange her", fragt Rushdie den "glücklichen Westen", seit "Religionen Ketzer verbrannt und Hexen ertränkt haben", daß "man eine religiöse Verfolgung nicht mehr bemerkt, wenn sie vor den eigenen Augen stattfindet?" ass
"Wie alles, was rund ist, ist auch der Fußball ein Sinnbild für das Ungewisse, für das Glück und die Zukunft. Und da die Ungewißheit zum Begriff des Spiels gehört, ist der Fußball, wie alles, was rund ist, zum Spiel wie geschaffen."
Wenn es nach Fachleuten und -blättern ginge, wenn die Gesetze der Wahrscheinlichkeit auch auf das Spiel mit dem Ball am Fuß anwendbar wären, und wenn alles gerade so verliefe, wie es geplant und für richtig erachtet würde, wenn der Bessere gewänne und die Schwächere verlöre, wenn all jene Prophezeiungen tatsächlich Realität würden, die professionelle und selbst ernannte Gralshüter als gesicherte Erkenntnis verkündeten, dann, ja dann brauchten die Schiedsrichter am morgigen Freitag - nach 69tägigem Winterschlaf - die Fußball-Bundesliga erst gar nicht anzupfeifen. Dann nämlich stünde, zumindest, der Klassenprimus schon fest: FC Bayern München heißt er, von 14 Bundesliga-Trainern als Meister genannt wird er - was ja schon mal was heißen will, hat hier doch immerhin der gesammelte Fachverstand der erstklassigen Übungsleiter sein Urteil abgegeben. Oder zumindest die meisten: Bremens Rehhagel mag aus Prinzip keine Umfragen und hat somit Manager Willi Lemke zur Stimmabgabe geschickt, Frankfurts Stepanovic murmelte etwas in seinem Serbo-Hessisch, was die Deutsche-Presse-Agentur wie folgt übersetzte: "Ich schätze nicht, ich arbeite und mache keine Prognosen. Wir werden spielen, wie wir immer gespielt haben." Nun denn.
Zum Glück jedoch kommt es erstens anders, und zweitens als man denkt. Das Fußballspiel, schreibt der Soziologe Gerd Hortleder, ist ein Plädoyer für das nicht Planbare, für Überraschung und Sensation. Es gewinnt deshalb einen so hohen Unterhaltungswert, weil Unvorhergesehenes möglich, vielleicht sogar die Regel ist; "weil es unwiederholbare, also schicksalartige Situationen schafft, die der Zuschauer selbst miterlebt". Die Faszination dieser Sportart, die hierzulande seit 30 Jahren in der Bundesliga der Deutschen liebstes Kind ist, erfährt insbesondere dadurch ihren ganz speziellen Reiz, weil, wie Martin Steel im Merkur, der "Deutschen Zeitschrift für europäisches Denken", formuliert, "vor aller Augen etwas Unkalkulierbares passiert". Daß der knielädierte Lothar Matthäus all seine Kritiker mit einem fulminanten "Tor des Jahres" verstummen ließ, daß Eintracht Frankfurt mit einem Mittelfeld der Namenlosen im Herbst den Meister VfB Stuttgart 4:0 abfiedelte, daß Sergeji Kirjakow seine Gegner wie Laternenpfähle gleich reihenweise leichtfüßig umkurvte, durfte so vorher allenfalls erhofft, keinesfalls aber erwartet werden.
Doch wenn auch vieles von systemimmanenten Unwägbarkeiten beeinflußt ist, so gehört doch das meiste im Vorfeld dieser Rückrunde zum tradierten Ritual: Die flotten Sprüch' von Trainer/Spieler/Präsidenten ("Wollen gut aus den Startlöchern kommen", "Greifen nochmal an", "Steigen auf keine Fall ab") sind gekloppt worden, Trainingslager - ob unter Palmen, im Wüstensand oder im beheizten Bierzelt - sind allemal erfolgreich gewesen, und auch das halbjährliche Bulletin über den Gesundheitszustand der kurzbehosten Millionäre ist längst schon geschrieben. Wen's interessiert: Rund 40 fußballspielende Angestellte haben fürs Wochenende ihrem Arbeitgeber die Krankmeldung geschickt. Vieles ist also, wie es immer gewesen war; zumindest im großen.
Dabei ist doch der Fußball als solcher gerade in den letzten Jahren von vielen, allerdings vornehmlich kosmetischen Einflüssen nicht verschont geblieben. Kosmetische Eingriffe deshalb, weil, wie viele behaupten, der Fußball ausgereizt sei; Entwicklungen in taktischer oder spielerischer Hinsicht kaum mehr zu erwarten seien. Körperlich, so heißt's weiterhin, seien die Akteure inzwischen auf einem derart hohen Level, daß konditionelle Einbrüche zehn Minuten vor Spielschluß nicht mehr die Regel sind. Die möglichen Spielsysteme - Pressing, kontrollierte Offensive, Catenaccio, Konterfußball - sind den Betroffenen, zumindest theoretisch, weitgehend geläufig: Etwas völlig Neues zu kreieren, so wird allenthalben schwarz gemalt, sei also kaum mehr möglich, und selbst durch horrende Gehaltszahlungen ließen sich verhätschelte Stars nur ausnahmsweise dazu bewegen, besser Fußball zu spielen. Da mag viel Wahres dran sein. Denn in der Tat: der Fußball stagniert.
Deshalb auch kommen in immer kürzeren Abständen mehr oder weniger absurde Vorschläge auf den Tisch, die Regeln des Spiels zu ändern: Größere Tore und kleinere Mannschaften, "sudden death" und "Einkicken", veränderte Spielzeiten und Eckbälle von der Strafraumgrenze sind mehr oder weniger ernsthaft in der Diskussion. Doch derlei Ideen nähren allein den unguten Verdacht, das Spiel durch allerlei überzogenen Schnickschnack künstlich aufzupeppen. In einer Zeit, da der Rechteverwerter ISPR 700 Millionen Mark für die Fernseh-Übertragungsrechte im Fußball zu zahlen bereit ist, in einer Zeit der totalen TV-Präsenz, in der selbst mittelmäßige bis schlechte Spiele in voller Länge über den Bildschirm flimmern, in einer solchen Zeit, in der allein der Superlativ zu zählen scheint, muß auch das Produkt - das ursprünglich so simple Fußballspiel - möglichst dramatisch, möglichst sensationell, möglichst einzigartig daherkommen. Weil aber trotz allem das Spiel nach wie vor seine eigene Dynamik bewahrt hat, seinen eigenen Gesetzen folgt und eben n i c h t von Regisseuren/Sponsoren/Vermarktern nach deren Gusto gesteuert werden kann, gehört der Alltag, gehört eben auch das mittelmäßige bis schlechte Spiel dazu. Ein Fakt, der auch durch allen möglichen Firlefanz nicht vom Tisch gefegt werden kann. Schließlich sollte sich niemand der Illusion hingeben, daß eine Partie besser wird, wenn möglichst viele Tore erzielt werden. Tore allein machen ein schlechtes Spiel nicht gut.
Daß am 1000. Spieltag seit Gründung der Bundesliga 1963 an diesem Wochenende möglichst viele spannende und gute Partien angepfiffen werden mögen, hofft dennoch die versammelte Fußballer-Gemeinde. Eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht. Zumindest aber die gesicherte Erkenntnis, daß Unvorhergesehenes den Flug des Balles bestimmt. Glücklicherweise. THOMAS KILCHENSTEIN
WETTERAUKREIS. Wenn auch während so mancher Kreistagssitzung heftig debattiert wird, so geht es doch meist fair zu. Das stellte Kreistagsvorsitzender Karl Klein am Ende der jüngsten Kreistagssitzung fest. Nur zweimal mußte der Parlamentsvorsitzende streitende Abgeordnete in den 30 Sitzungen der vergangenen vier Jahre zur Ordnung rufen. Klein hob hervor, daß man bei der schwierigen Haushaltslage "mit dem zufrieden sein könne, was man zu Wege gebracht hat".
Neben den 30 Kreistagssitzungen wurden im selben Zeitraum 30 Sitzungen des Ältestenrates abgehalten. Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses debattierten 35mal. Der kulturpolitische Ausschuß tagte 20mal, einmal weniger der Ausschuß für Kreisentwicklung, und auch der Ausschuß für Umwelt kam 17mal zu einer Sitzung zusammen. Die Mitglieder des Sportausschusses trafen sich achtmal, die des frauenpolitischen Ausschusses neunmal. Zu streiten gab es genug: Über 500 Tagesordnungspunkte hatten die Kreistagsabgeordneten zu bewältigen. Das taten sie laut Klein gelegentlich auch einmal emotional, jedoch nie in einem Mißverhältnis zur Sachdiskussion. Seine Bilanz verband er mit dem Wunsch, daß dies auch nach der Kommunalwahl so bleiben möge. cor
Kleine FR
Schüleraustausch FRIEDRICHSDORF. Wer die französische Sprache beherrscht, kann beim Schüleraustausch mit der französischen Partnerstadt von Friedrichsdorf, Houilles, vom 10. bis 24. April mit von der Partie sein. Anmeldungen an Brigitte Arnold, Lilienweg 51, Tel. ab 18 Uhr (0 61 72) 7 28 83. Närrisches Handwerkerfrühstück BAD HOMBURG. Handwerker und Politprominenz sind zu Gast beim närrischen Handwerkerfrühstück am Rosenmontag, 22. Februar, um 11.11 Uhr im "Haus des Handwerks", Obergasse 15. Gefälligkeit oder Korruption? BAD HOMBURG. Zum Thema "Gefälligkeitssystem oder Korruption - wodurch werden Politiker erpreßbar" gibt es am Mittwoch, 24. Februar, um 10 Uhr eine Diskussion in der Volkshochschule. Österliche Fensterbilder BAD HOMBURG. Bei der Elternschule Taunus werden am Samstag, 6. März, österliche Fensterbilder gebastelt. Los geht es um 9 Uhr im Pfarrheim Heilig Kreuz, Zum Dornbach, Gonzenheim. Anmeldungen bei der Elternschule (von 9 bis 12 Uhr), Tel. (0 61 72) 69 09 45.
GLASHÜTTEN. Eine Parlaments-Sondersitzung über den Ausbau des Fortbildungszentrums der Commerzbank in Oberems wird es nicht mehr vor der Kommunalwahl geben. Die SPD, die mit diesem Vorschlag in der letzten Gemeindevertretersitzung die "Flucht nach vorne" angetreten hatte, hält die Aufklärung im Parlament für nicht mehr erforderlich. Begründung: Ihr Anliegen, die Bürger zu informieren, werde jetzt durch eine Bürgerversammlung erfüllt, die vor der Wahl einberufen werden soll. Das erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende, Manfred Pippert, auf Anfrage.
Die Bürgerversammlung soll in dem bereits bestehenden Fortbildungszentrum der Commerzbank veranstaltet werden. Einen Einfluß der Örtlichkeit auf die Meinungsbildung schließt Pippert aus. "Wir sind zwar nicht so glücklich darüber. Aber es gibt sonst in Oberems keinen geeigneten, großen Raum." Die SPD lädt am kommenden Freitag, 19. Februar, um 18 Uhr im Alten Rathaus Oberems zu einer Mitgliederversammlung.
Die CDU, die "einen Tag der offenen Tür" in der Bank vorgeschlagen hatte, plädiert geradezu für den Versammlungsort. "Die Räume sollen geöffnet werden, die Leute reingehen, sich informieren und informiert werden", erklärt CDU- Fraktionschef Horst Gadesmann.
Als Termin für die Bürgerversammlung ist der 1. März im Gespräch. Bürgermeister Helmut Diehl war gestern nicht zu erreichen. cn
LANGENSELBOLD. Weit mehr als 2000 Langenselbolder Pendler würde die Einführung einer Autobahngebühr treffen, wenn sie tatsächlich beschlossen werden sollte. Wie Langenselbolds Bürgermeister Hans-Peter Ebner befürchtet, würde eine solche Gebühr die Ortsdurchfahrten der Gründaustadt zusätzlich belasten, weil viele Autofahrer dann vermutlich auf die Landstraße ausweichen würden.
Angesichts der Schwierigkeiten im Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs seien viele Pendler auf ihr Auto angewiesen, meint Ebner. Er plädiert vielmehr für den Ausbau des ÖPNV und die Schaffung von Arbeitsplätzen vor Ort. Die Autobahngebühr verurteilt er als "Verantwortungslosigkeit". alu
WIESBADEN. Stark steigende Zahlen beim Diebstahl prägen die hessische Kriminalstatistik für das vergangene Jahr 1992. Während die Zahl der polizeilich registrierten Fälle durchschnittlich um 9,6 Prozent zunahmen (Hessen liegt hier bundesweit im "Mittelfeld"), gab es beim Diebstahl ein Plus von elf Prozent. 63,6 Prozent aller registrierten Straftaten entfallen inzwischen auf diesen Deliktsbereich. Der Autodiebstahl hat sogar um 18,6 Prozent zugenommen - auf jetzt landesweit 12 827 Fälle, beim Diebstahl aus Wohnungen gab es einen Zuwachs um 10,5 Prozent - und 7113mal (plus 60,3 Prozent) sind Kreditkarten oder Schecks gestohlen worden. Das ergibt sich aus der hessischen Kriminalstatistik 1992, die Innen-Staatssekretär Christoph Kulenkampff (SPD) am Montag vorstellte.
Kulenkampff interpretierte die Zunahme beim Diebstahl auch als "deutlichen Hinweis" darauf, daß es "erhebliche soziale Defizite in der Gesellschaft" gebe, mit denen die Polizei allein nicht fertig werden könne. Daß etwa die Zahl tatverdächtiger Jugendlicher gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent auf 11 166 gestiegen ist, sei ein Zeichen dafür, daß auch die sozialen Ursachen von Kriminalität stärker bekämpft werden müßten. Das "Schlagwort von der Zwei-Drittel-Gesellschaft" (ein Drittel Arme, zwei Drittel Wohlhabende) habe "längst einen realen Hintergrund erhalten". Immer mehr Menschen gerieten in die "Randgebiete der Gesellschaft". Auch bei den teilweise hohen Anteilen von Ausländern in einzelnen Deliktsbereichen müsse man sich fragen, ob "in den vergangenen Jahrzehnten genügend Integrationspolitik" betrieben worden sei, so der Staatssekretär.
Der Anteil von Ausländern unter allen Tatverdächtigen lag 1992 einschließlich kleinerer Verstöße gegen das Ausländer- und Asylverfahrensgesetz bei knapp 38 Prozent, ohne diese Delikte bei 26,4 Prozent - bei einem Ausländeranteil in Hessen von 11,4 Prozent. Unterdurchschnittlich waren Ausländer an Delikten wie Diebstahl oder Betrug beteiligt, überdurchschnittlich beim Schmuggel von Betäubungsmitteln, bei Raub oder schwerer Körperverletzung (je knapp 50 Prozent).
Kulenkampff wies darauf hin, daß der Ausländeranteil in der Polizeistatistik nicht immer der Wirklichkeit entsprechen muß - schon weil es ein unterschiedliches Anzeige- und Verdachtsverhalten gebe. Auch Polizisten könne es passieren, daß sie im Zweifelsfall eher auf ausländisch aussehende Verdächtige achten oder sich bei Kontrollen auf sie konzentrieren. Wegen der "völlig unterschiedlichen Bewertungsgrundlagen" sei es "unseriös", die Zahlen ausländischer und deutscher Tatverdächtiger "undifferenziert" gegenüberzustellen.
Die CDU-Opposition unterstellte dem Staatssekretär anschließend deshalb eine "Tabuisierung" des "enorm hohen Anteils ausländischer Tatverdächtiger". Die Grünen reagierten darauf mit dem Vorwurf, die CDU "mißbrauche" die Kriminalitätsstatistik, um "wahlpolitische Punkte zu Lasten der ausländischen Bevölkerung zu sammeln".
Insgesamt gab es in Hessen 1992 exakt 477 922 registrierte Straftaten. Die Aufklärungsquote ist um 0,2 auf 39 Prozent gestiegen. Nach wie vor fallen die spektakulären "Straftaten gegen das Leben" statistisch kaum ins Gewicht: mit 395 Delikten (plus 41) und einer Aufklärungsquote von 90,1 Prozent. Die Gewaltkriminalität insgesamt ist um 4,9 Prozent auf 11 246 Delikte gestiegen (zu 62,2 Prozent aufgeklärt).
Die Zahl der "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung" hat seit Jahren erstmals wieder zugenommen (plus 418, jetzt 3134 Delikte). Die Zahl registrierter Vergewaltigungen war leicht rückläufig, während die 220 registrierten Fälle von sexuellem Mißbrauch von Kindern mit plus 28,9 Prozent eine deutliche Zunahme bedeuten - möglicherweise zurückzuführen auf Aufklärungsaktionen und verändertes "Anzeigeverhalten". Erstmals weist die Statistik außerdem "organisierte Kriminalität" aus - landesweit 60 Ermittlungsverfahren, insgesamt 9249 darauf entfallende Straftaten und rund tausend Tatverdächtige.
Rückläufige Gesamtzahlen meldet nur die nordhessische Polizeidirektion Homberg (minus drei Prozent), während die Zahl der erfaßten Fälle im Vogelsbergkreis und im Kreis Limburg-Weilburg am stärksten stieg (mehr als 20 Prozent). Die höchsten Aufklärungsquoten gibt es noch immer im ländlichen Nord- und Mittelhessen (über 40 Prozent), während die Polizei in Offenbach (29,7 Prozent Aufklärungsquote) am häufigsten das Nachsehen hatte. RICHARD MENG
BERLIN, 15. Februar (AP/geg). Beim Bundesgrenzschutz (BGS) haben sich bereits rund 4000 Bewerber als Hilfskräfte für die Überwachung der Grenze zu Polen und zur Tschechischen Republik gemeldet. In den Monaten März und April sollten jeweils 200 bis 300 eingestellt werden, meldete das Bundesinnenministerium am Montag in Bonn. 1600 werden insgesamt gesucht.
Die Hilfsgrenzer sollen Streife fahren dürfen, um nach sogenannten illegalen Grenzgängern zu fahnden. Das berichtete Peter Feig, Sprecher des Grenzschutzpräsidiums Ost in Berlin, am Montag der FR. Die nur kurz angelernten Hilfsgrenzer dürften auch vorläufige Festnahmen vornehmen. Lediglich hoheitliche Aufgaben dürften sie nicht wahrnehmen, stellte Feig fest. Darunter fallen unter anderem die Strafverfolgung und das Tragen einer Waffe. Die Einstellungsgespräche sollen bereits am heutigen Dienstag beginnen, geboten werden Verträge bis zu drei Jahren. Feig räumte ein, daß "gutausgebildete Polizisten sicherlich besser wären".
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Hermann Lutz, sagte der FR, ohne Fehlplanung sei die jetzige Fehlentwicklung nicht denkbar. Der Gewerkschaftschef wies auf die 4000 bis 5000 unbesetzten Stellen beim BGS hin. "Polizisten können wir aber nicht auf dem Arbeitsmarkt von der Stange kaufen", die übliche zweieinhalbjährige Ausbildung sei unersetzlich. Lutz forderte mit Blick auf den Berliner Skandal bei der freiwilligen Polizeireserve, daß Vorstrafen und politische Zuverlässigkeit der Bewerber überprüft werden müßten.
ptz BONN. Den von Bonn in die Wege geleiteten höheren Mieterschutz bei der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen lehnt der Zentralverband der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer ab. Dessen Präsident, der CDU-Bundestagsabgeordnete Friedrich- Adolf Jahn, spricht von einer zusätzlichen Belastung der Eigentümer. Außerdem werde das am Freitag vom Bundestag verabschiedete Gesetz zu einer "Streitwelle vor den Gerichten führen".
Nach Ansicht von Haus & Grund hätte sich der Gesetzgeber die Arbeit ohnehin sparen können. "Wir haben keine Umwandlungswelle", sondern lediglich einen Stau. Den starken Anstieg der Anträge auf Erteilung einer Abgeschlossenheitserklärung erklärt Jahn mit der zeitweise unübersichtlichen Rechtslage. Wie berichtet, stellte der Gemeinsame Senat der obersten Bundesgerichte am 30. Juni 1992 klar, welche Bedingungen bei der Umwandlung von Mietobjekten erfüllt sein müssen. Danach dürfen Kommunen nicht länger die sogenannte Abgeschlossenheitserklärung unter Hinweis auf einen nach dem heutigen Stand der Technik unzureichenden Brand-, Lärm- oder Schallschutz verweigern. Mit diesem Kniff hatten viele Städte jahrelang Altbauspekulation unterbunden.
Die hohe Zahl der Anträge im vergangenen Jahr ist laut Jahn darauf zurückzuführen, daß das Karlsruher Urteil "drei Jahre auf sich warten ließ". Eigene Erhebungen hätten ergeben, daß man von einer Umwandlungswelle nicht sprechen könne. Jahn diagnostiziert einen Abbau des Staus und verweist hierbei auf den Deutschen Städtetag. Beobachter können das allerdings nicht nachvollziehen. Denn die Spitzenorganisation der Kommunen hatte die Mitglieder des Bauausschusses des Bundestages am 20. Januar schriftlich informiert, daß die Zahlen des vierten Quartals "keine Tendenz nach unten, sondern im Gegenteil eine Tendenz nach oben aufweisen."
Der nach zähen Verhandlungen zwischen Union und FDP ausgehandelte Kompromiß ist Jahn zufolge "mit heißer Nadel genäht". Er kritisiert "die unpräzise Erweiterung der Sozialklausel", die alte und gebrechliche Mieter in Gebieten mit erhöhtem Wohnbedarf vor einer mit Eigenbedarf begründeten Kündigung dauerhaft schützt. Investoren in eine umgewandelte Mietwohnung stünden vor einer unüberschaubaren Entwicklung. Niemand könne voraussehen, ob im Verlauf der siebenjährigen Wartefrist auf der Mieterseite Umstände einträten, die einen Selbstbezug letztlich ausschlössen.
RONNEBURG. "Wer diese beiden ,Herren&rquote; wählt, der stimmt für die Mülldeponie im Ronneburger Hügelland." Und: "Wir befinden uns im Jahre 1993. Der ganze Main-Kinzig-Kreis ist von Eier-Charly und seinem Gehilfen Erich besetzt. Der ganze Main- Kinzig-Kreis? Nein! Ein von unbeugsamen Hessen bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Machthaber Widerstand zu leisten. Und das Leben muß weiterhin schwer bleiben für Eier- Charly, Erich und ihre grünen und braunen Gehilfen." Flugblätter unter anderem mit diesen Inhalten, frei nach Asterix, machen seit dem vergangenen Wochenende in den drei Ronneburger Ortsteilen in allen Haushalten die Runde. Auf der ersten Seite sind die "Steckbriefe" von Eyerkaufer und Pipa (beide SPD) abgebildet, deren Partei bei den Kommunalwahlen zu wählen die Bevölkerung gewarnt wird. Bemängelt wird weiter ein aktiver Widerstand in Ronneburg. Schließlich bekommen auch CDU und FDP in Ronneburg ihr Fett weg: sie zu erwähnen lohne sicher aber nicht, weil sei beide zu profillos seien.
Daß die örtliche Bürgerinitiative gegen den Deponie-Standort auf Ronneburger Gemarkung in ihrem Kampf gegen die Müllkippe nicht gerade zimperlich ist und vor allem Vizelandrat Pipa bereits einiges von ihnen einstecken mußte, ist bekannt. Daß hinter den Flugblättern aber nicht etwa die Bürgerinitiative, sondern die Ronneburger Jungsozialisten stecken, wird so manchen Genossen verwundern. Doch der SPD-Nachwuchs in Ronneburg gibt sich jugendlich unbekümmert und findet die Inhalte "völlig in Ordnung".
Juso-Sprecher Thorsten Diener, einer der sieben Ronneburger Jusos, stand gestern im Gespräch mit der FR jedenfalls zu den Aussagen und kann sich auch nicht vorstellen, deswegen vielleicht wegen parteischädigenden Verhaltens ein Parteiausschlußverfahren angehängt zu bekommen.
Im Kreishaus findet man die "Steckbriefe" freilich weniger lustig. Pipa bezeichnete die Sprüche als "hohl und dumm". Die Jusos sollten sich doch lieber sachlich mit den Thema auseinandersetzen und die Ronneburger Bevölkerung nicht verkohlen. An der für den 25. Februar angesetzten Bürgerversammlung in der Mehrzweckhalle in Hüttengesäß wolle er gleichwohl teilnehmen. Alledings sei ihm dies an jenem Tag wegen einer Wahlkampfveranstaltung erst ab 22 Uhr möglich. are
FRIEDRICHSDORF. "Die Eltern sind aufgeregter als die Kinder", erzählt die Schulbibliothekarin vertraulich. Dabei hakt sie auf ihrer Liste die Namen derjenigen ab, die bereits erschienen sind. 19 Schülerinnen und Schüler aus dem Hochtaunuskreis stehen auf dieser Liste. Es sind die Schulsieger, die sich gestern zum Kreisentscheid des 34. Vorlese-Wettbewerbs in der Philipp-Reis- Schule in Friedrichsdorf einfanden. Die Aktion des deutschen Buchhandels wird seit 1959 jedes Jahr bundesweit durchgeführt.
Auf dem Gang vor dem Forum der Gesamtschule tummeln sich die kleinen Kandidaten. Alle sind in der sechsten Klasse. Benjamin von Schenk vertritt die Kaiserin-Friedrich-Schule in Bad Homburg. Aufgeregt sei er eigentlich nicht. "Das kommt erst danach bei der Entscheidung", verrät er. Er nimmt an dem Wettbewerb teil, weil es ihm Freude mache zu lesen. Natürlich habe er geübt. Aber seinen kleinen Geschwistern lese er auch immer Geschichten vor.
Die erste Hürde ist der Klassenentscheid. Dafür dürfen sich die Schüler einen Text ihrer Wahl aussuchen, und die Mitschüler entscheiden. Das sei ganz fair und habe nichts mit Beliebtheit zu tun, meint Benjamin. Denn die Lehrerin habe auch mitgestimmt. Nadine Weber aus Usingen hat für heute besonders viel geübt. Viel schwieriger als das Lesen sei es, die Geschichte vorzustellen, um die es geht, meint sie. Sie hat sich "Servus Opa, sagte ich leise" von Elfie Donelly ausgesucht, weil ihr die Geschichte so gut gefalle. Dann wird es mucksmäuschenstill. Jürgen Kaestle, der Schulleiter begrüßt die Gäste. Ein Kind fehlt: Enrico, hat die Schule gewechselt und findet es falsch, für seine alte Schule anzutreten. Katharina Flesch spielt ein kleines Präludium von Bach am Klavier. Die Verhaspler fallen den aufgeregten Zuhörern wohl kaum auf, denn sie sind mehr mit sich selbst beschäftigt.
Die ersten vier Kinder nehmen an dem Tisch vor den Zuschauern Platz. An der Seite wartet die siebenköpfige Jury. Es sind Lehrer, zwei Bibliothekarinnen und Irmgard Beer, "die Mutti des Vorlesewettbewerbs, wie Wolfgang Schmidt, der Förderstufenleiter, sie vorstellt. Seit fast 30 Jahren betreut sie die Kinder beim Bundeswettbewerb. Außerdem gehört noch Edda Eckhardt von der St.-Angela-Schule in Königstein dem Kuratorium an. Sie ist die Kreissiegern vom Vorjahr.
"Ronja ist die Tochter des berühmten Räuberhauptmanns", beginnt Zorica Mijailovic. Die Geduld der Kleinen wird auf die Probe gestellt. Nach dem eigenen Text folgt als unbekanntes Stück ein Auszug aus "Krabat" von Otfried Preußler. Dann gibt es in der Pause Kuchen, den die Eltern der 5 F 1 und 5 F 3 gebacken haben. Inzwischen entscheidet die Jury: für Zorica Mijailovic. Die Kronberger Altkönigschülerin erhält einen Bücherscheck, eine Urkunde und eine Armbanduhr der gastgebenden Schule - und sie darf beim Landeswettbewerb mitmachen.
MELANIE BOMMHARDT
LANGENSELBOLD. Die moderne EDV-Technik soll auch im Langenselbolder Standesamt Einzug halten. Wie die Stadt mitteilt, ist in dieser Abteilung des Rathauses der Arbeitsaufwand in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Gestiegen ist sowohl die Zahl der Heiratswilligen als auch die Nachfrage nach Familienbüchern.
Gaben sich in der Vergangeheit durchschnittlich ein bis zwei Paare im Monat im Standesamt das Ja-Wort, so waren es allein im Januar 1993 sieben Eheschließungen. Darunter waren fünf ausländische Mitbürger. Bewältigt werden soll der größere Andrang durch die EDV-Anlage "Autista", die die Stadt für rund 13 000 Mark angeschafft hat. alu
Nach drei Tagen intensiver Gespräche mit der südafrikanischen Regierung stellte sich Cyril Ramaphosa am Freitag nachmittag in Kapstadt der Presse. Der Generalsekretär des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) war sichtlich zufrieden. Die Gespräche hätten sich gelohnt, man sei sich nähergekommen, der ANC habe sich in wichtigen Punkten durchsetzen können.
Eine Reihe von Einzelheiten sei endgültig festgeklopft worden, allen voran: Die Regierung und der ANC hätten sich geeinigt, daß die Befugnisse und Grenzen von Regionen des Landes durch eine Verfassungsgebende Versammlung bestimmt werden sollen.
Wie bitte? Die Journalisten horchten auf. Damit hatte die Regierung doch eine ihrer zentralen Forderungen aufgegeben, daß nämlich diese Fragen noch vor der nichtrassistischen Wahl dieser Versammlung entschieden werden sollten. Sie wollte durchsetzen, daß eine zukünftige Regierung, die vermutlich vom ANC kontrolliert wird, soviel Macht wie möglich an die Regionen abgeben muß. Mehr noch, der empfindliche Zuluhäuptling Mangosuthu Buthelezi und seine Inkatha-Freiheitspartei (IFP) haben die Festschreibung ihrer regionalen Macht zu einer absoluten Vorbedingung gemacht. Buthelezi, das war klar, würde wütend sein.
Die Journalisten suchten nach einem Regierungsmitglied, um das Abkommen zu bestätigen. "Ja, es ist wahr", sagte Tertius Delport, Minister für Kommunale Angelegenheiten. "Aber das ist nicht die ganze Wahrheit." Also hatte man sich auf noch mehr geeinigt? Jetzt belagerten die Presseleute das Büro von Roelf Meyer, dem Verfassungsminister und Leiter der Regierungsdelegation in den Gesprächen mit dem ANC. Aber Meyer hatte Kapstadt schon verlassen. Endlich reagierte sein Stellvertreter, Fanie Schoeman, auf den Druck. Er gab kurzfristig eine Pressekonferenz - und ließ die Katze aus dem Sack. Trotz der früheren Dementis des ANC und auch bei wiederholter Nachfrage bestätigte Schoeman kategorisch: Regierung und ANC hätten sich geeinigt, nach der Wahl einer Verfassungsgebenden Versammlung fünf Jahre lang gemeinsam in einer Regierung der Nationalen Einheit die Macht zu teilen.
Diese Erklärung war eine Sensation: Die Regierung schien eine ihrer wichtigsten Forderungen durchgesetzt, der ANC seinen erbitterten Widerstand gegen die Elefantenhochzeit aufgegeben zu haben. Die Wahl einer Verfassungsgebenden Versammlung und gleichzeitig einer Übergangsregierung sei für 1994 vorgesehen. Der ANC und die weiße Minderheitsregierung sollten bis 1999 gemeinsam regieren, hieß es. Die Annäherung zwischen den beiden wichtigsten Parteien war offenbar viel weiter fortgeschritten, als die meisten Beobachter bisher angenommen hatten.
Buthelezi war wütend. Seit September letzten Jahres wettert er gegen Geheimabkommen zwischen ANC und Regierung, die seiner Meinung nach anderen Parteien aufgezwungen werden sollen. Er fühlt sich ausgeschlossen, sieht seine Felle davonschwimmen. Am Wochenende drohte der Zuluchef mit Bürgerkrieg. Nur die südafrikanische Armee könne in seiner Region, im Zulu-Homeland KwaZulu und der Provinz Natal, Zustimmung zu diesem Abkommen erzwingen, sagte er. "Ich muß das sehr deutlich sagen: Die Regierung und der ANC spielen ein gefährliches Spiel mit unserem Leben und mit dem Leben unserer Kinder und Enkelkinder", sagte der Zuluchef.
Es folgten zwei Tage fieberhafter Dementis. "Ich muß kategorisch dementieren, daß der ANC einer Teilung der Macht bis 1999 zugestimmt hat", sagte ANC-Präsident Nelson Mandela am Samstag abend. Ja, der ANC habe eine Regierung der nationalen Einheit vorgeschlagen. Das sei etwas anderes als die Machtteilung, die die Regierung wünsche. "Der Vorschlag der Regierung zeigt ihren Kampf ums Überleben, also ihr eigenes Interesse", sagte Mandela. "Unser Vorschlag demonstriert, daß wir die nationalen Interessen höher ansetzen als unsere eigenen."
Präsident Frederick de Klerk schloß sich an. "Der Eindruck, daß wir feste Abkommen erzielt haben, ist falsch", sagte der Präsident in einem Fernsehinterview am Sonntag. "Wir glauben, daß feste Abkommen nur in einer Mehrparteienkonferenz zustande kommen können, in der alle Parteien des Landes vertreten sind." Vor allem Inkatha müsse an Verhandlungen und Abkommen beteiligt sein. Dies sei von "grundlegender Bedeutung". De Klerk: "Sonst kriegen wir Schwierigkeiten in Südafrika. Wir wollen nicht denselben Weg gehen wie Jugoslawien."
Wem soll man nun glauben? Im Dementi-Hagel steht vor allem Fanie Schoeman, immerhin stellvertretender Verfassungsminister, etwas dumm da. Offenbar hat er die Substanz der Gespräche zwischen ANC und Regierung falsch interpretiert. Im Kern gibt es zwar bei Regierung und ANC die Erkenntnis, daß Stabilität in Südafrika nur durch eine Zeit der gemeinsamen Regierung garantiert werden kann. Aber de Klerk will eine solche Koalition am liebsten für alle Ewigkeit in einer neuen Verfassung festschreiben. Da ist sogar die Rede von einer Rotation des Präsidentschaftsamtes unter den Führern der zwei oder drei größten Parteien.
Der ANC ist andererseits bereit, als größte Partei im Interesse der nationalen Versöhnung Vertreter anderer Parteien in eine demokratisch gewählte Regierung aufzunehmen. Das würde aber ausschließlich im Ermessen der stärksten Partei liegen. "Nein", sagte Schoeman am Sonntag, "eine freiwillige Koalition ist nicht akzeptabel. Wenn das die Interpretation des ANC ist, müssen wir die Verhandlungen noch einmal von vorne anfangen."
Wahrscheinlich ist, daß es zwischen der Regierung und dem ANC zwar noch kein Abkommen, aber doch eine Annäherung in dieser Frage gibt. Die Mechanik und Zeitspanne einer Machtteilung sind aber wohl noch nicht klar. Zweifellos wird es in dieser Konstellation auch Platz für Buthelezi und womöglich sogar andere Parteien geben. Das wird die Regierung in ihren dreitägigen bilateralen Gesprächen mit Inkatha bis zum Freitag dieser Woche deutlich machen.
Auch in der Frage der Machtverteilung zwischen Zentralregierung und Regionalregierungen, die Buthelezi so am Herzen liegt, hat der ANC offenbar Zugeständnisse gemacht, hat erstmals eingeräumt, daß es eine solche Machtverteilung überhaupt geben wird. Auch in diesem Punkt wird die Regierung versuchen, Bedenken Buthelezis zu entkräften.
Zudem hat der Streit über die Form einer Übergangsregierung die Abkommen, die tatsächlich erzielt wurden, überschattet. Man hat sich darauf geeinigt, daß eine unabhängige Mehrparteienkommission und internationale Beobachter eine freie Wahl überwachen sollen. Die Kontrolle der elektronischen Medien soll einem unabhängigen Rundfunkrat übertragen werden, und eine unabhängige Medienkommission soll die Berichterstattung anderer Medien überwachen. All das sind Schritte, die für wirklich demokratische Wahlen von grundlegender Bedeutung sind. Inkatha wird dagegen kaum Einwände haben.
De Klerk hat deutlich gemacht, daß er die Beteiligung Buthelezis am Verhandlungsprozeß für unbedingt notwendig hält. Der Präsident kann seinen Zeitplan für den Übergang zu einer Demokratie also nur einhalten, wenn die IFP mitmacht. Und der Plan sieht vor, daß noch vor Ende Februar eine erste Vorrunde für Mehrparteiengespräche stattfindet. Die soll zu substantiellen Verhandlungen am runden Tisch im März führen. Bis dahin bleibt nicht viel Zeit.
HANS BRANDT (Johannesburg)
Debatte vier Tage vor der Wahl
Eine Sondersitzung des Stadtparlamentes nur vier Tage vor der Kommunalwahl am 7. März scheint unausweichlich. Die CDU-Opposition beantragte jetzt, die Stadtverordneten außerhalb der üblichen Routine einzuberufen und präsentierte gleich fünf dringliche Tagesordnungspunkte. So möchte die Fraktion unmittelbar vor der Wahl noch einmal über die Finanzlage der Stadt Frankfurt debattieren, sie interessiert sich aber auch für die Situation im städtischen Frauendezernat und für den Schulentwicklungsplan. Als wahrscheinlicher Termin der Sondersitzung gilt Mittwoch, 3. März.
Eine Änderung der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) gibt seit kurzem einer Fraktion alleine die Gelegenheit, eine Sondersitzung des Stadtparlaments zu beantragen. Mit dem ironischen Kommentar "Schon wieder ein Angriff auf die Vernunft!" ließen die Grünen im Römer erkennen, daß sie dem Termin zustimmen werden. Sie schlugen gar - nicht ganz ernsthaft - eine "Live-Sondersendung" mit der CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth "als Gastkommentatorin" vor. Die SPD im Rathaus hatte auch nach einer Zusammenkunft des Fraktionsvorstandes noch keine abschließende Meinung.
Die ordentliche letzte Sitzung des Stadtparlaments vor der Kommunalwahl ist für Donnerstag, 25. Februar, anberaumt. CDU-Fraktionschef Horst Hemzal wies den Verdacht von SPD und Grünen zurück, seine Partei wolle nur aus durchsichtigen wahltaktischen Gründen die Stadtverordneten zusammenrufen. Hemzal beteuerte, seit Monaten schleppe das Stadtparlament unerledigte Tagesordnungspunkte mit.
Der CDU-Politiker gab aber zu, daß seine Fraktion mit ihren fünf neuen dringlichen Anfragen die Tagesordnung weiter vergrößert hat. Ein besonderer Dorn im Auge ist der Opposition ein "Jubiläumsfest der 68er", das vom städtischen Presse- und Informationsamt in seiner Publikation "Frankfurt - Themen, Trends, Termine" angekündigt worden war. Amtsleiter Nikolaus Münster beteuerte inzwischen, man sei vom Charakter eines Festes als "politisch einseitig" inzwischen abgekommen. Jetzt soll es am 21. März in den Römerhallen einen "Gesprächsabend mit unterhaltsamen Teilen" zum Thema 1968 geben. jg
Mit der aufwendigsten Werbekampagne, die je aus dem Weißen Haus inszeniert worden ist, hat US-Präsident Bill Clinton am Montag mit dem "Verkauf" seines Wirtschaftsprogrammes an eine wohlwollende, aber skeptische Öffentlichkeit begonnen. Nachdem der Präsident, seine Frau Hillary und viele Kabinettsmitglieder seit Tagen als staatliche Handelsvertreter durch's Land reisen, stellte Bill Clinton den US-Bürgern sein lange erwartetes Wirtschaftspaket aus Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen Montag abend live im Fernsehen vor.
Der Plan, dessen Einzelheiten der Präsident am Mittwoch vor dem Kongreß verkünden wird, umfaßt ein kurzfristig angelegtes Konjunkturprogramm von vermutlich 30 Milliarden Dollar, um Arbeitsplätze zu schaffen. Es enthält Steuererhöhungen für Besserverdienende und wohlhabende Rentner mit Staatspensionen, Preiskontrollen für Pharmaunternehmen, Ärzte und Hospitäler, sowie eine Energiesteuer.
In den ersten drei Wochen seiner Amtszeit mußte Clinton mit Schwierigkeiten bei der Kabinettsbildung, mit dem Pentagon und außenpolitischen Krisen kämpfen. Die Vorstellung seines Wirtschaftkonzeptes wird nun allgemein als die Stunde der Wahrheit angesehen. Die Clinton-Administration betonte in den vergangenen Tagen immer wieder die Notwendigkeit eines "fairen, geteilten Opfers" aller Bevölkerungsschichten.
"Jeder soll seinen gerechten Anteil beitragen", sagte Budgetdirektor Leon Panetta. Das Weiße Haus geht mit gutem Beispiel voran. Durch eine Personalreduzierung von 25 Prozent sowie weiteren Kürzungen im Öffentlichen Dienst, sollen in den nächsten Jahren 34 Milliarden Dollar eingespart werden. ROLF PAASCH (Washington)
Es ist nicht so einfach, Geschichte (Ost) zu entsorgen im wiedervereinigten Berlin. Das 19 Meter hohe Lenin- Monument des sowjetischen Bildhauers Nikolai Tompski ist im Vorjahr einem christdemokratischen Bildersturm zum Opfer gefallen; seine Trümmer ruhen jetzt auf einem ehemaligen Schießplatz. Das nicht minder monströse Kampfgruppendenkmal im Prenzlauer Berg ist abgebaut und im Deutschen Historischen Museum zwischengelagert.
Diese Demontagen haben heftige Diskussionen ausgelöst in einer Stadt, so Kultursenator Ulrich Roloff-Momin, "in der die Menschen emotional und intellektuell noch nicht wieder im notwendigen Maße zusammengefunden haben". Prompt entledigte sich der Senat der "undankbaren Aufgabe" (Roloff) weiterer Entscheidungen über den Erhalt von realsozialistischen Monumenten durch Einsetzung einer Denkmalkommission. Sie besteht aus Politikern, Historikern, Künstlern und Denkmalpflegern. Sechs aus dem Ostteil der Stadt, vier aus dem Westen, um von Beginn an dem Eindruck entgegenzutreten, hier "urteilten Sieger über Besiegte", wie der Kultursenator befand.
Der am Montag vorgelegte 85seitige Kommissionsbericht wird nach Meinung des Senators zwar auch "neue Diskussionen" entfachen, es aber niemandem erlauben, "als Märtyrer oder Triumphator aufzutreten". Immerhin: In zwei Punkten trifft der Bericht Festlegungen, die von der großen Koalition im Rathaus wie auch in der Eckkneipe toleriert werden können. Nämlich: was unbedingt bleiben muß und was unbedingt geschleift werden soll.
Bewahrt werden soll nach Meinung der Kommission - die knapp 500 Denkmäler, Reliefs, Stelen und Tafeln begutachtete - jegliche Erinnerung an den Kampf gegen den Faschismus. Allenfalls sollen Inschriften abgewandelt werden, die allzu dreist auf kommunistische Geschichtsfälschung hinauslaufen. Erhalten bleiben auch alle Gedenkstätten, die die Rote Armee nach dem Kriege hatte errichten lassen; dies ist im deutsch-sowjetischen Nachbarschaftsvertrag ausdrücklich festgelegt.
Unbedingt entfernt werden sollen hingegen alle Gedenksteine für zu Tode gekommene DDR-Grenzsoldaten: Sie wirkten "vor allem auf Opfer und Hinterbliebene von Opfern des Regimes in hohem Maße verletzend". Es dürften keinerlei Mahnmale erhalten bleiben, so der Historiker Reinhard Rürup, die die Mauer politisch überhöhten - "wo blieben da die vielen, die an der Mauer so oder so gescheitert sind?" Offensichtlich wird es demnach für das gesamte Geschehen an der Mauer bei einer einzigen Gedenkstätte bleiben: dem international bekannten Mahnmal für den 1962 nahe dem Checkpoint Charlie verbluteten Flüchtling Peter Fechter.
Verschwinden soll am Prenzlauer Berg das 13 Meter hohe Monumentaldenkmal für den KPD-Führer Ernst Thälmann. Die Kommission begründete ihr Votum mit der künstlerischen Qualität der Statue und mit der "städtebaulichen Fehlleistung" ihrer Plazierung. Die Kommissionsvorsitzende Christine Steer schränkte allerdings ein, das Gremium habe "das politische Wirken nicht voll ausklammern können". Thälmann wird von der Geschichtsschreibung unter anderem vorgeworfen, mit der "Sozialfaschismus-These" zum Ende der Weimarer Republik maßgeblich beigetragen zu haben. Das Verdikt bedeute nicht, ergänzte Rürup, "daß die Verfolgung Thälmanns und seine Ermordung im KZ nicht an anderer Stelle eine Würdigung erfahren könnten".
Die nachhaltigste Kontroverse freilich entzündete sich in der Kommission an dem im Schatten des Palastes der Republik plazierten Denkmal für Karl Marx und Friedrich Engels und damit indirekt an der bis dahin sorgsam ausgeklammerten Frage: Wie halten wir's mit dem Kommunismus - rückblikkend? Der Schriftsteller Siegmar Faust forderte auch nach Abschluß des von ihm mit zu verantwortenden Kommissionsberichts "die totale Tilgung dieser Denkmäler"; die Ideologie dieser Utopisten sei von Anfang an im Kern diktatorisch gewesen; ihrer zu gedenken sei "eine Provokation". Kommissionsmitglied Rürup hielt dem entgegen, daß beide "ohne Zweifel zu den großen Gestalten" des vorigen Jahrhunderts zählten, "deren bleibende Wirkung die Emanzipation der Arbeiterklasse" sei.
Es gab eine Kampfabstimmung in der Kommission. Demnach werden Marx und Engels vorläufig nicht zersägt oder, so ein FDP-Vorschlag, in einen Denkmalpark (Spottname: "Honni-Horror-Picture-Show") für gestürzte DDR-Heroen am Stadtrand Berlins abgeschoben. Aber eigentlich steht der Kommission das Marx-Engels-Monument als letztes wirklich unübersehbares Denkmal der untergegangen DDR "zu zentral", zu auffällig. Deswegen plädiert sie für mehr Grün und eine "Verdichtung der Parkanlage". Falls dies den Konservativen nicht genügt, empfiehlt die Kommission die Erhaltung von Marx und Engels "notfalls an einem anderen Ort". Wozu gibt es Hinterhöfe? OTTO JÖRG WEIS (Berlin)
Fastnacht bei Herz Jesu: Zum Fastnachtstreiben lädt die Fechenheimer katholische Gemeinde am Samstag, 20. Februar, 20.11 Uhr, ein. Es spielt das Allegro-Quartett. Der Eintritt kostet zwölf Mark im Vorverkauf (Optik-Gertz, Alt-Fechenheim 100), 15 Mark an der Abendkasse. Die Kinderfastnacht am Dienstag, 23. Februar, dauert von 14.30 bis 17 Uhr und kostet 1,50 Mark. Am Dienstag, 23. Februar, ist von 20 bis 24 Uhr Fastnachtsdienstag-Kehraus. Alle Veranstaltungen finden im Gemeindesaal in der Götzstraße 14 statt. ov/07
Die Grünen im Nordend laden am Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr, zur Diskussion "Verkehrspolitik im Nordend und in Frankfurt" ins Philanthropin (Hebelstraße 17) ein. Teilnehmer sind Lutz Sikorsky (Verkehrsausschußvorsitzender im Römer), Margarethe Nimsch (Dezernentin für Frauen und Gesundheit), Edith Itta (Kinderforum Nordend), Jörg Harraschain und Uwe Paulsen aus dem Ortsbeirat 3. ov/07
Der SPD-Ortsverein Ostend lädt am Freitag, 19. Februar, 19.30 Uhr, zur öffentlichen Mitgliederversammlung ein. Zum Thema "Arbeit, Wohnen und Soziales" spricht Roland Frischkorn, persönlicher Referent des Sozialdezernenten Martin Berg, im August-Stunz-Heim, Röderbergweg 82 (großer Saal). ks/07
Die Grünen-Stadtteilgruppe Nordend lädt am Mittwoch, 24. Februar, 20 Uhr, zur Diskussion über "Stadt und Stadtentwicklung" ins AW-Zentrum (Eckenheimer Landstraße 93) ein. Mit dabei sind die Grünen-Stadtverordnete Carola Stern und Angelika Fuchs, stellvertretende Ortsvorsteherin im Ortsbeirat 3 (Nordend). ks/07
Zur Super-Faschingsfete mit Karaoke, Band und DJ lädt das selbstverwaltete Jugendzentrum Fechenheim, Starkenburgerstraße 1, Samstag, 20. Februar,19.30 Uhr ein. ks/07
Der VdK Bornheim lädt am Donnerstag, 18. Februar, um 17 Uhr zur Jahreshauptversammlung in den Bürgertreff "Alte Post" (Saalburgstraße 17, Raum 4) ein. Die Sprechstunden sind jeden ersten und dritten Dienstag im Monat, von 16.30 bis 18.30 Uhr, in Raum 6. ov/07
Zu Besuch in Neptuns Reich sind die Kinder beim Fastnachtsfest des Nachbarschaftszentrums Ostend. Die Karnevalsfete steigt am kommenden Samstag, 20. Februar, ab 15 Uhr, in der Uhlandstraße 50. mb/07
Die Juso-AG Nordend lädt am Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr, ins AW-Zentrum (Eckenheimer Landstraße 93) ein. Sozialdezernent Martin Berg (SPD) spricht über den "Sozialabbau in Bonn zu Lasten der Kommunen". ks/07
Der AW-Stammtisch Ostend trifft sich wieder am kommenden Montag, 22. Februar, um 18.30 Uhr, im Clubraum der Arbeiterwohlfahrt, Röderbergweg 84. Ein kleines Abendessen für die Mitglieder ist in Vorbereitung. ov/07
PRAG, 15. Februar. Die knapp zweiwöchige Smogkatastrophe in Nordböhmen ist vorerst vorüber. Der tschechische Rundfunk meldete am Montag nachmittag, der Schadstoffgehalt in der Luft nähere sich bereits wieder den amtlichen Grenzwerten. Für den morgigen Mittwoch sei damit zu rechnen, daß die Werte, die für die Auslösung von Smogalarm maßgebend sind, in allen Teilen des Industriegebietes unterschritten werden. Bereits am heutigen Dienstag dürfen Betriebe und Kraftwerke, die mit ihren ungefilterten Abgasen entscheidend zur Luftbelastung in dem Braunkohlerevier beitragen, ihre während des Smogalarms gedrosselte Produktion wieder in vollem Umfang aufnehmen. Die politische Diskussion über die Bewältigung der hausgemachten "Naturkatastrophe" dauert indessen an.
Die Smogkatastrophe in nordböhmischen Städten, die aufgrund ihrer Kessellage am Fuß des Erzgebirges und im Elbe- tal von Inversionswetterlagen besonders betroffen sind, übertraf auch die regelmäßig in dieser Klimasituation auftretende verheerende Luftverschmutzung vergangener Jahre. So hatte der Schwefeldioxidgehalt der Luft die amtlichen Grenzwerte mit 800 Mikrogramm pro Kubikmeter stellenweise um mehr als das Fünffache überschritten. Viele Kindergärten und Schulen in Nordböhmen blieben am Montag noch geschlossen. Wo der Unterricht weiterging, verteilten die Behörden Vitaminpräparate zur "Stärkung der Widerstandskräfte" der Schüler. In den Stadtzentren galt ein Fahrverbot für private Kraftfahrzeuge. In der nordböhmischen Stadt Teplice (Teplitz) verkehrten die öffentlichen Nahverkehrsmittel zum Nulltarif. Die Kosten soll nach dem Willen der Stadtväter die tschechische Regierung übernehmen. Inzwischen mehren sich die Vorwürfe von Kommunalpolitikern und Medizinern aus Nordböhmen, die Region mit ihren Umweltproblemen sei von Prag im Stich gelassen worden. So vermutet der Chefarzt der Kinderklinik in Usti nad Labem (Außig an der Elbe), Jaroslav Homola, die Bevölkerung im Norden der Republik sei von der Regierung bereits abgeschrieben worden. Anders lasse sich nicht erklären, warum keinerlei Rücksicht auf die rapide wachsende Zahl von Atemwegserkrankungen bei Kindern genommen werde. Es entstehe eine ganze Generation von "Krüppeln", denen zeitlebens nicht mehr zu helfen sei. Der Chef der tschechischen Gesundheitsbehörde Jaroslav Kriz meinte jedoch, die Gesundheitsämter in Nordböhmen brauchten weder finanzielle noch organisatorische Hilfe. Die örtlichen Fachleute hätten die "gegenwärtige Episode der Luftverunreinigung" gut im Griff.
Die breite Diskussion der Umweltkatastrophe in den Medien hat allerdings inzwischen bei der Republikregierung Wirkung gezeigt. Der tschechische Finanzminister Ivan Kocarnik wies darauf hin, das Kabinett werde 1,16 Milliarden Kronen (rund 65 Millionen Mark) für ökologische Maßnahmen in Nordböhmen zur Verfügung stellen. Laut Aussage von Umweltminister Frantisek Benda wird diese Summe jedoch nur ausreichen, wenn man unter Bewältigung des Problems verstehe, die Kinder vorübergehend mit Bussen aus der Region wegzukarren.
Für den tschechischen Ministerpräsidenten Vaclav Klaus ist die Umweltkatastrophe ein Argument für den Ausbau der Atomenergie. Da der Smog zweifellos durch die Energiegewinnung aus Braunkohle entstehe, müsse nun schleunigst das südböhmische Atomkraftwerk Temelin fertiggestellt werden.
zba BERLIN, 15. Februar. Im Prozeß gegen den 85jährigen Ex-Stasiminister Erich Mielke hat der dritte Verteidiger, Stefan König, in seinem Plädoyer am Montag versucht, die Glaubwürdigkeit eines Mielke belastenden Briefes von 1933 zu erschüttern. Mielke wird zweier Polizistenmorde auf dem Berliner Bülowplatz 1931 beschuldigt. Der von der KPD zur Nazi-Organisation SA gekommene Johannes Broll schrieb damals nieder, er habe gesehen, wie Mielke hinter den Polizisten hergegangen sei und eine Pistole in der Hand gehabt habe.
Broll habe damals als eine "Art Gerichtsschreiber die Protokolle bei der SA geführt", sagte Anwalt König. SA-Führer Kubick habe Broll die belastende Aussage "in die Feder diktiert". Der Anwalt fordert einen Schriftvergleich der SA-Protokolle mit dem Brief.
Schließlich verwies König auf den "merkwürdigen Umstand", daß bei den von der SA 1933 gefertigten Protokollen nie auf unmittelbar nach der Tat angestellte Ermittlungen Bezug genommen werde.
FRIEDBERG. Lara Cardella war 17 Jahre alt, als sie ihre Geschichte aufschrieb. Das Buch der jungen Sizilianerin "Ich wollte Hosen" über eine rigide Erziehung, sexuellen Mißbrauch und Unterdrückung wurde ein Bestseller. Das Frauenzentrum Friedberg zeigt die Verfilmung von "Ich wollte Hosen" am Mittwoch, 17. Februar, um 20 Uhr im Kinocenter. Außerdem haben die Frauen eine zweite Vorstellung um 15 Uhr organisiert, die vor allem Jugendlichen, aber auch Eltern und Sozialarbeiter(innen) Gelegenheit geben soll, sich die Geschichte anzusehen. Denn: "Der Fall Anettas steht exemplarisch für viele Mädchen und Jugendliche, nicht nur in Sizilien, sondern auch in unserem Land, wo Gewalt und sexueller Mißbrauch ebenso alltäglich sind und meist ungeahndet bleiben." cor
ALTENSTADT / NIDDERAU. Die Aqua-Terra Nidderau, der auch zahlreiche Altenstädter angehören, lädt für Freitag, 19. Februar, 20 Uhr, zu einem Dia- Abend in die Schloßberghalle in Windekken ein. Otto Roth aus Darmstadt-Seeheim berichtet über "Killifische Afrikas". Roth bereiste Gegenden, in denen Killifische vorkommen, und gilt Aqua-Terra- Sprecher Hagen Rieger zufolge "unzweifelhaft als Experte auf diesem Gebiet".
Obwohl Killifische zu den farbenprächtigsten Süßwasserfischen überhaupt gehören und sich auch in Gefangenschaft meist leicht vermehren lassen, werden sie doch bis auf wenige Arten nur von einigen Spezialisten gehalten. Rieger hofft, daß der Vortrag dazu beiträgt, "mehr Aquarianer für diese schönen Fische zu begeistern". sal
Der deutsche Außenminister Klaus Kinkel ist am Montag nachmittag zu einem zweitägigen Besuch in die ukrainische Hauptstadt Kiew gereist. Am Abend sollte Kinkel nach Angaben des ukrainischen Außenministeriums mit Präsident Leonid Krawtschuk zusammentreffen. Für den heutigen Dienstag sind Gespräche mit Regierungschef Leonid Kutschma sowie Parlaments- und Oppositionsvertretern geplant. Durch den Besuch des deutschen Außenministers und eine mögliche spätere Reise von Bundeskanzler Helmut Kohl nach Kiew hofft die Ukraine, nach über einem Jahr Unabhängigkeit auf internationalem Parkett aus dem Schatten Rußlands treten zu können.
Besonders das Treffen zwischen Helmut Kohl und dem russischen Präsidenten Boris Jelzin in Moskau im vergangenen Dezember hat in der Ukraine den Wunsch nach einem baldigem Besuch aus Bonn verstärkt. Den Empfindlichkeiten hatte Kinkel bereits vor seinem Abflug nach Kiew mit der Erklärung Rechnung getragen, das politische und wirtschaftliche Gewicht der Ukraine sei vom Westen bislang nicht ausreichend wahrgenommen worden. Dies sowie die Äußerung Kinkels, die Ukraine sei nach Rußland das mit Abstand wichtigste Land östlich von Deutschland, dürfte dem Außenminister ein herzliches Gesprächsklima in Kiew gesichert haben. Durch die Unterzeichnung eines deutsch-ukrainischen Abkommens über Investitionsförderung sowie mehrerer Vereinbarungen über kulturelle und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit soll dann ein "partnerschaftliches Verhältnis" zwischen den beiden Ländern vorbereitet werden.Der zweitgrößte Staat Europas
Denn der nach Rußland zweitgrößte Staat Europas, Gründungsmitglied der Vereinten Nationen und mit 52 Millionen Einwohnern eines der bevölkerungsreichsten Länder des Kontinents, fand im Westen bislang lediglich durch außenpolitische Querschläge Aufmerksamkeit. So hat sich die Ukraine zwar im vergangenen Jahr zur Ratifizierung des Start-I-Vertrages über atomare Abrüstung verpflichtet. Eine Bestätigung durch das ukrainische Parlament steht jedoch noch immer aus. Gleiches gilt für einen Beitritt der Ukraine zum Nichtverbreitungsvertrag von Atomwaffen. Auch eine Einigung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) mit den Gläubigerländern der früheren Sowjetunion bei den Umschuldungsverhandlungen des "Pariser Clubs" scheitert bislang am Widerstand aus Kiew.
Rußland möchte als Alleinschuldner für die Verbindlichkeiten von rund 75 Milliarden Mark agieren und dafür die im Ausland befindlichen Vermögenswerte des aufgelösten Sowjetreiches als russisches Eigentum behalten, wobei Moskau neuerdings offenbar auch die Auslandsinvestitionen der einstigen Sowjet-Unternehmen als staatliche Vermögenswerte betrachtet.
Die Ukraine bestand bislang auf einer vorherigen Auflistung der betroffenen Vermögenswerte und erklärte nun, man werde den ukrainischen Anteil an den Erbschulden selbständig bedienen. Dieser russisch-ukrainische Streit betrifft nicht zuletzt Deutschland, einen der Hauptgläubiger der ehemaligen Sowjetunion. Heißes Thema Jugoslawien-Embargo
Auf Klarheit dürfte Kinkel auch in einem anderen Fall dringen. Nachdem die Ukraine Ende Januar als möglicher Blockadebrecher und serbischer Öllieferant genannt wurde, soll die Einhaltung der gegen das frühere Jugoslawien verhängten UN-Sanktionen bei dem Besuch des deutschen Außenministers ebenfalls Gesprächsthema sein.
Kiew tritt Spekulationen über Embargoverstöße entgegen und verweist mit einem Seitenhieb auf Moskau und Bonn darauf, daß sich die ukrainische Balkanpolitik, anders als die russische, nicht vorrangig an historischen Beziehungen zu Serbien orientiere. Vielmehr sei die Ukraine seit längerem aktiv an den Friedensbemühungen der Weltorganisation beteiligt, so etwa durch den Einsatz von ukrainischen Soldaten im Rahmen der in Ex- Jugoslawien eingesetzten UN-Blauhelme.
Statt der für Kiew eher unschönen deutschen Themenliste will die ukrainische Führung lieber die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit diskutieren und sich als kooperativer und verläßlicher Partner präsentieren.
DIETMAR OSTERMANN (Moskau)
&blt; "Blaubarts Orchester" mit Tukur
Im Frankfurter Theater am Turm gastiert vom heutigen Mittwoch an Ulrich Tukur mit der "mörderischen Nachtmusik" "Blaubarts Orchester". Mit dabei sind die Musik-Kabarettistin Annette Maria Marx, der Swing-Musiker Robby Schuster und die "Hamburger Stadtmusikatzen". Vorstellungen sind geplant für den 17. und 18. sowie vom 20. bis 22. Februar. Beginn 20 Uhr. &blt; Spielplanänderungen im Schauspiel Wegen Erkrankung eines Schauspielers fällt am Donnerstag im Schauspiel das Gastspiel des Bockenheimer Theaterkreises mit "Verspekuliert" aus. Außerdem entfallen die Vorstellungen von "Tarelkins Tod" am 24. und 28. Ferbruar, am 28. gibt es als Ersatz "Die Präsidentinnen" zu sehen. Bereits gekaufte Karten können umgetauscht oder zurückgegeben werden. &blt; Dreigroschenoper geht zu Ende Das Theater "die katakombe" (Pfingstweidstraße 2 in Frankfurt) zeigt nur noch im Februar seine Produktion von Brechts "Dreigroschenoper". Aufführungen gibt es von Mittwoch bis Samstag, letzte Vorstellung am 27. Februar. Beginn 20 Uhr. &blt; Kelley Spellman, Piano Noch bis Ende des Monats ist die amerikanische Pianistin und Sängerin Kelley Spellman in der Bar des Hotels Hessischer Hof zu hören. Programmbeginn täglich um 22 Uhr. &blt; Ausstellungseröffnungen Die Galerie am Fachfeld (Fachfeldstraße 34 in Frankfurt-Fechenheim) zeigt unter dem Titel "Frauen-Sichten" bis zum 26. März Arbeiten von Almut Aue, Barbara Greul Aschanta und Linda Starbatty. Ausstellungseröffnung ist am heutigen Mittwoch um 18.30 Uhr. Geöffnet ist Montag bis Freitag von 9 bis 12.30 Uhr. Das Museum für Kunsthandwerk eröffnet heute um 18 Uhr die Ausstellung "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau. Eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst". Und die Kommunale Galerie im Leinwandhaus zeigt bis zum 21. März "Displaced Portraits", Farbfotografien von Peter McClennan: Eröffnung ebenfalls heute um 18 Uhr, Weckmarkt 17. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr. &blt; Filme von Studenten der HfG Das Deutsche Filmmuseum zeigt am heutigen Mittwoch Arbeiten von Filmstudenten der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HfG). Beginn ist um 19.45 Uhr mit einem Kurzfilm von Katrin Köster. Ab 22.30 Uhr gibt es dann Spielfilme. &blt; Film von Wilhelm Orlopp Das Werkstattkino "mal seh'n" setzt am heutigen Mittwoch die Kurzfilmreihe "Der Blick ins Freie" fort mit einem Film von Wilhelm Orlopp: "What's your name!" Der Filmemacher wird anwesend sein. Beginn 19.45 Uhr. &blt; "Mimikritschi" in Höchst Die Gruppe "Mimikritschi", Clowns und Pantomimen aus Kiew, gastiert vom 17. bis zum 20. Februar im Neuen Theater Höchst, Emmerich-Josef-Straße. Programmbeginn 20 Uhr. &blt; Konzerte der Hochschule In der Musikhochschule Frankfurt (Eschersheimer Landstraße 29) gibt es am heutigen Mittwoch ein Big-Band-Konzert (Neuer Saal) sowie das Konzertexamen von Lars Jönsson aus der Klavierklasse Irina Edelsteins (Großer Saal). Er spielt Werke von Mozart, Liszt und Prokofjew. Am Donnerstag ist das Konzertexamen von Ulrike Eickenbusch, Violoncello, die Werke von Schumann, Beethoven, Prokofjew und Strawinsky spielt. Beginn jeweils 19.30 Uhr. Der Violinabend der Klasse Edith Peinemann am Freitag fällt aus. &blt; Klavierkonzert Makiko Takeda Die in Wiesbaden lebende japanische Pianistin Makiko Takeda gibt am heutigen Mittwoch um 20 Uhr im Kurhaus Wiesbaden ein Klavierkonzert. &blt; Führungen: Tony Sender Im Rahmen der Ausstellung über Tony Sender im Historischen Museum Frankfurt (Saalgasse 19) führt Kristine Tischel am heutigen Mittwoch um 18 Uhr durch die Ausstellung und erzählt von Tony Senders US-amerikanischem Exil und ihrer Arbeit für die Vereinten Nationen. Am Sonntag um 11 geht es dann bei einer Führung Patricia Orths "Frauen in der Gewerkschaft". &blt; Vortrag: Marquis Posa Im Frankfurter Senckenberg-Museum (Senckenberganlage 25) hält am heutigen Mittwoch Hans-Jürgen Schings einen Vortrag zum Thema "Marquis Posa und die Illuminaten". Beginn 18 Uhr.
Im Blickpunkt: Antrag für Gorleben Plötzlich ein Atom-Endlager?
Im Rathaus von Gartow in Niedersachsen sind seit Anfang Februar für zwei Monate die Unterlagen ausgelegt, mit denen die Brennelementlagergesellschaft Gorleben (BLG) beantragt hat, eine schon vor fast zehn Jahren erteilte Betriebsgenehmigung erheblich zu erweitern. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg argwöhnt, vor den Bonner Gesprächen über einen "Energie-Konsens" bemühe sich die BLG, ein Gemeinschaftsunternehmen der Atomindustrie, mit Rückendeckung durch Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) schnell noch um eine Genehmigung, um "alle Arten hochradioaktiven Mülls auf Dauer in Gorleben abstellen zu können". Die Betriebsgenehmigung für die große Lagerhalle im Gorlebener Wald wurde 1983 erteilt. Bisher konnte die BLG jedoch noch keinen Gebrauch von ihr machen. Mehrmals war angekündigt, daß "Castor"-Behälter mit verbrauchten, heißen, hochradioaktiv aufgeladenen Brennelementen aus Atomkraftwerken anrollen würden. Die Bürgerinitiative bereitete daraufhin Blockade-Aktionen unter dem Motto "Wir stellen uns quer" vor. Aber der Alarm konnte jedesmal abgeblasen werden. Gegenwärtig ist auch für die BLG, wie ihr Sprecher Jürgen Auer der FR mitteilte, kein neuer Termin absehbar, weil noch Voraussetzungen für eine erste Einlagerung fehlen. Vor allem steht die Genehmigung der Bundesanstalt für Strahlenschutz (BfS) für die Technik des dritten Deckels aus, mit dem die "Castor"- Behälter verschlossen werden sollen, weil zwei Deckel nicht genügen.
Einstweilen bleiben die Brennelemente, soweit sie nicht zur Wiederaufarbeitung nach Frankreich oder Großbritannien gebracht wurden, in den Atomkraftwerken. Dort sollen sie nach Ansicht der Bürgerinitiative und der ihr nahestehenden Wissenschaftler auch weiterhin zwischengelagert werden, bis ein Endlager zur Verfügung steht.
Mit dem Erweiterungsantrag, über den das BfS in Salzgitter zu entscheiden hat, möchte die Atomindustrie erreichen, daß statt der bisher genehmigten 1500 Tonnen Schwermetall nun 3800 Tonnen in Gorleben zwischengelagert werden dürfen. Außerdem soll die Betriebsdauer des Zwischenlagers, die nach der ersten Genehmigung bis zum Jahre 2023 reicht, auf 40 Jahre vom Zeitpunkt der neuen Genehmigung an verlängert werden.
Der BLG-Sprecher begründete den neuen Antrag mit neuen Aufgaben. Von Ende kommenden Jahres an seien verglaste Abfälle aus den ausländischen Wiederaufarbeitungsanlagen zu erwarten; sie müßten irgendwo untergebracht werden. Außerdem gelte es, Abstellfläche für "Pollux"-Behälter bereitzuhalten. In diese Behälter sollen künftig in der Konditionierungsanlage zerkleinerte Brennelemente gestopft werden, die für eine direkte Endlagerung (das heißt ohne Wiederaufarbeitung) bestimmt sind. Die Konditionierungsanlage entsteht gegenwärtig unmittelbar neben der Zwischenlagerhalle. Die BLG hat darüber hinaus auch die Einlagerung der hochradioaktiven Glaskokillen beantragt, die im Auftrag der bundeseigenen Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF) in der militärischen Atomfabrik Hanford in den USA zum Preis von 40 Millionen Mark hergestellt wurden. Die Kokillen waren für einen Test im ehemaligen Salzbergwerk Asse bei Wolfenbüttel gedacht. Ende vergangenen Jahres sagte die GSF den Test ab.
Die Bürgerinitiative fordert, die Auslegung der Planunterlagen zu stoppen, denn das Verfahren konterkariere die bevorstehenden Bonner Konsens-Gespräche. Sie befürchtet, das Zwischenlager könne zum Endlager werden, wenn sich die Pläne für eine unterirdische Deponie im Gorlebener Salzstock als irreal erweisen. Die Atomkraftgegner und mit ihnen die rot-grüne Landesregierung Niedersachsens sind längst der Meinung, daß sich der Salzstock nicht als Endlagerstätte für hochradioaktive Abfälle eigne. Das BfS berichtete Anfang Februar über eine neue "Schadstelle" im Schacht 1 der Endlager-Baustelle. Betonblöcke, mit denen der Schacht oberhalb des Salzstocks ausgebaut ist, hatten sich verschoben.
ECKART SPOO (Hannover)
KIGALI, 15. Februar (Reuter/FR/dpa). Französische Armee-Einheiten sollen sich an der Seite ruandischer Regierungstruppen in der vergangenen Woche schwere Gefechte mit Rebellen geliefert haben, die Präsident Juvenal Habyarimana stürzen wollen. Das meldete die Nachrichtenagentur Reuter. Ein Gewährsmann mit engen Verbindungen zur ruandischen Regierung habe berichtet, die französischen Truppen hätten Stellungen der Rebellenorganisation "Patriotische Front von Ruanda" (PRF) eingenommen.
PRF-Sprecher James Rueqo sagte, die RPF sei sich sicher, daß Ruandas Armee von Frankreich logistisch und mit Waffen unterstützt werde. Außerdem habe Frankreichs Präsident François Mitterrand in einem Brief Habyarimana militärische Hilfe angeboten.
Ruandas Regierung verkündete am Montag eine einwöchige Waffenruhe. Sie rief die Guerilla der PRF dazu auf, diese einzuhalten.
WIESBADEN. 20 Wiesbadenern bietet die Landeshauptstadt Gelegenheit zu kostenlosen Raumluftmessungen: Die Wohnungen oder Eigenheime sollten zwischen 1950 und 1992 gebaut worden sein und möglichst über das gesamte Stadtgebiet verteilt liegen.
Wer sein Zuhause für diesen Untersuchungszweck zur Verfügung stellen möchte, soll sich bis spätestens 28. Februar an die Umweltmedizinische Abteilung des Gesundheitsamts, Postfach 39 20 in 6200 Wiesbaden wenden. Interessenten erhalten einen Fragebogen, nach dessen Auswertung die Wohnungen ausgewählt werden. maf
WIESBADEN. Der Römische Ehrenbogen, den Bauarbeiter im September 1986 in der Großen Kirchenstraße in Mainz- Kastel ausgebuddelt hatten, wurde jetzt als Modell nachgebildet und soll dem Kellermuseum in Kastel, Große Kirchenstraße, übergeben werden.
Das kostbare Relikt aus der römi- schen Vergangenheit gehört zu jenen drei Ehrenbögen, mit denen man posthum des Sieges des römischen Kaisers Germanicus über die Germanen gedachte. maf
WIESBADEN. Zu einer "Reise in das Zauberland" starten die Jungen und Mädchen des Kinderzentrums Gewerbeschule gemeinsam mit den Youngsters der Kindertagesstätte Bertramstraße am Faschingsdienstag, 23. Februar. Geplant ist ein närrischer Lindwurm.
Treffpunkt: 15 Uhr vor dem Gemeinschaftszentrum Gewerbeschule (Walramstraße). Tips fürs Verkleiden gibt's am Freitag, 19. Februar; nähere Informationen unter der Telefonnummer 0611 / 31 32 13. maf
WIESBADEN. Die Vorwürfe gegen den Geschäftsführer der städtischen Römerbad-Gesellschaft, Reinhard Edel, die im Zusammenhang mit der Sanierung des Bürohauses in der Mainzer Straße erhoben worden sind, hat die Staatsanwaltschaft inzwischen als haltlos zurückgewiesen und das Verfahren eingestellt.
Wie berichtet, hatte der frühere Leiter des Rechnungsprüfungsamts, Friedrich- Karl Stroh, moniert, daß die städtischen Gremien über die explosionsartig gestiegenen Renovierungs- und Umbaukosten zu spät informiert wurden.
Die vom Chefrevisor angeprangerten Verstöße gegen das Haushaltsrecht riefen die Staatsanwaltschaft auf den Plan. Doch die Ermittlungen ergaben, daß "der Tatverdacht einer Untreue" sich nicht bestätigte. maf
LAURENZ NIELBOCK und THILO von DEBSCHITZ, Designer aus Wiesbaden, wurden von der Jury des Art Director Clubs Deutschland als "Juniorentalente des Jahres" ausgewählt. Die beiden Absolventen der Fachhochschule Wiesbaden hatten eine "Paradox-Krawatten-Kollektion" entworfen, die in Fachkreisen Furore machte. Beispiel: Modell Mausefalle. Jenes Fanggerät en miniatue ziert als Krawattennadel den käsegelben Binder mit eingearbeiteten Löchern a la Emmenthaler. Ausgezeichnet wurden zwei weitere Wiesbadener Fachhochschüler. Christoph Kohl und Dirk Siebenhaar hatten eine pfiffige Anzeigenserie für "Glühbirnen" entworfen.
Die von der Bundesregierung gewährten Kontingente für osteuropäische Arbeiter nehmen nach Ansicht der Gewerkschaft IG Bau-Steine-Erden den Stammarbeitern in Deutschland die Arbeitsplätze weg. In Frankfurt arbeiten zur Zeit 6000 Osteuropäer mit Werksverträgen, allein 5900 von ihnen auf dem Bau, berichtet der Geschäftsführer des Bezirksverbandes, Dieter Häcksel. Ihnen stehen 750 Arbeitslose gegenüber, eine Zahl, die seiner Meinung nach weiter steigen wird.
Um konkurrenzfähig zu bleiben, greifen immer mehr Unternehmen auf die legal von Subunternehmern angeheuerten Arbeiter aus Osteuropa zurück, die für Dumping-Bedingungen sorgen. Sie erhalten von den Subunternehmern nur einen Bruchteil dessen, was ihnen eigentlich zusteht. Die Firma spart Geld und kann ihre Konkurrenten unterbieten.
Eine moderne Form der Sklaverei nennt der Frankfurter SPD-Vorsitzender Sieghard Pawlik die Zustände auf den Baustellen. Ein Beispiel: Einem tschechischen Arbeiter wurde laut Vertrag ein Stundenlohn von 18,34 Mark garantiert, bekommen hat er gerade einmal fünf. Der Rest füllt die Taschen der Unternehmer. Daß solche Fälle an die Öffentlichkeit dringen, ist selten. Die Betroffenen schweigen, weil sie Angst haben, ihren Job zu verlieren.
Die IG Bau-Steine-Erden fordert von der Bundesregierung eine drastische Reduzierung der Werksverträge. Vielmehr sollten normale Arbeitsverträge mit tariflich abgesicherten Löhnen abgeschlossen werden. Die Frankfurter SPD-Bundestagsabgeordnete Gudrun Schaich-Walch unterstützt den Vorschlag, wenngleich ihre Fraktion eine andere Variante favorisiert, die individuelle, auf 18 Monate befristete Arbeitsverträge vorsieht. "Die Arbeiter sollen dabei in ihren Heimatländern sozialversichert sein", sagt die Politikerin. Ein Vorschlag, der bei der Gewerkschaft auf wenig Verständnis trifft. Häcksel: "Jährlich gehen dem Staat 2,5 Milliarden Mark an Sozialversicherungsabgaben und Steuern verloren." hu
FRANKFURT A. M. (FR). Die Tokioter Aktienbörse startete mit höheren Notierungen in die neue Woche. Der Nikkei-Index der 225 führenden Titel stieg um 266,48 Punkte. Zum Schluß zeigte das japanische Kursbarometer einen Stand von 17 117,99 Zählern an.
In den Vereinigten Staaten blieben die Aktien- und Devisenmärkte gestern wegen eines Feiertages geschlossen.
WIESBADEN. Mister zehn Prozent sucht noch 41 Mitstreiter, die bereit sind, zehn Prozent ihres Einkommens, ihres Taschengeldes oder ihres Haushaltsbudgets zu stiften. Nur dann ist der unbekannte Kaufmann bereit, seinen Anteil von 30 000 Mark freizugeben. Die 24. Aktion läuft Mitte März aus und es gilt, bis dahin die Spenderzahl von 333 zu erreichen. Mit dem Geld sollen unter anderem ein Basisgesundheitsdienst für Behinderte und Leprakranke in Indien und standortgerechter Landbau in Thailand gefördert werden. Das Spendenkonto: Nr. 12300 bei der Wiesbadener Volksbank, BLZ 51090000.
Nähere Auskünfte erteilt die Organisationszentrale der Zehn-Prozent-Aktion beim evangelischen Dekanatsverband, Schwalbacher Straße 6 in Wiesbaden, Telefon 0611 / 14 09 24. maf
WIESBADEN. Noch bis zum 19. Februar laufen die Berufs- und Studienkundlichen Informationstage für alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 12. Ausgerichtet werden sie vom Arbeitsamt Wiesbaden in der Fachhochschule, Kurt-Schumacher-Ring 18.
Die Jungen und Mädchen können sich dort täglich von 12 Uhr an (Freitag ab 10 Uhr) über Studiengänge an Berufsakademien, Fachhochschulen und Universitäten und über Ausbildungsmöglichkeiten außerhalb der Hochschulen informieren. Referenten aus Hochschule und Industrie stellen insgesamt 49 Berufsfelder vor. Außerdem stehen Berufsberater zur Verfügung. Nähere Auskünfte gibt es unter der Rufnummer 0611 / 94 94 307. maf
Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Bei der Wahl zwischen zwei Übeln entscheidet sich die SPD-Spitze für einen Schluß der leidigen Finanzierungsdebatte und damit für die unaufschiebbaren Geldtransfers Richtung Osten. Deren Größenordnungen stünden damit wenigstens fest auf einer einigermaßen stabilen und dauerhaften Grundlage. Die Bonner Koalitionsparteien aber tun gerade so, als hätten sie noch die Wahl zwischen Gut und Böse, zwischen "mehr Geduld und Bescheidenheit" der armen Verwandten in den neuen Ländern und der Überbeanspruchung des "guten Onkels im reichen Westen". Aber die Mauer ist weg und gestattet der Regierung kein Zaudern, erst recht nicht vor dem Hintergrund des anhaltend freien Falls der Wirtschaft hinter der Elbe.
Das von Engholm und seinen führenden Genossen offenbarte schreckliche Erwachen aus dem Traum der deutschen Einheit muß von den Herrschaften um Kohl und Graf Lambsdorff wohl noch nachgeholt werden. Wer wie diese mit der Attitüde von Wirtschaftsexperten dem Wiederaufschwung im Westen Vorrang einräumt vor dem Wiederaufbau im Osten, beweist allenfalls ein wahltaktisches Blickfeld, das an Mauer und Stacheldraht von früher endet. Denn was nützen wieder rauchende Schornsteine an Rhein und Ruhr, wenn zwischen Elbe und Oder "Land unter" ist. Wir sind ein Volk! Ein Wahlkampf aber nach der Devise, der wohlhabenden Mehrheit im Westen nach dem Mund zu reden, weil die arme Minderheit im Osten ohnehin keine Stimmen bringt, wäre die Wiederauflage des kalten Kriegs mit ökonomischen Mitteln. Ein solcher "kalter Frieden" wäre für jede Bonner Regierung ein Pyrrhussieg. rds (Bonn)
WIESBADEN. Rückenschule und Entspannung, Nichtraucher-Seminare und Ernährungstips: Die AOK Wiesbaden und Rheingau-Taunus präsentiert "Fitneß für jeden" in einem umfangreichen Gesundheitsprogramm mit vielen Kursen und Veranstaltungen.
Die Borschüren liegen in allen AOK- Geschäftsstellen aus. Anmeldungen erbittet die Krankenkasse unter der Rufnummer 0611 / 44 71 49. maf
KRONBERG. Die Anwohner der "Kleinen Lindenstruth" wehren sich gegen die geplanten 32 Sozialwohnungen an der Ecke Ernst-Moritz-Arndt- / Freiherr-vom- Stein-Straße. Am Montag haben sie bei der Stadt Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingelegt. Falls man dort nicht zu einem Gespräch bereit ist, wollen sie am Ende dieser Woche beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof den sofortigen Baustopp beantragen.
"Wir sind nicht gegen den Bau von Sozialwohnungen", betont Rechtsanwalt Peter Rössler, der in der nahen Kantstraße wohnt und dessen Societät Klein & Rössler die Anwohner vertritt. "Aber die Stadt hat uns gegenüber Versprechungen gemacht, die sie nicht eingehalten hat." Besonders verärgert sind die Anwohner darüber, daß gestern die Bauarbeiten begannen, obwohl die Stadt sie noch wenige Tage zuvor beschwichtigt habe, es werde irgendwann "vor der Wahl" begonnen.
Am vergangenen Donnerstag haben sich nun 15 Familien zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, um gegen das Projekt vorzugehen. Weitere wollen sich beteiligen. In ihrem Widerspruchsschreiben werfen sie der Stadt vor, eine "rücksichtslose Planung" zu betreiben. Der dreigeschossige "Klotz" mit seinen über 16 Metern Höhe und 45 Metern Länge überrage deutlich die in der Umgebung stehenden Einfamilienhäuser. Zudem wirke es wegen des abschüssigen Grundstücks und dem Dachgeschoß eher wie ein fünfgeschossiges Haus.
Außerdem verweigere die Stadt eine Tiefgarage und wolle statt dessen einen 100 Meter entfernten öffentlichen Parkplatz "umwidmen". Der aber, so Rössler, werde vom Kindergarten sowie Besuchern des Spielplatzes und der Anwohner benutzt. "Mir hat die Stadt gesagt, eine Tiefgarage könne aus technischen Gründen nicht gebaut werden", ärgert sich Rössler, "aber in der Arndt- und in der Kantstraße gibt es sehr wohl Tiefgaragen, die sogar Vorbedingung für die Baugenehmigung waren."
Die Forderung der Anwohner lautet daher: Ein Stockwerk weniger plus eine Tiefgarage. Denn sie seien damals dorthin gezogen, weil die Stadt ihnen eine verkehrsberuhigte Wohngegend für ihre Kinder versprochen habe. "Statt dessen bekommen wir jetzt 50 Stellplätze vor die Tür." Ein Teil der Parkplätze soll über die Kantstraße angefahren werden - die aber ist als verkehrsberuhigte Spielstraße ausgewiesen. Die Angst der Anwohner: "Dann können unsere Kinder nicht mehr draußen spielen." esi
FRIEDBERG. Hilfestellung zur Bewältigung einer Trennung oder Scheidung bietet ein Kurs des Diakonischen Werks an zwölf Abenden von Anfang Mai bis Ende Oktober. Das erste Treffen ist am Donnerstag, 6. Mai, ab 19.30 Uhr. Voranmeldung ist unter Tel. 0 60 31 / 1 49 50 bis spätestens 25. Februar erforderlich. Die Kursgebühr beträgt 60 Mark.
SCHLÜCHTERN. Einen Besuch des Remscheider Spielemarktes am 26. Februar bietet die Kreis-Jugendpflege haupt- und nebenamtlichen Mitarbeitern der Jugendarbeit und Kindererziehung an.
Der Anmeldeschluß für eine Teilnahme ist Freitag, 24. Januar.
Nähere Informationen gibt es bei Stefan Ripke im Kreis-Jugendbüro. Er ist unter der Telefonnummer 0 66 61 / 7 14 65 zu erreichen.
Der Ausflug kostet 15 Mark. tja
Der Film ist erst seit kurzem im Kino, doch schon zieht seine Botschaft Kreise. "Dracula" beherrscht wieder einmal die Gespräche. Anscheinend fasziniert der Blutsauger sogar diejenigen, die noch gar nicht ins Kino dürfen.
Kollege M. kann ein Lied davon singen. Der sechsjährige Sohn ist, über welche Kanäle auch immer, schon angesteckt. Seine Schwärmerei zieht mittlerweile sogar die zweieinhalbjährige Schwester in Mitleidenschaft. Er scheint ein guter Erzähler zu sein. Jedenfalls stand die Kleine vorletzte Nacht laut weinend im Elternschlafzimmer. "Ein Pampier, ein Pampier".
Die Eltern waren so vernünftig, auf Besserwisserei zu verzichten. Charlotte durfte zu Mama und Papa kriechen. Ohne den Hinweis: "Vampier heißt das, Liebling." Sie wissen eben, daß manche Dinge Angst machen - auch wenn man sie nicht richtig benennen kann. Ihre Bastienne
ha BRÜSSEL. Die Aufgaben des geplanten Europäischen Investitionsfonds (EIF) sollen noch im März festgelegt werden. Dies haben die zwölf Finanzminister der Gemeinschaft gestern bei Beratungen beschlossen, in deren Mittelpunkt das im Dezember auf dem Gipfel in Edinburgh beschlossene "Konjunkturanstoßprogramm" der EG stand. Der Fonds könnte damit "im dritten Quartal" dieses Jahres zum Einsatz kommen, erklärte Bonns Finanzstaatssekretär Horst Köhler, sofern die nötigen Rechtsakte rasch von den zwölf nationalen Parlamenten ratifiziert werden.
Bei der Vergabe von Kreditgarantien aus dem Topf mit einem vorgesehenen Volumen von zehn bis 20 Milliarden Mark für Infrastrukturprojekte wie Verkehrswege und Telekom-Verbindungen solle auch die Vernetzung der mittel- und osteuropäischen Staaten mit dem Westen berücksichtigt werden, erklärte Bundesfinanzminister Theo Waigel. Nach Ansicht des EG-Finanzkommissars Henning Christophersen könnte der EIF mittelfristig insgesamt Investitionen von 40 Milliarden Mark anstoßen.
In einer vorausgegangenen "öffentlichen" Debatte der EG-Finanzminister waren die unterschiedlichen Ansichten und Motive der EG-Regierungen zum Ausdruck gekommen, wie die Rezession überwunden und die Arbeitslosigkeit bekämpft werden könnte. Fast alle, mit Ausnahme Großbritanniens, hoben neben einer Förderung des Wachstums die Notwendigkeit hervor, den Maastricht-Vertrag rasch in Kraft zu setzen. Die Südländer Spanien, Portugal und Griechenland befürworten dies vor allem, weil erst mit dem Unionsvertrag der für sie und Irland bestimmte EG-Kohäsionsfonds kommt. Er soll zusätzlich Infrastrukturinvestitionen mit direkten Zuschüssen fördern und dadurch weitere Impulse geben. Sowohl von der dänischen Delegation als auch von den drei Benelux-Vertretern wurde die Ratifizierung des Maastricht-Vertrages auch als "Vertrauenssignal" zur Verwirklichung der EG-Währungsunion gefordert. Sie wird dort ebenfalls als Anreiz für neue Investitionen in der Gemeinschaft beurteilt, wie aus einigen Debattenbeiträgen hervorging.
Im Zusammenhang mit dem Planziel, die zweite Stufe zur Währungsunion am 1. Januar 1994 zu verwirklichen, verlangte Finanzminister Waigel in den nichtöffentlichen Gesprächen, Frankfurt als Sitz des Europäischen Währungsinstituts (als Vorläufer der künftigen EG-Zentralbank) schon auf dem Kopenhagener Gipfel im
Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wurde von den Ministern Dänemarks, der Niederlande, Spaniens und Irlands angesprochen, doch außer Wirtschaftswachstum und der von vielen empfohlenen "Mäßigung in der Lohnentwicklung" gab es keine Vorschläge zur Steigerung der Beschäftigung.
Der irische Minister Bertie Ahern kritisierte in scharfer Form, daß die Währung seines Landes gegen die Ende Januar erfolgte Abwertung im Wechselkursverbund EWS nicht so gestützt worden sei wie die eines anderen Landes (gemeint war Frankreich). Waigel verteidigte die Bundesbank gegen diesen Vorwurf mit dem Argument, sie habe "das Nötige und Mögliche" zur Stützung des Punt getan. Eigentlicher Grund für die zehnprozentige Abwertung der Devise sei die immer noch starke irische Außenhandelsverflechtung mit Großbritannien gewesen, dessen Währung seit dem Austritt aus dem EWS immer schwächer wird.
GINNHEIM. Aufgrund seines schlechten baulichen Zustands wird der Treppenaufgang "Fuchshohl" komplett erneuert. Der Abriß und der Neuaufbau der Treppe kostet rund 800 000 Mark. Zur Debatte stand auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Ginnheim, Eschersheim), ob dabei auch die Böschung umgestaltet wird. Bei einer Neugestaltung der kleinen Grünanlage, wie sie auch vom Magistrat befürwortet wird, muß eine Kiefer gefällt werden. Anstelle des Nadelbaums werden dann zwei Laubbäume gepflanzt.
Die Grünen-Fraktion sprach sich gegen diesen Vorschlag aus. Sie forderte auf der Sitzung eine "kleine, schnelle Lösung". "Bis die beiden neugepflanzten Bäume so groß sind wie die Kiefer, das erleben Sie und wir nicht mehr", argumentierte Freya Linder (Grüne).
Hans-Günter Müller, CDU-Fraktionsvorsitzender, befürwortete die komplette Neugestaltung der Treppenanlage: "Wenn jetzt nur oberflächlich saniert wird, stehen dieselben Arbeiten in drei Jahren wieder an." Das sei unsinnig. Mit den Stimmen von CDU, SPD und FPD wurde die Magistratsvorlage angenommen. tin
spi MÜLHEIM. Die Gegner eines Ausstiegs aus der Atomwirtschaft formieren sich. Nachdem jüngst die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) und das Bayernwerk vor einem solchen Schritt warnten, bezieht jetzt mit Siemens auch der einzige deutsche Kernkraftwerk-Bauer einen ablehnenden Standpunkt. Adolf Hüttl, im Konzern für die Sparte Energieerzeugung (KWU) zuständig, sagt wörtlich: "Ein Verzicht auf Kernenergie in den Industrieländern ist absurd." Das ist auch als Absage an das von Veba und RWE entwickelte Konsenspapier zu sehen, das der Regierung als Diskussionsbasis für die künftige Politik vorliegt. Darin ist nur noch eine Option auf die künftige Nutzung der Atomkraft und den Bau neuer Atommeiler vorgesehen. Jede politische Einigung verliert laut Hüttl aber genau dann den Sinn, wenn sie von vornherein auf einen Ausstieg angelegt sei. Ein solcher Weg bedeute auch das Ende für den Bau deutscher Reaktoren wie für die wirtschaftliche Produktion von Brennelementen zum Einsatz in den jetzigen Kernkraftwerken.
Fast wertlos werde aber auch die Zusammenarbeit mit dem französischen Mitkonkurrenten Framatome, selbst wenn, wie geplant, beide Firmen fristgerecht bis 1998 gemeinsam den neuen Typ eines europäischen Druckwasser-Reaktors entwickelt haben sollten. Hüttl zufolge sei Siemens-KWU dann international kein ernst zu nehmender Gesprächspartner mehr, wenn eine solche Anlage nicht auch in Deutschland stehe. Ohne Perspektive sei es ferner nicht möglich, ausreichend qualifizierte junge Techniker zu gewinnen und zu halten, wodurch der technologische Standard gefährdet wäre.
Konsequent tritt der Manager darüber hinaus für die Verwertung von Plutonium auf heimischem Boden ein. Die Mischoxid-Anlage in Hanau sei inzwischen zu 90 Prozent fertig. Dort könnten dann jene 30 Tonnen Plutonium problemlos zu neuem atomarem Brennstoff verarbeitet werden, die bei der Wiederaufbereitung von Brennelementen im Ausland anfielen und vertragsgemäß nach Deutschland zurückgebracht werden. Der Einsatz plutoniumhaltiger Elemente ist für ihn "längst erprobte Technologie ohne irgendwelche neuen Sicherheitsrisiken". Die neue - noch nicht voll genehmigte - Fabrik stuft er als "die weltweit sicherste Plutoniums-Verarbeitungsanlage" ein.
Die Kernkraft, vor wenigen Jahren noch Schwerpunkt und Goldgrube der KWU, steuert inzwischen lediglich ein Viertel zum Umsatz ab. Dieser erreichte im abgelaufenen Geschäftsjahr 1991/92 (zum 30. September) 6,6 Milliarden Mark. Nur noch drei Reaktoren - zwei in Brasilien und einer in Argentinien - schlummern im Auftragsbestand von ingesamt 18,8 Milliarden Mark. Die 23 100 Beschäftigten leben mittlerweile vor allem von der konventionellen Kraftwerkstechnik auf Gas- und Kohlebasis.
Hausarbeit muß einfach Spaß machen. Dieser Verdacht drängt sich beim Schlendern über die Kölner Domotechnica auf. Auch wer Putzen, Kochen oder Waschen bislang lästig fand, muß feststellen: Haus- und Küchengeräte werden immer intelligenter. Teilweise bügeln sie sogar Fehler der Hausfrau oder des -mannes aus.
Einzelne Aussteller, wie etwa Miele oder Whirlpool, präsentieren mitdenkende Waschmaschinen. Sie signalisieren, ob die Schleuderzahl falsch eingestellt, der Wasserhahn nicht angestellt oder gar die vorgewählte Temperatur zu hoch ist - damit der Pullover bei 90 Grad nicht zum Puppenstück schrumpft. Andere Anbieter zeigen Herde, die sich selbst abschalten, wenn der Topf von der Platte genommen wird. Manche können mittels "Autofokus" sogar erkennen, ob der Behälter groß oder klein ist, und dementsprechend die Temperatur regeln.
Ein Lämpchen auf dem neuen Staubsauger blinkt auf, wenn der Teppich keine Fussel mehr vorweist. Das elektronische Garzeit-Messer sagt dem Hobbykoch, ob sein Lammrücken durchgebraten oder blutig ist. Kartoffelchip-Fans schließlich können mit einem Apparat ihre Knabberei selbst herstellen: Nur die rohen Kartoffeln reinstecken - die Maschine schneidet die Erdäpfel, röstet sie und wirft sie zum Verzehr wieder aus.
Vor allem aber setzen die Produzenten der Hausgeräte auf das gestiegene Umweltbewußtsein der Verbraucher. Mehrere Hersteller präsentieren Kühlschränke, die ohne FCKW als Kühlmittel auskommen. Statt dessen setzen sie auf den ozonunschädlichen Fluorkohlenwasserstoff (FKW) R 134a. Bis Ende des Jahres sollen die meisten deutschen Geräte damit ausgestattet werden. Kritiker bemängeln, daß R 134a den Treibhaus-Effekt verstärkt. Das sächsische Unternehmen Foron stellt deshalb einen Kühlschrank vor, der ohne FCKW und FKW auskommt und statt dessen mit Propan und Isobutan arbeitet. Im April soll er in die Läden kommen.
Das "Öko-Mäntelchen" nutzen die Anbieter auch auf andere Weise. So tauft AEG einen Staubsauger - passend zum Dracula-Film - "Öko-Vampyr", weil er teilweise aus sortenreinen Altkunststoffen besteht und 30 Prozent weniger Energie verbraucht.
Noch bis zum Freitag buhlen 1300 Aussteller auf der Domotechnica um die Gunst des Fachpublikums. aho
Wieder natürliche Ufer Nach 15 Jahren Planung wird an der Nidda gebaggert
Der "Berkersheimer Bogen" ist die erste Stufe eines schätzungsweise 7,6 Millionen Mark teuren Projekts, bei dem insgesamt 2,5 Kilometer Niddaufer völlig verändert werden sollen. Anstelle der bislang überall recht gleichförmig und steil abfallenden Böschung, in die der Fluß zum Schutz vor Hochwasser in den 20er Jahren kanalartig eingegraben wurde, sollen die Ufer künftig zumindest auf einer Seite sehr flach ansteigen. Dadurch entstehen große Überschwemmungsflächen, auf denen sich das nächste Hochwasser ausbreiten kann.
Daß die Nidda dann auch auf die umliegenden Felder überschwappen könnte, halten die Planer für ausgeschlossen. Denn das alte Flußbett bleibe ja im wesentlichen erhalten und werde eher noch vergrößert. 4flanzen sollen auf den Überschwemmungsflächen nur "als Initialzündung" gesetzt werden, sagt Holger Krier vom Stadtentwässerungsamt. "Die Natur wird sich selbst überlassen bleiben." Auf längere Sicht rechnen die Planer damit, daß in den neuentstandenen Flußauen neben Weiden auch Erlen, Eschen und Eichen wachsen werden. Um die ersten 400 Meter zum Preis von rund 1,8 Millionen Mark jetzt realisieren zu können, mußte die Stadt zunächst einmal das Akkerland auf der Nordseite des "Berkersheimer Bogens" in ihren Besitz bringen. Es wurde einem Bauern und der katholischen Kirchengemeinde in Haarheim gegen ein vergleichbares städtisches Stück Land getauscht.
"In welchem der folgenden Jahre" der nächste Streckenabschnitt umgebaut werden kann, ist nach Angaben von Koenigs noch "ziemlich unklar".
Neben nicht ganz einfach zu lösenden Grundstücksfragen sind es vor allem die knappen Kassen der Stadt, die vermuten lassen, daß der größte Teil der Nidda zwischen Berkersheim und Bonames sich noch einige Zeit im Kanal-Look durch die Felder schlängeln wird. mat
Kleine FR
Heide Pfarr kommt BISCHOFSHEIM. Die hessische Sozialministerin Heide Pfarr wird am Donnerstag, 18. Februar, 19.30 Uhr, bei einer SPD-Wahlkampfveranstaltung in der "Brunnenschänke" zu hören sein. Peter Härtling in der Hüttenkirche MÖRFELDEN-WALLDORF. Peter Härtling ist am Sonntag, 21. Februar, um 15 Uhr, beim Gottesdienst in der Hüttenkirche. Der Schriftsteller macht sich Gedanken über "Unsere Friedlosigkeit". Tennisclub renoviert KELSTERBACH. Sein Vereinsheim will der Tennisclub renovieren. Dafür haben die Stadtverordneten im Kultur- und Sportausschuß einen Zuschuß von knapp 9000 Mark bewilligt. Das entspricht einem Drittel der Renovierungskosten. Ehrung der Sportler NAUHEIM. Rund 150 Sportler/innen ehrt die Gemeinde am Freitag, 26. Februar, für die im vergangenen Jahr erbrachten Leistungen. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr in der SKV-Halle. Zuschuß gewährt KELSTERBACH. 7000 Mark hat der Magistrat dem Frauenhaus Raunheim für Baumaßnahmen zur Verfügung gestellt, die den Brandverhütungsvorschriften gerecht werden sollen. Turnverein tagt NAUHEIM. Zur Jahreshauptversammlung tritt der TV 88/94 am Freitag, 12. März, 20 Uhr, in der Jahnturnhalle zusammen (Neuwahlen und Ehrungen). Besucher aus China GROSS-GERAU. Eine Besuchergruppe auf der Volksrepublik China wurde im Landratsamt von Landrat Enno Siehr empfangen. Es handelte sich bei den Besuchern um Führungs- und Fachkräfte aus dem Vermessungswesen. Keine Bedenken KELSTERBACH. Keine Bedenken angemeldet hat der Magistrat gegen einen Bauantrag der Bundespost zum Einbau einer Kraftversorgungsanlage und den geplanten Neubau des Fernmeldegebäudes im Langen Kornweg 34.
Auf einen Blick
Seite II GRÄVENWIESBACH. Der Umlandverband entscheidet heute über eine Bio- Kompostanlage in den Saarwerken. Seite III OBERURSEL. Hut ist wieder "in" - ein Porträt der Oberurseler Putzmacherin Marion Antonio. Seite IV SPORT. Bei den hessischen Judo-Meisterschaften in Usingen boten knapp 100 Aktive beachtliches Niveau.
KARBEN. Die Ängste der Kinder besser erkennen und verstehen lernen, ist das Ziel eines Kurses der Kreisvolkshochschule ab 8. März, 20 Uhr, im Evangelischen Gemeindezentrum in Karben. Themen an den acht Abenden, über die sich das Seminar erstreckt, werden unter anderem Trennungsangst und Angst vor Ablehnung sein. Die Kursgebühr beträgt zehn Mark.
Nähere Informationen gibt es unter der Rufnummer 0 60 31 / 8 38 40. cor
FREIGERICHT. Der dritte Appell brachte den Erfolg: Nach Angaben der Gemeinde ist der per Aufruf veröffentlichte "Herzenswunsch" der an Leukämie erkrankten kleinen Kurdin Selamet nun in Erfüllung gegangen. Ihre Familie hat eine Wohnung gefunden, die den hygienischen Therapieauflagen gerecht wird.
Selamat muß nun in Behandlungspausen nicht in der Gießener Klinik bleiben. Wegen der bisherigen Wohnverhältnisse der Familie war das unumgänglich; die Gemeinde hat daraufhin mehrfach versucht, für die Selamets eine neue Unterkunft aufzutreiben. tja
MAIN-TAUNUS-KREIS. Kämmerer Jochen Riebel (CDU) muß schon wieder neu rechnen lassen. Hatte er am Freitag vor Journalisten noch ein Fünf-Millionen- Loch im Kreishaushalt diagnostiziert, das die Zahlungen an den Landeswohlfahrtsverband (LWV) für die Altenpflege hineinreißen, so sah die Lage wenig später noch düsterer aus. Denn in der Zwischenzeit tagte der Verwaltungsausschuß des LWV in Kassel. Und es wurde öffentlich, daß der Verband nicht nur ein Defizit von 65 Millionen Mark vor sich herschiebt, sondern als neue Rechnungsgrundlage jetzt Mehrausgaben von mindestens 158 Millionen Mark gelten.
Verantwortlich dafür sind, so LWV- Landesdirektorin Barbara Stolterfoht (SPD), vor allem die "explosionsartig gestiegenen Kosten" für die Pflege alter und behinderter Menschen. Die betrieb der Verband bisher im Auftrag der Kreise und Kommunen. Er kassierte dafür und für Leistungen in anderen Sozialbereichen Umlagen, die bei den hessischen Kreisen mehr als die Hälfte des Verwaltungshaushaltes auffraßen.
Die Grünen-Landtagsabgeordnete Evi Schönhut-Keil legte jetzt Zahlen vor, wonach die Kreise aufgrund des Defizites zehn bis 15 Millionen Mark mehr an den LWV zahlen müssen, als bisher in den Haushalten eingeplant war. Angaben, die Kämmerer Jochen Riebel auch für den Main-Taunus-Kreis "nicht für unrealistisch hält". Doch bevor nicht gründlich nachgerechnet ist, will er keine neuen Zahlen nennen. Und schon gar nichts dazu sagen, ob er über eine höhere Umlage nachdenkt, die die Kommunen ihrerseits dann an den Kreis zahlen müßten.
Grünen-Kreistagspolitiker Albrecht Kündiger stellt zumindest mit Genugtuung fest: "Der Landrat hat jetzt offensichtlich kapiert, daß er die Zahlungen an den LWV als große Unbekannte im Hinterkopf behalten muß." Das hatten die Grünen in der Vergangenheit immer wieder gefordert.
Sozialdezernent Gerd Mehler (SPD) nimmt die Hiobsbotschaft aus Kassel hingegen relativ cool auf. Es sei eine "spannende Frage", wie das Millionen-Defizit des LWV finanziert werden solle. "Aus Steuerzahlermitteln, und zwar wohl aus denen, die den Kommunen zur Verfügung stehen", vermutet der Sozialdemokrat. Denn während der Main-Taunus- Kreis zumindest die bis zum Freitag morgen bekannten Mehrzahlungen an den Verband hätte "einigermaßen verkraften" können, sei dies von anderen Landkreisen nicht mehr zu bezahlen. Mehler schlußfolgert: "Daher muß das anders geregelt werden."
Und "weil Wahlkampf ist", fügt er noch hinzu: Der Schwarze Peter, den Landrat Riebel an die Landesregierung zu geben versuchte, bleibe alleine beim Landeswohlfahrtsverband. Und dessen Kämmerer trage ein CDU-Parteibuch. Riebel hatte am Freitag vor der Presse die rot- grüne Landesregierung beschuldigt, im Zusammenhang mit dem LWV falsche Zahlen weitergegeben zu haben. Generell kritisiert der Sozialdezernent den LWV: "Bei einer geordneten Verwaltung darf so etwas nicht passieren."
Und die Grüne Evi Schönhut-Keil, nach deren Informationen das LWV-Defizit ohne weiteres sogar bis auf 300 Millionen klettern kann, setzt noch eins drauf: "Es ist keine Stunde länger hinnehmbar, daß eine ganz offensichtlich völlig überforderte Bürokratie droht, die Kommunen Hessens in den finanziellen Ruin zu treiben." Es müsse endlich "ohne falsche ideologische Rücksichten" auch über die Auflösung des Verbands diskutiert werden. she (Siehe auch Hessen-Seite)
WETTERAUKREIS. Nach Weymouth in Südengland führt die Sprachferienreise der Arbeiterwohlfahrt Wetterau vom 9. bis 29. August. Teilnehmen können Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren.
Erholung in den Dünen bietet ein Aufenthalt auf der Insel Amrum Jungen und Mädchen im Alter zwischen acht und zwölf Jahren. Der Inselurlaub ist vom 29. Juli bis 19. August geplant. Am 14. August ist das Reiseziel eines dreiwöchigen Erholungsaufenthaltes Greten-Venn im Teutoburger Wald.
Sozialschwache Familien können für die Angebote in der Bundesrepublik einen Zuschuß beantragen. Über Kosten und alles weitere gibt die AWO In Friedberg in der Bismarckstraße 24 oder unter der Rufnummer 0 60 31 / 57 24 Auskunft. cor
Der FVV und der Verband der Automobilindustrie (VDA) haben einen Vertrag geschlossen, wonach die Eintrittskarte für die IAA als Fahrschein für Busse und Bahnen des Verkehrsverbundes gilt. Das Kombiticket war zu der Autoschau vor zwei Jahren eingeführt worden. Nach Darstellung des FVV nutzten 1991 rund 800 000 Messebesucher - ein Anteil von 90 Prozent - das Sonderangebot.
Zur nächsten IAA vom 9. bis 19. September will der VDA Eintrittskarten im Vorverkauf anbieten. Diese können bei der Hinfahrt als FVV-Ticket benutzt werden. Für IAA-Besucher, die ihre Fahrzeuge auf dem Rebstockgelände abstellen, sollen die Parkscheine als Verbundkarte für die Weiterfahrt zur Messe gelten. habe
Der alte Bock ist zum Gärtner geworden, zum Hausmeister genau genommen, in der Höhle des Polyphem. Und was das Schlimmste ist für diesen versoffenen Satyr Silenos, den es mitsamt seinen Söhnen nach Sizilien, in das freudlose Land der Kyklopen "verstürmet" hat, diese einäugigen Menschenfresser kennen nicht einmal den Trank des Bakchos. Rettung aber naht für den Satyr, der statt Pferdeschweif und Phallus eine Kanalreinigerschürze trägt und mit einer Handbürste die Stufen des Theaterfoyers schrubbt. Ein listenreicher Troja-Veteran ankert hier am Fuße des Ätna, Odysseus muß den Schiffsproviant für die Heimreise ergänzen, allein die Weinvorräte sind noch nicht aufgebraucht.
Als Gott des Volkes, als "demokratischer" Gott, galt den Athenern dieser Dionysos und nur im Rahmen des staatlich organisierten Kultes, anläßlich der mehrtägigen "Großen Dionysien", fanden Theateraufführungen statt. Zu dem alljährlich als Dichterwettstreit or ganisierten Festival hatten die beteiligten Autoren vier Stücke einzureichen, nach drei Tragödien bildete das obligatorische Satyrspiel den heiter versöhnlichen Ausklang der sogenannten Tetralogie.
Nach der Trauerarbeit also das Vergnügen, und so folgt nun auch im Nachtprogramm des Frankfurter Schauspiels auf die "Antigone" des Sophokles das übrigens einzige vollständig überlieferte Satyrspiel der klassischen Epoche, Euripides' "Der Kyklop" (in der Übersetzung von Dietrich Ebener).
Als geschwätzige Putzkolonne läßt Regisseur Matthias Tiefenbacher den Chor der Söhne des Silenos auftreten. Diese Satyrn sind alles andere als eine Schar geiler Nymphenjäger, wie man sie von Bildwerken her kennt, eher drei linkische große Buben, die mit Frauen wenig anfangen könnten und recht täppisch durch ihre Kassenbrillen nach dem Geschmack eines Jerry Lewis linsen.
Wolfgang Gorks, Christoph Hohmann und Jörg Pose gestalten den Sprechgesang dieser unnützen Toren als launig-alberne Kabaretteinlage mit gelegentlichem Rückfall ins griechische Original beim "Lalala" der Jubelstrophen. Animalische Stimmen und Geräusche steuern Benedikt Bach und Stefan Spielberger als musikalische Begleiter bei.
Mit Odysseus betritt ein Denkmal diesen Ort der gelangweilten Seligen, den Simone Plate mit einem abschüssigen Laufsteg in der Form einer Skisprungschanze ausgestattet hat. Vollständig eingegipst steht Wolfram Koch zunächst wie eine der übrigen Figuren des Foyers unbemerkt neben einer Säule im Zuschauerraum. Wie die Hülle abblättert, ist es mit der Ruhe allerdings vorbei, selbstgenügsame Triebhaftigkeit kollidiert mit schlauem Unternehmertum. Denn diesem angeblich so grausamen Kyklop ist die Menschenfresserei kaum zuzutrauen, eher schon eine Vorliebe für frisch gemolkene Milch.
Den von Manfred Schindler geradezu liebenswürdig präsentierten alten Herrn scheren nicht die Götter noch die Welt, seine kannibalistische Freßorgie kündigt er freundlich lächelnd an, die Hand in der Hosentasche. Ihm reicht sein arkadisches Idyll der Verfressenheit und sein Personal, den trinksüchtigen Silenos (Robert Tillian), kann man sich eben nicht aussuchen.
Mit dem "Kyklop" des Euripides hat Matthias Tiefenbacher eine antike Miniatur ausgegraben und amüsant gestaltet, ohne dem turbulenten Treiben die metaphysischen Fußangeln zu nehmen. Die Figuren erscheinen durchaus im Kontrast zur vorgeprägten Erwartung an die mythischen Bösewichte und Heroen und selbst der so umtriebige Odysseus wird im Gespräch mit dem sanften Riesen zum Zweifler an der gerechten Allmacht der Götter.
So werden diese Gestalten des "Bürgerlichsten" der griechischen Tragödiendichter zu nahen Bekannten auf der Bühne, Menschen mit ihren Charakterschwächen und verzeihlichen Lastern. (Nur eine weitere Vorstellung im Februar, am 22., um 19.30 Uhr)
MICHAEL GRUS
WIESBADEN. Unterschiedliche Auffassungen über die angemessene Musik in einer Gaststätte haben einen jungen Mann am Sonntag abend in der Scharnhorststraße dazu verleitet, in einer Kneipe eine Waffe zu ziehen und mehrmals in die Wand zu schießen. Beim ungewöhnlichen und gewalttätigen Protest wurde niemand verletzt.
Wie ein Polizeisprecher am Montag mitteilte, ballerte der Pistolero gegen 21.50 Uhr in die Wand oberhalb des Tresens. Danach flüchtete der Schütze durch den Notausgang des Lokals. Zeugen beschrieben den Täter, der etwa zwei Stunden später in seiner Wohnung angetroffen und vorläufig festgenommen wurde.
Der 22jährige bestreitet bislang die Tat. Eine Waffe hat die Polizei bislang nicht finden können. Unklar ist derzeit auch noch, um welche Waffe es sich handelt. Die Projektile werden seit gestern untersucht. schu
Zum Wochenanfang war Salman Rushdie in Cambridge. Für den Autor begann das fünfte Jahr der "Fatwa" - des von iranischen Ayatollahs über ihn verhängten Todesurteils. Teheran erneuerte die "Fatwa" und verkündete, das Kopfgeld für potentielle Mörder des Verfassers der "Satanischen Verse" stehe noch immer zur Abholung bereit. In Cambridge aber, in der Universitätskapelle von King's College, ließ Rushdie sich nicht unterkriegen: "Wie man diese Kapelle als ein Symbol für das Beste an der Religion betrachten kann, so ist die ,Fatwa&rquote; ein Symbol für das Allerübelste geworden."
Wenige Tage zuvor hatte Rushdie in einem Zeitungsinterview mit dem Londoner Independent den politischen Charakter des Todesurteils betont: "Iran wird von einer religiösen, faschistischen Diktatur beherrscht. Wenn es genug internationalen Druck gibt, ändert diese Diktatur auch ihren Kurs." Vor vier Jahren, meinte Rushdie, hätte er so offen nicht reden können. Im Lauf der Zeit sei ihm bewußt geworden, daß er den Mullahs nicht das Feld überlassen dürfe: "Stillhalten ist immer falsch. Ich bedauere, daß ich so lange den Mund gehalten habe." Die britische Regierung habe anfangs zu einer Leisetretertaktik geraten, berichtet Rushdie. Inzwischen sei das Londoner Außenministerium anscheinend eher bereit, den Konflikt mit Iran öffentlich auszutragen. In der Tat empfing Anfang Februar der Außenamts-Staatssekretär Douglas Hogg Rushdie im Foreign Office, um ihm weitere Hilfe zu versprechen.
Die Wiederaufnahme voller diplomatischer Beziehungen zu Teheran etwa solle weiter von der Aufhebung der "Fatwa" abhängig gemacht werden. Und Rushdie erhält vom britischen Staat weiter persönlichen Schutz rund um die Uhr.
Zwischen acht und zehn Millionen Mark hat die Erfüllung dieser Garantie die Briten bisher gekostet; ein Zehntel der Summe hat Rushdie selbst, aus dem Erlös seiner Bücher, beigesteuert. In fünfzig verschiedenen Wohnungen hat der von muslimischen Eiferern verfemte Autor seit der Verhängung der "Fatwa" am 14. Februar 1989 gewohnt. Rushdie hat sich arrangiert mit einem Leben im Versteck, mit der permanenten Überwachung, mit dem Wechsel des Wohnorts, ohne sich mit der bedrückenden Seite dieser Existenz je abzufinden. "Als Schriftsteller war ich ja immer daran gewöhnt, tagsüber allein zu sitzen und zu arbeiten. Der Unterschied ist, daß ich jetzt abends nicht mehr ausgehen, daß ich mich nie amüsieren kann. Was ich wirklich vermisse, ist meine Freiheit. Ich hab's satt, bei allem, selbst beim Klogang, um Erlaubnis fragen zu müssen."
Die Interviews, die Rushdie in jüngster Zeit gab, zeichnen das Bild eines Mannes, der sich auf seine Arbeit zu konzentrieren sucht, der seine Wächter zum Einkaufen schickt, weil er selbst sich nirgendwo sehen lassen darf, der sich häufig von tiefgefrorener Kost ernährt, der sich körperlich fit zu halten sucht, obwohl es ihm deutlich an frischer Luft fehlt und sein Asthma sich in letzter Zeit verschlimmert hat. Der 45jährige schreibt an einem neuen historischen Roman, der "Des Mohren letzter Seufzer" heißen soll, notiert von Tag zu Tag sein "verrücktes Schicksal" für eine spätere Veröffentlichung und läßt sich gelegentlich in Geheimdienstwagen zu einem Treffen oder einer Party fahren.
Über ein Telefon verfügt der Autor, aber angerufen werden kann er nicht. Seinen 14jährigen Sohn aus erster Ehe ruft er "fast jeden Tag" an; von ihm physisch getrennt zu sein, meint er, sei eine der schmerzlichsten Folgen des Sichversteckenmüssens. Daß seine zweite Frau, die US-Schriftstellerin Marianne Wiggins, ihn fünf Monate nach Verhängung der "Fatwa" verließ und ihn einen "Feigling" und "Monomanen" schimpfte, war für Rushdie eine bittere Erfahrung: "Damit muß sie selbst leben. Ich schleudere keinen Schmutz zurück auf sie."
Bitter kommt es Rushdie an, daß in jüngster Zeit, vor allem in den USA und in seiner Wahlheimat England, Intellektuelle, Autoren und Politiker gegen ihn Front machen. Der britische Historiker Hugh Trevor-Roper etwa, berühmt-berüchtigt seit seiner Rolle bei der Veröffentlichung der "Hitler-Tagebücher", erklärte kürzlich, es würde ihm "keine Träne entlocken", wenn ein paar Moslems Rushdie "in einer dunklen Straße auflauern und ihm bessere Manieren einbleuen würden".
Der Tory-Politiker Lord Tebbit klagte darüber, daß der "Ausländer" Rushdie "ausgerechnet in unserem Land sich niedergelassen hat". Germaine Greer wies Rushdie die Alleinschuld an seiner Lage zu: "Ich unterschreibe keine Petition für dieses Buch von ihm, das nur mit seinen eigenen Problemen und Verwirrungen zu tun hat." Selbst der Erzbischof von Canterbury fand Worte des Verständnisses lediglich für aufgebrachte Moslems, aber kein Wort der Empörung über das Todesurteil.
Rushdie sucht nun mit einer eigenen internationalen Aufklärungskampagne diesen Attacken und der generellen Gefahr des Vergessenwerdens entgegenzuwirken. "Daß ich den Kampf gewinne, glaube ich nicht. Mein Leben ist zerstört, und es wird weiter zerstört. Aber ich stehe weiter ein für meine Sache. Das ist alles, was ich tun kann", sagt er.
PETER NONNENMACHER (London)
DIYARBAKIR, 15. Februar. Der seit Ende Oktober vergangenen Jahres in der Türkei inhaftierte und vergangenen Monat von einem Staatssicherheitsgericht in Diyarbakir zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilte Deutsche Stephan Waldberg könnte bald freikommen. Bonner Diplomaten arbeiten auf eine Lösung des Falles hin.
Der 29jährige, der als Mitarbeiter des badischen Privatsenders Radio Dreyeckland (RDL) tätig war, soll Kurierdienste für die in der Türkei als Terrorgruppe eingestufte kurdische Separatistenorganisation PKK geleistet haben. Gegen das vor drei Wochen gefällte Urteil hat Waldberg Revision eingelegt, über die voraussichtlich Mitte April verhandelt wird.
In die Bemühungen um eine Beilegung des Falles hat sich bereits vor einiger Zeit der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Hans Stercken (CDU), eingeschaltet. Stercken traf am Montag im Staatssicherheitsgefängnis von Diyarbakir zu einem längeren Gespräch mit Waldberg zusammen, um sich über dessen Darstellung der Vorgänge und die Haftbedingungen zu unterrichten. Waldberg, der mit etwa 130 anderen politischen Gefangenen einsitzt, habe ihm auch von den jüngsten Zwischenfällen im Gefängnis von Diyarbakir berichtet, sagte Stercken. Während einer Durchsuchungsaktion seien die Häftlinge geschlagen worden. Auch ihn habe man mißhandelt, berichtete Waldberg.
Stercken erklärte, er wolle sich darum bemühen, daß das Revisionsverfahren "schnell und fair" abgewickelt wird. Nach einem Urteil werde man versuchen, sich mit Ankara "auf eine abschließende Lösung des Falles zu verständigen". Die könnte beispielsweise darin bestehen, dem als labil geltenden Waldberg aus gesundheitlichen Gründen Haftverschonung zu gewähren und ihn nach Deutschland abzuschieben. Stercken will den Fall am heutigen Dienstag bei einem Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Süleyman Demirel ansprechen.
HAINBURG. Ein 18 Jahre alter Teenager wurde, wie die Polizei erst gestern bekanntgab, in der Nacht zum Samstag in der Daimlerstraße in Hainburg von zwei Männern überfallen, zusammengeschlagen und beraubt. Die beiden waren dem Opfer schon in der Diskothek in der Daimlerstraße aufgefallen. Dort hatten sie ihn nach Auskunft der Polizei mit einem Messer provoziert.
Auf der Straße warfen sie den 18jährigen dann zu Boden und nahmen ihm sein Goldkettchen mit Herzanhänger im Wert von rund 500 Mark weg. Beide Männer werden von dem Opfer als südländische Typen beschrieben, sollen ungefähr 1,80 Meter groß sein. Sie hatten schwarze, mittellange Haare. Der eine trug hellgraue Kleidung, der andere einen bunten Pullover. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. aim
Bei der Urlaubsplanung folgen Franzosen und Engländer offenbar dem Trend, sich im eigenen Land zu erholen. Wie eine Umfrage des BAT-Freizeit-Forschungsinstituts unter 10.000 Europäern ergab, liegen die Franzosen dabei an der Spitze: 47 Prozent der Befragten haben sich für Ferien in Frankreich entschieden. Aber auch jeder dritte britische Urlauber gab an, er wolle 1993 im Königreich seine Ferien verbringen. Geringer sind dagegen die Anteile der Inlandsurlauber in den Niederlanden (28 Prozent), Deutschland (27 Prozent), Österreich (26 Prozent) und Dänemark (17 Prozent).
Als Auslandsreiseziel rangiere Deutschland in der Beliebtheitsskala der befragten Europäer an nachgeordneter Stelle, heißt es in der in Hamburg veröffentlichten Prognose für das anstehende Reisejahr. Wollen noch sieben Prozent der holländischen Reisenden 1993 ihren Urlaub in Deutschland verbringen, ist die Bundesrepublik bei den meisten anderen kaum als Reiseland gefragt - bei Engländern, Österreichern und Dänen je zwei Prozent, bei Franzosen lediglich ein Prozent. Aus dem Urlaubsland Deutschland droht eher ein Transitland für durchreisende Europäer zu werden, sagte der Institutsleiter Horst Opaschowki. In Zukunft werde es kaum ausreichen, mit landschaftlicher Vielfalt, guter Küche oder Kultur um ausländische Urlauber zu werben. Die Devise müsse für die 90er Jahre in Deutschland vielmehr heißen: "Komfort, Sicherheit und hohe Umweltqualität", sagte der Freizeitforscher. AP
Max Jellonek feiert am heutigen Donnerstag seinen 104. Geburtstag. Hans- Dieter Bürger, stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher, wird dem Jubilar die Glückwünsche des Bundespräsidenten, des Hessischen Ministerpräsidenten und des Oberbürgermeisters überbringen.
Max Jellonek kam im Jahre 1976 aus Ostpreußen, wo er als Landwirt tätig war, in die Bundesrepublik. Seit dem Tod seiner Frau im Jahre 1984 wird er von einem seiner zehn Enkel und einem der vier Urenkel in einer kleinen Wohnung in Griesheim betreut. reu
NORDEND. Mit Tempo-30-Schildern im unteren Teil und wechselweise parkenden Autos, einem separaten Radweg oder einer Busspur im oberen Abschnitt soll der Oeder Weg verkehrsberuhigt werden. In der letzten Sitzung des Ortsbeirates 3 vor der Kommunalwahl signalisierte Ordnungsdezernent Joachim Vandreike (SPD) "grünes Licht" für eine Geschwindigkeitsreduzierung auf dieser Grundnetzstraße.
Nachdem die Sperre am Eschenheimer Tor gegen den Willen von SPD und Grünen im Ortsbeirat aufgehoben wurde, brausen in Spitzenzeiten täglich wieder 8000 Autos durch die Wohn- und Geschäftsstraße. Immerhin scheint es, als ob die Rechnung des ehemaligen Ortsvorstehers Rainer Prewo (SPD) aufgegangen ist: Die Öffnung der Sperre sei zwar eine Niederlage für den Ortsbeirat, hatte Prewo zu seinem Abschied gesagt, aber wenigstens sei eine Verkehrsberuhigung für den Oeder Weg jetzt im Gespräch.
Das neue Konzept beschäftigt sich allerdings ausschließlich damit, die Autofahrer zu einer langsameren Fahrt zu zwingen, nicht mehr damit, die Verkehrsmenge zu reduzieren. So forderte Vandreike den Ortsbeirat 3 auf, für den Teil nördlich des Oberweges ein Konzept zur Verengung der Fahrbahn zu erstellen. Denkbare Möglichkeiten seien beispielsweise, die getrennten Fahrspuren für Rechts- und Linksabbieger abzuschaffen, statt dessen separate Radwege oder vielleicht eine Busspur anzulegen, regte Vandreike an. Auf jeden Fall, pflichtete ihm Lutz Sikorski (Grüne), Vorsitzender im Verkehrsausschuß der Stadtverordneten- Fortsetzung auf Seite 2
OFFENBACH. Bargeld und Goldbarren im Wert von 13 000 Mark, ein Computer für 2500 Mark, ein Pelzmantel und ein Teppich sowie ein Fotoapparat, Haushaltsgeräte und Unterhaltungselektronik sind die Beute, die Einbrecher aus einer Wohnung im Großen Biergrund in der Nacht auf Sonntag mitgehen ließen. Die Höhe des Schadens vermochte die Polizei gestern noch nicht abzuschätzen. pmü
BONN. Das ist eine Ausstellung wie ein Hymnus. Großer, erinnernder Festgesang auf das Eigenleben, die Vitalität, die schöne Verführungskraft der Farben. Sie sind hier in freier Komposition auf sich selbst gebracht und bei sich selbst gehalten, ganz gelöst von der Verpflichtung auf die Abbildung, zugleich Mittel und einziges Thema der Malerei.
In der Kunst des Sam Francis kommt noch einmal emphatisch vor Augen, was sich die Moderne in diesem Jahrhundert an Möglichkeiten der Behauptung autonomer Welten, Gegenwelten, entdeckt hat. Jetzt ist schon Abschiedszeit, kaltes Licht, die heroische Periode vergangen - in dem Ensemble der Bilder aber, das Pontus Hulten, der Freund des Malers über viele Jahrzehnte, von Leihgebern aus aller Herren Länder in der neuen Bonner "Kunsthalle" zusammengebracht hat, und das er weiterreichen wird nach Los Angeles und New York, nach Tokio und Paris, leuchtet wunderbar auf, wovon wir uns trennen und was doch, doppelsinniger Prozeß einer Aufhebung, bewahrt bleibt, indem unsere Epoche nun im Begriff ist, es abzugeben an die Geschichte der Kunst.
Die Ausstellung markiert die Zäsur dieser Überführung eines wichtigen Abschnittes der Moderne in das Repertoire der Erinnerung. Zögernd, noch einen Augenblick lang, halten wir inne bei dem alten Glück; und wissen doch: Es ist schon die Musik von damals.
Sam Francis, der in diesem Juni siebzig Jahre alt wird, war am Vorabend der Eröffnung der bisher umfangreichsten, bis in das Jahr 1947 zurückreichenden Retrospektive auf sein Werk aus Kalifornien selbst nach Bonn gekommen. Der kleine, zarte, weißhaarige Mann, schwer erkrankt, hat manchmal listig gelächelt, als Pontus Hulten ihn zwischen den Bildern herumführte. Er hatte viele von ihnen, seit sie, einige vor mehr als vierzig Jahren, verkauft worden waren, nicht mehr wiedergesehen. Jetzt brachten sie ihm zurück, wie es war (und wie er war), als er sie gemalt hatte.
Begegnung wieder mit der Zeit von fast vier Jahren, die er als junger Mensch nach einem Unfall während des Wehrdienstes in Arizona ans Bett gefesselt verbringen mußte, nur Arme und Hände konnte er noch bewegen und begann damals zu malen, eines der Blätter wurde zu einem Wettbewerb eingereicht, der Maler David Parks wurde aufmerksam, besuchte den Kranken nun regelmäßig, machte ihn vertraut mit Picasso und Matisse, ließ ihn die Entwicklung der Abstraktion in der Malerei kennenlernen, lehrte ihn Techniken.
"Kalifornien graue Küste" heißt das älteste Blatt der Bonner Übersicht, eine Gouache, entstanden 1947, mit grau- schwarzen, fahrig vorgetragenen Vertikalen ist fast monochrom nahezu die gesamte Fläche bedeckt, nur am oberen Rand ein etwas heller Wert. Aus dem gleichen Jahr stammt aber auch das früheste Ölbild der Ausstellung, ohne Titel, starke Leuchtkraft des Orange und des Rot auf dem hellen Bildgrund, eine Arbeit mit vielen Beziehungen zu den etwa gleichzeitigen "Multiform"-Bildern Mark Rothkos und den ersten Abstraktionen Richard Diebenkorns.
Vor den Bildern in Bonn für den Maler auch noch einmal der Geschmack der Pariser Jahre, zwischen 1950 und 1960. Francis hatte nach Studien der Kunstgeschichte, der Philosophie, am Rande auch der Medizin, an der Universität von Berkeley (wo der Vater, mit dem Sohn oft im Disput über dessen frühe Neigungen zum Mystizismus, eine Zeitlang Mathematik lehrte, die Mutter Französisch unterrichtete) aus Kalifornien fort eigentlich nach New York gewollt, die Stadt aber "furchtbar" gefunden und war nach Paris gegangen. Hier schon kam die Anerkennung, der junge Amerikaner, zunächst fast mittellos, der in einer Pension vor allem nachts malte, bekam in der "Galerie du Dragon" seine erste Ausstellung (1952), erhielt Einladungen und Aufträge für Wandgemälde in Tokio, später in Basel, wurde rasch ein Protagonist der dynamischen Pariser Kunstszene, die in jenem Jahrzehnt, wie nachher nie wieder, bestimmt war von einem Klima des Aufbruchs und der Veränderung, und wurde bald eine internationale Größe.
In den ersten der Pariser Bilder arbeiten sich gegen eine dominierende, die Flächen fast vollständig überziehende Farbe andere Valeurs vor, dunklere zumeist gegen eine hellere Vorgabe. Von diesen Bildern ist seinerzeit in Westeuropa nachhaltige Wirkung ausgegangen, nicht zuletzt auf die Maler des deutschen Informel, auf Fred Thieler zum Beispiel, auch auf Hoehme.
Seit Anfang der sechziger Jahre wird dann, nach abermals einer schweren Krankheit und einem Zwischenspiel in New York, wieder Kalifornien der Lebens- und Arbeitsort, die Wohnungen und Ateliers in Santa Monica, in Palo Alto und Point Reyes Station, abgelegener Platz nördlich von San Francisco, nahe der Küste des Stillen Ozeans. Heftiges Erblühen der Farben in den ersten Jahren nach der Rückkehr an den Pazifik, Kornfeld, der europäische Galerist von Francis, hat aus seiner Sammlung in Bern ein Beispiel (von 1962) für die Serie der "Blue Balls" ausgeliehen, weiche, mitunter an den Rändern zerfließende, blaue Rundformen, schwebend in der weißen Leere des Bildraums, fast verwundert hat der Maler es in Bonn nun wiedergesehen.
Die "Blue Balls" (siehe unsere Abbildung) sind noch Gemälde in Öl, mehr und mehr benutzt Francis in Kalifornien (übrigens von ihm bis heute selbst hergestellte) Farben, deren Pigmente durch Acryl- oder Vinylkunstharze (statt durch das frühere Leinöl) gebunden sind, weniger "tief" als die Ölfarbe, aber, sagt er, "lebendiger, und weil schneller trocknend ein rascheres Auftragen erfordernd, darum geeigneter, den ursprünglichen Gestus des Malakts zu bezeugen." Mehr Licht lasse sich herzaubern mit seinen Acryl-Farben - ein anderes Licht wirklich in den kalifornischen als zuvor in den europäischen Bildern.
Die Bilder seines Oeuvres, das Sam Francis selbst in Bonn jetzt zum ersten Mal als einen Zusammenhang wahrnehmen konnte, unterscheidet er freilich, so sehr sie ihm an bestimmter Stelle verbrachte Lebenszeit beschwören, weniger nach den Orten ihres Entstehens als nach dem "inneren Rhythmus", durch den sich einzelne Arbeiten zu Werkgruppen verbinden - diese Gliederungen des Oeuvres nach einer rhythmischen Intensität sind nicht unbedingt auf zeitliche Perioden zu fixieren, vielmehr erlebt der Betrachter, nicht zuletzt im graphischen Werk, das neben der Malerei in Bonn ausführlich ausgebreitet wird, eine oft erstaunliche Nähe von Formulierungen, die durch mehrere Jahrzehnte voneinander getrennt sein können.
Das liegt an einigen grundsätzlichen und immer wiederkehrenden Problemstellungen, Motiven und Impulsen, die - wenngleich in differierenden Formen - in dem Oeuvre verhandelt werden und die Malerei von Francis inspirieren und bewegen. Dazu gehört vor allem die Spannung zwischen Ordnung und Spontaneität, Ruhe und Aufbruch, Konzentration und zufälliger Dispersion, (die oft im Verfahren des "Dripping", des durch Kippen des noch feuchten Bildes beliebigen "Auslaufens" der Farben, erreicht wird).
Die Bonner Retrospektive eröffnet in dem hohen, weitläufigen Hauptsaal der "Kunsthalle" mit dem Versuch einer entschiedenen Gegensetzung. Hulten hat zur Linken die Werke der frühen Pariser Jahre (etwa 1952 bis 56) gruppiert und sie zur Rechten konfrontiert mit den "edge paintings", die ab der Mitte der sechziger Jahre entstehen. Im Zentrum des Saals lassen sich die Großformate der späten Fünfziger, darunter auch das berühmte "Meaningless Gesture" (von 1958) aus dem Treppenhaus des Museums in Basel, als Übergänge von einer hohen Verdichtung der Farbwerte zu einer Malerei verstehen, welche die Farbe fast zum Verschwinden bringt.
Die Pariser Bilder haben mehrere Farbschichten, die einander überlagern, aber einander auch durchdringen. Anders als bei den glatteren "Übermalungen" Arnulf Rainers, sind die jeweils vorherrschenden Farbwerte an kleine, runde Teilformen gebunden, durch deren Addition im einzelnen Bild eine reiche Binnenstruktur entsteht. Fünfzehn Jahre später malt Francis die "edge paintings": Die Formate sind nun wesentlich größer - aber die Leinwände bleiben weitgehend unbemalt, helle Leere weiter Flächen, nur an den Rändern eingefaßt von schmalen Farbspuren. Sind wir hier an einem Anfang oder an einem Ende? Wagt Farbe sich von der äußersten Peripherie vor in den Bildraum oder wird sie zurückgedrängt, zum Verstummen gebracht?
Nur auf den ersten Blick scheint der Abstand zwischen den Bildern der Pariser Zeit und diesen "edge paintings" unüberbrückbar. Wer sich auf die beiden Werkphasen länger einläßt, spürt das Verbindende: Es liegt in dem meditativen Moment einer Malerei, welche die Materialität der Farben überschreiten will - in eine Zone des Spirituellen. Mark Rothkos Bekenntnis, er sei "immer auf der Suche nach etwas, das mehr wäre", ist übertragbar auch auf Sam Francis. Seine dicht "zugemalten" frühen Bilder sind wie die späteren, nur an ihren Rändern von Farbe bespielten: Meditationtafeln. "Der Raum im Zentrum der Bilder ist für Dich", (das meint: für die Selbsterfahrung des Betrachters), hat Francis im Katalog der Bonner Ausstellung notiert. Man versteht, daß der Maler sich zeitlebens angezogen fühlte von der deutschen Mystik des 12. und 13. Jahrhunderts, Meister Eckhardt und Hildegard von Bingen, deren Schriften er in seinem eigenen Verlag ediert hat.
Diese Anstrengung zur Transzendenz ist das (noch heute immer wieder überraschende) wesentliche Merkmal der amerikanischen Malerei nach 1940. Rothko, Barnett Newman, Adolph Gottlieb, Ad Reinhardt, die Kalifornier Diebenkorn, Clyfford Still und eben auch Sam Francis - sie haben alle gegen die "surface values" der amerikanischen Zivilisation darauf bestanden, daß etwas sein müßte, "das mehr wäre". Kein Versuch einer Definition der Kultur Amerikas kann diesen Gegenton unterschlagen. So paradox es scheint, läßt sich doch nicht übersehen, daß die Kunst des "Abstrakten Expressionismus" (dem auch das Werk von Sam Francis zugehört), und zwar gerade indem sie auf Weltferne, auf die Autonomie von Gestus und Farbe insistiert, durchaus eine kritische, ja: politische Dimension hat.
Die Radikalität der "edge paintings" der sechziger Jahre wird vorbereitet von der Phase des Werks, in der mehrere Versionen von "Towards Disappearance" (auf das Verschwinden zu) entstehen, die bekanntesten wurden vom County Museum in Los Angeles (nicht nach Bonn ausgeliehen) und dem New Yorker MOMA erworben. Auch "Bedeutunglose Geste" im Basler Museum zählt zu dieser Werkgruppe: Blaue Inseln, schwimmend in der Helle des monochromen Bildgrundes, gerandet von wie zufällig gefundenen roten, gelben, grünen Farbfetzen, lose verbunden durch feine Dripping-Fäden. Flüchtige Bildgedanken, Widerspiel des Zufalls (Sam Francis: "Zufall ist ein anderer Name für Gott, müssen Sie wissen") und einer Ordnung, die allemal Wagnis ist und mit dem Verdacht behaftet, daß sie auf Dauer nicht zu halten wäre. Das derart Provisorische, augenblicklicher Triumph der Farben, ist von schmerzender Schönheit.
Freiheit und Struktur: Auch in den siebziger Jahren sind das die Gegenpole, wenn die Bildflächen gitterartig überspannt werden von breiten, dunklen Rastern, gegen die hellere Farben quirlig aufbegehren. Die jüngsten Bilder schließlich sind von drängender gestischer Dynamik, vitale Geflechte energiegeladener Linien, die sich an mehreren Stellen der Kompositionen ballen zur nachdrücklichen Präsenz dichter Farbkörper. Ein Alterswerk von verblüffender, heiterer Lebendigkeit, Kraft und Weisheit, Sehnsucht.
Wie an dem ganzen Oeuvre, im Medium der Malerei wie in dem der Graphik, die im Obergeschoß der Bonner "Kunsthalle" vorgeführt wird, Francis arbeitet in seiner Druckerei in Santa Monica, dem "Litho Shop", mit erheblichem Aufwand an der technischen Perfektion der graphischen Serien - wie in allen Abschnitten des Werks ist auch noch angesichts der Bilder des fast Siebzigjährigen am erstaunlichsten die Selbstverständlichkeit, mit der die Entwürfe sich entfalten. Nichts an diesen Bildern aus mehr als vierzig Jahren wirkt verspannt, gesucht, krampfhaft "innovativ", aufgesetzt. Vielmehr heißt "Komposition" hier: Das Natürliche zur Geltung bringen als das evident Wahre, das sich einer Art von Nachdenklichkeit, die das lustvoll Spielerische nie preisgibt, gleichsam der leichten Gebärde nie entsagt, wie von selbst ergibt.
Und doch sind die Schönheiten dieses Werks einem schweren Leben abgewonnen, langen Perioden heimtückischer Krankheit. "I am tough, I hang on", trotziges Lächeln. Zäher Widerständigkeit, mutiger Behauptung vor dem immer drohenden Ende, verdanken wir das Ereignis dieses Werks. Jetzt in Bonn - das kommt nicht wieder. PETER IDEN
(Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, geöffnet dienstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr. Der Katalog mit 204 farbigen Abbildungen ist in englischer und deutscher Sprache erhältlich und kostet 78 Mark. Die Ausstellung dauert bis zum 18. April)
LOTTO: Gewinnklasse 1: 2 561 518,90 DM; Kl. 2: 1 530 271,- DM; Kl. 3: 54 652,50 DM; Kl. 4: 4420,10 DM; Kl. 5: 82,10 DM; Kl. 6: 53,90 DM; Kl. 7: 6,40 DM.
ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: unbesetzt/Jackpot: 477 723,50 DM; Kl. 2: 26 540,10 DM; Kl. 3: 1014,20 DM.
AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: 953 469,70 DM; Kl. 2: 22 036,20 DM; Kl. 3: 690,30 DM; Kl. 4: 26,80 DM; Kl. 5: 4,- DM.
SPIEL 77: Gewinnklasse 1: 1 677 777,- DM; Jackpot: 62 998,- DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
SUPER 6: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.
RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 591,30 DM; Kl. 2: 515,40 DM; Rennen B: Kl. 1: 81,50 DM; Kl. 2: 50,60 DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 7096,60 DM.
(Ohne Gewähr)
Die Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Verkehrsinitiativen hat dem rot-grünen Magistrat vorgeworfen, in den zurückliegenden vier Jahren den Autoverkehr weiter gefördert und die Verkehrspolitik des CDU-Vorgängermagistrats "kritiklos fortgeschrieben zu haben". Drei Wochen vor der Kommunalwahl legten die Bürgerinitiativen zugleich einen Maßnahmenkatalog für eine umweltverträgliche und ökologische Verkehrspolitik vor. Nach Einschätzung der AG hat der Straßenverkehr in Frankfurt die "Schwelle des Zumutbaren endgültig überschritten". Den Politikern halten die Initiativen vor, ihnen fehle "der Mut zum Handeln" und der "Verwaltung ein eigenes, mit Kompetenzen ausgestattetes Verkehrsdezernat".
Auch mit dem Münchener Planer Bernhard Winkler, der im Auftrag des Magistrats ein Verkehrskonzept für die Stadt erarbeitet, geht die AG scharf ins Gericht. Winklers Arbeit basiere auf einer "veralteten Logik" und sehe den Autoverkehr als Sachzwang an. Der Lösungsansatz des Professors sei falsch, weil er den Kraftfahrzeugverkehr innerhalb des Stadtgebiets lediglich "verschiebt", statt ihn zu verringern.
Weiteren Straßenbau wie den geplanten Riederwaldtunnel oder den Alleentunnel lehnen die Verkehrsinitiativen ab und fordern darüber hinaus einen sofortigen Baustopp für die Ostumgehung A 661. Die Einrichtung von Tempo-30-Zonen sei ein "erster Schritt in die richtige Richtung", die vom Magistrat vorgenommene Unterteilung in Wohnstraßen und sogenannte Grundnetzstraßen (Hauptverkehrsstraßen) lehnt die Arbeitsgemeinschaft aber strikt ab, weil sie eine Zweiklassengesellschaft schaffe. Auch Grundnetzstraßen seien schließlich Wohnstraßen, und deren Anwohner hätten ebenfalls ein "Recht auf Verkehrsberuhigung und menschenwürdiges Leben".
Die Initiativen appellieren an den Magistrat, mehr Geschwindigkeitskontrollen als bisher durchzuführen, die Hilfspolizei zu verstärken, illegales Parken durch bauliche Maßnahmen zu verhindern sowie mehrspurige Straßen zugunsten von Busspuren, Radstreifen und Fußwegen zurückzubauen. Im öffentlichen Nahverkehr sollte der teure U-Bahn-Bau gestoppt und das Geld zum Ausbau des kostengünstigeren Straßenbahnnetzes verwendet werden. Ins Umland sollten Schnellbuslinien geführt und die Taktzeiten des FVV insbesondere am späten Abend verkürzt werden.
Neben dem Fahrradbeauftragten, der mehr Kompetenzen und Geld erhalten sollte, wünschen sich die Initiativen auch einen Fußgängerbeauftragten. gang
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Leitartikel Lehrbeispiel Litauen Seite 3
Berlin Die Entsorgung der Denkmäler Seite 4
Ministertreffen in Ungarn Schleusern Kampf angesagt Seite 5
Wirtschaft Vermieter sauer auf Bonn Seite 11
Sport Wasser für Vereine Seite 16
Frankfurt Kindergarten-Not wird wachsen Seite 17
Kulturspiegel Junge Regisseure im TAT Seite 21
Hessen Viel mehr Autodiebstähle Seite 22
Aus aller Welt Nach Ölpest Fische ohne Kiefer Seite 24
Fernsehen und Funk Seiten 8+9
Börse Seite 14
Roman Seite 15
Filmspiegel Seite 16
Freie Aussprache Seite 22
DETLEF WIBEL, Generalmajor und seit knapp drei Jahren Chef des Führungsstabes der Luftwaffe im Verteidigungsministerium, löst am 1. März den bisherigen stellvertretenden kommandierenden General im Luftwaffenzentrum Wahn bei Köln, UWE VIETH, ab. Ein Sprecher der Hardthöhe widersprach Darstellungen, Wibel sei wegen seines Einsatzes für den Jäger 90 bei Verteidigungsminister Volker Rühe in Ungnade gefallen und müsse deshalb das Ministerium verlassen. Der 56jährige Vieth habe bereits vor Jahren gebeten, vorzeitig in Pension gehen zu können. Wegen des weiterhin bestehenden "Beförderungsstaus" sei dieser Bitte jetzt entsprochen worden. Wibel sei als einziger für die Nachfolge Vieths in Frage gekommen. Beide sind Zwei-Sterne- Generäle. Der Wechsel Wibels sei eine durchaus übliche "Querversetzung". (rei)
WIESBADEN. Ein oder mehrere Unbekannte haben in der Nacht zum Samstag erneut einen Stein von der Brücke der Aartalbahn auf die Fahrbahn der Ludwig-Erhard-Straße geworfen. Verletzt wurde dabei niemand.
Ein 27 Jahre alter Autofahrer fuhr am Samstag abend gegen 19.30 Uhr auf der Ludwig-Erhard-Straße in Richtung Innenstadt, als der Mann vor ihm den Stein fallen sah. Der Autofahrer konnte dem Stein auf der Fahrbahn nicht mehr ausweichen und rollte mit seinem Wagen über das Hindernis. Kurz darauf verständigte der 27jährige die Polizei in Klarenthal über den Vorfall.
Die eingeleitete Fahndung blieb ergebnislos. Weder der 27jährige noch seine drei Mitfahrer hatten Personen auf der Brücke ausmachen können. Derzeit liegen der Polizei keine Hinweise auf den oder die Täter vor. schu
NEU-ANSPACH. Das geplante Jugendhaus der Gemeinde soll in Zusammenarbeit mit den Jugendlichen entstehen. Und zwar von Anfang an, wie der Erste Beigeordnete Manfred Schmück (SPD) betont. "Die Jugendlichen sollen nicht nur Ideen liefern, sondern auch den gesamten Planungs- und Entwicklungsprozeß begleiten, um sich später mit ihrem Haus identifizieren zu können", erklärt der Politiker.
Die Jugendpflegerin der Gemeinde, Regine Haring, half mit, den neuen, ungewöhnlichen Weg der Zusammenarbeit zu ebnen. Ein Jugendarbeitskreis, in dem auch die Schule vertreten ist, hat sich schon gegründet.
Die Zusammenarbeit eröffnet ein Ideenwettbewerb unter den Jugendlichen, den die Gemeinde jetzt ausgeschrieben hat. Gefragt sind Vorschläge und Phantasien zum Thema Jugendhaus: Über Räumlichkeiten, Außenanlagen, Einrichtung und das inhaltliche Angebot für jüngere und ältere Jugendliche, Mädchen und Jungen. "Ihr könnt zeichnen, malen, schreiben, ein Modell bauen . . . ", zählt die Gemeinde als Anregung auf.
Teilnehmen können alle zehn- bis 18jährigen aus Neu-Anspach und einzeln oder als Jugendgruppe ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Eine Jury bewertet die Ideen und verteilt Preise im Gesamtwert von 2000 Mark. Abgabetermin für die Beiträge ist spätestens Dienstag, 27. April, um 16 Uhr. Die Vorschläge können bei der Jugendpflegerin in der Gemeindeverwaltung, Bahnhofstraße 27, Zimmer 16 (Tel. 10 25 66) abgegeben werden. Das Ergebnis soll im Mai vorgestellt werden. Für die Planung des Jugendhauses, das in der Nähe des Feldbergcenters gebaut werden soll, stehen in diesem Jahr Planungskosten von 50 000 Mark im Haushalt bereit. Der Bau soll 1994 erfolgen. cn
Aufgespießt
"Der Kanzler steht stets zu seinem Wort. Es gibt manchmal ganz kleine Abweichungen. Ich gehe davon aus, daß er zu seinem Wort steht." Regierungssprecher Dieter Vogel in Bonn auf die Frage, ob es bei der Ankündigung des Bundeskanzlers bleibe, die Steuern nicht vor 1995 zu erhöhen.
wtr BONN, 15. Februar. "Beunruhigt" hat die Bundesregierung auf die erneuten regierungsoffiziellen Morddrohungen Irans gegen den britischen Schriftsteller Salman Rushdie reagiert. Wie Außenamts-Sprecher Rainer Müller am Montag mitteilte, ist der iranische Botschafter in Deutschland, Seyed Hosein Mousavian, ins Auswärtige Amt "einbestellt" worden. Dort sollen ihm entweder noch im Laufe des Montagabend oder am heutigen Dienstag die Forderung der Bundesregierung präsentiert werden, das vom verstorbenen Revolutionsführer Ayatollah Khomeiny wegen "Gotteslästerung" ausgesprochene "Todesurteil" (Fatwa) aufzuheben und das auf Salman Rushdie ausgesetzte Kopfgeld von zwei Millionen US- Dollar zu streichen. Solange diese Bedingungen nicht erfüllt seien, fuhr Müller fort, werde das bereits ausgehandelte deutsch-iranische Kulturabkommen nicht unterschrieben und es würden auch die seit Jahren geplanten deutschen Kulturwochen in Iran nicht stattfinden. (Weiterer Bericht S. 2, Kommentar S. 3)
Die imitierte Cartier-Uhr und das Lacoste-Hemd mit dem falschen Krokodil sind nur die Spitze des Eisbergs. Stolze drei bis neun Prozent des Welthandels, so hat die Internationale Handelskammer errechnet, entfallen auf gefälschte Produkte. Den daraus resultierenden Schaden für die Industrie beziffert sie auf 100 Milliarden Mark. Auf der Frankfurter Konsumgüterschau Ambiente wurden jetzt die frechsten Plagiate vorgestellt: Längst sind es nicht mehr nur Luxusprodukte, die zum Abkupfern reizen.
Überall lauert heutzutage der Ideenklau - bei Elektrogeräten wie bei Pfannen, bei Sitzmöbeln, Kerzenleuchtern und Öllämpchen. Viele Produktpiraten handeln offensichtlich nach dem Motto: Frechheit siegt. So erhielt den "Sonderpreis" diesmal ein indisches Unternehmen, das nicht nur eine Kräutermühle des Schweizer Haushaltsgeräte-Herstellers Zyliss fälschte, sondern den Firmennamen gleich mitübernahm.
Als Quittung für soviel Unverfrorenheit verleiht die "Aktion Plagiarius" seit 15 Jahren symbolisch einen schwarzen Zwerg mit goldener Nase. Ausgerichtet wird die "Auszeichnung" vom Verband Deutscher Industrie-Designer (VDID). Ihr Ziel: den Gesetzgeber zu rechtlichen Schritten aufzufordern. Schließlich, betonten Tyll Nekker vom Bundesverband der Deutschen Industrie, Messe-Geschäftsführer Wolfgang Kater und Plagiarius-Initiator Rido Busso, handele es sich nicht um Kavaliersdelikte, sondern um wirtschaftliche Kapitalverbrechen.
Und dabei muß sich mancher von alten Feindbildern verabschieden. Vorbei die Zeit, da die Fälscher vor allem in einigen entwickelten Ländern Asiens saßen. Produktpiraterie entwickelt sich inzwischen zu einem weltweiten Problem.
Das zeigen auch die verteilten Plagiarius-Urkunden. Sie gingen an Taiwanesen ebenso wie an britische und deutsche Hersteller. Daß sie ihren Zweck erfüllen, wurde 1992 deutlich. Damals versuchte ein Solinger Unternehmen - es hatte eine ganze Serie von Küchenhilfen einer italienischer Firma kopiert - die Preisverleihung per Gerichtsentscheid zu verhindern. Doch die Juristen gaben der "Aktion Plagiarius" recht. orb
wtr BONN, 15. Februar. Mindestens zwei deutsche Firmen haben 1992 Ausrüstungsgegenstände für eine neue Giftgasfabrik in Libyen geliefert. Wie Regierungssprecher Dieter Vogel am Montag mitteilte, haben deutsche und ausländische Geheimdienste die Bundesregierung vor gut einem halben Jahr über den Bau einer Giftgasfabrik im libyschen Tarhuna informiert. Die Bundesregierung sei an die beiden deutschen Firmen herangetreten und diese hätten daraufhin die Lieferungen eingestellt.
Bei dem Material habe es sich um "typische dual use-Produkte" (sowohl zivil wie militärisch verwendbar) gehandelt, sagte Vogel. Das eine Unternehmen habe "Tunnelbohranlagen" und das andere "Kabel" geliefert. Der überwiegende Teil der Fabrikausrüstung ist nach Vogels Angaben von anderen "westeuropäischen" Ländern geliefert worden. Die Welt hatte am Montag berichtet, daß die Fabrik in Thailand geplant worden sei. Die Bundesregierung bestätigte, daß die Staatsanwaltschaft eingeschaltet sei. Die Regierung habe den Eindruck, daß die Firmen "nicht wußten, um was es geht". Beide Firmen hatten Ausfuhrgenehmigungen des Bundesamtes für Wirtschaft.
Werke von Andreas Helm unter dem Titel "Explosion, Implosion und Welle", präsentiert der Kunstverein "Freigehege" von Samstag, 20. Februar, bis zum 16. März, im Dezentral, Sandweg 131 a. Die Ausstellung kann montags und dienstags von 20 bis 23 Uhr besichtigt werden. ov/07
"Die Rosine ohne Kuchen" spielt das Literarische Figurentheater "Die Bühne" am Freitag, 19. Februar, um 14.30 Uhr, im Jugendhaus Bornheim (Ortenberger Straße 40) für Kinder ab vier Jahre. ov/07
"Susie und Alfred und die beiden Ungeheuer", ein Stück von H. Craig, steht am Freitag, 19. Februar, ab 15 Uhr, auf dem Programm der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Straße 24 (Bornheim). ov/07
Geschichten in Gebärdensprache für gehörlose Kinder erzählt Jutta Warmers am Donnerstag, 18. Februar, ab 16 Uhr, in der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Straße 24. ov/07
"Welche Kultur braucht Frankfurt?", fragen sich die kulturpolitischen Sprecher von SPD, CDU und Grünen am Mittwoch, 24. Februar, um 20 Uhr in der Romanfabrik, Uhlandstraße 21 (Ostend). Diskussion in Zusammenarbeit mit den freien Kulturinitiativen Frankfurt. ov/07
Die Romanfabrik präsentiert die Band "Rentryd" am Freitag, 19. Februar, ab 20.30 Uhr, in der Uhlandstraße 21. Der Eintritt kostet sechs Mark. ov/07
Ludwig Fels, Gewinner des Kranichsteiner Literaturpreises 1992, ist mit seinem Buch "Der Himmel war eine große Gegenwart" am Donnerstag, 25. Februar, ab 20.30 Uhr, zu Gast in der Romanfabrik, Uhlandstraße 21. ov/08
RÖDELHEIM. Der Konflikt um das seit 17 Jahren geforderte Rödelheimer Jugendhaus ist erneut entbrannt. Die Mitglieder der Jugendinitiative sind frustriert. "Das ist ein Unding, daß plötzlich die Planungen wieder verworfen werden", empörte sich ein Jugendlicher auf der Pressekonferenz, zu der die Initiative dieser Tage eingeladen hatte. Seit Monaten fieberte man der letzten Sitzung des Jugendpflegeausschusses vor den Kommunalwahlen entgegen. Eineinhalb Jahre hatten sechs Träger gemeinsam an der Satzung des Trägervereins gearbeitet. Jetzt sollte der Entwurf endlich vorgestellt und verabschiedet werden.
Doch das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die evangelische Cyriakusgemeinde und die katholische St.-Antonius-Gemeinde lehnten den Entwurf in ihrer derzeitigen Fassung ab. Alle drei Institutionen hatten das Papier von ihren juristischen Abteilungen überprüfen lassen und fordern inhaltliche sowie formelle Änderungen.
Kritisiert wird vor allem die Zusammensetzung des Vorstands und der Wahlvorgang. Das DRK und die beiden Gemeinden wollen den Vereinsmitgliedern auf dem Papier mehr Rechte einräumen. Denn "nach der jetzigen Fassung trifft allein der Vorstand Entscheidungen über Finanz- und Personalpolitik", meinte Willibald Saller, Geschäftsführer des DRK.
Von der Unterstellung, das DRK strebe die alleinige Trägerschaft an, distanzierte sich der Geschäftsführer eindeutig: "Sobald das Jugendhaus in Rödelheim eröffnet wird, machen wir unsere Holzbaracke dicht." Diejenigen, die jetzt noch das Angebot der Kinder- und Jugendbetreuung in der DRK-Baracke in Anspruch nehmen, "sollen dann ins Jugendzentrum gehen". Zwar vertritt Saller noch immer die Meinung, daß die Verwaltung des geplanten Treffs durch nur einen Wohlfahrtsverband am sinnvollsten sei, damit für Projektarbeiten Geld bei diversen Stiftungen beantragt werden könnte. "Doch wir tragen den Kompromiß mit", sagte er. Unterstützung erhält die Jugendinitiative vom Jugendamt. "Das kann man nicht deutlich genug sagen: Das Jugendhaus in Rödelheim wird von allen gewollt", betonte Pit Sehnert. Der Vertreter der Jugendpflege ist verantwortlich für die Koordination der Planungen und will alle Beteiligten schnellstmöglich zu einem klärenden Gespräch einladen. Bei Rückfragen müsse diskutiert werden. "Und das braucht halt Zeit", meinte er.
Als sich vor eineinhalb Jahren herausstellte, daß die Bildung eines Trägerverbundes am sinnvollsten sei, bemühte sich das Jugendamt um einen siebten Träger zur Vereinsgründung. Die Cyriakusgemeinde, die St.-Antonius-Gemeinde, die Jugendinitiative, der Jugendladen der Arbeiterwohlfahrt, das Jugendamt, das DRK und die Sozialstation Bockenheim werden die Trägerschaft des Zentrums gemeinsam übernehmen. "Wir hoffen, daß durch die Zusammenarbeit dieser Institutionen auch die unterschiedlichsten Jugendcliquen ins Zentrum kommen", spekulierte Henning Hoffmann vom AW- Jugendladen. Schon frühzeitig wollte man die Rödelheimer Jugendlichen an den Planungen des Hauses beteiligen. Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs gestalteten die künftigen Besucher eine Raumplanung, "die von uns auch berücksichtigt wird", sagte Sehnert.
Damit stellt sich allerdings ein neues Problem. Bisher stand fest, daß das Jugendzentrum im Rödelheimer Grüngürtel, Auf der Insel 14, seinen Standort haben wird. Durch das Konzept und die gewünschte Raumaufteilung wird der Neubau größer als ursprünglich geplant. Derzeit hält das Amt nach einem größeren Grundstück Ausschau. "Es brennt nichts an", will Sehnert alle Beteiligten beruhigen. Wann das Jugendhaus realisiert wird, ist noch immer nicht abzusehen. tin
MÖRFELDEN-WALLDORF. Als unrealistisch bewertet die "Flughafenarbeitsgruppe 2000" (FAG 2000) die Prognosen zur Entwicklung des Luftverkehrs, die ein Symposium am Frankfurter Flughafen ergab. Dabei war vom Anstieg der Charterflüge die Rede. Die Bürgerinitiative, die sich gegen den Ausbau des Flughafens engagiert, rechnet damit, daß die Fluggastzahlen im Chartertourismus stagnieren oder sinken werden. Grund sei die wirtschaftliche Entwicklung, die weniger Einkommen für die Leute bedeute.
Zudem sei mittelfristig mit einer Flugbenzinbesteuerung zu rechnen, was "für den Chartertourismus eine zweite dunkle Wolke am Himmel" bedeute. wal
RODGAU. Im Prozeß wegen Brandstiftung an vier Rodgauer Schulen ist der rechtsmedizinische Gutachter Prof. Joachim Gerchow von der Frankfurter Universität zu dem Ergebnis gekommen, daß im Falle der drei angeklagten Jügesheimer Jugendlichen nicht von einer verminderten Schuldfähigkeit gesprochen werde könne. Der Experte vertrat gestern bei der Verhandlung die Ansicht, daß tiefgreifende Bewußtseinsstörungen etwa durch Alkohol und Hasch, den die drei konsumiert haben sollen, nicht vorhanden seien. Die Jügesheimer hatten zugegeben, am 23. März 1991 im Lehrerzimmer der Georg-Büchner-Schule Feuer gelegt zu haben. Für weitere Brände an Georg-Büchner- und Heinrich-Böll-Schule sowie die Vernichtung der Wilhelm- Busch-Schule, die den Angeklagten angelastet werden, gibt es nur Indizien.
Der Gutachter ging vor dem Offenbacher Jugendschöffengericht auf die Persönlichkeitsstrukturen der drei jungen Leute ein und stellte ebenso wie sein Kollege Prof. Manfred Bauer fest, daß die Biographie der Jugendlichen der Schlüssel für das Fehlverhalten sei. Bei dem FR-Gerichtsreport 18jährigen Hauptangeklagten sei der Konsum von Alkohol und Hasch kein tatbedingter, sondern ein tatbegleitender Schritt. Durch die beim Angeklagten vorliegende erhebliche Minderbegabung sei er oft auf der Suche nach Dingen, die Mut machen. Um eine Distanz zwischen die Probleme und sich selbst zu bringen, greife er auf Drogen zurück, sagte der Gutachter. Die Folgen seien gesteigerte Bedenkenlosigkeit, Instabilität und Aggressivität. Dennoch sind diese Defizite im Verhalten, so Gerchow, nicht krankhaft und beim Alkoholgenuß könne auch noch nicht von einer Abhängigkeit gesprochen werden. Der Fachmann geht davon aus, daß das Thema Schule für den Jugendlichen aufgrund seiner schlechten Erfahrungen negativ besetzt sei. Bei den anderen beiden Jungen zeichnete Gerchow ein ähnliches Bild. Auch für sie sei Alkohol oft ein Schrittmacher. Der eine möchte in der Clique gern im Mittelpunkt stehen, der andere brauche den Stolz einer Tat, biete jedoch nur ein blaßes Persönlichkeitsbild.
Alle drei hätten bei der von ihnen gestandenen Brandstiftung im Lehrerzimmer der Georg-Büchner-Schule ihre Steuerfähigkeit trotz Haschisch und Alkohol nie verloren, sondern waren bei der Tat nach Aussagen Gerchows stets aufmerksam und vorsichtig, um nicht erwischt zu werden. Er habe keine Anhaltspunkte für bewußtseinsveränderte Dinge erkennen können. Der Fall einer verminderten Schuldfähigkeit sei allenfalls gestreift worden, sagte der Gutachter.
Die Schöffen und Richter Ulrich Eisfeld versuchten mit Hilfe von Tonbandaufzeichnungen verschiedener Telefonate der Jugendlichen, Licht in die verworrenen Aussagen der Zeugen aus der Clique zu bringen. Die jungen Leute hatten sich bei ihren Verhören bei der Polizei vorher abgesprochen und dann zum Teil gegenseitig gedeckt. Die Anschuldigungen sollen von den Beamten der Kripo massiv vorgetragen und den Jugendlichen die Worte im Mund umgedreht worden sein. Auch während der Verhandlung gab es wieder Vorwürfe gegen die Polizei und ihre Vernehmungsmethoden. Eine Mutter berichtete, daß ihr Sohn das Vernehmungsprotokoll unterzeichnen mußte, ohne vorher über seine Rechte aufgeklärt worden zu sein. Ihm sei versprochen worden, straffrei davonzukommen, wenn er Namen nenne. Auch der Fahrschullehrer eines Angeklagten belastet die Kripo. Ihm habe die Polizei nahegelegt, den Unterricht mit dem Angeklagten wegen dessen Alkoholkonsums und seiner mangelnden Zahlungsfähigkeit abzubrechen. Doch der Junge habe immer rechtzeitig Geld mitgebracht und sei auch nie betrunken gewesen, so der Zeuge. Der Prozeß wird fortgesetzt. aim
Zu Recht stellen sich Frankfurts Polizeipräsident Karlheinz Gemmer und seine Beamten im Präsidium die Frage, wie abgehoben die Ministerialbeamten in Wiesbaden und Darmstadt sein müssen, um mit einem Federstrich die Arbeit des Kommissariats für Wirtschaftsdelikte (K 31) für Wochen und Monate zu lähmen. Am heutigen Mittwoch wird Gemmer sich Arbeitsbeschaffung bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für 1992 auch zu dem Bereich Wirtschaftsstraftaten in Frankfurt äußern. Es ist zu erwarten, daß diese Bilanz eher düster ausfällt. Etliche der 20 Beamten fallen zeitweilig aus, weil die Sachbearbeiter auf notwendige Fortbildungsseminare geschickt werden müssen, Urlaub haben oder krank sind. Sie jetzt die Akten der vergangenen zwei Jahre hervorkramen zu las- sen, um dem RP in Darmstadt und dem Innenministerium in Wiesbaden den Nachweis zu erbringen, daß die Mitarbeiter nicht auf der faulen Haut gelegen haben, hat zu verständlicher Verärgerung im Polizeipräsidium geführt.
Wenn es die Landesregierung wirklich ernst mit ihren Wahlkampfbeteuerungen meint, die Kriminalität auf allen Gebieten entschieden zu bekämpfen, sollte sie solche überflüssigen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen unterlassen. JÜRGEN SCHENK
Mutlangen-Prozeß eingestellt Entscheidung könnte Aus für alle Blockadeverfahren bedeuten
ELLWANGEN, 15. Februar. Die Strafprozesse gegen die Blockierer von Mutlangen stehen möglicherweise vor ihrem endgültigen Ende. Das Landgericht Ellwangen, bei dem nach Angaben eines Sprechers noch etwa 140 derartiger Verfahren anhängig sind, stellte den Prozeß gegen den katholischen Tübinger Theologen Norbert Greinacher jetzt ein. Die Ellwanger Staatsanwaltschaft kündigte der FR jedoch an, sie werde Beschwerde beim Oberlandesgericht Stuttgart einlegen (AZ: NS 88/85 3 KV 1/92).
In den vergangenen Jahren waren mehrere tausend Gegner der sogenannten Nachrüstung mit US-amerikanischen Mittelstreckenraketen wegen Blockaden des US-Depots Mutlangen bei Schwäbisch Gmünd vom dortigen Amtsgericht verurteilt worden, in der Regel zu Geldstrafen von 20 Tagessätzen. Rechtliche Grundlage war der Vorwurf der Nötigung der US-Soldaten, die wegen der Blockade zum Anhalten gezwungen worden waren.
Das Landgericht Ellwangen begründete die Einstellung im Fall Greinacher, indem es sich auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit berief. Eine Fortsetzung der Verfahren - in diesem Fall acht Jahre nach der Tat - sei "für alle Beteiligten unzumutbar" und würde auch bei der rechtstreuen Bevölkerung "weitestgehend auf Unverständnis stoßen". Es sei "kaum noch möglich", den Schöffen die Weiterführung des Prozesses zu erklären.
Das Gericht, das bisher in etlichen hundert Berufungsfällen die Urteile bestätigt hatte, verwies ferner auf die Verfahrenskosten, wachsende Probleme bei der Aufklärung des Sachverhalts durch die in die USA zurückgekehrten Zeugen und vielfache Freisprüche in ähnlichen Prozessen vor anderen Gerichten. (Kommentar auf Seite 3)
BAD VILBEL. Das Wochenende nutzten noch unbekannte Einbrecher, um aus dem Kindergarten der Evangelischen Christuskirchengemeinde im Grünen Weg eine komplette Computeranlage, einen tragbaren Radiorecorder und eine Kaffeemaschine zu entwenden.
Zu ihrer Beute, die sie aus einem Büroraum mitnahmen, gehören außerdem ein schnurloses Telefon und eine Gitarre. Den Schaden gibt die Polizei mit 7000 Mark an.
Hinweise werden an die Kripo Friedberg unter Tel.0 60 31 /60 10 erbeten. cor
SAARBRÜCKEN, 15. Februar. Der saarländische Ministerpräsident und Bundesratspräsident Oskar Lafontaine (SPD) soll nach einem Bericht des Hamburger Fernsehmagazins "Panorama" in seiner Zeit als Saarbrücker Oberbürgermeister "Warnungen vor Durchsuchungen und Razzien im Rotlichtmilieu mitverantwortet" haben. "Panorama" stützt sich in einem am Montagabend ausgestrahlten Bericht auf die Aussagen eines "ehemaligen Berufskriminellen", die der Saarbrücker Staatsanwaltschaft 1985 vorgelegen hätten. Das Polizeiprotokoll mit der Zeugenaussage aus Baden-Württemberg, die dortige Polizeibeamte als "absolut glaubwürdig" eingestuft hätten, führte im Saarland allerdings nicht zu staatsanwaltlichen Ermittlungen, die Lafontaine und die möglicherweise ihn belastenden Aussagen zum Thema gehabt hätten.
Laut "Panorama" soll der Zeuge in 40 Strafverfahren im der gesamten Bundesrepublik ausgesagt haben. In einem siebenseitigen Polizeiprotokoll über die Saarbrücker Verbindungen habe er über besondere Beziehungen Lafontaines zur Inhaberin eines angeblichen Hotels berichtet, das ein "getarntes Bordell" gewesen sei. Darin hätten neben Lafontaine auch andere "hohe Persönlichkeiten" Saarbrückens verkehrt. Die Besitzerin habe durch diese Beziehungen "Ruhe gehabt", berichtete "Panorama" weiter.
Über diese Beziehungen sei der Zeuge auch vor einer bevorstehenden Durchsuchung seiner Wohnung und seines Büros gewarnt worden, habe er zu Protokoll gegeben. Die Hotelinhaberin habe ihn mit dem Anruf gewarnt: "Der Oskar hat angerufen, und morgen wird bei euch eine Razzia stattfinden", zitiert "Panorama" den Zeugen. Die Razzia habe auch tatsächlich stattgefunden. Außerdem habe der Mann, Dieb und Hehler, der sich seit sieben Jahren straffrei führe, in Saarbrücker Polizeigewahrsam die Möglichkeit erhalten, einer Zeugin Hinweise zur Vernichtung von Beweisen zu geben.
Der Kieler Strafrechtsprofessor Heinz Wagner sah in den Vorgängen einen "Anfangsverdacht für eine Strafvereitelung im Amt", der auf jeden Fall zu einem Ermittlungsverfahren gegen die Polizisten und Oskar Lafontaine hätte führen müssen, wie er "Panorama" sagte.
Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hatte bereits am Wochenende auf die neue Variante der "Rotlichtaffäre" reagiert. In einem "Vorabdementi", so der Saarländische Rundfunk, verwahrte sich die "gemeinsame Justizpressestelle" in Saarbrücken in ihrer Pressemitteilung Nr. 7/93 "gegen einzelne Journalisten von NDR und Spiegel", die Fragen eingereicht hatten. Dabei handelte es sich nach Darstellung des Nachrichtenmaganzins Spiegel um eine "Recherche und dazu gestellte Fragen". Die saarländische Staatsanwaltschaft sprach in dieser Erklärung, obwohl noch keinerlei Veröffentlichungen vorlagen, von "anmaßenden Vorwürfen einzelner Journalisten". Die Ermittlungsbehörde des Saarlandes würdigte die Anfragen auch juristisch. In der per Fax verbreiteten Erklärung sprach sie von "grob rechtswidrigem" Verhalten der Journalisten, "die die Arbeit eines Staatsanwaltes zu politisch-journalistischen Zwecken in Zweifel" zögen.
Der zuständige Presse-Staatsanwalt Josef Pattar lehnte am Montag jede Stellungnahme zum Zustandekommen dieser Presseerklärung der Staatsanwaltschaft ab. Pattar wollte selbst nicht bestätigen, daß er die Erklärung verfaßt habe. Ob und welche politische Institutionen des Saarlandes in die Abfassung der staatsanwaltschaftlichen Presseerklärung, die nicht nur von saarländischen Journalisten als in "Form und Inhalt" ungewöhnlich betrachtet wird, einbezogen waren, bleibt damit offen.
Auf jeden Fall bestehe in der "Rotlichtaffäre" eine umfassende Pflicht der Staatsanwaltschaft, der Regierung zu berichten, hatte Justizminister Arno Walter (SPD) zu Beginn der Affäre gesagt. Auf diesem Weg müssen die politischen Spitzen des Saarlandes Beobachtern zufolge auch über die neuesten Journalistenfragen informiert gewesen sein.
Es war die Leitung der Staatsanwaltschaft dann selbst, die noch vor "Panorama" und Spiegel die neuesten Vorwürfe gegen Lafontaine publizierte. "Der Beschuldigung nach habe Oskar Lafontaine der Betreiberin eines Saarbrücker Etablissements Tips zugespielt, durch die viele Sachen vertuscht werden konnten", hieß es im Text der Staatsanwaltschaft.
In der Affäre gibt es am morgigen Mittwoch den ersten Gerichtstermin. Oskar Lafontaine, vor Gericht vertreten durch den Rechtsanwalt Hans Lafontaine, seinen Bruder, will eine einstweilige Verfügung gegen den CDU-Fraktionsvorsitzenden Peter Jacoby erwirken. Jacoby soll darin unter Androhung eines Ordnungsgeldes von 500 000 Mark untersagt werden, weiter Fragen nach möglichen Steuervorteilen für gewisse Etablissements in Zusammenhang mit der Tätigkeit Lafontaines zu stellen.
has FRANKFURT A. M. Der Aufsichtsrat des Herzogenauracher Sportartikelherstellers Adidas hat erwartungsgemäß eine neue Aktionärs- und Führungsstruktur abgesegnet (siehe auch FR von Samstag). Der bisherige Hauptaktionär, der Franzose Bernard Tapie, verkaufte demnach seine Beteiligung an der Drei-Streifen-Firma für 615 Millionen Mark.
Der designierte neue Adidas-Vorstandschef Robert Louis-Dreyfus, der sich selbst über seine Gesellschaft Ricesa an der Adidas International (das ist die frühere Tapie-Holding BTF in Essen) mit 15 Prozent beteiligte, startet mit seiner Arbeit im Frankenland einer Adidas-Mitteilung zufolge am 7. April. Gilberte Beaux, die künftig acht Prozent des Kapitals hält, wechselt dann an die Spitze des Aufsichtsrats und löst in diesem Job Hans Friderichs ab, der aber in dem Kontrollgremium Mitglied bleibt.
Verschiedene französische Finanzhäuser, die bisher schon bei Adidas engagiert waren, kontrollieren fortan zusammen 42,1 Prozent der Anteile. Weitere 15 Prozent sicherte sich die Coatbridge Holdings, die der Euroknights-Gruppe gehört. Die übrigen 19,9 Prozent des Kapitals werden von der Investmentfirma Omega Ventures gehalten, in der verschiedene Investoren ihre Interessen gebündelt haben. Laut Adidas stehen die neuen Beteiligungsverhältnisse noch unter dem Vorbehalt der "kartellrechtlichen Unbedenklichkeit".
HEUSENSTAMM. Ob es stimmt, daß für 60 Asylbewerber im Containerdorf nur zwei Toiletten und zwei Duschen zur Verfügung stünden, und die Container überbelegt seien, wollte Gernot Richter (Grüne) im Stadtparlament vom Magistrat wissen. Bürgermeister Josef Eckstein verneinte die Überbelegung, versprach zu Punkt eins: "Demnächst soll ein Sanitärcontainer hinzukommen."
Auf Probleme des Brandschutzes habe die Stadtverwaltung den Kreis Offenbach als den dafür Zuständigen bereits aufmerksam gemacht, beantwortete er eine weitere Frage Richters. Sollte der Kreis der Stadt weitere Asylbewerber zuteilen, stünden dafür lediglich die Räume in der alten Schule in Rembrücken zur Verfügung. Aber der Kreis könne ja auf kreiseigenen Grundstücken selbst Container aufstellen, sagte Eckstein. pmü
FRIEDBERG. Mindestens ein Todesopfer forderte gestern nachmittag ein schwerer Verkehrsunfall auf der B 455 zwischen Friedberg und Wölfersheim.
Ein Kleintransporter aus Friedberg geriet auf der Umgehungsstraße in Höhe von Melbach auf die Gegenfahrbahn und prallte dort mit einem Lastwagen zusammen. Dabei wurde der Fahrer des Personenwagens getötet, der Lkw-Fahrer erlitt einen Schock. Mitarbeiter der Freiwilligen Feuerwehren aus Wölfersheim und Bad Nauheim waren gemeinsam mit der Polizei über Stunden im Einsatz, um die Fahrzeuge zu trennen, ein Kran mußte den Lastwagen anheben.
Bei Redaktionsschluß war noch unklar, ob weitere Menschen in dem Kleintransporter waren. Die Bundesstraße blieb über mehrere Stunden gesperrt, der Verkehr wurde über Melbach umgeleitet. cor
OBERURSEL. Die FDP will die Oberurseler Schulen in der unterrichtsfreien Zeit als Treffpunkte für Jugendliche öffnen. Die Betreuung Jugendlicher sei das brennendste soziale Problem der nächsten Jahre, sagte Dorothea Henzler, die sowohl für das neue Stadtparlament als auch für den Kreistag kandidiert. Dabei müsse über auch über neue Möglichkeiten nachgedacht werden.
Alle größeren Schulen, etwa das Gymnasium oder die Erich-Kästner-Schule, könnten nach Ansicht der FDP Aufenthaltsräume und Freizeitflächen zur Verfügung stellen. Unangetastet bleiben sollen allerdings die Klassen- und Fachräume: sie seien, so meint die FDP, "persönliches Eigentum" der jeweiligen Klassengemeinschaft.
Obwohl vor der Öffnung der Schulen Umbaumaßnahmen erforderlich sind und zusätzliches Betreuungspersonal eingestellt werden muß, sprechen die Liberalen von einem kostengünstigen Projekt. "Das ist billiger, als neue Jugendhäuser zu errichten, für die es keine Standorte gibt und die an den Vormittagen leerstehen", argumentiert Henzler. ki
WESTLICHE STADTTEILE. Der letzte parlamentarische Akt in dieser Wahlperiode spielt heute ausnahmsweise im Bürgerhaus Nied, Luthmerstraße 40. Dort trifft sich der Ortsbeirat um 17 Uhr zu seiner 46. und in dieser Zusammensetzung letzten Sitzung.
Auf der vergleichsweise kurzen Tagesordnung stehen 39 Punkte. Die Sozialdemokraten wollen vom Magistrat Auskunft darüber haben, ob längs des nördlichen Nidda-Ufers zwischen Höchster Freibad und der Straße Alt-Nied ein Fahrradweg angelegt werden kann.
Die SPD schlägt außerdem vor, die alte Höchster Fähre als Industriedenkmal zu erhalten und am Schwanheimer oder Höchster Ufer aufzustellen.
Klarheit angesichts sich unterscheidender Planungen von Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) und Sportdezernentin Silvia Schenk (SPD) für Sportanlagen im Sossenheimer Unterfeld forden die Christdemokraten vom Magistrat. tos
ug PRAG, 15. Februar. Zum ersten Präsidenten der Slowakei nach der CSFR-Teilung ist der letzte tschechoslowakische
Vor der Abstimmung entwarf Kovac das Bild einer Slowakei, die für alle Bürger Heimat sei. Der Kandidat der Mehrheitspartei Bewegung für eine demokratische Slowakei (HZDS), der seine politische Karriere 1989 als slowakischer Finanzminister gestartet hatte, versprach, sein Amt überparteilich zu führen. Damit wollte Kovac offensichtlich der Opposition erneut Entgegenkommen signalisieren. Zumindest auf einen Teil ihrer Stimmen war er bei seiner Wahl angewiesen. Im ersten Anlauf zur Wahl des slowakischen Präsidenten war Ende Januar Michal Kovacs Namensvetter Roman Kovac gescheitert, der ebenfalls für die HZDS kandidiert hatte. Die Opposition hatte ihm die Zustimmung verweigert. Insbesondere die zweitstärkste Parlamentsfraktion, die Partei der demokratischen Linken (SDL), argumentierte, die "Machtkonzentration" bei der HZDS, die bereits den Premier Vladimir Meciar und Parlamentspräsidenten Ivan Gasparovic stellt, könne sich bei der Wahl eines HZDS- Kandidaten zum Präsidenten gefährlich für die demokratische Entwicklung der Republik auswirken. Kovac hatte angekündigt, er werde im Fall seiner Wahl aus der HZDS austreten, um die Überparteilichkeit des Präsidenten sicherzustellen.
WIESBADEN. Unbekannte haben Sonntagnacht bei einem Einbruch in ein Büro in der Homburger Straße einen 52 Jahre alten Mann verletzt. Der Mann hatte die Täter überrascht. Daraufhin schlugen die Einbrecher den Mann mit einem Gegenstand nieder. Der Mann erlitt eine Platzwunde an der Augenbraue.
schu
Der Brüsseler Finanzkommissar Henning Christophersen hat sich in der Konjunkturdebatte des EG-Ministerrates tatsächlich zu einem verklausulierten Lob für den Bonner "Solidarpakt" und das Föderale Konsolidierungskonzept des Kassenwarts Theo Waigel verstiegen. Andere EG-Staaten sollten sich an "den Großen" ein Beispiel nehmen, meinte der stets wohlwollende Däne.
Dabei hatte sich der CSU-Chef in der öffentlichen "Schaufensterdebatte" in Wirklichkeit einen kühnen Zugriff in Sachen Optimismus geleistet. Waigel wertete nicht nur den mäßigen Lohnabschluß für den öffentlichen Dienst von drei Prozent als das Signal, dem die Sozialparteien der westdeutschen Privatwirtschaft quasi automatisch folgen würden. Auch die Konsolidierung der gesamtstaatlichen Haushaltsdefizite - also einschließlich der Bundesländer und Gemeinden - schilderte Waigel den Partnern von 1996 an mit einer Kreditfinanzierung von maximal drei Prozent des Bruttosozialprodukts als wieder erreicht. Von den anderen Finanzministern wurde das nationale Eigenlob des Bayern freilich noch nicht als bare Münze akzeptiert. Obgleich Waigel ein "zustimmendes Nicken" seines niederländischen Kollegen Wim Kok gesehen haben wollte, erhob der Holländer durch einen Zwischenruf Einspruch.
Zum besten steht es, wie die Brüsseler Debatte ergab, in keinem der zwölf EG- Länder. Selbst Waigel unterstützte jetzt vehement die Gründung des auf dem Dezembergipfel der zwölf Regierungschefs gebilligten "Europäischen Investitionsfonds" als wichtigen Beitrag zum gemeinsamen Konjunkturanstoßprogramm, obwohl dieser "Topf" seinerzeit noch von Bonner Ministerialbeamten als unsinnige Quelle zur Geldschöpfung bekrittelt wurde. So rasch ändern sich die Ansichten, wenn Ratlosigkeit über Auswege aus der Rezession um sich greift und - wie in Deutschland - ein "Super-Wahljahr" 1994 vor der Türe steht.
Der Vertrag von Maastricht und der Ausbau des EG-Binnenmarktes sind für die große Mehrheit der EG-Staaten die Rezepte, um das Vertrauen in die weitere Integration der Gemeinschaft herzustellen und damit neue Investitionen auch aus Übersee anzulocken. Von ihnen erhofft man die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Gemeinschaft. Aber darüber hinaus haben die zwölf für die Bekämpfung der zunehmenden Arbeitslosigkeit kein Rezept. Im Ministerrat bewegt sich das Denken auf der Schiene freier Marktwirtschaft. Grundsätzlichere Fragestellungen über die berufliche Ausgrenzung immer größerer Arbeitnehmergruppen finden dort nicht statt. ha (Brüssel)
Ein Abzug des V. US-Corps mit 5000 Soldaten aus Frankfurt eröffnet in den Augen der CDU eine "beachtliche Chance" im Kampf um die EG-Zentralbank.
Wie von der FR berichtet, überlegt die US-Regierung, das V. Corps zum europäischen US-Hauptquartier nach Heidelberg zu verlegen. Die Truppen würden das IG- Farben-Haus räumen, in dem aus der Sicht der CDU dann die Eurobank Platz hätte.
Der planungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Frankfurter Römer, Edwin Schwarz, erklärte jetzt dazu, seine Partei habe diesen Standort bereits vor Monaten vorgeschlagen. Schwarz forderte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler auf, "in dieser Frage unverzüglich zu handeln".
Im Römer sagen die Fachleute, eine Entscheidung über den Standort der Eurobank sei erst von einem EG-Gipfel im Juni zum Abschluß der dänischen EG- Präsidentschaft zu erwarten. jg
FLORSTADT. Das doppelseitige Klebeband steht über. Wenige Millimeter breit lugt es unter dem knallroten Filzflicken hervor. Judith Schneeberger (33) schneidet den schmalen Streifen ab. Und untersucht den nächsten Flicken. Auf dem Tisch, zwischen ihr, Pia Schneider (33) und Margit Kwiatkowski (41), stapeln sich die kunterbunten Lappen und Klebestreifen. Mitten in dem Tohuwabohu liegt ein Overall. Die Hosenbeine sind bereits mit Flicken übersät. Den Rest bekleben die drei Frauen noch.
"Da drunner gehste in wie'n Primelchen", verkündet Pia Schneider plötzlich und deutet auf den Anzug. Sie wird's wissen: Schließlich hatte die 33jährige bereits im vergangenen Karneval ein Flikkenkostüm getragen. Unter 450 handgroßen Filzlappen komme man leicht ins Schwitzen. Kurzerhand beschließen Pia Schneider, Judith Schneeberger und Margit Kwiatkowski ihre Kostüme am Faschingsdienstag zu wechseln. Nach dem traditionellen Stammheimer Narrenumzug wollen sie in bequemere Klamotten schlüpfen. Im Anschluß an das bunte Spektakel, wenn sie die Zuschauer im Bürgerhaus bewirten müssen.
"Wir kommen am Faschingsdienstag gar nicht dazu, Fasching zu feiern", gesteht der Stammheimer Karnevalist Klaus Kwiatkowski (44). Und nicht nur am letzten der tollen Tage haben die Aktiven des Sachsenhäuser Carneval Clubs alle Hände voll zu tun. Damit am Dienstag, 23. Februar, ab 14.11 Uhr etwa 50 Wagen und Fußgruppen durch den Florstädter Ortsteil ziehen können, opfern die 90 Stammheimer Karnevalisten bereits seit Monaten Feierabend und Wochenende.
Im Hobbyraum des Einfamilienhauses der Familie Kwiatkowski entstehen die zwölf Flickenkostüme, mit denen die Frauen - Gummimasken auf den Köpfen, Federn am Hosenboden - sich als Schar närrischer "Gockel" verkleiden wollen. Andere Fußgruppen werden als Piraten, Gelbe Säcke oder Geldscheine durch die Gassen laufen. An den Wagen wird seit Anfang Januar gebastelt und gezimmert: Die Mädchen und Jungen werden mit einem Pappmaché-Dinosaurier, das Kinderprinzenpaar Natalie I. und Sebastian I. auf einer Sperrholzburg und die Erwachsenen im griechischen Tempel sowie auf einem Vulkan durch Stammheim kutschieren. Ein Motivwagen wird zwei "Schwellköpfe" zeigen: Der deutsche Michel und schüttelt einem Gastarbeiter die Hand. Das Motto des Zuges lautet: "Miteinander, füreinander - alles unner einer Kapp." Bis die erwarteten 5000 Zuschauer all das sehen können, wird in den Scheunen an der Stammheimer Lindenstraße noch eifrig gehämmert, gesägt und geschraubt.
Malermeister Ernst Alt (45) lackiert das Schild für den Prinzenwagen goldfarben. Sorgfältig fährt er mit dem Pinsel an den majestätisch-blauen Styroporbuchstaben entlang. Polizist Karl-Heinz Busse (49) zimmert am neu gestalteten Prinzenwagen. Der Traktoranhänger hat einen zinnengekrönten Ausguck für die Tollitäten und vier kleine Ecktürmchen.
Der Fachmann für die Wagengestaltung ist Dieter Kling (33), Bühnenbauer beim Hessischen Rundfunk. Aus den Werkstätten des Senders stammen auch manche Reste, wie die Plastikfolie mit Steinstruktur, die den Holzaufbau des Prinzenwagens in ein steinernes Fundament verwandelt. Der Dinosaurier auf dem Wagen der Kindergruppe (seine Kopfhörer sind verräterisch) ist eine HR- Leihgabe für die Stammheimer Karnevalisten, die sich als Interessengemeinschaft verstehen. Die Fassenachter sind kein Verein, auch wenn sie sich "Sachsenhäuser Carneval Club" nennen.
Woher der Name Sachsenhäuser stammt? "100prozentig weiß das keiner", so Klaus Kwiatkowski. Vermutlich ist Heinrich Walluf daran schuld. Walluf, Mitbegründer des Stammheimer Straßenkarnevals in den 60er Jahren, war gebürtiger Frankfurter.
Wahrscheinlich: Sachsenhäuser. Er war in die Stammheimer Lindenstraße gezogen und hatte sich dort mit seinen Nachbarn angefreundet. Eines Faschingssonntags, "bei uns in der Küch", erinnert sich Bernd Seipel (32), "kamen die auf die Idee, wir könnten uns mal bunte Klamotten anziehen". Der Stammheimer Faschingsumzug war geboren. Inzwischen trifft die dritte Generation die Vorbereitungen. Nach wie vor ist der Umzug das Steckenpferd von etwa 30 Familien geblieben. Die meisten wohnen noch immer in der Lindenstraße. Kein Wunder, daß im Volksmund die Lindenstraße, in der schon am Faschingsdienstagmorgen die Narren ihre Aufstellung nehmen, "Sachsenhausen" heißt.
Für die "Sachsenhäuser" hat auch diese Karnevalssaison wieder am 11. 11. begonnen. Da stürmten sie gemeinsam mit den Florstädter Niddageistern und den Mockstädter Landfrauen das Rathaus in Florstadt. Abends versammelten sie sich zum ersten Vorbereitungstreffen für den Umzug. "Dann ist die Frage, machen wir weiter oder nicht", erzählt Judith Schneeberger. Eine rhetorische Frage, verrät Bernd Seipel augenzwinkernd. Denn: "Zu dem Zeitpunkt sind die Spielmannszüge aus den Nachbargemeinden längst verpflichtet."
Wenn das Weihnachtsfest vorüber ist, treffen sich die Frauen und Männer jeden Abend zum Basteln oder Schneidern. Außer ihrer Freizeit kostet der Faschingsumzug die Sachsenhäuser auch noch viel Geld: knapp 10 000 Mark, Blumenschmuck, Kamellen und Versicherung inklusive.
Warum sie all diese Strapazen auf sich nehmen? Pia Schneider muß nicht lang überlegen. Sie klebt einen Filzflicken auf den Overall und antwortet: "Weil ich en Fassenachter bin." JÖRN KOPPMANN
Der Zentralverband der Haus- und Grundbesitzer mißbilligt den geplanten zusätzlichen Schutz von Mietern bei der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Das geht in Ordnung. Schließlich vertritt diese von Friedrich- Adolf Jahn geführte Organisation die Interessen der Anbieter von Immobilien und nicht die der Mieter. Nicht in Ordnung ist freilich, wie der Jurist Jahn seinen Job ausübt. Klar, Lobbyismus lebt von klaren Positionen. Einem Sowohl- Als-auch huldigende Zwischentöne sind von dessen Sachwaltern nicht zu erwarten. Wohl aber ein korrekter Umgang mit Tatsachen.
Tatsache ist beispielsweise, daß der Deutsche Städtetag Ende Januar vor einer Fehlinterpretation der Umwandlungszahlen warnte. Danach könne nicht bloß von einem Stau wegen der bisher restriktiven Rechtsprechung gesprochen werden. Vielmehr sei "eine baldige Beruhigung bei der Umwandlungspraxis nicht zu erwarten". Jahn stören solche Sätze freilich nicht. Im Gegenteil. Für ihn baut sich der Umwandlungsstau bereits ab. Daß er diese Behauptung unter anderem mit dem Hinweis auf die Umfragen des Deutschen Städtetags stützt, kann bestenfalls als versuchte Irreführung bezeichnet werden. Die Zahl der Umwandlungsanträge kletterte im vergangenen Jahr dramatisch. Parteiübergreifend warnten die Oberbürgermeister zahlreicher Großstädte die Bundesregierung davor, diese Entwicklung tatenlos hinzunehmen. Die politisch Verantwortlichen vor Ort sprechen klipp und klar von einer Umwandlungswelle. Wer nun bereits ein Abebben erkennen will, sollte sich nach anderen Kronzeugen umtun.
Merkwürdig muten auch Aussagen des CDU-Bundestagsabgeordneten und Volljuristen Jahn zum derzeitigen Recht an. "Der bestehende Mieterschutz mit Fristen zwischen fünf und sieben Jahren" sei ausreichend. Tatsache ist: Die Kündigungssperre endet selbst in Gebieten mit erhöhtem Wohnbedarf nach fünf Jahren. Hinzuzurechnen ist allenfalls die normale Kündigungsfrist, die je nach Mietdauer drei bis zwölf Monate beträgt. Die Schonzeit von einem vollen Jahr kann übrigens nur der beanspruchen, der mehr als zehn Jahre in der Wohnung lebt.
Wie jedem anderen Veranstalter von Pressekonferenzen ist es dem Volljuristen, Bundestagsabgeordneten und Hauseigner-Präsidenten Jahn unbenommen, Journalisten das Blaue vom Himmel herunter zu erzählen. Für die Nachprüfung von Behauptungen und für Recherchen werden diese schließlich bezahlt. Gleichwohl: Gute Lobbyisten arbeiten besser.
ptz (Bonn)
OFFENBACH. Über den Arbeitsplatz Bank informiert die Berufsberatung des Arbeitsamtes in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer am Mittwoch, 17. Februar, 15 Uhr, in der Industrie- und Handelskammer, Platz der Deutschen Einheit 5. Gedacht ist die Veranstaltung für Schülerinnen und Schüler, die 1994 ihren Realschulabschluß oder ihr Abitur machen. pmü
MAIN-TAUNUS-KREIS. In den nächsten Tagen wird eine Stellenanzeige des Main-Taunus-Kreises zu lesen sein: Leiter des Rechnungsprüfungsamtes gesucht. Zum 31. März geht Hubert Schullenberg in Pension, der bisherige Chef des Kreis-Amtes. Das prüft bei Kommunen unter 50 000 Einwohnern unter anderem Haushaltspläne und Kassen, aber auch Auftragsvergaben - und kann die Staatsanwaltschaft einschalten, wenn den Prüfern etwas spanisch vorkommt.
"Ich gehe aus gesundheitlichen Grünen, nicht aus Resignation", sagt der 60 Jahre alte Schullenberg. 42 Jahre lang war er im Dienst des Kreises und mehr als 34 Jahre im Rechnungsprüfungsamt, dessen Leiter er seit 1979 ist.
Soweit keine Probleme für Landrat Jochen Riebel (CDU). Sorgen hat der Kreishauschef trotzdem. Woher einen neuen Leiter des Rechnungsprüfungsamtes nehmen? Die Anforderungen an den Wunschkandidaten sind hoch: Kenntnisse im Haushalts-, Kassen-, Finanz- und Prüfungswesen; außerdem in EDV, Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft. Solche Spitzenkräfte sind im Rhein-Main-Gebiet kaum für den öffentlichen Dienst zu werben - die freie Wirtschaft hat bessere Angebote als die Besoldungsstufe A 14, mit dem die Stelle im Kreishaus ausgeschrieben werden soll.
So fürchtet Landrat Riebel, daß es schwer wird, die Stelle zu besetzen: "Sie können jemanden mit dieser Qualifikation nicht mit 6000 Mark anwerben", beschreibt er die Marktlage. Warum also die Stelle nicht einfach höher dotieren? FR-Informationen zufolge soll der - nichtöffentlich tagende - Kreisausschuß dem Landrat entsprechendes empfohlen haben. Doch Riebel sieht sich an die "Stellenobergrenzenverordnung" gebunden. Und nach der ist für den Leiter des Rechnungsprüfungsamtes zur Zeit nicht mehr drin. "Man kann sich überlegen", argumentiert der Landrat, "ob das sinnvoll ist, aber nicht einfach geltendes Recht übergehen."
So könnte nach dem 31. März eine wichtige Stelle im Landratsamt in Hofheim unbesetzt bleiben. Ein Negativ-Vorbild gibt es seit einem Jahr in eben jener Rechnungsprüfungsabteilung bereits: So lange ist die Stelle des technischen Prüfers schon vakant. Der soll vor allem Korruption verhindern, kontrolliert er doch die vergebenen Bauaufträge auf Richtigkeit und Stimmigkeit. Jochen Riebel: "Diese Stelle ist nur mit A 11 oder A 12 dotiert - und viele junge Ingenieure sagen: Ich will was Kreatives machen und nicht prüfen."
Die Folge: Der Kreis vergibt im Augenblick Prüfungsaufträge an Privatfirmen. Das kann schon mal bis zu 200 Mark die Stunde kosten. md
"Roter Hamm": Nicht nur älteren Frankfurtern ist der Name ein Begriff. Draußen in Niederrad, beim Klärwerk, da war das "die Endstation der verkrachten Existenzen". Ein Name auch, der mit vielen Vorurteilen belastet war. Nun wird er niedergerissen. Und mit der alten Bausubstanz verschwinden vielleicht auch die Vorurteile, wenn die seelisch bedrückten, teils durch Alkohol, aber auch durch tausend andere Probleme geschädigten Männer in ihren schmucken Zimmern betreut werden.
"Roter Hamm" ist ursprünglich ein Flurname, dank der roten, tonigen Sande, die der Main dort angeschwemmt hat. Um 1811 wurde dort ein Bauernhof als städtischer Pachthof eingerichtet. Gemüsebau und Schweinemast wurden betrieben. 1832 richtete ein Christian Zimmermann eine Gaststätte ein. Sie wurde später zum Ausflugslokal mit gemieteten Kutschen der Neureichen, die mit dem Wirtschaftsaufschwung der Stadt als Kaufleute, Bankiers und Industrielle ihre "Landparthien" machten. Nahe am Fluß war eine "Nachenstation", wo ebenfalls Gäste anlandeten.
Fische belebten die Speisekarte. Denn der Fischreichtum des Mains war berühmt. Angeblich genügte eine Brotkrume auf gebogener Stecknadel, um Lachs oder Stör zu fangen.
Ab 1866 wurde Niederrad immer mehr Gewerbe- und Industriegebiet. Auf dem Gelände des Roten Hamm entstand eine Glashütte. 1900 war die Eingemeindung nach Frankfurt.
1892 lief der Pachtvertrag für die Gastwirtschaft aus. Für 10 000 Mark wurde sie zu einer "Wanderarbeitsstätte für 70 Pfleglinge" umgebaut, die Verwaltung dem "Verein für Arbeitsstätten" übertragen und dem Waisen- und Armenamt überstellt.
Diese "soziale Auffangstelle" aber blieb der Rote Hamm bis zum Ende des letzten Jahres. -vau
Flughafen-Mitarbeiter überprüft
Nach der Entführung des Lufthansa- Airbus nach New York in der vergangenen Woche hat die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen der offenbar mangelnden Sicherheitsvorkehrungen auf Rhein- Main jetzt ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie es dem 20jährigen aus Äthiopien stammenden Entführer möglich war, die Waffe an Bord des Jets zu schmuggeln und wer vom Boden- oder Sicherheitspersonal durch "Unachtsamkeit oder Schlamperei" (Justizsprecher Hubert Harth) dazu Beihilfe geleistet hat.
Nach Recherchen zweier Frankfurter Kriminalbeamter, die inzwischen aus New York zurückgekommen sind, scheint sich die "Hut-Version" zu erhärten. Die Beamten berichteten der Staatsanwaltschaft, daß laut Darstellung seines New Yorker Verteidigers der Entführer die Tatwaffe, eine Schreckschußpistole Typ "Perfecta", unter seinem Hut versteckt hatte. Er habe bei der Sicherheitskontrolle zwar den Hut abgenommen, diesen aber nicht weggelegt, sondern in der Hand behalten. Das Kontrollpersonal habe - entgegen den Vorschriften - die Kopfbedeckung dann nicht mehr untersucht. Harth betonte, die Hut-Version sei noch nicht "Ergebnis der offiziellen Ermittlungsergebnisse", da die Bestätigung durch das FBI noch ausstehe.
Das hessische Verkehrsministerium als zuständige Luftfahrtbehörde kündigte an, von kommender Woche an würde auch das Personal auf Rhein-Main wieder einer Zuverlässigkeitsüberprüfung unterzogen. Diese Sicherheitskontrollen waren nach Entscheidungen des Frankfurter Verwaltungsgerichts und des Kasseler Verwaltungsgerichtshofs 1990 eingestellt worden. Die Richter hatten auf Antrag des Flughafen-Personalrats moniert, daß das Luftverkehrsgesetz keine Ermächtigungsgrundlage für eine Weiterleitung der Personaldaten und ein Abgleichen der Angaben mit den Dateien des Landesamtes für Verfassungsschutz und des Landeskriminalamtes aufweise. Diese Lücke, sagte der für den Luftverkehr zuständige Ministerialbeamte Klaus- Peter Güttler, sei inzwischen durch eine Ergänzung des Gesetzes geschlossen. Zwar fehle noch immer die Rechtsverordnung, die die Überprüfungsmethoden im Detail regelt, in Hessen habe man sich aber entschlossen, das Gesetz schon jetzt anzuwenden. gang
Auch die Ellwanger Richter werden wissen, daß sie sich mit ihrer Entscheidung, die Nötigungsprozesse gegen die Mutlanger Blockierer nicht weiterzubetreiben, juristisch auf einen schmalen Grat begeben haben. Schon der gesunde Menschenverstand sagt, daß es rechtlich problematisch ist - wie in Ellwangen geschehen -, über Jahre hinweg Nötigungsurteile gegen Nachrüstungsgegner zu bestätigen und dann plötzlich einzustellen, weil acht Jahre vergangen und deswegen solche Verfahren "für alle Beteiligten unzumutbar geworden" seien.
Solchen Grenzziehungen haftet unvermeidlich der Hauch des Willkürlichen an. Dennoch: Es darf aufgeatmet werden. Wenn die höheren Instanzen, die die Staatsanwaltschaft anrufen will, dem Ellwanger Landgericht folgen, ist dies der Schlußstrich unter eine Welle von vielen tausend Prozessen, deren rechtliche Basis von Anfang in Zweifel stand. Gegen Friedensfreunde, die nichts anderes taten, als ihren Protest gegen den Rüstungswahnsinn mit einem oft nur einige Minuten dauernden friedlichen Sitzstreik auszudrücken, die Strafrechtskeule der verwerflichen Nötigung zu schwingen - das war immer eine überaus zweifelhafte Strategie. Konservative Politiker und Juristen haben sie durchgepaukt. Jetzt scheint sie, aus ganz pragmatischen Gründen, kurz vor ihrem Ende zu stehen.
Dem Rechtsfrieden kommt der Schwenk der Ellwanger Richter mit Sicherheit zustatten. Zuletzt gab es immer mehr Freisprüche, und um diese Fälle gerissen hat sich sowieso schon lange kein Richter mehr. he (Stuttgart)
HÖCHST. "Sozialleistungen für Ältere" lautet das Thema, über das Roland Frischkorn, Referent im Sozialdezernat der Stadt, am heutigen Dienstag bei der Senioren-Initiative referiert. Um mit falschen Vorstellungen aufzuräumen, wird Frischkorn auch erklären, welche Sozialleistungen Asylsuchende und Aus- beziehungsweise Übersiedler erhalten.
Am Donnerstag, 18. Februar, stellen sich Vertreter der Parteien im Ortsbeirat 6 den Fragen der Seniorinnen und Senioren. Die Veranstaltung steht unter der Überschrift "Vor der Wahl am 7. März wahlmüde?"
Beide Gesprächsnachmittage beginnen in der Gebeschusstraße um 14.30 Uhr. tos
me WIESBADEN, 15. Februar. Der hessische Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) sieht nach der Abstimmungsniederlage der Mehrheit der SPD-geführten und rot-grünen Länder im Bundesrat in zentralen Fragen der TA Siedlungsabfall noch keinen Grund, die Landesabfallpolitik zu korrigieren.
Fischers Sprecher Georg Dick sagte am Montag auf Anfrage der FR, auch nachdem die "Technische Anleitung Siedlungsabfall" von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) am Freitag mit Unterstützung vor allem durch das SPD- Land Nordrhein-Westfalen eine Mehrheit in der Länderkammer bekommen hat, seien die Konsequenzen im Detail noch nicht klar. So habe die Bundesregierung bis "spätestens Ende 1995" Zeit, die Maßstäbe für Alternativverfahren zur Müllverbrennung festzulegen. Politisch umstrittenster Punkt der TA Siedlungsabfall ist die Bevorzugung der Müllverbrennung zur Vorbehandlung, bevor Restabfälle deponiert werden dürfen. Dick erläuterte, nach dem Bundesratsbeschluß seien "ausnahmsweise oder uneingeschränkt" auch andere umweltverträgliche Verfahren möglich - nach Maßstäben, die man noch festlegen müsse. Ferner sei die Übergangsfrist bis zum vollen Inkrafttreten der TA Siedlungsabfall bis zum Jahr 2005 verlängert worden.
Für Bundesländer, die eine Priorität der Müllverbrennung ablehnen, gebe es eine "gewisse Unsicherheit", sagte Dick, weil "am Ende" weitere Verbrennungskapazitäten nötig sein könnten. Derzeit dürfe aber "niemand glauben, laufende Deponieplanungen einstellen zu können".
ESCHBORN. Im Baugebiet Dörnweg sollen die Main-Kraftwerke jetzt für mehr Licht sorgen und Straßenlampen aufstellen, hat der Magistrat beschlossen. Die Erdarbeiten, das Verlegen der 2700 Meter Kabel und die insgesamt 82 Leuchten kosten voraussichtlich 328 000 Mark. Die Stadt Eschborn trägt die Kosten für die Erdarbeiten ganz, für die Leuchten zu einem Drittel und für die Leitungen zu zwei Dritteln. ege
OFFENBACH. "Krise der Gesellschaft - Krise der Medien" ist ein Vortrag überschrieben, den der Fernsehjournalist Wilhelm von Sternburg am Mittwoch, 17. Februar, 19.30 Uhr, im Bücherturm, Herrnstraße 82, hält. Dazu lädt die SPD ein. Sternburg hat sich in den vergangenen Jahren mit der Verantwortung der Medien in Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs beschäftigt. pmü
Mitarbeiter der Deutschen Bank wollten in Zusammenarbeit mit ihren Betriebsräten im letzten Jahr ein Zeichen gegen Ausländerhaß setzen. Sie sammelten Geld für jene, die am stärksten unter Haß und Willkür zu leiden haben: die Kinder. Und sie suchten sich für die Spende den "Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V." aus, der in Kroatien Kinderdorf-Projekte verwirklicht. Eine gute Sache nennen das sowohl Hagen Findeisen, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Bank, wie auch Vorständler Ullrich Weiss.
Der von den Mitarbeitern gespendete Betrag ("Pro Nase leicht unter hundert Mark") wurde vom Vorstand verdoppelt. So kamen über 1,5 Millionen Mark als Spende zusammen, die im 38. Stock des Bankturmes dem Präsidenten von "SOS- Kinderdorf International", Helmut Kutin, überreicht wurden.
Das Kinderdorf enstand in nur fünf Monaten in Lekenik, 30 Kilometer südlich von Zagreb. Dort finden Waisenkinder und Opfer des Krieges ein neues Zuhause.
Die Spende dient teilweise schon als Grundstock für ein zweites SOS-Kinderdorf. -vau
NIED. Rüstige Rentnerinnen und Rentner können heute die Wanderstiefel schnüren. Mit dem Taunusklub geht's von der Niddaschule, Oeserstraße, an der Nidda entlang übers Wehr und durch Sossenheimer Felder. Vor dem Rückweg wird in der Kleingartenanlage "Brünnchen" gevespert. Treffpunkt ist um 13.15 Uhr. Wanderzeit: drei bis vier Stunden. tos
(Bild: privat)
HEUSENSTAMM. "Wir haben unser letztes Paket mit 50 Büchern aufgemacht, deshalb wollen wir einmal Bilanz ziehen", sagt Gisela Beez. Vor zwei Jahren hat die Lehrerin zusammen mit ihrer Kollegin Brigitte Fischer das Buch "Spurensuche: NS-Zeit in Heusenstamm" verfaßt und herausgebracht. 700 Exemplare wurden gedruckt. "Sie waren schnell verkauft in Heusenstamm und im Kreis", berichtet Gisela Beez. "Viel Leute fanden es gut, daß wir das alles zusammengetragen haben. Wir erhielten eine Menge Tips und Anregungen, dieses oder jenes noch aufzuarbeiten." Doch das sollen jetzt andere tun.
Schon in ihrem Vorwort hatten die beiden Autorinnen vor zwei Jahren erklärt, das Buch gehe längst nicht allen Spuren der Nazi-Zeit in Heusenstamm nach. So gibt es Lücken bei den Rolle der Kirchen. "Deshalb denken wir, daß Jugendliche aus den Kirchen weiterarbeiten können", meint Brigitte Fischer. Sie hätte aber auch nichts dagegen, daß ein Profi die Arbeit fortführt. In Mühlheim und Obertshausen arbeitet der Historiker Klaus Werner die Nazi-Geschichte auf.
Der Band von Beez und Fischer ist von der Reichwein-Schule sogar im Klassensatz erworben worden, in Heusenstamms französischer Partnerstadt habe man das Buch mit Interesse aufgenommen. erzählen die beiden Frauen. Es habe Anfragen von Archiven in Darmstadt, Okarben, Seligenstadt und Dreieich gegeben; das Dokumentationszentrum des Holocaust in Israel hat ein Anerkennungsschreiben geschickt.
Nur die Anerkennung der heimischen Stadtverwaltung, Parteien oder des Heimatvereins sei bislang ausgeblieben, bedauern die beiden Verfasserinnen. "Die haben noch nicht einmal nachgefragt, ob sie ein paar Exemplare bekommen können." Die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung habe auch den Vorschlag abgelehnt, eine Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürger am alten Rathaus anzubringen. 1985 hatten die Grünen den Antrag gestellt. In der nächsten Legislaturperiode soll er wiederholt werden, kündigt Brigitte Fischer an. Für sie ist eine solche Tafel angesichts der Gewalttaten gegen Ausländer "notwendiger denn je".
Sie und ihre Kollegin haben eben wegen dieser Ereignisse bei den Jugendlichen ein gesteigertes Interesse an der Nazi-Zeit registriert. "Es wäre wichtig, wenn dies auch von offizieller Seite zur Kenntnis genommen würde." Mit der offiziellen Seite hatten die beiden Verfasserinnen in der Vergangenheit so ihre Probleme. Um an die Akten im Stadtarchiv heranzukommen, bedurfte es eines Gerichtsverfahren und der Androhung einer Untätigkeitsklage. Aus Sicht der beiden Verfasserinnen war beides unnötig; es sei ihnen von Anfang an nicht darum gegangen, irgendwelche Leute anzuschwärzen. "Wir wollten Strukturen aufzeigen." pmü
Erster Spatenstich fürs neue 17. Polizeirevier in Höchst: Nach zehnjähriger Planungsphase stieß Christoph Kulenkampff (SPD), Staatssekretär im hessischen Innenministerium, die Schippe in den verseuchten Boden; dieser Umstand hatte jüngst noch einmal das Projekt verzögert. In rund zweijähriger Bauzeit soll in der Gebeschusstraße für etwa 11,3 Millionen Mark Hessens modernstes Polizei- Domizil entstehen. Rund 300 000 Mark kostet allein die Entsorgung des kontaminierten Erdreichs. Die "Hessische Industriemüll GmbH" wird 38 Tonnen des mit Kohlenwasserstoffen belasteten Bodens in Biebesheim verbrennen. 1650 Tonnen Aushub kommen auf die Deponie Wicker.
Den 74 Beamten und Beamtinnen im Frankfurter Westen war das 17. Revier im Bolongaropalast seit Jahren längst zu eng geworden. Umbauten ließ der Denkmalschutz nur begrenzt zu. Im neuen Domizil kann sich die Polizei auf 500 Quadratmetern einrichten. Im Keller des kubischen Gebäudes, das auf nur 1600 Quadratmetern errichtet wird, gibt's eine Tiefgarage für 19 Wagen.
Polizeipräsident Karlheinz Gemmer und Oberbürgermeister Andreas von Schoeler assistierten dem Staatssekretär gestern beim ersten Spatenstich. Der Bauauftakt wurde anschließend bei zünftiger Erbsensuppe gefeiert. tos
Zwei kleine Kinder sind von der Feuerwehr ohne Verletzungen aus der brennenden Wohnung im zwölften Geschoß eines Hochhauses in der Dietesheimer Straße gerettet worden. Die Feuerwehr vermutet, daß das ältere Kind, ein vierjähriger Junge, mit einem Feuerzeug zuvor Wäsche in Brand gesetzt hatte. Die beiden Kinder waren allein zu Hause.
Um 9.26 Uhr hatte eine Gemeindeschwester aus der Nachbarschaft die Brandschützer alarmiert, nachdem sie gesehen hatte, wie Qualm aus einem der Fenster der Wohnung kam. Von der Feuerwehr wurde die verschlossene Tür eingetreten, die Kinder gerettet und der Brand schnell gelöscht.
Der Sachschaden wird auf 50 000 Mark geschätzt. ing
Es kann ja passieren, daß der Vater oder die Mutter sich jemanden ins Haus holen, den die Kinder einfach nur doof finden. (Bild: Georg Kumpfmüller)
Im Streit um die neuen Wohnungsbau- Richtlinien des Landes hat Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) dem hessischen Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD) den Rücken gestärkt. Koenigs bekräftigte Jordans Aussage, energiesparendes Bauen sei nicht die Ursache höherer Kosten im sozialen Wohnungsbau - die Mehrausgaben betrügen unter 2,5 Prozent der Bausumme.
Planungsdezernent Martin Wentz hatte beklagt, daß die Richtlinien seit 1. Januar unter anderem bessere Wärmedämmung verlangen - Wentz will dünnere Außen- und Innenwände der Häuser, um Geld zu sparen. Koenigs nannte Frankfurter Wohnungsprojekte, die bereits erheblich Energie sparten. 633 Wohnungen des im Bau befindlichen Sossenheimer "Westparks" lägen bei der Raumheizung mit 40 Prozent unter üblichem Energiebedarf.
Ähnlich verhalte es sich bei den 227 Sozialwohnungen, die derzeit an der Anspacher Straße hochgezogen werden und 422 Wohnungen des "Gallusparks" an der Kleyerstraße. jg
30 000 Mark Schaden hat ein Brand im Keller des Bürgerhauses am Affentorplatz am Samstag abend verursacht. Entzündet hatte sich das Feuer vermutlich durch einen technischen Defekt des Warmwasserboilers in der Damentoilette.
Verletzt wurde bei dem Feuer nach Angaben der Polizei niemand. ing
FRIEDBERG. Ein achtjähriger Junge ist am Sonntag in Friedberg von einem Auto angefahren worden. Der Bub verletzte sich dabei so schwer, daß er in die Uni-Klinik Gießen gebracht werden mußte. Nach Angaben der Polizei war der Junge plötzlich auf die Fahrbahn gelaufen.Staatsanwalt ermittelte schon 1990 gegen Börs
KRIFTEL. Gegen den wegen Korruptionsverdachts in Untersuchungshaft sitzenden Bürgermeister Hans- Werner Börs hat die Staatsanwaltschaft 1990 schon einmal ermittelt, teilte auf FR-Anfrage Staatsanwalt Günter Wittig mit - "weil Herr Herzog Herrn Börs der Nötigung bezichtigt hat". Eine Kollegin, so Wittig, habe die Ermittlungen gegen Kriftels Verwaltungschef aber "wegen geringer Schuld" eingestellt.
Was geringe Schuld sei, liege im Ermessen der Staatsanwaltschaft, erklärte der Jurist: "Zum Beispiel, wenn jemand Süßigkeiten im Supermarkt geklaut hat." Für Börs' Anwältin Monika Banzer ist die Annahme "geringer Schuld" "eine gute Möglichkeit für die Staatsanwaltschaft, unergiebige Ermittlungen loszuwerden, die höchstens zur Feststellung geringer Schuld führen. Es heißt nicht, daß Herr Börs etwas zugegeben haben muß". md
Zwei Männer, die in der Nacht zum Sonntag in der Alten Gasse einen 65 Jahre alten Mann beraubt haben sollen, sind nur wenig später von der Polizei festgenommen worden, ein dritter konnte entkommen. Gegen 1.30 Uhr war der 65jährige nach Angaben der Polizei plötzlich von drei Männern gegen eine Hauswand gedrückt worden. Er fiel zu Boden. Dort wurde er von den Tätern durchsucht. Die Männer flohen mit seiner Geldbörse. ing
Kurz gemeldet
Der Ortsbeirat 13 (Nieder-Erlenbach) läßt die Wahlperiode gemütlich ausklingen. Keine Anträge stehen zur Debatte. Dafür werden auf der heutigen und letzten Sitzung vor den Kommunalwahlen die aktuellen Gestaltungspläne für den Rathausvorplatz und den neuen Ortsmittelpunkt in Nieder-Erlenbach vorgestellt. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus, Im Sauern 10, Clubraum 1.
Nicht wie gewohnt im Höchster Bolongaropalast, sondern im Bürgerhaus Nied (Luthmerstraße 40) trifft sich der Ortsbeirat 6 am heutigen Dienstag um 17 Uhr im kleinen Saal zum letzten Mal in dieser Wahlperiode. Auf der Tagesordung stehen unter anderem der Neubau eines Funktionsgebäudes für die SG Griesheim und die Frage "Ist Goldstein Stadtteil oder nicht?". hen
Es ist verständlich, daß der große französische Wissenschaftler Louis Pasteur seiner Familie im Jahre 1878 ans Herz legte, nie die privaten Aufzeichnungen seiner Laborarbeit zu veröffentlichen. Damals, als 56jähriger, genoß Pasteur bereits den Ruhm eines französischen Nationalhelden. Seiner Bitte um Diskretion leistete die Familie knapp 100 Jahre Folge. 1964 jedoch vermachte der letzte männliche Nachfahre Pasteurs das gut 10 000 Seiten umfassende "Privatwerk" der Bibliotheque Nationale in Paris.
Mit der Herausgabe seiner 100 Notizbücher geriet jetzt der Sockel des gefeierten Chemikers und Mikrobiologen posthum ins Wanken. Dr. Gerald L. Geison vom Historischen Institut der Universität Princeton (US-Staat New Jersey) entdeckte in den privaten Einträgen Pasteurs (1822-1895) ernste Diskrepanzen zu seinen publizierten Arbeiten. Er berichtete in Boston, Pasteur habe mehrfach "wissenschaftlichen Betrug" begangen.
Mit Überraschung stellte Geison bei seinem fast 20jährigen Studium von Pasteurs Doppel-Werk fest, daß sich der Franzose im Labor gelegentlich sehr unwissenschaftlicher Methodik bediente. Hatte er eine Idee vor Augen, waren alle Versuche nur noch auf deren Beweisführung ausgerichtet, meint Geison. Negative Resultate erschienen oft nur im Notizbuch, nicht jedoch auf maßgeblichem Papier.
Schwerer wiegt noch, daß Pasteur die Öffentlichkeit offenbar auch bewußt hinters Licht führte. Zwei seiner bekanntesten Errungenschaften, die erfolgreiche Applikation eines neuen Impfstoffes gegen Anthrax bei 50 Schafen im Mai 1881 und die Impfung des elsässischen Bauernjungen Joseph Meister mit einem Tollwut-Vakzin im Juli 1885, sind deshalb aus heutiger Sicht weniger sensationell. Nicht nur benutzte Pasteur ein anderes Vakzin als er offiziell angab. Er "schönte" auch die weniger überzeugenden Ergebnisse. dpa
Frau stundenlang gequält
GROSS-GERAU / DARMSTADT. Zu sieben Jahren Haft wegen Entführung, Vergewaltigung, sexueller Nötigung und gefährlicher Körperverletzung ist ein 36jähriger am Montag vom Landgericht Darmstadt verurteilt worden. Der Schlosser aus dem Kreis Bergstraße hatte sein Opfer mehrere Stunden in der Gewalt.
In der Silvesternacht von 1991 auf 1992 traf der 36jährige sein Opfer in der Nähe des Kulturcafés in Groß-Gerau. Die 39jährige Kinderkrankenschwester stand um 4.30 Uhr an ihrem Wagen in Groß-Gerau, als sie von dem Mann in eindeutig sexueller Absicht überfallen wurde, heißt es in der Urteilsbegründung.
Da die Frau sich wehrte und schrie, würgte er sie bis zur Bewußtlosigkeit, zerrte sie in ihren Wagen und fuhr los. In Mörfelden-Walldorf hielt er an und versuchte, die Frau zu vergewaltigen. Als ihm dies mißlang, knebelte und fesselte er sein Opfer, packte die Frau in den Kofferraum und fuhr so länger als eine Stunde durch Südhessen. Der nächste Haltepunkt war in Dreieich-Offenthal, wo er die Frau von den Fesseln befreite und vergewaltigte. Nach mehr als vier Stun-
Gerichtsreport
Die Frau, die mehrere Monate lang nicht arbeiten konnte, leidet weiterhin an Depressionen und Angstzuständen.
Dem Angeklagten, der nach eigenenAngaben seit seiner Jugend mit Alkoholproblemen zu tun hat, wurde zur Tatzeit verminderte Schuldfähigkeit zugestanden. Strafverschärfend wirkten sich die Brutalität und Intensität seines Vorgehens aus. Eine Sicherungsverwahrung konnte gegen den einschlägig vorbestraften Mann aus formalrechtlichen Gründen nicht verhängt werden. lhe
Nach wochenlanger Auseinandersetzung um eine Satire der Juso-Hochschulgruppe unter dem Titel "Katholikenproblem lösen" hat sich Frankfurts SPD- Chef Sieghard Pawlik bei dem katholischen Stadtdekan Klaus Greef entschuldigt - und die Jusos haben ein neues "Pamphlet" nachgelegt. Pawlik: "Der Text wurde, trotz seiner eindeutigen Überzeichnungen, von einer größeren Zahl von Bürgerinnen und Bürgern offensichtlich nicht als Satire bewertet und als Verletzung von religiösen Gefühlen empfunden." Dies liege der SPD fern. Der Juso- Text war von der Stadtversammlung der Frankfurter Katholiken, von christlichen Institutionen und der CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth heftig kritisiert worden.
In ihrem Wahlaufruf, der Ende Januar auch das Landesparlament beschäftigt hatte, wollte die Juso-Hochschulgruppe die Ausgrenzung von Minderheiten ironisch darstellen. In dem Juso-Text wird unter anderem auf die Praxis einiger CDU-Politiker angespielt, mit Zahlen über den angeblichen Ausländeranteil in der Kriminalstatistik Wahlkampf zu machen: "Nach Untersuchungen des Landeskriminalamtes Bayern wurde eindeutig nachgewiesen, daß 78,47 Prozent aller bayerischen Straftäter Katholiken sind." Ferner fragten die Jusos, ob es nicht die Katholiken seien, "die durch ihre beharrliche Ablehnung jeder Form von Empfängnisverhütung zur Verschärfung von Problemen wie Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit beigetragen haben". Der Text gipfelt in Forderungen wie "Abweisung aller Katholiken an den Grenzen Hessens!" und "Unterbringung von Katholiken in Gemeinschaftsunterkünfte!".
Auch nach der Entschuldigung Pawliks schwelt der Streit weiter: Die Jusos schickten ein "Pamphlet" an den FAZ- Herausgeber, "den Katholiken Hugo-Müller Vogg," der "die evangelischstämmige Mehrheit" beleidige und meinten, Satire brauche eigentlich nicht erklärt zu werden. Stadtdekan Greef nannte dieses Schreiben einen "undifferenzierten Rundumschlag, in dem religiöse Überzeugungen katholischer Christen erneut massiv verletzt werden". Glaubensbilder und Symbole, die Katholiken heilig seien, würden "in den Schmutz gezogen".
Christdemokratin Roth sprach von "zutiefst intoleranten" Rundumschlägen und forderte Pawlik auf, sich erneut "unzweideutig zu distanzieren". Vorläufiger Höhepunkt des Streits: Ein Gießener Religionspädagoge hat die Hochschul-Jusos wegen Beleidigung angezeigt. mat
MAIN-TAUNUS-KREIS. Mit zufriedenem Gönnerblick schritt der Grünen-Abgeordnete Albrecht Kündiger zum Rednerpult. Diesmal war er mit der Arbeit des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) zufrieden - wenig später sollte er es auch mit dem Kreistag sein: Die Fraktionen stimmten am Montag abend einhellig zu, daß der Kreisausschuß eine detaillierte Aufstellung vorlegen soll, wieviel Geld der Kreis bisher für das Landratsamt auf dem Hochfeld ausgegeben hat - samt des bereitgestellten Grundstücks und damit verbundener Leistungen.
Bei Enthaltung der damaligen "Vertrags-Architekten" CDU und FDP, beschloß der Kreistag darüber hinaus, daß der HFA zusammen mit dem Kreisausschuß nach Möglichkeiten suchen soll, aus dem kostspieligen "Knebel-Vertrag" (Kündiger) auszusteigen.
Punkt 1 des Antrags, wonach Landrat Jochen Riebel (CDU) den Vertrag offenlegen sollte, entfiel, da Riebel bereits allen Fraktionen Einblick in das Werk gewährt hatte. "Offenbar glauben CDU und FDP nun auch, daß es besser wäre, aus dem Vertrag auszusteigen. Immerhin hat der CDU-Fraktionschef noch im Dezember von einem Jahrhundertwerk gesprochen", ließ sich Kündiger mit sichtlichem Vergnügen die Show nicht stehlen. Ob möglicherweise der Wahltermin Entscheidungshilfe gegeben habe, um leidige Diskussionen zu vermeiden, spekulierte er nicht minder genußvoll.
Solche Genugtuung blieb ihm beim Antrag seiner Fraktion zur "Transparenz bei Dienstreisen und Auftragsvergaben" versagt. Alle Fraktionen lehnten es als "nicht tauglich" und "zu aufwendig" ab, dem Kreistag monatlich detaillierte Listen über alle vergebenen Aufträge ab 20 000 Mark vorzulegen. Die Abgeordneten könnten daraus nicht ablesen, ob Vergabeunterlagen manipuliert wurden oder nicht. Sinnvoller sei es, nötige Kontrollmöglichkeiten innerhalb der Verwaltung zu schaffen. Die Grünen beharrten jedoch auf ihrem Antrag als Signal für die Bürger - gegen Politikverdrossenheit und Vertrauensverlust.
Immerhin brachte der Kreistag in seiner letzten Sitzung dieser Legislaturperiode zwei lang geplante Projekte auf den Weg: Der Plan eines kreisweiten Rad- Verkehrs-Netzes wurde einstimmig beschlossen, ebenso der "Verein zur Förderung der Jugendhilfe im Main-Taunus- Kreis" und die Einrichtung einer Jugendwohngruppe. Den Standort im denkmalgeschützten Gehöft in Massenheim lehnte der CDU-Mann und Ortsbeirat aus Massenheim, Klaus Mahr, ab; die FWG enthielt sich, weil ihr der Aufwand für das Gebäude zu aufwendig erscheint. ana
Vermutlich mehrere Einbrecher haben aus dem Bonameser Postamt einen vier Tonnen schweren Tresor gestohlen. In dem Geldschrank lagen rund 200 000 Mark, die zum Wochenanfang an Kunden der Postbank ausgezahlt werden sollten. Der Diebstahl wurde am Montag gegen 6 Uhr morgens bemerkt. Der Kripo fehlt bislang jeder Hinweis auf die Täter und das für den Transport benutzte Fahrzeug.
Der Geldschrank, der eine Höhe von 1,30 Meter und eine Grundfläche von einem Quadratmeter hat, war "gut bestückt". Nach Darstellung von Dieter Heinbuch, Sprecher der Oberpostdirektion, hatten Postsparer "hohe Auszahlungen angemeldet".
Das Geld sollte zur Schalteröffnung um 8 Uhr verfügbar sein und sei deshalb schon ab Samstag im Amt 56 - Homburger Landstraße 652 - vorgehalten worden. Heinbuch: "Niemand hat damit gerechnet, daß ein Hochsicherheitsschrank mit diesem Gewicht gestohlen wird."
Die Polizei geht davon aus, daß die Täter Bescheid wußten, wieviel Geld über das Wochenende in dem Tresor deponiert war. Die Einbrecher öffneten das Stahltor zum Hof und parkten ihren Lastwagen dann vermutlich an der Laderampe. Sie kletterten auf das Dach und stiegen durch ein Oberlicht in das Gebäude ein.
Nachdem sie mehrere Türen aufgehebelt hatten, standen sie vor dem Tresor. Wie es ihnen gelang, den 80 Zentner schweren Stahlwürfel zur Laderampe zu transportieren, ist unklar. Hinweise zu dem Fall nimmt die Kripo über die Telefonnummer 755-40 21 entgegen. habe
Vielen Menschen der ersten Gastarbeitergeneration, die inzwischen das Rentenalter erreicht haben, leben in dieser Stadt "völlig isoliert". Mit dieser Feststellung begründete der Repräsentant der Kommunalen Ausländervertretung, Francesco Rinaldi, die Forderung dieses Gremiums nach mehr Begegnungsstätten für alte Migranten und Migrantinnen. Als Antwort auf diese Anregung soll nun der Magistrat in einem Bericht die Erfahrungen der bereits bestehenden Einrichtungen auswerten und die Möglichkeit weiterer Angebote für alte Menschen fremder Nationalität prüfen. Darauf einigten sich während der jüngsten Sitzung des Jugend- und Sozialausschusses die Vertreter von SPD, CDU und Grünen.
Kritik am Konzept der offenen Jugendarbeit an der Konstablerwache übte der Christdemokrat Dieter Mönch. Er monierte, daß im Parterre des ehemaligen Möbelhauses Hess an der Konstablerwache das Musikcafé Batschkapp einziehen wird, während die aufsuchende Jugendarbeit etwas entfernt in der Kurt-Schumacher-Straße Räume nutze.
In der Batschkapp, so der CDU-Stadtverordnete, könnten gerade "problematische" Jugendliche, an die sich die Jugendarbeit richte, nicht verkehren. "Die scheitern schon am Türsteher."
Der jugendpolitische Sprecher der Sozialdemokraten im Römer, Peter Feldmann, verteidigte das Konzept. Ein Angebot, das sich ausschließlich an "problematische" Jungendliche richte, sei nicht sinnvoll. sar
Gerhard Schulze lehrt Soziologie an der Universität Bamberg. Zuletzt erschien von ihm "Die Erlebnisgesellschaft" (Campus-Verlag).
Als "voreilig" hat Frauendezernentin Margarethe Nimsch die Interpretation der CDU zurückgewiesen, der Dissens zwischen ihr und Personaldezernent Achim Vandreike sei Ausdruck der Schwäche ihrer Position im Magistrat.
Eine solche Schlußfolgerung hatte der CDU-Stadtverordnete Ulrich Keitel während der gestrigen Sitzung des Frauenausschusses gezogen. Keitel bezog sich dabei auf die andauernden Auseinandersetzungen in der Frage, ob weibliche Beschäftigte der Stadtverwaltung, die wegen Erziehungsaufgaben vorübergehend ausscheiden, durch Ersatzkräfte vertreten werden müssen.
Nach Ansicht Nimschs ist der Frauenförderplan, der solches verbindlich vorschreibe, anzuwenden. Ausnahmen seien nur dann akzeptabel, wenn sie nicht zu Lasten der Betriebsführung gingen.
Die Kritik der CDU-Stadtverordneten Walburga Zizka, der Frauenförderplan sei "wertlos", wies die SPD-Parlamentarierin Ursula Trautwein zurück. Nach ihrer Angabe sind nach vorheriger Einzelfallprüfung von 94 vorübergehend vakanten Stellen in der Stadtverwaltung gemäß dem Frauenförderpan 82 wieder besetzt worden. Die frauenpolitische Sprecherin der SPD, Renate Wolter-Brandecker, warnte davor, innerhalb der Koalition "Fronten" aufzubauen. Sinnvoller sei es, sich "intensivst" innerhalb des Magistrats Bündnispartner zu suchen. sar
Seit dem frühen Montagabend ist Christoph Daum an seinem Kollegen Winfried Schäfer vorbeigezogen. Das Sportgericht des Deutsche Fußballbundes (DFB) verurteilte den Trainer des amtierenden Meisters VfB Stuttgart wegen unsportlichen Verhaltens zu einer Geldstrafe von 5000 Mark. Damit belegt Daum hinter dem "einsamen Spitzenreiter" Otto Rehhagel und nun vor KSC-Coach Schäfer den zweiten Platz in der Rangliste derer, die aus unterschiedlichsten Gründen - immer aber weil sie beim DFB unangenehm aufgefallen sind - ihren Obolus an den DFB entrichten mußten. Insgesamt 33 000 Mark hat Daum in den fünf Jahren und drei Monaten seiner Bundesliga-Tätigkeit nun schon an die Sepp-Herberger-Stiftung des DFB überweisen müssen.
Vom DFB-Sportgericht unter Vorsitz des Münchners Hanns Bär war Daum deshalb auch fast schon wie ein guter Bekannter begrüßt und, bevor es zur Sache ging, an seine bisherigen Verurteilungen erinnert worden. Auch diesmal kam der 39jährige nicht ungeschoren davon. Nach rund dreieinhalbstündiger Verhandlungsdauer und weiteren 55 Minuten Beratungszeit waren die DFB- Richter zu der Überzeugung gelangt, daß sich Daum abermals unsportlich verhalten habe. Das Sportgericht sah es als erwiesen an, daß der Stuttgarter Cheftrainer seine Spieler am 10. Januar diesen Jahres beim Kölner Hallenturnier vor der Partie zwischen dem VfB und dem Liga-Konkurrenten 1. FC Saarbrükken aufgefordert hat: "Haut dem Kostner eins aufs Maul."
Den Satz aber will Daum nicht auf sich sitzen lassen. Auf die Frage des Vorsitzenden Hanns Bär, ob er das Urteil verstanden habe, sagte der frühere Kölner "nein" und kündigte den Gang vor die Berufungsinstanz an. "Es ist nicht akzeptabel, daß ich für eine Sache bestraft werde, die ich nicht gemacht habe", sagte Daum und beteuerte wie schon während der Verhandlung wieder seine Unschuld: "Ich halte die Aussage für ungeheuerlich und weise sie mit aller Entschiedenheit zurück." Daum sagte aus, daß er seine Spieler beim Aufwärmen vor der Partie in den Katakomben mit der Bemerkung "paßt auf den Kostner auf, der zieht auf, der haut drauf", auf die Gefährlichkeit des gegnerischen Spielers aufmerksam gemacht habe.
Das DFB-Haus in der Otto-Fleck- Schneise hat im Laufe von knapp 30 Jahren Bundesliga so manchen spektakulären Prozeß erlebt, doch einen derartigen Auftrieb gab es vergleichsweise selten. Sechs Fernsehkameras, Fotoreporter, 14 schreibende Journalisten und Rundfunkvertreter verfolgten mit Spannung die außergewöhnliche Verhandlung. Noch gewaltiger allerdings war das Aufgebot an Be- und Entlastungszeugen. Neben den Saarbrücker Spielern Michael Kostner und Thomas Stratos war noch deren Trainer Peter Neururer erschienen, der zu Daum seit längerem schon ein gespanntes Verhältnis hat. (VfB-Manager Hoeneß vermutet, dies rühre noch von der WM 1990 her, als Daum Neururer nicht gegrüßt habe.) Der Dortmunder Star-Anwalt Reinhard Rauball ließ sogar neun Stuttgarter Lizenzspieler und einen weiteren Zeugen aufmarschieren.
Doch das Sportgericht folgte nicht den "subjektiv wahrscheinlich richtigen" (Bär) Einlassungen von Buchwald, Trautner, Immel, Gaudino, Sverisson, Frontzek, Strehmel, Dubajic und Schneider, die entweder gar nichts oder Daums Version gehört haben wollten. Hanns Bär und seine vier Beisitzer hielten vielmehr Kostner und Stratos für "glaubwürdiger". In erster Linie deshalb, "weil die beiden übereinstimmend, ruhig und frei von Emotionen ausgesagt haben und keinen Grund zu einer unrechten Belastung Daums erkennen ließen".
Bei der Strafbemessung folgte das Gericht im wesentlichen der Argumentation des DFB-Kontrollausschußvorsitzenden und Vertreters der Anklage, Horst Hilpert (Bexbach), der nicht zuletzt wegen Daums Vorstrafenregister 7500 Mark gefordert hatte. Strafmildernd für Daum, dem schlimmerenfalls auch eine vorübergehende Sperre oder gar der Entzug seiner Lizenz hätte ins Haus stehen können, unterstellte Hilpert, daß der Stuttgarter Trainer die gemachte Äußerung keineswegs in die Tat umgesetzt sehen wollte. "Das war halt wieder mal so ein großer Spruch von Daum", sagte der Ankläger. Eine "typische flapsige Bemerkung" nannte es schließlich das Gericht.
Ausdrücklich sprach Bär in seiner Begründung den Nationalspieler Guido Buchwald frei von allen Verdächtigungen. Der hatte Kostner im Verlauf des Spiels nämlich tatsächlich "eins drauf gegeben", als er ihm bei einem Foul den Ellbogen an den Hals gerammt hatte . . .
WALTHER LÜCKER
Die Bürgeriniative Reuterweg hat den Verkehrsausschuß des Stadtparlamentes mit ihren Forderungen nach einer Buslinie und Verkehrsberuhigung konfrontiert. Die Fraktionen reagierten auf den Vortrag in der Bürgerrunde zustimmend. In seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl beauftragte das Gremium den Magistrat mit der Prüfung mehrerer Ortsbeiratsanregungen, die den Zielsetzungen der Initiative entsprechen.
Der Bürgerinitiative liegt vor allem daran, daß der Reuterweg wieder vom FVV erschlossen wird. Sie erinnerte an die Linie 13, die bis 1978 durch die mehrspurige Straße rollte und die eine direkte Verbindung sowohl zum Hauptbahnhof als auch zum Hauptfriedhof garantierte. Analog dazu solle eine Buslinie in den Fahrplan des Verkehrsverbundes aufgenommen werden.
Der Ausschuß beauftragte den Magistrat mit der Prüfung und Berichterstattung über eine Anregung des Ortsbeirates 2, in der vorgeschlagen wird, für eine solche Buslinie zwischen dem Platz der Republik und dem Alleenring eine separate Spur zu markieren.
Außerdem soll sich der Magistrat mit der Frage befassen, ob im Reuterweg ein Linksabbieger in den Gärtnerweg eingerichtet werden kann.
Während die BI Reuterweg, die sich erst im letzten Monat gegründet hatte, auf offene Ohren stieß, blieb der neuerliche Vorstoß einer Schwanheimer Initiative für die Offenhaltung der Bahnstraße auch diesmal erfolglos.
SPD und Grüne machten deutlich, daß die Entscheidung über die künftige Funktion der Bahnstraße erst vom neuen Parlament getroffen wird. Die Koalitionspartner sind in dieser Frage zerstritten. Die Sozialdemokraten haben eine Kehrtwende vollzogen und sich mittlerweile dafür ausgesprochen, an den Verhältnissen nichts zu ändern.
Die Grünen beharren bislang jedoch auf der Koalitionsvereinbarung, in der eine Aufforstung der Bahnstraße zwischen Schießanlage und Airportkreisel vorgesehen ist.
Die Koalition hat sich vorerst auf ein ruhendes Verfahren geeinigt. Sie will einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtes, bei dem eine Bürgerklage anhängig ist, nicht vorgreifen. habe
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Glengarry Glen Ross.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers - Die Lautlosen; 13.45, 23.00 Uhr: MAC; 17.00, 19.00, 21.00 Uhr: UTZ; 15.45 Uhr: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche; 13.30, 15.30 Uhr: Der tapfere kleine Toaster.
BETA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Verhängnis.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Der letzte Mohikaner.ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15, Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Stalingrad.
ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15, Uhr: Bitter Moon.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Bram Stokers Dracula.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 2.15, 5.15, 8.15 p.m.: A Few Good Men (in orig. English version).
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p. m.: Demage (in orig. English version).
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 20.00 Uhr: Erbarmungslos v. C. Eastwood.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 18.00, 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Der tapfere kleine Toaster (o. Altersbeschr.).
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - (Mo.- Do. keine Vorstellung)
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - 17.30 Uhr: Film und Architektur / In Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Kunstgeschichte. Wim Wenders: Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten; BRD/Frankreich 1989; 19.45 Uhr: Der Kurzfilm. Christine Noll Brinckmann: Stief; BRD 1988; 20.15 Uhr: Ciné-club français, Ariel Zeltoun: Souvenirs Souvenirs; Frankreich 1984, OF, Christophe Malavoy, Pierre-Loup Rajot; 22.30 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood; Joe May: Ihre Majestät die Liebe; Deutschland 1931.
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - Filme von Liliana Cavani: 17.30 Uhr: Leidenschaften (1985); 19.45 Uhr: Der Nachtportier (1973); 22.00 Uhr: Die Haut (1980).
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Orlando.
ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula; 23.00 Uhr: Gremeins 2 (DM 9,-).
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Night and the City; 22.45 Uhr: Tanz der Teufel.TURM 4 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr (dt. Fass.), 23.15 Uhr: Bitter Moon (orig. English version).
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers (orig. English version).
TURM 6 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Stalingrad.TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (orig. English version).
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 12.30, 15.00, 17.30, 20.30 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Dracula.
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"Das Kinderbüro ist eine meiner liebsten Einrichtungen", sagte Stadtrat Martin Berg als es Zeit war, nach zweijähriger Arbeit dieser Kinderinteressenvertretung den ersten bilanzierenden Bericht vorzulegen - "hier ist in jeder Woche zu erkennen, wie es vorwärts geht". Berg machte bei dieser Gelegenheit bekannt, daß er damit rechnet, demnächst auch für Frankfurts Kindertagesstätten und Horte die Verantwortung zu tragen.
Hier, wie auch in den Jugendhäusern, plant er, künftig auch Fachfremde zur Kinderbetreuung heranzuziehen. Der Sozialdezernent brachte Handwerker im Ruhestand, Künstler "und wenn die Mutter nicht kann, vielleicht die Großeltern" ins Gespräch.
Die Bilanz des Kinderbüros kann sich sehen lassen - und doch ist man, wie Tausende von Gesprächen und Befragungen von Kindern zeigen, noch nicht am Kern. Für den Nachwuchs in Frankfurt, zu rund 61 Prozent als Einzelkinder aufwachsend, zu 22 Prozent mit der Mutter (selten dem Vater) alleine, stehen Angst vor häufigem Alleinsein oder Trennung der Eltern bei ihren Kümmernissen ganz oben. Auch an solchen Gegebenheiten wollen die Kinderfreunde aus der Leipziger Straße 67 künftig rütteln: etwa, indem sie die Familien unterstützen.
Mit sogenannten Spielschiffen für wartende Kinder in den Sozialstationen hat es angefangen. Dann kamen irgendwann die Stadtteilbegehungen Erwachsener an Kinderhand. Da war man schnell beim Problem Spielplatz und bei der Erkenntnis, daß die Kinder mit dem Einfachsten ("Die kommen immer auf die elementaren Dinge zurück: Feuer, Wasser, Erde, Sand") am meisten zufrieden waren. Es folgte das große Stadtteilprojekt, ein von Fachleuten, Kindern und Bürgern gemeinsam gebauter Spielplatz am Wiesenhüttenplatz; in fünf weiteren Stadtteilen hat sich die Nachbarschaft zu ähnlichen Vorhaben schon auf Anstoß der staatlichen Kinderlobby zusammengerottet. So soll ein seit Jahren bemängelter Platz auch ohne zusätzliches Geld, auch ohne mehr Personal unverwechselbar werden. Kinderbüroleiterin Gabi Mankau nannte es die Strategie vom Kinderbüro, "sich überall Bündnispartner zu suchen".
Bei den Spielzimmern für die 800 dauerhaft in Hotels untergebrachten Kinder waren es umliegende Unternehmen und die Hoteliers selbst, die Geld und Raum gaben.
Mit der Frage, wie die 41 Prozent kleiner Frankfurter, die nur mit erwerbstätigen Erwachsenen zusammenleben, an ein Mittagessen kommen können, nimmt die Kinderlobby unausgelastete Honorarkräfte der Jugendhäuser oder auch "die tollen Fachleute unter den Älteren" (Berg) in den Blick.
Mit solchen Kräften will der Sozialdezernent auch ungenutzte Werkstätten in den Jugendhäusern wieder mit Leben füllen: "Ich habe vom Jugendamt eine Aufstellung verlangt, was da alles brachliegt." clau
Dienstag, 16. Februar
Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Lesung Heinrich Droege & Herbert Heckmann. D.B.K. in der Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Lesungen des Workshop "Kreatives Schreiben".
Hessisches Literaturbüro, Waldschmidtstr. 4/4. OG: 20 Uhr, Junges Literatur-Forum Hessen.
Universität, Neue Mensa/R.3. Vorträge / Diskussionen Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft: Gräfstr. 83: 20 Uhr, Vortrag "Angola - Turbulenzen der letzten 5 Jahre".
Max-Beckmann-Schule, Sophienstr. 70: 19 Uhr, Vortrag "Beschädigte Identität und Fremdenfeindlichkeit - Psychische Grundlagen des Rassismus bei Jugendlichen".
Verkehrsclub Deutschland: 20 Uhr, Diskussion "Probleme der Schulwegsicherheit"; Bürgertreff Westend, Ulmenstr. 20.
Polytechnische Gesellschaft: 19 Uhr, Diavortrag "Reparatur verletzter Nervenverbindungen im Gehirn"; Biolog. Institut, Siesmayerstr. 70.
Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft: 19.30 Uhr, Vortrag "Im wilden Osten - Karl May und China"; Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Str. 24.
Patronatsverein: 18 Uhr, Gespräch mit Tankred Dorst; Nachtfoyer des Schauspielhauses, Theaterplatz.
Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. English Speaking Club: 19.30 Uhr, Quiz Evening; Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr.
City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2km, 4km und 8km.
PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).
Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 14 Uhr, Klubcafé.
Verein zur beruflichen Förderung von Frauen: 20 Uhr, Info "Weiterbildung zur Freizeit- & Kulturreferentin"; Ökohaus, Kasseler Str. 1 a/6. OG (R.601).
Deutscher Hausfrauen-Bund: 15 Uhr, Besichtigung Messeturm; Treffpunkt am Eingang (Info 62 26 21).
Stadtteilladen Dezentral, Sandweg 131 a: 20 Uhr, Kneipenabend.
JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38/EG: 19 Uhr, Offener Massageabend für Frauen.
Hobby-Börse, Eschersheimer Landstr. 44: 16 Uhr, Hobby-Runde "Wer hat Freude am Tanzen".Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke an der Hauptwache, Schillerstraße 2-4, Tel. 28 48 35; Erlen-Apotheke, Alt-Erlenbach 59, Tel. 0 61 01 / 4 46 75; Europa-Apotheke, Nordweststadt, Hammarskjöldring 73 b, Tel. 57 86 26; Kant-Apotheke, Berger Straße 49, Tel. 49 59 90; Luthmer-Apotheke, Nied, Luthmerstraße 12, Tel. 39 62 57; Mendelssohn-Apotheke, Mendelssohnstraße 56, Tel. 74 25 43; Riederwald-Apotheke, Riederwald, Raiffeisenstr. 77, Tel. 41 37 17; Textor-Apotheke, Sachsenhausen, Textorstraße 11, Tel. 62 33 94. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr
Dr. Gutmann, Alt-Fechenheim 51, Tel. 42 12 14.
Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01-4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- ohne Gewähr -
Die Entwicklung Bockenheims steht auf dem Programm eines Gesprächsabends, zu dem der Arbeitskreis "Forum" der evangelischen Jakobsgemeinde einlädt. Am Donnerstag, 18. Februar, sollen im Gemeindezentrum (Grempstraße 41) ab 20 Uhr Lokalpolitikerinnen Stellung beziehen zu den Themen Kinderbetreuung und Schule, Arbeitsplätze und neue Wohngebiete. Eingeladen sind Inge Holler-Röder (SPD), Walburga Zizka (CDU), Martina Schmiedhofer (Die Grünen) und Caritas Escher (FDP). mb/07
Donnerstag, 18. Februar Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) wird heute abend, 19.30 Uhr, bei einer Wahlkampfveranstaltung der CDU im Bürgerhaus Südbahnhof sprechen. Thema: "Sicherheit im vereinten Deutschland und im Europa ohne Grenzen".
Die Grünen: "Die Deutschen und ihre Ausländer" ist der Titel einer Veranstaltung zur "realexistierenden multikulturellen Gesellschaft" mit dem Stadtrat für multikulturelle Angelegenheiten, Daniel Cohn-Bendit, Schuldezernentin Jutta Ebeling und Charalambos Kefalides von der Kommunalen Ausländervertretung. Die Veranstaltung am Donnerstag, 18. Februar, beginnt um 20 Uhr im Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Straße 28.
Die Grünen: "Verkehrspolitik im Nordend und in Frankfurt" mit Lutz Sikorski, Vorsitzender des Verkehrsausschusses, Margarethe Nimsch, Dezernentin für Frauen und Gesundheit, Edith Itta, Kinderforum Nordend, Jörg Harraschain und Uwe Paulsen, Ortsbeirat 3. Die Veranstaltung im Philanthropin, Hebelstraße 17, beginnt um 20 Uhr.
CDU: "Sicherheit im vereinten Deutschland und im Europa ohne Grenzen": Mit Bundesinnenminister Rudolf Seiters und OB-Kandidatin Petra Roth, Veranstaltung im Bürgerhaus Südbahnhof, Hedderichstraße 51, Beginn 19.30 Uhr.
Forum Bockenheim: "Stadtteilentwicklung ohne Bürger?" - über die weitere Entwicklung Bockenheims. Mit Inge Holler-Röder (SPD), Walburga Zizka (CDU), Martina Schmiedhofer (Die Grünen) und Caritas Escher (FDP), im Gemeindezentrum der St. Jakobsgemeinde, Grempstraße 41, 20 Uhr.
Ökologische Linke Liste: "Von Gift, Atom und Rezession", mit Wolfgang Kühr (Bonn), Wilfried Metsch und den Kandidat/inn/en Ditfurth, Kühn, Zieran und Grünzel, 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt.3.Literatur zum Thema: Irmela Wiemann: "Pflege- und Adoptivkinder - Familienbeispiele, Informationen, Konfliktlösungen". Rowohlt-Verlag, Hamburger Straße 17, 2057 Reinbek. Preis: 12,90 DM (Reihe: "Mit Kindern leben").
3.
Erste Früchte trägt das neue Lateinzentrum des Tanzsport-Clubs "Frankfurter Kreis". Bei den Hessischen Meisterschaften der Hauptklasse S-Latein in Wetzlar erreichten alle vier Frankfurter Paare das Finale und belegten die Plätze eins (Paul Killick/Inga Haas), drei (Thomas Helbig/Silke Heleine), vier (Andrej Rothermund/Kirstin Radde) und fünf (Robert Liebs/Gro Rene Bamrud). In die Frankfurter Phalanx konnten nur Gianni Parise und Astrid Lewerenz von Blau-Gold Gießen auf dem zweiten Platz einbrechen. Wie erwartet gewannen die Vize-Europa- und Weltmeister Killick/Haas souverän mit allen ersten Plätzen. fes
Kleine Berichte
gra SAARBRÜCKEN, 15. Februar. Der saarländische Ministerpräsident und Bundesratspräsident Oskar Lafontaine(SPD) soll nach einem Bericht des Fernsehmagazins "Panorama", in seiner "Zeit als Saarbrücker Oberbürgermeister Warnungen vor Durchsuchungen und Razzien im Rotlichtmilieu mitverantwortet" haben. Das Hamburger Fernsehmagazin bezog sich am Montagnachmittag in einer Vorabmeldung auf die Aussagen eines "ehemaligen Berufskriminellen". Die Ausstrahlung des Fernseh-Beitrages wurde nach Angaben des NDR "fünf Minuten vor Sendebeginn" durch eine einstweilige Anordnung, die Lafontaine beim Landgericht Hamburg erwirkte, verhindert. Der dreiseitige Gerichtsbeschluß sei beim Pförtner am Hamburger Funkhaus abgegeben worden. Noch um 18.18 Uhr hatte sich die Saarbrücker Staatskanzlei unter der Überschrift "Behauptungen von Panoroma sind frei erfunden" zu den Inhalten der Sendung nur allgemein geäußert. In den abendlichen offiziellen "Informationen für die Presse" aus Saar brücken war kein Hinweis des Regierungssprecher Jochen Flackus auf die von Lafontaine erwirkte einstweilige rechtliche Anordnung gegen die Panorama-Sendung enthalten.
Nach Panorama-Darstellung, die das Magazin vorab übermittelte, soll der Belastungszeuge in 40 Strafverfahren im der gesamten Bundesrepublik ausgesagt haben. In einem sieben seitigen Polizeiprotokoll über die Saarbrücker Verbindungen, berichte er über die besonderen Beziehungen des ehemaligen Oberbürgermeisters Lafontaine zur Inhaberin eines angeblichen Hotels, das laut Panorama ein "getarntes Bordell" gewesen sei. Darin hätten neben Lafontaine auch andere "hohe Persönlichkeiten" Saarbrückens verkehrt. Die Besitzerin des "getarnten Bordells" habe durch diese prominenten Beziehungen "Ruhe gehabt", berichtet Panorama weiter.
Über diese Bordell-Beziehungen sei der Panorama-Zeuge auch vor einer bevorstehenden Durchsuchung gewarnt worden, habe er zu Protokoll gegeben. "Der Oskar hat angerufen," zitiert Panorama den Zeugen zur Razzia. Außerdem habe der Mann, Dieb und Hehler, der sich seit sieben Jahren straffrei führe, in Saarbrükker Polizeigewahrsam die Möglichkeit erhalten, einer Zeugin Hinweise zur Vernichtung von Beweismitteln zu geben. Der Kieler Strafrechtler Professor Heinz Wagner sah in diesem Verhalten gegenüber Panorama einen "Anfangsverdacht für eine Strafvereitelung im Amt", der auf jeden Fall zu einem "Ermittlungsverfahren gegen die Polizeibeamten und Oskar Lafontaine hätte führen müssen."
Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken reagierte bereits am Wochenende vorab zur neuen Variante der "Rotlichtaffäre". In einem "Vorab-Dementi", so der saarländische Rundfunk, verwahrte sich die "gemeinsame Justizpressestelle" in ihrer Pressemitteilung Nr. 7/93 in Saarbrücken "gegen einzelne Journalisten von NDR und Spiegel", die Fragen eingereicht hatten. Dabei handelte es sich nach Darstellung des "Spiegels" um eine "Recherche und dazu gestellte Fragen". Die saarländische Staatsanwaltschaft sprach in dieser Erklärung dagegen, obwohl noch keinerlei Veröffentlichungen vorlagen, von "anmaßenden Vorwürfen einzelner Journalisten". Die Ermittlungsbehörde des Saarlandes würdigte die Journalistenanfragen auch juristisch. In der per Fax verbreiteten Erklärung sprach die Staatsanwaltschaft angesichts des offiziellen Frageweges von "grob rechtswidrigem" Verhalten der Journalisten, "die die Arbeit eines Staatsanwaltes zu politisch- journalistischen Zwecken in Zweifel" zögen.
Der zuständige Presse-Staatsanwalt Josef Pattar lehnte am Montag jede Stellungnahme zum Zustandekommen dieser Presseerklärung der Staatsanwaltschaft ab. Pattar wollte selbst nicht bestätigen, daß er die Erklärung verfaßt habe. Ob und welche politische Institutionen des Saarlandes in die Abfassung der staatsanwaltschaftlichen Presseerklärung, die nicht nur von saarländischen Journalisten als in "Form und Inhalt" ungewöhnlich betrachtet wird, einbezogen waren, bleibt damit offen. Auf jeden Fall bestehe in der "Rotlichtaffäre" eine umfassende Berichtspflicht der Staatsanwaltschaft, hatte bereits Justizminister Arno Walter(SPD) zu Beginn der Affäre eingeräumt. Auf diesem Weg müssen die politischen Spitzen des Saarlandes auch über die neuesten Journalistenanfragen informiert gewesen sein.
So war es die Behördenleitung selbst, die noch vor Panorama und Spiegel die neuesten Vorwürfe gegen Lafontaine publizierte. "Der Beschuldigung nach habe Oskar Lafontaine der Betreiberin eines Saarbrücker Etabblissement Tips zugespielt, durch die viele Sachen vertuscht werden konnten," hieß es im Staatsanwaltstext.
In der Affäre kommt es am Mittwoch zu einer ersten Gerichtsverhandlung. Oskar Lafontaine, vor Gericht vertreten durch den Rechtsanwalt Hans Lafontaine, sein Bruder, will eine einstweilige Verfügung gegen den CDU-Fraktionsvorsitzenden Peter Jacoby erwirken. Jacoby soll darin bei einem Streitwert von 50.000 Mark untersagt werden, weiter Fragen nach möglichen Steuervorteilen für gewisse Etablissements in Zusammenhang mit der Tätigkeit von Oskar Lafontaine zu stellen.
MOSKAU / NEW YORK, 16. Februar (AP/Reuter). Der russische Sonderbeauftragte für Jugoslawien hat die Vorschläge der USA zur Beendigung der Kämpfe in Bosnien abgelehnt.
Der stellvertretende Außenminister Witali Tschurkin sagte am Montag abend der Nachrichtenagentur Interfax, der Friedensplan der Vermittler Cyrus Vance und David Owen sollte nicht geändert werden. Tschurkin betonte, Rußland und die USA suchten weiter gemeinsam nach einem Weg zur Beendigung des Krieges in Bosnien-Herzegowina.
Tschurkin hatte am Wochenende in Moskau mit dem neuen US-Gesandten für Jugoslawien, Reginald Bartholomew, gesprochen. Rußlands Zustimmung zu den US-Vorschlägen ist nicht nur wegen des Vetorechts im UN-Sicherheitsrat wichtig, die Regierung in Moskau verfügt auch über traditionell enge Beziehungen zu den Serben. Tschurkin sagte Interfax, Rußland unterstütze den Plan von Vance und Owen voll und ganz. Änderungen, wie die von den USA unter anderem vorgeschlagenen verstärkten Sanktionen gegen Serbien und die härtere Durchsetzung des Flugverbots in Bosnien, lehnte er ab. Der Friedensplan bedürfe zusätzlicher Unterstützung von Seiten der USA und Rußlands, aber keiner Veränderungen, sagte Tschurkin.
Der britische Außenminister Douglas Hurd sprach sich ebenfalls für die Umsetzung des Vance-Owen-Planes aus. Dieser sieht die Aufteilung Bosniens in zehn Provinzen vor.
In New York kommen am heutigen Dienstag Vertreter der kroatischen Regierung und der einseitig proklamierten serbischen Krajina-Republik zusammen, um über die Beendigung der Kämpfe in der Krajina zu verhandeln. Serbische Einheiten nahmen nach Berichten des kroatischen Rundfunks am Dienstag morgen erneut Stellungen der kroatischen Regierungstruppen in dieser Region unter Beschuß.
KÖLN, 16. Februar (AP). Eine Verschärfung des Waffengesetzes und Entlastungen von Gerichten und Polizei fordert die stellvertretende SPD-Vorsitzende Herta Däubler-Gmelin zur besseren Verbrechensbekämpfung.
Im Gespräch mit der Kölner Tageszeitung Express trat sie dafür ein, den ihrer Ansicht nach viel zu leichten Zugang zu Gas- und Schreckschußpistolen sowie feststehenden Messern zu unterbinden. "Das Waffengesetz muß enger gefaßt werden. Es sollten weniger Waffenscheine ausgegeben werden, und die Personen, die sie bekommen, müssen besser überwacht werden."
Zugleich trat die SPD-Politikerin für eine Entlastung der Gerichte ein. "Strafverfahren gegen Schwarzfahrer, Ladendiebe, Verkehrsrowdys und andere Kleinkriminelle verstopfen heute massenhaft die Gerichte - und die Opfer von Schwerverbrechen warten immer länger darauf, daß die Täter vor Gericht kommen. Das geht nicht, deshalb müssen Strafen und Strafwege verändert werden."
Polizisten müßten sich zu viel mit "Verwaltungskram herumschlagen", meinte Däubler-Gmelin. Die Arbeitsbedingungen der Polizei müßten verbessert werden. "Sie dürfen nicht jedem kleinen Hascher hinterherlaufen müssen statt Drogenbosse zu verfolgen." Zur Bekämpfung der stark zunehmenden Autodiebstähle forderte sie Verbesserungen beim Fahrzeugbau. "Kfz-Diebstähle steigen, weil es heute zu leicht ist, Autos zu klauen. Hier muß die Industrie 'ran - mit wirksamen Diebstahlsicherungen."
Däubler-Gmelin warf der Union vor, mit ihren ständigen Forderungen nach schärferen Gesetzen nichts erreicht zu haben.
TUCSON, 16. Februar (AP). Der wissenschaftliche Beraterstab des Projekts "Biosphäre 2" hat sich wegen persönlicher Probleme mit der Leitung des Unternehmens aufgelöst. Wie der Sprecher der Gruppe, der Biologe Thomas Lovejoy, am Montag in Tucson im US-Staat Arizona mitteilte, waren die Arbeitsbedingungen für ihn und andere Mitglieder so frustrierend, daß sie nun aufhörten.
Bei dem Projekt "Biosphäre 2" handelt es sich um den Versuch, in einer Glas- und Stahlkonstruktion die Lebensverhältnisse auf der Erde nachzustellen und dabei völlig auf Hilfe von außen, und sei es auch nur Luftzufuhr, zu verzichten. Acht Menschen wohnen zwei Jahre in "Biosphäre 2", dem für 150 Millionen Dollar errichteten Komplex rund 60 Kilometer von Tucson entfernt. Diese Zeit endet am 26. September.
Mit dem Rücktritt des Beraterstabs droht das Projekt, das ohnehin schon mit etlichen Pannen zu kämpfen hatte, noch etwas von seiner wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit zu verlieren. Einer der acht "Biosphären"-Bewohner, Mark Nelson, erklärte dazu, persönliche Konflikte hätten nichts mit Wissenschaft zu tun.
WASHINGTON, 16. Februar (AP). US-Präsident Bill Clinton will vor allem besserverdienende Amerikaner zu höheren Abgaben heranziehen. Er kündigte am Montag abend ein schmerzhaftes Paket von Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen an, mit dem er die Wirtschaft des Landes wiederbeleben will. Um die nötigen Veränderungen durchzuführen, müßten heute mehr Amerikaner zu Opfern bereit sein, damit es morgen allen besser gehe, sagte Clinton. Er versicherte zugleich, 70 Prozent der Steuererhöhungen hätten diejenigen zu tragen, die mehr als 100 000 Dollar (165 000 Mark) im Jahr verdienten.
In seiner Fernsehansprache sagte Clinton weiter, Ziel seiner Vorschläge sei es, langfristig Millionen von gesicherten und gut bezahlten Arbeitsplätzen zu schaffen, dazu gehöre aber auch ein Sofortprogramm, mit 500 000 Jobs in den nächsten beiden Jahren die US-Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.
Seine Rede war ein Vorgriff auf seinen Auftritt vor dem Kongreß am Mittwoch, bei dem er die Einzelheiten seines Wirtschaftsprogramms vorstellen will. Wie Clinton zuvor vor Abgeordneten seiner Demokratischen Partei erläuterte, geht es ihm darum, nach zwölf Jahren unter den Präsidenten Ronald Reagan und George Bush den Kurs der Politik grundlegend zu ändern. Neben der Wirtschaft wolle er dabei auch einschneidende Veränderungen im Bildungs- und Gesundheitssystem herbeiführen. Dafür wolle er bei den Amerikanern und auch bei den Mitgliedern des Kongresses werben.
In seiner Fernsehrede entschuldigte sich der Präsident dafür, daß er einige seiner Wahlkampfversprechen nicht einlösen könne. Er habe gehofft, er könne das Bildungs- und das Gesundheitssystem verbessern und Arbeitsplätze schaffen, ohne etwas von den Menschen zu verlangen. "Ich kann aber nicht", sagte Clinton, "denn das Defizit ist so stark gestiegen, über meine früheren Erwartungen, sogar noch über die schlimmsten Befürchtungen im vergangenen Jahr."
Schuld an diesem Desaster sei die Politik von Reagan und Bush. In den vergangenen zwölf Jahren sei das Staatsdefizit außer Kontrolle geraten. "Schauen sie hierhin", sagte er und zeigte auf eine Graphik. "Die großen Steuererleichterungen für die Reichen, das Wachstum bei den Regierungsausgaben und das Ansteigen der Kosten im Gesundheitswesen, alle haben dafür gesorgt, daß das Staatsdefizit explodierte. Wir haben jetzt viermal soviel Schulden wie 1980." Clinton versicherte den Amerikanern, die Lasten würden gerecht verteilt: "Sie sind nicht allein, sie sind nicht die ersten, und sie zahlen nicht länger mehr, um dafür weniger zu erhalten." Gemeinsam könne man eine Wirtschaft schaffen, in der jeder hart arbeiten und zu Wohlstand kommen könne, sagte der US-Präsident. "Dies ist nichts anderes, als ein Ruf zu den Waffen, um die Lebendigkeit des amerikanischen Traums wiederherzustellen." Bei der Präsentation seiner Vorstellungen benutzte Clinton am Montag Schautafeln und Graphiken, wie dies im Präsidentenwahlkampf der unabhängige Kandidat Ross Perot getan hatte.
Clinton versprach, er werde einen Kurs steuern, der Amerika wieder wettbewerbsfähig machen werde. "Meine Botschaft ist klar: Der Preis dafür, weiterzumachen wie bisher, ist weit höher, als der Preis für die Veränderung." Diese müsse an der Spitze beginnen, sagte Clinton, und er verwies dabei auf seine Ankündigung, die Zahl der Mitarbeiter im Weißen Haus und die der Beschäftigten bei den Bundesbehörden zu verringern.
Weiter sagte Clinton, schon jetzt formierten sich Kräfte, um sein Programm zu blockieren. Jene, die vom bisherigen Zustand profitierten, würden versuchen, jeden Schritt der Veränderungen zu blokkieren. "Die Korridore sind jetzt schon voll mit Lobbyisten", sagte Clinton.
BONN / BERLIN, 16. Februar (AP/dpa). Die Spar- und Steuererhöhungs-Vorschläge der SPD für den Solidarpakt treffen bei CDU-Politikern und der Wirtschaft wegen ihrer Auswirkungen auf die Konjunktur auf Ablehnung.
Kanzleramtsminister Friedrich Bohl nannte die Forderungen in der Berliner Morgenpost am Dienstag das größte Steuererhöhungspaket der deutschen Geschichte und warf der SPD vor, keine Rücksicht auf die schwierige Konjunkturlage zu nehmen. In derselben Zeitung lehnte Arbeitgeber-Präsident Klaus Murmann eine Wiedereinführung des Solidaritätszuschlags zum 1. Juli ab. Die CDU- Sozialausschüsse begrüßten dagegen die SPD-Beschlüsse im Grundsatz.
Der CDU-Politiker Bohl meinte: "Die Gefahr ist groß, daß mit Abgaben- und Steuererhöhungen die Konjunktur weiter geschwächt wird und am Ende weniger Mittel für die neuen Bundesländer verfügbar wären als ohne diese zusätzlichen Abgaben." Die SPD nehme Zuflucht zur scheinbar einfachen Lösung einer Abgaben- und Steuererhöhung, "weil sie sich den schwierigen Weg einer Überprüfung aller Leistungen und Ausgaben auf Einsparmöglichkeiten offenbar nicht zutraut." Das von der SPD angestrebte Einsparvolumen in den öffentlichen Haushalten von über 20 Milliarden Mark sei nicht zu erreichen, wenn alle sozialen Leistungen zum Tabu erklärt würden.
Bohl kritisierte ferner, das SPD-Konzept lasse nicht erkennen, wie die Erblasten des DDR-Regimes ab 1995 finanziert werden sollen. Es fehle jegliche kritische Auseinandersetzung mit dem Verhalten der Tarifparteien in den neuen Bundesländern. Auch das Thema Wachstumsförderung bliebe ausgeklammert.
Der Präsident der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, Murmann, warnte vor höheren Abgaben. "Die Konjunktur darf nicht weiter belastet werden, sonst kann es zu einer gefährlichen Überforderung kommen." Es sei schlimm genug, wenn ab 1995 die Steuerschraube wieder für einige Jahre hochgedreht werde. Auch bei der Belastung der Privatpersonen durch staatliche Abgaben nehme Deutschland heute schon eine Spitzenstellung in Europa ein.
Konkret forderte Murmann: "Ich erwarte, daß der Solidaritätszuschlag zeitlich eng begrenzt wird und nur eine Zwischenstufe darstellt." Er wandte sich ferner gegen eine Arbeitsmarktabgabe für Selbständige und Beamte, die bereits stark genug herangezogen würden.
Zustimmung erhielt die SPD dagegen von den CDU-Sozialausschüssen. Deren Hauptgeschäftsführer Franz Dormann sagte der Neuen Presse in Hannover am Dienstag, eine Arbeitsmarktabgabe von Beamten und Selbständigen sei richtig, weil auch jene, die nicht zur Versichertengemeinschaft gehören, an den Arbeitsmarktaufgaben beteiligt werden müßten. Der CDU-Politiker bezeichnete aber eine Ergänzungsabgabe für Besserverdienende als nicht ausreichend. Nötig sei die Wiedereinführung des Solidarzuschlags. Außerdem forderte Dormann eine Investitionsanleihe zur Finanzierung der "riesigen Infrastrukturaufgaben, die allein aus Steuermitteln nicht mehr zu bezahlen sind". Im Kanzleramt sind am Dienstag morgen die Spitzen der Bonner Koalition zusammengekommen, um über den Solidarpakt und die Beamtenbesoldung zu beraten. Bundeskanzler Helmut Kohl will den Tarifabschluß im öffentlichen Dienst, der eine Gehaltssteigerung zum 1. Januar um drei Prozent vorsieht, für die Beamten nur mit einer dreimonatigen Verzögerung zum 1. April übertragen. Dieser "Solidarbeitrag" soll zugleich eine Arbeitsmarktabgabe für die Beamten überflüssig machen.
Der Gesetzentwurf zur Beamtenbesoldung soll am Mittwoch im Bundeskabinett beschlossen werden. Nach der Koalitionsrunde will der Kanzler erneut führende Vertreter aus Wirtschaft und Gewerkschaften empfangen.
(Siehe auch Kommentar auf Seite 3)
SAARBRÜCKEN, 16. Februar (AP). Gegen eine Verteufelung der Gentechnik hat sich Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Patentierung der sogenannten Krebsmaus gewandt.
Die FDP-Politikerin sagte am Dienstag im Saarländischen Rundfunk, die Krebsmaus könne "möglicherweise viele Menschen heilen oder vor schweren Leiden bewahren helfen".
Beim Europäischen Patentamt in München waren bis zum Ablauf der Einspruchsfrist am vergangenen Freitag rund 50 000 Einsprüche gegen das Verfahren zur gentechnischen Manipulation an Mäusen eingegangen. Leutheusser- Schnarrenberger äußerte Verständnis für Befürchtungen und Skepsis bei den Gegnern des Forschungsprojekts, bei dem Mäuse gentechnisch so verändert werden, daß sie leicht Krebs entwickeln. Das Europäische Patentabkommen erlaube Erfindungen, die sich auf Tiere beziehen, aber "hier kommen wir in einen Bereich, der weg von der rein rechtlichen Bewertung führt", sagte die Justizministerin. "Eine vorsichtige Haltung ist da schon richtig."
Ein Problem liegt nach Ansicht Leutheusser-Schnarrenbergers im Europäischen Patentabkommen, das Erfindungen verbietet, die gegen die öffentliche Ordnung und Moral verstoßen. Danach könnten auch für andere Tiere Patente angemeldet werden. Es müsse diskutiert werden, wer die Frage der Sittenwidrigkeit eines Gentechnik-Patents beurteilen kann. "Ist da nicht wirklich ein Techniker oder Prüfer, der sich mit der Gentechnik intensiv beschäftigt, überfordert?"
HASTINGS, 16. Februar (AP). Rosige Zeiten brechen für Neuseelands Strafgefangene an, wenn es nach einer neuseeländischen Bauvorschrift für Neubauten geht: Denn danach müssen sie aus "Sicherheitsgründen" einen Schlüssel für ihre Zellen bekommen, damit sie im Notfall, beispielsweise bei Feuer, rasch fliehen können.
Die seit dem 1. Januar gültige Sicherheitsvorschrift verlangt, daß es in allen neuerrichteten öffentlichen Gebäuden - also auch in Gefängnissen - Fluchtmöglichkeiten für den Notfall geben muß. Sollten keine sicheren Fluchtwege vorhanden sein, ist eine Geldstrafe von bis 200 000 Dollar fällig, zuzüglich weiteren 20 000 Dollar für jeden Tag, an dem die Vorschrift unerfüllt bleibt.
Im ganzen Land werden derzeit mindestens sechs Gefängnisse gebaut.
KIEW, 16. Februar (AP). Der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk hat die Absicht seines Landes bekräftig, auf Atomwaffen verzichten zu wollen. Bei einer Unterredung mit Bundesaußenminister Klaus Kinkel, der am Montag zu einem zweitägigen Besuch der Ukraine in Kiew eintraf, sagte Krawtschuk, das Parlament der Ukraine beabsichtige nicht, seinen Beschluß, auf Nuklearwaffen zu verzichten, zu revidieren. "Wir wollen nicht, daß die Ukraine eine Atommacht bleibt. Wir wünschen eine baldige Vernichtung der atomaren Gefechtsköpfe und nicht ihre weitere Anhäufung", sagte der Präsident in dem Gespräch mit Kinkel am späten Montagabend.
MAINZ, 16. Februar (AP). Die Tschechische Republik schließt eine bilaterale Verständigung zur Lösung des Problems der illegalen Einwanderung nicht aus, möchte aber bestimmte Garantien haben. Der tschechische Botschafter in Bonn, Jiri Grusa, sagte heute im ZDF- Morgenmagazin, nur auf multinationaler Ebene könnten diese Fragen dauerhaft gelöst werden. Er wies darauf hin, daß "eine bestimmte Menge Flüchtlinge" für sein Land ein "Instabilitätsfaktor" wäre. "Daher müssen wir vorsichtig sein", sagte der Botschafter und fügte hinzu, Geld sei nicht das Hauptproblem.
FRANKFURT A. M., 16. Februar (AP). Bei Verkehrsschildern, die eine Höchstgeschwindigkeit vorschreiben, sollte nach einem Vorschlag des Automobilclubs von Deutschland (AvD) ein Zusatzschild über den Grund der Beschränkung informieren. Die Erfahrung zeige, daß ein solches Limit eher akzeptiert werde, erklärte der AvD am Dienstag in Frankfurt. Denkbar seien Zusätze wie "Staugefahr", "Fahrbahnverengung", "Unfallbrennpunkt", "Lärmschutz" oder "Naturschutz". Wer einsehen könne, warum er langsamer fahren soll, werde verantwortungsbewußter handeln.
DUISBURG, 16. Februar (AP). Die deutsche Stahlindustrie ist nach Einschätzung des IG-Metall-Vorsitzenden Franz Steinkühler in einer beispiellosen Krise. Auf einer Stahlkonferenz seiner Gewerkschaft am Dienstag in Duisburg- Rheinhausen forderte er ein nationales Stahlkonzept und eine abgestimmte europäische Antikrisenpolitik. Steinkühler verzichtete allerdings auf die Forderung nach Erhalt aller Stahlstandorte. Für den 26. März rief die IG Metall zu einer Großdemonstration nach Bonn auf.
"Es geht längst nicht mehr allein um einzelne Stahlstandorte", sagte Steinkühler. "Es geht um die Frage, ob der Stahlstandort Deutschland gesichert werden kann." Er drang darauf, eine nationale Stahlkonferenz mit Unternehmen, Bundesregierung, Ländern, Treuhandanstalt und IG Metall einzuberufen. Die Neustrukturierung der Stahlindustrie in Europa dürfe nicht allein "zweifelhaften Unternehmenskartellen" überlassen bleiben. Wirtschaftsminister Günther Rexrodt warf Steinkühler vor, einen Dialog "borniert" zu verweigern.
Notwendige Stillegungen müßten mit beschäftigungs- und regionalpolitischen Hilfen gekoppelt werden, forderte der Gewerkschafter. Dazu müsse der geplante Ausgleichsfonds zur sozialen Abfederung des Arbeitsplatzabbaus ergänzt werden durch einen Aufbaufonds für neue Arbeitsplätze in den Stahlregionen.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hält eine nationale Stahlkonferenz zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht. Ihr wirtschaftspolitischer Sprecher Rainer Haungs sagte im Saarländischen Rundfunk, eine solche Konferenz, die er nicht grundsätzlich ablehne, könne die Erwartungen noch nicht erfüllen. Bevor sich nicht zumindest Teilergebnisse abzeichneten, sei das Risiko zu groß, daß es "nur zu einem Palaver" käme.
Hauptaufgabe ist nach Ansicht Haungs, daß sich die Bundesregierung für einen Subventionsabbau im Stahlbereich in Ländern wie Italien und Spanien einsetzt. Sie müsse in Brüssel auf einen fairen Wettbewerb dringen.
(Weitere Berichte auf Seite 3 und im Wirtschaftsteil)
Kurz gemeldet: Grenze soll stärker kontrolliert werden
AARAU, 16. Februar (AP). Der Schweizer Kanton Aargau hat die Regierung in Bern um verstärkte Kontrollen gegen illegale Einwanderer aus Deutschland ersucht. Es gebe Erkenntnisse, daß Drogen und Diebesgut über die nicht kontrollierten Übergänge verschoben würden, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Schreiben der Kantonsregierung. Munitionsfabriken aus dem Elsaß MÜLHAUSEN, 16. Februar (AFP). Die elsässische Firma Manurhin Equipement hat mit Taiwan einen Vertrag im Umfang von 78 Millionen Mark über die Herstellung von drei Produktionsanlagen für kleinkalibrige Munition abgeschlossen. Britischer Soldat erschossen BELFAST, 16. Februar (AP). Ein britischer Soldat in Nordirland ist am Montag abend von der IRA ermordet worden. Die Attentäter hatten Polizeiangaben zufolge in einem gestohlenen Wagen vor dem Haus des Mannes in Belfast gewartet. Kurzschluß in russischem AKW MOSKAU, 16. Februar (AP). Ein Kurzschluß im Schaltpult hat am Montag einen Reaktor des Atomkraftwerks im südrussischen Kursk lahmgelegt. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass berichtete, wurde bei dem Zwischenfall keine Radioaktivität frei. Auch sei niemand verletzt worden. Russische Konkurrenz zur "Patriot" ABU DHABI, 16. Februar (AFP). Rußland stellt bei der Waffenschau in Abu Dhabi ein Raketenabwehrsystem aus, mit dem es in Konkurrenz zur US-Rakete "Patriot" treten will. Die S 300-V-Rakete habe eine Treffergenauigkeit von 70 Prozent, sagte ein russischer Vertreter, die der "Patriot" liege nur bei 30 Prozent. Armenien wird wieder mit Gas versorgt MOSKAU, 16. Februar (AFP). Die Gasversorgung Armeniens ist wiederhergestellt. Seit Montag funktioniere die Pipeline von Turkmenistan über Georgien nach Armenien wieder, berichtete die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax. Die Leitung war durch eine Explosion unterbrochen worden. Eingeschmuggelte Chinesen entdeckt BANGKOK, 16. Februar (AFP). Die thailändische Polizei hat in dem Küstenort Pattaya 68 Chinesen entdeckt und festgenommen, die offenbar über Thailand illegal nach Taiwan oder Hongkong gebracht werden sollten.
WARSCHAU, 16. Februar (AP). Staatspräsident Lech Walesa hat am Montag abend das neue polnische Abtreibungsgesetz unterzeichnet. Das Gesetz, das in zwei Wochen in Kraft tritt, sieht ein fast völliges Verbot des Schwangerschaftsabbruchs vor. Damit gehört Polen ebenso wie Irland zu den europäischen Ländern mit den striktesten Regelungen in diesem Bereich.
Abtreibung ist nun nur noch statthaft, wenn Gefahr für Leib und Leben der Mutter besteht, wenn die Schwangerschaft Resultat von Vergewaltigung oder Inzest ist und wenn pränatale Untersuchungen am Fötus einwandfrei ergeben, daß das Kind unheilbar krank zur Welt kommen würde. Das Gesetz wurde im Januar von Sejm und Senat nach jahrelanger heftiger Debatte auf allen gesellschaftlichen Ebenen verabschiedet.
DÜSSELDORF, 16. Februar (AP). Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium hat am Dienstag vor gefährlichen Mängeln bei Halogenlampen gewarnt. An aus Taiwan importierten Stehleuchten seien in ausgeschaltetem Zustand Spannungen bis zu 58 Volt gemessen worden, teilte die Behörde in Düsseldorf mit. Bereits bei Spannungen ab 50 Volt müsse mit gesundheitlichen Gefährdungen gerechnet werden. Nach Feststellungen der Gewerbeaufsicht handelt es sich bei den Lampen um Montagesätze für etwa 180 Zentimeter hohe Deckenfluter. Aufgrund ungenügender Schutzisolierung könne es bei Berührung des Gehäuses zu elektrischen Schlägen kommen. Die Leuchten tragen nach Darstellung des Ministeriums die Typenbezeichnungen "Olympic" und "EFL-1007" und sind entweder aus schwarzem oder matt goldfarbenem Stahlrohr.
Zur Person:
RITA SÜSSMUTH, Bundestagspräsidentin, hat sich für die Zulassung der Abtreibungspille RU 486 in der Bundesrepublik ausgesprochen. In einem vorab veröffentlichten Interview des Magazins "Wochenpost" sagte die CDU-Politikerin, "das Präparat RU 486 wird inzwischen in drei europäischen Ländern beim Schwangerschaftsabbruch in Kliniken unter strenger ärztlicher Kontrolle eingesetzt". Die längsten klinischen Erfahrungen lägen in Frankreich vor. Die große Mehrheit der Mediziner beurteile den Einsatz dieses Präparats als ein Verfahren, das für die Frau körperlich schonender sei als ein herkömmlicher Eingriff. Deshalb sollte "auch bei uns eine Frau im Schwangerschaftskonflikt, die für sich keinen anderen Ausweg sieht als den Abbruch, zwischen unterschiedlichen medizinischen Verfahren wählen können". (AP)
SCHWERIN, 16. Februar (AP). Der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Berndt Seite, hat sich für den Bau eines modernen Großflughafens in diesem Bundesland ausgesprochen. Der CDU-Politiker sagte am Dienstag in Schwerin, der von den GUS-Truppen geräumte Flugplatz Parchim in Westmecklenburg erfülle mit seiner günstigen geographischen Lage alle Voraussetzungen, um den Ballungsgebieten Hamburg und Berlin Entlastung zu bringen. Nachdem sich gezeigt habe, daß die Alternativkonzepte für den Ausbau der Flughäfen in den beiden Großstädten nicht realisierbar seien, müsse endlich gehandelt werden.Kinder in Kot und Ungeziefer Hamburger Gericht nahm Mutter Jungen und Mädchen weg
HAMBURG, 16. Februar (AP). Ein Hamburger Vormundschaftsgericht hat einer Mutter ihre beiden völlig verwahrlosten Kinder vorläufig weggenommen. Dies teilte das Sozialamt des Bezirks Hamburg-Nord am Dienstag mit. Die 27jährige Sozialhilfeempfängerin hatte ihren zweijährigen Sohn und ihre vierjährige Tochter wochenlang verlaust und verfilzt in einer Wohnung im Stadtteil Barmbek eingesperrt. Laut Nachbarn war die Frau am Sonntag weggefahren.
Nur per Zufall entdeckten Polizisten am Wochenende die verwahrlosten Kinder. Offenbar hatten die Kleinen einen Wasserhahn aufgedreht und einen Wasserschaden verursacht. Die Mieter der darunterliegenden Wohnung hatten die Polizei angerufen, weil es von der Decke tropfte. In der Zwei-Zimmer-Wohnung von Tanja S. fanden Beamte den Jungen und das Mädchen zwischen Bergen von Abfall und Essensresten. Alles war voller Insekten. Die Polizisten fanden die Kinder nackt, unterkühlt und mit Kot verschmiert vor.
"So etwas habe ich noch nie gesehen. Das ist der schlimmste Fall, den wir hier jemals hatten", sagte Erika Schröter, Leiterin des Amtes für Soziale Dienste im Bezirk Nord. Bereits vor einem Jahr gab es einen "ernst zu nehmenden anonymen Anruf" beim Hamburger Kinder- und Jugendnotdienst. Doch zu einem Hausbesuch war es nie gekommen. "Frau S. hatte immer eine neue Ausrede, wenn Sozialarbeiter in ihre Wohnung kommen wollten", erklärte Schröter.
In unregelmäßigen Abständen habe es dennoch Kontakt zwischen der Mutter und dem Amt gegeben. Die Mutter sei meist mit ihren Kindern zur Behörde gekommen. Dort sei den Mitarbeitern nichts aufgefallen, sagte Schröter.
EBERHARD DIEPGEN, Regierender Bürgermeister von Berlin, hat sich dafür ausgesprochen, beispielsweise für Türken und Iraner die doppelte Staatsbürgerschaft zuzulassen. Der Berliner Zeitung sagte der CDU-Politiker: "Es gibt junge Türken hier, die sind in Deutschland aufgewachsen, die berlinern oft sogar besser als die Berliner." Aber ihre Familie würde größte Schwierigkeiten machen, wenn sie die türkische Staatsangehörigkeit aufgäben. "Für solche Fälle könnte es die Möglichkeit der Doppelstaatsbürgerschaft geben", meinte Diepgen. Das gelte auch für Iraner, deren Heimatland grundsätzlich niemanden aus der iranischen Staatsbürgerschaft entlasse. Die doppelte Staatsbürgerschaft müsse die Ausnahme bleiben, "aber wir müssen den hier aufgewachsenen Ausländern der zweiten und dritten Generation die Eingliederung erleichtern". (AFP)
"Vorübergehender Wanderer, wer auch immer es liest, bleib stehen und sieh, wie unwürdig dahin gerafft ich eitle Klagen erhebe. Leben konnte ich nicht länger als 30 Jahre. Denn es entriß mir ein Sklave das Leben, und er selbst stürzte sich kopfüber in den Strom. Es raubte diesem der Main, was er seinem Herrn entriß . . ."
Dieses holprige Gedicht - im Original natürlich in Latein - auf einem Grabstein in Mainz aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert gibt Kunde von einem Mord vor mehr als 1900 Jahren. Opfer der Tat wurde der von seinem römischen Herrn namens Marcus Terentius freigelassene Iucundus, der durch diesen Akt vom Sklaven zum römischen Bürger aufgestiegen war. Iucundus betreute für seinen ehemaligen Patron die Viehherden. Offenbar war es ihm zum Verhängnis geworden, daß er seinen Sklaven grausam oder ungerecht behandelt hatte.
Das auf dem Grabstein des Iucundus eingemeißelte Gedicht gilt als die einzige Grabinschrift, die die Ermordung eines Herrn durch einen Sklaven in den germanischen Provinzen Roms bezeugt. Dies stellt die Mainzer Historikerin Walburg Boppert in ihrem Buch "Zivile Grabsteine aus Mainz und Umgebung" fest, das in der Reihe "Corpus der Skulpturen der römischen Welt" erschienen ist.
Herausgeber sind das Römisch-Germanische Zentralmuseum Mainz und die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts in Frankfurt am Main in Verbindung mit dem Landesmuseum Mainz und der Association internationale d'Archeologie classique.
Von den mehr als hundert bekannten Grabsteinen der Zivilbevölkerung aus dem römischen Mainz stammen die meisten aus dem ersten, der kleinere Teil aus dem zweiten und dritten Jahrhundert nach Christus. Sie wurden für römische Bürger, Freigelassene und sogar für Sklaven errichtet. Weitaus mehr Grabmäler sind jedoch von Angehörigen der römischen Armee erhalten, die Mainz, das römische Mogontiacum, vom Jahre 10 vor Christi an bis in das fünfte Jahrhundert danach als Garnison ausgebaut hatte.
Die Grabmäler für Sklaven in Mogontiacum, die von römischen Bürgern, Freigelassenen, aber auch von Sklaven in Auftrag gegeben wurden, sind Inschriftstellen ohne Bildnis der Toten. Die dort bezeugten Namen wie Phönix, Irophimus oder Diomedes sind überwiegend griechisch und können wie Lesbius, Corintus oder Rodine als Hinweise auf ihre Heimat im griechischen Osten der antiken Welt verstanden werden.
Einige repräsentative Grabsteine deuten darauf hin, daß manche Sklaven vermögend waren und ihnen mitunter eine familienähnliche Lebensgemeinschaft zugestanden wurde, obwohl ihnen die Rechte der römischen Bürger oder Freigelassenen nicht zugestanden wurden. So konnten beispielsweise die Sklaven der Gattin des Legionskommandanten, Hedyepes und Genesia, für ihren Sohn Hipponicus ein zwei Meter hohes Grabmal errichten oder die Sklavin Telesphoris für ihr namenloses Kind einen Grabaltar sogar ein zweites Mal anfertigen lassen.
Zu den prächtigsten Grabmälern der Zivilbevölkerung im römischen Mainz gehören zwei, die für Einheimische errichtet wurden. Eines ist einem unbekannten Ehepaar aus dem heutigen Mainz-Weisenau gewidmet. Es zählt zu den qualitätsvollsten Grabmälern der Rheinzone. Der Mann sitzt in keltischer Tracht auf einem Hocker, neben ihm steht seine Frau, bereits nach römischer Mode gekleidet. Da der Mann in seiner linken Hand eine Blume hält, nennen die Archäologen ihn den "Weisenauer Gärtner".
Dies Grabmal und auch jenes für den Mainzer Schiffsunternehmer Blussus und seine Frau wurden aus lothringischem Kalkstein hergestellt, der von weit her transportiert werden mußte. Auf der Vorderseite des Mals sind Blussus mit Leder-Geldbeutel und seine Frau Nemimane in der Tracht des um Trier wohnenden keltischen Volkes der Treverer mit Wollspindel und Hündchen auf dem Schoß zu sehen. Der Junge im Hintergrund könnte der in der Inschrift genannte Sklave Satto oder - wohl eher - der Sohn des Paares mit dem schon römischen Namen Primus sein.
Auf der Rückseite des Grabsteines ist neben Blatt- und Fruchtgirlanden ein Frachtschiff mit zwei Steuerleuten und zwei der vier Ruderer abgebildet. Dieses sogenannte Blussusschiff gilt als die älteste römische Schiffsdarstellung nördlich der Alpen. Die Länge dieses Wasserfahrzeuges wird von dem Bremerhavener Schiffsexperten Detlev Ellmers auf mehr als zehn Meter geschätzt. Abgesehen von geringfügigen technischen Verbesserungen war der Kahn unter der Bezeichnung Oberländer oder "Mainzer Lade(n)" noch im 19. Jahrhundert als Transportschiff in Gebrauch. DORIS BAUMBAUER (dpa)
OLDENBURG, 16. Februar (dpa). Gegen eine Ampel-Koalition mit SPD, Grünen und FDP in Bonn nach der Bundestagswahl 1994 hat sich der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) ausgesprochen. Es sei sehr problematisch, alle Partner unter einen Hut zu bekommen, sagte er der Oldenburger Nordwest-Zeitung am Dienstag. Die SPD sollte sowohl für eine rot- grüne als auch eine sozialliberale Koalition offen sein. "Wir koalieren mit der kleinen Partei, mit der wir die meisten unserer Ziele durchsetzen können", sagte er, aber es sei nicht ganz einfach, mit den Grünen zu regieren. Eine absolute SPD- Mehrheit hält er für unrealistisch.
MANAGUA, 16. Februar (dpa). In Nicaragua, wo sich seit einiger Zeit wieder bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen rechten und linken Gruppen häufen, sind seit Wochenbeginn neun Menschen Opfer politischer Gewalt geworden.
Nach Rundfunkberichten vom Montag kamen drei Menschen im Norden des Landes bei einem Überfall von Contra- Rebellen auf eine von Sandinisten geführte landwirtschafliche Kooperative ums Leben. Drei weitere Menschen starben, als Unbekannte eine Hacienda in der Provinz Matagalpa mit einer Handgranate angriffen. Eine Gruppe wiederbewaffneter Contras teilte mit, sie habe bei einem Angriff auf eine Armee-Einheit drei Soldaten getötet. Seit Mitte Dezember sind damit in Nicaragua nahezu 100 Menschen bei politisch motivierten Gewalttaten ums Leben gekommen.
MANILA, 16. Februar (dpa). Am philippinischen Vulkan Mayon haben die Experten Entwarnung gegeben: Vorerst sei nicht mit einem weiteren größeren Ausbruch des Feuerberges zu rechnen, hieß es am Dienstag in Manila. Die ersten Bewohner der evakuierten Gebiete seien bereits in ihre Heimatdörfer rund um den Vulkan zurückgekehrt. In der vergangenen Woche hatten die philippinische Armee mindestens tausend Einwohner aus Dörfern in unmittelbarer Vulkannähe gegen ihren Willen evakuiert. Der 2421 Meter hohe Mayon war am 2. Februar ausgebrochen. Bei diesem und weiteren schweren Beben sind seit Anfang Februar mindestens 73 Menschen umgekommen.
FRANKFURT A. M., 16. Februar (dpa). Autofahrer in Italien müssen von Dienstag abend an mit geschlossenen Tankstellen rechnen. Die Tankstellenpächter haben nach Mitteilung des Bundesverbandes des Deutschen Güterfernverkehrs einen Streik angekündigt. Er soll von Dienstag abend 19 Uhr bis zum kommenden Freitag 7 Uhr dauern.
ROM, 16. Februar (dpa). Aus Protest gegen die Streichung von Steuervergünstigungen haben die italienischen Tankstellenpächter von Dienstag abend an einen 60stündigen Streik ausgerufen. Bis zum Freitag morgen sollen alle Zapfsäulen geschlossen bleiben, nur auf den Autobahnen gilt der Ausstand nach Angaben der Gewerkschaften vom Dienstag lediglich bis Mittwoch, 22 Uhr. Am Donnerstag soll ein Notdienst sichergestellt sein. Damit werden auch für Touristen und den Güterfernverkehr erhebliche Behinderungen erwartet.
HAMBURG (dpa). Der Bundesverband Deutscher Fruchthandelsunternehmen hat bereits juristische Schritte gegen die neue Bananenmarktordnung vorbereitet. "Die Klageschrift gegen den EG-Beschluß liegt in erster Fassung vor", erklärt Verbands-Geschäftsführer Ulrich Boysen. Sechs Fruchtimporteure - darunter Scipio (Bremen) und Dole (Hamburg) - werden in zwei bis drei Wochen die Klage beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) einreichen. Zudem wollen die Händler eine einstweilige Verfügung erwirken. Die Agrarminister hatten beschlossen, Einfuhrlizenzen für Dollar-Bananen europaweit neu zu verteilen.
Bei den Fruchthändlern herrscht weiterhin "große Bestürzung und Ratlosigkeit" über die Brüsseler Entscheidung. Alle Hoffnung richte sich auf den Erfolg der Klagen. "Dennoch wollen wir nichts überstürzen", betont Boysen. Da der Gerichtshof als "pingelig" bekannt sei, bedürfe die Klageschrift bester Vorbereitung. Um den EG-Beschluß rückgängig zu machen, wollen die Fruchtimporteure auch ihre lateinamerikanischen Handelspartner motivieren, ihre Interessen beim Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (GATT) geltend zu machen.
ROSTOCK, 16. Februar (dpa). Die Stadt Rostock hat ernsthafte Zahlungsprobleme. Erste Folge: 6100 Angestellte müssen auf ihr Februargehalt warten, das eigentlich zum 15. des Monats gezahlt werden sollte. Mit Kassenkrediten in Höhe von 104 Millionen Mark hat die Hansestadt das Limit erreicht und darf keine weiteren Schulden machen, sagte Finanzsenator Dieter Neßelmann (CDU) am Dienstag vor Journalisten. Die Zahlungsprobleme würden die Stadt zu Einsparungen in der Verwaltung und bei eigenen Einrichtungen zwingen.
Bis Ende der Woche sollen die Gehälter für die Angestellten überwiesen werden können. Durch Einforderung aller Rückstände - sie betragen für 1992 allein 78 Millionen Mark - und der Stadt zustehender Zahlungen vom Land hofft Neßelmann, das Geld aufbringen zu können.
MANNHEIM, 16. Februar (dpa). Im Großkraftwerk Mannheim ist am späten Montag abend ein Millionenschaden durch einen Kupplungsabriß an einer Turbine entstanden. Menschen wurden nicht verletzt, berichtete die Polizei am Dienstag.
Im Maschinenhaus des Großkraftwerks war die Kupplung zwischen Turbine und Getriebe gerissen. Als Folge brach auch das Ende der Turbinenwelle ab. Durch die Bewegungsenergie wurden nahezu tonnenschwere Teile der Welle und der Kupplung bis zu 30 Meter weit durch die Maschinenhalle geschleudert. Sie beschädigten benachbarte Aggregate und die Halle selbst. Zudem entzündete sich auslaufendes Öl. Der Brand wurde aber rasch gelöscht, giftige Gase gelangten den Angaben zufolge nicht in die Atmosphäre.Zur Person:
EWALD KÖNIG, Deutschlandkorrespondent der österreichischen Tageszeitung "Die Presse", ist in Bonn in seinem Amt als Vorsitzender des Vereins der Ausländischen Presse in der Bundesrepublik bestätigt worden. Stellvertretende Vorsitzende ist die niederländische Journalistin Hetty Hessels. Dem erweiterten Vorstand gehören Journalisten aus der Schweiz, der Türkei, den USA, Großbritannien, Vietnam, Rußland und Bulgarien an. (dpa)
WIEN (AP/dpa). Nach viertägigem zähen Ringen haben sich die Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) am Dienstag abend in Wien endgültig auf einen Kompromiß zur Beschränkung der Fördermenge und zur Aufteilung der Förderquoten verständigt. Die Vereinbarung sieht vor, daß die zwölf Opec-Staaten ab 1. März täglich 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl weniger auf den Markt bringen. Die Drosselung soll helfen, den Ölpreis zu stabilisieren und die Fördermengen auf die weltweit schwächere Nachfrage einzustellen. Die tägliche Gesamtfördermenge des Kartells soll bis Juni auf knapp 23,6 Millionen Barrel begrenzt werden.
Eine endgültige Einigung war lange durch Sonderwünsche Kuwaits verhindert worden. Derzeit gilt im Kartell ein Förderlimit von 24,6 Millionen Barrel pro Tag. Tatsächlich werden laut Experten gut 25 Millionen gefördert. Kuwait pumpt mit Zustimmung der anderen Länder bei einer Quote von 1,5 Millionen rund 1,7 Millionen. Nach der in Wien diskutierten Formel soll das Emirat nun auf 1,44 Millionen zurückgehen, dann aber Teile der Quoten Saudi-Arabiens, Venezuelas und der Vereinigten Arabischen Emirate erhalten, so daß es auf eine effektive Förderung von 1,6 Millionen Barrel käme.
BUENOS AIRES, 16. Februar (dpa). Der Leiter des jüdischen Dokumentationszentrums, Simon Wiesenthal, hat es abgelehnt, in Argentinien Nazi-Archive zu sichten. In einer Erklärung, die in Wien und Paris veröffentlicht wurde, hieß es nach Presseberichten in Buenos Aires vom Dienstag, die argentinischen Behörden seien vor neun Monaten um präzise Auskünfte gebeten worden. "Bisher haben wir keine Antwort erhalten", stellten Wiesenthal und sein Mitarbeiter Shimon Samuels fest. "Wir wollen keine Einladungen mehr, wir wollen Dokumente."
Der argentinische Außenminister Guido Di Tella hatte Wiesenthal am Wochenende eingeladen, alle Unterlagen in seinem Ministerium einzusehen. Wiesenthal hatte vor kurzem vermutet, es würden Akten über Nazis, die nach dem Zweiten Weltkrieg in das südamerikanische Land geflüchtet waren, zurückgehalten. Er hatte die Öffnung der Archive, die Präsident Carlos Menem im Februar 1992 angeordnet hatte, "Show" genannt.
TÖNNING, 16. Februar (dpa). Die Nordsee nagt am Eidersperrwerk an der schleswig-holsteinischen Westküste: Die Sanierung von Rissen und Löchern wird voraussichtlich rund 30 Millionen Mark kosten. Das sagte der Leiter des Wasser- und Schiffahrtsamtes Tönning, Uwe Hollmer, am Dienstag.
Das 1973 fertiggestellte Sperrwerk liegt in der Mündung des Flusses Eider und dient dem Küstenschutz. Bei einer Sturmflut werden die riesigen Tore des Sperrwerks geschlossen und so die dahinter liegenden Gebiete vor einer Überflutung bewahrt.
Durch den Bau des 171 Millionen Mark teuren Eidersperrwerkes war der Fluß von ursprünglich 4,8 Kilometer auf 200 Meter eingeengt worden. Das Wasser der Eider gelangt durch fünf Öffnungen von je 40 Meter Breite durch das Sperrwerk. Die große Fließgeschwindigkeit des Wasser hatte schon in der Vergangenheit zu Schäden am Sperrwerk geführt.
BUDAPEST, 16. Februar (dpa/AP). Die Innen- und Justizminister aus 33 europäischen Staaten haben den international operierenden Flüchtlings-Schlepperbanden den Kampf angesagt: Zum Abschluß ihrer Konferenz über illegale Wanderung beschlossen sie am Dienstag in Budapest verschärfte Strafvorschriften gegen die Einschleusung von Menschen in allen Teilnehmerstaaten. Außerdem sollen mit modernster Technik ausgerüstete, speziell ausgebildete Polizei-Einheiten aufgestellt werden, die ihre Informationen über Menschenhändler austauschen.
Die Budapester Konferenz sprach sich darüber hinaus für verschärfte Personen- und Ausweiskontrollen an den Grenzübergängen aus. Außerhalb der Übergänge sollen mobile Überwachungstrupps geschaffen werden, die rund um die Uhr im Dienst sind, über Hubschrauber und, so die verabschiedete Richtlinie, über "hochwirksame Ausrüstung" verfügen.
Als besonderen Erfolg des Treffens bewertete Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) die Absicht der Teilnehmerstaaten, Verträge über die Pflicht zur Rücknahme von Personen abzuschließen, die über den jeweiligen Staat in einen anderen illegal eingereist sind. Eine Arbeitsgruppe unter ungarischer Leitung soll die Details eines solchen Rücknahmeübereinkommens ausarbeiten. Gering war dagegen das Echo auf Seiters' Vorstoß, jedes Land solle die Kosten für die Abwehr einer unkontrollierten Zuwanderung anteilig tragen.
Ungarns Innenminister Peter Boross betonte in seiner Abschlußrede erneut die Notwendigkeit eines finanziellen Lastenausgleichs für diejenigen Länder, die die beschlossenen Sicherheitsstandards und die Flüchtlingsprobleme allein nicht bewältigen können. (Kommentar Seite 3)
SARAJEWO/ZAGREB, 16. Februar (dpa/AP/Reuter/AFP). Serbische Militärs haben am Dienstag einem von zwei Hilfskonvois der Vereinten Nationen (UN) für den Osten Bosniens die Durchfahrt genehmigt. Wie das Flüchtlingshilfswerk der UN (UNHCR) in Zagreb berichtete, ließen die bosnischen Serben einen Konvoi mit Hilfsgütern für die belagerte 45 000-Einwohner-Stadt Gorazde am Nachmittag den Grenzpunkt Zvornik passieren. Erst kurz zuvor hatte der Bürgermeister von Gorazde die Weltöffentlichkeit eindringlich um Hilfe für die hungernden Menschen in seiner Stadt gebeten. Dagegen hielten die Serben den seit drei Tagen blockierten Hilfstransport für die Ortschaft Cerska weiterhin an der Grenze zu Rest-Jugoslawien fest, obwohl der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic zugesichert haben soll, daß die Lkw die Grenze passieren könnten.
Zehn Lastwagen mit fast 70 Tonnen Nahrung und Medikamenten für rund 25 000 Menschen wurden von den serbischen Militärs an der Weiterfahrt in das nur 40 Kilometer entfernte Cerska gehindert. "Der örtliche Befehlshaber in Zvornik beruft sich auf fehlende Anweisungen des Oberkommandeurs der bosnisch- serbischen Truppen", erklärte eine UNHCR-Sprecherin. Dieser hatte dem Konvoi erst am Vorabend die Weiterfahrt ausdrücklich untersagt. Der bosnische Rundfunk vermutete in diesem Zusammenhang, daß die Angehörigen der UN "wohl nicht sehen sollten, daß in diesem Gebiet auch reguläre Einheiten der jugoslawischen Armee eingesetzt sind". Das UN-Flüchtlingshilfswerk stellte am Dienstag die Hilfe für Sarajewo vorerst ein, da dort alle Lebensmittellager "überfüllt" sind. Grund hierfür ist die Weigerung der Regierung, Hilfsgüter zu verteilen, solange die Moslems in den belagerten Städten Ostbosniens nicht versorgt werden. Nach UN-Angaben haben sich in Sarajewo inzwischen 2500 Tonnen Hilfsgüter angesammelt. In Genf kritisierte das UNHCR die Haltung der bosnischen Regierung als "politisches Spiel" mit humanitärer Hilfe.
Serbische und moslemisch-kroatische Einheiten lieferten sich in Sarajewo erneut schwere Kämpfe. Aus dem Norden Bosniens meldeten sowohl die serbischen als auch moslemisch-kroatischen Truppen Erfolge in der schon Monate dauernden Schlacht um die Save-Ebene. In der zu Kroatien gehörenden Krajina dauerten die Kampfhandlungen zwischen Kroaten und Serben an.
Der russische Sonderbeauftragte für Jugoslawien lehnte am Montag abend die Vorschläge der USA zur Beendigung der Kämpfe in Bosnien ab, die unter anderem verstärkte Sanktionen gegen Serbien und die härtere Durchsetzung des Flugverbots in Bosnien vorsehen. Der stellvertretende Außenminister Witali Tschurkin sagte, der Friedensplan der Vermittler Cyrus Vance und David Owen sollte nicht geändert werden.
DÜSSELDORF, 16. Februar (dpa). Zu Bewährungs- und Freiheitsstrafen zwischen zehn Monaten und vier Jahren wegen Brandanschlägen auf Aussiedlerheime sind am Dienstag fünf Männer im Alter von 17 bis 26 Jahren verurteilt worden. Die Jugendkammer des Düsseldorfer Landgerichts setzte drei Strafen zur Bewährung aus. Sie sah es als erwiesen an, daß die Clique im September 1992 zweimal Molotow-Cocktails auf eine Aussiedlerunterkunft geworfen hatte. Ein politischer Hintergrund der Taten, bei denen keine Menschen zu Schaden kamen, sei nicht erkennbar.
Die "politisch völlig ungebildeten" Männer hätten aber unkritisch ausländerfeindliche Stimmungen aufgenommen und in zum Teil betrunkenem Zustand "Polen aufmischen" wollen, so die Richter. Mit der Strafzumessung sollten Nachahmer abgeschreckt werden. Die Verteidigung kündigte Rechtsmittel gegen die Strafen ohne Bewährung an.
DRESDEN, 17. Februar (dpa). In Sachsen sollen sich ehemalige Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit künftig erst gar nicht um ein Landtagsmandat bewerben dürfen. Das Landeskabinett billigte in Dresden den Entwurf eines Landeswahlgesetzes, wonach jeder Bewerber mindestens fünf Wochen vor der Wahl erklären soll, daß er nicht für die Stasi gearbeitet oder in anderer Weise gegen Grundsätze der Menschlichkeit oder Rechtsstaatlichkeit verstoßen hat.
Laut Gesetzentwurf soll die Zahl der Abgeordneten im Parlament von 160 auf 120 verringert werden. Jeweils die Hälfte soll direkt in Wahlkreisen und über Landeslisten der Parteien für fünf Jahre gewählt werden.
MAINZ, 16. Februar (dpa). Zu sieben Jahren Freiheitsstrafe wegen sexuellen Mißbrauchs seiner beiden Töchter ist am Dienstag ein 45jähriger von einer Großen Strafkammer in Mainz verurteilt worden. Der Mann hatte nach seiner Scheidung das Besuchsrecht für die Kinder ausgenutzt, um sich an den Mädchen im Alter von sechs und acht Jahren zu vergehen. Im Prozeß stritt der Vater alle Vorwürfe ab und sprach von einem Komplott seiner geschiedenen Frau. Sie habe die Kinder zur Falschaussage angehalten. Dagegen bescheinigte ein Gutachter beiden Mädchen absolute Glaubwürdigkeit.
BRÜSSEL, 17. Febraur (dpa). Die Europäische Gemeinschaft und ihre Mitgliedstaaten haben Togos Regierung mit Konsequenzen gedroht, falls demokratische Reformen in dem westafrikanischen Land weiter behindert werden. In einer am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Erklärung verurteilen die Zwölf die jüngsten Gewaltakte gegen die Bevölkerung in Lome und beklagen, daß die Vermittlung der Europäer zwischen den Konfliktparteien erfolglos geblieben ist.
Deutschland und Frankreich hatten sich in den vergangenen Wochen in Colmar vergeblich bemüht, zwischen den Parteien eine friedliche Einigung herbeizuführen. In dem Land tobt seit Monaten ein Machtkampf zwischen dem Militärregime unter Führung von Präsident Gnassingbe Eyadema und der Opposition.
Michael Stich hat vier Tage nach der bitteren Niederlage gegen Boris Becker in Mailand seine Form wiedergefunden und beim 2,25-Millionen-Dollar-Turnier in Stuttgart souverän das Achtelfinale erreicht. Der Elmshorner absolvierte sein Auftaktmatch gegen den russischen Weltranglisten-38. Andrej Tscherkasow konzentriert und locker mit einem 7:5, 6:3- Sieg in 1:25 Stunden. Lokalmatador Carl- Uwe Steeb hingegen hat seine Negativ- Serie fortgesetzt: Wie schon in den vergangenen drei Jahren überstand der Schwabe die erste Runde in Stuttgart nicht. Der Weltranglisten-27. mußte sich nach einer mäßigen Partie dem 36 Plätze schlechter eingestuften Omar Camporese nach 1:40 Stunden mit 6:7 (4:7), 5:7 geschlagen geben.
Während Steeb über die Daviscup-Begegnung gegen Rußland Ende März nachdachte, sammelte Stich auf dem Centre Court schon praktische Erfahrungen: Mit Tscherkasow besiegte er den zweiten russischen Einzelspieler innerhalb einer Woche, nachdem er in Mailand schon Alexander Wolkow geschlagen hatte. Der Weltranglisten-Elfte wirkte gelöst und voller Selbstvertrauen, kurz: völlig anders als bei der Zwei-Satz-Niederlage gegen Becker.
Steeb hatte zuvor ein Zweitrunden-Duell gegen den an Nummer 7 gesetzten Südafrikaner Wayne Ferreira verpaßt. "Camporese ist auf dem schnellen Boden einfach der bessere Spieler", gab Steeb unverhohlen zu. Der Italiener profitierte von den Konzentrationsschwächen seines Gegners. Bezeichnend der Tie-Break des ersten Satzes: Steeb gab seine ersten beiden Aufschläge ab und geriet sofort mit 0:5 unrettbar in Rückstand. Im zweiten Durchgang besiegelte ein Break zum 5:6 sein "Aus".
Boris Becker konnte am Abend mit seiner ersten Aufwärmübung in Stuttgart zufrieden sein. Das Publikum empfing ihn an der Seite von Patrik Kühnen (Mannheim) zum Doppel, das die Deutschen mühelos mit 6:4, 6:3 gegen Byron Talbot/Todd Witsken (Südafrika/USA) gewannen. dpa
MÜNCHEN (dpa/tmh). Die Siemens- Tochter Osram führt wegen der Flaute in der PS-Branche in der Autolampenfertigung Kurzarbeit ein. Das kündigt Firmenchef Wolf-Dieter Bopst an. Betroffen sind bis September in Herbrechtingen 390 und in Eichstätt 80 Beschäftigte. Im Geschäftsjahr 1992/93 zum 30. September sollen zudem 200 bis 300 der noch 8000 Stellen hierzulande eingespart werden.
Mit dem Kauf des nordamerikanischen Lampengeschäfts Sylvania des US-Konzerns GTE sieht Bopst sein Haus vor der größten Herausforderung in der 74jährigen Unternehmensgeschichte. Der Lampenhersteller werde sich "in seiner Struktur total verändern". Was die Übernahme für die Jobs bedeutet, wollte der Manager nicht konkret sagen, doch merkt er an, die Folgen würden in Deutschland in "begrenztem Rahmen" bleiben. Den Umsatz der Gruppe sieht er nach dem Zukauf von zuletzt 3,1 auf rund 5,3 Milliarden Mark wachsen, die Belegschaft von bisher 16 100 auf 29 000. Binnen drei Jahren soll die Integration der neuen Osram Sylvania, die 1993/94 voll in die Bilanz einbezogen wird, geschafft sein.
Für die laufende Periode rechnet das bisherige Stammhaus "bestenfalls noch mit ein bis zwei Prozent Wachstum". Den zuletzt von 83 auf 87 Millionen Mark gekletteren Überschuß will Bopst halten.
Ergebnis-Telegramm
Frauen, 200 m Freistil: 1. van Almsick (Berlin) 1:57,91 Min.; 2. O'Neil (Australien) 1:58,78, 3. Osygus (Bonn) 2:00,91, 100 m Brust: 1. Huang (China) 1:07,88 Min.; 2. Riley (Australien) 1:09,07; 3. Becue (Belgien) 1:10,21. TENNIS
GRAND-PRIX-TURNIER in Stuttgart, Männer, 1. Runde: Camporese (Italien) - Steeb (Stuttgart) 7:6 (7:4), 7:5, Stich (Elmshorn) - Tscherkassow (Rußland) 7:5, 6:3.
Doppel, 1. Runde: Becker/Kühnen (Leimen/ Mannheim) - Talbot/Witsken (Südafrika/ USA) 6:4, 6:3.
Beim Schwimm-Weltcup in Sheffield stellte die Hamburger Sandra Völker mit 28,33 Sekunden einen neuen Kurzbahn- Weltrekord über 50 m Rücken auf. Die 18jährige Schülerin verbesserte die alte Bestmarke der Chinesin Xue Lei.
Mit einer technisch und kämpferischen Galavorstellung brillierte Neu-Borusse Matthias Sammer am Dienstag im Ablösespiel gegen seinen alten Verein Inter Mailand. Das insgesamt hochklassige Spiel und in der zweiten Halbzeit auch ansehnliche Spiel im Dortmunder Westfalenstadion gewann der Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund souverän mit 4:0 (1:0) gegen den Tabellen-Zweiten der ersten italiensichen Liga. Dabei konnte der für die Rekordsumme von rund 8,5 Millionen Mark in der Winterpausse verpflichtete zwölfmalige Nationalspieler Sammer in jeder Phase hundertprozentig überzeugen.
Als Ideengeber und ständiger Antreiber war der frühere Dresdner diesmal Lenker und Denker im BVB-Mittelfeld neben einem gleichfalls gut aufgwelegten Michael Rummenigge. Die Tore für den in hervorragender Verfassung aufspielenden Vize-Meister schossen Povlsen (25./73.), Chapuisat (64.) sowie Auswechselspieler Sippel (78.). Die Mailänder konnten vor 14 000 Zuschauern nicht überzeugen und unterlagen auch in dieser Höhe verdient.
Fünf Tage vor dem Start der Rückrunde in der Fußball-Bundesliga demonstrierten die Dortmunder Klasse-Fußball. Sammer harmonierte mit Michael Rummenigge schon nahezu perfekt, so daß sehr viel Druck aus dem Mittelfeld kam und die äußerst spielfreudigen Stürmer lediglich einschießen mußten. Klare Torchancen hatte der Gast aus der lombardischen Metropole nur ganz wenige. Allein Scillaci (2.) und Stafico (59.) versäumten es bei den zwei einzigen guten Möglichkeiten, das Resultat zu verbessern. dpa
NEW YORK, 17. Februar (dpa). Geoff Case brauchte am Dienstag nur zehn Minuten und 15 Sekunden, um die 86 Stockwerke des Empire State Building zu erklimmen. Der 34jährige Australier stellte damit einen neuen Weltrekord auf. Bei den weiblichen Teilnehmern war seine Schwägerin Sue Case als erste oben. Sie brauchte für das 380 Meter hohe Gebäude zwölf Minuten und 43 Sekunden. Insgesamt haben 122 Athleten aus sechs Ländern an diesem Wettbewerb, der heuer zum 16. Mal stattfand, teilgenommen. Der älteste Läufer war ein 81jähriger Italiener, die jüngste Teilnehmerin eine 19jährige Amerikanerin.Drei Prozent mehr für Beamte noch später
BONN, 16. Februar (dpa). Die Anpassung der Beamtenbesoldung an den Tarifabschluß im öffentlichen Dienst mit einer Lohnerhöhung von drei Prozent soll nicht nur um drei, sondern um vier Monate verschoben werden. Das teilte der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Hermann Otto Solms, am Dienstag nach einer erneuten Koalitionsrunde mit. Eine Arbeitsmarktabgabe als Sonderbeitrag für bestimmte Berufsgruppen wie Beamte und Selbständige werde es mit der FDP nicht geben, sagte Solms.
BONN, 16. Februar (dpa). Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) sieht sich und andere Politiker nahezu kriminellen Machenschaften professioneller Nachrichtenhändler ausgesetzt. Politiker und ihre Verwandtschaft und Bekanntschaft würden über Jahre ausspioniert, bestimmte Informationen und Gerüchte in Dossiers aufbereitet und schließlich gegen viel Geld interessierten Medien angeboten. Wenn dann bereitwillig verbreitet werde, was "irgendein Krimineller irgendwem über irgendeinen Politiker erzählt", stelle sich die Frage, "ob Politiker noch einen Mindestehrenschutz haben in dieser Republik", sagte Lafontaine am Montag abend vor Journalisten in Bonn. Von der in manchen Medien inszenierten angeblichen Affäre um den von ihm beschäftigten, einst vorbestraften Mitarbeiter sei nichts übriggeblieben, als daß "dessen zehnjähriger Sohn heute auf dem Schulhof Spießruten laufen muß. Das nenne ich Schweinejournalismus", sagte der stellvertretende SPD-Vorsitzende.
BONN, 16. Februar (dpa). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Deutsche Philologenverband haben am Dienstag Bund und Länder vor einer weiteren Sparpolitik zu Lasten von Schülern und Studenten gewarnt. GEW-Vorsitzender Dieter Wunder sprach von einer Gefahr für den "Wirtschaftsstandort Bundesrepublik Deutschland". Der neue Vorsitzende des Philologenverbandes, Heinz Durner, sagte, viele Politiker seien dabei, den Wettbewerbsvorteil eines qualitativ hochwertigen Bildungssystems "leichtfertig zu verspielen".
Durner beklagte, daß gegenwärtig Bildung in "Buchhaltermentalität" zur Sanierung der Haushalte mißbraucht werde. An den Schulen würden der Unterricht gekürzt, die Fächerwahl und das Kursangebot eingeschränkt, Arbeitsgemeinschaften und musische Aktivitäten dezimiert, Klassenstärken erhöht und die Bedingungen für Schüler und Lehrer verschlechtert.
Wunder und Durner verurteilten die Bonner Empfehlung an die West-Länder, zugunsten des Aufbaus Ost die 13. Klasse am Gymnasium zu streichen.
BONN, 16. Februar (dpa). Für die 100 000 studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte an den Hochschulen der alten Bundesländer gibt es weiterhin keinen Tarifvertrag. Die Länderseite habe sich bis zum 31. März erneut eine Bedenkfrist erbeten, berichtete das Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Gerd Köhler, am Dienstag in Bonn. Köhler warf den Ländern vor, sie wollten mit ihrem erneuten Aufschub erreichen, daß der Tarifvertrag nicht zum Sommersemester in Kraft treten kann.
MOSKAU, 16. Februar (AFP). Russische Experten haben vor der Gefahr gewarnt, die von den ukrainischen Atomwaffendepots ausgeht. Die Kontrollen in diesen Einrichtungen seien ungenügend, berichteten Spezialisten des russischen Generalstabs nach einer Inspektionsreise. Wie die Zeitung Iswestija am Montag berichtete, werden in den 16 Raketenabschußbasen in Perwomajsk die Sicherheitsstandards für die Lagerung der Atomsprengköpfe nicht eingehalten. Austretende radioaktive Strahlen bedrohten die Gesundheit der Angestellten der Anlagen. Auf ukrainischem Gebiet sind mehr als 1600 Atomsprengköpfe stationiert. Das Abrüstungsabkommen START-1 ist vom ukrainischen Parlament bisher nicht ratifiziert worden.
SAN SALVADOR, 16. Februar (AFP). Mutmaßliche Mitglieder sogenannter "Todesschwadronen" haben am Samstag zwei junge Menschenrechtsaktivisten in El Salvador gefoltert und getötet. Das teilten Familienangehörige der Opfer am Montag mit. Die beiden Mitglieder des "Komitees der Angehörigen von verschwundenen und aus politischen Gründen ermordeten Personen" (CODEFAM) wurden den Angaben zufolge von Unbekannten verfolgt, als sie im Auto auf einer Straße im Osten des Landes unterwegs waren. CODEFAM-Sprecher sagten, nach Augenzeugenberichten habe es sich bei den Tätern um Militärs gehandelt. Sie hätten das Auto durch Schüsse zum Stehen gebracht, die beiden Jugendlichen gefesselt und ihnen mit chemischen Substanzen Verbrennungen zugefügt, bevor sie sie erschossen.
Die frühere Guerillaorganisation Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) forderte unterdessen die Regierung auf, umgehend Ermittlungen einzuleiten. Die Täter seien vermutlich in Kreisen der Armee zu suchen, die sich dem Demokratisierungsprozeß in El Salvador widersetzten.
RIO DE JANEIRO, 16. Februar (AFP). Die Polizei von Rio de Janeiro hat am Montag die Festnahme eines der mutmaßlichen Mörder der Verantwortlichen der "Mütter von Acari" bekanntgegeben. Edmeia da Silva Euzebio war am 15. Januar im Zentrum von Rio de Janeiro von zwei Männern getötet worden.
Sie hatte zusammen mit Nachbarinnen des im Norden Rios gelegenen Elendsviertels Acari versucht, die Umstände der Ermordung von elf Jugendlichen im Juli 1990 aufzuklären, darunter ihres 17jährigen Sohns. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde ein 47jähriger Zuträger der Polizei festgenommen.
DUISBURG, 16. Februar (AFP). Die IG Metall hat zur Beilegung der Krise in der Stahlindustrie ein nationales Stahlkonzept und eine europaweit abgestimmte Anti-Krisen-Politik gefordert. Auf nationaler Ebene müßten an diesem Konzept Bundes- und Länderregierungen, Treuhandanstalt und die IG Metall beteiligt werden, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Franz Steinkühler bei einer Stahlkonferenz am Dienstag in Duisburg-Rheinhausen. Vor Betriebsräten, leitenden Vertrauensleuten und Vertretern aller deutschen Stahlregionen forderte Steinkühler Stahlunternehmer und Politiker auf, nicht länger "mit den Arbeitsplatzängsten der Belegschaften zu spielen".
JERUSALEM, 16. Februar (AFP/dpa/ Reuter). Die israelische Armee ist am Dienstag an der Grenze zu Libanon in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden, weil Israel Anschläge der pro-iranischen Untergrundorganisation Hisbollah zum Jahrestag der Tötung ihres Führers Abbas Mussaui fürchtet. Wie aus Militärkreisen verlautete, stünden die Soldaten im israelischen Territorium und in der von Israel beanspruchten "Sicherheitszone" in Südlibanon in Alarmbereitschaft.
Nach Berichten des Radios der pro-israelischen Miliz Südlibanesische Armee (SLA) wurden in der Nacht zum Dienstag zwei Stellungen der israelischen Armee in der "Sicherheitszone" beschossen, aber nicht getroffen. Am Montag abend waren zwei anti-israelische Kämpfer bei einem Zusammenstoß mit israelischen Soldaten bei Bint Dschbeil in der "Sicherheitszone" getötet worden. Nach Angaben des israelischen Militärs wird die Alarmbereitschaft mehrere Tage aufrechterhalten.
Die Arabische Liga forderte die Vereinten Nationen auf, in den von Israel besetzten Gebieten einzugreifen. In einer am Dienstag in Kairo verabschiedeten Erklärung betonte der Liga-Rat, die "immer ernster" werdende Lage insbesondere im Gazastreifen erfordere schnelles Handeln, vor allem der UN- Menschenrechtsorganisation. Gleichzeitig forderte der Rat erneut die sofortige Rückkehr aller über 400 im Dezember von Israel ausgewiesenen Palästinenser.
Die Deportierten verlangten von US- Außenminister Warren Christopher, er solle vor Wiederaufnahme der Nahost- Friedensgespräche Druck auf Israel ausüben. Christopher beginnt am heutigen Mittwoch eine einwöchige Nahostreise. Dieser dämpfte die Erwartungen. Es sei keine sofortige Wiederaufnahme der Friedensgespräche zu erwarten.
Im Gaza-Streifen wurde am Dienstag ein Palästinenser von maskierten Männern erschossen. Das Opfer galt als Kollaborateur der Israelis. Außerdem wurde ein 23jähriger Israeli in Tel Aviv von Palästinensern an seinem Arbeitsplatz in einer Fabrik erschossen.
BONN (AFP/AP). Die Betriebskrankenkassen (BKK) rechnen für 1993 und 1994 in Westdeutschland mit weitgehend stabilen Beiträgen. Dies sei vor allem auf die mit der Gesundheitsreform eingeführten Ausgabenbremsen zurückzuführen, meint der Geschäftsführer des BKK-Bundesverbandes, Wolfgang Schmeinck.
Für Ostdeutschland rechnet er dagegen kaum noch mit stabilen Beiträgen, dort werde möglicherweise schon im laufenden Quartal deutlich erhöht werden. Immerhin mußten die BKK im vergangenen Jahr in der ehemaligen DDR für Ärzte 155 Prozent, für Zahnersatz sogar 180 Prozent mehr ausgeben. Die 70 Betriebskrankenkassen in den neuen Ländern hätten trotzdem 1992 noch einen Überschuß von rund 44 Millionen Mark erzielt.
In Westdeutschland stiegen die Kosten dieser Sparte 1992 um 9,5 Prozent. Dagegen seien die für die Einnahmen entscheidenden Grundlöhne nur um 5,5 Prozent gewachsen. Als Folge davon erwirtschafteten die 673 Betriebskrankenkassen ein Defizit von zusammen 1,1 Milliarden Mark. Der durchschnittliche Beitragssatz der BKK kletterte von 11,1 Prozent Anfang 1992 auf jetzt 11,8 Prozent. Im April werden die ersten von insgesamt 80 Millionen Krankenversicherungskarten ausgegeben, die bis 1994 den gewohnten Krankenschein ablösen sollen. Die ersten 800 000 Plastikausweise im Format einer Scheckkarte werden in den Regionen Wiesbaden, Döblingen und Weimar an die Mitglieder ausgegeben, teilt Schmeinck mit. Mit der Karte entfällt für den Patienten das Anfordern und Ausfüllen der Krankenscheine. Das Verfahren vereinfache das Ausstellen von Rezepten und Überweisungen. Mit dem Lesegerät in der Arztpraxis werden die Daten zum Beispiel auf den Abrechnungsschein mit der Kasse übertragen.
Auf der Karte sind laut BKK folgende Angaben elektronisch gespeichert: Name der Krankenkasse, Name sowie Geburtsdatum und Anschrift des Versicherten und dessen Versichertenstatus, Gültigkeitsdatum sowie die Kassen- und Versichertennummer. Auf der Rückseite setzt der Inhaber seine Unterschrift. "Weitere Angaben über die versicherte Person dürfen nach dem Gesetz nicht gespeichert werden", betont Schmeinck. Die Kosten für eine solche Karte betragen vier Mark.
"Benzin und Heizöl verteuern" SPD: Nur ökologische Modernisierung hilft neuen Ländern
BONN, 16. Februar (AFP). Die SPD- Umweltexperten Michael Müller und Klaus Lennartz haben höhere Steuern auf Treibstoffe und Heizöl gefordert, um damit eine umweltfreundliche Modernisierung der Industrie in Ostdeutschland zu finanzieren. Bei einer Anhebung der Benzin- und Dieselsteuer um zehn Pfennig und einer Energiesteuer von vier Pfennig pro Liter Heizöl kämen rund 22 Milliarden Mark zusammen, sagte Müller am Dienstag in Bonn. Dieses Geld sei für zukunftsweisende Investitionen in der ostdeutschen Industrie zu verwenden. Nur die ökologische Modernisierung der Wirtschaft könne Produkte schaffen, die auf den Weltmärkten wettbewerbsfähig seien und sichere Arbeitsplätze schüfen. Kanther sogar für 20 Pfennig pro Liter me WIESBADEN. Die hessische CDU- Landtagsfraktion sieht zur Entschuldung der Bahn und zur Finanzierung neuer Bahntrassen einen Finanzbedarf von bis zu 15 Milliarden Mark jährlich, der durch ein "Mix" aus einer Erhöhung der Mineralölsteuer und der Einführung einer Autobahn-Vignette gedeckt werden solle. Der hessische CDU-Chef Manfred Kanther, der auch Mitglied des Parteipräsidiums ist, forderte am Dienstag in Wiesbaden eine Mineralöl-Steuererhöhung um 20 Pfennig pro Liter, die in zwei Schritten zu je zehn Pfennig realisiert werden solle. "Zumutbar" sei außerdem eine "kleine Vignette" für zehn Mark monatlich oder 100 Mark pro Jahr, um auch die Ausländer an den Kosten für die "teuren deutschen Straßen" zu beteiligen. Mischlösung in Sicht BONN (Reuter). Im Streit um die Vignetten-Pläne von Verkehrsminister Günther Krause (CDU) rechnet FDP-Fraktionschef Hermann Otto Solms mit einem Kompromiß. Statt einer ausschließlichen Autobahnabgabe werde es wohl auf eine "Mischlösung aus Gebühr und Erhöhung der Mineralölsteuer" hinauslaufen, sagte Solms am Dienstag in Bonn nach einem Koalitionsgespräch.
MOSKAU, 16. Februar (AFP). Der russische Präsident Boris Jelzin ist zur Beilegung der schwelenden Verfassungskrise offenbar bereit, seine Machtbefugnisse teilweise abzutreten. Wie ein hochrangiger Präsidenten-Berater, der nicht namentlich genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag erklärte, ließ Jelzin ein Paket von vier Vorschlägen ausarbeiten, um die Machtbalance zwischen dem Präsidenten und dem Parlament zu erhalten und die Regierung zu stärken. Jelzin traf am Dienstag abend trotz seines Urlaubs mit Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow in Moskau zusammen. Über Ergebnisse des Treffens wurde zunächst nichts bekannt.
Chasbulatow verschärfte erneut den Ton der Auseinandersetzung, indem er forderte, bei der geplanten Volksabstimmung am 11. April müsse die Bevölkerung auch die Möglichkeit erhalten, Jelzin das Mißtrauen auszusprechen.
PARIS, 16. Februar (AFP). Der französische Staatspräsident François Mitterrand will innerhalb der nächsten zwei Wochen einen Gesetzentwurf für die Veränderung der 1958 verabschiedeten Verfassung der V. Republik vorlegen. Die von einem Beratenden Verfassungsausschuß am Dienstag abend dafür vorgeschlagenen Reformen rühren nicht grundlegend an den Machtverhältnissen im gegenwärtigen politischen System Frankreichs, das häufig mit einer "Wahlmonarchie" verglichen wird.
Der Verfassungsausschuß hat eine Stärkung der Rolle des Parlaments empfohlen, das künftig von Oktober bis Juni durchgehend tagen soll, statt wie bisher in zwei Sitzungsperioden von Oktober bis Ende Dezember und von April bis Ende Mai. Bei der einzigen Frage, die die französische Öffentlichkeit aufgrund ihrer möglichen Konsequenzen für Mitterrand wirklich beschäftigt, hielt der Weisen-Rat am Status-quo fest: Es soll bei der siebenjährigen Amtszeit des Präsidenten bleiben, mit der Möglichkeit einer Wiederwahl. Der Staatschef hatte ein Mandat von "mindestens sechs Jahren" gefordert.
Um das Parlament zu stärken, hat der Verfassungsausschuß auch angeregt, daß sich jede neue Regierung einer Vertrauensabstimmung stellen solle. Die Schlüsselparagraphen der Verfassung für die Beziehungen zwischen der Regierung und den Abgeordneten bleiben jedoch unangetastet. Dies betrifft insbesondere den berühmten Artikel 49/3, der es der Regierung ermöglicht, ihre Gesetzesvorhaben ohne Abstimmung durch das Parlament zu bringen, solange sich keine Mehrheit für einen Mißtrauensantrag findet. Alle Regierungen haben auf diesen Artikel zurückgegriffen, mit dem die Sozialisten seit 1988 das Land regieren, da sie im Parlament nur über eine relative Mehrheit verfügen.
Ämterhäufungen sollen dem Entwurf zufolge reduziert werden. 95 Prozent der französischen Abgeordneten sind gleichzeitig auch Bürgermeister, Regionalräte oder Europaparlamentarier. Auch Volksbefragungen sollen künftig möglich sein.
BONN, 16. Februar (AFP). Die Bezüge der Beamten sollen in diesem und im nächsten Jahr erst zum 1. Mai erhöht werden. Darauf haben sich die Partei- und Fraktionschefs der Koalition am Dienstag in Bonn verständigt. Der Tarifabschluß für die Angestellten und Arbeiter des öffentlichen Dienstes um drei Prozent wird so mit viermonatiger Verspätung übernommen. Die SPD nannte den Beschluß eine "Strafaktion" für Beamte in den unteren und mittleren Einkommensgruppen. Die Verschiebung der Besoldungserhöhung ergibt nach Angaben von FDP-Fraktionschef Hermann Otto Solms auf das ganze Jahr gerechnet eine Anhebung um rund zwei Prozent.
BAYONNE/PARIS, 16. Februar (AFP). Ein mutmaßlich führendes Gründungsmitglied der baskischen Untergrundorganisation ETA ist am Dienstag in Saint- Etienne-de-Baigorry im französischen Baskenland von der Polizei festgenommen worden. Der Festgenommenene, Jose Maria Pagoaga Gallestegui alias Peixoto, war in der Vergangenheit bei zwei vom rechtsextremen baskisch-spanischen Bataillon verübten Attentaten schwer verletzt worden. Peixoto war bereits im Juni 1989 bei Bayonne vorübergehend festgenommen worden.
Die Ermittlungsbeamten verhafteten außerdem den baskischen Schriftsteller Agustin Zamora sowie eine junge Französin. Diese ist mit der Krankenschwester verwandt, die den 55 Jahre alten Pedro Mari Gorospe Lertxundi alias Txato, "einen der Verantwortlichen des ETA-Militärapparats", beherbergt hatte. Txato war am vergangenen Mittwoch in Paris wegen Waffen- und Munitionsbesitz verhaftet worden.
BONN, 16. Februar (AFP). Portugal hat bei der Bundesregierung gegen den Verkauf von 39 Kriegsschiffen aus NVA-Beständen an Indonesien protestiert. Ein entsprechender Bericht der Zeitschrift Die Woche wurde am Dienstag in Bonn bestätigt. Indonesien hat 1975/76 den portugiesischen Teil der Insel Timor besetzt und dort gravierende Menschenrechtsverletzungen begangen. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) wird den Inselstaat in der nächsten Woche besuchen. In der Protestnote heißt es nach Angaben der portugiesischen Botschaft, angesichts der Hartnäckigkeit, mit der Indonesien UN- Resolutionen zu Ost-Timor mißachte, sollte dem Staat kein Kriegsmaterial mehr verkauft werden.
NEW YORK. Der amerikanische Jazzpianist und -komponist George Wallington ist in einem New Yorker Krankenhaus im Alter von 69 Jahren gestorben. Er spielte in den 40er Jahren im New Yorker Jazzclub "Onyx" in Dizzy Gillespies Quintett, einer der ersten Bebop- Gruppen. 1953 ging er mit Lionel Hampton auf Europa-Tournee. afp
MOSKAU, 16. Februar (AFP). Der russische Präsident Boris Jelzin und Parlamentspräsident Russlan Chasbulatow haben sich bei ihrem Treffen am Dienstag darauf verständigt, innerhalb von zehn Tagen einen Kompromiß in der Verfassungskrise zu erarbeiten. Das teilte der Pressedienst des Präsidenten mit.
Jelzin und Chasbulatow wollen den Angaben zufolge eine Arbeitsgruppe gründen, die den Text eines Abkommens zur Lösung der Verfassungskrise erarbeiten soll. Die beiden Rivalen hatten in der vergangenen Woche vergeblich versucht, einen Kompromiß zu finden. Strittig ist insbesondere, über welche Fragen die Bevölkerung bei dem Referendum abstimmen soll, das für den 11. April angekündigt worden war. Ein hochrangiger Jelzin-Mitarbeiter hatte am Dienstag vormittag gesagt, der Präsident sei bereit, seine Machtbefugnisse teilweise abzutreten, um die Krise beizulegen.
FRANKFURT A. M., 16. Februar (lhe). Bei einem unvorsichtigen Überholmanöver auf schneeglatter Straße sind am Dienstag morgen im osthessischen Kreis Hersfeld-Rotenburg drei Menschen ums Leben gekommen.
Ein Kleinlastwagen aus Kassel stieß beim Überholen auf der Gegenfahrbahn mit einem Personenwagen aus dem thüringischen Kreis Bad Salzungen zusammen. Dabei wurden alle drei Insassen des Autos aus Thüringen eingeklemmt und getötet.
Insgesamt waren an diesem Unfall nach Mitteilung der Bad Hersfelder Polizei fünf Fahrzeuge beteiligt. Dazu gehörte auch ein schwerer, mit Holz beladener Lastzug, der in den Straßengraben fuhr. Die Bundesstraße blieb für mehrere Stunden gesperrt.
Auch in anderen Teilen Hessens haben Schneefälle am Dienstag morgen den Verkehr behindert. Die Autobahnen im Land waren allerdings fast überall gut befahrbar.
Dennoch gab es einige leichte Unfälle, bei denen nach Angaben der Verkehrsleitstelle der hessischen Polizei in Wiesbaden aber nur geringe Sachschäden entstanden. Von den Autobahnen im Rhein-Main-Gebiet wurden im morgendlichen Berufsverkehr zahlreiche Stauungen gemeldet.
GIESSEN. Der Gießener Maler Heinrich Will starb am 19. Februar 1943 unter dem Fallbeil in der Frankfurter Haftanstalt Preungesheim. Das Todesurteil für den 46 Jahre alten Sohn eines oberhessischen Bauern vor 50 Jahren war im Juli 1942 vom Volksgerichtshof in Darmstadt mit der Begründung verhängt worden, er habe sich des Landesverrats und der Feindbegünstigung schuldig gemacht. Sein Verbrechen: Will hatte seit dem Frühjahr 1941 zusammen mit seiner jüdischen Frau Liesel, dem Gießener Theologen Alfred Kaufmann und einigen Bekannten regelmäßig jeden Freitag ausländische Sender abgehört und die Nachrichten kommentiert.
Denunziert von Dagmar Imgart, einer Gestapo-Agentin, die sich als Frau eines pensionierten Lehrers das Vertrauen des damals 72jährigen Kaufmanns erschlichen hatte, wurde die sechsköpfige "Abhörgemeinschaft", wie die Nazirichter das Freitagskränzchen nannten, am 6. Februar 1942 verhaftet. Kaufmann und Will wurden zum Tode verurteilt. Mit ihrer "Zersetzungsarbeit" seien sie dem "Volke während des gegenwärtigen Schicksalkampfes in den Rücken gefallen".
Drei Mithörerinnen der ausländischen "Hetzsender" erhielten je drei Jahre Haft, die 40 Jahre alte Liesel Will sechs Jahre. Sie starb im Dezember 1942 in der Gaskammer des Konzentrationslagers Auschwitz. Kaufmann wurde als Todkranker nur wenig später zu einer achtjährigen Zuchthausstrafe begnadigt.
Für den nach Zeugenberichten dem weltgewandten Kaufmann deutlich unterlegenen Will gab es keine Gnade. In Ketten gelegt, mußte "der zumindest bis 1935 politisch naive Mitläufer des Regimes", so Friedhelm Häring, Direktor des Oberhessischen Museums in Gießen, acht Monate Haft in einer Zelle ohne Stuhl, Tisch und Bett verbringen, dann kam er unter das Fallbeil. Auf roten Plakaten wurde die Hinrichtung des gläubigen Christen in Gießen bekanntgegeben und zwei Tage später in den örtlichen Betrieben und Schulen gefeiert. Für die Schüler gab es danach schulfrei.
Will, dessen Schicksal die Brutalität des Naziregimes und seiner Blutrichter ebenso entblößt wie die Hinrichtung der führenden Mitglieder der Münchener studentischen Widerstandsgruppe "Weiße Rose" wenige Tage später, wurde nach dem Krieg rehabilitiert. Seine Asche erhielt 1946 auf dem Friedhof seines Heimatdorfes Treis an der Lumda (Kreis Gießen) ihre Ruhestätte. Die Stadt Gießen benannte eine Straße nach ihm, würdigte ihn in Gedenkfeiern 1946 und 1947 als Mitbegründer des kurzerhand zum bürgerlichen Widerstandskreis erklärten "Kaufmann-Will-Kreises" und richtete zum 30. Todestag des Malers eine Ausstellung aus.
Heute, zwanzig Jahre später, werden zu Ehren des Malers, "der an der Realität der Zeit zerbrach", so seine Verwandte, die Kunsthistorikerin Bettina Klein, Gedenkfeiern in Gießen und Treis veranstaltet. Seinem künstlerischen Werk ist eine Ausstellung im Oberhessischen Museum gewidmet. Wills Kunst läßt nach dem Urteil Kleins wenig von der Bedrängnis seiner Zeit erahnen. Sie wird von dem Oberhessischen Geschichtsverein Gießen mit mehreren Vorträgen während der Ausstellungsdauer vom 24. Mai bis 28. Juni beleuchtet werden.
GESINE DESGROSEILLIERS (dpa)
MANNHEIM, 16. Februar (lsw). Ein Kupplungsabriß an einer Turbine hat im Großkraftwerk Mannheim am Montag abend einen Millionenschaden verursacht. Menschen wurden bei dem Unfall nicht verletzt. Nach Mitteilung der Polizei war im Maschinenhaus des Großkraftwerks an einer Bahnstromturbine während des Betriebs die Kupplung zwischen Turbine und Getriebe gerissen. Als Folge davon brach auch das Ende der Turbinenwelle ab. Tonnenschwere Teile der Welle und der Kupplung wurden bis zu 30 Meter weit durch die Maschinenhalle geschleudert und beschädigten benachbarte Aggregate und die Halle selbst. Zudem entzündete sich auslaufendes Öl. Der Brand wurde aber rasch gelöscht.
GODDELAU, 16. Februar (lhe). Ein Räuber hat am Montag abend in Goddelau (Kreis Groß-Gerau) die Angestellte eines Lebensmittelmarkts auf der Straße überfallen und dabei 15 000 Mark erbeutet. Nach Angaben der Kripo Rüsselsheim war die Angestellte mit den Tageseinnahmen auf dem Weg zur Bank. Plötzlich sprang der Maskierte aus einem Gebüsch, stieß die Frau zu Boden, riß die Geldbombe an sich und rannte zu einem Auto, in dem ein Komplize wartete.
DARMSTADT. Fünfzig Jahre nach einer Entlausungsaktion in Rußland, bei der ein deutscher Soldat einen Augenschaden erlitt, erhält der Mann eine Beschädigtenrente nach dem Bundesversorgungsgesetz. Das entschied das Landessozialgericht. Voraussetzung war, daß der Unfall bewiesen werden konnte. Zuvor hatten Versorgungsamt und Sozialgericht den Anspruch abgelehnt.
Der heute 73jährige Kläger mußte sich 1942 einer Entlausung unterziehen. Durch in den Baderaum eingeströmtes Kohlenmonoxydgas wurde der Soldat bewußtlos. Zwar wurde er gerettet, doch zurück blieb ein Augenleiden. Der Kläger konnte einen Zeugen auftreiben.
Erst 1979 beantragte der Mann die Anerkennung des Schadens. Durch einen Zeitungsartikel erfuhr er, daß sein Augenleiden auf die Gasvergiftung zurückzuführen sei, wie ärztliche Gutachten auch bestätigten. Daß der Unfall so lange zurücklag, spielte für das Gericht keine Rolle (Aktenzeichen: L-5/V-194/87). lhe
FRANKFURT A. M. Bei mehreren Unfällen auf glatten Straßen sind am Dienstag fünf Menschen getötet und fünf weitere verletzt worden.
Der folgenschwerste Unfall ereignete sich nach einem mißglückten Überholmanöver bei Philippsthal (Kreis Hersfeld- Rotenburg). In den Trümmern von insgesamt fünf Fahrzeugen starben drei Menschen, drei andere trugen Verletzungen davon.
Wie die Polizei mitteilte, hatte der Fahrer eines Kleinlastwagens aus Kassel auf einer Gefällstrecke bei Philippsthal versucht, einen Holzlastzug zu überholen. Dabei prallte er mit einem entgegenkommenden Wagen aus dem thüringischen Vacha (Kreis Bad Salzungen) zusammen. Die Insassen, ein 56jähriger aus Vacha, sein 17jähriger Sohn und eine 46 Jahre alte Frau aus Geisa, starben in den Trümmern des Wagens. Der Fahrer des Kleinlastwagens wurde schwer verletzt. Zwei Insassen von drei weiteren Fahrzeugen, die ebenfalls in den Unfall verwickelt wurden, zogen sich leichte Verletzungen zu.
Die Bundesstraße mußte für mehrere Stunden gesperrt werden. Den Sachschaden bezifferte die Polizei mit 110 000 Mark.
Bei Helsa im Kreis Kassel geriet ein mit drei Personen besetzter Wagen beim Überholen auf nasser und zum Teil gefrorener Fahrbahn ins Schleudern und prallte frontal gegen einen Lastwagen. Der 28jährige Pkw-Beifahrer wurde bei der Kollision getötet, der 23 Jahre alte Fahrer und ein Mitfahrer wurden schwer verletzt.
Wie die Polizei außerdem berichtete, starb bei einem Unfall auf einer Landstraße nahe Gemünden (Kreis Waldeck- Frankenberg) ein 52jähriger, der im Dunkeln mitten auf der eisglatten Fahrbahn ging.
Der Mann wurde von einem Kleinbus erfaßt. Der Fahrer des Kleinbusses blieb unverletzt. lhe
Hütchenspiel ist nach Ansicht des Landgerichts Frankfurt in der Regel nicht als verbotenes Glücksspiel, sondern als strafbarer Betrug zu werten. Dies geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Beschluß hervor (Aktenzeichen: 5/6 Qs 48/92). Das Gericht stützt sich dabei auf polizeiliche Beobachtungen der gängigen Praxis bei dem Spiel.
Mit dem Beschluß ordnete das Gericht an, ein Verfahren gegen einen Hütchenspieler vor dem Amtsgericht Frankfurt nicht unter der schwer nachzuweisenden Anklage des verbotenen Glücksspiels, sondern des Betrugs zu eröffnen. lhe
Auf der 55. Internationalen Automobilausstellung (IAA) werden erstmals nach dem Krieg auch Motorräder und Fahrräder ausgestellt.
Wie der Verband der Automobilindustrie in Frankfurt berichtete, haben bereits mehrere Motorrad- und Fahrradhersteller ihre Beteiligung an Sonderschauen zugesagt.
Die Automobilausstellung unter dem Motto "Mobilität, Vielfalt, Toleranz" wird vom 9. bis 19. September wieder viele hunderttausend Besucher auf das Frankfurter Messegelände locken. lhe
Beim Chemieriesen Hoechst soll von Mitte März an im Bereich Kunststoffe kurzgearbeitet werden. Davon werden nach Angaben der AG 180 bis 200 Mitarbeiter in den Produktionsbetrieben von Polyethylen im Frankfurter Stammwerk betroffen sein.
Wie das Unternehmen mitteilte, ist Kurzarbeit für bis zu sechs Monate geplant. Der Arbeitsausfall werde durchschnittlich 50 Prozent, für einzelne Mitarbeitergruppen sogar 100 Prozent betragen.
Als Grund für diese Maßnahme wird ein hoher Nachfragerückgang für dieses Produkt seit dem zweiten Halbjahr 1992 genannt. lhe
Der Reiseveranstalter Aquarius-Reisen (Frankfurt/München) stellt seine Arbeit weitgehend ein. Das Unternehmen vermittle nur noch Reisen in den Aquarius Club in der Türkei, teilte ein Sprecher der Firma mit. Für bereits gebuchte Reisen werde das Unternehmen nach Möglichkeit Alternativen anbieten, so Rechtsanwalt Thomas Wissel.
Bei Aquarius-Reisen hatte es in jüngster Zeit zahlreiche Reklamationen gegeben, weil sich die Fluglinie Taino Air wegen unvollständig bezahlter Tickets geweigert hatte, Kunden des Unternehmens mitfliegen zu lassen. Zudem saßen 40 deutsche Urlauber einige Zeit in der Dominikanischen Republik fest, weil das Unternehmen Hotelrechnungen ebenfalls nicht voll bezahlt hatte. lhe
BUTZBACH. Während der ersten vier Wochen ihrer verstärkten Verkehrskontrollen hat die Autobahnpolizei Butzbach (Wetteraukreis) mit Videokamera und Radargerät 3600 Verkehrssünder ertappt, 36 von ihnen sehen wegen gravierender Verstöße einem Fahrverbot entgegen.
Gleichzeitig sei die Zahl der Unfälle um 22 Prozent von 266 auf 206, die der Verletzten von 68 auf 38 gesunken, teilte das Regierungspräsidium Darmstadt mit.
Die Behörde möchte das jedoch nicht ausschließlich auf die Überwachungsmaßnahmen zurückführen; auch Witterungseinflüsse seien zu berücksichtigen. Alle drei Monate wird eine andere Autobahnpolizeistation im Regierungsbezirk Darmstadt mit Sonderkontrollen beauftragt. lhe
FÜRTH. Die südhessische Korruptionsaffäre hat ein weiteres Rathaus erreicht: Unter dem Verdacht der Bestechlichkeit wurde am Dienstag der Bauamtsleiter der Stadt Fürth (Kreis Bergstraße) festgenommen. Nähere Angaben zu den Vorwürfen lehnte die Staatsanwaltschaft ab. Der Festgenommene soll heute dem Haftrichter vorgeführt werden.
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt wirft mehreren südhessischen Baufirmen und Kommunalbediensteten langjährige Korruptionspraktiken bei der Vergabe und Abwicklung öffentlicher Aufträge vor. Schwerpunkt der Ermittlungen ist Bensheim (Kreis Bergstraße), wo allein vier Bauamtsmitarbeiter in Untersuchungshaft sitzen.
Ebenfalls verhaftet wurde der Bauamtsleiter von Bischofsheim im Kreis Groß-Gerau. Der Bürgermeister von Groß-Zimmern im Kreis Darmstadt-Dieburg räumte wegen der gegen ihn erhobenen Vorwürfe vor einigen Wochen seinen Posten. lhe
ROM. Es ist nicht wahr, daß Karol Wojtyla mit 20 Jahren schon ein "halber Papst" war, wie mancher gerne wissen will. Daß Johannes Paul II. ein ganz normaler, wenn auch überdurchschnittlich begabter Junge und junger Mann war, der sich fürs Theater interessierte und auch schon mal zum Tanzen ging, beschreibt der Vatikan-Journalist Gianfranco Svidercoschi in seinem jetzt in Rom vorgestellten Buch "Brief an einen jüdischen Freund. Die einfache und außerordentliche Geschichte des jüdischen Freunds von Karol Wojtyla."
Die Erzählung der auf der Schulbank geschlossenen Kindheits- und Jugendfreundschaft zwischen "Lolek" ("Karlchen") und "Jurek" ("Kleiner Georg") stützt sich auf die Zeugnisse und Erinnerungen des in Rom lebenden Ingenieurs Jerzy Kluger, der ebenso wie der Papst heute 72 Jahre alt ist und aus dessen Geburtsort Wadowice bei Krakau stammt.
In dem Buch, das auch zu einem Film verarbeitet werden soll, wird etwa davon berichtet, wie "Lolek" den jüdischen Freund die Schulaufgaben abschreiben ließ; oder daß er regelmäßig in die Messe ging, aber sich auf der Universität nicht für Theologie, sondern für Philosophie einschrieb. Oder daß er manchmal mit Freunden zum Tanzen ging und ihm eine Schwäche für die blonde Halina nachgesagt wurde.
Die Geschichte spielt auf dem Hintergrund der Geschichte Polens: Besetzung durch die Nationalsozialisten, Krieg und Judenverfolgung. Der Zweite Weltkrieg trennt dann die beiden Freunde. kna
Land behandelt mehr Kriegsverletzte Verletzte aus den Kriegsgebieten im früheren Jugoslawien sollen verstärkt in hessischen Krankenhäusern behandelt werden. Die Landesregierung stellte hierfür eine Initialspende von 200 000 Mark zu Verfügung, wie Gesundheitsministerin Iris Blaul (Grüne) mitteilte. Sie unterstrich, sie hoffe auf weitere großzügige Spenden und Zuschüsse von privater und öffentlicher Seite. Die Ministerin bat die Bürgermeister und Landräte, mögliche Behandlungskapazitäten zu melden. Kirchen für Absage an Rechtsextreme Eine eindeutige Absage sollten die Wähler im Main-Taunus-Kreis bei der Kommunalwahl am 7. März allen rechtsextremen politischen Kräften erteilen. Dazu haben die katholische und die evangelische Kirche im Kreis aufgerufen. Heim in Thüringen übernommen Der Landkreis Limburg-Weilburg hat von der Treuhand das Kinderferienheim "Kölbelmühle" im thüringischen Schönbach/Arnsgrün (Kreis Zeulenroda) übernommen. Die Mühle, die früher zur Greizer Papierfabrik gehörte, soll künftig gemeinsam von Limburg-Weilburg und seinem ostthüringischen Patenkreis Greiz genutzt werden. Der hessische Landkreis hatte sich zum Kauf der Mühle entschlossen, "weil die Stadt und der Kreis Greiz finanziell dazu nicht in der Lage waren". Preis für unternehmerische Kreativität Die Darmstädter Jürgen-Schneider- Stiftung schrieb zum sechsten Mal ihren mit 100 000 Mark dotierten Preis für unternehmerische Innovation und Kreativität aus. Wie die Stiftung mitteilte, ist er für "Unternehmerpersönlichkeiten" aus kleinen und mittelständischen Firmen des In- und Auslandes bestimmt. Eine Frauensache Unter dem Titel "Eine Frauensache" führen die Frauenbeauftragten von Stadt, Kreis und Uni Marburg gemeinsam mit autonomen Frauengruppen und Gewerkschafterinnen eine Veranstaltungsreihe zum Paragraphen 218 durch. In diesem Rahmen ist die Ausstellung "Alltagsleben und Geburtenpolitik 1919-1933" vom 24. Februar bis 21. März im Universitätsmuseum (Biegenstraße 11) zu sehen. Programme gibt es bei Frauenbeauftragten. Mehr arbeitslose Schwerbehinderte Die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten ist in Hessen seit Januar 1992 um 30 Prozent gestiegen und lag im Januar 1993 bei 8970. Diese Zahlen nannte der Sozialverband VdK bei einer Tagung in Erzhausen, wo erneut ein Landesprogramm zur Gründung von Beschäftigungsfirmen gefordert wurde. Lahn treibt Wasserkraftwerk an In Limburg ist nach 15 Monaten Bauzeit ein Wasserkraftwerk in Betrieb genommen worden. Die Kosten der am Schleusenkanal der Lahn unterirdisch installierten Stromerzeugungsanlage belaufen sich auf 8,5 Millionen Mark, von denen das Land 1,3 Millionen Mark als Zuschuß beigesteuert hat. Mit einer Leistung von 700 Kilowatt erzeugt die Anlage jährlich vier Millionen Kilowattstunden. Damit können rund 1300 Haushalte mit Strom versorgt werden.
GÜNZBURG, 17. Februar (epd). Die wegen "Schienenversammlungen" beim Atomkraftwerk (AKW) Gundremmingen angeklagten sechs Mitglieder der "Mahnwache Gundremmingen" sind am Montag vom Amtsgericht Günzburg überraschend vom Vorwurf des Hausfriedensbruchs, der Nötigung und des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz freigesprochen worden.
Mit ihren seit 1989 allsonntäglich vor dem AKW-Tor abgehaltenen Mahnwachen haben die Angeklagten nach Auffassung des Gerichts dargelegt, daß sie nicht - wie etwa die Teilnehmer bayerischer Fernfahrer-Blockaden - eigennützige Ziele verfolgten, so daß es sich um keine verwerfliche Nötigung gehandelt habe. Auch den Tatbestand des Hausfriedensbruchs sahen die Richter wegen des nicht deutlich genug abgegrenzten umfriedeten Geländes als nicht gegeben an. Der Freispruch schloß zwei Aktionen ein, bei denen sich die Angeklagten im August 1990 wie Tote vor das AKW gelegt hatten.
KIGALI, 16. Februar (Reuter). Ruandas Armee hat trotz des angekündigten Waffenstillstands weiter Stellungen der aufständischen Patriotischen Front Ruandas (RPF) angegriffen. Das meldete der Radiosender der RPF. Die Regierung des zentralafrikanischen Staates hatte am Montag eine einseitige Waffenruhe im Bürgerkrieg mit den Rebellen verkündet. Sie solle eine Woche lang andauern, hieß es im staatlichen Rundfunk.
Die EG rief die Konfliktparteien auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Sie warf der RPF in einer Erklärung vor, für die neuen Kämpfe in dem Land verantwortlich zu sein. Letztes Jahr war ein Waffenstillstand ausgehandelt worden. Doch brach die RPF diesen in der vergangenen Woche. Sie protestierte damit gegen Massaker im Januar, bei denen etwa 400 Mitglieder des Tutsi-Stammes getötet worden waren, dem die meisten RPF-Anhänger angehören.
LONDON, 16. Februar (Reuter). Die britische Königin Elizabeth II. hat am Montag die Entschuldigung eines Massenblattes angenommen, das aus ihrer Weihnachtsrede zwei Tage zu früh zitiert hatte. Die Boulevardzeitung Sun will dafür umgerechnet eine halbe Million Mark an Karitas-Verbände spenden. Außerdem trägt sie die Anwaltskosten des Hofes, der mit einer Klage gedroht hatte. Auf der Titelseite seiner Montagausgabe hatte das Blatt einen offenen Brief an die Monarchin gebracht. Darin wurde die "persönliche Kränkung" bedauert und als unabsichtlich bezeichnet. In ihrer Rede hatte die Queen auf die Eheprobleme ihrer Kinder angespielt und 1992 als "annus horribilis" (schreckliches Jahr) bezeichnet.
HALLE, 16. Februar (Reuter). Gegen eine Verzögerung des Bundestagsumzuges nach Berlin hat sich Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) ausgesprochen. Dem Mitteldeutschen Express in Halle sagte sie am Dienstag: "Durch eine Verschiebung würde der Umzug teurer." Grundstücke müßten weiter vorgehalten werden. Nicht der Terminplan sei zu ändern, sondern der Kostenplan erfordere voraussichtlich erhebliche Einsparungen." Süssmuths Stellvertreterin Renate Schmidt (SPD) sprach sich hingegen für eine Verschiebung aus. Schmidt sagte dem Blatt: "Planen ja, bauen und umziehen erst dann, wenn wir wieder genügend Geld haben. Wir brauchen das Geld jetzt nicht für Abgeordnetenbüros und Beamtenwohnungen."
BRASILIA, 16. Februar (Reuter). Zwei als Mörder des prominenten Umweltschützers Chico Mendes verurteilte Brasilianer sind am Montag aus dem Gefängnis geflüchtet. Der Rancher Darli Alves da Silva und sein Sohn Darci durchschnitten nach Angaben der Anstaltsleitung in Rio Branco die Gitterstäbe an einem Fenster und flohen mit sieben weiteren Häftlingen. Die beiden waren Ende 1990 zu jeweils 19 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht sah es als erwiesen an, daß der Vater den Mord an Mendes geplant und der Sohn ihn ausgeführt hatte. Mendes hatte eine Kampagne der Kautschuksammler gegen die Abholzung des Regenwaldes am Amazonas angeführt.
SINGAPUR, 16. Februar (Reuter). Wegen Heroinschmuggels sind in Singapur am Montag ein 26jähriger Student aus Ghana und ein 25jähriger Einheimischer zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Das teilte ein Sprecher der Rauschgiftbehörden mit. Damit müssen in dem Land 67 Menschen mit der Vollstreckung eines Todesurteils wegen Drogenvergehen rechnen. Die Todesstrafe ist in Singapur zwingend für Personen vorgeschrieben, die mit mehr als 15 Gramm Heroin gefaßt werden. Bislang hat es 38 Hinrichtungen gegeben.
BANGKOK, 16. Februar (Reuter). Wegen versuchten Schmuggels von 3,6 Kilogramm Heroin ist in Thailand ein 29jähriger Deutscher angeklagt worden. Die Zollbehörden erklärten am Dienstag, der Deutsche Wolfgang A. sei Montag nacht am Flughafen festgenommen worden, als er einen Flug nach Brüssel besteigen wollte. Zollbeamte hätten das Rauschgift im doppelten Boden seiner Reisetasche gefunden. Bangkok ist die Haupttransitroute für Heroin aus dem sogenannten Goldenen Dreieck zwischen Thailand, Burma und Laos. Die übliche Strafe für Drogenschmuggel ist in Thailand eine in lebenslange Haft umgewandelte Todesstrafe.
Irak Neuer Konflikt am Golf?
NEW YORK/WASHINGTON, 16. Februar (Reuter/AFP). Waffeninspektoren der Vereinten Nationen (UN) wollen sich nach einem Bericht der US- Zeitung New York Times über ein irakisches Flugverbot in der Hauptstadt Bagdad hinwegsetzen. Wie die Zeitung am Dienstag berichtete, will ein UN-Expertenteam, das die Zerstörung irakischer Massenvernichtungswaffen überwacht, Irak noch diese Woche mitteilen, daß es Hubschrauberflüge über Bagdad plant. Die Mißachtung des irakischen Verbots könnte eine neue Konfrontation zwischen den UN und den Golfkriegs-Alliierten einerseits und Irak andererseits heraufbeschwören.
Die Waffenexperten wollen während des geplanten Fluges eine bisher nicht durchsuchte Anlage fotografieren.
Mitte Januar hatte die Entscheidung Iraks, Raketen in der Flugverbotszone im Süden des Landes zu stationieren und den UN-Inspektoren Auflagen für ihre Flüge zu machen, zu einer schweren Krise geführt. Der frühere US-Präsident George Bush ließ kurz vor Ende seiner Amtszeit Mitte Januar Angriffe gegen Ziele in Irak fliegen. Inzwischen hat die Führung in Bagdad - offenbar im Bemühen um bessere Beziehungen zu den USA - nach türkischen Angaben alle Raketen aus den Flugverbotszonen im Süden und Norden des Landes abgezogen.
Die US-Regierung erwartet auch nach dem jüngsten "Friedensangebot" aus Bagdad keine Verbesserung der Beziehungen zu Irak. Solange sich die irakische Regierung nicht an die UN-Resolutionen halte, werde es keine Veränderung geben, sagte Präsidentensprecher George Stephanopoulos am Montag bei einer Pressekonferenz in Washington. "Wir beurteilen den Irak nach seinen Taten, nicht nach seinen Worten", erklärte er. Iraks Präsident Hussein hatte bessere Beziehungen zu den USA erwogen.
WASHINGTON, 16. Februar (Reuter/ AP). US-Präsident Bill Clinton hat in seinem Wirtschaftsprogramm höhere Steuern nicht nur für Besserverdienende, sondern auch für die Mittelklasse vorgeschlagen. Er rief die Bevölkerung in einer Fernsehrede am Montag abend (Ortszeit) zu einer großen Kraftanstrengung auf, um Arbeitsplätze zu schaffen und das Haushaltsdefizit abzubauen. Der Großteil der neuen Steuern werde mit 70 Prozent von den höheren Einkommensschichten mit mehr als 100 000 Dollar (rund 165 000 Mark) Jahresverdienst aufgebracht. Am heutigen Mittwoch will Clinton das Programm im Kongreß vorstellen.
Der Präsident entschuldigte sich dafür, daß er einige seiner Wahlkampfversprechen nicht einlösen könne. Er habe gehofft, er könne Bildungs- und Gesundheitssystem verbessern und Arbeitsplätze schaffen, ohne etwas von den Menschen zu verlangen. Neue Haushaltsschätzungen zeigten aber, daß das Defizit um 50 Milliarden Dollar (82 Milliarden Mark) pro Jahr höher sein werde als im vorigen Sommer erwartet. Clinton erhob schwere Vorwürfe gegen seine Vorgänger Ronald Reagan und George Bush.
Vorsichtige Unterstützung für den Wirtschaftsplan haben bereits die oppositionellen Republikaner und die Gewerkschaften signalisiert.
(Bericht Seite 2, Leitartikel Seite 3)
Zur Person:
ALEXANDER VON STAHL, Generalbundesanwalt, hat sich zuversichtlich geäußert, die rechtsextreme Gewalt in Deutschland in den Griff zu bekommen. Von Stahl verwies in München auf eine "merkbare Beruhigung" bei rechtsradikal motivierten Straftaten in den vergangenen Wochen. Er sprach vom auch durch die Lichterketten gegen Ausländerfeindlichkeit ausgelösten Schock der Isolation bei denen, die zunächst noch Beifall geklatscht hätten. Verschärfungen von Gesetzen lehnte von Stahl ab. Nach Einschätzung des Generalbundesanwalts sind die rechten Gewaltakte nicht koordiniert. Übergreifende terroristische Strukturen seien, anders als beim Linksterrorismus, bislang nicht festgestellt worden. Der linke Terrorismus bei RAF und Revolutionären Zellen befindet sich von Stahl zufolge derzeit in einer Phase der strategischen Neuorientierung. Die RAF sei "personell und logistisch" zu Terrorakten in der Lage. (Reuter)
PHNOM PENH, 16. Februar (Reuter/ AFP/AP). Kambodschas Regierung hat sich gegen eine Aufnahme der maoistischen Roten Khmer in die angestrebte Regierung der Nationalen Versöhnung gewandt. Ein Regierungssprecher warf den Roten Khmer am Dienstag vor, mit Gewalt an die Macht kommen zu wollen.
Die Roten Khmer haben die UN aufgefordert, die für Mai geplanten Parlamentswahlen in Kambodscha zu streichen. Die Rebellen verbreiteten am Dienstag einen entsprechenden Brief an UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali.
Thailändische Grenzsoldaten erschossen nach UN-Angaben drei Kambodschaner. Die Männer waren den Angaben zufolge Mitglieder einer nationalistischen Guerillagruppe.
BONN, 16. Februar (Reuter/ff). Der tschechische Botschafter Jiri Grusa ist von der Forderung seines Landes abgerückt, ein Asylabkommen mit Deutschland nur gemeinsam mit den anderen Staaten Osteuropas zu schließen. Grusa schloß am Dienstag im Zweiten Deutschen Fernsehen eine bilaterale Verständigung nicht mehr aus, auch wenn eine dauerhafte Lösung nur multinational denkbar sei. Er forderte aber bestimmte Garantien für sein Land. Eine "bestimmte Menge Flüchtlinge" wäre für die Tschechische Republik ein "Instabilitätsfaktor". Daher müsse Prag vorsichtig sein. Die Tschechische Republik lehne schon jetzt keine Flüchtlinge ab und habe bereits 5000 Antragsteller.
Hingegen besteht der ehemalige Außenminister der CSFR, Jiri Dienstbier, auf multilateralen Verträgen über den Umgang mit Flüchtlingen. Der FR sagte Dienstbier, er sei dagegen, ein Abkommen zwischen Prag und Bonn zu schließen, bevor es ein gesamteuropäisches Asyl-Konzept gebe. Ein zweiseitiges Abkommen, das nicht in multilaterale Vereinbarungen eingebettet sei, beantworte keine der wichtigen Fragen. Es reduziere die Lösung des Asylproblems auf die Sicherung der Grenzen. Notwendig sei statt dessen, daß sich die europäischen Staaten auf eine gerechte Verteilung der Asylbewerber einigten. Außerdem müsse man eine gemeinsame Strategie gegen die Fluchtursachen vereinbaren.
ROSTOCK, 16. Februar (Reuter). Wegen Vertrauensmißbrauchs sind die früheren Rostocker SED-Chefs Ernst Timm und Heinz Kochs am Dienstag zu Bewährungsstrafen von je einem Jahr und drei Monaten sowie zu Geldbußen verurteilt worden. Die Erste Große Strafkammer des Landgerichts erklärte in ihrer Urteilsbegründung, Timm und Kochs hätten ein Doppelhaus der Stadt für Wochenendzwecke von der kommunalen Wohnungswirtschaft für nahezu 80 000 DDR-Mark auf Kosten der Stadt ausbauen lassen und das Geld somit der Volkswirtschaft entzogen. Der damalige Finanz-Stadtrat sei lediglich Befehlsempfänger der SED- Funktionäre gewesen. 1988 hätten Timm und Kochs das Haus für insgesamt 16 400 DDR-Mark gekauft, obwohl der eigentliche Wert rund 100 000 DDR-Mark betragen hätte. Als mildernde Umstände wertete das Gericht den schlechten Gesundheitszustand der Angeklagten sowie den Umstand, daß sie nicht vorbestraft sind.
BERLIN, 16. Februar (Reuter). Der Berliner Senat hat sich gegen eine neue Diskussion über den Umzug von Parlament und Regierung nach Berlin gewandt. Berlin und Bonn bräuchten Sicherheit für ihre künftigen Planungen, hieß es in einer am Dienstag vom Senat verabschiedeten Erklärung zu den am Freitag anstehenden Entscheidungen über den städtebaulichen Wettbewerb am Reichstagsgebäude. Für Berlin und den Osten Deutschlands sei ein deutliches Signal an die in- und ausländischen Investoren wichtig, daß die Bundeshauptstadt auf dem Weg zum Parlaments- und Regierungssitz sei.
Gegen eine Verzögerung des Umzuges sprach sich Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) aus. In dem in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Express meinte sie am Dienstag: "Durch eine Verschiebung würde der Umzug teurer. Grundstücke müßten weiter vorgehalten werden. Nicht der Terminplan ist zu ändern, sondern der Kostenplan erfordert voraussichtlich erhebliche Einsparungen." Süssmuths Stellvertreterin Renate Schmidt (SPD) sprach sich hingegen für eine Verschiebung aus.
BONN, 16. Februar (Reuter). Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Alfred Einwag, hat eine mehrjährige Stichprobe der Telekom bei 4000 Telefonkunden als rechtswidrig beanstandet. Die Erhebungen in den Jahren 1989 bis 1992 an privaten und geschäftlichen Anschlüssen seien unzulässig gewesen und von der Telekom erst 1992 auf Verlangen des Datenschutzbeauftragten eingestellt worden, sagte der Abteilungsleiter Informationstechnik beim Datenschutzbeauftragten, Horst Alke, am Dienstag in Bonn auf Anfrage.
Weiter hieß es beim Datenschutzbeauftragten, die Telekom habe mitgeteilt, daß ihre Erhebung nach jetzigem Recht unzulässig sei. Die Telekom berufe sich dabei auf die am 1. Juli 1991 in Kraft getretene Telekom-Datenschutzverordnung. Datenschutzexperte Alke betonte jedoch, daß auch nach altem Recht die Erhebung unzulässig gewesen sei. Vor allem seien die Kunden der Telekom nicht gefragt worden. Der Datenschutzbeauftragte Einwag hatte die Erhebung der Telekom am 22. Mai 1992 beanstandet und die Einstellung verlangt.
Telekom-Sprecher Klaus Czerwinski sagte, die Deutsche Bundespost Telekom habe nur vergessen, im Kölner Fernmeldeamt 2 bei einer "Handvoll Personen" die Daten zu anonymisieren. Insgesamt sei in den Jahren 1989 bis 1991 bei 4000 Telefonkunden aufgezeichnet worden, zu welcher Zeit sie wohin wie lange telefonierten. Die personenbezogenen Daten seien sonst sofort anonymisiert worden.
Der Telekom-Sprecher versicherte, daß Gesprächsinhalte nicht aufgezeichnet worden seien. Die Telekom habe die Auswirkungen des in drei Stufen 1989 bis 1991 eingeführten "Tarif '90" auf das Telefonverhalten feststellen wollen.
LISSABON, 16. Februar (Reuter). Die angolanische Regierung hat der Rebellenbewegung Unita vorgeworfen, bei den Kämpfen um die Stadt Huambo ein Massaker unter flüchtenden Zivilisten angerichtet zu haben. Angolas Staatsrundfunk berichtete am Montag abend, um dem Dauerfeuer der Unita auf Huambo zu entgehen, seien Tausende der Bewohner geflüchtet. Kämpfer der Unita hätten die in die nahegelegene Stadt Caala flüchtenden Menschen angegriffen und über 1000 von ihnen getötet.
Der Kampf um die zweitgrößte Stadt Angolas zwischen den Unita-Rebellen und den Regierungstruppen hält seit fünf Wochen an. Zwar berichtete die Regierung von Geländegewinnen, doch nannten Diplomaten in Luanda die Lage in der ehemaligen Hochburg der Rebellen noch immer prekär. Die Lage der Menschen in der teilweise zerschossenen Stadt werde immer schwieriger. Nach Angaben von Regierung und ausländischen Helfern sind seit Beginn der Kämpfe vor fünf Wochen mehrere tausend Zivilisten in Huambo umgekommen. Die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) forderte die Unita auf, die Verhandlungen mit der angolanischen Regierung wieder aufzunehmen.
DRESDEN, 16. Februar (Reuter). Nach dem Scheitern der Schlichtungsverhandlungen in der Metallindustrie Sachsens droht die IG Metall mit gerichtlichen Klagen. Zugleich kündigte sie Streiks an. Eine Sprecherin der IG Metall Sachsens sagte am Dienstag in Dresden, es könne "in gewissen Fällen" Arbeitskämpfe geben. Zunächst seien aber Großdemonstrationen geplant. So erwarte man am Mittwoch in Chemnitz 20 000 Teilnehmer. Der Sprecher der IG Metall Berlin-Brandenburg, Michael Böhm, sagte, wenn die Arbeitgeber den Stufenplan zur Tarifangleichung nicht einhielten, sei die Gewerkschaft frei zum Arbeitskampf.
Böhm sagte weiter, er rechne auch für die übrigen ostdeutschen Tarifgebiete nicht mehr mit einer Einigung durch Schlichtung. Den Arbeitnehmern stehe dann offen, die ursprünglich zum 1. April vereinbarte Tariferhöhung um 26 Prozent gerichtlich einzuklagen. "Unsere Mitglieder sagen, wir können auf das Geld nicht verzichten". Die Arbeitgeber hatten bei den Revisionverhandlungen für den 1991 abgeschlossenen Stufenplan eine Tariferhöhung um neun Prozent für die rund 300 000 Beschäftigten der ostdeutschen Metallindustrie angeboten.
Die Schlichtungsverhandlungen waren am Montag nachmittag in Dresden gescheitert, wie in einem Teil der Auflage berichtet. Schlichter Rudolf Hickel sprach von einem "fairen Verfahren", in dem das "Dilemma der Lohnpolitik" in Ostdeutschland ersichtlich geworden sei.
Nach Auffassung der Arbeitgeber tritt nun eine "Null-Runde" in Kraft, da der vereinbarte Stufenplan kein bindender Tarifvertrag sei. Am heutigen Mittwoch werde in einer Mitgliederversammlung über das weitere Verfahren abgestimmt.
(Kommentar auf Seite 3, eine Erklärung des Schlichters Seite 15)
Nachrichten-Börse
Dollar fällt um fast 1,5 Pfennig Wenig beeindruckt zeigte sich der europäische Devisenhandel gestern von dem am Vorabend vorgestellten Wirtschaftsprogramm des US-Präsidenten Bill Clinton. Zwar fiel der Dollar beim "Fixing" um knapp 1,5 Pfennig auf 1,6455 Mark, doch führten Frankfurter Händler dies vor allem auf Markttechnik zurück. US-Konzerne verdienen deutlich mehr Die Gewinne von 619 US-amerikanischen Großunternehmen sind im Schlußquartal 1992 im Jahresvergleich um 62 Prozent auf 26,2 Milliarden Dollar gestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt das Wirtschaftsblatt Wall Street Journal. Besonders ausgeprägt waren die Profite der Kreditinstitute und der Ölkonzerne.
Japan handelt mit Überschuß Nippon hat den Aktivsaldo im Außenhandel im Januar binnen Jahresfrist um fast 40 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar ausgeweitet. Der Exportwert stieg nach unbereinigten Zahlen des Finanzministeriums um 0,8 Prozent auf 24,1 Milliarden, während die Importe um 6,4 Prozent auf 18,9 Milliarden Dollar fielen. Kein Strafzoll auf Korea-Chips Die EG verzichtet nach Angaben aus Seoul prinzipiell auf Strafzölle für Speicherchips (Dram) aus Südkorea. Die dortigen Exporteure verpflichteten sich, wie ein Sprecher des Handelsministeriums berichtet, die Preise so festzulegen, daß sie einen Gewinn von 9,5 Prozent auf die Produktionskosten brächten.
SCHWERIN, 16. Februar (Reuter). Die umstrittene Mülldeponie Schönberg in Mecklenburg-Vorpommern wird erneut untersucht. Ein Ziel der umfangreichen Messungen und Bohrungen sei es, endgültig Klarheit darüber zu gewinnen, ob in der Deponie tatsächlich Fässer mit hochgiftigem Dioxin aus Seveso gelagert worden seien, sagte Umweltministerin Petra Uhlmann (CDU), am Dienstag in Schwerin. Zudem solle der Untergrund der Deponie auf mögliche Schäden geprüft werden. Eine vielfach behauptete Gefährdung des Grundwassers für die Stadt Lübeck sei aber bislang nicht zu erkennen gewesen.
TOKIO, 16. Februar (Reuter). Die japanische Hauptstadt Tokio stellt eine mehrsprachige Sondereinheit der Polizei auf. Wie ein Polizeisprecher am Dienstag erklärte, ist die 100 Mann starke Einheit wegen der zunehmenden Zahl ausländischer Besucher Tokios notwendig geworden. Vorangetrieben wurde ihre Bildung vor allem auch wegen des für Juli geplanten Gipfeltreffens der Gruppe der sieben wichtigsten Industrieländer (G7). Die in der Sondereinheit vertretenen Sprachen werden Englisch, Deutsch, Chinesisch, Russisch Koreanisch und Urdu (Staatssprache Pakistans).
FRANKFURT A. M. (FR). Gewinnmitnahmen haben gestern die Aktienkurse in Frankfurt zumeist unter die Tageshöchststände gedrückt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) lag mit 1664,22 Punkten zuletzt aber nur geringfügig im Minus. Nach einer freundlichen Vorbörse beobachteten Händler bald Verkäufe hauptsächlich ausländischer Investoren. Als positiv für den Markt werteten Börsianer jedoch die vorhandene Liquidität und den Anlagebedarf der Fonds. Auch der Optionstermin der Deutschen Terminbörse (DTB) am kommenden Freitag dürfte nach Einschätzung von Profis noch für Käufe sorgen. Die finanzpolitische Rede von US-Präsident Bill Clinton am Vorabend blieb laut Händlern ohne Einfluß.
Unter Abgabedruck standen bei den Autowerten besonders Volkswagen, die um 6,90 Mark fielen. Die Aktie sei von "größeren Verkaufsorders" belastet gewesen, berichteten Marktteilnehmer. Die Deutsche Bank Research hatte die Gewinnschätzung nach unten korrigiert und die Aktie bereits am Freitag nachmittag zum Verkauf gestellt. Auf der Gewinnerseite fielen unter den bekannten Standardwerten Siemens mit einem Plus von 3,90 Mark auf. Tagesfavorit waren Schering mit einem Aufschlag von 17,50 Mark.
Am Frankfurter Rentenmarkt trug ein leicht nach unten revidiertes Wachstum der deutschen Geldmenge M-3 im Dezember zur freundlichen Stimmung bei. Die Kurse der öffentlichen Anleihen zogen um bis zu 15 Pfennig an, die Umlaufrendite fiel von 6,82 auf 6,80 Prozent. Die Bundesbank gab per saldo Titel im Nennwert von knapp 323 Millionen Mark an den Markt ab.
KIEW, 16. Februar (Reuter). Bundesaußenminister Klaus Kinkel hat der Ukraine wirtschaftliche und politische Unterstützung zugesagt, wenn sie entschlossen ihr Atomwaffenpotential vernichtet. Zum Abschluß seines Besuchs in Kiew sagte Kinkel am Dienstag: "Wir unterstützen dieses Land rückhaltlos beim Prozeß des Hineingehens in internationale, europäische Strukturen." Vieles, was Kredite und Hilfen betreffe, hänge von der Lösung einiger Kernprobleme ab. Dazu gehöre Ukraines Ratifizierung des START-1-Abrüstungsabkommens und ihr Beitritt zum Atomwaffen-Nichtverbreitungsvertrag. Beide Länder vereinbarten in Abkommen eine engere Zusammenarbeit.
Die in Kiew paraphierte Erklärung über die politischen Grundlagen der künftigen Zusammenarbeit in Freundschaft und guter Nachbarschaft soll beim Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl Anfang Juni in Kiew endgültig besiegelt werden. Angesichts ihrer schweren Wirtschaftskrise stimmte die Ukraine auch einem Investitionsfördervertrag zu, mit dem Kapitalanlagen von deutschen Investoren geschützt sowie der Transfer von Gewinnen und Kapital erlaubt werden. Ferner wurden Abkommen über die Aus- und Weiterbildung von Wirtschaftsführungskräften, über den Kulturaustausch und die Bewegungsfreiheit für Deutsche in der Ukraine unterzeichnet.
Kraftschuk hatte am Vorabend von einer "neuen Etappe zur Vertiefung und zum Ausbau unserer Beziehungen" gesprochen. Einen konkreten Termin für die Ratifizierung des START-1-Vertrags zur Verringerung der strategischen Rüstung durch die Ukraine nannte Krawtschuk nicht. Er begrüßte aber Kinkels Angebot, Deutschland könne bei der Vernichtung der Raketen-Treibstoffe helfen.
Kinkel rief alle westlichen Partner auf, "die Dringlichkeit und Bedeutung der wirtschaftlichen und politischen Unterstützung für dieses Land zu sehen".
BERLIN, 16. Februar (Reuter). Kinder müssen sich an der Finanzierung eines Heimplatzes für ihre pflegebedürftigen Eltern beteiligen, auch wenn ihr Lebensstandard dadurch gemindert wird. Ein entsprechendes Urteil hat das Berliner Oberverwaltungsgericht am Dienstag veröffentlicht. Im vorliegenden Fall hatte sich eine Arztwitwe dagegen gewehrt, die Kosten für die fünfjährige Heimunterbringung ihrer mit 95 Jahren verstorbenen Mutter mitzufinanzieren. Dagegen befand das Gericht, daß die Frau bei monatlichen Einkünften von 3300 Mark mit 800 Mark zur Bezahlung des Heimplatzes herangezogen werden könne. (AZ: OVG 6 B 32.91). Nach dem Sozialhilfegesetz könnten Verwandte ersten Grades zur Mitfinanzierung herangezogen werden, stellte die Kammer fest.
PARIS, 16. Februar (Reuter). Nordkorea hat internationalen Inspektoren untersagt, zwei umstrittene Atomanlagen zu untersuchen. Zugleich beschuldigte der nordkoreanische Botschafter in Frankreich, Pak Dong Tchoun, am Dienstag in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuter die Vereinigten Staaten, durch Gerüchte über ein Atomwaffen- Programm das Land destabilisieren zu wollen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte das kommunistische Nordkorea ersucht, die Kontrolle zweier Anlagen für Atommüll nahe der Hauptstadt Pjöngjang zuzulassen.
Als Unterzeichner des Abkommens über ein Verbot der Weiterverbreitung von Atomwaffen ist Nordkorea verpflichtet, über alles spaltbare nukleare Material Auskunft zu geben. Pak sagte jedoch, die beiden betreffenden Anlagen seien lediglich mit konventionellen Waffen ausgerüstete Militär-Stützpunkte. Daher habe die IAEA kein Recht, sie zu inspizieren. Beobachter vermuten, das Inspektionsverbot hänge mit der Ankündigung Südkoreas zusammen, im März gemeinsame Manöver mit den US-Streitkräften abzuhalten.
BERLIN, 16. Februar (Reuter/AP). Der Berliner Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) hat einen Einstellungsstopp für die Freiwillige Polizeireserve (FPR) verfügt. "Es wird im Moment nichts eingestellt bei der FPR", sagte Heckelmann am Dienstag nach einer Senatssitzung. Bis zur Abstimmung über neue Berufskriterien werde kein Reservist mehr bestellt.
Anlaß sind Verwicklungen von FPR- Angehörigen in die rechte Szene und internationalen Waffenhandel sowie Ermittlungen gegen 87 von 206 überprüften Reservisten. Gegen zwei für die Einstellung verantwortliche Beamte wurden disziplinarische Vorermittlungen eingeleitet.
Heckelmann sagte, Forderungen der Opposition zur Auflösung der Hilfspolizei hätten in der Sitzung keine Rolle gespielt. Eine Sonderkommission überprüfe die FPR auf kriminelle Mitarbeiter. Die Untersuchung solle bereits in der nächsten Woche abgeschlossen sein.
KAIRO, 16. Februar (Reuter). In Ägypten ist am Dienstag erneut ein Anschlag auf deutsche Touristen verübt worden. Sicherheitskräfte teilten mit, vermutlich moslemische Fundamentalisten hätten in Oberägypten das Feuer auf den Bus der Deutschen eröffnet, diesen aber verfehlt. Der Wagen sei auf dem Weg von den antiken Stätten in Luxor nach Kairo gewesen. Es war der dritte Angriff auf ausländische Besucher in einem Monat.
FRANKFURT A. M. (FR). An der Wall Street sind die Kurse am Dienstag im frühen Geschäft deutlich gesunken. Der Markt sei verunsichert über das Wirtschaftsprogramm von Präsident Clinton, sagten Händler. Der Dow-Jones-Index sank nach einer Stunde um 40,26 Punkte auf 3352,17 Zähler. Am Montag hatte die Börse geschlossen. In Japan sank der Nikkei-Index um 201,67 auf 16 916,32.
JOHANNESBURG, 17. Februar (Reuter). Die südafrikanische Schwarzenorganisation ANC hat am Mittwoch angekündigt, ihre Pläne zur Teilung der Macht mit der weißen Minderheit den Mitgliedern zur Diskussion vorzulegen. Die Entscheidung fiel nach einer stürmischen Sitzung der Führungsspitze, während der die Vereinbarungen mit der Regierung scharf kritisiert worden waren.
ANC-Führer Nelson Mandela sagte auf Anraten seiner Ärzte eine Reise nach Europa ab. Ein ANC-Sprecherteilte mit, Mandela leide an Erschöpfung. Der 74jährige ANC-Präsident habe bis auf weiteres alle Termine abgesagt.
MOGADISCHU, 17. Februar (Reuter/ AP). Kritik an der Organisierung der internationalen Hilfsbemühungen in Somalia hat die UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata geübt. Bei ihrem ersten Besuch in dem von Hungersnot und Anarchie heimgesuchten Land am Horn von Afrika sagte Ogata am Dienstag, es scheine ein Mangel an Koordination zwischen den verschiedenen UN-Organisationen zu herrschen. Sie schlug die Schaffung einer Kontrollinstanz vor, die alle Hilfsbemühungen koordinieren solle.
Trotz der internationalen Hilfsoperation sind in Somalia immer noch rund eine Million Menschen vom Hunger bedroht. Das geht aus einem am Dienstag in Rom veröffentlichten Bericht der Welternährungsorganisation FAO hervor.
Bei Kämpfen zwischen Somaliern und australischen Soldaten nahe der Stadt Baidoa wurden am Mittwoch ein Somalier getötet und zwei weitere verwundet. Ein US-Militärsprecher sagte, die Australier seien von Somaliern angegriffen worden.Qualifikation zur Fußball-WM England und Frankreich spielen mit Legionären
England und Frankreich können am Mittwoch in ihren Qualifikationsspielen zur Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA (17. Juni bis 17. Juli) auf ihre Legionäre zurückgreifen. England kann im Spiel der Gruppe zwei gegen San Marino im Londoner Wembley-Stadion auf Paul Gascoigne von Lazio Rom und David Platt von Juventus Turin bauen. Frankreich spielt in der Gruppe sechs in Israel mit Eric Cantona von Manchester United und Jean-Pierre Papin vom AC Mailand.
Dagegen muß Englands Teammanager Graham Taylor sicher auf Alan Shearer (Blackburn Rovers) verzichten. Ian Wrights (Arsenal London) Einsatz ist ebenso fraglich wie der von Kapitän Stuart Pearce (Nottingham Forest).
Frankreichs Trainer Gerard Houiller wird Torhüter Bruno Martini (AJ Auxerre) wegen Formschwäche durch Serge Lamar (Paris St. Germain) ersetzen. Nicht spielen kann Torjäger Xavier Gravelain (SM Caen). Um WM-Tickets kämpfen heute noch Schottland gegen Malta (Gruppe 1), Albanien gegen Nordirland (Gruppe 3) und Griechenland gegen Luxemburg (Gruppe 5). sid
Die Hochzeitsnacht ist vorbei, die Braut schwanger, aber die Flitterwochen sind gekennzeichnet von Nervosität und ersten Scherben. So und ähnlich beschreiben Mexikos Kommentatoren derzeit die Beziehungen zwischen dem lateinamerikanischen Land und den USA. Der Grund: Das Freihandelsabkommen Nafta, das die beiden Staaten im Dezember zusammen mit Kanada unterzeichneten, steckt in einer schwierigen Phase.
Zum einen beobachten die Mexikaner mit Sorge, wie sich US-Präsident Bill Clinton zwar um die heimische Wirtschaft, aber bislang wenig um das Freihandelsabkommen kümmert. Er hat zwar die Schaffung des weltweit größten Konsumentenmarktes zu Wahlkampfzeiten unterstützt, aber die von den USA gewünschten Gespräche über "Parallelabkommen" zu Umweltschutzfragen, Arbeitnehmerrechten und Einwanderung köcheln seit seiner Amtsübernahme auf kleiner Flamme. Erst in dieser Woche wird sich der mexikanische Unterhändler, Jaime Serra Puche, mit seinem Kollegen, Mickey Kantor, in Washington treffen, um einen Zeitplan für die Gespräche auszuhandeln.
Mit ein Grund für das verlangsamte Tempo: die nordamerikanischen Gewerkschaften und Nafta-Gegner, die ein Abwandern von US-Firmen ins Billiglohnland Mexiko fürchten, müssen beruhigt werden. Sie könnten den Kongreß negativ beeinflussen, der das Abkommen noch ratifizieren muß. Auch bestätigte vor kurzem ein unabhängiges Institut in den USA, daß zwar die Exporte über den Rio Grande als Folge von Nafta wachsen würden, aber Arbeitsplätze in der Automobil- und Textilindustrie verloren gehen.
Zudem liefern sich beide Länder eine Schlacht um Stahlexporte, nachdem die USA 19 Staaten - darunter die Azteken- Republik - des "Dumpings" bezichtigte und Strafen verhängte. Mexiko antwortete wiederum mit erhöhten Zöllen für US- Stahl. Das ist jedoch nur eine von mehreren protektionistischen Maßnahmen, die dem Geist des Freihandelsabkommens zuwiderlaufen. So erhöhte ausgerechnet Mexiko im vergangenen Jahr den Qualitätsstandard für Importe aus den Vereinigten Staaten und setzte die Zölle für Fleischeinfuhren bis zu 25 Prozent hinauf. Damit soll vor allem ein wachsendes Problem bekämpft werden: das gigantische Außenhandelsdefizit von rund 20 Milliarden Dollar, das Mexiko auf Grund seiner Marktöffnung angehäuft hat.
Auch die Börse reagierte in den vergangenen Wochen fiebrig auf die neue Washingtoner Regierung. Sie verlor allein im Monat Januar sechs Prozentpunkte, und Analytiker fürchten, daß nur deutliche Signale aus dem Weißen Haus die angespannten Nerven besänftigen. Denn über 50 Prozent der ausländischen Investitionen fließen nicht in den produktiven Sektor, sondern an die boomende Börse und dort in kurzfristige Anleihen - Geld also, das ebenso schnell wieder das Land verlassen kann.
Kein Wunder, daß Mexiko bei den bilateralen Gesprächen eine "schnelle Lösung" zugunsten des Freihandelsabkommens sucht, damit der Kontrakt Anfang nächstes Jahr in Kraft tritt. Denn der Regierung von Carlos Salinas de Gortari steht ein hartes Jahr bevor. Nicht nur wird in den nächsten Monaten der Präsidentschaftskandidat der PRI (Partei der Institutionalisierten Revolution) gewählt, Nafta ist wichtig für die Fortsetzung des Wirtschaftsprogramms 1993. Das sieht eine stabile Währung und eine weitere Reduzierung der Inflation vor.
Doch schon jetzt ist klar, daß Mexiko dieses Jahr geringere Wachstumsraten in Kauf nehmen muß und damit auch bei der Schaffung von Arbeitsplätzen hinterherhinkt. Ein wachsender Wettbewerb ausländischer Unternehmen erhöht zusätzlich den Druck auf Firmen, zu rationalisieren und Beschäftigte zu entlassen. Doch wie schon in den vergangenen Jahren hat Mexiko bei den "Parallelabkommen" einen, wenn auch schwachen Trumpf in der Tasche: die USA bevorzugen einen sozial stabilen Staat an seiner Südgrenze und wollen diese Stabilität mittels Nafta erhalten, selbst wenn ab und zu die Fetzen fliegen.
RITA NEUBAUER
Im Blickpunkt: Haitianer im Hungerstreik Zweifel an Clintons Zusage
Zwei Wochen nachdem die ersten Haitianer auf der US-Militärbasis Guantanamo auf Kuba einen Hungerstreik begannen, verweigern dort immer mehr Lagerinsassen Essen, Wasser und auch Medikamente. 15 der 267 Flüchtlinge, die seit mehr als einem Jahr in Lagern auf der Basis leben, wollen notfalls gar den Tod in Kauf nehmen, um die US- Regierung unter Druck zu setzen, sie in die Vereinigten Staaten einreisen zu lassen. Jetzt trat auch der schwarze US-Bürgerrechtler Jesse Jackson in Hungerstreik, um die Haitianer zu unterstützen. Die 267 Männer, Frauen und Kinder sind die letzte Gruppe von über 35 000 "boatpeople", die nach dem blutigen Militärcoup gegen Haitis Präsidenten Jean-Bertrand Aristide im September 1991 aufs Meer in Richtung Florida flohen. Doch während einige tausend als politische Flüchtlinge anerkannt wurden und in die USA einreisen konnten, die Mehrzahl aber nach Haiti zurücktransportiert wurde, befinden sich die Flüchtlinge in Guantanamo in einer politischen Zwickmühle. Sie erhielten Asyl, aber der Zugang in die USA ist ihnen per Gesetz verwehrt, denn sie oder Mitglieder ihrer Familie sind mit dem Aids-Virus HIV infiziert.
Nach Berichten von Journalisten, die auf die Basis zugelassen wurden, verlieren die Haitianer immer mehr die Geduld mit Washington. Zwar will Präsident Bill Clinton angeblich das Gesetz aufheben, aber innenpolitischer Druck verhinderte bislang, daß ein Zeitpunkt dafür genannt wurde.
Clinton hat schon ein Wahlversprechen gebrochen, wonach er die Praxis seines Vorgängers ändern und die abgefangenen "boatpeople" nicht mehr unverzüglich in ihre Heimat zurücktransportieren wolle. Die Befürchtung, daß dies einen Massenexodus auslösen würde, ließ Clinton schließlich die Politik seines Vorgängers George Bush fortsetzen.
In dem mit Stacheldraht umzäunten Militärlager werden die Flüchtlinge seit Monaten festgehalten, sie mißtrauen den Ärzten, die ihnen gegen ihren Willen Blut abnahmen und sie zu HIV-Infizierten erklärten. "Diese Leute fühlen sich wie Gefangene", sagt Jean Ford, ein US-Arzt, der fünf Tage auf der Basis zubrachte. Am meisten Sorge bereitet Ford die Weigerung mancher Infizierter, Medikamente einzunehmen.
Er fürchtet vor allem, daß Hungerstreik und mangelnde Flüssigkeit das Immunsystem auch bei den Haitianern schwächen, die bislang nur Aids- positiv getestet, aber sonst gesund sind. Nur zehn Flüchtlinge entwickelten bislang Aids-Symptome. Dennoch verweigern inzwischen viele Lagerinsassen regelmäßige Bluttests, nachdem sich herausstellte, daß beim ersten Test in einigen Fällen falsch diagnostiziert wurde.
Nicht nur die Haitianer auf Guantanamo bereiten den USA Kopfzerbrechen. Auf Haiti ist eineinhalb Jahre nach dem Putsch eine Lösung des politischen Konflikts nicht in Sicht, und Resignation, Militärterror und Hunger könnten erneut Tausende aufs Meer treiben.
Der einzige diplomatische Fortschritt: Nach langer Hinhalte-Taktik erlaubten die haitianischen Militärs jetzt die Einreise von 40 Mitarbeitern der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Ihnen sollen bis zu 500 Beobachter folgen, die die Einhaltung der Menschenrechte beobachten sowie langfristig die Rückkehr des gestürzten Präsidenten vorbereiten.
Während und nach dem Putsch kamen rund 2000 Menschen ums Leben. Viele Anhänger des gestürzten und exilierten Präsidenten leben aus Furcht weiterhin im Untergrund, und Menschenrechtsverletzungen gegenüber Politikern, Bauerngruppen und Journalisten sind an der Tagesordnung. Paradoxerweise haben die Militärs auch aus Eigeninteresse der OAS-Beobachtergruppe zugestimmt. Zum einen fürchten sie Racheakte, sollte Aristide eines Tages zurückkehren; zum anderen erhoffen sie eine Aufhebung des von der OAS verhängten Handelsembargos.
Das Embargo - im Prinzip gegen die Armee und deren Finanziers, die kleine, aber einflußreiche Oberschicht gerichtet - zerstört die fragile Wirtschaft der fünf Millionen Einwohner zählenden Inselrepublik nur noch mehr. Zehntausende von Jobs gingen verloren, die Preise zogen kräftig an und in manchen Landesteilen überleben die Einwohner nur dank ausländischer Lebensmittelspenden.
Aristide, der lange auf eine Inhaftierung der Putschführer als Bedingung für seine Rückkehr bestand, scheint inzwischen selbst seine harte Haltung abzumildern. Er signalisierte, daß er eine Entlassung der Offiziere akzeptieren könne. Was jedoch mit der de- facto-Regierung von Bazin, einst der unterlegene Gegenkandidat Aristides, geschieht, steht ebenso in den Sternen. Ohne eine attraktive Alternative, so Beobachter, würde dieser kaum freiwillig die Macht abgeben.
RITA NEUBAUER (Mexiko-Stadt)
Es ist ehrenwert, daß sich unsere Militärpolitiker verstärkt Gedanken machen darüber, wie's nun mit der Bundeswehr weitergehen soll, wo sich doch unsere Sicherheitslage grundlegend geändert hat (FR vom 10. 2. 1993 "Wir sind umgeben von Freunden und Partnern"). Wenn aber von der historischen Chance des Umdenkens in der Sicherheitspolitik (so der Untertitel des Beitrags von Erwin Horn) gesprochen wird, gilt es, sorgfältige Worte zu wählen, denn die Interessenlage der daran Beteiligten ist höchst diffus.
Da gibt es jene, die die Größe der Bundeswehr eigentlich unbedingt erhalten wollen, sich aber, weil dies unwahrscheinlich ist, notgedrungen auf Alternativverwendungen einlassen müssen, von Auslandseinsätzen von Streitkräften bis zur humanitären Verwendung militärischer Einheiten.
Da gibt es jene, die zwar von neuartigen Sicherheitsrisiken (wie Armut, Katastrophen und Umweltzerstörung) reden, dafür aber nicht neue, zivile Kapazitäten (wie Technisches Hilfswerk oder Umwelthilfswerk) aufbauen, sondern nur die eigentlich nicht mehr erforderlichen militärischen Kapazitäten nutzen wollen.
Und dann gibt es jene, denen es um eine neue, friedliche Rolle des neuen Deutschland geht, die diese Rolle aber wiederum nur national, nicht international definieren usw.
Ich möchte vorschlagen, daß wir den Diskurs auf präzisen Begriffen aufbauen; daß wir sorgfältig unterscheiden, was militärisch und was zivil ist; erkennen, was Intervention und was Unterstützung ist; trennen in Hilfe, die dem Menschen, und Hilfe, die der Natur dient; festlegen, was Nachsorge, was Vorsorge ist und ermitteln, was national gemacht werden soll und was nur international koordiniert erfolgreich sein kann.
Diese Begriffe sind viel eindeutiger als die Sprache, die in jüngster Zeit zumeist gesprochen wird. Der Bürger weiß doch sehr wohl, was Krieg ist und was demgegenüber persönliche Notlagen, Naturkatastrophen und Umweltschäden sind. Man muß also Soldaten nicht Ärzte, Ärzte nicht Umwelttechniker nennen und braucht auch Militär nicht mit Polizei zu verwechseln. Und das heißt, daß wir die Bundeswehr nicht zur "Heilsarmee" erklären müssen. Wir könnten statt dessen aus den Mitteln für nicht mehr benötigtes Militär ein ziviles Katastrophen- und Umwelt-Hilfswerk machen oder besser: die Vereinten Nationen bei der Einrichtung eines solchen, international zusammengesetzten und dezentral agierenden Hilfswerks unterstützen. Entsprechende fachliche Expertise und Erfahrung gäbe es in unserem Lande genug, nicht nur, aber auch bei der Bundeswehr.
Nur hieße das in der begrifflichen Konsequenz, aus Militärpolitik endlich Entwicklungs- und Umweltpolitik zu machen - auf der nationalen, der europäischen und der globalen Ebene, so wie die Rio- Konferenz 1992 (wer redet noch darüber?) es von uns auch eingefordert hat. Um diese Chance geht es, Herr Horn; werden wir sie, wird der Bundestag sie nutzen?
Dr. Udo Ernst Simonis, Professor für Umweltpolitik/ Wissenschaftszentrum Berlin
Es ist ja lobenswert, daß Sie ab und zu auch über den Handel mit Lebensmitteln aus kontrolliert-biologischem Anbau berichten. Leider sind aber fast all diese Artikel nur oberflächlich recherchiert, manchmal auch falsch. Jüngstes Beispiel ist Ihre Bildunterschrift vom 10. Februar 1993. Zu einem Foto mit "Bioland"-Produkten berichten Sie von "biologisch-dynamischem" Anbau. Zur Verdeutlichung: der "biologisch-dynamische Anbau" wird von "Demeter"-Landwirten betrieben; "Bioland" dagegen wirtschaftet nach "organisch-biologischen" Richtlinien.
Werner Günther, Oberursel
Mit der Entscheidung des OLG Düsseldorf, die politischen Gefangenen aus der RAF - Karl-Heinz Dellwo, Hanna Krabbe und Lutz Taufer - selbst nach fast 18 Jahren Haft nicht freizulassen, ist für jede/n Interessierte/n offen: Von der sogenannten Kinkel-Initiative bleibt nichts als "Verhöhnung" (FR vom 11. 2. 1993 "RAF-Täter bleiben in Haft").
Natürlich schiebt man die "Schuld" auf die Gefangenen. Sie hätten sich einer "gesetzlich vorgeschriebenen psychiatrischen Begutachtung verweigert". Das ist eine Verdrehung der Tatsachen.
Erstens gibt es bei den Strafaussetzungsverfahren ein "Auswahlermessen", wonach ein/e Sachverständige/r jeweils aus der Fachrichtung heranzuziehen ist, die/der dem Gericht die beste Entscheidungsgrundlage gibt. Daß dies vor dem Hintergrund der politischen Geschichte der Gefangenen kein/e PsychologIn sein muß, ist offensichtlich.
Aber das OLG will mit einem "psychiatrischen Gutachten" eben "beweisen", daß es für die RAF nie ein politisches Motiv gegeben haben kann, sondern daß es um "von der Norm abweichende Charaktere" gehe.
Zweitens haben die Gefangenen sich eben nicht "verweigert", sondern im Gegenteil, die formale Ebene des Strafaussetzungsverfahrens akzeptierend, ein sozialwissenschaftliches Gutachten vorgeschlagen. Verständlicherweise sehen sie in psychiatrischen Gutachten einen Angriff auf ihre Identität und Menschenwürde.
Drittens ist es ein schlechter Witz, wenn das OLG anführt, mit der Freilassung sei ein "Risiko" für die "Allgemeinheit" verbunden. Im November hat bekanntermaßen Karl-Heinz Dellwo - auch für die anderen betroffenen Gefangenen - erklärt, daß es zwar keine Versöhnung mit diesen Gesellschaftsverhältnissen geben könne, aber keiner von ihnen nach der Freilassung zum bewaffneten Kampf zurückkehren werde.
Gefragt ist seit Monaten eine "geschlossene politische Antwort" auf die RAF-Erklärung. Die politische Elite dieses Landes aber ist unfähig, in adäquater Weise auf das De-Eskalationsangebot der RAF zu reagieren. Das "politische" Verhalten von Regierung und Opposition besteht darin, der Justiz freie Hand zu lassen.
Und der Justiz liegt eben vor allem an der Entpolitisierung einer die BRD-Gesellschaft über 20 Jahre prägenden Auseinandersetzung zwischen dem Staat und bewaffnet kämpfenden Gruppen.
So ist mehr als fraglich, ob der Bundesgerichtshof, der jetzt die Frage der Notwendigkeit eines "psychiatrischen Gutachtens" wird entscheiden müssen, den Rachegelüsten des OLG entgegentritt und den Weg zu einer Freilassung der RAF-Gefangenen wieder öffnet.
Reinhard Rohde, Celle
Es lebe Kohls 1982 angekündigte geistig, moralische Wende - 1993 macht Bundesfamilienministerin Rönsch (FR vom 11. 2. 1993 "Aufgespießt") deutlich, was das heißt: Eltern in ihrem Kinderwunsch zu unterstützen, damit der Verteidigungsminister genügend junge Soldaten bekommt.
Nachdem man seine Sprachlosigkeit überwunden hat, bleibt nur Wolfgang Borcherts Appell: "Mutter, wenn sie dir sagen, du sollst Kinder wieder gebären, Töchter für die Spitäler, Jungen für die Schlachten, Mütter der Welt, sagt nein!"
Klaus Müller, Kiel
Mit Interesse habe ich Ihren Artikel "Recht für Schwangere verlangt" (FR vom 10. 2. 1993) gelesen, in dem der Berufsverband der katholischen Arbeitnehmerinnen in der Hauswirtschaft den mangelnden Mutterschutz von Hausangestellten beklagt.
Die SPD-Bundestagsfraktion hat das Problem politisch längst aufgegriffen und im November 1992 einen Antrag zum Kündigungsschutz und Lohnfortzahlung für Hausangestellte im Rahmen des Mutterschutzes in den Bundestag eingebracht.
Wir haben die Bundesregierung aufgefordert, Hausangestellte im Fall einer Schwangerschaft im Hinblick auf Kündigungsschutz und Lohnfortzahlung mit anderen Arbeitnehmerinnen gleichzustellen. Für sie soll auch der volle Kündigunggschutz bis zum Ablauf von vier Monaten nach der Entbindung gelten. Und wir verlangen weiter, daß Teilzeitbeschäftigte in Privathaushalten ihren Anspruch auf Lohn bei einem vorgezogenen Beschäftigungsverbot behalten.
Ich hoffe, die Bundesregierung vollzieht endlich die längst überfällige mutterschutzrechtliche Gleichstellung schwangerer Hausangestellter mit den übrigen schwangeren Arbeitnehmerinnen. Dr. Marliese Dobberthien (MdB/SPD), Bonn
Mit Wut und Ohnmacht lese ich, daß die konservativen Parteien die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen zum wiederholten Mal erfolgreich blokkieren (FR vom 13. 2. 1993 "Nein zu Umweltschutz als Staatsziel" und "Angst vor dem Volk"). Nicht nur, daß diese Marionettenpolitiker ohne Zögern ihre Verfilzung mit der Industrie als "Wahrnehmung von Interessen" (Edmund Stoiber) zu rechtfertigen suchen, nein sie verlangen auch noch, daß wir Bürger ungerührt zusehen, wie die Herren unsere und unserer Kinder Zukunft billig verschachern.
Wahrscheinlich wäre wieder einmal der "Standort Deutschland" in Gefahr, wenn die braven Interessenvertreter durch unqualifizierte Volksabstimmungen oder gar Staatsziele wie Tierschutz, Arbeit, Wohnen, Datenschutz und soziale Sicherheit bei ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit gestört würden.
Götz Frömming, Aschaffenburg
Mit Bitternis habe ich die in der FR vom 11. 2. 1993 ("Aufgespießt") zitierte Äußerung der Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU) gelesen, der Verteidigungsminister brauche genügend junge Soldaten, weshalb den Eltern ihr Kinderwunsch zu unterstützen sei.
Da kommen mir die 30er und die Kriegsjahre in Erinnerung (bei Kriegsausbruch war ich 12 Jahre alt), wo es in unserem kleinen bayerischen Bauerndorf immer geheißen hat: Leute, macht Kinder, der Frührer braucht Soldaten! Wozu er sie gebraucht hat, zeigte z. B. Stalingrad. Von unserem Dorf Hausen bei Forchheim waren sieben junge Soldaten dort, keiner kehrte zurück. Meine Großmutter hatte elf Kinder und bekam von den Nazis das goldene Mütterabzeichen. Ihr ältester Sohn fiel am 17. 2. 42 vor Moskau.
Trotzdem betete unser Pfarrer Schober weiter an jedem Sonntag für Führer, Volk und Vaterland. Unsere Nachbarin, die Seubertsmarie, bekam bei der Beichte nicht einmal die Absolution (also die Vergebung ihrer Sünden), wei sie "nur" drei Kinder hatte. Sie sollte wie meine Großmutter eine Gebärmaschine sein.
So hat die Kirche Hitlers verbrecherischen Eroberungskrieg gegen die kommunistische Sowjetunion nicht nur in ihren Hirtenbriefen gutgeheißen, sondern auch psychischen Druck auf die Gläubigen ausgeübt, Soldaten für diesen Krieg bereitzustellen.
Georg Wagner, Forchheim
Fachgerecht unter Einschaltung des TÜV Bayern sollen, wie vom Betreiber Bayernwerk verlautet, die "Anrisse" im AKW Ohu I beseitigt worden sein (FR vom 10. 2. 1993 "Anrisse im AKW Ohu I").
Wäre der Anlaß nicht ein so trauriger, dürfte über diesen Witz gelacht werden.
Zitat Seite 472 aus "Wer mit wem in Atomstaat und Großindustrie": "Für die Atomindustrie ist der TÜV Bayern der wichtigste TÜV, weil er atomfreundliche Gutachten verfaßt. Die Hanauer Atom- Betriebe (in Hessen!) wurden vom Bayerischen TÜV begutachtet."
In allen Vorständen des TÜV haben leitende Vertreter der Atomindustrie Sitz und Stimme. Im Jahr des Erscheinens des zitierten Buches, 1985, saßen Leute von KWU, Siemens und Daimler im Vorstand des TÜV Bayern. Glaubt etwa irgend jemand, daß diese keinen Einfluß auf Gutachten nehmen, wenn es um AKWs und vor allem um viel Geld geht? Der TÜV ist laut obiger Quelle ein schwerreicher Konzern, und die TÜV-Honorare beim Bau eines AKWs werden auf 2 Prozent der Gesamtkosten geschätzt.
Sandra Holler, Hamburg
Behauptungen werden durch häufige Wiederholung in der Presse zwar nicht wahr, aber sie setzen sich in den Köpfen fest und werden so - unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt - zur Meinung. Es geht um die geplante Autobahngebühr. Ganz abgesehen davon, daß hier wieder umweltfeindliche Vielfahrer/innen belohnt werden, ist die Begründung, eine Gebühr müsse zur Finanzierung der Bahnreform erhoben werden, einfach falsch (FR vom 10. 2. 1993 "Alle Autobahnen sollen in Privathand"). Ein Verkehrsträger, der nicht einmal imstande ist, seine eigenen Kosten zu tragen, kann gar nicht zur Finanzierung anderer Ausgaben herangezogen werden.
Straßenbau, Polizei und Verwaltung hinterlassen jedes Jahr ein Defizit von zehn Mrd. DM, die nicht durch Mineralöl- und Kraftfahrzeugsteuer gedeckt werden. Hinzu kommen noch ungedeckte Unfallkosten (27 Mrd. DM), Schäden durch Luftverschmutzung (18 Mrd. DM) und Lärmfolgekosten (35 Mrd. DM - Stichwort Wohnwertminderung). Macht jährlich 90 Mrd. DM. Während aber ungedeckte Kosten bei der Bahn jährlich fein säuberlich aufsummiert und verzinst werden, verschwinden die Schulden des Straßenverkehrs in diversen Posten von Bund, Ländern und Gemeinden.
Während des Aufbaus des Straßennetzes gab es noch kaum Autofahrer/innen, die einen Beitrag zu den gigantischen Kosten leisten konnten. Die Bahn hingegen mußte nicht nur ihre gesamten Kosten selbst erwirtschaften, sondern auch noch Gewinne an den Staat abführen, der damit z. B. Kriegsschulden bezahlte. Wer sich mit der Geschichte der Bahn beschäftigt stellt fest, daß sie immer zu Zeiten positiver Bilanz verstaatlicht wurde und Überschüsse abführen mußte (1913 wurden 30% der Reichsausgaben von der Reichsbahn erwirtschaftet), während zu Zeiten mit negativer Bilanz Privatisierung das Allheilmittel war. Rücklagen konnten so nicht gebildet werden.
Die Autonation als Zahlmeisterin für die Bahn darzustellen mutet auf diesem Hintergrund schon fast lächerlich an. Die acht Milliarden DM, die die Autobahngebühr bringen soll, reichen jedenfalls nicht einmal zur Deckung eines Bruchteils der eigenen ungedeckten Kosten.
Martin Müller, Trier
Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Theater / Konzerte Bad Soden. Operettenkonzert mit den Rheinischen Salonsolisten, Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Bram Stoker's Dracula (20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Keine Vorstellung.
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bram Stoker's Dracula (15, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr);
Kino 3: Stalingrad (15, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Dracula (20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Faust (17.30, 20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hochheim. Foyer des Rathauses, Burgeffstraße 30: Künstlerisches und handwerkliches Gestalten, Arbeiten von Kursteilnehmern des VBW, Öffnungszeiten des Rathauses (bis 26. 2.).
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde aus der Ukraine von Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, 8 bis 12 Uhr (bis 28. 2.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Vorsicht Kunst", 11 bis 13, 15 bis 19 Uhr (bis 28. 2.). Vorträge / Kurse Kelkheim. DRK: "Lebensrettende Sofortmaßnahmen", Alte Schulstraße 8, 19.30 bis 22.30 Uhr.
Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr. Parteien / Parlamente Eppstein. Junge Union: Talkrunde "Tatort Politik" mit der parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesjugendministerium Cornelia Yzer, und JU Spitzenkandidat Christian Müller, Bistro Papalapap, Am Wernerplatz, 19.30.
Hofheim. CDU Wallau: 25jähriges Jubiläum mit Bundesministerin Hannelore Rönsch, Gaststätte "Deutsches Haus", 18.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.
Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Frau Fetscher).
Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.
Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.
Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.
Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.
Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.
Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.
Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.
Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 16 bis 18 Uhr.
Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.
DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.
DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Vereine / Organisationen Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).
Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20 bis 21.30 Uhr; Bewegungstherapie für Herz-Kreislaufkranke, Turnhalle, Pestalozzischule, 18.45 bis 20 Uhr; Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.
Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.
Sportverein Ruppertshain: "Fit über 45", Fitnesstraining für Frauen und Männer, Ballspiele, Leichtathletik, Gymnastik u.a., Schönwiesenhalle, 18.30 bis 20 Uhr;
Tischtennis für Erwachsene, Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr; Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30. Senioren Flörsheim. Altenkegeln, Stadthalle, 14.30 bis 16.30 Uhr.
Handarbeitskreis St. Josef: Treffen im Pfarrzentrum St. Josef, 14.30 bis 17 Uhr.
Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; "Bewegungsgruppe" im Tanzraum, 10.30 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.
Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.
Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Kurs, 9 Uhr; Englisch-Kurs, 10.30 Uhr; Singkreis, 14 Uhr; Seidenmalerei, 14 Uhr, Untergeschoß; Russisch-Stammtisch, 17.30 Uhr.
Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen": Jugendcafé, Bahnhofstraße, 14 bis 19 Uhr.
Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.
Liederbach. Jugendcafé: Spiel- und Bastelnachmittag für Kinder von 6 bis 12 Jahren, Sportlerheim, Wachenheimer Straße, 15.30 Uhr. Fastnacht Hattersheim. TV Okriftel: Närrische Turnstunde, Haus der Vereine, Okriftel, 20.11 Uhr.
Hochheim. Kolpingfamilie: Theaterabend im Staatstheater Mainz "Fastnachtsposse", Abfahrt Berliner Platz, 18.15 Uhr.
Hofheim. Deutscher Hausfrauenbund: Weiberfastnacht "Man müßte noch mal 20 sein", Bierbrunnen Marxheim, 14.11 Uhr.
Kelkheim. Heilige Dreifaltigkeit: Sitzung, Frauenfastnacht, Pfarrzentrum, Kirchgasse 12, 20.11 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Clowns & Pantomimen aus Kiew "Mimikritschi", 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Wiedersehen in Howards End (18 Uhr); Gewalt und Leidenschaft (20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen Höchst. AOK, Palleskestraße 1: Textilcollagen von Gabriele Schmolck-Hieber, 8.30 bis 17 Uhr (bis 26.Februar).
MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.
Psycho-soziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr; Treff für Angehörige psychisch Kranker, 18 Uhr, Tel. 30 32 14.
Institut für Legastheniker-Therapie, telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Telefon 31 32 00.
Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.
Caritasverband: Internationale Jugendberatung, Kasinostraße 16, 14 bis 18 Uhr.
Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Gersthofer Straße 4, Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.
Pro Familia: Sexualberatung / Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11; offene Sprechstunde: 17 bis 19 Uhr.
Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 5 97 42 74.
Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.
Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 30 30 04.
Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.
Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Telefon 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. Schnüffler un' Maagucker: Treffen der Bürgervereinigung für saubere Luft und sauberes Wasser, Café Libertad, Palleskestraße 2, 20.30 Uhr, Tel. 31 18 20.
Zeilsheim. Kreis für Alleinerziehende: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt- Zeilsheim 18 - 20, 16 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendlcub, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 17 bis 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Schachspielen, 10 bis 12 Uhr; Basteltreff, 10 Uhr; Programmplanung März / April, 10 Uhr; Geschichtsgruppe aktuell "Vor der Wahl am 7. 3. - wahlmüde?", Vertreter des Ortsbeirats 6 stellen sich Ihren Fragen, 15 Uhr.
Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Seniorenclub, Hunsrückstr. 11, 14 Uhr. WIESBADEN
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der kleine Horrorladen, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos, 19.30 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9, Frauen-Kabarett-Festival: "Kunscht der Liebe", Theater "Wilde Mischung", 20.30 Uhr.
Theater am Park, Wilhelmstraße 36: 25 Jahre Velvets - Schwarzes Theater "Hoffmanns Erzählungen", 20.15 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (14, 17, 20 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (13.30, 16.30, 19.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.15, 15.30, 17.45 Uhr); Stalingrad (20 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Eine Frage der Ehre (14, 17, 20 Uhr).
Alpha: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (12.30, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).
Gamma: Grüne Tomaten (14.30, 17.30, 20.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (14, 17, 20 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche, Original mit Untertiteln (18.30 Uhr); Death becomes her, Originalfassung (16, 20.15, 22.45 Uhr). Ausstellungen Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Taubergießen - Metamorphosen einer Landschaft", Malerei von Günther Brockhoff, 15 bis 18 Uhr (bis 21. 2.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Umweltladen, Michelsberg 32: "Das Aukamm-Naturerlebnistal stellt sich vor", 10 bis 18 Uhr (bis 26. 2.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Henry van der Putten, 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, 10 bis 19 Uhr (bis 21. 2.).
Galerie Ressel, Schöne Aussicht 24: Arbeiten auf Papier, Keramik von A. R. Penck, 14 bis 20 Uhr (bis 19. 2.).
Galerie Haasner, Saalgasse 38, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, 14 bis 18.30 Uhr (bis 27. 2.).
Wiesbaden Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Halbstündiges Bild-Gespräch, Alexev von Jawlensky "Variationen auf ein landschaftliches Thema", Dr. Kornelia von Berswordt-Wallrabe, 13 Uhr.
Öffnungszeiten des Museums: 10 bis 16 Uhr. Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38-40, Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.
Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.
Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.
"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.
Kinderschutzbund: Schwalbacher Straße 72, Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.
Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.
Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, 3. Stock, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 18 Uhr, ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.
Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.
Pro familia: Offene Sprechstunde, Langgasse 3, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.
Deutsche Friedensgesellschaft: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Marcobrunnenstraße 7, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.
Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.
Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 34 / 6 33 04.
Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.
Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.
Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.
HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.
Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.
Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr.
Evangelische Ringkirchengemeinde: Eltern-Kind-Treff, Kaiser-Friedrich-Ring 5, 10 bis 13 Uhr.
"Geschiedenen-Stammtisch", Königlich Bayerisches Amtsgericht, Gerichtsstraße 5, 19 Uhr.
Land-Senioren: Treffen, Hotel "Deutsches Haus", 13.30 Uhr. Kinder / Jugendliche "Hexenfest" für Mädchen von 6 bis 13 Jahren, Stadtteilzentrum Gräselberg, Wörther-See-Straße 8, 15 Uhr.
Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 16 bis 21 Uhr. Fastnacht Gastspiel George Montagner "Brasil- Show der Superlative", Tanzpalast Park Café, 21 Uhr.
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HANAU. Das Hanauer Kulturamt lädt für Samstag, 20. Februar, ab 20.11 Uhr zum Tanzabend in Kostüm und Maske in den Weißen Saal des Schlosses Philippsruhe ein. Für Überraschungen ist gesorgt, verspricht die Ankündigung. Die schönsten Kostüme werden prämiert.
Brot aus der Vollwertküche
HANAU. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt bietet am Samstag, 20. Februar, einen Kursus über Brot aus der Vollwertküche an. Interessenten können von 9 bis 12 Uhr in die Mittelstraße 23 kommen. Informationen gibt es unter der Telefonnummer 254428. "Beat Express" im Jazzkeller HANAU. Der "Hanauer Beat Express" spielt am Samstag, 20. Februar, ab 21 Uhr bei einer "Anti-Faschings-Veranstaltung" im Jazzkeller an der Philippsruher Allee. Zum Repertoire gehört Beatmusik aus den 60er und 70er Jahren. Rhetorik für Frauen HANAU. Wer sich verbal besser durchsetzen will, kann sich für ein Rhetorik-Seminar für Frauen im Frauenbildungszentrum der Arbeiterwohlfahrt im Schloß Philippsruhe anmelden. Es beginnt am Freitag, 19. Februar, von 17 bis 20 Uhr und geht am Samstag, 20. Februar, von 9 bis 16 Uhr weiter. Interessentinnen wenden sich an die Rufnummer 254428. Vorbereitung auf die Fastenzeit HANAU. Die katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4a, lädt für Mittwoch, 24. Februar, ab 20 Uhr zu einem Gesprächsabend ein. Angesprochen werden Eltern, die sich für religiöse Vorbereitungen zur Fastenzeit und Ostern interessieren. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 22312 möglich.
OBERURSEL. Zum Vormerken ein kabarettistisches Glanzlicht: Stefan Wald gastiert am Sonntag, 28. Februar, in der Stadthalle. Wald, der beste aller Kohl- Imitatoren, zeigt in seinem neuen Programm, daß er noch wesentlich mehr drauf hat als das entlarvende Nachmachen unserer Polit-Größen.
Der Abend beginnt um 20 Uhr, der Vorverkauf läuft. tom
HANAU. Wer sich für die Steinheimer Zweigstelle der August-Bebel-Schule, eine Fachoberschule für Gestaltung, anmelden will, sollte seine Unterlagen spätestens bis zum 1. März abgeben. Eingangsvoraussetzung ist der mittlere Bildungsabschluß, an den sich die 11. und 12. Klasse an der Schule anschließt.
Wer nach der mittleren Reife eine Ausbildung absolviert hat, muß nur die 12. Klasse besuchen. Bei beiden Formen gibt es Eignungsprüfungen und zum Teil auch ein Auswahlverfahren in Deutsch, Englisch und Mathematik. Mit dem Schwerpunkt Gestaltung an dieser Fachoberschule sollen in erster Linie gestalterisch und kreativ Begabte angesprochen werden. Informationen gibt es unter der Telefonnummer 65 07 44 in Hanau. res
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Diskussionsabend der CDU HANAU. Der CDU-Ortsverband Großauheim lädt für Mittwoch, 17. Februar, zu einem Diskussionsabend mit Spitzenkandidatin Margret Härtel ab 20 Uhr in die Alte Schule in der Taubengasse ein. Dabei geht es insbesondere um Großauheimer Probleme wie die Bebauung der Waldwiese und die Altstadtsanierung. Versammlung der "Sterntaler" HANAU. Der gemeinnützige Elternverein "Sterntaler" trifft sich am Mittwoch, 17. Februar, um 20 Uhr in der Aula der Schwesternschule des Stadtkrankenhauses zur Jahreshauptversammlung. Neben dem Jahresbericht stehen Lamboyfest und ein Sommerfest auf dem Programm. Gymnastik nach der Entbindung HANAU. Die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt beginnt am Mittwoch, 17. Februar, ab 19.30 Uhr mit Rückbildungsgymnastik für junge Mütter nach der Entbindung. Anmeldung unter der Telefonnummer 254428. "Ball verkehrt" im Schloß HANAU. "Ball verkehrt" heißt das Motto einer Faschingsfete, zu der der Hanauer Kulturverein am Samstag, 20. Februar, ab 20.02 Uhr in die Räume im Schloß Philippsruhe einlädt. Gäste sollten sich nach alter Tradition möglichst alle verkleiden. Orgelkonzert in der Marienkirche HANAU. Die Marienkirche Hanau lädt für Sonntag, 20. Februar, zu einem Orgelkonzert ab 20 Uhr ein. Gerhard Holzner spielt Werke von Bach, Mendelssohn- Bartholdy und Max Reger. Maskenball der Turner HANAU. Die Turnerschaft Großauheim veranstaltet für Samstag, 20. Februar, in der Rochushalle einen "Maskenball" . Gäste können ab 20.11 Uhr kommen. Die besten Kostüme werden prämiert.
RÜSSELSHEIM. Dienstag, 6.52 Uhr, am Opel-Hauptportal: Ein besonderer Moment für die kaufmännische Angestellte Gretel Weidig, seit 1954 im Autowerk beschäftigt. Auf dem Weg zu ihrem letzten Arbeitstag vor Beginn des Ruhestandes bekam sie von Hessens Ministerpräsident und SPD-Chef Hans Eichel die Hand geschüttelt, der eigentlich zur frühen Morgenstunde nach Rüsselsheim gekommen war, um Flugblätter zu verteilen.
Wie hessenweit läutetete die SPD- Prominenz gestern auch in Rüsselsheim vor Opel die heiße Phase des Kommunalwahlkampfes ein. Neben Eichel machten der Bundestagsabgeordnete Dr. Norbert Wieczorek mit kämpferischem SPD-Schal, Landtagsabgeordneter Martin Schlappner, Landrat Enno Siehr und Oberbürgermeister Norbert Winterstein mit. Sie warben gegen die Bonner Finanzierungspläne für den Solidarpakt unter dem Motto "Nach den Steuerlügen: Jetzt auch noch Sozial-Raubbau".
Das Echo der Passanten war geteilt, manche Opelaner freuten sich über Promi-Besuch und Blitzlichtgewitter der Pressefotografen, andere gingen achtlos vorbei oder sagten: "Wir kommen aus Rheinland-Pfalz, uns geht die Wahl nichts an."
Manche begrüßten Ministerpräsident Eichel, andere erkannten ihn offensichtlich nicht. So jener Angestellte, der erfreut dem neben Eichel stehenden früheren Betriebsratsvorsitzenden Richard Heller die Hand schüttelte und ein paar Schritte weiter einen Fotografen fragte: "Wer ist denn das neben dem Richard - den hab&rquote; ich doch schon mal irgendwo gesehen". (cas / FR-Bild: Keber) (Bericht auch auf der Hessen-Seite)
Innenminister Seiters hatte recht, als er bei der Migrationskonferenz in Budapest zu einer "Doppelstrategie" aufrief. Doch der Appell, verarmten Menschen im Süden und Osten Perspektiven für eine Zukunft im eigenen Land zu schaffen, erwies sich als Feigenblatt. Die Minister hatten ausschließlich die andere Seite im Sinn: möglichst schnell möglichst viele illegale Flüchtlinge zurück ins Heimatland zu verfrachten.
Perspektive für die Zukunft: Das würde für Roma aus Rumänien bedeuten, daß sie wenigstens vor Übergriffen und Diskriminierung im eigenen Land geschützt werden. Geschieht dies nicht, werden sie weiter zu Zehntausenden nach Deutschland drängen, nur um hier als "Illegale" abgestempelt zu werden. Denn Diskriminierung reicht als Asylgrund nicht aus. Die Regierung in Bukarest aber scheint kein allzu großes Interesse daran zu haben, die Flucht aus dem eigenen Land zu bremsen. Ihr Vertreter saß in Ungarn mit am Tisch - von nennenswertem Druck auf ihn war nichts zu erfahren.
Auch London oder Paris wurden offenbar nicht in die Pflicht genommen. Dort und in anderen westlichen Hauptstädten ist man wenig geneigt, einen Anteil zur Lösung der Wanderungsprobleme beizusteuern. Wenn sich schon keine europaweite Quotierung von Flüchtlingen durchsetzen läßt, müßten die wohlhabenden Staaten wenigstens etliche Ecu springen lassen. Doch der Westen mauert.
Solche Gegensätze wurden in Budapest rhetorisch übertüncht. Auf die Schleuserbanden als gemeinsame Feinde konnte man sich leicht einigen und mit großen Worten auf sie einprügeln. Die Probleme der Migration löst das kaum. pit
EGELSBACH. Ganz wohl ist Peter Swoboda nicht, wenn er über das jüngste "Kind" der Egelsbacher Jugendpflege spricht. Denn um ein Schülercafé eröffnen zu können, mußte der Heilpädagoge viele der Stammbesucher des Jugendraumes vor den Kopf stoßen: Seit Anfang voriger Woche ist für die meist zwischen 16 und 20 Jahre alten Auszubildenden ihr Freizeitdomizil im Bürgerhaus tabu - wenn auch nur montags von 15 bis 18 Uhr und dienstags von 14 bis 18 Uhr. Dann sind allein Schülerinnen und Schüler erwünscht.
"Wir wollen ihnen zuerst einmal die Möglichkeit geben, nach der Schule zu sich zu kommen", beschreibt Swoboda eines der Ziele des Schülercafés. Je nach Laune können sich die 13- bis 16jährigen Mädchen und Jungen auch beim Tischtennis oder beim Tischfußball abreagieren. Oder sie können sich von Praktikantin Petra Biedinger und Sozialpädagoge Dieter Büttner bei den Hausaufgaben helfen lassen. Oder von ihnen bei Problemen einen Ratschlag holen. Außerdem gibt es an der Theke belegte Brötchen, Kuchen und Getränke.
Doch bevor es soweit kommen konnte, mußten die Betreuer des seit Anfang der 70er Jahre bestehenden Jugendraumes ihr Stammpublikum überzeugen - drei Vollversammlungen lang. "Die Älteren wollten das Schülercafé nicht", sagt Peter Swoboda, "die fühlen sich jetzt ein bißchen beraubt." Dabei kämen die meisten von ihnen ohnehin erst nach Feierabend, etwa um 17 Uhr, die Einschränkung sei also für sie kaum zu spüren. Schließlich habe der Jugendraum seine Türen an allen Werktagen bis in den späten Abend hinein für alle geöffnet.
Die Schwierigkeit, ein wenig Verständnis für die Neuerung zu erwecken, ist in den Augen des Betreuers gleichzeitig ein Zeichen dafür, wie notwendig das spezielle Angebot ist: "Wenn wir nicht eingreifen, dominieren die Älteren über die Jüngeren und verdrängen sie nach und nach aus dem Jugendraum." Dabei werde niemand hinausgeprügelt oder weggeekelt. "Manchmal reicht es schon", so Swoboda, "wenn die einen alle Spiele besetzt haben und die anderen nur dumm rumstehen können."
Die gleichen Erfahrungen mit Cliquen, die Jugendzentren in Beschlag nehmen und keine andere Gruppe neben sich dulden, machten auch Sozialarbeiter und Pädagogen in anderen Jugendzentren des Kreises. Ob Mädchen und Jungen, Deutsche und Ausländer, Schüler und Auszubildende - kaum einmal waren in den Treffs auf Dauer beide Seiten zu "halten". Daß es nicht mehr die Jugendlichen gibt und statt eines einheitlichen ein differenziertes Angebot für verschiedene Alters- und Interessengruppen gemacht werden müssen, ist auch das Ergebnis einer jetzt vorgestellten Studie der Fachhochschule Darmstadt, die der Kreis Offenbach in Auftrag gegeben hatte. Auf dieser Grundlage sollen die Städte und Gemeinden neue Konzepte für ihre Jugendarbeit entwickeln.
"Das Schülercafé ist erst der Anfang", sagt Swoboda und will vom Gemeindevorstand den Segen dafür bekommen, in Zukunft beispielsweise auch Video- und Foto-Workshops oder andere Arbeitsgruppen einzurichten - nach dem Motto: "Für jeden Geschmack etwas".
Zunächst hofft er, daß die Egelsbacher Schülerinnen und Schüler ihr Café auch tatsächlich nutzen und sich nicht von den "verdrängten" Älteren ohne deren Zutun einschüchtern lassen. Wird das neue Angebot angenommen - Swoboda erwartet 20 bis 30 Mädchen und Jungen -, soll das Schülercafé montags und dienstags baldmöglichst auch am späten Vormittag geöffnet sein: "Damit auch die Eltern allen Skrupel verlieren. Denn zu dieser Zeit sind die älteren Jugendlichen mit Sicherheit beim Arbeiten." leo
HOFHEIM. 25 Jahre besteht der CDU- Ortsverband Wallau, und zur Feier des Tages gibt es Weck, Worscht, Woi und Prominenz: Morgen, Donnerstag, kommt Hannelore Rönsch (CDU), Bundesministerin für Familie und Senioren. Zeit und Ort: 18.30 Uhr, Gaststätte "Deutsches Haus" in Wallau. md
EGELSBACH. Ob der Berliner Platz tatsächlich so aussehen soll, wie es Bürgermeister Heinz Eyßen (SPD) im vorigen Monat vorgeschlagen hat, darüber stimmen die Egelbacher Gemeindevertreter in ihrer nächsten Sitzung ab - am Donnerstag, 18. Februar, um 20 Uhr im Rathaus. Außerdem entscheiden die Parlamentarier darüber, ob die Kindertagesstätte im Bürgerhaus im September eine zweite Hortgruppe eröffnet und dafür zusätzliche Räume zur Verfügung gestellt bekommt.
Ebenfalls auf der Tagesordnung stehen Anträge der Grünen, die Tempo 40 für die alte Kreisstraße 168 und die Woogstraße fordern und mehrere Feldwege für Autos sperren möchte, um Schleichverkehr zu unterbinden.
Die Sozialdemokraten wünschen für das Eigenheim - zum Schutze der Anwohner - Lärmschutzfenster, die während Veranstaltungen nicht geöffnet werden können. leo
Seither ziehen sie als "Churchills Cigar" durch die Lande. Nächste Station: das Gallus Theater. Dort ist ihr "Komik-Theatre" mit dem Titel "What else!" an drei Abenden zu erleben: Englische Music-Hall-Tradition und mimisches Sprechtheater. Das deutsch-britische Bündnis persifliert sich dabei gerne selbst in Gestalt ihrer Charaktere Mr. Cramp und Arthur Hüttenberg, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander leben und spielen können. Das Programm der Woche
Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr: "What else!" mit "Churchill's Cigar" im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Mimikritischi", Clownereien und Pantomimik mit einem preisgekrönten, sechsköpfigen Ensemble aus Kiew, im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46 a).
20.30 Uhr: "Geschlossene Gesellschaft", Jean-Paul Sartes düsteres Kammerspiel über die Hölle auf Erden, in einer Bearbeitung des Theaters in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 19. Februar, 20 Uhr: "Pi - eine Höhlenexkursion", eine theatralische Ausgrabungs-Aktion mit dem Regisseur Thomas Hertel und Ensemble, "zwischen Sightseeing-Tour, Abenteuer-Safari, wissenschaftlicher Exkursion und Psycho-Trip", als Frankfurter Erstaufführung im Theaterhaus zu erleben (Schützenstraße 12); außerdem: "Churchill's Cigar" im Gallus und die "Mimikritschi" in Höchst.
20.30 Uhr: "Das Martyrium des Piotr O'Hey", eine absurde Passionsgeschichte von Slavomir Mrozek, inszeniert von Hansjörg Graf für das Kellertheater (Mainstraße 2); "So schön, schön war die Zeit", schaurig-schöne Herz-Schmerz-Polkas und andere Liebeslieder, mit dem Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Geschlossene Gesellschaft" im TiB. Und um 23 Uhr setzt sich einmal mehr der "Paternoster" in Bewegung: die Gong-Show der vielseitigen Frankfurter Kleinkunstszene, im Theater in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4).
Samstag, 20. Februar, 15 Uhr: Kindertheater im Gallus - "Hexenzauber" mit dem Magier Zaubinelli, für Kinder ab drei Jahren.
20 Uhr: Letzter Vorhang für die "Mimikritschi" im Neuen Theater Höchst; letzter Auftritt für "What else!" im Gallus Theater; noch im Theaterhaus: "Pi - eine Höhlenexkursion".
20.30 Uhr: "Nachtwache", die lange Theaternacht im Philanthropin, mit anschließendem Frühstück, alles serviert vom Freien Schauspiel Ensemble; "Geschlossene Gesellschaft" im TiB und "Das Martyrium des Piotr O'Hey" im Kellertheater.
Sonntag, 21. Februar, 16 und 20 Uhr: Jonglagen, Trampolinsprünge und poetische Clownereien im "Varieté am Sonntag", Neues Theater Höchst.
Montag, 22. Februar (und weiter bis zum 27. Februar), jeweils 20 Uhr: die "Höhlenexkursion" im Theaterhaus.
Mittwoch, 24. Februar, 20 Uhr: "Heartland", Wiederholungs-Gastspiel der "Confederacy of Fools" aus London im Gallus Theater - ein britisch- humoriges Lustspiel über das Leben im Kontaktanzeigen-Dschungel. two
Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine
Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Rufnummer 0 60 31 / 23 36.
Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.
Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- u. Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
BfA: Sprechstunden, 8.30-12.30 u. 13.30-15.30 Uhr, Ludwigstr. 16, Tel. Voranmeldung unter 0 60 31 / 120 12.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 14 Uhr geführte Wanderung in die Umgebung Bad Nauheims. Naturheilverein: SH-Gruppe "Besser essen", 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Kurseelsorge: Gesprächsrunde "Wie kann Gott das zulassen?", 19.30 Uhr, Haus der Gesundheit.
Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistraße 8, Telefon 0 61 01 / 830 45.
Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 871 34.
Karben. Deutsch-Ausländischer Freundschaftskreis: Sprechstunde, 9-11 Uhr, Rendeler Str. 42, Klein-Karben.
Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.
Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.
Bad Vilbel. Alte Mühle: Alix Dudel - "Männer und Butterblume", Chansons im Stil der 20er und 30er Jahre, 20.30 Uhr, Lohstr. 13.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.
Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literaturcafé.
Bad Nauheim. Johanniter-Unfallhilfe: Kinder v. 8-11 J., 16-18 Uhr, Rettungswache. Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.
Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.
Bad Vilbel. Bürgeraktive: Offener Männertreff, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Seniorenbetreuung: Fahrt nach Mainz zum ZDF, letzte Abfahrt ca. 8.30 Uhr.
Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Heilsberg, 14.30-17.30 Uhr, Tee-Stube Jahnstr.; Treff für Kinder v. 12-15 J.: ab 14 Uhr, Gronau, Altes Rathaus Berger Straße.
Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.
AWO: Seniorenclub Gronau 15 Uhr, Bergerstr. 4; Seniorenclub Heilsberg 15 Uhr, Samlandweg 101.
Jugendfeuerwehr Dortelweil: Jahreshauptversammlung, 18 Uhr, Feuerwehrgerätehaus Dortelweil.
Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.
Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. Florstadt. Förderverein für eine Betreuungsschule K.-Weigand-Schule N.- Florstadt: Versammlung, 20 Uhr, Schule.
Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß- Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.
Mütterzentrum: Die Trotzköpfchen, Treff f. Mütter mit Kindern v. 2-4 J., 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Altenstadt. Jugendclub Treff, 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.
VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.
Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.
Stadtjugendpflege: Mädchen-Café, 14-17.30 Uhr, Tel. 0 60 47 / 27 16.
Ranstadt. Kreisbauernverband: Versammlung, 9.30 Uhr, Bürgerhaus.
Jugendforum: Jugend-Treff, 19-21.30 Uhr, Räume unter d. kath. Kirche. Fasching Echzell. VdK Bingenheim: Bingenheim Helau, 15 Uhr, BH Bingenheim.
Nidda. Altenclub: Närrische Kopfbedeckung, 14 Uhr, Bürgerhaus.
Büdingen. Faschingsfeier, 15.30 Uhr, Haus Walburga. Vorträge / Kurse Bad Vilbel. Alte Mühle: Vortrag "Mord ist ihr Beruf" v. Dr. A. Fink, 19 Uhr, Lohstr. 13.
Siedlungsgemeinschaft Heilsberg: Dia- Vortrag "Mitad del Mundo - Galapagos- Inseln" v. A. Kewitz, 19.30 Uhr, Pestalozzistr. 10.
Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Entspannung durch Massage (Kurs für Frauen), 20-22 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26. Parteien / Parlamente Butzbach. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Gaststätte Rolandsbogen.
Echzell. Sitzung des Haupt-, Finanz- u. Sozialausschusses, 20 Uhr, Lindenstr. 9. Verschiedenes Bad Nauheim. Tanzabend, 19 Uhr, Kurhaus.Abfallsammlung Butzbach. Altpapiersammlung in Nieder-Weisel mit Waldsiedlung, Hoch-Weisel und Ostheim. Ausstellungen Friedberg. Jürgen Wegener - "Zerstörungen", Di.-So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau-Museum (bis 21. Februar).
Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So., 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. März).
Bad Vilbel. Alte Mühle: H. und V. von Brauchitsch - "Licht-Bilder", Lohstr. 13 (bis 18. Februar).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So., 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Dracula (15, 20 Uhr) - Blende: Bodyguard (15, 20.15 Uhr) - Studio: Ich wollte Hosen (15, 20 Uhr) - Keller: Sister Act (15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Grüne Tomaten (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Bodyguard (20 Uhr).
Büdingen. Royal: Dracula (20 Uhr) - Princess: Bodyguard (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Bodyguard (19.45); Die Ritter der Kokosnuß (22).
Lich. Traumstern: Molière (19.30 Uhr).
(ohne Gewähr)
Seither ziehen sie als "Churchills Cigar" durch die Lande. Nächste Station: das Gallus Theater. Dort ist ihr "Komik-Theatre" mit dem Titel "What else!" an drei Abenden zu erleben: Englische Music-Hall-Tradition und mimisches Sprechtheater. Das deutsch-britische Bündnis persifliert sich dabei gerne selbst in Gestalt ihrer Charaktere Mr. Cramp und Arthur Hüttenberg, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander leben und spielen können. Das Programm der Woche
Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr: "What else!" mit "Churchill's Cigar" im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Mimikritischi", Clownereien und Pantomimik mit einem preisgekrönten, sechsköpfigen Ensemble aus Kiew, im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46 a).
20.30 Uhr: "Geschlossene Gesellschaft", Jean-Paul Sartes düsteres Kammerspiel über die Hölle auf Erden, in einer Bearbeitung des Theaters in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).
Freitag, 19. Februar, 20 Uhr: "Pi - eine Höhlenexkursion", eine theatralische Ausgrabungs-Aktion mit dem Regisseur Thomas Hertel und Ensemble, "zwischen Sightseeing-Tour, Abenteuer-Safari, wissenschaftlicher Exkursion und Psycho-Trip", als Frankfurter Erstaufführung im Theaterhaus zu erleben (Schützenstraße 12); außerdem: "Churchill's Cigar" im Gallus und die "Mimikritschi" in Höchst.
20.30 Uhr: "Das Martyrium des Piotr O'Hey", eine absurde Passionsgeschichte von Slavomir Mrozek, inszeniert von Hansjörg Graf für das Kellertheater (Mainstraße 2); "So schön, schön war die Zeit", schaurig-schöne Herz-Schmerz-Polkas und andere Liebeslieder, mit dem Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Geschlossene Gesellschaft" im TiB. Und um 23 Uhr setzt sich einmal mehr der "Paternoster" in Bewegung: die Gong-Show der vielseitigen Frankfurter Kleinkunstszene, im Theater in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4).
Samstag, 20. Februar, 15 Uhr: Kindertheater im Gallus - "Hexenzauber" mit dem Magier Zaubinelli, für Kinder ab drei Jahren.
20 Uhr: Letzter Vorhang für die "Mimikritschi" im Neuen Theater Höchst; letzter Auftritt für "What else!" im Gallus Theater; noch im Theaterhaus: "Pi - eine Höhlenexkursion".
20.30 Uhr: "Nachtwache", die lange Theaternacht im Philanthropin, mit anschließendem Frühstück, alles serviert vom Freien Schauspiel Ensemble; "Geschlossene Gesellschaft" im TiB und "Das Martyrium des Piotr O'Hey" im Kellertheater.
Sonntag, 21. Februar, 16 und 20 Uhr: Jonglagen, Trampolinsprünge und poetische Clownereien im "Varieté am Sonntag", Neues Theater Höchst.
Montag, 22. Februar (und weiter bis zum 27. Februar), jeweils 20 Uhr: die "Höhlenexkursion" im Theaterhaus.
Mittwoch, 24. Februar, 20 Uhr: "Heartland", Wiederholungs-Gastspiel der "Confederacy of Fools" aus London im Gallus Theater - ein britisch- humoriges Lustspiel über das Leben im Kontaktanzeigen-Dschungel. two
TREFFEN SICH ein Engländer und ein Deutscher in Frankreich . . . nein: das ist kein Witz, sondern der Beginn einer wundervollen Freundschaft. Auf einer Pariser Schauspielschule entdeckten sie ihre gemeinsame Vorliebe fürs Komische, die beiden Mimen Paul Gunn (London) und Paul Straßmeir (Langgöns). Seither ziehen sie als "Churchills Cigar" durch die Lande. Ihre nächste Station: das Gallus Theater. Dort ist ihr "Komik-Theatre" mit dem Titel "What else!" an drei Abenden zu erleben: Englische Music-Hall-Tradition und mimisches Sprechtheater. Das deutsch-britische Bündnis persifliert sich dabei gerne selbst in Gestalt ihrer Charaktere Mr. Cramp und Arthur Hüttenberg, die nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander leben und spielen können. Das Programm der Woche Donnerstag, 18. Februar, 20 Uhr: "What else!" mit "Churchill's Cigar" im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "Mimikritischi", Clownereien und Pantomimik mit einem preisgekrönten, sechsköpfigen Ensemble aus Kiew, im Neuen Theater Höchst (Emmerich- Josef-Straße 46 a).
20.30 Uhr: "Geschlossene Gesellschaft", Jean-Paul Sartes düsteres existenzialistisches Kammerspiel über die Hölle auf Erden, wird in einer Bearbeitung des Theaters in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35) gezeigt. Freitag, 19. Februar, 20 Uhr: "Pi - eine Höhlenexkursion", eine theatralische Ausgrabungs-Aktion mit dem Regisseur Thomas Hertel und Ensemble, "zwischen Sightseeing-Tour, Abenteuer-Safari, wissenschaftlicher Exkursion und Psycho-Trip", als Frankfurter Erstaufführung im Theaterhaus zu erleben (Schützenstraße 12); außerdem: "Churchill's Cigar" im Gallus Theater und die "Mimikritschi" im Neuen Theater Höchst.
20.30 Uhr: "Das Martyrium des Piotr O'Hey", eine absurde Passionsgeschichte von Slavomir Mrozek, inszeniert von Hansjörg Graf für das Kellertheater (Mainstraße 2); "So schön, schön war die Zeit", schaurig-schöne Herz-Schmerz-Polkas und andere Liebeslieder, mit dem Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17); "Geschlossene Gesellschaft" im TiB. Und um 23 Uhr setzt sich einmal mehr der "Paternoster" in Bewegung: die Gong-Show der vielseitigen Frankfurter Kleinkunstszene, im Theater in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4).
Samstag, 20. Februar, 15 Uhr: Kindertheater im Gallus - "Hexenzauber" mit dem Magier Zaubinelli, für Kinder ab drei Jahren.
20 Uhr: Letzter Vorhang für die russischen Komödianten von "Mimikritschi" im Neuen Theater Höchst; letzter Auftritt für "What else!" im Gallus Theater; noch im Theaterhaus: "Pi - eine Höhlenexkursion".
20.30 Uhr: "Nachtwache", die lange Theaternacht im Philanthropin, mit anschließendem Frühstück, alles serviert vom Freien Schauspiel Ensemble; "Geschlossene Gesellschaft" im TiB und "Das Martyrium des Piotr O'Hey" im Kellertheater.
Sonntag, 21. Februar, 16 und 20 Uhr: Jonglagen, Trampolinsprünge und poetische Clownereien im "Varieté am Sonntag", Neues Theater Höchst.
Montag, 22. Februar (und weiter bis zum 27. Februar), jeweils 20 Uhr: die "Höhlenexkursion" im Theaterhaus.
Mittwoch, 24. Februar, 20 Uhr: "Heartland", ein Wiederholungs-Gastspiel der "Confederacy of Fools" aus London im Gallus Theater - ein britisch-humoriges Lustspiel über das Leben im Dschungel der Kontaktanzeigen. two
LIMESHAIN. Die Investitionen für die Limeshalle am Zentrum haben sich offenbar gelohnt. Die Halle werde "sehr gut angenommen", berichtete Bürgermeister Klaus Hühn (SPD) während der Jahreshauptversammlung des sozialdemokratischen Ortsbezirks Rommelhausen. Sie sei geradezu "ein Renner". Die Gemeindeverwaltung beabsichtige, noch in diesem Jahr zu Konzerten einzuladen.
Der wiedergewählte Vorsitzende Dietmar Linhart bezeichnete in einer kommunalpolitischen Bilanz das aufgestockte Gemeindehaus in der Ostheimer Straße als gelungen. Zufrieden bemerkte er, daß der Friedhof neu gestaltet wurde und die örtlichen Vereine das Ehrenmal auf den Friedhof umgesetzt hätten.
Bei den Vorstandswahlen votierte die Versammlung für Brigitte Dietz und Karl-Heinz Höflich als Stellvertreter von Linhart. Als Schatzmeister fungiert Matthias Linhart, als Schriftführer Adolf Ludwig. Wolfgang Schönfeld ist als Vertreter im Wetterauer Unterbezirksvorstand vorgeschlagen worden.
Für Rosenmontag, 15 Uhr, lädt die SPD zum Kindermaskenball in die Gymnastikhalle des Fußballclubs ein. Das Heringsessen am Aschermittwoch beginnt um 18 Uhr im Gemeinschaftshaus. sal
KARBEN. Die Teetassen in der kleinen Küchenzeile stehen noch fein säuberlich aufgereiht. An der Wand haftet eine Preisliste: 50 Pfennige die Cola, einsfünfzig das Bier. Noch vor etwas mehr als einem Jahr haben sich hier Jugendliche der evangelischen Kirchengemeinde getroffen. Eine steile, enge Wendeltreppe führt hinauf in ihr gemütliches, vollmöbliertes Domizil unter den Dachbalken des Lieselturms. Die Räume sind verwaist, sollen sich aber möglichst bald wieder mit Leben füllen. Das haben sich zumindest Martina Schmidt und Jörg Fröhlich vorgenommen, die seit Jahresbeginn gemeinsam das Pfarramt in Burg-Gräfenrode und Ilbenstadt versehen.
Im feuchten Erdgeschoß des Gemäuers, das noch aus den wehrhaften Tagen der Roggauer Oberburg stammt, vermodert inmitten von Keramikresten und Tonkrügen ein Skelett. Funde aus der Zeit, als rührige Geschichtsvereinsmitglieder um Wilfried Rausch noch auf archäologische Spurensuche in Roggau gingen. Ein Noch scheint die Zeit hier stehengeblieben zu sein Stück weiter entlang der Natursteinmauer pfeift der Wind durch die zerbrochenen Glasscheiben einer kleinen Remise. Das Gebäude hat schon bessere Tage erlebt. Im Obergeschoß hockten sich früher Kinder und Teenager der Gemeinde zusammen. Das ist inzwischen mehr als zehn Jahre her. Jetzt ist die Remise leer. Auch der unweit entfernte Grillplatz wirkt kaum einladend. Ein unattraktiver Zaun trennt den Pfarrgarten von der Streuobstwiese ab, ein paar Spielgeräte für die Kinder und zwei große Tore fürs Fußballspiel: Das Areal des Burggartens wirkt, als sei hier die Zeit stehengeblieben. Und doch ist es vielleicht gerade dieses unübersichtliche Sammelsurium aus historischen Gebäuderesten, Wiesenfläche und verwildertem Nutzgarten, das in seiner stillen Abgeschiedenheit wie ein Stück verwunschenes Märchenschloß wirkt und deswegen vor allem Kinder und Jugendliche in Bann zieht.
Sie sollen auch weiterhin die Hauptnutzer dieses inmitten des Karbener Stadtteils gelegenen Areals bleiben. Kirchengemeinde, Kommune und die für die Dorferneuerung zuständige Landesbehörde überlegen zur Zeit gemeinsam mit interessierten Einwohnern, wie das Gelände um die als Gemeindehaus genutzte Oberburg gestalterisch aufgewertet und auch für erwachsene Besucher zugänglicher gemacht werden kann. Ein von dem Frankfurter Kulturanthropologen Dr. Hanjo Dieckmann betreutes Bürgerprojekt im Rahmen der Dorferneuerung (die FR berichtete), bei dem die Möglichkeiten sozialer, ästhetischer und ökologischer Nutzung aufeinander abgestimmt werden, um möglichst vielfältigen Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden.
Die Planung hierzu versteht Dieckmann als "kulturdemokratischen Lernprozeß". Die betroffenen Bürger(innen) werden nach ihren Vorstellungen befragt An Altes anknüpfen, um Neues zu schaffen und über die jeweiligen Planungsschritte umfassend informiert. Das Projekt soll für jeden nachvollziehbar sein und von einer möglichst breiten Basis mitgetragen werden. Ziel sei es, so Dieckmann, den eigenen Ort von seiner Geschichte her wieder zu begreifen, an vorhandene Strukturen anzuknüpfen und neues Leben hineinzubringen.
Zwar muß noch die Landesdenkmalpflege angehört werden, doch soll aus der Burganlage kein historisierender Museumsgarten werden. Der Darmstädter Ökologe Dr. Horst Franz, der das Projekt gartengestalterisch begleitet, plädiert für einen extensiv genutzten "Bürgergarten", in dem Natur und Kultur zusammenwirken. Und Erster Stadtrat Hans Puchtinger betont, daß zwar Ruhezonen mit Sitzbänken für ältere Bürger geschaffen, auf jeden Fall aber auch der Charakter eines Abenteuerspielplatzes mit vielen Nischen und Klettermöglichkeiten erhalten bleiben solle.
Die Ergebnisse eines ersten Bürgergespräches sowie einer Ortsbegehung sollen am Freitag, 19. Februar, um 19 Uhr in der Oberburg öffentlich dargestellt werden. Eingeladen sind auch die Mitglieder des Dorferneuerungsbeirates. Bislang gibt es noch keine festgelegte Planung. Doch erste Konturen für eine behutsame Gestaltung des Burggartens zeichnen sich bereits ab.
Der Kindergartenspielplatz soll nichtöffentlich bleiben, das öffentliche Spielareal dagegen mit neuen Geräten aufgewertet werden, die sich auf mehrere Ekken verteilen. Die Tore des Bolzplatzes werden dagegen für entbehrlich gehalten.
Der Zugang zum Lieselturm soll überdacht werden. Darunter könnten die augenblicklich im Bauhof zwischengelagerten historischen Grabsteine der evangelischen Kirche Schutz vor Wind und Wetter finden. Ob der trockenzulegende Lieselturm eine Dependance des Heimatmu- Der Reiz der historischen Reste wird betont seums oder wieder zum Jugendtreff wird, ist noch offen. Beide Nutzungsvarianten sind auch für die zu renovierende Remise denkbar.
Ein Dach könnte auch der etwas idyllisch in einer Mulde gelegene Grillplatz erhalten. Ein kleiner Erdhügel, der die Fundamente eines anderen Wehrtürmchens unter sich begräbt, ließe sich durch eine Baumgruppe hervorheben, schlägt Franz vor. Wie überhaupt die historischen Reste der Ringmauer gartengestalterisch betont werden könnten. Dazu zählt auch, durch eine unterschiedliche Busch- und Heckenbepflanzung frühere Burgeingänge kenntlich zu machen.
Die Wiese könnte in ungenutzten Randbereichen als Wildwiese dienen, bliebe ansonsten als nur wenig gemähte und nicht gedüngte Spielfläche erhalten, wobei der Streuobstbestand ergänzt werden soll. Während Lieselturm und Tor von allzu üppig gewachsenem Grün befreit werden sollen, spricht sich Franz für eine punktuelle Bepflanzung der Mauer aus. Rankgewächse könnten auch (nach Abstimmung mit dem Eigentümer) die Scheunenrückseite zwischen Gemeindehaus und Tor zieren. Die Lebenserwartung der hier wachsenden, rund 120 Jahre alten Kastanie ließe sich durch eine Kürzung der Äste erhöhen. In dieser wenig sonnigen Eingangsecke des Burggartens schlägt Franz einen Schattengarten mit entsprechenden Farnen, Gehölzen und Stauden vor.
Der Zaun des zur Freude vieler Kleinlebewesen und Vögel teilweise verwilderte Pfarrgartens könnte mit Rankgewächsen ein neues Erscheinungsbild erhalten. Der Umfang des Nutzgartens soll ein wenig verringert werden. Gezielter Artenschutz ließe sich durch Nistmöglichkeiten für Eulen und Fledermäuse an den Dächern der Nebengebäude betreiben. Bepflanzt werden soll das Rondell im Hof- Auch der Roggauer Dorfplatz wird belebt bereich des Gemeindehauses. Die Asphaltdecke, auf der die Kindergartenkinder mit ihren Rädern ihre Runden drehen, braucht nach Ansicht des Ökologen nicht unbedingt aufgebrochen zu werden.
Bliebe als weiterer Schritt die Umgestaltung des ehemaligen Roggauer Dorfplatzes. Der 1980 zur 575-Jahr-Feier des Ortes weitgehend versiegelte "Placken" bildet gleichsam den Zugang zur Oberburg, hat jedoch seit dem damaligen Eingriff seinen Platzcharakter weitgehend verloren. Ein neues Pflaster sowie eine neue Bepflanzung könnten Abhilfe schaffen. Stadtrat Puchtinger veranschlagt allein hierfür mindestens 50 000 Mark - soviel, wie für die Renovierung der Remise. Die Gartengestaltung wird nochmals mit 80 000 Mark zu Buche schlagen.
JÖRG MUTHORST
BAD HOMBURG. Als "neues Paradebeispiel mangelnder Wohnungsfürsorge" charakterisiert die SPD-Fraktion den schlechten baulichen Zustand der städtischen Häuser Dorotheenstraße 8 und 10 (FR vom Freitag, 12. Februar). "Das ist jetzt die dritte städtische Liegenschaft, die dieser Magistrat während der letzten Jahre verkommen ließ", erklärte Fraktionschefin Beate Fleige.
Nachdem vor zwei Jahren die Mieter aus der Jahnstraße 10-12 hätten ausziehen müssen und auch das alte Gasthaus "Zum Einhorn" am Schulberg verfalle, zeichne sich hier "erneut ein Wohnungsdrama" ab.
Beate Fleige wirft dem Magistrat jahrelange Untätigkeit vor. Die Folge: Zehn Mietparteien stünden jetzt kurzfristig vor dem Nichts und müßten auf dem ohnehin engen Wohnungsmarkt schnellstens eine neue Bleibe finden. tom
FRANKFURT A. M. "Nicht Ausländerfreundlichkeit, sondern selbstverständlich und mit Respekt miteinander umgehen - das wollen wir", erklärte Eugenio Munor del Rio, der Vorsitzende der Liste internationaler Sozialdemokraten (LIS): "Kultur ist zwar an diesem Abend unser Rahmen, um Vielfältigkeit zu demonstrieren, die Hauptaussage ist jedoch politisch."
Mit einem umfangreichen Programm feierte die LIS gemeinsam mit der SPD Frankfurt dieser Tage das "Fest-Die- Wahl". Etwa 500 Besucher hatten die zehn Mark Eintritt gezahlt, um im Haus Gallus in der Frankenallee 111 ein politisches Programm mit Musik zu hören.
Die LIS ist mit knapp 13 Prozent die stärkste Fraktion in der Frankfurter Kommunalen Ausländervertretung (KAV): "Für uns ausländische Sozialdemokraten ist es selbstverständlich, daß wir uns jetzt am Wahlkampf beteiligen", sagte Munor del Rio. Und er betonte: Die überwiegende Mehrheit der Besucher habe am 7. März nicht die Möglichkeit zu wählen.
Solange der wichtigen Minderheit "Ausländer" kein Mitspracherecht eingeräumt werde, solange gebe es auch nicht weniger Ausländerfeindlichkeit: "Es kann doch nicht sein, daß ein Spätaussiedler, der drei Monate in Deutschland ist, wählen darf, aber ein hier geborener ausländischer Jugendlicher nicht." So tröstlich die Demonstrationen und Lichterketten der vergangenen Wochen und Monate auch gewesen seien, es müßten doch endlich politische Akzente in dieser Richtung gesetzt werden.
Positiv an der Arbeit der KAV wertete der Kommunalpolitiker die Fülle von gemeinsamen Anträgen und Resolutionen. Auf der anderen Seite würden die Belange der Ausländervertretung von einigen Parteien und der Verwaltung nicht immer mit dem nötigen Nachdruck behandelt: "Es kommt vor, daß Anfragen teilweise ein halbes Jahr auf Halde liegen. Außerdem ist es ein Witz, daß der KAV nur eine halbe Verwaltungsstelle zur Verfügung steht. Das hemmt die Arbeit", beklagte sich Eugenio Munor del Rio.
Die Kulturdezernentin Linda Reisch erklärte dazu, es würden Gespräche dazu geführt. Ihr erscheine es eigentlich zu kleinlich, über eine halbe oder ganze Stelle für die Verwaltung zu streiten: "Das lenkt von den wesentlichen Fragen ab - mir geht es darum, daß hier geborene Menschen dieselben Rechte erhalten wie du und ich." Auch die SPD müßte hierzu erst einmal sich eine Meinung bilden. Bisher sei dies noch nicht ausreichend diskutiert und sträflich in den Hintergrund verdrängt worden.
Bei der aktuellen Veranstaltung ginge es vor allem für die Sozialdemokraten darum, Solidarität mit Ausländern zu zeigen und die Nähe der beiden Organisation zu bestätigen. "Musik ist der einfachste Weg, weil dabei keine Sprachbarrieren vorhanden sind."
In diesem Sinne spielten auf dem Fest sieben verschiedene Gruppen: "Savana Talk" bot eine Mischung aus Reggae, Pop und Ethno-Musik. Die türkisch-kurdische Formation "Beriwan & Grup Ezgi" trat ebenso auf wie die spanische Flamenco- Truppe "Promesa-Andalusa" und der griechische "Hellas Express". Deutsche und hier geborene ausländische Jugendliche tanzten in der Gruppe "Saz-Rock". Den Schluß des Programms gestalteten "Ratatouille" aus Frankreich und die "Oriental Show Erkan Serce".
Beim Essen hatten die Veranstalter dieses Mal auf die vertrauten Spezialitäten aus anderen Ländern verzichtet: "Würstchen, Brötchen und Senf. Wir sind integriert, aber nicht angepaßt", lachte Munor del Rio. *laf
BAD HOMBURG. Die Hilfe Bad Homburger Bürger für die russische Stadt Peterhof in der Nähe von St. Petersburg geht weiter. Für Ende April / Anfang Mai ist ein dritter Transport geplant, der weitere Kleidungsstücke, gezielt ausgesuchte Lebensmittel und eventuell auch Medikamente in die 60 000-Einwohner-Stadt bringen soll. Dazu bittet der deutsch-russische Förderverein weiter um Spenden.
Anfang Februar kam der zweite Transport in Peterhof an; er lieferte Nahrungsmittel, Medikamente und Kleider, die in Bad Homburg bereitgestellt worden waren. Soldaten, Helfer der russisch-orthodoxen Gemeinde "Peter und Paul" und Mitglieder von mehreren Organisationen mit Sozialstationen übernahmen die Lagerung, Bewachung und Verteilung der Sachen. "Das ist sehr gut gelaufen", berichtete Dagmar Tobias vom Förderverein. Vor allem alleinstehende Mütter, Kinder, Behinderte und Alte wurden bedacht.
Danach besichtigten die Bad Homburger Vertreter öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser und Kinderheime. "Es fehlt an allem", schildert Dagmar Tobias ihre Eindrücke. Als die Gäste feststellten, daß viele Grundnahrungsmittel vor Ort erheblich billiger zu beschaffen sind als in Deutschland, wobei zusätzlich der teure Transport anfällt, kauften sie bei einem staatlich geförderten Großhandel für knapp 1200 Mark mehr als sieben Tonnen Lebensmittel ein, die ebenfalls verteilt wurden. Und spontan spendeten die Homburger Besucher 200 Dollar, die einem Heim für behinderte Kinder zugute kommen. Unter anderem sollen dafür Materialien erworben werden, aus denen die Kinder im Bastel- und Werkunterricht Sachen herstellen, die die Mitglieder des Fördervereins beim nächsten Weihnachtsmarkt in Bad Homburg verkaufen; so erhalten die Kinder selbstverdientes Geld statt Almosen.
Am heutigen Mittwoch bekommt Bad Homburg Besuch aus Peterhof. Eine fünfköpfige Abordnung von Verwaltungsleuten, an der Spitze Bürgermeister Istomin, wird für eine Woche in der Kurstadt weilen. Das Programm sieht gesellige und repräsentative Treffs vor, doch im Mittelpunkt steht der Erfahrungs- und Meinungsaustausch über verschiedene Bereiche der täglichen Verwaltungspraxis und über Perspektiven für Peterhof.
Neben einer Reihe von Besichtigungen geht es um das kommunale Finanzwesen, die Bauverwaltung, das Gesundheitswesen, die Volkshochschule wegen etwaiger Sprachkurse für die Russen und die wirtschaftliche Entwicklung Peterhofs. Und besprochen werden die Chancen, die die mit Schlössern und Parks gesegnete Stadt im internationalen Tourismus haben könnte. tom
Insel in einer vom gelben Sack beherrschten Republik? Nidderau geht seinen Sonderweg bei der Plastikerfassung unbeirrt weiter/Änderungen nicht vor nächstem Jahr Von Ulrich Gehring NIDDERAU. Nidderau als kleine Insel in einer vom gelben Sack beherrschten Republik? Wie berichtet, werden in der Nidderstadt keine Säcke oder Tonnen für Plastikmüll ausgegeben. Vielmehr erfassen die Recyclinghöfe der Stadtteile diesen Abfall getrennt. Die Bevölkerung muß sie dorthin bringen. War das beschwerlichere Bringsystem 1992 noch freiwillig, ist es heute Bürgerpflicht. Bei Verstößen gab es schon erste "Sanktionen". Mindestens 400 telefonische Beschwerden prasselten in den ersten fünf Wochen aufs Rathaus nieder, nur selten abgewechselt von einem lobenden Anruf. Auch Kreis-Abfalldezernent Pipa wollte sich seine Genossen in der Stadtverwaltung wegen ihres Systems zur Brust nehmen. Die Stadt führt aber ihren auf ein Jahr begrenzten Versuch fort. Ungebührliche Härten für einzelne will sie aber beheben. Mehr als 100 Leute haben vorigen Donnerstagnachmittag im Recyclinghof Heldenbergen ihr Päckchen abgeliefert. Die meisten haben den Plastikkram vorsortiert. Wenn sie nun die verschiedenen "Fraktionen" in die beschilderten Tonnen und Container werfen, schaut ihnen aber dennoch einer der Gemeindearbeiter kritisch über die Schulter. Ein Bürger formuliert: "Die Leute hier sind immer eine freundliche und gute Hilfe." Wie kompetent die Bauhofbeschäftigten dabei inzwischen sind, kann man beobachten, wenn "Kundschaft" mit unsortiertem Plastik ankommt - schließlich haben nicht alle den Platz, um die bis zu zwölf Fraktionen zu sortieren, die manche Nidderauer Haushalte zählen. Wenn Zeit ist, bleibt es dann nicht bei den freundlichen Ratschlägen über die Schulter hinweg: Der Bedienstete packt dann selbst mit an, wirft Bauhofmitarbeiter packen mit an fast schlafwandlerisch sicher die "Mitbringsel" in die selbst bei Minustemperaturen noch deftig miefende Milchtüten- und die diversen anderen Tonnen. Eine Leserin berichtet aber, daß bei großem Andrang auch geübte Fachmänner etwas den Überblick verlieren.
Die Recyclinghöfe sind vielseitig, an diesem Abend karrt einer mit dem Oldtimer-Traktor einen ausgebauten Heizkörper samt Rohren an: Sperrmüll; was ein VW-Golf so alles verkraftet, demonstriert ein Ehepaar, das mit ihm eine abgebrochene Gartenmauer zum Bauschutt bringt. Doch auch das Plastik, das seinem Namen "Leichtfraktionen" doch alle Ehre macht, bringen die Leute in Dreiviertel der Fälle in der Blechkarosse bei; da macht auch die städtische Umweltberaterin mit ihrem älteren Stuttgarter Modell keine Ausnahme.
Schätzt man, daß in der 15 000-Einwohner-Stadt Nidderau so gewiß 3000 Haushalte alle drei Wochen für den Plastikabfall im Schnitt vier Kilometer Auto fahren, kommt man zu einer bedenklichen Bilanz des doch mit hohem Öko-Anspruch erdachten Systems, genauer: seiner Umsetzung durch die Bevölkerung. Vergleichszahl wären die rund 100 Liter Diesel, die ein Müllfahrzeug in einer vergleichbaren Stadt beim Abholen des gelben Sacks "frißt".
Eine Ökobilanz hat die mit solchen Rechnungen vertraute Umweltberaterin Angela Große-Lohmann und auch sonst niemand von den städtischen Verantwortlichen aufgemacht, als sich Nidderau entschied, sein System der Plastikerfassung fortzuführen.
Große-Lohmann interpretiert den verfahrenen Sprit Hunderter Privatautos als eine Art "Aktivierungsenergie": Nur durch die Überwachung, die die Höfe bieten, werde in der Anfangsphase sortenreine Trennung des Kunststoffmülls erreicht. Sie hofft, später würden die Einwohner(innen) den Abfall so zuverlässig auseinanderhalten, daß die Stadt in einer zweiten Phase, aber nicht vor 1994, bestimmte Fraktionen davon bei Haushalten abholen kann. Sie denkt vor allem an die "Stinkefraktion", also die Milchtüten. Laut Abfall-Fuhrunternehmer Josef Gittner wird die schon heute 100prozentig sortenrein aus Nidderau angeliefert.
Das bisherige Nidderauer System ist vor diesem Hintergrund für Große-Lohmann ein "Zwischenschritt". Weitergehende Überlegungen gebe es über Sammelsysteme für die Mehrfamilien-Häuser, von denen es auch im ländlichen Städtchen immer mehr geben wird.
Zur Rechtfertigung des Sonderwegs verweist die Umweltberaterin darauf, daß man Bewährtes nicht einfach über Bord werfe. Immerhin habe Nidderau ohne Zwang voriges Jahr bereits 29 Tonnen Altkunststoffe der Verwertung zuführen können, im Januar verdreifachte sich die Monatsmenge. Und beim Florstädter Fuhrunternehmen Gittner wird die Qualität des Nidderauer Materials hoch gelobt. Mehr noch: Die von der Stadt einst im Alleingang erschlossenen Wege fürs sinnvolle Recycling bestimmter Stoffe seien inzwischen vom Main-Kinzig-Kreis und auch in der Wetterau übernommen worden. Bei Einführung des DSD habe man in Nidderau vor der Wahl gestanden, das recht unbequeme System der Recyclinghöfe durch die neu hinzukommenden Fraktionen zu ergänzen, also die kommunale Verantwortung soweit wie zulässig aufrechtzuerhalten, oder sich "herauszustehlen" wie manche andere Kommune.
Einen "Riesenhals" habe er, schimpft ein junger Mann Donnerstag abend am Recyclinghof in Heldenbergen, wo er gewissenhaft sauber geputzte Joghurtbecherchen und viel anderes Plastik abliefert: "Wir werden doppelt abkassiert, beim Kauf schon für den Grünen Punkt, und nochmal bei der Abfallgebühr." Die Stadt nehme zu wenige Banderolen für die nun oft leerstehende Restmüll-Tonne zurück. Große-Lohmann hält dagegen, daß es allen freistehe, auf kleine Restmüllgefäße umzusteigen. Die Zusatzeinnahmen, die Nidderau vom DSD für den gut sortierten Altkunststoff kassiert, flössen in den städtischen Mülletat. Dort hälfen sie, zumindest die Gebührensteigerungen zu mindern. Das werde in Stadtverordnetensitzungen für interessierte Bürger(innen) öffentlich vorgetragen. Große-Lohmann gibt aber zu, diese Zusammenhänge der Bevölkerung bisher nicht deutlich genug vermittelt zu haben. Das soll der nächste "Leitfaden Müll" für die Nidderstadt aber tun.
Die Unbequemlichkeiten des örtlichen Systems, die für Personengruppen wie Gebrechliche, Alleinerziehende, Berufstätige auch Härten bedeuten können, waren vorletzte Woche Gegenstand öffentlicher Kritik durch den Kreisbeigeordneten Erich Pipa. Wenn dadurch in der Nidderstadt mehr in den Restmüll wandere, sei dies nicht im Interesse des Kreises. Das von Pipa angekündigte Gespräch, richtet Kreis-Pressesprecher Heinrich Sülzer aus, habe inzwischen stattgefunden: Man habe "die Meinungen ausgetauscht", heißt es vorsichtig, und wolle im Gespräch bleiben. Auf die Beschwerden alter Menschen angesprochen, denen es schwerfällt, den Müll wegzubringen, habe Baustadtrat Heinz Appel gesagt, das sei kein Problem: Ein Anruf beim Bauhof genüge, und der Müll werde geholt. Dazu steht die Stadt auch. Ein Anruf beim Bauhof genügt Laut Appel kann der städtische Umweltschutz-Zivi solchen Leuten helfen. Auch die im sozialen Dienst tätigen Zivildienstleistenden sollen hier eingespannt werden. Ein Gespräch, wie er es sich vorstellt, habe es mit dem Kreisbeigeordneten im übrigen "absolut nicht" gegeben. Appel: "Ich hoffe nicht, daß Pipa die drei Sätze, die wir am Rand der letzten Kreistagssitzung gewechselt haben, als solches wertet." Man habe Pipa nun schriftlich eingeladen; man würde ihm gern das eigene System zeigen, "damit er überhaupt einmal sieht, was wir machen".
Ob die Verwaltung der "kleinen Insel" auf Dauer dem kalten Wind standhält, der ihr ob ihrer Eigenwilligkeit um die Ohren braust, hängt an mindestens drei Bedingungen: Sie muß Härten mildern können (immerhin hat sie für die Berufstätigen schon die Öffnungszeiten der Höfe verlängert). Die Ökobilanz muß mittelfristig besser aussehen als beim gelben Sack. Und die finanziellen Vorteile müssen vorgerechnet werden. - Aufgaben genug also für eine neue Kraft, die die Stadt zum zwei- ten Quartal als Abfallberater(in) anstellen wird.
SULZBACH. Loslassen von Streß und Hektik und in die eigene Tiefe gehen - das können die Teilnehmer des Kurses "Meditation und Körperentspannung" lernen, den der Kulturkreis vom 2. März an veranstaltet. Die Interessenten treffen sich an zwölf Abenden im katholischen Gemeindezentrum, um Körperhaltungen zu entwickeln, die Entspannung und meditatives Dasein im Alltag ermöglichen.
Wer sich zunächst genauer informieren möchte, kann montags und dienstags von 10 bis 12 Uhr und donnerstags zwischen 16 und 18 Uhr beim Kulturkreis unter Telefon 0 61 96 / 7 44 57 anrufen oder in die Geschäftsstelle an der Hauptstraße 30 kommen. she
BAD VILBEL. "Es macht mich betroffen, wenn ein Naturschutz-Preisträger der Stadt Bad Vilbel Renaturierungsmaßnahmen als Umweltzerstörung bezeichnet." Dies schreibt der Bad Vilbeler Gewässerökologe Gottfried Lehr als Antwort auf einen Leserbrief von Reinhold Röll. Dieser hatte sich in einem am 8. Februar in der FR veröffentlichten Leserbrief kritisch mit den Plänen auseinandergesetzt, bei der Nidda-Renaturierung insgesamt etwa 65 Bäume zu fällen, die in den 70er Jahren "in Reih und Glied" entlang des Ufers der kanalisierten Nidda gepflanzt worden wa- Im "Kanal" Nidda erlosch alles Leben ren. Lehr versteht, daß es wie ein Schildbürgerstreich anmutet, wenn für eine Renaturierung Bäume gefällt werden müßten.
Zum selben Thema hat sich auch Peter Paul vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Ortsverband Bad Vilbel, zu Wort gemeldet. Er zeigt auf, wie in den 60er Jahren die Nidda zum Hochwasser- schutz in ein tiefes, trapezförmiges Bett gezwängt wurde. Dadurch wurde die Hochwassergefahr durch die erhöhte Fließgeschwindigkeit auf Main und Rhein verlagert.
Vor allem aber das natürliche Gleichgewicht von Tieren und Pflanzen und die Wasserökologie wurden zerstört. Der Artenreichtum an Pflanzen und Tieren ging zurück. Die ehemaligen Feuchtauen wurden zum Teil zu Trockenwiesen, erinnert der BUND-Naturschützer.
Wie Paul betont auch Lehr, daß es durch die Planfeststellung für die Kanalisierung bis heute verboten ist, Bäume oder Sträucher in Wassernähe zu pflanzen, da damit der Hochwasserschutz gefährdet würde. Einzig an der Oberkante dürfen Bäume wachsen. Dort wurde die Nidda in den 70er Jahren aus eher landschaftsästhetischen Gründen "eingegrünt" - wie eine Straße oder Autobahn. Lehr zitiert einen Mitarbeiter des Gartenamtes: "Die Erlen stehen dort zwar an der Nidda, können das Wasser auch sehen, müssen aber verdursten, weil sie nicht am Wasser stehen." Mit ihren Wurzeln können sich auch nicht Wasserzonen mit unterschiedlicher Strömung bilden, in denen Fische Unterschlupf und Schatten finden und durch die die Selbstreinigungskräfte des Flusses gestärkt werden. Daher nimmt Lehr für sich in Anspruch, schon früh auf den "Unsinn" solcher "Alleepflanzungen" als Notlösung an der Nidda hingewiesen zu haben.
Zugleich bittet er als Initiator der naturnahen Gestaltung den kritischen Bürger um Verständnis, daß die Naturschützer sehr wohl wissen, was sie in Sachen Nidda-Renaturierung tun. Die zunächst unsinnig erscheinende Fällaktion sei mit verschiedenen Verbänden und der Unteren Naturschutzbehörde abgesprochen. Ziel sei es, das kanalförmige Flußbett zu verbreitern, wo es möglich ist, und dort auch Bäume und Büsche wieder bis an die Wasserlinie zu pflanzen. Nur so kann sich ein naturnaher Lebenskreislauf wieder herstellen.
Zu den Kosten merkt Lehr an, daß sich beim Straßenbau kaum jemand über Summen von einigen Millionen Mark aufrege - die Aktion soll rund 800 000 Mark kosten.
Schließlich versichert der Gewässerökologe, daß an der Einmündung des Erlenbaches in die Nidda höchstens zwei bis drei Kastanien weichen müßten. Röll merke zutreffend an, daß sich dort Zuckerrüben- und Getreidefelder ausbreiten. Auch Pflanzungen bis an die Wasserzone das sei eine Folge der Flußbegradigung. Es sei vorgesehen, etwa 22 000 Quadratmeter Brachfläche und Blumenwiesen zu schaffen, nebst vielen Gehölzrainen.
"Wenn heute nach vielen kleinen Renaturierungsarbeiten etwa am Burgpark, an der Erlenbachmündung, an der Brücke der B 3 a wieder Graureiher, Eisvogel, Libelle, Regenpfeifer und Flußbarbe aufgetaucht sind, so ist das kein Zufall", betont Lehr. Dies sei in erster Linie auf die naturnahe Wiederherstellung des Flusses zurückzuführen. Obwohl die Renaturierung in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten umgesetzt werden solle, ist nach Ansicht Lehrs eine "sachliche Diskussion frei von Polemik gefragt". de
HANAU. Die Stadt Hanau übernimmt 1993 die Miet- und Nebenkosten der Selbsthilfe-Kontaktstelle. Diese besteht seit einigen Monaten in der ehemaligen Verwaltung des Schlachthofs.
NEU-ANSPACH / USINGEN. Neu-Anspach und Usingen wollen auf unterschiedlichen Wegen ein Gegengutachten zur Umweltverträglichkeitsstudie des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) für die Erweiterung der Deponie Brandholz erreichen - und hoffen auf gegenseitige finanzielle Beteiligung. Die Grünen aus Neu-Anspach und Usingen stellten am Montag abend zeitgleich in der jeweils letzten Parlamentssitzung vor der Wahl den Antrag, das UVF-Gutachten zu prüfen.
Die Usinger fällten in der Sache noch keine endgültige Entscheidung. Der Antrag wurde zunächst zur Beratung in den Haupt- und Finanzausschuß überwiesen. Allerdings blieb das Parlament bei der Grundaussage, die möglichen Schwachstellen und Unstimmigkeiten des bisher einzigen Gutachtens zur Deponieerweiterung juristisch und sachlich überprüfen zu lassen. "Weil wir uns das Erstellen eines Gegengutachtens selbst nicht leisten können", wie Raymond Hahn für die Grünen erläuterte. Abhängig vom Resultat der Überprüfung hoffen die Grünen, den UVF möglicherweise zu einem Gegengutachten zwingen zu können. Die zusätzlichen Kosten zu Lasten des UVF halten die Grünen im Verhältnis zur Deponieinvestition von 175 Millionen Mark für einen "Klacks".
Zusätzlich zur Beratung in den Ausschüssen stimmte das Parlament einem Änderungsantrag der CDU zu: Der Magistrat soll parallel klären, was die Überprüfung kostet, wer prüfen soll und welche anderen Kommunen sich daran beteiligen.
Im Neu-Anspacher Parlament erhielten die Grünen keine Zustimmung für ihren Vorschlag, das vorliegende Gutachten von einem unabhängigen Institut abklopfen zu lassen. Dieses vergleichende Gutachten der 14 möglichen Deponiestandorte "kann uns gar nicht jucken", sagte Holger Bellino (CDU). Für Neu-Anspach gehe es nur um den Standort Brandholz, stimmte SPD-Fraktionsvorsitzender Klaus Dornbusch zu.
Das Neu-Anspacher Parlament beauftragte schließlich einstimmig den Gemeindevorstand, ein Gegengutachten speziell für Brandholz in die Wege zu leiten. Usingen und Neu-Anspach sollen demnach die Expertise gemeinsam mit Wehrheim finanzieren, wo die Gemeindevertretung bald ebenfalls über das Gegengutachten beraten wird. cn/ill
Gewerbe rückt von den Häusern weg "Burgflecken" im Parlament Von Thomas Stillbauer NEU-ANSPACH. Nur ein Teilerfolg für die "Bürgergemeinschaft Burgflecken": Der Gemeindevorstand signalisierte in der Parlamentssitzung am Montag abend bloß in einem Punkt prinzipielle Zustimmung zu den Kompromißvorschlägen der Anwohner des geplanten Gewerbegebiets. Die Grünen hatten die Ideen der Bürgergemeinschaft als An- frage auf die Tagesordnung gehievt. Die Bewohner der Straße "Auf dem Burgflecken" hatten ursprünglich gedroht, gegen die Bebauung des angrenzenden 90 000-Quadratmeter-Areals zu klagen. Diesen Plan verwarfen sie später und stellten stattdessen einige Forderungen auf, um die Belastung auf ein "erträgliches Maß" zu mindern.
Wichtigster Punkt: Das Bauprojekt soll um 35 Meter vom Wohnbereich weg in Richtung Westerfeld und Gewerbegebiet "Feldchen" verschoben werden. "Grundsätzlich ja", antwortet der Gemeindevorstand auf die Frage, ob das möglich sei. Allerdings würden dadurch die knappen Neu-Anspacher Reserven an Gewerbeflächen weiter eingeschränkt. So bekundet Bürgermeister Rudi Rübsamen (SPD) weiterhin die Absicht, sieben bis zehn "kleine, nicht störende Gewerbetreibende" am Burgflecken entlang anzusiedeln.
Als "nicht erforderlich" betrachtet es die Verwaltung, die 35-Meter-Zone als Grünfläche zu gestalten, die den Anwohnern Lärm- und Sichtschutz bietet. Nahe an den Wohnhäusern solle ein drei Meter breiter Grünstreifen entstehen, heißt es in der Antwort. Zudem würden die nächstgelegenen Betriebe vergleichsweise flach gebaut und nicht lauter als Wohnbebauung sein. Eine Grünzone für die Frischluftzufuhr entlang der Usinger Straße hält der Gemeindevorstand ebenfalls für "nicht erforderlich". Der Luftaustausch sei durch das Eisenbachtal gewährleistet, das nicht bebaut werden dürfe.
Die Zufahrt will die Gemeinde von der Kreisstraße 734 ("An der Eisenbahn") direkt zum Gewerbegebiet führen. Zugleich soll die Burgflecken-Fahrbahn verbreitert werden, um die ruhigeren Betriebe zu erschließen.
Berndt Kirchlechner, Fraktionsvorsitzender der Grünen, bezeichnete die Antworten insgesamt als zufriedenstellend. "Wir werden dranbleiben", sagte er: Die Grünen wollen die Anfrage voraussichtlich nochmals als Antrag formulieren.
KELKHEIM. "Aufgaben der Kommunen im wiedervereinigten Deutschland" beleuchtet FDP-Chef Wolfgang Gerhardt: am 19. Februar, 20 Uhr, im Feuerwehrhaus Kelkheim-Mitte, Pestalozzistr. md
Kleine Lokalrundschau
Frauenliturgie Solidarität mit vergewaltigten bosnischen Frauen wollen Wiesbadenerinnen mit einer "Frauenliturgie" am Freitag, 19. Februar, um 18 Uhr in der Kapelle des Roncalli-Hauses, Friedrichstraße 26-28 üben. Vortrag über Thüringen Das Land zwischen Ilmenau und Eisenach steht im Mittelpunkt eines Vortrags, den der Eisenacher Olaf Koch am Freitag, 26. Februar, um 16.30 Uhr in der Villa Schnitzler halten wird. Kirchenkonzert Zu einem Kammerkonzert mit Werken aus Barock und der Moderne lädt die evangelische Kirchengemeinde Bierstadt, Venatorstraße, für Sonntag, 28. Februar, um 17 Uhr ein. Es spielen Christoph Schmidt, Violine, und Elvira Schwarz, Orgel.Premiere von "Hoffmanns Erzählungen" Im Wiesbadener Theater ist am Samstag, 27. Februar, um 19.30 Uhr Premiere der Offenbach-Oper "Hoffmanns Erzählungen". Die musikalische Leitung hat Oleg Caetani.
Frau Else Bernard aus Maintal-Wachenbuchen, zum 85. Geburtstag, am Mittwoch, 17. Februar.
Frau Helene Fahl aus Maintal-Wachenbuchen, zum 85. Geburtstag, am Mittwoch, 17. Februar.
Herrn Paul Gerhardt aus Maintal-Wachenbuchen, zum 95. Geburtstag, am Mittwoch, 17. Februar.
Herrn Guido Frydrychowicz aus Maintal-Bischofsheim, zum 80. Geburtstag, am Mittwoch, 17. Februar.
Frau Dorothea Römer aus Rodenbach, zum 85. Geburtstag, am Mittwoch, 17. Februar.Namen + Notizen
DR. WOLFGANG WEIMERSHAUS (Bild), 34 Jahre lang engagierter Offenbacher Kommunalpolitiker, Arzt, Literat und überregionaler renommierter Standespolitiker der Medziner, erhielt am Dienstagabend im Bücherturm der Stadtbücherei anläßlich seines 70. Geburtstages von Oberbürgermeister Wolfgang Reuter die silberne Bürgermedaille überreicht. Das ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt neben der Ehrenbürgerschaft vergibt. Der Oberbürgermeister bezeichnete Weimershaus als einen "honorigen Vertreter des Offenbacher Liberalismus".
Der in Welper an der Ruhr geborene Weimershaus kam nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Studium in Breslau und Göttingen, Jena und Frankfurt nach Offenbach. Hier gründete er gemeinsam mit seiner Ehefrau, die auch Ärztin ist, eine Labor- Praxis.
Über einen "Bürgerblock" kam er 1954 in die Stadtverordnetenversammlung. 1964 zog er dann für die FDP ins Stadtparlament ein, war später auch mehrmals Bundestags- und Landtagskandidat für die Liberalen. 1986 erhielt Dr. Weimershaus das Bundesverdienstkreuz. Offenbachs FDP-Vorsitzender Ferdi Walther rühmt ihn so: "Wer mit ihm die Klingen kreuzte, sei es in parlamentarischer Debatte, sei es im politischen Kampf, konnte davon ausgehen, daß es kein schwerer Säbel wird, aber mit dem scharfsinnig geführten Degen und mit eleganten Finten des Floretts mußte man rechnen." lz (FR-Archivbild)
HANAU. Die Industrie- und Handelskammer Hanau/Gelnhausen/Schlüchtern informiert am Montag, 1. März, von 14 bis 17 Uhr Interessierte aus Indu- strie, Handel und Dienstleistung über die Getrenntsammlung des Dualen Systems.
Die Veranstaltung findet im großen IHK-Sitzungssaal in Hanau, Am Pedro- Jung-Park 14, statt.
Schauspieler: Das ist einer, der sich in einen anderen zu verwandeln imstande ist. Wie sehr, das hängt von seinem Können ab. Das besitzt Jürgen Holtz in hohem Maße. In Frankfurt ist er derzeit in so unterschiedlichen Rollen wie dem "Shylock" im "Kaufmann von Venedig" und dem "Alten" in "Katarakt" zu sehen. Zudem beweisen die törichten Reaktionen auf seine Darstellung des Rentners "Motzki" im Fernsehen, wie glaubwürdig dieser Mime sich eine Figur anverwandeln kann. Sein "Motzki" wird vom verdummten Fernsehvolk für wirklich gehalten: Holtz erhielt Drohbriefe.
Aber wer den leibhaftigen Jürgen Holtz bei seinem fast anderthalbstündigen (!) Monolog, dem Wortschwall eines alten Mannes in Rainald Gotz' Stück "Katarakt" miterlebt, bekommt eine Ahnung davon, wieviel Arbeit und Talent notwendig ist, um einem fiktiven Charakter Seele einzuhauchen. Holtz gelingt das ohne Abstriche. Wie er bei seinem Selbstgespräch (Inszenierung: Hans Hollmann) nach innen horcht, wie er dem vertanen Leben nachsinnt, das ähnlich dem sprichwörtlichen "Film" an ihm vorüberzieht: Das ist großes Theater und die sicher sehenswerteste Darbietung des Schauspiels Frankfurt, seit Peter Eschberg die Intendanz übernommen hat. (Bockenheimer Depot, 17. und 19. Februar, Beginn 19.30 Uhr). seg
Clinton will die Reichen schröpfen
HOFHEIM. "Möglichst breite Mehrheiten für Lorsbacher Interessen zu finden" - das hat sich die FWG des Hofheimer Stadtteils auf die Fahnen geschrieben. Denn das "Parteiengezänk", so die Auffassung der Freien Wählergemeinschaft, bringe letztlich "nur Nachteile für Lorsbach".
Der Ausbau des Zimmerplatzes, ebenso die Verbreiterung des Bahnüberganges in der Ortsmitte gehe auf die Initiative der Freien Wähler zurück, lobt die Partei sich in einer Pressemitteilung. Auf den wichtigsten Listenplätzen für den Ortsbeirat stehen Karl Hommel, Werner Forg, Albert Schäfer II, Andreas Wolf und Ursula Brehm. md
KELKHEIM. Zufrieden und erleichtert zählte die kleine Delegation der Musikschule Eppstein/Rossert von den Zuschauerreihen aus die erhobenen Hände der Parlamentarier: Ihre Existenz scheint gesichert; die Sorge, von der hauptamtlich geleiteten und von der Stadt unterstützten Kelkheimer Musikschule verdrängt zu werden, braucht sie nicht länger zu quälen. Das Parlament beschloß die Vereinbarung zwischen der Stadt und der Kelkheimer Musikschule, wonach letztere Musikkurse auch in Ruppertshain und Eppenhain anbieten soll - dem bisherigen "Hoheitsgebiet" der ehrenamtlich geleiteten Rossertschule.
Doch sicherten ihr CDU, UKW und FWG wiederum in selten demonstrierter Eintracht per Grundsatzbeschluß städtische Unterstützung zu: Beide Schulen sollen demnach weiterhin auch in Kelkheim nebeneinander Musikunterricht anbieten können; wofür der "Musikbetrieb" aus Ruppertshain wie bisher auch städtische oder von der Stadt verwaltete Räume für Kurse nutzen darf. Beide Schulen sollen darüber hinaus in städtischen Veröffentlichungen oder Anzeigen im Amtsblatt gleichberechtigt behandelt werden.
Wichtigster Punkt im beschlossenen Antragspapier der UKW: Die Stadt wird die 1990 gestrichenen Zuschüsse für die Rossertschule, als die Kelkheimer Schule neu strukturiert wurde und einen hauptamtlichen Leiter bekam, wieder zahlen. Damit der Antrag mit "Auswirkung auf den Haushalt" in dieser Legislaturperiode überhaupt noch beschlossen werden konnte, einigten sich CDU, UKW und FWG auf die Formulierung: Der Magistrat solle die neuen Zuschüsse ermitteln, die den alten Zuschüssen entsprechen, "die diese Musikschule anteilig der bei ihr angemeldeten Kelkheimer Kinder bis 1990 erhalten hat".
Die Musikschule müsse dazu die Anmeldungszahlen und nötigen Aufwendungen belegen. Damit sei die Existenzgrundlage für beide Schulen gegeben. Wie sie das Nebeneinander im Wettstreit um Schülerzahlen dann mit entsprechendem Angebot bewerkstelligen, sei deren Bier, waren sich CDU, UKW und FWG am Montag abend gleichfalls einig: "Wir Politiker sollten uns da raushalten."
FDP und SPD hingegen mochten den Sinn des Grundsatzbeschlusses nicht erkennen. Niemand wolle der Rossertschule schließlich irgendwas von den bisherigen Zugeständnissen streitig machen, sagte SPD-Fraktionschef Horst Ackermann. Es gehe lediglich darum, durch die Vereinbarung mit der Kelkheimer Musikschule deren Geschäftsbereich aufs ganze Stadtgebiet auszudehnen, um die Stelle des hauptamtlichen Leiters zu sichern.
Über mögliche Zuschüsse könne das neue Parlament in der kommenden Legislaturperiode entscheiden, betonte auch SPD-Mann Eckart Hohmann: "Mit dem von uns für dieses Jahr durchgesetzten Zuschuß von 6000 Mark ist eine vertretbare Überbrückung geschaffen." Auch FDP-Chef Willi Poths hielt es schlicht für rechtswidrig und unzumutbar, zum jetzigen Zeitpunkt - ohne Beratung im Haupt- und Finanzausschuß - noch über mögliche Zuschüsse zu entscheiden. Zumal die Vereinbarung mit der Kelkheimer Schule seit mehr als einem Jahr auf Eis liege, da es weder Vertretern des Magistrats noch dem Kulturdezernenten Herbert (SPD) gelungen sei, beide Schulen unter einen Hut zu bringen. Und die Rossertschule offenbar auch wenig Interesse daran habe. Die ursprünglich gewünschte Fusion scheine jedenfalls unmöglich.
Der Appell des UKW-Stadtverordneten Albrecht Kündiger, mit dem Zusatzantrag ein Zeichen zu setzen, "daß wir die Rossertschule nicht einfach fallenlassen", überzeugte die FDP nicht. Sie lehnte den von der UKW beantragten Grundsatzbeschluß für beide Schulen ab. Die SPD enthielt sich. ana
Altes Klärwerk wird wieder ein "Stück Natur" Koalitionsstreit über Umweltverträglichkeitsprüfung Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Leuchtend-rot malen wir den an und machen ihn zur Aussichtsplattform!" Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) hat schon eine Idee, was mit dem Turm der alten Schwanheimer Kläranlage geschehen könnte. Wenn der Ausruf auch nicht ganz ernst gemeint ist: Fest steht, daß das über 60 Jahre alte, am 20. Dezember 1991 stillgelegte Klärwerk wieder in ein "Stück Natur" (Jörg Hennerkes, Leiter des Umweltamtes) zurückverwandelt werden soll. Der Abriß - bis auf den Turm - zählt zu zehn ausgesuchten Modellprojekten, die seit September 1992 in Frankfurt auf ihre Folgen für die Umwelt untersucht werden: Kommunale Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) heißt das Verfahren. Nach langem Streit zwischen den Dezernenten Koenigs (Umwelt) und Martin Wentz (Planung) um die Zuständigkeit für die UVP entstand eine brüchige politische Lösung: Im Umwelt- wie im Planungsdezernat arbeitet eine "UVP- Leitstelle" - die eine mit drei, die andere mit vier Experten.
Noch im Sommer 1989, als SPD und Grüne ihre Koalitionsvereinbarung formulierten, schien alles ganz einfach: Die beiden neuen Partner versprachen den Bürgern, alle "relevanten Projekte, Planungen und Programme" in Frankfurt in einem besonderen Test auf Folgen für die Umwelt zu untersuchen. Nach dem Amtsantritt des rot-grünen Magistrats begannen die Schwierigkeiten: Der sozialdemokratische Planer Wentz fürchtet die Verzögerung von Wohnbau-Vorhaben durch die UVP - Referent Michael Kummer spricht vorsichtig von "gewissen bürokratischen Regelungen".
Dezernent Koenigs wie Amtsleiter Hennerkes räumen heute freimütig Fehler ein: Zu sehr sei der Eindruck entstanden, bei der Umweltverträglichkeitsprüfung gehe es um "Projektverhinderung" - unisono beteuern beide jetzt, dies sei "kein Kampfbegriff".
Allein, das politische Gewicht der UVP bleibt deutlich abgespeckt. Nur eine einjährige "Testphase" mit ausgewählten städtischen Vorhaben beschloß der Magistrat, alle privaten Bauprojekte müssen sich nicht dem UVP-Test unterziehen. Koenigs hofft unverdrossen, daß "alle wichtigen Sachen der Zukunft nicht mehr ohne UVP über die Bühne gehen!"
Aber schon, daß auch das Planungsdezernat eine "UVP-Leitstelle" einrichtete, entsprach nicht mehr der Koalitionsvereinbarung: Das Papier sah die "Fachaufsicht" noch bei Koenigs alleine. Und auch welche Vorhaben jetzt wer betreut spricht Bände: Die Fachleute von Wentz kümmern sich derzeit um den Bebauungsplan für das beabsichtigte "Europa- Haus" am Güterplatz - ein riesiges Bürogebäude mit Wohnungen. Gutachten, etwa zur künftigen Lärmbelastung an der vielbefahrenen Mainzer Landstraße, liegen inzwischen im Planungsdezernat vor.
Die "UVP-Leitstelle" dort ist auch für einen zweiten Bebauungsplan "Strahlenberger Weg/Länderweg" verantwortlich - auf diesem Areal im äußersten Osten Sachsenhausens an der Grenze zu den Oberräder Gärten geht es darum, Wohnhäuser und Gewerbe anzusiedeln.
Für die Mitarbeiter des Umweltamtes bleibt unter anderem die Frage zu beantworten, wie man das Klärwerk Schwanheim mit Betonbecken und technischen Anlagen ohne Schäden für die Umwelt wieder verschwinden läßt - das erste Mal in Frankfurt. Sie prüfen aber auch die Verlängerung der U 4 von Seckbach nach Bergen auf ihre Umweltfolgen, und gleich dreimal geht es um Abfallwirtschaft: Da ist zu klären, was eine mobile Häckselmaschine für die Umwelt bedeutet, wie der Betriebshof des Abfallwirtschafts-Amtes schonend verlagert werden kann und wie die Behörde zwei umweltfreundliche neue Fahrzeuge erhält.
"Planung in Frankfurt muß nachvollziehbarer werden", sagt Umweltdezernent Koenigs. Wentz-Referent Kummer hält "eine Einschätzung der UVP für verfrüht". Am 31. August 1993 endet die UVP-"Probephase", das Umweltamt will vorher einen Abschlußbericht präsentieren. Ob die UVP dann tatsächlich bei städtischen "Projekten, Planungen und Programmen" obligatorisch wird - das könnte sich vorher, wenn die Wähler es wollen, in neuen rot-grünen Koalitionsverhandlungen klären.
(Siehe "Standards ändern. . ." unten)
Es macht keinen Spaß mehr, die Menschen sind demotiviert, ihr Engagement läßt nach, sie erfüllen halt ihre Pflicht, mehr nicht. "Innere Kündigung" nennen Wissenschaftler und Personalberater diesen Vorgang. Die Ursachen dafür, daß sich Beschäftigte innerlich von "ihrer" Firma verabschieden, können vielfältig sein: Nicht eingehaltene Versprechungen von Vorgesetzten; ausschließlich oder überwiegend negative Kritik bei (vermeintlich) unzureichender Produktivität, während gute Leistungen kaum bis gar nicht honoriert werden; oder, ganz aktuell, der Versuch, abgeschlossene Tarifverträge zu revidieren beziehungsweise zu unterlaufen. Der Streit über die Lohnerhöhungen im Osten ist dafür ebenso ein Beispiel wie die in einigen Branchen anstehende Arbeitszeitverkürzung im Westen, die etliche Arbeitgeber unter Hinweis auf das veränderte wirtschaftliche Umfeld am liebsten gar nicht umsetzen möchten, wenn überhaupt, dann aber trickreich nur so, daß sie möglichst nichts kostet. Noch größerer Leistungsdruck und weitere Arbeitsverdichtung sind die Folgen. Frust in den Belegschaften kann dann nicht ausbleiben. Es kommt zu besagten inneren Kündigungen.
Auch der Staat muß sich seit Monaten mit diesem Phänomen auseinandersetzen. Man nennt es dann aber meist Politikverdrossenheit. Tatsächlich handelt es sich dabei im übertragenen Sinn ebenfalls um nichts anderes als innere Kündigungen: Die Bürger verabschieden sich von "ihrem" Staat, von der Politik und deren Repräsentanten, von den Parteien. Bei der Ursachenforschung sind Parallelen zu betrieblichen Situationen unverkennbar. Auch "der Staat" hält Versprechungen (keinem wird es schlechter gehen, keine Steuererhöhungen für die Einheit) nicht ein; auch er honoriert Leistung nicht, die sich doch eigentlich wieder lohnen muß, schickt sich gar an, die "Leistungsträger" immer härter mit dem Abgabenknüppel zu bestrafen; er bricht ebenfalls, wenn auch nicht im strengen juristischen Sinne, Abmachungen oder unterläuft sie, beispielsweise indem per "Solidarpakt" Zusagen an die sozial Schwächsten wie Arbeitslosenunterstützung oder Wohngeld im nachhinein teilweise wieder einkassiert werden. Die Folgen, siehe oben: Es macht keinen Spaß mehr, man erfüllt halt seine Pflicht.
Die Bürger sollen sich der Politik zuwenden, statt ihr verdrossen den Rücken zu kehren, sagt der Bundespräsident. Das hört sich gut an. Aber welcher Politik? Derjenigen, die sich - Regierung oder Opposition, das bleibt sich da ziemlich gleich - zunehmend aufs Abkassieren der Bürger und aufs Selbstbedienen (von den Diäten bis zu Traumschiff- und Flugreisen) beschränkt? Will Richard von Weizsäcker glauben machen, daß die Meinung an der Basis daran etwas ändert? Wir halten viel von der Moral, die unser Staatsoberhaupt anmahnt, und weniger von Interessen. Aber wenn Politiker die Unmoral vorleben und allzu oft ihre Interessen in den Vordergrund stellen, dürfen sie von den Bürgern nicht gerade den reinen Altruismus erwarten. Deren innere Kündigung als Konsequenz aus der Einsicht, "die da oben machen sowieso, was sie wollen", liegt dann sehr nahe.
Der Schaden ist finanziell wie atmosphärisch viel größer als bei einem äußerlichen Abschied. Für den Staat gilt hier nichts anderes als für einen Arbeitgeber. Beide sind gefordert, die von ihnen zu verantwortenden Ursachen der inneren Kündigung zu beseitigen. Sonst wird die Verdrossenheit enorm teuer. ski
DREIEICH. Die Proteste von Eltern, die mit der Betreuung ihrer Kinder in den städtischen Kindertagesstätten unzufrieden sind, reißen nicht ab. Neuerliches Beispiel ist ein offener Brief an Bürgermeister Bernd Abeln. "Nehmen Sie unsere Probleme und unsere Anliegen ernst", fordern Eltern, die Kinder in den Kitas Gravenbruchstraße und Erich-Kästner- Straße haben. Morgen, Mittwoch, 17. Februar, 14 Uhr, wollen sie 140 Unterschriften an den Bürgermeister übergeben.
Aufgebracht hat die Eltern die aus ihrer Sicht "beschönigende" Äußerung von Abeln, die Situation in den Kitas sei qualitativ gut, die Eltern könnten durchaus zufrieden sein. Mit diesen Worten hatte der Bürgermeister vor einem Monat auf die Kritik des Elternbeirats der Gravenbruchstraße reagiert, die "miserable Personalsituation" spitze sich immer mehr zu und gehe zu Lasten der Kinder.
Nach jüngsten Angaben aus dem Sozialamt sind derzeit vier von insgesamt 108 Stellen nicht besetzt. Demnächst würden weitere Stellen frei, doch man werde alles tun, um sie zügig zu besetzen. Vor zwei Wochen genehmigte der Magistrat eine Zulage für Erzieherinnen in Ganztagseinrichtungen, die wegen der langen Öffnungszeiten im Vergleich zu anderen Kitas als weniger attraktivere Arbeitsplätze gelten.
Diese Zulage halten die Eltern offenkundig für nicht ausreichend. Nach ihrer Prognose droht allen Einrichtungen ein "Desaster", wenn nicht materielle Anreize für alle Erzieherinnen geschaffen werden. Die Einstellungs- und Personalpolitik müsse effektiver werden.
Als ein "erstes kleines Signal des guten Willens" wertet der Stadtelternbeirat die Zulage. Auch er hat einen offenen Brief verfaßt. Adressaten sind die vier im Parlament vertretenen Parteien.
Der Stadtelternbeirat fordert die Kommunalpolitiker/innen zu einem "radikalen Umdenken zugunsten von Eltern und ihren Kindern" auf. Auch ihm geht es um bessere Bedingungen in den städtischen Einrichtungen. Darüberhinaus verlangt er mehr Krabbelstuben- und Hortplätze. Hier hätten die Politiker bisher nur unzureichend auf die sich verändernde Realität reagiert.
Für die Grüne BI-Fraktion hat die Stadtverordnete Sonja Arnold bereits reagiert. Sie gibt in ihrer Antwort dem Stadtelternbeirat recht, daß es noch viel zu tun gebe. Allerdings zählt sie auch eine Reihe von "Errungenschaften" auf. Dazu rechnet sie unter anderem die Eröffnung einer städtischen Krabbelstube und die Unterstützung der Stadt für einen privaten Hort und eine private Krabbelstube. dac
HANAU. Bei der Hanauer Verbraucherberatung (Wilhelmstraße 11-13) sind vier Broschüren unentgeltlich zu haben, die sich mit dem Thema Europäischer Binnenmarkt befassen. Unter dem Titel "Ein Europa der Verbraucher?" wird ein allgemeiner Überblick über die neue Situation geboten.
Ein weiteres Heft informiert darüber, wie sich die neuen Rechtsrahmenbedingungen der EG auf Reisen ins Ausland auswirken und wie mit Angeboten aus anderen EG-Staaten umzugehen ist. So ist eine Entschädigungsgarantie vorgesehen, wenn zum Beispiel Reiseveranstalter pleite gehen. Außerdem darf der Reisepreis 20 Tage vor Reiseantritt nicht mehr erhöht werden - eine Einschränkung, die deutsche Anbieter allerdings auch bislang schon freiwillig gewährten.
Wer in einem anderen EG-Land einen Urlaub bucht, muß sich im klaren darüber sein, daß er sich auf ausländischen Gerichtsstand und dort geltendes Recht einläßt. Das kann nachteilig sein.
Eine weitere Broschüre zum Spezialthema "Werbung" befaßt sich unter anderem mit der Frage, ob mit deutschem Recht gegen ausländische Werbekampagnen vorgegangen werden kann. "Schwarze Schafe" haben es noch relativ leicht, im grenzüberschreitenden Verkehr ungeschoren davonzukommen.
Daß Verbraucherinteressen bislang zu wenig berücksicht worden seien, beklagt eine weitere Schrift der Verbraucherberatung. Darin wird gefordert, in der EG die Lebensmittelüberwachung zu verschärfen und die Lebensmittelbestrahlung zu stoppen. Außerdem wird verlangt, Pestizideinsatz und Zusatzstoffe zu verringern, Imitate deutlich zu kennzeichnen und den Verpackungsaufwand zu reduzieren. him
EPPSTEIN. Ansichten aus bundespolitischem Blickwinkel zu den Themen Jugend, Zukunftsangst und Gewalt: Cornelia Yzer (CDU), parlamentarische Staatssekretärim im Bundesjugendministerium, kommt morgen, 18. Februar, um 19.30 Uhr zur Talk-Show der Jungen Union Eppstein ins Bistro Papalapap, Am Wernerplatz in Alt-Eppstein. Die Rechtsanwältin Cornelia Yzer ist mit 31 Jahren die jüngste parlamentarische Staatssekretärin in der Bundesrepublik. md
Karnevalverein "Der Frankfurter 02": Die Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins treffen sich nach dem Fastnachtszug am Sonntag, 21. Februar, ab 17.31 Uhr im Vereinsheim des KGV Riederwald, Riederbruchstraße/Am Ratsweg (Eingang Parkplatz Ratsweg). fd/07
1. Frankfurter Artilleriecorps "Weiße Mützen": Nach dem Fastnachtszug am kommenden Sonntag, 21. Februar, treffen sich die Mitglieder und Freunde des Vereins "Weiße Mütze" um 16.11 Uhr auf dem Fahrgastschiff "Johann Wolfgang von Goethe" am Eisernen Steg. fd/07
Briefe an die Redaktion
Wie sieht sie aus: die "alternative Kunst"? Die Kritik der SPD an der Kulturpolitik des Bad Homburger Magistrats (FR, 15. Februar) stößt ihrerseits auf Kritik.
Beim "Kulturpolitischen Forum" (an dem ich nicht teilgenommen habe) bescheinigten laut Bericht der FR Künstler und Politiker der städtischen Kulturplanung erhebliche Mängel. Wo diese Mängel zu finden sind, wurde in dem Bericht nicht ganz klar, denn die Vorsitzende des Kulturausschusses erging sich wieder einmal in etwas unscharfen Formulierungen wie "Die Englische Kirche muß zu einem lebendigen Treff werden" und "Kultur muß für alle da sein". Wie das konkret aussehen soll, habe ich von ihr noch nie vernommen.
Und Herr Böhm vermißt die "breite und alternative" Kunst. Wie sieht die bitte aus? Alternative Kunst = Nandor Toths Riesenpenis vor dem Kurhaus? Worüber kann man da diskutieren, und welche Fragen bleiben bei dem "Künstler" gerade zu diesem "Kunstwerk" offen?
Bei ihm und dazu Böhm habe ich den Eindruck, daß Kunst nur das ist, was sie selbst produzieren. Wer damit nichts anfangen kann, hat eben keine Kultur. Basta!
Die kritischen Politiker vermisse ich übrigens bei fast allen kulturellen Veranstaltungen in Bad Homburg. Gehen sie dort mit Tarnkappe hin, oder interessiert sie wirklich nur Aktionskunst mit Riesenpenis und anschließender Diskussion?
Erika Wünsch 6380 Bad Homburg
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Zwar lief es ab dem Viertelfinale ganz und gar nicht nach Wunsch, aber zumindest die Vorrunde der Hallenfußball- Kreismeisterschaft hatte der Wetterauer Bezirksligist VfB Friedberg glänzend über die Bühne gebracht. Gleich zwei Teams des Traditions-Klubs standen in der Runde der besten 16 Auswahlmannschaften - ein Novum in der sechsjährigen Geschichte des Cups. Eine ähnlich überragende Zwischenbilanz in laufenden Runde blieb den Schützlingen von Trainer Helmut Mayer freilich versagt, auch wenn man als Tabellenvierter weiterhin vom Aufstieg träumen darf.
Die Kreisstädter gelten jedoch lediglich als einer von insgesamt neun Kandidaten, die gleiche Ambitionen hegen können. "Dabei war es noch nie so leicht, den Konkurrenten die Hacken zu zeigen", urteilt Coach Mayer, "aber wenn man derartigen Schwankungen unterliegt, wie wir sie zu verzeichnen hatten, kann man die Gegner trotz technischer Fertigkeiten nicht auf Distanz halten."
"Heute so, morgen so", analysiert der VfB-Trainer eher traurig, denn froh. Warum die Burgfeld-Elf einerseits auf eigenem Platz bittere Niederlagen gegen die Aufsteiger SV Nieder-Wöllstadt (0:2) und SV Ober-Mörlen (0:1) quittieren mußte, aber andererseits in der Fremde von weiteren Rückschlägen weitgehend verschont blieb, darüber kann sich auch Helmut Mayer noch kein klares Bild machen. Es sei wohl ein mentales Problem, das - solle der Meisterschafts-Wurf in dieser Saison noch gelingen - schnellstens aus den Köpfen der Spieler verbannt werden müsse: "Sonst können wir unser Spiel abschreiben." Ferner gehe es nicht an, daß man Spiele gegen vermeintlich schwächere Teams schon vor dem ersten Ballkontakt gewonnen habe und die Angriffsspitzen zahlreiche hundertprozentige Torgelegenheiten ungenutzt verstreichen ließen, erklärte der Trainer des VfB Friedberg.
Zweifellos gute Vorsätze, die der abstiegsbedrohte FSV Kloppenheim im Nachholspiel am Faschingssamstag als erster zu spüren bekommen soll. Ein seit 12. Januar laufendes knallhartes Trainingsprogramm sowie überzeugende Siege gegen starke Testgegner wie den TSV Bad Nauheim (4:1) und den Bezirksoberligisten SV Germania Ockstadt (6:2) haben die Friedberger Aktien sicherlich steigen lassen. Denn daß die Friedberger personell überdurchschnittlich gut besetzt sind, ist unbestritten. Da kann der Friedberger Coach im Offensiv-Bereich neben Torjäger Uwe Funk, Thomas Dombrow und Andreas Schütz in Zukunft auch auf den vom FV Bad Vilbel zurückkehrenden Zoran Kolarov bauen, und im Mittelfeld hat er die Auswahl zwischen Alexander Sturm, Volker Müller und dem immer besser in Fahrt kommenden Ex-Ockstädter Thorsten Brennemann. "Nur hinten", wirft Mayer ein, "da müßte zuweilen mit größerer Zweikampfhärte zur Sache gegangen werden. Unser Libero und Kapitän Bernd Krug spielt in diesem Mannschaftsteil die zentrale Rolle. Er ist auch mein verlängerter Arm auf dem Spielfeld." Im übrigen würde man im Friedberger Lager nur einer Mannschaft den Vortritt im Kampf um die Bezirksliga- Krone lassen. Helmut Mayer: "Die Landesliga-Reserve des KSV Klein-Karben, der einzige Konkurrent, gegen den wir zweimal keine Chance hatten, macht das Rennen - wir werden Zweiter. Dann steigen beide auf. Das wäre toll, oder?" spekuliert der Friedberger Trainer auf den langersehnten Sprung in überregionale Gefilde. UWE BORN
HANAU. Rot glüht das flüssige Gold. Der Goldschmiedemeister Lucas Küpper legt mit der Zange schmale Kupferstäbe in den kleinen Schmelztiegel, der über der Gasflamme in wenigen Minuten eine Temperatur von mehr als 1000 Grad erreicht hat. Das Fauchen des Brenners übertönt für kurze Zeit alle Gespräche in der Werkstatt, in der sechs ehemalige Schüler und Dozenten der Hanauer Zeichenakademie vor eineinhalb Jahren ein Experiment wagten: Sie eröffneten eine Galerie für zeitgenössischen Schmuck, die auch Einblick in die handwerklichen Fertigkeiten bietet. Besucher, die den Weg in den Hinterhof an der Französischen Allee finden, können den jungen Männern und Frauen in der "Manufaktur Formidable" beim Schweißen, Löten oder Bohren über die Schulter schauen.
Das Handwerk, das die Goldschmiedemeister nicht nur während der Ausbildung an der Zeichenakademie, sondern auch in der Gesellenzeit in traditionellen Betrieben lernten, ist jedoch nur die Grundlage der edlen Stücke, die in den Vitrinen neben den Werkbänken zu sehen sind. Der ausgefallene Schmuck, der zum Teil auch als eigenständiges Objekt Gültigkeit hat, charakterisiert sich erst durch die künstlerische Idee, die Gestaltung und Funktion prägt. "Zum Teil tüfteln wir mehrere Monate an einer Technik, die ganz einfach wirkt", sagt Matthias Grosche, der auch Alltagsmaterialien wie Frühstücks- brettchen, Lineale oder per Farbkopierer verkleinerte Werbeplakate in seine oft ironischen Anstecker einarbeitet.
Der Wunsch nach solcher Individualität und künstlerischen Freiheit, der in konventionellen Schmuckwerkstätten nur selten durchzuhalten ist, brachte die Teilhaber der Manufaktur zusammen - und auch der finanzielle Aspekt der Gemeinschaftswerkstatt, die die Kosten des selbständigen Arbeitens senkt. Daneben geht es jedoch auch um das "kreative Spannungsfeld", wie es Michael Pfister, Dozent an der Zeichenakademie, nennt. Die "ästhetische Kritik", die Diskussion über Entwürfe und Gestaltung wirken befruchtend auf neue Ideen.
Die sechs Goldschmiede bieten die unterschiedlichsten Konzepte an. Susan Hollstein konzentriert sich auf formal reduzierte Arbeiten und spielt mit Materialkontrasten wie Fell und Edelmetall. Alexander Zickendrahts Schmuck und große Plastiken folgen konstruktiven Ideen. Der Dozent der Zeichenakademie verwendet häufig künstlich hergestellte Edelsteine nach einem einheitlichen technischen Prinzip. Michael Pfister stellt neben Schmuck auch Gerät her: Streng geometrische Teekannen oder Kerzenleuchter aus Stahl und Messing, deren bewegliche Ständer den Eindruck von spielerischer Leichtigkeit vermitteln. Barbara K. Schmidt schichtet dünne Flächen zu Körpern. Wie bei einem Armband, das die Skyline von Frankfurt darstellt, nutzt sie auch erzählerische Qualitäten. Lucas Küpper variiert ein Spannprinzip in Armreifen oder Ansteckschmuck. Als Gestaltungsgrundlage dient häufig ein technischer Aspekt. Neben Edelmetallen zählt Eben- holz zu den bevorzugten Materialien.
Neben dem wechselnden Angebot in den Vitrinen stellt die Manufaktur Formidable jedoch auch Schmuck auf Bestellung her, der der kulturgeschichtlichen Bedeutung der Körperzierde als individuelles Zeichen der Persönlichkeit am stärksten Rechnung trägt. Weitere finanzielle Standbeine der einzelnen Mitglieder sind Restaurierungen oder die Produktion für Messen. Denn das "Ideal" jedes auf künstlerische Verwirklichung bedachten Goldschmieds, die Herstellung anspruchsvoller Einzelstükke, läßt sich nicht immer ohne Kompromisse verwirklichen. Meist gelingt dieses Arbeiten nur bekannten zeitgenössischen Schmuckkünstlern. "Man braucht einen gesunden Optimismus", zieht Küpper die Bilanz des ersten Jahres, "aber wir sind zufrieden."
Eine Bereicherung für das Hanauer Kulturleben ist die Manufaktur jedoch auf jeden Fall. Da der Kundenkreis, Kunstinteressierte mit Mut zum Experiment und dem nötigen Kleingeld, in Hanau beschränkt ist, wirbt die Manufaktur überregional um das entsprechende Klientel. Neben jährlich drei themenbezogenen Ausstellungen wurden bisher auch schon eine Modenschau, Dichterlesung und eine Filmvorführung angeboten. Solche Veranstaltungen tragen dazu bei, die "Hemmschwelle" zu überwinden, die manche Passanten angesichts der ungewöhnlichen Galerie vor einem Besuch abschreckt.
Die nächste Ausstellung wird bereits vorbereitet: Ab 26. März werden "Lustobjekte" gezeigt.
BAD HOMBURG. Die Sängervereinigung Liederkranz-Germania Ober-Erlenbach hat gewählt.
Wie vom ehemaligen Vorstand bereits erwartet, wurde der bisherige Vize Friedhelm Falkenstein zum neuen Vorsitzenden des 150 Jahre alten Gesangvereins gewählt.
Zweite Vorsitzende wurden Heinz Kirsch und Traudel Herbert, die auch an die Spitze des Frauenchors gewählt wurde. Das Amt der beiden Kassierer nehmen Walter Maibach und Peter Uhrig wahr; Schriftführer sind der bisherige Vereinsvorsitzende der Sängervereinigung, Wolf-Dietrich Hoffmann, und Monika Fischer.
Wie berichtet, war bereits im Januar der gesamte Vorstand von seinen Ämtern zurückgetreten. Als Gründe wurden interne Streitigkeiten zwischen Vorstand und Mitgliedschaft der Ober-Erlenbacher Sänger genannt.
Hoffmann war nicht mehr bereit, für die Führungsposition zu kandidieren.
Die Amtszeit des Vorstands dauert zwei Jahre. Es gilt, unter anderem das 25jährige Bestehen des Frauenchors im Jahr 1994 vorzubereiten. Derzeit proben die Chöre des "Liederkranz Germania" ihre beiden Frühjahrskonzerte am 21. und 27. März. off
OBERURSEL. Von Dichterlesungen bis zu Punkkonzerten, von Karnevalssitzungen bis zu Kursen im Schattenboxen: Der Verein Kunstgriff ist aus dem kulturellen Leben Oberursels nicht mehr wegzudenken. Auch bei der alternativen Fastnacht am Samstag, 20. Februar, um 18.18 Uhr in der Taunushalle Oberstedten sind die Kunstgriff-Leute mit von der Partie.
Gegründet wurde "Kunstgriff" vor über acht Jahren von einigen jungen Erwachsenen, die aus dem Stadtjugendring herausgewachsen waren. Sie hatten es sich zum Ziel gesetzt, eine andere Kulturarbeit zu machen als die damals aktiven Vereine. Sie sollte sich vor allem an die "alternative Szene" wenden.
In der Anfangsphase bildete die Theatergruppe den Kern des Vereins. Sie spielte Kindertheater und bot dem erwachsenen Publikum hauptsächlich dadaistische Stücke. Neben dem Schauspiel FR-Vereinsporträt gehörten aber auch damals schon Dichterlesungen, Ausstellungen und Musikveranstaltungen der unterschiedlichsten Stilrichtungen zum Vereinsprogramm. Dabei wurde von Anfang an darauf geachtet, daß vor allem Künstlern aus der Region Auftrittsmöglichkeiten geboten werden.
Auf reges Interesse stießen die alternativen Karnevalssitzungen, die der Verein ab 1986 vier Kampagnen lang veranstaltete. "Der Kräfteverschleiß war einfach zu groß", beschreibt Renate Krämer, Vorsitzende des Vereins, warum Kunstgriff diese Veranstaltungsreihe nicht fortgeführt hat. "Bei einer solchen Aktion müssen schon während der Vorbereitung alle Mitglieder ran, andere Veranstaltungen lassen sich mit weniger Leuten organisieren." Dieses Jahr ist der Verein nur einer von vielen Organisatoren. Quasi als Abfallprodukt der früheren Karnevalssitzungen ist das "Fehlgriff-Orchester" übriggeblieben. Es war eigens für diesen Zweck gegründet worden und kam ursprünglich nur vor den Sitzungen zusammen. Durch den Erfolg ermutigt, gingen die Hobbymusiker dazu über, regelmäßig zu proben. Inzwischen ist aus dem Orchester eine Big-Band geworden, die auch außerhalb Oberursels ihr Können unter Beweis stellt. Auch sie spielt am Samstag abend auf.
"Das größte Projekt, was Kunstgriff bisher gestemmt hat", so Pit Weigand, seit 1986 Mitglied des Vereins, "ist der ,Orscheler Sommer&rquote;". Das mehrwöchige Kulturprogramm für Daheimgebliebene ist inzwischen zur festen Einrichtung geworden. Angeboten werden neben Konzerten, Theateraufführungen, Jazz-Frühschoppen und Open-air-Kino auch Veranstaltungen zum Mitmachen wie Wanderungen und Sportturniere. Als der "Orscheler Sommer" 1987 zum ersten Mal durchgeführt wurde, organisierte "Kunstgriff" noch alle Aktionen alleine. Inzwischen teilt sich der Verein die Arbeit mit dem Stadtjugendring.
"Wir würden gerne auch außerhalb des ,Orscheler Sommers&rquote; Veranstaltungen unter freiem Himmel organisieren", meint Pit Weigand. Dafür biete sich der Museumshof an. Das Projekt "Orschel On Stage" sei allerdings bisher an den strengen Auflagen der Stadt gescheitert.
Das größte Problem des Vereins ist der Mangel an geeigneten Räumen. "Die Stadthalle und die Mehrzweckhallen sind nicht besonders gemütlich", klagt Renate Krämer. Andere Räume, wie zum Beispiel das Jugendcafé, schreckten von vorne herein manche Besucher ab. So entwickelte sich eine Kabarettreihe im vergangenen Jahr zu einem finanziellen Flop für den Verein. Trotz der relativ bekannten Künstler kamen nur wenige Zuschauer in das Jugendcafé.
Obwohl die Mitgliederzahl ständig steigt, sie liegt derzeit bei 50, scheitern viele Vorhaben am zu hohen Arbeitsaufwand. "Viele Mitglieder haben inzwischen Kinder und können nicht mehr soviel Zeit für den Verein aufbringen", beschreibt Pit Weigand die Sorgen von Kunstgriff. "Es fehlen vor allem junge Leute. Unsere Mitglieder sind fast ausschließlich zwischen 30 und 40. Wir können schlecht Veranstaltungen für ein Publikum machen, dessen Alter um 20 Jahre niedriger ist als unseres."
In Zukunft will "Kunstgriff" deshalb wieder mehr Lesungen und Ausstellungen organisieren. So ist zum Beispiel für Anfang Mai eine Vernissage mit Werken von John Heartfield im Foyer des Rathauses geplant. ARNE KLEMPERT
KRONBERG. "Das Leben im Chanson" wollen zwei Künstler am Faschingssonntag, 21. Februar, 20.11 Uhr, in die evangelische Kirche Oberhöchstadt bringen. Das Programm heißt "Mezzo und Tasten": Zu hören sind also eine Sängerin und ein Pianist, deren Namen aber erst am Abend enthüllt werden sollen.
Näheres ist hingegen zum Programm bekannt: Es schwankt zwischen Ironisch- Hintergründigem aus den Zwanzigern und dem Kitsch der Fünfziger. mak
Zwischen den Fingern zirkuliert Frischluft Baubeginn für 70 Sozialwohnungen am Gluckenstein Von Stefan Kuhn BAD HOMBURG. "Sie kommen zu spät", empfing SPD-Fraktionschefin Beate Fleige Baudezernent Wolfgang Weber (CDU). "Etwas Verspätung" gestand auch sein Parteifreund, Bürgermeister Karl Lohwasser, beim Baubeginn von 70 Sozialwohnungen am Gluckenstein ein - doch während er von Minuten sprach, ging es Fleige um Jahre: "Er kommt jahrelang zu spät." Ab sofort verlegen Arbeiter Kanäle und Kabel für den ersten Teil des geplanten "Wohnparks Gluckenstein". 215 weitere Wohnungen sollen später folgen. "Affenartige Geschwindigkeit" attestiert sich Weber selbst beim Bebauungsplan für das 4,3 Hektar große Baugebiet hinter dem Kirdorfer Bürgerhaus. Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Hessen (GWH) läßt darauf am Ende der Hofheimer Straße jetzt in einem ersten Schritt einen Block mit je elf Wohnungen mit zwei und drei Räumen, 33 Vier- und 15 Fünfzimmerwohnungen bauen.
Der "außergewöhnlich große Anteil" großer Wohnungen weist für GWH-Geschäftsführer Jochen Weidner darauf hin, daß vor allem an Familien mit Kindern und Jugendlichen gedacht werde. Vier Wohnungen sollen behindertenfreundlich oder -gerecht ausgestattet werden.
Ende nächsten Jahres können die Mieter die insgesamt 5455 Quadratmeter neue Wohnfläche beziehen, wenn alles nach Plan geht. 8,75 Mark müssen sie für die klassischen Sozialwohnungen als Miete je Quadratmeter zahlen. Das Belegungsrecht hat sich via Erbbauvertrag für 99 Jahre die Stadt gesichert. Die ersten Bewerbungen gezielt für den Glukkenstein liegen laut Lohwasser bereits zu Baubeginn vor.
Um die tatsächlichen Kosten zu dekken, müßte die Miete allerdings drei- bis viermal so hoch sein, schätzt der Bürgermeister und Kämmerer. Die 70 Wohnungen kosten 25,2 Millionen Mark, mitsamt einer Tiefgarage für 180 Autos, die gleich die Plätze für die nächsten 100 Wohnungen abdecken soll. Davon trägt die Stadt gut elf, das Land gut zehn und die GWH knapp vier Millionen Mark.
Die weiteren Bauabschnitte mit 100 und 115 Wohnungen sollen "zügig folgen", kündigt Lohwasser an - wann, und ob es sich dabei auch um Sozialwohnungen handeln wird, kann er jedoch nicht sagen. Zudem entstehen zur Kinderbetreuung 20 Krabbelstuben- und 75 Kindergartenplätze sowie eine Einrichtung mit Hort und Spiel- und Lernstube, ergänzt Weber. Zunächst werde in einem Jahr der Bau des Horts an der Hofheimer Straße begonnen.
Weber und die Architekten Ernst- Friedrich Krieger und Lothar Greulich, die mit ihrer Darmstadter Firma "Stadtbauplan" das Projekt entwickelt haben, wiesen gestern zudem auf ökologische Aspekte hin - von der fingerförmigen Anordnung der Gebäude zugunsten der Frischluftströme über eine integrierte Obstwiese, Dachbegrünung und Mietergärten bis zu Brauchwassernutzung und energiesparendem Blockheizkraftwerk.
Dessen Organisation ist allerdings noch unklar. Lohwasser verhandelt mit den Stadtwerken, Lahmeyer und Maingas noch darüber, eine gemeinsame Betreibergesellschaft zu gründen.
ESCHBORN. Was sich manche erträumen, wird am nächsten Samstag, 20. Februar, für wenige Stunden wahr: Eschborner Straßen werden wegen des Faschingsumzugs zu Fußgängerzonen. Die Hauptstraße wird zwischen Steinbacher und Kronberger Straße gesperrt, und die Unterortstraße ist von der Kurt-Schumacher-Straße bis zur Hauptstraße komplett dicht, jeweils zwischen 13 und 19 Uhr.
Betroffen sind nicht nur Autofahrer, sondern auch der öffentliche Nahverkehr. Die Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft (MTV) kann mit ihren Bussen in dieser Zeit in Niederhöchstadt die Haltestellen Am Hasensprung, Lessingstraße, Steinbacher Straße und Friedhof nicht anfahren. In Eschborn können sie weder am Schwimmbad noch an den Tennisplätzen, der Bahnstraße oder der Schwalbacher Straße stoppen. Nur am Eschborner Bahnhof machen die Busse Halt.
Die MTV leitet die Linie 812 über die Limesspange, Landesstraße 3005, Schwalbacher Straße, Berliner und Hamburger Straße weiter auf den gewohnten Weg bis zum Südbahnhof.
Die Stadtbuslinie 825 wird ihre beiden letzten Fahrten um 14.10 und 14.31 Uhr ersatzlos streichen müssen, weil es keine Umleitungsstrecke gibt. Die Linie 916, die Oberursel und den Frankfurter Stadtteil Rödelheim verbindet, wird von Steinbach aus direkt auf die Landesstraße 3006 geschickt und während des Faschingsumzuges lediglich an der Haltestelle Niederurseler Allee im Gewerbegebiet Eschborn stoppen. she
Naturschützer schlagen Alarm / Wurde auch Bauschutt verwendet? Ufer an Kinzig abgetragen
Von Gemma Pörzgen LANGENSELBOLD. Auf heftige Kritik bei den Kreisverbänden des BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) im Main-Kinzig- Kreis ist ein Bauvorhaben an der Kinzig unweit des Segelflugplatzes Langenselbold gestoßen. An einer Stelle, wo sich das Gewässer verlagert und ein erweitertes Flußbett gebildet hatte, ließ die Stadt Langenselbold in der vergangenen Woche an einem Ufer Erde abtragen und am gegenüberliegenden Ufer aufschütten. Die Naturschutzverbände haben nun bei einer Ortsbesichtigung auf den "Eingriff exemplarisch" hingewiesen. Bisher sei die Kinzig von allen größeren Flüssen in Hessen wohl das letzte Gewässersystem, das sich noch in naturnahem Zustand befinde, sagte Werner Peter vom HGON. Auf Grund seiner hohen Schutzwürdigkeit sei der Fluß ebenso wie sein Auebereich als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Es müsse deshalb als "Anachronismus" gewertet werden, was derzeit bei Langenselbold geschehe.
In dem sich natürlich bildenden Niedriggewässer könnten Fische ihren Laich ablegen und in den am Ufer wachsenden Weiden Vögel nisten, sagte Peter. Er kritisierte darüber hinaus, daß nicht nur Erde, sondern auch Bauschutt zur Befestigung des Ufers aufgeschüttet worden sei. Diese Art der Regulierung passe nicht mehr in die heutige Zeit. Der Naturschützer mahnte, in Zukunft mit der Kinzig sensibler umzugehen.
Mathias Wissel, Naturschutzbeauftragter in Langenselbold, verteidigt indes die Aktion. Nach einer Bachschau im Frühjahr 1991 habe das zuständige Wasserwirtschaftsamt beschlossen, das Ufer zu befestigen, weil das angrenzende Grundstück durch die breiter werdende Kinzig immer mehr an Fläche verloren habe. "Wenn der Fluß seiner Dynamik folgt, soll man ihn belassen", räumte aber auch Wissel ein. Doch so könne man nur argumentieren, wenn die Fläche der Stadt gehöre oder von ihr erworben werde. In der Nähe des Flughafens sei es hingegen in den vergangenen Jahren zu "enormen Erdausspülungen" an Privatflächen gekommen. Eine Befestigung des Ufers sei deshalb nötig geworden. Der Naturschutzbeauftragte beziffert die Kosten dafür mit rund 60 000 Mark. Wegen der schlechten Witterung seien die Arbeiten noch nicht abgeschlossen. Sollte von dem beauftragten Unternehmen nicht nur Erdmaterial, sondern auch Bauschutt verwendet worden sein, gehe das jedoch "nicht in Ordnung". Noch in dieser Woche will der Naturschutzbeauftragte die Situation vor Ort überprüfen.
HÖCHST. Große Regisseure - große Filme. Streifen von James Ivory, Luchino Visconti, Luis Buñuel und John Huston kommen ins Höchster Filmforum. Den Anfang macht Ivory, Spezialist für Literatur-Verfilmungen ("Zimmer mit Aussicht"), mit seinem britischen Gesellschaftsporträt "Wiedersehen in Howards End". Die literarische Vorlage des überlangen Bürger-Melodrams von Klassenstolz und Menschlichkeit, Geist und Geld lieferte der Spätviktorianer E. M. Forster. Schon die Starbesetzung mit Anthony Hopkins, Helena Bonham Carter und Vanessa Redgrave bürgt für unterhaltsames Kino. "Wiedersehen in Howards End" läuft morgen und am Sonntag (18 Uhr), am Freitag (20.30 Uhr), am Samstag, Dienstag und Mittwoch (20 Uhr).
Die Etikette nötigt bisweilen zu sonderbaren Handlungen. Vor allem, wenn die Gäste unerwartet blumenbeladen in Kompaniestärke einfallen. Luis Buñuel entfaltet in "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" eine sarkastische Sozialdiagnose der Madrider Gesellschaft. Ihn reizten dabei Sätze und Handlungen, die sich ritualisiert wiederholen. Buñuel arbeitete beim Dreh zu "Der diskrete Charme der Bourgeoisie" erstmals mit Videotechnik, verfolgte und korrigierte vom Monitor aus, was der Kameramann vor die Linse nahm. Ihren Charme entfaltet die Gesellschaft im Filmforum am Samstag (18 Uhr) und Sonntag (20.30 Uhr).
Sichtbar gelangweilte, das Haar nach hinten gestriegelte Yuppie-Typen mieten sich in der luxuriösen Villa eines alternden Adligen (Burt Lancaster) ein. Der schlurft mit Haltung, aber ohne Zukunft durchs Halbdunkel seiner Gemächer. Der Zusammenstoß, bei dem es dem alten Herrn ganz anders wird, ist vorprogrammiert. Luchino Viscontis Streifen "Gewalt und Leidenschaft" zeigt das Filmforum morgen (20.30) und am Freitag (18 Uhr).
Kein Heldenepos, aber ein show-down europäischer Geistesgeschichte ist John Houston mit "Freud" gelungen. Die Lebensgeschichte des Begründers der Psychoanalyse wird fesselnd erzählt. In der Hauptrolle glänzt Montgomery Clift. Zum Film, der im Rahmen des VHS-Kurses "Film, Freud, Psychoanalyse" abgespult wird, gibt's am Dienstag (17.30 Uhr) eine kurze Einführung.
"Das Schulgespenst" kommt am Freitag und Sonntag (15 Uhr) ins Kinderkino. Die sonst rotzfreche Karola Huflattich ist plötzlich das bravste Mädchen der Schule. Und was hat das Gespenst Buh damit zu tun? tos
Zum Seniorennachmittag lädt ein die
evangelischen Nazarethgemeinde in Ekkenheim,
Feldscheidenstraße 36, am Donnerstag,
18. Februar, ab 15 Uhr. Pfarrer
Hartmut Grimm berichtet über die Partnerkirche
in Ghana. Anmeldungen unter
Tel. 54 81 88 1 oder Tel. 54 81 83 2. ov/07
OBERURSEL. Die Lehrer der Musikschule Oberursel gestalten im fünften Jahr des Bestehens ihrer Einrichtung - zum "kleinen Jubiläum" also - eine Reihe individuell zugeschnittener Kammerkonzerte, vom Klavierabend bis zu verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen, bei denen zum Teil auch Gäste mitwirken. Gelungener Auftakt war ein Konzert in der Stadthalle unter dem Motto "MUSIkalische konTRASTE".
Zu hören war dabei ein Programm, in dem Werke der Romantik ("Schumanns Violinsonate a-Moll und sein Liederzyklus "Dichterliebe") ein im direkten Vergleich radikal modernes Werk (Hindemiths Suite 1922 für Klavier) umrahmten.
Wer bei einem Konzert von Musikschullehrern etwa ein von vornherein eingeschränktes künstlerisches Niveau erwartet hatte, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Thorsten Klingelhöfer (Klavier), Ralf-D. Simon (Tenor) und als Gast Markus Gonther (Violine) präsentierten sich professionell als technisch ausgereifte und gestalterisch hochsensible, stilsichere Musiker. Alle drei befinden sich in der künstlerischen Ausbildung an der Musikhochschule Frankfurt; zwei haben zuvor bereits das Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien abgelegt.
Es gelang ihnen, fesselnd und mit zum Teil atemberaubender Intensität Spannungsbögen aufzubauen und die charakteristischen Wesenszüge der Werke herauszuarbeiten. Die leider nur etwa 60 Zuhörer waren hingerissen und unterstrichen ihre Begeisterung durch andauernden Applaus.
Eine Musikschule, die über derart qualifizierte und künstlerisch hochrangige Lehrer verfügt, daß sie sich neben anderen Anbietern kammermusikalischer Konzerte in Oberursel ohne weiteres sehen lassen kann, darf sich glücklich schätzen. Auf die nächsten Konzerte der Reihe darf man gespannt sein. zg
Für die Händlerschürze oben bitte
Schnee
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gruß gz
In den Ausstellungen "Gabriele Münter" und "Edward Hopper" in der Schirn Kunsthalle, die am 14. Februar zu Ende gegangen sind, sind insgesamt 192 097 Besucher gezählt worden, und zwar besuchten 76 520 Menschen die Münter- und 113 577 die Hopper-Ausstellung. Für einen einzelnen Ausstellungszeitraum ist dies das beste Ergebnis, das jemals in der Schirn erzielt werden konnte.
Am 11. März eröffnet die Schirn ihre nächste Ausstellung, über die mexikanische Malerin Frida Kahlo. Die zusammen mit dem Kunstverein erarbeitete "Prospekt '93" folgt am 21. März. wp
CDU und SL: Sozialbau privat billiger zu haben SPD/DKP beschließen Darlehen an Baugesellschaft Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Die Diskussion war nicht neu. Wieder einmal kritisierte die Opposition in der Stadtverordnetenversammlung am Mon- tag abend die Vergabepraxis der Stadt beim Bau von Sozialwohnungen. 0Ohne öffentliche Ausschreibung habe die Stadt, unterstützt durch die Zustimmung der SPD/DKP-Koalition, den Auftrag für die 18 Wohnungen in der Birkenstraße an die Hanauer Baugesellschaft vergeben. CDU und SL bemängelten, daß keine Angebote von privaten Bauherren eingeholt wurden. Der Vorlage des Magistrats, der Hanauer Baugesellschaft ein Darlehen von 783 000 Mark zu bewilligen, mochten sie sich daher nicht anschließen. Der CDU-Parteivorsitzende Josef Tanzer hielt dieses Darlehen für Augenwischerei. Bei einer jährlichen Tilgung von nur einem Prozent und einer jahrzehntelangen Laufzeit könne die Stadt die Mittel auch gleich als Zuschuß gewähren. Die Baugesellschaft solle diesen dann in Form einer reduzierten Miete an die Bewohner der 18 Wohnungen weitergeben. Ein Begehren, das die CDU in einem Änderungsantrag formulierte.
Der CDU-Parteikollege Dörr machte ebenso wie der SL-Fraktionschef Frenzel eine Rechnung auf, wonach private Bauherren wesentlich kostengünstiger bauen würden. SL-Sprecher Frenzel sprach von einem teuren Mehrfamilienhausbau, der preislich über dem Angebot von Luxuswohnungen privater Bauträger liege. Für die Stadt wäre es billiger, Wohnungen auf dem freien Markt zu kaufen und in Sozialwohnungen umzuwandeln, mutmaßte Frenzel.
Eine Schlußfolgerung, der sowohl SPD als auch DKP widersprachen. Eigentumswohnungen auf dem freien Markt würden zu einem wesentlich höheren Preis veräußert als CDU und SL es darstellten, so die DKP-Fraktionsvorsitzende Hedi Walter. Die Rechnung gehe zudem nicht auf, weil das Land rund die Hälfte der Kosten übernehme. Beim Kauf von Wohnungen müßte die Stadt dagegen allein in die Bresche springen. Die SPD-Sprecherin Mitschke warf der Opposition vor, mit "billiger Polemik" und "Falschmeldungen" die Stadt und die Baugesellschaft in Mißkredit zu bringen.
Bürgermeister Hans-Peter Ebner bezweifelte, daß das Geschäft für Private lukrativ ist. "Sonst hätten wir keine Probleme mit dem sozialen Wohnungsbau". Ebner hält die Kostenberechnungen der Baugesellschaft für realistisch, da die Finanzierung mit dem Land Hessen abgestimmt und von ihr auch kontrolliert würde. Die Anträge der Opposition wurden abgelehnt.
Am 1. März, 15 Uhr, will Langenselbolds Bürgermeister den ersten Spatenstich auf dem Gelände an der Birkenstraße tun. Entstehen sollen dort für rund 4,1 Millionen Mark vor allem Wohnungen für Familien.
Carneval-Club "Frankforter Schlippcher": Für Verdienste und langjährige aktive Mitarbeit wurde Robert Koch dieser Tage vom "Großen Rat" der Frankfurter Karnevalvereine mit dem "Goldenen Frankfurter Adler" ausgezeichnet. Vorgenommen haben die Ehrung Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) sowie Ratspräsident Konrad Trapp. fd/07
Zu einem närrischen Geistertanz laden der Katholische Jugendverein (KJV) und die Freiwillige Feuerwehr Harheim für Samstag, 20. Februar, ab 20.11 Uhr, ein. Freitag, 19. Februar, ist "Bauernmaskenball", ab 20.11 Uhr: Beides im Bürgerhaus Harheim, In den Schafgärten. ks/07
Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Der Verein lädt ein zum Fastnachtsball am Samstag, 20. Februar, 20.11 Uhr, in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12 (Motto "Die 50er Jahre"). Es spielt das "Ray Swan Company Quartett". Die Jazztanzgruppe stellt ihren neuen Tanz vor (der Eintritt dazu kostet 15 Mark). Der Kindermaskenball ist am Rosenmontag, 22. Februar, ab 14.11 Uhr (dazu kostet der Eintritt drei Mark). nd/07
Karnevalverein "Die Bodentrampler" Nieder-Erlenbach: Die Aktiven des Vereins beteiligen sich am Samstag, 20. Februar (16.11 Uhr), in Bad Vilbel an der dortigen Rathauserstürmung. nd/07
doe WIESBADEN. "Wir würden gerne eine Gesellschaft kaufen, aber ich bin nicht bereit, jeden lächerlichen Preis zu zahlen." Claude Bébéar, Chef der privaten französischen Versicherungsgruppe Axa, macht aus seinen Expansionsplänen in Deutschland keinen Hehl. Zwar ist Europas drittgrößter Assekuranzkonzern (Beitragseinnahmen 1991: 24 Milliarden Mark) hier bereits mit seiner Tochter Equity & Law präsent, doch verkauft diese Gesellschaft mit 318 Beschäftigten nur Leben-Policen und gehört trotz raschen Wachstums noch zu den Branchenzwergen. Bébéars Konkurrenten, die beiden staatlichen Pariser Risikoschutz-Konzerne UAP und AGF, scheinen durch ihre Engagements bei Colonia und Aachen- Münchener einen Startvorteil im Binnenmarkt zu besitzen.
"Derzeit ist der deutsche Markt noch gut behütet", sagt der Axa-Manager. Dies werde sich jedoch mit dem Wegfall der Zulassungspflicht im Sommer 1994 ändern: "Notfalls beginnen wir dann etwas ganz Neues." "Sehr interessant", so Bébéar, wäre allerdings auch ein möglicher Einstieg bei einem deutschen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit.
Die Wiesbadener Equity & Law, seit 1987 über ihre britische Mutter Teil des Axa-Reiches, hat im vergangenen Jahr ihre Einnahmen weiter um ein Viertel auf 205 Millionen Mark gesteigert. Die Beiträge aus dem hauptsächlich von Maklern und Strukturvertrieben vermittelten Neugeschäft legten gar um 41 Prozent auf 58 Millionen zu. Als besonderer Renner erweist sich die 3D-Police, die auch bei schwerer Krankheit fällig wird. Keine Angaben will Hauptbevollmächtigter Timothy Ward zu den Gründen für das überraschende Ausscheiden von Geschäftsführer Dietrich Eckhardt machen.
GELNHAUSEN. Auch die Gelnhäuser SPD ist jetzt neuerlich auf den Meerholzer Landweg, "eine der schönsten Alleen im Kinzigtal", aufmerksam geworden. Nachdem das Regierungspräsidium Darmstadt die Pläne für eine Begradigung der Kreisstraße vorläufig ad acta gelegt hat (die FR berichtete), soll nach den Worten des SPD-Fraktionsvorsitzenden Werner Hepp die alte Trassenführung endgültig beibehalten werden. Ursprünglich hatten auch einige SPD-Stadtverordnete für eine neue Trasse quer durch die Kinzigauen gestimmt.
Die Begradigung der Landstraße (Hepp: "Betonierung der Landschaft") war in Zusammenhang mit der anstehenden Beseitigung des schienengleichen Bahnübergangs der Strecke Frankfurt- Fulda geplant und von Umweltschützern lange vergeblich bekämpft worden. Grundlage für die neue Planung muß nach Meinung der geläuterten SPD eine inzwischen vorgelegte Umweltverträglichkeitsstudie sein, die eine Unterführung der Gleise bevorzugt.
Auch die Mehrzahl der beteiligten Behörden hat sich bereits dafür ausgesprochen, den Autoverkehr unter den Schienen hindurchzuführen. Die Sozialdemokraten drängen jetzt darauf, daß der Magistrat den Betroffenen alle Informationen zugänglich macht. Gespräche zwischen Bundesbahn, Landwirten, Umweltschützern und den parlamentarischen Gremien müßten anberaumt werden. lex
DIETZENBACH. Sie sitzen nicht im stillen Kämmerlein und üben die Barrégriffe auf der Gitarre oder Fingerläufe am Klavier, auch die Orffschen Instrumente werden nicht hinter verschlossenen Türen angeschlagen - die Jungen und Mädchen der Dietzenbacher Musikschule gehen an die Öffentlichkeit und zeigen, was sie gelernt haben. Im vergangenen Jahr gab es 14 öffentliche Auftritte, und das soll auch in 1993 mit Klavierabenden, Schülerkonzerten und Veranstaltungen des Kammerorchesters so fortgesetzt werden.
Bürgermeister Jürgen Heyer und der Leiter der Jugendmusikschule, Joachim Neumann, sind zufrieden mit der Bilanz des vergangenen Jahres. Die Schülerzahlen steigen weiter. Während sich Anfang 1992 noch rund 250 Leute mit Rhythmus und Klang beschäftigten, üben jetzt schon 360 Kinder, Jugendliche und einige Erwachsene auf den Instrumenten. Mehr Freude an der Musik und mehr Kurse, das bedeutet für die an die Volkshochschule angegliederte Musikschule auch mehr Ausgaben. Die Kosten lagen im vergangenen Jahr bei 372 000 Mark und konnten durch die Gebühren allein nicht gedeckt werden. Eingenommen wurden durch die Überweisungen der Schülerinnen und Schüler lediglich 247 000 Mark. Die Stadt zahlte 1992 rund 110 000 Mark dazu. Ein kleiner Obolus kam vom Kreis und vom Land Hessen, die jeweils 6000 Mark gaben. In diesem Jahr will die Stadt nach Auskunft von Bürgermeister Jürgen Heyer der Musikschule einen Zuschuß von rund 130 000 Mark zahlen. Der Verwaltungschef ist voll des Lobes für diese Institution, die gute Arbeit leiste, von den Bürgern angenommen werde und quasi ein Aushängeschild der Stadt sei.
Die Angebote der Einrichtung, die in der Alten Schule im Dietzenbacher Ortskern untergebracht ist, sind bisher stetig ausgeweitet worden. Erst im Sommer vergangenen Jahres wurde eine hauptamtliche Stelle für den Leiter eingerichtet, die Joachim Neumann innehat. Er hat es gemeinsam mit den anderen Kolleginnen und Kollegen geschafft, daß die Dietzenbacher Institution in diesem Monat vom Verband der deutschen Musikschulen anerkannt und ihr Mitglied wurde. Deshalb könne man auch mit einer besseren finanziellen Förderung rechnen, so hofft Neumann.
Als Beweis für die Anerkennung aus der Bevölkerung sieht Neumann nicht nur die gestiegenen Schülerzahlen, sondern auch eine neue Zusammenarbeit mit der Dietrich-Bonhoeffer-Schule. Als ergänzendes Angebot zum Unterricht bieten Joachim Neumann und sein Team eine elementare Musikerziehung für Kinder an. Dazu haben sich die Eltern der Jungen und Mädchen entschlossen, die das zusätzliche Angebot auch selbst finanzieren.
Zu festen Einrichtungen im Hause in der Darmstädter Straße sind inzwischen das Streichorchester, ein Spielkreis für Blockflöten und Gitarren sowie ein Klarinettenspielkreis und seit kurzem auch das Querflötenensemble geworden. Großes Problem bei all den Kursen und Übungsabenden sind nach Darstellung Neumanns die Räumlichkeiten in der alten Schule, wo unter anderem die Vhs untergebracht ist.
Dort stehen auch die Instrumente und das sind: ein Flügel, vier Klaviere, zwei Keyboards, ein Verstärker für elektrische Gitarren, zwei Instrumentenverstärker mit eingebautem Kassettenteil, ein Schlagzeugset, Orffsches Instrumentarium und spezielle Instrumente für die Spielkreise, Grundausbildung und Früherziehung. Außerdem stellt die Schule den Jungen und Mädchen Gitarren, Blockflöten, Geigen, eine Klarinette, und ein Tenorhorn leihweise zur Verfügung.
Der Renner bei den Interessenten ist nach wie vor das Klavier, mit dem sich derzeit rund 80 Leute beschäftigen. 30 Besucher der Schule erlernen das Gitarrenspiel, 19 Violine, zwei Saxophon und 14 Keyboard, um nur einige zu nennen. Stark im Kommen ist nach Darstellung Neumanns das Keyboard. Das Interesse sei so groß, daß die Schule gern mehr Unterrichtsstunden anbieten würde, doch es fehlen Lehrkräfte. Wer in diesem Fach unterrichten möchte, soll sich bei der Stadt melden. aim
Laserwerfer irren durch den Disko- Nebel, in den Kinos spannen die Besucher bei Zeichentrickfilmen aus, und am Vollwertstand treffen sich die, die den Abend auch noch gesund verbringen möchten.
Mit einem Riesenprogramm beginnt am heutigen Freitag, 19. Februar, um 20 Uhr wieder das Faschingsfest an der Johann Wolfgang Goethe-Universität.
Zum 40. Quartier Latin wird sich das Hörsaalgebäude mit Karaoke und Kostümen, Bands und Bauchtanz wieder zur großen Showbühne verwandeln, auf der alle Besucher Akteure sind.
Das Quartier Latin steigt am Freitag und Samstag jeweils ab 20 Uhr. Eintrittskarten im Vorverkauf 16 Mark, für Schüler und Studenten 13 Mark. luf
UDO JUNG und ROSWITHA SENEVIRANTE leiten seit Jahresanfang die Abteilung "Sport und Freizeit" im Amt für Jugend, Kultur und Sport. Beide sind seit Jahren in der Stadtverwaltung tätig und lösen den bisherigen Leiter PHILIPP EIBELSHÄUSER ab.
HOCHTAUNUSKREIS. Zwar sei die Zahl der Mitglieder gestiegen, doch gebe es zu wenige, die sich engagierten, stellte der Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland (VCD) in seiner Jahreshauptversammlung fest. Ein Schwerpunkt der künftigen Arbeit des VCD soll deshalb darin bestehen, mehr Mitglieder in aktives Engagement einzubinden.
In der Versammlung wurde auch der neue Vorstand gewählt. Den Vorsitz führt weiterhin Uwe Schrank aus Bad Homburg, seine Stellvertreter sind Dietrich Andernacht aus Oberursel und Werner Böhm aus Kronberg.
Weiteres Thema an diesem Abend war die geplante Autobahngebühr von Verkehrsminister Krause. Der VCD Hochtaunus wendet sich mit Nachdruck dagegen und fordert stattdessen die Erhöhung der Mineralölsteuer. dag
Liebe Kollegen, meine Rückreise nach Athen verzögert sich, weil nach starken Schneefällen die Flugverbindungen aus Diyarbakir vorerst unterbrochen sind. Wann sich die Situation bessert, ist unklar. Ich will versuchen, heute, möglicherweise per Bahn, wenigstens bis nach Ankara vorzudringen, wo es aber angeblich nun auch zu schneien beginnt. Sie erreichen mich derzeit am zweckmäßigsten über die Com.Box, die ich mindestens zweimal täglich abzufragen versuche. Bitte unterrichten Sie die Redaktionen.
Gruß, Höhler+
Vogelsberger Höhenclub 07: Der Zweigverein Frankfurt unternimmt am kommenden Sonntag, 21. Februar, seine nächste Ganztagswanderung im Taunus (Bad Soden-Königstein). Nähere Auskunft gibt Günter Burghardt täglich nach 19 Uhr unter Tel. 51 16 84). fd/07
Den besten Überblick haben nicht die Wachposten in ihren Unterständen auf der Mauer, sondern die Bewohner der hohen Mietshäuser ringsum: sie übersehen den ganzen Gebäudekomplex und können den Gefangenen sogar beim Hofgang zuschauen. Außerhalb der mächtigen Stadtmauer aus dunklem Basalt, die das alte Stadtzentrum der südostanatolischen Kurdenmetropole Diyarbakir umschließt, liegt, inmitten eines dichtbesiedelten Neubaugebietes, das Staatssicherheitsgefängnis. Die fünf Blocks und der Hof der Haftanstalt sind von einer drei Meter hohen, mit Stacheldrahtverhauen gespickten Mauer umgeben. Etwa 800 Gefangene sitzen hier ein. Die als besonders gefährlich geltenden "politischen" Häftlinge sind im Block E untergebracht, dem Hochsicherheitstrakt.
Nach den schweren Unruhen im Gefängnis in der vergangenen Woche hat Justizminister Seyfi Oktay eine Untersuchung angeordnet. Die linksliberale Istanbuler Zeitung Cumhuriyet berichtete, bei der Revolte seien 200 Häftlinge verletzt worden, 20 von ihnen schwer.
Mit den Unruhen gerät die wohl berüchtigtste türkische Strafanstalt wieder in die Schlagzeilen. Insbesondere nach dem Militärputsch 1980 war dieses Gefängnis Schauplatz brutalster Mißhandlungen, die für eine unbekannte Zahl von Gefangenen zu einem qualvollen Tod führte. Zur körperlichen Folter, den Schlägen, den Elektroschocks, dem Abspritzen mit eiskaltem Hochdruckwasser, kamen die psychische Erniedrigung und die Indoktrinierung der Gefangenen: sie mußten die Worte des Staatsgründers Atatürk auswendig lernen, die türkische Nationalhymne absingen und jenen Satz herausschreien, der an den mit türkischen Nationalflaggen drapierten Wänden zu lesen war: "Ne mutlu Türküm diyenle - Glücklich, wer sich ein Türke nennen darf!"
Dieses oft mißbrauchte Atatürk-Motto richtete sich vor allem an die kurdischen Gefangenen. Doch das Ziel, sie zu treuen türkischen Untertanen zu disziplinieren, dürfte wohl in keinem einzigen Fall erreicht worden sein, ganz im Gegenteil. Abdullah Öcalan, Chef der kurdischen Arbeiterpartei PKK, bezeichnete das Gefängnis von Diyarbakir als die "entscheidende Erfahrung für den Guerillakampf". Die Haftanstalt sei "eine Schule" gewesen, die ständig Nachwuchs für seine Organisation hervorgebracht habe. Rückblickend räumen auch türkische Politiker ein, daß das Gefängnis Anfang der 80er Jahre der PKK, die damals den bewaffneten Kampf vorbereitete, viel Nachwuchs zugeführt hat. Manche Beobachter meinen sogar, hätte es das Diyarbakir-Gefängnis nicht gegeben oder hätte man dort einen anderen, humaneren Strafvollzug betrieben, wäre es nie zur bewaffneten Revolte der PKK gekommen.
Heute sind die Haftbedingungen in Diyarbakir erheblich besser als zur Zeit der Militärdiktatur. Auch nach den Erkenntnissen türkischer Menschenrechtsorganisationen gibt es in den Gefängnissen keine systematische Folter mehr - die beschränkt sich auf die Polizeihaft. Der in Diyarbakir seit Ende Oktober einsitzende Deutsche Stephan Waldberg, der vor drei Wochen als angeblicher PKK-Kurier zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden war, berichtete jetzt deutschen Diplomaten und dem aus Bonn angereisten Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, Hans Stercken, über die Haftbedingungen: der junge Deutsche sitzt mit etwa 80 anderen politischen Gefangenen in einem großen Gemeinschaftsraum. Man habe ausreichend Bewegungsfreiheit und ein gewisses Maß an Selbstverwaltung, sagte Waldberg während des Gesprächs, bei dem türkische Aufseher nicht zugegen waren. Auf Waldbergs Wunsch nahm an dem Treffen mit den deutschen Besuchern ein kurdischer Mithäftling teil, der von den Gefangenen zum Sprecher gewählt worden war.
Aber auch wenn Waldberg über die generellen Haftbedingungen nicht ausdrücklich klagte, so sind die Lebensumstände der Gefangenen nach wie vor Welten von einem humanen Strafvollzug entfernt. Immer wieder kommt es zu Übergriffen und Mißhandlungen, wie auch in der vergangenen Woche.
Diese Zwischenfälle wurden ausgelöst durch die Abschaffung einer Reihe von Vergünstigungen. Die politischen Häftlinge konnten beispielsweise Schreibmaschinen benutzen, einen Gefangenenrat wählen und häufiger, als in den Vorschriften festgelegt, Besuch empfangen. Die Gefängnisleitung argumentiert, mit den jetzt verfügten Einschränkungen habe man die Haftbedingungen den bisher zu weitherzig ausgelegten Vorschriften angepaßt. Etwa 260 Gefangene traten aus Protest gegen die Einschränkungen in einen Hungerstreik. Bei einer Durchsuchung der Haftanstalt kam es dann, so bestätigte auch Stephan Waldberg, zu Mißhandlungen: die Gefangenen seien von den Bewachern in überaus brutaler Weise mit Stockschlägen und Fußtritten aus ihren Zellen getrieben worden.
Aus Sicht der Behörden soll sich die Durchsuchung, trotz der politisch für Justizminister Oktay wohl höchst unwillkommenen Zwischenfälle, gelohnt haben: wie aus inoffiziellen Quellen zu erfahren war, sind bei der Razzia Anhaltspunkte für eine seit Jahren auch unter unabhängigen Beobachtern als gesichert geltende Erkenntnis gefunden worden: daß nämlich die PKK in der Haftanstalt über ein eng geknüpftes Organisationsnetz verfügt. Auch der jüngste Hungerstreik, so glauben viele, sei keine spontane Protestaktion, sondern gehe auf Anordnung von außen zurück.
GERD HÖHLER (z. Z. Diyarbakir)
Wird Güterverteilzentrum nun doppelt so groß? Spitzengespräch um Pläne für das Caltex-Gelände Von unserem Redaktionsmitglied Walter Keber KELSTERBACH / RAUNHEIM. In dieser Woche werden die Karten für die Zukunft des ehemaligen Caltex-Geländes und der unmittelbaren Umgebung möglicherweise entscheidend neu gemischt. Konkret geht es um die Größe des geplanten Güterverteilzentrums. Dazu steht am morgigen Donnerstag in Wiesbaden ein Spitzengespräch zwischen Hessens Ministerpräsident Hans Eichel und den beiden Standortbürgermeistern Fritz Treutel (Kelsterbach) und Herbert Haas (Raunheim) an. Ins Gerede kam für ein großes südhessisches Güterverteilzentrum ein statt 30 nun 60 Hektar großes Gelände: jeweils zur Hälfte auf dem Caltex-Terrain und - das war das aufregende Neue - im südlich davon liegenden Wald bei Ticona auf Kelsterbachs Gemarkung. Gestern gab dazu die Pressesprecherin des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr, Bettina Wieß, gegenüber der FR Entwarnung: "Diese Überlegungen sind überholt." Allerdings: Dringend gesucht werde weiterhin für dieses Zentrum über die bisher auf dem Caltex-Gelände zugestandenen 30 Hektar hinaus eine ebenso große Fläche - möglichst in dessen Nähe.
Offiziell ist in Sachen Caltex-Gelände - das als Filetstück der Regionalplanung gilt - noch nichts entschieden. Hinter den Kulissen allerdings wird kräftig geplant und diskutiert über die Zukunft des Terrains, das dem Firmenverbund RWE-DEA gehört und mit etwa 60 Hektar auf Raunheimer und 20 Hektar auf Kelsterbacher Gemarkung liegt. Diese beide Städte besitzen die Planungshoheit. Im Kern geht es um die Größe des auf dem Gelände der stillgelegten Raffinerie geplanten Güterverteilzentrums - auch Güterverkehrszentrum geheißen - als Koordinationsstelle zwischen Straße und Schiene. Wegen dem nahegelegenem Rhein-Main-Flughafen, der Bundesbahntrasse und der geplanten neuen Schnellbahn Köln-Frankfurt sowie der Autobahn gilt dieser Standort mitten im Rhein- Main-Ballungsgebiet als wirtschaftlich hochinteressant.
Die Kehrseite: Die Einrichtung eines Güterverteilzentrums dürfte nach Meinung von Politikern und Planern auch erhebliche Auswirkungen auf die Infrastruktur des Raumes haben. Genannt werden beispielsweise die Verkehrsbelastung und der Wohnungsmarkt.
Bisher galt aufgrund von Absprachen zwischen Landes- und Kommunalpolitikern - so bestätigte gestern Landrat Enno Siehr -, daß fürs Güterverteilzentrum auf dem Caltex-Gelände nicht mehr als etwa 30 Hektar zur Verfügung gestellt werden sollten. Doch vor Wochen kam Bewegung in die Sache, wurde plötzlich bei internen Gesprächen zwischen Politikern von 60 Hektar für ein Zentrum gesprochen, weil erst diese Größenordnung solch ein Projekt ökonomisch sinnvoll mache. Offensichtlich spielte die Stippvisite des Hessischen Ministers für Wirtschaft, Technologie und Verkehr, Ernst Welteke, im Dezember bei Kelsterbachs Bürgermeister Fritz Treutel eine wichtige Rolle bei der jüngsten Entwicklung. Seither wurde als möglicher Ausweg in der Platzfrage diskutiert: Auf dem Caltex-Gelände könnten 30 Hektar fürs Güterverteilzentrum zur Verfügung gestellt werden, eine ebenso große Fläche im südlich angrenzenden Wald auf Kelsterbacher Gemarkung hinzukommen. Dabei handelt es sich um Waldgelände, das bisher als potentielles Erweiterungsgebiet der Firma Ticona und der Farbwerke Hoechst galt und das zur industriellen Erweiterung ausgewiesen ist.
Erst kürzlich kam es darüber in Kelsterbach im Zusammenhang mit der derzeit betriebenen Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes (ROP) wieder zum heftigen kommunalpolitischen Schlagabtausch: Der lokalen grünalternativen Wählerinitiative (WIK) schienen solche Pläne und mögliche Rodungen wegen der schon jetzt ökologisch stark gebeutelten Landschaft nicht akzeptabel, während SPD und CDU dafür eintraten, vor allem auch wegen Arbeitsplatzsicherheit und Standortsicherung in wirtschaftlich schwerer werdenden Zeiten. Vor diesem Hintergrund ließen manchen die Worte von Kelsterbachs Bürgermeister Fritz Treutel beim städtischen Neujahrsempfang im Januar aufhorchen: Er sprach dabei von einer "Paketlösung" fürs Caltex-Arreal und der Zukunft des Erweiterungsgebietes im Ticona-Wald.
Die Planspiele für ein 60 Hektar großes Güterverteilzentrum nahmen die Bürgermeister aus beiden Standortkommunen, Treutel und Haas, so ernst, daß sie darüber mit Landrat Enno Siehr am 4. Februar ein Gespräch führten. Wie die FR erfuhr, war dabei die Ablehnung einhellig, im Ticona-Wald Gelände für Teile eines Güterverteilzentrums zu genehmigen. Gleichzeitig wurden für das Donnerstagsgespräch bei Ministerpräsident Eichel die Weichen gestellt. Die Kreis- und Kommunalpolitiker wollen dabei vor allem auch verbindlich wissen, was aus der Sicht des Landes Hessens für diesen Raum um Caltex Sache ist. Am Ticona- Wald schienen sich nach Meinung der Kommunalpolitiker auch in manchen Wiesbadener Ministerien die Geister zu scheiden: Aus dem Wirtschaftsministerium (Ernst Welteke) wurden just jene Überlegungen für eine Größenordnung von 60 Hektar fürs Güterverteilzentrum bekannt, kam dabei der Ticona-Wald ins Gerede. Andererseits sollte diese Fläche bei Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes (ROP) teilweise nicht mehr als industrielles Erweiterungsgebiet, sondern unter anderem als "Kaltluftentstehungszonen" unter besonderen ökologischen Schutz gestellt werden - so Überlegungen aus Teilen des Ministeriums für Landesentwicklung (Minister Jörg Jordan).
Klare Linie erhofft sich vom Donnerstagsgespräch mit Eichel Landrat Siehr, wie er gestern der FR bedeutete. Kelsterbachs Bürgermeister Fritz Treutel hielt sich gestern - mit Verweis auf das anstehende Gespräch - bedeckt, bestätigte aber, daß es in Wiesbaden wohl neue Überlegungen gebe. Darüber müsse Klarheit geschaffen werden.
Verärgert zeigte sich Raunheims Bürgermeister Herbert Haas, daß wieder einmal über Köpfe der Kommunen hinweg Planspiele betrieben würden. Er bekräftigte, daß für ihn die alten Zusagen für ein Güterverteilzentrum von nur 30 Hektar gälten: "Das wollen beide - Treutel und ich."
DARMSTADT. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt vergibt ihren diesjährigen Friedrich-Gundolf-Preis für die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland an den französischen Regisseur Patrice Chéreau für seine Inszenierungen deutscher Dramen und Opern. Roswitha Matwin-Buschmann erhält den Johann-Heinrich-Voss-Preis für ihre Übersetzungen polnischer und russischer Dichtungen. Beide Preise sind mit je 20 000 Mark dotiert. fr
NORDEND. Für fröhliche Stimmung unter den etwa 150 Kindern und Erwachsenen in der Turnhalle des Jugendhauses Heideplatz sorgten insgesamt acht Musikgruppen und die 15köpfige Rap-Tanzgruppe. Die Interpreten auf der Bühne des vierten Kinder-Rock-Festivals waren zwischen 8 und 14 Jahren jung.
Der Nachwuchs legte los wie die großen Vorbilder - vielleicht noch nicht ganz so professionell, aber dafür mit Engagement und überwältigendem Charme brachten sie das Publikum in Fahrt (die FR berichtete). Und: Das Ziel, den Kindern zu ermöglichen, ihre Lieblingsmusik zu spielen, hatten die Veranstalter (das evangelische Stadtjugendpfarramt und das Jugendhaus Heideplatz), gemessen am Erfolg, erreicht.
Für den großen Auftritt, der von vielen Fotoapparaten und Video-Camcordern (wie bei prominenten Vorbildern . . .) festgehalten wurde, hatten die jungen Musiker einen Vormittag lang geprobt. Um 10 Uhr teilten die 14 Pädagogen den zahlreich erschienen Nachwuchs in neun Gruppen ein. Die Ausrüstung stand in den Räumen bereit, teils mit Graffitis verziert.
Unter der Leitung von insgesamt 14 (Musik-)Pädagogen oder Musikern wuchsen beispielsweise Killian, Alexander, Maxim, Maximilian, Sebastian, Konrad und Max zur "Monster-Band" zusammen, die das Stück "Das Monsterlied" probten um später damit die Fans zu begeistern. Auch die "Neandertaler" ernteten mit "Zoff in Neandertal" viel Applaus; nicht nur wegen der schrill geschminkten Gesichter.
Für Kinder, die zu spät in die Schleiermacherstraße 7 gekommen waren, bot die "Instrumentenwerkstatt" ein Trostpflaster. So bastelte etwa Maraike Rasseln aus Kronkorken und Holz, außerdem entstand eine bislang wohl einzigartige "Strohhalm-Schalmei". Andere bauten eine Gitarre mit nur einer Saite oder eine "Filmdöschen-Rassel".
Für das Mittagessen sorgten mit neun Kilo Spaghetti und ausreichend Tomatensoße der Kraftfahrzeug-Mechaniker Murat T., der Bäckerlehrling Mustafa C. und der Schüler Selcuk E. Sie gehörten zu den sechs freiwilligen Jugendlichen, die an der Theke und in der Küche des neuen Jugendhauses auch mit Obst, Kuchen und Getränken für das leibliche Wohl sorgten.
Mit dem vierten Festival zeigte sich Edith Itta, eine der Organisatoren, zufrieden. "Wir hatten, wie in den vergangenen Jahren, wieder einen sehr guten Zuspruch." Und: Das neue Jugendhaus habe es durch ein besseres Raumangebot ermöglicht, mehr Gruppen anzubieten. Bei den ersten drei Festivals (1989, '90 und '91) musizierte der Nachwuchs noch im Dominikanerkloster. Besonders freute sich Edith Itta über die Kinder, die zum ersten Mal ein Instrument spielten und gleich vor Publikum aufgetreten seien: "Und so viel Spaß für nur fünf Mark Beitrag!" ara
OFFENBACH. Bevorrechtigtes Parken gilt vom 1. März an für die Anwohner von Hermann-Steinhäuser-Straße, Austraße, Arthur-Zitscher-Straße, Mathildenstraße, Mathildenplatz und Mainstraße zwischen Karlstraße und Arthur-Zitscher-Straße.
Das Straßenverkehrsamt informiert zur Zeit die Anwohner mit Flugblättern und verteilt Antragsformulare für die Parkausweise. Wer seinen Antrag noch nicht abgegeben hat, soll sich umgehend an das Straßenverkehrsamt, Berliner Straße 76, 7. Etage, Telefon 8065-31 59, wenden.
Das Fachamt betont, daß auch alle öffentlichen Parkflächen in diesem Bereich für Anwohner reserviert werden. Für nur kurz parkende Besucher besteht jedoch die Möglichkeit, bis zu zwei Stunden mit einer Parkscheibe in den Straßen das Fahrzeug abzustellen. Bevorrechtigtes Anwohnerparken gilt bereits in der ganzen Innenstadt und im Nordend. lz
FRANKFURT A. M. Für fröhliche Stimmung unter den etwa 150 Kindern und Erwachsenen in der Turnhalle des Jugendhauses Heideplatz sorgten insgesamt acht Musikgruppen und die 15köpfige Rap-Tanzgruppe. Die Interpreten auf der Bühne des vierten Kinder-Rock-Festivals waren zwischen acht und 14 Jahren jung. Der Nachwuchs legte los wie die großen Vorbilder - nicht so professionell, aber mit Engagement und Charme brachten sie das Publikum in Fahrt (die FR berichtete). Und: Das Ziel, den Kindern zu ermöglichen, ihre Lieblingsmusik zu spielen, hatten die Veranstalter (das evangelische Stadtjugendpfarramt und das Jugendhaus Heideplatz), gemessen am Erfolg, erreicht.
Für den Auftritt, der von vielen Fotoapparaten und Videogeräten (wie bei prominenten Vorbildern . . .) festgehalten wurde, hatten die jungen Musiker einen Vormittag lang geprobt. Um 10 Uhr teilten die 14 Pädagogen die Kinder in neun Gruppen ein. Die Ausrüstung stand bereit, teils mit Graffitis verziert. Unter der Leitung von insgesamt 14 (Musik-)Pädagogen oder Musikern wuchsen beispielsweise Killian, Alexander, Maxim, Maximilian, Sebastian, Konrad und Max zur "Monster- Band" zusammen, die das Stück "Das Monsterlied" probten um später damit die Fans zu begeistern. Auch die "Neandertaler" ernteten mit "Zoff in Neandertal" viel Applaus; nicht nur wegen der schrill geschminkten Gesichter.
Für Kinder, die zu spät in die Schleiermacherstraße 7 kamen, bot die "Instrumentenwerkstatt" ein Trostpflaster. So bastelte etwa Maraike Rasseln aus Kronkorken und Holz oder eine Strohhalm- Schalmei. Andere bauten eine Gitarre mit einer Saite oder eine "Filmdöschen- Rassel". Für das Mittagessen sorgten mit neun Kilo Spaghetti und ausreichend Tomatensoße der Kraftfahrzeug-Mechaniker Murat T., der Bäckerlehrling Mustafa C. und der Schüler Selcuk E. Sie gehörten zu den sechs freiwilligen Jugendlichen, die an der Theke und in der Küche auch mit Obst, Kuchen und Getränken für das leibliche Wohl sorgten.
Mit dem vierten Festival zeigte sich Edith Itta, eine der Organisatoren, zufrieden. "Wir hatten, wie in den vergangenen Jahren, wieder einen sehr guten Zuspruch." Und: Das neue Jugendhaus habe es durch ein besseres Raumangebot ermöglicht, mehr Gruppen anzubieten. Bei den ersten drei Festivals (1989, '90 und '91) musizierte der Nachwuchs noch im Dominikanerkloster. Besonders freute sich Itta über die Kinder, die zum ersten Mal ein Instrument spielten und gleich vor Publikum aufgetreten seien: "Und so viel Spaß für nur fünf Mark Beitrag!" ara
Tips und Termine · Tips und Termine
Bad Homburg. Kaskade-Kino: Das doppelte Lottchen (15 Uhr); Der Tod steht ihr gut (17.15 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15, 17.15 und 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Bitter Moon (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Bodyguard (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Sister Act (20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Dracula (20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr).
Königstein. St. Angela-Schule: "Unsere kleine Stadt" von Thornton Wilder, Aufführung der Theatergruppe, 19.30 Uhr.
Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18.
Englische Kirche am Ferdinandsplatz: Bilder von Ingrid Jureit, 19 bis 22 Uhr.
Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus, Expressionismus - Zeit des Übergangs", Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918.
Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.
Neu-Anspach. Frauentreff, Schubertstr. 32: "Frauen-Ansichten" von Gabi Guckes und Gundi Butz, 10 bis 12 Uhr.
Kronberg. Galerie Hellhof, Königsteiner Str. 2: Temperabilder und Ölbildervon Karl Degener, Ursula Dittmann und Thomas Zach, 15 bis 18 Uhr.
Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kamera auf Du und Du" von Heinz Jürgen Göttert, 18 bis 20 Uhr. Vorträge/Kurse
Bad Homburg. "Krankenpflege in der Familie", DRK-Zentrum, Promenade 5, Lehrsaal, 19 bis 21 Uhr.
VHS, Elisabethenstr. 4-8: "Impressionen aus dem All", Multivisionsschau und Sternführung, 20 Uhr.
Steinbach. Erste-Hilfe-Kurs des DRK, Kath. Pfarrheim, 19.30 Uhr.
Parteien/Parlamente Bad Homburg. Bürgersprechstunde der CDU, Stadthaus, Zimmer 6, 10 bis 12 Uhr.
Wahlveranstaltung der CDU, "Zum alten Schlachthof", Urseler Straße, 20 Uhr.
"Lebensräume, Lebensträume - Frauen planen ihre Stadt", Veranstaltung des Arbeitskreises sozialdemokratischer Frauen, Englische Kirche am Ferdinandsplatz, 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Sitzung des Ortsbeirates Köppern, Bürgerhaus, 19.30 Uhr.
Bad Homburg. Gesundheitsamt, Taunusstraße 3: Mütterberatung 11 bis 12 Uhr, Tel. 17 89 10.
Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe, Dorotheenstr. 9-11, 10 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86 - 90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.
Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 16 bis 18 Uhr.
Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.
Friedrichsdorf. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.
Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro, Schulstr. 3: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 17 72.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Weißkirchen, Urselbachstr. 59, 11 bis 12.30 Uhr, Tel. 7 35 61.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Bad Homburg. Mütter-Baby-Treff der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 15.30 bis 16.30 Uhr, Tel. 7 83 38.
Erstes Treffen aller Frauenverbände des Hochtaunuskreises mit der Kreisfrauenbeauftragten, Landratsamt, 19 Uhr.
Friedrichsdorf. Frauencafé in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 11.30 Uhr.
Treffen des Skatclubs in der Alten Schule Seulberg, 19 Uhr.
Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr.
Wehrheim.Treffen der Friedensgruppe, Kath. Gemeindehaus, 20 Uhr.
Oberursel. Jahreshauptversammlung der DLRG-Ortsgruppe, Naturfreundehaus, Altkönigstraße, 20 Uhr. Seniorentreffs
Bad Homburg. Tanz für Senioren, HTG-Turnhalle, Dorotheenstr. 5, 10.30 bis 11.30 Uhr.
Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Quiz und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Yoga 8.45; Video-Gruppe 10 Uhr; Tischtennis und Billard 14 Uhr; Atemschulung 19 und 20.15 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Holzarbeiten 15 bis 18 Uhr; Tiffany-Glasarbeiten 15 bis 18 Uhr.
Oberursel. Seniorentagesstätte Altes Hospital: Faschingsfeier in der Stadthalle, 15 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Treffen der Kaffeerunde, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche
Bad Homburg. Bilderbuchkino für Kinder ab 4 Jahre, Stadtbibliothek, Dorotheenstr. 22, 15.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Stadtbücherei: "Große lesen für Kleine", Vorlesestunde für Kinder ab vier Jahre, 15 Uhr.
Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.
Oberursel. "Antifa-Café" im Jugendcafé, Hohemarkstr. 18, ab 19 Uhr. Müll
Bad Homburg. Standort des Schadstoffmobils: Dornholzhausen, Lindenallee/Ricarda-Huch-Straße, 9 bis 10.30 Uhr; Gluckensteinweg/Hofheimer Str., 11-12 Uhr; Gartenfeldstraße 18, 13-15 Uhr.
Usingen. Abholung des Sperrmülls in Eschbach, ab 6 Uhr. Sonstiges
Bad Homburg. Anmeldung der Schulanfänger an folgenden Grundschulen: Landgraf-Ludwig-Schule, 8 bis 12 Uhr; Hölderlin-Schule, 8 bis 11 Uhr; Ketteler- Francke-Schule, 9 bis 11.30 Uhr; Grundschule Dornholzhausen, 10 bis 12 Uhr; Grundschule Ober-Erlenbach, 8 bis 12 Uhr (Anfangsbuchstaben S-Z).
Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz, Stadtbuslinie 1, 13.20 Uhr.
Neu-Anspach. Anmeldung der Schulanfänger an der Adolf-Reichwein-Schule, 8.15 bis 11.30 Uhr (Anfangsbuchstaben M- R).
PETER SCHULZ ist der Bürgermeisterkandidat der CDU in Groß-Zimmern für die Direktwahl am 16. Mai. Der 43 Jahre alte Bedienstete der Stadtverwaltung Groß-Umstadt gehört der Union seit 1975 an. sch
SABINE SCHÄFER, 26 Jahre alt, wurde auf der Jahreshauptversammlung der Jungen Union (JU) Rödermark zur Vorsitzenden gewählt. Sie löst REINER REBEL ab, der zum Ehrenvorstandsmitglied der CDU-Nachwuchsorganisation ernannt wurde. Rebel gehörte der JU 13 Jahre an. Mit 123 Mitgliedern zählen die Rödermärker nach eigener Einschätzung zu den größten JU-Verbänden Hessens. In seinem Rechenschaftsbericht hob Rebel die Bachpatenschaft für den Hainwiesengraben, das Mitwirken beim Herbstputz des heimischen Waldes mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und den JU-Kriterienkatalog zu den Radwegen hervor. Das Highlight der geselligen Aktivitäten sei die erstmals durchgeführte JU-Disco gewesen, zu der rund 700 junge Leute in die Mehrzweckhalle Ober- Roden gekommen seien. Die neue Vorsitzende Schäfer kündigte an, die Junge Union wolle die Reform der Parteiarbeit fortsetzen: "Das Anpakken von heißen Eisen und nicht die Abhandlung von wichtigen Entscheidungen in bestimmten Zirkeln nach dem 7. März." lis
Auf einen Blick
Seite II USINGEN. Nach einer dramatischen Debatte haben SPD, FWG und Grüne die Einstellung eines hauptamtlichen Jugendpflegers durchgesetzt. Seite III OBERURSEL. Der Stadtführer für Behinderte ist an mangelnder Hilfsbereitschaft der Nichtbehinderten gescheitert.KÖNIGSTEIN. Bonner Wahlbesuch im Seniorenheim: Arbeitsminister Norbert Blüm kam gestern ins Altkönigstift.Seite IV HOCHTAUNUSKREIS. Schützenhilfe von Häfner: Landrat wartete länger auf Bauschein als andere Bürger.
FRANKFURT A. M. Närrische Windstärke 11 war angesagt bei zwei Sitzungen des 1. Frankfurter Artillerie-Corps "Weiße Mützen" im jeweils vollbesetzten Zoo-Gesellschaftshaus. Die Damensitzung leitete Evelyn Moscherosch, das Narrenzepter bei der Herrensitzung schwang Präsident Rainer Hollhorst. Für beide Veranstaltungen hatte der langjährige "Weiße Mützen"-Vorsitzende Heinrich Hollhorst die "Crème de la crème" des "Marktes der Narretei" verpflichtet.
So traten die "Bremser" aus Dreieich mit dem "Starlight-Expreß" auf, die "Dolle" Corinna Orth, die "Globetrotters" mit ihrer Instrumenten-Musikalshow, die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser ("Ja, der Paul und sein Gaul . . ."), die "Spaßmacher-Company" (20-Minuten- Gesangsschau), weitere Büttenasse wie Horst Radelli und Willi Steinbrech aus Mainz sowie der Imitator Christopher Stone aus Recklinghausen.
Mit großartigen Garde- und Showtänzen brillierten die "Roten Funken" aus Frickhofen und die "Weiße Mützen", die Gesangssolistin Ria Hamilton verzauberte ihre Zuhörer mit Stimme und Stimmung. Beide sehr gut gelungene Veranstaltungen mit nur "kleinen Schönheitsfehlern" (etwa die "Bembelsänger Kokomios") wurden musikalisch von der Kapelle "Les Rubis" begleitet. dixi
Parteien + Wähler
CDU zur Finanzlage BAD HOMBURG. In einer Veranstaltung der CDU-Ortsverbände Dornholzhausen und Berliner Siedlung informiert heute um 20 Uhr in der Gaststätte "Zum alten Schlachthof" Stadtkämmerer Karl Lohwasser (CDU) über die Finanzlage Bad Homburgs: "Was können wir uns in den kommenden vier Jahren leisten?" Mit Assmann unterwegs BAD HOMBURG. Eine Ortsbegehung mit Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU) veranstaltet die Ober-Erlenbacher CDU am Samstag, 20. Februar. Um 10 Uhr geht es an der Martinskirche los. Eine Busfahrt in den Taunus mit Kaffee- und Kreppelpause folgt am Donnerstag, 25. Februar. Anmeldungen an Ursula Frost oder Martin Demandt.
FRANKFURT A. M. Närrische Windstärke 11 war angesagt bei zwei Sitzungen des 1. Frankfurter Artillerie-Corps "Weiße Mützen" im jeweils ausverkauften Zoo-Gesellschaftshaus. Die Damensitzung leitete Evelyn Moscherosch, das Narrenzepter bei der Herrensitzung schwang Präsident Rainer Hollhorst. Für beide Veranstaltungen hatte der langjährige "Weiße Mützen"-Vorsitzende und Organisator Heinrich Hollhorst die "Crème de la crème" des "Marktes der Narretei" verpflichtet.
So traten die "Bremser" aus Dreieich mit ihrem "Starlight-Expreß" auf, die "Dolle" Corinna Orth - derzeit auf sämtlichen Bühnen des Frankfurter Karnevals eine der unbestrittenen Zugnummern -, die "Globetrotters" mit ihrer Instrumenten-Musikalshow, die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser ("Ja, der Paul und sein Gaul . . ."), die "Spaßmacher-Company" (20-Minuten-Gesangsschau), weitere Bütten-Asse wie Horst Radelli und Willi Steinbrech aus Mainz sowie der Imitator Christopher Stone aus der Ruhrgebietsstadt Recklinghausen.
Mit großartigen Garde- und Showtänzen brillierten die "Roten Funken" aus Frickhofen und natürlich die Aktiven der "Weiße Mützen" selbst. Die Gesangssolistin Ria Hamilton verzauberte ihre Zuhörer im Zoo-Gesellschaftshaus mit Stimme und Stimmung.
Die beiden sehr gut gelungenen Veranstaltungen mit nur "kleinen Schönheitsfehlern" (etwa die "Bembelsänger Kokomios") wurden musikalisch von der Kapelle "Les Rubis" begleitet. dixi
OBERURSEL. Rund 4500 Schwerbehinderte leben derzeit in Oberursel. Das sind etwa zehn Prozent der Einwohner. Um deren Interessen kümmert sich seit über einem Jahr die Behindertenbeauftragte der Stadt. Die Beratungsgespräche nehmen dabei einen Großteil ihrer Arbeitszeit in Anspruch. "Täglich sind es vier bis fünf Anrufe", zog Gabriele Scheddel nun eine erste Bilanz. Durchschnittlich eine halbe Stunde tragen die Behinderten ihre Anfragen, Beschwerden und Anregungen vor. "Es geht aber auch darum, einfach mal zuzuhören", sagte Scheddel. Leider könne nicht jeder Gesprächspartner sein Anliegen konkretisieren.
Ein Anliegen, das der Behindertenbeauftragten allerdings immer wieder vorgetragen wird, sind die schwierigen Verhandlungen mit dem Versorgungsamt: "Der Zeitaufwand ist einfach zu groß", meint Scheddel. Auf die Bearbeitung ihrer Anträge müßten Behinderte wegen der prekären Personalsituation des Amtes mindestens sechs Monate warten. Geschimpft wird aber auch über die eigene Kommune: Gefährliche Straßen und Gehwege, zugestellte Behindertenparkplätze sowie öffentliche Einrichtungen wie das Schwimmbad oder die Stadthalle, die für Behinderte nur schwer zugänglich sind, werden immer wieder moniert.
An 14 Stellen im Stadtgebiet wurden deshalb auf Initiative der Behindertenbeauftragen Bordsteine abgesenkt, neue Parkplätze geschaffen und behindertengerechte Ampelanlagen installiert. Ein Problem sieht Scheddel jedoch in der Integration geistig und seelisch Behinderter: Da sie in vielen Fällen nicht lesen könnten, falle ihnen die Orientierung in der Stadt besonders schwer. Im Rathaus will Gabriele Scheddel deshalb mit einem Pilotprojekt beginnen. Die vorhandenen Hinweisschilder sollen durch Symbole ergänzt werden, damit die Behinderten sich auch ohne Begleitung zurechtfinden.
Langfristig plant die Behindertenberaterin die Herausgabe eines neuen Stadtführers. Darin sollen etwa behindertengerechte Restaurants, Arztpraxen, Apotheken, Schulen und Kindergärten aufgeführt werden. Das Vorhaben war jedoch bislang an der mangelnden Kooperationsbereitschaft dieser Stellen gescheitert. Von den verschickten Fragebögen kam kaum einer zurück. "Ich habe es dann über den Vereinsring versucht", erklärt Scheddel, "doch nur ein Verein hat geantwortet." Eine traurige Bilanz, immerhin sind in Oberursel mehr als 100 Vereine registriert.
Gestorben, so versichert Scheddel, sei der alternative Stadtführer dennoch nicht: "Der bleibt aktuell. Ich versuche es jetzt mit Hilfe der Selbsthilfegruppen und Behinderteneinrichtungen." ki
FRANKFURT A. M. Närrische Windstärke 11 war angesagt bei zwei Sitzungen des 1. Frankfurter Artillerie-Corps "Weiße Mützen" im vollen Zoo-Gesellschaftshaus. Die Damensitzung leitete Evelyn Moscherosch, das Narrenzepter bei den Herren schwang Präsident Rainer Hollhorst. Der langjährige Vorsitzende und Organisator Heinrich Hollhorst die "Crème de la crème" des Marktes der Narretei verpflichtet.
So traten die "Bremser" aus Dreieich mit dem "Starlight-Expreß" auf, die "Dolle" Corinna Orth, die "Globetrotters" mit ihrer Instrumenten-Show, die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser, die "Spaßmacher-Company", weitere Büttenasse wie Horst Radelli und Willi Steinbrech aus Mainz sowie der Imitator Christopher Stone aus Recklinghausen.
Mit großartigen Garde- und Showtänzen brillierten die "Roten Funken" aus Frickhofen und die "Weiße Mützen", die Gesangssolistin Ria Hamilton sorgte mit Stimme für Stimmung. Die gelungenen Feste mit nur kleinen Schönheitsfehlern (etwa die "Bembelsänger Kokomios") begleitete die Band "Les Rubis". dixi
HANAU. "Mitentscheiden - Mitbestimmen - Wählen" steht auf einem Plakat zu lesen, mit dem das städtische Wahlbüro alle Hanauer Wahlberechtigten auffordert, am 7. März zur Kommunalwahl zu gehen. In einer Mitteilung des Hauptamts heißt es, in der Bundesrepublik gebe es zwar keinen Wahlzwang, aber eine "moralische Wahlpflicht", um die Bürgerrechte zu stärken. him
FRANKFURT A. M. Ein bunt gemischtes Programm präsentierte der 1. Frankfurter Theater- und Karneval-Club 1898 im Zoo-Gesellschaftshaus. "Mit Herz zu den 98ern" hieß das Motto der vom Vizepräsidenten des "Großen Rates", Geo Wahl, und der Ministerpräsidentin Erika Kniss geleiteten Prunksitzung. Los ging's mit Protokoller Alfred Nöth, der mit dem Wahlspruch der Fastnachtskampagne "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres" gelungene Vergleiche anstellte.
Die Noten "gut" bis "sehr gut" verdienten alle Tanzdarbietungen, angefangen beim Debüt des Tanzpaares Silke Rehberger und Christian Gallone, den Tänzen der Kindergarde bis hin zum Garde- und Schautanz der Junioren ("A Chorus Line") sowie den Leistungen der Tanzmariechen Rebecca Büttner und Diana Milisa (alle einstudiert von der Trainerin Anne Büttner). Eine Persiflage auf die "Wildecker Herzbuam" starteten die "98er Herzbuwe" Karl Kunde und Hans Schlegel. Als "Schiedsrichter" trieb Willy May aus der Bütt heraus seine Späßchen, Nico Haag ("Supermarktbesucher"), Helgard Hormel und Erika Kniss ("Hausfrauentraatsch" sowie Gabi Schäfer als "Masseuse" eiferten ihm nach.
Phantastisch waren die "Zauberer" vom "Schlippcher"-Männerballett, die "Schlippcher"-Sänger, die Sängerin Mary Ann und die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser. Für die Tuschs und Tanzmusik war das großartige Blasorchester Wachenbuchen zuständig. dixi
KARBEN. Gemeinsam besuchen Kinder und Jugendliche aus Petterweil die Eissporthalle in Frankfurt auf Einladung der evangelischen Gemeinde Petterweil am Samstag, 20. Februar. Um 14 Uhr fahren alle mit einem VW-Bus ab Gemeindehaus, Alte Haingasse, los und sind um 18 Uhr wieder zurück.
Die Teilnehmer(innen) sollten Schlittschuhe mitbringen. Anmeldungen nimmt das Gemeindebüro oder Pfarrer Röhrig entgegen. de
Kurz gemeldet
Bilder aus Florida Bilder aus den Everglades und von anderen Naturschönheiten Floridas zeigt der Naturschutzbund am Mittwoch, 17. Februar um 19.30 Uhr, im Saal des Bürgerhauses Südbahnhof. Führung durch Ausstellung Zu einer Führung durch "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" lädt die Gesellschaft zur Förderung Frankfurter Malerei am Mittwoch, 17. Februar, ins Historische Museum ein. Die Führung beginnt um 18 Uhr; der Eintritt beträgt sieben Mark. Alleinerziehende Einen Gesprächskreis für Alleinerziehende bietet die Evangelische Familienbildung jeden Mittwoch nachmittag in der Darmstädter Landstraße 81. Beginn ist am heutigen 17. Februar um 16 Uhr. Information über EDV "Überleben im Informationszeitalter" heißt eine Veranstaltungsreihe im Frauensoftwarehaus. Mit den Auswirkungen der EDV-Technik auf Arbeits- und Machtteilung innerhalb der Haushalte beschäftigt sich dabei ein Vortrag am heutigen Mittwoch, 17. Februar. Beginn um 19 Uhr in der Hohenstaufenstraße 8. Qualifizierungskurs Erwerbslosen Frauen, die sich mit eigenem Betrieb selbständig machen wollen, bieten die Frauenbetriebe einen Qualifizierungskursus. Die nächste Ausbildung in Fragen professioneller Unternehmensplanung beginnt am 1. März. Anmeldungen unter der Rufnummer 70 53 26.
FRANKFURT A. M. Ein bunt gemischtes Programm präsentierte der 1. Frankfurter Theater- und Karneval-Club 1898 im Zoo-Gesellschaftshaus. "Mit Herz zu den 98ern" hieß das Motto der vom Vizepräsidenten des "Großen Rates", Geo Wahl, und der Ministerpräsidentin Erika Kniss geleiteten Prunksitzung. Los ging der närrische Reigen mit dem Protokoller Alfred Nöth, der mit dem Wahlspruch der Fastnachtskampagne 1993 "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres" gelungene Vergleiche anstellte.
Die Noten "gut" bis "sehr gut" verdienten alle Tanzdarbietungen, angefangen beim Debüt des Tanzpaares Silke Rehberger und Christian Gallone, den Tänzen der Kindergarde bis hin zum Garde- und Schautanz der Junioren ("A Chorus Line") sowie den Leistungen der Tanzmariechen Rebecca Büttner und Diana Milisa (alle einstudiert von der Trainerin Anne Büttner).
Eine Persiflage auf die "Wildecker Herzbuam" starteten die "98er Herzbuwe" Karl Kunde und Hans Schlegel. Als "Schiedsrichter" trieb Willy May aus der Bütt heraus seine Späßchen, Nico Haag ("Supermarktbesucher"), Helgard Hormel und Erika Kniss ("Hausfrauentraatsch" sowie Gabi Schäfer als "Masseuse" eiferten ihm nach.
Ganz phantastisch waren die "Zauberer" vom Männerballett der "Schlippcher", die "Schlippcher"-Sänger, die Sängerin Mary Ann und nicht zuletzt die beiden ausgezeichneten "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser. Für die Tuschs und lustige Tanzmusik war das großartige Blasorchester Wachenbuchen zuständig. dixi
HANAU. Stadtverordnetenvorsteher Josef Grimmer (SPD) hat am Montag nach achtjährigem Wirken seine letzte Parlamentssitzung geleitet. Der pensionierte Schulrektor will die Debatten künftig ebenso wie sein bisheriger Stellvertreter Karl-Heinz Siegert (SPD) nur noch von den Zuschauerrängen aus verfolgen. Oberbürgermeister Hans Martin zeichnete Grimmer mit dem Bundesverdienstkreuz aus. Der davon Überraschte zeigte sich "viel zu gerührt, um jetzt etwas zu sagen".
Zuvor schon hatte er den Stadtverordneten nicht nur für das gute Klima während der Debatten gedankt, sondern den Politikern auch die Leviten gelesen. "Wir sind zum großen Teil Ursache" für die Politikerverdrossenheit, sagte Grimmer. Er sehe die Demokratie gefährdet, wenn immer mehr Mitbürger/innen langfristige Perspektiven in der Politik vermißten. Politikern fehle in erster Linie der Mut, "Wahrheiten auch dann auszusprechen, wenn sie schmerzlich sind", sagte der scheidende Stadtverordnetenvorsteher.
Die Parlamente seien kein Spiegelbild der Bevölkerung mehr, wenn Arbeiter aus Industrie und Handwerk darin fehlten, ebenso wie Techniker, Ingenieure, Wirtschaftsmanager und Selbständige, meinte Grimmer. Das Höchstmaß an Zeitaufwand scheine viele abzuschrecken. Daran knüpfte der Vorsteher die Frage, ob zügigere Beratungen nicht dadurch möglich seien, daß weniger vorbereitete Reden gehalten würden.
OB Martin würdigte Grimmer als Mann, der sich mit seinem Amt identifiziert habe. Mauscheleien und Kungeleien seien Grimmer zuwider. Sein Werdegang sei ein typisches deutsches Lebensbild von einem, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit sehr schwerer Verwundung habe mithelfen wollen, ein demokratisches Land aufzubauen.
Grimmer wurde 1922 in Joachimsthal (Böhmen) geboren und landete 1945 in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone. Bis zur Flucht in den Westen 1957 arbeitete er als Lehrer und Schulleiter. In der Bundesrepublik mußte er zwei Lehrerprüfungen nachholen, ehe er 1959 Lehrer und dann Konrektor in Großauheim wurde. Von 1971 an wirkte er in Niederdorfelden , Bischofsheim und Hanau (Pestalozzischule). 1985 ging er in den Ruhestand und wurde Stadtverordnetenvorsteher, nachdem er zuvor Stadtverordneter in Großauheim und Hanauer Magistratsmitglied gewesen war.
Künftig will Grimmer vor allem dem Kinderkrankenhaus Nummer 2 in Jaroslawl (Rußland) helfen. Mit Spenden anläßlich seines 70. Geburtstags wurden Spritzen, Kanülen und andere Instrumente gekauft, um tuberkulosekranke Kinder dort zu behandeln.
Weitere 3900 Mark kamen beim Weihnachtsmarkt der Steinheimer Altstadtbewohner zusammen. Hanauer Ärzte sammeln für ein hochwertiges Untersuchungsgerät für Atemwegserkrankungen. Spenden sind unter dem Kennwort "Kinderkrankenhaushaus Jaroslawl" beim Postgiroamt Frankfurt (Kontonummer 5104604) möglich. him
FRANKFURT A. M. Ein bunt gemischtes Programm präsentierte der 1. Frankfurter Theater- und Karneval-Club 1898 im Zoo-Gesellschaftshaus. "Mit Herz zu den 98ern" hieß das Motto der vom Vizepräsidenten des "Großen Rates", Geo Wahl, und der Ministerpräsidentin Erika Kniss geleiteten Prunksitzung. Los ging's mit Protokoller Alfred Nöth, der mit dem Wahlspruch der Fastnachtskampagne "Frankfurt hat was Wunderbares, Fastnacht heißt die Schau des Jahres" gelungene Vergleiche anstellte.
Die Noten "gut" bis "sehr gut" verdienten alle Tanzdarbietungen, angefangen beim Debüt des Tanzpaares Silke Rehberger und Christian Gallone, den Tänzen der Kindergarde bis hin zum Garde- und Schautanz der Junioren ("A Chorus Line") sowie den Leistungen der Tanzmariechen Rebecca Büttner und Diana Milisa (alle einstudiert von der Trainerin Anne Büttner).
Eine Persiflage auf die "Wildecker Herzbuam" starteten die "98er Herzbuwe" Karl Kunde und Hans Schlegel. Als "Schiedsrichter" trieb Willy May aus der Bütt heraus seine Späßchen, Nico Haag ("Supermarktbesucher"), Helgard Hormel und Erika Kniss ("Hausfrauentraatsch" sowie Gabi Schäfer als "Masseuse" eiferten ihm nach.
Ganz phantastisch waren die "Zauberer" vom "Schlippcher"-Männerballett, die "Schlippcher"-Sänger, die Sängerin Mary Ann und nicht zuletzt die "Kunos" Norbert Trumpfheller und Kurt Heuser. Für die Tuschs und lustige Tanzmusik war das großartige Blasorchester Wachenbuchen zuständig. dixi
Liebe Kollegen, bitte einen Ausdruck weiterleiten an Fernschreiber zur Weitergabe an alle. Danke
Von Gerner, z. Zt. Amman
Liebe Kollegen, bitte rechnen Sie morgen, Mittwoch, mit einem Hintergrund zum Auftakt der Nahost-Reise von Warren Christopher. Über die verschiedenen arabischen Etappen kommen dann Einzelberichte. Nach Abschluß der Visite schicke ich einen Kommentar.
Ich möchte nochmals darauf hinweisen, daß ich in diesen Tagen unter Amman, Vorwahl OO9626, Telefon 641361, Zimmer 523, zu erreichen bin. Oder Amman: Telefon 659771, 659772 und Fax 659773.
Erwarten Sie nach dem Christopher- Besuch Beträge über die allgemeine Entwicklung in Jordanien sowie in Syrien. Beste Grüße. Gerner
WETTERAUKREIS. Büttenrede statt Bühnenmonolog, Männer- statt klassischem Ballett und Kalauer statt Komödie: Die Rathäuser haben die Narren noch nicht gestürmt, längst aber Kur- oder Bürgerhäuser. Der Mohr muß gehen, es kommt der Bajaz. Doch wie er das tut, ob er sich nur Platitüden für seine Witzeleien bedient oder mit scharfem Spott der Welt den Spiegel vorhält, das macht für den Friedberger Kulturamtsleiter Michael Keller auch eine Büttenrede zum kulturellen Beitrag. Früher ein großer Freund von Kostümbällen - damals, als in der Narhalle bis zur Demaskierung die Damen die Wahl hatten -, sieht Keller dem Fastnachtstreiben heute gelassen zu. Schließlich kommen die Fastnachter mit ihrer Kultur ganz ohne Unterstützung des Kulturamtes aus.
Wo Fremdensitzungen kritisch, nicht reaktionär sind, wo Büttenredner nicht populistische Vorurteile schüren, sondern scharfzüngig kommunales Geschehen kommentieren, dort sei noch etwas zu finden von der ursprünglichen Faschingsidee. Wer in den Annalen der Wetterauer Geschichte blättert, wird immer wieder darauf stoßen, daß die Narren stets Probleme mit der Obrigkeit hatten - und sich davor auch nicht fürchteten: "Mit der Klepper und der Klatsch, gegen Spießer, Schmus und Tratsch" zogen Friedberger Jugendliche im Karnevalszug 1938 über das Pflaster der Kreisstadt. Im Jahr 1860 gar stellte eine Polizeiverordnung der Burg Friedberg und der Grafschaft Kaichen die "unchristlichen Mißbräuche zu Fastnacht mit Mummereien, Kränzemachen für die Kühe und andere Abgöttereien" unter Strafe. Mit großen Schwierigkeiten hatte auch die Erste Friedberger Carnevals-Gesellschaft 1927 zu kämpfen, erhielt sie doch keinerlei Unterstützung von den maßgeblichen Stellen, und auch die Bevölkerung sah ihrem närrischen Treiben zunächst skeptisch zu, nahm dann jedoch rege an der "Entdekkung des Friedberger Äppelwein-Wurmes" beim Ersten Friedberger Fastnachtszug 1914 teil.
Eine erneute Blütezeit erlebte der Friedberger Karneval nach dem Zweiten Weltkrieg: Über 40 000 Besucher säumten in den 50er Jahren die Straßen, wenn der Zug am Fastnachtsdienstag sich mit unzähligen Fußtruppen und Motivwagen durch die Altstadt schob.
Gar nicht wohlgelitten war das närrische Treiben in Nidda. Dort verweist das Rügebuch der evangelischen Pfarrei gar schon im Jahre 1614 aus, daß sich der Schulmeister Johannes Brendelius Niddanus darum verdient gemacht habe, "das heydnische Gerüff und Spiel der Fassenacht" zurückzutreiben. Dabei ging es noch nicht um die vereinsmäßig organisierte Narretei. Vielmehr waren es die Maskeraden, die dabei helfen sollten, die Frühlingsgeister zu wecken, die manchem guten Kirchenmann ein Dorn im Auge waren.
Daß die Fastnacht in der Wetterau eine große Tradition hat, bestätigt auch Bad Nauheims Kulturamtsleiter Johannes Lenz, nicht zuletzt mit Blick auf die Mörlauer Fastnacht, die bereits über 230 Jahre alt ist. Sicher, heute hätten Maskeraden und Mummenschanz durchaus etwas Anachronistisches, noch immer aber komme den närrischen Tagen eine Ventilfunktion zu.
Wann schließlich kann ein Kulturamtsleiter mal alle Lampen leuchten lassen? Doch auch nur, wenn er sich als Glühbirnchen verkleidet, und das kann auch er nur ohne Schaden seines Amtes an den tollen Tagen. Dann nur kann der Büroleiter zum Börsenmakler werden, die Sekretärin zum Vamp oder zur Nonne werden, und wer sich schwach fühlt, ein Kostüm, das stark zu machen scheint, tragen - und vielleicht so sein wahres Gesicht zeigen.
Denn, so formulierte es Heinrich Böll in den 50er Jahren, die Alltagsmaske kann im Karneval abgelegt werden und darunter zeigt sich ein "wahres Gesicht, das für uns eine Offenbarung enthält, weil es die Alltagsmaske ablegt. Es ist das Gesicht eines Menschen. Großartig."
CORINNA WILLFÜHR
Seit dem frühen Montag abend ist Christoph Daum an seinem Kollegen Winfried Schäfer vorbeigezogen. Das Sportgericht des Deutschen Fußballbundes (DFB) verurteilte den Trainer des amtierenden Meisters VfB Stuttgart wegen unsportlichen Verhaltens zu einer Geldstrafe von 5000 Mark. Damit belegt Daum hinter dem "einsamen Spitzenreiter" Otto Rehhagel und nun vor KSC- Coach Schäfer den zweiten Platz in der Rangliste derer, die aus unterschiedlichsten Gründen - immer aber weil sie in der Bundesliga unangenehm aufgefallen sind - ihren Obolus an den DFB entrichten mußten. Insgesamt 33 000 Mark hat Daum in den fünf Jahren und drei Monaten seiner Bundesliga-Tätigkeit nun schon an die Sepp-Herberger-Stiftung des DFB überweisen müssen.
Vom DFB-Sportgericht unter Vorsitz des Münchners Hanns Bär war Daum deshalb auch fast schon wie ein guter Bekannter begrüßt und, bevor es zur Sache ging, an seine bisherigen Verurteilungen erinnert worden. Auch diesmal kam der 39jährige nicht ungeschoren davon. Nach rund dreieinhalbstündiger Verhandlungsdauer und weiteren 55 Minuten Beratungszeit waren die DFB-Richter zu der Überzeugung gelangt, daß sich Daum abermals unsportlich verhalten habe. Das Sportgericht sah es als erwiesen an, daß der Stuttgarter Cheftrainer seine Spieler am 10. Januar diesen Jahres beim Kölner Hallenturnier vor der Begegnung zwischen dem VfB und dem Liga-Konkurrenten 1. FC Saarbrücken aufgefordert hat: "Haut dem Kostner eins aufs Maul."
Den Satz aber will Daum nicht gesagt haben. Auf die Frage von Bär, ob er das Urteil verstehe, antwortete Daum "nein" und kündigte den Gang vor die Berufungsinstanz an. "Es ist nicht akzeptabel, daß ich für eine Sache bestraft werde, die ich nicht gemacht habe", sagte Daum und beteuerte wie schon während der Verhandlung wieder seine Unschuld: "Ich halte die Aussage für ungeheuerlich und weise sie mit aller Entschiedenheit zurück." Daum sagte aus, daß er seine Spieler beim Aufwärmen vor der Partie in den Katakomben mit der Bemerkung "paßt auf den Kostner auf, der zieht auf, der haut drauf", auf die Gefährlichkeit des gegnerischen Spielers aufmerksam gemacht habe.
Im Laufe von knapp 30 Jahren hat so mancher spektakuläre Prozeß beim DFB stattgefunden, doch einen derartigen Auftrieb gab es vergleichsweise selten. Sechs Fernsehteams, Fotoreporter, 14 schreibende Journalisten, Rundfunkvertreter; gewaltig war das Aufgebot - auch an Be- und Entlastungszeugen. Neben den Saarbrücker Spielern Michael Kostner und Thomas Stratos war noch deren Trainer Peter Neururer erschienen, der zu Daum seit längerem schon ein gespanntes Verhältnis hat. (VfB-Manager Hoeneß vermutet, dies rühre noch von der Weltmeisterschaft 1990 her, als Daum in Italien Neururer nicht gegrüßt habe.) Der Dortmunder Star-Anwalt Reinhard Rauball ließ sogar neun Stuttgarter Lizenzspieler und einen weiteren Zeugen aufmarschieren.
Doch das Sportgericht folgte nicht den "subjektiv wahrscheinlich richtigen" (Bär) Einlassungen von Buchwald, Trautner, Immel, Gaudino, Sverisson, Frontzek, Strehmel, Dubajic und Schneider, die entweder gar nichts oder Daums Version gehört haben wollten. Hanns Bär und seine vier Beisitzer hielten vielmehr Kostner und Stratos für "glaubwürdiger". In erster Linie deshalb, "weil die beiden übereinstimmend, ruhig und frei von Emotionen ausgesagt haben und keinen Grund zu einer unrechten Belastung Daums erkennen ließen".
Bei der Strafbemessung folgte das Gericht im wesentlichen der Argumentation des DFB-Kontrollausschußvorsitzenden und Vertreters der Anklage, Horst Hilpert (Bexbach), der nicht zuletzt wegen Daums Vorstrafenregister 7500 Mark gefordert hatte. Strafmildernd für Daum, dem schlimmerenfalls auch eine vorübergehende Sperre oder gar der Entzug seiner Lizenz hätte ins Haus stehen können, unterstellte Hilpert, daß der Stuttgarter Trainer die gemachte Äußerung keineswegs in die Tat umgesetzt sehen wollte. "Das war halt wieder mal so ein großer Spruch von Daum", sagte der Ankläger. Eine "typische flapsige Bemerkung" nannte es schließlich das Gericht.
Ausdrücklich sprach Bär in seiner Begründung den Nationalspieler Guido Buchwald frei von allen Verdächtigungen. Der hatte Kostner im Verlauf des Spiels nämlich tatsächlich "eins drauf gegeben", als er ihm bei einem Foul den Ellbogen an den Hals gerammt hatte . . .
WALTHER LÜCKER
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Kinos Hanau. Arabella: Bitter Moon (14.45, 17.30, 20.15, 22.45 Uhr).
Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 , 23Uhr).
C'est la vie: Bodyguard (15, 17.45, 20.30 , 22.45 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.30, 17, 20, 22.30 Uhr).
Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45), Stalingrad (17.15, 20.15, 22.45 Uhr).
Kino III: Kevin allein in New York (15 Uhr), Roter Drache (17.30, 20.30, 23 Uhr).
Palette: Eine Frage der Ehre (15.30, 19.45, 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der Tod steht ihr gut (19.45 Uhr); Die Commitments (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr).
Zeitlos: Bodyguard (19.45 Uhr), The crying Game (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).
Casino: Bodyguard (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Jazzkeller Philippsruher Allee, "Berry at the Crossroads" (Blues), 21 Uhr.
Schöneck. Rockkonzert mit der Gruppe "Anus Presley", 20 Uhr Jugendtreff Café Mars, altes Hofgut Büdesheim.
Wächtersbach. Blues and Swing-Boogie-Party mit Bernhard Dill & Freunde, Frankfurter City Band und Bernies Autobahn Band, 20 Uhr Kulturkeller der alten Schule, Herzgrabenstraße. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28: 9.30 Uhr Spiel- und Lerngruppe für Kinder, 14.15 Uhr Hausaufgabenhilfen für Heine-Schule, 15 und 16.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babys, 18.30 Uhr "Rund ums Baby", 19 Uhr Nähkursus.
Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, Telefon 2 23 12: 9 und 10 Uhr Rückenschule, 9.30 Uhr "Hausfrau und Mutter - und wo bleibe ich?", 9.30 Uhr Miniclub, 11 Uhr Gymnastik für Paare. Parteien/Parlamente Maintal. "Grüne Spitzenfrauen stellen sich vor", Gespräch mit Priska Hinz und Uschi Conen, 16 Uhr Maintalhalle Dörnigheim.Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde pro familia, 9 bis 12 Uhr Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.
Treffen der Anonymen Alkoholiker und Al Anon Angehörigen Gruppe, 19.30 Uhr Dietrich-Bonhoeffer-Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 7 74 99.
Hanauer Lesbenstammtisch, 19.30 Uhr in einem Hanauer Lokal, Information über Telefon 0 61 83 / 36 07.
Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen bei Trennung/Scheidung, Beziehungs- und Partnerschaftsproblemen sowie bei psychischer und physischer Mißhandlung, Telefon 2 68 67.
Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.
Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses, (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr, Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung des Diakonischen Werks, 9 bis 12 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 31.
Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 9.30 bis 12 uhr, Telefon 1 58 56.
Suchtkrankenhilfe / Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks, Beratung Alkohol am Arbeitsplatz 14 bis 16 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.
Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten, 9 bis 12 und 14.30 bis 18 Uhr, Salzstraße 11, Telefon 2 48 71 oder 2 20 26.
Großkrotzenburg. Arbeitskreis Drogen und Süchte, Telefon 0 61 86 / 82 11 oder 6 37.
Gelnhausen. Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 10 bis 14 Uhr, Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.
Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9 bis 12 Uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.
Biebergemünd. Sprechstunde des Versichertenältesten der BfA, 8 bis 11 Uhr Rathaus Kassel. Initiativen/Organisationen Großkrotzenburg. Monatsversammlung des BUND, 20 Uhr Vereinslokal Taunusstuben.Vereine Hanau. Schachverein Königsspringer, Spielabend für Schüler und Jugendliche 18 bis 20 Uhr, für Erwachsene ab 20 Uhr, Bürgerhaus Großauheim.
Bruchköbel. Schachabteilung der Sportgemeinschaft 1868, Spielabend für Jugendliche ab 18 Uhr, für Erwachsene ab 20 Uhr, Bürgerhaus Jahnstraße.
Erlensee. Winterlauftreff der Turn- und Sportgemeinde, 15 Uhr Parkplatz am Vogelschutzgebiet neben der Einfahrt zum Bärensee. Verschiedenes Hanau. Kinderkino: "Ronja Räubertochter", 14.30 Uhr Spielhaus Marienkirchgasse 4.
Disco im Jugendtreff Hans-Böckler- Haus, 18 Uhr Sandeldamm 19.
Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 15 Uhr Jugendtreff, 16.30 Uhr Treffen Asylbewerber und Großkrotzenburger im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 17 Uhr FAN 70 Disco, 19 Uhr Faschingsdisco im Teehaus Marienstraße, 20 Uhr Gemeinschaftsstunde im Bürgerhaus Großauheim.
Bürgerkeller Großauheim, 14.30 Uhr Seniorentreff, altes Bürgerhaus.
Maintal. Treffen der Pfadfindergruppe "Wühlmäuse", 15 Uhr In den Simmetwiesen Wachenbuchen.
Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 16 Uhr offener Spieleflur, 17 Uhr Sprechstunde im Pfarrhaus.
Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 9.30 Uhr Aquarellkursus.
Jugendzentrum Hermann-Löns-Straße 2a, Dörnigheim, 14.30 Uhr Kinderprogramm bis elf Jahre.
Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung für Kinder ab vier Jahren, 14.30 Uhr Kinderbetreuung für Kinder von drei bis sechs Jahren, 16 Uhr Kindergruppe für Kinder von sechs bis neun Jahren, 17.30 Uhr Mädchengruppe ab zwölf Jahren.
Bruchköbel. Seniorentreff: 17.30 Uhr Theater-Werkstatt, ST Mitte.
Evangelische Kirchengemeinde, 17 Uhr Jugendgruppe für 13- bis 16jährige.
Langenselbold. Jugendzentrum Underground, "Maxi Playback Show", 18 Uhr im Schloß.
Evangelische Kirchengemeinde, 16 Uhr Bücherausleihe im Gemeindezentrum.
Rodenbach. Seniorentreff: 14 Uhr Spaziertreff, Treffpunkt Rathaus.
Großkrotzenburg. Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 21 Uhr.
Gelnhausen. Frauenzentrum in der Kuhgasse 8, 16 Uhr Mädchentreff für Zwölf- bis 14jährige. Närrisches Treiben Großkrotzenburg. "Närrischer Kreppelabend" des Gartenbauvereins, 19.30 Uhr Theodor-Pörtner-Haus, fällt aus.
Neuberg. Country Fasching der SKG Rüdigheim, 21 Uhr Bürgerhaus.
Das Trainerkarussell in der hessischen Oberliga ist in Rotation geraten. Knapp zwei Wochen vor der Rückrundenfortsetzung, hat sich der SV Wehen mit sofortiger Wirkung von seinem Trainer Heinz Wulf getrennt. Nach dem 0:5 im Testspiel gegen Liga-Konkurrenten SG Egelsbach setzten sich Vorstand und Spielerrat zusammen und kamen zum Entschluß, daß die prekäre Situation in Anbetracht der Tatsache, daß Wulf seinen Abschied zum Saisonende bekanntgab und in Bad Vilbel arbeiten wird, nicht zu lösen sei.
Den ehrgeizigen Ambitionen der Wehener, die trotz hohem finanziellen Aufwand in dieser Runde gegen den Abstieg kämpfen, soll fortan Robert Jung als Trainer auf die Sprünge helfen. Jung wollte allerdings noch bis Rundenende bei Rot-Weiss Frankfurt arbeiten, und deren sportlicher Leiter, Wolfgang Kraus, zeigte sich von der Entwicklung dann auch überrascht: "Davon weiß ich nichts, mit mir hat Jung nicht gesprochen", erklärte er gestern auf Anfrage der FR. Der SVW wiederum ging davon aus, daß Jung seinen bisherigen Verein bereits unterrichtet habe, da er schon heute das erste Training leiten soll. Die "Roten" haben Jung inzwischen die Freigabe erteilt, vorübergehend werden Caspary und Jugend- Koordinator Schimmel das Training leiten.
Die peinlichen Vorstellung des SV Wehen in Egelsbach veranlaßte den Vorstand, Ausschau nach einem neuen Coach zu halten, weil deutlich wurde, was bereits nach Wulfs Ankündigung, den Verein zu verlassen, erwartet werden durfte: Sein Entschluß, durch den er die Spieler "wachrütteln" wollte, bewirkte das Gegenteil. Ein Neuaufbau für die kommende Saison konnte nicht vollzogen werden. So entschloß sich der Verein mit Nachdruck einen Weg aus dem Dilemma zu finden. Erwogen wurde auch ein Trainertausch zwischen Bad Vilbel und Wehen, da die Taunussteiner Interesse an Peter Rübenach hatten. Als sich diese Lösung nicht realisieren ließ, weil sie am Veto Rübenachs scheiterte, stand auch Jürgen Strack auf der Kandidatenliste.
Den Ausschlag für Jung gaben seine zurückliegenden Erfolge und der Glaube, daß er durch sein Führungsstil im schwierigen Wehener Umfeld den unausweichlichen Neuaufbau vollziehen könnte. Wulf indes reagierte gelassen auf die Trennung: "Ich will dem Verein nicht im Wege stehen." CHRISTIAN FROMMERT
ESCHBORN. Werke des spanischen Surrealisten Salvador Dali sind vom Mittwoch, 3. März, an im Museum am Eschenplatz zu sehen. Der Stadt gelang es, mit der Kunstgalerie "Apollon" Werke wie den Radierungs-Zyklus "Faust" aus den Jahren 1968/69, Arbeiten mit Themen aus der griechischen Mythologie und Skulpturen bis 31. März zu bekommen.
Die Vernissage beginnt am 3. März um 19 Uhr. Nach Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) wird der Galerist Hercules Evangelinos zur Einführung sprechen. Dalis Werke sind dienstags bis samstags von 15 bis 18 Uhr, mittwochs von 15 bis 20 Uhr und sonntags von 11 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr zu sehen. she
Im Spiel des Tabellenführers der Frauen-Handball-Oberliga Hessen, TSV Ost-Mosheim, gegen Heike Mitschola (18:16) mußte sich der Regionalligaanwärter strecken, denn die vor acht Tagen in einem großen FR-Interview vorgestellte Spielerin vom TV Ortenberg warf prompt mit 13 Treffern einen neuen persönlichen Rekord in einem Oberligamatch. Fast hätte es gereicht. Schließlich führen die Nordhessinnen souverän mit 33:3 Punkten vor dem VfL Kassel (29:7) die Klasse an und stehen mit einem Bein bereits in der Regionalliga Südwest.
Ortenberg (21:15 Zähler), das nach der Faschingspause nach Kassel (28.2., 17 Uhr) muß, aber auch der Büdinger Kreisrivale TV Gedern (13.18 gegen die TSF Heuchelheim /17:19 Punkte) sowie der TSV Klein-Linden (22:16 gegen TV Bad Hersfeld /22:14) halten sich im ungefährdeten Mittelfeld auf. Gedern muß am 28.2. (15 Uhr) nach Bad Hersfeld, will dabei sein Konto wieder ausgleichen. Klein- Linden hofft am 27.2. (19.30 Uhr, Sporthalle Herderschule, Gießen-West) gegen den Spitzenreiter TSV Ost-Mosheim auf eine Spitzenleistung und einen absoluten Saisonhöhepunkt.
TSV Ost-Mosheim - TV Ortenberg 18:16 (12:7). Der Rahmen: Zweieinhalb Stunden Fahrt, eine ungewöhnlich kalte Halle, nur sieben Feldspielerinnen und eine unsichere Torfrau beim TVO. Die 166 Zuschauer erlebten eine im schnellen Gegenstoß überzeugenden Tabellenführer, der nach 33 Minuten scheinbar sicher 14:7 führte, aber auch einen einsatzfreudigen und kampfwilligen TVO, der allerdings ausschließlich durch Heike Mitschola positiv auffiel. Die 1,82 m große Rückraumspielerin war wie so oft in dieser Klasse von niemandem zu bremsen, brachte den Gast fast im Alleingang (13/2 Tore) auf 16:14 (51. Minute) heran. Der harmlose Rückraum, eine "konkurrenzlose" Torfrau (Claudia Lux fehlte weiterhin verletzungsbedingt) sowie der Ausfall von Bettina Lenz und Silke Welt-Hartmann (bevorzugte ein Langstreckenrennen im Dreß der LG Frankfurt) waren weitere Faktoren, die eine faustdicke Überraschung verhinderten.
TV ORTENBERG: Judith Jobst (Tor); Heike Mitschola (13/2), Andrea Heinl (2), Katja Müller (1), Katja Preuß, Nancy Glathe, Annett Kraban, Petra Müller.
TV Gedern - TSF Heuchelheim 13:18 (7:11). Gleiche Personalprobleme in Gedern: Von den neun Feldspielerinnen, die nach diversen Schwangerschaftspausen und trotz Ergänzungen prinzipiell nur zur Verfügung stehen, fiel Heike Haas (Skiurlaub) aus. Vier der acht Gedernerinnen blieben ohne Treffer, vor allem Ina Müller (zehn Fehlversuche) ist augenblicklich von der Rolle. Wie gewohnt trugen Birgit Appel und Sylvia Langlitz die Hauptlast, positiv fielen im Abschluß ferner Ursula Silberling und die erst 17jährige Katharina Jung mit jeweils zwei Treffern auf. Trotz des klaren Halbzeitrückstandes bewies sein Team vor etwa 170 Zuschauern Moral, beim 11:12 (39.) schien die Wende möglich. Gegen die Freiwürfe der 1,90 m großen Linkshänderin Anja Kötting (8) wußte auch Torfrau Marion Sittner kein Abwehrmittel.
TV GEDERN: Marion Sittner (Tor); Birgit Ap- pel (5/3), Sylvia Langlitz (4), Ursula Silberling (2), Katharina Jung (2/1), Ina Müller, Dagmar Silberling, Angela Lachmann, Daliborga Trisic.
TSV Klein-Linden - TV Bad Hersfeld 20:16 (12:6). Die wichtigste Nachricht zuerst: Uli Valentin und Dirk Ortmann stehen auch 93/94 gemeinsam am Regiepult. Bis auf Sabine Briegert (USA), die bereits aus dem Kader ausgeschieden ist, wollen alle Spielerinnen weiterhin im TSV-Dreß spielen. Der Gastgeber beherrschte die Osthessinnen bis zum 15:6 (34.) klar, zeigte bis dahin ein brillantes Tempospiel und hervorragende Positionsangriffe. Dann kehrte der Schlendrian ein, der Gast kam bis auf 17:13 (45.) heran. Die Breithaupt-Schwestern (13 Treffer) hielten das TSV-Schiff über Wasser. hdp
TSV KLEIN-LINDEN: Sabine Engel, Andrea Schulz (bei einem 7m im Tor); Heike Breithaupt (8/2), Antje Breithaupt (5), Uli Valentin (3), Simone Küster (1), Caro Strauch (1/1), Barbara Gruber (1), Simone Albach (1), Karen Schäfer, Christine Volk. dip
BÜDINGEN. Das Wahlbündnis von FWG und FDP wirft der rot-grünen Koalition vor, die Gewerbepolitik zu vernachlässigen und damit die wirtschaftliche Attraktivität Büdingens zu gefährden. In einer jetzt verbreiteten Presse-Information der FWG / FDP-Stadtverordnetenfraktion wird die Koalition bezichtigt, sich "mit fremden Federn" zu schmücken. "Denn alle von SPD und Grünen jetzt PR-wirksam verkauften Aktivitäten in Sachen Gewerbeansiedlung beruhen auf Initiativen der FWG / FDP", behauptet ihr Sprecher F. K. Mörschel.
Er selbst, so sagt Mörschel, habe während seiner Zeit als Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses "eine Reihe von strukturfördernden Maßnahmen eingeleitet, die die Attraktivität und Leistungsfähigkeit des Gewerbestandortes unterstreichen sollten". Nun fragt sich der FWG / FDP-Sprecher, wie in den nächsten Jahren Gewerbe- und Wohnflächen entstehen sollen, "wenn SPD und Grüne es sich zum erklärten Ziel machen, den Flächenverbrauch zu stoppen". Mörschel: "Hier droht unweigerlich der Rückschritt in das soziale und wirtschaftliche Abseits. Grüne Reservois nutzen den Menschen nichts, wenn sie die Menschen ausschließen." sal
Stadt drängt die Volksbank zum Bau Magistrat will den "Schandfleck" Altes Rathaus in naher Zukunft beseitigt wissen Von unserem Redaktionsmitglied Peter Müller MÜHLHEIM. "Ich will das Dreckloch weg haben," sagt Bürgermeister Karl-Christian Schelzke (SPD). "Wir bauen, wenn es für uns wirtschaftlich vertretbar ist," erklärt hingegen Günter Kaiser, Vorstandssprecher der Volksbank Mühlheim-Bürgel. Zwischen dem Rathaus und dem Sitz der Volksbank in der Dietesheimer Straße gibt es - vorsichtig ausgedrückt - eine gewisse Verstimmung. Zutage getreten ist sie, als der SPD-Stadtverordnete Werner Dworschak in der Stadtverordnetenversammlung wissen wollte, was denn aus dem alten Rathaus und den Grundstücken an der Offenbacher Straße werden soll. Seit zehn Jahren gehört das Areal der Volksbank, seit zehn Jahren gammelt es vor sich hin. Dieses "städtebauliche Filetstück" sei zu schade, noch weiter zum "städtebaulichen Schandfleck" zu verkommen, meint Erster Stadtrat Horst Lehr (SPD).
Dem Rathaus ist nach langen Jahren des Wartens nunmehr der Geduldsfaden gerissen. In einem Schreiben hat die Verwaltung der Genossenschaftsbank mit einem Baugebot für die leerstehenden Grundstücke und einem Instandhaltungsgebot für das alte Rathaus nebem dem Stadtmuseum gedroht, so die Auskunft in der Stadtverordnetenversammlung. Nach dem Baugesetzbuch können solche Gebote ausgesprochen werden, wenn es dem Besitzer einer Immobilie oder eines Grundstückes finanziell zumutbar ist.
Über diese Mitteilung war der Volksbank-Vorstand nicht entzückt. Bevor böse Briefe geschrieben werden, hätte man sich doch einmal zusammensetzen und darüber reden können, so wie das der in Offenbach für die Wirtschaftsförderung zuständige Dezernent Gerhard Grandke mit der Offenbacher Wirtschaft ja auch halte, herrscht dort die Meinung. Ein solches Gespräch ist inzwischen auch schon verabredet. "Davon wird einiges abhängen," machte Detlef Schwerdtfeger vom Vorstand der Bank deutlich.
Zur Geschichte: Im September 1983 hatte die Volksbank Mühlheim das alte Rathaus und zwei Gebäude gleich nebenan gekauft, mit der Absicht, dort einmal ihre Hauptstelle unterzubekommen. Die zwei Gebäude sind mittlerweile wegen Baufälligkeit abgerissen worden, das alte Rathaus ist vermietet. Dort befinden sich Lagerräume und Übungsräume für Musikvereine. Außerdem nutze der Geschichtsverein dort Räume, sagt Kaiser.
Vor Jahren gab es auch einmal einen Architekturwettbewerb für das neue Hauptgebäude, doch dann kam 1988 die Fusion mit der Volksbank Bürgel dazwischen. Die Bürgeler brachten ein stattliches Gebäude in der Langstraße mit rund 1400 Quadratmetern Fläche in die Ehe ein. Die Frage der Wirtschaftlichkeit einer Hauptstelle in Mühlheim stellte sich neu. "Ein 20-Millionen-Projekt können wir uns derzeit nicht leisten", erklärt Kaiser. Deshalb werde jetzt über eine abgespeckte Version nachgedacht. In der Dietesheimer Straße gibt es nämlich zuwenig Bürofläche.
Kaiser kritisiert in diesem Zusammenhang die Stadt, die sich gegen einen Parkplatz vor dem neuen Bankgebäude ausgesprochen habe, für die Kunden, die nur schnell etwas in der Bank zu erledigen hätten. Die Stadt akzeptiere offensichtlich nur eine drei Millionen Mark teure Tiefgarage mit 140 Plätzen unter der Bedingung, daß die Kastanien vor dem Gebäude erhalten bleiben. "Die Bäume können doch nicht stehenbleiben, wenn die Tiefgarage gegraben wird", meint Kaiser dazu.
Die jetzt von der Volksbank ins Gespräch gebrachte abgespeckte Lösung, sieht laut Schwerdtfeger eine Reduzierung der eigengenutzten Flächen von 3200 auf etwa 2500 Quadratmeter vor, vielleicht könne man auch mit nur einem Parkdeck auskommen. Bei der Volksbank wird derzeit über einen neuerlichen Architekturwettbewerb für diese kleinere Lösung nachgedacht. Eines will der Vorstand aber auf keinen Fall, nämlich verkaufen. Der Grund: Zur Zeit ist die Bank nur Mieter in dem Gebäude in der Dietesheimer Straße. Deshalb sei nicht daran zu denken, daß man das "Faustpfand" in der Offenbacher Straße aus der Hand gebe, sagt Kaiser.
Diese Alternative aber legt Lehr der Bank nahe, sollte sie weiterhin nicht gewillt sein, Nägel mit Köpfen zu machen. Im Rathaus befürchtet man, noch längere Zeit mit dem "Schandfleck" leben zu müssen, weil für das derzeitige Gebäude der Volksbank in der "Dietesheimer" ein Erweiterungs- und Ausbauantrag auf dem Tisch liegt. Die Schlußfolgerung im Bauamt: Wenn in der "Dietesheimer" erweitert wird, wird in der "Offenbacher" nicht gebaut.
Der Stadt schwebt rings um das Stadtmuseum ein großer Wurf vor, deshalb habe man der Volksbank auch angeboten, planerisch über städtische Gebäude in der Marktstraße zu verfügen, erklärt Lehr. Daß das Gelände im Herzen Mühlheims geradezu ideal ist, etwas Besseres zu werden, wissen nicht nur Lehr und Kaiser. Interesse hat auch ein großes Teppichhaus für die östliche Seite der Marktstraße angemeldet.
Nach den Vorstellungen der Stadt könnten in dem neuen Volksbank-Komplex Ausstellungsflächen für das Stadtmuseum reserviert werden, könnten kleine Läden, ein Café dort unterkommen. Bürgermeister Karl-Christian Schelzke signalisierte gestern: "Wir können über alles reden."
Über die erste (Pokal-)Hürde im neuen Jahr ist der SC Eintracht-Sportfreunde Windecken gestolpert, die zweite steht bereits am Fastnachtsamstag (14 Uhr) beim ranggleichen Team der Spvgg. 05 Oberrad bevor. Nach dem 0:2 (0:1) im Kreispokal bei der SG Bruchköbel will der amtierende Hanauer Kreispokalsieger 91/92 im Frankfurter Stadtteil die erste Bezirkspokalrunde überstehen. Die Perspektiven bei einem Sieg an der Bekkerwiese wären günstig: In der zweiten Bezirksrunde genießt der Sieger dieser Begegnung Heimrecht gegen den FSV Bad Orb und stünde im Falle eines weiteren Erfolges im Finale gegen den Oberliga-Tabellenführer Kickers Offenbach.
Eintracht Windecken wurde in Bruchköbel (ohne den wegen einer Familienfeier verhinderten Trainer Karl-Dieter Weitzel) durch zwei Weyland-Tore (31./87.) vor nur 150 Zuschauern an der erneuten Kreispokalfinalteilnahme gehindert und hat daher im Bezirkspokal die letzte Möglichkeit, Pokalgeschichte zu schreiben. Besonders der frühere Uerdinger (Europa-)Pokalheld Wolfgang Schäfer hegt große Ambitionen und hofft, daß sein neuer Mannschaftskamerad in der Verbindung für mehr Druck als zuletzt sorgen kann: Lubos Melicharek, der am Montag 31 Jahre alte wurde und ab diesem Donnerstag (18.2.) für Pflichtspiele spielberechtigt ist, soll das spielerische Potential der Nidderauer nicht unwesentlich verbessern helfen. Melicharek spielte zuletzt in der alten CSFR beim TS Spartak Hluk (2. Liga) und fand durch eine private Vermittlung von Dieter Heine (Bruchköbel), einer bekannten Persönlichkeit in der Hanauer Fußballszene (zuletzt Trainer und Vorstand in Oberissigheim), den Weg an die Nidder.
Nach der schwachen Offensivleistung in Bruchköbel, wo Schäfer allein auf weiter Flur stand, sollen die Routiniers Heinz Puschkasch und Lubos Melicharek Torjäger Wolfgang Schäfer die Bälle "servieren". "Wir fahren dennoch als klarer Außenseiter nach Oberrad", schiebt Vorsitzender Gerd Bauscher dem Gastgeber den Favoritenschild zu. Schließlich führen die "Nullfünfer" die Bezirksoberliga Frankfurt-West mit exzellenten 30:8 Punkten und 55:25 Toren an, während die Windecker mit 17:21 Zählern in der Ost- Staffel eher schon einen Blick nach hinten richten müssen. Bis auf den leicht angeschlagenen Thomas Richter kann Trainer Weitzel Bestbesetzung aufbieten. hdp
Auf Rhein-Main stand gestern eine Premiere an: Erstmals landete eine Maschine der japanischen Fluggesellschaft All Nippon Airways (ANA) in Frankfurt. Die ANA ist mit 34,4 Millionen Passagieren pro Jahr die bedeutendste japanische Airline und die achtgrößte der Welt. Mit der Aufnahme des ANA-Linienverkehrs zwischen Tokio und Frankfurt sind die zehn weltweit größten Fluggesellschaften auf Rhein-Main vertreten. Insgesamt fliegen 180 Linien- und Chartergesellschaften Frankfurt an. Die erste Boeing 747-200 der All Nippon Airways wurde mit einem "großen Bahnhof" empfangen. Am Abend startete die Maschine wieder nach Tokio, mit an Bord: rund 50 Tänzerinnen und Tänzer des Frankfurter Balletts, das bis Ende Februar in Japans Hauptstadt gastiert.
Die ANA bedient Frankfurt auf der zeitsparenden Sibirienroute zweimal wöchentlich wittwochs und samstags. Die Entscheidung, neben London und Paris künftig auch Frankfurt in das Auslandsprogramm aufzunehmen, begründen die ANA-Manager mit der Bedeutung Frankfurts als Finanzzentrum im europäischen Binnenmarkt. Zuletzt addierte sich das Passagieraufkommen zwischen Tokio und Frankfurt auf 358 000 Reisende pro Jahr. Die Strecke wird bislang von Lufthansa und Japan Airlines bedient. gang
KARBEN. An der Weser entlang können junge Karbener ab 13 Jahren mit der evangelischen Gemeinde Petterweil vom 26. Juli bis 5. August per Rad wandern. Wer sich mit auf die Strecke von Münden bis Bremerhaven (480 Kilometer) machen will, kann zu einem Informationstreffen am 24. Februar um 19 Uhr im Gemeindehaus Petterweil kommen. de
OFFENBACH. Erhebliche Verkehrsbehinderungen erwarten Straßenverkehrsbehörde und Polizei ab Freitag, 19. Frebuar, an der zentralen Kreuzung Berliner Straße / Kaiserstraße. Wegen des S-Bahnbaues muß die Verkehrsführung geändert werden. Während der Umrüstphase der Ampeln und der Markierung neuer Fahrspuren bis zum 26. Februar regelt die Polizei den Verkehr mit Handzeichen. lz
Usingen will eigenen Jugendpfleger anheuern Außergewöhnliche Koalition aus SPD, FWG und Grünen Von Claudia Nenninger USINGEN. Nach einer turbulenten und leidenschaftlichen Debatte fiel die Entscheidung denkbar knapp: Mit nur einer Stimme Mehrheit (17 zu 16) beschloß eine außergewöhnliche Koalition aus SPD, FWG und den Grünen in der letzten Stadtverordnetenversammlung vor der Kommunalwahl die Einstellung eines hauptamtlichen Jugendpflegers. Aber nur unter zwei Bedingungen: die schon beantragte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme klappt nicht bis Mitte April, und das Aufgabengebiet des Jugendpflegers wird auf Senioren- und Kulturarbeit ausgeweitet. Die CDU stimmte geschlossen dagegen. Die FWG hatte die Tür zur überraschenden Mehrheit gegen die CDU aufgestoßen. "Sofern sichergestellt ist, daß die Stellenbeschreibung neben dem Schwerpunkt Jugendarbeit auch Senioren- und Kulturabeit enthält", signalisierte FWG- Fraktionschef Lothar Vielhauer Zustimmung. "Jugendpflege bedeutet mehr als Animator eines Juz." Bei früheren Anträgen hatte die FWG zum Teil dagegen gestimmt. Den Wandel hatte ein Informationsgespräch mit dem zurückgetretenen Jugendzentrum(Juz)-Vorstand herbeigeführt. "Die Jugendlichen sind bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit überfordert", stellte Vielhauer jetzt fest.
Die SPD stimmte den Bedingungen der FWG zu. "Wir haben den Jugendpfleger immer mehr als Sozialarbeiter verstanden", erklärte SPD-Fraktionschef Norbert Braun und beantragte selbst die Ergänzung um Seniorenarbeit. Die SPD war sich der einmaligen Chance bewußt, die Stelle durchsetzen zu können, und - im Gegensatz zu FWG und den Grünen - vollzählig erschienen. Um die elf Stimmen zu garantieren, kamen laut Braun sogar zwei kranke SPD-Stadtverordnete, ein weiterer hatte seinen Schichtdienst verschoben.
In den Reihen der SPD brach daher helles Entsetzen aus, als der Grünen-Abgeordnete Dieter Haaf das zarte "Kompromiß-Pflänzchen" (Braun) zu zertrampeln drohte. Haaf warf der FWG einen "hinterhältigen Antrag" vor, dessen "Kröten" die Grünen nicht schlucken wollten. Statt dessen plädierte der Grüne für einen Jugendpfleger "ohne Wenn und Aber", bot jedoch im gleichen Atemzug das Teilen der Stelle mit Wehrheim wieder an.
Sowohl den SPD-Fraktionschef als auch die SPD-Stadtverordnete und Mutter von vier Kindern, Barbara Drago- Koch, drängte es daraufhin ans Mikrofon, um mit leidenschaftlichen Appellen die Grünen zur pragmatischen Raison zu rufen. Auch CDU-Chef Gerhard Liese ging wiederholt ans Rednerpult. Der erklärte Gegner eines Jugendpflegers hielt unter anderem ein Plädoyer für einen "reinrassigen Jugendpfleger" und empfahl, dem Beispiel des jüngsten CDU-Abgeordneten Christoph Holzbach zu folgen. Der 28jährige, der beim letzten Antrag noch entgegen der Linie seiner Fraktion für einen Jugendpfleger gestimmt hatte, unterschied sich diesmal nur in der Begründung seiner Ablehnung: "Einen abgespeckten Jugendpfleger unterstütze ich nicht." Als die Mehrheit schließlich aufgrund der SPD-Appelle wieder sicher schien, fand Liese nur noch ein Wort für die Vorgänge: "Diktatur".
Für die CDU hatte Heinz Flöter die Ablehnung begründet: "Wir sagen ja zur Jugendarbeit, aber nein zum kommunalen Jugendfunktionär." Die Kosten würden "schnell auf über 100 000 Mark" anwachsen - das Vierfache dessen, was die Stadt für die Taunusbahn ausgebe, sagte Flöter. Zu dem, was der "Jugendfunktionärs" leisten könne, stellte der CDU- Stadtverordnete fest: "Berichten wird alles sein, was er tut. Wir glauben nicht, daß er die Probleme verringert." Der CDU-Politiker Flöter, der seine Kompetenz in der Sache auf vier wohlgeratene Söhne stützte, forderte statt dessen "mehr Zeit und Zuwendung in der Familie, dem Freundeskreis, in Vereinen und Schulen".
NIDDA. Fünf Menschen verletzten sich am Montag im Stadtgebiet an den Steuerrädern ihrer Autos. Der "exotischste" Unfall geschah laut Polizeibericht am späten Nachmittag zwischen Rodheim und Nidda. Ein Wildschwein lief dort einer Autofahrerin aus Schotten von rechts in den Wagen. Das Auto schleuderte, stellte sich quer und prallte mit einem entgegenkommenden Wagen aus Lich zusammen. Beide Fahrer verletzten sich leicht. Über das Schicksal der Wildsau war nichts zu erfahren. An den Autos entstand 30 000 Mark Schaden.
Gegen 14.30 schleuderte ein Ranstädter Auto zwischen Ranstadt und Nidda in einer Rechtskurve gegen die Böschung. Der Fahrer verletzte sich dabei leicht. Sieben Stunden später stießen in Harb zwei Autos aus Laubach und Nidda beim Abbiegen zusammen. Beide Fahrer verletzten sich, der Schaden an den Wagen wird auf 20 000 Mark geschätzt. nes
WIESBADEN. Der Strom- und Gasverbrauch in Hessen war im vergangenen Jahr rückläufig. Wie das Statistische Landesamt am Dienstag mitteilte, nahm der Stromverbrauch aus dem öffentlichen Netz um 0,6 Prozent und der Gasverbrauch sogar um drei Prozent ab. Ursache seien milde Witterung und nachlassende Konjunktur gewesen.
Beim Gas, von dem 1992 insgesamt 57,6 Milliarden Kilowattstunden in Hessen verbraucht wurden, hatte es in den Vorjahren noch Verbrauchszuwächse um 5,5 bzw. 7,8 Prozent gegeben. Der Stromverbrauch lag im vergangenen Jahr bei landesweit knapp 31,2 Milliarden Kilowattstunden.
Bedingt durch geringere Ausfallzeiten des Atomkraftwerks im südhessischen Biblis ist die in Hessen erzeugte Atomenergie 1992 um gut 34 Prozent gestiegen.
Die Atomkraft hatte damit einen Anteil von 70,4 Prozent aller im Land Hessen selbst erzeugten Energie - was wegen der unterschiedlichen Verbrauchsnetze (Biblis versorgt zu einem großen Teil Baden-Württemberg) nicht gleichbedeutend mit der in Hessen verbrauchten Energie ist.
Auch aus Wasser und Müll (zusammen weniger als zwei Prozent der Nettostromerzeugung) wurde mehr Strom erzeugt als im Vorjahr. me
Frau Anna Sartor, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Emil Tschochner, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Karl Böhmer, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Hildegard Spittler, Klein-Karben, zum 74. Geburtstag.
Frau Wilhelmine Koch, Klein-Karben, zum 88. Geburtstag.
Frau Luise Diegel, Groß-Karben, zum 70. Geburtstag.
Frau Anna Harth, Kloppenheim, zum 84. Geburtstag.
Herrn Hermann Winkler, Petterweil, zum 77. Geburtstag.
Herrn Gottlieb Nagel, Bönstadt, zum 72. Geburtstag.
SULZBACH. Ein umfangreiches Untersuchungsprogramm für das Trinkwasser haben die Gemeindewerke und das Institut Fresenius für ihr Versorgungsgebiet ausgearbeitet. Dazu gehören rund 25 Untersuchungen an jeweils wechselnden Entnahmestellen. Fachleute prüfen, ob mikrobiologische Verunreinigungen nachzuweisen sind, untersuchen den Nitratgehalt und begutachten die Aufbereitungsanlage für Eigenförderung.
Wie der Erste Betriebsleiter der Gemeindewerke, Achim Rolka, mitteilte, werden mit dem neuen Programm mehr Wasserproben als bisher entnommen. Bis dato sei die Trinkwasserqualität in Sulzbach nicht zu beanstanden gewesen. she
WIESBADEN. 33 200 Arbeitnehmer pendeln inzwischen aus den neuen Bundesländern in hessische Betriebe und Verwaltungen - das waren 1992 rund zehntausend mehr als ein Jahr zuvor. Diese Zahl veröffentlichte am Dienstag das Landesarbeitsamt.
Hessenweit liege der Beschäftigtenanteil der "Pendler-Ost" damit bei 1,5 Prozent. Hinzu kämen die Arbeitskräfte, die im Rahmen von Werkverträgen oder Arbeitnehmerüberlassungsverträgen nach Hessen entsandt sind oder nur sogenannte "geringfügige" Beschäftigungsverhältnisse unterhalb der Versicherungsgrenze ausüben.
Allein 7830 Pendler aus dem Osten arbeiten inzwischen im Raum Frankfurt, 5960 im Arbeitsamtsbezirk Bad Hersfeld, 4534 im Bezirk Kassel und 4469 im Bezirk Fulda. Der "Einpendler-Anteil" ist vor allem entlang der früheren Grenze zur DDR hoch. Im Arbeitsamtsbezirk Bad Hersfald liegt er bei 9,2 Prozent, im Bezirk Fulda bei 6,3 Prozent und im Bezirk Kassel noch bei 2,1 Prozent.
Zwei Drittel der Pendler kommen laut Landesarbeitsamt aus Thüringen. Mehr als die Hälfte (fast 18 000) wohnen in den grenznahen thüringischen Regionen. In der Region Suhl verdienten 1992 10,9 Prozent der Erwerbspersonen ihren Lebensunterhalt in einem der alten Länder (Hessen oder Bayern). me
Vergangenen Donnerstag vor 50 Jahren in der Münchner Universität: Es ist etwa elf Uhr - kurz vor Vorlesungsschluß. Flugblätter der Widerstandsbewegung "Weiße Rose" liegen verstreut in der Aula des Gebäudes auf den Treppen, den Geländern und Emporen. Zwei junge Studenten, Sophie Scholl (21) und ihr Bruder Hans (24), rasen mit einem fast leeren Koffer durch das Haus und teilen die letzten Exemplare aus. Hausmeister Jacob Schmied beobachtet sie dabei; er stürzt die Treppe herauf und schreit: "Sie sind verhaftet."
In diesem Augenblick verlassen die Studenten gerade die Hörsäle. Einige Dutzend Flugblätter rutschen über das Geländer und segeln langsam dem Boden der Aula entgegen. Wenige Minuten später ist die Geheime Staatspolizei im Universitätsgebäude. Das erste Verhör beginnt.
Der Anfang vom Ende eines Widerstandes gegen das Hitlerregime hat begonnen: Zwar arbeiten Gesinnungsfreunde der "Weißen Rose" in Hamburg, Berlin und Ulm in diesen Tagen noch emsiger am Druck und der Verteilung von Flugblättern, jedoch die Gefahr wird immer größer. Und trotz beharrlichen Schweigens der Geschwister Scholl werden aus dem engsten Kreis um die Widerstandskämpfer noch im selben Jahr Professor Kurt Huber, Willi Graf, Alexander Schmorell und Christoph Probst gefaßt und hingerichtet. Hans Leipelt trifft das Todesurteil kurz vor Kriegsende.
Christoph Probst (23) war schon wenige Stunden nach Sophie und Hans in den Kellern der Gestapo gelandet. Ein handschriftlicher Flugblattentwurf, den Hans während seiner Verhaftung bei sich trug, hatte ihn entlarvt. Probst war Vater von drei Kindern - das dritte hatte seine Frau wenige Tage zuvor auf die Welt gebracht.
Bereits vier Tage nach der Festnahme, am 22. Februar 1943, wurden die drei jungen Widerstandskämpfer um 17 Uhr mit dem Fallbeil enthauptet. Es war im Jahre 1943 ein Montag - wie in dieser Woche auch.
Es war ein Tiefpunkt in einer in Jahrzehnten zu bemessenden Geschichte: Vor 70 Jahren versuchte Hitler zum ersten Mal, durch einen Putsch an die Macht zu kommen. Vor 60 Jahren gelang es ihm. Vor genau 50 Jahren zerschlug seine Geheime Staatspolizei eine der couragiertesten Widerstandsgruppen. Und dies gerade zu einer Zeit, in der die NS-Herrschaft bereits allmählich das Fundament verlor und daher zu immer brutaleren Schlägen ausholen mußte: Wenige Stunden nach der Verhaftung der Geschwister Scholl am 18. Februar 1943 brüllte im Berliner Sportpalast eine jubelnde Menschenmasse den totalen Krieg herbei. Kurz zuvor erst hatten die NS-Propagandisten die Niederlage der 6. Armee in Stalingrad eingestehen müssen.
Dies blieb nicht ohne Folgen. Immer mehr Menschen erkannten die Aussichtslosigkeit und Brutalität des Krieges. So setzte die NS-Maschinerie alles daran, jeglichen Widerstand sofort zu ersticken und die Angeklagten im Schnellverfahren aburteilen zu lassen. Der eilig mit einer Sondermaschine nach München eingeflogene Volksgerichtshof unter Vorsitz des berüchtigten Präsidenten Roland Freisler eröffnete um 10 Uhr am Morgen des 22. Februar 1943 die Verhandlung im Saal 216 des Münchner Justizpalastes.
Dr. Leo Samberger, später Rechtsanwalt, war damals Gerichtsreferendar. Er hat den Prozeß beschrieben. Den Gerichtspräsidenten Roland Freisler zeichnet Samberger als eine "tobende, schreiende, bis zum Stimmüberschlag brüllende, immer wieder explosiv aufspringende Figur". Beeindruckt war der damalige "Prozeß"-Beobachter von den Angeklagten, die immerhin eine monatelange Verfolgung hinter sich hatten und in den Tagen vor dem Verfahren fast ununterbrochen verhört wurden.
Leo Samberger: "Da standen Menschen, die ganz offensichtlich von ihren Idealen erfüllt waren. Ihre Antworten auf die teilweise unverschämten Fragen des Vorsitzenden, der sich in der ganzen Verhandlung nur als Ankläger aufspielte und nicht als Richter zeigte, waren ruhig, gefaßt und tapfer." Auch die Pflichtverteidiger klagten eher an, als daß sie zur Objektivität beitrugen. Der damalige Referendar berichtet: "Der Verteidiger von Hans Scholl etwa beteuerte, daß er einfach nicht verstehe, wie Menschen derartiges machen könnten, dessen man sich schämen sollte."
Leo Samberger erinnert sich weiter: "Nach dem Versagen der Verteidigung versuchte der unprogrammgemäß in den Gerichtssaal gelangte Vater der Geschwister Scholl, Robert Scholl, dem Gericht Gedanken nahezubringen, die zugunsten seiner Kinder zu werten waren. Er wurde als störend empfunden und mit seiner Frau des Saales verwiesen." Um 13.30 Uhr war der Prozeß zu Ende. Aber wie durch ein Wunder gelang es den Eltern später, irgendwann vor 16 Uhr, ihre Kinder ein letztes Mal zu sehen.
Auch die Geschwister Scholl und Christoph Probst durften sich noch einmal sehen. Aber niemand ahnte zu dieser Stunde, daß es die letzte Begegnung für die drei jungen Studenten sein würde. Christoph Probst ließ sich noch kurz vor der Hinrichtung taufen. Schon länger war er dem Gedanken zugeneigt, sich zum Katholizismus zu bekennen.
Die Gefängnisaufseher berichteten über die Verurteilten: "Sie haben sich so fabelhaft tapfer benommen. Das ganze Gefängnis war davon beeindruckt. Deshalb haben wir das Risiko auf uns genommen, (. . .) die drei noch einmal zusammenzuführen (. . .). Ehe Hans sein Haupt auf den Block legte, rief er laut, daß es durch das große Gefängnis hallte: "Es lebe die Freiheit." Das war am 22. Februar 1943.
Neun Jahre zuvor: Hans war 15 Jahre alt, als er aus Überzeugung der Hitlerjugend (HJ) beitrat. Sein Vater, Robert Scholl, ein Mann von tiefwurzelnder freiheitlicher Gesinnung und von Anfang an entschiedener Gegner des Nationalsozialismus, war tief bedrückt durch diese Entscheidung seines Sohnes. Erbitterte Wortgefechte und ständige Streitgespräche wegen dieser grundsätzlich verschiedenen ideologischen Auffassungen waren zwischen Hans und seinem Vater deshalb an der Tagesordnung.
Robert Scholl hatte bereits zu Beginn des Ersten Weltkrieges die Kriegsbegeisterung vieler Zeitgenossen nicht geteilt. So entzog er sich als Pazifist dem "Dienst mit der Waffe" und kam in einer Sanitätskompanie unter. Trotz der zahllosen Diskussionen und den kritischen Einlassungen des Vaters ließ sich Hans nicht beirren. Er sah in der heraufziehenden nationalsozialistischen Herrschaft den Keim einer neuen Bewegung des jungen Deutschlands. Er war von einer Woge der Begeisterung ergriffen.
Der Vater dagegen versuchte Hans klarzumachen, daß die Nationalsozialisten mit der Not der Arbeitslosen, mit der Liebe vieler Menschen zu ihrer Heimat und dem Wunsch nach mehr Gemeinschaft Schindluder treiben. Aber wie immer der Vater auch argumentiert, Hans bleibt in seiner oft verbissenen Opposition. Der weltanschauliche Konflikt wird zu einem Generationenkonflikt.
Wann immer Hans die Reden seiner HJ-Führer vernimmt, denkt er an die Streitgespräche zu Hause mit dem Vater: Hängen nicht die Alten an all dem Überkommenen von gestern, und sind sie nicht zu träge, um die neue Zeit zu verstehen? In den HJ-Gruppen fällt das Wort vom Spießer, der allein seine Behaglichkeit schätzt. Die Jugendpolitik der Nationalsozialisten ist darauf ausgerichtet, die Offenheit der Jugend für Veränderungen aufzugreifen und die konfliktreiche Ablösung von den Eltern für sich nutzbar zu machen.
Sophie ist damals erst zwölf Jahre alt. Im Gegensatz zu Hans zeigt sie sich für vieles aufgeschlossen, was der Vater vorzubringen hat. Ganz anders als der Bruder, ist sie nicht von Begeisterung gepackt, dennoch tritt sie in den "Bund Deutscher Mädel" (BDM) ein.
Ihre Schwester Inge schreibt dazu in ihrem Buch "Die Weiße Rose": "Unsere Heimat liebten wir sehr, die Wälder den Fluß und die alten grauen Steinriegel, die sich zwischen den Obstwiesen und Weinbergen an steilen Hängen emporzogen. Wir hatten den Geruch von Moos, feuchter Erde, duftenden Äpfeln im Sinn, wenn wir an unsere Heimat dachten (. . .). Man hatte bisher ja auch nie viele Worte darüber gemacht. Aber jetzt, jetzt wurde es groß und leuchtend an den Himmel geschrieben. Und Hitler, so hörten wir überall, Hitler wolle diesem Vaterland zu Größe, Glück und Wohlstand verhelfen; er wolle dafür sorgen, daß jeder Arbeit und Brot habe; nicht ruhen und rasten wolle er, bis jeder einzelne Deutsche ein unabhängiger, freier und glücklicher Mensch in seinem Vaterland sei. Wir fanden das gut (. . .)."
Erste Zweifel setzten sich bei Hans fest, als er als Fähnleinführer seines HJ- Stammes 1936 zum Reichsparteitag nach Nürnberg delegiert wurde. Er empfand es als Ehre und Auszeichnung, nach Nürnberg reisen zu dürfen; doch was er dort erleben mußte, hatte nichts mehr mit der Zeltlager- und Wanderromantik zu tun, die er in seiner HJ-Gruppe pflegte: kein Gedankenaustausch, kein suchendes Gespräch. Die angereisten Jugendlichen spielten lediglich eine Statistenrolle für ein gigantisches Schauspiel mit dem großen Auftritt des "Führers" als Höhepunkt. Welch ein Unterschied klaffte nun zwischen den Idealen einer Jugend, die er sich wünschte, und der Jugend, die dort versammelt war: Endloses "Sieg- Heil"-Gebrüll und das Dreschen hohler Phrasen unter Anleitung.
Seine Schwester Inge kommentiert diesen Kontrast: "Dort Drill und Uniformierung bis ins persönliche Leben hinein - er aber hätte gewünscht, daß jeder Junge das Besondere aus sich machte, was in ihm steckte. Jeder einzelne Kerl hätte durch Phantasie, seine Einfälle und seine Eigenart die Gruppe bereichern helfen sollen. Dort aber, in Nürnberg, hatte man alles nach einer Schablone ausgerichtet."
Bei einem anderen Aufmarsch trug Hans Scholl eine Fahne mit sich, die seine HJ-Gruppe selbst mit eigenen Symbolen und Wappen versehen hatte. Als der HJ-Führer ihn aufforderte, die Fahne auszuhändigen, weigerte sich Hans. Der HJ-Funktionär wurde handgreiflich, Hans ohrfeigte ihn und trat aus der HJ aus.
Doch auch schon zuvor war HJ-Gruppenführer Hans immer wieder unliebsam aufgefallen. Er verwandte in seiner Gruppe Liedgut aus Frankreich, Skandinavien, und manchmal war auch ein russisches Volkslied dabei. Zudem las er aus Büchern verbotener oder verpönter Autoren vor. Mehrfach wurde er deswegen zur Rede gestellt.
Auch Sophie, die Literatur und Kunst über alles liebte, kamen schon bald starke Zweifel an der nationalsozialistischen Weltanschauung. Zudem erkennt sie aus nächster Erfahrung die Absurdität der Rassentheorie. Sie stellt sich tatkräftig auf die Seite der jüdischen Mitschülerin Anneliese Wallensteiner. Kirchliche Jugendgruppen sind verboten worden, ein Zusammentreffen war nur noch zu Gebets- und Bibelstunden erlaubt und nicht mehr für Wanderfahrten und Diskussionsrunden. Es wurde Praxis, sich heimlich in Pfarrhäusern zu treffen und in entlegenen Gebieten Zeltlager zu veranstalten. Der Pfarrer trug bei Wanderungen nicht selten das Meßgeschirr versteckt in seinem Rucksack mit.
Hans schließt sich der illegalen bündischen Jugendgruppe "Deutsche Jungenschaft" an, die sich am 1. November 1929 gegründet hatte und sich deshalb "DJ 1. 11." nannte. Dort findet Hans all das wieder, was er in der HJ vermissen mußte: die Beschäftigung mit Lyrik, Philosophie und dem Theaterspielen. Außerdem wurde auf, von den Nazis verpönten, Instrumenten gespielt und dazu damals verbotene Lieder gesungen.
Lange Abende verbringt die Jugendgruppe mit Gesprächen über Friedrich Nietzsche und dem Rezitieren der Gedichte Stefan Georges und Rainer-Maria Rilkes. Bücher verbotener Schriftsteller werden gelesen, Drucke und Kunstpostkarten jener Maler gesammelt, die als "entartet" gelten.
Das tiefe Interesse an der Kunst, Literatur und der Philosophie läßt die Geschwister Scholl oft zu illegalen und im privaten Rahmen stattfindenden Diskussionsrunden gehen. Bekannte Persönlichkeiten wie der Theologe Theodor Haekker und Carl Muth nehmen zuweilen an den Gesprächen teil. Hans wirft desöfteren die Frage nach dem Widerstand auf, der vom christlichen Glauben herrühren müsse. Die Resonanz aber bleibt verhalten; der Kreis beschränkt sich auf die theoretische Auseinandersetzung. Zudem will wohl niemand in der immer wieder neu zusammengesetzten Diskussionsrunde allzu deutlich Farbe bekennen.
Aus Liebe zu den verbotenen Kulturgütern und Idealen wächst allmählich der Widerstand von Sophie und Hans Scholl. Hans beginnt, zusammen mit einigen Kommilitonen, die mit ihm in München Medizin studieren, sich nach Gleichgesinnten umzuschauen: Es sind Alexander Schmorell und Christoph Probst. Gemeinsam mit anderen richtet er in einem Kelleratelier einen Versammlungsraum ein, in dem dann später mit einem unzeit- gemäßen Vervielfältigungsapparat die Flugblätter der "Weißen Rose" gedruckt werden.
Dazwischen liegen immer wieder Fronteinsätze für die Männer und der Reichsarbeitsdienst für Sophie. Sie stößt erst zu der Gruppe, als etwa das dritte Flugblatt in Vorbereitung ist.
Nur neun Monate vor der Verhaftung von Christoph Probst und der Geschwister Scholl hatte sich die kleine Widerstandsgruppe im Mai 1942 gegründet. Deren Namen, "Die Weiße Rose", ergab sich zufällig: Hans las zu dieser Zeit einen spanischen Roman mit dem gleichnamigen Titel.
Sophie Scholl fuhr an ihrem 21. Geburtstag, dem 9. Mai 1942, von Ulm nach München zu Hans, der dort bereits studierte. Sie liebte ihren Bruder sehr und freute sich darauf, mit ihm künftig zusammen zur Universität gehen zu können. Sie selbst interessierte sich für die Fächer Biologie und Philosophie. Schon bald schloß sie sich dem Freudeskreis um ihren Bruder an. In dessen Umgebung fühlte sich Sophie vom ersten Tag an wohl. Die unkomplizierte Art im Umgang, das Interesse an Kunst, Literatur und Musik; die Begeisterung für die Natur, das alles entsprach ihrer eigenen, freien Vorstellung vom Leben.
Der enge Münchner Kreis der "Weißen Rose" bestand zunächst aus Hans Scholl, Alexander Schmorell und Christoph Probst. Später kamen dann Sophie, Willi Graf und schließlich zuletzt der Philosophieprofessor Kurt Huber dazu.
Die kleine Gruppe um Hans Scholl war im Frühjahr zu der Überzeugung gekommen, daß sie jetzt genug geredet hatten und endlich etwas getan werden müsse. Der Münchner Architekt Manfred Eickemeyer, der sich beruflich öfter in Polen und der Sowjetunion aufhielt, hatte den Studenten von Massendeportationen und -erschießungen in den besetzten Gebieten berichtet. Hans hatte in Lazaretten im besiegten Frankreich gearbeitet und dort das Leid gesehen, das durch die Nazis verursacht wurde.
Daß Juden und geistig Behinderte brutal beseitigt wurden, sprach sich für alle, die es hören wollten, allmählich herum. Die Gruppe entschloß sich, mit Flugblättern Widerstands-Stimmung zu verbreiten. Da das Atelier des Architekten Eikkemeyer oft leerstand, benutzten sie den darunterliegenden Keller mit seiner Erlaubnis als Arbeitsraum. Dort beschrieben sie die Matritzen, diskutierten die Inhalte der Flugblätter und kurbelten an der Vervielfältigungsmaschine, die allzu oft repariert werden mußte.
Die Schwester von Sophie und Hans, Inge Aicher-Scholl, erinnert sich: "Ich finde es bezeichnend, daß die Münchner Studenten sich für Flugblatt-Aktionen entschlossen haben, für diese hauchdünne Chance, durch telegrammartige Aufklärungsversuche einen passiven Widerstand zu mobilisieren. Sie hätten ja auch willkürlich Bomben werfen können, aber das hätte Menschenleben gekostet. Gewiß, den Tyrannenmord hätten meine Geschwister akzeptiert . . ." Hans hatte sich vor der Flugblatt-Aktion tagelang in eine Klosterbibliothek in München begeben, um dieses Thema zu studieren.
Sophies Schulfreundin, Susanne Hirzel, schildert in einem Brief an die Schwester Inge Scholl ein Treffen mit Sophie: "Sophie machte Andeutungen von Flugblatt-Aktionen. Als wir die Römerstraße heruntergingen, meinte sie: ,Wenn hier Hitler mir entgegen käme und ich eine Pistole hätte, würde ich ihn erschießen. Wenn es die Männer nicht machen, muß es eben eine Frau tun&rquote; (. . .) Ich entgegnete: ,Da wäre doch gleich der Himmler zur Stelle und nach diesem genügend andere.&rquote; Sie erwiderte: ,Man muß etwas machen, um selbst keine Schuld zu haben.&rquote;"
So heißt es in dem zweiten Flugblatt der "Weißen Rose", daß ein jeder nicht nur Mitleid mit den Opfern des Regimes, sondern vielmehr Mitschuld empfinden müsse. Die Bürger seien selbst schuld daran, daß eine solche Regierung überhaupt erst entstehen konnte: "Ein jeder will sich von einer solchen Mitschuld freisprechen, ein jeder tut es und schläft dann wieder mit ruhigstem, bestem Gewissen. Aber er kann sich nicht freisprechen, ein jeder ist schuldig, schuldig, schuldig!"
Die Flugblätter der Wiederstandsgruppe sind zunächst sehr literarisch gehalten, und in die Texte sind immer wieder Zitate von Dichtern und Denkern eingeflochten. Im zweiten Flugblatt heißt es beispielsweise zum Hitler-Buch "Mein Kampf": "Ein Buch, das in übelstem Deutsch geschrieben worden ist, daß ich je gelesen habe, dennoch ist es von dem Volke der Dichter und Denker zur Bibel erhoben worden." Im dritten Flugblatt werden schließlich die Christen direkt angesprochen, wenn von der "sittlichen Pflicht" zum Widerstand die Rede ist: "Denn mit jedem Tag, da Ihr noch zögert, (. . .) wächst Eure Schuld (. . .)."
Und im vierten Flugblatt heißt es: "Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen; die Weiße Rose läßt Euch keine Ruhe." Dazu ergänzt das fünfte Flugblatt: "Nachher wird ein schreckliches, aber gerechtes Gericht kommen über die, so sie sich feig und unentschlossen verborgen hielten." Die meisten Flugblätter verschickt die Gruppe mit der Post. Den Rest legen sie nach ristkanten Fahrten in die großen Städte wie Stuttgart, Hamburg, Ulm, und Berlin - immer wieder von Razzien und Kontrollen flankiert - an öffentlichen Plätzen, Telefonzellen etc. aus.
Jeder einzelne Schritt, das Besorgen von größeren Mengen Papier, Umschlägen, Matritzen und Ersatzteilen für den immer wieder defekten Verfielfältigungsapparat hätte bereits den Kopf kosten können. Oder auch der Kauf größerer Mengen von Acht-Pfennig-Briefmarken konnte bereits Verhaftung bedeuten: Denn es gab eine Anordnung für Postbedienstete, Käufe von mehr als einem Bogen der Gestapo zu melden.
Die Strapazen und die nervliche Anspannung, der Sophie durch die nächtlichen Druckarbeiten ausgesetzt war, die Angst vor Zwischenfällen beim gefährlichen Transport und Verteilen der Flugblätter sowie bei der Papierbeschaffung - denn "nebenbei" sollte sie noch ein anstrengendes Studium absolvieren -, all das verlangte nach Ausgleich.
Die Schwester Elisabeth erinnert sich daran, daß Sophie bei einem Besuch in der elterlichen Wohnung in Ulm eine fast kindliche Freude, Aufgeschlossenheit und Entspannung zeigte. Sophie selbst schreibt in einem Brief an ihren Freund Fritz Hartnagel: "Die 150 Kilometer, die zwischen Ulm und München liegen, verändern mich dann so rasch, daß ich selbst erstaunt bin. Ich werde von einem harmlosen, ausgelassenen Kind zu einem auf sich gestellten Menschen."
Entgegen kursierenden Heldenmythen waren die jungen Menschen allerings keine entrückten und unerreichbaren Größen. Sie hatten Ängste und Zweifel - wie jeder eben. Wer sie überhöht und fern der Sterblichen auf Sockel hebt, wird nicht nur ihnen nicht, sondern auch ihrer Sache nicht gerecht: Jeder solle sich wehren, war ihre Forderung, und jeder könne sich wehren, war ihre Überzeugung.
Seit der Niederlage der deutschen Armee in Stalingrad wußten die Studenten, daß die Zeit für sie arbeitete. Sie wagten es nun, nachts mit Schablonen und Wandfarbe Parolen wie "Nieder mit Hitler", "Freiheit" und durchgestrichene Hackenkreuze an zentralen Punkten Münchens anzubringen. Einmal sogar an der Feldherrnhalle, die rund um die Uhr durch eine SS-Ehrenwache zum Gedenken an Hitlers Putschversuch von 1923 im Blickfeld war.
Am 13. Januar 1943 hatte es unter den Münchner Studenten einen unverhofften Stimmungsumschwung gegeben. Gauleiter Paul Giese hielt im Großen Saal des Deutschen Museums eine Festansprache zum 450jährigen Bestehen der Universität. Giese hob das Privileg hervor, welches die Studenten gegenüber den "Volksgenossen draußen im Feld" genössen. Die Rede wurde immer wieder von aufmüpfigen Zwischenrufen begleitet. Schließlich mußte der Gauleiter die Rede abbrechen, um sich der eigenen Haut zu erwehren. Als er nämlich gefordert hatte, die Studentinnen sollten lieber dem Führer "einen strammen Burschen" schenken als zu studieren, kam es zum Tumult. Denn der letzte Satz des Gauleiters, der schließlich bis dahin nie dagewesene Krawalle auslöste, lautete: "Na, und wenn einige Mädels nicht hübsch genug sind, einen Freund zu finden, dann werde ich gern jeder einen von meinen Adjudanten zuweisen . . . und ich kann ihr ein erfreuliches Erlebnis versprechen." Giese mußte vor den werfenden und aufbegehrenden Studenten fliehen.
An diesem Tag waren die Geschwister Scholl bereits gewarnt. Sie erfuhren, daß die Gestapo ihnen auf den Fersen ist. Sophie wird zur Flucht aufgefordert. Ihre Antwort lautet jedoch: "Es fallen so viele Menschen für dieses Regime. Es wird Zeit, daß jemand dagegen fällt." Auch Hans überlegt die Chancen eines Fluchtversuches, erkennt aber, daß er etwa 100 Menschen gefährden würde, wenn er sich in das Ausland absetzte.
Dazu kam aber sicherlich auch die Fehleinschätzung der Stimmung im Lande durch die Widerstandsgruppe: Aus Gesprächen vor ihrer Festnahme ist zu schließen, daß Sophie und Hans Scholl es nur noch als eine Frage von Wochen, höchstens aber Monaten ansahen, bis das Regime zu Fall gebracht werde würde. Sie konnten nicht wissen, daß der Studentenaufstand gegen Gauleiter Giese der letzte dieser Art gewesen sein würde.
Eine allerletzte Warnung sollte die Geschwister Scholl noch am Morgen des 18. Februar 1943 um kurz nach zehn Uhr erreichen: Ein Informant hatte den Auftrag, ihnen zu bestellen, daß das Buch "Machtstaat und Utopie" vergriffen sei. Doch Sophie und Hans hatten sich gerade aufgemacht, die Flugblätter in der Münchner Universität zu verteilen.
Oeder Weg . . .
Vandreike versicherte im Ortsbeirat, daß die Umsetzung von Tempo 30 in dem Abschnitt nördlich der Querstraße bis zum Oberweg "kurzfristig" realisierbar sei. Dort schlängle sich die Fahrbahn und sei relativ eng, so daß "ohnehin kein vernünftiger Mensch schneller als 30 fahren kann". Auch die Stadtwerke hätten diesem Vorhaben zugestimmt, berichtete er.
Anders im Teil vom Oberweg bis zur Eckenheimer Landstraße - dort gerät eine erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern mit dem Beschleunigungsprogramm für den öffentlichen Nahverkehr in Konflikt. Die Stadt könne nicht Millionen in einen schnelleren Busverkehr investieren und gleichzeitig das Programm durch derlei Einschränkungen unterlaufen. "Deshalb soll generell auf Grundnetzstraßen kein Tempo 30 eingerichtet werden", erklärte Vandreike.
Ein Grundsatz, den die Grünen im Ortsbeirat 3 nicht uneingeschränkt gelten lassen wollten. Fast ein Drittel aller Frankfurter wohnten an Grundnetzstraßen, sagte Fraktionssprecher Uwe Paulsen: "Denen kann man doch nicht einfach sagen: Pech gehabt", entgegnete er. Gerade im Oeder Weg liege der Zeitverlust bei Tempo 30 für die Linie 36 bei maximal 20 Sekunden, rechnete Paulsen vor. Sein Parteikollege Lutz Sikorski, deutete dann auch eine mögliche Ausnahme an. "Die Grünen im Römer werden die Tempo 30- Forderung für den kompletten Oeder Weg mittragen", versprach er. rea
Mit einem Veranstaltungs-Marathon wird in der Eishockey-Oberliga Nord die Endphase eingeläutet. Beginnend mit dem Gastspiel am heutigen Mittwoch in Bremerhaven muß beispielsweise die Mannschaft des Spitzenreiters Frankfurter ESC in den nächsten zwölf Tagen sechsmal aufs Eis.
Erst die letzten vier Spieltage finden dann wieder im Eishockey-üblichen Freitag-Sonntag-Rhythmus statt. Die Beschwerlichkeit der Aufgabenfülle wird durch fehlende Abwechslung eher noch erschwert. So müssen die "Löwen" nicht nur heute gegen Bremerhaven antreten, sondern auch zwei Tage später sowie am kommenden Dienstag, dann allerdings mit Heimrecht.
Größere Spannung ist vom Spitzenspiel zu erwarten, zu dem der Tabellenführer am Sonntag beim ESC Wedemark, dem einzig verbliebenen Verfolger, gastiert. In all diesen Begegnungen müssen die "Löwen" auf eine ihrer stärksten Kräfte verzichten. Bei dem 34 Jahre alten Stürmer Roger Nicholas wurde ein leichter Leistenbruch festgestellt, woraufhin er vom Arzt ein Spiel- und Trainingsverbot bis kommenden Dienstag auferlegt bekam.
Ungeachtet der Gefahr, die ihnen nach wie vor durch die Erfolgsserie des ESC Wedemark droht, planen die Frankfurter schon für die Aufstiegsspiele gegen den Meister der Oberliga Süd am 19. und 21. März. Aus diesem Grund schickte der Verein am vergangenen Wochenende ein Kamerateam zum Süd-Spitzenspiel zwischen dem EV Landsberg und dem EC Bad Tölz (3:3), dem bei jetzt zwei Punkten Vorsprung die besten Chancen eingeräumt werden.
Zweifellos würde im Vorstand beim Frankfurter ESC eine Qualifikation der Tölzer für die kommenden Aufstiegsspiele begrüßen. Der Altmeister hat mit einer Kapazität von 5000 Zuschauern das größte Stadion unter den Favoriten, so daß die Löwen-Fans den geplanten Sonderzug zum Auswärtsspiel mit ausreichenden gültigen Eintrittskarten betreten würden. Sim.
rds BONN, 16. Februar. Der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Manfred Kolbe hat den Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums zum Entschädigungsgesetz am Dienstag in Bonn heftig attackiert. "Obwohl der Zweite Weltkrieg und somit auch die Sowjetische Besatzungszone und die DDR von allen Deutschen zu verantworten ist, sollen jetzt nur diejenigen durch eine Vermögensabgabe die Entschädigungen aufbringen, die in der ehemaligen DDR Eigentum zurückerhalten", wies Kolbe im Gespräch mit der FR den Entwurf zurück, der ohne Mitwirkung von Politikern aus den neuen Bundesländern zustande gekommen ist.
Die einzige gerechte Lösung wäre nach Kolbe eine gesamtdeutsche Finanzierung der notwendigen Entschädigungen: entweder über eine Vermögensabgabe in ganz Deutschland oder aus dem Erblastenfonds, also mit Steuermitteln. Kolbe zieht letztere Möglichkeit vor, da eine gesamtdeutsche Vermögensabgabe zu verwaltungsaufwendig wäre und die politische Diskussion mit einer zusätzlichen Abgabe belasten würde.
SULZBACH. Chilenische Gerichte, die über das bekannte Chili con carne weit hinausgehen, können Interessierte am Freitag, 26. Februar, zubereiten lernen. Fresia del Carmen Schleich lädt für 17.30 Uhr in die Küche der Cretzschmarschule ein, um in die Geheimnisse der südamerikanischen Kochkunst einzuweisen.
Wer in den Kochtöpfen rühren möchte, meldet sich bis zum 23. Februar unter der Rufnummer 70 21 51 im Rathaus an und zahlt für das Essen 15 Mark. Den Kochabend veranstaltet die Gemeinde. she
has FRANKFURT A. M. Der Ausstieg von Bernard Tapie beim deutschen Sportartikelhersteller Adidas sorgt in Frankreich einen Monat vor den dortigen Wahlen zur Nationalversammlung für politisches Aufsehen. Verschiedene, aus dem rechten Parteienlager stammende Abgeordnete haben jedenfalls bereits eine parlamentarische Untersuchungskommission gefordert, die sich mit dem Verkauf der Drei-Streifen-Firma aus Herzogenaurach beschäftigen soll.
Der Anlaß dieses Begehrens ist offenkundig: Tapie ist seit einiger Zeit wieder Stadtentwicklungsminister in Frankreich; und bei dem Abschied von Adidas waren ihm drei staatlich kontrollierte Finanzinstitute (Crédit Lyonnais, Banque Worms, Assurances Général de France) zumindest dahingehend hilfreich, weil sie ihre Beteiligungen an dem deutschen Unternehmen mehr als verdoppelten.
Bei der bürgerlichen Partei UDF wird moniert, es sei nicht normal, wenn drei Staatsgesellschaften kurz vor den Wahlen einsprängen, um einem auf Abruf arbeitenden Minister auf billige Weise beim Adidas-Rückzug zu helfen. Mögliche Einflußnahmen durch Regierungsbehörden werden in diesem Zusammenhang ins Spiel gebracht. Verschiedene französische Tageszeitungen, etwa Libération, nahmen sich gestern dieser Seite des Tapie-Geschäfts intensiv an.
In Deutschland ist derweil Rätselraten über einige der neuen Adidas-Aktionäre angesagt (siehe dazu auch gestrige FR). Informationen zu diesen Anteilseignern sind auch bei dem Sportartikelanbieter nicht zu bekommen.
Das französische Blatt Le Monde berichtet, daß bei der Firma Ricesa des designierten Vorstandschefs Robert Louis- Dreyfus auch der Schweizer Finanzier Klaus Jacobs engagiert ist, dem einst die Suchard-Gruppe gehörte und der beim Verkauf dieses Unternehmens im Eidgenossenland als "Schokoladenverräter" tituliert wurde.
Mangelware sind aber vor allem Informationen über die von einer Gruppe namens Euroknights International (vermeintliche Basis dieses Unternehmens ist Luxemburg) kontrollierte britische Coatbridge Holdings, die 15 Prozent des Adidas-Kapitals zeichnete. Gleiches gilt für die Investitionsfirma Omega Ventures, die 19,9 Prozent erwarb. Bei dieser Gesellschaft, die ihren Sitz angeblich in Jersey hat, ist wenigstens bekannt, daß die Citibank zumindest eine beratende Funktion ausübt.
Mittwoch, 17. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Antiphon"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orleans".
Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 u. 28 36 76: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere - Spezial.
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Theater am Turm, Eschersheimer Lanstr. 2, Tel. 15 45 0: 20 Uhr, "Blaubarts Orchester".
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Die Clowns und Pantomimen aus Kiew - "Mimikritschi".
Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidster. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Ein Fest bei Papadakis!". Freies Schauspiel Ensemble, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie"; Philantropin, Hebelstr. 17.
Kinder- & Jugendtheater, 57 05 96: 16 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20: Tel.28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue.
Kultur im Krankenhaus, Frankfurter Bund für Volksbildung, Tel. 15 45 145: 15 Uhr, "Shut Ups" (Jonglage und Akrobatik), BG-Unfallklinik, Friedberger Landstr. 430, Station A 2. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum".
Sinkkasten, Brönnerstr. 4: 21 Uhr, Nea.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.
Brotfabrik, Bachmannstr.: 21 Uhr, Salsa Disco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Randy and Coleen.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 h, All Colours.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Tom Knauer meets Jimi Hendrix.
Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Trio.
Negativ, Walter-Kolb-Str.1: 20 h, Bevis Found.
Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Jam-Session.
Hochschule für Musik, Eschersheimer Landstr. 29-39: 19.30 Uhr, Konzertexamen Lars Jönsson.
Zeilgalerie 7. Ebene: 21 Uhr, The Amazing Liquorice Allsorts.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Vorträge / Diskussionen Deutsch-Griechische Gesellschaft: 19.30 Uhr, Vortrag "Hellenistische Königsporträts auf Münzen - ein vernetzes System"; IHK, Börsenplatz 6-8.
Freunde des Palmengartens: 19.30 Uhr, Lichtbildervortrag "Landschaft und Pflanzenwelt Argentiniens", Palmengarten, Palmensaal.
Softwarehaus von Frauen für Frauen und Mädchen, Hohenstaufenstr. 8: 19 Uhr, Vortrag "Neue Techniken, Frauen und Kleingeld".
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, Vortrag "Feministische Therapie - auch für Männer?".
Naturschutzbund Deutschland: 19.30 Uhr, Diavortrag "Die Everglades - Naturerlebnis Florida".
Freies Deutsches Hochstift: 18 Uhr, Vortrag "Das Zufällige ist das Notwendige. Ansichten zu Schillers ,Wallenstein&rquote;", Senckenberg- Museum, Senckenberganlage 25.
Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1:15 Uhr, Vortrag über den "Betty- Lift". Museen / Führungen Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung "Blicke in die Künstlerwerkstatt - Niederländische Malerei im Städel 1400-1550".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Positionen: Alighiero e Boetti und Gotthard Graubner"; 18 Uhr, Führung zu "Ausgewählten Werken".
Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zu "Asiatische Kunst - Skulpturen aus Thailand, Kambodscha und Indien".
Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Führung "Tony Senders US-amerikanisches Exil und ihre Arbeit bei den Vereinten Nationen". Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung "Zedaka - Armut und Reichtum in der jüdischen Ethik".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen - Menschen - Weltbilder".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung "Plattentektonik".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel im Anzeigenteil. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17/ R.3.
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: 14 Uhr, Führung "Wasserwirtschaftliche Maßnahmen im Altheeg", Treffpunkt Bushaltestelle Linie 61, Unterschweinstiege. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Zoo, Hanauer Landstr. 45, Tel. 49 58 55; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostraße 21, Tel. 30 42 32; Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstraße 59, Tel. 62 30 16; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56;44 59 74; Insel-Apotheke, Rödelheim, Rödelheimer Landstr. 143, Tel. 78 72 74; Lohrberg-Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Straße 137, Tel. 47 24 54; Mosel-Apotheke, Münchner Str. 41, Tel. 23 22 06; Neue Apotheke, Preungesheim, Weilbrunnstr. 5, Tel. 5 48 19 59; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann- Straße 6, Tel. 57 02 14. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42.
Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Tierärztin Hering-Steier, Elektronstr. 62, 623 Ffm. 80, Tel. 39 04 72 04; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden tägl.), Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
Ein nicht uninteressanter Fall. Der 1959 geborene schottische Komponist James Macmillan arbeitete zunächst im Bereich dessen, was Leute aus dem "großen" Musikgeschäft die "akademische Moderne" nennen. 1990 indes hatte er in einem Londoner Promenadenkonzert Riesenerfolg mit "The Confession of Isobel Gowdie". Was hatte er getan, um seine Musik auf die Plaza der Popularität zu stoßen?
Keine Kehrtwendung zum Altmodisch- Verschnarchten, aber einen beherzten Schritt zum Effektvollen: Schon das Thema der Komposition ein Treffer, Psychogramm einer von den Puritanern zur Strecke gebrachten "Hexe" (Macmillan ist katholischer Sozialist). Sodann eine filmmusikalisch-suggestive und illustrationsstarke musikalische Diktion. Schließlich das ganze von der Werbetrommel kräftig angerührt. Der Dirigent Jerzy Maksymiuk, ein eiserner Perfektionist, dann als genau passender Mentor (mit den schottischen BBC-Symphonikern). Im Verein mit der etwas älteren, ebenfalls knallig-eindringlichen Kammerorchesterstudie "Tryst" ergab sich damit Material für eine CD, die sich an Liebhaber von Deftigem wendet. JEAN LEHMANN
Macmillan: The Confession of Isobel Gowdie, Tryst; BBC Scottish Symphony Orchestra, Dir.: J. Maksymiuk; Koch/ Schwann 3-1050-2
"Ungeheuerliches" Ultimatum an Kreß Magistrat ist über den Stil der Gegner eines Sozialwohnungskomplexes mächtig sauer Von Eva Schultheis KRONBERG. Im Magistrat herrscht helle Empörung über die "Interessengemeinschaft Kleine Lindenstruth", die der Stadt Rücksichtslosigkeit beim Bau von 32 Sozialwohnungen in der Ernst-Moritz-Arndt-Straße vorwirft. "Ungeheuerlich", nannte das Bürgermeister Wilhelm Kreß gestern in einer eilends einberufenen Pressekonferenz wütend. "Sowas Schäbiges habe ich in Kronberg noch nie erlebt." Der Ankündigung der Interessengemeinschaft, beim Hessischen Verwaltungsgerichtshof einen Baustopp zu beantragen, sehe man "gelassen entgegen". Wie berichtet, hatten die Anwohner, vertreten durch die ebenfalls dort wohnenden Rechtsanwälte Peter Rössler und Mathias Brinkmann, am Montag bei der Stadt Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingelegt. Zur Zeit wird auf dem Gelände Erdaushub abgetragen, die eigentlichen Bauarbeiten sollen noch in diesem Monat beginnen. Am Dienstag morgen stellten die Anwohner dem Bürgermeister per Fax ein Ultimatum: Wenn die Stadt nicht bis Mittwoch, 14 Uhr, auf sie zukomme, werde man den Verwaltungsgerichtshof anrufen.
Bürgermeister Kreß und Erster Stadrat Karsten Stahlberg sind nun erst recht sauer. "Am Dienstag vergangener Woche erschienen drei Herren unangemeldet in meinem Büro", schilderte Stahlberg den ersten Kontakt mit den Anwohnern. Er habe sich trotzdem anderthalb Stunden Zeit genommen, sie alle Pläne und den Bauschein einsehen lassen und Brinkmann sogar eine Zeichnung mitgegeben, weil der sie, wie er sagte, "abends seiner Frau zeigen wollte".
Um so überraschter sei er gewesen, diese Zeichnung in einer örtlichen Zeitung veröffentlicht zu sehen, verbunden mit schweren Vorwürfen der Anwohner an die Stadt. "Das war ein Mißbrauch meines Vertrauens und ein ungehöriges Verfahren", meinte er grimmig. Zudem seien die inhaltlichen Anschuldigungen nicht gerechtfertigt. Von einem "Klotz" könne keine Rede sein: "Der Architekt hat sich hier die allergrößte Mühe gegeben. Das Haus ist gestaffelt, hat Mietergärten und sehr viel Grün."
Architekt Klaus Grabowski erläuterte noch einmal den Bebauungsplan, der aus dem Jahr 1982 stammt. Die zu den bereits gebauten Reihenhäusern Richtung Westerbach gelegene Seite sei nur zweigeschossig, die zur Freiherr-vom-Stein- Straße gelegene dreigeschossig geplant. Die mögliche Ausnutzung des Grundstücks und der Geschoßflächen sei damit sogar leicht unterschritten worden. "Die Zahl der Geschosse kann deshalb nicht in Frage gestellt werden", betonte Kreß - die Anwohner wollen ein Stockwerk weniger haben.
Auch die geforderte Tiefgarage sehe der gültige Bebauungsplan nicht vor. "Wir haben uns gerade bemüht, den Anliegerverkehr zu entzerren", sagte Kreß. Ein Teil der Stellplätze sei direkt am Gebäude vorgesehen, der Rest auf einem nahegelegenen öffentlichen Parkplatz, der sowieso kaum genutzt werde.
Daß die Anwohner mit den zwei Zufahrten zu den Stellplätzen vorm Haus nicht einverstanden sind, weil sie die Zufahrt über die Kantstraße als gefährlich für ihre Kinder ansehen, kann Stahlberg verstehen. "Ich hatte mich nach dem Gespräch letzte Woche sofort mit dem Architekten in Verbindung gesetzt, und das ist sicher auch noch leicht zu ändern", meint er.
Doch vorerst ist seine Gesprächsbereitschaft gering: "Ultimaten laß' ich mir nicht gerne stellen." Über die wahren Gründe der Anwohner, sich gegen das Projekt zu stellen, haben Kreß und Stahlberg so ihre Vermutungen: Sie glauben, daß den Reihenhausbesitzern die neuen Mieter nicht passen. "Vor einem halben Jahr hatte ich zwei Anrufer aus diesem Gebiet, die meinten, wenn dort erst mal Sozialwohnungen stünden, mindere sich der Wert ihrer Grundstücke", erinnert sich Stahlberg.
Dieses Motiv, das die Anwohner indes strikt zurückweisen, erbost den Magistrat besonders. "Das ist purer Egoismus", wettert Kreß. "Die haben damals ihre Grundstücke von uns zu einem äußerst günstigen Preis in Erbpacht übernommen, und jetzt verhalten sie sich so mies."
Seine Geduld ist jedenfalls am Ende: "Wenn die tatsächlich klagen, dann werden wir die Sache einem Rechtsanwalt übergeben und nicht dem Rechtsamt. Dann kommen saftige Kosten auf sie zu."
Herrn Gerd Nowak zum 70. Geburtstag am 17. Februar.
me WIESBADEN, 16. Februar. Nach monatelangen internen Kontroversen hat die hessische Landesregierung am Dienstag den Entwurf eines "Gleichberechtigungsgesetzes" für den öffentlichen Dienst beschlossen. Der Entwurf des Gesetzes, das Anfang 1994 in Kraft treten soll, geht weiter als der der Bundesfrauenministerin Angela Merkel (CDU). (Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht auf der Hessenseite)
LANGENSELBOLD. Die Selbolder Liste zog ihre eigenen Erkenntnisse aus der Angelegenheit. Für SL-Fraktionschef Michael Frenzel stand fest: Ohne umfangreiches schriftliches Beweismaterial könne den Behauptungen von Bürgermeister Ebner kein Glauben mehr geschenkt werden. Zu dieser Schlußfolgerung kam die Oppositionsfraktion, nachdem Ebner in einer Pressemitteilung erklärt hatte, daß sich das Hessische Umweltministerium bei den Untersuchungen der Stadt zur Historie der Altlastdeponie Rödelberg wenig kooperativ zeige und zwei Schreiben nicht beantwortet habe. Die Sprecherin des Ministeriums hatte den Darstellungen der Stadt gegenüber einer Gelnhäuser Heimatzeitung jedoch widersprochen. Sie erklärte, daß ihre Behörde aus Datenschutzgründen die von der Stadt geforderte Akteneinsicht nicht gewährt habe und dies der Kommune auch mitgeteilt wurde. Hintergrund der Anfrage: Die Verwaltung war vom Parlament beauftragt worden, die Ursachen für die Boden- und Wasserbelastungen der Altdeponie mit Lösungsmitteln und Dioxinen zu ermitteln. In den 60er Jahren hatte ein Unternehmer offensichtlich mit Genehmigung der Stadt dort seinen Müll verbrannt und giftige Stoffe abgekippt.
Der Widerspruch des Ministeriums veranlaßte die Selbolder Liste in der Parlamentsitzung am Monatg abend dazu, einen "Akteneinsichtsausschuß" zu fordern, um die "tatsächlichen Bemühungen des Bürgermeisters nachzuprüfen". Wie SL-Sprecher Michael Frenzel erklärte, habe sich die Stadt mehr als 18 Monate lang nicht in der Sache beim Ministerium bemüht. Zudem sei man im Rathaus nicht über den derzeitigen Stand der Sanierung informiert.
Bürgermeister Ebner betonte in seiner Erwiderung auf die Vorwürfe der Opposition erneut, daß es das Ministerium mehrfach abgelehnt habe, Akten aus dem Zeitraum der Giftmüllablagerung der Stadt zu übersenden. Anfragen habe die Stadt auch an die örtliche Feuerwehr, die damals beim Räumeinsatz dabei war, als auch an das Wasserwirtschaftsamt, die Gewerbeaufsicht und das Regierungspräsidium und den Altbürgermeister Neugebauer gerichtet - mit nur wenig Erfolg. Inhalt seiner damaligen Presseerklärung seien die nur schleppenden Fortschritte bei der Aufklärung der Deponiegeschichte gewesen und keineswegs mangelnde Informationen über den Fortgang der Sanierung, wie die Heimatzeitung geschrieben habe.
Ebner erklärte, bereits im Februar 1991 habe er den Parlamentariern die Akteneinsicht bewilligt. In einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse am heutigen Mittwoch in der Klosterberghalle sollen die Fraktionen dazu jetzt erneut Gelegenheit haben.
Der DKP-Vertreter und Erste Stadtrat Emil Schäfer warf der Opposition vor, sich in der Vergangenheit wenig um die Altlast Rödelberg bemüht zu haben. Erst seine Fraktion habe die Diskussion und die Sanierung der Deponie letztendlich angestoßen. Die SPD und einige Mitglieder der heutigen SL seien damals mit in der Verantwortung für das Entstehen der Altlast gewesen. Eine Äußerung, die von dem SL-Vertreter Gerhard Schießer durch mehrfache laute Zwischenrufe zur neuen Deponieplanung im Fallbachtal kommentiert wurde. Schießer war zu Zeiten der Rödelberg-Affäre in der SPD und Vize- Bürgermeister.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Fritz Schüßler stimmte für die Akteneinsicht, warf der SL jedoch gleichzeitig vor, daß sie den zeitlichen Rahmen der Einsichtnahme auf das Datum ab dem 1. April 1989, die "Geburtstunde" der Wählerliste, begrenze. Schüßler mutmaßte, daß die SL wohl durch diese Begrenzung ihre "eigenen Leute reinwaschen wolle". Es müsse geklärt werden, warum damals dem Müllunternehmer die Deponie "für den Preis einer Garagenmiete überlassen wurde und wer das zu verantworten hat". Laut einstimmig beschlossenem Änderungsantrag der SPD wird der Bau- Planungs- und Umweltausschuß Akteneinsicht nehmen. Aufgehoben wurde per Beschluß auch die zeitliche Begrenzung. alu
"Kämpfe an der dalmatinischen Küste und im Hinterland", meldete der Rundfunk am Morgen. Mittags aber gab die Kroatische Zentrale für Tourismus auf einer Pressekonferenz zur Reisemesse CBR in München bekannt, die Küstenstraße nach Dalmatien sei nunmehr wieder "problemlos" zu befahren. Allerdings müsse man bis auf weiteres von Prizna (120 Kilometer südlich von Rijeka) per Fähre zur Insel Pag übersetzen und von deren Südende aus über eine Brücke zurück aufs Festland bei Zadar. Wenngleich die "ganze Adriaküste jetzt vollkommen unter kroatischer Kontrolle" sei, wie Tourismus-Direktor Zeljko Toncinic den vielen Interessenten im Saal versicherte. Wenn demnächst die neue Betonbrücke bei Split gebaut sei, werde man wieder ungehindert entlang der "schönsten Küste Europas" von Rijeka bis Dubrovnik fahren können. Auch die italienischen Fähren haben den Pendelverkehr wieder aufgenommen. Und für Privatboote stehen 11 000 Liegeplätze in den Marinas bereit.
Ein gebeuteltes Land im Aufwind? Trotz Schießereien im Binnenland, die das Gros der ehemaligen Jugoslawien- Urlauber gewiß noch lange verunsichern werden, hatten im vorigen Jahr rund 1 133 000 Ausländer (überwiegend Österreicher und Süddeutsche) ihre Ferien in Kroatien verbracht und mit über sieben Millionen Übernachtungen zur wirtschaftlichen Stabilisierung beigetragen. Das waren zwar nur ein Viertel des Vorkriegsvolumens, aber fast doppelt so viele wie im Jahr 1991. Vor allem die Stammgäste sind wiedergekommen. Genau 40 Prozent fuhren nach Istrien (wo im August sogar die Betten knapp geworden waren) und an die Kvarner Bucht, wo es keinen Krieg gegeben hat. Auch auf den Inseln ist nicht geschossen worden.
Hoch sind also die Erwartungen für das anlaufende Reisejahr. Kroatien dürfte 1993 das preiswerteste Reiseziel am Mittelmeer sein. Gegenüber dem vorigen Sommer seien die Betten- und Verzehrpreise stabil geblieben, die Nebenkosten sogar niedriger geworden, versicherte Toncinic. Versorgungsprobleme gebe es nicht. Die Touristen bräuchten auch keine Angst zu haben, daß sie der Bevölkerung etwas wegnähmen. "Sie bringen uns vielmehr etwas, nämlich Selbstachtung." KARL STANKIEWITZ
Auskunft: Bemex Tours, Rumfordstr. 5, 8000 München 5, Tel. 089 / 2 60 95 36.
MAINTAL. Wie sehr die Wählergemeinschaft Freie Maintaler (FM) um ihren Ruf besorgt ist, wirklich "frei" - im Sinne von koalitionsunabhängig - zu sein, wurde bei ihrer vierten und letzten öffentlichen Wahlveranstaltung im größten Maintaler Stadtteil Dörnigheim deutlich.
Vorsitzender und Spitzenkandidat Bernhard Schneider nahm die Gelegenheit wahr, "eine eindeutige Standortbestimmung im politischen Spektrum der Stadt vorzunehmen", wie der neue FM- Pressesprecher Peter Czerwonka - selbst auf der FM-Bewerberliste auf Platz vier - mitteilte.
"Wir sind und bleiben eine unabhängige politische Kraft und keine Mehrheitsbeschaffer für SPD oder CDU", habe Schneider betont und damit auch "zu Mutmaßungen" Stellung genommen, "man habe die CDU im bisherigen Wahlkampf aus koalitionspolitischen Erwägungen geschont".
Mit einem etwas diffusen Kommentar zum Autreten der Christdemokraten trachtete Schneider, seiner Distanzierung noch etwas mehr Gewicht zu geben: "Die CDU schadet sich mit einigen Aktionen ihres Wahlkampfes mehr, als das irgend ein politischer Gegner kann." Was er wohl gemeint hat?
Wie dem auch sei. Fakt ist, daß sich Schneider zu seiner erneuten Standortbestimmung durch den denkbar knappen Satz, "FM und CDU schonen sich", veranlaßt sah (FR vom 10. Februar: "Kommunalwahlkampf: Viel Papier und interessante Querverbindungen").Von "koalitionspoltischen Erwägungen" war indes seitens der FR nicht die Rede.
Peter Czerwonka räumte in einem Begeleitschreiben an die FR ein, daß man in der Tat den Eindruck bekommen könnte, FM und CDU würden sich "schonen". Jedoch wäre die Schlußfolgerung "grundfalsch", daß "dahinter etwas steckt".
Der in Maintal eher als Vorsitzender der Karnvalgesellschaft "Käwer" Hochstadt bekannte Medien-Profi Peter Czerwonka hat die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der FM übernommen, weil der ehemalige Pressesprecher Christoph Kalka offenbar "ausgestiegen" ist.
Wie vom Vorsitzenden Bernhard Schneider auf Anfrage zu erfahren war, könne sich der Vorstand (noch) keinen Reim darauf machen. Plötzlich und ohne Begründung sei Kalka nicht mehr zu Vorstandssitzungen erschienen. pom
Kleine FR
Räuber erbeuteten nur Modeschmuck ROSBACH. Modeschmuck im Wert von etwa 500 Mark stahlen unbekannte Täter am Montag abend zwischen 17 und 20 Uhr aus einer Wohnung im Burggarten in Rosbach während der Abwesenheit der Hauseigentümer. Minister Günther kommt nicht BAD VILBEL. Der Diskussionsabend mit dem hessischen Innenminister Dr. Herbert Günther am heutigen Mittwoch auf Einladung der SPD Bad Vilbel im Kurhaus fällt wegen Krankheit des Innenministers aus. Orientalischer Tanz BAD VILBEL. Orientalischen Tanz lehrt Gisela Rosing auf Einladung der Bürgeraktive Bad Vilbel, Telefon 0 61 01 / 13 84, am Samstag, 27. Februar, in der Alten Mühle, Raum 112. Gymnastikanzug und -schuhe mitbringen. Verschwisterungsverein tagt BAD VILBEL. Der Verschwisterungsverein Bad Vilbel-Huizen hält seine Jahreshauptversammlung am Montag, 22. März, um 20 Uhr im Gasthof Stang.
SPD-Senioren laden ein BAD VILBEL. Die SPD-Senioren und ihre Freunde treffen sich am Donnerstag, 25. Februar, um 15 Uhr im Kurhaus-Restaurant. Dabei sind Kommunalpolitiker aus der Stadt. Gäste sind willkommen. Kleingärtner ziehen Bilanz BAD VILBEL. Der Kleingärtnerverein Bad Vilbel hält seine Jahreshauptversammlung am 26. März um 19.30 Uhr im Vereinshaus Hainwinkel. Neuer Betriebshof BAD VILBEL. Der neue Betriebshof in Dortelweil wird am Samstag, 27. Februar, von 14 bis 18 Uhr der Bevölkerung vorgestellt. Die ersten 500 Portionen aus der Gulaschkanone sind frei, lockt der Magistrat. Getränke werden zu Preisen "wie zu Adenauers Zeiten" angeboten. Das Gartenamt gibt 1000 Frühjahrsblüher aus. Kindliche Ängste KARBEN. Ängste von Kindern: Angst vor Trennung, Alleinsein, Ablehnung, sind Thema eines VHS-Kurses am 8. März, um 20 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum in Karben.
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Beratung / Selbsthilfe
Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 16-18 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.
Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung: psychologische Beratung, Gesprächstermine nach tel. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Gesundheitsamt: Aids-Beratung, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 832 96.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: 10 Uhr Atem- und Entspannungsübungen am Gradierbau. Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Frauenselbsthilfe nach Krebs: Zusammenkunft, 15-17 Uhr, Ev. Frauenbildungsstätte, Frankfurter Str. 34.
Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad.
Rheuma-Liga: Zusammenkunft, 14.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Naturheilverein: SH-Gruppe "Besser essen", Treffen, 19.30 Uhr, Frankfurter Str. 34.
Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.
Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 894 78.
Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.
Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.
Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunden, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage; 19.30 Uhr Kurhaus.
Karben. Magistrat + Jugendpflege: Boppin&rquote;B in concert, 20 Uhr, Jukuz Selzerbrunnenhof. Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Lesung Nidda. Werner Söllner - Lyrik und Prosa, 20 Uhr, Bürgerhaus. Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauencafé, 14-19 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).
Bad Nauheim. Deutscher Frauenring, Ortsring Wetterau: Jahreshauptversammlung, 16 Uhr, Kurhaus.
Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eing. Stadtschule Wilhelmskirche. Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.
VDK: Video "Land des Lächelns", 14.30 Uhr, Altes Rathaus.
Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).
Bürgeraktive: Offener Single-Treff, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.
Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt: 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Treff für Kinder v. 12-15 J.: Dortelweil, ab 14 Uhr, Altes Rathaus Bahnhofstraße.
Möwe Jonathan: Meditative Gestaltarbeit, 20-22 Uhr, Altenheim Heilsberg.
Butzbach. Friedensinitiative: Treffen, 20.30 Uhr, Gaststätte Zum Bosporus, Neugasse. BUND für Umwelt und Naturschutz: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Werdenfels.
Butzbacher Senioren 1976: Versammlung, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.
Karben. Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.
Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.
Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.
Altenstadt. Jugendclub Treff: Mädchen- Treff, ab 16 Uhr, a.d. Altenstadthalle.
Gedern. FFw: Generalversammlung, Gaststätte Zum Löwen. Fasching Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Faschingsfrühstück, 10 Uhr, Alte Feuerwache Johannisstr. 5.
Ober-Mörlen. KG Mörlau: Weibersitzung, 20.11 Uhr, Usatal-Halle.
Altenstadt. Seniorenclub Lindheim- Enzheim: Kräppelkaffee, 14.30 Uhr, Feuerwehrhaus Lindheim.
Nidda. NCV: Lachen ist die beste Medizin, Fremdensitzung, 18.45 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.
Gedern. Landfrauenverein: Kräppelabend, 20 Uhr. Vorträge / Kurse Friedberg. Geschichtsverein: Vortrag zur Geschichte der Empfängnisverhütung und des Kondoms, v. G. J. Grein, 20 Uhr, Bibliothekszentrum Klosterbau, Augustinergasse 8.
Jugendamt: Krabbelstuben - muß das sein?, Fotoausstellung, Eröffnung 17.30 Uhr, LRA; anschl. Podiumsdiskussion, Plenarsaal Kreistag.
Bad Nauheim. VHS: Dia-Vortrag: "Schottland - Hochland, Moore, Whisky und Kilt" v. M. Küthe, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage. Johanniter Unfallhilfe: Erste Hilfe am Kind, Teil 5, 20 Uhr, Rettungswache Hauptstr. 54. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus.
Bad Vilbel. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 18 Uhr, Kurhaus.
Büdingen. Sitzung des Sozial- u. Friedensausschusses, 19 Uhr, KiGa Wolferborn. Gedern. Sitzung der Stadtverordnetenversammlung, 20 Uhr, Seementalhalle Mittel-Seemen. Veranstaltungen zur Wahl Büdingen. SPD: Veranstaltung mit R. Gnadl, W. Kröll, F. Kleine, 20 Uhr, bei K. Kalmbach, Diebach am Haag. Verschiedenes Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen. Abfallsammlung Butzbach. Altpapiersammlung in Fauerbach, Münster, Bodenrod, Maibach, Hausen Oes und Wiesental. Ausstellungen Friedberg. Krabbelstuben - muß das sein?, Fotoausstellung, Foyer Landratsamt (bis 26. Februar).
Jürgen Wegener - "Zerstörungen", Di.- So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau- Museum (bis 21. Februar).
Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So., 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. März).
Bad Vilbel. Alte Mühle: H. und V. von Brauchitsch - "Licht-Bilder", Lohstr. 13 (bis 18. Februar).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So., 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (20 Uhr) - Blende: Sister Act (15 Uhr); Der letzte Mohikaner (20.15 Uhr) - Studio: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr) - Keller: Stalingrad (15, 20 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Gas Food Lodging (19 Uhr); Eine Klasse für sich (21.15 Uhr).
Butzbach. Capitol: Der Tod steht ihr gut (20) - Bambi: Bodyguard (20 Uhr).
Büdingen. Royal: Dracula (20 Uhr) - Princess: Bodyguard (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der Tod steht ihr gut (19.45 Uhr); Die Commitments (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Nie wieder schlafen (19.30 Uhr); Bob Marley - Time will tell (21.45 Uhr); Diva (24 Uhr). (ohne Gewähr)
Leser-Forum
Abstimmung über Rhönbahn Zu einem "deutlichen Votum" für den Finanzierungsplan der Rhönbahn Fulda-Gersfeld hat der Grünen-Landtagsabgeordnete aus Fulda, Fritz Hertle, die über 3200 wahlberechtigten Bürger von Ebersburg (Kreis Fulda) aufgerufen. Weil sich die Gemeindevertreter nicht auf den Beschluß zur Mitfinanzierung der Rhönbahn-Investitionen einigen konnten, war eine "Bürgerbefragung" festgelegt worden. Sie findet bis 8. März statt und soll am 9. März ausgewertet werden.
HANAU. Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) hat es am Montag abend in der letzten Sitzung der Stadtverordneten in dieser Legislaturperiode abgelehnt, die alte Illert-Fabrik am Steinheimer Altmainarm zugunsten eines Parks und freier Sicht auf die historische Stadtmauer abreißen zu lassen. Er begründete diese Haltung mit den hohen Kosten. Gleichzeitig versicherte Dressler, bevor über die städtebauliche Nutzung des Geländes im Stadtparlament endgültig entschieden werde, sollten der Ortsbeirat und der Heimat- und Geschichtsverein Steinheim gehört werden. Dessen Mitglieder seien keineswegs einhellig für den Abriß. Ein einstimmig verabschiedeter SPD-Antrag sieht vor, die Planungen der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen.
Ausganspunkt der Debatte war ein Antrag der CDU-Fraktion. Sie hatte Dressler mangelnde Informationspolitik vorgeworfen. Die Fraktionsvorsitzende der Union, Margret Härtel, warnte den Stadtbaurat, Entscheidungen "über die Köpfe der Steinheimer hinweg" zu treffen. Sie fragte, ob es bereits Zusagen für einen Investor gebe, der in Übereinstimmung mit Dressler Gewerbebetriebe im teils zu erhaltenden Illert-Gemäuer ansiedeln oder Wohnungen bauen will.
Dressler reagierte gereizt und warf Härtel vor, ihm ungerechtfertigterweise zu unterstellen, er wolle an Ortsbeirat und Geschichtsverein vorbei handeln. Eine vorvertragliche Bindung an den Investor existiere nicht. Es gebe lediglich Vorgespräche, und die gehörten zu seinen Aufgaben, um Parlamentsentscheidungen vorzubereiten.
Er vermisse das Konzept der CDU zum Illert-Gelände, sagte der Stadtbaurat weiter. Grundstückskauf, Fabrikabriß und der Bau einer Grünanlage schätze er auf insgesamt fünf Millionen Mark. Dazu sage die Union nichts. Die Kosten müsse die Stadt sicherlich alleine tragen, nachdem feststehe, daß keine zusätzlichen Bundesmittel mehr für die Städtebauförderung in Steinheim zu erwarten seien und das Land Hessen erklärtermaßen in die nahezu abgeschlossene Altstadtsanierung auch kein Geld mehr stecken wolle, sagte Dressler.
Für die CDU antwortete Klaus Romeis mit dem Hinweis, der Verkaufserlös für die Gaststätte in der alten Fabrik und für die erhaltenswerte Villa entspreche den Abrißkosten von schätzungsweise einer Million Mark.
Und der Preis von zwei Millionen Mark für ein Grundstück sei "erträglich", wenn so die einmalige Chance bestehe, den historischen Blick auf die mittelalterliche Stadtmauer wiederherzustellen.
Grünen-Fraktionssprecher Elmar Diez warf dem Magistrat vor, ohne Konzept zu sein. Unter Dresslers Vorgänger Walter Anderle sei zunächst von einem Hotel die Rede gewesen. Dressler habe später den Bau von Wohnungen favorisiert, und nun sei auch ein Gewerbehof in die Diskussion gekommen.
Stadtbaurat Dressler richte sich ausschließlich danach, was der freie Markt hergebe, behauptete Diez. Die Stadtverordnetenversammlung müsse nun grundsätzlich überlegen, was auf dem Illert- Gelände geschehen könne. Die Grünen in Hanau bevorzugten seit geraumer Zeit schon den Bau erschwinglicher Wohnungen. him
RALF NEUMANN (FDP), dem Ersten Kreisbeigeordneten im Vogelsbergkreis, wurde von der Jungen Union "Amtsmißbrauch für Wahlkampfzwecke" vorgeworfen. Der Vorsitzende der CDU-Nachwuchsorganisation, ANDREAS BLUM, erklärte, der Kreisbeigeordnete habe am Montag abend eine Telefonaktion für Bürger unter dem Motto "Rufen Sie doch mal an" durchgeführt. Dafür habe Neumann sein Dienstzimmer und die Telefonanlage des Landratsamtes benutzt. Dies sei eine unverfrorene Nutzung von öffentlichen Einrichtungen zum Zweck der Eigenwerbung im laufenden Kommunalwahlkampf. Wenn Neumann für die FDP werben wolle, solle er dafür Parteieinrichtungen benutzen. Es sei auch völlig unglaubhaft, daß sich der Erste Kreisbeigeordnete drei Wochen vor der Kommunalwahl "parteineutral um Bürgernähe" bemühen wolle. In seiner jetzt zweijährigen Amtszeit habe er den Bürgern keine einzige "Telefonaktion" angeboten.
MÖRFELDEN-WALLDORF. Auch wenn im vergangenen Jahr keine große Fahrt anstand - Langeweile ist bei den Walldorfer "Freunden der Waldenser" nicht aufgekommen. Die Bilanz von Vereinschef Karl-Heinz Kubb bei der Jahreshauptversammlung machte deutlich, daß es jede Menge zu tun gab. So spielte der Walldorfer Verein, der 253 Mitglieder zählt, im Oktober Gastgeber für die fünfte Waldensererbe-Tagung, hatte während der Walldorfer Kerb Besuch vom italienischen Männerchor "Coro Alpine Valpellice", reiste mit einer Abordnung zum deutschen Waldensertag in Hofgeismar oder war beim "Rencontre International Vaudois" (RIV) in Mérindol dabei - jenem Waldensertreffen, von dem sich Vereinschef Karl-Heinz Kubb wünscht, daß es alle vier Jahre wechselweise in Frankreich, Italien und Deutschland stattfinde. Darüber hinaus standen gemeinsame Aktivitäten mit der Arbeitsgemeinschaft für Walldorfer Geschichte (AWG) und Engagement beim Kirchenfest 1992 sowie Vorträge und Ausflüge im Terminkalender.
Dieser wird auch 1993 nicht viel dünner werden. Da steht zum Beispiel ein Trip nach Übersee auf dem Programm. Ziel ist das von Waldensern gegründete Städtchen Valdese in North Carolina. Die Idee zu dieser Reise entwickelte sich beim Treffen in Mérindol, wo sich auch amerikanische Waldenser-Nachfahren tummelten. Außerdem wird die Arbeitsgemeinschaft für Walldorfer Geschichte 25 Jahre alt. Die Jubiläumsfeiern beginnen am 10. Juli - wenn auch Walldorf seinen 294. Geburtstag feiert. Klar, daß dann sich die Waldenser bei den geplanten Aktivitäten einbringen wollen. Ein Besuch beim Mai-Basar rund um das Henri-Arnaud-Haus in Ötisheim-Schönenberg ist ebenso geplant wie die Teilnahme am Kirchfest im Juli und am Deutschen Waldensertag Ende September in Groß-Villars.
Finanzielle Schwierigkeiten sehen die Waldenser, die im September ihr 15jähriges Bestehen feiern können, nicht. Die Kassen seien so gut gefüllt, daß die Waldenserfreunde trotz der von der Deutschen Waldenservereinigung (DWV) erbetenen Sonderspenden für drei Hilfsaktionen immer noch genügend Mittel hatten, die leeren Kassen des Waldenser-Dachverbandes mit einem Sonderbeitrag von 1000 Mark wenigstens etwas aufzufüllen, berichtete Vorsitzender Kubb.
Zufrieden ist dieser auch mit der Zusammenarbeit zwischen Verein und Stadt. Das gute Verhältnis, das schon bestanden habe, als Vereinsvize Wilhelm Jourdan noch Kulturdezernent war, habe sich mit dem Amtsantritt seines Nachfolgers Hans-Jürgen Vorndran fortgesetzt.
Karl-Heinz Kubb wurde während der Versammlung ebenso im Amt bestätigt wie Wilhelm Jourdan als Stellvertreter, Reinhold Jakob als Schatzmeister und Hildegard Opificius als Schriftführerin. Beisitzer sind: Adelheid Zilg, Marie Küchler, Elli Steckenreiter, Heinrich Pons und Günter Zilg. Neu im Vorstand ist Marion Meffert als Nachfolgerin von Karl Zilg, der nicht mehr als Beisitzer kanidierte. Die Chefriege ergänzen Peter Steckenreiter, der als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft für Walldorfer Geschichte (AWG) dem Vorstand angehört, und Pfarrer Michael Schwenn als Vertreter der Kirchengemeinde. wal
Mit der Auseinandersetzung um eine noch nicht in gedruckter Form vorliegenden Broschüre des Landtagsabgeordneten und Main-Kinzig-Kreistagsvorsitzenden Lothar Klemm beschäftigen sich nachfolgende Leserbriefe. Klemm (SPD) hat darin anhand einer Zitatensammlung die politischen Ansicht des Fuldaer Bischofs Johannes Dyba auf- und angegriffen:
"Mit zunehmender Panik höre, lese und sehe ich die Berichterstattung über ein kleines Büchlein, das noch nicht auf dem Markt zu haben ist - demnach also noch von niemandem gelesen werden konnte. Da hat es doch tatsächlich jemand gewagt, politisch brisante Aussagen eines Bischofs zu sammeln, und in kleiner Buchform herauszugeben. Und doch entsteht prompt ein Szenario, das an Szenen im tiefen Mittelalter erinnert. Ein ,Ketzer&rquote; hat sein Wort erhoben, brennt Kerzen an (warum nicht gleich einen Scheiterhaufen?) zum Protest.
In Leserbriefen wird gegen das Büchlein, das keiner kennt, gewettert, von den Kanzeln ertönt ein Donnerwetter, die CDU fühlt sich beleidigt (weniger die katholisch Gläubigen, wie ich in persönlichen Gesprächen erfahren habe). Ich selbst bin nun schon äußerst neugierig auf die kleine Zitatensammlung, denn es waren in den vergangenen Jahren immer wieder Aktivitäten und öffentliche Aussagen von Bischof Dyba, die nach langem Ringen letztendlich den allerletzten Anstoß für mich dazu gaben, aus der katholischen Kirche auszutreten.
Selbst katholisch groß geworden, habe ich vor 24 Jahren einen geschiedenen Mann geheiratet. Eine sündige Tat, die auch heute im 20. Jahrhundert mit Ausschluß von den heiligen Sakramenten bestraft wird (nicht allerdings von der Pflicht, Kirchensteuer zahlen zu dürfen). In einer solchen Situation wird man hellhörig für Erneuerungsdiskussionen innerhalb der Kirche.
Ein Lichtblick ist da. Nachdem die katholische Kirche Ende 1992 die Lehren des Galileo Galilei (. . . und sie dreht sich doch!) öffentlich anerkannt hat, besteht berechtigte Hoffnung, daß vielleicht im Jahre 2400 das Büchlein als das verstanden wird, was es offensichtlich sein will - ein Anstoß zur kritischen, zeitgemäßen Auseinandersetzung mit den Ansichten des Erzbischofs Dyba."
Irmgard Fiederer Rodenbach "Vertrauen verloren" "Für mich ergibt sich aus der Diskussion um das Pamphlet der Jusos, den Äußerungen von Herrn Eichel dazu, dem Buch des Herrn Klemm über den Erzbischof, ein ganz anderes Bild, ein erschreckendes Bild.
Den schulmeisterhaften Besserwisser- ton der SPD sind wir nun zur Genüge gewöhnt. Daß Herr Klemm und Herr Eichel Wahlkampf betreiben, scheint offensichtlich. Doch wollen diese Herren wirklich führende Politiker sein? Wie kann man jetzt noch als Bürger Vertrauen haben? Es bleibt die Frage offen: Wie kann man ihnen überhaupt noch Verantwortung für alle Bürger dieses Landes anvertrauen? Aus den Jusos rekrutiert sich der politische Nachwuchs der SPD. Später werden diese auch einmal um die Stimmen der Bürger werben.
Ich dachte bisher, um studieren zu können, müsse man über ein "Reifezeugnis" verfügen. Offenbart sich uns nun das Ergebnis hessischer Bildungspolitik in solchen "Führungskräften"?
Renate Schuch Steinau
"Moralapostel" "Verwundert reibt sich der Leser der örtlichen Presse die Augen. Stehen wir kurz vor der Jahrtausendwende vor einer Neuauflage des Dreißigjährigen Krieges?
Wie anders ist es zu erklären, daß führende CDU-Politiker des Main-Kinzig- Kreises gezielt Religionszugehörigkeit mit politischer Orientierung vermischen. Was soll der Unfug Herrn Eyerkaufer als "katholischen Landrat" zu definieren? Kein Mensch käme auf die Idee, Herrn Dyba als "christdemokratischen Bischof" zu bezeichnen. Wer sich allerdings, wie Bischof Dyba, aufs politische Parkett gegibt, der muß damit rechnen, politisch hinterfragt zu werden. Die gelegentlich von den Päpsten beanspruchte Unfehlbarkeit kann hier wohl nicht gelten.
Ist es lediglich der missionarische Eifer eines CDU-Landratskandidaten Hubert Müller, der ihn verleitet, eine ältere Dame mit abweichender Meinung durch ein "Halt's Maul . . ." (Originalzitat Hubert Müller) zu bekehren? Oder steckt hinter der Rolle des selbsternannten Moralapostels die Gewißheit, daß man einem überzeugenden Landrat Exerkaufer politisch nichts entgegenzusetzen hat?
Was immer auch die Motive sein mögen, ich glaube im Namen vieler Bürger zu sprechen, wenn ich darum bitte, die religiösen Überzeugungen der Menschen nicht für Wahlkampfzwekke zu mißbrauchen."
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Im Blickpunkt: Gewerkschaften in Osteuropa IG Metall will helfen
Die IG Metall - größte Einzelgewerkschaft der Welt - will den Gewerkschaften in Osteuropa helfen, die sich nur mit großer Mühe ihren Platz im neuen Wirtschaftssystem von Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und der Slowakei erkämpfen. Ihr Vorsitzender Franz Steinkühler (dpa-Bild) stellte am Donnerstag in Budapest ein Ausbildungs-, Trainings- und Entwicklungsprogramm vor, das seine Organisation zusammen mit der ungarischen Schwesterorganisation VASAS entwickelt hat. Ein "schattenreiches Bild" zeichnet Albert Graff, Mitarbeiter der Abteilung Internationales beim IG-Metall- Vorstand, vom Stand der mittel- und osteuropäischen Gewerkschaftsbewegung.
Diese trage noch heute die Last der kommunistischen Vergangenheit, schreibt er in einer Zwischenbilanz. "Die lügnerisch gewordene Sprache, die verfälschend die Existenz demokratischer und sozialer Strukturen vortäuschte, verstellt noch heute oft den Zugang zu den Werten und Regeln einer sozialen und demokratischen Gesellschaft und zu den . . . Zielen der . . . Arbeiterbewegung." Zwar gehörten - wie in den meisten anderen Sparten - auch in den Metall-, Elektro- und Stahlindustrien jeweils die große Mehrheit der Arbeitnehmer heute den reformierten, "mehr oder weniger aus den alten Organisationen entstandenen" Gewerkschaften an. Und diese verstünden sich im Gegensatz zu früher jetzt vor allem als Interessenvertreter der Arbeitnehmer. Trotzdem könne von einer "hinreichenden gewerkschaftlichen Stärke und Durchsetzungskraft" in keinem der genannten Länder gesprochen werden.
Funktionären und Mitgliedern fehle die Erfahrung alltäglicher Gewerkschaftsarbeit, schreibt Graff. Über die konkrete Rolle einer Gewerkschaft als kollektive Interessenvertretung sei wenig bekannt. Und: "Zuweilen paaren sich Illusionen über gewerkschaftliche Gestaltungsmöglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt mit blindem Vertrauen in die Heilwirkungen eines ungeregelten Kapitalismus." Zudem gelinge es nur mühsam, die Gewerkschaftsmitglieder zu mobilisieren, sie aus ihrer jahrelang anerzogenen Lethargie zu lösen.
Angesichts dieser Schwächen nimmt sich die IG Metall in die Pflicht. "Wir wollen einen einheitlichen Lebens- und Wirtschaftsraum in Europa", sagte Steinkühler in Budapest. Sein Mitarbeiter Graff beschreibt nicht nur das Elend im Osten ("soziale Wüste") sondern auch mögliche Gefahren, die daraus für den Westen wachsen könnten. Tatenlos zuzusehen, "wäre für die internationale Gewerkschaftsbewegung ein Verrat an ihren eigenen Zielen." Schließlich - so Graff - bedrohe eine "soziale Versteppung" der östlichen Hälfte unseres Kontinents auch die Standards seiner westlichen Hälfte, die unter großen Opfern erkämpft worden seien. Die Erfahrungen, die die IG Metall in langen Auseinandersetzungen gesammelt habe, sagte Steinkühler in Budapest, wolle sie nun den östlichen Organisationen zugänglich machen.
Seminare, Referentenrundreisen und Einzelberatungen gab es bereits. Nun soll die Zusammenarbeit jedoch verstärkt werden. Praktikantenausbildung ist ebenso geplant wie der Einsatz von Bildungsmaterialien. Vermittelt werden soll das Wissen von "schlagkräftigen Organisationsstrukturen", von "wirksamen Mobilisierungsstrategien", von "Regelungsmechanismen".
In der Tarifpolitik muß - zum Beispiel - das ABC erlernt werden: Die vergleichbaren Verträge der alten Staatsgewerkschaften seien Diktate gewesen, schildert Graff, bei denen es um Planziele, aber nicht um die Interessen von Arbeitnehmern gegangen sei. Jetzt gelte es, Antworten auf grundsätzliche Fragen zu finden: Woran orientieren sich Tarifforderungen? Wie kommen sie zustande? In welchem Umfang sind sie durchzusetzen? ULRIKE FÜSSEL
FRIEDRICHSDORF. Wecker, die sonst superpünktlich gingen, hinkten plötzlich der Zeit hinterher; Anrufbeantworter wurden über Nacht sprachlos: Gegen 4 Uhr fiel in der Nacht zum Dienstag in Friedrichsdorf der Strom aus. Betroffen waren Teile von Seulberg, die Schäferborn-Siedlung, das Gebiet um die Professor-Wagner-Straße und das Großunternehmen Milupa. Zu gravierenden Störungen im Betriebsablauf des Kindernahrungsproduzenten sei es nicht gekommen, teilte eine Firmensprecherin mit; die Produktionsschicht endete um 23 Uhr.
Nach Auskunft des Bezirksingenieurs des Elektrizitätswerks Lahmeyer, Wolfgang Vogelbruch, dauerte es knapp zwei Stunden, bis die Störungsherde gefunden waren: zwei Erdkurzschlüsse. Als deren Ursache wird Materialermüdung vermutet. Einwirkungen von außen schließt Vogelbruch aus. off
In Rheinhausen glüht schon jetzt kein Funke mehr Franz Steinkühler sprach viele Sätze vor den Stahlkochern, die um ihre Existenz bangen - nur den einen nicht
Er hütete sich auch davor, den ebenfalls von der Schließung bedrohten Stahlstandort Dortmund auch nur zu erwähnen. Für den IG Metall-Vorsitzenden ging es nur noch um den Stahlstandort Deutschland, für den die Gewerkschaft kämpfen werde. In diesem Punkt, und nur in diesem Punkt, sei der "Zeitpunkt für eine Kapitulation noch lange nicht da". Nachdem Steinkühler seine Rede beendet hatte, plätscherte Beifall durch die Rheinhausen-Halle - genau sieben Sekunden lang.
Immerhin, das war schon mehr als vor fünf Jahren. Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren, im Februar 1988, war Franz Steinkühler von den Stahlarbeitern in Rheinhausen noch als "Verräter" beschimpft worden, als er vor 10 000 Stahlkochern aus der noch kleineren Republik in dem schon damals stillgelegten Walzwerk in Rheinhausen sprechen wollte. Aschfahl war der IG Metall-Vorsitzende geworden, als er seine Rede mit dem Satz begann: "Diese Republik ist nicht arm - auch nicht arm an Skandalen" und es ihm aus der erregten Menge entgegenechote: "Der größte Skandal bist Du".
Noch im Februar des nächsten Jahres hatten es die Stahlarbeiter nicht vergessen, daß Steinkühler im Dezember erst mit mehr als vierzehntägiger Verspätung zum erstenmal den Weg nach Rheinhausen gefunden hatte, um Solidarität zu bekunden mit den um ihre Arbeitsplätze kämpfenden Stahlarbeitern. In ihrer hilflosen Wut auf die "Praktiker der kapitalistischen Mißwirtschaft" (Steinkühler) hatten die Stahlarbeiter damals im Dezember 1988 Straßen und Schienen und Brücken im Ruhrgebiet blockiert. Als Steinkühler endlich vor Ort erschien, fauchte ihn der Stahlkocher Gerd Hentig unter zustimmendem Beifall der Besetzer an: "Franz, warum kommst Du erst jetzt? Wir kämpfen hier schon seit 14 Tagen und Du hast Dich hier nicht blicken lassen. Das ist nicht gut."
Ach, Rheinhausen im Winter 87/88. Blickt man heute in die meist mutlosen Gesichter der Menschen in diesem Duisburger Vorort, dann scheinen diese Wochen mit ihrer das Herz anrührenden Solidarität, dem muskelspannenden Kampfesmut einer ganzen Region schon Lichtjahre zurückzuliegen. Wenn heute mit Kampfmaßnahmen gedroht wird, die das "Rheinhausen" von damals nur als ein "blasses Vorspiel" zum Arbeitskampf im Spätwinter 1993 erscheinen lassen würden - ein Gang durch die Arbeitersiedlungen rund um das von der Schließung bedrohte, schon 1990 in seiner Kapazität und Belegschaft halbierte Stahlwerk straft solche kraftmeierischen Ankündigungen Lügen.
Kein Transparent, keine Fahne, keine Mahnwachen. Schier unvorstellbar, daß heute noch Parolen wie "Aufruhr, Widerstand, stellt die Bosse an die Wand" oder "Messer wetzen, Betriebe besetzen" wochenlang auf Betonmauern innerhalb der Umzäunung des Stahlwerkes prangen könnten, ohne daß die Betriebsleitung es wagte, solch Menetekel zu übertünchen.
Mitte Februar 1993 liegt Rheinhausen unter der kalten Wintersonne wie gelähmt. Das Tor 1 zum Stahlwerk, damals Von Reinhard Voss (Rheinhausen) - immer wieder dieses erinnerungsschwere "damals" - Glühzelle und Ausgangspunkt aller Aktionen, ist verwaist. Keine Pförtner, kein Wachpersonal sitzen mehr in dem Häuschen neben dem Tor. Angesicht der geschrumpften Belegschaft lohnt dieser Aufwand heute nicht mehr. Dieses Eingangstor zum Stahlwerk öffnen die Männer jetzt selbst mit einer Stechkarte. Dort, wo einst wochenlang die Mahnfeuer brannten, steht heute ein Aluminiummast mit einer automatischen Kamera auf der Spitze, die das Tor 1 und seinen Vorplatz überwacht. Der Versuch, die mit ihrer Stechkarte das Tor öffnenden Männer anzusprechen, prallt ab an verschlossenen Gesichtern, Achselzukken, Resignation.
Möglicherweise ändert sich das, wenn der Krupp-Aufsichtsrat am morgigen Donnerstag in Bochum zu beraten beginnt, ob nun Rheinhausen oder doch der Stahlstandort Dortmund "plattgemacht" wird, wie es im Jargon der Stahlkocher heißt. Von Solidarität und gemeinsamen Aktionen ist zwar viel die Rede. Aber die Dortmunder und die Rheinhausener brachten bisher zumindest nichts Gemeinsames zustande. Unausgesprochen denken sie alle: "Vielleicht erwischt es ja doch den armen Kollegen nebenan." Daß die Dortmunder Stahlarbeiter schon am Vorabend der Bochumer Krupp-Aufsichtsratssitzung mit tonnenschweren Stahlbrammen eine der wichtigsten Kreuzungen der Bundesstraße 1 im Stadtgebiet blockieren wollen, erfuhren die Kollegen in Rheinhausen aus der Zeitung. "Bisher gingen wir immer von gemeinsamen Aktionen aus", zürnte, schon ein bißchen frustriert, der Rheinhausener Betriebsratsvorsitzende Walter Busch. Wenn die Dortmunder "im Alleingang" für ihre Arbeitsplätze stritten, müßten es die Rheinhausener eben ähnlich halten, meinte Busch.
Noch ist - wieder wie "damals" - für Ende der Woche eine "Nacht der tausend Lichter" geplant, die alle Stahlstandorte im Revier miteinander verbinden soll. Auch von einem Marsch nach Bonn oder gar nach Brüssel ist, eher vage, die Rede. Aber wo sind die Schulklassen von damals, die für die Stahlarbeiter Bilder malten und ihr Taschengeld spendeten für den Arbeitskampf, wo die Pastoren, die auch gegen Bedenken ihrer Oberen zu gemeinsamem Glockengeläut im ganzen Revier aufriefen, wo die Bergleute, wo die nach Zehntausenden zählenden Kolleginnen und Kollegen von der ÖTV, die sich damals bei den kämpfenden Stahlarbeiter einreihten, um mit Wort und Tat und einem Griff ins eigene Portemonnaie zu bekunden: "Ihr steht nicht allein gegen die Unternehmermacht"? Stattdessen überall Resignation und lähmende Angst um den eigenen Arbeitsplatz.
Daß die Konzernleitung der gerade fusionierten Stahlschmieden in Dortmund und Rheinhausen irgendetwas tun muß, wird von den Belegschaften nicht abgestritten. Ein Blick auf die Lagerflächen in beiden Stahlwerken läßt da keine Zweifel. 150 000 Tonnen werden von Krupp- Hoesch Monat für Monat zu viel produziert. Das Ergebnis sind "blutrote Zahlen", wie es der Vorstandsvorsitzende Hans-Wilhelm Graßhoff formulierte. Egal, ob daran nun die Konzernleitung, die Bundesregierung, die EG oder der Weltmarkt mit seinen Dumpingpreisen schuld sind - die Zeche müssen die Belegschaften in Rheinhausen oder Dortmund mit dem Verlust ihrer beruflichen Existenz zahlen.
Da hilft es wenig, wenn Wolfgang Clement, Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei an die Unternehmensleitungen bei Kohle und Stahl appelliert, "phantasievollere Wege" als die Stillegung von Stahlwerken und Kohlezechen zu suchen, "um durch die gegenwärtigen Absatzkrisen hindurchzusteuern". Denn das kommt ja zur Stahlkrise noch hinzu: Wenn weniger Stahl produziert wird, wird weniger Koks für die Hochöfen benötigt. Und weniger Koks in solchen Mengen, das bedeutet das noch schnellere Ende des ohnehin ständig schrumpfenden und dennoch an Überproduktion leidenden Bergbaus an Rhein und Ruhr. Schon türmt sich die Überproduktion auf über drei Millionen Tonnen auf.
Kein Wunder, daß am Wochenanfang die - sofort dementierte - Meldung die Runde im Revier machen konnte, daß demnächst die Zeche Haus Aden/Monopol in Bergkamen dichtgemacht werden soll, produziert sie doch pro Jahr jene gut drei Millionen Tonnen, für die es in absehbarer Zukunft keine Abnehmer gibt. Daß die Kokerei "Zollverein" in Essen mit rund 1100 Beschäftigten Mitte des Jahres vorzeitig stillgelegt wird, paßt in dieses Bild. Und es paßt auch, daß solche Ankündigung der Ruhrkohle AG fast untergeht in dem Schreckensszenario, das derzeit im industriellen Ballungsgebiet der alten Bundesländer aufgebaut wird.
Mit dem Bild von einem "Sturzflug runter" beschreibt der stellvertretende Stadtdirektor von Moers, Gerd Tendick, die Lage im Revier. Ob es da hilft, den Managern und Politikern in Bund und Land "Feuer unterm Arsch zu machen", wie es der Krupp-Hoesch Betriebsrat Norbert Bömer Ende vergangener Woche von den Vertrauensleuten des Stahlkonzerns verlangte, ist zumindest zweifelhaft. Die Politiker sind längst am Ende ihres Lateins.
Darüber können selbst noch so gut gemeinte und PR-trächtige Krisenrunden des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau nicht hinwegtäuschen. Und die Manager starren auf die ständig steigenden "blutroten Zahlen". Bei Krupp-Stahl sind das derzeit täglich überschlägig 1,5 Millionen Mark.
DIETZENBACH. Die Stadt setzt auf Grün, doch das hat mit der bevorstehenden Kommunalwahl nichts zu tun. Der Verkehr auf der Landesstraße 3001 / Offenbacher Straße soll sich an den Ampeln nicht stauen, sondern am besten ständig mit Tempo 50 im Fließen sein.
Die sogenannte "Grüne Welle" wurde nach Darstellung von Bürgermeister Jürgen Heyer bereits von der Waldstraße im Norden bis zur Kreuzung der Vélizystraße geschaltet. Einbezogen worden seien die Signalanlagen an der Römerstraße, die an der Limesstraße und der Fußgängerübergang zur Bushaltestelle an der EIWOBAU-Siedlung.
Für die weiteren Ampeln an der Rodgaustraße liege der Firma Siemens bereits ein entsprechender Auftrag vor, der in Kürze umgesetzt werden soll.
Umgeschaltet werden müsse ferner noch die Ampel an der Einmündung Starkenburgring sowie Frankfurter Straße / Lindenstraße. Für die "Grüne Welle" an der Lichtzeichenanlage am Toom-Markt fallen Kosten in Höhe von 300 000 Mark an, die allerdings das Land Hessen übernimmt.
Im Vergleich zum Streckenabschnitt Waldstraße bis Vélizystraße, der verkabelt wurde, soll von dort an bis zur Frankfurter Straße eine Funkuhr die Ampeln regeln. Dadurch seien 75 000 Mark eingespart worden. Derzeit ist das Straßenbauamt in Frankfurt damit beschäftigt, die Berechnung für die "Grüne- Welle-Schaltung" auf der Vélizystraße vorzunehmen.
Der Antrag der Stadt beim Hessischen Straßenbauamt in Frankfurt, die B 459 (Vélizystraße) in der City abzustufen und den Verkehr aus Richtung Heusenstamm nach links über die Vélizystraße, Elisabeth-Selbert-Straße und über die Kreisquerverbindung zur Kreuzung am SG Vereinshaus zu leiten, wurde abgelehnt. Doch mit diesem negativen Bescheid wollen sich die Verantwortlichen im Dietzenbacher Rathaus nicht zufriedengeben. Sehr verärgert über die Entscheidung des Straßenbauamtes ist Erster Stadtrat Lothar Niemann. "Das ist die letzte Betonbehörde", sagte Niemann gestern und erinnerte sich an andere Beispiele, bei denen das Amt äußerst unflexibel reagierte. Die Behörde ignoriere die Umstände vor Ort, schimpfte der Erste Stadtrat weiter. Bürgermeister Jürgen Heyer will sich jetzt an das Hessische Verkehrsministerium wenden und Minister Ernst Welteke, den er gut kennt, das Problem schildern. aim
OFFENBACH. "Die einzige Kirche, die von der Planung bis zur Fertigstellung in die Zeit des Nationalsozialismus in Nassau und Hessen zu datieren ist, ist die Luther-Kirche in Bieber", schreibt Pfarrer Dr. Michael Frase in dem unlängst vom Offenbacher Dekanat herausgegeben Buch "450 Jahre Reformation in Offenbach am Main". Frase arbeitet in seinem Beitrag erstmals, die Beziehungen der Offenbacher Gemeinden zur "Bekennenden Kirche" und ihrer Gegnerschaft zum Nationalismus auf.
"Der Neubau der Luther-Kirche wurde als Gelegenheit gesehen, neben dem Interesse der Gemeinde eine neue Pfarrkirche zu errichten, kirchenpolitische Position zu beziehen. Dadurch bekam das Bauvorhaben eine neue Qualität, die sich einerseits in der Gestal- tung des Baukörpers manifestierte, anderseits in der Durchführung des Einweihungsfestes ausdrückte", analysiert Frase. Die Architektur, die Maler- und Steinmetzarbeiten sollten veranschaulichen, "daß evangelischer Glaube und Deutsches Christentum zusammengehören. So wird auf den Bildern, eine heldische Christusverehrung mit arischen Zügen in monumentalem Rahmen umgesetzt. Ziel war es, eine Vereinbarung von Christentum und Nationalsozialismus darzustellen."
Zur Einweihung der Kirche am 28. Juli 1935 kam Landesbischof Dr. Ernst-Ludwig Dietrich und nahm an einen Festumzug durch das mit Hakenkreuzen geschmückte Bieber teil.
Nicht zum Festakt gekommen waren die Offenbacher Pfarrer der Bekennenden Kirche. Sie hatten zum Boykott der Feierlichkeiten aufgerufen. "Der Einweihungstag wurde zu einer großen politischen und kirchenpolitischen Demonstration", schreibt Frase.
Der Bieberer Pfarrer Heinrich Gebhard, schon lange Mitglied der NSDAP und ihr Propaganda-Redner, jubilierte: "Aber auch die uns mit überschwenglicher Freude erfüllende Tatsache, daß der Führer uns nicht nur einen innigen Gruß zur Einweihung übersandte, sondern sogar eine besondere Stiftung zur weiteren Ausschmückung der Kirche - Ausmalung der Vorhalle - gemacht hat, hat sicherlich manchen Offenbacher trotz ,Verbot&rquote; zu uns kommen lassen."
Gebhard übernahm die Führung der NS-Lehrerschaft, war NS-Kulturwart und örtlicher Nazi-Schulungsleiter, seine Frau regierte die NS-Frauenschaft. Der "Deutsche Christ" Gebhard postulierte im Gemeindeblatt: "Nach Blut und Boden sind wir für den Weltschöpfer eine eigene Rasse." Gegen die Bekennende Kirche und andere Nazi-Gegner schrieb er: "Auf dem Boden des Evangeliums und des Deutschtums wird die wahre Volksgemeinschaft wachsen und werden."
Schon seit 1933, seit der "Machtergreifung Hitlers", tobte in Offenbach ein Kirchenkampf zwischen "Reichskirche" und Landeskirche auf der einen Seite und der Bekennenden Kirche auf der anderen. Die Pfarrer von sieben Stadtgebiets-Gemeinden zählten sich zur Bekennenden Kirche, nur die zwei Pfarrer der Luther- Kirche in der Waldstraße sympathisierten mit den Nazis. "Die Entscheidung der Pfarrer, auf welcher Seite sie kirchenpolitisch Stellung beziehen wollten, blieb nicht ohne Folgen für die jeweilige Gemeinde", schreibt Autor Frase.
Es kam zu Polarisierungen des Gemeindelebens. Die Gestapo störte die Gemeindearbeit mit zahlreichen Tricks. Viele Gemeindemitglieder wechselten in Gemeinden ihrer bevorzugten Richtung und versuchten so der Gleichschaltung der Landeskirche durch die Nazis zu entgehen.
Am Beispiel vom Pfarrer der Johannes- Gemeinde, Dr. Erich Winkelmann, zeigt Frase, welchem persönlichen Druck die Pfarrer ab 1933 ausgesetzt waren. Der Kirchenhistoriker und Pfarrer Winkelmann "war wie andere Kollegen in Offenbach am 1. Mai 1933 aus einem inneren Verpflichtungsgefühl" der NSDAP beigetreten. Schon im nächsten Jahr stellte er einen Antrag auf Austritt, was damals eigentlich unmöglich war.
Winkelmann wurde dann doch 1936 formell ausgeschlossen. Sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus brachte ihm ein Verbot jeglicher publizistischer Tätigkeit, Hausdurchsuchungen und Verhöre sowie ein kirchliches Disziplinarverfahren durch den Landesbischof ein.
Aus Darmstadt war Pfarrer Rudolf Goethe wegen seines Engagements für die Bekennende Kirche an die Stadtkirchen-Gemeinde versetzt worden. Seine Jugendversammlungen und seine Religionskurse störten immer wieder etwa 40 Hitler-Jugendliche. Die HJ-Randalierer bedrohten Pfarrer Goethe, schnitten ihm die Telefonleitung durch, ramponierten Haustür und Gemeindesaal.
Außer in Bieber predigten die Pfarrer auch in Rumpenheim den Nationalsozialismus von der Kanzel.
Nach dem Tode Hindenburgs im Jahre 1934 wird in der Rumpenheimer Kirchenchronik vermerkt: "Am 19. August galt es, möglichst viele Ja-Stimmen für Adolf Hitler aufzubringen; der Geistliche hielt eine Predigt in diesem Sinne."
Das Kirchenhistorische bedeutsame Buch "450 Jahre Reformation in Offenbach am Main" gibt es für 38 Mark im Buchhandel. SIEGFRIED SCHOLZ
MAINTAL. Auch im Winterhalbjahr sind die Stadtgärtner von Maintal mit verschiedenen Aktivitäten beschäftigt.
Auf dem alten Friedhof in Wachenbuchen soll ein im Jahr 1862 aufgestellter Grabstein versetzt werden. Der reich verzierte Grabstein aus Rotsandstein, ein Denkmal, das die Familie der mit 28 Jahren gestorbenen Maria Klara Stein setzte, soll den Mittelpunkt eines kleinen Platzes am Ende einer Wegachse bilden, um so besser zur Geltung zu kommen.
Anschließend wird der Platz, so der Leiter der Abteilung Grünanlagen im Amt für Stadtentwicklung und Umwelt, Jochen Pfeifer, bepflanzt und mit Bänken ausgestattet.
In den anderen Stadtteilen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gartenamts momentan vorwiegend mit Gestaltungs- und Bepflanzungsarbeiten beschäftigt. In Hochstadt werden zum Beispiel die vier Bauminseln am Luisantring bepflanzt, und in Dörnigheim die Außenanlage der vor kurzem neu eröffneten Kindertagesstätte an der Siemensallee.
Auch an der Umgestaltung des Außengeländes der Kindertagesstätte Uhlandstraße in Bischofsheim arbeiten die Stadtgärtner. Außerdem haben sie in dem Stadtteil rund um die Flüchtlingsunterkünfte am Dörnigheimer Weg noch einiges zu tun. le
RÜSSELSHEIM. Hans Eichel ante portas - der Ministerpräsident und weitere namhafte Sozialdemokraten verteilten gestern morgen um 6.45 Uhr vor dem Hauptportal der Adam-Opel- AG, dem größten hessischen Metallunternehmen mit rund 30 000 Beschäftigten, Flugblätter gegen die Pläne der Bonner CDU-/FDP-Regierung zur Bewältigung der Kosten der deutschen Einheit. Das Motto der Handzettel: "Da machen wir nicht mit: Nach den Steuerlügen: Jetzt auch noch Sozial- Raubbau".
Mit solchen hessenweiten Aktionen vor Werkstoren großer Firmen läutete die Landes-SPD die "heiße Phase" des Kommunalwahlkampfes bis 7. März ein. Bei Kalle in Wiesbaden standen die Minister/innen Jordan, Pfarr und Fugmann-Heesing sowie die Bundestagsabgeordnete Heidemarie Wieczorek-Zeul und Oberbürgermeister Achim Exner, bei Buderus in Wetzlar Minister Welteke, bei VW in Baunatal Landrat Udo Schlitzberger, bei den Farbwerken Hoechst Minister Hartmut Holzapfel und Oberbürgermeister von Schoeler sowie bei Merck in Darmstadt die Ministerin Mayer und Oberbürgermeister Metzger.
Wie SPD-Landesgeschäftsführer Norbert Schmitt dazu erklärte, wollten führende Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker so die Hessenwähler aufrufen, die einzige Wahl im Jahr 1993 zum Signal für soziale Gerechtigkeit und gegen eine Kampfansage an den Sozialstaat und allgemeines Abkassieren zu machen.
Vor dem Opel-Werkstor in Rüsselsheim herrschte am Dienstag morgen bei Schneegestöber freundlich entspannte Atmosphäre mit großem Medienauftrieb. Manche Opelaner staunten ob des morgendlichen Prominentenbesuchs, stimmten den Parolen auf den Flugblättern zu oder gingen mit steinernem Gesicht vorbei. Einige freuten sich über Eichels Anwesenheit, andere erkannten ihn überhaupt nicht und gingen statt dessen mit einem "Hallo Richard" auf den Lippen geradewegs auf den neben dem Ministerpräsidenten stehenden langjährigen früheren Opel-Betriebsratsvorsitzenden Richard Heller zu. Der ist zwar vor wenigen Wochen in den Ruhestand getreten, aber nach wie vor sehr populär bei den Opelanern!
Ein ganz besonderer Tag war es jedenfalls für die kaufmännische Angestellte Gretel Weidig, die gestern ihren letzten Arbeitstag (seit 1954 ist sie im Opel-Werk tätig) hatte und von Hans Eichel mit Shakehands - fast offiziell - in den Ruhestand verabschiedet wurde. cas
Prellball für Kinder ab neun Jahren bietet der TV Eschersheim jeden Mittwoch ab 18 Uhr: Johann-Wichern-Schulhalle, Victor-Gollancz-Weg 4. ov/07
ST. AUGUSTIN. Der erstmals vergebene Literaturpreis der Konrad-Adenauer- Stiftung wird der Lyrikerin Sarah Kirsch verliehen. Sie habe sich "immer wieder engagiert, wenn sie die Freiheit und Würde des Menschen bedroht und unterdrückt sah". So habe sie 1976 die Petition gegen die Ausbürgerung Biermanns aus der DDR unterzeichnet und das Land, "da man ihr das leben unerträglich gemacht habe", ein Jahr später verlassen. fr
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 21. 2.); Kindermuseum: "Lieblingsstücke aus Kinderhand" (bis Ende 92); Sonderausstellung "Jugend-Malwettbewerb der genossenschaftlichen Banken" (bis 21. 2.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Telefon 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonnstraße & Grabsteine" (bis Ende Feb.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, Sonntag, 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe- Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Telefon 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Telefon 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Telefon 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte. Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung. Palmengarten, Siesmayerstraße 63: täglich 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.); Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21.2.).
Paulskirche, Paulsplatz: täglich 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Stadtbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Fotoausstellung "Frankfurter Wasserhäuschen" (bis 27. 2.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastraße 31: Dienstag bis Sonntag, 15 bis 18.30 Uhr, Staatliches Museum Ausschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation" (bis 12. 3.).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres). Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
GELNHAUSEN. Bieten Selbstverwaltung und Alternativhandel Perspektiven für die Arbeiter in Nicaragua?
Um diese Frage dreht sich ein Informationsabend am heutigen Mittwoch, 17. Februar.
Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Dritte-Welt-Laden in der Gelnhäuser Langgasse 27.
Jose Adan und Edwin Vaughan Tejada von der Landarbeitergewerkschaft ATC in Nicaragua wollen über die aktuelle Lage in ihrem Land berichten.
Im Mittelpunkt ihres Vortrags steht die Situation der Kaffee-Kooperativen und der Betriebe in Selbstverwaltung. lex
WETTERAUKREIS. Die zunehmende Altpapierwiederverwertung gefährdet die Pflege der Wälder. Das behauptet Peter Krafft, der Bezirksvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ist und hauptberuflich das Büdinger Forstamt leitet.
Krafft schrieb für die Schutzgemeinschaft an Bundesumweltminister Klaus Töpfer. Der Berufspolitiker spricht sich in seinem Antwortschreiben für "optimales Recycling" aus, wie aus dem der FR vorliegenden Schriftwechsel hervorgeht.
Die Misere sieht Krafft in den stark gesunkenen Preisen für Schwachhölzer, die für die Papierproduktion verwendet werden, begründet. Sie sind ein Ausschußprodukt der Waldwirtschaft, da sie aus den Wäldern regelmäßig entfernt werden, damit ihre stärkeren Artgenossen genügend Licht und Nahrung bekommen, um sich optimal zu entwickeln. Die Pflegearbeiten sind jedoch mit enormem Personalaufwand verbunden und deshalb recht teuer. "Bislang", sagt Krafft, "lagen in den Wäldern des Ostkreises die Einnahmen aus dem Schwachholzverkauf geringfügig über denen der Pflegekosten."
Durch die immensen Orkanschäden seit 1989 ist aber in Deutschland der Schwachholzmarkt kurz vor dem Zusammenbruch. Die Lager der Spanplattenfabriken, wie Hornitex in Nidda, und die der papierverarbeitenden Industrie sind rappelvoll. Die Holzverarbeiter haben schon die Forstämter wissen lassen, daß sie ihre Abnahme stark drosseln werden, wie Krafft selbst mitgeteilt wurde.
Die Lage verschlechtere sich noch durch die steigende Recyclingquote. Krafft: "Deshalb handelt es sich auch nicht um konjunkturelle Schwierigkeiten, sondern um strukturelle, die langfristig für erhebliche Probleme sorgen werden." Denn die anhaltende Talfahrt der Preise für Schwachholz hat dazu geführt, daß derzeit gerade noch die Kosten gedeckt werden, in den nächsten Monaten aber Verluste nicht zu vermeiden sein dürften. Diese Entwicklung werde vor allem tiefe Löcher in die Kassen der Waldbesitzer mit hohem Laubholzanteil reißen.
Davon werde auch der Osten des Wetteraukreises nicht verschont bleiben, da in den Forstämtern von Büdingen und Nidda auf einer Fläche von 5000 bis 6000 Hektar Laubhölzer wachsen. Die Hälfte davon zählt zu den besonders pflegebedürftigen Jungbeständen mit Bäumen bis zu 70 Jahren, deren Pflege pro Jahr und Hektar rund 1000 Mark kostet. Krafft: "Weil die Gemeinden kaum Geld haben, ist die Gefahr groß, daß die finanzschwachen Gemeinden ihren Pflegeaufwand reduzieren." Die Pflege sei jedoch "die einzige praktikable Maßnahme, die Vitalität der Bäume und des Waldes zu erhalten".
Daß die Durchforstungen eine wirtschaftlich wie ökologisch sinnvolle Maßnahme sind, weiß auch Bundesumweltminister Klaus Töpfer. In seiner Antwort schreibt er: "Dabei muß jedoch berücksichtigt werden, daß aus forstökologischer Sicht meist schon ungünstige Verhältnisse vorliegen, da es sich in der Regel um Nadelholzreinbestände aus Anpflanzungen mit vorangegangenem Kahlschlag handelt. Zudem stammen weniger als 40 Prozent der in der deutschen Papierindustrie benötigten Primärfaserstoffe, Zellstoff und Holzstoff, aus deutscher Produktion. Der weitaus größte Anteil (bei Zellstoff über 80 Prozent) wird importiert."
Der Minister macht unmißverständlich klar, daß "der Einsatz von Altpapier zur Papiererzeugung gegenüber dem Einsatz von Primärfasern unbestritten ökologische Vorteile aufweist". Töpfer weiter: "Bei einer ganzheitlichen Bewertung der entstehenden Umweltbelastungen weisen Neupapiere auf der Basis von Altpapier deutliche Umweltvorteile durch eine geringere Abwasserbelastung, geringeren Frischwasser- und Energieverbrauch und vor allem in puncto Abfallentsorgung auf." Der Minister drängt daher abschließend "aus Umweltsicht" auf "optimales Recycling". str
RIEDSTADT. Überfallen und beraubt wurde am Montag gegen 19.15 Uhr in der Starkenburger Straße eine Angestellte eines Lebensmittelmarktes. Die Frau wollte eine Geldbombe mit den Tageseinnahmen von etwa 15 000 Mark bei einer nahegelegenen Bank abgeben, als ein mit einer Pudelmütze maskierter Mann sie mit vorgehaltener Schußwaffe zur Übergabe des Behälters nötigte. Damit flüchtete der etwa 1,75 Meter große und kräftige Mann zu einem Fahrzeug - vermutlich einem VW-Passat mit Fließheck - und flüchtete, teilt die Polizei mit. cas
KORR ZB 5
Verantwortlich: Martina I. Kischke
(Bild: Archiv)
Auf einen Blick
Seite II Lehrermangel zwingt möglicherweise die Kreisvolkshochschule, ihr Kursangebot zu reduzieren. Seite III Ein geschichtsträchtiger Ort in Burg-Gräfenrode soll mit neuem Leben erfüllt werden. Seite IV Lokalsport: Der FC Rommelhausen lockt die Kinder jetzt auch mit Gymnastik.Rathauschefs Dauerkrankheit lähmt Wölfersheims Politik
WÖLFERSHEIM. Seit zweieinhalb Monaten fehlt nun schon der Chef im Wölfersheimer Rathaus. Anfang Dezember meldete sich Bürgermeister Herbert Bommersheim (57) krank. Niemand weiß, wann er zurückkommt. Im Ort frage man sich, ob er sein Amt überhaupt wieder antritt - so Bommersheims Stellvertreter Hermann Ulrich Pfeuffer. Der Erste Beigeordnete führt die Wölfersheimer Amtsgeschäfte gegen ein kleines Honorar, wann immer sein Haupt-Job in der Dorheimer Sparkassen-Filiale es zuläßt. Mal kommt der 40jährige Bankkaufmann vormittags, mal in der Mittagspause, mal am späten Nachmittag ins Rathaus, um Investitionen im Gesamtwert von 4,9 Millionen Mark zu lenken und die drei Beamten, 42 Angestellten und 22 Arbeiter der Gemeinde zu führen.
Pfeuffer hat darin Erfahrung. Denn gleich nach seinem Amtsantritt im August 1991 mußte er wochenlang den krankgeschriebenen oder wegen Urlaubs abwesenden Bürgermeister vertreten. Zuvor hatte der Lehrer Peter Bauß den "Ausputzer" im Wölfersheimer Rathaus spielen müssen. Die immer länger werdende Zeit der Dienstunfähigkeit Herbert Bommersheims erinnert an seinen einstigen Limeshainer Kollegen Fritz Lehr. Der SPD-Mann war 1988 erkrankt und hatte seinen Posten dennoch 18 Monate lang behalten.
Auf Bommersheims Schreibtisch bleiben wichtige Projekte unbearbeitet liegen. Eine Trabrennbahn, eine Bodenbehandlungsanlage, ein Bundespost- Frachtzentrum, eine Müllverbrennungsanlage wollen verschiedene Investoren in Wölfersheim bauen. Von seiten der Verwaltung sind dazu keine Initiativen und deutliche Stellungnahmen erkennbar. Beim Erweiterungsbau des Berstädter Bürgerhauses kommt es derweil zu sechsstelligen Kostensteigerungen, für die kein politisch Verantwortlicher geradestehen will.
Auch Pfeuffer und Parlamentsvorsteher Alfred Wolf (beide CDU) geben offen zu, daß sie momentan keine Weichen stellen wollen. Sie wüßten ja nicht, ob sie nach dem 7. März noch im Amt sind. Nicht mal der am 5. Februar vom Parlament beschlossene Akteneinsichts-Ausschuß kommt zustande, weil die Fraktionen es versäumten, Mitglieder für das dreiköpfige Gremium zu benennen.
In Wölfersheim läuft nichts mehr. "Das mit dem Bürgermeister ist sehr bedrückend", sagte Alfred Wolf gestern. "Ich habe lange Zeit nicht mit ihm gesprochen." Der Parlaments-Vorsteher hat nach eigenem Bekunden keine Ahnung, wie und wann die dauernde Dienstunfähigkeit festgestellt wird, wenn sich der Bürgermeister nicht mehr meldet.
Nach dreimonatiger Krankheit kann der Dienstherr Auskunft über den Gesundheitszustand eines Bürgermeisters verlangen, erfuhr die FR beim Wetterauer Kommunalaufseher Ernst Meiß. Wenn Fragen offen bleiben, könne der Arbeitgeber eine amtsärztliche Untersuchung veranlassen - bei der gegebenenfalls die permanente Dienstunfähigkeit festgestellt wird. Im Falle Bommersheims wäre das kurz nach der Kommunalwahl. KLAUS NISSEN
FRANKFURT A. M., 16. Februar. Rund 10 000 deutsche Schulklassen sowie Jugendgruppen und Pennäler aus Österreich, Belgien, der Schweiz und Polen sollen im Frühjahr Tabak pflanzen. Den Samen von "Nicotiana tabacum" der Sorten "Bel-W 3" und "Bel-B" liefert die Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) an Schüler und Lehrer. Grund für die europaweite Gärtnerei ist eine vom WWF am Dienstag in Frankfurt gestartete und vom Bundesbildungsministerium mit 300 000 Mark bezuschußte Ozon-Kampagne. Kinder und Jugendliche fungieren dabei als Öko-Detektive: Sie ermitteln, wie stark sich der Sommersmog in ihrem Ort konzentriert.
Die Tabakblätter sind dabei wichtigstes Beweismittel. Sie gelten als die Indikatoren für Sommersmog, sprich: das am Boden entstehende Reizgas O3 (Ozon). Steigt nämlich die O3-Konzentration über die kritische Marke von 80 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, verfleckt sich das Tabak-Laub braun und cremefarben.
Die Schäden an der Pflanze signalisieren auch Gefahren für Menschen: Das unsichtbare, geruchlose Ozon verursacht Schleimhautreizungen, Lungenfunktionsstörungen und Asthmaanfälle. Gebildet wird O3 bei starker Sonneneinstrahlung durch eine chemische Reaktion von Luftsauerstoff und den aus Autoabgasen stammenden Stickstoffoxiden und Kohlenwasserstoffen.
Die chemisch-physikalischen Meß- und Bestimmungsmethoden sind indes kompliziert und liefern wenig sinnliche Anschauung. "Der Tabak hingegen wird bis zu zwei Metern hoch, blüht dann richtig schön auf und reagiert auf Ozon sehr, sehr direkt mit häßlichen Schäden, die man leicht sehen kann", sagt Fritz Heidorn, der WWF-Mann für Umweltbildung. Deshalb ließen sich die Nikotinpflanzen "prima zur Sensibilisierung und Bewußtseinswerdung" bei Schülern einsetzen. Und darauf komme es, sagt Heidorn, den Kampagne-Veranstaltern an: "Zur langfristigen Bekämpfung von Luftverschmutzung und Treibhauseffekt müssen wir was in den Köpfen der jungen Generation verändern."
Die Klassen erhalten für die Pflanz-, Aufzucht- und Auswertungsphase eine Begleitmappe, werden außerdem von den Mitarbeitern der 28 deutschen WWF-Umweltzentren betreut. Alle Flecken-Befunde gehen schließlich zur zentralen Ökologiestation nach Bremen, die daraus eine "flächendeckende Ozonbelastungskarte" für das deutschsprachige Mitteleuropa und für Polen puzzeln will.
Im Gefolge der Messungen sind lokale Aktionen gegen Luftverschmutzung geplant. Der WWF hofft, dabei kräftig öffentlichen Druck auf die Umweltpolitiker zu machen und einen "Nebeneffekt" zu erzielen: Die O3-Grenzwerte, die in Deutschland "zu hoch" seien, müßten nämlich "drastisch nach unten gesenkt werden".
180 Mikrogramm O3 pro Kubikmeter Luft sind hierzulande die Schwelle für Ozon-Alarm, erst 400 Mikrogramm gelten laut Bundesumweltministerium als "gesundheitsschädlich". Die Weltgesundheitsorganisation WHO hingegen hält bereits 100 bis 120 Mikrogramm für ungesund.Alles dreht sich um Bürgermeister Theo Ratzka Linsengericht vor der Wahl: Von Schachzügen und Lachnummern / FR-Serie, Teil 9
LINSENGERICHT. Der Schock der Kommunalwahl 1989 hat bei den Linsengerichter Sozialdemokraten vier Jahre lang vorgehalten. Weil sie nach eigener Interpretation von den Wählern einen Denkzettel vor allem dafür erhielten, daß sie Bürgermeister Theo Ratzka madig machten, gilt der Verwaltungschef aus den Reihen der Wählergemeinschaft diesmal als unantastbar. Mit einer eigentümlichen Erklärung zur Bürgermeisterfrage haben die Genossen freilich dennoch den Wahlkampf um einen grotesken Streit und das Rätsel bereichert, mit wem sie es denn nun wirklich halten.
Die SPD im Parlament der 9000-Einwohner-Gemeinde war schon bisher nicht immer dagegen gefeit, sich dank der Vorliebe ihrer Chefstrategen fürs Taktieren selbst auszutricksen. Ausgangspunkt ist beim jüngsten Coup offenbar die Annahme - die übrigens auch die CDU teilt -, die Wähler hätten nicht begriffen, daß bei der Wahl im März nur übers Parlament und nicht über den Bürgermeister entschieden wird. So macht die SPD die irrelevante Bürgermeisterfrage zur relevanten, indem sie den Entscheidungsspielraum der Bürger für die einige Wochen später anstehende Bürgermeister-Direktwahl von sich aus einengt.
Um den Amtsbonus des an seiner Aufgabe sichtlich gewachsenen Ratzka nicht gegen sich zu haben, versprechen die Sozialdemokraten folgenden Kuhhandel: Wenn die SPD die absolute Mehrheit erhält oder mit einem Koalitionspartner zusammen ans Ruder kommt, wird kein Sozialdemokrat gegen den parteilosen Rathauschef antreten. Bleibt die SPD jedoch in der Oppositionsrolle, soll es für den als "immer fair" gelobten Ratzka trotz Schmusekurs Konkurrenz geben. Otto Wagner, Chef der tonangebenden Bürgerliste, kommentiert diesen Schachzug seines Gegenspielers Bernd Becker als "Bankrotterklärung" und "Lachnummer ohne Beispiel".
Über die Frage, wessen Kandidat Ratzka nun eigentlich ist, wird im Wahlkampf mehr diskutiert und mit Erklärungen in der Heimatpresse gestritten als um sachliche Ziele der Kommunalpolitik. Bei der stark konservativ gefärbten Bürgerliste steht Ratzka auf Platz eins der Kandidatenliste. Derweil ist ihr kleiner Koalitionspartner CDU beleidigt, ins zweite Glied der Ratzkaisten gedrängt worden zu sein. Eigentlich wollten die Christdemokraten mit ihrem vom 8,4-Prozent-Verlust 1989 zerschmetterten Selbstbewußtsein Ratzka auch als ihren Mann auf den Schild heben, fühlen sich nun aber schroff zurückgewiesen.
Damit nicht genug der Konfusion. Verkehrte Welt in der Plakatlandschaft, wo ausgerechnet die CDU "sozialen Fortschritt für Linsengericht" verheißt, und in den Programmen, wo die SPD forsch in grüne Domänen vorstößt, Biotope schaffen und sichern, gar Feldholzinseln vernetzen will. Dabei treten die Grünen diesmal selbst an im Linsengericht und wundern sich, daß die Etablierten sich ohne Scham fortschrittlich nennen, während ihnen als wichtigstes Projekt nichts anderes einfällt als die "Anlage eines neuen Friedhofs" (CDU- Wahlprogramm für Altenhaßlau).
Möglicherweise wird aber zu Unrecht polemisiert gegen das Bestreben der Christdemokraten, die durch Großprojekte wie das Altenhaßlauer "Regierungsviertel" schwindsüchtige Rathauskasse zu schonen. Nach den "fetten Jahren" ist gemäß CDU-Lesart nun die Konzentration auf den "unmittelbar lebensnotwendigen Bereich" geboten. Dazu gehören etwa preisgünstige kommunale Wohnungen, Kindergärten, Betreuungsschule, Unterstützung für Alte und Kranke, Gewerbeansiedlung und Radwegenetz.
In der Öffentlichkeitsarbeit der Bürgerliste vor der Wahl dominieren Straßenbauvorhaben, Friedhöfe, Sportstätten und Kindergärten. Akribisch dokumentieren die freien Wähler, welche Zuwendungen der Vereinsarbeit zugute gekommen sind. Nach wie vor bemühen sich die Parteilosen nach Kräften, den umstrittenen Verkauf der kommunalen Wasserversorgungsanlagen für 2,2 Millionen Mark zu rechtfertigen.
Die oppositionelle SPD unternimmt derweil Anstrengungen, sich als die eigentliche gestaltende Kraft in der Linsengerichter Politik darzustellen. So nimmt sie für sich in Anspruch, den Bau der Turnhalle Lützelhausen, den Ganztagskindergarten in Altenhaßlau und die Betreuungsschule in Eidengesäß auf den Weg gebracht zu haben. Auch die Erhaltung des Schulstandortes schreiben die Genossen ihrer Aktivität zu. Der Koalition kreiden sie an, die innerörtliche Verkehrsregelung und Verkehrsberuhigung sowie den sozialen Wohnungsbau vernachlässigt zu haben. Ein weiteres Wahlversprechen der SPD: Das Wächtersbacher Frauenhaus soll 20 000 Mark erhalten.
Nachdem bisher die CDU zwischen den beiden starken Kräften SPD und Bürgerliste Zünglein an der Waage spielen konnte, sind nach der Wahl am 7. März ganz neue Relationen denkbar. Scheint eine absolute SPD-Mehrheit angesichts fehlender 10,4 Prozent auch wenig wahrscheinlich, könnte es doch im Verein mit den Grünen gelingen, die konservative Mehrheit aus den Angeln zu heben. Leichte Gewinne der SPD vorausgesetzt, müßten die erstmals in der Gemeinde kandidierenden Ökopaxe bloß noch an ihre Ergebnisse bei überregionalen Wahlen anknüpfen. Bei den Landtagswahlen 1991 votierten 8 Prozent der Linsengerichter Wähler für die Grünen.
In ihren ersten Wahlkampf auf lokaler Ebene steigen die Grünen mit Provokantem ein. "Wir Grünen sponsoren nicht die Vereine", sagt Spitzenkandidat Dietmar Schott und findet es bezeichnend, daß trotz allen Geweses um die Sportförderung der vom Sturm zerzauste Trimm-dich-Pfad im Gemeindewald seit zwei Jahren nicht repariert werde. Die Grünen wollten Sprachrohr für alle diejenigen sein, deren Interessen bisher nicht beachtet worden seien.
Ein anderes Bewußtsein in die kommunalen Gremien tragen, für ökologisches, ganzheitliches Denken werben wollen die Grünen, falls sie die Fünfprozenthürde nehmen. Ihrer Meinung nach muß sich auch die Gemeinde für ein System des öffentlichen Personennahverkehrs starkmachen, das den Bedürfnissen der Menschen Rechnung trägt.
Radwege, Jugendzentren, Integration von Ausländern, mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung statt autoritärer Verordnungspolitik und Dorfgestaltung für Menschen statt für Autos sind weitere Themenschwerpunkte des Grünen-Programms. Auf allen Gebieten seien Konzepte gefragt, die über das Jahr 2000 hinausreichten. Davon aber, sagt Schott, sehe er bei den etablierten Kräften in der Gemeindepolitik keine Spur.
ALEXANDER POLASCHEK
Das Kommunalwahlergebnis vor vier Jahren:
Bürgerliste 45,2 Prozent (14 Sitze) SPD 39,7 Prozent (12 Sitze) CDU 15,1 Prozent (5 Sitze)
Lehrermangel könnte VHS-Angebot schmälern Werkverträge mit niedrigen Honoraren ziehen nicht Von Bernd Salzmann WETTERAUKREIS. Die Volkshochschule des Wetteraukreises plagen Zukunftssorgen. Volkshochschulleiter Wolfgang Schönfeld sucht Kursleiterinnen und Kursleiter für das Herbst-Programm. Bleibt der Erfolg aus, müssen Abstriche am Angebot hingenommen werden. Schätzungsweise 50 Frauen und Männer werden noch gebraucht, um wieder ein 600-köpfiges Team von nebenberuflichen VHS-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bilden zu können. Einen Mangel fürchtet Schönfeld besonders im Sprachunterricht, der traditionell stark nachgefragt wird, aber auch auf dem Gesundheitssektor, der eine immer größere Bedeutung erlangt. Die Suche nach nebenberuflichem Personal gehört für Wolfgang Schönfeld und seine Kollegen von anderen Kreisvolkshochschulen zum "Normalzustand". Wo nur Werkverträge abgeschlossen werden können und das Honorar "nicht gerade üppig" (Schönfeld) ist, zählt eine hohe Fluktuation im Lehrbetrieb zum Alltag. Allerdings steigt auch in einigen Sparten deutlich die Nachfrage: Der Volkshochschulleiter registriert beispielsweise, daß immer mehr lernwillige Erwachsene an Informationen über Gesundheit interessiert sind. Dafür ausgebildete Kursleiterinnen und Kursleiter zu gewinnen - in den meisten Fällen wird ein abgeschlossenes Hochschulstudium verlangt - gestaltet sich teilweise schwierig.
Schönfelds Angaben zufolge muß die Wetterauer Volkshochschule diesmal auch frühere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ersetzen, die einen festen Arbeitsplatz in einer Schule gefunden hätten, weil das Land Hessen zusätzlich Lehrerstellen in seinen Schulen geschaffen habe. Davon sei sehr stark der fremdsprachliche Unterricht der VHS berührt.
Besonders gesucht werden für das Herbst-Programm, teilweise auch schon früher, Kursleiterinnen und Kursleiter für folgende Angebote: Englisch, Französisch, Italienisch, Deutsch als Fremdsprache, Politische Bildung, Altenbildung, Frauenbildung, Autogenes Training, T'ai chi chuan, Feldenkrais-Methode, Baum- und Strauchpflege, Gärtnern ohne Gift. Weiteren Angaben Schönfelds zufolge fehlt es an Referentinnen und Referenten in Altenclubs, werden Erzieherinnen für die Kinderbetreuung während Veranstaltungen gesucht. Für den Begleitzirkel "Literarische Moderne" fehle ebenfalls noch nebenberufliches Lehrpersonal. Expertinnen für Computer- und Bürotechnik könnten sogar kurzfristig an mehreren Vormittagen pro Woche Unterricht für Berufsrückkehrwillige übernehmen.
Wer Interesse an einer Mitarbeit in der Volkshochschule hat, kann sich telefonisch an die VHS in Büdingen (0 60 42 / 88 51 96 oder in Friedberg (0 60 31 / 8 38 40) wenden. Das Regelhonorar beträgt 30 Mark pro Unterrichtsstunde.
Ein Teil der Kurse findet nicht abends, sondern tagsüber statt. Pro Jahr bietet die Volkshochschule etwa 1400 Kurse an.
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Wer wegen eines niedrigen Einkommens den steuerlichen Kinderfreibetrag gar nicht oder nicht voll ausschöpfen kann, hat Anspruch auf einen Ausgleich. Dieser Zuschlag zum Kindergeld beträgt grundsätzlich 19 Prozent des nicht ausgenutzten Kinderfreibetrages, der sich per annum auf 4104 Mark pro Sprößling beläuft. Der Zuschlag wird gerundet und kann im Monat für einen Sohn oder Tochter maximal 65 Mark erreichen, für zwei Abkömmlinge macht er höchstens 130 Mark aus und so weiter.
Wie das Kindergeld ist auch der Zuschlag bei dem Arbeitsamt zu beantragen, in dessen Bezirk der Berechtigte wohnt (Angehörige des öffentlichen Dienstes sollten sich an ihren Dienstherrn oder Arbeitgeber wenden).
Der Kindergeldzuschlag wird von den Arbeitsämtern unter dem Vorbehalt gezahlt, daß sich das Einkommen im Laufe des Jahres nicht verändert. Wer das Zusatzgeld bereits erhält, dem geht in diesen Wochen ein Fragebogen zu. Die Leistungsempfänger müssen darin über das tatsächliche Einkommen im vergangenen Jahr Auskunft geben. Erst wenn dieses für 1992 bekannt ist, können die Ämter abschließend entscheiden, ob der Zuschlag für die abgelaufene Periode zu Recht überwiesen wurde. Mit dem Vordruck, darauf macht das Landesarbeitsamt Nordrhein-Westfalen aufmerksam, kann gleichzeitig der Kindergeldzuschlag für das laufende Jahr beantragt werden.
Um eine Unterbrechung der Zahlung oder gar eine Rückforderung zu vermeiden, sollte der Vordruck möglichst schnell, vollständig ausgefüllt und mit den nötigen Einkommensnachweisen versehen an die Kindergeldkassen der Arbeitsämter zurückgegeben werden. Leider, so klagen die Düsseldorfer, komme es immer wieder zu Verzögerungen, weil die erforderlichen Nachweise für das Einkommen nicht beigelegt seien, die Formulare Lücken hätten oder die Anträge nicht unterschrieben seien. FR
Für Dieter Hoeneß war es eine Veranstaltung, "die sich im Interesse des Fußballs bitte möglichst nicht wiederholen" solle. Peter Neururer wußte überhaupt nicht, "was ich hier eigentlich soll". Michael Kostner und Thomas Stratos wollten die Angelegenheit überall, nur nicht vor dem DFB-Sportgericht sehen. Und Christoph Daum nannte das ganze eine "Farce". Trotz unterschiedlicher Interessenlage hatten der Manager des VfB Stuttgart, der Trainer des 1. FC Saarbrükker, die beiden Spieler und der Trainer des amtierenden deutschen Fußball-Meisters eines gemeinsam: Wohl fühlten sie sich in ihrer Haut nicht.
Doch die Gralshüter deutschen Fußball-Rechts hat es noch nie interessiert, wie sich einer fühlt. Wer gegen die Regeln verstößt, der wird seiner Bestrafung gemäß eines umfangreichen Katalogs zugeführt und abgeurteilt. Und dies ist, bei Licht betrachtet, wohl auch nur gut so. Doch was Christoph Daum zum Wochenbeginn in dem fensterlosen Sitzungssaal in der Frankfurter DFB-Zentrale widerfahren ist, hinterläßt nun doch einen allzu faden Beigeschmack. Entweder hat der Mann gesagt, "haut dem Kostner eins aufs Maul", oder nicht. Hat er es gesagt, dann gehört dem "Großmaul der Liga" (Branchenjargon) vorübergehend zwecks Besinnung die Lizenz entzogen. Hat er es nicht gesagt, dann hätte am Ende der Freispruch stehen müssen.
Doch das Sportgericht entschied sich für "ein bißchen schwanger". In der Begründung drehte und wand sich der Vorsitzende, bis die Schraube kein Gewinde mehr hatte. Daum hätte den Satz zwar gesagt, ihn aber nicht so gemeint. Ein Spruch sei's halt gewesen und nicht so ernst zu nehmen - typisch Daum eben. Geglaubt wurde den beiden Saarbrücker Spielern, weil sie doch angeblich gar keinen Grund gehabt hätten, Daum ungerechtfertigt zu belasten. Nicht geglaubt haben die Richter neun Stuttgarter Kikkern und unterstellten damit, daß sie ihren Chef schützen wollten.
Gleichwie, Christoph Daum sollte sich fragen, warum man ihm derlei überhaupt zutraut. Weit, sehr weit, hat er sich in den letzten Jahren aus dem Fenster gelehnt und stets den Guß von oben abbekommen. Daum, der Vielredner, Daum, der Sprücheklopfer, Daum, der Streiter fernab der Sache, Daum, der Ungeliebte. Ein jeder aber bastelt an seinem Image selbst. Es wieder loszuwerden oder aufzubessern, ist vor diesem Hintergrund schwierig. Und Angelegenheiten wie diese, ob wahr oder unwahr, fördern diesen Prozeß ganz gewiß nicht. Derlei jedenfalls wäre einem Ribbeck oder einem Hitzfeld nicht widerfahren. WALTHER LÜCKER
Ein Bauwerk mit zwei Namen - das gibt's wohl nur in Bremen. Genauer gesagt, gab es das bis vor kurzem. Das Gebäude steht natürlich immer noch (schließlich ist es gerade erst eingeweiht worden), doch die Namensvielfalt hat inzwischen ein Ende. Aber der Reihe nach.
Die hochverschuldete Hansestadt Bremen hat sich für 123 Millionen Mark ein neues Kongreß- und Veranstaltungszentrum neben die Stadthalle von 1964 gesetzt. Eigentlich sollte das gute Stück "nur" 50 Millionen kosten. Aber dann kamen teure Planungsfehler zum Vorschein, und außerdem entschieden sich die zuständigen Senatsressorts (damals noch rein SPD-geführt) für eine ausgefallenere Ausstattung, damit sich Bremen im Konkurrenzkampf der Kongreßstädte besser behaupten kann. Monatelang verschwiegen die Regierenden die Kostenexplosion - offenbar aus Angst, daß das Millionenprojekt sonst noch gekippt worden wäre. Die Opposition verzichtete nur deshalb auf einen Untersuchungsausschuß, weil sie es selber ganz gut fand, daß bei den Bauarbeiten sozusagen ein Mercedes und nicht der bestellte Volkswagen herausgekommen ist.
Das neue Prunkstück dürfte das verrückteste Kongreßzentrum Deutschlands sein: Es hat keinen einheitlichen Stil, sondern besteht aus einem Sammelsurium von Einfällen des Architekten Thomas Klumpp. Am Eingang stehen klassische Säulen, in ein Galeriegeländer ist das Rad eines Geländefahrrades eingelassen, der gläserne Fahrstuhl ist innen mit Comics beklebt, und ein Tagungsraum ist mit Uhren übersät: Uhrzeiger an den Wänden, Uhrenmuster auf dem Teppichboden. "Eine Akkumulation von Zitaten aus der Rumpelkiste der Postmoderne", schimpfte ein Leserbriefschreiber. Aber: Bremen Das Congress-Centrum hat sein Ziel erreicht, aus der Masse der Kongreßstädte herauszuragen. Verrückt wie die Architektur war auch die Sache mit dem Namen. Die Hotelkette "Maritim", die das Zentrum praktisch zum Nulltarif von der Stadt gepachtet hat und es jetzt auf eigenes Kostenrisiko betreibt, wollte das Bauwerk "Congress-Centrum Bremen" (CCB) nennen. Solche Bezeichnungen seien international üblich und auch für Ausländer gut auszusprechen, fand "Maritim" und ließ bereits die Briefbögen drucken. Doch der Senat entschied sich plötzlich für "Veranstaltungs-Centrum Bremen" (VCB). Seine sprachwissenschaftlich einwandfreie Begründung: In dem Gebäude liefen ja nicht nur Kongresse, sondern auch Ausstellungen und Tanzturniere, und "Veranstaltungen" sei der Oberbegriff.
Daß das Wort "Veranstaltungszentrum" ein Zungenbrecher für Ausländer wäre, bestritt Bauressortsprecher Rainer Imholze: ",Volkswagen&rquote; kann der Ami ja auch aussprechen." Die Lokalpresse rügte vor allem das Kürzel "VCB": Das klinge zu sehr nach "Verkehrs-Club Bederkesa" oder "Verein Christlicher Bienenzüchter".
Doch der Senat ließ sich nicht beirren - und "Maritim" auch nicht. Für einige Wochen verwendete daher jede Seite ihren eigenen Wunschnamen. Die Rettung kam am Ende in Form einer TED- Telefonumfrage von "Radio Bremen": Nachdem nur sieben Prozent der 1836 Anrufer für "VCB" votiert hatten, sah Bürgermeister Klaus Wedemeier (SPD) eine günstige Gelegenheit, sich aus der Affäre zu ziehen: Er erklärte nun doch "CCB" zum offiziellen Namen des Millionenpalastes. "Maritim" kann jetzt zufrieden sein, und die Bremer wissen endlich, was mit dem Wort "Telefondemokratie" gemeint ist.
ECKHARD STENGEL (Bremen)
orb FRANKFURT A. M. Mit einer neuen Konzeption will die Frankfurter Messegesellschaft ihren Veranstaltungsexport Asia in diesem Jahr stärker an die Bedürfnisse des japanischen Marktes anpassen. So wird die Konsumgüterschau nach Angaben von Messechef Eike Markau zeitlich vorgezogen, um den Ordergewohnheiten des Nippon-Handels Rechnung zu tragen. Die Messe wird im Juni zum dritten Mal in Tokio ausgerichtet. An ihr beteiligen sich voraussichtlich Aussteller aus 23 Staaten. Etwa 100 haben sich bereits angemeldet. Geplant sind auch Gemeinschaftsstände von Deutschland, Spanien, Portugal und Österreich.
Nach Darstellung der zuständigen Managerin Herta Krausmann wird die Fachmesse außerdem gestrafft, das Rahmenprogramm neu gestaltet und die Veranstaltung am letzten Tag für die Verbraucher geöffnet. Zusätzliche Impulse verspricht sie sich von einer parallel stattfindenden "International Houseware Show".
Markau bezeichnet die ostasiatisch-pazifische Region als "Wachstumspol des 21. Jahrhunderts". Ihr Anteil an den Welteinfuhren liege bereits heute bei einem Fünftel. Für Junzo Kobayashi von der japanischen Außenhandelsorganisation Jetro in Düsseldorf ist dies auch auf die Bemühungen Nippons zurückzuführen, Importe in das Inselreich zu fördern.
orb FRANKFURT A. M. Einen stärkeren Andrang als vor einem Jahr verbucht die glasverarbeitende Industrie auf der Frankfurter Messe Ambiente. Günter Kösterherm, Chef der Fachvereinigung deutscher Kristall- und Wirtschaftsglashersteller, beurteilt die Aussichten für seine Branche "verhalten optimistisch". Im vergangenen Jahr war der Umsatz um sechs Prozent auf 1,1 Milliarden Mark geschrumpft.
Um Kosten einzusparen, werden die 30 bundesdeutschen Glashütten und 25 -veredler Kösterherm zufolge in den kommenden Monaten nicht um Entlassungen herumkommen. Genauer beziffern will er deren Ausmaß aber nicht. Zur Zeit arbeiten in der Branche 9000 Menschen.
Nicht ungeschoren kommen auch die Verbraucher davon. Sie sollen 1993 für Isolierbehälter, Spiegel und Leuchten im Schnitt drei Prozent mehr bezahlen, kündigt Waltfried Wirtz von der Glasbearbeitungs- und veredelungsindustrie an.
Der Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME) hat das Recht, die Durchführbarkeit der zwischen den beiden Tarifvertragsparteien vereinbarten stufenweisen Anpassung der Tarife und Gehälter mit Wirkung zum 1. April 1993 zu überprüfen und zu einer Revision zu kommen, genutzt. Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen über diese Revision wurde ein Schlichtungsverfahren eingeleitet.
Die Schlichtungsstelle mußte sich auf die Behandlung der beiden, unmittelbar miteinander zusammenhängenden Aufgaben konzentrieren.
Nach der Tarifvereinbarung hatte sie auf der Basis einer intensiven Überprüfung der ökonomischen und sozialen Grundlagen in der Metall- und Elektroindustrie Sachsens zu entscheiden, ob die Durchführbarkeit der am 7. März 1991 getroffenen Vereinbarung über die stufenweise Angleichung der Tarife- und Gehälter an das Niveau vergleichbarer Arbeitsentgelte in Bayern mit Wirksamkeit ab dem 1. April 1993 gegeben sei und nach Überprüfung "angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Lage in den neuen Bundesländern angepaßt" werden müsse.
Falls die Nichtdurchführbarkeit mit der nach der Schlichtungsordnung vorgesehenen Mehrheit beschlossen würde, hätte logischerweise über die Vorschläge zu einem neuen Tarifvertrag Einigung erzielt werden müssen. Der VSME hatte das Ziel des Ausstiegs aus dem Tarif-Stufenplan mit dem Vorschlag eines Fünf- Punkte-Programms zu einem neuen Tarifvertrag verbunden:
Im Kern ging es um die fundierte Klärung der Frage, ob eine Anpassung des tariflichen Monatsgrundlohns von 71 auf 82 Prozent des Niveaus der am 31. März 1992 in der bayerischen Metallindustrie geltenden Arbeitsentgelte durchführbar sei. Mit diesem Tarifsprung von 21,7 Prozent auf der Basis der Lohngruppe 7 wäre ein Anstieg des Monatslohns (bei einer 40-Stunden-Woche) von 1762 Mark auf 2145 Mark verbunden. Die entsprechenden Stundenlöhne stiegen von 10,13 Mark auf 12,33 Mark. Unter Berücksichtigung weiterer Komponenten, die jedoch deutlich hinter dem Niveau in Westdeutschland zurückbleiben - Erhöhung der Leistungszulagen, betriebliche Sonderzahlung sowie des Urlaubsentgelts - ergäbe sich nach der Stufenvereinbarung ein Tarif- und Gehaltssprung von insgesamt circa 26 Prozent. Mit Blick auf die Verhältnisse in Westdeutschland ist darauf hinzuweisen, daß die Zuwachsrate wegen des niedrigeren Ausgangsniveaus der Arbeitsentgelte in Ostdeutschland vergleichsweise hoch ausfällt.
Die Regelung des Tarifvertrags vom 7. März 1991 schreibt vor, daß eine Revision nur dann durch die Schlichtungsstelle erreicht wird, wenn die Mehrheit der Stimmberechtigten zuzüglich einer weiteren Stimme diese beschließt. Für ein Ergebnis sind mindestens fünf Zustimmungen erforderlich. Stimmt eine Partei geschlossen für ihren Vorschlag, dann muß mindestens ein Vertreter der anderen Partei zustimmen, um ein Ergebnis zu erzielen.
Als stimmberechtigter Vorsitzender teile ich mit: Bei der Entscheidung über die Durchführbarkeit/Nichtdurchführbarkeit der zum 1. April 1993 festgelegten Erhöhung der Tariflöhne und -gehälter in der Gesamtwirkung von 26 Prozent konnte keine Position die erforderliche Stimmenmehrheit erzielen. Damit endete die Schlichtung zwischen der IGM und dem VSME nach zeitaufwendigen und fairen Verhandlungen ohne Ergebnis.
Ich sehe es historisch wohl richtig: in Ostdeutschland ist erstmals - im Unterschied zu den Zwangsschlichtungen der Weimarer Republik - eine auf dem freien Willen der Tarifparteien beruhende Schlichtung durchgeführt worden. Wenn auch diese Schlichtung wegen der unterschiedlichen Auffassungen der Tarifparteien über die künftige Entwicklung der Arbeitsentgelte gescheitert ist, so darf das Instrument der freiwilligen Schlichtung nicht in Zweifel gezogen werden. Die Schlichtung ist - auch wenn sie nicht gelingt - ein wichtiger Bestandteil der Tarifautonomie als Grundlage des demokratischen Rechts- und Sozialstaats. In diesem Zusammenhang kritisiere ich die Ankündigungen des Bundeswirtschaftsministers. Während des Schlichtungsverfahrens wurde über die Medien bekannt, der Bundeswirtschaftsminister strenge die Veränderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen des Tarifssystems an, wenn der Ausstieg aus der stufenweisen Anpassung der Arbeitsentgelte in Ostdeutschland durch die Schlichtung nicht erreicht würde. Durch diese Drohung hat der Bundeswirtschaftsminister die Schlichtungsstelle zwar kaum beeinflußt, jedoch den Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit, die Tarifautonomie in Ostdeutschland zu praktizieren, genährt.
Die Interessenposition der Bundesregierung und Bundesbank gegenüber diesem Verfahren und seinem Ergebnis war immer wieder spürbar. So wurde bekannt, die Bundesregierung würde zusätzliche finanzielle Mittel zur Schaffung industrieller Kerne aufbringen und die Bundesbank eine weitere Lockerung der Geldpolitik durchführen, wenn der Anstieg der Arbeitsentgelte deutlich unter die im Stufenplan fixierten 26 Prozent gedrückt würde.
Ich habe während der Schlichtung mehrfach darauf hingewiesen: Hätte die Bundesregierung frühzeitig ein tragfähiges industriepolitisches Konzept verfolgt und die Bundesbank den Prozeß der ökonomischen Einigung nicht mit einer kontraproduktiv wirkenden Restriktionspolitik belastet, dann hätte die Lohnpolitik und damit die Schlichtung nicht unter einem derartigen Druck der ökonomischen Krise und des Arbeitsplatzabbaus gestanden.
Im Streit um ein Schlichtungsergebnis wurde das Dilemma der Lohnpolitik in Ostdeutschland deutlich.
Die IG Metall zeigte auf mehreren Ebenen, warum für sie ein Ausstieg aus der Tarifvereinbarung über den Stufenplan nicht in Frage komme: Die sozial-ökonomische Lage der Beschäftigten, die vor allem auch durch die nahezu komplette Übernahme des westdeutschen Preisniveaus gekennzeichnet sei, lasse eine Absenkung des vereinbarten Tariflohnanstiegs nicht zu. Bei zwei Drittel der Vollzeitbeschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen läge das Nettoeinkommen derzeit unter 1750 Mark. Werden alle Komponenten berücksichtigt - vor allem auch die unterschiedliche Arbeitszeit - so läge trotz des Anstiegs der Arbeitsentgelte um 26 Prozent zum 1. April 1993 der effektive Anteil der Verdienste in der Metall- und Elektroindustrie in Sachsen gegenüber Bayern - vorsichtig geschätzt - bei 56,5 Prozent. Während die Arbeitgeberseite behaupte, der Abbau der Beschäftigung könne durch eine Reduktion des Tariflohnsprungs von 26 Prozent auf neun Prozent in Sachsen um circa 20 000 bis 25 000 Arbeitsplätze deutlich verlangsamt werden, gäbe es dafür keine Garantie. Befragungen in den Betrieben hätten gezeigt, daß die Beschäftigungspolitik relativ unabhängig von den Löhnen, vor allem unter dem Einfluß der Absatzerwartungen, vollzogen würde. Schließlich würden durch eine Revision die mit dem Stufenplan ursprünglich gewollten mittelfristigen Erwartungen enttäuscht. Eine Vertrauenskrise bei den Beschäftigten mit weitreichenden Folgen wäre zu befürchten.
Der Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie hat auf der Grundlage von Befragungen belegt, daß sich beim überwiegenden Teil seiner Unternehmen die ohnehin schon erwarteten Verluste durch den Tarifsprung um 26 Prozent erhöhen würden. Die Finanzierung sei damit nicht gegeben. Die Folge sei ein Ausscheiden weiterer Betriebe bzw. der Verzicht auf die Gründung neuer Betriebe. Komperative Lohnkostenvorteile bildeten eine Chance im Wettbewerb insbesondere mit den westlichen Unternehmen. Die Möglichkeit, Lohnkosten über Preise zu überwälzen, sei nicht gegeben. Die Dramatik zeige sich in der Notwendigkeit, für existenzbedrohte Betriebe Öffnungsklauseln vorzusehen, die selbst noch eine Unterschreitung des Angebots von neun Prozent durch den VSME ermöglichen sollten. Die Gefahr einer Abwanderung vor allem qualifizierter Arbeitskräfte infolge der Verlangsamung des Anpassungstempos der ostdeutschen an westdeutsche Arbeitsentgelte wird als nicht prägend eingeschätzt. Eine Kontrolle der mit der Reduktion des Tarifsprungs erhofften Beschäftigungseffekte ließe sich wegen der Kostenbelastung nicht realisieren. Mein während der Verhandlung unterbreiteter Vorschlag, zu überprüfen, ob eine Arbeitsentgelterhöhung um neun Prozent mit Beschäftigungsgarantien verbunden werden könne, fand keine Zustimmung durch den VSME.
Aufgrund der Auswertung aller vorgetragenen Argumente durch die Parteien und ihre Sachverständigen stellt sich für mich die Lage wie folgt dar: Auf den im Stufenplan festgelegten Tarifsprung kann aus sozialen, aber auch ökonomischen Gründen nicht verzichtet werden. Mit dem Ausstieg aus dem Stufenplan würde sich effektiv die Reallohnposition gegenüber Westdeutschland tendenziell verschlechtern. Darüber hinaus würde ein sich verstärkender Verarmungsprozeß drohen, vor allem weil die Höhe der Transfereinkommen an die Arbeitsentgelte gekoppelt ist. Die Vertrauenskrise bei den Beschäftigten durch den Ausstieg aus dem Stufenplan ist nicht zu unterschätzen. Zur Stärkung der regional bezogenen Wirtschaft bilden die Arbeitseinkommen eine wichtige Basis. Die Gefahr einer weiteren Abwanderung von Arbeitskräften nach der Revision der Tarifanpassung ist durchaus gegeben. Allerdings haben viele Unternehmen massive Probleme, den Tarifsprung zu finanzieren, da ausreichende Umsatzerlöse nicht erzielt werden. Um die in der Tat bei vielen Unternehmen gegebenen Probleme der Finanzierung zu mildern, müssen in breitem Maße für die Sanierung und den Aufbau von Betrieben weitere finanzielle Hilfen durch den Staat gegeben werden (Sanierungsbeihilfen). Die in einer Expertenkommission von Gesamtmetall und IG Metall erarbeiteten Vorschläge zu einer aktiven Industrie- und Finanzpolitik zur Sanierung und zum Aufbau der ostdeutschen Wirtschaft weisen in die richtige Richtung.
Die Bundesbank kann mit der Zinspolitik auch dazu beitragen, den Kostenblock Fremdfinanzierung zu reduzieren. Die Lohnpolitik im Prozeß der ökonomischen Transformation überfordert zwangsläufig die Tarifparteien. Wenn die Industrie- und Geldpolitik, wesentliche Voraussetzungen der Sanierung, ihre Rolle konstruktiv spielen, dann kann die Lohnpolitik auch den ihr zugewiesenen Aufgaben gerecht werden. Dies hat schließlich die Schlichtung gezeigt: Der Lohnpolitik darf die Lückenbüßerfunktion für finanz- und geldpolitische Versäumnisse nicht zugeschrieben werden.
OFFENBACH. "Insgesamt zufrieden" mit ihren Geschäften sind die 396 Austeller aus 23 Ländern auf der 95. Internationalen Lederwarenmesse, die gestern nach vier Tagen in den Offenbacher Messehallen zu Ende ging.
Die Messeleitung registrierte mit rund 7000 Facheinkäufern - darunter 22 Prozent aus dem Ausland - ein "leichtes Besucherplus" gegenüber der Messe vor einem Jahr. Damals hatte die Messe im Januar ohne terminliche Anbindung an die Frankfurter Kosumgüter-Messe stattgefunden. Seit Jahren diskutieren Austeller und Messe kontrovers über die "richtigen"Messetermine. Die Messeleitung schreibt wohl deshalb etwas blumig: "Eindeutig positiv wirkte sich für Aussteller wie Veranstalter die Rückkehr zum traditionellen Februartermin auf den Messeverlauf aus. Bei weitgehend normalen Geschäften erwies sich die Messe als ein erfolgversprechender Indikator für die Fortschreibung stabiler Branchenumsätze auf hohem Niveau."
Besonders gefragt bei den Einkäufern waren Reiseegepäck, Freizeittaschen und Kleinlederwaren für Schule und Beruf. Das Gros der Anbieter modischer Damenhandtaschen für die nächste Herbst- und Wintermode hofft auf gute Geschäfte auf dem 22. Modeforum Offenbach vom 17. bis 19. April. lz
NORDEND. Der Baustellenverkehr der Deutschen Bibliothek soll endlich besser geregelt werden. Der Ortsbeirat 3 mahnte einstimmig die seit längerem angekündigte Ampel an, die die Überfahrt über die Eckenheimer Landstraße regeln soll. Wenn die Entlastung von Cronstetten- und Holzhausenstraße schon nicht bei Baubeginn stattfand, "so sollte sie doch wenigstens deutlich vor der Fertigstellung der Bibliothek bewerkstelligt werden", erklärte Armin Eikenberg (SPD).
Außerdem forderte der Beirat, Altglas- Container möglichst nicht auf Gehwegen zu plazieren. Wo irgend möglich, sollten die Behälter auf Sperrflächen stehen, die im Rahmen der Verkehrsberuhigung entstanden sind. rea
Nicht gerade wenige der größeren deutschen Kulturinstitute, der Museen und vor allem der Theater, befinden sich im Zustand anhaltender Krisen. Daß ihnen, schon jetzt oder bald, die Etats eingefroren oder gekürzt werden, ist dafür nur eine Ursache. Gravierender ist ein anderer Mißstand: An vielen der Häuser, das ist nicht länger zu leugnen, beherrschen die für die Führung Verantwortlichen das Metier der Planung und der Organisation nicht mehr. Sie hangeln sich, Flickschuster ihrer sogenannten Programme, von Improvisation zu Improvisation; daß auch die Leitung einer Ausstellungshalle oder einer Bühne Effizienz verlangt, organisatorische Kompetenz, ist ihnen ein schlechter Witz.
Darum gewinnen ihre Betriebe für das Publikum auch keine Kontur. Zwar zumeist hoch dotiert, sind manche unserer Kulturdirektoren selber eigentlich lust- und orientierungslos - und können deswegen auch die Mitarbeiter nicht mehr motivieren, oft gehen dann mehr Energien in die Kräche mit dem Personal als in die (von uns allen nicht zu knapp mitbezahlte) Arbeit an dem, was dem Publikum schließlich angeboten wird. Vielfach sind unsere Einrichtungen der Kultur in organisatorischer Hinsicht schon angelangt bei den miserablen Standards, sagen wir: der italienischen Museen.
Umso mehr ist hervorzuheben, wenn ein Institut offensichtlich mit Kenntnis, Umsicht, Lust und Organisationstalent geführt wird. Die "Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland" in Bonn liefert ein solches Gegenbeispiel. Als das Haus vor Jahren konzipiert und im vorigen Sommer eröffnet wurde, schien es manchem von vornherein zu groß, zumal nach der Entscheidung für Berlin als deutsche Hauptstadt eine überflüssige Gründung. Direktor des von dem Wiener Architekten Peichel entworfenen Neubaus wurde Wenzel Jacob, sein Auftrag: das Haus, für dessen Etat (19 Millionen in diesem Jahr) Bund und Länder gemeinsam aufkommen, mit Ausstellungen aus Technik, Wissenschaft, Kulturgeschichte und Kunst zu bespielen.
Jacob hatte die Probleme des Planens und Organisierens ausgreifender Projekte zuerst als Mitarbeiter an der berühmt gewordenen Kölner "Westkunst"-Ausstellung, später bei der Kasseler "documenta" und bei der "Biennale" von Venedig kennengelernt. Er holte den für seine Arbeit als Ausstellungsmacher in Paris, Los Angeles und Venedig (am Palazzo Grassi) international hochrenommierten Pontus Hulten als "Intendanten" nach Bonn, das war seine erste, vorzügliche Personalentscheidung. Was die beiden in den vergangenen acht Monaten geleistet haben - von der Eröffnungsschau mit Inkunabeln der Kunst dieses Jahrhunderts, "Territorium Artis", über das durch einen raschen Zugriff möglich gewordene Gastspiel von Beständen des New Yorker MOMA, bis zu der Retrospektive auf das Werk von Sam Francis, von der wir auf dieser Seite handeln, dazu mehreren spannenden kleineren Projekten und der Einrichtung eines "Forums" für über Bonn hinaus vielbeachtete Kultur-Diskussionen - hat die Schaffung der "Kunsthalle" gerechtfertigt und ist von inzwischen einer halben Millionen Besuchern honoriert worden. Auch die noch für dieses Jahr angekündigten Veranstaltungen versprechen erste Qualität: Marie-Luise Plessen wird Auswahl und Installation historischer Panoramen betreuen, die mobilen Plastiken Calders werden auf dem Dach eine schöne Sommer-Attraktion sein, im Winter wird das vielseitige Werk des Malers Gerhart Richter gezeigt werden. Wie Wenzel, Hulten und ihre Assistenten von diesen Plänen erzählen, spürt man ihr Engagement, Begeisterung, Freude an dem, was sie tun. Nicht zuletzt Pontus Hulten ist ein schwieriger Mann, leidenschaftlich den Künstlern seiner Wahl zugetan, aber auch eigenwillig, manchmal starrsinnig im Verfolg seiner Absichten: Wenzel Jacob läßt ihm den Raum zur Entfaltung seiner Ideen - und verantwortet, lenkt, organisiert, mit merklichem Vergnügen, deren Verwirklichung. So ergänzen sich die Qualitäten der beiden, und alle Mitarbeiter scheinen durch diese Übereinstimmung an der Spitze hochmotiviert, ganz bei der Sache, gut gelaunt, ein alertes, kompetentes Team.
Davon hat das Publikum der "Kunsthalle" den Vorteil. Es erfährt, daß sich an einem Ort der Kunst die vielen Ruppigkeiten, mit denen wir alltäglich zu tun haben, nicht unbedingt wiederholen müssen. Und es wird, was auch in einem Kunsthaus jedenfalls kein Schaden ist, gut bedient. Vierhundert geladene Gäste aus aller Welt zur Vernissage der Francis-Ausstellung - und alle zwanglos und freundlich versorgt mit Antworten auf alle möglichen Fragen, mit Informationen, rechtzeitig (wann wäre das je in Kassel oder Venedig der Fall gewesen?) ausgelieferten Katalogen, vielen Hilfestellungen: Umgang mit dem Publikum auf einem Niveau, von dem Veranstalter und Gäste anderswo nur träumen können. - Das wollen wir hier einmal loben.
P. I.
Leser-Forum
Zu unserem Artikel "Unendliche Geschichte mit Happy-End" über die Wiedereröffnung des Jugendhauses am Frankfurter Berg in der Stadtteil-Rundschau Nord vom Donnerstag, 4. Februar 1993, schrieb uns Alexander Zabler, Rektor der Albert-Schweitzer-Schule, folgende Zeilen:Ihre Veröffentlichung bedarf leider der Korrektur, weil sie wesentliche Sachverhalte falsch beziehungsweise mißverständlich darstellt: 1. Der Frankfurter Berg weist eine mangelhafte Infrastruktur auf, die jahrelang durch Schul-, Jugendhaus- und andere Initiativen mit besonderen sozialpädagogischen Anstrengungen auszugleichen versucht wurde. Deswegen das Café-Provisorium in der Schule, im Einvernehmen mit dem Vereinsring, dem Stadtschulamt und der Saalbau GmbH. 2. Dieses Café soll nicht in den Besitz der Schule übergehen, sondern weiter für den ganzen Stadtteil nutzbar sein, beispielsweise vormittags als Schülercafé, nachmittags und abends für andere Stadtteilgruppen. Regelungen sollen gemeinsam mit dem Vereinsring, dem sozialen Arbeitskreis und der Saalbau Gesellschaft gefunden werden.
HATTERSHEIM. Die konservative Actio Spes Unica (Aktion Einzige Hoffnung) innerhalb der katholischen Kirche lädt für Freitag, 19. Februar, zu einem Vortrag des von Erzbischof Marcel Lefebvre geweihten Bischofs Tissier de Mallerais ein. Er beginnt um 19 Uhr in der katholischen Gemeinde St. Athanasius, Schulstraße 7, und heißt "Die katholische Familie und die Französische Revolution". Zuvor, um 18 Uhr, wird ein Hochamt zelebriert.
Die Actio Spes Unica und der Bischof betrachten sich als wahre Überlieferer der katholischen Glaubenslehre. Der Amtskirche werfen sie vor, seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil von ihr abgewichen zu sein. set
HOCHTAUNUSKREIS. Landrat Jürgen Banzer (CDU) hat als privater Bauherr in Stierstadt nicht von seinem Einfluß als Politiker profitiert. Dies hat der Oberurseler Baudezernent Eberhard Häfner (parteilos) jetzt noch einmal bekräftigt und mit konkreten Zahlen untermauert.
So habe Banzer acht Monate auf die Genehmigung seines Bauantrags gewar- "Länger als andere" tet, während das Oberurseler Bauamt sonst im Schnitt nur zwei bis drei Monate dafür benötige. Nachbarn hatten den Verdacht geäußert, Banzer sei als einflußreicher Politiker bevorzugt worden und als Indiz auf eine "sehr schnelle" Baugenehmigung verwiesen.
Auch von einer "dichten Bebauung", die der Rahmenplanung für die Ortskernsanierung widerspreche, wie Anwohner ebenfalls kritisiert hatten, kann laut Häfner keine Rede sein: Der dreiteilige Bau mit 17 Wohnungen benötige etwa die Hälfte des gut 1200 Quadratmeter großen Grundstücks: "Das ist weniger als vom Verfasser der ,Rahmenplanung Stierstadt&rquote; selbst vorgesehen wurde!"
Der Baudezernent weist zudem erneut darauf hin, daß Jürgen Banzer durch eine Umplanung den lange angestrebten öffentlichen Durchgang zwischen Taunusstraße und Untergasse ermöglicht habe. Banzers Bau passe zudem besser in die Umgebung als ein "dreigeschossiger ,Klotz&rquote;", den eine bereits 1983 positiv beschiedene Bauvoranfrage jedem Käufer rechtlich ermöglicht hätte.
"Es gibt keinen ,Prominentenbonus&rquote;, wie es von Politik-Miesmachern behauptet wird", bekräftigt Eberhard Häfner deshalb noch einmal seine Versicherung Kein Prominenten-Bonus gegenüber der FR, daß "alle Bürger gleich behandelt werden".
Dem "Hessischen Rundfunk", der ebenfalls über die Vorwürfe der Nachbarn berichtet hatte, wirft er vor, keine Stellungnahme der Stadt dazu eingeholt zu haben: "So bleibt der Verdacht, daß die Wahrheit im Fernsehen unerwünscht war." stk
Seit Dienstag ist der Kartenraum der Bettina-Schule im Westend ein Sendestudio, ausgerüstet mit Mikrophonen, Mischpult und Tonbändern. Von hier aus sendet "Radio Power Station" zweimal täglich in den Pausen von 9.35 bis 9.50 und von 11.25 bis 11.40 sein Programm. Kurz vor Sendebeginn ist in dem engen Raum die Hölle los. Die Moderationsgruppe der Klasse 10 e trifft die letzten Vorbereitungen. In letzter Minute wird ein Beitrag hereingereicht. Dann kann es losgehen.
Vor den zwei großen Lautsprechern im Foyer und auf dem Schulhof versammeln sich zu den Sendezeiten die Schüler und horchen gespannt, was die "Kollegen" aus der 10 e über den Äther schicken. Heavy- Metal-Musik dröhnt aus den Boxen, die beiden Moderatorinnen Anne und Susanne begrüßen ihre Hörer und kündigen die Beiträge an. Die Umwelt-AG der Schule gibt einen selbstgedichteten Song zum besten, und zum Abschluß des Programms läuft eine Persiflage auf den Schulalltag, aus der Perspektive eines Fremden. Zwischendurch undefinierbares Stimmengewirr - am ersten Sendetag läuft noch nicht alles so reibungslos. Die Mitschüler verzeihen die kleinen Pannen. "Die Idee ist geil", meinen Helena und Nils aus der Jahrgangsstufe zwölf.
Während ihre Mitschüler Mathematik pauken oder sich mit französischer Grammatik herumschlagen, sind die 24 Schüler der Klasse 10 e in dieser Woche als Radioreporter vom Unterricht befreit. Unterstützt von ihrer Klassen- und Deutschlehrerin Cordula Boy, Pfarrer Gernot Bach-Leucht, dem Medienpädagogen Norbert Büchner und Annette Dossmann von der Evangelischen Medienfortbildung, die auch die Technik zur Verfügung stellte, sind die 15- bis 16jährigen Jungen und Mädchen jeweils von 8.30 bis 17.00 Uhr damit beschäftigt, Ideen zu sammeln, Musik auszusuchen, zu texten.
Cordula Boy möchte mit ihrem Radio- Projekt erreichen, daß die Schüler einmal "ganz anders lernen", abgekoppelt vom normalen Schulalltag. Inhaltlicher Schwerpunkt des Schülerradios ist das Thema "Ausländerfreundlichkeit".
Ein Interview mit dem Frankfurter Fußballspieler Anthony Yeboah, ein Beitrag über rechtsradikale Musik und über Hakenkreuzschmierereien auf den Stimmzetteln bei der letzten Schülervertretungswahl sind unter anderem geplant.
An der Tafel im Redaktionssaal hängen kleine Kärtchen mit den Themenvorschlägen und ein Sendeplan. Hier treffen sich nach den ersten beiden Sendungen die Schüler zu Redaktionskonferenz und Manöverkritik.
Eine Gruppe zieht schon zum zweiten Mal los, um dem Gerücht nachzugehen, daß die Direktorin einer anderen Schule das Tragen eines Kopftuches in der Schule verboten hat. Beim ersten Mal hatten die Schüler vergessen, einen Termin zu vereinbaren - auch recherchieren will gelernt sein. reu
Firmen-Telegramm
Opel sucht Leute für Eisenach Während in westdeutschen Betrieben des Autoherstellers Opel in diesem Jahr bis zu 1500 Stellen eingespart werden sollen und zahlreiche Beschäftigte kurzarbeiten, sucht das Unternehmen für das Werk Eisenach in den neuen Ländern noch 500 Fachkräfte. Sie würden für den Start des Drei-Schicht-Betriebes im Oktober gebraucht, teilt der Konzern mit. Eisenach ist für eine Kapazität von 150 000 Wagen pro Jahr ausgelegt und soll bei voller Auslastung etwa 2000 Männer und Frauen beschäftigen. Niederländer kaufen Ost-Anlagenbauer Die Treuhandanstalt hat die Magdeburger SKL-Industrieanlagen an den niederländischen Maschinenbauer Compromi veräußert. Der Erwerber übernimmt alle 160 Beschäftigten und garantiert Investitionen in Höhe von einer Million Mark. Das frühere VEB Karl Liebknecht fertigt Chemie- und Ofenanlagen.
MTU-Motoren für französische Panzer Die Daimler-Benz-Tochter Motoren- und Turbinen-Union (MTU) hat den Auftrag zur Lieferung derMotoren für 390 Kampfpanzer erhalten, die die Vereinigten Arabischen Emirate beim staatlichen französischen Rüstungskonzern Giat bestellt haben. Der Wert des gesamten Geschäfts mit den Emiraten wird von Militärexperten auf 3,5 Milliarden Dollar geschätzt.Siemens und Framatome erhalten Order Ein von Siemens und der französischen Framatome geführtes Konsortium hat vom spanischen Stromversorger Asociaciòn Nuclear Asco einen Auftrag im Wert von 190 Millionen Mark erhalten. Er beinhaltet den Austausch von sechs Dampferzeugern in zwei Atomkraftwerken. Den lokalen Anteil an der Bestellung - die Komponenten werden in der Küstenstadt Santander gefertigt - beziffert Siemens mit 60 Prozent.
FR-Leser Wolfgang H. blickte in den vergangenen fünf Wochen immer wieder voller Hoffnung in seinen Briefkasten. Er erwartete Briefe und Päckchen aus verschiedenen Teilen der Bundesrepublik. Wolfgang H. wurde aber oft enttäuscht. Sie kamen einfach nicht an oder waren beschädigt. "Fünfmal ist mir das jetzt passiert", sagt er. In drei Fällen haben Briefe und ein Päckchen ihren Weg in den Frankfurter Stadtteil Nied nie gefunden, zweimal seien die Päckchen "fachmänisch aufgeschlitzt" angekommen.
Seinem Ärger Luft zu machen, darüber habe er zwar nachgedacht, aber "wenn ich einen größeren Aufstand probe, dann bringt mir das auch nichts". Er könne zwar einen Beschwerdebrief an die Oberpostdirektion schreiben, "aber die würden mir auch nur ihr Bedauern mitteilen". Viele Millionen Briefe werden Tag für Tag gesammelt, sortiert und ausgeliefert, erzählt Postdienst-Pressesprecher Dieter Heinbuch, "da kommt es schon vor, daß etwas verloren, beschädigt oder falsch ausgeliefert wird". Hochge- rechnt auf die Zahl der Poststücke, die täglich bearbeitet werden (800 000 allein in Frankfurt), sei die Zahl der verlorenen Briefe mit 0,01 Prozent jedoch gering.
Es besteht dennoch Hoffnung. Jeder Absender kann bei seinem zuständigen Postamt einen Nachforschungsantrag stellen. Entsprechende Formblätter hält jede Dienststelle bereit und "die Erfolgsquote liegt bei 60 Prozent", erklärt Heinbuch. Die Post hat in Marburg und Amberg eigens Ermittlungsstellen eingerichtet.
Ein solcher Antrag lohnt immer, versichert der Pressesprecher. Gerade wenn Sendungen "inhaltsgeschmälert" ausgeliefert werden. Denn nur so könne die Post eventuell auch Unregelmäßigkeiten im eigenen Hause feststellen. "Schwarze Schafe", so Heinbuch, "gibt es schließlich überall. Selbst bei der Post." hu
60 Jahre alten Rentner fast zu Tode geprügelt Erschütternde Aussagen vor dem Schwurgericht Von Rüdiger Arendt HANAU. In der Tristesse des städtischen sozialen Wohnungbaus in der Aschaffenburger Straße ist ein Prozeß wegen versuchten Totschlags angesiedelt, der gegenwärtig vor der Schwurgerichtskammer am Hanauer Landgericht stattfindet. Angeklagt ist der 21jährige Michael S., dessen zahlreiche Familienangehörigen fast "Dauergäste" vor Gericht sind. Der arbeitslose junge Mann soll am 5. Mai vergangenen Jahres bei einem Alkoholgehalt von rund drei Promille im Blut einen 60jährigen Rentner krankenhausreif geschlagen haben. Der Grund: Der 21jährige hatte kein Geld mehr für Alkohol. Der ehemalige Schiffsingenieur, der zwei Stockwerke tiefer wohnt, zog sich an jenem Abend erhebliche Blessuren zu. Weil zunächst ein schwerer Nierenschaden vermutet worden war, wurde er einige Tage lang stationär behandelt. Ansonsten wurden bei ihm Brüche am linken Arm, an beiden Beinen und schwere Prellungen diagnostiziert. Geschlagen wurde er mit einem Stuhl- oder Tischbein.
Daß Gewalt in den Wohnblocks an der Aschaffenburger Straße zur Tagesordnung gehört, ist den täglichen Polizeiberichten zu entnehmen. Enge, stickige Wohnungen gehen einher mit Arbeitslosigkeit, sozialer Verelendung und Perspektivlosigkeit. "Sie können sich ja gar nicht vorstellen, was bei uns abgeht", sagte der 60jährige frühere Seemann gestern vor Gericht. "Die bilden sich alle ein, ich bin hier der Krösus, ich weiß gar nicht warum." Seit sieben Jahren wohnt er mit schmaler Rente in der Aschaffenburger Straße und in dieser Zeit ist ihm fast 29mal die Tür eingetreten worden, ist versucht worden, ihn zu bestehlen und zu berauben. "Immer von den selben Leuten", sagte er und meinte damit die Familie des Angeklagten. Erst in der Nacht zur gestrigen Hauptverhandlung erhielt er erneut ungebetenen Besuch. Wieder ging die Tür zu Bruch, wie später auch ein Kriminalbeamter bestätigte. Über ein Vorfall vor vier Wochen, bei dem er sich erneut einen schweren Beinbruch zuzog, wollte der Rentner aus Angst nicht reden.
Während das Opfer wohl auch in nächster Zeit mit sich selbst fertig werden muß, zerbrachen sich die Prozeßbeteiligten gestern den Kopf darüber, wie dem Täter wohl am besten zu helfen ist. Mehrfach wegen Gewaltdelikten als Heranwachsender vorbestraft und deswegen mit vielen Bewährungsauflagen immer vor dem Gefängnis bewahrt, wird von seinem Verteidiger erneut versucht, ihm nochmals "eine letzte Chance" zu geben. Dabei scheint seine Rechnung, ihm nur Vollrausch anzukreiden, aber nicht aufzugehen. Der Leiter des psychiatrischen Krankenhauses in Hanau, Professor Demisch, vom Gericht als Gutachter bestellt, sprach sich in seiner Expertise trotz des vielen Alkohols im Blut nicht für den schuldausschließenden Paragraphen 20 im Strafgesetzbuch für den geständigen Angeklagten aus. Bei einem Menschen mit einem starken Gewohnheitsgrad bei Alkohol könne ein dennoch zielgerichtetes Handeln nicht ausgeschlossen werden. Demisch machte sich aber, sehr zum Erstaunen des Staatsanwaltes, dafür stark, dem jungen Mann erneut eine Chance zu geben und ihn dazu zu bringen, sich unter Bewährungsauflagen freiwillig in einen Alkoholentzug zu begeben. Eine zwangsweise Unterbringung in eine Entzugsanstalt, wie es dem Staatsanwalt vorschwebt, bezeichnete er in dem Fall des 21jährigen als weniger sinnvoll, weil in solchen Anstalten erfahrungsgemäß die "ganz schlimmen Fälle" untergebracht seien. Der Therapieerfolg dort sei längst nicht so hoch wie bei freiwilligen Therapien.
Durchaus zustimmend verhielt sich der Psychiatrie-Professor dann aber anschließend bei einem Vorschlag des Staatsanwaltes, den 21jährigen nach einer auszusprechenden Haftstrafe in eine geschlossene Entziehungsanstalt einzuweisen, von diesem Vorhaben aber abzusehen, wenn sich der Betroffene, dann wiederum unter Bewährungsauflagen, für eine freiwillige Therapie entscheidet. Ein Vorschlag, der sowohl dem Sühne-, und Abschreckungsgedanken des Strafgesetzes als auch dem Resozialisierungsgebot entsprechen dürfte.
(Der Prozeß wird fortgesetzt)
Vier bis fünf Tage brauchen etwa 30 Leute, um die zehn Tonnen schwere, 15 Meter hohe und 26 Meter breite Wand aufzustellen. Rund 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus mindestens 20 Ländern werden am ersten April-Wochenende dem Ruf der Wand in die Frankfurter Ballsporthalle folgen, um daselbst am künstlichen Ungetüm die 93er Weltcup- Serie im Sportklettern zu eröffnen und den 50 000 Mark Preisgeld hinterherzusteigen.
Uwe Tisch, Besitzer einer Gerüstbau- firma in Frankfurt-Fechenheim und seit 20 Jahren Hobby-Kletterer, setzt das gigantische Sportgerät in die Halle, dessen Versatzstücke aus Glasfaserkunststoff ("in etwa das Material von Yoghurtbechern", so Tisch) nach Abdrücken von echten Bergen gegossen sind. "Je naturidentischer, desto besser", befindet Stefan Glowacz über die Angriffsfläche, der zusammen mit Christoph Finke, Guido Köstermayer und Marietta Uden zu den Aussichtsreichen im deutschen Aufgebot für Frankfurt zählt.
Gleichwohl scheint Profi-Kletterer Glowacz mittlerweile die Natur aber dem Naturidentischen vorzuziehen, kündigt er doch an, im kommenden Jahr das Wettkampf-Kraxeln zurückzustellen, alldieweil "so viele tolle Wände rumstehen, die noch durchklettert werden müssen". Keiner habe mehr Zeit für Erstbesteigungen, "die Natur liegt brach". Nicht so die Frankfurter Ballsporthalle, die die Kommune nach den Worten der Sportdezernentin Sylvia Schenk mietfrei zur Verfügung stellt.
Allein zehn Tage braucht es, die Wand zu präparieren: nachdem Tischs Firma den "Rohling" unter Einsatz von 50 Tonnen Gerüst hingestellt hat, machen in vier, fünf Tagen die Routensetzer eine Wettkampfstrecke daraus. Nach Ende des Weltcup-Wettbewerbes darf sie bis über Ostern in der Halle stehenbleiben und dient in diesen Tagen vielen Nationalmannschaften als Übungsberg in Vorbereitung auf die Anfang Mai im Innsbrukker Eisstadion stattfindenden Weltmeisterschaften.
Die "Nullmiete" macht dem Veranstalter die Sache logischerweise finanziell etwas leichter, kostet doch die Ausrichtung des Saal-Kletterns immerhin knapp eine halbe Million Mark, welchen Etat Veranstalter Alexander Leibkind mit Hilfe von Sponsoren, der Stadt, des Fernsehens und des Publikums zu decken gedenkt. Letzteres macht noch etwas Sorgen, da es bisher in Frankfurt, zu den ersten Klettereien in der Ballsporthalle in den vergangenen beiden Jahren, nicht in erhoffter Zahl kam. "2000 Zuschauer", definiert Leibkind seine Erwartungen, "sind schön für einen Sport, der eigentlich nicht so richtig existiert." ah
WIESBADEN. Das Hessische Staatstheater bittet zu einer Stockhausen-Performance am Sonntag, 28. Februar, um 18 Uhr auf der Probebühne (Eingang am Schiller-Denkmal).
Das Freiburger Ensemble "Metal Brass" spielt unter der Leitung von Andreas Boettger die Stockhausen-Werke "Gesang der Jünglinge" und "Mikrophonie I".
Das Programm wird als "Konzert in der Schule" am Montag, 1. März, in der Wiesbadener Schiller-Schule wiederholt. maf
WIESBADEN. Der Vorstand der Ringkirchengemeinde hat aus Anlaß des 60. Jahrestags der Machtergreifung durch die Nazis und des auflebenden Rechtsextremismus in einem "Appell" seine Sorge artikuliert, "daß ein Klima der Angst unter ausländischen und wieder einmal unter jüdischen Menschen" entstanden ist. Die Protestanten bekennen sich zur Mitschuld auch der evangelischen Kirche an den Millionen Opfern der NS-Zeit. Sie warnen vor einer möglichen "Dritten Schuld" nach der "Zweiten Schuld", die durch "gewissenloses Verdängen der Vergangenheit" gekennzeichnet sei.
Der Kirchenvorstand bittet "alle Menschen guten Willens", das Gespräch besonders mit den Jugendlichen zu suchen, die Opfer der Nazi- Ideologie zu werden drohen. "Gebt den braunen Mördern keine Chance, ihren Haß auszuleben." maf
Wie bereits im Hinspiel taten sich die Tischtennisspielerinnen des TTC Assenheim gegen die Abwehrspezialistinnen des KSV Hessen Kassel II nicht gerade leicht, siegten am Ende aber doch sicher mit 8:4 und schraubten damit ihr Punktekonto auf beeindruckende 30:0 Zähler. Der Regionalliga-Spitzenreiter und angehende Zweitligist mußte gegen Kassel ohne Cornelia Böttcher auskommen, die äußerst erfolgreich beim Qualifikationsturnier für die Top-12 aktiv war.
So kam Claudia Tschernisch einmal wieder zum Zuge und steuerte mit ihrem Sieg gegen Heike Schumann einen wichtigen Zähler zum Gesamtsieg bei. Erst am 20. und 21. März geht es für die Assenheimerinnen mit den Regionalligapartien gegen Drais und Klarenthal weiter, an diesem Wochenende kann das TTC- Team bereits die Meisterschaft sicherstellen, den ETuS drei Spiele vor Abschluß auf sieben Zähler distanzieren. Auch die zweite Mannschaft des TTC steuert nach dem 8:3 in Schwalheim weiterhin auf Titelkurs.
Gegen Kassel mußten sich das Doppel Giese/Bohr (gegen Söthe/Kaiser), Karina Giese und Sandra Bohr gegen Defensivspezialistin Margret Söthe und Claudia Tschernisch gegen Sigrid Kaiser beugen. Völlig unbeeindruckt von der Spielweise der Gegnerinnen präsentierte sich einmal mehr Branka Batinic, die Margret Söthe ebenso sicher besiegte wie Heike Schumann. ina
Gaumeisterschaften der Schützen Nieder-Florstadt schoß
Der SV Nieder-Florstadt dominierte den Mannschaftswettbewerb bei den Gaumeisterschaften der Luftpistolenschützen in Niederrodenbach. Die Nieder- Florstädter sicherten sich in der Schützenklasse Platz eins und zwei vor dem SV Schlierbach. Mit 1119 beziehungsweise 1106 Ringen hielten die starken Schützen aus dem Kreis Friedberg die Konkurrenz auf Distanz. Beste Büdinger Mannschaft war die SG Schotten mit 1086 Ringen auf dem sechsten Rang.
Auch in der Einzelwertung lag (379 Ringe) ein Nieder-Florstädter, Heinz Kraft, vorn. Der Hüttengesäßer Roland Ruth (376) sowie Andreas Scheuern (375, SV Okarben) belegten die Plätze. Dieter Bönsel (ESG Echzell) war mit 371 Ringen auf Rang sechs bester Büdinger.
In der Frauenklasse siegte die Renate Hartmann (Echzell) knapp vor Ingeborg Groß (SV Salmünster). Beide Schützinnen hatten 368 Ringe erzielt. Dritte wurde Marietta Häuser (SSV Großenhausen) mit 360. In der Schülerklasse dominierten wiederum die Nieder-Florstädter. Bei den Schülern verwies zwar der Büdinger Oliver Hohmann (133) den Nieder-Florstädter Marco Welch (128) auf den zweiten Platz. Doch die Nieder-Florstädter Schülerin Claudia Neubauer revanchierte ihren Kollegen mit 152 Ringen gegenüber der Büdingerin Tanja Gutsell (147).
Nach Abschluß der Luftpistolen Rundenkämpfe in den Kreisen Büdingen und Friedberg steht die Teilnahme von Butzbach II als Friedberger Vertreter und die SG als Büdinger Vertreter an den Gau- Aufstiegskämpfen fest. hdp
Ev.-luth. Weißfrauengemeinde: Der Arbeitskreis Bahnhofsviertel trifft sich am Montag, 22. Februar, 20 Uhr, im Gemeinderaum an der Windmühlstraße 9. mb/07
Tin men (Zwei haarsträubende Rivalen) - diesen Film zeigt das Jugendzentrum Bockenheim (Varrentrappstraße 38) am Sonntag, 21. Februar, 20 Uhr. mb/07
Das literarische Figurentheater "Die Bühne" spielt am heutigen Donnerstag, 18. Februar, 15 Uhr, das Stück "Die Rosine ohne Kuchen". Ins Kinder- und Jugendhaus Gallus (Idsteiner Straße 40) sind Mädchen und Jungen ab vier Jahren dazu eingeladen. mb/07
Kath. Pfarramt Mariä Himmelfahrt: Die Fastnachtssitzung der Kanonen-Elf ist am Sonntag, 21. Februar, ab 19.11 Uhr, im Griesheimer Josefshaus (Eingang Auf der Beun). Die "Weiberfastnacht" ist bereits am heutigen Donnerstag, 18. Februar, ab 19.11 Uhr. mb/07
Beim Turn- und Sportverein Hausen geht's am Samstag, 20. Februar, gleich zweimal närrisch zu. Die Erwachsenen können sich ab 19.11 Uhr in der Vereinsturnhalle (Am Ellerfeld) tummeln. Mit dabei ist der Bockenheimer Karnevalverein "Die Schnautzer". Kinder sind an gleicher Stelle ab 14.11 Uhr zu einem bunten Maskenball willkommen. mb/07
Der Bockenheimer Treff organisiert ein Heringsessen, und zwar bereits am Fastnachtdienstag, 23. Februar. Unterhalter Nico will ab 14.11 Uhr für Stimmung sorgen. Karten unter Tel. 77 52 82. mb/07
Die evangelische Friedensgemeinde Gallus singt und lacht am Freitag, 19. Februar, ab 20.11 Uhr, im Gemeindehaus (Frankenallee 150). Der Erlös geht an die Kinderkrebshilfe der Unikinik. Karten sind im Gemeindebüro (Fischbacher Straße 2, Tel. 73 33 17) zu haben. mb/07
Zusammengewürfeltes gibt es nach Angaben der Heussenstamm-Stiftung im Westend, Barckhausstraße 1-3, während deren Fastnachtsabend am Samstag, 20. Februar, ab 20.11 Uhr. mb/07
Begegnungsstätte Am Ebelfeld: Kreppelkaffee am Dienstag, 23. Februar, ab 15 Uhr; Heringsessen am Aschermittwoch, 24. Februar, ab 17 Uhr. Anmeldung ist erforderlich unter Tel. 76 20 98. mb/07
Der Praunheimer Liederkranz lädt ein zum bunten Fastnachtstreiben am Fastnachtssamstag, 20. Februar, um 20.11 Uhr, in der katholischen Christ-König-Gemeinde, Damaschkeanger 158. Zum Tanz spielt die "Heiner Combo" auf; der Eintritt kostet 12,50 Mark. rw/07
Die CDU Rödelheim/Hausen lädt zum karnevalistischen Kreppelnachmittag, am Samstag, 20. Februar, 15 Uhr, ins Käthe- Kollwitz-Haus im Industriehof ein. ks/07
Carneval-Club "Frankforter Schlippcher": Für Verdienste und langjährige aktive Mitarbeit im Verein wurde Robert Koch vom "Großen Rat" der Frankfurter Karnevalvereine mit dem "Goldenen Frankfurter Adler" ausgezeichnet. Vorgenommen haben die Ehrung Oberbürgermeister Andreas von Schoeler sowie Ratspräsident Konrad Trapp. fd/07
Das Frauenprojekt Gallus (Kölner Straße 58) bietet neue Kurse an. Einige Themen: Gesundheit und Ernährung, Vollwert-Küche, Seidenmalerei, Patchwork, Gymnastik und Nähen. Informationen unter Tel. 7 38 28 63 ak
Einen neuen Service für Frauen gibt es jetzt in Rödelheim: Sie können eine (weibliche) Begleitung für ihren Weg durch den Stadtteil anfordern. Die Vermittlung dafür ist zwischen 17 und 19 Uhr unter Tel. 78 00 26 anzurufen.
FRIEDBERG. Einen Computerkurs für Anfängerinnen bietet das Frauenzentrum an drei Samstagen im Februar und März an. Teilnehmerinnen werden erstmals am 27. Februar von 8.30 Uhr bis 15 Uhr im Frauenzentrum in das Betriebssystem MS-Dos und die Textverarbeitung Word 5.0 eingeführt. Das Seminar wird am 6. und 13. März fortgesetzt.
Gemeinsam kreativ sein können Frauen in dem Seminar "Ich, Du, Wir", in dem Interessentinnen mit Phantasiereisen, Wahrnehmungsspielen und bildnerischem Gestalten neue Erlebnis- und Ausdrucksmöglichkeiten kennenlernen können.
Was sie genau erwartet, erfahren sie am "Schnupperabend", Dienstag, 2. März, ab 20 Uhr im Frauenzentrum. Nähere Informationen sind beim Frauenzentrum unter der Rufnummer 0 60 31 / 25 11 erhältlich. cor
Frau Karolina Thanner aus Hanau Klein-Auheim, zum 90. Geburtstag, am Donnerstag, 18. Februar.
Frau Elfriede Kubatzki aus Maintal- Dörnigheim, zum 85. Geburtstag, am Donnerstag, 18. Februar.
Frau Karoline Kochsöder aus Maintal- Dörnigheim, zum 90. Geburtstag, am Donnerstag, 18. Februar.
GRÜNDAU. Glück im Unglück hatte in der Nacht zum Dienstag ein 23jähriger US-Bürger, dessen Wagen nach einem Unfall auf der Autobahn Hanau-Fulda in Flammen aufging. Der Mann konnte leichtverletzt aus dem brennenden Auto geborgen werden. Nach Angaben der Autobahnpolizei entstand ein Schaden in Höhe von 20 000 Mark.
Wie ein Behördensprecher berichtete, kam der Wagen des Amerikaners in der Nähe von Gründau plötzlich aus der Spur. Mit Wucht prallte er in die Schutzplanke und blieb anschließend auf der Fahrbahn liegen. Obwohl das Auto wenige Sekunden später zu brennen begann, konnte ein Gelnhäuser den leichtverletzten Fahrer bergen. Der Wagen brannte völlig aus. tja
Kronberg wehrt sich gegen Abwertung Gutachten sieht die Taunusstadt nur als "Unterzentrum" / "Noch nichts entschieden" Von Katja Irle KRONBERG. Der Stadt Kronberg droht die Abstufung von einem Mittel- zu einem Unterzentrum im sogenannten Zentrale-Orte-System. Das sieht zumindest das Darmstädter Regierungspräsidium in seinem Gutachten zum Regionalen Raumordnungsplan (RROP) vor, der als Grundlage für die regionale Entwicklung Südhessens bis zum Jahr 2000 dienen soll. Der Magistrat mag diesen Plänen allerdings nicht zustimmen. "Kronberg hat Mittelzentrumsfunktion", konterte Erster Stadtrat Karsten Stahlberg, "und das können wir auch gut begründen." Eine Stadt gilt unter anderem dann als Mittelzentrum, wenn dort der "gehobene Bedarf" insbesondere an öffentlichen und privaten Dienstleistungen befriedigt werden kann. Zudem soll die Kommune Bedeutung als Arbeitsmarktschwerpunkt und Wohnstandort haben. Laut Regierungspräsidium trifft auf Kronberg beides nicht zu: Das Gutachten der Darmstädter Behörde sprach dem Taunusstädtchen eine gute Versorgung mit mittelzentralen Einrichtungen ab und bezeichnete das Einwohner-Arbeitsplatz- Verhältnis als "nicht ausgewogen". Das Fazit der Planer: "Kronberg sollte als gut ausgestattetes Unterzentrum ausgewiesen werden."
Eine solche Herabwürdigung würde freilich nicht bloß das Selbstwertgefühl der Kronberger treffen, sondern vor allem ihren Stadtsäckel: Der Zugang zu einigen Landesförderprogrammen wäre gesperrt, die Zuschüsse für den Ausbau der Infrastruktur reduzierten sich. Kein Wunder, daß Bürgermeister Wilhelm Kreß und sein Erster Stadtrat damit nicht einverstanden sind. Ihr Protestschreiben an das Darmstädter Regierungspräsidium zeigte jedoch inzwischen Wirkung: "Wir haben signalisiert bekommen, daß Kronberg nicht abgestuft wird", sagte Stahlberg der FR. Er sei da ganz optimistisch.
Im Gegensatz zum Gutachten hält er das Einwohner-Arbeitsplatzverhältnis - auf 1000 Kronberger kommen 361 Beschäftigte - für ausgewogen. Die Proportionen seien vergleichbar mit denen in Königstein, Oberursel und Usingen - die weiterhin als Mittelzentrum eingestuft würden, argumentiert Stadtrat Karsten Stahlberg.
Einen Mangel an "mittelzentralen Einrichtungen" sieht er ebenfalls nicht gegeben und tritt den Gegenbeweis mit einer eigenen Liste an: Danach gibt es in Kronberg 16 Bildungseinrichtungen (etwa Schulen, Religionspädagogisches Zentrum, Stadtbücherei), rund 25 kulturelle Einrichtungen (unter anderem Stadthalle, Kirchen, Museen, Opel-Zoo), weit über 50 soziale und gemeinnützige Einrichtungen (darunter 32 Arztpraxen) und 48 Sporteinrichtungen.
Im Bereich Handel / Banken / Wirtschaft und Verwaltung bestehe, so Stahlberg, eine starke Verflechtung Kronbergs mit anderen Gemeinden, inbesondere mit Frankfurt. Auch deshalb sei Kronberg zu Recht als Mittelzentrum eingestuft worden, meint der Stadtrat und nennt als Beispiel die Firma Braun, die Jaguar- Deutschlandzentrale und das Ausbildungszentrum der Deutschen Bank.
Sollte Kronberg dennoch abgestuft werden, sieht er die Stadt auch in diesem Bereich mit neuen Problemen konfrontiert: "Dann überlegen sich die Gewerbebetriebe genau, ob sie nach Kronberg kommen oder nicht."
Das Regierungspräsidium hält die Kronberger Sorgen wie die auch anderer, in dem Gutachten abgestuften Gemeinden - im Hochtaunuskreis ist auch Friedrichsdorf betroffen - für verfrüht: "Da muß noch niemand aufschreien. Das alles hat nur Entwurfcharakter", beruhigte Pressesprecher Dieter Ohl.
Das Beschlußgremium werde Ende März über den Entwurf beraten und abstimmen. Danach werde er den Kommunen zur erneuten Stellungnahme vorgelegt.Briefe"Erben hat nicht für die eigene Sache abgestimmt" Zu unseren Berichten über Heinz-Rüdiger Erben (CDU), der trotz Befangenheit an einer Abstimmung über einen Grundstücksverkauf in Kronberg teilnahm, schreibt uns ein Leser:
Mir ist unverständlich, wie man die Meinung vertreten kann, der Stadtverordnete Heinz-Rüdiger Erben sei bei der Abstimmung im Stadtparlament am 23.12.92 befangen gewesen.
Indem Herr Erben gegen den Verkauf des Hotels Post gestimmt hat, hat er doch zugleich auch gegen die geplante Umbau- bzw. Neubaumaßnahme gestimmt und damit die Chance, als Architekt mit der Planung der Baumaßnahme beauftragt zu werden, verloren. Durch sein Abstimmungsverhalten ist klar erwiesen, daß er nicht an den Abschluß eines Architektenauftrages in eigener Sache gedacht hat. Durch nichts kann die Unbefangenheit des Herrn Erben also eindeutiger bewiesen werden als durch seine Abstimmung mit der CDU gegen den Antrag des Magistrats. Hätte sich Herr Erben dagegen so verhalten, wie die Mehrheit aus SPD/UBG/ Grüne jetzt nachträglich glaubt, wie er sich bei der Abstimmung am 23. 12. 92 hätte verhalten müssen, könnte man ihm vorhalten, er habe sich deshalb der Abstimmung entzogen, damit dem Antrag des Magistrats stattgegeben wird und er die Chance erhält, als Architekt einen Auftrag zu erhalten.
Mit anderen Worten: Hätte Herr Erben an sein Geschäft gedacht, so hätte er alles tun müssen, daß das Vorhaben von SPD/UBG/Grünen zum Zuge kommt und das Anliegen der CDU unberücksichtigt bleibt. Hätte er so gehandelt, nur dann könnte man ihm Befangenheit vorwerfen.
Die Ironie des Schicksals will es, daß hier kein Grenzfall und kein Zweifelsfall vorliegt, sondern aufgrund der "überholenden Kausalität" ein Fall von eindeutiger Klarheit!
Der Wahlkampf läßt die Politiker, die um den Erhalt ihrer Mehrheit zu zittern scheinen, nicht mehr klar denken, sonst würden sie in ihren Stellungnahmen die Interessenlage nicht genau auf den Kopf stellen.
Eberhard Gottschalk 6242 Kronberg
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
Michael Fuchs, in Paris geboren, in New York und Los Angeles zur Schule gegangen, Sohn von Ernst Fuchs, dem Mitbegründer der Wiener Schule des phantastischen Realismus, hat in Wien Malerei und Architektur studiert und wurde in Italien mit der Kunst der Renaissancemaler vertraut. Er hat mit sakraler Malerei begonnen, sich aber zunehmend der Porträtmalerei zugewandt.
Seine Arbeiten sind vom 20. Februar bis zum 7. März im Zoogesellschaftshaus (Aufgang über das Rémond-Theater) zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung von 18 bis 22 Uhr. Auf diese Weise gelangt der Zoo zu einem bemerkenswerten Plakat, auf dem seine Tag- und Nachttiere in einem blauen Ei in friedlicher Gemeinsamkeit vereint sind. E - S
FRIEDBERG. Noch freie Plätze gibt es beim Kurs "Keine Angst vor dem Computer" der Kreisvolkshochschule. Das Angebot richtet sich nur an Frauen. Nach den Richtlinien des Ministeriums für Frauen, Arbeit und Sozialordnung erlernen die Teilnehmerinnen in sechs Monaten unter anderem allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Arbeitsrecht, Sekretariatskunde und elektronische Datenverarbeitung. In einem zweiwöchigen Praktikum in den Sommer-Schulferien haben sie die Chance, Arbeitsplätze im kaufmännischen Bereich kennenzulernen.
Der neue Kurs "Keine Angst vor dem Computer" beginnt am 8. März in der Friedberger Burg. Die Gebühr beträgt 120 Mark. Kurstermine sind im März und April montags, mittwochs und freitags, im Mai, Juni und Juli von Montag bis Freitag täglich von 8.15 Uhr bis 12.45 Uhr. Für den 6. bis 10. September ist eine Nachbesprechung geplant. Weitere Informationen unter: Tel. 0 60 31 / 8 38 40. cor
FLÖRSHEIM. Mitarbeiter des Naturschutzbundes Weilbach und des Naturschutzhauses im Weilbacher Kiesgrubengelände kontrollieren am nächsten Samstag, 20. Februar, die dort ausgehängten Nisthilfen für Höhlen- und Halbhöhlenbrüter. Wer Lust hat, kann beim Erfassen und Bestimmen der Vogelnester und -arten helfen. Unter fachlicher Anleitung können zudem Erlenzeisige und andere Wintervögel beobachtet werden. Ferngläser sind mitzubringen. Treffpunkt ist um 14 Uhr vor dem GRKW-Naturschutzhaus, Frankfurter Straße 74. set
"Wie in ein Kolloquium versetzt", fühlte sich nach eigenem Bekunden der Bremer Professor Rudolf Hickel zeitweise bei den Schlichtungsverhandlungen zwischen der IG Metall und dem Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustie. Obwohl das vor knapp zwei Wochen begonnene Verfahren am Montagabend ergebnislos beendet worden war, bescheinigt der stimmberechtigte Vorsitzender der Schlichtungskommission beiden Seiten, sich "unheimlich bemüht" und eine "sehr sachliche Diskussion" geführt zu haben. Ein Fazit dieses "historischen Ereignisses", bei dem es der ostdeutschen Arbeitgeberseite um die Revision der Tarifvereinbarung vom März 1991 ging, zieht Hickel im folgenden Beitrag.
BANGKOK, 16. Februar (Reuter). Wegen versuchten Schmuggels von 3,6 Kilogramm Heroin ist in Thailand ein 29jähriger Deutscher angeklagt worden. Die Zollbehörden teilten am Dienstag mit, der Deutsche Wolfgang Andreas sei Montag nacht am Flughafen festgenommen worden, als er einen Flug nach Brüssel besteigen wollte. Zollbeamte hätten das Rauschgift im doppelten Boden seiner Reisetasche gefunden.
Bangkok ist die Haupttransitroute für Heroin aus dem sogenannten Goldenen Dreieck zwischen Thailand, Burma und Laos. Die übliche Strafe für Drogenschmuggel ist in Thailand eine in lebenslange Haft umgewandelte Todesstrafe.
jk FRANKFURT A. M. Was Reinhold Wagner vorzeigen kann, ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Der Chef von Alcan Deutschland (knapp 4000 Beschäftigte) präsentiert dem kanadischen Mutter-Konzern trotz gesunkener Preise und flauer Konjunktur für 1992 einen um gut drei Viertel auf 60 Millionen Mark gekletterten Gewinn, obwohl der Umsatz nur geringfügig auf etwas über 1,8 Milliarden Mark zugenommen hat. Gleichwohl sonnt sich der Manager nicht in dem Ergebnis, sondern warnt die Gewerkschaft eindringlich davor, den Bogen bei der Verkürzung der Maschinenlaufzeiten zu überspannen. Während in anderen europäischen Ländern die Aluminiumverarbeiter ihre Anlagen sieben Tage in Betrieb hätten, seien es hierzulande nur sechs. Damit könne man leben, meint Wagner, doch jetzt werde von den Arbeitnehmervertretern "an den sechs Tagen gerüttelt". Wenn diese damit Erfolg hätten, "dann gibt es ein Chaos", dann heißt es für ihn "Gute Nacht".
Schon jetzt ist nach den Worten des Geschäftsführers "Deutschland nicht mehr der richtige Standort" für bestimmte Produkte. Dazu zählt er insbesondere Gußteile mit einem Personalkostenanteil von 50 Prozent. Freilich machen solche Erzeugnisse nur noch einen geringen Anteil am Alcan-Geschäft aus, so daß sich Wagners Sorgen in dieser Hinsicht in Grenzen halten. Beim zweiten Hauptprodukt aus dem Werk in Nürnberg, den Kolben für Kfz-Motoren, verfolgt Alcan die Strategie, immer mehr Fertigungen an Lizenznehmer ins Ausland zu vergeben. Dabei bezeichnet "Go east" die bevorzugte Himmelsrichtung.
Weit über 80 Prozent der Erlöse kommen allerdings mit dem Verkauf von Walzprodukten herein. Reichlich die Hälfte des Volumens wird für Verpackungen verwendet, dahinter rangiert die Bauwirtschaft als zweitwichtigster Abnehmer. Immer mehr Bedeutung erlangt wiedergewonnenes Metall. Das Recycling von Dosen zu neuen Walzbarren übernimmt für die hiesige Alcan eine Schwester in Großbritannien.
In Deutschland geht das größte Projekt allmählich seiner Vollendung entgegen. Gemeinsam mit VAW stecken die Alcan- Leute rund eine Milliarde Mark in die Aluminium Norf (Neuss) zur Verdoppelung der dortigen Warmwalzkapazität auf 1,4 Millionen Jahrestonnen und zur Erweiterung der Schmelzerei sowie der Kaltwalz-Verarbeitung. Ende nächsten Jahres gehen die Anlagen in Betrieb.
Einstieg in Energie-Sparaktion BISS bietet zum Auftakt Information und Filmvorführung an
SCHLÜCHTERN. Einen "persönlichen Beitrag zur Verhinderung einer weltweiten Klimakatastrophe" will Schlüchterns BISS leisten. Die Ökopartei beteiligt sich an der Energie-Sparaktion der Energie- Wende Main-Kinzig und ruft die Bürger zum Mitmachen auf. Erklärtes Ziel der "Energie-Watcher": innerhalb eines Jahres freiwillig 30 Prozent des Wasser-, Strom-, Heizungs- und Treibstoffverbrauchs einzusparen. Als Einstieg in die Sparaktion zeigen die "Energie-Watcher" am Freitag, 19. Februar, um 20 Uhr den Film "Fluchtweg aus dem Treibhaus" von Franz Alt in der ehemaligen Landwirtschaftsschule. Zudem erläutert Kreis- Energieberater Roland Kolb Daten, Fakten und Hintergründe zu dem Thema. Wer sich am Energiesparen beteiligen will, kann sich an diesem Abend persönlich oder unter der Rufnummer 0 66 64 / 2 00 bei Kolb anmelden. tja
FLÖRSHEIM. Keine Verkehrsberuhigung mit dem Hammer, sondern eine Linie der Vernunft fährt die Stadt nach Meinung des Ersten Stadtrats Norbert Hegmann mit ihrem neuen Verkehrskonzept. Und das bedeutet auch für Autofahrer jetzt eine neue Linie: Sie müssen seit Montag am Ortseingang von Wicker auf der Bundesstraße 40 einen Schlenker machen. Diese Schikane und zusätzliche Fahrbahnteiler zwingen die Verkehrsteilnehmer, das Tempo zu drosseln.
"Die Umgestaltung war notwendig, weil hier immer wieder überhöhte Geschwindigkeiten festgestellt wurden", begründet Hegmann den Schritt, der auch für andere Ortseinfahrten geplant ist. Diese Raser hätten Kinder der Goldbornschule und Besucher der Goldbornhalle besonders gefährdet. Gleichzeitig wurde die neue Anbindung der Quellenstraße an die B 40 mit einer Ampel gesichert. Sie funktioniert abhängig vom Verkehrsaufkommen und ist mit der Ampel an der nahen Kreuzung B 40/L 3017 koordiniert.
Darüber hinaus hat der Verkehrsdezernent im angrenzenden Wohnbereich Witthub/Klingfloß eine weitere Tempo-30-Zone einrichten lassen. Es ist die fünfte in Flörsheim und die zweite in Wicker. In einem Brief an alle Anwohner erläuterte Hegmann diese Aktion, die bereits vor zwei Monaten in einem Bürgergespräch verabredet worden war. Darauf führt der Stadtrat auch die große Akzeptanz für das Langsamfahren insgesamt zurück. "Wir haben nicht den Ehrgeiz, alle 20 Meter ein Schild anzubringen und die Straßen mit Markierungen zuzupinseln oder die Autofahrer mit Blumenkübeln zu schikanieren", sagte der Christdemokrat in Anspielung auf Forderungen unter anderem der Grün-Alternativen Liste Flörsheim (GALF). Die hatte sich für eine drastischere und vor allem schnellere Realisierung von verkehrsberuhigenden Schritten eingesetzt.
Um zu verhindern, daß Autofahrer künftig einen Schleichweg zwischen B 40 und L 3017 wählen, sind in den Einmündungen Quellen-/Odenwaldstraße und Odenwald-/Klingfloßstraße Sperrschilder aufgestellt worden. Radler haben auch weiterhin freie Fahrt. set
MANILA, 16. Februar (dpa). Am philippinischen Vulkan Mayon haben die Experten Entwarnung gegeben: Vorerst sei nicht mit einem weiteren größeren Ausbruch des Feuerberges zu rechnen, hieß es am Dienstag in Manila. Die ersten Bewohner der evakuierten Gebiete seien bereits in ihre Heimatdörfer rund um den Vulkan zurückgekehrt.
In der vergangenen Woche hatten die philippinischen Sicherheitskräfte auf Anordnung von Präsident Fidel Ramos eine sechs Kilometer weite Gefahrenzone um den Mayon zum Niemandsland erklärt. Mindestens tausend Einwohner der Dörfer Bonga, Mabinit, Buyuan und Matanag in unmittelbarer Vulkannähe wurden gegen ihren Willen vom Militär bis zum Sonntag evakuiert. Zuvor hatte der Vulkan wieder Lava und Asche ausgestoßen.
Der 2421 Meter hohe Mayon war am 2. Februar ausgebrochen. Bei diesem und weiteren schweren Beben sind nach Angaben des staatlichen Rundfunksenders PBS seit Anfang Februar mindestens 73 Menschen umgekommen.
FRIEDBERG. Aus Angst, etwas falsch machen zu können, leisten viele Menschen Unfallopfern keine Erste Hilfe. Jeder zehnte Verletzte, so ergab jetzt die Studie eines großen Automobilclubs, muß sterben, weil diese Hilfeleistung unterbleibt.
Ob ein Verletzter in die Schräglage zu bringen ist, wann Mund-zu-Nase-Beatmung erforderlich wird, wie ein Notverband angelegt wird, das können Interessierte in einem Wochenendkurs der Johanniter-Unfallhilfe am 27. Februar von 9 bis 17 Uhr lernen.
Das Angebot richtet sich an alle Führerscheininhaber, Betriebshelfer und Besitzer von Trainer-, Boots- und Segelscheinen. Es umfaßt acht Doppelstunden und ist kostenlos. Anmeldungen nehmen die Johanniter in Bad Nauheim unter Tel. 0 60 32 / 3 19 16 entgegen. cor
BONAMES. Der "Große Rammlerball" des Kleintierzuchtvereins 1927 Bonames im "Haus Nidda" hat Tradition und ist immer wieder Anziehungspunkt auch für Züchterfreunde aus der Umgebung wie Harheim, Kalbach oder Heddernheim. Vorwiegend waren es Ältere, die sich den Ballfreuden hingaben und sich über ein kleines Unterhaltungsprogramm freuten, das aktive Mitglieder in Szene setzten. Vorsitzender Erwin Schönacker hatte nicht zuviel versprochen.
Züchter boten einen "Hühnertanz" in entsprechender Aufmachung, die Züchterfrauen tanzten als "Gartenzwerge". Unter Mitwirkung des Publikums gab es eine Playbackshow ("Heino" und "Wildekker Herzbuben"), Spaßmacher Karlheinz Kah nahm Bonameser Geschehen auf die Schippe. Nicht fehlen durfte natürlich die obligatorische Polonnäse, angeführt von Wanda und Walter Seipler. dixi
FRIEDRICHSDORF. Bargeld, Schmuck und Herrensakkos wurden bei drei Wohnungseinbrüchen am Montag nachmittag in der Eichäckerstraße und Hesselbergstraße gestohlen. Den Gesamtschaden beziffert die Polizei mit 12 000 Mark.
Ein versuchter Einbruch wurde noch aus der Landgraf-Friedrich-Straße gemeldet.Robert Jung will beim Fußball-Oberligisten SV Wehen alte Stärken neu aufleben lassen Schnelles Handeln nach fahrlässigem Treiben Vorstand und Spielerrat tagten / Der akribische Arbeiter soll veränderte Strukturen schaffen
Der Charakter eines Testspiels, das weiß der geneigte Sportfreund spätestens dann, wenn die Kicker Land auf Land ab nach längeren Pausen erst einmal wieder gegen den Ball treten, ist ein recht undurchsichtiger; also zweifellos zweifelhaft. Hinterlassen die Balltreter nämlich einen guten Eindruck, dann wird gerne auf die eigenen Stärken verwiesen, die, so früh bereits gezeigt, doch ein beachtliches Zeugnis vergangener Trainingsleistungen darstellten. Zeigt der Fußballer samt Mannschaft eine eher dürftige Vorstellung, dann hüllen sich die Übungsleiter ganz bescheiden in Schweigen und mahnen, daß diese verpatzte Kickerei doch bitteschön nicht überbewertet werden dürfe. Eine Taktik, die beim SV Wehen für Verdruß sorgte.
Denn derlei Äußerungen waren wohl mit ausschlaggebend, daß sich die Wege von Trainer Heinz Wulf und dem SV Wehen trennten. Eigentlich wollte der Coach erst am Saisonende seinen Hut nehmen, hat zu diesem Behufe auch schon mal beim Liga-Konkurrenten Bad Vilbel angeheuert. Doch angesichts des peinlichen Auftrittes beim Testspiel in Egelsbach, bei dem die Taunussteiner mit der 0:5- Niederlage noch recht glimpflich davonkamen, sahen die Verantwortlichen Handlungsbedarf gegeben. "Ich habe es nicht bereut, heute hier gewesen zu sein, das war eine Demonstration modernen Offensivfußballs", ließ Heinz Wulf hernach verlauten und war der einzige, der das einzig mögliche positive Fazit, das an diesem Nachmittag aufzutun war, wohlfeil formulierte. Doch sein desolates Team trug ein gerüttelt Maß an Schuld, daß der Kontrahent derart keß eigene Stärken offenbaren konnte.
Die Verantwortlichen nahmen das fahrlässige Treiben allerdings weniger analytisch auf und blickten wohl mit neidvoller Wut auf die Tatsache, daß sich ein gutbezahltes Starensemble, weitab jeglichen Oberliga-Niveaus, recht wenig darum scherte, daß künftig ligaerhaltende Maßnahmen zu vollziehen sind. Beim sonntäglichen Treff folgte das verbale Aufarbeiten im internen Kreis von Vorstand und Spielerrat. Was reifte, war die Erkenntnis, daß der hohe finanzielle Aufwand, den der SV Wehen betreibt, erneut ad absurdum geführt wird. Denn das Absinken der Moral, um die es im Kreise der Mannschaft bereits seit geraumer Zeit eher schlecht bestellt ist, war die letzte Konstante, die dem SV Wehen verblieb. Sicherlich auch ein Resultat früher Entscheidungsprozesse. Denn entgegen der Annahme Wulfs, daß sich sein Abschied leistungsfördernd auf seine Mannen auswirken könnte, feierte der Alibi- Fußball rund um den Halberg fröhliche Urständ. Frei nach dem Motto "beim nächsten Trainer wird alles anders" ließ es sich trefflich hinter den künftigen strukturellen Veränderungen verstecken und auf in der Ferne liegende Entscheidungsprozesse warten.
Auf der Strecke blieben, wie so oft, die Erwartungen der Verantwortlichen, die zwar Pauschalschelten verteilten, nicht aber ins Ungemach bergende Detail gehen wollten. Der allenthalben angestrebte Neuaufbau konnte in den bestehenden Verhältnissen schon gar nicht vollzogen werden. Also trennte sich der SV Wehen von Heinz Wulf, um mit Robert Jung, der sich zuletzt auch bei den "Roten" wieder über unterhaltsameren Sport freuen durfte, sogleich den neue Hoffnung wekkenden Nachfolger zu präsentieren. "Aufgrund seiner bisherigen Erfolge ist Robert Jung ein vielversprechender Mann", sagt Wehens sportlicher Leiter, Karlheinz Kühn und hat in dem neuen Coach einen "Fußball-Verrückten" ausgemacht, "der hier etwas bewegen kann". Und weil auch Robert Jung diesem Lorbeer wieder gerecht werden will, nutzt der ehrgeizige Mann gerne die Gelegenheit, in der Liga, in der er zu Saisonbeginn mit Rot-Weiss Frankfurt seine bislang größte Enttäuschung hinnehmen mußte, den eigenen Ansprüchen wieder gerecht zu werden.
Durch seinen Führungsstil, so hofft man in Wehen, sollen die ehrgeizigen Ziele, deren Realisierung auch unpopuläre Maßnahmen verlangen, endlich erreicht werden. Auch Peter Rübenach traute der Verein dies zu. Doch weil der bis zum Saisonende in Bad Vilbel bleiben will, beschied er das Wehener Ansinnen, ihn sofort an den Halberg zu holen, negativ. Der akribische Arbeiter Jung zeigte sich dagegen als Mann der schnellen Entscheidung. Noch bevor er Rot-Weiss-Manager Kraus über seine Pläne informierte, sagte er dem SVW zu. Derweil machten sich die Verantwortlichen daran, ihre Kollegen aus Frankfurt um die "Freigabe" zu bitten, die umgehend erfolgte.
So durfte Robert Jung bereits am Dienstag seinen Kickern erstmals seine Vorstellungen von erfolgreichem Fußball näherbringen, im derzeitigen Abstiegskampf auch schon mal ein paar Gedanken an den unausweichlichen Neuaufbau verschwenden und über die Abschiedsworte seines Vorgängers sinnieren: "Meinem Nachfolger wünsche ich, daß er nicht so anständig ist wie ich."
CHRISTIAN FROMMERT
FRIEDRICHSDORF. "Wir haben weder eingesehen, daß es besser ist, noch beugen wir uns dem Willen der Stadt", kommentiert Detlef Lenz, Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins "Aktives Friedrichsdorf", den Beschluß seines Vereins, beim 13. Hugenottenmarkt in diesem Jahr Geschirrspüler einzusetzen. Es ärgere ihn immer noch, daß im vergangenen Jahr publik gemacht worden sei, der Verein als Veranstalter des Festes habe kein Interesse gezeigt, den städtischen Geschirrspülservice anzunehmen.
Um Plastikbecher und -teller von den Festtischen zu verbannen, vermietet die Stadt seit September 1991 Spülmaschinen. Geschirr, Bestecke und Gläser werden kostenlos zur Verfügung gestellt. Schon damals sei dies dem Gewerbeverein mit Blick auf den Hugenottenmarkt mitgeteilt worden, erinnert Stadtrat Günter Bastian (SPD).
Detlef Lenz indes bleibt bei seiner Darstellung: "Wir wollten den Service schon beim letzten Fest nutzen, die Zeit war aber zu knapp." Wegen Beschwerden einiger Anwohner seien die Genehmigungen für das Straßenfest erst sehr spät eingetroffen. "Außerdem gab es neue Brandschutzverordnungen", nennt der Vorsitzende des Gewerbevereins einen zweiten Grund. Auch das habe die Organisation schwieriger gemacht. Und schließlich "haben wir keine Maschinen mehr bekommen", sagt Lenz.
Die Mitglieder stehen jedenfalls hinter ihm. Sie haben ihn in der letzten Jahreshauptversammlung einstimmig wiedergewählt. Den Stellvertreterposten besetzt weiterhin Hartwig Kahlstatt. dag
Der Ortsbeirat 2 hat das auf der Jugendanhörung am Donnerstag, 11. Februar, vorgestellte Konzept für das Jugendhaus in der Leipziger Straße als "zukunftsweisend" gewürdigt. Zugleich wies er in einer Resolution "den Versuch zurück, bestimmte Jugendliche auszugrenzen und sie gegeneinander aufzubringen". Der von der SPD eingebrachten Resolution stimmten FDP, CDU und SPD zu, die Grünen lehnten sie ab. Grünen- Fraktionsvorsitzender Jürgen Bredtmann: "Damit werden Konflikte nur hochgekocht." Günter Zenk (SPD) warf der Vorsitzenden eines der Trägervereine vor, die Jugendlichen bei der Anhörung gespalten zu haben. Reinhard Baigger erklärte für die Grünen, die Anhörung sei ein Fehlschlag, da die Planer eine Sprache verwendet hätten, die die Jugendlichen nicht verstanden hätten. In einem Einwurf forderte Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD) im Verlauf der Diskussion, es müsse nun ein positives Gefühl für dieses Jugendhaus geschaffen werden.
Kreis spart Energie mit Isolierglas und Zeituhren Klaus Becker achtet von Berufs wegen auf den vernünftigen Umgang mit Strom, Gas und Öl Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke KREIS OFFENBACH. Rund neun Millionen Mark gibt der Kreis in diesem Jahr für Heizung und Strom aus, damit die 100 kreiseigenen Gebäude (in der Mehrheit Schulen) beleuchtet, belüftet und beheizt werden. Kein Wunder bei diesen Kosten, daß die Verwaltung seit Jahren über energiesparende Maßnahmen nachdenkt und sie auch in die Tat umsetzt. In Zahlen lassen sich die eingesparten Beträge laut Landrat Josef Lach zumeist zwar nicht ausdrücken, aber seit der Einstellung des Energiebeauftragten Klaus Becker vor über zwei Jahren gehören solche Sparmaßnahmen bei der Planung von Neubauten oder der Sanierung von alten Gebäuden im Kreisbauamt zur Routine. Als besonders ergiebig fürs Energiesparen haben sich die Heizungen erwiesen. Seit Jahren werden bei der Sanierung von älteren Schulgebäuden die häufig überdimensionierten Kessel durch kleinere, moderne Anlagen mit Niedertemperatur-Kesseln ersetzt, die sparsam im Verbrauch sind und zudem weniger Schadstoffe produzieren. Wie Bauamtsleiter Heinz Breitenbach erläuterte, hatten viele Schulen ihre Heizung deshalb so voluminös angelegt, weil zunächst Erweiterungsbauten geplant waren - die dann aufgrund sinkender Schülerzahlen nie errichtet wurden.
Sanierung und Energiesparen geht für das Hochbauamt des Kreises meist Hand in Hand, nicht nur bei den Heizkesseln. Grundsätzlich erhalten Altbauten Isolierglasfenster. Außerdem werden Fassaden und Dächer durch zusätzliche Dämmschichten so saniert, daß Wärme besser in den Gebäuden gehalten wird.
Neubauten werden bereits so ausgestattet, daß die Heizkosten möglichst niedrig sind. Als ein Pilotprojekt gilt dabei die fünfte Grundschule in Langen, bei deren Bau Energiesparen und ökologische Grundsätze eine dominierende Rolle spielen.
Vom Kreishaus aus soll in absehbarer Zeit per Computer die Technik jeder einzelnen Schule kontrolliert und gesteuert werden können. Bei dieser sogenannten "Gebäude-Leittechnik" kann die Hochbauabteilung von einem zentralen Platz aus blitzschnell feststellen, auf welche Temperatur beispielsweise die Heizung einer bestimmten Schule eingestellt ist. "Menschen machen Fehler oder sind vergeßlich", meinte Landrat Lach. Ein Versehen des Hausmeisters kann dann korrigiert und damit Energie eingespart werden. Noch steht allerdings nicht fest, wann über Computer direkt in die technischen Anlagen eingegriffen werden kann. Das Projekt wird zur Zeit erst geprüft.
Die Kreisverwaltung bemüht sich außerdem, Alternativenergie nutzbar zu machen. Im Bau ist ein Blockheizkraftwerk für das Dreieich-Krankenhaus, das sich wegen seines ganzjährigen Strombedarfs besonders gut eignet für eine solche Produktion von Wärme und Strom.
Probleme gibt es laut Bauamtsleiter Breitenbach dagegen mit Schulen, die beispielsweise zur Urlaubszeit im Sommer als Energieabnehmer ausfallen. Zur Zeit wird im Kreis geprüft, ob eventuell große Sporthallen - die auch während der Urlaubswochen heißes Wasser und Elektrizität für Freizeitsportler brauchen - als Kunden für ein Blockheizkraftwerk in Frage kommen.
Der Energiebeauftragte Klaus Becker hat inzwischen alle 100 Kreisgebäude auf ihren Verbrauch von Strom, Gas oder Öl abgeklopft und Schwachstellen ermittelt. In der Weibelfeldschule in Dreieichenhain entdeckte er, daß die Klimaanlage nach Umbauarbeiten nicht mehr im gleichen Umfang benötigt wird - die Elektromotoren jedoch weiterhin "volle Pulle" laufen. Im Sommer wird die Anlage nun für 90 000 Mark umgerüstet - nach drei Jahren hat sich die Investition amortisiert. "Beim Strom gibt es viele Einsparmöglichkeiten, die in ganz kurzer Zeit ökonomisch und ökologisch zu Buche schlagen", stellte Becker fest. So werden die 30 Keramik-Brennöfen in Kreis-Schulen künftig nachts über Zeitschaltuhren in Betrieb genommen. Bisher liefen die Öfen, die besonders viel Strom verbrauchen, durchweg tagsüber zu den teuren "Hochtarifzeiten". Die Installation der Uhren kostete 15 000 Mark - eingespart werden jährlich rund 30 000 Mark.
Auch die Lampen und Leuchten in den kreiseigenen Gebäuden hat Klaus Becker unter die Lupe genommen. Das Treppenhaus des Kreishauses wurde zum Beispiel in der Vergangenheit durch 130 Glühbirnen mit einer Leistung zwischen 40 und 50 Kilowatt beleuchtet - an 78 Stunden pro Woche. Für 800 Mark wurden Energiesparlampen gekauft und installiert, das bringt eine jährliche Ersparnis von 6000 Mark.
Der Kreis Offenbach nimmt an dem solarthermischen Förderprogramm des Landes Hessen teil. Als Versuchsmodell wird die geplante Sporthalle der August- Bebel-Schule in Offenbach mit einer Solaranlage ausgerüstet. Diese Anlage ist sinnvoll, da die Halle auch während der Sommerferien durch Vereine stark genutzt wird. "Wir wollen mit solchen Versuchsanlagen Impulse für die breite Anwendung der thermischen Solaranlagen geben", meinte Landrat Lach.
Der Kreis bemüht sich außerdem, auch Wasser einzusparen - über verbrauchsreduzierende Armaturen oder Spartasten an WC-Spülkästen. Für alle Neubauten werden Regenwasserzisternen geplant, die vor allem für die Bewässerung der Außenanlagen genutzt werden.
120 frei finanzierte Wohneinheiten und 35 000 Quadratmeter Bürofläche entstehen in Bockenheim Süd ("City West"). Schon Anfang 1994 wolle die Eigentümerin "DG-Consulting Deutschland GmbH & Co" mit dem Bau beginnen, erklärte Helga Müller-Schliepe vor dem Ortsbeirat 2. Die Leiterin der Abteilung Städtebau im Planungsamt stellte jetzt die Ergebnisse eines Realisierungswettbewerbes vor. Wichtiger Bestandteil der Planung: ein Hochhaus mit 25 Geschossen.
Das 15 400 Quadratmeter große Gelände liegt am westlichen Ende von Voltastraße und verlängerter Ohmstraße. Den Wettbewerb für das Areal - im Volksmund als "Käsedreieck" bezeichnet, da dort früher die Firma "Danone" produzierte - hatte das Architektenteam Albert Speer & Partner gewonnen. Dessen Planung sieht vor, das Gelände von zwei Seiten mit Bürogebäuden einzufassen, die in Nord-Süd-Richtung errichtet werden. An die nördlichen Bürogebäude schließen sich drei Wohnhäuser an. Die Eigentümerin will diese Wohnhäuser nach Informationen von Helga Müller- Schliepe zu Beginn des Projekts errichten. Zwischen diesen Gebäuden ist ein Park vorgesehen, der sich nach Westen hin verkleinert. Die Büro- und Wohnhäuser sollen zumeist siebengeschossig gebaut werden. Die vorgesehene Kindertagesstätte wird nicht errichtet.
Die Beiratsmitglieder interessierten sich insbesondere für den Anteil der Wohnfläche, die Altlasten und die Abwicklung des Verkehrs. Nach Auskunft von Müller-Schliepe sind 20 Prozent der Fläche Wohnungen. Die Altlasten "gelten als reparabel". Ungeklärt ist jedoch nach wie vor, wie die Pendler und Anwohner das Gebiet erreichen: "Das Problem der City West ist die Verkehrserschließung im westlichen Bereich" (Helga Müller- Schliepe). Um so wichtiger ist es nach Ansicht der Planerin, daß die Straßenbahn vom Hauptbahnhof über Voltastraße und Opelkreisel zum Rebstockgelände schnell gebaut wird. Die Hessische Straßenverkehrsbehörde fordert unter anderem, das Gebiet direkt an die Autobahn anzuschließen. Der Magistrat jedoch will an dieser Stelle kein Einfallstor für Pendler eröffnen. Bis ein Gesamtverkehrskonzept erstellt ist, verweigert die Landesbehörde ihre Zustimmung zum Bebauungsplan Bockenheim Süd (Nr. 550). mic
BAD HOMBURG. Die Dunkelziffer eßgestörter Menschen nimmt alarmierende Auswüchse an. Sie wird bereits höher als die Zahl der Drogenabhängigen geschätzt. Dabei sind die Ursachen für die Eßstörungen unterschiedlichster Art. Liebeshunger, Ärger, aber auch Freude bewegen die Kranken, in den Kühlschrank zu greifen (Eßsucht) oder das Essen ganz zu verweigern (Magersucht).
Um Betroffenen, Interessierten und Beratern ihre Fragen zu Eßstörungen und Eßsucht zu beantworten, bieten das Frauenbüro und die Elternschule Taunus zwei Infoabende zu diesem Thema an. Sie finden an Freitag, 19. und 26. Februar, um 19.30 Uhr in der Elternschule Taunus, Dorotheenstraße 9-11 statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Um eine kurze Anmeldung, Telefon 06 17 2/10 0-23 0, wird gebeten. FR
Tempo 30 für weiteres Viereck
Der Ortsbeirat 2 hat beschlossen, eine weitere Tempo-30-Zone einrichten zu lassen. Im Westend soll in dem Viereck zwischen Grüneburgweg, Eschersheimer Landstraße, Bockenheimer Anlage und Reuterweg künftig langsamer gefahren werden. Einem entsprechenden Antrag von SPD und Grünen stimmten die Fraktionen von SPD, Grünen und FDP zu, die CDU lehnte ihn ab.
Der Plan sieht vor, die Einfahrt von der Eschersheimer Landstraße in die Fellnerstraße zu schließen und in der Fellnerstraße die Autos in beide Richtungen fahren zu lassen. Zweirichtungsverkehr soll auch in der Leerbachstraße zwischen Bockenheimer Anlage und der Einfahrt der Metallgesellschaft gestattet werden (die FR berichtete). Nach einer Bürgeranhörung wurde eine weitere Forderung aufgenommen: Die Straße Im Trutz soll zwischen Gärtnerweg und Grüneburgweg gedreht werden, um die freie Durchfahrt für Pendler von der Hansaallee auf die Bockenheimer Anlage zu unterbrechen. Drei Schulen liegen nahe an diesem Straßenzug. CDU-Fraktionsvorsitzende Ruth Hallensleben-Linsenhoff bezeichnete die Beruhigung als "unsozial". Die Anwohner der großen Straßen (Reuterweg, Eschersheimer Landstraße) würden stärker belastet. mic
sir ROM, 16. Februar. Wegen seiner Haltung zum Antisemitismus ist Papst Johannes Paul II. von jüdischer Seite gelobt worden - verbunden mit der Mahnung, mehr für den Dialog zwischen den Religionen zu tun. "Dieser Papst hat den Antisemitismus schärfer und öfter angegriffen als jeder seiner Vorgänger", stellte Tullia Zevi, Präsidentin der Union der jüdischen Gemeinden in Italien, am Montag fest. Einschränkend fügt sie hinzu, zur Zeit würde der Dialog zwischen Juden und Katholiken noch durch "drei Steine" behindert, die aus dem Weg geräumt werden müßten:
1. Rom solle das schon vor fünf Jahren versprochene Dokument über den Holocaust veröffentlichen; 2. Rom solle so bald wie möglich die diplomatischen Beziehungen zu Israel aufnehmen; 3. Rom solle sich dafür einsetzen, daß das umstrittene Karmeliterinnenkloster aus dem Gebiet des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz entfernt wird.
Anlaß zu dieser Erklärung Tullia Zevis war die Vorstellung eines neu erschienenen Buches unter dem Titel "Brief an einen jüdischen Freund". Hierin vertritt der Autor Gianfranco Svidercoschi die These, die verständnisvolle Haltung Johannes Pauls zu "unseren älteren Geschwistern, den Juden" habe seine feste Basis in der Jugendzeit Karol Wojtylas erhalten. Die wichtigsten Informationen zu diesem Buch stammen von Jerzy Kluger (dem "jüdischen Freund"), der seine Familie im Vernichtungslager Auschwitz verlor und seit Kriegsende in Rom lebt.
Nach Klugers Bericht herrschte Ende der 30er Jahre im polnischen Wadowice, Wojtylas Heimatstadt, ein von Mitschülern und Lehrern getragenes antisemitisches Klima. Mit einer Gruppe von Freunden habe sich der als Schauspieler und Sportler begabte junge Karol bei Diskussionen und auch bei handgreiflichen Auseinandersetzungen auf die Seite der Juden gestellt.
has FRANKFURT A. M. Mehr als hundert Unternehmen, die dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) angehören, sind mit dem Bundeskartellamt aneinandergeraten. Die Berliner Wettbewerbshüter hatten festgestellt, daß eine "große Zahl" von Leuchtenanbietern und Produzenten von Elektroinstallationsmaterial unverbindliche Preisempfehlungen herausgaben, die "teilweise in der Nähe von Mondpreisen" lagen, also als weit überhöht anzusehen waren. Nach Hinweisen aus der Branche sprach das Kartellamt die Firmen über den Verband an und übte dabei "sanften Druck" aus mit dem Ziel der Korrektur der Preisempfehlungen nach unten.
Bei den Kontakten mit den Kartellwächtern scheint den Anbietern von Leuchten und Elektroinstallationswaren ein Licht aufgegangen zu sein. Jedenfalls reichte der sanfte Druck der Behörde dafür aus, daß die Unternehmen ihre unverbindlichen Preisempfehlungen jetzt um immerhin 25 bis 50 Prozent reduzierten. Offenkundig fühlten sich die Firmen bei einem Vergehen ertappt; jedenfalls wollten sie nicht riskieren, daß das Kartellamt ein offizielles Verfahren gegen sie eröffnet.
NIEDERDORFELDEN. Der Anfang war eine große Empörung. Haus- und Grundbesitzer hatten sich vor rund viereinhalb Jahren im Widerstand gegen die Gemeinde zusammengeschlossen. Es war um Beiträge zum Abwasserkanalsystem gegangen. Aus dieser "Bewegung" war die Interessengemeinschaft Dorfelder Bürger (IGDB) entstanden, die bei den Kommunalwahlen 1989 durchaus antreten wollte, "ohne sich jedoch dabei an eine Partei zu binden", wie es hieß.
Das Fazit war ein Kompromiß: Die IGDB schickte auf der Liste der CDU vier Leute ins Rennen: Jürgen Ellmauer (Platz 4), Helmut Verhufen (8), Manfred Britz (12 ) und Karl Kitz (16). Allein Ellmauer schaffte den Sprung ins Parlament und saß während der vergangenen vier Jahre als "Hospitant" in der Riege der Christdemokraten.
Nun wird sich die IGDB bei der Kommunalwahl am 7. März - neben SPD, CDU und Grünen - erstmals mit einer eigenen Liste beteiligen (siehe auch Bild), "angeregt durch die im Parlament gewonnenen Erfahrungen und ermuntert durch viele Stimmen aus der Bevölkerung", wie Ellmauer selbst als Spitzenkandidat und Pressesprecher mitteilte.
Die IGDB sieht ihre Aufgabe im Mitwirken "an allen bedeutsamen politischen Willensbildungen und den daraus erwachsenden Entscheidungen innerhalb und außerhalb der zuständigen Gemeindegremien". In diesem Rahmen will sie über Parteigrenzen hinweg eine praxisnahe und bürgerfreundliche Verwaltung fördern.
Ihre Meinungsbildung soll ausschließlich "an den von sachgerechten Erwägungen getragenen allgemeinen Interessen" ausgerichtet sein. In diesem Sinne versteht sich die Gruppe auch als "Sachwalter von Minderheiten, soweit es um die wirksame Geltendmachung von deren berechtigten Anliegen geht", teilte Ellmauer (noch) im Fachjargon des Juristen mit.
Gerade in einer so kleinen Gemeinde wie Niederdorfelden mit nur 3000 Einwohnern könne nichts schlechter für die politische Arbeit sein, als traditionelle Mehrheiten auch noch weiter auf unabsehbar lange Zeit zu zenmentieren. Das führe zu "verkrusteten Strukturen" und einer wesentlich auf reine Verwaltung konzentrierte Arbeit der Mehrheitsfraktion, warnt Ellmauer - und meint die seit Jahrzehnten mit absoluter Mehrheit regierende SPD.
Durch ihren Beitrag zu konstruktiver Opposition will die IGDB (wieder) für lebendige Kommunalpolitik sorgen. Sie setzt auf die Bürger, die mit der Arbeit der Parteien nicht zufrieden sind. Sie will denen eine Alternative bieten, "die mangels geeigneter Perspektiven ansonsten ihr Wahlrecht überhaupt nicht wahrnehmen würden". Schließlich will die Interessengemeinschaft extremen Gruppierungen die Basis entziehen, die sich die Unzufriedenheit der Leute "zum Schaden der Demokratie" zunutze zu machen trachteten.
Abschließend bittet Jürgen Ellmauer, der unter der Telefonnummer 06101/33389 zu erreichen ist, die Bevölkerung um persönliche und finanzielle Unterstützung. pom
MÖRFELDEN-WALLDORF. Im städtischen Parlament sitzen unter den 55 Stadtverordneten und Magistratsmitgliedern gerade mal 14 Frauen. Die Kommunalpolitik wird von Männern dominiert, obgleich die Themen, die beraten und beschlossen werden, Frauen genauso berühren. Wie sie Leben und Arbeiten in der Stadt bewerten, welche Dinge aus ihrer Sicht überdacht oder überhaupt angestoßen werden müssen, stand am Dienstag im "Goldenen Apfel" im Mittelpunkt.
Ursula Jung (CDU), Helga Fritz (DKP), Ursula Kuppert (Grüne) und Ingetraut Germann (SPD) auf dem Podium und gut zwei Dutzend Frauen im Vereinsraum, saßen sich gegenüber, um zu erörtern, wie sich die Stadt aus Frauensicht darstellt. Zwar bedauerte Ursula Jung, daß nicht mehr Frauen der Einladung des Frauentreffs gefolgt waren, doch auch so entspann sich eine lebhafte und interessante, von Sabine Heimsch moderierte Debatte, die deutlich machte, daß Frauen, wenn auch im Parlament meist schwach vertreten, sich durchaus mit dem beschäftigen, was am Ort passiert.
Ihr Fazit: Es gibt lobenswerte Dinge wie den Ausbau der Kläranlage oder das Altenhilfezentrum, doch es gibt auch einiges zu kritisieren. Zwar wollen nicht alle Frauen in die Politik gehen, doch klang an, daß viele sich sehr wohl wünschen würden, bei bestimmten städtischen Vorhaben einfach mal angehört zu werden, vor allem, wenn es um Wohnungsbau, Kinderbetreuung oder Verkehr geht.
Dann, da waren sich die Frauen sicher, würde vieles anders laufen. Denn sie finden, daß viel zu oft an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen vorbeigeplant wird. Beispiel sozialer Wohnungsbau: Der ist den Frauen trotz aller positiver Veränderungen immer noch zu trist und entspreche oft auch nicht den Bedürfnissen einer Familie. "Wenn ich mich da so umgucke, habe ich oft das Gefühl, daß das nur Männer verbrochen haben können", brachte eine Frau unter zustimmendem Nicken vieler weibliches Empfinden auf den Punkt.
Auch die Kinderbetreuung sei verbesserungswürdig. Eine alleinerziehende Mutter berichtete, daß sie für ihr Kind einen Hortplatz bräuchte, wohl aber keinen bekommen werde. Der Kindertagesstätten-Entwicklungsplan hilft ihrer Meinung nach nicht weiter: Den steigenden Bedarf, fand sie, hätte man auch anhand der Volkszählung vor fünf Jahren schon erkennen und entsprechende Schritte einleiten können. Überhaupt finden die Frauen, daß kindliche Belange bei Planungen zu selten berücksichtigt würden.
"Warum werden zum Beispiel, wenn Wohnblocks gebaut werden, viele Parkplätze geplant, während die Kinderspielplätze oft nur Platz für eine Rutsche und einen Sandkasten haben", lautete eine Frage zu diesem Thema. Weil es um den Zillering ging, fiel die Antwort den Damen auf dem Podium leicht. Die dortigen Häuser seien unter der Trägerschaft der Nassauischen Heimstätten entstanden, erläuterte Ingetraut Germann. Sie wähnt, daß die Planer eben gerade mal ohne großen Phantasieeinsatz die Auflagen erfüllt hätten. Doch werde man künftig versuchen, daß aus diesen Auflagen mehr herausgeholt würde. wal
"Befürworten Sie den Anschluß Karbens an den FVV?", fragt der BUND die im Parlament vertretenen Parteien. Bei der gegenwärtigen Kostenverteilung des FVV muß der Nutzen aus Sicht der SPD zu teuer erkauft werden. Die CDU möchte erreichen, daß die Besitzer von FVV-Zeitkarten auch die städtischen Busse benutzen können, die Stadt also die FVV-Zeitkarten anerkennt - wie, müsse geklärt werden. Die Grünen blicken schon weiter: Das Problem sei durch die geplante Einführung des Rhein-Main- Verkehrsverbundes zu lösen.
Zur Förderung des ÖPNV fordert die CDU Anreize durch kommunale Verkehrspolitik, zählt dann aber eine Reihe von Vorhaben auf (Bau des dritten Bahngleises, Verlängerung der Züge bis Karben), die wesentlich von Land und Bund mitfinanziert werden müssen. Auch die Frage, wer die "attraktivere Preisgestaltung des FVV" bezahlen soll, bleibt offen.
Die SPD als Regierungspartei weiß, daß erfüllte Wünsche auch bezahlt werden müssen. Sie ist sich mit den Grünen in der Einschätzung einig, das Karbener Verkehrskonzept schrittweise umzusetzen. Die Grünen raten größeren Betrieben, für ihre Beschäftigten Busse einzusetzen.
Einen Kreisverkehr anstelle der Ampelanlage an der Kreuzung der L 3205 (Bahnhofstraße) auf die B 3 lehnen die Grünen ab: "Kein Geld mehr für den Reparaturbetrieb des Autoverkehrs". Das ist auch dem BUND zu fundamentalistisch. CDU und SPD können sich eine solche Lösung vorstellen. de
Kleine FR
FRIEDBERG. "Erste Hilfe am Kind" können Eltern und Erzieher in einem gemeinsamen Kurs der Johanniter-Unfall- Hilfe und der Barmer Ersatzkasse am Dienstag, 2. März, ab 20 Uhr in der Hauptstraße 54 in Bad Nauheim lernen. Die Teilnahmegebühr für die fünf Doppelstunden beträgt 40 Mark. Für Barmer- Versicherte ist er kostenlos.
BAD NAUHEIM. Wer Interesse an einem Meditationskurs hat, der kann sich beim Mütter- und Familienzentrum melden, Tel. 0 60 31 / 1 43 11.
KEFENROD. Mit dem Haushalt für 1993 und dem Investitionsplan bis 1996 befaßt sich das Parlament am morgigen Donnerstag, 18. Februar, ab 20 Uhr im Helfersdorfer Gemeinschaftshaus.
Wie läßt sich ein Grundstück für ein neues Jugendhaus finden - und das noch umweltverträglich? Annette Strukken, Fachfrau im städtischen Umweltamt, hat seit September festgestellt, wie schwierig so etwas sein kann. Daß für ein Jugendhaus in Nied ein "eindeutiger Bedarf" besteht, sagen Sozialpolitiker seit Jahren. Weniger bekannt ist, daß freie Flächen für öffentliche Einrichtungen in Frankfurt mehr als rar sind. Und niemand ist am Ende geholfen, wenn die neue Bleibe für Jugendliche etwa über einer giftigen Altlast liegt - das Geld für die dann erzwungene Sanierung läßt sich vorher sparen.
Also nimmt Annette Strucken ihre eigens ausgearbeitete "Checkliste" zur Hand und prüft, was bei einem Grundstück zu prüfen ist. Da geht es nicht nur um Schadstoffe im Boden, auch um mögliche Beeinträchtigungen für Grundwasser, Klima, Landschaftsbild durch das künftige Gebäude. Höhe und Tiefe des geplanten Hauses spielen ebenso eine Rolle wie sein Wasser- und Energieverbrauch.
Für die Bewertung der Ergebnisse gelten mittlerweile fünf Standards: "Nicht planungsrelevant", "keine Informationen", "negative Veränderung", "positive Veränderung", "neutral". Das im Umweltamt systematisierte Verfahren der "Umweltverträglichkeitsprüfung" (UVP) mündet am Ende in ein "UVP-Dokument". Politiker, die entscheiden, können konzentriert ablesen, welche Folgen für Natur und Landschaft ihre Entscheidung hätte.
Die UVP als Selbstverpflichtung gibt es in Düsseldorf, Köln, Hannover, Dortmund, Nürnberg, Würzburg oder Wiesbaden - die Liste ist nicht vollständig. Michael Kummer, Referent von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), beteuert, die Umweltverträglichkeit sei schon immer "integrierter Bestandteil der Bauleitplanung" - auch mit standardisierter UVP "gibt's in der Sache keine Änderung".
Da würde Fachfrau Strucken widersprechen. UVP, sagt sie, verändert Blickwinkel. So untersucht sie gerade, wie das riesige geplante Wohngebiet "Preungesheimer Beuge" für 6000 Menschen an die Entwässerung angeschlossen werden kann. Kanäle, Rohre müsse man auch als "erhebliche Eingriffe in Natur und Landschaft" sehen - jetzt sollen sie so verlaufen, daß Schäden minimiert werden. jg
HANAU. Wegen des Prüfauftrags von Stadtbaurat Jürgen Dressler (SPD) ans städtische Rechtsamt, Fehler im Bebauungsplanverfahren fürs Großauheimer Binnendünen-Biotop Waldwiese aufzuspüren, sieht sich die CDU-Stadtverordenetenfraktion getäuscht. Für alle Bauwilligen müsse es eine "schamlose Ausrede" sein, wenn Dressler und Oberbürgermeister Hans Martin jetzt erklärten, die Prüfung sei nur vorsorglich, um sich zu informieren.
Der Bebauungsplan sei längst genehmigt, er sei rechtskräftig und von niemandem bei Gericht angefochten worden, erklärt die CDU. Die Umlegung laufe bereits, die Stadt habe den Grundstückseigentümern gegenüber Verpflichtungen übernommen. Die CDU fragt sich nun, ob die SPD jetzt vorbaue, um für den Fall, daß sie die absolute Mehrheit verliert, den Bebauungsgegnern in der Grünen- Fraktion entgegenzukommen. him
FREIGERICHT. Eine weitere Aktionswoche zum Thema "Abschied vom Asylrecht?!" veranstaltet das autonome Jugend- und Kulturzentrum Café Wojtyla vom 19. bis 26. Februar in seinen Räumen in der Alten Lateinschule Somborn. "Gegen Gewalt, daß die Sätze fliegen" lautet der Titel des ersten Abends am Freitag. Ab 21 Uhr trägt "Carl Hanau" alias "Hartmut Barth Engelbarde" Gedichte und Geschichten vor.
Um "Asyl im Freigericht" dreht sich ein Gespräch mit Rita Kunzmann und Hans Braeunlich vom vor kurzem gegründeten örtlichen "Arbeitskreis Asyl" und kurdischen Flüchtlingen, das am Dienstag, 23. Februar, um 20 Uhr beginnt. "Deutschland brennt!" warnt dann am 26. Februar um 20.30 Uhr ein Vortrag mit geplanter anschließender Diskussion.
Georg Christians zeigt eine Filmdokumentation über die "Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei" (FAP), berichtet über die "europaweite Verstrickung des braunen Netzes" und die Zusammenarbeit von Neonazis und Presse. tja
USINGEN. 25 000 Mark Schaden gab es am Montag abend bei einem Unfall auf der Straße zwischen Merzhausen und Usingen. Die Polizei berichtete, ein Autofahrer habe seinen Wagen an einem Parkplatz an der Bundesstraße gewendet. Als er wieder auf die Fahrbahn steuerte, kam es zum Zusammenstoß mit einem entgegenkommenden Auto. off
Leser-Forum
WIESBADEN. Ab April wird es in Hessen keine "Gewerbeaufsichtsämter" mehr geben. Mit rot-grüner Mehrheit verabschiedete der Landtag am Dienstag eine Gesetzesänderung, wonach die bisherige Gewerbeaufsicht organisatorisch aufgeteilt wird. An ihre Stelle treten landesweit je fünf Ämter für "Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik" und für "Immisions- und Strahlenschutz".
Zusätzliches Personal soll dadurch nicht nötig werden, nachdem die Gewerbeaufsicht schon bisher durch zwei Beschlüsse der Landesregierung von 1988 und 1991 intern in die Zweige Arbeitsschutz und Immissions-/Strahlenschutz getrennt worden war. Für die Arbeitsschutzämter, die in Darmstadt, Frankfurt, Wiesbaden, Gießen, Kassel eingerichtet werden, bleibt (wie schon für die Gewerbeaufsicht) das Ministerium für Arbeit, Frauen, Sozialordnung zuständig. Die Immissionsschutzämter (Darmstadt, Frankfurt, Wiesbaden, Marburg, Kassel) unterstehen künftig dem Umweltressort.
Arbeitsministerin Heide Pfarr (SPD) hat zugesagt, daß es bei den Ämtern in Nord- und Mittelhessen "keinen Stellenabbau" geben werde. Insgesamt werde die Neuorganisation "sozialverträglich und effizient" verlaufen. Die Opposition befürchtet "Kompetenzgerangel" und "Ressortegoismus" sowie Mehrkosten. me
MOGADISCHU, 16. Februar. Einige der somalischen Bürgerkriegsparteien haben ein Ultimatum der USA und der UN verstreichen lassen, Angaben über die Zahl ihrer Waffen zu machen. US-Oberst Peter Dott teilte nach Verhandlungen mit 15 Clans mit, nur ein Teil der Gruppen habe konkrete Angaben gemacht. Die übrigen hätten diese bis zum 22. Februar zugesagt.
Die US-Armee und die UN hatten die Bürgerkriegsparteien vor zehn Tagen aufgefordert, ihre Waffenbestände und die Zahl ihrer Kämpfer mitzuteilen.
UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali forderte Japan auf, sich mit Truppen an der Somalia-Hilfe zu beteiligen. In einem Fernseh-Interview sagte Butros- Ghali am Dienstag in Tokio, wenn japanische Soldaten wegen der Kriegsvergangenheit nicht in Asien eingesetzt werden könnten, seien sie doch in Afrika und Europa willkommen.
"Wir müssen die Schutzmacht der kleinen Leute sein!": Johannes Rau, stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender, gab unter starkem Beifall der 290 Delegierten das Motto vor, als der sozialpolitischer Parteitag der SPD im Bürgerhaus Harheim zusammenkam. Rau griff die CDU/ FDP-Bundesregierung und Bundeskanzler Helmut Kohl wegen der Spar-Vorschläge des "Solidarpakts" scharf an: "Mein Vater hat gesagt: Ein gebrochenes Versprechen ist ein gesprochenes Verbrechen!" Vor einem Jahr, am 16. Februar 1992, habe Kohl versichert, kein Rentner, Arbeitsloser, Sozialhilfeempfänger brauche Kürzungen zu fürchten - jetzt streiche er just bei diesen Bürgern.
Oberbürgermeister Andreas von Schoeler sah gar "das nackte Chaos" in Bonn: Der "Solidarpakt" sei eine "leere Worthülse" mit Folgen für Frankfurt - bei den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen drohe Stellenabbau von 300 auf null, 290 Millionen fehlten für den öffentlichen Nahverkehr, wenn die Bundesregierung die angedrohten Streichungen wahrmache.
Von Schoeler attackierte in seiner Rede auch die Grünen, weil sie das neue Gewerbegebiet Unterliederbach nicht mittragen wollten: "Ein Rückfall in alte Unzuverlässigkeit grüner Politik!" Die Grünen im Römer räumten dem "örtlichen Widerstand" in ihrer Partei gegen die Gewerbefläche Vorrang ein vor der Sicherheit der Arbeitsplätze - das strafe die frühere Selbstbespiegelung der Grünen als "Preußen der Koalition" Hohn. Die SPD, bilanzierte der OB, erlebe in diesen Wochen vor der Kommunalwahl, "daß die Grünen gegen uns stehen".
Von Schoeler warf der CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth vor, von ihr habe man zu den fatalen Folgen des "Solidarpakts" bisher "noch kein Wort gehört" - "die CDU soll ihre Meinung in Frankfurt klar sagen!" rief der OB und starker Applaus antwortete ihm.
Unter dem Titel "Den Sozialstaat erhalten" lag den Delegierten ein umfangreicher Leitantrag vor, der den früheren SPD-Bundeskanzler Helmut Schmidt zitierte: Die Bundesregierung versäume es, "aus dem unerwarteten Glücksfall der Einheit ein dauerhaftes Glück zu schmieden". Sie mißbrauche die deutsche Einheit zu einer "Umverteilungspolitik von unten nach oben".
Die Frankfurter SPD votiert in dem Papier gegen eine Senkung des Spitzensteuersatzes bei Einkommens- und Körperschaftssteuer, fordert eine Ergänzungsabgabe für Höherverdienende, "drastische Einsparungen im Verteidigungshaushalt" und eine Arbeitsmarktabgabe für Selbständige, Beamte, Richter, Minister und Abgeordnete. Es brauche mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau und eine besondere Grundsteuer für Bauland, das aus Spekulationsgründen zurückgehalten wird. Allesamt Ziele, die auch die SPD im Bundestag verfolgt - lokale Besonderheit: Der Unterbezirk will "eine Verkleinerung des Bundeskabinetts".
Auf Antrag von Frankfurts DGB-Chef Dieter Hooge fügten die Delegierten noch ein, daß die Partei "gemeinsam mit den Gewerkschaften" gegen Sozialabbau kämpfen wolle. Knapp drei Wochen vor der Kommunalwahl wandte sich der Parteitag deutlich an alle Bürger, die noch unentschlossen sind oder gar überhaupt nicht wählen wollen - Johannes Rau, auch Ministerpräsident von Nordrhein- Westfalen, übte Selbstkritik: Die SPD habe zu oft den Eindruck erweckt, die Politik könne alle Probleme lösen, und so zur Politikverdrossenheit beigetragen. Rau: "Wir brauchen neue Glaubwürdigkeit!" jg
ski FRANKFURT A. M. In Anbetracht von Fremdenhaß und wachsender Probleme gesellschaftlicher Randgruppen in Deutschland will die Ökobank in ihrem Geschäft besondere Akzente für mehr Toleranz und Solidarität setzen. Im ersten Schritt haben die Beiräte des alternativen Geldhauses die Kriterien des Allgemeinen Sparbriefes erweitert. Demnach können aus diesen Anlagen zinsgünstige Förderkredite auch speziell an Betriebe und Projekte von Ausländern sowie für Initiativen zu deren Integration vergeben werden. Eine Arbeitsgruppe prüft weitere Möglichkeiten in dieser Richtung. Zudem finden Gespräche mit dem Frankfurter Multikulturellen Amt statt, auf dessen Wunsch die Ökobank an einem Vorhaben zur Eingliederung ausländischer Jugendlicher mitwirken soll.
Als einen weiteren Schwerpunkt ihrer Förderarbeit haben sich die "Turnschuhbanker" für 1993 vorgenommen, Beteiligungsformen als Eigenkapitalhilfe für ökologisch orientierte Unternehmen zu entwickeln. Generell dürfte sich, wie es in der Mitgliederzeitung Ökorrespondenz heißt, die Gratwanderung zwischen "gesellschaftspolitischem Auftrag" und den wirtschaftlichen Möglichkeiten auch in diesem Jahr, in dem das Institut seinen fünften Geburtstag feiert, fortsetzen. 1992 wurde dieser schwierige Weg offenbar, was die Ertragsentwicklung angeht, besser überstanden als noch vor wenigen Monaten vom Vorstand selbst befürchtet. Dieser zeigt sich nun "vorsichtig optimistisch", für die abgelaufene Rechnungsperiode erstmals ein positives Gesamtergebnis vorlegen zu können. Ob das gelingt, hängt davon ab, daß bis zur endgültigen Aufstellung der Bilanz und deren Prüfung keine Kredite mehr "notleidend" werden, für die bisher noch nicht Vorsorge getroffen wurde. Insgesamt habe sich die Bonitätsstruktur "wesentlich verbessert", heißt es. Die Ertragslage wurde aber belastet durch sinkende Zinsgewinne sowie Investitionen und Werbung für die Eröffnung der Filiale Freiburg. Einen Strich durch die Rechnung machte auch das unerwartet schwache Wachstum: Die Bilanzsumme kletterte zwar um fast ein Viertel und damit weit über dem Branchenschnitt auf 174 Millionen Mark, eingeplant waren aber 185 Millionen. Das nächste Ziel lautet 200 Millionen und soll im ersten Halbjahr erreicht werden.
Fortschritte machte die Ökobank, die mittlerweile 37 Leute beschäftigt, zuletzt bei ihrer Kapitalausstattung. Über die Mitte 1992 zur Stärkung der Finanzbasis eingeführten verzinslichen Eigenkapital- Briefe kamen 1,6 Millionen Mark herein. Zusätzliche Geschäftsanteile wurden für fast eine halbe Million gezeichnet.
NEU-ANSPACH. "Alles, was grün gekleidet ist, schreckt ab." So charakterisierte CDU-Fraktionsvorsitzender Uwe Kraft in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertretung die öffentliche Wirkung von Polizisten - zur Erheiterung der anderen Parlamentarier im närrisch geschmückten Saal des Bürgerhauses. Ge- gen drei Nein-Stimmen der Grünen und ei- ne Enthaltung billigten sie den CDU-Antrag, durch mehr Polizeipräsenz in Neu- Anspach gegen Straftäter vorzugehen.
Alarmiert von der Zunahme besonders der Eigentumsdelikte im Hintertaunus hatte sich die Unionsfraktion für mehr Streifenfahrten, mehr Schutz- und Hilfspolizei "auf der Straße" ausgesprochen. "Die Ereignisse der vergangenen Tage zeigen, daß es hier durchaus eine Belastung gibt", sagte Kraft in Anspielung auf den Raubüberfall in der Volksbank-Filiale Breite Straße. Neu-Anspacher, in deren Häuser eingebrochen worden sei, hätten gefordert: "Es muß etwas getan werden."
Dagegen hielt Berndt Kirchlechner (Grüne) den CDU-Vorstoß für einen "Schaufensterantrag". Jedes Jahr im Februar werde über die Kriminalitätsstatistik diskutiert, sagte er. "Die Polizei benützt die Gelegenheit jedesmal, um bessere Ausrüstung zu fordern. Und die CDU fordert vor jeder Wahl mehr Polizeipräsenz." Dabei müsse jedem klar sein, "daß die Gemeinde keinen Spielraum hat".
Ein einziger Hilfspolizist tut in Neu- Anspach Dienst. "Der sollte weniger Knollen verteilen und mehr Verbrechen vorbeugen", verlangte Uwe Kraft. Laut Beschluß soll sich Bürgermeister Rudi Rübsamen (SPD) nun mit der Polizei in Verbindung setzen und Lösungswege erörtern. ill
MAINTAL. Für alle an der Seidenmalerei Interessierte bietet die Hobbythek der Evangelischen Kirchengemeinde Dörnigheim vier Kurse an. Die Kurse finden ab morgen als Vormittagskurs, ab 8. März als Abendkurs und nach den Osterferien statt. Ein Tagesseminar zum Seidenmalen wird für Samstag, 19. Juni, 10 bis 16 Uhr, angeboten. Malkenntnisse werden für alle Kurse nicht vorausgesetzt. Werdende Eltern können in der Hobbythek einen Kombi-Kurs zur Geburtsvorbereitung besuchen.
An zehn Dienstagabenden, vom 2. März bis 4. Mai, jeweils 20.15 Uhr, werden auch Atem- und Entspannungsübungen durchgeführt und Tips zur Ernährung während der Schwangerschaft und zur Säuglingspflege gegeben. Anmeldungen für die Kurse nimmt die Hobbythek Berliner Straße 58-62 in Maintal/Dörnigheim unter der Telefonnummer 0 61 81 / 49 41 16 vormittags und Dienstagsabend ab 18 Uhr entgegen. le
Doktor Clintons Solidarpakt
Ein Anfang ist gemacht. US-Präsident Bill Clinton hat einen Solidarpakt zurechtgeschnürt, der seinen Namen verdient. Vom Millionär über die breite Mittelklasse bis hin zum Sozialhilfeempfänger sollen alle Bürger Opfer bringen, um das Haushaltsdefizit unter Kontrolle zu bekommen und um der Wirtschaft zu Wachstum zu verhelfen, das neue Arbeitsplätze schafft. Die Reichen und die Unternehmen sollen höhere Abgaben zahlen. Gutsituierte Penionäre müssen demnächst einen größeren Teil ihrer Rente versteuern, und die "middle class" wird durch eine neue Energiesteuer zur Kasse gebeten. Die andere Hälfte des Wirtschaftspaketes sieht höhere Einsparungen bei Regierungsprogrammen, in der öffentlichen Verwaltung und bei den Rüstungsausgaben vor. Doch selbst mit diesen drastischen Maßnahmen wird sich das derzeit 300 Milliarden Dollar schwere Haushaltsdefizit bis 1997 kaum, wie von Clinton im Wahlkampf versprochen, halbieren lassen, müssen doch gleichzeitig neue Staatsausgaben finanziert werden - ein kurzfristiges Konjunkturprogramm, verbesserte Vorschulerziehung und Berufsausbildung sowie die Ausweitung der Krankenversicherung. Schon hier offenbaren sich die enormen Schwierigkeiten der Clinton- Regierung bei der "Erneuerung Amerikas". Die USA leiden nach den Worten des Präsidenten an einem "doppelten Defizit": einem Mangel an staatlichen Ressourcen und an privaten Investitionen. Seit Monaten wächst die Wirtschaft, doch zur Schaffung neuer Arbeitsplätze reicht die neue Profitabilität der Unternehmen noch nicht aus. Im Gegenteil: Das neuerliche Produktivitätswachstum läßt sich in zahlreichen Industriezweigen nur durch weitere Massenentlassungen aufrechterhalten - eine Situation, in der sich auch die deutsche Volkswirtschaft am Ende der gerade beginnenden Rezession wiederfinden könnte.
Zum anderen ist der Sozialstaatsabbau, wie er derzeit in Europa en vogue ist, in den USA noch viel problematischer. Zwar können hier unangemessene Zahlungen an Bürger, die nun wirklich nicht des sozialen Netzes bedürfen, beschnitten werden. Doch steht Bill Clinton gleichzeitig vor der Aufgabe, den in den USA traditionell schwachen Wohlfahrtsstaat dort weiter auszubauen, wo die Unterversorgung großer Bevölkerungsteile den Regierungshaushalt, die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit und das soziale Gleichgewicht gefährdet - vor allem im zur Reform anstehenden Gesundheitswesen, das 35 Millionen US-Bürger zusätzlich integrieren muß.
Präsident Clintons Aufgabe ist zunächst nichts anderes als die Revision des Reaganismus, die Umkehr der zwölf Jahre lang genährten Illusion vom Allheilmittel des freien Marktes und der Machtlosigkeit des Staates. Das in dieser Woche vorgestellte Wirtschaftsprogramm wird dabei nicht einmal annähernd jenen Reichtum wieder zurückverteilen, den die Steuer- und Haushaltsreformen der Republikaner ihrer wohlhabenden Klientel in den 80er Jahren zukommen ließen. Clintons Solidarpakt ist eher das Minimum zur Einleitung einer Trendwende, die in den nächsten Jahren noch weitere schmerzhafte Maßnahmen zur Wiederherstellung staatlicher Liquidität und sozialer Gerechtigkeit erfordern wird. Zu seiner politischen Durchsetzung muß sich der neue Präsident nun all jener Tricks bedienen, mit denen der "Große Kommunikator" seinerzeit die amerikanische Öffentlichkeit becirct hatte - nur daß Ronald Reagan damals die wachstumsverheißene Philosophie des laissez faire verkaufen konnte, während Clinton nun Steuererhöhungen und mehr Staat an den Bürger bringen muß.
Dennoch: Waren die ersten Wochen der Clinton-Regierung bei der Kabinettsbildung und Themenbehandlung oft von einer erschreckenden Amateurhaftigkeit geprägt, so zeugt der Anlauf zur Stunde der wirtschaftlichen Wahrheit wieder von der gewohnten Professionalität des Wahlkämpfers Bill Clinton. In der breit angelegten Werbekampagne betont Clinton immer wieder die Fairneß und den Kontext seines ökonomischen Programmes: Daß mehr Arbeitsplätze und höhere Löhne neue Investitionen voraussetzen, die nur bei einem geringeren Haushaltsdefizit getätigt werden, was wiederum Steuererhöhungen und eine Reform des Krankenversicherungssystems erforderlich macht.
Ob am Montag vor der Fernsehkamera aus dem Oval Office des Weißen Hauses, am Mittwoch in seiner Rede vor dem Kongreß oder auf seinen anschließend geplanten Auftritten in den "Townhalls" der amerikanischen Provinz: Clinton ist Erzieher, Handelsvertreter und Doktor zugleich. Er muß den Bürgern die komplexen ökonomischen Zusammenhänge erklären, das Produkt seines Wirtschaftsplanes verkaufen und ihnen dabei auch noch die bittere Pille der Steuererhöhungen reichen.
Doch zuerst geht es Bill Clinton in dieser Woche darum, mit seinem Wirtschaftsprogramm die politische Diskussion für die 90er Jahre zu definieren. Gelingt ihm dies, so hätte er damit das Fundament für seine Präsidentschaft gelegt.
EPPSTEIN. Stumme Kenntnisnahme, kein Diskussionsbedarf: So endete nun, was im September 1992 als skandalträchtiger Antrag in Eppsteins Stadtverordnetenversammlung begonnen hatte: "Der Magistrat wird aufgefordert, durch ein Rechtsgutachten prüfen zu lassen, ob die Stadt Eppstein verpflichtet werden kann, die jährlich wachsende Zahl von Asylbewerbern aufzunehmen und unterzubringen", hatte der CDU-Abgeordnete Wolf- Walter Musseleck seinerzeit formuliert.
Zustimmung bei CDU, FWG und FDP - Empörung bei SPD und Grünen, die der Mehrheit Stimmungsmache gegen Asylsuchende vorwarfen. Daß einige Sozialdemokraten nicht gegen den Antrag stimmten, sondern sich enthielten, war für Alfred Harnischfeger (SPD) letzter Anstoß, seinen Sitz in der Stadtverordnetenversammlung zu räumen; auch Bärbel Keim-Meermann (Grüne) wollte nach dieser Diskussion nicht mehr Eppsteiner Abgeordnete sein.
Inzwischen liegt das angeforderte Gutachten des Hessischen Städte- und Gemeindebundes vor: Bei Kommunen unter 50 000 Einwohnern ist der Landrat auch bei der Unterbringung ausländischer Flüchtlinge weisungsbefugt. Die Juristen des Kommunalen Spitzenverbandes verweisen auf ein Urteil des Baden-Württembergischen Verwaltungsgerichtshofes, der 1986 bei einer "bislang praktizierten und künftig absehbaren Zuweisungsquote von weniger als einem Prozent der Bevölkerung" das Grundrecht der einzelnen Kommunen auf Selbstverwaltung nicht gefährdet sah.
Selbst wenn die Zuweisungsquote über einem Prozent der Bevölkerung läge, beurteilt der Städte- und Gemeindebund die Aussichten für eine Klage skeptisch - man könne diese Quote nicht als "allgemein gültige Grenze zwischen Verfassungsmäßigkeit und Verfassungswidrigkeit" auffassen. Also: Außer Spesen nichts gewesen. Weder die bürgerliche Mehrheit noch die rot-grüne Opposition wollte am Freitag abend im Parlament über das kleine Ende des großen Streits diskutieren. Und nach Ansicht von Bürgermeister Richard Hofmann (CDU) ist das gut so: "Eppstein hat - im Gegensatz zu anderen Kommunen - sein Soll erfüllt und 204 Asylbewerber untergebracht", sagt er.
Damals seien die CDU-Politiker in Sorge gewesen, daß die Stadt über Gebühr mit der Unterbringung von Flüchtlingen belastet werde, "und es ist tatsächlich schwer, einer wohnungsuchenden Familie zu erklären, warum die Stadt Häuser für Flüchtlinge anmietet".
Inzwischen hätten sich die Gemüter beruhigt: "Die Kriminalitätsrate ist in Eppstein durch die Flüchtlinge nicht gestiegen", sagt Hofmann. Die Asylfrage, so die Einsicht des Verwaltungschefs, werde nicht auf kommunaler Ebene entschieden: "Wir haben die Menschen, die kommen, menschlich unterzubringen." md
HANS ALTERMANN, 1991 aus der rechtsextremen "Deutschen Volksunion" (DVU) ausgetretener Bremer Bürgerschaftsabgeordneter, hat sich mit dem Abgeordneten PETER NENNSTIEL, der Mitte Januar die DVU verließ, zu einer "Nationalkonservativen Gruppe" (NK) zusammengeschlossen. Durch Nennstiels Austritt war die DVU-Riege auf vier Mitglieder geschrumpft. Damit verlor sie ihren Fraktionsstatus und gilt jetzt nur noch als "Gruppe": Sie ist nicht mehr in allen Ausschüssen vertreten, darf keine Anfragen mit anschließender Debatte mehr stellen und bekommt nur noch 25 000 statt 57 000 Mark pro Monat an Staatszuschüssen. Außerdem braucht das Land Bremen nicht mehr Fraktionsgeschäftsführer Sven Eggers zu entlohnen, der in der Münchener DVU-Zentrale sitzt und dort auch als Redakteur für rechtsextreme Wochenzeitungen arbeitet. (stg)
KARBEN. "Dieser Baum ist tot, weil er mutwillig zerstört wurde." In Form einer Todesanzeige hat ein Mitglied der Kindergruppe des Karbener BUND der Empörung und Betroffenheit aller jungen und erwachsenen Naturschützer über einen Baumfrevel auf den Naturschutzgrundstücken in Klein-Karben Ausdruck gegeben. Wie der BUND berichtet, mußten die Mitglieder dieser Tage sehen, daß fünf von 16 vor zwei Jahren angelegten Obstbäumchen und Heckenpflanzungen auf einem Grundstück hinter dem Karbener Friedhof von Unbekannten herausgerissen und abgebrochen wurden. Wie Vorstandssprecherin Ulrike Loos mitteilt, will der Verband Anzeige erstatten.
Die Gehölze waren von den Mädchen und Jungen der aktiven Kindergruppe gesetzt worden. Die Bäumchen seien zum Teil mit Gewalt abgeknickt und zerfetzt worden.
Diese Zerstörung sei um so bedauerlicher, als nach dem warmen Sommer des vergangenen Jahres mit langer Trockenzeit die Bäume ohnehin nur schwierig angewachsen seien. Daher mußten im Herbst vergangenen Jahres fünf Apfelbäume alter Sorten wie Berleppsch, Boskop oder Schafsnase nachgepflanzt werden.
Auch vorbeikommende Spaziergänger hätten kein Verständnis für die herausgerissenen Drahtkörbe, verbogenen Bindestangen und abgeräumten Verbißschutz. Denn immerhin habe die Stadt die Bäume und Gehölze finanziert, die von den Naturschützern ehrenamtlich und ohne Bezahlung in ihrer Freizeit gepflanzt und gepflegt werden. de
DIETZENBACH. Das Pfarramt Nord der Evangelischen Kirchengemeinde bekommt für seine Suchtberatungsstelle in der Rodgaustraße vom Kreis Offenbach einen Zuschuß in Höhe von 2500 Mark. Der Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernent Frank Kaufmann hält die Arbeit dieser Einrichtung für sehr wichtig und bedauert gleichzeitig, daß der Kreis nicht mehr Geld geben könne, obwohl die Zahl der zu betreuenden Menschen gestiegen sei. Der Kreis beteiligt sich seit 1989 an der Finanzierung der Kosten der Beratungsstelle. aim
mlh KÖLN. Im Export müssen sich die deutschen Hersteller von Waschmaschinen, Kühlschränken oder Herden auch 1993 auf weiterhin dürftige Geschäfte einstellen. Das glaubt Reinhold Fuhrmann, Geschäftsführer der Bosch-Siemens Hausgeräte (BSHG). Dem Manager zufolge machen der Branche Wechselkurs-Probleme zu schaffen. Um im Ausland nicht beim Absatz an Boden zu verlieren, müsse sein Haus die Preise dort deutlich senken. Während 1992 noch ein "zufriedenstellender Ertrag" erzielt worden sei, müsse in diesem Jahr mit niedrigeren Gewinnen kalkuliert werden.
Angesichts der flauen Konjunktur rechnet der BSHG-Mann 1993 mit einem drei- bis fünfprozentigen Personalabbau. Zur Zeit beschäftigt der Hausgerätebauer, den Bosch und Siemens je zur Hälfte besitzen, mehr als 22 000 Leute in Europa, davon über 16 000 in Deutschland. Die Einschnitte sollen durch Vorruhestandsregelungen und durch Ausnutzen der Fluktuation "sozialverträglich" über die Bühne gehen. Bevor jemand entlassen werde, nutze das Unternehmen auch noch Möglichkeiten wie Kurzarbeit oder Änderungen bei der Schichtarbeit, versichert Fuhrmann. 1992 konnte die BSHG ihr "enttäuschendes" Auslandsgeschäft noch durch ein Plus von zehn Prozent im Inland ausgleichen. Der Umsatz der Firma erreichte gut sieben Milliarden Mark.
MÜHLHEIM. 500 Wohnungssuchende gibt es in Mühlheim. Das rechtfertigt laut Erstem Stadtrat Horst Lehr, in Zukunft schärfer auf Verstöße gegen die Zweckentfremdung von Wohnungen zu achten und einzugreifen. Als Stadt mit erhöhtem Wohnraumbedarf zählt Mühlheim seit 3. Dezember 1991 zu denjenigen, für die ein Zweckentfremdungsverbot gilt. Danach bedarf es für jede Nutzungsänderung einer Genehmigung des Kreisbauamtes, für die die Stadtverwaltung jeweils eine Stellungnahme abgeben muß.
Grundsätzlich werde einer Nutzungsänderung von Wohnraum nicht zugestimmt, machte Lehr klar. Nicht genehmigte Umwandlungen würden notfalls wieder rückgängig gemacht.
In welcher Größenordnung in Mühlheim in den vergangenen Jahren Wohnungen zweckentfremdet wurden, wußte Lehr nicht zu sagen. "Wir erfahren nur ab und zu davon." pmü
MAINTAL. Für alle Frauen, die eine Rückkehr ins Berufsleben planen, sich für Berufsorientierungskurse oder die Förderung ihrer beruflichen Bildung interessieren, bieten das Frauen- und das Arbeitsamt eine Informationsveranstaltung an. Das Treffen findet am Dienstag, 2. März, 9 Uhr, im Sitzungsraum des Arbeitsamtes in Maintal-Bischofsheim, Fechenheimer Weg 17, statt. gem
Arbeiterwohlfahrt Bornheim: Der Ortsverein unternimmt am Samstag, 20. Februar, einen närrischen Ausflug zum Kreppelkaffee nach Oberhainbrunn/ Odenwald. Busabfahrt ist um 12.30 Uhr an der Kirche, Kettelerallee/Ecke Wittelsbacherallee. Weitere Auskunft gibt Heinz Gehrmann (Tel. 45 05 83). od/07
1. Radfahrer Club 1903 Bergen: Der Verein lädt ein zum Kappenabend am Samstag, 20. Februar, 20.11 Uhr, im evangelischen Gemeindezentrum Enkheim, Laurentiusstraße 2. Der Eintritt kostet fünf Mark. od/07
Bornheimer "Stutzer": Mitglieder und Freunde des Bornheimer Vereins und der Riederwälder "Spinner" treffen sich zum Kreppelessen nach dem Frankfurter Fastnachtszug am Sonntag, 21. Februar, in der Gaststätte des Bürgerhauses Bornheim, Arnsburger Straße 24. od/07
Turnverein 1874 Bergen-Enkheim: Kinderfastnacht am Dienstag, 23. Februar, 14.11 Uhr, in der TV-Turnhalle, Landgraben 30 (Eintritt 4 Mark). od/07
LANGEN. Die FDP hält die Beleuchtung des Pfades im Birkenwäldchen für eine Geldverschwendung. Sie begründet ihre Kritik mit der Feststellung: "Nur wenige Meter weiter führt die ausgebaute und beleuchtete Straße ,Im Birkenwäldchen&rquote; entlang." Deshalb gebe es keinen vernünftigen Grund, den "Trippelpfad" zu beleuchten. Der Beschluß des Langener Parlaments kam mit den Stimmen von SPD und CDU gegen die der Grüne und der FWG zustande. Die Kosten bezifferte die Stadt auf 53 000 Mark. Zu diesen "beachtlichen Investitionen", so die FDP, kommen noch Folgekosten. dac
HANAU. Der Stadt Hanau sind von 1986 bis 1991 Müllgebührenausfälle von dreieinhalb Millionen Mark dadurch entstanden, daß der damalige Reinigungsamtsleiter Wolfgang Würz sechs großen Hanauer Firmen Rabatte gewährte. Er wollte so den umstrittenen Anschluß- und Benutzungszwang durchsetzen.
Bereichert habe sich Würz dabei nicht, stellte Abfallwirtschaftsdezernent Norbert Kress (CDU) im Umweltausschuß fest. Gegen eine Geldbuße von 13 500 Mark stellte die Staatsanwaltschaft Hanau ein Verfahren gegen Würz wegen geringfügiger Schuld ein.
Im Ausschuß forderte die SPD, der Magistrat solle Regreßansprüche gegen damals Verantwortliche im Rathaus prüfen. Außer Würz kann damit nur Wolfgang Strecke gemeint sein, der seinerzeit als Dezernent zuständig war.
Kress will sich mit den sechs Firmen einvernehmlich über die Gebührennachforderungen einigen. Wie hoch dabei eine Vergleichssumme sein könne, darüber ließ er sich keine Zahlen entlocken. Er scheut aber zeitraubende und mit Risiken für die Stadt behaftete Verwaltungsgerichtsverfahren.
Die neue Stadtverordnetenversammlung soll sich abschließend mit dem Thema befassen. him
DIETZENBACH. In der Stadt sind am 7. März rund 17 500 Leute zur Kommunalwahl aufgerufen. Wer bis heute noch keine Karte dafür erhalten hat, soll sich umgehend im Rathaus, Zimmer 1, melden.
Wer am Wahltag verhindert ist und die Briefwahl in Anspruch nehmen möchte, kann dies bis zum 5. März beantragen oder direkt mit der Karte ins Rathaus kommen. In allen zehn Wahllokalen der Stadt werden Wahlmaschinen eingesetzt, an denen die Bürger/innen dann über die Sitzverteilung der Parteien und Gruppierungen in der Stadtverordnetenversammlung, im Kreistag und im Umlandverband entscheiden werden. Der Dietzenbacher Magistrat geht davon aus, daß das Wahlergebnis am 7. März gegen 19 Uhr vorliegen wird. aim
HANAU. "Geld anderer Leute" heißt ein Stück über einen Wall-Street-Hai, das die Hanauer Volksbühne am Donnerstag, 25. Februar, ab 20 Uhr in der Hanauer Stadthalle gezeigt wird.
Karten gibt es in der Geschäftsstelle der Volksbühne, Nürnberger Straße 2, und an der Abendkasse.
LANGENSELBOLD. Die Streitigkeiten um das geplante Gewerbegebiet an der Gelnhäuser Straße in Langenselbold reißen nicht ab. In der letzten Stadtverordnetenversammlung der Wahlperiode warf die Selbolder Liste dem Bürgermeister vor, negative Stellungnahmen zum Gewerbegebiet zurückzuhalten. Danach soll Hans-Peter Ebner die Bedenken, die die 29er Verbände und der Bund für Umwelt- und Naturschutz geäußert haben, bislang dem Parlament verschwiegen haben.
Vera Heim von der SL erklärte, daß Ebner dem Parlament seine Handlungsfähigkeit entziehe. Die Stellungnahme der Naturschutzverbände stehe im krassen Widerspruch zu der Erklärung, die die Stadt zur Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes Südhessen an das Regierungspräsidium in Darmstadt abgegeben habe.
Im Rahmen dieses Raumordnungsplanes betreibt die Stadt die Überarbeitung des Flächennutzungsplanes und die Aufstellung des umstrittenen Bebauungsplanes. Die Oppositionspartei forderte jetzt die Rücknahme und Überarbeitung der städtischen Stellungnahme.
Der BUND hatte gegenüber den Plänen der Stadt bereits im Sommer vergangenen Jahres Bedenken geäußert. Die waren vor allem darin begründet, daß durch die Bebauung des südlichen Weinberges eine unerwünschte Bandstruktur entstehe. Im gültigen Raumordnungsplan sei das Gebiet zudem als Grünzug und freizuhaltende Fläche gekennzeichnet. Durch ein Gewerbegebiet werde die Erholungsfunktion des Weinbergs eingeschränkt.
Zudem hält der BUND die Verkehrserschließung für problematisch. Bei einem Gespräch im vergangenen Jahr im Rathaus hatte auch die Untere Naturschutzbehörde ihre Bedenken gegen eine Ausweisung des Gebietes als Gewerbegebiet geäußert.
Die SL spricht von einer "Verschleierungstaktik", weil das Parlament nicht umfassend informiert worden sei. Ein Vorwurf, den der Bürgermeister zurückweist. Das Gewerbegebiet sei mehrfach in Ausschuß- und Parlamentssitzung behandelt und auch Thema einer Bürgerversammlung gewesen. "Wir haben über das übliche Maß hinaus informiert", so Ebner.
Er verweist auf den Verfahrensweg bei der Aufstellung von Bauleitplänen, den die Stadt einhalte. Nach dem "Planfeststellungsbeschluß" sei nun die Vorstellung des "Planentwurfs" Stand des Verfahrens. Dabei werden, wie geschehen, die Träger öffentlicher Belange um Stellungnahmen gebeten und die Bürger an der Planung beteiligt. Der nächste Schritt sei die Beratung der Stellungnahmen in den Ausschüssen und im Parlament.
Ebner: "Ich habe nichts verschwiegen". Während der Bürgerversammlung im Sommer habe er sogar öffentlich auf die Stellungnahme des BUND hingewiesen und die wesentlichen Bedenken vorgetragen.
Gegenüber der SL erklärte der Rathauschef in der jüngsten Sitzung, er sehe sich nicht in der Lage, in einem laufenden Verfahren jeden Posteingang mitzuteilen. Auch die positiven Stellungnahmen zum Gewerbegebiet habe er nicht mitgeteilt. Laut Aussagen des Sprechers des Regierungspräsidiums hat seine Behörde gegenüber der Änderung des Flächennutzungsplans und somit gegenüber einem Gewerbegebiet keine Bedenken geäußert.
Der SPD-Fraktionschef Schüßler warf der SL Wahlkampfgeplänkel vor statt klar zu sagen, daß sie das Gewerbegebiet ablehne. Seine Fraktion wolle eine neue Gewerbeansiedlung zügig betreiben, statt auf ein Alternativareal mit ungewissem Autobahnanschluß zu verweisen. Die Opposition favorisiert ein Gelände an der Ravolzhauserstraße an der A 45 und fordert dort einen zusätzlichen Autobahnanschluß. Dort haben auch die Umweltverbände weniger Naturschutzbedenken.
Mit den Stimmen von SPD und DKPwurde der SL-Antrag abgelehnt. Ein Änderungsantrag der CDU, alle Stellungnahmen dem Parlament vorzulegen, wurde mit der Begründung verworfen, daß dies ohnehin geschehe. alu
cri FRANKFURT A. M. Die Freudenberg-Gruppe setzt ihre größten Hoffnungen auf den wirtschaftlichen Aufschwung in den USA. Der erwartete Nachfrageschub aus den Vereinigten Staaten soll die Auftragsbücher füllen, damit die Umsätze wieder kräftiger sprudeln. Im abgelaufenen Jahr sprangen mit 4,6 Milliarden Mark nur rund zwei Prozent mehr heraus als 1991. Am fleißigsten arbeiteten die Töchter, während das Stammwerk mit 1,8 Milliarden Mark lediglich 1,6 Prozent mehr erwirtschaftete. Rund die Hälfte der Erlöse wurde im Ausland erzielt, wobei die USA der bedeutendste Markt waren.
Dort lief das Geschäft schon im vergangenen Jahr recht flott, während es in Westeuropa und vor allem hierzulande lahmte. Wie nahezu allen Zulieferern macht Freudenberg die Flaute in der Automobilindustrie und im Maschinenbau zu schaffen, was 50 Prozent des gesamten Geschäfts betrifft. Vornehmlich in damit verknüpften Sparten wird derzeit "vereinzelt" kurzgearbeitet, wie ein Sprecher berichtet. "Voraussichtlich" würden in der laufenden Periode rund 600 Stellen "im Umfeld von Weinheim" durch Frühpensionierung und natürliche Fluktuation eingespart, was letztlich aber von der konjunkturellen Entwicklung abhänge. Freudenberg beschäftigt derzeit 26 000 Männer und Frauen weltweit.
BAD VILBEL. Der Taxiwagen, der in der Nacht zu Freitag einem Friedberger Taxifahrer in Bad Vilbel von zwei jungen Männern geraubt worden war, ist in der Nacht zu Sonntag in Frankfurt-Riederwald aufgefunden worden. Das berichtet die Polizei. Wie berichtet, hatten sich die beiden Männer von Friedberg nach Vilbel fahren lassen und dann den Fahrer mit einem Messer bedroht und zum Aussteigen gezwungen. Die Spurensicherung habe keine Hinweise auf die Täter erbracht, meldet die Polizei am Dienstag. de
Das Porträt: Slowakischer Präsident Kovac Gegengewicht zum Premier?
Zwei Wochen nach der Wahl des letzten tschechoslowakischen Präsidenten Vaclav Havel zum tschechischen Staatsoberhaupt ist der ehemalige zweite Mann in der CSFR- Hierarchie, Michal Kovac, zum Präsidenten der Slowakei gewählt worden. Der Ex-Vorsitzende des Bundesparlaments gehörte, anders als Havel, allerdings nicht zu den glühenden Verfechtern der Föderation, sondern wohnte der CSFR-Teilung eher als Statthalter der Bewegung für eine demokratische Slowakei HZDS bei, die in Bratislava (Preßburg) regiert. Die dortige Opposition hat den 62jährigen an die Spitze des slowakischen Staates mitgewählt - in der Hoffnung, Kovac könne ein Gegengewicht zum mächtigen Premier und HZDS-Chef Vladimir Meciar bilden. Die Hoffung könnte trügen. Obwohl Meciar zwölf Jahre jünger als der neue Präsident ist, gibt es Parallelen in der Laufbahn der beiden slowakischen Spitzenpolitiker. Beide stammen aus der Provinz, beide gehörten lange Jahre der Kommunistischen Partei an, wurden jedoch 1970 auf dem Höhepunkt der neostalinistischen "Normalisierung" in der CSSR ausgeschlossen. Kovac, der mit einer Universitätsprofessorin verheiratet ist und zwei Söhne hat, arbeitete nach dem Studium an der Ökonomischen Hochschule in Bratislava als Hochschuldozent und in der tschechoslowakichen Staatsbank. In den Jahren 1965 und 1966 hielt er Vorlesungen in Kuba. Bis zur Abberufung im Jahr 1969 war er stellvertretender Direktor der Londoner Zweigstelle der CSSR- Gewerbebank. Der Parteiausschluß 1970 stellte ihn gesellschaftlich nicht völlig ins Abseits. In den 70er und 80er Jahren war er an finanz- und volkswirtschaftlichen Forschungsinstituten tätig.
Nach der Wende 1989 wurde Michal Kovac auf Anhieb Finanzminister in der Regierung der slowakischen Teilrepublik. Als Meciar im Mai 1991 durch ein Ränkespiel im Präsidium des Parlaments in Bratislava vom Christdemokraten Jan Carnogursky als slowakischer Ministerpräsident abgelöst wurde, trat Kovac aus Protest gegen die Entmachtung des Parteifreunds zurück. Nach dem haushohen Wahlsieg der HZDS im Sommer 1992 in der Slowakei wurde Meciar wieder slowakischer Premier, Kovac zog als Abgeordneter ins Prager Föderalparlament ein. Entsprechend der Absprache mit dem tschechischen Wahlsieger Bürgerlich Demokratischen Partei ODS wurde er am 26. Juni 1992 als Nachfolger des in die Isolation geratetenen Alexander Dubcek zum Vorsitzenden des Bundesparlaments gewählt.
Viel ist spekuliert worden, ob Kovacs Entsendung auf den Außenposten im verpönten Prag Vertrauensbeweis Meciars war oder ihn als potentiellen Konkurrenten von den Entscheidungskanälen in der Hauptstadt der auf Unabhängigkeitskurs steuernden Slowakei abschneiden sollte. Für eine gewisse Distanz zwischen den beiden HZDS-Spitzenpolitikern schien zu sprechen, daß Meciar für das Amt des slowakischen Präsidenten zunächst Michal Kovacs Namensvetter Roman Kovac favorisierte. Allerdings mußte sich HZDS-Chef Meciar bewußt sein, daß für die Wahl Roman Kovacs angesichts der notwendigen Dreifünftel-Mehrheit auch ein Teil der slowakischen Opposition gewonnen werden mußte. Vor dem folgerichtig gescheiterten ersten Anlauf zur Wahl des slowakischen Präsidenten unterblieben jegliche Verhandlungen mit den anderen Parlamentsfraktionen. Das nährt den Verdacht, daß Premier Meciar von vorneherein die Präsentation Michal Kovacs als "Kompromißkandidat" der HZDS plante.
Kovac ist der Opposition zuliebe nun als stellvertretender HZDS-Vorsitzender zurückgetreten und will seine Parteimitgliedschaft während der fünfjährigen Präsidenten-Amtszeit ruhen lassen.
Angesichts des voraussehbaren Umbaus der Regierung wenige Wochen nach der slowakischen Selbständigkeit ist es verständlich, daß Kovac als sein wichtigstes außenpolitisches Ziel die Verbesserung des Ansehens der jungen Republik im Ausland - vor allem in Nordamerika und in der Europäischen Gemeinschaft - angibt. Bei seiner Willensbekundung zur guten Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten hob der neue Präsident neben Ungarn vor allem die Tschechische Republik hervor, wohin ihn seine erste Auslandsreise führen soll. ULRICH GLAUBER (Prag)
doe FRANKFURT A. M. Trotz eines erneuten technischen Verlustes in Milliardenhöhe und geringerer Kapitalerträge im vergangenen Jahr müssen die Aktionäre des Allianz-Konzerns nicht um ihre Ausschüttung fürchten. Frühere Andeutungen werden nun von Vorstandschef Henning Schulte-Noelle erhärtet: "Ziemlich sicher" sei, daß erneut 13,50 Mark Dividende gezahlt werden.
Auf "über 53 Milliarden Mark" sind den Angaben des Managers in der Süddeutschen Zeitung zufolge im vergangenen Jahr die Beitragseinnahmen des Branchenprimus geklettert. 1991 waren es 48,7 Milliarden gewesen. Allerdings wurde zuletzt die Deutsche Krankenversicherung (Umsatz 1991: 3,5 Milliarden) erstmals konsolidiert. "Noch keine durchgreifende Verbesserung" gab es beim technischen Verlust, der 1991 knapp 1,8 Milliarden Mark betragen hatte. Hier peilt Schulte- Noelle im laufenden Jahr spürbare Fortschritte an.
Fritzsch verschluckt sich an Filetstücken Entscheidung über den Verkauf von Gebäuden auf Heinlein-Gelände verschoben Von Katja Schoßer SCHLÜCHTERN. An Schlüchterns Altlast Nummer 1, dem rund 13 000 Quadratmeter großen und durch Chlorkohlenwasserstoffe verseuchten Heinlein-Gelände im Stadtzentrum, schieden sich am Montag abend die Geister im Stadtparlament. Der Versuch des SPD-geführten Magistrats, mit Unterstützung eines Großteils der CDU noch vor der Kommunalwahl baufällige Gebäude am Rand des ehemaligen Seifenfabrik-Areals zu verkaufen, scheiterte. "Mit dieser Taktik verscheuern wir die städtebaulichen Schlüsselgrundstücke Schlüchterns", hatte BISS-Parlamentarier Stephan Henrich zuvor gewarnt. Auch FDP-Fraktionschef Claus Werckmeister wandte sich gegen den "Ausverkauf von Filetstücken nach dem Motto: Nach mir die Sintflut." Nicht nur das Abrücken vom Heinlein- Grundsatzbeschluß, der vor einer Entscheidung über die Zukunft des Geländes einen städtebaulichen Wettbewerb und eine mit einem Sanierungskonzept verbundene Gesamtplanung vorsieht, stört einen Großteil der Stadtverordneten. Auch an der Eile, mit der Bürgermeister Falko Fritzsch (SPD) den Verkauf zweier bebauter Randgrundstücke unter Dach und Fach bringen wollte, stießen sich die Parlamentarier: "Eine solch zukunftsweisende Entscheidung kann man doch nicht unter Zeitdruck fällen", waren sich die meisten einig.
So stimmte denn auch die Mehrheit für den Änderungsantrag der BISS-Fraktion. Danach muß der Magistrat die Vorlage zurückziehen, bis rechtliche Bedenken gegen seine Vorgehensweise ausgeräumt sind und eine Information der Stadtverordneten durch das Ingenieurbüro erfolgt ist, das die Belastung im Auftrag des Darmstädter Regierungspräsidenten untersucht hat.
Dem Bürgermeister schmeckte diese Entscheidung sichtlich nicht. Er warnte davor, "dem Fetisch Gesamtplanung hinterherzulaufen". Wohl wissend, daß die jetzt von ihm angestrebte Lösung nicht das Nonplusultra sei, betonte er angesichts der knappen Stadtfinanzen, wie ungewiß die Zukunft des Geländes sei. Weder die tatsächliche Belastung des Bodens noch die Sanierungskosten oder -dauer seien geklärt.
Die nach wie vor unsichere Zukunft des Geländes sei allerdings ein Skandal, meinte dazu BISS-Chef Karl-Heinz Schmidt. Das liege jedoch daran, daß noch immer kein Planungskonzept des Magistrats vorliege. Die nach Angaben von Fritzsch unsichere Dauer der Sanierung ist nach seiner Darstellung jedoch so unklar nicht. Nach den Informationen, die sich Schmidt selbst beim Gutachterbüro geholt hat, "kann sie innerhalb von Monaten, ja sogar Wochen abgeschlossen sein". Auch sei nach den Angaben der Ingenieure "grundsätzlich eine gleichzeitige Bebauung und Sanierung möglich". Auch das Fritzsch-Argument überzeugte nicht, der Bauzustand der städtischen Gebäude in der Breitenbacher Straße 1-3 und der Poststraße sei so schlecht, daß der Stadt nur ein Ausweg bleibe: entweder die drei Häuser für Kosten in Höhe von insgesamt 300 000 bis 400 000 Mark sanieren lassen oder die Grundstücke zum Preis von 300 Mark pro Quadratmeter verkaufen. Die Interessenten wollten die Gebäude auf ihre Kosten abreißen lassen und darauf Wohn- und Geschäftshäuser errichten. Dazu würden die Käufer vertraglich verpflichtet. Falls dies nicht binnen eines Jahres geschehe, gingen die Grundstücke kostenfrei wieder an die Stadt.
Die Methode, "durch schnelles Filetieren des Heinlein-Geländes den Stadtsäkkel geringfügig aufzubessern", gefiel neben der BISS auch der FDP und etlichen Christdemokraten nicht. Aus ihrer Sicht verbaut sich die Stadt damit die Chance, das großes Gelände mitten in Schlüchtern zukunftsweisend zu gestalten.
MÜHLHEIM. Die Rodaubrücke in der Rodaustraße wird neu gebaut. Der Magistrat hat Bauarbeiten und Ingenieurleistungen für 500 000 Mark vergeben. Bereits in der nächsten Woche wird die Baustelle eingerichtet. Damit Fußgänger und Radfahrer während der fünfmonatigen Bauzeit von einem zum anderen Ufer gelangen können, wird eine Behelfsbrükke eingerichtet. Inklusive Planungsarbeiten kostet die Brücke 630 000 Mark. pmü
OBERURSEL. Die Oberurseler Grünen haben sich mal wieder einen netten Gag einfallen lassen, um in Bonn auf ihren unverdrossenen Widerstand gegen den Feldbergzubringer (B 455 neu) aufmerksam zu machen: Nachdem Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) nicht aufhört, über seine leeren Kassen zu jammern und von der Privatisierung der Autobahnen zu reden, haben sie ihm schriftlich angeboten, ein Stück Autobahn zu kaufen.
Genauer gesagt: Sie denken dabei an die A 661 zwischen Bad Homburger Kreuz und dem derzeitigen Autobahnende. Krause müßte ihnen allerdings zusichern, schreiben sie, den Kaufpreis ausschließlich für die Förderung des Öffentlichen Nahverkehrs zu verwenden.
Daß sie das erworbene Autobahnstück dann vor dem künftigen Feldbergzubringer dichtmachen würden, ist klar. Doch schließlich, so erinnert Ellen Stephan-Gleich in ihrem Brief, würden andere private Betreiber von Autobahnen eher ihren Gewinn im Auge haben als den Schutz von Erde, Luft und Wasser, dem sich die Grünen verpflichtet fühlen.
Die Mehreinnahmen des Bundes durch die Erhöhung der Mineralölsteuer oder die Privatisierung der Autobahnen sehen die Oberurseler Grünen sowieso als den falschen Weg an. Der Bau neuer Straßen ziehe den Individualverkehr an und sei deshalb kontraproduktiv zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Das gilt in ihren Augen natürlich besonders für den umstrittenen Feldbergzubringer, gegen den, wie sie betonen, 11 500 Bürger der Region unterschrieben hätten.
Der dort angestrebte Entlastungseffekt sei allen Berechnungen nach gering. Deshalb ist für die Grünen der Bau der B 455 neu eine reine Verschwendung von Steuergeldern: Krause wird noch einmal nachdrücklich um die Einstellung der Bauarbeiten gebeten.
Die Grünen erinnern den Bundesverkehrsminister auch an eine Informationsbroschüre aus seinem Haus, in der es heißt, daß jetzt Prioritäten zugunsten des öffentlichen Personen- Nahverkehrs gesetzt werden müßten. Der Verkauf der Autobahnen sei dazu jedoch ein Widerspruch. esi
LONDON. Heiner Müller ist in London nur selten aufgeführt worden, immer auf kleinen Bühnen vor kopfschüttelndem Publikum, und wenige der Engländer, die immerhin seinen Namen kennen, dürften von seinen Stasi-Problemen gehört haben. Jetzt hatte er zur Londoner Aufführung seines Zweipersonenstückes "Quartett" in das kleine Lilian Baylis Theatre kommen und dort auch sprechen sollen, hat aber abgesagt. Er ist damit der Peinlichkeit entgangen, sich zu der Inszenierung seines Übersetzers Marc von Henning äußern zu müssen, Leiter der auf neues deutsches Theater spezialisierten Gruppe "Theatre Concept", der mit dem Autor an der Berliner Inszenierung eben dieses Textes zusammengearbeitet hat.
Einer der Londoner Kritiker hat "keine Ahnung, warum dieses entsetzliche Stück Theater ,Quartett&rquote; heißt" (obwohl es doch nur zwei der Romanfiguren aus den "Gefährlichen Liebschaften" von Choderlos de Laclos auf die Bühhe stellt und zwei weitere bloß am Rande erwähnt). Ein anderer Kritiker fragt: "Was kann es bedeuten? Warum wird es aufgeführt?"
Zum Teil liegt das freilich an Müller selber, der auch sonst sehr eigenwillig Motive wie die aus "Medea" benützt (womit derselbe junge Regisseur 1990 experimentiert hat) oder aus "Hamlet" (dessen Müllersche Variationen 1987 unter Robert Wilsons Regie das Londoner Publikum vor Rätsel gestellt haben). Wenn solche Stoffe als weitgehend bekannt vorausgesetzt werden können, so gilt das kaum für die "Liaisons dangereuses".
Marc von Henning hat den Hintergrund, auf den Müller anspielt, vollends in Dunkel gehüllt. Die Marquise von Merteuil und den Vicomte de Valmont läßt er von je drei Darstellern abwechselnd sprechen, macht also "Quartett" zum Sextett, in dem sechs Personen und die Zuschauer nach einem Sinn suchen. Alle bewegen sich im Zeitlupentempo und sprechen mit Grabesstimme, so daß die komischen Aspekte des Textes eingesargt werden. Manchmal wird so leise gesprochen, daß selbst aus nächster Nähe nur einzelne Wörter hörbar sind. Dröhnende Musik (nein, kein Quartett!) stört die Verständlichkeit noch mehr. Eine lange lyrische Passage am Anfang wird viel später von einer anderen Schauspielerin in schönem Deutsch wiederholt, das den meisten Zuschauern so fremd ist wie Assyrisch. Eingeschoben wird ein kurzer Stummfilm mit denselben Schauspielern und dem nicht erklärten Titel "HP (f)". Anscheinend sind Robert Wilsons Techniken für die "Hamletmaschine" übernommen und noch übertrieben worden.
Wie im Experimentiertheater der 50er ziger und 60er Jahre, das gelegentlich auch bis nach England vorgedrungen ist, sind alle dunkel gewandert und schuhlos, so daß die Vorgänge sich weder unter dem Ancien Régime der Romanvorlage abspielen noch zu sonst einer erkennbaren Zeit, sondern in einem Niemals- und Niemandsland ohne Individualität, ohne Menschlichkeit. Was die sehr präzis agierenden Schauspieler an erotischer Akrobatik vorführen, bleibt steril und fern der Körperlichkeit, die Antonin Artaud gepredigt hat. So faßt einer der drei Valmonts zwischen die Schenkel einer der drei Marquisen, die aber laut Text an dieser Stelle in Valmonts Rolle geschlüpft ist und er in die ihre, doch ohne die Geschlechtsumwandlung, die Müller vorgesehen hat, konkret zu markieren.
Sicher ist nur, daß Requisiten wie Sägen und Hackebeile auf eine Welt voll Unheils hindeuten. Aber sonst? So stellt wohl der kleine Moritz sich Avantgardetheater vor - wie es vorgestern Mode war. JULIAN EXNER
Die ärztliche Abteilung im Polizeipräsidium arbeitet wieder komplett. In dieser Woche hat der in Langen wohnende Horst Contes seinen Dienst als Polizeiarzt angetreten. Der 43jährige wechselt aus der Unfallklinik in Bornheim, wo er zwölf Jahre lang als Chirurg gearbeitet hat, in die mit 3500 Bediensteten größte Polizeibehörde Hessens. Vorgänger Udo Wagner hatte den Dienst im Zusammenhang mit einem staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren quittiert.
Über den "Neuen" freut sich vor allem Kollegin Ursula Caspari; die Medizinerin war nämlich seit Wagners Abgang, im Januar des vergangenen Jahres, allein für die ärztliche Versorgung im Präsidium zuständig. Aufgrund seiner Spezialausbildung wird sich Dr. Contes vorrangig um Dienstunfälle kümmern. Das waren im vergangenen Jahr, einschließlich der Verkehrsunfälle, 381.
Der 43jährige begründete seinen Wechsel in die Präsidiums-Praxis mit dem Streß seiner Tätigkeit in der Unfallklinik. "Ich gehe den bequemeren Weg", sagte der Vater eines zweijährigen Jungen bei seiner Vorstellung. Polizeisprecher Karl- Heinz Reinstädt erinnerte dabei an die "Affäre Dr. Wagner" vom November '91: Damals hatte die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen gegen Wagner wegen des Verdachts der Erpressung begonnen. Als diese im Juni letzten Jahres wegen erwiesener Unschuld eingestellt wurden, hatte sich Wagner längst für die Kündigung entschieden. Der Arzt war über die "mangelnde Solidarität" des Innenministeriums verbittert. habe
BERLIN. Der Anblick, so häufig man hier auch vorüberging, war immer wieder beklemmend: Soldaten, Gewehr geschultert, standen in Paradeuniform vor Schinkels Neuer Wache stramm. Die eben noch genossene, strenge Anmut der historischen Bauten Unter den Linden, der preußische Klassizismus der Staatsoper, des Kronprinzenpalais, auch des Schinkel-Baues selbst, wichen beim Anblick der reglosen Gestalten mit ihren wie eingefrorenen Gesichtern schlagartig der Wirkkraft eines militärisch-düsteren Pathos. Es realisierte, was man gemeinhin der Staats- und Baukunst des einstigen Preußen unterschiebt: Kälte, Perfektion, Drill, tödlichen Ernst.
Den Höhepunkt jenes Zeremoniells, das die DDR an der zum "Mahnmal für die Opfer des Faschismus und Militarismus" erklärten Neuen Wache installiert hatte, bildete das vielbesuchte Spektakel der Wachablösung; belfernde Kommandos, Stiefelknallen, Präsentieren der Waffen. Was den Widersinn aller derartigen im soldatischen Rahmen vollzogenen Rituale ausmacht - die Absurdität nämlich, daß Gefallenenmale perfiderweise von Angehörigen jenes Vollzugsorgans bewacht werden, denen die Toten ihr sinnloses Sterben verdanken -, dieser makabre Widersinn kulminierte vor Schinkels Neuer Wache.
Der Bau selbst gab weniger her für dergleichen starr-militaristisches Pathos. Bei maßvollen Proportionen, beidseitig überragt von den barocken Großbauten der Humboldt-Universität und des Zeughauses, gleichsam begütigend gerahmt von den Baumreihen des sogenannten Kastanienwäldchens, atmet die Neue Wache jene Schinkels Werken generell eigene Zurückhaltung und Leichtigkeit. Dies, obwohl der Architekt (auf Drängen seines Auftraggebers, des preußischen Königs) nach seinen eigenen Worten das Gebäude 1816-1818 "einem römischen castrum ungefähr nachgeformt" hatte.
Was damals entstand, bietet das Paradoxon eines miniaturisierten Monumentalismus, der im buchstäblichen wie übertragenen Sinne hinter die Repräsentanz aller Nachbarbauten zurücktritt. Verstärkt wird dies durch die notgedrungene Bescheidenheit der Reparaturen, die die DDR 1951 und 1957 an dem stark kriegsbeschädigten Bauwerk ausführen ließ. In den deutlich erkennbaren Ausflickungen und Ergänzungen sind die kriegsbedingten Risse und Brüche des Mauerwerks, die Schrunden und Einschußlöcher der Säulen präsent geblieben.
Diese erinnerungsträchtige Armut, die in ihrer Geschundenheit per se zum Mahnmal gewordene Schaufront söhnte aus mit dem Pomp des Innenraums. 1969 war er nach einem Entwurf Lothar Kwasnitzas umgestaltet worden. Sein Zentrum ist ein altarartig geschliffenes, bernsteinfarbenes Glasprisma mit ewiger Flamme, davor Gräber des "Unbekannten Widerstandskämpfers" und des "Unbekannten Soldaten", eingetieft in den marmorgefliesten Boden, die Wände verkleidet mit Platten aus Muschelkalk, die dem Raum die antikisierend-stoische Würde einer aus Quadern geschichteten Cella verliehen.
So lautet die Absicht. Der Ausdruck, den man dem Gedenkraum gab, gemahnt an Wagner, mischt Gralsromantik und Todessucht zu einem Ensemble von opernhaftem Pomp; luxuriöse Trauer. Dennoch ist der vor kurzem vom Bundeskabinett gefaßte Beschluß, die Neue Wache an Stelle eines zunächst im künftigen Berliner Regierungsviertel geplanten Mahnmals zur zentralen Gedenkstätte der neuen Bundesrepublik umzugestalten, eine weise Entscheidung. Die Neue Wache ist prädestiniert für diese Aufgabe: im Zentrum der Hauptstadt gelegen, seit seiner Gründung ein architektonisches Doppelwesen aus Militärbau und Gedenkstätte (die 1818 am Giebelfries angebrachten Viktorien sowie das Giebelrelief von 1846 sind Allegorien auf die Kämpfe und die Toten der Befreiungskriege), während der Weimarer Republik zum zentralen Gefallenenmal bestimmt, von den Nazis als Heldenmal mißbraucht, den Bürgern der ehemaligen DDR vertraut und denen der alten Bundesrepublik bekannt als offizielles (wenn auch fragwürdiges) Mahnmal wider die beiden Weltkriege und die Nazi-Diktatur.
Was irritiert, sind die Eile und die unwissentliche Ignoranz, mit der man ein fertiges Konzept für eine Gedenkstätte präsentiert, in der schließlich die gesamte deutsche Gesellschaft sich und ihre Haltung gegenüber der jüngeren blutigen Geschichte, ihre Trauer und ihre Einsicht manifestiert sehen soll.
Der Bundeskanzler hat sich dafür eingesetzt, im Innenraum eine von Käthe Kollwitz geschaffene Profan-Pieta in Gestalt einer monumentalisierten Replik von Harald Haacke aufzustellen. Sein Argument: Käthe Kollwitz, die entschiedene Kriegsgegnerin, die dem Verlust ihres Sohnes im Ersten, dem eines Enkels im Zweiten Weltkrieg in anklagenden Kunstwerken erschütternd allgemeingültigen Ausdruck verliehen habe, sei als Person, als Vertreterin aller im Kriege leidenden Mütter ebenso wie als Künstlerin wie kaum jemand anderes geeignet, der umzugestaltenden Gedenkstätte ihr zentrales Kunstwerk zu liefern.
So sehr Kunst und Leben der Kollwitz über diesbezügliche Zweifel erhaben sind - es müssen Einwände erhoben werden. Die gesamtdeutsche Wertschätzung der Kollwitz auch zu Hochzeiten des kalten Kriegs, die Kanzler Kohl als Eignungskriterium anführt, beweist letztendlich das Gegenteil: Was in der DDR an ihren Kunstwerken geschätzt wurde, war auch - wenn nicht vor allem - das sozialistische Engagement der Künstlerin. Deren Pazifismus unterschlagend, erklärte die Kunstgeschichtsschreibung und Kunstre-
Letzteres schwingt mit in den Hinweisen des Kanzlers. Womit dieser wiederum einer Haltung Worte und Taten verleiht, die 1993 neu formuliert, was nach 1945 zum rhetorischen Standard der deutschen Majorität zählte: Die Deutschen, so berichtete Hannah Arendt 1949/50 von einer Reise durch das zertrümmerte Land, "suchen die Ursachen des Weltkriegs bei Adam und Eva". Fragen nach konkreter Verantwortung, nach Reue und Trauer würden mit verbalen und mentalen Ausweichmanövern beantwortet, die meist in den sentimentalen fragenden Stoßseufzer mündeten "Warum muß die Menschheit immer Krieg führen?".
Die monumentale Kopie der Kollwitzschen Pieta stünde somit als (unfreiwillige) Manifestation und Gütesiegel solcher Unverbindlichkeit im Zentrum des Gedenkens. Nicht das Kunstwerk, wohl aber seine Rezeption würde verwirklichen, was das denkbar Ungeeignete einer zentralen deutschen Gedenkstätte ist: versteckt selbstmitleidiger Betroffenheitskitsch.
Walter Jens hat nun als Präsident der Berliner Akademie der Künste öffentlich Widerspruch gegen die geplante Umgestaltung eingelegt. Seine Bedenken hinsichtlich der Kollwitz-Plastik gelten ästhetischen Gesichtspunkten. Er befürchtet Qualitätsverluste, sobald die Kopie das intime, individuelle Spuren tragende kleine Original vergrößert und vergröbert. Unstrittig ist ihm dagegen die geplante Wiederherstellung der Raumkonzeption, die die Neue Wache 1931 bei ihrer ersten Umgestaltung zur Gedenkstätte nach einem Entwurf Heinrich Tessenows erfahren hat. (Seltsam übrigens, daß keine Bedenken zu bestehen scheinen gegen die Beseitigung der schließlich auch Geschichte gewordenen und bezeugenden Umgestaltung von Kwasnitza.)
Ein Blick auf Tessenows Konzept wie der auf die übrigen 1931 meistbeachteten Entwürfe zum Umbau weckt Zweifel: Die international gerühmten Größen der Moderne waren neben Tessenow als künstlerische Zeugen der neuen Republik und ihres gewandelten Bewußtseins aufgerufen; Peter Behrens, Mies van der Rohe, Hans Poelzig. Von jener Moderne aber, die sich dem heutigen Gedächtnis mit der Weimarer Ära verbindet, von Transparenz, Bescheidenheit und Abstraktion, waren deren vordergründig modern- schlichte Entwürfe weit entfernt. Über alle individuellen Eigenheiten hinweg zeichneten sie schwermütig-pathetische, von hartkantigen Pfeilern und spiegelglatt-abweisenden Werkstein-Verkleidungen bestimmte Räume; Mausoleen, die die Aura von Jahrhunderten umwitterte, unbeugsam, feierlich und in magisch-düsteren Lichteffekten schwelgend.
Als es darum ging, der sinnlosen Kriegsopfer zu gedenken, griff die Republik, vertreten in ihrer Architektur- Avantgarde, offenkundig zurück auf baukünstlerische Menschheitssymbolik, die Gegenwart verharmlosend zu Helden- Mythen. Walter Jens führt einen Artikel Siegfried Kracauers an, den dieser 1931 in der "Frankfurter Zeitung" publizierte. Darin ist von der "guten Bescheidenheit" des schließlich ausgewählten Tessenowschen Entwurfs die Rede, vom "Anstand", der den "Schmuggel mit metaphysischer Konterbande zu vermeiden gewußt" habe. Vor einigen Monaten war im Frankfurter Architekturmuseum eine Teilkonstruktion des Tessenowschen Konzepts zu sehen. Selbst im rudimentären Zustand entfaltete sich die unerhört suggestive Wirkung: Der altarhafte Granitblock, bekrönt von einem mächtigen stilisierten Lorbeerkranz in mattem Silber, flankiert von streng-feierlichen Kandelabern, bot ein Ensemble, dessen soldatisch verknappte Würde einem den Atem verschlug. Wieviel mehr muß die Konzeption im diffusen Dämmer des kreisrunden offenen Oberlichts in der Neuen Wache gewirkt haben.
Tessenow, so zeigt der Rückblick, steigerte 1931 allgemein wirksame Stiltendenzen, die, von der zeitgenössischen Kritik als moderner (Neo-)Klassizismus tituliert, in Mausoleums- und Gedenkarchitekturen zu ihrem Wesenskern fanden. Was in ihrem Versteinern sublim manifestiert wurde, ist die intellektuelle Transformation jener grausigen Formel von der "stolzen Trauer", womit verblendete deutsche Eltern während des Ersten Weltkriegs den Soldatentod ihrer Söhne annoncierten; mithin also exakt jener "Schmuggel mit metaphysischer Konterbande", den Siegfried Kracauer verneinte.
Kracauer war hierbei, wie viele deutsche Intellektuelle seiner Zeit, halb blind. Die sublime Abwehr solcher Kunst, ihr Vermögen, auf beeindruckende und geschmackvolle Weise Verrecken in Heldentode umzuwandeln, entging ihm oder erfüllte womöglich, wie bei vielen seiner Zeitgenossen, unterbewußte Bedürfnisse. Hierfür spricht eine Passage in Kracauers Roman "Ginster", worin er als Architekt einen modernen Soldatenfriedhof beschreibt: "Ich bin bei meinem Entwurf von der festen Überzeugung getragen gewesen, daß die erwähnte Gleichheit, die als vaterländisch im höchsten Sinne bezeichnet werden darf, den Verzicht auf jegliche Schmuckbeigabe fordert, darum habe ich . . . gerade Linien gezogen, die so unerschütterlich sind wie die Reihen unserer Krieger . . . bis in das errichtete Denkmal mit den gleichlangen Kanten hinein, dem das Kranzgesims fehlt, da die feinen Profile den Kriegswürfel schädigen . . .".
Die Alternative Kollwitz und/oder Tessenow zu verabsolutieren, hieße den deutschen Circulus vitiosus zwischen unterschwelliger Sentimentalität und subtiler (Selbst-)Verklärung weitertreiben. Die Bundesrepublik, im Schatten zweier selbstverschuldeter Weltkriege und im Glanz der vom Zufall der Weltgeschichte geschenkten Wiedervereinigung, muß sinnvolle Möglichkeiten finden, des Kriegs und der Gewaltherrschaft als dessen zu gedenken, was beide sind: kollektive Schlächtereien, die mit Heldentum nichts zu tun haben. In der zunehmend gedächtnislosen Berliner Baulandschaft wie im oft indifferenten deutschen Gedächtnis bedarf es dringend eines realistisch-mahnenden Zeichens. Um dieses, um die künftige zentrale Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland zu gestalten, genügt kein Kabinettsbeschluß und kein individuelles Kanzler-Engagement. Es bedarf der ausführlichen und ehrlichen öffentlichen Diskussion aller.
DIETER BARTETZKO
HANAU. Die Grünen-Sprecherin Angelika Gunkel hat in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung darauf hingewiesen, daß Gutachter rechtzeitig auf die Schwermetalle und Phenole im Boden des Marienhüttengelände hingewiesen hätten. Bei seinen hochtrabenden Plänen habe Stadtbaurat Walter Anderle diese Tatsache 1989 aber außer acht gelassen, so daß dort heute immer noch kein Wohnhaus stehe, die Grundstückspreise in die Höhe getrieben würden und nun die "emotionale Hypothek" bestehe, dort überhaupt wohnen zu wollen. Daher sei künftig "höchste Transparenz" geboten, wenn es um die Beseitigung von Altlasten gehe.
Gunkel bezeichnete es als "Bankrotterklärung" der Bauverwaltung, wenn sie die Verantwortung für die Sanierung der Deutschen Gesellschaft für Stadtentwicklung überlasse. Da Wohneigentum dort für breite Kreise unerschwinglich werde, bevorzugten die Grünen Mietwohnungsbau auf dem Marienhüttengelände.
CDU-Sprecher Klaus Romeis ließ die lange Geschichte der geplanten Bebauung Revue passieren und fragte zum Schluß, was einem Stadtverordneten nun anderes übrig bleibe, als der Sanierung zuzustimmen. Denn das Grundstück sei vorhanden und Bauland knapp. him
bho DRESDEN, 16. Februar. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) ist weiterhin auf der Suche nach einer Nachfolgerin für die am Montag aus "gesundheitlichen Gründen" zurückgetretene Kultusministerin Stefanie Rehm. Biedenkopfs Favoritin, die CDU- Landrätin des Kreises Meißen, Renate Koch, sagte am Dienstag, sie werde das Amt nicht übernehmen. Er habe mehrere Personen angesprochen, erklärte Sachsens Ministerpräsident am gleichen Tag. Das Kultusministerium werde von den Staatssekretären Wolfgang Nowak und Klaus Husemann geführt, bis eine Nachfolgerin gefunden sei.
Karl Weise (CDU), Minister für besondere Aufgaben, wird im März aus dem Kabinett ausscheiden. Biedenkopf sagte, der 67jährige, der im Dezember 1990 Umweltminister wurde und 1992 das Sonderressort übernahm, habe bereits seit längerem erkennen lassen, daß er den "wohlverdienten Ruhestand" anstrebe. Weise tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Der Minsterpräsident kündigte an, daß Weises Posten im Kabinett nicht wieder besetzt werde.
Biedenkopf betonte, die beiden Rücktritte seien kein Zeichen für "Instabilität im sächsischen Kabinett". Weitere Personalveränderungen werde es nicht geben.
MÜHLHEIM. Mit einem Anteil von 3500 Mark ist die Stadt der im vergangenen Jahr gegründeten Kreis-Verkehrsgesellschaft nach einem einstimmg gefaßten Beschluß der Stadtverordnetenversammlung beigetreten. Die Gesellschaft soll einmal kreisweit zum politischen Entscheidungsträger für das Angebot im öffentlichen Nahverkehr werden. Mit ihrem Beitritt hat sich Mühlheim eine Mitsprache gesichert. pmü
MAINTAL. Zu einem Café-Gespräch unter dem Motto "Spitzenfrauen stellen sich vor" laden die Maintaler Grünen alle interessierten Frauen für Freitag, 19. Februar, 16 Uhr, in das Kolleg der Maintalhalle in Dörnigheim ein.
Die Teilnehmer sollen Gelegenheit haben, mit den beiden Spitzenkandidatinnen Priska Hinz und Usch Conen und weiteren kommunalpolitisch engagierten Frauen ins Gespräch zu kommen.
Für Frauen mit Kindern wird von dem Ortsverband für die Veranstaltung eine Kinderbetreuung organisiert. le
In Prag ist Jan Grossman, zuletzt Direktor des Theaters "Am Geländer", an einer Embolie gestorben. Er, Jahrgang 1925, war der bedeutendste Regisseur, den das tschechische Theater seit dem Krieg hervorgebracht hat. Grossman war vor der kommunistischen Machtübernahme Mitbegründer der Tageszeitung "Mladá Fronta" (Junge Front), studierte an der Universität Literatur und Ästhetik und arbeitete gleichzeitig als Dramaturg am Nationaltheater. Danach war er Lektor des Verlags der Tschechoslowakischen Schriftsteller, eckte mit einer Ausgabe der Tagebücher des jüdischen Lyrikers Jiri Orten an und fand als Dramaturg Unterschlupf im "Theater am Geländer", wie nach ihm auch Václav Havel, heute Präsident der Republik.
Von 1962 bis 1968 wirkte Grossman als künstlerischer Leiter des Schauspiels in dem Haus, das er mit dem Pantomimen Ladislav Fialka teilte. In den Jahren der "Normalisierung" nach dem Prager Frühling schlug er sich mit Inszenierungen in der Provinz durch, aus Eger kehrte er dann knapp vor der "samtenen" Revolution an das Theater "Am Geländer" zurück. Im Vorjahr übernahm er dessen Direktion und stand, nachdem sich das verunsicherte Ensemble aufgelöst hatte, vor der Aufgabe, ein neues zu versammeln und ein komplettes Repertoire aufzubauen.
Als Dramaturg und Regisseur setzte sich Jan Grossman sehr früh für das absurde Theater Becketts und Ionescos ein, inszenierte Jarrys "Ubu", eine eigene Dramatisierung von Kafkas "Prozeß" und betreute die ersten Theaterstücke Václav Havels ("Das Gartenfest", 1963, "Die Benachrichtigung", 1965). Weiterer junge Autoren debütierten bei ihm, darunter Bohumil Hrabal und Milan Kundera. In Eger inszenierte Grossman seine Dramatisierung des "Schwejk", nach der Wende dann im Theater "Am Geländer" Moliéres "Don Juan" und Havels "Largo desolato". Seine letzte Arbeit war die tschechische Erstaufführung von Havels "Faust"-Paraphrase; vor seinem unerwarteten Tod bereitete er Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" vor. P. K.
Vom 3. bis zum 7. März sollte die zweite Frankfurter Stage Art stattfinden, eine "internationale Fachmesse für Darstellende Kunst, Events und Showbusiness". Wenig mehr als einen Monat vor ihrem geplanten Beginn schickte nun die Messegesellschaft einen Brief an "alle Stage- Art-Interessenten", in dem sie die erst im vergangenen Jahr aus der Taufe gehobene Messe (als Teil der Musikmesse) kurz und bündig absagt - ohne sie freilich ganz für tot erklären zu wollen: "Die Messe Frankfurt hat sich entschlossen, die Veranstaltung von 1993 auf 1994 zu verschieben." Als Grund für die Absage nennt die Messegesellschaft die "weltweiten Kosteneinsparungen in den Kulturetats" und schreibt weiter: "Eine informative Messe mit repräsentativem Rahmenprogramm ist unter den derzeit gegebenen Bedingungen leider nicht zu realisieren. Dies ist für uns der Grund, Konzept und Durchführung der Stage Art Frankfurt für die Zukunft generell zu überdenken."
Das hatte man freilich angeblich schon getan, hieß es doch in einer früheren Pressemitteilung: "Nach den durchaus gemischten Kritiken zur Premiere möchte die Stage Art Frankfurt bei ihrem zweiten Auftritt mit wesentlichen Verbesserungen reüssieren."
Die erste Stage Art im vergangenen Jahr hatte viele Aussteller unzufrieden gelassen, so daß sie nicht bereit waren, sich diesmal wieder zu beteiligen. Hauptkritikpunkt war die Provinzialität der Messe gewesen. So bemängelten ausländische Teilnehmer, sie hätten die für sie interessanten Partner hier nicht angetroffen. Manche erhoben den Vorwurf, sie seien mit falschen Versprechungen - Eingeladene, die nicht zugesagt hatten, seien als Teilnehmer aufgeführt worden - nach Frankfurt gelockt worden. Und so hört man von Theaterleuten, Grund für die Absage sei wohl einfach die Tatsache, daß man nicht mehr genug Aussteller gefunden habe. sy
Zur Person:
HANS OTTO BRÄUTIGAM, parteiloser brandenburgischer Justizminister, hat in ungewöhnlich scharfer Form das Verhalten der CDU/CSU-Vertreter in der Bonner Verfassungskommission angegriffen. Die Unionsvertreter hatten in der vorigen Woche die vom Kommissionsvorsitzenden Rupert Scholz (CDU) für die Übernahme in ein reformiertes Grundgesetz vorgeschlagenen neuen Staatsziele abgelehnt, "ohne daß eine auch nur halbwegs ernsthafte Diskussion stattgefunden hätte". Bräutigam ("Sie wissen, ich gebrauche sonst solche Worte nicht") sprach von einer "Zumutung" vor allem für die Menschen in den neuen Ländern: Die von den Christdemokraten offenbar "auf Weisung von oben" von einem Tag auf den anderen verworfenen sozialen Staatsziele sowie das Staatsziel Umweltschutz beruhten wesentlich auf Erfahrungen, die die Bürger der DDR in der Wendezeit gemacht hätten. Die Ziele seien infolgedessen in allen Verfassungen der neuen Länder verankert. Einen Volksentscheid über das "neue Grundgesetz" werde man sich unter diesen Umständen besser ersparen, da eine Beteiligung von womöglich nur 30 Prozent der Bürger "kein erhebendes Bild" bieten würde. (ojw)
DIYARBAKIR, 16. Februar (dpa). Bei Kämpfen zwischen Mitgliedern der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und türkischen Sicherheitskräften sind am Wochenende in der südostanatolischen Grenzprovinz Mardin fünf Kurden und ein Soldat getötet worden. Wie das regionale Sicherheitszentrum am Montag abend in Diyarbakir weiter bekanntgab, wurden bei Operationen in fünf Provinzen 15 Kurden unter dem Verdacht der PKK-Mitgliedschaft festgenommen.
Frage eines Neu-Anspacher Abgeordneten in der Gemeindevertretersitzung. Die Bankräuber waren letzte Woche per Motorrad durch die Usastraße geflüchtet, auf der ein Blumenkübel den Autos die Durchfahrt versperrt. Laut Beschluß der Gemeindevertreter soll der Kübel entfernt werden, sobald ein Tempo-30-Schild in der Usastraße aufgestellt worden ist.
Sportnotizen
Formel-1-Strecke in Berlin Der ADAC Berlin soll Interesse am Bau einer Formel-1-Rennstrecke nahe der Hauptstadt geäußert haben. Die vorzeitig bekanntgewordenen Überlegungen wurden von verschiedenen Seiten heftig kritisiert. Neben anderen äußerte auch die Gemeinde Freidorf, auf deren Gelände das Motodrom entstehen soll, ihre entschiedene Ablehnung des Großprojekts. Polgar schlägt Spassky Die erst 16jährige ungarische Großmeisterin Judit Polgar gewann das Match gegen den früheren russischen Weltmeister Boris Spassky (56). Spassky kam in Budapest in der zehnten und letzten Partie des Schaukampfes nur zu einem Remis. Die junge Ungarin siegte im Vergleich mit 5,5:4,5 Punkten und strich dafür ein Preisgeld von 110 000 Dollar ein. Spassky erhielt 90 000 Dollar. "Allianz der Doping-Bekämpfer Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) fordert die "Allianz der Doping-Bekämpfer". In einem Schreiben an den Deutschen Sportbund (DSB) hat DLV-Antidoping-Beauftragter Rüdiger Nickel vorgeschlagen, daß sich alle Doping-Beauftragten der Fachverbände in Deutschland mit dem DSB an einen Tisch setzen, um gemeinschaftliches Vorgehen im Kampf gegen Doping zu koordinieren. Eishockey bei Sommerspielen Beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) gibt es Bestrebungen, das Eishockey-Turnier künftig im Rahmen der Olympischen Sommerspiele auszutragen. Darüber dachten gemeinsam IOC- Präsident Juan Antonio Samaranch, der US-Eishockey-Verband und Vertreter der Profiliga National Hockey League (NHL) nach. Der Hintergrund: Findet das olympische Eishockey-Turnier im Sommer statt, könnten die Teams der USA und Kanada mit allen NHL-Stars dabei sein.
DREIEICH. Von Freitag, 19. Februar, an sind im Café an der Stadtbücherei Grafiken des Künstlers Reiner Emrich zu sehen. Dabei handelt es sich um einen Bilderzyklus, der am Bußtag des vergangenen Jahres entstand.
Emrich, 1951 in Darmstadt geboren, studierte die seltene Kombination Elektrotechnik und Malerei. Mit seinen Arbeiten beteiligte er sich an vielen Ausstellungen. Zur Eröffnung am Freitag um 18.45 Uhr ist er in Sprendlingen.
Das Café in der Fichtestraße 50 stellt immer wieder kulturelle Veranstaltungen auf die Beine. Außer Ausstellungen finden dort auch Lesungen statt. dac
HANAU. Zur Kommunalwahl am 7. März hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Main-Kinzig einen Prüfkatalog an die Parteien zusammengestellt, der in neun Themenbereichen insgesamt 80 Einzelforderungen auflistet, in der Hauptsache aus dem sozialen Bereich. Über einige der Punkte wollen die Gewerkschafter am Donnerstag, 25. Februar während einer außerordentlichen Kreisdelegiertenversammlung mit den Spitzenkandidaten der Parteien diskutieren. Das Gespräch findet im DGB-Jugendheim, Freiheitsplatz 6, in Hanau statt und beginnt um 17 Uhr.
Grundsätzlich appelliert der Kreisverband an die Bürgerinnen und Bürger, nicht auf ihr Wahlrecht zu verzichten. "Wählen gehen!" heißt die Devise - allerdings nicht rechtsradikale Parteien wie "Republikaner" oder NPD. "Bei aller berechtigten Kritik an den etablierten Parteien" seien die Rechten keine Alternative. az
Hätte Goethe, der ja bekanntlich nicht nur Dichter, sondern auch ein ganz passabler Musikus war, den Cellisten Heinrich Schiff gekannt, hätte "Faust I" wahrscheinlich ein anderes, sehr überraschende Ende genommen. Statt "Heinrich! Mir graut's vor dir" hätte Margarete dann vielleicht eben doch gerufen: "Heinrich! Ich bewundere dich." Eben dieser Heinrich Schiff spielte, zusammen mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart unter Gianluigi Gelmetti, Schumanns poetisches Cellokonzert in a-Moll, das übrigens in der Nähe einer Faust-Komposition entstanden ist.
Schiff hatte in Frankfurt schon viele gute Abende, er ist eigentlich immer in guter Form, aber hier war er in Bestform. Wo auch immer er auf der a-Saite hinlangte (und zwei Drittel des Konzerts spielen auf ihr), er traf die rechte Intonation, wo andere danebenliegen, die auch keine schlechten Künstler sind. Die Dialoge mit dem Orchester wirkten inspiriert, selbst bei der rezitativischen Kadenz kurz vor Schluß des letzten Satzes stellte sich kein Wackeln ein. Mag sein, daß sich die Charaktere von Schiff und Gelmetti phänotypisch und künstlerisch ähneln und die Arbeit deshalb leichter wurde, vor allem mit einem Orchester, das wachsam bei jedem Einsatz auf der Lauer lag.
Mag andererseits auch sein, daß manche Feinheiten nur von den ersten Reihen aus zu hören waren, denn das Cello ist für den Großen Saal der Alten Oper ein problematisches Instrument, das nicht immer weit genug trägt, während Schiff unbeirrt das zarteste Pianissimo wagte. Der Beifall war lang, aber fast matt. Dennoch bedankte sich Schiff mit Bach.
Mahlers erste Symphonie hat in Frankfurt solche Hochkonjunktur, daß sie jetzt schon im Wochenabstand auf dem Programm steht. Für den Rezensenten geschah freilich Seltsames: die "Erstfassung" mit dem Orchester des Mitteldeutschen Rundfunks unter Nazareth rutschte in der Erinnerung noch tiefer in den Orkus, während die Leistung der Stuttgarter das Wohlgefallen an der Symphonie wieder weckte. Ein satter Klang ließ auch das vom Komponisten "schleppend" gewünschte Tempo nie als ein müdes erscheinen, und die Gesamtkonzeption bis zum stürmischen Ende, das Gelmetti geschickt und mit Temperament inszenierte, wirkte durchdacht. K. K. F.
Interkulturelle Erziehung in den Kindergärten, mehr Wohnheimplätze für ausländische Studenten und einen eigenen Etat für die Einwanderergruppen und ihre Publikationen - dies verlangt der Einwanderertreff in einem Forderungskatalog zu den Kommunalwahlen. Knapp drei Wochen vor den Wahlen hat der Verein Forderungen für die Migranten aufgestellt, um die "Rechte und Belange der Einwanderer zu schützen und den sozialen Frieden zwischen Mehrheit und Minderheiten zu wahren".
Insbesondere von den Kommunalpolitikern fordert der Einwanderertreff, den Kindern der ausländischen Arbeitnehmer nicht die Lebenschancen zu verbauen. Diese fühlten sich als Bestandteil dieser Gesellschaft, gleichwohl würden ihnen elementare Rechte verweigert. Zusätzliche Bildungsmaßnahmen sollten auch für diese Jugendlichen qualifizierte Abschlüsse ermöglichen. Für die jungen Einwanderer müsse es gezielte Beratungsangebote geben. Dazu fordert der Einwanderertreff mehr ausländische Sozialarbeiter und Pädagogen.
In den Schulen und Kindergärten wünschen die Einwanderer mehr interkulturelle Erziehung, die die kulturelle Identität der Kinder und Jugendlichen stärken könne. Dazu sollten die Schüler auch die Möglichkeit bekommen, ihre Muttersprache als erste Fremdsprache zu wählen.
Weil die Vereine und Organisationen der Einwanderer durch ihre Aufklärung die Ausländer befähigten, "sich in dieser Gesellschaft zurechtzufinden", verlangt der Einwanderertreff einen eigenen Etat für diese Gruppen. Außerdem sollten in ihrer Trägerschaft Stadtteil-Treffpunkte, Kindergärten oder Jugendhäuser ermöglicht werden.
Die Organisation äußert auch ihr Unverständnis, daß Studenten mit fremdem Paß immer noch als "ausländische Studierende" geführt werden, obwohl sie hier geboren und aufgewachsen sind und die deutsche Sprache perfekt beherrschen. "Sie sind ein Bestandteil dieser Gesellschaft und werden die hier erlernten Berufe auch hier ausüben." luf
Endlich kam Lisa morgens mal ohne Murren aus den Federn. Der zarte Hinweis auf die weißen Flächen vor der Haustür reichte, um die Siebenjährige aus dem Bett zu jagen. Die Träume beim Frühstück von einem Nachmittag auf dem Schlitten oder Schneeballschlachten allerdings waren alsbald wieder zerstoben. Als Lisa nach der vierten Stunde heim trottete, rann die weiße Pracht längst in schmuddeligen Rinnsalen die Straße herab. Gleichwohl, versicherte Klaus Bähnke, Meteorologe beim Offenbacher Wetteramt, waren die Flocken die Wende: "Jetzt wird alles anders. Am Wochenende wird's richtig winterlich." Und so viel Einsatz für den Winter ist allerhand für einen Meteorologen, der gewohnt ist, in Bar und Celsius zu rechnen. Bähnke kann aber auch anders. Eine "tiefdruckgeprägte Nordlage" sieht er am Wirken. Heißt: Aus Nordwesten kommt's mal kälter, mal wärmer, aber meist mit viel Feuchtigkeit. Wer sich mit den ersten Flocken auf den Weg ins Mittelgebirge gemacht hatte, mußte sich wohl beim heißen Apfelwein trösten. "Nicht mal einen Zentimeter Schnee", hieß es über den Taunus. Und das "Schneetelefon" im Vogelsberg mußte zugeben, daß drei Zentimeter nicht mal zum Langlauf reichen. Da konnte auch der werbende Anhang wohl keine Gäste mehr locken. "Die winterliche Landschaft lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein." luf
Der Bär ist noch nicht erlegt, da wird schon heftig um sein Fell gestritten. Weil das neue Kinder- und Jugendhilfegesetz Jugendamt und Kinderbetreuung in der städtischen Verwaltung künftig in einer Hand sehen möchte, streiten sich die beiden Stadträte für Schule und Soziales, Jutta Ebeling (Die Grünen) und Martin Berg (SPD), über künftige Verantwortung. Beide wollen für ihr Superdezernat erkleckliche Teile aus dem Ressort ihres Magistratskollegen erhalten.
Für Schuldezernentin Jutta Ebeling ist der Fall klar: "Die Kinder bleiben bei mir." Schließlich habe sie dreieinhalb Jahre lang erfolgreiche Politik in der Kinderbetreuung gemacht. Mit "neuen Instrumenten" wie dem Kindersofortprogramm oder den betriebsnahen Einrichtungen habe sie viele zusätzliche Plätze geschaffen. Da gebe es keinen Grund, diesen "erfolgreichen Bereich" aus ihrem Dezernat rauszureißen.
Weil nach dem Willen des Gesetzgebers aber Kinderbetreuung und Jugendamt unter ein Dach sollen, erhebt Ebeling folglich Anspruch auf das Jugendamt. Die bisherige strikte Trennung von Schul- und Jugendamt entspreche schließlich nicht der Lebensrealität der Jugendlichen. Viel vernünftiger sei es, alle Kinder von null bis 16 in einem Ressort zu betreuen. Bei den Koalitionsverhandlungen nach den Kommunalwahlen soll die Neuverteilung festgeschrieben werden.
Eine zwingende Verknüpfung sieht Stadtrat Berg dagegen allenfalls zwischen Jugend- und Sozialamt. Beide Ämter hat er unter seiner Regie. In den Sozialstationen wirkten Mitarbeiter beider Ämter eng zusammen - zum Wohle der Familien. "Man muß die Familien insgesamt sehen", sagt Berg. Da sei es doch ganz unnatürlich, deren Belange auf verschiedene Dezernate zu verteilen.
Der Schulbereich vertrage dagegen schon eher eine "Sonderstellung", um seine gesetzlichen Aufgaben zu erfüllen. Was eine Zusammenarbeit natürlich nicht ausschließe. Schließlich arbeiteten Vertreter des Jugendamtes auch mit dem Gartenamt zusammen, das für die Spielplätze zuständig ist. "Fachlich falsch" aber wäre für Berg die Abtrennung der Jugendhilfe und Jugendpflege aus dem Sozialdezernat. Wenn es um Adoption, Heimunterbringung oder Jugendgerichtshilfe gehe, sei enge Abstimmung unumgänglich. Die Arbeit der Jugendpflege in den Jugendhäusern sei die "beste Prophylaxe", um Sozialfälle zu vermeiden.
Jugendpolitik dürfe aber nicht nur unter dem Aspekt der Sozialproblematik diskutiert werden, kontert die Schuldezernentin, sondern es müsse darum gehen, den Lebensentwürfen der Jugendlichen möglichst gerecht zu werden. Letztlich werde es aber eine "Frage der Stärke der Grünen" sein, unter welchem Dach Kinderpolitik und Jugendamt landen.
Die Grünen, sekundiert die Stadtverordnete Martina Schmiedhofer, "werden nach dem 7. März offensiv für die Kompetenz in der Kinder- und Jugendpolitik streiten". Allerdings haben die Grünen auch gegenüber Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) schon Begehrlichkeiten gezeigt. Fraktionsgeschäftsführer Lutz Sikorski möchte Chef eines neu zu schaffenden Verkehrsdezernates werden. luf
BERLIN. Wenn das Spiel beginnt, hat die Tragödie ihren Lauf längst genommen, haben die neuen Leiden des jungen W. bereits ihr trauriges Ende gefunden. Sein Tod erst bringt die Geschichte in Gang, eine Geschichte, die fortan frei ist, mit Goetheschen Motiven zu jonglieren, ohne sich krampfhaft an der literarischen Vorlage zu orientieren. Jacques Doillons "Le jeune Werther" (im Wettbewerb) erzählt das Drama von der unerfüllten Liebe in zweifacher Ausführung und kommt doch höchstens halb so dramatisch daher. Der Film funktioniert eher als Reflexion denn als Adaption; Doillon läßt seinen kindlichen Protagonisten nicht als Werther agieren, sondern gibt ihm Goethe als Lektüre in die Hand.
Den Selbstmord ihres Mitschülers nehmen ein paar junge Pariser zum Anlaß für eine Spurensuche: Sie machen sich auf, dessen Beweggründe zu erkunden, und einer von ihnen gerät während dieser Recherche in eben jenen Sog, der seinen Freund das Leben kostete. Doillon inszeniert das mit leichter Hand: als munteren, erstaunlich heiteren Reigen der amourösen Verwirr- und Wechselspiele. Im Ton hat er sich dennoch vergriffen. Seine Protagonisten nämlich sind junge Spunde, die altkluge Weisheiten von sich geben; sie sind Halbwüchsige, die mit ausgewachsenen Problemen zu kämpfen haben. Diese Dreizehn-, Vierzehnjährigen parlieren und schwadronieren so gesittet und geschwollen, und das unentwegt, daß sie kaum einmal als authentische Jugendliche durchgehen.
So unterhaltsam es auch sein mag, ihnen zuzuschauen und zuzuhören - sie gebären sich doch, als habe es Woody Allens Stadtneurotiker von Manhattan nach Paris verschlagen, oder als seien Eric Rohmers redselige Intellektuelle in einen Jungbrunnen gefallen. Jacques Doillon: Ein kopflastiger Romantiker, dem mal wieder die Phantasie durchgegangen ist.
Eine Spurensuche der ganz anderen Art betreibt der Dokumentarfilmer Erwin Leiser in "Pimpf war jeder" (im Forum). Leiser besuchte, vor seiner Flucht nach Schweden im Jahr 1938, sechs Jahre lang das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster; jetzt hat er seine überlebenden Klassenkameraden von damals nach ihren Erinnerungen befragt. Im Zentrum steht dabei das Verhältnis zwischen Hitlerjungen und jüdischen Mitschülern, zu denen Leiser zählte.
Leiser entlarvt seine deutschen Mitschüler als Verdrängungskünstler. Oberflächlich gesteht jeder von ihnen Schuld ein und behauptet seine Läuterung; im Vokabular aber versteckt sich immer noch die alte Gedankenstruktur, kommt - selbst für den Sprechenden beinahe unmerklich - die latent braune Gesinnung zum Ausdruck.
Landschaften und Kleinstadtansichten, ein Sägewerk und rauchende Schornsteine, verschlungene Straßen und öde Einfamilienhäuser: Jon Josts Arbeiten liefern Notizen aus der amerikanischen Provinz, sie sind irgendwo im Grenzgebiet zwischen Dokument und Fiktion angesiedelt. "The Bed You Sleep In" (ebenfalls im Forum) ist wieder einmal ein Film des kühlen, registrierenden Blicks; in zumeist starren Einstellungen seziert der eigenwillige Independent den Alltag eines Nests im Nordwesten der USA.
Jost ist stets auf der Suche nach dem Besonderen im Alltäglichen, und doch findet er zumeist nur eine bedrückende Leere und Tristesse. Seine Bilder montiert er zu abstrakten, beinahe musikalischen Folgen; gelegentlich unterläuft er den dokumentarischen Charakter seiner Erzählung, indem er das magische Potential des Kinos ausnutzt, die Bilder mittels Spiegelungen, Mehrfachbelichtungen und Split-Screen verdoppelt. Wenn sich in dieses Experiment nach rund einer Stunde auch noch eine Geschichte einschleicht, wirkt das wie ein Schock.
Die Menschen wirken lange Zeit wie ein Teil des Dekors, sie eignen sich nicht zur Identifikation, ja, sie verdienen kaum unser Interesse. Dann plötzlich entwikkelt sich das Geschehen zu einem qualvollen Familiendrama, das seinen Lauf nimmt wie eine antike Tragödie. Jon Jost: Ein erbarmungsloser Minimalist, dessen Kino zwischen Ambition und Manierismus oszilliert. FRANK SCHNELLE
P.N. LONDON, 16. Februar. Nach tagelangem Rätselraten über die Zukunft des Maastrichter EG-Vertrags hat die britische Regierung jetzt einen Weg gefunden, mit dem sie die Vertrags-Ratifizierung glaubt garantieren zu können. Eine Parlaments-Entscheidung zur Sozialcharta des Vertrags, von der Opposition und von Euro-Rebellen innerhalb der regierenden Konservativen betrieben, wird nach Angaben des Außenministers Douglas Hurd rein rechtlich betrachtet keinen Einfluß auf die Vertrags-Ratifizierung haben. Damit wäre der letzte Versuch der britischen Anti-Maastricht- Gegner, den Vertrag zu Fall zu bringen, gescheitert.
Die rechtliche Abkoppelung der Sozialcharta-Diskussion von der Vertrags- Bestätigung wurde von den Tory-Rebellen mit Empörung und von der oppositionellen Labour Party mit Hohn und Spott aufgenommen. Sie bedeutet eine regierungspolitische Kehrtwendung, deren Vollzug Hurd sichtlich schwer fiel. Bis zum Wochenende hatte das britische Außenministerium nämlich behauptet, bei der sich abzeichnenden Niederlage der Regierung in Sachen Sozialcharta sei auch der ganze Vertrag hinfällig. Für alle Teilnehmerstaaten, hieß es, würde diese Situation Neuverhandlungen und eine zweite Ratifikationsrunde nötig machen.
Nunmehr ist die Londoner Regierung der Ansicht, daß der Ausgang der Sozialcharta-Abstimmung im Unterhaus, geplant für die Zeit vor Ostern, am Vertrag selbst nichts ändern wird. Die Regierung, erklärte Minister Hurd, habe in dieser Frage vom obersten Kronanwalt, Sir Nicholas Lyell, "neuen rechtlichen Rat" erhalten. Die EG-Sozialcharta, aus der sich Großbritannien in Maastricht ausgeklinkt hatte, war ins Zentrum des britischen Interesses gerückt, nachdem die Labour-Partei ihre Wiedereinführung auf die parlamentarische Tagesordnung gesetzt hatte. Dem Labour-Plan wurden gute Chancen auf Erfolg eingeräumt, da außer der Opposition auch zahlreiche Tory-Rebellen für ihn stimmen wollten, um den Maastrichter Vertrag zu blockieren.
MÜHLHEIM. Erste Anträge auf Bezuschussung einer solarthermischen Anlage und einer Anlage zur Regenwassernutzung hat die Stadtverwaltung positiv beschieden. Und zum ersten Mal zahlt die Stadt an einen Privatmann einen Zuschuß in Höhe von 3000 Mark für eine Solaranlage. In diesem Fall sind schon alle Formalitäten erledigt. Wie Erster Stadtrat Horst Lehr (SPD) sagt, ist dies der höchstmögliche Förderbetrag, den ein Antragsteller bekommen kann. Auch das Land unterstützt solche umweltfreundlichen Initiativen noch bis zum 31. Dezember 1993. Für die jetzt bezuschußte 14 800 Mark teure Anlage legte das Land nochmals 2900 Mark drauf.
Anträge auf Landeszuschüsse müssen im Offenbacher Landratsamt gestellt werden, die städtischen Zuschüsse werden von der Umweltabteilung im Rathaus, Telefon 601-816, bearbeitet. Hier kann sich auch jeder interessierte Mühlheimer über die Ende Oktober beschlossenen Zuschußrichtlinien informieren.
Dies gilt auch für die Regenwassernutzung. Hierfür hat die Stadt jetzt erstmals einen städtischen Zuschuß von 2000 Mark bewilligt. Laut Lehr liegen noch weitere Anträge vor. Insgesamt hat die Stadt zunächst einmal 20 000 Mark für solche Umweltschutzmaßnahmen in diesem Jahr bereitgestellt. pmü
KARBEN. Die Frauen der Muco-Hilfe Karben e.V. überreichten gestern dem Personal der Muco-Ambulanz an der Universitätsklinik Frankfurt einen Scheck über 6000 Mark. Damit haben die Karbener innerhalb von drei Jahren 33 000 Mark gespendet, worauf sie recht stolz sind, wie Edith Fritsch, Rosemarie Blumenstock und Ingrid Zöller berichten.
Die Muco-Hilfe Karben e.V. wurde nach ihren Worten vor zwei Jahren als gemeinnütziger Verein mit dem Ziel gegründet, die Mucoviszidose-Ambulanz an der Uni Frankfurt direkt finanziell zu unterstützen. Die Krankheit sei die in der weißen Bevölkerung am häufigsten auftretende angeborene Stoffwechselerkrankung, die mit Beeinträchtigung der Atmungsorgane einhergeht. Trotz deutlicher Fortschritte in der Behandlung bedeutet sie für die Betoffenen eine stark verminderte Lebenserwartung, so die Frauen.
Die Muco-Hilfe Karben will nach ihren Worten den chronisch kranken Kindern helfen - auch wenn diese Krankheit noch unheilbar sei. Die angemessene ärztliche Behandlung für die Kinder müsse sichergestellt sein. Außerdem werden Forschungsprojekte unterstützt, damit die Kranken die Chance erhalten, vielleicht doch später geheilt zu werden. Diese Mindestforderungen ließen sich bei den ständig knappen öffentlichen Mitteln nur durch großzügige Unterstützung von privater Seite erfüllen.
Wie die Frauen berichten, hat die Muco-Hilfe Karben mit ihren Aktivitäten beim Kulturmarkt 1990, Muco-Fest, Künstlermarkt und 800-Jahr-Feier Klein- Karben einen großen Beitrag zu dieser Aufgabe geleistet. Die Frauen danken für die Unterstützung aus vielen Karbener Familien und Vereinen - bis zur Versteigerung der Brautschuhe bei einer Hochzeit.
Im laufenden Jahr will sich die Muco- Hilfe am Kulturmarkt der Stadt Karben, an der 700-Jahr-Feier des Stadtteils Groß- Karben und wieder am Hobby- und Künstlermarkt beteiligen.
Spenden können auf das Konto 4813154 bei der Bad Vilbeler Volksbank, Zweigstelle Karben, eingezahlt werden. de
MÜNZENBERG. 103 529 Mark sind bisher für den Erhalt der Gedenkstätte Auschwitz gespendet worden, teilte Anni Roßmann-Reineck von der in Münzenberg ansässigen Lagergemeinschaft Auschwitz mit. Darunter auch 20 000 Mark von der hessischen Landesregierung. Sie seien für einen Mikroverfilmer im Archiv des heutigen Museums Auschwitz verwendet worden. Die Republik Polen habe kein Geld mehr, um das einstige Konzentrationslager zu erhalten. Unter dem Motto "Stopp dem Verfall" könnten weiterhin steuerabzugsfähige Spenden aufs Konto 002 0002 000 der Sparkasse Wetterau eingezahlt werden.
Hermann Reineck (Münzenberg) wurde in der jüngsten Generalversammlung wieder zum Präsidenten der Lagergemeinschaft gewählt, heißt es in der Pressemitteilung. Der ehemalige Auschwitz- Häftling Reineck hat die Vereinigung vor vielen Jahren gegründet. nes
PN LONDON, 16. Februar. Ein von der britischen Regierung als "ernst" eingestufter Zwischenfall in der nuklearen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield, an der englischen Nordwestküste, ist von den Betreibern 36 Stunden lang geheimgehalten worden. Die Regierung erwägt wegen der Verzögerung rechtliche Schritte gegen Sellafield. Zugleich hat sich das Umweltministerium verpflichtet, die Auswirkung des Unfalls zu untersuchen. Am Dienstag begann ein Expertenteam des Ministeriums mit Strahlenmessungen im Umland der Anlage.
Der jüngste Sellafield-Unfall ereignete sich vorigen Mittwoch, in einem seit zehn Jahren stillgelegten Teil der Anlage, der zur Entseuchung vorbereitet wurde. Aus einem 130 Meter hohen Schornstein entwichen Gase, die Plutoniumstaub enthielten, und die sich in den folgenden Tagen über die Umgebung des Werks verbreiteten. Durch den Unfall wurde, nach Angaben des Umwelt-Staatssekretärs David Maclean, fünfmal mehr Radioaktivität freigesetzt, als Sellafield sonst pro Jahr abgibt. Der Zwischenfall sei als "ernst" zu bezeichnen, räumte Maclean ein, obwohl der Ausstoß der 1000 Mega-Becquerel sich innerhalb des gesetzlichen Jahreslimits halte. Die Strahlen-Belastung sei für die Bevölkerung der Umgebung minimal.
Der Unfall ist für die Sellafield-Betreiber besonders peinlich, weil zur Zeit gerade ein neues Jahres-Sicherheits-Limit von 740 Mega-Becquerel geplant wird. Wäre das neue Limit schon in Kraft gewesen, hätte der Störfall vom Mittwoch Strafverfolgung zur Konsequenz haben können. Strafrechtliche Folgen könnte aber die Tatsache haben, daß die Werksdirektoren 36 Stunden verstreichen ließen, bevor sie das Umwelt-Ministerium benachrichtigten.
&blt; Laura and Her Tigers
Am Rosenmontag, 22. Februar, gibt die Prager Gruppe "Laura and Her Tigers" im Frankfurter Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, ein Konzert. Versprochen wird eine "verwegene Kreuzung zwischen Blues Brothers und Tempeltänzern". Beginn 21 Uhr. Karten: 40 58 95 20. &blt; Änderungen im Schauspiel "Verspekuliert" vom Bockenheimer Theaterkreis entfällt am heutigen Donnerstag wegen Erkrankung eines Schauspielers. "Der Kaufmann von Venedig" beginnt heute, entgegen der Ankündigung im Programmheft des Schauspiels, bereits um 19 statt um 19.30 Uhr. &blt; Churchill's Cigar Aus London und aus Langgöns kommen die beiden Komiker der Gruppe "Churchill's Cigar", die vom heutigen Donnerstag bis zum Samstag im Frankfurter Gallustheater, Krifteler Straße 55, gastiert. Beginn 20 Uhr. &blt; Appenzeller Space Schöttl Vom 18. bis zum 21. Februar gastiert das Duo "Appenzeller Space Schöttl" im Restaurant-Theater Café Cult in der Schillerpassage in Frankfurt. Mit Hackbrett und Baßgeige spielen die beiden Musiker alles vom Ländler bis zu Hendrix. Beginn 20 Uhr. &blt; Ausstellung: Wilhelm Orlopp Die Galerie der Künstler in Frankfurt, Barckhausstraße 1, eröffnet am heutigen Donnerstag um 19 Uhr eine Ausstellung mit Zeichnungen von Wilhelm Orlopp. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 26. März, geöffnet ist sie Dienstag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr. &blt; Musik als Theater Das Kölner Trio "Ars Vitalis" gastiert vom 18. bis zum 21. Februar im Frankfurter Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, und zeigt das surrealistische Musik-Kabarett "Musik als Theater II". Beginn 21 Uhr auf der Studiobühne. &blt; Dokumentarfilm in der Diskussion Lothar Schuster hat 1992 einen Film über den Fotografen und Filmemacher Walter Reuter gedreht, den er am heutigen Donnerstag im Kommunalen Kino des Deutschen Filmmuseums (Schaumainkai) vorstellt in der Reihe "Dokumentarfilm in der Diskussion". Veranstaltungsbeginn um 20.15 Uhr. &blt; Religion im Kriminalroman Das Katholische Bildungswerk Frankfurt bietet ein Seminar an mit dem Titel "Religion im Kriminalroman". Das Seminar im Haus der Volksarbeit (Eschenheimer Anlage 21) beginnt am heutigen Donnerstag um 19 Uhr. Es wird der Film "Der einzige Zeuge" von Peter Weir gezeigt und besprochen. Anmeldung beim Bildungswerk, Telefon 15 01 - 1 64. &blt; Jägermeister vom Himmel "Es ist noch kein Jägermeister vom Himmel gefallen" heißt eine Ausstellung des Leipziger Malers und Bildhauers Peter Bux in der Galerie "Gardener" (Mainzer Landstraße 121), die am 18. und am 20. Februar jeweils ab 21 Uhr zu sehen ist. &blt; Film von Stuart Brisley Im Rahmen der Ausstellung "Stuart Brisley - Anonyme" ist am heutigen Donnerstag um 20 Uhr in der Galerie Voges + Deisen, Weberstraße 23 in Frankfurt, ein Film von Brisley zu sehen: "Arbeit macht frei" aus dem Jahr 1972. &blt; Zusatzvorstellungen: Mutare Das Mutare Musiktheater Ensemble gibt im Frankfurter Theaterhaus, Schützenstraße 12, Zusatzvorstellungen des Programms "Von der Handkante aus": Ein Abend mit Musik und Texten von Erik Satie. Vorstellungen sind geplant für den Freitag, Samstag und Sonntag, Beginn 20 Uhr. Die an diesen Tagen vorgesehene Produktion "Pi - eine Höhlenexkursion" muß wegen Erkrankung der Hauptdarstellerin ausfallen. Dadurch ändert sich im Theaterhaus auch das Programm der folgenden Woche: Montag bis Donnerstag und Samstag sind keine Vorstellungen, am Freitag um 23 Uhr zeigt Marieluise Ritter "Sei mein Frosch" und am Sonntag, 28. Februar, um 15 Uhr das Klappmaul-Theater "Hemden mögen's heiß" für Kinder ab drei.
Wer wie der CDU-Stadtverordnete Heinz Flöter behauptet, die einzige Leistung eines Jugendpflegers sei es, zu "berichten", offenbart, daß er über die Möglichkeiten der Jugendpflege nichts weiß. Wer darüber hinaus seine Kompetenz in der Jugendarbeit auf eigene "wohlgeratene" Kinder stützt und die Probleme allein mit mehr Zuwendung in Familien, Vereinen undSchulen zu lösen empfiehlt, enthüllt Überheblichkeit. Er hat - oder will - den gesellschaftlichen Wandel, den übrigens die Vereine längst registrieren, offenbar nicht mitbekommen. Dieses Mir-geht's-gut-Denken einmal
Mir-geht's-gut-Denken
konsequent zu Ende gedacht, hieße, Sozialarbeit völlig einzustellen.
CLAUDIA NENNINGER
BAD NAUHEIM. Das Mütter- und Familienzentrum lädt für Donnerstag, 18. Februar, ab 10 Uhr alle "Kinder, Weiber und Männer" zu einem Faschingsfrühstück in die alte Bad Nauheimer Feuerwache ein. Auf den Nachwuchs wartet ein umfangreiches Spieleangebot und auf die Erwachsenen die Möglichkeit, mit den Aktiven des Vereins zu sprechen.
Mit dem Faschingsfrühstück eröffnet der über 70 Mitglieder zählende Verein sein neues Halbjahresprogramm, das Vorträge und Referate ebenso enthält wie zahlreiche Kurse. So bieten der Kaffeetreff, der Babytreff und eine sich ebenfalls regelmäßig treffende Spielgruppe Chancen zu einem Erfahrungsaustausch für Eltern und Kinder. Der Verein vermittelt auch Babysitter.
Die Kurse für Erwachsene beginnen meist im März und reichen von "Französisch für Anfänger" über einen "Literaturkreis", "Gymnastik für Mütter" und "Schmusepuppen nach Waldorf-Art" bis hin zu einem "Meditationskursus". Erfreulich für Alleinerziehende: Während der meisten Veranstaltungen werden die Kinder betreut. Bei der Geburtsvorbereitung hilft das Mütterzentrum ebenso wie beim Ausfüllen der Steuererklärung. "Kinderlieder und Fingerspiele für Babys und Kleinkinder" und "Gymnastikstunden für Mutter und Kind" heißen weitere Angebote des Vereins.
Geschlechtsspezifische Aspekte in Bilder- und Kinderbüchern stellt Margot Bernd vom Wetterauer Frauenamt in einem Vortrag dar, die Psychologin Susanne Hartmann die kindliche Sexualität und die Frauenbeauftragte Susanne Hild die Rentenneuregelung und deren Auswirkungen für Frauen.
Außergewöhnliche, pädagogische Holzspielzeuge werden am 1. März ab 20 Uhr im Alten Rathaus am Marktplatz gezeigt. Besser reden sollen Frauen nach einem Rhetorikseminar im Mai können.
Weitere Informationen gibt Doris Mahla, Lindenstraße 25, 6360 Friedberg, Tel. 0 60 31 / 1 43 11. str
WIESBADEN. Die rot-grüne Landtagskoalition wird erst nach der Kommunalwahl vom 7. März entscheiden, in welcher Form die Hochschulen sich am Personalsparen beteiligen müssen. Eine Koalitionsrunde vertagte das Thema auf 8. März. Im Grundsatz will man darauf bestehen, daß die Hochschulen, wie alle anderen Landeseinrichtungen außer Schule und Polizei, auch 1993 rund ein Prozent ihrer Personalmittel einsparen müssen. In den kommenden drei Wochen soll noch einmal überlegt werden, welche Alternativen es zum bisherigen Plan gibt, die "Stellenbesetzungssperre" der Hochschulen von derzeit 6,5 auf 13 Monate auszuweiten.
Ausnahmen soll es auch nicht für die Justiz, die Finanzämter und die Forstverwaltung geben, wo ebenfalls große Probleme wegen der rot-grünen Sparvorgabe bestehen. In diesen Bereichen bleibt es dabei, daß ein Teil der freiwerdenden Stellen wie schon 1992 in den "Stellenpool" der Regierung eingebracht werden muß und damit am alten Platz wegfällt. Aus dem "Pool" wird dann das Personal für neue politische Schwerpunkte finanziert. Solange es für die Hochschulen noch keine neue Sparregelung gibt, liegen die 126 neuen Planstellen auf Eis, die 1993 für die FHs und die Gesamthochschule Kassel vorgesehen sind. me
Hessens Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren haben am Wochenende die gute Gelegenheit verpaßt, sich eine Medaille bei den Meisterschaften der Freistilringerinnen zu sichern. So leicht wie bei den Titelkämpfen der A- und B-Jugendlichen kommt man nicht alle Tage zu Edelmetall. Ihre Chance genutzt haben Marion Kosch und Kerstin Scharkopf vom FSV Münster, die sich konkurrenzlos die Goldmedaille sicherten.
Mehr Mitbewerber gab es da schon bei den männlichen Kollegen. Hier mußte sich Thomas Wörner in der Klasse bis 50 Kilogramm gegen drei Kontrahenten durchsetzen, ehe er sich das goldene Metall um den Hals hängen durfte. Daniel Vollhardt erkämpfte sich bis 63 Kilo unter zehn Teilnehmern die Bronzemedaille. Eine weitere Medaille sicherte sich Thomas Wörner in der Juniorenklasse, hier mußte jedoch auch er sich mit dem bronzenen Stück begnügen. Pech hatte Thorsten Krebs (57 Kilo), der mit einer Verletzung bei hoher Führung im ersten Kampf ausschied.
Eine beeindruckende Vorstellung lieferte der E-Jugendliche Christopher Muth in der Klasse bis 23 Kilo ab: Sechsmal schulterte er seine Gegner und sicherte sich in souveräner Manier den Titel. David Römmelt scheiterte in der 29- Kilo-Klasse erst im Finale. dip
BERLIN. Die Doppeldeutigkeit des Kinos, daß es durch Augentäuschung Realitätseindruck vermittelt, scheint es nach wie vor dafür empfänglich zu machen, den Diskurs um Wahrheit und Lüge, Vertrauen und Zynismus, Liebe und Verrat zu führen; und offenbar immer noch an den Schauplätzen der großen Städte, des weiten Landes und der Nischen, die sich Personen dorthinein gebaut haben, also die Intimität von Innenräumen. Aber diese erste Strukturierung, die jeden Drehbuch-Entwurf markiert, jenes Innen/Außen also, das sowohl technisch erfaßt, formal entworfen wie als Diskurs begriffen werden muß, hat neue Motive bekommen, die sich aus den politischen Topographien heraus ins Spiel bringen. Die Grenze selber wird zum neuen Topos, zur neuen Metapher, in dem Moment, wo die alten Grenzen der politischen Landkarten immer stärker zum Zankapfel der neuen geworden sind.
"Mit Verlust ist zu rechnen", der Titel des österreichischen Dokumentarfilms von Ulrich Seidl, beschreibt recht genau die Bilanzen und Balancen österreichisch-tschechischer Grenzgänger. Seidls Film über die alten Frauen und Männer, die sich über die Grenze hinweg ins Auge fassen und in Augenschein nehmen, fasziniert nicht zuletzt durch die Akrobatik mit Kamera und Licht, die die Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm ständig auflöst. Ein Film, der ganz und gar mit der Kamera inszeniert ist und dabei zu einem ebenso melancholischen wie düsteren Porträt von Land und Leuten gerät, die in einem valse triste der Lebensendspiele choreographiert werden.
Daß Authentizität als filmischer Diskurs weniger der reinen Beobachtung geschuldet ist als der verdichteten Inszenierung, bestimmt auch den Stil von Sergej Bodrows russisch/amerikanischen Produktion "Ich wollte Engel sehen". Er umspielt die Grenzen zwischen Traumwelten und der harten Wirklichkeit; ein weiterer Film über die lost generation des alten Systems, über die Jugendsubkultur der Motorradgangs und deren american dreams.
Bodrows Werk, das vor der Stadtkulisse Moskaus vorwiegend in den Innenräumen eines Liebesfilms sich bewegt, arbeitet mit Traumbildern und Kinostilen als Metaphern einer Endzeit, die sie verschlingt im Banden- und Mafiakrieg. Gegen die Endzeit steht nur noch das Glücksmoment im Zeichen seines Scheiterns. Die schönen Gesichter und Körper, die Bodrow in den dekorativen Schattengewölben unterirdischer Gänge, deren Heizungsrohre zu paradiesischen Wasseradern transformiert scheinen, inszeniert, markieren in ihren Großaufnahmen das eigene Scheitern: Die Engel, die wir sehen, sind gefallen. Von den vier Nächten, die ein anderer Russe einem Träumer gegeben hat, bringt schon die erste den Tod.
Beherzt auf den Kopf stellt die Welt nur noch die ästhetische Avantgarde. Ernie Gehr filmt in "Side/Walk/Shuttle" San Francisco als ein futuristisches Atlantis, dessen Wolkenkratzer wie Raumschiffe über den Bay liegen. Riesencontainer, die wie Fortbewegungsmittel wirken; San Francisco reist. Ein Ort ohne Bodenhaftung, ein babylonischer Turm voller Sprach- und Geräuschfetzen, der sich um die eigene Achse dreht. Gegen die Ästhetiken des Untergangs finden sich hier Bewegungskonstruktionen, die an Wirklichkeiten nicht mehr scheitern können, weil sie die gar nicht zum Gegenstand der filmischen Wahrnehmung machen. Die Grenzen der Wahrnehmung werden apparativ überschritten, die Illusion des Kinos ist seine Utopie, nicht nur seine Täuschung.
Natürlich ist Gehrs Programm nicht neu, sondern so alt wie die Avantgarde und Gehrs Werk selbst. Nicht zufällig ist sein letzter Film einer über ein neugeborenes Kind, das sich in wenigen Wochen zum Prototyp des Kinozuschauers entwickelt, das den sichtbaren Bezug zur Welt als frühe Form der Schaulust an bewegten Objekten herstellt. Vielleicht eine der ältesten Metaphern des radikal Neuen, das, wie Hannah Arendt meinte, mit jedem Neugeborenen in die Welt tritt. Die Natalität ist als ästhetische das Programm der Avantgarde geblieben. Und als Zusammenfall von Objekt und Metapher in "Daniel Willi, March April May" dann doch hart an der Grenze zur Banalität angekommen.
An den Grenzen zwischen Kammerspiel, Milieustudie und Gesellschaftsallegorie bewegt sich der im Wettbewerb gezeigte israelische Film von Assi Dayan "Das Leben, wie von Agfa bezeugt", der die Subkultur einer Tel Aviver Kneipe zum Zentrum einer Allegorie auf eine Gesellschaft macht, in der das Militär die Institutionen des zivilen Lebens im wahrsten Sinn des Wortes sprengt. Die äußeren, die politischen und militärischen Grenzüberschreitungen erschüttern nicht weniger die Binnengrenzen der Innenräume.
Der schwarzweiß gedrehte Film schafft es auf eindrucksvolle Weise, das Milieu aus Junkies, Bohème, arabischen Küchenhilfen und rassistischen Soldaten ins Spiel miteinander zu bringen. Dabei überfordert er sich mitunter in der Skalierung der Reichweite zwischen psychologischen Porträts und allegorischen Figuren so, daß das Ende der Kneipe und ihrer Bewohner im Kugelhagel der wildgewordenen Soldateska einen gewissen Stilbruch darstellt wie auch die Karikaturen der sephardischen Rechten. Dennoch hat Dayan mit seinem Film das israelische Kino mit seinem starken Hang zum Realismus um eine Facette erweitert, die den gesellschaftskritischen Intentionen eine stärkere Form gibt, die ironische Distanz erlaubt.
Dabei zitiert Dayan die Mythen des israelischen Kinos selbst noch einmal. Die Sepharden, die einer "Bureka" (Komödien im Milieu der orientalischen Juden) entsprungen zu sein scheinen; die Melodramen, für die Gila Almagor als Schauspielerin steht; der Sprung aus "Shuru", einem Kultfilm der neuen israelischen Filmproduktion, der das städtische Leben und seine Subkulturen als Gegenwelt zu Kibbuz und Militär als zentraler Institutionen entwirft, ohne sich noch auf sie zu beziehen. "Das Leben, wie von Agfa bezeugt" (gemeint ist das Fotomaterial) ist ein Querschnittsfilm durch die israelische Gesellschaft und dem Kino als einer ihrer Institutionen.
GERTRUD KOCH
Der ökologische Arbeitskreis der evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Eschbach trifft sich am Mittwoch, 24. Februar, um 18 Uhr, im Gemeindesaal, Görlitzer Straße 26-28. Themen werden die Energiebilanz des Gemeindezentrums und eine Solaranlage für den Kindergarten sein. ov/07
Ein Wochenende der Superlative legten die Kegler der Zweiten Bundesliga auf die Bahnen. Förmlich über sich hinaus wuchsen insbesondere die Kegler von Bahn Frei Aschaffenburg-Damm gegen Ex-Bundesligist Olympia Mörfelden. Mit 4700 Punkten erzielten die Bayern einen neuen Auswärts-Ligarekord und trieben die Mörfelder ihrerseits zu einer extraordinären Leistung: Trotz der unglaublichen Punktzahl des Tabellenachten siegten die Gastgeber mit 4781 Punkten und festigten damit den zweiten Tabellenplatz. In einer solchen Form haben die Mörfeldener beste Chancen auf den Wiederaufstieg, zumal sich Spitzenreiter Vollkugel Eppelheim beim Tabellenvorletzten Neckargemünd mit 4557:4515 schwertat. Im Offenbacher Derby besiegte der SC den gastgebenden KSC Hainstadt und reduzierte damit die Hoffnungen der Hainstädter auf den Klassenerhalt auf ein Mindestmaß.
Mit 1031 Punkten stellte der Aschaffenburger Udo Frey eine neue Liga-Auswärts-Bestleistung auf. Erstmals endete der Aschaffenburger jenseits der 1000- Punktemarke und gleich gelang ihm ein echtes Weltklasseergebnis. Er übertraf an diesem Spieltag auch sämtliche Kegler der Ersten Liga. Nur gut, daß auch die Mörfeldener einen sonnigen Tag erwischt hatten. Alle gewerteten Mörfeldener, nämlich Ludwig Keller (995), Steffen Ulbrich (965), Michael Stephan (942), Manfred Schulmeyer (940) und Martin Kessler (939) spielten sich in die Top-Ten- Liste des elften Spieltages.
Am 27. Februar (13 Uhr) stehen die Mörfeldener zunächst vor der vermeintlich leichten Heimaufgabe gegen Schlußlicht KSC Hainstadt. Die Hainstädter haben nach der Niederlage gegen Offenbach nur noch wenig Aussichten auf den Ligaverbleib. Auch die guten Leistungen von Uwe Korb (969) und Thomas Sinnß (940) brachten den KSV im Derby nicht nach vorn. Zumal die Offenbacher mit Klaus Oswald (934), Andreas Stein (928) und Stefan Jochum (925) drei zuverlässige Kräfte entgegenzusetzen hatten. Die Offenbacher müssen am 12. Spieltag zu Spitzenreiter Eppelheim reisen. jbp
RESULTATE des 11. Spieltages: Adler Nekkargemünd - Vollkugel Eppelheim 4515:4557, KSC Hainstadt - SC Offenbach 4446:4508, Einig Frankfurt Riederwald - SG Frankfurt- Bockenheim 4463:4197, Gut Holz Ingelheim - TSG Kaiserslautern 4484:4390, Olympia Mörfelden - Bahn Frei Aschaffenburg-Damm 4781:4700
TABELLE der 2. Bundesliga-Nord: 1. Vollkugel Eppelheim 20:2 Punkte/51 023 Holz, 2. Olympia Mörfelden 18:4/50 109, 3. Einig Frankfurt Riederwald 16:6/48 421, 4. Gut Holz Ingelheim 12:10/49 086, 5. SG Frankfurt-Bockenheim 12:10/48 120, 6. TSG Kaiserslautern 10:12/48 702, 7. SC Offenbach 10:12/48 114, 8. Bahn Frei Aschaffenburg-Damm 6:16/48 758, 9. Adler Nekkargemünd 4:18/48 458, 10. KSC Hainstadt 2:20/48 218.
POKAL-ENDSPIEL DES BEZIRKS DARMSTADT: Bürstadt - RW Walldorf (Sa. 14.30 Uhr, Sportplatz SKG Stockstadt)
BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: TSV Neustadt - VfR Groß-Gerau, SG Arheilgen - TS Ober-Roden (Sa., 14.30 Uhr)
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- OST: TSV Höchst - KSG Ober-Seemen (heute, 19.30 Uhr), VfB Oberndorf - SV Birstein, Hanau 93 - SG Bruchköbel, SG Nieder-Roden - SV Mel. Roth (Sa., 14.30 Uhr)
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST: SV Reichelsheim - Rot-Weiss Frankfurt II, SV Steinfurth - FC Hochstadt, SV Nieder-Weisel - SG Ober-Erlenbach (alle Samstag, 14.30 Uhr)
BEZIRKSLIGA OFFENBACH: Türk. SV Neu-Isenburg - SV Dreieichenh., SSG Langen - FV Sprendlingen (So., 14.30 Uhr)
BEZIRKSPOKAL FRANKFURT: Spvgg. 05 Oberrad - SG Eintracht/Sportfreunde Windecken (Sonntag, 14 Uhr). ina
BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: TSV Neustadt - VfR Groß-Gerau (Sa., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA DARMSTADT-OST: FSV Groß-Zimmern - TSV Höchst, Vikt. Urberach - SV Beerfelden, Spvgg. Groß-Umstadt - FV Eppertshausen (Sa., 14.30 Uhr). ka
HANAU. Mit seinem Wagen gegen eine Leitplanke geprallt ist am Montag auf der Bundesstraße 43 a ein in Richtung Dieburg fahrender Amerikaner. Die Polizei vermutet, daß er am Steuer einen Hirnschlag erlitten hat.
Der Mann mußte verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Der Schaden an seinem Auto macht rund 4000 Mark aus. gem
BONN. In Bonn arbeitet die Kultur antizyklisch. Wärend sich sogar die engagiertesten Kämpfer für den Regierungssitz am Rhein langsam mit dem Gedanken an einen Umzug nach Berlin vertraut machen, rüstet sich die Oper hauptstädtisch auf: um genau 141 Plätze. Für zwanzig im Rahmen des Bonn-Vertrags halb vom Bund getragene Millionen wurde bei einer halbjährigen Renovierung dem 1965 erbauten Opernhaus ein zweiter Rang als hängende Stahlkonstruktion eingezogen, auf daß in Zukunft maximal 1037 Zuschauer den Aufführungen beiwohnen können. Und großstädtisches Musiktheater hat der neue Intendant Gian-Carlo del Monaco den Bonnern versprochen. Mit seiner Inszenierung von Verdis "Otello" lieferte er zur Wiedereröffnung des Hauses selbst die erste Probe auf das Exempel.
Das Sturmgewitter fand aber samt elketronischer Unterstützung nicht nur zu Beginn des "Otello" im Orchestergraben statt. Noch heftiger hatte es im übertragenen Sinne hinter den Kulissen gewütet. Eine Woche vor Weihnachten war (FR vom 23. Januar) bekannt geworden, daß Gian-Carlo del Monaco den Etat seiner ersten Saison als Bonner Opernintendant schon um sage und schreibe 3,9 Millionen überzogen hatte, ohne daß der Vorhang im umgebauten Haus sich ein einziges Mal geöffnet hätte. Und als Beipack zu der unfreiwilligen Bescherung kam dann noch heraus, daß auch GMD Dennis Russel Davies den Etat für das letzte Beethovenfest der Stadt überzogen hatte. Eine doppelte Abmahnung war die Folge, restriktive Maßnahmen und strenge Sparauflagen für den Intendanten zwecks Abbau der Überziehung folgten. Das städtische Rechnungsamt wurde in die Angelegenheit eingeschaltet, und die Staatsanwaltschaft ermittelte gar wegen möglicher Untreue.
Inzwischen haben sich die Wogen am Rhein geglättet. Der erwartete Bericht des Prüfungsamtes wirft keine bösen Schatten voraus, die Staatsanwaltschaft verhält sich ruhig. Und die in die Vertragskompetenzen des Intendanten eingreifenden Restriktionen wurden zu einer vierteljährlich vorzulegenden Zwischenbilanz gemildert. Vielleicht hatte die ruchbar gewordene Praxis der vom Bundestag am allgemeinen Rechtsempfinden vorbei in lokale Partei-Wahlkampfkassen geleiteten Gelder das Skandalon des überschrittenen Kulturetats im Bonner Bewußtsein stark relativiert.
So konnten del Monaco und Russell Davies ihren ganzen Frust produktiv am "Otello" abreagieren: wohlvorbereitet, da es im September schon einen Vorlauf in Reggio-Emilia gegeben hatte. Aber Bonn ist offenbar ein schlüpfriges Pflaster, auf dem nicht nur Intendanten ins Straucheln geraten. Jedenfalls stürzte am Premierenabend Desdemona im Duett des dritten Aktes mit Otello und brach sich den rechten Arm: daß Larissa Schewtschenko mit geschientem Arm - und bewundernswert gesteigertem Espressivo! - weitersang, rettete die Aufführung. Zumal ein weiterer Sturz, diesmal von Emilia im vierten Akt, folgenlos blieb. Dennoch kam, del Monaco mußte es an der finalen Buhsalve erleben, die Aufführung für manchen einem ästhetischen Beinbruch gleich.
Ihre Grundidee ist nicht übel. Wolf Münzner hat eine Bühne gebaut, die zwar Verdis Bilddramaturgie preisgibt, aber in vier verschiedenen Facetten eines Innenraums ihre Sogkraft entfaltet. Wir sehen mit dem zentralen Versatzstück eines umgestürzten Kreuzes einen Sakralraum im byzantinischen Stil. Offenbar hat die christliche Republik Venedig beim Krieg gegen die Türken auf Zypern gleich noch alles Ost-Christliche mit begradigt. In dieser unfriedfertigen Christenwelt bildet sich Otello paranoisch zu dem Außenseiter zurück, den die Gesellschaft in ihm schon immer sah. Am Schluß erscheint Alexei Steblianko im bunten Burnus mit maurisch geschwungenem Schwert, wie überhaupt sein und Desdemonas Schlafzimmer einem morgenländischen Basar gleicht.
Del Monaco hatte offenbar vor, in der individuellen Eifersuchtskrise des Mohren die Krise einer Gesellschaft transparent zu machen, deren irrationale Aggressivität den Außenseiter zur Gewaltanwendung geradezu programmiert. Eine Sicht, wie sie beispielsweise das Roma- Theater "Pralipe" in Mülheim an Shakespeares "Othello" vorexerziert, indem es den Mohren als einzigen Darsteller ungeschminkt auftreten läßt: als Weißen unter Farbigen.
Doch eine Verfremdung der Wahrnehmungsperspektive findet in Bonn so wenig statt wie eine gesellschaftliche Analyse. Del Monaco pfropft nur die mit den von Münzner gewohnten Feuerchen, mit Protz und Stolpersteinen überfüllte Bühne noch einmal mit Menschenmaterial voll, so daß sich drei Akte lang nichts als ein entsetzlich provinziell inszeniertes Ausstattungsspektakel entfaltet. Die einzig sinnvolle Aktion in einem leerläuferischen Aktionismus besteht darin, daß der Bösewicht Jago - dank Knut Skram der vokale Star des Abends - in seiner Gotteslästerlichkeit heftig auf dem umgekippten Kreuz herumklettert.
Del Monacos Inszenierung ist selbst in ihren Momenten der Traditionsabweichung uninspiriert. Daß Desdemona und Otello im Liebesduett voreinander knien, bevor sie sich ihr Amen zusingen; daß der Mohr und Jago beim Racheduett im Finale II nicht gemeinsam niederknien; daß die Zyprioten Otello und nicht Desdemona ihr Ständchen bringen; daß Otello beim ersten Kußmotiv im letzten Akt keineswegs auf die schlafende Desdemona zusteuert, sondern auf eine Art Madonnenstatue - das alles sind eher läppische Details einer altväterlichen Regie ohne altmeisterlichen Zuschnitt.
Diese Perspektivenlosigkeit wird auch musikalisch kaum kompensiert. Gewiß sind die Protagonisten hochachtbar, aber Dennis Russell Davies am Pult gewinnt erst in den ziselierten instrumentalen Obbligati des Schlußaktes ein überzeugendes Verhältnis zur Musik. Vorher macht er immerfort den Eindruck, als atme er anders als die Sänger: Er hat kein Gespür für die Organik dieser Musik, deren leise Stellen er mit dem sauber spielenden Orchester der Beethoven-Halle flach bringt, während er alle Ausbrüche ins Laute übersteuert. Als Auftakt einer neuen Ära gibt der Abend wenig Anlaß zur Zuversicht. ULRICH SCHREIBER
(Weitere Aufführungen, zum Teil mit international bekannten Sängern, sind geplant für 21. und 25. Februar, 7., 10., 13. und 28. März, 3., 17. und 24. April, 2. und 25. Mai, 8., 12. und 24. Juni.)
SCHLÜCHTERN. Mehrere 100 Liter Dieselöl sind am Dienstag vormittag in der Gemarkung Ahlersbach ins Erdreich, in eine Güllegrube und in einen Vorfluter geflossen. Die Schlüchterner Feuerwehr habe umgehend Ölsperren errichtet, um eine weitere Verseuchung von Boden und Grundwasser zu verhindern, berichtete die Hanauer Polizeidirektion. Welche Maßnahmen nun die sofort verständigte Untere Wasserschutzbehörde einleiten werde, hänge vom Grad der Verschmutzung ab.
Der Ölunfall ereignete sich nach Angaben der Polizei auf einem landwirtschaftlichen Betrieb außerhalb von Ahlersbach. Gegen neun Uhr hatte der Besitzer Alarm geschlagen, weil aus einem Lagerraum Öl sickerte. Dort lagern frei zugänglich je 2000 Liter Diesel in zwei miteinander verbundenen Tanks, die mittels einer Elektropumpe angezapft werden können. Da die Polizei einen technischen Defekt ausschließt, geht sie davon aus, daß möglicherweise Unbekannte die Pumpe eingeschaltet haben und anschließend Öl aus der nicht selbsttätig schließenden Zapfpistole austrat.
Nach der Differenz, die nun in den Tanks fehlt, sind zwischen 400 und 500 Liter Öl auf den Boden und anschließend in die Güllegrube und einen Vorfluter geflossen. tja
MAINTAL. Ob ein Geschäft besonders kinderfreundlich ist, läßt sich in Maintal künftig an dem bunten Maintalix-Aufkleber, den alle als kinderfreundlich ausgezeichneten Geschäfte an ihrer Eingangstüren anbringen dürfen, erkennen.
Verliehen wurde das Prädikat von der neunköpfigen Kinderforschergruppe, deren Aufgabe es war, Geschäfte, Arztpraxen und Restaurants, die sich um den Maintalix beworben hatten, auf ihre Kinderfreundlichkeit zu überprüfen.
Die neun Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren hatten zuvor Kriterien aufgestellt, nach denen sie dann entschieden, ob das Geschäft die Auszeichnung verdient hat, und wieviel Punkte angemessen erscheinen.
Geforscht haben die Kinder inkognito. In kleinen Gruppen besuchten sie das betreffende Geschäft, um in Ruhe herauszufinden, wie es um die Kinderfreundlichkeit des Inhabers bestellt ist. Anschließend wurde vor der Tür beraten, wie die Beurteilung ausfallen soll,und dann wurde sie dem Inhaber in Begleitung der Kinderbeauftragten Edith Kaudelka mitgeteilt.
Ein positives Ergebnis konnten "Jökkel&rquote;s Allerlei" in Bischofsheim, die Otto- Versand-Niederlassung in Dörnigheim, die Metzgerei Neupert in Dörnigheim und die Gaststätte "Ratsstube" in Bischofsheim, die sich alle um den Maintalix beworben hatten, entgegennehmen.
Nach dieser erfolgreichen Untersuchung, die, so Priska Hinz, ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer kinderfreundlichen Stadt darstellt, plant die Kinderforschergruppe noch weitere Aktionen. So will sie demnächst die Schulwege in Maintal etwas genauer unter die Lupe nehmen und auch in puncto Umwelt tätig werden. le
HANAU. Schwere Verletzungen erlitt am Montag gegen 19.35 Uhr ein 25 Jahre alter Motorradfahrer, als er in der Frankfurter Landstraße von einem Personenwagen erfaßt und auf den Gehweg geschleuert wurde. Nach Angaben der Polizei hatte die Autofahrerin beim Linksabbiegen in die Adalbert-Stifter-Straße offensichtlich das Motorrad übersehen.
Der Blechschaden wird auf 8500 Mark geschätzt. az
Um schnelle, präzise Antworten auch auf komplizierte Fragen ist Dieter Weirich (48), seit 1989 Intendant der Deutschen Welle (DW) in Köln, nie verlegen. Doch diesmal, bei der Frage, was macht die DW eigentlich mit den 244 Mitarbeitern von Deutschland (DLF) und RIAS, die sie nach dem jüngsten Bund-Länder- Kompromiß neben der DLF-Europaabteilung zusätzlich übernehmen muß, hat der DW-Chef kaum mehr als ein Achselzukken parat. "Weiß ich noch nicht", sagt der ehemalige medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in einem Gespräch mit der FR, und fügt hinzu, er habe keine Lust, "Sozialbeauftragter" des künftigen bundesweiten Radios zu werden.
Muß er aber, zumindest aber so etwas ähnliches. Denn Politiker von Bund und Länder haben's so vereinbart. Die Fakten: da einerseits bei der Zusammenführung von DLF, RIAS und dem Berliner Sender DS Kultur (derzeit beim ZDF "geparkt") zum nationalen Hörfunk alle rund 190 Mitarbeiter von DS Kultur von der neuen, von ARD und ZDF getragenen Körperschaft mit dem Titel "Deutschlandradio" übernommen werden sollen, andererseits aber Länder, ARD und ZDF einen Personalbestand von 710 Beschäftigten für die Körperschaft als ausreichend erachten, bleibt von den etwa 1000 zur Übernahme anstehenden Mitarbeitern bei DLF und RIAS ein "Überhang" von rund 500 Beschäftigten übrig. Und dieser wird nun, da man sich auf andere Lösungen in den langwierigen Bund-Länder-Verhandlungen nicht einigen konnte, einfach halbiert: die eine Hälfte wandert zur Körperschaft (beim Start des Deutschandradios werden es also etwa 950 Mitarbeiter sein), die andere Hälfte soll nach Politikerwillen von der DW geschluckt werden.
Und diese 244 Beschäftigten werden also demnächst vor der Tür der DW stehen - wobei derzeit niemand weiß, wer sie sein werden und von welchem Sender sie kommen. Die Politiker im Gründungsausschuß für das bundesweite Radio sind jedenfalls guten Mutes: die einen (Länder) fordern eine unverzügliche Prüfung des Personalbestands von DLF und RIAS, so daß, wie sie sagen, eine sachgerechte Zuordnung der einzelnen Mitarbeiter auf DW und Körperschaft erfolgen könne. Die anderen (von seiten des Bundes) unterstreichen, daß die Zuordnung des Personals für beide Seiten ausgewogen erfolgen müsse.
Hört sich alles schön an, doch was ist sachgerecht, was ausgewogen? Aber keine Angst, wenn's in der deutschen Rundfunklandschaft irgendwo und irgendwie klemmt und Diskussionen in der Sackgasse zu versanden drohen, wird erst mal eine Kommission berufen. Und so wird's auch in diesem Falle sein. ZDF-Verwaltungsdirektor Rudi Sölch wird, wie Weirich sagt, die Kommission, bestückt mit Vertretern der betroffenen Anstalten, leiten, die DW wird ihren Verwaltungsdirektor Reinhard Hartstein in dieses Gremium schicken, das Lösungsvorschläge für die Zukunft jener eigentlich "überflüssigen" 500 DLF/RIAS-Mitarbeiter präsentieren soll. Allerdings steht jetzt schon fest, sagt Weirich, daß dafür auf seiten der DW, die fast ausschließlich aus Mittelzuweisungen des Bundes finanziert wird, Vorruhestand, Frührentnerdasein nicht in Frage kommen. Denn Finanzminister Theo Waigel habe schon klipp und klar signalisiert: einerseits sofortige Verpflichtung jener 244 Beschäftigten, andererseits möglichst schneller Abbau eines hohen Personalpotentials. Irgendwie, rätselt Weirich, paßt dies nicht zusammen. Doch was soll er machen? Er muß halt Mitarbeiter einstellen, von denen er mitunter schon bei der Anstellung weiß, daß er sie mittel- oder langfristig wieder entlassen wird.
Dabei sind diese 244 DLF/RIAS-Beschäftigten nur der zweite Schub, wie Weirich es nennt, der aus den Funkhäusern in Köln und Berlin auf die DW zukommt. Den ersten Schub muß er bereits zum 1. Juli dieses Jahres verkraften: 120 Redakteure von zwölf Fremdsprachenprogrammen der Hauptabteilung Europa plus rund 100 Mitarbeiter aus Verwaltung und Technik des DLF. Dazu sollen Bibliothek, Pressearchiv, Empfangsdienst, Haus- und Bautechik sowie Betriebsärztlicher Dienst gehören, wie es beide Häuser nach eineinhalbjährigen Verhandlungen in einer 14seitigen Übernahmevereinbarung festgelegt haben. Grund: für den DLF, der künftig in Länderhoheit nur noch für die inländische Programmversorgung zuständig ist, entfallen europäische Aspekte beim Programmauftrag. Hinzukommen zur Jahresmitte noch 20 Mitarbeiter vom RIAS, mit denen in Berlin eine eigene Verwaltung für das Auslandsfernsehen der DW aufgebaut wird.
Auch bei diesem "Paket" von 240 DLF/ RIAS-Beschäftigten, sagt Weirich, stellt sich die Frage: wer geht zur DW? Diese sei nicht einfach zu beantworten, erfordere Fingerspitzengefühl und genaue Überprüfung jedes einzelnen Falles. Gerade im Bereich der Technik sei dies ein komplizierter Vorgang, da zahlreiche Techniker nicht nur für die Europa-Abteilung, sondern auch für andere Bereiche des DLF gearbeitet haben. So werde er denn in den nächsten zwei, drei Jahren vor allem damit beschäftigt sein, ständig mit Personalräten zu reden, Sozialpläne aufzustellen, Personalabbaukonzepte zu entwickeln.
Derzeit hat die DW etwa 1500 Mitarbeiter im Hörfunkbereich und 250 Beschäftigte beim Auslandsfernsehen, mit den beiden anstehenden Personal-Schüben werden's dann zunächst mal rund 2200 sein im Jubiläumsjahr des Auslandssenders, der "Stimme Deutschlands in der Welt", die am 3. Mai 40 Jahre alt wird, heute Hörfunkprogramme in 35 Sprachen mit einem Sendevolumen von rund 90 Stunden am Tag über Kurzwelle und Satellit in alle Teile der Welt verbreitet und seit April letzten Jahres durch die Übernahme von RIAS-TV auch ein aktuelles, täglich vierzehnstündiges Auslandsfernsehen über Satellit für Europa, Nordafrika, Nord-, Mittel- und Südamerika ausstrahlt - beides, Funk- wie Fernsehprogramme, mit großem Erfolg bei Hörern und Zuschauern, wie Weirich hervorhebt. Allein mehr als 15 000 Zuschauer aus allen Erdteilen hätten sich im letzten Jahr zum TV-Programm gemeldet. Die Reaktion reicht von "begeisterter Zustimmung bis hin zur Kritik an der Vermittlung des Deutschlandbildes durch die DW".
Etwa 570 Millionen Mark aus Bundesmitteln stehen der DW für die Erstellung dieser Funk- und Fernsehprogramme in diesem Jahr zur Verfügung, 30 Millionen werden, so hofft der DW-Intendant jedenfalls, für den ersten Personalschub am 1. Juli noch hinzukommen, wie viele Millionen aus der Bundeskasse für den zweiten Schub fließen werden, stehe in den Sternen. Denn grundsätzlich heißt auch bei der DW für die nächsten Jahre die Devise: an allen Ecken und Enden sparen. Viel mehr als 600 Millionen Mark für die vergrößerte DW werden es wohl kaum werden. Im Gegenteil, bereits für dieses Jahr hat der Haushaltsausschuß des Bundestages Etateinsparungen in Höhe von 15 Millionen Mark verordnet, so daß Weirich als eine der ersten Konsequenzen einen Einstellungsstopp für das erste Halbjahr 1993 verfügt hat.
Weil das Geld für Programmausgaben vor allem beim Auslandsfernsehen - von den 110 Millionen Mark dafür bleiben neben 30 Millionen für die Satellitenkanalmiete und 30 Millionen Mark für Personalkosten nur 50 Millionen Mark fürs Programm übrig - knapp bemessen ist, denkt Weirich intensiv über Kooperationsmöglichkeiten mit ARD und ZDF nach. Am liebsten wär's ihm, wenn die ARD-Intendanten auf ihrer Sitzung Ende März in Baden-Baden ja sagen würden zu einem gemeinsam von ARD und DW betriebenen Fernseh-Nachrichtenkanal. Eine Offerte aus Köln dafür liegt auf dem Tisch. Sollte sich die ARD nicht dazu durchringen (weil die Priorität bei ihrer künftigen Ausgabenpolitik womöglich wie beim ZDF bei der Satellitenaufschaltung des Hauptprogramms liegt), ist für Weirich durchaus ein Alleingang denkbar, einkalkuliert eine großzügige Zulieferung von Bild-Nachrichtenmaterial von ARD und ZDF, so daß dann das Kernprogramm des DW-Auslandsfernsehens auch im Inland flächendeckend in Konkurrenz zu ntv, Vox und CNN als Informationskanal verbreitet werden könnte.
Um Geld drehen sich auch die Hoffnungen, die der Intendant mit der Verabschiedung eines neuen DW-Gesetzes durch den Bundestag verbindet (durch den Übergang des DLF von Bundes- in Länderkompetenz wird die DW der einzige deutsche Auslandssender sein). Für unverzichtbar hält Weirich, daß in diesem Gesetz einmal die "Globalfinanzierung" der DW verankert wird, die dem Sender seine Selbständigkeit und Unabhängigkeit, seine Finanzautonomie stärkt und sichert - eine Finanzierung, die aus allgemeinen Etatzuweisungen mit festgelegten Steigerungsraten besteht. Wie die DW dann die Gelder verwendet, ist ihre Sache. Bislang mußte die DW wie eine nachgeordnete Bundesbehörde jeden einzelnen Haushaltsposten mit der Bundesregierung absprechen. So konnte es passieren, daß vom Verwaltungsrat der DW gebilligte Neueinstellungen vom Haushaltsausschuß wieder rigoros gestrichen wurden. Außerdem sollte der DW, hofft Weirich, künftig der Eigenbetrieb ihrer Sendeanlagen - bisher ein Monopol der Post/Telekom - gestattet werden. Auf diese Weise könnte der Sender pro Jahr etwa 30 Millionen Mark sparen.
Wichtig ist dem DW-Intendanten auch die Lösung weiterer sendetechnischer Probleme: zum einen hofft er, daß der bislang vom DLF genutzte Kanal 6 auf dem Astra-Satelliten der DW zugewiesen wird. Zum anderen erhebt Weirich Anspruch, wie er jüngst in einem Brief an den ARD-Vorsitzenden Jobst Plog formulierte, auf die bislang vom RIAS genutzte Kurzwelle in Berlin sowie auf die drei Mittelwellensender Mainflingen, Neumünster und Burg, die bisher vom DLF für die Ausstrahlung der Programme der Europa-Abteilung verwendet werden.
Sorgen, Nöte, Hoffnungen, Wünsche, Forderungen also, die den DW-Intendantn im 40. Jahr des Bestehens des Auslandssenders bewegen. Was alles daraus wird, muß man abwarten. Vielleicht können ja Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und Innenminister Rudolf Seiters, wenn sie am 3. Mai bei der Geburtstagsfeier in Köln erscheinen, positive Signale oder gar feste Zusicherungen in ihren Reden geben, was Weirichs Wünsche und Forderungen betrifft . . .
KLAUS MORGENSTERN
Im Blickpunkt: Alternative zum "Solidarpakt" SPD nennt Roß und Reiter
Von "Totengräberprogramm" (CSU-Glos) über "populistische Verantwortungslosigkeit" (FDP-Graf Lambsdorff) bis "begrüßenswert" (CDA-Hauptgeschäftsführer Franz Dormann) reicht das Echo aus der Bonner Koalition auf das Kontrastprogramm der SPD- Führung zum "Solidarpakt". Manche Reaktionen wie die des Kanzleramtsministers Friedrich Bohl (CDU), der vom "größten Steuererhöhungsprogramm in der deutschen Geschichte" sprach, beweisen eher die Unkenntnis der Kritiker über den Inhalt der 13 Seiten umfassenden SPD-Alternative. Die SPD spricht sich nicht nur dafür aus, ab 1. Juli eine zehnprozentige Ergänzungsabgabe auf Jahreseinkommen ab 60 000 Mark bei Ledigen und 120 000 Mark bei Verheirateten sowie eine zweiprozentige Arbeitsmarktabgabe für Selbständige und Beamte (bis zur Beitragsbemessungsgrenze in der Arbeitslosenversicherung von derzeit 7200 Mark) einzuführen. Die SPD- Spitze wagt auch den Ruf nach Abbau von Subventionen und Steuervergünstigungen, was ihr in dieser Deutlichkeit kein Koalitionär zugetraut hätte.
Über die von der Regierung zusammengekehrten Reste von kümmerlichen 835 Millionen Mark Subventionsstreichungen hinaus schlagen die Sozialdemokraten (noch) vereint Kürzungen von weiteren 10,2 Milliarden Mark in diesem Bereich vor:
• Wiedereinführung der alten Steuerbilanzwerte und Reduzierung des Freibetrags bei der Vermögens- und Gewerbekapitalsteuer (1,3 Milliarden Mark);
• Einschränkungen in der Wohnungsbauförderung (Subventionierung des Garagenbaus) um zwei Milliarden Mark;
• Abschaffung des Vorsteuerabzugs für Betriebs-Pkw (2,3 Milliarden Mark);
• Streichung der Steuervorteile für Hauswirtschaftsangehörige, Geschenke und Flugbenzin (500 Millionen Mark);
• Rücknahme der Vermögensteuerbefreiung in den neuen Ländern (500 Millionen Mark);
• Maßnahmen gegen Wirtschaftskriminalität und Steuerhinterziehung (300 Millionen Mark);
• Einschränkungen der versicherungstechnischen Rückstellungen und Beseitigung von Sonderregelungen (eine Milliarde Mark) und
Von dieser Kürzungsliste sollen nach dem Willen der SPD Maßnahmen, die zu einer Einsparung von zusammen vier Milliarden Mark führen, noch in diesem Jahr umgesetzt werden. Mit dem Mehraufkommen aus der Ergänzungs- und Arbeitsmarktabgabe (acht Milliarden Mark im zweiten Halbjahr 1993) könnten dann für die neuen Länder zwölf Milliarden Mark zusätzlich freigemacht werden.
Bei den weiteren Kürzungsvorschlägen für die nächsten Jahre nennt die SPD ebenfalls schon Roß und Reiter, ohne allerdings detaillierte Streichpläne in Mark und Pfennig vorlegen zu können. Fünf Milliarden Mark kämen zusammen durch eine Einbeziehung der Lebensversicherungen in die Versicherungsteuer. 400 Millionen Mark brächte der Wegfall des Spendenabzugs bei der Körperschaftsteuer. Knapp eine Milliarde Mark wären durch die Streichung der Gasölverbilligung in der Landwirtschaft frei.
Sozialdemokratische "Duftmarken" beim Thema Subventionsabbau setzt darüber hinaus der Solidarpakt-Koordinator und saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine. Er will damit den Eckwerten der Koalition - Streichungen bei der Sozialhilfe, Arbeitslosenunterstützung, Wohngeld, und Bafög von zusammen sechs Milliarden Mark - gleichwertige Alternativen entgegensetzen. Dazu zählen die
• Aufhebung der Berücksichtigung von Verlusten ausländischer Betriebsstätten;• Begrenzung des Steuerabzugs von Bewirtungskosten auf 50 Prozent;
Lafontaine unterstrich das Interesse der SPD an einer Einigung mit der Bundesregierung: "Wir wollen den Kompromiß, aber mit unseren Konturen. Was wir heute blockieren, holt uns später ein, wenn wir regieren."
ROLF DIETRICH SCHWARTZ (Bonn)
Fünf Tage vor dem Rückrundenstart hat Uli Stein seinen Vertrag beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt bis 1995 verlängert. Am Dienstag akzeptierte der 38jährige ein Angebot, das ihm der Verein am letzten Wochenende gemacht hatte. Unterdessen schwindet in Frankfurt immer mehr die Hoffnung, Anthony Yeboah halten zu können. Uwe Bein, der auf ein lukratives Angebot aus dem Ausland wartet, ist überhaupt noch nicht in Gespräche mit dem Tabellenzweiten eingestiegen. Und Axel Kruse erklärte derweil, daß er nicht gewillt ist, das Angebot der Eintracht anzunehmen.
Am vergangenen Samstag hatten sich Uli Stein und Bernd Hölzenbein abermals zu einer Gesprächsrunde getroffen. Dabei hatte der Eintracht-Vizepräsident die bereits im Januar gemachte Offerte noch einmal nachgebessert. Weder beim Trainingslager auf Gran Canaria noch in Portugal war es zu einer Einigung mit dem früheren National-Torhüter gekommen. "Meilenweit", so Stein immer wieder, lägen die Vorstellungen der Verhandlungspartner auseinander. "Ich hatte noch etwas Spielraum nach oben", erklärte nun Bernd Hölzenbein. Genug offenbar, um Stein zufriedenzustellen, wenngleich der am Dienstag erklärte: "Ich habe erhebliche Abstriche gemacht."
Steins Vertrag ist noch stärker leistungsbezogen als bisher. Doch wenn sich der sportliche Erfolg abermals einstellt, kann es der älteste Spieler der Bundesliga bei seinem Einkommen bis nahe an die Millionen-Grenze bringen. Was Hölzenbein bereit war, auf Leistungsbasis zu zahlen, hatte sich Stein als Garantiesumme vorgestellt. Doch die Trendwende kam am Wochenende. Als er mit Hölzenbein auseinanderging, "habe ich mir überlegt, daß ich in den fünf vergangenen Jahren in Frankfurt einiges aufgebaut habe, und daß Geld allein nicht alles ist". Am Samstagabend schließlich, erzählte Stein am Dienstag sichtlich entspannt, sei er bei einer Karnevals-Veranstaltung im mittelhessischen Nidda gewesen: "Dort haben mich die Fans bedrängt zu bleiben. Das war zwar nicht entscheidend, aber es hat mir gutgetan und mich bestärkt."
Die Entscheidung Steins, zwei weitere Jahre bei jenem Klub zu bleiben, der ihm 1987 nach seinem zu traurigem Ruhm gelangten Fausthieb gegen den damaligen Bayern-Spieler Jürgen Wegmann eine Fortsetzung seiner Karriere in Deutschland ermöglichte, dürfte allerdings kaum eine Signalwirkung auf die anderen Spieler haben, deren Verträge auslaufen. Daran glauben weder Stein noch Hölzenbein. Uwe Bein, so der Vizepräsident, warte auf ein Angebot aus Japan, wo im Sommer eine Profiliga aufgezogen werden soll und immense Summen für europäische Fußballer gezahlt werden. Der 32 Jahre alte Nationalspieler spekuliert offenbar darauf, daß er zum Ausklang seiner fußballerischen Laufbahn noch einmal einen großen finanziellen Deal machen kann. "Ich kann ihm das nicht verdenken, aber er kann sofort auch bei uns unterschreiben", sagt Hölzenbein.
Anthony Yeboah mußte sich am Dienstag von Verteidiger Dietmar Roth die Hände untersuchen lassen. Der wollte sehen, "ob die Finger schon wund sind vom Geldzählen". Eine Boulevard-Zeitung hatte berichtet, daß Bayern-Manager Uli Hoeneß mit dem Geldkoffer in Frankfurt gewesen sei. Yeboah aber lächelt nur und sagt gar nichts zum Stand der Dinge. "Die Bayern investieren wohl erheblich", mutmaßt Hölzenbein, der Yeboah bei seiner Vertragsverlängerung im vergangenen Jahr eine Freigabeklausel zugesichert hat, von der der Ghanaer möglicherweise jetzt schon Gebrauch macht.
Nimmt man unterdessen Axel Kruse beim Wort, dann dürfte geklärt sein, daß seine Zukunft nicht bei Eintracht Frankfurt liegen wird. "Dieses Angebot akzeptiere ich nicht. Verhandelt wird in Frankfurt sowieso nicht. Da bekommt man den neuen Vertrag hingelegt und soll unterschreiben ohne über eigene Vorstellungen zu reden. So ein Affentheater mache ich nicht mit", knurrte das "enfant terrible" Kruse. Bernd Hölzenbein bleibt gelassen: "Axel hat ein Angebot bekommen, das deutlich über dem liegt, was er jetzt verdient. Er hat bis zum 3. März Zeit, sich zu entscheiden."
Zu den Vertragsangelegenheiten mochte Trainer Dragoslav Stepanovic nicht Stellung nehmen, schon gar nicht zum Thema Kruse: "Der bekommt eine Publizität, die er gar nicht verdient hat." In den Tagen vor dem Rückrundenstart hat der scheidende Trainer ohnehin ganz andere Gedanken. Nicht weniger als 32 Spieler (einsamer Rekord bei der Eintracht) tummeln sich derzeit im umfunktionierten Bierzelt am Riederwald. Doch wen er am Samstag zum Auftakt der zweiten Spielserie in Dresden stellen wird, verrät er noch nicht. Verteidiger Roth muß um seinen Platz bangen, denn es gilt als sicher, daß der georgische Neuzugang Kochaber Tsahadaze, der für 1,5 Millionen Mark von Dynamo Moskau ver- pflichtet worden ist, sein Debüt im Eintracht-Trikot gibt. Und Okocha hat nach seinem Nigeria-Trip noch nicht zur alten Form gefunden. WALTHER LÜCKER
ERLENSEE. Unbekannte Täter haben in der Nacht zum Montag in der Rückinger Dieselstraße in drei Firmen eingebrochen und in zwei weitere Einbrüche versucht. Entwendet wurden unter anderem Werkzeuge und Kfz-Scheine.
Der Gesamtschaden beläuft sich auf mehrere 1000 Mark - inklusive den Gebühren für ein 90-Einheiten-Telefonat aus einem geknackten Imbißwagen, teilt die Polizei mit. az
cri FRANKFURT A. M. Angesichts der schlappen Konjunktur hierzulande und in Westeuropa wird der Pumpen- und Armaturenhersteller KSB auch in diesem Jahr die Belegschaft weiter reduzieren. Durch Ausnutzung der natürlichen Fluktuation und Vorruhestand könnten in der Gruppe wieder fast 600 Stellen verloren gehen, meint ein Sprecher. Bereits 1992 wurde ihre Zahl um 576 auf 13 581 in der Gruppe reduziert.
Die industrielle Kundschaft bereitet dem Frankenthaler Unternehmen seit einiger Zeit wenig Freude. Die Nachfrage dieser wichtigen Klientel geht beständig zurück. Zuwächse verbuchen nur einige Sparten, etwa die Umwelt- und Gebäudetechnik. Im Ausland setzte der Rückgang beim Auftragseingang schon früher im vergangenen Jahr ein, in Deutschland im Verlauf des zweiten Semesters. Insgesamt war der Bestelleingang 1992 noch mit 1,9 Milliarden Mark in etwa genauso hoch wie in der Vorperiode. Das Orderpolster verringerte sich jedoch um 1,5 Prozent auf 857 Millionen Mark. Die Umsätze in der Gruppe nahmen geringfügig auf 1,9 Milliarden zu, nachdem 1991 noch ein Plus von reichlich einem Viertel erwirtschaftet worden war. Zur Ertragslage macht KSB keine Angaben, den Aktionären werden aber wieder 8,50 Mark Dividende in Aussicht gestellt.
Ein glückliches, wenigstens dem eingefleischten Landwirt hörbares Muh, ist in Mühlheims wenigen Ställen derzeit kaum noch zu vernehmen. Mit ihren Rindviechern, genauer gesagt, mit der männlichen Sorte, hat die Stadt nämlich so ihren Schaff - zum Nachsehen der mehr als achtzig Kühe, die am Ort noch wiederkäuen.
Der jüngste Gemeindebulle, Überbleibsel aus jenen längst vergangenen Tagen, als die Faseltier- oder Vatertierhaltung noch zu den vornehmsten Aufgaben einer Dorfverwaltung gehörte, ist nicht mehr. In Dosen verpackt wird er demnächst als Brotaufstrich bei der einen oder anderen Vesper von hungrigen Mündern verzehrt. Der arme Kerl war beim Deckungsakt zu stürmisch gewesen, hatte sich einen Kapsel- und Bänderriß am rechten hinteren Huf zugezogen. Der Tierarzt wies den Weg zur Schlachtbank: Nix mehr zu machen.
Der erst im Oktober angeschaffte Bulle war als Ersatz für einen Kameraden gekauft worden, der es vorgezogen hatte, auf Landwirt Bergmann Jagd zu machen, anstatt mit dessen Kühen zu liebäugeln. Dem aggressiven Burschen schickten die Stadtväter daraufhin zum Stadttor hinaus.
Der Raudi war wiederum als Ersatz für jenen Bullen erworben worden, der bis Anfang des vergangenen Jahres seine Pflicht in Mühlheim so gründlich getan hatte, daß ihm schließlich nur noch die eigenen Töchter zur Deckung hätten zu Willen sein So ein Bull-Shit können. Was der Zucht natürlich nicht dienlich ist.
Die Leidtragenden all dieses Bull- shits sind nicht nur die Kühe - Stichwort künstliche Besamung - sondern auch die Stadtväter. Sie müssen jetzt bei der Bullenschau in Osnabrück am 24. Februar ein neues Tier erwerben. Die unvorhergesehenen Ausgaben zwecks Deckungsakt will der leidgeprüfte Bürgermeister nun aus den "allgemeinen Deckungsmitteln" begleichen, wie das im Verwaltungsdeutsch heißt. PETER MÜLLER
Kleine FR
Iris Blaul kommt Hessens Familienministerin Iris Blaul ist Gast einer Wahlveranstaltung der Grünen am Donnerstag, 18. Februar, um 20 Uhr im Bürgerzentrum, Blücherstraße 12. Thema des Abends: "Miteinander leben in Wiesbaden". Wegen Narretei andere Öffnungszeiten Am Fastnachtssonntag ist das Hallenbad Kleinfeldchen nur von 8 bis 12 Uhr und am Rosenmontag, 22. Februar, nur von 7 bis 11 Uhr geöffnet, das Kostheimer Hallenbad ist am Faschingssonntag nur von 8 bis 12 Uhr offen und bleibt am Rosenmontag geschlossen. Hans-Jochen Vogel Gast der SPD Der frühere SPD-Bundesvorsitzende Hans-Jochen Vogel wird auf einer SPD- Wahlveranstaltung am Donnerstag, 25. Februar, um 19 Uhr im Bürgerhaus Kastel erwartet. Gemeinsam mit dem Leiter der hessischen Landeszentrale für politische Bildung plädiert er für eine "Entscheidung für die Demokratie".
LANGEN. Das Langener Forum, eine außerparlamentarische politische Gruppe, hat in Langen und Offenthal einige Tausend Flugblätter verteilt, die vor einer Großdeponie im Wald an der Pfaffenrod- / Koppschneise warnen.
Das Gelände wird vom Umlandverband Frankfurt als Standort für eine Deponie in Erwägung gezogen. Noch ist nichts entschieden. Allerdings fürchtet das Langener Forum, das der Tag, an dem über 70 000 bis 100 000 Bäume ein Urteil fallen werde, bedrohlich näherrücke.
Das Forum warnt vor einer Altlast von morgen: "Was heute Stand der Technik ist, ist morgen Altlast." dac
MAINTAL. Der Aufsichtsrat der Raiffeisenbank Maintal-Bischofsheim eG ist in die mißliche Lage geraten, seinem Vorstandsvorsitzenden Winfried Bös zu einem Abgang ohne Gesichtsverlust zu verhelfen und dabei auch die Kundschaft bei Stimmung zu halten.
Sah es gestern vormittag noch so aus, als ob Bös seinen Hut nehmen müßte, folgte wenige Stunden später das Dementi.
"Eine Wende" sei eingetreten, der Fall sei "wieder in der Schwebe und noch nicht abgeklärt", erklärte Aufsichtsrats-Vorsitzender Friedrich Grimm auf Anfrage der FR. Mit Bezug auf die Entscheidung des Vorabends befand Grimm: "Alles Beschlossene ist wieder fraglich. Durch ein überraschendes Ereignis, das sich anbahnt, besteht Aussicht, daß sich der Fall durch eine gütliche Regelung über die Bühne bringen läßt."
Winfried Bös hatte, wie berichtet, mit einer Anzeige, in der politische Abgeordnete als schamlose Absahner bezeichnet wurden, derartigen Wirbel bis nach Bonn verursacht, daß der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) seine "Abberufung" forderte, zumal Bös schon seit Jahren als Querulant auffällig geworden sei.
Mit der Anzeige gefährde er nun den Ruf des gesamten Verbandes, urteilte der BVR. Der Genossenschaftsverband Hessen/Rheinland-Pfalz/Thüringen setzte nach und forderte vom Aufsichtsrat als zuständigem Kontrollorgan eine Entscheidung.
Das fünfköpfige Gremium zögerte indes, bekam eine Frist gesetzt und noch eine - bis zur jüngsten Sitzung am Montag abend. Fazit: Der Mitgliederversammlung sollte am 26. Februar vorgeschlagen werden, der "Abberufung" des renitenten Vorstandsvorsitzenden Bös zuzustimmen, wie der Aufsichtsratsvorsitzende gestern morgen bestätigte.
Welches "Ereignis" dann wenig später wieder alles in Frage stellte, wollte Friedrich Grimm nicht sagen, nur soviel: "Es gibt wahrscheinlich heute abend noch eine Sitzung des Aufsichtsrates mit den Verbandspräsidenten. Und wir haben die Hoffnung, daß die Vollversammlung nicht nötig ist, was für alle Beteiligten das Beste wäre." pom
POTSDAM, 16. Februar (ojw/AP). Die vom Bundesinnenministerium im November verbotene rechtsradikale "Deutsche Alternative" (DA) versucht offenbar verstärkt, unter das Dach der NPD zu schlüpfen. Brandenburgs Verfasssungsschutzchef Wolfgang Pfaff sprach am Dienstag in Potsdam von einem neuerdings "besonders geneigten Verhältnis" beider Parteien zueinander. So seien nicht nur zwei von der NPD formell angemeldete Veranstaltungen tatsächlich im wesentlichen von DA-Mitgliedern geprägt gewesen. Es sei auch bei den dem Verbot folgenden "heftigen Durchsuchungen" unter anderem ein NPD-Mitgliedsausweis des Cottbuser DA-Bundesvorsitzenden Frank Hübner (Mitgliedsnummer 66950) mit Eintrittsdatum 1990 sichergestellt worden. Andere Doppelmitgliedschaften seien gleichfalls nachgewiesen. Aufgrund dessen werde die brandenburgische NPD künftig einer verschärften Observation unterworfen.
Nachdrücklich verwahrte sich Pfaff gegen die Verharmlosung der DA, deren Vorsitzender zwar immer als "adretter Junge" habe "salonfähig" werden wollen, in Wirklichkeit aber ein ideologischer Brandstifter gewesen sei. Man habe Papiere gefunden, denen zufolge die DA zwar "Gewalttaten nicht unmittelbar geplant hat", dies aber nur "aus taktischen Gründen" abgelehnt habe. Zahlreiche sichergestellte Dokumente belegten eine "neonazistische Ideologie in konzentrierter Form". Pfaff legte dazu Fotos vor, die die DA-Führungsriege bei einer "Weihestunde" mit Hitlergruß vor der ausgebreitenen Hakenkreuzfahne zeigen.
Zu Untersuchungen über die ebenfalls verbotene "Nationalistische Front" (NF) wollte der Verfassungsschützer nichts sagen. Der Generalbundesanwalt habe wegen der Gründung von "nationalen Einsatzkommandos" Ermittlungen aus Verdacht auf Bildung einer terroristischen Vereinigung eingeleitet. Die NF sei stärker als die DA auf Gewalt ausgerichtet gewesen, und das sichergestellte Material sei brisanter als das der DA, meinte der Verfassungsschutzchef.
REICHELSHEIM. Ein Betreuerkreis, der am Montag abend im Bürgerhaus Reichelsheim während einer Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung gegründet wurde, will für ein möglichst reibungsloses Miteinander von Einheimischen und Fremden sorgen. Ende Februar, Anfang März ziehen voraussichtlich 23 Flüchtlinge in ein Haus "Im alten Dorf". Schätzungsweise in einem Jahr werden weitere 23 Asylbewerber in ein Nachbarhaus folgen, das sich derzeit noch im Bau befindet. Bislang leben in Reichelsheim, das nach der hierzulande geltenden Quote eigentlich 60 Flüchtlinge aufnehmen müßte, noch keine Verfolgten.
Die Anwohner der Straße "Im alten Dorf" sorgt nach Angaben von Bürgermeister Gerd Wagner (SPD), daß bald 46 Menschen aus einem fremden Kulturkreis in ihrer direkten Nachbarschaft wohnen werden. Vor diesem Hintergrund sei am Montag "recht munter" diskutiert worden unter den 200 Teilnehmern der Informationsveranstaltung, an der auch Vize-Landrätin Gila Gertz und Joachim Boehnke vom Bad Vilbeler Betreuerkreis für Flüchtlinge teilnahmen.
Mit dem Ergebnis ist Wagner zufrieden. Zwar sei letztlich "kein Einvernehmen mit den Anliegern" erzielt worden, doch eine umfassende Information habe zumindest verhindert, "daß Gerüchte kochen". Die Diskussion konzentriere sich noch auf zwei "Kernprobleme": Reichelsheimer befürchten Konflikte in Häusern mit 23 Bewohnern, die unter Umständen auch sie beeinträchtigen könnten. Obendrein erwarten sie, daß das Verkehrsaufkommen größer und die Zahl verfügbarer Stellplätze kleiner wird.
Vor diesem Hintergrund begrüßte es Wagner am Dienstag im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau ausdrücklich, daß sich noch am Montag ein bislang zehnköpfiger Betreuerkreis gebildet hat. Ansprechpartner könnten helfen, Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen und Konflikte einzudämmen. Dem Betreuungskreis gehören neben Wagners Frau Ulla auch Inge Behrens, die Frau von Stadtverordnetenvorsteher Hagen Behrens, und Irene Fleischhauer, die Frau von Stadtrat Karl Fleischhauer, an. Mit dabei sind auch Reichelsheimer, die nicht über einen deutschen Paß verfügen. Beispielsweise eine Irin und ein Rumäne. Bürgermeister Wagner betont, daß der Betreuungskreis offen ist. sal
KELKHEIM. Anton Fuchs und seine Schwester Helga Reindl, Noch-Besitzer des 22 000 Quadratmeter großen Areals ihrer früheren Pelztierfarm, können sich in Vorfreude auf ein gutes Geschäft die Hände reiben: Für stolze 454 020 Mark werden sie Grund und Boden an die Stadt verkaufen. Die will das Areal, auf dem seit Jahren illegal gebaute Hütten die Flur verschandeln, von Naturschutzverbänden rekultivieren lassen.
Vom Projekt sind alle Beteiligten begeistert, nur der Kaufpreis sorgt bei einigen Stadtverordneten - respektive aus den Reihen der UKW - für Bauchgrimmen. Hat der Gutachterausschuß vom Regierungspräsidium (RP) doch einen Quadratmeterpreis von zehn Mark als akzeptabel vorgegeben, während der Hornauer Pelz- und Lederhändler Fuchs nun 20 Mark einstreichen soll, moniert Albrecht Kündiger (UKW). Damit nicht genug: Die Stadt übernehme "ohne Not" auch noch den Abriß der zehn illegal gebauten Hütten, obwohl Fuchs seit Mai vorigen Jahres vom Verwaltungsgerichtshof eine Abrißverfügung vorliegt.
Horst Landgrebe, Leiter des Kelkheimer Liegenschaftsamtes, widerspricht: "Wir können das Urteil nicht geltend machen, weil der Kreis gegen Fuchs geklagt hat." Bleibe somit nur, das Areal zu kaufen, wie es ist. Unterm Strich komme die Stadt "noch ganz gut weg". Zahle sie für das stattliche Areal letztlich "nur" 162 000 Mark vom Kaufpreis. 80 000 Mark stammen aus Ausgleichsabgaben, die die Baugesellschaft TEKA als Ersatz für verbaute Natur an die Stadt zahlen mußte. Der Mammutanteil, 224 000 Mark, wird schließlich mit Geld aus dem Ausgleichsabgabentopf des Landes bestritten. In den fließen alle monetäre "Bußen", die bei Bauprojekten als Ersatz für zerstörte Natur fällig werden, sofern an anderer Stelle keine Ausgleichspflanzungen vorgenommen werden. Aus dem MTK liegen inzwischen 2,5 Millionen Mark im Topf, sagt Kreisumweltdezernent Gerd Mehler (SPD). Woraus wiederum Kreise und Kommunen Geld zweckgebunden für den Naturschutz abrufen können.
Die Zeit ist günstig, sagt Mehler, das Land gibt sich überaus spendabel. Auch er kann sich ob des Kelkheimer Deals zufrieden die Hände reiben. Wenn die Stadt mit der Rekultivierung gleich noch den Abriß der Hütten übernimmt, braucht der Kreis sich nicht mit dem Eigentümer zu plagen. Mehler: "Wenn die Hütten nicht abgeräumt worden wären, hätten wir das übernehmen und dem Eigentümer hinterherlaufen müssen, um die Kosten einzutreiben." Ein Verfahren, das sich über Jahre hätte erstrecken können.
Auch wenn die UKW mit den anderen Fraktionen am Montag abend für den Kauf gestimmt hatte, überzeugen Kündiger die Rechen-Kapriolen der Stadtverwaltung nicht: "Wir hätten das Grundstück allein mit Geld aus dem Ausgleichstopf finanzieren können." Er ärgert sich deshalb auch über die "Friß- oder-stirb"-Strategie von Bürgermeister Winfried Stephan (CDU), mit der er dem Stadtparlament die Zustimmung abgerungen hatte. Liegenschaftsamtsleiter Landgrebe räumt zwar ein, daß der Kaufbetrag weit über dem Marktwert liege. Selbst wer Liebhaberpreise zahle, sei in Kelkheim für Acker- und Wiesengrund mit zehn bis 15 Mark dabei. "Aber der Eigentümer ging von dem Preis nicht runter, und weil wir schließlich nicht wissen, ob auch in Zukunft noch so viel Geld aus dem Landestopf fließt, schlugen wir ein." Die "Sache" sei es in jedem Fall wert.
Die Initiative dazu stammt von Kelkheimer Naturschutzverbänden. Jahrelang hatten sie über die Hüttenlandschaft, die artfremd gepflanzten Hecken und Zäune geklagt. Oliver Conz vom Bund für Vogelschutz im Hornauer Wald arbeitete schließlich einen "buchdicken" Landschaftsschutzplan für das Gelände aus. Danach sollen Bachaue renaturiert, artfremde Gehölze entfernt, dafür heimische Gewächse und Feldholzinseln wieder aufgepäppelt werden. Die Stadt ließ einen Kostenvoranschlag erstellen und beantragte das Projekt beim Kreis, über das nun der Regierungspräsident entscheiden muß. Landgrebe: "Wenn der ,ja&rquote; sagt, kaufen wir." Die "rund 30 000 Mark" Abrißkosten für die Hütten hofft die Stadt mit dem Zuschuß verrechnen zu können. Dezernent Mehler betont zwar, "keinen Pfennig dafür auszugeben", weil alle Arbeiten samt der gewährten Mittel en détail aufgeschlüsselt seien. Landgrebe winkt ab: "Die Naturschützer arbeiten ehrenamtlich, da kriegen wir das mit dem Abriß schon hin." ANITA STRECKER
Die Hochschulgruppe der Jungsozialisten hat in der Auseinandersetzung um ihre Satire "Katholikenproblem lösen" prominenten Beistand erhalten. Der Kabarettist Rainer Basedow von der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, der Cartoonist Clodwig Poth sowie HR- Moderator Holger Weinert und der Unterhaltungschef des Hessischen Rundfunks Werner Klein haben in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Andreas von Schoeler appelliert, sich der Kritik an dem Juso-Text entgegenzustellen. Das Recht auf Satire sei Teil des Rechts auf Meinungsfreiheit und Aufklärung.
Wie berichtet, haben die Jusos sich in dem Beitrag für ihre Hochschulzeitung satirisch mit der Ausgrenzung von Minderheiten auseinandergesetzt.
Nach Ansicht der Unterzeichner handelt es sich dabei um eine "intellektuell scharfe" Darstellung. Kein Mensch werde im Ernst die Jusos oder die SPD verdächtigen, gegen katholische Christen oder eine "Katholikenflut" einzutreten, heißt es in dem Brief. "Man braucht nur überall in dem satirischen Pamphlet statt ,Katholikenflut&rquote; ,Asylantenflut&rquote; einzusetzen, und es wird sichtbar, gegen welche alltägliche Sprech- und Denkmechanik hier pointierte Aufklärung betrieben wird." mat
JULIANE ZOLLMANN, neue Leiterin der Musikschule Bad Vilbel / Karben, stellt sich in dieser neuen Funktion erstmals beim Preisträgerkonzert "Jugend musiziert" am 28. März, um 11 Uhr im Saal der Alten Mühle der Öffentlichkeit vor. (Die FR berichtete am Dienstag.) Mit diesem Konzert wird auch Professor JÖRG HEYER verabschiedet, der die Geschicke der Musikschule mehr als zwei Jahrzehnte als Leiter oder als Vorstandsmitglied lenkte.
BUTZBACH. Ein überregionales Nachrichtenmagazin der Gefangenen soll möglichst bald monatlich in Butzbach erscheinen. Das wünscht sich das Redaktionsteam des "Wendepunkt" in der Vollzugsanstalt an der Kleeberger Straße. Den Abbau der Informations-Barriere zwischen "drinnen" und der Welt außerhalb der Gefängnismauern schrieben die inhaftierten Zeitschriften-Macher auf ihr Panier. Am Wochenende war Redaktionsschluß für die erste rund 60seitige DIN- A4-Ausgabe dieses Jahres. Eine Butzbacher Druckerei stellt den "Wendepunkt" in den nächsten zwei Wochen auf Kosten des Landes Hessen her. Wer sich eins der bisher nur 550 Exemplare sichern will, muß sich an die "Wendepunkt"-Redaktion (Postfach 320, 6308 Butzbach) wenden.
Der nur noch in wenigen Exemplaren verfügbare "Wendepunkt" 4 / 92 enthält unter anderem ein Porträt der Friedberger Haftanstalt, eine Reportage über einen in Butzbach arbeitenden Erfinder, Berichte über Gefängnisse in der GUS und USA, Gymnastik-Tips sowie englisch- und spanischsprachige Beiträge.
Schon seit etwa zwei Jahren gibt der Anstaltsleiter Klaus Winchenbach ungefähr vierteljährlich den von Gefangenen gestalteten "Wendepunkt" heraus. Neu ist das Konzept und die Aufbruchstimmung, die mit der Bestallung des Redaktionsleiters Michael Heise seit Ende 1992 bei den Zeitungsmachern im "Knast" herrscht. Der "Wendepunkt" soll über den Status einer Haus-Zeitschrift herauswachsen. Der Anstaltsleiter mischt sich nicht in Inhalt und Gestaltung ein, solange die Redakteure nicht konkrete Vorfälle oder Bedienstete vor Ort kritisieren.
Die von einem Anstalts-Psychologen - und auch von zwei FR-Redakteuren der Bezirksredaktion für den Wetteraukreis - begleitete Redaktionsgruppe erhofft sich demnächst ein eigenes Büro im Butzbacher Gefängnis. Bisher verwaltet Michael Heise die beim Zeitungmachen anfallenden Papierberge in seiner Zelle. Die Redaktionsbesprechungen sind auf 90 Minuten in der Woche beschränkt. nes
Die Hoechst AG ist vor dem Frankfurter Verwaltungsgericht mit dem Versuch gescheitert, im Eilverfahren von Vorauszahlungen der neu eingeführten hessischen Sonderabfallabgabe befreit zu werden.
Eine Entscheidung im Hauptverfahren ist noch nicht ergangen, wie das Wiesbadener Umweltministerium jetzt dazu mitteilte. Das Verwaltungsgericht habe aber bereits festgestellt, daß nach einer ersten Überprüfung das hessische Gesetz "nicht gegen höherrangiges Recht" verstoße. Die Industrie hält die 1991 eingeführte Abgabe für rechtswidrig, eine Verfassungsbeschwerde gegen das Gesetz ist noch anhängig.
Hoechst hatte geklagt, nachdem das Darmstädter Regierungspräsidium im Vergleich zu den Vorausschätzungen der Firma eine fünfmal höhere Vorauszahlung festgelegt hatte. Insgesamt hat das Land laut Umweltressort seit dem 1. August 1991 rund 28 Millionen Mark an Vorauszahlungen eingenommen.
Das Gesetz sieht Abgaben zwischen 50 und 150 Mark pro Tonne Sonderabfall vor. Die Abgaben müssen zweckgebunden zur Abfallvermeidung und Altlastensanierung verwendet werden und sollen vom 1. Juli an auf die doppelte Höhe ansteigen. me
Wenn der Kaminfeger zweimal klingelt, steht dem Abergläubischen nicht nur Glück und dem praktisch Denkenden nicht nur die Emissionsmessung ins Haus. Gelegentlich muß der Kunde damit rechnen, daß der Handwerker nach getaner Arbeit seinen Quittungsblock aus der Tasche zieht und dem Hausbesitzer oder Wohnungsmieter eine Wege- gebühr in Rechnung stellt. So geschehen im Fall von FR-Leserin Elisabeth S., die für den Besuch des Bezirksschornsteinfegers 21 Mark begleichen sollte.
Als Frau S., aus dem Urlaub zurückgekehrt, ihren Briefkasten leerte, fiel ihr auch eine Nachricht besagten Schornsteinfegers in die Hände. Dieser hatte, wie Frau S. las, trotz vorheriger Ankündigung bei seinem Besuch in dem Bornheimer Mietshaus die Wohnung von Frau S. unzugänglich vorgefunden. Nun sei ein zweiter Besuch notwendig, um der turnusmäßig anstehenden Pflicht zur Prüfung von Abgasrohren und -kanälen und der Messung möglicher Kohlenmonoxid-Rückstände nachzukommen. Für diese nun notwendige zweite Fahrt werde der Mieterin eine Gebühr in Höhe von 21 Mark in Rechnung gestellt.
Wenn der Gewerbetreibende branchenübergreifend auch mal im Geldbeutel der Kunden kehrt, so geschieht dies mit ausdrücklicher ministerieller Billigung. Denn nach Angabe der Landesinnung für das Schornsteinfegerhandwerk sieht die vom hessischen Wirtschaftsminister erlassene Gebührenordnung einen Zuschlag für den Fall vor, daß außerhalb der planmäßigen Begehung der Betreiber einer Anlage diese "wiederholt" für eine Untersuchung nicht zugänglich macht. Der Zuschlag, so Landesinnungsmeister Dieter Wimmel, sei aber noch nicht beim ersten Alternativtermin fällig, der für eine oder mehrere Mietparteien eines Hauses anberaumt wird. Erst wenn bei diesem Ausweichdatum der Mieter wiederum nicht anzutreffen ist, so daß der Schornsteinfeger ein drittes Mal klingeln muß, kann dieser für den Mehraufwand die Pauschalgebühr kassieren. Diese Gebühr ist dann auch in dem Fall in voller Höhe zu entrichten, wenn mehrere Mietparteien einen dritten Untersuchungstermin notwendig machen. sar
DIETZENBACH. Durch den Abzug der US-Soldaten sind in der Stadt rund 60 sogenannte Natowohnungen freigeworden, von denen 25 bisher noch nicht vermietet sind. Dabei handelt es sich um Drei-Zimmer-Wohnungen im Starkenburgring, die mindestens 80 Quadratmeter groß sind. Die Mietpreise orientieren sich im wesentlichen am freien Wohnungsmarkt und liegen daher nach Auskunft des Ersten Stadtrates Lothar Niemann bei 14 Mark pro Quadratmeter.
Einigen der vielen Familien mit Kindern, die in Dietzenbach in viel zu kleinen Wohnungen leben, konnte bei der Suche nach einem größeren Zuhause bereits geholfen werden, und dennoch sind 25 Wohnungen frei. Dafür gebe es allerdings kein Wohngeld, sagte Niemann.
Wegen der langen Warteliste - allein 900 Leute suchen in der Stadt eine Sozialwohnung - hält es Bürgermeister Jürgen Heyer für eine der dringlichsten Aufgaben der Kommune, neue Wohnungen zu bauen. Erster Stadtrat Lothar Niemann relativiert diese Aussage und meint dazu, daß es wichtig sei "Wohnraum bereitzustellen." Nicht bauen allein sei das Erfolgsrezept. Abhilfe bei der Wohnungsnot könnte auch dadurch geschaffen werden, indem Besitzer von Ein- oder Zweifamilienhäusern Räume vermieten. Viele praktizierten dies jedoch nicht, weil sie Angst haben, mit den Mietern Ärger zu bekommen und sie dann nicht mehr loswerden. Aus diesem Grund fordert Niemann ein differenziertes Mietrecht für Bürger, die mit den Vermietern unter einem Dach wohnen und andere, die in Mehrfamilien- oder Hochhäusern daheim sind und mit dem Besitzer gar nichts zu tun haben.
Jede Medaille habe jedoch zwei Seiten, räumt der Erste Stadtrat ein. Dies bedeute im konkreten Fall, daß die Mieter in den Zweifamilienhäusern, weniger Schutz genießen als die anderen. Doch nur so sind die Hausbesitzer nach Ansicht Niemanns dazu zu bringen, die freistehenden Räume zu vermieten. aim
Für die drei tollen Tage und das Drum und Dran wird überall gerüstet. Was sich zum Endspurt rund um Frankfurt tut, bündelt nachfolgend die (keineswegs vollständige) Liste.
Donnerstag, 18. Februar: Düsseldorf/Bonn, Altweiberfastnacht auf den Straßen - (fast) alles ist erlaubt.
Samstag, 20., bis Dienstag, 23. Februar: Mainz und Mannheim, Innenstadt; Wiesbaden, Elsässer Platz; Worms, Marktplatz; Speyer, Königsplatz, Fastnachtsmesse.
Samstag, 20. Februar: Mainz, Innenstadt, Jugendmaskenzug "Umzug der närrischen Rekruten". Rottenburg/ Neckar, Zunftmesse, Straßenfasnet und Maskenball. Tuttlingen an der Donau, 14 Uhr, Fasnetumzug in der Innenstadt. Bad Soden am Taunus, Haselgrundhalle, 19.30 Uhr, Kostümball, Bürgerhaus, Ortsteil Neuenhain, 20.11 Uhr, Maskenball "Hollywood in Neuehaa". Hattersheim, 14.11 Uhr, Fastnachtsumzug.
Sonntag, 21. Februar, Mainz, 11.11 Uhr, Innenstadt, Parade der närrischen Garden. Wiesbaden, 13.11 Uhr, Fastnachtsumzug durch die Innenstadt. Bad Soden am Taunus, Haselgrundhalle, 15 Uhr, Kinderfasching. Kronberg, Stadthalle, 15 Uhr, Kinderfasching. Darmstadt-Wixhausen, 13.11 Uhr, Karnevalsumzug. Flörsheim, 14.01 Uhr, Fastnachtsumzug. Oberursel, 14.11 Uhr, Taunus-Carnevalszug. Heppenheim an der Bergstraße, 14.11 Uhr, Fastnachtsumzug.
Rosenmontag, 22. Februar: Mainz, 11.44 Uhr, Rosenmontagszug durch die ganze Stadt. Bensheim, Fastnachtsmarkt. Bad Homburg, Kurhaus, 14 Uhr, Kinderfasching, Gotisches Haus, 19 Uhr, Rosenmontagskonzert Mozart & Ragtime. Heppenheim an der Bergstraße, 14.11 Uhr, Kinderfastnachtsumzug. Seligenstadt, 13.59 Uhr, Rosenmontagszug. Mühlheim, 14.11 Uhr, Rosenmontagszug.
Fastnachtsdienstag, 23. Februar, Heidelberg, 14 Uhr, Fastnachtsumzug. Mainz, 15.11 Uhr, Närrische Kappenfahrt aller Korporationen. Bad Homburg, Kurhaus, 15.11 Uhr, Kinderfasching. Königstein, Straßenfasching. Bad Homburg-Kirdorf, 14.11 Uhr, Kinderfasching und Faschingsumzug im Bürgerhaus. Kronberg-Oberhöchstadt, 14.30 Uhr, Fastnachtsumzug mit über 100 Zugnummern. Herbstein im Vogelsberg, 10 Uhr, Großer Springerzug mit "Kundgebung" auf dem Marktplatz. Bad Mergentheim, 14 Uhr, Faschingsumzug. Gundelsheim am Neckar, Altstadt-Straßenfasching mit Umzug. Hirschhorn am Neckar, zum Faschingsausklang abends Feuerradrollen im Ortsteil Langenthal. er
Ev. Nazarethgemeinde in Eckenheim, Feldscheidenstraße 36: Jugendliche ab 13 Jahren treffen sich jeden zweiten Donnerstag im Monat (von 16 bis 18 Uhr), Jugendliche ab 17 Jahren treffen sich nach Absprache einmal im Monat. Informationen gibt's unter Tel. 5 48 18 81. gn
Der ökologische Arbeitskreis der evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Eschbach trifft sich am Mittwoch, 24. Februar, um 18 Uhr, im Gemeindesaal, Görlitzer Straße 26-28. Themen sind die Energiebilanz des Gemeindezentrums und eine Solaranlage für den Kindergarten. ov/07
Aus der Musikwelt
Bach-Chor singt in Wiesbaden In der Reihe von "Bach-Kantaten - Musik im Gottesdienst" führt der Bach- Chor Wiesbaden am Sonntag, 21. Februar, um 10 Uhr in der Lutherkirche am Gutenbergplatz nahe dem Hauptbahnhof die Kantate "Schauet doch und sehet" (BWV 46) von Johann Sebastian Bach auf. Geistliches Konzert in Mainz Der Bach-Chor Mainz bestreitet am Sonntag, 28. Februar, um 11.15 Uhr zu den "Universitätsgottesdiensten in der Christuskirche", Kaiserstraße, Mainz, ein großes geistliches Konzert. Aufgeführt werden Werke für Chor und Orgel von Johannes Brahms, Frank Martin und Max Reger. Cembalo, Oboe, Orgel In der Dankeskirche vor dem Kurpark von Bad Nauheim gestaltet bereits am Samstag, dem 27. Februar, um 20 Uhr der bekannte und am Ort beheimatete Organist Rainer Lille ein Konzert für Cembalo, Oboe und Cembalo sowie für Orgel solo. Rainer Lille konnte den renommierten Oboisten Stefan Gleitsmann vom Rundfunkorchester Frankfurt für das Konzert gewinnen. Werke für Orgel und Cello In der Paulskirche im Niebergallweg in Darmstadt spielen am Samstag, 20. Februar, um 18 Uhr Christoph von Erffa und Wolfgang Kleber Kompositionen für Orgel und Cello von Bach, Genzmer, Hessenberg und Reger.
FRANKFURT A. M. Die Tischtennisspieler der Anna-Schmidt-Schule (Westend und Nieder-Erlenbach) und der Carl- Schurz-Schule (Sachsenhausen) sind weiter auf Meisterschaftskurs. In der Regionalentscheidung des bundesweiten Wettbewerbs "Jugend trainiert für Olympia" setzten sie sich gegen ihre Konkurrenten von der Altkönigschule (Königstein) und der Gesamtschule Stierstadt durch.
Die beiden Frankfurter Mannschaften hatten vor einigen Wochen bei den Stadtmeisterschaften die erste Hürde nach Berlin genommen. Dort wird im Mai das Bundesfinale ausgetragen.
In seiner Begrüßungsansprache dankte der Direktor der Anna-Schmidt-Schule, Herbert Weidlich, den Schülern für ihr Engagement und sagte: "Es wird viel über die Gewalt an Schulen geredet - gerade im sportlichen Wettkampf lernt man aber, miteinander umzugehen. Möge der Bessere gewinnen."
Die besseren waren an diesem Nachmittag die Frankfurter Mannschaften, die ihre Gegner klar mit 5:1 und 5:2 besiegten. Die Eröffnungsdoppel Richard Heininger / Bilgin Karaoglan und Markus Boehe / Patrik Bertman verschafften der Anna-Schmidt-Schule gleich zu Beginn eine komfortable Führung. Amir Arabschaki verkürzte gegen Sebastian Wiedemann, bevor Christian Siegmund den alten Zwei-Punkte-Vorsprung zum 3:1 wieder herstellte. Markus Boehe und Patrik Bertman gewannen im Anschluß ihre zwei Einzel ebenfalls, so daß das Endergebnis von 5:1 bereits nach einer Stunde feststand.
Die Spieler der Carl-Schurz-Schule hatten es nicht ganz so einfach. Martin Fröhlich/Laslo Scholze und Johnny-Bobb Sue/Bruno Pusch besiegten ihre Gegner ohne Satzverlust. Die Stierstädter Daniel Podesky und Andreas Bob gewannen aber ihre Einzel gegen Carsten Post und Ramon Maaz, so daß nach dem vierten Spiel wieder alles offen war. Martin Fröhlich, Laslo Scholze und Johnny-Bobb Sue ließen sich aber nicht verunsichern und holten die notwendigen drei Punkte zum 5:2-Sieg.
Das Zuschauerinteresse in der Sporthalle der Anna-Schmidt-Schule am Gärtnerweg war mit etwa 30 Zuschauern enttäuschend. "Das Interesse unter Jugendlichen an Vereinen und deren Veranstaltungen schwindet schon seit Jahren. Badminton, und seit der Olympiade Basketball, sind die Ausnahmen. Seit das ,Dream-Team&rquote; fast täglich im Fernsehen zu bewundern war, wollen alle Basketball spielen", erzählt Jürgen Diefenhardt, der Tischtennistrainer der Anna-Schmidt- Schule.
Es sei auch enttäuschend gewesen, daß bei der Stadtmeisterschaft nur drei Schulen mitgemacht hätten. Offensichtlich gäbe es nicht genügend engagierte Lehrer, denn "auf jeder Schule gibt es gute Spieler, man muß sich nur die Mühe machen, diese zu finden und zusammenzubringen. Dazu reicht doch oft schon ein Blatt am schwarzen Brett."
Die Bedeutung von Sportvereinen im Leben Jugendlicher hebt der Koordinator der Veranstaltung, Michael Ulmer, hervor. "Gerade heute ist Sport im Verein wichtig. Sich auf ein Ziel konzentrieren, sich die Zeit einteilen und auch sich selbst beherrschen können, ist wichtig. Viele der Kinder sitzen doch den ganzen Tag vor ihrem Game-Boy."
Die Spieler der zwei Frankfurter Schulen haben es jedenfalls geschafft: Sie sind eine Runde weiter. Am Mittwoch, 10. März, beginnt in Schlüchtern die Landesentscheidung der Jahrgänge 1976-78 (Carl-Schurz-Schule), eine Woche später, am Mittwoch, 17. März, die der Jahrgänge 1978-80 (Anna-Schmidt-Schule) in Birstein. ova
BAD VILBEL. Viele pflegebedürftige Langzeitkranke oder ältere Menschen sind froh, wenn Angehörige sie zu Hause betreuen. In einigen Fällen sind jedoch Kräfte und Verantwortung der Verwandten und Partner überfordert. Im Seminar "Pflegende Angehörige" des evangelischen Vereins für Kranken- und Gemeindepflege werden auch die Möglichkeiten und Grenzen der Pflege zu Hause aufgezeigt. Das Seminar wird von 2. bis 25. März von 19 bis 21 Uhr im Gemeindezentrum der Christuskirchengemeinde, Grüner Weg 2, angeboten. Anmeldung Telefon 8 50 53 (von 8.30 bis 12.30 Uhr).
An acht Abenden werden außerdem folgende Themen behandelt: Körperliche und psychische Veränderungen im Alter, Methoden der Pflege, Begleitung und Pflege Sterbender, Information über bestehende Gesprächskreise pflegender Angehöriger. Außerdem steht ein Besuch des Alten- und Pflegeheimes Heilsberg auf dem Programm. Die Seminargebühr beträgt 30 Mark. de
Ortsgericht Nieder-Eschbach: Das Amtsgericht hat Alfred Zimmermann, Oberer Kirchwiesenweg 5, 6000 Frankfurt am Main 50, zum Ortsgerichtsvorsteher ernannt. Sprechstunden sind dienstags zwischen 17 und 18 Uhr in der Verwaltungsstelle, Deuil-la-Barre-Straße 26. di
Freiwillige Feuerwehr Nieder-Eschbach: Für die Jugendgruppe sucht die Wehr noch Jungen und Mädchen im Alter von zehn bis 16 Jahren. Geboten werden neben einer feuerwehrtechnischen Ausbildung Sport, Spiel, Freizeit, Geselligkeit und mehr. Auskunft gibt Tanja Reglinski unter Tel. 5 07 43 84. nd
DÜSSELDORF/BONN, 16. Februar (vs/ FR). Die verkehrspolitischen Sprecher der CDU und CSU im Bund und in allen Landtagen haben nach gemeinsamen Beratungen in Düsseldorf eine Straßenbenutzungsgebühr auf den deutschen Autobahnen als unsozial, umweltunverträglich und ungerecht abgelehnt. Eine Vignette verursache außerdem einen Verwaltungsaufwand, der heute noch gar nicht absehbar sei, meinten sie. Um die 70 Milliarden Mark Bahnschulden abzutragen, sollte die Mineralölsteuer um zehn Pfennig pro Liter erhöht werden. Sie wollen aber eine Schwerlastabgabe für alle Lkw.
Die Bonner Koalition will am am 4. März über die Vignette entscheiden. Es sei klar, daß auch die Mineralölsteuer erhöht werden müsse, teilten Kanzleramtschef Friedrich Bohl (CDU) und der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Hermann Otto Solms, am Dienstag mit. (Weiterer Bericht auf Seite 3)
Die Kindertagesstätte 102 in der Griesheimer Kiefernstraße ist eröffnet. In seiner Festansprache betonte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler die Anstrengungen der Stadt, die Versorgung mit Kindergarten- und Kindertagesstättenplätzen zu verbessern. In Griesheim gebe es nach der Eröffnung der KT 102 für 60 Prozent der Kinder einen Platz.
Die neue Tagesstätte bietet Raum für 100 Kinder, 60 im Kindergarten und 40 im Hort. Fünf Gruppenräume, zwei für Hausaufgaben, ein Mehrzweckraum, die Küche und ein Verwaltungsraum sind in dem schmalen Gebäude untergebracht.
Daß das Problem der Kinderbetreuung mit Neubauten alleine nicht zu lösen ist, wird auch an dieser, mehr als fünf Millionen Mark teuren KT deutlich: Von den 100 Plätzen können zur Zeit nur 66 belegt werden, zwei Erzieherinnen fehlen. ova
KÖNIGSTEIN. Ein Schaden von insgesamt 46 500 Mark ist bei zwei Auffahrunfällen auf der B 8 am Montag entstanden. So waren gegen 8.45 Uhr in Höhe der "Leimeister-Kurve" drei in Richtung Glashütten fahrende Wagen aufeinandergeprallt, als der vordere Fahrer rechts in eine Waldschneise einbiegen wollte. Der Blechschaden beläuft sich auf 13 500 Mark.
Auf der "Sodener Straße" krachte es gegen 18.30 Uhr: Auch hier fuhren drei Autos kurz vor dem Königsteiner Kreisel aufeinander, weil der Vordermann sein Gefährt zum Stehen bringen mußte. Bei dem Zusammenprall wurde er dabei leicht verletzt. Geschätzte Schadenssumme: 33 000 Mark. ki
Ich glaub', mich streift ein Bus
OBERURSEL. Sehr kontaktfreudig zeigte sich am Montagmittag ein Autofahrer, der mit seinem Wagen gegen 13.40 Uhr auf der Dornbachstraße in Richtung Heidegraben unterwegs war: In Höhe des Hauses Nummer 62 pendelte er plötzlich auf die andere Straßenseite, so daß er von einem entgegenkommenden Linienbus gestreift wurde. Ohne sich um den entstandenen Schaden zu kümmern, tuckerte das Auto weiter Richtung Ahornweg. Dort setzte er seinen Streifzug munter fort: Diesmal war ein Personenwagen das Opfer. Doch hielt der Kontaktfreudige diesmal nach zehn Metern an und rollte wieder zurück - bis gegen den gestreiften Wagen, dem er dabei noch das Heck zerknautschte. Nach Abgaben der Polizei stand der Fahrer nicht unter Alkoholeinfluß, schien aber "merklich verwirrt". ki
DREIEICH. Der Kreis Offenbach unterstützt die Bemühungen der Freunde Sprendlingens, die Mikwe in Sprendlingen zu erschließen. Das jüdische Ritualbad, daß sich unter einem Stallgebäude auf einem Grundstück in der Hellgasse befindet, soll wieder zugänglich gemacht werden. Von den Kosten, die auf 50 000 Mark geschätzt werden, übernimmt der Kreis 10 000 Mark. Die Stadt Dreieich beteiligt sich mit 30 000 Mark.
Die Mikwe ist als Kulturdenkmal in der Denkmaltopographie des Kreises beschrieben. Danach handelt es sich um einen Raum von 3,20 mal 2,30 Meter. In dem Gewölbe wurden ein Holzpodest und ein quadratisches Becken gefunden.
Die Details belegen, daß es sich um ein sogenanntes Beckenmikwe handelt. Solche Bäder wurden seit dem späten Mittelalter von kleineren jüdischen Gemeinden gebaut. Sie dienten ihnen zur rituellen Reinigung. dac
WIESBADEN. Unachtsamkeit ist vermutlich Ursache eines Verkehrsunfalles, der sich am Dienstag morgen auf der Autobahn A 66 unweit des Wiesbadener Kreuzes ereignet hat. Wie die Polizei gestern berichtete, wurden beim Zusammenstoß eines Sattelzuges und eines Lastwagens keine Personen verletzt.
Nach Angaben der Polizei hatten sich gestern morgen im Berufsverkehr die Fahrzeuge auf der Autobahn wegen des einsetzenden Schnellfalles gestaut. Gegen 8.45 Uhr reagierte der Fahrer eines Sattelzuges aus Limburg offenbar nicht mehr rechtzeitig, als er das Ende des Staus bemerkte.
Der Mann konnte sein schweres Gefährt nicht mehr zum Stehen bringen und rammte daraufhin einen Lastwagen aus Bad Ems, der das Ende des Staues bildete.
Den übrigen Verkehrsteilnehmern sind nach Angaben eines Polizeisprechers durch den Unfall jedoch keine Nachteile entstanden: Der Stau habe sich deshalb nicht wesentlich verlängert. schu
Nach fünf Jahren wird sich der am Sonntag, 13.31 Uhr startende Frankfurter Fastnachtszug nicht mehr im Uhrzeigersinn durch die City bewegen, sondern wieder in seine ursprünglichen Bahnen zurückkehren. Aufstellraum ist Westhafen / Untermainkai / Grindbrunnen. Von da geht es mit Musik durch die fast sieben Kilometer lange Strecke.
Das ist der Weg: Buchgasse, Bethmannstraße, Braubachstraße, vorbei an der Ehrentribüne (Paulskirche) und Römer zur Fahrgasse, Kurt-Schumacher- Straße , Battonnstraße und Stoltzestraße. Dann geht nach Westen durch Allerheiligenstraße, Kurt-Schumacher-Straße, Battonnstraße, Fahrgasse und Töngesgasse zum Liebfrauenberg, durch die Bleidenstraße bis Kornmarkt, Weißadlergasse, Am Salzhaus bis in den Bereich Taunustor und Gallusanlage (dort Auflösung).
Über zwei Stunden wird sich der "Tausenfüßler" durch die Straßen schlängeln. Mehr als 6000 Aktive sollen sicherstellen, daß die monatelangen Planungen des "Großen Rates" (die Dachorganisation von 64 Karnevalvereinen) - 284 Zugnummern! - in Erfüllung gehen.
91 Vereine und Verbände, vorwiegend aus Frankfurt und der näheren Umgebung, sind dabei, darunter 49 Garden und Majorettengruppen, 37 Kapellen, Spielmanns-, Fanfaren- und Musikzüge mit etwa 800 Spielleuten, 85 Schwellköpp-, Fahnen- und Symbolträger, 84 Pferde sowie 79 Motiv-, Witz- und Komiteewagen. "Der Zug läuft bei jeder Witterung", sagt der Zugmarschall.
Eindringlich appelliert die Polizei an die Eltern, beim Fastnachtszug am Sonntag besonders auf die Kinder zu achten, damit diese beim Einsammeln von "Knolle" nicht zwischen die Wagen springen. Die Polizei - 300 Beamte sind eingesetzt - verweist auf Absperr- und Umleitungsmaßnahmen am Sonntag, die stufenweise erfolgen. Sichergestellt ist auch der Sanitätsdienst.
Die Übergabe des Stadtschlüssels an die närrischen Regenten erfolgt am Samstag, 15.11 Uhr, an der Paulskirche. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler wird ihn an die närrischen Tollitäten Prinzessin Petra I. und Prinz Bernd I. überreichen.
Dieser "Absetzung" von Schoelers und seiner "Helfershelfer" geht ab 12.31 Uhr ein großes Kinderfest mit Überraschungen (Bereich Römer-Paulskirche) voraus, zu dem alle Frankfurter Kinder mit ihren Eltern sowie Schülerinnen und Schüler eingeladen sind.
Von Fastnachtsamstag bis Fastnachtdienstag gastieren auch wieder die Schausteller auf Römerberg und Paulsplatz mit einem Vergnügungspark. dixi
ZEILSHEIM. Mit 10 000 Mark sind gestern mittag zwei Bankräuber nach einem Überfall auf die Frankfurter Sparkasse entkommen. Einem Polizeisprecher zufolge betraten die beiden maskierten Täter die Filiale in der Pfaffenwiese 58 um 13.02 Uhr. Ein Angestellter wollte die Tür gerade zur Mittagspause schließen. Die 20 bis 23 Jahre alten Männer bedrohten die drei Bankkaufleute mit Pistolen und forderten unmißverständlich Geld.
Mit der Beute flüchteten die Bankräuber anschließend zu Fuß über die Lenzenbergstraße in Richtung Hohe Kanzel. Trotz sofort eingeleiteter Fahndung konnten die Täter bis Redaktionsschluß nicht gefaßt werden. An der Suche waren etwa 25 Einsatzwagen beteiligt. Über der A 66 kreiste ein Polizeihubschrauber.
Die Täter sollen zwischen 1,77 und 1,80 Meter groß sein und schwarze Haare haben. Beide trugen Jeans, einer dazu ein hellgraues Hemd. Hinweise auf die Bankräuber nimmt die Polizei Hattersheim unter Telefon 0 61 90 / 86 53 oder jede andere Dienststelle entgegen. tos
NEU-ANSPACH. Gut sechs Prozent mehr Müll als 1991 haben sich im vergangenen Jahr in der Gemeinde angesammelt. Insgesamt trennten sich die Neu- Anspacher von 5194 Tonnen Unrat und Wertstoffen, darunter 2454 Tonnen Hausmüll und 400 Tonnen Sperrmüll für die Deponie Brandholz.
Blieben 45 Prozent wiederverwendbare Stoffe. Zunahmen gab es bei Glas, Gartenabfällen, Kunststoffen und bei den Dosen, die sich sogar verdoppelten. Dagegen sank die Menge des gesammelten Papiers ein wenig.
Ordnungsamtsleiter Roland Liebler attestiert den Neu-Anspachern "hohes Getrenntsammlungsbewußtsein" - aber einige Umweltsünder seien immer noch am Werk. So mußte der Bauhof 311 Autoreifen einsammeln: an Wertstoffsammelstellen, öffentlichen Parkplätzen und im Wald. Zudem würden viele Materialien vor den Glas- oder Papiercontainern abgestellt, obwohl die Behälter leer seien. ill
Mittwoch, 17. Februar SPD: Mit sachkundigen Gästen soll ab 19.30 Uhr beim Bergen-Enkheimer Gespräch in der Gaststätte "Schöne Aussicht" (Im Sperber 24) die aktuelle Wohnungspolitik diskutiert werden. Mit dabei sind Sozialdezernent Martin Berg (SPD), Werner Schaub vom Mieterschutzverein und Reinhard Bartholomäi von der Nassauischen Heimstätte.
"Der Tag hat sich verdüstert, wenn die Sonne schien", erinnert sich Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) an die Sommersmog-Zeiten '92, "man mußte die Kinder zum Spielen in die Garage schicken, damit die Autos draußen weiter ihr Spiel treiben konnten." In diesem Jahr sollen Jugendliche der Ozon-Gefahr nicht ausweichen, sondern die Konzentrationen des für Lunge und Atemwege schädlichen O3-Reizgases messen.
Meßinstrument der "Ozon-Detektive" (Ebeling) ist ein Bio-Indikator: Tabakpflanzen, deren Blätter fleckig werden, wenn der O3-Gehalt der Luft 80 Mikrogramm pro Kubikmeter übersteigt. Die Samen für die Gewächse und die Pflanz- und Meßanleitung liefert der "World Wide Fund for Nature" (WWF) für acht Mark. Interessierten Klassen werde man das kaufen, verspricht Ebeling. peh
Kleine FR
Seniorentanz BAD HOMBURG. Zu einem Informationstag zum Thema "Seniorentanz" fährt die Elternschule Taunus am Donnerstag, 11. März, nach Hattersheim. Die Abfahrt mit dem Bus ist um 13 Uhr am Bad Homburger Bahnhof. Anmeldungen (von 9 bis 12 Uhr) unter Tel. (0 61 72) 69 09 45. "Angst frißt Seele auf" BAD HOMBURG. Die Psychotherapeutin Gisela Trüller leitet einen Kurs zum Thema "Angst frißt Seele auf". Er beginnt am Donnerstag, 11. März, um 20 Uhr im katholischen Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße 19. Anmeldungen bei der Elternschule Taunus (von 9 bis 12 Uhr) unter Tel. (0 61 72) 69 09 45. Frausein heute BAD HOMBURG. Das Frauenzentrum (Louisenstraße 38) lädt zu einem Wochenendkurs vom 19. bis 21. Februar zum Thema "Frausein heute - Anspruch, Wirklichkeit, Träume" ein. 20 Kilometer durch den Taunus FRIEDRICHSDORF. 20 Kilometer ziehen die Leistungswanderer des Taunusklubs Köppern am Sonntag, 28. Februar, von Treisberg aus durch den Taunus. Klubmitglieder und Gäste fahren um 10.30 Uhr am Köpperner Bürgerhaus mit eigenen Autos los. Basar für krebskranke Kinder FRIEDRICHSDORF. Einen Basar mit Kinderkleidung organisiert das Basarteam der Dillinger Freunde für Samstag, 13. März, von 13 bis 15 Uhr im Vereinshaus, Taunusstraße 104. Verkaufsnummern gibt es ab sofort unter Telefon 0 61 72 / 7 47 59 und 7 59 77. Ein Zehntel des Erlöses geht an die Kinderkrebshilfe.
FRANKFURT A. M., 16. Februar (FR). Aufgelockerte Bewölkung und in der Mitte Regen oder Schneeregen sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen zwei bis sieben, die Tiefstwerte zwischen minus fünf und null Grad. Weitere Aussichten: Bewölkung im Norden, im Osten Regen. (Siehe Lokales)
BAD HOMBURG. Mißmutige und ängstliche Blicke der Altstädter gen oben: wie Hans- guck-in-die-Luft. Ab und zu platscht eine Ladung vom Toilettenhäuschen auf der Ritter-von- Marx-Brücke in die Tiefe und landet auf dem Pflaster. Taubendreck. Lange Zeit war Ruhe mit den Geschossen. Denn der Abwehr der wilden Friedenssymbol- Vertreter dienten Drahtgeflechte auf den Fenstersimsen des Toilettenhäuschens.
Mit der Renovierung des Häuschens und dem neuen Dach hielt die Taubenwacht auf dem Sims wieder Einzug. Wenige Tage vor dem Weihnachtsmarkt wurde das Gerüst am Häuschen abmontiert. Aber der Anti- Tauben-Zaun fehlt. Teile des ehemaligen Gitters liegen unter dem Brückenbogen. "Haben die vergessen, die Schutzgitter einzubauen?", meldete sich der besorgte FR-Leser H. zu Wort. Seine und die Sorge anderer Altstadtbewohner: "Die Tauben verdrecken doch alles."
Die Empörung zielt in Richtung vermeintlicher Steuerverschwendung. Gerüst aufgebaut, Gerüst abgebaut - und dann das Gitter gar vergessen?
Dem städtischen Hochbauamtsleiter Norbert Kraft sind die Beschwerden der Anwohner bereits zugetragen worden. Lieferschwierigkeiten, begründet Kraft die Belagerungschancen für die gurrenden Wächter am Eingang zur Innenstadt. "Die Gitter sind bestellt, ich mache noch mal Dampf", sagte Kraft am FR-Telefon. off
Das Verbrechen am Nizza, bei dem im November 1991 ein 42jähriger Marktleiter ausgeraubt, mißhandelt und anschließend in den Main geworfen wurde, ist mit einer ersten Verurteilung geahndet worden: Die 8. Große Strafkammer des Frankfurter Landgerichts hielt einen Jugendlichen aus Polen des gemeinschaftlichen Raubes und gefährlicher Körperverletzung für schuldig und verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten. Die beiden Haupttäter, ein weiterer Pole und ein Deutscher, sind flüchtig oder gar unbekannt. Ihnen wird zusätzlich zum Raub auch Mord vorgeworfen.
Auf Vorschlag des Deutschen hatten sich die drei Täter, darunter auch der Angeklagte, am Abend des 2. November 1991 beim Bier in einem Lokal im Bahnhofsviertel darauf geeinigt, den 42jährigen auszurauben, bei dem sie 1500 Mark vermuteten. Eine vierte, unbekannte Person - eine drogenabhängige Frau - spielte den Lockvogel, um das Opfer an den Main zu lotsen.
Dort gingen die drei Männer, die dem Paar gefolgt waren, zur Überzeugung des Gerichts wie geplant arbeitsteilig vor: Während der Angeklagte oben an den Treppenstufen zum Nizza "Schmiere" stand, malträtierten die beiden anderen das Opfer, schlugen auf ihn ein, würgten und traten ihn. Obwohl der Angeklagte seine Mittäter zur Mäßigung aufgefordert haben will, ließ er sich abwimmeln und kurz darauf sogar dazu überreden, dem stark angetrunkenen Opfer (mindestens 2,2 Promille) das Geld aus der Tasche zu ziehen: Nicht 1500 Mark, sondern 50 Mark und zehn US Dollar waren die magere Beute, die man anschließend, nachdem das Opfer in den Main geworfen worden war, in einer Gaststätte im Bahnhofsviertel vertrank und in Haschisch umsetzte.
Hiermit endet, anders als es noch in der Anklage stand, die strafrechtliche Verantwortung des Angeklagten. Der Mord, so stellte die Jugendstrafkammer fest, geht zu Lasten der beiden anderen Täter: Anstatt jetzt von dem Opfer abzulassen, setzten sich die beiden Männer mit dem 42jährigen in Richtung Main in Gang. Sie packten ihn unter die Arme und schleiften den inzwischen Bewußtlosen über die Gleise zum Main. Als der Angeklagte bemerkte, was die beiden Komplizen im Sinn hatten, versuchte er, sie aufzuhalten, wurde nun aber selbst bedroht: "Wenn du protestierst, gehst du auch gleich schwimmen", woraufhin sich der Jugendliche zurückzog. Das Opfer starb, so hatte der Obduktionsbefund ergeben, an "Tod durch Ertrinken".
Während die Staatsanwaltschaft eine relativ hohe Jugendstrafe von zweieinhalb Jahren gefordert hatte, machte sich der Verteidiger für eine Bewährungsstrafe für seinen Mandanten stark. Fakt sei, daß sich der junge Mann eines Raubes schuldig gemacht habe und man ihm nicht "durch die Hintertür" den Tod eines Menschen anlasten dürfe. Eine Tötungsabsicht konnte die Kammer bei dem Jugendlichen denn auch nicht feststellen.
Das Urteil ist rechtskräftig. ee
Der Frauenförderpläne und -gesetze hat es mittlerweile einige gegeben, und oft haben sie (fast) nichts verändert. So betrachtet muß auch das geplante hessische Gesetz erst noch zeigen, was es bewegt. Seine Schwäche ist gewiß, daß Sanktionen bei mangelnder Frauenförderung im Gegensatz zu lauen Bonner Entwürfen zwar vorhanden, aber doch nur schwach ausgeprägt sind. Hessens Koalition scheut den harten Durchgriff nach unten, etwa auf die Kommunen. Seine Stärke ist, daß die Frauenförderung zum Thema außerhalb der Amtsstuben werden wird: Parlamente müssen die Förderpläne beschließen und über die Einhaltung wachen, die Öffentlichkeit ist immer mit dabei - und auch die Arbeitsbedingungen im öffentlichen Dienst müssen kinder- und familienfreundlicher werden.
Alles in allem kann das ein großer Schritt vorwärts werden - aber nur, wenn die Beteiligten mitziehen: der Sparkassendirektor wie der Stadtkämmerer, der Rundfunkrat wie der Landrat. Das sind, fast ausschließlich, Männer. Es wird viele Versuche geben, die schönen Zielvorgaben zu umgehen.
Daß es zum jetzigen Gesetzentwurf überhaupt kam, war (vor allem in der SPD) ein Sieg der Politiker über die Verwaltungsleute, die massiv Widerstand leisteten und weiter leisten werden. Hessens Frauenministerin Heide Pfarr war wochenlang nur noch einen Wimpernschlag vom Rücktritt entfernt - und kann jetzt doch etwas vorweisen. So ist Frauenpolitik, auch in der rot-grünen Koalition: das bislang "heißeste" Thema in Hessen. me (Wiesbaden)
Alte Leute amüsieren sich mit "Fidelen Sandhasen"
BAD VILBEL. Die Arbeiterwohlfahrt Bad Vilbel lädt alle Senioren der Stadt ein zu einer Prunk- und Fremdensitzung der "Fidelen Sandhasen" am Sonntag, 21. Februar, um 15 Uhr im Kurhaus-Saal. Der Zubringerbus holt die Gäste an folgenden Haltestellen im Abstand von zwei bis fünf Minuten ab: Wendehammer Heilsberg (13.15 Uhr). Altersheim, Hochhaus, Friedensstraße/Wetterauer Weg und Alte Kirche, Gasthaus zur Sonne, Friedrich-Ebert-Straße/DRK, Auf dem Niederberg/ Ulmenweg und Erzweg; Gronau, Berger Straße (14.10 Uhr), Dortelweil, Bahnhof-Unterführung (14.20 Uhr), Massenheim, Turnhalle (14.30 Uhr). Anschließend werden die Gäste wieder zurückgebracht. de
HAMBURG, 16. Februar. Mit einer einstweiligen Verfügung hat der saarländische Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine (SPD) am Montagabend die Ausstrahlung eines Beitrags des Hamburger Fernsehmagazins "Panorama" mit neuen Anschuldigungen gegen ihn in der sogenannten Rotlicht-Affäre verhindert. Seine Staatskanzlei bezeichnete die Behauptungen, die "Panorama" am Nachmittag vorab als Pressemitteilung verbreitet hatte, als "frei erfunden". Der saarländische Generalstaatsanwalt bescheinigte der von "Panorama" ebenfalls angeklagten Ermittlungsbehörde korrektes Verhalten.
Oskar Lafontaine sagte am Montag abend vor Journalisten in Bonn, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtete, es stelle sich die Frage, "ob Politiker noch einen Mindestehrenschutz haben in dieser Republik", wenn von den Medien bereitwillig verbreitet werde, was "irgendein Krimineller irgendwem über irgendeinen Politiker erzählt".
Der SPD-Politiker sagte, er sehe sich und andere Politiker nahezu kriminellen Machenschaften professioneller Nachrichtenhändler ausgesetzt. Politiker, ihre Verwandtschaft und Bekanntschaft würden über Jahre ausspioniert, bestimmte Informationen und Gerüchte in Dossiers aufbereitet und schließlich gegen viel Geld interessierten Medien angeboten. Von der in manchen Medien inszenierten angeblichen Affäre um den von ihm beschäftigten vorbestraften Mitarbeiter sei nichts übriggeblieben, außer daß "dessen zehnjähriger Sohn heute auf dem Schulhof Spießrutenlaufen muß. Das nenne ich Schweinejournalismus", sagte der stellvertretende SPD-Vorsitzende.
Der Norddeutsche Rundfunk prüfte am Dienstag, ob er gegen das Sendeverbot Rechtsmittel einlegen wird. "Panorama"- Leiter Joachim Wagner wurde am Montagabend von der einstweiligen Verfügung, von der er erst wenige Minuten vor Sendebeginn informiert worden war, völlig überrascht. Die Pressekammer des Hamburger Landgerichts hatte erst nach 19 Uhr über den Lafontaine-Antrag in einem Eilverfahren entschieden. Für eine einstweilige Verfügung reicht in einem Eilverfahren in der Regel eine eidesstattliche Erklärung des Antragstellers, eine weitergehende inhaltliche Prüfung findet nicht statt.
Obwohl es bei "Panorama" Zweifel an der ordnungsgemäßen Zustellung des Bescheids gab (und immer noch gibt), entschloß sich Wagner angesichts des bevorstehenden Sendebeginns, den gesamten Beitrag zu kippen. Nach Angaben des Norddeutschen Rundfunks handelt es sich bei den vom Gericht untersagten Behauptungen um Aussagen eines ehemaligen Straftäters bei der Polizei über angebliche Verbindungen des damaligen Oberbürgermeisters von Saarbrücken zu kriminellen Kreisen. Derselbe Zeuge habe mit seinen Aussagen zu vielen anderen Punkten Ermittlungsbehörden und Gerichten als glaubwürdiger Kronzeuge gedient. Dennoch, so der NDR, habe es die Staatsanwaltschaft Saarbrücken Mitte der 80er Jahre nicht für erforderlich gehalten, wegen der Vorwürfe gegen Lafontaine auch nur ein Ermittlungsverfahren einzuleiten. Nach Auffassung von "Panorama" und des hierzu von ihm befragten renommierten Strafrechtsprofessors Heinz Wagner begründeten die Aussagen aber zumindest den Anfangsverdacht einer Strafvereitelung.
Wie die FR zusätzlich erfuhr, richtete sich die einstweilige Verfügung im einzelnen vor allem gegen Passagen, in denen behauptet wird, Lafontaine habe angeblich in seiner Bürgermeisterzeit Bekannte im Rotlichtmilieu auf bevorstehende Polizeieinsätze aufmerksam gemacht oder einen unzulässigen Kontakt zwischen einem Festgenommenen und der Außenwelt hergestellt.
Nach Angaben von "Panorama" hatte das Magazin Lafontaine vorher um eine Stellungnahme ersucht, sei aber von der Pressestelle der Staatskanzlei abschlägig beschieden worden. Ein erst wenige Stunden vor der Sendung dem NDR übermitteltes Dementi Lafontaines habe in der Sendung noch erwähnt werden sollen. Um so mehr sei man dann überrascht gewesen, daß Lafontaine mit der von ihm beantragten gerichtlichen Verfügung unmittelbar vor der Sendung jegliche Berichterstattung über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe verhindert habe. "Rufmordkampagne"
gra MAINZ. Der saarländische Regierungssprecher Jochen Flackus erklärte: "Die Aussagen des von Panorama zitierten ehemaligen Berufskriminellen sind frei erfunden. Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen haben diese Behauptungen widerlegt. Es ist unerträglich, daß einzelne Medien Aussagen von Kriminellen dazu benutzen, Rufmordkampagnen gegen Politiker zu führen."
Der saarländische Generalstaatsanwalt ist nach Angaben des Justizministeriums in einem am Dienstag vorgelegten Bericht zu dem Ergebnis gekommen, daß die Staatsanwaltschaft Saarbrücken in dem von "Panorama" geschilderten Fall in formeller und sachlicher Hinsicht korrekt gehandelt habe.
WIESBADEN. Monatelang hatte Rolf S. mit Telefonkarten nur gute Erfahrungen gemacht. Bis zum 1. Februar. Spätestens an diesem Montag hat er sein wohlmeinendes Urteil über die bargeldlosen öffentlichen Telefonhäuschen revidiert. Denn damals schluckte der Fernsprechapparat sein kostbares Kärtchen. Eine technische Panne, für die Rolf S. noch Verständnis hat. Weit mehr wurmt ihn, daß Telekom für den verlorenen Plastikchip keinen Ersatz leistet. Denn immerhin hätte er noch neun Mark "vertelefonieren" können, wenn das störrische Gerät seine Karte wieder ausgespuckt hätte.
An jenem Morgen war ohnehin alles schief gelaufen. Rolf S. hatte gerade den Einbruch in seine Wohnung entdeckt und telefonisch die Kripo informiert - mit besagter Telefon-Card. Kaum hatte er den Hörer aufgelegt, kam der nächste Ärger. Der Apparat gab die Karte nicht mehr frei. Rolf S. informierte die Störstelle, die Ersatz versprach. Doch statt Bargeld oder eines neuen Kärtchens flatterte dem Telekom-Kunden ein "Ablehnungsbescheid" ins Haus. Der Mitarbeitertrupp des Stördienstes habe keinen Defekt feststellen können, und es sei auch keine überzählige Karte gefunden worden. Deshalb bedaure man, daß "eine Rückzahlung des von Ihnen genannten Betrags leider nicht möglich" sei. Dieses "Nein" vom Wiesbadener Fernmeldeamt brachte Rolf S. in Rage. "Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich die Mitarbeiter der Störstelle abgewartet." Oder er hätte sich die Namen der beiden Zeugen notiert, die seine Bemühungen beobachtet hatten, dem Telefon das Kärtchen zu entlocken. Und er schimpft auf das erhöhte Risiko: "Bei Münztelefonen setzte man höchstens eine Mark aufs Spiel, hier aber gehen einem je nach Wert der Telefonkarte bis zu 50 Mark verloren." Der geprellte Kunde argwöhnt, daß die Telefonzelle in der Wandersmannstraße möglicherweise manipuliert worden sei "wie früher viele Münzfernsprecher": Irgendjemand habe den Apparat so präpariert, daß die Karte hängenbleibt, und hat die dann anschließend 'rausoperiert".
Günter Borm vom Wiesbadener Fernmeldeamt hat von solch üblen Streichen bislang noch nichts gehört. Wohl aber von öffentlichen Fernsprechhäuschen, in denen plötzlich drei Telefonkarten steckten. Oder in denen das Lesegerät streikte. Denn die Bedienung dieser Apparte setze Fingerspitzengefühl und Sorgfalt voraus. Ebenso seien die Chips auf den Karten außerordentlich empfindlich und müßten pfleglich behandelt werden, was nicht immer von allen Kunden beherzigt werde. Weil die Karte von Rolf S. nicht mehr auffindbar gewesen sei, könne man ihm auch keinen Ersatz leisten. "Wo", schildert der Telekom-Sprecher das Dilemma seiner Dienststelle, "sollten wir da die Grenzen ziehen?" Den Verlust einer Karte könne schließlich jeder behaupten. "Mit Kulanz würden wir Nachfolgetätern Tür und Tor öffnen". Diese Überlegungen der Telekom scheren Rolf S. herzlich wenig. Er hat neun Mark verloren - und eine Karte "von hohem Sammlerwert". Um ähnliche Mißgeschicke künftig auszuschließen, erwägt er nun, "nur noch mit Zeugen zu telefonieren, die gegebenenfalls den Verlust der Karte bestätigen könnten". Oder stets einen Werkzeugkasten in die Telefonzelle mitzunehmen, um sich notfalls mit Zange, Schraubenzieher und Hammer zurückzuholen, was ihm gehört. maf
Das Scheitern war programmiert: In Sachsen hat die Schlichtung im ostdeutschen Tarifstreit kein Ergebnis gebracht. Die Gewerkschaft droht nun mit einem Arbeitskampf, weil die sächsischen Arbeitgeber sich trotz gescheiterter Revision nicht an die mit der IG Metall vereinbarten Tarifverträge halten wollen. Dort wurde 1991 eine Anpassung der ostdeutschen Tariflöhne am Westniveau bis 1994 festgeschrieben - ohne ökonomische Grundlage, aber politisch gewollt. Jedermann war klar, daß die Industrie im Osten nicht so schnell die Produktivität und Wettbewerbskraft der Westkonkurrenz würde erreichen können. Doch man hatte den Ostdeutschen "blühende Landschaften" und eine schnelle Angleichung ihres Lebensstandards versprochen.
Nun, da auch dem letzten Bonner Schönfärber klar ist, daß der Aufbau Ost Jahrzehnte dauern wird, kommt die Lohnpolitik als Sündenbock gerade recht, obwohl sie nur eines von vielen hausgemachten Aufschwunghindernissen ist. Lohnverzicht wird keinen Ostbetrieb retten, solange neue Produkte und Kunden fehlen. Arbeitsplatzgarantien sind sinnlos, denn ohne Unterstützung aus Bonn wird jenseits der Elbe die Umstellung von Ost- auf Westmärkte vollends scheitern.
Würde der Bundeskanzler die versprochenen Hilfsprogramme für die Rettung der Industriekerne endlich präsentieren, wäre auch eine Einigung der zerstrittenen Tarifpartner leichter möglich. Statt dessen droht sein Wirtschaftsminister mit einem Aushebeln der Tarifautonomie - und gießt damit noch Öl ins Feuer. Die Schlichter im Tarifstreit können einem leid tun. wüp (Berlin)
Der zahme Haufen mit dem kleinen Instrumentenkasten Die Stimmung in der Sozialdemokratischen Partei ist auf einem Tiefpunkt angelangt, und niemand führt sie aus der Misere
Wenn sich der SPD-Bundestagsabgeordnete Dietrich Sperling aus dem Taunuskreis erinnert, "wie 1982 und 1972 die damalige Opposition mit der damaligen Regierung umging, dann muß ich sagen: Wir sind ein zahmer Haufen." Christel Hanewinckel, Abgeordnete aus Halle, vermißt enttäuscht, "daß wir uns als wirkliche Opposition darstellen". Während die Bundesregierung "kopflos" sei, stehe die SPD "ohne Hemd und ohne Hosen da", höhnt der Abgeordnete Klaus Lennartz aus dem rheinischen Erftkreis. "Unsere eigene Führung ist kopflos", klagt Uwe Lambinus, Abgeordneter aus dem Spessart, "die Regierung macht haarsträubende Fehler, und wir streiten herum."
Hermann Haack aus dem lippischen Extertal, ebenfalls für die SPD im Bundestag, kennt die verbreitete Grundstimmung, findet aber einen sprachlichen Kunstgriff, die Misere der größten Bonner Oppositionspartei zu umschreiben. "Ich spüre", sagt Haack, "schon eine Wende zum Trotz, uns endlich auf 1994 zu konzentrieren." Ein ehemaliger Abgeordneter, Dieter Lattmann, Schriftsteller in München, erlebt die trübe Lage seiner Partei so: "Vielen Sozialdemokraten zittert vor Zorn das Parteibuch in der Tasche. Mir auch."
Nicht nur von Parlamentariern aus verschiedenen Regionen, sondern auch aus der Parteispitze sind unverblümte Kommentare zu vernehmen. "Wir sind im Moment nicht in bester Verfassung", gesteht die erste Frau der SPD, Herta Däubler-Gmelin ein, "nach außen wirkt manches beliebig." Und über das öffentliche Ansehen ihrer Partei denkt sie: "Wir Von Helmut Lölhöffel (Bonn) bieten auf den verschiedenen Politikfeldern nicht zu wenig, sondern zu Uneinheitliches. Dahinter verschwinden Schwerpunkte sozialdemokratischer Politik bisweilen wie die Fixsterne im Nebel." Wolfgang Thierse, wie Däubler-Gmelin stellvertretender Vorsitzender der Partei und der Bundestagsfraktion, ist bedrückt über das Erscheinungsbild der SPD, das "nicht von schöner Geschlossenheit" sei. Erschwerend kämen "Fehler, Widersprüche, Lächerlichkeiten, Absurditäten" hinzu. Aber immerhin, so merkt Thierse an, "diese Partei debattiert Grundfragen der deutschen Politik", und das finde er "sympathisch, auch wenn die Folgen nicht immer die glücklichsten für die Partei selber sind".
Ein Mitglied des SPD-Präsidiums empfindet die allgemeine Stimmung in Fraktion und Parteispitze als "so grauenvoll wie seit zehn Jahren nicht mehr". Ein anderes Präsidiumsmitglied stöhnt: "Wir sind tief gespalten." Manche haben Mühe, ihre Lust- und Ratlosigkeit zu verbergen. Selbst Karlheinz Blessing, dessen Amt ihm vorschreibt, gerade in Phasen der Formschwäche aufmunternde Parolen auszugeben ("Aufstehen, in die Offensive gehen und unsere Alternativen in den Köpfen der Leute verankern!") verdreht schon mal die Augen, wenn er an eine der vergangenen Sitzungen denkt.
Selten war der von Genossinnen und Genossen ziemlich einmütig beschriebene Zustand so schlecht wie heute - jedenfalls stellt er sich aus Bonner Sicht so dar. Noch nie sind die eigenen Schwächen so offen und öffentlich bloßgelegt worden. Zu Beginn des Jahres vor dem bedeutenden Wahljahr 94 hat die SPD einen Tiefpunkt erreicht, der kaum noch zu unterschreiten ist. Nervosität, Mäkeleien, gehässige Sprüche, Depression, Austritte sind die Folgen.
Mehr als 30 000, das waren rund drei Prozent aller Mitglieder, haben im vorigen Jahr der Partei den Rücken gekehrt. Im Januar, so ist hier und da zu hören, setzte sich die Austrittswelle mit steigender Tendenz fort. "70 Prozent treten aus wegen Asyl und Blauhelmen", weiß Georg Kirchner, Geschäftsführer des SPD-Unterbezirks Bonn. "Manche aber nennen nicht mal einen Grund. Und das tut am meisten weh, wo wir uns doch um jedes neue Mitglied bemühen."
Auch wenn das von der Bundes-SPD geprägte, von Medien übermittelte Bild vielleicht trügt und die Gesamtheit der Partei in ihrer Vielfalt ungenau widerspiegelt: Verunsicherung ist weit verbreitet. Viele vermissen Wegweisungen der Parteiführung. "Die wissen gar nicht, was uns hier drückt", klagen Mitglieder eines Ortsvereins in Mönchengladbach. Altgediente Funktionäre wie Kirchner wünschen sich: "Zurück zu einem eigenen Profil." Die Bonner Partei-Senioren mahnen "eine effektive und konstruktive Oppositionspolitik" an. Bei einer mit dem Titel "Aus Erfahrung lernen" veröffentlichten Mitgliederbefragung kam heraus, von der Parteiführung gehe "weder Faszination noch Motivation" aus. Gelernt hat aus dieser Erfahrung bisher niemand.
Aller Ärger und Zorn schlägt über den beiden Spitzenmännern der SPD, dem Parteichef Björn Engholm, und dem Vorsitzenden der Bundestagsfraktion, Hans- Ulrich Klose, zusammen. Doch diese beiden, denen die Querelen und das Gejammer nicht verborgen bleiben, mögen das Ausmaß des Unmuts nicht wahrhaben, schieben die Verantwortung von sich weg und bürsten kritische Fragen ab. Der 53jährige Engholm wird nicht müde, auf die Wertigkeit politischer Themen hinzuweisen: Die gerechte Lastenverteilung beim Aufbau der östlichen Länder stehe obenan, wiederholt er unverdrossen; Asyl, Blauhelme und der "große Lauschangriff" gegen organisierte Kriminelle seien doch nur "unter der Bonner Käseglocke produzierte Scheinthemen". Andererseits, so bemerkte nicht nur der Sprecher der SPD-Linken, Detlev von Larcher, sorgt Engholm "selber dafür, daß ständig über andere Themen geredet wird, das ist ein Widerspruch".
Zwar spricht Engholm häufig von einer "neuen Aufbruchstimmung" und sagt gern Sätze wie diese: "Ich glaube, daß wir inhaltlich seit eineinhalb Jahren beim Aufbereiten von Alternativen wirklich vorbildlich sind. Die ganze Idee des kleinen Instrumentenkastens, um Ostdeutschland wirklich schnell und zügig voranzubringen, stammt eigentlich von uns." Aber Pech für die Sozis: Erfolge werden, wenn es welche gibt, der Regierung gutgeschrieben.
Stärker noch als Engholm läßt der 55jährige Bonner Fraktionschef Klose bei vielen Menschen in und außerhalb seiner Partei den Eindruck entstehen, als strebe die SPD nur mit angezogener Handbremse an die Regierung. Kloses zögernd scheinende Haltung kam zum Vorschein, als er bei einem Vortrag sagte: "Ich möchte gerne, daß die SPD nach außen erkennbar macht: Sie will regieren. Ich finde, daß das ziemlich wichtig ist." Wie bitte, "ziemlich" wichtig?, raunten einige Zuhörer.
Klose wie Engholm wird vorgeworfen, sie seien "ein bißchen zu vertrauensselig gegenüber dem politischen Gegner" (Sperling) und ließen sich "einlullen" (Lambinus), um "gemeinwohlorientierte Mitgestaltungsmöglichkeiten" (Klose) zu ergattern anstatt "auf unseren gültigen Grundsätzen aufzubauen", was Christel Hanewinckel möchte. "Wir haben doch eigene Konzeptionen und Leitlinien erarbeitet, die vernünftig sind", sagt sie, "aber ich frage mich: Warum werden die nicht genutzt?"
Ähnliche Fragen stellen viele Parteimitglieder. Ob und wann die SPD aus ihrem Tief herausfindet, weiß aber niemand. Das von Däubler-Gmelin angesprochene "Problem der Teamfähigkeit" wird verdeckt, aber "wir reden darüber jetzt etwas offener". Hanewinckel, Pastorin von Beruf, empfiehlt eine Supervision: "Die obersten Gremien müssen fitgemacht werden." Das gleiche meint SPD-Präsidiumsmitglied Christoph Zöpel, wenn er dem 13köpfigen Führungsgremium, dem er selbst angehört, zu einer "Selbstvergewisserung" rät, und zwar unter "kundiger außenstehender Moderation". Der "Gleichzeitig-im-Wettbewerb- und-am-Ruder-Spagat", so spottet die Berliner Wochenpost, muß mißlingen. Mit ihren Beschlüssen zum "Solidarpakt" zugunsten des Ostens, deren Koordinaten Partei-Vize Oskar Lafontaine mit den Stichpunkten "Keine sozialen Kürzungen, Schieflage beseitigen, mehr Investitions- und Arbeitsmarktpolitik" umschreibt und die eine Abgabe von Gutverdienenden beinhalten, ist eine Alternative aufgezeigt worden. Sie kam allerdings nur unter Mühen zustande. "Unser letztes Wort", tönt Präsidiumsmitglied Rudolf Dreßler, der sich mit seiner Forderung durchsetzte, die Ergänzungsabgabe müsse schon vom Juli an erhoben werden. Lafontaine ist vorsichtiger. "Das ist unser Kontrastprogramm", sagt er. Aber: "Es gibt elf SPD-Landesregierungen. Und von denen sind sieben in Koalitionen."
Mittwoch, 17. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Antiphon"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Jungfrau von Orleans". Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Telefon 28 85 98 und 28 36 76: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere - Spezial.
Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". English Theater, Kaiserstraße 52, Telefon 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend". Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 0: 20 Uhr, "Blaubarts Orchester".
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Die Clowns und Pantomimen aus Kiew - "Mimikritschi".
Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Ein Fest bei Papadakis!".
Freies Schauspiel Ensemble, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie"; Philanthropin, Hebelstr. 17.
Kinder- & Jugendtheater, 57 05 96: 16 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20: Tel.28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue. Kultur im Krankenhaus, Frankfurter Bund für Volksbildung, Telefon 15 45 145: 15 Uhr, "Shut Ups" (Jonglage und Akrobatik), BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße 430, Station A 2. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: 19.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum".
Sinkkasten, Brönnerstr. 4: 21 Uhr, Nea.
Jazzlife Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.
Brotfabrik, Bachmannstr.: 21 Uhr, Salsa Disco.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Randy and Coleen.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, All Colours.
Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: 19 Uhr, Tom Knauer meets Jimi Hendrix. Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Trio.
Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Bevis Found.
Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Jam- Session.
Hochschule für Musik, Eschersheimer Landstr. 29-39: 19.30 Uhr, Konzertexamen Lars Jönsson.
Zeilgalerie 7. Ebene: 21 Uhr, The Amazing Liquorice Allsorts.
Groschenoper, Düsseldorfer Straße 1, Telefon 24 26 010: 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance.
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.Geschäftsleben"Sega-Penalty-Cup" Der Kaufhof-Sportpalast an der Hauptwache bittet am heutigen Mittwoch, 17. Februar zum "Sega-Penalty-Cup '93". Dafür sind von 14 bis 18 Uhr in der Spielwarenabteilung Computer aufgebaut, an denen Kinder und Jugendliche sich im Ersatz-Eishockey üben können.
Von 17 bis 18 Uhr wird der Kapitän des Mannheimer ERC, Harold Kreis, zu einer Autogrammstunde erwartet. abi
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 212 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 212 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 21. 2.); Sonderausstellung "Jugend- Malwettbewerb der genossenschaftlichen Banken" (bis 21. 2.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Hist. Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 -3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 212 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 212 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis 4. 7.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonnstraße & Grabsteine" (bis Ende Feb.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 213 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Städelsches Kunstinstitut, Dürerstr. 2: 18.30 Uhr, Führung "Blicke in die Künstlerwerkstatt - Niederländische Malerei im Städel 1400-1550".
Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 18 Uhr, Führung zu ausgewählten Werken.
Filmmuseum, Schaumainkai 41: 18 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung zu "Asiatische Kunst - Skulpturen aus Thailand, Kambodscha und Indien".
Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Führung "Tony Senders US-amerikanisches Exil und ihre Arbeit bei den Vereinten Nationen".
Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung "Zedaka - Armut und Reichtum in der jüdischen Ethik".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen - Menschen - Weltbilder".
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung "Plattentektonik".
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Portikus, Schöne Aussicht 2: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Jean-Frederic Schnyder - "Landschaft" (bis 21. 2.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Bilder aus den Jahren 1987-1992" (bis 20. 2.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mi. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Heinrich Nicolaus - "Zeichnungen" (bis 21. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 26 98 378: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Gross - Arbeiten auf Papier & Gemälde (bis 27. 2.).
Galerie Ivo Tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Manfred Feith- Umbehr - "Projekt 40 Schaukeln" (bis Ende Feb.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10-14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen". Ausstellungen
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).
Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.); Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hubert Gloss - "Wasserhäuschen - Fotos" (bis 27. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Stadtbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Fotoausstellung "Frankfurter Wasserhäuschen" (bis 27. 2.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Eschenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Eva Blaschek - "Aquarelle" (bis 28. 2.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen, Karin Günther-Thoma - Freundbilder (28. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühne (bis 28. 2.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis So., 15 bis 18.30 Uhr, Staatliches Museum Auschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35, III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.).
Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Offenbar wollen künftig alle nur noch chinesisch, thailändisch oder japanisch kochen: Jedenfalls hat unser Bericht über die künftigen Kochseminare (Ende März bis Mai/Juni) in der FR-Lokalredaktion eine ungewöhnlich lebhafte Reaktion hervorgerufen: Rund 400 Bewerbungen sind zum Thema "Fernöstliches" schon eingetroffen.
Wir haben bereits nach Post-Eingangsstempel die meisten Bewerber ausgelesen: Wir müssen darum bitten, von weiteren Zusendungen abzusehen. Denn selbst die bereits jetzt registrierten FR-Leserinnen und -Leser werden nicht alle dabeisein können. Ihnen allen bleibt dann halt nur ein Trost: Sie können zwar nicht vor Ort die Düfte der Saucen und frischen Gemüses genießen, aber anhand der FR-Berichte die Rezepte nachkochen.
Wie gehabt, sind diese etwa zwei Stunden dauernden Seminare, nachmittags zu unterschiedlichen Zeiten zwischen 14 und 18 Uhr angesetzt, kostenlos. Es machen wieder rund zehn Häuser mit: "Fernöstliche" Restaurants, aber auch unsere bewährten Hotel-Chefköche zwischen "A" wie Arabella (Heinz Imhof) bis "S" wie Sheraton Flughafen (Klaus Böhler). Sie alle haben Köche, die auch die ostasiatischen Küchen beherrschen.
Die genauen Termine erfahren Sie, sofern Sie das Glück haben, dabeizusein, rechtzeitig per Post. Eine dringende Bitte noch: Es kann jeweils nur eine Person teilnehmen. Viele Bewerbungen waren doppelt und dreifach, für Frau oder Ehemann oder Kinder zusätzlich, was einfach nicht möglich ist. Denn wir stehen in Gruppen von jeweils 20 Leuten am Herd, was fast schon zuviel ist.
Auch müssen wir darum bitten, künftig vor Seminarbeginn die Einladungen der FR vorzuzeigen. -vau
Kleine FR
Katzenkarneval in der Bücherei DREIEICH. In der Stadtbücherei Sprendlingen wird am Freitag, 19. Februar, 15 Uhr, eine Geschichte über einen "Katzenkarneval" vorgelesen. Anschließend wird gebastelt. Die Kinder sollen Schere und Klebstoff mitbringen. Schmink-Workshop für Kinder NEU-ISENBURG. Wer sich einmal als Clown, Tiger oder Waschbär schminken möchte, hat dazu Gelegenheit am Freitag, 19. Februar, um 15 Uhr in der Stadtbücherei an der Frankfurter Straße. Mitmachen können alle Kinder ab fünf Jahren. Mitgebracht werden sollte ein Stirnband oder Haarreif. Kostümwettbewerb im Einkaufszentrum NEU-ISENBURG. Zu einem Kostümwettbewerb für Kinder laden die Geschäftsleute des Isenburg-Zentrums für Freitag, 19. Februar, ein. Zwischen 14.30 und 16.30 Uhr werden die ausgefallendsten Verkleidungen prämiert.
Aufgespießt
"Die Anträge müssen die Stufe des beantragten Ehrenzeichens und folgende Angaben enthalten:
a) Ausführliche Begründung, worin die (besonderen) Verdienste des Vorgeschlagenen liegen.
b) Art und Höhe bekannter Vorstrafen."Aus den Richtlinien zur Einführung eines Ehrenzeichens für die Berliner Freiwillige Polizeireserve (FPR), Amtsblatt für Berlin vom 24. Mai 1985. In den vergangenen Tagen war bekannt geworden, daß in der FPR Straftäter und Personen aus der rechten Szene arbeiten.
REGINE HILDEBRANDT, brandenburgische Ministerin für Arbeit, Gesundheit, Soziales und Frauen, erhält den von der SPD gestifteten Gustav-Heinemann-Bürgerpreis. Die 51jährige SPD-Politikerin stehe "in einer Zeit allgemein zu beklagender Politikverdrossenheit für Aufrichtigkeit, Glaubwürdigkeit und selbstloses Engagement", heißt es in der Entscheidung des Kuratoriums. Sie sei "Hoffnungsträgerin für viele Menschen in Ost- und Westdeutschland, denen soziale Gerechtigkeit ein besonderes Anliegen ist". Die Verleihung des mit 20 000 Mark dotierten Preises soll im Mai in Rastatt erfolgen. (hll)
Er saß hinter dem Schreibtisch John F. Kennedys. Er bemühte den Patriotismus Harry Trumans. Er suchte die Bürgernähe wie Franklin Roosevelt mit seinen "Radio-Schwätzchen" vor dem Kaminfeuer. Er bediente sich der populären Methoden des Konkurrenten Ross Perot. Und er versuchte sich gar an dem Optimismus eines Ronald Reagan. Präsident Clintons erste Ansprache an die Nation aus dem Weißen Haus war ein Meisterwerk des Eklektizismus, ausgeheckt von den Strategen im "Kriegszimmer" seiner neuen Administration, die schon seinen Wahlkampf ohne Scheu vor dem Plagiat so erfolgreich bestritten hatten.
Vergessen die Tage, da die Clinton- Mannschaft noch etwas verloren durch das Weiße Haus irrte und auf der Suche nach dem eigenen Profil gleich mehrere Male über "Socks", die ebenso verstörte Hauskatze, zu stolpern schien. "Zurück zur Wirtschaft, ihr Idioten", so das jetzt wiederentdeckte Wahlkampfmotto, und das Clinton-Team läuft zur altgewohnten Form auf. Ehe der neue Präsident in seiner Rede zur Lage der Nation dem Kongreß am Mittwoch sein Wirtschaftsprogramm vorstellen würde, sollte er Kritikern durch einen Präventivschlag den Wind aus den Segeln nehmen.
In einer Mischung aus Volkswirtschaftsunterricht, Psycho-Beratung und Rekrutierungsgespräch suchte Bill Clinton am Montag abend per TV den direkten Kontakt zur Bevölkerung, die ihn vor den zu erwartenden Attacken der Interessengruppen gegen sein schmerzhaftes Wirtschaftsprogramm schützen soll. "Ich wende mich zuerst an Sie, wegen Ihrer Stärke und Ihrer Unterstützung", begann Clinton im Ton der Gruppentherapie, "um Sie für die Sache unserer Erneuerung zu gewinnen." Sein Appell an die Bürger sei ein "Ruf zu den Waffen zur Wiederherstellung der Lebendigkeit des amerikanischen Traumes", so Clinton an anderer Stelle.
Um dessen akute Gefährdung plastisch darzustellen, griff der neue Mann im Weißen Haus zur volksnahen Methode des unabhängigen Präsidentschaftskandidaten Ross Perot und präsentierte dem Fernsehpublikum mit der Autorität eines Volksschullehrers ganz unzweideutige Wirtschaftstafeln. Für alle, die es immer noch nicht verstanden haben, wollte Clinton damit sagen, das Haushaltsdefizit sei "up" (wie die ansteigende grüne Linie) und die Investitionen "down" (wie die rote Kurve). "Wir müssen einfach der Tatsache ins Auge sehen", so mahnte der Präsident, während ihm die Büste Abraham Lincolns kalt über die Schulter schaute, "daß zu den Veränderungen, die unser Land so dringend braucht, heute mehr Amerikaner beisteuern müssen, so daß wir alle morgen besser dran sind."
Steuererhöhungen also. Das Tabuwort: "taxes". Doch gleich schritt Präsident Clinton zur Beruhigung der Opferlämmer. 70 Prozent der Steuererhöhungen, die er am heutigen Mittwoch dem Kongreß vorschlagen werde, träfen nur die Bürger mit einem Jahresverdienst von über 100 000 Dollar, die rund sechs Prozent der Bevölkerung stellen. "Sie sind nicht länger allein", versprach er den geschundenen Mitgliedern der "middle class", "Sie sind nicht als erste dran und sie werden auch nicht mehr zahlen, um am Ende weniger herauszukriegen." Er, Bill Clinton, habe hart daran gearbeitet und gehofft, Arbeitsplätze zu schaffen, das Bildungswesen zu verbessern, das Gesundheitswesen zu reformieren und gleichzeitig das Haushaltsdefizit zu reduzieren, "ohne Sie um mehr zu bitten". "Aber ich schaffe es nicht", so Clintons entwaffnender Offenbarungseid. Doch die Bevölkerung scheint's ihm zu verzeihen. Die ersten Reaktionen auf Clintons Ansprache waren weitgehend positiv. Frühere Redenschreiber gratulierten ihm für die Einfachheit und Ernsthaftigkeit seines Vortrages. Selbst ehemalige Reagan-Berater mußten zugestehen, daß sich der neue Demokrat mindestens ebenso geschickt des Fernsehmediums bedient wie der alte Republikaner. In einer kurzfristigen Telefonumfrage des Fernsehsenders ABC unterstützten fast 60 Prozent der Befragten die von Clinton vorgetragenen Argumente. Gar drei Viertel der Befragten hielten wie ihr Präsident Steuererhöhungen zur Gesundung der Volkswirtschaft für unausweichlich. Lieber ein ehrlicher Offenbarungseid als eine neue Steuerlüge, so die Einstellung der Bevölkerung nach der Erfahrung mit Präsident Bush. Vorausgesetzt, die zusätzlichen Belastungen werden fair verteilt.
Dies zu versichern, hat Präsident Clinton nun die erste Bus-Tour seiner Präsidentschaft in den Mittelwesten und an die Westküste angekündigt. Wie einst sein Wahlprogramm will er auf diese Weise seinen Solidarpakt verkaufen. Mit allen Tricks seiner Vorgänger und den neuen populistischen Adaptionen der Clinton-Administration.
ROLF PAASCH (Washington)
HÖCHST/FLÖRSHEIM. Ein "dicker Fisch" ging der Polizei am Montag abend in Höchst ins Netz. Beamte der Soko West und des Sondereinsatzkommandos der Frankfurter Polizei (SEK) nahmen in der Albanusstraße einen 27jährigen fest, der verdächtigt wird, in Flörsheim-Weilbach eine Tankstelle überfallen zu haben.
Laut Polizei hatte der Mann gegen 21.45 Uhr in der Hofheimer Straße in Weilbach einen Tankwart mit einer Schußwaffe bedroht und 2400 Mark erpreßt. Anschließend floh er mit einem vor der Tankstellen wartenden älteren VW Passat. Ein Zeuge notierte das Kennzeichen und alarmierte die Polizei.
Die entdeckte den Wagen wenig später in Höchst. Zu dieser Zeit war bereits klar, daß das Auto einem in der Albanusstraße wohnenden Gewalttäter gehört. Beamte des SEK drangen in dessen Wohnung ein und nahmen den überraschten Mann und seine 26jährige Freudin fest. Außer einer Gaspistole stellte die Polizei auch 1700 Mark sicher. Die Fahndung nach dem Fahrer des Fluchtautos dauert an. tos
JÜRGEN GANSÄUER, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, hat einen "Ehrenkodex für Politiker" vorgeschlagen. Eine überparteiliche Kommission solle Richtlinien für Amtsinhaber und Mandatsträger in Bund, Ländern und Gemeinden erarbeiten. Dazu müsse die Bestimmung gehören, daß Regierungsmitglieder nicht persönlich für Parteispenden werben und solche Spenden nicht entgegennehmen dürften. Falls ein Regierungsmitglied wegen unmittelbarer Interessen des Bundes oder eines Landes in den Aufsichtsrat eines Unternehmens eintrete, müsse das Parlament zustimmen; die Mitarbeit im Aufsichtsrat dürfe nicht vergütet werden. Darüber hinaus sei zu prüfen, ob die für Beamte geltenden Vorschriften für die Annahme von Geschenken auf Politiker übertragbar seien. (sp)
GLASHÜTTEN. Als "schlechten politischen Stil" haben die Grünen die Bürgerversammlung in den Räumen der Commerzbank bezeichnet. "Es ist politisch anrüchig, in die Räume desjenigen einzuladen, der seine Interessen durchsetzen will", teilt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Käthe Springer in einer Presseerklärung mit. Die Grünen bedauern, daß keine Sondersitzung im Parlament mehr einberufen wird. Der parlamentarische Rahmen hätte nicht nur die Sachlichkeit unterstrichen, so Springer. "Die Fraktionen wären auch gezwungen gewesen, sich die Einzelheiten zu erarbeiten und Stellung zu beziehen." Die Grünen werfen daher SPD und CDU, die eine Sondersitzung verlangt und unterstützt hätten, "politisches Kneifen" vor.
Bürgermeister Helmut Diehl CDU) bestätigte unterdessen auf Anfrage Termin und Ort der Bürgerversammlung. Die Informationsveranstaltung beginnt am Montag, 1. März, um 19.30 Uhr im Fortbildungszentrum der Commerzbank in Oberems, Wüstemser Straße 1. Der einzige Tagesordnungspunkt: "Informationen über die Planungsabsichten der Commerzbank für eine Erweiterung des Schulungszentrums."
Die Naturschutzverbände haben sich mittlerweile in einem offenen Brief an die Commerzbank und die im Gemeindeparlament vertretenen Parteien gewandt. Die Oberemser und Glashüttener Ortsverbände des Naturschutzbundes Deutschland, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Botanischen Vereinigung für Naturschutz sowie des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) fordern "im Interesse der Allgemeinheit" die Bank auf, auch ihnen die bisher den Politikern vorgelegten Gutachten, Pläne und Projektunterlagen zukommen zu lassen.
Außerdem sollen Bank und Parteien bis zum Ende des Monats einen Zehn- Fragen-Katalog beantworten. Schwerpunkt sind Naturschutz und Wasserreserven. So wollen die Naturschutzverbände unter anderem wissen, wie vermieden werden soll, daß durch die Bauten und Flächenversiegelung die Hangwasserströme abgeschnitten und das unterhalb gelegene Feuchtgebiet trockengelegt werden. Weitere Fragen betreffen die Auswirkungen des Hubschrauber-Landeplatzes und der Sicherheitsmaßnahmen für prominenten Besuch auf die Bevölkerung. cn
WIESBADEN. Polizeipräsident Wolfhard Hoffmann ist guter Dinge in diesen Tagen. "Bei aller Bescheidenheit", sagt der ranghöchste Polizist in der Kurstadt, "hier wurde gute Arbeit geleistet". Und verweist auf die jetzt vorgelegte Kriminalitätsstatistik des vergangenen Jahres. Danach wurden 1992 genau 11 Straftaten mehr begangen als im Vorjahr. Die Gesamtzahl der polizeilich erfaßten Straftaten stieg damit um 0,038 Prozent auf 29 179 Fälle. Hessenweit wurde im vergangenen Jahr ein Zuwachs von 9,6 Prozent verzeichnet. Die Zahl der aktenkundigen Straftaten lag bei 478.000. Damit, so Hoffmann, habe man eindeutig den Anstieg der Straftaten, der noch 1991 zehn Prozent betragen hatte, stoppen können.
Auch die Aufklärungsquote habe auf hohem Niveau gehalten werden können, so Hoffmann. Mit 45,7 Prozent liegt sie 6,7 Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt. Den Grund für die positive Entwicklung sieht Wolfhard Hoffmann in der Umstrukturierung seiner Behörde. Sie habe die Polizei von vielen Aufgaben befreit, so daß sie sich mehr der Bekämpfung der Kriminalität widmen konnte.
Vor rund zwei Jahren wurde im Rahmen eines hessischen Pilotprojekts damit begonnen, Schutz- und Kriminalpolizei zu einer kriminalitätsbekämpfenden Truppe zusammenzulegen. Ziel der Reform sei ein Beamter, der von der Aufnahme bis zum Abschluß der Ermittlung das Verfahren in den Händen behält. Damit kann zeitnäher und effektiver ermittelt werden, meint der Leiter der Abteilung, Rudolf Kilb. Nachdem auch die Überwachung des ruhenden Verkehrs der Stadt übertragen worden sei, könnten hochspezialisierte Polizisten sich verstärkt ihren eigentlichen Aufgaben widmen, erläutert Hoffmann das Projekt. Freiwerdende Kapazitäten würden zur stärkeren Präsenz als Fuß- oder Funkstreifen auf der Straße eingesetzt. Zusammen mit dem "Führungslagedienst" könnte darüber hinaus auf entstehende Brennpunkte oft im Vorfeld reagiert werden. Dabei sucht die Polizei Bürgernähe. Trotz der insgesamt positiven Bilanz gibt es auch einige Diebstähle nahmen zu negative Details in der neuesten Kriminalitätsstatistik. So ist die Zahl der Kapitalverbrechen (Mord, Totschlag, fahrlässige Tötung) im Gegensatz zum Vorjahr gleichgeblieben. Von 23 Fällen wurden 18 aufgeklärt. Leicht gestiegen ist dagegen die Zahl der Diebstahlsdelikte, die über die Hälfte der gesamten erfaßten Straftaten ausmachen. 318mal mehr als im Jahr 1991, nämlich in 16 955 Fällen, wurden die Bürger in Wiesbaden und dem Rheingau- Taunus-Kreis um Hab und Gut erleichtert. Ihr Trost: 5253mal konnte die Tat aufgeklärt werden.
Eine zunehmende Gewaltbereitschaft stellt die Polizei in Zusammenhang mit Raubdelikten fest. Von 266 Fällen (plus 7,7 Prozent) klärten die Beamten immerhin fast die Hälfte auf. Auf eine größere Anzeigebereitschaft nach Sexualdelikten führt Hoffmann die sprunghaft gestiegene Zahl von gemeldeten Vergewaltigungen zurück: 48 im Vergleich zu 25 Fällen im Jahr 1991. Sieben davon gehen auf das Konto des Serientäters, der im vergangenen Frühjahr die Straßen im Westend unsicher gemacht hat. Noch keine Auswirkungen der Frankfurter Politik gegenüber Rauschgiftsüchtigen verzeichnet die Polizei nach Aussage ihres Präsidenten. Die Zahl der Rauschgiftdelikte ist gesunken: Mit 517 Fällen wurden 100 weniger als im Vorjahr erfaßt. Die Polizei ermittelte hauptsächlich gegen Kleindealer und Schmuggler. "Einen offenen Straßenhandel wie in Frankfurt gibt es in Wiesbaden nicht", stellt Wolfhard Hoffmann klar. Im gleichen Zeitraum zählt die Statistik 21 Drogentote, dreimal soviel wie 1991. Zwei der Toten waren Teilnehmer am städtischen Methadonprogramm. Jugendliche und Ausländer sind bei den ermittelten Tatverdächtigen stärker vertreten als andere Gruppen. Von allen festgestellten Gesetzesbrechern sind 20 Prozent unter 21 Jahre alt. Die Polizei befürchtet, daß sie nach der "Pubertätskriminalität" immer stärker in die Szene abgleiten könnten. Insgesamt 30 Prozent der vermuteten Täter sind Ausländer, während ihr Anteil an der Wohnbevölkerung nur gute 12 Prozent beträgt.
LANGENSELBOLD. In einer öffentlichen Stellungnahme haben der Personarat und die ÖTV-Vertrauensleute der Stadtverwaltung der Selbolder Liste jüngst vorgeworfen, sie würden die Mitarbeiterim Rathaus diskreditieren. In einer Pressemitteilung nimmt jetzt die SL zu den Vorwürfen Stellung und erklärt, daß es nicht ihrem politischen Stil entspreche "Wahlkampf auf dem Rücken der Mitarbeiter" zu betreiben.
In ihrem Wahlprogramm habe die SL in erster Linie den Bürgermeister und seinen Vize kritisiert und ihm vorgeworfen, statt Bürgernähe zu praktizieren, gemeinsame Fototermine nach Gutsherrenart zu zelebrieren. Die SL bedauert, daß sich der Personalrat und die ÖTV-Vertrauensleute "zumindestens indirekt vor einen Bürgermeister stellen, dessen rüder Umgangston und Prozeßbereitschaft gegen eigene Mitarbeiter" in der Stadt bekannt sei.
In der letzten Stadtverordnetenversammlung hatte die Selbolder Liste in einer Anfrage die Anzahl der Rechtsstreitigkeiten wissen wollen, an der die Stadt seit 1988 beteiligt sei. Unter den 16 Verfahren wegen Kanalanschlußgebühren, Wasserrechte, Gewerbesteuernachforderungen und wegen Obdachlosigkeit ist auch ein Arbeitsgerichtsverfahren, wie der Bürgermeister bestätigte. alu
Der FDP-Ortsverband für die westlichen Stadtteile fordert, die Stroofstraße zwischen Nied und Griesheim auszubauen. Diese Straße sei eine Ausweichroute nach Alt-Griesheim, wenn die Omegabrücke oder der Bahnübergang in der Elektronstraße gesperrt werden müßte. Der Vorsitzende des Ortsverbands, Michael Kallweit, schreibt in einer Mitteilung, um das Projekt sei "bei Stadt und Land Funkstille eingetreten". mb/07
BÜDINGEN/GIESSEN. Die Große Strafkammer beim Landgericht Gießen revidierte am Dienstag das Urteil des Amtsgerichtes Büdingen im "Bücheser Kindergartenprozeß". Nach Angaben von Justiz-Pressesprecher Frank Nies sprach die große Strafkammer die drei Angeklagten, zwei Kindergärtnerinnen und einen Mitarbeiter des Büdinger Bauamtes, vom Vorwurf der Aufsichtspflichtverletzung und Fahrlässigkeit frei.
Das Amtsgericht hatte die drei Angeklagten in seinem Ende Januar vorigen Jahres verkündeten Urteil dafür verantwortlich gemacht, daß 1989 auf dem Kindergartengelände in Büches der sechsjährige Dominic tödlich und sein damals fünfjähriger Spielgefährte Christian durch einen umkippenden Stapel Ytong- Steine schwer verletzt worden waren. Die Steine waren bei Arbeiten am benachbarten Gemeinschaftshaus übriggeblieben.
Das Büdinger Gericht unter dem Vorsitz von Udo Lichtenegger hatte die drei Angeklagten schuldig gesprochen und für den Fall, daß sie erneut straffällig werden sollten, Geldstrafen bis zu 5600 Mark verhängt. Außerdem sollten sie jeweils 3000 Mark an soziale Einrichtungen überweisen.
Die Große Strafkammer des Landgerichtes befand nun nach Angaben von Nies unter dem Vorsitz von Richter Spaniol, daß der "konkrete Geschehensablauf" nicht mehr feststellbar sei und folglich "kein konkretes Verschulden der drei Angeklagten festgestellt werden konnte".
Das Urteil gegen die beiden Kindergärtnerinnen Marlies B. und Rita K. sowie den Bauamtsmitarbeiter Peter P. wurde somit aufgehoben. Die Entscheidung ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Die Anklage könnte Revision beim Oberlandesgericht Frankfurt einlegen. sal
DIETZENBACH. Jugendliche aus der Stadt haben gemeinsam mit dem Ausländerbeirat für Samstag, 20. Februar, im Bürgerhaus eine Musik- und Diskussionsveranstaltung auf die Beine gestellt, mit der ein Zeichen gegen Fremdenhaß und Intoleranz gesetzt werden soll.
"Nicht hören, nicht sehen, nicht reden - mit uns nicht! Wir packen das heiße Eisen an!" heißt es in der Ankündigung. Alle, die zu zweit im deutsch-ausländischen Tandem kommen, haben freien Eintritt. Von 18 Uhr an präsentiert die Gruppe "Ludverge" Funk- und Rockmusik. Der Bushido-Verein zeigt Taekwondo-Vorführungen und über den Bildschirm flimmert ein Videofilm zum Thema Gewalt. Die Moderation übernimmt die Journalistin Yasemin Arkan. aim
doe FRANKFURT A. M. Leichtgewichtige Zeitungen und Zeitschriften werden in diesem Jahr von der Post doch nicht so massiv zur Kasse gebeten wie ursprünglich geplant. Der gelbe Riese, der zur Deckung seines Defizits zuletzt insgesamt 180 Millionen Mark zusätzlich von den Verlegern für das Austragen ihrer Blätter verlangt hatte, ermäßigt seine Forderung auf 143 Millionen Mark. Aufatmen können nun insbesondere die alternative Tageszeitung sowie konfessionelle Publikationen und Fachblätter, die ansonsten mit Preiserhöhungen von bis zu 48 Prozent belastet und teilweise in ihrer Existenz bedroht worden wären.
Der Einigung zwischen der Post und den Verbänden der Pressehäuser waren 16 Monate heftiger Auseinandersetzungen vorausgegangen. Ursprünglich hatte das Staatsunternehmen, das nach eigenen Angaben im Zeitungsdienst 1992 fast eine Milliarde Mark Verlust machte, noch stärker zuschlagen wollen. Seit April 1992 stand eine Anhebung der Tarife um durchschnittlich 16 Prozent für 1993 im Raum. Dagegen argumentierten die Verleger mit der gesellschaftspolitischen Verantwortung der Zustellung.
Massive Kritik auch von Politikern war vor allem an der überproportionalen Belastung von Titeln der unteren Gewichts- und Auflagengruppen geübt worden. So hätte etwa die Tageszeitung nach eigenen Berechnungen 40,3 Prozent oder 900 000 Mark mehr zahlen müssen. Dem trägt die Post nun Rechnung, indem sie eine Ausgleichszahlung einführt. Zeitungsverlage, die mehr als fünf Prozent ihrer Abonnenten per Post beliefern, erhalten gestaffelt 25 bis 75 Prozent der über die 16-Prozent-Marke hinausschießenden Mehrbelastung zurück. Wer mehr als ein Fünftel der Auflage mit dem Briefträger zustellt, bekommt 100 Prozent jener Summe erstattet: Er muß also "nur" 16 Prozent Preiserhöhung verkraften.
Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) wird dessen Klientel um fünf Millionen Mark entlastet und muß noch 17,5 Millionen Mark tragen. Die Zeitschriftenverlage, bei denen die Spitzensätze analog gekappt werden, sparen 32 Millionen Mark. Gleichwohl, so der BDZV, sei die Anhebung "immer noch zu hoch". Voraussichtlich im April geht das Gefeilsche über die Gebühren für 1994 weiter.
WETTERAUKREIS. Die Umweltwerkstatt Wetterau hat jetzt ein spezielles Aktionsheft für Kinder und Jugendliche vorgestellt. Es enthält neben dem Halbjahresprogramm eine Reihe von Tips für die Natur- und Umweltschutzarbeit vor Ort.
Vorgestellt werden in dieser Broschüre beispielhafte Aktivitäten, die aufzeigen, wie sich Gruppen, Schulklassen und interessierte Freundeskreise gegen Müllberge, Autolawinen und den schleichenden Tod des Waldes engagieren können.
Eine Adressensammlung erleichtert den Einstieg in die Umweltschutzarbeit, da es in vielen Kommunen bereits aktive Jugendgruppen gibt, bei denen jederzeit neue Leute willkommen sind. Aber auch wer nur einmal reinschnuppern will oder nur an einem Umweltthema interessiert ist, findet im Jugend-Aktionsheft "Umwelt" die richtige Veranstaltung. Das Heft kann bei der Umweltwerkstatt, Wirtsgasse 1, in 6361 Niddatal 1, Tel. 0 60 34/61 19, bestellt werden. Es kostet zwei Mark in Briefmarken. str
DREIEICH. Die Stadt hat ihr neues Freizeitprogramm für Kinder und Jugendliche herausgebracht. Es enthält laut Ersten Stadtrat Werner Müller (SPD) viele bewährte Angebote.
Die Ferienspiele für Kinder zwischen sechs und acht Jahren sind vom 26. Juli bis 6. August auf dem Gelände an der Breiten Haagwegschneise. In der gleichen Zeit treffen sich die Neun- bis Zwölfjährigen zur "Ferienaktion". Dahinter verbergen sich Ausflüge in die nähere Umgebung. Teilnehmerbeitrag: 100 Mark. Anmeldeschluß ist der 21. Mai.
Das Ferienlager führt vom 1. bis 14. August in die Partnerstadt Oisterwijk. Dort wird ein Bauernhof angesteuert. Gemeinsam mit holländischen Kindern wird gespielt, geradelt und gewandert. Ein Bus steht für weitere Ausflüge bereit. Kosten: 300 Mark. Teilnehmen können Kinder zwischen neun und zwölf Jahren. An diese Gruppe wendet sich auch "Aktiv- Ferien". Vom 26. Juli bis 8. August hat die Stadt in der Jugendherberge Willingen 25 Plätze reserviert. Kosten: 375 Mark.
Feucht wird's in Thulba an der Rhön. Für die Freizeit vom 28. Juli bis 11. August wird ein Wasserskilehrer engagiert. Die Mädchen und Jungen (11 bis 13 Jahre) werden in Wohnwagen wohnen, die direkt am See stehen. Einschließlich Kurs kostet der Spaß 480 Mark.
In Plön (Holsteinische Schweiz) wird gepaddelt. Zu den Kanufahrten zwischen dem 11. und 25. August sind Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren eingeladen. Sie werden in einer Jugendherberge untergebracht. Gebühr: 480 Mark.
Windsurfen, Wasserski, Fallschirm- Wasserski und Ausflüge per Schiff stehen auf dem Programm der Camping- Freizeit auf Korsika vom 19. August bis 4. September. Die Teilnehmer sollten 16 oder 17 Jahre alt sein. Kosten: 600 Mark.
Im Winter geht's zum Skifahren nach Oberwimm in Wagrain / Salzburger Land. Für 770 Mark können Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren dabei sein. Für die Freizeiten nimmt die Jugendpflege der Stadt, Pestalozzistraße 1, bis zum 4. Juni die Anmeldungen entgegen. Reichen die Plätze nicht, wird nach Mädchen und Jungen getrennt ausgelost. 1992 waren alle Angebote ausgebucht.
Laut Müller hat die Stadt die Beiträge für die Ferienspiele, die Ferienaktion und das Ferienlager halten können, die Freizeiten seien dagegen etwas teurer geworden. Allerdings können einkommensschwache Familien eine Ermäßigung beantragen. Sie zahlen dann nur ein Viertel des Preises. Damit sich auch kinderreiche Familien die Ferienspiele und die Ferienaktion leisten können, kostet nur das erste Kind 100 Mark, jedes zweite 50 Mark. Alle weiteren sind gratis dabei.
An Ausgaben rechnet die Stadt mit 256 000 Mark. Davon sollen 105 000 Mark wieder hereinkommen. Bleibt eine Differenz von 150 000 Mark, die aus der Stadtkasse beglichen wird. dac
Einen Fastnachtsumzug für Kinder arrangieren Bockenheimer Kindereinrichtungen am Rosenmontag, 22. Februar. Treffpunkt für die Mädchen und Jungen ist um 14 Uhr in der Ladengalerie am Anfang der Leipziger Straße. Ziel des Fastnachtszugs ist der Kirchplatz. Die Organisatoren bitten Anwohner, Konfetti und Luftschlangen bereitzuhalten, um zum Gelingen des Zuges beizutragen. mb/07
ESCHBORN. Die Wirbelsäule gebrochen hat sich eine 47 Jahre alte Frau am Montag gegen 14.25 Uhr in Eschborn: Sie stand im Mittelgang eines Busses, dessen Fahrer plötzlich und heftig bremsen mußte. Ein 14 Jahre alter Radfahrer war vom Parkplatz des S-Bahnhofes Eschborn-Mitte losgefahren, ohne auf den Bus zu achten, der vorfahrtsberechtigt war.
Mit der Notbremsung vermied der Busfahrer den Zusammenstoß mit dem Radler - doch die Frau wurde zu Boden geschleudert und verletzte sich schwer. Der Wirbelsäulen-Bruch wird nun im Krankenhaus Bad Soden behandelt. md
WIESBADEN. Von 1994 an müssen Frauen in allen Bereichen des öffentlichen Dienstes bevorzugt eingestellt und befördert werden, wenn sie dort bislang unterrepräsentiert sind: So will es der Entwurf der rot-grünen Landesregierung für ein "Gleichberechtigungsgesetz", der am Dienstag nach monatelangen regierungsinternen Kontroversen vom Kabinett beschlossen worden ist. Das Gesetz soll Landesverwaltung, Kommunen, Hochschulen, Krankenkassen, Sparkassen und den Hessischen Rundfunk (zusammen knapp 400 000 Beschäftigte) zur Aufstellung von verbindlichen, auf sechs Jahre angelegten "Frauenförderplänen" verpflichten. Außerdem müssen in allen Behörden Stellen für Frauenbeauftragte eingerichtet und die Arbeitsbedingungen frauenfreundlicher gestaltet werden.
Ministerpräsident Hans Eichel und Frauenministerin Heide Pfarr (beide SPD) haben den Regierungsentwurf am Dienstag in einer Pressekonferenz gemeinsam vorgestellt. Beide betonten, daß das hessische Gesetz sehr viel weitgehender sei als die Regelungen, die die Bonner Frauenministerin Angela Merkel (CDU) kürzlich vorgeschlagen hat. Ziel des Landesgesetzes sei die "gleichberechtigte Vertretung" von Männern und Frauen auf allen Ebenen des öffentlichen Dienstes, sagte Pfarr, die ursprünglich in einigen Punkten schärfere Vorschriften vorgeschlagen hatte und im Laufe der Vorbereitung des Gesetzes teilweise erheblich zurückstecken mußte.
Eichel räumte ein, daß es "Schwierigkeiten" bei der Vorbereitung des Gesetzentwurfs gegeben hat. Dadurch, daß er jetzt vorgelegt wurde, mache die Regierung aber "klar, daß wir es wollen". Von einigen "Kleinigkeiten" abgesehen, seien die internen Schwierigkeiten nun "sicher vorbei". "Konfliktbeladene" Diskussionen wird es nach Ansicht Pfarrs vor allem noch über die Frage geben, ob auch Bereiche, "die sich dem Wettbewerb ausgesetzt sehen", wie zum Beispiel die Sparkassen, zur Frauenförderung verpflichtet werden sollen. Eichel sagte, die "entscheidende Frage" sei jetzt, ob das "Prinzip der Frauenförderung akzeptiert" werde oder nicht. Das Gesetz vermeide "Eingriffe von oben" und biete allen Bereichen des öffentlichen Dienstes statt dessen interne, "geschlossene Regelkreise" an. Das "Prinzip" des Gesetzes sei, daß nichts geschehe, "was von den Leuten vor Ort nicht gewollt wird".
Das hessische Frauenförderkonzept will bundesweit erstmals eine gezielte und verbindliche Personalplanung zugunsten von Frauen durchsetzen. Die jeweiligen Verwaltungsbereiche müssen künftig für die nächsten sechs Jahre eine "Zielvorgabe" erarbeiten, wie viele Stellen voraussichtlich frei werden und wie viele davon mit Frauen besetzt werden sollen. Falls nicht mehr als die Hälfte dieser freien Stellen mit Frauen besetzt werden sollen, muß das schriftlich begründet werden. Ausnahmen sind nur zulässig, wenn es auf dem Arbeitsmarkt nachweislich nicht genügend Frauen mit der nötigen Qualifikation gibt oder eine Arbeit von Frauen nicht ausgeführt werden kann.
Diese Frauenförderpläne müssen in der Landesverwaltung in jedem Fall mit der nächsthöheren Behörde abgestimmt werden. Oberste Instanz ist hier der jeweils zuständige Minister oder die gesamte Landesregierung. In den Kommunen müssen die Förderpläne von ihren Parlamenten beschlossen werden; in anderen Einrichtungen (Rundfunk, Sparkassen) ist stets das oberste Verwaltungsgremium zuständig.
Ohne Frauenförderplan dürfen freiwerdende Stellen in Bereichen, in denen Frauen weniger als die Hälfte der Mitarbeiter stellen, nicht besetzt werden. Alle zwei Jahre muß über den Vollzug der Förderpläne öffentlich berichtet werden.
Frauenbeauftragte werden in allen Behörden Pflicht. Ab einer bestimmten Mitarbeiterzahl stellt man sie teilweise oder ganz von anderen Aufgaben frei. Die Landesverwaltung benötigt dadurch rund 40 Planstellen, die innerhalb der Ressorts anderswo eingespart werden sollen. Erfahrungen in der Familienarbeit sollen künftig positiv bei der Qualifikationsbewertung berücksichtigt werden, Familienarbeit soll kein Hindernis für berufliche Karrieren mehr sein. Die Dienststellen will man zum Angebot familiengerechter Arbeitszeiten verpflichten; Urlaub oder reduzierte Arbeitszeit zur Betreuung von Kindern oder Pflegebedürftigen soll problemlos möglich werden. Acht Millionen Mark Kosten für das Land und weitere zehn Millionen für die Kommunen werden dadurch entstehen, daß es künftig eine Vertretung für Frauen während des nachgeburtlichen Mutterschutzes geben soll.
Die Frauensekretärin der hessischen ÖTV, Barbara Dürk, begrüßte den Gesetzentwurf als "zukunftsweisenden Schritt", forderte aber zusätzliche Möglichkeiten für flexible Arbeitszeiten und spezielle Regelungen für einen "Hausarbeitstag" für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst.
Die CDU-Opposition sagte "viel Ärger, Bürokratismus und vor allem eine Klagelawine" voraus, falls das Gesetz, wie geplant, nach einer schriftlichen Anhörung von Interessenverbänden noch vor der Sommerpause von der Regierung an den Landtag weitergeleitet und dort im Herbst beschlossen wird. Außerdem rolle eine "Kostenlawine" auf die Kommunen zu. Die FDP meinte, der Entwurf sei "mager" und in wesentlichen Punkten nur die Fortsetzung früherer Frauenförderpläne, die von Frau Pfarr als "zahnlose Tiger" bezeichnet worden seien.
Die Landtags-Grünen begrüßten den Regierungsentwurf als "wichtigen Schritt voran" mit "Modellcharakter für andere Bundesländer". Ihre fünf weiblichen Landtagsabgeordneten forderten am Dienstag einen Frauenförderplan auch für die Mitarbeiter bei der Fraktion. Der Grund: Gegen den Wunsch der Frauen war am Montag ein Mann auf eine Planstelle für Finanzpolitik eingestellt worden, während Frauen im Bereich der wissenschaftlichen Fraktionsmitarbeiter mit nur knapp 40 Prozent bisher schon unterrepräsentiert waren.
RICHARD MENG
HOCHTAUNUSKREIS. Im Vorfeld der Kommunalwahl am 7. März melden sich Vertretungen der beiden christlichen Konfessionen mit Erklärungen und Aufrufen zu Wort. Sie fordern auf, sich rechtsradikalen Tendenzen entgegenzustellen.
Bezirksdekan Norbert Leber appelliert an Vertreter und Vertreterinnen demokratischer Parteien des Hochtaunuskreises, "sich unter keinen Umständen auf eine Zusammenarbeit mit rechtsextremen politischen Kräften" einzulassen.
An alle Katholikinnen und Katholiken im Kreis richtet sein Aufruf, zu dem ihn der Bezirkssynodalrat "ermutigt" habe: "Wählen Sie demokratische Parteien, und erteilen Sie den rechtsextremen politischen Kräften eine eindeutige Absage."
Bad Homburgs evangelischer Pfarrer Gerhard Blaurock bezieht sich in einer Mitteilung auf den Aufruf der Synode der "Keine Sündenböcke" evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Darin wird bedauert, daß es in der Bundesrepublik noch immer kein Wahlrecht für ausländische Bürgerinnen und Bürger gibt, sie ihre Interessen nicht selbst vertreten können.
Die Erklärungen und Appelle evangelischer und katholischer Kirchenrepräsentanten fordern übereinstimmend auf, sozialen Problemen mehr Aufmerksamkeit zu widmen, um keiner Form von Radikalismus Nährboden zu liefern.
An die Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer der Parteien und Wählergemeinschaften ergeht die Mahnung, den Streit nicht zum Nachteil der Schwachen zu führen.
Bezirksdekan Leber: "Gesellschaftliche und soziale Probleme können nicht gelöst werden, wenn andere zu Sündenböcken gestempelt werden." Gerade der Hochtaunuskreis, der zu den finanzkräftigsten Landkreises Deutschlands zähle, müsse in der Lage sein, die Schwierigkeiten und Probleme in "demokratischer Gesinnung" zu lösen. "Dazu bedarf es keiner rechtsradikalen Kräfte".
Die Erklärung Lebers ist in vollem Wortlaut bei den katholischen Kirchengemeinden des Bezirks nachzulesen. off
NIDDATAL. In den türkischen Volkstanz führt Sahin Bicer am 6. und 7. März im evangelischen Gemeindehaus Assenheim ein. Anmeldung bei Gisela Rosing, Telefon 06034/3200.
Der Spielplan für die am kommenden Wochenende beginnende Abstiegsrunde der zweiten Basketball-Bundesliga sieht für die BG Maxx Offenbach/Neu-Isenburg einen ungünstigen Auftakt vor. Auf Auswärtspartien in Breitengüßbach und bei Bayern München folgt die Heimbegegnung gegen DJK Würzburg, dem sich das Auswärtsspiel am Mittwoch, 10. März, bei Lotus München anschließt. So ist von Optimismus bei Offenbachs Trainer Jochen Bezler nicht die Rede, obwohl seine Mannschaft die Abstiegsrunde mit sechs Punkten Vorsprung auf den Tabellenletzten Bayern und vier auf den Vorletzten SV Karlsruhe in Angriff nimmt.
Das Spiel bei Lotus, zum Unwillen der Offenbacher auf einen Tag unter der Woche gelegt, birgt für vom Beruf oder von der Ausbildung unabkömmliche Amateursportler besondere Unbill. Bezler zum Beispiel, Lehrer in Heusenstamm, kann ebensowenig mit nach München (und wird dort von seinem Mittrainer Rudi Walter vertreten) wie die Spieler Bernd Rappe, Jens Freudl, Matthias Lichtnauer und Holger Bremes; ob die Aufbauspieler Goran Leko (als einziger Spieler aus dem Rhein-Main-Gebiet weilte er jetzt beim Lehrgang der U 22-Nationalmannschaft) und Christoph Eck dabei sein werden, ist noch offen.
Eine Sorge wenigstens scheint den Offenbachern genommen. Bei zwei Süd-Absteigern aus der Bundesliga müßten drei Klubs aus der Südgruppe der zweiten Klasse in die Regionalliga. Den SV Tübingen wird nun aber wohl doch ein Nord-Verein (SVD Dortmund) nach unten begleiten, nachdem die TVG Trier mit Hilfe ihrer jüngsten Einkäufe Sergej Babkow und Paul Reiser im Aufwind ist.
Nach Lage der Dinge also sollte es der BG reichen, sich die Karlsruher vom Leib zu halten, die praktischerweise die einzige Mannschaft aus dem Abstiegsrunden- Sextett sind, gegen die Offenbach im - bei Gleichstand ausschlaggebenden - direkten Vergleich besser ist. Mit seiner ebenso angriffsstarken wie abwehrschwachen Mannschaft will Bezler einfach "von Woche zu Woche arbeiten" und zunächst einmal verhindern, daß sie mit zwei Niederlagen in fremden Hallen die Runde beginnt.
Der Offenbacher Nachbar, der TV Langen, kann dem Schluß der Saison hingegen gelassen entgegensehen. Acht Punkte hinter Favorit Steiner Bayreuth liegend bestreitet Langen, das am Samstag (19.30 Uhr, Georg-Sehring-Halle) gegen den SV Oberelchingen spielt, die Aufstiegsrunde. Nachdem die Erstligisten einer Aufstockung des Oberhauses auf 16 Mannschaften für die Spielzeit 1993/94 eine Absage erteilt haben, planen die Langener also schon die kommende Zweitliga-Saison.
Dazu gehört gewissermaßen auch die Tagung der AG Zweite Liga am letzten Februar-Wochenende, auf der über den Antrag, die erste Liga ab der Saison 1994/95 zu vergrößern, abgestimmt wird. Langen war und ist für eine Aufstockung, aber Langen will ohnehin "im kommenden Jahr angreifen" (TVL-Geschäftsführer Wolfgang Klinner), sprich: den Aufstieg auf sportlichem Weg schaffen. Zu diesem Behufe sind die Gespräche mit den Angestellten zwecks Vertragsverlängerung in Gang gekommen. Der Kern der Mannschaft soll gehalten werden, Joe Whitney wird aller Wahrscheinlichkeit nach das Team auch in der kommenden Saison coachen. Auch wenn die Mannschaft auf einer Spielersitzung versichert hat, in der Aufstiegsrunde noch so weit wie möglich nach vorne kommen zu wollen, so gilt der hohe Maßstab des Aufstiegs erst ab kommenden Herbst. ah
Der Inhaber eines Zeitschriftenladens ist am frühen Dienstagmorgen vor seinem Geschäft in der Thomas-Mann-Straße mit einem Baseballschläger verletzt worden. Der Mann war gegen 6.50 Uhr beim Sortieren seines Angebots, als er am Hintereingang ein Geräusch hörte. Kaum hatte er die Tür geöffnet, wurde ihm die Keule übers Gesicht gezogen.
Dem Verletzten gelang es dennoch, sich auf den Täter zu stürzen und diesen festzuhalten; er mußte loslassen, als ein Komplize zu Hilfe kam. Den beiden gelang die Flucht. Der Mann mit dem Baseballschläger war mit einer rötlichen Jacke und einer hellen Jogginghose bekleidet. Er ließ am Tatort einen Schuh und eine Armbanduhr zurück. habe
FLÖRSHEIM. "Jetzt messen Sie. Aber Sie sollten mal kommen, wenn's richtig laut ist." Der Kommentar des vorbeiradelnden Mannes läßt Andreas Pilz kalt. "Die Reaktion kennen wir", meint er sachlich. Selbst das lauter werdende Geräusch eines herannahenden Flugzeugs, das schließlich auf dem Pegelschreiber eine langgezogene Kurve hinterläßt, bringt den Sachsen nicht aus der Ruhe - Alltag eines Fluglärm-Controllers. Und die paar Sekunden 75 Dezibel (dB) Lärmstärke machen den Aufenthalt im VW-Bus auch nicht unangenehmer, als er um diese Jahreszeit sowieso ist. Immerhin: Statt der geforderten warmen Unterhose hat sein Chef von der Flughafen Frankfurt Main AG (FAG) noch kurzfristig für einen Stromanschluß gesorgt. Ein mollig warmer Luftstrom aus dem Heizlüfter weht um Andreas Pilz' Beine.
Durch das Abhören des Funks vom Kontrollturm und einen Blick in den Flugplan hat der Lärm, den das Mikrofon am vier Meter hohen Mast eingefangen hat, inzwischen einen konkreten Verursacher. Gewissenhaft notiert Pilz die Flugnummer auf dem Papierfetzen mit der Kurve. Sie verrät nun, wer die Wickerer um 14.45 Uhr belästigt hat. Denn sehen konnte man den Flieger über dem Flörsheimer Ortsteil nicht. Der graue Hochnebel schluckt schon seit Tagen jedes Flugzeug kurz nach dem Start, bevor es über den Taunuskamm nach Norden entschwunden ist.
Für die Wickerer macht das keinen Unterschied, spüren sie doch unzählige Male am Tag - und auch in der Nacht - dieses Grummeln, das einen Augenblick lang zum unerträglichen Lärm anschwillt. Sie haben das Gefühl, über ihren Köpfen sei es lauter, als es die zwei fest installierten Lärmmeßstellen in Bad Weilbach (Parkstraße) und Flörsheim (Nördlinger Straße) rund um die Uhr per Postleitung bei der FAG dokumentieren. Sie fordern deshalb ebenfalls eine stationäre Meßeinheit.
Ortsbeirat und Stadt unterstützen das Ansinnen. Denn so ganz kann sich auch Umweltdezernent Norbert Hegmann (CDU) nicht von dem Gedanken frei machen, daß die Gefühle der Wickerer stimmen. "Ich wohne ja gleich um die Ecke", betont er seine Solidarität. Werner Huxhorn dagegen, Akustiker und Abteilungsdirektor für Umweltschutz bei der FAG, betrachtet Lärm aus der Sicht des Experten. "Wir können sehr wohl präzise messen durch die vorhandenen Meßstellen", meint er beim Ortstermin - wenngleich er Verständnis für das subjektive Empfinden der Leute signalisiert. Aber: "Wäre die Häuserreihe nicht", zeigt er auf die Gebäude in der Friedrich-Jähne-Straße, "könnte man die feste Meßstation sogar sehen."
Er argumentiert mit den variierenden Flugrouten der Jets. Zwar fliege rund ein Drittel aller vom Airport startenden Flugzeuge über den Main-Taunus-Kreis hinweg. Doch wo sie von der verlängerten Achse der in Ost-West-Richtung gelegenen Startbahn nach Norden abdrehen, hänge von der Flughöhe ab. Hat das Flugzeug 3500 Fuß erreicht, darf der Pilot das Funkfeuer im Taunus ansteuern. Und das sei oft genug über Eddersheim der Fall, sagt Huxhorn. Natürlich muß er auch ans Geld denken. Auf rund 60 000 Mark schätzt der Experte die Kosten für eine weitere Meßstation, nochmal soviel würden Service und Auswertung der Daten pro Jahr verschlingen. Vermutlich auch aus Kostengründen hat die Hessische Landesanstalt für Umwelt (HLfU) ihre Meßstelle abgebaut, die früher spezielle Ergebnisse für Wicker lieferte.
Auch Bürgermeister Dieter Wolf (CDU) ist klar, daß eine weitere Meßstation das Problem des Lärms nicht ändern würde. Zumal sich trotz mehr Flugbewegungen in den vergangenen Jahren der Lärm eines einzelnen Jets verringert hat, weil die Motoren leiser sind. Dennoch hält er den Nachweis, daß die Intensität über Wicker vielleicht anders als über dem restlichen Stadtgebiet ist, für wichtig. An- und Abflugverfahren, die das Wirtschaftsministerium in Zusammenarbeit mit der Fluglärmkommission festlegt, zu ändern, sei dann allerdings nur theoretisch möglich, gibt er sich keinen Illusionen hin.
Bislang zeigen die Ergebnisse der Messungen vom 6. Februar, daß die Wickerer nicht so ganz danebenliegen mit ihren Gefühlen. Aber das ist eher Zufall. Denn die zwei Dezibel Lärmunterschied, die im Durchschnitt bei neun der zehn aufgezeichneten Flugzeuge auftraten, sind wohl kaum hörbar. SUSANNE BEER
rds BONN, 16. Februar. Die Gegenvorschläge der SPD zum "Solidarpakt" haben am Dienstag trotz überwiegend ablehnender Haltung der Regierung auch Zustimmung aus der Union gefunden. Der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts, Werner Münch (CDU), sprach von wichtigen Ansätzen in dem SPD-Papier, über die auch die CDU reden müsse. Auch CDA-Hauptgeschäftsführer Franz Dormann äußerte sich positiv. In einer Koalitionsrunde lehnten Union und FDP dagegen die von der SPD bereits ab Juli 1993 geforderten Abgaben ab. Die SPD- Vorschläge kamen auch bei der 15. Wirtschaftskonferenz beim Bundeskanzler zur Sprache.
Münch nannte in Bonn die Entscheidungen der SPD für die Einführung einer Ergänzungs- und einer Arbeitsmarktabgabe schon ab 1. Juli 1993 einen "Schritt in die richtige Richtung". Es gebe durchaus wichtige Ansätze, über die auch die CDU dringend reden müsse. Dabei gehe es nicht um Parteipolitik, sondern um eine "vernünftige Kompromißlösung". Wirksame Anreize für Investitionen in den neuen Ländern zu schaffen sei eine der vorrangigen Aufgaben.
Auch die CDU-Sozialausschüsse begrüßten die SPD-Forderungen zum "Solidarpakt". Der CDA-Hauptgeschäftsführer Franz Dormann nannte in der in Hannover erscheinenden Neuen Presse besonders die Arbeitsmarktabgabe von Beamten und Selbständigen eine "richtige Entscheidung" der SPD, weil auch die an den Arbeitsmarktaufgaben beteiligt werden müßten, die nicht zur Versichertengemeinschaft gehörten.
Der Vorsitzende der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Roland Issen, kündigte bei der 15. Wirtschaftskonferenz mit Bundeskanzler Helmut Kohl an, daß seine Gewerkschaft nicht einem "Solidarpakt" beitreten werde, mit dem eine Sanierung der Staatsfinanzen auf Kosten der Schwächsten versucht werde. Issen begrüßte die von der SPD erhobenen Forderungen nach einer Arbeitsmarkt- und Ergänzungsabgabe. Er warnte zugleich vor einem dramatischen Einbruch bei den Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen der Arbeitsämter als Folge der Kürzungen im Arbeitsförderungsgesetz.
Bundeskanzler Kohl und die Vertreter der Wirtschaft waren sich über die Ziele des angestrebten "Solidarpakts" einig, den "Standort Deutschland" durch soziale Kürzungen und die Vermeidung von Steuererhöhungen attraktiver zu gestalten. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Hans Peter Stihl, nannte Steuererhöhungen zum jetzigen Zeitpunkt "Gift für die Konjunktur". Die Wachstumsannahmen der Regierung nannte er "unvorsichtig positiv", der Kürzungsbedarf sei noch höher als unterstellt.
Der Kanzler mahnte erneut eine Revision der ostdeutschen Tarifverträge über die Anpassung der Löhne an das Westniveau an. Eine maßvolle Tarifpolitik gehöre in den Gesamtzusammenhang des "Solidarpaktes". Kohl würdigte den dreiprozentigen Abschluß im öffentlichen Dienst als Signal. Hinzukommen müsse "die Bereitschaft der Tarifpartner, bereits abgeschschlossene Verträge in den neuen Ländern zu überprüfen und an die veränderte wirtschaftliche Lage und Perspektiven anzupassen".
Die Industrie stellte in der Konferenz eine "Aktion Einkaufsoffensive neue Bundesländer" vor. Damit soll das Einkaufsvolumen der Unternehmen in Ostdeutschland von 24 Milliarden Mark im vergangenen Jahr bis 1995 auf 50 Milliarden Mark steigen.
Die Koalitionsrunde unter Vorsitz des Kanzlers bekräftigte, den Solidaritätszuschlag erst zum 1. Januar 1995 einzuführen. Die Runde beschloß, bereits am 10. März im Bundestag die Sparbeschlüsse zum "Solidarpakt" zu beraten, also noch vor der für den 11. März geplanten Klausurtagung mit den Bundesländern.
. . . sagte die Frau: "Urlaub? Wann's nach mir geht, bloß noch im Winter! Im Sommer sitzt mein Mann von morrjens bis awends am Strand, drinkt Bier un dhut nix!" Der Mann sagt: "Ich? Nix dhun? Un wer werft de Schadde ferr die Kinner?"
. . . irrte die Frau durchs Parkhaus und suchte ihr Auto, und ein Mann fragte: "Ei, in welchem Stockwerk hawwe Se's dann geparkt?", und die Frau sagte: "Des waaß ich ewe net mehr!", und ein anderer Mann sagte: "Sie haben hier die Auswahl in fünf Etagen!", und die Frau sagte: "Ich will kaa Schnäbbsche! Ich will haam!"
. . . sagte der Mann: "Also, ich hab die Erfahrung gemacht, wann's im Febberwar schneit, kriehe merr e ghude Ernt!", und ein Zuhörer sagte: "Interessant! Sie sind wohl ein erfahrener Agrarier!", und der Mann sagte: "Net direkt! E bissi Schniddlauch, e bissi Peddersilje un e paar Tomade hinnerm Haus!"
. . . sagte der rechte Vorderreifen: "Pffft!" und war platt. Der vornehme Fahrer stieg aus, sah den Platten und schimpfte: "Verdammte Scheiße, verdammte!" Der rechte Vorderreifen sagte zum linken: "Haste des ewe gehört? In solche Siduazione lernste dein Fahrer erst emal so richtisch kenne!"
OFFENBACH. Von einem 17jährigen Schüler hat ein Mann am Montag 400 Mark erpreßt, berichtet die Polizei. Der Jugendliche hatte in der Sparkassen-Filiale in der Heinrich-Heine Straße am Geldautomaten 200 Mark geholt. Auf der Straße bedrohte ihn ein Mann mit dem Messer und zwang ihn, nicht nur die 200 Mark herauszurücken, sondern nochmals die gleiche Summe abzuheben. Die Polizei glaubt, den Täter zu kennen. lz
ZEILSHEIM. Beamte eines Sondereinsatzkommandos (SEK) drangen am Montag kurz nach 22 Uhr in eine Wohnung im Pfortengartenweg ein, um zwei angeblich von einem Mann bedrohte Kinder zu befreien. Eine 28jährige Frau hatte gegen 19.45 Uhr die Polizei alarmiert und angegeben, ihr unter Alkohol- und Drogeneinfluß stehender Lebensgefährte habe sie geschlagen und bedrohe die beiden elf Monate und vier Jahre alten Kinder. Sie selbst habe sich vor dem bewaffneten 25jährigen zu einer Freundin in den Pflugspfad retten können.
Beamte des SEK observierten das Haus zunächst einige Zeit und entschlossen sich dann, in die Wohnung einzudringen. Dort überraschten sie den alkoholisierten 25jährigen und zwei weitere Männer. Der Beschuldigte leistete keinen Widerstand und verhielt sich teilnahmslos. Die Kinder entdeckten die Beamten unversehrt schlafend in ihren Bettchen. Eine Waffe stellte das SEK nicht sicher. Der Mann blieb daher auf freiem Fuß. tos
Nicaraguaner diskutiert über den Kaffeehandel
OFFENBACH. Zur Diskussion mit José Adan Rivera, Vorsitzender der Landarbeitergewerkschaft in Nicaragua, lädt der Verein Para Nicaragua für Samstag, 20. Februar, 16 Uhr, in den "Hessischen Hof" ein. Der Spezialist für internationalen Kaffeehandel wird zum europaweiten Projekt "Fair gehandelter Kaffee" reden. Weitere Gesprächspunkte sind: Landbesitz in Nicaragua, Arbeiterselbstverwaltung und mittelamerikanische Gewerkschaften. pmü
HAMMERSBACH. Seine Prunksitzung in der Turnhalle des Ortsmittelpunkts hat der "Sängergruß" Marköbel am Sonntag, 21. Februar, ab 20 Uhr. Schon um 14 Uhr findet in der Halle das Kinder-Faschingstreiben statt. Erstmals hat der Verein für der Kinderveranstaltung auch ein Programm, "Mini-Playback-Show", Puppendarbietung, Auftritte der Tanzschule Lutz und Gesangsvorträge. Ul
DIETZENBACH. Die Bürger sind im vergangenen Jahr beim Verbrauch von Trinkwasser unter der Zwei-Millionen- Kubikmeter-Marke geblieben. Nach Auskunft des Stadtrates Joachim Huvart floß 1992 im Vergleich zum Vorjahr weniger Wasser, obwohl rund 100 neue Anschlüsse hinzugekommen sind. Verbraucht wurden genau 1,954 Millionen Kubikmeter Wasser. 1991 waren es 2,085 Millionen Kubikmeter des kostbaren Nasses.
Die Stadt hat bei ihrer Bilanz auch darauf geachtet, wieviel Wasser während der vom Regierungspräsidium ausgerufenen Wassernotstandsverordnung verbraucht wurde. In den letzten vier Monaten 1992 sind demnach 42 000 Kubikmeter weniger geflossen als 1991. Das entspreche einer Einsparung von 7,6 Prozent. aim
HILDEGARD MOOS, Oberstudienrätin am Oberurseler Gymnasium, hat für 25 Jahre im Schuldienst die Ehrenurkunde des Landes Hessen überreicht bekommen. Die Lehrerin unterrichtet seit 1969 die Fächer Deutsch und Französisch. Neben dem Austausch mit der französischen Partnertschule in Epinay hat sie sich in den vergangenen Jahren auch um Musik- und Theaterinszenierungen des Gymnasiums gekümmert. Als Verbindungsleherin vermittelte sie zwischen Schülern und Lehrern.
WETTERAUKREIS. Zur Fastnachtszeit verstärkt die Wetterauer Polizei ihre Alkoholkontrollen bei Autofahrern. Grund: Bei fast 22 Prozent aller tödlichen Unfälle ist Alkohol die Unfallursache. Tip der Polizei: "Lassen Sie Ihr Auto gleich zu Hause; gute Vorsätze für eine Taxi-Heimfahrt oder zur Einschränkung des Alkoholgenusses sind nach einer geringen Menge Alkohol schnell vergessen." str
Leser-Forum
NIDDERAU. Ihr Heringsessen veranstaltet die Chorgemeinschaft Heldenbergen schon am Fastnachtsdienstag, 23. Februar, ab 19 Uhr im Vereinslokal "Hessischer Hof". Närrische Garderobe ist erwünscht; Musik, Tanz und Sketche sollen für Stimmung sorgen.
Weitere Termine aus dem Kalender des Chors sind: das Singen zur goldenen Hochzeit Hack am 26. Februar, das Werkwochenende in Volkers / Rhön am 12. / 14. März sowie die Jahreshauptversammlung am 25. März. Ul
WIESBADEN. Mit rot-grüner Mehrheit hat der Landtag einen Gesetzentwurf der FDP abgelehnt, mit dem die Einführung des neuen Berechnungsverfahrens für die Lehrerzuweisung an gymnasialen Oberstufen ("Divisoren") ab dem Schuljahr 1993/94 aus dem Schulgesetz gestrichen werden sollte.
Alle Lehrerverbände, viele Schulen und auch die Landesschülervertretung hatten protestiert, weil sie - wie die Opposition - durch die Neuregelung mit einer Kürzung des Kursangebots an den Oberstufen um rund 20 Prozent rechnen.
SPD und Grüne begründeten das neue Verfahren erneut damit, daß damit klar nachrechenbar werde, wie viele Lehrer den Oberstufen zustehen. me
BAD SODEN. Erst als die Feuerwehr das zertrümmerte Fahrzeug mit einem Einsatzwagen auseinanderzog, konnte dessen schwerverletzte 25jährige Fahrerin befreit werden. Sie hatte auf der B 519 nach links Richtung Kelkheim-Hornau abbiegen wollen und dabei ein entgegenkommendes Auto übersehen. Die Leverkusenerin wurde mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus gebracht.
Die 35 Jahre alte Hofheimerin, deren Auto mit dem der Leverkusenerin kollidierte, erlitt einen Schock. An den Autos entstand nach Schätzung der Polizei 40 000 Mark Schaden. md
wtr BONN, 16. Februar. An einem großen Rüstungsgeschäft zwischen Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) wird auch der deutsche Motorenhersteller MTU profitieren. Wie jetzt bekannt wurde, bestanden die Emirate bei dem beabsichtigten Kauf von 436 Leclerc-Panzern in Frankreich darauf, daß die Kampfpanzer mit dem MTU-Motor MT 883 V12 ausgerüstet werden. Der Bundessicherheitsrat stimmte Ende 1993 zu. Wie eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums mitteilte, sei die Genehmigung im Rahmen des Abkommens über Rüstungskooperation zwischen Frankreich und Deutschland erteilt worden.
Grüne sind mit Niddaer
NIDDA. Sperrmüll soll in Nidda wieder "an zentralen Tagen mehrmals im Jahr" abgeholt werden, fordern die örtlichen Grünen in einer Pressemitteilung. Das Parlament beschloß dagegen vor kurzem, den Sperrmüll nur noch auf Abruf bei den Haushalten abzuholen.
Der Grünen-Sprecher Dr. Stefan Brückmann forderte außerdem die Einsammlung von Altkleidern und Kork in Nidda. Der erhebliche Anteil an Babywindeln im Abfall solle "durch die finanzielle und informative Unterstützung von Windeldiensten verringert" werden. Die Sondermüll-Abfuhr müsse häufiger als zwei- oder dreimal im Jahr organisiert werden, so Brückmann. Notwendig sei die Einstellung einer ausgebildeten Abfall- und Umweltberatungs-Fachkraft durch die Stadt.
Kritik übten die Grünen auch an der neuen vierseitigen Bürger-Information zur Abfallbeseitigung. Die Broschüre sei so klein gedruckt, daß ältere Menschen Schwierigkeiten beim Lesen hätten. Die bevorstehende Aufstellung von zentralen Aluminium-Tonnen sei in der Broschüre nicht erwähnt. nes
Martin Bangemann polterte, und Dänemarks Maastricht-Gegner rieben sich die Hände. "Zu einem europäischen Bundesstaat gibt es keine Alternative", erklärte der deutsche EG-Kommissär in Bremen und ließ die Rede in Brüssel mehrsprachig verteilen, damit auch niemandem seine Ergüsse entgingen. "Länder, die sich aussuchen wollen, welche Teile des Maastricht-Vertrages sie akzeptieren, sollten überlegen, ob sie die Gemeinschaft nicht besser verließen. Ein solches Europa hätte keine Überlebenschance."
Bessere Munition konnten die dänischen Gegner der EG-Union gar nicht bekommen. Ein Plakat mit dem Ausspruch "Das Endziel sind Europas Vereinigte Staaten" und der Unterschrift "Martin Bangemann, deutscher EG-Kommissär" bringt vor der entscheidenden zweiten dänischen Volksabstimmung über den Unions-Vertrag den Zweiflern das beste Argument, warum sie doch wieder nein sagen sollten: ein Europa-Staat, in dem Dänemark zur "Region Nord" verkümmert, ist das Letzte, was die Dänen wünschen.
"Bangemann stampft mit dem Fuß wie ein trotziges Kind, dem man das Spielzeug wegnimmt", kommentierte Dänemarks Außenminister Niels Helveg Petersen erbost, "doch seine Ansichten sind eigentlich recht gleichgültig." Wäre es nach dem stellvertretenden Kommissionspräsidenten gegangen, hätte Dänemark niemals jene Ausnahmen vom Maastricht-Papier erhalten, die nun die Grundlage für das für 18. Mai angesetzte Referendum darstellen, sagte der Außenminister. Doch nicht die Beamten der Kommission hätten in der EG das Sagen, unterstrich Petersen, sondern die Regierungen der Mitgliedsstaaten: "Und deshalb wird die EG kein europäischer Bundesstaat, sondern bleibt ein Bündnis souveräner Staaten."
Fragt sich nur, ob ihm das viele glauben. Es wäre nicht das erste Mal, daß überhebliche Sprüche von Eurobonzen die beschwichtigende Argumentation dänischer Politiker unterlaufen und, ganz gegen ihre Absicht, den EG-Gegnern den Rücken stärken. Als Kommissionspräsident Jaques Delors im Vorfeld des ersten dänischen Maastricht-Referendums über die Beschneidung der Rechte kleiner EG- Mitglieder zu spekulieren begann, bahnte er das "Nej" vom 2. Juni an. Und als sich nach dem EG-Gipfel von Edinburgh eine breite Zustimmung zu dem dort erzielten Kompromiß abzeichnete, gab der britische Außenminister Douglas Hurd den angeschlagenen Unions-Gegnern wieder Hoffnung: "Sagen die Dänen nochmals nein, ratifiziert auch London nicht."
"Herzlichen Dank für den Hinweis", jubelte Jens Peter Bonde, Europaparlamentarier für die dänische Anti-EG-Liste. Das macht den Maastricht-Gegnern den Wahlkampf leichter. Das Schreckbild einer Einheitsfront der übrigen Elf, die dem aufmüpfigen Dänemark im Falle eines zweiten Nein die Tür weisen würden, stimmt nicht mehr. Ohne Großbritannien kein Maastricht-Vertrag, ohne dänische Zustimmung kein britisches Ja: so geht es für die dänischen Unions-Gegner nicht nur darum, die Teilnahme ihres eigenen Landes an dem hochfliegenden Vorhaben zu verhindern. Sie sehen die Chance, das ganze Unionsprojekt abzuschießen.
So ist das Ja zum Maastricht-Kompromiß, das die Meinungsumfragen in dem EG-skeptischen Land einstweilen prophezeien, noch lange nicht gesichert. Als der Politologe Hans Jörgen Nielsen angesichts satter Mehrheiten von 60 und mehr Prozent verkündete, daß das Rennen für die Ja-Sager gelaufen sei, erntete er schallenden Widerspruch bei der gesamten Zunft seiner Kollegen. "Der Wahlkampf hat noch gar nicht begonnen, und nichts ist entschieden", korrigierte Ole Borre. Die Meinungsforscher wollen sich nicht noch einmal blamieren wie vor dem Juni-Referendum. Damals hatten sie, als sich die Ja-Seite kurz vor dem Votum einen Vorsprung gesichert hatte, deren Sieg für gegeben gehalten, um in der Wahlnacht vom Volkswillen genauso überrascht zu werden wie jene 80 Prozent der Volksvertreter, die im Parlament für das Maastricht-Abkommen votiert hatten. "Wir müssen jeden Tag um das für Dänemark lebenswichtige Ja kämpfen", beschwört deshalb Außenminister Petersen nun seine Kollegen.
Wenn es den Unions-Gegnern gelinge, den Dänen klarzumachen, daß sich das neue Maastricht-Paket in all seinen Konsequenzen kaum von jenem unterscheide, das sie schon einmal abgelehnt haben (die berühmten "dänischen Ausnahmen" zu Münzunion, Europaheer, Europolizei und Staatsbürgerschaft standen, vager formuliert, auch schon im Originalvertrag), dann sei ein neues Nein nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich, glauben Wahlexperten. Doch die Front der Nein- Sager ist seit dem Juni abgebröckelt.
Hatten damals sechs von acht Parlamentsparteien ein Ja empfohlen, so sind es nun sieben. Nur die rechte Fortschrittspartei hält an ihrem Widerstand gegen das Abkommen fest. 160 von 175 Abgeordneten wollen im Kopenhagener Folketing für die in Edinburgh erzielte Lösung stimmen. Die Sozialistische Volkspartei (SF) hat umgesattelt. Ihr Vorsitzender Holger Nielsen, vor dem ersten Referendum Symbol der Nein-Kampagne, erarbeitete mit den damaligen Oppositionspolitikern Nyrup Rasmussen und Helveg Petersen den "nationalen EG- Kompromiß", dem sich dann notgedrungen auch die bürgerliche Regierung anschloß. Als dann die EG-Partner in der schottischen Hauptstadt die dänischen Vorstellungen akzeptierten, signalisierte der SF-Vorstand fast einstimmig ein Ja zu "Maastricht 2".
An der SF-Basis, dem Sammelbecken aller halblinken und angegrünten dänischen Bewegungen, gärt es allerdings seither. Der Widerstand gegen die EG zählt für viele von ihnen seit jeher zum politischen Glaubensbekenntnis. Und daß der Sozialdemokrat Nyrup Rasmussen inzwischen Ministerpräsident wurde und der Sozialliberale Helveg Petersen Außenminister, während es für Holger Nielsens Sozialisten bei den Regierungsverhandlungen nichts zu holen gab, hat die Stimmung nicht besänftigt: in einem Anflug von Machtsucht habe die Partei den EG-Widerstand geopfert, ohne sich die ausgesetzte Belohnung zu sichern, werfen ihr ihre Anhänger vor. Nur jeder vierte SF-Wähler machte den Schwenk der Parteispitze mit, zeigen Umfragen.
Als SF-Politiker aus dem zweiten Glied aufbegehrten, berief das Parteipräsidium für Mitte März einen Sonderkongreß ein, auf dem Nielsen und Konsorten ihre Kritiker vor die Wahl stellen: entweder schließt sich die Partei dem Ja-Votum an, oder das gesamte Führungsgremium tritt zurück. Entscheidend für das dänische Abstimmungsergebnis werden schließlich aber weniger die SF-Wähler sein, als jene der Sozialdemokraten. Und bei ihnen scheint sich die Ja-Seite vorerst durchgesetzt zu haben. Hatten am 2. Juni zwei Drittel der Sozialdemokraten das Nein angekreuzt - nicht zuletzt, um der bürgerlichen Regierung eins auszuwischen -, so scheinen sie es sich nun unter einer sozialdemokratisch geführten Regierung mehrheitlich anders überlegt zu haben.
Doch die Ja-Mehrheit ist labil, und es bedarf wohl nur einiger weniger Absurditäten wie des Bananen-Streits, der für die dänischen Leckermäuler - noch dazu unter entscheidender Mithilfe eines sich selbst widersprechenden dänischen Ministerratsvorsitzenden - künftig schlechtere Bananen zum dreifachen Preis bedeutet, um die Zweifel wieder zu wecken, ob ein Ja zur Festung Europa wirklich die richtige Lösung für Dänemarks Zukunft ist.
SCHÖNECK. "Anus Presley" gastiert am morgigen Freitag ab 20 Uhr im "Café Mars", dem Jugendzentrum im alten Hofgut Büdesheim. Die Band stellt klar, daß man immer mit den 70ern rechnen muß. Sie klingen - nach der großspurigen Ankündigung - "ein bißchen wie England diese Liebhaber britischer Gitarrenmusik, doch jede englische Band würde sterben, um so zu klingen". Der Eintritt kostet drei Mark. Ul
OFFENBACH. Die musikpädagogische Jugendarbeitsinitiative "off-rock" will einen CD-Sampler herausgeben. Rockgruppen aus Stadt und Kreis, die auf den Sampler aufgenommen werden möchten, sollen bis spätestens 5. März Demobänder an "off-rock", c/o Jugendclub Lohwald, Rathaus, Berliner Straße 100, schikken. Rückfragen sind bei Michael Koch unter der Telefonnummer 069 / 8065-25 46 möglich. lz
Die ev. Wicherngemeinde Praunheim organisiert ein Familienwochenende in Bodenrod/Hochtaunus vom 7. bis 9. Mai. Eine Familienfreizeit läuft vom 21. bis 28. März im Kleinen Walsertal. Information und Anmeldung: im Gemeindebüro unter Tel. 76 24 15. Die "Mittwochsrunde" trifft sich wieder am 24. Februar, 15 Uhr. mb/07
HÖCHST. Einen "Dritte-Welt-Kreis" will die Evangelische Kirchengemeinde Alt-Höchst gründen. Aufgabe der Gruppe soll es sein, an jedem ersten Sonntag im Monat nach dem Gottesdienst neben chilenischen Handarbeiten auch Kaffee, Tee, Honig und andere Lebensmittel aus Ländern der "Dritten Welt" anzubieten.
Ein erstes Informationstreffen für interessierte Helferinnen und Helfer veranstaltet die Gemeinde am morgigen Donnerstag, 18. Februar, von 19.30 Uhr an in ihrem Saal in der Leverkuserstraße 7. Ein Vertreter der katholischen Pfarrei St. Josef wird aus der Arbeit des "Altiplano-Kreises" der Gemeinde berichten. Agnes Müller: "Uns ist wichtig, daß wir keine neue Arbeit beginnen, sondern in Höchst gemeinsam ökumenisch handeln."
Weitere Informationen geben Pfarrer Christian Müller und Agnes Müller unter der Rufnummer 31 30 85. tos
ach SANTIAGO, 16. Februar. Die Welle der Gewalt, mit der sich der flüchtige Drogenbaron Pablo Escobar den kolumbianischen Staat erneut gefügig machen will, reißt nicht ab. Sechs Menschen sind am Montag bei zwei Bombenattentaten in der Hauptstadt Bogota getötet worden; 120 erlitten Verletzungen.
Die beiden Autobomben von je 50 Kilo Dynamit waren zeitgleich an zwei verschiedenen Orten Bogotas hochgegangen. Der eine Sprengsatz war in unmittelbarer Nachbarschaft zum Tequendama-Luxushotel explodiert, in einem Stadtteil mit Banken und Büros der Fluggesellschaften.
Obschon für die zwei Anschläge bislang niemand die Verantwortung übernehmen mochte, machte Innenminister Villegas den gejagten Drogenhändler Pablo Escobar als Urheber aus. Escobar war letzten Juli aus einem Gefängnis in Envigado bei Medellin geflüchtet.
SULZBACH. Ab sofort können im Rathaus-Nebengebäude, Zimmer 40, die Briefwahlunterlagen zur Kommunalwahl am 7. März abgeholt werden. Jeder Wahlberechtigte, der in das Wählerverzeichnis eingetragen ist, kann einen Antrag stellen, wenn er sich am Wahltag aus zwingenden Gründen außerhalb der Gemeinde aufhält. Das Büro in Sulzbach ist Montag mit Freitag von 9 bis 12 Uhr sowie Montag, Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 15.30 Uhr und am Dienstag von 16 bis 18 Uhr geöffnet. ege
Die Stadtteilbüchereien Griesheim und Gallus bieten Aktionen für Kinder an: "Wir feiern Fasching", heißt es am Donnerstag, 18. Februar, ab 15 Uhr, in Griesheim (Schwarzerlenweg 57). Im Gallus (Idsteiner Straße 65) gibt es am Mittwoch, 24. Februar, ein Programm für junge Bibliotheksbesucher. mb/07
fa MÜNCHEN, 16. Februar. Die Regierung von Ministerpräsident Max Streibl (CSU) will sich der ultimativen Forderung der SPD-Opposition nicht beugen, bis Mittwoch alle Vergünstigungen der Wirtschaft für sämtliche Kabinettsmitglieder offenzulegen. "Auf Ultimaten der SPD geht die Staatsregierung nicht ein", heißt es in einer Presseerklärung der Münchner Staatskanzlei.
"Lediglich der guten Ordnung halber", wie es in der Erklärung heißt, werde darauf hingewiesen, daß außer Ministerpräsident Max Streibl und Innenminister Edmund Stoiber (CSU) kein weiteres Kabinettsmitglied Flugzeuge von MBB zu privaten Zwecken genutzt habe. Als "übliche Praxis" wurde in der Erklärung der Staatskanzlei die großzügige Überlassung von Leihautos an Politiker durch große Automobilkonzerne bezeichnet. Diese Leihwagen könnten, wie Dienstfahrzeuge, auch privat genutzt werden.
Das Kabinett in München hatte sich zu Beginn seiner gestrigen Sitzung mit der "Amigo-Affäre" befaßt. Dazu wurden für rund eine halbe Stunde alle Beamten vor die Tür geschickt. Eine gezielte Befragung jedes einzelnen Kabinettsmitgliedes hat es dabei aber offenbar nicht gegeben. Innenminister Stoiber wies es als "dummes Zeug" zurück, daß er eine "Beichtstunde" im Kabinett verlangt habe.
Aus Kabinettskreisen verlautete hinterher, trotz der neuen Vorwürfe sei Streibl "kampfeslustig". Wenn man ihn hätte loswerden wollen, hätte man dies anders anstellen müssen, soll Streibl angeblich intern erklärt haben. Streibls Sprecherin Susanne Kirner bestätigte, daß Streibl mehrfach von BMW Motorräder zu privaten Testfahrten gestellt bekommen hat.
Sprecher des Finanzministeriums und der Justizbehörden verweigerten am Dienstag auf Anfrage die Auskunft darüber, ob gegen Streibl und Stoiber Ermittlungsverfahren wegen möglicher Verstöße gegen die Steuergesetze im Zusammenhang mit ihren kostenlosen Flügen und Fahrten mit Leihwagen eingeleitet worden sind. "Von mir gibt es keinerlei Auskunft unter Hinweis auf das Steuergeheimnis", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Karl-Heinz Stocker.
Die bayerischen Grünen verlangten unterdessen wegen "unauflöslicher Abhängigkeit" von der Automobil- und Flugzeugindustrie erneut den Rücktritt von Streibl und Stoiber. Beide hätten sich auf dem CSU-Parteitag 1991 "auf Drängen von BMW" gegen ein Tempolimit und gegen eine Erhöhung der Mineralölsteuer ausgesprochen, erklärten die Grünen- Vorsitzenden Margarete Bause und Gerald Häfner. BMW habe sich darauf verlassen können, in Streibl und Stoiber "verläßliche Geschäftspartner" zu haben, "die die Umweltbelange bereitwillig den Interessen der Industrie opferten".
Bayerns SPD-Vorsitzende Renate Schmidt sagte, der Freistaat werde von seinen Repräsentanten "als Pfründe mißbraucht". Sie rügte die "bayerische Art des Handaufhaltens, Hinlangens und Zugreifens".gra an Nachrichten/ Ergänzung: Lafontaine
Eine Überprüfung des vom NDR in seiner Pressemitteilung beanstandeten Ermittlungsverfahren durch den saarländischen Generalstaatsanwalt hat nach Angaben des Saar-Justizministeriums von Dienstagnachmittag keine Beanstandungen ergeben. Der Generalstaatsanwalt sei in dem am Dienstag "vorgelegten Bericht zu dem Ergebnis gekommen, daß die Sachbehandlung durch die Staatsanwaltschaft Saarbrücken nicht zu beanstanden ist.", heißt es in einer in Saabrücken verbreiteten Presseerklärung. In dem Bericht bescheinige der Generalstaatsanwalt, "die Ermittlungen seien von der Staatsanwaltschaft Saarbrücken in formeller und sachlicher Hinsicht korrekt geführt worden." Nach dem Ermittlungsergebnis, heißt es in der Darstellung des Jusitzministeriums von Dienstag, "sei das Verfahren zu Recht eingestellt worden."
Die Polizei hat jetzt auch den zweiten Mann identifiziert, der vergangene Woche am Ostbahnhof von einem Zug überfahren worden war. Bei dem Toten handelt es sich um einen 37jährigen aus dem ehemaligen Jugoslawien, der in Oberursel wohnte. Die Polizei war einem Hinweis des Bruders nachgegangen, wonach der 37jährige seit einigen Tagen vermißt werde.
Das andere Opfer des Zugunglücks war ein 38jähriger Landsmann. habe
STEINBACH. Die CDU hat die SPD- Stadtregierung aufgefordert, die neuen Verkehrsplanungen für die Bahnstraße im Bauausschuß diskutieren zu lassen. Sind die Vorhaben - neue Ampelschaltung, Linksabbiegerspuren und Änderung des Fußüberweges - auch mit der Polizei abgestimmt? fragt die Union den Magistrat und befürchtet ein "weiteres Flickwerk" auf Steinbachs Straßen: Verkehrsführung und Verkehrsberuhigung müßten nämlich aufeinander abgestimmt werden.
Ihres Urheberrechtes beraubt fühlt sich die Partei bei den Linksabbiegerspuren: Die seien ursprünglich ihre Idee, beschwert sich die CDU. Doch die SPD habe diesen Vorschlag immer als "weltfremd" bezeichnet.
Rückendeckung hat die CDU nun von der Steinbacher FDP erhalten: Das jahrelange Bemühen der Union, die Verkehrssituation in der Bahnstraße zu verbessern, werde jetzt in der Wahlkampfzeit plötzlich realisiert, staunt der Fraktionsvorsitzende Jochen Schwalbe. Er vermutet, daß die bevorstehende Wahlentscheidung "bei diesem Sinneswandel" mitwirkt. Daß die SPD inzwischen über die Reduzierung des Defizits im Schwimmbad "laut nachgedacht" habe, sei ein weiterer Beweis dafür. Das wiederum sei eine alte Forderung der Liberalen, so Schwalbe. ki
SCHWALBACH. Schwere Geschütze fährt die Schwalbacher CDU zur Zeit gegen die Unabhängige Liste (UL) auf. Anlaß ist das Abstimmungsverhalten der dreiköpfigen Fraktion zum Thema Gewerbegebiet am "Kronberger Hang". Wie berichtet, hatten die Unabhängigen den Bebauungsplan zunächst abgelehnt, dann aber nach Verhandlungen mit SPD und FDP und einem Zusatzantrag während einer Sondersitzung doch zugestimmt. Die CDU verbreitet nun nicht nur, die UL habe ihr positives Votum an die Zusage geknüpft, den Pfadfindern Räume im ehemaligen Blumenladen an der Geschwister-Scholl-Schule zu geben.
Ortsvereinsvorsitzender Roland Winter kartete gestern nach: Er forderte den UL- Stadtverordneten Günter Pabst auf, von seinem Posten als Vorsitzender des Umweltausschusses zurückzutreten. Begründung: Pabst habe "elementare Umweltinteressen Schwalbachs verkauft". Die CDU wertet den Beschluß zum "Kronberger Hang" als "wohl schwersten Schlag gegen die Ökologie in dieser Legislaturperiode". Zudem habe Pabst als "Entschuldigung" für sein zunächst ablehnendes Votum angeführt, die Abstimmung sei so überraschend gekommen. Die CDU rügt, jeder Stadtverordnete wisse seit Monaten von der Sache. Gerade ein Parlamentarier, der "einen Ausschuß führt, sollte die elementarsten Vorgänge in seinem Bereich kennen". Da Pabst dazu nicht in der Lage sei, hält sie seinen Vorsitz im Ausschuß für "unzumutbar".
Der so Gescholtene wertet die Vorwürfe als "ein bißchen an den Haaren herbeigezogen und auch lächerlich". Schließlich habe sein Abstimmungsverhalten nichts mit seiner formalen Tätigkeit als Ausschußvorsitzender zu tun, zumal der Umweltausschuß das Thema gar nicht behandelt habe. Es sei ein "Witz, wenn die CDU sich heute hinstellt und so tut, als seien sie lauter Ökologen." Wenn die Christdemokraten es ernst meinten mit ihrer Kritik, hätten sie Änderungsanträge auf den Tisch legen müssen. 1990, als die Grünen einen detaillierten Katalog präsentierten, um ökologische Forderungen in den Bebauungsplan hineinzuschreiben, habe die UL mitgestimmt, während sich die CDU enthalten habe, kontert Pabst. Er habe nichts dagegen, "wenn die CDU uns auf Widersprüche hinweist". Schließlich habe die UL nicht die Optimalposition durchgesetzt. In der Demokratie komme es eben auch auf "Kompromißfähigkeit" unter den Partnern an. Pabst: "Wir waren gefordert, ob wir die Zusammenarbeit mit der SPD auch für die nächste Legislaturperiode wollen oder nicht."
Die Angriffe der CDU, insbesondere was die Verknüpfung mit dem Blumenladen angehe, wertet Pabst als "politische Brunnenvergiftung". Es sei beim "Kronberger Hang" ausschließlich darum gegangen, verkehrspolitische und ökologische Belange durchzusetzen. she
Eckhard Stengel, Bremen (Tel.: 0421/324434) +++
AUFGESPIESST
"Ist es ein Computervirus oder sind's schon erste Auswirkungen der Mengenlehre? Fast scheint es, als ginge Finanzverwaltung nach Bremer Art so: Erstmal Pi mal Daumen durch Quersumme vom Chef seiner Wasserverdrängung oder so, dann sehen wir weiter."
Die "tageszeitung" (taz-Bremen) in einem Kommentar über immer wieder neue und zum Teil nicht erklärliche Löcher im Bremer Landeshaushalt.
(16.2.93/stg)
Ein 25 Jahre alter Ägypter liegt seit der Nacht zum Montag mit lebensgefährlichen
Agmad A. wohnt in einer Rüsselsheimer Unterkunft für Asylbewerber. Wann er die Wohnung im Verlauf des Sonntags verlassen hat, ist bislang ungeklärt. In der Nacht meldete er sich gegen 23 Uhr telefonisch bei Freunden in Niederrad. Er teilte mit, er befinde sich in Frankfurt und werde in einer halben Stunde mit dem Taxi vorbeikommen.
Die Polizei erklärte, das Telefonat habe keine Anhaltspunkte dafür gebracht, daß der 25jährige bereits zu diesem Zeitpunkt überfallen worden war. Nachforschungen bei den Frankfurter Zentralen ergaben allerdings keinen Beleg, daß der Ägypter tatsächlich in ein Taxi gestiegen ist.
Gegen 23.30 Uhr erschien er in der Niederräder Wohnung. Am Kopf hatte er mehrere Platzwunden. Der Schwerverletzte brach wenig später bewußtlos zusammen und ist seitdem nicht vernehmungsfähig. Seine Freunde ließen ihn mit dem Krankenwagen in die Uniklinik bringen. Dort wurde ein Schädelbruch diagnostiziert.
Hinweise auf den Fall nimmt die Kripo unter der Telefonnummer 755-41 11 entgegen. habe
spi DUISBURG. Auf einer Konferenz der IG Metall in Duisburg-Rheinhausen formulierten rund 500 Betriebsräte, Arbeitsdirektoren und Vertrauensleute "Leitsätze für eine zukunftsorientierte Stahlpolitik". Zentraler Punkt des Forderungskataloges ist es, daß wie bisher Entlassungen ausgeschlossen bleiben, wenn bis Ende 1994 nach den jetzigen Plänen der Unternehmen etwa 25 000 Stellen gestrichen werden. Darüber hinaus müsse für alle Arbeitnehmer der Branche grundsätzlich ein Rentenalter von 55 Jahre gelten.
Sozialplanhilfen nach Artikel 56 des Montanunionvertrages sollten überdies nicht länger nur bei Kapazitätsstillegungen erlaubt sein, sondern auch für Rationalisierungen sowie allgemeiner Beschäftigungs-Förderung. Das von dem Industriezweig über die sogenannte Montanumlage bei der EG-Kommission angesammelte Milliarden-Vermögen solle schließlich in eine "europäische Montanstiftung" eingebracht werden und Schließungen finanziell abstützen helfen.
IG-Metall-Vertreter Dieter Schulte appellierte an Brüssel, die sogenannte "manifeste Krise" auszurufen. Bei einem solchen "amtlichen" Kartell würde bis auf weiteres jeder einzelnen Firma die erlaubte Produktionsmenge zugeteilt. Von der Bundesregierung verlangte er, "unverzüglich eine nationale Stahlrunde" einzuberufen. Diese solle eine Rahmenkonzeption erarbeiten und in eine "europäische Anti-Krisen-Politik" einbringen. Vorsitzender Franz Steinkühler warnte die Konzerne davor, ihr "Heil in einem gnadenlosen Vernichtungswettbewerb zu suchen".
Unzufrieden zeigten sich einige Gewerkschafter über die ihrer Meinung zu geringen Erfolge der Organisation. Die Montan-Mitbestimmung, so merkte ein Delegierter an, sei dazu degeneriert, nur noch betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Steinkühler konterte vehement mit dem Hinweis, Hunderttausende in der Autoindustrie und auch im Maschinenbau "bangen ebenfalls um ihren Arbeitsplatz. Sie wären mehr als froh, wenn sie wenigstens einen solchen Schutz hätten".
Wiederholt wurde die Gefahr des drohenden innergewerkschaftlichen "Spaltpilzes, der täglich neu zwischen uns entsteht" beschworen. Weil eine Reihe von Standorten gefährdet ist, tendiere jeder Betriebsrat dazu, nur die Sorgen der eigenen Firma zu sehen. Das beeinträchtige die Solidarität.
LUXEMBURG (rtr). Die Stahlkocher in der Europäischen Gemeinschaft haben bereits 1992 ihre Produktion zurückgefahren. Nach Angaben des Statistikamtes Eurostat sank die Rohstahlerzeugung um knapp vier Prozent auf 132,2 Millionen Tonnen. In der Bundesrepublik nahm sie sogar überdurchschnittlich um 5,7 Prozent auf 39,8 Millionen Tonnen ab. Am heutigen Mittwoch will die Brüsseler Kommission erneut über die Krise in der Branche beraten.
Von den zwölf EG-Staaten meldeten nur die Niederlande (plus 5,2 Prozent auf 5,4 Millionen Tonnen) und Portugal (plus 32,9 Prozent auf 760 000 Tonnen) eine Zunahme der Fertigung. Der Produktionsrückgang fiel laut Eurostat besonders drastisch im vierten Quartal aus, in dem 13 Prozent weniger abgestochen wurde als im gleichen Zeitraum von 1991. Im Dezember gab es gar einen Einbruch um 18,5 Prozent. Dagegen stiegen die Einfuhren aus Drittländern. Von Januar bis August (neuere Zahlen hat das Amt nicht) wurden 8,5 Millionen Tonnen importiert verglichen mit 7,4 Millionen Tonnen in der gleichen Vorjahresperiode. Die Lieferungen flossen vor allem nach Deutschland und Italien.
Die Krise spiegelt sich auch in den Beschäftigtenzahlen wider. 370 000 Menschen waren Eurostat zufolge im Juni 1992 in den EG-Stahlwerken beschäftigt, ein Jahr zuvor waren noch 397 000 gezählt worden. Deutschland meldete im Oktober einen Personalbestand von 134 500 Leuten - 12 000 weniger als zwölf Monate zuvor.
DREIEICH. Das neue Programm der Stadt für die Seniorinnen und Senioren ist da. Er reicht von geselligen Nachmittagen über Kegelturniere bis hin zu interessanten Ausflügen.
Zu den besonderen Angeboten gehört ein deutschlandpolitisches Seminar, das vom 11. bis 17. Juli in Berlin stattfinden wird. Die Teilnehmer können im Paul-Löbe-Institut Vorträge anhören und im Beiprogramm die neue/alte Hauptstadt an der Spree mit ihren vielen Facetten zur schönsten Zeit des Jahres kennenlernen. Das Seminar kostet jede Teilnehmerin, jeden Teilnehmer 480 Mark.
Eine andere Fahrt führt ins Erzgebirge. Vom 20. November bis 3. Dezember ist Gelegenheit zu zahlreichen Besichtigungen und Spaziergängen, unter anderem über den Chemnitzer Weihnachtsmarkt. Die Teilnehmer zahlen 490 Mark.
"Raus aus der Stadt" heißt es schließlich vom 27. bis 30 September. Bei dieser Stadtranderholung werden die Seniorinnen und Senioren jeden Abend wieder nach Hause gebraucht. Eigenbeteiligung: 50 Mark. Auf den Spuren von Tilman Riemenschneider können die Senioren am 5. August in Würzburg wandeln. Die Ziele der Halbtagesfahrten sind das Museum für zeitgenössische Glasmalerei in Langen, das Puppenmuseum in Wilhelmsbad bei Hanau und das Kloster Engelberg in Miltenberg.
Die Stadt Dreieich rechnet mit Ausgaben in Höhe von 90 000 Mark und Einnahmen in Höhe von 42 000 Mark. Bei älteren Bürgern mit geringem Einkommen, sprich Rente, ermäßigt sie die Beiträge oder erläßt sie ganz. Die Seniorenberatung sitzt im Sozialamt am Pestalozziweg Numero 1. dac
Adolf-Reichwein-Schüler drehen unter Anleitung der Fernsehjournalistin Carola Benninghoven ein Drogen-Video
Das Mädchenklo als Filmstudio
NEU-ANSPACH. Florian liegt im Mädchenklo auf den Knien und schielt durch - nein, nicht durchs Schlüsselloch: durch den Sucher der Videokamera. Er ist auch nicht heimlich auf unerlaubtem Terrain unterwegs, um einen Privatfilm zu drehen. Florian gehört zum Videokurs der Adolf-Reichwein-Schule (ARS), und der aktuelle Drehort ist nun mal ausgerechnet das Mädchenklo. Was gibt&rquote;s da zu lachen?
Das Sache ist ernst. Die Acht- bis Zehntkläßler produzieren eine Dokumentation über Drogen. "Aber nicht über Heroin und Kokain, sondern über die Kinder und Jugendliche standen Schlange Drogen, an die die Schüler rankommen", sagt die Kursleiterin, Fernsehjournalistin Carola Benninghoven: "Nikotin, Alkohol, Medikamente".
Die Ideen, wie das Thema umzusetzen sei, stammen von den Schülerinnen und Schülern selbst. Auf dem Mädchenklo beispielsweise stellen sie nach, was sich täglich in unzähligen Schulen abspielt: Hinter der geschlossenen Kabinentür wird geraucht. Authentisch muß es sein. Ein Mädchen stellt sich auf die Toilettenschüssel, das andere setzt sich hin - es dürfen nur zwei Füße auf dem Boden stehen. "Sonst merkt doch der Herr Iser, daß wir hier rauchen." Wolfgang Iser ist der Schulleiter. Carola Benninghoven grinst: "Meint ihr, der Herr Iser riecht den Rauch nicht?" 35 Kinder und Jugendliche standen im September Schlange, als der Videolehrgang begann. Zugleich startete etwa ein Dutzend anderer Nachmittagskurse in der ARS, die sich mehr und mehr öffnen und auch nach 13 Uhr Anlaufstation sein soll. "Community education" heißt das Ziel: Die offene Schule für die ganze Gemeinde, Treffpunkt für jung und alt bis in die Abendstunden. Aber dafür fehlen noch die Grundlagen, sowohl finanziell als auch in Versicherungsfragen.
So begann die ARS in diesem Halbjahr zunächst mit Nachmittagsangeboten für die Schüler. Aber: 35 Kinder in einem Videokurs - "das ging ja nicht", sagt Carola Benninghoven. Also griff sie zu einer List: "Ich hab' sie zuerst mit einem Haufen Theorie geschockt." Anschließend begann sie mit den Acht- bis Zehntkläßlern und vertröstete die Jüngeren auf das nächste Halbjahr.
"Im Grunde sind zehn schon fast zu viel." Etwa, wenn die Filmaufnahmen am Fernsehschirm begutachtet werden. "Da schläft man ja ein", gähnt eine Schülerin angesichts der schier endlosen Sequenzen: zig Filmmeter Weinregal am Stück, ein ellenlanges Interview mit dem Weinverkäufer über die Gefahren des Alkohols. "Filme sind immer langweilig, solange sie nicht geschnitten sind", erklärt die Kursleiterin.
Gar nicht langweilig war dagegen der Ausflug zur Frankfurter Hauptwache, den die Gruppe machte, um die Treffpunkte der "Drogis" zu suchen. Dabei überwanden sie auch ihre Angst davor, Obdachlose anzusprechen auf deren Probleme mit dem Alkohol.
Zwei Jungen sind dennoch ausgestiegen aus dem Kurs. Jetzt ist Florian der einzige junge Mann im Filmteam - was Carola Benninghoven "sehr, sehr mutig" findet. Warum wohl hauptsächlich Schülerinnen mitmachen? "Vielleicht weil ich 'ne Frau bin", glaubt sie. Mädchen könne dadurch die Angst vor der Technik genommen werden. "Und für die Jungen gibt es ja sowieso reichlich Angebote." Auch die meisten Kursleiter sind männlich; nur drei Frauen sind dabei.
Ab Montag wird das junge Filmteam sein Material sichten und schneiden. Aus mehreren kurzen Filmen entsteht dann die komplette Dokumentation, die den Gleichaltrigen bald vorgeführt werden soll; auf dem Schulfest oder zu einem ähnlichen Anlaß. Für die Pausen zwischen den einzelnen Beiträgen hat die Gruppe auch schon etwas produziert: Werbung - fast wie im richtigen Fernsehen. THOMAS STILLBAUER
HÖCHST. Mädchen und junge Frauen wollen in einem Kurs ihren Stadtteil erkunden: Ihr Blick wird sich auf die Bedürfnisse von Frauen an alltäglichen Orten richten. Sie erarbeiten ein experimentelles, stadtteilbezogenes Konzept, das auf Interessen und Lebensweisen von Frauen eingeht.
Die Volkshochschule im Bildungs- und Kulturzentrum (BIKUZ) in der Michael- Stumpf-Straße 2 in Höchst bietet den fünftägigen Kurs samstags jeweils von 14 Uhr und montags von 17 Uhr an. Beginn ist Samstag, 20. Februar; der Kurs kostet 15 Mark. Die Anmeldung ist montags bis donnerstags von 13 bis 18 Uhr und freitags von 12 bis 14 Uhr möglich. ege
Die Beamten des Kommissariats für Wirtschaftsdelikte (K 31) im Polizeipräsidium werden sich möglicherweise schon bald wieder ihrer eigentlichen Aufgabe, der Bearbeitung von 40 Groß- und 2500 "kleineren" Verfahren widmen können. Wie Gerhard Müller, Sprecher im Regierungspräsidium in Darmstadt (RP), sagte, ist nicht auszuschließen, "daß lediglich 20 bis 30 Akten aus K 31 überprüft werden und dann alles für in Ordnung befunden wird". Auch bei einem Spitzengespräch zwischen der Leitung des Wiesbadener Innenministeriums und dem Frankfurter Polizeipräsidenten Karlheinz Gemmer wurde vereinbart, daß Gemmer nun den Kontakt mit dem Darmstädter RP sucht und die vom Ministerium angeordnete Überprüfung so schonend wie möglich für die weitere Arbeit abläuft.
Die FR hatte berichtet, daß die Beamten des Kommissariats nun Zweitschriften aller Akten für eine Überprüfung durch das RP in Darmstadt heraussuchen sollten. Dagegen hatten sich Polizeipräsident, Vertreter des Personalrats der Polizei, der Gewerkschaft der Polizei (GdP) sowie des "Bundes Deutscher Kriminalbeamter" (BDK) gewandt. Ausgelöst worden war diese Überprüfungsaktion durch die Beschwerde eines Oberstaatsanwalts der Wirtschaftsabteilung der Frankfurter Anklagebehörde ans Justizministerium in Wiesbaden. Er hatte gerügt, daß das betreffende Kommissariat in mehreren Fällen Untersuchungsaufträge erst mit erheblicher Verzögerung ausgeführt habe.
Gerd-Uwe Mende, Pressesprecher im Innenministerium, meinte, hier habe "eine massive Beschwerde der Staatsanwaltschaft vorgelegen, der wir nachgehen mußten". Deshalb habe man das RP beauftragt, "die Fachaufsicht wahrzunehmen". Mende: "Schließlich war zu klären, ob es bei K 31 organisatorische und personelle Mängel gibt. Wie der Vorgang vom RP durchgeführt wird", sagte Mende, "bewerte ich nicht." Man habe sich aber an diesen Weg halten müssen.
Im RP in Darmstadt war man sichtlich bemüht, den ganzen Vorgang, der durch den BDK an die Öffentlichkeit gelangt war, tieferzuhängen. "Es geht uns doch nicht darum, die Beamten im Polizeipräsidium zu kontrollieren", sagte Mende. "Wir wollten doch nur ein umfassendes Bild entwerfen." enk
Nach dem Krieg wurde das Gebäude "Haus der Länder" getauft: Die Ministerpräsidenten der damaligen Bizone bereiteten hier die Gründung der Bundesrepublik vor.
Vorbei die Zeiten, in denen an Koteletten kein gutes Haar gelassen wurde - Mann zeigt wieder Stoppeln neben dem Ohr. Erst zögerlich, doch mittlerweile immer öfter wächst zusammen, was zusammengehört: Kopf- und Gesichtsbehaarung, nach Jahren modischer Diskreditierung endlich wieder vereint. "Koteletten", weiß Andreas, der im Salon "Pour David" die Schere fliegen läßt, "sind wie Rouge bei Frauen." Will sagen: ein Augenfang, der "für die Proportionen wichtig" und maskulin ist.
Ganz scheu ließen die meist jungen Trendsetter "so etwa vor zwei Jahren" (Judith Heidelbach, Salon "Indiskret") einige Härchen neben den Ohren sehen. Jetzt sind die Formen schon kühner geworden: "leicht bis zur Nase hochgezogen" und mit "reinrasierten Mustern" dringen die Bartstreifen ins männliche Gesicht vor, hat Friseur Andreas beobachtet. Grundsatz: Nicht buschig und breit, sondern filigran und kurz - ein umfriedeter Drei-Tage-Bart auf wenigen Quadratzentimetern.
Auch die Friseur-Innung hat die Koteletten-Renaissance bemerkt. "Das wird die neue Mode", prophezeit Axel Rau (Salon "Herold"), bei der Innung an der Vorbereitung der Gesellenprüfungen beteiligt. Womöglich, so Rau, wird das ordentliche Koteletten-Styling demnächst sogar Prüfungsgegenstand.
Wie kam's nun zur modischen Wende am Wangenknochen? Wir fragten im "Frisiersalon García - Der Barbier von Sevilla". "Junge Leute können alles tragen", sagt Delfino García vieldeutig. Alles "Geschmackssache". "Es kommt immer auf den Kopf an", findet Meike Matthiesen" (Salon "Theatrum"),in deren Geschäft "Haararchitektur" verkauft wird.
Vor allem Männer ab Mitte 30 zeigen sich jedoch reserviert, wenn nicht gar trendresistent. Dabei "waren die schärfsten Kritiker der Elche früher selber welche" (Satire-Salon "Titanic"). Denn in den 70er Jahren gehörten Koteletten bekanntlich zur männlichen Grundausstattung. "Verzwirbelt und verspielt" - so Karl, 38, der dabeigewesen ist - gab der seitliche Bewuchs dem männlichen Antlitz Rahmen und Gewicht. Doch das war schon ein Rückzugsgefecht der jungen Wilden, "die sich von ihren Vollbärten nicht so richtig trennen konnten". Alsbald auf Kümmerformen gestutzt, verschwanden die Koteletten schließlich ganz. "Weil man", so Karl, "mit Zuhältern, Goldkettchen und nicht bezahltem Mercedes nicht in Verbindung gebracht werden wollte."
Das schlechte Image von ehedem ist vergessen. Jeder darf jetzt wieder. Nur wenn der Bartwuchs nicht mitmacht oder zu optischer Selbstbeschädigung neigende Kunden auftauchen, raten die Figaros ab. Nicht allen Friseuren gefällt, daß beim Auf und Ab der Gesichtsbehaarung die Zeichen wieder auf lang stehen. Einer freut sich schon darauf, "alles wieder wegzukratzen, bis zur Kante". vo
tru GIESSEN, 16. Februar. Das Flugtikket, mit dem sich der äthiopische Airbus- Entführer Zewolde Nebiu Demeke in Frankfurt Zutritt zu der Lufthansa- Maschine nach Addis Abeba verschafft hatte, die er dann nach New York entführte, war kein Geschenk deutscher Behörden. Wie das Regierungspräsidium (RP) in Gießen am Dienstag mitteilte, finanzierte eine internationale Hilfsorganisation den Flug des 20jährigen.
Laut Recherchen des RP lebte Demeke seit dem 17. Dezember im Lahn-Dill- Kreis. Als er im Februar seinen Asylantrag zurückzog, schalteten die Sozialbetreuer des Kreises die Bonner Außenstelle der internationalen Hilfsorganisation ein, die unter anderem Programme für die Rückführung von Flüchtlingen anbietet. Von dieser nichtstaatlichen Stelle, deren Zentrale in Genf ist, erhielt er das Ticket.
Nicht nur mit Skiern, sondern auch auf großen Reifen oder anderen Rutschmöglichkeiten kann man am Skifasching in Oberhof in Thüringen teilnehmen. Am Samstag, 20. Februar, treffen sich alle Skibegeisterten, Spaßvögel und Narren um 13.30 Uhr in der Ortsmitte am Oberen Hof. Von dort aus geht es dann mit viel Musik, Spaß und Klamauk zum Skihang hinter dem Hotel "Am Schützenberg".
Für Speis und Trank und für das Aufwärmen in einer warmen Stube ist sowohl für die Teilnehmer des Skifaschings, wie auch für die Zuschauer in den verschiedenen gastronomischen Betrieben gesorgt. Nach dem Skifasching kann im Hotel "Jägerstein" weitergefeiert werden. Der Eintritt ist hier für kostümierte Akteure kostenlos.
Um die Gäste über die Schneeverhältnisse im thüringschen Oberhof zu informieren, hat die Kurverwaltung ein Schneetelefon eingerichtet. Seit kurzem ist dieser Service unter einer neuen Telefonnummer zu erreichen: 03 68 42 / 2 01 95.
Das Telefon gibt genaue Auskunft über die Wintersportbedingungen auf dem Kamm des Thüringer Waldes. Den Anrufern wird die Kilometerzahl der gespurten Loipen sowie die vorhandene Schneehöhe durchgegeben.
Weitere Informationen über den Skifasching, über Wintersport- und Übernachtungsmöglichkeiten sowie über die örtliche Gastronomie erteilt die Kurverwaltung Oberhof, O-6055 Oberhof, Crawinkler Straße 02, unter der Telefonnummer 03 68 42 / 51 43 oder 51 44. reu
fa MÜNCHEN, 16. Februar. Die Regierung von Ministerpräsident Max Streibl (CSU) will sich der ultimativen Forderung der SPD-Opposition nicht beugen, bis Mittwoch alle Vergünstigungen der Wirtschaft für sämtliche Kabinettsmitglieder offenzulegen. "Auf Ultimaten der SPD geht die Staatsregierung nicht ein", heißt es in einer Presseerklärung der Münchner Staatskanzlei.
"Lediglich der guten Ordnung halber", wie es in der Erklärung heißt, werde darauf hingewiesen, daß außer Ministerpräsident Max Streibl und Innenminister Edmund Stoiber (CSU) kein weiteres Kabinettsmitglied Flugzeuge von MBB zu privaten Zwecken genutzt habe. Als "übliche Praxis" wurde in der Erklärung der Staatskanzlei die großzügige Überlassung von Leihautos an Politiker durch große Automobilkonzerne bezeichnet. Diese Leihwagen könnten, wie Dienstfahrzeuge, auch privat genutzt werden.
Das Kabinett in München hatte sich zu Beginn seiner gestrigen Sitzung mit der "Amigo-Affäre" befaßt. Dazu wurden für rund eine halbe Stunde alle Beamten vor die Tür geschickt. Eine gezielte Befragung jedes einzelnen Kabinettsmitgliedes hat es dabei aber offenbar nicht gegeben. Innenminister Stoiber wies als "dummes Zeug" zurück, daß er eine "Beichtstunde" im Kabinett verlangt habe.
Aus Kabinettskreisen verlautete hinterher, trotz der neuen Vorwürfe sei Streibl "kampfeslustig" und wolle die Affäre durchstehen. Wenn man ihn hätte loswerden wollen, hätte man dies anders anstellen müssen, soll Streibl angeblich intern erklärt haben und seine Verfassung mit den Worten beschrieben haben: "Ich bin ein Steinbock, und die sind in solchen Situationen besonders stur."
Streibls Sprecherin Susanne Kirner bestätigte unterdessen, daß Streibl mehrfach von BMW Motorräder zu privaten Testfahrten gestellt bekommen hat.
Sprecher des Finanzministeriums und der Justizbehörden verweigerten am Dienstag auf Anfrage die Auskunft darüber, ob gegen Streibl und Stoiber Ermittlungsverfahren wegen möglicher Verstöße gegen die Steuergesetze im Zusammenhang mit ihren kostenlosen Flügen und Fahrten mit Leihwagen eingeleitet worden sind. "Von mir gibt es keinerlei Auskunft unter Hinweis auf das Steuergeheimnis", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Karl-Heinz Stocker. Der Sprecher des Finanzministeriums, Erwin Horak, nannte die gleiche Begründung.
Die bayerischen Grünen verlangten unterdessen wegen "unauflöslicher Abhängigkeit" von der Automobil- und Flugzeugindustrie erneut den Rücktritt von Streibl und Stoiber. Beide hätten sich auf dem CSU-Parteitag 1991 "auf Drängen von BMW" gegen ein Tempolimit und gegen eine Erhöhung der Mineralölsteuer ausgesprochen, erklärten die Grünen- Vorsitzenden Margarete Bause und Gerald Häfner. BMW habe sich darauf verlassen können, in Streibl und Stoiber "verläßliche Geschäftspartner" zu haben, "die die Umweltbelange bereitwillig den Interessen der Industrie opferten".
Holzschutzmittel-Prozeß droht zu platzen Verteidiger sehen das ganze Gericht als befangen an Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Nach heftigen Vorwürfen der Verteidigung ist der Frankfurter Holzschutzmittel-Prozeß vor dem Landgericht ins Stocken geraten. Wie die Anwälte forderten, soll die Verhandlung ohne Urteil abgebrochen werden, da Richter und Schöffen "ideologisch begründete Vorurteile gegenüber Industriemanagern" hätten und befangen seien. Ausgangspunkt des Befangenheitsantrages nach acht Monaten Verhandlungsdauer war ein Beschluß der Umweltstrafkammer, demzufolge ein von der Verteidigung benannter Sachverständiger nicht mehr vernommen werden sollte. Der von der Universität Münster kommende Professor für Toxikologie kam nach Ansicht des Gerichts für eine Expertise schon deshalb nicht in Betracht, weil er früher als "Wunschgutachter" für den Holzschutzmittel-Hersteller Desowag aufgetreten war.
Soweit sich die Umweltstrafkammer in diesem Zusammenhang auf einen Briefwechsel bezog, in dem es um ein Honorarangebot ging, warf ihr die Verteidigung eine "böswillige Verzerrung" vor. Zu Unrecht werde dem Sachverständigen unterstellt, er lasse sich von der Industrie "als abhängiger Gefälligkeitsgutachter mißbrauchen". Vielmehr sei es den amtierenden Desowag-Geschäftsführern, die jetzt in Frankfurt auf der Anklagebank sitzen, lediglich darum gegangen, einen damals erhobenen Vorwurf der Gesundheitsgefährdung durch einen angesehenen Wissenschaftler klären zu lassen. Angesichts solcher Umdeutungen ihrer Bemühungen durch das Gericht hätten die Angeklagten erhebliche Zweifel, daß ihr Fall noch unparteiisch entschieden werden könne.
Wie Vorsitzender Richter Thomas- Michael Seibert per dienstlicher Erklärung mitteilte, fühle er sich "nicht befangen". Im übrigen beriefen er und die anderen Richter und Schöffen sich auf das Beratungsgeheimnis. Staatsanwaltschaft und Nebenkläger gaben keine Stellungnahme ab. Über den Antrag der Verteidigung haben nun die drei Berufsrichter einer anderen Strafkammer zu entscheiden.
Ursprünglich war vom Gericht geplant, die Beweisaufnahme in dieser Woche abzuschließen. Doch hatte die Verteidigung bereits vor ihrem Befangenheitsantrag deutlich gemacht, daß damit nicht gerechnet werden könne. Die Anwälte stellten zahlreiche neue Beweisanträge. Unter anderem wollen sie anhand von Unterlagen der Krankenkassen belegen, daß die von den Zeugen vorgebrachten Gesundheitsbeschwerden nicht erst mit der Verwendung von Holzschutz-Mitteln aufgetreten seien, sondern längst davor bestanden hätten.
Dazu erklärte Rechtsanwalt Günther Dörr, bisher sei man davon ausgegangen, daß die zum Teil bis zu 20 Jahre alten Krankendokumente inzwischen vernichtet seien. Tatsächlich befänden sie sich aber nach wie vor bei den Krankenkassen und könnten jederzeit angefordert werden. Sollten die Patienten zur Verwertung ihrer Krankenblätter keine Genehmigung erteilen, empfahl Dörr dem Gericht, sie "notfalls zu beschlagnahmen".HEUTE LESEN SIE
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BONN, 16. Februar. Die Union besteht darauf, daß ein Staatsziel Umweltschutz nur mit einem Gesetzesvorbehalt versehen in die Verfassung aufgenommen wird. Das sagte der parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jürgen Rüttgers, am Dienstag in Bonn. Gleichzeitig verteidigte er sein Verhalten im Streit der Unionsfraktion über dieses Thema Ende vergangener Woche.
Die Auseinandersetzung hat dazu geführt, daß der Vorsitzende der Kommission, Rupert Scholz (CDU), sein Amt vorerst ruhen läßt. Die SPD lehnt einen Gesetzesvorbehalt ab, weil der das Staatsziel Umweltschutz verwässern würde.
In der gemeinsamen Verfassungskomission von Bundestag und Bundesrat war am Donnerstag ein Kompromißvorschlag von Scholz für ein Staatsziel Umweltschutz ohne Gesetzesvorbehalt knapp gescheitert, weil fast alle Vertreter der Union dagegenstimmten.
CDU-Kreisen zufolge hatte Rüttgers vor der Sitzung des Gremiums gedroht, man werde jene christdemokratischen Mitglieder aus der Kommission abziehen, die für den Antrag von Scholz stimmten. Rüttgers wies diese Darstellung jetzt zurück.
Der Unionspolitiker sagte allerdings, er habe die Unionsvertreter in der Komission kurz vor der Sitzung am Donnerstag darauf aufmerksam gemacht, daß sie sich an der Haltung der Fraktion orientieren müßten. Zu diesem Gespräch hätten ihn Hinweise veranlaßt, daß einige CDU-Parlamentarier sich nicht an das Votum der Fraktion halten wollten. Diese war am vergangenen Dienstag der Fraktionsspitze gefolgt und hatte mit großer Mehrheit gegen ein Staatsziel ohne Gesetzesvorbehalt gestimmt.
Rüttgers fügte hinzu, seine Aufgabe als parlamentarischer Geschäftsführer sei es, dafür zu sorgen, daß die Fraktion in Ausschüssen geschlossen auftrete. Daß dies zuweilen als Druck empfunden werde, könne er verstehen. Daß Rupert Scholz sein Amt bis zur Klärung dieses Vorgangs ruhen lasse, mache "keinen Sinn".
Rüttgers gestand ein, von Konsequenzen gesprochen zu haben, legte diese Formulierung jedoch anders aus. Gemeint sei gewesen, daß die Rechtsexperten der Fraktion sich noch einmal zusammensetzen müßten, um über die unterschiedlichen Meinungen zu sprechen. Dieses Gespräch soll Anfang März stattfinden.
Kleine FR
WEILROD. Um "19.61 Uhr" beginnt am Montag, 22. Februar, der Rosenmontagsball im Sportlerheim des TuS Weilnau in Altweilnau. Tags darauf startet am selben Ort um 14 Uhr die Kinderfastnacht.
NEU-ANSPACH. "Sucht beginnt nicht bei Heroin" heißt eine Veranstaltung am Montag, 1. März, um 20 Uhr im Großen Saal des Bürgerhauses.
Der Leiter des Kommissariates für sexuelle Gewaltdelikte, Bernhard Kowalski, wird am kommenden Sonntag vom Lesbisch-Schwulen Kulturhaus Frankfurt ausgezeichnet. Der 51jährige erhält in der Klingerstraße 6 den ersten "Dialogpreis" des Kulturhauses.
In der Begründung für die Ehrung heißt es, Kowalski habe sich vorbildlich um die Gewaltopfer unter Schwulen gekümmert. So habe er beispielsweise an einem Informationsblatt mit Präventionstips für potentielle Opfer mitgearbeitet. habe
HÖCHST. Die russische Clown- und Pantomimetruppe "Mimikritschi" gibt bis Samstag, 20. Februar, ihr Gastspiel im Neuen Theater Höchst in der Emmerich- Josef-Straße 46 a. Restkarten sind noch für die Vorstellungen am heutigen Mittwoch und am Donnerstag, 18. Februar, um 20 Uhr erhältlich. Im Vorverkauf am Kiosk Sandrock und im Theater (Telefon 0 69 / 30 30 90) kostet der Eintritt 17,60 Mark, an der Tageskasse 20 Mark.
Die Gruppe "Mimikritschi" kommt aus der Ukraine; ihr neues Programm ist eine Mischung aus akrobatischen Kunststükken und clownesken Lachnummern. In Stuttgart wurden sie 1991 mit dem Deutschen-Varieté-Preis ausgezeichnet. ege
Eine 26 Jahre alte Schuhverkäuferin hat am Vormittag einen Raubüberfall auf der Zeil abgewehrt. Der Täter hatte es auf eine Geldbombe abgesehen, die die Frau in einer Plastiktüte zu einer nahegelegenen Bank bringen wollte.
Der etwa 16 bis 17 Jahre alte Mann versuchte, der Verkäuferin die Tüte aus der Hand zu reißen. Sie leistete heftigen Widerstand und trieb den Täter in die Flucht. Die Polizei vermutet, daß der Räuber mit einem Komplizen zusammenarbeitete, der die Frau zuvor verfolgt hatte. hu
Turnerschaft 1881 "Jahnvolk" Eckenheim: Der Verein bietet ein vielseitiges sportliches und geselliges Freizeitprogramm in seinen Abteilungen Gymnastik, Tanzkreis, Frauenturnen, Geräteturnen, Seniorenturnen, Kinderturnen, Volleyball, Badminton, Tischtennis, Prellball und Faustball. Die Turnhalle (mit Vereinsgaststätte) und der "Jahnvolk"-Sportplatz befinden sich in der Kirschwaldstraße. Auskunft gibt die Geschäftsstelle (Tel. 52 93 79 oder 56 96 22). nd
KÖNIGSTEIN. Die Grünen kritisieren die von CDU und FDP favorisierten Bebauungsvorhaben in Königstein als "übertrieben". "Es sollen zu viele Großprojekte wie Kurhotel, Tiefgarage und Konrad-Adenauer-Anlage auf einen Schlag realisiert werden", meint die Öko- Partei.
Weder der städtische Haushalt noch die Infrastruktur könnten das alles verkraften. Weiter zurückgesteckt werden muß nach Ansicht der Grünen dann nämlich vor allem beim sozialen und kulturellen Angebot, das schon seit Jahren ein "karges Schattendasein" friste.
Konkurrenz für die Läden in der Innenstadt befürchtet die Partei durch den Bau eines neuen Geschäftszentrums in der Konrad-Adenauer-Anlage. Außerdem verlagere sich der Mittelpunkt der Stadt damit in Richtung Frankfurter Straße. Auch dem geplanten Hotel am Kurbad räumen die Grünen wenig Erfolg ein: "Es wird wohl weniger Kurgäste, als vielmehr Messebesucher beherbergen", urteilt Spitzenkandidat Stefan Hauf. Denn die Kosten für eine Übernachtung würden für Kurgäste viel zu hoch sein. ki
Die Frankfurter CDU hat die städtische Grüngürtel-GmbH als "gutdotierten Selbstbedienungsladen für SPD und Grüne" bezeichnet. CDU-Kreisgeschäftsführer Heinz Daum kritisierte, daß für neun Mitarbeiter der Gesellschaft drei Geschäftsführer mit Sekretärinnen bezahlt würden. Die Personalkosten nur für die Manager, die zur rot-grünen Klientel gehörten, beliefen sich auf mindestens 420 000 Mark jährlich.
Daneben warf Daum der Gesellschaft vor, sie habe für 10 000 Mark Bilder als Büroschmuck gekauft und ihre Räume in der Leipziger Straße von einem teuren Innenarchitekten einrichten lassen. Mit welchen Aufgaben die GmbH beschäftigt sei, lasse sich offenbar nur von dem rot- grün dominierten Aufsichtsrat durchschauen, meinte Daum, "insbesondere deshalb, weil die Realisierung des Grüngürtels mangels finanzieller Masse nicht vorankommen kann".
Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) meinte dazu, daß der Grüngürtel trotz finanzieller Engpässe weiter vorangetrieben werde. Zu den Aufgaben der Gesellschaft gehöre es, dafür "arbeitsintensive Projekte" auszuarbeiten. Zudem sei einer der drei Geschäftsführer immer noch mit der Abwicklung der Bundesgartenschau (Buga) von 1989 beschäftigt. Wenn dies - vermutlich noch in diesem Jahr - abgeschlossen sein wird, werde er voraussichtlich wieder in städtische Dienste zurückkehren.
Die Grüngürtel-GmbH war aus den Resten der Buga-Gesellschaft hervorgegangen und sollte zunächst für die Rückbau- Aktionen und die offenen Rechnungen der Gartenschau verantwortlich sein. "Allein dafür haben wir zwölf Leute, vor allem Buchhalter, aus der Buga-Gesellschaft übernommen", sagt Dietmar Vogel, einer der drei Geschäftsführer. Seit November vergangenen Jahres soll die Gesellschaft zusätzlich Konzepte für den Grüngürtel entwickeln.
Vogel, Mitglied der Grünen und ehemaliger Magistratsdirektor im Rechtsamt, verwahrte sich dagegen, "gerade von der CDU angegriffen zu werden, deren Müll von der Bundesgartenschau wir seit Jahren wegräumen müssen".
Eine Innenarchitektin habe die Büros ausgestaltet, weil dies oft kostengünstiger und zweckmäßiger sei, als es selbst zu machen. Zudem wolle die Gesellschaft Geschäftsleute als Sponsoren für Grüngürtel-Projekte gewinnen, und dazu sei es notwendig, repräsentative Räume vorweisen zu können. Die Bilder in den Büros hätten auch keine 10 000, sondern 4000 Mark gekostet, sagte Vogel. mat
SCHOTTEN / WETTERAUKREIS. Die Grundversorgung der Wetterauer mit öffentlichen Büchereien sei "mies", meint ein sachkundiger Bibliothekar aus dem Kreis. Schon vor 20 Jahren habe der Hessische Bibliotheksplan zwei Medien-Einheiten (also Bücher oder Tonträger) pro Einwohner in den kommunalen Büchereien gefordert. Die sind nicht überall vorhanden, so der Experte. Und wenn, dann stamme der Lesestoff vor allem in kleineren Gemeinden aus den fünfziger und sechziger Jahren. "Das ist, als wenn man im Schwimmbad das Wasser über zwanzig Jahre stehen lassen würde."
Das Geld für neue Bücher war in den öffentlichen Kassen schon immer knapp. Gerade 18 000 Mark aus seinem mehr als 400 Millionen umfassenden Haushalt erübrigt der Wetteraukreis beispielsweise für die Literatur. Er schickt dafür "themengebundene Bücherkisten" auf die Rundreise durch die Bibliotheken der Gemeinden. Manche verstaubten Bucharchive wandeln sich dennoch in attraktive Medienzentren. Mit Umbauten, neuen Büchern und elektronischen Medien-Angeboten steigern die Städte Rosbach, Bad Vilbel, Karben, Friedberg, Schotten und Nidda zur Zeit erfolgreich das kulturelle Angebot. Paradebeispiel ist das neue Bibliothekszentrum im Friedberger Augustinerkloster. "Wir hatten ein Bombenjahr!" blickt Kulturamtsleiter Michael Keller dort auf 1992 zurück. Mehr als 4000 Menschen investierten bisher die einmalige Fünf- Mark-Gebühr für die Benutzerkarte und wählten sich in den hellen, modern eingerichteten Räumen aus den Regalen Krimis ebenso wie Romane, Kinderbücher ebenso wie Geschichtsbände aus. Täglich kommen neue Interessenten hinzu, so Keller. Die rund 27 000 Medien-Einheiten wurden voriges Jahr rund hunderttausendmal ausgeliehen.
Besonders gefragt waren die 1000 (jeweils für sieben Tage kostenlos ausleihbaren) Compact-Disks mit Pop, Rock und Klassik und die 300 (für jeweils zwei Tage erhältlichen) Videos mit Spielfilm- Klassikern, Urlaubs-Informationen und Sachfilmen. Unter den Büchern laufen die Romane von Stephen King und Bestseller von Noah Gordon "wie doll", freut sich Keller. Im vergangenen Monat Januar sei der Medien-Umsatz noch einmal gestiegen, berichtet Keller.
Erfolgreich ist nur eine Bibliothek, die den Menschen außer Bestsellern auch praktische Lebenshilfen bietet. Seit gestern stehen im Klosterbau 57 Ordner mit Informationen zu 3500 Stichworten. Wer sich eine neue Waschmaschine, eine Stereoanlage, einen Kindersitz fürs Auto kaufen will, bekommt an der "Infothek" mit Hilfe der Hessischen Verbraucherzentrale die neuesten Testberichte. Adressenlisten, Musterbriefe, Marktübersichten gibt es auch für Versicherungen, Hausfinanzierungen und andere praktische Fragen des Lebens.
Nebendran steht ein Fotokopierer im zweiten Stock der Bibliothek. Er wird auch von Schülern und Fachhochschul- Studenten genutzt, die aus den Sachbüchern den Grundstoff für ihre Referate ziehen. Keller will deshalb den Fundus an Spezialliteratur erweitern.
Eine interessante Nachricht für Historiker: Die bisher unzugänglichen Findbücher über alle geordneten Archive im Wetteraukreis sind ab April im Bibliothekszentrum einzusehen.
Praktischer Nutzen und Unterhaltung ziehen die Leute an. Moderne Literatur und Lyrik werde "mehr als mäßig" nachgefragt, so der Bücherei-Chef. Reiseführer und Comics laufen dagegen "sehr gut". Auch Spiele werden ausgeliehen. Ein Spielenachmittag für Kinder soll künftig jeden Donnerstag stattfinden. Im Herbst will Keller zum ersten Male Kindertheater im großen Foyer des Klosterbaus aufführen. Schon jetzt ziehen diverse Vorträge abends Zuhörerinnen und Zuhörer ins Bibliothekszentrum.
Das kostet alles Geld. Insgesamt muß die Kreisstadt Friedberg dieses Jahr 724 000 Mark für den Betrieb ihres Kommunikations- und Informationszentrums aufbringen. Für neue Bücher und Tonträger sind davon 60 000 Mark reserviert. Das klingt viel, ist verglichen mit dem 57 Millionen umfassenden Gesamthaushalt aber sehr wenig Geld. Michael Keller: "Die Politiker unterschätzen, was so eine Bibliothek für einen Ort bedeutet."
Welchen Stellenwert die Büchereien in Orten wie Büdingen, Schotten und Nidda genießen, wird in einem folgenden Kulturspiegel beschrieben. Büdingen als Beispiel eines anspruchsvollen Konzepts, dem aus Geld- und Platzmangel die Puste auszugehen droht. Schotten als EG-gefördertes Avantgardeprojekt und Nidda als Investition in die Zukunft. Die neue Bibliothek wird dort zentral am Marktplatz angesiedelt. KLAUS NISSEN
HERBERT BECKER, Schiedsmann für die Usinger Stadtteile Eschbach, Kransberg, Michelbach und Wernborn, ist für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt worden. Die Stadtverordnetenversammlung beschloß die Neuwahl in ihrer jüngsten Sitzung.Namen + Notizen
MANFRED TOMALA, ehemaliger christdemokratischer Bürgermeister von Eschborn, stellt sich wieder zur Wahl. Diesmal allerdings nicht im Main-Taunus-, sondern im angrenzenden Rheingau-Taunus-Kreis. Von dort teilte der Geisenheimer Rathauschef MANFRED FEDERHEN der FR mit, Tomala stehe für die CDU auf der Liste für die Kommunalwahlen am 7. März. Jedoch belegt er einen aussichtslosen Platz. In dem Nachbarkreis machte schon ein anderer Mann aus Eschborn politisch Karriere: der ehemalige Ordnungsamtsleiter HANS TIDE. Der Sozialdemokrat leitet jetzt als Verwaltungschef die Geschicke im Rathaus der Weinbaukommune Kiedrich. Tomala wirkte nur sechs Jahre in Eschborn. Obwohl er sich für eine Wiederwahl hätte aufstellen lassen, gab ihm die CDU 1989 einen Korb. Jurist Tomala hatte das damals in einem FR-Interview als "miserablen Stil" bezeichnet. Tomalas Nachfolger als Bürgermeister in Eschborn wurde MARTIN HERKSTRÖTER.
Einen neuen Service für Frauen gibt es jetzt in Rödelheim: Sie können eine (weibliche) Begleitung für ihren Weg durch den Stadtteil anfordern. Die Vermittlung dafür ist zwischen 17 und 19 Uhr unter Tel. 78 00 26 anzurufen. Es werden außerdem Mitfahrgelegenheiten in Kraftfahrzeugen vermittelt. ts
Landschafts- und Tieraquarelle auf Seide stellt Karin Schmittmann in der Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostraße 17-19, bis zum 26. Februar aus. Die Stadtteilbibliothek ist dienstags bis freitags von 11 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. fw
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Rödelheim in der Alexanderstraße 29: Anmeldung Tel. 7 89 20 19. fw
ari KASSEL. Zeitungen, die reinen Werbezwecken dienen, können nicht über den vergünstigten Postzeitungsdienst zugestellt werden. Unter Hinweis auf diese Bestimmung hat die Deutsche Bundespost die einem südhessischen Verlag ursprünglich erteilte Zulassung zu dem subventionierten Service wieder aberkannt - zu Recht, wie der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) inzwischen befand.
Der damit unterlegene Verlag vertreibt per Briefträger unter anderem die Pharmazeutische Rundschau, das offizielle Organ des Bundesverbandes Deutscher Apotheker. Daneben wird auch eine Fachzeitschrift der Verpackungsbranche mit Hilfe des Postzeitungsdienstes zugestellt. Als der staatliche Brief- und Paketriese die Zulassung unter Hinweis auf den werbenden Charakter der Publikationen widerrufen hatte, war der Verlag vor Gericht gezogen.
Er unterlag nicht nur in erster Instanz, sondern nun auch vor dem VGH. Während des Rechtsstreites waren die Zeitungen zwar weiterhin zu den günstigen Konditionen zugestellt worden, allerdings mit der Maßgabe, daß die Post die Gebührendifferenz im Falle eines Sieges vor dem Kadi nachfordern kann. Die Staatsfirma ist seit längerem bemüht, das Defizit in diesem Service abzubauen.
Kurz gemeldet
Faschings-Disco schon heute Die katholische St. Antonius-Gemeinde Rödelheim lädt nicht, wie irrtümlich gemeldet, für Samstag, sondern schon für den heutigen Freitag, 19. Februar, ab 20.11 Uhr zur "Faschings-After-Eight-Disco" ins Pfarrheim Alexanderstraße 23 ein. Auch die "Flotte Henriette" schmeckt Auch an Fasching müssen die Getränke nicht unbedingt immer alkoholisch sein. Das Stadtgesundheitsamt, zusammen mit dem Deutschen Frauenbund für alkoholfreie Kultur, bietet am Freitag vor dem Faschings-Wochenende, 19. Februar, alkoholfreie Rezepte an. Es besteht auch die Möglichkeit, Alternativ-Getränke in den Räumen des Gesundheitsamtes (Braubachstraße 18-22) zu probieren. Frauen unter Apartheid und Rassismus "Frauen unter Apartheid und Rassismus" lautet ein Vortrag, zu dem die Arbeitsgemeinschaft Agisra und das Frauenkulturhaus für Freitag, 19. Februar, einladen. Als Referentin ist unter anderem die südafrikanische Psychologin Zubeida Dangor anwesend, die über ihre Arbeit mit Frauenprojekten im Land am Kap berichten wird. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr im Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9.
KRONBERG. Draußen vor der Tür uniformierte Polizisten, drinnen schon eine halbe Stunde vor Beginn hektisches Gerangel um die letzten Plätze: Die Kronberger Senioren kamen zuhauf, um Norbert Blüm (CDU) im Altkönigstift zu sehen und zu hören. Doch der Bundesarbeitsminister machte sich erst mal rar: "Wichtige Gespräche wegen des Solidarpakts", betonte Senioren-Unions-Vorsitzender Gustav Fehrenbach, und alle im Saal nickten verständnisvoll.
Also machte sich der Kronberger Fraktionssprecher Edmund Knapp als "Füller", wie er lächelnd eingestand, daran, die über 300 Zuhörer zum Wahlgang zu überreden. Penibel listete er auf, warum die anderen entweder keine Koalitionspartner sein können (wie SPD, UBG und Grüne) oder doch sein könnten (wie die FDP), wobei die CDU selbstredend die bessere Wahl wäre. Eben setzte er, von Fehrenbach per Zettel ermahnt, zum Schlußwort an, da erschien jovial lächelnd der Star des Nachmittags in der Tür.
Den wollte der eifrige Fehrenbach zwar auch in ein (kurzes) Redekorsett zwingen und ihm gleich noch die Stichworte (vor allem Pflegeversicherung) vorgeben, doch da hatte er seine Rechnung ohne Blüm gemacht. Am Anfang noch ziemlich abgehetzt, geriet er schnell in Fahrt und erzählte den ergriffen Lauschenden erst mal 30 Minuten lang, wieviel schlechte Jahre es in diesem Jahrhundert gab und daß doch die CDU das "glücklichste Jahr", nämlich das der deutschen Einheit, mit "heraufbefördert" habe.
Blüms Botschaft war einfach und kam an: Die Welt ist doch gar nicht so schlecht, die heutige Jugend kann nur jammern, statt anzupacken und sich auf sich selbst zu verlassen. Beifälliges Nicken. Dann noch ein rasches Plädoyer für die Familie und gegen die "neue Unmündigkeit" der SPD. Ein Viertelstündchen blieb dann noch für die Pflegeversicherung, die "letzte große Herausforderung des Sozialstaats". Und weil ihm die Zuhörer so wohlgesonnen an den Lippen hingen, setzte Blüm noch eins drauf: für die Pflegeversicherung sollte ein Feiertag geopfert werden. Beifall, Erleichterung beim Redner. "Sie müssen Ihre Erfahrungen und Leitbilder weitergeben", gab er den Alten zum Schluß mit auf den Weg. esi
Die von Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch beabsichtigte versuchsweise, kontrollierte Heroinvergabe an Drogenabhängige ist von der CDU kritisiert worden. Die Christdemokraten seien der Meinung, "daß dies der falsche Weg ist", sagte Günter Weißenseel. Während der Sitzung des Gesundheitsausschusses monierte Weißenseel zudem die seiner Ansicht nach späte Antragstellung beim Bundesgesundheitsamt (BGA), die erst ein Jahr nach der Ankündigung erfolgt sei. Die Dezernentin wolle zudem einen bloßen "Wahlkampfeffekt" erzielen, wenn sie den Antrag in dem Bewußtsein stelle, daß eine ähnliche Initiative der Länder Hamburg und Hessen unlängst vom Bundesrat in die Ausschüsse verwiesen worden sei. Das BGA werde am Bundesrat vorbei eine Entscheidung über den Frankfurter Antrag nicht fällen.
Nimsch wies den Vorwurf der Verzögerung zurück. Sie verwies auf die lange Vorbereitungszeit. Zudem wolle man mit der Antragstellung zum jetzigen Zeitpunkt Hamburg und Hessen bei ihrer Initiative stärken. Die Stadträtin verwahrte sich gegen den Vorwurf der CDU, sie haben den Antrag am Magistrat vorbei gestellt. Es sei üblich, daß eine Fachdezernentin einen Antrag ohne Mitwirkung anderer Dezernate stelle, der "originär" in ihre Zuständigkeit falle.
Als Erfolg des Pflegedienstmodells am städtischen Krankenhaus Höchst wertete Nimsch die Tatsache, daß es an dieser Einrichtung keinen Pflegekräftemangel gebe. Das Modell, das derzeit auf 25 Stationen praktiziert wird, solle künftig auf weiteren zehn Stationen gelten. sar
Umweltverträglichkeitsprüfung
Lindenstruth-Interessengemeinschaft gibt dem Bürgermeister noch Zeit "bis Mittwoch, 14 Uhr"
Mit den Stimmen von SPD und Grünen hat der Grüngürtel-Ausschuß des Stadtparlaments einen Antrag der CDU abgelehnt, die Planungen für den Riederwaldtunnel "energisch voranzutreiben". Die CDU war der Meinung, daß es bei dem Tunnelprojekt, mit dem die Autobahn A 66 aus Hanau mit der im Bau befindlichen Frankfurter Ostumgehung A 661 verbunden werden soll, in den vergangenen vier Jahren "keinerlei Fortschritte" gegeben habe. "Rot-grün hat den Bau verzögert und verschleppt", meinte der CDU-Stadtverordnete Gerd Riechemeier.
Nach Ansicht Riechemeiers verschleudere die Koalition dadurch Steuergelder: "Daß der Anschluß irgendwann gebaut werden muß, ist doch auch Ihnen klar", sagte Riechemeier in Richtung SPD, "nur wird der Tunnel mit jedem Jahr teurer."
Ulrich Baier (Grüne) entgegnete, angesichts der enormen Kosten von rund 250 Millionen Mark müsse das Projekt gut überdacht werden, zumal die ökologischen Folgen für den Riederwald noch unklar seien. Sein Fraktionskollege Helmut Ulshöfer befürchtete, daß mit dem Tunnel zusätzlicher Autoverkehr angezogen werde, "und das ist in Frankfurt nicht zu verkraften". Die SPD lehnte den CDU-Antrag ebenfalls ab. mat
Von der Höhe im Schnee
die herrliche Aussicht
Ein Wandervorschlag, der von der Bad Orber Kurverwaltung vor allem im Winter empfohlen wird, macht neugierig. Die Rede ist vom Grenzstein-Rundwanderweg "Dreiländereck an der Großen Kuppe", dessen Begehung dank windgeschützter Streckenführung selbst bei Minusgraden durchaus Vergnügen bereitet.
Die von der Kurverwaltung ausgetüftelte 9,5-Kilometer-Runde ist nicht gerade zufällig entstanden. Ihren Verlauf säumen über 40 mehr oder minder kunstvoll gehauene Grenzsteine. Sie bestimmen heute die Gemarkungen von drei Gemeinden, früher jedoch markierten die alten Rechtsdenkmäler die Hoheitsgrenzen wie etwa der Mainzer Kurfürsten und der Fuldaer Fürstbischöfe.
Nicht immer fällt die Entdeckung der zumeist aus dem 18. Jahrhundert stammenden Grenzsteine leicht. Manche von ihnen stehen unmittelbar am Wegesrand, andere wiederum wenige Meter abseits, und auch den wie Spargelköpfe aus der Erde hervorschauenden Exponaten will erst auf die Schliche gekommen sein. Gelbe Marklierungsklekse an den Bäumen erweisen sich dabei ebenso hilfreich wie das kostenlose Faltblatt der Orber Kurverwaltung, das detailliert die Lage und die Bedeutung der Grenzsteine beschreibt.
Die Wanderung startet am Parkplatz "Aufenauer Berg" zwischen Bad Orb und Aufenau. Hier offeriert eine Orientierungstafel nicht nur das Streckenprofil, sondern auch den Lotsen. Es ist der geteilte schwarze Kreis auf gelbem Grund, der zunächst etwa hundert Meter weit die Staatsstraße in Richtung Bad Orb benutzt, dann aber sofort nach links einen Forstweg emporzieht.
Herrliche Ausblicke auf Bad Orb begleiten dieses erste Teilstück, wenig später verschwindet man für den Rest der Strecke im Wald. Aufgepaßt heißt es an einer mit Holzplanken gesicherten Wegegabelung: An dieser Stelle geht es links ab, alle Querwege schneidend, hinunter zum Ausgangspunkt des etwa zweistündigen Wanderkreises.
Danach lockt das nahe Bad Orb. Allemal lohnend der Streifzug durch das historische Altstadtviertel, die Besichtigung der wiederaufgebauten St.-Martins- Kirche und der Bummel durch den Kurpark mit dem gewaltigen Gradierwerk. Nicht zu vergessen das Leopold-Koch- Bad: Das Solebad garantiert ungetrübten Badespaß - dank 850 Quadratmeter Wasserfläche, zwischen 28 Grad und 32 Grad Celsius temperiert, garniert mit einer Beregnungsanlage und mehreren Unterwasser-Massagedüsen.
Öffnungszeiten: täglich von 8.00 Uhr bis 20.30 Uhr.
Eintrittspreise: Erwachsene zahlen 9,50 DM, Kinder ab 4 Jahre 4,50 DM. Die Badedauer beträgt zwei Stunden. Es besteht Bademützenpflicht. Kinder unter vier Jahren ist der Besuch nicht erlaubt.
Weitere Auskünfte: Kurverwaltung, Tel. 0 60 52 / 83-36 (Hr. Acker).
Anfahrt: bis zur Anschlußstelle Bad Orb/Wächtersbach der A 66 Frankfurt- Fulda. Von hier aus sind es wenige Kilometer bis Bad Orb.
Bahnverbindung: Ffm.-Hbf. ab: 8.25 Uhr (täglich), Wächtersbach an: 9.08 Uhr, Wächtersbach ab: 9.13 Uhr (werktags), 9.11 (So., Bus). Bad Orb an: 9.23 Uhr (werktags), 9.23 Uhr (So.). Bad Orb ab: 16.25 Uhr (werktags), 16.30 Uhr (So., Bus), Wächtersbach an: 16.35 Uhr (werktags), 16.42 Uhr (So.), Wächtersbach ab: 16.47 Uhr (täglich), Ffm.-Hbf. an: 17.34 Uhr (täglich).
BAD SODEN. SPD-Politiker spurlos verschwunden, CDU in Luft aufgelöst, FDP-Sprüche können auf Wunsch vom Besitzer abgeholt werden - Realität in Bad Soden, die die Gemüter wahlkampferhitzter Lokalmatadoren zusätzlich erregt: Kaum haben sie ihre fotografischen Konterfeis oder werbende Wahlversprechen im Schweiße ihres Angesichts entlang der begehrten, weil stark befahrenen Königsteiner Straße montiert, waren die Ständer mit den Plakaten später regelmäßig wieder verschwunden. Abgeräumt von den Männern in Orange des Hessischen Straßenbauamts. Im Hof der Königsteiner Dependance stehen sie dann einträchtig nebeneinander: das entschlossen dreinblickende Männer-Quartett der SPD-Kandidaten, das die Sodener in die Zukunft führen will, und das Plakat mit dem CDU-Slogan "Sicher in bewegten Zeiten". Was beide aber gleichermaßen wollen: vom Hof der Straßenmeisterei abgeholt werden.
SPD-Spitzenkandidat Karl Thumser ist die Fahrerei endgültig leid. Zornentbrannt wegen der Demontagen erhob er Dienstaufsichtsbewerde gegen die Straßenmeisterei in Königstein, "namentlich gegen deren Leiter Lickefett". Der visuelle Stimmenfang sei bei der Stadt schließlich ordnungsgemäß beantragt und genehmigt worden. Die Ständer so aufgestellt, daß "weder der ruhende noch der stehende Verkehr beeinträchtigt wird". Bürgermeister Kurt Bender (CDU) bestätigt das und kann sich den Grund der behördlichen Intervention nicht erklären: Die "Königsteiner" gehöre als Landesstraße zwar nicht zum Hoheitsgebiet der Stadt, aber daß die Verwaltung deshalb auch keine Entscheidungsgewalt über die Bürgersteige haben soll, ist dem Rathauschef neu. "Und meines Wissens hat kein Schild die Sicht der Verkehrsteilnehmer beeinträchtigt."
Im Straßenbauamt an der Frankfurter Kaiserstraße lautet das Urteil anders: "Die Stadt hätte nicht ohne Rücksprache mit uns genehmigen dürfen. Außerdem gibt es genaue Vorschriften, wo und wie Wahlplakate aufgestellt werden dürfen", erklärt Uwe Wegner, Sachgebietsleiter "Betrieb". Sichtbehinderungen von Kreuzungen, Einfahrten, Verkehrszeichen, Fußgängerüberwegen und so weiter stehen ganz oben auf dem "Frevel-Index".
Fehl am Platze sind die Werbeplakate des weiteren an "außerörtlichen" Durchfahrtsstraßen. Was eindeutig klingt, ist realiter nur schwer abzugrenzen, wissen Angestellte der Königsteiner Straßenmeisterei. Die Strecke zwischen Bad Soden und Neuenhain gilt teils schon nicht mehr als Ortsdurchfahrt. Zudem werden Wahlplakate wie kleine Werbeschilder behandelt und dürfen als "potentielle Ablenkung der Verkehrsteilnehmer" nicht an Stellen stehen, an denen schnell oder häufig zu unvorsichtig gefahren wird.
"Es gibt jedesmal wieder dieselben Scherereien mit den Wahlplakaten." Dabei hatte Uwe Wegner diesmal so gut vorgebaut: "Ich habe an alle Kreise und Kommunen geschrieben, die Vorschriften genau erklärt, neuralgische Punkte in den jeweiligen Gemeinden aufgezeigt und die Mithilfe des Straßenbauamtes angeboten." Daß die Kurstädter jedwede Behördenfürsorge derart ignorierten, gibt Wegner denn doch zu denken. Immerhin, heute will er sich mit dem erbosten Thumser treffen, um das Ärgernis zu klären. Bürgermeister Bender nimmt das Ganze ohnehin gelassen: "In der Innenstadt hängen noch genug Plakate, damit die Leute sehen können, wen sie wählen sollen." ANITA STRECKER
Frankfurts Briefträger und Briefträgerinnen müssen womöglich heute früh entscheiden, ob sie es mit ihrem Gewissen vereinbaren können, ausländerfeindliche Postwurfsendungen der rechtsextremistischen "Deutschen Volksunion" (DVU) in die Briefkästen einzuwerfen. Als die Sendung der DVU aus Freiburg am Dienstagnachmittag beim Postamt 4 am Hauptbahnhof eintraf, hatten ein knappes Dutzend ausländischer Postbediensteter zunächst auf stur geschaltet und die Lieferung nicht ausladen wollen. Daß dies dann doch geschah, war Überzeugungsarbeit der Postoberen und der Vertreter des Bezirks Hessen der "Deutschen Postgewerkschaft" (DPG). Beide Seiten stecken in einer Klemme. Nachdem zunächst das Verwaltungsgericht Freiburg die Flugschriften der DVU als "volksverhetzend" eingestuft hatte, entschied nun das nächsthöhere Gericht, das Oberverwaltungsericht in Mannheim (OVG), am Montagabend auf die Beschwerde der DVU, daß die Post zur Beförderung der Sendungen verpflichtet ist.
An die betroffenen Postbeschäftigten verteilen DPG-Leute seit Dienstagnachmittag bereits Flugblätter mit der Aufschrift: "Laßt Euch nicht zu Handlangern dieser Volksverhetzer machen. Lehnt die Verteilung und Zustellung dieser Wurfsendungen ab." Josef Stark, hessischer Bezirksvorsitzender der DPG, hatte zunächst den Konflikt am Bahnhof entschärft, jedoch zugleich deutlich gemacht, "daß wir es unseren Kolleginnen und Kollegen - insbesondere den ausländischen - nicht zumuten können, diese Pamphlete zu verteilen". Die DPG stützt sich dabei auf die mit den drei Postunternehmen vor kurzem formulierte Erklärung, in der es heißt: "Zeigen Sie persönlichen Mut und treten Sie Ausländerfeindlichkeit, Fremdenhaß und der Diskriminierung von Minderheiten eindeutig entgegen."
Noch in der vergangenen Nacht sollten die Postwurfsendungen der DVU an die Zustellpostämter verteilt werden. Die Briefträger sollen heute morgen ihr Gewissen sprechen lassen und die Auslieferung der DVU-Pamphlete verweigern.
Für diesen Fall kündigte der Sprecher der Oberpostdirektion Frankfurt (OPD), Dieter Heinbuch, "keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen" für die Betreffenden an.
Vorsichtshalber hat DPG-Chef Stark an die Verantwortlichen der Stadt, des Landes und des Bundes appelliert, sich im Konfliktfall bei der Generaldirektion Postdienst in Bonn für die Verweigerer einzusetzen. enk
KASSEL. Totschlag oder gar Mord, Vergewaltigungen, Bankraub oder auch Drogenhandel - das sind die Straftaten, mit denen sich viele Richter befassen müssen. Da hatte das Amtsgericht in Kassel in dieser Woche einen vergleichsweise leichten und - trotz aller schweren Vorwürfe - auch amüsanten Fall. Denn angeklagt waren zwei rabiate Hühnerdiebe. Sie sollen Federvieh geraubt und den rechtmäßgen Besitzer auch noch mit Tritten traktiert haben.
Im August waren die beiden arbeitslosen Angeklagten (53 und 41 Jahre alt) losgezogen, um des Nachbarn Zwerghühner zu holen. "Der hat sie ja geschenkt gekriegt", rechtfertigte sich der 53jährige, der angeblich auch vernommen haben wollte, daß die kleinen Hühner weiterverschenkt werden sollten. Und "da haben wir sie geholt".
Einfach war die Sache nicht, denn des rechtmäßigen Hühnerhalters Gänse witterten Unrat und fingen an zu schnattern. Als auch der Hund anschlug, wurde der Besitzer vollends mißtrauisch und entdeckte auf dem Hof dann auch die Nachbarn. Da er ihr Ansinnen alsbald erkannte, schoß er zunächst mit einer Gaspistole aus dem Fenster. Als das keine Wirkung zeigte, rannte er laut lamentierend auf den Hühnerhof - festen Willens, sein Federvieh zu verteidigen.
"Die Hühner bleiben hier", soll er gerufen haben, doch auch das beeindruckte nicht: "Der hat", so erklärte es einer der Angeklagten, schließlich "mal so und mal so gesagt."
Ob der rechtmäßige Halter tatsächlich so wankelmütig war, mag dahinstehen. Fest steht, daß er derzeit wohl vom Pech verfolgt ist. Daß er sich bei der Angabe seines Alters vor Gericht glatt um acht Jahre verrechnete, mag dann auch den Geschehnissen zugeschrieben werden: Erst war er von einer Mauer gefallen und hatte sich mächtig wehgetan, dann war ihm ein "richtig guter" Hahn vom Hühnerhof gestohlen worden, und nun kamen auch noch diebische Nachbarn, um seine kleinen Eierproduzenten zu stehlen. Zu allem Übel sei er von einem der beiden auch noch "zehn- bis fünfzehnmal" getreten worden, sagt er.
Dem rüden Duo aus der Nachbarschaft mag zugute gehalten werden, daß es recht stark gezecht hatte. Eine Kiste Bier hat der 41jährige nach eigenen Angaben im Laufe des Tages vor dem "Coup" geleert, der andere "nur" rund zehn Flaschen. Denn er weiß, "einen Kasten schaff' ich nicht".
Beide schafften es freilich noch, über jenen mit Stacheldraht gesicherten Zaun zu steigen, um sich die begehrten Zwerghühner zu holen, die ihnen der Besitzer angeblich angeboten hatte. Unbeantwortet blieb die Frage, warum sie denn nicht einfach an der Haustür geschellt, sondern sich wie Diebe herangeschlichen hatten.
Auch der Staatsanwalt hatte sich zwar in der Verhandlung mehrfaches Schmunzeln nicht versagen können, gleichwohl beantragte er eine wohl aus seiner Sicht gerechte Strafe. Nur wenig unter diesem Antrag blieb das Gericht, als es das Duo zu sieben Monaten auf Bewährung und zu jeweils 150 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilte. Denn auch die Anwälte der beiden hatten in ihren Plädoyers nicht etwa einen Freispruch gefordert.
Die umkämpften Zwerghühner haben übrigens zwar den Raub, nicht aber die Zeit danach überlebt: "Jeden Tag war eines weg", erzählte einer der beiden Angeklagten. Sie seien von seinen "großen" Hühnern zur Strecke gebracht worden. Es wurde darauf verzichtet, diese Geschichte auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. ANNE RIEDEL
Worum geht es? Der hessische Kultusminister hat den Entwurf einer "Verordnung über die Berufsschule" (Stand 12. 11. 1992) vorgelegt. Die darin enthaltene "Rahmenstundentafel" zeigt eine Veränderung im "Allgemeinen Lernbereich". Dort sind zwar Politik, Religion und Sport dem "Pflichtunterricht" zugeordnet: Das ist gut so. Das Fach Deutsch wurde dort aber herausgenommen und dem "Wahlpflichtunterricht" zugeordnet. Dort steht es neben Fremdsprachen, musisch- kulturellen Unterrichtsangeboten, Stütz- und Förderunterricht sowie Wirtschaftskunde.
Diese Aufzählung verschleiert die Tatsache, daß das Fach Wirtschaftskunde Prüfungsfach für den Abschluß der Ausbildung in den gewerblichen Berufen ist und deshalb faktisch den Charakter eines Pflichtfaches hat. Auch die Unterbringung von Stütz- und Förderkursen in diesem Bereich engt tatsächlich die Wahlmöglichkeiten ein; es wird dafür keine Unterscheidung gamacht, ob es sich um Stütz- und Förderkurse zu den berufskundlichen Fächern handelt, Mathematik, Physik z. B. im gewerblichen Bereich oder EDV im kaufmännischen. Wenn über Zuordnung von Deutsch und musisch-kulturellen Unterrichtsangeboten der Eindruck erweckt wird, diese Möglichkeiten könnten in der Praxis des Berufsschulunterrichts relevant sein, so handelt es sich, falls die Verfasser nachgedacht haben, um Etikettenschwindel. In der Tat wurde das Fach Deutsch gestrichen, vielleicht bleibt es in Stützkursen als Rechtschreibuntericht erhalten: Kann ein "Kultusminister" wirklich ein so beschränktes Kulturverständnis haben?
Die Aufgaben der Berufsschule im Dualen System: Deutschland wird um das Duale System der Berufsausbildung in vielen anderen Ländern beneidet. Während andere es übernehmen möchten, gefährdet das Land Hessen seine Leistungsfähigkeit zumindest zum Teil. Das Beneidenswerte dieses Systems besteht darin, daß die Berufsausbildung an zwei Lernorten erfolgt: in den Betrieben der im wesentlichen praktische Teil, in der Berufsschule der theoretische und berufspraktische, soweit die Betriebe ihn nicht leisten können.
Blickt man nur auf die Großbetriebe, dann erscheint die Berufsschule für diese Aufgabe überflüssig, weil man dort in Ausbildungswerkstätten und Betriebsschulen den Anforderungen meist gewachsen ist. Das trifft aber nicht auf Klein- und Mittelbetriebe zu; diese tragen trotzdem einen großen Teil der Ausbildung, auch für Großbetriebe. Deshalb wird die Berufsschule für die berufliche Ausbidlung benötigt. Dabei handelt es sich aber nur um die eine ihrer beiden Aufgaben im Dualen System, wenn auch um diejenige, auf die manche mächtige Interessenten die Berufsschule beschränken möchten. Man sagt dann, daß die Allgemeinbildung mit dem Ende der allgemeinen Schulpflicht abgeschlossen sei. Dieser gilt aber die zweite Aufgabe der Berufsschule neben der Unterstützung berufsbezogener Ausbildung.
Das Festhalten an dem Begriff "Allgemeinbildung", der ja im Bewußtsein vieler Menschen auch heute noch mit Inhalten aus dem 19. Jahrhundert gefüllt ist, verdeckt den Blick darauf, daß es um die Förderung der personalen Entwicklung neben der berufsfunktionalen geht. Diese Aufgabe ist mit Formulierungen wie "Erziehung zum mündigen Bürger" in den Schulgesetzen der Bundesländer gemeint. Solche Förderung kann prinzipiell auch in den berufsbezogenen Fächern geschehen - kann -, wenn dort nicht nur das instrumentelle Lernen der beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten geschieht. Hinzu kommen müßten: das Nachdenken über die Verantwortbarkeit des eigenen Handelns, die Förderung der fachlichen Kommunikation, die Unterstützung kritischen und innovativen Denkens, die Kenntnis der gesellschaftlichen Zusammenhänge des beruflichen Handelns usw. usw. tritt. Bereits dieser unzureichende Ausschnitt aus dem, was zur personalen Förderung gehört, macht deutlich, daß damit die betreffenden Fachlehrer, die zur Verfügung stehende Zeit und - bei solcher Vermischung ohne Klarheit der Aspekte - die Schüler(innen) überfordert sein dürften.
Warum ist Deutschunterricht zur Förderung der personalen Entfaltung nötig? Im folgenden bleiben die berufsfunktionalen sprachlichen Leistungen außer Betracht, weil diese in den beruflichen Fachunterricht gehören. Vor einer inhaltlichen Antwort auf die Frage nach der personalen Förderung durch den Deutschunterricht ist eine nur scheinbar oberflächlich formale zu geben. Die personale Förderung der Berufsschüler(innen) braucht mehr Zeit, als bisher dafür eingeräumt wurde. Schon deshalb gehören Deutsch und musisch-kulturelle Unterrichtsangebote beide in den Pflichtbereich. Inhaltlich sprechen mehrere Gründe für Deutschunterricht im Pflichtbereich.
Wer eine normalen Tag des heutigen Lebens an seinem geistigen Auge vorüberziehen läßt, wird erkennen, daß sich unser Alltag in komplexen Text- und Bildweiten gestaltet, die von der Zeitung am Morgen, die beruflichen Formulare und anderen Fachtexte, über die gesprochenen Texte von Verkauf und Verhandlungen über solche der Interessenvertretung in Werbung und Konflikten bis zu den bildlichen und sprachlichen Texten der Unterhaltung in der Freizeit reichen. Diese Texte zu erschließen und sich kritisch zu ihnen zu verhalten, erfordert entwickeltes sprachliches Verständnis, Distanz und die Fähigkeit zur Kritik. Wenn man in dieser Hinsicht auslernen und "fertig" sein könnte, dann dürften sich weder die betreffende Person noch die Verhältnisse weiterentwickeln. Gerade der Eintritt in die Berufsausbildung ist aber ein Einschnitt in der Biographie, durch den die Betroffenen auch in ihrer reflexiven Sprachfähigkeit auf eine neue und spezifisch andere Art gefordert sind. Gleiches gilt von der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit, nicht nur in Hinsicht des Erwerbs der beruflichen Fachsprache, sondern auch der Bewältigung der mit dem Beruf gegebenen neuen Beziehungen und Probleme. Das kann man in den allgemeinbildenden Schulen kaum lernen, weil dort der sozialökonomische Ernstfall nicht gegeben ist. Versteht man schließlich Literatur als Simulation - vergleichbar der Simulation in der Ausbildung von Piloten - als eine Möglichkeit, in der Phantasie kritische Situationen miterlebend durchzuspielen, verschiedene Lösungsmöglichkeiten von Problemen und Konflikten zu erproben, ohne wie im Ernstfall von Sanktionen bedroht zu sein, dann wird ihre Bedeutung für eine selbständige Bewältigung des Alltags erkennbar.
Leben in Widersprüchen: Auch wenn man anerkennt, daß das Leben von Menschen früherer Zeiten so harmonisch nicht war, wie es oft überliefert wird, schon gar nicht in der jüngeren Vergangenheit, ist trotzdem festzustellen, daß die Widersprüche, in denen wir heute leben, sich zum äußersten zugespitzt haben. Das hat nichts mit Schwarzmalerei oder "Niveau des Jammers" zu tun, sondern mit ungetrübtem Blick; zumal dann, wenn man davon überzeugt ist, daß unabhängig von den Erfolgsaussichten ein grundlegender Bewußtseinswandel nötig ist, soll nicht alles bleiben, wie es ist. Es handelt sich um diese Widersprüche:
- zwischen Politikverdrossenheit und Verweigerung tätigen Engagements;
- zwischen Wissen um die ökologische Krise und weiterer Umweltverschmutzung, auch im persönlichen Bereich;
- zwischen Wissen um die Gefährdung durch Atomtechnik, Chemie und Gentechnik und dem Festhalten an Wachstumsförderung;- zwischen Wissen um die Zerstörungspotentiale moderner Waffen und weiterer Rüstung, gerechtfertigt mit dem Arbeitsplatzargument; zwischen Wissen um die Benachteiligung von Frauen und Zweifel an der Berechtigung ihres Emanzipationsanspruchs;
Es kann hier nicht um Vollständigkeit gehen, nur darum, welche Anforderungen an die Schule sich daraus ergeben. Eine dieser Anforderungen wurde in letzter Zeit immer deutlicher; wir mußten bitter lernen, daß solche Widersprüche Angst erzeugen und im Gefolge der Angst Gewalt. Dabei boten die Politiker ein armseliges Bild; es waren gesellschaftliche Kräfte, unter ihnen nicht zuerst Parteien und Politiker, die die Lichterketten bildeten. Die sozialmoralische Kraft dazu stammte nicht aus ihrer berufsfunktionalen Ausbidlung, sondern aus Erziehung zu Empathie und Toleranz. Danach riefen dann auch die Politiker, die die Stundenzahlen für den Unterricht kürzen, in dem dieses Fähigkeiten erworben und gefestigt werden, und boten "Unterrichtshilfen" dafür an, ohne zu bedenken, daß man dazu Zeit und Menschen braucht, nicht nur bedrucktes Papier. Woher sollen denn in Zukunft die kommen, die Lichterketten bilden? Wenn man im Wissen darum, daß der Solidarpakt zu Lasten der Schwachen geht, trotzdem durch Erziehung gegen Gewalt angehen will, dann ist eine Stabilisierung des Selbstwertgefühls, die Fähigkeit zu Distanz und Nachdenken gefordert. Die angeführten Widersprüche fordern nämlich von den Gesellschaftsmitgliedern, wenn sie nicht irrational reagieren sollen, daß sie an ihrer Situation und deren eventuellen Lasten die Ursachen erkennen lernen. Sie müssen unterscheiden können, inwiefern sie bestehende Schwierigkeiten selbst verursacht oder mitverursacht haben, oder welche anderen Gründe es gibt. Dazu tragen die Fächer bei, die auf personale Förderung der Berufsschüler(innen) gerichtet sind, nicht zuletzt ein Deutschunterricht, der durch Sprachkritik helfen kann, falsche Gründe als solche zu erkennen, der als Hilfe zur Entfaltung der eigenen Ausdrucksfähigkeit die Auseinandersetzung über die eigene Situation differenziert oder überhaupt erst ermöglicht, der als Literatur- und Medienunterricht die Erweiterung des Bewußtseins über das unmittelbar Gegebene hinaus unterstützt und so Distanz und Toleranz fördert.
Was kümmert uns der "Rest"? Ein Argument für die Änderung der Stundentafel, das immer wieder vorgebracht wird, ist die Veränderung der schulischen Voraussetzungen von Auszubildenden heute. In den Berufsschulklassen vieler Berufsfelder findet man heute Abiturienten, Realschüler, gelegentlich auch Absolventen von Hochschulen, die wegen Arbeitslosigkeit einen anderen Beruf ergreifen wollen. Bei diesem Niveau an Voraussetzungen sei Deutschunterricht nicht mehr nötig, die sprachlich-literarische Bildung sei abgeschlossen. Der wichtigste Einwand gegen eine solche Argumentation ist die Tatsache, daß der "Rest" besonders dringend der personalen Förderung, auch durch sprachlich-literarische Bildung aus den genannten Gründen bedarf. Die angeführten Widersprüche ohne Ausbrechen in Irrationalität und Gewalt bearbeiten zu können, erfordert die Fähigkeit zu kritischem, abweichendem und utopischem Denken. Das lernt man nicht nur durch die Analyse der Verhältnisse im Politikunterricht, auf die nicht verzichtet werden kann, das lernt man am ehesten im kreativen und reflexiven Umgang mit Sprache und Literatur. Der aber wurde gerade diesem "Rest" in seiner Sozialisation meist vorenthalten und soll ihm auch nicht gewährt werden.
Aber auch die anderen bedürften eines berufsbezogenen (nicht nur berufsdienlichen) Deutschunterrichts, der den Bedingungen entgegenwirkt, die in der Ausbildung die Weiterentwicklung von Kritik-, und Reflexionsfähigkeit, kreativem und utopischem Denken einschränken oder gar verhindern.
Bedauerlich ist der Mangel an Innovationsbereitschaft oder -fähigkeit, die aus dieser Veränderung der Stundentafel spricht. Wenn es denn unter den Berufsschülerinnen und Berufsschülern ein solches Voraussetzungsgefälle gibt, könnte man da nicht die mit den besseren Voraussetzungen als Tutoren bei der Unterrichtsgestaltung für die anderen gewinnen und aus den Klassenräumen Lernzentren machen, um nur ein Beispiel einer einfachen und zudem auch kostenneutralen Reform zu nennen? Oder braucht man das etwa alles nicht?
FRANZ HEBEL
"Die Gemeinden werden stranguliert und gegängelt, ihre Planungshoheit ausgehöhlt. Wenn wir auf dem Weg fortfahren, dann können wir sie abschaffen." Das ist die Meinung von Alexander von Hesler (CDU), Planungsdezernent im Umlandverband Frankfurt (UVF) zu dem kürzlich vom Land vorgelegten Entwurf des Regionalen Raumordnungsplans (RROP) für Südhessen.
Es sei "unerträglich", so kritisierte Hesler im Umlandverbandstag, daß im RROP gut 20 Prozent der im UVF-Flächennutzungsplan ausgewiesenen Siedlungs- und Gewerbebaufläche - das sind 700 Hektar - durch "Hoheitsentscheid" der Landesoberen jetzt rückwirkend gestrichen werden sollten. Der Dezernent bekam dafür viel Beifall von den Abgeordneten der SPD, CDU und FDP. peh
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Glengarry Glen Ross.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers - Die Lautlosen; 13.45, 23.00 Uhr: MAC; 17.00, 19.00, 21.00 Uhr: UTZ; 15.45 Uhr: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche; 13.30, 15.30 Uhr: Der tapfere kleine Toaster.
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CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
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EDEN - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Der letzte Mohikaner.ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15, Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Stalingrad.
ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15, Uhr: Bitter Moon.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Bram Stoker's Dracula.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 2.15, 5.15, 8.15 p.m.: A Few Good Men (in orig. English version).
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p. m.: Demage (in orig. English version).
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 20.00 Uhr: Erbarmungslos v. C. Eastwood.
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 18.00, 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Der tapfere kleine Toaster (o. Altersbeschr.).
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - (Mo.- Do. keine Vorstellung)
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - 15.30 Uhr: Die schönsten Tonfilme der deutschen Filmgeschichte / Max Ophüls: Liebelei, Deutschland 1933, Magda Schneider, Luise Ullrich: - 17.30 Uhr: Ciné-club français / Ariel Zeltoun: Souvenirs souvenirs, Frankreich 1964, OF, Christophe Malavoy, Pierre-Loup Rajot. - 19.45 Uhr: HfG Offenbach, Programm 1, Katrin Köster: Leuchtfeuerdiebe, D 1992. - Achtung: Beginn 20.30 Uhr. Neue Kurzfilme von Filmstudenten der Hochschule für Gestaltung Offenbach / Programm 2: Dokumentar-, Experimental- und Animationsfilme. - Achtung: Beginn 22.30 Uhr. Neue Kurzfilme von Studenten der Hochschule für Gestaltung Offenbach, Programm 3: Spielfilme.
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - Filme von Liliana Cavani: 17.30 Uhr: Leidenschaften (1985); 22.00 Uhr: Die Haut (1980). - 19.45 Uhr: Filmemacher stellen sich vor: Wilhelm Orlopp.
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Orlando.
ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula; Mi., 23.00 Uhr: Der Sinn des Lebens (DM 9,-)
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Night and the City; 22.45 Uhr: Tanz der Teufel.TURM 4 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr (dt. Fass.), 23.15 Uhr: Bitter Moon (orig. English version).
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers (orig. English version).
TURM 6 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Stalingrad.TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (orig. English version).
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 12.30, 15.00, 17.30, 20.30 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Dracula.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Dracula.
Die staatliche Preisprüfungsstelle in Kiel werde "alles auf den Kopf stellen", aber ihren Report über die "Müllgebühren-Affäre" im Umlandverband Frankfurt (UVF) "erst im März oder April vorlegen". Das teilte UVF-Abfalldezernent Thomas Rautenberg (SPD) jetzt dem Verbandstag mit. Und er berichtete den UVF-Parlamentariern, daß nun auch ein vereidigter Sachverständiger sich den zwischen UVF und dem Pinneberger Fuhrunternehmen Rocholl abgeschlossenen Vertrag "vornimmt" und Änderungsvorschläge macht: "Wir brechen uns da keinen Zacken aus der Krone."
Besagter Kontrakt hat es nämlich "in sich": Die Firma kassierte aufgrund der Abmachungen von Mai 1990 bis heute vom UVF zwölf Millionen Mark dafür, daß sie gerade mal 90 000 Tonnen Müll vom Bahnhof Gustavsburg auf die nur 15 Kilometer entfernte Deponie Wicker karrte.
Diesen Deal durchleuchtet auch ein Untersuchungsausschuß des Verbandstags. Der tagte zweimal und hat begonnen, 54 Aktenordner zu durchforsten. Für den Grünen Björn-Uwe Rahlwes ist nach erster Lektüre klar: "Aktenvermerke belegen, daß jeden Monat eine halbe Million an Rocholl über den Tisch geschoben wurde und die UVF-Verwaltung dabei gewußt hat: Das kann nicht gutgehen."
Der Einschätzung widersprachen am Dienstag Sprecher von SPD, CDU und FDP. Der Ausschuß könne zur Zeit noch keinen "begründeten Bericht" abgeben. Der Grüne-Abgeordnete Rahlwes treibe Wahlkampf und unfaire "Vorverurteilung", reiße "Aktenstücke aus dem Zusammenhang" und stelle "Vermutungen in den Raum". peh
Mittwoch, 17. Februar
Vorträge / Diskussionen Deutsch-Griechische Gesellschaft: 19.30 Uhr, Vortrag "Hellenistische Königsporträts auf Münzen - ein vernetzes System"; IHK, Börsenplatz 6-8.
Freunde des Palmengartens: 19.30 Uhr, Lichtbildervortrag "Landschaft und Pflanzenwelt Argentiniens", Palmengarten, Palmensaal.
Softwarehaus von Frauen für Frauen und Mädchen, Hohenstaufenstr. 8: 19 Uhr, Vortrag "Neue Techniken, Frauen und Kleingeld".
Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 19 Uhr, Vortrag "Feministische Therapie - auch für Männer?".
Naturschutzbund Deutschland: 19.30 Uhr, Diavortrag "Die Everglades - Naturerlebnis Florida".
Freies Deutsches Hochstift: 18 Uhr, Vortrag "Das Zufällige ist das Notwendige. Ansichten zu Schillers ,Wallenstein&rquote;", Senckenberg- Museum, Senckenberganlage 25.
Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1:15 Uhr, Vortrag über den "Betty- Lift". Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Philanthropin, Hebelstr. 17/ R.3.
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: 14 Uhr, Führung "Wasserwirtschaftliche Maßnahmen im Altheeg", Treffpunkt Bushaltestelle Linie 61, Unterschweinstiege. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.
Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Zoo, Hanauer Landstr. 45, Tel. 49 58 55; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostraße 21, Tel. 30 42 32; Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstraße 59, Tel. 62 30 16; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56;44 59 74; Insel-Apotheke, Rödelheim, Rödelheimer Landstr. 143, Tel. 78 72 74; Lohrberg-Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Straße 137, Tel. 47 24 54; Mosel-Apotheke, Münchner Str. 41, Tel. 23 22 06; Neue Apotheke, Preungesheim, Weilbrunnstr. 5, Tel. 5 48 19 59; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann- Straße 6, Tel. 57 02 14. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Tierärztin Hering-Steier, Elektronstr. 62, 623 Ffm. 80, Tel. 39 04 72 04; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden tägl.), Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -
Eishockey
EC Ratingen - Berliner SC Preussen 5:2 (1:0, 1:1, 3:1) Zuschauer: 4350. Tore: 1:0 Boris Fuchs (2:48), 1:1 Tanti (32:34), 2:1 Wunsch (36:30), 3:1 Boris Fuchs (40:19), 4:1 Evtushevski (50:05), 5:1 Wikulow (54:07), 5:2 Holzmann (54:47). Strafminuten: Ratingen: 6 - BSC Preussen: 14 plus 10 Disziplin für O'Regan.
Krefelder EV - Schwenninger ERC 5:1 (0:0, 4:0, 1:1) Zuschauer: 6800. Tore: 1:0 Eakin (21:51), 2:0 Eakin (35:32), 3:0 Walker (37:12), 4:0 Meyer (38:05), 5:0 Reuter (44:08), 5:1 Würthner (56:33). Strafminuten: Krefeld: 6 - Schwenningen: 10.
EV Landshut - ESV Kaufbeuren 6:0 (2:0, 2:0, 2:0) Zuschauer: 1800. Tore: 1:0 Hantschke (1:30), 2:0 Hantschke (16:35), 3:0 Bleicher (26:20), 4:0 Abstreiter (31:08), 5:0 Gardner (46:53), 6:0 Bresagk (59:19). Strafminuten: Landshut: 4 - Kaufbeuren: 9.
Mannheimer ERC - EC Hedos München 4:1 (0:0, 4:0, 0:1) Zuschauer: 4500. Tore: 1:0 Lala (21:24), 2:0 Krentz (24:07), 3:0 Poner (29:55), 4:0 Heidt (37:41), 4:1 Volland (47:47). Strafminuten: Mannheim: 10 - München: 10.
EHC Freiburg - Kölner EC 4:4 (1:0, 2:2, 1:2) Zuschauer: 1800. Tore: 1:0 Zemlicka (4:26), 2:0 Patrick Vozar (25:15), 2:1 Sandner (26:01), 3:1 Robert Vozar (30:53), 3:2 Steiger (31:12), 3:3 Chaidarow (40:28), 3:4 Steiger (54:32), 4:4 Vanik (55:11). Strafminuten: Freiburg: 8 - Köln: 6.
Von Studierenden der Universität des Saarlandes, Saarbrücken, wurde eine Vortragsveranstaltung des Osnabrücker Soziologieprofessors Robert Hepp verhindert. Hepp, einer der Vordenker der neuen deutschen Rechten, wollte zum Thema "Different but equal" - die Demokratie im Übergang von Nationalstaat zur "Multikulturellen Gesellschaft" referieren. Durch eine gewaltfreie Blockade des Vortragsraumes durch 150 Studierende wurde Hepp an seinem Vortrag gehindert.
Professor Robert Hepp, Autor des Buches "Die Endlösung der deutschen Frage", vertritt in seinen Schriften explizit ausländerfeindliche Ansichten. Er sieht in denen sich in Deutschland befindlichen Ausländern die Ursache für "das Ende der deutschen Demokratie". Er postuliert in seinen Schriften ein Recht auf Diskriminierung und erklärt: "Nicht daß die Deutschen die Ausländer nicht wie Deutsche behandeln, sondern daß Deutschen zugemutet wird, sich in Deutschland als Gojm (jüd.: Nichtjuden; Anmerk. d. AStA) behandeln zu lassen, ist das eigentliche Ausländerproblem." Wegen seiner menschenverachtenden Äußerungen ist gegen Hepp an seinem Heimatort eine Dienstaufsichtsbeschwerde anhängig. Eingeladen worden war Hepp von einem überkonfessionellen Gesprächskreis unter der Ägide des Saarbrücker Soziologieprofessors Siebel.
Der AStA der Universität des Saarlandes vertritt die Ansicht, daß Menschen wie Hepp in öffentlichen Institutionen keine Gelegenheit gegeben werden darf, ihre menschenverachtenden Ansichten unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit und unter Berufung auf die Freiheit der Lehre an den Mann/die Frau zu bringen. Der Präsident und die Professorenschaft der Universität Osnabrück vertreten die gleiche Meinung. Der Präsident der Universität des Saarlandes, Prof. Dr. Günther Höhn, sah sich, unter Berufung auf die Freiheit der Lehre und den Grundsatz, daß der Universitätspräsident nicht zensiere, nicht in der Lage, die geplante ausländerfeindliche Veranstaltung zu verbieten.
Der AStA verurteilt die Haltung der Universitätsspitze. Es ist nicht einsichtig, daß eine Universität, die die Ausländerfreundlichkeit auf ihre Fahnen geschrieben und dies durch eine entsprechende Senatsresolution bestätigt hat, Menschen wie Hepp ein Forum bietet, menschenverachtende Thesen zu verbreiten. Das Recht auf freie Meinungsäußerung darf nicht zur Negierung von Menschenrechten mißbraucht werden.
Cord Wischhöfer (AStA-Präsident) in einer Presseerklärung vom 9. Februar.
Essen bleibt in der Handball-Bundesliga Spitzenreiter SG Wallau-Massenheim auf den Fersen. In einem besiegte der Tabellen-Zweite den TSV Milbertshofen mit 21:19 (10:10) und zog in der Tabelle nach Pluspunkten (34:14 Zähler) mit dem Deutschen Meister gleich.
Sportnotizen
Schalke steuert auf Sparkurs Fußball-Bundesligist Schalke 04 will bis Saisonende die Hälfte seiner insgesamt rund 17,5 Millionen Mark Schulden tilgen. Allein auf 7,5 Millionen werden die Verbindlichkeiten der Schalke-04-Marketing GmbH geschätzt. Die GmbH soll aufgelöst und ihre Schulden von Schalke- Präsident Eichberg übernommen werden. Formel 1-Strecke in Berlin Der ADAC-Berlin soll Interesse am Bau einer Formel-1-Rennstrecke nahe der Hauptstadt geäußert haben. Die vorzeitig bekanntgewordenen Überlegungen wurden von verschiedenen Seiten heftig kritisiert. Neben anderen äußerte auch die Gemeinde Freidorf, auf deren Gelände das Motodrom entstehen soll, ihre entschiedene Ablehnung des Großprojekts. "Butter bei die Fische" Ein Jahr lang kostenlos Pasta und Fisch - mit dieser speziellen Nichtabstiegsprämie lockt ein italienischer Fan des Bundesligisten SG Wattenscheid 09 die Profis des abstiegsbedrohten Vereins, falls sie den Klassenerhalt schaffen. Bronze für Jung-Biathleten Nach dem Ende der Biathlon-Weltmeisterschaften im bulgarischen Borowetz gewann die 15-km-Mannschaft der Junioren bei der WM im oberbayerischen Ruhpolding die Bronzemedaille. Den Titel holte Norwegen vor Frankreich. Japans Fußballer proben "sudden death" Japans neue Fußball-Profi-Liga wird in ihrer im Mai beginnenden Saison den "sudden death" einführen. Der Internationale Fußball-Verband (FIFA) erteilte den Japanern dazu "grünes" Licht. Geringe Strafen für Doping-Sünder Im Fall des Anabolika-Sünders Thomas Kreutz erkannte der Rechtsausschuß des Deutschen Leichtathletik-Verbandes "außergewöhnliche Umstände" an. Der Mittelstreckler vom ASC Darmstadt wurde für ein Jahr gesperrt. Achteinhalb Monate davon hat er bereits hinter sich gebracht; die restlichen dreieinhalb Monate werden auf Bewährung ausgesetzt. Völker schwamm Kurzbahn-Weltrekord Beim Schwimm-Weltcup in Sheffield stellte die Hamburger Sandra Völker mit 28,33 Sekunden einen neuen Kurzbahn- Weltrekord über 50 m Rücken auf. Die 18jährige Schülerin verbesserte die alte Bestmarke der Chinesin Xue Lei. Franziska van Almsick gewann die Rennen über 50 und 200 m Freistil. Essen schlägt Milbertshofen Essen bleibt in der Handball-Bundesliga Spitzenreiter SG Wallau-Massenheim auf den Fersen. In einem besiegte der Tabellen-Zweite den TSV Milbertshofen mit 21:19 (10:10) und zog in der Tabelle nach Pluspunkten (34:14 Zähler) mit dem Deutschen Meister gleich.
Am späten Abend wurde der Leitantrag von den Parteitagsdelegierten einstimmig angenommen. jg
Die jüngst bekanntgewordenen Vergünstigungen für den bayerischen Innenminister Edmund Stoiber (CSU) dokumentieren deutlich, daß repräsentative Automobile der Marken Mercedes, BMW und Audi für Politiker auch für Urlaubsfahrten neben den regulären Dienstfahrten ein zentrales Statussymbol sind und es in Politikerkreisen als Selbstverständlichkeit angesehen wird, derartige Fahrzeuge kostenlos gestellt zu bekommen (FR vom 13. 2. 1993 "Jetzt Stoiber").
Die Nutzung von Dienstwagen der gehobenen Mittelklasse und der Luxusklasse, die seit der sogenannten "Dienstwagen-Affäre" der CDU-Politikerin Rita Süssmuth (CDU) mittlerweile einen faden Beigeschmack hat, überschreitet meines Erachtens die Grenzen des Glaubhaften seit langem.
Während die Automobilindustrie jede Preiserhöhung an den "normalen" Automobilkunden weitergibt und sich Extras teuer bezahlen läßt, erhalten Bundes- und Landespolitiker sowie deren Staatssekretäre Preisnachlässe für fast voll ausgestatte Luxuslimousinen, die weit über den üblichen Drei-Prozent-Rabatten liegen.
Sind denn Minister und andere führende Politiker auch dann im "Dienst", wenn sie zu Parteiveranstaltungen, in den Urlaub oder zu Freunden fahren?
Albert Alten, Schönebeck
Wer wissen wollte, welche Universitäten Europas einen Studiengang "Europäisches Recht" anbieten, wie ein betriebswirtschaftliches Studium an einer privaten Fachhochschule aufgebaut ist oder ob man in Madrid Latein studieren kann, war auf der "Europäischen Studentenmesse" in Brüssel richtig. Auf der Messe, die vom 10. bis 13. Februar in den Brüsseler Messehallen zum sechsten Mal stattfand, informierten Universitäten und private Fachhochschulen aus 20 Ländern über Grund- und Aufbaustudiengänge.
Neben dem Gastgeberland Belgien, das 19 Universitäten vorstellte, waren Großbritannien mit zwölf und Italien und Spanien mit jeweils zehn Universitäten am stärksten vertreten. Es gab nur zwei deutsche Stände, die Universität Köln und das EG-Hochschulbüro Hannover. Über Studienmöglichkeiten in den neuen Bundesländern konnten die Besucher der Europäischen Studentenmesse nichts erfahren. Universitäten aus Bulgarien, Ungarn und Polen gaben einen kleinen Eindruck von Studien in Osteuropa. Über die Grenzen Europas hinaus stellten sich einige Hochschulen aus den USA, Kanada und Australien vor.
Wer im Ausland studieren möchte, aber die entsprechende Fremdsprache noch nicht gut genug beherrscht, konnte sich bei den 19 Sprachschulen beraten lassen, die auf der Messe für ihre Programme warben. Die Finanzierung und Organisation eines Studienaufenthaltes im Ausland werden erleichtert, wenn er im Rahmen eines Förderprogrammes der Europäischen Gemeinschaft stattfindet. Die EG stellte an mehreren Ständen Initiativen wie ERASMUS, LINGUA; COMETT oder TEMPUS vor. Keine Plakat oder Prospekt machte darauf aufmerksam, welche Ausbildungsmöglichkeiten bei der EG sebst bestehen. Nur wer gezielt nach Praktika bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaft oder dem Europaparlament fragte, erhielt Auskunft.
Etwa die Hälfte aller Stände waren Universitäten und private Fachhochschulen. Die Auswahl der Universitäten war nicht repräsentiv, denn einige Länder wie Dänemark und Irland fehlten ganz, andere waren - wie Deutschland - nur sehr wenig vertreten. An den übrigen Ständen warben Reisebüros für Reisen für Jungedliche, die Stadt Brüssel für die touristischen Vorzüge der Hauptstadt, Zeitungsverlage verkauften Studentenabonnements, und Radiosender veranstalteten Gewinnspiele. Wer nicht mit ganz bestimmten Fragen nach Brüssel gekommen war, sondern sich allgemein nach Studienmöglichkeiten im Ausland erkundigen wollte, hatte es schwer, Werbung und Information zu trennen und aus der Fülle von Informationen etwas Geeignetes zu finden.
ALEXANDRA JAENICKE
Der Artikel "Nicht des Teufels" (FR vom 12. 2. 1993) von Herrn Bischof Karl Lehmann ist infam. Pauschal wird der Gegenseite unterstellt, sie argumentiere nicht, sondern baue Feindbilder auf ("Teufelswerk") und urteile undifferenziert. In keinem Absatz belegt er diese Vorwürfe. Es ist doch ein uralter Trick der Demagogen, der Gegenseite Demagogie vorzuhalten.
Die Frage ist, woher die Begeisterung Herrn Lehmanns ausgerechnet für die Gentechnologie kommt. Man muß die Antwort im Zusammenhang sehen mit der Haltung der katholischen Kirche zu werdendem Leben generell. Seit eh und je ist den Kirchenmännern ein Pfahl im Fleische die Gebärfähigkeit der Frau (nachzulesen bei Ranke-Heinemann, Pfaff). Jetzt endlich eröffnet sich für den Mann die Möglichkeit, selber ins Leben einzugreifen, und zwar präzise geplant und kontrollierbar. (Ich muß zugeben: Das, was wir Frauen so alles auf die Welt bringen, ist ja doch immer noch ziemlich zufällig und fehlerhaft.)
Übrigens: Daß die katholische Kirche volles Vertrauen hat in das Verantwortungsbewußtsein der Wissenschaft und das hohe Ethos der Industrie, hat sie schon vor 50 Jahren bewiesen. Angesichts der Folgen ist Lehmanns Forderung an die Kritiker, gefälligst nicht immer so mißtrauisch zu sein, reinster Zynismus.Petra Rudolphi-Korte, Lehre
Unsere verarmten Politiker beziehen einen monatlichen "Hungerlohn" in 5stelliger Höhe. Der Normalbürger, der unsere "Elite" wählt, kann davon nur träumen. Aber die Volksvertreter sind nicht mehr in der Lage, ihren Urlaub, den sie sich durch endlose Sitzungen (meist außer Spesen nichts gewesen), Arbeitsfühstücke, Arbeitsessen, Dienst- und Informationsreisen rund um den Globus, Staatsbanketts, Galadiners, Klausuren usw. usw. redlich verdient haben, selbst zu finanzieren (FR vom 13. 2. 1993 "Jetzt Stoiber"). Ganz abgesehen davon, daß sie meist noch einen oder mehrere "Nebenjobs" ausfüllen müssen.
Ich schlage deshalb vor, ein Spendenkonto wg. "Erholungsurlaube für Politiker" zu eröffnen. Hinterlassenschaft F. J. Strauß 100 000 000,- Mark. Ich hoffe, die Nullen stimmen, habe damit bei solchen Summen so meine Schwierigkeiten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Thea Kindler, Bad Vilbel
LUANDA, 17. Februar (AP). Die angolanische Rebellenorganisation UNITA ist vorerst nicht zur Wiederaufnahme der Friedensgespräche für das vom Bürgerkrieg zerrissene Land bereit.
Wie UN-Sprecher Joao de Albuquerque mitteilte, wies die UNITA die Forderung der USA, Rußlands und Portugals, die Verhandlungen am Mittwoch fortzusetzen, zurück. Die Kämpfe um die Rebellenhochburg Huambo gingen unterdessen mit unverminderter Härte weiter. Seit Beginn der Gefechte im Januar sollen dort nach Angaben der Regierung 10 000 Menschen getötet worden sein.
UNITA-Vertreter Alcides Sakala erklärte im portugiesischen Rundfunk, seine Organisation sei nicht verpflichtet, der Forderung nach Wiederaufnahme der Friedensgespräche nachzukommen. "Dieses Ultimatum ist für uns ohne Bedeutung. Für uns ist nur die politische und militärische Lage in Angola wichtig", sagte Sakala. Wie Albuquerque erklärte, braucht die UNITA nach eigenen Angaben mindestens drei Tage, um über die neuen Gespräche zu entscheiden.
Die USA, Rußland und Portugal hatten 1991 ein Friedensabkommen für Angola vermittelt. Seit UNITA-Chef Jonas Savimbi im vergangenen Jahr den bewaffneten Kampf aber wiederaufnahm, nachdem er die Wahlen in Angola verloren hatte, haben sich auch die USA von ihm distanziert. Sie hatten die UNITA 16 Jahre im Kampf gegen die Regierung in Luanda unterstützt, die wiederum von Moskau Hilfe erhielt.
Nach Darstellung der angolanischen Armee vom Dienstag starben im Kampf um Huambo in den vergangenen Tagen mehr als 1000 flüchtende Zivilisten im Artilleriefeuer der UNITA. Insgesamt sei die Zahl der Toten in Huambo inzwischen auf 10 000 angestiegen. Es handele sich um den schlimmsten Massenmord in der Geschichte des 16jähriger Bürgerkriegs. In der Mitteilung der Armee hieß es weiter, die UNITA habe auch Giftgas eingesetzt und 25 Kinder eines Waisenhauses in Kapango getötet.
MARSEILLE, 17. Februar (AP). Im Zusammenhang mit dem größten Bankraub in der französischen Geschichte, bei dem im Dezember 160 Millionen Franc (rund 48 Millionen Mark) aus einer Bank in Toulon gestohlen wurden, sind am Dienstag abend 20 Personen festgenommen worden. Wie die Polizei mitteilte, kam der entscheidende Hinweis von einem Mitarbeiter der Bank, der eine Beteiligung an der Tat gestand. Unbestätigten Berichten zufolge soll auch ein Teil des Geldes - 10 Millionen Franc (rund drei Millionen Mark) - gefunden worden sein.
Bei dem Bankraub vom 16. Dezember waren vor allem kleine und gebrauchte Geldscheine gestohlen worden, die kaum wieder aufzuspüren sind.
NABATIJEH / JERUSALEM, 17. Februar (AP/dpa). Bei Gefechten in der von Israel beanspruchten Pufferzone in Südlibanon sind innerhalb von 24 Stunden drei Menschen getötet und mindestens zwölf verwundet worden.
Wie die libanesische Polizei am Mittwoch mitteilte, griffen Kämpfer der extremistischen Schiitenorganisation Hisbollah vier Stellungen der mit Israel verbündeten Südlibanesischen Armee (SLA) im Nordteil der Sicherheitszone an. Unterstützt von Artillerie und Raketenbeschuß überrannten sie SLA-Posten in Sudschod, Sweida, Tohra und Ali Taher.
Mindestens zehn Katjuscha-Raketen schlugen in Mardschajun ein, dem Hauptort in der sogenannten Sicherheitszone. Die Milizionäre und israelische Soldaten erwiderten den Angriff mit Artillerie und Panzervorstößen auf arabische Dörfer, die nördlich der Pufferzone liegen. Bei den Gefechten wurde ein Mann getötet, mindestens elf weitere Personen erlitten Verletzungen.
Bereits am Dienstag haben israelische Soldaten nach Armeeangaben bei einem Feuergefecht in Südlibanon zwei moslemische Guerillakämpfer getötet. Bei dem Zwischenfall östlich des Dorfes Chakra in der Sicherheitszone wurde auch ein Soldat verwundet. Wie es hieß, hatten die Soldaten eine Gruppe von drei Moslems entdeckt, die mit Sprengsätzen und Maschinenpistolen bewaffnet waren. Ein Guerillakämpfer konnte offenbar fliehen.
Die USA sind nach Einschätzung des israelischen Außenministers Schimon Peres bereit, alles dafür zu tun, um den festgefahrenen Nahost-Friedensprozeß wieder in Gang zu bringen. Nach Gesprächen mit Vertretern der neuen US-amerikanischen Führung warnte Peres in Washington jedoch davor, die Probleme zu unterschätzen.
Peres war zuvor in einer ersten Gesprächsrunde mit seinem amerikanischen Amtskollegen Warren Christopher sowie Verteidigungsminister Les Aspin und Vizepräsident Al Gore zusammengetroffen. Christopher wird am heutigen Mittwoch abend zu einer einwöchigen Nahost-Reise aufbrechen.
Zu den Verhandlungen mit den Palästinensern sagte Peres, Israel wolle kein anderes Volk regieren. Jerusalem sei bereit, einen Preis für den Frieden zu bezahlen. Doch für ein Abkommen brauche man - abgesehen von einer Landkarte mit den Bestimmungen für die palästinensische Selbstverwaltung und einem Zeitplan für die Übereinkunft - einen Partner am Verhandlungstisch, betonte Peres.
Die Palästinenser wollen an den Verhandlungen nicht teilnehmen, solange ihre rund 400 aus den besetzten Gebieten deportierten Landsleute nicht zurückkehren dürfen.
Nach der Einschätzung von Peres sind die übrigen Beteiligten an den Friedensgesprächen - Syrien, Libanon und Jordanien - bereit, entsprechend dem amerikanischen Vorschlag die Verhandlungen Mitte April wiederaufzunehmen. Dagegen hatte es allerdings am Dienstag im staatlichen Rundfunk in Damaskus geheißen, Clinton habe einen "Fehlstart" in der Nahost-Politik gehabt, da er sich zu sehr die Position Jerusalems zu eigen mache.
Christopher wird auf seiner Nahost- Tour, die den Weg für die Wiederaufnahme der Gespräche ebnen soll, zuerst nach Ägypten reisen. Anschließend wird er in Amman, Damaskus, Riad, Kuwait-Stadt und Jerusalem erwartet. Danach wird er in Genf den russischen Außenminister Andrej Kosyrew treffen.
Rußland ist mit den USA gemeinsamer Schirmherr der Nahost-Friedensgespräche.Bericht über Kannibalismus in Bosnien
NEW YORK, 17. Februar (AP/dpa). Der bosnische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Muhamed Sacirbey, hat von Kannibalismus unter der Bevölkerung der von serbischen Einheiten belagerten Stadt Tuzla im Osten der Republik berichtet. Vor Journalisten in New York sagte Sacirbey: "Ich habe einen Anruf vom Militärkommandeur in Tuzla erhalten. Er sagte mir, daß die Menschen in der eingeschlossenen Enklave in Ostbosnien dazu übergegangen seien, die Toten zu essen, um zu überleben."
Sacirbey fügte hinzu: "Ich glaube, die serbischen Verbände wollen die verbleibende Bevölkerung, die sie nicht mit Artillerie- oder Gewehrfeuer töten können, verhungern lassen." Eine Bestätigung der Angaben Sacirbeys liegt bislang nicht vor. In Ostbosnien sind bis zu 200 000 Menschen von Truppen serbischer Milizen umlagert. UN-Hilfsgütertransporte in die Region werden seit Tagen von den Serben an der Weiterfahrt gehindert. Am Freitag stellten die Behörden in Sarajewo die Verteilung von UN-Hilfsgütern ein, um Solidarität mit den hungernden Landsleuten im Osten Bosniens zu demonstrieren. Die verfeindeten bosnischen Bürgerkriegsparteien haben ihre schweren Gefechte in weiten Teilen Bosniens auch in der Nacht zum Mittwoch fortgesetzt. Im Mittelpunkt der blutigen Kämpfe standen erneut die Tiefebene der Save im Norden sowie die moslemischen Enklaven im Osten Bosniens. Nach Berichten des bosnischen Rundfunks sei die Lage in den eingeschlossenen Städten und Ortschaften in Ostbosnien "immer kritischer und schwieriger". Hunger und Kälte hätten in 24 Stunden 50 Tote gefordert, während die Kämpfe ähnlich hohe Verluste verursacht hätten.
Im Norden Bosniens stand der sogenannte Brückenkopf von Brcko an der Save am Rande des serbischen Nachschubkorridors zwischen Belgrad und dem Westen Bosniens unter schweren Angriffen serbischer Truppen und Artillerie.
Nach Angaben der moslemisch-kroatischen Militärs wurden die serbischen Einheiten unter schweren Verlusten zurückgeschlagen. Allein bis zum Vorabend hatten die Serben nach diesen Angaben 20 Tote zu beklagen.
Ein Hilfskonvoi des UN-Hilfswerks für Flüchtlinge (UNHCR) wartete am Mittwoch bereits den vierten Tag auf die Erlaubnis der bosnischen Serben, Nahrung und Medikamente in die ostbosnische Ortschaft Cerska einzuliefern. "Die zehn Lkw sind seit Sonntag an der Grenze zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina blockiert, und es ist wirklich frustrierend", sagte UNHCR-Sprecherin Lyndall Sachs in Belgrad. Trotz der Versprechen des bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic wollen die lokalen serbischen Militärs die UN-Lkw nicht einreisen lassen. In der Ortschaft Cerska warten etwa 25 000 Moslems auf die dringend benötigten Nahrungsmittel und Medikamente. Ein zweiter Hilfskonvoi nach Gorazde hatte dagegen am Dienstag weiterfahren können.
Die Bundeswehr hat am Mittwoch mit der Verlegung ihrer Transportmaschinen für die Luftbrücke nach Sarajewo in eine italienische Luftwaffenbasis bei Ancona begonnen. Die Hilfstransporte auf dem Luftweg waren am 6. Februar nach dem Beschuß einer deutschen Transportmaschine vorübergehend ausgesetzt worden.
BANGKOK, 17. Februar (AP). Die sieben Friedensnobelpreisträger, die sich gegenwärtig für die Freilassung der birmanischen Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi einsetzen, haben am Mittwoch die internationale Staatengemeinschaft zur Unterstützung ihrer Mission aufgerufen. Der frühere Präsident von Costa Rica, Oscar Arias Sanchez, sagte vor der Abreise der Menschenrechtler von der thailändischen Hauptstadt Bangkok zur birmanischen Grenze, daß Frau Suu Kyi ein Freiheitssymbol für die ganze Welt sei. Der Dalai-Lama, der sich trotz des heftigen Protests Chinas der Menschenrechtsmission angeschlossen hatte, sprach sich für schärfere Maßnahmen gegen Rangun aus, falls sanfter Druck nicht ausreiche. Möglich wäre ein Waffenembargo, sagte das geistliche Oberhaupt der Tibeter.
WIESBADEN, 17. Februar (AP). Ende Dezember 1992 lebten etwa 6,5 Millionen Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland - zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch unter Berufung auf eine vorläufige Schätzung des Ausländerzentralregisters mit. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug damit acht Prozent. Die Zunahme sei zu einem großen Teil auch auf den starken Zustrom von Asylbewerbern zurückzuführen. Mit 438 000 erreichte ihre Zahl 1992 den bisher höchsten Stand.
Von den 6,496 Millionen Menschen mit fremder Nationalität lebten 6,313 Millionen oder 97 Prozent im früheren Bundesgebiet und in Berlin sowie 183 000 oder drei Prozent in den neuen Bundesländern, wie die Behörde weiter berichtete.
Die Ursache für die Zunahme sah sie hauptsächlich darin, daß mehr Ausländer zu- als weggezogen sind: Die Wanderungsstatistik weist für die ersten fünf Monate 1992 aus, daß rund 438 000 ausländische Staatsangehörige zuzogen, 155 000 oder 55 Prozent mehr als von Januar bis Mai 1991. Die Abwanderung von Ausländerinnen und Ausländern erhöhte sich zwischen Januar und Mai 1992 ebenfalls. In diesem Zeitraum hatten 236 000 Deutschland verlassen, 40 Prozent mehr als in den entsprechenden Monaten des Vorjahres.
Unter den rund 6,5 Millionen Ende 1992 in Deutschland ansässigen ausländischen Staatsangehörigen sind die Türken mit 1,855 Millionen oder 29 Prozent am stärksten vertreten. Es folgen Personen mit jugoslawischer Staatsangehörigkeit (916 000 oder 14 Prozent), Italiener (558 000 oder neun Prozent), Griechen (346 000 oder fünf Prozent) und Polen (286 000 oder vier Prozent). 111 000 Ausländerinnen und Ausländer hatten die kroatische oder die slowenische Staatsangehörigkeit oder stammten aus Bosnien- Herzegowina.
RICHMOND, 17. Februar (AP). Nach viertägigen Beratungen hat ein Bundesgeschworenengericht in Richmond im US-Staat Virgina am Dienstag drei Rauschgifthändler zum Tode verurteilt. Die drei zwischen 22 und 26 Jahre alten Männer waren des Mordes in elf Fällen angeklagt. Die Staatsanwaltschaft warf ihnen vor, die Bluttaten begangen zu haben, um Informanten zum Schweigen zu bringen und ihr Einflußgebiet im Stadtteil Newtone in Richmond auszudehnen. Dem Urteilsspruch zufolge soll die Todesstrafe im Leavenworth-Gefängnis im US-Staat Kansas mit einer Giftspritze vollstreckt werden.
NEW YORK / WASHINGTON (dpa/AP). Aktiennotierungen und Dollarkurs sind in den USA in Reaktion auf die von Präsident Bill Clinton geplanten Steuererhöhungen abgesackt. Seine Fernsehrede vom Montag, als die Märkte geschlossen waren, löste am Dienstag an der Wall Street einen Kurseinbruch aus. Der Dow- Jones-Index für 30 Industriewerte sank um 82,94 Punkte auf 3309,49 Zähler. Ein Wertpapierexperte sagte dazu: "Der Markt stimmt mit den Füßen ab. Wir mögen keine Steuern." Der Dollar schloß mit 1,6280 Mark um rund drei Pfennig tiefer als am Freitag. In Frankfurt wurde sein Mittelkurs gestern mit 1,6255 (Vortag 1,6495) Mark amtlich notiert.
Clinton wollte am Mittwoch abend (Ortszeit) vor dem Kongreß sein Paket von Steuerhöhungen und Ausgabenkürzungen im einzelnen erläutern. Dazu erklärte ein Beamter im Weißen Haus, der Präsident müsse Mehreinnahmen und Minderausgaben in einem Ausmaß ankündigen, das er selbst vor einigen Wochen noch nicht erwartet habe. Denn sonst würde das Haushaltsdefizit in vier Jahren noch um 41 Milliarden Dollar höher sein als bisher befürchtet. Clinton rechne nun mit einer Etatlücke von 346 Milliarden Dollar 1997. Die Regierung habe sich zudem entschlossen, sich bei der Schätzung des Wirtschaftswachstums auf die pessimistischeren Zahlen des Haushaltsamtes des Kongresses zu stützen. Zugrunde gelegt werde nun eine Expansion von 2,6 Prozent im laufenden Jahr und von drei Prozent 1994.
Wie das Weiße Haus bestätigte, sind auch zusätzliche Steuern für das Gesundheitswesen im Gespräch, die bis zu 90 Milliarden Dollar einbringen könnten. Sie sollen auf Gewinne aus Versicherungsgeschäften, Tabak-, Alkohol- und Waffenverkäufen erhoben werden.
PARIS, 17. Februar (AP). Feinschmekker können aufatmen: Nach zwölf Tagen haben die französischen Behörden das Austernfischen bei La Rochelle am Mittwoch wieder freigegeben, da vor der Atlantikküste keine giftigen Algen mehr festgestellt werden konnten. Betroffen war von dem Verbot ein Meeresgebiet von rund 3000 Hektar in der Bucht von Marennes-Oleron, südlich von La Rochelle. Fachleute fanden keine Erklärung für die Ursache der Algenvergiftung. Das Fischverbot verursachte ernsthafte Schwierigkeiten für die 2300 Betriebe mit rund 8000 Angestellten. Im Atlantik vor La Rochelle wird knapp die Hälfte der gesamten französischen Austern produziert.FDP fordert Aufklärung über Speicherung von Telefondaten
BONN, 17. Februar (AP). Die heimliche Überwachung von Telefonkunden, bei denen das Postunternehmen Telekom in den vergangenen Jahren Verbindungsdaten erfaßt und gespeichert hatte, soll nach dem Willen der FDP ein parlamentarisches Nachspiel haben. Die Bundesregierung solle dazu in der nächsten Sitzung des Bundestags-Innenausschusses Aufklärung geben, forderte der FDP-Abgeordnete Wolfgang Lüder am Mittwoch in Bonn.
Am Vortag war durch eine Rüge des Bundesbeauftragten für den Datenschutz bekannt geworden, daß die Telekom bei 4000 repräsentativ ausgewählten Telefonkunden zeitweise festgehalten hatte, wohin sie wann telefonierten.
PARIS, 17. Februar (AP). Rund zehntausend Beschäftigte der Post in Paris sind am Mittwoch in einen unbefristeten Streik getreten, um gegen den geplanten Personalabbau zu protestieren. Die Brief- und Paketzustellung wurde dadurch erheblich behindert. In drei der 20 Pariser Arrondissements wurden überhaupt keine Sendungen mehr ausgeliefert. Laut Gewerkschaften folgten 50 bis 80 Prozent der 19 000 Angestellten dem Streikaufruf, nach Angaben der Geschäftsführung lag die Beteiligung bei 45 Prozent. Der Protest richtet sich gegen einen Stellenkürzungsplan, dem bis zum Jahresende 280 Arbeitsplätze in Paris zum Opfer fallen sollen. In ganz Frankreich sollen 3000 Stellen abgebaut werden.
KÖLN, 17. Februar (AP). Einen 47jährigen Mann, der sich in Krankenhausbetten offenbar besonders wohl fühlt, sucht die Kölner Polizei wegen Betruges. Er habe sich laut Polizei bislang 48mal in verschiedenen Krankenhäusern wegen einer angeblichen Thrombose im Bein behandeln lassen. Angezeigt hat ihn das Sozialamt, das für die stationären Behandlungen schon rund 45 000 Mark erstatten mußte.
Dem Simulanten gelang es stets, jeweils mehrere Tage, in Einzelfällen aber auch bis zu drei Wochen, Obdach im Krankenhaus zu erlangen. Immer, wenn es jedoch mit der endgültigen Diagnose ernst wurde, verließ er 47jährige fluchtartig die Anstalt. In einem Krankenhaus fühlte sich der Mann nach Angaben der Behörde offensichtlich besonders wohl. Dort ließ er sich insgesamt neunmal wegen des Leidens behandeln.
WIESBADEN, 17. Februar (AP). In den neuen Bundesländern sind die Zeiten für Familienzuwachs offenbar noch schlechter geworden. Im vergangenen Jahr wurden dort nur etwa halb so viele Kinder geboren wie 1990, berichtete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch. Die Zahl der Geburten in Ostdeutschland fiel von 178 000 im Jahr 1990 auf knapp 108 000 und 1992 auf 87 000 (minus 18,7 Prozent). In den alten Ländern sank sie 1992 um 0,3 Prozent auf 719 000. Insgesamt erblickten in Deutschland 806 000 Kinder das Licht der Welt, das sind 2,7 Prozent weniger als 1991.
Die Geburtenrate lag damit erneut unter der Zahl der Sterbefälle: 1992 starben in Deutschland etwa 75 000 mehr Menschen als geboren wurden.
Die Zahl der Eheschließungen nahm geringfügig von rund 453 000 im Jahr 1991 auf etwa 452 000 im Jahr 1992 ab (minus 0,3 Prozent).
NABATIJEH / JERUSALEM, 17. Februar (AP/AFP/dpa). Milizionäre der schiitischen Hisbollah haben am Mittwoch einen großangelegten Angriff gegen Stellungen der mit Israel verbündeten SLA-Miliz in der Pufferzone in Südlibanon geführt. Die SLA erwiderte die Offensive mit Artilleriefeuer. Die israelische Armee flog Luftangriffe auf arabische Dörfer, die nördlich der Zone liegen. Nach Angaben der libanesischen Polizei und der SLA wurden bei den Gefechten mindestens vier Menschen getötet und 21 verwundet.
Die Kämpfe in Südlibanon dauerten damit auch am Vorabend der ersten Nahostmission von US-Außenminister Warren Christopher zur Wiederbelebung der Washingtoner Friedensgespräche an. Die Hisbollah lehnt die von den USA und Rußland initiierten Verhandlungen ab und hat alle bisherigen Gesprächsrunden mit verstärkten Angriffen in der von Israel beanspruchten, bis zu 15 Kilometer breiten "Sicherheitszone" begleitet. Christopher wird heute zum Auftakt seiner Nahostreise in Kairo erwartet. Weiterer Anlaß für den Kampf war der erste Jahrestag der Ermordung des Hisbollah-Führers Abbas Mussawi. Scheich Mussawi, seine Frau und ein Sohn waren am 16. Februar 1992 bei einem israelischen Hubschrauberangriff getötet worden.
Die 396 ins israelisch-libanesische Niemandsland abgeschobenen Palästinenser haben am Mittwoch mit einem neuen Protestmarsch zum israelischen Kontrollpunkt Zumraya an ihre nunmehr zwei Monate währende Notlage erinnert. Sie waren zusammen mit 15 weiteren, inzwischen zurückgekehrten Männern am 17. Dezember vergangenen Jahres von der israelischen Regierung aus den besetzten Gebieten abgeschoben worden und leben seitdem in einem Zeltlager in Eis und Schnee.
Die israelische Armee stoppte den Marsch knapp 500 Meter vor dem inzwischen verminten und mit Sandsackbarrikaden umgebenen Kontrollpunkt, indem Soldaten mit automatischen Waffen knapp an den Palästinensern vorbeischossen.(Weiterer Bericht auf Seite 2)
LOS ANGELES, 18. Februar (AP). US- Forscher haben im Südpazifik über 1100 Vulkane entdeckt. Wie die Geologen am Dienstag in Los Angeles mitteilten, handelt es sich dabei um die dichteste Konzentration lavaspeiender Berge, die auf der Erde je gefunden wurde. Die Vulkane wurden während einer Forschungsreise zwischen November und Januar zur Kartierung des Meeresbodens entdeckt.
"Wirklich überraschend war für uns, wie viele große Vulkane es dort gibt", sagte der Leiter des Forschungsteams von der Universität Kalifornien, Ken Macdonald. Die Wissenschaftler lokalisierten mit Hilfe von Ultraschallsonden genau 1133 Vulkane in einem 182 000 Quadratkilometer großen Meeresgebiet, das rund 3000 Kilometer westlich von Chile und Peru und knapp 1000 Kilometer nordwestlich der Osterinseln liegt. Experten erwarten bei einem Gebiet dieser Größe sonst höchstens einige Dutzend Vulkane. Allerdings sind bis heute erst fünf Prozent des Meeresbodens im Detail kartiert.
Von den teilweise über 2000 Meter hohen Vulkanen sind nach Einschätzung des Geophysikers Macdonald einige hundert noch aktiv. Der Pazifik ist dort etwa 3000 Meter tief. Es handele sich um Schildvulkane wie auf Hawaii und nicht um kegelförmige Stratovulkane wie etwa dem philippinischen Pinatubo.
BONN, 17. Februar (AP/dpa). Die Hochschulen wollen stärker als bisher über die Vergabe ihrer Studienplätze entscheiden. Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Hans-Uwe Erichsen, forderte am Mittwoch in Bonn rechtliche Grundlagen, nach denen die Hochschulen ihre Zulassungskriterien selbst definieren können. Hierzu solle die im Hochschulrahmengesetz verankerte Möglichkeit, Abiturnoten bei der Zulassung zugrundezulegen, voll ausgeschöpft werden.
Die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) in Dortmund wies darauf hin, daß die Berücksichtigung von Abiturnoten nur dann zulässig sei, wenn die Hochschulen ihre Kapazitäten voll ausschöpften und die Auswahl der Studienplätze zentral erfolge.
Erichsen warnte zudem vor der Gefahr einer "Provinzialisierung" der Bibliotheken. Die nur spärlichen Etaterhöhungen der vergangenen Jahre könnten die Preissteigerungen und die Nachfrage nach wissenschaftlicher Literatur nicht annähernd ausgleichen. Viele Bibliotheken seien gezwungen, wissenschaftliche Fachzeitschriften abzubestellen. Lange Wartezeiten im Leih-, beziehungsweise Fernleihverkehr, ein "Büchertourismus" und die Verzögerung von Abschlußarbeiten der Studenten seien die Folge.
Aufgespießt
"Am 3. April 2010, um 7.20 Uhr." Bundeskanzler Helmut Kohl auf die Frage eines Journalisten nach dem Zeitpunkt seines Rücktritts. Kohl würde zu dem genannten Termin auf die Minute genau sein 80. Lebensjahr vollenden.
GENF, 17. Februar (AP). Barbarei und Mißachtung grundlegender Menschenrechte haben nach Einschätzung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) im vergangenen Jahr ein beispielloses Ausmaß erreicht. Sein Präsident Cornelio Sommaruga rügte am Mittwoch, daß die Regierungen zu wenig unternähmen, um Grausamkeiten zu verhindern. Besonders verwies er auf Afghanistan, das ehemalige Jugoslawien und Somalia. "Wenn Haß und Grausamkeit nicht ein Ergebnis des Krieges, sondern sein Ziel sind, dann können wir nicht mehr von Krieg sprechen. Wir sind Zeuge einer Ablehnung aller Humanität", sagte Sommaruga in Genf. "Wir haben den tiefsten Punkt der Barbarei erreicht." Soweit es um Verstöße gegen das internationale Menschenrecht gehe, sei 1992 das bisher schlimmste Jahr überhaupt gewesen.
Das IKRK besuchte 1992 über 95 000 Gefangene, spürte 32 000 Menschen auf, die in Konflikten als vermißt galten, und verteilte 230 000 Tonnen Hilfsgüter.
PULLACH, 17. Februar (AP). Der Bundesnachrichtendienst und der russische Geheimdienst SWR wollen künftig im Kampf gegen den internationalen Waffen- und Atomschmuggel enger zusammenarbeiten. Das vereinbarten BND-Präsident Konrad Porzner und der Chef des SWR, Jewgennij Primakow, am Mittwoch in Pullach. Der Bundesnachrichtendienst wertete das Treffen als einen "wesentlichen Beitrag zur Vertrauensbildung". Nach Angaben eines BND-Sprechers verständigten sich Porzner und Primakow darauf, ihre Kontakte bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus zu intensivieren. Daneben wollten beide Dienste aber auch im Kampf gegen Drogenhandel und Geldwäsche enger kooperieren, hieß es.
Der Leiter des russischen Auslandsaufklärungsdienstes SWR, der Nachfolgeorganisation des sowjetischen KGB, war in den vergangenen Tagen bereits mit dem Koordinator für die deutschen Geheimdienste, Staatsminister Bernd Schmidbauer, und der Spitze des Kölner Bundesamtes für Verfassungsschutz zusammengetroffen.Unita weist Ultimatum zurück Rebellen lehnen Friedensgespräche für Angola zunächst ab
LUANDA/BRÜSSEL, 17. Februar (AP/ AFP). Die angolanische Rebellenorganisation Unita ist vorerst nicht zur Wiederaufnahme der Friedensgespräche für das vom Bürgerkrieg zerrissene Land bereit. Wie der Sprecher der Vereinten Nationen (UN), Joao de Albuquerque, am Dienstag mitteilte, wies die rechtsgerichtete Unita die Forderung der USA, Rußlands und Portugals zurück, die Verhandlungen am Mittwoch fortzusetzen. Diesem Appell schloß sich am Mittwoch auch die Europäische Gemeinschaft (EG) an.
Unita-Vertreter Alcides Sakala meinte im portugiesischen Rundfunk, seine Organisation sei nicht verpflichtet, der Forderung nach Wiederaufnahme der Friedensgespräche nachzukommen. "Dieses Ultimatum ist für uns ohne Bedeutung. Für uns ist nur die politische und militärische Lage in Angola wichtig", sagte Sakala. Albuquerque teilte mit, die Unita brauche nach eigenen Angaben mindestens drei Tage, um über neue Gespräche zu entscheiden.
Die Kämpfe um die Rebellenhochburg Huambo gingen mit unverminderter Härte weiter. Die angolanische Armee rief die Entscheidungsschlacht um das Unita- Hauptquartier aus, berichtete die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa. Seit Beginn der Gefechte im Januar sollen in Huambo nach Angaben der Armee 10 000 Menschen getötet worden sein. Nach dieser Darstellung vom Dienstag starben im Kampf um Huambo mehr als 1000 flüchtende Zivilisten im Artilleriefeuer der Unita. Die Armee teilte weiter mit, die Unita habe auch Giftgas eingesetzt und 25 Kinder eines Waisenhauses getötet. Die Berichte konnten nicht von unabhängigen Quellen bestätigt werden.
Die EG forderte am Mittwoch die Unita auf, sie solle die Ergebnisse der Wahlen vom vergangenen September anerkennen, die Friedensabkommen einhalten und die Entwaffnung ihrer Einheiten fortsetzen. Obwohl die Unita-Führung das Wahlergebnis nicht anerkennt, nahmen am Mittwoch acht ihrer 70 Abgeordneten an der konstituierenden Sitzung des Parlaments teil. Sie gehören zum moderaten Flügel der Bewegung, der gegen den neuen Bürgerkrieg ist.
KIEL, 17. Februar (AP). Der Chefarzt der Klinik für Schielkrankheiten an der Kieler Christian-Albrechts-Universität muß sich wegen seiner Honorargepflogenheiten vor der schleswig-holsteinischen Ärztekammer und dem Kultusministerium verantworten. Professor Wilfried De Dekker hatte Augenoperationen an zwei kleinen Kindern mit der Begründung abgelehnt, daß sein Honorar dafür zu niedrig sei und gerade für "zweimal tanken" reiche.
Die beiden Kinder im Alter zwischen drei und fünf Jahren sollte De Dekker wegen Schielens operieren. Bei der dreijährigen Anita stand der Termin für die Operation schon fest, als fünf Wochen vorher die Absage von De Dekker kam. In seinen Schreiben an die Eltern hatte er vorgerechnet, daß ihm nach Abzug aller Kosten und Steuern lediglich 157,70 Mark blieben. Dafür setze er weder seine Arbeitskraft ein, noch übernehme er für diesen Betrag Verantwortung. Den Eltern überließ er die Entscheidung, ob sie einem Privatvertrag mit einem Pauschalhonorar von 1500 Mark zustimmen, oder auf die Operation bei ihm verzichten.
Kultusministerin Marianne Tidick mißbilligte das Verhalten des Arztes. Von einem der zwei bisher bekannten Fälle liegt dem Ministerium eine Beschwerde vor. In einem Brief an die Eltern entschuldigte sich Tidick für Form und Inhalt des Schreibens eines Landesbediensteten. Für unangemessen und menschenverachtend hält die Ministerin vor allem den Ausdruck "zweimal tanken". De Dekker sei jetzt vom Ministerium zu einer Stellungnahme aufgefordert worden. Danach werde entschieden, ob ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden solle, sagte Ministeriumssprecher Michael Frömter.
Auch die Ärztekammer Schleswig-Holstein will prüfen, ob gegen De Dekker ein Berufsgerichtsverfahren eingeleitet wird.
PISA, 18. Februar (AP). Am Nordsockel des schiefen Turms von Pisa soll im März ein Gegengewicht von 600 Tonnen angebracht werden, um das Bauwerk vor dem Einsturz zu bewahren. Wie jetzt bekannt wurde, handelt es sich um eine vorübergehende Maßnahme bis zu einer dauerhaften Stabilisierung des Turms. Auf den Rat einer Gruppe internationaler Experten hin waren vor zwei Wochen schon die Glocken im Turm stillgelegt worden. Die Fachleute befürchteten, daß Vibrationen beim Geläut Probleme bei der Anbringung des Gegengewichts verursachen könnten.
Im Juni vergangenen Jahres waren schon 18 Stahlringe um den 800 Jahre alten Turm gelegt worden. Dennoch wird das Bauwerk immer schiefer, jetzt neigt es sich bereits vier Meter zur Lotrechten.
DORTMUND/DUISBURG, 17. Februar (AP/AFP/dpa). Annähernd 30 000 Stahlarbeiter und ihre Angehörigen haben am Mittwoch abend in Duisburg-Rheinhausen und Dortmund unter dem Motto "Nacht der 1000 Feuer" gegen den drohenden Verlust ihrer Arbeitsplätze demonstriert. In Dortmund legten laut Polizei mehr als 20 000 Stahlarbeiter eine der Hauptverkehrsadern, die Bundesstraße 1, lahm. In Rheinhausen beteiligten sich etwa 7000 Menschen an einem Fackelzug.
Grund für beide Aktionen war die Ankündigung des Stahlkonzerns Krupp- Hoesch, einen kompletten Stahlstandort zu schließen, entweder Dortmund oder Duisburg-Rheinhausen. Die Entscheidung soll noch in diesem Monat fallen.
In Dortmund zogen die Arbeiter und ihre Angehörigen mit Fackelzügen gegen den möglichen Verlust ihrer Arbeitsplätze zu Felde. Auftakt der Protestaktion war ein Sternmarsch der Stahlarbeiter von den drei Dortmunder Werken der Hoesch-Stahl-AG zum Kundgebungsplatz auf der sechsspurigen Bundesstraße 1. Die Fackelzüge brachten den Verkehr zum Erliegen. Auf einer Bühne traten Musikgruppen und das Ensemble des Dortmunder Theaters auf. In den Städten wurden zahlreiche glühende Kohleöfen aufgestellt und Feuer angezündet.
In Rheinhausen demonstrierten nach Polizeiangaben knapp 7000 Menschen mit einem Fackelzug gegen die mögliche Stillegung des Krupp-Stahlwerkes. Nach Einbruch der Dunkelheit zogen sie zur Rhein-Brücke, der "Brücke der Solidarität". Diesen Namen hat sie seit der Protestaktion vom Winter 1987/88, als sich die Stahlkocher gegen die Stillegung des Krupp-Stahl-Werkes gewehrt hatten.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Schnoor wies Kritik an der Entscheidung der Polizeibehörden, die Straßenblockaden nicht zu untersagen, zurück. Es sei richtig, in diesem Fall der Demonstrationsfreiheit Vorrang vor den Interessen des Straßenverkehrs einzuräumen. Die ohnehin aufgeheizte Atmosphäre dürfe nicht noch durch ein Verbot weiter verschlechtert werden. Metall-Schlichtung in Erfurt gescheitert
BERLIN/WEIMAR (dpa). Im Streit um die Tarife für die 400 000 Beschäftigten in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie haben sich die Fronten weiter verhärtet. Nach dem Tarifbezirk Sachsen ist am Mittwoch in Weimar auch für Thüringen die Schlichtung über die von den Arbeitgebern geforderte Revision der Tarifverträge gescheitert. Für Berlin/Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden die Gespräche nach ergebnisloser zweiter Runde auf Freitag beziehungsweise Montag vertagt.
(Weitere Berichte auf Seite 4 und im Wirtschaftsteil, Seite 13)
KAMENICA, 18. Februar (AP). Bosnische Serbenmilizen haben am Mittwoch Journalisten in dem ostbosnischen Dorf Kamenica zwei Massengräber gezeigt, die nach ihren Angaben Opfer moslemischer Truppen enthalten. Es war wie in anderen Fällen von Greueltaten im bosnischen Krieg nicht möglich, eindeutig festzustellen, welche Seite Opfer und welche Täter war. Die 23 ausgegrabenen Leichen zeigten Folterspuren und Verstümmelungen, einige Opfer waren enthauptet. Einige trugen serbische Milizuniformen, andere Zivil. Die serbischen Milizsprecher sagten, sie hätten bislang insgesamt 40 Leichen geborgen. Sie schätzen die Zahl der Opfer auf 100.
BUDAPEST, 19. Februar (AP). In Ungarn sollen die von kommunistischen Machthabern in vier Jahrzehnten begangenen oder veranlaßten Straftaten juristisch aufgearbeitet werden. Wie die Budapester Zeitung Nebszabadsag am Mittwoch meldete, verabschiedete das Parlament am Dienstag im zweiten Anlauf ein Gesetz, das die während des Ungarnaufstands 1956 begangenen Verbrechen von der 20jährigen Verjährungsfrist ausnimmt.
Neben der Strafverfolgung der Spitzenfunktionäre - von denen allerdings die meisten inzwischen verstorben sind - ermöglicht das Gesetz auch Prozesse gegen weniger prominente Mitarbeiter des Staatsapparates, darunter auch der Geheimpolizei.
. . . und außerdem Österreicher drängt es zum Golde hin
Das glänzende Stück strotzt nur so von musikalischen Symbolen: Die Vorderseite zeigt die Orgel aus dem Wiener Musikvereinssaal, in dem alljährlich das Neujahrskonzert zelebriert wird, die Rückseite zieren, von Harfe über Geigen bis zum Waldhorn, andere Instrumente des berühmtesten Orchester Österreichs. Die nach diesem Klangkörper benannten "Wiener Philharmoniker", die einzigen österreichischen Goldmünzen, wuchern ungeniert mit dem Pfunde der musikalischen Tradition des Landes.
Und das mit Erfolg: Die "Philharmoniker", erst seit Herbst 1989 auf dem Markt, haben sich in nur drei Jahren zu den meistverkauften Goldmünzen der Welt entwickelt. Nach Erhebungen des World Gold Council hielten die Münzen aus Wien mit dem extrem hohen Goldgehalt von 99,99 Prozent im vergangenen Jahr einen Weltmarktanteil von rund 30 Prozent. Sie ließen damit so bekannte und lang eingeführte Goldstücke wie das kanadische "Maple Leaf" oder den "Krüger Rand" aus Südafrika weit hinter sich.
Knapp 600 000 Unzen - weit mehr als 18 Tonnen - Gold wurden vergangenes Jahr in der Wiener Münze zu "Philharmonikern" geschlagen, mehr als 800 000 Münzen im Gewicht von einer Unze zum Nennwert von 2000 Schilling (286 Mark), einer Viertelunze, Nennwert 500 Schilling (71 Mark), und einer Zehntelunze mit der Wertangabe 200 Schilling (knapp 29 Mark) wurden verkauft. Bei einem Goldpreis von etwa 530 Mark je Unze liegt der Metallwert jeder Münze natürlich weit höher, und niemand würde auf die Idee kommen, mit einem Goldstück seine Einkäufe zu bezahlen.
Das Erstaunliche am Verkaufserfolg der Münzen ist der Umstand, daß er vor allem im eigenen Lande mit seinen nur knapp acht Millionen Einwohnern erzielt wurde. Den Anteil der direkt exportierten "Philharmoniker" gibt der Generaldirektor der Münze Österreich AG, Paul Berger, lediglich mit fünf Prozent an. Hinzu kommt ein nicht unerheblicher indirekter Export - jene Münzen, die von ausländischen Reisenden mit nach Hause genommen werden oder im kleinen Grenzverkehr in die Nachbarländer wechseln. In Österreich sind die Münzen nämlich von der Mehrwertsteuer befreit, in Deutschland dagegen waren sie es bis vor kurzem nicht und hatten einen entsprechend höheren Preis.
Immerhin blieben nach Schätzungen Bergers rund 75 Prozent aller "Philharmoniker" im Lande und landeten in den Sparstrümpfen und Schmuck-Schatullen der Österreicher. Berger erklärt diesen Hang zum Gold mit dem Bedürfnis seiner Landsleute nach einer sicheren Geldanlage, die zwar keine Zinsen bringt, aber auch als nicht inflationsgefährdet gilt. Seit die "Philharmoniker" auf den Markt kamen - zuvor unterlag der Erwerb von Gold gesetzlichen Beschränkungen -, haben die Österreicher auf diese Weise 50 Tonnen Gold gehortet.
Nachdem jetzt auch in Deutschland die Mehrwertsteuer auf Goldmünzen, die - wie die "Philharmoniker" - als gesetzliche Zahlungsmittel deklariert sind, gefallen ist, hoffen die Österreicher auch im Nachbarland, ihrem größten ausländischen Absatzmarkt, auf größere Verkaufserfolge. Eine riesige Marketing-Offensive soll den Deutschen die "Philharmoniker" schmackhafter machen.
Nicht zuletzt der Erfolg ihrer Goldmünzen hat dazu geführt, daß die historische Prägeanstalt in der Wiener Innenstadt, in der auch die anderen österreichischen Münzen hergestellt werden, aus allen Nähten platzt. Ein Neubau ist in Planung.
Die Wiener Münze, heute eine Tochter der Oesterreichischen Nationalbank, kann übrigens auf eine fast 800jährige Tradition zurückblicken. An ihrem Anfang stand ein Akt schierer Erpressung: Für die Freilassung des englischen Königs Richard Löwenherz, der 1192 auf der Burg Dürnstein in der Wachau festgehalten wurde, ließen sich die damals herrschenden Babenberger fast zwölf Tonnen Silber zahlen. Um diesen gewaltigen Schatz zu gängiger Münze zu machen, wurde in Wien die erste Prägestätte errichtet. GERD-ECKARD ZEHM (dpa)
Schulpolitik Großdeutschland im Plan
HAMBURG, 17. Februar (dpa). Mit ihrem auch für Schulen bestimmten Kalender "Deutschland in Europa" ist die Bundeszentrale für politische Bildung auf zum Teil scharfe Kritik gestoßen. Sozialdemokratische Kultusministerinnen bemängeln vor allem, daß der Kalender auch Abbildungen von Städten in den ehemaligen deutschen Ostgebieten und Litauen enthält. Schleswig-Holsteins Kultusministerin Marianne Tidick (SPD) nannte es "unsensibel, wenn nicht gar peinlich", daß sich die Fotos völlig unkommentiert in dem Kalender fänden. Dies gelte um so mehr in einer Zeit, in der viele Nachbarländer die politische Entwicklung in Deutschland kritisch beobachteten.
Die rheinland-pfälzische Kultusministerin Rose Götte (SPD) hält die Verteilung des Deutschland-Kalenders für "unmöglich und instinktlos". Im SPD-regierten Saarland hat das Bildungsministerium nach eigenen Angaben die Kalender gar nicht erst angefordert.
In zahlreichen Berliner Schulen hängt der umstrittene Kalender bereits. Zwar seien einzelne Blätter "nicht ganz glücklich", doch sehe er keinen Grund, die Kalender abzuhängen, sagte Landesschulrat Hans Jürgen Pokall der dpa. Die bildungspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Grüne im Abgeordnetenhaus, Sybille Volkholz, meinte, das Druckwerk sei ein "Beispiel politischer Unsensibilität und offen revanchistischen Gedankenguts".
Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Günter Reichert, sagte der dpa, der Kalender habe allen Kultusministerien vor Versendung vorgelegen. Auch in einem Brief des schleswig-holsteinischen Kultusministeriums vom November 1992 heiße es wörtlich: "Der Kalender findet unsere Zustimmung." Reichert räumte ein, über die Gestaltung des Kalenders "nicht ganz glücklich" zu sein.
WASHINGTON, 17. Februar (rei/dpa). Deutschland und die USA verstärken ihre militärische Zusammenarbeit. Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) gab am Mittwoch zum Auftakt eines zweitägigen Besuches in Washington bekannt, daß am 22. April zwei deutsch-amerikanische Korps in Heidelberg mit militärischem Zeremoniell in Dienst gestellt werden.
Dem II. deutschen Korps in Ulm wird im Krisen- und Einsatzfall die 1. US-Panzerdivision in Bad Kreuznach unterstellt. Umgekehrt übernimmt das V. US-Korps in Frankfurt die Führung der 5. deutschen Panzerdivision in Diez an der Lahn. Die Verbände umfassen jeweils zwei Divisionen mit je 40 000 Mann. Es werden gemeinsame Stäbe eingerichtet, Truppen werden aber nicht verlegt.
Die Korps, deren Aufstellung bereits mit der früheren US-Regierung im Grundsatz vereinbart worden war, sollen in die NATO integriert sein und wesentlicher Bestandteil ihrer Verteidigungskräfte in Mitteleuropa sein. Rühe sagte, es solle kein "Gegenstück" zum deutsch-französischen Eurokorps geschaffen werden.
Die Truppenstärke der Bundeswehr war eines der Themen, die Rühe mit seinem US-Kollegen Les Aspin erörterte. Aspin habe die Erwartung geäußert, daß Bonn bei weiteren Reduzierungen "vorsichtig in die Zukunft geht", teilte Rühe anschließend mit. Er seinerseits habe versichert, daß die derzeitige Verringerung auf 370 000 Mann nicht beschleunigt werde.
(Kommentar Seite 3, weitere Berichte Seite 2)
BERLIN, 17. Februar (dpa). Der Vorstandschef von Bundes- und Reichsbahn, Heinz Dürr, erwartet, daß durch die Bahnreform in den nächsten zehn Jahren zehn Milliarden Mark gespart werden können. Bisher sei die Bahn eine Behörde gewesen, die mit dem Straßenverkehr, der Binnenschiffahrt und der Luftfahrt nicht habe konkurrieren können, erklärte Dürr am Mittwoch morgen in einem Interview des RIAS. Hauptziel der Bahnreform, über die am Mittwoch das Bundeskabinett in Bonn entscheiden will, soll es sein, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. Es handle sich um ein Jahrhundertwerk, sagte der Bahnchef.
OSNABRÜCK, 17. Februar (dpa). Seit Dezember hat ein bislang unbekannter Täter in Osnabrück in rund 15 Bekleidungsgeschäften 660 Kleidungsstücke aufgeschlitzt. Nach Angaben der Polizei vom Mittwoch liegt der Sachschaden bei insgesamt 170 000 Mark. Ein Motiv ist für die Polizei bislang nicht erkennbar. Ziel der Attacken war vor allem Damenoberbekleidung.
MOSKAU, 17. Februar (dpa). Rußland ist nach den Worten von Regierungschef Viktor Tschernomyrdin nicht in der Lage, die Ukraine ausreichend mit Erdöl zu beliefern. Wie Tschernomyrdin in der westsibirischen Erdölindustrie-Stadt Tomsk am Mittwoch erklärte, kann Rußland in diesem Jahr nur 15 Millionen statt der von Kiew gewünschten 45 Millionen Tonnen Öl an den südlichen Nachbarstaat liefern. In wenigen Tagen sollen zwischen Rußland und der Ukraine Verhandlungen über eine ukrainische Beteiligung bei der Erdölförderung in Rußland aufgenommen werden, sagte Tschernomyrdin weiter. Rußland hat den Preis für Gaslieferungen an die Ukraine inzwischen verdreifacht und damit die Beziehungen weiter belastet.
FRANKFURT A. M., 17. Februar (dpa). Schnee- und Eisglätte haben am Mittwoch morgen in weiten Teilen Deutschlands den Verkehr massiv behindert. Betroffen waren Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz.
Auf vielen Autobahnen ereigneten sich Unfälle und bildeten sich lange Staus, im Raum Stuttgart von bis zu zwölf Kilometer Länge. Dort hatte das Wetteramt bis zu fünf Zentimeter Neuschnee registriert. Die Autobahn München-Nürnberg war in Richtung Norden wegen der Landung eines Rettungshubschraubers zeitweise total gesperrt.
Die Autobahn in Richtung Thüringen war am Morgen stundenlang blockiert, weil ein Sattelzug ins Rutschen gekommen war und sich quer gestellt hatte. Der Verkehr mußte über Landstraßen umgeleitet werden.
Zehn Kilometer lang war der Fahrzeugstau auf der Autobahn Frankfurt- Köln durch den Taunus, wo zwischen Bad Camberg und Niedernhausen ebenfalls ein Lastwagen verunglückt war. Für zusätzliche Belastungen rund um das chronisch verstopfte Frankfurter Autobahnkreuz sorgte nach Mitteilung der Polizei die Frankfurter Frühjahrsmesse, die auch am letzten Tag Tausende Besucher mit ihren Autos anlockte.
Behinderungen meldete der Verkehrswarndienst der Polizei noch aus den Höhenlagen von Eifel, Hunsrück und Westerwald. Hier hatten ebenfalls leichte Schneefälle Straßenglätte verursacht. In den tiefergelegenen Landesteilen ließ das Schneetreiben am Mittwoch vormittag nach, die weißen Flocken gingen in Regen über.
Schnee- und Eisglätte behinderten auch in weiten Teilen Bayerns den Verkehr. Die Polizei registrierte im Berufsverkehr am Mittwoch morgen zahlreiche Unfälle. Die folgenschwerste Karambolage ereignete sich im oberbayerischen Landkreis Miesbach, wo ein Pkw auf schneeglatter Fahrbahn ins Schleudern geriet und in ein entgegenkommendes Auto fuhr. Ein Insasse wurde getötet, drei weitere erlitten schwerste Verletzungen.
Auf mehreren Autobahnen in Bayern gab es nach Unfällen auf schneeglatten Fahrbahnen kilometerlange Staus.
Auf der A 3 (Frankfurt-Würzburg) ereigneten sich ebenfalls mehrere Unfälle. Zwischen den Anschlußstellen Wertheim und Helmstadt meldete die Polizei spiegelglatte Fahrbahnen. Es bildete sich ein Stau von fünf Kilometern Länge.
TOULON, 17. Februar (dpa). Der "Jahrhundertraub" in der Filiale der Banque de France in Toulon, bei dem dreiste Täter am 16. Dezember 1992 etwa 160 Millionen Franc (47 Millionen DM) erbeutet hatten, scheint aufgeklärt: Die französische Polizei nahm am Dienstag abend bei einer Großrazzia in Südfrankreich 19 Tatverdächtige fest. Einer von ihnen wurde in seinem Auto mit zehn Millionen Franc Bargeld gestoppt. Auf die Spur der Bande kam die Polizei nach der Enttarnung eines Komplizen in der beraubten Bank. Unter den überwiegend wegen Raubes polizeibekannten Festgenommenen sind auch sechs Frauen.
NÜRNBERG, 17. Februar (dpa). Ein Rücktritt von einem Kaufvertrag ist nicht schon deshalb möglich, weil man von einem Dritten "übers Ohr gehauen wurde" und kein Geld mehr hat. Mit dem Hinweis darauf, jeder Käufer habe für seine finanzielle Leistungsfähigkeit selbst einzustehen, hat das Oberlandesgericht Nürnberg ein Ehepaar zur Abnahme und Bezahlung gekaufter Möbel verurteilt - obwohl die Beklagten von einem Finanzierungsmakler hereingelegt wurden. Nur im Fall einer engen Zusammenarbeit von Möbelhaus und Kreditfirma hätte ein - im nachhinein geplatzter - Finanzierungsplan die Lösung des Kaufvertrags ermöglicht. (Az.: 12 U 2193/92)
TOKIO, 17. Februar (dpa). Strampel- rekord auf dem Pazifik: Ein Japaner überquerte in einem Tretboot den Stillen Ozean. Am 29. Oktober hatte der 54jährige Abenteurer Kenichi Horie die Inselgruppe Hawaii verlassen. Am Mittwoch traf er - nach dreieinhalb Monaten - in dem südjapanischen Küstenort Naha ein.
107 Tage brauchte Horie für die Strekke von 7500 Kilometern. Sein Plastikboot "Mermaid", 7,91 Meter lang und 1,76 Meter breit, wurde durch eine Konstruktion aus Fahrradpedalen und einer Schraube angetrieben.
RIAD/MÜNCHEN, 17. Februar (dpa). Zu den diesjährigen Preisträgern des saudischen "König-Faisal-Preises" gehört der deutsche Physiker Professor Herbert Walther. Der Direktor des Max-Planck- Instituts für Quantenoptik in München teilt sich den Preis im Bereich Physik mit Professor Steven Chu von der amerikanischen Stanford Universität. Dies hat nach Angaben der Deutschen Botschaft in Riad der Generaldirektor der "König- Faisal-Stiftung", Prinz Chalid Al Faisal, in der saudischen Hauptstadt bekanntgegeben.
Die Auszeichnung gilt in der arabischen Welt als Gegenstück zum Nobelpreis. Walther wurde für Forschungen im Bereich der Quantenoptik geehrt. Wie der Physiker am Mittwoch auf Anfrage erklärte, bekommt er den Preis für seine "Beobachtung einzelner Atome und Ionen und deren Wechselwirkung in einem Vakuumfeld".Reporter unter Spitzelverdacht
KARLSRUHE, 17. Februar (dpa). Generalbundesanwalt Alexander von Stahl ermittelt gegen einen 49jährigen Bonner Journalisten wegen Verdachts der Spionage für das DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Nähere Angaben zur Person und zum Tatvorwurf lehnte der Sprecher der Karlsruher Bundesanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Förster, am Mittwoch ab.
Informationen des Fernsehsenders "n- tv" zufolge handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen Medienredakteur der Wochenzeitung Rheinischer Merkur.
AACHEN, 17. Februar (dpa). Wer alkoholbedingt mit einem Poller auf dem Gehweg "kollidiert" und sich dabei verletzt, ist selbst schuld: Er kann seine Gemeinde dafür nicht haftbar machen. Dies sei kein Verstoß gegen die sogenannte Verkehrssicherungspflicht, entschied das Landgericht Aachen in einem am Mittwoch bekanntgewordenen Urteil.
Das Gericht lehnte die Klage eines Mannes ab, der 1992 in Eschweiler kräftig Altweiberfastnacht gefeiert hatte. Auf dem Heimweg war er gegen einen Begrenzungspoller gelaufen und hatte sich beim Sturz am Handgelenk verletzt. Das Hindernis war nach Feststellung des Gerichts so installiert, daß es "wenigstens in der Resthelle der Nacht schemenhaft und seinen Umrissen nach erkennbar war". (Az.: 4 O 378/92)
Bei einer Wahl Berlins zur Olympia- Stadt 2000 soll der Weg der Olympischen Flamme vom griechischen Olympia nach Berlin über das ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt (Terezin) auf tschechischem Boden führen. Dort soll eine Gedenkstunde in Erinnerung an die Opfer des Nazi-Regimes abgehalten werden. Die Idee von historischer Dimension ist Teil der dreibändigen Bewerberschrift Berlins an das Internationale Olympische Komitee (IOC), die der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen am Mittwoch erstmals im vollen Umfang der Öffentlichkeit vorgestellt hat.
Der Vorschlag stammt von Stefan Flatow. Sein Vater Gustav Felix Flatow hatte bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen zwei Goldmedaillen im Turnen gewonnen und war von den Nazis 1945 im KZ Theresienstadt ermordet worden. Auch sein Cousin Alfred Flatow, der in Athen sogar dreimal Gold und einmal Silber geholt hatte, mußte während der Haft in dem rund 60 km nördlich von Prag gelegenen Theresienstadt sein Leben lassen. Der heute in Rotterdam lebende Stefan Flatow hatte im selben KZ das Inferno überlebt.
In einer menschlich bewegenden Ansprache sagte der heute 76jährige Stefan Flatow, sein Vater sei "im Herzen immer ein Berliner und ein großer Sportsmann" gewesen. Die schrecklichen Ereignisse hätten tiefe Narben hinterlassen, aber "trotz der schweren Nöte in der Erinnerung" habe er sich zur Unterstützung der Berliner Bewerbung entschlossen. Er habe nach 41 Jahren des Schweigens den Eindruck gewonnen, daß die heutige junge Generation das, was geschehen ist, verabscheue. Er selbst, sagte Flatow, werde "im Jahr 2000 vermutlich nicht mehr auf diesem Planeten weilen", weshalb er seine Tochter gebeten habe, die Mission zu erfüllen.
Diepgen erklärte zu der Bewerberschrift, daß die Bewerbung "der Stadt schon jetzt einen enormen Nutzen gebracht hat". Der "Aufschwung Ost und Aufschwung Olympia ergänzen sich hervorragend", meinte Diepgen. Er nannte "fünf große Pluspunkte". Zuerst spreche für Berlin die Idee, für die wiedergewonnene Einheit der Stadt zu danken. Weitere Vorteile seien das ideale Klima, die Garantie, durch den Neubau zahlreicher Sportstätten technisch das modernste Angebot zu machen, und die günstige geographische Lage, die weltweit attraktive Fernsehzeiten ermöglicht. Abschließend nannte Diepgen die Verbindung von Sport und Kultur im vorgesehenen Programm. dpa
MANILA, 17. Februar (dpa). Der meistgesuchte Kriminelle der Philippinen, der Profi-Kidnapper Alfredo de Leon, ist von der Polizei erschossen worden. Damit hat das mächtigste Kidnapper-Syndikat des Landes nach Ansicht der Polizei seinen führenden Kopf verloren. Wie der für die Verbrechensbekämpfung zuständige Vizepräsident Joseph Estrada am Mittwoch mitteilte, wurde de Leon am Dienstag bei einer Razzia in einem Vorort von Manila in seinem Versteck gestellt und getötet.
De Leons Gruppe war nach Angaben Estradas unter anderem für die Entführung des amerikanischen Geschäftsmanns Michael Barnes im vergangenen Jahr und für die Verschleppung von prominenten Chinesen verantwortlich.
DÜSSELDORF, 17. Februar (dpa). Bei Landtags- und Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen soll in Zukunft auf Stimmzettel-Umschläge verzichtet werden. Dies sieht ein von der Landesregierung verabschiedeter Entwurf vor, berichtete NRW-Innenminister Herbert Schnoor (SPD) am Mittwoch in Düsseldorf. Durch die beabsichtigte "Blanko- Wahl" könnten bei jeder Abstimmung insgesamt 100 000 Mark eingespart werden. Der Kabinettsentwurf wird nun dem Düsseldorfer Landtag zugeleitet.
FRANKFURT A. M., 17. Februar (dpa/ Reuter/AP/FR). Die "fünf Weisen" fordern eine Erhöhung der Mehrwertsteuer. Ohne zusätzliche Abgaben und Steuern werde man "nicht auskommen" und "man sollte beim Konsum ansetzen", sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der wirtschaftlichen Lage, Herbert Hax, am Mittwoch im Saarländischen Rundfunk. Auch befürworte das Gremium, das im Auftrag der Bundesregierung arbeitet, eine Ergänzungsabgabe bei gleichzeitiger Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. Die Verschuldung des Bundeshaushalts müsse gestoppt, Zusatzeinnahmen müßten erzielt werden, "ohne die Standortqualität Deutschland wesentlich zu beeinträchtigen". Um Einschnitte bei Sozialausgaben werde man nicht herumkommen.
Das Bundeskabinett beschloß am Mittwoch formell die um vier Monate verzögerte Anhebung der Beamtengehälter um drei Prozent. Innenminister Rudolf Seiters (CDU) meinte dazu, die Anpassung zum 1. Mai sei "ein wichtiger und spürbarer Beitrag der Beamtenschaft im Rahmen einer solidarischen Lastenverteilung". Das Kabinett sprach sich gegen eine Arbeitsmarktabgabe für Beamte aus.
Der DGB bezeichnete den Beamten-Beschluß als "Gipfel der Unverfrorenheit". Seine Beamtenbeauftragte, Regina Görner, meinte, "wer die Selbständigen schont und sich statt dessen an den Beamten im einfachen und mittleren Dienst schadlos hält, verletzt seine Fürsorgepflicht". Die Deutsche Postgewerkschaft sprach von einem "Besoldungsbetrug". Der Chef der CDU-Sozialausschüsse, Ulf Fink, nannte den Beschluß eine "himmelschreiende Ungerechtigkeit", weil die Reichen erneut geschont würden. Nach den Beitragszahlern für die Arbeitslosenversicherung müßten nun auch die Beamten ihr Sonderopfer bringen. Spitzenverdiener würden dagegen "wiederum nicht an den Kosten der deutschen Einheit beteiligt".
REGGIO CALABRIA, 17. Februar (dpa). Einer der wichtigsten Bosse der kalabrischen Krimminellen-Vereinigung 'Ndrangheta, Umberto Belloco, ist in Laureana di Borrello (Kalabrien) festgenommen worden. Dies teilten die Militärbehörden am Mittwoch in der Regional- Hauptstadt Reggio Calabria mit. Der seit 1988 gesuchte Clan-Chef sei nach einer umfangreichen Operation der Sicherheitskräfte gefaßt worden: Etwa 200 Mann sowie Hubschrauber waren im Einsatz.
ANKARA, 17. Februar (dpa). Der Oberkommandierende der türkischen Gendarmerie, Esref Bitlis, ist am Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz in Ankara ums Leben gekommen. Nach offiziellen Angaben wurden außerdem vier weitere Offiziere getötet. Ministerpräsident Süleyman Demirel sagte an der Absturzstelle, Sabotage sei unwahrscheinlich.
General Bitlis und die ihn begleitenden Offiziere waren auf dem Flug von Ankara in die südostanatolische Provinzhauptstadt Diyarbakir. Ein Militärsprecher sagte, der Pilot habe kurz nach dem Start um eine Notlandeerlaubnis gebeten. Dann sei die Maschine in einen Vorgarten gestürzt. Dort wurde ein Zivilist schwer verletzt. Bitlis gehörte zu den Hauptverantwortlichen der militärischen Führung im Kampf gegen die illegale Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).
HANDBALL DHB-POKAL der Frauen, 3. Runde: TSV Breiholz - BFV Frankfurt/Oder 17:28, SV Werder Bremen - SC Leipzig 17:32 (7:14).
Eine Versicherungsgesellschaft muß auch dann Schadenersatz leisten, wenn der Versicherte einen Autodiebstahl nicht zweifelsfrei beweisen kann. Das Amtsgericht Frankfurt verurteilte jetzt einen Versicherer zur Zahlung von 4500 Mark für die Reparatur eines Wagens, der in Mannheim gestohlen und wenige Tage später in Straßburg von der Polizei beschädigt sichergestellt worden war.
Die Versicherung hatte die Kostenübernahme verweigert, weil sie Zweifel hatte, daß der Wagen tatsächlich gestohlen worden war. Diesen Verdacht hatte die Gesellschaft damit begründet, an dem Auto seien keine entsprechenden Spuren wie Beschädigungen festgestellt worden. (Azktenzeichen: 32 C 171 / 92-19) dpa
CARACAS, 17. Februar (dpa). In der venezolanischen Stadt Cumana ist bei Protesten gegen die Aussetzung der Gouverneurswahlen ein Demonstrant erschossen worden, zahlreiche Menschen wurden verletzt. Nach Presseberichten vom Mittwoch befindet sich die Stadt im Ausnahmezustand. Am Vortag hatten Hunderte aufgebrachter Bürger gegen die Entscheidung des Obersten Gerichtes protestiert, die für März geplanten Gouverneurswahlen auszusetzen. Das Gericht setzte sich über die Wahlbehörde hinweg, die wegen eines Patts in einer vorangegangenen Wahl eine Wiederholung der Abstimmung angeordnet hatte.
BERLIN, 17. Februar (dpa). Die Berliner Justiz will jetzt gegen das Anti-Olympia-Video der Gegner der Bewerbung um Olympische Spiele 2000 in Berlin vorgehen. Die Staatsanwaltschaft leitete am Mittwoch ein Vorermittlungsverfahren ein. Justizsprecherin Uta Fölster sagte: "Es wird geprüft, ob ein Anfangsverdacht von Straftaten vorliegt." das IOC, dem das Video in Lausanne von den Gegnern übergeben worden ist, solche Aktionen richtig einordnen könne.
In dem Video, das die Olympia-Gegner dem Internationalen Olympischen Komitee in Lausanne übergeben hatten, wird unter anderem eine vermummte Person gezeigt. In der zum Wurf erhobenen Hand hält sie einen Gegenstand, der nicht zu identifizieren ist. Aus dem Hintergrund sagt eine Stimme in englisch: "Wir werden auf Euch warten."
Der stellvertretende Berliner Generalstaatsanwalt Dietrich Hölzner sagte, es gebe noch keine Beschuldigten, und eine Strafbarkeit des Videos - etwa wegen Aufforderung zu Straftaten - sei fraglich. An dem Video hatte auch die sportpolitische Sprecherin des Bündnis 90/ Grüne im Abgeordnetenhaus, Judith Demba, nach eigenen Angaben mitgearbeitet. Ein Aufruf zur Gewalt solle das Video nicht sein, sagte sie. Es gehe darum zu warnen, daß die Stadt sich mit Olympia organisatorisch und finanziell überfordere.(Weiterer Bericht im Sportteil)
KAMPALA / NAIROBI, 17. Februar (dpa). Nach Berichten über Massaker unter der Zivilbevölkerung in Ruanda sind Tausende von Menschen aus den Bürgerkriegs-Gebieten im Norden des ostafrikanischen Kleinstaats geflüchtet. In den vergangenen zwei Tagen hätten mehr als 10 000 Ruander die Grenze zum Nachbarland Uganda überschritten, teilten Diplomaten am Mittwoch in der ugandischen Hauptstadt Kampala mit.
Augenzeugen hatten berichtet, die Rebellen der Patriotischen Front (FPR) hätten bei ihrem Vormarsch Angehörige des Bauernvolks der Hutu getötet. Die FPR- Kämpfer, die überwiegend der Minderheit der Tutsi angehören, sollen bei der Eroberung von Dörfern die männlichen Bewohner zusammengetrieben und vor die Wahl gestellt haben, die Gegend zu verlassen oder sich den Rebellen anzuschließen. Wer beides abgelehnt habe, sei erschossen oder bei lebendigem Leibe verbrannt worden, meldete der britische Rundfunk BBC unter Berufung auf unbestätigte Augenzeugenberichte.
NEW YORK. Der deutsche Film "Schtonk" von Helmut Dietl ist für einen "Oscar" als bester fremdsprachiger Film nominiert worden. Die amerikanische Filmakademie benannte die Komödie um die gefälschten Hitler-Tagebücher als einen von fünf ausländischen Kandidaten für die begehrteste Film-Trophäe.
Darsteller in "Schtonk" sind unter anderem Götz George, Harald Juhnke, Christiane Hörbiger und Uwe Ochsenknecht, Produzent ist die Münchner Bavaria. Die "Oscars" werden am 29. März verliehen.
Neben "Schtonk" wurden in dieser Kategorie der französische Film "Indochine" nominiert, der vor kurzem einen "Golden Globe" der Hollywood- Auslandspresse gewonnen hatte, sowie "Close to Eden" (Rußland), "Daens" (Belgien) und "A Place in the World" aus Uruguay. dpa
SARAJEWO / ZAGREB, 17. Februar (Reuter/AP/dpa/AFP). Wegen der fortgesetzten Behinderung der humanitären Hilfe in Bosnien-Herzegowina stellen die Vereinten Nationen die Versorgungslieferungen für Bosnien-Herzegowina ein. Dies teilte am Mittwoch UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata in Nairobi mit. Das Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) könne seine Aufgabe nicht mehr erfüllen, sagte sie. Die Serben haben rund 100 000 Moslems in Ostbosnien von jeder Hilfe abgeschnitten. Die Konvois, die an der serbisch-bosnischen Grenze oder in Bosnien festsitzen, würden zurückbeordert, sagte Ogata.
Während Ogata von dem Stopp zunächst Mittelbosnien ausnahm, teilte am Abend ein UNHCR-Sprecher in Zagreb mit, auch für diese Region müßten die Hilfstransporte eingestellt werden. Ogata nannte die Aussetzung der Hilfsbemühungen eine "schmerzhafte Entscheidung". Die Versorgung Sarajewos und serbisch kontrollierter Regionen zu Lande und aus der Luft werde vorerst eingestellt. Das UNHCR werde einige der sieben ausländischen Mitarbeiter aus Sarajewo abziehen. Ogata kritisierte die Blokkade durch Serben und die Weigerung der bosnischen Regierung, Hilfslieferungen in Sarajewo zu verteilen, solange ostbosnische Städte nicht versorgt werden.
Am Mittwoch war ein UN-Konvoi, der Lebensmittel nach Gorazde bringen sollte, nur 30 Kilometer vor seinem Ziel von Serben gestoppt worden. Ein weiterer Konvoi, der Hilfe nach Cerska bringen soll, wird an der Grenze festgehalten.
Unterdessen wird die Hungersnot im Osten Bosniens offenbar immer schlimmer. Nach Berichten des bosnischen Rundfunks sind seit Beginn dieser Woche in mehreren Städten und Dörfern, die von serbischen Einheiten belagert werden, schon über 100 Menschen an Hunger gestorben. Der bosnische UN-Botschafter Muhamed Sacirbey sagte in New York, in Ost-Bosnien gebe es erste Fälle von Kannibalismus. Der UNHCR-Sprecher in Zagreb, Peter Kessler, sagte dagegen, es gebe bisher keine Anzeichen dafür, daß sich Hungernde von Toten ernährten. Solche Berichte dienten nur "der Steigerung der Hysterie". Die Belgrader Agentur Tanjug sprach von einer "neuen Fälschung aus dem Lügenarsenal" der Moslems.
Auch die medizinische Versorgung in Ostbosnien ist zusammengebrochen. Helfer, denen es in den vergangenen Monaten gelungen sei, in moslemische Ortschaften in Ost-Bosnien vorzudringen, hätten Zustände wie im 19. Jahrhundert vorgefunden, sagte UNHCR-Vertreter Tony Land. In Zepa würden Patienten mit Alkohol besinnungslos gemacht, bevor sie ohne Narkosemittel operiert würden.
Die Truppen der verfeindeten Seiten setzten den Krieg in weiten Teilen Bosniens unvermindert fort. In Sarajewo versuchten serbische Truppen, moslemisch- kroatische Stellungen und Vororte zwischen dem Flughafen und der Innenstadt zu erobern, während die Verteidiger Geländegewinne im Norden Sarajewos meldeten. Die Serben verstärken offenbar ihren Druck auf Sarajewo. Die Innenstadt geriet mehrfach unter schweren Artilleriebeschuß aus serbischen Stellungen. Die Bewohner müssen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ohne Heizung, Licht und Wasser ausharren.
Die Bundeswehr begann am Mittwoch, ihre Transportmaschinen für die Luftbrücke nach Sarajewo auf einen italienischen Luftwaffenstützpunkt bei Ancona zu verlegen. Die Flugzeuge waren bisher in Zagreb stationiert. Die Flüge nach Sarajewo waren am 6. Februar nach dem Beschuß einer deutschen Transportmaschine über Kroatien ausgesetzt worden.
Bundesaußenminister Klaus Kinkel und sein britischer Kollege Douglas Hurd machten in Bonn deutlich, daß Bosniens Wunsch nach Aufhebung des Waffenembargos gegenwärtig nicht erfüllt werde.
Der an Nummer zwei gesetzte Tennis- Profi Petr Korda aus der Tschechischen Republik hat beim mit 2,25 Millionen Dollar dotierten Grand-Prix-Turnier "Eurocard Open" in Stuttgart als erster Spieler das Viertelfinale erreicht. Der 25jährige Weltranglisten-Sechste bezwang Alexander Wolkow aus Rußland 4:6, 6:2, 6:4. In der Runde der besten Acht trifft Korda auf den Sieger der Begegnung zwischen dem Australier Wally Masur und dem Bamberger Patrik Kühnen.
Der Münchner Bernd Karbacher dagegen ist am Mittwoch als dritter deutscher Spieler nach Markus Zoecke (Berlin) und Carl-Uwe Steeb (Stuttgart) in der ersten Runde gescheitert. Der Weltranglisten-57. unterlag in einem von großen Leistungs- schwankungen geprägten Match mit 6:4, 5:7, 3:6 dem 27 Ränge besser eingestuften Australier Wally Masur. In der Runde der letzten 16 trifft Masur am Donnerstag wiederum auf einen deutschen Wildcard- Spieler, den Bamberger Patrik Kühnen.
Im vergangenen Sommer hatte Karbacher als Qualifikant überraschend das Halbfinale des Freiluft-Turniers am Weissenhof erreicht. In der Schleyer-Halle konnte er an diese Leistung nicht anknüpfen. Gegen Masur fehlte ihm in den entscheidenden Situationen die Konzentration, zu viele Bälle landeten unkontrolliert weit im Aus. Den ersten Satz konnte er nach zwei wettgemachten Aufschlagverlusten zwar nach einer umstrittenen Linienrichterentscheidung noch für sich entscheiden. Doch dann wurden dem 24jährigen die vielen unerzwungen Fehler von der Grundlinie zum Verhängnis. Im dritten Satz ereilte ihn nach dem Break zum 3:5 nach 2:25 Stunden die Entscheidung.
Erfolgreich Revanche für die Niederlage in Mailand nahm der niederländische Aufschlag-Kanonier Richard Krajicek gegen den Weltranglisten-Zehnten Sergi Bruguera. In nur 54 Minuten fertigte er den Spanier mit 6:2, 6:3 ab. dpa ac
WASHINGTON, 17. Februar (dpa). Von dem Atommüll, der in einem unterirdischen Depot bei Hanford im US-Bundesstaat Washington lagert, gehen nach einem internen Regierungsbericht wachsende Gefahren aus. Obwohl mehrere hundert Millionen Dollar für die Lagerung der Nuklearabfälle ausgegeben wurden, sei das Risiko von Lecks in den 177 unterirdischen Tanks größer geworden, berichtete die Washington Post am Mittwoch. Es sei unwahrscheinlich, daß Lecks bald entdeckt würden.
In Hanford befand sich die größte US- Fabrik zur Herstellung von Plutonium für Nuklearwaffen. Die Säuberung und Sicherung der Behälter, in denen der Atommüll aus 45 Jahren Produktion lagert, kostet jährlich 1,3 Milliarden Dollar.
MOSKAU, 17. Februar (dpa). Rußlands Präsident Boris Jelzin will eine Garantie von der Opposition für die Unabhängigkeit der Regierung auf wirtschaftlichem Gebiet. Präsidenten-Berater Sergej Schachrai sagte am Mittwoch nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Itar- Tass, das sei eine Bedingung des Präsidenten für einen Kompromiß mit dem Parlament über die künftige Gewaltenteilung. Schachrai zufolge ist der Präsident bereit, sich bis Ende dieses Jahres aus der Tagesarbeit der Regierung zu Wirtschaftsfragen herauszuhalten, wenn das Parlament diesem Schritt folge.
Die zweite entscheidende Forderung Jelzins ist nach den Worten Schachrais, daß weder der Staatschef noch das Parlament das Recht haben sollen, die derzeitige Verfassung zu verändern oder zu ergänzen. Ein neues Grundgesetz muß laut Schachrai entweder durch das Volk oder eine verfassunggebende Versammlung verabschiedet werden. Die jetzigen Abgeordneten sollten auf eine Verabschiedung der neuen Verfassung verzichten.
KLAUS WEDEMEIER, Regierungschef in Bremen, wird nicht für den Vorsitz der SPD im kleinsten Bundesland kandidieren, wie er vor Journalisten sagte. Am 20. März soll der Nachfolger des im Dezember zurückgetretenen Horst Isola gewählt werden. Ein Vorsitzender müsse "drei Tage in der Woche die SPD-Ortsvereine mobilisieren", sagte Wedemeier. Als Regierungschef einer Ampel-Koalition aus drei Parteien sei das nicht zu machen. (dpa)
BERLIN, 18. Februar (dpa). Die rund 60 000 Beschäftigten der ostdeutschen Energiewirtschaft erhalten 9,3 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Darauf haben sich am Mittwoch abend in Berlin die Arbeitgeber mit den Gewerkschaften ÖTV, DAG und IG Bergbau und Energie in der fünften Verhandlungsrunde geeinigt. Der Tarifvertrag hat nach Angaben der Gewerkschaften eine Laufzeit von 13 Monaten. Laut ÖTV erhalten die Beschäftigten damit weiterhin 70 Prozent der Bezüge ihrer Westkollegen. Die Gewerkschaften hatten ursprünglich einen Ausgleich der ostdeutschen Inflationsrate von 11,1 Prozent sowie eine weitere Annäherung an die West-Tarife gefordert. Sie bewerteten den Abschluß als "gerade noch verwertbaren Kompromiß".
GÖTTINGEN, 18. Februar (dpa). Beamte des Kampfmittelbeseitigungsdienstes haben auf dem Göttinger Schützenplatz eine Zehnzentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Die Bombe, die einen Langzeitzünder hatte, war nicht zu entschärfen. Sie wurde am Mittwoch abend auf einem mit Strohballen ausgepolsterten Fahrzeug zu einer Bauschuttdeponie außerhalb des Stadtgebietes transportiert und dort gesprengt.
Zur Person:
RITA SÜSSMUTH, Bundestagspräsidentin, hat zum 50. Jahrestag der Verhaftung von Mitgliedern der Widerstandsbewegung "Weiße Rose" an das Vermächtnis der Münchner Studenten erinnert. Es gelte, "dem eigenen Gewissen zu folgen und Freiheit, Grechtigkeit und Menschlichkeit als unantastbare Prinzipien der staatlichen Grundordnung zu verteidigen", sagte die CDU-Politikerin in Bonn. Nichts schade der Demokratie mehr als "Schweigen, politische Abstinenz und Rückzug ins Private". Am 18. Februar 1943 waren die Studenten Sophie und Hans Scholl, Alexander Schmorell, Will Graf, Christoph Probst sowie ihr Professor Kurt Huber festgenommen worden, weil sie in Flugblättern ihren Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime bekundet hatten. Vier Tage später waren sie hingerichtet worden. (dpa)
BONN, 17. Februar (dpa). Das Bundeskabinett hat die "Vorbereitung zusätzlicher nationaler Maßmahmen" zur Tankersicherheit beschlossen. So soll zur besseren Durchsetzung der Umweltvorschriften eine "Ausschließliche Wirtschaftszone" vor den deutschen Küsten eingerichtet werden. Die Ausdehnung der deutschen Hoheitsgewässer auf zwölf Seemeilen werde noch geprüft, teilte Verkehrsminister Günther Krause (CDU) am Mittwoch in Bonn mit. Er dringe auf eine Entscheidung noch in diesem Jahr.
Durch eine gemeinsame Einsatzzentrale sollen Einsätze der Kontrollschiffe des Bundes besser koordiniert werden. Diese Zentrale könne die Vorstufe für eine deutsche Küstenwache sein, hieß es. Zudem solle die Kontrolle von Tankern in deutschen Häfen verstärkt und das Ölbekämpfungssystem mit Spezialschiffen ausgebaut werden. Auf internationaler Ebene wolle sich die Bundesregierung in der europäischen Gemeinschaft für die "schnelle Verabschiedung und Verwirklichung" eines EG-weiten Aktionsprogramms einsetzen.
BONN, 17. Februar (dpa). Das Bundesjustizministerium hat sich warnend gegen Initiativen gewandt, die 1961 enteigneten Grundstücke auf dem Berliner Mauerstreifen den urprünglichen Besitzern zurückzugeben. Damit würde eine Lawine ähnlicher Ansprüche ausgelöst, sagte Ministeriumssprecher Matthias Weckerling am Mittwoch der dpa. Der CDU-Abgeordnete Horst Eylmann und weitere Koalitionsabgeordnete wollen sich dafür einsetzen, daß die Mauergrundstücke zurückgegeben oder ihre Besitzer entschädigt werden.
Die gegen eine geringe Entschädigung vorgenommene Enteignung durch den DDR-Staat habe zwar den "politischen Makel", daß sie dem Bau der Mauer gedient habe, sagte Weckerling. Juristisch seien die Ost-Berliner Behörden aber korrekt vorgegangen.
Nachrichten-Börse
DIHT-Präsident Stihl wiedergewählt Hans Peter Stihl ist für vier weitere Jahre zum Präsidenten des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) gewählt worden. Der 60jährige Sägen- Unternehmer aus Waiblingen führt den DIHT bereits seit 1988. Rußland dreht Ukraine Ölhahn zu Rußland hat den Preis für Gaslieferungen an die Ukraine von 27 auf 85 Dollar je 1000 Kubikmeter verdreifacht, was etwa dem Weltmarktniveau entspricht. Außerdem will Moskau nur noch 15 Millionen statt der von Kiew gewünschten 45 Millionen Tonnen Erdöl liefern. Damit wird die bereits abgekühlte Beziehung zwischen beiden Staaten weiter belastet. Neuverschuldung niedriger als geplant Die Neuverschuldung des Bundes ist im vergangenen Jahr mit 38,6 Milliarden Mark um 1,9 Milliarden geringer ausgefallen als im Etatplan veranschlagt. Dies geht aus dem Haushaltsabschluß 1992 hervor. 1991 hatte die Nettokreditaufnahme bei 52 Milliarden gelegen. Hauptgrund sind die um vier Milliarden Mark reichlicher geflossenen Steuern. Lira rutscht auf historisches Tief Die italienische Lira ist gestern zum zweiten Mal hintereinander auf ein historisches Tief gegen die D-Mark abgerutscht. In Frankfurt notierte sie mit 1,0525 Mark je 1000 Lire und damit 1,15 Pfennig niedriger als am Vortag.
HEINRICH WERNER, Journalist aus Mainz, ist vom Deutsche Presserat, dem Selbstkontrollorgan der gedruckten Medien, turnusgemäß zum neuen Sprecher gewählt worden. Werner, Vertreter der IG Medien und bislang stellvertretender Vorsitzender, löst Fried von Bismarck ab. Stellvertretender Sprecher wurde Uwe Leesemann (W. Girardet-Verlag) von der Verlegerseite. Neuer Vorsitzender des Beschwerdeausschusses wurde der Bonner Journalist Peter J. Velte. (dpa)
JOHANNESBURG, 17. Februar (AFP). Der südafrikanische Schwarzenführer Nelson Mandela hat seine für die kommende Woche geplante Europareise wegen Erschöpfung abgesagt. Der Präsident des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) sei nicht krank, aber völlig erledigt, sagte ein ANC-Sprecher am Dienstag in Johannesburg. Seine Ärzte hätten ihm zur Ruhe geraten. Daraufhin habe er "bis auf weiteres" alle Termine abgesagt. Ursprünglich wollte Mandela kommenden Montag in London mit dem britischen Premier John Major zusammentreffen. Dann wollte er Schottland und Portugal besuchen.
WASHINGTON / NEW YORK, 17. Februar (AFP/Reuter). Der irakische Staatschef Saddam Hussein bleibt nach Ansicht von US-Präsident Bill Clinton eine Bedrohung für die USA.
Das irakische Regime stelle eine "beträchtliche Bedrohung für die Sicherheitsinteressen und die Außenpolitik der Vereinigten Staaten dar", erklärte Clinton am Dienstag in einem Bericht an den US-Kongreß. Washington werde die von der UN verhängten Sanktionen gegen Irak weiterhin strikt anwenden, da dieser sich nach wie vor nicht in vollem Umfang an die UN-Resolutionen halte.
Die UN-Kommission für die Abrüstung Iraks kündigte am Dienstag an, sie wolle im Rahmen ihrer Inspektionen demnächst zwei Industrieanlagen in Bagdad überfliegen. Irak sei über die geplanten Hubschrauberflüge bereits informiert, erklärte Kommissionssprecher Tim Trevan in New York. Im Dezember hatte die irakische Regierung der UN untersagt, Anlagen in und um Bagdad zu überfliegen. Nach Angaben Trevans sind die Überflüge in Resolution 707 des UN-Sicherheitsrates vorgesehen.
Irak hat nach den Worten seines Verteidigungsministers Achbar Torkan nicht die Absicht, Atomwaffen oder weitere konventionelle Waffen zu erwerben. Torkan sagte der Nachrichtenagentur Reuter am Dienstag während eines Besuches in Abu Dhabi, Iraks neuer Verteidigungshaushalt, der einen Umfang von etwa 1,4 Milliarden Mark habe, solle nicht auf neue Rüstungsvorhaben verwendet werden, sondern um das gegenwärtige Militärpotential beizubehalten. Irak brauche keine neuen Waffen. Der Minister betonte, das Atomprogramm seines Landes diene zivilen Zwecken.
Der US-Geheimdienst hatte im November in einem Bericht die Befürchtung geäußert, Irak könnte bis zur Jahrhundertwende über Atomwaffen verfügen.
Kurz gemeldet: Flugzeugteile waren für Iran bestimmt
LONDON, 17. Februar (AFP). Der britische Zoll hat Tausende von Kampfflugzeugteilen beschlagnahmt, die für Iran bestimmt waren. Das berichtete die Zeitschrift Flight International am Mittwoch. Mehrere britische Geschäftsleute würden derzeit in der Angelegenheit befragt. Erfolg bei ETA-Fahndung gemeldet BAYONNE, 17. Februar (dpa). Bei der Fahndung nach Mitgliedern der spanischen Separatistenorganisation ETA hat die Polizei im französischen Baskenland am Mittwoch zwei weitere Personen festgenommen.Schwedischer Reaktor abgeschaltet STOCKHOLM, 17. Februar (dpa). Der Reaktor 1 des südschwedischen Atomkraftwerkes Barsebäck bei Malmö ist am Mittwoch abgeschaltet worden, nachdem schwach radioaktiver Dampf wegen eines undichten Ventils aus der Betonummantelung ausgetreten war. Die zulässigen Grenzwerte wurden nach Angaben der Betreiber nicht überschritten. Neues Kabinett für Armenien MOSKAU, 17. Februar (AP). Der armenische Präsident Lewon Ter-Petrossjan hat am Dienstag einen neuen Ministerpräsidenten und ein neues Kabinett ernannt. Wie die Nachrichtenagentur Itar- Tass meldete, löst der 34jährige Grant Bagratian den bisherigen Ministerpräsidenten Chosrow Arutjunian ab. Gefangene gruben sich in die Freiheit NEVSEHIR, 17. Februar (dpa). Durch einen eigenhändig gegrabenen 35 Meter langen Tunnel sind im mittelanatolischen Nevsehir 18 Insassen eines Sondergefängnisses für politische Gefangene geflohen. Die Fluchtaktion fiel erst am Mittwoch beim Zählappell auf. Özal in Mazedonien eingetroffen SKOPJE, 17. Februar (AFP). Der türkische Präsident Turgut Özal ist am Mittwoch aus Bulgarien kommend zu einem zweitägigen Besuch in der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien eingetroffen. USA bestellen in Israel "Drohnen" TEL AVIV, 17. Februar (dpa). Die USAhaben einen Auftrag zur Lieferung von ferngesteuerten Kleinflugzeugen über 325 Millionen Mark nach Israel vergeben. Israelischen Presseberichten zufolge sollen in den nächsten zwei Jahren 56 dieser sogenannten Drohnen vom Typ "Hunter" sowie 28 Bedienungsstationen geliefert werden. Sechs Jugendliche erschossen MEDELLIN, 17. Februar (AFP). Unbekannte Täter haben am Dienstag in der kolumbianischen Stadt Medellin sechs Jugendliche erschossen und sieben verletzt. Zu der Tat bekannten sich "Volksmilizen", die nach eigenen Angaben "die Stadt von Rauschgiftsüchtigen und anderen Sozialfällen befreien" wollen.
KÖLN, 17. Februar (AFP). Der brandenburgische CDU-Vorsitzende und Chef der CDU-Sozialausschüsse, Ulf Fink, hat den Koalitionsbeschluß über die Verschiebung der Anhebung der Beamtenbezüge scharf kritisiert. Die Entscheidung der Koalition sei eine "himmelschreiende Ungerechtigkeit", weil durch sie die Reichen erneut geschont würden, sagte Fink der Kölner Tageszeitung Express. Nach den Beitragszahlern für die Arbeitslosenversicherung müßten nun auch die Beamten ihr Sonderopfer bringen. Spitzenverdiener wie Manager, Abgeordnete und viele Selbständige würden dagegen "wiederum nicht an den Kosten der deutschen Einheit beteiligt".
AUGSBURG, 17. Februar (AFP). Die gesetzlichen Krankenkassen rechnen für 1993 und 1994 mit stabilen Beitragssätzen, die bayerischen Versicherer sehen 1995 sogar Spielraum für Beitragssenkungen. Das berichtete die Augsburger Allgemeine am Mittwoch unter Berufung auf den Vorsitzenden des Verbandes der Angestellten- Krankenkassen (VdAK), Karl Kaula, und die Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Krankenkassen. Eine Reihe von Kassen könnte 1994 neue Rücklagen bilden, erklärten die bayerischen Versicherer. Dagegen sagte VdAK-Chef Kaula, mit einer "Entspannung der Kostensituation" sei nicht zu rechnen.
LONDON, 17. Februar (AFP). Die Heilsarmee vermißt 8,8 Millionen US-Dollar (rund 14,5 Millionen Mark) und hat deshalb gegen 14 Personen Anzeige wegen Betrugs erstattet. Das teilte die christliche karitative Organisation am Dienstag am Sitz ihrer Zentrale in London mit. Das Fehlen des Geldes sei im vergangenen Monat entdeckt worden. Seither sei im Rahmen einer internen Untersuchung bereits ein Mitarbeiter entlassen worden. Eine halbe Million US-Dollar sei sichergestellt, ein Bankkonto in Luxemburg mit einer weiteren halben Million US-Dollar eingefroren worden.
LONDON, 17. Februar (AFP). Der Austritt von Radioaktivität aus der stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage im nordenglischen Sellafield ist nach der Skala der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) auf der niedrigsten Stufe ("1") eingeordnet worden.
Dies berichtet die Financial Times in ihrer Mittwochsausgabe. Insgesamt gibt es auf der IAEO-Skala sieben Stufen. Die Katastrophe im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl vom April 1986 wurde auf der höchsten Stufe ("7") eingeordnet.
Die britische Regierung hatte den Störfall am Montag als "ernst" bezeichnet, zugleich aber hervorgehoben, die freigesetzte Menge Radioaktivität befinde sich "deutlich innerhalb der Sicherheitsgrenzen". Die Betreiberfirma British Nuclear Fuels (BNF) hatte den Störfall, der bereits am vergangenen Mittwoch begann, erst am Freitag bekanntgegeben und zugleich gesagt, er sei so geringfügig, daß die Regierung nicht informiert werden mußte.
Seit vergangenen Mittwoch entwich nach einem Bericht von Umweltminister David Maclean aus einem der Schornsteine von Sellafield das Fünffache der Radioaktivität, die üblicherweise in einem ganzen Jahr freigesetzt wird. Insgesamt handelte es sich um tausend Mega-Becquerel - knapp ein Viertel der zulässigen Jahres-Höchstgrenze von 4300 Mega- Becquerel. Inzwischen sei die Menge der austretenden Radioaktivität auf 20 Mega- Becquerel pro Tag gesunken, gab BNF bekannt. Der Defekt war während der Abbrucharbeiten an der Anlage aufgetreten, die in den 60er Jahren stillgelegt worden war.
WASHINGTON, 17. Februar (AFP). Mehr als drei Jahre nach dem Niederreißen der Berliner Mauer hat ein Mauerabschnitt in den USA Wiederverwendung gefunden. Drei Blöcke aus der Mauer wurden auf dem Gelände des US-Geheimdienstes CIA bei Washington wieder errichtet, berichtete ein AFP-Korrespondent am Dienstag. Das Mauerstück solle als Ehrenmal für die Völker Osteuropas dienen. Die Blökke wurden beim CIA so errichtet, daß sie den Weg zwischen dem Parkplatz und den Büros teilweise versperren. Durch diese Umleitung sollen die CIA-Beschäftigten an die Beschwernisse aus der Zeit des Kalten Krieges erinnert werden.
MANILA, 17. Februar (AFP). Die philippinische Polizei hat am Mittwoch den meistgesuchten Erpresser des Landes erschossen. Der ehemalige kommunistische Guerillero, Alfredo de Leon, wurde Radioberichten zufolge von Polizisten in der Provinz Bulacan nördlich von Manila getötet. Vizepräsident Joseph Estrada erklärte im Radio, daß mit Leons Tod das Verbrechersyndikat "Roter Skorpion" ausgeschaltet sei. Die Gruppe wird für zahlreiche Erpressungen und Raubüberfälle verantwortlich gemacht. Vor zwei Wochen hatte die Polizei in der Nähe von Manila bereits sechs Bandenmitglieder erschossen und neun weitere festgenommen.
PARIS. Der Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel hat seine Solidarität mit dem anglo-indischen Schriftsteller Salman Rushdie bekundet, gegen den die iranische Führung wegen seines Werks "Satanische Verse" ein Todesurteil verhängt hat. Als Präsident der kürzlich in Paris neu gegründeten Weltakademie der Kulturen, der Rushdie angehört, versicherte Wiesel seine Solidarität und Unterstützung für Rushdie. Er bekräftigte sein "unerschütterliches Festhalten an Freiheit des Geistes und des künstlerischen Schaffens" und rief alle Verfechter von Demokratie und Menschenrechten auf, "überall und mit allen Mitteln gegen die Diktatur und religiösen Fundamentalismus, alle Formen von Obskurantismus und Intoleranz" zu kämpfen. Der "mörderische Haß", dem Salman Rushdie ausgesetzt sei, richtete sich "gegen alle, die sich in Wort und Bild ausdrücken", erklärte Wiesel. afp
GERHARD SCHRÖDER, SPD-Politiker und niedersächsischer Ministerpräsident, hat an seine Partei appelliert, den mit der Bonner Koalition vereinbarten "Asyl- Kompromiß" nicht aufzugeben. Trotz der Probleme bei den Verhandlungen mit den östlichen Nachbarstaaten solle seine Partei an dem Kompromiß festhalten und nicht darüber "sinnieren, unter welchen Bedingungen man wieder rauskommt", sagte Schröder der Wochenzeitung Die Woche. Mehrere SPD-Politiker hatten die Verabschiedung des Entwurfs in Frage gestellt, sollte keine Einigung mit Polen und der Tschechischen Republik zustande kommen. Schröder plädierte ferner dafür, über den Bundesrat einen gemeinsamen Gesetzentwurf der SPD-regierten Länder für die doppelte Staatsbürgerschaft von in Deutschland lebenden Ausländern einzubringen. (AFP)
KAMPALA, 17. Februar (AFP). Im Luzira-Gefängnis der ugandischen Hauptstadt Kampala sind bei blutigen Ausschreitungen am Dienstag abend nach Polizeiangaben acht Menschen getötet und weitere 14 verletzt worden.
Die Polizei teilte am Mittwoch in der ugandischen Hauptstadt mit, inhaftierte Soldaten hätten Gefängniswärter und Polizisten mit Steinen beworfen. Nach Augenzeugenberichten dauerte es fast sechs Stunden, bis die Ordnungskräfte die Lage wieder unter Kontrolle brachten.
Laut Polizeibericht wurden vier Gefängnisinsassen direkt während der Unruhen getötet. Zwei schwerverletzte Polizisten und zwei Wärter seien nach dem Transport ins Krankenhaus gestorben. Insgesamt seien mindestens zwei weitere Polizisten und 14 Wärter schwer verletzt worden. Wie es weiter hieß, protestierten die Soldaten im Gefängnis von Kampala gegen ihre langfristige Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren.
WIESBADEN, 17. Februar (AFP). Innerhalb eines Jahres hat die Zahl der Ausländer in Deutschland um zehn Prozent zugenommen. Ende 1992 lebten knapp 6,5 Millionen Ausländer in der Bundesrepublik, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mit. Das sind 614 000 mehr als ein Jahr zuvor. Der Anstieg sei vor allem auf die gestiegene Zahl von Asylbewerbern zurückzuführen, berichtete das Bundesamt. Im vergangenen Jahr hatten 438 000 Flüchtlinge Asyl beantragt.
Der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung betrug acht Prozent. In den alten Bundesländern lebten 6,3 Millionen Ausländer, in den neuen Ländern 183 000. Die weitaus größte Gruppe stellten mit 1,85 Millionen die Türken, gefolgt von Menschen aus dem früheren Jugoslawien (916 000) und Italienern (558 000).
WASHINGTON/PORT-AU-PRINCE, 17. Februar (AFP). Der im Exil lebende haitianische Präsident Jean-Bertrand Aristide hat die Vereinten Nationen (UN) und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) aufgefordert, insgesamt 3000 Beobachter nach Haiti zu entsenden. Zugleich erklärte er sich zu einer internationalen Kontrolle Haitis bis zu den für 1996 vorgesehenen Wahlen bereit, wie seine Vertreter in Washington am Dienstag mitteilten. Nach ihren Angaben schrieb Aristide in Briefen an die Generalsekretäre von UN und OAS, Butros Butros-Ghali und Joao Baena Soares, daß für eine wirksame Tätigkeit in 300 haitianischen Ortschaften mindestens 3000 Beobachter erforderlich seien.
Ein Aufruf der Opposition Haitis zum Generalstreik, um der Forderung nach Rücktritt des Ministerpräsidenten Marc Bazin Nachdruck zu verleihen, wurde am Dienstag nur schwach befolgt.
REINHARD GÖHNER, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, ist von der Bundesregierung zum neuen Koordinator für die deutsche Luft- und Raumfahrtpolitik ernannt worden. Der 40jährige CDU-Politiker ersetzt Erich Riedl (CSU), der wegen seiner engen Beziehungen zur Industrie wiederholt ins Gerede gekommen war. Riedl war bei der Kabinettsumbildung als Staatssekretär im Wirtschaftsministerium entlassen worden. (AFP)
CHEMNITZ, 17. Februar (AFP/dpa). Mehrere tausend sächsische Metallarbeiter haben am Mittwoch nachmittag bei strömendem Regen in Chemnitz gegen einen Ausstieg der Arbeitgeber aus dem Tarifvertrag und gegen die "Solidarpakt"- Pläne der Bundesregierung demonstriert. Nach dem Scheitern des Revisionsverfahrens für die Metallindustrie in Sachsen forderten sie die Einhaltung des 1991 vereinbarten Stufenplans, der zum 1. April eine Anhebung ihrer Löhne um 26 Prozent von derzeit 71 auf 82 Prozent des West-Niveaus vorsieht.
"Der Tarifsprung ist nicht unverschämt, sondern unser gutes Recht", rief der Dresdner IG-Metall-Bezirksleiter Hasso Düvel den kämpferisch gestimmten Metallern zu. Die sächsischen Metall- Arbeitgeber wollten am Mittwoch abend auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über ihr weiteres Vorgehen nach der gescheiterten Schlichtung beraten.
Der vom Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME) ins Auge gefaßte Ausstieg aus dem Tarifvertrag würde den sozialen Frieden gefährde, warnte Düvel auf der Chemnitzer Kundgebung. Ein Arbeitskampf könne dann nicht mehr ausgeschlossen werden. Die Demonstranten forderten auf Plakaten und Transparenten die Auszahlung der Lohnerhöhung und den Erhalt der industriellen Kerne Ostdeutschlands.
Ein Ausstieg der ostdeutschen Arbeitgeber aus den geltenden Tarifverträgen würde das Einfallstor öffnen, die Tarifverträge auch im Westen auszuhebeln, meinte Düvel. Zu der Kundgebung war auch eine IG-Metall-Abordnung aus Augsburg angereist, um die Solidarität der westdeutschen Metaller mit ihren ostdeutschen Kollegen zu demonstrieren.
Die Demonstration soll nach Angaben der IG Metall den Auftakt bilden für weitere Kampfmaßnahmen, die bis zum Streik reichen könnten. Sollten die Arbeitgeber am Donnerstag ankündigen, den Lohnsprung nicht zu bezahlen, würden die Aktionen ausgeweitet, kündigte die Gewerkschaft an. Es könne durchaus zum "ersten ordentlichen Arbeitskampf" sächsischer Metaller seit der Weimarer Republik kommen, sagte Düvel.
BERLIN, 18. Februar (AFP). Die Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder beharren auf einer Aufnahme des Datenschutzes in das Grundgesetz. Die Ablehnung dieses Grundrechts durch die Verfassungskommission sei "unverständlich", sagte der Berliner Datenschutzbeauftragte Hansjürgen Garstka am Mittwoch zum Abschluß der zweitägigen Konferenz der Beauftragten in Berlin.
Die Verfassungsergänzung sei "unabdingbar". Nach den Erfahrungen mit dem Mißbrauch ihrer Datenschutzrechte in der DDR wäre dies für die Bürger der neuen Bundesländer ein "wichtiges Signal". In der gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat waren Anträge der SPD, von Bündnis 90/Grünen sowie des Landes Hessen auf Aufnahme des Datenschutzes in das Grundgesetz in der vorigen Woche abgelehnt worden.
Skeptisch äußerten sich die Datenschutzbeauftragten über die Pläne der Europäischen Gemeinschaft (EG), zur Kontrolle von Subventionen umfassende automatisierte Datensammlungen über alle Landwirte einzuführen. Das unter dem Stichwort "Gläserner Landwirt" bekannte Vorhaben sieht auch vor, die Anbauflächen per Satelliten zu überwachen.
Ablehnend stehen die Datenschützer auch der von den Innenministern der Länder angestrebten "Hooligan-Datei" über gewalttätige Sportfans gegenüber. Bei Krawallen könne die Polizei Maßnahmen gegen Störer auch ohne Zugriff auf eine derartige Datei treffen.
Der Gesetzentwurf zum Umweltinformationsgesetz, der auf der Grundlage der entsprechenden EG-Richtlinie jedem Bürger freien Zugang zu Umweltdaten gewähren soll, müsse zügig zum Abschluß gebracht werden. Die Informationsfreiheit sei ein "wesentlicher Beitrag zu größerer Transparenz des Verwaltungshandelns", forderten die Datenschutzbeauftragten. Die EG-Richtlinie hätte eigentlich bereits zum 1. Januar umgesetzt werden müssen. Bisher liegt jedoch lediglich ein Referentenentwurf des Bundesumweltministeriums vor, der auf Widerstand in anderen Ressorts stößt.
WASHINGTON. Der US-amerikanische Tänzer, Regisseur und Choreograph Lester Wilson ist in Los Angeles im Alter von 51 Jahren einem Herzanfall erlegen. Berühmt wurde er zumal durch den Travolta-Film "Saturday Night Fever". Der auf Jamaika geborene Wilson spielte in London zusammen mit Sammy Davis jr. in "Golden Boy", in Paris inszenierte er 1967 "The Young Americans" mit Liza Minelli und Johnny Halliday. AFP
Kurz gemeldet: Unesco verurteilt Urteil gegen Rushdie
PARIS, 18. Februar (AFP). Unesco-Generaldirektor Frederico Mayor hat die iranische Todesdrohung gegen den anglo- indischen Schriftsteller Salman Rushdie scharf verurteilt. "Jede Drohung dieser Art gegen Rushdie ist unerträglich", sagte Mayor in einem anläßlich des vierten Jahrestags des "Todesurteils" in Paris veröffentlichten Appell. Staudamm-Streit soll vor Gericht BRÜSSEL, 18. Februar (AP). Angesichts des Scheiterns der neuen Verhandlungsrunde über den umstrittenen Donau-Staudamm bei Gabcikovo hat die EG-Kommission Ungarn und die Slowakei aufgerufen, ihren Streit unverzüglich vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu bringen. Zusammenarbeit bei Rüstung RIAD, 18. Februar (AP). Die Verteidigungsminister von Saudi-Arabien und Italien, Prinz Sultan und Salvo Ando, haben am Donnerstag ein Rahmenabkommen zur Zusammenarbeit bei Rüstungsprojekten unterzeichnet. Mongolei wählt Präsidenten ULAN BATOR, 18. Februar (AFP). In der Mongolei sollen im Juni erstmals allgemeine und direkte Präsidentschaftswahlen stattfinden, teilte ein Sprecher des mongolischen Außenministeriums in der Hauptstadt Ulan Bator mit. Gewerkschafter in Kuba verhaftet HAVANNA, 18. Februar (dpa). Die verbotene Gewerkschaftsunion Kubanischer Arbeiter (USTC) hat von der Regierung die sofortige Freilassung ihres Vorsitzenden Rafael Gutierrez Santos verlangt, der am 6. Februar festgenommen worden war.
DORTMUND/DUISBURG, 17. Februar (AFP/Reuter). Mehrere tausend Stahlarbeiter haben am Mittwoch abend in Dortmund und Duisburg-Rheinhausen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Zum Auftakt einer "Nacht der 1000 Feuer" setzte sich in Dortmund ein Sternmarsch von über 8000 Mitarbeitern der Hoesch AG zur Bundesstraße 1 in Bewegung, einer der Hauptverkehrsadern des Ruhrgebiets, um diese bis zum Donnerstag morgen zu blockieren. In Duisburg formierten sich mehrere hundert Belegschaftsmitglieder des Krupp-Stahlwerks Rheinhausen zu einem Fackelzug zur benachbarten Rheinbrücke.
Mit beiden Protestaktionen wollen die Stahlkocher den Verlust mehrerer tausend Arbeitsplätze im Ruhrgebiet verhindern. Der Krupp-Hoesch-Konzern hatte in der vergangenen Woche angekündigt, einen der beiden Stahlstandorte stillzulegen, hatte sich aber noch nicht auf einen bestimmten Standort festgelegt. Die Entscheidung hierüber soll noch in diesem Monat fallen.
In drei Marschsäulen zogen die Dortmunder Hoesch-Mitarbeiter am Abend von der Westfalenhütte sowie den Werken "Phoenix" und "Union" zur B 1 in der östlichen Innenstadt. Die Verkehrsblokkade solle verdeutlichen, daß der Stadt ohne die Hoesch AG der wirtschaftliche Stillstand drohe, sagte ein Betriebsratssprecher. Zur Teilnahme an der Aktion hatten unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Dortmunds Oberbürgermeister Günter Samtlebe (SPD) und die örtliche SPD aufgerufen. Die Polizei sperrte die B 1 im Dortmunder Stadtgebiet ab, der Durchgangsverkehr wurde umgeleitet.
Die demonstrierenden Stahlkocher fordern Zukunftskonzepte von den Unternehmensvorständen wie eine nationale Stahlkonferenz der Bundesregierung. Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor wies Kritik an der Entscheidung der Polizeibehörden, die Straßenblockaden nicht zu untersagen, zurück. Es sei richtig, in diesem Fall der Demonstrationsfreiheit Vorrang vor den Interessen des Straßenverkehrs einzuräumen. Die ohnehin aufgeheizte Atmosphäre dürfe nicht noch durch ein Verbot weiter verschlechtert werden.
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JERUSALEM. Der israelische Filmregisseur Amos Gutman ist im Alter von 39 Jahren an den Folgen der Immunschwäche Aids gestorben. Der Absolvent der Filmhochschule von Ramat Gan bei Tel Aviv galt als einer der vielversprechendsten Regisseure des Landes. Mehrere seiner Kurzfilme, wie "Am sicheren Ort" oder "Infiziert", fanden internationale Beachtung. Gutmans letzter Film, "Wunderbare Verschwendung", wurde auf dem Jerusalemer Festival ausgezeichnet. AFP
Chefredakteur in Kenia verhaftet
NAIROBI, 18. Februar (AFP). In Kenia ist erneut ein Chefredakteur wegen regierungskritischer Publikationen festgenommen worden. Jamlick Miano, Chefredakteur des Kirchenblattes Watchman, wird der Volksverhetzung beschuldigt, wie am Mittwoch aus Korrespondentenkreisen zu erfahren war. In dem Blatt war ein Artikel über Präsident Daniel arap Moi erschienen, mit der Überschrift "Moi, des Teufels Peitsche auf dem Rücken der Kenianer". Bereits am Sonntag hatte die Regierung Exemplare des Watchman und der Wochenzeitung The People beschlagnahmen lassen. Wie in Korrespondentenkreisen weiter berichtet wurde, wies das Gericht mögliche Kautionsgesuche Mianos im voraus ab: Miano verdiene keine Kaution, denn er habe bereits im vergangenen Jahr in einem anderen Kirchenblatt einen regierungsfeindlichen Artikel veröffentlicht. Anfang Februar war bereits der Chefredakteur des Wochenblattes Finance, Njehu Gatabaki, festgenommen worden. Die Zeitung hatte behauptet, Mois Familie habe mehrere Millionen Dollar in einer Londoner Bank deponiert. Auch Gatabaki war die Kaution verwehrt worden. Er ist weiterhin in Haft.
GIESSEN / DRESDEN, 17. Februar (lhe). Eine zehnköpfige Autoschieberbande ist von der Polizei in Gießen und Dresden ermittelt worden. Zwei aus Gießen und Biebertal stammende Autodiebe sitzen in U-Haft. Sechs ihrer als Zwischenhändler eingesetzten acht Komplizen aus Dresden seien wieder auf freiem Fuß. Die zehn 20 bis 23 Jahre alten Männer stehen im Verdacht, seit Sommer 1992 rund 30 Autos der höheren Preisklassen aus Autohäusern im Gießener Raum gestohlen und über Sachsen in ehemalige Ostblockstaaten verschoben zu haben. Der von ihnen verursachte Gesamtschaden wird von der Polizei auf rund eine Million Mark geschätzt. Bei Wohnungsdurchsuchungen fand die Polizei gestohlene Autokennzeichen, Blanko-Kraftfahrzeugscheine, TÜV-Plaketten auch gestohlene Mobiltelefone.
Feuerwache wurde Nachtquartier Wegen eines Kellerbrandes mußten 16 Bewohner eines Mehrfamilienhauses in Pfungstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) die Nacht zum Mittwoch in der Feuerwache verbringen. Erst am Morgen konnten sie in ihre Wohnungen zurück, teilte die Polizei mit. Bei dem Feuer entstand ein Schaden von 80 000 Mark, verletzt wurde niemand. Die Polizei schließt Brandstiftung nicht aus.
WETZLAR. Bei dem Versuch, einem Lastwagenfahrer beim Rangieren eines abgekoppelten Hängers in Herborn-Burg (Lahn-Dill-Kreis) zu helfen, ist ein 60 Jahre alter Rentner am Mittwoch tödlich verunglückt. Der Chauffeur werde mit einem Verfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung rechnen müssen, teilte die Polizei mit.
Der aus Krefeld stammende Lastwagenfahrer hatte sich, wie die Polizei berichtete, in Herborn verfahren. Nachdem der Lastzug einen Laternenmast beschädigt und sich in einer engen Dorfstraße festgefahren hatte, erbot sich der Rentner, dem Fahrer zu helfen. Der Chauffeur koppelte den Hänger ab und versuchte zusammen mit dem Rentner, den 3,7 Tonnen schweren Hänger an der Deichsel in eine günstigere Position zu ziehen.
Das mißlang auf der abschüssigen Straße. Der Fahrer stürzte, der Hänger geriet ins Rollen, und der Rentner wurde zwischen Hänger und Lastwagen zu Tode gequetscht. lhe
DARMSTADT. Ein falscher Kriminalbeamter hat einer 95jährigen Darmstädterin am Dienstag 26 000 Mark gestohlen, die sie unter einem Teppich versteckt hatte. Wie die Polizei am Mittwoch mitteilte, wurde die Rentnerin dabei das Opfer eines Trios von Trickdieben.
Zunächst hatte eine junge Frau die gerade vom Einkaufen heimkehrende Rentnerin an ihrer Wohnungstür angesprochen, wurde von der 95jährigen jedoch abgewimmelt. Eine Stunde später klingelte ein junger Mann und stellte sich als Kripobeamter vor, der gegen die junge Frau ermittle und nun "überprüfen" müsse, ob aus der Wohnung etwas gestohlen worden sei.
Dabei zeigte ihm die 95jährige ihr unter dem Teppich verstecktes Geld. In diesem Moment klingelte der dritte Trickdieb, gab sich als Fahrer des "Kripobeamten" aus und verwickelte die 95jährige in ein Gespräch, das der Komplize zum Einpacken des Geldes nutzte. lhe
FRANKENBERG. Das Stoelcker-Werk in Frankenberg, in dem Stühle und Bänke hergestellt werden, hat Konkurs angemeldet. 125 Arbeiter sind damit im Kreis Waldeck-Frankenberg von Arbeitslosigkeit bedroht. Wie der Sequester Fritz Westhelle erklärte, stehe die Firma bei den Banken mit rund drei Millionen Mark in der Kreide. Zur Zeit werde noch gearbeitet, um restliche Aufträge zu erfüllen. Ziel sei es, einen Teil der Firma zu retten. lhe
HANAU. Der nach Südamerika geflohene Hanauer Zahnarzt Wilhelm W., der in seiner Praxis Patienten ausgehorcht und dann Einbruchtrupps losgeschickt haben soll, ist in Rio de Janeiro festgenommen worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft Hanau mit. Man hoffe auf baldige Auslieferung des Mannes durch die brasilianischen Behörden, hieß es.
Der 46jährige Zahnarzt unterhielt früher eine gutgehende Praxis in Hanau, war Liebhaber von schnellen Sportwagen und begeisterter Großwildjäger. In seiner Praxis soll er reiche Kunden ausgehorcht haben und dann gezielt Einbruchtrupps in deren Häuser geschickt haben. Im Sommer 1986 sollte sich der 46jährige wegen Anstiftung zum schweren Diebstahl vor einer Strafkammer in Hanau verantworten. Er erschien jedoch nicht zum Termin, sondern ging auf Jagd.
Später tauchte der Mann unter. Nach Berichten einer deutschen Illustrierten soll er auf Sri Lanka einen schwunghaften Babyhandel betrieben haben. 1989 entdeckten ihn die Fahnder des Bundeskriminalamtes in Argentinien. Er wurde festgenommen.
Doch statt der beantragten Auslieferung wurde der Mann freigelassen und tauchte aufs neue unter. Während seiner Flucht hat der Zahnarzt zwei- möglicherweise sogar dreimal geheiratet. lhe
KASSEL. Wegen fortgesetzter Bestechlichkeit, Untreue und Vorteilsnahme wird sich ein früherer Mitarbeiter des Hessischen Straßenbauamtes Kassel vor Gericht verantworten müssen. Der im Herbst aus dem Amt ausgeschiedene technische Angestellte hat nach Darstellung der Staatsanwaltschaft bestimmte Firmen beim Einholen von Kostenvoranschlägen für Lärmschutzmaßnahmen begünstigt. Als Gegenleistung soll er dafür Bargeldbeträge bis zu 10 000 Mark zum Kauf eines Autos sowie Baumaterial und andere Waren - von Teppichböden und Tapeten über ein Garagentor bis hin zur Duschkabine - erhalten haben.
Der Mann hatte im Bereich "passiver Lärmschutz" die Aufgabe, mit Anliegern, die wegen Straßenlärms unter die Voraussetzungen des Schallschutzes fallen, Art und Umfang beispielsweise von Fenstereinbauten festzulegen und die Anlieger auf entsprechende Antragsmöglichkeiten hinzuweisen.
Beim Einholen von zwei Kostenvoranschlägen soll er dann bestimmte Firmen empfohlen und auch als billigsten Bieter akzeptiert haben - im Wissen, daß die vorgelegten Vergleichsangebote keine reale Grundlage gehabt hätten, sondern von dem Anbieter selbst ausgefüllt worden seien, wie dies vielfach üblich sei.
Die Firmen sollen dafür im Eigenheim des Angeklagten Einbauten ausgeführt und ihm gestattet haben, bei Holz- und Baufirmen unentgeltlich Baumaterial und anderes zu kaufen. lhe
DARMSTADT. Autofahrer mit ernsten Alkoholproblemen können dank geeigneter Kurse wieder zu sicheren Verkehrsteilnehmern werden und ihren Führerschein wiedererlangen. Diese Bilanz seines seit drei Jahren laufenden Programms zog in Darmstadt der hessische Bund alkoholfrei lebender Kraftfahrer (BAK).
Bisher hätten, meist nach einer fehlgeschlagenen medizinisch-psychologischen Untersuchung, etwa 220 Kraftfahrer die Kurse absolviert, rund 70 Prozent hätten ihre Fahrerlaubnis zurückerhalten. Wegen dieses Erfolges dehnt der BAK seine Kurse vom Rhein-Main-Gebiet auf Darmstadt aus.
Der BAK setzt bei seiner acht Doppelstunden umfassenden Schulung nach eigenen Angaben auf "ideologiefreie" Aufklärung ohne moralisierende Belehrung. In einem anschließenden Gesprächskreis sollen die Teilnehmer die Rolle des Alkohols in ihrem eigenen Leben verstehen und über ihren Umgang mit der Droge nachdenken.
Laut BAK gehen von den jährlich 11 000 Verkehrstoten in Deutschland knapp 2000 auf das Konto des Alkohols, außerdem vier von fünf entzogenen Führerscheinen. lhe
WARSCHAU, 17. Februar (KNA). Die katholische Kirche in Polen hat nach einer jüngsten Meinungsumfrage in einem bislang nicht dagewesenen Ausmaß an Ansehen verloren: Nur noch 41 Prozent der Bevölkerung unterstützen die Kirche, 46 Prozent erklärten sich als höchst unzufrieden. Dies geht aus einer am Dienstag in Warschau veröffentlichten Umfrage des staatlichen Meinungsforschungsinstituts CBOS hervor.
Seit dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft 1989 hat die katholische Kirche in Polen steigende Kritik hinnehmen müssen. Im Vergleich zur letzten Umfrage im November 1992 sank die Zustimmung für die Kirche um vier Prozent. Bei der jüngsten Befragung erhielten die Armee und die Polizei wiederum große Zustimmung; 76 Prozent der Befragten erklärten, sie seien mit dem Militär zufrieden, 67 gaben dies für die Polizei an.
BONN, 19. Februar (KNA). Die "Initiative Kirche von unten" (IKvu) hat die katholische und die evangelische Kirche aufgefordert, gegen den von der Regierungskoalition und der SPD ausgehandelten "Asylkompromiß" aktiv zu werden. "Die Kirchen müssen damit beginnen, diesen Konflikt an der Seite der Flüchtlinge auszutragen, wollen sie nicht jeden Rest an Glaubwürdigkeit verlieren", schrieb die Initiative. Im Falle seiner Umsetzung würde der Kompromiß "das Asylrecht in seiner Substanz aushöhlen", eine Grundgesetzänderung würde "diese Gesellschaft und diesen Staat grundlegend verändern".
Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen gegen die Frankfurter Juso-Hochschulgruppe wegen deren Text "Katholikenproblem lösen!" eingestellt. Bei dem Text handele es sich um eine "deutlich erkennbare" Satire, begründete die Staatsanwaltschaft am Mittwoch ihre Entscheidung. Sie wies darauf hin, daß bislang acht Anzeigen in Sachen Juso- Text bei ihr eingegangen seien, die auf Beleidigung, Volksverhetzung und Verunglimpfung von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften lauteten. kna
FRANKFURT A. M. Das Auswärtige Amt und die Schweizer Kulturstiftung "Pro Helvetia" haben insgesamt 130 000 Mark bereitgestellt, um Übersetzungen von Literatur aus der Dritten Welt ins Deutsche zu ermöglichen. Der Vergabe- Ausschuß bewilligte jetzt Zuschüsse zu 15 Büchern, wie die Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika in Frankfurt a. M. mitteilte. Gefördert werden deutsche Ausgaben von Werken von Rachid Boudjedra (Algerien), Amadou Hampate Ba (Mali), Jesus Diaz und Miguel Barnet (Kuba) sowie Feng Jicai (China), Audre Lorde (Jungfraueninseln), Emil Habibi (Palästina) und Nagib Machfus (Ägypten). Als deutsche Erstveröffentlichungen werden Werke unterstützt von Roberto Juarroz aus Argentinien, David Dabydeen aus Guyana, Jesus Gardea aus Mexiko, Abdelwahab Meddeb aus Tunesien sowie Leila S. Chudori und Y.B. Mangunwijaya aus Indonesien. Gefördert wird ferner eine Anthologie mexikanischer Theaterstücke.
Das Auswärtige Amt und die Schweizer Stiftung haben für das in Europa einmalige Kulturaustauschprogramm in diesem Jahr weitere Mittel in Aussicht gestellt, über die im Sommer entschieden werden soll. Seit 1984 hat das Auswärtige Amt 125 Übersetzungen von Literatur aus dem Süden der Welt gefördert, wobei Autoren aus Südostasien und der arabischen Welt im Vordergrund standen. "Pro Helvetia" beteiligt sich in diesem Jahr zum ersten Mal. epd
ELLWANGEN, 18. Februar (epd). Das letzte Wort in den Verfahren um die Mutlanger Anti-Raketen-Blockaden ist noch nicht gesprochen. Gegen die kürzlich vom Landgericht Ellwangen verfügte Einstellung dieser Prozesse hat jetzt die Ellwanger Staatsanwaltschaft Beschwerde beim Stuttgarter Oberlandesgericht eingelegt. Von dessen Beschluß wird es abhängen, ob die noch offenen rund 150 Verfahren verhandelt werden müssen.
CHARASJAB, 17. Februar (Reuter). Der afghanische Rebellenchef Gulbuddin Hekmatjar hat sich bereit erklärt, die schweren Waffen seiner Hesb-i-Islami- Miliz an eine künftige Regierung auszuhändigen, die für alle Konfliktparteien akzeptabel sei.
Hekmatjar sagte am Dienstag, er sei bereit, jeden Politiker als Chef einer solchen Regierung anzuerkennen, außer dem jetzigen Staatspräsidenten Burhanuddin Rabbani. Er forderte die Einsetzung einer Übergangs-Regierung für ein Jahr und anschließend die Abhaltung von Wahlen. Krieg führen wolle er nicht, bekräftigte der Rebellenchef.
Ungeachtet einer am Sonntag unter Vermittlung Pakistans vereinbarten Feuerpause gab es unterdessen im Süden der Hauptstadt Kabul wieder Artillerie- und Raketengefechte. Ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums beschuldigte die Hesb-i-Islami, die Waffenstillstands-Vereinbarung verletzt zu haben.
NEW YORK, 17. Februar (Reuter). Die von US-Präsident Bill Clinton angekündigte Gesundheitsreform erfordert nach einem Bericht der New York Times zusätzliche Ausgaben von jährlich bis zu 90 Milliarden Dollar (rund 140 Milliarden Mark). Wie das Blatt in seiner Mittwoch- Ausgabe unter Berufung auf vertrauliche Regierungspapiere berichtete, erwägt die Regierung unter anderem die Erhebung von Steuern auf Versicherungsprämien, Alkohol und Tabak. Clinton hat versprochen, allen US-Bürgern Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung zu verschaffen.Toter bei Anschlag auf ägyptischen Bus
ASSIUT, 17. Februar (Reuter). Bei dem Anschlag vermutlich moslemischer Fundamentalisten auf eine deutsche Touristengruppe am Dienstag in Oberägypten ist nach Angaben aus Sicherheitskreisen einer der Attentäter ums Leben gekommen. Wie es am Mittwoch weiter hieß, hatte sich die Polizei, die die 100köpfige Touristengruppe begleitete, ein 30minütiges Feuergefecht mit den beiden Angreifern geliefert. Anschließend sei einer der Angreifer verwundet aufgefunden worden. Er sei später gestorben.
ALGIER, 17. Februar (Reuter). Die algerische Polizei hat bei der Stadt Bouira, 115 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Algier, sechs moslemische Fundamentalisten erschossen. Die Polizei berichtete am Mittwoch in Algier, die sechs Radikalen seien seit vier Wochen wegen Waffendiebstahls gesucht worden. Man habe insgesamt 13 Gewehre und auch Munition sichergestellt, teilte die Polizei weiter mit. Bereits am Dienstag hatte das staatliche Fernsehen Bilder von Hunderten erbeuteter Schußwaffen gezeigt. Im Zusammenhang damit seien fast 700 Menschen festgenommen worden, meldete das Fernsehen.
BONN (rtr). Für eine weitere Leitzinssenkung sieht der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) vorerst keinen Spielraum. Wenn aber die Finanz- und Lohnpolitik die Voraussetzungen schaffe, könnte die Bundesbank "im Frühjahr möglicherweise die Leitzinsen senken", schreibt die Organisation des genossenschaftlichen Kreditgewerbes in ihrem Konjunkturbericht. Derzeit seien mit einer Inflationsrate von 4,4 Prozent und einer immer noch nicht überzeugenden Konsolidierungsstrategie in Bonn die Voraussetzungen für eine erneute Lockerung der Geldpolitik nicht erfüllt.
Eine vorzeitige Leitzinssenkung würde international zu Zweifeln an der Stabilität der Mark führen, warnen die BVR- Volkswirte. Die weitgehend geräuschlose Lockerung der Geldpolitik habe das internationale Vertrauen in den stabilitätsorientierten Kurs der Bundesbank erhalten. Dadurch sei der kräftige Rückgang der Kapitalmarktzinsen auf den niedrigsten Stand seit dreieinhalb Jahren möglich geworden. Den Tarifabschluß im öffentlichen Dienst nennt der BVR beispielhaft. In der Diskussion über den "Solidarpakt" fordert er mit "durchgreifenden Maßnahmen" ein rasches Ende.
Im Europäischen Währungssystem (EWS) hört die Organisation noch einen "Sprengsatz ticken", wenn sich Erwartungen auf weitere deutsche Zinssenkungen nicht erfüllten.
SAARBRÜCKEN (rtr/FR). Für die Korrektur falsch ausgestellter Formulare zur Freistellung vom Zinsabschlag dürften die Bankkunden künftig zur Kasse gebeten werden. Zehn bis 15 Mark, so Vorstandsmitglied Bernd Rodewald vom Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken, könnten für die Nachbearbeitung der Aufträge in Rechnung gestellt werden. Im Saarländischen Rundfunk beklagte er, daß jeder dritte der rund 20 Millionen bei den Kreditgenossen eingereichten Bögen falsch ausgefüllt sei.
Den Aufwand für die Bearbeitung aller Freistellungsaufträge im gesamten Geldgewerbe veranschlagt Rodewald auf mehr als 2,8 Milliarden Mark. Ein erheblicher Kostenfaktor sei die Beratung über den Zinsabschlag, die bei den einzelnen Kunden jeweils 20 bis 25 Minuten beanspruche. Die Geldhäuser müßten in erheblichem Umfang Personal für diese Aufgaben abstellen und zusätzlich Hilfskräfte beschäftigen. Rodewald kritisiert, daß die Kreditinstitute bei der neuen Zinsbesteuerung "als Zahlstellen für den Staat" fungieren müßten.
BERLIN, 17. Februar (Reuter). Nach nur wenigen Minuten Prozeßdauer hat das Amtsgericht Berlin-Tiergarten ein Verfahren um eine verbrannten Hakenkreuzfahne wegen Geringfügigkeit eingestellt. Die Schuld der 19- bis 31jährigen, die sich zur Gruppe der Spartakisten zählen, sei als gering anzusehen, sagte ein Amtsrichter am Mittwoch. Die vier Angeklagten hatten im Sommer 1992 eine Hakenkreuzfahne, die die Ostberliner Akademie der Künste für eine Ausstellung an ihre Hauswand gehängt hatte, abgenommen und verbrannt. Inzwischen zog auch die Akademie der Künste ihre Anzeige wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung zurück.
Vor Gericht erklärten die vier Angeklagten, sie seien stolz auf ihre Tat und würden sie jeder Zeit wiederholen. Ein Hakenkreuz könne in dieser Zeit kein Kunstgegenstand sein, auch nicht, wenn dabei abgeschreckt werden solle. Vor Beginn der Verhandlung hatten vor dem Gerichtssaal etwa 35 Demonstranten die Einstellung des Verfahrens gefordert.
BONN, 17. Februar (Reuter). Die industrialisierte Landwirtschaft ist nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) einer der wichtigsten Wasserverschmutzer. In einem am Mittwoch vorgestellten "Kritischen Agrarbericht" heißt es, der Pestizideinsatz in der Landwirtschaft habe sich in den letzten 30 Jahren verdreifacht. In weiten Teilen der Bundesrepublik sei die Nitratkonzentration im Trinkwasser infolge von Stickstoffdüngung bereits gesundheitsgefährdend. Die Autoren werten ihren Bericht als "längst überfällige ehrliche Antwort auf den offiziell-rosaroten Agrarbericht der Bundesregierung". Immer höher stiegen auch die gesellschaftlichen Folgekosten, erläuterte BUND-Landwirtschaftsexperte Andreas Krug. So gäben die Wasserwerke bereits heute 260 Millionen Mark pro Jahr aus, um das Trinkwasser von Pestizidrückständen zu reinigen.
FRANKFURT A. M. (FR). Die deutschen Aktienbörsen ließen sich von dem Kursrutsch in New York nicht nachhaltig beeindrucken. Die Reaktionen auf Wall Street fielen gestern eher moderat aus. Der Deutsche Aktienindex (Dax) blieb in Frankfurt nicht an seinem Tagestiefststand von 1645,68 Punkten kleben, sondern machte im Verlauf der Handelszeit Boden gut und ging mit einem Minus von 10,96 bei 1653,26 Zählern aus dem Rennen.
Den Kursrutsch in New York hatte US- Präsident Bill Clinton mit seiner Ankündigung umfangreicher Steuererhöhungen ausgelöst. Händler auf dem Frankfurter Parkett erklärten, die ersten Reaktionen der deutschen Aktien seien übertrieben gewesen. Der Markt habe sich bereits zur Eröffnung wieder leicht erholt. "Der positive Unterton ist noch immer da, auch wenn wir bis 1620 Dax-Punkte konsolidieren. Auf diesem Niveau werden viele die Chance nutzen, einzusteigen", sagte ein Börsianer. Die Schwäche der Wall Street basiere auf "hausgemachten Problemen", und eine Konsolidierung sei "hier wie dort" längst überfällig.
Auf dem Kurszettel stachen die Abschläge bei Standardwerten heraus. Deutsche Bank büßten 6,50 Mark ein, Daimler waren um 6,90 Mark gebremst. Bis 2,30 Mark (Bayer) reichten die Rücknahmen in der Großchemie.
Am Rentenmarkt bestimmten bei öffentlichen Anleihen Kurssteigerungen bis 0,50 Mark das Bild. Die Durchschnittsrendite sank auf 6,75 (6,80) Prozent, den niedrigsten Stand seit dem 8. August 1989. Die Bundesbank gab Titel für 530,2 Millionen Mark ab.
WARSCHAU/HAMBURG, 17. Februar (Reuter/AP/eh). Die polnische Regierungschefin Hanna Suchocka zeigt sich in der deutsch-polnischen Asyldebatte kompromißbereit. Ihr Land sei jetzt bereit, eine Vereinbarung über die Rücknahme von Asylbewerbern zu treffen, die in Deutschland nicht anerkannt würden. Die mehreren zehntausend vor der Unterzeichnung eines solchen Abkommens bereits abgelehnten Asylbewerber, die sogenannten "Altfälle", könne Polen jedoch nicht zurücknehmen, sagte sie am Mittwoch dem ZDF in Warschau. Die knappen polnischen Finanzen erlaubten dies nicht. "Ich denke, daß wir eine Lösung für die Zukunft finden, aber nicht für die Vergangenheit", hob Suchocka hervor.
Die Regierungschefin verwies auch auf die polnischen Bemühungen, den Zustrom von Armutsflüchtlingen und Arbeitsuchenden ins Land zu kanalisieren. Bislang wolle man allerdings keine Visapflicht für Bürger anderer Staaten Ost- und Mitteleuropas einführen, sondern die Einladungsvorschriften für polnische Gastgeber verschärfen. Diese Entscheidung werde womöglich im März fallen. Der polnische Präsident Lech Walesa vertrat die Ansicht, die Probleme beim Zuzug von Asylbewerbern ließen sich nur in enger Zusammenarbeit aller Staaten lösen. In der Wochenzeitung Die Zeit schrieb Walesa, alle wollten offene Grenzen und den freien Verkehr von Ideen und Menschen, "aber wir wissen auch, daß eine solche Entwicklung vorbereitet werden muß". Eine Öffnung "ohne den Ausgleich von wirtschaftlichen und anderen Unterschieden halten wir einfach nicht aus". Polen sei auf ein derart großes Problem noch nicht vorbereitet. Auf keinen Fall dürften in dem allzulang geteilten Europa - "wenngleich aus völlig anderen Gründen" - neue Mauern aufgebaut werden, meinte Walesa.
Der Warschauer Innenminister Andrzej Milczanowski gab sich polnischen Zeitungsberichten zufolge optimistisch, daß ein bilateraler Vertrag über die Rücknahme von Flüchtlingen noch vor der Verabschiedung der neuen Asylgesetze im Bundestag, die im April geplant ist, geschlossen werden könne.
BONN (rtr/FR). Mit ihrem Beschluß zur Bahnreform hat die Bonner Regierung nach den Worten von Verkehrsminister Günther Krause "eine der größten Unternehmenssanierungen in der deutschen Wirtschaft" eingeleitet. Der CDU- Politiker betonte im Anschluß an die Kabinettssitzung, nach der Umwandlung von Reichs- und Bundesbahn in eine Deutsche Bahn AG (DBAG) zum 1. Januar 1994 sei es das Ziel, im Jahr 2002 "drei selbständige, möglichst sehr gesunde Aktiengesellschaften" für das Schienennetz, den Personen- und den Güterverkehr zu haben.
Die Gesetzentwürfe sehen die Zusammenlegung von Bundes- und Reichsbahn zum Bundeseisenbahnvermögen (BEV), die Entschuldung der Unternehmen und die Gründung der DBAG vor. Das Paket mit der Umformulierung des Verfassungsartikels 87 und einem Artikel-Gesetz zur Neuordnung des Bahnwesens unter Änderung von etwa 130 anderen Paragraphenwerken, soll bis zum Herbst Bundestag und Bundesrat passieren.
Krause zufolge schafft das Vorhaben die Grundlage für einen von Altlasten befreiten Neuanfang der Bahn, die in den nächsten 20 Jahren ihren Anteil am Verkehrsmarkt verdoppeln solle. Außerdem würden dem Steuerzahler rund 105 Milliarden Mark bis zum Jahr 2002 erspart. Zugleich müsse der Schuldenberg der Bahn in einer Finanzreform abgebaut werden. Er sei sich mit seinem Kollegen Theo Waigel einig, daß dafür im nächsten Jahr acht Milliarden Mark mehr in den Bundesetat fließen müßten, um allein den Zinsendienst von bis zu sechs Milliarden Mark pro anno erfüllen zu können. Eine Arbeitsgruppe der Koalition soll bis zum 3. März Vorschläge für Mehreinnahmen über eine Autobahngebühr oder eine Mineralölsteuererhöhung ausarbeiten.
Die Bahn AG wird nach der Absicht der Regierung zunächst in Sparten für das Schienennetz, den Personen- und den Güterverkehr gegliedert, um von 1996/97 an in drei Aktiengesellschaften unter dem Dach einer Holding überzugehen. 2002 würde die Holding dann wegfallen, und Netz-, Personen- sowie Güter-Gesellschaft sollen selbständig mit dem dann verteuerten Straßenverkehr konkurrieren können.
Das Paket enthält unter anderem die Öffnung des Schienennetzes für Dritte, die Einführung des Bestellerprinzips für gemeinwirtschaftliche Leistungen anstelle der Subventionierung wie auch die Verlagerung der Auf- und Ausgabenverantwortung für den Schienenpersonennahverkehr auf die Länder. Dazu erklärte Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD), die Länder würden dem Vorhaben nur zustimmen, wenn der Bund ihnen den "vollen Finanzausgleich" für ihre neuen Zuständigkeiten gewähre. Mit dem Versuch, "die Kosten auf die Länder abzuschieben", würden die Weichen "gegen den öffentlichen Personennahverkehr" gestellt. Die bisher getrennt geführten "Sondervermögen" Bundes- und Reichsbahn mit einem Schuldenberg von 70 Milliarden Mark Ende des Jahres werden zum Bundeseisenbahnvermögen (BEV) zusammengefaßt. Es soll sowohl die 200 000 bahneigenen Wohnungen als auch die in den Innenstädten gelegenen lukrativen, für die Bahn aber entbehrlichen Grundstücke verwalten. Das BEV wird auch Beamte an DBAG "ausleihen". Krause versicherte, daß die gegenwärtig 380 000 Eisenbahner um einen Arbeitsplatz nicht bangen müßten, wenn sie flexibel seien.
Neben der Behörde BEV wird es eine zweite, ein Eisenbahn-Bundesamt, geben. Es soll den Verkehr anderer Gesellschaften auf dem Schienennetz genehmigen und beaufsichtigen (etwa nach Art der Zulassungsbehörde im Straßenverkehr). Krause favorisiert Bonn als Sitz dieser beiden Ämter.
Der SPD-Verkehrsexperte Klaus Daubertshäuser meinte, daß die vorgelegten Gesetzentwürfe für die Sozialdemokraten so nicht zustimmungsfähig seien. Das Parlament werde nun "Schwerstarbeit" leisten müssen, um die Reform in eine Fassung zu bringen, die eine Verabschiedung erlaube. Der Bahn-Vorstand äußerte seine Hoffnung auf eine "zügige Beratung und Verabschiedung" des Gesetzentwurfes.Jelzin lenkt ein
MOSKAU, 17. Februar (Reuter/D). Rußlands Präsident Boris Jelzin hat sich mit seinem Widersacher, Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow, im Kampf um die Machtverteilung im Lande zunächst geeinigt. Vize-Ministerpräsident Sergej Schachrai sagte am Mittwoch in Moskau, Jelzin und Chasbulatow hätten sich auf die Bildung einer paritätisch besetzten Sonderkommission geeinigt, die binnen zehn Tagen den Entwurf für eine Verfassungsreform ausarbeiten soll.
Die Verfassungsreform soll den Machtkampf zwischen Exekutive und Legislative beilegen. Jelzins Vorstellungen zufolge soll darüber im März der Kongreß der Volksdeputierten auf einer Sondersitzung entscheiden. Die Vertreter Chasbulatows äußerten sich nicht zu dem Vorschlag.
Wie Schachrai weiter berichtete, hat Jelzin noch nicht endgültig darüber entschieden, ob das für den 11. April geplante Verfassungs-Referendum tatsächlich stattfinden soll. Jelzin hatte die Volksabstimmung unter dem Druck der Reformgegner anberaumt.
DÜSSELDORF (rtr). Die Konzerne Krupp, Thyssen und Saarstahl haben einen neuen Anlauf zu einer Zusammenarbeit gestartet. Marktführer Thyssen Stahl und der Branchenzweite Krupp Stahl berichten über Kooperationsgespräche für das besonders verlustträchtige Profilstahlgeschäft. Dritter im Bunde bei den Gesprächen sei Saarstahl. Dabei gehe es darum, durch Arbeitsteilung und einen Programmaustausch niedrigere Kosten zu erreichen. Ob es bei erfolgreichem Abschluß zu einer "Profilstahl- Ehe" kommen könnte, wie Ruhrgebiets- Zeitungen mutmaßten, vermochten Sprecher von Thyssen und Krupp nicht zu sagen. Dies sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu beurteilen.
Kooperationsgespräche über Profilstahl, also Langprodukte wie Draht, Halbzeug und Stabstahl, waren in der Vergangenheit verschiedentlich geführt worden. Auch Krupp und Thyssen hatten bereits verhandelt, doch zog der Branchenprimus zunächst eine interne Fusion seiner Sparten Stahl und Edelstahl vor. Auch gab es Gespräche zwischen Krupp, Klöckner und Saarstahl, die kein greifbares Ergebnis brachten.
Die Profilstahlsparte ist wegen der Abhängigkeit etwa von der Automobilindustrie und dem Maschinenbau von der derzeitigen Krise besonders betroffen. Selbst in Boom-Zeiten waren die Aussichten für Langprodukte weniger rosig, die Konzerne dachten an Bereinigungen.
ERFURT, 18. Februar (Reuter). Die Minister der Thüringer Landesregierung sollen vom 1. Juli 1993 an über 50 Prozent mehr Gehalt bekommen. Der Haushaltsentwurf sieht eine Steigerung von durchschnittlich 113 000 auf 187 000 Mark jährlich vor. Der Sprecher des Finanzministeriums, Klaus-Stephan Neuhoff, sagte, Grundlage der künftigen Gehälter seien der Bundesangestelltentarif und das 1992 von der CDU/FDP-Mehrheit verabschiedete Thüringer Ministergesetz. Die Linke Liste/PDS kündigte eine Initiative gegen die Erhöhung an.
Die Gesamtkosten für die Ministerbezüge sollen dem Haushaltsentwurf zufolge um über eine Million Mark jährlich steigen. Gegenwärtig erhielten die Minister 73 Prozent des Westniveaus, ab Juli wären es dann 80 Prozent, sagte Neuhoff. Justizminister Hans-Joachim Jentsch (CDU) mit 245 000 und Innenminister Franz Schuster (CDU) mit 241 000 Mark jährlich bekämen dann sogar 100 Prozent des Westniveaus.
SAARBRÜCKEN (rtr). Die Verbraucher-Zentrale Nordrhein-Westfalen hält Gebühren für die Korrektur falsch ausgestellter Freistellungsaufträge für nicht gerechtfertigt und juristisch unzulässig. Rainer Metz, Finanzdienstleistungsexperte der Kundenschützer, erinnert daran, daß die Geldbranche an der Gestaltung der Formulare mitgearbeitet habe und somit auch Mitverantwortung trage.
Wie gestern berichtet, hat der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken erklärt, daß den Kunden künftig zehn bis 15 Mark für die Nachbearbeitung der Aufträge zur Befreiung vom Zinsabschlag in Rechnung gestellt werden dürften. Metz widersprach derartigen Absichten im Saarländischen Rundfunk: "Warum soll der Kunde das bezahlen, was die Kreditwirtschaft letztendlich gewollt hat?" Die Geldhäuser hätten die Freistellungsaufträge selbst mit auf den Weg gebracht. "Sie haben das dem Gesetzgeber vorgeschlagen, ohne auf die Kosten hinzuweisen, ohne darauf hinzuweisen, daß der Verbraucher die zahlen muß."
Aufgrund der neuen Geschäftsbedingungen seien die Banken zudem verpflichtet, Kunden Gebühren vorab mitzuteilen. "Einfach abziehen, das geht eindeutig nicht", meint Metz. Ein Kleinsparer könnte bei einem Obolus in der genannten Höhe bis zu ein Viertel seiner Zinseinkünfte verlieren.
ROM, 18. Februar (Reuter). Die Korruptionsaffäre in der Sozialistischen Partei Italiens (PSI) weitet sich immer mehr aus. Das staatliche Fernsehen meldete am Mittwoch, der frühere Außenminister Gianni de Michelis sei über Ermittlungen gegen ihn in Kenntnis gesetzt worden. Dem sozialistischen Spitzenpolitiker werde vorgeworfen, in Veruntreuung von Entwicklungshilfe verwickelt zu sein. Zudem sei die frühere Sekretärin des vergangenen Donnerstag zurückgetretenen PSI-Chefs Bettino Craxi, Vincenza Tomaselli, wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Korruption festgenommen worden.
Das Personal-Karussell bleibt beim Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 weiterhin in Bewegung. Der Traditionsklub, der erst jüngst Cheftrainer Udo Lattek durch Helmut Schulte ersetzt hatte, kündigte in einer Presse-Erklärung nach einer fünfstündigen Sitzung von Vorstand und Verwaltungsrat eine "Neuordnung der Strukturen auf der hauptamtlichen Führungsebene an".
Das bedeutet, daß spätestens zum 30. Juni 1993, wenn der Vertrag abläuft, die Zeit des nach vorheriger zweimaliger Beurlaubung schon zweimal zurückgeholten Managers Helmut Kremers zu Ende gehen wird. Im Hintergrund dieser Entwicklung steht das zerrüttete Verhältnis zwischen Kremers und dem Schalker Präsidenten Günter Eichberg.
Die "Kampfansage" von Kremers im Rahmen des Trainingslagers an der Algarve ("Wenn ich nicht mehr Manager bin, kandidiere ich für einen Vor- standsposten, gegebenenfalls auch gegen Eichberg") dürfte die Entscheidung der Führungsgremien wesentlich beeinflußt haben. sid
Deutschlands Schwimm-Star Franziska van Almsick mußte zum Auftakt der 6. und vorletzten Weltcup-Veranstaltung im englischen Sheffield den Platz im Rampenlicht abgeben. Nicht der erwartete Erfolg der 14 Jahre alten Berlinerin über 200 m Freistil sorgte für Schlagzeilen, sondern der Kurzbahn-Weltrekord der Hamburgerin Sandra Völker über 50 m Rücken. Die 18 Jahre alte Schülerin gewann in 28,33 Sekunden und verbesserte damit die bisherige Bestmarke der Chinesin Xue Lei vom 9. Januar in Peking (28,47) um 14 Hunderstelsekunden.
Im Schatten dieser Spitzenleistung unterstrich Franziska van Almsick allerdings Ausnahmestellung. Die dreifache Weltrekordlerin über 50, 100 und 200 m Freistil machte in Sheffield da weiter, wo sie am Sonntag beim Arena-Festival in Gelsenkirchen aufgehört hatte und gewann an der Stätte der kommenden Europameisterschaften (30. Juli bis 8. August) über 200 m ohne große Anstrengung in 1:57,91 Minuten.
Van Almsick, die erst im Januar in Peking mit 1:55,84 Minuten einen herausragenden Weltrekord über diese Strecke aufgestellt hatte, verwies die Australierin Susan O'Neill (1:58,78) auf Rang zwei. Dahinter erkämpfte sich die kürzlich aus Wuppertal nach Bonn gewechselte Simone Osygus in 2:00,91 Minuten noch einen Platz auf dem Treppchen. sid
Einen gelungenen Einstand von Nationalspieler Matthias Sammer und einen vielversprechenden Test für den Rückrundenstart der Fußball-Bundesliga am Samstag gegen VfL Bochum erlebten die Fans von Borussia Dortmund beim 4:0 (1:0) über Inter Mailand. Vor 18 000 Zuschauern im Dortmunder Westfalenstadion erzielten der dänische Europameister Flemming Povlsen (25. und 76.) sowie Torjäger Stephane Chapuisat (64.) und der kurz zuvor eingewechselte Lothar Sippel (78.) die Treffer für die Gastgeber.
Der 25 Jahre alte Mittelfeld-Akteur Sammer, drei Wochen zuvor für die Bundesliga-Rekordablöse von 8,5 Millionen Mark vom derzeitigen Tabellen-Zweiten der italienischen Meisterschaft nach Dortmund gewechselt, überzeugte vollauf und setzte im Duell mit seinen früheren Teamkollegen die Akzente. Auch das zuvor in Frage gestellte Zusammenspiel mit Michael Rummenigge lief reibungslos.
Mailand, das am Montag mit der Verpflichtung der niederländischen Stars Dennis Bergkamp und Wim Jonk von Ajax Amsterdam für Furore gesorgt hatte, blieb während der gesamten Partie so blaß wie im letzten Punktspiel gegen Neapel (0:0). Dortmund versuchte mit spielerischen Mitteln zum Erfolg zu kommen und weitere Verletzungen auszuschließen.
Unter dem Strich blieb der Borussia inklusive Fernsehhonorar eine Bruttoeinnahme von rund 400 000 Mark. Das Geld wird zur Zahlung der Ablösesumme für Sammer verwendet. sid
Dortmund: Klos - Zelic - Schmidt, Schulz (60. Kutowski) - Reuter, Zorc, Sammer, Rummenigge (76. Karl), Tretschok (76. Lusch) - Chapuisat (76. Sippel), Povlsen.
Mailand: Zenga (46. Abate) - Bergomi - Rossini, Caccola - Orlando (60. Barollo), Berti, Manicone, Battistini (46. Stafico), De Agostini - Pancev (46. Sosa), Schillaci.
Michael Stich hat den ersten Schritt in Richtung eines möglichen deutschen Traumfinales gegen Boris Becker beim mit 2,25 Millionen Dollar dotierten Tennis-Grand-Prix-Turnieres in Stuttgart getan. Nach einer beeindruckenden Vorstellung schlug der 24jährige Elmshorner in einer Generalprobe für das Daviscup- Match Ende März in Rußland Andrej Tscherkasow aus Kaliningrad mit 7:5, 6:3.
Seinen ersten Auftritt in der Schleyer- Halle absolvierte auch der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker. Zusammen mit dem Bamberger Patrik Kühnen setzte sich der Leimener im Doppel gegen Byron Talbot/Todd Witsken (Südafrika/USA) mit 6:4, 6:3 durch.
Stich gefiel gegen Tscherkasow, der das bisher einzige Duell der beiden 1990 in Nizza noch deutlich gewonnen hatte, vor allem durch seinen Rückhand, mit der ihm viele direkte Punkte gelangen. Tscherkasow, 1992 Viertelfinalist bei den French Open, agierte zu passiv und hatte dem druckvollen Spiel des Deutschen nur wenig entgegenzusetzen.
Steeb scheiterte erneut an seinem Heimkomplex. Wie schon in den vergangenen drei Jahren schied der in Möglingen vor den Toren Stuttgarts geborene 25jährige Linkshänder bereits in der ersten Runde aus.
Steeb, der in der Weltrangliste auf Position 27 geführt wird, lieferte dem 36 Plätze schlechter eingestuften Italiener Omar Camporese bei der Zweisatz-Niederlage allerdings einen harten Kampf. Im Achtelfinale steht dagegen der Bamberger Patrik Kühnen nach seinem Erfolg gegen Thomas Muster aus Österreich. sid
Für das Eishockey-Shootingteam des EC Ratingen begannen die närrischen Tage schon zwei Tage vor Weiberfastnacht: Hunderte der "Löwen"-Fans stürmten nach dem 5:2 des "Wolga-Expreß" über den Berliner SC Preussen die Eisfläche, "Standing Ovations" und Ausgelassenheit waren Trumpf. Dabei hatten die Ratinger nicht die Deutsche Meisterschaft errungen, sondern lediglich am 44. und letzten Spieltag Rang acht erobert und sich das Teilnahmerecht an der Play- off-Runde gesichert. Mit einem Faß Bier wurde in der Ratinger Kabine der Klassenerhalt gefeiert und für die Spieler mit einer Nichtabstiegsprämie von insgesamt 100 000 Mark (rund 5000 Mark pro Kopf) zusätzlich versüßt.
"Es war erst unser vorletzter Schritt, der letzte kommt noch", meinte ein freudetrunkener ECR-Coach Alexander Barinew im Hinblick auf die "Straßenbahn"- Duelle ab kommenden Sonntag (21. Februar) gegen den haushohen Titelfavoriten und Deutschen Meister Düsseldorfer EG. Vergangenen Sonntag hatten die Barinew-Cracks den DEG-Stars durch ein 4:2 die zweite Heimniederlage zugefügt. Die weiteren Viertelfinalduelle lauten: Köln - Kaufbeuren, Krefeld - Berliner SC Preussen und München - Mannheim. In der ersten Runde der Abstiegs- Play-offs treffen Schwenningen - Berlin und Landshut - Freiburg aufeinander.
Das Eishockey-Oberhaus verzeichnet in der Vorrunde indes einen deutlichen Zuschauerrückgang um 5,6 Prozent (78 635 Zuschauer) gegenüber der vergangenen Saison. In den 264 Spielen passierten 1 319 244 Fans die Stadiontore. Der freiwillige Abstieg des SB Rosenheim sowie ein eklatanter Besucherrückgang in Freiburg (minus 32 800 Zuschauer) führten zum Rückgang. Krösus bleibt natürlich Düsseldorf (243 400/Schnitt 11 064); der Meister vermeldete 14mal ein ausverkauftes Eisstadion an der Brehmstraße. Auch kommenden Sonntag im Derby gegen Ratingen dürften alle 11 200 Tikkets verkauft werden.
Preussen-Coach Billy Flynn rät der DEG nach der Niederlage seines Teams in Ratingen allerdings: "Aufgepaßt Düsseldorf!" Düsseldorfs Meistertrainer Hans Zach weiß um die Schwere der Aufgabe: "Ratingen befindet sich auf der ,Winning Street&rquote;. Für uns ist es die ungünstigste Lösung, Schwenningen wäre der leichtere Gegner gewesen." Seinem Hobby Angeln kann der Tölzer zur Zeit nicht nachgehen. "Die Fische haben Schonzeit, aber die Gegner nicht", erklärte Zach im Frühstücks-Fernsehen von ARD und ZDF. Auf die Anschuldigungen der Schwarzwälder, die DEG hätte am Sonntag absichtlich gegen Ratingen verloren und Nachbarschaftshilfe betrieben, entgegnete der "Alpen-Vulkan" trocken: "Wer uns Schlechtes unterstellt, ist selber schlecht."
Viertelfinale der Eishockey-Bundesliga: 21. Februar: Düsseldorfer EG - EC Ratingen (14.10 Uhr), Kölner EC - ESV Kaufbeuren (14.10), Krefelder EV - Berliner SC Preussen (14.10), EC Hedos München - Mannheimer ERC (18.00). Die weiteren Spieltage: 24. Februar, 26. Februar, 28. Februar und 2. März.
Halbfinal-Begegnungen: ab 5. März, 7. März, 9. März, 12. März und 14. März.
Endspiele: ab 19. März, 21. März, 23. März, 25. März und 28. März.
Abstiegs-Play-offs: Erste Runde 21. Februar: ERC Schwenningen - EHC Eisbären Berlin (15.30 Uhr), EV Landshut - EHC Freiburg (18 Uhr). Die weiteren Begegnungen: 24. Februar, 26. Februar, 28. Februar, 2. März, 5. März, 7. März.
Zweite Runde: Vom 12. März, 14. März, 16. März, 19. März bis 21. März.
Dritte Runde: 26. März, 28. März, 30. März. sid
Gewichtheber-Olympiasieger Alexander Kurlowitsch aus Weißrußland ist kurz vor dem Sieg in Spanien im eigenen Land des Dopings überführt worden. Dies behauptet Wassili Alexejew, Ex-Cheftrainer der sowjetischen Heber. Alexejew beschuldigte auch die zurückgetretenen Olympiasieger Anatoli Chrapaty und Juri Zacharewtisch des Dopings.
Basketball Weiter Hoffnung auf das Viertelfinale
Die Basketballer des Deutschen Rekordmeisters TSV Bayer 04 Leverkusen dürfen weiter hoffen. Nach dem 78:63 (41:33)-Sieg gegen den belgischen Vertreter Maes Pils Mechelen fällt die Entscheidung über die Teilnahme am Play-Off- Viertelfinale ("Final Four") der Europameisterschaft für Vereinsmannschaften im letzten Gruppenspiel.
Die "Riesen vom Rhein" rafften sich gegen den belgischen Titelträger vor 4000 Zuschauern zu einer Energieleistung auf, ohne jedoch besonders glanzvoll zu agieren. Gegen den Gast aus Mechelen, der ohne drei verletzte Stammspieler angereist war, erspielten sich die Gastgeber bereits bis zur 16. Minute eine Elf-Punkte-Führung (35:24), die sie nach der Pause schnell auf 17 Punkte ausbauten, ohne noch einmal in Gefahr zu geraten.
Nationalspieler Henning Harnisch und Michael Koch waren mit jeweils 17 Punkten die besten Schützen der Gastgeber. Auf seiten der Belgier erzielten Snyders und Waitman jeweils 20 Punkte. sid
MÖRFELDEN-WALLDORF. Auch wenn der Bund sofort Geld für den Bau der geplanten Ortsumgehung bereitstellen würde, könnte sich das Projekt, das den Mörfelder Ortskern vom Durchgangsverkehr auf zwei Straßen entlasten soll, noch hinziehen: Die Naturschutzverbände, die im Zuge des Raumordnungsverfahrens ihre Meinung abgeben, haben die geplante Trasse unisono abgelehnt, wollen am liebsten gar keine Straße und plädieren, wenn sie denn sein muß, für eine Nordumfahrung. Diese, so das Argument der sogenannten "29er Verbände", brächte weniger Eingriffe in Natur und Landschaft mit sich als die Südumgehung.
Bürgermeister Bernhard Brehl zeigte sich am Dienstag enttäuscht von den Bewertungen der "29er", die er - versehen mit zahlreichen handschriftlichen Anmerkungen - am Tag zuvor dem Magistrat und den Kommissionen für Umwelt, Altstadt und Verkehr vorgelegt hatte. Das Ergebnis sei bedauerlich, da die örtlichen Naturschutzverbände von Anfang an an den Planungen beteiligt worden seien und seit über zwei Jahren die wesentlichen Unterlagen hätten.
Die Stellungnahmen der Naturschützer liegen bislang nur beim Darmstädter Regierungspräsidium vor, wären der Stadt normalerweise erst mit der Einladung zur mündlichen Anhörung zugegangen. Die ist für März / April geplant. Da Brehl ahnte, daß die Zeit zwischen Einladung und Termin knapp werden würde, um sich gründlich mit den Statements der Naturschützer zu befassen, beantragte die Stadt Einsichtnahme und ließ sich bei der Gelegenheit gleich Kopien anfertigen.
Mit diesen werden sich am Donnerstag, 25. Februar, auch die Mitglieder von Haupt- und Finanzausschuß und Bauausschuß beschäftigen. In dieser Sitzung will Brehl empfehlen, daß die Stadt mit Hilfe externer Fachleute - ein Verkehrsplaner und eine Landschaftsplanerin - eine detaillierte Stellungnahme erarbeitet. Die von den Naturschutzverbänden vorgeschlagenen Alternativen zu einer Ortsumgehung Mörfelden seien fachlich und sachlich widerlegbar. Brehl weist darauf hin, daß schließlich auch die Naturschutzverbände Rechtsanwälte oder Verkehrsplaner eingeschaltet hätten. "Warum sollen wir das nicht tun?" Daß das städtische Votum pro Ortsumgehung ausfallen soll, daran läßt der Verwaltungschef keinen Zweifel, zumal das Parlament sich eindeutig für das Projekt ausgesprochen habe. Die von den "29er" Verbänden favorisierte Nordumfahrung ist seiner Ansicht nach überholt, bringe nicht die gleiche Entlastung wie die südliche Umgehung. "Ich sehe zur Südumgehung keine Alternative, vor allem nicht für die Anwohner", urteilt Brehl. Er hat auch in den Stellungnahmen nichts gefunden, "das zumindest eine glaubhafte Alternative hergäbe". Gefunden hat Brehl in den Stellungnahmen indes einiges, was er als Trugschlüsse, ungenaue Angaben oder sachlich schlicht als falsch bezeichnet. So monieren die Verbände allesamt gravierende Eingriffe in die Natur, sprechen von irreparablen Schäden, die der geplante Trassenverlauf für eine Reihe ökologisch wertvoller Gebiete mit sich brächte. Doch die sind laut Brehls Randbemerkungen oft genug entweder gar nicht oder nur teilweise berührt. Was ihn an den Gutachten am meisten fuchst, ist indes die Tatsache, daß die Argumentation seiner Ansicht nach in vielen Fällen zu allgemein ausgefallen ist und daß manchen die Situation vor Ort offensichtlich nicht genau bekannt sei. So fragt sich Brehl, was sich der Landesverband der Gebirgs- und Wandervereine wohl dabei gedacht haben mag, den aus dem Süden kommenden Verkehr weiter über die Gerauer Straße laufen zu lassen "und für die 200 bis 300 Meter lange Wohnbebauung" durch Schallschutzmaßnahmen Erleichterung zu schaffen. Die Frage Brehls: "Wie soll das gehen?"
Diese und andere Fragen sind während der Anhörung beim RP zu klären. Bleibt abzuwarten, wer aus dessen Sicht die gewichtigeren Argumente hat. Brehl geht schon jetzt davon aus, daß die angedachten Zeitpläne durcheinandergeraten, sollten die "29er" ihre Haltung nicht revidieren. wal
MÖRFELDEN-WALLDORF. Das Thema Umwelt ist ihm wichtig. Gerade deshalb geht der Mörfelder Ludwig Feutner andere Wege. Statt auf Zahlen und Fakten, setzt der 65jährige auf die Wirkung von Geschichten und Gedichten. "Die meisten fühlen sich doch von den Fakten erschlagen und schalten einfach ab", findet er. "Ich wende mich an normale Leute, die sich vielleicht noch gar nicht so intensiv mit dem Thema befaßt haben. Ich will unterhalten, auch wenn die Umwelt immer im Hintergrund steht. Wenn die Leute beim Lesen zum Nachdenken angeregt werden, wenn sie dadurch begreifen, daß ohne Umwelt nichts mehr ist, dann ist das Ziel erfüllt", erläutert er.
Daß Feutner jetzt im Rüsselsheimer Brünn-Verlag von Lieselotte Gorenflo seine gesammelten Gedichte und Erzählungen herausgeben will, kommt nicht von ungefähr. Schon als junger Mann hat er, der eigentlich Revierförster werden wollte, nach der forstwirtschaftlichen Ausbildung aber im Versicherungsgewerbe landete, Gedichte geschrieben, die sich mit Natur und Umwelt befaßten. Über die Jahre kam einiges zusammen: "Ich hab' das alles aufgehoben."
Irgendwann kam er zu der Erkenntnis, daß das, was er bisher für sich selbst geschrieben hatte, auch nach draußen müßte: "Schließlich stehen wir alle in der Verantwortung." Dabei gehe es ihm überhaupt nicht um die persönliche Popularität: "Man muß die Leute einfach auf die Gefahren aufmerksam machen", sagt Feutner, "sonst sehen wir uns irgendwann alle einmal sonstwo wieder." Entsprechend will er am Buch, dessen Druck über Spenden finanziert wird und im April oder Mai erscheinen soll, nichts verdienen. Der Erlös soll wieder in eine Umweltaktion investiert werden.
Die Idee, seine Gedichte als Buch herauszugeben, spukt schon länger in Feutners Kopf herum. Herausgekommen ist ein Bändchen, das neben Gedichten und Erzählungen auch eine Chronik der Waldfestspiele enthält. Die lockten zwischen 1970 und 1980 jeden Sommer unzählige Besucher zum Forsthaus Wiesental. Ein "umweltkulturelles Ereignis", das Feutner ganz besonders am Herzen liegt, war er doch Mitbegründer und bis zum Schluß maßgeblich an der Organisation der Festspiele beteiligt. "Das war eine tolle Sache", schwärmt er von dieser Zeit, die, versehen mit vielen Fotos, sein Buch beschließt.
Begonnen wird es mit gut zwei Dutzend, mit Schwarzweißfotos illustrierten Natur- und Umweltgedichten. Auch die sechs Erzählungen im zweiten Buchteil stammen aus Feutners Feder. Er, der das schreiberische Talent von seiner Mutter hat, wie er sagt, berichtet vom Besuch der fiktiven Familie Gruber in der Umweltschule, erzählt das Umweltmärchen "Das Geheimnis der drei Steine" oder schildert "Die Botschaft des Umweltengels". Inhaltlich geht es meist darum, was Feutner auch im Gedicht "Öltanker" beschreibt: Das umweltpolitische Gewissen werde viel zu oft mit Geld und Worten gewaschen. Feutners Credo dagegen lautet, daß die Zukunft zwar erfahren werden muß, doch eben unter Bewahrung der Schöpfung. "Was werden wir sonst den Kindern sagen, wenn sie nach der Umwelt fragen?"
CHRISTINA WALLENDA
MERZHAUSEN. Wie haben die Leute früher hier gelebt? Welche Spuren lassen sich verfolgen, die den speziellen Charakter einer Gemeinde ausmachen? Das mögen sich viele Merzhäuser gefragt haben, als sie von dem bevorstehenden 700jährigen Jubiläum ihres Heimatortes erfahren haben. Einige unter ihnen wurden aktiv und gründeten im Frühsommer 1990 den Arbeitskreis Geschichte. Das Interesse war klar, doch wie gelangt man an Zeugnisse aus der Vergangenheit? Denn Berufshistoriker waren sie ja alle nicht, doch dafür zum guten Teil "Ur-Merzhäuser" mit Einblick in lange Familientraditionen.
Zunächst entschied sich jeder, in den Bereichen zu forschen, die ihm am nächsten lagen. So nahm sich etwa Reinhold Schlicht des Naturraumes und der Dorfgeschichte an. Seine besondere Neugier weckten die alten Haus- und Hofnamen, die in der Regel Bezug auf die Namen früherer Besitzer oder auf deren Berufe nehmen. Er war dabei auf die Mithilfe vor allem der älteren Bewohner Merzhausens angewiesen, die ihm in einer Fragebogenaktion, soweit es ihnen möglich war, Auskunft über ihre Vorfahren oder die der Vorbesitzer gaben.
Hartmut Müller, den naturgemäß die politische Geschichte besonders interessierte, entdeckte im Zuge der Arbeiten ein weiteres Hobby. Er spürte in alten Karten und Dokumenten alte Flurnamen auf, die viel über frühere Landnutzungen oder Gebräuche im Dorf verraten. Gerade auf diesem Gebiet hatte in früheren Jahren der pensionierte Lehrer Friesing bedeutende Vorarbeiten geleistet, die sich im Usinger Stadtarchiv noch fanden.
Hier und im Wiesbadener Staatsarchiv stieß vor allem Helmut Stemmler immer wieder auf erstaunliche Informationen über das Leben in der kleinen Gemeinde. "Ich bin sicherlich mehr als zehnmal nach Wiesbaden gefahren, um Dokumente zu sichten. Es ist nicht immer leicht, das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen, vor allem wenn es um sehr frühe Vorgänge geht, die in altdeutscher Sprache und Schrift niedergelegt sind", weist der pensionierte Ur-Merzhäuser auf die Mühen der historischen Spurensuche hin.
Doch daß sich die Arbeit lohnt, zeigt zum Beispiel seine Entdeckung einer Dorfliste aus dem Jahre 1746, mit der der Fürst Carl von Nassau sein Volk schätzen ließ, vermutlich um eine genauere Basis für seine Steuereintreibungen zu haben. Diese Aufstellung wirft ein Schlaglicht auf die Lebensverhältnisse im Dorf zu Beginn des 18. Jahrhunderts.
Wer nicht den Staub der Archive schlucken wollte, mußte seine historischen Forschungen vor allem auf Befragungen stützen. Hilde Kampermann etwa, die früher als Lehrerin in Frankfurt arbeitete und nun als Neubürgerin bei ihrer Tochter in Merzhausen wohnt, suchte in zahllosen Gesprächen Zeugnisse etwa über den Frauenalltag. Die Merzhäuserinnen berichten anschaulich über ihre Kindheit und Jugend zu Beginn dieses Jahrhunderts und über die harte Arbeit, die sie als Bäuerinnen zu leisten hatten. "Das war selbstverständlich, daß wir Mädchen den ganzen Tag arbeiteten, gegen Abend noch den Kuhstall misteten, Dickwurz mahlten, Stroh häckselten und Holz reintrugen."
Die Väter mußten sich häufig als Handwerker oder Arbeiter auswärts verdingen, weil die Landwirtschaft allein das Überleben der Familie nicht sichern konnte. Und so begann der Arbeitstag mit Feldarbeit, Haushalt, Kinder- und Tiere-Versorgen für die Bäuerinnen in der Regel um 3 Uhr in der Früh und endete spät in der Nacht.
Viele Episoden konnten die Mitglieder des Geschichtskreises auf diese Weise zusammentragen. Diese und die zahlreichen Dokumente in einen geordneten Zusammenhang zu bringen, dabei half den begeisterten Laienforschern ein Berufshistoriker. Joachim Bierwirth, Lehrer an der Christian-Wirth-Schule in Usingen, übernahm letztlich die Autorenschaft für das Produkt, das die Merzhäuser nach drei Jahren akribischer Spurensuche zur Eröffnung der Jubiläumsfeierlichkeiten der Öffentlichkeit übergeben. "Unsere Nachkommen werden in diesem Nachschlagewerk hoffentlich mit Lust und Interesse schmökern können", hofft der "Chefkoordinator" des Geschichtskreises, Helmut Stemmler. Gisela Graeser-Güsmann
KARBEN. Viele Fragen zur Umweltpolitik in der Wahlplattform des BUND zur Kommunalwahl behandelten die Parteien mit Zustimmung und Einsicht, stellt der Verband bei der Würdigung der Antworten von SPD, CDU und Grünen auf seine Fragen fest. Die sind gegliedert nach: Naturschutz, Bauen, Verkehr und Müllreduzierung. Die FDP hat nach Angaben des BUND als einzige Karbener Partei nicht auf Fragen reagiert. Mit den Antworten will der BUND zum zweiten Mal den Wählerinnen und Wählern "Wahlprüfsteine" zur Entscheidung liefern.
So wohlwollend die Antworten der Fraktionen auf Naturschutzfragen klingen, der Umweltverband hat registriert, daß in der politischen Praxis ein Antrag für eine Baumsatzung in Karben bisher nicht beschlossen ist und eine Satzung, die beim Bauen die Anlage von Regenwasserbrauch-Anlagen erlaubt, noch nicht vorliegt.
Auch zur Frage der Verkehrsberuhigung vor allem in Ortsein- und -durchfahrten gibt es für den BUND noch Fragen zu beantworten. Die SPD berufe sich auf ein Gutachten, in dem es aber keine Aussagen zu den Ortseinfahrten gebe. Die CDU lasse indirekt erkennen, daß sie Schwellen gegen Schnellfahrer ablehnt.
Mit den Vorstellungen der Grünen stimmt der Umweltverband weitgehend überein - bis auf einen als "fundamentalistisch" bewerteten Ausrutscher. Die Ökopartei lehnt grundsätzlich weitere Investitionen zur "Reparatur des Individualverkehrs auf der Straße" ab.
Die CDU hat sich recht ausführlich und dabei häufig im Sinn der Naturschützer geäußert. Einigkeit herrscht besonders in der Auffassung, der Magistrat solle Bauherren stärker über Aspekte des Umweltschutzes in Bausachen (Abfallvermeidung, Brauchwassernutzung) informieren.
Angesprochen auf die Kritik, daß zwischen wohlmeinender verbaler Unterstützung und der Beschlußlage gelegentlich eine Lücke klafft, verweist Fritz Amann, Fraktionsvorsitzender der regierenden SPD, auf die guten Erfahrungen in Karben in der praktischen Zusammenarbeit mit Grünen und Umweltschützern etwa in der Abfallfrage. Als ein Ergebnis werde in diesem Jahr auch eine Stelle für ein Karbener Umweltamt geschaffen .
Diese gute Zusammenarbeit im Detail wünscht er sich auch bei der Lösung einiger anderer Fragen: der Verkehrsproblematik, der Baumsatzung, der Frischluftschneise. Am Beispiel der Baumsatzung zeigt Amann auf, daß es nicht damit getan sei, pauschal durch Satzung zu verbieten, daß in der Stadt wirklich keine Bäume mehr gefällt werden dürfen. Die Satzung müsse auf die örtlichen Details eingehen. Es müsse möglich bleiben, Bäume zu fällen, die etwa ein Nachbarhaus sehr beschatten, oder auch jene, die vor 20 Jahren in der Siedlung Klein-Karben gepflanzt wurden und sich beim Sturm als wenig standfest gezeigt hätten.
Genauso könne man bei der Regen- und Brauchwassernutzung nicht einfach über die Bedenken des Bundesgesundheitsamtes und mancher Bürger hinweggehen. Vielmehr müßten die Gremien in Kleinarbeit detailliert festlegen, wie Gefahren für das Trinkwasser durch Brauchwassernutzung ausgeschlossen werden können. de
Irische Diplomaten in Brüssel verkünden es unter der Hand: Im EG-Ministerrat wird auf lange Sicht keine Dubliner Regierung mehr deutsche Anliegen unterstützen. Die kleine Inselrepublik hat zwar nur ein geringes Stimmgewicht, aber es kann manchmal bei EG-Entscheidungen mit qualifizierter Mehrheit das "Zünglein an der Waage" sein.
Auch in der Volksstimmung auf der "grünen Insel" scheint die traditionelle Sympathie für die Deutschen beschädigt. Der irische Finanzminister Bertie Ahern sprach in der öffentlichen Sitzung des EG-Ministerrates am 15. Februar den tiefen Groll seiner Landsleute deutlich aus, daß das irische Pfund (offiziell: Punt) zwei Wochen zuvor um zehn Prozent im Europäischen Währungssystem (EWS) abgewertet werden mußte. Dies hat für das kleine Land, das bisher zur Kerntruppe der EG-Hartwährungsländer gehörte und stolz darauf war, eine gesteigerte Inflationsrate zur Folge.
Ahern hielt sich im Zaum und nannte keine Namen. Die Anwesenden wußten, worum es ging. Bonn und die Bundesbank in Frankfurt waren gemeint, als Ahern daran erinnerte, daß er seit September - nachdem das britische Pfund und die italienische Lira fluchtartig aus dem EWS ausgeschieden waren - immer wieder vergeblich Beratungen über gemeinsame Abwehr der Währungsspekulation gefordert habe. "Obgleich es Bereitschaft gab, zu einem späteren Zeitpunkt Hilfe zu leisten", so der Minister, "war den (Devisen)-Märkten damit schon ein klares Signal fehlender Solidarität gegeben." Deutlicher konnte die Anspielung auf die Frankfurter Bundesbank kaum sein, die dann just in der Woche nach der irischen Abwertung ihre Leitzinssätze endlich senkte. Die EWS- Partner hätten sich bei der Notlage des Punt in den Spekulationswellen an die Buchstaben der geltenden Abmachungen gehalten, fuhr der Minister fort. Aber anderen EWS-Währungen sei frühzeitig "besondere Hilfe" zuteil geworden. Damit meinte Ahern die Interventionen der Bundesbank zugunsten des französischen Franc an den Devisenmärkten.
Auch die Briten bekamen in des Iren Zornrede ihr Fett ab, als er sagte, gewisse Partner "außerhalb des EWS" hätten entgegen den EG-Vertragsbestimmungen ihre Währungspolitik nicht im Kreis der zwölf abgestimmt. Obgleich Irland dank seiner EG-Mitgliedschaft die früher fast totale Handelsabhängigkeit von Großbritannien etwa halbieren konnte, war die Verbilligung britischer Waren durch den fortlaufenden Verfall des Londoner Pfundes der einzige "Anlaß" für die Spekulationswellen gegen das irische Punt - falls es für die sogenannte Spekulation überhaupt noch halbwegs vernünftige Gründe gibt. Alle Wirtschaftseckdaten Irlands sprachen eigentlich gegen eine Verschlechterung des Punt-Wechselkurses.
Warum die Frankfurter DM-Hüter der eher winzigen Partnerwährung keine Extra-Hilfe bis zur schon absehbaren deutschen Leitzinssenkung gewähren wollten, wird Zentralbankchef Helmut Schlesinger vielleicht in seinen Memoiren offenbaren. Den möglichen Schaden für Bonns EG-Politik wird er damit nicht wiedergutmachen können. Daß Karl-Otto Pöhl, der vom Journalisten zum Bundesbankpräsidenten aufgestiegene Vorgänger Schlesingers, mehr Fingerspitzengefühl für politische Verletzbarkeiten besaß, meinen in Brüssel viele. Ganz besonders für jene kleineren EG-Partner, die das EWS als Schutzburg gegen das frei international hin- und herschwappende Spekulationskapital betrachten, aber damit von "Frankfurt" auch fast direkt abhängig sind.
Aber mit dem "Punt-Irrtum" nicht genug, scheint man in Frankfurt auch die ebenso kaum begründete "Abwertungsspekulation" gegen den belgischen Franc vernachlässigt zu haben. Er lag in der vorletzten Woche in der Schußlinie der Spekulanten.
Ausgerechnet der französische Oppositionspolitiker Raymond Barre, ein hochangesehener liberaler Wirtschaftsprofessor, Ex-Finanzminister und ehemaliger EG-Kommissar, hat jüngst im Londoner Exklusivblatt Financial Times ausgesprochen, was man in Bonn und Frankfurt gar nicht zu denken wagt: daß die Spekulationswellen gegen "gesunde EWS-Währungen" eigentlich kein Zufall sein können. Nach Barres Überzeugung stecken "angelsächsische Finanzkreise" dahinter, die mit der "Zerstörung des EWS" die geplanten Vorstufen für die im Maastrichter EG-Unionsvertrag angepeilte Währungsunion sabotieren wollen. Der Grund liegt nach Meinung Barres auf der Hand: Wenn es einmal eine Europa-Währung auch nur weniger EG-Kernländer gäbe, würde sie automatisch - und viel mehr als die D-Mark - bald zu einer internationalen Reservewährung im gleichen Rang mit dem US-Dollar. Daraus würden sich für die Länder dieser Währung eine ganze Reihe von Vorteilen ergeben. Daß das Projekt in Großbritannien heftig umstritten ist, weiß man seit Dezember 1991, als Premierminister John Major bei der Endverhandlung für den Maastrichtvertrag eine Sonderklausel durchsetzte, wonach London der Währungsunion später beitreten kann, aber nicht muß.
Aufmerksame Leute beobachteten schon seit dem letzten Herbst, daß die Londoner BBC- Frühsendungen zu Beginn mancher Wochen zunächst von der fernöstlichen Devisenbörse in Hongkong berichten, welche EG-Währung diesmal unter Beschuß liege. Danach folgt ein Interview mit irgendeinem Londoner Bankfachmann, warum das so sei, wobei fast nie die Bemerkung fehlt, das EWS werde sowieso demnächst zusammenbrechen. Aus Londoner Sicht muß es das ja, nachdem die Briten ausgeschieden sind. Oft ist dann in der Financial Times (am Abend vorher gedruckt) wie per Zufall dieselbe "Angriffsparole" auf die jeweilige EG-Währung für die Spekulanten zu lesen.
Inzwischen mehren sich die Stimmen, die zu einer beschleunigten Verwirklichung einer Währungsunion der EG- Kernländer raten, weil nur so dem undurchschaubaren Spekulationsspiel ein Riegel vorgeschoben werden könne. Auch eine Spekulationswelle gegen die D-Mark ist nach Ansicht von Experten ganz und gar nicht ausgeschlossen. Der französische Ministerpräsident Pierre Bérégovoy hat sich jüngst wieder öffentlich dafür stark gemacht, eine EG-Kern-Währungsunion rasch zu schaffen.
Der angesehene frühere irische EG- Kommissar Peter Sutherland argumentierte dieser Tage, daß Deutschland, Frankreich, Belgien mit Luxemburg, die Niederlande, Dänemark und Irland eine kleine Währungsunion schon bald gründen könnten, wenn nur der politische Wille da wäre. "Warum warten wir", fragte Sutherland bei einer Wirtschaftskonferenz in Paris. "Nichts spricht dafür, daß die Bedingungen 1997 besser sind als heute", fügte der Ire hinzu.
Bundeskanzler Kohl verhält sich zu dieser Frage schweigsam. Eine brutale Ablehnung der wiederholten Pariser Vorstöße würde der Spekulation gegen den französischen Franc nur Auftrieb geben, heißt es im Kanzleramt. Die Bundesbank klammert sich an die im Maastrichter Vertrag festgelegten Kriterien und den Terminplan: erst 1997 eventuell, sonst nicht vor 1999. Mit Blick auf das deutsche "Super-Wahljahr" 1994 und die Tatsache, daß eine EG-Währung bei den Deutschen nicht populär ist, will man auch im Bonner Finanzministerium nicht an das heiße Eisen. Nur im wirtschaftsministerium heißt es, die Vorbereitung einer Währungsunion müsse jetzt schon aktiv unter den zuständigen Ministern der EG-Staaten begonnen werden.
ANKARA. Polizeischutz? Nein, den will er nicht. Man hat ihm Leibwächter angeboten, aber er hat die Beamten weggeschickt. "Auch bei der Polizei gibt es Rechtsradikale, Linksextremisten, Fundamentalisten. Die Polizisten wissen, wer ich bin. Aber ich weiß nicht, wer sie sind - vielleicht ist mein Mörder unter ihnen", sagt er.
Aziz Nesin übertreibt nicht. Der wohl bekannteste und angesehenste türkische Erzähler und Satiriker muß um sein Leben fürchten. Denn er hat sich mit jenen Fanatikern angelegt, die unter Berufung auf den Islam in der Türkei Angst und Schrecken verbreiten.
Nachdem Ende Januar der prominente Kolumnist Ugur Mumcu durch eine Autobombe getötet wurde und sich gleich mehrere islamisch-fundamentalistische Gruppen zu dem Mord bekannten, meldete sich Nesin zu Wort. Wie Mumcu ist auch er ein entschiedener Gegner des sich religiös gebenden Extremismus und ein Verfechter der weltlichen Verfassungsordnung seines Landes, wie sie der Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk in den zwanziger Jahren postulierte.
Nesins Ankündigung sorgte für Schlagzeilen: Seit vier Jahren arbeite er an einer Übersetzung der "Satanischen Verse" des britisch-indischen Autors Salman Rushdie - jenes Buches, mit dem sich sein Verfasser ein Todesurteil des Ajatollah Chomeini einhandelte. Bisher sind die "Satanischen Verse", aus Rücksicht auf die immer mehr an Einfluß gewinnenden islamischen Eiferer, in der Türkei verboten. Daß er mit seiner Übersetzung die türkischen Staatsanwälte gegen sich aufbringen könnte, ist Aziz Nesins geringste Sorge. Die iranische Zeitung "Cumhuri Islami" rief bereits dazu auf, Nesin zu ermorden. Das Blatt, eine führende Fundamentalisten-Postille, teilte in seiner Ausgabe vom 4. Februar mit, der "Zionist und Schmutzfink Nesin" verdiene kein besseres Schicksal als Rushdie: "Er hat keinen Platz mehr unter den Moslems und sollte getötet werden wie Rushdie!"
Die Affäre erregt Aufsehen in der Türkei, weil sich in jüngster Zeit die Anzeichen dafür häufen, daß iranische Agenten in Anatolien nicht nur Jagd machen auf dort im Exil lebende Kritiker des Teheraner Regimes, sondern auch türkische Fundamentalismus-Gegner ins Visier nehmen. Die nach dem Mord an Mumcu aufgedeckten Aktivitäten der in Iran trainierten Killerkommandos haben bereits zu Spannungen im Verhältnis zwischen Ankara und Teheran geführt.
Aziz Nesin hält die Zeit für gekommen, klare Linien zu ziehen. Und er konfrontiert seine Landsleute mit einigen nüchternen, aber unbequemen Feststellungen: Er wirft dem türkischen Staat vor, daß er bereits vor den religiösen Fanatikern kapituliert habe, daß der islamische Religionsunterricht an den Schulen Pflicht-, der Philosophieunterricht hingegen nur Wahlfach sei; daß der Staat mit den Steuergeldern, die er unter anderem auch in den Bordellen kassiere, das ständig wachsende Budget des "Amtes für religiöse Angelegenheiten" bestreite, eine während der vergangenen Jahre stark ausgeweitete Behörde. "Heuchelei" und "opportunistisch" sei es, wenn sich die heutige Türkei als weltlicher Staat gebe. Nicht einmal zu Zeiten des osmanischen Reiches hätten die islamischen Fanatiker so viel Einfluß gehabt wie heute, sechzig Jahre, nachdem Atatürk den moslemischen Klerus entmachtete, klagt Nesin.
Einschüchtern läßt er sich nicht, aber die Todesdrohungen nimmt er ernst: "Ich erwarte nun meine Mörder aus Iran", sagt er. "Bis Ende März müssen sie mich umbringen, wenn sie das Erscheinen des Buches verhindern wollen."
Aziz Nesin wäre nicht das erste Opfer. Am 3. Juli 1991 wurde Ettore Capriolo in Mailand von unbekannten Tätern niedergestochen. Er hatte die "Satanischen Verse" ins Italienische übersetzt. Acht Tage darauf, am 11. Juli 1991, wurde in Tokio Hitoshi Igarashi ermordet, der es gewagt hatte, Salman Rushdies Buch ins Japanische zu übertragen. GERD HÖHLER
Waldfriedhof ist beschlossene Sache BFB führte Mehrheitsentscheidung von CDU und SPD herbei, die es selbst ablehnt Von Reiner Strack BUTZBACH. Das Butzbacher Stadtparlament hat am Dienstagabend entgegen allen Erwartungen doch die Standortfrage für den neuen Friedhof entschieden. Nach einer über zweistündigen, teilweise sehr heftig geführten Debatte beschloß die Parlamentsmehrheit aus CDU und SPD, daß der neue Friedhof oberhalb der Waldsiedlung angelegt werden soll. Dagegen votierten - ebenfalls geschlossen - die drei kleinen Fraktionen von FDP, "Die Grünen" und dem Bürgerforum (BFB). Die Entscheidung darüber, wo die Stadtverwaltung zusätzliche Räume bekommen wird, soll während einer zusätzlichen Parlamentssitzung am 25. Februar fallen. Das Bürgerforum hatte dafür gesorgt, daß am Dienstag überhaupt die Standortfrage debattiert wurde. Denn eingangs der Parlamentssitzung weigerte sich das BFB zusammen mit den Grünen und der FDP, einen Antrag der CDU zu unterstützen, mit dem die Entscheidung vertagt worden wäre. Der Grund für den Überraschungscoup: Das Bürgerforum wollte - vor allem die CDU - zu einer klaren Stellungnahme zwingen.
Das gelang ihm auch vor über 100 Zuhörerinnen und Zuhörern. Denn obwohl die CDU noch in der Sitzung erhebliche Informationsdefizite geltend gemacht hatte, mit der sie zuvor die Absetzung des Tagesordnungspunktes vergeblich gefordert hatte, stimmte sie letztendlich Den Wald nicht zu Grabe tragen dann doch geschlossen für den Waldfriedhof. Ebenso eindeutig war das Nein der kleinen Fraktionen. Ernst Maria Bach sagte für die Grünen, daß in einer Zeit, in der der Wald noch nie so krank gewesen ist wie heute, keine 8,5 Hektar Wald für einen Friedhof gerodet werden dürften. Nach der Devise, wir müssen den Wald zum Friedhof bringen und nicht umgekehrt, plädierte er - wie die Sprecher von BFB und FDP - für die Errichtung eines neuen Friedhofes auf dem Ackergelände unterhalb der Waldsiedlung, zwischen "Buster&rquote;s Workshop" und der Umgehungsstraße. Ernst Maria Bach bezeichnete die Kostenschätzungen der Stadt als irreführend. Sie enthielten nicht die Investitionen für die Ersatzpflanzungen und Neuanlagen. Außerdem habe die Verwaltung die Kosten für den Grundstückserwerb des Alternativstandortes zu hoch angesetzt. Seine Frau Anne Bach wies das Argument zurück, daß nur der Waldfriedhof noch rechtzeitig bis zur Überfüllung des derzeitigen Friedhofes in der Kernstadt (1997) angelegt werden könne. Anne Bach gab sich überzeugt: "Bei entsprechendem politischem Willen kann in rund eineinhalb Jahren der Flächennutzungsplan bereits geändert sein."
Rolf Nauert (FDP) kritisierte, daß die Fraktionen weder Gutachten über die Eignung des Waldfriedhofes noch der Alternativstandorte bekommen hätten. Nauert bezeichnete es als Schildbürgerstreich, daß erst nach den Parlamentsbeschlüssen eine Bürgerversammlung zum Thema durchgeführt werden soll. Er monierte, daß die Stadtverwaltung zwar die Eigentümer des Ackergeländes im vergangenen Jahr angeschrieben habe, diese jedoch nach den Antworten nicht mehr genauer befragt hätte, um zu konkreteren Ergebnissen zu kommen. Nach Rolf Nauerts Ansicht wurden die Verkehrsprobleme, die der Waldfriedhof mit sich bringen könnte, nicht ausreichend berücksichtigt. Bürgermeister Klaus Jürgen Fricke rechtfertigte den Standort oberhalb der Waldsiedlung als den "kostengünstigsten Platz". Denn wenn die Stadt "60 bis 70 Mark" pro Quadratmeter für die benötigte acht Hektar große Ackerfläche bezahlen müsse, koste sie dies einige Millionen Mark, während das Waldgrundstück die Stadt kostenlos bekomme, da es ihr bereits gehöre. Fricke bezeichnete es als falsch, daß der Nieder-Weiseler Ortsbeirat mit dem Projekt nicht befaßt worden sei. Der Rathauschef: "Dies war bereits 1985 und 1988 der Fall." Er verwahrte sich gegen den Vorwurf der Geheimniskrämerei in punkto Gutachten, da diese die Politiker auf Wunsch bekommen hätten. Vera Dick-Wenzel von der SPD-Fraktion sagte, daß die Enteignungen Jahre dauern könnten und die Kosten für den Grunderwerb zu hoch seien. Vera Dick- Wenzel: "Wir Sozialdemokraten wollen keine Millionen für ein Ackergelände ausgeben um den Preis, daß wir anschließend kein Geld mehr für soziale Einrichtungen wie Kindergärten und -horte haben."
Arnold Marx (CDU) hielt es für unvertretbar, Millionenbeträge in der Kernstadt auszugeben, "die dann in den Butz- Zunächst sollen vier Hektar gerodet werden bacher Stadtteilen fehlen". Die Bewohner der Stadtteile dürften nicht als Bürger "zweiter Klasse" behandelt werden.
George Sauerstein (BFB) sprach von einer Lösung für mehrere Generationen, die der Waldfriedhof nicht leisten könne. Er sprach sich für das Ackerland aus und für Enteignungen als letztes Mittel, "ohne die die Stadt seinerzeit auch nicht das Schrenzerbad habe bauen können". Der energische Widerstand der kleinen Fraktionen half nichts. CDU und SPD beschlossen mit ihrer Mehrheit die Aufstellung eines Bebauungsplanes für den 8,5 Hektar großen Waldfriedhof. Von der Fläche sollen zunächst jedoch nur vier Hektar gerodet werden, der Rest bei Bedarf. (Lesen Sie dazu auch untenstehenden Kommentar.)
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US-Militär rechnet mit Zenith-PC Die amerikanische Regierung hat sich nach Neuverhandlungen endgültig für Tischrechner der Zenith Data Systems entschieden. Dem PC-Hersteller der französischen EDV-Gruppe Bull zufolge vergab Washington an ihn und die Government Technology Services eine Order im Wert von umgerechnet rund 1,2 Milliarden Mark zur Lieferung von bis zu 300 000 Personalcomputern über drei Jahre unter anderem an das Militär. Die zuständige Behörde hatte den Auftrag bei Zenith im Dezember zunächst zurückgezogen.Ford weitet Kurzarbeit aus Auch im Februar wird der Autohersteller Ford die Produktion drosseln. Im Karrosseriebau und in der Montage müssen von heute an 5000 der insgesamt 24 000 Beschäftigten an vier, unregelmäßig über den restlichen Monat verteilten Tagen kurzarbeiten. Wegen der Absatzflaute war die Fertigung bereits im Oktober, Dezember und Januar eingeschränkt worden. Zum Abbau des Personals wurde außerdem ein Vorruhestandsprogramm aufgestellt. Bislang haben sich 600 gewerbliche Arbeitnehmer bereit erklärt, Ende März vorzeitig in Rente zu gehen.
ojw BERLIN, 17. Februar. Angesichts der im Zusammmenhang mit Regierungs- und Vereinigungskriminalität bekannten Schadenssumme von mindestens 20 Milliarden Mark hat die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) ein stärkeres Engagement der alten Bundesländer bei der Strafverfolgung verlangt. So fehlten nach Angaben des GdP-Landesvorsitzenden Burkhard von Walsleben der Zentralen Ermittlungsgruppe noch immer 32 von den alten Ländern zugesagte Polizeibeamte. Ebenso sträubten sich die Länderfinanzminister nach wie vor, die Arbeit der Berliner Ermittler haushaltsrechtlich abzusichern; die Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern sei entgegen einem Votum der Ministerpräsidenten vom Herbst vergangenen Jahres noch nicht abgeschlossen.
Im einzelnen schätzt eine Auflistung der GdP die Schadenssumme aus dem Transferrubelbetrug auf rund acht Milliarden Mark, verschiedene Vermögensdelikte zu Lasten der DDR, ihrer Betriebe sowie von Einzelpersonen auf 7,5 Milliarden Mark. Bislang hätten lediglich Vermögenswerte in Höhe von 1,7 Milliarden Mark sichergestellt werden können. Außerdem liefen Ermittlungen im Zusammenhang mit der "Kommerziellen Koordination" (KoKo) des DDR-Devisenbeschaffers Alexander Schalck-Golodkowski, Verstößen gegen das Außenwirtschaftsgesetz sowie Straftaten, bei denen Angehörige der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte offenbar mit Mitgliedern der sogenannten kriminellen "Russen-Mafia" kooperierten.
Im Bereich der einstigen Nationalen Volksarmee der DDR sind laut einem GdP-Papier noch Hunderte Verfahren wegen Untreue oder Anstiftung zur Untreue zu erledigen. Ferner seien im Zusammenhang mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) "Ermittlungsverfahren wegen des unbekannten Verbleibs von DM-Guthaben für mögliche Agenten aus dem Bundesgebiet in Bearbeitung, daneben ein aufwendiges Ermittlungsverfahren wegen des Verbleibs von Bargeldabhebungen zu Lasten von MfS-Konten in einer Größenordnung von mehr als 320 Millionen Mark der DDR im Frühjahr 1990". Offenbar seien MfS-Mitarbeiter mit Ausweisblanketten und Falschpersonalien versehen worden, um "alle Möglichkeiten des Mißbrauchs" nutzen zu können.
Neuste Ermittlungsverfahren, so die GdP weiter, ließen zudem "die Veruntreuung von Operativgeldmitteln des MfS erkennen". Dieses Geld sei "als Kapitaleinsatz in neuen Firmen im marktwirtschaftlichen System" eingesetzt worden. Zusätzlich sind laut GdP etwa 400 weitere Fälle bekannt, in denen MfS-Immobilien unrechtmäßig veräußert worden seien. "Auch ehemalige MfS-Offiziere lassen keinen Zweifel daran, daß entsprechende zuvor veruntreute Geldmittel z. B. für Anwaltskosten noch zur Verfügung stehen", berichtet die GdP.
Schließlich haben laut GdP die Untersuchungen der Prüfstelle Währungsunion ergeben, daß bei 10 000 juristischen Personen, die bislang überprüft worden sind, gegen jede dritte Strafanzeige gestellt worden sei. "Allein aus dem Fundus der juristischen Personen mit einem Anzeigenaufkommen von rund 3000 Stück ist mit einer durchschnittlichen Schadenssummen von 250 000 DM zu rechnen", rechnet die Gewerkschaft vor. Berücksichtigt werden müsse, daß noch 130 000 natürliche Personen überprüft werden sollen.
HANAU. Ein Theaterabend war das, da geht einem das Herz auf! Und das bei einem Autoren, den ich so eigentlich gar nicht mag. Zu museal waren die Inszenierungen vom Molière, zu affektiert in der Sprache, zu manieriert im Habitus. Erst durch die Übertragungen ins Hessische eröffnete sich ein Zugang zum "Tartüffe", zum "Eingebildeten Kranken" und zum "Geizigen". Aber diese volkstümlichen Versionen sind nichts gegen Hans Magnus Enzensbergers Nachdichtung und Übertragung des "Menschenfeind" ins 20. Jahrhundert. Der seziert die Struktur der gallebitteren Komödie, analysiert die Charaktere und transponiert sie in unsere spätbürgerliche Gesellschaft. Hier setzt er sie sprachlich genial wieder zusammen und macht sich keck einen Reim auf Klatsch, Prestigebedürfnis, Intrige, Überdruß, Snobismus, Mißgunst, Aufsteigertum und Verweigerung in der Upper Middle Class. Dann läßt er das Fest, das am 4. Juni 1666 auf der Bühne des Theaters im Palais Royal begann, andauern als Party mit Small Talks von Sunnyboys, Spezies, Spontis und einem Spielverderber. All das gelingt Enzensberger, ohne Molière einen Tort anzutun, im Gegenteil, was da passiert ist die natürlichste Metamorphose des Miesepeters in die Moderne.
1987 war die Neue Schaubühne mit einer Molière-Enzensberger'schen Interpretation im Wilhelmsbader Comoedienhaus zu Gast, in der sich "Le Misanthrope" im mondänen Ambiente von Yuppies zwischen weißen Ledermöbeln und Paravents im Stil "Neuer Wilder" gesellschaftlich versagte. Ganz anders nun 1993 die Inszenierung des "magazins" aus Berlin. Da haben sich fünf junge Leute zu einer Zeit, da andere Theater mangels Zuschauern und Subventionen einzugehen drohen, auf der Hinterbühne des "Theaters am Kurfürstendamm" zusammengetan und ein Ensemble gegründet. Ihre desolate Raumsituation setzen sie spielerisch um: "Der Menschenfeind" spielt im schäbigen Waschraum einer Discothek zwischen Herren- und Damentoilette, an den Wänden zerfledderte Poster, Sprühsprüche, Kondom- und Zigarettenautomat. Auf dem Weg von und zum Abort lassen die Mimen vom "magazin" Alceste und Oronte aneinandergeraten, Philinte vermitteln und Acaste auftrumpfen. Hier fahren beim Make-up- Auffrischen Célimène und Arsinoé ihre Krallen aus. Eliante und Clitandre sorgen im Hippielook für Farbkleckse und Bewegung.
Die Handlung spielt unter Wessis nach der Wende in Westberlin: Acaste will beim Aufbau Ost groß verdienen, Oronte ist schon ein gemachter Mann, die übrigen sind trotzig damit beschäftigt, ihren Besitzstand zu bewahren und zu demonstrieren. Nur Alceste leidet an Konvention und Schicki-Micki-Kumpanei und wütet mit Kulturkritik gegen Konsum und Kapriolen. Tragisch, daß er das Nein-Sagen rabiat-puristisch, ja chauvinistisch betreibt. So steht er am Ende fast allein da . . . Open End beim "magazin"-Team.
Die jugendlichen Darsteller/innen, die den Enzensbergertext mit Slang und Berliner Schnauze sprechen und herzerfrischend-dynamisch spielen, verführen das - sonst allem Zeitgenössischen eher reserviert begegnenden Volksbühnenpublikum zu wohlwollender Akzeptanz und versetzen mich in helle Begeisterung. RUTH DRÖSE
Seit geraumer Zeit bemühen sich diverse Fernsehsender, ihren Zuschauern ein realistischeres und vor allem spannungsreicheres Abendprogramm zu servieren. Und worauf sind sie da wohl verfallen? Auf die Feuerwehren. Denn Feuerwehren garantieren immer Spannung bis zur Atemlosigkeit - sofern es sich nicht gerade um Feuerwehrmänner in der Frühstückspause handelt. Aber die will der Sender - es handelt sich um SAT 1 - auch gar nicht vorführen. Ihm geht es ja um die Männer in Aktion. Und so bekommen die Helfer in Unifornm also eine Kamera umgehängt und müssen vor Ort in Blut und Qualm filmen. Das Ergebnis läuft dann Tage später über den Bildschirnm. Und der Bürger setzt sich mit wohligem Aufseufzen im Sessel zurück und freut sich, daß es nicht bei ihm gebrannt hat, dass nicht er im Flammenmeer auf der Autobahn gesteckt hat. Grusel frei Haus - und dazwischen immer wieder schöne Reklame von glücklichen Katzen und mindestens ebenso glücklichen Menschen. Heile Welt mit schönen Schauern, denn beim Nachbarn ist die Welt ja nicht ganz so heil. Je mehr Gruseln, desto mehr Sehbeteilung, sprich Einschaltquoten und folglich Reklamebuchung. Das Konzept scheint aufzugehen - der Zuschauer sitzt gebannt vor der Mattscheibe, spielt ein bißchen mit der Suchtaste und landet immer wieder bei dem Sender mit dem meisten Blut und Feuer.
RÜSSELSHEIM. Der Mann, der im November und im Januar in Rüsselsheim drei bewaffnete Raubüberfälle auf Taxifahrer verübte, ist gefaßt. Wie die Kriminalpolizei mitteilt, wurde am Dienstag ein 33jähriger Mann festgenommen, der die Überfälle gestand und gestern dem Haftrichter vorgeführt wurde. Der Räuber hatte in zwei Fällen mit vorgehaltener Waffe insgesamt 1000 Mark erpreßt, im dritten Fall hatte das Opfer flüchten können. Zum Verhängnis wurde dem Mann ein weiterer Raubüberfall, den er mit einem Komplizen am 13. Februar auf die Autobahnraststätte Gräfenhausen-Ost verübt haben soll. Die Überprüfung habe ihn als den Rüsselsheimer Taxiräuber entlarvt, berichtet die Kripo. wal
KREIS GROSS-GERAU. Beraubt wurde in der Nacht zum Mittwoch in Rüsselsheim ein 59jähriger vor dem Hauseingang im Hessenring 3. Der Räuber sprühte seinem Opfer Tränengas ins Gesicht und entriß ihm eine Umhängetasche mit 2400 Mark - Wechselgeld aus einer Spielothek, in der der Mann arbeitet.
Ein anderer Täter hat laut Polizei am Montag zwei Frauen in Gustavsburg und Bischofsheim die Handtaschen gestohlen. Das erste Opfer, eine 78jährige, fand der Räuber, der vom Rad aus zulangte, in der Gustavsburger Müngstraße. Beute: vier Mark, Schlüssel und Papiere. 40 Minuten später, gegen 9.20 Uhr, tauchte der Radler in der Pappelallee in Bischofsheim auf und entriß einer 62jährigen die Handtasche mit 40 Mark. wal
Vertreter von Versorgungsunternehmen, Parteien und Regierung befinden sich derzeit in einer intensiven Diskussion über die Zukunft der Energiewirtschaft und damit zugleich über den Anteil von Atomenergie an der Stromerzeugung. Dr. Gustav W. Sauer hat sich speziell mit der Plutoniumwirtschaft befaßt, jenem hoch radioaktiven Stoff, der in der Natur kaum vorkommt und erst in Kernkraftwerken entsteht und dann entsorgt werden muß. An der Frage Wiederaufarbeitung oder direkte Endlagerung von Plutonium scheiden sich aber die Geister. Gustav W. Sauer, Ministerialdirigent im Energieministerium von Schleswig-Holstein, kommt zu dem Ergebnis, daß eine Fixierung auf die Wiederaufarbeitung völlig unbegründet ist. Wir dokumentieren Sauers Gegenüberstellung und Bewertung von Wiederaufarbeitung und Direkter Endlagerung leicht gekürzt.
Stadtteil-Fenster
Von der Rumpelkammer zur Sammlung In zwei Jahren hat Gretel Callesen archäologische Nidderauer Fundstücke archiviert Von Jutta Rippegather NIDDERAU / SCHÖNECK. Als Gretel Callesen erstmals ihren Arbeitsplatz betrat, befand sich sich in einer Rumpelkammer. In den Ecken standen Plastiktüten und Kartons mit Fundstücken, die Privatleute gesammelt hatten. Und außerdem: Im ersten Stock der Alten Schule in Heldenbergen war es bitterkalt. Bis die Stadt einen Durchlauferhitzer spendierte, erhitzte die Archäologin mit einem Teekocher das Wasser, in dem sie die Scherben reinigte. Nun liegen die Zeugnisse alter Zeiten in den sorgsam beschrifteten 250 Kartons. Der zweijährige ABM-Vertrag mit Schöneck und Nidderau ist abgelaufen. "Jetzt ist der Stand erreicht, wo Ordnung garantiert ist", informiert Callesen bei einem Gespräch mit der Presse. "Alles was eingeliefert wurde, ist inventarisiert." Nur liege es eben in der Natur der Sache, daß auch in Zukunft immer neue Stücke hinzukommen. Deren Bearbeitung übernimmt der "Verein für Vor- und Frühgeschichte im unteren Niddertal", Geschäftsführerin Gretel Calessen.
Frische Fundstücke unterscheiden sich oft nur in Größe oder Form voneinander. "Manchmal sind es nur Plastikgoldfische", scherzt die Archäologin, als sie die einzelnen Arbeitsgänge erklärt. Nach dem Waschen erst "bekommt man eine Ahnung, was es ist". Sind die Teile gesäubert, müssen sie gehärtet werden. Ohne die Behandlung mit Klarlack "schwitzt die Erde mit der Zeit aus". Der Ton würde trocknen und verbröseln. Danach erhält jedes Exemplar mit schwarzer oder weißer Tusche eine Nummer.
"Dann versuchen wir, sie zusammenzukleben", fährt Callessen in ihren Erläuterungen fort. Sie fertigte einen Stapel von Zeichnungen an, damit sich auch Laien vorstellen können, welche Gegenstände die Menschen von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter benutzten. Des weiteren legte die promovierte Wissenschaftlerin eine Kartei an, die Auskunft über die genaue Fundstelle eines jeden Stücks gibt und dieses genau beschreibt. Sie soll die Basis für einen Katalog darstellen.
Bis Ende kommenden Jahres soll dies geschehen, so die Zeitplanung des Vorstands. Der Magistrat versprach ihn in diesem Anliegen zu unterstützen. Das Buch könne als "Nidderauer Heft" erscheinen, versprach Stadtrat Appel.
Seit Gründung des Vereins im Jahr 1987 zählte Callessen rund 17 neue Fundstellen. Nicht zuletzt durch die zweijährige ABM-Stelle sei die Archäologie in der Region "zum Selbstläufer" geworden, meint Rathauschef Otfried Betz. "Dadurch läßt sich ja auch die Verbindung zur Heimat herstellen." Wie der Schönecker Magistrat freut sich auch der von Nidderau, daß er nun eine "geordnete, inventarisierte, katalogisierte und wissenschaftlich betreute Sammlung archäologischer Funde" sein Eigen nennen kann.
In zwei Vitrinen im Keller des Bürgertreffs Kilianstädten sind seit Monaten schon einige Exemplare zu sehen. Die Sammlung, die sich derzeit noch in der Alten Schule befindet soll nach Worten von Bürgernmeister Betz demnächst in das Obergeschoß des neuen Rathauses zwischen Windecken und Heldenbergen umziehen. Wegen der dort installierten Alarmanlage sei sie dort sicherer untergebracht. Deshalb darf die Stadt auch das auf ein Alter von 5000 Jahre alte Skelett behalten, das im Sommer im Baugebit Allee Süd bei archäologischen Vorgrabungen zum Vorschein kam. "Unser Niddi", wie ihn Betz zärtlich nennt, "kommt in eine Glasvitrine".
Nur noch bis zum morgigen Freitag, 19. Februar, 16 Uhr, können sich Bürger in die Wählerverzeichnisse zur Kommunalwahl am 7. März aufnehmen lassen. Wer bis dahin nicht registriert ist, darf sein Wahlrecht am 7. März nicht ausüben. Alle Frankfurter, die bisher keine Wahlbenachrichtigungskarte erhalten haben, müssen umgehend die Wählerverzeichnisse einsehen und Protest anmelden - darauf wies am Mittwoch der Abteilungsleiter des städtischen Wahlamtes, Oskar Rohde, hin.
Die Behörde registriert zugleich einen ungewöhnlichen Ansturm bei der Briefwahl. Am vergangenen Montag hatte die Stadt die Briefwahllokale geöffnet, am Mittwoch gab es bereits 20 000 Anträge auf Briefwahl - mehr als je zu diesem Zeitpunkt vor einem Wahlgang in Frankfurt.
Aus Sicht der Kommune sind mittlerweile alle Wahlbenachrichtigungs-Karten den Frankfurtern zugestellt worden. Die Behörde kämpft dabei mit dem alten Problem, daß Bürger ihre Postkarte "als Reklame ansehen und ganz schnell wegwerfen" (Rohde). Wer noch keine Benachrichtigung bekam, kann an drei Orten in der Stadt die Wählerlisten einsehen und dabei nach seinem Namen suchen: Für die Innenstadt und die citynahen Stadtteile bietet sich das Wahlamt selbst, Zeil 3, an. Für die westlichen Vororte ist die Anlaufstelle der Bolongaro-Palast in Höchst, für die östlichen Stadtteile steht die Verwaltungsstelle Bergen-Enkheim, Markstraße 30, zur Verfügung.
Für alle drei Einrichtungen gelten am heutigen Donnerstag und am morgigen Freitag folgende Öffnungszeiten: donnerstags von 10 bis 13.30 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Freitags dann von 7.30 Uhr bis 13 Uhr und von 14 bis 16 Uhr.
Wer sich als Wahlberechtigter registrieren lassen möchte, muß belegen, daß er in Frankfurt offiziell gemeldet ist. Fachmann Rohde empfiehlt, eine Kopie der amtlichem Meldebestätigung mitzubringen. Auch hier gilt es, Fristen einzuhalten: Um am 7. März wählen zu dürfen, muß ein Bürger mindestens seit 7. Dezember 1992 in der Stadt gemeldet sein.
Wer bis Freitagnachmittag daran gehindert ist, sich in die Wählerliste aufnehmen zu lassen, muß dies der Wahlbehörde nachweisen. Als Hinderungsgründe gelten etwa ein Krankenhaus-Aufenthalt, unter Umständen auch ein Urlaub - die Behörde besitzt hier einen Ermessensspielraum.
In den zurückliegenden Wochen, so Fachmann Rohde, strich das Amt zahlreiche Bürger aus dem Frankfurter Wählerverzeichnis - nämlich alle Personen, die in dieser Zeit wegen Umzuges ihren Wohnsitz in der Stadt abmeldeten. Viele wissen nicht, daß mit der Abmeldung das Wahlrecht sofort erlischt - sie erhalten jetzt entsprechende Briefe. jg
KRIFTEL. Haushaltsdebatte in Kriftels Parlament. Die Wut vergangener Tage war am Dienstag in der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl nur selten zu spüren: Müdigkeit am Ende einer Wahlperiode, an dem nichts mehr im Ort so ist, wie es am Anfang zu sein schien.
Manchmal reißen die Wunden auf. Zum Beispiel beim - abgelehnten - Antrag der FWG, ein Disziplinarverfahren gegen Börs, Dünte und den ehrenamtlichen Beigeordneten Edelbert Hoß (CDU) zu erwirken; sie hätten im Unterschlagungsfall "Peter M." ihre Aufsichtspflicht verletzt. "M. muß Mitwisser und Mittäter im Rathaus gehabt haben", sagt FWG-Fraktionschef Wolfgang Gerecht. Ferdinand Dillmann (CDU) nennt das eine Verleumdung, "die selbst in der härtesten Auseinandersetzung nicht gerechtfertigt" sei.
Oder als Ingo Mehling (Grüne) in seiner Haushaltsrede mit der CDU generalabrechnet: "Das politische Establishment in Kriftel hat sich mit einer Zielstrebigkeit und Konsequenz demontiert, die im Grunde lachhaft ist." Der Etat sei ein "Weiter so, Kriftel" - "das klingt jedem Zuschauer nur noch wie blanker Hohn in den Ohren". Und, zur CDU gewandt, die ob Mehlings Redefluß nicht zu Zwischenrufen kommt: "Die jämmerliche Hilflosigkeit, mit der Sie auf die Verhaftung von Herrn Börs reagiert haben, zeigt: Mehr als Herrn Börs haben Sie nicht, ohne ihn sind Sie ein einziges Nichts."
Die CDU verteidigt den Etatentwurf des Gemeindevorstandes: Die neue Ladenpassage, Zuschüsse für Wohnungssuchende statt Sozialwohnungsbau und den neuen Jugendpfleger zählt Ferdinand Dillmann zu den Verdiensten der CDU- geführten Gemeindespitze. Daß die fetten Jahre auch in Kriftel vorbei seien, hätten die Gewerbesteuer-Mindereinnahmen von 800 000 Mark gezeigt, trotzdem: "Der Haushalt ist solide finanziert, eine Neuverschuldung wurde vermieden."
SPD und Grüne erklären, warum sie diesen Haushalt ablehnen: Die Direktfinanzierung der Wohnungssuchenden schaffe keine zusätzlichen Wohnungen, sondern beschleunige die Preisspirale; "kaum ein Grundstück in Kriftel wird mit sozialen oder ökologischen Auflagen verkauft", bemängelt Ruth Zeitler von der SPD. Und den Jugendpfleger habe ihre Partei schon lange gefordert.
Für Ingo Mehling gehört auch der Skandal um die Hoechst-Grube zu den dunklen Kapiteln der Legislaturperiode: Mit "Beschnüffeln und 24stündigem Einlegen in destilliertes Wasser" könne man keinen Industriemüll begutachten. Also: Ablehnung bei SPD und Grünen für den Haushalt 1993.
Am Ende noch eine kleine Überraschung: Wolfgang Gerecht, heftigster Kritiker der CDU-Gemeindechefs Börs und Dünte, geißelt Verschuldung, Großmannssucht und Filz in der Regierungspartei: "23 Kandidaten scharen sich um einen Untersuchungshäftling", spielt er auf ein CDU-Plakat an und wünscht der Union zwei Legislaturperioden Oppositionsarbeit. Seine Philippika schließt er unvermittelt: "Wir stimmen dem Haushalt zu." "Nicht zu", will ihm einer von der CDU- Bank helfen. Aber tatsächlich: Die drei FWGler heben die Hand für den 23,8-Millionen Verwaltungs- und den 8,5-Millionen-Vermögens-Haushalt. md
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Lucky Luke (15 Uhr); Dracula (17.15, 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (15 und 17 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Bitter Moon (20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Dracula (20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Dracula (18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Sister Act (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Faust (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9-11 Uhr und 16-18 Uhr.
Sinclairhaus Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus - Zeit des Übergangs", Zeichnungen und Aquarelle 1880-1918.
Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.
Neu-Anspach. "Frauen-Ansichten" von Gabi Guckes und Gundi Butz, 10 bis 12 Uhr und 16 bis 19 Uhr.
Oberursel. Rathaus-Foyer: "Kinder - unser Motiv", Ausstellungseröffnung: 17.30 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Konzertsaal im Kurpark: "Wie entsteht Neues? Die Naturphilosophie A. N. Whiteheads", Referentin: Regine Kather, Veranstaltung des Forums für Philosophie, 20 Uhr. Parteien/Parlamente Wehrheim. Wahlveranstaltung der SPD, Dorfgemeinschaftshaus Friedrichsthal, 20 Uhr.
Oberursel. Wahlveranstaltung der JU, Rathaus, Raum E02, 20 Uhr.
Bürgerforum der SPD, Rathaus, Sitzungssaal, 19.30 Uhr.
"Ein Windrad auf dem Großen Feldberg", Veranstaltung der Grünen, Stadthalle, Raum Weißkirchen, 20 Uhr.
Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.
Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9-12 Uhr, Tel. 30 28 86.
Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 und 14 bis 17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.
Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.
Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18-20 Uhr, nach Voranmeldung unter Tel. 4 72 73.
Schwimmen für Behinderte (auch Kinder), Seedammbad, 18.30 bis 21 Uhr.
Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 14 bis 18 Uhr, Tel. 73 13 03.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.
Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29a, 9.30 bis 10.30 Uhr.
Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.
Umweltberatung im Rathaus, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 9.30 bis 11.30, Tel. 7 34 02.
Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 Uhr, Tel. 50 23 68.
Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.
Behindertenschwimmen im Hallenbad, 18 bis 19 Uhr.
Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Gemeinde Liebfrauen, Berliner Str. 65, 19.30 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17.
Königstein. Treffen der Anonymen Alkoholiker, Haus Amelung, Altkönigstr. 16, 19.30 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Spielkreis der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 16-17.30 Uhr.
Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.
Neu-Anspach. Treffen im Müttercafé "Schnaufpause", Konrad-Adenauer-Str. 2, 9.30-11.30 Uhr; Vortrag zum Thema "Trennung, Scheidung, Unterhalt", 20 Uhr.
Königstein. Kreppelkaffee des Taunusklubs, Bürgerhaus Falkenstein, 14 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte im Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Faschingsfeier ab 14.59 Uhr.
Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen 10 bis 13 Uhr; Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.
Vereinszentrum Alte Schule, Am Plakken: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 15 bis 17 Uhr.
Wehrheim. Faschingsfeier im Gemeindehaus St. Michael, 15 bis 18 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Dia-Vortrag "Reise durch Burma", 15 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat und Rommé 14-17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugenzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 16 bis 21 Uhr.
Kronberg. Stadthalle: "Paule geht einkaufen", Theater für Kinder ab 4, 15 Uhr. Fastnacht Kronberg. Weiberfastnacht im Bischof- Münch-Haus, 19.11 Uhr.
Steinbach. Weiberfastnacht im Bürgerhaus, 19.31 Uhr.
Glashütten. Weiberfastnacht in der Mehrzweckhalle Schloßborn, 19.55 Uhr. Müll Grävenwiesbach. Standort des Sondermüll-Mobils: Dorfgemeinschaftshaus Naunstadt, 9-9.45 Uhr; Hundstadt, Hauptstraße/Weilerweg, 10-10.45 Uhr; Milchsammelstelle Wilhelmsdorf, 11-11.30 Uhr.
Neu-Anspach. Standort des Sondermüll-Mobils: ehemalige Milchsammelstelle Hausen-Arnsbach, 12.30 bis 13.30 Uhr; Westerfeld, An der Eiche, 13.45-14.30 Uhr.
Usingen. Sperrmüllabfuhr in Wernborn und Kransberg ab 6 Uhr.
Sonstiges Bad Homburg. Anmeldung der Schulanfänger in folgenden Grundschulen: Hölderlin-Schule, 8 bis 11 Uhr; Ketteler- Francke-Schule, 9 bis 11.30 Uhr.
Thai-Sala im Kurpark: Treffpunkt für Lauffreunde, 15.30 Uhr.
Neu-Anspach. Anmeldung der Schulanfänger an der Adolf-Reichwein-Schule, 8.15 bis 11.30 Uhr (Anfangsbuchstaben S-Z).
Nach gut drei Stunden standen gestern die Kreissiegerinnen im Vorlesewettbewerb fest Mädchen
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FRIEDBERG. Über drei Stunden dauerte es, dann standen die Siegerinnen fest. Beim Kreisentscheid zum 34. Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels für Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen gestern im Friedberger Klosterbau hatten drei Mädchen die Nase vorn: Evelin Gora von der Ernst- Reuter-Schule Bad Vilbel belegte in der Gruppe der Hauptschüler den ersten Platz. Siegerin bei den Jungen und Mädchen aus Sonderschulen wurde Manuela Müller von der Helmut von Bracken- Schule in Friedberg, und Carolin Göttling von der Weidig-Schule Butzbach war Beste unter den Realschülern und Gymnasiasten.
Alle drei Mädchen werden nun an der Bezirksausscheidung teilnehmen. Bewältigen sie auch diese Lese-Hürde, werden sie zum Landeswettbewerb zugelassen, dessen Sieger sich am 17. Juni in Frankfurt zum Bundesentscheid treffen.
"Ruhe bewahren", riet Christiane Volk von der Kreisjugendpflege den 32 Jungen und Mädchen, die da erwartungsvoll auf ihren Stühlen saßen. Schließlich macht sich Aufregung in der Stimme bemerkbar, verändert die Tonlage, das Lesetempo und die Aussprache. Auf diese drei Kriterien kam es aber unter anderem bei der Bewertung der Beiträge an.
Stephanie Stockton von der Büdinger Haupt- und Realschule hatte es dann auch besonders schwer, als erste der Schulsieger und Schulsiegerinnen des Kreises vor den kritischen Ohren der fünfköpfigen Jury zu bestehen. Für ihren Vortrag hatte sie sich "Ein hoffnungsloser Fall" ausgesucht: die Geschichte eines krebskranken Jungen.
Längst sind es nicht mehr Märchen und nur ausgesprochene Abenteurererzählungen, die sich Kinder in ihrer Altersgruppe als Lektüre wählen. "Schon in den letzten Jahren haben wir bemerkt, daß der Trend zu mehr ernsthaften Inhalten geht", bestätigt Jury-Mitglied Wilfried Paatsch vom Jugendbildungswerk des Kreises. Einen Grund hierfür sieht der Pädagoge in der Auswahl, die den Kindern im Buchhandel oder von den Eltern geboten wird. Noch eine weitere Veränderung konnten die Jury-Mitglieder feststellen: Die Zahl der Jungen bei Vorlesewettbewerben steigt.
Die Jury-Mitglieder drückten bei Versprechern großzügig ein Auge zu. Sie, so sehen es die Bewertungshinweise vor, sollen nicht überbewertet werden. Stärker beachtet wird hingegen, ob der ausgewählte Text dem Verständnis des Kindes entpricht - ferner ob es dem Jungen oder Mädchen gelingt, einen schlüssigen Textabschnitt vorzustellen und inwieweit die Vortragenden Stimmung oder Atmosphäre des Buches wiedergeben.
Michael Gillmann von der Mittelpunktschule Oberer Hüttenberg in Kirch-Pohl- Göns sah seinem Auftritt gelassen entgegen, stöberte noch kurz bevor er "Eine Schnüffelnase auf der Lauer" von Rainer M. Schröder aufschlug, an der Video- und Kassettenwand. Überhaupt: So recht sei Lesen gar nicht seine Sache, viel lieber verbringe er seine freie Zeit mit Computerspielen, sagt der Zwölfjährige. Und weil er das sehr häufig tue, gebe es durchaus einmal ein Verbot der Eltern - und dann: "Naja, dann lese ich eben ein Buch." CORINNA WILLFÜHR
pid GÖTTINGEN, 17. Februar. Die Göttinger Staatsanwaltschaft will eine härtere Bestrafung für einen Kindesentführer erreichen. Deshalb habe seine Behörde Revision gegen das Urteil des Landgerichts Göttingen eingelegt, das den 22jährigen Mann in der vergangenen Woche zu sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt hatte, teilte Sprecher Hans-Hugo Heimgärtner am Mittwoch mit. Die Staatsanwaltschaft hatte gefordert, den Kidnapper, der den siebenjährigen Andreas Koch 60 Stunden gefesselt und geknebelt ohne Essen und Trinken im Wald hatte liegen lassen, auch wegen versuchten Mordes zu insgesamt zehn Jahren Haft zu verurteilen. Die Kammer war diesem Antrag jedoch nicht gefolgt.
ANREISE: Eigener Pkw empfiehlt sich. Dann ist man bei Übernachtungen nicht unbedingt auf Haworth selbst angewiesen, sondern kann auch in die nähere Umgebung ziehen.
ÜBERNACHTUNG: In Haworth und Umgebung je nach Kategorie (Hotel, Pension, Bed and Breakfast) zwischen 30 und 100 Mark pro Person (hängt natürlich auch vom Umrechnungskurs ab).
MUSEUM: Brontë Parsonage Museum in Haworth täglich geöffnet (ausgenommen 24., 25., 26. Dezember und die letzten drei Wochen im Januar) von 10.00 bis 17.00 Uhr April bis September und 11.00 bis 16.30 Uhr Oktober bis März.
LITERATUR: Emily Brontë: Die Sturmhöhe, Insel Verlag, Die Schwestern Brontë, Leben und Werk in Texten und Bildern. Hrsg. von Elsemarie Maletzke und Christel Schütz, Insel Verlag, Charlotte Brontë: Shirley, Insel Verlag.
AUSKUNFT: Haworth Trust Information Centre, 2-4 West-Lane, Haworth, Nr. Keighley BD22 8EF, GB, Tel. Haworth 05 35 / 64 23 29. gab
In Erwartung des Flüchtlingsstroms mehr Neubau-Fläche verlangt
"Das ist das Ende der städtischen Entwicklung - Frankfurt wird mit regionalem Grün eingeigelt": Mit kräftigen Worten zog Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) gegen den Entwurf des Regionalen Raumordnungsplanes (RROP) zu Felde, der erstmals in der Nachkriegsgeschichte in Südhessen das Wachstum begrenzen, Natur und Landschaft mehr Gewicht geben möchte. Nun präsentierte Wentz das Gegenmodell der Stadt Frankfurt: Sie verlangt vom hessischen Minister für Raumordnung, Jörg Jordan (SPD), allein 720 Hektar Fläche für neue Wohnungen - 300 Hektar mehr, als das Regierungspräsidium Darmstadt bisher im RROP- Entwurf einräumt. Die Kommune sieht bis zum Jahr 2000 einen "Gesamtbedarf" von 65 000 neuen Wohnungen - wie sie in den verbleibenden sechseinhalb Jahren errichtet werden sollen, ließ Wentz allerdings noch offen.
Etwa 22 000 Wohnungen will der Planungsdezernent in Baulücken pressen oder etwa auf ehemaligen US-Kasernenflächen unterbringen, 43 000 in Neubaugebieten versammeln. Wentz weigerte sich, den Frankfurtern vor der Kommunalwahl zu offenbaren, wo die neuen Stadtviertel liegen könnten - seine offizielle Begründung: "Ich habe keine Lust, Flächen zu benennen, bevor ich nicht weiß, ob sie klimatisch verträglich sind."
Die Zahl von 65 000 neuen Wohnungen errechnet sich aus einem "Nachholbedarf" von 20 000 Unterkünften für "bisher unzureichend untergebrachte Personen". Hinzu kommt "Eigenbedarf" von 25 000 Wohnungen durch weiter steigende Ansprüche der Frankfurter an ihr Zuhause. Für 40 000 "Neubürger" kalkuliert die Kommune 20 000 Unterkünfte.
Seine Forderungen untermauerte der Stadtrat mit einer dramatischen Bevölkerungs-Prognose: Durch die Wanderung von Armen und Flüchtlingen aus Ost- und Südosteuropa sei für das Jahr 2000 mit 725 000 Menschen in Frankfurt zu rechnen. Wentz: "Das würde zu Maßnahmen zwingen, die über die gegenwärtig vorstellbare Stadtentwicklung weit hinausgehen." Die Forderungen des Planungsdezernenten leiten sich deshalb von "nur" 700 000 Menschen 2000 ab.
Das Amt für Einwohnerwesen legte unabhängig von Wentz in diesen Tagen Zahlen vor, die belegen, daß sich das Wachstum der Stadt noch einmal beschleunigt hat: Ende Oktober 1992 gab es 659 707 offiziell gemeldete Frankfurter - derzeit dürften es bald 670 000 sein. Im Oktober wuchs die Zahl der Ausländer in der Stadt um 1120, deutsche Einwohner nahmen um 516 ab.
Den Zukunftsentwurf, den Minister Jordan politisch verantwortet, bedachte Wentz mit einem Bündel von Negativ- Prädikaten: "nicht bearbeitbar" - "ohne Perspektive", "unbegründet, unökologisch, unsozial und unlogisch". Am Mittwoch morgen hatte der Stadtrat auch die 43 Gemeinden des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) auf diese Linie gebracht: Die 41 Vertreter von SPD, CDU und FDP in der UVF-Gemeindekammer verabschiedeten eine Resolution, in der sie eine Zurückweisung und Überarbeitung des Jordan-Planes forderten. Gegenstimmen gab es nur von den zwei Repräsentanten der Grünen.
Damit muß sich Jordan bei der Sitzung der Regionalen Planungsversammlung am 26. März im Römer auf harte Konfrontation einrichten: Sein Entwurf droht durchzufallen. Stadt und UVF wollen bis zum Termin noch mehr der 174 betroffenen Gemeinden Südhessens auf ihre Seite ziehen. Nach dem Gesetz vermag Jordan sich über Widerspruch der Planungsversammlung hinwegzusetzen - "politisch hält er das nicht durch!" (Wentz). jg (Siehe "Planern blieb. . . auf Seite 20)
WEILROD. Neue Akzente in der Schul- und Jugendpolitik setzen: Mit diesem Schwerpunkt - neben dem Umwelt- und Naturschutz - treten die Weilroder Grünen zur Gemeindewahl am 7. März an.
Für Jugendliche fordert die Partei einen Bus, der bei Bedarf an Wochenenden zu größeren Veranstaltungen außerhalb Weilrods fährt: etwa zu Open-air-Festivals, Discotheken und Sportstätten. Zudem soll ein mobiler Jugendpfleger oder eine -pflegerin eingestellt werden, den / die sich Weilrod unter Umständen mit einer anderen Gemeinde teilen könne.
Dem Vereins- und Schulsport bescheinigen die Grünen besondere Bedeutung. Zur Zeit seien die Möglichkeiten wegen fehlender Sportstätten "sehr unbefriedigend", beklagt Sprecher Rainer Brechtel und fordert: "Wir brauchen die seit 15 Jahren immer wieder versprochene große Sporthalle hier und jetzt."
Besonders in Riedelbach sei die Schulsportsituation untragbar, betonen die Grünen: Im laufenden Halbjahr verlören die Schüler 115 Stunden Zeit, weil sie zu den Turnhallen Rod an der Weil und Arnoldshain gefahren werden müßten - insgesamt 6908 Kilometer.
Zu einer multikulturellen Schule entwickelt sich nach Auffassung der Grünen die Mittelpunktschule Riedelbach: Bei mittlerweile 440 Schülern und 20 Prozent ausländischen Kindern müsse über ein neues Profil nachgedacht werden: als Gesamtschule mit Anbindung an die gymnasiale Oberstufe in Usingen. ill
MÜHLHEIM. 300 Kubikmeter besten Kompostes liegen auf dem Gelände der Kompostieranlage auf Halde, von Samstag an wird er verkauft. Wie Erster Stadtrat Horst Lehr (SPD) mitteilt, haben Analysen ergeben, daß der Kompost den Güterichtlinien des Bundesumweltamtes entspricht. "Alle Werte liegen unter den Grenzwerten."
Nur Mühlheimer dürfen jeweils maximal einen Kubikmeter zum Preis von 20 Mark kaufen. Wer mit einem 20-Liter-Eimer vorbeischaut, bekommt ihn kostenlos gefüllt. Geöffnet ist die Kompostierungsanlage am Samstag von 9 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr und an den übrigen Wochentagen bis auf Montag von 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Zu diesen Zeiten kann auch Grünschnitt angeliefert werden.
1991 wurden auf der damals neueröffneten Kompostierungsanlage 1450 Kubikmeter Kompost produziert, im vergangenen Jahr waren es 3643. Der nächste Kompost soll laut Lehr im Sommer fertig sein.
Ob die Grünschnittkompostierung durch eine Biokompostierung ergänzt wird, ist laut Lehr noch offen. Derzeit berechnet ein Ingenieurbüro die Kosten. Beim Umlandverband in Frankfurt hat die Stadt einen Antrag gestellt, die Biomüllkompostierung in eigener Regie besorgen zu können.
Der Umlandverband, in dessen Aufgabenbereich die Müllbeseitigung fällt, plant selbst eine Biomüllkompostierungsanlage in Offenbach gegenüber der Müllverbrennungsanlage. pmü
Eduard Rottke, Weilnauer Str. 8, Altweilnau, zum 85. Geburtstag.
Kleine FR
Sportlerehrung in Eppstein EPPSTEIN. Heute um 16 Uhr werden in der Sporthalle Bienroth die erfolgreichen Sportler der Burgstadt geehrt - jeder der Ausgezeichneten ist mindestens Kreismeister geworden. Die Feier ist auch eine Gelegenheit für Sportlerinnen, Sportler und Vereinsfunktionäre, sich näher kennenzulernen. Wiesenbad bleibt geschlossen ESCHBORN. Am Rosenmontag, 22. Februar, und am Faschingsdienstag, 23. Februar, bleibt das Wiesenbad geschlossen. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, sollen an beiden Tagen Reparaturen vorgenommen werden.
BAD VILBEL. Beim Klang des Namens Bad Vilbel bekommen CDU-Parteistrategen von Wiesbaden über Frankfurt bis hin nach Friedberg leuchtende Augen. Seit vielen Jahren schon trotzt hier, an der Nahtstelle zwischen der Main-Metropole und der ländlichen Wetterau, das mit absoluter Unionsmehrheit regierte Sprudelstädtchen unbeugsam wie jenes berühmte Gallierdorf allen rot-grünen Anfechtungen. Kein Zaubertrank und keine übermenschlichen Fähigkeiten waren es, die die 26 000-Einwohner-Stadt zu einer schwarzen Insel inmitten rot-grüner Kreis- und Kommunalbastionen werden ließen. Die entscheidende Wende von 1977 hatten die bis dahin mit bajuwarischer Zwei-Drittel-Mehrheit regierenden Sozialdemokraten durch personelle Querelen selbst herbeigeführt. Der Sturz war tief und scheint noch immer nicht zu Ende. Auf nurmehr 20 Prozent kam die SPD beim letzten Urnengang - erneut das Resultat interner Schwierigkeiten und mangelnder Geschlossenheit.
Die CDU dagegen wußte ihre Chance zu nutzen. Mit einem sich um soziale und kulturelle Belange bemühenden, eher gemäßigten Bürgermeister Günther Biwer und einem in Finanz-, Verkehrs- und Baufragen gewieften und als Hardliner geltenden Ersten Stadtrat Klaus Minkel an der Verwaltungsspitze bauten die Christdemokraten ihre Mehrheit auf bequeme 60 Prozent aus.
Die politische Direktive überläßt die Vilbeler Union weitgehend ihrer mittlerweile durch einen zweiten hauptamtlichen Stadtrat erweiterten Rathausmannschaft. Die läßt sich von Opposition und Bürgern nur wenig in die Karten schauen und krempelt mit millionenschweren Investitionen wie etwa in die Innenstadtsanierung oder den Kulturbetrieb das alte Arbeiterstädtchen systematisch zur feinen Wohnsitzgemeinde am Rande Frankfurts um.
Doch im wohlhabenden Bad Vilbel, das mangels stationärer Anwendungen den Namen Kurstadt kaum mehr verdient, häufen sich auch die Probleme. Mag die einzige Wetterauer Gemeinde im Frankfurter Umlandverband, in der nicht nur das Mineralwasser, sondern auch die Gewerbe- und Einkommenssteuer reichlich sprudelt, auch von ihrer Lage im "Speckgürtel" Frankfurts profitieren, so spürt sie doch in zunehmendem Maße die Probleme des Rhein-Main-Ballungsraumes. Die Verkehrsbelastung ist seit Jahren erheblich, Grundstücks- und Mietpreise sind davongaloppiert, neuer Wohnraum ist kaum mehr bezahlbar.
Trotz manch drängender Probleme vermochte es die Opposition bislang nicht, Kapital aus der kommunalpolitischen Schlagseite der Regierungsmehrheit zu gewinnen. Die Stärke der CDU ist zu einem nicht unwesentlichen Teil die Schwäche der Opposition.
Die SPD tut sich schwer, ihre neuerliche Krise zu überwinden und die Kraft für einen Neubeginn zu finden. Weitgehend untergetaucht sind auch die Grünen, denen es wie vielerorts an Nachwuchs fehlt und die nach zurückliegender Talfahrt diesmal gar um ihre Mandate in der Stadtverordnetenversammlung bangen müssen. Mit im Öko-Teich fischt zudem eine quicklebendige Listenvereinigung von parteipolitisch unabhängigen Bürgern und Vertretern der wertkonservativen ÖDP. Zu erwarten steht, daß sich Umweltliste/ÖDP und Grüne bei diesem Urnengang gegenseitig neutralisieren.
Der heute recht quirlig agierenden FDP, die 1989 nur knapp den Wiedereinzug ins Parlament verfehlt hatte, war es gelungen, nach jahrelangem Gang durch die Instanzen 1992 eine Wiederholung der Vilbeler Kommunalwahl zu erreichen: Bürgermeister und Erster Stadtrat hatten sich mit einer "Anti-Eingemeindungskampagne" unzulässig in den Wahlkampf gemischt und den örtlichen Gewerbetreibenden wie ihren städtischen Mitarbeitern empfohlen, an welcher Stelle des Stimmzettels sie ihr Kreuzchen machen sollten. Das Wahlvolk nahm der Magistratsspitze dieses Vergehen allerdings nicht krumm, schritt im vergangenen Frühjahr erneut zur Wahlurne und belohnte die CDU gar mit weiterem Stimmenzuwachs.
Schon im vergangenen Jahr war die Wahlbeteiligung allerdings gering gewesen. Der jetzige Wahlkampf, der kaum seinen Namen verdient, scheint ein weiteres Absinken der Wähler-Motivation anzudeuten. Die Vilbeler sind wahlmüde, und mit ihnen ihre Politiker. Anders als früher kann die CDU nicht mehr darauf setzen, daß in der Brunnenstadt meist entgegen jedem Landes- und Bundestrend gewählt wird. Bei dem ohnehin von bundespolitischen Themen überlagerten Urnengang könnten die Vilbeler ihren Denkzettel an die Bonner Koalition in den Wahllokalen der Brunnenstadt abgeben, befürchten FDP wie CDU. Weitere Unsicherheitsfaktoren lassen das Rekordergebnis von 60,5 Prozent im Vorjahr als nicht wiederholbar erscheinen.
Noch immer ist Spitzenkandidat Günther Biwer das populäre und von der Opposition meist sanft behandelte Zugpferd der Union. Doch der Stern des Bürgermeisters, der im Gegensatz zu seinen ersten Amtsjahren dem heutigen verwaltungspolitischen Tagesgeschäft oft weit entrückt scheint, hat den Zenit bereits überschritten. Die wesentlichen kommunalpolitischen Initiativen gehen in Bad Vilbel vom Ersten Stadtrat aus - ein im Umgang mit politischen Gegnern oder auch kritischen Leserbriefschreibern nicht gerade zimperlicher "Rechtsaußen", der selbst in Zeiten gewaltsamer Ausschreitungen gegen ausländische Mitbürger noch versucht, mit "Republikaner"- Parolen vom vollen Boot der rechtsextremen Partei Wähler auszuspannen.
Die "Republikaner" stellen das eigentliche Gefährdungspotential der absoluten CDU-Mehrheit dar. Bei der Wiederholungswahl von 1992 kamen sie in Bad Vilbel aus dem Stand auf vier Prozent. Die "Republikaner" sind zusammen mit der konkurrierenden NPD bereits im Wetterauer Kreistag vertreten. Ihre Mandatsträger sollen jetzt abgelöst werden. Die neuen Kandidaten für das Kreisparlament stammen zum überwiegenden Teil aus Bad Vilbel. JÖRG MUTHORST
USINGEN. Ob in Usingen künftig die Vermögensverhältnisse hauptamtlicher Magistratsmitglieder und ihrer Ehepartner offengelegt werden müssen, hat die Stadtverordnetenversammlung in ihrer letzten Sitzung vor der Kommunalwahl nicht entschieden. Der entsprechende Antrag der SPD wurde zur Beratung zunächst in den Haupt- und Finanzausschuß überwiesen. Nach den Worten des SPD-Fraktionschefs Norbert Braun ist der Vorschlag ein Versuch, Korruption in Zukunft besser zu verhindern. "Gläserne Taschen können keine Gewähr sein, sondern nur ein Schritt in die richtige Richtung", betonte Braun.
Das gelte ebenso für eine weitere Forderung der SPD: Stadtverordneten und Stadträten soll untersagt werden, von Auftragnehmern der Stadt oder Verbänden, an denen die Stadt wesentlich beteiligt ist, individuelle Vorteile in Form von Bar- oder Sachmitteln entgegenzunehmen. Auch dieser Antrag wurde in den Haupt- und Finanzausschuß verwiesen.
Die Grünen bezeichneten die Vorschläge als naiv. "Da kann man die Leute auch gleich zum Beichten schicken, das bringt genauso viel", sagte der Grünen-Stadtverordnete Dieter Haaf. cn
Querfeldein
Springturnier des Reitvereins Sulzbach Ein hochkarätiges Starterfeld erwartet die Zuschauer beim Springturnier des Reitvereins Sulzbach. Die Veranstaltung beginnt heute um 10 Uhr mit einer Springpferdeprüfung Kl. L. Um 12.30 Uhr schließt sich die Springprüfung Kl. L an und um 18.30 Uhr folgt eine Zeitspringprüfung Kl. M. Das Programm für Samstag, 20. Februar: Springpferdeprüfung Kl. L (9 Uhr), Springprüfung Kl. A (11.30 Uhr), Springprüfung Kl. M mit Stechen (15 Uhr) und Kostümspringen Kl. M (20 Uhr). Sonntags wird eine Stilspringprüfung Kl. A (8 Uhr), ein Springreiterwettbewerb (9.30 Uhr), eine Stilspringprüfung Kl. L (11 Uhr) und um 14.30 Uhr, als Höhepunkt, eine Springprüfung Kl. S mit Stechen ausgetragen.
TV Oberstedten verliert unglücklich Eine unglückliche Niederlage mußten die Oberliga-Volleyballerinnen des TV Oberstedten hinnehmen. Die Partie in Rodheim verloren sie im Tie-Break (15:9, 12:15, 8:15, 15:11, 11:15).
Ehepaar Fischer ertanzte sich Aufstieg Bei der hessischen Landesmeisterschaft der Senioren B1-Klasse in Wetzlar qualifizierten sich Ralf und Helga Fischer (Tanzsportabteilung der HTG) für das Finale. In diesem belegten sie den vierten Rang und schafften somit den Aufstieg in die Senioren A1-Klasse.
Die Dienstkleidung und das schwere Gerät des Technischen Hilfswerks (THW) sind in Blau gehalten. Im Lexikon wird die Farbe Blau als Sinnbild für Treue und für Fernweh bezeichnet. In die Ferne, nach Somalia, wird voraussichtlich im April ein 100 Mann starker THW-Trupp aufbrechen, um Ordnung zu schaffen. "In der Stadt Wosaso im Norden zum Beispiel halten sich 60 000 Flüchtlinge völlig ungeordnet auf", erläutert Dietrich Leipke, Leiter des THW-Einsatzreferats. Die technischen Helfer wollen Wasserleitungen reparieren und den Flüchtlingen Baumaterial für Unterkünfte bereitstellen. Nordrhein-Westfalens Innenminster Herbert Schnoor (SPD) hält nichts von derartigen Missionen. Er will das Technische Hilfswerk auflösen und es den Feuerwehren angliedern. "Damit könnten jährlich viele Millionen Mark Steuergeld gespart werden", sagt Ludger Harmeier, Sprecher des Innenministeriums.
Schnoor steht mit seiner Kritik nicht allein. Der Bundesrechnungshof hatte schon 1988 in einem Bericht bemängelt, daß das Hilfswerk "unwirtschaftlich und unzweckmäßig" ist. Die Probleme ließen sich lösen, wenn der Bund auf die "unvertretbare Vorhaltung" der Organisation verzichte, schrieb der Rechnungshof. Mit spitzem Bleistift rechnete er vor, daß der Bund 40 Millionen Mark sparen könne, wenn andere Organisationen die THW-Aufgaben übernähmen.
Das Bundesinnenminsterium will von alldem nichts wissen und steht treu zum THW. Von Auflösung ist keine Rede. Im Gegenteil: Seit Jahresbeginn ist das Hilfswerk eine eigenständige Bundesanstalt. Früher gehörte es zum Bundesamt für den Zivilschutz. "Die Umorganisation war nötig, damit wir effektiver arbeiten und im Katastrophenfall flexibler reagieren können", erklärt THW-Sprecher Alexander Glass. Nach Angaben des Düsseldorfer Inneministeriums wurden dafür bei dem Bundesamt für den Zivilschutz zwar 17 Stellen abgebaut, gleichzeitig aber stellte das THW 30 neue Mitarbeiter für die Verwaltung ein. In diesem Jahr kostet das Hilfswerk die Steuerzahler 116 Millionen Mark. Dabei sind noch nicht die Personalkosten für die etwa 300 hauptamtlichen Mitarbeiter mitgerechnet.
"Das Geld wird für eine Organisation ausgegeben, die sich längst überlebt hat", sagt Ludger Harmeier. Das THW ist ein Kind des Kalten Krieges. In den 50er Jahren wurde es zum Schutz der Bürger im sogenannten Verteidigungsfall eingerichtet. Eine riesige Feierabendmannschaft von knapp 80 000 ehrenamtlichen Helfern sollte bei einem Krieg Verschüttete bergen und bei einem Angriff mit atomaren, biologischen oder chemischen Waffen für Entgiftung sorgen.
Weil das THW spätestens seit den Umwälzungen in Osteuropa nichts mehr zu tun hatte, habe man sich auf die Suche nach neuen Einsatzgebieten begeben, meint Harmeier. "Da wurde angefragt, ob man einen Bachlauf säubern oder im Wald aufräumen darf."
Zu den offiziellen Aufgaben des THW zählt neben dem Schutz von Zivilisten im Kriegsfall die Hilfe im Ausland. In der Türkei, in der GUS oder in Jugoslawien waren die Helfer schon im Einsatz. Im Inland sollen sie einspringen, wenn die Feuerwehr bei größeren Katastrophen nicht mehr zu Rande kommt und schweres Gerät gebraucht wird, beispielsweise um Trümmer wegzuräumen. Meistens aber würden die ehemaligen ABC-Schützer üben, üben und nochmals üben, sagt Harmeier.
Nach den Erfahrungen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums werden die Helfer in Blau nur selten gerufen. Das hat einen einfachen Grund: Weil das THW eine Einrichtung des Bundes ist, müssen Gemeinden für Einsätze zahlen. Deshalb lassen Kommunen etwa bei Gasexplosionen lieber Bagger und anderes Gerät aus den eigenen Bauhöfen anrücken.
Diese Schieflage sei nur zu beheben, "wenn wir alle technischen Hilfeleistungen bei Unglücken und Katastrophen bei den Feuerwehren zusammenführen", erläutert Harmeier. Das spare nicht nur Geld, sondern effektiviere außerdem die Hilfe. Nur so sei eine Neuorganisation des Katastrophenschutzes sinnvoll. Doch weil Bonn da nicht mitspielen will, denkt Nordrhein- Westfalen daran, einen Alleingang zu wagen, um das THW auszuhebeln. "Wir erwägen, die Feuerwehr mit schwerem Gerät auszustatten", sagt Harmeier.
Und die internationalen Einsätze? Die soll nach Ansicht des Ministeriumssprechers künftig ein von der Bundesregierung aufgestelltes "Friedenskorps" übernehmen. Darin sollen Experten mitarbeiten, die heute beim THW beschäftigt sind, aber auch Fachleute anderer Organisationen. Harmeier: "Denn auch hier ist verstärkte Koordination der Aktivitäten notwendig."
FRANK-THOMAS WENZEL
Narren rüsten zum Endspurt
Kinder: Am Sonntag, 21. Februar, 14.11 Uhr, tagen in der Hugenottenhalle die Jüngsten beim Kostümball.
Lumpenmontagszug: Am Montag, 22. Februar, verwandelt sich die Stadt wieder einmal in "Groß-Watzehause" - spätestens um 14 Uhr, wenn der Umzug in der Carl-Ulrich-Straße und Hugenottenallee beginnt. Die Route der Wagen und Faschingsgruppen führt zur Mendelssohnstraße, zurück über die Hugenottenallee bis zur Bahnhofstraße, Waldstraße, Lessingstraße und Schulgasse auf die B 3 zum Endpunkt, der Carl-Ulrich-Straße. Von 10.15 Uhr an werden in der Fußgängerzone der Bahnhofstraße rund 6000 Portionen der traditionellen Isenburger Linsensuppe ausgeschenkt. Wer davon probieren möchte, muß sich allerdings selbst Tasse oder Teller mitbringen, denn die Veranstalter wollen Plastikmüll weitgehend vermeiden.
Schwof: Am Abend des Lumpenmontags wird in der Hugenottenhalle - quasi als Vorspiel - um 19 Uhr die Operette "Im Weißen Rössl" aufgeführt. Danach laden "Hazy Osterwald & The Entertainers" zum Schwof bis in die Morgenstunden ein.
Kehraus: Schlußpunkt der Kampagne ist am Dienstag, 23. Februar, 19.31 Uhr, der Faschingskehrausball im Bürgerhaus Zeppelinheim. EGELSBACH
Bunter Abend: "Fastnacht Allerbest - diesmal in Wildwest" ist das Motto des Abends, zu dem die Sängervereinigung für Samstag, 20. Februar, um 20.11 Uhr ins Bürgerhaus einlädt.
Party: Am Samstag, 20. Februar, steigt um 20 Uhr und elf Minuten in der Stadthalle die "Tingel-Tangel-Party" der LKG.
Kinder: In der Stadthalle veranstaltet die Karnevalsgesellschaft zwei Kindermaskenbälle, und zwar am Sonntag, 21. Februar, und am Dienstag, 23. Februar, jeweils um 15.11 Uhr. DREIEICH
Sitzungen: Am Samstag, 20. Februar, hält der Erste Sprendlinger Karneval-Verein (SKV) eine Familiensitzung ab - um 14 Uhr im Bürgerhaus Sprendlingen. Die letzte Fremdensitzung der Sportgemeinschaft Götzenhain beginnt am Samstag, 20. Februar, um 20.11 Uhr in der Turnhalle an der Frühlingsstraße.
Bälle: Im Bürgerhaus Sprendlingen kommt es Samstag, 20. Februar, auf Initiative aller Sprendlinger Karnevalklubs um 20 Uhr zum "Faschingstreiben". Der Sportverein in Dreieichenhain öffnet Samstag, 20. Februar, exakt um 19.11 Uhr die Türen des Burgkellers zum "großen bunten Faschingstreiben". Die Offenthaler Mehrzweckhalle ist am Samstag, 20. Februar, von 20 Uhr an Schauplatz des Faschingsballs der Sport- und Sängergemeinschaft (SUSGO). Hinter dem "großen Rosenmontagstreiben" am 22. Februar, 20 Uhr, im Sprendlinger Bürgerhaus stehen dann wieder alle Sprendlinger Karnevalsvereine. Im Haus Falltorweg in Buchschlag wird am Dienstag, 23. Februar, von 14.30 Uhr bis 18 Uhr ein "buntes Faschingstreiben" gefeiert. "Lumpenball" heißt es am Dienstag um 19.59 Uhr in der Offenthaler Mehrzweckhalle. Veranstalter: Musikverein Offenthal.
Kinder: Der Tanzsportclub Bimmbär lädt für Sonntag, 21. Februar, um 15.11 Uhr ins Sprendlinger Bürgerhaus zum Kinderfasching ein. "BuKiFa" nennen die "Bremser" ihren "Buchschlager Kinderfasching" am Sonntag, 21. Februar, um 15 Uhr im dortigen Bürgersaal. Noch einmal Kinderfasching gibt's von SKV und SUSGO am gleichen Tag um 15 Uhr in der Mehrzweckhalle in Offenthal.
Umzüge: An der Turnhalle an der Frühlingsstraße ist am Sonntag, 21. Februar, um 14 Uhr Ausgangspunkt des Faschingsumzugs durch Götzenhain. Zum Umzug am Dienstag, 23. Februar, starten alle Sprendlinger Narren um 14.11 in der Lessingstraße. Bevor sie das Bürgerhaus erreichen, vor dem ein Fastnachtsmarkt aufgebaut sein wird, führt ihr Weg durch die Darmstädter-, die Haupt- und Frankfurter Straße zur Fichtestraße.
Kehraus: Die närrische Zeit lassen die Sprendlinger Fastnachtvereine am Dienstag um 20 Uhr beim "Kehraus" im Bürgerhaus ausklingen. leo
NEU-ISENBURG. Erst Mitte März wird sich klären, ob das Frankfurter Autobahnamt sein Versprechen erfüllen kann und noch im Laufe dieses Jahres mit dem Bau der Lärmschutzwand entlang der Autobahn A 3 beginnt. Wie jetzt der Magistrat der Stadt Neu-Isenburg mitteilte, könne sich das rund 15,6 Millionen Mark teure Projekt durchaus auch bis 1994 verzögern. Dann nämlich, wenn sich das dafür verantwortliche Bonner Wirtschaftsministerium in den kommenden Wochen dazu entschließen sollte, den Betrag angesichts der prekären Finanzsituation des Bundes anderweitig zu verwenden.
Erteilt das Bundesministerium grünes Licht, werden die Isenburger Anwohner bereits im September kommenden Jahres mehr als bislang vor dem Lärm vorbeirasender Autos geschützt sein. Diesen Effekt erreichen soll eine genau 3406 Meter lange und stellenweise bis zu 5,7 Meter hohe Wand, die lediglich 1,5 Meter von der Autobahn entfernt aufgestellt wird. Der Betonbau soll östlich der Unterführung der Stresemannallee beginnen und bis zum Kleingartengelände Eichenbühl reichen. Die Möglichkeit, stattdessen einen Lärmschutzwall zu bauen, verwarf das Autobahnamt offenbar schnell. Nach Darstellung des Magistrats wäre in diesem Fall eine zusätzliche Fläche von mehr als acht Hektar notwendig gewesen. Dafür hätte ein breiter Streifen des angrenzenden Waldes geopfert werden müssen. Ein "Waldverbrauch" solcher Größenordnung sei jedoch nicht zu verantworten. Demgegenüber könne der Wald südlich der Autobahn durch den Bau einer Lärmschutzwand vollständig erhalten werden. leo
Eigentlich hieß er Otto Umbehr; Umbo ist sein Künstlername. Im Herbst wird eine Werkmonographie erscheinen; zuvor kann man dem Fotografen, der erst in jüngster Zeit wiederentdeckt wird, in der Ausstellung "Sterne und Stars" nähertreten. In der Galerie der Jahrhunderthalle Hoechst ist sie noch bis zum 28. Februar zu sehen.
Umbo, gebürtiger Düsseldorfer, lebte von 1902 bis 1980. Er hat in einem Bergwerk gearbeitet und getöpfert, 1921 bis 1923 Ittens Grundlehre am Weimarer Bauhaus absolviert. Er arbeitet mit Metall, wird Kamera-Assistent und macht erst mit vierundzwanzig erste fotografische Aufnahmen. Wegen dieser und der nachfolgenden handeln ihn Kenner heute als Geheimtip.
Umbo war nicht nur als freier Fotograf tätig, sondern hat sich bei zahlreichen Illustrierten Zeitungen verdingt, war Bildberichterstatter, Werbefotograf, schließlich Hausfotograf der Kestner-Gesellschaft in Hannover. Am Bauhaus war er Mitbegründer der KURI Gruppe (Konstruktiv-Utilitar- Rationell-International); die Arbeiten, die in Höchst zu sehen sind, zeichnen sich indes aus durch Esprit und Humor, Poesie und Sinnlichkeit. Seine Bemühungen um Detailtreue haben ihn gerade nicht zum kühlen Beobachter werden lassen, sondern zum mitfühlenden Chronisten - gleich, ob er Puppen oder Menschen vor der Linse hatte.
(Galerie der Jahrhunderthalle Hoechst in Höchst, geöffnet täglich 11 bis 15 Uhr.) bab
Das Darmstädter Institut Mathildenhöhe hat es sich zur Aufgabe gemacht, nicht nur historisches Kunsthandwerk und Möbeldesign zu präsentieren, sondern stellt auch in einer eigenen Ausstellungsreihe "Positionen des zeitgenössischen Design" vor. Gegenwärtig hat der 1955 in Illinois geborene Glaskünstler Danny Lane seinen Auftritt. Sein Arbeitsbereich reicht von der Ladeneinrichtung bis zum Trinkglas, er schafft Skulpturen für den Außenbereich und skulpturale Möbel für drinnen.
Neben Tischen, für die Glas kein ungewöhnliches Material darstellt, kreiert Lane auch gläserne Stühle wie den statuarischen "Solomon Chair". Manches wirkt manieriert und außerordentlich unpraktisch dazu. Das Trinkglas zum Beispiel, das eine Glasscherbe zum Fuß hat und einen geschlängelten Stiel, ist garantiert nicht spülmaschinenfest.
Aber an die Zweckmäßigkeit ist gar nicht gedacht. Energie, Liebe und Leidenschaft sollen aus den Objekten des Amerikaners sprechen; die Gebrauchsform setzt der Phantasie keine Grenzen. In Skizzen verdeutlicht der Gestalter, daß ihn allenfalls Raum und Zeit in seiner Schöpfungskraft limitieren. Das Organ, mit dem er die Dinge konzipiert, ist zunächst das eigene Herz. Vorstellungen aus Mythologie und Geschichte werden in eigenwilligen Glaskreationen verdinglicht und transparent. Nicht immer ist das Glas hauptsächliches Material. Im "Railroad Table" tritt eine geschmiedete, gebogene Eisenbahnschiene hinzu, im Tisch des Holzfällers, was wohl? Holz, natürlich. Sorgsam beschnittene, runde und eckige Elemente. Ein Vierrad namens "Sündenbock" ist ein gehörntes, Wirklichkeit gewordenes Märchenwesen; das hat Gloria von Thurn und Taxis ihrer Sammlung einverleibt.
Nicht einmal vor einem gläsernen Bett schreckt Lane zurück; da könnte es aber allenfalls das tote Schneewittchen aushalten. Funktionalität um ihrer selbst willen ist dem Designer fremd. Sie ist eher Beiprogramm, ergibt sich oder ergibt sich nicht. Dennoch: um autonome Kunstwerke handelt es sich deshalb noch nicht. Eher um Schaustücke für den bewußten Nichtgebrauch. Lane über seine Vorgehensweise: "It wasn't designed, it happened." (Bis 14. März, Mathildenhöhe, Museum Künstlerkolonie, 10 bis 17 Uhr, außer Montag und Dienstag.)
DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
öhl ANKARA, 17. Februar. Die verarmten und von bürgerkriegsähnlichen Unruhen erschütterten Kurdenprovinzen in der Südosttürkei könnten mit einem Hilfsprogramm der Europäischen Gemeinschaft wirtschaftlich vorangebracht und politisch befriedet werden. Diese Idee hat der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Hans Stercken (CDU), am Dienstag in einem Gespräch mit dem türkischen Ministerpräsidenten Süleyman Demirel in Ankara erörtert. Demirel habe den Vorschlag zustimmend aufgenommen, berichtete Stercken der FR.
Nach den Vorstellungen Sterckens könnte das Hilfsprogramm die Fundamente für eine Verbesserung der kargen Lebensbedingungen im Südosten der Türkei legen und damit auch zu einer Lösung der politischen Konflikte beitragen.
Stercken schlägt vor, ein Teil der bisherigen deutschen Verteidigungshilfe für die Türkei solle als "Demokratiehilfe" der Kurdenregion zufließen. Darüber hinaus könne ein gemeinsames Programm der EG helfen, die Probleme in der Südosttürkei zu lösen, beispielsweise durch Infrastrukturprojekte und Berufsbildungsprogramme. Aber auch die Finanzierung eines Fernsehprogramms in kurdischer Sprache könnte nach Sterckens Meinung dazu beitragen, den Konflikt zu entschärfen und die Weichen für eine Gleichberechtigung der kurdischen Volksgruppe zu stellen.
In Südostanatolien kämpfen die Rebellen der verbotenen Separatistenorganisation PKK für einen eigenen Kurdenstaat marxistischer Prägung. In dreizehn türkischen Südostprovinzen herrschen seit Ende der siebziger Jahre wegen der Kurdenrevolte ununterbrochen Kriegsrecht oder Ausnahmezustand. Zwölf Tote bei Gefecht
ANKARA (AFP). Bei einem Gefecht zwischen türkischen Soldaten und kurdischen Rebellen in Südostanatolien wurden am Dienstag zwölf Menschen getötet. Wie die halbamtliche Nachrichtenagentur Anatolien meldete, handelte es sich um neun Untergrundkämpfer, darunter eine Frau, sowie drei Soldaten. Das Gefecht ereignete sich nahe der Stadt Mardin. Einzelheiten wurden nicht bekannt.
RÖDERMARK. Die Devise "Friede, Freude, Eierkuchen" - zu Beginn der jüngsten Stadtverordnetenversammlung in Urberach von Bürgermeister Walter Faust (CDU) ausgegeben - verlor in der dreistündigen politischen Auseinandersetzung bald ihre Gültigkeit. Die ursprünglich geplante freundliche Stimmung der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl verflog schnell und machte Wahlkampfgetümmel Platz.
Am Ende hatten sich die Parlamentarier/innen in den 29 Tagesordnungspunkten derartig verheddert, daß bis 22.30 Uhr erst die Hälfte der Anträge abgehakt war. Deshalb mußte die Sitzung unterbrochen und für gestern abend eine Fortsetzung anberaumt werden, in der es unter anderem um die Grundsatzentscheidung über den Bau der Kulturhalle ging.
Zu Beginn hatte Stadtverordnetenvorsteher Ladislaus Groß (CDU), der am Dienstag seine vorletzte Sitzung leitete, drei Schulklassen im Publikum einen Schnellkursus in Parlamentarismus erteilt. Die Kinder blieben nur bis zum fünften Tagesordnungspunkt im Saal - dann gab es im Foyer für sie vorm Heimweg eine Erfrischung.
Die Stadtverordneten harrten beträchtlich länger aus, beschäftigten sich mit vier Anträgen der Anderen Liste/Die Grünen und sechs Vorschlägen der Sozialdemokraten. Die CDU-Mehrheitsfraktion schmetterte die Anregungen der Opposition zumeist ab oder verwies sie zur Prüfung zurück in die Ausschüsse, wo sie nach der Wahl am 7. März behandelt werden.
Solches geschah mit dem AL/Grüne- Antrag, wonach künftig für öffentliche Veranstaltungen wie die "Markttage" Mehrweggeschirr anstelle der Plastikbecher und -teller vorgeschrieben werden soll. Diese umweltfreundliche Forderung unterstützten alle Parteien. Allerdings wollen CDU und FDP erstmal untersuchen lassen, welche Hilfestellung die Stadt den Vereinen beim Ausrangieren des Einweggeschirrs leisten kann. Angeregt wurde die Einrichtung zentraler Spülstellen. Als Ergänzungsantrag der CDU wanderte dieser Vorschlag zurück in den zuständigen Ausschuß.
Den gleichen Weg ging die Anregung der SPD, für 14- bis 16jährige Jugendliche während der diesjährigen Ferienspiele ein eigenes Angebot vorzubereiten - eventuell mit Unterstützung der Vereine. Alle Fraktionen waren sich einig, daß für diese Altersklasse zur Zeit noch zu wenig Freizeiten offeriert werden. Am Schluß setzte sich die CDU mit ihrem Beschluß durch, den Magistrat prüfen zu lassen, ob gemeinsam mit der Stadtjugendpflege die jungen Leute ins Programm einbezogen werden können.
Kinder und Jugendliche standen auch im Mittelpunkt von zwei weiteren SPD- Anträgen. Abgelehnt wurde durch die CDU der Wunsch, städtische Richtlinien für die Vergabe von Zuschüssen an Elternselbsthilfegruppen zu erarbeiten. "Nicht notwendig", hatten die Christdemokraten geurteilt, obwohl die Sozialdemokraten auf die unsichere finanzielle Situation der Initiativen hinwiesen.
In einer längeren Diskussion gerieten Mehrheitsfraktion und Opposition schließlich beim Thema "Matsch" aneinander. Die SPD wollte den Magistrat damit beauftragen, bei der Errichtung des nächsten Spielplatzes auch "Wasserspieleinrichtungen" vorzusehen. Die Kinder sollten 'rummatschen dürfen.
Da ging der Meinungsriß quer durch die Parteien. Als Abweichler bekannte sich CDU-Mann Herbert Schneider zu seinen lustvollen Erinnerungen an Matschspiele im Kindesalter und stimmte zur Freude der SPD für diesen Antrag. Die vierköpfige AL-Fraktion spaltete sich in eine Enthaltung, eine Zustimmung und zwei Ablehnungen aus grundsätzlichen Erwägungen gegen das Vergeuden von Wasser. hf
Frankfurt: Verkehr stand wegen Schnee und Messe
Die Nidda-Renaturierung muß die gesamte unverbaute Aue einbeziehen, fordern die Grünen in ihrer Antwort auf die Fragen zur "Wahlplattform" des BUND. Ein Ziel ist, den Grundwasserspiegel wieder anzuheben. Die Renaturierung wird auch von der CDU unterstützt, die an ein ausstehendes Fachgespräch mit dem Magistrat erinnert. Für die SPD muß die Umgestaltung in ein Gesamtkonzept eingebunden sein. Dazu solle der Wasserverband Nidda ein Gutachten in Auftrag geben, vorher könnten örtlich schon kleine Initiativen gestartet werden.
Auch die Anlage eines "Bürgerhaines" - in Florstadt setzen Frischvermählte ein Bäumchen - wird von allen drei Fraktionen befürwortet. Die SPD führt dabei das gute Beispiel der Aktion des Karbener Gewerberinges an. Dabei konnten Bürger einen Aufkleber als Zeichen zur Finanzierung eines Jungbaumes erwerben.
Grundsätzlich nicht kontrovers beantworten die Parteien die Frage des BUND, ob sie Einflußnahme auf landwirtschaftliche Wirtschaftsweise (Extensivierung) und verminderten Einsatz von Pestiziden unterstützen. Die Grünen schlagen vor, die Bauern sollten als zusätzliche Einkommensquelle Pflegeaufträge erhalten. Die SPD sagt, das werde bereits so gehandhabt, und die CDU fordert einen Ausgleich für die Landwirte. Auch eine ökologisch orientierte Friedhofssatzung wird von allen dreien unterstüzt, von den Grünen gar beantragt. Die SPD schränkt ein, man könne darin nicht alles verbieten, besser sei stete Umwelterziehung. de
Bis zum Aschermittwoch läuft der Fasching noch mal heiß, ist die Zeit der Bälle, Discos und Faschingsumzüge sowie der letzten Sitzungen. OFFENBACH
Eine Fastnachtsdisco bietet der Jugendclub Lohwald morgen, Freitag, 15 Uhr, für Kinder bis 11 Jahre. Von 20 Uhr an können dort Jugendliche und Erwachsene schwofen. Am Rosenmontag gibt es nachmittags Kreppelkaffee. Zum Kehraus treffen sich die Narren am Dienstag um 20 Uhr.
Live-Musik gibt es morgen, Freitag, 19 Uhr, im Jugendzentrum Lauterborn im Johann-Strauß-Weg. Während der Cool Carneval Rock Fete spielen vier Rock- Bands aus Offenbach und hessischen Jugendzentren. Mit dabei: Third Generation aus dem JuZ-Lohwald.
Die "Mexikanischen Nächte am Popocatepetel" starten am Samstag, 20 Uhr, in der Stadthalle. Unter dem gleichen Titel werden auch die Kindermaskenbälle am Sonntag und am Dienstag in der Stadthalle veranstaltet. Beginn: 14.30 Uhr.
Legende wie die heißen Nächte am Popokatepedel ist auch der "Südseezauber" im Bootshaus der Wiking am Main. Der Maskenball findet in diesem Jahr zum 33. Mal statt und zwar an drei Tagen: Am Samstag ab 22 Uhr, am Rosenmontag und Faschingsdienstag jeweils ab 21 Uhr. Karten für die Bälle gibt es unter anderem in der Offenbach Information am Stadthof.
Ein Kinderkostümfest veranstaltet die Bürgeler Ranzengarde am Sonntag, 14.30 Uhr, in der Halle an der Jahnstraße. Eine halbe Stunde früher startet das Kinderkostümfest im Kolpinghaus, Luisenstraße 53.
Für Bürger über siebzig Jahre gedacht ist der Prinzenempfang des OKV am Rosenmontag, 10.30 Uhr, in der Stadthalle. Eingeladen sind mehr als 1000 Senioren.
Zum "Pyjama-Ball" lädt der Offenbacher Tennis-Club für Rosenmontag, 19.11 Uhr, in die OTC-Gaststätte in der Helene- Mayer-Straße ein. Das Offenbacher Husaren Corps startet um 15 Uhr ein Kinderkostümfest in der Paul-Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10. Am gleichen Ort um 20 Uhr beginnt eine Jugenddisco.
Am Fastnachtsdienstag windet sich die große Kappenfahrt durch Bürgel. Gestartet wird um 14.30 Uhr.
Um 19.11 Uhr beginnen die Kolping-Elfer ihren Kehraus im Kolpinghaus.
Geschlossen sind die städtischen Ämter am Dienstag ab 12 Uhr. Ebenfalls geschlossen sind Stadtbücherei, Tambourbad und die Sportanlagen. Dicht macht auch das Klingspormuseum, während Stadtmuseum und Ledermuseum von 10 bis 12 Uhr geöffnet sind. Auch in der Industrie und Handelskammer wird am Faschingsdienstag von 12 Uhr an niemand mehr zu erreichen sein. MÜHLHEIM
Am heutigen Donnerstag steigt im Haus für die Jugend um 14.14 Uhr eine Kinderfaschingsparty. Das fantasievollste Kostum wird prämiert. Ein Maskenball für Kinder beginnt am Sonntag, 14.30 Uhr, im Bürgerhaus.
Der große Rosenmontagszug des Mühlheimer Karneval-Vereins startet um 14.11 Uhr in der Bettinastraße.
Wer danach noch Lust auf Schwof hat, ist beim Maskenball des Lämmerspieler Carneval-Vereins in der TSV-Turnhalle im Offenbacher Weg richtig. Beginn: 20 Uhr.
Geschlossen ist in Mühlheim am Rosenmontag und Faschingsdienstag nachmittags die Bücherei-Zweigstelle in Lämmerspiel. Am Dienstag fällt die Telefonsprechstunde von Bürgermeister Karl- Christian Schelzke aus. OBERTSHAUSEN
Zu einem Kindermaskenball lädt die FDP für Sonntag, 14 Uhr in das Karl- Mayer-Gesellschaftshaus, Brühlstraße 25 ein. Das Kinderprinzenpaar Monika und Malte wird zu Gast sein. pmü
Parteien + Wähler
Ortsbegehung mit OB BAD HOMBURG. Der CDU-Ortsverband Ober-Erlenbach trifft sich am Samstag, 20. Februar, um 10 Uhr vor der Martinskirche zu einer Ortsbegehung. Alle Bürger sind eingeladen, bei der Besichtigung der in den letzten Jahren verwirklichten Vorhaben teilzunehmen. Als besonderer Gast wird Oberbürgermeister Wolfgang Assmann erwartet. CDU vor Ort FRIEDRICHSDORF. Auf Präsenz vor Ort setzt die CDU in der Endphase des Wahlkampfs. Neben persönlichen Gesprächen stehen Christdemokraten auch am Infostand Bürgern Rede und Antwort: am Samstag, 20. Feb., von 8 h vor dem "Darmstädter Hof" in Burgholzhausen. Rupert von Plottnitz kommt FRIEDRICHSDORF. Über Demokratie, Ausländer- und Bonner Sparpolitik diskutiert Rupert von Plottnitz, Fraktionschef der Grünen im Landtag, mit den Besucher/innen einer Wahlveranstaltung seiner Friedrichsdorfer Parteifreundinnen und -freunde. Der Abend beginnt am Mittwoch, 3. März, um 20 Uhr in der Gaststätte "Zum Löwen", Taunusstraße 1. Fragestunde FRIEDRICHSDORF. Auf einem SPD- Bürgertreff am Mittwoch, 3. März, stellen sich die Kandidaten der SPD für Kreistag, Stadtparlament und Ortsbeirat Fragen der Bürger. Beginn ist 19 Uhr im Bürgerhaus Köppern.
KRONBERG/KÖNIGSTEIN. Gegen das Ausländergesetz verstoßen haben drei türkische und ein indischer Staatsbürger. Bei der Kontrolle einer Bausstelle in Oberhöchstadt, Am Weidegraben, stieß die Polzei auf drei Türken, die sich illegal in der Bundesrepublik aufhalten und als Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt waren. Bei einer Verkehrskontrolle in Königstein fiel der Polizei ein Inder auf, der sich ebenfalls illegal hier aufhält. ki
Närrische Tage und Nächte erwarten die Städte im Vordertaunus: Vereine, Organisationen und Parteien laden ab Donnerstag, 18. Februar, bis Sonntag, 21. Februar, zu bunten Faschingsfesten ein:
OBERURSEL. Die Narren des Turnverein Oberstedten treffen sich am Samstag, 20.11 Uhr, in der Vereinsturnhalle, Friedrichstraße. Die Exprinzen des Karnevalvereins "Frohsinn" kommen ebenfalls am Samstag im Parkhotel Waldlust zum Ball zusammen. Die kleinen Karnevalisten versammeln sich schon um 14.11 Uhr zum Kindermaskenball im Vereinshaus, Heidegraben 25 a. "Multikulturelle Fastnacht" feiern die Arbeitsgemeinschaft "Nie wieder 1933" und andere Initiativen mit ihren Gästen am Samstag ab 18 Uhr in der Taunushalle Oberstedten. Für die Mitglieder des Schützenvereins 1925 Weißkirchen gibt es am Sonntag, 15 Uhr, im Vereinshaus, Memelstraße, den traditionellen "Kreppelkaffee".
KRONBERG steht ebenfalls unter dem Regiment der Karnavalisten: Die "Langeweile am Faschingsfreitag" will die Junge Union mit einer Disco-Oldie-Night ab 20.11 Uhr in der Tanzschule Pritzer, Westerbachstraße, durchbrechen. Die Sängervereinigung, die Sportgemeinde und die Freiwillige Feuerwehr Oberhöchstadt feiern am Samstag: die Faschingsparty steigt um 20.11 Uhr im Haus Altkönig. Zum "Ordensfest" lädt der Kappen-Klub für Samstag ein. Beginn ist um 20.11 Uhr in der Stadthalle. Die katholische Kirchengemeinde feiert ebenfalls am Samstag ihre Gemeindefastnacht. Das Narrenfest beginnt um 19.11 Uhr im Bischof- Muench-Haus. Doch nicht nur die Erwachsenen, auch die Kinder sollen ihren Spaß haben. Deshalb lädt der Musikverein am Sonntag zum bunten Kinderfaschingstreiben in die Stadhalle ein. Ab 15 Uhr können sich dort die Kleinen bei flotten Rhythmen einmal richtig austoben.
STEINBACH. In Hessens kleinster Stadt gleicht das Bürgerhaus in der Untergasse ab heute einem Narrenschiff: An Altweiberfastnacht ruft die SPD ihre Narren in den großen Saal. Einlaß ist um 19.11 Uhr. Am Samstag feiern die "Staabacher Pitschetreter" im Kolleg und den Clubräumen ab 20.11 Uhr Maskenball. Eine Kinderfaschingsfeier findet am Sonntag von 13 bis 18 Uhr im großen Saal statt.
KÖNIGSTEIN ist ebenfalls im närrischen Fieber. Am Freitag lädt das Jugendhaus zur Faschingsfete. Die Musikparty steigt um 19 Uhr. Im Seniorentreff, Kugelherrnstraße, beginnt die Narrenzeit schon um 14 Uhr. Es gibt Kaffee und lekkere Kreppel.
Für die Händlerschütze oben bitte
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Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden
MAIN-TAUNUS-KREIS
Samstag
Vereine / Organisationen Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Parteien / Parlamente Hattersheim. Die Grünen: Musik- und Agitationstheater, Themenüberblick von 1968 bis heute, Seniorenzentrum Altmünstermühle, Tanzsaal, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 16.30 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Fastnacht Bad Soden. Sodener Karneval Gesellschaft: Kostümball, Hasselgrundhalle, 19.30 Uhr.
TSG Handball: Maskenball "Hollywood in Neuehaa", Bürgerhaus, 20.01 Uhr.
Eschborn. Eschborner Käwwern und Kappen-Club-Niederhöchstadt: Großer Fastnachtszug, Start Kurt-Schumacher- Straße, 14.11 Uhr, Unterortstraße, Götzenstraße, Hauptstraße, Kronberger Straße.
Flörsheim. GV Sängerlust: Maskenball, Goldbornhalle, 20.11 Uhr.
Flörsheimer Narren Club: Närrische Rekrutenvereidigung, Fußgängerzone an der St. Gallus Kirche, 14.11 Uhr.
Maskenball "Haddocks", Stadthalle, 20.11 Uhr.
Hattersheim. Große Faschingsparty mit den "Quietschboys", Posthofkeller, Sarceller Straße, 20.11 Uhr.
Sturm aufs Rathaus Okriftel, 11.11 Uhr.
Großer Fastnachtsumzug, Start 14.11 Uhr.
Prämierung der Zugnummern des Fastnachtsumzuges, Stadthalle, 16 Uhr.
Komitee des Fastnachtsumzuges und Hattersheimer Carneval Club: Buntes und närrisches Treiben mit Tanz, Stadthalle, 19.11 Uhr.
Carneval-Club-Mainperle: Gemütliches Zusammensein, Haus der Vereine, Okriftel, im Anschluß an den Umzug.
Hochheim. Kolpingfamilie: Närrischer Kindernachmittag, Vereinshaus Wilhelmstraße, 15.11 Uhr.
Hofheim. Karnevalgesellschaft 1900: "Ambettball", Stadthalle, 20 Uhr.
Turngesellschaft 1886, Langenhain: "Turnerfastnacht", Turnhalle Langenhain, 20 Uhr.
1. Fußballclub Lorsbach: Kostümball, Gemeindezentrum Lorsbach, 20.11 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Bad Soden. Café St. Katharina, Gemeindezentrum, Salinenstraße: Kaffeenachmittag mit Operettenmelodien, 15 Uhr.
Gesellschaft der Musikfreunde: Konzert Forum junger Musiker, Kurhaus, 19.30 Uhr. Fastnacht Bad Soden. Sodener Karneval Gesellschaft: Kinderfasching, Hasselgrundhalle, 15 Uhr.
Turn- und Sportgemeinde Neuenhain: Karnevalssitzung, Bürgerhaus, 20 Uhr.
Flörsheim. Parade der närrischen Garden vor dem Rathaus und Schlüsselübergabe, 13.31 Uhr.
Fastnachtsumzug durch die Straßen von Flörsheim, Start: 14.01 Uhr.
Flörsheimer Narren Club: "Siegesfeier", Stadthalle, im Anschluß an den Umzug.
Närrischer Abend bei Live-Musik, Flörsheimer Keller, 19.11 Uhr.
Hattersheim. VdH: Kreppelkaffee, katholisches Pfarrheim St. Barbara, 15 Uhr.
Hofheim. Rathauserstürmung mit närrischem Treiben, rund um das Rathaus, ab 14.11 Uhr.
Kleintierzuchtverein Langenhain: Kreppelkaffee, Kleintierzüchterfarm, 15 Uhr.
Kinderfastnacht in der Turnhalle Langenhain, Usinger Straße, 15 Uhr.
Kelkheim. FCV: Kindersitzung, Bürgerhaus Fischbach, 14.31 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Kinderkino, Das kleine Gespenst (So. 15 Uhr); Bram Stoker's Dracula (Sa., So. 17, 20 Uhr).
Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Keine Vorstellung.
Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Bram Stoker's Dracula (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).
Kino 2: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So. 15 Uhr); Bodyguard (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr);
Kino 3: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 15 Uhr); Stalingrad (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr).
Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 15 Uhr); Dracula (Sa., So. 17, 20 Uhr).
Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Das doppelte Lottchen (Sa., So. 15 Uhr); Dracula (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, Sa., SO. 10 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache Tel. 0 61 98 / 30 10.
Hofheim. Foyer des Rathauses, Chinonplatz 2: Gemälde aus der Ukraine von Dimitrij Swetschnikow, Oleg Liptschenko und Anatolij Lawrenko, Sa. 14 bis 18 Uhr, So. 11 bis 18 Uhr (bis 28. 2.).
Schwalbach. Rathaus-Pavillon: "Vorsicht Kunst", Sa. 10 bis 13, 15 bis 18 Uhr, So. 15 bis 18 Uhr (bis 28. 2.). WESTLICHE STADTTEILE
Samstag
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Clowns und Pantomimen aus Kiew "Mimikritschi", 20 Uhr. Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr. Fastnacht Unterliederbach. Karnevalverein Feuer-Funken: Galasitzung, Sport- und Kulturhalle Unterliederbach, 19.11 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Varieté am Sonntag, 16, 20 Uhr.
Unterliederbach. Geistliche Musik, Violine und Orgel, Stephanus-Kirche, 17 Uhr. Fastnacht Unterliederbach. Kindermaskenball, Sport- und Kulturhalle, 14 bis 18 Uhr. Filmspiegel
Wochenende Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Kinderfilm Das Schulgespenst (So.: 15 Uhr); Der diskrete Charme der Bourgeoisie (Sa. 18 Uhr, So. 20.30 Uhr); Wiedersehen in Howards End (Sa. 20 Uhr, So. 18 Uhr); Blues Brothers (Sa. 22.30 Uhr). WIESBADEN
Samstag
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Wiener Blut, 19.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus: Loriots dramatische Werke, 19.30 Uhr.
Theater, Studio: Der Bär / Der Heiratsantrag, 19.30 Uhr.
Theater, Foyer: Kammermusikmatinee, 15 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9, Frauen-Kabarett-Festival '93: "Kunscht der Liebe", Theater "Wilde Mischung", 20.30 Uhr.
Rhein-Main-Hallen: Gastspiel Bob Dylan, 20 Uhr. Fastnacht Kurhaus: Kinderfastnacht, 15 Uhr. Fastnachtsmesse auf dem Elsässer Platz (bis 23. 2.).
Tanzpalast Park Café, Wilhelmstraße 36: George Montagner "Brasilshow der Superlative", 21 Uhr. Sonntag
Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der Vogelhändler, 18.30 Uhr.
Theater, Kleines Haus, Jugendclub- Theater: Das Dschungelbuch, 18.30 Uhr.
Theater, Foyer: Kammermusikmatinee, 11 Uhr.
Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9, Frauen-Kabarett-Festival '93: "Kunscht der Liebe", Theater "Wilde Mischung", 20.30 Uhr. Fastnacht
Fastnachtsmesse auf dem Elsässer Platz (bis 23. 2.).
Tanzpalast Park Café, Wilhelmstraße 36: Tanztee mit der George Montagner Band, 14 Uhr; Partytime mit der Cotton Club Band unter dem Motto "Die goldenen 20er und 30er Jahre, 21 Uhr. Beratung / Selbsthilfe
Jugend- und Drogenberatung "Oase": Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", Stiftstraße 12, 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Filmspiegel
Wochenende Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Bodyguard (Sa., So. 17, 20 Uhr, Sa. 14 Uhr, So. 14.30 Uhr, Sa. 23 Uhr).
Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So. 16.30, 19.30 Uhr, Sa. 13.30, 22.30 Uhr).
Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (Sa., So. 17.15, 20.30 Uhr, Sa. 14, 23.30, So. 14.30 Uhr).
Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So. 15.30, 17.45 Uhr, Sa. 13.15 Uhr); Stalingrad (Sa., So. 20 Uhr, Sa. 23 Uhr).
Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Die Schöne und das Biest (Sa., So. 15 Uhr, Sa. 13 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa., So. 17, 20 Uhr, Sa. 23.15 Uhr).
Alpha: Sister Act (Sa., So. 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr, Sa. 13 Uhr).
Beta: Der letzte Mohikaner (Sa., So. 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr, Sa. 12.30 Uhr).
Gamma: Kevin - Allein in New York (Sa., So. 14.30 Uhr); Grüne Tomaten (Sa., So. 17.30, 20.30 Uhr, Sa. 23.30 Uhr).
Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Verhängnis (Sa., So. 14, 17, 20 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).
Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche, Original mit Untertiteln (Sa., So. 18.30 Uhr); The big Blue, Originalfassung (Sa., So. 15, 20.30 Uhr).
KiKi-Kinderkino: Asterix der Gallier (Sa., So. 13.30 Uhr). Ausstellungen
Wochenende Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, Sa. 10 bis 13 Uhr (bis 9. März).
Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, Sa. 11 bis 13 Uhr (bis 12. 3.).
Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Taubergießen - Metamorphosen einer Landschaft", Malerei von Günther Brockhoff, Sa., So. 11 bis 13 Uhr, 15 bis 18 Uhr (bis 21. 2.).
Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).
Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, Sa. 10 bis 14 Uhr (bis 26. 4.).
Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", Sa. 10 bis 13 Uhr (bis 18. 3.).
Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: "See Meer", Henry van der Putten, Sa., So. 10 bis 17 Uhr (bis 7. 3.).
Rathaus-Galerie, Schloßplatz: "Wiesbadener Ansichten" von Ruth Westerwelle, So. 10 bis 17 Uhr (bis 21. 2.).
Galerie Haasner, Saalgasse 38, Druckgrafik von Antoni Tàpies und Louise Bourgeois, Sa. 11 bis 14 Uhr (bis 27. 2.).
Wiesbaden Penta-Hotel: Aquarelle, Pastelle und Temperabilder von Dagmar Jost (bis 28. 2.).
Museum, Friedrich-Ebert-Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr.
Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos, Dokumenten zur Geschichte Dotzheims; Sonderschau "Schätze aus der Tiefe", So.: 10 bis 12 Uhr (bis 21. 3.).
- ohne Gewähr -
FRIEDRICHSDORF. "Da ist er!", ruft einer, die Trillerpfeifen landen in den Mündern, Preßluft-Tröten geben ohrenbetäubend Laut. Beim "Stoppt- Strauß-Wahlkampf" ging's seinerzeit nicht turbulenter zu - doch diesmal schauen einige der 300 Besucher verblüfft: Die Pfiffe gelten dem Grünen- As Joschka Fischer, Umweltminister und stellvertretender Ministerpräsident im Lande. Und das einst linke Protestmittel nutzt die eher konservative Bauernschaft, früher (selbst-)tituliert als "grüne Front".
Der hessische Bauernverband stellt rund ein Zehntel der Gästeschar, das vom Saalende des Köpperner Bürgerhauses per Tröte, Plakat und Zwischenruf seinen Protest gegen angeblichen Wortbruch der Landesregierung bei Agrar-Subventionen kundtut. So fliegen die Argumente von hinten und vorn über die Köpfe des Publikums hinweg, das jeden Treffer seines Grünen-Matadors auf der Bühne beklatscht - und deren gibt es viele.
Der Protest der Bauern bestimmt die Wahlveranstaltung der Friedrichsdorfer Grünen äußerlich, inhaltlich prägen sie die düsteren Prophezeiungen des Grünen-Ministers über leere Kassen, hartes Sparen und dräuende Verteilungskämpfe: "Wir werden vielen Gruppen sehr weh tun müssen."
Er wolle vor der Wahl sagen, daß "ganz harte Zeiten auf uns zukommen", erklärt Fischer seine Strategie und rät zum Mißtrauen wider alle teuren Versprechungen: "Wir Grünen sagen, wir haben ehrlicherweise keine Versprechungen mehr zu machen" - doch gerade in Zeiten knappen Gelds seien die Prioritäten wichtig.
Die Grünen setzen sie beim ökologischen Umbau der Industriegesellschaft, bei Wohnungsbau, Ausbildung und Kindergärten - wobei die Leute nicht nur neue Leistungen beklatschen, sondern dann auch bereitwillig die Folgelasten tragen sollen, appelliert Fischer. Sozialkürzungen dagegen lehnt er ebenso ab wie die Abschottung gegen Flüchtlinge per Grundgesetzänderung: "Kein Aufbau Ost durch Abbau West."
Schuld an der Misere seien "Schuldenexplosion", "gigantische Haushaltsdefizite" und das nun folgende Streichprogramm der Bundesregierung nach ihrer verfehlten Politik der deutschen Einheit. Fünf bis sieben Milliarden Mark gehen dadurch 1995 dem 30 Milliarden Mark schweren Landesetat verloren, rechnet er vor.
"In Bonn wird's entschieden und hier ausgebadet", schafft Fischer den Bogen zur Kommunalwahl. Und der Stadtverordnete Horst Burghardt und die Chefin der Kreistagsfraktion, Heike Knodt-Hassanien, nennen einem Diskutanten gern die gewünschten Gründe, in Stadt und Kreis "grün" zu wählen - die Korruption vorneweg.
Fischer kontert schlagfertig Zwischenrufe ("ich weiß, wir sind für die Agrarpolitik der Bundesregierung verantwortlich, deswegen protestiert Ihr bei uns und nicht bei denen") und spottet flapsig. Er zeigt sich angriffslustig, wenn es um den "Kanzler der Einheit" und seine gebrochenen Versprechen geht, und staatsmännisch, wenn er vor den sozialen Folgen vernachlässigter ostdeutscher Länder warnt.
Und beim Thema "rechtsradikale Gewaltexplosion im viertreichsten Land dieser Erde" läßt er den Saal leise werden. "Es geht bei dieser Kommunalwahl auch um die Seele dieser Demokratie", appelliert er eindringlich: "Sorgen Sie dafür, daß Hessen nein sagt zu Rechtsradikalismus." stk
Bürgermeister wird wieder als Verkehrsplaner aktiv Als Boß der Ordnungsbehörde stellt Abeln seine Vorschläge fürs Miteinander von Radlern und Autofahrern vor Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) nimmt als Boß der örtlichen Ordnungsbehörde wieder einmal die Verkehrspolitik selbst in die Hand. Als Alternative zu den vom Griesheimer Verkehrsplaner Dr. Jürgen Wolf vorgeschlagenen Fahrradstraßen favorisiert er sogenannte Fahrrad- oder Radfahrzonen, die er versuchsweise zum 1. Juli in Sprendlingen und Dreieichenhain einführen will. Der Versuch ist zunächst auf ein Jahr befristet. Wie schon beim Thema "Schulwegsicherung" geht Abeln mit eigenen weniger radikalen Vorschlägen in die Offensive. Der Parlamentsmehrheit aus SPD und Grünen gilt er als Bremser, da er ihre auf Wolf'sche Verkehrsplanungen gestützten Initiativen regelmäßig abblockt.
Daß es ihnen mit dem Baustein "Fahrradstraßen" ähnlich ergehen würde, war spätestens seit dem vergangenen Sommer abzusehen. Bei einer Expertenanhörung machten Praktiker aus Bremen und Münster Rot-Grün zwar Mut, neue Wege auszuprobieren, doch ein Vertreter des Wirtschaftsministeriums bestärkte die "rechtlichen Bedenken" des Bürgermeisters gegen derartige Fahrradstraßen.
Zur Sache: Bei den Radfahrzonen à la Abeln handelt es sich um Straßen, in denen der Anliegerverkehr weiterhin zugelassen ist, aber nur mit "mäßiger Geschwindigkeit" vorankommt. Sie liegen in vorhandenen oder künftigen Tempo-30- Zonen, doch die Autofahrer sollen noch etwas weiter herunterbremsen: auf etwa 20 bis 25 Stundenkilometer. Schilder und Symbole auf der Fahrbahn machen auf die Radfahrer aufmerksam.
Diese Regelung soll von Juli an in einigen Straßen von Sprendlingen gelten - zum Beispiel in der Immanuel-Kant-Straße, Erich-Kästner-Straße, Poststraße, Liebigstraße und Schulstraße. Zweiter Bestandteil des Konzepts sind unechte Einbahnstraßen, wie sie auch Wolf vorgeschlagen hatte. Dort wird die Einfahrt für Autofahrer zwar gesperrt, innerhalb eines Straßenzugs ist aber Verkehr in beiden Richtungen möglich. Das gilt schon in der Rhönstraße in Sprendlingen und in der Taunus- und Ochsenwaldstraße in Dreieichenhain und wird ausgedehnt auf die Fuldastraße und die Liebigstraße. In der Fachliteratur wird laut Jürgen Wolf der Begriff "Fahrradzone" synonym mit "Fahrradstraße" verwendet. Allerdings unterscheiden sich Abelns Vorschläge wesentlich von der Grundidee, die Wolf für Dreieich planerisch umgesetzt hatte.
In echten Fahrradstraßen sollen Radler eindeutig den Vorrang vor Autofahrern bekommen: Sie sollen sich breit machen dürfen. Das kann durch einen Streifen auf der Fahrbahnmitte gekennzeichnet werden.
An allen Kreuzungen haben die Radfahrer Vorfahrt, nichts soll sie zum Halten zwingen (Abeln dagegen bleibt bei "Rechts vor Links"). Weiteres Privileg für Fahrradfahrer nach Wolf: Nur sie dürfen nach einer Kreuzung weiter gerade aus. Autofahrer werden nach links oder rechts verwiesen.
"Es kommt darauf an, den Durchgangsverkehr aus diesen Straßen herauszubringen, sonst bleiben sie Autorouten", sagt Wolf. Zu den so konzipierten Fahrradstraßen gehört zwingend dazu, daß der Autoverkehr nicht über längere Strecken in beiden Richtungen laufen darf. Für den Verkehrsplaner Wolf ist es eine Selbstverständlichkeit, daß Verbesserungen für Radler nur zu bekommen sind, wenn den Autofahrern auch mal Wege abgeschnitten werden. Deshalb hält er es für "unverantwortlich", Radlern sogenannte Radfahrzonen anzubieten, "in denen sich im Vergleich zu vorher eigentlich nichts ändert". Nur der Schilderwald werde größer.
Abeln dagegen betont, seine Vorschläge beruhten "auf dem partnerschaftlichen Nebeneinander aller Verkehrsteilnehmer". Im Unterschied zu Wolf lehnt er es ab, den Autoverkehr aus den "Radwegebeziehungen" herauszunehmen, weil der dann nur andere Straßen mehr belaste.
Im Oktober hatten die Grünen eine Wunschliste mit Straßen vorgelegt, aus denen sie Fahrradstraßen machen wollen. Zum Teil ist sie mit Abelns Liste für Fahrradzonen identisch. Dennoch werden sie nicht zufrieden sein. Wie- der einmal wird der Bürgermeister aus Sicht der Grünen als Boß der örtlichen Ordnungsbehörde in einer Weise tätig, die hinter ihren Vorstellungen zurückbleibt. Der Versuch mit den Fahrradzonen wird laut Abeln von Untersuchungen begleitet. Außerdem sollen alle Schüler von der vierten Klasse an befragt werden, welche Wege sie mit dem Fahrrad nehmen.Eltern wollen Ausländer besser integrieren
DIETZENBACH. Der Elternbeirat der Heinrich-Mann-Schule möchte die Väter und Mütter ausländischer Kinder besser integrieren. Diese hatten während eines Treffens darauf hingewiesen, daß sie muttersprachlichen Unterricht für ihre Söhne oder Töchter für wichtig halten. Ebenso sollten sich die Jungen und Mädchen intensiver mit den kulturellen Besonderheiten der verschiedenen Nationen beschäftigen. Gewünscht wurde von den Eltern ferner, daß der Literaturunterricht auf ausländische Schriftsteller ausgedehnt und auch Musik anderer Nationalitäten gehört werden kann.
Aus der Sicht des Schulelternbeirates ist der Kontakt der ausländischen Mütter und Väter zu den Deutschen nicht besonders ausgeprägt, obwohl doch annähernd die gleichen Forderungen an die Schule gestellt werden. Fast alle wünschen sich eine gute Ausbildung für ihre Kinder.
Probleme mit dem Kennenlernen zwischen Deutschen, Türken oder Marokkanern gebe es jedoch wegen Sprachproblemen. In den Heimatländern mancher Eltern habe die Schule eine andere Bedeutung. Während des Treffens sagten die Mütter und Väter auch, daß die Schule in Deutschland als zu frei empfunden werde. Um über eine weitere Zusammenarbeit und Integration zu sprechen, wollen sich die Eltern Anfang Mai noch einmal treffen. aim
MAINTAL. Mit einer Anfrage, die die Landbewirtschaftung im Umlandverband Frankfurt, dem auch die Stadt Maintal angehört, betrifft, wandte sich der CDU- Landtagsabgeordnete Walter Korn an die Hessische Landesregierung.
Anlaß war die Ankündigung eines Regionalparks und Zusagen für die Finanzierung durch den für Landesentwicklung zuständigen Minister für den Bereich des Umlandverbandes Frankfurt.
Die Anfrage bezieht sich auf die möglichen Konsequenzen für die Landbewirtschaftung und die zukünftige wirtschaftliche und rechtliche Lage der Landwirte.
Weiter interessiert sich Walter Korn für die rechtlichen Voraussetzungen zur Umsetzung der Planungen. le
ski FRANKFURT A. M. Die Bundesbank mahnt die Regierung eindringlich, beim Abkassieren von Bürgern und Unternehmen auf dem Teppich zu bleiben. In ihrem Monatsbericht erinnern die Währungshüter daran, daß Deutschland bei den staatlichen Abgaben bereits jetzt mit an der Spitze der Industrieländer liege. 1992 habe die Belastung mit Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen den höchsten Stand seit Bestehen der Bundesrepublik erreicht. Ihr Anteil an der Wirtschaftsleistung (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) betrug 43,6 Prozent. Diese Quote wurde nach einer Übersicht der Bundesbank nur in Dänemark (48,7 Prozent) und Frankreich (43,8) übertroffen, während die entsprechenden Werte beispielsweise für Japan, die USA und Großbritannien zwischen knapp 30 und gut 33 Prozent liegen.
"Würden die Erhöhungen der Steuern und Abgaben zu weit getrieben", so die Volkswirte des Hauses Schlesinger, "könnten daraus negative Folgen sowohl für die Leistungsbereitschaft der Erwerbstätigen als auch für die Sicherung und den Ausbau des Industriestandortes Deutschland entstehen." Die "Grenzen der Umverteilung" würden somit nicht nur zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, sondern auch zwischen dem Staat und dem privaten Sektor sichtbar.
Die Bundesbank merkt an, daß der Schwerpunkt des Bonner "Föderalen Konsolidierungsprogramms" bislang bei den "Einnahmeverbesserungen" liege, wie Anhebung von Versicherung- und Vermögensteuer sowie Wiedereinführung eines Solidaritätszuschlages. Hinzu kämen weitere Belastungen aus der Finanzierung der Bahnreform (Straßenbenutzungsgebühr und - davon geht jedenfalls die Bundesbank aus - nochmals höhere Mineralölsteuer) sowie der 1994 notwendigen Erhöhung des Beitragssatzes in der Rentenversicherung. Nach Ansicht der Frankfurter Ökonomen sollten jedoch bei der Senkung der öffentlichen Defizite auf ein vertretbares Maß Ausgabenbeschränkungen "eindeutig den Vorrang vor Abgabenerhöhungen haben". Das Gesamtvolumen der von der Bundesregierung vorgeschlagenen Einsparungen dürfe im Beratungs- und Gesetzgebungsprozeß "keinesfalls unterschritten werden".
Der gesamte Haushaltsfehlbetrag der Gebietskörperschaften einschließlich Fonds Deutsche Einheit, Kreditabwicklungsfonds und ERP-Sondervermögen könnte nach Einschätzung der Währungsbehörde 1993, nicht zuletzt konjunkturbedingt, um etwa 15 Milliarden Mark höher ausfallen als im vorigen Jahr. Ein Grund dafür ist, daß bei den erwarteten Steuereinnahmen gegenüber der jüngsten Schätzung vom November "nochmals Abstriche gemacht werden" müssen. Bei den Sozialversicherungen zeichne sich insgesamt, mit Schwerpunkt bei den Rentenkassen, ebenfalls eine Ausweitung des Defizits ab. 1992 ist das Loch in den öffentlichen Etats (einschließlich des "gravierend verschlechterten" Abschlusses der Sozialversicherungen) nach vorläufigen Berechnungen von 110 auf 115 bis 120 Milliarden Mark gewachsen, was knapp vier Prozent des Bruttosozialprodukts (BSP) entspricht. Hinzu kommt die Neuverschuldung von Treuhandanstalt, Bundes- und Reichsbahn sowie Post - etwa zwei Prozent des BSP.
Zufrieden zeigt sich die Bundesbank mit dem Tarifabschluß für den öffentlichen Dienst von rund drei Prozent. Dieser berechtige zu der Hoffnung, daß es gelinge, den "Teufelskreis" von sich gegenseitig verstärkenden Preis- und Kostensteigerungen zu durchbrechen. Anhaltende Einbußen im Lebensstandard der Arbeitnehmer seien mit einer solchen Lohnmäßigung letztlich nicht verbunden. Entscheidend sei die Entwicklung der Reallöhne, und diese würden "auf etwas längere Sicht" dann wieder zunehmen, wenn auf der Basis einer weitgehenden Preisstabilität die gesamtwirtschaftliche Produktivität steige und das Wirtschaftswachstum an Fahrt gewinne.
Gewarnt wird in dem Bericht vor "Rückschlägen" bei den zuletzt stark gesunkenen langfristigen Zinsen, falls sich die Befürchtung einstellen sollte, daß ein Rückgang der Teuerung auf ein akzeptables Niveau nicht erreicht werde.
NEU-ANSPACH. Mit schweren Verletzungen mußte ein Autofahrer ins Krankenhaus gebracht werden, der auf der Landstraße zwischen Anspach und Wehrheim in seinem Wagen von einem entgegenkommenden Auto frontal gerammt wurde. Auch dessen Fahrerin wurde zur stationären Behandlung in eine Klinik gebracht.
Die Frau war laut Polizeibericht mit ihrem Wagen in Rechtskurve aus ungeklärten Gründen auf die linke Fahrbahnseite geraten. Der Mann konnte erst von der Anspacher Feuerwehr aus dem Wrack seines Autos geborgen werden. 18 Wehrleute rückten dazu aus. Die beiden Autos wurden zertrümmert; die Polizei schätzt den Schaden auf 40 000 Mark.
WEHRHEIM. Vermutlich, weil ein Autofahrer beim Anblick des Blaulichts vor der vermeintlichen Polizei flüchten wollte, kam es etwa eine Stunde später ebenfalls auf der Landstraße zwischen Wehrheim und Anspach etwa in Höhe der Bundesstraße 456 zu einem weiteren Unfall.
Wegen des oben beschriebenen Unfalls hatte die Wehrheimer Feuerwehr die Landstraße gesperrt. Als der Autofahrer dies bemerkte, wendete er auf der Landstraße. Sein Wagen stand gerade quer - und laut Polizeibericht unbeleuchtet - auf der Fahrbahn, als ein weiteres Auto folgte. Dessen Fahrer bemerkte das Hindernis zu spät und fuhr auf. Darauf flüchteten der Fahrer des querstehenden Wagen und zwei weitere Insassen zu Fuß über einen Acker von der Unfallstelle. Einer der drei blutete laut Zeugenaussagen am Kopf.
Ihr Auto war, wie die Polizei, später ermittelte, zur Fahndung ausgeschrieben, weil nicht versichert. Ein in Frankfurt gemeldeter Mann hatte den Wagen vor kurzer Zeit von einem Oberurseler gekauft. che
"Und schön wäre es", meinte VC-Mentor Walter Wahl zu Vizeweltmeister Ralph Berner, "wenn du einmal in einem Atemzug mit Rolf Wolfshohl, Klaus Peter Thaler und Mike Kluge genannt wirst, wenn von Querfeldeinrennen die Rede ist und du aufgehört hast." Immerhin hat der Odenwälder Junge nun schon sieben gute Jahre auf den Querfeldeinstrecken verbracht, um vom Vizeweltmeister der Junioren bis zum Vizeweltmeister der Amateure aufzusteigen. Aber in einem Atemzug mit den deutschen Weltmeistern wird er noch nicht genannt.
Ursprünglich hatte man beim Veloziped-Club nur im Sinn, die neue Deutsche Meisterschaft des Odenwälders zu feiern. Aber dann kam die Vizeweltmeisterschaft dazu und schuf einen ganz neuen Glanz um den 24jährigen, der privat in der Mühle seines Schwiegervaters in Michelstadt sich nützlich macht. "Damit konnte niemand rechnen. Wir schwebten in Corva di Azzan Decimo auf Wolke sieben", erinnerte der Vorsitzende Günter Schabe an das WM-Rennen vom 30. Januar, in dem Ralph Berner ganz unerwartet plötzlich in der vorletzten Runde davonfuhr und scheinbar schon auf Siegkurs steuerte, bis ihn in der letzten Runde der Däne Henrik Djernis noch ein- und überholte.
Dabei hatte Ralph Berner mutig und selbstbewußt wie nie zuvor vor dem Rennen angekündigt: "Unter den ersten sechs will ich auf jeden Fall ankommen." Im Jahr vorher war er achter geworden. Und jetzt bei der Siegesfeier im Südbahnhof verblüffte er die Festgäste mit der frechen Bemerkung: "Vielleicht ist es ganz gut, daß ich noch nicht Weltmeister geworden bin. Sonst wäre im nächsten Jahr, wenn ich es noch einmal werde, der Briefkasten genau so leer wie diesmal nach meiner zweiten deutschen Meisterschaft. Im vorigen Jahr, da steckten viele Glückwunschschreiben drin. Diesmal keines. Darüber war ich enttäuscht." Das zweite Mal ist eben nie so wichtig wie das erste Mal.
Unter den Gratulanten war auch Bundestrainer Klaus Jördens, der aus Hannover gekommen war, und die Frankfurter Sportdezernentin Sylvia Schenk. Bruder Timo Berner hat inzwischen eine Profilizenz gelöst, und er wurde im Südbahnhof zum Ehrenmitglied des VC ernannt. Und Vater Wolfgang Berner, der große Tüftler, der für die Rennräder der ganzen Nationalmannschaft zuständig ist, bekam einen nagelneuen Werkzeugkasten als besonderes Geschenk. boe
KELKHEIM. Flächendeckendes Tempo 30. Der Wille steht. Kelkheims Stadtverordnete, allen voran CDU und FWG - die FDP als Skeptikerin sei an dieser Stelle ausgenommen - scheinen ihn sogar so verinnerlicht zu haben, daß sie das für Autofahrer anvisierte Schneckentempo gleich auch sich selbst für die Umsetzung ihres Strebens auferlegt haben: Seit fast drei Jahren kriechen sie beharrlich ihrem Ziel entgegen, die Innenstadt mit Tempo-30-Schildern auszustatten. Ein umfassendes Verkehrsgutachten wurde in Auftrag gegeben, jetzt soll in Zone-für- Zone-Schritten das Ziel erreicht werden.
Ganz der Entdeckung der Langsamkeit ergeben bremsen CDU, FWG und FDP die allzu forschen Tempo-30-Gipfelstürmer von SPD und UKW ständig aus. Jüngster Fall: In der Parlamentssitzung schmetterten sie den gemeinsamen Antrag von UKW und SPD ab, Schrittgeschwindigkeit für Autofahrer demnächst in den sechs neuralgischen Bereichen Altkönig-, Untere Park- und Münsterer Straße einzuführen; ebenso in der Johann-Strauß-Straße, in Fischbach Auf der Herrnmauer/Lessingstraße und in der westlichen Eppsteiner Straße und schließlich in der Hornauer Straße zwischen Gagernring und Herrnmauer.
Tempo 30 in diesen Straßen würde den gesamten Verkehrsfluß Kelkheims zum Erliegen bringen, lauten die Vorbehalte von CDU, FDP und Teilen der FWG. Auch das Dekra-Verkehrsgutachten rate dort vom verordneten Tritt auf die Bremse ab. SPD und UKW wiederum kontern mit "triftigen" Gegenargumenten: Bei den für Tempo 30 angepeilten Straßen in Münster handele es sich um Schulwege zur Eichendorff- und Immanuel-Kant-Schule. Gleiches gelte in Fischbach Auf der Herrnmauer/Lessingstraße, wo täglich Schüler in Richtung Gesamtschule streben. Als stark von Fußgängern benutzte und überquerte Einkaufstraße würde die kurvenreiche Eppsteiner Straße in Fischbach als Tempo-30-Bereich entschieden sicherer werden.
Just das wünschten sich die Anwohner im geforderten Teilstück der Hornauer Straße für ihren Wohnbezirk ebenfalls. Und was die Johann-Strauß-Straße angehe: Dort stritten lärmgestreßte Bürger schon seit Jahren lautstark für Tempo 30 - die betroffene FWG-Stadtverordnete Maria Thüül habe sogar schon Flugblattaktionen gestartet. Die Freie Wählerin verstand denn auch das Zögern ihrer Fraktionskollegen nicht und stimmte in der Parlamentssitzung zusammen mit SPD und UKW.
Immerhin, acht Straßen beschloß die Stadtverordnetenversammlung aus dem "Vorbehaltsnetz" herauszunehmen, die nun zusätzlich den vorgesehenen Tempo- 30-Zonen zugeordnet werden sollen. Das sei zwar begrüßenswert, doch groß umzustellen bräuchten sich die Autofahrer dadurch nicht, meint die UKW: Etliche Straßen seien bereits jetzt verkehrsberuhigt. Etwa die Fußgängerzonen in der Bahn- und der Hornauer Straße oder per Teilsperrungen wie in der Fischbacher Langestraße. Unklar ist auch, wann die Tempo-30-Schilder aufgestellt werden sollen. Darauf legte sich das Parlament nicht fest: Die Dekra soll vorher die Pläne nochmals überarbeiten. ana
BAD HOMBURG. Mit einem Ausrufe- und einem Fragezeichen haben die Grünen den Titel "Kulturschock" versehen, den sie ihrer Veranstaltung am Freitag, 26. Februar, gegeben haben. Denn es treffen Schwarze, Weiße (und natürlich Grüne) aufeinander.
Im Angebot sind Eric Adjeiteh Adjei & Friends mit Trommeln und Tänzen aus Ghana, Müller Müller Kunz mit Kabarett aus dem Taunus und die Rockband The Runners aus Frankfurt. Der Abend beginnt um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Kirdorf. tom
pit FRANKFURT A. M., 17. Februar. Die indischen Behörden sollen in jüngster Zeit zunehmend versuchen, gewaltfreien Widerstand gegen die im Narmadatal vorgesehenen riesigen Staudämme mit Übergriffen der Polizei zu brechen. Das berichtet die internationale Menschenrechtsorganisation FIAN (Food First Informations- & Aktions-Netzwerk) im Vorfeld der Indien-Reise von Bundeskanzler Helmut Kohl, die am heutigen Donnerstag beginnt.
Das Narmada-Staudammprojekt wird auch mit Mitteln aus deutscher Entwicklungshilfe finanziert. FIAN-Geschäftsführer Frank Braßel forderte Kohl deshalb auf: "Machen Sie Ihren Gesprächspartnern in Delhi unmißverständlich klar, daß es für hiesige Steuerzahler unerträglich ist, wenn Ihre Entwicklungshilfe nur mit dem Gummiknüppel unter die Leute zu bringen ist."
Dem Bericht der Organisation zufolge feuerten rund 200 Polizisten Ende Januar auf Bewohner des Dorfes Anjanwara, die gegen die Landvermessung protestierten. Anjanwara zähle zu den 17 Dörfern, die als erste umgesiedelt werden sollen. Ein Demonstrant sei verletzt, mehrere verprügelt worden. Die Polizei habe auch geplündert. In den vergangenen Monaten seien immer wieder Menschen inhaftiert worden, die etwa gegen den mit dem Projekt verbundenen Straßenbau demonstriert hätten, so im Januar in den Orten Manibeli, Chimalkhedi und Mohipura im Bundesstaat Madhya Pradesh.
Während der eine geplante Damm, der Narmada Sagar Damm, derzeit "weder politisch noch wirtschaftlich realisierbar" sei, wie FIAN feststellt, befindet sich das zweite Herzstück des Projekts, der Sardar-Sarovar-Staudamm, seit 1988 im Bau. Laut FIAN müßten 150 000 Menschen umgesiedelt werden, damit sich der Staudamm verwirklichen läßt, große Waldflächen würden überflutet.
Im Oktober hatte sich das Exekutivdirektorium der Weltbank mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen, den Damm weiter zu fördern. Es legte jedoch Bedingungen dafür fest. Dazu gehöre, daß "die indische Regierung in Konsultationen mit den Betroffenen nach Lösungsmöglichkeiten sucht", berichtet die Menschenrechtsorganisation FIAN.
den Eheleuten Karl und Martha Goldhammer zur Diamantenen Hochzeit (60 Jahre) am 18. Februar.
Vier Prozeßtermine wegen einer Beleidigung Ein Lehrer und ein Schüler klagen sich gegenseitig an
BAD HOMBURG. Zum vierten Mal kommt im März das Jugendgericht im Justizgebäude auf der Steinkaut zusammen, um die Beleidigungsklage eines Lehrers gegen einen Schüler der Georg-Kerschensteiner-Schule (GKS) zu verhandeln. Die Verteidigung des 20jährigen Angeklagten beantragte gestern für das Gericht völlig überraschend, weitere Zeugen zu laden. Ihre Aussagen könnten belegen, meinte der Anwalt, daß der Lehrer den Schüler gedemütigt und beleidigt habe. Voraussichtlich am 22. März geht es weiter.
Der Fall, der zusammen mit anderen im Dezember 1992 den CDU-Landtagsabgeordneten Bernd Hamer (Bad Homburg) zu einer Anfrage im Landtag veranlaßte (siehe auch "Minister: Hamer hat Ansehen der GKS geschädigt"), passierte an einem Augustmorgen vergangenen Jahres. Da soll der Auszubildende seinem ehemaligen Lehrer auf dem Schulhof "Halt's Maul, fette Sau, und geh weiter!" nachgerufen haben. Zeugen, die dies bestätigen, gibt es nicht. Ein weiterer GKS- Schüler hat hingegen den Angeklagten lediglich "Guten Morgen" sagen hören. Etwas später habe er den Lehrer dann schreien hören: "Wir sehen uns vor Gericht!" (Was der bestätigt.)
Der Angeklagte schwieg gestern beharrlich zur Sache. Erst nach der Aussage des Lehrers hielt es ihn nicht mehr auf der Bank. Er lasse sich nicht in eine asoziale Ecke drängen, schimpfte er. Der Lehrer hatte ihn zuvor als Schulschwänzer beschrieben, die Schülerinnen und Schüler des Berufsvorbereitungsjahres insgesamt als problematisch dargestellt: "Diese Schulform hat ein hohes Konfliktpotential . . . Im Berufsvorbereitungsjahr sind alle Gescheiterten des Hochtaunuskreises mit ihren Sozialschäden drin". Was die Verteidigung zu der Schlußfolgerung veranlaßte: "Hier soll jemand exemplarisch an den Pranger gestellt werden".
Der Lehrer verwies darauf, er hätte seine Beleidigungsklage ja zurückgezogen, wenn der Schüler sich "einige Tage später" entschuldigt hätte. Stattdessen hatte der im Gegenzug eine Beleidigungsklage gegen den Lehrer eingereicht, weil dieser ihn an jenem Tag im August mit Fragen wie "Was machst Du denn noch hier? - Hast Du Deine Lehre noch nicht abgebrochen? - Warum bist Du nicht bei Deinen (ausländischen, d. Red.) Landsleuten am Kurhaus?" öffentlich gedemütigt habe. Das wiederum bestreitet der Lehrer. Die Klage des Schülers wird möglicherweise nicht zugelassen, weil eine Frist verstrichen ist.
Gestern, nach der Verhandlung, bot der Schüler dem Lehrer an, seine Klage zurückzuziehen, wenn der den gleichen Schritt tue: "Wir reichen uns die Hand, und alles ist wieder in Ordnung." Auch der Lehrer, dem in Kollegenkreisen nachgesagt wird, er sei autoritär und stehe politisch weit rechts (was er entschieden bestreitet), deutet Kompromißbereitschaft an: "Drei, vier Arbeitstage". Doch dazu sei es jetzt zu spät, signalisierte das Gericht.
Drei Sitzungstermine fanden in der Sache bereits statt: Zu Termin 1 erschien der Angeklagte nicht und muß dafür ein Ordnungsgeld bezahlen; bei Termin 2 fehlte ein Zeuge, weil er Gesellenprüfung hatte; bei Termin 3 waren alle Geladenen versammelt. Jetzt folgt Termin 4.
ESCHBORN. Zu einem Informationsabend über Hundeernährung lädt für Dienstag, 9. März, um 20 Uhr der Internationale Rasse-, Jagd- und Gebrauchshunde-Verband ein. Den Vortrag im Vereinshaus des FC Eschborn, Am Sportfeld, hält Dr. Sander von der Tierärztlichen Hochschule in Gießen; anschließend werden Fragen zur artgerechten Hundeernährung beantwortet. ege
WIESBADEN. Gewiß, ihre Musik gilt nicht jedem als Ohrenschmaus. Und ihnen bei der Probe zuzuhören, ist nur den Insidern ein wahres Vergnügen. 50 Musikbands haben zur Erleichterung vormals lärmgeplagter Nachbarn Übungsräume im Schlachthof gefunden - fernab geräuschempfindlicher Mitmenschen, die sich von solch heißen Rhythmen gestört fühlten.
Doch über ihrem Domizil schwebt die Abrißbirne: Ende des Jahres läuft der Vertrag zwischen der Stadt und dem Pächter aus, der seinerseits den Musikern Räume überlassen hatte. "Das", fürchtet Rainer Fachinger, "wäre für die meisten von uns das endgültige Aus." Denn nach jahrelanger zermürbender Suche nach tauglichen Treffs entnervt, wissen die jungen Leute, die sich jetzt zu einem "Nutzerplenum" zusammengeschlossen haben, "daß wir geeignetere Räume in Wiesbaden nicht finden werden". Sie fordern daher die Stadt auf, den Schlachthof zu erhalten und dort ein Kultur- und Kommunikationszentrum einzurichten.
Mit dieser Initiative rennen die Alternativen der Wiesbadener Kulturszene bei den Verantwortlichen im Rathaus offene Türen ein. Von einem früher einmal erwogenen Abbruch des ramponierten Gemäuers in unmittelbarer Nähe der Mainzer Straße ist derzeit nicht mehr die Rede. Zwar soll die augenblicklich noch wenig attraktive Umgebung mit repräsentativen Bürohäusern und schicker Wohnbebauung aufgewertet werden. Und der Schlachthof mittendrin wäre in seinem jetzigen Erscheinungsbild ein Schandfleck. Doch in neue städteplanerische Überlegungen werden nun offenbar auch Pläne miteinbezogen, den Schlachthof zu renovieren und Musik- und Theatergruppen und bildenden Künstlern zu überlassen. In den Behördenstuben werden zur Zeit die Sanierungskosten errechnet - Grundlage für eine Entscheidung über die Zukunft der riesigen Anlage in der Gartenfeldstraße.
Schützenhilfe erhalten die Musikbands von KuK - einem "Verein für ein Kultur- und Kommunikationszentrum in Wiesbaden". Deren Vorsitzender Gerhard Müller: "Der Schlachthof wäre unser idealer Treff." Die KuK-Aktiven haben nun ihrerseits Architekten mit einer Aufstellung der Renovierungskosten beauftragt. Denn sie fürchten, daß die städtische Kalkulation "bewußt teuer gerechnet" werden könnte, um das Vorhaben als "unrentabel" zu kippen. Diese Furcht plagt auch das "Nutzerplenum": "Das Giga-Projekt einer Kunst- und Musikschule auf dem Dernschen Gelände kann nur eine von vielen Möglichkeiten sein, Richtungsweisendes in Sachen Kultur zu schaffen." In dieser Aussage schwingt die Sorge mit, daß mit Realisierung des 60- Millionen-Mark-Projekts in der City kein Geld mehr für weitere Kulturförderung vorhanden sein werde.
Die Musiker argwöhnen, daß die Landeshauptstadt an einer Kultur nicht interessiert sei, "deren Produktionskosten nicht in die Hunderttausende geht und daher für Prestigedenken ungeeignet ist." Und sie fürchten, daß "Kultur jenseits von Theatrium, Kurhaus und Maifestspielen keinen Platz in dieser Stadt" haben könnte. Rainer Fachinger: "Wir fordern keine astronomischen Summen, sondern nur ein paar Räume für Proben und Auftritte."
Zukunftssorgen machen sich auch die Bands, die im Musikpalast eine vorübergehende Bleibe fanden, nachdem ihre Übungsräume auf dem Neroberg von einem Großbrand zerstört wurden. Auch der Musikpalast steht der beabsichtigten Umgestaltung der Mainzer Straße im Wege. Die dann heimatlosen Musiker könnten ebenfalls in den Schlachthof umsiedeln. Resümiert die Schlachthof-Lobby: "Das ist alles nur eine Geldfrage."
MARGIT FEHLINGER
WIESBADEN. Die Wiesbadener Karnevalmuffel? "Das wurde uns früher immer nachgesagt", erzählt Jürgen Weber, "aber es stimmt nicht." Der Zugmarschall der "Dacho", wie der Zusammenschluß der 39 Wiesbadener Narrenzünfte genannt wird, muß es wissen. Schließlich hat er schon -zig närrische Lindwürmer durch die Landeshauptstadt geschickt. Und das Fußvolk am Straßenrand habe stets ausgelassen und voller Übermut auf jeden Jux reagiert. Gute Stimmung versprechen sich die Spaßmacher der Saison auch am Sonntag nachmittag, wenn sich Spielmannszüge und Gardemädchen, Trommler und Fanfarenbläser, Motivwagen und gekrönte Häupter durch die City schlängeln - 252 Zugnummern, aneinandergereiht viereinhalb Kilometer lang und schätzungsweise ein knapp fünfstündiges Vergnügen für die Zuschauer, die sich vom ersten bis zum letzten Gag nichts entgehen lassen wollen.
4600 Narren sind am Zug beteiligt, darunter allein drei Prinzenpaare: die beiden elfjährigen Wiesbadener Sandra I. und Matthias I., die Berliner Andreas I. und Dagmar I. und schließlich das Prinzenpaar aus dem lothringischen Metz. Musikzüge aus der Schweiz und aus England sind mit von der Partie, ebenso der deutsch-italienische Kulturverein, die Jungen und Mädchen der Philipp-Reis- Schule, die aus aller Herren Länder kommen und sich laut ihrem närrischen Motto doch alle als Dotzheimer fühlen. 52 Musikgruppen marschieren mit, und dann gibt es natürlich die beliebten Motivwagen - allerdings nur sechs insgesamt in diesem Jahr. Die nämlich seien "furchtbar teuer", plauderte Jürgen Weber aus dem Nähkästchen der Narrengilde, und müßten wegen der komplizierten Statik von Fachleuten gebaut werden. Solcherart zu Raritäten geworden, gilt ihnen die besondere Aufmerksamkeit. Aufs Korn genommen werden "Die Schwindsucht der Mark", die "Bonner Sparpläne" und das Wiesbadener "Schlaraffenland", zu dem den Karnevalisten freilich nur das Stichwort Parkplatznot einfallen will. Schließlich wollen sich noch die armen Raucher das Mitleid der Narrenschar in den Straßen sichern, denn als "Verfolgte und Verjagte" bleibt ihnen für ungestörten Nikotingenuß nur noch das "stille Örtchen".
Beobachter des turbulenten Geschehens sollten sich nicht nur warm anziehen (Jürgen Weber: "Hoffentlich bleibt's trocken"), sondern auch Beutel und Tüten mitbringen. Denn tonnenweise werden Süßigkeiten auf sie herabregnen: Bonbons, Popcorn, Gummibärchen und Marzipanriegel. Jürgen Weber will Lippenstifte in die Menge werfen, wahrscheinlich seine Art, die Herzen der Damen zu erobern. Über eine halbe Million Mark kostet das Spektakel am Faschingssonntag - ein stolzes Sümmchen, das die Narren durch Spenden und Aktionen zusammenbrachten.
Dem Höhepunkt des karnevalistischen Treibens in der Landeshauptstadt unter dem Motto "In vollen Zügen zum Wiesbadener Fastnachtsvernügen" geht am Sams- tag eine Fete für die Junioren voraus. Das Kinderprinzenpaar Sandra und Matthias bittet von 10.11 Uhr an zum Straßenfest in der Fußgängerzone, nachmittags startet dann um 15.11 Uhr der Kinderumzug vor dem Hertie-Kaufhaus. maf
Der Gaudiwurm der Wiesbadener Narrenzunft startet am Faschingssonntag um 13.11 Uhr am Elsässer Platz und zieht durch folgende Straßen: Klarenthaler Straße an der Ringkirche vorbei durch die Rheinstraße, Wilhelmstraße, Taunusstraße, Langgasse, Webergasse, "An den Quellen", Burgstraße, über den Schloßplatz (wo ein Fastnachtsmarkt aufgebaut ist), durch die Marktstraße, Friedrichstraße, über den Platz der Deutschen Einheit, weiter durch die Bleichstraße, Blücherstraße und Gneisenaustraße zurück zum Elsässer Platz.
HANAU. Wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung und wegen Vollrausches hat die Schwurgerichtskammer den 21jährigen Michael S. zu einer Freiheitsstrafe in Höhe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte vier Jahre Gefängnis wegen versuchten Totschlags gefordert. Die Verteidigung hatte ausschließlich auf den Tatbestand des Vollrausches und für eine zweijährige Freiheitsstrafe mit Bewährung plädiert.
Wie am Dienstag berichtet, hat der 21jährige im Mai vergangenen Jahres einen 60 Jahre alten Rentner in dessen Wohnung in der Aschaffenburger Straße durch Stockschläge brutal mißhandelt, um an Geld für Alkohol heranzukommen. Der Vorsitzende Richter Heinz Frese machte in seiner mündlichen Urteilsbegründung deutlich, daß man später einen Teil der Strafe zur Bewährung aussetzen könne, wenn sich der Verurteilte bereit erklärt, freiwillig eine Alkolentziehungskur anzutreten. Tut er dies nicht, müsse er die komplette Haftstrafe absitzen. Die Kammer verzichtete darauf, den 21jährigen in eine geschlossene Entzugsanstalt einweisen zu lassen, wie es zuvor in der Hauptverhandlung diskutiert worden war. Die ausschlaggebenden Gründe waren das Alter des Angeklagten und weil in solchen Anstalten "nur die allerschlimmsten Fälle" einsitzen.
Stark beeindruckt und betroffen war Richter Frese von dem Schicksal des 60jährigen früheren Seemanns, wie er am Rande der Verhandlung sagte. Wie berichtet, ist der Mann in den vergangenen sieben Jahren fast 20mal in seiner Wohnung überfallen, ausgeraubt und bestohlen worden. "Immer von denselben Leuten," schilderte er dem Gericht.
Richter Frese will sich deshalb mit der "Hanauer Hilfe", einem Verein, der sich um Opfer von Straftaten kümmert, in Verbindung setzen. Was in dem von Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit gekennzeichneten Milieu der städtischen Sozialwohnungen in der Aschaffenburger Straße abläuft, hält Frese für "unerträglich." Wie konkrete Hilfe aussehen kann, soll in Gesprächen mit den Mitarbeitern des Vereins abgeklärt werden. are
Die Stadtentwicklung wird sehr kontrovers diskutiert. Der BUND kämpft hartnäckig um die Erhaltung der Frischluft- schneise entlang der Nidda-Aue. Die daraus resultierende Ablehnung weiterer Bebauung im Stadtzentrum trifft sich mit der Forderung der CDU nach Konzentration auf Baugebiete für Einfamilienhäuser in den Ortsteilen.
Nach Ansicht des BUND sollte die Frischluftschneise in der Aue nicht bebaut werden, so lange unklar ist, ab welcher Bebauung der Luftstrom beeinträchtigt wird. Damit interpretiert der Verband die Aussage der SPD zu dem Thema. Fritz Amann (SPD) rät zu keiner pauschalen Lösung. Man müsse sehen, daß der Bahndamm dort höher sei als die Gebäude. Es nütze wenig, wenn Karben die Schneise freihalte, Nachbarkommunen aber nicht. Daher sei eine überregionale Lösung unter Beteiligung der Naturschutzbehörden erstrebenswert. Er stellt die rhetorische Frage: Wenn laut Gutachten der Luftstrom eine Höhe von 120 Metern hat, kann dann eine Bebauung von zehn Metern Höhe noch sehr viel Einfluß auf ihn haben?
Die Grünen sind gegen jede Bebauung der Schneise. Die CDU hält die Bebauung im Stadtzentrum auch wegen der Verkehrsbelastung für nicht sinnvoll. Nicht ausgesprochen wird, daß eine mehrstökkige Bebauung mit Eigentums- und Mietwohnungen Wohnraum für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen schafft. Der Wohnungsmangel wird bei allen drei Parteien als sehr groß gesehen. Die Grünen fordern ökologisch und sozial vertretbares Bauen. de
HOCHTAUNUSKREIS. "Wir würden keine flächendeckende Förderstufe zwangsweise verordnen." Heike Knodt- Hassanien, Fraktionschefin der Kreistags-Grünen, hat sich entschieden gegen die Darstellung der CDU gewandt, die Grünen strebten nach einem Erfolg bei der Kreistagswahl Förderstufen an allen Hochtaunus-Schulen an - gegen den Willen der Eltern und Lehrer. Dieser werde auf alle Fälle respektiert, versicherte Knodt-Hassanien. stk
FRIEDRICHSDORF. Eine Niederlage haben die "Republikaner" vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt erlitten. Die 7. Kammer hat den Eilantrag des REP- Kreisvorsitzenden Peter Münch jun. abgelehnt, der die Stadt Friedrichsdorf dazu verpflichten wollte, auf den städtischen Plakattafeln zur Kommunalwahl auch den "Republikanern" Platz einzuräumen. Zugleich erlegte das Gericht dem Antragsteller die Verfahrenskosten auf.
Nach der Begründung des Gerichts haben die "Republikaner" keinen Anspruch auf Zuteilung von Flächen zur Plakatierung auf den städtischen Wahltafeln. Die Verwaltungsrichter folgten der Argumentation der Stadt, daß seit 1985 immer nur diejenigen Parteien und Gruppierungen dort Plakate kleben konnten, die Wahlvorschläge für die Stadtverordnetenversammlung eingereicht hatten.
"Gegen diese Einschränkung der Wahlsichtwerbung bestehen keine rechtlichen Bedenken", heißt es in der Begründung der Richter; die jeweilige Praxis sei Sache der Gemeinde. Außerdem werde der Antragsteller nicht gehindert, eigene Wahlwerbung durchzuführen.
Die "Republikaner" bewerben sich im Hochtaunus lediglich um Sitze im Kreistag und im Parlament Bad Homburg, nicht aber im Friedrichsdorfer Stadtparlament.
"Republikaner"-Chef Peter Münch will wegen der Kürze der Zeit auf weitere Rechtsmittel verzichten. Mit Flugblättern an alle Haushalte wollen die Rechtsextremen statt dessen die Bürger auf das Thema hinweisen. tom
BAD HOMBURG. Die Osterferien rükken langsam näher und mit ihnen die städtische Ferienkarte. Nach heftigen Diskussionen folgten Magistrat und Parlamentsmehrheit von CDU und FDP zwar dem Wunsch des Jugendparlaments, die Ferienkarte vom Sommer auf alle Ferien auszudehnen, verbanden dies aber mit Einschränkungen. Vom 1. März an können Eltern für ihre Kinder nun die Karte beantragen.
Sie gilt dann für die Oster-, Sommer-, Herbst- und Weihnachtsferien. Sie berechtigt in diesen Zeiten zum kostenlosen Fahren im Stadtbus und zum freien Eintritt ins Seedammbad. Der Preis ist wegen dieser Ausdehnung von acht auf 20 Mark angehoben worden.
Diese Veränderung billigte das Jugendparlament, aber die Einführung von Einkommensgrenzen wurde von den Jugendlichen, von der SPD und den Grünen scharf kritisiert. Familien, die die Ferienkarte haben wollen, dürfen mit ihrem Nettoeinkommen bestimmte Beträge nicht überschreiten: bei zwei Mitgliedern 2700 Mark, bei dreien 3500 Mark und bei vieren 4300 Mark. Allerdings wird kein Einkommensnachweis gefordert; die Unterschrift genügt.
Antragsformulare verteilt die Stadt an den Schulen, hält sie im Stadthaus und im Kurhaus bereit. Adressat für die ausgefüllten Anträge und die Gebühr ist das Verkehrsamt im Kurhaus. Die Frist für die Anträge läuft bis zum 31. Mai. Danach geht nichts mehr, teilt die Jugendpflege mit, auch nicht bei Verlust der Karte. tom
Die Römer-Grünen haben den Antrag von Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch an das Bundesgesundsheitsamt (BGA) in Berlin befürwortet, künftig kontrolliert Heroin an schwerstkranke Süchtige abzugeben. Von der Jungen Union (JU) Frankfurt-Mitte wurde der Modellversuch im Rahmen eines Forschungsprojektes als "wahnwitzig" abgelehnt. Ende vergangener Woche hatte die Stadträtin, wie berichtet, das auf fünf Jahre angelegte Projekt beim BGA beantragt.
Sofort sollte dieser Antrag von der Dezernentin wieder zurückgezogen werden, verlangte die JU. Denn Drogenabhängige würden zwar Hilfe brauchen, aber "nicht irgendwelche pseudo-progressiven Programme, die letztendlich eine grenzenlose Legalisierung von Betäubungsmitteln zum Ziel haben" und "zusätzliche Anreize zum Konsum" schaffen würden. ing
aho KÖLN. Die geplante Elektronikschrottverordnung wird Kühlschränke, Waschmaschinen und andere Hausgeräte um fünf bis 15 Prozent verteuern. Dies prognostiziert Carlhanns Damm, Vorstandschef der AEG Hausgeräte, auf der Messe Domotechnica in Köln. Zwar lehnt der Manager die Bestimmungen zur Rücknahme von Elektrogeräten nicht ab, sie müßten jedoch anders ausgestaltet werden.
Über die Entwicklung seines Hauses im vergangenen Jahr zeigt er sich zufrieden. Die AG steigerte den Umsatz um rund fünf Prozent auf 2,3 Milliarden Mark. Der Zuwachs wurde vor allem im Inland erwirtschaftet, wo die Erlöse um 6,7 Prozent kletterten. Angekurbelt wurde das Geschäft vor allem durch die Nachfrage aus Ostdeutschland, die flotte Möbelkonjunktur sowie den Zuzug von Aussiedlern. Im Ausland hingegen nahm der Umsatz nur um zwei Prozent zu. Weltweit, einschließlich ausländischer Vertriebsgesellschaften, kamen mit 2,7 Milliarden Mark knapp fünf Prozent mehr herein. Trotz des positiven Geschäftsverlaufs wurde die Zahl der Beschäftigten in der abgelaufenen Periode um 530 auf 8550 verringert. Ein zusätzlicher Abbau ist in den kommenden Monaten laut Damm nicht geplant, völlig ausschließen will er neue Kürzungen jedoch nicht.
jk FRANKFURT A. M. Um mehr als Nuancen liegen so renommierte Institutionen wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und die Bundesbank in der Beurteilung der aktuellen konjunkturellen Situation auseinander. Während die Währungshüter in ihrem neuen Monatsbericht schreiben, daß "kein Anlaß zu übertriebenem Pessimismus" bestehe, sind die Berliner Wissenschaftler stärker auf Moll gestimmt. Sie sagen nicht nur eine weiter schrumpfende Produktion in Westdeutschland im ersten Vierteljahr voraus, sondern rechnen beim privaten Verbrauch "angesichts der verschlechterten Rahmenbedingungen (steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Realeinkommen) und wegen der Vorzieheffekte" (Mehrwertsteuererhöhung) mit einem deutlichen Rückgang. Auch bei den Ausrüstungsinvestitionen setze sich "die rezessive Entwicklung zunächst" fort. Und schließlich würden vom Außenbeitrag "erneut retardierende Impulse" ausgehen. Die Ausfuhr nehme rascher als die Einfuhr ab. Fazit des Instituts: "Insgesamt dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt arbeitstäglich und saisonbereinigt um reichlich ein Prozent unter das Niveau vom Vorquartal sinken und dabei den Vorjahreswert um zwei Prozent unterschreiten."
Die Bundesbank hingegen malt in wärmeren Tönen. "Allem Anschein nach ist das konjunkturelle Rückschlagspotential in Westdeutschland begrenzt", schreiben die Volkswirte aus dem Hause Schlesinger und verweisen darauf, daß Deutschland anders als zahlreiche westliche Industrieländer "nicht in vergleichbarem Maße unter den Spätfolgen spekulativer Überhitzungen" leide. Wer allein auf die Entwicklung in der Industrie schaue, erhalte ein zu düsteres Bild. Vor allem die Bauwirtschaft erweise sich als starke Stütze. Und anders als für manche anderen ist für die Notenbanker "eine starke Eintrübung der Konsumkonjunktur . . . nicht in Sicht". In diesem Zusammenhang erinnern sie an die höheren privaten Ausgaben im Schlußquartal, die zu Lasten der Ersparnisbildung gegangen seien. Nach vorläufigen Schätzungen fiel der Anteil der auf die hohe Kante gelegten Gelder am verfügbaren Einkommen um fast eineinhalb Punkte auf 13,5 Prozent - "eine Entwicklung, die zum guten Teil als Normalisierung zu werten ist".
Das DIW "garniert" seine pessimistischere Sicht im übrigen noch mit einem deutlichen Seitenhieb auf die Bundesbank. Denn es meint, die jüngste leichte Zinssenkung schaffe angesichts der prekären Lage keine Entlastung. Das Gegenteil sei sogar wahrscheinlich. Denn die Investoren würden längerfristige Engagements aufschieben, weil die kurzfristige Anlage von Mitteln am Geld- und Kapitalmarkt noch immer eine hohe Rendite verspreche.
Kommunikation und Kooperation in vernetzten Systemen
Workgroup Computing zur
Steigerung von Organisationsleistung
Winfried Gertz
Die zunehmende Vernetzung von Computern ist im vollen Gange. Die bis weit in die Achtziger Jahre hinein dominierende Insellösung des PC weicht mehr und mehr den Gegebenheiten weltweiter Kommunikationsmöglichkeit. Experten schätzen den Anteil bereits heute vernetzter PC auf 30 Prozent, 1995 sollen es mehr als 40 Prozent sein.
Erkenntnisse der modernen Organisationsforschung unterstreichen die Bedeutung vernetzten Denken und Handelns. Als neue Organisationsparameter verweisen Kooperation und Kommunikation traditionelle hierarchische Konzepte in das Reich der Vergangenheit. Dienst nach Vorschrift sowie Demotivation als Folge rigider Organisationsstrukturen reduzieren und paralysieren das schöpferische Potential. Die eigentlichen Weichenstellungen in Unternehmen finden vielmehr durch informelle Beziehungen statt. An die Stelle der Abhängigkeit von außen oder oben tritt die Selbstorganisation eigenverantwortlicher Mitarbeiter. Vielschichtige Rückkoppelung und permanenter Austausch prägen die Unternehmensstrukturen von morgen. Eben das ist das Konzept des Netzwerks.
In diesem Kontext bewegt sich auch die Idee, Computer durch netzwerkfähige Software in einer solchen Form miteinander zu verbinden, daß die den PC täglich nutzenden Anwender die Effizienz ihrer Leistungen steigern und zugleich mit größerer Motivation ihr Tagwerk verrichten. Ein solches Netzwerk trägt zudem dazu bei, den Informationsaustausch sowie den Wissenstransfer innerhalb von Unternehmen sowie über Unternehmensgrenzen hinweg in optimaler Weise zu gestalten. Mit Workgroup Computing, einem Schlüsselbegriff für die Arbeitsweise von morgen, öffnen sich neue Perspektiven des kommenden Wettbewerbs. Groupware als technologisches Konzept des Workgroup Computing bietet dazu die notwendige Infrastruktur.
Wenn Groupware heute noch revolutionär und zukunftsweisend anmutet, ist es vielleicht morgen schon eine Selbstverständlichkeit im beruflichen Alltag. So wie im folgenden Beispiel, das eine ganz normale Anwendung im Rahmen des Workgroup Computing zeigt. Ein Versicherungsnehmer bittet seine Versicherung in einem formlosen Schreiben um Kostenübernahme von speziellen Leistungen. Dieses Schreiben wird elektronisch erfaßt und in der Kundendatei auf dem Host oder einer Datenbank abgelegt. Von dort gelangt die elektronische Akte automatisch an den zuständigen Sachbearbeiter, der nun die vollständige Korrespondenz mit dem Kunden auf seinem PC verfolgen kann. Durch einen Musterbrief, den er mittels integrierter Texterfassung ergänzt, kann er vom Versicherten weitere Unterlagen anfordern. Der Vorgang wird an dieser Stelle unterbrochen und auf automatische Wiedervorlage gelegt. Übersteigt der Vorgang den normalen Leistungsschutz, wird die Zusage automatisch an den Vorgesetzten zur elektronischen Unterschrift weitergeleitet. Durch Modem oder integrierte Fax- Karte wird der zuständige Außendienst- Mitarbeiter über diesen Vorgang informiert. Er unterbreitet schließlich dem Versicherten das Angebot einer speziellen Zusatzversicherung.
Entscheidend ist der Aspekt des Workflow-Managements, der in unserem Beispiel besonders zum Tragen kommt. Gleichzeitig rückt der betriebswirtschaftliche Vorteil des Workgroup Computing in den Vordergrund. Der Aufwand für investierte Zeit und Sachmittel wird durch den gezielten Einsatz von Groupware erheblich reduziert. Im vorliegenden Beispiel wird zudem deutlich, daß die Nähe zum Kunden durch flexibleres und schnelleres Bearbeiten des Vorgangs vergrößert werden kann.
Nach gegenwärtigem Ermessen kommt Groupware dort zur Geltung, wo leistungsstarke Konzepte den Arbeitsplatz - vom PC zur Workstation - auszeichnen. Produktivität wird erst durch die Verknüpfung anwendungszentrierter Werkzeuge und individueller Arbeitsumgebungen erzielt. Voraussetzung dafür ist ein leistungsfähiger unternehmensweiter Datenverbund auf der Basis von Client-Server-Architekturen. Was Groupware erst richtig interessant macht, ist der damit verbundene Schritt in Richtung papierarmes Büro. Realität in Unternehmen ist nach wie vor die Ausgabe von Formularen, Mitteilungen und Schriftstücken auf Papier als Datenträger. Dieser Papierflut setzt Groupware das Konzept der papierarmen Verarbeitungsintegration im Office-Bereich entgegen. Die strategische Bedeutung liegt dabei auf der Hand.
Welchen Anforderungen muß ein leistungsstarkes Groupwareprodukt nun im einzelnen entsprechen? Zunächst einmal sind verteilte und automatisch replizierbare Datenbanken elementare Bestandteile einer Groupware-Architektur. Die Datenbanken können auf PC und Workstations, aber auch auf Servern im Netz gehalten werden. Zu jeder Zeit verfügbare Informationsbestände an verschiedenen Verwendungsorten erfordern eine verteilte Datenbankstruktur. Replikationsverfahren sichern die Datenintegrität bei der Arbeit mit dem Laptop unterwegs oder am Desktop-System. Der automatische Abgleich zwischen Daten erfolgt sowohl im lokalen Netzwerk als auch in Wide Area Networks (WAN), in denen Daten beipielsweise über Modem oder ISDN transferiert werden.
Ein weiteres Kennzeichen einer Groupware-Applikation wie zum Beispiel Lotus Notes ist Compound Documents unterstützende Dokumentenverarbeitung. Ein integrierter Richtext-Editor sollte verfügbar sein. Ebenfalls wichtig ist die Unterstützung integrierter Gruppenkommunikation mit Electronic Conferencing und Electronic Mailing. Auch ein Management-Informationssystem muß Bestandteil von Groupware sein. Des weiteren zeichnet sich eine Groupwarelösung wie Lotus Notes durch integriertes Text- und Dokumentenmanagement aus. Hohen Ansprüchen an leistungsstarke Text- Recherche und umfassender Dokumentenarchivierung gilt es zu begegnen. Ein solches Funktionspaket muß auf die jeweiligen Organisationsbedürfnisse abbildbar sein. Der Anwender soll schließlich flexibel und dynamisch mit Groupware umgehen können. Um eine transparente Zirkulation von Information und Kommunikation zu gewährleisten, muß der jeweilige Verarbeitungsstatus allen Beteiligten zu jeder Zeit offenstehen. Hilfreich sind in diesem Zusammenhang solche Konzepte, die Antworten und Anlagen zu Dokumenten ermöglichen, sowie Mechanismen für
Dokumentenhierarchien.
Ein weiteres Leistungskriterium von Groupware sind seine Import- und Exportfunktionen. In entscheidender Weise bestimmt der Aspekt der Nutzungsoption verschiedener Werkzeuge die Akzeptanz einer Groupware-Lösung bei den Mitarbeitern. Um Workgroup Computing zu realisieren, sind Grundbedingungen effizienter Kooperation einzulösen. Für die technologische Seite bedeutet dies, daß unterschiedliche Strukturen und Datenformate in das Groupware-Konzept integriert werden müssen. Mit Object Linking and Embedding (OLE) werden Datenobjekte in Compound Documents eingebunden, während zu jeder Zeit die Rücknahme in die ursprüngliche Applikationsumgebung möglich ist.
Essentieller Bestandteil des Workgroup Computing ist Electronic Mail. Der Server übernimmt hier automatisch die Steuerung von Namens- und Adressverzeichnissen sowie Routingtabellen, er koordiniert dazu die Verteilung von Datenbeständen über LAN- und WAN-Kommunikationsverbindungen. Weitere Leistungsmerkmale von E-Mail sind verschlüsselte Dokumente, Empfangsbestätigung, verifizierbare Absendererkennung und Verteiler.
Um Workgroup Computing in effizienter Weise zu realisieren, müssen vielfältige Integrationsaufgaben gelöst werden. In heterogenen Netzen sollte Groupware eine auf dem Graphical User Interface basierende Benutzerschnittstelle (GUI) auf den wichtigsten Plattformen Windows, OS/2, Macintosh und Unix in einer Client-Server-Architektur besitzen. Darüber hinaus ist die Unterstützung der PC- Netzwerkstandards wie Novell, Token Ring oder Ethernet erforderlich. Vorhanden sein sollten Möglichkeiten zur Integration in bestehende betriebliche Mainframe- oder Minicomputer-Systemumgebungen und zur Anpassung vorhandener E-Mail-Umgebungen wie IBM Profs oder Novell MHS.
Von großer Bedeutung für den Software-Entwickler sind vor allem die Application Programming Interfaces (API). Mit ihrer Unterstützung lassen sich Groupware-Systeme in Zukunft plattformunabhängig gestalten. Funktionsgerechte und hochdifferenzierte Anwendungen sind Richtschnur jedes Workgroup Computing-Modells. Die derzeit mit Groupware- Unterstützung realisierten neuen Formen der Kooperation und Kommunikation findet man vor allem in den Bereichen Controlling, Kundenbetreuung, Kreditwirtschaft oder Projekt- und Personalmanagement. Neue Anwendungsgebiete des Workgroup Computing werden in den nächsten Jahren in den Vordergrund rükken.
Bei der Auswahl eines Groupware-Systems zur Realisierung eines Workgroup Computing-Konzepts sind es vor allem organisationsspezifische Aspekte, die zur Kaufentscheidung führen. Daß der Büroalltag in den meisten Unternehmen einer effizienteren Ausgestaltung bedarf, ist nichts unbedingt Neues. Denn die Realität sieht so aus, daß die Hälfte der Zeit für zähe Terminabstimmungen, umständliche Aufgabendelegation sowie Kontrollverfahren und Berichterstellung verwendet wird. Groupware kann hier die Weichen stellen, das hohe Rationalisierungspotential zu erschließen und Menschen und Aufgaben schneller und effizienter miteinander zu verbinden.
In vielen Fällen - freilich muß dies Ergebnis einer eingehenden Analyse der bisherigen Organisationsabläufe sein - eignet sich bereits ein professionelles E- Mail-System. Damit kann schon eine rasche Abhilfe bei besonders schwerfälligen Organisationsverfahren geleistet werden. So gestaltet sich bereits nach kurzer Zeit des Einsatzes von E-Mail wie etwa Lotus cc:Mail der Informationsaustausch schneller und flexibler. Telefongebühren sinken in merklicher Weise. Zusatzeinrichtungen gewährleisten den Anschluß an andere Netzwerke und E-Mail- Systeme. Komplexe Sendungen aus Text, Grafik und in Zukunft auch Stimmen und Videos lassen sich so übermitteln.
Die Entscheidung zugunsten eines Groupware-Angebotes wird also sorgfältig zu überlegen sein. Sicherlich sollte eine solche Investition nicht aus eher kurzfristig gelagerten Interessen heraus getätigt werden. Sorgsam müssen Bedarf und Aufwand aufeinander abgebildet werden. Allerdings zeigen die bislang vorliegenden Anwendungserfahrungen von großen und international operierenden Unternehmen den großen Nutzen beispielsweise von Lotus Notes.
So plädiert ein ganzes Bündel von Argumenten für den Einsatz eines solchen Groupware-Produktes. Die Aufgabenbewältigung bei niedrigen Kosten, die Senkung von Arbeitszeiten sowie die zeitliche Einsparung von Geschäftsreisen verweisen auf das kostenreduzierende Potential von Groupware. Bei den Mitarbeitern wird die Nutzung von Spitzentechnologie sicherlich einen motivationsfördenden Effekt mit sich bringen. Der Verbesserung des internen Image entspricht auch ein deutlich verbessertes Image bei Kunden sowie in der Öffentlichkeit. In strategischer Hinsicht sind insbesondere die verbesserte Koordination unternehmensweiter Aktivitäten sowie beispielsweise die Kürzung von Produktentwicklungszeiten starke Argumente für den Einsatz von Groupware. Schließlich unterstützt Groupware vielfältige Prozesse der Entscheidungsfindung, weil Gruppenleistung gefördert und die Effizienz der Arbeitsergebnis maßgeblich gesteigert wird. Ü
Am heutigen Freitag sollen beim Fußball-Oberligisten SV Rot-Weiß Walldorf die Weichen für eine professionellere Zukunft gestellt werden. Es ist längst kein Geheimnis mehr, daß Edi Hausmann, bisher stellvertretender Fußball-Chef, für Adolf Zwilling ans Regiepult dieser erfolgreichen Sparte zurückkehren wird. "Unser Ziel muß die Regionalliga sein", sagt Spielausschuß-Vorsitzender Adam Fiederer stellvertretend für die übrigen "Macher". "Aber wenn sich nichts grundlegend ändert, können wir dieses Ziel nicht packen", setzt er beispielsweise auf den neuen Geschäftsführerposten innerhalb der Fußballabteilung. Diesen Posten soll Schatzmeister Werner Voss zusätzlich ehrenamtlich übernehmen. Hausmann selbst hofft durch eine reibungslosere Zusammenarbeit mit den Hauptsponsoren Norbert Raab und Hans-Jürgen Kessler "einiges bewegen zu können".
Das Fastnacht-Wochenende soll beim Oberligisten keine Narretei werden, zumal am Samstag für die Geinzer-Elf ein letzter ernsthafter Test für die restlichen 13 Oberligaspiele ins Haus stehen wird: In Stockstadt (14.30 Uhr) bestreiten die beiden Klassenrivalen VfR Bürstadt und Rot-Weiß Walldorf das Endspiel um den Darmstädter Bezirkspokal. Der eigenartige Modus im Fußballkreis Groß-Gerau, wo sich die Rot-Weißen im laufenden Wettbewerb mit einem 3:2 bei der SKV Büttelborn ins Halbfinale gegen den Bezirksoberligisten SV 07 Raunheim vorgespielt haben, führte inzwischen dazu, daß die Mannschaft im Wettbewerb 93/94(!) bereits ausgeschieden ist: Die Geinzer- Schützlinge blamierten sich mit einem 2:3 beim A-Ligisten SV Nauheim.
"Darüber sind wir gar nicht so böse, diese unsinnigen Termine waren uns sowieso ein Dorn im Auge", verweist Fiederer auf die Spiele in der Winterpause. Damit ist zunächst der Weg in den Hessenpokal verbaut. "Jetzt wollen wir den Sprung unter die letzten Acht in Hessen gegen Bürstadt packen, um möglichst die 1. DFB-Pokal-Hauptrunde zu erreichen", hofft der Spielausschuß-Chef auf das entsprechende (Pokal-)Engagement. Auf Landesebene müßte der Fuldaer Bezirksvertreter nach Walldorf. Und die Heimstärke an der Okrifteler Straße hat sich längst herumgesprochen, in allen Neun Begegnungen (15:3 Punkte) blieb die Geinzer-Elf unbesiegt.
"Unsere Vorbereitungen sind jedoch alle auf das erste Heimspiel im neuen Jahr gegen den KSV Hessen Kassel (27. Februar, 14.30 Uhr) ausgerichtet, denn bei 18:20 Punkten sind wir noch nicht aus dem Schneider", verweist er auf den Saisonschwerpunkt. Die Pokalambitionen sind nur ein erfreuliches Beiwerk. Geinzer fordert insgesamt mehr Engagement, vor allem auch im Training, um das Rundenziel nicht doch noch zu verfehlen. Mit Blasko Kotarac (FC Sportfreunde Schwalbach), Günay Akkus (Militärdienst in der Türkei) sowie dem ehemaligen russischen Juniorennationalspieler Gedeminas Sugzda (ihm steht eine weitere Bänderoperation bevor) fallen drei Akteure aus dem Kader, Neuverpflichtungen wurden nicht getätigt. "Das könnte uns am Ende noch weh tun, denn die anderen haben aufgerüstet", hofft Fiederer, daß keine größeren Ausfälle verkraftet werden müssen.
Die Gespräche mit Trainern und Spielern laufen indes seit Wochen auf vollen Touren, einer der Hauptkandidaten für den vermutlich am 30. Juni ausscheidenden Kurt Geinzer bleibt Hans-Dieter "Timo" Zahnleiter (VfB Marburg). Eine Rückkehr von Heinz Wulf, der seine Arbeit in Wehen beenden mußte und für die kommende Saison bereits beim FV Bad Vilbel zugesagt hat, kann es nicht mehr geben. "Es ist durchaus möglich, daß wir einen Mann bekommen, der gar nicht in der Oberligaszene bekannt ist", lassen die Rot-Weißen die Katze weiterhin nicht aus dem Sack und damit Spekulationen freien Lauf. Möglicherweise wird der Neue bereits bei der heutigen Versammlung, die mehr als die üblichen 100 (von insgesamt 600) Mitglieder anlokken dürfte, der teilweise neuen Führungscrew präsentiert.
HANS-DIETER PUTH
FRIEDRICHSDORF. Die Grünen, einst entschiedene Straßengegner, lehnen den Bau einer Umgehungsstraße für Köppern "nicht unbedingt" ab. Dies erklärte der Friedrichsdorfer Stadtverordnete und Landtagsabgeordnete Horst Burghardt jetzt bei einer Wahlveranstaltung seiner Partei auf Vorwürfe eines Anliegers der Köpperner Ortsdurchfahrt. "Wer baut die Straße denn seit 30 Jahren nicht?", verwies Burghardt den Kritiker an die Adresse der Mehrheit im Stadtparlament. Deren Chancen, ihr Versprechen zum Bau der Entlastungsstraße einzulösen, sänken durch die Sparpläne der Bundesregierung weiter.
Die Grünen reagierten mit ihrer Abkehr von der prinzipiellen Straßengegnerschaft auf die weiter wachsende Belastung für Köppern, erläuterte Burghardt auf Anfrage: "Das ist ein schwerer Schritt für uns." Sie verzichteten auf aktiven Widerstand über das Land, unterstützen den Bau aber auch nicht. "Wir haben immer gesagt, wir wollen ein Gesamt- Verkehrskonzept haben - und da kann auch diese Straße dazu gehören", ergänzt Burghardt: "Die Straße allein löst die Probleme nicht." Die jetzigen Pläne stünden einer Lösung sogar im Weg: Die kurvenreiche Strecke könne nicht als Bundesstraße anerkannt, die Ortsdurchfahrt deshalb nicht vom Verkehr abgehängt werden - Tausende von Autos täglich würden weiter auf ihr fahren.
Ein baldiger Bau erscheint dem Grünen-Politiker sowieso als Utopie: Der Bund wolle ab 1995 Zuschüsse für Gemeindestraßen "im wesentlichen" nur noch ostdeutschen Ländern gewähren - die Köpperner Planung werde aber erst später fertig. Auch die Landesmittel für den Straßenbau würden durch Bonner Sparen auf Kosten der Länder abnehmen, warnt er, und alleine könne Friedrichsdorf die Straße nicht bezahlen.
"Noch mehr Lärm und Gestank durch noch mehr Autos" fürchtet Horst Burghardt für Friedrichsdorf durch eine Autobahn-Vignette, wie sie Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) plant. Er erwartet, daß Autofahrer dann auf Bundes- und Landesstraßen ausweichen, um die Autobahngebühr zu sparen. stk
DIETZENBACH. Welche Vorstellungen die Parteien über die künftige kulturelle Arbeit haben, das können die Bürger während einer Diskussion am Montag, 1. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus erfahren. Die Kulturgesellschaft hat Vertreter aller Parteien, die sich für die Kommunalwahl beworben haben, eingeladen. Sie sollen den Wählerinnen und Wählern insbesondere zu Fragen der Kultur Rede und Antwort stehen. Moderiert wird die Diskussion von Dr. Heinz Schilling vom Institut für Kulturanthropologie an der Frankfurter Universität. aim
USINGEN. Die Parteien und Fraktionen werden künftig keine Spenden mehr von Auftragnehmern der Stadt und Verbänden, an denen die Stadt wesentlich beteiligt ist, annehmen. Das Stadtparlament beschloß diese freiwillige Verzichtserklärung einstimmig.
Außerdem werden die Parteien und Fraktionen ihre Spenden offenlegen, die sie aus diesen Quellen in den vergangenen zehn Jahren erhalten haben. SPD und die Grünen votierten dafür; CDU und FWG stimmten nicht mit ab, enthielten sich auch nicht der Stimme. CDU-Parteichef Gerhard Liese erledigte die Aufgabe sogleich im Parlament. "Seit ich 1983 den Parteivorsitz übernommen habe, hat die CDU bis heute 750 Mark pro Jahr erhalten, das ist alles", erklärte Liese.
Für die FWG teilte Fraktionschef Lothar Vielhauer mit, Auftragnehmer der Stadt und Verbände hätten der Wählergemeinschaft von 1986 bis 1993 insgesamt 4850 Mark gespendet. Die Grünen erklärten, keine Zuwendungen aus diesen Quellen erhalten zu haben. Die SPD, die die Offenlegung gefordert hatte, legte vorerst die Zahlen der letzten vier Jahre vor. "Wir haben keine Einzelspende über 100 Mark und keine Mark von Firmen, die in die Korruption verwickelt sind, erhalten", sagte SPD-Fraktionschef Norbert Braun.
"Mangels Masse" zog die SPD daraufhin ihren Antrag zur Gründung einer Gesellschaft zurück, die Spenden von Unternehmen und Privatpersonen künftig für soziale und kulturelle Maßnahmen verteilen sollte.
Die Basketballer vom MTV Kronberg erweisen sich in der Regionnalliga Südwest weiterhin als Wurfkanonen: mit dem atypischen Ergebnis von 131:124 setzte sich der Hochtaunus- Vertreter nach zweimaliger Verlängerung beim Fast-Absteiger PSV Bernkastel-Kues durch und belegt weiterhin Rang drei. Mit 1603 Korbpunkten hat der MTV Kronberg weitaus mehr als Spitzenreiter Eintracht Frankfurt (1431) vorzuweisen. Dafür kassierten die Schützlinge von Henner Weis mit 1470 "Körben" auch die höchste Anzahl in der gesamten Klasse, was demnach eindeutig auf eine gute offensive und schlechte Defensive hinweist.
Bei vier Punkten Rückstand auf Eintracht Frankfurt (84:61 in Horchheim) sowie die TGS Ober-Ramstadt (88:67 gegen Absteiger TV Langen II) ist der Meisterschaftszug vor den beiden letzten Spieltagen allerdings für die Kronberger abgefahren. Der BC Wiesbaden machte im Abstiegskampf mit dem 83:76 gegen den TV Kirchheimbolanden (4.) weiteren Boden gut, hat allerdings ein unglaublich schweres Restprogramm zu absolvieren: am 7. März beim MTV Kronberg (17.30 Uhr, Großsporthalle der Altkönigschule) und am 13. 3. gegen den derzeitigen Tabellenführer Eintracht Frankfurt (19.30 Uhr, Am Moltkering). Bei zwei Absteigern dürften die Würfel dennoch zugunsten des BCW gefallen sein, denn der vier Zähler zurückliegende PSV Bernkastel-Kues muß am vorletzten Spieltag zur Frankfurter Eintracht.
BC Wiesbaden - TV Kirchheimbolanden 83:76 (32:38). Fast 100 Zuschauer tobten am Ende in der Sporthalle am Moltkering: Beim 71:72 (39.Minute) beging der 1,98m große Centerspieler Charles Caldwell ein absichtliches Foul an Wiesbadens Volker Misok, was durch zwei Freiwürfe und anschließenden Ballbesitz zum 75:72 für den BCW führte. Bis 20 Sekunden vor Schluß baute der Gastgeber seine Führung auf 81:74 aus, hatte damit ein Spiel herumgerissen, das beim 48:62 nach dreißig effektiven Minuten bereits verloren schien. "Wir stellten dann auf Preßdeckung um, was den Gegner zu schnellen Abschlüssen animierte", freute sich der Sprecher des Basketball-Clubs Wiesbaden, Hans- Joachim Kroehl, über diese taktische Finte, die vom Gegner falsch beantwortet wurde.
Mit sechs "Dreiern" (Distanzwürfen) und insgesamt 20 Korbpunkten avancierte Steffen Gosenheimer zum Spieler des Tages. Daneben zeigten Mirsad Dedovic und Christian Roth Wurfqualitäten.
BC WIESBADEN: Steffen Gosenheimer (20 Punkte), Mirsad Dedovic (17), Christian Roth (13), Till Rohrer (9), Wolfgang Mosbacher (7), Volker Misok (7), Helge Jordan (5), Achim Bolte (5), Philip Jessen, Tomislav Tropsek.
MTV KRONBERG: John Karaffa (59 Korbpunkte), Peter Hering (23), Bernd Kimpel (22), Florian Homm (11), Roland Lewin (10), Thorsten Lauschmann (6).
Die Absicherung des fünften Tabellenplatzes ist mißlungen - die Basketballerinnen der Homburger TG (Regionalliga Südwest) unterlagen dem Tabellennachbarn TV Oppenheim 45:55 und können noch vom Team aus Rheinhessen abgefangen werden. Zumal die Bad Homburgerinnen am vorletzten Spieltag (6. März, 19.30 Uhr) zum designierten Meister SC Wacker Völklingen müssen. Allerdings haben die Schützlinge von Ralf Schmidt beim Saisonausklang gegen den Taunusrivalen TV 1860 Hofheim (13. März, 16 Uhr, Hochtaunushalle) die Möglichkeit, mit einem Heimsieg ihr Terrain zu verteidigen. Für die Hofheimerinnen, die am Wochenende aufgrund der Terminüberschneidung mit den A-Jugend-Hessenmeisterschaften kampflos beide Punkte in Saarlouis (0:1 Wertung) ließen, bleibt Rang acht das Maß aller Dinge. Gegen den TV Oppenheim (6. März, 16 Uhr, Brühlwiesenhalle) verabschieden sich die Hofheimerinnen von ihren Fans. Bei (vermutlich) zwei Absteigern müssen die BSG Hillscheid/Montabaur/Höhr-Grenzhausen und der SV Dreieichenhain (46:49 im direkten Vergleich) mit jeweils 2:30 Zählern die Klasse verlassen. Bleibt es bei einem Absteiger, muß Dreieichenhain die Klasse verlassen.
Homburger TG - TV Oppenheim 45:55 (22:26). Die durch eine Magen- und Darmgrippe arg geschwächte Renate Schädlich kam gegen den TVO nicht wie gewohnt auf Touren, mit sechs Punkten blieb sie weit unter ihren üblichen Quoten. Allein Anja Grieb (19 "Körbe") erreichte im Abschluß eine gute Ausbeute. Sie war direkt von der Skipiste auf das Parkett der Hochtaunushalle zurückgekehrt. Die 1,82 m große Centerspielerin überzeugte in Abwehr und Angriff, während sich Juliane Ludwig lediglich in der Defensive in den Vordergrund spielte. Nicht überzeugend war auch die Freiwurfquote (18/12) der Gastgeberinnen, die ab der 35. Minute völlig einbrachen: nach dem 45:44 Zwischenstand ging bei der HTG gar nichts mehr, was der TVO insbesondere durch Susanne Schmitt, Andrea Buchauer (je 14 Punkte) und Petra Baumgartner (12) konsequent ausnutzte. Damit hätte Oppenheim bei Punktgleichheit im direkten Vergleich (die Homburgerinnen hatten dort 42:40 gewonnen) die Nase vorne.
HOMBURGER TG: Anja Grieb (19 Punkte), Gisela Normann (8), Renate Schädlich (6), Anna Sieveking (5), Juliane Ludwig (4), Tina Andrea Kuhn (3), Kathrin Bartmann, Conny Glatz.
TV Saarlouis - TV 1860 Hofheim 1:0. Mit nur drei Stammspielerinnen an Bord verzichtete Hofheim auf die Austragung dieses Spiels. "Saarlouis war nicht bereit, einer Verlegung zuzustimmen", ärgerte sich Mannschaftssprecherin Barbara Vencelov. Allerdings zahlte sich die personelle Entscheidung zugunsten der A- Jugend nicht aus, denn diese verlor 60:69 gegen ACT Kassel und 62:68 gegen den TSV Grünberg. hdp
DIETZENBACH. Voraussichtlich im Sommer 1995 werden die ersten Kinder in die bis dahin fertiggestellte fünfte Grundschule in Dietzenbach gehen können. Die Planungen für das Gebäude laufen, der Kreisausschuß hat Aufträge für die Elektro- und Tragwerksplanung vergeben. 1994 soll mit dem Bau der dreizügigen Einrichtung begonnen werden.
Falls notwendig könne ohne Schwierigkeiten auf vier Klassen pro Jahrgangsstufe erweitert werden, in denen höchstens 25 Kinder unterrichtet werden sollen. Bis zur Eröffnung der fünften Grundschule werden nach Auskunft des Kreises nur 50 Kinder pro Schuljahr zugelassen, da die Aueschule in der Talstraße, in der die Jungen und Mädchen der künftigen neuen Grundschule vorläufig untergebracht sind, keine höhere Kapazität hat. aim
Leckere Fische locken den Reiher zurück zum Weiher Umweltpreis für den Angelsportverein Reifenberg Von Thomas Stillbauer SCHMITTEN. "Erstmals direkt am Tatort" wird Bürgermeister Josef Braun am heutigen Freitag den Schmittener Umweltpreis überreichen - am Bärenfichtenweiher. And the winner is: Der Angelsportverein Reifenberg (ASV), der sich die Auszeichnung für 1992 mit seinem Engagement um die Erholungsanlage "Oberes Weiltal" im Naturpark Hochtaunus verdient hat. 1000 Mark sind der Lohn. Die badefreudige Wasseramsel, der scheue und seltene Eisvogel, der distinguierte Graureiher: Jahrzehntelang ließen sie sich am zweigeteilten Bärenfichtenweiher nicht blicken. Aber in jüngerer Zeit brachen sie ihr Embargo - auf Einladung der Reifenberger Angler. Die hatten nämlich etwas auf die Speisekarte gesetzt, was jedem Eisvogel das Wasser im Schnabel zusammenlaufen läßt: Moderlieschen, diese kleinen Karpfenfische, die knapp neun Zentimeter lang werden.
Als Vogelfutter waren sie allerdings gar nicht gedacht. Ursprünglich sollten sich die Forellen junge Moderlieschen schmecken lassen, wie Vorsitzender Dieter Wagner zugibt; die gefiederten Gäste seien eher unverhofft gekommen. Der ASV-Chef sieht die Leistung der Angler nicht geschmälert: "Wir hätten auch Kunstfutter reinschmeißen können."
Ohnehin ist am Bärenfichtenweiher nicht allein das Fischefangen des Anglers Lust. Gras muß gemäht, die Hecken müssen gestutzt werden. Und wenn im Sommer die Ausflügler auf zwei Beinen anrücken, haben die 30 Angler das Vergnügen, das Gelände sauberzuhalten. Schließlich sind sie die Pächter. Da mögen sie ihre geflügelten Kollegen lieber, die im flachen Wasser fischen und keinen Unrat zurücklassen.
Vor 40 Jahren hat Dieter Wagner in seiner Jugend noch die letzten Wasseramseln am Weiher erlebt, bevor ihnen der Speiseplan zu mager wurde. Für ihre Rückkehr ins Weiltal sei auch die Kanalisierung verantwortlich, glaubt er, weil sie für saubereres Wasser gesorgt habe. Nicht zu vergessen die Nisthilfen, die der Verein an den Gewässern angelegt hat.
Angeln und Umweltschutz: Einst hatte das nicht viel miteinander zu tun. "Früher wurden die Fische oft morgens ins Wasser geworfen und mittags geangelt", erinnert sich Wagner. Heute würde mehr Rücksicht genommen, bevor die Köder ins Wasser tauchen. Drei Wochen Schonzeit bleiben den Karpfen und Forellen mindestens, ehe sie auf den Haken beißen. Drei Forellen an einem Tag, also nicht mehr als 15 im Jahr darf jeder Angler an Land ziehen. Bei den Reifenbergern wird die Quote nicht akribisch ausgefüllt. Sie sind keine Fang-Fanatiker, wie der Vorsitzende erklärt. Dennoch kommt hin und wieder eine gebackene oder geräucherte Forelle von der eigenen Angelschnur frisch auf den Tisch.
Am 9. April beginnt die Saison. Dann eröffnen die ASVler die Saison mit dem "Anangeln". Fische müßten noch reichlich im Bärenfichtenweiher sein - sie überleben auch den Winter in ihrem Element. "Es sei denn", sagt Dieter Wagner, "es waren Schwarzangler da." ill
MAINTAL. Der Kreisvorsitzende der "Republikaner", Bert-Rüdiger Förster aus Hanau-Steinheim, teilte gestern per Telefax mit, "daß unser Bundesvorsitzender Franz Schönhuber nicht am Samstag, 20. 2. 1993 nach Maintal kommt".
Förster distanzierte sich auch von dem anonymen Flugblatt, mit dem, wie berichtet, seit Anfang der Woche auf eine Wahlveranstaltung der "Republikaner" mit irreführender Ortsangabe hingewiesen und zu einer "Gegendemonstration" aufgerufen wird. Försters Kommentar: "Dies wäre nicht unser Stil."
Das Antifaschistische Bündnis Maintal, das erklärtermaßen ebenfalls nichts mit dem anonymen Flugblatt zu tun hat, geht indes nach wie vor davon aus, daß die "Republikaner" ihre Wahlveranstaltung "durchziehen" werden.
Mit Verweis auf "das konspirative Einladungsschreiben" Försters - direkt an die Parteimitglieder - mit jeweils zehn "Einladungskarten" stellt der Sprecher fest: "Wir gehen davon aus, daß mit gezinkten Karten gespielt wird."
Deshalb bleibe es auch beim Aufruf zum Treffen aller Maintaler Antifaschi- Treff im "Antifa-Café" sten: Am Samstag, 20. Februar, 18 Uhr, im "Anifa-Café" im stadtischen Jugendzentrum Frankfurter Hof, Stadtteil Dörnigheim, Kennedy-Straße/ Ecke Frankfurter Straße/ Karl-Leis-Straße.
Aus Försters Rundbrief an die Maintaler Parteimitglieder geht in der Tat hervor, daß der Ort der Veranstaltung erst am morgigen Freitag abends per Telefon- Rundruf bekanntgegeben werden soll, und zwar von ihm selbst oder seiner Frau, "damit wir fingierte Anrufe ausschließen können". pom
has FRANKFURT A. M. Die mehrheitlich zur Metallgesellschaft gehörende Berzelius Umwelt-Service (BUS) hadert mit dem Umfeld für ihre Geschäfte. Die Firma, die Aufbereitungsanlagen für Industrieabfälle baut und betreibt, beklagt aber nicht etwa die Krise in der Stahlbranche, die Aktivitäten im Umgang mit Stahlwerkstäuben möglicherweise berühren könnte, sondern andere "singuläre Einflußfaktoren", wie es Vorstandsmitglied Peter Mürmann nennt. Dazu zählt er etwa die "allgemeine Rezession", die schwächere Autokonjunktur sowie die aus Osteuropa hereinströmenden Metallmengen sowie den Konkurs des einstigen Kooperationspartners Sommer im vergangenen Jahr.
Angesichts dieses Szenarios nennt das BUS-Management die erreichten Ergebnisse in den ersten vier Monaten der laufenden Rechnungsperiode 1992/93 (Ende September) "nicht zufriedenstellend". Das gleiche Prädikat wird dem vergangenen Geschäftsjahr verliehen. Kein Wunder: Zwar kletterte der Konzernumsatz von 63,8 Millionen auf knapp 110 Millionen Mark, doch blieb nur ein Überschuß von 5,3 Millionen hängen, womit er sich mehr als halbierte. Ähnlich sah es im Stammhaus, der AG, beim Profit aus.
Zu schaffen machten dem Unternehmen mit seinen rund 300 Beschäftigten auch die niedrigen Zink- und Aluminiumpreise, der in der Periode registrierte Dollarkurs sowie Anlaufverluste durch verzögerte Inbetriebnahmen von Salzschlackeanlagen. Eine Stange Geld kostete auch die Sommer-Pleite. BUS-Chef Helmut Maczek spricht in diesem Zusammenhang von einer "Sommer-Odyssee" und einem "bösen Unfall". Bei mehreren Projekten pflegte BUS mit Sommer enge Kooperationen. Als das bayerische Familienunternehmen dann zusammenbrach, mußte die Metallgesellschaft-Tochter Forderungen in Höhe von vier Millionen Mark in den Wind schreiben. Damit war dieses leidige Kapitel aber nicht beendet. Eine weitere Million ist noch "auszubuchen", und eine schwere Belastung bedeutete auch der Ausfall von vier Umschmelzwerken mit entsprechenden Folgen in der Salzschlackeproduktion.
BUTZBACH. Das Butzbacher Stadtparlament hat am Dienstag den Haushalt für die Stadtwerke mit den Stimmen von SPD, Grünen und BFB verabschiedet. Lediglich die CDU enthielt sich der Stimme.
Deren Fraktionsvorsitzender Bernhard Trunk begründete die Enthaltung mit der von der CDU aufgedeckten und von ihr benannten "Perlatoren-Affaire". Die CDU, so Trunk, mißbillige mit ihrer Entscheidung, daß die Stadtwerke kostenlos mit der Jahresrechnung die Wasser-Sparperlatoren versendet haben. Trunk sah darin den Versuch der Wahlmanipulation, da die Lieferung mit der Unterschrift des Bürgermeisters Klaus Jürgen Fricke (SPD) versehen war, der auf der Liste der SPD für das Stadtparlament kandidiert.
Bürgermeister Fricke räumte vor dem Parlament ein, daß es trotz umfangreicher Absichtserklärungen aller Parteien zum Wassersparen formelle Fehler bei der Bestellung der Perlatoren gegeben habe. Fricke sagte auch, daß seine Unterschrift mit dem Vermerk des Bürgermeisters fehlerhaft gewesen sei. Fricke: "Richtig hätte es lauten müssen, Vorsitzender der Betriebskommisson."
Nach seinen Angaben kostete die Perlatoren-Verschickung insgesamt 28 000 Mark - davon schlugen die Perlatoren mit 26 000 Mark, die Versandtaschen mit 1200 Mark und die Personalkosten für die Verpackung mit 800 Mark zu Buche.
Bei soviel Einsicht des Bürgermeisters vernachlässigten die kleineren Fraktionen eine Rüge für den Bürgermeister. Ernst Maria Bach von den Grünen bezeichnete den Wirtschaftsplan zwar nicht als optimal, dieser lasse jedoch Raum für weitere Sparbemühungen beim Trinkwasser.
Rolf Nauert (FDP) meinte, daß die Stadtwerke ihre Aufgaben gut gelöst hätten. Vera Dick-Wenzel sagte, daß die gemeinsame Versendung der Perlatoren mit der Jahresrechnung richtig gewesen sei, "da dadurch in erheblichem Umfang Transportkosten eingespart wurden".
George Sauerstein (BFB) betonte, daß die CDU die Perlatoren-Affaire zu dem vergeblichen Versuch mißbrauche, ein Investitionsvolumen von knapp 7,5 Millionen Mark zu blockieren. str
WETTERAUKREIS. Erstmals seit 1986 verfügt der Wetteraukreis bereits im ersten Quartal des Jahres über einen genehmigten Haushaltsplan. Der Regierungspräsident in Darmstadt würdigte als Genehmigungsbehörde in einer Begleitverfügung nach Angaben des Kreisdezernenten Joachim Pollmar (SPD) "ausdrücklich" die Versuche von Landrat Rolf Gnadl(SPD), den Haushalt schrittweise zu konsolidieren. Ungeachtet dessen ist die Genehmigung erneut mit zahlreichen Auflagen für das Finanzgebahren des Kreises versehen.
Den Schuldenstand des Wetteraukreises bezifferte der Leiter der Kämmerei im Landratsamtes, Dieter Wagner, am Mittwoch während einer Pressekonferenz in Friedberg auf 339,5 Millionen Mark zum Jahresende 1992. Der für 1992 veranschlagte Fehlbetrag im Etat fiel mit 10,1 Millionen Mark um 4,3 Millionen Mark niedriger als erwartet aus.
Der Regierungspräsident registrierte positiv, daß in den parlamentarischen Gremien des Wetteraukreises bereits über einen Entwurf für einen Haushaltskonsolidierungskatalog beraten wird. Im Sinne der Genehmigungsbehörde verfuhr der Wetteraukreis auch, als er die bereits in der Vergangenheit angeordnete zehnprozentige Haushaltssperre und sechsmonatige Stellenbesetzungssperre diesmal von selbst vorsah.
Gnadl und das Wetterauer Parlament unterliegen nach wie vor einer strengen Kontrolle durch die Darmstädter Behörde. Eine Nettoneuverschuldung ist tabu. Einzelkredite darf der Wetteraukreis beispielsweise nur aufnehmen, wenn der Regierungspräsident das zuvor genehmigt hat. Ein Genehmigungsvorbehalt gilt auch bei außerplanmäßigen Ausgaben. Investitionen mit Folgekosten bedürfen gleichfalls eines Plazets aus Darmstadt. Um aus der Bredouille zu kommen, erging erneut der Appell, kreiseigene Vermögensgegenstände auf ihre Veräußerbarkeit hin zu überprüfen.
Der Wetteraukreis, der nun bereits mehrfach hintereinander einen Haushaltsfehlbetrag zu verzeichnen hatte, will nach Angaben von Wagner Geld aus dem Landesausgleichsstock beziehen. Der Bewilligung solch eines Antrags sei allerdings eine Prüfung des Regierungspräsidenten vorgeschaltet. Sie diene dem Zweck, den Etat nach "auszusondernden Ausgaben" (Wagner) zu durchforsten. Dabei handelt es sich um die sogenannten freiwilligen Leistungen, die den Wetteraukreis in diesem Jahr etwa zwölf Millionen Mark kosten.
Die Liste gesetzlich nicht vorgeschriebenen finanziellen Engagements ist lang, reicht von der Fort- und Weiterbildung der Kreisbeschäftigten über die Zuschüsse für die Volkshochschule bis hin zur Verkehrserziehung für Kinder. Die Verwaltung, das unterstrich Wagner, werde diese Ausgaben gegenüber dem Regierungspräsidenten verteidigen, da sie sinnvoll seien und vielfach sogar höhere Kosten verhindern würden. Das gelte beispielsweise für präventive Ausgaben in der Jugendhilfe.
Das Ergebnis des vorläufigen Jahresabschlusses 1992 wertet Gnadl als Beleg für erfolgreiche Sparbemühungen. "Im wesentlichen führe ich das auf die zehnprozentige haushaltswirtschaftliche Sperre, die sechsmonatige Stellenbesetzungssperre sowie das insgesamt praktizierte restriktive Ausgabeverhalten zurück."
Als "Wahlkampfrhetorik" bezeichnet Gnadl Äußerungen seines christdemokratischen Gegenspielers Rainer Schwarz, der vor dem Hintergrund eines niedriger ausgefallenen Fehlbetrags während der jüngsten Kreistagssitzung den Eindruck erweckt habe, der Kreis verfüge nun über einen neuen finanziellen Handlungsspielraum und könnte verschiedene Schulbauprojekte früher als vorgesehen beginnen. Schwarz, der sich gerne als Finanzexperte bezeichnen lasse, sollte eigentlich wissen, daß ein geringerer Haushaltsfehlbetrag nicht dazu führe, daß die Rücklage erhöht werden könnte, meint Gnadl. Tatsächlich falle nur die Geldlücke kleiner aus. Kämmereileiter Wagner gab die Rücklage des Kreises mit 12,93 Mark an: "Damit das Sparbuch nicht gelöscht wird."
Gnadl kündigt für die Zukunft einen bislang nicht gekannten Sparkurs an. Hintergrund dieser Aussage ist die bevorstehende Neuregelung der Finanzbeziehungen zwischen Bund und Ländern sowie den Ländern untereinander ab 1995. "Hieraus werden sich für den Landeshaushalt und die Haushalte der Kommunen erhebliche Belastungen in einem bisher noch nicht aufgetretenen Umfang ergeben", sagte Gnadl. Deshalb sei es wichtig, sich frühzeitig auf absehbar verschlechterte Rahmenbedingungen einzustellen.
Kämmereileiter Wagner sieht die Situation ebenfalls dramatisch. In der Vergangenheit hätten sich die hessischen Kreise immer weiter verschuldet, obwohl ihre Einnahmen gewachsen seien. Nach der Neuregelung des Finanzausgleiches müsse davon ausgegangen werden, daß die Einnahmen in der Wetterau und vergleichbaren Regionen nicht mehr wachsen, sondern zurückgehen würden.
BERND SALZMANN
BAD NAUHEIM. Mit 1,1 Millionen Übernachtungen bleibt die Stadt Bad Nauheim eine der wenigen Übernachtungsmillionärinnen unter den deutschen Heilbädern und Kurorten. Das geht aus der Jahresbilanz des Staatsbades für 1992 hervor. Entgegen der rückläufigen Entwicklung im Bundesgebiet konnte Bad Nauheim die Zahl privater und klinischer Kurgäste und der Übernachtungen um gut fünf Prozent steigern. Unverändert blieb die Zahl der ambulanten Badekuren mit 3668. Die Gesundheitsreform führte aber dazu, daß die Ärzte deutlich weniger Kurmittel verordnen.
Das unerwartet positive Abschneiden Bad Nauheims in der Statistik führt das Staatsbad nicht nur auf die Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Rheumaerkrankungen zurück, die traditionell von älteren und finanzkräftigeren Patienten beansprucht werden, sondern auch auf die Erfolge der "Werbegemeinschaft Bad Nauheim" bei Messen. Trotz des erfreulichen Hochs der Kurgastzahlen geht Kurdirektor Dr. Eduard Alt davon aus, daß mit der Sparsamkeit der Solidarkassen und der nachlassenden Wirtschaftskonjunktur sowohl die ambulanten Kuren als auch die klinischen Rehabilitationen weniger in Anspruch genommen werden.
Insgesamt erholten sich 1992 knapp 43 000 Kurgäste in Bad Nauheim (plus 7,6 Prozent zum Vorjahr). Damit wurde erstmals wieder die "Schallmauer" von 40 000 Gästen durchbrochen, die zuletzt vor der Gesundheitsreform von 1988 mit ihren drastischen Einbrüchen gekommen waren. Der Zuwachs verteilt sich ziemlich gleichmäßig auf Privatgäste, die mit 15 000 ein Plus von sieben Prozent, und auf klinische Kurpatienten, die mit 27 000 ein Plus von acht Prozent aufweisen. Die Anzahl der Tagungs- und Messegäste, die meist weniger als drei Nächte bleiben, ist nach dem deutlichen Rückgang des Vorjahres um weitere 18,6 Prozent auf 23 000 gefallen. Für den Rückgang macht das Staatsbad die stagnierende Wirtschaft und merkbare Sparmaßnahmen bei den Firmen verantwortlich.
Erfreulich: Es kamen nicht nur sie- ben Prozent mehr Privatgäste, sondern diese blieben auch länger, wodurch die dazugehörende Zahl von Übernachtungen um 11,2 Prozent auf 219 000 angewachsen ist.
12 000 Kurgäste kamen aus Nordrhein- Westfalen, an zweiter Stelle aller Bundesländer folgten die Hessen mit knapp 10 000. Bedauert wurde vom Staatsbad, daß das Hotel- und Bettenangebot in Bad Nauheim um weitere 75 reduziert wurde. Vorgehalten werden in Bad Nauheim insgesamt 4749 Betten, davon 2499 in Reha- Kliniken und 688 in privaten Sanatorien und Kliniken und nur noch 837 Betten in Hotels sowie 290 in Pensionen. str
DIETRICH SPERLING, Königsteiner SPD-Bundestagsabgeordneter, legt Wert auf die Feststellung, daß er seine Urlaubsreisen selbst bezahlt. Diese Klarstellung scheint ihm wegen des "berufsschädigenden" Verhaltens bayrischer Politiker nötig: "Das bayerische Kabinett verbreitet den Eindruck, daß Politiker vor allem ,Nehme&rquote;-Qualität hätten." Sperling versichert schriftlich weiter, daß er "Berufungen in Gremien abgelehnt hat, in denen hohe Sitzungsgelder gezahlt, aber Leistungen nicht erbracht werden, sich weder Motorrad noch Auto kostenfrei zu ,Testzwecken&rquote; stellen ließ, seine Wahlkreisfahrten auch als Parlamentarischer Staatssekretär nicht mit Dienstwagen und Fahrer, sondern im eigenen Auto und selber am Steuer machte".
MAIN-KINZIG-KREIS. In knapp einer Woche ist alles vorbei - aber bis dahin ist Einsicht angesagt. Während der kommenden närrischen Tage kontrolliert die Polizei auch im Main-Kinzig-Kreis verstärkt Autofahrer mit Blick auf übermäßigen Alkoholgenuß. Dabei beläßt sie es nicht - so ihr Sprecher Wolfgang Walther - bei Überprüfungen in den Abendstunden während und nach Karnevalsveranstaltungen, sondern baut ihre Kontrollstellen auch morgens auf.
Zu viele Fahrer glauben nach wie vor, ein paar Stunden Schlaf reichten aus, um den Alkohol im Blut ausreichend abzubauen. Dem ist häufig nicht so. Auch sollte man sich nicht auf die gesetzlichen Promille-Grenzwerte verlassen: Bei einem Unfall oder anderen Auffälligkeiten im Straßenverkehr reichen auch schon ganz geringe Werte, um den Führerschein und viel Geld loszuwerden, ganz abzusehen von den Gefahren für andere Verkehrsteilnehmer. az
Donnerstag, 18. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19 Uhr, "Der Kaufmann von Venedig" ; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater Frankfurt, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen" (Lachröschen-Verleihung).
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, im Karmeliterkloster, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere - Spezial".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstraße 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Churchill's Cigar, "What else!".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Telefon 40 58 95 - 20: Theatersaal: 20 Uhr, Stephan Wald, "Jenseits von Edeka"; Studiobühne: 21 Uhr, Ars Vitalis, "Musik als Theater II".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, Ulrich Tukur, "Blaubarts Orchester"; Probebühne, Daimlerstr. 32-36: 20 Uhr, Bunter Abend 2; 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov - "Das leere Museum" (Installation).
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Mimikritischi - Clowns und Pantomimen aus Kiew.
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61-23: 20 Uhr, Appenzeller Space Schöttl.
Kinder- & Jugendtheater, 16 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Kinder- und Jugendhaus Gallus, Idsteiner Str. 73, Tel. 73 42 28: 15 Uhr, Literarisches Figurentheater Die Bühne, "Die Rosine ohne Kuchen" (ab 4 Jahren).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel.28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Landstr. 18 a: 21.30 Uhr, Frankfurt Boogie Woogie - Piano Meeting.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eamon Comerford.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, All Colours. Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Larry Summers.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Rapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical". Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Gethsemanekirche, Eckenheimer Landstr./ Ecke Neuhofstr.: 19 Uhr, Kirchenmusik, ungarische Weisen von Zoltan Gardony.
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Eschersheimer Landstr. 29-39, Tel. 15 40 07-0: 19.30 Uhr, Konzertexamen Ulrike Eickenbusch, Violoncello.
Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Die Literaten und der Krieg, "Hereinbrechende Ränder" - Lesung und Diskussion mit Drago Jancar, Nenad Popovic, Swetlana Slapsak. Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Str. 24: 15 Uhr, Jutta Warmers erzählt Geschichten für Gehörlose Kinder in Gebärdensprache.Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10: 15.15 Uhr, Führung zum Thema "Reinhard Mucha: ,Mutterseelenallein'".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Vorträge / Diskussionen Deutscher Akademikerinnen Bund: 19.30 Uhr, Vortrag "Die Rolle der Frau bei den Indianern Nord-Amerikas. Dargestellt am Beispiel der Hopi und Sioux", Hotel National.
Frankfurter Verein für Geschichte und Landeskunde: Vortrag "Goethe und seine Ärzte", Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.
Jüdische Volkshochschule, Freiherr-vom- Stein-Str. 30: 20 Uhr, Vortrag "Totenruhe im Judentum". Jüdisches Lehrhaus: 20 Uhr, Gespräch über "Juden in Jugoslawien - Von der Vergangenheit bis in die Gegenwart", Bürgertreff Westend, Ulmenstr. 20.
Autonomes Asta-Schwulenreferat, Universität Hörsaalgebäude H 11/3. OG: 20 Uhr, Vortrag "Die schwule Identität - zerrieben zwischen Integration und neuer Gewalt?".
Juso AG Nordend, AWO-Zentrum, Eckenheimer Landstr. 93: 20 Uhr, Diskussion "Sozialstaat in Gefahr? - Sozialabbau in Bonn zu Lasten der Kommunen".
Botanisches Institut der JWG-Universität, Siesmayerstr. 70: 17.15 Uhr, Vortrag "Lebensgemeinschaften im tropischen Regenwald".
Frankfurter Juristische Gesellschaft: 18 Uhr, Vortrag "Karl May - ein Straffälliger als Dichter", Plenarsaal der Frankfurter Hypothekenbank AG, Gr. Gallusstr. 2a. Sonstiges Fachverband für Hauswirtschaft, Dannekkerstr. 15: 15 Uhr, Kreppelkaffee.
Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Weiberfastnacht auf der "Goethe", Eiserner Steg.
Frankfurter Bund für Volksbildung: 15 Uhr, Shut Ups - Jonglage, Pantomime, Akrobatik; Brüder-Krankenhaus, St.-Marien-Krankenhaus, Richard-Wagner-Str. 14.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Lstr. 233: 17 Uhr, Spielerei, 14 bis 18 Uhr, Treff Lenaustr. 24.
City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.
Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Bahnhof-Apotheke von 1894, Münchener Str. 60, Tel. 23 29 05; Bock-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 71, Tel. 779413; Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstr. 369, Tel. 65 13 98; Dornbusch-Apotheke, Eschersheimer Landstr. 240, Tel. 5 60 14 33; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Greif-Apotheke, Waldschmidtstr. 69, Tel. 44 59 74; Harheim-Apotheke, Harheim, Alt- Harheim 7, Tel. 0 61 01 / 4 12 74; Kreuz-Apotheke, Schwanheim, Vogesenstr. 29, Tel. 35 01 82; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr:
Tierarzt Dr. Imbescheidt, Schwarzwaldstr.30, Ffm. 17, Tel. 67 02 704; oder bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.- Ohne Gewähr -
KELSTERBACH. Die Stadt bietet wieder Veranstaltungen für Rollstuhlfahrer und Schwerbehinderte an. Ein Höhepunkt soll die Ferienfreizeit in Lindlar vom 6. bis 13. August sein. Dazu gehört für alle Teilnehmer ein Vorbereitungstreffen am 22. Juni und ein Nachbereitungstreff am 23. September.
Weitere Angebote reichen von jahreszeitlich bedingten Treffs wie Osterbasteln (11. März) bis zur Weihnachtsfeier (16. Dezember). In der Regel finden diese Veranstaltungen im Bürgerhaus statt, das rollstuhlgerecht zu erreichen ist. cas
Weil 300 000 Mark Zuschuß in Gefahr waren, revidierten Bürgerliste und CDU schließlich ihre Abrißforderung Ins Russenhaus kommen
preiswerte Wohnungen Streit um Ensemblewirkung des Backsteinbaus hält an
Von Alexander Polaschek
LINSENGERICHT. Nach siebenjährigem Tauziehen um Abbruch oder Sanierung des sogenannten Russenhauses in Altenhaßlau hat die Gemeindevertretung endlich doch noch einen Schlußstrich gezogen. Der unansehnlich gewordene Backsteinbau an der Hauptstraße soll instand gesetzt werden, um das Angebot an preiswertem Wohnraum zu vergrößern. Einmütig nahm das Gemeindeparlament am Dienstag abend in Großenhausen seinen Abrißbeschluß von 1989 zurück und akzeptierte die bereits vorliegende Umbauplanung. Das Vorhaben ist auf rund 750 000 Mark kalkuliert. Die Vorbehalte gegen die Erhaltung des Hauses auf seiten der Koalition Bürgerliste/CDU sind mit der neuen Entscheidung allerdings nicht ausgeräumt. Nur zähneknirschend stimmten die Konservativen der von der SPD schon seit Jahren favorisierten Lösung zu. CDU- Fraktionschef Peter Schleicher sprach von einem "deprimierenden Schlußpunkt, weil die Ortskerngestaltung uns aufgezwungen wird". Wie sein Kollege Otto Wagner von der Bürgerliste protestierte er gegen das angebliche "Diktat durch Dienststellen des Kreises und des Regierungspräsdidenten". Zur Wende hatte lediglich die Aussicht motiviert, bei weiterem Zögern Zuschüsse in Höhe von rund 300 000 Mark in den Wind schreiben zu müssen und mit dem Umbau der Hauptstraße nicht weiterzukommen. Aus Mitteln des Dorferneuerungsprogramms wird in diesem Fall nur die Instandsetzung und nicht etwa ein Ersatzbau gefördert. Die Alternative zum Sanierungsbeschluß hätte allerdings sowieso nur darin bestanden, auf den Einsturz des laut Gutachten im Kern soliden Gebäudes zu warten. Denn es ist längst klar, daß die Denkmalpflege auf Kreis- und Landesebene dem Abriß oder dem alternativ diskutierten Abtragen eines Stockwerkes keinesfalls zustimmen wird.
Der Konflikt um das "Russenhaus", das seinen Namen wahrscheinlich dem Sichtmauerwerk aus Backsteinen - früher auch Russen genannt - verdankt, spiegelt das Spannungsfeld zwischen zeit- und ortsbedingtem Schönheits- und Harmoniempfinden auf der einen und den darüber hinausgreifenden aber gleichfalls dem Wandel unterliegenden Kriterien der Denkmalpflege auf der anderen Seite. Welches Gebäude als Symbol für die Ortsgeschichte als erhaltenswert angesehen wird und welches nicht, richtet sich zudem nach den jeweiligen politischen Auffassungen. Auch das hat den Streit um das Russenhaus beeinflußt, der sich vordergründig um die Fragen drehte, ob das Gebäude einer Neugestaltung der Hauptstraße im Wege steht und ob es als Bestandteil des historischen Amtshofensemble zu hoch aufgeschossen ist und ob Sanieren wirklich viel billiger sein wird als ein Neubau.
Otto Wagner, Chef der Bürgerliste und lautstarker Abrißverfechter, enthielt sich als einziger Teilnehmer der neuerlichen Russenhaus-Entscheidung der Stimme. Zuvor hatte er nochmals deutlich gemacht, daß er nach wie vor der Meinung sei, "daß das Ding weggehört". Zur fachlichen Untermauerung dieser Haltung zitierte Wagner den einstigen Landeskonservator Bickell, der vor 90 Jahren geurteilt hatte, das als "Logierhaus für polnische Arbeiter" errichtete Russenhaus verschandele die unmittelbar angrenzende Anlage des hanauischen Amtshofes aus dem 16. Jahrhundert.
Die Denkmalschützer von heute sehen in der 1890 erbauten Landarbeiterunterkunft jedoch ein durchaus schützenswertes bauliches Zeugnis der Entwicklung des Ortes - eine Auffassung, die SPD- Fraktionschef Bernd Becker gegen die "Schandfleck"-Theorie verteidigt. Ob von allen geliebt oder nicht, ist der Backsteinbau seit Bickell eben doch zu einem Stück Dorfleben geworden, entspricht "der historische gewachsenen Situation."
Das Arme-Leute-Haus direkt neben der einstigen Residenz der Exekutivbeamten der Grafschaft Hanau-Lichtenberg, die für rund sechs Millionen Mark aufs edelste saniert und als Rathaus eingerichtet wurde - das bleibt ein nicht nur optisch augenfälliger Gegensatz. Manchem Kommunalpolitiker bereitet die Vorstellung offenbar Unbehagen, daß das bisher als Notunterkunft genutzte Gebäude praktisch mitten in Linsengerichts guter Stube auch in Zukunft nicht wenigstens durch einen etwas erhabeneren Verwendungszweck geadelt werden sollte.
Sollten gemeindliche Wohnungen für Benachteiligte, die auf dem freien Markt kein Domizil finden, wirklich unumgänglich neben Linsengerichts ganzem Stolz sein? Man könne ja vielleicht statt Sozialwohnungen auch "Kleinwohnungen" dort unterbringen, klang die hilflose Suche nach Alternativen in der Gemeindevertretung an. "Wie wäre es denn", verschaffte sich zuletzt Otto Wagner noch einmal Gehör, "wenn wir aus dem Haus eine Begegnungsstätte für deutsch-russische Freundschaft machen?" Nicht allen verschlug es die Sprache. Den Verweis erteilte Becker: "Das halte ich für ausgesprochen zynisch."
Zweieinhalb Wochen lang probten Viertkläßler der Limesschule den Umgang mit Müll Gelber Sack - Stoff für die Schule
Von Regine Schlett HANAU. Der zehnjährige Sven ist stolz: "Ich hab' am wenigsten", brüstet er sich und hält den nur viertelvollen gelben Plastiksack hoch, der derzeit Bürger und Kommunalpolitiker in Atem hält. Sven fühlt sich inzwischen als Spezialist in Sachen "gelber Sack": In den vergangenen zweieinhalb Wochen beherrschte das Thema den Schulunterricht zweier vierter Klassen in der Limesschule in Großauheim: Klassenlehrerin Ruth Pohl, Ehefrau des ehrenamtlichen Magistratsmitglieds Hans Jürgen Pohl (CDU), gestaltete gemeinsam mit Kollegin Helga Bauer ein Unterrichtsprojekt: "Wie kann der Müllberg abgetragen werden?" Dabei ging es in diesen zweieinhalb Wochen auch um praktische Verhaltensmaßregeln für das neue Sammelsystem. Dessen Effekt für die Müllvermeidung ist freilich umstritten, da nur ein geringer Teil der Kunststoffabfälle derzeit wiederverwertet wird. Andere Kritikpunkte am "gelben Sack" haben die Schüler aus eigenen Erfahrungen abgeleitet: "Ich verstehe das nicht", sagt Sven, "vergangenes Jahr hatten wir Wassernotstand, und jetzt sollen wir jeden Joghurtbecher abspülen". Sein Klassenkamerad, offenbar ein Fan des neuen Systems, hält dagegen: "Man kann ja das alte Spülwasser mitbenutzen". Die Meinungen, ob die alte Getrenntsammlung besser oder schlechter war, gehen in den beiden Klassen auseinander. Einig sind sich zumindest alle Schülerinnen und Schüler in einem Punkt: Im Unterricht hat das Thema Müll Spaß gemacht.
Nach einer Woche Vorbereitung, in denen die Lehrerinnen über "grünen Punkt", "gelber Sack" und die Gesellschaft "Duales System Deutschland" informierten, ging es zur Sache. Als "Hausaufgabe" mußte jedes Kind zehn Tage lang die Müllsammlung in der Familie organisieren und den "gelben Sack" ordnungsgemäß füllen. In der Schule wurde ausgepackt und gezählt. Insgesamt kamen bei 35 Schülern beispielsweise 261 Milch- und Safttüten, 306 Joghurt-, Quark- und Sahnebecher, 503 Bonbontüten, 612 Plastiktüten und -folien sowie 116 Weißblechdosen zusammen, die unter der Rubrik "verwertbarer Abfall" stehen.
Die Ratschläge, wie solche beachtlichen Müllberge vermieden werden können, wurden anschließend erarbeitet: "Glas statt Plastik", sagt Sebastian wie aus der Pistole geschossen. "Lieber Gläser als Dosen nehmen", ergänzt Benedikt die Tips aus der auswendig gelernten Liste. Er will diesen Ratschlag künftig auch beim Colatrinken beherzigen.
So ganz leuchtet einigen Schülern allerdings nicht ein, warum angesichts der Verhaltensregel, Plastiktüten möglichst wenig zu nutzen, ihre mühsam gefüllten Säcke zum Abschluß des Unterrichtsprojekts kurzerhand mit in den Müll wandern sollen. "Den kann ich doch auch behalten", sagt ein Junge zu Mülldezernent Norbert Kress (CDU), der sich bei der Begutachtung der Sammelergebnisse redlich bemühte, auch das Argument der Wasserverschwendung zu entkräften: Er rechnete vor, wie viele Joghurtbecher mit einem Liter Wasser ausgepült werden können.
Derzeit unermüdlich "als Reisender in Sachen Müll" unterwegs, besuchte der Stadtrat auch die Limesschule mit einem neuen Müllwagen und leistete dabei gleich Werbung für die Firma, die die "gelben Tonnen" herstellt: Die Schule erhielt die großen Gefäße, die Klassenzimmer ein Exemplar in Mülleimergröße und die Schüler Mini-Tönnchen für ihre Bonbonpapiere als Lohn für ihr Engagement im Dienste des "gelben Sacks".
GLASHÜTTEN. Mehr als 200 Unterschriften hat die Bürgerinitiative Oberems (BIO) bislang gegen den geplanten Ausbau des Kongreßzentrums der Commerzbank in Oberems gesammelt. Prominente Unterzeichner des Protests sind die Spitzenkandidaten der Oberemser FWG, Rainer Nippert, und der FDP, Karl- Heinz Huth, sowie Wahlkandidaten der CDU, SPD und der Grünen.
Die SPD berät in ihrer Mitgliederversammlung am heutigen Freitag über das Bauprojekt. Dazu liegt bereits ein Antrag vor, in dem gefordert wird, den Erweiterungsplänen über den gültigen Flächennutzungsplan hinaus nicht zuzustimmen. Zur Begründung heißt es, die SPD habe in ihrem Programm für die Kommunalwahl versprochen, sie werde dafür kämpfen, daß "die Außengebiete unverändert und durch Naturschutzpläne naturbelassen bleiben". ill
KELSTERBACH. Der Waldwirtschaftsplan 1993 beschäftigt derzeit die Kommunalpolitiker, so den Ausschuß für Umweltschutz, Landwirtschaft und Forsten. Die Verabschiedung obliegt der Stadtverordnetenversammlung.
In dem Plan wird deutlich, daß die ökologische Funktion und nicht die Wirtschaftlichkeit des Waldes im Mittelpunkt der Aktivitäten steht. Der vom Forstamt Mörfelden präsentierte Plan weist einen Zuschußbedarf von rund 340 000 Mark aus: Einnahmen von 100 000 Mark stehen Ausgaben von 440 000 Mark gegenüber.
Der größte Einnahmeposten kam durch Holzverkauf mit knapp 45 000 Mark zusammen. Vergleichsweise bescheiden sind die Landeszuschüsse von 1607 Mark als Beihilfe, um frühere Orkanschäden zu beheben. Der größte Ausgabeposten fällt für die Waldarbeiter an: 120 000 Mark als Beiträge zur gesetzlichen Sozialversicherzung und 112 500 Mark für Löhne. cas
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"Session"- und Blues-Abend HANAU. Im Hanauer Jazzkeller geht am heutigen Donnerstag, 18. Februar wieder eine "Session" über die Bühne. Am Freitag, 19. Februar, tritt die Bluesband "Berry at the Crossroads" auf. Beide Veranstaltungen beginnen um 21 Uhr. Selbstschutz-Lehrgang ERLENSEE. Die Gemeindeverwaltung weist auf einen Selbstschutz-Grundlehrgang am 4. und 5. März jeweils um 8 Uhr im Feuerwehrgerätehaus des Gelnhäuser Stadtteils Hailer hin. Die Teilnahme ist kostenlos. Auf Antrag können sogar die Fahrtkosten erstattet werden. Interessenten können sich im Erlenseer Rathaus, Zimmer 105, anmelden. JU spricht von Wählertäuschung ERLENSEE. Wie andernorts, wo Kandidaten, die eigentlich gar nicht zur Wahl stehen, die Listen anführen, hat auch in Erlensee die Junge Union dagegen protestiert, daß Bürgermeister Manfred Heller als Spitzenmann der örtlichen SPD für die Gemeindevertreterwahl am 7. März firmiert. Die JU glaubt, daß damit besonders Jung- und Neuwähler geleimt würden.Ball mit "Teddy Clark" ERLENSEE. Zum Rosenmontagsball am 22. Februar um 20 Uhr lädt die Sängervereinigung Langendiebach in die Erlenhalle ein. Zum Tanz spielt die Kapelle "Teddy Clark Express". Heißer Auftakt für Feuerwehr ERLENSEE. Bereits sieben Brandeinsätze und drei Fälle von technischen Hilfeleistungen mußten die Langendiebacher Blauröcke in den ersten Wochen diesen Jahres bewältigen. Dabei wurden 140 Einsatzsstunden abgeleistet, berichtet Ortsbrandmeister Jürgen Mohn.
Weitere Naturpatenschaft BRUCHKÖBEL. Der Vogelschutzverein Roßdorf hat eine Krötenpatenschaft entlang der Autobahn A 66 übernommen. Mittlerweile gibt es in Bruchköbel elf Organisationen, die sich der Initiative der Stadt angeschlossen haben. Hallenbad-Öffnungszeiten ERLENSEE. Das Hallenbad ist am Faschingsdienstag, 23. Februar, in der Zeit von 6 bis 12 Uhr geöffnet. Die Caféteria bleibt ganztägig geschlossen. Die Sauna ist von der Sonderregelung nicht betroffen."Country"-Fasching NEUBERG. Zu Tanz und Unterhaltung lädt die SKG Rüdigheim für Freitag, 19. Februar, um 21 Uhr ins Rüdigheimer Bürgerhaus ein. Für fetzige Rhythmen sorgt die Kapelle "Simmermen Country Company".
HANAU. Seinen Führerschein mußte ein 33 Jahre alter Autofahrer abgeben, nachdem er am Dienstag einen Unfall verursacht hatte. Nach Angaben der Polizei war er gegen 19.30 Uhr beim Abbiegen von der Bundesstraße 8 in die Neuwirtshäuser Straße auf die Gegenfahrbahn geraten und dort frontal mit einem anderen Wagen kollidiert.
Die Polizei ordnete eine Blutprobe an. Sie registrierte außerdem einen Blechschaden von rund 20 000 Mark. az
WETTERAUKREIS. Einen Kreizuschuß in Höhe von 80 000 Mark erhält der konfessionell und politisch unabhängige Verein "Pro Familia".
Die Beratungsstelle, die nach Angaben der Ersten Kreisbeigeordneten, Gila Gertz (Die Grünen), bereits seit fast zwei Jahrzehnten in der Wetterau existiert, bietet Beratungen für Familienplanung, Sexualität und Partnerschaft an und hilft außerdem bei Schwangerschaftskonflikten.
Auch bei sozialrechtlichen Schwierigkeiten in Fragen der Sexualpädagogik sowie für ärztliche Beratungen von Frauen und Männern stehen Fachleute der Beratungsstelle zur Verfügung. Im vergangenen Jahr beriet "Pro Familia" 1500 Menschen, überwiegend Frauen, zunehmend aber auch Männer.
Mit den 80 000 Mark übernimmt der Kreis ein Drittel der Personal- und Sachkosten für das laufende Jahr. Ein weiteres Drittel der Vereinsausgaben deckt das Land.
Die Kommunen beteiligen sich mit etwa 24 000 Mark, in gleicher Größenordnung erwartet "Pro Familia" Eigeneinnahmen, außerdem Spenden. Übrigbleibt nach den Worten von Frau Gertz ein ungedecktes Defizit in einer Größenordnung von 30 000 Mark, für das ihrer Ansicht nach "vor allem die Städte und Gemeinden des Wetteraukreises aufkommen sollten". sal
Übergreifender Radwege-Plan
Geschlossenes Netz,
WETTERAUKREIS. In einem Radwege-Ausbauplan sollen noch dieses Jahr alle kurz-, mittel- und langfristigen Vorhaben auf dem umweltfreundlichen Verkehrssektor festgelegt werden. Ziel ist nach Angaben von Landrat Rolf Gnadl (SPD) "ein geschlossenes, flächendeckendes Radwegenetz im Wetteraukreis und eine einheitliche Radwegebeschilderung". Der Kreisaussschuß will weiteren Angaben Gnadls zufolge das Darmstädter Ingenieurbüro Cooperative mit dieser Aufgabe betrauen, "das mit seiner Radverkehrskonzeption für den Wetteraukreis bereits maßgebliche Grundlagenarbeit geleistet hat".
Die Cooperative untersuchte für das Konzept nicht alleine den vorhandenen Radwegebestand, sondern erfaßte auch die vorhandenen Schwachstellen und erarbeitete Grundsätze für eine kreisweit einheitliche Radwegebeschilderung.
Für die künftige Arbeit der Cooperative kündigt Gnadl an, daß das Ingenieurbüro "in enger Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden die Standorte der Wegweiser und die Inhalte der Beschriftung festlegen wird". Der Landrat: "Schwerpunkt unserer Arbeit sind die Radwegeverbindungen im Zwischenortsverkehr, also außerhalb geschlossener Ortschaften. Mit dem Rahmenplan für den Radwegeausbau will der Kreis die Projektsteuerung, die Koordinierung für das Gesamtvorhaben Radewegebau im Wetteraukreis übernehmen, für das im einzelnen vor Ort unterschiedliche Träger zuständig sind. Die Vor- und Ausführungsplanung wird nach wie vor diesen örtlichen Trägern überlassen bleiben."
Bei künftigen Planungen soll unterschieden werden zwischen kurzfristigen Vorhaben, die bis 1995 realisiert werden können, mittelfristigen, die bis zum Jahr 2000 zu verwirklichen sind, und langfristigen Maßnahmen bis zum Jahr 2005. Der Radwegeausbauplan wird den Kreisgremien Gnadl zufolge als Orientierungsrahmen dienen, wenn über die Förderung von Bauvorhaben mit Kreismitteln entschieden wird. sal
SCHLÜCHTERN. An der selbstzerstörerischen Schacherei um die Nachfolge von Rathauschef Hans Schott, der 21 Jahre lang die Geschicke der Stadt mit eiserner Hand gelenkt hatte, wäre Schlüchterns regierende Partei vergangenes Jahr fast zerbrochen. Nicht nur SPD-Zugpferd Jürgen Lauer, sondern auch der Ortsvereinsvorsitzende Rainhard Cerny hatte die Flinte ins Korn geworfen. Nichtsdestotrotz gaben sich die Genossen am Wahlabend ungerührt: "Aber eins, das bleibt bestehen, die SPD wird niemals untergehen", tranken sie ihrem neuen Bürgermeister Falko Fritzsch zu. Ob derlei bierseliges Selbstbewußtsein noch immer angebracht ist, wird sich am 7. März erweisen. Mit gravierenden Verschiebungen im Machtgefüge rechnet niemand.
Allerdings, wer künftig mit wem koaliert - das ist nach wie vor offen. Nachdem Schlüchterns BISS als einzige Fraktion vor der Bürgermeisterkür klar für Lokalmatador Fritzsch votierte, schrillten beim alten Koalitionspartner FDP die Alarmglocken. Auch anschließend ging bei Liberalen, eingeschworenen Schott-Anhängern und CDU die Angst vor einem rot-grünen Bündnis um. Doch schon bei den Haushaltsberatungen kenterte das wackelige Boot von SPD und BISS.
Die frühere Koalition mit der FDP feierte fröhliche Urständ, und der Etat &rquote;93 kam nur mit einer hauchdünnen Mehrheit durch. Die Ökopartei hatte dem Rathauschef vergrämt ihr Placet verweigert und meldete erhebliche Kritik "an der Zuverlässigkeit der SPD" an, weil trotz vorheriger Absprachen von den Genossen kein klares Ja zur Fußgängerzone gekommen sei. Seither zweifelt BISS-Sprecher Heino Ackermann, "ob sich der politische Stil in Schlüchtern wirklich ändert". Er hat eher den Eindruck, daß die SPD auch nach der Ära Schott immer dann eine Kehrtwende vollzieht, wenn ein Machtverlust droht. "Wenn's um die Sache geht, ist sogar die CDU ein verläßlicherer Partner als die SPD."
Angesichts der "Vergabe von Wahlgeschenken nach dem Motto ,Erhältst Du mir mein Freibad in Hutten, erlaube ich Dir, durch Filetieren des Heinlein-Geländes den Stadtsäckel aufzubessern&rquote;" fragte sich FDP-Fraktionschef Claus Werckmeister gar, ob sich mittlerweile nicht eine große Koalition in Schlüchtern abzeichnet. Aber als die Stadtverordneten am Montag die Einigung über das Heinlein-Gelände verschoben, relativierte sich dieses Bild. Zumal der christdemokratische Spitzenkandidat Reinhold Baier sich eine Zusammenarbeit mit der SPD zwar vorstellen kann, "falls es der Sache dient", ihm aber eine festes Bündnis "zu viel" ist.
Was Baier ändern würde, wenn nach der Wahl seine Partei das Heft in der Hand hätte? "Hier bricht zwar nichts der SPD das Genick", betont der Christdemokrat. "Aber im Falle eines Falles wären wir für die radikale Reduzierung der Partei - hin zur Sachpolitik."
Daß sich in Schlüchtern die Konturen mehr und mehr verwischen, wird am Öko-Bewußtsein deutlich, das neben Vorreiter BISS nun auch sämtliche anderen Parteien propagieren. Man ist sich einig, daß die Stadt im Jahr ihres 1000. Jubiläums am Scheideweg steht, die finanzielle Situation nicht rosig und die Ausweisung weiterer Wohn- und Gewerbegebiete unabdingbar ist.
Wie vorsichtig man allerdings bei der Gewerbeansiedlung vorgehen muß und dabei die Erhaltung der Natur rings um Schlüchtern nicht aus dem Auge verlieren darf, auch das beteuern die Parteien. In Sachen Fußgängerzone ist allerdings trotz des an sich einstimmig gefaßten Grundsatzbeschlusses pro deren Einrichtung nur von BISS ein klares Ja zu hören.
Während SPD und CDU einmütig betonen, daß vor einer endgültigen Entscheidung erst einmal entsprechende Versuche in der Obertorstraße laufen müssen, trennen sie sich, wenn es um die Ausdehnung der autofreien Zone geht. Die Haltung von Fritzsch, der "nichts machen will, in das nicht die Interessen aller Bürger einfließen" und deshalb von einer kleinen Lösung wenig hält, geht Baier jedoch zu weit. "Wir sind gegen eine Ausdehnung von Anfang an." Und Claus Werckmeister warnt vor einer Lösung, "die nur den Verkehr beruhigt".
"Wir müssen nicht nehmen, was kommt, sondern lassen kommen, was uns paßt", diesen Wahlslogan hat sich die FDP erkoren und mahnt zum eisernen Sparen. "Wenn das Geld anderswo, beispielsweise im Bauhof, lokkergemacht wird, sind wir weder gegen ein kommunales Kino noch einen Jugendclub", versichert Werckmeister - Projekte, für die sich BISS ebenso wie für ein umfassendes, ökologisch ausgerichtetes Stadtentwicklungskonzept stark macht.
Unter Schotts Ägide undenkbar, überlegt sein Nachfolger, ob sich nicht im Zuge des geplanten Ausbaus zum Kulturzentrum Jugendräume in der Landwirtschaftsschule finden lassen. Weitere Projekte, die er in Gang bringen will, sind der gemeinsame Kulturring von Stadt und Kreis und ein Gewerbegebiet am Distelrasen. Letzteres, so Fritzsch, "wird wahrscheinlich kommen".
"Nicht verbissen, aber mit BISS", so sieht sich die Ökopartei, einziger Sieger der vergangenen Kommunalwahl. Während die SPD entgegen dem landesweiten Trend 1,7 Prozent der Wählerstimmen verlor und auch FDP und CDU leichte Einbußen verzeichneten, legte die BISS 3,4 Prozent zu und nahm den Genossen einen Parlamentssitz ab. Den Hut vor der BISS'schen Sachkunde zieht mittlerweile auch Werckmeister: "Die sind besser als alle anderen, haben allerdings auch - weil meist Lehrer - mehr Zeit." KATJA SCHOSSER
Das Kommunalwahlergebnis vor vier Jahren:
SPD 44,3 Prozent (16 Sitze)
CDU 33,9 Prozent (13 Sitze)
FDP 7,7 Prozent (3 Sitze)
BISS 14,1 Prozent (5 Sitze)
Frankfurt scheint außergewöhnlich gute Beziehungen zu Rußland zu haben - kulturelle Beziehungen. Von Klaus Gallwitz' sensationeller Städel-Ausstellung, in der Exponate aus Museen in Leningrad und Moskau zum ersten Mal in Westeuropa zu sehen waren, über die Eröffnungsausstellung der Schirn Kunsthalle "Die Malerei und das Theater im 20. Jahrhundert", die Kandinsky- und die Chagall-Ausstellungen bis zur Schau "Die große Utopie", die Schirn-Chef Vitali und seine Mitarbeiter aus fast unbekannten Museen der Sowjetunion ausgegraben hatten, reichen die Beispiele; nicht zu vergessen die musikalischen Bande, die Dieter Rexroth noch als Leiter des Hindemith-Instituts zur Leningrader Musikhochschule knüpfte - was dann in (Ur-) Aufführungen der Frankfurt Feste zu hören war. Der Kulturvertrag mit Moskau war eine Folge der guten Verbindungen.
Und eine Folge des Vertrags ist die neue Ausstellung im Museum für Kunsthandwerk. Dessen Leiter Arnulf Herbst hatte Kulturdezernentin Linda Reisch 1991 nach Moskau begleitet. Jetzt zeigt sein Haus bis zum 6. Juni wichtige Stükke aus dem "Neuen Jungfrauen-Kloster" in Moskau, das man ohne Übertreibung als eine der reichsten Schatzkammern der mittelalterlichen kirchlichen Kunst bezeichnen kann.
Der größte Teil der Exponate wird dem westlichen Publikum zum ersten - vielleicht auch einzigen - Mal präsentiert; sie waren seit Jahrhunderten im Neuen Jungfrauen-Kloster aufbewahrt und größtenteils auch den Moskauern nicht zugänglich. Von hervorragender künstlerischer Qualität, sind die Exponate auch bedeutende Zeugnisse der Geschichte Moskaus und Rußlands. Die meisten Stücke sind Schenkungen der russischen Zaren und von deren Angehörigen sowie der reichen Bojarenfamilien.
Das Kloster wurde 1524 von Großfürst Vasilij III. zum Andenken an die Rückeroberung der Stadt Smolensk von der polnisch-litauischen Herrschaft gegründet. Die Stellung des Klosters festigte sich auch während der Herrschaft Ivans des Schrecklichen, der hier seine Tochter Anna taufen ließ. Boris Godunov lebte hier und wurde vom vor dem Kloster versammelten Volk zum Zaren ausgerufen.
Seine Blütezeit erlebte das Kloster, das über mehr als 150 000 Hektar Land, 36 Dörfer und etwa 15 000 Leibeigene verfügte, unter der Regentschaft Sofias, der Halbschwester Peters I. Napoleons Truppen besetzten es 1812. Nach der Oktoberrevolution wurde das Kloster zum Museum und 1934 dem Historischen Museum in Moskau angeschlossen.
Zu den Exponaten (sie sind ein Bruchteil dessen, was heute noch im Kloster lagert) gehören ungewöhnlich reich mit Flußperlen, Smaragden und Rubinen verzierte Ikonen, Triptychen, liturgische Gewänder, die zum Teil im Kloster selbst angefertigt wurden, seltene Muttergottes- und Heiligendarstellungen, zum Beispiel die dreihändige Gottesmutter, eine Zellen-Ikone der Zarin Evdokija Fedorovna, einige kostbare Evangeliare und eine Reihe von Gemälden, die Zaren (Ivan IV., Boris Godunov und Peter I.), Zarentöchter (Sofia), Äbte und Äbtissinnen darstellen. Eines der schönsten Stücke ist eine silberne Weihwasserschale, die Ivan der Schreckliche dem Kloster gestiftet hat - vielleicht als Buße dafür, daß er seinen Sohn in rasender Wut ermordet hatte. wp
BAD VILBEL. Ihre Kandidat(inn)en für Ortsbeirat und Stadtparlament stellen die Massenheimer Sozialdemokraten am Freitag, 26. Februar, ab 19 Uhr im Fußballerheim am Sportplatz vor.
SCHWALBACH. Der Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) möchte ausländische Kinder und Jugendliche besser in seine Arbeit integrieren. Daher lädt er Interessierte für heute, 18. Februar, 18.30 Uhr, zu einer Diskussion zwischen dem jugendpolitischen Arbeitskreis des BDP und dem Ausländerbeirat ein.
Treffpunkt ist der Jugend-Info-Laden der Pfadfinder in der Schulstraße 29. she
Die Namen der Kinder, die Marie und Mojca in liebevoller Distanzierung zur eigenen Vergangenheit die "Kurzen" nennen, haben sie schnell gelernt. Genaugenommen war es eine Angelegenheit eines Nachmittags. Danach wußten sie, wer der "Floh" ist in der Klasse 3 a der Münzenbergerschule und wer "Iffi". Sie kannten Markus und das türkische Mädchen Meryem, das erst seit drei Wochen in Deutschland lebt.
Mit ihnen, den "Kurzen", begeben sich die beiden 15 und 16 Jahre alten Mädchen an diesem Morgen in die komplizierte "Welt der Zahlen", der logischen Schraubwindungen von Multiplizieren und Dividieren. Sie assistieren Meryem, wenn die Finger nicht ausreichen für die rechnerische Lösung. Sie lehren das türkische Mädchen eine Sprache, die vor nicht mal einem Monat zum erstenmal an ihr Ohr gedrungen ist. Und Mojca läßt sich "Pummelsack, Pummelsack" rufen in der Pause. Denn es handelt sich um die wertneutrale Wortbeugung eines Nachnamens, der einfach zu kompliziert ist. Sie tun dies, um "einfach mal zu sehen, wie das so ist", sagt Mojca.
Es ist dies die lockere Interpretation eines Unternehmens, das den verhalten ehrgeizigen Titel trägt: soziales Lernen. Der Schulleiter der Carlo-Mierendorff- Schule, der Marie und Mojca angehören, setzt das pädagogische Ziel in Schönschrift: Die Rede ist von "sozialer Reife". Von der Selbstfindung, dem Sichvergewissern des eigenen Entwicklungsprozesses. Das Leben als Anschauungsunterricht: Für eine Woche tauschen die Schüler der 9. Klasse die Schulbank mit dem Kindergarten, mit der Grundschule, wo sie "Menschen sehen, begreifen, helfen", so das gleichrangige Ziel.
Matthias hat seine Belastungsprobe an diesem Morgen bestanden: zwei Stunden Monopoly mit diesen Kindern, die nicht genug kriegen können von Schloßallee und Häuserschacher. Nur gelegentlich wird die Beutejagd am Brett unterbrochen von dringlicheren Wünschen: Matthias bindet die Schleife, Matthias findet es auch unverschämt, wenn einer der Jungs die Mädchen "fette Kuh" ruft, Matthias nimmt wie ein mit behördlicher Vollmacht ausstaffierter Mann die soeben fertiggestellte Ritterburg ab. Matthias ist Friedensstifter, wenn der Streit um die Bauklötze und mehr noch um die Frage, wer hier nach sachgemäßer Zerstörung der Burg Ordnung schafft, zu eskalieren droht.
Matthias ist 15 und begleitet seine Anwesenheit in der Mäusegruppe des Kindergartens St. Christophorus mit dem milden Kommentar, das "sei ganz in Ordnung". Freund Markus gelingt es, seine Gegenwart in der benachbarten "Elefanten"-Gruppe in eine psychologische Kurzzeitstudie umzudeuten. Und wenn er dabei auch mal unter den tiefhängenden Textilhimmel in die Puppenecke kriecht, so dient auch dies dem erkenntnistheoretischen Interesse, die Kinder in ihrer Entwicklung zu beobachten, wie er sagt.
Es gibt allerdings Spieldisziplinen, denen sich Matthias und Markus altersgemäß verweigern müssen: Gemeinsames Singen ist nicht ihr Fall. sar
Redaktion: Corinna Willführ
Talkmaster Alfred Biolek, Olympiasiegerin Dagmar Hase, der Entertainer Frank Zander und der Schriftsteller Valentin Senger werden neben anderen gemeinsam mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bei "Talk & Show gegen rechts!" am Freitag, 19. Februar, im Bürgerhaus Griesheim zu Gast sein. Vorbereitet wurde die Veranstaltung, die um 20 Uhr beginnt, von der Initiative "Frankfurt gegen rechts!"
Die Talkshow wird moderiert von Holger Weinert und Diether Dehm. ing
Auf unsicherem Gleis
Es ist wieder einmal die Zeit gewaltiger Sprüche. "Eine der größten Unternehmenssanierungen in der deutschen Wirtschaft", tönt es aus dem Bonner Verkehrsministerium, sei gestern auf den Weg gebracht worden. Ähnliches war freilich bereits im Juli 1992 zu hören, als das Kabinett seinen "Professor Besserwisser" damit beauftragte, das für die Bahnreform erforderliche Gesetzespaket mit der Neuformulierung des Verfassungsartikels 87 als Fixpunkt zu schnüren. Minister Günther Krause (CDU) hat die Hausaufgaben zwar gemacht, doch inhaltlich ist die geplante Umwandlung der Behörden Bundes- und Reichsbahn in ein privatwirtschaftlich organisiertes Unternehmen in den vergangenen sieben Monaten nicht so recht vorangekommen.
Das nährt Zweifel, ob der für das historische Ereignis vorgesehene Stichtag, der 1. Januar 1994, gehalten werden kann. Obwohl keine der für die Grundgesetzänderung relevanten politischen Parteien im Prinzip etwas gegen die "Deutsche Bahn AG" einzuwenden hat, droht das Vorhaben gegen einen Prellbock zu knallen. Gestritten wird, wie könnte es anders sein, ums Geld. War der christsoziale Finanzminister schon seit jeher nicht von der Idee angetan, auf seinen sowieso schon dramatisch wachsenden Schuldenberg auch noch die Verbindlichkeiten beider Eisenbahnen in Höhe von 70 Milliarden Mark türmen zu müssen, so streute er mit dem "Förderalen Konsolidierungsprogramm" vor wenigen Wochen noch zusätzlichen Sand ins Reformgetriebe. Denn die jährlich 14 Milliarden Mark, die er bisher Bundes- und Reichsbahn sowie Kommunen zur Unterstütung des öffentlichen Personenverkehrs überwies, will er nun wegen leerer Taschen nicht mehr berappen. Die Länder, die als ein Bestandteil der Bahnreform künftig die Verantwortung für Züge und Busse in ihrem jeweiligen Gebiet übertragen bekommen sollen, würden sich, wie Theo Waigel hinterhältig argumentiert, durch den Bonner Verzicht auf einen höheren Mehrwertsteuer-Anteil letztlich nicht schlechter stellen.
Da lacht selbst Parteifreund Max Streibl. Und mit ihm wittern alle anderen Ministerpräsidenten, daß sie über den Tisch gezogen werden könnten. Also: erst einmal "Nein". Aber auch Waigel will stur bleiben - und aus diesem Grund tobt hierzulande seit acht Tagen die heftige Debatte über Autobahngebühr und Mineralölsteuererhöhung. Denn ohne zusätzliche Einnahmen weigert sich der Bonner Kassenwart, die Weichen für die Bahnreform zu stellen.
So entsteht der gleichermaßen fatale wie falsche Eindruck, die Umwandlung der beiden deutschen Schienenverkehrsunternehmen in eine Aktiengesellschaft würde Geld kosten. Das Gegenteil ist jedoch richtig. Zwar müssen die vollmundigen Ankündigungen von Vorstandschef Heinz Dürr nicht unbedingt für bare Münze genommen werden, denenzufolge die reformierte Eisenbahn bereits im ersten Jahr keine Verluste mehr einfahren werde. Auf der anderen Seite aber weiß man ganz genau, wohin die Reise geht, wenn sich überhaupt nichts ändert - im Eiltempo auf die Kreuzung zwischen Pest und Cholera zu. Weitermachen wie bisher endet entweder in der Kapitulation vor dem Autoverkehr oder aber zieht unvorstellbare finanzielle Belastungen für den Steuerzahler nach sich. Am Ende stünde eine unbezahlbar gewordene Bahn.
Fein heraus ist allein Waigel. Er ergriff die nicht so schnell wiederkehrende Chance beim Schopfe, sich von den nur allzu gerne verdrängten Bahn- Schulden, die im Grunde auch heute bereits seine Lasten sind, auf absehbare Zeit zu befreien. Dieser Aspekt hat mit der Organisations-Reform aber herzlich wenig zu tun. Vielmehr müßte hier in Anlehnung an ein aktuelles Schlagwort von einem teilweisen "Konsolidierungsprogramm" des Bundes gesprochen werden.
In der unsäglichen Vignetten-Diskussion geht die säuberliche Trennung dieser beiden Dinge freilich ebenso unter wie der diskrete Charme von Krauses und Waigels Finanzierungsplänen. Was Generationen von sozialdemokratischen Verkehrspolitikern immer wieder propagiert aber nie in die Tat umgesetzt hatten, könnte mit dem "Bapperl" an der Windschutzscheibe und/oder dem Benzinsteuer-Aufschlag endlich Wirklichkeit werden - ein nennenswerter finanzieller Obolus von den Autofahrern, damit die Eisenbahn gegenüber den Blechkarossen nicht hoffnungslos auf der Strecke bleibt.
Aus Motiven, die zwar mit dem Reformziel nicht nahtlos übereinstimmen, hätten diese beiden konservativen Kabinettsmitglieder im Endeffekt doch so etwas wie einen verkehrspolitischen Fortschritt erreicht. Nur - die Gefahr, daß der Reformzug vorher aus den Gleisen springt, ist immer noch sehr groß.
"Kindertheater für Erwachsene - Erwachsenentheater für Kinder?" lautete die Frage des zweiten, monatlich stattfindenden Stammtisches, mit dem sich das junge Frankfurter Kommunale Kinder- und Jugendtheater der Diskussion mit dem erwachsenen Publikum, also Eltern und Pädagogen, stellen will. Und die wurde am vergangenen Montag im Anschluß an eine Gratis-Vorstellung von "Ikarus" mit großem Interesse geführt.
Seit Ende November steht das Zwei- Personen-Stück des Niederländers Josee Hussaarts auf dem Spielplan des Kommunalen Kinder- und Jugendtheaters - für Kinder ab vier. Die Inszenierung arbeitet mit kargen Mitteln und lebt von der Vorstellungskraft und der in zärtlichen, warmen Tönen gestalteten Beziehung zwischen Vater Dädalus (ge- spielt von Erik van der Zwaag) und Sohn Ikarus (gespielt von Charlotte Ullrich).
Nun kamen die Gegenfragen: Ist der Stoff dieses griechischen Mythos' nicht zu schwer für Kinder ab vier? Können Kinder die Geschichte nachvollziehen? Inwieweit sollen die Schauspieler auf das kindliche Publikum reagieren? Und überhaupt: Welche Ansprüche stellen Erwachsene an ein Theater für Kinder? Ausdrücklich wiesen die Theatermacher darauf hin, daß es sich bei "Ikarus" nicht um ein Mitspielstück handelt, sondern um eine Inszenierung, die sich als Kunstprodukt behaupten will und einer Ästhetik unterliegt, welche gleichermaßen vor Kindern und Erwachsenen Bestand haben soll.
"Wir wollen professionelles, ernstes Theater machen, also eher Erwachsenentheater für Kinder", so Intendant Dirk Fröse. Dieser Anspruch ist streitbar und wird es bleiben, solange Kinderkultur wie auch Kinder in unserer Gesellschaft nicht wirklich ernst genommen werden, solange auf sie mit pädagogischem Eifer herabgeblickt wird. Schon Erich Kästner warnte einst im Bereich der Kinderliteratur den Schriftsteller davor, in die "Kniebeuge" zu gehen. Für das Kindertheater formulierte es Fröse nun so: "Man sollte auch für Kinder Bilder nicht vergröbern und verkleinern, sondern klare, ernste Bilder finden." Das ist sicher kein neues Postulat, aber es kann nicht oft genug wiederholt werden. Der Schauspieler van der Zwaag unterstrich es mit den Worten: "Ich kann und will mir keinen Kinderkopf aufsetzen."
Und schließlich ist das junge Publikum der beste Prüfstein für eine Inszenierung. Die Schauspieler haben nach immerhin schon 27 "Ikarus"-Aufführungen durchaus den Eindruck, daß die Kinder verstehen, was ihnen da vorgespielt wird. Dabei sei das Begreifen der linearen Geschichte nicht das Wichtigste. Theater, wie Kunst überhaupt, dürfe subjektiv wahrgenommen werden - das können auch einzelne Bilder, Gefühle und Eindrücke sein. Sie glaube, so eine Grundschullehrerin nach der Diskussion, daß man Kinder doch unterschätze. "Man kann ihnen ,Ikarus&rquote; zumuten."
Die Bereitschaft des Kommunalen Kinder- und Jugendtheaters, sich dergestalt auch über die Aufführungen hinaus der Öffentlichkeit zu stellen und so vielleicht eine breitere Diskussion über Kindertheater in Gang zu setzen, ist jedenfalls mehr als begrüßenswert. Also: Nichts wie rein ins Theater und hin zum nächsten Stammtisch am 15. März. Da geht es dann um erste Erfahrungen des Theaters mit dem jungen Publikum.
JULIANE SPATZ
Fußballgeschichte haben mehrere deutsche Klubs geschrieben; in der Nachkriegszeit steht da der FC Bayern München als glänzender Vorzeige-Verein in vorderster Reihe. Aber vor 1945 gab es vor allem zwei Vereine, die sich den Ruf eroberten, Paradeklubs zu sein: Schalke 04 und der 1. FC Nürnberg. Daß später noch der Dresdner SC mit all seinen Nationalspielern Ruhm für sich beanspruchen konnte, lag auch an der wirren Zeit. Legendär waren sie jedenfalls schon, die verwaschenen weinroten Trikots der Männer vom Dutzendteich, berühmt war er schon, der Schalker Kreisel, für den vor allem die Königsblauen Fritz Szepan und Ernst Kuzzora standen.
Geblieben ist nichts vom einstigen Glanz. Nur vereinzelt noch wurden in der Zeit nach 1945 Leistungen erbracht, die an die erfolgreiche Vergangenheit anknüpften. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einer davon war, daß in den alten Hochburgen des Fußball die Zeichen der Zeit nicht so verstanden wurden, wie etwa in München, wo sich im Laufe der Jahre - und inbesondere in der Bundesliga-Ära - die professionellen Macher an die Spitze setzen. Die zwei Fußball-Klubs aber kamen ins Gerede, weil die Finanzen nie richtig stimmten und mehrere unfähige Präsidien die Karren in den Dreck fuhren.
Bei den Nürnbergern sind es bis auf den heutigen Tag diese undurchsichtigen Transaktionen, die für Aufsehen sorgen; die spielerischen Leistungen der "Cluberer", wie sie vor allem im Fränkischen genannt werden, halten da jedenfalls nicht mit. Aber auch "auf Schalke" schlugen oft genug die Wellen hoch. Und auch hier waren die führenden Männer selten in der Lage, klaren Kopf zu behalten.
Immerhin kann Schalke etwas in die Waagschale werfen, was Gold wert ist: eine treue Fan-Gemeinde, die bis auf den heutigen Tag die Ränge des Parkstadion zu füllen in der Lage ist. Trotzdem steht der Klub mit rund 10 Millionen Mark in der Kreide und im Präsidium rumort es. "Neuordnung der Strukturen auf der hauptamtlichen Führungsebene" heißt jetzt das Schlagwort, mit dem wieder einmal das schlingernde Schiff auf Kurs gebracht werden soll. Nachdem Udo Lattek im Trainerbereich schon von Helmut Schulte ersetzt worden ist, soll es nun Manager Helmut Kremers an den Kragen gehen, obwohl er schon zweimal beurlaubt worden war und zweimal wieder ins Amt gehievt wurde.
Ein übliches Kapitel aus dem Bereich Profisport - nichts Außergewöhnliches also. Aber ein treffendes Beispiel dafür, daß sich für den Ruhm der Vergangenheit nichts kaufen läßt. ERICH STÖR
BAD VILBEL. Als "echte Alternative" kündigt der Magistrat der Quellenstadt den Probebetrieb für einen Stadtbus ab Freitag morgen (6 Uhr) an. Die kostenlosen Fahrten durch Innenstadt und zu den Ortsteilen von Freitag bis Montag, also zum Höhepunkt der Fastnacht, möchten keine närrische Episode oder kein Wahlkampfschlager bleiben, erwarten viele Bürger und Bürgerinnen der verkehrsgeplagten Stadt. Darauf könnte die kleine Nebensache hindeuten, daß der Bus schon einen Namen hat: "Vilbus" prangt in großen Lettern auf dem mittelgroßen City-Bus.
Mit Betriebsbeginn um 6 Uhr bildet die bisher nur vorläufige Linie auch einen Zubringer zur S-Bahn nach Frankfurt oder die Narren-Metropole Friedberg, dabei fährt sie Schleifen durch die Kernstadt und kann damit tagsüber zum Einkaufen, für Gänge zur Post, zum Arzt oder Rathaus genutzt werden. Karnevalisten, die viel "Stöffchen" getankt haben, können sich bis 2 Uhr nachts heimfahren lassen.
Wie der Magistrat berichtet, wurden die Routen so konzipiert, daß der mittlere Fußweg zu den Haltestellen nicht länger als drei Minuten dauert. Nach 22 Uhr, wenn der Bus des FVV auf dem Heilsberg seinen Dienst eingestellt hat, fährt der "Vilbus" auch dort.
Jeweils im Wechsel wird ein Stadtteil pro Tag mit kurzen Taktzeiten zwischen 8 und 1.30 Uhr an die Kernstadt angebunden. Die Niederflurbusse eignen sich auch zum Transport von Kinderwagen und Rollstühlen. In der Kernstadt werden im Wechsel die Süd-Route und die Nord- Route gefahren. Ab Südbahnhof verbindet der Bus Frankfurter Straße, Erzweg, Niederberg, Berliner Straße, Südbahnhof zur Nord-Route mit Frankfurter Straße/ Zentralparkplatz, Nordbahnhof, Gießener Straße, Rathaus, Südbahnhof. de
MAINTAL. Die BARMER Ersatzkasse (BEK) hat nicht nur ihre Zweigstelle in Maintal-Dörnigheim von der Kennedystraße 60 in die Bahnhofstraße 50 verlegt (der Umzug erfolgte, wie berichtet, am Donnerstag und Freitag vergangener Woche), sondern sie hat auch ihre ehemalige Zweigstelle im Stadtteil Bischofsheim (Alt Bischofsheim 4) in die neuen Räume in der Dörnigheimer Bahnhofstraße integriert.
Seither gibt es also nur noch die eine "BEK Maintal" am genannten Ort, Telefon 06181/493087. Zweigstellenleiter ist Jürgen Becker. pom
Die Gesprächsrunden des Patronatsvereins für die Theater der Stadt Frankfurt geraten bisweilen so, wie es der Name suggeriert: zu leutseliger Patronage von Eintracht und Harmonie. Dabei hätte die jetzige Veranstaltung mit dem Dramatiker Tankred Dorst, dem Regisseur Alexander Brill und dem Ensemble des Schülerclubs durchaus spannend sein können. Doch dazu hätte es wenigstens eines kleinen Dissenses über das Thema, die Aufführung des Dorst-Stücks "Karlos" durch eben den Schülerclub, bedurft. Statt dessen sind sich alle einig. Tankred Dorst, Urheber schriller, grotesker und unversöhnlicher Stücke, hat den streitbaren Dramatiker zu Hause gelassen, hier ist er als Mensch - ein milde gestimmter älterer Herr mit schönem Gesicht und schlohweißem Haar.
Zu Beginn seines kurzen Vortrags teilt er unverfängliche Komplimente über die Aufführung aus und leitet dann über zu einer anekdotenreichen Darstellung seines Werdegangs. Man vernimmt, was zur gängigen Vorstellung von einem Bühnendichter gehört. Nämlich, daß er mit zwölf sein erstes der Großmutter gewidmetes Stück geschrieben habe (über die Einführung der Kartoffel in Preußen) und daß ein frühes Theatererlebnis der "Gestiefelte Kater" war, und so weiter und so fort.
Dorst trägt solche Nichtigkeiten mit heiterem Understatement vor, aber das ändert nichts daran, daß die Zeichen des Abends nun auf wechselseitigem Lob und Langeweile stehen.
Denn im Ernst ist ja auch von Alexander Brill nicht zu erwarten, daß er den Autor, den er bewundert und von dem er im Rahmen seiner Arbeit mit dem Schülerclub nun schon drei Stücke inszeniert hat (außer "Karlos" den mit dem Brüder- Grimm-Preis der Stadt Berlin ausgezeichneten "Grindkopf" und "Parzival"), mit Widerspruch aus der Reserve lockt. Und die Schüler? Sie sitzen an diesem Abend unter den Zuhörern und sagen nichts. Möglicherweise verwirren sie die braven Elogen, die im übrigen auch ihnen als Mitwirkenden der "Karlos"-Aufführung gelten, möglicherweise aber haben sie tatsächlich keine Fragen.
Gefragt wird statt dessen aus dem Publikum, das zu großen Teilen offenbar nichts von der Existenz des Schülerclubs wußte. Für Alexander Brill ist das die Gelegenheit, über seine Arbeit mit dem jährlich bis auf einen kleinen Stamm sich erneuernden Laienensemble nicht nur aus der Sicht des Theatermanns (vergleiche dazu FR vom 28. Januar) zu berichten, sondern auch aus der des engagierten Pädagogen. Die Stücke, führt er aus, hätten sämtlichst etwas mit dem Blick der jungen Menschen auf die Welt zu tun, es gehe um Identitätssuche und um ihre Not in einer Gesellschaft, die ihnen keine Perspektiven anbiete. Das Theaterspiel gebe den Oberschülern - anders als den dumpf revoltierenden Skins - die Möglichkeit, ihre Situation mit Kopf und Bauch zu reflektieren.
So weit, so schön. Das Interesse des Publikums ist damit, was den Schülerclub angeht, erloschen, es wendet seine Neugier wieder dem Dramatiker Tankred Dorst zu. Man will etwas über das Schreibhandwerk erfahren und erfährt, daß er eben schreibt, meistens an drei, vier Stücken gleichzeitig; man staunt über die Differenz zwischen dem Schillerschen idealistischen "Don Carlos" und dem Dorstschen monströsen, zu Grausamkeit neigenden Kerlchen? "Jeder ist eben ein Kind seiner Zeit", erläutert Dorst und formuliert damit einen weiteren Gemeinplatz des Abends. Denn mit Aussagen wie zum Beispiel, daß ein offenes Theater interessanter sei als ein belehrendes oder daß es das "perfekte Kunstwerk" nicht gebe, hatte daran auch vorher schon kein Mangel geherrscht. Und so lautet das Fazit: Wer den Dramatiker Tankred Dorst kennenlernen wollte, wird auf seine Bücher zurückverwiesen. Hier im Gespräch jedenfalls gibt er über sich und seine Arbeiten nicht mehr preis als das, was in jedem Klappentext steht.
JUTTA BAIER
SCHÖNECK. Reiseziel für die Jugendfreizeit der Gemeinde ist in diesem Sommer die niederländische Nordseeinsel Ameland. Die Abteilung Jugend hat vom 20. August bis zum 3. September das Ferienhaus "Brouwershoeve" in Buren für 38 Jugendliche angemietet.
Von dort aus können die Jugendlichen auf der Insel mit zahlreichen Sandstränden ein vielfältiges Freizeitangebot nutzen. Neben Wassersportmöglichkeiten kann man unter anderem Fahrradfahren oder Wattwanderungen unternehmen.
Die jungen Leute reisen ab Schöneck mit einem Reisebus bis zum Fahrhafen Holwerd und setzen von dort auf die Insel über. Während der gesamten Freizeit steht ein Bus für Ausflüge zur Verfügung. Die Jugendlichen werden von zwei erfahrenen Mitarbeitern der Abteilung Jugend sowie von eigens für die Freizeit engagierten Honorarkräften betreut.
Mitfahren können Jungen und Mädchen im Alter von 13 bis 17 Jahren. Die Kosten betragen 620 Mark pro Teilnehmer. Wer sich für das Angebot interessiert, kann sich bis zum 25. Juni unter der folgenden Adresse schriftlich anmelden: Gemeinde Schöneck, Hauptamt/Sozialwesen, Jugend und Kultur Rathaus Kilianstädten, Herrnhofstraße 8, 6369 Schöneck 1. gem
ESCHBORN. Die Musikschule Taunus kann schon wieder zwei Schüler als Preisträger eines Wettbewerbes präsentieren: Der Pianist Konrad Maria Engel erspielte sich den ersten Preis beim Grotrian-Steinweg-Wettbewerb in Braunschweig. Vor zwei Jahren hatte der junge Pianist, der schon mehrfach für sein Spiel ausgezeichnet wurde, diesen Preis schon einmal gewonnen.
Hardy Rittner, elfjähriger Klavierschüler von Irina Edelstein, zeigte sich in Braunschweig der Konkurrenz so überlegen, daß er nicht nur sehr weit vorne plaziert wurde, sondern zusätzlich noch einen Sonderpreis zuerkannt bekam. she
An den beiden kommenden Wochenenden wird Darmstadt zum internationalen Treffpunkt des Reitsports. Beim 16. Kranichsteiner Hallen-Reitturnier werden sowohl die Dressur- als auch die Springreiter auf ihre Kosten kommen. Und dies im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Dotierung der südhessischen Großveranstaltung konnte in diesem Jahr kräftig erhöht werden. Bei den Springreitern macht sich der finanzielle Aufschwung besonders bemerkbar. Das Aufstocken des Preisgeld-Volumens von 30 000 auf 70 000 Mark hat nationale und internationale Spitzenreiter angelockt.
"Mit unserer diesjährigen Besetzung unterscheiden wir uns in den Spring- Konkurrenzen nur noch unwesentlich vom Frankfurter Festhallenturnier", gab sich Organisations-Chef Axel Sperlich zufrieden. Da kann die Entwicklung im Dressursport noch nicht so ganz mithalten. Während im Springreiten sozusagen auf einen Streich das sportlich- und finanzielle Maximum erreicht wurde, müssen sich die Dressurreiter noch ein wenig länger gedulden. Nachdem die gesamte Veranstaltung in Folge schlechter Organisation im vergangenen Jahr beinahe auf "regionales Niveau" heruntergesackt war, soll die Aufwertung der Dressur- Wettbewerbe stufenweise erfolgen.
Wohl aufgrund der etwas geringeren Publikumswirksamkeit bevorzugen die Veranstalter vom Darmstädter Reiterverein hier eine sukzessive und gleichsam risikoärmere Handhabe. Trotz der vergleichsweise niedrigen Preisgelder wird sich ein Teil der nationalen Dressur-Elite in Kranichstein die Ehre geben. Unter den insgesamt 160 Reitern, die von Donnerstag bis Sonntag (18. bis 21. Februar) ihr Glück versuchen, finden sich so bekannte Namen wie Ann-Kathrin Kroth (Kronberg) und Michael Klimke (Münster). Anstatt Vorjahres-Grand-Prix-Sieger Sven-Günther Rothenberger, der zur selben Zeit in Neumünster um Weltcup- Punkte reitet, konnte jedoch Nicle Holzer ihre Zusage geben. Nach 1989 und 1991 wird die Saarländerin ein weiteres Mal versuchen den Darmstädter Dressur- Grand-Prix für sich zu entscheiden.
Darüber hinaus haben vom Veranstalterverein der Nachwuchsreiter Oliver Klinnert sowie das Ehepaar Paul Schmid/Petra Lindemann-Schmid gemeldet. Die Palette der 13 Dressur-Prüfungen wird vor allem am Samstag von einem bunten Rahmenprgramm begleitet. Bei der um 19 Uhr beginnenden Abendveranstaltung wird eine Dressurquadrille für Unterhaltung sorgen und damit auch der Karneval nicht zu kurz kommt, werden die Teilnehmer der Kür der Paare (Kl. M) in Verkleidung auftreten. Den sportlichen Höhepunkt bildet die FEI-Kür mit Musik ab 21.30 Uhr.
Am Sonntag um 15.30 Uhr setzt der Mercedes-Benz-Grand-Prix den Schlußpunkt der Dressurwettbewerbe. Für die 150 gemeldeten Springreiter wird das Turnier erst am kommenden Donnerstag, den 25. Februar, mit dem sogenannten Hessentag beginnen. Die gemeldeten Lokalmatadoren Horst-Klaus Heleine (Darmstädter Reiterverein), Dietmar Gugler (Pfungstadt) und Willy Schaffner (Büttelborn) können für Furore sorgen und sich auf die schwierigeren Prüfungen am Samstag und Sonntag einstimmen. Schließlich wird mit Olympia-Sieger Ludger Beerbaum (Buchloe), Otto Becker (Warendorf), René Teppel (Oldenburg/ Münsterland) sowie dem Mannschafts- Olympiasieger von 1988 Dirk Hafemeister ein Großteil der deutschen Springer- Elite am Start sein. Hinzu kommen mit Weltcup-Finalistin Lesly McNaught- Mentli (Schweiz), Mannschafts-Olympiasieger Jos Lansink (Niederlande) sowie den österreichischen Silbermedaillen-Gewinnern von Barcelona Hugo Simon und Jörg Münzner eine stattliche Anzahl internationaler Sattelsportstars.
Die Höhepunkte des Springturniers werden am Samstag und Sonntag (27./28. Februar) stattfinden. Nach der Qualifikation zum Großen Preis, am Samstag um 18 Uhr, werden attraktive Rahmenwettbewerbe wie "Ride and Byke" oder das in Deutschland einmalige "Jack-pot-Springen" Sportler, Tiere und Zuschauer in Atem halten. Darüber hinaus dürften auch die mittelalterlichen Reiterspiele beim Publikum auf reges Interesse stoßen. Am Sonntag stehen die großen Springprüfungen auf dem Programm. Um 12.30 Uhr startet das Finale der UPS- Champions-Trophee und um 15 Uhr beginnt das Springen um den Großen Preis von Mercedes-Benz. MARGIT REHN
Es mußte ziemlich schnell gehen. Der Anrufer aus Erfurt mahnte zur Eile. Jens M. packte seine Reisetasche und nahm die nächste S-Bahn zum Hauptbahnhof. Am Fahrkartenschalter bemerkte der junge Mann das Mißgeschick. Die BahnCard, auf die es 50 Prozent Rabatt auf den normalen Fahrpreis gibt, war in der Hektik zu Hause auf dem Schreibtisch liegengeblieben. Doch der Schalterbeamte wußte Rat. "Lösen Sie doch eine Fahrkarte zum vollen Preis und legen Sie uns später ihre BahnCard vor. Dann wird Ihnen die Differenz erstattet."
Gesagt, getan. Als Jens M., aus Erfurt zurück, tags darauf im Hauptbahnhof sein Halbpreis-Ticket vorlegte und das Geld zurückhaben wollte, zählte er zweimal nach. Statt der erwarteten 27,50 Mark blätterte der Bahnbeamte nämlich nur 16,70 Mark hin. Die restlichen 10,80 Mark, betonte der Mann hinter dem Tresen, seien die Bearbeitungsgebühr für die Fahrgelderstattung. Auf die Frage, ob man so seine Kundschaft behandeln sollte, ließ sich der Bahnbedienstete gar nicht ein: "So sind die Vorschriften."
Jens M. dagegen hält der Bahn vor, "sogar die Stammkunden zu schröpfen", und bemüht einen Vergleich: "Wenn ich mit dem Auto in eine Polizeikontrolle komme und ein defektes Rücklicht moniert wird, kriege ich zwar eine Mängelanzeige, brauche aber keinen Pfennig zu zahlen, wenn ich innerhalb weniger Tage das Auto wieder vorführe." Die Bahn, meint der FR-Leser, verhalte sich da "viel zu stur und unflexibel".
Kurt Stadler, Pressesprecher der Bundesbahndirektion Frankfurt, sieht dies anders. Die Fahrgeldrückerstattung sei schließlich auch mit einigem Verwaltungsaufwand verbunden: "Das können wir nicht kostenlos leisten." Die Bearbeitungsgebühr von 10,80 Mark entspreche exakt dem gültigen Fahrpreis für eine Fahrtstrecke im Nahverkehr bis 50 Kilometer in der 2. Klasse. Das ist kein Zufall. Die Bahn weiß, daß bei derlei kurzen Entfernungen häufig die Fahrkarten nicht kontrolliert und vom Schaffner dabei entwertet werden. Dafür werden solche Karten aber gerne als "nicht benutzt" tags darauf zum Schalter zurückgebracht und der Fahrpreis zurückverlangt. Um derlei Schmu einen Riegel vorzuschieben, hat die Bahn die "Erstattungshürde" hochgehängt. gang
HOCHTAUNUSKREIS. Ayshe G. (23) kam vor acht Jahren mit ihrem Mann aus der Türkei nach Deutschland. Nun ist er schwer krank, und sie muß allein zurechtkommen und daher Deutsch lernen. Gut - aber wohin mit den kleinen Kindern (ein und drei Jahre alt) während des Unterrichts? Violett F. (31) aus Canada hat ein ähnliches Problem. Ihr Mann hat eine gute Position bei einer Frankfurter Firma. Aber ihr Sohn Steven (2) ist sehr lebhaft, und sie findet nicht immer einen Babysitter für die Zeit, in der sie Deutsch lernen will. Was tun?
Auf diese Frage können das Frauenzentrum Bad Homburg und Irmhild Taesler, die Frauenbeauftragte des Hochtaunuskreises, eine Antwort geben: Ein Deutsch-Kurs für ausländische Frauen mit gleichzeitiger Kinderbetreuung beginnt am Freitag, 26. Februar. Kursleiterin Ilse Bruckner ist staatlich geprüfte Übersetzerin und gibt schon seit Jahren Sprachunterricht in Bad Homburg und Oberursel. Der Kurs wendet sich vor allem an Anfängerinnen, die keine oder nur geringe Deutsch-Kenntnisse haben. Die Veranstalterinnen wollen keine bestimmte Zielgruppe ansprechen, sondern den Kurs allen Frauen anbieten, für die eine Kinderbetreuung Voraussetzung dafür ist, daß sie zum Deutsch-Unterricht kommen können. Sie denken beispielsweise an Alleinerziehende, Asylbewerberinnen, Aus- oder Übersiedlerinnen.
Der Deutsch-Kurs für ausländische Frauen mit Kinderbetreuung findet ab 26. Februar für zwölf Wochen mittwochs und freitags von 10.30 Uhr bis 12 Uhr im Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße 19, Bad Homburg, statt. Die Kinderbetreuung wird von einer ausgebildeten Kinderpflegerin übernommen.
Weitere Informationen im Frauenzentrum Bad Homburg, Louisenstraße 38, Telefon 06172 / 24434, und im Kreisfrauenbüro, Telefon 06172 / 178 395.
NEW YORK, 17. Februar (dpa). Geoff Case brauchte am Dienstag nur zehn Minuten und 15 Sekunden, um die 86 Stockwerke des Empire State Building zu erklimmen. Der 34jährige Australier stellte damit einen neuen Weltrekord auf. Er gewann das Treppenwettsteigen im weltberühmten Wolkenkratzer New Yorks zum dritten Mal hintereinander. Bei den weiblichen Teilnehmern war seine Schwägerin Sue Case als erste oben. Sie brauchte für das 380 Meter hohe Gebäude zwölf Minuten und 43 Sekunden.
Insgesamt haben 122 Athleten aus sechs Ländern an diesem Wettbewerb, der zum 16. Mal stattfand, teilgenommen.
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Kamin ist kein Müllofen SCHOTTEN. Salzsäure, Schwermetalle und Schwefeldioxid gelangen beim Papierverbrennen aus Kaminen und Öfen in die Luft. Verbranntes Plastik und Preßholz reichere die Luft mit Dioxinen, Furanen und Formaldehyd an, warnt Kreis-Umweltberater Harald Georg. Mit Holzschutzmitteln behandelte Bretter steuern Kupfer und Arsen bei. In Kaminen dürfe deshalb nur mindestens ein Jahr gelagertes Scheitholz - am besten von Buche, Eiche, Esche und Robinie - verbrannt werden. Ständiges Heizen mit Kaminen sei verboten. Kostenlose Sondermüll-Abfuhr WETTERAUKREIS. Maximal 100 Kilo Problem-Abfälle können Privatleute kostenlos dem bis zum 10. April durch alle Wetterauer Orte fahrenden Sondermüll- Mobil übergeben. Die manchmal nur 15minütigen Haltetermine sind in den Gemeindeverwaltungen zu erfragen. Am heutigen Donnerstag hält der Wagen von 10.15 bis 13.15 Uhr am Büdinger Feuerwehrgerätehaus.Neue Fußgänger-Ampeln in Nidda? NIDDA. Zwei Fußgänger-Ampeln hat der Magistrat für die Hohensteiner Straße in Höhe der Krötenburg und für die Krötenburg-Straße am Abzweig zum Schulzentrum beim Straßenbauamt beantragt. Nach Angaben von Bürgermeister Helmut Jung soll die Fußgänger-Ampel am Marktplatz zusätzlich einen "Anforderungstaster" für blinde und Sehbehinderte Fußgänger bekommen. Wahllokal wird verlegt NIDDA. Wer bisher in der Berufsschule wählen ging, muß am 7. März zum ersten Mal im Bürgerhaus seine Kreuze für das Stadt- und Kreisparlament machen. Das Bürgerhaus sei wegen des größeren Parkplatzes und des behindertengerechten Einganges als Wahllokal besser geeignet, begründet der Magistrat die Verlegung.Ulfaer Wasser für Schmitten NIDDA. Die Stadtteile Unter- und Ober-Schmitten sollen "mittelfristig" durch eine neue Leitung mit Wasser aus Ulfa versorgt werden. Die künftige Wasserschutzzone mache die Stillegung des Ober-Schmittener Brunnens notwendig, teilte Bürgermeister Helmut Jung mit. Für 60 000 Mark planen die Stadtwerke nun den Bau der über einen Bergrücken führenden Leitung. Neue Lautsprecher zu teuer NIDDA. Das erweiterte Bürgerhaus von Eichelsdorf bekommt vorläufig keine neue Lautsprecheranlage. Die in der Ausschreibung hereingekommenen Angebote seien zu teuer, begründete der Magistrat die Absage.
has FRANKFURT A. M. "Das Unternehmen ist im Umbruch. Und auf den folgt der Aufbruch." Optimismus verbreitete Degussa-Chef Gert Becker vor knapp einem Jahr. Und auf den ersten Blick scheint er auch berechtigt gewesen zu sein; schließlich steigerte der Frankfurter Konzern seinen Jahresüberschuß zuletzt um 22 Prozent auf 121 Millionen Mark. Doch der Manager hält es für angebracht, möglicherweise aufkeimende Euphorie zu dämpfen. "Wir stehen mit dieser Entwicklung relativ gut da. Aber nur relativ! Von einer wirklich guten Ertragslage sind wir nämlich noch ein ganzes Stück entfernt." Der gute Mann hat dabei das von ihm proklamierte Konzept der "Degussa 2000" im Hinterkopf, das auf Straffung der Firma und stärkere Gewinnorientierung hinausläuft. Auf dem Weg dahin sind Becker zufolge noch einige Etappen zu bewältigen. So stehen unter anderem an die Sanierung der weiterhin arg gebeutelten Tochter Leybold, der Ausbau des Chemiegeschäfts, die internationalere Ausrichtung der Pharma- Sparte und die "weitere Ertragsoptimierung" im Edelmetallzweig, der 1991/92 laut Finanzvorstand Robert Ehrt einen "deutlichen Verlust" einbrockte.
In den ersten drei Monaten der Periode 1992/93 (Ende September) erreichte der Konzern bei einem um neun Prozent auf 3,3 Milliarden Mark gestiegenen Umsatz einen Vorsteuergewinn von 49 Millionen Mark, was ein Plus von 14 Prozent bedeutet. Doch auch dies nimmt Becker zum Anlaß, um auf die Euphorie-Bremse zu treten. Ausdrücklich warnt er davor, das erste Quartal auf das gesamte Geschäftsjahr "hochzurechnen". Der 30. September liege noch in einem "dichten Nebel". "Sehr große Zurückhaltung" übt er daher, was Prognosen angeht. Mit Blick auf das gesamtwirtschaftliche Umfeld fügt er hinzu: "Das schönste Segelboot nutzt nichts, wenn kein Wind da ist oder wenn er aus der falschen Richtung kommt."
Aus welcher Richtung der Wind Degussa-intern weht, ist klar: Kosten-Reduzierung lautet nach wie vor das Motto. Wie kräftig der Rotstift kreist, läßt sich an den Personalzahlen ablesen. Konzernweit sollen bis Ende September "mindestens" weitere 1500 Jobs eingespart werden. Stark 500 davon fielen schon im ersten Quartal weg. Die "konsequente Verringerung der Kosten" (Ehrt) prägte auch zuletzt schon das Bild, wobei die beigestellte Tabelle nur die halbe Wahrheit enthält. Bereinigt um Veränderungen im Konsolidierungskreis und "um geschäftsbedingte Personalaufstockungen an anderer Stelle des Konzerns" wurden zuletzt 2333 Beschäftigte weniger gezählt, was einem Minus von sieben Prozent entspricht.
Rundum Freude bereitet dem Degussa- Vorstand offensichtlich allein die Pharma-Sparte. Die dazu gehörenden Dental- Aktivitäten, die Asta Medica-Gruppe und das neu erworbene Arzneimittelwerk Dresden (AWD) sorgten für mehr als die Hälfte des Gewinns im vergangenen Geschäftsjahr. "Über Vorjahr" soll das Ergebnis des Pharmageschäfts auch im ersten Quartal gelegen haben. In diesem wurden im Arbeitsgebiet Dental "vorgezogene Behandlungen" wegen des Gesundheitsstrukturgesetzes registriert. Welche Auswirkungen das Werk von Minister Seehofer letztlich haben wird, ist den Degussa-Machern noch nicht ganz klar. Anfang 1993 habe es Unsicherheiten bei den Ärzten gegeben, was sich in Umsatzeinbrüchen bis 35 Prozent niederschlug. Nun hoffen Becker & Co auf eine Normalisierung des Geschäfts auf niedrigerem Niveau als früher.
Ihre Pharma-Palette rundeten die Frankfurter derweil durch zwei Engagements ab. Zu 76 Prozent beteiligten sie sich an der japanischen Dentalfirma Sankin Industry (100 Millionen Mark Umsatz bei 300 Beschäftigten. In der Slowakei wurde ein Gemeinschaftsunternehmen namens Fermas mit der Pharma- und Biotechnologiegruppe Biotika aus der Taufe gehoben. Zu 51 Prozent gehört das Joint-venture der Degussa. 250 Fermas- Leute sollen demnächst Aminosäuren für die Futtermittelindustrie produzieren.
BERLIN. Soviel Anfang war noch nie, hieß es erst; jetzt aber: soviel(e) Ende(n). Die "Stunde Null" als Augenblick der Zeitenwende: Edgar Reitz hat ihr, bevor er sich an sein erstes "Heimat"-Epos machte, einen seiner schönsten Filme gewidmet: Anarchie war "an der Macht", als der Zweite Weltkrieg in einem thüringischen Städtchen zu Ende ging und die Herrschaft der neuen Ordnung noch nicht errichtet war.
Wolfgang Kohlhaase war der bekannteste und einflußreichste Drehbuchautor des DDR-Films. Er hat für Gerhard Klein und Konrad Wolf gearbeitet, mit dem zusammen er das späte Tauwetter-Versprechen "Solo Sunny" (1980) drehte. Nun hat er seine Stunde Null zusammen mit Gabriele Denecke auf die Leinwand zum Berlinale-Wettbewerb gebracht. "Inge, April und Mai" erzählt von der ersten Liebe seines Parzivals Kalle in den letzten Kriegs- & ersten Friedenstagen. Die Bombengeschwader sind ab- und die Rote Armee ist eingezogen, "Uri, Uri" und "Frau, komm" gehören zu einem Alltag, in dem Kalle - versehen mit einem Präservativ - so recht nicht weiß, wie er sich Inge damit nähern soll. Er bleibt Jungfrau wie sie, solange das Mädchen nicht zu dem älteren Freund "übergelaufen" ist, der tanzen kann und noch ein bißchen mehr.
Die womöglich autobiographische Geschichte ist nicht ohne Reiz, was man von dem Film gar nicht sagen kann. In ihm tritt ein künstlerischer Biedersinn hervor, eine tröge Behäbigkeit und enervierende Spannungslosigkeit, die allesamt von schlechten DEFA-Eltern sind. Humor und Witz, erzählerischen Zugriff oder atmosphärischer Dichte: - alles, was aus der Erzählung Kohlhaases einen bewegenden Film hätte machen können, fehlt ihm auf eine bestürzende Weise mit katastrophalen Folgen. "Inge, Mai und Juni" hat sich zur Stunde Null Kohlhaases und Deneckes ausgewachsen.
Auch der Dokumentarist Winfried Junge steht heute vor seiner Stunde Null. 1961 hatte er seine Langzeitbeobachtung der "Chronik der Kinder von Golzow", einem Dorf im Oderbruch, angefangen. Während des Mauerbaus begonnen, hatte er die damals Eingeschulten bei ihrem Erwachsenwerden beobachtet und die Ergebnisse in neun Filmen bis 1984 dokumentiert. Mit dem Abbruch der Mauer schwand auch die DDR dahin, der er mit seinem bereits ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommenen Projekt der längsten Dokumentation einer Lebenszeit ein "Geschenk auf Weltniveau" machen wollte.
Bleibt das nun ein Fragment? In einem zehnten Film, mit dem er "seinen Golzowern" auch in den Zeiten des "Umbruchs" treu bleibt, hat er jetzt zusammen mit seiner Frau Barbara eine knapp fünf(!)stündige Zwischenbilanz gezogen: für seine Helden und Heldinnen des DDR-Alltags, für das dokumentarische Großprojekt (das fortgesetzt werden soll) und für sich selbst.
Im Gegensatz zu den DDR-Filmen, in denen einzig die Golzower zu Wort und Bild kamen, hat er jetzt "sich selbst eingebracht": als Person und Fragenden, der die "Beobachtungsobjekte" immer wieder vergeblich ersucht, ihn auch zu befragen. Man rückt zusammen; und weil er nun für ein anderes Publikum seine Arbeit macht, hat er dem Film einen Kommentar beigegeben, der den episodisch zerfallenen ungeheuren Stoff zu verbinden trachtet.
Eher wurde daraus aber ein Kaleidoskop wechselnder Ein- & Ansichten als eine Bilanz; eher eine Vielzahl von Sondierungen, Buchführungen und thematisch gesammelten Eintragungen zu einem redigierten "Sudelbuch", als ein in toto durchgearbeitetes und großstrukturell komponiertes Werk der Dokumentation und der historisch-ästhetischen (Selbst-)Reflexion.
In vielerlei Hinsicht konnten die Dokumentaristen mit diesem Projekt einer kollektiven lebens- & gesellschaftsgeschichtlichen Langzeitbeobachtung nur eines: scheitern. Aber es ist ein beispielloses Scheitern, weil ihr totalisierender Vorsatz (gerade auch unterm Zwang der Verhältnisse, deren Teil sie alle waren) vergleichbar ist mit dem "Titanismus", mit dem Werner Herzog seine Helden in die aussichtslose Auflehnung begleitete. Aber das notwendige Scheitern der Junges besitzt nicht nur die künstlerische Größe und Würde eines langen Kampfes, sondern produziert eben im Scheitern einen Reichtum an Fragen, Problemstellungen und Reflexionsansätzen, die in alle Bereiche des Dokumentarismus, des Medienrealismus und des ästhetischen Diskurses ebenso ausstrahlen wie in das historisch gewordene Material und die von ihm überlieferten Zeugnisse aus der Lebensgeschichte der Menschen in der DDR während der letzten 30 Jahre.
Die Stunde Null, die dieser Chronik der Kinder von Golzow mit dem DDR-Ende geschlagen hat, ist die Stunde Eins für ein Projekt, das unbedingt fortgesetzt werden muß: Als ein "work in progress", das auch die Zukunft begleiten sollte.
Der Kanadier Atom Egoyan, der mit "The Adjuster" bei uns einen Namen hat, bewegt sich in seinem "Kalender" auf ein show-down zu: Einsamkeit und Kommunikationsunfähigkeit. Der in Kairo geborene und in Kanada englischsprachig aufgewachsene Sohn einer armenischen Familie hat einen erzählerischen Essay- Film über seine erste Begegnung mit dem ihm unbekannten Land seiner Väter gedreht, komponiert wie ein serielles Musikstück mit rituellen Variationen. Ein ungemein spannendes Lehrstück "über das fragwürdige Wesen nationaler Zugehörigkeit" (Egoyan).
Ein kanadischer Fotograf armenischer Herkunft hat für einen Kalender zwölf armenische Sakalbauten aufgenommen: Ikonen nationaler Identität für die über die Welt zerstreuten Armenier. Seine Frau, die im Gegensatz zu ihm die Muttersprache noch sprechen kann, dient ihm als Übersetzerin, die sich während der Fotoarbeiten in den einheimischen Führer verliebt und dort bleibt. Das wachsende Mißtrauen des sprachlich ausgeschlossenen Ehemanns und der Zerfall ihrer intimen Beziehung wird von Kamera und Video, die als Katalysator und Registrator fungieren, dokumentiert.
Allein zurückgekehrt, mit den Kalenderbildern konfrontiert, registriert die Kamera zwölf Versuche des Verlassenen, erotischen Kontakt mit "Ersatzfrauen" aufzunehmen. Jeweils am Ende der Abendessen, die seriell aus der immer gleichen Blickposition aufgenommen werden, gehen die Frauen zum Telefon - und führen in ihren jeweiligen "Zweitsprachen" Liebesgespräche, während der davon Ausgeschlossene sich an Briefentwürfen für seine in der Ferne verlorene Frau versucht. Ein faszinierender "Exercise du style" in Queneauscher Manier, lapidar und poetisch, ironisch und traurig, transparent und doch geheimnisvoll.
Kommunikationsverfall, menschliche Entfremdung, Bodenlosigkeit des Sinnverlangens, emotionale Erstarrung, Panik: Philosophie und Leben des österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein waren Vorspiel zu einer Zukunft jener fundamentalen Krise, in der wir uns befinden und von der die Filme der Junges, Jon Josts (siehe gestrigen Bericht) und Egoyans Zeugnisse zusammentragen.
Der Engländer Derek Jarman hat nun nach seinem "Edward II" Wittgenstein zum Gegenstand einer biographischen Revue gewählt, die weitgehend chronologisch, mit sparsamen ästhetischen Mitteln Leben, Philosophie und Verzweiflung des Mannes auf die Bühne der Imagination bringt.
Seine reiche Familie, von der er sich lossagt; sein gewählter Wehr- und Schuldienst; sein philosophischer Umgang in Cambridge mit dem Förderer Bertrand Russell und dem Ökonomen Keynes; sein abgeschlagenes Begehren, als einfacher Arbeiter in der Sowjetunion unterzutauchen; seine Fluchten in die Einsamkeit Norwegens und Irlands. Derek Jarman beschwört in kurzen szenischen Arrangements mit Witz und Humor das verzweifelte Begehren des Mystikers, zur Wahrheit in den Grenzen der Sprache zu gelangen - und darüber hinaus. Einzig im Kino, das Wittgenstein liebte, findet er Kontakt zum Leben: dort ergreift er die Hand eines schwulen Freundes. Und dort stellt er sich, was sein philosophisches Reinheits-Begehren verdrängte: der Mehrdeutigkeit und Offenheit, die Gratwanderung menschlicher Existenz. Sein Verlangen nach dem "Nullpunkt" ist ein Irrweg, weil er die Vielzahl menschlichen Begehrens annulliert.
WOLFRAM SCHÜTTE
OBERURSEL. "Ein guter Start ist für das zukünftige Klima in der Familie ganz wichtig." Inken Seifert-Karb und Marianne Schüller von der Elternberatungsstelle Oberursel wollen dazu beitragen, daß dieser Start gelingt.
Seit Oktober 1991 stehen sie jungen Müttern und Vätern in den ersten drei Lebensjahren ihrer Sprößlinge mit Rat und Tat zur Seite: "Mein Baby schreit so oft", "das Kind schläft immer noch nicht durch", "wie ernähre ich meinen Sohn richtig?" wenden sich ratlose Eltern hilfesuchend an die Beratung in der Hospitalstraße.
"Das Jahr 1992 war ein erfolgreiches Jahr", zogen die Mitarbeiterinnen am Mittwoch Bilanz. Drei bis vier Beratungsgepräche führen sie täglich, hinzu kommen Anfragen per Telefon. Nach der Entbindung im Krankenhaus fühlten sich viele Familien ohne eine fachkundige Betreuung überfordert und isoliert, weiß die Hebamme Marianne Schüller: "das verunsichert". Durch die Teilnahme an Gesprächskreisen zur Ernährung, zur Gesundheitsvorsorge und Entwicklungspsychologie lernen sie, mit der neuen Situation besser umzugehen. Fortlaufend angeboten werden bei der Elternberatung zudem die Stillgruppe und der Babymassagekurs. Seltene Gäste in der Beratunsgstelle sind jedoch die Männer: "Frauen sind nach wie vor die Hauptverantwortlichen bei der Kindererziehung", ärgert sich Inken Seifert-Karb. Dabei spiele der Mann gerade in der frühkindlichen Entwicklung eine so wichtige Rolle. Doch die Zahl der alleinerziehenden Frauen wächst, wie die Elternberatung festellt.
Ein Ziel der Beratung ist es deshalb, alte Rollenverständnisse aufzuweichen. "Die Väter zeigen zwar Interesse, haben aber oft berufsbedingt wenig Zeit", meinen die Mitarbeiterinnen.
In der Beratungsstelle hat sich auch baulich im vergangenen Jahr viel getan. Die Räume wurden renoviert und umgestaltet, die Bibliothek ist um einige Sachbücher reicher geworden. Ihre Angebote will die Elternberatung in Zukunft durch gezielte Werbung an den Mann und an die Frau bringen: Plakate und Informationsblätter machen in blauem, rotem und gelbem Design auf das Programm der Einrichtung aufmerksam.
Einen neuen Themenschwerpunkt setzt die Elternberatung mit einer Veranstaltung im kommenden Frühjahr. Unter dem Motto "gewaltfreie Erziehung" wollen die Mitarbeiterinnen gemeinsam mit der städtischen Kinderbeauftragten auf die Mißhandlung von Kleinkindern reagieren. ki
Reiseliteratur
HATTERSHEIM. "Wenn Sie heute abend nein sagen, werden sie niemanden finden, der noch mitmachen will." Bürgermeister Alfred Schubert (SPD) bemühte sich um Fassung, um die Idee der Genossen für einen Verein namens "Kulturforum" erneut zu erläutern. Doch trotz der vorangegangenen Parlamentsdebatte und weiterer Erklärungsversuche der Grünen überwog bei CDU, FDP und FWG auch am Dienstag abend die Skepsis. Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Kulturausschusses waren extra zusammengekommen, um noch vor den Wahlen Konzept und Satzungsentwurf für das neue Gremium zu beraten, das städtische Kulturarbeit und Angebote der Vereine initiieren, koordinieren und betreuen soll. Mit den Stimmen von SPD und Grünen wurde der Grundsatzbeschluß gefaßt.
Vor allem die Kontrolle über die Arbeit des "Ablegers" und das Verhältnis zu den Vereinen waren zuvor noch einmal Diskussionspunkte. Man hätte das Gespräch mit den Vereinsringen suchen müssen, kritisierte FWG-Chef Klaus Jüterbock. Er befürchtet einen "Moloch", der die Vereine an die Wand drückt. Bernd Seel (CDU) wollte darum den Magistrat beauftragen, zunächst Kontakt zu ihnen aufzunehmen und dann zu berichten, anstatt bereits mit einer Satzung Fakten zu schaffen.
Doch genau in diesem Punkt lag ein Mißverständnis, das SPD und Grüne nur schwer ausräumen konnten. Der Magistrat hatte einen Satzungsentwurf zur Abstimmung gestellt; doch nur das Kulturforum selbst kann später entscheiden, wie die Satzung aussehen soll. Die Stadt werde als Hauptfinanzier des Kulturforums (Sozialdemokrat Stefan Schmidl: "Für Bockmist gibt's kein Geld") jedoch nicht jede x-beliebige Handlungsgrundlage des Vereins tolerieren, stellte Schubert klar. Die parlamentarische Kontrolle bleibe aber auch dadurch gewahrt, daß städtische Vertreter - so sieht es das Konzept vor - Mitglied seien. set
Statt Dunja Melcic und Drago Jancar, Kroatin aus Frankfurt und Slowene aus Ljubljana, kommt der Belgrader Serbe Dragan Velikic heute abend ins Frankfurter Literaturhaus (Beginn: 20 Uhr), um neben Nenad Popovic, Kroate aus Zagreb, und Moderator Gerd Koenen über die Literaten und "den" Krieg zu debattieren. Dazu stößt die Serbin Swetlana Slapsak, die in Slowenien lebt und an der Uni von Ljubljana Literaturwissenschaft lehrt.
Auch bei ihren Gesprächspartnern greift das postmoderne nationale Schema überhaupt nicht. Der Roman- und Essayautor Velikic, im kroatischen Istrien aufgewachsen, preist gerne die kulturelle Vielfalt Ex-Jugoslawiens und schreibt daheim in Serbien mutige Kolumnen gegen den Krieg. Der Verleger und Autor Nenad Popovic, der mit einem für diese rauhen Zeiten ungewöhnlich breiten Programm vom Lyrikbändchen bis zum Kochbuch überwintert, publiziert Texte von Kroaten, Moslems und Serben. Er lehnt es ab, den Krieg als "ethnische Auseinandersetzung" anzusehen. Das sei eine gefährliche und beleidigende "Exotisierung"; es sei ein Krieg gegen die Demokratie von Militärs, die um Job und Privilegien kämpften. ens
MAIN-TAUNUS-KREIS. Eigenlob stinkt nicht, schon gar nicht in der Wahlkampfzeit. Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD) hat jedenfalls keine Probleme damit, zu sagen, daß er mit dem Erreichten in der zu Ende gehenden Legislaturperiode rundum zufrieden ist: Fast alle sozialdemokratischen Arbeitsschwerpunkte vor allem in den Bereichen Soziales, Jugend, Abfall und Umwelt seien umgesetzt. Abzulesen in den Haushaltsplänen '90 bis '93: Fast fünf DIN A 4- Seiten füllen die Projekte, Serviceleistungen oder erhöhten Zuschüsse für freie Träger, die sozialdemokratische Akzente trügen und vor allem mit den Grünen und der FWG durchgesetzt wurden: Hilfe zur Arbeit, Behindertenfahrdienst, betreute Wohngruppen, mobile soziale Hilfsdienste, ökumenische Wohnraumhilfe, Hilfe für Familien, Methadonvergabe, Biotopvernetzung, das Kreisaltenprogramm, Radwegebau oder die Vorbereitung für den Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) sind nur einige Stichworte aus Mehlers "Erfolgsliste". Auch für die kommenden Jahre sei einiges auf den Weg gebracht: Zu nennen seien Bioabfallkompostierung, Wertstoffsortieranlage oder Jugendwohngruppe Massenheim.
Was er sich aber als besonderen Pluspunkt verbucht: "Wir haben neue Organisationsstrukturen eingeführt." Weg vom Prinzip gesetzlicher Leistungen, wonach Lebenshilfe schlicht das Auszahlen von "Stütze" bedeute, hin zu "flexiblen, vorbeugenden Hilfsangeboten" - in der Regel von freien Trägern geleistet, die im Gegenzug vom Kreis stärker bezuschußt und beraten würden. Für Mehler "wesentlich sozialer" und obendrein auch billiger. "Es gibt nichts teuereres als einem 35jährigen Arbeitslosen, der keinen Job mehr findet, ein Leben lang Sozialhilfe zu zahlen, anstatt Angebote zu schaffen, die ihn ins Arbeitsleben zurückführen."
Auf der anderen Seite verlange diese flexible Arbeit in Kooperation mit freien Trägern flexible, "intelligente" Organisationsstrukturen in der Verwaltung. Im Sozial- und Jugendamt seien die bereits geschaffen: Dezentralisierung mit "jeweils nötigen Angeboten vor Ort" - erreicht durch die Regionalisierung des Sozialen Dienstes und "Koordinatoren" zwischen Verwaltung und Freien Trägern seien entscheidende Neuerungen.
Weniger Verwaltungsaufwand, dafür mehr Wirtschaftlichkeit und Effektivität sieht der SPD-Mann auch mit zahlreichen Eigenbetrieben geschaffen: unter anderem die Recycling GmbH oder die Eigenbetriebe Alteneinrichtungen und Abfallentsorgung. Der Kreistag als parlamentarische Entscheidungsinstanz bleibe dabei zwar außen vor, "aber in den Eigenbetrieben sitzen alle im Kreistag vertretenen Fraktionen". ana
Autoknacker und Pelzmantelräuber, wenn es der Polizei nur gelingt, sie zu schnappen, haben in Italien keine Chance: Sie werden in Handschellen abgeführt und müssen bis zur Vernehmung hinter Gittern sitzen. Der Taschendieb kann aber mit verständnisvollerer Behandlung rechnen, seit sich jetzt der römische Verfassungsgerichtshof über die verschiedenen Kategorien von Dieben seine Gedanken gemacht hat. Vorgeschichte: Dem Mailänder Amtsrichter stand eine Dame gegenüber, die in einem Kaufhaus versucht hatte, ein Kostüm ohne Bezahlung mitgehen zu lassen. Vorsichtig trennte sie mit einer Nagelschere die Plakette ab, die am Ausgang den Alarm ausgelöst hätte. Trotzdem wurde sie gefaßt. Warum soll die Diebin in Untersuchungshaft sitzen, fragte sich der Richter. Das eindeutige Gebot der Strafprozeßordnung erschien ihm ungerecht. Sollte er die Frau auf eine Stufe stellen mit dene, die bei ihren Straftaten Dinge beschädigen oder Menschen zu Tode erschrecken?
Er fragte Italiens oberste Richter um Rat, und die haben jetzt entschieden: Einstimmig gaben sie ihm recht. In ihrem Urteil ist zu lesen, Handschellen und Untersuchungshaft sind künftig nur noch dann obligatorisch, wenn die öffentliche Sicherheit oder die persönliche Freiheit und Unversehrtheit eines Menschen gefährdet worden sind. sir (Rom)
Erhielt Ex-Bauamtsleiter Müller 209 000 Mark ? Keine Klarheit nach Anfrage der Sozialdemokraten Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Zwar trafen die Bruchköbeler Stadtverordneten in der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl keine exorbitanten Entscheidungen, gleichwohl sorgte die Debatte in der heißen Phase vor dem Urnengang für Gesprächsstoff. Wurde doch die CDU und die von ihr geführte Verwaltung an eines der peinlichsten Kapitel der vergangenen vier Jahre erinnert, und das vor ausnahmsweise vollbesetzten Zuhörerbänken. Erneut ging es um den unrühmlichen Abgang des ehemaligen Bauamtsleiters Edward Müller und um dessen Abfindung in sechsstelliger Höhe. Als die SPD-Abgeordnete Annette Antkowiak die Summe von insgesamt 209 000 Mark nannte, ging ein Raunen durch das Auditorium. Wie mehrfach berichtet, wollte der Magistrat dem Architekten fristlos kündigen, weil dieser sich insbesondere über Bürgermeister Helmut Irmen, seinen persönlichen Referenten Ralf Drebes und den Ersten Stadtrat Ernst Garkisch abfällig geäußert haben soll. Zwei Mitarbeiter der Verwaltung hatten Dossiers über Müller angefertigt. Einer davon wurde mittlerweile befördert, der zweite hat das Bruchköbeler Rathaus inzwischen verlassen. Die Umstände der Kündigung wurden nie genau geklärt. Während die Stadt in dem folgenden Arbeitsgerichtsprozeß zunächst jegliche Forderung nach einer Abfindung ablehnte und nach verlorener erster Instanz zunächst die Fortsetzung des Verfahrens avisierte, einigten sich beide Parteien in der Folge überraschend schnell. Böse Zungen behaupteten damals, daß Edward Müller damit gedroht habe, im anderen Fall unangenehme Interna aus dem Rathaus in die Öffentlichkeit zu bringen.
Obwohl die Gesamthöhe der Entschädigung nach bereits vor Monaten vorliegenden Informationen der FR um die 200 000 Mark ausmacht, weigerte sich Bürgermeister Helmut Irmen beharrlich, eine definitive Zahl zu nennen. Außerdem wurde das Parlament, das eigentlich bei einem solchen Betrag hätte abstimmen müssen, von der Entscheidung ausgeschlossen. Die Abfindung wurde auf knapp unter 50 000 Mark - darüber darf der Magistrat befinden - heruntergerechnet. Die übrigen 150 000 Mark sollen im Lauf der Jahre als Versorgungsleistungen gezahlt werden. Der Gesamtbetrag liegt jedenfalls wesentlich höher als von Müller beim Arbeitsgericht gefordert.
Der SPD-Abgeordneten Annette Antkowiak wurde der Vergleich zwischen Bauamtsleiter und Arbeitgeber jetzt per Fotokopie zugestellt, anonym und just am Tage der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl, wie sie am Dienstag beteuerte. Erst nach mehreren formalen Auseinandersetzungen mit Parlamentschef Klaus- Dieter Ermold gelang es ihr überhaupt, ihr Anliegen vorzutragen.
Schließlich formulierte die Stadtverordnete die Nachricht als Anfrage an den stellvertretenden Bürgermeister Ernst Garkisch - Helmut Irmen konnte an der Sitzung aus persönlichen Grünen nicht teilnehmen. Garkisch allerdings versäumte es, in die Affäre wenigstens in einem Teilbereich Klarheit zu bringen. Zur genannten Summe von 209 000 Mark sagt er: "Das kann ich weder bestätigen noch dementieren."
Für Fernweh-Freaks und Latin-Lovers sind schon tolle Zeiten angesagt: Seit einigen Jahren wird uns die Lambada aus Brasilien nicht nur in lauen Sommernächten über den Äther geschickt, im vergangenen Jahr haben die Mambo-Kings von der Leinwand aus zugeschlagen, und Salsa oder Tango sind im Repertoire unserer möchtegern-multikulturellen Gesellschaft ja eh immerblühende Klassiker. Auch im großen Dorf am Main können wir inzwischen schließlich nicht nur zum Mexikaner gehen, sondern in den einschlägigen Etablissements regelmäßig in karibischer Tropen-Exotik oder Rio-de-la-Plata-Erotik schwelgen. Lieb' Latino-Herz, was willst du mehr, zumal wenn du auf Tanzbeinen hüpfst.
Wie immer aber, wann die "alte" die "Neue Welt" entdeckt, gibt es auch Verdruß: Die Latino-Welle hat solche Ausmaße erreicht, daß wir uns drei- oder vierteilen müßten, um aller Kultur- und Sinnesfreude vom fernen Kontinent zu frönen. Am vergangenen Wochenende etwa spielte im Gallusviertel die Salsa-Truppe "Conexion Latina" auf, in der Brotfabrik brannte Sergio Boré mit seinen "tambores urbanos" ein "afro-brasilianisches Perkussions-Feuerwerk" ab, im Vobi spielte das VHS-Orchester Tango- Kompositionen, während diese im Filmmuseum von Regisseur Simon Feldman vorgeführt wurden - all das an einem Samstagabend.
Und so weiter: Auch an diesem Wochenende, zudem Höhepunkt des karnevalistischen Amüsements, wird sich Wehmut zur Wonne gesellen: Allein am Freitagabend steigt in der Brotfabrik eine Tango-Tanzparty mit der Gruppe "Arrabal", im Vobi die große "Fiesta Tropical", und natürlich fehlt auch auf der "Quartier Latin"-Fete nicht eine Salsa-Band.
Erneut also droht uns der Kult des Hispano-Amerikanischen mit Überfütterung den Appetit zu verderben. Den Ausweg aus diesem Dilemma weist das Vorbild: die klassische Latino-Art, die Nacht zum Tag werden zu lassen: "transnoche" sagen sie in Madrid oder Buenos Aires dafür. Also: kopfüber in die Nacht, bis der Tag graut! oll
BEZIRKSLIGA II Frankfurt, Männer: TV Langenselbold - TG Hanau (19.30 Uhr, Gesamtschule).Fragestunde der SPD zur Finanzpolitik
SCHWALBACH. Fragen zur Finanzpolitik in Schwalbach beantwortet die SPD während eines Informationsabends am Freitag, 19. Februar, um 20 Uhr in den Gruppenräumen des Bürgerhauses.
Die Sozialdemokraten reagieren damit auf viele Fragen und Befürchtungen, die sie an Informationsständen und während der Vorstellung ihrer Kandidatinnen und Kandidaten Anfang des Monats gehört hatten. Bürgermeister Horst Faeser (SPD) wird daher noch einmal auf Fragen zum Thema Finanzen antworten. she
OBERURSEL. Die Grünen werfen dem Oberurseler Magistrat Konzeptionslosigkeit und übereiltes Handeln bei der Planung der Seniorenwohnanlage "Lindenhof" vor. Der voreilige Beschluß zum Verkauf der Grundstücke in der Austraße verschenke die Möglichkeit, ein solch großes Vorhaben unter Beteiligung vieler Bürger kreativ zu gestalten.
Die Grünen sehen in dem Beschluß einen Widerspruch zu dem 1992 erstellten Seniorenkonzept der Stadt, in dem es heißt, daß mit allen im Seniorenbereich tätigen Organisationen wie Wohlfahrtsverbänden oder Kirchengemeinden nach neuen Wegen gesucht werden soll. Die berechtigte Sorge der umliegenden Gewerbebetriebe zeige, wie wenig die Bürger einbezogen worden seien.
Ungewöhnlich an dem Kaufvertrag ist für die Grünen auch, daß die beiden Käufer zwar gemeinsam den Betrieb der Wohnanlage garantieren sollen, untereinander jedoch noch keinen Vertrag geschlossen haben. Auf dem bislang versiegelten Parkplatz könne mit dem Willen des Magistrats eine zukunftsorientierte Wohnanlage mit ökologisch durchdachter Konzeption gebaut werden.
Die Grünen vermuten, daß der Magistrat "eilig Fakten schaffen" wolle, bevor möglicherweise neue Mehrheiten ins Stadtparlament einziehen. esi
Ergebnis-Telegramm
BASKETBALL EM der Vereine, Gruppe B: Bayer Leverkusen - Maes Mechelen : (41:33). EISHOCKEY OBERLIGA Nord, Endrunde: Schalker Haie - ESC Wolfsburg 2:12. FUSSBALL QUALIFIKATION zur WM-Endrunde 1994, Europa-Gruppe 6: Israel - Frankreich 0:4 (0:1). Gruppe 3: Albanien - Nordirland 1:2 (0:2). Gruppe 5: Griechenland - Luxemburg 2:0 (1:0). SCHWIMMEN WELTCUP in Sheffield, Männer, 50 m Freistil: Foster (Großbritannien) 21,60 (Weltrekord), 2. Popow (Rußland 22,10, 3. Jioming (China) 22,41. 200 m Freistil: 1. Keller (Essen) 1:45,98 Minuten, 2. Loader (Neuseeland) 1:46,79, Trevisan (Italien) 1:47,51. 100 m Brust: 1. Dekker (Niederlande) 1:00,21 Minuten, 2. Suominen (Finnland) 1:01,04, 3. Warnecke (Essen) 1:01,20. 50 m Rücken: 1. Harris (Großbritannien) 25,41 Sekunden, 2. Weber (Halle) 25,45.
Frauen, 100 m Freistil: 1. van Almsick (Berlin) 53,97 Sekunden, 2. Osygus (Bonn) 55,16, 3. O'Neill (Australien) 56,15. 50 m Brust: 1. Lou (China) 31,85 Sekunden, 2. Riley (Australien) 31,90, 3. Huang (China) u. Dörries (Potsdam) beide 32,02. 100 m Rücken: 1. Völker (Hamburg) 1:00,75 Minuten, 2. Stolze (Berlin) 1:02,42, 3. Osher (Großbritannien) 1:02,58. TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER in Stuttgart, Männer, 1. Runde: Rosset (Schweiz) - Svensson (Schweden) 7:6 (10:8), 6:3, Forget (Frankreich) - Gustafsson (Schweden) 6:1, 6:4, Carlsen (Dänemark) - Sanchez (Spanien) 6:4, 6:0, Krajicek (Niederlande) - Bruguera (Spanien) 6:2, 6:3, Korda (Tschechische Republik) - Wolkow (Rußland) 4:6, 6:2, 6:4. VOLLEYBALL EUROPALIGA, Landesmeister, Gruppe B (5. von 6 Spielen): Moerser SC - Massagero Ravenna 2:3 (15:10, 11:15, 15:7, 5:15, 9:15).
Die Absicht der beiden großen Fraktionen von CDU und SPD, noch kurz vor der Kommunalwahl zwei Großprojekte zu entscheiden, ist in der jüngsten Parlamentssitzung nur teilweise und unter erheblichen Schwierigkeiten geglückt. Der Vorstoß des Bürgerforums führte letztlich zu einer Entscheidung, die selbst bei diesem noch bis vor wenigen Tagen heftig umstritten war. Dem Bürgerforum ist es zu verdanken, daß es den Versuch der CDU scheitern ließ, sich vor der Wahl nicht in die Karten schauen zu lassen.
Die heftige Debatte offenbarte auch, daß die Stadtverwaltung nach wie vor mit umfangreichen schriftlichen Informationen geizt, mit denen die Parlamentarier klare Entscheidungen fällen können. Statt endlich für die versprochene Transparenz zu sorgen, beläßt es der Bürgermeister mit lapidaren Hinweisen darauf, daß die Freizeitpolitiker sich selbst um die Gutachten hätten bemühen können und daß sich der Ortsbeirat schon vor Jahren mit den Problemen befaßt habe. Das spricht nicht für sein Demokratieverständnis. Mißtrauen ist so zwangsläufig. Das gilt auch für die Entscheidung über den Standort für die Rathauserweiterung, die erst vor Tagen mit einem Dringlichkeitsantrag auf die Tagesordnung des Fachausschusses genommen wurde. Der Ausschuß glaubte zu allem Überdruß dank einer Mehrheit von CDU und SPD am selben Abend eine endgültige und verbindliche Entscheidung fassen zu können - für ein Hau-Ruck-Politik Projekt von weit über zehn Millionen Mark. Und das auch noch ohne Auftrag des Stadtparlamentes. Die Vorgehensweise ist nicht nur unter Juristen heftig umstritten, sondern zeigt auch, welchen Stellenwert manche Politiker ihrem höchsten Beschlußorgan zubilligen. Der Öffentlichkeit ist es kaum zu vermitteln, daß jahrelang - wie beim Friedhof - über ein Thema debattiert wird und kurz vor der Kommunalwahl solch heiß umstrittene Themen im Hau-Ruck-Verfahren von den größten Parteien durchgepeitscht werden. Daß CDU und SPD dafür nun die Prügel einstecken müssen, ist nur gerecht. Ob deshalb die kleinen Fraktionen mit einem Stimmenzuwachs bei der Wahl belohnt werden, wird sich noch zeigen. REINER STRACK
Wenn "Deutsch" in den "Wahlpflichtbereich" verschwindet Kritische Anmerkungen zur geplanten Stundentafel für die Berufsschulen in Hessen
BERLIN. Der Unterschied zwischen dem Krieg auf dem Balkan und dem Golfkrieg scheint sehr groß zu sein: keine Absagen von Karnevalveranstaltungen, und vor allem keine so eindeutige Zuordnung von Gut und Böse. Zumindest in einem Versuch stellt sich nun die vielbeschworene Verantwortung der Schriftsteller diesem Komplex: Die Literaturhäuser der Bundesrepublik haben sich zusammengeschlossen und eine Veranstaltungsreihe organisiert. In Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main (am heutigen Donnerstag) lesen und diskutieren an zwei Tagen dieselben zwei Runden: "Krieg in Europa".
Spiritus rector ist der kleine Wieser- Verlag in Klagenfurt, der schon seit einiger Zeit die Literaturen aus dem ehemaligen Habsburgerreich zusammenführt. Der Titel des Unterfangens ist einer jüngst erschienenen Anthologie entnommen: "Hereinbrechende Ränder".
Karl-Markus Gauß hat "Das Buch der Ränder" herausgegeben, mit Texten aus den mitteleuropäisch-balkanischen Literaturen, und im Vorwort beschreibt er die aktuelle Lage: das europäische Haus "ummauert sich zur Festung: drinnen sei die gebändigte Zivilisation, draußen die wuchernde Barbarei. Innen blüht Europa, außen wachsen die Ränder. Doch diese Ränder brechen auf. Und sie brechen herein."
Schriftsteller sprechen über Politik, über den Krieg - das ist eine Chance und ein Dilemma. Denn in einer Katastrophe wie der auf dem Balkan ist die Sprache das, was bleibt: ein Podium, auf dem Leute aus Belgrad, aus Zagreb und aus Ljubljana sitzen, ist nur außerhalb der Grenzen Jugoslawiens denkbar - und die einzige Möglichkeit, die an die gemeinsame Geschichte gemahnt.
Die Nationalitätenkonflikte, dies wurde bei allen Beteiligten deutlich, gab es schon immer. Doch jetzt herrscht eine Situation, in der politisch interessierte Kreise sie für ihre Zwecke mobilisieren können. Darüber, wo der Fall Serbien in diesem Zusammenhang zu einer Besonderheit wird, gab es verschiedene Meinungen. Die Kroatin Dunja Melcic sagte: Wenn man sich 1918 für die Option Großserbien und nicht für den Staat Jugoslawien entschieden hätte, müßten die Serben auf internationale Bündnisse Rücksicht nehmen. György Dalos (Budapest) sah als einzigen Unterschied zwischen Ungarn, das dieselben Spannungen im Innern habe, und Jugoslawien darin, daß Jugoslawien vierzig Jahre lang von den USA wie von der Sowjetunion "mit Waffen vollgestopft" worden sei, während die Sowjets Ungarn da Gott sei Dank sehr vernachlässigt hätten. Dalos sowie Richard Wagner aus dem rumänischen Banat akzentuierten den Zerfall des Sozialismus, ein freies Feld für Irrationalismen, die die entstandene Leere ausfüllen.
Ales Debeljak, Lyriker aus Ljubljana, stand am deutlichsten für die militante Moral: Es handle sich um einen Genozid, den die Serben verüben würden, und die Passivität des Westens sei Zeichen seiner Dekadenz. Richard Wagner war währenddessen stolz auf diese Dekadenz: "Man kann nichts von außen machen." Wenn sich wirklich etwas ändern solle, müsse das "aus der eigenen Substanz" kommen.
Der Ohnmacht, dem Wahnsinn dort ins Auge zu blicken, steht die Ohnmacht entgegen, sich konstruktive Änderungen vorzustellen. Je direkter man sich im Geschehen selbst befindet, desto klarer wird die Forderung nach einer militärischen Hilfe von außen: Es ging unter die Haut, wie sich Nenad Popovic aus Zagreb mit der Grausamkeit abquälte - "Europa stirbt in Sarajewo" -, wie er mit hilflosem, verzweifeltem Lachen die Barbarei, die dort herrsche, zu einer allgemeinmenschlichen Konstante machte: Es sei ein Krieg in den Köpfen, es habe mit "Teilfaschismen" angefangen wie im Kosovo, wo man zugeschaut habe, wie der Faschismus erstarke, und solche Teilfaschismen gebe es auch in Ost-Berlin, wenn ein Dunkelhäutiger S-Bahn fahre.
Die Rolle der Intellektuellen in Serbien trat auf dem Podium schließlich in den Vordergrund. Svetlana Slapsak, Serbin im slowenischen Exil, bezeichnete es als ihre Mission, die serbischen Intellektuellen anzuklagen, sie hätten den Krieg verursacht. Eine tragende Rolle spielt dabei das Memorandum serbischer Intellektueller aus dem Jahr 1986, das auf die "serbische Nation" abhebt. Selbst ein Autor wie Milorad Pavic, der mit seinem "Chasarischen Wörterbuch" auch in Deutschland sehr erfolgreich war, vergleicht heute die Serben mit den Juden früher in Deutschland und bastelt an einer Verschwörung gegen die Serben, die sich verteidigen müßten.
In Serbien, das immer der unbewegliche, "östlichste" Teil Jugoslawiens war - Reformideen gingen immer von der Peripherie aus, von Ljubljana oder Zagreb -, hat ein Großteil der Schriftsteller tatsächlich einen bruchlosen Übergang vom Sozialistischen Realismus zum Nationalismus vollzogen. Das ist ein Akzent in der europäischen Geistesgeschichte, der unerwartet war und über das Jugoslawien-Problem hinausreicht, das aktuelle Trauma fortschrittlicher Literaten. Aleksander Tisma aus Novi Sad sagte knapp: "Ein nationalistischer Intellektueller ist kein Intellektueller!" HELMUT BÖTTIGER
MAIN-TAUNUS-KREIS. Mit einem Programm, das Schwerpunkte im Umweltbereich setzt und gleichzeitig Einsparungen in der Verwaltung fordert, stellten sich die Kreistagskandidaten der Freien Wählergemeinschaft (FWG) gestern öffentlich vor. Erika Bänfer, die die Liste anführt, setzte sich dabei gegen "undifferenzierte Angriffe" des CDU- Kreischefs Horst Lutze zur Wehr. Da die Christdemokraten durch das Prinzip der wechselnden Mehrheiten, das die FWG durchsetzte, die Macht verloren hätten, sei die FWG "bevorzugtes Angriffsziel der CDU", analysierte Bänfer. Der FWG zu unterstellen, sie sei ein "Sammelbecken von Rechten und Linken" kommentierte sie: "Rechts und links sind abgelutschte, ranzige Begriffe. Ich kann mir vorstellen, welches Gedankengut bei Herrn Lutze dahintersteckt. Wir müssen zu differenzierten Bildern kommen."
Solche komplexeren Bilder zu weben und die starren Koalitionsblöcke aufzulösen, formulierte die FWG als Ziel auf Kreisebene. Im Finanzbereich planen die Freien Wähler, soviel zu privatisieren, wie möglich und erhoffen sich davon einen Spareffekt. Wie nötig das ist, rechnete Rudi Imhausen vor: "1993 müssen alle Investitionen des Kreises über Kredite finanziert werden." Da in der nächsten Legislaturperiode insgesamt 182 Millionen vor allem für Bau und Sanierungen von Schulen veranschlagt seien und dies weitgehend über Kredite finanziert werden müsse, fordert die FWG, Personal- und Verwaltungskosten im Kreishaus genau unter die Lupe zu nehmen. Reduzierungen seien in beiden Bereichen "unabdingbar." Christa von Beust erläuterte, im sozialen Bereich sei in der vergangenen Legislaturperiode "sehr viel sehr schnell gemacht worden." Insbesondere im Altenbereich liefen die Kosten für die Pflege aber davon, daher müßten neben der Heimpflege auf Dauer viele andere Formen wie Tages- und Kurzzeitpflege oder die Seniorenfamilie entwikkelt werden. Die FWG will Randgruppen wieder eingliedern und in einem Arbeitskreis ein Konzept mitentwickeln, wie rechtsradikale Mitläufer wieder aufzufangen seien.
Der Chemiker Rudolf Oehl machte deutlich, die FWG wolle sich verstärkt um den Umweltbereich kümmern. Mittlerweile gebe es "eine schöne Bestandsaufnahme" der Schäden und "mustergültige Gesetze in Hessen". Bloß würden die Kommunen sowohl die Vorschriften als auch die Fördermöglichkeiten "vergessen", "falls nicht einer da ist im Rathaus, der darauf aufmerksam macht." Umweltämter sollten daher in allen Städten eingerichtet werden oder zumindest Umweltbeauftragte angestellt werden. Der Kreis solle ein einheitliches Umweltschutzförderprogramm zusammen mit den Kommunen erstellen. Alle Gemeinden sollten eine Biotopkartierung in Auftrag geben. Die FWG regt Umweltverträglichkeitsprüfungen an, bevor Bebauungspläne aufgestellt werden. Die Kommunen müßten außerdem alte Ablagerungen und Altlasten im Hinblick auf mögliche Einflüsse auf das Grundwasser untersuchen.
Die FWG erzielte während der vergangenen Wahl auf Kreisebene 7,4 Prozent. she
Sie waren Sozialisten, Juden und polnische Staatsbürger und damit im Polen der Zwischenkriegszeit Angehörige einer unter Anfeindungen und Diskriminierung leidenden Minderheit. Dieses Schicksal teilten Henryk Erlich und Wiktor Alter mit vielen tausend anderen Menschen. Doch die beiden charismatischen Arbeiterführer des linken "Allgemeiner Jüdischer Arbeiterbund in Rußland, Polen und Litauen", kurz "Bund", bezahlten ihr Engagement mit dem Leben. Auf Befehl Stalins wurden sie im Dezember 1941 oder Januar 1942 ermordet. Dr. Gertrud Pickhan, Osteuropa-Historikerin und Lehrbeauftragte an der Universität der Bundeswehr in Hamburg, hat den Lebensweg von Erlich und Alter in einem Vortrag mit dem jiddischen Titel "Bereit zu zahlen jeden Preis" nachgezeichnet. Wir dokumentieren den Text im Wortlaut.
Nieder-Erlenbach soll schöner werden. Das entschied der Ortsbeirat 13 (Nieder- Erlenbach) schon vor drei Jahren. Damals formulierten die Stadtteilpolitiker die ersten Vorschläge zur Umgestaltung des Rathausvorplatzes sowie des "Plätzchens" vor der Sparkasse an der Straße Alt-Erlenbach. Auf der jüngsten Sitzung stellten jetzt Richard Müller und Helmut Kappe vom Amt für kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung die aktuellen Entwürfe vor. Hauptanliegen sei es, so Müller, "den dörflichen Charakter des Ortskerns zu erhalten".
Fünf Gebäude werden von der Umgestaltung des Ortsmittelpunkts tangiert: das alte Rathaus, die Vilbeler Volksbank, der Neubau der Frankfurter Sparkasse 1822, ein Fachwerk- sowie ein Doppelhaus. Durch Kopfsteinpflasterung und Grünflächen "sollen alle Grundstücke einen ähnlichen Charakter erhalten", meinte Müller. Zwölf neue Bäume werden gepflanzt und die sechs vorhandenen Pappeln durch andere Baumarten ersetzt. "Weil das Laub stört", wie ein Bürger anmerkte. Im weiteren werden Ruhebänke aufgestellt und auf dem "Plätzchen" vor der Sparkasse ein Brunnen gebohrt.
Kopfzerbrechen macht den Planern derzeit noch die Parkplatznot im Ortskern. Für die Bankkunden und für die Anwohner muß eine ausreichende Kapazität an Parkraum geschaffen werden. Die Errichtung von 18 Stellplätzen ist deshalb vorgesehen. Sollte jedoch kein zusätzlicher Parkplatz in Nieder-Erlenbach ausgewiesen werden, "wird das Plätzchen wahrscheinlich vollständig als Parkfläche benutzt", befürchtete Otfried Reinhardt (SPD). Schon derzeit klagen Anwohner über illegale Parker. "Eine zeitliche Begrenzung der Parkdauer in Alt-Erlenbach ist hier sinnvoll", schlug der SPD-Fraktionsvorsitzende vor.
Damit der Platz dann tatsächlich von Falschparkern verschont bleibt, will der Ortsbeirat einen Teil der Grünfläche an der Lochmühlstraße zubetonieren lassen. Das Umweltamt lehnte die Umwandlung der Freifläche in Parkraum schon vor Monaten ab, da sich in unmittelbarer Nähe ein Kinderspielplatz befindet. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, zumal das Ingenieurbüro Retzko & Topp im Sommer 1993 eine endgültige Fassung zur Verkehrsberuhigung der Grundnetzstraßen, und damit auch zur Neugestaltung der Straße Alt-Erlenbach, vorlegen wird. tin
44 Spiele, 16 zu 72 Punkte, 166 zu 338 Tore, zwölfter Tabellenplatz. Die Bilanz des EC Bad Nauheim ist niederschmetternd. Nimmt man die Auswärtspartien näher unter die Lupe, glaubt man seinen Augen nicht zu trauen. Gerade einmal vier magere Pünktchen (ein Sieg, zwei Unentschieden) stehen auf fremdem Terrain zu Buche. Zumeist hagelte es allerdings zweistellige Niederlagen.
Auswärts beginnt für den EC Bad Nauheim am Sonntag um 19 Uhr der Kampf ums sportliche Überleben. In der ersten Runde der Abstiegs-Play-off treffen die Badestädter auf den Tabellenneunten, EHC Essen-West. Erst nach vier Erfolgen im direkten Duell darf sich eines der beiden Teams über den Klassenerhalt freuen. Für die Rotweißen bedeutet dies, daß sie zumindest einmal am Westbahnhof gewinnen müssen, um die Saison vorzeitig zu beenden.
Bangemachen gilt aber nicht. EC-Trainer Rudolf Sindelar vertraut auf die "eigenen Gesetze einer Play-off-Runde" und verbreitet im Vorfeld Zweckoptimismus. Dies nicht ohne Grund, denn nach zahlreichen Schlappen geriet er nach dem letzten Heimspiel doch gewaltig in die Schußlinie. Am vergangenen Freitag saß mit dem 46jährigen Cliff Steward bereits ein möglicher Nachfolger auf der Tribüne. Sindelar will von alledem nichts wissen. "Ich sehe meine Position in keiner Weise gefährdet und kann mir auch nicht vorstellen, daß ein Trainerwechsel in dieser Situation etwas bringt." Auch die Gerüchte, daß die Mannschaft gegen ihn spielt, bereiten dem 51jährigen kein Kopfzerbrechen. "Wenn die Mannschaft gegen mich spielen würde, hätte sie dies von Anfang an getan. In Heimspielen hat sie aber immer wieder gezeigt, zu welchen Leistungen sie fähig ist."
Auf richtige Einstellung und Einsatzwillen setzt Sindelar auch am Sonntag. "Gleich das erste Spiel hat einen richtungweisenden Charakter, denn Essen steht gewaltig unter Druck und muß dieses Match gewinnen. Wir sind nur Außenseiter." Einen wichtigen Vorteil für sein Team sieht Sindelar in der derzeitigen Situation beim Gegner, denn "Essen hat momentan einen absoluten Tiefpunkt erreicht." Seit Monaten warten die Spieler auf ihre Gehälter, was die Verantwortlichen aber nicht davon abhalten konnte, auf dem Transfer-Markt noch einmal tätig zu werden. Die Motivation innerhalb der Mannschaft ist auf den Nullpunkt gesunken, und zu allem Überfluß hat auch noch Extrainer Gordon Blumenschein einen Konkursantrag gegen seinen früheren Arbeitgeber gestellt.
Auf dem sportlichen Sektor gilt es für die Kurstädter, die erste Essener Angriffslinie mit den beiden Russen Jaschin und Kaminiew sowie Trainersohn Georg Gailer in Schach zu halten. Auf Manndeckung will Sindelar aber vorerst nicht spielen lassen. "Ich möchte zunächst nur mit zwei Reihen agieren, unser dritter Sturm konnte sich im bisherigen Saisonverlauf nicht durchsetzen", begründet Sindelar seine Entscheidung.
Entschieden hat er sich mittlerweile auch in der Torwartfrage. "Karsten Greb ist ganz klar meine Nummer eins. Er hat zuletzt mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht." Und da die Essener mit Dirk Scholz auf der Position zwischen den Pfosten etwa gleichstark besetzt sind, könnte dieses Fernduell am Ende ausschlaggebend sein. ni
BAD VILBEL. Über "Europa der Regionen" spricht die Europa-Abgeordnete Dr. Ursula Braun-Moser (CDU) auf Einladung der Jungen Union Bad Vilbel am Freitag, 26. Februar, ab 19.30 Uhr im kleinen Kurhaus-Café. Als Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, Währung und Industrie geht die Referentin auf europäische Fragen ein.
Viele Bürger interessiert auch, durch welche parlamentarischen Gremien die Europa-Entscheidungen legitimiert werden, warum es keine Kennzeichnungspflicht für gen-manipulierte oder nuklear- bestrahlte Lebensmittel gibt und warum Lastwagentransporte über unsere Straßen steuerlich subventioniert werden.
Aus der Sicht der JU dürften auch Fragen zu beruflichen Chancen in Europa für Jugendliche interessant sein. de
NIDDERAU. Wind und Meer satt für "Landrattten. Ein Erlebnis zweifelsohne: Einen Segeltörn auf der Ostsee bietet die Stadtjugendpflege in den Sommerferien als Ferienfreizeit an.
Vom 30. Juli bis zum 13. August können Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren mitfahren.
Da die Route von Wind und Wetter abhängt, wird sie erst vor Ort vom Skipper festgelegt werden.
Bisher ist von den Veranstaltern geplant, von Rostock aus an der deutschen Ostseeküste entlang bis zu den Inseln Rügen und Usedom zu segeln und dann weiter bis zu den dänischen Inseln Møn oder Seeland zu schippern.
Die Jungen und Mädchen werden auf dem Segelschiff in vier- und zwei-Bett- Kabinen untergebracht. Die Zahl der Teilnehmer ist auf 21 Personen beschränkt. Der Preis für die Reise beträgt 750 Mark pro Person.
Anmeldeformulare und nähere Informationen gibt es im Rathaus Nidderau, Am Steinweg 1, und an der Information montags von 16.30 bis 18.30 Uhr oder dienstags und donnerstags von 8.00 bis 12.00 Uhr.
Telefonische Auskunft erteilt die Jugendpflege unter 06187/201153. gem
USINGEN. Ein Höhepunkt der närrischen Kampagne steht am Samstag, 20. Februar, bevor, wenn der Buchfinkenzug vom Neuen Marktplatz aus durch die Stadt ziehen wird. Ab 11 Uhr wird sich der närrische Lindwurm am Rathaus vorbei, über die Ober- und Kreuzgasse, die Neutorstraße, die Hattsteiner Allee bis zur Stadthalle schlängeln, wo anschließend weitergefeiert werden kann.
Um 11.30 Uhr rücken außerdem die UCV-Streitmacht mit Elferrat, Prinzenwagen, Garde und Kanonenwagen an, um das Rathaus zu stürmen. Der alljährliche Umzugsstau dort soll diesmal mit zahlreichen Einlagen an der Ecke Obergasse / Kreuzgasse, am Alten Marktplatz und am Kortheuer Haus entzerrt werden.
Parkplätze für Besucher stehen am Neuen Marktplatz, Amtsgericht, Parkplatz Rudolf und an der Stadthalle zur Verfügung. cn
MAIN-TAUNUS-KREIS. Kreissozialdezernent Gerd Mehler (SPD) ist froh, noch rechtzeitig Geld lockergemacht zu haben. Der Haupt- und Finanzausschuß des Kreistags bewilligte vorige Woche 100 000 Mark für ein neues Projekt, das sieben schwer vermittelbaren Jugendlichen im Alter bis zu 27 Jahren einen Zugang in die Arbeitswelt ermöglichen will. Doch angesichts der wirtschaftlichen Talfahrt ahnt der Vizelandrat schon jetzt: "Es wird schwer sein, Projekte unter dem Motto ,Arbeit statt Sozialhilfe&rquote; zu verteidigen."
Für Mehler unterscheidet sich das Vorhaben unter Federführung der kreiseigenen Beratungsstelle Jugend und Beruf (Eschborn) erheblich von früheren. Habe man noch vor einigen Jahren Arbeitsplätze in der Wirtschaft finanziert, sogar eine eigene Ausbildungswerkstatt gegründet, sei heutzutage die Zahl der Stellen für Auszubildende kein Problem mehr. Statt dessen lägen die Schwierigkeiten bei den Jugendlichen selbst, die durch das Raster der Arbeitsämter fielen. Sie seien keine "klassischen" Arbeitslosen, da sie nie gearbeitet hätten.
Ziel des Projekts ist es, die Schere zwischen den Fähigkeiten der zum Teil lernbehinderten Jugendlichen und den Anforderungen an sie zu schließen, schilderte Lydia Karell von der Beratungsstelle. Bevor sie jedoch die extra geschaffenen Arbeitsplätze in den Betrieben antreten, gibt es lange Vorgespräche. Oftmals gelte es, eine Verweigerungshaltung aufzubrechen und sogenannte Arbeitstugenden wie Pünktlichkeit, Ausdauer, Konflikt- und Teamfähigkeit aufzubauen.
Die Beratungsstelle hilft bei der Suche nach einem Arbeitsplatz und betreut die Jugendlichen während der Beschäftigung sowohl in persönlichen Dingen als auch bei Problemen im Betrieb und mit dem Arbeitgeber. Sie achtet zudem darauf, daß ihr Klient Teilqualifikationen erwirbt und, so Lydia Karell, "nicht etwa nur den Hof kehrt". Das ist in einer Rahmenvereinbarung geregelt, die das Unternehmen mit dem Main-Taunus-Kreis abschließt. Um eine betriebswirtschaftliche Rentabilität annähernd zu sichern, bekommt der Arbeitgeber vom Kreis einen Lohnkostenzuschuß. Angestrebt wird nach der Projektphase die Übernahme in eine dauerhafte Beschäftigung.
Glücklich ist man bislang über die Resonanz der Betriebe, von denen einige ihr Mitmachen zugesagt haben. Auch für zehn Frauen, die Mitte Dezember 1992 nach Vorstellungsgesprächen vom Kreissozialamt für ein weiteres Projekt zur Wiedereingliederung in den Beruf ausgesucht wurden, sind Kooperationsfirmen gefunden worden. Hier ist der Verein "Selbsthilfe im Taunus" Träger des von Kreis, Land und Arbeitsamt finanzierten Versuchs. Schon jetzt zeige sich, daß einige der Frauen durchaus Chancen hätten, übernommen zu werden, obwohl sie in der Regel lange Zeit erfolglos versucht haben, sich zu bewerben. Wie bei den Jugendlichen geht das Projekt mit Betreuung einher und werden fachliche Anleitungen von einer extra dafür angestellten und hauswirtschaftlich ausgebildeten Kraft gegeben.
Ob diese Projekte jedoch auf Dauer Bestand haben, ist ungewiß. Denn aktive Arbeitsmarktpolitik werde wegen Sparmaßnahmen immer schwerer, so Mehler. Dabei sei es viel besser vorzubeugen, als hinterher mit viel Geld zu heilen. Auf Dauer, sagte Mehler, könnten so die Sozialhilfeetats entlastet werden. set
KREIS OFFENBACH. Das Kreishaus in Offenbach wird schon seit Jahren im Inneren optisch aufgepeppt: Flure und Büros werden mit den Werken einheimischer Künstler geschmückt, die vom Kreis in den vergangenen Jahren angeschafft wurden. Damit soll die Arbeit der Künstler gefördert und nach außen anerkannt werden. Gestern übergab Bernhard Paeslack vom Vorstand der Sparkasse Langen-Seligenstadt dem Kreisausschuß elf Werke im Wert von 19 000 Mark von Heinz Diekmann (Dreieich), Heinz Umbach (Langen) und Karl-Heinz Wagner (Dietzenbach). Die Jubiläumsstiftung der Bezirkssparkasse Langen stellt sie als Dauerleihgabe zur Verfügung. hf
Dr. W. auf der Flucht
HANAU. Nach jahrelanger Flucht durch Südamerika befindet sich der frühere Großauheimer Zahnarzt Dr. Wilhelm W. wieder einmal in staatlichem Gewahrsam. Wie ein Sprecher der Hanauer Staatsanwaltschaft mitteilte, wurde der 46jährige, der ein gutgehende Praxis in Großauheim betrieb, im brasilianischen Rio de Janeiro festgenommen. Die deutschen Behörden hoffen, daß W. diesmal ausgeliefert wird.
Vor drei Jahren war der Zahnarzt von Fahndern des Bundeskriminalamtes bereits schon einmal festgenommen worden, doch die argentinischen Behörden setzten ihn trotz eines Auslieferungsbegehrens aus unerfindlichen Gründen wieder auf freien Fuß.
Der Zahnarzt wird beschuldigt, in den frühen 80er Jahren wohlhabende Patienten über ihre Reichtümer ausgehorcht und anschließend Einbruchtrupps losgeschickt zu haben. Im Jahre 1986 verurteilte eine Hanauer Strafkammer mehrere Männer, die in Wohnungen der Opfer eingedrungen waren und diese teilweise auch mißhandelt hatten, zu mehrjährigen Haftstrafen. Schon damals stand W., der in diesem Prozeß als Zeuge aufgetreten war, im Verdacht, in die Raubtaten verwickelt gewesen zu sein. Doch bevor gegen ihn wegen der Anstiftung zu schwerem Diebstahl verhandelt werden konnte, setzte er sich nach Südamerika ab.
Dort hinterließ er in vielen Ländern seine Spuren. So soll er beispielsweise auf Sri Lanka einen lukrativen Babyhandel betrieben und bei Herrscherfamilien soll er sich mit Spitzensalär als Hauszahnarzt verdingt haben. Indirekt hatte im vergangenen Jahr die Hanauer Justiz sogar nochmals mit Dr. W. zu tun.
Der umtriebige Mediziner hatte in Argentinien eine Hanauerin geheiratet, allerdings mit gefälschten Heiratsurkunden, wie deutsche Behörden später bei der Prüfung festgestellt hatten. Die Frau - es soll bereits die dritte Ehefrau gewesen sein - mußte sich wegen Urkundenfälschung verantworten.
Die Staatsanwaltschaft hofft nun, daß dem Auslieferungsbegehren diesmal stattgegeben wird und dem Großauheimer bald der Prozeß gemacht werden kann. are
MAINTAL. Im "Kampf" um Wählerstimmen ist den rivalisierenden Parteien und Gruppierungen offenbar kein Anlaß zu gering. Da werden beispielsweise drei Erzieherinnen der städtischen Kindertagesstätte Ahornweg in Maintal-Hochstadt gleichzeitig schwanger. Schon treten drei Damen - die Christdemokratinnen Angelika Feuerbach und Helga Kentner und die Kommunistin Karin Happ-Reich - im Schulterschluß gegen eine vierte an, die für den "Betreuungsnotstand" verantwortliche Sozialdezernentin Priska Hinz (Grüne).
Als in der mit 88 Plätzen relativ kleinen Hochstädter Einrichtung Anfang des Jahres die drei Erzieherinnen nicht mehr mitarbeiteten, hatte sich nicht nur das städtische Personalamt, sondern auch der Elternbeirat der Kindertagesstätte mit Anzeigen um Ersatz bemüht (die FR berichtete). Daß es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte, liege "an der absolut unzureichenden Personalbemessung in den städtischen Kitas", urteilte die Vorsitzende und Spitzenkandidatin der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), Stadtgruppe Maintal, Karin Happ- Reich, in einer Pressemitteilung.
"In unserer Stadt werden noch nicht einmal die knappen Bemessungszahlen des Landesjugendamtes erfüllt. Haben andere Städte zwei Erzieherinnen pro Kita-Gruppe, so sind es in Maintal im Durchschnitt noch nicht einmal eineinhalb", rügt Happ-Reich und warnt: "Das, was jetzt in Hochstadt eintritt, kann morgen schon jeder anderen Kita in unserer Stadt passieren."
Eine Chance für grundlegende Verbesserung sei auch nicht in Sicht, weil die Nachbarstädte Frankfurt und Hanau ihren Erzieherinnen übertarifliche Zulagen zahlen würden, während sich Maintal weigere, diesen Weg zu gehen. Somit werde sich hier die Betreuungssituation künftig noch weiter verschärfen. Zur Situation in Hochstadt heißt es weiter, die Betreuungszeiten durch ausgebildetes Personal seien stark eingeschränkt worden (statt von 7 bis 17 Uhr nur noch von 7.30 bis 15 Uhr), nachmittags würde durch vier Mütter ein Notdienst gewährleistet. Zudem sei schon von einem Aufnahmestopp im Sommer die Rede. Das sei "ein unhaltbarer Zustand".
Um ihn zu ändern, solle die Stadt neues Personal einstellen und dafür die Mehreinnahmen verwenden, die sich aufgrund der Gebührenerhöhungen ergäben, was "fast 700 000 Mark" wären. Abschließend forderte Karin Happ-Reich "eine Anpassung der Erzieherinnengehälter an die Sätze von Frankfurt und Hanau".
Unter der Schlagzeile "Gebühren rauf, Leistung runter?" griffen die CDU-Stadtverordneten Angelika Feuerbach und Helga Kentner den Fall auf und beantragten eine Sondersitzung des Sozialausschusses, dem sie beide angehören. Auch sie monierten, daß Betreuungszeiten "drastisch reduziert" worden seien. Zudem sei ihnen zu Ohren gekommen, daß "schulpflichtige Kinder ihren Platz bereits mit Beginn der Sommerferien hergeben sollen".
Solche "Maßnahmen", urteilten die Politikerinnen, seien "nicht tragbar". Gerade berufstätige Eltern seien auf feste Betreuungszeiten angewiesen. Der "Rausschmiß" der schulpflichtigen Kinder sei "völlig unangemessen".
In der Sondersitzung des Sozialausschusses sollte der Magistrat einerseits allgemein Auskunft zur Personalausstattung der Kindertagesstätten geben und andererseits speziell zur Situation in Hochstadt. Dazu erinnerten die Christdemokratinnen, Sozialdezernentin Hinz selbst sei es gewesen, "die auf die CDU- Forderung nach mehr Erzieherinnen die Meinung vertrat, die städtischen Kindertagesstätten verfügten über ausreichend Personal".
Stadtverordnetenvorsteher Josef Sigulla (SPD) lehnte die Sondersitzung ab. Das brachte ihm seitens der CDU in einer weiteren Presseerklärung unter anderem den Vorwurf ein, "daß Sigulla hier offensichtlich den rot-grünen Magistrat vor unliebsamen Fragen schützen will". Die Auskunft des Parlaments-Chefs, der Magistrat sei in dieser Angelegenheit bereits tätig geworden, befriedige die CDU- Stadtverordneten nicht, hieß es: "Sie hätten gern von der Dezernentin verbindlich erfahren, wie die aktuelle Notsituation in Hochstadt gelöst und ähnliches in anderen Kindertagesstätten vermieden werden soll."
Stadträtin Hinz äußerte sich auf Anfrage der FR verwundert, die Damen hätten doch anrufen und sie fragen können: "Ich gebe gerne Auskunft, es gibt nichts zu verbergen. Aber bisher hat noch niemand von der Opposition angerufen. Zur Sache erklärte die Politikerin, eine der drei vakant gewordenen Stellen sei noch im Januar neu besetzt worden, die zweite zum 1. Februar. "Und wir hatten inzwischen weitere Bewerbungsgespräche. Die dritte Stelle wird zum nächstmöglichen Zeitpunkt besetzt, sobald die Frau aus ihrem Vertrag loskommt."
Zum "Rausschmiß"-Vorwurf sagte Hinz, in Gesprächen mit dem Elternbeirat - "der übrigens sehr kooperativ ist" - sei lediglich in einer Art Gedankenspiel erwogen worden, daß einige Eltern gegebenenfalls bereit wären, ihre im Sommer schulpflichtig werdenden Kinder bereits zu Beginn der großen Ferien nicht mehr in den Kindergarten zu schicken. Zur aktuellen Überbrückung des personellen Engpasses würden nachmittags Honorarkräfte beschäftigt, bestehend aus Praktikantinnen und Eltern.
Abschließend teilte Priska Hinz mit, eine dreifache Schwangerschaft in einer Einrichtung sei durchaus keine einmalige Situation: "Im vergangenen Jahr hatten wir in der Kita Gänsseestraße schon mal dasselbe - ohne Anfrage der Opposition." pom
KRONBERG. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Stuckenschmidt hat sich gegen Vorwürfe der CDU gewehrt, seine Partei mache Heinz-Rüdiger Erben "wider besseres Wissen zu einem Kriminellen". Wie berichtet, hatte die CDU kürzlich einen offenen Brief verteilt, in dem sie sich noch einmal hinter ihr umstrittenes Fraktionsmitglied gestellt hat. Stukkenschmidt betonte, er habe Erben niemals zum Kriminellen gemacht, sondern ihm sogar Respekt und Anerkennung für seine parlamentarische Arbeit bekundet. Er habe nur einen Fehler, den Erben gemacht habe, einen Fehler genannt.
Das CDU-Flubblatt, so Stuckenschmidt weiter, enthalte zudem eine unvollständige und zum Teil falsche Darstellung. Erben habe in der Dezember-Sitzung heftige Kritik am Konzept des Magistrats geübt. Wäre die Koalition, davon beeindruckt, auf den zweithöchsten Bieter übergegangen, wäre Erben der Architekt dieses Millionenprojekts geworden.
Der Vorsitzende des Bundes der Selbständigen in Kronberg, Franz Merten, hat den Streit um Erben als "Kampagne" verurteilt, die "mit den übelsten Gerüchen nach Wahlkampf stinkt". Sie sei zwar "rechtens", aber "eine andere Praxis als bisher üblich". Kronberger Selbständige dürften nicht "von der politischen Arbeit ausgegrenzt werden", nur weil sie "berufliche Beratungen im weitesten Sinne vornehmen". esi
DIETZENBACH. Der letzte Plan, nach dem noch in größerem Umfang freistehende Häuser gebaut werden dürfen, kann jetzt von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedet werden. Der Bebauungsplan Nummer 70 für das Gebiet westlich der Offenbacher Straße und südlich des Stiergrabens umfaßt einen Fläche von rund sieben Hektar und beinhaltet den Bau der sechsten Grundschule in der Stadt sowie einen Kindergarten.
Der Bebauungsplan umfaßt ferner einen integrierten Landschaftsplan. Nach Ansicht des Ersten Stadtrates und Baudezernenten, Lothar Niemann, handelt es sich wegen der Randlage um eine sehr attraktives Wohngebiet. aim
OFFENBACH. Im Sommer 1994 wird eine Dreifelder-Sporthalle für die Gewerblich-Technischen-Schulen (GTS), für das Rudolf-Koch-Gymnasium und für die Sportvereine auf dem GTS-Gelände fertig sein. Das Lehrschwimmbecken in der Marienschule für Grundschulkinder und "angemeldete Gruppen" wie Behinderten- und Senioren-Treffs soll nach den Sommerferien 1993 benutzt werden können.
Bürgermeister Klaus Bodensohn berichtete gestern, daß sich der Magistrat auf Finanzierungs- und Baumodalitäten der langdiskutierten Projekte geeinigt hat. Die Stadtverordneten werden in ihrer Sitzung am 25. Februar den Ersatzbauten für die wegen des Herrnstraßen- Projektes abgerissenen Koch-Turnhalle und Stadtbad sowie des stillgelegten Parkbades zustimmen: Die SPD / CDU- Koalition signalisierte Zustimmung.
Die Sporthalle baut die stadteigene Gemeinützige Baugesellschaft (GBO) zum Festpreis von 3,6 Millionen Mark. Finanziert wird die Sporthalle, die ohne wünschenswerte, aber verzichbare Schnörkel gebaut wird, aus den Erlösen des Verkaufs des Herrnstraßen-Areals, aus Haushaltsumschichtungen und dem Anspartopf für den Bau eines neuen Hallenbades. Statt mit drei Millionen Mark wird er dann nur mit zwei Millionen Mark gefüllt sein, denn aus diesem Topf wird auch der 840 000 Mark teure Umbau des Schwimmbades der Marienschule mitfinanziert. Die Stadt mietet dieses Bad vom Schulträger, der Diözese Mainz, auf mindestens zwölf Jahre. Die jährlichen Betriebskosten liegen bei 288 000 Mark. lz
KARBEN. Hexen, Zauberer, Fledermäuse, Gespenster werden zum "Hexentanz im Spukschloß" erwartet, der Faschingsdisco für Kinder ab sechs Jahren im Jugendkeller des Bürgerzentrums am Freitag, 19. Februar, ab 15 Uhr.
Mitglieder der Jugendpflege haben sich zusammen mit dem Stadtjugendring einige Anregungen für einen lustigen Nachmittag ausgedacht. Es gibt gemeinsame Tänze, eine Schmink-Ecke, die Kinder können sich Buttons drucken, es warten auch Überraschungen. de
HANAU. Sonderabfall kann am Dienstag, 23. Februar, von 11 bis 12.30 Uhr am Steinheimer Friedhof (Vogelsbergstraße) abgegeben werden, von 13 bis 14.30 Uhr am Kahler Weg in Großauheim und von 15 bis 16.30 Uhr gegenüber dem Zollamt am Hafen.
Eine Hilfe, die nicht mehr Mode, aber noch nötig ist Momentaufnahmen Offenbacher Brigadisten aus Rivas Von unserem Redaktionsmitglied Peter Müller OFFENBACH. Seit in Nicaragua nicht mehr die Sandinisten das Sagen haben, sondern die U.N.O.-Regierung, ist der Alltag an der Oberfläche bunter und lauter geworden. So beschreibt eine Dokumentation der Solidaritätsbrigade das Land. Im Juli vergangenen Jahres hatten 14 Brigadisten in Rivas - seit 1986 mit Offenbach verschwistert - handfeste Entwicklungshilfe geleistet und herausgefunden: Der bunte, laute Schein trügt. Im Land herrsche immer noch große Armut, werde durch die neo-liberale Wirtschaftspolitik sogar schlimmer. "60 Prozent Arbeitslosigkeit": Wolfgang Christian hält die Zahl all jenen entgegen, die dem Verein Para-Nicaragua, kurz PaNic, erzählten, mit der Nicaragua-Arbeit sei es längst vorbei, andere politische Themen wie Asylbewerber oder Somalia gelte es anzupacken. Die Partnerschaft mit Rivas ist ja auch bei den Christdemokraten nicht unumstritten.
Christian setzt dem entgegen, Nicaragua brauche immer noch die internationale Unterstützung der Sandinisten, weil sie die einzige politische Kraft seien, den Weg aus der Massenarmut zu zeigen.
Was die Offenbacher Brigadisten in ihrem Buch zusammengetragen haben, stellt eine Momentaufnahme Nicaraguas und der Partnerschaft zwischen Offenbach und Rivas dar. Dem ersten Eindruck von knalligen T-Shirts, lärmendem TV und einem größeren Angebot auf den Märkten stünden Armut, Obdachlosigkeit und eine katastrophale medizinische Versorgung gegenüber, machen die Brigadisten deutlich.
Errungenschaften der Sandinisten, wie die Gesundheitsposten auf dem Lande, seien auf der Strecke geblieben. Unter der U.N.O. mit der Präsidentin Violeta Barrios de Chamorro ziehe sich der Staat aus immer mehr Funktionen, wie der Gesundheitsvorsorge, dem Schulwesen und der Wirtschaftsregulierung, zurück. Wie immer arbeiteten die Brigadisten während ihres mehrwöchigen Aufenthals an verschiedenen Projekten mit. Sie schauten nach der Dachziegelfabrik in Rivas, die das Land Hessen schon zum zweiten Male mit 22 000 Mark bezuschußt hat, und die mit 200 000 Mark von der Europäischen Gemeinschaft ausgebaut werden soll. Sie halfen eine Wasserleitung im "Barrio Galeano" zu verlegen, wobei die einheimischen Frauen am härtesten mit anpackten. Sie deckten 34 neue Dächer zusammen mit den Familien, die die Hütten bewohnen. Mit einer Spende griffen die Brigadisten den Ureinwohnern Nicaraguas, den Indigenas, unter die Arme.
Natürlich gab es im vergangenen Sommer auch Gespräche mit Wilfredo Santana, der acht Jahre lang sandinistischer Bürgermeister von Rivas war und heute offiziell die Städtepartnerschaft mit Offenbach koordiniert. Santana berichtete von den Bestrebungen der ehemaligen Großgrundbesitzer, wieder an ihr Land zu kommen und die Landreform der Sandinisten rückgängig zu machen.
Seinen Nachfolger, den Christdemokraten Antenor Lopez, lernten die Brigadisten als einen Mann kennen, der der direkten Offenbacher Entwicklungshilfe für soziale, "wenn man so will, sandinistische Projekte", wohlwollend gegenübersteht; wie dem Frauenhaus. Dort werden die von Offenbachern gespendeten Näh- und Schreibmaschinen für Kurse gebraucht und benutzt.
Die Brigade wollte auch die Schulpartnerschaften zwischen Offenbach und Rivas wiederzubeleben, machte Besuche in allen Schulen. Laut Wolfgang Christian gab es ursprünglich einmal vier Partnerschaften. Auf Offenbacher Seite sind mit der Humboldt- und der Goetheschule zwei übriggeblieben, und im vergangenen Jahr ist die Albert-Schweitzer-Schule neu hinzu gekommen. Die Käthe-Kollwitz- Schule wird wie die Schiller- und Marienschule für neue Partner vorgeschlagen, da "ihre Schule" in Nicaragua geschlossen wurde.
Die Schulen in Nicaragua, so berichten die Brigadisten, sollen privatisiert werden. Das hätte schlimme Folgen für viele: Arme Familien können das Schulgeld nicht zahlen.
Was ist ein "Matronenschatzer"? Das wissen Sie nicht? Das ist natürlich ein Matratzenschoner, der einige Lautverschiebungen erlitten hat. "Versprecher als Gegenstand der Wissenschaft" hatte Helen Leuninger, Sprachwissenschaftlerin am Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Frankfurter Universität, ihrem Publikum im Holzhausenschlößchen versprochen. Den eigenen Versprecher hat sie erst kürzlich bei ihren Studenten abgeliefert mit dem "genischen Sexsitiv" statt des "Sächsischen Genitivs".
Auf der Ankündigung der Bürgerstiftung war der "fleischliche Weibergeselle" als Beispiel genannt worden und hatte prompt viele Zuhörer angezogen. Sie bekamen, passend zum Februar-Termin, ein "Zwischending von Büttenrede und wissenschaftlichem Vortrag", aber sie hatten mehr Grund zum Lachen als bei einer üblichen Büttenrede.
Versprecher-Forschung, die Untersuchung dessen,was im Lieferanten des Versprechers vorgeht und welches sprachliche Strandgut da auftaucht, betreibt man, so war zu hören, schon seit 1895. Bei 150 in der Minute gesprochenen Wörtern steht die Chance des Versprechens eins zu tausend. Gelungene Versprecher sind eigentlich kostbar. 4 000 gibt es in einer deutschen Datensammlung, 9 000 in einer amerikanischen. Schon 1904 beschäftigte sich Namenspatron des Freudschen Versprechers mit dem Alltagsleben in der Sprache. Mitleidsvoll kommt es angesichts eines schweren Schicksals über die Lippen: "Der Mann hat schon viel hinter sich gemacht." Da gibt's Verschiebungen wie Tabs und Schaback statt Schnaps und Tabak oder die gedankliche Vorwegnahme "festliche Freßfeier" statt "fröhliche Festfeier", bei der einige "auf das Wohl des Chefs aufstoßen".
Man muß den Sprechern, so die Sprachwissenschaftlerin, in die Köpfe schauen, um die allgemeinen Muster herauszufinden. Aber man dürfe ihnen nicht zu nahe treten. Die meisten seien pikiert, weise man sie auf ihren Versprecher hin. Der Regeldruck der Sprache bleibt bestehen. Phonetische Details, semantische Faktoren bleiben erkennbar. Wunschdenken sei etwa dabei, wenn es heißt: "Männer können immer noch trinken, wenn sie was gefahren haben". Wie beruhigend dagegen ist es doch, im Funk zu hören: "Auf der Autobahn Frankfurt - Köln schneit es in beiden Fahrtrichtungen".
Literatur-Guru Marcel Reich-Ranikki fragte kürzlich in der Fernsehrunde den Kollegen Karasek: "Gilt: &rquote;Eine Krähe wäscht die andere' auch für den Literaturbetrieb?" "Eine Hand wäscht die andere" und "Eine Krähe hackt der andern kein Auge aus" hatte er da durcheinandergeschüttelt - vielleicht absichtlich.
Helen Leuninger sammelt das alles. Ihre "Notizen aus dem sprachlichen Alltag", die zur sprachlichen Erhellung wie zum sprachlichen Bewußtsein beitragen, erscheinen demnächst im Amman Verlag Zürich. Die Kostproben konnte man sich "auf dem Mund zergehen lassen".
ERIKA ALBERS
eh WARSCHAU, 17. Februar. Der Parlamentsfraktion der polnischen Gewerkschaft "Solidarnosc" droht die Spaltung. Grund ist die Haushaltsabstimmung am vergangenen Freitag, bei der zehn der 24 Abgeordneten entgegen der Empfehlung des Gewerkschaftsvorstands für den Entwurf der Regierung gestimmt hatten.
Nun fordern mehrere Regionalorganisationen der Gewerkschaft, angeführt von der wichtigen Region Masowien, den Ausschluß der Abweichler aus der "Solidarnosc". Sie verlangen, die Gewerkschaft müsse "aufhören, eine Prothese der Regierung zu sein". Die betroffenen Abgeordneten beklagen dagegen die "kompromißlose Anspruchshaltung" der Gewerkschaft.
Die endgültige Entscheidung wird vom Landesvorstand der Gewerkschaft abhängen, der am kommenden Mittwoch zusammentritt. Der Gewerkschaftsvorsitzende Marian Krzaklewski wird versuchen, die Einheit der legendären Arbeiterorganisation zu retten. Fraktionschef Bogdan Borusiewicz hält die Einheit der "Solidarnosc" bereits jetzt für verloren.
"Ich mache das, was ich sage", singt Wang Xiaofang aus Peking. Die alten Männer, die dort das Sagen haben, hören das gar nicht gern, und deshalb mußten die fünf jungen Frauen der Rockgruppe "Cobra" auf Auslandsreisen bislang verzichten. "Bürokratische Schwierigkeiten." So lautete der amtliche Befund, der "Cobra" in Grenzen (der Volksrepublik) hielt.
Doch wer die Gruppe auf der Bühne erlebt hat, wer die jungen Frauen gesehen und gehört hat, wer darüber hinaus ein wenig nur von Janis Joplin weiß, von den "Stones", den "Beatles", Eric Clapton oder von "Creedence Clearwater Revival", der weiß, daß ihnen nicht beizukommen ist. Nicht mit "bürokratischen Schwierigkeiten". - Es war ihnen nicht beizukommen. Sie sind da, sind in Deutschland.
Der "Sinkkasten" ist, an diesem Abend, chinesisches Festland, die Deutschen, die wenigen Deutschen, genießen großzügig Asyl. "Cobra" läßt auf sich warten, und sie mucken kein bißchen auf, die jungen Chinesen, "Auslandsstudenten" aus Frankfurt, Heidelberg, Darmstadt, Gießen. Sie warten mit Langmut, ein jeder an seinem Ort, in seiner Gruppe, mit der er angereist ist. Dort wird das Rockfieber im Bereich erhöhter Temperatur gehalten. Vergnügt sind sie, das wohl hin und wieder sogar lärmend, doch bevor sie aufzufallen drohen, versetzt es sie in jähes Verstummen. Es? Das Kollektiv, das kollektive Unbewußte, das, so steht's geschrieben, von alters her wisse, daß der, der sich aus der Bestimmung durch die Gesellschaft löse, in der nur der Kaiser als einzelner denkbar ist, der "Maß und Mitte" nicht einhalte, daß der "große Unordnung unter dem Himmel" anrichte.
Der Frauenrock aus Peking aber setzt dieses von Sun Longji erforschte chinesische Unbewußte außer Kraft. Mit Saxophon (Lin Yue), Gitarre (Xiao Nan), Baß (Suo Yujie), Keyboard (Yu Jin) und Schlagzeug (Wang Xiaofang) greifen sie an, rocken leidenschaftlich gegen die große Ordnung unter dem Himmel, offen und laut. "Ich mache das, was ich sage", singt Wang Xiaofang. Und was sagt Xiao Nan? "Auch wenn ich nicht alles zu erklären weiß." Da kommt Leben in die Leiber, in vereinzelte, doch die werden immer mehr, und bald hüpft, johlt und tanzt halb China im hoffnungsschwangeren Wind, der aus dem Pekinger Frühling kommt, vor der Bühne.
Wann habe ich Chinesen so aus dem Häuschen, so aus der wohldressierten Haut gesehen? Damals, zur Hochzeit der Hoffnung, als diese Frau aufgestellt wurde, die aus Styropor, die "Göttin der Demokratie" auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Eine Frau, die die alten Männer im benachbarten Regierungssitz gänzlich um den Verstand brachte.
RAINER ZUFALL
rei WASHINGTON, 17. Februar. Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) hat sich für eine bessere militärische und wirtschaftliche Integration Osteuropas ausgesprochen. Vor der Konrad- Adenauer-Stiftung bezeichnete Rühe am Mittwoch in Washington den in der Bundesrepublik geplanten "Solidarpakt" als Beispiel: "Was wir brauchen, ist ein 'europäischer Solidarpakt'". Die osteuropäischen Nachbarländer müßten die Perspektive haben, daß ihre Zukunft in der Europäischen Gemeinschaft liege. Sie dürften auch nicht aus den euro-atlantischen Sicherheitsstrukturen ausgeklammert werden.
"Osteuropa darf konzeptionell kein Niemandsland sein. Ich kann nicht einsehen, warum künftige Mitgliedstaaten der Europäischen Union grundsätzlich aus der NATO ausgeschlossen sein sollten. Die atlantische Allianz kann keine 'geschlossene Gesellschaft' sein", sagte Rühe.
Teil der Hanauer Straße wird vier Monate gesperrt
NIDDERAU. Wegen Kanalbauarbeiten wird die Hanauer Straße Nidderau-Ostheim zwischen Vorderstraße und Eisenbahnstraße ab 1. März für vier Monate voll gesperrt. Die Umleitung wird ausgeschildert. gem
Der Traumstart mit 6:0 Punkten ist für die Wasserballer des VfB Friedberg weiterhin möglich. Nach einem mühevollen Auftakterfolg gegen Offenbach II (die FR berichtete) hatten die Kreisstädter im zweiten Spiel gegen Oberliga-Aufsteiger SC Wiesbaden keinerlei Probleme. Der Grundstein zum hochverdienten 11:7-Sieg in der Landeshauptstadt wurde bereits im ersten Viertel gelegt, das die Friedberger mit 3:0 für sich entscheiden konnten. Erst als die Friedberger im Schlußabschnitt überheblich agierten, kamen die Wiesbadener noch einmal heran, ohne allerdings den Sieg gefährden zu können.
Am morgigen Samstag (20.15 Uhr) gibt nun die zweite Mannschaft aus Fulda ihre Visitenkarte im Usa-Wellenbad ab. "Wichtig ist es,in der Abwehr konsequent zu Werke zu gehen und den Gästen durch aggressives Spiel bereits zu Beginn den Schneid abzukaufen," gibt VfB-Trainer Goy die Marschroute vor. Trotz der beiden Erfolge zum Saisonauftakt bleibt er auf dem Boden der Tatsachen. "In diesem Jahr haben wir ein leichtes Auftaktprogramm erwischt. Wir dürfen keinesfalls abheben." Denn die dicken Brocken stehen den Friedberger Wasserballern noch bevor. ni
vs DÜSSELDORF, 17. Februar. Der Düsseldorfer Umweltminister Klaus Matthiesen (SPD) hat am Mittwoch unzweideutig sein politisches Schicksal mit dem noch fehlenden Teilstück der Autobahn A 4 vom nordrhein-westfälischen Olpe durch das Rothaargebirge ins hessische Bad Hersfeld verknüpft. Dieses seit mehr als einem Jahrzehnt umstrittene Autobahnteilstück, das die CDU dringend fordert, um die neuen Bundesländer mit dem industriellen Westen zu verbinden, werde "nur über meine Leiche" gebaut, versicherte Matthiesen vor der Landespressekonferenz in Düsseldorf.
Im Mai 1979 war schon einmal ein Umweltminister wegen der Rothaarautobahn zurückgetreten. Diether Deneke (SPD) hatte die damalige sozial-liberale Koalition in Düsseldorf verlassen, weil diese seiner Ansicht nach nicht entschieden genug für den Schutz des Rothaargebirges gegen die Ansprüche der Autobahn-Lobby aufgetreten war. Matthiesen setzte am Mittwoch demonstrativ den Kamm des Rothaargebirges auf die Liste von insgesamt zwölf nordrhein-westfälischen Naturreservaten, die in einem noch vom Landtag zu verabschiedenden Landesentwicklungsplan vor allen Eingriffen des Menschen geschützt werden müßten. Das Rothaargebirge wird damit Teil eines landesweiten Biotopenverbundes, in dem kein Raum mehr ist für eine breite Autobahntrasse.
Dieser Teil des Rothaargebirges zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen droht damit zu einer neuen Kraftprobe zwischen Bonn und Düsseldorf zu werden. Nach Angaben des Siegener CDU- Bundestagsabgeordneten Paul Breuer haben sich nämlich die Koalitionsparteien in Bonn darauf verständigt, das umstrittene Autobahnteilstück durch eine Änderung des Bundesverkehrswegeplans zu einer Strecke des "vordringlichen Bedarfs" hochzustufen. Der Verkehrsausschuß des Bundestages wird nach Breuers Angaben diese Entscheidung schon im April fällen. Danach könnte "unverzüglich" mit den Planungen begonnen werden, meinte der Abgeordnete, der seit Jahren gegen den Widerstand zahlreicher örtlicher Umweltschutz-Gruppen für die Autobahn durch das Rothaargebirge streitet.
dec BANGKOK, 17. Februar. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, hat am Mittwoch in Bangkok an die burmesische Militärjunta appelliert, "weise zu handeln" und die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi freizulassen. Gemeinsam mit sieben weiteren Friedens-Nobelpreisträgern tritt der Dalai Lama bei seinem Besuch in Thailand für die Einhaltung der Menschenrechte im benachbarten Burma ein.
Aung San Suu Kyi, Symbolfigur der demokratischen Opposition gegen die burmesische Junta, wird seit über dreieinhalb Jahren in ihrem eigenen Haus in Rangun, der Hauptstadt Burmas, gefangengehalten. In Bangkok sagte der frühere Präsident Costa Ricas und Friedensnobelpreisträger von 1987, Oscar Arias: "Aung San Suu Kyis mutige Haltung erinnert die Burmesen daran, daß die Greueltaten der Militär-Regierung eines Tages nur grausige Erinnerung sein werden."
An der Aktion in Bangkok nehmen unter anderen auch der südafrikanische Bischof Tutu, Ross Daniel von amnesty international und Betty Williams für die Friedensbewegung in Nordirland teil. Der burmesische "Staatsrat zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung" (SLORC) verweigerte den Preisträgern die Einreise. Ihre Aktion sei eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Burmas, lautete die Begründung. Der Dalai Lama wies diese Haltung zurück: "Menschlichkeit kennt keine nationalen Grenzen."
Die Nobelpreisträger werden am heutigen Donnerstag und am Freitag burmesische Flüchtlingslager im Norden Thailands besuchen. Außerdem empfängt der thailändische König Bhumiphol die Delegation zu einer Audienz in Chiang Mai. Das Treffen mit einer Gruppe burmesischer Regimegegner wurde jedoch von Bangkok untersagt.
Die Volksrepublik China, die 1959 mit ihrer Annexion Tibets den Dalai Lama ins indische Exil getrieben hatte, zeigte sich empört über seine Einreiseerlaubnis für Thailand.
Ein Hektar Militärgelände ist jetzt "überbaut"
SCHÖNECK. Nach längeren, durch Geldmangel bedingten Bauunterbrechungen ist der neue "Waffensystem-Bereich" der Nidderkaserne am Dienstag offiziell übernommen worden. Von dem insgesamt zehn Hektar großen Militärgelände auf dem "Gelben Berg" ist nun fast ein Hektar überbaut. In den Abstell- und Wartungshallen kommen die 22 "Roland"- Waffenanlagen, die zugehörigen rollenden Gefechtsstände und Kräne, zusammen 30 "Geräte", sowie mehrere Dutzend Lastwagen unter. In den Jahren seit Abzug der "Nike"-Raketen sind am Standort rund 39 Millionen Mark verbaut worden.
Zufrieden äußerte sich Dieter Naskrent, Kommandeur der Flugabwehrraketen-Gruppe 42, daß während der mehrjährigen Bauzeit kein Unfall geschah. Zum Sinn der umfangreichen Arbeiten hatte Hans-Georg Romeike, ein Vorgänger Naskrents, vor drei Jahren noch gesagt, die Bundeswehr wolle hier einmal alle Wartungsarbeiten selbst vornehmen können. Wartungsverträge mit MAN in Hanau, Offenbach und auch Wiesbaden sollten auslaufen. Bis heute ist dies nicht geschehen, wie Presseoffizier Pascal May der FR sagt.
Allerdings sei die Ausbildung der Soldaten inzwischen länger und spezieller geworden, so daß Wartungsarbeiten tatsächlich in größerem Umfang von ihnen selbst erledigt werden können. Andererseits sind gerade für Arbeiten an den Waffen ständig Bedienstete des Rüstungsbetriebs MBB in der Nidderkaserne zugange. Die Bundeswehr selbst hält in Schöneck derzeit übrigens 350 Soldaten und 80 Zivilbedienstete in Lohn und Brot.
Die neuen Hallen, die sich seit Anfang 1990 rasant in den Horizont hineingefressen haben, sollen nicht auf Dauer so kahl stehenbleiben. Zwei Hektar Aufforstungsfläche sind eingeplant, die Arbeiten soll die Bundes-Forstverwaltung übernehmen. Weitere drei Hektar rund um die schmucklosen Riesengaragen (Marke: "Standardplanung für das Waffensystem ,Roland&rquote;") sollen mit Gras eingesät werden.
Auf dem "Gelben Berg" stehen im einzelnen nun folgende neue Gebäude: eine Wache samt Hundezwinger-Anlage mit Platz für acht Tiere und eigenem Ausbildungsplatz; Abstellhallen für Lkw samt Waschboxen; ein Heizgebäude, bei dem nun doch mit Öl gefeuert wird, nachdem längere Zeit auch das soeben erst neu nach Schöneck verlegte Erdgas im Gespräch war; die Ausbildungshalle, in der voraussichtlich ab Jahresmitte am Simulator das Schießen mit den Boden-Luft- Raketen gelehrt wird; vier Instandsetzungs- und Wartungshallen.
Eine Abstellhalle wurde ausgebaut. Daneben stehen hinterm Kasernenzaun mehrere andere, zum Teil sanierte und umgebaute Hallen. Alle Funktionen der Gebäudetechnik - Heizung, Lüftung, Elektronik - können neuerdings zentral über Computer von der Standortverwaltung aus überwacht werden. Im Mai 1989 schon wurden Munitions-Bunker im Wert von 3,5 Millionen Mark fertiggestellt. Ul
sch FRANKFURT A. M. Das Düsseldorfer Geldhaus Citibank Privatkunden freut sich über reges Interesse an seinen von der Elektronik ermöglichten Dienstleistungen. Dazu zählt das Institut insbesondere die Angebote, Bankgeschäfte an Service-Automaten sowie über Telefon zu erledigen. Mehr als 80 Prozent aller Kunden mit einem "Formel 1 Girokonto" des Hauses hätten Ende des vergangenen Jahres diese "Selbstbedienungsservices" genutzt. Zwölf Monate zuvor seien es rund ein Drittel gewesen. Die Gesamtzahl aller von der privaten Klientel hierzulande bei der Citibank geführten Kundenverbindungen nahm dem einst unter KKB Bank firmierenden Institut zufolge 1992 um elf Prozent auf vier Millionen Bankkonten, Einzelversicherungsverträge und Citibank Visa-Karten zu. Das Personal habe man um 270 auf 3714 Beschäftigte aufgestockt.
Im ersten vollen Geschäftsjahr nach dem Namenswechsel seien die Kunden- einlagen um 13 Prozent auf 11,2 Milliarden Mark und das an Privatkunden vergebene Kreditvolumen um elf Prozent auf 11,9 Milliarden gestiegen. Die Bilanzsumme erhöhte sich um 13 Prozent auf 14 Milliarden. Das Betriebsergebnis (vor Risikovorsorge und neutralem Ergebnis) wuchs nach den vorläufigen Zahlen um fast 30 Prozent auf 538 Millionen Mark.
Der Ton im Streit um Frankfurts Zukunft gerät zunehmend schärfer - es sind Sozialdemokraten in Stadt und Land, die da ein rhetorisches Fern-Duell austragen. "Einen Angriff auf die kommunale Planungshoheit, wie ich ihn noch nicht erlebt habe" bescheinigte Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) gestern dem Darmstädter Regierungspräsidenten Horst Daum (SPD) - und damit natürlich auch dem politisch verantwortlichen Landesminister Jörg Jordan (SPD). Als ob Regionalplanung nicht seit Jahrzehnten den einzelnen Gemeinden Vorgaben machte - nur eben andere als jetzt Jordan: "Es gab immer viel mehr Spielraum", sagte Protzmann in seiner Eigenschaft als UVF-Abgeordneter geradezu fassungslos.
Beispiel Gewerbe: 155 Hektar Zuwachsflächen will Jordan der Stadt geben - die Kommune dringt auf noch einmal 100 Hektar mehr. Seien doch 111 Hektar reservierte Fläche "schon vergeben" - aber nur potentiell: Etwa für die Zukunft des Osthafens oder den geplanten Schlachthof in Nieder-Eschbach. Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) zieht auch Grundstücke ab, die zur Reserve der Hoechst AG zählen und reduziert künftige Gewerbeflächen - in diesem Fall mit ökologischen Argumenten: an Heerstraße (Wasserschutzgebiet) oder Lorscher Straße (Kleingärten).
Bleiben die "widersprüchlichen Darstellungen", die die Stadt im Plan aus Darmstadt rügt: Da zählte doch Minister Jordan noch das Wohnbaugebiet Seckbach-Nord mit - das hatten SPD und Grüne freilich 1989 selbst geopfert . . . Und die Kommune möchte gefälligst zurückhaben, was der alte Regionalplan noch an Potential bot, jetzt aber wegfallen soll: Eine kleine Wohnbaufläche am Sachsenhäuser Berg, eine weitere am Südrand Oberrad, "in den Grenzen des Grüngürtels".
Womit eine ganz heikle Forderung Frankfurts zur Sprache kommt: Den städtischen Planern ist im Zukunfts- Entwurf zuviel Grün übriggeblieben. Statt der "undifferenziert ausgeweiteten Regionalen Grünzüge" verlangen sie deren "Zurücknahme auf einen ökologisch begründeten Umfang". Was darf übrigbleiben? Der "Grüngürtel Frankfurt" und "Anschlüsse an Umland über Täler der Taunusbäche". jg
NIDDERAU. Im Stadtteil Eichen können sich schulpflichtige Kinder am Dienstag, 9. März, von 8.30 bis 12.15 Uhr anmelden.
Die Eltern der künftigen ABC-Schützen werden benachrichtigt. Väter und Mütter, die keine Nachricht erhalten, sollten sich allerdings mit der für ihre Kinder zuständigen Schule in Verbindung setzen. gem
MÖRFELDEN-WALLDORF. Naturschutzverbände und Forst haben sich gegen die geplante Trasse der südlichen Ortsumgehung ausgesprochen und begründen das mit den gravierenden Eingriffen in Natur und Landschaft.
Das in der Stadt ansässige hessische Forstamt fürchtet beispielsweise in Stadt- und Staatswald um diverse Baumbestände, nennt allerdings keine Zahlen. Diese werden auch in den anderen Gutachten nicht genannt, wohl aber die Gebiete, wo nach einhelliger Meinung der "29er" Verbände Tier- und Pflanzenwelt beeinträchtigt würden - durch Eingriffe, die nicht ausgeglichen werden könnten. Es geht vor allem um das Wurzelbachgebiet, die Faulbruchwiesen, Hegbach und Hegbachaue, Geräthsbach und Teile des Mönchbruchs.
Die "29er" Verbände plädieren - wenn Ortsumfahrung denn schon sein müsse - für die Nordumfahrung mit Ausbau des Schwimmbadweges. Was für welche Variante geopfert werden müßte, wird nicht näher erläutert, doch geht aus den Stellungnahmen des Forstes, der Gebirgs- und Wandervereine, der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und der Sportfischer hervor, daß die nördliche Variante weniger Eingriffe nach sich zöge.
Die Botanische Vereinigung Hessen, der BUND, die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz und der Naturschutzbund - vertreten durch einen Rechtsanwalt - teilen diese Ansicht und fordern sogar, den vorgelegten Antrag des Straßenbauamtes zurückzuweisen, da das eingereichte Material zu dürftig sei. Sie wähnen, daß die Auswirkungen des Projekts "nicht oder weitgehend unzureichend" untersucht wurden, wollen dies nachgeholt wissen und dann erneut angehört werden. Den vier Verbänden fehlt auch eine vergleichende Beurteilung der Varianten. Sie werten die Südumgehung als "Förderung des Individualverkehrs in einem an die Grenzen seiner Belastbarkeit stoßenden Ballungsraum, während gleichzeitig die Attraktivität eines Umsteigens auf den öffentlichen Verkehr gemindert wird." wal
Noch vor der Kommunalwahl legt Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) jetzt den zweiten von fünf lange versprochenen Bebauungsplänen zur Zukunft des Bahnhofsviertels vor: Es geht um das Quartier zwischen Untermainkai, Baseler Straße, Gutleutstraße und Windmühlstraße. Die Stadt möchte im Geviert den Anteil von Wohnungen auf 20 Prozent der Nutzfläche erhöhen - freilich nur bei neuen Häusern oder Umbauten.
Schon bald gibt es eine öffentliche Bürgerversammlung zu diesem Thema - der Ortsvorsteher für Bahnhofsviertel, Gallus, Gutleut und Innenstadt, Jürgen Hupe (SPD), ist aufgefordert, sie in die Tagesordnung des Ortsbeirates 1 aufzunehmen. Heute dominieren in diesem westlichsten Teil des Bahnhofsviertels ganz eindeutig Gewerbe und Büros - und so wird es unter dem Strich auch bleiben. Der Bebauungsplan schließt unter anderem den künftigen Büroturm der IG Metall ein, der das heutige Hochhaus ersetzen soll - höher und mit mehr Fläche.
Die Stadt verfolgt auch das Ziel, die "attraktive Lage am Mainufer besser auszubilden" - den Anfang macht auch hier die IG Metall, die mit neuen Wohnhäusern die heutige Lücke am Untermainkai schließt.
Gebäude im gesamten Geviert dürfen in Zukunft nicht höher werden als die historischen Bürgerhäuser des 19. Jahrhunderts. Der Plan spricht freilich auch von "Ausnahmen, die sich aus bestehenden Rechten ergeben". jg
Sparkasse Hanau freut sich über gutes Image Bilanz vorgelegt / Kritik am Finanzminister Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Um die Zinsabschlagsteuer mit allen Kundinnen und Kunden zu regeln, hat allein die Sparkasse Hanau nach eigenen Angaben bisher 750 000 Mark aufgewandt. Darauf wies Vorstandsvorsitzender Alfred Merz am Mittwoch in der Bilanzpressekonferenz hin. Landrat Karl Eyerkaufer als Verwaltungsratsvorsitzender bezeichnete das Geschäftsergebnis des Kreditinstituts im Jahre 1992 als überdurchschnittlich. Während die Konkurrenz zum Teil schon Gebühren dafür eingeführt hat, daß Freistellungsanträge für die Zinsabschlagsteuer geändert werden sollen, gibt es bei der Sparkasse Hanau nach Merz&rquote; Worten solche Überlegungen bisher nicht. Er beschwerte sich aber darüber, daß das Bundesfinanzministerium zwar die Steuer erhebe, aber die damit zusammehängenden Kosten der Banken nicht ausgleiche.
Die Sparkasse Hanau hat allein 184 000 Briefe mit Antragsformularen an Kundinnen und Kunden verschickt. Über die Portokosten hinaus hätten vor allem die Aufwendungen für Überstunden zu Buche geschlagen, denn der Beratungsbedarf sei ungewöhnlich hoch gewesen. Da die aufgewandten 750 000 Mark in eine Mischkalkulation eingingen, sei damit womöglich verhindert worden, günstigere Sparzinsen zu zahlen.
Der Sparkassenchef versuchte diejenigen zu beruhigen, die ein Sparbuch haben. Bevor diese Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist ab 1. Juli 1993 der Vergangenheit angehören, gebe es sicher entsprechende Alternativen.
Die Sparkassen-Bilanz weist im vergangenen Jahr eine 5,6 prozentige Steigerung auf 3,9 Milliarden Mark aus. Einlagen und ausgegebene Kredite halten sich mit rund 2,8 Milliarden Mark ungefähr die Waage. Der Bilanzgewinn beträgt elf Millionen Mark. Ihrer Sicherheitsrücklage hat die Sparkasse soviel zugeführt, daß die Eigenkapitaldecke jetzt 140 Millionen Mark umfaßt.
Landrat Eyerkaufer berief sich auf Stimmen aus Hessen, wonach die Fusion von Kreis- und Stadtsparkasse Hanau zum Geschäftsjahr 1991 "beispielgebend" gewesen sei. In anderen Landkreisen sei solches Zusammengehen schon im Vorfeld von Kommunalpolitikern "kaputtdiskutiert" worden. Die Kundschaft aus dem Altkreis Hanau habe die schwierige Übergangszeit gut verkraftet.
In einer rezessiven Konjunkturphase baue die Sparkasse Hanau ihr Angebot aus, sagte Eyerkaufer weiter, indem sie neue Filialen in Eichen und Oberrodenbach neu eingerichtet und in Hanau und Dörnigheim umgebaut habe. Außerdem denke sie über weitere Ausweitungen nach.
Eine Repräsentativumfrage interpretieren die Sparkassen-Verantwortlichen so, daß das Kredititinstitut als Marktführer in seinem Verbreitungsbeiet den "besten Ruf vor Ort" genieße. Kritik habe es daran gegeben, daß Wertpapiergeschäft, Wohnungsbaufinanzierung und Beratungsservice verbesserungswürdig seien.
Der Personalsockel von derzeit 665 Beschäftigten soll auch 1993 gehalten werden.
Zum bislang größten Einsatz dieses Winters rückte der städtische Streudienst am Mittwoch morgen gegen 4.50 Uhr aus. 197 Mitarbeiter und 29 Fahrzeuge waren unterwegs und verteilten insgesamt 280 Tonnen Splitt und Salz auf Frankfurts Straßen. Anhaltender Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt machten den Einsatz in den frühen Morgenstunden nötig.
Trotz einer Schneehöhe von drei Zentimetern blieben Störungen des Straßenverkehrs im Stadtgebiet aus. Die Polizei meldete keine Unfälle. Der Schnee sei rechtzeitig wieder abgetaut, meinte ein Polizeisprecher.
Größere Behinderungen durch Schnee- und Eisglätte gab es hingegen im Umland. Auf dem - durch den Taunus führenden - Teilabschnit der Autobahn Frankfurt-Köln, staute sich der Verkehr beispielsweise auf zehn Kilometer: Ein Lastwagen war zwischen Bad Camberg und Niedernhausen verunglückt. hu
Erster Spatenstich für Kindertagesstätte
NIDDERAU. Mit dem ersten Spatenstich haben am Mittwoch die Bauarbeiten für die Kindertagesstätte Allee Süd begonnen. Der Kindergarten soll in vier Monaten schlüsselfertig übergeben werden. gem
USINGEN. Das Stadtparlament will Lehren aus dem Korruptionsskandal im Hochtaunuskreis ziehen. Aus diesem Grund soll nun untersucht werden, ob das Prüfungsbüro für den Jahresabschluß der Stadtwerke sofort gewechselt werden kann.
Der Usinger Magistrat hatte in der jüngsten Sitzung hingegen vorgeschlagen, für den Abschluß 1992 nochmals das seit Jahren mit der Prüfung betraute Wirtschaftsberatungsbüro Schüllermann zu benennen. Die Stadt wollte den Wechsel erst von 1993 an vollziehen, wie der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos) in der Sitzung erklärte.
Die Stadtverordneten sprachen sich jedoch mit großer Mehrheit dafür aus, aus Prinzip heraus die Prüfungsbüros künftig immer wieder zu wechseln. Die Ablehnung des Wirtschaftsbüros Schüllermann habe freilich nichts mit dessen Kompetenz zu tun, betonten Sprecher aller Fraktionen.
Die Vorlage des Magistrats wurde bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen zur weiteren Überprüfung zurückgestellt. cn
Auf dem Programmparteitag zum Thema Kinder und Schule hatte die CDU noch einmal die große Keule geschwungen. "Rückgängig machen" lautete die häufigste Forderung im Bildungspapier der Christdemokraten. Gleichwohl wolle die CDU nach einem Wahlsieg am 7. März gar nicht alles anders machen, räumt deren schulpolitischer Sprecher Gerhard Ley ein. Vor allem in der Kinderbetreuung will die CDU das meiste von dem fortführen, was die rot-grüne Koalition erdacht und begonnen hat.
Manches ist darunter, was der vormalige CDU-Schuldezernent Bernhard Mihm nicht mit der Feuerzange angefaßt hatte. Beispiel Kindersofortprogramm: Die bessere Förderung der Kinder- und Schülerläden, von Christdemokraten einst als antiautoritäre Brutstätten verteufelt, soll weitergehen. Klar: Wenige der rot-grünen Errungenschaften waren so erfolgreich wie die neuen Ideen in der Kinderbetreuung. Mehr als 1600 zusätzliche Betreuungsplätze haben die freien Träger in kürzester Zeit in den Stadtteilen geschaffen, wo die Stadt zuvor jahrelang vergeblich nach Bauplätzen für Kindertagesstätten gesucht hatte. Die neue betriebsnahe Kinderbetreuung ist bundesweit Modell.
Gleichwohl wird das Unbehagen der CDU mit dieser Form der Elterninitiative deutlich, wenn Ley von einem "Notprogramm" spricht. Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) sieht in den Kinderläden dagegen einen Baustein zur pluralistischen Betreuungs-Vielfalt in der Stadt. Angesichts steigender Kinderzahlen will die Stadträtin nach den Wahlen mit Volldampf weitere Plätze schaffen. Zugleich will sie zu "pädagogischen Reformen" in den Kindertagesstätten ermuntern. Stichworte: Umweltlernen, Öffnung zu den Stadtteilen, mehr Verantwortung für Erzieherinnen.
Die Betreuungsschulen, die Mihm als eine Aufgabe des Landes immer weit von sich gewiesen hatte, hat auch die CDU mittlerweile als gute Idee erkannt. Selbst bei den Berufsschulen lassen sich kaum Differenzen ausmachen. Der Berufschulplan findet grundsätzlich breite Zustimmung. Sein einziges Manko: bisher steht er nur auf dem Papier. Wie vor vier Jahren betonen jetzt wieder alle Parteien, wie sehr ihnen die Berufsschulen doch am Herzen liegen und daß sie ihnen Platz und moderne Ausstattung verschaffen wollen.
Die CDU will sofort mit der Sanierung der Berufsschule in der Hamburger Allee beginnen. Ebeling, ein gebranntes Kind nach dem Rückzug des Umbauprojekts im vergangenen Jahr, hält sich zurück mit Versprechungen. Gleichwohl versichert sie, die Hamburger Allee werde vom Magistrat als "nächstes großes Projekt" angepackt.
Nur bei der Philipp-Holzmann-Schule scheiden sich die Geister. Die CDU sieht genügend Platz für die Berufsschule in der Ernst-Reuter-Schule I, die der rot-grüne Magistrat für die Zusammenlegung der beiden Ernst-Reuter- Schulen aber fest verplant hat. Der große Krach geht weiter in der Schulpolitik. Die CDU will sofort den fast genehmigten Schulentwicklungsplan (SEP) zurückziehen. Obwohl städtische Kompetenzen begrenzt sind, will Ley die Hauptschulen beleben, das dreigliedrige Schulsystem stärken. Daran war schon CDU-Kultusminister Wagner gescheitert. Mit dem SEP, der viele Hauptschulzweige schließt, hatte Ebeling besiegelt, was die Eltern mit ihrer Schulwahl entschieden hatten. Den ungeliebten Gesamtschulen will die CDU nicht an den Kragen, sagt Ley. Nur neue soll es nicht geben. Gleichwohl verlangt das Schulprogramm der CDU ein Ende der "massiven Bevorzugung mit Räumen und Sachmitteln".
Mit der Umsetzung des SEP will Rot- grün dagegen mehr wohnortnahe Bildungsangebote schaffen und das Abitur in mehr Stadtteilen möglich machen. Besonderen Akzent legt die Spitzenkandidatin der Grünen auf Fortführung der Integration Behinderter und des Umweltlernens in den Schulen.
Nachdem der Magistrat drei Entwicklungspläne für Schulen, Berufsschulen und Kindertagesstätten in Auftrag gegeben hat, sei nun deren Umsetzung und die "Konsolidierung des Begonnenen" angesagt, unterstreicht Ebeling. luf
Die Zahl der Straßenüberfälle ging zurück, aber Autodiebstahl und Einbruch nahmen zu Viele Räuber "arbeiten" jetzt lieber als Diebe Täter reagieren auf verstärkte Polizeipräsenz in der City Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Alle 17 Minuten wird in Frankfurt ein Auto aufgebrochen. Pro Tag verschwinden mehr als zehn Autos und in der gleichen Zeit werden zwölf Wohnungseinbrüche angezeigt. Die Zahlen präsentierte Polizeipräsident Karlheinz Gemmer bei der Veröffentlichung der 60 Seiten starken Kriminalstatistik für 1992. Im vergangenen Jahr sind im Dienstbezirk, zu dem auch der Main-Taunus-Kreis gehört, rund 156 000 Delikte bekannt geworden, was einer Steigerung um 8,3 Prozent entspricht. So zeichnete der Präsident denn auch ein düsteres Lagebild, das allein durch den Rückgang der Raubstraftaten um zwölf Prozent ein wenig aufgehellt wird. Trotz der überproportional gestiegenen Eigentums- und auch der Betrugskriminalität sieht der Präsident keinen Anlaß für Panik und Angstmache: "Wir sind weit davon entfernt vor dem Verbrechen zu kapitulieren."
Rechnet man die Zahl der Straf- taten auf 100 000 Einwohner um, dann ist Frankfurt mit einer Häufigkeits- ziffer von mehr als 20 000 unter den bundesdeutschen Großstädten auch weiterhin Spitzenreiter. Ein Vergleich mit der Situation in amerikanischen Kapitalen verbietet sich für den Polizeipräsidenten: "Bei uns ist es etwa ein Zehntel dessen, was in den US-Großstädten los ist."
Gemmer relativierte die Statistik. Sie mache keine Aussage über die Faktoren, die in Frankfurt das Verbrechen förderten, klammere die Aspekte der "importierten Kriminalität" aus. Der Polizeipräsident nannte in diesem Zusammenhang die 300 00 täglichen Pendler, die Drehscheibe Flughafen und die mehr als drei Millionen Messebesucher im Jahr. An Werktagen sei Frankfurt eine Millionenstadt. Ein Dorado vor allem für Autoknacker. Die hatten im vergangenen Jahr Hochkonjunktur. Zwischen Sindlingen und Fechenheim, zwischen Sachsenhausen und Nieder-Eschbach wurden 1992 mehr als 31 000 Autos aufgebrochen. Eine Steigerung um knapp 3000 Fälle. Vor allem Drogenabhängige, so die Polizei, stehlen immer öfter Autotelefone (3565 Anzeigen), weil sich die auf dem Hehlermarkt besser absetzen lassen. Für Autoradios wird in der Regel nicht mehr als zehn Prozent des Neuwertes gezahlt. Gemmer: "Der Markt ist gesättigt."
Mut macht dem Präsidenten die Lage in der City. "Polizei in Uniform und zu Fuß erzielt Wirkung", freut sich Gemmer über den Rückgang beim Straßenraub. "Wir scheinen einiges zur Beruhigung in der Innenstadt beigetragen zu haben." Doch die Täter weichen der massiven Polizeipräsenz zwischen Hauptbahnhof und Konstablerwache immer öfter in die Stadtteile aus; sogar bis in den Main- Taunus-Kreis, wo die Verbrechensquote im letzten Jahr um 16 Prozent zugenommen hat.
Die Klientel wechselt auch das Metier. Aus Straßenräubern werden Diebe. Als die Kripo unlängst einen 17jährigen mit einem Straßenraub in Verbindung brachte, erklärte dieser, der Boden sei ihm zu heiß geworden und deshalb breche er nun Autos auf. Er hat 200 einschlägige Straftaten gestanden.
Nur am Rande erwähnte der Polizeipräsident die organisierte Kriminalität. "Das ist kein Massendelikt, aber von hoher Qualität", verwies Gemmer auf 34 Ermittlungsverfahren im letzten Jahr, bei denen ein Gewinn aus kriminellen Geschäften von 38 Millionen Mark aufgedeckt wurde. Durchschnittliche Dauer der polizeilichen Recherchen: 15 Monate.
(Siehe auch: "Die Aufklärungsquote . . ." und "Gesellschaftliche . . " auf Seite 20)
Mehr als 7,8 Millionen Mark haben die hessischen Arbeitsämter im vergangenen Jahr von Arbeitslosen zurückgefordert, die gleichzeitig "Stütze" und einen nicht angemeldeten Arbeitslohn kassierten. Allein das Frankfurter Arbeitsamt hat von über 9000 seiner Klienten mehr als 1,6 Millionen Mark zu erwarten, berichtete vor der Presse jetzt Ralf Semmelbauer vom Landesarbeitsamt.
Gleichwohl macht der Schaden durch den "Leistungsmißbrauch" nur einen Bruchteil der insgesamt gezahlten Beträge an Arbeitslose aus. Hessische Arbeitsämter zahlten 1992 fast 2,1 Milliarden Mark Arbeitslosengeld und -hilfe aus. Der ermittelte Schaden liegt nicht einmal bei 0,4 Prozent der Gesamtsumme. Allerdings haben die Mitarbeiter des Landesarbeitsamtes keine Vermutungen, wie viele Schwarzarbeiter ihnen durch die Lappen gingen. Es gebe keine Hinweise auf die Höhe der Dunkelziffer, sagte Semmelbauer.
Die ertappten "Doppelverdiener" gehen den Arbeitsämtern meist über gezielte Außenprüfungen und Datenabgleich ins Netz. Bei den Prüfungen gehen Mitarbeiter der Ämter auf Baustellen und in Betriebe, kontrollieren die Sozialversicherungskarten der Arbeitnehmer und überprüfen, ob "Leistungsbezieher" doppelt kassieren. Das gleiche Ziel verfolgt der Datenvergleich der Listen von Arbeitgebern und Arbeitsamt.
Diese Prüfungen seien zuletzt erheblich ausgeweitet und verbessert worden, sagt Semmelbauer. Damit ist auch die Zahl der erwischten Doppelbezieher sprunghaft gestiegen. Den hessischen Arbeitsämtern gingen 1989 erst 5400 Arbeitnehmer ins Netz, die 2,6 Millionen Mark ungerechtfertigt kassiert hatten. Im vergangenen Jahr wurden von 20 000 Arbeitslosen die 7,8 Millionen zurückverlangt. Sie müssen nicht nur zuviel kassierte Leistungen zurückzahlen, sondern auch Sozialversicherungsbeiträge an die Krankenkassen nachzahlen. Außerdem drohen ihnen Bußgeldverfahren mit Ordnungsgeldern bis zu 5000 Mark. luf
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 21
HOFHEIM. Die Stadt stellt im Sommer 1993 Container auf, in denen ein Kindergarten mit mindestens 60 Plätzen eingerichtet werden soll. Grund: Der Kindergarten-Notstand droht. 40 Mädchen und Jungen in Hofheim- Nord finden keinen Kindergartenplatz. Und da das Landesjugendamt nach Angaben von Bürgermeister Rolf Felix den Interims-Kindergarten im Haus der Jugend mit 20 Plätzen wohl nicht genehmigt, fürchtet das Stadtoberhaupt, daß ansonsten 60 Kinder zu Hause bleiben müssen. Was die Container-Lösung kostet, ist unbekannt. "Der Mehrbedarf hat uns auf dem linken Fuß erwischt", gibt Felix zu. In den vergangenen Jahren seien die Geburtenzahlen in Hofheim zurückgegangen, und man habe nicht damit gerechnet, daß so viele Familien mit Kindern in das Neubaugebiet am Steinberg ziehen würden.
Die Kindergarten-Container sollen neben der Steinberg-Grundschule aufgestellt werden - zunächst für drei Jahre. "Die Brisanz, die aus den Gesprächen mit den Eltern deutlich wurde, hat uns bewogen, sofort zu handeln", umschreibt der Bürgermeister, daß sich viele Eltern beschwert haben.
Die Stadt sei aber auch vorher tätig gewesen. Beispiel Langenhain, wo der Kindergarten von 75 auf 100 Plätze vergrößert werde, und in Diedenbergen, wo es bald drei statt zwei Gruppen gebe. Außerdem habe man dem Montessori-Kindergarten, der Räume im "Haus zum Guten Hirten" mieten möchte, außer dem üblichen Drittel der Betriebskosten auch die Übernahme der Miete von etwa 90 000 Mark im Jahr versprochen.
Etwa vier Millionen Mark wird die Kommunale Kinderbetreuung künftig jährlich kosten, sagte Felix: "Das ist nach Personalkosten und Kreisumlage der größte Posten im Etat." md
HATTERSHEIM/FLÖRSHEIM. Wegen des Faschingsumzugs am heutigen Samstag wird in Hattersheim von 13 bis etwa 16.30 Uhr die Ortsdurchfahrt ab Hofheimer Straße, Hessendamm und Frankfurter Straße in beiden Richtungen gesperrt. Die Fahrten der Buslinie 813 Hofheim- Eddersheim um 13.35 und 14.35 Uhr ab Hofheim Busbahnhof und 13.05 und 14.05 Uhr ab Eddersheim Bahnhof fallen aus.
In Flörsheim muß am Faschingssamstag zwischen 15.30 und 16.15 Uhr bei den Buslinien mit kurzfristigen Behinderungen und Verspätungen gerechnet werden. Der Autoverkehr wird umgeleitet. Am Sonntag, 21. Februar, wird die Innenstadt während des Fastnachtsumzugs zwischen 12 und 17 Uhr vollständig abgesperrt. Die Umleitung ist ausgeschildert. Die Haltestellen Flörsheim Bahnhof, Erzbergerstraße, Rathenauplatz, St.-Gallus-Kirche, Dr.-Max-Schohl-Straße und Sportanlagen können während dieser Zeit von den Bussen nicht angefahren werden. Ersatzweise halten die Busse am Höllweg und in der Jahnstraße. Die Linie 3 verkehrt nur zwischen Keramag und Stadthalle.
Am Faschingsdienstag wird von 14 bis 17 Uhr wieder die gesamte Innenstadt gesperrt, die Buslinien behalten jedoch ihre üblichen Fahrwege bei. ege
FRANKFURT A. M., 17. Februar (FR). Im Norden örtlich Sprühregen, im Süden gelegentlich etwas Schneefall, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen null und sieben, die Tiefstwerte zwischen zwei und minus zwei Grad. Weitere Aussichten: Schauer, in Niederungen als Schnee. (Siehe auch Lokalteil)
MARBURG. Eine "Unicard" für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel, wie es sie für Studenten in Darmstadt schon seit einiger Zeit gibt, fordern jetzt auch Vertreter des Marburger AStA. Sie berufen sich dabei auf eine repräsentative Umfrage zweier Marburger Studenten bei über 550 Kommilitonen.
Wichtigstes Ergebnis: 74 Prozent der Studierenden beurteilten die Unicard mit sehr gut oder gut. Im Durchschnitt seien sie bereit, 30 Mark pro Semester für ein solches Ticket zu zahlen.
Eine Unicard funktioniert nach dem Grundprinzip, daß alle Studierenden einen automatischen Zwangsobulus für das Ticketpaket entrichten, gleichgültig, ob sie den öffentlichen Nahverkehr nutzen oder nicht.
Allerdings müsse es für jene 12 Prozent der Marburger Studierenden, die im durch den ÖPNV schlecht angebundenen Umland wohnen und zumeist auf die Fahrt mit dem Auto angewiesen sind, eine "Härtefallregelung" geben, so die Autoren der Studie.
Eine 60seitige Kurzfassung der Untersuchung "StudentInnen und Verkehr" ist beim AStA (Ökologiereferat Tel. 06421/ 26001) für 5 Mark erhältlich. tap
OFFENBACH. Für ein sauberes Offenbach werben nun der Magistrat und der stadteigene Entsorgungsbetrieb (ESO) mit einer Abfallfibel unter dem Motto "Saubere Entsorgung gleich saubere Umwelt". Die 26 Seiten dicke und mehrsprachliche Broschüre wird zur Zeit kostenlos an alle 56 000 Offenbacher Haushalte verteilt. Außerdem liegt die Abfallfibel aus: im Foyer des Rathauses, bei der Müllverbrennungsanlage, der Abfallannahmestelle (Güterbahnhod), Untere Grenzstraße 8 bis 12, im städtischen Verkehrsbüro und bei der ESO in der Daimlerstraße 8.
Für Bürgermeister und Umweltdezernent Klaus Bodensohn und ESO-Geschäftsführer Joachim Böger soll die übersichtliche Broschüre nicht nur informieren und beraten, sondern bei den Bürgern und Bürgerinnen das Bewußtsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrem Abfall schärfen. Außerdem ist die Fibel eine Kampfansage an die Dunkelmänner, die ihren Abfall klammheimlich und wild einfach so in die Gegend kippen. Die ESO schickt bereits jetzt ein Sonderkommando zu den "Brennpunkten" der wilden Müllkippen und zu den überquellenden Papier-Containern.
Bodensohn meint in diesem Zusammenhang, daß sich die Offenbacher Entsorgungsprobleme kaum von denen anderer Städte unterscheiden. Dreckspatzen gebe es überall. So würde er es gut finden, daß Bürger und Bürgerinnen, die heimliche Müllentsorger ertappen, diese der ESO melden. Bodensohn plädiert für einen Frühjahrsputz in ganz Offenbach: in den dunklen Ecken, auf den Parkplätzen, in den Parks und an den Waldrändern. Er hofft, daß sich Bürger und Bürgerinnen an diesem Großreinemachen beteiligen. Der Magistrat prüft zur Zeit noch, ob solche Einsätze gemeinnützige Arbeiten im Sinne des Gesetzes sind und dazu dann auch Sozialhilfe-Empfänger, Arbeitslose und Asylbewerber verpflichtet werden können.
Die neue Broschüre gibt in leicht verständlicher Form darüber Auskunft, welcher Abfall Hausmüll, Sperrmüll, Sondermüll oder recycelbarer Wertstoff ist und wie sie wann und wo ordnungsgemäß in welchen Säcken und Tonnen gesammelt und entsorgt werden können. Kugelschreiberminen und Kosmetik-Artikel beispielsweise sind Sondermüll, gehören nicht in die Hausmüll-Tonne, sondern soll zum Umweltmobil gebracht werden. Fernseher und Kühlschränke nimmt die Gemeinnützige Offenbacher Ausbildungs- und Beschäftigungs mbH (GOAB) in ihrem Recycling-Zentrum, Im Großen Ahl 35, gegen Zahlung von fünfzig Mark an.
Geschäftsführer Böger stellt seine ESO als betont bürgerfreundliches Dienstleistungsunternehmen vor. Entsprechend werde das Personal geschult. Außerdem gibt es neuerdings auch von montags bis freitags zwischen 9 und 11 Uhr ein Bürgertelefon: Tel. 80 65 2859. Unter der ESO- Telefonnummer 80 65 32 36 gibt Bernd Fiedler zudem eine ganz individuelle Abfall- und Wertstoff-Beratung. lz
Donnerstag, 18. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Telefon 212 37 444.
Schauspielhaus: 19 Uhr, "Der Kaufmann von Venedig".
Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen". Fritz Rémond Theater, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Volkstheater Frankfurt, Großer Hirschgraben 21, Telefon 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen" (Lachröschen Verleihung).
Die Schmiere, Seckbächer Gasse, im Karmeliterkloster, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere - Spezial".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstraße 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallustheater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Churchill's Cigar, "What else!".
English Theater, Kaiserstr. 52, Telefon 24 23 16 20: 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Theatersaal: 20 Uhr, Stephan Wald, "Jenseits von Edeka".
Studiobühne: 21 Uhr, Ars Vitalis, "Musik als Theater II".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, Ulrich Tukur, "Blaubarts Orchester"; Probebühne, Daimlerstr. 32-36: 20 Uhr, Bunter Abend 2; 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov - "Das leere Museum" (Installation). Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Mimikritischi - Clowns und Pantomimen aus Kiew.
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61-23: 20 Uhr, Appenzeller Space Schöttl.
TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft".
Kinder- & Jugendtheater, 16 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Kinder- und Jugendhaus Gallus, Idsteiner Str. 73, Tel. 73 42 28: 15 Uhr, Literarisches Figurentheater Die Bühne, "Die Rosine ohne Kuchen" (ab 4 Jahren).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel.28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Straße 18 a: 21.30 Uhr, Frankfurt Boogie Woogie - Piano Meeting.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, John Doe Band.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Eamon Comerford.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, All Colours.
Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Larry Summers.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.
Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Rapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical".
Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Gethsemanekirche, Eckenheimer Landstr./Ecke Neuhofstr.: 19 Uhr, Kirchenmusik, ungarische Weisen von Zoltan Gardony.
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Eschersheimer Landstr. 29-39, Tel. 15 40 07-0: 19.30 Uhr, Konzertexamen Ulrike Eickenbusch, Violoncello.Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Die Literaten und der Krieg, "Hereinbrechende Ränder" - Lesung und Diskussion mit Drago Jancar, Nenad Popovic, Swetlana Slapsak.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5.5.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 21. 2.); Kindermuseum: Sonderausstellung "Jugend-Malwettbewerb der genossenschaftlichen Banken" (bis 21. 2.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6.6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonnstraße & Grabsteine" (bis Ende Feb.).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstel- lung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Portikus, Schöne Aussicht 2: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Jean- Frederic Schnyder - "Landschaft" (bis 21. 2.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Bilder aus den Jahren 1987-1992" (bis 20. 2.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mi. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Heinrich Nicolaus - "Zeichnungen" (bis 21. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 26 98 378: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hubert Gloss - "Wasserhäuschen - Fotos" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Gross - Arbeiten auf Papier & Gemälde (bis 27. 2.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u.n.V.; Hilko Weerda - "Umstellte Wirklichkeiten" (bis 27.2.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maxi Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen, Karin Günther-Thoma - Freundbilder (28. 2.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Eschenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Eva Blaschek - "Aquarelle" (bis 28. 2.).
Galerie Ivo Tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Manfred Feith- Umbehr - "Projekt 40 Schaukeln" (bis Ende Feb.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert-Mayer- Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr -Holz- schnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21.3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3.4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".
Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8.5.).
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.); Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis So., 15 bis 18.30 Uhr, Staatliches Museum Ausschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24.3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
NEU-ISENBURG. Nicht weniger als elf Nummernschilder sind innerhalb von 48 Stunden von Isenburger Fahrzeugen gestohlen worden. Laut Polizei schlugen die Diebe zwischen Montag morgen und Dienstag abend allein in der Tiefgarage "Am Trieb" neunmal zu. Wer sachdienliche Hinweise auf die Täter geben kann, sollte sich unter der Telefonnummer 06102 / 17 07 1 an die Polizeistation in Neu- Isenburg wenden.
Einem 13jährigen Schüler ist am Dienstag mittag auf dem Marktplatz sein Fahrrad im Wert von etwa 1700 Mark geraubt worden. Wie die Polizei mitteilte, war der Junge mit einem Freund gerade auf dem Heimweg von der Schule, als ihn ein schätzungsweise 19 bis 20 Jahre alter Mann zunächst ansprach, ihn dann unvermittelt zur Seite stieß und mit dem Mountain-Bike in Richtung Offenbacher Straße flüchtete.
Der Unbekannte soll schwarzhaarig gewesen sein und hellblaue Jeans sowie eine helle Jacke und helle Lederschuhe getragen haben. leo
Es ist schon erstaunlich, zu welchen Neuformationen die Sparkassenorganisation plötzlich willens und fähig ist. Jahrzehntelang tat sich auf der Ebene der regionalen Spitzeninstitute fast nichts. Über das notwendige Bündeln der Kräfte wurde zwar ständig und oft auch mit vernünftigen Argumenten diskutiert; Taten folgten indes nicht. Doch neuerdings wird die Landkarte mit geradezu atemberaubenden Tempo umgestaltet. Der Verbund ist auf dem Weg von zwölf einzelnen Landesbanken zu höchstens noch drei oder vier Gruppierungen. Daß dabei die Selbständigkeit der einzelnen Mitglieder gewahrt bleiben soll, gehört zu den Nebensächlichkeiten. Die berühmten Synergieeffekte lassen sich größtenteils trotzdem erreichen, was betriebswirtschaftlich durchaus sinnvoll ist. Und was die Macht angeht, kann man auch mit Beteiligungen von 49,9 Prozent ganz beeindruckende Pflöcke einschlagen, um die Grenzen seines Imperiums weiter zu stecken.
Friedel Neubers Reich ist schon jetzt das größte. Zusammen mit seinem Juniorpartner Werner Schmidt von der SüdwestLB in Stuttgart und Mannheim macht der gewiefte WestLB-Chef durch den Einstieg bei der Landesbank Schleswig-Holstein endlich seine gewünschte "Banane" auf der Deutschland-Karte perfekt. Die krumme Form der Frucht hat das Einflußgebiet der beiden Verbündeten, das nun bald von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz (wo sie sich gemeinsam zur Hälfte an der Girozentrale beteiligen) und Nordrhein-Westfalen bis in den hohen Norden reicht. Über einen Ableger verfügt das Gewächs in Sachsen, wo die SüdwestLB ein gutes Viertel an der einzigen neuen Ost-Landesbank hält. Zudem schlug das Haus Neuber über eine Beteiligung an der Investitionsbank und eine Kooperation mit den Sparkassen in Brandenburg Wurzeln.
Daß das expansionsfreudige Duo mit seiner Phantasie keineswegs am Ende ist, kann man getrost unterstellen. Eine Äußerung des schleswig-holsteinischen Sparkassenpräsidenten Jürgen Miethke deutet die Richtung an: Die größte öffentlich-rechtliche Banken-Gruppierung biete auf längere Sicht gute Chancen für alle Institute. Nachtigall, ick hör' dir trapsen, dürften sich da die (noch) nicht unter der Düsseldorfer Fuchtel stehenden Regionalfürsten denken. Angesichts des Durchmarschs von Neuber und Co. bleibt ihnen nicht viel übrig, als ihrerseits zusammenzurücken - etwa die hessisch-thüringische Helaba mit Bayern- und SaarLB - oder sich gleich der Macht des Faktischen, also Neuber, zu beugen. Aber letzteres tut man nicht so gerne unter Intimfeinden. Und vielleicht ist es auch vernünftiger, verbundintern ein bis zwei Gegengewichte zu schaffen. Nach so langer Zeit des Nichtstuns muß die Umstrukturierung ja nicht gleich in Gigantomanie ausarten. Dem Größenwahn sind schließlich schon andere zum Opfer gefallen. ski
PEKING, 17. Februar. Zwei Führer der chinesischen Demokratiebewegung von 1989 sind am Mittwoch aus der Haft entlassen worden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua (Neues China). Wang Dan (23), ein ehemaliger Geschichtsstudent der Peking-Universität, und sein ehemaliger Studienkollege Guo Haifeng (27) waren beide zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Ihre Freilassung am Mittwoch bedeutet, daß Wang drei Monate und Guo vier Monate vor dem vollen Verbüßen der Strafe freikommen.
Beide seien "auf Bewährung" freigelassen worden, schrieb "Neues China". Damit seien nun alle Studenten, die sich 1989 an den Protesten auf dem Platz des Himmlischen Friedens beteiligt hätten, wieder auf freiem Fuß.
Nicht erwähnt werden in dem Bericht jedoch die vielen Intellektuellen und Arbeiter, die ebenfalls wegen ihrer Teilnahme an der Demokratiebewegung zu weit härteren Strafen verurteilt worden sind. Nach Schätzungen westlicher Menschenrechtsorganisationen verbüßen Zehntausende politischer Häftlinge unter zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen langjährige Strafen in Gefängnissen und Arbeitslagern.
Die Freilassung der beiden bekannten Dissidenten und der ungewöhnlich schnelle Bericht darüber in den amtlichen Medien wurde von politischen Beobachtern in Peking als Versuch der kommunistischen Machthaber gewertet, den neuen US-Präsidenten Bill Clinton von einer schärferen China-Politik abzubringen. Clinton hatte während seines Wahlkampfes wiederholt die in Menschenrechtsfragen passive Politik seines Amtsvorgängers George Bush angeprangert und dabei vor allem China immer wieder erwähnt. (Kommentar auf Seite 3)
Auf der Ersatzbank des FV Biebrich waren beim Spiel gegen den TSV Battenberg noch einige Plätze frei und Trainer Andreas Ludewig hielt die Luft an, daß sich keine seiner Stammkräfte verletzen würde. Am Ende der Partie durfte er tief durchatmen, denn seine "Not-Elf" hatte einen 2:0-Erfolg sichergestellt. Ohne die verletzten Gerd Kramp, Robert Krämer, Holger Jung und Thomas Ruppert mußte das Team auskommen, als Ersatzspieler stand (saß) lediglich Ex-Torwart und Co- Trainer Jürgen Migge parat. Auch für die kommende Partie beim VfR Limburg (Samstag, 14.30 Uhr) stehen zumindest Kramp und Krämer weiterhin nicht zur Verfügung, so daß die Biebricher gar nicht so böse wären, fiele die Partie den Schneefällen zum Opfer.
Dies scheint durchaus wahrscheinlich, denn der Limburger Platz liegt direkt an der Lahn und ist in keinem guten Zustand. Definitiv stattfinden wird das darauffolgende Spiel gegen Viktoria Sindlingen (27. 2., 14.30 Uhr, Dyckerhoffsportplatz) auf dem heimischen Kunstrasen. Genau jener bereitet den Biebrichern im Winter einige Probleme, obwohl er auch die Austragung der Spiele gewährleistet. Das ständige Training auf dem mit Quarzsand verfüllten und daher sehr harten Geläuf geht nämlich an den Spielern nicht spurlos vorüber. Die derzeitigen Verletzungen sind nicht zuletzt Folge des Kunstrasen-Trainings. Auf dem Rasen- und Hartplatz des Dyckerhoff-Sportplatzes gibt es jedoch kein Licht, so daß im Winter nur der künstliche Untergrund genutzt werden kann.
Betrachtet man den bisherigen Saisonverlauf, bestätigt sich das Bild der Biebricher als unfreiwillige "Sommerfußballer". Mit 10:0 Punkten startete das Team furios, rutschte über 14:2 Zähler aber mittlerweile auf 25:21 und den 8. Tabellenplatz ab.
Einen "Motivationsbruch" sieht der 2. Vorsitzende Heinz-Jürgen Hauzel als weitere Ursache des Leistungsabfalls: "Nachdem der Abstand zu Höchst so deutlich wurde, war die Luft ein wenig raus", erklärt er die Problematik dieser Klasse, in der Rang zwei keinerlei Bedeutung hat, nur der Meister aufsteigen kann. Was sich jedoch in der neuen Saison ändern soll.
Mit der Einstellung der Spieler war man in Biebrich gegen Ende des vergangenen Jahres nicht zufrieden, ein Brief des Vorstandes lag unter den Weihnachtsbäumen der Akteure. Nachdem dieser zunächst keine Früchte zu tragen schien (1:3 in Dillenburg zum Start), bot die Mannschaft beim 2:0 über Battenberg eine engagierte Leistung. Hierauf will Andreas Ludewig aufbauen. Der Coach hat bereits einen Vertrag für die kommende Saison in der Tasche, mit seiner Arbeit ist man in Biebrich sehr zufrieden. Für die neue Saison wollen die "Macher" einen Stürmer und zwei Mittelfeldspieler holen, denn in diesen Bereichen ist der FV zu "dünn" besetzt. Große Hoffnungen setzt man derzeit auf den Bosnier Nijaz Heric, der ab 1. März spielberechtigt sein wird. Er war zuletzt in der 2. Liga Jugoslawiens unter Vertrag und gilt als technisch starker Mittelfeldspieler.
Das Saisonziel, ein einstelliger Tabellenplatz, bleibt das Maß aller Dinge, von einem Abstiegsplatz trennen den FV immerhin bereits sieben Zähler, von Spitzenreiter Höchst allerdings gar 17. Ohne ein finanzielles Risiko einzugehen, wollen die Biebricher in der kommenden Saison auf Platz eins bis drei spekulieren. "Endlich bringt dann auch der 2. Platz etwas", freut sich Hauzel, der nicht von einer "Aufrüstung" der Landesligaklubs ausgeht.
Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren, wobei der Großteil des derzeitigen Stammes gehalten werden soll. Als "Säulen" des Teams stehen Keeper Andre Eder, Goalgetter Holger Jung (17 Tore), Libero Alexander Geist, Michael Hölzer, Holger Rossmann und Spielmacher Kramp sicher ganz oben auf der Liste jener Spieler, die man behalten will. Daneben werden sich die Biebricher sicher darum bemühen, eine Beleuchtung ihrer Naturplätze zu bewerkstelligen, damit sie aufgrund ihrer Verletzungssorgen nicht irgendwann im Dunkeln tappen. ina
Erschöpft vom 202-Minuten-Marathon, neugierig, ob der Ikonograph sich im Blitzlichtgewitter wieder in die Bilderstürmer verwandeln würde, strömte das Heer der Filmkritiker zur Pressekonferenz von "Malcolm X". Eingerahmt von Produzent und Koautor saß dort: der nette junge Mann von nebenan.
Geduldig ließ er die üblichen Fragen über sich ergehen: vom Journalisten, der sich als Muslim vorstellte und monierte, es gebe doch interessantere Gestalten in der Geschichte des Islam, bis zur Frage, ob er, Spike Lee, Salman Rushdie zu sich nach Hause einladen würde, um ihm "Malcolm X" vorzuführen. Nein, sprach da der Regisseur, das würde er nicht. Warum? Weil ihm sein Leben lieb sei. Und noch einmal: Er würde Rushdie nicht nach Hause einladen, um ihm "Malcolm X" vorzuführen - Pause - auf Video.
Was mochte ihn treiben, der sich sonst so gern mit Palästinensertuch oder Baseballkappe zeigte, der weiße Journalisten mit Gegenfragen zu begrüßen und entwaffnen pflegte, der unlängst noch gesagt haben soll, er würde Wim Wenders, wenn er ihn träfe, killen, weil der ihm als JuryPräsident in Cannes die Goldene Palme für "Do the right thing" verweigert habe?
Aus dem angry black young man war an diesem Nachmittag ein artiger Regisseur geworden, diplomatisch, entgegenkommend. Wollte er die gar nicht anwesende Jury für sich gewinnen durch tadellosen Auftritt? Wollte er sich, dem Ernst des Sujets entsprechend, staatsmännisch geben? Nur gelegentlich kräuselte er die Stirn zum amüsierten Kommentar. Mit ironisch-freundlichem Lächeln erläuterte er dem unzufriedenen Muslim, "Malcolm X" handle von einem "African-American leader". Ein Statement zur Ausländerfeindlichkeit: "You've got some shit right here" fand den absehbaren Beifall. Und wie er diesen Applaus erwarten konnte, so ließ er die Erwartungen derer ins Leere laufen, die zum Performer Lee kamen und dem Promotion- Profi begegneten.
In diese Erwartungsfalle war auch ein einheimischer Hoffnungsträger getappt. Detlef Buck, gestern mit "Wir können auch anders" im Wettbewerb, erwarb schon am Vortag die Titelseite des täglichen Festival-Journals und ließ den Konkurrenten wissen: "Hi, Spike. Tomorrow it's us. No more nice guys." Da hat er sich getäuscht, der Holsteiner im Harlemer. Der kann auch anders. pek
Es war dem "Freien Deutschen Autorenverband" nicht eben leichtgefallen, mich einzuladen, und es fiel dem "Verband deutscher Schriftsteller" kaum minder schwer, mich fahren zu lassen. Dazu währte das Schisma zwischen den beiden Verbänden schon zu lange. Es reicht zurück bis zum Beschluß des VS im Jahre 1970, mit Heinrich Bölls Parole vom "Ende der Bescheidenheit" und der "Einigkeit der Einzelgänger" in die Gewerkschaft Druck und Papier einzutreten. Die Perspektive war schon damals die Mediengewerkschaft.
Wenn diese Aussicht auch die große Mehrheit der bundesdeutschen Schriftsteller und ihre besten Köpfe einte und beflügelte, manch einem behagte sie nicht. Die Entscheidung vieler späterer Mitglieder des FDA, genau zu diesem Moment aus dem VS auszutreten, war vor allem eine Entscheidung gegen die Einheitsgewerkschaft. Diese wurde und wird nicht etwa als notwendiges Korrektiv zu politischer und ökonomischer Macht begriffen wie von uns, sondern als ein das Individuum in seiner Freiheit einschränkender, in Teilen stalinistischer Moloch.
Dieses Vorurteil, wiewohl unausgesprochen, hing für mich zunächst deutlich spürbar im geschichtsträchtigen Gemäuer der Wartburg. Ich war ein schlichter Vorsitzender, meine Gegenüber aber waren, sofern körperlich abwesend, dennoch metaphysisch gegenwärtig, Gründerpräsident und Ehrenpräsident, Präsident, Vizepräsident und Präsident des Autorenrats. Etwas von diesem gravitätischen Gestus schwang auch im Motto des Treffens, "Freiheit in Zuversicht. Verantwortung der Schriftsteller für Deutschland in Europa", mit - aber eigentlich nur, wenn man ungenau las und etwa ". . . für Deutschland und Europa" daraus machte. Wird indes den Autoren Verantwortung für Deutschland in Europa zugewiesen, so müssen sie eher dafür Sorge tragen, dieses unser Deutschland nicht noch einmal über seine Grenzen schießen zu lassen. Ja, das Motto verpflichtet sie nachgerade, auch in Friedenszeiten innerhalb des erstrebten europäischen Kultur- und Kommerzraums Selbstbescheidung zu üben. Denn bekanntlich sind die ökonomischen Ängste unserer Nachbarn sehr real, und unsere Sucht, stets Klassenbeste zu sein, im Guten wie im Bösen gefürchtet.
Zu meiner Überraschung haben die einleitenden Referate über "Die Wiedergeburt der Wartburg im 19. Jahrhundert" sowie "Die Schriftsteller und die Einheit Deutschlands - Rückbesinnung auf die Geschichte" die Redner nicht zu deutschnationalen Tümeleien verleitet, wie ich, alte FDA-Vorstellungen im Kopf, zunächst gefürchtet hatte. Vielmehr kamen die Burschenschafter zu ihrem Recht, auch Zwiespältiges wurde benannt, Luther gar wegen seiner Wende gegen die Bauern im Vergleich zu Münzer und Riemenschneider abgewertet. Gewichtungen, die noch vor wenigen Jahren im FDA undenkbar erschienen wären. Als höflicher Gast habe ich diese angenehmen Wahrnehmungen genausowenig kommentiert wie später die sprachlichen Fehlleistungen einer älteren Dame von Adel, die gleich am ersten Abend einiges Deplazierte über Judentum und über bedauerliche Fehltritte Mussolinis zu Gehör brachte statt, wie versprochen, Nennenswertes über Literatur und Widerstand.
Was den Widerstand betrifft, so ist mir das Faktische wichtiger. Auch, um ein paar vorgefaßte Meinungen zu erschüttern, seien hier die drei aktivsten FDA- Vorständler knapp charakterisiert. Ehrenpräsident Volkmar Zühlsdorff gehörte jener denkwürdigen Akademie der Künste und Wissenschaften im Exil an, in der von den Brüdern Mann bis hin zu Brecht und der Seghers alles vertreten war, was der Kulturnation Deutschland damals zur Ehre gereichte. Für deren Positionen streitet er noch immer. Das befähigt und legitimiert ihn, nun auch Treffendes über das Unrecht in der untergegangenen DDR zu formulieren.
Was der geschäftsführende Vizepräsident Hans Dietrich Lindstedt, von 1947 bis 1981 in der SBZ/DDR lebend und dort Redakteur und Kandidat des DDR- Schriftstellerverbands, in seinen "Erinnerungen an mitteldeutsche Autoren, Poeten und Bonzen" 1990 zu Protokoll gibt, unterscheidet sich in seiner Differenziertheit, Betroffenheit und Personenbezogenheit wohltuend von jenen Schlagetot-Vokabeln wie "Gesinnungsästhetik", mit denen manche (West-)Feuilletonisten vierzig Jahre DDR-Literatur abzuwickeln trachten.
Zum Vizepräsidenten Siegmar Faust, der am zweiten Abend eine brillante Prosapassage las, hier nur soviel: Er gehört zu jenen Opfern des Stasi-Regimes, die losgekauft werden mußten und keinen Trost für diese doppelte Kränkung ihrer Würde gefunden haben, jedenfalls im VS nicht, beim damaligen Bundesvorstand nicht. So wie er haben sich viele einstige DDR-Autoren dem FDA zugewandt, weil offenbar im VS kein Verständnis für sie war. Siegmar Faust hat dezidierte Ansichten über die Politik und das Klima in unserem Verband in vergangenen Jahren. Aber er hat auch die Freundlichkeit, heute der VS-Geschichtskommission bei der Durchleuchtung historischer Zusammenhänge zu helfen, sich auf Gespräche einzulassen.
Das war es denn auch, was mir auf der Wartburg vor allem Eindruck machte - ein friedlicher Umgang und geduldiges Zuhören. Ich traf auf Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit. Wir erörterten, ob wir uns fürderhin den Luxus leisten könnten, uns wechselseitig die Vergangenheit vorzuhalten, während ringsum Ausländerquartiere brennen und Kriege toben, an denen womöglich Deutsche wieder einmal klotzig verdienen. Der Niedergang des real existierenden Sozialismus hinterläßt, neben anderen Schäden, ein moralisches Vakuum. Allenthalben wird ein Mangel an Paradigmen erkennbar, woran die nationale Einheit zuschanden werden könnte.
Ich bin bewußt nicht als ein "Schriftsteller aus Hamburg" gefahren, als den das Tagungsprogramm mich auswies. Das mußte ich auch nicht, denn der Bundesvorstand des VS hatte mich mit Zustimmung auf den Weg geschickt. Ebenso hatte ich die guten Wünsche von Detlef Hensche, dem neuen Vorsitzenden der IG Medien, im Gepäck. Nun arbeiten ja FDA und VS seit längerem in verschiedenen Gremien zusammen, so im Deutschen Literaturfonds, so in der Bundesakademie für kulturelle Bildung. Ich kannte also meine Gastgeber, zumindest die aktive Verbandsspitze.
Die Tabu-Frage ist, meine ich, nach der Vereinigung beider Deutschlands neu zu stellen, nämlich: Warum sollte in einer pluralistischen, föderativ verfaßten Gesellschaft nicht Platz sein für verschiedenartige Schriftstellerverbände, die, sobald es geboten erscheint, bei wichtigen Themen kooperieren? Wie auch immer, der VS wird demnächst eine Gegeneinladung aussprechen. Die Schriftstellerverbände müssen Zukunft gewinnen, das heißt, die Gegenwart bestehen. Wenn sie zur Gegenwart nichts zu sagen hätten, würde man ihnen schon bald das Reden über die Vergangenheit zum Vorwurf machen.Niederzeller müssen ihr Wasser abkochen
SCHLÜCHTERN. Wegen der Verunreinigung einer Trinkwasserquelle mit Escherichia-Kolibakterien müssen die 1050 Einwohner des Schlüchterner Stadtteils Niederzell (Main-Kinzig-Kreis) das Wasser vor Gebrauch abkochen.
Wie ein Sprecher des Bauamtes Schlüchtern mitteilte, wurde die Verunreinigung bei der jährlich durchgeführten Kontrolluntersuchung festgestellt. Da es sich um oberflächennahes Wasser handelt, sei die Verschmutzung vermutlich von außen durch das Erdreich eingetreten, denn die Quelle sei bereits wieder keimfrei. gw
Der Start der "Wochenshow", vorgesehen für den neuen ARD-Sonntagstermin (erstmals am 25. April) ist noch keineswegs so sicher, wie ARD-Programmdirektor Günter Sruve gern behauptet. Nach einer im Dezember beim Süddeutschen Rundfunk produzierten Pilotsendung entschieden sich die macher - Ideengeber Stephan Reichenberger ("Leo's", How much?"), Moderator Hubertus Meyer- Burckhardt und Regisseur Utz Weber, daß "Stuttgart für uns undenkbar ist", so Reichenberg, weil sich das Konzept für diese Sendung eines Wochenrückblicks "mit deutlich ironischer Tonart" nur in einer zentral gelegenen Großstadt - München, Hamburg, Berlin - umsetzen lasse.
Der Bayerische Rundfunk versuchte deshalb, Produktionsmöglichkeiten zu finden, was gelang, aber mit Kostensteigerungen verbunden wäre. An diesen Kosten nun will sich der Süddeutsche Rundfunk nicht beteiligen.
Die "Wochenshow" sollte abwechselnd mit der vom Westdeutschen Rundfunk gelieferten "ZAK"-Sendung ins ARD-Programm (erstmals für den 17. April) genommen werden. Während BR-Unterhaltungschef Hanns Helmut Böck Möglichkeiten erst für den Oktober sieht, hofft Reichenberger doch noch auf den April- Termin. Aber: "Wir haben überhaupt keine Probleme, die Wochenshow nicht zu machen. Sie muß nicht im April und nicht in der ARD gemacht werden, wenn auch die ARD unser bevorzugter Partner bleibt." jotha
FULDA. Das Verwaltungsgericht Kassel hat eine Klage der Christlichen Wähler-Einheit (CWE) wegen "rechtswidriger Wahlwerbung" des Fuldaer Landrates und Oberbürgermeisters im laufenden Kommunalwahlkampf zurückgewiesen. Ein Gerichtssprecher teilte mit, der Antrag der CWE auf einstweilige Anordnung sei "unzulässig". Nach den im Kommunalwahlgesetz vorgesehenen Rechtsbehelfen müsse erst die Wahl stattfinden, bevor Entscheidungen und Maßnahmen vor dem Urnengang angefochten werden könnten.
Die Richter hätten in dem Beschluß aber auch festgestellt, daß "offensichtlich amtliche Wahlwerbung" durch kommunale Wahlbeamte vorliege. Der CWE als Antragstellerin sei daher der Weg einer Grundrechtsklage beim Staatsgerichtshof gewiesen worden.
Die Christliche Wähler-Einheit hatte das Verfahren anstrengen wollen, weil in mehreren Fällen kommunale Wahlbeamte wie der christdemokratische Landrat und der Fuldaer Oberbürgermeister (beide CDU) in Zeitungsanzeigen "Öffentlichkeitsinformationen" als Wahlbeamte gegeben und kurz darauf in ähnlicher Aufmachung für ihre Parteien mit den Amtstiteln geworben hatten. gw
cri FRANKFURT A. M. Mehr als 88 000 Wohnungen haben die 13 Landesbausparkassen im vergangenen Jahr mitfinanziert. Für die nötigen Investitionen zahlten sie insgesamt 17,5 Milliarden Mark aus und damit zwölf Prozent mehr als in der Vorperiode. Der Großteil der Objekte waren Eigenheime. Angesichts der anhaltenden Wohnungsnot kommt es nach Ansicht von LBS-Verbandsdirektor Holger Berndt darauf an, "die Schwäche beim Bau von Wohneigentum möglichst schnell zu überwinden". Ein Auftrieb zeichne sich hier auch ab. Während 1991 die Genehmigungen für Einfamilienhäuser noch um ein Zehntel geschrumpft seien, hätten sie von Januar bis Oktober 1992 um 8,4 Prozent zugenommen.
Die Basis für spätere eigene Wände bildet für viele Bundesbürger ein Bausparvertrag. Knapp 1,3 Millionen neue Abschlüsse und damit 1,3 Prozent mehr als 1991 verbuchten die LBS in der abgelaufenen Periode. Die Summe kletterte um fast neun Prozent auf 42 Milliarden Mark. Der für die Zuteilung maßgebliche Geldeingang nahm um 5,3 Prozent auf 18 Milliarden Mark zu.
Ende Dezember führten die Landesbausparkassen 9,7 Millionen Verträge über eine Summe von 314 Milliarden Mark im Bestand - 245 000 Abschlüsse sind der LBS Ost zuzurechnen.
Vom Glück verfolgt sind sie nun wirklich nicht gerade, die Faustballer der TGS Hausen. So gut wie nie konnten sie in der diesjährigen Hallensaison der Zweiten Bundesliga mit ihrer Wunschformation ins Spiel gehen und die Runde verlief somit ganz anders, als man sich das in Hausen erhofft hatte.
Statt dem zweiten Rang, der die Teilnahme an den Aufstiegsspielen bedeutet, haben die Hausener den siebten Rang im Blickfeld und müssen darauf achten, nicht in den Abstiegsstrudel zu geraten. Nach dem 3:1-Erfolg beim TV Okriftel ist den Hausenern jedoch die Teilnahme an der Relegationsrunde zur neuen zweigleisigen Zweiten Liga so gut wie sicher. Dort werden dann zehn Mannschaften um die fünf freien Plätze in der zweithöchsten Faustball-Klasse streiten.
Ein ganz besonderer Pechvogel bei den Hausenern ist Hans-Jürgen Wolf. Er mußte sich, ebenso wie der zweite Hauptangreifer Carsten Neutzer, einer Knieoperation unterziehen und fehlte über Wochen. Frohen Mutes bestritt Wolf Ende Januar gegen Bleidenstadt nach langer Pause wieder sein erstes Spiel. Doch sein Comeback dauerte nur wenige Minuten, dann zog er sich in einer harmlosen Situation einen Achillessehnen-Abriss zu.
Nicht nur Unglücksrabe Wolf, auch seine Mitspieler konnten diesen Schock kaum verkraften und unterlagen den Bleidenstädtern glatt mit 0:3. Auch das darauffolgende Spiel gegen Oberwesel ging ohne Neutzer und Wolf verloren, wenn auch recht knapp. Das Fehlen der beiden Hauptangreifer ist auf Dauer nicht zu kompensieren.
Daß beim TV Okriftel dennoch endlich der ersehnte Sieg heraussprang, das erklärt sich Carsten Neutzer wie folgt: "Wir haben solide gespielt, nur wenige Eigenfehler gemacht. Okriftel bekommt zudem wahrscheinlich nicht die Zulassung für die zweite Liga, da sie keine Jugendmannschaft haben."
Daher wirkten die Gastgeber nicht so motiviert wie die Gäste, die neben Neutzer und Wolf auch Michael Marschall ersetzen mußten. Er wird zum Saisonfinale in Oggersheim (27.2.) und Rodheim-Bieber (28.2.) wieder dabeisein und soll mit dafür sorgen, daß die Hausener Faustballer nach einer Saison voller Tücken wenigstens ein Ende ohne Schrecken erleben. ina
TGS HAUSEN: Markus Röllig, Oliver Haibach, Wolfgang Marschall, Thorsten Schenk, Stefan Kuhn, Udo Heyen.
Vor 14 Jahren beschäftigte sich der Rugbyklub Heusenstamm erstmals mit dem Rugby-Ei, mittlerweile ist er mit 300 Mitgliedern der größte Rugby-Verein in Hessen. Auch sportlich sind die Heusenstammer Hessens Nummer eins und dürfen sich zu den 18 besten Teams in Deutschland zählen. Das nächste Ziel des aufstrebenden Klubs ist die Erste Rugby- Bundesliga. Um die Eliteklasse zu erreichen, müssen die Heusenstammer aus der Qualifikationsrunde mit fünf Konkurrenten als Tabellenerster, -zweiter oder -dritter hervorgehen. Der Startschuß in diese Aufstiegsspiele fällt bereits am Sonntag, 21. Februar, mit der Partie beim PSG Stuttgart. Zum ersten Heimauftritt im Sportzentrum Martinsee erwartet der RK am 7. März (14.30 Uhr) den SCN Heidelberg.
Die beiden Trainer Stefan Terboczi und Paul Doran nutzten die Winterpause zu intensiver Vorbereitungsarbeit. Mit einem deutlichen 38:0-Erfolg im abschließende Testspiel gegen den Erstligisten Heidelberger RC stellten die Heusenstammer unter Beweis, daß sich diese Mühe gelohnt hat. "Wir wollen den Aufstieg schaffen", meint Vorsitzender Klaus-Uwe Gottschlich zuversichtlich. In Stuttgart sollen die ersten beiden Punkte gesichert werden, obwohl der Gegner nur schwer einzuschätzen ist. Die Stuttgarter konnten sich in der Vergangenheit schon des öfteren durch ausländische Spieler verstärken. Dennoch braucht den Heusenstammern angesichts ihrer derzeitig hervorragenden Form nicht bange zu sein.
Während für die Männer der "Ernst des Lebens" beginnt, dürfen die Jugendlichen des RK eine sorglose Zeit in Tonbridge (Kent), der englischen Partnerstadt Heusenstamms, verbringen. 22 jugendliche Rugbyspieler machen sich auf die Reise in die Stadt, die mit Heusenstamm bereits seit zehn Jahren in sportlicher Freundschaft verbunden ist.
Initiator und Jugendtrainer Mark Niedziella, einer der engagierten Mitarbeiter des Jugendleiters Michael Schuster, legt großen Wert auf die Pflege der Verbindung, die auch der sportlichen Entwicklung des Rugbyklubs zugute kommt. Schließlich ist England das Mutterland des Rugbysports. Und die Heusenstammer möchten auch in den kommenden 14 Jahren so erfolgreich bleiben, wie sie es in den vergangen 14 waren. ina
MERZHAUSEN. Rechtzeitig zu ihrer 700-Jahr-Feier hat sich ein Herzenswunsch der Merzhäuser erfüllt - ihre Mehrzweckhalle hat endlich einen Namen bekommen. "Rauschpennhalle" heißt sie jetzt hochoffiziell, nachdem das Stadtparlament in seiner jüngsten Sitzung den Segen dazu gab - und somit dem Verwirrspiel im Dorf um Mehrzweckhalle- Bürgerhaus-Sport-oder-Turnhalle ein Ende setzte.
Für das Schmunzeln der Parlamentarier ob des mehrdeutigen Namens zeigte der Stadtverordnete und Ortsvorsteher von Merzhausen, Hartmut Müller, zwar Verständnis. Doch mit der "naheliegenden Assoziation" hätten die Merzhäuser nichts gemein, ließ Müller wissen. "Rauschpenn ist der Name des Waldflurstücks, in dem die Halle steht", erklärte der Merzhäuser.
Der Begriff leite sich von den jungen Buchen und Eichen ab, die früher "Rausch" oder "Rauschen" genannt worden seien. Und als "Penn" oder "Pinn" hätten die Vorfahren Pfosten und Pfähle bezeichnet, so Müller. Ob sie wohl auch so manchen Rausch unter einem Buchenpfahl oder Eichenpfosten "ausgepennt" haben? cn
NEU-ISENBURG. Bei den Verhandlungen über die künftige Nutzung des "Alten Stadthauses" habe er das Planungsamt immer dann eingeschaltet, "wenn Planungsfragen anstanden". Damit reagiert Bürgermeister Robert Maier (CDU) auf den FR-Bericht über die Stadtpolitik der vergangenen vier Jahre.
Darin hieß es, Maier habe sich im Sommer 1992 während der letztlich erfolglosen Gespräche mit einem privaten Investor angesichts der aufkeimenden Kritik aller Parteien immer mehr verschlossen und weder Magistrat noch Planungsamt über den jeweiligen Stand informiert. Sowohl städtische Beschäftigte als auch Magistratsmitglieder hatten sich darüber hinter vorgehaltener Hand beklagt.
Wert legt Robert Maier auf die Feststellung, daß die Stadt für den Bau von Sozialwohnungen keine Zuschüsse vom Bund bekommen hat. Diese Aufgabe sei zu 70 Prozent durch die Kommune und die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GEWOBAU) und zu 30 Prozent durch das Land finanziert worden. leo
Eine 32 Jahre alte Frau ist in den Abendstunden von ihrem Freund tot in ihrer Wohnung in Eschersheim aufgefunden worden. Die Ermittlungen der Polizei ergaben, daß der Tod nach einer Kokaininjektion eingetreten ist. Die Frau sei bereits seit längerer Zeit drogenabhängig gewesen, berichtet die Polizei.
Der Notarzt stellte an beiden Unterarmen Einstichstellen fest. Neben mehreren Einwegspritzen fand sich auf dem Nachttisch ein Beutel mit etwa zehn Gramm Kokain. Im Kleiderschrank war ein weiterer Beutel mit fünf Gramm Amphetamin versteckt.
Die Frau ist die neunte Drogentote in Frankfurt in diesem Jahr. hu
Die Geschichte begann, wenn man so will, ziemlich genau vor einem Jahr. Der EC Hedos München spielte in der Eishokkey-Bundesliga mehr schlecht als recht. Die Vorrunde ging zu Ende, und den Münchnern stand die Abstiegsrunde bevor.
Auf ihrem Weg zur deutschen Meisterschaft hatte die Düsseldorfer EG noch einmal bei den Bayern Station gemacht und ihnen übel mitgespielt. 2:5 hieß es, als die Schlußsirene die Prügelknaben endlich erlöste - doch auf den Tribünen der Olympiahalle standen 10 000 und schrien den Düsseldorfern entgegen: "Wir kaufen euch alle."
Das war, wie gesagt, vor einem Jahr. Heute sagt Mittelstürmer Gerd Truntschka, damals Düsseldorf, nun München: "Wer fünf gute Spieler kauft, bekommt deswegen noch lange nicht eine sehr gute Mannschaft." Das klingt logisch. Und doch hat es eine komplette Vorrunde gebraucht, dies begreiflich zu machen. Aber der Reihe nach.
Im Februar vergangenen Jahres also begann der EC Hedos, ein junger, traditionsloser Verein, zwar nicht alle, aber doch etliche der besten deutschen Eishockeyspieler zu kaufen. Gerd Truntschka und Dieter Hegen kamen aus Düsseldorf; Karl Friesen, Raimond Hilger und Georg Franz wechselten vom maroden Sportbund Rosenheim in die Großstadt. Als Dompteur wurde der Schwede Hardy Nilsson, mit dem Kölner EC zuvor dreimal Deutscher Meister, angestellt. Das war möglich, denn Eishockey war en vogue in München. Sponsoren gab es genug, die Eishalle (6000 Plätze) war ständig ausgebucht, bei namhaften Gegnern ließ sich auch die Olympiahalle füllen.
Vierter Platz nach der Vorrunde, sagte Nilsson vor Beginn der laufenden Saison, "das ist unser Ziel". Bloß wollte ihn keiner hören. Hegen, Truntschka, Friesen, personifizierte deutsche Eishockeygeschichte allesamt; mit solchen Kerlen, glaubte das Publikum, werde Eishockey nicht gespielt, sondern gezaubert. Die Medien glaubten, Hedos habe "eine Truppe zusammengekauft, die als unschlagbar gilt" (Sports), und die Vereinsoberen glaubten, sie hätte ein "Bavarian Dream Team" geschaffen.
Nun ist die Vorrunde abgeschlossen, Vierter ist der EC Hedos und trifft in den am Sonntag beginnenden Play-offs auf Mannheim. Nilsson also ist zufrieden. Die eigenen Erwartungen hat die Mannschaft erfüllt, die der Öffentlichkeit nie erfüllen können. Hedos ist so gut wie nie zuvor - und dem Umfeld offenbar nicht mehr gut genug. Begehrten in der Vergangenheit Hunderte vergebens Einlaß, bleiben nun selbst gegen Köln Plätze frei.
"Da ist zuviel im Vorfeld zerbrochen worden", sagt Truntschka. Wer sich "Dream Team" nennt, muß Träume auch wahr werden lassen. Dazu war der EC Hedos nicht in der Lage. Er spielte zwar erfolgreich, aber eher bieder als traumhaft schön. Selbstverständlich, findet Truntschka, denn "da war ja überhaupt nichts da, als wir kamen, keine einzige erprobte Sturmreihe". Die Strukturen innerhalb der Mannschaft mußten gefunden werden, ein Prozeß, der noch andauert. "Privat", hat Torwart Friesen registriert, "wächst man schnell zusammen, aber auf dem Eis ist das schwieriger."
Nun ist ja erst die Vorrunde vorbei, die Saison geht erst so richtig los. Doch für den EC Hedos soll es schon jetzt ein Ende haben. Ein Ende damit, an etwas gemessen zu werden, was man noch nicht ist, aber werden will: eine Spitzenmannschaft. "Wir müssen jetzt einen Schlußstrich ziehen", sagt Truntschka.
Hedos München will eine Imagekorrektur versuchen. "Die Zuschauer müssen in den Play-offs sehen, daß wir alles geben", sagt Truntschka, "das ist jetzt das wichtigste, nicht welchen Platz wir erreichen." Anlaß zum Träumen bietet die Zukunft, die Gegenwart will Hedos nur so anständig wie möglich bewältigen. "Deutscher Meister", sagt Nilsson, "können wir werden - in drei Jahren." RONALD RENG
HANAU. Der BUND-Ortsverband Hanau will am Samstag, 20. Februar, an seinem Marktplatz-Informationsstand ab 10 Uhr Prüfsteine vorlegen, nach denen sie die zur Kommunalwahl in der Stadt antretenden demokratischen Parteien und Gruppen bewerten wollen.
Es überwiegen dabei Umweltthemen wie der Umbau des Steinheimer Schloßgartens, das gleichberechtigte Miteinander verschiedener Straßenverkehrsarten, die Atombetriebe, die Dioxinbelastung der Hanauer Luft, die geplante Bebauung der Binnendünenbiotope Waldwiese und Amerikafeld, die Fallbachrenaturierung, der Hauptabwassersammler im Landschaftsschutzgebiet Mainauen und die Bioabfallsammlung in Steinheim. him
"Ich lehre nicht. Ich leite nicht. Ich animiere nur." So charakterisiert Helmut Opitz seine Arbeit an der "Universität des Dritten Lebensalters", kurz "U 3" genannt. Opitz ist Lehrbeauftragter für den Workshop "Kreatives Schreiben", der an diesem Abend in der Romanfabrik seine Arbeiten vorstellt. Achtzehn Frauen und nur fünf Männer, die "Alterspräsidentin" ist 84 Jahre, sitzen auf der Bühne, ihre Manuskripte in der Hand.
Opitz, selbst im fünften Semester an der "U 3" - sein Examen in Politik und Philosophie liegt noch vor ihm -, hat den Workshop vor einem Semester begonnen und will ihn auch im nächsten fortführen. Er selbst ist journalistisch und literarisch tätig und Mitglied im Hessischen Schriftstellerverband.
Der Workshop hat sein Ziel erreicht, die Teilnehmer zum Schreiben zu ermutigen; das zeigt der Abend. Nicht nur der "Fundus von Erinnerungen", aus dem die Alt-Semester schöpfen, bringt Spannendes zutage, erstaunlich ist auch so manche erzählerische Ader, die sich in diesem Schreibkurs auftat. Eine Autorin in den Siebzigern etwa entwirft beachtliche poetische Naturbilder über Andalusien. Witzig wendet einer der wenigen Herren seine Erinnerungen an die Hitlerjugend: Muß der "Deutsche Gruß" dem Vorgesetzten bei einer gemeinsamen Sitzung auf dem "Donnerbalken" geboten werden?
Die Senioren wirken gelassen, zeigen keine Aufregung beim Vorlesen, und man ahnt auch nicht, hätte es Opitz nicht verraten, daß sie sich zu Beginn des Workshops "zierten", etwas aufs Papier zu bringen. Zweimal wöchentlich trifft man sich an der Uni. Opitz gibt ein Thema vor, und nach 25 Minuten Zeit zum Schreiben werden dann die Texte vorgelesen.
An diesem Abend gibt es natürlich viel über den Krieg zu hören. Es sind persönliche Erinnerungen an die Flucht aus Ostpreußen, an Lagerjahre in der Sowjetunion, an den Einmarsch der Engländer und Amerikaner; Erlebnisse, mit Selbstironie erzählt, aber auch Besinnliches über Traum und Wirklichkeit und über das Schreiben gibt es zu hören; Erinnerungen an große Tage, wie die Immatrikulation an der Frankfurter Universität nach dem Krieg, den ersten Auftritt beim Theater, an die Hochzeit in Ostpreußen, die Lehrjahre auf einem norddeutschen Gutshof; eine romantische Begegnung auf einer Brücke zwischen Frankfurt und Sachsenhausen wird einmal aus der Sicht des Mannes und dann aus der der Frau beschrieben.
"Büro Aktiv" heißt ein weiteres Projekt der U 3. Ein Teilnehmer des Workshops ist Mitinitiator dieses Büros, das am 2. März im Institut für Sozialforschung eröffnet werden soll. Es vermittelt ehrenamtliche Tätigkeiten an Pensionäre, die Wissen und Zeit zur Verfügung stellen möchten. ANGELIKA BURKHARD
FRANKFURT A. M. Aus Anlaß der Kommunalwahl am 7. März weist der Blindenbund darauf hin, daß blinde oder stark sehbehinderte Wähler ihren Stimmzettel von einer Vertrauensperson im Wahllokal ausfüllen lassen können. Wer seinen Stimmzettel zu Hause ausfüllen oder ausfüllen lassen möchte, dem rät die Organisation, die Möglichkeit der Briefwahl in Anspruch zu nehmen.
Will ein Blinder ohne fremde Hilfe votieren, so kann er das mit einer mitgebrachten Schablone tun. Diese muß er - mit einem angeforderten Wahlzettel - selbst anfertigen oder anfertigen lassen. Der Wahlvorstand muß sich davon überzeugen, daß die Informationen auf der Schablone mit dem Inhalt des für den betreffenden Wahlkreis verwendeten Stimmzettels übereinstimmen. Dies geschieht dadurch, daß der Wähler einem Mitglied des Wahlvorstandes den Inhalt der Schablone vorliest. zg
Theo Waigel ist ein bescheidener Mensch - und damit prahlt er gerne. In der Illustrierten Bunte rühmt er sich ob seiner Sparsamkeit. "Ich stamme aus einfachen Verhältnissen. Mein Großvater war Weber, mein Vater ein kleiner Landwirt und Maurerpolier." Luxus ist nicht seine Sache. "Ich kriege schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich meinen Teller nicht ganz leer esse!" Seine Besucher fordert der Bundesfinanzminister auf, sich umzugucken. "Sie werden beispielsweise kaum ein Ministerzimmer finden, das so bescheiden ausgestattet ist wie dieses hier." Die Bilder an der Wand stammen aus den Beständen der Bundesvermögensverwaltung, Tische und Stühle aus den 60er Jahren.
Nur wenn der CSU-Chef auf seinen Bonner Job zu sprechen kommt, dann wird er anspruchsvoll. "Wir sind keine Von Rolf-Dietrich Schwartz (Bonn) Straßenräuber!" sagte er patzig im ZDF auf kritische Einwände zur geplanten Autobahn-Vignette. "Unverschämt und falsch" findet er sein Abbild in einer Anzeigenserie des Hamburger Zigarettenkonzerns Reemtsma, das ihn wohl eher an einen Bankräuber erinnert. Nicht einmal als "Hütchenspieler der Nation" will Waigel gelten, bei dem man raten muß, wo Steuereinnahmen und wo Schulden versteckt sind. Den ihm von Parteifreunden geschenkten "einarmigen Banditen" will er sogar bald aus seinem Arbeitszimmer in der Münchner CSU-Zentrale entfernen, weil jeder denkt, jetzt müsse er sein Geld schon aus einem Glücksautomaten holen. "Zocken hat mich nie angemacht", bekennt Waigel. Aber auch nicht die von ihm empfundene Rolle als "Prügelknabe der Nation": Fallende Kurse, ungünstige Währungsrelationen, Kapitalflucht ins Ausland - "für alles Negative auf dieser Welt werde ich verantwortlich gemacht". Theo weiß, daß nicht alle die deutsche Bedeutung des griechischen Namens Theodor - "Geschenk Gottes" - kennen. Noch erträgt er deshalb alles in der Hoffnung, daß die Menschen eines Tages sagen werden: "So schlecht kann der Kerl doch gar nicht sein, wie man ihn überall darstellt."
Dieser Tag scheint für den Kassenwart des Bonner Kabinetts allerdings in immer weitere Ferne zu rücken. Die Zahl seiner Gegner wächst von Woche zu Woche. Nun hat er sich seit neuestem auch noch den Verteidigungsminister Volker Rühe von der Schwesterpartei zum Feind gemacht. "Finanzdiktat!" schäumte der als Kanzlerkandidat der CDU von höchster Stelle wieder abservierte Hoffnungsträger auf der Hardthöhe über das Streichkommando aus der Bonner Graurheindorfer Straße, dem Sitz des Bundesfinanzministers. "Gefangener seiner eigenen Worte", giftete Waigel zurück. Schon vorher waren die beiden unsanft aneinandergeraten, als sich der CSU-Lobbyist der bayerischen Rüstungsindustrie entgegen seinen Interessen als Bonner Sparkommissar der von Rühe angeordneten vorzeitigen Beerdigung des Pleitegeiers "Jäger 90" widersetzt hatte. "Was er bisher getan hat - insbesondere, als es um den Jäger 90 ging - war aus unserer Sicht nicht gerade erfolgreich", urteilt der CSU-Chef heute über die Karriereaussichten seines CDU-Kabinettskollegen. "Rühe hat noch Anpassungsprobleme nach Osten und Süden." Eine Retourkutsche für den Erfinder der "Gerechtigkeitslücke" bei der Finanzierung der deutschen Einheit, die die Opposition dankbar als Schlag-Wort gegen Waigel in Gebrauch genommen hat.
Andere Nordlichter der CDU kommen bei dem schwäbischen Bayern nicht besser weg. Den "Herz-Jesu-Marxisten" Norbert Blüm etwa will Waigel mit einer umfassenden sozialen Demontage in seinem "Föderalen Konsolidierungsprogramm" (FKP) vollends um seinen Ruf bringen. Der Bundesarbeitsminister versucht seitdem verzweifelt, mit der Beseitigung angeblichen Mißbrauchs bei der Inanspruchnahme von Arbeitslosenunterstützung und AFG-Geldern diesem Schicksal zu entgehen. Die Partei-Schwester der Schwester-Partei, Familienministerin Hannelore Rönsch, warnt mit dem ihr zur Verfügung stehenden politischen Gewicht, Sozialhilfe oder Kindergeld zu kürzen. "Es wäre sehr fragwürdig, wenn die öffentlichen Bediensteten weiter einen Inflationsausgleich erhielten, den Sozialhilfeempfängern dieser Ausgleich aber versagt bliebe", schrieb sie dem Kürzungsminister.
Der aber bleibt (noch) ungerührt. "Ich habe gute Nerven, kann noch über mich selber lachen und lebe nach dem Motto: Der Finanzminister, der populär sein möchte, hat seinen Beruf verfehlt." Das war noch im Januar, gleich nach der Weihnachtspause. Jetzt, im Februar, winkt er schon mit erhobenen Händen ab: "Acht Jahre Bundesfinanzminister - nein danke!" vertraut er nun seinen Freunden über die Mittelbayerische Zeitung an. "Acht Jahre hintereinander beabsichtige ich das nicht zu machen."
Er sei zwar nicht amtsmüde, warnt Waigel vor voreiligen Hoffnungen, weil eine Partei auch ohne Ministeramt zu führen sei. Aber ewig in der Politik will er auch nicht bleiben. Rechtsanwalt oder Dozent an einer Hochschule für das Thema "Der politische Prozeß" - so etwas würde dem Juristen, der über die bayerische Landwirtschaft promovierte, Spaß machen. Und wieder Zeit zu haben - für Glauben und Gottesdienst. Früher sei er eine "tragende Stütze des Kirchenchores" in seiner Heimatgemeinde Ursberg gewesen, erinnert sich Waigel. Heute will er wenigstens sonntags ausschlafen und verpaßt deshalb den Gottesdienst am frühen Morgen. "Aber der Glaube und das Wissen um die Transzendenz ist etwas ganz Wichtiges", bekennt er.
Damit spricht der gläubige Katholik einen Punkt an, den die oppositionellen Sozialdemokraten dem Finanzminister vorwerfen. Allzu lange war er sich nämlich mit dem Kanzler in dem Glauben einig, die Probleme der deutschen Einheit würden sich von allein lösen. "Der kennt nicht seine Zahlen, der glaubt an sie", vermutete schon im vergangenen Frühjahr der oft von seinen eigenen Leuten als "Erbsenzähler" verhöhnte Haushaltsexperte der SPD, Helmut Wieczorek, über das inzwischen eingebrochene Konsolidierungsprogramm Waigels.
Glauben hin, Glauben her - "dies ist die Stunde der Wahrheit", verkündete jedenfalls der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl beim Düsseldorfer Parteitag Ende Oktober, ohne seinen im Finanzministerium amtierenden Glaubensbruder über die beschlossenen Steuererhöhungen ab 1995 vorher zu unterrichten. Zwar warnte der als Gastredner zum Kongreß der Christdemokraten geladene CSU-Chef verzweifelt vor steuerpolitischen Fehltritten, aber ihm glaubte schon zu jenem Zeitpunkt keiner mehr. Bis dahin war der begeisterte Bergwanderer und Theaterfreund wie ein Wanderprediger auf der Bühne vor Gläubige und Ungläubige getreten mit der frohen Botschaft, seine Zahlen stimmten, "der Finanzplan bis 1995 steht". Nach der im Kabinett Anfang Juli zum Regierungsbeschluß erhobenen Fata Morgana seiner Haushaltskonsolidierung im Wege dreiprozentiger Ausgabesteigerungen mit dem Ziel einer Halbierung der Neuverschuldung in drei Jahren, redete sich Waigel noch lange um seine Glaubwürdigkeit.
Während er im Herbst noch via Bildschirm verkündete: "Die nationale Herausforderung der deutschen Einheit können wir bewältigen, wenn wir konsequent an unserem Konsolidierungskurs festhalten", hielten sich die Spitzenleute seiner Fraktion und im Kanzleramt längst an neuen Überlegungen fest, wie man den drohenden Offenbarungseid der Regierung mit einem Haushaltssicherungsgesetz publikumswirksam nennen sollte. "Solidarpakt" hieß das Ergebnis nach einem Treffen der Ost-Rebellen der Partei Ende August in Erfurt, das sich die Fraktionsführung unter Leitung von Wolfgang Schäuble schon Anfang September zu eigen machte, als der ahnungslose Waigel noch seinen "Pakt der Vernunft" nach Manier der drei berühmten Affen: "nichts hören, nichts sehen, nichts sagen" (SPD-Finanzexpertin Ingrid Matthäus-Maier) dagegen setzte.
Seitdem ist der "Herr der Löcher" so weit, vom Glauben abzufallen. Plötzlich traute Waigel sogar seinen eigenen Zahlen nicht mehr. "Die Finanzplanung kann nur so exakt sein, wie die ihr zugrundeliegenden wirtschaftlichen Daten", rechtfertigte sich der ewig Irrende in einer ausführlichen Verteidigungsschrift kurz vor der zweiten Lesung seines schon im ersten Durchgang als Makulatur im Bundestag beratenen Haushalts 1993. Und prompt waren wieder andere schuld: die Konjunkturforschungsinstitute, die "Fünf Weisen", die Bundesbank, IWF, OECD und EG und natürlich der damalige "Bundeswirtschaftsminister, unter dessen Federführung die Datenprognose liegt". Überhaupt Möllemann: "Über soviel abenteuerliche Geschwätzigkeit von angeblich riesigen Haushaltslöchern und notwendig werdenden Milliarden-Programmen" konnte Waigel nur staunen einen Monat vor dem Tag der Wahrheit, als die Wirklichkeit die "abenteuerliche Geschwätzigkeit" eingeholt hatte. Immerhin: über den Nachfolger seines Intimfeindes fällt des Finanzministers Urteil noch milde aus: "Günter Rexrodt, eine frische und unkomplizierte Persönlichkeit."
Das läßt sich nach bald vierjähriger Amtstätigkeit über den Menschenkenner Waigel jedenfalls nicht mehr sagen. "Der Theo ist einsam geworden", heißt es in seiner Fraktion. Er lasse niemanden mehr wirklich an sich heran, sei gereizt, wisse alles besser und stelle sogar seine letzten Freunde bloß. "Sogar über den Bötsch hat er sich in der jüngsten Fraktionssitzung lustig gemacht", empören sich die Abgeordneten. Waigel muß das fühlen. Zu seinen neuesten Anekdoten gehört der Besuch des israelischen Finanzministers. "Er schilderte mir seine Sorgen, die wohl noch größer sind als meine eigenen, und sagte: Wir Israelis haben nur zwei Freunde - Amerika und euch. Ich erwiderte: Ich habe gar keine, ich bin völlig allein, auf mich prügeln alle ein. Da sagte er: Da hilft nur noch eines - Beten. Und so habe ich ihm versprochen, ich bete für dich, und er hat versprochen, er betet für mich." Aber Zeit dafür haben wohl beide nicht.
Frankfurts Briefträger mußten die Wahlkampfzeitungen der rechtsextremistischen DVU mit ausländerfeindlichem Inhalt noch nicht austragen: Die Begründung zum Beschluß des Verwaltungsgerichtshofes Mannheim vom Vortag war der Generaldirektion des Gelben Dienstes in Bonn erst nach Dienstbeginn zugestellt worden. Tenor jenes Beschlusses: Die Post ist - anders als das Verwaltungsgericht Freiburg kurz zuvor entschieden hatte - verpflichtet, die 300 000 Sendungen bis zum 23. Februar in Frankfurter Briefkästen zu stecken.
Wie der Pressesprecher der Oberpostdirektion Frankfurt, Dieter Heinbuch, sagte, will die Post nun erst einmal die Begründung des Gerichts prüfen. Weitere juristische Schritte gegen die DVU würden überlegt. Die Wahlkampfbroschüren sind "in Frankfurt erst einmal zentral gelagert". Vor dem 23. Februar dürfte kein Frankfurter Postzusteller vor die Gewissensentscheidung gestellt werden, ob er die DVU-Postille austragen muß.
Die Mannheimer Oberrichter befanden, daß die Wahlzeitung mit dem Titel "Für ein deutsches Frankfurt" nach Grundsatzentscheidungen des Bundesverfassungsgerichts von der Post nicht zurückgehalten werden darf. Der 10. Senat des Gerichts bestätigte laut AP, daß "die insgesamt fremdenfeindliche Tendenz der Propaganda" bestehe; daß hier aber "ein Aufstacheln zum Haß", also "eine "gesteigerte, über bloße Ablehnung und Verachtung hinausgehende Einwirkung auf Sinne und Leidenschaften, aber auch auf den Intellekt" vorliege, sei "zwar denkbar, aber nicht offensichtlich".
Bei der Kontrolle einer Wahlwerbung müsse auch das "prinzipielle" Interesse der Parteien beachtet werden, im Wahlkampf ihre programmatischen Äußerungen in vollem Wortlaut zu verbreiten. enk
Weltweit können etwa eine Milliarde Erwachsene gar nicht oder nur unzureichend lesen oder schreiben, und Analphabetismus ist auch in den Industriestaaten - trotz allgemeiner Schulpflicht - erschreckend weit verbreitet.
Rund 30 Millionen Amerikaner sind sogenannte sekundäre oder funktionale Analphabeten, also Menschen, die zwar irgendwann lesen und schreiben gelernt, es dann aber wieder verlernt haben. In der Bundesrepublik liegt deren Zahl nach Schätzungen (eine wissenschaftliche Erforschung fehlt bislang) bei rund vier Millionen. Allein in Frankfurt gab es nach Angaben des Lese- und Schreibservices, der deutschen und ausländischen Analphabeten beratend zur Seite steht, 1990 ungefähr 30 000 des Lesens und Schreibens Unkundige. Es ist zu vermuten, daß die Zahl der funktionalen Analphabeten weiter steigen wird. So verlassen bereits heute sieben bis acht Prozent der Hauptschüler die Schule ohne Abschluß: Eine Entwicklung mit weitreichenden Folgen sowohl für die immer noch stigmatisierten Betroffenen, die deshalb in der Regel Meister im Verbergen ihres Unvermögens sind, als auch aus ökonomischer Sicht für die Volkswirtschaft.
Lesen ist aber nicht nur die Basistechnik zum Verständnis aller übrigen Medien, mithin Grundlage für die Teilnahme am öffentlichen Leben. "Lesenkönnen ist ein entscheidender Faktor für die Ich-Werdung", sagte Hilmar Hoffmann bei der Eröffnung der Ausstellung "Die Welten der Wörter". Der Geschäftsführer der Stiftung Lesen sieht unter anderem in fehlenden Schulbibliotheken an Grund- und Hauptschulen sowie an der "so gut wie nicht mehr vorhandenen" ästhetischen Erziehung Ursachen für funktionalen Analphabetismus. "Das Buch muß ein selbstverständlicher Teil der Wirklichkeit in der Schule werden", fordert er deshalb.
Daß Alphabetisierung nicht nur eine bildungspolitische, sondern auch eine soziale und kulturelle Aufgabe darstellt, zeigen die 50 internationalen Plakate der Ausstellung. Plakate, die auf das Problem aufmerksam machen sollen, die Betroffene zu Alphabetisierungskursen motivieren sollen und solche, die dort als Lernmittel eingesetzt werden.
Auffällig ist, daß viele Plakate das Ziel "Lesenkönnen" mit politischen Ideologien verknüpfen. Und viele Exponate machen Versprechungen - Menschen schreiten auf dem Buch zur Sonne -, die insbesondere in Ländern Afrikas und Südamerikas weder politisch noch sozial eingelöst werden.
Das größte Problem der Plakate aber dürfte sein, daß selbst sie meist nicht ohne Worte auskommen, ihr Inhalt der Zielgruppe also nur über Dritte vermittelt werden kann. Es fehlt offenbar an künstlerischen Konzepten, Schriftlosigkeit und die Notwendigkeit des Schrifterwerbs so zu visualisieren, daß die Betroffenen auch erreicht werden.
("Welten der Wörter", zusammengestellt vom UNESCO-Institut für Pädagogik und dem Ernst Klett Verlag. Bis 6. März in der Stadtbücherei, Zeil. Geöffnet: dienstags bis freitags 10 bis 19, samstags 10 bis 13 Uhr. SUSANNE BROOS
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Kreppelabend fällt aus GROSSKROTZENBURG. Beim Obst- und Gartenbauverein fällt der Kreppelabend heute, Freitag, 19. Februar aus. Wegen der zeitgleichen TV-Sendung "Mainz wie es singt und lacht" wird mit zu geringer Beteiligung gerechnet. Versammlung der Naturschützer GROSSKROTZENBURG. Der Naturschutzbund Deutschland trifft sich am heutigen Freitag, 19. Februar um 20 Uhr im Vereinslokal Taunusstuben zur Monatsversammlung.Kontakte vertieft HANAU. Durch gegenseitige Besuche von Schüler(inne)n des Lycée Professionnel in Conflans Ste. Honorine und der Hanauer Ludwig-Geißler-Berufsschule sind die bestehenden freundschaftlichen Kontakte vertieft worden. Kappenabend der SPD HANAU. Die SPD Lamboy lädt zum traditionellen Rosenmontags-Kappenabend ein am 22. Februar ab 20.11 Uhr. Die Kappelle "Holger M." tritt ebenso auf wie das "Hasenballett" des Lamboy-Kaninchenzuchtvereins.Einladung zum Kreppelnachmittag GROSSKROTZENBURG. Zum traditionellen Kreppelnachmittag laden die Kaninchenzüchter im Hasenheim am Faschings-Sonntag, 21. Februar, ab 14.30 Uhr ein. Kappenabend im Pfarrheim GROSSKROTZENBURG. Der Kappenabend der KAB St. Laurentius findet am Samstag, 20. Februar ab 19 Uhr im Pfarrheim statt. Ab 15 Uhr wird der Saal für die Feier vorbereitet.
Bücherei bleibt am Rosenmontag zu GROSSKROTZENBURG. Die Gemeindebücherei bleibt am Rosenmontag, 22. Februar, geschlossen. Kehraus in der Sporthalle HANAU. Die 1. Karnevalsgesellschaft 1891 Klein-Auheim lädt zum Kehrausball für Fastnachtsdienstag, 23. Februar, ab 20 Uhr in der Großsporthalle ein. Tennisfreunde bringen Hüte mit GROSSKROTZENBURG. Das traditionelle Kreppelessen des Tennisvereins beginnt am Fastnachtsdienstag, 23. Februar, um 14.33 im Tennisheim. Das Motto lautet "Ein Hut muß mit". Wassersportler in fröhlicher Runde GROSSKROTZENBURG. Zu Süßem und Deftigem vom Gustav versammelt sich der Wassersportverein am Faschingsdienstag, 23. Februar, um 15 Uhr im WSV-Heim. Termine beim Stadtbaurat HANAU. Stadtbaurat Jürgen Dressler ist am Mittwoch, 24. Februar, ab 16 Uhr in seinem Dienstzimmer im Rathaus (vierter Stock) für Bürger zu sprechen und am Donnerstag, 25. Februar, ab 16 Uhr in der Kantine des Grünflächenamts (Theodor-Fontane-Straße). Kurse der Familienbildung HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte im Hanauer Bangert bietet wieder folgende Kurse an: Kochen für Singles ab 25. Februar, Rhetorik für Frauen ab 1. März, Hautpflege ab 1. März, Vollwert-Rezepte ab 3. März und "Kindliches Trotzalter" ab 3. März. Anfragen und Anmeldungen telefonisch unter 06181/22312.
Wer in den vergangenen drei Jahrzehnten an einem der musikalischen Ausbildungsinstitute Frankfurts studierte, wird in Kontakt zu Peter Cahn getreten sein. Der Musiktheoretiker, Musikwissenschaftler und Hochschulpädagoge Cahn wurde nun in einem Festakt der Frankfurter Hochschule für Musik verabschiedet. Cahn, der Schulmusik und klassische Philologie studiert hatte, war bereits in den sechziger Jahren Dozent am Dr. Hoch'schen Konservatorium, wo er Tonsatz und Gehörbildung lehrte, nachdem er relativ kurze Zeit am Elisabethen- Gymnasium Musik und Lateinunterricht gegeben hatte.
Am Konservatorium unterrichtete er auf anspruchsvoll anstrengendem Niveau, wie damalige Schüler erzählen. Dies, obwohl das Konservatorium damals nur eine Laienklasse unterhielt. Ein bedeutender Teil seiner einstigen Schüler wechselte denn auch alsbald in die Schulmusikabteilung der (damals) benachbarten Musikhochschule. Und auch dort vermittelte Cahn Musiktheorie mit Witz, ja mit Esprit und einer Pragmatik, die bloße "Faustregeln" ebenso vermittelte wie einen geschärften Blick auf harmonikale und kontrapunktische Analyse, die er virtuos und handwerklich firm zugleich beherrschte.
Cahn verfügt über eine kontemplative Art, Wissen zu vermitteln. Schlagworte, modisches Vokabular sind ihm ebenso wesensfremd wie Pseudointellektualität oder ideologische Einengung. Andererseits stellte er sich auch am musikwissenschaftlichen Institut der Frankfurter Universität als Akademischer Rat der Diskussion mit Studierenden, auf die er menschlich nah, präzis reflektierend und vorbehaltlos einging.
Peter Cahn, der in vergleichsweise späten Jahren mit einer vielbeachteten Arbeit über die Coda bei Beethoven promovierte, wurde letztlich als ordentlicher Professor für musikwissenschaftliche Fächer an die Frankfurter Hochschule für Musik berufen. Über den Tag seiner Verabschiedung hinaus wird er - wie an Hochschulen üblich - begonnene Projekte zu Ende führen. So wird er Doktoranden bis zu ihrer Promotion betreuen.
Es darf nicht übersehen werden, daß Cahn, der auch reichlich publizierte ("Das Dr. Hoch'sche Konservatorium" wurde zu einem Standardwerk musikpädagogischer Geschichtsschreibung), auch künstlerisch mit Gewicht agierte. Cahn, ein hervorragender Blattspieler am Klavier, hat jahrelang die "Camerata Instrumentale", das Hausorchester der Frankfurter Universität geleitet. Dies nicht nur mit pädagogischem Engagement, sondern mit musikalischem Mutterwitz und dirigentischer Kompetenz. Und dies vor allem in stilecht eingefangener Interpretation speziell klassischen Repertoires.
ALEXANDER ULLMANN
Die Verkehrspolitik in Dreieich läuft wieder einmal nach dem bekannten Muster ab. Die Planung des Griesheimer Verkehrsexperten Dr. Jürgen Wolf für Fahrradstraßen in der Stadt, die der rot-grünen Mehrheit als Basis für ihre parlamentarischen Initiativen dient, liegt zunächst geraume Zeit auf dem Tisch und wird dann von Bürgermeister Bernd Abeln (CDU) in die Schublade geräumt.
Dafür zieht er seine eigenen Pläne aus der Tasche, "unterrichtet", wie er das selbst nennt, die Stadtverordneten und setzt sein Vorhaben in seiner Funktion als örtliche Ordnungsbehörde prompt in die Tat um.
Daß Abelns Angebot an die Radler weit hinter dem zurückbleibt, was sich Rot-Grün vorstellt, verwundert nicht. So lief es auch beim Thema "Schulwegsicherung". In dem neuerlichen Fall ist sein Vorgehen besonders problematisch: Abelns Vorschläge sind schlicht und einfach eine Mogelpakkung. Seine sogenannten Fahrradzonen haben mit dem, was Fachleute darunter verstehen, fast nichts gemein. Ein paar Schilder und eine geringfügig reduzierte Geschwindigkeit Abelns Mogelpackung für Autofahrer - das wär's dann. Dafür kann er von den Radlern keinen Beifall erwarten.
Stattdessen können wieder einmal die Autofahrer zufrieden sein. Wenn der Bürgermeister das "partnerschaftliche Nebeneinander aller Verkehrsteilnehmer" propagiert, ignoriert er das Ungleichgewicht zwischen den schwächeren und den stärkeren Verkehrsteilnehmern. So bleibt es unangetastet. Wollte Bürgermeister Bernd Abeln den Radverkehr ernsthaft fördern und sicherer machen, käme er nicht darum herum, sich mit den Autofahrern anzulegen, sprich: ihnen auch mal die Wege zu versperren oder die Vorfahrt zu nehmen. Alles andere ist Etikettenschwindel. Niemand kann dem Bürgermeister vorwerfen, er lege angesichts der ihm unliebsamen Ideen alternativer Verkehrsplaner die Hände in den Schoß und beschränke sich darauf, Rot-Grün zu blockieren. Das könnte er sich allerdings bei der öffentlichen Diskussion über die Verkehrsprobleme auch gar nicht leisten.
Immerhin macht er Vorschläge. Diese können allerdings nur unverbesserliche Optimisten als allerersten zögerlichen Schritt in die richtige Richtung deuten. KARIN DALKA
Eine Puppe selbst zu machen, benötigt nur einen Tag. Wie es gemacht wird, zeigt die Puppenkünstlerin Bettina Hirsch am Samstag, 27. Februar, von 9 bis 17.30 Uhr, bei einem Puppenkurs im Haus des Gastes in Braunfels, für den die Braunfelser Kur GmbH bis 22. Februar Anmeldungen unter Telefon 0 64 42 / 50 61 annimmt. Ein weiterer Kurs ist für den 8. Mai anberaumt.
Auch bei einer Reihe großer Puppenmärkte kann man bei der Herstellung von Puppen oder Spieltieren teils zuschauen oder sie sich erklären lassen, vor allem viele Anregungen holen. Porzellan- und Künstlergruppen, Marionetten, Teddybären, Reproduktionen antiker Puppen zum Spielen oder für die Vitrine, werden an den Sonntagen 7. März in der Stadthalle von Limburg, 21. März in der Mehrzweckhalle von Vellmar-Frommershausen bei Kassel, 28. März im Bürgerhaus Bensheim, jeweils von 11 bis 18 Uhr, zu sehen sein. er
SPD-Fraktionsgeschäftsführer Franz Frey sieht nur eine Therapie für die Grünen: Die Wählerstimme für die SPD sei am 7. März das beste Mittel, um "zu verhindern, daß die Grünen größenwahnsinnig werden". In dieser ernsten Gefahr wähnt der Sozialdemokrat den Rathaus- Partner angesichts seiner fortgesetzten "Sandkastenspiele". Statt bei den Bürgern um Stimmen zu werben, hätten die Grünen nichts Besseres zu tun, als immer neue Ämter und Kompetenzen zu verlangen. Richtig "ungehalten" sei die SPD-Fraktion schon.
Frey nennt das Verlangen nach einem eigenen Verkehrsdezernat für die Grünen, Cohn-Bendits Wunsch nach Umwandlung des Multikulturellen Amtes in ein Dezernat, die Forderung der Spitzenkandidatin Jutta Ebeling, das Jugendamt ihrem Dezernat einzuverleiben, und das Schielen des Umweltdezernenten Koenigs nach der Zuständigkeit für den Zoo.
Namhafte Politiker, Wissenschaftler, Gewerkschafts- und Arbeitgebervertreter werden vom 25. bis 27. Februar am Kongreß "Solidarität in der Krise" teilnehmen, den das Gründungssekretariat der Frankfurter Akademie der Künste und Wissenschaften veranstaltet. Die Veranstaltung ist öffentlich, Tagungsort ist das Bürgerhaus Titania in der Basaltstraße 23 in Bockenheim.
Der Kongreß knüpfe an die Tagung "Gemeinschaft und Gerechtigkeit" im vergangenen Jahr an, sagte Kulturdezernentin Linda Reisch am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms. Diesmal gehe es jedoch darum, das Thema "von der Theorie auf die politischen Beine zu stellen". Reisch betonte die unvorhergesehene Aktualität des Kongresses, denn mit den einzelnen Beiträgen sei man "mitten in den Themen des Solidarpaktes".
Unter der Perspektive praktischer Politik werden Experten zu Fragen der Solidarität in der Wirtschaftspolitik, in der Gewerkschafts- und Verbandsarbeit, im Gesundheitssystem und in der Ausländerpolitik Stellung nehmen. Am 26. Februar, 20 Uhr, hält der IG-Metall-Vorsitzende Franz Steinkühler einen Vortrag über "Gerechtigkeit in einer veränderten Welt". Ferner ist für den 25. Februar, 20 Uhr, ein Politiker-Podium mit Bundestagsabgeordneten mit dem Titel "Wie gerecht ist eine Gesellschaft?" vorgesehen. Ein Journalisten-Podium wird am 27. Februar, 12.15 Uhr, über "Die finanziellen Grenzen der Solidarität" diskutieren.
Das komplette Programm kann unter der Telefonnummer 212-3 96 02 angefordert werden. vo
Chinas jüngster Propaganda-Coup, die großspurig von der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua angekündigte Freilassung der Dissidenten Wang Dan und Guo Haifeng, zeigt vor allem eines: die große Verunsicherung der Pekinger Kommunisten seit dem Ende des Ost-West-Konfliktes. Die beiden Studentenführer der Demokratie-Bewegung von 1989 waren unschuldig als politische Häftlinge eingesperrt, und das seit knapp vier Jahren, doch nach der Logik Pekings läßt sich selbst aus einem Strafnachlaß von drei oder vier Monaten noch politisches Kapital schlagen.
Diesmal geht es wohl vor allem um eine "Geste des guten Willens" in Richtung Washington, wo die neue Regierung Clinton gerade ihre China-Politik formuliert. Schon Anfang des Monats war ein seit 1981 gefangener Dissident entlassen worden, auf dessen Freilassung amerikanische Politiker wiederholt gedrängt hatten. Die unschuldigen Gefangenen in Chinas Gulag - Zehntausende darben wegen ihrer politischen Überzeugung hinter Mauern und Stacheldraht - werden von den greisen Diktatoren offenbar nach Bedarf festgehalten oder laufengelassen.
Peking will sich um die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 2000 bewerben, und in Kürze wird eine Kommission des Olympischen Komitees in China erwartet. Die nach wie vor erschreckende Menschenrechtslage in den Arbeitslagern und Gefängnissen der Volksrepublik hatte sofort nach der Ankündigung Pekings, sich um die Spiele zu bewerben, weltweit Kritik laut werden lassen. Die Schlagzeilen über die "Freilassung" Unschuldiger dürfen nun nicht in die Irre führen. Chinas Politik mit menschlichen Trümpfen ist geschmacklos. heb (Peking)
BRÜSSEL (ha/dpa). Die EG-Kommission in Brüssel will mit der Regierung in Prag und anderen mittel- und osteuropäischen Ländern Mengenbegrenzungen und Mindestpreise für deren Stahllieferungen in die Zwölfergemeinschaft aushandeln. "Ich wünschte, die USA würden uns so behandeln, wie wir Osteuropa behandeln", erklärte Industriekommissar Martin Bangemann mit Blick auf die Strafzölle der Vereinigten Staaten. Die EG wolle und könne die im vorigen Jahr geschaffenen Assoziierungsverträge mit den Reformstaaten nicht brechen. Die Ostpartner müßten aber einsehen, daß ein Verlust von 50 000 Arbeitsplätzen in der Gemeinschaft nicht möglich sei, wenn sie ihrerseits nicht Abstriche bei ihren Exportmöglichkeiten machten. Wie bekannt wurde, plant die Tschechische Republik bereits die Streichung von 2000 ihrer Stahlarbeitsplätze.
Zunächst erwartet die Kommission nun die Billigung ihres "Stahlkonzepts" durch den EG-Ministerrat auf der Sondersitzung am Donnerstag kommender Woche, wie Bangemann und sein für Wettbewerb zuständiger Kollege Karel van Miert berichteten. Die Kommission bleibe dabei, daß es Sache der Unternehmensleitungen sei, in der ganzen Gemeinschaft einen ausgewogenen Kapazitätsabbau zur Bewältigung der Strukturkrise zu vereinbaren. Für die EG insgesamt rechnet Bangemann fest mit dem genannten Verlust von 50 000 Jobs bis Ende 1995. Mit den Worten "das ist alles falsch" wies er aber in Deutschland gehandelte Zahlen von 30 000 oder gar 40 000 gefährdeten Stellen in der dortigen Stahlindustrie zurück. Der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Ruprecht Vondran, machte gestern folgende Rechnung auf: Die Krise werde in Westdeutschland 25 000 bis 30 000 Stellen und in den neuen Ländern noch einmal 10 000 kosten. Zudem komme auf jeden Arbeitsplatz, der in der Stahlbranche nicht gehalten werden könne, etwa ein weiterer bei Zuliefer- und sonstigen abhängigen Betrieben.
Bangemann wies darauf hin, daß die Kommission den Fachmann Fernand Braun schon im November beauftragt habe, die Abbauplanungen der Industriellen zu erkunden. Der Abbau von Überkapazitäten in der Gemeinschaft müsse noch um vier bis fünf Millionen Tonnen höher ausfallen als das in dem Braun-Bericht vorgeschlagene Volumen von rund 44 Millionen Tonnen, davon 26 Millionen Rohstahl und 18 Millionen Warmwalzerzeugnisse. Wenn der Ministerat das Konzept freiwilliger Abbauverpflichtungen der Unternehmen billige, werde Braun beauftragt, die "bindenden Zusagen" der Firmen einzuholen. Voraussichtlich im Mai werde es dann möglich sein, die "sozialen Stützungen" für den Stellenabbau zu beschließen. Neben rund 480 Millionen Mark aus dem Montanuniontopf und etwa gleich hohen Leistungen der betroffenen Mitgliedstaaten wolle die Kommission auch aus dem Regional- und dem Sozialfonds Anreize zur Schaffung von Ersatzarbeitsplätzen bieten. Brüssel bleibe dabei, daß sich Produktionsquoten und Preisvorgaben als Instrumente des Dirigismus in der Vergangenheit nicht bewährt hätten. Deshalb werde man auch nicht gemäß Montanunionvertrag die "manifeste Krise" proklamieren. Da alle EG-Stahlunternehmen rote Zahlen schrieben, stehe jedes vor der Notwendigkeit, die eigene Zukunft zu planen. Dabei müsse es ein gewisses regionales Gleichgewicht geben, meinte Bangemann.
In Bonn sprach sich das Bundeskabinett gestern einmütig gegen eine nationale Stahlkonferenz aus. Es sei Sache der mitbestimmten Industrie, die richtigen Antworten auf die anstehenden Probleme zu finden. Wer wie die IG Metall eine nationale Konferenz fordere, verwische die Verantwortlichkeiten, erklärte Regierungssprecher Dieter Vogel. Wirtschaftsminister Günter Rexrodt sei aber bereit, ein Konzept der Branche in Brüssel zu vertreten und zu unterstützen.
Bruchköbel scheut Kosten für besseres Busangebot Vorschläge von SPD- und Grünen-Fraktion abgelehnt Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Gleich mehrfach beschäftigten sich die Bruchköbeler Stadtverordneten in ihrer letzten Sitzung vor der Kommunalwahl mit den schlechten Verkehrsverbindungen für nichtmotorisierte Einwohner, ohne daß eine Verbesserung absehbar wäre. Die CDU-Mehrheitsfraktion versicherte zwar einerseits, daß sie sich seit Jahren um mehr Haltepunkte, speziell in den Ortsteilen bemühe, erteilte aber andererseits entsprechenden Vorschlägen der Opposition eine Absage. So lehnte sie auch das von der SPD geforderte Ruftaxi erneut ab, obwohl Parteichef Karlheinz Dziony zuvor eine entsprechende Offerte der Hanauer Taxi-Vereinigung als mögliche Alternative bezeichnet hatte. Eingangs hatte Stadtrat Ernst Garkisch berichtet, daß der sogenannte City- Bus eine recht teure Angelegenheit werden könnte. So sei mit Anschaffungskosten von 240 000 Mark zu rechnen. Hinzu kämen die laufenden Ausgaben für Sprit und Fahrer mit nochmals 140 000 Mark jährlich. Allerdings gibt es für solche Projekte Zuschüsse vom Land.
Die Idee für den City-Bus stammt von der CDU in Anlehnung an ein Projekt im unterfränkischen Alzenau. Angesichts der hohen Kosten bei minimalen Einnahmen rechnen die Sozialdemokraten damit, daß diese Unternehmung aus eben diesem Grund nach der Kommunalwahl wieder in der Versenkung verschwinden wird. Sie beantragten daher, die Aufgaben der im Einsatz befindlichen Kindergartenbusse zu erweitern und ergänzend dazu ein Ruftaxi für die Abend- und Nachtstunden zu installieren.
Karlheinz Dziony aber blockte ab. "Es wäre uns auch lieber, wenn dieses Problem gelöst wäre", sagte er in der Debatte. Die Einrichtung einer eigenen Buslinie scheitere aber immer wieder daran, daß die Stadt Bruchköbel dafür eine Konzession benötige, die sie nicht hat. Und der Konzessionsträger sei nicht bereit, der Kommune entgegenzukommen. Für eine Entscheidung sei es andererseits noch zu früh, ergänzte der Christdemokrat. Schließlich überprüfe die Verwaltung die möglichen Alternativen. Dann könne man - nach der Wahl, versteht sich - in Kürze entscheiden.
Negativ beschieden wurde auch ein zweiter Vorstoß der SPD, die sich seit Jahren für eine Busanbindung nach Hanau-Wilhelmsbad stark macht. Die Sozialdemokraten hatten gefordert, die Bevölkerung detailliert zu befragen, ob die Notwendigkeit für eine solche Linie gesehen werde.
Stadtrat Ernst Garkisch hielt dem entgegen, daß es in der Vergangenheit bereits zwei Erhebungen zu diesem Thema - jede mit minimaler Resonanz - gegeben habe. Und CDU-Parteichef Karlheinz Dziony sagte es etwas drastischer: "Wir haben kein Geld für solche Späßchen." Nach seiner Auffassung würde die Buslinie mit rund 230 000 Mark im Stadtsäckel zu Buche schlagen. "Dafür können wir jeden mit dem Taxi zum Bahnhof fahren", sagte Dziony.
Es verwunderte nicht, daß sich auch die Grünen an diesem Abend mit ihrem Antrag für ein Frauen-Taxi eine Abfuhr holten. Nur daß diesmal auch die SPD sich nicht für den Gedanken begeistern konnte. Die Sozialdemokraten begründeten ihr Nein damit, daß sie keine geschlechtsspezifische Errungenschaft finanzieren wollten.
Immerhin: In den Ausschuß wurde die Eingabe der Ökofraktion verwiesen, ein generelles Konzept für den öffentlichen Personennahverkehr zu erarbeiten.
WEHRHEIM. 260 geistig und körperlich Behinderte, zum größten Teil Kinder, leben seit August 1991 in der kroatischen Stadt Split unter unwürdigen Bedingungen. Sie sind im Zuge des Bürgerkriegs im ehemaligen Jugoslawien aus ihrer Rehabilitations-Einrichtung vertrieben worden; viele von ihnen mußten die vergangenen 17 Monate in einer Turnhalle ohne sanitäre Einrichtungen verbringen.
Aus Wehrheim kam jetzt Hilfe: Lebensmittel und Kleidung aus vielen Sach- und Geldspenden, außerdem Windeln, Matratzen und abwaschbare Bettbezüge, denn fast die Hälfte der Patienten kann ihre Ausscheidungen nicht kontrollieren. Die Leiterin des Behindertenheims in Split, Dr. Lucia Cikes, läßt allen Spendern ihren Dank ausrichten.
Wie Organisatorin Jutta Lüth mitteilt, bemühen sich die Wehrheimer Helfer jetzt gemeinsam mit internationalen Organisationen darum, daß die Gehandicapten aus ihren Provisorien in geeignete Unterkünfte verlegt werden. Zudem wollen sie dafür sorgen, daß Pfleger, die keine therapeutische Ausbildung haben, eine Anleitung zum Umgang mit verschiedenen Behinderungen bekommen. Es sei unerträglich, berichtet Frau Lüth, daß Kinder an ihren Betten festgebunden seien, damit sie sich nicht selbst verletzten.
Die Pfleger, die selbst Flüchtlinge sind, müssen samt Familien von umgerechnet je 80 Mark im Monat leben. Sie sollen aus Wehrheim Pakete mit Lebensmitteln und Wäsche bekommen. Bei der Nassauischen Sparkasse Bad Homburg gibt es weiterhin das Spendenkonto unter dem Kennwort "Behindertenhilfe Split". Es hat die Nummer 1 119 753, die Bankleitzahl lautet 512 500 00. ill
HÖCHST. Ein Unbekannter überfiel am Dienstag gegen 20 Uhr in der Emmerich-Josef-Straße eine 83jährige Rentnerin aus Griesheim. Er entriß ihr von hinten die Einkaufstasche. Auf die Hilfeschreie der 83jährigen hin verfolgten zwei türkische Schüler den flüchtenden Räuber.
Es gelang den beiden 16jährigen Hakan B. und Zafer A., den Täter kurz festzuhalten. Als er auf sie einschlug, ließen sie jedoch los. In der gestohlenen Tasche befanden sich 300 Mark Bargeld, Ausweise und Schlüssel.
Nach der Täterbeschreibung der Polizei ist der Täter 25 bis 30 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß, schlank, hat hellbraune fast schulterlange Haare und einen schmalen Oberlippenbart. Er trug weiße Turnschuhe, verwaschene Jeans und eine beige-braune Daunenjacke. ege
GIESSEN/DRESDEN. Ein empfindlicher Schlag gegen eine international tätige Autoschieberbande glückte der Gießener Kriminalpolizei in enger Zusammenarbeit mit Kollegen aus Dresden. Die Köpfe der Gaunertruppe, ein 21jähriger Mann aus Biebertal und ein 20 Jahre alter Gießener, konnten von den Beamten jetzt festgenommen werden.
Die beiden Männer stehen im Verdacht, seit Sommer letzten Jahres etwa 30 Limousinen der gehobenen Preiskategorie im Gesamtwert von einer Million Mark aus Autohäusern in Gießen, Wetzlar, Kassel, Hof und Dresden entwendet und über Sachsen in verschiedene Staaten Osteuropas verschoben zu haben.
Wie ein Polizeisprecher mitteilte, kammen die Gießener Kriminalisten den Kfz- Dieben Anfang des Jahres auf die Schliche. Nach Erkenntnissen der im Oktober 1992 im mittelhessischen Polizeipräsidium gebildeten Arbeitsgruppe sollen die Autoknacker die "Nobelkarossen" - Stückpreis ab 30 000 Mark aufwärts - zu zwei Zwischenhändlern (einem 19jährigen und einem 22jährigen Mann aus Dresden), die noch flüchtig sind, in die sächsische Landeshauptstadt gefahren haben. Beim Weiterverkauf der Fahrzeuge in die ehemalige Tschechoslowakei und nach Polen soll das Quartett von sechs Männern aus Sachsen im Alter von 20 bis 23 Jahren unterstützt worden sein.
Bei Wohnungsdurchsuchungen in Biebertal, Gießen und Dresden stellten die Beamten umfangreiches Beweismaterial und Diebesgut sicher, unter anderem eine Vielzahl von gestohlenen Autokennzeichen, Blanko-Kfz-Scheinen und TÜV- Plaketten. Überdies wurden einige Mobiltelefone beschlagnahmt, die die beiden nun in Untersuchungshaft sitzenden Männer aus Fahrzeugen im Osten und Westen entwendet hatten.
Die zwei Männer aus Mittelhessen, die sich in einschlägigen Kreisen als Finanz- und Anlageberater und als Mitarbeiter eines Zulassungsdienstes ausgaben, hatten die gestohlenen Fahrzeuge nach Dresden kutschiert, ohne selbst Inhaber eines Führerscheins zu sein. tru
SCHÖNECK. Der Hausmüll in der Gemeinde hat sich im vergangenen Jahr gegenüber 1991 um insgesamt 532 Tonnen, das sind 14,5 Prozent, verringert. Zu diesem Ergebnis kommt Bürgermeister Erwin Schmidt in der Müllstatistik 1992. Als Hausmüll werden darin Restmüll, Bio- Abfall und Sperrmüll zusammengefasst.
Grün- und Gartenabfälle hingegen nahmen um rund hundert Tonnen zu. Auch die Altpapiermenge steigerte sich um rund 190 Tonnen. Auf der Kleinmüllsammelstelle wurden 52 Tonnen mehr Sperrmüll abgegeben als im Vorjahr. Das Gesamtmüllaufkommen blieb unverändert.
Durch die flächendeckende Einführung der braunen Bio-Tonne ist nach Angaben des Bürgermeisters ein Anteil von über tausend Tonnen aus dem Hausmüll in die Wiederverwertung übernommen worden. Dies habe, zusammen mit den Grün- und Gartenabfällen, dem Altmetall und dem Altpapier, zu einer Recyclingquote von fünfzig Prozent geführt. 1991 habe diese Quote bei 23 Prozent gelegen.
Wer sich über die im Januar erfolgte Einführung des Dualen Systems und über Möglichkeiten der Abfallvermeidung informieren möchte, kann bei der Main-Kinzig-Kreis Beratung unter der Telefonnummer 06181/292-150 oder 292-151 anrufen. gem
Im Hintergrund: Warren Christopher in Nahost USA halten sich zurück
Angesichts der jüngsten Komplikationen in der Region Nahost wirkte die Pose des Pilgers eher einfältig, in der sich der neue US-Außenminister Warren Christopher gefiel, als er am Dienstag darlegte, daß er auf den israelischen und arabischen Etappen seiner heute beginnenden Siebentagetour "zuhören" und Fakten sammeln wolle; denn die Fakten sind klar, und geredet wurde seit der Ausweisung von über 400 Palästinensern aus den besetzten Gebieten am 17. Dezember gewiß genug. In seiner Resolution 799 hat der UN-Sicherheitsrat diese Massendeportation als eklatante Verletzung der Genfer Konvention verurteilt und Israel aufgefordert, dieses Edikt zurückzunehmen. Rechtlich irrelevant ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß es sich bei den Verbannten nach israelischer Auffassung um Männer handelt, die als Aktivisten der islamisch-extremistischen Kampf- und Widerstandsbewegungen "Hamas" und "Dschihad" (Heiliger Krieg) nicht oder nur begrenzt auf die Sympathien der internationalen Staatengemeinschaft und selbst vieler arabischer Staaten rechnen können.
Es entbehrt nicht der Ironie, daß ausgerechnet Israelanrainer wie Ägypten und Jordanien, die an der inneren Front von "Hamas"-Gesinnungsgenossen zum Teil mit Waffengewalt bedrängt werden, durch den Deportationserlaß Rabins gezwungen wurden, sich mit den abgeschobenen militanten Moslems zu solidarisieren. Abgesehen von den Sonderfällen Syrien und Libanon, wo islamische Aktivisten mit der Todesstrafe bedroht werden respektive in die staatlichen Institutionen integriert worden sind, wird die Notwendigkeit der Solidarität mit "Hamas" aber auch in weiten Kreisen der PLO-Mitglieder und -Symphatisanten als Zwang empfunden - zumindest soweit diese prinzipiell zum Dialog mit Israel bereit sind und das Arafat-Konzept einer Konfliktregelung am Verhandlungstisch befürworten. Ausnahmslos alle arabischen Partner im bilateralen Dialog mit Israel - also Syrien, Jordanien, der Libanon und die Palästinenser - haben sich, flankiert von ihrem ägyptischen "Berater" und den Teilnehmern an den regional bedeutsamen multilateralen Verhandlungen, bereit erklärt, die seit Mitte Dezember ausgesetzten Friedensgespräche wieder aufzunehmen, wie es scheint, freilich zu unterschiedlichen Bedingungen. Seit sich Rabin am 1. Februar bereit erklärt hat, die UN-Resolution 799 zu 25 Prozent zu erfüllen, das heißt: 100 der Deportierten sofort aus dem Winter des israelisch-libanesischen Niemandslandes in ihre Heimat zurückkehren zu lassen und den Rest bis Ende des Jahres wieder aufzunehmen, sind die früheren Fronten im arabischen Lager aufgeweicht. Entsprechend der UN-Erklärung vom 12. Februar, wonach dieses Angebot Rabins ein Schritt in die "richtige Richtung" sei, wird in Damaskus, Amman und Beirut unter aktiver ägyptischer Assistenz erwogen, diesen "Kompromiß" (Christopher) in erweiterter Form anzunehmen und an den Konferenztisch zurückzukehren. Um von der ursprünglichen Forderung nach einer vollen Erfüllung der UN-Resolution herunterzukommen und dabei gleichzeitig das Gesicht zu wahren, sollte ägyptischen Vorstellungen zufolge ein "zumutbarer Zeitplan" für die Rückkehr aller Deportierten vorgelegt werden. Offenbar geht man dabei von sechs Monaten aus.
Nachdem Israel den Moslemfundamentalismus in den 70er Jahren als Gegengewicht zur PLO aufgebaut hatte, wird Jerusalem jetzt möglicherweise für Rabins gegen jegliche politische Vernunft erlassenen Deportations- Ukas bezahlen müssen: In Amman wird jedenfalls nicht ausgeschlossen, daß die USA auf längere Sicht einer Direktbeteiligung der PLO an den Friedensgesprächen zustimmen und daß Washington auch seinen eigenen, 1990 abgebrochenen Dialog mit der Palästinenserzentrale wieder aufnimmt. Denn angesichts des an Dynamik gewinnenden Islamismus müssen die wichtigsten Beteiligten am Nahost-Friedensprozeß an einer Stärkung der PLO interessiert sein - paradoxerweise auch Israel.
PETER GERNER (Amman)
Kleine FR
Bilder aus dem hohen Norden DREIEICH. Im Haus Falltorweg zeigt Erich Sillack am Samstag, 20. Februar, 14.30 Uhr, einen Dokumentarfilm über eine Reise durch Norwegen über das Nordkap nach Finnland. KoKi zeigt "Bernhard und Bianca" NEU-ISENBURG. Die Geschichte der beiden Filmmäuse "Bernhard und Bianca" flimmert am Samstag, 20. Februar, um 16 Uhr über die Leinwand des kommunalen Kinos in der Hugenottenhalle. "X-IT" spielt Pophits NEU-ISENBURG. Lieder von Joe Cokker, Genesis, Dire Straits und anderen renommierten Musikern spielt die Gruppe "X-IT" am Samstag, 20. Februar, um 20 Uhr im Treffpunkt, Bahnhofstraße 50. Kurzfilmtage in Johannesgemeinde NEU-ISENBURG. Ein Alternativprogramm zum Faschingstreiben bietet die evangelische Johannesgemeinde, die am 20. und 21. Februar die vierten Kurzfilmtage veranstaltet: Am Samstag ist von 16 Uhr an eine Palette internationaler Streifen zu sehen. Tags darauf werden in der Friedrichstraße 94 von 15 Uhr an Filme über die Völker Sibiriens und eurasischen Schamanismus vorgeführt. Gottesdienst für Kinder NEU-ISENBURG. Die Geschichte von Jona steht im Mittelpunkt des Kindergottesdienstes, zu dem die evangelische Lukasgemeinde in der Kurt-Schumacher- Straße 8 für Sonntag, 21. Februar, 10.45 Uhr, alle Jungen und Mädchen ab sieben Jahren einlädt. Tauschbörse für Briefmarkensammler NEU-ISENBURG. Am Sonntag, 21. Februar, veranstaltet der Isenburger Briefmarkensammler-Verein im alten Feuerwehrhaus in der Offenbacher Straße 35 einen "Rhein-Main-Großtauschtag". Philatelisten können ihrem Hobby von 9 bis 16 Uhr frönen. TUS wandert zum Felsenmeer NEU-ISENBURG. Zum Odenwälder Felsenmeer führt am Sonntag, 21. Februar, eine Wanderung des TUS Zeppelinheim. Treffpunkt ist um 9 Uhr am Zeppelinheimer Sportplatz. Die Wanderstiefel werden in Seeheim-Jugenheim geschnürt, weil von dort aus die 14 Kilometer lange Strecke gelaufen wird.
gra BAD KREUZNACH, 17. Februar. Wegen der Verwendung verbotener nationalsozialistischer Symbole hat das Amtsgericht Bad Kreuznach am Mittwoch den 71jährigen Ritterkreuzträger Otto Franz Ries zu einer Geldstrafe von 600 Mark verurteilt. Mit dem Urteil folgte der Strafrichter Wolfram Obenauer dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Ries hatte im April 1992 bei einer genehmigten Demonstration verschiedener rechtsradikaler Gruppen, darunter "Deutsches Hessen", "Deutsche Alternative" und FAP, in Biebelsheim das Ritterkreuz mit erkennbarem Hakenkreuz getragen. Rechte Gruppen nutzten Biebelsheim schon mehrfach zu Aufzügen, um gegen die mögliche Errichtung einer Mülldeponie auf dem Gelände eines ehemaligen Kriegsgefangenenlagers für deutsche Soldaten zu protestieren.
Ries sagte vor Gericht, er habe das Ritterkreuz "als Auszeichnung so getragen, wie sie verliehen wurde". Das Hakenkreuz bezeichnete er als "Emblem des damaligen Staates". Vorschriften, wie das Ritterkreuz zu tragen sei, wolle er sich nicht machen lassen.
USINGEN. Zur Wahrung von Schadensersatzansprüchen aus der Korruptionsaffäre hat die Stadt Usingen ein Anwaltsbüro eingeschaltet. Über die Arbeit des Büros ist bisher nichts bekannt. Aus diesem Grund forderten die Grünen in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung den Magistrat auf, die Berichte der Kanzlei in Zukunft regelmäßig dem Haupt- und Finanzausschuß (HFA) zu übermitteln. Der Antrag wurde einstimmig zur Beratung in den Ausschuß verwiesen.
Der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos) schlug in der Sitzung vor, den Anwalt in den HFA einzuladen, um alle Fragen sofort beantworten zu können. Auf FR-Anfrage stellte Ortmann fest, daß es der Öffentlichkeit derzeit noch keine "Fakten" mitzuteilen gebe. "Daß alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um Ansprüche zu sichern, steht außer Frage."
Außerdem erklärte Ortmann, daß es keine "eigentlichen Berichte" gebe. Eine Arbeitsgruppe, in der Ortmann sowie Vertreter der Verwaltung sitzen, stehe aber in ständigem Kontakt mit der Anwaltskanzlei. Das sei in anderen Kommunen ebenso, sagte der Bürgermeister. cn
Nachdem der letzte Verhandlungstermin überraschend vertagt worden war, besteht in Frankfurt weiterhin Ungewißheit, ob der Holzschutzmittelprozeß fortgesetzt werden kann. Während die Verteidigung auf Abbruch drängt, weil Richter und Schöffen "ideologisch begründete Vorurteile gegenüber Industriemanagern" offenbart haben sollen, plädiert die Staatsanwaltschaft auf Fortsetzung und wirft den Anwälten eine "bewußt böswillige" Interpretation vor.
Nach Auffassung von Oberstaatsanwalt Reinhard Hübner ist der Befangenheitsantrag sowohl unzulässig wie auch unbegründet.
Die Verteidiger hätten nicht erst den weiteren Verlauf der Verhandlung abwarten dürfen, ehe sie am Nachmittag namens der Angeklagten deren Besorgnisse wegen einer möglichen Befangenheit artikulierten. In Wahrheit gehe es den Anwälten nur darum, das Gericht mit "einem möglichst publikumswirksamen Antrag in den Ruf der Parteilichkeit und Industriefeindlichkeit zu bringen".
Der seit acht Monaten geführte Prozeß gegen zwei Manager der Holzschutzmittelfirma Desowag wegen Körperverletzung und Freisetzen von Gift war am Dienstag nachmittag, dem 50. Verhandlungstag, plötzlich ins Stocken geraten. Nachdem es die Umweltstrafkammer unter Vorsitz von Richter Thomas-Michael Seibert abgelehnt hatte, einen Gutachter zu vernehmen, der früher für die Desowag tätig war, fuhr die Verteidigung schweres Geschütz auf: Sämtliche Richter und Schöffen hätten ein "tiefsitzendes Vorurteil gegen Industriemanager und jedwede Sachverständige, die bereit sind, im Auftrag eines Industrieunternehmens tätig zu werden".
Umgekehrt dagegen, so die Verteidiger weiter, habe die Umweltstrafkammer keine Bedenken gegen Ärzte und Gutachter gehabt, die der Interessengemeinschaft der Holzschutzmittel-Geschädigten (IHG) nahestünden. Im Gegensatz zu den von den Anwälten benannten Sachverständigen seien diese als unparteilich betrachtet worden. Dabei hätten auch die Ärzte ihre nun als Zeugen auftretenden Patienten gegen Honorar behandelt. Richter aber, die so mit zweierlei Maß messen, könnten nicht mehr unbefangen urteilen.
Ob die fünf Mitglieder der Umweltstrafkammer auch aus der Sicht von "verständigen Angeklagten" Anlaß zur Besorgnis geben, muß jetzt die für sie zuständige Vertreterkammer des Landgerichts entscheiden. Vorsitzender ist der Richter Rolf Opitz, der gegenwärtig den Prozeß um die sogenannte "Führerschein-Mafia" verhandelt. Ursprünglich wollten er und seine Besitzer über den Befangenheitsantrag schon gestern verhandeln. Nachdem die Verteidiger am Mittwoch jedoch eine weitere Stellungnahme angekündigt hatten, vertagte die Opitz-Kammer ihre Entscheidung auf den heutigen Donnerstag. Lepp
BERLIN, 17. März. Im Berliner Spionage-Prozeß gegen den Rechtsanwalt Klaus Croissant hat am Mittwoch der ehemalige Stasi-Oberst Günter Jäckel teilweise die entlastenden Angaben des Angeklagten bestätigt. Der damals stellvertretende Leiter der Abteilung 22 im DDR-Ministerium für Staatssicherheit (MfS) - zuständig für "vorbeugende Terrorabwehr" - nannte Croissant zwar einen "sachkundigen Einkäufer" linker Szene- Literatur. Als Agent sei der einstige RAF- Verteidiger wegen seines Bekanntheitsgrades aber "ungeeignet" gewesen. Insbesondere habe Croissant bis 1988 nichts davon gewußt, daß er beim MfS als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) "Taler" geführt worden sei. Die Bundesanwaltschaft wirft Croissant vor, von 1981 bis zur Wende die Stasi über die linke westdeutsche Szene informiert und dafür 71 000 D-Mark kassiert zu haben.
Die Geldsumme habe sich aus Auslagen zusammengesetzt, die jeweils "nach oben hin abgerundet" worden seien, sagte der Stasi-Oberst. Im Nachhinein rechtfertige die Informationsleistung Croissants den Gesamtbetrag nicht. Auch habe der Deckname "Taler" nichts mit Geld, sondern mit dem Märchen vom "Sterntaler" zu tun. Er erinnere daran, daß "Taler" von der RAF, die in ihrem Emblem einen "Stern" zeigt, abgefallen sei.
Auf seinen Vorschlag hin, ein "Kaleidoskop" der linken Szene zu schreiben, so der Stasi-Oberst a. D., habe Croissant an konspirativen Treffpunkten in Ost-Berlin (Objekt "Kiew"), bei Schwerin (Objekt "80") oder in einem MfS-Gästehaus Berichte getippt. Wie die Bundesanwaltschaft vorhielt, endet einer dieser Berichte aus dem Jahre 1983 mit dem Vermerk: "Wir sollten besprechen, was genau an Informationen beigebracht werden muß."
Auf die Frage, ob Croissant Personeneinschätzungen geliefert habe, sagte Jäkkel: "Politik macht sich immer an Personen fest." Auch habe der Angeklagte Einschätzungen über RAF-Mitglieder geliefert. Daß damals RAF-Aussteiger in der DDR lebten, sei Croissant wohl nicht bekannt gewesen.
Zu Prozeßbeginn hatte der 1. Strafsenat des Kammergerichtes zwei Verteidiger-Anträge auf Einstellung, beziehungsweise rechtliche Prüfung der Anklage durch das Bundesverfassungsgericht abgelehnt.Hoechst-Müll bleibt vorerst in Kriftel
KRIFTEL. Da ging ein Seufzer durch alle Fraktionen: Frühestens in zwei Jahren will die Hoechst AG beginnen, die insgesamt 60 000 Tonnen Industriemüll von Kriftel in die werkseigene Deponie Knappsack zu bringen. So lange zögen sich noch die Gespräche mit den nordrhein-westfälischen Behörden hin, teilte der Chemie-Multi Interimsbürgermeister Paul Dünte mit. "Eine absolut unbefriedigende Auskunft", wie der kommentiert. Alles ist ganz sicher verpackt und garantiert unschädlich, so die Hoechst AG. Doch gleichzeitig hat das Unternehmen auf eigene Kosten 188 Millionen Liter Wasser rund um die Grube abgeschöpft, um das Grundwasser zu schützen. Wie sehr der alte Müll Wasser und Boden belastet, möchte die Gemeinde nun durch ein Gutachten feststellen lassen. md
"Es hat sich so eine kleine, aber errektive Arbeitsgemeinschaft innerhalb des Vereins zusammengefunden, die immer auch im Hinblick auf eine interessierte Öffentlichkeit arbeitet." Aus einer Pressemitteilung des Gemeindevorstands Schöneck zum Thema "Archäologie im unteren Niddertal".
BIEBERGEMÜND. Die kommunale Finanzwelt scheint in der Spessartgemeinde noch in Ordnung. Diesen Eindruck vermittelte jedenfalls der Biebergemünder Bürgermeister Thomas Dickert, als er am Dienstag im Parlament seinen diesjährigen Haushaltsentwurf einbrachte. "Die Finanzlage der Gemeinde ist solide", verbreitete der Verwaltungschef Optimismus. Der Kassensturz gebe keinen Anlaß zu Weltuntergangsstimmung.
Was die Bürger besonders freuen wird an Dickerts Konzept: Eine Erhöhung der Steuern, Gebühren und Beiträge ist nicht eingeplant. Und gesagt werden muß in diesem Zusammehang nach Dickerts Meinung auch, "daß wir mit den meisten Abgaben unter dem Durchschnitt der Gemeinden des Kreises liegen".
Der Verwaltungshaushalt umfaßt 16,2 Millionen Mark, während sich der Vermögenshaushalt auf 12,5 Millionen beläuft. "Sehr zufriedenstellend" findet Dikkert auch, daß im Verwaltungshaushalt laut Konzept 2,9 Millionen Mark überbleiben werden, die, transferiert in den Vermögenshaushalt, Investitionen von insgesamt 10,5 Millionen Mark ohne Schuldenzuwachs möglich machen. Im Gegenteil: Von 7,07 Millionen Mark im Frühjahr 1992 will Dickert die Verschuldung bis Ende 1993 auf 6,15 Millionen Mark drücken.
Solcherart ausgestattet, könne sich die Gemeinde manches Extra zum Wohl der Bürger leisten, freute sich Dickert. "Unser finanzieller Spielraum läßt es zu, mit relativ geringem Kostenaufwand unseren Kindern ein Ferienprogramm, den Jugendlichen ein Jugendprogramm, den Erwachsenen eine Hobbythek und den älteren Mitbürgern ein Seniorenprogramm zu bieten, die Vereine zu unterstützen sowie verdiente Sportler und Bürger bei einem Neujahrsempfang zu ehren."
Größter Ausgabenposten ist mit 5,9 Millionen Mark die Abwasserbeseitigung. Allein fünf Millionen sind für den Bau von Hauptsammelleitungen von Roßbach nach Bieber und innerhalb der Ortsteile geplant. Weitere größere Projekte sind die Erweiterung des Kasseler Kindergartens (300 000 Mark), der Ausbau von Mühlgasse und Hippegasse in Bieber sowie die Hangsicherung am Frammersbacher Weg in Breitenborn. lex
STADT UND KREIS OFFENBACH. Polizeipräsident Kurt Löwer bescheinigt den Autofahrern viel Cleverness bei der Suche nach Schleichwegen und beim Umfahren von Baustellen, beklagt aber deren zunehmende brutale Rücksichtslosigkeit. Er mahnt deshalb bei ihnen mehr soziales Verhalten, mehr Verantwortungsbewußtsein gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern an. Bei der Präsentation der "Unfallstatistik 1992" für Stadt und Kreis Offenbach gab er jenen gedankenlosen Eltern die Note "ungenügend", die ihr Kinder von der Schule abholen und ihr Auto direkt vor der Schule im absoluten Halteverbot abstellen und so gefährliche Sichtblenden bauen, weil sie "keinen Zentimeter zu Fuß gehen wollen".
Mit der Moral der Autofahrer ist es auch nicht weit her, wenn es um die Schadensabwicklung nach einem Unfall geht. Fast ein Drittel aller Unfallverursacher begeht Unfallflucht. 36 Prozent der Flüchtigen werden ermittelt. Die Polizei hat Indizien für eine immer größer werdende Dunkelziffer beim Versicherungsbetrug. Es werden zunehmend Unfälle verabredet, es wird versucht, "alte Schäden" mit neuen Unfallschäden der Versicherung in Rechnung zu stellen. Die Polizei arbeitet deshalb an einem "Verdachtskataster" gegen Versicherungsbetrüger.
Sorge macht Löwer auch die Diskussion um die Einführung von Autobahngebühren und die Erhöhung der Mineralölsteuer: "Je teurer das Autofahren wird, desto weniger investieren die Leute in die Sicherheit ihres Auto, verschieben sie Reifenwechsel oder Reparaturen."
Um 5,5 Prozent auf 271 682 stieg im vergangenen Jahr die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge in Stadt und Kreis. Gegenüber 1991 nahmen die Unfälle um 2,2 im Stadtgebiet auf 3712 und im Kreisgebiet auf 7549 zu. Die Polizei schätzt, daß dabei Schäden in Höhe von knapp 54 Millionen Mark entstanden. Sie leitete 5673 Bußgeld- und 1969 Verwarnungsgeld-Verfahren ein, erstattete 6136 Strafanzeigen.
23 Menschen, drei in der Stadt und 20 im Kreis, verloren ihr Leben im Straßenverkehr. Erfreulich: So wenig Verkehrstote gab es seit 1946 nicht mehr. Positive Tendenz für die Polizei: Unter den Opfern sind immer weniger Kinder, Senioren und Fußgänger. Zurückgegangen ist die Zahl der Schwerverletzen um knapp sieben Prozent auf 377 Personen. Um 2,2 Prozent hingegen zugenommen hat die Zahl der Leichtverletzten auf 2278.
Erster Polizeihauptkommissar Karl- Heinz Passek und seine Experten haben die Unfallursachen analsysiert. Jeder vierte Unfall entsteht durch Unachtsamkeit, Auffahren, Abbiegen und Wenden, jeder achte durch eine Vorfahrtsmißachtung, jeder elfte durch zu schnelles Fahren und jeder 19. durch Alkoholeinfluß. Sorgen machen der Polizei aber auch die jungen Leute, die mit ihren schweren Motorrädern viel zu schnell fahren.
Unfallschwerpunkt im Kreis sind eindeutig die Tannenmühlkreisel bei Obertshausen, in der Stadt der Kaiserleikreisel und der Autobahnkreisel an der Sprendlinger Landstraße. Ihn gestaltet die Polizei nun zusammen mit dem Frankfurter Straßenbauamt um. Sehr häufig knallt es in Offenbach auch an den Kreuzungen von Berliner Straße, Kaiserstraße und der Südumgehung.
Die Polizei überpüft deshalb zusammen mit den Straßenverkehrsbehörden ständig den Sinn von verkehrslenkenden Maßnahmen, von Verboten und Geboten. Sie warnt jedoch: "Jeder Verkehrsteilnehmer sollte sich an die Gebote und Verbote halten, auch dann, wenn sie ihm unsinnig erscheinen." So könne sich keiner damit herausreden, er sei nur deshalb zu schnell gefahren, weil er sich dem allgemeinen Verkehrsfluß angepaßt habe.
Zur Zeit führt die Polizei verstärkt Alkoholkontrollen durch. In der Nacht zum Mittwoch wurden in der Strahlenberger Straße 47 Autofahrer überprüft. Alle hatten nichts getrunken. Im vergangenen Jahr erwischte die Polizei 1742 Alkoholsünder. Spitzenwerte mit 4,2 und 4,1 Promille registrieren die Beamten dabei in Neu-Isenburg und in Offenbach.
Im vergangenen Jahr kontrollierte die Polizei 153mal in der Stadt und 161mal im Kreis die Geschwindigkeit der Autofahrer. Am schnellsten war einer in der Mühlheimer Straße am alten Offenbacher Friedhof mit 157 Stundenkilometern - erlaubt ist Tempo 50. Bei 5987 gemessenen Fahrzeugen in der Stadt und 3889 im Kreis erhielten fast alle Verwarnungen und Bußgeldbescheide.
Auch Polizeipräsident Löwer bekam auf einer Privatfahrt ein 20-Mark-Knöllchen von seinen Frankfurter Kollegen. Er war auf der Mainuferstraße vor dem Frankfurter Schlachthof statt der erlaubten 40 immerhin 48 Stundenkilometer schnell gefahren. SIEGFRIED SCHOLZ
HAMBURG, 17. Februar (dpa). Mit ihrem auch für Schulen bestimmten Kalender "Deutschland in Europa" ist die Bundeszentrale für politische Bildung auf scharfe Kritik gestoßen. Sozialdemokratische Kultusministerinnen bemängeln vor allem, daß der Kalender auch Abbildungen von Städten in den ehemaligen deutschen Ostgebieten und Litauen enthält.
Schleswig-Holsteins Kultusministerin Marianne Tidick (SPD) nannte es "unsensibel, wenn nicht gar peinlich", daß sich die Fotos völlig unkommentiert in dem Kalender fänden. Ihre rheinland-pfälzische Kollegin Rose Götte (SPD) hält die Verteilung des Deutschland-Kalenders für "unmöglich und instinktlos". Im SPD- regierten Saarland hat das Bildungsministerium nach eigenen Angaben die Kalender gar nicht erst angefordert.
Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Günter Reichert, sagte,der Kalender habe allen Kultusministerien vor Versendung vorgelegen. Auch in einem Brief des schleswig-holsteinischen Kultusministeriums vom November 1992 heiße es wörtlich: "Der Kalender findet unsere Zustimmung." Er räumte ein, daß er über die Gestaltung des Kalenders "nicht ganz glücklich" sei.
KASSEL. Ein nordhessischer Arzt, den die Staatsanwaltschaft wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt hatte, ist am Mittwoch vor dem Kasseler Amtsgericht freigesprochen worden. Es habe nicht mit hinreichender Sicherheit festgestellt werden können, daß die dem Mediziner zur Last gelegten Vorwürfe zutreffen, hieß es in der Begründung.
Auch die Staatsanwaltschaft hatte am Ende des zweiten Verhandlungstages Freispruch gefordert, weil "für eine strafrechtliche Sanktion die Beweise nicht ausreichen". Die Unschuld des Arztes sei freilich damit nicht bewiesen, stellte der Staatsanwalt fest. Aus seiner Sicht bleibe ein Zweifel und ein Makel.
Der Stein war auf Grund der Anzeige eines 24jährigen ins Rollen gekommen. Nach seinen Angaben hat er an einem Wochenende im Mai vergangenen Jahres, als sein Vater über massive Herzbeschwerden klagte, den seinerzeit diensthabenden Notarzt angerufen und ihm die Beschwerden des Vaters geschildet. "Ja und?" soll der Arzt gesagt und aufgelegt haben. Nach den Darstellungen des 24jährigen hat er gleich anschließend noch einmal die im Gemeindeblatt angegebene Nummer des Notarztes gewählt. Der habe sich wieder gemeldet und erneut "Ja und?" gesagt.
Diese Aussage des jungen Mannes (der für seinen Vater schließlich über den Polizeinotruf einen Rettungswagen bestellte) wird im wesentlichen bestätigt durch die 78jährige Schwiegermutter des Kranken. Sie sei bei den Telefongesprächen dabei gewesen, sagte sie. Auch die Freundin des 24jährigen war dabei. Nach ihrer Erinnerung hat es zwar auch zwei Telefongespräche mit dem Notarzt gegeben, eines davon habe jedoch die Großmutter geführt, erklärte sie vor Gericht, das in seiner Urteilsbegründung dann auch von "erheblichen Differenzen" in diesen Aussagen sprach.
Der Mediziner hatte im Verfahren die gegen ihn erhobenen Vorwürfe nachdrücklich bestritten. Am fraglichen Abend sei in seinem Haus kein Telefongespräch geführt worden: "Es hat niemand angerufen", so sagte er. Diese Aussage wurde gestern von seiner Ehefrau, seiner Tochter und deren Ehemann bestätigt.
Das Gericht ging in seiner Urteilsbegründung davon aus, daß diese Aussagen nicht abgesprochen waren. Dagegen hatte der Vertreter der Staatanwaltschaft in seinem Plädoyer erhebliche Zweifel angemeldet: "Mit schöner Regelmäßigkeit" hätten die Angehörigen des Mediziners "fast denselben Text heruntergebetet". Er gehe davon aus, daß diese Aussagen falsch seien, sagte der Staatsanwalt. Denn nach einem Jahr könne sich wohl niemand auch "beim besten Willen" daran erinnern, ob an einem bestimmten Abend das Telefon geklingelt habe oder nicht. Da allerdings der konkrete Nachweis für das Telefongespräch nicht zweifelsfrei zu erbringen sei, müsse zugunsten des Angeklagten entschieden werden. Dem folgte das Gericht. ari
FRANKFURT A. M. (cri/dpa). Mit einem verstärkten Außendienst hofft die Bausparkasse Wüstenrot, das Geschäft im laufenden Jahr wieder anzukurbeln. Der abgeschlossenen Periode vermag Geschäftsführer Walter Seuferle nämlich nur das Prädikat "recht ordentlich" zu verleihen. Konkret heißt dies: Das 91er Ergebnis haben die Ludwigsburger nicht erreicht. Mit 377 235 neuen Verträgen wurden vielmehr 7,3 Prozent weniger aquiriert und die damit verbundene Summe schrumpfte um 2,3 Prozent auf 15 Milliarden Mark. Mit Prognosen für 1993 ist Seuferle vorsichtig, eine "leichte Zunahme" sollte jedoch herausspringen.
Bedingt durch das Abklingen des Bauspar-Booms in Ostdeutschland hatte der Schwabe schon im vergangenen Sommer mit einem bescheideneren Ergebnis gerechnet. Allerdings war er damals noch davon ausgegangen, insgesamt "die Erfolge des Jahres 1991 zu wiederholen". Tatsächlich brach das Neugeschäft in den neuen Bundesländern der Summe nach aber um 30 Prozent ein. Es hatte 1991 etwa ein Fünftel zum Gesamtvolumen beigesteuert. Der erhoffte Ausgleich durch Nachfrage aus dem Westen stellte sich ebenfalls nicht ein, so daß das angepeilte Ziel nicht erreicht werden konnte.
Erfreulich entwickelte sich der für die Zuteilung maßgebliche Geldeingang. Er nahm um knapp sechs Prozent auf acht Milliarden Mark zu, wobei die Sparbeiträge (ohne Zinsgutschriften) wieder um zehn Prozent zunahmen.
Möglichkeiten der Geschäftsausweitung sieht Wüstenrot für die Zukunft allemal. Denn angesichts der "stark beanspruchten öffentlichen Kassen dürfte die Bedeutung des privaten Wohnungsbaus zur Wohnungsversorgung zunehmen". Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten stehe Deutschland überdies bei der Eigentumsbildung noch hinten an. Von 100 Haushalten wohnten in Frankreich 55 und in Spanien gar 85 in den eigenen vier Wänden, in den alten Bundesländern hingegen nur 39 und in Ostdeutschand gar nur 22. Zur Wohnungsfinanzierung steuerte Wüstenrot im vergangenen Jahr insgesamt rund elf Milliarden Mark bei. Im Vergleich zu 1991 sind die Auszahlungen um 16,5 Prozent geklettert. Rund 8,5 Milliarden entfielen auf die Bausparkasse, knapp 2,5 Milliarden Mark auf die Wüstenrot Bank und rund 100 Millionen auf die Versicherungs-Tochter. Von der Bilanzsumme der Wüstenrot-Gruppe in Höhe von 40 Milliarden sind 25 Milliarden der Bausparkasse zuzurechnen.
Auf einen Blick
Mit den Stimmen von CDU und SPD fiel wider Erwarten die Entscheidung für den Waldfriedhof Butzbach.
Stammheim: Ein kleines Dorf organisiert am Fastnachtsdienstag einen großen Faschingsumzug.
Kulturspiegel Wetterau: Mit Klepper und Klatsch zogen einst die Narren gegen Spießer durch die Straßen.
HOFHEIM/KRIFTEL. In Hofheim und in Diedenbergen sollen Heime für Flüchtlinge eingerichtet werden: Gegenüber dem Finanzamt soll ein für Feuerwehrleute geplantes Wohnhaus fünf Jahre lang Asylsuchende beherbergen, in Diedenbergens Ortsmitte kommen "Mobile Homes". Auch Kriftel sucht Grundstücke für Flüchtlingsunterkünfte: Beide Kommunen haben bisher ihre Quote nicht erfüllt und zu wenig Flüchtlinge aufgenommen.
Zwei Kommunen, ein Problem: Kriftel hat lediglich 67 Asylbewerber aufgenommen und liegt so mit 105 im Soll; in Hofheim, Marxheim und Wallau leben inzwischen 451 Flüchtlinge in elf Unterkünften - 125 Menschen mehr müßten es sein.
Und sowohl Hofheim als auch Kriftel demonstrieren Offenheit in der heiklen Frage: "Die Bürger müssen sehen, daß wir mit offenen Karten spielen und nicht hinter den Kulissen alles festgeklopft wird", sagt Hofheims Bürgermeister Rolf Felix (CDU). Den Anwohnern müsse deutlich gemacht werden, daß "unabhängig von der Bonner Politik Menschen menschenwürdig untergebracht werden müssen". In Wallau, wo mehr als 100 Asylbewerber im Ortskern leben, funktioniere das reibungslos.
In Kriftels Parlament appellierte am Dienstag die CDU-Vertreterin Lieselotte Linzner: "Es reicht nicht, zur Demonstration ,Mein Freund ist Ausländer&rquote; zu gehen. Mit Gesten ist es nicht getan" - und erhielt dafür den Applaus aller Fraktionen. Die Krifteler sind noch auf der Suche nach Grundstücken, auf denen der Kreis, wie in Hofheim bereits praktiziert, "Mobile Homes" aufstellt. Die Favoriten, abgesegnet von der Gemeindevertretung: Das B 519-Ausgleichs- und das Friedhofserweiterungsgelände sowie der Bolzplatz sollen dem Kreis für Unterkünfte mit höchstens 80 Plätzen angeboten werden.
In Hofheim sind die Pläne schon weiter vorangekommen. Die Stadt beginnt den Bau des Wohnhauses für Feuerwehrleute noch 1993; da der dazugehörige Stützpunkt nach Auskunft von Felix "nicht vor 1999" fertig wird, könnten hier fünf Jahre lang 80 Flüchtlinge untergebracht werden. Im Stadtteil Diedenbergen sollen in etwa drei Monaten an der Ecke Querspange/Casteller Straße auf einem städtischen Grundstück vom Kreis gemietete "Mobile Homes" stehen. Der Kreis habe versprochen, daß hier "nicht über hundert" Menschen untergebracht würden, berichtet Felix.
Kleinere Einheiten wären ihm lieber gewesen, betont der Rathaus-Chef, "aber eine gewisse Größe ist notwendig, um überhaupt einen Investor zu finden".
Bei allen Gemeinsamkeiten zwischen Hofheim und Kriftel in dieser Frage - beim Thema B 519 hört die Freundschaft auf: Felix habe "vehement" beim Hessischen Straßenbauamt der Absicht von Kriftel widersprochen, auf dem Ausgleichsgelände für die B 519 Unterkünfte aufzustellen": Nichts dürfe der Umgehungsstraße im Wege stehen. md
Die Oberbürgermeister aus den Kommunen des Rhein-Main-Gebiets warnten während eines gemeinsamen Treffens in Mainz vor den Folgen des geplanten Bonner "Solidarpakts". Als Konsequenz der Streichaktion der Bundesregierung drohe ein Zusammenbruch des Regionalverkehrs, ein Rückgang des Wohnungsbaus und eine Finanzierungslücke bei der Sozialhilfe.
Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler erklärte, die Bundesregierung ziehe sich ohne Vorwarnung aus der Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs zurück - das stelle einen "Bruch bisheriger Zusagen" dar.
Die Verwaltungschefs sprachen sich dafür aus, die steuerliche Förderung beim Kauf von Mietwohnungen zu streichen - so werde kein neuer, auch im Rhein-Main-Gebiet dringend benötigter Wohnraum geschaffen. Statt dessen müsse mehr Geld in den Bau neuer Wohnungen fließen. jg
KARBEN/BAD VILBEL. Nun ist es endgültig: Die Schule für Lernhilfe in Karben wird aufgehoben. Beschlossen worden war diese Maßnahme bereits im Mai im Wetterauer Kreistag mit einer hauchdünnen Mehrheit. Der Personalrat wie auch das Karbener Parlament hatten sich gegen die Schließung der Sonderschule ausgesprochen. Die Wetterauer Grünen forderten Kultusminister Holzapfel auf, die Aufhebung abzulehnen. Doch aus Wiesbaden wurde jetzt dem Wetteraukreis grünes Licht für die Schulorganisationsänderung zum 31. Juli gegeben.
Wichtigster Grund für die Schließung der Karbener Sonderschule ist laut Kreisschuldezernent Joachim Pollmar (SPD) die rückläufige Schülerzahl. 1980/81 hätten noch 100 Kinder die Schule besucht, im vergangenen Schuljahr seien es 36 gewesen. Mit einer solch kleinen Schülerzahl lasse sich aber kaum noch pädagogisch sinnvolle Arbeit leisten, meint der Kreisbeigeordnete. Mehrere Jahrgänge hätten jeweils in einer der vier Lerngruppen zusammengefaßt werden müssen.
Demgegenüber existierten in Friedberg und in Bad Vilbel bessere und vielfältigere Unterrichtsangebote. Beide Schulen könnten die in Karben betreuten Kinder problemlos aufnehmen. Große Beschwernisse seien für die Schüler/-innen durch die Schulorganisationsänderung nicht zu erwarten. Die Hälfte von ihnen stamme ohnehin aus Niddatal und Bruchenbrükken. Die Fahrt zur Schule nach Friedberg verlängere sich gegenüber Karben nicht. Acht Kinder müßten allerdings eine etwas längere Busfahrt nach Bad Vilbel in Kauf nehmen. Und zehn aus Karben stammende Schüler könnten nicht mehr zu Fuß zur Schule gelangen, sondern müßten jetzt ebenfalls den Bus benutzen.
Die meisten der fünf in Karben unterrichtenden Sonderschullehrer werden zur Bad Vilbeler Gustav-Lesemann-Schule versetzt, die aufgrund der verbesserten Personalsituation zur Ganztagsschule erweitert werden könne, so Pollmar.
Die Schließung der Karbener Schule sei auch von der dortigen Schulraumsituation her zu verantworten. In Klein- und Groß-Karben sei in den nächsten Jahren mit einem erheblichen Bedarf an Grundschulplätzen zu rechnen. Die Zahl der Sonderschüler werde sich ohnehin weiter verringern, da es Ziel des Wetteraukreises, der Schulaufsicht wie des Kultusministeriums sei, lernbehinderte Schüler/-innen in die traditionellen Schulen zu integrieren. mu
Einem aufmerksamen Förster verdankt ein "Nachtschwärmer" aus Wiesbaden, daß er seine gestohlene Scheckkarte und 200 Mark wieder zurückbekommen hat. Der nach Auskunft der Polizei "stark angetrunkene" Mann war bei einer Abhebung an einem Geldautomaten auf der Kaiserstraße im Bahnhofsviertel bestohlen worden. Bevor er Geld und Karte einstecken konnte, schnappte der Räuber zu.
Der in der Nähe stehende Förster verständigte die Polizei, die den Täter binnen zehn Minuten aufspürte. Er hatte sich in einem Müllcontainer versteckt. Bei dem Täter handelte sich um einen 27jährigen, wohnsitzlosen Mann, der der Polizei wegen verschiedener Eigentums- und Rauschgiftdelikte bekannt ist. hu
WIESBADEN. Es muß unsere Landespolitiker auch an der Berufsehre gepackt haben. Nur noch gut zwei Wochen bis zur Kommunalwahl und immer noch kein "hessisches" Thema. Da darf wenigstens der Landtag sich nicht lumpen lassen. Dort stehen zur Zeit keine größeren Gesetzesvorhaben an, und das kommt gerade recht: Die Bühne ist frei. Ein paar gesetzgeberische Kleinigkeiten sind am Dienstag noch schnell erledigt worden, ab Mittwoch morgen erlebt das Parlament in seiner letzten Plenarwoche vor der Wahl vom 7. März dann den Aufmarsch der Wahlkämpfer.
Der Tag beginnt gleich mit der CDU- Oberbürgermeisterkandidatin aus Frankfurt zu einem Thema, zu dem sie im Landtag noch nie etwas von sich hat hören lassen, obwohl das Landesparlament dazu erst vor drei Wochen ausführlich debattiert hat: innere Sicherheit.
Die CDU hat zu diesem ihrem Haupt- Wahlkampfthema eigens eine "aktuelle Stunde" beantragt. Petra Roth, die Frankfurter Kandidatin, erklärt als Landtagsabgeordnete erst einmal, wie "lächerlich" sie es findet, wie Rot-Grün sich über die jüngste hessische Kriminalstatistik mit ihren gestiegenen Fallzahlen hinwegsetzt. Die "Glaubwürdigkeit der Demokratie" sieht sie entschwinden - und bei der CDU wurde nachgerechnet: In rot- grünen Zeiten habe es "immer" schon Steigerungsraten bei der Kriminalstatistik gegeben.
"Künstliche Aufregung", kontert die SPD. Die FDP findet sowohl die Art der Präsentation der gestiegenen Kriminalitätszahlen durch die Landesregierung zu Beginn der Woche als auch die jetzige aktuelle Stunde "nicht angemessen", nutzt die eigenen fünf Minuten Redezeit aber aus. Die Grünen finden, die Union versuche es in Sachen Kriminalität wieder einmal mit einer "Kampagne der Angst" und habe nicht viel aus ihrer Anti-Ausländer- Kampagne kurz vor der 1989er Kommunalwahl gelernt. Die SPD-Justizministerin hakt nach, das Schüren von Angst sei wegen der Gefahr wachsenden Rechtsradikalismus' "unklug".
Nach 35 Minuten (nur 20 waren eigentlich geplant) ist das Thema vorbei. Das Fernsehen hat die politischen Vereinfachungen direkt transportiert, ein paar Zeitungsmeldungen springen vielleicht auch heraus. Nach dem "CDU-Thema" folgt der Tagesordnungspunkt der SPD, eine Regierungserklärung über die Auswirkungen der Bonner Sparprogramme auf Land und Kommunen, die (so der Ministerpräsident) "auszubluten" drohen.
Für einige Minuten noch scheint es, als könne das Hohe Haus das erreichte Niveau an Polemik halten. Hans Eichel, der Regierungschef, reagiert schon nach seinem ersten Satz ("1989, als die Mauer fiel, waren wir alle euphorisch . . .") mit steigendem Adrenalinspiegel auf "dumme Zwischenrufe" von CDU-Chef Manfred Kanther und schreibt ihm ins Stammbuch, daß die Sozialdemokraten "keinen Nachhilfeunterricht" brauchen, wenn es um Freiheit geht. Engagiert geißelt er die Bonner "Gerechtigkeitslücke", die zum Hauptthema der SPD im Kommunalwahlkampf geworden ist.
Viele Menschen würden ins Abseits gestoßen, eine "Neidkampagne" gegen Sozialhilfeempfänger losgetreten, die Verkehrspolitik in eine "Katastrophe" gesteuert. Am Ende der (immerhin rot-grünen) Regierungserklärung werden die sozialdemokratischen Alternativen zu den Bonner Sparvorschlägen positiv herausgestellt.
Doch schon nach fünf Minuten Eichel- Rede muß die CDU gemerkt haben, daß sie den Redner mit Zwischenrufen nur stimuliert. Fortan ist es still bei den Oppositionsparteien, die bald nur noch mit Notbesetzung präsent sind. Auch das schon Ritual: Die SPD revanchiert sich mit leeren Bänken während der Antwort des Oppositionsführers, der Eichel "sozialpolitisch gefärbte Hetze" vorwirft.
Der Nachteil solcher Spielchen: Bei jeweils einseitig halbleerem Plenum will keine rechte Stimmung aufkommen. Der rot-grünen Mehrheit ist darüber irgendwann dann sogar die Lust daran vergangen, als Höhepunkt des Tages eine "namentliche Abstimmung" über die in Bonn geplante Autobahn-Vignette zur verlangen, wozu die Grünen die SPD im Vorfeld überredet hatten. Jetzt beschließt Hessens Parlament also nur durch einfaches Handaufheben, daß "ökologisch und verkehrspolitisch unsinnig" ist, was Bonn vorhat.
Schon kommunale Themen sind in den zurückliegenden Wahlkampfwochen selten durchgedrungen, von landespolitischen gar nicht erst zu sprechen. Den Parteien kommt es unterschiedlich gelegen (der SPD mehr, der CDU weniger), aber der Effekt ist unbestritten: Weil auf der Bonner Bühne mit Solidarpakt, Autobahngebühr und Asylrechtsänderung gerade echte Volksstücke aufgeführt werden, scheint das Wählerpublikum ganz davon gefangen. Weil in Bonn gerade - vor allem finanzpolitisch - die Weichen für die kommenden Jahrzehnte Kommunal- und Landespolitik gestellt werden, aber der Ausgang dort noch völlig unsicher ist, lassen sich präzisere Angaben zur Kommunal- und Landespolitik in den kommenden Jahren auch noch gar nicht machen. Wo die neuen Linien noch nicht zu ziehen sind, bleibt die Debatte abstrakt, werden alte Gefechte wiederholt, oder der Landtag spielt schlicht ein wenig Bundestag.
Die FDP folgt am Mittwoch nachmittag mit einem ihrer Lieblingsthemen, der vor drei Wochen schon einmal diskutierten "Ausschöpfung der Privatisierungsmöglichkeiten", und wirft Rot-Grün "klassenkämpferische" Töne vor.
Am heutigen Donnerstag morgen bekommen die Grünen ihre "aktuelle Stunde" zur Atompolitik auf Bundesebene ("Möglicher Energiekompromiß"), bevor dann die FDP in einer weiteren "aktuellen Stunde" dem grünen Umweltminister Joschka Fischer noch einmal die Gelegenheit zum Reden gibt (Thema: mehr Müllverbrennung als Konsequenz aus einer Bundesratsentscheidung vom vergangenen Freitag?). Es folgt wieder die CDU: Anträge betreffend Weiterbau der Autobahn A 49 und vierspuriger Ausbau der Bundesstraße 49, beide Themen zuletzt im monatlichen Rhythmus vor dem Landtag debattiert.
Das Parlament als Forum der Politik: Hier nimmt es, allem ästhetischen Naserümpfen zum Trotz, eine seiner Rollen wahr. Auch die aktuellen Wahlveranstaltungen sind selten von anderen Argumenten geprägt. Angst vor Kriminalität in Südhessen und Autobahnbau in Nordhessen bei der CDU, Warnungen vor Bonner Sozialabbau bei der SPD.
Ob sie aber etwas helfen bei der Wahl, die Tage der rhetorischen Ehrenrunden im Landtag? Zumindest die jeweils eigenen Abgeordneten, die abends in kleine und kleinste Veranstaltungen ausschwärmen müssen, werden im Plenarsaal eingeschworen, lautet eine alte Parlamentsweisheit. Weil die Wahlversammlungen meist reine Vereinstreffen sind, diesmal sogar vor Publikum: Die Parteispitzen erledigen ihre Pflicht. RICHARD MENG
Zwischen zwei Holzlatten fährt ein kleines Modellauto über zwei Induktionsschleifen, die mit Klebeband am Boden befestigt sind. Auf einer Anzeigetafel leuchtet in roter Punktschrift die Geschwindigkeit des Gefährts auf: 0,2 Kilometer pro Stunde. "Unser Gerät mißt die Schnelligkeit und speichert die Daten", erklärt die 18jährige Tanja Schilling, die das "messende Verkehrsschild" zusammen mit ihren beiden Mitschülern von der Wöhlerschule gebaut hat.
Diese "pfiffige Idee", wie Wettbewerbsleiter Oskar Nitschmann die Apparatur nennt, ist eine von insgesamt 22 naturwissenschaftlichen Arbeiten, die im Rahmen des Nachwuchswettbewerbs "Jugend forscht" von den 13 Juroren kritisch beäugt und beurteilt wurden. Unter den zehn Arbeiten, die am Landeswettbewerb im März teilnehmen dürfen, ist neben dem "messenden Verkehrsschild" unter anderem ein Modell, das die telefonische Übertragung zwischen Computern verbessert. Kolja Slimma, Hein Röhrig und Wilhelm Heupke haben damit "eine technische Lücke" (Nitschmann) in der Kommunikation unter Betriebssystemen entdeckt.
Andere Arbeiten erreichten zwar nicht die Landesrunde, erhielten jedoch in ihrem Fachgebiet einen Sonderpreis, so zum Beispiel das Modell eines Niedrigenergiehauses, an dem drei Schüler der Altkönigschule die Erhitzung von Trinkwasser und die Stromgewinnung durch Sonnenenergie demonstrierten.
Die jüngste Teilnehmerin in diesem Jahr war die 8jährige Silvija Eidam, die zusammen mit ihrem älteren Bruder über viele Monate das Verhalten der Mauerbienen an einem eigens auf dem Balkon angebrachten Nistkasten beobachtete. reu
FRIEDRICHSDORF. Eine personelle Verstärkung der Polizei im Hochtaunuskreis und damit einen Beitrag zu mehr Sicherheit für die Bürger/innen hat Gerd Krämer, der Vors.der CDU-Kreistagsfraktion, beim Dienstagstreff der Seulberger Christdemokraten gefordert. Auf dem Weg zu einer besseren polizeilichen Versorgung Friedrichsdorfs regte Krämer die Bildung einer besonderen Dienstgruppe in der Polizeidirektion an, die sich um die Hugenottenstadt kümmern solle. tom
BAD VILBEL. "Ich möchte einmal den junge Leuten danken, die den Wagen für Behinderte fahren", meldete sich eine Bad Vilbelerin zu Wort. Ihr gehbehinderter Mann wird gelegentlich vom Arbeiter- Samariter-Bund (ASB) befördert. Die jugendlichen Fahrer seien mit viel Engagement dabei, lobte sie.
Anlaß für diese Anerkennung war die Übergabe eines neuen Transportfahrzeuges mit einer Hebebühne für Rollstuhlfahrer vor den Vereinsräumen des ASB in der Frankfurter Straße 85.
Der erste Vorsitzende des ASB, Guntram Knop, dankte Bürgermeister Günther Biwer für den Zuschuß der Stadt von 30 000 Mark zu dem Fahrzeug, das rund 60 000 Mark gekostet hat. Mit dem Fahrdienst werden junge und ältere behinderte Menschen in die Lage versetzt, weiter die Schule zu besuchen, am kulturellen Leben und überhaupt an der kommunalen Gemeinschaft teilzunehmen. "Wir praktizieren den Solidarpakt", formulierte der ASB-Vorsitzende unter Hinweis auf einen derzeit viel strapazierten Begriff. Die Zusammenarbeit zwischen ASB, Kommunen und Firmen funktioniere gut. Er freue sich, daß die Stadt Bad Vilbel trotz des knapper gewordenen Geldes zu ihrer Verantwortung gestanden habe.
Das werde die Stadt auch weiter tun, versprach Bürgermeister Biwer. Er bekräftigte seine Meinung, daß sich der soziale Bereich am wenigsten zum Abbau von Leistungen eigne. Die Stadt werde auch im nächsten Jahr mit einem Zuschuß die konkreten Hilfsangebote des Arbeiter-Samariter-Bundes honorieren.
Den abschließenden Wunsch Biwers, der Wagen möge lange halten, konnte Wilfried Krumpeter, ehrenamtlicher Kreisbeigeordneter, aus eigener Anschauung bestätigen. Er ist als Rollstuhlfahrer schon mehrfach mit dem neuen Wagen befördert worden. Krumpeter zeigte auf, daß die Zahl der Fahrten von 260 in 1986 auf 1736 im vergangenen Jahr gestiegen sei. Die Fahrten werden unter anderem vom Kreis mitfinanziert.
Eine kleine Spende überreichte auch Pfarrer Wolfgang Kallus in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Soziale Dienste in Bad Vilbel. In ihr haben sich vor einem Jahr alle im sozialen Bereich tätigen Organisationen zusammengeschlossen.
Innerhalb dieses Systems habe der ASB eine wichtige Aufgabe übernommen. Die Sozialstationen wüßten zum Beispiel den raschen Service des ASB zu schätzen, wenn nicht nur Personen gefahren, sondern auch Betten und Material transportiert werden müsse. de
NEU-ANSPACH. Unter dem Motto "Leben in Neu-Anspach: lebenswert, liebenswert" hat die neue Wählergemeinschaft FWG-UBN erstmals ein Wahlprogramm für vier Jahre vorgelegt. Schwerpunkte sind die Themen Finanzen, Umwelt, Soziales, Bauen, Verkehr sowie Handel und Gewerbe. Die Wählergemeinschaft, die sich infolge des Korruptionsskandals gegründet hat, fordert gerechte Gebühren und will diese unter anderem durch ihr Wassergebührenmodell verwirklichen. Außerdem will sich die neue Gruppe für mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung bei politischen Entscheidungen einsetzen.
Beim Thema Umwelt spricht sich die FWG-UBN gegen die Erweiterung der Mülldeponie Brandholz aus und fordert sofortige Boden- und Luftproben, sowohl auf der Deponie als auch in den Wohngebieten. Kinder, Jugendliche und Senioren will die Wählergemeinschaft nach ihren Vorstellungen fragen und sich für die Umsetzung ihrer Belange einsetzen. Weitere Punkte: keine neuen Baugebiete ohne Sicherung der Wasserversorgung und Infrastruktur; Verkehrsberuhigung in allen Ortsteilen; die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs und der Ausbau von Rad- und Wanderwegen.
Außerdem will die FWG-UBN die Wasserbeschaffungsverträge und die Verträge mit der Nassauischen Heimstätte überprüfen, einen Dienstleistungsabend im Rathaus einführen, einheimische kleine und mittlere Handelsbetriebe sowie die Vereine fördern. cn
Viel Lob für sein mehr als 20jähriges Engagement im Ortsbeirat 12 (Kalbach) erhielt Ortsvorsteher Franz Syha (CDU), der für die kommende Wahlperiode nicht mehr kandidiert. Am Ende der Fragestunde meinte ein Bürger, Syha habe mit seiner fairen und neutralen Art der Sitzungsleitung "oft die Diskussion überhaupt erst ermöglicht". ara
doe HAMBURG. Die Zeiten der Volksfürsorge als großer Wohnungsinvestor sind endgültig vorbei. Zwar will die Hamburger Versicherung als Beitrag zum Solidarpakt rund 200 Bleiben in den neuen Bundesländern errichten. Im Westen aber sollen im laufenden Jahr "einige hundert" weitere Unterkünfte aus dem geschrumpften Bestand veräußert werden. Schon 1991 und 1992 hatte die ehemals gewerkschaftseigene Gesellschaft die Zahl ihrer Wohnungen von 30 000 auf 18 500 reduziert und statt dessen in Gewerbeimmobilien investiert. Dies, argumentiert der neue Firmenchef Wilko Börner, sei nötig, um "mittel- und langfristig bessere Erträge" zu erwirtschaften.
Daß die Volksfürsorge ihre Anlagepolitik ändern würde, hatte der zuständige Vorstand Burkhard Pieper-von Aderkas schon vor zwei Jahren angekündigt. Man habe eine "Kopflastigkeit" im wenig rentierlichen Wohnraum gehabt, meint der Manager heute. Inzwischen sei der Anteil der Quartiere an den Immobilienanlagen auf 30 Prozent abgebaut worden, wo er auch ungefähr verharren soll. Das Engagement im Osten stehe dazu in keinem Widerspruch: Schließlich handele es sich nur um ein "bescheidenes" Investment.
Die Assekuranzverbände hatten dem Bundeskanzler zugesagt, daß ihre Mitglieder insgesamt eine Milliarde Mark für den Wohnungsbau in der Ex-DDR locker machen würden. Allerdings handelt es sich hierbei keineswegs um großherzige Spenden der Branche. Das Geld stammt vielmehr aus den von Versicherten bezahlten Kapitalanlagen der Gesellschaften. Entsprechend ihrem Marktanteil, sagt Volksfürsorge-Chef Börner, werde sein Haus 58 Millionen Mark beisteuern. Derzeit verhandele man über den Erwerb der erforderlichen Grundstücke.
Kein Verständnis hat der Manager, der im vergangenen August vom Chefsessel der Aachen-Münchener Lebensversicherung an die Spitze der verschwisterten Volksfürsorge gewechselt war, für Kritik an der Liaison seiner Gesellschaft mit dem Strukturvertrieb OVB. Erst im Januar hatte die Versicherung für offenbar 60 Millionen Mark 15 Prozent der Anteile der aggressiven Verkaufstruppe übernommen: "Wir haben gar keine Sorge, daß die Zusammenarbeit unserem Ruf schaden könnte", erklärt Börner. Über die mehrheitlich noch vom Deutschen Ring beherrschte OVB werde "viel Schlechtes gesagt, was nicht stimmt".
Ein Blick in den Vorjahresabschluß macht das Bündnis verständlicher: Zwar legte das Neugeschäft der Lebensversicherung (nach der schwachen Vorgabe von 1991) gegen den Branchentrend noch um 1,1 Prozent auf 10,4 Milliarden Mark Vertragssumme zu, doch blieb das Beitragswachstum (plus 4,3 Prozent auf 3,3 Milliarden Mark) deutlich hinter der Konkurrenz zurück. In der Sach-Sparte hatten die Hamburger 1991 massiv vom Ost-Boom profitiert. Im vergangenen Jahr sprang dann nur ein verhaltener Zuwachs von 2,6 Prozent auf 1,1 Milliarden Mark Beitragseinnahmen heraus. Offenbar soll die Zusammenarbeit mit OVB der Volksfürsorge den verlorenen Schub zurückbringen und neue Kundenkreise öffnen. Immerhin erwartet Börner im laufenden Jahr schon einen Beitrag von zwölf bis 15 Prozent zum Lebensversicherungs-Neugeschäft von dem Strukturvertrieb. Ob dies der Stornoquote (zuletzt: 5,4 Prozent) gut bekommt, wird sich zeigen.
Obwohl die Aachener und Münchener Beteiligungsgesellschaft (AMB) inzwischen über gut 50 Prozent der Stimmrechte verfügt, betont Börner das "eigene Profil" und den "Handlungsspielraum" seines Hauses. Beides sei vom ehemaligen Vofü- und heutigen AMB-Boß Wolfgang Kaske zugesichert worden. Auch über den zweiten großen Anteilseigner, die Gewerkschaftsholding BGAG (25 Prozent plus eine Aktie) weiß der Manager Gutes zu berichten: "Die Gewerkschaften sind nach wie vor unsere Freunde." Wie die anderen Eigner erhält die BGAG eine unveränderte Dividende von 12,50 Mark.
Etwa 80 Bürger kritisierten gemeinsam mit den Vertretern des Ortsbeirats 12 (Kalbach) das seit Januar eingeführte Buskonzept des FVV. Während der letzten Sitzung des Stadtteilgremiums vor den Kommunalwahlen am vergangenen Dienstagabend stand Petra Wich-Schielke, Vertreterin des FVV, den Bürgern Rede und Antwort.
Die Kritik richtete sich hauptsächlich gegen Fahrplangestaltung und Linienführung der Linien 27, 28 und 29. Den Kleinbussen fehle mittags die Kapazität, alle Schüler der Otto-Hahn-Schule zu befördern. Der Haltepunkt der Linie 29 an der U-Bahnhaltestelle Kalbach sei "zu dunkel und zu gefährlich". Die Versammelten forderten, der FVV solle den 29er mit dem 28er an der Talstraße halten lassen. Unverständnis herrschte zudem über die Linienführung an der Haltestelle Am Hopfenbrunnen. Der Wendehammer, der erst vor drei Jahren für viel Geld gebaut wurde, wird derzeit nicht angefahren. Statt zu halten, wo es besonders für junge Fahrgäste ungefährlich sei, blockiere der Bus derzeit die Fahrbahn Am Weißkirchener Berg.
"Der Bus ist dadurch aber ein bis zwei Minuten schneller", verteidigte Wich- Schielke die Linienführung. Die einzelnen Kritikpunkte werden aber vom FVV geprüft, um die Mängel möglichst bald zu beheben. Derzeit sei es aber nicht möglich, die Verbindung zum Nordwestzentrum schon früh morgens anzubieten. "Das wäre zu teuer." Der Ortsbeirat verabschiedete einstimmig einen Antrag von SPD und Grünen mit Vorschlägen, um die Situation zu verbessern. ara
Der Landschaftsplan der Stadt Frankfurt für Kalbach hat eine kontroverse Diskussion in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 12 (Kalbach) ausgelöst. Die Grünen regten in einem Antrag an, mehr Flächen für Kleingartenanlagen im Plan zu berücksichtigen. Außerdem solle für neue Pflanzungen von Streuobstbeständen gesorgt werden.
Die Kritik der Fraktionen von CDU und FDP richtete sich gegen die Punkte im Antrag, die ohne das Einvernehmen der Eigentümer "so nicht zu billigen" seien. Besonders der Konflikt zwischen Interessen der Landwirtschaft und der Planung für mehr Grünflächen bliebe in den Vorschlägen der Öko-Partei unberücksichtigt.
Beide Fraktionen lehnten den Antrag ab und erklärten, in der kommenden Wahlperiode sollten in aller Ruhe erneut Vorschläge verhandelt werden. ara
Tempo-30-Planung für
Die langjährigen Planungen für die Tempo-30-Zone Kalbach sind nun abgeschlossen. Dazu verabschiedete der Ortsbeirat 12 (Kalbach) einstimmig einen gemeinsamen Antrag, indem der Magistrat aufgefordert wird, die ausgearbeiteten Pläne des Planungsbüros IMB Plan umzusetzen. Zudem soll ganz Kalbach verkehrsberuhigt werden.
Mit den ersten Maßnahmen ist jedoch erst zu rechnen, wenn die zuständigen Ämter die einzelnen Punkte geprüft haben. ara
EGELSBACH. Im kommenden Frühsommer soll zunächst kein Schwimmbadwasser genutzt werden, um die unmittelbar angrenzenden Tennis- und Fußballplätze zu beregnen. Laut Bürgermeister Heinz Eyßen (SPD) meldete das Kreisgesundheitsamt Bedenken gegen den Vorschlag an, den die Sportgemeinschaft Egelsbach aus Anlaß des letztjährigen Wassernotstandes gemacht hatte.
Ob das "Rückspülwasser" aus dem Schwimmbad tatsächlich, wie die Gesundheitsbehörde vermutet, zuviel Chlor enthalte und durch Badegäste erheblich organisch belastet sei, soll zu Beginn der Schwimmsaison untersucht werden. Erst dann, so Eyßen, werde eine Entscheidung fallen. Es müsse jedoch sichergestellt sein, daß im Bereich der Tennis- und Fußballplätze weder Pflanzen noch der Boden durch das Schwimmbadwasser geschädigt werden könnten.
"Vorsorglich" habe die Gemeinde beim Land bereits beantragt, für eine derartige Brauchwassernutzung Zuschüsse zu bekommen. leo
"Der Kurs", sagt Volksfürsorge-Chef Wilko Börner beruhigt, "scheint sich zu normalisieren". Immerhin erhole sich die Aktie seines Hauses "zunehmend" von ihrem bisherigen Rekordtief, als sie für 380 Mark gehandelt wurde. Die Kleinanleger, die beim Börsengang von knapp einem Viertel des Volksfürsorge-Kapitals im Juli 1991 zugriffen, dürften gleichwohl kaum zufrieden sein. Sie zahlten damals 800 Mark für das hochgelobte Papier, das derzeit um 555 Mark herumpendelt. An Erklärungsversuchen für die Unterbewertung hat es nicht gefehlt. Insbesondere das allgemeine wirtschaftliche Umfeld und der Streit zwischen dem Volksfürsorge-Haupteigner AMB und der französischen Versicherung AGF wurden genannt.
Vofü-Chef Börner spricht nun erstmals öffentlich eine dritte Möglichkeit an: "Wir haben den Eindruck, daß bei der Emission einige Banken nicht alles verkauft haben." Anschließend hätten die Geldhäuser die Restbestände offenbar sukzessive abgebaut und so den Markt überfüttert. Diese Phase, so Börner, sei nun aber "offenbar" vorbei: Es bestätige sich, daß die Vofü- Anteile "weniger als Spekulationspapier, sondern vielmehr zur langfristigen Anlage geeignet" seien. doe
Touristische Tips
Barocke Lebensart in Bamberg Für Liebhaber des Barock bietet die Stadt Bamberg ein Barock-Seminar vom 15. bis 19. März und vom 29. März bis 2. April. Das Fünf-Tage-Programm zum Preis ab 785 Mark pro Person (die Gäste wohnen im Vier-Sterne-Hotel "Residenzschloß") enthält einen Einführungsvortrag, Expertenführungen, ein Barock-Konzert, Besuch bei einem Orgelbauer, eine Exkursion ins Obere Maintal sowie ein Galamenü. Weitere Beispiele des heitersten europäischen Kunststils sind das Lustschloß Seehof, Schloß Banz, Vierzehnheiligen und das Kloster St. Michael. Information: Fremdenverkehrsamt, Geyerswörthstraße 3, W-8600 Bamberg, Telefon 09 51 / 87 11 61. "rad-so-aktiv"-Programme '93 Neben den bewährten Mountain-Bike- Touren hat "rad-so-aktiv" für 1993 neue Veranstaltungsprogramme, zum Beispiel Touren im Herzogtum Coburg, Thüringer Wald, in der Fränkischen Schweiz, Trialkurse im Schwarzwald, Etappentour auf dem Rennsteig . . . Wer nur kurz Zeit und Gelegenheit findet, kann für zwei oder mehrere Tage in das reguläre Programm "hineinschnuppern". Eine Tour im Schwarzwald beispielsweise kostet mit zwei Übernachtungen 280 mit eigenem, 370 Mark mit Leih-Bike. Ein verlängertes Wochenende (vier Übernachtungen) kostet 480 Mark. Auskunft: "rad-so-aktiv"-GmbH, Am Hang 2 in W-7593 Ottenhöfen, Telefon: 0 78 42 / 81 84.
HAMMERSBACH. In der Turnhalle der Grundschule bietet der Turnverein "Vorwärts" folgende Übungs- und Trainingsstunden an: Mutter und Kinder können dienstags von 14.30 bis 15.30 Uhr (1. Gruppe) und 15.30 bis 16.30 Uhr (2. Gruppe). Für Kleinkinder im Alter von vier bis sechs Jahren gibt es freitags von 14.30 bis 15.30 Uhr eine Turnstunde.
Jungen bis zu sieben Jahren können zur gleichen Zeit kommen. Im Anschluß daran üben die Jungen ab acht Jahre bis 17 Uhr, die Mädchen können ebenfalls in einer anderen Gruppe turnen. Am gleichen Tag trainiert die Leistungsgruppe der Mädchen im Alter von sechs bis neun Jahren. Eine weitere Gruppe ist für die über Zehnjährigen gedacht.
Zur Gymnastik und zum Jazztanz treffen sich die Damen donnerstags ab 20 Uhr.
Der Dienstagabend steht zwischen 18 und 20 Uhr den Schülern und Jugendlichen der Tischtennisabteilung zur Verfügung. Im Anschluß können die Erwachsenen Pingpong spielen. Sie haben freitags eine weitere Trainingsmöglichkeit von 19 bis 22 Uhr.
Nähere Informationen über Turnen (Brigitte Senftleben) und Tischtennis (Willi Dauth) gibt es unter der Nummer 06185/ 2303 und 2214. gem
Die Bundeswehr und die US-Army sollen auch weiterhin die Hauptstütze der NATO-Verteidigungskräfte in Mitteleuropa sein. Dies ist zu Zeiten, da sowohl in Washington als auch in Bonn von verringerten Streitkräften die Rede ist, die zentrale Botschaft in der Ankündigung Minister Rühes, zwei gemeinsame deutsch- amerikanische Korps zu bilden. Nachdem die beiden Heeresgruppen Nord und Mitte zum Schutz der Ostgrenze der NATO wegfallen, sollen die neuen Großverbände die Bündnistradition multinationaler Streitkräfte in Mitteleuropa fortführen.
Das Signal zur US-deutschen Kooperation kommt zur rechten Zeit, um einem möglichen und später von niemandem gewollten Sog entgegenzuwirken, der sich aus den Sparzwängen auf beiden Seiten des Atlantik entwickeln und die US-Truppenpräsenz in Europa gefährden könnte. So soll nun sichergestellt werden, daß gemeinsame deutsch-amerikanische Stäbe gebildet werden und die Truppen gemeinsam üben.
Völlig falsch wäre es allerdings, in der vereinbarten Kooperation ein Gegenstück zum deutsch-französischen Eurokorps zu sehen. Mit ihren integrierten Truppenteilen bleibt das Eurokorps ein Einzelfall in der wachsenden Zahl multinationaler Verbände in Europa. Hierzu zählen das deutsch-dänische Korps zu dem auch Soldaten der Holländer, Briten, Amerikaner und Kanadier gehören. Außerdem die im Aufbau befindlichen schnellen Eingreifverbände der NATO an denen zehn Nationen mitwirken. Multinationale Anstrengungen allesamt, die auf Bonn den Druck verstärken, über zukünftige Einsätze der Bundeswehr zu entscheiden. sie
Pensioniert, Kinder aus dem Haus und raus aus dem Beruf - was bleibt zu tun? Das "Büro aktiv" für Senioren, Bockenheimer Anlage 35, hat da ein paar Dutzend Angebote für ehrenamtliche Jobs. "Nein, nicht nur Besuchsdienste am Krankenbett oder Betreuung von hilflosen und einsamen Menschen", sagt Leiterin Doris Appel (49) und listet auf: Prozeßbeobachter für den "Verein gegen Rechtsmißbrauch", Buchhalter in der "Romanfabrik", Wanderführer im Taunusklub, Handwerker und Betreuer am Abenteuerspielplatz Riederwald, Behörden-Dolmetscher für Ausländer, Fremdenführer bei "Liebenswertes Frankfurt".
Doris Appel hat noch 100 weitere Vereine und Organisationen in ihrer Kartei, die Frankfurter Senioren "nachberufliche und ehrenamtliche Tätigkeiten" offerieren. Nachgefragt werden durchaus die pensionierten Profis: Juristen, Banker, Personalchefs, Beamte, Werbeleute, Lehrer. Interessenten können sich montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr melden, donnerstags zusätzlich von 16 bis 18 Uhr - auch telefonisch unter 17 36 36.
Das "Büro aktiv" macht die Vermittlung. "Wir öffnen damit einen Markt, der sich bislang als diffuses Feld darstellte", sagt Doris Appel, "es fehlte hier eine Informationsstelle, wo man, wie jetzt bei uns, das ganze breite Spektrum von Möglichkeiten abrufen kann - also nicht nur Soziales, sondern auch Kultur und Sport."
Eine seriöse Angelegenheit übrigens. Das Bonner Ministerium für Familie und Senioren hat das "Büro aktiv" zu einem von drei Bundesmodellprojekten erklärt (neben Frankfurt gibt es noch Büros in Regensburg und Zwickau), und es zahlt bis 1996 je 150 000 Mark Zuschuß per anno. Das "Institut für Sozialarbeit", eine 94 Jahre alte Bürgerstiftung, legt den gleichen Betrag nochmal drauf und schafft den Platz: ein Beratungszimmer, ein Gruppenraum.
In dem treffen sich regelmäßig elf Frauen und Männer "über 65", die ihre nachberufliche Tätigkeit mit dem "Büro aktiv" verknüpfen. Sie trainieren Gesprächsführung, denn sie werden es sein, die mit den Interessenten reden; die herauszufinden versuchen, was die für sinnvoll erachten, was sie gut können, was ihnen Freude macht oder was sie schon immer tun wollten. Danach richtet sich die Vermittlung.
Die "Büro aktiv"-Helfer nehmen aber auch die Anbieter unter die Lupe, um eventuelle Versuche von Vereinen und Organisationen zu vereiteln, "gratis an eine Arbeitskraft ranzukommen" oder "eben mal schnell und ganz billig eine Versorgungslücke zu stopfen". Und sie sind ganz Ohr für Rückmeldungen der von ihnen vermittelten Senioren: "Wir sind keine Durchlaufinstanz", sagt Doris Appel, "sondern bleiben eine ständige Anlaufstelle für sie." peh
HOCHTAUNUSKREIS / OBERURSEL. Ein neues Betreuungsgesetz gilt seit Januar letzten Jahres. Volljährige, die nicht in der Lage sind für sich selbst zu sorgen, können danach nicht mehr ohne weiteres entmündigt werden. Die Betreuungsstelle des Hochtaunuskreises in Bad Homburg habe sich schon in der kurzen Zeit ihres Bestehens bewährt, wie Kreisbeigeordneter Peter Barkey (FDP) berichtet.
Sie wurde unter Leitung des Rechtspflegers Günther Keune im September eingerichtet. Im November stieß als zweite Mitarbeiterin die Pädagogin und Altenpflegerin Margarete Leuwer dazu.
Im ersten Halbjahr wurden 369 Fälle bearbeitet: Informationen, wie eine Betreuung eingeleitet werden kann, wurden gegeben, umfangreiche Sozialberichte wurden nach Besuchen bei den Betroffenen verfaßt. Außerdem müssen Betreuer vermittelt und überprüft werden. "Da kann es schon mal Ärger geben", sagt Barkey: etwa wenn Verwandte sich beschwerten, daß der Betreuer es auf das Geld oder die Wohnung des Betroffenen abgesehen habe.
Von den 98 Betreuern kommen 59 aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis, neun arbeiten ehrenamtlich, sieben sind Mitarbeiter des Vereins zur Betreuung Volljähriger in Friedrichsdorf. Den Verein gründete Keune bereits vor vier Jahren. Inzwischen zählen 150 Mitglieder dazu, die sich auch stark bei der Aus- und Fortbildung von Betreuern engagieren.
Um sich besser in dem Neuland des Betreuungsrechts zurechtzufinden, gibt es am Montag, 1. März, in der Stadthalle Oberursel eine Fachtagung mit dem Thema "Betreuungsrecht in der Praxis". Der Verein veranstaltet die Tagung in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landkreistag und der Betreuungsstelle des Hochtaunuskreises. Beginn ist um 9.30, Ende gegen 16 Uhr. Die telefonische Anmeldung ist bis Montag, 22. Februar, an den Verein zur Betreuung Volljähriger (0 61 7 2 / 7 97 36) oder die Betreuungsstelle des Hochtaunuskreises, Günther Keune, (0 61 72 / 17 83 22) zu richten. Wenn noch Plätze frei sind, werden auch noch nach Anmeldeschluß über Anrufbeantworter (0 61 72 / 7 97 36) Anmeldungen angenommen.
Die Betreungsstelle zieht am Freitag, 26. Februar, um. Die neuen Räume sind im Gesundheitsamt Bad Homburg, Schaberweg 28. Die neue Telefonnummer lautet dann 0 61 72 / 17 89 43 oder 17 89 43. Die Sprechstunde bleibt unverändert dienstags von 9 Uhr bis 12 Uhr und donnerstags von 15 Uhr bis 17 Uhr. mbo
LINSENGERICHT. Die beschlossene flächendeckende Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer in allen Linsengerichter Ortsteilen soll demnächst in die Tat umgesetzt werden. Bürgermeister Theo Ratzka erwartet, daß die Gemeindearbeiter im März beginnen.
Landes- und Kreisstraßen unterliegen allerdings nicht der Hoheit der Gemeinde und können deshalb nicht mit einbezogen werden. Abgesehen von diesen bevorrechtigten Strecken wird mit dem Tempo 30 eine weitere Neuerung heraufziehen: In sämtlichen Wohnbereichen gilt dann die Vorfahrtsregel "rechts vor links". lex
Ein starker Wind weht in der Ersten Bundesliga der Judokas aus dem Osten, hat aber auch schon so manchen Kampfsportler der ehemaligen DDR den westdeutschen Clubs zugetragen. Ingolstadt und Abensberg profitierten vor allem von dieser Windrichtung und zählen neben Leipzig zu den Titelanwärtern. Da müssen die Rüsselsheimer Jukokas die Gürtel enger schnallen. "Platz vier liegt im Bereich des Möglichen", gibt Rüsselsheims 86-Kilo-Mann Oliver Kauer das Ziel des letztjährigen Sechstplazierten an.
Einen harten Brocken gleich zu Beginn sah die Saisonplanung vor, und die Rüsselsheimer stolperten auch prompt darüber. Mit 5:1 Punkten ging der erste Streich klar an den Favoriten Ingolstadt. Am morgigen Samstag rechnen sich die Opelstädter beim TSV Großhadern schon etwas mehr aus. "Es kommt darauf an, beim Setzen der oberen drei Gewichtsklassen die richtige Entscheidung zu treffen, dann haben wir eine Chance", erklärte Oliver Kauer vor dem ehemals "großen Duell im Süden". Vom Papier her zumindest haben die Münchner die besseren Karten.
"Bei dieser Begegnung hat es früher eigentlich immer heftig gebrodelt. Seit die Sportler aus den neuen Bundesländern für einige Veränderung sorgten, ist das nicht mehr ganz so", so Kauer. Geblieben ist jedoch das leidige Problem der Rüsselsheimer: die Schwergewichtsklasse. "Da fehlt uns eigentlich der herausragende Mann", sagt Oliver Kauer. Hans-Jörg Opp wird eventuell als "Springer" diese Aufgabe übernehmen, oder Michael Koch wagt den Sprung von der Klasse bis 95 Kilo zu den "schwersten Jungs". "Vielleicht starte auch ich in der nächsthöheren Gewichtsklasse, aber das entscheiden wir erst nach der Waage", so Kauer.
Doch auch die Klasse bis 65 Kilo bereitete den Rüsselsheimern zunächst Kopfzerbrechen. Ralf Görner, immer für einen Punkt gut - selbst gegen Ingolstadt - , zog sich während des Trainings eine Rippenprellung zu. Oliver Przywara, als zweiter Mann für diese Aufgabe vorgesehen, ist privat verhindert. Also muß "Oldie" Stefan Bingenheimer auf die Matte zurückgeholt werden. Der 27jährige Ex- Nationalkämpfer ließ sich zwar im Training nie unterkriegen, doch hatte er nach einer Knieverletzung schon seit längerem Abstand vom Wettkampfsport genommen.
Eine Verletzung auskuriert hat auch Jens Holpert. Jetzt ist der internationale deutsche Meister allerdings wieder fit, Rüsselsheim setzt seine Hoffnungen in der Klasse bis 71 Kilo auf ihn. Bis 78 Kilo will in München Markus Güntherberg das Punktekonto erhöhen. Auch er hat in den vergangenen Wochen eine ansteigende Form gezeigt. Bleibt noch die Klasse bis 60 Kilo. Hier wird Aziz Delice die Rüsselsheimer Farben vertreten. ih
Kohl rückt von Vignetten-Idee ab Kanzler denkt an "Mischsystem" mit höherer Mineralölsteuer Von unseren Bonner Korrespondenten wtr/ptz BONN, 17. Februar. Der Plan von Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) ist gescheitert, die Entschuldung der Bahn mit einer über 300 Mark teuren Autobahnvignette zu finanzieren. Nach heftigen Protesten auch in der CDU rückte Bundeskanzler Helmut Kohl am Mittwoch von Krauses Idee ab. Seiner Meinung nach werde es ein "Mischsystem" geben, sagte er. Das könnte auf eine Erhöhung der Mineralölsteuer und Vignetten zum Beispiel nur für Schwerlastwagen hinauslaufen. Kohl kündigte an, daß die Regierung diese Frage und die Vorschläge zum Nachtragshaushalt 1993 am 4. März entscheiden werde. Krause wollte sich am Mittwoch bei der Vorstellung der vom Kabinett am gleichen Tag gebilligten Bahnreform nicht festlegen, wie die Autofahrer zur Kasse gebeten werden. Vorschläge hierzu werde eine Expertengruppe in den nächsten zwei Wochen erarbeiten, sagte er. Die zusätzlichen Einnahmen benötigt der Bund zur Sanierung der beiden deutschen Eisenbahnen. Die Bahnreform sieht die Umwandlung von Bundesbahn und Reichsbahn in drei selbständige Unternehmen vor, die in getrennter Verantwortung für das Schienennetz, den Personenverkehr und den Gütertransport zuständig sein werden. Die Reform soll am 1. Januar 1994 in Kraft treten. Teil der Sanierung ist die Entschuldung der Bahnen, die Ende dieses Jahres mit 70 Milliarden Mark in der Kreide stehen werden. Dieser Schuldenberg soll nach Krauses Angaben auf den Bundeshaushalt übertragen werden, und er wird diesen dann jährlich mit 5,5, Milliarden Mark Zinsen belasten. Insgesamt seien zur Entlastung des Verkehrshaushaltes Einnahmen von acht Milliarden Mark notwendig. Geld soll zudem durch den Verkauf von nicht benötigten Grundstükken und Wohnungen der Bahn lockergemacht werden.
Nach der Sitzung des Kabinetts erläuterte der Bundeskanzler vor Journalisten, daß er nicht nur die Bahnreform, sondern auch die wesentlichen finanzpolitischen Entscheidungen für die Zeit von 1993 bis 1995 bis Mitte Juli über die Bühne bringen will. Noch vor der "großen Klausur" am 11. und 12. März über den "Solidarpakt" will die Regierung am 4. März ihre Vorschläge dem Bundestag vorlegen. Damit will Kohl sicherstellen, daß die Verabschiedung des Nachtragsetats 1993 nicht wegen parlamentarischer Fristen in den Herbst verschoben werden kann.
Zu den Vorschlägen der SPD vom Montag wollte sich Kohl nicht äußern. Jetzt müsse man miteinander reden und während der parlamentarischen Beratungen könnten ja Änderungen der Regierungsvorlage eingebracht werden. Erneut wandte Kohl sich allerdings gegen die Forderung der SPD, die Steuern schon 1993 zu erhöhen. Kohl möchte Steuererhöhungen zum 1. Januar 1995. Dies aber, sagte er, müsse "jetzt" festgelegt werden, damit die Wirtschaft "berechenbare Daten" habe.
(Leitartikel Seite 3, weiterer Bericht im Wirtschaftsteil)
OFFENBACH. Schwerverletzt wurde gestern morgen ein 16jähriger Schüler in die Städtischen Kliniken transportiert. Er hatte zusammen mit einem Schulkameraden die Sprendlinger Landstraße in Höhe des Grosso-Marktes überquert, um den Bus Richtung Langen zu bekommen. Während sein Schulkamerad hinter dem Bus vorbeilief, wählte der 16jährige den Weg vorneherum. Dabei stolperte er, fiel und wurde vom losfahrenden Bus erfaßt. Der Fahrer hatte nichts bemerkt. pmü
Lutz Sikorski, Grüner und Vorsitzender des Verkehrsausschusses, nannte ihn euphorisch Öko-Ferrari. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler sprach von einem "schnittigen und eleganten Fahrzeug". Ein Sprecher der Herstellerfirma DÜWAG wertete die Kombination aus neuem Antrieb und niedrigem Fahrzeugboden als Weltneuheit. Die Männer von den Stadtwerken redeten dagegen ganz nüchtern von "unserem Neuen". Auf dem Gelände der Stadtwerke-Zentralwerkstatt an der Heerstraße präsentierte das Verkehrsunternehmen am Mittwoch den jüngsten Sproß seiner Straßenbahn-Flotte.
Der künftige Frankfurter Straßenbahnwagen zeichnet sich durch eine neue Technik und ein völlig neues Design aus. Der Wagen zum Stückpreis von 3,8 Millionen Mark ist in der sogenannten Niederflurtechnik konzipiert und hat einen extrem niedrigen Wagenboden, der insbesondere für ältere Menschen, Mütter mit Kinderwagen, Behinderte oder Fahrgäste mit schwerem Gepäck das Ein- und Aussteigen enorm erleichtert.
OB von Schoeler betonte in seiner Rede, mit dem für Frankfurt maßgeschneiderten Stadtbahnwagen sei ein "technischer Entwicklungssprung gelungen, wie er nur alle 30 bis 40 Jahre einmal vorkommt". Der Wagen werde mit seiner zukunftsorientierten Technik neue Akzente im öffentlichen Personennahverkehr setzen. Zudem sei er Beleg dafür, daß in Frankfurt neben der U-Bahn ein "zweites, eigenständiges Schienenverkehrsmittel erhalten bleibt".
Die Räder des neuen Trambahn-Modells sind nicht mehr durch starre Achsen verbunden, sondern einzeln aufgehängt und angetrieben. Durch den Einsatz von Radnabenmotoren und achslosen Drehgestellen war es möglich, den Fahrzeugboden durchgehend flach zu halten. Dies unterscheidet die Niederflur- Straßenbahn auch von den bereits 1991 angeschafften Niederflur-Omnibussen der Stadtwerke. Bei den Bussen ist der Innenraum im Bereich der Räder noch angehoben, um Platz für Achsen und Antrieb zu schaffen. Das erste Fahrzeug mit der Typenbezeichnung R - in Frankfurt werden die Straßenbahnwagen traditionell absteigend nach dem Alphabet bezeichnet - ist in der Rekordzeit von nur 24 Monaten entworfen und gebaut worden. In einer ersten Serie haben die Stadtwerke für rund 76 Millionen Mark 20 Züge gekauft. Sie werden in den kommenden Wochen nach und nach ausgeliefert und mit Beginn des Winterfahrplans im September auf der Linie 16 zwischen Ginnheim und dem Marktplatz in Offenbach eingesetzt. Für den Erwerb weiterer 80 Fahrzeuge haben die Stadtwerke eine Option erworben. Der R-Wagen soll in den kommenden zehn Jahren die bislang noch fahrenden Triebwagen der Serien K bis P ersetzen, die zum Teil schon mehr als 40 Jahre alt sind. gang
Zwei Männer haben eine Lottannahmestelle in der Gartenstraße in Sachsenhausen überfallen und 1000 Mark geraubt. Mit vorgehaltenen Pistolen, so die Polizei, bedrohten die etwa 20 bis 25 Jahre alten Männer den Geschäftsführer und eine Angestellte und forderten das Geld aus der Kasse.
Die Flucht der Räuber wurde zunächst von einem Kunden verhindert, der die Ladentür von außen zuhielt. Er öffnete sie jedoch, nachdem auch er mit einer Waffe bedroht wurde. hu
wüp BERLIN. Die Treuhand steht unmittelbar vor der Gründung von drei weiteren Sanierungsgesellschaften. Laut Vizepräsident Hero Brahms sollen in dann fünf Management KG insgesamt 69 Ostbetriebe mit zusammen 32 000 Beschäftigten in staatlicher Verantwortung, aber unter Beteiligung privater Manager umstrukturiert und anschließend privatisiert werden. Das Verlustrisiko trägt das Haus Breuel, die Sanierer erhalten bei erfolgreicher Arbeit Prämien. Wie die beiden bereits bestehenden Kommanditgesellschaften von Ex-Conti-Chef Horst Urban und Treuhand-Manager Horst Plaschna sollen auch die neuen ihre Unternehmen binnen dreier Jahre privatisiert haben. Die Dachgesellschaften versammeln, wie Brahms betont, keine "Restposten unverkäuflicher Betriebe", sondern Firmen, die grundsätzlich sanierungsfähig seien, kurzfristig aber keinen Käufer fänden.
Die Leitung der neuen Holdings übernehmen Reiner Linhard, Ex-Chef der Firma SWF, Frank Bär, früher Boß der Eisenwerk Brühl, sowie Bernhard Schröder, zuletzt Branchendirektor bei der Treuhand. Linhard übernimmt die Erel Verwaltungs GmbH & Co Management KG, die 16 Treuhandbetriebe des Anlagen- und Maschinenbaus sowie der Elektrotechnik mit insgesamt 7237 Mitarbeitern vereint. Bär leitet die EFBE Verwaltungs GmbH & Co Management KG, die 16 Firmen des Fahrzeug- und Motoren- baus sowie der Metallverarbeitung mit zusammen 6622 Beschäftigten sanieren soll. Schröder steuert die Schröder & Partner Management GmbH & Co KG, unter deren Dach 21 Betriebe der Branchen Textil, Möbel, Elektrogeräte arbeiten, die noch 5767 Menschen Arbeit geben. Die zwei bestehenden Holdings sind dagegen noch ziemlich bunt gemischt.
Die Manager verpfänden laut Brahms ihren guten Namen für das Gelingen der Aufgabe. Jede Holding mache einen Umsatz zwischen einer halben und einer Milliarde Mark, bei jeweils bis zu 30 Prozent Verlust. Allein die Plaschna-Gesellschaft habe 1992 bei Erlösen von 600 Millionen über 200 Millionen Mark Minus eingefahren, die von Urban liege etwas günstiger. Wie hoch der Finanzrahmen ist, den der Bundesfinanzminister den Berlinern für die Neugründungen einräume, wollte Brahms nicht sagen. Der Vorsitzende des Bonner Treuhandausschusses, Arnulf Kriedner (CDU), erwartet jedoch, daß die Anstalt in jedem Fall die Finanzierungsreserve von acht Milliarden für die Sanierungsaufgabe brauche.
Ex-Conti-Chef Urban betonte, das größte Problem der Ostfirmen seien derzeit nicht mangelnde Investitionen, sondern fehlende Märkte.
ASSIUT, 17. Februar (Reuter/dpa). Bei dem Anschlag vermutlich moslemischer Fundamentalisten auf eine deutsche Touristengruppe am Dienstag in Oberägypten ist nach Angaben aus Polizeikreisen einer der Attentäter ums Leben gekommen. Wie es am Mittwoch hieß, hatte sich die Polizei, die die Touristen begleitete, ein 30minütiges Feuergefecht mit den beiden Angreifern geliefert. Anschließend sei einer der Angreifer verwundet aufgefunden worden. Er sei später gestorben. Die Touristen blieben alle unverletzt.
ha BRÜSSEL, 17. Februar. Die Vernachlässigung des Umweltschutzes in neuen Planungen der Europäischen Gemeinschaft hat das "Europäische Umweltbüro" in einem Memorandum für die amtierende dänische EG-Ministerratspräsidentschaft gerügt. Das Büro, als Zusammenschluß von Umweltverbänden der EG-Mitgliedstaaten kritisierte in dem am Mittwoch in Brüssel veröffentlichten Papier, daß weder bei dem geplanten "Konjunktur-Anstoßprogramm", noch bei der eingeleiteten Reform für die bessere Koordinierung der Brüsseler Strukturfonds umweltpolitische Aspekte berücksichtigt seien. Auch bei dem für Portugal, Spanien, Griechenland und Irland bestimmten "Kohäsionsfonds" spielten sie keine Rolle.
In dem Memorandum wird daran erinnert, daß bei der für den 18. Mai geplanten zweiten dänischen Volksabstimmung über den Maastrichter Vertrag zur Europäischen Union dieses Defizit eine Rolle spielen könnte.
ski FRANKFURT A. M. Im Poker um die Beteiligung an der Landesbank Schleswig-Holstein hat sich die WestLB gegen die NordLB in Hannover durchgesetzt. Nach dem regionalen Sparkassenverband entschied nun auch die von Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) geführte Kieler Landesregierung, dem Düsseldorfer Institut den Zuschlag für einen Anteil von 40 Prozent zu erteilen. Weitere maximal 9,9 Prozent sollen der mit der WestLB verbündeten SüdwestLB (Stuttgart/Mannheim) angeboten werden. Bisher gehört die Kieler Landesbank je zur Hälfte dem Land und den schleswig-holsteinischen Sparkassen. Vorgesehen ist, daß beide künftig noch 50,1 Prozent zu gleichen Anteilen halten. Der noch nicht endgültig ausgehandelte Kaufpreis für 49,9 Prozent der Bank (rund 50 Milliarden Mark Bilanzsumme, etwa 1800 Beschäftigte) dürfte nach Schätzung von Insidern in der Gegend von einer halben Milliarde Mark liegen. West- und SüdwestLB sind, wie berichtet, gerade dabei, auch die Mainzer Landesbank gemeinsam zur Hälfte zu übernehmen.
Engholm und der schleswig-holsteinische Sparkassenpräsident Jürgen Miethke zeigten sich überzeugt, daß mit ihrer Entscheidung die Wettbewerbsfähigkeit der Kieler Landesbank nachhaltig gestärkt werde. Im Zusammenhang mit der Erweiterung des Gesellschafterkreises werde es keine Entlassungen geben. Ausschlaggebend für die Entscheidung zugunsten West- und SüdwestLB war laut Engholm unter anderem, daß der Einstieg der Düsseldorfer der Landesbank und den Sparkassen in Schleswig-Holstein "ein besonders umfassendes Leistungsangebot" erschließe und daß die Eigenständigkeit des Kieler Instituts auch längerfristig gesichert werde. Die unternehmerische Führung bleibe "uneingeschränkt" in Schleswig-Holstein. Zudem begrenze die Beteiligung von zwei Banken "die Gefahr eines eventuellen künftigen Übergewichts" eines externen Partners. Miethke betonte, daß die Kieler Girozentrale mit der Zuständigkeit für Skandinavien und den Ostseeraum sowie Mecklenburg-Vorpommern "eine wichtige Aufgabe im Rahmen einer großen strategischen Allianz übernehmen" werde.
Engholm bedauerte, daß das von ihm angestrebte "partnerschaftliche, strategisch abgestimmte Engagement" von West- und NordLB nicht realisiert werden konnte. Die Hannoveraner hatten ihr Angebot vorgestern nochmals verbessert; so waren sie bereit, den Sitz ihrer Landesbausparkasse nach Kiel zu verlagern - es half alles nichts. Auf die ihr letztlich angebotenen 9,9 Prozent verzichtete die NordLB.
WEHRHEIM. Die Wehrheimer Außenstelle der Volkshochschule (VHS) hat in einigen Kursen noch Plätze frei: "Japanische Küche" ab 2. März, "Puppen und Puppenkleider" ab 13. März, "Hardanger- Stickerei" und "Geschenke originell verpacken" ab April sowie "Erste Hilfe am Kind" ab Mai.
Information und Anmeldung bei der VHS-Außenstelle, Telefon 0 60 81 / 54 23. ill
LEIPZIG (rtr/dpa). Im Maschinenbau der Bundesrepublik steht eine Ost-West- Verflechtung bevor. Die MAN Gutehoffnungshütte (GHH) in Oberhausen steigt mit einer Minderheitsbeteiligung von 49 Prozent bei der Takraf-Tochter Lauchhammer Leipzig (TLL) ein. Diese wiederum engagiert sich zu 49 Prozent bei dem GHH-Ableger Fördertechnik Nürnberg. Nach den Worten von Takraf-Aufsichtsratschef Klaus von Dohnanyi sollen die beiden künftig miteinander verbandelten Unternehmen langfristig fusionieren. TLL, deren übrige Anteile bei der Treuhandanstalt bleiben, gilt als Kernstück des Leipziger Maschinenbauers Takraf. Laut Dohnanyi macht die Treuhand rund 100 Millionen Mark locker, um die Lauchhammer-Fabrik für Fördertechnik grundlegend zu modernisieren.
Nach der nun avisierten Hochzeit von TLL und MAN Gutehoffnungshütte sind noch drei Takraf-Sparten zu privatisieren. Für die Hafentechnik Eberswalde wird nach den Worten von Dohnanyi mit einem iranischen Interessenten gesprochen. Für die Maschinenbau Magdeburg- Buckau gebe es Kontakte zu einem westdeutschen Investor. Komplettiert wird das Trio durch die Barlebener Kranbau. In den drei Arbeitsgebieten sind nach Takraf-Angaben noch rund 2000 Leute beschäftigt.Namen + Notizen
ANDREAS GÜNTHER (28) möchte ab 1995 an der Spitze der Verwaltung im Rathaus von Echzell regieren. In zwei Jahren endet die Amtszeit des Sozialdemokraten Karl Heinz Müller. Der Industriekaufmann Günther wurde jetzt von seiner Partei, der CDU Echzell, für die erste Direktwahl des Bürgermeisters nominiert. Er besitzt Eigenschaften, die ihn als Kandidaten auszeichnen: Er ist in Echzell geboren, wirkt ehrenamtlich als Vorsitzender und Führer der Feuerwehr und kann ein viersemestriges Studium der Finanzwirtschaft vorweisen.
GISELA STORCH, KARIN DOMANOWSKI, UTE HINKEL und SABINE WEBER bilden den neuen Vorstand von Wildwasser Wetterau, Verein gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen. KARIN DOMANOWSKI wird für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig sein. Auf der ersten Jahreshauptversammlung erklärte der neue Vorstand, daß die geleistete gute Arbeit von Wildwasser fortgesetzt werde. Eine genaue Planung der zukünftigen Arbeit könne zwar erst vorgenommen werden, wenn die finanzielle Unterstützung des Landes eingetroffen sei, doch Prioritäten seien bereits gesetzt. So wird eine zweite Beraterin eingestellt. Müttern von Kindern, die sexuell mißhandelt wurden, wird die Möglichkeit geboten, Selbsthilfegruppen zu gründen.
Kino und Theater in Rhein-Main heute auf den Seiten 28 und 29
BAD VILBEL. Der Wahlkampf in Bad Vilbel verdient seinen Namen nicht. Die Vilbeler sind wahlmüde, und ihre Politiker/-innen sind es mit ihnen. Die gerichtlich verordnete Wiederholung des 89er Urnengangs im vergangenen Jahr hat an den Kräften gezehrt. Wirkliche Wahlkampfthemen gibt es nicht. Der 7. März scheint ganz im Zeichen der Bundespolitik zu stehen. Grüne und FDP bangen um den "Klassenerhalt", die SPD ist kaum wahrnehmbar. Und die CDU fürchtet, daß mangelnde Wahlbeteiligung und weitere Erfolge der "Republikaner" ihre absolute Mehrheit zunichte machen. Über die besondere Situation in Bad Vilbel lesen Sie heute einen Bericht auf der Hessen-Seite. FR
Die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt hat jetzt einen Professor für Jazz: Die hessische Kultusministerin Evelies Mayer (SPD) hat Albert Mangelsdorff, den wohl bedeutendsten Jazz-Posaunisten der Gegenwart, zum Honorarprofessor ernannt.
Die Frankfurter Kulturdezernentin Linda Reisch ließ gestern verlauten, daß die Bemühungen der Stadt um eine Ausbildungsstätte für den Jazz damit belohnt worden seien. seg
Kleine FR
Radtour MÜHLHEIM. Ziel der diesjährigen Vhs-Radtour ist das 1000jährige Städtchen Pretzsch an der Elbe. Die Abreise in Mühlheim ist am 14. Juni, die Rückfahrt ist für den 20. Juni geplant. Auskünfte sind unter Telefon 601-602 zu erhalten. Ferienfreizeit OBERTSHAUSEN. Eine Ferienfreizeit an der Nordsee bietet der Magistrat der Stadt Obertshausen zusammen mit den Partnerstädten Laakirchen und St. Geneviève des Bois vom 18. August und 1. September für Kinder zwischen 10 und 14 Jahren an; Näheres im Rathaus. Ferienspiele OBERTSHAUSEN. In der Zeit vom 26. Juli bis 6. August und 16. bis 27. August bietet die Stadt Ferienspiele für Kinder von sechs bis zwölf Jahren an. Sie treffen sich täglich um 8.30 in der Mehrzweckhalle der Eichendorff-Schule (bis 16 Uhr). Anmeldungen sind im Rathaus Schubertstraße möglich, Telefon 703-136. Kinder oder keine? OFFENBACH. Ein Selbsterfahrungsseminar: "Kinder oder keine?" bietet der Verein Frauen helfen Frauen am Freitag, 5. März, 18 bis 19.30 und Samstag, 6. März, 9.30 bis 17 Uhr, in der Beratungsstelle für Frauen, Kaiserstraße 32-24, an. Israel-Rundreise OBERTSHAUSEN. Eine Israel-Rundreise bietet das Volksbildungswerk Obertshausen vom 15. bis 22. April an. Auskünfte unter Tel. 0 61 04 / 70 31 64. Percussion-Ensemble OBERTSHAUSEN. Ein Percussion-Ensemble trifft sich seit kurzem unter Leitung des Musikpädagogen Günter Bozem jeden Donnerstag um 19.30 Uhr in Raum 66 der Hermann-Hesse-Schule. Infos bei der Musikschule, Beethovenstraße 2-10, Telefon 0 61 04 / 70 31 65. Anmeldung OFFENBACH. Alle Kinder, die bis zum 30. Juni 1993 ihr sechstes Lebensjahr vollenden, sind schulpflichtig und werden am 7. September in den Schulen aufgenommen. Die Anmeldungen (mit Kind) für die Kinder sind in den jeweiligen Grundschulen am 1. und 2. März.
Einhundert-Mark-"Blüten" im Wert von rund 50 000 Mark hat die Polizei bereits in der vergangenen Woche in der Wohnung eines 27jährigen aus Hattersheim sichergestellt. Über zwei Monate hinweg hatte der 27jährige nach Einschätzung des Hessischen Landeskriminalamtes (LKA) in Südhessen in etwa 100 Fällen mit dem Falschgeld, das von einem Komplizen auf einem hochwertigen Farbkopierer hergestellt worden war, Rechnungen bezahlt.
In der vergangenen Woche flog der Coup auf. Ein Höchster Tankwart wurde bei der Bezahlung stutzig und alarmierte die Polizei. Der mutmaßliche Produzent des Falschgeldes, ein Kaufmann aus Höchst, wurde zusammen mit dem Hattersheimer festgenommen. Beide sitzen inzwischen in Untersuchungshaft.
Das LKA registriert einen erheblichen Anstieg von Geldfälschungen mit derartigen Farbkopierern. So stieg die Zahl solcher Fälle seit 1991 von 659 auf 1817 im vergangenen Jahr. Vor diesem Hintergrund bat das LKA die Bürger, sich Geldscheine, die man entgegennimmt, genau anzusehen. Man solle Einhundert-Mark- Scheine gegen das Licht halten und nachprüfen, ob Wasserzeichen und Sicherheitsfaden erkennbar seien. Bei den Farbkopien ist dies nicht der Fall. enk
Auf einen Blick
Seite II USINGER LAND. Auf der Flucht vor Blaulicht verunglückt: Zwei Unfälle zwischen Wehrheim und Anspach. Seite III OBERURSEL. Nicht nur die alternative Jugendszene ist fest im kulturellen "Kunstgriff". Seite IV KULTURSPIEGEL TAUNUS. Die Receptur zeigt, was Wolfgang Ronner in kirchlichen Archiven zutage förderte.
&blt; Fotokurs für Frauen
Gemeinsam auf Bildersuche in Frankfurt können Frauen in dem Schwarzweiß- Fotokurs "Als Frau in dieser Stadt" gehen. Angeboten wird der Kurs, der auch für Anfängerinnen gedacht ist, von der Medienwerkstatt (Germaniastraße 89/91), er findet statt am Samstag und Sonntag, 20. und 21. Februar, jeweils von 11 bis 17 Uhr. Anmeldung bei Ute Rauscher, Telefon 0 61 52 / 6 20 06. &blt; Kritiker musizieren Im Frankfurter Holzhausenschlößchen (Justinianstraße 5) ist am heutigen Freitag ab 19.31 Uhr ein Konzert mit dem Titel "Kritiker musizieren - ein Musiker kritisiert". Es spielen Gerhard Schroth (FAZ), Alexander Ullmann (FR) und Jürgen Dehl (Höchster Kreisblatt), es dirigiert Christan Kabitz, Gast ist der Bariton Dietmar Vollmert. &blt; Der Fremde in der Literatur Gisela Dischner spricht am heutigen Freitag, 20.30 Uhr, im Buchladen Land in Sicht (Rotteckstraße 13 in Frankfurt) über "Die Stimme des Fremden. Reflexionen über den ,Fremden&rquote; in der Literatur". &blt; Clubabend in der Zeilgalerie Jeweils freitags ab 22 Uhr lädt die Zeilgalerie zum Clubabend mit Live-Musik unter dem Motto "Soul & Funk in Heaven Seven" . Am heutigen Freitag spielt die "Club Supreme Band". &blt; Allegorische Figuren und Musik Im Frankfurter Amerikahaus, Staufenstraße 1, wird am heutigen Freitag um 19 Uhr eine Ausstellung eröffnet mit Allegorischen Figuren von Sandra Baker Finn. Außerdem geben ab 20 Uhr Megumi Masaki (Klavier) und Claudia Valsi (Harfe) ein Konzert unter dem Motto: "Returning to American Roots". Die Ausstellung ist bis zum 12. März zu sehen. &blt; Ausstellungseröffnungen Möbel und Steinzeuggefäße von Carola Gänsslen werden bis zum 20. April in der Galerie "Immanenz" (Basaltstaße 52) ausgestellt. Eröffnung ist heute abend um 20 Uhr, Galerieöffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 13 Uhr. Die Frankfurter Galerie Wild (Bettinastraße 30) eröffnet am heutigen Freitag (19 Uhr) eine Ausstellung mit neuen Arbeiten von Robert Zielasco. Dauer bis 14. April, geöffnet Dienstag bis Freitag 13 bis 18.30 Uhr, Samstag 11 bis 14 Uhr. Und in Darmstadt in der Galerie Sander (Goethestraße 1a) beginnt am heutigen Freitag eine Ausstellung, die bis zum 27. März dauert: Werke von Kazuo Shiraga. Geöffnet dienstags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. &blt; Rock & Chaos Show Im Gemeindesaal der St.-Bernhard- Gemeinde (Eiserne Hand 6 im Nordend) gibt es am heutigen Freitagabend ab 20 Uhr eine "Rock & Chaos Show" zu sehen der Gruppe "EFF - effektvoll, famos, farbenfroh". &blt; Orgelkonzert Mario Verdicchio aus Parma gibt am heutigen Freitag ein Orgelkonzert in der Reihe "Musik in St. Katharinen" in der Katharinenkirche an der Hauptwache in Frankfurt. Beginn ist um 20 Uhr.
MÜNCHEN, 17. Februar. Nach der Weigerung der CSU-Regierung, mögliche Vergünstigungen durch die Wirtschaft bei sämtlichen Kabinettsmitglieder offenzulegen, will die SPD den Auftrag für den geplanten Untersuchungsausschuß zur "Amigo-Affäre" erweitern. "Mit dieser Erklärung lassen wir uns nicht abspeisen", sagte SPD-Fraktionschef Albert Schmid am Mittwoch im Münchner Landtag.
Die SPD will jetzt im Untersuchungsausschuß nach kostenlosen Flugmöglichkeiten durch MBB und andere Firmen für bayerische Kabinettsmitglieder fragen. Auch Fragen nach möglichen Vergünstigungen für den bayerischen Umweltminister Peter Gauweiler sollen in den Katalog mit aufgenommen werden. Gauweiler hatte auf gezielte Fragen nach seinen Reisegewohnheiten keine näheren Auskünfte gemacht, sondern lapidar erklärt, er zahle seine Privatreisen selber. Diese Erklärungen Gauweilers reichten der SPD nicht aus, sagte Schmid.
Als "absolut unstatthaft" wies Schmid die von Innenminister Edmund Stoiber getroffene Unterscheidung zwischen Beamten und Politikern bei der Beurteilung von Vergünstigungen zurück. Bei Politikern seien "sicher eher strengere Maßstäbe anzulegen", sagte Schmid. Das Problembewußtsein von Ministerpräsident Max Streibl in der Affäre nannte Schmid "absolut unterentwickelt". "Seine Selbstgerechtigkeit verbietet ihm auch nur den Anflug von Selbstkritik." Die "Amigo-Affäre" sei das "Symptom einer verbrauchten Alleinregierung". Die CSU habe dadurch "an Gewicht eindeutig verloren". "Die Siegfried-Fiktion der CSU, ihre Unverwundbarkeit, ist weg", sagte Schmid.
Streibl wies in einer erneuten Erklärung die Kritik an der kostenlosen Überlassung von Luxuswagen und Motorrädern zurück. Damit täten die Politiker den Autofirmen einen Gefallen, nicht umgekehrt. Die Reaktion der Wirtschaft, falls er ein japanisches Auto fahre, wolle er "nicht erleben", teilte Streibl mit. Er halte es "sogar für meine Pflicht, für bayerische Produkte Imagewerbung zu betreiben", erklärte Streibl.
Finanzminister Georg von Waldenfels hat mittlerweile beteuert, seine Hinweise auf Reisegewohnheiten von Journalisten seien kein "Einschüchterungsversuch" gegenüber der Presse gewesen. Waldenfels hatte eingeräumt, er könne sich durchaus Einblick in die Steuerakten von Journalisten verschaffen. Dies würde er jedoch, genau wie bei Politikern nie auf Grund anonymer Hinweise machen.
Kleine FR
Noch Plätze frei für Autogenes Training NEU-ANSPACH. Im neuen Kurs "Autogenes Training", den der Frauentreff vom kommenden Dienstag an (trotz Fasching) anbietet, sind noch Plätze frei. Der Kurs beginnt um 18.15 Uhr in den Räumen des Frauentreffs, Schubertstraße 32. Anmeldung unter Tel. 0 60 81 / 76 80 oder 4 37 22. Kein Stich für Anspacher Skat-Senioren NEU-ANSPACH. 130 Spieler machten beim Preisskat der "Taunusbuben" mit. Lokalmatador und "Taunusbub" Frank Hidalgo holte sich den Jugendpreis. Bei den Senioren siegten aber die Gäste: Die 600 Mark Siegprämie ging an Burghard Röll aus Biebergemünd. Die Plätze zwei und drei mit immerhin noch 400 und 200 Mark Prämie sicherten sich Manfred Klotz aus Solms und Lothar Hauk aus Allendorf.Münchner SPD wählt Uhl
fa MÜNCHEN, 17. Februar. Bei den Referentenwahlen in München am Mittwoch hat Oberbürgermeister Georg Kronawitter (SPD) seine auch in den eigenen Reihen umstrittenen Personalvorstellungen duchsetzen können. Damit wurde auch der Kreisverwaltungsreferent Hans-Peter Uhl als einziger CSU- Vertreter wiedergewählt. Für Uhl hatte sich die SPD auf Druck Kronawitters erst vor wenigen Tagen ausgesprochen und damit eine schwere Krise im rot-grünen Rathausbündnis ausgelöst. Uhl erhielt bei seiner Wiederwahl im Stadtparlament 60 von 79 Stimmen.
Die Grünen hatten als Bedingung für die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der SPD eine Beschneidung der Kompetenzen des Ordnungsreferenten Uhl verlangt. So soll die Zuständigkeit für Asylangelegenheiten einem neuen Flüchtlingsamt übertragen werden. SPD-Fraktionschef Dietmar Keese schränkte vor der Wahl ein, diese Vereinbarung komme nur dann zum Tragen, wenn damit der Bonner Asylkompromiß zur Beschleunigung der Verfahren nicht unterlaufen werde. Uhl selber sagte nach seiner Wiederwahl, er rechne nicht mit einer Beschneidung seiner Kompetenzen.
Im übrigen wurden die zwischen SPD und Grünen ausgehandelten Personalvorschläge bestätigt. So haben die Grünen mit dem neuen Umweltreferenten Joachim Lorenz einen zweiten "Stadtminister" auf der Referentenbank.
EPPSTEIN. Die Handwerker sind abgezogen, gut ein Jahr Bauzeit und knapp 2,5 Millionen Mark haben aus dem zweistöckigen Flachdach-Personalwohnhaus neben dem Kreisaltenheim in Eppstein ein dreigeschossiges Gebäude mit Satteldach gemacht. Zu den ehemals 25 Wohnungen sind trotz der zusätzlichen Etage und des ausgebauten Dachstuhls allerdings keine weiteren hinzugekommen, sagt Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler (SPD): "Aber vorher waren es eben nur 14 einzelne Zimmer auf einem Stock - mit Klo und Dusche im Flur." Ein "klassisches" Schwestern- Wohnheim eben "wie früher", in dem kaum noch jemand wohnen wollte. "Für Familien", so Mehler, "war das sowieso undenkbar."
Der triste Wohnheim-Mief ist raus. Seit gut einer Woche stehen für die rund 75 Bediensteten des Altenheims - 40 davon sind Pflegekräfte - moderne Appartements bereit, ebenso Zwei- und Drei- Zimmer-Wohnungen. 22 sind nach Angaben Mehlers bereits vermietet. Zum Großteil an die früheren Bewohner, die während der Umzugszeit provisorisch im sanierten Altbau des Altenpflegeheimes untergebracht waren. Der steht nun wieder für pflegebedürftige Senioren offen. 16 der 32 Plätze sind noch zu vergeben.
Mit der Erweiterung des Personalwohnhauses sind die Pläne des Kreises jedoch noch nicht erschöpft: Im Bauamt liegt bereits der Antrag für ein weiteres Wohnhaus, abermals mit 25 Zwei-, Drei-, und Vier-Zimmer-Wohnungen. Die sollen nicht nur an Pflegekräfte des Kreisaltenheims vermietet werden, sondern auch dem Personal der Kliniken in Hofheim und Bad Soden offenstehen.
Bauen wird allerdings nicht der Kreis, sondern ein privater Träger - und zwar auf einem Grundstück unmittelbar neben dem Altenheim. Läuft alles wie geplant, rechnet Mehler, daß der Bau Mitte nächsten Jahres steht. Damit wäre fürs erste dann auch Schluß mit Baulärm und provisorischen Umquartierungen. Nach mehr als vier Jahren des Grabens, Einreißens, Um- und Wiederaufbauens auch genug: Entstanden ist dabei der Erweiterungsneubau am Altenheim, derweil der Altbau saniert wurde - Platz für insgesamt 91 pflegebedürftige alte Menschen aus dem Main-Taunus-Kreis.
Die Personalwohnungen in unmittelbarer Nachbarschaft sind nun gewissermaßen das Finale der Investitionsbereitschaft des Kreises. Die war nicht gering, sagt Mehler mit unüberhörbarer Genugtuung: "Von 1989 bis 1993 haben wir rund 18 Millionen Mark in Eppstein investiert."
Ein Einsatz, der nötig ist, sagt Mehler: "Wenn wir keine Personalwohnungen vorhalten können, werden wir auch kaum genügend Pflegekräfte für das Altenheim und die Kliniken finden." In Eppstein sind zur Zeit alle Stellen besetzt. Doch der schöne Schein trügt: "Das Personal reicht im Moment nur, weil der sanierte Altbau nicht belegt war, solange die Pflegekräfte darin gewohnt haben." Mehler weiß, über kurz oder lang werden alle 32 Betten wieder genutzt, und dann fehlen in Eppstein fünf Pflegekräfte.
Noch ist der Sozialdezernent "halbwegs" optimistisch: Ein Pfleger beginnt zum 1. März mit der Arbeit, Gespräche mit zwei weiteren Bewerbern stehen im Frühjahr an. "Ansonsten haben sich noch keine Bewerber gemeldet."
ANITA STRECKER
Kleine FR
"Vater-unser-Vertonungen" BAD HOMBURG. Vater-unser-Vertonungen von Martin, Verdi und Stockmeier singt der Kammerchor der Erlöserkirche beim Gottesdienst am Sonntag, 21. Februar, um 10 Uhr in der Erlöserkirche. Die Energie der Sonne BAD HOMBURG. Einen Kurs zum Thema Solarenergie bietet die Volkshochschule für das Wochenende 5. / 6. März an. Dabei geht es auch um Möglichkeiten, Energie zu sparen. Infos und Anmeldungen bei der VHS, Tel. 23006. Blut spenden zur Gesundheitsvorsorge FRIEDRICHSDORF. Wer sich ärztlich untersuchen, Blutgruppe und Rhesusfaktor ermitteln will, kann dies bei der Blutspendeaktion des DRK tun: am Dienstag, 23. Februar, von 18 Uhr bis 20.30 Uhr in der Grundschule Köppern, Dreieichstr.
AKUT e. V. (Aktion Kirche und Tiere) ist empört darüber, daß Bischof Lehmann (Mainz) und der Professor für Praktische Theologie Rössler (Tübingen) in ganzseitigen Anzeigen der Chemischen Industrie für Gen-Manipulationen Reklame machen (FR vom 12. 2. 1993 "Nicht des Teufels / Bischof Karl Lehmann zur Gentechnik"). Die Unterschriften kirchlicher Würdenträger "pro Gentechnik" verhöhnen Gott den Schöpfer und seine Geschöpfe.
Aus theologischer Sicht muß die sogenannte "Gentechnik" eindeutig abgelehnt werden:
Sie stellt das biblisch begründete Verhältnis Schöpfer - Geschöpf auf den Kopf.
Sie vernachlässigt die grundlegende christliche Überzeugung, daß Menschen sündigen, also Fehler machen. Fehler bei der "Gentechnik" riskieren - ebenso wie solche bei der Atom-Nutzung - Vielfalt, Bestand und Fortentwicklung des von Gott gewollten Lebens überhaupt.
Die "Gentechnik" öffnet dem Allmachtswahn, der Profitgier, dem Monopol weniger, der Vernichtung von Arten und Einzellebewesen Tür und Tor. Sie fördert also Verhaltensweisen, die dem christlichen Glauben fundamental widersprechen. Der biblische Auftrag Gottes, seine Schöpfung "zu bebauen und zu bewahren", wird pervertiert, wenn Mitgeschöpfe wie die sog. "Krebsmaus" nur zu qualvollem Leben und Sterben gezüchtet werden. In der Nachfolge des Jesus von Nazareth gibt es keinen Zweck, der die Mittel heiligt.
AKUT e.V. fordert: Bischof Lehmann und Professor Rössler müssen als Theologen Abstand von der genannten Reklame und von der Chemischen Industrie nehmen.
Evangelische, katholische und andere Kirchen sollen - ebenso wie AKUT e.V. - Einspruch beim Europaparlament gegen die Patentierung der sog. "Krebsmaus" erheben.
Die Kirchen sollen bei Europa- und Bundesparlament dafür eintreten, daß die entstehenden Richtlinien zur Patentierung von Lebewesen eine solche verbieten. Jegliche Unterstützung von Machbarkeitswahn, Gen-Manipulation und Profitgier durch Theologen ist als Gotteslästerung zu erkennen und zu benennen.
Michael Blanke (Pfarrer / Aktion Kirche und Tiere), Glauburg
Wenn es im Winter plötzlich zu einem Kälteeinbruch kommt, können die Wasserrohre schon mal zufrieren. In Mietwohnungen stellt sich allerdings die Frage, wer den Schaden beheben und bezahlen muß. In der Regel ist der Eigentümer der Bleibe dafür zuständig. Allzu leichtfertig sollten sich Mieter darauf aber nicht verlassen, denn auch sie sind für den Zustand der Wohnung mitverantwortlich. Beim Zufrieren des Wasserrohrs müßten sie zum Beispiel selbst für Abhilfe sorgen, wenn sich als Ursache unzureichende Beheizung des Heims herausstellt.
Um Ärger zu vermeiden, sollte der Bewohner im übrigen den Eigentümer über eine geplante Reise informieren. Das Amtsgericht Köln verurteilte einen Mieter zur Zahlung der Reparaturkosten für eine Tür, die der Eigentümer der Wohnung gewaltsam öffnen mußte, um bei Einbruch der Eiseskälte die Heizung aufdrehen und ein Einfrieren der Wasserrohre verhindern zu können. Der Bewohner hatte es unterlas- sen, ihn über seine längere Abwesenheit rechtzeitig zu unterrichten (Az: 218 C84/84).
Ist an einer zugefrorenen Leitung ein Schaden entstanden, der nach dem Auftauen zu einer Überschwemmung führt, zahlt die Hausrat- oder Gebäudeversicherung. Dabei tritt die Assekuranz ein, deren "Kunde" das Übel verursacht hat. Allerdings kann sich auch der Eigentümer durch Versäumnisse von Bewohnern nicht so ohne weiteres aus der Verantwortung stehlen. Wird festgestellt, daß er fällige Reparaturen unterlassen hat, ist er nämlich dran.
Besonders unangenehm ist es, wenn im Winter auch noch die Heizung plötzlich ausfällt. Um deren Reparatur muß sich auf jeden Fall der Eigentümer kümmern. Tut er das nicht in einer angemessenen Frist - möglichst noch am selben Tag -, kann der Mieter selbst einen Handwerker beauftragen, in seiner Bleibe für Wärme zu sorgen. Die vorgestreckten Auslagen muß der säumige Eigner ersetzen, was auch durch eine Verrechnung mit dem monatlichen Mietzins möglich ist. bü/FR
Philologen wollen befördert werden Knapp 4000 Unterschriften hessischer Gymnasiallehrer für mehr Beförderungen zum Oberstudienrat hat der "Philologenverband" am Mittwoch Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) überreicht. Die Philologen sprechen von einem "Beförderungsstau".Bundesratsinitiativefür Altenpflegegesetz
WIESBADEN. Eine "deutliche Aufwertung des Altenpflegeberufs" und seine Gleichstellung mit der Krankenpflege will Hessen durch eine Bundesratsinitiative für ein "Altenpflegegesetz" auf Bundesebene erreichen.
Familienministerin Iris Blaul (Grüne) teilte am Mittwoch mit, der hessische Gesetzentwurf solle die Verlängerung der Ausbildung auf drei Jahre, verbindlich vorgeschriebene Ausbildungsschritte in allen wichtige Praxisfeldern, einen Rechtsanspruch auf Ausbildungsvergütung sowie Rahmenvorgaben für die Anerkennung von Weiterbildungsgängen enthalten. me
NEU-ANSPACH. Die Ortsvereinigung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und die evangelische Kirchengemeinde in Neu-Anspach rufen gemeinsam zu Spenden für Bosnien auf. Gebraucht werden fest verpackte Lebensmittelpakete mit Fleisch-, Wurst- und Eintopfkonserven, Mehl, Zucker, Speiseöl in Dosen, Schokolade und Kerzen.
Die Pakete werden am Samstag, 27. Februar, von 9 bis 13 Uhr vor dem Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Anspach entgegengenommen. Am Sonntag, 28. Februar, können Spender ihre Päckchen auch in den Gottesdiensten von Anspach, Hausen-Arnsbach, Westerfeld und Rod am Berg abgeben. Außerdem gibt es einen Paket-Abholdienst des Roten Kreuzes, den die Spender über den DRK-Vorsitzenden Holger Bellino, Telefonnummer 0 60 81 / 4 26 12, anfordern können.
Mitarbeiter der Usinger "Mission ohne Grenzen" bringen die Spenden dann direkt nach Bosnien. Für diese Aktion besteht auch ein Spendenkonto, Kontonummer 304 028 777, das bei der Nassauischen Sparkasse Usingen unter dem Kennwort "Mission ohne Grenzen" eingerichtet wurde. ill
Folgende Zahlen enthält die jetzt vorgelegte Kriminalstatistik für das vergangene Jahr:
&blt; Straftaten in Frankfurt und im Main- Taunus-Kreis: 156 283 (plus 8,3 Prozent); davon 140 276 in Frankfurt (plus 7,5 Prozent), 16 007 im Main-Taunus-Kreis (plus 16,6 Prozent); Land Hessen insgesamt: 477 922 (plus 9,6 Prozent).
&blt; Tötungsdelikte: 72 (minus 18,2 Prozent)&blt; Straßen- und Handtaschenraub: 1542 (minus 12,4 Prozent)
&blt; Vergewaltigung: 115 (minus 11,5 Prozent)&blt; Rauschgiftdelikte: 4842 (plus 11,9 Prozent)&blt; Schwerer Diebstahl aus Kraftfahrzeugen: 31 067 (plus 10,5 Prozent)
&blt; Schwerer Diebstahl von Kraftfahrzeugen: 3927 (plus 21,5 Prozent)
&blt; Schwerer Diebstahl aus Wohnungen: 4950 (plus 2,8 Prozent)
&blt; Taschendiebstahl: 4433 (plus 0,4 Prozent)&blt; Waren- und Kreditbetrug: 2960 (plus 71,6 Prozent)
Die Frankfurter Polizei hat im vergangenen Jahr 46 379 Tatverdächtige ermittelt; das waren 3337 mehr als 1991. Bei einer Zunahme um 12 038 Delikte im Vergleich zu 1991 sank die Aufklärungsquote von 38,2 auf 37,5 Prozent. Im Landesdurchschnitt wurden 39 Prozent aller Straftaten aufgeklärt. habe
HOFHEIM. Ein 53jähriger Langenhainer verunglückte in der Nacht zum Mittwoch auf der Straße zwischen dem Langenhainer Dreieck und dem Stadtteil tödlich. Die Hofheimer Polizei wurde um 0.37 Uhr angerufen, dort sitze ein Mann am linken Fahrbahnrand. Als die Beamten dort eintrafen, hatte inzwischen eine 25jährige mit ihrem Wagen den Mann erfaßt. Er starb noch an der Unfallstelle.
Später wurde das Auto des 53jährigen im Graben gefunden. Die Polizei rekonstruierte, daß der Mann nach einem Unfall mit diesem Wagen wohl nach Hause gehen wollte. Vermutlich ging er auf die Fahrbahn, um auf sich aufmerksam zu machen. Dabei müsse ihn ein noch unbekannter Autofahrer überrollt haben. Denn die 25jährige Frau, die - wie sie angab - auch mit einer Vollbremsung nicht verhindern konnte, daß der Mann zum zweiten Mal angefahren wurde, könne die tödlichen Verletzungen nicht allein verursacht haben, glauben die Beamten.
Die Polizei bittet Zeugen, sich unter Telefon 0 61 92 / 20790 zu melden. ege
BONN, 17. Februar. Die staatliche Finanzierung der Parteien soll in ihrer Struktur gründlich verändert und in ihrem gesamten Umfang um knapp fünf Prozent vermindert werden. Zentraler Punkt der Empfehlungen einer vom Bundespräsidenten berufenen Kommission, die am Mittwoch in Bonn ihren Bericht vorlegte, ist die Umstellung der Bemessungsgrundlage für Staatszuschüsse an Parteien: Künftig sollen demnach die abgegebenen gültigen Wählerstimmen maßgeblich sein und nicht mehr, wie bisher, die Gesamtzahl der Wahlberechtigten.
Außerdem regte die Kommission an, die Zuschüsse an die Bundestagsfraktionen auf ihrem gegenwärtigen Stand einzufrieren und die Stiftungen der Parteien unter gesetzliche Kontrolle zu nehmen. Neu ist der Vorschlag, künftig auch bei Gemeinderatswahlen Kosten zu erstatten und freie Wählervereinigungen in den Genuß staatlicher Zuwendungen kommen zu lassen.
Dem Gremium, das Bundespräsident Richard von Weizsäcker aufgrund des Parteiengesetzes im Juni 1992 gebildet hat, gehörten an: Hans Herbert von Arnim (Professor an der Hochschule Speyer), Ernst Breit (ehemaliger DGB- Vorsitzender), Wolfgang Kartte (pensionierter Präsident des Bundeskartellamts), Siegfried Mann (früher Verteidigungs-Staatssekretär, dann Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie), Hans-Peter Schneider (Staatsrechtler aus Hannover), als Vorsitzender Horst Sendler (ehemaliger Präsident des Bundesverwaltungsgerichts) und als Stellvertreter Klaus Stern (Professor für öffentliches Recht in Köln).
Der Kommissionsbericht umfaßt 162 Seiten und einen 30seitigen Tabellenteil. Arnim, ein gefragter Gutachter für kritische Stellungnahmen zur Parteienfinanzierung, stellte seine abweichenden Meinungen in einem 28 Seiten langen Minderheitsvotum dar. Er möchte vor allem das Gesamtvolumen der Staatszuschüsse an Parteien um ein Viertel senken. Stern sagte, er erwarte, daß die Kommissions- Vorschläge von den Parteien "im Grundsatz" akzeptiert und dann vom Bundestag in Gesetzesform gebracht werden.
Die gesamten Einnahmen der Parteien haben sich, wie aus dem Bericht hervorgeht, von 1971 bis 1991 um das Fünffache gesteigert. Mit dem "neuen Ansatz" zur Staatsfinanzierung der Parteien werde versucht, der Parteienverdrossenheit entgegenzuwirken, schrieb die Kommission. Für jede Wahlstimme soll, so wird empfohlen, bei Bundes-, Europa-, Landtags- und Gemeinderatswahlen an die Parteien ein Betrag von 90 Pfennigen im Jahr ausgezahlt werden, also 3,60 Mark in einer vierjährigen Gesetzgebungsperiode.
Das bedeutet konkret: Erhält eine Partei bei der nächsten Bundestagswahl 30 Millionen Stimmen, hat sie in den folgenden vier Jahren bis zur nächsten Wahl einen Anspruch auf jährlich 27 Millionen Mark. Das ergibt auf allen vier Ebenen von Europa- bis zu den Gemeinderatswahlen eine Gesamtsumme von rund 150 Millionen Mark im Jahr, also etwas weniger als nach dem jetzt gültigen System mit einem auf die Wahlberechtigten bezogenen Zuschuß von fünf Mark.
Für Mitgliedsbeiträge und Spenden empfiehlt die Kommission einen Zuschußsatz von 20 Pfennigen je Beitrags- oder Spendenmark. Das ergibt nach dem gegenwärtigen Stand staatliche Zuwendungen von insgesamt 72 Millionen Mark, so daß die Summe der Staatszuschüsse an Parteien und Wählervereinigungen rund 222 Millionen Mark erreichen würde. Dieser Betrag liegt knapp unter der vom Bundesverfassungsgericht festgesetzten Obergrenze von 230 Millionen Mark.
Die seit 1966 um das 32fache gestiegenen öffentlichen Zuschüsse an die Bundestagsfraktionen (in den Landtagen stiegen die Zuschüsse um das 20fache) müssen nach Ansicht der Kommission "erheblich" gesenkt werden. Der Vorschlag lautet, "auf einige Zeit keine Anhebung" der jetzt ausgezahlten Zuschüsse an die Bundestagsfraktionen, die von 109 auf 99 Millionen Mark gekürzt worden sind, zuzulassen.
Für die Stiftungen der Parteien, die in diesem Jahr alle zusammen 630 Millionen Mark bekommen, sollen gesetzliche Regelungen eingeführt werden, die eine Kontolle der Mittelverwendung und Transparenz ermöglichen. Bei den Zuwachsraten der Staatsmittel an die Stiftungen solle der Bundestag "weise Beschränkung üben", rät die Kommission.
Erheblich reduziert werden solle die Steuerbegünstigung für Parteienspenden: Die bisherige Grenze für die Abzugsfähigkeit von 60 000 Mark für Ledige und 120 000 Mark für Verheiratete soll auf 2000 beziehungsweise 4000 Mark gesenkt werden. (Kommentar auf Seite 3)
Fußball-Landesligist SV Bernbach hat nach den kürzlich abgehaltenen Neuwahlen einen neuen Vorsitzenden. Für den nach zweijähriger Amtszeit nicht mehr kandidierenden und bereits am 15. Januar zusammen mit Jugendleiter Harald Neubauer zurückgetretenen Wolfgang Tiede wurde nach langem "Wahl-Hick- hack" der bisherige Kassierer Werner Fukatsch als Erster Vorsitzender gewählt. Fukatsch, der von Anfang an Bedingungen an die Zusammensetzung des Vorstandes stellte, hatte eine Stunde vor Mitternacht unter erheblicher Mithilfe des Wahlleiters, des Freigerichter Bürgermeisters Manfred W. Franz, seine Wunschmannschaft komplett.
Als Vize ging aus dem Wirtschaftsausschuß Alois Franz hervor. Der noch als Trainer des Lokalrivalen Spvgg. Langenselbold tätige Meerholzer Heinrich Ott wurde Geschäftsführer und Spielausschußvorsitzender. Aus letztgenanntem Gremium schieden Kurt Herzog (arbeitet noch bis zum Saisonende weiter) und auf Wunsch des Sponsors Stefan Huth auch Erich Rack aus. Das Finanzressort wird weiterhin in den Händen von Manfred M. Franz und H. Rieth bleiben. Als zweiter Mann für die Jugend - ein Leiter muß noch gefunden werden - steht der bisherige Zweite Vorsitzende Erhard Trageser zur Verfügung. Die Öffentlichkeitsarbeit liegt in den Händen des Gründauers Heinz Jakob. wh
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BREMEN, 17. Februar. "Dieser Verein ist ein ganz schlimmes Übel": Mit drastischen Worten warnte am Mittwoch die Bremer Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Ingeborg Schröder, vor dem Verein "Rettet die Nordsee e.V." mit Sitz im ostfriesischen Dornumersiel. Sie reagierte damit auf einen Fernsehbericht von "Radio Bremen", wonach der Verein mit dem bundesweiten Vertrieb von "überteuerten" Kunststofftüten, Plastikfeuerzeugen und Kugelschreibern "gute Geschäfte" mache, aber nur "jämmerliche Hilfe für die Nordsee" leiste.
Die BUND-Sprecherin sagte auf FR- Anfrage, der Verein sei schon länger bekannt. Er gaukele den Käufern seiner Produkte vor, mit dem Erlös werde "wer weiß was für den Umweltschutz getan". Statt dessen verbrauche er "sehr viel Mittel für sich selbst", und seine Kunststoffprodukte seien "nicht gerade gute Werbung für den Umweltschutz". Das Finanzamt müsse ihm dringend die Gemeinnützigkeit aberkennen.
Die Polyethylen-Tüten werden in Millionenauflage für 198 Mark pro 1000 Stück an Geschäfte in ganz Deutschland verkauft. Aufgedruckt ist unter anderem ein Bild von Robben mit dem Spruch "Wir sagen danke!". Mit dem Vertrieb wurde eine "Umweltschutz Marketing GmbH" beauftragt. Sie wirbt in telefonischen Verkaufsgesprächen damit, daß der Erlös dem Schutz der Nordsee zugutekomme.
Auch der 44jährige Vereinsvorsitzende Friedrich Rahmann, Bauingenieur und Ratsherr einer Freien Wählergemeinschaft, behauptete auf Anfrage der FR zunächst, der Verkaufserlös fließe praktisch voll in den Umweltschutz, da der Verein nur einen kleinen Verwaltungsapparat habe. Auf Nachfrage räumte er dann jedoch ein, daß nach Abzug der Vertriebskosten seitens der Marketingfirma für den Verein nur etwa 30 Prozent vom Erlös übrigblieben. Nach Abzug der eigenen Kosten bedeute das 30 000 bis 40 000 Mark Reingewinn pro Jahr.
Als Aktivitäten des Vereins erwähnte Rahmann vor allem die Aufstellung von drei Entsorgungsstationen für Campingtoiletten im Gesamtwert von 42 000 Mark. In einem Werbeprospekt verspricht der Verein zudem "Nordseeüberwachung auf dem Wasser und aus der Luft". Rahmann sagte dazu, der Verein besitze dafür keine eigenen Fahrzeuge, sondern habe allgemein Hobbypiloten und -kapitäne darum gebeten, Verschmutzungen zu melden. Bei den im Prospekt erwähnten "Umweltüberwachungsfahrzeugen" handelt es sich laut Rahmann um einen Mercedes-Kombi, der als Vereinsdienstwagen genutzt werde und etwa einmal wöchentlich mit Laborköfferchen und Videokamera ausrücke, wenn Anrufer auf "verendete Tiere oder stinkende Gewässer" hinwiesen. Darüber hinaus vergibt der Verein ein Siegel ("Grünes Herzblatt") für angeblich umweltfreundliche Produkte. Die Hersteller müssen selber die Analysekosten tragen und 118,50 Mark Bearbeitungsgebühr zahlen.
Laut Rahmann besteht der Verein seit etwa fünf Jahren. Zunächst firmierte er als "Aktionsgemeinschaft Nordsee", was Verwechslungen mit dem seriösen Umweltschutzbund "Aktionskonferenz Nordsee" (AKN) auslöste. "Was machen die bloß mit all dem Geld?", fragten am Mittwoch Mitarbeiter der AKN. Von Umweltschützern werde der Verein gemieden, da er offenbar "nur auf Geldschneiderei aus ist".
Zu dem Vorwurf, Plastiktüten und Plastikfeuerzeuge seien umweltbelastend, meinte der Chef der Vertriebsfirma, Holger Schönherr, die Tüten seien aus wiederverwertetem Material und umweltfreundlich zu entsorgen. Statt der früher vertriebenen Einwegfeuerzeuge würden inzwischen nachfüllbare verwendet. Laut Vereinschef Rahmann sind auch Stofftaschen im Angebot - "aber die kann man nicht so gut vermarkten".
Als Folge der Berichterstattung droht dem Verein jetzt eine Überprüfung seiner Gemeinnützigkeit. Der Vorsteher des zuständigen Finanzamtes in der benachbarten Stadt Norden, Rolf Neumann, sagte der FR: "Die Verwaltung geht solchen Dingen natürlich nach."
Der Theaterplatz soll vom 1. Juli 1993 an Willy-Brandt-Platz heißen. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler machte sich den Beschluß zu eigen, den am Vorabend der Ortsbeirat 1 mit Stimmen von SPD und Grünen gefaßt hatte. Der OB sagte, mit dem Theaterplatz sei ein zentraler und bedeutender Ort gefunden worden, "der eine gebührende Würdigung des Menschen und Politikers Willy Brandt ermöglicht". Der frühere Bundeskanzler war am 8. Oktober 1992 gestorben.
Von Schoeler nannte Brandts Verdienste unumstritten - das gelte für seine Ostpolitik, sein Bemühen um die Entschärfung des Ost-West-Konflikts und zuletzt um das Zusammenwachsen der deutschen Nation.
Wie der Ortsvorsteher für Bahnhof, Gallus, Gutleut und Innenstadt, Jürgen Hupe (SPD), sagte, votierte die CDU im Ortsbeirat gegen den neuen Namen des Theaterplatzes. Hupe vermutete "Wahlkampf-Motive".
Am künftigen Willy-Brandt-Platz liegen 35 Geschäfte, sieben Banken und die Städtischen Theater, deren Intendanten laut OB die Umbenennung des Platzes begrüßten. Der Platz hieß zunächst von 1902 an "Am Schauspiel". 1964 taufte die Stadt ihn in "Theaterplatz" um. jg
BAD HOMBURG. Der hessische Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD) hat dem CDU-Landtagsabgeordneten Bernd Hamer (Bad Homburg) vorgeworfen, das Ansehen der Georg-Kerschensteiner- Schule in der Öffentlichkeit "massiv geschädigt" zu haben. Holzapfel bezieht sich dabei auf eine Anfrage, die Hamer im Dezember 1992 zu angeblichen "Zuständen an der Georg-Kerschensteiner-Berufsschule" gestellt hatte. Darin habe der Christdemokrat "zu einer Wortwahl gegriffen", die auch das Ansehen des Schulleiters beeinträchtige, der sein Amt "seit sechs Jahren erfolgreich" ausübe.
"Um die Schule vor weiterem Schaden zu bewahren", schließt sich der Kultusminister in seiner Antwort auf Hamers Landtagsanfrage einer Resolution der Gesamtkonferenz der GKS an, in der die "pauschal negative Darstellung der Schulsituation" zurückgewiesen wurde.
Das Ausmaß der Beschädigungen und der Konflikte zwischen Lehrern und Schülern an der Bad Homburger Berufsschule unterscheidet sich laut Holzapfel "grundsätzlich nicht" von dem anderer Berufsschulen. Schulleiter Hans-Jörg Gudenau könnten keine Versäumnisse der Fürsorgepflicht vorgeworfen werden.
Der Darstellung des Ministers zufolge wurden 1992 fünf Fälle von Sachbeschädigungen in der Schule registriert; in einem Fall seien die Verursacher ermittelt und verwarnt worden. Eine Absicht habe ihnen nicht nachgewiesen werden können. Zutreffend sei Hamers Darstellung, wonach das Auto eines Lehrers auf einem frei zugänglichen Parkplatz vor der Schule mit roter Farbe übergossen wurde. Der Lehrer habe auf eine Strafanzeige verzichtet, weil keine Aussicht bestanden habe, die Täter zu ermitteln.
Derselbe Lehrer gebe an, während der vergangenen Jahre in mindestens fünf Fällen von Jugendlichen in der Schule beleidigt worden zu sein. Zeugen dafür gebe es nicht. Der Lehrer habe in allen Fällen Strafanzeige erstattet; die Schule könne deswegen erst eingreifen, wenn die Fälle gerichtlich geklärt seien. Einer dieser Fälle wurde gestern in Bad Homburg verhandelt (siehe "Vier Prozeßtermine wegen einer Beleidigung). che
sp HANNOVER, 17. Februar. An allen drei Tagen seiner Februarsitzung befaßt sich der Niedersächsische Landtag mit dem Rassismus: Am Mittwoch fand zu diesem Thema eine Aktuelle Stunde statt, am heutigen Donnerstag steht eine Dringliche Anfrage auf der Tagesordnung, und eine ausführliche Debatte ist für den morgigen Freitag vorgesehen.
Den Oppositionsparteien CDU und FDP als Antragstellern geht es allerdings nicht darum, Fälle von Rassismus in Niedersachsen zu erörtern. Sie wollen vielmehr den Landesminister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Jürgen Trittin (Grüne), anprangern, der in einem Vortrag im Londoner Goethe-Institut dargelegt hatte, daß Rassismus in Deutschland nicht auf kleine Gruppen von Gewalttätern beschränkt sei. In einer von ihm nicht autorisierten Redevorlage aus dem Ministerium hatte auch gestanden, in der Asyldebatte hätten CDU und große Teile der SPD den Rassismus "hoffähig gemacht". Die FDP sah sich dadurch zu der parlamentarischen Anfrage veranlaßt, ob Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD), der doch am Bonner "Asyl-Kompromiß mitgewirkt habe, ein Rassist sei.
Doch es gelang den Freidemokraten und ihren christdemokratischen Mitstreitern am Mittwoch nicht, einen Keil in die rot-grüne Koalition zu treiben. Vielmehr bewirkte FDP-Fraktionsvorsitzender Martin Hildebrandt mit heftigen Attakken gegen Trittin (dem er vorwarf, die "Agitationssprache der gewaltbereiten Linken" zu sprechen) und mit Verdächtigungen gegen Schröder (den er auch wegen dessen Verhalten im Streit um U-Boote für Taiwan angriff) ein engeres Zusammenrücken der Koalitionspartner.
Die Fraktionssprecherin der Grünen, Thea Dückert, bekräftigte die These, der Rassismus habe Eingang in alle Gesellschaftsschichten und Generationen gefunden. Gezielte Anzeigenkampagnen der CDU, die Parole vom "vollen Boot", das von Edmund Stoiber (CSU) geprägte Schimpfwort "durchrasste Gesellschaft" und der von Volker Rühe (CDU) aufgebrachte Kampfbegriff "SPD-Asylanten" hätten das Asylthema emotional hochgepuscht und dazu beigetragen, Ausländerfeindlichkeit hoffähig zu machen.
Trittin selbst zitierte den CDU-Politiker Heiner Geißler als Kronzeugen, der dieser Tage festgestellt hatte, "Ewiggestrige", "germanisch orientierte Foren" und "konservative Zirkel" in der Union hätten durch ihre Agitation gegenüber Flüchtlingen "Rechtsradikale geradezu ermutigt". Solange sich die CDU nicht öffentlich wahrnehmbar von solchen Positionen distanziere, schädige "die Politik der CDU - nicht die an ihr geübte Kritik - das Ansehen Deutschlands im Ausland", sagte Trittin.
Die Oppositionsparteien haben die Entlassung Trittins als Minister beantragt. Darüber soll am morgigen Freitag abgestimmt werden. Die SPD machte bereits klar, daß der Antrag keine Aussicht habe, angenommen zu werden. Schröder, der in dieser Debatte vor allem von Werner Remmers (CDU) massiv angegriffen wurde, hielt der Opposition vor, angesichts wachsender wirtschaftlicher und sozialer Schwierigkeiten gebe es wichtigere Themen.
Für den am Mittwoch eingebrachten Antrag, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß wegen Schröders Engagement für den umstrittenen Rüstungsauftrag aus Taiwan einzusetzen, braucht die Opposition keine Stimme aus der Koalition.
SPD-Fraktionsvorsitzender Johann Bruns nannte den Antrag eine Zumutung für das Parlament und den Steuerzahler, da es an Schröders Verhalten nichts aufzuklären gebe. Unklar sei das Verhalten von Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP), der den Auftrag an die Werften abgelehnt, in derselben Sitzung des Bundessicherheitsrats aber die Mitwirkung deutscher Firmen am Bau von Raketen für Taiwan genehmigt habe, wie inzwischen bekanntgeworden sei.
Hildebrandt räumte ein, das sei widersprüchlich. "Wenn ich Werftarbeiter wäre, würde ich auch sagen: Das ist bekloppt", empörte sich der FDP-Fraktionsvorsitzende, ohne Kinkel, den neuen Parteivorsitzenden der Freidemokraten, namentlich zu nennen.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Eine neue Hiobsbotschaft vom Landeswohlfahrtsverband (LWV) hörten Landrat Jochen Riebel (CDU) und Erster Beigeordneter Gerd Mehler (SPD) gestern während einer Tagung des Rechts- und Verfassungsausschusses und des Finanzausschusses des Hessischen Landkreistages. Dort legte LWV-Kämmerer Albrecht Glaser (CDU) neue Zahlen für die Pflegekosten alter und behinderter Menschen vor.
Demnach belaufen sich die Mehrausgaben des Landeswohlfahrtsverbandes nicht wie bisher bekannt auf 158 Millionen Mark, sondern auf 243 Millionen, sagte Jochen Riebel. Die Kreise und kreisfreien Städte könnten die Mehrkosten, die im Zusammenhang mit der Entwicklung der stationären Altenhilfe entstünden, "nicht aufbringen", so der Kreishauschef. Er wisse sich darin einig mit "allen Kollegen im Land".
Riebel kritisierte die Chefin des Landeswohlfahrtsverbandes, Barbara Stolterfoth (SPD), und die Landesregierung, weil er brauchbare Lösungsvorschläge zur Krise des LWV vermisse. Auch Sozialdezernent Gerd Mehler, der mittlerweile von Mehrausgaben des LWV in Höhe von 300 Millionen Mark spricht, findet es "nicht sehr schön, daß dauernd neue Zahlen nachgeschoben werden". Auch die neue Summe sei nur "mit großer Vorsicht zu genießen". Endgültige Klarheit über die Kostenentwicklung werde es wohl erst im April geben.
Den Main-Taunus-Kreis störe die "Ungewißheit bis dahin" aber "nicht sonderlich", so Mehler. Denn der könne seine Aufgaben im sozialen Bereich abwickeln, und auch bei der Altenhilfe klemme es nicht. Spannend werde aber die Frage, ob sich die Verbandsumlage, wie bisher angekündigt, reduziere oder doch steige. she
zba BERLIN, 17. Februar. Im Prozeß um den Tod des Maueropfers Michael Bittner will der Anwalt der Nebenklage, Andreas Schulz, unter anderem den früheren Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und den ehemaligen sowjetischen Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow vorladen lassen. Sie sollten Auskunft geben, ob sie von der Tötung des flüchtenden Bittner durch DDR-Grenzsoldaten am 24. November 1986 wußten, den die DDR offiziell verschwieg und vertuschte, forderte Schulz. Der Anwalt der Angehörigen des Opfers warf am siebten Verhandlungstag am Mittwoch die Frage auf, ob Bundesregierung und Berliner Senat selbst Interesse daran gehabt hätten, die Tötung des flüchtenden Maurers zu verschleiern.
Ferner dringt Schulz darauf herauszufinden, ob die angeklagten ehemaligen Grenzsoldaten an diesem Tag gar nicht schießen durften und ob sie es dennoch taten, weil sie den Flüchtenden selbst für einen Grenzsoldaten hielten.
Schulz will neben Genscher und Gorbatschow auch den damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble, den für die Geheimdienste zuständigen Staatssekretär Waldemar Schreckenberger und Berlins Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen als Zeugen laden lassen.
Von dem damals erschossenen Bittner verliert sich in den sonst so sorgfältig geführten DDR-Akten jede Spur: Der Totenschein ist verschwunden; über den Verbleib der Leiche ist nichts bekannt; es ist nicht einmal über jeden Zweifel erhaben, daß Bittner an diesem Tag tatsächlich den Tod fand. Anwalt Schulz am Mittwoch vor Gericht: "Höchste westdeutsche Regierungsstellen und Geheimdienste kennen die wahren Hintergründe und wissen über den Verbleib des Leichnams bescheid."
Das mögliche Interesse Bonns an der Verschleierung erklärt Schulz mit öffentlichen Äußerungen von West-Berliner Augenzeugen der Tat. Sie habe Bonn womöglich vor dem Zugriff der Staatssicherheit etwa bei Transitfahrten schützen wollen. Zudem standen für 1987 die 750- Jahr-Feier Berlins und der Besuch des DDR-Staatschefs Honecker in Bonn an.
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Feuilleton Gedenkstätte Neue Wache Seite 8
Dokumentation Wohin mit dem Plutonium? Seite 12
Kulturspiegel Schatzkammer der Kirche Seite 25
Hessen Wahlwerbung im Landtag Seite 26
Aus aller Welt Matthiesen stoppt Autobahn Seite 32
Freie Aussprache Seite 9
Fernsehen und Funk Seiten 10/11
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Roman Seite 18
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Freitag, 19. Februar Die Grünen: Wahlparty im Bürgerhaus Bornheim mit Umweltminister Joschka Fischer, den Kabarettisten vom Eisberg- Duo, der Frauenband Kick la Luna und den DJ's vom Feedback. Beginn 20 Uhr.
Der Kuchen wird nicht kleiner, aber die Tortenstücke werden neu zugeschnitten und anders verteilt. So läßt sich das Fazit der Empfehlungen einer Kommission darstellen, die das System der Parteienfinanzierung überprüft hat. Immerhin haben die sieben Männer ihren Auftrag erstaunlich schnell erfüllt und binnen acht Monaten ihren Bericht vorgelegt.
Die Empfehlungen der Kommission werden den allgemeinen öffentlichen Verdruß über die Politiker ("Absahner") und die Parteien ("Geldverschwender") kaum mindern. Dazu sind sie nicht weitreichend genug und weder Alternative noch Gegengewicht zum bestehenden System. Sie sind nicht einschneidend, weil sie das Gesamtvolumen der Staatszuschüsse an die Parteien nicht senken, und bringen eigentlich nicht mehr als die Fachwelt ohnehin erwartete. Dennoch greifen die Vorschläge, wenn sie Gesetz werden, in Gewohnheiten der Parteien ein, zwingen zum Umdenken und zu Sparsamkeit, auch in den Parlamentsfraktionen und bei den Stiftungen.
Vernünftig ist, daß endlich die echten Wahlstimmen maßgeblich für die Staatszuschüsse sind und nicht die Wahlberechtigten. Mehr Nähe zu den Wählerinnen und Wählern verspricht die Idee, Zuschüsse für Gemeindewahlen auszuzahlen und freie Wählergemeinschaften zu bedenken. Sinnvoll ist auch die Vorgabe, daß Staatsgelder stärker unteren Gliederungen zugute kommen sollen. Jetzt heißt es aufpassen, daß die Parteien nicht wieder trickreich zu umgehen versuchen, was von ihnen verlangt wird. hll (Bonn)
HÖCHST. Die Ökologische Linke (ÖkoLinX) lädt für Freitag, 19. Februar, zu einer Wahlkampfveranstaltung in das Bildungs- und Kulturzentrum in Höchst (BiKuz) in die Michael-Stumpf-Straße ein.
Die Partei, zu deren prominentesten Vertreterinnen die ehemalige Grüne Jutta Ditfurth zählt, will an diesem Abend mit Gästen über "Profit Macht Hunger" diskutieren. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. schu
HOCHHEIM. Nach einem Unfall mußte die Kreisstraße 481 zwischen Hochheim und Massenheim gestern ab 6 Uhr für zwei Stunden gesperrt werden. Ein 32jähriger Flörsheimer hatte einen leeren Schulbus Richtung Hochheim gelenkt, als ihm ein Lastwagen entgegenkam. Die Autos streiften sich, und der Anhänger des Lasters schlitzte den Gelenkbus von der Mitte an auf. Dann verkeilten sie sich ineinander und kamen von der Straße ab.
Beide Fahrer blieben unverletzt, es entstand jedoch laut Polizei Schaden von 100 000 Mark. Die Beamten vermuten, daß die den Schneeverhältnissen nicht angepaßte Geschwindigkeit beider Chauffeure die Unfallursache war. ege
FRANKFURT A. M. (FR). Die kühlere Witterung hierzulande und die Einigung der Opec auf eine Drosselung der Förderung haben sich bei den Heizölpreisen noch nicht niedergeschlagen. Diese vermitteln im Rhein-Main-Gebiet in dieser Woche ein uneinheitliches Bild.
Die Notierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):
DM DM
Die am 17. Februar gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter "frei Verwendertank im Bereich von 20 Straßenkilometern Abstand Mitte Frankfurt an eine Abladestelle", einschließlich 15 Prozent Mehrwertsteuer.
In Praunheim und Rödelheim wird bald jeweils eine Tempo-30-Zone eingerichtet. Das beschloß der Ortsbeirat 7 (Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen, Industriehof) auf seiner jüngsten Sitzung in Hausen. Die Tempo-30-Zone in Rödelheim wird von der Lorscher-, Fuchstanz-, Seelenberger- und Thudichumstraße eingeschlossen.
In Praunheim begrenzen Heer-, Fritz- Schuhmacher-, Sandplacken- sowie die Schinkelstraße die Tempo-30-Zone. Weil zum Herabsetzen der Geschwindigkeit statt der gewünschten Asphaltierungen nur die sogenannten Köllner Teller verwendet werden können, stimmten zwei Ortsbeiräte gegen die Vorlage. laf
WIESBADEN. Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) hat eine Umorganisation der Staatsbauverwaltung und die Überprüfung weiterer Privatisierungen von Landesbeteiligungen angekündigt.
Vor dem Landtag sagte die Ministerin am Mittwoch, die Reform der personalintensiven Staatsbauverwaltung solle zur "Effizienzsteigerung" führen. Sie müsse aber "seriös vorbereitet" werden. Bei der Privatisierung, die vor allem von der FDP massiv gefordert wurde, werde man von Fall zu Fall entscheiden.
Als Kernbereiche der Beteiligung des Landes an Unternehmen nannte die Ministerin den Frankfurter Flughafen, Wohnungsbaugesellschaften und die Frankfurter Messegesellschaft. Bei den hessischen Anteilen an der Deutschen Pfandbrief- und Hypothekenbank (Stammeinlage des Landes: 2,27 Millionen Mark), deren Geschäftspolitik sich nach Mitteilung des Finanzministeriums inzwischen "zunehmend ins Ausland verlagert" hat, hält das Ministerium die Landesbeteiligung inzwischen für "nicht mehr sinnvoll". Fugmann-Heesing sagte, sie sei sich "sicher", daß hier zu einer Privatisierung der Landesanteile an den insgesamt 100 Millionen Mark Stammkapital komme, wenn "die Konditionen stimmen".
Als denkbar bezeichnete sie auch die Privatisierung des 98prozentigen Landesanteils an der Marburger "Blista AG" (Blindenstudienanstalt), die die Versorgung von Sehgeschädigten mit elektronischen und mechanischen Hilfsmitteln sichert.
Der Marburger SPD-Abgeordnete Karl Schnabel drang in einer Zwischenfrage darauf, daß das Land in der Verantwortung bleibe. Die Ministerin antwortete, entscheidend seien für sie nicht die Eigentumsverhältnisse, sondern die Sicherstellung der "Versorgungsfunktion".
Klar ausgeschlossen wurden von Fugmann-Heesing und dem Grünen-Abgeordneten Horst Burghardt Überlegungen zur Privatisierung des Frankfurter Flughafens, wie sie auch Vize-Ministerpräsident Joschka Fischer (Grüne) vor Monaten zur Überraschung der Koalitionspartner befürwortet hatte.
Burghardt sagte, solche Diskussionen seien beim Flughafen zur Zeit "völlig daneben" - schon weil sich keine guten Erlöse erzielen ließen. Die Ministerin meinte, der Airport, dessen Aufsichtsrat sie vorsitzt, brauche nach den "schwierigen Phasen" der vergangenen Jahre jetzt "eine Phase der Ruhe". Vor einer Privatisierungsdebatte könne sie deshalb "nur warnen". me
Das südliche Ostend soll einen Wochenmarkt bekommen. Der Ortsbeirat 4 (Bornheim / Ostend) unterstützte in seiner jüngsten Sitzung einstimmig eine entsprechende Forderung der Kommunalen Ausländervertretung (KAV).
"Das würde das Leben im Stadtteil bereichern", begründete Rinaldi Francesco die Initiative. Die Wochenmärkte in anderen Stadtteilen erfreuten sich immer größerer Beliebtheit, und das südliche Ostend sei ohnehin nicht optimal versorgt - zumal vor kurzem einer von zwei Lebensmittelgeschäften zugemacht hätte. Der nächste Markt ist an der Konstabler Wache - "ein weiter Weg, wenn man schwere Einkaufstaschen zu schleppen hat", sagte Francesco.
Die KAV schlägt die Ostendstraße als Standort vor. rea
Viele Räuber "arbeiten" jetzt lieber als Diebe
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse startete gestern mit etwas niedrigeren Notierungen. Der Dow- Jones-Index fiel in der ersten Handelsstunde um 3,24 Punkte. Tags zuvor hatte Wall Street einen Kurseinbruch erlebt. Der "DJ" sackte um 82,94 auf 3309,49 Punkte ab.
In Japan stieg der Nikkei-Index am Mittwoch um 93,31 auf 17 009,63 Zähler.
WESTLICHE STADTTEILE. Der Griesheimer Max Jellonnek feiert heute seinen 104. Geburtstag. Der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Hans-Dieter Bürger wird dem Jubilar deshalb die Glückwünsche des Bundespräsidenten, des Hessischen Ministerpräsidenten und des Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt überbringen. Jellonnek kam 1976 aus Ostpreußen in die Bundesrepublik. Fünf Kinder, zehn Enkelkinder und vier Urenkel gehören inzwischen zur Familie. schu
In einer Rödelheimer Wohnung ist eine 49jährige Frau mit einem Gehstock erschlagen worden. Die Polizei hat am Nachmittag den 60jährigen Ehemann festgenommen. Der Mann hatte die Polizei gegen 14 Uhr angerufen und die Tat gestanden. Das Opfer wurde mit Kopfverletzungen auf der Wohnzimmercouch gefunden. Die Staatsanwaltschaft hat die Obduktion der Leiche angeordnet.
Der Ehemann erklärte bei seiner polizeilichen Vernehmung, er habe die Tat bereits am Dienstag morgen begangen. Das Tatmotiv bedarf noch der Aufklärung. habe
Die Ausländer, die schon länger in Frankfurt leben, neigen nicht mehr zur Kriminalität als die Deutschen in dieser Stadt. Zu dieser Einschätzung gelangte am Mittwoch die Frankfurter Polizeiführung bei der Vorstellung der Kriminalstatistik '92. Deren nackte statische Zahlen freilich sagen vordergründig aus: "Seit Beginn der 80er Jahre stieg die absolute Zahl der ausländischen Tatverdächtigen permant - und in weit größerem Maße als die der Deutschen."
Der Bericht der Polizei vermerkt: 27 202 "ausländische Tatverdächtige" begingen 1992 in Frankfurt Delikte, davon 10 306 Asylbewerber. Im Vergleich zu den Vorjahren ein Anstieg. Pressesprecher Peter Borchardt warnte jedoch davor, aus diesen Zahlen Argumente für Ausländerfeindlichkeit zu ziehen.
Bei der Ermittlung dieser Polizei- Zahlen stellte sich heraus, daß von den 27 202 von Ausländern in Frankfurt begangenen Straftaten 14 113 auf das Konto von Asylbewerbern gingen, die dadurch aufgefallen waren, daß sie ihre Pässe oder ihre Aufenthaltsbescheinigungen verfälscht oder Ladendiebstähle begangen hatten.
Hinzu kommt laut Borchardt, daß in Frankfurts Innenstadt zumeist nordafrikanische Jugendliche - überwiegend aus Marokko - nach wie vor Passanten überfallen und berauben. Sie sind Angehörige der hier lebenden zweiten und dritten Ausländergeneration. In der Polizeistatistik zu Buche schlagen auch Asylbewerber, die mit Drogen dealen. Die Polizei hat sich laut seinen Worten nach wie vor damit herumzuschlagen, daß sich ausländische Banden - zum großen Teil aus dem ehemaligen Jugoslawien - im Bahnhofsviertel blutige Kämpfe liefern.
Polzeipräsident Karlheinz Gemmer betonte bei der Vorstellung der Kriminalstatistik ausdrücklich, daß seine Behörde nicht in der Lage sei, solche Probleme zu lösen. Dies sei eine gesellschaftliche Aufgabe.
Unter dem Strich bleibt nach den vordergründigen Feststellungen der Kriminalstatistik: Selbst wenn Paßfälschungen und andere Delikte, die ausländerspezifisch sind, abgezogen werden, waren 63,2 Prozent der Tatverdächtigen in Frankfurt 1992 Ausländer. Dieser Anteil könnte nach Einschätzung der Polizei schon bald aufgrund der Grenzöffnungen im Osten Deutschlands steigen. enk
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EPPSTEIN. Lebensgefährlich verletzt wurde ein 24 Jahre alter Mann, dessen Auto gestern gegen 8 Uhr auf der Straße von Bremthal Richtung Wiesbaden-Auringen mit einem entgegenkommenden Lastwagen zusammenprallte. Der Fahrer war laut Polizei auf der abschüssigen, schneeglatten Straße auf die Gegenspur geraten. Er wurde per Rettungswagen ins Krankenhaus Höchst gebracht. ege
WASHINGTON, 17. Februar (dpa). US- Außenminister Warren Christopher knüpft bescheidene Erwartungen an seine erste Reise in den Nahen Osten, die am heutigen Donnerstag in Kairo beginnt. Er glaube nicht, daß er mit einem festen Termin für die nächsten Runden der bilateralen und regionalen Verhandlungen zurückkommen werde, sagte er in Washington. Der Minister, der Ägypten, Jordanien, Syrien, Saudi-Arabien, Kuwait und Israel besuchen und anschließend in Genf den russischen Außenminister Andrej Kosyrew treffen wird, sprach von einer Mission des "Kennenlernens und Fak- tensammelns". (Weiterer Bericht Seite 2)
"Gehet hin in alle Welt", verordnete der Herr. Und die Bürgermeister und Stadträte zogen in trauter Zweisamkeit hinaus, zu künden von der Kraft und Herrlichkeit des Bad Homburger Magistrats.
Doch die frohe Botschaft stößt in einer ach so skeptischen Welt auf Mißtrauen: Als "dreiste Ankündigungspolitik", die jahrelange Untätigkeit verbergen solle, rügt SPD-Fraktionschefin Beate Fleige publikumswirksame Aktionen der christlich-liberalen Mehrheit "kurz vor der Kommunalwahl".
Und ein leidgeprüfter Zeitgenosse dachte bereits an ständige Neuwahlen, "da werden städtische Projekte wenigstens schnell fertig" - (oder, was schlimmer wäre, verzögert bis zur nächsten Wahl).
Die Betroffenen können solch bösen Verdacht gar nicht verstehen. Die Eröffnung der Kindertagesstätte Leimenkaut, der erste Spatenstich für die Gluckenstein-Wohnungen und die bevorstehende Eröffnung der Kinderta- Festliche Paare gesstätte in den Hessengärten fielen halt binnen weniger Tage zusammen; reiner Bad Homburger Zufall. Wem sollten hier argwöhnische Gedanken kommen.
Und, klar, bei solch wichtigen Ereignissen müssen jeweils zwei Repräsentanten von CDU und FDP ran. Aller Publicity-Verdacht ist abwegig. Sagt einem doch schon der gesunde Menschenverstand.
Schließlich kennt doch eh' schon jeder den . . . hmm, wie heißt er noch gleich? Na der, der da bei dem feierlichen Akt knapp neben dem . . ., ähm dem Dings halt, steht und so auffällig in Richtung Kamera guckt. stk
Der Landesvorsitzende des Haus- und Grundbesitzerverbandes, Richard Streim, hat seinen umstrittenen Wahlaufruf gegen SPD und Grüne bekräftigt. Streims Appell, den "roten Rathaus-Herren kräftig auf die Finger zu schlagen", und sein Vergleich von Erhaltungssatzungen mit dem Ermächtigungsgesetz der Nazis 1933 war auch in Frankfurt scharf kritisiert worden. In einer Antwort auf Hessens Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD) erklärte Streim: "Es bedurfte erst harter Formulierungen, um die Vertreter der SPD zu sensibilisieren."
Kritik an seinen Worten sei erlaubt, "Zensur" aber nicht. jg
BAD HOMBURG. Ausgebrannt ist am Mittwoch abend ein Auto, das in einer Garage der Ober-Erlenbacher Melibocusstraße stand. Die Ursache war bei Redaktionsschluß noch unbekannt. Der Schaden beläuft sich nach einer ersten Schätzung auf knapp 60 000 Mark.
Im Einsatz waren 14 Männer und drei Fahrzeuge der Feuerwehren Ober-Erlenbach, Ober-Eschbach und Bad Homburg- Mitte. Sie schoben den brennenden Mercedes ins Freie und löschten ihn dort, konnten den Totalschaden am Wagen aber nicht verhindern.
Weil auch die Garage Feuer gefangen hatte und es zeitlich versetzt mehrere Brandnester gab, dauerte der Einsatz rund anderthalb Stunden. tom
Mit einer Demonstration gegen die Schulleiterin der Deutschherrenschule will der Stadtschülerrat am heutigen Donnerstag, 18. Februar, um 15 Uhr vor dem Südbahnhof gegen das "despotische und intolerante Verhalten" von Monika Intrau protestieren.
Gegen Intrau waren Vorwürfe erhoben worden, ausländischen Schülern zu untersagen, in ihrer Muttersprache auf dem Schulhof zu sprechen oder Kopftücher zu tragen. Der Stadtschülerrat wirft ihr auch vor, ihren Schülern und Schülerinnen unter Androhung von Nachteilen verboten zu haben, an einem Trauermarsch für die Opfer von Mölln teilzunehmen. luf
FRIEDRICHSDORF. Ein schwerer Unfall ereignete sich am Mittwoch abend auf der Straße durch das Köpperner Tal. An der Abfahrt zum Waldkrankenhaus kollidierten zwei Autos. Dabei wurden drei Insassen verletzt. Einer war im Fahrzeug eingeklemmt und mußte von der Feuerwehr Köppern befreit werden. Außerdem mußten die Wehrmänner Öl und Benzin aufnehmen, die aus den Autos ausgelaufen waren.
Die Ermittlungen am Unfallort zu Ursache, Schwere der Verletzungen und Schadenshöhe dauerten bei Redaktionsschluß noch an. tom
czyk BERLIN. Die Bodenverwertungsgesellschaft BVVG beginnt im März mit der Ausschreibung von rund 250 000 Hektar Wald- und Forstflächen in Ostdeutschland. Ziel sei es, "leistungsfähige Forstbetriebe" entstehen zu lassen, berichtet Geschäftsführer Franz Ludwig Graf Stauffenberg. Der erste Vertrag soll Ende des Jahres unter Dach und Fach sein. "Wir wären gern weiter", sagt er. Denn von den 774 000 Hektar Wäldern, die die BVVG verwaltet, gelangt nur rund ein Drittel in die Ausschreibung. Die Verzögerung komme die Steuerzahler teuer zu stehen: Für Hege und Pflege der unter Treuhandkuratel stehenden Gehölze würden jährlich knapp 230 Millionen Mark aufgewendet. Als Handicap bei der Privatisierung erwiesen sich ausstehende gesetzliche Regelungen aus Bonn, meint der Manager. So fehle ein Ausgleichs- und Entschädigungsgesetz. Überdies warteten die Verwalter auch auf das angekündigte Siedlungs- und Landerwerbsprogramm, das ebenfalls Auswirkungen auf die Privatisierung habe.
Derzeit gebe es schon rund 1600 konkrete Anfragen zum Waldverkauf, etwa zur Hälfte von Alteigentümern oder deren Nachkommen, darunter auch im Zuge der Bodenreform vor 1949 Enteignete. Laut Stauffenberg entbehren im Osten kursierende Gerüchte, nach der Privatisierung seien Wälder womöglich nicht mehr frei zugänglich, jeder Grundlage. Gesetze garantierten den Zugang.
Wo blieben die Hinweise auf die vielversprechenden Möglichkeiten von Ernährungs- und Bewegungstherapie? Biphosphate, Östrogen-Gestagen-Präparate etc. wurden in höchsten Tönen gelobt, als sei dies der einzige Weg zur Behandlung von Osteoporose (FR vom 13. 2. 1993 "Osteoporose ist heute eine weitgehend unterschätzte Volkskrankheit").
Es wäre wichtig gewesen, die Leserschaft auch von anderen Therapiemöglichkeiten zu unterrichten.
Notwendig ist vor allem die regelmäßige Aufnahme von kalziumreichen Lebensmitteln (Milchprodukten, Grüngemüsen usw.) und ausreichende Bewegung. Außerdem kennen viele Menschen nicht die Risiken des übermäßigen Konsums von phosphathaltigen Erfrischungsgetränken (z. B. Cola-Getränke) und Fleisch.
Weiterhin vermisse ich das Stichwort "Prävention". Der größte Teil der Bevölkerung ist sich der Möglichkeit der Prophylaxe im Kindesalter nicht bewußt.
Ich denke, daß alle Menschen gesund und arzneimittelfrei leben möchten. Dieses hätte sogar noch den positiven Nebeneffekt der Gesundheitskostensenkung.Esther Freese, Bonn
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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Kreishaus Europaplatz, Zi. 420, Tel. 0 60 31 / 833 59.
LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.
Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind, 10-12 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.
Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.
Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.
Haus der Gesundheit: "Vorbeugen ist besser als heilen!", Tips und Beratung für ein rückenfreundliches Verhalten im Alltag, 10 Uhr.
Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 315.
Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.
Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga. Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert, Trinkkuranlage, 15.30 Uhr.
Nidda. Kurkonzert, 10.30-11.30 u. 15-16.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauen-Kneipe, ab 20 Uhr, Usagasse 8 (Eing. Judengasse).
Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth. Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.
Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.
Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr, allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.
DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.
Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.
Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Massenheim, 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus An der Kirche.
Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).
Bürgeraktive, Frankfurter Str. 15: Französische Konversation, Offener Kreis, 9 bis 10.30 Uhr; Offenes Singen, 17.30 bis 18.30 Uhr.
Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.
Butzbach. Marinekameradschaft: Damenabend, 20 Uhr, Kajüte Taunusstr. 17.
Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.
VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht-Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.
Niddatal. R:S:C: Niddatal: Jahreshauptversammlung, Bürgerhaus.
Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 16.
Nidda. Gesangsverein Geiß-Nidda: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus Geiß-Nidda.
Parteien / Parlamente Gedern. SPD Gedern: Wahlveranstaltung mit Landrat Rolf Gnadl und Kreistagsabgeordneter Gerhard Wolf, 20 Uhr, Gebäude der ehemaligen Inneren Mission.Fasching Bad Vilbel. Maskenball der Freiwilligen Feuerwehr Gronau, 20 Uhr, Breitwiesenhalle. Karben. "Hexentanz im Spukschloß", Kinderdisco ab 6 Jahren, 15 Uhr, Jugendkeller im Bürgerzentrum.
Altenstadt. Kappenabend des FSV Heegheim/Rodenbach, 19.11 Uhr, Gaststätte "Zum Sepp", Rodenbach.
Gedern. Clubkappenabend des MSC Gedern, Gaststätte Stöhrbalser. Vorträge / Kurse Bad Vilbel. Töpfern, ab 6 Jahren, 14.45 bis 16.15 Uhr oder 16.30 bis 18 Uhr, Jugendhaus, Saalburgstraße. Verschiedenes Bad Nauheim. Tanzabend, Kurhaus, Konzertsaal, 19 Uhr.
Karben. Bürgertreff zum Thema "Nutzung und Gestaltung des Burggartens", 19 Uhr, Ev. Gemeindehaus Burg-Gräfenrode. Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr, vor der Kurverwaltung. Ausstellungen Friedberg. Krabbelstuben - muß das sein?, Fotoausstellung, Foyer Landratsamt (bis 26. Februar).
Jürgen Wegener - "Zerstörungen", Di.- So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau- Museum (bis 21. Februar).
Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So., 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. März).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So., 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Dracula (20, 22.30 Uhr) - Blende: Der letzte Mohikaner (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Studio: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Bodyguard (20, 22.30 Uhr) - Keller: Sister Act (15 Uhr); Stalingrad (20, 20.30 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Gas Food Lodging (21.15 Uhr); Eine Klasse für sich (19 Uhr).
Butzbach. Capitol: Der Tod steht ihr gut (20) - Bambi: Bodyguard (20 Uhr).
Bad Vilbel. Alte Mühle: Der Tod steht ihr gut (20.15 Uhr); Wiedersehen in Howards End (22.45 Uhr).
Altenstadt. Apollo: Das kleine Gespenst (16 Uhr); Reggae Sunsplash (18, 20 Uhr).
Büdingen. Royal: Dracula (20 Uhr) - Princess: Bodyguard (20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der Tod steht ihr gut (19.45 Uhr); Die Commitments (22 Uhr).
Lich. Traumstern: Eine Klasse für sich (17.15 Uhr); Nie wieder schlafen (19.30 Uhr); Bob Marley - Time will tell (21.45 Uhr); Diva (24 Uhr). (ohne Gewähr)
Ein Fernsehprogramm zusammenzustellen, erweist sich für die öffentlich- rechtlichen Sendeanstalten spätestens seit den Tagen, da die Kommerz-Kanäle das Licht der Welt erblickten, immer häufiger als schwere Geburt. Und vor allem dann, wenn das Kind auch noch sportliche Eigenschaften haben soll, stellen sich oft heftige Nachwehen ein. Von solcher postnataler Pein wurde das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) am Dienstag gebeutelt, nachdem sich die Mainzelmänner und der Süddeutsche Rundfunk (SDR) mit Ion Tiriac, dem Veranstalter des Tennis-Turniers in der Stuttgarter Schleyer- Halle, erst unlängst über die Senderechte bis 1997 einig geworden waren. Das ZDF nutzte diese Rechte gestern nachmittag auch mit einer mehrstündigen Live-Übertragung weidlich, ehe es, zur besten Sendezeit am Abend, dann den Streifen "Drillinge an Bord" über den Äther schickte. Nun mag es für solch deutsches Filmgut ein Publikum geben; der größte zeitgenössische Fernsehheld aber heißt Boris Becker - und der schwang seinen Schläger gegen den Franzosen Henri Leconte ab 20 Uhr live im Deutschen Sportfernsehen (DSF). Ion Tiriac hatte den Programm-Brütern des ZDF flugs ein Kuckucksei ins Nest gelegt.
Weil die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, die für die TV-Rechte der nächsten fünf Jahre 16,5 Millionen Mark auf Tiriacs Tisch und damit fast 300 Prozent mehr als zuletzt blättern, spätestens ab 20 Uhr aber auch ihre tennisunbeleckten Gebührenzahler zufriedenstellen müssen, darf am Abend die private Konkurrenz übertragen. Für 300 Mark pro Sendeminute erhielt das DSF, bei günstigen Angeboten immer am Ball, von Tiriac und der Messe Stuttgart den Zuschlag und das Bonbon Boris Becker obendrauf, indem der umtriebige Rumäne die Lücke im Vertragstext zu seinem Frommen nutzte. Und zu jenem, Ironie des Vertragswerks, des SDR. Der erhält die Hälfte des Geldes aus München, weil er die Technik zur Verfügung stellen muß.
Da das ZDF beim Spiel Becker gegen Leconte gänzlich in die Röhre gucken mußte, stellten die Mainzelmänner gleich den ganzen TV-Kontrakt in Frage, bei dem es sich noch um einen Vorvertrag handelt. Daß das Millionen-Ding von den Öffentlich-Rechtlichen nicht unterzeichnet werden könne, mag sich nun wiederum im Funkhaus Stuttgart so recht niemand vorstellen. Die ARD, im Schwabenland selbst im Tennis immer noch erste Adresse, sitzt ohnehin heute schon wieder in der ersten Reihe, tritt doch immerhin Michael Stich am Nachmittag an. Womit die Wogen sich endgültig als von einem im Wasserglas erzeugten Sturm herausstellten. Bei Becker gegen Leconte handelte es sich schließlich um nichts mehr und nichts weniger als ein Erstrunden-Match. Der Mainzer Lerchenberg kreißte - und gebar eine Maus. rs
Herrn Werner Brügelmann, Bad Vilbel, zum 90. Geburtstag.
Frau Margarete Hammel, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Herrn Wilhelm Renk, Klein-Karben, zum 73. Geburtstag.
Frau Katharina Schmidt, Groß-Karben, zum 84. Geburtstag.
Herrn Helmut Neugebauer, Petterweil, zum 72. Geburtstag.
Herrn August Vogt, Petterweil, zum 70. Geburtstag.
Frau Emilie Rupp, Bönstadt, zum 80. Geburtstag.
Frau Anna Dickenberger, Niddatal-Ilbenstadt, zum 88. Geburtstag.
Vorschau auf einen Blick - Termine am Wochenende
BASKETBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Aufstiegsrunde, Männer: u. a. TV Langen - SV Oberelchingen (Sa., 19.30, Georg-Sehring-Halle). - Abstiegsrunde: u. a. TSV Breitengüßbach - BG Offenbach/Neu-Isenburg (So.).
ZWEITE BUNDESLIGA, Aufstiegsrunde, Frauen: u. a. Heidenheimer SB - MTV Kronberg (Sa.). - Abstiegsrunde: u. a. TVG Trier - Eintracht Frankfurt (Sa.). EISHOCKEY OBERLIGA NORD, Meisterschaftsrunde u. a.: Frankfurter ESC - REV Bremerhaven (Fr., 19.30, Eishalle Ratsweg), ESC Wedemark - Frankfurter ESC (So., 19 Uhr). EISSTOCKSCHIESSEN TURNIER der Frankfurter Eintracht um den "Zwölf-Apostel-Pokal" (Sa., ab 7.15 Uhr, Eishalle am Ratsweg). FUSSBALL BUNDESLIGA: SG Wattenscheid 09 - FC Schalke 04 (Fr., 19.30 Uhr), 1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern, Werder Bremen - 1. FC Nürnberg (beide Fr., 20 Uhr), Dynamo Dresden - Eintracht Frankfurt, Bayern München - Bayer Uerdingen, Borussia Dortmund - VfL Bochum, Bor. Mönchengladbach - Karlsruher SC, 1. FC Saarbrücken - Bayer Leverkusen, VfB Stuttgart - Hamburger SV (alle Sa., 15.30 Uhr).
2. BUNDESLIGA: FC St. Pauli - Wuppertaler SV, FC Homburg - Fortuna Köln (beide Fr., 20 Uhr), FC Remscheid - Stuttg. Kickers, FSV Mainz 05 - Fortuna Düsseldorf, Waldhof Mannheim - VfL Osnabrück (alle Sa., 15.00), Hertha BSC Berlin - VfB Leipzig, MSV Duisburg - Hansa Rostock, FC Carl Zeiss Jena - VfB Oldenburg, SV Darmstadt 98 - Eintracht Braunschweig, Chemnitzer FC - SC Freiburg, VfL Wolfsburg - Hannover 96 (alle Sa., 15.30 Uhr), SV Meppen - Unterhaching (So., 15.00).
OBERLIGA HESSEN: FSV Frankfurt - SC Neukirchen, Eintracht Haiger - KSV Hessen Kassel (beide Sa., 14.30 Uhr).
LANDESLIGA SÜD: SV Bernbach - SG Riedrode, Vikt. Griesheim - Spvgg. Dietesheim (beide Sa., 14 Uhr.
LANDESLIGA MITTE: Dillenburg - Höchst, Battenberg - Burkhardsfelden, Limburg - Biebrich, Sindlingen - Kirchhain, Lich - Würges, Unterliederbach - Nieder-Brechen (Sa., 14.30 Uhr), Herborn - Gießen, Wehen-Res. - Steinbach, Kastel - Wetter (So., 14.30).
LANDESLIGA NORD: Willingen - Petersberg, Bad Sooden-Allendorf - Eiterfeld, Hessen Hersfeld - Eintr. Baunatal, SG Dillenburg - Flieden, SG Gilsa - KSV Baunatal, Herm. Kassel - Lohfelden (alle Sa., 14.30 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe West: Reichelsheim - Rot-Weiss Ffm., Steinfurth - Hochstadt, Nieder-Weisel - Ober-Erlenbach (alle Sa., 14.30 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe Ost: Oberndorf - Birstein, Hanau 93 - Bruchköbel, Nieder-Roden - Melita Roth (alle Sa., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA FRANKFURT: FG Seckbach - Heddernheim 07, Union Niederrad - Germ. Enkheim, Goldstein - Sportfreunde (alle Sa., 14.30), Dubrovnic - Maroc (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe West: FC City - FC 66 (Sa., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Ost: JUZ Fechenheim - Bor. Sachsenhausen, Kikkers 16 - Bornheim/Grünweiß (Sa., 14.30 Uhr).
KREISLIGA B FRANKFURT: Italia Fechenheim - Azzuri del Sud, Sportfreunde Süd - Corum Spor, Fortuna - VfR Bockenheim, PSV Blau-Gelb - Özgur Spor, SV Gutleut - Jeta e Re, US Foggia - Eritrea, Birlik Spor - SV Iran, SV Dahlak - SC Achilleas, Pena Gallega - Espanola (alle Sa., 14.30 Uhr).
A-JUGEND LANDESLIGA SÜD: VfB Marburg - KSV Hessen Kassel (Sa., 15 Uhr).
B-JUGEND LANDESLIGA SÜD: KSV Hessen Kassel - RSV Würges (So., 13 Uhr).
2. POKALRUNDE, BEZIRK: Spvgg. Oberrad - Eintr./Sportfr. Windecken (Sa., 14 Uhr).
BEZIRKSPOKALFINALE: RW Walldorf - VfR Bürstadt (Sa., 14.30 Uhr, Stockstadt).
KREISPOKAL: Türk. SV Dreieich - Kickers Offenbach (So., 14.30 Uhr).
TESTSPIELE: FV Bad Vilbel - Eintracht Frankfurt Amat. (Fr., 19 Uhr), Spvgg. Fürth - FC Kickers Offenbach, SG Egelsbach - VfR Mannheim, TSV Pfungstadt - SV Wiesbaden (alle Sa., 14.30 Uhr), Kickers Mörfelden - SV Wehen (Sa., 15 Uhr), FV Bad Vilbel - FV Progres (So., 11 Uhr), SKV Mörfelden - SV Wehen, Eintracht Frankfurt Amateure - Rot- Weiss Frankfurt (beide So., 15 Uhr).
HANDBALL
BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: SV Seulberg - HC Friedrichsdorf (So., 18 Uhr, Am Bürgerhaus Köppern).
HOCKEY
REGIONALLIGA Süd, Männer: 14. und letzter Spieltag (alle Spiele Sa., 16 Uhr): Rüsselsheimer RK - SC 1880 Frankfurt (Walter-Köbel-Halle), TSV 1846 Mannheim - 1. Hanauer THC, HTC Stuttgarter Kickers - HC Heidelberg, SSV Ulm - HC Speyer.
REGIONALLIGA Süd, Frauen: 14. und letzter Spieltag: Wiesbadener THC - TFC Ludwigshafen (16 Uhr, Dilthey-Leibniz-Schule), HC Rotweiß München - HTC Stuttgarter Kickers (Sa., 14.15 Uhr), HC Wacker München - HC Ludwigsburg (Sa., 16 Uhr), TSV Ludwigsburg - VfL Bad Kreuznach (Sa., 16 Uhr).
OBERLIGA Hessen, Männer: SC 1880 Frankfurt - Wiesbadener THC (Do., 21 Uhr, Fabriksporthalle Wächtersbacher Straße).
OBERLIGA Hessen, Frauen: THC Hanau Ib - DHC Wiesbaden (Fr., 20 Uhr, An den Güntherteichen).LEICHTATHLETIK WALDLAUFMEISTERSCHAFTEN des Kreises Darmstadt (Sa., 13.45 Uhr, Start und Ziel Nähe Hochschulstadion).
Wir gratulieren
Samstag Herrn Georg Linnert, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.
Herrn Dieter Beck, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Martha Bauer, Rendel, zum 79. Geburtstag.
Frau Hildegard Gaumitz, Assenheim, zum 71. Geburtstag.
Herrn Karl Schneider, Bönstadt, Assenheimer Str. 21, zum 75. Geburtstag Sonntag Frau Marie Kunzmann, Bad Vilbel, zum 88. Geburtstag.
Frau Magdalena Felke, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.
Frau Else Hau, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag. Frau Elfriede Olbrisch, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.
Frau Margarete Baier, Petterweil, zum 76. Geburtstag.
Frau Paula Stephan, Ilbenstadt, zum 81. Geburtstag.
Herrn Johann Wilhelm Veith, Ilbenstadt, zum 79. Geburtstag.
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Kulturmix Bad Nauheim. Kurkonzert in der Trinkkuranlage, Sa. 10.30 Uhr (mit Kurzandacht), Sa. 15.30 Uhr; So. 10.30 u. 15.30 Uhr. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Naturheilverein: Naturkundliche Wanderung, Treffpunkt: Sa. 9 Uhr, Kleintierzuchtverein Nieder-Mörlen.
Altenstadt. Jugendclub Treff: Sa. 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.
Florstadt. Zentralverband der Sozialversicherten Rentner und deren Hinterbliebenen Deutschland e.V., Ortsverband Florstadt: Jahreshauptversammlung, So. 14.30 Uhr, Dorfgemeinschaftshaus Ober- Florstadt.
Karben. "Die Naturfreunde": Wanderung im Taunus, Treffpunkt: Schutzhütte in Okarben, So. 9 Uhr. Reit- und Fahrverein Karben: Lehrgang "Westernreiten", Sa., Reithalle "Am Ludwigsbrunnen".
Nidda. VDK Ober-und Unter-Widdersheim: Schlachtfest, Sa., Bürgerhaus Unter-Widdersheim.
Niddatal. Umweltwerkstatt Wetterau: Monatstreffen, Sa. 14 Uhr, Umweltwerkstatt, Wirtsgasse 1. Wahlveranstaltungen Bad Vilbel. SPD Bad Vilbel: Informationsstand mit Landrat Rolf Gnadl, Sa. 11 Uhr, Zentralparkplatz.
Ranstadt. SPD Ranstadt: Ortsbegehung und Wahlveranstaltung mit Landrat Rolf Gnadl, Sa. 14 Uhr, Bürgerhaus Ranstadt.
Bad Nauheim.Johanniter Unfallhilfe: "Lebenrettende Sofortmaßnahmen", Sa. 12 Uhr, Rettungswache.
Friedberg. DRK: "Lebensrettende Sofortmaßnahmen", Sa. 8.30 Uhr, Homburger Str. 26, DRK-Haus.
Bad VilbelDRK: "Lebensrettende Sofortmaßnahmen", Sa. 8.30 Uhr, Friedrich- Ebert-Str. 34, DRK-Haus.
Obstbauverein: Obstbaum-Lehrschnitt, Sa. 9 bis 12 Uhr, Treffpunkt: großer Parkplatz am Friedhof, 8.45 Uhr. Fasching
Bad Nauheim. 4. Sitzung des Hiesbach- Vereins, Sa. 20.11 Uhr, Sportheim.
Sitzung der Wetterauer Karnevalsvereine, So. 19.11 Uhr, Kurhaus.
Ober-Mörlen. "Ball der tausend Masken" des MCC Ober-Mörlen, Sa., Usatalhalle; Fastnachtsumzug, So. 14.11 Uhr, Start: Bundesstraße vor dem Schloß.
Butzbach. Faschingstreiben des Turn- und Sportvereins 1846 e.V., Sa. u. So., Bürgerhaus. Kostümball des Gem. Chor "Liederkranz" Nieder Weisel, Sa., Mehrzweckhalle. Faschingsveranstaltung des Gesangvereins Liederkranz/Spielmannszug Pohl-Göns, Sa., Gaststätte "Windhof".
Fastnachtsumzug des Karnelvalsvereins Griedel, So. 13.11 Uhr, Start: Kleine Bachstraße.
Kinderfastnacht der Gemeinschaft der Vereine von Hoch-Weisel, So., Hausberghalle. Wölfersheim. Fastnachtsumzug, So. 13.11 Uhr,Start: Wetterauhalle.
Rosbach. Erstürmung des Rathauses durch den Karnevalsverein "Die Hasenspringer", Treffpunkt Sa. 10.45 Uhr am Ev. Jugendheim Ober-Rosbach.
Bad Vilbel. Kostümball der Stadtkapelle-Musikverein 1883, Sa., 19.59 Uhr, Kurhaus. Faschingsball des TV Massenheim, Sa. 20.11 Uhr, Turnhalle.
Kreppelnachmittag der beiden Kirchengemeinden und der Arbeiterwohlfahrt für Senioren, Sa. 14.30 Uhr, Pfarrsaal der Kath. Kirchengemeinde, Harheimer Weg.
Kinderfasching der Frw. Feuerwehr Gronau, So. 14 Uhr, Breitwiesenhalle.
Kindermaskenball der Frw. Feuerwehr Dortelweil, So. 13.30 Uhr, Saalbau Steul.
Prunk- und Fremdensitzung des Karnevalsverein "Fidele Sandhasen", So., 15.11 Uhr, Kurhaus, großer Saal.
Karben. Großer Kinderfasching des OGV Klein-Karben, Sa. 14.11 Uhr, OGV- Haus im Gewerbegebiet.
Faschingssitzung des FSG Burg-Gräfenrode, Sa. 20 Uhr, Mehrzweckhalle.
Faschingsveranstaltung der Kath. Kirchengemeinde St. Bonifatius , Sa. 20.11 Uhr, Pfarrzentrum, Karbener Weg.
Heringsessen des Gesangsvereins "Sängerlust" Kloppenheim, Sa. 20 Uhr, Pfarrsaal der Kath. Gemeinde.
Kostümball des FV Okarben, Sa., 20 Uhr, Bürgerhaus.
Altenstadt. Kostümball der Feuerwehr Oberau, Sa. 20 Uhr, Saal Kautz.
Große Fremdensitzung der Lindheimer Hexen, Sa. 20 Uhr, Bürgerhaus.
Kinderfasching der CDU Altenstadt, So. 15 Uhr, Gemeinschaftshaus Waldsiedlung. Florstadt. Fastnachts-Disco, Sa., Bürgerhaus Nieder-Mockstadt.
Büdingen. Fastnachtsumzug, So. 13.11 Uhr, Start: am Kreisverkehr.
Nidda. Kappenabend des FC Viktoria Ober-Widdersheim, Sa., 20 Uhr, Sportheim.
Fremdensitzung des Vereinsring Ober- Schmitten, Sa. 19.30 Uhr, Bürgerhaus.
Buntes Faschingstreiben des Frw. Feuerwehr Harb, Sa. 20.11 Uhr, Bürgerhaus.
Kindermaskenball der Ortsvereine Ober-Lais, So., Gasthaus Appel.
Fastnachtswanderung des VHC Nidda, So. 14 Uhr, Sparkasse Wetterau.
Kindermaskenball der örtlichen Vereine Geiß-Nidda, So. 14 Uhr, Bürgerhaus.
Fastnachtsumzug, So. 13.11. Uhr, Start: am Bahnhof.
Niddatal. Kinderfasching des Turnvereins Vorwärts, So., Bürgerhaus Ilbenstadt.
Fremdensitzung der "Wissegickel", Sa., 20 Uhr, Bürgerhaus Bönstadt.
Gedern. Faschingsveranstaltung des SV. Edelweiß und des Landfrauenvereins, Sa., Seementalhalle.
Fremdensitzung des GCC Gedern, Sa. 19.33 Uhr; Fastnachtsumzug und Rathausstürmung des GCC Gedern, So. 13.30 Uhr, Start: Schulturnhalle. Verschiedenes
Friedberg.Führung durch die Burg und Altstadt, Treffpunkt: Wetterau-Museum, Sa. 14 Uhr.
Altenstadt. Jugend-Hallenfußballturnier der Jugendspielgemeinschaft Höchst/Oberau, Sa. und So.
Bad Vilbel. Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Frankfurter Str. 85.
Butzbach. Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Marktplatz.
Nidda. Tanzabend, Sa. 19-22 Uhr; Tanztee So. 15-18 Uhr Kursaal Bad Salzhausen. Ausstellungen
Friedberg. Krabbelstuben - muß das sein?, Fotoausstellung, Foyer Landratsamt (bis 26. Februar).
Jürgen Wegener - "Zerstörungen", Di.- So. 10-12 u. 15-17 Uhr, Wetterau- Museum (bis 21. Februar).
Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. und So., 11-20 Uhr, Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. März).
Echzell. Heimat- u. Geschichtsverein: "Was du ererbt von deinen Vätern", So., 10-12 u. 14-16 Uhr, Lindenstr. 3 (bis Ende Februar).
Büdingen. Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe, Di.-Fr., 10-12 Uhr, Mi. u. Sa., 15-17 Uhr, So. u. Feiertage, 10-12 und 15-17 Uhr, Heuson-Museum im Rathaus (bis 28. Februar).
Filmspiegel Friedberg. Roxy: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa. 15, 17 Uhr, So. 13.45, 16 Uhr); Dracula (Sa. 20, 22.30 Uhr, So. 17.45, 20.15 Uhr) - Blende: Der letzte Mohikaner (Sa. 15, 17, 20.15, 22.30 Uhr, So. 13.45, 16, 18 u. 20.30 Uhr) - Studio: Die Schöne und das Biest (Sa. 15 Uhr, So. 13.45 Uhr); Bodyguard (Sa. 17, 20, 22.30 Uhr, So. 16, 20. 30 Uhr) - Keller: Sister Act (Sa. 15, 17 Uhr, So. 13.45, 16, 18 Uhr); Stalingrad (Sa. 20, 20.30 Uhr, So. 20.15 Uhr).
Bad Nauheim. Terminus: Die schöne und das Biest (Sa. u. So. 15.30 Uhr), Eine Klasse für sich (Sa., So. 19 Uhr), Gas Food Lodging (Sa., So. 21.15 Uhr).
Butzbach. Capitol: Der Tod steht ihr gut (Sa. u. So. 15, 20 Uhr) - Bambi: Tom und Jerry - der Film (Sa. u. So. 15 Uhr), Bodyguard (Sa. u. So. 20 Uhr).
Bad Vilbel. Alte Mühle: Der Tod steht ihr gut (Sa. 20.15 Uhr, So. 17.45 Uhr); Wiedersehen in Howards End (Sa. 17.45 Uhr), Der tapfere kleine Toaster (Sa. u. So. 15.15 Uhr), Das siebte Zeichen (Sa. 22.45 Uhr, So. 20.15 Uhr.
Altenstadt. Apollo: Das kleine Gespenst (Sa., So. 16 Uhr); Reggae Sunsplash (Sa. So. 18, 20 Uhr).
Büdingen. Royal: Dracula (Sa., So. 20 Uhr), Die schöne und das Biest (So. 17.15 Uhr) - Princess: Bodyguard (Sa. 20 Uhr, So. 17.15, 20 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der Tod steht ihr gut (Sa., So. 19.45 Uhr); Die Commitments (Sa., So. 22 Uhr).
Lich. Traumstern: Eine Klasse für sich (Sa., So. 17.15 Uhr); Nie wieder schlafen (Sa., So. 19.30 Uhr); Bob Marley - Time will tell (Sa., So. 21.45 Uhr); Diva (Sa. 24 Uhr). (ohne Gewähr)
ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Glengarry Glen Ross.
BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 13.45, 17.15, 21.00, 23.00 Uhr: Atlantis; 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers; 19.00 Uhr: UTZ; 15.45 Uhr: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche; 13.30, 15.30 Uhr: Däumling.
BETA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.
CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.
EDEN - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Der letzte Mohikaner.ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.
ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15, Uhr: Eine Frage der Ehre.
ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.
ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Stalingrad.
ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15, Uhr: Bitter Moon.
ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.
EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Bram Stoker's Dracula.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 2.15, 5.15, 8.15 p.m.: A Few Good Men (in orig. English version).
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p. m.: Demage (in orig. English version).
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 18.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End v. J. Ivory. - 20.30 Uhr: Gewalt + Leidenschaft v. L. Visconti.GAMMA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Verhängnis.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 22.30 Uhr: Prince, sign'o the time; 18.00, 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Buster - der Zauberer.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Der kleene Punker (ab 6 J.): (ZOO) Sa. 16.30 Uhr, So. 14.00 Uhr; (NWZ) So. 11.00 Uhr, 14.00 + 16.30 Uhr; (HDJ) Fr. 16.00 Uhr (Mo.-Do. keine Vorstellung)
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - 17.39 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood. Lothar Mendes: Jew Süss, Großbritannien 1934, OF, Conrad Veidt, Benita Hume. - 19.45 Uhr: Der Kurzfilm. Jon Jost: Judith, USA, 1965, OF. - 20.15 Uhr: Dokumentarfilm in der Diskussion. Lothar Schuster: Annäherung: Walter Reuter, Fotograf und Filmemacher im Exil, Deutschland 1992 / Anschließend Diskussion mit dem Filmemacher in Zusammenarbeit mit Arbeitsgemeinschaft Doku- mentarfilm.
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 15.45 Uhr: Der kleene Punker (ab 8 J.). - 17.45 Uhr: 40 &metresq; Deutschland (O.m.U.), v. T. Baser. - Filme von Akira Kurosawa: 19.45 Uhr: Ikiru - einmal wirklich leben. - 22.15 Uhr: German fried movie, 500 Gags in 85 Minuten, v. F. Lustig und U. Boll.
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Orlando.
ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers. - Do., 23.00 Uhr: Preview "Alarmstufe: Rot" (DM 8,-).
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.00, 17.45, 20.15, 23.15 Uhr: Bitter Moon.
TURM 4 - 15.00, 18.00, 21.00 Stalingrad.
STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Dracula (in engl. OV).
TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Sneakers (in engl. OV).
TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (orig. English version).
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 12.30, 15.00, 17.30, 20.30 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00 Uhr: Die Schöne und das Biest; 20.30 Uhr: Candymans Fluch.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Bodyguard; 22.00 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Die Schöne und das Biest; 22.00 Uhr: Bodyguard.
KASSEL. "Manschmal brach meine Erinnerung an die Vergangenheit so stark hervor, daß ich die Frau, von der ich mich so schwer getrennt hatte, leibhaftig vor mir sah . . . Da durch den Kopfschuß meine Bewegungsfähigkeit eingeschränkt und auch mein Sehsinn gestört war, habe ich die Worte der Zwiegespräche mit ihr, mit diesem Phantom, mir so lebhaft eingeprägt, daß ich sie . . . in der Phantasie mehr und mehr erweitern konnte, bis sie sich zu wirklichen Szenen entwickelten."
"Die Frau" war Alma Mahler, der nicht nur (vom Krieg) physisch, sondern (von ihr) Traumatisierte war Oskar Kokoschka, die "wirklichen Szenen" setzte der dichtende Maler zu dem Stück "Orpheus und Eurydike" zusammen: der klassische Mythos von Künstlerliebe und Frauenleben im von persönlichem Unglück gehaltenen Zerrspiegel.
Kokoschkas 1916, ein Jahr nach dem dreiaktigen Schauspiel entstandenes gleichnamiges Gemälde, zeigt ein einander mit desolaten Blicken ausweichendes Paar, kauernde Gestalten in finsterem Licht: Liebe, kälter als der Tod. "Warum ist mir denn, als ob ich vor Glück trunken wäre?" sagt Orpheus, wenn die sterbende Eurydike den drei Furien in die Arme fällt.
Ein Augenblick der Wahrheit. Dieses Ende ist nicht so schrecklich, wie es die weiterlebende "Liebe" geworden wäre - und wie sie wird, nachdem Orpheus Eurydike aus der Unterwelt zurückgeholt hat: Mißtrauen, Gewalt und Mord, Haß über den Tod hinaus. Orpheus tötet Eurydike, sieben Jahre danach kommt er durch ihren ihn heimsuchenden Geist um. Amor und Psyche, machtlose Nebenfiguren in diesem tragischen Spiel, finden an dessen Ende zueinander. Das "Lieto fine" findet im Außermenschlichen statt.
Ernst Krenek, der nach einer gescheiterten Ehe mit Alma Mahler wohl wenigstens ahnte, wovon Kokoschka in seinem Drama zwischen den Zeilen gesprochen hatte, vertonte den Text im Jahre 1923. Drei Jahre später wurde die Oper "Orpheus und Eurydike" 1926 am Staatstheater Kassel unter der Intendanz von Paul Bekker uraufgeführt.
Der Hausherr führte Regie, die Ausstattung besorgte ein Maler namens Schönke, nachdem Oskar Kokoschka diese Aufgabe desinteressiert abgelehnt hatte. Immerhin kam der Autor zur Premiere und er (so der Komponist) " . . . amüsierte uns den ganzen Nachmittag im Hotel Schirmer, indem er unter reichlicher Einnahme von Slivowitz Schwänke aus seinem Leben, vielleicht erinnerte oder auch frei erfundene, erzählte". Welche (Frauen-)Namen dabei (nicht) fielen, wird verschwiegen . . .
"Er freut mich sehr, daß man Orpheus in Kassel spielen wird, jedoch fahre ich nicht mehr nach Europe" - so Ernst Krenek fünfundsechzig Jahre später. Ihm entging vor seinem Tode eine überaus interessante, sorgfältige und einfühlsame Produktion, die jetzt wieder aufgenommen wurde, dirigiert von Johannes Wedekind, inszeniert von Michael Leinert (dem derzeitigen Kasseler Hausherrn) und in den Bühnenbildern von Kathrin Kegler, deren Arbeit das Kasseler Publikum offensichtlich (zu) wenig ästimiert: So genau will man nicht wissen, welche rabenschwarzen Seiten Opernfiguren zeigen können, wenn ein böser (Künstler-) Blick sie durchleuchtet.
Schwarz ist die Grundfarbe der Szenerie, in der wenige Farben - so die modisch engen und kurzen Roben der von Elisabeth Hau, Joke Kramer und Nidia Palacios scharf charakterisierten Furien - kalt, perniziös leuchten. Schnell verfliegt die im ersten Bild von giftigem Gelb hinter kahlem Baum durch eine große Fensteröffnung im Schwarzen bestrahlte Idylle, wenn Eurydike die auf ihren Händen sitzenden Tauben(-Attrappen) fortschleudert.
Die Kindfrau Psyche (graziös: Aixa Rodriguez) hat die todbringende Schlange im lindgrünen Schulranzen, Amor (der Tänzer Terrance Ho Sin Hang, stumm) erscheint als Macho mit messerscharfem Blick. Durch fünf schräg in den leeren Raum ragende Türen dringen die Furien ein, statten später Eurydike hurenhaft zum Sterben aus: Makaber der Anblick der dann auf einer abschüssigen, weiß- gedeckten Tafel Ausgestreckten. Hier wie in jedem anderen Moment der Aufführung haben Jayne Casselman und James McCray, wie alle Beteiligten von intensiver Personenregie animiert, in der Darstellung des von ambivalenten Emotionen zerrissenen Paares starke Präsenz.
Fahl dann die Atmosphäre im Orkus, vor riesigen Eisfelsen, auf dem "rettenden" Schiff, das Orpheus und Eurydike ins Verderben bringt: schleichende, elende, von mancherlei Tics befallene Gestalten, böse Mienen, sinistre Handlungen. Desaströs dann die Szenerie des dritten Aktes: eine Mülltonne, ein baumelnder Kronleuchter, an dessen Stelle Orpheus gehängt wird, wüste Aktionen. Als "Betrunkener" hat Hans-Werner Bramer in krasser Nacktheit herumzutoben, eine Vergewaltigungsszene erspart der Regisseur (hier wie an anderer Stelle übermäßig ins Spektakuläre verfallend, aus dem Rahmen seiner ansonsten konzentrierten Bildersprache ausbrechend) dem ohnehin von der Gnadenlosigkeit des Geschehens tangierten Betrachter nicht.
"Wo du mich anrührst, werd' ich schimmlig . . . Liebesstunden tanzen mit den nackten Erinnerungen . . . Lanzen überm Leichenbette zwischen uns . . . Genug! Glück, Unglück ausgepreßt! Genug!" Letzte Worte vor der letzten Mordtat nach wilder Umarmung. Danach Amor und Psyche, noch im Stadium wechselseitiger Begehrlichkeiten, zeigen viel bloße Haut. Chorfinale mit Champagnergläsern, die Furien schenken ein. Obwohl der Kronleuchter wieder (gleißend, blendend) strahlt, bleibt diese Festivität finster, verglimmt schließlich. Der letzte Lichtschein fällt auf Orpheus und Eurydike, die in entgegengesetzte Richtung die Bühne verlassen.
Auch die Musik vergeht, nur Flöten- und Harfentöne bleiben übrig. Zuvor, gut zwei Stunden lang, faszinierte Kreneks Musik durch facettenreiches, zwischen spätromantischem Espressivo und kühler, oft auch maliziöser Distanzierung changierendes Kolorit und eindringliche Gestik: "Daß dem Zuhörer das innerste Wesen des dramatischen Vorgangs so klar als möglich werde, ist die Absicht, und dazu soll die Musik mit der ganzen Skala ihrer Mittel jeder Art beitragen, die mir zur Zeit der Komposition des Werkes zu Gebote standen. Ein irgendwie einschränkendes Prinzip, etwa im Sinne der Schlagworte: tonal, atonal, linear oder dergleichen, habe ich bewußt nicht angewendet."
Mit der Interpretation seiner Musik durch Solistenensemble, Orchester, Opernchor und Mädchen des Jugendchores "Cantamus", die unter Leitung von Johannes Wedekind engagiert auf die vielfältigen Klang- und Ausdrucksnuancen eingingen, könnte Ernst Krenek zufrieden gewesen sein. VERA LUMPE
Ihr Artikel in der FR von 4. 2. 1993 "Beschäftigte des DGB wollen nicht ,Fußabtreter&rquote; sein" enthält mehrere Unrichtigkeiten, die beim Leser den Eindruck hinterlassen, als ob sich die Beschäftigten des DGB in der Bundesvorstandsverwaltung in Düsseldorf als "Fußabtreter" mißbraucht fühlen würden.
Diese von Ihnen zitierte Darstellung stammt nicht von Betriebsräten des DGB, sondern von zwei Betriebsratsmitgliedern des DGB-Landesbezirks NRW. Die Konferenz in Goch am 3. 2. 1993 war keine "Betriebsrätekonferenz", sondern diese findet erst am 15./16. 3. 1993 in Düsseldorf statt. Peter Bauer ist auch kein stellvertretender Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats in der "DGB-Zentrale". Richtig ist, daß die Bundesvorstandsverwaltung in Düsseldorf - wenn Sie diese schon als "Zentrale" bezeichnen wollen - einen eigenen Betriebsrat hat, dessen Vorsitzender ich bin.
Erklärungen für den Gesamtbetriebsrat erfolgen nach Recht und Gesetz durch die Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats des DGB, Carola Pelzer, und zwar im Rahmen der gefaßten Beschlüsse des GBR. Der GBR des DGB hatte im "neuen" Jahr 1993 noch keine Sitzung abgehalten und folglich ist die aktuelle Haushaltssituation des DGB noch nicht einmal im GBR beraten worden.
Insoweit sind solche "Rundumschläge" von Peter Bauer weder unserem Betriebsrat noch dem GBR des DGB zuzurechnen - und als Mitarbeiter der "DGB-Zentrale" distanziere ich mich von solchen Äußerungen ganz aussdrücklich.
Georg Faupel (DGB/Bundesvorstand), Düsseldorf
Donnerstag, 18. Februar
Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Die Literaten und der Krieg, "Hereinbrechende Ränder" - Lesung und Diskussion mit Drago Jancar, Nenad Popovic, Swetlana Slapsak.
Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Str. 24: 15 Uhr, Jutta Warmers erzählt Geschichten für Gehörlose Kinder in Gebärdensprache.Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10: 15.15 Uhr, Führung zum Thema "Reinhard Mucha: ,Mutterseelenallein'".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Vorträge / Diskussionen Deutscher Akademikerinnen Bund: 19.30 Uhr, Vortrag "Die Rolle der Frau bei den Indianern Nord-Amerikas. Dargestellt am Beispiel der Hopi und Sioux", Hotel National.
Frankfurter Verein für Geschichte und Landeskunde: Vortrag "Goethe und seine Ärzte", Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.
Jüdische Volkshochschule, Freiherr-vom- Stein-Str. 30: 20 Uhr, Vortrag "Totenruhe im Judentum". Jüdisches Lehrhaus: 20 Uhr, Gespräch über "Juden in Jugoslawien - Von der Vergangenheit bis in die Gegenwart", Bürgertreff Westend, Ulmenstr. 20.
Autonomes Asta-Schwulenreferat, Universität Hörsaalgebäude H 11/3. OG: 20 Uhr, Vortrag "Die schwule Identität - zerrieben zwischen Integration und neuer Gewalt?".
Juso AG Nordend, AWO-Zentrum, Eckenheimer Landstr. 93: 20 Uhr, Diskussion "Sozialstaat in Gefahr? - Sozialabbau in Bonn zu Lasten der Kommunen".
Botanisches Institut der JWG-Universität, Siesmayerstr. 70: 17.15 Uhr, Vortrag "Lebensgemeinschaften im tropischen Regenwald".
Frankfurter Juristische Gesellschaft: 18 Uhr, Vortrag "Karl May - ein Straffälliger als Dichter", Plenarsaal der Frankfurter Hypothekenbank AG, Gr. Gallusstr. 2a. Sonstiges Fachverband für Hauswirtschaft, Dannekkerstr. 15: 15 Uhr, Kreppelkaffee.
Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Weiberfastnacht auf der "Goethe", Eiserner Steg.
Frankfurter Bund für Volksbildung: 15 Uhr, Shut Ups - Jonglage, Pantomime, Akrobatik; Brüder-Krankenhaus, St.-Marien-Krankenhaus, Richard-Wagner-Str. 14.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Lstr. 233: 17 Uhr, Spielerei, 14 bis 18 Uhr, Treff Lenaustr. 24.
City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.
Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Bahnhof-Apotheke von 1894, Münchener Str. 60, Tel. 23 29 05; Bock-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 71, Tel. 779413; Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstr. 369, Tel. 65 13 98; Dornbusch-Apotheke, Eschersheimer Landstr. 240, Tel. 5 60 14 33; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Greif-Apotheke, Waldschmidtstr. 69, Tel. 44 59 74; Harheim-Apotheke, Harheim, Alt- Harheim 7, Tel. 0 61 01 / 4 12 74; Kreuz-Apotheke, Schwanheim, Vogesenstr. 29, Tel. 35 01 82; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr:
Tierarzt Dr. Imbescheidt, Schwarzwaldstr.30, Ffm. 17, Tel. 67 02 704; oder bei den tierärztlichen Kliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").
Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern
Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
ADAC-Pannenhilfe 1 92 11
ACE-Pannenleitstelle 1 92 16
AvD-Pannennotruf 6 60 66 00
VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366
Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - Ohne Gewähr -
Vier Tage nach dem torlosen Remis im Nachholspiel beim KSV Hessen Kassel und drei Tage vor dem nächsten Punktspiel gegen den SC Neukirchen (Samstag, 14.30 Uhr) verlor Oberligist FSV Frankfurt einen Test beim Landesligisten Spvgg. 03 Neu-Isenburg überraschend mit 1:4. Ohne Trainer Herbert Dörenberg, der aus familiären Gründen fehlte und durch Jörg Hambückers vertreten wurde, führten die Bornheimer durch Neuzugang Kilian (16.). Bürkle (20.) und Walz (35.) besorgten jedoch den 2:1-Halbzeitstand. Auch später spielte der Gastgeber wie aus einem Guß und kam durch von Dziengel (51.) und Haffner (71.) zu weiteren Toren. Der bis auf Zgraja und Conrad komplett angetretene FSV hatte es seinem Torwart Croonen zu verdanken, daß die Niederlage nicht noch höher ausfiel.
Im Oberliga-Vergleich trennten sich der SV Wiesbaden und der FV Bad Vilbel 1:1 (0:0). Der klar überlegene Gast führte durch Nix (85./FE), mit dem Abpfiff egalisierte Weimer nach einer Mühlroth-Flanke per Kopfball für den bis auf Auswahlspieler Kirn in Bestbesetzung spielenden SVW. Die Vilbeler, ohne die Stürmer Erk und Pross sowie Weber und Pucher, trafen durch Nix, Jakob und Becker noch dreimal den Pfosten. Am Freitag (19 Uhr) trifft Bad Vilbel auf Eintracht Frankfurt Amateure, am Sonntag (11 Uhr) auf den Progres. Das Spiel Spvgg. Bad Homburg gegen Viktoria Sindlingen fiel aus. hdp
Sie scheint wie ein Damoklesschwert über den Spielerinnen des Volleyball- Zweitligisten VC Wiesbaden zu schweben, die Aufstiegsrunde zur 1. Liga, an der die beiden Tabellenletzten der Bundesliga und die zwei Erstplazierten der 2. Liga Süd und Nord teilnehmen. Lange Zeit waren in der Südgruppe die Wiesbadenerinnen auf eben diesem Rang zwei plaziert, bis die Begegnungen zu Hause gegen Dingolfing und auswärts beim Tabellenführer Creglingen anstanden.
Mußten Trainerin Sylvia Hübener und Manager Jürgen Baier beim Gastspiel in Creglingen durchaus mit einer Niederlage rechnen, so waren gegen den Aufsteiger aus Südbayern in jedem Falle zwei Punkte auf der Habenseite fest einkalkuliert. Doch zunächst verloren die Hübener-Schützlinge zu Hause vor knapp 100 Zuschauern mit 1:3 (15:12, 8:15, 3:15, 6:15) gegen die Bayern und zogen danach am letzten Wochenende mit ebenfalls 1:3 (10:15, 7:15, 15:9, 13:15) vor über 700 Zuschauern beim Klassenprimus den kürzeren. Ausschlaggebend für die Heimniederlage waren mentale Gründe.
Nach starkem Beginn und schneller 6:0-Führung, die in erster Linie auf raffinierte Angaben der polnischen Zuspielerin Jolanta Ziebacz zurückzuführen war, brachten die Blaugelben noch gerade so den Satzgewinn über die Runde. Als die enorm kampfstarken Gäste dann im zweiten Satz aber mehr und mehr die Oberhand gewannen, waren die Gastgeberinnen mit ihrem Latein am Ende.
Spielführerin Claudia Schickedanz wäre vielleicht eine Leitfigur, was sie eine Woche später beim Auswärtsspiel in Creglingen eindrucksvoll bewies. Gegen Ende des vierten Satzes hatte der VCW beim Stande von 13:14 durchaus Chancen, den Tiebreak zu erzwingen. ms
Bei einem schweren Verkehrsunfall in Griesheim ist eine 17 Jahre alte Frau tödlich verunglückt. Vier Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Die 17jährige hatte als Beifahrerin in dem Auto gesessen, das von einem 18jährigen von Höchst aus über die Stroofstraße gesteuert wurde: Nach Angaben der Polizei geriet sein Wagen gegen 20 Uhr hinter der Schwanheimer Brücke auf die Gegenfahrbahn.
Ein Wagen, der von einem 40 Jahre alten Mann in Richtung Höchst gelenkt wurde, prallte gegen die Beifahrertür des querstehenden Autos, hinter der die 17jährige saß. Der 40jährige sowie der 18jährige und zwei seiner Mitfahrer wurden teilweise schwer verletzt. ing
ESCHBORN. 3500 Mark und diverse Schecks hat ein bislang unbekannter Mann bei einem Raubüberfall am Mittwoch abend in Eschborn erbeutet. Gegen 19 Uhr hatte er nach Angaben der Polizei in der Frankfurter Straße eine Frau angesprochen, die mit einer Geldbombe auf dem Weg zu einer Bank war: Der Unbekannte schoß ihr mit seinem Gasrevolver ins Gesicht.
Die 24jährige wurde verletzt ins Krankenhaus gebracht. Der Täter wird als dunkelblond beschrieben und trug eine dunkle Jacke mit Kapuze. ing
Eishockey-Oberliga
"Löwen" überzeugten
Seit Mittwochabend geht es den Eishockey-Spielern des Frankfurter ESC sehr viel besser. Sie gewannen erwartungsgemäß ungefährdet beim REV Bremerhaven mit 9:2 (5:1, 4:1, 0:0) Toren und brachten damit die letzte von fünf beschwerlichen Busreisen.
Was den "Löwen" ähnlich klare Erfolge aber nicht annäherend so viel Spaß machen dürfte, sind die beiden Gastspiele der Bremerhavener am Freitag und kommenden Dienstag. Nur noch 200 Zuschauer wollten am Mittwoch das Gastspiel der "Löwen" miterleben. Unterhaltendes steuerten denn auch vornehmlich die Frankfurter bei, durch Tore, aber auch durch einige unnötige Härten mit zunehmender Spielzeit. Diese Entgleisungen waren oft aber nur Reaktionen auf die unbedarfte Art, in der sich die stark ersatzgeschwächten Gastgeber zu wehren versuchten. Die Tore für die "Löwen", die nur in den ersten fünf Minuten Widerstand brechen mußten und es im torlosen letzten Drittel langsam angehen ließen, erzielten Erhardt (2), Thurnbury (2), Jaufmann, Eckert, Wolf, Hall und Scholz. Sim.
Die Erleichterung war Boris Becker ins Gesicht geschrieben, als der Weltranglisten-Vierte am späten Mittwoch abend schleppenden Schrittes zum Netz ging. Er reckte nicht die Faust zur Decke, der mühsame Arbeitssieg gab keinen Anlaß für die Geste des großen Triumphators. Durch ein 6:4, 6:7, 6:3 gegen den Franzosen Henri Leconte zog Becker einen Tag nach Michael Stich und Patrik Kühnen als dritter deutscher Spieler in das Achtelfinale des mit 2,25 Millionen Dollar dotierten Tennis-Turniers in der Stuttgarter Schleyer-Halle ein. Während Becker damit am Donnerstag in der zweiten Runde auf den dänischen Qualifikanten Kenneth Carlsen trifft, der überraschend den Spanier Javier Sanchez ausschaltete, steht Stich der schweizer Olympiasieger Marc Rosset und Kühnen der Australier Wally Masur gegenüber.
Lautstark hatten die 8000 Zuschauer in der ausverkauften Arena Becker und Leconte empfangen. Doch ihre Vorfreude auf ein hochklassiges Match zwischen zwei der größten Charakterdarsteller des Tenniszirkus sollte nicht allzu oft während der Begegnung ihre Bestätigung finden. Zu eindeutig beherrschte zunächst Becker, dem drei Tage nach seinem Turniersieg von Mailand offensichtlich noch die Frische fehlte, den französischen Daviscup-Helden, ehe ihm später selbst viele Konzentrationsfehler unterliefen. Mit denen hatte anfangs Leconte mindestens ebenso zu kämpfen wie mit den Schlägen seines Gegners. Der Franzose gab, zur Freude seiner zahlreichen Fans, zwar immer wieder Kostproben seines Könnens, der nach mehreren Bandscheibenoperationen auf die Weltranglistenposition 61 abgerutschte Wildcard-Inhaber schoß aber allzu häufig übers Ziel hinaus.
Becker nahm dem 29 Jahre alten Franzosen schon im dritten Spiel den Aufschlag ab, so daß er mit seinem sicheren Service den Satz nach 37 Minuten für sich entschieden hatte. Auch im zweiten Durchgang sah es nach einer schnellen Entscheidung aus, als Becker, wiederum im dritten Spiel, gleich drei Breakchancen hatte - Leconte freilich wehrte diese ebenso ab wie Becker kurze Zeit später, als nun plötzlich der besser ins Spiel findende Franzose mit drei Bällen vorne lag. Der überraschenderweise nicht zum alleinigen Publikumsliebling erkorene Leimener aber bewies in dieser kritischen Phase wieder einmal, daß er unter Druck zu den größten Leistungen fähig ist, rettete nicht nur seinen Aufschlag, sondern nahm Leconte den seinen auch zum 5:4 ab. Wer glaubte, der Deutsche würde nun zum Matchgewinn servieren, hatte aber die Rechnung ohne den Garcon gemacht. Mit einer fulminanten Rückhand passierte der Linkshänder - sehr zum Gefallen der vielen "Henrianer" - den Deutschen zum Re-Break. Im alsbald fälligen Tie- Break kamen dann die Zuschauer voll auf ihre Kosten. Trotz eines spektakulären Becker-Hechts schaffte Leconte zwei Mini-Breaks, womit er sich diesen Satz mit 7:6, (7:4) sicherte.
In der unfreiwilligen Überstunde zu vorgerückter Zeit glückte Becker dann das Break zum 3:1. Obwohl er auch in der Folgezeit häufig den Fehler machte, zu halbherzig ans Netz zu gehen. Der Münchner Bernd Karbacher hatte sich als dritter deutscher Spieler schon am Nachmittag verabschiedet. Im Gegensatz zu Patrick Kühnen, der am Dienstag überraschend 6:2, 6:4 gegen den Österreicher Thomas Muster gesiegt hatte, mußte der zweite deutsche Wildcard-Besitzer die Überlegenheit seines Gegners anerkennen. Der 24jährige tat dies mit allem Anstand, und dies nicht nur, weil er den siegreichen Australier Wally Masur für sein Spiel lobte. Karbacher hatte allen Grund, mit seinem Match "sehr zufrieden" zu sein. Fast zwei Sätze lang sah er nach dem Sieger aus, unterlag jedoch noch, weil Masur die "big points" zum 4:6, 7:5, 6:3 gelangen. REINHARD SOGL
WASHINGTON, 18. Februar (AP). US-Präsident Bill Clinton hat am Mittwoch bestätigt, daß er sich entlang der Zufahrt zum Südrasen des Weißen Hauses einen einspurigen Jogging-Pfad errichten läßt. Zur Begleichung der Kosten hofft er auf freiwillige Spenden, betonte er. Der eigene Jogging-Pfad soll die Laufübungen des Präsidenten in den für die Sicherheitsbeamten überschaubaren Bereich des Weißen Hauses verlagern. Bislang joggte Clinton täglich durch die Parks und die Straßen von Washington, und jedesmal mußte ein ganzer Wagenpark voller Sicherheitsbeamten hinterherfahren und verursachten große Verkehrsstaus.
BONN, 18. Februar (AP). Die Mitgliederzahlen der wichtigsten Parteien in der Bundesrepublik nehmen rapide ab. Das ist das Ergebnis einer AP-Umfrage in den Parteizentralen von SPD, CDU, CSU, FDP und Grünen. Vor allem die großen Volksparteien wie Sozialdemokraten und Christdemokraten verzeichneten deutliche Rückgänge. So sank der Mitgliederstand der einstigen Millionenpartei SPD erstmals seit vielen Jahren wieder unter 900 000.
Offiziell waren vom SPD-Parteivorstand lediglich Zahlen vom Juni 1992 zu haben. Danach ging die Anzahl der Mitglieder im Vergleich zum Juni 1991 von 928 000 auf 902 000 zurück. Wie jedoch inoffiziell zu erfahren war, hat die SPD zwischen Dezember 1991 und Dezember 1992 einen Schwund von 3,5 Prozent verkraften müssen. Demnach läge die Mitgliederzahl der größten und ältesten Partei Deutschlands gegenwärtig bei rund 888 000.
Zur Begründung dieser Entwicklung hieß es in der "Baracke", daß die Partei immer älter werde. Die Zahl der neu eintretenden Genossen liege unter der, die die Partei durch Tod verliere. Nach ebenfalls inoffiziellen, aber zuverlässigen Angaben liegt das Durchschnittsalter in der SPD gegenwärtig bei 50 Jahren. 10 000 bis 15 000 Parteimitglieder seien im übrigen ausgetreten, weil die SPD 1991 zusätzlich zum monatlichen Parteibeitrag eine Solidarabgabe eingefordert habe. "Da reagieren viele Genossen sehr empfindlich", meinte ein Vorstandsmitglied.
Traurig, so heißt es, sei die Mitgliedersituation der Sozialdemokraten im Osten Deutschlands. Durch die von der Sowjetunion nach dem Krieg vorangetriebene Vereinigung von Kommunisten und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), durch die die SPD von der politischen Landkarte der DDR verschwand, gab es die Sozialdemokraten nicht einmal mehr als sogenannte Blockpartei. Die derzeitige Zahl der SPD-Mitglieder in den neuen Ländern liege bei 25 000 mit nur leicht steigender Tendenz, sagte ein Sprecher.
Die CDU hatte nach Angaben ihres Generalsekretärs Peter Hintze Ende 1992 (Fortsetzung auf Seite 2) (Fortsetzung von Seite 1)
Hintze nannte zwei Gründe für diese Entwicklung: Zum einen sei die Kartei bereinigt worden, und zum anderen habe die CDU alle Mitglieder der früheren Blockpartei aufgefordert, selbst die Konsequenzen zu ziehen, "wenn ihr Wirken in der Vergangenheit dies nahelegen sollte". Deshalb sei er über den unverhältnismäßig hohen Verlust auch "nicht traurig", sagte Hintze.
Im Westen gleicht die Abnahme mit 3,4 Prozent fast der der SPD. Nach den Worten Hintzes ist bei allen Parteien festzustellen, daß die Menschen weniger bereit seien, sich langfristig an eine politische Organisation zu binden.
Am geringsten ist nach Angaben der CSU-Zentrale in München der Mitgliederschwund in der bayerischen Unionspartei. Von Ende 1991 bis Dezember 1992 verlor die CSU lediglich 2300 Mitglieder. Die Partei zählt jetzt 181 700 zahlende Männer und Frauen. Die Abnahme ist nach den Worten von CSU-Sprecher Maximilian Schöberl auf "Wegzüge und Todesfälle" zurückzuführen.
Bei den Freien Demokraten ging die Zahl der Mitglieder im Laufe des vergangenen Jahres von 137 000 auf 110 000 zurück. Die hohe Mitgliederzahl der ehemaligen DDR-Liberalen habe nicht gehalten werden können, sagte ein Sprecher. Im Westen liege die Mitgliederzahl ziemlich konstant bei 63 000 bis 65 000. Die Austrittswelle der letzten Jahren sei gestoppt worden.
Bei den Grünen schließlich ging die Mitgliederzahl nach den Worten einer Sprecherin in den letzten zwei Jahren von 40 000 auf 38 000 zurück, "ohne daß dafür besondere Gründe verantwortlich wären".
BERN. Der Genfer Jazztrompeter Carlos Baumann mußte sich zuerst "vom Postkarten-Image befreien", um auf dem Alphorn moderne Musik zu spielen. Er und das "Contemporary Alphorn Orchestra" demonstrieren das inzwischen bei Auftritten und auf einer ersten Compact- Disc: Mit Einflüssen, die vom Rhythm and Blues bis zur alpinen Volksmusik reichen, verleiht das Schweizer Quartett dem archaischen Naturhorn frischen Wind.
Mit schrägen Harmonien und federnden Funk-Rhythmen begeben sich die vier unbegleiteten Bläser in die Nähe des Jazz. Es finden sich aber auch Anklänge von klassischer Kammermusik. Die neuerdings mit der Unterstützung des Computers gedrehten Fichtenholzhörner dröhnen, hupen und gurgeln wie einst, nur nicht mehr volkstümlich, sondern eben zeitgenössisch ("contemporary"). Sogar als Percussion kommen sie zum Einsatz.
Das "Orchester" entstand als Traum des 53jährigen Schweizer Trompeters Hans Kennel, der die Alphorntradition seiner Innerschweizer Heimat jenseits von Folklorekommerz interpretieren wollte. Der in europäischen Jazzkreisen angesehene Musiker und Komponist hatte die lange Suche nach Gleichgesinnten beinahe aufgegeben, als ihm vor vier Jahren bei einem Fest in Baumanns Wohnung das Alphorn an der Wand auffiel. Baumann, der nie daran gedacht hatte, "daß man damit moderne, improvisierte Musik machen könnte", machte mit.
Dazu kamen zwei weitere Blechbläser, der mit der schwarzen Popmusik der 60er Jahre aufgewachsene US-Amerikaner Bill Holden und der klassische Trompeter Marcel Huonder, Deutschschweizer wie Kennel. Bei komplizierten Rhythmen wird laut Holden das Zusammenspiel der bis zu zehn Meter langen Hörner dann doch heikel. "Das ist eine Herausforderung, weil der Ton mit derartiger Verzögerung herauskommt".
Jean-Michel Pedretti hatte schon einschlägige Erfahrung, als er Holden letztes Jahr ersetzte. Im Alphornbläsersatz eines zwölfköpfigen Jazz-Ensembles aus Lausanne machte der gelernte Posaunist eine US-Tournee mit. "Die Leute waren erstaunt, wollten die Instrumente berühren", erinnert sich Pedretti an den Auftritt bei einem Gospel-Festival in Atlanta. "Noch besser war es, als drei von uns in New York auf der Fifth Avenue totale Improvisation gespielt haben."
In Kennels Gruppe behält das Alphorn allerdings seine eher bedächtige Natur. Schnelle Läufe sind auf dem ventillosen Rohr unmöglich. Aber die vielen Eigenkompositionen, meist von Kennel, zeigen bisher unausgeschöpfte Möglichkeiten auf. "Es gibt Stücke, die sind neue Volksmusik. Aber es geht auch in Richtung zeitgenössischer Musik", sagt Kennel, der den Folklore-Profis vorwirft, das Alphorn zu "nivellieren". Er, der in seiner Jugend durch eine Charlie-Parker-Platte zum Jazz kam, kann sich künstlerische Kompromißlosigkeit leisten: Er hat vor Jahren von seinem Vater eine erfolgreiche, im Steuerparadies Zug ansässige Kräutertee-Großhandelsfirma übernommen.
Nach Deutschland kommt die Gruppe voraussichtlich im Sommer, um eine Ballettaufführung in Hamburg musikalisch zu untermalen. Geplant ist auch ein Auftritt beim Musikfestival in Witten an der Ruhr, wo ein Alphorn-Stück des amerikanischen Avantgarde-Musikers Anthony Braxton gespielt werden soll.
In der Fachpresse wurde die erste CD, "Mytha", wohlwollend besprochen. Der französische Musikkritiker Franck Bergerot sah darin etwas "für alle jene, denen die schwarze amerikanische Musik weiterhin eine Möglichkeit bedeutet, kulturelles Erbe frei zu leben". In jedem Fall haben Kennel und Konsorten das Alphorn von der Alm geholt, denn, so meint Baumann, "für einen traditionsbewußten Bergbauer machen wir vielleicht nur Stadtlärm". TONY CZUCZKA (AP)
HAMBURG. Die Hamburger Deichtorhallen und andere Veranstaltungszentren der Stadt sollen sich im Mai in ein Eldorado für Comic-Enthusiasten verwandeln. Namhafte Künstler dieses immer beliebteren Genres präsentieren sich mit ihren gezeichneten Helden vom 27. bis 30. Mai auf dem "1. Internationalen Comic-Salon". Er umfaßt das internationale Spektrum der Comic- und Cartoon-Kunst vom Kinder-Comic bis hin zum Kunst-Comic.
Mit dem Wunsch, eine Fachmesse wie die Frankfurter Buchmesse mit einer Publikumsschau wie dem Comic-Salon von Erlangen zu verbinden, hatten sich vor zwei Jahren Künstler und deren Fans in dem Verein "Neunte Kunst" zusammengefunden. Im Norddeutschen Raum soll sich nun dieses Pendant zum alle zwei Jahre stattfindenden Erlanger Treff etablieren. Bisher haben sich 60 Verlage angekündigt, aus Frankreich, Dänemark, den Niederlanden, England, der Schweiz, Japan und den USA sowie der Bundesrepublik. AP
LONDON, 18. Februar (AP). Ein hoher Wetteinsatz hat den Glauben der Londoner Buchmacher an das Weiterbestehen der britischen Monarchie stark erschüttert. Das Wettbüro William Hill hatte Anfang des Jahres noch Wetten zum Kurs von 100 Pfund für jedes Pfund angenommen, das auf die Abschaffung der Monarchie bis zur Jahrhundertwende gesetzt wurde. Doch jetzt hat ein wettfreudiger Zeitgenosse gleich 8000 Pfund (rund 19 000 Mark) auf dieses bislang undenkbare Ereignis gesetzt, und die Buchmacher haben nach Angaben eines Sprechers vorsichtshalber den Wettkurs auf 8:1 gesenkt.
HAMBURG, 18. Februar (AP). Der Präsident des Bundeskriminalamtes, Hans-Ludwig Zachert, hat sich für die Abschaffung der sogenannten "Reality"-Fernsehsendungen ausgesprochen. Er forderte die Polizei auf, sich an diesen Sendungen nicht mehr zu beteiligen. In einem Interview der Bild sagte Zachert: "Polizisten dürfen sich nicht länger vor der Kamera zum Hansel machen." Es sei "abstoßend, wenn schwerste Verbrechen, Schicksale von Kriminalitätsopfern und schlimmste Unfälle zur Fernsehunterhaltung mißbraucht werden", sagte Zachert.
DETROIT, 18. Februar (AP). Sieben Geschwister im Alter zwischen zwei und neun Jahren sind beim Brand ihres Elternhauses in Detroit, in dem sie am Mittwoch abend allein gelassen worden waren, ums Leben gekommen. Die vier Jungen und drei Mädchen wurden nach Angaben der Polizei alle im selben Zimmer aufgefunden, in dem sie für einen Fluchtversuch eine Kommode ans Fenster geschoben hatten. Alle Türen und Fenster waren jedoch mit Sicherheitsschlössern gegen Einbrecher verschlossen, so daß die Kinder nicht entkommen konnten. Die Mutter der Kinder wurde von der Polizei festgenommen. Die Ursache des Feuers war vorerst ungeklärt.
Sachsen-Metall Tarifverträge gekündigt
DRESDEN, 18. Februar (AP). Die sächsischen Metallarbeitgeber haben am Donnerstag offiziell die vereinbarten Tariferhöhungen von 26 Prozent ab 1. April, einschließlich der vollen Tarifangleichung an das Westniveau ab 1994 gekündigt. Das erklärte das Vorstandsmitglied des Verbandes der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME), Hans Peter Münter, auf Anfrage der AP.
Münter sagte, damit sei der Vertrag über die stufenweise Angleichung der Löhne und Gehälter für die 130 000 Beschäftigten an die bayrischen Metalltarife vorerst auf dem Stand von 1992 eingefroren. Nach dem Scheitern der Schlichtung in den Verhandlungen um eine Revision des Vertrages zu Wochenbeginn solle die Gewerkschaft so an den Verhandlungstisch zurückgezwungen werden. Das Kündigungsschreiben gehe dem Vorstand der IG-Metall heute zu.
In der Substanz laute das Angebot zur Revision des Vertrages aber unverändert auf neun Prozent Inflationsausgleich für 1993, erklärte der Arbeitgebersprecher.
Die Entscheidung über die teilweise Vertragskündigung fiel am späten Mittwoch abend auf einer außerordentlichen Vollversammlung des VSME in Dresden. Laut Münter zeigte der Verband "bemerkenswerte Geschlossenheit": Nur zwei der 250 anwesenden Unternehmen hätten dagegen gestimmt. Der VSME zählt etwa 400 Firmen. Gekündigt sei mit der Abstimmung neben der Lohn- und Gehaltserhöhung auch die geplante Anhebung der Ausbildungszuschüsse. An die derzeitigen Grundtarife fühle sich der VSME aber weiter gebunden.
Der Verband verknüpfe die Teilkündigung mit der Aufforderung an die IG Metall, unverzüglich in Neuverhandlungen einzutreten. Das Angebot laute nach wie vor auf neun Prozent Teuerungsausgleich.USA/Affen Fünf Mexikaner in Miami wegen Affenschmuggels angeklagt Utl: Gingen einem Beamten in Gorillakostüm ins Netz
MIAMI (AP) Fünf Mexikaner, die Ende Januar einem als Gorilla verkleideten Beamten der US-Tierschutzbehörde auf den Leim gegangenen waren, sind am Mittwoch vor einem Gericht in Miami des Versuchs beschuldigt worden, vom Aussterben bedrohte Affen in ihre Heimat zu schmuggeln. Die fünf befinden sich gegen Kaution auf freiem Fuß, dürfen das Gebiet von Miami aber nicht verlassen. Im Falle eines Schulspruchs drohen ihnen als Höchststrafe 18 Jahre Haft und eine Geldbuße von einer Million Dollar.
Den fünf Angeklagten, darunter der Direktor eines Zoos, wird vorgeworfen, an den amerikanischen Tierhändler Matthew Block mit dem Wunsch nach Kauf eines Gorillas herangetreten zu sein, der als Ersatz für ein verendetes Zootier gedacht war. Block sagte die Lieferung eines Gorillas und eines Organgutan-Jungen zu, informierte aber die Tierschutzbehörde. Als die fünf am vereinbarten Treffpunkt erschienen, wo der Beamte im Gorillakostüm auf sie wartet, wurden sie von dem "Affen" festgenommen. Ausschlaggebend für die Anklage war, daß die fünf die Tiere ohne die erforderliche Genehmigung ausführen wollten.
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PEKING, 18. Februar (AP). Die Bevölkerung Chinas hat sich im vergangenen Jahr um 13,48 Millionen auf 1,17 Milliarden erhöht. Wie das Amt für Statistik in Peking am Donnerstag weiter mitteilte, betrug die Geburtenrate 18,24 pro tausend, während sich das Bevölkerungswachstum auf 11,6 pro tausend belief. Die Zahl der Chinesen hat damit weniger als 1991 zugenommen. Die chinesischen Behörden haben bereits eingeräumt, daß das Ziel einer Bevölkerungszahl von maximal 1,2 Milliarden am Ende des Jahrhunderts nicht einzuhalten sei. Selbst bei Beibehaltung der strikten Geburtenkontrollpolitik dürfte es im Jahr 2000 1,3 Milliarden Chinesen geben.
BONN, 18. Februar (AP). Deutsche Schiffe dürfen das in polnischen Hoheitsgewässern gelegene Stettiner Haff wieder frei befahren. Wie das Bundesministerium für Verkehr am Donnerstag in Bonn mitteilte, haben Minister Günther Krause und sein polnischer Kollege Zbigniew Zaworski am Vorabend ein Abkommen über die Schiffahrt in den Gewässern um die Insel Usedom unterzeichnet. Nach der Ratifizierung des Abkommens im Frühjahr 1993 haben alle Schiffe freie Zufahrt von der Ostsee zum Stettiner Haff.
WIEN (AP) Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche sind bei einem Zugunglück in Österreich drei Menschen ums Leben gekommen. Am Donnerstag morgen krachte ein Vorortzug am Bahnhof Wien- Hüttldorf frontal in einen Schnellzug, der zum Wiener Westbahnhof unterwegs war. Dabei wurden nach Angaben der Bahn auch 30 Menschen zum Teil schwer verletzt.
Auf der Westbahn genannten Strecke waren erst am Samstag auf der Höhe des Klosters Melk in Niederösterreich wegen menschlichen Versagens ein Güter- und ein Eilzug kollidiert. Auch der Unfall in Hüttldorf legt nach der offiziellen Darstellung der Hergangs einen schweren Fahrfehler nahe. Demnach hätte der Vorortzug vom Schutzsignal am Bahnhofsausgang langsam bis zu dem auf rot gestellten Hauptsignal vorziehen sollen. Statt dessen wurde die Einheit voll beschleunigt und donnerte mit Tempo 90 am Haltesignal vorbei. Eine automatische Sicherung löste zwar unmittelbar darauf eine Vollbremsung aus. Die Geschwindigkeit des Vorortzuges wurde dadurch aber bis zur Kollision mit dem mit Tempo 60 heranbrausenden Schnellzug nur auf ein Drittel verringert.
In den Trümmern starben der Schnellzugführer, eine Passagierin und ein noch nicht identifizierter Mann, dessen Leiche im Führerstand des Schnellzuges gefunden wurde. 30 Menschen wurden verletzt. Der Vorortzug war weitgehend leer, weil die meisten Passagiere unmittelbar zuvor in Hüttldorf ausgestiegen waren.
Ursache des weitgehend aufgeklärten Unglücks bei Melk war offenbar Konzentrationsmangel des 23jährigen Zugführers, der seinen Güterzug sehenden Auges in den seinen Weg kreuzenden Eilzug steuerte. Der Lokführer sagte später aus, er habe die Bremsen nicht betätigt, weil er an seine Freundin gedacht habe. Neben den drei Todesopfern wurden 21 Menschen zum Teil schwer verletzt.
Seit dem Zweiten Weltkrieg kam es in Österreich zu 21 schweren Zugunglücken. Dabei kamen in 17 Fällen mindestens drei Menschen ums Leben. Das folgenschwerste Unglück war eine Kollision im Bahnhof Langenwang 1951 mit 22 Todesopfern. Ende
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RITA SÜSSMUTH, Bundestagspräsidentin, hat sich energisch dagegen gewandt, die für 1996 zugesagte flächendeckende Versorgung mit Kindergartenplätzen Sparplänen zu opfern. Sie erinnerte daran, daß dies Bestandteil der sozial flankierenden Maßnahmen bei der Neuregelung des Abtreibungsrechts sei. Der Umgang damit sei ein "Punkt, an dem die Glaubwürdigkeit auf dem Spiel steht", meinte die CDU-Politikerin in einem Interview mit dem in Hamm erscheinenden Westfälischen Anzeiger. Angesichts solcher Sparabsichten stelle sich in der Öffentlichkeit erneut die Frage, "wie zuverlässig, verbindlich und glaubwürdig die Politik ist". Die Verabschiedung des Gesetzes liege erst ein dreiviertel Jahr zurück. Da auch die geplanten Kürzungen des Erziehungsgeldes und bei der Sozialhilfe Maßnahmen seien, die im Zusammenhang mit der Neureglung des Paragraphen 218 stehen, sei zu fragen, "welche Wirkung das jetzige Verhalten auf die ausstehende Entscheidung" beim Bundesverfassungsgericht (BVG) habe. Gegen die Neureglung des Abtreibungsrechtes haben Unionsabgeordnete beim BVG geklagt. (AP)
KIEL/BONN, 18. Februar (AP/AFP). Bei Materialprüfungen im Bereich von Atomkraftwerken (AKW) gibt es nach Angaben des schleswig-holsteinischen Energieministeriums keine wirkungsvollen unabhängigen Kontrollen. Das hätten Befragungen von Mitarbeitern verschiedener Subunternehmen ergeben, die in AKWs des Landes mit Werkstoffprüfungen beauftragt waren, teilte das Ministerium am Donnerstag in Kiel mit.
Die Befragungen hätten gezeigt, daß sowohl nicht fachgerechte Arbeit beim Herstellen der Schweißnähte und beim Fertigen von Röntgenaufnahmen als auch Manipulationen wie bewußtes Wiederholen von Aufnahmen und Ausblenden von Fehlern möglich seien. Das Energieministerium forderte Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) auf, die "notwendigen Konsequenzen zu treffen".
Nach Angaben der Reaktorsicherheitskommission sind die deutschen Leichtwasserreaktoren trotz der Rißbefunde im AKW Brunsbüttel sicher. In einem Zwischenbericht, der am Donnerstag in Bonn veröffentlicht wurde, schreibt das Expertengremium, nur in Brunsbüttel seien diese Risse gehäuft aufgetreten. Es seien wahrscheinlich "herstellungsbedingte Fehler" und nicht Risse, die beim Betrieb des Reaktors entstanden seien.
Trotz ihrer Befunde hält es die Kommission für zweckmäßig, "das bei allen deutschen Kernkraftwerken laufende qualifizierte Prüfprogramm zu intensivieren". Auch geht das Gremium davon aus, daß "im Falle von notwendigen Reparaturmaßnahmen die beanstandeten rißbehafteten Nähte vollständig neu geschweißt werden". Bei den entdeckten Fehlern an Schweißverbindungen von Rohrleitungen handele es sich "um Anrisse unterschiedlicher Tiefe und Ausdehnung, jedoch nicht um durchgehende Risse", heißt es in dem Zwischenbericht.
POTSDAM, 18. Februar (AP). In Potsdam haben am Donnerstag die Verhandlungen über einen Staatsvertrag zur Fusion der Länder Berlin und Brandenburg begonnen. Wie Sprecher beider Regierungen mitteilten, gab es zum Auftakt Abstimmungen der jeweiligen Justiz-, Innen- und Finanzministerien. Berlin und Brandenburg hatten im Januar die grundsätzliche Entscheidung zur Vereinigung bis 1999 gefaßt.
Grundlage der jetzigen Verhandlungen sind die Ergebnisse einer gemeinsamen Regierungskommission zur Klärung von Eckpunkten für die lange Zeit umstrittene Fusion. Nach Angaben eines Sprechers werden die Gespräche im monatlichen Wechsel in Berlin und Brandenburg stattfinden. Der Entwurf des Staatsvertrages soll wie vereinbart im Herbst dieses Jahres vorliegen.
CELLE, 18. Februar (AP). Im Prozeß um die spektakuläre Geiselnahme vor 18 Monaten im Celler Sicherheitsgefängnis wollen alle drei Angeklagten aussagen. Nachdem ein Befangenheitsantrag gegen die Richter des Celler Landgerichts abgelehnt worden war, begann der 35 Jahre alte Angeklagte Dirk Dettmar am Donnerstag, seine Beweggründe für die Tat darzulegen. Dabei ging es besonders um die Verhältnisse im Hochsicherheitstrakt des Gefängnisses. Die drei Angeklagten Dettmar, Ivan Jelinic (29 Jahre) und Samir El-Atrache (31) waren alle in diesem Bereich untergebracht. Am 21. Oktober 1991 hatten sie mit selbstgebauten Waffen und einem Sprengsatz Vollzugsbeamte als Geiseln genommen und die Flucht erpreßt. Der vierte Geiselnehmer Bruno Reckert ist inzwischen gestorben.
BOCHUM/SIEGEN, 18. Februar (AP). In Hagen und Siegen droht nach Angaben der Industriegewerkschaft Metall der "größte Kahlschlag in der Geschichte der deutschen Stahlindustrie". Nach einer Sitzung des Aufsichtsrats der Krupp- Stahl AG in Bochum sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Herbert Kastner, am Donnerstag: "Die Standorte Siegen und Hagen mit ihren 4000 Arbeitsplätzen sind mehr als gefährdet." Zwar sollten in den nächsten vier Wochen noch einmal Kooperationsgespräche mit Thyssen und Saarstahl stattfinden. Doch sei er wenig optimistisch.
Sofort nach Bekanntwerden der Krupp- Pläne gingen in Hagen und Siegen die Beschäftigten aus Protest gegen den drohenden Verlust ihrer Arbeitsplätze auf die Straße. Die Gewerkschafter kündigten eine "Nacht der Unruhe" an.
In Dortmund protestierten am Nachmittag wieder Hunderte Hoesch-Beschäftigte gegen Kahlschlagspolitik der Unternehmen. Erst am Morgen hatten die Hoesch-Stahlarbeiter ihre Blockade der Bundesstraße 1 nach 13 Stunden beendet. An der Demonstration hatten laut Polizei zeitweise 20 000 Menschen teilgenommen.
Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) forderte in Bonn die Stahlindustrie auf, innerhalb von sechs Monaten ein Konzept zur Bewältigung der Krise vorzulegen. Nach einem Gespräch mit den führenden Stahlunternehmen betonte er allerdings auch, zusätzliches Geld aus dem Haushalt könne er nicht zur Verfügung stellen.
(Leitartikel S. 3, Berichte S. 4 und 13)
Die Bundessieger des Schülerwettbewerbs "Make a Video" kommen aus Hessen. In der Gruppe der Sechs- bis Zwölfjährigen gewannen Schüler der Gruppenschule Petterweil (Wetteraukreis) mit ihrem Videofilm "Robo" den ersten Preis, und in der Gruppe der 13- bis 19jährigen kamen Schüler der Frankfurter Paul-Hindemith-Schule mit "Überleben zwischen Knast und Gittern" an die Spitze, wie der Südwestfunk mitteilte.
Veranstaltet wird der Wettbewerb von den in der Europäischen Rundfunkunion zusammengeschlossenen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Die Europa- Sieger werden vom 9. bis 12. Mai in Helsinki ermittelt. Daran werden auch die zweit- und drittplazierten Videos teilnehmen. Die Bundessieger wurden aus 32 Landessiegern ermittelt. AP
BOCHUM/SIEGEN, 18. Februar (AP). Die Krupp-Stahl AG gibt die Stahlstandorte Siegen und Hagen mit rund 4000 Beschäftigten auf, falls nicht in letzter Minute eine Kooperation mit Thyssen oder mit Saarstahl bei Profilstahl zustande kommen sollte. Krupp-Stahl teilte am Donnerstag nach einer Aufsichtsratssitzung in Bochum mit, die Aufgabe der beiden Profilstahl-Standorte sei der einzige Weg, das gesamte Unternehmen finanziell zu entlasten. Am 31. März soll endgültig entschieden werden.
Nach Bekanntwerden der Pläne legten in Siegen die Stahlwerker für 24 Stunden die Arbeit nieder und kündigten eine "Nacht der Unruhe" an. In Hagen blokkierten Arbeiter mehrere Stunden eine Bundesstraße. Der zweite Bevollmächtigte der Siegener IG Metall, Detlef Wetzel, sagte, in Hagen und Siegen drohe "der größte Kahlschlag in der Geschichte der deutschen Stahlindustrie". Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von Krupp, Herbert Kastner, sagte, die beiden Standorte seien "mehr als gefährdet".
In Dortmund protestierten am Nachmittag wieder Hunderte Hoesch-Beschäftigte gegen die Kahlschlagpolitik der Unternehmen. Am Morgen hatten die Stahlarbeiter ihre Blockade der Bundesstraße 1 nach 13 Stunden beendet. An der Demonstration hatten laut Polizei zeitweise 20 000 Menschen teilgenommen.
Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) forderte in Bonn die Stahlindustrie auf, innerhalb von sechs Monaten ein Konzept zur Bewältigung der Krise vorzulegen.
(Leitartikel S. 3, Berichte S. 4 und 13)
SOWETO, 18. Februar (AP). Die größte südafrikanische Oppositionsbewegung, der Afrikanische Nationalkongreß (ANC), hat am Donnerstag einer in der vergangenen Woche ausgehandelten Übereinkunft zugestimmt, die die Bildung einer gemischtrassischen Übergangsregierung für die Dauer von fünf Jahren nach Ende der Apartheid vorsieht. Die Ankündigung wird als Durchbruch für die Wiederaufnahme der Verhandlungen zur Abschaffung der Rassentrennung gewertet. Strittig ist jedoch nach ANC-Angaben, wie eine solche Regierung aussehen soll. Der Generalsekretär des ANC, Cyril Ramaphosa, sagte in Soweto, seine Organisation sei gegen den Plan von Präsident Frederik de Klerk, mehreren Gruppierungen eine gleichstarke Regierungsbeteiligung zu geben und der weißen Minderheit ein Vetorecht einzuräumen.
Die Verhandlungen waren im Sommer wegen der Gewaltwelle in den Schwarzensiedlungen unterbrochen worden.
WASHINGTON, 19. Februar (AP). Der US-Senat hat sich mit großer Mehrheit für die Beibehaltung der Aufenthaltsverweigerung bei Aids ausgesprochen und Präsident Bill Clinton damit die erste Abstimmungsniederlage bereitet. Mit 76 gegen 23 Stimmen plädierten die Senatoren dafür, Ausländern mit dem HIV-Virus im Blut auch künftig nicht den Aufenthalt in den USA zu erlauben. Clinton hatte sich für eine Aufhebung dieser Regelung eingesetzt.
Der Senatsbeschluß ermöglicht den betroffenen Personen aber weiterhin die Einreise zu befristeten Ferien, zur medizinischen Behandlung oder zur Teilnahme an Kongressen. Die längerfristige Aufenthaltserlaubnis ist erforderlich, wenn Ausländer in den USA arbeiten wollen oder die Einbürgerung anstreben.
Mit seinem Beschluß versucht der Senat offenbar, die von der früheren republikanischen Regierung geübte Praxis der Verweigerung der Aufenthaltsgenehmigung für HIV-Infizierte zum Gesetz werden zu lassen. Dazu müßte allerdings auch noch das Repräsentantenhaus zustimmen. Außerdem hätte Clinton die Möglichkeit, seine Unterschrift unter das Gesetz zu verweigern.
KIGALI, 19. Februar (AP). Rund 500 Zivilisten sollen nach Angaben der Armee von Ruanda in einem Flüchtlingslager im Norden des zentralafrikanischen Staates von Rebellen getöten worden sein. Nach einer von Radio Ruanda verbreiteten Erklärung der Armee überfielen die Rebellen der Patriotischen Front das Lager in Rebero, 70 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kigali. Dort hätten sie rund 500 Menschen getötet und die anderen Bewohner zur Flucht gezwungen.
Den Armeeangaben zufolge sollen die Rebellen, die der Minderheit der Tutsi angehören, weitere Städte im Norden des Landes angegriffen haben. Ruanda wird zur Zeit von schweren Unruhen erschüttert. Die Tutsi, vor drei Jahrzehnten von der Mehrheit des Hutustammes nach Uganda vertrieben, sind vor zwei Jahren nach Ruanda zurückgekehrt und bekämpfen die Regierung von Präsident Juvenal Habyarimana.
Sein Name ist so eindrucksvoll wie unbekannt: Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim. Doch unter der latinisierten Form Paracelsus wurde der Arzt, Naturforscher, Pharmakologe, Laientheologe und Philosoph schwäbischer Herkunft, der vor 500 Jahren geboren wurde, in ganz Europa berühmt. Er zählt zu den schillerndsten Persönlichkeiten der Medizin. Über seinem Charakter und sein Werk brüten die Wissenschaftler noch heute.
Paracelsus lebte in einer Zeit wissenschaftlicher und geistiger Neuorientierung auf allen Gebieten und repräsentiert selbst den Wandel in der Medizin von der antiken des Hippokrates und des Galen zu einer auf naturwissenschaftlicher Erfahrung und Beobachtung beruhenden Heilkunst. Damit eckte er immer wieder bei der hergebrachten Medizin an, vertrat aber seine Erkenntnisse furchtlos und aggressiv, was ihm auch den Ruf eines kompromißlosen Querkopfes eintrug. Er scheute sich nicht, gegen die höchsten Autoritäten aufzubegehren - weshalb er auch mehrfach fluchtartig seinen Wohnsitz verlegen mußte.
Sein ehrgeizigstes Ziel war eine grundlegende Reform der Heilkunst. So verabreichte er neben den gängigen Pflanzenmischungen auch schon metallische oder mineralische Arzneien und brachte damit die Chemie in die Apotheke. Spektakuläre Behandlungserfolge machten ihn weit bekannt.
Heute gilt der Arzt vielen als Begründer des modernen Krankheitsbegriffs. Er sah nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursachen der Krankheiten. Sein Wissen wollte er anderen zuteil werden lassen: Paracelsus war ein Vielschreiber. Er ließ sich nicht nur über Berufskrankheiten der Bergarbeiter, Wundbehandlung oder Syphilis aus, sondern widmete sich außerdem philosophischen, sozialpolitischen, astronomischen und theologischen Themen.
Seine neuen Methoden waren keine fixen Ideen, sondern beruhten auf dem reichen Erfahrungsschatz, den Paracelsus sich in abenteuerlichen Lehr- und Wanderjahren aneignete. "Hab also die hohen schulen erfaren lange jar bei den Teutschen, bei den Italischen, bei den Frankreichischen und den grunt der arznei gesucht", schrieb er und zählte noch etliche Stationen in Europa auf. Wissen nur aus Büchern zu schöpfen, war ihm zuwider.
Paracelsus kam 1493 oder 1494 im schweizerischen Einsiedeln zur Welt. Das genaue Datum ist unbekannt; einige Forscher nehmen den 10. November an. Über die Studienzeit und die anschließenden Wanderjahre ist wenig überliefert. Den Doktorhut soll er in Ferrara erworben haben. Seine Karriere als Arzt begann 1524 in Salzburg, wo er mit nun protestantischen Bauern und Bürgern sympathisierte, die sich im Zuge der Reformation gegen den Erzbischof erhoben. 1525 verließ er die Stadt - manches läßt auf eine Flucht schließen.
1526 verschlug es den kritischen Mediziner nach Straßburg, aber ein Jahr später war er Stadtarzt und Professor in Basel. Diese Station gilt als Höhepunkt seiner Laufbahn. Doch auch dort eckte er an. So hielt er zum Beispiel Vorlesungen nicht nur lateinisch, sondern auch auf deutsch - fast revolutionär im damaligen Wissenschaftsbetrieb. Er verkrachte sich mit der medizinischen Fakultät und dem Rat, verließ Basel 1528 fluchtartig und begann eine neue Wanderschaft durch Süddeutschland, Österreich und die Schweiz und ließ sich schließlich wieder in Salzburg nieder. Dort starb der große Mediziner, der etwa 1,60 Meter klein war, am 24. September 1541.
Obwohl allein in den vergangenen 100 Jahren etwa 1500 Schriften über ihn verfaßt wurden, liegen große Teile seines Lebens und seines Werkes im dunkeln oder sind umstritten. Durch Dichter und Schriftsteller wie Shakespeare ging Paracelsus sogar in die Weltliteratur ein. Noch heute tragen Straßen oder Apotheken seinen Namen.
Paracelsus wurde in Salzburg bestattet. Doch im Zweiten Weltkrieg, als es Bomben hagelte, wurde eine Metallhülse mit seinen Gebeinen einem österreichischen Heimatforscher anvertraut und schließlich auf der Festung Hohensalzburg gelagert. Ein US-Soldat, der sie später fand, wußte damit nichts anzufangen und warf den Behälter auf den Müll. Nach langer Suche wiedergefunden, wurden die sterblichen Überreste 1951 zum zweiten Male in der Mozartstadt beigesetzt.
Untersuchungen des Skeletts haben übrigens erst kürzlich für eine Überraschung gesorgt: Es weist sowohl männliche als auch weibliche Merkmale auf, wie das gerichtsmedizinische Institut der Universität Wien herausfand. So sind Schädel und Kreuzbein typisch männlich, das Becken aber weiblich. Experten vermuten, daß Paracelsus an einem bestimmten Enzymdefekt gelitten hat. Dann könnte er nach außen als Mann gewirkt, jedoch Eierstöcke und weibliche Erbanlagen gehabt haben. Die Forscher entdeckten in den Knochen außerdem hohe Quecksilberwerte. Mit diesem Metall war er bei seinen Forschungen häufig umgegangen.
Sicherlich werden die Paracelsus- Forscher auch in Zukunft auf bislang Unbekanntes stoßen. Diesem Ziel hat sich auch die 1951 gegründete "Internationale Paracelsus-Gesellschaft zu Salzburg" verschrieben. Dieser Verein will die Kenntnisse über Hohenheim vertiefen und in der Öffentlichkeit verbreiten - ganz besonders zum 500. Geburtstag. So sind für September in Österreich Kongresse und Symposien geplant. Auch eine Reihe neuer Bücher soll an den streitbaren Arzt erinnern. SILVIA KUSIDLOPA (dpa)
FRANKFURT A. M., 18. Februar (dpa). Eigentlich hat das Fasten in der Evangelischen Kirche keine Tradition, eine Fastenzeit wie bei den Katholiken vor dem Osterfest gibt es nicht. Seit elf Jahren hat die Evangelische Kirche aber "Sieben Wochen ohne".
Die etwas andere Fastenaktion, ursprünglich als Idee eines Freundeskreises in Norddeutschland entstanden, ruft zum freiwilligen Verzicht auf kleine Laster von Aschermittwoch an auf. Vor allem sollen die Teilnehmer dabei ihren Alltagstrott hinterfragen, den Gewohnheiten das Stoppschild zeigen und dem Frust die Stirn bieten, erläutert Marianne Ohmann vom bundesweiten Organisationsbüro der Aktion beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik in Frankfurt.
Die Aktion, mit einer kleinen Schar von 300 Teilnehmern 1982 gestartet, hat inzwischen mehr als zwei Millionen Anhänger in Deutschland. Mit "Sieben Wochen ohne" wolle die Evangelische Kirche nicht den moralischen Zeigefinger erheben, sagt Frau Ohmann. Die Aktion berge vielmehr die Chance, über den eigenen Lebensstil nachzudenken, mögliche Zwänge im Alltag aufzudecken und sich vielleicht auf Dauer von lästigen Abhängigkeiten zu trennen. Fasten sei so neu definiert, mehr Lust statt Frust könnten das Ergebnis sein. Aus Briefen der Fastenteilnehmer, die oft schon seit Jahren "Sieben Wochen ohne" treu sind, weiß Frau Ohmann, daß für viele die Frage nach dem Sinn ihres Tuns oder "Überdruß am Überfluß" Motive zum Mitmachen sind.
Das hohe Ziel, endlich etwas zu verändern, gehen viele Teilnehmer erst einmal in kleinen Schritten an. Für viele stehen ganz oben auf der Hitliste der Verzichtideen immer noch die weitverbreiteten Laster Alkohol, Zigaretten, Kaffee, Süßigkeiten oder Fleisch. Andere wollen auf das Tratschen verzichten, nicht so viele Kleider kaufen, dem Streß entgegenwirken oder den Walkman in die Ecke verbannen. Seit einigen Jahren sind bei "Sieben Wochen ohne" auch immer mehr Menschen dabei, die nicht etwas streichen wollen, sondern ihr Ziel positiv formulieren, hat Frau Ohmann beobachtet. "Geistig fasten" mit mehr Verständnis und Geduld für andere will einer, andere nehmen sich mehr Zeit für die Familie oder mehr Engagement für die Umwelt vor.
WASHINGTON, 18. Februar (dpa/Reuter). Die US-Regierung wird nach den Worten von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) bald die Initiative zur militärischen Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien ergreifen.
Zum Abschluß seiner Gespräche in Washington erklärte Rühe am Mittwoch abend vor Journalisten, die US-Politiker hätten ihm erklärt, es wäre ein schwerer Rückschlag für die NATO, wenn die deutschen Luftwaffensoldaten wegen der Bonner innenpolitischen Lage aus den AWACS-Aufklärern aussteigen müßten. In Bonn könnte es nach Einschätzung von Politikern in diesem Fall zum Bruch der Koalition mit der FDP kommen.
Washington erwarte auch eine baldige deutsche Teilnahme an allen UN-Aktionen, sagte Rühe, der erläuterte, bei den Gesprächen mit seinem Amtskollegen Les Aspen habe sich gezeigt, daß die Initiative der Amerikaner schon in den nächsten Wochen kommen werde.
Zuvor werde der Weltsicherheitsrat die NATO beauftragen, mit militärischen Mitteln das schon bestehende Flugverbot über Bosnien durchzusetzen. Die AWACS-Maschinen der NATO müßten dann westliche Jagdflugzeuge in Schußpositionen gegen serbische Blockadebrecher bringen. Ein Drittel der Besatzungen der AWACS-Flugzeuge besteht aus deutschen Jägerleitoffizieren. Sie hätten einen Kampfauftrag, der nach Ansicht von Außenminister Klaus Kinkel (FDP) nicht ohne Grundgesetzänderung ausgeführt werden dürfte.
Rühe sieht keine verfassungspolitischen Probleme. Die US-Gesprächspartner hätten klargemacht, wenn die Deutschen aus den AWACS-Maschinen aussteigen, könnten die Besatzungsmitglieder nicht ersetzt werden. Die AWACS- Operationen könnten nur noch 14 Tage aufrechterhalten werden. Wenn die Entscheidung aus New York vorliege, müsse das Bundeskabinett entscheiden. Im Koalitionsstreit zwischen Union und FDP um die deutsche Beteiligung an AWACS-Flügen sind die Fronten bisher starr.
Rühe teilte mit, er habe in Washington erfahren, daß die Amerikaner ihre Truppen in Europa bis 1998 auf 100 000 Soldaten verringern wollen, in Deutschland bleiben 70 000. Er habe erläutert, daß die Zahl der Bundeswehr-Soldaten nicht unter 300 000 sinken werde.
Die US-Politiker, unter ihnen auch Präsidenten-Sicherheitsberater Anthony Lake, hätten wachsende Ungeduld erkennen lassen, weil die Deutschen ihre Verfassungslage zur Teilnahme deutscher Soldaten an UN-Einsätzen immer noch nicht geklärt hätten.
Der Minister sagte, Deutschland dürfe nicht länger "international gelähmt dastehen". In diesem Jahr müsse eine Entscheidung fallen, entweder politisch oder durch das Verfassungsgericht.
Die bosnischen Serben haben offenbar eine neue Offensive zur Eroberung des Nordens von Bosnien gestartet. Wie der bosnische Rundfunk am Donnerstag morgen berichtete, versuchten die serbischen Truppen erneut, ihren durch die Tiefebene der Save verlaufenden Nachschubkorridor aus Belgrad auszuweiten. Neben schweren, stundenlangen Artillerieangriffen auf die Stadt Gradacac und umliegende Dörfer wurden wiederholte Panzer- und Infanterieangriffe gegen die Stellungen der moslemisch-kroatischen Truppen in diesem Gebiet gemeldet. Auch um den sogenannten Brückenkopf von Brcko an der Save tobten erbitterte und blutige Gefechte.
Die beiden strategisch wichtigen Stadtteile im Westen der bosnischen Hauptstadt Sarajewo, Azici und Stup, sind in der Nacht zu Donnerstag erneut beschossen worden. Der moslemisch- kontrollierte Rundfunk berichtete am Morgen, auch der Vorort Dobrinja habe unter serbischem Beschuß gelegen. Die Serben versuchen durch die Einnahme der beiden Gebiete die Straße zum Flughafen ganz unter ihre Kontrolle zu bringen.
MAGDEBURG, 18. Februar (dpa). In Magdeburg ist es am Mittwoch abend zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Skinheads und sogenannten Autonomen gekommen. Nach Angaben der Polizei vom Donnerstag hatte die Gruppe vermummter Autonomer eine Straßenbahn gestürmt. Dabei schlugen die Jugendlichen mit Baseballschlägern und Flaschen auf zwei junge Skinheads ein. Ein Angreifer konnte festgenommen werden. Zuvor war es zu einem ähnlichen Vorfall gekommen, als Autonome einen Skinhead angriffen und verletzten. Hintergrund ist offenbar ein Angriff von rechtsgerichteten Jugendlichen auf eine Gruppe Punks.
SOEST, 18. Februar (dpa). Ein Lastzug mit Zigaretten im Wert von 1,5 Millionen Mark ist am Mittwoch an der Autobahnraststätte "Soester Börde" in Soest (Nordrhein-Westfalen) geraubt worden. Nach Angaben der Polizei vom Donnerstag hatten mehrere Männer den Fahrer während einer Pause überfallen, zusammengeschlagen und in einem roten Lieferwagen entführt. In der Nähe von Lörrach ließen ihn die Gangster später frei. Die Versicherung hat inzwischen für Hinweise, die zur Wiederbeschaffung der Beute führen, 25 000 Mark Belohnung ausgesetzt.
MAINZ, 18. Februar (dpa). Ein Sturz auf dem Weg zu oder von der betriebseigenen Kantine ist ein Arbeitsunfall. Der Beschäftigte steht daher unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Das hat das Landessozialgericht in Mainz in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil entschieden. Die Richter bekräftigten, der Unfallschutz bestehe uneingeschränkt, da der Beschäftigte sich mit Getränken oder Nahrungsmitteln versorge, um seine Arbeitskraft zu erhalten. (Az.: L 3 U 16/92)
LEIPZIG, 18. Februar (dpa). In Leipzig sollen die Montagsdemonstrationen wieder aufleben. "Wir müssen wieder auf die Straße, um uns Gehör gegen den drohenden Sozialabbau und die fehlende Wirtschaftspolitik zu verschaffen", erklärte Gottfried Meyer, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall in Leipzig am Donnerstag. Die erste große Kundgebung soll am 8. März auf dem Augustusplatz stattfinden. Zur Vorbereitung der Demonstrationen habe sich ein Koordinierungskreis gebildet, dem Gewerkschaften, Kirchen, Arbeitslosenverbände und der Aktionskreis Frieden angehören.
CELLE, 18. Februar (dpa). Nur wenige Minuten nach seiner Eröffnung ist am Donnerstag der Prozeß gegen die Celler Geiselgangster unterbrochen worden. Grund ist ein Befangenheitantrag. Die Verteidigerin des Angeklagten Dirk Dettmar lehnte die drei Berufsrichter der auswärtigen Strafkammer des Lüneburger Landgerichts ab. Diese hätten als Mitglieder der Strafvollstreckungskammer Anträge des Häftlings Dettmar "unsachlich abqualifiziert".
Vor dem Landgericht müssen sich neben Dettmar noch Ivan Jelinec und Samir El Atrache verantworten. Ihnen wird "erpresserische Geiselnahme" vorgeworfen. Die Männer hatten zusammen mit dem inzwischen verstorbenen Bruno Reckert am 21. Oktober 1991 im Celler Gefängnis mit selbstgebauten Waffen drei Bedienstete als Geiseln genommen.
Die Juristen, so begründete die Verteidigerin ihren Antrag, hätten die Belange von Dettmar "der Lächerlichkeit preisgegeben", als sie dessen Religionszugehörigkeit zum Hinduismus/Buddhismus in Frage stellten. Dettmar hatte beantragt, sich mit eigenem Geld den Regeln seiner Religion entsprechend ernähren zu können. Die Strafvollstreckungskammer hatte den Antrag mit der Begründung abgelehnt, Dettmar wolle sich mit seinem Antrag "nur handfeste materielle Vorteile" verschaffen.
OFFENBACH, 18. Februar (dpa). Einen Menschenhandel mit jungen Ungarinnen, die als Prostituierte verkauft worden sind, hat die Kriminalpolizei Offenbach aufgedeckt. Eine Gruppe ungarischer Täter hat nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Offenbach etwa zehn bis 20 überwiegend sehr junge Ungarinnen mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt und hier zur Prostitution gezwungen. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, sind bereits am vergangenen Freitag drei Männer und zwei Frauen unter dem Vorwurf des Menschenhandels, der Förderung der Prostitution und anderer Straftaten verhaftet worden. Auf das Verbrechen Menschenhandel stehen zwischen einem und zehn Jahre Haft.
Nachrichten-Börse
Bund senkt Rendite der Obligationen Die fünfjährigen Bundesobligationen bringen den Anlegern einen immer geringeren Ertrag. Das Bonner Finanzministerium hob den Verkaufskurs der laufenden Serie 105 gestern von 100,40 auf 100,80 Prozent an. Dadurch sinkt die Rendite weiter von 6,52 auf 6,42 Prozent. Dollar springt über 1,65 Mark Der Dollar hat gestern in New York fester eingesetzt. Im europäischen Devisenhandel war die US-Währung zuvor um gut zweieinhalb Pfennig auf einen amtlichen Mittelkurs von 1,6530 Mark gesprungen. Händler erklärten die Entwicklung mit technischen Faktoren. Auch die Clinton-Rede habe positiv gewirkt. Das Washingtoner Handelsministerium teilte unterdessen mit, das US-Außenhandelsdefizit sei im Dezember auf knapp sieben Milliarden Dollar gesunken, nachdem es im November 7,4 Milliarden Dollar betragen hatte. Mieten treiben Ost-Inflation an Die drastischen Mieterhöhungen um 57 Prozent zum Jahresanfang haben in Ostdeutschland die Inflationsrate hochschnellen lassen. Von Dezember auf Januar verteuerte sich die Lebenshaltung in der Ex-DDR um 6,7 Prozent. Die Jahresrate steigt damit auf 8,9 Prozent. Frankreich klagt Insider an Wegen Insiderhandels hat ein Pariser Richter das Verfahren gegen neun Personen - darunter auch der damalige Finanzchef des französischen Ministerpräsidenten Pierre Beregovoy, Alain Boublil, - eröffnet. Sie sollen 1988 rund 48 Millionen Franc verdient haben, weil sie kurz vor der Übernahme der US-Firma Triangle durch den staatlichen französischen Aluminiumhersteller Pechiney Aktien des amerikanischen Unternehmens kauften.Frauen fordern Reform
LAUF/NÜRNBERG, 18. Februar (dpa). Spitzenpolitikerinnen von SPD, FDP und Bündnis 90/Grüne haben sich für eine Ergänzung des Gleichstellungs-Artikels im Grundgesetz ausgesprochen. Dort heißt es im Artikel 3, Absatz 2 "Männer und Frauen sind gleichberechtigt".
Auf einer Diskussion zum Thema "Grundgesetz in neuer Verfassung - Wo bleiben wir Frauen?" forderten Bundestagsvizepräsidentin Renate Schmidt (SPD), Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) und die Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Grüne, Christa Schenk, am Mittwoch in Lauf bei Nürnberg, Fördermaßnahmen für Frauen. Diese sollten als Staatsziel in der neuen Verfassung festgeschrieben werden, um die nach wie vor bestehende praktische Diskriminierung von Frauen endlich zu beseitigen.
Die Verfassungskommission, die seit Januar 1992 auch über die Änderung des Gleichstellungsartikels berät, kam bislang nur zu einem Ergebnis: In der neuen Verfassung soll es in umgekehrter Reihenfolge "Frauen und Männer sind gleichberechtigt" heißen. Schmidt sagte dazu: "Die halten uns wohl für doof."
HAMBURG, 18. Februar (dpa). Die deutsche Mineralölindustrie hat die von Verkehrsminister Günther Krause (CDU) vorgeschlagene Autobahn-Vignette begrüßt, weil dadurch ausländische Verkehrsteilnehmer stärker an den Kosten des deutschen Straßenverkehrs beteiligt würden. Auch im Interesse einer Angleichung der Wettbewerbsbedingungen innerhalb des europäischen Straßengüterverkehrsgewerbes ziele eine stärkere Belastung des ausländischen Güterverkehrs in die richtige Richtung, meinte der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) am Donnerstag in Hamburg.
Der Verband verwies darauf, daß das Aufkommen aus Mineralöl- und Kraftfahrzeugsteuer mit rund 70 Milliarden Mark bereits mehr als doppelt so hoch liege wie die Ausgaben des Staates für Bau und Unterhaltung des Straßennetzes. Es gebe damit keinen Anlaß für eine stärkere fiskalische Belastung der Autofahrer insgesamt.
BERLIN, 18. Februar (dpa). Im Prozeß um die mutmaßlich letzten Schüsse an der Berliner Mauer hat das Berliner Landgericht am Donnerstag einen 49jährigen Hauptmann der DDR-Grenztruppen vom Vorwurf des versuchten Totschlags freigesprochen.
Nach nur vier Verhandlungstagen begründete der Vorsitzende Richter Theodor Seidel das Urteil damit, daß "die vorliegenden Beweismittel nicht ausreichen", um dem Angeklagten nachzuweisen, daß er am 8. April 1989 am Grenzübergang Chausseestraße den damals 27 Jahre alten Flüchtling Bernd Greiser töten wollte. Nach dem Schuß war Greiser gemeinsam mit einem Freund, der mit ihm die innerdeutsche Grenze in Richtung Westen überwinden wollte, unverletzt festgenommen worden. Auch Staatsanwaltschaft und Verteidigung hatten Freispruch verlangt.
Seidel zufolge begründen sich die Zweifel am Tötungsvorsatz des Offiziers damit, daß er aus nur sechs bis acht Metern Entfernung geschossen habe. Normalerweise könne aus solch einer Distanz ein Schuß "plaziert" werden. Zum Nachweis eines gezielten Schusses wären deshalb besonders zuverlässige Zeugenbeobachtungen nötig gewesen. Diese hätten in der Beweisaufnahme aber "nicht festgestellt" werden können.
Dennoch blieben, so der Richter weiter, Zweifel an der Version des Angeklagten, er habe nur einen Warnschuß abgeben wollen. Es sei unverständlich, warum der Offizier zur Abgabe eines Warnschusses die Waffe auf einen Zaun aufgelegt habe. Normalerweise würden Warnschüsse anders abgegeben. Dennoch habe die Kammer nicht zu der Überzeugung gelangen können, "daß es so gewesen ist, wie es in der Anklage steht".
Der Hauptmann wurde auch vom Vorwurf der Nötigung freigesprochen. Das Gericht schloß sich der Argumentation der Staatsanwaltschaft an, daß die Verhinderung von Grenzdurchbrüchen mit Zwangsmitteln durch DDR-Recht gerechtfertigt gewesen sei.
Der Endspurt um die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA beginnt, und die Favoriten kennen kein Pardon mehr. Vor allem die Briten hatten am Mittwoch ihren großen Tag gegen kleine Gegner: Schottland feierte in Glasgow beim 3:0 gegen Malta den erwarteten ersten Sieg in der Gruppe 1 und verbesserte sich auf den dritten Rang, Nordirland entführte in der Gruppe 3 durch ein 2:1 beide Punkte aus Albanien, und England feierte in Gruppe 2 mit 6:0 gegen San Marino ein Schützenfest. Die erwarteten Erfolge gelangen auch Frankreich in der Gruppe 6, das in Israel 4:0 gewann. Griechenland könnte der 2:0-Erfolg am Mittwoch abend gegen Luxemburg teuer zu stehen kommen. Ein Teil der Fans randalierte während des Spiels.
David Platt von Juventus Turin war im Londoner Wembleystadion vor 51 154 Zuschauern der umjubelte Star: Der neue Kapitän traf viermal und verdarb sich eine noch bessere Ausbeute, als er mit einem Elfmeter (90.) an Torhüter Pier Luigi Benedittini scheiterte. sid
PEKING, 18. Februar (dpa). Die chinesischen Behörden haben erneut einen Bürgerrechtler und Teilnehmer der Demokratiebewegung von 1989 vorzeitig aus der Haft freigelassen. Nach der Freilassung von zwei Studentenführern am Vortag in Peking wurde laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag der 49jährige Li Guiren in der Stadt Xi'an "zu medizinischer Behandlung" auf freien Fuß gesetzt.
Li Guiren, der in leitender Stellung bei einem Verlag tätig war, war nach der blutigen Niederschlagung der Proteste, die auch in der Stadt Xi'an große Ausmaße hatten, wegen seiner maßgebenden Anführerrolle zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Seine Haftzeit wäre erst im Juni 1994 abgelaufen.
KHARTUM, 18. Februar (dpa). Der wichtigste sudanesische Rebellenführer, John Garang, hat sich zu einer neuen Gesprächsrunde mit der Regierung in Khartum unter Vermittlung Ugandas bereiterklärt. Das gab der ugandische Präsident Yoweri Museveni am Donnerstag zum Abschluß seines zweitägigen Besuchs in Sudan bekannt. Das Treffen in der ugandischen Hauptstadt Kampala könne bereits am Wochenende stattfinden.
Garang ist Chef des wichtigsten Flügels der sudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA). In der vergangenen Woche hatte die Regierung Sudans mitgeteilt, durch die Vermittlung Präsident Musevenis seien "konstruktive Gespräche" mit drei anderen Rebellenführern in Kampala möglich gewesen. Garang hatte sich bisher neuen Vermittlungsversuchen widersetzt.
NEU DELHI, 18. Februar (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl ist am Donnerstag abend zu einem viertägigen offiziellen Besuch in der indischen Hauptstadt Neu Delhi eingetroffen. Indien ist die erste Station seiner zwölftägigen Asienreise. Kohl, der von einer Wirtschaftsdelegation begleitet wird, will die Bedeutung Asiens vor allem für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands deutlich machen. Er will nach eigenen Worten dem falschen Eindruck entgegenwirken, daß sich die Bundesrepublik nur auf ihren Einigungsprozeß und Osteuropa konzentriere. Kohl besucht auch Singapur, Indonesien, Japan und Südkorea.
BREMEN, 18. Februar (dpa). Drei Vermummte haben am Donnerstag einen Farb-Anschlag auf das Bremer Ausländeramt verübt. Wie eine Sprecherin des Innensenators mitteilte, drangen die Täter in ein Dienstzimmer ein und kippten dort einen Zehn-Liter-Eimer mit roter Flüssigkeit über Möbel und Akten aus. Danach flüchteten sie. Am Tatort hinterließen sie ein Flugblatt: Die Aktion richte sich gegen "die willkürliche und die menschenverachtende Abschiebungspraxis", vor allem bei kurdischen Türken. Symbolhaft sei "Blut" auf dem Schreibtisch "eines Verantwortlichen für die täglichen Abschiebungen" ausgegossen worden.
Der Bremer Innensenator Friedrich van Nispen (FDP) verurteilte den Anschlag scharf: "Wir werden uns weder durch Kampagnen noch durch Anschläge davon abbringen lassen, geltende Gesetze anzuwenden." Seit Ende November 1992 gebe es keinen generellen Abschiebestopp für kurdische Türken mehr.
KAIRO/AMMAN, 18. Februar (AP/dpa/ Reuter/AFP). US-Außenminister Warren Christopher ist am Donnerstag zum Beginn seiner ersten Nahostreise in Ägypten eingetroffen. Christopher will bei Besuchen in sieben Ländern der Region ausloten, wie groß die Bereitschaft ist, die Washingtoner Nahost-Friedensgespräche wieder aufzunehmen. Der Minister will im Verlauf seiner sechstägigen Reise auch Jordanien, Syrien, Saudi-Arabien, Kuwait und Israel besuchen.
Wie es in Washington hieß, werde die US-Regierung auf der Grundlage seiner Einschätzung über den Umfang ihres Engagements im Nahost-Friedensprozeß entscheiden. Die Palästinenser wollen Christopher auffordern, sich für eine Wiederaufnahme des Dialogs zwischen den USA und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) einzusetzen. Der palästinensische Unterhändler bei den Nahost-Friedensverhandlungen, Saeb Erekat, sagte, die neue US-Regierung wisse, daß direkte Verhandlungen mit der PLO den Friedensprozeß verkürzten. Erekat und weitere Spitzenpolitiker der Palästinenser aus den besetzten Gebieten treffen voraussichtlich am Montag und Dienstag mit Christopher zusammen.
Der PLO-Vorsitzende Yassir Arafat traf im Vorfeld des Besuchs von US-Außenminister Christopher am Donnerstag zu Gesprächen in der jordanischen Hauptstadt Amman ein. Arafat will mit führenden jordanischen Politikern die Fortsetzung der arabisch-israelischen Friedensgespräche erörtern. Danach reist Arafat zum zweiten Mal in diesem Monat nach Irak. Aus diplomatischen Kreisen hieß es, er wolle mit der dortigen Führung Möglichkeiten zur Wiedereingliederung des seit dem Golf-Krieg isolierten Landes in die arabische Welt erörtern.
In den von Israel besetzten Gebieten wurden in der Nacht zum Donnerstag erneut zwei Palästinenser von der Armee getötet. Bei einer Razzia in der Stadt Gaza erschossen Soldaten ein Mitglied der fundamentalistischen Untergrundorganisation Hamas, wie aus Militärkreisen mitgeteilt wurde. Im Westjordanland wurde Militärangaben zufolge ein 14jähriger Palästinenser erschossen.
MÜNCHEN, 18. Februar (dpa). Als erstes Bundesland setzt Bayern hochmoderne Laser-Geschwindigkeitsmeßgeräte im Kampf gegen Auto-Raser ein: Die neue Laser-Pistole könne ein Fahrzeug "mit perfekter Sicherheit" erfassen, sagte Innenminister Edmund Stoiber (CSU) am Donnerstag in München. Zunächst werden für einen zwei- bis dreimonatigen Probebetrieb zwei Geräte eingesetzt. Nach und nach sollen dann 100 Exemplare zum Stückpreis von 20 000 Mark angeschafft werden.
Die erst vor kurzem zugelassenen Geräte bieten nach den Worten des Ministers im Vergleich zu den bisher verwendeten Radar-Pistolen wesentlich zuverlässigere Einsatzmöglichkeiten, da sie auch bei dichtem Verkehr exakte Geschwindigkeitsmessungen zuließen.
BERLIN. Der Filmregisseur Otar Josseliani ("Jagd auf Schmetterlinge") erhält den Kunstpreis Berlin 1993. Die von der Akademie der Künste Berlin verliehene Auszeichnung ist mit 30 000 Mark dotiert und wird in diesem Jahr in der Sparte Film- und Medienkunst zuerkannt. Förderpreise in Höhe von 10 000 Mark gehen für Bildende Kunst an Mira Wunderer (Berlin), Baukunst an Peter Misching und Lutz Penske (Görlitz), Musik an André Werner (Berlin) und Helmut Zapf (Zepernick), Literatur an Durs Grünbein (Berlin), Darstellende Kunst an Michael von Au und Carsten Voigt (München), Film- und Medienkunst an Gertrud Koch und Heide Schlüpmann (Frankfurt am Main). Der Will-Grohmann-Preis geht an die Schweizerin Nelly Rudin. dpa
DORTMUND, 18. Februar (dpa). Für den Studiengang Rechtswissenschaft gilt vom Wintersemester 1993/1994 an wieder bundesweit der Numerus clausus. Außerdem werden ausländische Studienbewerber, die in Deutschland Abitur gemacht haben, bei der Vergabe von Studienplätzen Deutschen gleichgestellt. Dies beschloß am Donnerstag in Berlin der Verwaltungsausschuß der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS). Vom Wintersemester an werden die Studienplätze an den west- und ostdeutschen Hochschulen gemeinsam vergeben.
ERFURT, 18. Februar (dpa). Die Gehälter der Thüringer Minister steigen nicht um 50 Prozent. Dies erklärten übereinstimmend der für Besoldungsrecht zuständige Innenstaatssekretär Michael Lippert und Regierungssprecher Hans Kaiser am Donnerstag. Sie korrigierten damit entsprechende Angaben vom Mittwoch aus dem Erfurter Finanzministerium. Danach sollte im Haushaltsentwurf für 1993 eine Steigerung des Jahreseinkommens von 113 000 auf 187 000 Mark enthalten sein. Kaiser sagte dazu am Donnerstag, dabei handele es sich offensichtlich um falsche Zahlenangaben.
Wie Lippert betonte, werden die Gehälter der Thüringer Minister von Juli dieses Jahres an von derzeit 74 auf 80 Prozent des Niveaus in den alten Bundesländern steigen. Die vorgesehene Angleichung an das Westniveau sei kein Thüringer Alleingang. Die Anhebung erfolge zeitgleich in allen neuen Bundesländern.
KARLSRUHE, 18. Februar (dpa). Über 17 Jahre lang hat Ex-Fußballstar Werner Liebrich zu Unrecht Unterhalt für ein nichteheliches Kind gezahlt. Anspruch auf Schadenersatz von demjenigen, den er für den wirklichen Vater hält, hat der inzwischen 66jährige dennoch nicht: Seine Klage wies der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil in letzter Instanz zurück. Liebrich, Mitglied der Weltmeistermannschaft von 1954, hatte die Rückerstattung der Unterhaltszahlungen samt Zinsen - insgesamt rund 32 000 Mark - gefordert.
Zur Begründung führte das Gericht an, daß der Beklagte als Vater nicht feststehe. Die Richter lehnten es auch ab, die Vaterschaft des vermeintlichen Erzeugers auf Antrag Liebrichs klären zu lassen. Klagebefugt seien nach dem Gesetz nur das Kind oder der wirkliche Vater. Liebrich war 1960 zum "Zahlvater" verurteilt worden. Daß er nicht der wirkliche Vater des Jungen ist, bekam er erst 1989 amtlich bestätigt, als der heute 37jährige junge Mann einen vorzeitigen Erbausgleich beanspruchte. (Az.: XII ZR 238/91)
HAMBURG, 18. Februar (dpa). Der amerikanischen Folk- und Protestsängerin Joan Baez ist der Zutritt zu zwei Diskotheken in Mannheim verwehrt worden. Die 52jährige Künstlerin, die sich auf einer Deutschland-Tournee befindet, sei mit sechs Musikern in der Nacht zum Donnerstag in einem Tanzlokal mit den Worten aufgehalten worden "Halt, wo wollt ihr denn hin? Das sind viel zu viele Ausländer auf einmal", sagte der Tourneeleiter Barry Williamson am Donnerstag der dpa.
Joan Baez, die sich schon in den 60er Jahren für Frieden und Menschenrechte engagierte und als Sängerin mit Liedern wie "Farewell Angelina", "Gracias" oder "The Night They Drove Old Dixie Down" weltberühmt wurde und das Lebensgefühl einer ganzen Generation prägte, war nach Darstellung von Williamson von der Hamburger "Sunrise"-Agentur in beiden Diskotheken erkannt worden.
MOSKAU, 18. Februar (dpa). Rußland hebt die Verbannungsstrafe auf, die noch aus Zaren- und Stalinzeiten stammt: Die letzten 1092 zu Verbannung verurteilten Strafgefangenen werden innerhalb der kommenden drei Monate freigelassen. Das beschloß das russische Parlament am Donnerstag zusammen mit einer Gesetzesänderung, die Verbannung, Ausweisung und Zwangsarbeit aus dem Strafgesetzbuch tilgt. Dies meldete die Nachrichtenagentur Itar-Tass.
Von den 58 400 zu Zwangsarbeit Verurteilten sollen diejenigen, die weniger als ein Jahr abzusitzen haben, ohne Auflagen auf freien Fuß gesetzt werden. Alle anderen werden auf Bewährung, die ihrer Reststrafe entspreche, aber nicht höher als fünf Jahre sein dürfe, entlassen.
WILNA, 18. Februar (dpa). Die jüdische Gemeinde Litauens hat sich am Mittwoch abend gegen antisemitische Veröffentlichungen seitens einer Reihe von Massenmedien gewandt. In einer Erklärung der Gemeinde hieß es, im Fernsehen, der Wochenzeitung Litaratura ir Menas und anderen Medien hätten antisemitische Kräfte behauptet, das Judentum trage selbst Schuld am Massenmord an den Juden während der Nazizeit in Litauen. In den antisemitischen Berichten heiße es, diese "nationale Minderheit" trage für den "Genozid am litauischen Volk" in der Sowjetzeit die Mitverantwortung. Infolge des Hitler-Stalin-Paktes war Litauen 1940 zunächst von der sowjetischen Armee und 1941 von der deutschen Wehrmacht besetzt worden.
Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Litauen, Grigori Kanovic, sagte der Deutschen Presse-Agentur, während der Nazizeit seien 94 Prozent der insgesamt 240 000 Juden Litauens umgekommen. "Dieser Holocaust wurde von örtlichen Nazi-Kollaborateuren ausgeführt", sagte Kanovic. "Um sich von diesem Makel zu reinigen, beleben die Antisemiten Nazilügen, indem sie die Juden mit den sowjetischen Kommunisten identifizieren." Kanovic betonte, daß während der sowjetischen Okkupation Litauens neben nichtjüdischen auch jüdische Litauer gelitten hätten.
Die derzeitige antisemitische Welle steht offenbar vor allem mit Beschuldigungen des jüdischen Wiesenthalzentrums in Verbindung, nach denen Litauer, die des Mordes an Juden beschuldigt werden, rehabilitiert worden sind. In Litauen sind alle von sowjetischen Gerichten politisch Verurteilten rehabilitiert worden. Daß darunter auch Leute sind, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, wurde inzwischen von offizieller Seite bestätigt. Zur Untersuchung dieser Fälle wird derzeit eine gemeinsame Kommission der Parlamente Israels und Litauens gebildet.
MÜNCHEN, 18. Februar (dpa). Wegen Betrugs hat das Landgericht München I am Donnerstag zwei Kapitalanlage-Vermittler zu jeweils fünf Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Die Angeklagten im Alter von 62 und 50 Jahren hatten ihrem Geständnis zufolge von Anfang 1990 bis August 1991 etwa 500 Anleger um insgesamt rund 4,5 Millionen Mark geprellt.
Die Männer hatten der Beweisaufnahme zufolge ihre Opfer mit Gewinnversprechungen bis zum Sechsfachen der gezahlten Beträge innerhalb von nur sechs Monaten geködert. "Sie hatten Anlagemodelle für jeden gewünschten Betrag und mit jeder gewünschten Rendite", sagte der Vorsitzende Richter. "Die Strafkammer kann eine gewisse Bewunderung nicht verhehlen", so der Richter.
Die Dritte im Riesenslalom bei der Weltmeisterschaft im japanischen Morioka, Martina Ertl aus Lenggries, und Titelverteidiger Stefan Krauss aus Berchtesgaden gewannen am Donnerstag in Garmisch-Partenkirchen die Deutsche Meisterschaft im Super-G.
In dem wegen starken Nebels verzögerten Rennen setzte sich die 19jährige Bundesgrenzschutzangehörige auf der mit 39 Toren ausgestecken, 2040 Meter langen Kandahar-Strecke in 1:27,09 Minuten durch und verwies die Kombinationsweltmeisterin Miriam Vogt (Starnberg/1:27,59) sowie Titelverteidigerin Ulrike Stanggassinger (Berchtesgaden/1:28,59) auf die nächsten Plätze. Die frischgebakkene Weltmeisterin im Super-G, Katja Seizinger aus Halblech, war nicht am Start.
Ein spannendes Rennen sahen die Zuschauern bei den Männer, das mit 2/100 Sekunden Vorsprung entschieden wurde und zwei Zweitplazierte brachte. Hinter dem 25jährigen Stefan Krauss, der 1:24,50 Minuten benötigte, teilten sich Tobias Barnerssoi (Halblech) und Martin Fiala (Leverkusen) in 1:24,52 Minuten den Silberplatz.
Ex-Abfahrtsweltmeister Hansjörg Tauscher (Oberstdorf/1:24,90) belegte den fünften Platz, und Markus Wasmeier (Schliersee) wurde dagegen auf seiner "Lieblingsstrecke" in 1:25,25 Minuten nur Siebter. dpa
WIEN, 18. Februar (dpa). Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche ist es am Donnerstag in Österreich zu einem schweren Zugunglück gekommen: Im Bahnhof des Wiener Vorortes Hütteldorf stießen zwei Regionalzüge zusammen. Aus den verkeilten Trümmern der Züge wurden ein Lokführer und zwei Fahrgäste tot geborgen. 30 weitere Menschen wurden verletzt.
Bereits am vergangenen Samstag hatte es im niederösterreichischen Melk eine Kollision zweier Züge gegeben. Drei Menschen wurden getötet und 20 verletzt. In beiden Unglücksfällen hatten die Lokführer ein rotes Signal mißachtet.
"SED-Politbüro verantwortlich"
BERLIN, 18. Februar (dpa/Reuter). Die Anwälte der früheren Mitglieder des Verteidigungsrates der DDR (NVR) wollen beweisen, daß nicht ihre Mandanten, sondern Mitglieder des SED-Politbüros für die Selbstschußanlagen, Minenfelder und Todesschüsse an der innerdeutschen Grenze verantwortlich waren. Mit diesem Ziel beantragten die Verteidiger der einstigen NVR-Mitglieder Fritz Streletz, Heinz Keßler und Hans Albrecht am Donnerstag vor dem Berliner Landgericht, sämtliche Vernehmungs- und Ermittlungsakten früherer DDR-Spitzenfunktionäre wie Günter Schabowski und Egon Krenz herbeizuziehen.
Zugleich beantragte die Verteidigung, Keßler und Streletz nach zweijähriger Untersuchungshaft auf freien Fuß zu setzen. Es habe sich gezeigt, daß sie keine Entscheidungsträger gewesen seien, sondern nur untergeordnete Positionen bekleideten. Albrecht ist bereits haftverschont. Das Gericht vertagte seine Entscheidung über die Haftverschonung für Keßler und Streletz auf Montag.
Als "unabdingbar" für eine sachgerechte Verteidigung forderten die Anwälte insbesondere die "Akte Egon Krenz". Krenz habe als Politbüromitglied und verantwortlicher ZK-Sekretär für Sicherheitsfragen einen viel erheblicheren Einfluß gehabt als die Angeklagten.
Der frühere stellvertretende Verteidigungsminister Streletz hatte zum Abschluß seiner mehrtägigen Vernehmung erklärt, Beschlüsse zu Fragen von prinzipieller Bedeutung hätten zur Bestätigung dem Politbüro vorgeleget werden müssen. So sei der Beschluß, die Grenze zu verminen, eine politische Entscheidung des Politbüros gegen den Widerstand des Militärs gewesen. Streletz betonte, der Einsatz von Schußwaffen an der Grenze sei "absolute Ausnahme" gewesen.
Als letzter der vier Angeklagten des ursprünglichen Honecker-Prozesses kam der frühere Suhler Parteichef Hans Albrecht mit einer kurzen Erklärung zu Wort. Wie schon seine Mitangeklagten, Streletz und Ex-Verteidungsminister Heinz Keßler, bestand am 20. Prozeßtag auch Albrecht darauf, "daß es niemals einen Schießbefehl gegeben hat". Todesfälle und Verletzte auf beiden Seiten - Grenzsoldaten wie Flüchtlinge - bedauere er sehr. Entscheidungen, "die zu solchen Vorkommnissen geführt haben", seien im NVR weder beraten noch beschlossen worden.
PORT-AU-PRINCE, 18. Februar (dpa). Beim Untergang einer Fähre mit angeblich rund 2000 Menschen an Bord sind vor der Küste Haitis in der Nacht zum Mittwoch vermutlich Hunderte von Menschen ums Leben gekommen.
(Bericht auf "Aus aller Welt")
MOSKAU, 18. Februar (AP/dpa/AFP). Der russische Präsident Boris Jelzin hat am Donnerstag abend in einer Fernsehansprache für die Beendigung des innenpolitischen Machtkampfes zwischen ihm und dem mehrheitlich reformfeindlich eingestellten Parlament geworben. Die russischen Bürger seien des Streits inmitten der Wirtschaftskrise müde, sagte er. Zuvor war in Moskau ein Plan Jelzins für einen Burgfrieden mit dem Parlament veröffentlicht worden.
Jelzin bietet in dem Kompromißpapier, das als eine Art Übergangsverfassung dienen könnte, dem Parlament an, er werde auf seine Vollmachten zur Durchsetzung von Gesetzesinitiativen verzichten, wenn der Oberste Sowjet im Gegenzug die Regierung unter Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin nicht bei ihrer Reformpolitik behindert.
Jelzin erklärt sich in seinem Plan dazu bereit, "sich nicht in die Vorrechte der Legislative einzumischen und den Verfassungsgrundsatz der Gewaltenteilung durch alle Organe der Exekutive zu achten". Ähnliche Zugeständnisse verlangt Jelzin auch vom Parlament, insbesondere, was die Regierungsarbeit angeht.
Die Abgeordneten müßten "alle Aktionen einstellen, die darauf zielen, die Exekutivorgane von der Erfüllung ihrer Pflicht abzuhalten". Das Parlament, das zur Zeit beispielsweise noch die Zentralbank kontrolliert, soll demnach auf seinen Einfluß auf Staatseigentum zugunsten der Regierung verzichten.
Das Kompromißmodell basiert, wie in Moskau mitgeteilt wurde, auf dem Gespräch Jelzins mit seinem Hauptrivalen, Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow, vom Dienstag. Falls Chasbulatow zustimmen sollte, fordert Jelzin zusätzlich eine Bestätigung durch den Volksdeputiertenkongreß, der dazu zu einer Sondersitzung zusammentreten müßte.
In seiner Ansprache gab Jelzin nicht sein Vorhaben auf, im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen mit dem Lager Chasbulatows ein Referendum abzuhalten.
MÜNCHEN, 18. Februar (dpa). Wegen seiner Beteiligung an der Entführung des Schwagers von Friedrich Karl Flick ist der Münchner Autohändler Alexander Engelhard am Donnerstag zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Das Landgericht München I befand den 39jährigen nach mehrwöchigem Prozeß der Beihilfe zum erpresserischen Menschenraub und der räuberischen Erpressung für schuldig. Abweichend von der ursprünglichen Anklage war bereits die Staatsanwaltschaft zu dem Schluß gekommen, daß Engelhard nicht der Drahtzieher des Kidnappings war.
Das 27jährige Opfer Günther Ragger war am 19. Dezember 1991 von drei Männern auf dem Weg zur Arbeit in St. Leonhard (Kärnten) verschleppt und 42 Stunden bei eisiger Kälte in einem Kastenwagen gefangengehalten worden. Die Kidnapper ließen ihn gegen ein Lösegeld von zehn Millionen Mark frei, das der Milliardär Flick nach Festnahme der Täter bis auf einen geringen Betrag zurück erhielt. Für das Verbrechen waren im Dezember 1992 in Klagenfurt zwei Jugoslawen zu je zehn Jahren Haft und der 39jährige Wiener Gastronom Gerhard Möser als Drahtzieher zu zwölf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden.
PORT-AU-PRINCE, 18. Februar (AP/ dpa). Beim Untergang einer völlig überladenen Fähre vor der Südküste von Haiti sind vermutlich mehrere hundert, möglicherweise sogar über tausend Menschen ums Leben gekommen. Wie Überlebende und Sprecher der Behörden am Donnerstag berichteten, sank die - nach Aussagen des Kapitäns, der sich schwimmend an die Küste retten konnte - mit etwa 2 000 Menschen besetzte Fähre "Neptune" bereits am Vortag in einem von heftigen Regenfällen begleiteten Sturm. Wie das Rote Kreuz in Haitis Hauptstadt Port-au- Prince meldete, sind an den Stränden in der Nähe der Ortschaft Miragoane bereits 850 Leichen angetrieben worden. Bis Donnerstag abend konnten nach offiziellen Angaben weniger als 100 Überlebende geborgen werden. Die genaue Zahl der Passagiere ist jedoch unklar. Die Angaben schwanken zwischen 800 und 2 000.
Das nur für weit weniger Menschen zugelassene Schiff mit drei Decks war von der im Westen der Insel gelegenen Küstenstadt Jeremie nach Port-au-Prince unterwegs, als es 100 Kilometer westlich der Hauptstadt, in der Nähe der Insel La Gonave, in den Sturm geriet. Auch die US-Küstenwache entsandte zwei Schiffe in das Unglücksgebiet und nahm Suchflüge auf, nachdem das haitianische Militär einem entsprechenden Hilfsangebot zugestimmt hatte. Wie ein Sprecher der Küstenwache mitteilte, wurden Leichen an den Stränden etwa 60 Kilometer westlich von Port-au-Prince angespült.
Der Kapitän der "Neptune", Benjamin Sinclair, berichtete, die Passagiere auf den überfüllten Decks seien wegen des Unwetters in Panik geraten und auf die dem Regen abgewandte Seite des Schiffes gerannt, um mehr Schutz zu finden. Daraufhin sei das Schiff ins Schlingern geraten und schließlich gekentert. Anderen Berichten zufolge war vor dem Untergang das Oberdeck des Schiffs eingestürzt. Die Fähre bedient die Strecke von Port-au-Prince nach Jeremie viermal im Monat. Eine Näherin, die in der Nähe des Unglücksortes nach vermißten Angehörigen Ausschau hielt, sagte, die "Neptune" sei immer völlig überfüllt ausgelaufen.
Es war die zweite große Schiffskatastrophe vor der Küste der Karibik-Insel innerhalb weniger Monate. Ende vergangenen Jahres war ein Flüchtlingsboot mit fast 400 Menschen an Bord auf dem Weg in die USA gesunken. Weniger als hundert hatten das Unglück überlebt.
PARIS (dpa). Die Pharma-Großhändler Gehe (Stuttgart) und Office Commercial Pharmaceutique (Paris) wollen sich zum größten Konzern der Branche in Europa zusammenschließen. Wie beide Unternehmen mitteilen, wird Gehe den OCP-Aktionären ein Übernahmeangebot vorlegen. Nach der Fusion werde der Pharmahandel als Gehe-Sparte umorganisiert.
Im Jahre 2000 werde es in Europa nur drei oder vier leistungsstarke Pharma- Handelsgruppen geben, glaubt OCP-Präsident Jean-Pierre Duche.
Gehe bietet 800 Franc für jede OCP- Aktie. Die bis zu 2,1 Milliarden Franc (626 Millionen Mark) Übernahmekosten sollen ohne große Fremdmittel aufgebracht werden. Die Titel wurden zuletzt mit 660 Franc notiert. OCP setzte 1992 rund 33 Milliarden Franc (9,7 Milliarden Mark) um und war mit 43 Prozent Anteil Marktführer in Frankreich. Das Betriebsergebnis lag bei 472 Millionen Franc. Gehe brachte es im vergangenen Jahr auf über fünf Milliarden Mark. Davon entfielen 4,5 Milliarden auf den Pharmahandel. Mit 20 Prozent Marktanteil sind die Stuttgarter in Deutschland Nummer eins. 1991 lag ihr Betriebsergebnis bei 242 Millionen Mark. Die Firma gehört zum Familienunternehmen Franz Haniel (Duisburg), das weltweit mehr als 20 Milliarden Mark umsetzt.
BERLIN, 18. Februar (dpa). Der Architekten-Wettbewerb zur Gestaltung des neuen Parlaments- und Regierungsviertels in Berlin ist entschieden. Erster Preisträger für den "Spreebogen" ist der Berliner Axel Schultes, erfuhr dpa am Donnerstag. Das Reichstagsgebäude werden der Brite Norman Foster, der Spanier Santiago Calatrava (Zürich) und der Amsterdamer Piet de Bruyn umgestalten. (Weiterer Bericht auf Seite 3)
BRÜSSEL, 19. Februar (dpa). Frauengruppen, die sich für Vergewaltigungsopfer im ehemaligen Jugoslawien einsetzen, haben die Europäische Gemeinschaft aufgerufen, nicht in ihren Bemühungen um ein Ende des Bürgerkrieges nachzulassen. Niemand könne die Vergewaltigungen unschuldiger Frauen und Kinder stoppen, solange der Krieg weitergehe, hieß es am Donnerstag bei einer Anhörung des Frauenausschusses im Europaparlament in Brüssel.
Parlamentspräsident Egon Klepsch verlangte, "Vergewaltigung als militärische Taktik und Instrument der ethnischen Säuberung" sollte als Kriegsverbrechen höchsten Grades angesehen werden. Die Verletzungen der Menschenrechte dürften nicht in einem politischen Gesamtkompromiß unter den Tisch gekehrt werden, meinte die Vorsitzende der Sozialistischen Fraueninternationale, die Belgierin Anne-Marie Lizin. Vertreter von Menschenrechtsorganisationen verwiesen auf eine große Dunkelziffer. Das wahre Ausmaß der Schändungen werde wegen fehlender Zeugnisse wohl niemals ans Tageslicht kommen.
MÜNCHEN, 19. Februar (dpa). Der Fernsehmoderator Thomas Gottschalk will hilfsbedürftigen Kindern in Deutschland zu einem besseren Leben verhelfen. Aus diesem Grund habe er, wie er jetzt in München mitteilte, die Thomas-Gottschalk-Stiftung gegründet. Mit einem "beträchtlichen Teil seiner Einkünfte" wolle er dafür sorgen, daß Kinder auch in Zeiten von Krisen Zufluchtstätten finden. Das Anfangsvermögen der Stiftung betrage zwei Millionen Mark.
BERLIN. Zu einer "Lehrstunde" in Sachen Film traf sich Hollywood-Regisseur Billy Wilder mit deutschen Regisseuren in Berlin. Volker Schlöndorff, Reinhard Hauff, Werner Herzog, Peter Fleischmann und Wolfgang Kohlhaase tauschten mit einem der produktivsten Kollegen Erfahrungen beim Entstehen eines Films aus. Wilder erläuterte dabei seine Vorstellungen, wie aus einem Drehbuch ein guter Film wird. Für die Regisseure der jüngeren Generation war es eine unvergeßliche Zusammenkunft, wie sie übereinstimmend betonten. Zehn Minuten mit Billy Wilder seien mehr als Jahre an einer Filmhochschule, meinten sie. dpa
NEW YORK, 19. Februar (dpa). Die Aufrechterhaltung der Sanktionen gegen Irak verursacht nach Angaben des ehemaligen US-Justizministers Ramsey Clark in jeder Woche den Tod von mehr als 2000 Irakern.
Bis zu 100 000 Kinder unter fünf Jahren würden nach UNICEF-Schätzungen in diesem Jahr in Irak sterben, wenn die Sanktionen nicht aufgehoben werden, sagte Clark am Donnerstag vor der Presse in New York nach der Rückkehr von einer Irak-Reise. Gleichzeitig unterrichtete er in Briefen UN-Generalsekretär Butros-Ghali und die Mitglieder des Sicherheitsrats über die Situation.
Der Weltsicherheitsrat hatte erst Ende Januar wieder die Sanktionen bestätigt, die in der Folge des Golfkrieges gegen Irak verhängt worden waren. Die Überprüfung ist alle zwei Monate fällig.
Mangel an Medizin, medizinischer Versorgung, Nahrungsmitteln, an sauberem Wasser und an Ausrüstungen, die für die Gesundheitsfürsorge, für die Landwirtschaft und für die Nahrungsverarbeitung notwendig seien, verursachten die hohe Sterberate, sagte Clark. Es bestehe kein Zweifel daran, daß die Sanktionen direkt für die katastrophalen Folgen ursächlich seien. Nach Schätzungen der Ärzte gingen 80 Prozent der Fälle, in denen Kleinkinder in Krankenhäuser gebracht würden, auf Unterernährung zurück.
Der Sicherheitsrat blieb, obwohl auch andere internationale Experten auf die schlimmen Folgen der Sanktionen verwiesen, bisher hart. Ausnahmeregelungen, nach denen Irak in beschränktem Umfang Öl verkaufen und so die Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten versorgen könnte, hat Bagdad bisher nicht in Anspruch genommen, weil nach seiner Ansicht die damit verbundenen Auflagen die Souveränität des Landes verletzten.
WATERFORD, 19. Februar (dpa). Der umstrittene amerikanische Arzt Jack Kevorkian hat am Donnerstag in Waterford bei Detroit (US- Bundesstaat Michigan) erneut bei zwei Menschen im Alter von 41 und 44 Jahren Sterbehilfe geleistet. Nach Angaben der Polizei starben die beiden Krebskranken im Haus eines Freundes des Arztes durch Einatmen von Kohlenmonoxid. Bereits am Montag hatte Kevorkian einem unheilbar Kranken geholfen, sich mit Hilfe von Kohlenmonoxid das Leben zu nehmen. Insgesamt hat der in den USA als "Dr. Tod" bekannt gewordene Pathologe, der im Ruhestand lebt, seit Juni 1990 bei 15 Menschen Sterbehilfe geleistet. Im Staat Michigan wird ab 1. April Sterbehilfe verboten. Kevorkian hat angekündigt, das Gesetz zu ignorieren, um ein Grundsatzurteil zu erreichen.
BONN, 18. Februar (dpa). Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) und der polnische Transportminister Zbigniew Jaworski haben ein Abkommen über die Schiffahrt in den inneren Gewässern im Bereich der Ostsee-Insel Usedom unterzeichnet. Damit werde allen Schiffen die freie Zufahrt zu den im Stettiner Haff gelegenen Häfen und Anlegestellen ermöglicht, teilte das Bonner Verkehrsministerium am Donnerstag mit. Das Stettiner Haff, in dessen Mitte die deutsch-polnische Staatsgrenze verläuft, könne so wieder in seiner ganzen Breite von Fahrgastschiffen und Sportbooten befahren werden.
BONN, 18. Februar (dpa). Die fünf neuen Länder und Berlin sollen 1993 weitere 3,6 Milliarden Mark und im nächsten Jahr 8,5 Milliarden Mark zusätzlich erhalten. Das beschlossen die Finanzminister der 16 Länder mit einer Mehrheit von 14 Stimmen in der Finanzministerkonferenz am Donnerstag in Bonn. Baden-Württemberg, das bereits jetzt größtes Geberland im Länder-Finanzausgleich ist, stimmte gegen den Entwurf. Der Stuttgarter Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder (CDU) kündigte an, wenn der Entwurf Gesetz werde, werde Baden-Württemberg dagegen vor dem Verfassungsgericht klagen.
Demzufolge soll der Fonds Deutsche Einheit mit Mitteln des Bundes und der westdeutschen Länder auf 35,15 Milliarden in diesem Jahr und 32,4 Milliarden Mark für 1994 aufgestockt werden. Darüber muß mit dem Bund jetzt bei den Gesprächen über den "Solidarpakt" verhandelt werden. Für diese Lösung hatten sich besonders Berlin und Brandenburg stark gemacht. Die Länder Saarland und Bremen sollen wegen ihrer Haushaltsnotlage ab 1993 fünf Jahre lang jeweils 3,4 Milliarden Mark vom Bund erhalten, 1,8 Milliarden für Bremen und 1,6 Milliarden für das Saarland. Auch dies beschlossen die Länderfinanzminister mit einer großen Mehrheit.
Der brandenburgische Finanzminister Klaus-Dieter Kühbacher (SPD) zeigte sich optimistisch, daß die Länder gemeinsam einen Gesetzentwurf zum Länderfinanzausgleich ab 1995 vorbereiten würden. Die neuen Länder forderten nach Angaben von Nordrhein-Westfalens Finanzminister Heinz Schleußer (SPD) für 1995 weitere 18 Milliarden Mark aus Westdeutschland. Damit würde sich das von der Bonner Koalition beschlossene Transfervolumen 1995 für Ostdeutschland von 110 Milliarden auf 128 Milliarden Mark erhöhen. "Mehr Aufträge in neue Länder" BERLIN (AP). Die Wirtschaftsminister des Bundes und der neuen Länder haben die Bundesregierung aufgefordert, den "Solidarpakt" so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bringen. "Nur so können rasch Mittel freigeschaufelt werden, die zusätzliche Investitionen im Osten ermöglichen", sagte Bundeswirtschaftsminister Günther Rexrodt am Donnerstag nach einem Treffen mit seinen ostdeutschen Kollegen in Berlin. Die Minister seien sich darin einig gewesen, daß der Bund Aufträge verstärkt in die neuen Länder vergeben müsse, sagte Rexrodt. Dies könne ein Beitrag zur Ankurbelung der Wirtschaft im Osten sein. CDU-Experte erwartet Zuschlag vor 1995 BONN (AP/dpa). Der CDU-Sozialexperte Hermann-Josef Arentz rechnet damit, daß ein Solidaritätszuschlag als Kompromiß bereits vor 1995 eingeführt wird. Der Bonner Rundschau sagte Arentz, er sei dessen sicher, "weil eine einvernehmliche Lösung zwischen Bundestag und Bundesrat auch Elemente aller Beteiligten enthalten wird". Während die Koalition die Steuern nicht vor 1995 erhöhen will, plädiert die SPD für eine einkommensabhängige Ergänzungsabgabe von Juli diesen Jahres an. SPD-Chef Björn Engholm gab inzwischen zu verstehen, daß für seine Partei auch ein anderer Termin denkbar sei, etwa der 1. Oktober.
WASHINGTON, 18. Februar (AFP/dpa/ AP). US-Präsident Bill Clinton verfügt für die Umsetzung seines Wirtschaftsprogramms einschließlich der geplanten Steuererhebungen und Ausgabenkürzungen offenbar über eine breite Unterstützung der Bürger in den USA.
Dies ergaben zwei Blitzumfragen von US-Fernsehsendern, die - kurz nach der Vorstellung des Wirtschaftsprogramms in der Nacht zum Donnerstag in beiden Häusern des US-Kongresses - von CNN und ABC vorgestellt wurden. Danach lag die Zustimmung in der Bevölkerung insgesamt bei knapp 80 Prozent. Globalziel des Wirtschaftsprogramms ist die Verringerung des staatlichen Haushaltsdefizits um insgesamt 500 Milliarden Dollar.
74 Prozent der Bevölkerung unterstützten Clintons Vorschläge, berichtete ABC nach einer Blitzumfrage unter 350 US- Bürgern. Lediglich 18 Prozent lehnten Clintons Konzept ab. Eine Zustimmungsrate von 80 Prozent gab es auch für die höhere Besteuerung von Besserverdienenden. Allerdings schenkten die US- Bürger Clintons Ankündigung wenig Glauben, 98 Prozent der Familien würden keine höheren Steuern zu zahlen haben: 60 Prozent der von CNN Befragten erwarteten, daß ihr Steuersatz ansteige.
Wenn es nach den Bürgern ginge, müßte der US-Kongreß Clintons Vorschläge umgehend verabschieden: 55 Prozent der von ABC Befragten sprachen sich für eine Annahme der Pläne aus, 34 Prozent hielten Änderungen für erforderlich, lediglich neun Prozent waren für eine Ablehnung des Konzepts.
Die Republikaner im amerikanischen Parlament haben sich dagegen kritisch über das von Clinton vorgelegte Wirtschaftsprogramm geäußert. Der Führer der republikanischen Minderheit im Repräsentantenhaus, Robert Michel, sagte, Clintons Programm stehe in der Tradition der Politik der Demokraten, mit einer aufgeblähten Regierung vom Bürger Steuern abzuverlangen und dieses Geld wieder auszugeben.
Der Plan werde von den Republikanern in den kommenden Monaten gründlich geprüft, kündigte Michel an. Die Republikaner ließen sich davon auch nicht durch "die größte Propagandakampagne der Geschichte" ablenken, sagte Michel unter Anspielung auf Clintons gezielte Bemühungen, sein Paket zur Sanierung der amerikanischen Wirtschaft den Bürgern schmackhaft zu machen.
Ausgabenkürzungen betreffen vor allem den Washingtoner Beamtenapparat, das Gesundheitswesen und das Verteidigungsbudget. Damit soll nach den Worten Clintons das chronische Haushaltsdefizit fast halbiert und außerdem in die Zukunft der Nation investiert werden. Kurzfristig versprach der Präsident eine Konjunkturspritze in Form eines 30-Milliarden-Dollar-Programms, mit dem in den kommenden zwei Jahren eine halbe Million neuer Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. Langfristig, das heißt über den anvisierten Zeitraum der kommenden vier Jahre, sollen für Arbeitsbeschaffungs-, Forschungs- und Bildungsprogramme 160 Milliarden Dollar bereitgestellt werden.
Um solche Projekte finanzieren und gleichzeitig das riesige Haushaltsdefizit der Vereinigten Staaten abbauen zu können, benötige der Staat jedoch neue Einnahmen. Und hier sei die Opferbereitschaft aller Amerikaner gefragt. Dem Programm Clintons zufolge soll der Spitzensteuersatz von 31 auf 36 Prozent angehoben werden. Davon wären alle Einzelpersonen mit einem Jahreseinkommen über 115 000 Dollar und alle Familien mit einem Jahreseinkommen über 140 000 Dollar betroffen. Für Spitzenverdienste über 250 000 Dollar soll eine zusätzli- che Steuer von zehn Prozent, die sogenannte Millionärssteuer, eingeführt werden. Außerdem ist eine Energiesteuer auf Heizmaterialien und Benzin vorgesehen.
Diese Steuererhöhungen sollen der Staatskasse in der kommenden Legislaturperiode Einnahmen in Höhe von 246 Milliarden Dollar bringen. Im gleichen Zeitraum sind jedoch auch Ausgabenkürzungen von insgesamt 253 Milliarden Dollar vorgesehen.
WIEN, 18. Februar (AFP). Bei einem Zugunfall in einem Vorort von Wien sind am Donnerstag morgen mindestens drei Menschen getötet und etwa dreißig weitere verletzt worden. Dies gab die österreichische Bahnverwaltung in einer ersten Bilanz des Unfalls bekannt. Die Lokführer der beiden zusammengestoßenen Züge seien auf der Stelle getötet worden. Das dritte Opfer ist nach diesen Angaben eine Frau, die in einem der Züge saß. Einer der beiden Lokführer habe ein Haltesignal übersehen und den Unfall dadurch verursacht, hieß es.
NEW YORK, 18. Februar (AFP). Im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids haben Forscher der Medizinischen Hochschule in Harvard nach eigenen Angaben einen bedeutenden Erfolg erzielt. Im Reagenzglas sei es bei gleichzeitigem Einsatz von drei Medikamenten gelungen, die Ausbreitung des Aids-Virus zu stoppen, teilte die US-amerikanische Forschergruppe am Mittwoch in New York mit. Dabei handle es sich um die Medikamente AZT, Dideoxinosin und ein Mittel mit dem Namen Pyridinon.
Bei der Behandlung HIV-infizierter Blutzellen mit den drei Medikamenten wurden den Angaben zufolge im Verlauf von 35 Tagen sämtliche Spuren der Krankheit ausgelöscht. Auch bei Nachfolgeuntersuchungen nach Ablauf von 94 Tagen wurde kein Wiederaufkeimen der Viren beobachtet, obwohl der Einsatz der Medikamente am 49. Tag abgebrochen worden war. Aids Forscher Martin Hirsch sagte am Mittwoch, die neue Behandlungsmethode sei auch bei Menschen erfolgversprechend. Sie könne nach seiner Einschätzung "das Aids-Virus für lange Zeit, wahrscheinlich für immer, in Schach halten". Diese Behandlungsweise sei "seit sechs bis sieben Jahren" die beste neu entwickelte Methode zur Aids-Bekämpfung.
Andere US-Wissenschaftler wiesen allerdings darauf hin, daß noch weitere Studien erforderlich seien, bevor von einem Durchbruch in der Aids-Bekämpfung gesprochen werden könne. Die Widerstandskraft des Virus im menschlichen Körper dürfe nicht unterschätzt werden. Hirsch sagte, die Methode könne vom Frühjahr an versuchsweise bei Aids- Kranken angewendet werden.
ESSEN, 18. Februar (AFP). Die Tarifverhandlungen für die rund 95 000 Beschäftigten des Steinkohlebergbaus an der Ruhr sind am Donnerstag bereits nach wenigen Minuten vertagt worden. Die Arbeitgeber hätten auch in der zweiten Runde noch kein Angebot vorgelegt, teilte die IG Bergbau und Energie mit. Die dritte Runde soll am 4. März in Bochum stattfinden.
Die IG Bergbau fordert bei einer Laufzeit von zwölf Monaten eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Vergütungen in Höhe der Inflationsrate. Die getrennt verhandelnde Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) verlangt eine Anhebung um 4,5 Prozent. Der Tarifvertrag läuft zum 1. März aus.
Zur Person:
HANS MARTIN BURY, SPD-Bundestagsabgeordneter, hat vorgeschlagen, die BahnCard auch als Autobahn-Vignette einzusetzen. Die Einführung der Vignette sei zwar "ökologisch unsinnig und sozial ungerecht", meint Bury. Wenn die Bundesregierung aber daran festhalte, sollte die BahnCard, die 220 Mark jährlich kostet und Bahnfahren zum halben Preis ermöglicht, auch für die Autobahn- Gebühr gelten. Damit könne sichergestellt werden, daß die Einnahmen tatsächlich der Bahn zufließen und nicht zum Stopfen allgemeiner Haushaltslöcher verwandt würden. Der CSU-Verkehrspolitiker DIONYS JOBST lehnte den Vorschlag mit der Begründung ab, dies brächte nicht genug Geld. (AFP)
LIMA, 18. Februar (AFP). Die Räuber, die am Sonntag in der südperuanischen Anden-Stadt Cuzco einen Inka-Schatz aus einem Museum gestohlen hatten und rasch gefaßt werden konnten, hatten den größten Teil ihrer kostbaren Beute aber bereits eingeschmolzen. 53 der 58 Gold- und Silberobjekte seien zu Blöcken zusammengeschmolzen worden, teilten die peruanischen Behörden am Mittwoch mit. Bei den Stücken aus dem Archäologischen Museum der Universität San Antonio de Abad handelte es sich um einen der wenigen in Peru erhaltenen Schätze der Inkas, der einen unschätzbaren Wert hatte.
FREIBURG, 18. Februar (AFP). Zwei Asylbewerber aus Algerien sind am Mittwoch abend in Freiburg von zwei Mofafahrern aus noch unbekannten Motiven angegriffen worden. Einer von ihnen wurde schwer verletzt, der andere erlitt leichte Verletzungen. Der Polizei zufolge war der Mofafahrer mit einem Knüppel und sein Beifahrer mit einem scharfkantigen Werkzeug bewaffnet.
Passanten fanden den 22jährigen Algerier mit einer schweren Fleischwunde an der Schulter auf der Staße liegen. Der Mann wurde ins Krankenhaus gebracht.
WASHINGTON, 18. Februar (AFP). Der Pastor und Bürgerrechtler Jesse Jackson hat US-Präsident Bill Clinton aufgefordert, die in den Vereinigten Staaten angelegten Vermögen reicher Haitianer zu sperren. Dadurch solle verhindert werden, daß diese Kreise weiter die nach dem Militärputsch vom September 1991 eingesetzte haitianische Regierung unterstützten, sagte Jackson am Mittwoch. Der Bürgerrechtler war am Sonntag aus Solidarität mit 267 auf dem US-Marinestützpunkt Guantanamo auf Kuba untergebrachten Aids-infizierten Haitianern in den Hungerstreik getreten. Er nahm seitdem nur noch Wasser und Säfte zu sich. Jackson kündigte am Mittwoch an, er wolle seinen Hungerstreik mindestens noch bis zum kommenden Sonntag aufrechterhalten.
Mit der Protestaktion will Jackson Druck auf Präsident Clinton ausüben, damit die HIV-positiven Flüchtlinge aus Haiti Asyl in den USA erhalten.
NEW YORK, 18. Februar (AFP). Im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit Aids haben Forscher der Medizinischen Hochschule in Harvard nach eigenen Angaben einen bedeutenden Erfolg erzielt. Im Reagenzglas sei es bei gleichzeitigem Einsatz von drei Medikamenten gelungen, die Ausbreitung des Aids-Virus zu stoppen, teilte die Forschergruppe am Mittwoch in New York mit. Dabei handle es sich um die Medikamente AZT, Dideoxinosin und ein Mittel mit dem Namen Pyridinon. Den Angaben zufolge gelang der Erfolg dem Mitarbeiter Yung Kang Chow im Rahmen seiner Dissertation bei Aids-Forscher Martin Hirsch.
Bei der Behandlung HIV-infizierter Blutzellen mit den drei Medikamenten wurden den Angaben zufolge im Verlauf von 35 Tagen so gut wie alle Spuren der Krankheit ausgelöscht. Auch bei Nachfolgeuntersuchungen nach Ablauf von 94 Tagen wurde kein Wiederaufkeimen der Viren beobachtet, obwohl der Einsatz der Medikamente am 49. Tag abgebrochen worden war. Hirsch erläuterte am Mittwoch in einem Telefon-Interview, die neue Behandlungsmethode sei auch bei Menschen erfolgversprechend. Sie könne nach seiner Einschätzung "das Aids-Virus für lange Zeit, wahrscheinlich für immer, in Schach halten". Diese Behandlungsweise sei "seit sechs bis sieben Jahren" die beste neu entwickelte Methode zur Aids-Bekämpfung.
Andere US-Wissenschaftler wiesen allerdings darauf hin, daß noch weitere Studien erforderlich seien, bevor von einem Durchbruch in der Aids-Bekämpfung gesprochen werden könne. Die Widerstandskraft des Virus im menschlichen Körper dürfe nicht unterschätzt werden. Hirsch sagte, die Methode könne vom Frühjahr an versuchsweise bei solchen Aids-Kranken angewendet werden, die sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium der Krankheit befänden.
In der am Donnerstag erschienenen Ausgabe der britischen Fachzeitschrift Nature warnt Professor Douglas Richman von der Universität Kalifornien vor möglichen Gefahren der neuen Therapie. Vorerst könne diese Methode allenfalls einen "Zeitgewinn" erreichen. Die Krankheit werde trotz der Behandlung mit den drei Medikamenten fortschreiten, weil das Virus nicht vollständig ausgeschaltet werden könne oder weil sich "mutierte" Viren entwickeln würden. Er halte es für den "Haken" dieser Therapie, daß sie die Ausbreitung der Viren verhinderten und die Bildung von weißen Blutkörperchen beschleunigten, was dann nach einem Monat zur Ausprägung mutierter Viren führe, die gegenüber den eingesetzten Medikamenten resistent seien.
MEDELLIN, 18. Februar (AFP). Ein mutmaßliches Führungsmitglied des berüchtigten Kokain-Kartells von Medellin ist am Mittwoch von Unbekannten in dieser Stadt im Nordwesten Kolumbiens erschossen worden. Die Leiche des 32jährigen Carlos Mario Ossa wurde nach Angaben der Polizei aus einem fahrenden Wagen auf die Straße geworfen. Ossa galt als "vierter Mann" an der Spitze des Rauschgiftkartells von Pablo Escobar.
KIGALI, 18. Februar (AFP). Die Kämpfe zwischen den Rebellen der Ruandischen Patriotischen Front (RPF) und den Regierungstruppen in Ruanda halten an. Das teilte der Kommandant der Neutralen Militärischen Beobachtergruppe (GOMN), der nigerianische General Ekundayo Opaleye, am Donnerstag in Kigali mit. Die beiden Kriegsparteien beschuldigten sich gegenseitig, den im Juli vergangenen Jahres geschlossenen Waffenstillstand zu brechen, sagte Opaleye. Vorwürfe, ausländische Soldaten kämpften auf der einen oder anderen Seite, könne er nicht bestätigen. Die Rebellen hatten die in Ruanda stationierten französischen Einheiten beschuldigt, die Armee zu unterstützen. Nach Angaben des französischen Militärs in Ruanda kämpfen ugandische Einheiten auf der Seite der Rebellen.
THESSALONIKI, 18. Februar (AFP). Ein serbischer Güterzug mit 10 000 Tonnen Stahl für Südafrika ist bei Idomeni von griechischen Grenzposten festgehalten worden. Angaben der griechischen Nachrichtenagentur Mazedonien-Presse vom Donnerstag zufolge war auf den Transitpapieren der 105 Waggons als Ursprungsland Ungarn vermerkt, tatsächlich aber stammte der Stahl aus einer serbischen Fabrik nahe der ungarischen Grenze. Nach Angaben der Agentur hatte eine Firma mit Sitz in Thessaloniki den Transport übernommen. Gegen Serbien haben die Vereinten Nationen ein Embargo verhängt.
DEN HAAG, 19. Februar (AFP). Das niederländische Berufungsgericht in Den Haag hat jetzt entschieden, daß der ehemalige Kollaborateur des nationalsozialistischen Regimes, Jacob Luitjens, bis zu seiner eventuellen Begnadigung in Haft bleiben soll. Das Gesuch des 72jährigen auf Freilassung wiesen die Richter mit der Begründung zurück, daß Luitjens sich mit seiner Flucht kurz nach dem Zweiten Weltkrieg schon einmal einer Haftstrafe entzogen habe.
Kurz bevor ihm die niederländischen Justizbehörden 1948 den Prozeß machen konnten, war dem als "Schreckensherrscher von Roden" bekannten Mann die Flucht über Deutschland nach Paraguay gelungen. In Abwesenheit war Luitjens im gleichen Jahr zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden, weil er Hunderte von Flüchtlingen und Juden an die nationalsozialistischen Besatzungstruppen verraten hatte.
TEHERAN, 19. Februar (AFP). Iran will 300 000 illegal in der iranischen Provinz Chorassam lebende afghanische Flüchtlinge in ihre Heimat abschieben. Das meldete die iranische Nachrichtenagentur IRNA jetzt unter Berufung auf den Provinzgouverneur Esmail Modifi. Auf einer Versammlung von Polizeikommissaren aus der Provinz habe Modifi angekündigt, alle ohne gültige Papiere aufgegriffenen Flüchtlinge sollten zügig ausgewiesen werden. Ein Vertreter des UN- Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) in Teheran sagte, er sei nicht über die bevorstehende Ausweisung der Flüchtlinge informiert worden.
Die Regelung widerspreche den Vereinbarungen zwischen Iran und dem UNHCR, die Flüchtlinge nicht zur Heimkehr zu zwingen, fügte der UNHCR-Vertreter hinzu. Das UNHCR unterstützt dagegen iranische Programme für die freiwillige Heimkehr der Afghanen.
ATHEN, 19. Februar (AFP). Nach seiner Entlassung aus der Redaktion der Jugendzeitung Omikron wegen der Veröffentlichung einer regierungskritischen Kolumne ist ein griechischer Wehrpflichtiger am Donnerstag von Verteidigungsminister Ioannis Varvitsiotis strafversetzt worden. Stavros Stavridis muß nun in einem Regiment in Xanthe an der Grenze zu Bulgarien dienen. Dies wurde von amtlicher Seite in Athen mitgeteilt.
Stavridis war im Rahmen seiner Wehrpflicht Chefredakteur der Nachwuchszeitschrift der griechischen Regierungspartei Neue Demokratie. Nach der Veröffentlichung eines Artikels, in dem die Haltung der griechischen Regierung zur ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien scharf angegriffen worden war, hatte Ministerpräsident Konstantin Mitsotakis am Mittwoch den gesamten Redaktionsstab entlassen.
Kurz gemeldet Mitterrand tritt in keinem Fall zurück
PARIS, 19. Februar (AFP). Der französische Staatspräsident François Mitterrand hat eigenen Angaben zufolge nicht die Absicht, bei einem Sieg der Rechtsparteien bei den Parlamentswahlen Ende März von seinem Amt zurückzutreten. Das erklärte der Staatschef am Donnerstag abend in einer Live-Sendung im Fernsehen auf Fragen von Bürgern einen Monat vor der Wahl. Mitterrand lehnte es ab, Angaben über die Person des künftigen Premierministers zu machen. Alle drei Flugzeuginsassen tot LIMOGES, 19. Februar (AFP). Beim Absturz eines einmotorigen Militärflugzeugs in der Nähe von Limoges (Mittelfrankreich) sind am Freitag alle drei Insassen ums Leben gekommen. Die Maschine vom Typ CE 43 war aus noch ungeklärter Ursache zerschellt. Libyen: Keine C-Waffenfabrik ROM, 19. Februar (AP). Libyen hat Zeitungsberichte vom Wochenende zurückgewiesen, nach denen deutsche Firmen am Aufbau einer Chemiewaffenfabrik in Libyen beteiligt sein sollen. Die staatliche Nachrichtenagentur JANA bezeichnete in einer Meldung diese Berichte als "psychologischen Terrorismus". Denkmal für Opfer des Jumbo-Abschusses MOSKAU, 19. Februar (AFP). Auf der russischen Insel Sachalin soll ein Denkmal für die 269 Opfer des Abschusses einer südkoreanischen Boeing durch die sowjetische Luftwaffe im September 1983 errichtet werden. Dies teilte der Gouverneur von Sachalin, Juri Mischuta, am Donnerstag mit.
ERIWAN, 19. Februar (AFP). Zehntausende Menschen haben am Donnerstag in der armenischen Hauptstadt Eriwan erneut gegen die katastrophale wirtschaftliche Lage demonstriert und den Rücktritt von Präsident Lewon Ter- Petrossjan gefordert. Das berichtete eine AFP-Korrespondentin vor Ort. Die Demonstranten, die einem Aufruf der oppositionellen "Union für nationale Selbstbestimmung" von Paruir Hairikjan gefolgt seien, marschierten in Richtung des Präsidentenpalastes. Vor dem Gebäude, das von bewaffneten Einheiten des Innenministeriums bewacht wurde, verlangten sie den Rücktritt der Regierung. Rund 20 Demonstranten, darunter auch die Ehefrau des Oppositionspolitikers Hairikjan, Sussana Awakja, wurden von Polizisten in Zivil festgenommen, wie aus Kreisen der Opposition bekannt wurde.
FRIEDBERG. Wenn's künftig in Mittelhessen blitzt und kracht, weiß einer genau, wo es eingeschlagen hat: Dietmar Lind, Elektromeister bei den Oberhessischen Versorgungsbetrieben AG (OVAG) in Friedberg (Wetteraukreis). Möglich macht dies das erste elektronische Blitzbeobachtungssystem in Hessen, das die OVAG in Betrieb genommen hat.
Bei Gewittern wird Elektromeister Lind vom Piepsen seines Computers alarmiert. Der Monitor zeigt ihm dann mit farbigen Punkten die Blitzeinschläge an, bis auf 100 Meter genau. Wie in der stürmischen Nacht zum 25. Januar, als nahe Flensungen, 11,2 Kilometer nördlich von Grünberg bei Gießen, um 4.38 Uhr und 21 Sekunden Blitz und Schlag die Menschen aus dem Schlaf schreckten. Seit damals markiert ein grauer Punkt den 79 Kilo-Ampere starken Blitz auf Linds Monitor. Das war einer vom schwereren Kaliber.
Im OVAG-Zentrum konnten sich die Mitarbeiter schon Stunden vorher auf das nahende Unwetter einstellen. Auf dem Bildschirm des Rechners, der mit dem Zentralcomputer der Siemens AG in Karlsruhe verbunden ist, blinken die Punkte, jeder Beweis für einen Blitzeinschlag. Je nach eingestelltem Zeitintervall zeigen sie farblich abgestuft die Bewegung an. Ein Tastendruck, und schon weiß Dietmar Lind, wohin die Gewitterfront zieht.
Knapp 40 000 Quadratkilometer groß ist das erfaßte Areal, in dessen Zentrum das 3000 Quadratkilometer messende Versorgungsgebiet der OVAG liegt. Alle Städte, Straßen, Flüsse und Hochspannungsleitungen sind dargestellt. Jeder Blitz wird genau geortet. Selbst die Stärke der Entladung druckt der Rechner aus. Warum das alles? Stromversorgungsunternehmen fürchten nichts mehr als Gewitter. Rund 3000 Blitzschäden beklagt die OVAG pro Jahr. Wenn die energiereichen Entladungen eine Freileitung treffen oder Schaltstationen, dann wird es meist teuer. 1992 krachte ein Blitz in ein Umspannwerk bei Fulda: drei Millionen Mark Schaden.
Das 100 000 Mark teure Blitz-Beobachtungssystem wird Einschläge nicht verhindern können. Es verbessert aber die Chance der Reparatur- Trupps entscheidend, mögliche Folgeschäden schneller einzugrenzen und damit auf ein Minimum zu reduzieren. OVAG-Vorstandsmitglied Hans-Christian Merlet: "Das System garantiert, daß künftig die langwierige Suche nach Blitzeinschlägen wegfällt."
Die elektronische Ortung der Blitze, in den USA in erster Linie zur Bekämpfung von Waldbränden entwikkelt, wurde von Siemens auf deutsche Bedürfnisse übertragen. Lediglich 20 Meßpunkte in der gesamten Republik sind erforderlich, um über Land ziehende Gewitter elektronisch auszumachen. Zwar ist der Blitz-Service nicht billig, aber Hans Bastian Schmidt, im OVAG-Vorstand mitverantwortlich, hat nachgerechnet. Zu spät erkannte Schäden, nächtliches Herumirren von Monteuren in oft unwegsamem Gelände, lange Ausfallzeiten nach der Beschädigung von Leitungen - das alles kostet das Unternehmen viel Geld. Schmidt: "In kurzer Zeit wird sich die Investition bezahlt gemacht haben."
JOSEPH BIESEN (dpa)
Haushalt/Elektrizität Elektrogeräte "helfen" seit über 100 Jahren im Haushalt Von dpa- Korrespondent Rolf Westermann
MAINZ (lrs) - Mit der Entwicklung des elektrischen Bügeleisens um 1887 begann der Siegeszug der strombetriebenen Haushaltsgeräte. Während sich die frühen Elektro-Wasserkocher nicht wesentlich von heutigen Modellen unterscheiden, kamen Ur-Staubsauger mit ihrer Kinderwagengröße recht unhandlich daher. Wichtig war oft nur das Funktionieren der Geräte. "An Sicherheit und Stromverbrauch dachte man nicht", meint Antje Hermanni von den Stadtwerken Mainz, die in einer Ausstellung frühe "elektrische Helfer" zeigt. Erst seit 1968 sei der geerdete Dreiphasen-Stecker vorgeschrieben. Viele Stromkabel wurden mit der Zeit brüchig und erhielten dann einen notdürftigen Verband mit Heftpflastern, denn gegen das Altern von Gummi- und Kunststoffhüllen war noch kein Mittel gefunden. Der Zustand der Kabel würde heute jedem Elektro-Fachmann den Puls in die Höhe treiben. Zur Isolierung innerhalb der Geräte diente auch das inzwischen als krebserregend erkannte Asbest. Damals ging es zuhause recht dunkel zu; in den Zimmern flackerten 15-Watt- Birnen. Aber die Menschen waren fasziniert von der Elektrizität und standen noch um 1880 stundenlang an, um eine Glühbirne an- und auszuschalten, erzählt der Sammlungsleiter des Mannheimer Museums für Technik und Arbeit, Thomas Herzig. Ein Problem war die geringe Zahl von Stromanschlüssen. Meist gab es nur Steckdosen am Draht über der Zimmerlampe. Bei leistungsstarken Geräten drohte ein Kabelbrand. Die flächendeckende Verkabelung der Haushalte nahm Jahrzehnte in Anspruch. 1920 besaß erst ein Viertel der Mannheimer Haushalte einen eigenen Stromanschluß. Für jedes Elektrogerät berechneten die Elektrizitätswerke eine Pauschale.
Die Entwicklung der Waschmaschine bedeutete für die Frauen eine Befreiung. Bis in die 50er Jahre wurden in Mainz Teppiche und andere große Stücke an der "Waschbrücke" am Rhein gereinigt, erzählt Energieberaterin Sigrun Gröninger. Zuhause war einmal im Monat Waschtag. Zuerst kam Tischwäsche zum Einweichen in einen 80-Liter-Bottich, der auf dem Holzkohlenherd in der Küche stand. Dann folgten Leibwäsche, Buntes und Dunkles. In mehreren Wannen wurde die Seife wieder herausgespült, das restliche Wasser diente zum Putzen. Da waren die ersten Waschmaschinen mit Heizung und Rotor, die nach dem Zweiten Weltkrieg aufkamen, eine Erleichterung.
Manche Geräte sehen aus, als ob sie nach dem Motto "Hauptsache elektrisch" konstruiert wurden, wie das "Vibrofix"- Massagegerät von 1930, das einem Mixer ähnelt. Der Elektro-Rasierer von Siemens aus dem Jahr 1938 gleicht einem Naßrasierer mit Kabel. Beim Start erforderte er Fingerspitzengefühl: "Durch kurze ruckartige Drehung des ganzen Apparates anwerfen", hieß es in der Gebrauchsanweisung. Wer die Rasur überstanden hatte, konnte sich zum Frühstück einem Abenteuer stellen: Dem Rowenta-"Flachbrotröster" mit seinen kaum versteckten Glühdrähten, der in den 20er Jahren für zehn Reichsmark über den Ladentisch ging. Ein Rowenta-Sprecher meint: "Die frühen Geräte entsprechen nicht den heutigen Sicherheitsbestimmungen und können nur auf eigene Gefahr benutzt werden." Achtung: Hierzu bietet dpa-Bild ein foto an lrs ma b rw
Menschenhandel mit jungen ungarischen Prostituierten hat die Kriminalpolizei Offenbach gemeinsam mit ihren Frankfurter Kollegen aufgedeckt. Eine Gruppe ungarischer Täter soll junge Frauen aus Ungarn in die Bundesrepublik verschleppt und hier zur Prostitution gezwungen haben. Wie die Polizei jetzt mitteilte, wurden bereits am vergangenen Freitag drei Männer und zwei Frauen unter dem Vorwurf des Menschenhandels, der Förderung der Prostitution und anderer Straftaten verhaftet.
Laut Polizei war bereits seit Anfang 1992 gegen den Menschenhändlerring ermittelt worden. Am vergangenen Freitag seien dann eine Wohnung und zwei Bordelle in Frankfurt, zwei Wohnungen in Offenbach und eine in Neu-Isenburg von 40 Polizeibeamten durchsucht worden. Dabei wurden zunächst sechs Personen festgenommen. Gegen drei Männer im Alter von 23 bis 38 Jahren und zwei 19 und 24 Jahre alte Frauen, alles Ungarn, erging Haftbefehl. Ein 34jähriger, als Tourist eingereister Ungar wurde wieder auf freien Fuß gesetzt, nach einem 38jährigen wird noch gefahndet.
Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Offenbach haben die Verhafteten zehn bis 20 überwiegend junge Ungarinnen aus ihrem Heimatland mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt. Hier mußten die Mädchen in Bordellen "anschaffen" gehen.
Der noch flüchtige 38jährige soll die Frauen in einer Offenbacher Wohnung empfangen und sie dann zu ihrer zukünftigen "Arbeit" gepreßt haben. enk/AP
BENSHEIM. Im Zuge der südhessischen Korruptionsaffäre ermittelt die Staatsanwaltschaft Darmstadt nun auch gegen den Bensheimer Bürgermeister Georg Stolle (CDU).
Der Verwaltungschef stehe unter dem Verdacht der Untreue, bestätigte die Behörde am Donnerstag. Dem Leiter der Filiale eines amerikanischen Unternehmens sei kostenlos städtischer Mutterboden im Wert von rund 8000 Mark geliefert worden. Die Ermittlungen sollten klären, ob Stolle davon wußte.
Der Bürgermeister ist wegen der Korruptionspraktiken im städtischen Bauamt, für das er als Dezernent zuständig ist, seit Wochen unter politischem Beschuß. Der in Untersuchungshaft genommene Bauamtsleiter galt als sein persönlicher Freund. lhe
DARMSTADT. Zwei Männer haben am Mittwoch eine Ikone im Wert von mindestens 100 000 Mark aus der russisch-orthodoxen Kapelle auf der Mathildenhöhe gestohlen. Wie die Kripo nun mitteilte, hatten die beiden mutmaßlichen Täter gegen 16 Uhr den Andachtsraum betreten, um dort Kerzen anzuzünden. Wahrscheinlich schmuggelte einer von ihnen die Ikone beim Herausgehen unter seinem Lodenmantel am Küster vorbei. Das Bild zeigt in der Mitte Jesus mit Engeln und Soldaten, umgeben von kleineren Szenen aus dem Evangelium. Es mißt etwa 51 auf 46 Zentimeter.
Die Kapelle wurde kurz vor der Jahrhundertwende von Zar Nikolaus II. erbaut, der die Sommerferien gerne bei seinem Schwager, Großherzog Ernst Ludwig, verbrachte und ein eigenes Gotteshaus haben wollte. lhe
HEPPENHEIM. Die wegen Raubmordes gesuchten Werner Walter Krichbaum (36) und Christiane Ehrhard (27) sind am Mittwoch im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach gesehen worden. Eine sofort eingeleitete Großfahndung habe aber keinen Erfolg gebracht, teilte die Heppenheimer Kriminalpolizei am Donnerstag mit.
Die beiden gelten als dringend verdächtig, vor zweieinhalb Wochen eine 73jährige Rentnerin aus Bensheim (Kreis Bergstraße) in ihrer Wohnung getötet und ausgeraubt zu haben.
Nach Erkenntnissen der Polizei hält sich das Paar zur Zeit vorwiegend im Raum Bensheim und Bad Kreuznach auf und benutzt einen roten Ford Escort mit BRG-Kennzeichen (BRG = Kreis Bergstraße). Beide gelten als äußerst gewalttätig und zu allem entschlossen, Krichbaum soll, wie verlautet, eine Schußwaffe besitzen. lhe
Tanklastwagen umgekippt Ein Tanklastwagen mit 4000 Litern Heizöl ist am Donnerstag bei einem Unfall auf einer Landstraße nahe Ober- Ramstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) umgekippt und beschädigt worden. Nach Auskunft der Polizei lief kein Öl aus, der 29 Jahre alte Fahrer blieb unverletzt. Der Tanklaster war auf feuchter Straße in einer Kurve ins Schleudern gekommen und zur Seite gekippt. Unfallursache war vermutlich zu hohe Geschwindigkeit.
BONN, 18. Februar (KNA). Die katholische Kirche in Deutschland sollte sich nach Ansicht des Referatsleiters Zivildienstseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz, Winfried Seifert, schon jetzt auf die Abschaffung des Zivildienstes einstellen. Verstärkt müßten statt dessen freiwillige Dienste geschaffen werden, in denen junge und ältere Menschen ehrenamtlich einen Beitrag für Frieden und soziale Gerechtigkeit leisten könnten, sagte er am Donnerstag in Bonn. Seifert räumte ein, daß freiwillige Hilfsdienste die durch eine Abschaffung des Zivildienstes entstehende Lücke nicht vollständig ausfüllen könnten. Viele Arbeiten bei der Versorgung kranker, behinderter oder alter Menschen müßten in Zukunft durch hauptamtliche Kräfte geleistet werden.
BERLIN, 18. Februar (KNA). Nach der Entmachtung des kommunistischen Regimes in Afghanistan haben Gegner der früheren Regierung nach Auffassung des Bundesverwaltungsgerichtes "keine vom afghanischen Staat ausgehende oder ihm zurechenbare politische Verfolgung" zu befürchten. Unter Hinweis auf den "offenkundigen Wegfall der verfolgungsbegründenden Machtverhältnisse" hat das oberste deutsche Verwaltungsgericht den Asylantrag eines ehemaligen afghanischen Regimegegners als inzwischen unbegründet zurückgewiesen. Die Übergangsregierung versuche die Lage so zu gestalten, "daß gerade solche Afghanen, die vor den Kommunisten geflohen sind, wieder in die Heimat zurückkehren können", heißt es in der in Berlin veröffentlichten Begründung (Az.: BVerwG 9 C 8.92).
Im vorliegenden Fall war es um einen 30 Jahre alten Arzt aus Afghanistan gegangen, der dort nach eigenen Angaben als medizinischer Betreuer der Modjaheddin gearbeitet hatte und im Herbst 1988 in die Bundesrepublik geflohen war. Im November 1989 wurde er als Asylberechtigter anerkannt. Die Klage gegen diese Entscheidung war vom Verwaltungsgericht Hannover und vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg 1991 mit der Begründung abgewiesen worden, er habe in Afghanistan politische Verfolgung erlitten und müsse künftig damit rechnen. "Inzwischen ist die tatsächliche Basis für diese Prognose entfallen", urteilte jetzt das Bundesverwaltungsgericht. Schutz für Yeziden bestätigt
sp HANNOVER. Das niedersächsische Oberverwaltungsgericht in Lüneburg hat seine bisherige Rechtsprechung geändert und spricht türkischen Staatsangehörigen yezidischen Glaubens nun das Recht auf politisches Asyl zu (Az.: 11 L 513/89). Jahrelang waren Yeziden in Lüneburg mit ihren Asylanträgen gescheitert. Das Verwaltungsgericht Hannover hatte dagegen seit langem anerkannt, daß Yeziden in Südostanatolien als Gruppe schwer drangsaliert werden und bei den türkischen Behörden keinen Schutz finden. Das Oberverwaltungsgericht schloß sich jetzt dieser Auffassung an.
Der Bürgermeister des schwäbischen Städtchens Lauingen im Landkreis Dillingen, Georg Barfuß (CSU), erhält dieser Tage viel Post, darunter auch eine Menge Schmähbriefe, oft von außerhalb. Anonyme Absender lassen ihrer "Empörung" darüber freien Lauf, daß in Lauingen mitten im christlichen Abendland eine Moschee mit Minarett für die rund 540 Muslime der Stadt gebaut werden darf - mit breiter Zustimmung des Stadtrats. Der Bürgermeister antwortet auf solche Schreiben unter anderem mit dem Hinweis, eine Gemeinde habe nicht die Aufgabe, "via Baurecht Glaubens- und Religionsfragen zu erörtern". Das ist ein Seitenhieb auf die Stadtväter von Bobingen bei Augsburg, die derzeit den Bau eines Minaretts mit dem Argument verhindern, daß sich der schlanke Turm nicht ins Stadtbild einfüge. Der Bayerische Gemeindetag, von den Bobingern in Erwartung einer Klage der Muslimgemeinde um Rechtsbeistand angerufen, will eine grundsätzliche Klärung, ob ein Minarett für die islamische Glaubensausübung erforderlich ist, oder ob in der Diaspora nicht auf den schlanken Turm verzichtet werden kann. Der Gemeindetag sieht die Möglichkeit, daß in Bobingen ein Präzedenzfall für Bayern geschaffen wird.
Das bayerische Innenministerium ist da anderer Meinung: Auch in Zukunft werde in jedem einzelnen Fall gesondert über die Baugenehmigung zu entscheiden sein. Es mache einen Unterschied, ob eine Moschee mit Minarett am Schliersee oder in einem Gewerbegebiet gebaut werden soll, hieß es dazu im Ministerium. Nach Artikel 4 des Grundgesetzes sei die Religionsfreiheit in Deutschland gewährleistet. Bei baurechtlichen Fragen müßten jedoch auch andere Aspekte berücksichtigt werden, etwa wie eine Moschee in das Gesamtbild einer Stadt oder Ortschaft passe. Die Anzahl der muslimischen Gebetsstätten in Bayern ist dem Ministerium nicht bekannt. In Lauingen kommen die Christen seit vielen Jahren mit ihren muslimischen Nachbarn gut aus. Stadtpfarrer Albert Betz sagt, es gebe zwar keine institutionellen Kontakte, dafür aber ein reges Miteinander in Nachbarschaft und Schule. Den Katholiken sei vom Zweiten Vatikanischen Konzil Toleranz gegenüber anderen Religionen sowie Zusammenarbeit nahegelegt worden. Etwas Sorge bereitet Muslime dürfen sich eine Moschee bauen dem Pfarrer die Vorstellung, daß fundamentalistische Gruppen von außen versuchen könnten, über die neue Moschee Einfluß auf die Lauinger Muslime, in der Mehrzahl Türken, zu nehmen. Achmed Avci, Vorsitzender des 200 Mitglieder zählenden "Türkischen Beistandsvereins Lauingen", ist optimistisch: Baubeginn für die Moschee soll Mitte März sein. In acht bis neun Monaten könne das Gotteshaus bezugsfertig sein. Der Gebetsraum wird 250 Quadratmeter messen, im hinteren Teil erhalten die Frauen 70 Quadratmeter. In den beiden Stockwerken darüber werden eine Teestube für Jugendliche und eine Bücherei für Ältere untergebracht. Der Moschee angegliedert ist eine türkische Schule mit Nachhilfe und Koranunterricht.
Das 25 Meter hohe Minarett, etwa halb so hoch wie der Turm der katholischen St. Martinskirche, soll nach Auskunft von Avci nur Symbol der Moschee sein. Der Gebetsruf des Muezzin werde von dort nicht erschallen. Die Kosten für den Neubau in Höhe von rund zwei Millionen Mark wollen die Muslime mit Spenden aufbringen. Außerdem gibt es Zuschüsse der Türkischen Botschaft in Bonn und aus der Kasse des Beistandsvereins. Bürgermeister Barfuß, selbst Katholik und nach eigenem Bekunden liberal-konservativ eingestellt, hat darauf bestanden, daß die Moschee ein schönes Gotteshaus wird, kein unauffälliger Zweckbau.
Auch in der Bischofsstadt Augsburg stößt das Projekt nicht auf Ablehnung: Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken, Hubert Gindert, sieht in dem Bau eine "Konsequenz aus der Religionsfreiheit", die er bejahe. Er würde es sich aber wünschen, "daß die islamischen Länder den Christen ähnliche Rechte gewähren". Der Lauinger Bürgermeister hat vor wenigen Tagen versucht, sich in dieser Frage Klarheit zu verschaffen. In einem Brief an den türkischen Botschafter in Bonn, Oymen Onur, bittet er um Auskunft darüber, ob Informationen zutreffen, wonach es in der Türkei Christenverfolgungen gebe. "Sie werden verstehen, daß wir das in der Bundesrepublik garantierte Recht auf freie Religionsausübung auch für unsere Glaubensbrüder in Ihrem Lande - dort herrscht meines Wissens auch gesetzlich garantierte Religionsfreiheit - angewandt wissen wollen", heißt es in dem Schreiben.
JÖRG HAMMANN (KNA)
BERN, 18. Februar (epd). Schweizer Juristen wollen die Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen und sogenannte "ethnische Säuberungen" in Bosnien-Herzegowina vor das internationale "Ständige Tribunal der Völker" in Rom bringen. Der in Bern gegründete Verein "Tribunal Ex-Jugoslawien" sowie die Prager Menschenrechtsorganisation "Helsinki Citizens Assembly" würden als Kläger auftreten, teilte der Berner Verein am Donnerstag mit. Das Tribunal soll voraussichtlich im Frühsommer in Bern stattfinden. Ziel sei es, nicht nur Kriegsverbrechen zu verurteilen, sondern auch festzustellen, wer völkerrechtlich dafür verantwortlich sei.
Das Ständige Tribunal der Völker wurde 1979 in der Tradition der Russell-Tribunale der 60er Jahre gegründet. Ihm gehören Verfassungs- und Völkerrechtsexperten sowie Fachleute anderer Fachrichtungen an. Bisher gab es 17 Tribunal-Sitzungen unter anderem zu Nicaragua und China. Die Urteile des Tribunals haben keine strafrechtlichen Konsequenzen.
PRAG, 18. Februar (epd). Gegen die Fertigstellung des Atomkraftwerks im südböhmischen Temelin hat sich "vorerst" der tschechische Umweltminister Frantisek Benda ausgesprochen. Wie Prager Tageszeitungen am Donnerstag berichteten, verlangt Benda von der Regierung zunächst einen genauen Finanzierungsplan für den Ausbau der Atomenergie in der Tschechischen Republik. Zudem sei die Frage zu klären, wo die abgebrannten Brennstäbe endgelagert werden könnten. Der Wirtschaftsrat der tschechischen Regierung hatte dem Kabinett empfohlen, den Weiterbau des Kernkraftwerks in Südböhmen zu beschließen. Am Mittwoch verständigten sich auch die in der Regierungskoalition vertretenen Parteien darauf, das Kernkraftwerk Temelin 1996 ans Netz gehen zu lassen. In Nordböhmen wie auch im angrenzenden Österreich gab es zahlreiche Proteste von Bürgern und Umweltschützern gegen das Projekt Temelin.
LONDON, 18. Februar (Reuter). Die USA, Rußland und Portugal haben der angolanischen Rebellenorganisation UNITA laut einem Rundfunkbericht nach Verstreichen eines ersten Ultimatums eine neue Frist gesetzt, um die Friedensverhandlungen mit der Regierung des afrikanischen Landes wieder aufzunehmen. Ein portugiesische Sender meldete am Donnerstag, die Rebellen seien jetzt ultimativ aufgefordert, bis Freitag einen neuen Verhandlungstermin vorzuschlagen.. Die UNITA habe die Vereinten Nationen (UN) um eine Verlängerung der am Mittwoch ablaufenden ersten Frist gebeten.
Während die UNITA-Führung das Ergebnis der ersten freien Wahlen vom September nicht anerkennt, nahmen am Mittwoch acht 70 UNITA-Abgeordnete an der konstituierenden Sitzung des Parlaments teil. Zu den Dissidenten gehören Männer, die als Exponenten des "moderaten" Flügels der Geuerilla-Bewegung gelten und gegen den Bürgerkrieg sind.
In Hambo lieferten sich die Armee und UNITA-Käpfer weitere Gefechte.
NEW YORK, 18. Februar (Reuter). Libyen baut nach Erkenntnissen amerikanischer Geheimdienste eine neue unterirdische Giftgasfabrik. Wie die Zeitung New York Times am Donnerstag unter Berufung auf Geheimdienstquellen berichtete, kann in dem Werk rund 65 Kilometer südlich der Hauptstadt Tripolis Giftgas produziert und gelagert werden. Vertreter der US-Regierung äußerten sich laut der Zeitung besorgt über den Bau der Anlage, insbesondere da Libyen sich im Januar geweigert habe, die Konvention zur weltweiten Ächtung von Chemiewaffen zu unterzeichnen.
Stahlarbeiter-Protest B 1-Blockade beendet
DORTMUND / DUISBURG, 18. Februar (Reuter/AP). Nach über zwölfstündiger Blockade haben die protestierenden Stahlarbeiter die Bundesstraße B 1 in Dortmund am Donnerstag morgen wieder freigegeben. Der Verkehr auf der Hauptverkehrsader durch die Stadt fließe in Fahrtrichtung Bochum bereits wieder störungsfrei, berichtete die Polizei. Auch während der Blockade am Vorabend und in der Nacht sei es an den eingerichteten Umleitungsstrecken nicht zu nennenswerten Staus gekommen. Ausdrücklich lobte ein Polizeisprecher das besonnene Verhalten der Stahlarbeiter und der Autofahrer.
Arbeiter der Dortmunder Hoesch-Werke waren am Vorabend in drei Marschsäulen zur B 1 gezogen und hatten die Straße mit tonnenschweren Stahlbrammen und Stahlrollen auf einer Länge von 2,5 Kilometer blockiert. An der Aktion, die von Bergleuten aus der Region unterstützt wurde, beteiligten sich nach Polizeiangaben mehr als 20 000 Menschen. Die Aktion gegen den drohenden Stellenabbau in der Stahlindustrie stand unter dem Motto "Nacht der 1000 Feuer".
Ein zweiter Protestort war Duisburg- Rheinhausen, wo sich am Mittwoch abend rund 7000 Menschen an einem Fackelzug zu einer innenstädtischen Rheinbrücke beteiligten. Die Brücke, die seit dem Arbeitskampf um das Krupp Stahlwerk vor rund fünf Jahren "Brücke der Solidarität" heißt, wurde nach Polizeiangaben für rund eine Stunde gesperrt.
Unterdessen lehnte das Bundeskabinett eine von der IG Metall geforderte nationale Stahlkonferenz ab. Regierungssprecher Dieter Vogel erklärte nach einer Sitzung der Minister in Bonn, es sei Sache der deutschen Stahlindustrie, ein Konzept für die krisengeschüttelte Branche zu entwickeln. (siehe auch Wirtschaft)
GAZA, 18. Februar (Reuter). Israelische Soldaten haben im besetzten Gaza-Streifen einen Palästinenser erschossen, der sich kurz nach Beginn der nächtlichen Ausgangsperre noch auf der Straße aufhielt. Sein Begleiter sei verletzt worden, hieß es am Donnerstag in palästinensischen Kreisen. Die Soldaten hätten das Feuer ohne vorherige Warnung auf die beiden Männer eröffnet, die sie zehn Minuten nach Beginn des Ausgehverbots um 21.00 Uhr am Mittwoch auf einer Straße in Gaza-Stadt angetroffen hätten. Die Armee teilte mit, sie untersuche den Bericht.
BONN, 18. Februar (Reuter). Bundeskanzler Helmut Kohl ist am Donnerstag von Bonn aus zu einer zweiwöchigen Reise in fünf Staaten Asiens aufgebrochen. Erste Station ist Indien, wo Kohl unter anderem mit Präsident Shankar Dayal Sharma, Ministerpräsident Narasimha Rao und der Witwe des ermordeten früheren Regierungschefs Rajiv Gandhi, Sonia, sprechen will. Zudem wird er in Neu-Delhi mit dem Jawaharlal-Nehru-Preis für Internationale Verständigung ausgezeichnet, der vor ihm schon dem US-Bürgerrechtler Martin Luther King, Mutter Theresa oder dem früheren UN-Generalsekretär U Thant zuerkannt worden war.
WARSCHAU, 18. Februar (Reuter). Aus Protest gegen die Steuerpläne der polnischen Regierung sind Bergleute im schlesischen Kohlerevier am Donnerstag in einen Warnstreik getreten. Gewerkschaftssprecher Adam Jawor sagte im polnischen Rundfunk, seit dem Morgen seien 24 Zechen-Belegschaften im Ausstand. Nach Angaben von Gewerkschaftsvertretern wollten sich Beschäftigte der polnischen Eisenbahn und der Stahlbranche der Region der Aktion während des Tages für kurze Zeit anschließen.
Die regionale Organisation der Gewerkschaft Solidarität hatte sich am Vortag für den Streik ausgesprochen. Damit soll Druck insbesondere auf den polnischen Senat ausgeübt werden, der im Laufe des Tages über neue Lohnsteuerregelungen beraten wollte. Die neuen Regelungen belasten nach Einschätzung der Gewerkschaft die Bergarbeiter.
Die Protestaktion ist der erste größere Ausstand seit dem Ende des Streiks vom Jahreswechsel, an dem sich rund 350 000 Bergleute beteiligt hatten.
WIEN, 18. Februar (Reuter). Bei der Kollision zweier Personenzüge sind am Donnerstag morgen beim Wiener Vorort- Bahnhof Hüttelsdorf mindestens drei Menschen getötet worden. Es handelt sich laut Angaben der Polizei um einen der beiden Lokführer, einen Schaffner und einen Reisenden. Die Polizei befürchtet, daß sich die Zahl der Toten im Verlauf der Bergungsarbeiten weiter erhöht, da sich noch mehrere Personen in den verkeilten Waggons befanden.
Es wird vermutet, daß einer der Lokführer ein Haltesignal übersehen hat. Versagen des Lokführers war auch die Ursache des schweren Zugunglücks, bei dem in der vergangenen Woche nahe des österreichischen Melk zwei Menschen starben.
Lage in Somalia verbessert
WASHINGTON/NAIROBI, 18. Februar (Reuter/AP). Die Lage in Somalia hat sich nach Ansicht der USA und der Vereinten Nationen leicht entspannt. Die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge (UNHCR), Sadako Ogata, sagte am Mittwoch in der kenianischen Hauptstadt Nairobi, das vom Bürgerkrieg verwüstete Land am Horn von Afrika habe das Schlimmste hinter sich. Sie hoffe, daß mit der Wiederherstellung der Sicherheit in Somalia auch die somalischen Flüchtlinge in Kenia in ihre Heimat zurückkehren würden. Ogata, die somalische Flüchtlingslager in Kenia und in Somalia besuchte, sagte in Nairobi, für die leidenden Menschen wende sich gerade das Schicksal zum Positiven. Sie verwies darauf, daß die Zahl der somalischen Flüchtlinge in Kenia in diesem Monat auf weniger als 400 000 gesunken sei. Dies sei die niedrigste Zahl seit August vergangenen Jahres.
Der für Afrika zuständige Abteilungsleiter im US- Außenministerium, Robert Houdek, sagte am Mittwoch, die Zahl der Hungertoten sinke ständig. Die Lage sei jedoch noch immer gefährlich. Houdek teilte mit, die UN-Eingreiftruppe in Somalia (UNITAF) habe seit ihrer Akunft im Dezember neun Schlüsselregionen unter ihre Kontrolle gebracht, darunter auch die Häfen von Mogadischu und Kismayo, über die Hilfslieferungen ins Land gebracht würden. Er betonte aber, es wäre falsch, den Süden Somalias als sicheren Ort zu betrachten. Viele ehemalige Milizen und Bandenmitglieder, die die Hilfsorganisationen oder Transporte nicht länger überfallen könnten, suchten sich nun weniger prominente Ziele aus.
Der Direktor des Internationalen Entwicklungsbüros in Washington, James Kunder, wies darauf hin, daß eine tägliche Sterberate von mehr als zwei Kindern pro 10 000 immer noch eine Krise bedeute. Doch auch er hatte Positives zu vermelden. So sei der Prozentsatz der Unterernährten in Mogadischu von 70 im vergangenen August auf nunmehr 15 bis 18 Prozent zurückgegangen. In der Hafenstadt Kismayo litten jetzt 13 Prozent aller Kinder an chronischer Unterernährung gegenüber 32 Prozent im Oktober. Diese Statistiken seien aber immer noch erschreckend genug, betonte Kunder.
LIVERPOOL (Reuter) - Aus Furcht vor der Rache aufgebrachter Nachbarn hält die Liverpooler Polizei einen Jungen und dessen Familie verborgen, der im Zusammenhang mit einem brutalen Kindesmord verhört worden ist. Es müsse erst abgewartet werden, bis die Stimmung sich beruhigt habe, sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstag. Der Zwölfjährige war wegen der Ermordung des zwei Jahre alten James Bulger verhört worden, wobei sich jedoch der Tatverdacht als unbegründet erwies. Dennoch hatte sich eine aufgebrachte Menschenmenge vor dem Haus des Verhörten versammelt, als dieser nach Hause kam.
Der kleine Junge war am vergangenen Freitag von zwei männlichen Jugendlichen aus einem Einkaufzentrum, in dem er sich mit seiner Mutter aufhielt, entführt worden. Videokameras hatten die Tat festgehalten. Am Wochenende hatte die Polizei die Leiche des Kleinkindes bei einem Bahndamm entdeckt. Nach Angaben der Polizei muß das Kind schwer mißhandelt worden sein, bevor es schließlich vor einen Zug geworfen wurde. Rund zwanzig Jugendliche im Alter zwischen 10 und 16 Jahren wurden bislang verhört, ergebnislos. Der Fall hatte die Gemüter in der westenglische Stadt aufgewühlt.
fls/kjf
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SARAJEWO, 18. Februar (Reuter/AP/ AFP/dpa). Nach dem überraschend verhängten Stopp der Hilfslieferungen für Bosnien zeichnet sich Streit zwischen den Organisationen der Vereinten Nationen (UN) ab. Der Oberkommandierende der UN-Schutztruppe in Bosnien, General Philippe Morillon, kritisierte den Entschluß und verwies darauf, daß der Verzicht auf Versorgung der Bevölkerung zur Evakuierung Sarajewos führen werde; denn ohne Hilfe werde dort niemand überleben. Die bosnischen Serben haben mehrfach die Evakuierung Sarajewos angeboten. Dies haben die UN als Versuch der Serben zurückgewiesen, auf diesem Weg ihre Kriegsziele zu erreichen.
Morillon begab sich nach UN-Angaben am Donnerstag nach Rogatica, wo der für das belagerte Gorazde bestimmte Konvoi von Serben festgehalten wird. Wie eine Sprecherin des Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Belgrad mitteilte, wird der Konvoi möglicherweise am Freitag in Gorazde eintreffen. Dagegen wurden zwei Konvois - einer davon sollte nach Cerska fahren - zurückgerufen. Sie erreichten am Donnerstag wieder Belgrad.
UNHCR-Sprecherin Sylvana Foa teilte in Genf mit, die Hilfslieferungen würden erst dann wieder aufgenommen, wenn die UN-Konvois ungehindert in die Kriegsgebiete fahren dürften und die bosnische Regierung ihren Boykott der humanitären Hilfe beende. In den von Serben belagerten Orten Ostbosniens seien fast 100 000 Menschen vom Hungertod bedroht. Deshalb könne man nicht länger guten Gewissens die Serben-Dörfer in unmittelbarer Nähe versorgen. Aus Solidarität mit den hungernden Menschen in Ost-Bosnien hatte die bosnische Regierung die Belieferung der ebenfalls von Serben belagerten Hauptstadt untersagt.
Die Versorgung der Einwohner Sarajewos hat sich am Donnerstag weiter verschlechtert. Nach Agenturberichten wurden bei einem serbischen Bombardement die staatliche Bäckerei und eine Teigwarenfabrik so schwer beschädigt, daß sie ihre Produktion einstellen mußten. Auch die Elektrizitäts- und Wasserversorgung sei durch serbischen Artilleriebeschuß unterbrochen worden. Den Angaben zufolge schneite es in der Nacht stark.
UNHCR-Chefin Sadako Ogata hatte am Mittwoch abend sämtliche Hilfsaktionen für Bosnien mit der Begründung eingestellt, die Kriegsparteien mißbrauchten die humanitäre Hilfe für politische Zwekke. Der UN-Sicherheitsrat stellte sich einstimmig hinter diese Entscheidung und forderte die Kriegsparteien auf, unverzüglich wieder Hilfslieferungen zu ermöglichen. Bosniens Präsident Alija Izetbegovic verurteilte den UNHCR-Beschluß als "Erpressung der Armen durch die Reichen". Er forderte die USA auf, die von Serben eingeschlossenen Städte im Osten aus der Luft versorgen zu lassen. Er habe einen persönlichen Appell an US-Präsident Bill Clinton gerichtet, meldete der Staatsrundfunk.
Schwere Kämpfe und Artillerieduelle wurden am Donnerstag aus beinahe allen Landesteilen berichtet. Auch an der zwischenzeitlich "beruhigten Front" um den sogenannten Kessel von Bihac wurde wieder gekämpft. In der Tiefebene der Save im Norden des Landes dauerte eine am Vorabend eingeleitete neue Offensive serbischer Einheiten gegen die Stadt Gradacac und den sogenannten Brückenkopf von Brcko an der Save offenbar an.
Der Europarat verurteilte am Donnerstag die Massenvergewaltigungen in Bosnien als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. US-Initiative für Militäreinsatz erwartet
rei WASHINGTON. Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) erwartet "in den nächsten Wochen" eine US- Initiative im Weltsicherheitsrat zur militärischen Durchsetzung des Flugverbotes über Bosnien-Herzegowina. Das berichtete er am Mittwoch abend in Washington nach Gesprächen mit US-Verteidigungsminister Les Aspin. Rühe äußerte außerdem den Eindruck, daß Moskau seinen Widerstand gegen einen solchen Sicherheitsratsbeschluß aufgegeben habe und kein Veto dagegen einlegen werde. (Weiterer Bericht auf Seite 2)
LONDON (Reuter) - Die Form des Körpers ist offenbar für die Fruchtbarkeit einer Frau weit wichtiger als ihr Alter und ihr Gewicht. Einer am Donnerstag im "British Medical Journal" veröffentlichten niederländischen Studie zufolge haben "apfelförmige" Frauen, deren Taille weiter ist als ihr Becken, geringere Chancen auf Nachwuchs als ihre "birnenförmigen" Geschlechtsgenossinnen mit ausladendem Becken. Ausschlaggebend für die Fruchtbarkeit der Frau ist nach Ansicht der Forscher vor allem die Verteilung der Fettmasse. Bei der Birnenform sei die Möglichkeit der Empfängnis zweimal so groß wie bei der Apfelform.
avo/kjf
REUTER
MOSKAU/FRANKFURT A. M. (rtr/ski). Die Dresdner Bank und die französische Banque Nationale de Paris (BNP) dürfen noch in diesem Jahr eine gemeinsame Tochter in Sankt Petersburg gründen. Dies hat die russische Zentralbank dem Vernehmen nach grundsätzlich zugesagt. Angestrebt wird eine Lizenz für Valuta- und Rubel-Transaktionen. An dem Joint- venture mit einem Kapital von fünf bis zehn Millionen Dollar werden BNP und Dresdner, die derzeit eine umfassende internationale Kooperation vorbereiten, mit je 50 Prozent beteiligt sein. Als einziges ausländisches Institut erhielt bisher der Pariser Crédit Lyonnais eine unbefristete Generallizenz für Sankt Petersburg.
Die Dresdner hatte Ende 1991 als erstes westliches Geldhaus eine Repräsentanz (mit im Vergleich zu einer Tochter sehr begrenzten Befugnissen) im ehemaligen Leningrad eröffnet, ihr zweites russisches Büro nach Moskau. Erst in dieser Woche weihte auch die Deutsche Bank eine Vertretung in der Stadt an der Newa ein. Ihr Vorstandsmitglied Georg Krupp und andere Banker stimmen darin überein, daß Sankt Petersburg sich zu einem wichtigen Finanzplatz entwickeln kann.
Wie in Moskau verlautet, bemühen sich derzeit an die zehn ausländische Institute, darunter ein südkoreanisches und ein chinesisches, um eine Generallizenz.
FRANKFURT A. M. (FR). Zinsphantasie hat gestern den Frankfurter Aktienmarkt erneut beflügelt. Von deutlich höheren Kursen am Markt für öffentliche Anleihen inspiriert, kletterte der Deutsche Aktienindex (Dax) um mehr als ein Prozent auf zuletzt 1672,26 Zähler. Damit stieg er in den letzten Minuten auf ein Siebenmonatshoch. "Die Zinsspekulationen bleiben dem Markt erhalten", sagte ein Händler. Begründet wurden die Hoffnungen auf weitere Senkungen unter anderem mit einer zu erwartenden günstigeren Entwicklung der Geldmenge M-3.
Zusätzlichen Auftrieb habe der Markt von der Deutschen Terminbörse (DTB) erhalten, hieß es auf dem Parkett weiter. Heute ist dort letzter Handelstag für Optionen auf Aktien, den Dax-Index, den Dax-Future sowie den Bund-Future. Zudem habe die moderate Reaktion an der Wall Street auf die Kongreß-Ansprache von US-Präsident Bill Clinton auch hierzulande zu einer Entspannung geführt.
Die Kursgewinne zogen sich durch alle Branchen. Von den Zinshoffungen profitierten dabei insbesondere Finanzwerte wie Allianz und Deutsche Bank. Der "Spekulationswert" Conti purzelte aber um 8,80 Mark. Gegen den Trend fielen auch Degussa-Aktien, sie mußten sich einen Abschlag von 8,50 Mark gefallen lassen.
Am Frankfurter Rentenmarkt wurden die Kurse öffentlicher Anleihen um bis zu 35 Pfennig heraufgesetzt. Die Umlaufrendite fiel von 6,75 auf 6,71 Prozent auf den tiefsten Stand seit Anfang August 1989. Die Bundesbank verkaufte per saldo Titel im Nennwert von 245,4 Millionen Mark.
SOFIA, 18. Februar (Reuter). Bulgarien hat die Sicherheitsvorkehrungen rund um das an der Donau gelegene Atomkraftwerk Kozloduy verstärkt. Die Tageszeitung Trud berichtete am Donnerstag, man fürchte auslaufendes Öl von jugolawischen Schiffen, die trotz des UN-Embargos Öl nach Serbien und Montenegro lieferten. Falls Öl in die Reaktoren des Werkes eindringe und es zur Abkühlung der Wasserpumpen komme, könnte ein Großfeuer ausbrechen. Patrouillenboote seien rund um die Uhr im Einsatz, um jede Öllache auf dem Fluß zu entfernen.
Firmen-Telegramm
Aufseher schließen Gewerbekreditbank Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen hat die Schließung der GKB Gewerbekreditbank in Düsseldorf angeordnet. Zugleich erließ die Berliner Behörde ein vorübergehendes Veräußerungs- und Zahlungsverbot. Das Moratorium sei nötig geworden, nachdem die Geschäftsleitung mitgeteilt habe, sie könne Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Bei dem Institut handelt es sich um eine Absatzfinanzierungs- und Teilzahlungsbank mit einem Geschäftsvolumen von zuletzt rund 348 Millionen Mark. Es gehört der Einlagensicherung des Bundesverbandes deutscher Banken an. Mercedes baut neuen Geländewagen Die Produktionsentscheidung für einen neuen Mercedes-Geländewagen ist gefallen. Wie das Stuttgarter Management in New York ankündigt, wird in diesem Jahr beschlossen, wo er gebaut wird. Die USA seien bei der Standortprüfung dabei. Varta legt Produktionspause ein In den vier Varta-Autobatterie-Werken wird die Produktion im ersten Quartal gekürzt. Betroffen sind 1730 Beschäftigte. Die Pausen werden durch Kurzarbeit, Freischichten und Urlaubstage realisiert.
Schwedische Bank bittet um Staatshilfe Schwedens größtes privates Geldhaus, die Skandinaviska Enskilda Banken (SE- Banken), steckt in einer "sehr, sehr ernsten Lage". "Ich hoffe, wir können als Privatbank überleben, wenn der Staat uns hilft und außerdem zusätzliches Kapital durch neue Aktieneigner hinzukommt", erklärte Vorstandschef Björn Svedberg bei der Bekanntgabe von Kreditverlusten von umgerechnet 2,4 Milliarden Mark. NEC Deutschland strafft Vertrieb Der deutsche Ableger des japanischen Elektronikriesen NEC tritt zum Beginn des neuen Geschäftsjahres am 1. April mit einer neuen Vertriebsstruktur an. Unter anderem sollen fünf Regionalbüros statt sieben Geschäftsstellen Kosten senken helfen. Zudem werden alle Produkte (etwa Drucker, Monitore, Personalcomputer) dem Handel aus einer Hand angeboten. Die Firma spart mit der Straffung rund 30 Stellen in der Münchner Hauptverwaltung ein. "Ins 21. Jahrhundert" will die Gruppe weltweit übrigens mit "neuer Identität". Das Logo, die drei Buchstaben NEC, stellt sie nach über 60 Jahren von Rot auf Blau (wie Himmel und Meer) um. Der Schriftzug wird in der Form weicher.Streibl-Spenden belegt?
MÜNCHEN, 18. Februar (Reuter). Bayerns Ministerpräsident Max Streibl (CSU) hat Landtagspräsident Wilhelm Vorndran (CSU) Unterlagen präsentiert, mit denen er persönliche Spenden an soziale Einrichtungen in Brasilien belegen will. Vorndran teilte am Donnerstag mit, er sehe für Spekulationen und Verdächtigungen in Zusammenhang mit den Streibl-Spenden "in stattlichem Umfang" keinen Anlaß mehr. Die vorgelegten "Dankschreiben und Erklärungen" belegten den privaten Charakter. Ein SPD- Fraktionssprecher sagte dagegen, er werde aus der Erklärung "nicht ganz schlau" und sehe Anlaß zu Nachfragen.
Die Spenden für brasilianische Einrichtungen will Streibl bei zwei Brasilien-Reisen 1983 und 1987 auf Kosten des schwäbischen Flugzeugunternehmers Burkhart Grob gezahlt haben. Es gibt Vermutungen, daß sie aber aus Staatsgeldern geleistet wurden.
Die Süddeutsche Zeitung berichtete unterdessen, Wahlkampfreisen von CSU-Regierungsmitgliedern im Wahlkampf 1990 nach Ostdeutschland, wo die bayerische Partei die dortige DSU unterstützt hatte, seien "zumindest" zum Teil zu Lasten des bayerischen Staates gegangen. Dem widersprach die CSU auf Anfrage nicht.
MOSKAU, 19. Februar (Reuter). Die sterblichen Überreste von Adolf Hitler sind nach einem Bericht der russischen Tageszeitung Iswestija im Staatsarchiv Rußlands entdeckt worden. Der Schädel des Diktators habe jahrzehntelang dort in einer Kiste mit der Aufschrift "Blaue Tinte für Füllfederhalter" gelegen, schrieb die Autorin des Berichts am Donnerstag. Neben dem Schädel hätten sich in der Kiste blutbefleckte Holzteile vom Sofa aus Hitlers Arbeitszimmer im Bunker der Berliner Reichskanzlei befunden. Bislang war vermutet worden, daß die Überreste Hitlers in Archiven des früheren Geheimdienstes KGB aufbewahrt sein könnten.
Maximowa schrieb, sie habe den Schädel, in dessen Kiefer künstliche Zähne steckten, in ihren Händen gehalten. Hitler hatte im Mai 1945 kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee in Berlin mit seiner Lebensgefährtin Eva Braun Selbstmord begangen.
MAGDEBURG, 19. Februar (Reuter). Der frühere Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Gerd Gies (CDU), wollte offenbar nach der Landtagswahl 1990 alle Landtagsabgeordneten auf eine frühere Mitarbeit für das DDR-Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) überprüfen lassen. Der damalige Sicherheitsberater der Landesregierung, der Frankfurter Privatdetektiv Klaus-Dieter Matschke, sagte am Donnerstag vor einem Untersuchungsausschuß des Landtags in Magdeburg aus, Gies (Archivbild: AP) habe ihm einen entsprechenden Auftrag und eine Liste mit den Namen aller Abgeordneten gegeben. Matschke überreichte dem Ausschuß die Liste.
Der Detektiv sagte, schon vor diesem Auftrag habe er den damaligen Hallenser Oberbürgermeister Peter Renger (CDU) als ehemaligen Inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi enttarnt. Dieser hatte nach der Wahl auf sein Mandat verzichtet und so einen Landtagssitz für Gies freigemacht. Gies selbst hatte kein Mandat erhalten, weil er als CDU-Spitzenkandidat auf eine Wahlkreiskandidatur verzichtet hatte. Die CDU hatte aber in nahezu allen Wahlkreisen die absolute Mehrheit errungen, und die bloßen Listenkandidaten waren daher nicht ins Parlament eingezogen. Gies war wegen der Affäre im Juli 1991 zurückgetreten.
Zur sogenannten Ausspäh-Affäre um Umweltminister Wolfgang Rauls (FDP) sagte Matschke, ein Vertreter des Bundesamtes für Verfassungsschutz habe ihn nach Erkenntnissen über eine Stasi-Mitarbeit Raulsens befragt.
Der Untersuchungsausschuß soll auch klären, ob der Nachfolger von Gies, Ministerpräsident Werner Münch (CDU), dem Vertreter des Verfassungsschutzes einen Auftrag zur Ausforschung Raulsens gab oder von derartigen Aktivitäten der Behörde wußte.
KIEW, 19. Februar (Reuter). Der ukrainische Präsident Leonid Krawtschuk hat Probleme mit der technischen Instandhaltung der in seinem Land stationierten Atomwaffen eingeräumt.
Die Lage sei aber nicht kritisch und es drohe entgegen russischen Zeitungsmeldungen kein "zweites Tschernobyl", erklärte Krawtschuk am Donnerstag. Der Präsident warf "bestimmten politischen Kräften in Rußland" vor, die Ukraine durch Desinformation diskreditieren zu wollen.
Die russische Zeitung Iswestija hatte gemeldet, in den Raketensilos in der Ukraine herrsche schlechte Wartung und hohe radioaktive Strahlung vor.
Der Leiter der Abteilung Abrüstung im ukrainischen Außenministerium, Konstantin Hryschtschenko, erklärte, für die technische Instandhaltung sei das Strategische Oberkommando der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) zuständig. Die Ukraine habe dafür Mittel bereit gestellt, die bislang aber nur zur Hälfte abgerufen worden seien. Vertreter des ukrainischen Verteidigungsministeriums haben aber bereits eingeräumt, daß russische Waffenexperten bei 16 SS-24-Atomraketen auf dem südukrainischen Stützpunkt Perwomaisk Mängel festgestellt haben.
Das russische Militär wirft der Ukraine vor, durch ihr Beharren auf der "administrativen Kontrolle" über die früheren sowjetischen Kernwaffen seien die Sicherheitsstandards gesunken. Auf dem Territorium der Ukraine sind noch 130 SS-19- Raketen mit jeweils sechs atomaren Gefechtsköpfen sowie 46 SS-24-Raketen mit jeweils zehn Gefechtsköpfen stationiert. Sie sollen nach dem START-I-Vertrag zerstört werden. Das ukrainische Parlament hat dieses Abrüstungsabkommen allerdings noch nicht ratifiziert.
Weltcup der Schwimmer
Für van Almsick und
Der Rubel rollt für Franziska van Almsick und Christian Keller. Bereits vor der siebten und letzten Veranstaltung des Weltcups der Schwimmer am Wochenende in Mailand führen die dreifache Freistil-Weltrekordlerin aus Berlin und der Lagen-Spezialist aus Essen in der jeweiligen Gesamtwertung mit deutlichem Abstand.
Umgerechnet etwa 16 000 Mark darf die Schwimmerin für Gesamt- und Kategorie-Sieg (Freistil-Sprint) einstecken, die gleiche Summe erhält Student Keller für seine Dominanz in der Lagen-Disziplin. Der Internationale Schwimm-Verband FINA hat den Weltcup auf der Kurzbahn mit einem Prämientopf von insgesamt 332 000 Dollar ausgestattet. Die Gesamtsieger der 34 Wettbewerbe erhalten jeweils 5000 Dollar, die Besten in den sechs Kategorien noch einmal die gleiche Summe. Mit der Kurzbahn-Weltrekordlerin über 50 m Rücken (28,33), Sandra Völker aus Hamburg, und ihrem Disziplin-Kollegen Tino Weber aus Halle hat der DSV zudem noch weitere heiße Eisen im Weltcup-Feuer.
Im "Ponds Forge International Sports Center" beendete "Franzi" am Mittwoch ihren grandiosen Weltcup-Auftritt mit einem Deutschen Rekord über 50 m Schmetterling. Die 14 Jahre alte Berlinerin schwamm 27,29 Sekunden und verbesserte ihre eigene Bestmarke vom ARENA-Meeting drei Tage zuvor erneut um zwei Hundertstelsekunden. Der Sieg über 100 m Freistil (53,97) vor Teamkollegin Simone Osygus aus Bonn (55,16) war Formsache. sid
Mit einem dreifachen japanischen Triumph endete am Donnerstag bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Falun der Sprunglauf in der Nordischen Kombination. Erwartungsgemäß setzte sich der im Gesamtweltcup klar führende Kenji Ogiwara durch, der mit 93 Metern auch den weitesten Sprung des Tages stand und seine Landsleute Masashi Abe sowie Takanori Kono auf die nächsten Platze verwies. Beste Deutsche beim Wettkampf auf der 90-Meter-Schanze waren Jens Deimel aus Winterberg und Hans-Peter Pohl aus Schonach auf den Plätzen fünf sowie sieben.
Vor dem 15-km-Langlauf, der am Freitag um 13.30 Uhr gestartet wird, hat Mannschafts-Olympiasieger Ogiwara 26 Sekunden Vorsprung gegenüber Abe, der aber als weit besserer Läufer gilt. Die ebenfalls als schwächere Läufer bekannten Deimel und Pohl gehen mit Rückständen von 1:50 Minuten sowie 2:15 Minuten in die Loipe und könnten sich so unter den besten zehn behaupten.
Bei wechselnden Winden und starkem Schneefall setzten sich am Ende die guten Springer klar durch, so daß gerade die als starke Langläufer bekannten norwegischen Mitfavoriten mit beträchtlichen Zeitrückständen in den Laufwettbewerb gehen müssen. So hat der nach dem Springen auf dem neunten Platz liegende Knut-Tore Apeland bereits 5:04 Minuten gegenüber Ogiwara aufzuholen. sid
SKI NORDISCH WM in Falun/Schweden, Kombinationsspringen: 1. Ogiwara (Japan) 222,2 Punkte/84 + 93 Meter, 2. Abe (Japan) 218,2/79,5 + 87 - 0:26 Minuten Rückstand, 3. Kono (Japan) 213,3/80 + 88,5 - 0:59, 4. Stadelmann (Österreich) 206,0/85 + 85 - 1:48, 5. Zihlmann (Schweiz) 205,6/77,5 + 83 - 1:50 und Deimel (Winterberg) 205,6/77 + 83,5 - 1:50, 7. Pohl (Schonach) 201,9/76 + 82,5 - 2:15, 8. Platzer (Österreich) 197,8/78 + 79,5 - 2:42, 9. Tore Apeland (Norwegen) 1973,/77,5 + 88 - 2:46, 10. Vik (Norwegen) 192,3/78 + 83 - 3:19, 18. Dufter (Hammer) 173,8/75 + 80,5 - 5:22, 26. Leonhardt (Oberwiesent.) 157,8/73,5 + 72,5 - 7:09 TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER, Open der Männer in Stuttgart (2,25 Millionen Dollar), Achtelfinale: Becker (Leimen) - Carlsen (Dänemark) 6:4, 7:6 (8:6), Stich (Elmshorn/Nr. 9) - Rosset (Schweiz) 7:6 (7:2), 3:6, 7:5, Krajicek (Niederlande/Nr. 5) - Hlasek (Schweiz) 7:5, 5:7, 6:4, Ferreira (Südafrika/Nr. 7) - Camporese (Italien) 5:7, 6:0, 6:3.
FRAUENTURNIER in Paris (375 000 Dollar), Achtelfinale: Kschwendt (Leverkusen) - Paradise-Mangon (Frankreich) 6:4, 6:3.
Deutschlands Handballer sind längst noch nicht in einer weltmeisterschaftsreifen Verfassung. So lautet das Fazit nach der enttäuschenden 22:24(11:11)-Niederlage des Teams von Bundestrainer Armin Emrich in Bodö gegen Norwegen 19 Tage vor dem ersten Gruppenspiel bei der Weltmeisterschaft in Schweden gegen Dänemark.
Erfolgreichster Werfer der Auswahl des Deutschen Handball-Bundes vor 2000 Zuschauern in der Nordlandhalle war Jörg Kunze von der SG Leutershausen mit sechs Toren, davon vier per Strafwurf. Der Linkshänder schied allerdings zum Entsetzen der deutschen Bank Mitte der zweiten Halbzeit mit Verdacht auf eine Wadenzerrung aus.
Kreisläufer Christian Schwarzer vom TV Niederwürzbach, der ebenso wie Bernd Roos vom TV Großwallstadt drei Tore erzielte, wurde nach dem 32. Länderspiel gegen Norwegen als bester deutscher Spieler ausgezeichnet. Eine gute Vorstellung gab in seinem 176. internationalen Auftritt Kapitän und Torhüter Andreas Thiel. Durchaus ordentlich war die Leistung des zweimal erfolgreichen Mike Fuhrig in der Rolle als Mittelmann. Der Abwehrspezialist, der diese Position beim Deutschen Meister SG Wallau/Massenheim nur ersatzweise für den verletzten Finnen Mikael Källman einnimmt, erhielt von Bundestrainer Emrich eine Bewährungschance auf der Position des Regisseurs über fast die volle Spielzeit und konnte sie auch nutzen.
Volker Mudrow, eigentlich für die Mittelposition vorgesehen, wurde zwei Wochen nach seinem Bänderriß für sechs Minuten eingesetzt. Der Mittelmann des TBV Lemgo markierte dabei ein Tor. Jürgen Hartz vom TV Niederwürzbach, der in den letzten Testspielen gegen die Auswahl "Tschechoslowakei" wegen Problemen an der Achillessehne nicht eingesetzt werden konnte, überzeugte halbwegs gegen die Norweger. Seiner eigentlichen Aufgabe aber, aus dem Rückraum Tore zu erzielen, konnte er nicht gerecht werden.
Die Norweger, WM-Teilnehmer in Schweden, 1990 C-Weltmeister und 1992 B-Weltmeister, waren die spielerisch insgesamt bessere Mannschaft. Erik Gjekstadt war mit sechs Treffern sicherster Werfer. Der frühere Schutterwälder Roger Kjendalen steuerte fünf, der Ex-Dormagener und Niederwürzbacher Oystein Havang vier Tore bei, Rune Erland vom VfL Gummersbach traf zweimal. Am morgigen Freitag stehen sich beide Mannschaften in Eidsvoll (19 Uhr) erneut gegenüber. sid
Im Gleichschritt übersprangen die beiden Tennis-Streithähne Michael Stich und Boris Becker die zweite Hürde auf dem Weg zum Traumfinale aus Veranstaltersicht beim mit 2,25 Millionen Dollar dotierten Grand-Prix-Turnier in Stuttgart. Während Stich den 22 Jahre alten Schweizer Olympiasieger Marc Rosset nach einer Zitterpartie 7:6 (7:2), 3:6, 7:5 niederrang, setzte sich Becker (25) anschließend 6:4, 7:6 (8:6) gegen den dänischen Qualifikanten Kenneth Carlsen durch.
Im Viertelfinale am Freitag trifft der an Nummer eins gesetzte Becker (Leimen) auf den Südafrikaner Wayne Ferreira, der gegen den Italiener Omar Camporese 5:7, 6:0, 6:3 gewann. Gegner von Stich (Elmshorn) im Viertelfinale ist der Sieger des Spiels der beiden Franzosen Guy Forget und Cedric Pioline. Zu einem Aufeinandertreffen der beiden deutschen Stars kann es erst im Finale kommen.
"Ich war sehr überrascht, wie selbstbewußt Carlsen spielte. Ich mußte härter kämpfen, als ich dachte, um das Spiel zu gewinnen. Vom Verlauf her war es ein ähnliches Spiel wie am Mittwoch gegen Leconte - nur brauchte ich dieses Mal eine Stunde weniger", sagte Becker.
Am späten Donnerstag abend hatte auch der Bamberger Patrik Kühnen die Chance, als dritter Deutscher das Viertelfinale zu erreichen. Er mußte gegen Wally Masur aus Australien antreten (Partie bei Redaktionsschluß noch nicht beendet), der am Mittwoch den Münchner Bernd Karbacher aus dem Rennen geworfen hatte.
Boris Becker, im Vorjahr in der zweiten Runde an dem Niederländer Jan Siemerink gescheitert, war der Kräfteverschleiß vom Vortag, als er erst nach 2:34 Stunden gegen Leconte gewann, kaum anzumerken. Der Weltranglisten-Vierte, der die Veranstaltung in der Schleyer- Halle 1990 gewann, wirkte konzentriert und diktierte gegen Carlsen eindeutig das Geschehen. Den druckvollen Angriffen von Becker hatte der 19jährige Kopenhagener, der bei den Australian Open in diesem Jahr erst nach fünf Sätzen im Achtelfinale an Michael Stich gescheitert war, nichts entgegenzusetzen.
Gleich im dritten Spiel des ersten Satzes nahm Becker, der von den letzten fünf Turnieren, an denen er teilnahm, vier gewann, dem Dänen den Aufschlag ab. Allerdings zeigte Carlsen, der sich im vergangenen Jahr von Platz 837 auf den 62. Rang der Weltrangliste verbesserte, im zweiten Durchgang mehr Widerstand als erwartet, wehrte im Tiebreak beim Stand von 6:4 für Becker sogar einen Matchball ab, ehe der Leimener seinen zweiten Matchball verwandelte.
Als Stich zuvor nach 2:32 Stunden seinen zweiten Matchball gegen Rosset verwandelt hatte, verbeugte er sich vor den 8000 Zuschauern in der Hanns-Martin- Schleyer-Halle. Die Geste spiegelte seine ganze Erleichterung wider, denn der 24jährige, der in der Weltrangliste wieder kurz vor dem Sprung unter die Top Ten steht, stand gegen den Schweizer am Rande einer Niederlage.
Nach dem gewonnenen ersten Satz riß bei Stich der Faden. Die Schwäche des deutschen Daviscup-Spielers machte Rosset, der vor zwei Wochen das Turnier in Marseille gewann, stark. Nach dem Satzausgleich hatte der 22jährige im dritten Durchgang bei einer 5:4-Führung und eigenem Aufschlag sogar zwei Matchbälle. Den ersten wehrte Stich ab, dann unterlief dem Olympiasieger ein Doppelfehler.
"Rosset versuchte in dieser Situation mit aller Gewalt ein As zu schlagen - und das ging schief", analysierte Stich später. Er habe immer an seine Chance geglaubt, "denn sonst hätte ich die Partie nicht mehr umbiegen können. Ich habe die ganze Zeit besser gespielt als Rosset und zum Schluß dennoch viel Glück ge- braucht. Rosset hat mir das Spiel geschenkt." sid
Auch als Reaktion auf die massiven Boykottdrohungen einiger seiner Top- Athleten wird der amerikanische Leichtathletik-Verband USA Track & Field (TAC) erstmals Preisgelder an seine WM- Medaillengewinner zahlen. Für die WM in Stuttgart werden dabei 70 000 Dollar zur Verfügung gestellt. "Es wird nicht so viel sein wie die Athleten erwarten, es ist aber ein Anfang", meinte Ollan Cassell, Exekutiv-Direktor des Verbandes.
Derweilen schlug Joe Douglas, unter anderem Manager des achtmaligen Olympiasiegers Carl Lewis, moderate Töne an. Er sei sehr optimistisch, daß der Weltverband IAAF eine Lösung finden würde, um einen Boykott zu vermeiden. Und für die Zukunft hoffe er, daß der US- Verband angesichts eines Zehn-Millionen-Dollar-Budgets mehr an erfolgreiche Athleten ausschütten würde.
Durchaus positiv reagierte IAAF-Präsident Dr. Primo Nebiolo auf die TAC-Entscheidung. "Wir sind sehr erfreut, daß der amerikanische Verband Preisgelder für die WM-Medaillengewinner zur Verfügung stellt. Die Vereinbarung steht im Einklang mit der Entscheidung des IAAF-Councils im letzten Monat in Djakarta, wo beschlossen wurde, die nationalen Verbände aufzufordern, ihre Athleten zu bezahlen", erklärte Nebiolo in einem offiziellen Statement am Donnerstag. Der italienische Chef des Weltverbandes betonte, daß die Notwendigkeiten der Athleten gesehen werden müßten. Er erklärte, die Bemühungen für eine stärkere Unterstützung der Sportler auch in Zukunft fortsetzen zu wollen.
"Wir werden Preisgelder an unsere Medaillengewinner bei der Hallen-WM in Toronto und in Stuttgart zahlen", erklärte Cassell. Die Summe von 70 000 Dollar wird auf der Basis von 70 Athleten zur Verfügung gestellt, für die die IAAF Reisekosten und sonstige Ausgaben übernimmt. Über eine Abstufung der Summe nach Plazierungen wurde nichts bekannt. Cassell meinte in diesem Zusammenhang, daß der italienische Verband für den Gewinn einer Goldmedaille in Stuttgart angeblich 50 000 Dollar ausgesetzt hätte.
Für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) sind Preisgelder kein Thema. "Unser Fördersystem unterscheidet sich von denen anderer Länder. So werden von der Sporthilfe A- und B-Prämien für bestimmte Plazierungen gezahlt. Zudem haben die Aktiven in ihren Sponsoren- Verträgen Zahlungen bei bestimmten Erfolgen verankert. Preisgelder stehen nicht zur Diskussion", erklärte DLV-Generalsekretär Jan Kern. sid
GROSS-GERAU. Platzende Luftballons, bunte Karnevalsdekoration und heiße Musik aus dem Nebenraum - das war am Mittwoch abend in Dornheims Riedhalle das ungewöhnliche Ambiente der letzten Stadtverordnetenversammlung dieser Legislaturperiode. Dabei brachten die Kommunalpolitiker trotzdem noch zwei Bebauungspläne auf den Weg, nämlich für die Bereiche "Am Mühlweg II" und "Neckarring". Während SPD und Grüne jeweils zustimmten, war die CDU gespalten: Sechs Christdemokraten stimmten dagegen, drei enthielten sich.
Für die CDU kritisierte Eberhard Reis, daß den Häuslebauern allzu detaillierte Auflagen gemacht würden. Es fehle nur noch, daß man vorschreibe, ob Stangen- oder Brechbohnen angepflanzt werden dürften. Es gehe nicht um sinnvolle Auflagen im Interesse einer geordneten Bebauung, sondern um "Kinkerlitzchen", die letztlich niemand kontrollieren könne.
Von "ganz billiger Polemik" sprach im Gegenzug Bürgermeister Manfred Hohl (SPD). Dies seien nicht Pläne einer Partei oder der Verwaltung, sondern die eines renommierten Planungsbüros. Es seien lediglich die geltenden gesetzlichen Auflagen, beispielsweise für Ausgleichsmaßnahmen bei Eingriffen in die Natur, berücksichtigt worden.
Die gute Planung habe dazu geführt, daß alle 45 Träger öffentlicher Belange zugestimmt hätten, was es noch nie gegeben habe, betonte Erster Stadtrat Gerhard Hasenzahl (SPD). cas
KELSTERBACH. Ein klares Nein sagen sowohl SPD-Bürgermeister Fritz Treutel und seine Parteifreunde als auch die grünalternative WIK-Fraktion zu Planspielen für die Einrichtung eines Güterverteilzentrums oder Speditionsbetriebs im Ticona-Wald. Doch damit endet auch schon die Gemeinsamkeit. Während nämlich SPD - und die CDU - den Ticona-Wald auch künftig als mögliches industrielles Erweiterungsgebiet - nur eben nicht für Speditionsbetriebe - ausgewiesen wissen wollen, sagt die WIK Eingriffen in den Naturhaushalt an dieser Stelle grundsätzlich den Kampf an.
Der Zwist fällt in die derzeitige politische Diskussion um die Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes (ROP) für Südhessen. Bis 26. März sollen die Kommunen ihre Stellungnahmen dazu beim Regierungspräsidium abgeben. Im Vorfeld stoßen widerstreitende Interessen kommunaler und überörtlicher Planung geballt aufeinander. So soll der Ticona-Wald nach Absicht der Landesplaner künftig nicht mehr zur Industrieerweiterung, sondern nur noch als Wald ausgewiesen und unter Schutz gestellt werden - als Kaltluftentstehungszone.
Gegen die restriktiven Planungsabsichten auf höherer Ebene haben die Kelsterbacher Kommunalpolitiker um Treutel jetzt Schützenhilfe vom Umlandverband Frankfurt (UVF) - wozu die Stadt zählt - erhalten. Die UVF-Gemeindekammer sprach sich gegen den Entwurf zur ROP- Fortschreibung aus. Dadurch werde Kelsterbachs Position gegen die Beschränkungen seiner Planungshoheit gestärkt, freute sich Bürgermeister Treutel. Die vorliegende ROP-Fortschreibung hätte unter anderem eine dramatische Reduzierung der Ausweisung dringend benötigter Wohnbauflächen bedeutet.
"Mit der WIK ist im Ticona-Wald weder ein Güterverteilzentrum noch eine andere Nutzung machbar", erteilte Leo Spahn allen Absichten zu Rodung oder sonstigen Eingriffen eine "glasklare Absage". Diese Position lasse im Unterschied zu der von SPD und CDU keinen Spielraum für Interpretationen: Die anderen Parteien sollten vor der Wahl den Bürgern klipp und klar sagen, was sie mit dem Erholungswald zwischen Ticona und Mönchwaldsee vor hätten.
Kritik richtete für die WIK Renate Stiebig an die Adresse von Bürgermeister Fritz Treutel, der sich "kräftig am Gemauschel hinter den Kulissen" beteilige und in dieser Frage "die Öffentlichkeit scheue". Über sein im Dezember geführtes Gespräch mit Hessens Wirtschaftsminister Ernst Welteke, bei dem offensichtlich über Pläne für den Ticona-Wald gesprochen worden sei, habe Treutel bisher keines der städtischen Gremien informiert.
Die WIK forderte gestern Akteneinsicht. Schließlich müsse es ja wohl über Gespräche mit Ministern, Landesbeamten und Grundstückseigentümern Vermerke geben. Außerdem kündigte die Wählerinitiative an, alle Register zur Rettung des Ticona-Waldes ziehen zu wollen. Dabei denkt sie auch an die neuen gesetzlichen Möglichkeiten des Bürgerbegehrens und Bürgerentscheids.
Gestern erreichte die Diskussion um die Nutzung des Caltex-Geländes und des südlich davon gelegenen Ticona-Waldes ein neues Stadium. Ein am Donnerstag nachmittag begonnenes Gespräch in Wiesbaden zwischen Ministerpräsident Hans Eichel sowie den Bürgermeistern Fritz Treutel (Kelsterbach) und Herbert Haas (Raunheim) dauerte bei Redaktionsschluß noch an. Im Kern geht es um ein geplantes 60 Hektar großes Güterverteilzentrum. Doch für solch ein Projekt sollen auf dem Gelände der ehemaligen Caltex-Raffinerie nur etwa 30 Hektar zur Verfügung gestellt werden. Noch einmal soviel werden aber nach Einschätzung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr benötigt, und zwar in der Nähe. Sowohl Treutel als auch sein Raunheimer Kollege Haas sprachen sich im Vorfeld des gestrigen Treffens in der Landeshauptstadt für ein Güterverteilzentrum nur in der Größenordnung von 30 Hektar aus. Mehr sei für die Verkehrsströme und den Wohnungsmarkt problematisch. WALTER KEBER
"Ortsbeiräte - was ist denn das? Was machen die überhaupt?" In den letzten Tagen vor dem kommunalen Urnengang mehren sich bei Wahlamtsleiter Oskar Rohde die Anfragen über die für viele Frankfurter doch wohl recht rätselhaften Gremien. "Eine ganze Menge Leute haben noch nicht richtig begriffen, was Ortsbeiräte sind, und sie wissen auch nicht, daß sie am 7. März drei unterschiedliche Gebietskörperschaften mit getrennten Stimmzetteln wählen: Stadtparlament, Ortsbeirat und Umlandverbandstag", sagt Rohde und bilanziert: "Ich kriege deswegen mehr als ein Dutzend Anrufe am Tag, und das steigt erfahrungsgemäß bis auf 30. Ich befürchte, daß das diesmal noch mehr werden."
Rohde berichtet den Ortsbeirats-Fragern dann über die Anhörungs- und Initiativrechte der Beiräte, ihre kargen Entscheidungsfelder (Stichwort Verkehrsberuhigung) und nicht vorhandene Finanzmittel. Die weitverbreitete Unkenntnis ist gewiß ins Kalkül zu ziehen, wenn man Tabellen der in Frankfurt seit 1972 stattfindenden Ortsbeiratswahlen auswertet. Dennoch reicht das bei vielen Stimmbürgern herrschende Informationsdefizit nicht hin, ein Phänomen zu erklären: Frankfurts Ortsbeiratswähler sind, das steht für den Römer-Chefstatistiker nach den Wahlen '85 und '89 fest, immer öfter Wechselwähler.
Soll heißen: Sie springen mit den Voten, machen auf dem Stimmzettel für die Stadtverordnetenwahlen bei der Partei A ihr Kreuzchen, um dann auf dem Ortsbeiratsformular für die Partei B zu stimmen. Rohde nennt dafür seinen "besten Beleg": "Die FDP hat es 1989 geschafft, in fast allen Ortsbeiräten vertreten zu sein, dagegen im Römer-Plenum überhaupt nicht. Bei den Ortsbeiratswahlen schaffte sie stadtweit 5,9 Prozent, bei den Stadtverordnetenwahlen kam sie nicht über die 5-Prozent-Hürde."
Dergleichen Rechnungen lassen sich auch für andere aufmachen: Die CDU überbot ihr Römer-Ergebnis in den Stadtteilen um 3,2 Prozent, die Grünen legten 2,9 Prozent zu, die SPD verbuchte ein Minus von 1,4 Prozent.
Indes: Diese Differenzen zeitigten keine gravierenden Unterschiede zwischen den Sitzverteilungen im Stadtparlament und in den Ortsbeiräten: Lediglich in vier der 16 Stadtteilvertretungen (9, 12, 13 und 14) bekamen CDU und FDP die Majorität, in den übrigen erzielten SPD und Grüne Mehrheiten für Rot-Grün-Koalitionen nach Römer- Muster. Die wurden jedoch beileibe nicht alle geschlossen. In den Ortsbeiräten 1, 5, 6, 7 begnügte man sich mit "enger Zusammenarbeit", im "4er" (Bornheim, Ostend) platzte das Bündnis - wegen Osthafenbebauung und Großmarkt-Verlagerung. Im Beirat 7 (Hausen, Praunheim, Rödelheim, Westhausen) gab es gar häufig einen Dreibund SPD / CDU / FDP gegen Grüne.
Und auch die förmlich geschlossenen Rot-Grün-Bündnisse im "2er" (Bockenheim, Kuhwald, Westend), "3er" (Nordend) und "8er" (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt) stimmten öfters mit wechselnden Mehrheiten ab. "SPD und CDU stehen sich halt häufig in Verkehrsfragen näher", sagt Hannelore Schneider, Ortsbeiratskoordinatorin bei den Grünen.
Wie sich das in Zukunft darstellt, mag Schneider nicht prognostizieren. Große Unbekannte seien "die Rechten, die zwar nicht viel öffentlich in Erscheinung getreten sind - was aber nix heißen will". Die "Republikaner" kandidieren jedenfalls für neun Ortsbeiräte, die NPD tritt in acht Bezirken an, die DVU in einem. Ansonsten stellen sich neben CDU, SPD, FDP, Grünen - sie bewerben sich für alle 16 Stadtteilparlamente - noch "ÖkoLinx" (in sieben Beiräten), die DMF (drei Beiräte), die ÖDP (zwei) und jeweils in einem FO und "Die Rödelheimer". peh
HANAU. Die Auseinandersetzung zwischem dem Hanauer Hola-Theaterleiter Erland Schneck und dem Schulamt spitzt sich weiter zu. Nachdem für vergangenen Freitag ein Unterrichtsbesuch bei Schneck wegen angeblicher Elternkritik ausfiel, weil der Oberstudienrat sich krank gemeldet hatte, soll die Hospitation durch Schulamtsdirektor Ernst Müller- Marschhausen heute morgen folgen.
Dagegen hat Schneck eine einstweilige Anordnung beim Verwaltungsgericht Frankfurt eingereicht. Der sich vorverurteilt fühlende Hola-Theaterleiter will vor einem Unterrichtsbesuch zunächst in einem Gespräch mit dem Schulamt klären, was ihm überhaupt vorgeworfen wird.
Als Zeichen der Solidarität wertet es Schneck, daß der Hanauer Theater- Förderverein ihn gebeten hat, seinen kulturpolitischen Beirat zu leiten. Darüber hinaus spendete Kreistagsvorsitzender Lothar Klemm (SPD) dem Main-Kinzig-Kulturpreisträger Schneck 300 Mark für die nächste Theateraufführung. Klemm schreibt, eingedenk der von Nazis diffamierten "entarteten Kunst" müsse heute nicht jedem Gegenwartskunst gefallen. him
HANAU. "Fernsehen für Kinder: ja oder nein oder wie?" ist der Titel zweier Abende, die die Katholische Familienbildungsstätte am 3. und 10. März anbietet. Es geht um Möglichkeiten spielerischen Umgangs und Alternativen zum Fernsehen. Anfragen und Anmeldungen unter 0 61 81 / 2 23 12.
HOFHEIM. Hofheimer Frauen packen an: Aufgeschreckt und entsetzt von immer neuen grauenhaften Berichten vom Krieg im ehemaligen Jugoslawien beschlossen Frauen aus 30 Vereinen, Verbänden, kirchlichen Kreisen und Parteien, "Hilfe für Bosnien" zu organisieren. Die Frauendemonstration gegen Vergewaltigung im Kriegsgebiet Ende Januar in der Kreisstadt war ein Auftakt, bei dem die Damen nicht stehenbleiben wollten, erläutert Marline Holmes während einer Pressekonferenz, in der das Hilfsprojekt vorgestellt wurde.
Jetzt möchten die Frauen konkret mit "Überlebenspaketen" und "Kinderpaketen" helfen, die Not zu lindern. Allerdings nicht direkt in Bosnien, weil ihnen der Transport von Hilfsmitteln dorthin zu unsicher erscheint. Vielmehr wollen sie die Pakete von Hofheim aus nach Zagreb und Dubrovnik weiterleiten. In diesen beiden kroatischen Städten laufen Hilfsprojekte für bosnische Flüchtlingsfrauen und ihre Kinder, die die Hofheimerinnen unterstützen möchten.
Ein Projekt ist ein Frauenhaus in der kroatischen Hauptstadt, das eine Rechtsanwältin für mißbrauchte Bosnierinnen gründete. Helena Frenchkowski vom neu gegründeten "Arbeitskreis Hofheimer Frauen - Hilfe für Bosnien" hat persönlichen Kontakt zu der Rechtsanwältin und weiß, daß die Frauen dort auf "Hilfe jeglicher Art" angewiesen sind. Die Bosnierinnen brauchen Hygienebinden, Verbandmaterial, Medikamente, Seife, Zahnpasta, Windeln, Babykleidung und Lebensmittel.
Ein weiteres Projekt, das die Hofheimerinnen mit ihren Hilfsgütern unterstützen möchten, ist ein ebenfalls in Zagreb gelegenes Krankenhaus. Dort betreut die Franziskanerschwester Anzila zur Zeit 70 vergewaltigte Frauen. Die vergewaltigten Frauen und Mädchen bleiben lange Zeit stumm, erfuhren die Hofheimerinnen. Neben der notwendigen psychischen Betreuung braucht Schwester Anzila so gut wie alles, um zumindest die körperlichen Leiden der Frauen zu lindern.
Außerdem wollen die Hofheimerinnen ein Kinderheim in Dubrovnik unterstützen. Nach Auskunft der Hattersheimerin Krauta Nakarada, die aus Dubrovnik stammt, geben vergewaltigte Frauen ihre Kinder in diesem Heim ab. Das Kinderheim sei vollkommen mittellos. Krauta Nakarada weilt zur Zeit in Zagreb und wird den Hofheimerinnen bald ganz konkret über die Situation im Frauenhaus und im Krankenhaus berichten können.
Doch bis sie zurückkommt, soll die Hilfsaktion schon angelaufen sein. Mit Flugblättern und Plakaten, die in Geschäften, Banken und bei Kirchengemeinden ausliegen, bitten die Frauen die Hofheimer um Unterstützung. Die soll konkret so aussehen: Wer helfen möchte, kauft Mehl, Zucker, Reis, Nudeln, Trokkenbohnen, Speiseöl in Dosen, Kaffee und Kamillentee, Zahnpasta und Zahnbürste, Haarshampoo und Waschpulverkonzentrat in Plastik, Damenbinden und eine kleine Überraschung in Form von Schokolade, Handcreme oder ähnlichem, verschnürt alles in einem Karton und pappt einen weißen Zettel darauf, was das Paket alles enthält.
Diese Überlebenspakete, aber auch Päckchen mit Babynahrung und Stoffwindeln werden vom 25. Februar bis zum 6. März an verschiedenen Stellen in ganz Hofheim entgegengenommen - unter anderem in den Kirchengemeinden. Wer mit Spenden den Transport finanzieren will oder auch Geld für Medikamente geben möchte, die der Arbeitskreis selber einkauft, zahlt auf das Konto bei der Hofheimer Volksbank Nr. 180 173 00, Stichwort "Arbeitskreis Hofheimer Frauen - Hilfe für Bosnien". Die Pakete werden dann per Lastwagen direkt zu den drei Projekten gefahren. she
Bierwirth, der sich als Autor des Wernborner 800-Jahr-Buches schon einen Namen gemacht hat, zeichnet auch für die Jubiläumschronik "Merzhausen im Taunus: 1293 - 1993" verantwortlich. Morgen - auf den Tag genau 700 Jahre nach der urkundlichen Ersterwähnung der Siedlung "Mertinshusen" - wird das Werk in der Auftaktveranstaltung des Festjahres um 15.30 Uhr in der "Rauschpennhalle" feierlich vorgestellt.
Während sich die Merzhäuser aus Anlaß des Jahrhundertereignisses selbst anschickten, die Berichte der Zeitzeugen für die Nachwelt festzuhalten (siehe Artikel unten), war es die Aufgabe Bierwirths, die restlichen Jahrhunderte aus den Archiven auszugraben. Der Hobbygeologe und Geographielehrer an der Christian- Wirth-Schule legte dabei akkurat Schicht um Schicht der Vergangenheit frei: von Mertinshusen über Mirtinshusen, Mertz(en)hausen sowie Märzhausen. Bis die königliche Regierung am 25. Februar 1875 den heutigen Namen Merzhausen in einer Verfügung festlegte.
Die große Zeit des kleinen Dorfes war da allerdings schon längst vorbei. Sie endete Mitte des 17. Jahrhunderts, als das Niederstockheimer Gericht in die Hände der Nassauer überging. "Mertinshusen" war seit der Ersterwähnung am 21. Februar 1293 Hauptdorf des Stockheimer Gerichts - des ersten quasi staatlichen Gebildes im Usinger Land. Daß der Taunus-Sprengel zum Zentrum der Tätigkeit der Herren von Stockheim wurde, verdankt er zum einen seiner zentralen Lage. Zum anderen aber wohl nicht minder dem Umstand, daß die Stockheimer in Usingen nicht Fuß fassen konnten.
Als Bierwirth jene Epoche kürzlich in seinem ersten Jubiläumsjahr-Vortrag vorstellte, erfuhr so mancher Merzhäuser wohl erstmals von der Blütezeit seines Dorfes. "Es war mucksmäuschenstill im Saal, kein Räuspern und Stühlerücken", beschreibt der Heimatforscher den durchschlagenden Erfolg. Ein imposantes Zeugnis von der einstigen Größe des kleinen Dorfes blieb bis in unsere Tage bewahrt: das alte Rathaus, Wahrzeichen und Schmuckstück zugleich des heutigen Usinger Stadtteils. Es wurde um 1530 erbaut, als die Grafen von Nassau - in deren Dienste sich die Stockheimer mittlerweile begeben mußten - und die Herren von Reifenberg um die Vormachtstellung stritten. Da das Rathaus das Reifenberger Wappen trug, wollten die Reifenberger mit dem Bau vermutlich ihre Stärke demonstrieren. Einschließlich des Zuchthauses, das sie im Keller einbauten. Der zugemauerte Eingang ist immer noch zu erkennen.
Die sieben Jahrhunderte Dorfgeschichte werden in rund 80 kurzen und abgeschlossenen, lesefreundlichen Kapiteln serviert. Die Epochen erschließen sich nicht nur durch den historischen Ablauf der Ereignisse. Je näher sie der heutigen Zeit rücken, um so mehr häufen sich die Einblicke in das Alltagsleben. So verewigt etwa ein Pfarrer im vergangenen Jahrhundert in der Kirchenchronik sein Leid: Der Priester hatte sich im zugig- feuchten Merzhausen, das 440 Meter hoch auf der Wasserscheide vom Stockheimer Bach und dem Weiltal liegt, die Gicht geholt. "Merzhausen wurde mir zu Schmerzhausen", jammert der Geistliche.
In der allerjüngsten Vergangenheit klafft überraschenderweise wieder ein Loch. "Über die Dorfpolitik in der Nazizeit herrscht Funkstille", registrierte Bierwirth. Abgesehen von dem Fliegerangriff und dem Artilleriebeschuß habe niemand darüber berichtet. Was den Heimatforscher um so mehr überrascht, als Erfahrungen aus der Landwirtschaft aus jenen Jahren sehr wohl zu Protokoll gegeben wurden. "Wo kein Material ist, kann man nicht schreiben", winkt der Heimatforscher lakonisch ab. Daß allerdings auch im Usinger Archiv noch so manche Akte ihrer Entdeckung harrt, daran läßt er keinen Zweifel. Fest steht nur soviel: Merzhausen hat schon ziemlich früh braun gewählt. Und der Bau eines Feldflughafens um 1939 / 40, der ursprünglich für den Englandfeldzug geplant war, läßt keinen anderen Schluß als "eine gewisse Akzeptanz" (Bierwirth) zu.
Bei den Ausgrabungen aus jener Zeit kam übrigens auch eine vollständige Liste mit den Namen von Zwangsarbeitern zutage. Die Gefangenen mußten damals auf den Bauernhöfen die Arbeit der in den Krieg gezogenen Männer verrich Zwangsarbeiter notiert ten. Die Liste verzeichnet exakt, wer von wann bis wann und wo im Dorf eingesetzt war. Vereinzelt ist bei den Polen, Ukrainern, Kroaten und Niederländern auch eine Heimatadresse festgehalten. Bierwirth regte an, Kontakt aufzunehmen. Der Vorschlag wurde nicht aufge"Merzhausen im Taunus 1293 - 1993", 240 Seiten, gebunden, ist im Anschluß an das offizielle Programm der Auftaktveranstaltung zu erwerben. Es kostet 39.50 Mark. Außerdem ist der kostenlose Kalender für das Festjahr 1993 erhältlich, der alle Jubiläumstermine und -veranstaltungen auf einen Blick präsentiert.
CLAUDIA NENNINGER
Brüsseler Spitzen
Minister als Schauspieler Die Journalisten saßen wartend bereit, die Fernsehkameras waren aufgebaut für den ersten Presseauftritt des neuen Bundeslandwirtschaftsministers Jochen Borchert im deutschen Delegationszimmer beim EG-Ministerrat. Der Minister kam herein und wollte sich gerade setzen, als der Kameramann des ZDF ihm befahl: "Ach, Herr Minister, kommen sie doch nochmal herein." Ohne Zögern folgte Borchert der Regieanweisung.
EG-Kommissar Martin Bangemann wird ob seiner Ausdrucksfähigkeit auch in fremden Sprachen beim internationalen Brüsseler Pressecorps bewundert, befleißigt sich aber oft demonstrativ der Muttersprache, wenn die Simultanübersetzung in die anderen Gemeinschaftssprachen gewährleistet ist. Als ihn bei seiner jüngsten Pressekonferenz ein britischer Rundfunkjournalist aufforderte, eine wichtige Auskunft in Englisch - für die BBC-Hörer - zu wiederholen, war die barsche Antwort des Liberalen: "Das werde ich nicht tun, sie haben meine Worte ja in Deutsch."
Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg hat die EG-Kommission wegen Verletzung des EURATOM-Vertrages verurteilt, weil die der Brüsseler Behörde unterstehende EURATOM-Versorgungsagentur keine Abnehmer für portugiesisches Uran fand. Dabei hatte sich die Versorgungsagentur 1989 redlich bemüht, doch ohne Erfolg. Ende 1990 hatte das portugiesische Staatsunternehmen Empresa Nacional de Uranio (ENU) die Kommission unter anderem aufgefordert, gemäß dem längst veralteten Vertrag (von 1957) dafür zu sorgen, daß sich die potentiellen Uranabnehmer der Zwölfergemeinschaft den Rohstoff nicht (billiger) in fremden Ländern verschaffen. Brüssel bestätigte nur den Eingang des Schreibens und zog sich damit jetzt das Urteil wegen "Untätigkeit" zu. Ein zweiter Prozeß wegen Schadensersatz an die ENU ist bei den obersten EG-Richtern in Luxemburg noch anhängig.
In den sogenannten EG-Strukturfonds für die Landwirtschaft, die Regionalförderung und zur Unterstützung von Sozialprogrammen wird stets von vornherein eine gerechte Aufteilung für die einzelnen Regionen geplant. Doch in Italiens "Mezzogiorno", dem Stiefelende südlich von Rom, klappt es mit der "Abholung" der Gelder aus Brüssel selbst 35 Jahre nach der EG-Gründung immer noch nicht. Die seit Italiens Regionalisierung zuständige Bürokratie scheint einfach nicht in der Lage, genügend "bezuschussungsfähige Projekte" zu entwickeln und dann die Anträge zu stellen. Allein aus dem Fonds zur Verbesserung landwirtschaftlicher Strukturen liegen deshalb für Süditalien rund 500 Millionen Mark in Brüssel auf Eis, von den anderen Fonds ganz zu schweigen. Der schon seit geraumer Zeit amtierende Regionalminister Roms, Franco Reviglio, hat sich deshalb endlich mit dem zuständigen EG- Kommissar Bruce Millan getroffen. Gemeinsam wurde beschlossen, "alles Erdenkliche zu tun", damit die Gelder doch noch Italiens Süden erreichen, ehe sie auf andere EG-Regionen umverteilt werden müssen. ha
Die Gederner Schwimmerin Lieselotte Henning fand in Gelnhausen optimale Trainingsbedingungen Mit einer Portion Härte gegen sich selbst für das Leben lernen Die 16jährige weiß, was sie kann und was sie will / Wechsel zu einem Großverein käme nicht in Frage / Sport an erster Stelle
"Ich bin von klein auf zur Selbständigkeit erzogen worden, und solange mein soziales Umfeld hier in Ordnung ist, sehe ich alles positiv." Das Mädchen mit der auffallend erwachsen wirkenden Rhetorik hat in der Tat allen Grund zum Optimismus. Unter den Fittichen des ehemaligen DDR-Nationaltrainers Eberhard Mothes pflügt sie zwei Stunden täglich durchs Wasser, und als Lohn der Mühen wurde sie bei den Deutschen Jahrgangs- Meisterschaften des vergangenen Jahres Achte über 100 Meter Brust. Angesichts solcher Erfolge rücken zwischenzeitlich auftretende Sinnfragen schnell wieder in den Hintergrund. "Wenn ich darüber nachdenke, ob sich die ganze Quälerei eigentlich lohnt, komme ich immer wieder zum selben Ergebnis. Ich bin genau auf dem richtigen Weg". Dabei hat die Kurzstrecken-Spezialistin gar nicht mal den ganz großen Erfolg im Auge, denn um in die Weltspitze vorzudringen, müßte sie den SV Gelnhausen wohl doch verlassen. So ist das städtische Hallenbad wegen Renovierung bis ins nächste Jahr hinein geschlossen; das zur optimalen Leistungssteigerung nötige Zusatztraining, früh morgens vor Schulbeginn, muß einstweilen entfallen.
"Ein Super-Talent wie Franziska van Almsick kann sich einen verhältnismäßig geringen Trainingsaufwand vielleicht erlauben. Ich müßte, um annähernd so weit nach oben zu kommen, viel härter arbeiten". Der für eine hundertprozentige Ausschöpfung ihres Leistungspotentials unabdingbare Wechsel in einen Großverein ist zudem nicht ganz ohne Risiko. "Wenn man da einmal keine gute Leistung bringt, ist man gleich weg vom Fenster".
Realistisch, wie sie nun mal ist, setzt Lieselotte Henning ohnehin ganz andere Prioritäten. Die Gewißheit, durch den Sport fürs Leben zu lernen, steht bei ihr ganz hoch im Kurs. Auch später, wenn die sportliche Karriere mal zu Ende geht, sei die Fähigkeit, sich immer neue Ziele zu setzen und diese mit der nötigen Portion "Härte gegen sich selbst" auch erreichen zu können, schließlich nur von Vorteil. Für die mehrfache hessische Jahrgangs-Meisterin, die sich fürs nächste Jahr auf Hessenebene auch in der "offenen Klasse" viel vorgenommen hat, läuft jedoch auch nicht immer alles nach Plan. In Chemie und Französisch ist sie nicht ganz so gut wie im Schwimmbecken; das schulische Leistungstief müsse sie schleunigst "in den Griff kriegen". Da plötzlich regt sich bei dem sonst so "vernünftig" wirkenden Teenager ganz unvermittelt doch noch ein leiser Anflug kindlichen Trotzverhaltens. "Bloß wegen der Schule würde ich beim Training nie und nimmer kürzertreten". Mit der unmißverständlichen Prämisse, daß der Sport in ihrem Leben nun mal an erster Stelle steht, müssen sich auch Freunde und Freundinnen abfinden. "Mein Privatleben läuft viel übers Telefon. Jeden Abend weggehen, das geht bei mir nicht". MARGIT REHN
BÜTTELBORN. Für die Gemeinde ist der Fall Friedrich Langendorf abgeschlossen. Die in der Klage erhobenen Vorwürfe gegen den früheren Ersten Beigeordneten werden zwar nicht wiederholt - da sie durch die Ende 1991 zurückgenommene Klage der Gemeinde erledigt seien - aber es werden auch die "Tatsachenbehauptungen" nicht widerrufen, die zur Klage geführt hatten. Es werde auch keine darüber hinaus gehende Erklärung für Langendorf geben. So lautet der Beschluß, den die Gemeindevertreter bei Enthaltung der Grünen Liste Büttelborn (GLB) und drei Gegenstimmen der CDU am Mittwoch abend verabschiedeten.
Der Beschluß war erforderlich, da Langendorf (SPD) im August 1992 brieflich von der Gemeindevertretung gefordert hatte, falsche Anschuldigungen gegen ihn zurückzunehmen. Langendorf, bis 1982 im Amt, war Ende 1990 von der Gemeinde auf Schadenersatz verklagt worden, da er Ende der 70er Jahre sieben Erschließungsbescheide für das Klein-Gerauer Baugebiet "Am Sportplatz" nicht ausgegeben und der Gemeinde somit Schaden von 400 000 Mark verursacht habe. Langendorf selbst erklärte damals, die Bescheide wegen falscher Berechnungen nicht verschickt zu haben. Daß sie auch nach der Klärung Ende 1983 nicht abgingen, habe er nicht zu verantworten.
Als die Angelegenheit 1989 ans Licht kam, waren die gemeindlichen Ansprüche an die Grundstückseigner verjährt. Die Gemeinde entschloß sich zur Klage, um sich das Geld von Langendorf als dem vermeintlich Schuldigen zu holen, zog diese aber Ende 1991 zurück und betrachtet das Kapitel seither als beendet.
Nicht so Friedrich Langendorf. Er besteht auf Rehabilitierung und will diese über eine private Klage erreichen. Der Beschluß des Parlaments "wird sicher zum Gerichtsverfahren führen", kündigte Langendorf gestern an.
GLB und CDU werden sich darob die Hände reiben. Zwar bestand zur Zeit der Klageerhebung weitgehend Einvernehmen im Parlament, doch inzwischen erscheine der CDU vieles in einem anderen Licht, so Fraktionschef Kurt Sauerborn. Für die GLB kritisierte Jürgen Pohl, daß der Anwalt der Gemeinde die Sache in die Öffentlichkeit getragen hätte. "Wenn dadurch eine Vorverurteilung von Herrn Langendorf scheinbar erreicht wurde, ohne daß von einem Gericht ein Urteil ergangen ist, so trägt der Gemeindevorstand eine Mitschuld", meinte er und fügte an, er hoffe, Langendorf reiche die angekündigte Klage auch ein. wal
Eine Funkstreife hat in einem zwölfstöckigen Hochhaus in Eschersheim einen 92 Jahre alten Mann vor dem Erstickungstod gerettet. Die Beamten brachen die Wohnungstür im dritten Stock des Hauses An der Fischerweide 3 auf. Nachbarn hatten gegen 19.30 Uhr das 12. Revier alarmiert, weil aus der Drei-Zimmer-Wohnung Qualm drang. Die Polizisten brachten den Bewußtlosen, der in der Küche lag, ins Freie.
Der 92jährige, der allein lebt, kam mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus. Auch der 24jährige Polizist zog sich eine Rauchvergiftung zu. Sein Kollege verletzte sich beim Öffnen der Wohnungstür.
Der 92jährige hatte nach den Ermittlungen der Polizei mit Chemikalien getränkte Lappen auf einer eingeschalteten Elektroherd-Platte liegen lassen. Durch den Schwelbrand wurden giftige Dämpfe freigesetzt. Der alte Mann befindet sich nach Angaben der Polizei nicht mehr in Lebensgefahr. Die Berufsfeuerwehr brachte den Schwelbrand unter Kontrolle. Der Schaden betrug 2500 Mark. enk
Parteien beklagen Mitgliederschwund
HANAU/KAHL. Bei einigen Eltern von Schülern der Freien Christlichen Schule im benachbarten bayerischen Kahl geht die Angst um. Und das seit fast einem Jahr. Mit Terroranrufen und Drohbriefen, in denen sogar vor der Tötung der Kinder nicht zurückgeschreckt wird, versuchen unbekannte Täter offebar zu erreichen, daß in ihren Augen mißliebige Schüler die Schule verlassen. In einem Fall ist das inzwischen gelungen. Ein völlig entnervtes Ehepaar aus Mittelbuchen meldete sein Kind in den Sommerferien von der Schule ab.
Doch die Drohungen gehen weiter. Vorläufiger Höhepunkt des Horror-Szenariums: In der vergangenen Woche erhielt jenes Ehepaar aus Mittelbuchen einen Brief mit einem säureartigen ätzenden Pulver, das sich beim Öffnen des Briefes auflöste und das Papier verfärbte. Die Reste werden gegenwärtig vom Hessischen Landeskriminalamt untersucht.
Die Polizei tappt in ihren Ermittlungen noch völlig im dunkeln. Vieles deutet darauf hin, daß die Täter aus dem Umkreis der Schule kommen. Die betroffenen Eltern werfen der Schulleitung vor, sich nicht energisch genug um eine Aufklärung zu bemühen. Ein Hanauer Ermittlungsbeamter, der in diesen Wochen nochmals das Kollegium der Schule zu den Vorgängen befragen wollte, erhielt von Schulleiter Joachim Witzmann sogar Hausverbot. Witzmann zur FR: "Zu dem Fall haben wir bereits alles gesagt."
Begonnen hatte alles kurz vor den Osterferien vergangenen Jahres. Damals hatte die Schule ihr Domizil noch in Großauheim. Ilona Weber und drei weitere Familien aus Mittelbuchen und Schöneck waren von der stellvertretenden Schulelterbeiratsvorsitzenden im Beisein des Verwaltungsrates der Schule zu einem Gespräch in die Schule zitiert worden. Frau Weber: "Es ging um schulinterne Lappalien, um Gerüchte, um angebliche Verfehlungen von Schülern, nichts Besonderes." Man sei sich an jenem Abend vorgekommen wie bei einer Gerichtsverhandlung. Sie selbst sei beschuldigt worden, Gerüchte in die Welt gesetzt zu haben, völlig zu Unrecht. "Keiner von uns hat gewußt, um was es eigentlich geht."
Während einer Klassenfahrt nach den Osterferien fing der Terror dann an. Die Eltern wurden telefonisch bedroht, es gingen Drohbriefe ein, "manchmal fast jeden Tag." Auch eine Lehrerin, die inzwischen die Schule gewechselt hat, war von den Bedrohungen betroffen. Am Anfang wurden die Postkarten manchmal sogar nachts hinter die Autoscheibenwischer geklemmt. Als dann Mitte Mai sogar mit dem Tod der Kinder gedroht wurde, indem fingierte Todesanzeigen mit ihrem Todesdatum per Post eingingen, stellten die Eltern Strafanzeige. Gleichzeitig stellten sie bei der Telekom Anträge auf Telefonüberwachung. Die Drohbriefe und -anrufe hielten an. Doch weder die Telefonüberwachungen noch die Spurensuche der Polizei führten zu einem Ergebnis. "Die Täter müssen gemerkt haben, daß sie abgehört werden", meint Ilona Weber. Auch die Polizei erreichte nichts. Weder fanden sich verwertbare Spuren wie Fingerabdrücke auf den Briefen, noch kam bei den Vernehmungen der Hanauer Polizei in der Schule selbst etwas heraus. Inzwischen hatte eine Mittelbucher Familie resigniert aufgegeben und ihr Kind von der Schule abgemeldet. Kurz zuvor war der Hund der Familie gestorben. Eine Woche später kam ein Schreiben, in dem es hieß: "Die Sache mit dem Köter ist gut gelaufen, war keine lere Drohung", geschrieben in Großbuchstaben und mit dem Rechtschreibfehler. Nach der Abmeldung des einen Kindes war es dann einige Zeit ruhig, nachdem die betroffene Familie nochmals einen anonynem Brief erhalten hatte, in dem die Abmeldung von der Schule als Erfolg bezeichnet wurde.
Im Dezember vergangenen Jahres setzte der Terror dann erneut ein. Der vermutliche Hintergrund: Betroffene Eltern hatten eine Hanauerin, deren Ehemann mit der Schule in Verbindung steht, wegen Verleumdung angezeigt und einige Zeugen benannt. Die Frau hatte laut Ilona Weber behauptet, die Eltern selbst hätten die ganze Aktion initiiert, um der Schule zu schaden.
Am 25. März soll in dieser Sache vor dem Hanauer Amtsgericht verhandelt werden. Wieder folgten Drohanrufe, eine andere Familie erhielt in der vergangenen Woche jenes mit einer Säure oder einer Lauge versetzte Schreiben. Die Mittelbucherin: "Ich bin nervlich völlig am Ende, habe inzwischen über zehn Kilogramm abgenommen."
Nachdem die Ermittlungen der Hanauer Polizei nichts erbracht haben und der ermittelnde Beamte Hausverbot für die Schule erhielt, will sich jetzt die Hanauer Staatsanwaltschaft nochmals der Sache annehmen. Oberstaatanwalt Schneider zur FR: "Wir erwägen, im Rahmen eines Rechtshilfeersuchens die bayerische Polizei in Alzenau nochmals Einzelvernehmungen in der Schule selbst vornehmen zu lassen."
Eine ursprüngliche These, die Horror- Aktionen gehen auf das Konto eines Psychopathen, kann wohl nicht aufrechterhalten werden. Ilona Weber ist aufgrund der Anrufe davon überzeugt, daß meherere Personen an der Aktion beteiligt sind. "Einmal handelt es sich um eine weibliche, das andere Mal um eine männliche Stimme, einmal klingt sie jünger, einmal älter." Die Briefe sind großteils in ordinärem Ton geschrieben, aber sehr sorgfältig und wohlüberlegt, manchmal auch sehr fehlerhaft. In einigen Fällen wurde auch versucht, die Spuren auf den Leiter der Schule zu lenken. Doch Joachim Witzmann wehrt sich heftig dagegen: "Es wurde ganz klar festgestellt, daß in dem einen Fall eine Unterschrift von mir gefälscht war."
Auch Rektor Witzmann hat keine Erklärungen für den Terror: "Wir haben doch selbst Anzeige gestellt, sind an einer Lösung des Problems interessiert." Daß er den Hanauer Polizeibeamten aus der Schule rausgeschmissen hat, erklärt er damit, daß "wir bereits ausgiebig Stellung dazu genommen haben". Den Vorwurf von Ilona Weber, daß er die betroffenen Eltern hängen lasse, nicht von sich aus auf die Eltern zukomme und ihnen helfe, kann er nicht verstehen: "Irgendwann ist ein Punkt erreicht, da geht es nicht mehr." Laut der Mittelbucherin hat sie seit Frühjahr vergangenen Jahres kein Gespräch mehr mit Witzmann geführt.
Bei der Freien Christlichen Schule handelt es sich um eine evangelische Bekenntnisschule, die privat geführt wird und in der gegenwärtig elf Lehrer 170 Schüler unterrichten. Begonnen hatte die Schule, in der gegenwärtig bis zur siebten Klasse unterrichtet wird, in Maintal. Inzwischen hat die Schule in Kahl ihr endgültiges Domizil gefunden. Die Pädagogik ist eher christlich-konservativ ausgerichtet. Die Schule genießt bei den vom Terror betroffenen Eltern trotz aller Vorkommnisse einen guten Ruf.
ROSBACH. Die Rosbacher Grünen sind wieder da. Mit Spitzenkandidat Richard Matusch ist es der Ökopartei gelungen, zur Kommunalwahl eine Liste mit sieben Kandidat(inn)en für das Stadtparlament und drei Frauen für die Ortsbeiräte aufzustellen. Bei der zurückliegende Wahl erreichte die Partei drei Sitze. Für das Parlament bewerben sich nach Matusch: Dagmar Kulisch-Hannes, Manfred Büchner, Uwe Reimer, Annemarie Bank-Lauer, Ingeborg Dietrich und Hiltrude Röckl.
Im Wahlprogramm treten die Grünen für "ehrliche Müllgebühren" als Anreiz ein, wirklich Abfall zu vermeiden. Die Ausweisung von Bau- und Industriegebieten dürfe nicht auf Kosten der Zerstörung notwendiger, ökologischer Lebensräume geschehen. Aus umweltpolitischer Sicht gehöre es nicht zu den Aufgaben der Gemeinde, die Feldwege für den Rübentransport lastwagentauglich auszubauen. Zum Schutz vor Elektro-Smog sollte der Telekom-Sendemast in Rodheim mindestens zwei Kilometer von der Wohnbebauung verlegt werden. Veränderte Familienstrukturen erforderten veränderte Sozialleistungen, auch mit der gesellschaftspolitischen Forderung nach Gleichberechtigung der Frau begründen die Grünen die Notwendigkeit, ausreichende Betreuungsangebote zu schaffen. Nicht alle Einrichtungen müßten dabei von der Stadt alleine geführt werden. "Was fehlt, sind Begegnungsstätten für alle Altersgruppen, Kommunikationsräume, in denen Eigeninitiative der Bürgerschaft möglich ist."
Zur Verbesserung der Lebensqualität in Rosbach dürfe die Einführung der Tempo-30-Zonen nicht länger auf sich warten lassen. Verkehrsberuhigte Zonen in der Altortslage und Ausbau des Radwegenetzes sowie Beteiligung der Stadt am Ausbau des ÖPNV gehören zu den verkehrspolitischen Ansätzen der Grünen.
Gegen die Wohnraumnot müsse die Kommune Bauland zu zumutbaren Preisen vorrangig für Ortsansässige ausweisen. Leerstehender Wohnraum werde steuerlich falsch behandelt.
Damit der Wald seine wichtige Aufgabe für Grundwasser und Klima erfüllen könne, setzen die Grünen auf einen natürlichen Dauerwald statt Monokultur.
Im Gegensatz zu allen anderen Parteien treten die Grünen dafür ein, das Grundrecht auf Asyl zu erhalten. Unabhängig davon fordern sie ein Einwanderungsgesetz, das die Zahl Einwanderungswilliger aus verschiedenen Ländern nach Quoten überschaubar regelt. de
Am Mittwoch hat die von Richard von Weizsäcker einberufene Kommission zur staatlichen Finanzierung von Parteien ihre Empfehlungen vorgelegt und für weniger Zuschüsse plädiert. Ihr gehört auch Hans Herbert von Arnim, Professor an der Hochschule Speyer, an. Mit dem grundsätzlichen Problem des Verhältnisses von Staat und Bürgern hat sich von Arnim unter anderem in einem Vortrag beschäftigt, den er im vergangenen Jahr hielt und den wir im Wortlaut dokumentieren. Er kommt darin zu dem Fazit, daß die Ausbeutung des Staates durch die Parteien zur Entmachtung der Bürger führt und daß die Finanzierung von Politik ein existenzielles Problem der Demokratie darstellt.
Das närrische Wochenende steht bevor, die letzten Vorbereitungen werden getroffen. Zwei große Fastnachtszüge stehen "in den Startlöchern". Der am Sonntag in der Innenstadt, der um 13.31 beginnt, und der in "Klaa Paris", Heddernheim. Startschuß dort ist am Dienstag, 14.31 Uhr. Die Zugweg-Skizze für Heddernheim veröffentlicht die FR am Montag, die für die Innenstadt am Samstag.
Der Zug am Sonntag startet vom Westhafen / Untermainkai / Grindbrunnen, führt zur Buchgasse, durch Bethmannstraße, Braubachstraße, vorbei an der Paulskirche mit der Ehrentribüne, Fahrgasse, Kurt-Schumacher-Straße, Battonnstraße, Fahrgasse und Töngesgasse zum Liebfrauenberg, durch Bleidenstraße bis Kornmarkt, durch Weißadlergasse und Am Salzhaus bis Taunustor und Gallusanlage, wo er sich auflöst. dixi
Wer erinnert sich noch? Fußball-Landesligist SG Bad Soden/Ahl spielte letztmals am 28. November 1992 (4:4 in Wattenbach) um Punkte. Nach kaum dreimonatiger Aus-(Eis-)Zeit im Norden des Landes sollen sieben Nachholspiele zur Tabellenbegradigung beitragen. Das vergangene Woche anberaumte Match Ski- Club Willingen gegen VfL Eiterfeld fiel (natürlich) aus. Morgen will es die SG Bad Soden erneut gegen Eiterfeld (14.30 Uhr) versuchen.
Die Testspiele waren ein Spiegelbild dieser Saison: Zum einen verlor die Mannschaft um Spielertrainer Richard Nix 1:2 gegen Germania Herolz, andererseits erreichte sie ein sensationelles 3:3 gegen die Oberliga-Spitzenmannschaft der SG Egelsbach und fegte am Sonntag Bezirksoberliga-Schlußlicht TSV 07 Höchst mit 8:0 vom Platz. Daß die Spiele gegen Pfaffenhausen und am Dienstag gegen Freiensteinau ausfielen, paßt in diese Runde. Vor genau drei Monaten (21. November) feierte die Spielgemeinschaft gegen den ESV Hönebach (2:1) übrigens ihren letzten Sieg, polierte damit ihre Heimbilanz (11:5 Punkte) weiter auf.
Dieser Trend soll gegen den Tabellenzwölften Eiterfeld erhärtet werden, bis auf Klaus Cerhau (Hüftbeschwerden) kann der einzige Main-Kinzig-Kreis-Vertreter seinen kompletten Kader aufbieten. Die Neuverpflichtungen während der Winterpause müssen allerdings noch warten: Stefan Krebs (SG Himbach) und Walter Wess (1.FC Gelnhausen) sind erst ab Mitte März spielberechtigt.
Die personellen Klärungen sind im Gange, auch die Trainerfrage soll bald geklärt sein. "Vom Trend her soll Richard Nix auf jeden Fall bleiben", sagt der 2. Vorsitzende und Pressewart Peter Stolberg. Er hat sich jedoch aus diesen Gesprächen ausgeklinkt, der 1.Vorsitzende Walter Nix und Martin Berg (ebenso wie Stolberg 2.Vorsitzender) sowie Wolfgang Felber sollen in diesen Wochen und Monaten die Weichen stellen. Nicht nur Felber, sondern mit Bernhard Wolf ein weiterer langjähriger Spieler sollen zukünftig vermehrt die Verantwortung im Spielbetrieb übernehmen.
Durch die vermutliche Bildung einer 3. Liga (Regionalliga) wird auch für die Sodener die Saison 93/94 doppelt interessant, denn die beiden Rangersten dürften hiernach direkt in die Oberliga Hessen aufsteigen, und der Rangdritte hat möglicherweise noch die Chance, über Entscheidungs-(Relegations-)Spiele den Sprung ins Amateur-Oberhaus - dem großen Ziel der Fußballer von der Bornwiese - zu vollziehen.
Kurzfristig muß daher nur die Klasse erhalten werden, was bei 17:17 Punkten kein sonderliches Problem darstellen sollte. hdp
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- WEST: SV Reichelsheim - SG Rot-Weiss Frankfurt II, SV Steinfurth - 1.FC Hochstadt, SV Nieder-Weisel - SG Ober-Erlenbach (Sa., 14.30 Uhr).
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT- OST: TSV Höchst - KSG Ober-Seemen (Fr., 19.30 Uhr), VfB Oberndorf - SV Birstein, FC Hanau - SG Bruchköbel, SG Nieder-Roden - SV Mel. Roth (Sa., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA HANAU: SV Kilianstädten - Eintr. Oberrodenbach (Sa., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: VfB Höchst - SV M.-/N.-Seemen (Sa., 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA FULDA-SÜD: SV Nieder- Moos - FC Kressenbach, SG Marborn - TSV Heubach, SG Blau-Weiß Rommerz - SV Mittelkalbach, FC Hermannia Mottgers - SV Germania Herolz, SG Hattenhof - SG Alem. Weiperz, FC Brit. Eichenzell - SV Neuhof, SG Freiensteinau - SG Hohenzell, TSV Grebenhain - DJK-SG Kerzell (Sa., 14 Uhr).
KREISLIGA A HANAU: VfR Kesselstadt - SV Langenselbold, SV Wolfgang - 1.FC Mittelbuchen (Sa., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A BÜDINGEN: SG Wolf/Aulendiebach - SV Eintr. Altwiedermus, (Sa, 14.30 Uhr); FSG Altenstadt - KSV Eschenrod (So., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: TSV Oberzell - SG Alania Sannerz, SV Teutonia Wallroth - FSV Gundhelm, SG Jossa - SG Germ. Ulmbach, TSG Züntersbach - SG Huttengrund (Sa.tag, 14.30 Uhr).
KREISLIGA B BÜDINGEN-SÜD: FC Gencler Birligi Nidda - SG Unterschmitten, SKG Eintr. Fauerbach - SG Eintr. Ober-Mockstadt, VfR Hirzenhain - FSV Dauernheim, TSV Geiß-Nidda - SV Merkenfritz (Sa., 14.30 Uhr), SV Ranstadt - SV Eichelsdorf (Sa., 15 Uhr).
KREISLIGA B SCHLÜCHTERN: SG Oberkalbach - TSV Rhönadler Schwarzenfels, SV Marjoß - SG Höf und Haid (Sa., 14 Uhr). hdp
BEZIRKSPOKAL FRANKFURT: Spvgg. Oberrad - SC Eintr./Sportfr. Windecken (Sa., 14 Uhr).
KREISPOKAL HANAU: FSV Ravolzhausen - FC Germ. Niederrodenbach (Sa., 14 Uhr). hdp BEZIRKSLIGA GELNHAUSEN: FSV Großenhausen - TSV Hain-Gründau, Viktoria Neuenhaßlau - TSV Kassel, TSV Wirtheim - Germ. Wächtersbach (Sa., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 1: SV Brachttal - KSG Hettersroth/Hitzkrichen, SV Hochland Fischborn - SKG Mittelgründau, SG Waldensberg - KG Wittgenborn (Sa., 14.30 Uhr).
KREISLIGA A GELNHAUSEN: SV Lettgenbrunn - Alem. Niedermittlau, TSV Lohrhaupten - FSV Altenhaßlau, SG Haitz - FSV Kempfenbrunn (Sa., 14.30 Uhr). wh
BEZIRKSLIGA FRIEDBERG: FSV Kloppenheim - VfB Friedberg, TuS Rockenberg - FC Nieder-Florstadt (Sa., 14.30 Uhr)
KREISLIGA A FRIEDBERG: FC Hessen Massenheim - FSG Burg-Gräfenrode.(Sa., 12.45); Blau-Weiß Espa - SG Melbach, VFB Södel - SG Oppershofen, TSV Ostheim - Türk. SV Bad Nauheim Res.(Sa., 14.30 Uhr).
KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 2: SKG Erbstadt- VfB Friedberg Res., FC Ol. Fauerbach - SV Ossenheim, SV Oberdorfelden - SV Rosbach (Sa., 14.30 Uhr). bo Frauen
BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: FV Viktoria Neuenhaßlau - TSG Nieder-Erlenbach (Sa., 16 Uhr). hdp
BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: FSV Winkel - FC Sportfreunde Schwalbach, TSG Wörsdorf - SG 01 Höchst II, Spvgg. 07 Hochheim - SV Walsdorf, 1.FC Eschborn - SG Hausen/Fussingen, SG Germania Wiesbaden - Spvgg. Eltville, TuS Ahlbach - SG Walluf, SV Erbenheim - SV Frauenstein (alle Samstag, 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: SG Hausen - TSG Pfaffenwiesbach (heute, 20.15 Uhr), Inter Oberursel - FSV Friedrichsdorf, TG 02 Wernborn - TuS Weilnau (beide Samstag, 14.30 Uhr).
BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: FC Germania Weilbach - SG Kelkheim, TuS Hornau - SV 09 Hofheim (beide Samstag, 14.30 Uhr).
KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: SG Sossenheim - DJK Schwarz-Weiß Flörsheim, SG Bremthal - SG Bad Soden, BSC Altenhain - TV Wallau, FC Delfi Kelsterbach - 1.FC Marxheim, SG Nassau Diedenbergen - 1.FC Mammolshain, BSC 47 Kelsterbach - BSC Schwalbach (alle Samstag, 14.30 Uhr). hdp
Ausländer und Deutsche erstellen in der Coleman-Kaserne gemeinsam eine Zeitung: "Partnerschaft" Die Bürger werden aus erster Hand informiert Wacklige Finanzen: Hoffen auf mehr Abbonnenten Von Jutta Rippegather MAIN-KINZIG-KREIS / GELNHAUSEN. Coleman-Kaserne, Block 4, Erdgeschoß. Stapel von DIN A 3-Bögen liegen auf den Tischen. Unentwegt raschelt das Papier. Sechs Männer und eine Frau legen letzte Hand an die Februar-Ausgabe der Zeitung "Partnerschaft" an. In den nächsten Tagen verteilen sie das 18seitige Blatt wieder kostenlos an die Bevölkerung. Sie soll das Produkt, in dem Flüchtlinge und ihre Probleme zu Wort kommen, zunächst kennenlernen. Auf Dauer ist das Projekt des Vereins "Partnerschaft" jedoch nur gesichert, wenn mehr Menschen sich für ein Abonnement entscheiden. 130 der 2500 Exemplare verschickt der Verein derzeit an zahlende Abonnementen. Mit dem Verkauf kann er knapp die Sachkosten tragen. "Wir stehen finanziell auf wackeligen Beinen", sagt Wolfgang Lieberknecht, der als arbeitsloser Journalist und Schriftsetzer für die jüngste Ausgabe noch alleine am Computer das Layout bastelte. Nachdem das Flüchtlingsbüro im hessischen Sozialministerium der Initiative einen Terminal und ein Fax- und Kopiergerät für das Büro spendierte, kann der Verein die Flüchtlinge stärker in die Arbeit an dem Blatt einbeziehen.
Einige von ihnen liefern eigene Beiträge. Zum Beispiele Sylvain aus Zaire, der in der aktuellen Ausgabe über die Demokratiebewegung in seinem Land berichtet, "damit die Leute hier die Realität der Afrikaner verstehen". Nächsten Monat möchte er wieder einen Artikel für "Partnerschaft" schreiben. Am liebsten in der Art wie der Pakistani Mirza, der eine Fortsetzungsserie anbietet.
Gorg aus Syrien, der seine Deutschkenntnisse in der Heimat erwarb, "gefällt die Idee. Das ist eine Möglichkeit, Menschen kennenzulernen und etwas über ihre Probleme zu erfahren". Er hat sich als Arabisch-Übersetzer angeboten und hofft, möglichst lang in Gelnhausen bleiben zu können. "Ich finde es schade, wenn ich hier weg muß." Ihm gegenüber sitzt der Palästinenser Jamal, dem die Arbeit im Partnerschaftsbüro einfach eine willkommene Abwechselung vom langweiligen Heim-Alltag bietet.
Die Informationen über Fluchtgründe aus erster Hand stellen nur einen Schwerpunkt der Berichterstattung in dem Blatt dar. Als Autoren zeichnen nicht nur Flüchtlinge verantwortlich, sondern oft auch Lieberknecht, der über Veranstaltungen des Vereins berichtet. Darüberhinaus informiert die Zeitung über die Situation in dem Erstaufnahmelager, im Februar beispielweise über den größtenteils von Schülern organisierten Deutschunterricht in der Kaserne. Und von den Problemen mit den "schwarzen Schafen". Denn unter den mehr als 500 Bewohnern gibt es auch Diebe und Menschen, die zu Gewalttätigkeit neigen. Das will die 54 Mitglieder zählende international besetzte Initiative nicht verschweigen, zumal viele der Asylsuchenden darunter leiden - weil sie befürchten, mit diesen Unverbesserlichen in einen Topf geworfen zu werden. Dies würde den Dialog enorm erschweren.
Den zu fördern ist die Absicht des als gemeinnützig anerkannten Vereins "Partnerschaft", der sich im vergangenen Oktober gründete. Laut Lieberknecht arbeitet er mit dem "Aktionsbündnis für ein ausländerfreundliches Gelnhausen" zusammen. Des weiteren organisierte die Initiative bereits mehrere Treffen zwischen Flüchtlingen und Deutschen, bei der auch persönliche Kontakte entstanden. Am 27. Februar, 10 Uhr, in der Zehntscheune in Gelnhausen veranstaltet sie eine Diskussion mit Juden und Arabern, damit diese beiden Gruppen miteinander ins Gespräch kommen. "Wir müssen als Weltbürger denken. Umweltverschmutzung, Weltwirtschaft oder Ernährung sind Eine-Welt-Probleme", formuliert Vereinsvorsitzende Christina Eulenkamp das hochgesteckte Ziel.
Deshalb sollen die Kontakte mit den Flüchtlingen nicht abbrechen, wenn sie von Gelnhausen in ein anderes Heim umsiedeln müssen oder abgeschoben werden. "Partnerschaft" möchte ein "Netz von Botschaften" in der ganzen Welt knüpfen. Dies soll einen internationalen Informations- und Erfahrungsaustausch gewährleisten und nicht zuletzt Hilfestellung bieten.
Nicht nur Deutsche wissen in der Regel wenig über die Gründe der Menschen, die ihre Heimat verlassen. Damit auch die Flüchtlinge die Menschen anderer Nationalitäten besser kennenlernen, plant der Verein, eine verkürzte Ausgabe seiner monatlichen Zeitung in Englisch, vielleicht auch in Französisch, herauszugeben. Den Druck für das deutsche Blatt bezahlt derzeit der Main-Kinzig-Kreis. Auch regelmäßige Redaktionssitzungen sind noch nicht an der Tagesordnung. Künftig will sich ein Team zweimal monatlich treffen, um das Produkt gemeinsam zu planen und umzusetzen.
Die in der Regel kurze Aufenthaltsdauer der Flüchtlinge stellt zwar ein Problem dar. Doch in dem Büro können sie sich seit kurzem jederzeit aufhalten und Interessierte darüber informieren, wie man Zeitung macht.
Parteien beklagen . . .
GÜNTER WOHLENBERG hat den Vorsitz im Aufsichtsrat der Leybold AG übernommen. Er ist der Nachfolger von ROBERT EHRT. Wohlenberg ist Mitglied des Vorstandes der Degussa AG, einer 100prozentigen Firmenmutter von Leybold, und gehört dem Aufsichtsrat seit 1987 an.
Neu in den Aufsichtsrat eingetreten sind BERNHARD WALTER und KARL-JOSEF NEUKIRCHEN, der als harter Sanierer und Arbeitsplatz- Abbauer bei Klöckner-Humboldt- Deutz, Hoesch und jetzt bei Kugel- Fischer bekannt geworden ist.
Bundesligapause am Faschings-Wochenende ist für die Handballerinnen des DJK-Sportclub Schwarz-Weiß Wiesbaden nicht mit einer Spielpause gleichzusetzen. In der 3.Runde des DHB-Pokals muß der Bundesliga-Neuling zum westdeutschen Regionalligisten TuS Homberg (Samstag, 19.30 Uhr, Sporthalle Ratingen- West) und will selbstverständlich den Sprung in die vierte Runde packen. Nach der couragierten Vorstellung gegen den Deutschen Meister TuS Walle Bremen (18:23) sollte trotz des Schwerpunktes "Klassenerhalt" das Weiterkommen garantiert sein.
Zu einem der wichtigsten Saisonspiele wird die anschließende Partie beim Tabellennachbarn TuS Eintracht Minden (9:23 Punkte) am 27.Februar (16.30 Uhr, Kreissporthalle) hochstilisiert. Noch hat Wiesbaden einen Zähler Vorsprung, aber Minden siegte zuletzt 21:18 in Sindelfingen (13:21 Punkte), womit die Stärke der Norddeutschen belegt wird. Bei drei Fix- Absteigern (neben dem automatischen Absteiger PSV Grünweiß Frankfurt/ Mannschaftsrückzug während der Runde) belegen derzeit der VfL Oldenburg (4:30 Punkte) und der Berliner TSC (7:27) die beiden Absteigerplätze, gilt der elfte Rang für die Schwarz-Weißen als das Maß aller Dinge. Das erste Spiel im Tabellenkeller (23:20 in Berlin) entschied die Mannschaft von Trainer Heinz-Peter "Beppo" Brehm für sich, Minden bedeutet die nächste Prüfung, Oldenburg (27.März) die abschließende Aufgabe im Abstiegskampf.
Brehm hofft in den entscheidenden Spielen wieder auf seinen kompletten Kader zurückgreifen zu können, von den zehn Feldspielerinnen standen zuletzt Alexandra Istel und Silvia Kilian wegen eines grippalen Infekts nicht zur Verfügung, Dreh-und Angelpunkt Kathrin Mietzner konnte nur in der Endphase (und sichtlich geschwächt) eingesetzt werden. Im Pokal will der Coach kein diesbezügliches Risiko eingehen, hofft aber, daß alle dabei sein werden. Das Pokalspiel dürfte wirtschaftlich kein Geschäft bescheren, deshalb reflektiert Manager Otto Wittmer auf ein attraktives Heimspiel in der vierten Runde. Die offenkundigen steuerlichen Probleme aus der Manager-Ära Osimowitz hat die Vereinsführung laut Aussage des Vorsitzenden Walter Langenberger im Griff.Damit dürfte die höchste Klasse wirtschaftlich auch 93/94 abgesichert sein. hdp
Der SV Bernbach bleibt die große Reizfigur in der Fußballszene des Main- Kinzig-Kreises. Als einer von drei Landesligisten avancierten die Freigerichter mittlerweile zur Nummer eins dieser Region - die SG Bad Soden/Ahl bietet in der Landesliga Nord Mittelmaß, und Klassenrivale Spvgg. 1910 Langenselbold (mit 3:31 Punkten Tabellenletzter) dürfte die längste Zeit der zweithöchsten Amateurklasse angehört haben.
Und sie wollen noch höher hinaus. Obgleich noch Verbindlichkeiten aus dem Klubhausanbau resultieren, werden weder Mühen noch Kosten gescheut, um im Amateurbereich den Fahrstuhl bis in die obere Etage besteigen zu können. Dafür gibt es einen Sponsor namens Stefan Huth. Dieser weigerte sich zwar erneut, offiziell in die Verantwortung zu treten, zieht aber im Hintergrund alle personellen und damit auch finanziellen Fäden. Da spielt es anscheinend keine Rolle, ob der Vorsitzende Meyer oder Müller heißt, die Landesliga-Musik wird von anderen gespielt.
Welche Rolle spielt zukünftig Heiner Ott? Offiziell als Geschäftsführer und Spielausschuß-Vorsitzender (!) gewählt, soll er zukünftig anstelle von Kurt Herzog die Rolle eines "Managers" übernehmen. Der Knackpunkt: Ott trainiert (noch) den Ligarivalen Spvgg. 1910 Langenselbold. Eine Konstellation, die voller Brisanz steckt und ihresgleichen sucht.
"Ich bin bereit, bis zum letzten Spieltag Langenselbold zu trainieren, und werde bis zum 1. Juni nur die Position des Geschäftsführers bekleiden", setzt Ott auf die Absprachen mit Bernbachs neuem Vorstand sowie mit dem Hauptsponsor Stefan Huth, aber auch mit Langenselbolds Vorsitzendem Dieter Fuchs. Herzog soll bis Saisonende den Spielbetrieb als Sprachrohr des Geldgebers zusammen mit dem neuen Trainer Karl Schaffrath abwickeln.
"Ich greife bis dahin nicht in den Spielbetrieb ein", erklärt Ott, der sein Engagement am Hinser Brühl in Langenselbold nach besten Möglichkeiten (erfolgreich) zu Ende bringen will. Eine offizielle Stellungnahme der "Zehner" war trotz intensiver Bemühungen am Donnerstag nicht zu erhalten, der komplette Vorstand durch berufliche Verpflichtungen (Seminare etc.) nicht greifbar. Die Gerüchte über eine bevorstehende Entlassung Otts lassen den neuen Bernbacher Geschäftsführer fuchtig werden.
"Das wird nur von einer bestimmten Seite geschürt", hat er von kompetenter Seite keinerlei Hinweise auf seine Ablösung. Allerdings macht sich der Vorstand beim Training auch rar, Parallelen zu den (bisherigen) Führungsproblemen in Bernbach sind zu erkennen.
Die neue Bernbacher Führungscrew, aber auch Trainer Karl Schaffrath stehen am morgigen Samstag (14.30 Uhr, Birkenhainer Weg, eventuell Sportzentrum Somborn) gegen Aufsteiger SG Riedrode (6. Platz) vor ihrer ersten (sportlichen) Bewährungsprobe im neuen Jahr. Bis auf Gregor Krakowiak (kam vom OFC Kikkers und ist erst ab 28.Februar spielberechtigt) können die Freigerichter ihren kompletten Spielerkader aufbieten. Schaffrath ist mit dem Wechselspiel auf dem Libero-Posten zwischen Ex-Nationalspieler Ronny Borchers und dem kaum weniger erfahrenen Gerhard Lachmann noch nicht zufrieden. "Lachmann muß sich mehr um die Defensive kümmern", fordert er zunächst die Absicherung nach hinten.
Des weiteren verlangt er von den Spielern, daß sie (endlich) als Mannschaft und nicht nur als Solisten auftreten. "Notfalls lasse ich auch einmal einen der Häuptlinge draußen", will der Coach eine härtere Gangart als bisher einschlagen. Beim erhofften Sieg gegen den Bürstädter Stadtteilverein würde der Rückstand auf Tabellenführer SV Mörlenbach nur noch drei Punkte betragen, könnte weiterhin mit der Oberliga Hessen spekuliert werden.
"Ich werde mit dem neuen Vorstand keine Probleme haben", setzt Karl Schaffrath auf eine gedeihliche Zusammenarbeit mit seinem "Trainer-Kollegen" Heiner Ott sowie Kurt Herzog. "Ich werde bis in den März hinein abwarten, wie es läuft, und dann werden wir Gespräche führen, ob mein Kontrakt über den 30. Juni hinausgehen wird", ergänzt der Coach. Ott kennt er bereits seit 30 Jahren, mit Erich Rack - eine der schillernden Figuren im Vorstand - pflegt er seit langem freundschaftliche Bindungen, und zu Stefan Huth hat der Somborner ein "gutes Verhältnis". Hiernach müßte sich Karl Schaffrath als Integrationsfigur erweisen. Er wird vermutlich jedoch nur am sportlichen Erfolg gemessen. Eine Auftaktniederlage gegen Riedrode könnte sofort neue Diskussionen rund um den Birkenhainer Weg, wo vieles an Schalke 04 erinnert, auslösen. Imagepflege ist eine der Hauptaufgaben des neuen Vorstandes, denn in jüngster Zeit wurde beim SVB besonders viel Porzellan zerschlagen. HANS-DIETER PUTH
Vor dem Malen kommt zuerst das Sehen. Das ist eine Weisheit, die Susanne Kujer, die Museumspädagogin des Städel, den Kindern in den Mal- und Zeichenkursen immer wieder einprägt, und die begreifen das ganz schnell, ganz spontan, denn ihnen hat die (Schul-)Bildung noch kaum das Konzept verdorben, wie das bei Erwachsenen meist der Fall ist. Ganz deutlich zeigt das die Ausstellung "Augen-Blick mal", die der Pädagogische Dienst des Städel mit den Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenkursen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene derzeit veranstaltet.
Denn wenn hier ganz bewußt Bilder von Erwachsenen, von Eltern meist, neben die von Kindern, etwa von Sechs- bis Achtjährigen, gehängt sind, dann genügt oft nur ein Augen-Blick, um zu erkennen, daß die Kinder naiver zwar, aber auch unverbildeter und deshalb letztendlich kreativer arbeiten als ihre Eltern.
Vielleicht war das ein Grund, warum so viele Eltern den Wunsch geäußert hatten, einmal selbst zu Stift und Pinsel greifen zu dürfen, weil sie selbst zuvor staunend und bewundernd vor den Bildern ihrer Kinder gestanden haben.
Natürlich ist das Städel für solche Seh- und Malübungen das ideale Terrain, denn die Vor-Bilder, wie sie die bedeutenden Künstler schufen, können den Mal- Schülern vieles erleichtern, weil ja jedes Bild eines Künstlers bereits eine bestimmte, durch die kreative Brille gesehene, "An-Sicht" einer Sache oder eines Geschehens ist.
Und deshalb gibt es so gut wie nichts, an das die Kinder sich nicht herantrauen, sei es ein Stilleben oder eine Landschaft von Max Beckmann, die berühmte "Öd" mit dem Holzhausenschlößchen von Hans Thoma oder der Dorfteich von Gelmeroda von Lyonel Feininger.
Eine Gruppe von Jugendlichen hat sich sogar an eine Stadtlandschaft von Gerhard Richter gewagt, während andere sich einen kubistischen Kopf von Picasso zum Vorbild genommen haben.
Bei all diesen Arbeiten aber zeigt es sich, daß die scheinbar einfachen Bilder oft gar nicht so einfach sind und die komplizierten gar nicht so kompliziert: zum Beispiel, wenn es galt, so etwas vorgeblich simples wie einen Fliederstrauß von Max Slevogt nachzuempfinden.
Und manchmal haben die Kinder ausgesprochenen Witz bewiesen: Wenn sie, statt die penibel gemalten Alonge- Perükken des Rokoko nachzuahmen, sich einfach in die nächste Dimension begeben und die Haartracht aus Watte gedreht und um die Häupter herum aufgeklebt haben: Dann wirkt diese Idee so pfiffig wie das sprichwörtliche Ei des Kolumbus.
(Die Ausstellung im Saal rechts neben dem Haupteingang des Städel ist bis zum 5. Mai zu sehen.) wp
"Die Hauptstadt muß anfangen", sagt Planungssenator Volker Hassemer. Vor anderthalb Jahren hat sich der Bundestag für Berlin als Regierungssitz entschieden, im Prinzip. Am heutigen Freitag fällt der eigentliche Startschuß: Der "Internationale Ideenwettbewerb" zur Gestaltung des Reichstags und des davorliegenden Spreebogens ist entschieden. Bundesbauministerin Irmgard Adam- Schwätzer wird das Ergebnis bekannt geben, das am Donnerstag überraschendschon auf den Markt kam. Es ist vollbracht.
Immerhin: Mit Fug und Recht ein Jahrhundertereignis findet statt. Noch nie hat eine Hauptstadt die Chance und Bürde Von Otto-Jörg Weis (Berlin) gehabt, in ihrer Mitte, auf (mauerbedingtem) Brachland das Zentrum erst als Schlußstein zu setzen. Noch nie hat es einen derartig gewaltigen Wettbewerb gegeben. Spricht man mit Planern, fällt ihnen allenfalls die Ende der 50er Jahre im Hochland auf die Wiese plazierte brasilianische Hauptstadt Brasilia als Objekt der planerischen Begierde ein. Die Berliner Herausforderung ist komplizierter. "Das künftige Parlamentsviertel soll sich in den Stadtorganismus einfügen", heißt es in der Ausschreibung; Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat in ihrem Vorwort präzisiert, "daß die Bauten des Deutschen Bundestages nicht von den urbanen Chancen der Metropole Berlin abgeschnitten werden dürfen".
1913 Architekten aus aller Welt, bis hin nach Australien und den Bahamas, hatten die Unterlagen angefordert. Das Jahrhundertereignis ist Weltereignis: Nicht jeder, der die 200seitige Ausschreibung in Händen hat, hat um das Preisgeld von 160 000 DM gekämpft. "Wir wollen einfach wissen, wer Ihr Deutschen seid, jetzt da Ihr vereint und mächtig seid", bekannten weitgereiste Städtebauer. Sie hatten von vorneherein ihr Augenmerk nicht nur auf das eher rechnerische Puzzlespiel gerichtet, wie auf 62 Hektar Ödland, auf dem nur noch der Reichstag und einsam die Schweizerische Gesandtschaft stehen, das Parlament mit seiner außerordentlichen Büroflächenanforderung von 185 000 Quadratmetern, das Bundeskanzleramt (18 600 Quadratmeter), die Bundespressekonferenz (18 000 Quadratmeter), der Presseclub (1600 Quadratmeter), nördlich der Spree im Moabiter Werder die Abgeordnetenwohnungen und vorsorglich eine Vorratsfläche für den Bundesrat einander gefällig zugeordnet werden.
Sie suchten auch die Idee, mit der die Deutschen die "historische Chance" nutzen, jenes abgeräumte Areal zu gestalten, das unter Wilhelm I. als preußischer Exerzierplatz diente, damals noch vor den Toren der Stadt, auf dem Albert Speer unter den Nationalsozialisten das größte "Haus der Welt" errichten wollte. Kurz, sie suchten der neuen "Weltmacht" Deutschland am Beispiel ihrer Hauptstadtplanung quasi aus der Hand zu lesen. So gesehen, ist der städtebauliche Wettbewerb eine politische Herausforderung ersten Ranges.
Mancher der Juroren, die eigentlich zu striktem Stillschweigen verpflichtet sind, hat in den letzten Tagen schon einmal durchblicken lassen, eigentlich fühle er sich überfordert. Das lag nicht nur an den 836 letztlich eingereichten Entwürfen, von denen das Preisgericht im Januar in einer ersten Runde 800 ausgesondert hat, darunter so manche gigantomanische oder skurrile "Lösung"; die Menge hat's nicht gebracht. Wer das 1800 Seiten umfassende geheime Handbuch mit den Entwurfsbeschreibungen einmal durchgeblättert hat, wird in der Tat kaum mehr als jene drei Dutzend Modelle gefunden haben, über denen die Jury seit Anfang der Woche abschließend gebrütet hat und die leidlich der Ausschreibungs- forderung nach Urbanität und Verflechtung mit dem Umfeld gerecht werden - die bescheidensten am überzeugendsten.
"Das Ganze gleicht einer Papstwahl", meinte einer der übermüdeten Juroren, bei der freilich kein Kandidat restlos überzeuge. Wenn, wie geplant, im nächsten Monat die Preisträger in Bonn ausgestellt werden, wird dem Publikum wohl noch einmal ein Spektrum der Möglkichkeiten geboten werden.
Was manchen der Preisrichter mehr Kopfzerbrechen bereitet hat als die Urteilsfindung über die Anordnung von Baumassen: Wie hätten's die Deutschen wohl gerne? Sollen wir den gordischen Knoten für Euch lösen? Denn Bundestagsbeschluß von 1991 hin, Bundestagsbeschluß her: Die ostelbische alte und neue Hauptstadt ist ja noch immer im Streit. Fast täglich sind im Vorfeld der Wettbewerbsentscheidung über die Spreebogenbebauung zwischen Bonn und Berlin, in den letzten Tagen besonders, die Statements wie Pingpongbälle hin- und hergeflogen. Abgeordnete vom Rhein wollen den "teuren Umzug" zum Thema des Bundestagswahlkampfes machen, das Bundesbauministerium plant für den designierten Sitz der Exekutive, die Spreeinsel rings um den Palast der Republik und das Kronprinzenpalais des Bundespräsidenten einen gewaltigen Kahlschlag, als wolle es sich an Berlin rächen für die "falsche" Parlamentsentscheidung. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen hält dagegen, daß ein möglichst zügiger Umzug an die Spree eine Eigendynamik für die Entwicklung in den neuen Ländern entfalten werde. Motto: Wat mut, dat mut . . .
Die Grundsatzentscheidung des Bundestags vom 20. Juni 1991 ist längst aus heeren Höhen zur Kostenfrage degeneriert. Die Kostenfrage aber ist eine Frage des Selbstverständnisses: Wir bauen, wie wir sind. Die Hauptstadt wird ein deutscher Spiegel sein. Internationale Juroren sind damit überfordert. Dies zeigt sich am Beispiel des Wettbewerbs über den Umbau des Reichstags, dessen Ergebnis ebenfalls an diesem Freitag bekanntgegeben wird; die Parforcejagd der Hauptstadtplanung wird ja immer hektischer. Bonner Parlamentarier haben im Vorfeld eine Entkernung des Wallotbaues, eine Drehung des Plenarsaals in eine andere Richtung und wer weiß noch was gefordert, am liebsten gülden. Prompt haben manche Architekten die Totaloperation zur Richtschnur auserkoren, keiner ist auf den Gedanken gekommen, die Funktionsfähigkeit lasse sich vielleicht schon dadurch herstellen, daß man bloß das der Berliner Mauer zum Opfer gefallene Osttreppenhaus (Kaiseraufgang) wiederherstellt und in den oberen Etagen des Reichstags eine bessere Verbindung zwischen den Büros herstellt. Kein Architekt hat den Mut zur Bescheidenheit gehabt, zum Leidwesen ziemlich verzweifelter Juroren; eine Zangengeburt an Entscheidung ist an diesem Freitag zu besichtigen. Wieviel Aufwand ist aber der vereinigten Republik nun angemessen? Dies ist eine politische Entscheidung, nicht die der Juroren des Spreebogen-Wettbewerbs. Braucht der Bundestag in Berlin von Anfang an mit 4861 Räumen doppelt soviel Bürofläche wie in Bonn? Muß alles vom Feinsten sein für "die da oben" in Zeiten, in denen der Bürger sich einschränken soll? Die Berliner maulen schon. Haben Bundesministerien, quasi als Umzugsbonus, Anspruch auf aufwendige Neubauten an der Spree oder reichen nicht fürs erste gut renovierte Gebäude aus der SED-Zeit, ein bißchen aufwendiger ausgestattet vielleicht als die Regierungssitze in den neuen Ländern? Keiner hat den Juroren gesagt, ob etwa eine bescheidene Hauptstadt gewünscht wird.
Aber: "Hauptstadt muß anfangen." Er könne binnen vier Wochen ein Konzept vorlegen, meint Stadtentwicklungssenator Hassemer (CDU), wie alle für Berlin vorgesehenen Ministerien bis Ende nächsten Jahres in bestehenden Gebäuden untergebracht werden könnten: "In Berlin Provisorien zu akzeptieren", so der Senator, "wäre die überzeugendste Variante." Sein Kollege Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) ergänzt: "Alles ist eine Frage des Wollens. Man muß nicht warten, bis alles vom Feinsten ist." Es gehe schon vorher, irgendwie. Unterstützung kam dieser Tage überraschend sogar vom bayerischen Umweltminister Peter Gauweiler: Bonn solle doch ohne besonderen Aufwand sofort nach Berlin umziehen; "der sofortige Aufbruch als weltweit beachtete symbolische Handlung könnte die derzeitige Resignation überwinden. Als vom Rhein aus die Bundesrepublik aufgebaut wurde, war Bonn auch nur ein Provisorium".
"Wir werden Prügel beziehen", schwante einem Mitglied der Spreebogen-Jury vor der Verkündung, "egal was wir entscheiden." Es ist einfach der Geniestreich nicht zu finden gewesen, der allen wohlgefällig ist. Und doch, das Votum hat Gewicht: Am heutigen Freitag an beginnt die Realisierungsphase für das Berliner Parlamentsviertel. In vier Wochen will der gemeinsame Bonn-Berlin-Ausschuß beim anderen Planungsschwerpunkt Spreeinsel die maßgeblichen Festlegungen über die Ministerien treffen, bis zur Sommerpause, so Diepgen nach einem Gespräch mit dem Bundeskanzler von Anfang Februar, sollen die Eckdaten feststehen. Die Großbaustelle Hauptstadt kriegt Konturen, und sei's vorerst nur auf dem Papier.
Der Regierende Bürgermeister hat nach diesem Gespräch öffentlich Wetten angeboten: "In diesem Jahrzehnt sind Bundestag und Bundeskanzleramt in Berlin. Auch die Regierung wird dann in der deutschen Hauptstadt sein"; im nächsten Jahr werde der Kanzler an der Spree zu Teilen seine Amtsgeschäfte führen. Denkbar, denn Helmut Kohl braucht bei den Bundestagswahlen Stimmen aus dem Osten. Der weiß, was er tut. Als zweiter "provisorischer Amtssitz" ist schon das Alte Stadthaus am Molkenmarkt ausgeguckt; die Berliner Innenverwaltung, die gleichfalls ein begehrliches Auge auf den barockähnlichen Bau aus der Jahrhundertwende geworfen hat, wird wohl warten müssen.
Mit dem jetzt verkündeten Juroren- Urteil, so der Berliner Senat hoffnungsfroh, "ist die Grundlage geschaffen, das politische Zentrum . . . zügig zu realisieren". Zwar: Noch läßt der Bund Häuser an der Spree leerstehen, die Botschaften zögern, nur Bayern hat seine Landesvertretung schon fast fertiggestellt. Noch fürchtet mancher an der Spree, der nächste Bundestag könne alles auf die lange Bank schieben. Die Bonner aber ahnen jenen Rutschbahneffekt, der eintreten wird, wenn an der Spree tatsächlich erst einmal gebaut wird. Im Nebel der Nachhutgefechte gleicht die "Hauptstadtfrage" einem Ball, der auf einem Gipfel liegt und nach beiden Seiten abrollen kann. Wenn er freilich rollt, dann immer rascher. "Wenn Kohl kommt", so Bausenator Nagel, "geht alles ganz schnell."
Was heißt da Spreebogen-Wettbewerb, auf den Kanzler kommt es an (?) Und es scheint: Der will.
Im Streit um die Zukunft Frankfurts hat der hessische Minister für Raumordnung, Jörg Jordan (SPD), die Stadt Frankfurt "vor Scheingefechten" gewarnt. Mit den Erweiterungsflächen für 30 000 Wohnungen, die das Land Frankfurt jetzt anbiete und der vorhandenen Reserve für weitere 20 000 Wohnungen könne die Stadt 22 Jahre lang auskommen. Wenn Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) jetzt 65 000 Wohnungen bis zum Jahr 2000 errichten wolle, bleibe das ein "völlig unrealistisches Bauziel". Jordan konfrontierte Wentz damit, daß es 1992 gerade 2515 Baugenehmigungen für Wohnungen in Frankfurt gegeben habe. Der Stadtrat erwecke den Eindruck, der Regionale Raumordnungsplan (RROP) sei bereits vollendet - eine "bedauerliche Falschaussage": Nur böswillig könne man "den Beginn des Diskussionsprozesses mit dem Ende verwechseln".
Mit Verblüffung reagierten die Fachleute im Regierungspräsidium (RP) Darmstadt auf die Kritik von Stadt und Umlandverband Frankfurt (UVF). Insbesondere Planungsdezernent Wentz hatte auch fachliche Vorwürfe geäußert, die der RP als unhaltbar und falsch zurückwies.
Erstes Beispiel: Wentz hatte behauptet, der RROP-Entwurf weise geschütztes Grün einfach "nach Gusto" und ohne erkennbare Begründung aus. RP-Sprecher Gerhard Müller erklärte dagegen, daß die etwa 40 Mitarbeiter der RP-Abteilung Regionalplanung in ihrer monatelangen Arbeit am Zukunftsentwurf für Südhessen gerade regionale Grünzüge mit besonderer Sorgfalt definiert hätten. Nach Müllers Worten sind dabei auch zahlreiche Fachbehörden zu Rate gezogen worden.
Zweites Beispiel: Wentz hatte gesagt, die Laufzeit des neuen RROP nur bis zum Jahr 2000 sei so kurz wie noch nie zuvor und lasse den Gemeinden viel zuwenig Zeit, die Planung umzusetzen. RP- Sprecher Müller erläuterte, der RROP solle wie immer fünf Jahre lang gelten - so umfasse der bisher letzte zum Beispiel den Zeitraum von 1987 bis 1992. Drittes Beispiel: Wentz hatte kritisiert, daß den Gemeinden wie Frankfurt bisher kein RROP-Exemplar zugegangen sei - man habe sich die Zukunftsplanung "hinten herum besorgen" müssen. Wie RP-Sprecher Müller versicherte, halte sich die Behörde an den vorgeschriebenen Ablauf vergangener Jahrzehnte: Erst wenn die Regionale Planungsversammlung aller 185 Gemeinden Südhessens den Beschluß zur Offenlage des RROP gefaßt habe - in diesem Fall ist das am 26. März vorgesehen -, bekomme jede Gemeinde ein Exemplar. Danach beginne erst die Anhörung aller Gemeinden, die bis August 1993 terminiert sei. Müller: "Änderungen am Plan sind dann jederzeit möglich."
Viertes Beispiel: Wentz hatte behauptet, noch nie sei die Ablehnung eines RROP-Entwurfs durch Stadt und UVF so einhellig gewesen wie diesmal. Müller sagte dazu, auch 1987 habe der Umlandverband zunächst gegen den damaligen RROP votiert, weil er angeblich zuwenig Fläche für Wohnen und Gewerbe anbot: "Das ist nicht verwunderlich, der Umlandverband will schließlich möglichst viel für seine Gemeinden erreichen." jg
NEU-ISENBURG. Nach monatelangen Diskussionen, immer wieder neuen Hiobsbotschaften über das ständig größer werdende Gewerbesteuerloch und Hunderten von Änderungsanträgen haben die Isenburger Stadtverordneten am Mittwoch in der letzten Sitzung der Legislaturperiode den Haushaltsplan 1993 unter Dach und Fach gebracht. Der Etat, der laut Kämmerer Berthold Depper (FDP) "Einschränkungen für weite Teile der Bevölkerung" mit sich bringt, wurde von CDU, FDP und FWG gegen die Stimmen der SPD und der Grünen beschlossen.
Der Verwaltungshaushalt - jener Topf, aus dem vor allem Personalkosten, Mieten und Zinsen bestritten werden - hat diesmal ein Volumen von rund 104 Millionen Mark. Damit liegt er mehr als sechs Millionen Mark unter der Vorjahresmarke. Im Vermögensetat der Hugenottenstadt wurden 31,5 Millionen Mark bereitgestellt; 1992 waren es lediglich 28 Millionen Mark.
Der bürgerliche Block versuchte noch einmal zu rechtfertigen, warum er sich zu "schmerzhaften, aber unumgänglichen Einsparungen quer durch alle Bereiche" entschloß, wie es FDP-Fraktionschef Alexis Taeger ausdrückte. "Eine derart dramatische Situation habe ich in den vergangenen 20 Jahren nicht erlebt", sagte Theo Wershoven, Fraktionsvorsitzender der CDU, und meinte damit das erst Ende vorigen Jahres bekanntgewordene Gewerbesteuer-Defizit von sechs Millionen Mark. Gleichzeitig kündigte er an, daß es 1994 voraussichtlich noch "deutlich größere Einschnitte" in die städtischen Finanzen geben werde.
Doch schon beim diesjährigen Haushalt sprechen SPD und Grüne einhellig von "sozialer Demontage". Sozialdemokrat Werner Zimmermann wies darauf hin, daß die Regierungsparteien in den Bereichen Jugend, Soziales und Alte bis zu 35 Prozent der Leistungen gekürzt oder ganz gestrichen hätten. Demgegenüber seien bei den Vereinen nur durchschnittlich 20 Prozent eingespart worden.
Grünen-Fraktionschef Joachim Luft warf der Koalition vor, bewußt einen Haushalt beschlossen zu haben, der nicht aufrechterhalten werden können. So sei beispielsweise der Topf für die Telefonkosten von 338 000 Mark um 50 000 Mark vermindert worden: "Das ist nicht aufrichtig. Sollen die Mitarbeiter im nächsten Herbst aufhören zu telefonieren, wenn das Geld aufgebraucht ist." leo
Ein Plan, der Langen zum Durchblick verhelfen soll Fünf Experten arbeiten an städtebaulicher Zukunft Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer LANGEN. Wieviel Entlastung bringt die geplante Nordumgehung für die Bevölkerung? Wie soll das Areal um den Bahnhof herum bebaut werden? Wieviele Gewerbegebiete verträgt Langen noch? Fragen, die im Parlament bislang heiß diskutiert wurden. Verläßliche Antworten darauf verspricht sich der Magistrat von einem knapp 200 000 Mark teuren Entwicklungskonzept, das noch in diesem Jahr fertiggestellt werden soll. Um die Betroffenen nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen, will die beauftragte Gruppe aus Fachleuten möglichst viele Bürgerinnen und Bürger daran beteiligen, die Weichen für die Zukunft ihrer Stadt zu stellen. Anfang Mai soll mit einer ersten Informationsveranstaltung der Anfang gemacht werden. Was die Langener Stadtverordneten im vorigen Jahr beschlossen haben, wird jetzt Wirklichkeit: ein Konzept, daß ihnen den Überblick verschafft, um zu erkennen, wohin einzelne Entscheidungen führen können - ob es sich in der rund 2900 Hektar großen Gemarkung nun um neue Straßen, Wohn- und Gewerbegebiete, um Naturschutz oder um soziale Einrichtungen handelt.
Dazu verhelfen sollen fünf Fachleute ganz unterschiedlicher Professionen: Architektin Erika Schlier und Verkehrsplaner Jörg von Mörner, beide aus Darmstadt, sind zusammen mit dem Weinheimer Landschaftsgestalter Michael Palm für den Inhalt des Konzepts verantwortlich. Um eine ausreichende Beteiligung der Bevölkerung - vorgesehen ist ein Bürgerforum - werden sich die Frankfurter Pädagogin Doris Jindra-Süß und die Soziologin Ulla Kleemann aus Hainburg kümmern.
Derzeit ist das Planungstrio noch damit beschäftigt, Langen kennenzulernen, Karten und Statistiken zu studieren und mit Politikern, Vereinen und Verbänden zu sprechen. Als nächsten Schritt haben sie sich, so Stadtplanerin Erika Schlier, vorgenommen, "Ziele zu formulieren". Bevor diese der Bevölkerung Anfang Mai präsentiert und zur Diskussion gestellt werden sollen, müssen sich die Fachleute untereinander einigen.
Dabei scheinen Konflikte absehbar zu sein: Landschaftsexperte Michael Palm kündigte bei der Vorstellung des Projekts im Rathaus bereits an, seiner Kollegin die Grenzen ihrer planerischen Möglichkeiten aufzuzeigen und die Stadtentwicklung "in Schranken" zu verweisen. Schließlich dürfe Landschaft nicht immer weiter "aufgefressen" werden.
Auch Jörg von Mörner dürfte der Stadt eher zur Selbstbeschränkung denn zu weiterer Expansion raten: "In Langen sind die Grenzen der zumutbaren Verkehrsbelastung bereits erreicht." Bislang hätten sich hierzulande die meisten Verkehrsplaner mit ihren Konzepten der Entwicklung des Individualverkehrs angepaßt, sprich: immer mehr und immer breitere Straßen gebaut. Heutzutage gelte es, der weiteren Verbreitung des Autos eher entgegenzuwirken. Die geplante Nordumgehung hält er indes für unumgänglich, "wenn sich die Lebensbedingungen in dieser Stadt merklich verbessern sollen".
Als weiteren Schwerpunkt des Konzepts bewertet von Mörner den Bahnhofsbereich. Bislang beschränkt er sich jedoch auf allgemeine Aussagen, wie etwa diese: "Dort muß sich etwas entwikkeln." Wenn die Stadtwerke, wie angekündigt, ihr Verwaltungsgebäude von der Liebigstraße in den hinteren Teil der Gewerbefläche östlich der Bahnlinie verlagert, kann ein rund 100 000 Quadratmeter großes Areal auf beiden Seiten der Gleise neu gestaltet werden. Bürgermeister Dieter Pitthan (SPD) plädierte erneut dafür, an dieser Stelle "hochwertiges Gewerbe" anzusiedeln.
Liegt der Planungsgruppe an einem Konzept, das die Erfordernisse von Stadtentwicklung, Verkehr und Landschaftsschutz in sich vereinigt, so wollen die beiden Geisteswissenschaftlerinnen im Team der Bevölkerung vor allem eines nehmen - "die Angst, verplant zu werden." Die Erfahrungen und das Wissen möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen, verbessert nach Auffassung von Ulla Kleemann die Qualität des Konzepts. Außerdem erhöhe sich so auch die Akzeptanz der letztendlich daraus folgenden Bauprojekte. In insgesamt neun Workshops sollen alle Interessierten Gelegenheit bekommen, die Vorschläge der Planer unter verschiedenen Gesichtspunkten zu kritisieren und zu überprüfen, ob darin etwa die Wünsche von Alten, Kindern, Jugendlichen, Frauen und Berufspendlern genügend berücksichtigt werden.
Bürgermeister Pitthan will das Entwicklungskonzept nicht nur als Leitfaden für künftige Entscheidungen im Stadtparlament nutzen, sondern auch dafür, die Interessen Langens höheren Orts besser vertreten zu können - beispielsweise, wenn ihm Pläne des Umlandverbandes Frankfurt ein Dorn im Auge sind. Oder des Regierungspräsidiums, wie dies gerade jetzt beim Baugebiet Belzborn der Fall ist.
Die ehemalige Grundschule in Weckesheim soll nun mit Millionenaufwand in eine Werkstatt umgebaut werden 60 neue Arbeitsplätze
für geistig Behinderte
REICHELSHEIM. In der ehemaligen Grundschule von Weckesheim soll möglichst ab Herbst die dritte Behindertenwerkstatt im Wetteraukreis entstehen. Das wünscht Günter Hochstadt, der Geschäftsführer des Vereins Behindertenhilfe. 60 Plätze könnte die neue Zweigwerkstatt bieten.
Hochstadt möchte eine Verpackungs- und Keramikgruppe und eine Tagesförderstätte für schwerstbehinderte Menschen unterbringen. Keine schweren Maschinen sollen dort arbeiten, "damit wir die Anlieger nicht durch Lärm belästigen". Der Landeswohlfahrtsverband muß nun entscheiden, ob er rund 1,5 Millionen Mark für den Umbau der früheren Schule ausgeben will. Ein Neubau käme mindestens doppelt so teuer, sagte Hochstadt zur FR. Der Kreis gab die Grundschule im Dezember auf; die Kinder gehen jetzt in die neue Reichelsheimer Schule.
Daß die 60 Arbeitsplätze in Weckesheim willkommen sind, zeigte jüngst die "Junge Frauengruppe" der evangelischen Gemeinde von Reichelsheim. Sie spendete 6000 Mark vom Christkindlmarkt für den Schulumbau zur Werkstatt.
180 Erwachsene mit geistigen und teilweise auch körperlichen Behinderungen arbeiten zur Zeit in der Ockstädter Werkstatt der Behindertenhilfe. 105 Menschen betreut eine Werkstatt in Merkenfritz. Spätestens 1994 sind deren 135 Arbeitsplätze voll belegt, so Hochstadt. Auch mit der dritten Werkstatt in Weckesheim sei der Bedarf nicht lange gedeckt. Er verdoppele sich bis 2003 auf 600 Plätze.
Denn jedes Jahr schicken die Schulen für Praktisch Bildbare (Hirzenhain, Friedberg) 15 bis 20 Abgänger in die Werkstätten. Viel weniger gehen von dort "in Rente" oder ziehen aus dem Kreis weg. Früher ließ man geistig Behinderte möglichst lange in der Familie. Nun ist man bestrebt, die Behinderten mit 18 Jahren in die Gemeinschaft der Werkstätten und Wohngruppen zu bringen.
Das Arbeiten bringt den Behinderten laut Hochstadt rund 160 Mark Lohn im Monat. Der Bundesdurchschnitt liegt laut Hochstadt bei 240 Mark.
Der Bedarf an Wohnplätzen für geistig Behinderte steigt in der Wetterau ebenfalls. 86 sind es zur Zeit, 160 braucht Hochstadt bis zum Jahr 2000. In die frühere Stadtbibliothek ziehen demnächst drei Wohngemeinschaften mit 18 Behinderten ein. Sie leben dort allein; die externen Betreuer kommen nur zu bestimmten Zeiten ins Haus. Die Behinderten müssen mit ihrem kleinen Lohn und der normalen Sozialhilfe zurechtkommen. Das sei erheblich billiger als die Rundumbetreuung im Wohnheim am Ockstädter Schloß, meint Hochstadt. Dort kostet ein Bett 60 Mark pro Tag. nes
KREIS OFFENBACH. Ein automobiler "Generationswechsel" spielte sich gestern auf dem Hof der Isenburger Wilhelm- Hauff-Schule ab: Dort übergab die Kreisbeigeordnete Adelheid Tröscher (SPD) der Verkehrsschule des Kreises einenneuen Transporter inklusive der darin untergebrachten Fahrräder, Verkehrszeichen, Ampeln und Straßenmarkierungen. Von den Kosten in Höhe von 120 000 Mark übernahm die Landesregierung 70 000 Mark, der Kreis 40 000 Mark. Den restlichen Betrag steuerte ein Mineralölkonzern bei.
Der neue Lastwagen ersetzt das mit 17 Dienstjahren älteste von insgesamt drei Fahrzeugen der Verkehrsschule. Der "Oldie" wurde auf Kosten des Landes für 20 000 Mark technisch überholt und soll dem Offenbacher Partnerkreis Sömmerda in Thüringen als Erstausstattung für eine mobile Jugendverkehrsschule zur Verfügung gestellt werden.
Derzeit sind bei der Verkehrsschule des Kreises acht Polizeibeamte und vier Fachberater im Einsatz, die etwa 3100 Mädchen und Jungen in 150 Schulklassen sicheres Verhalten im Straßenverkehr beizubringen versuchen. Die Lehrgänge werden auf elf Übungsplätzen an Schulen im Kreisgebiet angeboten. Vorzeigbares Ziel aller Bemühungen: der "Fahrradführerschein". leo
WETTERAUKREIS. "Qualität und Frische aus dem Wetteraukreis - wir verarbeiten Schlachtvieh aus bäuerlichen Betrieben" verheißt das Herkunftszeichen für Metzgereien, das vom Landratsamt verliehen wird. Voraussetzung dafür ist, daß die Betriebe mindestens 80 Prozent ihres Schlachtviehs aus der Wetterau beziehen. Wer mit dem Herkunftszeichen werben darf, darüber informiert eine neue Broschüre, die der Wetteraukreis jetzt gemeinsam mit dem Verein zur Förderung der eigenständigen Regionalentwicklung aufgelegt hat.
Neben zahlreichen allgemeinen Informationen unter der Überschrift "Der direkte Weg vom Stall zur Theke!" sind darin 40 Metzgereien und Bauernhöfe aufgeführt, die entsprechend dem obengenannten Slogan handeln.
Seit etwas mehr als einem Jahr bezieht der Wetteraukreis nicht mehr allein die Bauernhöfe, sondern auch die Metzgereien in ihre Initiative für Direktvermarktung ein, die immer stärker Konkurrenz großer Billiganbieter zu spüren bekommen. Die Situation ist nach den Worten von Landrat Rolf Gnadl (SPD) mittlerweile derart paradox, "daß die Lebensmittel, die in den Großmärkten zu erhalten sind, oft lange Reisewege hinter sich haben, nicht selten kommt das Billigfleisch aus Holland oder Norddeutschland, während die Wetterauer Bauern wiederum gezwungen werden, ihrerseits Lebensmittel zu ,exportieren&rquote;".
Werbung für die Direktvermarktung ist nach Ansicht von Gnadl betriebswirtschaftlich, verkehrspolitisch und umweltpolitisch sinnvoll - und bietet dem Verbraucher eine bessere Orientierungschance auf dem Markt. Der verfüge nun wieder über "die Möglichkeit, sich beim Erzeuger direkt darüber zu informieren, wie die Tiere gehalten werden". sal
Für die Händlerschürze bitte
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gruß...gz
OFFENBACH. Großvater Müller ist wieder gesund und kann aus dem Krankenhaus entlassen werden, braucht aber noch eine Weile Pflege und Nachsorge. Seine Tochter Helga ist aus beruflichen Gründen mit ihrer Familie in eine andere Stadt gezogen und kann deshalb nicht täglich bei ihrem Vater vorbeischauen. Helga kann sich nun an die ZVAD wenden. Das ist die Zentrale Vermittlungsstelle Ambulante Dienste beim Sozialamt im Rathaus, Telefon 8065-2427.
Familie Schulze will endlich einmal vier Wochen lang in Urlaub fahren. Birgit Schulze kümmert sich seit Jahren um ihre noch ziemlich rüstige 85jährige Schwiegermutter, geht mit ihr Einkaufen, zum Arzt und zum Friseur, hilft ihr beim Kochen, putzt ihr Wohnung und Treppenhaus. Auch die Schulzes können sich direkt an die ZVAD wenden und für die Urlaubszeit einen Helfer engagieren oder/und "Essen auf Rädern" bei der Arbeiterwohlfahrt bestellen.
Die ZVAD vermittelt Hilfen für Senioren, Behinderte und Kranke. Ausgebildete Kranken- und Altenpfleger, Zivildienstleistende und Hausfrauen kommen in die Wohnungen, wechseln die Verbände, verabreichen Medizin, putzen die Wohnung und gehen Einkaufen. Sie erledigen Behördengänge oder gehen mit den Hilfebedürftigen ganz einfach spazieren. Die "Ambulanten Dienste" ermöglichen Kranken und Behinderten trotz ihrer Hilfe- und Pflegebedürftigkeit eine selbständige Lebensführung in der eigenen Wohnung. Sie leisten pflegerische, hauswirtschaftliche und persönliche soziale Hilfen. Das ist so im Bundessozialhilfegesetz festgelegt. Die Kommunen und der Landeswohlfahrtsverband sparen auch Geld: Die Betreuung über ambulante Dienste in der eigenen Wohnung ist zudem billiger als der Umzug in ein Alten- und Pflegeheim. Die Pflegedienste werden in der Regel von den Krankenkassen oder über die Sozialhilfe bezahlt. Die "Ambulanten Dienste" können aber auch von Selbstzahlern in Anspruch genommen werden. Das Sozialamt prüft, ob der Pflege- und Hilfebedürftige Zuschüsse aus der Sozialhilfekasse erhalten kann. Je nach Intensität der Dienstleistung liegt der "Stundenlohn" zwischen 15 und 30 Mark.
Die Stadt als Träger der Sozialhilfe ist für das Funktionieren der ambulanten Dienste verantwortlich, kann diese Aufgabe jedoch an freie Träger delegieren. Der ZVAD zugeordnet ist ein Arbeitskreis "Ambulante Dienste". Im gehören an: die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Caritas, der Evangelische Kirchengemeindeverband, das Deutsche Rote Kreuz (DRK), der Arbeiter-Samariter-Bund, der Malteser Hilfsdienst und natürlich das Sozialdezernat.
Ziel des Arbeitskreises ist es auch, die ambulanten Angebote der verschiedenen Träger zu koordinieren. In seiner ersten Sitzung in diesem Jahr beschloß der Arbeitskreis, künftig noch enger mit den Ärzten, den Krankenhäusern und den Rehabilitationseinrichtungen zusammenzuarbeiten. Es soll besser gewährleistet sein, daß aus der Klinik entlassene Patienten zu Hause eine notwendige Nachsorge erhalten. Auch Doppelbetreuungen sollen so vermieden werden.
Der Arbeitskreis wird sich auch ausführlich mit den Auswirkungen der Gesundheitsreform auf die ambulanten Dienste beschäftigten. Und er will ein Konzept zur Anwerbung von Pflegekräften und Helfern entwickeln und Fortbildungsveranstaltungen anbieten.
Sozialdezernent Stefan Grüttner sagt: "Zur weiteren Entwicklung der örtlichen Hilfelandschaft brauchen wir einen genauen Überblick über die verschiedenen Angebote der einzelnen Verbände. Wir müssen die Erfahrungen austauschen, die die Helfer direkt beim Bürger zu Hause gesammelt haben."
Ein Fünftel aller Offenbacher ist bereits älter als 60 Jahre. Der Arbeitskreis geht davon aus, daß es noch mehr werden, und deshalb immer mehr Menschen die ambulanten Dienste in Anspruch nehmen wollen. Immer mehr Hochbetagte leiden zudem unter Altersverwirrung.
"Wir suchen immer Helfer und Betreuer", sagt Sozialamtsleiterin Ingrid Dittmar und hofft, daß sich Interessierte bei der ZVAD oder direkt bei den freien Trägern der "Ambulanten Dienste" melden. lz
Tips und Termine · Tips und Termine
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Lucky Luke (15 Uhr); Dracula (17.15 und 20 Uhr).
Panda Kino: Bodyguard (15 und 17 Uhr); Dracula (20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Bitter Moon (17 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Das kleine Gespenst (16); Dracula (20).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Bodyguard (20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Dracula (18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Sister Act (15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Das doppelte Lottchen (15 Uhr); Dracula (20.15 und 22.45 Uhr). Parteien/Parlamente Friedrichsdorf. "Umweltpolitik in der Kommune", Veranstaltung der SPD, Garnier's Keller, 19.30 Uhr.
Kronberg. Disco-Oldie-Night der JU, Tanzschule Pritzer, 20.11 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.
Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus", Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918, 15 bis 19 Uhr.
Neu-Anspach. Frauentreff, Schubertstr. 32: "Frauen-Ansichten" von Gabi Guckes und Gundi Butz, 10 bis 12 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.
Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.
Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstraße 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.
Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: SOS- Treffen für Frauen, die gerade einen Angehörigen durch Tod oder Trennung verloren haben, 19 bis 21 Uhr.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße. Friedrichsdorf. Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstraße 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.
Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Straße, 19-21 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.
Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.
Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.
Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.
Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.
Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mapendo-Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 15 bis 18.30 Uhr.
Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Kleinkindbetreuung für 2- bis 4jährige, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34. Fastnacht Bad Homburg. Ordensfest des HCV, Vereinshaus Gonzenheim, 19 Uhr.
Oberursel. Kinderfastnacht im Pfarrheim Weißkirchen, 15.11; Disco ab 20.11.
Fremdensitzung des Bommersheimer Carnevalvereins, Haus Bommersheim, 19.11 Uhr.
Königstein. Kinderfasching im Haus der Begegnung, 15 Uhr.
Steinbach. Faschingsrockkonzert im Jugendhaus, 19.30 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Singkreis Schilling und Spiele, 15 bis 17 Uhr.
Altentagesstätte Gartenfeld, Heuchelheimer Str. 92: Seidenmalen 9 Uhr; Tischtennis und Billard 14 Uhr.
Friedrichsdorf. Singkreis, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 15 bis 17 Uhr.
Schach, Skat, Rommé und Canasta, Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.
Oberursel. Altes Hospital: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 14 bis 18 Uhr.
Kreppelnachmittag im Gemeindezentrum Heilig-Geist, Ebertstraße, 15 Uhr.
Steinbach. Seniorentreff: Vorbeugen von Altersbeschwerden: Harninkontinenz, 10 Uhr; Akustiker-Sprechstunde 11 Uhr; Spielnachmittag ab 14 Uhr.
Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Narrenzeit - Kreppelzeit, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. E-Werk, Wallstr. 24: Rockmusik mit der Gruppe "Huminal Bunch", 20 Uhr.
Friedrichsdorf. Stadtbücherei: Bastelstunde zur Faschingszeit für Kinder ab 4 Jahre, 14.30 Uhr.
Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.
Disco in der TSG-Turnhalle, Hugenottenstraße, 19 Uhr.
Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstr. 18: Movies for Youngsters "Gorillas im Nebel", 16 Uhr. Müll Usingen. Abholung von Sperrmüll in Michelbach, Wilhelmsdorf und Merzhausen,ab 6 Uhr.
Oberursel. Standort des Sondermüll- Mobils: Steinmühlenweg/KHD-Wiese, 9 bis 10.30 Uhr; Parkplatz Liebfrauenkirche, 10.45 bis 11.45 Uhr; Stierstadt, Kiefernweg/Eichenstraße, 12.45 bis 13.45 Uhr; Untergasse/Neugasse, 14 bis 15 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.
Anmeldung der Schulanfänger an folgenden Grundschulen: Ketteler- Frankke-Schule, 9 bis 11.30 Uhr; Grundschule Dornholzhausen, 8 bis 10 Uhr.
Kronberg. Receptur: Karaoke mit Kalle Kaspers, 20 Uhr.
HANAU. Da die Sparkasse Hanau die Firma Peek & Cloppenburg (P & C) nicht aus dem 13 Millionen Mark schweren Kaufvertrag für den Altbau auf der Marktplatz-Westseite entlassen will (die FR berichtete), hat das Bekleidungshaus nun seine bereits angekündigte Klage eingereicht. Hartmut Krämer, persönlich haftender Gesellschafter bei P & C, begründete den Rückzug aus Hanau damit, daß die Bauverwaltung die Frist bis zum 31. Oktober 1992 nicht eingehalten habe, um unterschiedliche Auffassungen zur Gestaltung des geplanten Neubaus zu klären.
Stadtbaurat Jürgen Dressler sieht das anders: P & C habe erst drei Wochen vor Fristende höhere Räume haben wollen. Er habe daher um Fristverlängerung bis Mitte November gebeten. Daß die Genehmigungsbehörde P & C "verspätet" entgegenkam, bestätigte Krämer. Dressler versteht P & C nicht: "An zwei Wochen kann's doch nicht gelegen haben."
"Wir wollten ein Kauf- und kein Wohnhaus." Mit diesem Satz faßte Krämer im Gespräch mit der FR die Forderung von P & C zusammen, sich mit Deckenhöhen, Fassaden- und Schaufenstergestaltung nicht an die Architektur an der Marktplatz-Westseite anpassen zu wollen, wie die Hanauer Baubehörde das verlangt hatte. Gemeinsam mit Denkmalschützern und dem Beirat für Stadtgestaltung sei dann aber ein Kompromiß gefunden worden, so Dressler. Krämer habe daraufhin gemeint, die mündliche Abstimmung reiche aus. Dem habe er widersprochen und um Fristverlängerung gebeten, um die Pläne zeichnerisch abzustimmen.
Krämer widersprach den in Hanau oft gehörten Vermutungen, P & C wolle aus dem Millionen-Projekt aussteigen, weil sich die Konjunkturlage verschlechtere und in Aschaffenburg ein neues Vollsortimenthaus entstehe. Vielmehr sei "die Sorge gestiegen, uns im Rahmen des Gewünschten Hindernisse in den Weg zu stellen". Nach dem Rücktritt habe P & C andernorts investiert, so in Göppingen.
Es habe auch keine Rolle gespielt, daß P & C die Hammerstraße wegen besserer Kundenfrequenz lieber gewesen wäre. Dort habe kein entsprechendes Grundstück oder Haus für ein Vollsortiment zur Verfügung gestanden.
Im Kaufvertrag hat die Sparkasse sich zwar zusichern lassen, daß gastronomisches oder pornographisches Gewerbe am Marktplatz unzulässig seien für den Fall, daß P & C weiterverkauft. Daß zu den Tabus auch Banken gehören, wie von Vorstand und Verwaltungsrat der Sparkasse immer behauptet, stimmt laut Krämer aber nur zum Teil: Nach zehn Jahren sei das sehr wohl möglich.
Commerzbank, Volks- und Raiffeisenbank sowie Bayerische Hypotheken- und Wechselbank hatten Interesse an der Sparkassen-Immobilie gezeigt, die Commerzbank nach FR-Informationen gar 17,5 Millionen Mark geboten. Aber die Sparkassen-Verantwortlichen argumentierten, sie wollten keine Konkurrenz für Hanaus Top-Adresse und den Marktplatz durch Geschäfte beleben. Zu den Alternativen zählte auch eine Tochtergesellschaft der Hessischen Landesbank, die dann an die Sparkasse hätte untervermieten können.
Um das Gebäude an der Ecke zur Römerstraße während des womöglich langwierigen Rechtsstreits nicht veröden zu lassen, sucht die Sparkasse für P & C Untermieter. Diese müssen aber mit kurzen Kündigungsfristen für den Fall rechnen, daß P & C anderes mit dem erworbenen Haus vorhat.
Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Alfred Merz berief sich in der Bilanzpressekonferenz vorgestern noch einmal darauf, daß die Bauvoranfrage des Bekleidungskonzerns fristgerecht positiv beschieden worden sei. Nach extern bestätigter Rechtsauffassung habe P & C keine Chance, aus dem Kaufvertrag wieder herauszukommen. Daher sei es für die Sparkasse auch nicht notwendig, sich nach einem anderen Hauskäufer umzusehen. Mit dem Verkauf an P & C ist die Sparkasse ein weiteres Problem los: In dem Altbau wäre eine Asbestsanierung nötig, würde dieser nicht abgerissen. Das allein würde rund eine Million Mark kosten. JOACHIM HAAS-FELDMANN
Auf einen Blick
Seite II WEHRHEIM. Bald kann's losgehen: Gemeinde und Kreis unterschrieben die Verwaltungsvereinbarung für die Erweiterung der Limesschule.
SCHMITTEN. Der Umweltpreis geht an den Angelsportverein Reifenberg. Seite III KRONBERG. Der VCD (Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland) hat für den Stadtbus einen alternativen Fahrplan entwickelt. Seite IV SPORT. Beim Fußball-Oberligisten SV Wehen soll Robert Jung als Trainer fortan alte Stärken aufleben lassen und den unausweichlichen Neuaufbau vorantreiben.
RÖDERMARK. Mit Blumen für die weiblichen Stadtverordneten und Sekt für alle verabschiedete sich am Mittwoch abend nach der letzten Parlamentssitzung dieser Legislaturperiode Stadtverordnetenvorsteher Ladislaus Groß (CDU) von seinen Kolleginnen und Kollegen. Der 67jährige kandidiert am 7. März nicht wieder bei der Kommunalwahl.
Die Versammlung hatte zuvor einstimmig beschlossen, dem Kommunalpolitiker - der 36 Jahre als ehrenamtlicher Mandatsträger und davon 25 Jahre als Vorsteher von Gemeindevertretung (Urberach) und Stadtverordnetenversammlung tätig war - den Ehrentitel eines "Ehrenstadtverordnetenvorstehers" zu verleihen. Zugleich wurde er Stadtältester - die höchste Ehrung, die von der Stadt vergeben wird.
Gestern wurde Groß in der Halle Urberach offiziell von Landrat Josef Lach und dem Kreisausschuß in den Ruhestand verabschiedet. Dabei erhielt er auch die Ehrenurkunde von Rödermark. hf
LONDON, 18. Februar (AP). Ein hoher Wetteinsatz hat den Glauben der Londoner Buchmacher an das Weiterbestehen der britischen Monarchie stark erschüttert. Das Wettbüro William Hill hatte Anfang des Jahres noch Wetten zum Kurs von 100 Pfund für jedes Pfund angenommen, das auf die Abschaffung der Monarchie bis zur Jahrhundertwende gesetzt wurde. Doch jetzt hat ein wettfreudiger Zeitgenosse gleich 8000 Pfund (rund 19 000 Mark) auf dieses bislang undenkbare Ereignis gesetzt, und die Buchmacher haben nach Angaben eines Sprechers vorsichtshalber den Wettkurs auf 8:1 gesenkt.
Bei anderen Wetten rund um das Königshaus ist je nach Wahrscheinlichkeitsgrad weniger oder noch mehr Geld zu gewinnen. So steht der Kurs dafür, daß am 1. Januar 2000 Thronfolger Charles König ist, derzeit bei 2:1. Sollte sein Sohn William zu diesem Zeitpunkt Staatsoberhaupt sein, würde jedes eingesetzte Pfund zwölf Pfund Gewinn bringen. Für alle anderen in der Thronfolgerlinie würde im Verhältnis 33:1 gezahlt.
DETROIT, 18. Februar (AP). Sieben Geschwister im Alter zwischen zwei und neun Jahren sind beim Brand ihres Elternhauses in Detroit, in dem sie am Mittwoch abend allein gelassen worden waren, ums Leben gekommen. Die vier Jungen und drei Mädchen wurden laut Polizei alle im selben Zimmer aufgefunden, in dem sie für einen offensichtlichen Fluchtversuch eine Kommode ans Fenster geschoben hatten. Alle Türen und Fenster waren jedoch mit Sicherheitsschlössern gegen Einbrecher verschlossen, so daß die Kinder nicht entkommen konnten. Die Mutter der Kinder wurde bei ihrer Rückkehr zu dem Haus von der Polizei festgenommen. Die Ursache des Feuers war noch ungeklärt.
Notdienste
Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sonnen- Apotheke, Bad Homburg, Höhestraße 13.
Oberursel/Steinbach. Schützen-Apotheke, Oberursel, Liebfrauenstr. 3.
Usinger Land. Limes-Apotheke, Wehrheim, Wiesenau 1; Taunus-Apotheke, Schmitten, Schillerstr. 6; Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.
Königstein/Kronberg. Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstr. 9.
Die Chronik des Nieder-Röder Ortsteils Rollwald mit dem Titel "Vom Wald zur Siedlung" umfaßt 160 Seiten und ist mit 140 Fotos und Zeichnungen illustriert. Der Verfasser Werner Stolzenburg hat in jahrelanger Arbeit - mit Unterstützung vieler Freunde und Informanten - zusammengetragen, was aus der Geschichte und der Gegenwart bemerkenswert ist.
Gedruckt wurde das schmucke Buch in einer Auflage von 750 Stück in der Reha-Werkstatt Rödelheim, einer Einrichtung zur Eingliederung psychisch Kranker und seelisch Behinderter. Werner Stolzenburg kennt die Werkstatt gut, da er als Reha-Berater beim Arbeitsamt tätig ist.
Das Rollwald-Buch kostet 20 Mark. Da es im Eigenverlag erschienen ist (mit Zuschüssen von Stadt und Kreis), ist es nicht überall im Handel erhältlich. Verkauft wird es in der Nieder- Röder Gartenstadt-Bücherei und der Filiale der Sparkasse Dieburg in Rollwald. hf
Wenn Eintracht Frankfurt am Samstag mit den Füßen nur halb so intensiv bei der Sache ist, wie am Mittwoch der Friseur von Dragoslav Stepanovic mit seinen Fingern, dann darf sich der Fußballfan freuen und Dynamo Dresden müßte sich eigentlich fürchten. Nach dem "Ratzeputz- Verfahren" hat der Mann zugeschlagen, der für "Stepis" neues Haarkleid verantwortlich zeichnet. Die "Matte" ist ab, der Nacken ausrasiert, die Ohren freigelegt. Stepanovic trägt jetzt Modell "Yuppie" - und hat den Spott zu ertragen. "Selbst mit einem schlechten Anwalt gewinnt er den Prozeß gegen seinen Barbier", so wurde am Riederwald gefrotzelt, während sich die Mannschaft auf den Start in die Rückrunde vorbereitete.
Für den angestrebten Erfolg in Dresden benötigt Stepanovic sicherlich keinen Advokaten, aber elf gute Fußballspieler. Kurz geschoren und blendender Laune referierte der Eintracht-Cheftrainer vor Journalisten über das, was kommt. Wer am Samstag spielen wird, sagte Stepanovic nicht.
Vieles ist möglich, manches nicht ausgeschlossen. Nur soviel ist sicher: Torhüter Steins lädiertes Sprunggelenk hält der Belastung stand, Bein wird spielen und auch Binz und Bindewald, Weber und Bommer, Yeboah und - dann hört es auf mit den kalkulierbaren Größen. Falkenmayer habe keine Probleme mehr, "aber mal sehen, ob ich ihn bringe". Bei Neuzugang Tsahadaze sei er sich nicht sicher, "das Kopfballspiel ist sehr gut, am Boden kann ich ihn noch nicht beurteilen und im Spiel nach vorn hat er Mängel". Denkbar aber sei, daß er spielt - oder nicht. "Vielleicht versuche ich es mit vier Abwehrspielern auf einer Linie, dann wäre er dabei." Im Mittelfeld hersche ein großer Konkurrenzkampf. "Okocha hat spielerisch nichts verloren, aber wenn er den Ball im Zweikampf verliert, regt sich die Mannschaft auf." Okocha drin oder draußen? Nichts genaues weiß man nicht. Komljenovic ist auf jeden Fall im Aufgebot und auch die jungen da Silva und und Anicic drängen nach vorn. Fliegt einer von beiden mit nach Dresden. "Ma sehe", so Stepanovic geheimnisvoll.
Vorne bei der Eintracht spielt Yeboah. Das ist so sonnenklar, wie das Wetter trüb ist. Und wer darf neben dem Ghanaer stürmen. Schmitt? "Der ist gut drauf. Aber auch Kruse hat sich gut nach vorn gearbeitet. Und von Andersen erwarte ich in der Rückrunde sieben bis zehn Tore." Stepanovic wie er leibt und lebt.
Aussortiert hat der Serbe auch. Kientz kommt genauso wenig in Frage wie Klein. Wolf hat Probleme mit dem operierten Knie, genau wie Gründel. Auch Schlösser ist verletzt. Adamczuk zwickt eine Zerrung. Aber der Rest, "ist unheimlich gut drauf, alle hängen sich voll rein". 17 Spieler wird er mit nach Dresden nehmen und obendrein eine Liste, auf der genau festgehalten ist, wer unter das Ausländerkontingent fällt und wer Amateur ist. Fünf Ausländer dürfen auf dem Spielberichtsbogen stehen, aber nur drei gleichzeitig spielen und dazu drei Amateure. Da kann es beim Ein- und Auswechseln schon mal zu Irritationen kommen, denn wenn drei Ausländer spielen, dann muß Stepanovic einen vom Feld holen, wenn ein anderer kommen soll.
Die Öffentlichkeit, so hat Stepanovic ausgemacht, hat sich entschieden, "Bayern oder Dortmund wird Meister. Aber das ist ungerecht meiner Mannschaft gegenüber. Wir stehen zu Recht auf dem zweiten Platz - aber abgerechnet wird am Ende." Und wenn es nach dem Willen Stepanovics geht, dann ist seine Eintracht nicht Zweiter und nicht Dritter, sondern Erster. "Unsere Chance ist gut, weil in diesem Jahr keiner mit uns rechnet", sagt Kapitän Uli Stein und spekuliert auf die Außenseiterrolle. Für seinen Trainer fängt ohnehin "eine neue Runde an, wir starten bei Punkt Null."
So oder ähnlich denkt auch die Konkurrenz, wenn am heutigen Freitag die Deutsche Fan-Gemeinde ihr liebstes Kind zurückbekommt. Selbst Bundestrainer Berti Vogts scharrt schon aufgeregt mit den Füßen: "Hoffentlich wird es der Auftakt zu einer Rückrunde, die so spannend verläuft wie die vergangene Saison." Mit nur einem Punkt Vorsprung sind die Münchener Bayern Spitzenreiter. Seit dem ersten Spieltag, seit ihrem 3:0-Sieg in Uerdingen haben sie die Top-Position schon inne. "Vielleicht sind wir während der Rückrunde auch mal Zweiter oder Dritter. Dann ist es wichtig, daß wir uns den ersten Platz zurückerobern", sagt Bayern-Trainer Erich Ribbeck, denn auch er will Meister werden. Um dies zu realisieren, hat er mit seinem Team ein neues taktisches Konzept einstudiert, auf das die Liga mit Spannung wartet.
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung glaubt Berti Vogts, daß Werder Bremen für die Münchener zum Stolperstein werden könnte. "Wenn wir an den Bayern dranbleiben, gibt es am 26. April das absolute Spitzenspiel in Bremen", hofft auch Otto Rehhagel vor dem ersten Heimspiel nach der Winterpause gegen Nürnberg. Doch nicht nur Eintracht Frankfurt und Bremen haben den Münchener Renommierklub im Visier. Vor allem der Tabellen-Vierte Borussia Dortmund, der sich mit Matthias Sammer verstärkt hat und zuletzt den italienischen Erstligisten Inter Mailand 4:0 vom Platz fegte, hegt große Ambitionen. Der Vizemeister, der am Samstag den Tabellenletzten VfL Bochum erwartet, hat als einziger deutscher Klub zudem noch im Europapokal anzutreten (Viertelfinalspiele gegen AS Rom am 3. und 17. März). Der spielerisch starke Karlsruher SC auf Rang fünf peilt, obwohl vor der Reise zu Borussia Mönchengladbach Kirijakow angeschlagen ist, erstmals in der Vereinsgeschichte einen Tabellenplatz an, der zur Teilnahme am UEFA-Cup berechtigt.
Etwas abgeschlagen, aber weiterhin ambitioniert sind auch noch der Tabellensechste Bayer Leverkusen, der bei der Wiederaufnahme des Spielbetriebes beim 1. FC Saarbrücken antritt, und der VfB Stuttgart. Der Titelverteidiger will am Samstag mit einem Sieg gegen den Hamburger SV eine Erfolgsserie beginnen, die zumindest in die Teilnahme am europäischen Wettbewerb münden soll. Dorthin will auch der 1. FC Kaiserslautern, der am heutigen Freitag in Köln gastiert. Die Pfälzer bestreiten, wie auch Köln, Frankfurt und der Hamburger SV ihr 1000. Bundesligaspiel
In der Zweiten Bundesliga sinnt Tabellenführer SC Freiburg auf Wiedergutmachung: Nach der ersten Heimniederlage am vergangenen Wochenende müssen die Finke-Schützlinge beim Chemnitzer SC antreten, Verfolger Leipzig muß zur wiedererstarkten Hertha aus Berlin reisen, und Duisburg freut sich auf Rostock.
Der SV Darmstadt 98 hingegen, nach wie vor auf einem Abstiegsplatz rangierend, muß im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig (Sa., 15.30 Uhr, Böllenfalltor) schon gewinnen, will er die Vorgabe des Schatzmeistes Uwe Wiesinger erfüllen. "Aus den beiden Heimspielen gegen Hannover und Braunschweig wollen wir drei Punkte." Gegen den DFB-Pokalsieger reichte es nur zu einem Punkt. Die Mannschaft muß sich aber gegenüber dem erneut schlechten Spiel gewaltig steigern, sollen beide Punkte in Hessen bleiben. "Zu wenig Durchsetzungsvermögen im Angriff, zu wenig Risiko und zu schlechtes Anspiel aus dem Mittelfeld" - dies waren nach Ansicht von Trainer Alexander Mandziara die gröbsten Unzulänglichkeiten.
Die schwache Leistung wird Konsequenzen haben: Bontchev wird wohl stürmen, Hoffmann, Malz und der nach seiner Gelbsperre wieder zur Verfügung stehende Wörsdörfer im Mittelfeld die Impulse setzen. Hartenberger und Bakalorz müßten dafür weichen. Noch ein dickes Fragezeichen steht hinter dem Einsatz von Stephan Täuber, dem ein Bluterguß in der Wade Probleme bereitet.
In der Oberliga Hessen kommt es zu zwei Nachholspielen: Am Samstag, 14.30 Uhr, spielen FSV - Neukirchen und Haiger - Hessen Kassel.
Nordböhmen drohen mit Stromlieferungsboykott, Streik und Verkehrssperrungen, wenn Prag nichts gegen Smog unternimmt. Streit um Bau des Atomkraftwerks Temelin wird angeheizt. 60 Druckzeilen Nachricht bis 16.00 Uhr.
In Kellern zweier Prager Häuser insgesamt 1600 Maschinenpistolen von Polizei sichergestellt. Händerlerring mit Ex- Offizieren der CSSR-Armee lieferte angeblich auch nach Deutschland und Jugoslawien. Dazu 60 Zeilen bis 16.30 Uhr. Falls sich Verbindungen nach Deutschland und Jugoslawien erhärten lassen, auch mehr. Gruß Glauber
Notdienste
Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte: Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.
Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Engel-Apotheke, Bad Homburg, Schulberg 7-9.
So.: Max und Moritz-Apotheke, Bad Homburg, Urselerstr. 26; Philipp-Reis- Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstr. 86.
Oberursel/Steinbach. Sa.: Sonnen-Apotheke, Oberursel, Dornbachstr. 34.
So.: Stern-Apotheke, Oberursel-Stierstadt, Taunusstr. 24 a.
Usinger Land. Sa. und So.: Glocken- Apotheke, Neu-Anspach, Kurt-Schumacher-Str. 32; Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.
Königstein/Kronberg. Sa.: Schloß-Apotheke, Kronberg-Schönberg, Schillerstr. 28.
So.: Marien-Apotheke, Königstein, Georg-Pingler-Str. 5.
"Das reale Leben wird immer abstrakter, es gibt keine Originale, sondern das Fließbandprodukt": für Suzan Hijab ein Grund mehr, Kunst zu machen und darin wieder das Gegenständliche einzubetten. Wir alle lebten unser Leben im eintönigen Rolltreppentempo, konstatiert sie und grübelt über den Notausgang. Aber der Ausstieg ist Trug: "Wir können auf einer entfernten Insel für 14, 21 oder 28 Tage buchen, vielleicht für immer verschwinden." Das Verschwinden jedoch provoziert nur neue Fluchten, gibt es doch "kein Entrinnen", schon gar keines von sich selbst, wie die 1942 geborene arabische Malerin weiß. Seit rund dreißig Jahren lebt sie in Deutschland, bemüht, die Vorgaben von Herkunft und Tradition zu analysieren.
Aber nicht nur. Hijab will nationen- und geschichtsübergreifende allgemeingültige Befindlichkeitsskizzen niederschreiben. Nicht zu akribisch, nicht übertrieben detailtreu. In ihren vielteiligen Bildsequenzen, die bewußt eine unentschiedene Zwischenform zwischen der Bildfolge des antiken Frieses einerseits und der des modernen Films andererseits begründen, gibt es keine Sprechblasen, Orts- und Zeitangaben. Die Gestalten sind kaum durch Kleidung oder sonstige Attribute differenziert, folglich nicht benennbar. Allenfalls die Aida-Folge (einige Kindheitsjahre verbrachte Suzan Hijab in Ägypten) lädt zur Interpretation.
Die meisten sanftfarbigen Zeichnungen beziehen ihre Lebensnähe aus dem lockeren variablen Gesamtgefüge, zu dem sie probeweise, gleichsam auf Abruf, verbunden sind. Hijab arbeitet mit Pastell-Ölkreide auf Papier. Um ihren Darstellungsmodus zu umreißen, ist ihr die treffende Bezeichnung "Paternoster"-Bilder eingefallen.
Neben anderen Arbeiten der vergangenen Jahre, die inhaltlich und stilistisch eng miteinander verwandt sind, sind nun einige von ihnen in der Reihe "Kunst im Dominikanerkloster" zu sehen. Die Künstlerin, die in den siebziger Jahren an der Offenbacher Hochschule für Gestaltung studierte, mehrere Einzelausstellungen im Frankfurter Raum verzeichnet und an einer Gruppenpräsentation des Frankfurter Kunstvereins teilnahm, hat hier endlich die Möglichkeit, in größerem Rahmen ihre Weltsicht zu schildern. Das Paternoster fungiert dabei als Gedankenstütze, die das schiere Rotationsprinzip, die Wiederholung des Immergleichen plausibel zu Bewußtsein bringt. "Hier kann ich herausnehmen, neue Ideen einsetzen . . . und immer wieder Ausdruck und Sinn verändern", erläutert die Künstlerin.
Indes: die Ausdrucks- und Sinnstudien bewegen sich in bestimmten, einmal festgelegten Bahnen des Gewöhnlichen. Es wird nicht überhöht, gar verklärt, sondern folgt dem alltäglichen Weltenlauf. Der Stand der Dinge und Menschen liest sich so: Liegen, Sitzen, Stehen. Am Boden hocken, sich aufrecht halten, Zweisamkeit, Einsamkeit, Gruppenbildung. Die in vielen Registern behausten Zeichnungen sind durchweg figürlich. Ohne den Menschen sieht Suzan Hijab überhaupt keine Welt. (Bis 26. Februar, Kurt-Schumacher- Straße 23.)
DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ
BAD HOMBURG. Hessen will neue Pfade beschreiten, um Straßen, Wege und Grundstücke noch genauer zu vermessen. Künftig ziehen die Vermesser mit einer kleinen Antenne unter dem Arm über Land. Mit dieser Antenne können sie Signale der Navigationssatelliten des "Global Positioning Systems" (GPS) empfangen, die 20 000 Kilometer über der Erde kreisen.
Entwickelt wurde das System im Auftrag der amerikanischen Streitkräfte, die ersten Trabanten wurden 1972 ins All geschickt. In zwei Jahren werden 24 dieser Satelliten den Weltraum bevölkern.
Auf den Dächern des Hessischen Landesvermessungsamtes in Wiesbaden, des Bad Homburger Katasteramtes und der Technischen Hochschule Darmstadt wurden "Permanentstationen" aufgebaut - die ersten in Hessen. "Die Antennen auf der Erde empfangen die Satellitensignale ununterbrochen und übertragen die Daten auf einen angeschlossenen Computer", erklärt Dr. Robert Strauß, Dezernent für Grundlagenvermessung des HLVA.
Errechnet wird die Entfernung aus der Lichtgeschwindigkeit, die 300 000 Kilometer in der Sekunde beträgt. "Um einen bestimmten Punkt zu bestimmen, reichen drei Satelliten aus", erläutert der Vermessungsdirektor des HLVA, Manfred Nell. Doch je mehr Satelliten, desto genauer der Wert. Der große Vorteil der neuen Vermessungsart ist eben die Genauigkeit: Sie liegt bei zwei bis drei Zentimetern.
"Außerdem können die Landvermesser schneller und produktiver arbeiten", preist Nell die Errungenschaft. Und noch ein Grund veranlaßt die HLVA zum Umsatteln: Das Wirtschaftsgut Erde ist kostbarer denn je geworden, um jeden Zentimeter Grund und Boden wird gefeilscht. "Also braucht man eine gute und genaue Karte", sagt Nell.
Dennoch wird die herkömmliche Methode der Landvermessung nicht ad acta gelegt. Die trigonometrische Vermessung soll weiterhin unterstützend angewandt werden. Zumal es noch eine Weile dauern wird, bis die satellitenorientierten Meßgeräte (Stückpreis 55 000 Mark) in allen Katasterämtern in Hessen Einzug gehalten haben. "In den nächsten Tagen wollen wir das Meßgerät allen Katasterämtern vorführen", sagt Nell. Dann soll ein Plan erstellt werden, die Meßmethode in Hessen flächendeckend einzuführen. dag
WIESBADEN. Monika Rölls gute Laune ist ansteckend: "Rechts und rechts. Links und links. Wech-sel-schritt". Wieder und wieder zeigt die fröhliche Tanzlehrerin mit dem neckischen Karneval-Käppi auf dem dunklen Haar die Grundschritte des Samba. Rund 30 Senioren schauen fasziniert auf ihre Bewegungen, versuchen, es ihr gleichzutun. Und brechen in herzhaftes Lachen aus, wenn sie da- bei wieder einmal über die eigenen Füße zu stolpern drohen. "Locker bleiben, federn", feuert Monika Röll ihre betagten Schülerinnen und Schüler an, "mit steifen Knien ist da nichts zu machen". Die haben von den "Trockenübungen" schnell genug und fordern lautstark: "Musik", um dann richtig loszulegen: Senioren-Disco im Hilde-Müller-Haus. Das klingt fetzig und ist es auch. Viel ungezwungener als bei üblichen Tanztees. "Und man lernt noch eine Menge neue Figuren."
Jeden dritten Mittwoch im Monat packt Monika Röll ihre Schallplatten aus - Tanzmusik querbeet: Langsamer Walzer, Foxtrott, Samba, Quickstep und Rock'n Roll. Evergreens und Michael Jackson - eine reizvolle Mischung. Und in der Tat sind die alten Herrschaften für Überraschungen gut. "Wir mögen alle Tänze", versichern Ludwine Link und Ernst-Eugen Bolduan. Auch den Hard- rock ihrer Enkel? "Alles", bekräftigen die beiden ohne Zögern. Rock'n Roll tanzen sie so gerne wie in ihrer Jugend - "nur nicht mehr mit Überschlag". Maria Schmidt, die sich mit 69 Jahren noch längst nicht zum alten Eisen rechnet, amüsiert sich köstlich über die verblüfften Youngsters ihrer Familie, "wenn die Oma nicht mehr zu halten ist und eine flotte Sohle hinlegt".
50 bis 60 ältere Wiesbadener besuchen den Tanznachmittag - viele von ihnen sind regelmäßig dabei, die Jüngste am vergangenen Mittwoch war 45 Jahre alt, der Älteste zählte 93 Lenze. Der Damen- Überschuß bereitet den Tänzerinnen längst keine Kopfzerbrechen mehr: Dann drehen halt Frauen miteinander ihre Kreise auf dem Parkett. Wütend wird Anneliese Valentin allerdings, wenn sie einen Herren der Schöpfung vor einem Glas Wein sitzen sieht. "Die Kerle tanzen nicht, die gucken nur", entfährt es der temperamentvollen Dame, die solche Bewegungsmuffel schon einmal mit einem zornigen "Dann geht doch in die Kneipe" zurechtgewiesen hat.
Tanzen gegen Traurigkeit und Vereinsamung: "Wer lustig lebt, lebt länger", bringt Monika Röll die wohltuende Wirkung von Bewegung und Musik auf eine griffige Kurzformel. Und es hebt das Selbstbewußtsein, empfiehlt die leidenschaftliche Tänzerin Anneliese Valentin die allmonatliche Senioren-Disco. Ungehalten pariert sie Versuche, ältere Menschen als tüttelige Greise zu bevormunden. Etwa in Behörden. "Die reden mit uns, als hätten sie ein kleines Kind vor sich." Wer ihr so kommt, riskiert einen heftigen Anschnauzer. Nicht, daß sie sich in Zeiten zurücksehnt, "wo jedem, der ein weißes Haar hatte, erfurchtsvoll begegnet wurde". Aber sie wünschte den alten Menschen ein besseres Image. "Wer heute zählt", bedauert Anneliese Valentin, "ist jung, schön, dynamisch und erfolgreich." Kein Grufti, sondern "knackig und herrlich duftend". Doch bevor noch ein Anflug von Bitterkeit aufkommen kann, gewinnt Anneliese Valentin augenzwinkernd zurück: "Noch nie ist es alten Menschen so gut gegangen wie uns heute." Sagt es, schnappt sich ihre Freundin und geht mit ihr auf die Tanzfläche.
jk FRANKFURT A. M. Wenn das Tempo des wirtschaftlichen Aufschwungs in der ehemaligen DDR hinter den Erwartungen zurückbleibe, so liege das nicht an den zu knappen finanziellen Mitteln. Diese Auffassung vertritt Eberhard von Koerber, Vorstandschef des Mannheimer Elektro- und Anlagenbaukonzerns ABB sowie Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Deshalb hält er auch ein von der SPD favorisiertes Zukunftsinvestitionsprogramm Ost, dotiert mit 20 Milliarden Mark jährlich, für überflüssig. Nicht mangelnde Mittel seien das Problem, "sondern die Zuordnung der Gelder". Diese müßten stärker in investive Anlagen fließen als für konsumtive Zwecke verwendet werden, betonte er im Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten.
Darüber hinaus erblickt er auf vielen Gebieten einen Investitionsstau. Der könnte geringer sein, "wenn wir Deutschen nicht so kompliziert und perfektionistisch wären". Außerdem gebe es eine Reihe von Vorhaben - insbesondere in die Infrastruktur -, die längere Planungszeiträume erforderten und deshalb erst allmählich wirksam würden. Und daß westdeutsche Unternehmen in den neuen Ländern nicht genügend investierten, hat den Worten von Koerbers zufolge etwas mit der geringen Attraktivität des Standortes zu tun, die wiederum die Folge der Kostenprobleme (zu hohe Löhne gemessen an der Produktivität) sei.
Obwohl der ABB-Chef grundsätzlich nichts von staatlicher Lenkung hält, so kann er doch gut verstehen, wenn in der heutigen Situation öffentliche Stellen in Ostdeutschland ihre Aufträge mit der Verpflichtung vergeben, daß stets ein bestimmter Teil davon Firmen jenseits von Elbe und Werra zugute kommen. In diesem Zusammenhang findet von Koerber fast bewundernde Worte für einige Politiker in Ostdeutschland, wie etwa Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU), dessen Wirtschaftsminister Kajo Schommer, oder Brandenburgs Premier Manfred Stolpe (SPD) und Wirtschaftsminister Walter Hirche (FDP), die "unheimlich kämpfen", um die Wirtschaft zu beleben. "Das ist schon eine Qualität für sich. Die tun etwas." Einen ihrer Beiträge für den Aufschwung Ost sieht die westdeutsche Elektroindustrie, deren Verbandsvorsitzender von Koerber ebenfalls ist, in vermehrten Einkäufen in den neuen Ländern. Deren Volumen erreichte 1992 rund 3,5 Milliarden Mark. "Das muß weiter gesteigert werden."
Strafgefangene bauten dort die ersten Baracken Werner Stolzenburg schrieb die Chronik von Rollwald Von unserem Redaktionsmitglied Helga Franke RODGAU. Ein Lesebuch mit vielen Bildern wollte der Heimatforscher Werner Stolzenburg über die Geschichte des Nieder-Röder Ortsteils Rollwald schreiben - und eine kurzweilige Lektüre ist das Bändchen "Vom Wald zur Siedlung" tatsächlich geworden. Was vor Jahren der im Rollwald lebende Lehrer Karl Müller angeregt hatte, brachte jetzt Stolzenburg zu einem erfolgreichen Ende. Er hat zusammengetragen, was in den vergangenen Jahrzehnten über die junge Siedlung veröffentlich wurde, hat Archive durchstöbert und Zeitzeugen interviewt. Herausgekommen ist die einmalige Geschichte eines Wohngebiets, das sich seit 1945 aus einem Strafgefangenenlager entwickelt hat. "Wer erwartet, mit dieser kleinen Rollwald-Chronik eine Fortsetzung der ,Geschichte des Gefangenenlagers Rollwald&rquote; von Heinz Sierian in der Hand zu halten, wird dieses Buch schon bald enttäuscht zur Seite legen", heißt es warnend im Vorwort des Verfassers. Der Heimatforscher sieht in seinem Buch vielmehr einen "abgerundeten Zwischenbericht" der gesamten Entwicklung des Ortes.
Und wen hat er als Leser/in im Visier? Nicht nur die Bewohner/innen, die dort schon lange leben, sondern vor allem die neugierigen Hinzugezogenen. Die Entstehungsgeschichte der Siedlung ist schließlich ungewöhnlich genug.
Werner Stolzenburg stellt an den Anfang seiner Chronik zwar Steinzeitfunde und die Entdeckung einer keltischen Tonflasche auf dem Gelände des späteren Lagers - begonnen hat die schriftlich fixierte Historie für Rollwald allerdings erst in unserem Jahrhundert. Wo sich zwischen Nieder-Roden und Ober- Roden der "Rollwald" oder "Rouwald" erstreckte, wurde zunächst das Lager und später die kleine Wohnsiedlung errichtet. Mit einem "rollenden Wald" hat der jahrhundertealte Name allerdings nichts zu tun - eher wahrscheinlich mit einem "Rodwald".
Als die Geburtsstunde von Rollwald schlug, liebten die Bewohner der Nachbargemeinden den wunderschönen Mischwald als ihr bevorzugtes Ausflugsziel, wo sie am Stockum-Börnchen picknicken konnten. Mancher Einheimische kennt die Gegend noch heute als "Poussier-Wäldchen". In den zwanziger Jahren entstanden die ersten Gebäude am Rollwald: eine Ziegelbrennerei und ein Kalksandsteinwerk, die auf Dauer jedoch der Konkurrenz nicht gewachsen waren. Leerstehende Hallen und rostende Loren wurden für die Kinder aus Nieder-Roden zum Abenteuerspielplatz. Das Idyll fand 1938 ein Ende, als systematisch mit der Rodung des Rollwaldes begonnen wurde. Das geschah gegen den Willen der Gemeinde Nieder-Roden, dem Besitzer des Geländes. Vom Verkaufserlös des wertvollen Holzes hat die Kommune keinen einzigen Pfennig gesehen.
Dafür kamen die Strafgefangenen, die anstelle des Waldes ein Barackenlager errichteten und mit der Kultivierung des umliegenden Gebietes begannen. Das Lager war nämlich Bestandteil eines großangelegten Landschaftserschließungsprogramms, mit dem über Entwässerung Akkerland gewonnen werden sollte. Zwischen Ober- und Nieder-Roden entstanden zwei sogenannte "Erbhöfe" - einer wird auch heute noch als landwirtschaftlicher Betrieb geführt.
Als Dependance des Dieburger Gefängnisses wurde "Stammlager II Rollwald" von 100 Strafgefangenen errichtet. In den 24 Baracken waren dann bis Kriegsende maximal 1500 Inhaftierte samt Bewachermannschaft untergebracht.
Die Geschichte des Lagers, in dem mindestens 150 Menschen den unmenschlichen Arbeitsbedingungen, Krankheiten und dem Hunger erlagen, hat Horst Sierian ausführlich in einem eigenen Buch dokumentiert. Stolzenburg widmet diesem Thema 13 Seiten, ehe er mit der Besetzung des Lagers durch die US-amerikanischen Truppen im Jahre 1945 ein neues Kapitel aufschlägt. Aus dem "Kriegsgefangenenbüro" der Army, das zahlreichen Menschen aus der Nachbarschaft Arbeit und Brot gab, wurde in der Nachkriegszeit zunächst eine Unterkunft für Heimatvertriebene und schließlich schrittweise ein neuer Ortsteil von Nieder-Roden. Die Baracken machten Siedlerhäuschen Platz, die in Selbsthilfe errichtet wurden. Bewohner waren zunächst Flüchtlinge, denn Einheimische mochten in dem ehemaligen Lager nicht leben. "Im Rollwald san die Zischeuner", hieß es.
Im Laufe der Jahrzehnte ist daraus eine (fast) normale Siedlung mit rund 2300 Einwohnern, mit Polizeistation und Einzelhandelsgeschäften, Gaststätten und Postamt entstanden, an deren ungewöhnliche Entstehung nur ein Mahnmal für die Toten des Gefangenenlagers erinnert. Als dieser Gedenkstein 1983 errichtet werden sollte, gab es unter den Bürgerinnen und Bürgern von Rodgau heftige Auseinandersetzungen. Die Vergangenheit war offenkundig nicht so weit entfernt, wie manche/r geglaubt hatte.
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die 200 grauen Seiten Recyclingpapier haben Gewicht. Eine Ansammlung von Fakten zum Thema Umwelt - nur wo fängt man mit dem Schmökern an? Zufällig bleibt der Politiker-Finger auf Seite 70 hängen: "Im MTK gibt es 3500 bis 4000 Hütten, Wochenendhäuser, Schuppen und Zäune im Außenbereich. Der überwiegende Teil davon wurde ohne Genehmigung errichtet." - "Das ist doch eine interessante Zahl", sagt Umweltdezernent Gerd Mehler (SPD). Und von denen wimmelt es in der nun veröffentlichten Fortschreibung des 1988 erstmals vorgelegten Umweltberichts für den Kreis. Von Abfall und Altlasten, Natur und Landschaft über Wasser, Energie, Verkehr und Luftbelastungen reicht die Palette der Informationen, die der Vizelandrat als Kriterien zur Steuerung der künftigen Entwicklung betrachtet. Als "Nachschlagewerk" soll er im konkreten Fall helfen, Entscheidungen etwa in puncto Bauen zu treffen.
Denn um den Bericht als Ganzes im Kreistag erst zur Diskussion und dann zur Abstimmung zu stellen, sei er zu abstrakt, begründet Mehler seinen Verzicht. Er hofft vielmehr darauf, daß die Abgeordneten das Papierpaket freiwillig studieren, das sie am Montag abend im Parlament bekommen haben.
Dann könnten sie dem Umweltamt als Verfasser des Werks helfen, daß Mehler sein übergeordnetes Ziel, "die Lebensqualität zu erhalten", erreicht. Denn dazu gehört außer der sozialen Stabilität und der wirtschaftlichen Stärke auch eine intakte Umwelt, ist sich der Dezernent sicher, daß die "weichen Standortfaktoren" an Bedeutung gewinnen werden. Um sie jedoch angemessen zu berücksichtigen, müsse man den Ist-Stand und die notwendigen Instrumente kennen.
Das sei auch der Grund, warum er keine "Lobhudeleien über Erreichtes" habe zusammentragen wollen, läßt Mehler Kritik am ersten Umweltbericht einfließen. Nicht die "stromlinienförmige Übersicht" sei wichtig, sondern zu zeigen, wo es "Konfliktpunkte" gebe. Deswegen kollidierten die im letzten Kapitel formulierten Umweltqualitätsziele, die allgemein eine Verschlechterung der derzeitigen Situation verhindern sollen, auch mit anderen Bereichen, weiß er.
Mehler zieht daraus die Konsequenz, weder das Modell des "totalen Stopps" noch das "Alles, was wir brauchen, wird gemacht" sei durchzuhalten. "Wir können uns nicht der allgemeinen Entwicklung der Rhein-Main-Region entziehen."
Bei der Devise "Nichts geht mehr" würden sich Gewerbe- und Baugrundstücke verteuern. Das sei unsozial und die Entmischung der Bevölkerungsstruktur die Folge. Aber auch der Standpunkt, alles zuzulassen und die Kommunen für die notwendige Infrastruktur in die Pflicht zu nehmen, sei mörderisch, führe zu einem Siedlungsbrei. "Behutsames Wachstum", Einzelfallabwägung, lautet Mehlers Credo. Und da könne der Bericht als Entscheidungsgrundlage - auch zur Kompensation - dienen, wünscht der Dezernent sich. Trotzdem müsse zum Beispiel grundsätzlich der Verbrauch an Wasser und Umwelt reduziert werden, sei nur noch mehrgeschossiges, "verdichtetes" Bauen möglich.
Überraschende Entwicklungen und Zahlen enthält der Bericht nach Angaben von Umweltamtsmitarbeiter Günter Koß "eigentlich nicht". Vielmehr habe sich die Datenerfassung als Problem erwiesen, hätten sich Kommunen nach Anfragen sehr viel Zeit mit den Antworten gelassen. Dafür sind sie in den Augen von Umweltdezernent Mehler besonders interessant. "Sie zeigen, wie unterschiedlich die Probleme gewichtet und gelöst werden." Ließ etwa Eschborn noch wissen, das Problem illegaler Kleinbauten im Außenbereich solle so angegangen werden, daß die Aufstellung von Bebauungsplänen immerhin geprüft wird, lautete die Auskunft aus Sulzbach zu diesem Thema: "Es gibt keine illegalen Kleinbauten." set
Alex Schmidt, Tischtennis-Abteilungsleiter bei der KSG Dortelweil, trägt stets ein Vertragsformular bei sich, seit er im vergangenen Jahr schlechte Erfahrungen machen mußte. Im Vorfeld der Saison war Schmidt noch bereit gewesen, sich auf das Wort eines Sportsmannes zu verlassen, und wurde enttäuscht. "Wir hatten Zusagen, und dann haben sich die Leute kurz vor Toresschluß wieder zurückgezogen", erklärt der "Macher", der sich künftig auf mündliche Abmachungen nicht mehr verlassen will. Daß in dieser Saison für das KSG-Team der Titel nicht zu erreichen war, das wußte Schmidt schon vor dem ersten Spiel. Mit 20:10 Punkten ist die KSG auf Rang drei weit von den Topteams aus Dorheim (32:0) und Staffel (28:2) entfernt und hat sich den dritten Rang zum Ziel gesetzt. Am Sonntag (16 Uhr) sind beim SV Blau-Gelb Darmstadt (Goethe-Schule) zwei weitere Punkte fest eingeplant. Doch letztendlich spielt es kaum eine Rolle, wie die weiteren Partien verlaufen. Dementsprechend konzentrieren sich die Verantwortlichen bereits auf die Planungen bezüglich der kommenden Saison.
"Diese Saison war eigentlich für die Katz'", formuliert es Schmidt salopp. Angesichts der immensen Verstärkungen in Dorheim und Staffel wußte das KSG- Team, das mit Heinz Sommer für Andreas Gnann nicht wesentlich zulegte, daß es selbst bei optimalem Saisonverlauf nur das "Zünglein" an der Waage darstellen konnte. Besonders im hinteren Paarkreuz gingen viele Spiele verloren, während Topspieler Jianquiang Wang und Heinz Sommer an der Spitze durchaus zum Besten gehören, was diese Klasse zu bieten hat.
So bleibt der KSG nach dem denkbar knappen Scheitern im Vorjahr einmal mehr nur ein Trostpreis. Ein Positivum kann Schmidt der Saison dann aber doch abgewinnen: Die zweite Mannschaft strebt in der Bezirksliga zielsicher dem Aufstieg entgegen und wird wohl in die 2. Verbandsliga einziehen.
Die Probleme der kommenden Saison gestalten sich ähnlich wie in diesem Jahr, denn entweder der TTC Staffel oder der TTC Dorheim werden der Hessenliga erhalten bleiben und wahrscheinlich einen Zahn zulegen. Zulegen will auch die KSG Dortelweil, doch hochklassige Spieler zu bekommen, das ist gar nicht so einfach. "Meist bekommt man nur ältere Spieler, die einmal oben gespielt haben und kürzertreten wollen", meint Schmidt. Dies belegt das Durchschnittsalter des KSG- Teams von 34 Jahren. Zwei Spieler, vornehmlich für das mittlere Paarkreuz, würde Schmidt gerne verpflichten, mit einem Neuzugang wäre der Abteilungsleiter zufrieden.
Um dies zu bewerkstelligen, hat der rührige Schmidt bereits "acht Sachen laufen". Die Konkurrenz schläft nicht, und der "gute Draht" zur Frankfurter TG ist eingeschlagen, nachdem sich die Perspektiven bezüglich des Klassenerhaltes in der 2. Liga deutlich verbessert haben. Um die gewünschten Verstärkungen zu bekommen, soll der Etat allerdings nicht wesentlich erhöht werden. "Auf die Dauer ist es schließlich nicht zu verantworten, mit einem Riesenetat nur Zweiter zu werden. Der Verein besteht nicht nur aus der Hessenligamannschaft", legt Schmidt dar.
An einen Abgang glaubt Alex Schmidt nicht. Ob die KSG die hohe Hürde Hessenliga - diese Klasse wird von Experten stärker als die Oberliga eingeschätzt - im nächsten Jahr endlich überspringen kann, ist dennoch fraglich. Trotz durchschnittlicher Zuschauerzahlen von 30 bis 50 Fans werden in der Tischtennis- Hessenliga erstaunliche Geldsummen bewegt, sind mit Spielern wie Wang, Zang (Staffel) oder Pintea (Dorheim) Vollprofis am Werk. Für ausländische Zelluloidkünstler ist diese Klasse ein ebenso beliebtes "Auffangbecken" wie für ehemalige Erst- und Zweitligaspieler. Dort wurde nach der Reduzierung von sechs auf vier Spieler pro Mannschaft vor drei Jahren ein beachtliches Kontingent frei. All dies führt zu einem völlig unangemessenen Niveau in der Hessenliga. Wer sich durchsetzen will, muß "klotzen", nicht "kleckern". Und manchmal hilft selbst das nicht. ina
Noch immer haben sich die Parteien im Römer nicht geeinigt, wann die Sondersitzung des Stadtparlaments kurz vor der Kommunalwahl stattfinden soll. SPD und Grüne hatten sich auf Freitag, 26. Februar, verständigt - die Lösung sollte dieser Tage im Ältestenausschuß verabschiedet werden.
Von der CDU war jedoch nur der Stadtverordnete Karlheinz Bührmann erschienen. Für seine Fraktion konnte er noch kein abschließendes Votum bekanntgeben: Das Thema mußte also erneut vertagt werden. jg
h u Von Reiner Strack xxxxxxxxx xxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die 200 grauen Seiten Recyclingpapier haben Gewicht. Eine Ansammlung von Fakten zum Thema Umwelt - nur wo fängt man mit dem Schmökern an? Zufällig bleibt der Politiker-Finger auf Seite 70 hängen: "Im MTK gibt es 3500 bis 4000 Hütten, Wochenendhäuser, Schuppen und Zäune im Außenbereich. Der überwiegende Teil davon wurde ohne Genehmigung errichtet." - "Das ist doch eine interessante Zahl", sagt Umweltdezernent Gerd Mehler (SPD). Und von denen wimmelt es in der nun veröffentlichten Fortschreibung des 1988 erstmals vorgelegten Umweltberichts für den Kreis. Von Abfall und Altlasten, Natur und Landschaft über Wasser, Energie, Verkehr und Luftbelastungen reicht die Palette der Informationen, die der Vizelandrat als Kriterien zur Steuerung der künftigen Entwicklung betrachtet. Als "Nachschlagewerk" soll er im konkreten Fall helfen, Entscheidungen etwa in puncto Bauen zu treffen.
Denn um den Bericht als Ganzes im Kreistag erst zur Diskussion und dann zur Abstimmung zu stellen, sei er zu abstrakt, begründet Mehler seinen Verzicht. Er hofft vielmehr darauf, daß die Abgeordneten das Papierpaket freiwillig studieren, das sie am Montag abend im Parlament bekommen haben.
Dann könnten sie dem Umweltamt als Verfasser des Werks helfen, daß Mehler sein übergeordnetes Ziel, "die Lebensqualität zu erhalten", erreicht. Denn dazu gehört außer der sozialen Stabilität und der wirtschaftlichen Stärke auch eine intakte Umwelt, ist sich der Dezernent sicher, daß die "weichen Standortfaktoren" an Bedeutung gewinnen werden. Um sie jedoch angemessen zu berücksichtigen, müsse man den Ist-Stand und die notwendigen Instrumente kennen.
Das sei auch der Grund, warum er keine "Lobhudeleien über Erreichtes" habe zusammentragen wollen, läßt Mehler Kritik am ersten Umweltbericht einfließen. Nicht die "stromlinienförmige Übersicht" sei wichtig, sondern zu zeigen, wo es "Konfliktpunkte" gebe. Deswegen kollidierten die im letzten Kapitel formulierten Umweltqualitätsziele, die allgemein eine Verschlechterung der derzeitigen Situation verhindern sollen, auch mit anderen Bereichen, weiß er.
Mehler zieht daraus die Konsequenz, weder das Modell des "totalen Stopps" noch das "Alles, was wir brauchen, wird gemacht" sei durchzuhalten. "Wir können uns nicht der allgemeinen Entwicklung der Rhein-Main-Region entziehen."
Bei der Devise "Nichts geht mehr" würden sich Gewerbe- und Baugrundstücke verteuern. Das sei unsozial und die Entmischung der Bevölkerungsstruktur die Folge. Aber auch der Standpunkt, alles zuzulassen und die Kommunen für die notwendige Infrastruktur in die Pflicht zu nehmen, sei mörderisch, führe zu einem Siedlungsbrei. "Behutsames Wachstum", Einzelfallabwägung, lautet Mehlers Credo. Und da könne der Bericht als Entscheidungsgrundlage - auch zur Kompensation - dienen, wünscht der Dezernent sich. Trotzdem müsse zum Beispiel grundsätzlich der Verbrauch an Wasser und Umwelt reduziert werden, sei nur noch mehrgeschossiges, "verdichtetes" Bauen möglich.
Überraschende Entwicklungen und Zahlen enthält der Bericht nach Angaben von Umweltamtsmitarbeiter Günter Koß "eigentlich nicht". Vielmehr habe sich die Datenerfassung als Problem erwiesen, hätten sich Kommunen nach Anfragen sehr viel Zeit mit den Antworten gelassen. Dafür sind sie in den Augen von Umweltdezernent Mehler besonders interessant. "Sie zeigen, wie unterschiedlich die Probleme gewichtet und gelöst werden." Ließ etwa Eschborn noch wissen, das Problem illegaler Kleinbauten im Außenbereich solle so angegangen werden, daß die Aufstellung von Bebauungsplänen immerhin geprüft wird, lautete die Auskunft aus Sulzbach zu diesem Thema: "Es gibt keine illegalen Kleinbauten." set
MAIN-TAUNUS-KREIS. Die 200 grauen Seiten Recyclingpapier haben Gewicht. Eine Ansammlung von Fakten zum Thema Umwelt - nur wo fängt man mit dem Schmökern an? Zufällig bleibt der Politiker-Finger auf Seite 70 hängen: "Im MTK gibt es 3500 bis 4000 Hütten, Wochenendhäuser, Schuppen und Zäune im Außenbereich. Der überwiegende Teil davon wurde ohne Genehmigung errichtet." - "Das ist doch eine interessante Zahl", sagt Umweltdezernent Gerd Mehler (SPD). Und von denen wimmelt es in der nun veröffentlichten Fortschreibung des 1988 erstmals vorgelegten Umweltberichts für den Kreis. Von Abfall und Altlasten, Natur und Landschaft über Wasser, Energie, Verkehr und Luftbelastungen reicht die Palette der Informationen, die der Vizelandrat als Kriterien zur Steuerung der künftigen Entwicklung betrachtet. Als "Nachschlagewerk" soll er im konkreten Fall helfen, Entscheidungen etwa in puncto Bauen zu treffen.
Denn um den Bericht als Ganzes im Kreistag erst zur Diskussion und dann zur Abstimmung zu stellen, sei er zu abstrakt, begründet Mehler seinen Verzicht. Er hofft vielmehr darauf, daß die Abgeordneten das Papierpaket freiwillig studieren, das sie am Montag abend im Parlament bekommen haben.
Dann könnten sie dem Umweltamt als Verfasser des Werks helfen, daß Mehler sein übergeordnetes Ziel, "die Lebensqualität zu erhalten", erreicht. Denn dazu gehört außer der sozialen Stabilität und der wirtschaftlichen Stärke auch eine intakte Umwelt, ist sich der Dezernent sicher, daß die "weichen Standortfaktoren" an Bedeutung gewinnen werden. Um sie jedoch angemessen zu berücksichtigen, müsse man den Ist-Stand und die notwendigen Instrumente kennen.
Das sei auch der Grund, warum er keine "Lobhudeleien über Erreichtes" habe zusammentragen wollen, läßt Mehler Kritik am ersten Umweltbericht einfließen. Nicht die "stromlinienförmige Übersicht" sei wichtig, sondern zu zeigen, wo es "Konfliktpunkte" gebe. Deswegen kollidierten die im letzten Kapitel formulierten Umweltqualitätsziele, die allgemein eine Verschlechterung der derzeitigen Situation verhindern sollen, auch mit anderen Bereichen, weiß er.
Mehler zieht daraus die Konsequenz, weder das Modell des "totalen Stopps" noch das "Alles, was wir brauchen, wird gemacht" sei durchzuhalten. "Wir können uns nicht der allgemeinen Entwicklung der Rhein-Main-Region entziehen."
Bei der Devise "Nichts geht mehr" würden sich Gewerbe- und Baugrundstücke verteuern. Das sei unsozial und die Entmischung der Bevölkerungsstruktur die Folge. Aber auch der Standpunkt, alles zuzulassen und die Kommunen für die notwendige Infrastruktur in die Pflicht zu nehmen, sei mörderisch, führe zu einem Siedlungsbrei. "Behutsames Wachstum", Einzelfallabwägung, lautet Mehlers Credo. Und da könne der Bericht als Entscheidungsgrundlage - auch zur Kompensation - dienen, wünscht der Dezernent sich. Trotzdem müsse zum Beispiel grundsätzlich der Verbrauch an Wasser und Umwelt reduziert werden, sei nur noch mehrgeschossiges, "verdichtetes" Bauen möglich.
Überraschende Entwicklungen und Zahlen enthält der Bericht nach Angaben von Umweltamtsmitarbeiter Günter Koß "eigentlich nicht". Vielmehr habe sich die Datenerfassung als Problem erwiesen, hätten sich Kommunen nach Anfragen sehr viel Zeit mit den Antworten gelassen. Dafür sind sie in den Augen von Umweltdezernent Mehler besonders interessant. "Sie zeigen, wie unterschiedlich die Probleme gewichtet und gelöst werden." Ließ etwa Eschborn noch wissen, das Problem illegaler Kleinbauten im Außenbereich solle so angegangen werden, daß die Aufstellung von Bebauungsplänen immerhin geprüft wird, lautete die Auskunft aus Sulzbach zu diesem Thema: "Es gibt keine illegalen Kleinbauten." set
Parteien + Wähler
KRONBERG. Die Wahlkampf-Fete der Jungen Union steigt am Freitag, 19. Februar, in der Tanzschule Pritzer, Westerbachstraße. Beginn: 20 Uhr.
OBERURSEL. Zur Ortsbesichtigung des Neubaugebietes Bommersheim-Süd und anschließender Diskussion mit dem hessischen Wohnungsbauminister Jörg Jordan lädt die SPD am Aschermittwoch, 24. Februar, 17 Uhr, ein. Treffpunkt: Foyer der Mehrzweckhalle Bommersheim.Umlandverband stört Vilbels Sonderweg Verkleinerte "Krebsschere" gegen Dortelweil: Minkels "Tauschgeschäft" gefährdet
BAD VILBEL. In einer gemeinsamen Resolution haben die Abgeordneten von SPD, CDU und FDP die Vorschläge des Regierungspräsidenten zur Fortschreibung der Regionalen Raumordnungsplanung (ROP) zurückgewiesen. Damit haben auch die CDU-Parteikollegen aus den 43 Gemeinden des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) gegen den listigen Schritt des Ersten Stadtrates Klaus Minkel (CDU) votiert, das Baugebiet Krebsschere zu verringern und nur für Gewerbe zu reservieren und für Wohnzwecke das Gebiet bei Dortelweil neu auszuweisen. Wegen des fast geschlossenen Widerstandes des Umlandverbandes Frankfurt (Die FR berichtete im Frankfurter Teil) könnte sich der "Deal" Minkels mit dem Regierungspräsidium als Pyrrus-Sieg erweisen.
Ein kleines Bonmot am Rande: Auch der Bad Vilbeler CDU-Vertreter im Umlandverband, Dr. Herbert Spitz, hat für die Resolution (und damit gegen die Bad Vilbeler Sonderwünsche) gestimmt, bestätigt die UVF-Pressestelle. Doch entscheidend dürfte nun sein, wie die 101 Mitglieder und Mandatsträger der Städte, Kreise und des Umlandverbandes in der Planungsversammlung beim RP die Bad Vilbeler Sonderwünsche zur Regionalen Raumordnung bewerten. Denn die entscheiden über die Planung und nicht der Regierungspräsident und auch nicht der Minister, wie RP-Sprecher Gerhard Müller betont. Wie der neue Planvorschlag aus Darmstadt mit der Gefälligkeits-Änderung für Bad Vilbel zustande gekommen ist, vermochte der Pressesprecher ad hoc auch nicht zu erklären, die Presse habe ja schon vermutet, daß dies auf Wunsch Bad Vilbels geschehen sei. Die 43 Städte und Gemeinden des Umlandverbandes sind jedoch stocksauer, daß die festgestellte Flächennutzungsplanung des UVF damit einfach zu Makulatur werden soll.
Vor allem aber sachliche Gründe dürften es nach Ansicht des UVF-Pressesprechers Bernd Röttger sein, die gegen den Deal um Dortelweil sprechen: die absehbaren Verkehrsprobleme auf der B 3. Denn der Verkehr vom Baugebiet "Hofgut Hensel" müßte sich über die B 3/ Friedberger/Kasseler Straße entweder durch die Stadt oder über die Homburger Straße auf die B 3 a quälen. Erst mit der Nordumgehung gäbe es auch für dieses Wohngebiet eine Entlastung.
Ohnehin müßte die neue Aufteilung (Gewerbe in der Krebsschere, Wohnen in Dortelweil) mit einem Opfer erkauft werden, das Stadtrat Minkel in der bisherigen Debatte nicht genannt hat. Der nördliche Teil der Krebsschere würde nicht bebaut werden, damit der Flächenverbrauch in Grenzen gehalten wird.
Der Umlandverband hat jedoch für das große Areal der Krebsschere schon recht weitgehende Planungen für städtische Mischbebauung von Gewerbe und Wohnen. In Dortelweil, davon ist auszugehen, setzt die Stadt auf eigene Vorstellungen: großer Landverbrauch mit wenigen Einfamilienhäuschen. Die 43 Städte und Gemeinden in der Gemeindekammer des Umlandverbandes haben den RP nun aufgefordert, die Raumordnungsplanung ohne die gravierenden Abweichungen von den festgestellten Planungen des Umlandverbandes vorzulegen.
In Darmstadt nimmt man die Aufregung mit Hinweis auf das Entscheidungsverfahren der Planungsversammlung gelassen. Im Sommer sei die Anhörung und Offenlegung der ROP vorgesehen, dann könnten die Kommunen und Kreise wieder ihre Änderungswüsche vortragen, die erneut fachlich gewertet und dann in dieser Form neuerlich der Planungsversammung zur Entscheidung vorgelegt werden. So türmen sich die Hürden für die Eigeninteressen der Bad Vilbeler...
Zu den Planungsspielen in Bad Vilbel haben sich inzwischen auch Wulfhard Bäumlein und Peter Paul von der Umweltliste zu Wort gemeldet. Sie glauben, daß die Landschaftszersiedelung durch das Baugebiet Dortelweil den Landschaftsplan der Stadt konterkariert. Der Magistrat handele offenbar nach dem Motto: "Sonntags Landschaftsschutz, werktags Landschaftszersiedelung". So werde die Bebauung immer weiter in die Freiflächen verschoben. Im Landschafsplan werde das als "landschaftspflegerisch unerwünscht" bezeichnet. Die beiden Politiker fordern, sich auf die Krebsschere und ein Baulücken-Kataster für Bad Vilbel zu konzentrieren. de
NEU-ISENBURG. 2600 Unterschriften gegen Ausländerfeindlichkeit haben jetzt Vertreter von "Fremde brauchen Freunde" dem Isenburger Bürgermeister Robert Maier (CDU) am Rande der jüngsten Parlamentssitzung übergeben. Die Initiative, zu der sich außer Privatleuten unter anderem auch die örtliche Flüchlingshilfe, Amnesty international und Pfarrgemeinden zusammengeschlossen haben, hatten die Unterschriften zur Jahreswende gesammelt, um gegen die bundesweiten Ausschreitungen zu protestieren. leo
OBERURSEL. Der Umzug nach Schwalbach brachte Edith H. einen unerwarteten Vorteil: der Oberurselerin flatterten statt einer gleich zwei Wahlbenachrichtigungen in die neue Wohnung. Die eine kam Ende Januar von der Schwalbacher Stadtverwaltung, die andere in der vergangenen Woche - per Nachsendeantrag - aus Oberursel. "Als Wählerin sitze ich nun in der Zwickmühle", meint Edith H., findet aber den Gedanken, ihre Stimme gleich zweimal abgeben zu können, reizvoll. "Aber das wäre wohl nicht richtig", so ihre Vermutung.
Für das Wahlamt in Oberursel sind solche "Doppelwähler" keine Seltenheit. Zeitliche Überschneidungen bei der Ummeldung von einem Wohnort auf den anderen sind oft Ursache dafür, daß derselbe Name auf den Wählerverzeichnissen verschiedener Kommunen auftaucht. Zweimal Wählen ist dennoch nicht erlaubt: "Wer unbefugt wählt oder sonst ein unrichtiges Ergebnis einer Wahl herbeiführt oder das Ergebnis verfälscht, wird mit Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafen bestraft", spricht das Strafgesetzbuch eine deutliche Sprache. Entscheidend ist, wo der Wähler seinen Hauptwohnsitz hat. Danach darf auch Edith H. nur in Schwalbach wählen - allerdings nur bedingt: da sie dort weniger als drei Monate wohnt, kann sie nur über den Umlandverbandstag mitbestimmen.
"Die Leute ziehen dauernd um", begründet Wahlamtsleiterin Teresa Lingnau die doppelten Zusendungen. Eigentlich werde der Name direkt aus dem Wählerverzeichnis gestrichen. Doch die Kommune erfahre erst durch eine Rückmeldung aus dem neuen Wohnort, daß einer ihrer Bürger weggezogen sei.
Wer gar keine Wahlbenachrichtigung erhalten hat, auch das kommt vor, sollte sich noch heute beim Wahlamt Oberursel melden, denn die Einspruchsfrist endet um 12 Uhr. ki
Frau Maria Uhlein aus Maintal-Bischofsheim zum 85. Geburtstag am Freitag, 19. Februar.
Frau Wilhelmina Kuster aus Maintal- Dörnigheim zum 88. Geburtstag am Freitag, 19. Februar.
Herrn Johann Ullrich aus Nidderau- Heldenbergen zum 90. Geburtstag am Freitag, 19. Februar.
Herrn Johann Ullrich Reichhold aus Schöneck zum 90. Geburtstag am Freitag, 19. Februar.
Der Personalrat der Theater der Stadt Frankfurt hat sich mit einem offenen Brief an den kulturpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Hans-Jürgen Hellwig, gewandt und ist damit auf Äußerungen des CDU-Politikers eingegangen, die er in Zusammenhang mit der Notwendigkeit, die Struktur der Städtischen Bühnen zu verändern, vor der Presse getan hat.
Was den Personalrat besonders erregt, ist die Tatsache, daß Hellwig forderte, das Solisten-Ensemble zu verjüngen, denn das Ensemble verfüge derzeit nur noch über 24 Mitglieder, wovon 14 "Altsänger" seien, die "kaum mehr einsetzbar" wären.
Die Klassifizierung "Altsänger" weist das Personalrat als "beleidigend" zurück. Die Einsetzbarkeit der fest engagierten Sängerinnen und Sänger sei gegeben, nur werde sie "von der derzeitigen und der zukünftigen Intendanz, teils unter Verletzung der Fürsorgepflichten", nicht wahrgenommen. Der Personalrat bot Hellwig "klärende Gespräche" an. wp
RÖDERMARK. Den letzten Schritt in Richtung auf die neue Kulturhalle in Ober-Roden - nämlich die Zustimmung zu einem Leasingvertrag mit dem Generalunternehmer - beschlossen am Mittwoch abend die Stadtverordneten in der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl. Mit den Stimmen der CDU-Mehrheitsfraktion wurde damit entschieden, daß die Halle für 22,5 Jahre mit einer jährlichen Rate von 1,8 Millionen Mark "gemietet" wird.
Wie Bürgermeister Walter Faust (CDU) ankündigte, wird mit dem Abbruch der alten Mehrzweckhalle voraussichtlich noch im März begonnen. Bis Ende 1994 soll die Halle stehen.
Der Vertragspartner wird 28,5 Millionen Mark in den Bau investieren. Die Stadt bezahlt bis zum Jahre 2025 rund 40 Millionen Mark. Damit geht die Halle in den Besitz Rödermarks über. Die jährlichen Personalkosten bezifferte Walter Faust auf Anfrage auf rund 200 000 Mark. Noch einmal soviel wird die Kommune jedes Jahr für die Unterhaltung (unter anderem Strom und Heizung) der Halle ausgeben.
Die Grundsatzentscheidung über das Millionenprojekt war bereits in der Sitzung am 15. Dezember gefallen. Offengeblieben war lediglich die Zustimmung zu dem Leasingvertrag. Der Magistrat wollte die Vereinbarung ob ihres Umfanges und ihrer Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der Stadt "besonders sorgfältig" (Bürgermeister Faust) prüfen.
Die CDU-Fraktionsvorsitzende Margot Süß erinnerte an die ausführlichen Diskussionen der Parteien in den vergangenen Monaten über den Hallenneubau. Dessen Notwendigkeit sei bei den Fraktionen unbestritten, Differenzen gebe es allerdings über die Größe und den Modus der Finanzierung. "Aber", so meinte Margot Süß, "die Argumente sind bereits alle ausgetauscht."
Während die Christdemokraten auf die Zustimmung durch die Vereine als künftige Nutzer der Halle hinwiesen und das Leasing als günstigste Finanzierungsart bezeichneten, kritisierte Karl-Heinz Oberfranz für die SPD die Größe des Saales und die mangelnde Flexibilität des Raumangebots. Für ihn ist die Halle "eine kulturpolitische Fehlgeburt".
Dem widersprach in diesem Punkt zwar die FDP, rügte jedoch zugleich die mangelhafte Information der Stadtverordneten über die Vertragsverhandlungen. Überhaupt nicht einverstanden mit dem Rödermärker Bauwerk sind dagegen die Alternative Liste/Die Grünen (AL), nach deren Berechnungen und unter Einbeziehung des Schuldendienstes die Stadt für den Neubau insgesamt 50 Millionen Mark zahlen muß.
Dem widersprach vehement Bürgermeister Walter Faust: "Die Zeit arbeitet für uns, denn in fünf Jahren wird die Rate nur noch die Hälfte wert sein", - womit er unter anderem auf die Inflation hinwies. Die von den Grünen vorgeschlagene Renovierung der bestehenden Halle lehnte der Christdemokrat als zu teuer im Verhältnis zum unzureichenden Ergebnis ab. hf
HAMBURG (dpa/rtr). Die Handelsgruppe Spar, die bisher in den neuen Bundesländern rund 700 Millionen Mark investierte, hofft, daß sich dieses Engagement bald auszahlt. Vorstandschef Helmut Dotterweich peilt für 1994 oder 1995 dort schwarze Zahlen an.
Auf dem Weg in die Gewinnzone wurde zuletzt nochmals "erheblich Personal abgebaut". Zum Jahresende 1992 habe sich die Zahl der Beschäftigten in Ostdeutschland um über 30 Prozent auf 8600 verringert. Zusätzliche Kunden will der Konzern dort durch attraktive Preise gewinnen. Diesem Ziel dienen auch weitere Artikel, die als Eigenmarke offeriert werden. Ingesamt sind 199 Produkte unter dem Titel "Die Sparsamen" geplant.
Die Spar Handels-AG steigerte ihren Umsatz konzernweit 1992 um sechs Prozent auf 12,5 Milliarden Mark. In diesem Jahr will sie fünf Prozent draufsatteln. Beim Gewinn vor Steuern erwartet Dotterweich für die abgelaufene Periode eine Zunahme "um 20 bis 30 Millionen Mark". Gleichwohl soll die Dividende nicht angehoben werden. Somit werden auf Stämme erneut sieben und auf Vorzugsaktien wiederum 9,50 Mark in Aussicht gestellt. Zum Spar-Reich zählen derzeit 5300 Läden. Auf den Lohn- und Gehaltslisten stehen - auf Vollzeitkräfte umgerechnet - etwa 19 800 Leute.
Im Blickpunkt: Litauens Außenpolitik Brückenkopf Richtung Osten
Litauens neugewählter Präsident Algirdas Brazauskas hat eine "ausgewogene Außenpolitik" angekündigt: Die Beziehungen zu Moskau, von seinem Vorgänger Vytautas Landsbergis vernachlässigt, sollen normalisiert werden. Schließlich stammen 80 Prozent aller nach Litauen eingeführten Rohstoffe aus Rußland. "In der ersten Phase unserer Unabhängigkeit haben wir uns instinktiv nach Westen gewandt", sagt Außenminister Povilas Gylys. Seit dem Wahlsieg der linken Demokratischen Arbeitspartei (LDDP) im November habe jedoch eine Neuorientierung stattgefunden. "Von einem Richtungswechsel von West nach Ost zu sprechen, wäre eine Vereinfachung", meint Gylys. "Unsere geopolitische Lage läßt uns gute Beziehungen zu allen unseren Nachbarn wünschen."
So strebt Litauen zwar weiter einen Ausbau der Zusammenarbeit mit den übrigen Ostseeanrainern an. Gleichzeitig sieht die neue Führung in Wilna jedoch ein, daß der natürliche Markt für die litauische Wirtschaft im Osten liegt. Mit dem großen Nachbarn Weißrußland, den das Landsbergis-Regime ignorierte, sowie der Ukraine hat Litauen nun diplomatische Beziehungen aufgenommen; mit den zentralasiatischen Republiken Kazachstan, Kirgisien, Uzbekistan und Tadschikistan, deren Baumwolle, Metalle und Tabak in litauischen Fabriken verarbeitet werden, Handelsverträge geschlossen. Ein Wirtschaftsvertrag mit Rußland stehe vor dem Abschluß, berichtet Algis Klimaitis, der außenpolitische Sprecher der LDDP.
"Unsere gesamte Industrie hängt von Rohstofflieferungen aus dem Osten ab", sagt Kazys Bobelis, der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im Parlament. "Wir wollen nicht drohen und verlangen, sondern streben vernünftige zwischenstaatliche Beziehungen an", beschreibt Bobelis, der im Exil in den USA eine stark antikommunistische "Befreiungsliga" geleitet hatte, ehe er im Vorjahr nach Litauen zurückkehrte, den künftigen Kurs. Davon erhofft sich Wilna gesicherte Lieferungen - in der Vergangenheit war Litauen mehrmals boykottiert worden; an Billigimporte glaubt man hingegen nicht. Für die Energielieferungen aus Rußland, von denen Litauen abhängig ist, zahlt man inzwischen den Weltmarktpreis für Öl und Fast-Marktpreise für Erdgas. Die Lieferung von vier Milliarden Kubikmetern Gas (Preis: 85 Dollar für 1000 Kubikmeter) und 1,5 Millionen Tonnen Öl zu 100 Dollar je Tonne sind für 1993 vorerst vereinbart, zahlbar in Hartwährung oder Rubel nach dem Tageskurs.
Doch auch für Exporte blickt die neue Führung in Wilna nun wieder nach Osten. "Unsere Produkte sind nicht gut genug für den Westen", räumt Bobelis ein. "Im Osten aber gibt es dafür weite Märkte." Die Anwesenheit russischer Truppen, die nach Landsbergis' Ansicht einer Normalisierung der Beziehungen zu Moskau im Wege stand, gilt nun nur noch als zweitrangiges Problem. Nach einem Abkommen mit dem russischen Verteidigungsministerium müssen die letzten Soldaten bis Ende August dieses Jahres Litauen verlassen haben, und bei der Erfüllung dieses Zeitplans gebe es "nur geringe Verzögerungen", sagt Bobelis. Dennoch verursache die Truppenpräsenz "politische, wirtschaftliche und nicht zuletzt menschliche Probleme", sagt Außenminister Gylys: "Was machen wir zum Beispiel mit den russischen Offizieren, die hier bleiben wollen?"
Noch vor dem Sommer rechnet Litauen mit der Aufnahme in den Europarat, ein Assoziierungsabkommen mit der EG steht auf der Wunschliste. Seine Rolle im neuen Europa sieht der baltische Staat als Brückenkopf zwischen dem Ostseeraum und dem weiten russischen Hinterland. Litauen bietet sich als Transitland für den westeuropäischen Osthandel an, mit Klaipeda, dem früheren Memel, als einzigem eisfreien Hafen der Region als Stützpunkt. "Eine Eisenbahn- und Lkw-Fähre zwischen Rügen und Klaipeda soll den beschwerlichen Transit durch Polen entlasten", sagt Algis Klimaitis. "Von Klaipeda nach Minsk gibt es eine Autobahn, und diese schließt an die A 1 nach Moskau an", sagt Klimaitis.
HANNES GAMILLSCHEG (Wilna)
USINGEN. Kritik an den Plänen für das Großbauprojekt am Bahnhof haben jetzt auch der BUND Usingen / Neu-Anspach und die Usinger FDP geäußert. BUND-Vorsitzende Ellen Enslin brachte die Schadstoffbelastung des Baugeländes ins Gespräch, FDP-Chef Kai Götte kritisierte das Verfahren der Bauplanung.
Rathaus, Stadthalle, Behördenzentrum, ein Hotel, Wohnungen, Gewerbe und Parkplätze sollen auf dem Areal der ehemaligen Rauchwarenfabrik gegenüber dem Bahnhof entstehen. Geplant haben das Projekt der Immobilienagent Jörg Lemberg, der kommissarische Usinger Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos) und der CDU-Fraktionschef im Stadtparlament, Gerhard Liese. Beschlossen ist noch nichts; eine Bauvoranfrage ist nur für das Hotel, Wohnungen und Gewerbe auf dem Weg (FR vom 12. Februar).
Für 1,5 Millionen Mark hat Lembergs Immobiliengesellschaft IPG das Areal der Rauchwarenfabrik gekauft, die pleite gegangen war. Bevor darauf gebaut werden darf, muß der Boden aber saniert werden - er ist verseucht, wie ein Gutachten des Kreises ergab. 2,5 Millionen Mark werde das kosten, schätzt Lemberg.
Für Ellen Enslin vom BUND steht fest: "Dieses Risiko will die IPG natürlich nicht allein tragen." Über das Geschäft mit der Stadt würden die Kosten "auf die Allgemeinheit abgewälzt". Und Christdemokrat Liese versuche, "uns Bürgern dies als Heldentat zu verkaufen".
Die FDP ist nach den Worten ihres Chefs Kai Götte "bestürzt" über den Planungsablauf. "Seit wann erarbeiten Abgeordnete eines Parlaments in Zusammenarbeit mit Immobiliengesellschaften städtebauliche Konzepte?", fragt er und fordert, in Usingen solle künftig "ohne Bauträger und damit auch ohne die IPG gebaut werden". ill
FRANKFURT A. M. Eine Schimäre geht um, nicht nur in Europa, das stofflose Gespenst der "World Music". Gemeint ist der "Kleinste Gemeinsame Nenner" unterschiedlicher kultureller Wurzeln, gepflegt und propagiert wird er hauptsächlich von Musikern der ersten und zweiten Welt, und häufig sieht es so aus, daß zu Auftritten bestimmter Rock- und Jazzbands ein paar Alibi-Neger, -Inder, -Araber oder andere Exoten eingeladen werden, die schlichte Rhythmen, seichte Harmonien und phantasielose Melodieführungen mit etwas exotischem Flair garnieren.
"World Music" als Schlagwort könnte man auch politisch übersetzen: Franzosen in Indochina, Engländer auf den Malvinen, Amerikaner am Golf, Deutsche in Somalia und was es sonst noch alles an internationalen Begegnungen gibt; gehet hin in alle Welt . . .
Seitdem Joachim E. Berendt die Erde als einen Gesamtklang ungetrübter Harmonien gedeutet hat, Karlheinz Stockhausen seine Befehle vom Planeten Sirius erhält (sich somit mit jeglicher Kritik entzieht) und die Schallplattenindustrie händereibend die Marktlücke zwischen Kosmoartizismus und Hippieromantik entdeckt und erschlossen hat, ist Skepsis angesagt.
Je mehr Skepsis, desto größer die Freude bei einem der Ausnahmeereignisse wie der Sternstunde im Frankfurter "Sinkkasten", in der der arabische Ud- Spieler Rabih Abou-Khalil mit seinem Landsmann und ständigen Perkussionisten Nabil Khaiat, dem schwedischen Bassisten Jonas Hellborg und dem indischen Schlagwerker Ramesh Shotam bewiesen, daß der Zusammenklang verschiedener kultureller Traditionen in einem spannungsreichen "Größten Gemeinsamen Vielfachen" münden kann.
Abou-Khalil wanderte stets zwischen den Welten, musikalisch wie politisch. In Beirut aufgewachsen, studierte er daselbst Ud und Querflöte, entfloh dem Bürgerkrieg, setzte in München sein Studium fort, studierte daneben Politwissenschaften, wandte sich langsam der klassischen Musik ab, dem Jazz zu und griff wieder zum arabisch-persischen Ud, weil er auf dieser "klassischen" Laute, die man als Urform sämtlicher europäisch- orientalischer Zupfinstrumente sehen kann, am ehesten den ihm gemäßen Ausdruck zwischen abend- und morgenländischer Musik finden konnte.
Der Schwede Jonas Hellborg ist einer der interessantesten Bassisten der letzten Jahre, der sich zwischen Jazzrock und freier Musik bewegt und in der Wahl seiner Instrumente radikal wie kein zweiter ist. Bei diesem Projekt entschied er sich für eine akustische Baßgitarre (natürlich eine Sonderanfertigung mit Spezialsaiten: die tiefen sonorklingend, die G-Saite sehr hell), auf der er seine unvergleichlichen Akkordläufe so leicht hinlegt, als spiele er ein Flamenco-Instrument.
Eben der Wechsel zwischen Melodie- und Akkordläufen der beiden Cordophone sorgt für ein musikalisches Relief, in dem die Bündelung von stets herauszuhörenden Einzeltönen zu einem vielschichtigen Geflecht von Kompositionen und Kombinationen führt zwischen den nur scheinbar getrennten musikalischen Kontinenten. Hier wird nicht mehr über vorgegebene Harmoniewechsel improvisiert, hier werden innerhalb durchgearbeiteter Vorgaben Freiräume erschlossen, die sich eher horizontal als vertikal gliedern; und immer bleibt offen, welches der beiden Instrumente gerade die "Führungsrolle" hat. Genau darin liegt die Gleichberechtigung, die über jeden musikalischen Imperialismus hinausgeht, die aus gegenseitiger Hochachtung und Wertschätzung die Möglichkeit einer friedlichen, bereichernden Koexistenz aufzeigt.
Die Verschmelzung von Rhythmik und Melodik, die Abou-Khalil und Hellborg erreichen, wird von den beiden Perkussionisten weitergetrieben. Beide spielen - abgesehen von den vertrackten, springlebendigen Rhythmen - Melodieinstrumente. Ob Khaiat auf seinen Frame Drums durch die Leitern flaniert oder Shotam mit dem "Pot" Melodiereichtum beisteuert: nie mag man die Schubladen Melodie und Rhythmus aufziehen, stets ergibt sich aus dem Zusammenklang das harmonische Element.
Auch ist eine Klassifizierung nicht mehr möglich: War das gerade eine mixolydische Phase oder eine dorische? Und war dieser Ton zwischen den wohltemporierten Bach-Schemata die mittelalterlich-arabische neutrale Terz? Oder doch eine Blue Note aus dem Mississippi-Delta bei Göteborg? Oder eine Geworfenheit aus dem Frankfurter Sinkkasten?
Die hervorragende aktuelle CD (Blue Camel; enja 7053 2), auf der neben Abou- Khalil, Nabil Khaiat und Ramesh Shotham noch Charlie Mariano, as, Kenny Wheeler, fl-h, tp, Steve Swallow, b, und Milton Cardona, congas, spielen, arbeitet nach dem gleichen Prinzip und doch ganz anders. Gleich? Anders? Eben das ist es, und eben deshalb bleibt es sich sehr spannungsvoll gleich.
MICHAEL RIETH
OFFENBACH. Alle zwei Jahre macht sich eine Brigade von freiwilligen Entwicklungshelfern auf den Weg nach Nicaragua, so auch im vergangenen Jahr. Sie hat sich nach dem verstorbenen Widerstandskämpfer und langjährigen Vorsitzenden des Offenbacher VVN Bundes der Antifaschisten, Karl Schild, benannt und hat jetzt ein Buch über ihren Aufenthalt in Mittelamerika: "Sieben Jahre Solidarität mit Rivas Nicaragua" veröffentlicht. Es ist für sechs Mark im Tucholsky-Buchladen am Markt zu kaufen, kann aber auch über die Rufnummer 81 00 78 geordert werden.
Daß die Solidarität mit Rivas nicht nur auf einem Bein steht, beweist ein zweiter Verein, der sich neben "Para Nicaragua" die Hilfe für das Land zur Aufgabe gemacht hat. Der Rivas e. V. teilte jetzt mit, mit 7000 Mark vom Hessischen Wirtschaftsminister und 5784 Mark aus eigenen Spendenmitteln hätten in Stadtrandbezirken von Rivas 120 Latrinen gebaut werden können. In Nicaragua hat es in den vergangenen Jahren 2500 Cholera-Erkrankungen und 40 Todesfälle gegeben.
Ende des Monats wird wieder ein Container, vollgepackt mit Hilfsgütern, Offenbach in Richtung Nicaragua verlassen. Die Stadt ruft deshalb dazu auf, Brillen, Sommerkleidung, Spielsachen, Nähmaschinen, Schuhe und vieles mehr zu spenden. Die Sachen können in den blauen Container im Rathaus (Erdgeschoß) gelegt werden. Größere Objekte werden von Mitgliedern des Vereins Para Nicaragua nach telefonischer Vereinbarung (81 00 78) abgeholt. Geldspenden können auf das Konto der Stadt Offenbach Nummer 10 758 bei der Städtischen Sparkasse (BLZ 505 500 20) eingezahlt werden mit dem Hinweis - Haushaltsstelle 1 0200 1770 4 "Para Nicaragua". pmü
HOFHEIM. "Ein kleiner Schritt zur Verständigung mit unserem östlichen Nachbarn" soll die Schlesienreise der evangelischen Kirchengemeinde Lorsbach werden. Vom 5. bis zum 12. Juni werden die Christinnen und Christen unter anderem nach Liegnitz, Breslau und Krummhübel im Riesengebierge fahren.
Bereits seit Jahren bestehen Kontakte zwischen Pfarrer Dr. Nierth aus Lorsbach und dem Breslauer Pfarrer Borski - so werden die Reisenden Gelegenheit haben, die Situation der evangelischen Gemeinden in Polen und der Deutschen Freundschaftskreise aus erster Hand kennenzulernen. Außerdem stehen Fahrten zu den historischen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten Polens auf dem Programm. Die Reise kostet voraussichtlich 500 Mark einschließlich Fahrt im Reisebus, sieben Übernachtungen in Hotels, einem Pfarrhaus und eventuell in Privatquartieren sowie Frühstück und Abendessen.
Anmeldungen bis spätestens 10. März an das Büro der evangelischen Kirchengemeinde, Alt-Lorsbach 12, Rufnummer 0 61 92 / 51 38.
Bereits am Mittwoch, 3. März, findet im Gemeindehaus (Lorsbach, Alt-Lorsbach 12) ein Informationsabend statt. md
KRONBERG. Die Zebrastreifen sind verschwunden, die Tempo-30-Schilder auch, weiße Striche markieren die Parkflächen: Seit dieser Woche ist der alte Ortskern von Oberhöchstadt verkehrsberuhigte Zone. An das vorgeschriebene Schrittempo hält sich allerdings bislang so gut wie kein Autofahrer. Das mußte auch Bürgermeister Wilhelm Kreß erfahren, als er probeweise am ersten Tag durch die Alte Sodener Straße fuhr: "Ich mußte ständig in der Straßenmitte fahren, sonst hätten sie mich überholt."
Noch genießen die Uneinsichtigen eine Schonfrist: Zur Zeit weisen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes noch mit freundlichem Gesicht auf Überschreitungen hin. Mit der Verkehrsberuhigung will die Stadt auch den letzten Rest Durchgangsverkehr aus dem Zentrum vergraulen. Seit die Henkerstraße als Ortsumgehung fertig ist und die Verkehrsführung durch den Ortskern geändert wurde, ist die Zahl der Durchfahrer zwar stark gesunken. Doch der "Schleichweg" durch die Altkönigstraße und die Alte Sodener Straße auf die L 3015 ist für einige immer noch attraktiv.
Tempo 30 war da nicht mehr ausreichen: "Die Bürgersteige sind dort viel zu schmal, zum Teil gibt es gar keine", begründet Kreß die Verkehrsberuhigung. Alte Leute und Schüler, Mütter mit Kinderwagen, die zu Fuß im Ortskern unterwegs sind, müssen oft zwangsläufig auf die Straße ausweichen - und da ist auch Tempo 30 noch zu gefährlich. Der verkehrsberuhigte Bereich gilt jetzt im engen Teil der Altkönigstraße und der Limburger Straße, in der Alten Sodener Straße bis zur Einmündung L 3015, in der Oberurseler Straße (Bereich Kirche bis Ortsmitte), und der Kirchgasse bis vor den Einmündungsbereich der Straße Am Gänsborn, außerdem die Jägerwiese und das Teilstück Limburger Straße ab Altkönigstraße bis Alte Sodener Straße.
Durch die noch bestehende optische Trennung zwischen Bürgersteig und Straße werden wohl auch in Zukunft viele noch schneller fahren als erlaubt. Doch der zweite Schritt ist schon geplant: Nach dem neuen Bebauungsplan für den Ortskern, der zur Zeit aufgestellt wird, sollen auch Bürgersteige umgestaltet werden. Der gültige Bebauungsplan würde erlauben, daß neue Häuser fünf Meter zurückgesetzt werden, so daß die Gassen optisch breiter werden. Doch davon will die Stadt längst nichts mehr wissen. "Je enger, desto besser", lautet die neue Devise. esi
Narrenzeit - Wahlkampfzeit. Oder, wie funktioniert man eine letzte Parlamentssitzung vor dem Urnengang in eine Kappensitzung um? Ein schönes Beispiel lieferte da zur allgemeinen Heiterkeit im Publikum ein Geplänkel zwischen CDU und Grünen in Bruchköbel. Hatte doch die Ökopartei ausgemacht, daß die Union für das Datum 7. März noch schnell einen Schauantrag formuliert hatte, wonach der Magistrat prüfen solle, "ob es möglich ist, auch Altkork auf dem Bauhof sortenrein zu sammeln".
In der Begründung hieß es ebenso detailliert wie umweltbewußt, daß dieser wertvolle Rohstoff nicht unbegrenzt vorhanden sei. Der geneigte Zuhörer erfuhr beispielsweise, daß der Baum hauptsächlich im westlichen Mittelmeerraum gedeiht, frühestens nach 25 Jahren zum ersten Mal geschält werden darf und daß das Nachwachsen der Rinde sieben bis zehn Jahre dauert. Schließlich: "Durch das Sammeln, Weiterverarbeiten und Widerverwenden von Flaschenkorken Total verkork(s)t und ähnlichen Korkmaterialien werden die Abfallmengen reduziert und die Weltvorräte geschont."
Wohlvorbereitet zogen die Grünen daraufhin einen Schriftwechsel zwischen der christdemokratischen Magistratsfrau Laue und der "Schweinfurter Kork" aus der Tasche. Die Firma bietet darin mit Datum vom 21. Juli 1992 und wortgleicher Begründung an, gesammelten Kork abzunehmen, ihn bei größeren Mengen sogar kostenlos abzuholen. Der werde anschließend zu neuen Produkten, etwa als Dämmstoff, weiterverarbeitet.
Das sei doch einigermaßen dreist, einen sieben Monate alten Vorgang jetzt in einen publicityträchtigen Antrag zu verwandeln, meinten die Grünen dazu, packten die Gelegenheit beim Schopf und forderten als Beweis, daß die Union es mit der Liebe zur Natur auch ernst meine, sofort einen Sammelbehälter aufzustellen. Soweit ging deren neues Bewußtsein aber denn doch nicht. Vorerst darf nur geprüft werden, schrak die Mehrheitsfraktion vor den Folgen der eigenen Initiative zurück.
Die Sektkorken, die bei den anstehenden Faschings- und Wahlparties knallen, werden auf jeden Fall noch in der Restmülltonne landen. Prost! hein
Wir gratulieren
Frau Veronika Rauch zum 86. Geburtstag am 19. Februar.
FREIGERICHT. Schnee und Eis wurden einem Autofahrer zum Verhängnis, dessen Wagen in Altenmittlau ins Schleudern kam und gegen eine anderes prallte. Dabei entstand nach Angaben der Polizei ein Schaden von 11 000 Mark.
Verletzt wurde niemand. Wie ein Behördensprecher am Donnerstag berichtete, war der Mann am Mittwoch gegen 7 Uhr auf der Somborner Straße Richtung Ortsmitte unterwegs, als sein Wagen in Höhe der Josefstraße auf der schneeglatten Straße ins Rutschen kam und auf die Gegenfahrbahn geriet. Dort kollidierte er mit einem entgegenkommenden Fahrzeug. tja
Freitag, 19. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung". Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere-Spezial.
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Churchill&rquote;s Cigar, "What else!".
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O&rquote;Hey".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Stephan Wald, "Jenseits von Edeka"; Studiobühne: 21 Uhr, Ars Vitalis, "Musik als Theater II".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: 20 Uhr, Bunter Abend 2; 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov "Das leere Museum" (Installation).
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Mimikritschi, Clowns & Pantomimen aus Kiew.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 20 Uhr, Mutare Musiktheater Ensemble, "Eric Satie. Von der Handkante aus".
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft".
Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Appenzeller Space Schöttl.
Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr.17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "So schön ... schön war die Zeit".
Kinder- & Jugendtheater, Tel. 57 05 96: 16 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Kinder- und Jugendhaus Bornheim, Ortenberger Str. 40, Tel. 45 42 81: 14.30 Uhr, Literarisches Figurentheater Die Bühne, "Die Rosine ohne Kuchen" (ab 4 Jahren).
Gemeindezentrum Nieder-Eschbach, Görlitzer Str. 26, Tel. 507 40 61: 14.30 Uhr, Das Fliegende Theater, "Paule geht einkaufen" (ab 4 Jahren).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue.Musik Oper Frankfurt, Untermainanlage 11, Tel. 212-02: 19.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum". Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Vitamin X.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, New Deal.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Arrabal (Tango) mit anschließender Tango-Tanzparty; Theater im 2. Stock: 20 Uhr, "Der Paternoster XVII".
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Joe Ginnane.
Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Main River Band.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Easy Daisy.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Flamenco-Rumba Gitana Manuel "El Chachi".
Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Oliver Kestel Quartett.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Jazzfabrik.
Zeilgalerie/Ebene 7: 20 Uhr, The Club Supreme Band.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Rapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical".
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Katharinenkirche, Hauptwache: 20 Uhr, Mario Verdicchio, Orgelkonzert.
Romanfabrik, Uhlandstraße 21: 20.30 Uhr, Rentryd.
Music-Hall, Voltastr. 74-80: 22 Uhr, Taucherkoma (Hardhouse mit Dj Roland (Bunker Berlin).
Frankfurter Bürger-Stiftung, Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 19.30 Uhr, Kritiker musizieren - Ein Musiker kritisiert. Amerikahaus, Staufenstraße 1: 20 Uhr, Megumi Masaki (Klavier/Claudia Valsi (Harfe), Returning to American Roots.
Künstler in Aktion: 20 Uhr, Talk & Show, Bürgerhaus Griesheim.
St. Bernhard Gemeinde, Eiserne Hand 6: 20 Uhr, EFF - Rock & Chaos Show, Abschiedskonzert.
Samstag / Sonntag,
19./20. Februar
Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Antigone"; Kammerspiel: Sa., 19.30 Uhr, "Beton"; Bockenheimer Depot: Sa. und So., 19.30 Uhr, "Festung".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: Sa./So., 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Endlich satt".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer". Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20 Uhr, Churchill&rquote;s Cigars, "What else!"; Sa., 15 Uhr, Zaubinellis Zauberzirkus, "Hexenzauber" (ab 3 Jahren).
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa., 20 Uhr, So., 14.30 & 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa., 20 Uhr, Stephan Wald, "Jenseits von Edeka"; Studiobühne: Sa. und So., 21 Uhr, Ars Vitalis, "Musik als Theater II".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa. und So., 20 Uhr, Ulrich Tukur, "Blaubarts Orchester"; Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: Sa., 20 Uhr, Bunter Abend 2; Sa., 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov - "Das leere Museum" (Installation).
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Mimikritschi - Clowns und Pantomimen aus Kiew; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa. und So., 20 Uhr, Mutare Musiktheater Ensemble - "Eric Satie. Von der Handkante aus".
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Appenzeller Space Schöttl; So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch; Artrium: So., 11 Uhr, Jazz Band Ball Orchestra.
Freies Schauspiel Ensemble, Tel. 51 94 20: Sa., 20.30 Uhr, "Nachtwache"; Philanthropin, Hebelstr. 17.
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: Sa., 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft".
Kinder- & Jugendtheater, Tel. 57 05 96: Sa., 15 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Alfred-Möller- Platz.
Kinder- und Jugendhaus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248, Tel. 212 32 071: Sa., 16 Uhr, Klaus Klamauk, "Kinderrevue" (ab 5 Jahren).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: So., 11 Uhr, Kammermusik im Foyer; So., 15.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Sa., 19 Uhr, Opernball.
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom - Soul Allnighter.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Shake it up - Disco; So., 21 Uhr, Rocky Horror Show Live.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Christoph Sänger Trio.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, New Deal; So., 19.30 Uhr, Forty Tons.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Oi Brasil.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eddie Gonzales; So., 21 Uhr, Arra.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 21 Uhr, und So., 17 Uhr, Main River Band.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Merlins Fantasy Farm; So., 15 Uhr, Time Bandits; So., 21 Uhr, Duett.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, Merlins Fantasy Farm.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Roberto & Band; So., 20.15 Uhr, Musikertreff.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. und So., 19 Uhr, Manuel "El Chachi".
Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, High Fly Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Christoph Sänger Trio.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Fick Fish; So., 20 Uhr, Bunch le Move & The Beagles.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical".
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Music Hall, Voltastr. 74-80: Sa. und So., 21 Uhr, Cosmic Trigger.
Finkenhof, Finkenhofstr. 17: Sa., 21 Uhr, Carnaval do brasil mit Suely's Samba Disco Show; So., 11 Uhr, Matinée mit dem Radio Sinfonie Orchester Frankfurt und Katharina Miesen, Klavier.
Anna-Schmidt-Schule, Alt-Erlenbach: So., 15 Uhr, Caféhausmusik mit dem Salon-Orchester Frankfurt.
Künstlerkeller, Seckbächer Gasse 4: So., 21 Uhr, Carnaval Brasileiro mit der Rio Samba Band.
Samstag / Sonntag, 19./20. Februar Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Antigone"; Kammerspiel: Sa., 19.30 Uhr, "Beton"; Bockenheimer Depot: Sa. und So., 19.30 Uhr, "Festung".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: Sa./So., 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Endlich satt".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer". Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper". Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20 Uhr, Churchill&rquote;s Cigars, "What else!"; Sa., 15 Uhr, Zaubinellis Zauberzirkus, "Hexenzauber" (ab 3 Jahren).
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa., 20 Uhr, So., 14.30 & 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa., 20 Uhr, Stephan Wald, "Jenseits von Edeka"; Studiobühne: Sa. und So., 21 Uhr, Ars Vitalis, "Musik als Theater II".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa. und So., 20 Uhr, Ulrich Tukur, "Blaubarts Orchester"; Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: Sa., 20 Uhr, Bunter Abend 2; Sa., 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov - "Das leere Museum" (Installation).
Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Mimikritschi - Clowns und Pantomimen aus Kiew; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa. und So., 20 Uhr, Mutare Musiktheater Ensemble - "Eric Satie. Von der Handkante aus".
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Appenzeller Space Schöttl; So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch; Artrium: So., 11 Uhr, Jazz Band Ball Orchestra.
Freies Schauspiel Ensemble, Tel. 51 94 20: Sa., 20.30 Uhr, "Nachtwache"; Philanthropin, Hebelstr. 17.
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: Sa., 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft".
Kinder- & Jugendtheater, Tel. 57 05 96: Sa., 15 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Alfred-Möller- Platz.
Kinder- und Jugendhaus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248, Tel. 212 32 071: Sa., 16 Uhr, Klaus Klamauk, "Kinderrevue" (ab 5 Jahren).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: So., 11 Uhr, Kammermusik im Foyer; So., 15.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Sa., 19 Uhr, Opernball.
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom - Soul Allnighter.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Shake it up - Disco; So., 21 Uhr, Rocky Horror Show Live.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Christoph Sänger Trio.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, New Deal; So., 19.30 Uhr, Forty Tons.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Oi Brasil.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eddie Gonzales; So., 21 Uhr, Arra.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 21 Uhr, und So., 17 Uhr, Main River Band.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Merlins Fantasy Farm; So., 15 Uhr, Time Bandits; So., 21 Uhr, Duett.
Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, Merlins Fantasy Farm.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Roberto & Band; So., 20.15 Uhr, Musikertreff.
Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. und So., 19 Uhr, Manuel "El Chachi".
Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, High Fly Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Christoph Sänger Trio.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Fick Fish; So., 20 Uhr, Bunch le Move & The Beagles.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical".
Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Music Hall, Voltastr. 74-80: Sa. und So., 21 Uhr, Cosmic Trigger.
Finkenhof, Finkenhofstr. 17: Sa., 21 Uhr, Carnaval do brasil mit Suely's Samba Disco Show; So., 11 Uhr, Matinée mit dem Radio Sinfonie Orchester Frankfurt und Katharina Miesen, Klavier.
Anna-Schmidt-Schule, Alt-Erlenbach: So., 15 Uhr, Caféhausmusik mit dem Salon-Orchester Frankfurt.
Künstlerkeller, Seckbächer Gasse 4: So., 21 Uhr, Carnaval Brasileiro mit der Rio Samba Band.
Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr. Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.).
Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.).
Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".
Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 212 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 212 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); Sonderausstellung "Tony Sender 1888-1964 - Rebellin, Demokratin, Weltbürgerin" (bis 21. 2.); Kindermuseum: Sonderausstellung "Jugend-Malwettbewerb der genossenschaftlichen Banken" (bis 21. 2.); Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.
Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.
Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 212 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung I "Grünflächen - Internationale Plakate zum Umweltschutz" (bis 28. 2.); Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).
Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr, Sonderausstellung "Sergej Eisenstein im Kontext der russischen Avantgarde 1920-1925" (bis 28. 2.).
Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache.
Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.
Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); Sonderausstellung "Zedaka: Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit. 75 Jahre Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland" (bis 28. 2.); Fotografien Wolfgang Lukowski - "Jüdischer Friedhof Battonnstraße & Grabsteine" (bis Ende Februar).
Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Caféteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).
Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Zeit der Postkutschen" (bis 21. 2.).
Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).
Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).
Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".
Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führun- gen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".
Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.
Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".
Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.
Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.
Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.
Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.
Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.
Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).
Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.
Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.
Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.
Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.
Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.
Portikus, Schöne Aussicht 2: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Jean-Frederic Schnyder - "Landschaft" (bis 21. 2.).
Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.
Palais Jalta, Bockenheimer Landstr. 104, Mo. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Die Bilder von Fjodor Ljutov, (bis 19. 2.).
Deutsch-Ibero-Amerikanische Gesellschaft, Gräfstr. 83: Mo. bis Do., 10 bis 13 Uhr & 15 bis 18 Uhr, Fr., 10 bis 13 Uhr, Gilda Neuberger - "Fresko auf Leinwand" (bis 19. 2.).
Galerie Huber-Nising, Saalgasse 6, Tel. 202 13: Di., 14 bis 18.30, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Horst Antes - "Bilder aus den Jahren 1987-1992" (bis 20. 2.).
Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6, Tel. 72 80 15: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Bogdan Hoffmann. Neue Holzschnitte (bis 20. 2.).
Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Mi. bis Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Heinrich Nicolaus - "Zeichnungen" (bis 21. 2.).
Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo., bis Do., 8 bis 16, Fr., 8 bis 12 Uhr; Alberto Rodriguez - Aquarelle (bis 26. 2.).
Galerie von Oertzen, Mainzer Landstr. 250-252, Tel. 759 04 0: Mo. bis Fr., 9 bis 17 Uhr, Ken Cato, Garry Emery, Barrie Tukker - Grafik-Design (26. 2.).
Galerie Studio 51, Haus Niedenau 51, Tel. 26 98 378: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Holger Herrmann (bis 26. 2.).
Galerie Timm Gierig, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr & 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr, Erich Smodics - Bilder, Plastik, Zeichnungen (bis 27. 2.).
Galerie Bärbel Grässlin, Bleichstr. 48, Tel. 28 09 61: Di. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ika Huber - "Croquis" (bis 27. 2.).
Stadtteilbücherei Bornheim, Arnsburger Str. 24: Di. bis Fr., 13 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Hubert Gloss - "Wasserhäuschen - Fotos" (bis 27. 2.).
Galerie Helmut Pabst, Saalgasse 26, Tel. 297 73 53: Di., Mi., 17 bis 20, Do., Fr., 15 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 15 Uhr; Annette Schultze - "Kampfblätter", Neue Arbeiten auf Pergamin (bis 27. 2.).
Galerie Schwind, Braubachstr. 24: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Gero Künzel - "Tod und Zuckerfäden" (bis 27. 2.).
Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Telefon 72 90 37: Dienstag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr, Samstaf., 11 bis 14 Uhr, Joan Miró - Grafik (27. 2.).
Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Fritz Klemm - "Arbeiten auf Papier aus 20 Jahren" (bis 27. 2.).
Frankfurter Kunstkabinett, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Rainer Gross - Arbeiten auf Papier & Gemälde (bis 27. 2.).
Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u.n.V.; Hilko Weerda - "Umstellte Wirklichkeiten" (bis 27. 2.).
Jahrhunderthalle Hoechst: tägl. 11 bis 15 Uhr, Henry, Brancusi, Man Ray, Umbo - "Sterne und Stars" (bis 28. 2.).
Künstlerhaus Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: Di. bis So., 15 bis 19 Uhr und während der Abend-Vorstellungen; Maix Meyer - "via regia oder Frankfurt atmet geerdet", Fotos und Installationen (bis 28. 2.).
Gallus Theater, Krifteler Str. 55: Di. bis Fr., 15 bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen, Karin Günther-Thoma - Freundbilder (28. 2.).
Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Eschenheimer Anlage: tägl. 11 bis 17 Uhr, Eva Blaschek - "Aquarelle" (bis 28. 2.).
Galerie Ivo Tricot, Eschersheimer Landstr. 11, Tel. 55 74 65: Manfred Feith- Umbehr - "Projekt 40 Schaukeln" (bis Ende Feb.).
Galerie Meyer-Ellinger, Brönnerstr. 22, Tel. 29 29 94: Di. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Abraham David Christian - Skulpturen & Zeichnungen (bis 6. 3.).
Eckstein, An der Staufenmauer 7, Tel. 28 75 20: Acht Junge Fotografen aus Frankfurt (bis 6. 3.).
Galerie Paul Sties, Braubachstr. 12, Tel. 29 39 03: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Ewerdt Hilgemann (bis 7. 3.).
Freunde Frankfurts, Schellgasse 8: Di., Fr., Sa. & So., 14 bis 17 Uhr, Klaus Kappel - "Landschaft um Frankfurt und andere Bilder" (bis 7. 3.).
JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).
Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).
Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).
Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).
Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).
Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).
Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).
Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).
Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).
Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).
Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).
Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).
Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).
Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. April).
Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).
Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).
Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen". Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.); Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis So., 15 bis 18.30 Uhr, Staatliches Museum Ausschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie Ost: "Kamelien" (bis 28. 2.); Foyer Ost: Fotografien heimischer Orchideen (bis 21. 2.).
Paulskirche, Paulsplatz: tägl. 10 bis 17 Uhr, "Staatlicher Schutz für Auswanderer seit 120 Jahren. Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt" & "Menschenschicksale - Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich; Einbürgerung-Widerruf-Aberkennung" (bis 25. 2.).
Universitätsbibliothek, Bockenheimer Warte, B-Ebene: Mo. bis Fr., 8.30 bis 19.30 Uhr, Dieter Kühn (bis 28. 2.).
Zentralbibliothek, Zeil 17-23: Plakatausstellung "Die Welt der Wörter" (bis 6. 3.).
Georg-Büchner-Schule, Voltastr. 31: Di. bis So., 15 bis 18.30 Uhr, Staatliches Museum Ausschwitz Birkenau - "Das Verbrechen gegen die Menschheit" (bis 7. 3.).
Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).
Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).
Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).
Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).
Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12. 93.). Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".
Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).
Kleine FR · Kleine FR
Foto-Wettbewerb zum Thema "Alter" BAD NAUHEIM. Jugendliche bis 18 und Senioren ab 60 Jahre können sich an einem mit 15 000 Mark dotierten Fotowettbewerb der Bundesregierung beteiligen, teilt der Bad Nauheimer Stadtrat Peter Keller (SPD) mit. Thema ist das Leben der älteren Menschen in Europa. Die genauen Bedingungen erklärt die städtische Altenhilfe-Abteilung unter Tel. 0 60 32 / 34 32 82. Merkenfritzer Rosenmontagsball HIRZENHAIN. Zum Rosenmontagsball lädt der Vereinsring alle Frohgestimmten ins Gemeinschaftshaus ein. Ab 20 Uhr spielt die Kapelle. Gegen den Durst hilft eine Sekt- und Hütchen-Bar. "Auch für den kleinen Hunger zwischendurch ist gesorgt", schreibt Veronika Kaiser vom Vereinsring. "Vorsicht vor Restalkohol!" Wetteraukreis. Mit diesem Motto warnt die Wetterauer Verkehrswacht alle angetrunkenen Närrinnen und Narrhalesen vor dem Autofahren. Der Körper baue stündlich maximal 0,2 Promille Alkohol ab. Auch die Pressestelle des Gießener Landgerichts warnt: "Hände weg vom Steuer, wenn Alkohol im Spiel ist. Umsteigen auf Taxis, Busse und Bahnen ist angesagt."
Faschings-Freizeit beim TÜV FRIEDBERG / GEDERN. Am Faschingsdienstag gibt es nachmittags keine TÜV-Plaketten in der Wetterau. Die Friedberger und die Gederner Kraftfahrzeug-Prüfanlagen schließen jeweils um 12 Uhr die Pforten, teilt die Staatliche Technische Überwachung Hessen mit. Wer will Sonnenstrom?
WETTERAUKREIS. Wer auf seinem Hausdach Sonnenlicht in Strom oder Wärme verwandeln will, bekommt bei der Staatlichen Technischen Überwachung Hessen (TÜH) Informationen über Förderprogramme des Landes und einzelner Kommunen. Die Adresse: TÜH, Rüdesheimer STraße 119, 6100 Darmstadt, Tel. 0 61 51 / 600.
Zur Person h h
Die "Makler" brauchen
dringend neue Stellen
"So elend" wie am Mittwoch hat sich Daniel Cohn-Bendit (Grüne), Dezernent für Multikultur, "noch nie als Vertreter der Stadt Frankfurt gefühlt". Aber er war sich zugleich auch noch "nie so sicher", daß das von ihm bestimmte und von CDU und FDP als "überflüssig" erachtete Amt für Multikulturelle Angelegenheiten (AMKA) "sehr notwendig ist". Frust und Bestärkung verdankt der Stadtrat gleichermaßen einem Abend mit bosnischen Muslimen. Und: Das Treffen lieferte ihm auch probaten Einstieg für die Bilanz- Pressekonferenz "Zweieinhalb Jahre AMKA" am Donnerstag.
Etwa 5000 Bosnier wohnen in Frankfurt, berichtete Cohn-Bendit, viele seit mehr als 20 Jahren. Seit dem Sommer haben diese Familien noch 10 000 ihrer Verwandten aufgenommen, die vor den Kriegsgreueln in der Heimat geflüchtet sind. "Da leben bis 15 Menschen in einer Wohnung", sagt Cohn-Bendit, "und die versuchen verzweifelt, noch zurückgebliebene Angehörige zu retten. Sie fahren in ihre Dörfer, kommen auch da rein, wo die UN nicht hinkommt. Und kaufen Verwandte frei." Schmiergelder seien zu zahlen: "Ein Kind etwa 1500 Mark."
1000 solcher Mädchen und Buben sind auf diese Weise nach Frankfurt gelangt. Sie bewerben sich nicht um Asyl, sind keine De-facto-Flüchtlinge, "sie kriegen nur Duldung". Damit seien die Kinder für die Römer-Ämter aber "Unpersonen": "Niemand kümmert sich, niemand ist zuständig." Dabei wäre Betreuung bitter vonnöten: Die jungen Flüchtlinge haben "ganz schwere psychotraumatische Erfahrungen gemacht", und sie sollen ja auch hier zur Schule gehen.
Nur: Wer zahlt Deutschlehrer, um den Bosniern den schulischen Seiteneinstieg auch sprachlich zu ermöglichen? Wer kommt für Psychotherapie auf? "Unser Amt macht's", sagt Cohn-Bendit, "weil es sonst keiner tut. Wir koordinieren das mit Land und Stadt."
Auch mit dem Arbeitsamt schaltet sich AMKA kurz. Grund: Viele Bosnier möchten Jobs annehmen, um ihren Verwandten nicht so sehr auf der Tasche zu liegen. Das scheitert jedoch daran, daß die dafür notwendigen "Duldungspapiere" erst nach einem Vierteljahr fertig sind, dann aber schon die nächste Duldung beantragt werden muß, denn diese Aufenthaltserlaubnis gilt nur für je drei Monate: "Die Bosnier haben also, weil das die Ordnungsverwaltung zeitlich nicht schafft, nie das Papier in der Hand, das sie brauchen, um arbeiten zu können. Das müssen wir ändern."
Auch ansonsten herrsche in vielem "Kafka in der Stadt". So verlange das Ordnungsamt von Bosniern, deren Paß abgelaufen ist, das serbisch dominierte ex-jugoslawische Konsulat aufzusuchen, um das Dokument verlängern zu lassen. "Untragbar. Wir denken uns mit dem Ordnungsamt was aus, um das zu ändern. Es gibt ja kein bosnisches Konsulat."
Kontakt- und Kommunikationpfade zwischen Fachbehörden für Bosnier und andere Ausländer zu schlagen, "Makler und Vermittler zu sein, damit es in der Kommune nicht knallt", war für das Amt Hauptaufgabe seit Gründung 1990. Man habe das, so Cohn-Bendit, getan unter der Prämisse, "daß wir in Frankfurt mit der Ausländerquote von 27 Prozent eine Einwanderungsgesellschaft haben".
Für die Zukunft forderte Cohn-Bendit mehr Kompetenzen und mehr Personal (sieben neue Stellen). Und Geld für Projekte, die "bis 2001" angepeilt sind: Bau eines multikulturellen Bürgerhauses, ein "Gesundheitsprogramm für Migranten" und die Schaffung eines städtischen Dolmetscher- und Übersetzerdienstes. peh
Zur Sache h
DIETZENBACH. Die Stadt beabsichtigt, über Baugenehmigungen künftig selbst zu entscheiden und die Anträge nicht mehr im Kreishaus bearbeiten zu lassen. Auf Antrag der Grünen soll die Untere Bauaufsichtsbehörde vom Kreis zur Stadt verlagert werden. Dem Wunsch steht Bürgermeister Jürgen Heyer positiv gegenüber, denn eine Untersuchung habe ergeben, daß die im Rathaus entstehenden Personalkosten durch die an den Kreis wegfallenden Gebühren gedeckt werden könnten. Einziges Problem sei es vielleicht, im Rathaus Räumlichkeiten für die Mitarbeiter/innen zu finden.
Der Erste Stadtrat Lothar Niemann (Die Grünen) sieht in der gewünschten Veränderung vor allem als Vorteil: Bei der Bearbeitung der Baugenehmigung kann seiner Meinung nach viel Zeit gespart werden, wenn die Unterlagen quasi im Haus blieben und dort darüber entschieden werde. Die Befürchtung von Kritikern, daß die Sachbearbeiter im städtischen Bauamt wegen zu geringer Distanz zu den Antragstellern und einer möglichen Verwandtschaft oder Bekanntschaft zu dem einen oder anderen nicht ganz objektiv über das Begehren entscheiden könnten, wies Niemann zurück: So etwas gebe es nicht, dafür sei Dietzenbach schon viel zu sehr Stadt.
Der Wunsch einer Kommune, selbst Bauaufsichtbehörde zu sein, ist nach Ansicht des Chefs der Kreisverwaltung, Landrat Josef Lach, völlig neu. Die Dietzenbacher sind seiner Darstellung nach die ersten, die das möchten, deswegen "habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht", sagte Lach auf Anfrage. Ob dem Antrag entsprochen werden könne, müsse in der Verwaltung noch geprüft werden, doch grundsätzlich hat Lach nichts gegen diese Absicht. Er sieht sogar einen möglichen positiven Effekt bei der Geschichte: Vielleicht kann die Kreisverwaltung dadurch entlastet werden, sagt Landrat Lach, doch das gesamte Thema müsse eben noch geprüft werden. aim
WIESBADEN. FDP und CDU in Hessen setzen jetzt ganz auf den Bau weiterer Müllverbrennungsanlagen. Nachdem der Bonner Bundesrat am vergangenen Freitag entgegen dem hessischen Votum der geplanten "Technischen Anleitung Siedlungsabfall" der Bundesregierung zugestimmt hat, haben die Oppositionsparteien am Donnerstag vor dem Landtag eine schnelle Revision der Landesabfallpolitik gefordert. SPD und Grüne lehnten Entscheidungen über zusätzliche Verbrennungsanlagen in nächster Zeit ab. Sie wollen trotz der Bonner Grundsatzentscheidung pro Müllverbrennung die Chancen für alternative, "kalte" Verfahren der Vorbehandlung von Müll vor der Deponierung (Sortieren, Kompostierung) offenhalten.
Bislang gibt es landesweit vier Müllverbrennungsanlagen in den Städten Frankfurt, Offenbach, Darmstadt und Kassel. Wenn die Bonner "TA Siedlungsabfall" von der Bundesregierung nun so in Kraft gesetzt wird, wie der Bundesrat sie unter anderem mit den Stimmen des SPD-regierten Nordrhein-Westfalen beschlossen hat, darf spätestens vom Jahr 2005 an Hausmüll nur noch auf Deponien abgelagert werden, wenn er "vorbehandelt" ist - und als Vorbehandlung wird die Verbrennung eindeutig favorisiert.
Auf Deponien käme dann "nur" noch Verbrennungsschlacke, von der langfristig kaum noch Umweltgefahren bei Eintritt von Regenwasser und durch chemische Prozesse im Deponiekörper ausgehen können. Das Umweltrisiko sind hier allerdings die Abgase aus der vorgeschalteten Müllverbrennung. Wenn auch Hessen ganz auf Verbrennung als Vorbehandlung umstellen will, wie es etwa Nordrhein-Westfalen betreibt, müßten vielleicht ein Dutzend neuer Verbrennungsanlagen gebaut werden - laut Umweltministerium mit einer Gesamtkapazität von 3,9 Millionen Tonnen pro Jahr für Hausmüll, Sperrmüll oder "hausmüllähnliche" Gewerbeabfälle. Bisher werden im Jahr nur 800 000 Tonnen verbrannt.
Der FDP-Abgeordnete Hans-Jürgen Hielscher bedauerte vor dem Landtag, daß denkbare Verbrennungsanlagen an den Standorten Wölfersheim (Wetteraukreis), Langenselbold (Main-Kinzig- Kreis), Wiesbaden und Borken (Schwalm- Eder-Kreis) wegen der Politik der rot- grünen Landesregierung "zur Zeit nicht entscheidungsreif" seien. Hielscher verlangte, jetzt "sofort" mit der Planung zu beginnen, damit bis zum Jahr 2005 genügend Verbrennungskapazitäten vorhanden sind. Wenn mit der Planung jetzt nicht begonnen werde, lasse man die Landkreise "vorsätzlich" in ein "Desaster" schlittern. Das Mehrheitsvotum im Bundesrat habe gezeigt, daß die rot-grüne Abfallpolitik "gescheitert" und Hessen auf dem "Weg in eine Sackgasse" sei. Rot-Grün müsse seinen "ideologischen Widerstand" gegen die Müllverbrennung aufgeben.
Der CDU-Abgeordnete Clemens Reif meinte, bei den "kalten Verfahren" als Alternative zur Verbrennung handle es sich nur um "unausgegorene Experimente". Reif befürchtete, die Landesregierung werde sich am Vollzug der künftigen TA Siedlungsabfall "vorbeimogeln". SPD und Grüne versicherten, falls die Bundesregierung die Verordnung in der im Bundesrat beschlossenen Fassung in Kraft setze, werde Hessen sich daran halten. Noch sei aber gar nicht entschieden, ob die Regierung die rund 200 Änderungen des Bundesrates am ursprünglichen Text akzeptieren werde. Außerdem setzt die hessische Koalition weiter auf eine Bestimmung, wonach "kalte Verfahren" zur Vorbehandlung von Müll vor der Deponierung nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Die Bundesregierung soll laut dem Bundesrat hierzu bis 1995 Kriterien vorlegen - und erst danach sei eine "abschließende Beurteilung" möglich, meinte der Grünen-Abgeordnete Horst Burghardt.
Sieghard Pawlik (SPD) drängte Umweltminister Joschka Fischer (Grüne), schnell den vorgesehenen "Systemvergleich" zwischen Verbrennung und anderen Vorbehandlungsverfahren vorzulegen. Auch die SPD wolle die Konkurrenz mehrerer Verfahren. Fischer bedauerte, daß die Industrie die technische Weiterentwicklung "kalter" Verfahren nach der Bonner Grundsatzentscheidung nun nicht mehr vorantreiben werde. "Verbrennungsfetischisten" (als Beispiel nannte er auch Nordrhein-Westfalens SPD-Umweltminister Klaus Matthiesen) wollten Hessen eine bestimmte technische Entwicklung aufzwingen, die man in Wiesbaden lieber "offenhalten" würde.
Fischer warf CDU und FDP Inkonsequenz vor, weil sie bei der Müllverbrennung bedenkenlos eine Klimaerwärmung in Kauf nähmen, während sie neuerdings die Forderung nach Atomkraft statt Kohle- oder Gaskraftwerken vor allem mit Klima-Argumenten begründeten. Die Position der Landesregierung, den weiteren Bau von Müllverbrennungsanlagen in Hessen abzulehnen, bleibe erhalten, sagte Fischer. Erst wenn es wirklich neue "Grundlagen" gebe, werde man eine "Neubewertung" vornehmen müssen.
RICHARD MENG
Die Mertons: eine Familie, die für die Stadt, wie es namens der Stadtverordneten 1956 formuliert wurde, "von jeher ein Ruhmesblatt war".
Was man umgekehrt nicht sagen kann. Denn die Mertons, nach denen jetzt im Norden Heddernheims ein ganzes Stadtviertel benannt ist, waren Juden. Sie stammten aus dem "Borough of Merton", der heute zu London gehört und nach dem sich der Frankfurter Stammvater Raphael Moses (1817-1883) in Ralph Merton umbenannte.
Bösartige Frankfurter reimten, so hat es ein Zeitgenosse im Stadtarchiv niedergelegt, "The Mertons changed their names from Moses, but they cannot change their noses".
Ralph Merton heiratete in Frankfurt, nachdem er 1837 aus London übersiedelt war, in die Metallhandels- Gesellschaft "Philipp Abraham Cohen" ein. Das achte seiner neun Kinder, Wilhelm Merton (1848-1917), machte aus dem Betrieb 1881 die "Metallgesellschaft".
Wilhelm Merton wird von Chronisten als "eine Herrschernatur" beschrieben. Zeitgenossen setzte "seine Art in Erstaunen, wie er über dem Geld stand". Er muß aber auch eine Menge davon gehabt haben: Unter seiner Führung expandierte die Metallgesellschaft innerhalb weniger Jahre und erschloß sich die Erzvorräte in Nord-, Mittel- und Südamerika. 1897 wurde die Metallurgische Gesellschaft gegründet, deren Aufsichtsratsvorsitzender und Generaldirektor Wilhelm Merton war. Zwei Jahre später trat er zum protestantischen Glauben über.
Zum großen Vorbild wurde der Mann mit dem weißen Spitzbart durch seine sozialpolitischen Anliegen und Stiftungen. Bewegt von dem Ziel, "daß unsere Gewerbetreibenden sozial, unsere Sozialpolitiker ökonomisch denken lernen", verständigte er sich mit Oberbürgermeister Franz Adickes bei "einem Gespräch nach Tisch" darauf, mit einer "Akademie der Handels- und Sozialwissenschaften" den Grundstein zur Goethe-Universität zu legen. Mertons Einsatz: zwei Millionen Mark.
Bleibt von Richard Merton (1881- 1960) zu berichten, Wilhelms drittem Kind. Ab 1917 hatte er, wie seine Stadt ihm zur Verleihung der Ehrenbürgerschaft 1956 bescheinigte, "die Schöpfungen seines Vaters mit warmem Herzen fortgeführt", sowohl in der Metallgesellschaft als auch an der Universität, wo er einen Lehrstuhl stiftete. Von 1928 bis 1932 war Richard Merton Stadtverordneter, 1932 Abgeordneter im Reichstag - bis ihm die Nationalsozialisten 1933 das Bürgerrecht aberkannten.
Die erschütterndste Hinterlassenschaft von Richard Merton liegt im Stadtarchiv: ein Brief von 1935 an den NS-Oberbürgermeister Krebs, in dem er zugesteht, daß "meine Frau durch die Ehe mit mir rassisch infiziert ist", doch den "besten Willen" bekundet, seine vier Stiefsöhne "zu positiver Mitarbeit am Dritten Reich zu erziehen". Drei Jahre später brachten sie ihn ins KZ Buchenwald. Kurze Zeit darauf konnte Richard Merton emigrieren, 1947 ist er als einer der ersten nach Frankfurt zurückgekehrt. clau
Freitag, 19. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Das weite Land"; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Sturmwarnung".
Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere- Spezial.
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Churchill&rquote;s Cigar, "What else!".
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O&rquote;Hey".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "The Boyfriend".
Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Stephan Wald, "Jenseits von Edeka";Studiobühne: 21 Uhr, Ars Vitalis, "Musik als Theater II".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: 20 Uhr, Bunter Abend 2; 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov "Das leere Museum" (Installation).
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Mimikritschi, Clowns & Pantomimen aus Kiew.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 20 Uhr, Mutare Musiktheater Ensemble, "Eric Satie. Von der Handkante aus".
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft". Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Appenzeller Space Schöttl.
Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr.17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "So schön . . . schön war die Zeit".
Kinder- & Jugendtheater, Tel. 57 05 96: 16 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz 2.
Kinder- und Jugendhaus Bornheim, Ortenberger Str. 40, Tel. 45 42 81: 14.30 Uhr, Literarisches Figurentheater Die Bühne, "Die Rosine ohne Kuchen" (ab 4 Jahren).
Gemeindezentrum Nieder-Eschbach, Görlitzer Str. 26, Tel. 507 40 61: 14.30 Uhr, Das Fliegende Theater, "Paule geht einkaufen" (ab 4 Jahren).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Oper Frankfurt, Untermainanlage 11, Tel. 212-02: 19.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum".
Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Idiot Ballroom.
Sinkkasten, Brönnerstraße 5: 21 Uhr, Vita- min X.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, New Deal.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20 Uhr, Arrabal (Tango) mit anschließender Tango-Tanzparty; Theater im 2. Stock: 20 Uhr, "Der Paternoster XVII".
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: 21 Uhr, Joe Ginnane. Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Main River Band.
Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Easy Daisy.
Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Flamenco-Rumba Gitana Manuel "El Chachi".
Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Oliver Kestel Quartett.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, Jazzfabrik.
Zeilgalerie/Ebene 7: 20 Uhr, The Club Supreme Band.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical". Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.
Katharinenkirche, Hauptwache: 20 Uhr, Mario Verdicchio, Orgelkonzert.
Romanfabrik, Uhlandstraße 21: 20.30 Uhr, Rentryd.
Music-Hall, Voltastr. 74-80: 22 Uhr, Taucherkoma (Hardhouse) mit Dj Roland (Bunker Berlin). Frankfurter Bürger-Stiftung, Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 19.30 Uhr, Kritiker musizieren - Ein Musiker kritisiert.
Amerikahaus, Staufenstraße 1: 20 Uhr, Megumi Masaki (Klavier/Claudia Valsi (Harfe), Returning to American Roots.
Künstler in Aktion: 20 Uhr, Talk & Show, Bürgerhaus Griesheim.
St. Bernhard Gemeinde, Eiserne Hand 6: 20 Uhr, EFF - Rock & Chaos Show, Abschiedskonzert.Literatur Zentrale Kinder- & Jugendbibliothek, Arnsburger Str. 24: 15 Uhr, Vorlesen & Spielen "Susie und Alfred und die beiden Ungeheuer".
Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 16 Uhr, Märchenerzählstunde "Der Knallgelbe Knopf".
Land in Sicht, Rotteck/Ecke Mercatorstr.: 20.30 Uhr, Lesung Gisela Dischner, "Die Stimme des Fremden". Vorträge Frankfurter Ring: 20 Uhr, Vortrag über Tibetisch-buddhistischen Yoga, Haus der Jugend, Deutschherrnufer 12.
Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Abendführung und Diavortrag "Sternwarten der Welt".
Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: 19.30 Uhr, Vortrag "Lebensraum Bambus", Stadthalle Bergen.
Filme / Kino Jugendzentrum Bockenheim, Varrentrappstr. 38: 23 Uhr, "Krieg der Sterne", Teile 1-3.
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 26 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Wort versus Bild".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Sonstiges Bund der Berliner und Freunde Berlins: 15 Uhr, Kreppelnachmittag, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Ev. Studentengemeinde, Lessingstr. 2: 19 Uhr, Informationsveranstaltung mit Film "Colonia Dignidad" - eine deutsche Siedlung in Chile zwischen Diktatur und Nazi-Ideologie.
Spessartbund e.V. Hochspessartfreunde Rothenbuch 1897: 19 Uhr, Vereinsabend, Gaststätte Zum Klapperfeld, Heiligkreuzgasse 29.
Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft, Engelthaler Str. 1: 19 Uhr, Spiele- Abend.
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Landstr. 233: 18 Uhr, Töpferstudio.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Eschenheimer Turm, Am Eschenheimer Tor 1, Tel. 28 11 71 und 28 35 00; Glauburg-Apotheke, Nordendstr. 26, Tel. 55 21 31; Hedwig-Apotheke, an der Rennbahn, Niederrad, Triftstr. 16, Tel. 67 23 30; Merian- Apotheke, Berger Str. 48, Tel. 43 54 54; Nidda- Apotheke, Praunheim, Heerstr. 3 e, Tel. 76 20 81; Phönix-Apotheke, Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45; Rhein-Main-Apotheke, Kaiserstr. 50, Tel. 25 23 43; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstr. 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 4, Tel. 77 43 40. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Tierarzt Katzmann, Beethovenstr. 2, Ffm. 1, Tel. 74 57 72; danach bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112
Überfall 110
Polizei 75 51
Krankentransport 49 00 01 - 4
Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33
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Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.
- ohne Gewähr -
FLORSTADT. Eine 70jährige Rentnerin ist am Mittwoch nachmittag im Ortsteil Leidhecken überfallen worden.
Wie die Kriminalpolizei berichtet, hatte die Frau gegen 14.20 Uhr bei der Landbank Horlofftal einen größeren Geldbetrag von ihrem Konto abgehoben und gerade die Bank verlassen, als ihr ein etwa 20 Jahrer alter, 1,80 Meter großer und schlanker Mann mit dunklen, kurzgeschnittenen Haaren die Handtasche entriß.
Die 70jährige setzte sich vergeblich zur Wehr. Sie erlitt bei dem Gerangel Verletzungen am Knie und an der Hand. Der Täter, mit Blue Jeans und einer schwarzen Jacke bekleidet - die Kripo spricht von einer "gepflegten Erscheinung" - flüchtete durch die sogenannte Hirtengasse. Dort habe ein zweiter Täter auf ihn gewartet, vermutet die Kripo. Beide Männer fuhren in einem älteren, schwarzen oder dunkelgrünen BMW der Dreier- Reihe mit Friedberger Kennzeichen davon. Zeugenhinweise werden unter Telefon 06031/6010 erbeten. mu
Warum die Frankfurter DM- Hüter der eher winzigen Partnerwährung keine Extra- Hilfe bis zur schon absehbaren deutschen Leitzinssenkung gewähren wollten, wird Zentralbankchef Helmut Schlesinger vielleicht in seinen Memoiren offenbaren.
sch FRANKFURT A. M. Deutschland ist für die New Yorker Investmentbank und Wertpapierfirma Bear Stearns eine führende Wirtschaftsmacht in Europa und ein Tor zum Osten. Um international weiter erfolgreich mithalten zu können, baut das Institut daher seine Beziehungen zum Frankfurter Platz aus: Die Amerikaner verlagern Aufgaben aus Amsterdam an den Main und gründeten in der Finanzmetropole die Bear Stearns Bank.
Geschäftsführer Georg Thilenius will die Tochter langsam aufbauen. Die Beschäftigtenzahl könnte von 13 bis zum Ultimo auf 20 steigen. Als Arbeitsfelder der Filiale nennt er das Geschäft mit internationalen Aktien und Anleihen für institutionelle Investoren sowie die Vermögensverwaltung auch für Privatanleger. Zudem will der Ableger Unternehmen aus Germany und Osteuropa den Zugang zu internationalen Finanzmärkten erleichtern, strategische Allianzen zwischen Bear Stearns und hiesigen Instituten zur Weiterentwicklung des deutschen Kapitalmarktes anbahnen und in "neu entstehenden" Märkten wie Mexiko gewonnenes Finanzierungs- und Privatisierungs-Know-how nutzen, um vom Wandel im Osten zu profitieren. In der Nähe zu den mittel- und osteuropäischen Reformstaaten sieht Alan Greenberg, Chef des an der Wall Street auch als der "Bär" titulierten Hauses, daher einen wichtigen Grund für das Engagement in Deutschland. Sein Unternehmen verfügt über jahrelange Erfahrungen mit Kapitalbeschaffung und Privatisierungen vor allem in Lateinamerika. Es führt auch ein Konsortium, das Pakistans Regierung beim Verkauf der Telefongesellschaft finanziell berät. Schon 1989 legte es einen Ungarn-Fonds auf.
Greenberg und der 1908 in Frankfurt geborene John Slade, der die internationale Abteilung des Hauses aufbaute und durch den Bear Stearns seit mehr als 50 Jahren mit dem Platz am Main verbunden ist, sind stolz, daß ihre Firma auch die Turbulenzen an Wall Street nach dem Börsencrash 1987 heil überstanden und niemals in ihrer fast 70jährigen Geschichte mit Verlust abgeschlossen habe. Sie beschäftigt heute weltweit mehr als 6000 Leute und hat ein Kapital von 2,7 Milliarden Dollar. Im Geschäftsjahr zum 30. Juni 1992 verbuchte sie einen Rekordgewinn von 295 Millionen Dollar.
BAD HOMBURG. In drei bis vier Monaten, so die Hoffnung von Bürgermeister Karl Lohwasser (CDU), sollen die beiden städtischen Häuser Dorotheenstraße 8 und 10 geräumt sein. Die Bewohner - neun Mietparteien - sollen in andere städtische Wohnungen umziehen. Wenn die beiden Gebäude frei sind, können die dringenden Sanierungsarbeiten beginnen.
Am Mittwoch (siehe FR vom 12. Februar) sprach der Leiter des Liegenschaftsamts, Corte Harmjanz, mit den Bewohnern, die fast vollzählig erschienen waren. Die Stadt legte das Gutachten vor, das die baulichen Mängel auflistet. Besonders schlecht ist der Zustand des Hauses Dorotheenstraße 8, wo sogar Einsturzgefahr bestand; dieses Risiko ist vorläufig durch Stützen im Kellergeschoß gebannt. Die Mieter zeigten sich "verständnisvoll", lobt Lohwasser das Treffen. Jetzt beginnen Einzelgespräche, in denen geklärt werden soll, wer wann in welche Ausweichwohnung zieht. Keine Veränderung geschehe gegen den Willen der Betroffenen, versicherte Lohwasser. Glücklicherweise, so der Bürgermeister, verfüge die Stadt nach diversen Sanierungsmaßnahmen in Kürze über genügend Ersatzdomizile. Die SPD-Kritik, die Stadt habe durch Untätigkeit den schlechten Bauzustand selbst verschuldet, weist der Christdemokrat zurück. Da bei beiden Häusern das Fachwerk unter Putz liege, seien die Mängel nicht ohne weiteres sichtbar. Nur durch Zufall sei das Statik-Problem herausgekommen. Die Sanierung werde ein bis zwei Jahre dauern, meint Karl Lohwasser. Bevor die Bauarbeiter anrücken, müsse die Bauverwaltung weitere Untersuchungen anstellen.
Ob die derzeitigen Bewohner nach so langer Zeit wieder zurückwollen, stellt der Kämmerer in Frage, weil nach der Sanierung die Mieten steigen würden. Darüber sei am Mittwoch nicht gesprochen worden.
Karl Lohwasser wollte sich der FR gegenüber nicht festlegen, ob die Stadt Besitzerin der Gebäude bleibt, ob sie die Sanierung selbst in Auftrag gibt oder ob sie die Liegenschaften weiterverkauft. Derzeit gebe es "keine konkreten Überlegungen", so daß keine Möglichkeit - auch nicht die des Verkaufs - auszuschließen sei. tom
BERLIN gibt dem Reisenden Rätsel auf. Warum steht "Selbstbedienung" über dem Buffet im Pressecenter, wenn eben- dort das Personal dem Schlangestehenden mit Preßspan-Charme aus Honis HO- Reich aufwartet? Warum lockt Hochglanzmaterial - uniformierter, goldbetreßter Arm ertastet schwach verhüllte Brust -, wo sich nur ein fades period piece findet, dessen Macher unterwegs selbst der Mut zum Softporno verließ?
Die Rätsel müssen bleiben, genau wie die Frage, worin denn, wie es vorab hieß, die Rückkehr des skandinavischen Films nach Jahren der Dürre bestehe. Erik Gustavsons "Der Telegrafist" (nach dem Roman "Schwärmer" von Knut Hamsun) war ein Wiedersehen der unerfreulichen Art. Die Lofoten glänzen in satten Mittsommernachtsfarben, als sei's das Merianheft Nordnorwegen. Ein morsender Kleinstadt-Playboy verführt des Pastors Weib, des Fabrikbesitzers Tochter und seine Verlobte, um nebenbei dank einer Erfindung die Klassenschranken der Kleinstadt zu überspringen. Statt für die Allianz von Erotik und Erfindergeist zur Jahrhundertwende interessiert sich der Film mehr für Schärfenwechsel und ausgefeilte Bildkompositionen. Was dem Bürger die Bibliothek mit Goldlettern auf Holzattrappen, das ist dem Wettbewerb dieser Film. Dahinter: Alles hohl.
Detlev Bucks Beitrag im Kampf um den Goldenen Bären, "Wir können auch anders", hat mit dem "Telegrafisten" nur eines gemein: Auch der junge Klare aus dem Norden liebt Ordnung in seinen Bildern. Nichts bleibt dem Zufall überlassen, Strich für Strich, bis das Resultat, vielleicht nicht ungewollt, einem Comic gleicht. Bucks Road Movie auf dem Terrain der Ex-DDR lebt von einer hübschen Idee und einer bewährten Konstellation.
Dick und Dünn, zwei bedingt zurechnungsfähige Brüder, machen sich in einem alten Hanomag auf, um ihr Erbe anzutreten: Omas Haus. Ein desertierter Rotarmist, nur echt mit Kalaschnikow, wird von beider Bedroher zum Bundesgenossen. Sie reihen Delikt an Delikt ohne jedes Unrechtsbewußtsein, denn sie wissen nicht, was sie tun - bis ihnen und dem Regisseur am Ende aufgeht, daß sie sich in eine Situation hineinmanövriert haben, in der nur der Griff zur dramaturgischen Notbremse hilft.
Mochte "Wir können auch anders" auch heftige Lacher ernten, der entscheidende Biß ging ihm ab. Auch der bekannt giftige Zeichner Ernst Kahl (Motto: "Kahl macht ernst") hat dem Drehbuch nicht jenen Drive mitgeben können, der es über den milden Aberwitz hinaus in die grelle Boshaftigkeit getrieben hätte. Oft kurz davor, dreht der Film im letzten Moment bei und sucht Zuflucht bei Kalauern von depperten Polizisten in ihren volkseigenen Karossen. Wo es in den Filmen von Christoph Schlingensief erst richtig los
Was man "Wir können auch anders" wie so vielen Filmen dieses Berlinale- Jahrgangs anmerkte: sie mußten nicht gemacht werden. Daß Filme, die unter ästhetisch-politischem Druck entstehen deshalb besser sein müssen, dieser Umkehrschluß trifft freilich ebensowenig zu. "Herbst - Oktober in Algier" (im Forum) ist ein Film, den Malik Lakhdar-Hamina machen mußte: als verzweifelte Artikulation der algerischen Verhältnisse des Jahres 1988, als das FLN-Regime die Jugendrevolten blutig niederschlug. An den Folgen trägt das Land heute noch immer.
Lakhdar (er spielt eine der Hauptrollen) entwirft eine Familie vom Reißbrett, die den beliebten gesellschaftlichen Mikrokosmos darstellt: Ein junger Musiker und seine Frau, eine Radiomoderatorin; ein fundamentalistischer Bruder, der seine Familie auf Allahs rechten Pfad zu zwingen sucht; Wohnungsnot, Korruption, Zensur und Frustration. Wie Lakhdar diese Familie in die Chronik der laufenden Ereignisse hineinstellt, das kommt jedoch selten über Schlagzeilen und leitartikelnde Dialoge hinaus. Statt beim Aufprall von Fiktion und Dokumentation die Funken sprühen zu lassen, setzt er beides unentschieden nebeneinander. "Herbst - Oktober in Algier", der aus seiner Botschaft kein Hehl macht, fehlt im Herzen Mitteleuropas der politische Resonanzboden, der seine filmischen und erzählerischen Unzulänglichkeiten vergessen ließe.
Lichtblick an einem trüben Tag und zugleich abgeklärt avantgardistischer Kommentar auf die Filme des Tages war Jon Josts "Frameup", der zweite Beitrag des Amerikaners im Internationalen Forum. Nicht neu, aber originär, nicht umwerfend, aber erfrischend, dekonstruiert "Frameup" die Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen. Beth-Ann und Rikky-Lee - beide haben das Pulver nicht erfunden - lernen sich in einem öden Truckstop kennen. Sie verlieben sich, sie brechen auf zu Freiheit und Abenteuer und geraten mit dem Gesetz in Konflikt - bis zum bitteren Ende. Man kann diese Geschichte erzählen wie in "Bonny und Clyde", wie in "Thelma und Louise", gar wie in Bucks "Wir können auch anders". Oder eben wie Jon Jost, der unermüdliche Independent aus der Provinz, der alles andere als ein provinzieller Filmemacher ist.
Jost verwendet Roadmovie-Romantik und Outlaw-Attitüden als Folie und inszeniert seine Story wie einen jener Billigromane aus dem Supermarktregal, wo jeder Plot nur den Vorwand liefert, nach fünf Seiten zum nächsten Fick übergehen zu dürfen. Er läßt seine Protagonisten rammeln wie die Kaninchen und plappern wie in den "wahren Geschichten", bis nurmehr zwei traurige Gestalten übrigbleiben, denen in ihrer gnadenlosen Beschränktheit ganz entgangen ist, daß das Leben noch viel schlechter ist als ein Groschenheft.
Wo alles feststeht - "bis zum einzig möglichen Ende" heißt es gleich zu Anfang in einem Zwischentitel -, da weicht Jost die Erzählkonventionen auf bis zur Parodie, und wo alle großen Geschichten in allen Varianten erzählt sind, da rekonstruiert er aus den Trümmern ihr Skelett wie ein vergnügter Saurierforscher.
PETER KÖRTE
Auch Ungeduld und Maßregelung sind ein Fall von Liebe. Die deutsche Presse, die liberale zumal, war jahrzehntelang der Erziehungsberater der pubertierenden Republik, ungeduldig, maßregelnd und treu, wie man dem Unvollkommenen nur treu sein konnte. Ohne ihre fürsorgliche Belagerung wären die Lehrjahre des tapsigen Gemeinwesens anders verlaufen, vielleicht als formierte Gesellschaft gestrandet oder vom starken Staat in die Zucht genommen. Denn Kritik ist der Gunstbeweis des Republikaners für die vorläufige Republik, sein tägliches Plebiszit, die Kontrolle der Kontrolleure. So war die Presse ein Pädagoge in der deutschen Provinz.
Aber nun, sagt man, sei das Provisorium groß und stark und normal geworden, nennt sich wieder Deutschland und möchte urbi et orbi an vorderster Front mitmischen. Dann fühlt sich der eine oder andere Prahlhans erwachsen und zieht mit der Behauptung in die Welt, nun würden auch die Zivilisierungshelfer, also die Zeitungen, alt aussehen und grau. Lesbar unlesbar, unkritisch kritisch, kurz gesagt: zu lang.
Und in der Tat, wer altert, bekommt einen Schatten: der Spiegel hat seinen Focus, nur Die Zeit, die liberale Gouvernante, hat seit gestern zwei. Die Woche (Hoffmann und Campe) und die Wochenpost (Gruner und Jahr), die in der DDR mit Anstand über die Runden kam, dort weiterhin ihre Freunde verwöhnen, aber im Westen neue gewinnen will. Das ist der Spagat über die imaginäre Bewußtseinsmauer, Versöhnung von Info-Elite und Abwicklungsgeschädigten, also konkrete Schizophrenie: Trabi mit Turbo. Wenn's schiefgeht, kann man für jeden Abonnenten, den man im Westen gewinnt, zwei im Osten verlieren, aber gewiß nicht an Bissingers Die Woche.
Denn Die Woche hat andere Sorgen als Deutschlands Osten. Tief im Süden ihres Herzens ist sie ein Focus auf der Streckfolter, übersichtlich wie ein Fußballfeld mit Meinungsparzellen, koloriert mit dem bleichen Kunsttulpen-Panorama aus holländischen Gewächshäusern. Klinisch, praktisch und so gut, wie die Welt schlecht ist, was aber der Übersichtlichkeit zugute kommt. Denn mit Der Woche wird das Komplizierte einfacher, und wer kein Urteil hat, kann wenigstens eine Meinung bekommen.
So macht Die Woche das Unerträgliche fürs deutsche Bewußtseinszimmer komfortabel. Die Intervention ("mit der Bundeswehr?") im Balkan wird Seite zwei meinungsmäßig von der Prominenz aus Funk und Fernsehen in drei Waffengattungen abgehandelt ("Zustimmung", "Ablehnung", "Unentschieden"); ergänzt von einer Umfrage ("Deutschland, West, Ost, Männer"), die auf Seite sechs ("Politik") durch ein Meinungsdiagramm substantiell ergänzt wird. War am Montag (8. 2.) noch der Balkankrieg Thema der Woche (41 Prozent), wäre er am Donnerstag beinahe vom Streit um die Autobahnvignette überklebt worden, der wiederum die Flugzeugentführung bedrohlich nahe kam, ohne daß die deutschen Atomkraftwerke havariert wären. Dazu wird (einige Seiten vor der Siemens-Doppelanzeige) Siemens-Chef Heinrich von Pierer zur Reaktorsicherheit befragt (Frage des Interviewers: "Wer hetzt denn da?"), was wohl auch den Focus-Leser vom Spiegel- Interview träumen läßt.
"Sache der Woche ist es, die wirklich wichtigen Informationen vorzusortieren, aufzubereiten und in einen Zusammenhang zu bringen. Der Leser will sich nicht mehr durch längst bekannte Tatsachen wühlen" (Eigenwerbung). Im "Kulturteil" der Woche schreibt Tilman Spengler deshalb über die Rechtsausfälle von Botho Strauß (vgl. FR vom 10. 2. 1993), Michael Naumann kritisiert noch einmal die "Gemütlichkeit als Staatsräson" (vgl. seinen FR-Beitrag vom 3. 2. 1993), und Karl Markus Michel (ja, auch er) blickt, wie wir alle, auf die Stasi-Debatte zurück, die Die Zeit beendet hatte, als es Die Woche nur als Dummy gab.
Aber jeder schreibt so, wie er es nur meint, und der Grauschleier der Verständlichkeit bedeckt die Blößen des Neuen. Und wer diese geistige Ergänzungsabgabe an die deutsche Talk-Show (Ausnahme: der Beitrag von Boris Groys) nicht konsumieren will, dem sagt die Redaktion, was er lesen kann, wenn er denn fähig ist. Auf Seite eins im Feuilleton gibt es eine Bestsellerliste mit Extra-Tip ("Die Kassenschlager der Buchbranche"), vermutlich als Ersatz für die verschobenen Buchbesprechungen. Al Gore, Abba, Wood, King, Kennedy. Alle Platz eins.
Nur Spengler und Michel, die wunderbaren Stilisten, haben lesbar Probleme mit dem Magerquark von mental light, sie schreiben mit Vollbremse und Streuverlust, als säße ihnen ein Bissinger wie der Teufel im Nacken: "Aufs Wesentliche reduziert". Aber wo bleibt das Wesen, wenn es im Wesentlichen nicht zur Erscheinung kommt, weil das Komprimierte die halbe Unwahrheit ist und deshalb einen Unterschied ums Ganze macht?
Gleichviel. Zeitungen spenden den "realistischen Morgensegen", wobei es die Tageszeitung leichter hat, da sie schneller jene Irrtümer vergessen läßt, die sie am Vortag ihren Lesern nicht eingestehen wollte. Sie lebt vom Ereignis, und die Wochenzeitung von der Erzählung. Doch weil das Neue alt wird, bevor es sich ereignet, geht eine Wochenzeitung in die Tiefe und in die Breite, wenn sie auf der Höhe der Zeit sein will, die sie am Erscheinungstag schon hinter sich hat. Genau diese Opulenz hält Die Woche der Zeit vor, deren adrette Schwester sie seit gestern sein will. Aber nach dem ersten Kontakt mit dem Avantgardismus der Woche kommt einem die Antiquiertheit der Zeit aus der Zukunft entgegen. Daß diese, so wie die Zeitzeichen stehen, eine vergangene sein könnte, steht auf einem anderen Blatt. Denn die Meinung der Woche weckt die Sehnsucht nach dem Urteil der Zeit. Greffraths Wochenpost, die im Vergleich zur amerikanisierten Konkurrenz noch im VEB-Kombinatsdreß mit taz-Flicken an der Hose angestolpert kommt, hat hier mehr Substanz, auch wenn man sie suchen muß. Nur einen neuen Bundespräsidenten suchen sie alle.
Warten wir's ab, die Wochen vergehen schnell. Strafmildernd gilt, was Bissinger zu Stoiber absetzt: "Alles was - sagen wir bis zum 1. April - offenbart worden ist, fällt unter Generalamnestie. Dann, ja dann könnten wir vielleicht noch einmal ganz von vorne anfangen." Auf denn.
THOMAS ASSHEUER
Das lebensgefährliche Ende einer Beziehung steht hinter der Anklage, die am Donnerstag gegen einen 38 Jahre alten Deutschen aus Ägypten erhoben wurde. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt ihn, vor etwa einem Jahr seine Freundin, die sich von ihm trennen wollte, lebensgefährlich verletzt zu haben. Er muß sich inzwischen wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verantworten.
Laut Anklage kam der 38 Jahre Maschinenführer am 15. Januar 1992 in die Wohnung, die er und seine ein Jahr ältere Freundin zusammen bewohnten. Wegen der beabsichtigten Trennung kam es zu einer Auseinandersetzung. Er warf die Frau zu Boden, trat sie und zertrümmerte, so heißt es in der Anklageschrift, einen Küchenstuhl, später auch einen Mineralwasser-Kasten auf ihrem Kopf.
Der Angeklagte weist die Vorwürfe weitgehend zurück, gibt aber zu, die Frau mit dem Bein eines Küchenstuhles geschlagen zu haben. ee
Versuchte Strafvereitelung im Amt - der Vorwurf klingt schwer, insbesondere für einen Polizisten, der kurz vor der Beförderung steht. Der 33 Jahre alte Polizeibeamte aus Hattersheim, der sich dieser tage vor einem Frankfurter Schöffengericht dafür verantworten mußte, kam aber trotzdem mit einer Einstellung des Verfahrens davon und einer Geldbuße von 4000 Mark, die er an die Ärzteorganisation "Interplast" zahlen muß.
Laut Staatsanwaltschaft hatte es der Polizist Anfang Januar letzten Jahres unterlassen, eine Anzeige aufzunehmen. Am 10. Januar sei war Autofahrer zu ihm gekommen, der der Polizei eine Unfallflucht melden wollte. Mit den Worten "Versuchen Sie es doch erst einmal, sich mit der Unfallgegnerin zu einigen", hatte der Angeklagte, so sah es die Staatsanwaltschaft nach ihren Ermittlungen, den jungen Mann, der das Autokennzeichen notiert hatte, weggeschickt.
Wie sich am in der Verhandlung herausstellte, war alles zwar nicht ganz, aber doch erheblich anders: Insbesondere die Odyssee, die der Zeuge erlebt hatte, als er seine Anzeige an die Polizei bringen kam zur Sprache. Wie sich zeigte, hatte der Zeuge, ein 29 Jahre alter Chemikant, bei der Hattersheimer Polizei die Unfallflucht telefonisch anzeigen wollen. Dort wurde ihm beschieden, er solle sich an Unfallfluchtgruppe in Hofheim wenden, was er tags darauf auch tat.
Das Protokoll, das die dortige Beamtin anfertigte, war schon unterschrieben, als der Chemikant plötzlich fallen ließ, daß er diesen Vorgang auch schon der Hattersheimer Polizei gemeldet habe, woraufhin die Beamten das just fertiggestellte Protokoll zerriß und ihn nach Hattersheim zurückschickte. Dort traf der Chemikant dann tatsächlich auf den Polizisten, der ihm den Rat gab, der schließlich auch zur Anklage führte. Der Chemikant befolgte ihn und begab sich zur Unfallgegnerin, um sich gütlich mit ihr zu einigen. Da diese ihm jedoch "motzig" kam, entschied er sich nun, erneut Anzeige zu erstatten. Wieder auf dem Hattersheimer Polizeirevier, traf er aber besagten Beamten nicht mehr an, sondern nur noch dessen Kollegen, die sein Verhalten sehr skeptisch beurteilten. Daß die Rechtsratschläge nicht nur unorthodox, sondern falsch waren, bemerkte der angeklagte Polizist im Urteil des Schöffengerichts: Unfallflucht, ließ der Richter den Angeklagten wissen, sei immer von Amts wegen zu verfolgen, gütliche Einigungen mithin nicht drin.
Mit Rücksicht auf das anstehende disziplinarrechtliche Verfahren gegen den Beamten stellte das Gericht den Prozeß "mit Bauchweh" und gegen die Geldauflage von 4000 Mark ein. ee
FLÖRSHEIM. Was in vielen Kommunen Usus ist, führte in den vergangenen Tagen in Flörsheim zu massivem Ärger. Die unkonventionelle "fNEP", "Wahlliste für NichtwählerInnen, ErstwählerInnen, ProtestwählerInnen", hatte eine Flörsheimerin ohne deutschen Paß auf ihre Kommunalwahlliste gesetzt. Das taten die Flörsheimer Grünen auch, ebenso die Schwalbacher Unabhängige Liste oder die Eschborner Grünen. Doch während die zuständigen Ordnungsämter in den anderen Fällen die Kandidaten ohne deutschen Paß von den Listen strichen, passierte die "fNEP"-Spitzenkandidatin Doris Akrap die Überprüfung ohne Probleme.
Doch die gebürtige Flörsheimerin verfügt nicht über einen deutschen Paß. Wahlleiter Norbert Hegmann (CDU) wirft der jungen Frau jetzt "Täuschung" vor. Sie habe auf dem Vordruck zur Bescheinigung der Wählbarkeit unterschrieben, daß sie Deutsche im Sinne des Grundgesetzes ist. Auf Nachfrage räumte Hegmann allerdings ein, daß Doris Akrap an dieser Stelle gar nicht hätte unterschreiben sollen. Vielmehr ist in dem umrandeten Kästchen Platz für Stempel und Unterschrift des Ordnungsamtes, das eben just jene Angabe, ob die Kandidaten auch deutsch sind, prüfen muß.
Der Wahlleiter gibt denn "Fehler auch unseres Ordnungsamtes" zu, dies nicht entdeckt zu haben. Die junge Frau habe das "brav ausgefüllt", obwohl sie es gar nicht mußte. Grundsätzlich erhebt Hegmann aber den Vorwurf, Doris Akrap habe "sich bewußt an der Wahl beteiligt, obwohl sie wußte, daß sie nicht wahlberechtigt ist". Dies sei kein "dummer Jungenstreich" mehr.
Genau das findet die "fNEP" auch. Sie habe weder das Wahlamt täuschen wollen noch aus Dummheit oder um Wahlchaos zu verursachen, eine Kroatin als Spitzenkandidatin nominiert. Vielmehr sei dies als "bewußtes politisches Signal" zu verstehen, so Marten Großefeld. Doris Akrap sei gebürtige Flörsheimerin, habe ihre Wurzeln in dieser Stadt, "kurz, sie ist auch eine Inländerin, aber sie ist trotzdem keine gleichberechtigte Bürgerin dieses Landes, nur weil sie einen falschen Paß besitzt". Der Flörsheimerin ginge es genauso wie zwei bis drei Millionen anderen jungen Ausländern der sogenannten zweiten Generation in Deutschland auch. Die "fNEP" setzt sich für die "rechtliche Gleichstellung dieser Menschen ein", die erst dann erreicht wird, wenn sie auch wählen können. Wenn Akraps Nominierung den "eigentlich gedachten Symbolcharakter überschritten" habe und sie nun auf den Wahlzetteln stehe, "ist das nicht unser Vergehen".
Da die Wahlvorschläge zugelassen und amtlich bekannt gemacht sind, die Briefwahl schon läuft, ist vor der Wahl nichts mehr zu ändern, sagt Wahlleiter Hegmann. Zwar könne die Wahl angefochten werden, aber er ist optimistisch, daß ein Kläger vor Gericht nicht durchkomme. Aus dem hessischen Innenministerium erfuhr die FR, nach der Wahl müsse das Ausscheiden eines nicht wählbaren Parlamentariers angeordnet werden. Im übrigen sei es strafbar, sich auf einer Liste aufstellen zu lassen, ohne wählbar zu sein. Bis zu einem halben Jahr Gefängnis könnte drohen.
Die Forderung, endlich ein kommunales Wahlrecht für Ausländer zu schaffen, die hier leben, arbeiten und alle Steuern und Abgaben zahlen, ist nicht neu. Bosiljka Dreher vom Hattersheimer Ausländerbeirat begründet, warum es so wichtig ist: "Wir sind ökonomisch integriert. Ausländer sind Mitglieder in Parteien und haben dort auch schon etwas bewegt. Aber eine soziale Integration kann nur kommen, wenn wir auch Mitspracherecht haben." SUSANNE HOERTTRICH
Sportangler an kurzer Leine
WETTERAUKREIS. Auch bei den Sportanglern muß der Naturschutz Priorität genießen, verlangt die Untere Fischereibehörde beim Wetteraukreis. Gemeinschaftliche Fischereiveranstaltungen, etwa das Anangeln oder das Hegefischen, müssen im Landratsamt mindestens drei Wochen vor Beginn angezeigt werden. Diesen Hinweis gab jetzt Friedel Meissner von der Unteren Fischereibehörde während einer Pressekonferenz in Friedberg.
Nach den Worten von Meissner muß der Veranstalter "Zeitpunkt, Ort und Dauer durch Ausschreibung, Aushang oder sonstwie bekanntmachen". Versäumen es Vereine, die Drei-Monats-Frist einzuhalten und arrangieren ihren Wettbewerb ohne die erforderliche Genehmigung, müssen sie mit einem Bußgeldverfahren rechnen.
Grund für die rigide Vorgehensweise, die landesweit angeblich einheitlich eingeschlagen wird, ist Friedel Meissners Angaben zufolge die starke Arbeitsbelastung der Fischereibehörden. Diese müssen sich nämlich vor oder während der Veranstaltungen ein Bild von dem Ablauf des jeweiligen Ereignisses machen. "Unsere Kontrollen sollen auch helfen, damit Natur- und Gewässerschutz keinen Schaden nehmen", sagt Meissner. So dürfen beispielsweise keine Vogelgelege beeinflußt werden, muß das Gewässer schonend behandelt und darf der Angelplatz nicht großräumig ausgemäht werden. "Am liebsten sehen wir es, wenn überhaupt nicht gemäht wird, denn solche Lichtungen führen nur dazu, daß Spaziergänger und möglicherweise auch Hunde an das Gewässer kommen und dort Flora und Fauna stören", erläutert Meissner und spricht sich "für eine extensive Pflege der Uferstreifen aus".
Sollten die Fischer sich nicht an die Bedingungen halten wollen, kann ihnen die Behörde mit Sanktionen drohen: "Unter Umständen kann die Fischereibehörde auch die Veranstaltung verbieten beziehungsweise Auflagen zur Durchführung machen."
Das Wettangeln ist nach Meissners Angaben bereits seit einhalb Jahren verboten. In der Verordnung über gemeinschaftliches Fischen heißt es wörtlich: "Gemeinschaftliches Fischen ist verboten, wenn es aus Wettbewerbsgründen, zur Erzielung von Geld-, Sach- und sonstigen Preisen, zur Erlangung von Pokalen oder zur Ermittlung von Siegern und Plazierten durchgeführt wird." Der Gesetzgeber betone damit die Auffassung, so Meissner, daß es sich bei Fischen nicht etwa um ein Wirtschaftsgut, sondern um lebendige Kreaturen handelt, die ebenso schmerzempfindlich sind wie andere Tiere. Meissner: "Nur des ,Sportgeistes&rquote; wegen dürfen solche Tiere nicht sinnlos gefangen, gequält und geschlachtet werden." sal
WALDSHUT-TIENGEN (dpa/cri). Mit dem bayerischen Unternehmen Lauffenmühle steht erneut ein deutscher Textilhersteller auf der Kippe. Nach Nino muß auch dieser Hersteller wegen mangelnder Liquidität Vergleich anmelden. Erschwerend sei hinzugekommen, so ein Sprecher, daß der vorgesehene Verkauf eines stillgelegten Werkes nicht termingerecht habe realisiert werden können. Dringend benötigtes Geld kam somit nicht in die Kasse.
Der Baumwollweber steckt schon seit längerem in der Krise. Im vergangenen Jahr schrumpfte der Umsatz um rund acht Prozent auf 322 Millionen Mark. Zum Ergebnis gibt Lauffenmühle lediglich an, daß ein "deutlicher" Verlust ausgewiesen werde. In der Vorperiode verunzierte bereits ein Fehlbetrag in Höhe von 15,6 Millionen Mark die Bücher, nachdem 1990 noch ein Überschuß von 240 000 Mark erwirtschaftet worden war.
Mit der Schieflage des Unternehmens müssen knapp 2000 Beschäftigte, hauptsächlich Frauen, um ihre berufliche Existenz bangen. Die Geschäftsführung beruhigt mit dem Hinweis, daß Lauffenmühle derzeit über einen Auftragsbestand von 120 Millionen Mark verfüge. Es werde alles unternommen, um die Firma in geeigneter Form fortzuführen und die vorhandenen Arbeitsplätze zu erhalten.
Seine Filme, vom Historien- und Schwertkampfepos bis zum Sozialdrama, bewegen sich zwischen Samurai-Tradition und Christen-Ethik, zwischen Brutalität und Sentiment: Akira Kurosawa, 1910 geborener Altmeister des japanischen Gegenwartskinos, hat stets den Dialog mit den anderen (okzidentalen) Kulturen gesucht - was nicht zuletzt auch die spätere Ausschlachtung seiner Stoffe in Hollywood zur Folge hatte. Das "Mal Seh'n" beginnt nun eine kleine Werkschau, die sich auf seine frühen, oft fragmentarisch inszenierten und kritischen Filme in Tradition des italienischen Neo-Realimus konzentriert. Die Aussteiger-Story Ikiru - Einmal wirklich leben (1952) und Yojimbo (1960), Abrechnung mit Machtmißbrauch und Vetternwirtschaft, sind in dieser Woche zu sehen. Im Filmforum Höchst lockt Buñuels Klassiker Der Diskrete Charme der Bourgeoisie, im Kommunalen Kino die Reihe "Von Babelsberg nach Hollywood", die sich mit der Flucht der deutschen Filmstars vor dem NS-Regime befaßt.
Weiterhin laufen: Verhängnis, Weiße Jungs bringen's nicht, Orlando, Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche, Leolo und Luna Park. oll
Gold und Schmuck ist weg WÖLLSTADT. Einbrecher stahlen am Mittwoch zwischen 17.50 und 19.20 Uhr aus einem Einfamilienhaus im Lindenweg Gold- und Modeschmuck sowie eine Uhr im Gesamtwert von 2200 Mark, außerdem 800 Mark Bargeld. Das berichtet die Polizei. de
Kleine FR · Kleine FR
Basar in der Vilbeler Kita BAD VILBEL. Nicht zwei Prozent, wie es aufgrund eines Druckfehlers in der FR hieß, sondern zwanzig Prozent des Erlöses eines Basars mit Kinderkleidung, Spielsachen und Umstandsmoden kommen der städtischen Kindertagesstätte zugute. Der Basar wird am Samstag, 20. März, von 13 bis 16 Uhr in den Räumen der Kita in der Elisabethenstraße vom Elternbeirat veranstaltet. Wer einen Stand aufbauen möchte, meldet sich telefonisch unter 88713 oder 88640 (jeweils von 18 bis 21 Uhr) an. Lumpenball in Kloppenheim KARBEN. Am Rosenmontag, 22. Februar, spielt um 20.11 Uhr die "Roxy Band" zum Lumpenball der Fußballabteilung des FSV Kloppenheim in der "Ratsschänke" auf. Saalöffnung ist bereits um 19.11 Uhr. Der Eintritt kostet acht Mark. Neues Treffen in der Oberburg KARBEN. Zu einem weiteren öffentlichen Treffen im Rahmen des "Bürgerprojektes Burggarten" lädt die Stadt Karben am Freitag, 19. Februar, um 19 Uhr in den Gemeindesaal der Oberburg in Burg- Gräfenrode ein. Unter der Leitung von Dr. Hanjo Diekmann sollen die Ergebnisse der vorangegangenen Arbeitsgruppensitzungen, Fachvorträge und Ortsbegehungen zusammengefaßt werden.
KELSTERBACH. Schon jetzt hat sich an der Integrierten Gesamtschule die seit Ende 1992 durchgeführte Getrenntsammlung von Abfällen bewährt. Die 690 Schüler/innen machten Ernst mit mehr Umweltschutz und Reduzierung der Müllberge, sagt die Schule. Ihr stellvertretender Leiter, Klaus Hipper, Initiator der Neuerung, arbeitet eng mit dem städtischen Abfallberater Hans-Georg Marburg zusammen. Nach einer mehrstufigen Informationskampagne wurden überall an gut zugänglichen Stellen Papier- und Wertstofftonnen aufgestellt. Jetzt fehlen nur noch kleine Papierbehälter für die Klassen. cas
SINDLINGEN. Die Straßen gehören am Sonntag, 21. Februar, in Sindlingen den Karnevalisten. Weil sie närrisch durch die Gassen ziehen, wird der Ortskern zwischen 13 und 17 Uhr gesperrt. Die Polizei wird den Verkehr am Kreisel umleiten.
Höhepunkt der Kampagne ist bereits am Samstag, 20. Februar, die große Kostümsitzung, die pünktlich um 19.11 Uhr im "Haus Sindlingen" in der Sindlinger Bahnstraße beginnt. tos
tmh MÜNCHEN. In der Auseinandersetzung um die Macht beim Reise-Riesen Touristik Union International (TUI) wird neues Öl ins Feuer gegossen. Hatte zuletzt die Westdeutsche Landesbank (WestLB) beziehungsweise deren Beteiligungsgesellschaft Kahn für Furore gesorgt, so sieht sich jetzt die Schickedanz- Gruppe samt ihrer Tochter Quelle am Zug. "Der Kampf ist nicht zu Ende, er fängt erst richtig an", kündigt Schickedanz-Finanzchef Ingolf Knaup an und wirft damit der WestLB und deren Boß Friedel Neuber den Fehdehandschuh zu.
Der Hintergrund: Seit einiger Zeit schmiedet das Haus Neuber an einem Tourismus-Giganten und versucht daher, auf den verschiedensten Wegen ihren Einfluß bei TUI zu stärken. Zuletzt erwarb die Firma Kahn zehn Prozent des TUI-Kapitals vom Springer Verlag. Schikkedanz wiederum ist über die Gesellschaft HS Touristik bei dem Hannoveraner Urlaubsanbieter engagiert.
Finanzmann Knaup moniert nun, Kahn hätte das zehnprozentige TUI-Paket von Springer gemäß dem Gesellschaftervertrag des Reisekonzerns nicht erwerben dürfen. Denn die Alteigentümer würden ein Vorkaufsrecht genießen; und zu diesen zählt Knaup sein Haus über die HS Touristik und darüber hinaus beispielsweise Hapag Lloyd und das Deutsche Reisebüro (DER), nicht aber Kahn und die WestLB. Das Schickedanz-Management hofft, daß das "Problem unter Kaufleuten gelöst wird". Die WestLB könne nicht "den Krieg mit allen anderen anfangen", so Knaup. Immerhin habe die Düsseldorfer Landesbank binnen kurzer Zeit 1,4 bis 1,6 Milliarden Mark in touristische Engagements investiert, ohne bislang dafür etwas erhalten zu haben.
"Die wirtschaftliche Vernunft muß siegen", meint Knaup und betont zugleich das Schickedanz-Interesse an der durchgerechnet 12,5prozentigen Beteiligung des Warenhauskonzerns Horten an TUI. Das Pikante daran: Bei Horten ist die WestLB nennenswert dabei. Schickedanz bietet im übrigen für die Anteile 125 Millionen Mark und bewegt sich damit in dem Preisrahmen aus dem Springer- Kahn-Geschäft.
Die Schickedanz-Gruppe mit ihren zahlreichen Aktivitäten in Industrie und Handel, darunter als Nukleus die Quelle, erreichte im Geschäftsjahr 1992/93 (Ende Januar) ein Umsatzplus von drei Prozent auf gut 17,6 Milliarden Mark. Kleinere Brötchen mußte die Holding beim Gewinn backen. Er dürfte diesmal bei 150 bis 170 Millionen Mark liegen nach rund 300 Millionen in der Vorperiode. Von den 44 815 Jobs sollen im laufenden Jahr 1500 bis 2000 wegfallen.
KRONBERG. Ein völlig neues innerstädtisches Buskonzept hat der Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland (VCD) mit seiner Initiative "Busse für Kronberg" entwickelt: Streng an die S-Bahn-Zeiten gebunden, sollen die Busse in fünf Schleifen durch die Stadt ihre Fahrgäste aufsammeln und sie schnell und pünktlich an den Bahnhof bringen. Der VCD hat das Konzept an alle Kronberger Parteien geschickt und hofft jetzt auf Resonanz.
"Unser Vorschlag ist als Diskussionspapier gedacht", betont Volker Hummel vom Vorstand des VCD-Hochtaunus, "wir wollten zeigen, daß ein leistungsfähiges Bussystem in Kronberg machbar ist." Wichtigste Zielgruppe für den VCD sind die Noch-Autofahrer, die sie zum Umsteigen bringen wollen. Und dieses Potential ist in Kronberg groß: Von den 7300 Pendlern, die jeden Tag nach Frankfurt fahren, nehmen 5000 das Auto.
Ein häufigerer Takt der S-Bahn oder mehr Park-and-ride-Plätze würden die Attraktivität der S 4 weiter verbessern. Doch viel wichtiger ist, so argumentiert der VCD, ein wirkungsvolles Bus-Zubringersystem zum Bahnhof: "Wenn die Leute mit dem Auto zum Bahnhof fahren, entlastet das den innerstädtischen Verkehr überhaupt nicht", betont Hummel. Und innerhalb der Stadt, so hat ein 1989 erstelltes Gutachten ergeben, benutzen gerade mal 3,3 Prozent der Kronberger öffentliche Verkehrsmittel - ein ungewöhnlich schlechter Wert.
Der stellvertretende Vorsitzende der VCD-Hochtaunus, Werner Böhm, und Volker Hummel haben deshalb ein sogenanntes "Quartiersbussystem" erarbeitet: Es besteht aus fünf Schleifen, die sich alle am Bahnhof treffen. Damit werden das "Tal", Kronberg-Nord, Schönberg, Oberhöchstadt-Mitte/Nord und Oberhöchstadt-Süd angebunden. Letzteres könnte im Notfall auch weiterhin vom 917er Bus bedient werden, was der VCD aber für unzureichend hält.
Alle Busschleifen sollen mehrere Bedingungen erfüllen: Zum einen müssen sie an den Takt der S-Bahn geknüpft sein. Da die S-Bahn im Kronberger Bahnhof elf Minuten Wendezeit hat, kämen alle Busse etwa vier Minuten nach Ankunft der S-Bahn an und führen vier Minuten vor ihrer Abfahrt wieder ab. Damit wären S-Bahn und Busse immer erreichbar und auch das Umsteigen zwischen den Bus-Schleifen gewährleistet.
Zum anderen müßten die Busse schnell, aber auch zuverlässig sein. Keine Schleife soll mehr als 20 Minuten dauern, das hieße, maximal zehn Minuten Fahrtzeit vom Bahnhof zum Endhaltepunkt.Ewig dauernde "Stadtrundfahrten" sollen wegfallen - wie etwa beim 918er, der für 1,8 Kilometer Luftlinie vom Altkönigstift zum Bahnhof 6,3 Kilometer Straße fährt.
Für unbedingt notwendig hält der VCD auch ein ganztägiges Angebot. Heute können Oberhöchstadter und Schönberger mit dem 918er nur bis 19 Uhr in die Innenstadt fahren, zurück fährt der letzte Bus um 19.20 Uhr. Die S 4 kommt ab 19.55 Uhr nur noch alle 60 Minuten im Bahnhof an. "Absolut unzureichend", lautet das Urteil des VCD. Also fordern sie einen häufigeren Takt der S 4 am Abend und dazu die entsprechenden Busse. Als zweitbeste Lösung sehen sie die Möglichkeit eines Zubringerdienstes zum Bahnhof Niederhöchstadt, der abends häufiger von der S-Bahn angefahren wird.
Das Netz müßte in den Augen des VCD Haltestellen in kurzen Abständen haben und auch auf die Bedürfnisse der Schüler abgestimmt werden. Eingesetzt werden sollen mittlere und kleine Busse, so daß auch das "Tal" angefahren werden kann. Die fünf Schleifen sollen von drei Buslinien bedient werden, wobei zwei Busse jeweils eine westliche und östliche Schleife abfahren, der Bus nach Oberhöchstadt-Nord aber nur eine.
Das neue Bussystem würde, so hat der VCD überschlagen, etwa eine bis 1,5 Millionen Mark pro Jahr kosten. Davon würden jedoch die Mehreinnahmen abgehen, die bei zusätzlichen 500 Fahrgästen schon bei etwa 540 000 Mark lägen. Den Rest müßten sich FVV und Stadt teilen. "Der Zuschuß der Stadt läge damit immer noch weit unterhalb dessen, was die Tiefgarage am Berliner Platz jährlich kostet", meint Volker Hummel. esi
Wenn die Jugendlichen auf dem Bahnhofsvorplatz in Rödelheim in kleinen Gruppen zusammenstehen und manchmal auch ein bißchen lauter werden, bekommen es die ehrbaren Bürger aus dem Stadtteil schon mal mit der Angst zu tun. Mit bösen Blicken verfolgen sie das Treiben der jungen Leute und kehren ihnen schnell den Rücken zu.
Henning Hoffmann und Irmgard Strekkert machen das Gegenteil. Sie gehen auf die Jugendlichen zu, suchen das Gespräch und - wenn die langsam Vertrauen fassen - bieten ihnen konkrete Hilfe an. Die beiden Sozialarbeiter der Arbeiterwohlfahrt betreiben in Rödelheim "aufsuchende Jugendarbeit".
Hoffmann und Streckert gehören zu den 16 Sozialarbeitern der aufsuchenden Jugendarbeit in Frankfurt. Jetzt müssen die freien Träger um deren Zukunft fürchten.
Weil die Zuschüsse der Stadt seit 1990 stabil geblieben sind, die Kosten aber beständig steigen, sei es kaum mehr möglich, die Stellen zu erhalten, sagt Michael Lotz vom Internationalen Familienzentrum in Bockenheim. Beim IB in Griesheim blieb eine Stelle Monate lang unbesetzt, in Bockenheim fällt eine halbe Stelle weg.
120 000 Mark im Jahr hat die Stadt 1990 den freien Trägern für die aufsuchende Jugendarbeit in den Stadtteilen Rödelheim, Bockenheim, Griesheim und Bonames zur Verfügung gestellt. Was damals noch für jeweils zwei Sozialarbeitzer reichen mochte, das ist heute zu wenig.
Um ihr Angebot nicht einschränken zu müssen, wollen die freien Träger eine Anpassung ihrer Zuschüsse, um den Jugendlichen auf der Straße weiter helfen zu können.
Seit 18 Jahren, berichtet Hoffmann, kämpfen die Rödelheimer für ein Jugendhaus. Weil das noch immer fehlt, hängen die Jugendlichen auf dem Bahnhofsvorplatz rum, treffen sich in dem Bistro mit den vielen Spielautomaten oder im Imbiß um die Ecke. Hoffmann und Streckert kennen die Treffpunkte und suchen ihre Klientel dort auf.
Probleme gibt's da genug. Die meisten sind ohne Arbeit oder Ausbildungsplatz, viele stecken noch viel tiefer im Dreck. Sie haben Schulden, in den engen Wohnungen gibt es immer wieder Krach mit den Familien, und manchen droht ein Strafverfahren. Damit haben sie den "Kopf so voll", daß sie sich kaum um einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz kümmern können und wollen, sagt Hoffmann.
Wenn die Jugendlichen mal so richtig aus der Bahn geworfen sind, schildert auch Alexander Quirin von der Arbeiterwohlfahrt, sei es ein sehr langer Prozeß, ihnen wieder Motivation und Perspektiven zu vermitteln.
Die aufsuchenden Jugendarbeiter probieren es geduldig, die verfahrenen Lebensläufe in andere Bahnen zu lenken. Sie begleiten die Jugendlichen zu Bewerbungsgesprächen, verhandeln mit Behörden, vermitteln ihnen einen Rechtsanwalt und werben auch schon mal um Verständnis im Stadtteil.
Wenn die jungen Leute den Jugendladen der AW in der Straße Alt-Rödelheim als ein "verlängertes Wohnzimmer" begreifen und mittags dort an die Scheibe klopfen, weil sie wieder einmal kräftig Ärger mit ihrem neuen Chef haben, ist das für die Jugendarbeiter auch schon ein Erfolg. luf
Literaturtelefon HANAU. Im Literaturtelefon (24141) wird vom heutigen Freitag, 19. Februar, an, bis zum Donnerstag, 25. Februar, ein Auszug aus Ulrich Plenzdorfs Buch "Die neuen Leiden des jungen W." vorgelesen.
Einen Zusammenhang zwischen den Bauarbeiten im Zentralhaus des Uniklinikums und dem Auftreten von Aspergillosefällen hat die Klinikleitung ausgeschlossen. Wie der Ärztliche Direktor, Professor Werner Groß, in diesen Tagen sagte, habe die Zahl der tödlichen Schimmelpilzinfektionen während der fünfmonatigen Asbestsanierung des Bettenhauses im vergangenen Jahr nicht zugenommen.
Im November waren die Bauarbeiten zunächst eingestellt worden, nachdem mehrere tödlich verlaufene Aspergillose- fälle bekanntgeworden waren und ein Zusammenhang zwischen Infektion und den Abbrucharbeiten nicht hatte ausgeschlossen werden können.
Groß verwies dabei auf die Obduktionsstatistik des Klinikums, die über einen Zeitraum von zwölf Jahren die Zahl der Fälle dokumentiert, in denen Patienten an einer Infektion mit dem Schimmelpilz Aspergillus fumigatus gestorben sind. Diese Statistik belege, daß die Zahl der Aspergillosefälle seit 1990 relativ konstant sei; eine Zunahme während oder unmittelbar nach der Bauphase sei nicht zu verzeichnen. Insgesamt seien 1990 exakt 23, im Jahr darauf 20 und 1992 nachweislich 29 Patienten an Aspergillose gestorben. Dabei handele es sich in einer wachsenden Zahl von Fällen um Aids-Patienten im Endstadium.
Für andere Risikogruppen wie Transplantationspatienten mit stark geschwächtem Immunsystem und Leukämiekranken sei die Zahl der Aspergillosefälle seit 1990 "relativ konstant". Groß nannte für 1990 die Zahl 18, für 1991 neun, für das vergangene Jahr 14 Fälle. Solche Zahlen ähnelten den Fallzahlen, die vergleichbare Einrichtungen wie das Klinikum Großhadern in München oder das Deutsche Herzzentrum in Berlin registrierten.
Für die Zukunft rechnet die Klinikleitung monatlich mit ein bis zwei Aspergilloseopfern. Groß: "Es gibt unvermeidbare Fälle." Dies läßt nach Ansicht des Krankenhaushygienikers Professor Ralph Schubert gleichwohl keine Rückschlüsse zu auf die hygienische Situation im Klinikum. Vielmehr sei davon auszugehen, daß ein "nicht unbeträchtlicher Anteil" von Patienten bereits zum Zeitpunkt ihrer Einlieferung Pilzsporen in den Bronchien tragen, welche sie im "häuslichen Milieu" erworben hätten.
Die vorübergehend eingestellten Montagearbeiten werden nach der Erwartung der Klinikleitung in etwa zehn Tagen wiederaufgenommen werden. Für die noch anstehende Asbestsanierung der tiefergelegenen Etagen erwartet Groß in den nächsten Wochen die Zustimmung des Krankenhausträgers, des hessischen Wissenschaftsministeriums. Um eine Wanderung von Pilzsporen, die nach Angabe des Hygienikers Schubert bei Abbrucharbeiten freigesetzt werden können, zu verhindern, habe man zusätzliche Vorkehrungen geplant.
So sollen Arbeiter nur über eine Außentreppe Zugang zur Baustelle habe. Diese solle zudem komplett unter Unterdruck gesetzt werden. Als nicht aussagekräftig lehnte Groß einen Vergleich zwischen der Zahl der Aspergillosefälle am Klinikum und der anderer Frankfurter Einrichtungen ab. Die Situation der Regelkrankenhäuser sei von der des Uniklinikums zu verschieden, das eine Maximalversorgung leiste.
HÖCHST. Frauen, die ein weiteres Kind erwarten, können sich bei Pro Familia in Höchst auf die Geburt vorbereiten. Den Kursus in der Hostatostraße 16 gibt eine Ärztin. Vom 11. März bis zum 22. April treffen sich die Mütter jeweils donnerstags zwischen 9 und 11 Uhr. Auf Wunsch wird auch ein Abend mit den Vätern oder einer Begleitperson angeboten.
Die Kosten von 70 Mark tragen die Krankenkassen. Anmeldungen nimmt Pro Familia unter Tel. 30 20 17 entgegen. tos
FR: Herr Minister Töpfer, die von der Bundesregierung geplante Autobahngebühr hat einen Sturm der Entrüstung - vom ADAC über die Gewerkschaften bis zu den Umweltschützern - entfacht. Wie tot ist die Vignette?
Klaus Töpfer: Der Ansatz, über eine Vignette auch die ausländischen Lkw an den Kosten der Autobahnen in Deutschland zu beteiligen, ist sicherlich sinnvoll und richtig. Ob es unbedingt eine Vignette sein muß oder ob man das auch mit einer Mineralölsteuer-Erhöhung mit entsprechender Abzugsfähigkeit von einer Vignette erreichen kann, ist eine zusätzliche Frage, die wir prüfen.
FR: Die Entrüstung entstand aber doch wegen der Vignette für den normalen Autofahrer, der 300 oder 400 Mark dafür zahlen soll.
Töpfer: Ich bin als Umweltpolitiker immer der Meinung gewesen, daß eine Erhöhung der Mineralölsteuer der richtige Ansatz ist. Dies belohnt den Autofahrer, der weniger fährt. Sie kommt dem zugute, der ein Auto mit niedrigem Verbrauch nutzt. Das sind wichtige Signale für die Entlastung der Umwelt.
Aber auch hier trifft zu, daß ein Ausländer schwieriger erfaßt wird. Er muß beim Transit nicht unbedingt tanken, er nutzt unsere Autobahnen in diesem Falle umsonst. Deswegen gibt es die Diskussion, ob es nicht ein Flankierung der Mineralölsteuer-Erhöhung durch eine Vignette geben sollte, die die ausländischen Fahrer einbezieht. Aber noch mal ganz klar: Der entscheidende Ansatzpunkt muß in der Mineralölsteuer liegen. Ob es dann noch ein Modell Steuer plus Vignette nur für den Lkw oder auch für Lkw und Pkw gibt, also eine sogenannte Mischlösung, werden wir noch entscheiden. Eine Arbeitsgruppe der Koalition, in der ich bin, erarbeitet dazu eine Entscheidungsvorlage für das Bundeskabinett.
FR: Kann ein Mischmodell Ihnen wirklich behagen? Die verkehrspolitischen Sprecher von CDU und CSU im Bund und in allen Landtagen haben sich ja in dieser Woche drastisch gegen jede Art der Vignette ausgesprochen. Die Autobahngebühr, so das Verdikt, sei unsozial, umweltunverträglich und ungerecht. Wie sieht Ihr Modell denn aus?
Töpfer: Ich befürworte erstens eine maßvolle, schrittweise Erhöhung der Mineralölsteuer. Weitere Erhöhungsschritte können dabei schon jetzt für die Zukunft festgelegt werden. Zweitens wird die Kfz- Steuer so umgestellt, daß sie abgasarme Autos begünstigt und solche mit hohen Emissionen belastet. Auch dies fördert die Entwicklung abgasarmer Pkw und Lkw. Und drittens sollten wir dann im Lkw-Bereich eine Vignette haben, die so gestaltet werden muß, daß eine Harmonisierung der Kostenbelastung der deutschen Spediteure und der ausländischer Spediteure, die heute noch viel billiger fahren, herauskommt - selbstverständlich EG-rechtlich abgesichert.
Ergänzend könnte bei den Pkw eine nach der Autogröße gestufte Vignette eingeführt werden. Das Argument, die Vignette sei unsozial und unökologisch, wäre damit zum großen Teil entkräftet: Das große, viel Benzin verbrauchende Auto würde dann entsprechend stärker belastet; gleichzeitig wäre der europäische Transitverkehr besser einbezogen.
FR: Viele Autofahrer fühlen sich als Melkkuh des Finanzministers, weil die Steuern oder Abgaben immer dann erhöht oder eingeführt werden, wenn in seiner Kasse ein Loch aufreißt - und kaum aus Umweltgründen. Wie hoch müßte der Benzinpreis denn aus der ökologischen Perspektive sein? 4 Mark 60, wie ein Wirtschaftsforschungs-Institut vorgeschlagen hat?
Töpfer: Das Ziel ist unumstritten: Die Umweltkosten der Verkehrsträger müssen sich in den Mobilitätskosten, etwa im Benzinpreis, widerspiegeln, die Abwälzung auf Kosten der Umwelt und Natur muß abgebaut werden. Das kann man aber nicht von einem Tag auf den anderen machen. Man muß sich nur verdeutlichen, daß die Bundesbürger zum Beispiel die Entscheidung über ihren Wohnort in Kenntnis eines bestimmten Preises für die individuelle Mobilität getroffen haben. Die vergleichsweise niedrigen Kosten für das Auto ermöglichten eine sehr flächenhafte Besiedlung. Aus diesen Strukturen kann man nicht von heute auf morgen ausbrechen, ohne eine drastische Entwertung des im ländlichen Raum investierten Kapitals in Kauf zu nehmen. Das kann niemand wollen. Andernfalls müßte man die höheren Autokosten durch hohe Pendlerpauschalen bei der Steuer wieder zurückgeben - und dann wäre die ökologische Preisstruktur wieder nicht gewährleistet.
Wir brauchen also eine verläßliche politische Aussage über die Entwicklung des Benzinpreises in der Zukunft, damit sich jeder Bürger mittelfristig in seinen Entscheidungen daran anpassen kann und damit die Automobilfirmen die richtigen Signale bekommen, Autos zu bauen, die weniger Sprit verbrauchen.
Ich will keinen Zielwert für den Benzinpreis angeben. Es kommt auf den Anpassungsprozeß durch das Ansteigen des Preises an. Das ist ein ökonomisch sinnvolles und marktwirtschaftlich verträgliches Instrument. Eine plötzliche Anhebung der Spritpreise auf vier oder fünf Mark würde einen Schock auslösen, den niemand wünschen kann.
FR: Also konkret: Der Benzinpreis steigt künftig Jahr für Jahr in kleinen Häppchen?
Töpfer: Man kann sich auch andere zeitliche Rhythmen vorstellen; wichtig ist die klare, verläßliche Festlegung. Im Hinterkopf sollte man dabei haben, daß die schrittweise Steuererhöhung nicht unbedingt mehr Geld in die Kassen des Staates bringt. Wenn die Bürger und die Autohersteller flexibel reagieren und Kraftstoff einsparen, steigt das Steueraufkommen insgesamt nicht im gleichen Prozentsatz. Die Nachfrage wird sicher reagieren. Das ist ja die lenkende Wirkung, die mit der Steuererhöhung erreicht werden soll.
FR: Wie groß sollten die Schritte beim Benzinpreis sein? Immer zehn Pfennig pro Liter?
Töpfer: Zehn oder 15 Pfennig sind vorstellbar. Dies ermöglicht den Autofahrern noch Anpassungen, die nicht abrupt, nicht schlagartig sind. Wenn man die zehn Pfennige zugrundelegt, würde das Autofahren bei einem Mittelklassewagen und 15 000 Kilometern Jahresfahrleistung im Jahr um 150 Mark teurer - was durch bewußteres Fahrverhalten noch vermindert werden könnte. Einen solchen Aufschlag halte ich für sozial verträglich und für ökologisch erforderlich.
FR: Wagen Sie doch einmal eine Prognose: Wieviel wird der Liter Benzin im Jahr 2000 kosten?
Töpfer: Eine solche Prognose will ich nicht abgeben. Das wäre zu spekulativ. Ich sage nur: Bis dahin wird es zu einer merklichen Erhöhung im realen Benzinpreis kommen.
FR: Die Verkehrspolitik ihres Kollegen Krause führt dazu, daß der Ausstoß des Treibhausgases CO2 bis zum Jahr 2005 um bis zu 50 Prozent zunimmt. Notwendig wäre aber mindestens ein Minus von zehn Prozent, um die Beschlüsse der Bundesregierung zum Klimaschutz zu erfüllen. Können Sie ein Scheitern ihrer Politik in dem Bereich denn noch verhindern?
Töpfer: Die Politik von Günther Krause darf nicht zu einem solchen Anstieg führen. Wir haben am Mittwoch im Kabinett die Bahnreform beschlossen - etwas, woran sich viele vorher gar nicht herangewagt haben. Das ist wirklich eine Jahrhundertaufgabe und die Voraussetzung dafür, daß wir den Verkehr von der Straße auf die Schiene bringen können. Der 50-Prozent-CO2-Zuwachs würden nur eintreten, wenn die Verkehrspolitik nicht gegensteuert. Die Bahnreform ist eine der gegensteuernden Antworten auf die 50 Prozent, damit es dazu eben nicht kommt. Die nun geplante Verteuerung des Autoverkehrs ist eine weitere unumgängliche Gegensteuerung.
Das Klimaschutz-Ziel einer Verminderung des CO2-Ausstoßes um 25 bis 30 Prozent bis zum Jahr 2005 gilt für die Emissionen aus allen Sektoren. Im Raumwärmebereich können mehr als besagte 25 bis 30 Prozent herausgeholt werden, beim Verkehr dagegen wird dies wegen des großen Verkehrsdrucks - Stichworte EG-Binnenmarkt und Ost-West- Öffnung - dagegen nicht zu schaffen sein. Miteinander verrechnet ist das Gesamtziel aber trotzdem zu schaffen.
FR: Der neue Bundesverkehrswegeplan sieht aber doch einen starken Ausbau des Fernstraßennetzes vor. Und man weiß ja: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.
Töpfer: Ich warte immer noch auf jemanden, der mir nachweist, daß für die Bahn jemals mehr getan worden ist als jetzt. Auf der anderen Seite ist es keine Frage, daß in den neuen Bundesländern - wo über Jahrzehnte kaum eine Verkehrsinvestition getätigt wurde - jetzt auch Autobahnen und andere Straßen gebaut oder ausgebaut werden müssen. Dies muß auch der Umweltminister als notwendig akzeptieren. Die Standortqualität in den neuen Ländern kann nicht ohne Straßenbau so verbessert werden, daß dort genügend investiert wird - und auch der Umweltschutz muß dabei nicht auf der Strecke bleiben.
Ob das auf jede geplante Autobahn zutrifft, darüber wird immer wieder gesprochen und gerungen - auch mit dem Kollegen Krause. Aber eine Festschreibung des Status quo im Osten kann ja wohl wirklich niemand wollen.
FR: Der Bewußtseinswandel beim Energieverbrauch braucht Anstöße von oben. US-Präsident Bill Clinton hat seinen Bürgern nun eine Energiesteuer verordnet. Ist das ein Signal für Deutschland und die EG?
Töpfer: Zuerst einmal waren wir mit der Besteuerung etwa des Benzins ein Modell für Clinton. In der Bundesrepublik haben wir ein jährliches Aufkommen an Energiesteuern von rund 70 Milliarden Mark - wobei ich nicht sagen will, daß damit alles erreicht ist. Wenn die Amerikaner nun einsehen, daß im Energiebereich dringend gehandelt werden muß, ist das nur begrüßenswert. Das wird uns sicher helfen, die bei der EG seit fast einem Jahr vorliegenden Pläne zur Besteuerung von CO2 endlich voranzubringen und durchzusetzen. Das halte ich für unumgänglich.
Mit Klaus Töpfer sprach FR-Redakteur Joachim Wille.
jk FRANKFURT A. M. Die Voraussetzungen dafür, daß die westdeutsche Konjunktur wieder in Gang kommt, sind nach dem Urteil von Professor Rüdiger Pohl ganz gut. Allerdings will sich das Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung nicht auf eine Prognose über den Zeitpunkt festlegen. Aus heutiger Sicht "wäre es schon sensationell", wenn der Aufschwung im Herbst einsetzen würde. Der Hagener Ordinarius vermutet, "daß man das zweite Halbjahr abschreiben muß", wie er auf einer Veranstaltung des Forum-Instituts für Management betonte. Deshalb tippt er: "Frühjahr 1994 - aber fragen Sie in einem halben Jahr noch einmal nach."
Wesentlich wichtiger sind dem mit Unterstützung der Gewerkschaften in das Gremium der "Fünf Weisen" gerückten Pohl die Rahmenbedingungen für den Verlauf der Konjunktur, die er anhand einiger "Prüfpunkte" abklopft.
Zunächst geht er von der Einbettung Deutschlands in die Weltkonjunktur aus. In dieser Hinsicht sei in den Vereinigten Staaten "eine Aufwärtstendenz" klar erkennbar, während Japan "noch nicht über den Berg ist". Zu den vom neuen US-Präsidenten Bill Clinton angekündigten Steuererhöhungen gebe es keine Alternative. Würde Clinton den Versuch unterlassen, die Staatsfinanzen zu konsolidieren, bedeutete dies eher "ein Antiwachstumsprogramm". Alles in allem sind die weltwirtschaftlichen Vorzeichen Pohl zufolge eher positiv zu werten.
Unter den binnenwirtschaftlichen Faktoren hätten sich nach Ansicht des "Weisen" in jüngster Zeit vor allem die Wechselkursrelationen verschlechtert. Die Aufwertungsrate der Mark sei jetzt wesentlich höher als noch vor einigen Monaten. Dies gilt freilich nur im Verhältnis zu den europäischen Währungen und nicht zum Dollar. Lohnpolitisch wurde nach seiner Meinung mit dem relativ niedrigen Abschluß im öffentlichen Dienst ein Signal gesetzt. "Da hat sich was verbessert", konstatiert er und äußert gleichzeitig die Erwartung, daß die kommenden Tarifabschlüsse unter vier Prozent liegen.
Völlig überdeckt vom "Getöse um den Solidarpakt" wird nach den Worten Pohls des weiteren die löbliche Absicht der Finanzpolitik, das Wachstum der Staatsausgaben von neun Prozent im vergangenen Jahr auf nur noch vier Prozent 1993 mehr als zu halbieren. Darüber hinaus wertet er sehr positiv "den Rückgang der langfristigen Zinsen", der stärker als erwartet ausgefallen sei. Und nicht zuletzt gewinnt er sogar der augenblicklichen Welle von Entlassungen eine gute Seite ab. Dies bringe einen erheblichen Kostenentlastungseffekt und mache die Unternehmen robuster, doziert Pohl - allerdings mit dem Hinweis darauf, daß "es nicht angenehm ist, so zu argumentieren".
Zu einer ähnlichen Beurteilung der weltwirtschaftlichen Situation kommt Professor Hans-Jügen Schmahl vom Hamburger HWWA-Institut. Auch für ihn sind die Vereinigten Staaten der bedeutendste Hoffnungsträger. Was sich dort abspiele, "halte ich für einen Aufschwung". Nur ein Indiz dafür sei der kräftige Anstieg der Profite der 619 größten Unternehmen im letzten Quartal des vergangenen Jahres. Daß in den USA die Nachfrage anziehe, dafür spreche die jetzt entstehende Schere zwischen niedrigen Zinsen für die risikoarme Kapitalanlage und zunehmenden Gewinnerwartungen aus Anlageinvestitionen. Und die Art, in der Clinton die Steuererhöhungen angekündigt habe, bewertet Schmahl sogar als "vertrauensbildenden Akt". Sein Fazit: "Der in den USA immer deutlicher werdende Aufschwung hat eine enorme psychologische und natürlich auch reale Bedeutung für die Konjunktur in Europa."
ROSBACH. Der Machtwechsel in Rosbach steht unmittelbar bevor: Am Samstag, 20. Februar, will der Karnevalverein "Die Hasenspringer" das alte Rathaus in Ober-Rosbach stürmen, wo sich nach Information der närrischen Heerschar Bürgermeister Reinhold Medebach verschanzt halten soll. Treffpunkt ist um 10.45 Uhr am Jugendheim. Um 11 Uhr wollen die Rosbacher Narren zum Rathaus ziehen und den Bürgermeister absetzen. Gefeiert wird danach in der "Junkerstube" der Adolf-Reichwein-Halle. mu
BAD HOMBURG. Das Gesundheitsamt zieht in den Schaberweg 28 um. Deshalb bleibt es von Dienstag, 23. Februar, bis Freitag, 26. Februar, geschlossen. Während dieser Zeit ist ein Notdienst (06172 / 17 89 10) eingerichtet. Außerdem steht die Außenstelle des Gesundheitsamtes in Usingen, 06081 /6 69 66, mit Rat und Tat zur Verfügung. Am Montag, 1. März, kehrt die Behörde in den neuen Räumen wieder zum normalen Betrieb zurück, und es gelten die alten Sprechzeiten. mbo
MAIN-KINZIG-KREIS. Auch nach Inkrafttreten der neuen Technischen Anleitung (TA) Siedlungsabfall wird sich an den Deponieplanungen des Main-Kinzig- Kreises zunächst nichts ändern. Darauf hat jetzt das hessische Umweltministerium hingewiesen. Zwar gibt die neue Verordnung, die noch von der Bundesregierung abgesegnet werden muß, der Müllverbrennung den Vorrang, doch läßt sie den Kommunen noch zwölf Jahre Zeit, diese Vorgabe umzusetzen. Für den Kreis bleibt es vorrangig, zuerst einmal dafür zu sorgen, daß der Restmüll ohne "thermische Vorbehandlung" abgelagert werden kann.
In den vergangenen Monaten hatte die von Umweltminister Töpfer angestrebte TA Siedlungsabfall wie ein Damoklesschwert über den Planungen geschwebt. Unsicherheit herrschte insbesondere darüber, ob die neue Verordnung die Verbrennung, die im Main-Kinzig-Kreis bislang abgelehnt wird, als Vorbedingung zur Deponie festschreiben würde oder ob die Länderkammer den Bestrebungen des Bundes Einhalt gebieten werde.
In der vergangenen Woche billigte nun der Bundesrat - gegen die Stimme Hessens und einer kleinen Minderheit anderer Länder - den Grundtenor der Vorlage. Zwar brachte das Gremium 200 Änderungen ein, doch die sind eher von statistischem Wert. Die Hauptintention pro Müllverbrennung blieb unangetastet. So wird denn auch erwartet, daß das Bonner Kabinett als letzte Instanz dem Kompromiß zustimmt. Der könnte dann im April Rechtskraft erhalten.
Wie die Sprecherin des Wiesbadener Umweltministeriums, Renate Gunzenhauser, dazu auf Anfrage der FR mitteilte, "können und müssen die entsorgungspflichtigen Gebietskörperschaften jetzt ihre Deponieplanungen" fortsetzen. Dabei sind die neuen Vorgaben für die Vorbehandlung der Abfälle zunächst noch nicht zu beachten, wohl aber die "deponietechnischen Anforderungen" der Verordnung. Letztere dürften zumindest den Verantwortlichen im Hanauer Landratsamt kein Kopfzerbrechen bereiten. Rühmte sich doch der vormalige Umweltdezernent, Dr. Harald Friedrich, bei seiner "Mülldeponie 2000" alle gegenwärtigen und absehbaren zukünftigen Entwicklungen berücksichtigt zu haben.
Für das nächste Jahrzehnt müßten sich die Politiker dann allerdings Gedanken darüber machen, eine Verbrennungsanlage als Vorstufe zur Deponierung zu bauen oder eine Verbundlösung anzustreben. Genauso gut, so Renate Gunzenhauser, könnte es aber passieren, daß bis dahin die Technische Anleitung Siedlungsabfall wieder im Sinne Hessens, das die jeweilige Priorität den Ländern zubilligen wollte, geändert wird. Viele Städte und Kreise sind nämlich von der Verordnung keineswegs begeistert. Diese Haltung liegt weniger in der Diskussion um den Sinn der Verbrennung begründet als in den zu erwartenden Rechtstreitigkeiten und den hohen Kosten, die derartige Anlagen verursachen. hein
MAGDEBURG, 18. Februar (dpa/AFP). In Magdeburg hat am Mittwoch abend laut Polizei eine Gruppe vermummter Autonomer eine Straßenbahn gestürmt. Dabei schlugen die Jugendlichen mit Baseballschlägern und Flaschen auf zwei Skinheads ein, wie die Polizei am Donnerstag berichtete. Die beiden wurden verletzt ins Krankenhaus gebracht. Ein Angreifer wurde festgenommen.
Zuvor war es zu einem ähnlichen Vorfall gekommen, als Autonome einen Skinhead angriffen und verletzten, der einen Aufkleber "Ich bin Deutscher" auf der Bomberjacke trug und eine nationalistische Zeitung in der Hand hatte. Dabei waren vier Autonome im Alter von 15 und 16 Jahren festgenommen worden. Hintergrund ist offenbar ein Angriff von rechtsgerichteten Jugendlichen auf eine Gruppe Punks.
SCHWALBACH. Mit der Aussage, die "gute Zusammenarbeit" mit der SPD fortzusetzen, "wenn es die Konstellation nach der Wahl ergibt", zieht die Schwalbacher FDP in den Wahlkampf.
In ihrem Programm setzen sich die Liberalen für ein "bedarfsgerechtes Angebot an Kindergarten- und Hortplätzen" ein. Sie wollen in altersgemischten Gruppen auch Krabbelkinder aufnehmen und Spielplätze mit Hilfe von Kids und Eltern kinderfreundlicher gestalten.
Junge Schwalbacher sollen in preisgünstige Wohnungen einziehen können. Auch für Behinderte und alte Menschen will die FDP adäquaten Wohnraum bauen lassen. Als Standort für den notwendigen Bau eines Altenpflegeheims kann sie sich den Sulzbacher Pfad vorstellen. Den sanierungsbedürftigen Sportplatz Hinter der Röth wollen die Liberalen nicht generalüberholen lassen, sondern in einen Kunstrasenplatz umwandeln.
Verkehrsberuhigung möchte die FDP "mit Augenmaß" und ohne "kostenträchtige Umbauten" verwirklichen. Neue Baugebiete sollen nur ausgewiesen werden, um "Schwalbacher Wohnbedarf" zu erfüllen. Was die Finanzen angeht, warnen die Freidemokraten, die in Schwalbach die Kämmerin stellen: "In den nächsten Jahren werden wir zu echten Einschränkungen kommen müssen." Bevor sie Steuern oder Gebühren erhöht, will sie aber alle Ausgaben und Kosten überprüfen beziehungsweise verringern. Zusätzliche Steuerquellen könnten durch Gewerbeansiedlung erschlossen werden, formulieren die Liberalen. Auch in Zukunft wollten sie auf "günstige Standortbedingungen für die Gewerbetreibenden achten".
Die FDP bietet nicht nur Parteimitgliedern, sondern auch interessierten parteilosen Bürgern die Möglichkeit, auf ihrer Liste zu kandidieren. Daher steht auf den Wahlplakaten "FDP und Freie Bürger Schwalbachs". she
LANGENSELBOLD. Der Magistrat hat bestritten, daß bei der Befestigung des Ufers an der Kinzig auf der Höhe des Segelflughafens Bauschutt verwendet worden sei. Bei dem am Ufer aufgeschütteten Erdmaterial handele es sich lediglich um lehmhaltigen Boden mit einzelnen Beton- und Wasserbausteinen. Davon habe sich auch das Wasserwirtschaftsamt bei einer Besichtigung überzeugt.
Vertreter des Bundes für Umwelt und Naturschutz und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) hatten Anfang der Woche auf den Eingriff an dem Gewässer hingewiesen. Sie kritisierten, daß die Kinzig, die an dieser Stelle ein erweitertes Flußbett gebildet hatte, nicht in ihrem natürlichen Zustand belassen werde. Darüber hinaus machten sie auf die Verwendung von Bauschutt aufmerksam.
Der Naturschutzbeaufragte der Stadt, Mathias Wissel, räumte auf Anfrage ein, daß Unbekannte an der gleichen Stelle eine "kleine Menge Bauschutt" abgekippt hätten. Dieser Schutt sei aber inzwischen beseitigt worden. gem
"Merzhausen, 21. Februar. Bei der heute stattgehabten Reichstagswahl fielen auf Herrn Hesse 35, Schneider 48, Fleischmann 3 Stimmen. Es ist ein erfreuliches Zeichen, daß die in unserer Gemeinde bisher jahrelang künstlich gemachte Herrschaft des Fortschritts endlich durchbrochen ist. Die drei sozialdemokratischen Stimmen werden allgemein als eine Unbedachtheit mißbilligt, da bisher solche Thorheiten in unserer Gemeinde nicht Mode gewesen sind." Aus dem Bericht der Lokalzeitung über das Ergebnis der Reichstagswahlen von 1887.
SCHLÜCHTERN. Bundesverkehrsminister Krause ist unter bestimmten Bedingungen bereit, für die projektierte Schnellbahnstrecke der Bundesbahn zwischen Hanau und Fulda eine Trasse außerhalb des Kinzigtals in Erwägung zu ziehen. Dies teilte der Fuldaer CDU-Bundestagsabgeordnete Alfred Dregger gestern als Ergebnis eines Gespräches mit, das er am Dienstag mit Krause geführt habe.
Der Abgeordnete hat nach eigenen Angaben gegenüber der Bundesbahn und auch gegenüber dem Verkehrsminister erklärt, daß er, "wenn planungs- und kostenmäßig vertretbar", eine Trasse bevorzugen würde, die nicht durch das Kinzigtal führe. Damit will Dregger die Mehrfachbelastungen vermeiden, die sich aus dem Nebeneinander von Autobahn, alten und neuen Eisenbahntrassen und der dich- ten Besiedlung des Kinzigtales ergeben würden. Dreggers Büro zum Ergebnis der Unterredung: "Der Bundesverkehrsminister hat erklärt, daß auch er sich einer solchen Lösung anschließen könne, wenn die von Dregger selbst genannten Voraussetzungen gegeben seien."
Allerdings hat weder Dregger noch das Bundesverkehrsministerium oder die Bundesbahn bisher konkretisiert, was unter "planungs- und kostenmäßig vertretbar" zu verstehen ist.
Nach wie vor untersucht die Bundesbahn für den Abschnitt zwischen Gelnhausen und Fulda drei Hauptvarianten, wie der Abgeordnete in seiner Mitteilung aus Gesprächen mit dem Planungsteam der Bahn festhält. Die eine verlaufe durch das Kinzigtal, die anderen nördlich und südlich davon. Es seien noch keine genauen Planungsergebnisse und Kostenberechnungen fertiggestellt. Voraussichtlich im April dieses Jahres werde die Bahn ihre Ergebnisse vorstellen. An der Vorstellung der Trassenvarianten der Bahn sollten auch die Bürgerinitiativen beteiligt werden.
Dregger sieht sich bestätigt in seiner Vorgehensweise zu dem im Main-Kinzig- Kreis heftig umstrittenen Projekt. Die von ihm gewählte Methode der Zusammenarbeit mit der Bahn habe sich auch diesmal wieder als zweckmäßig erwiesen. Damit befindet sich der Politiker im Widerspruch zu seinem Parteifreund in Gelnhausen, dem CDU-Landtagskandidaten Hubert Müller. Dieser sieht sich in einer ebenfalls gestern zum Thema Schnellbahn verbreiteten Erklärung "auf kritischer Distanz" und kommt gänzlich ohne Wenn und Aber zu dem Ergebnis, daß die neue Trasse nicht im Kinzigtal gebaut werden darf.
Müller sieht Umweltbelastungen heraufziehen, die "schlechterdings nicht mehr zumutbar" seien. Anders als Dregger gibt er sich auch nicht mit den bisherigen Aussagen der Bahn zu diesem Thema zufrieden. Die Zuständigen hielten sich offensichtlich bewußt zurück, kritisiert Müller, um die mittlerweile lebhafte Diskussion in der Bevölkerung nicht weiter anzuheizen. Das Gegenteil aber werde erreicht, wenn die Einzelheiten des Vorhabens weiter im Nebel verborgen blieben.
Das Verhalten der Bahn könne "nicht länger hingenommen werden", bezieht Müller Position. Wenn hier nicht kritisch gegengesteuert werde, stellt er Dreggers Linie in Frage, "sei wohl schon bald mit Überraschungen zu rechnen". Denn den Bundesbahnplanern kämen die Regelungen des vom Bundestag verabschiedeten Gesetzes zur Beschleunigung der Planung von Verkehrswegen zugute.
Demgegenüber deutet Müller schon an, wie sich im Kinzigtal flächendeckend Widerstand gegen die Bahnplaner formieren könnte. Den Gemeinden empfiehlt er "dringend", ihre rechtlichen Möglichkeiten im Rahmen der Bauleitplanung und Flächennutzungsplanung zu nutzen. Wenn es den Kommunen auch nicht möglich sei, Vorhaben der Bahn in jedem Fall zu verhindern, so sei die Bahn doch immer gezwungen, sich mit wohlbedachten städtebaulichen Planungen der Gemeinden auseinanderzusetzen und sie in die Abwägung einzubeziehen. Geschehe dies nicht oder nicht hinreichend, so verrät Müller aus seiner Erfahrung als Gelnhäuser Erster Stadtrat und Baudezernent, sei die Klage betroffener Gemeinden gegen Planfeststellungsbeschlüsse der Bundesbahn beim Bundesverwaltungsgericht, das neuerdings im ersten und letzten Rechtszuge in solchen Fällen zu entscheiden habe, nicht chancenlos. lex
FRANKFURT A. M. Die durch das Gesundheitsstrukturgesetz bewirkten Einsparungen werden bei den hessischen Apothekern jetzt zu Kurzarbeit führen. Wie die Landesapothekerkammer und der Hessische Apothekenverband am Donnerstag mittag berichteten, seien beispielsweise Apotheken in Darmstadt, Frankfurt und Wiesbaden, aber auch in anderen Landesteilen, dazu übergegangen, für Mitarbeiter beim Arbeitsamt Kurzarbeitergeld zu beantragen.
Wenn sich die Entwicklung vom Januar fortsetze, wo ein Rückgang beim Arzneimittelabsatz um 33 Prozent festgestellt worden sei, müßten etwa 20 Prozent der Mitarbeiter entlassen werden und einzelne Apotheken schließen, hieß es.
Nach Darstellung des Präsidenten der Landesapothekenkammer, Jürgen Funke, sei der Rückgang der ärztlichen Verschreibungen zu einem großen Teil auch auf "einen unvorstellbaren Mangel an Informationen" bei den Medizinern über die tatsächlichen Vorschriften des neuen Gesetzes zurückzuführen. So würden entgegen der gesetzlichen Vorschrift, die nur wenige Medikamente für nicht weiter verordnungsfähig erkläre, wegen bestehender Unsicherheiten um mögliche Regreßforderungen der Kassen auch andere, bisher jedoch in der Therapie eines Patienten für nötig erachtete Präparate nicht mehr verschrieben.
Vereinzelt seien Ärzte laut Funke dazu übergegangen, Rezepten einen Stempel aufzudrücken; mit diesem sei eine Kostenerstattung ausgeschlossen, der Patient müsse also das Mittel selbst bezahlen. In einem aus Offenbach stammenden Beispiel habe eine Ärztin auf dem Rezept sogar noch vermerkt, daß das Mittel "erforderlich" sei.
Funke führt einen weiteren Fall aus Wiesbaden an, wo ein Arzt seinem Patienten bisher eine Medikament mit zehn Milligramm Wirkstoff verschrieben habe. Da die 20-Milligramm-Dosis jedoch billiger ist, habe der Mediziner nun die höhere Dosis verordnet mit der Anweisung, die Tablette sei zu halbieren. Bei dem Präparat, so der Präsident, habe es sich jedoch um eine Arznei mit Depotwirkung gehandelt, bei der die Außenhülle eine langsame Wirkstoffabgabe garantiere. Da der Mantel bei der Teilung zerstört wird, sei die "Depotwirkung zum Teufel".
Andere Mediziner hätten aus der Befürchtung heraus, für zuviel verschriebene Medikamente einen Honorarabzug in Kauf nehmen zu müssen, angebrochene Tablettenpackungen aus ihrem eigenen Schrank verteilt. Dabei sei jedoch die Produktinformation beim Arzt geblieben.
Beobachtet werde überdies, daß die Mediziner vor allem teure Therapien abbrechen würden. Die Patienten stünden dann rat- und hilflos in der Apotheke, wenn Ärzte - so im Falle einer Funke bekannten Colesterin-Patientin - ein kostspieliges Präparat nicht mehr verschreiben, obwohl es offenbar das einzige war, das der Kundin half.
Kammerpräsident Funke fordert, daß Ärzte nur den Wirkstoff, nicht aber gleich auch den Hersteller mit auf dem Rezept vorgeben sollten. Denn gerade im Bereich der Billigpräparate, die von einer Vielzahl von Firmen hergestellt werden, würden sich Ärzte häufig aus der Liste den billigsten Anbieter heraussuchen. Der müsse zwar nicht zwangsläufig ein schlechtes Produkt auf den Markt bringen, doch oft genug sei bei solchen Arzneien die Bioverfügbarkeit "ungewiß". Funke: "Die verschreiben das, um nochmal fünf Pfennig zu sparen." -ke
"Orientalische Nacht":
ALTENSTADT. Eine orientalische Nacht zugunsten bosnischer Frauen veranstaltet der Verein für Leibesübungen Altenstadt am Freitag, 5. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus in der Waldsiedlung. Der Eintritt beträgt acht Mark. cor
Resolution der Hessischen Sportjugend
Vergewaltigung als
In einer Resolution hat die Hessische Sportjugend (HSJ) als größte Jugendorganisation in Hessen an alle staatlichen Stellen und überstaatlichen Institutionen appelliert, alle Möglichkeiten auzuschöpfen, um gegen die Massenvergewaltigungen von Frauen und Mädchen als gezieltes Kriegsmittel bei den Kämpfen in Bosnien-Herzegowina vorzugehen. Der Sport, so heißt es in der von der Vorsitzenden, Svea Speike-Bardorff, unterzeichneten Erklärung, sei von den Entwicklungen in allen Bereichen betroffen, in denen Menschen in Not seien. Dies treffe aber insbesondere auf unschuldige Frauen und Kinder zu.
Die HSJ fordert deshalb dazu auf, "sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einzusetzen, daß diese Verbrechen weltweit bekannt und geächtet werden". In diesem Zusammenhang - so heißt es weiter - müsse "Vergewaltigung als Kriegsverbrechen deklariert und international geächtet werden". Die für diese Verbrechen Verantwortlichen müßten vor einem Internationalen Gerichtshof zur Verantwortung gezogen werden. Für die Opfer müßten Visa-Erteilungen und Einreisen in EG-Länder erleichtert werden. Außerdem müsse alles dafür getan werden, um "das grauenvolle Geschehen und den Krieg auf dem Balkan zu beenden". -est-
Jetzt sitzt der Landvermesser im All Dank Flachdach: Bad Homburgs Katasteramt bedient sich der Satelliten-Technik Von Dagmar Elsen HOCHTAUNUSKREIS. Für die Landvermesser ist ein neues Zeitalter angebrochen. Künftig werden sie nur noch mit einer kleinen Antenne bewaffnet Wege, Felder und Grundstücke des Hochtaunuskreises vermessen. Mit einer solchen Antenne können sie Signale der Navigationssatelliten des "Global Positioning Systems" (GPS) empfangen, die auf einen Computer übertragen und ausgewertet werden. Von einer "Weltneuheit" sprach Landrat Jürgen Banzer bei der Vorstellung am Donnerstag. Doch wer hier ein bombastisches Instrumentarium erwartete, wurde enttäuscht. Die Demonstration der neuen Errungenschaft durch Manfred Nell, Vermessungsdirektor des Hessischen Landesvermessungsamtes (HLVA), offenbarte vielmehr ein spartanisch nüchternes Gerät: eine Box auf drei Beinen, die - potentieller Schrecken für Autofahrer - aussieht wie ein Radarmeßgerät, und eine Antenne in Form einer "fliegenden Untertasse" - immerhin in einem auffälligen Knallgelb gehalten.
Vor 20 Jahren schon ist das GB-System im Auftrag der amerikanischen Streitkräfte entwickelt und sind künstliche Trabanten in den Weltraum geschickt worden, die auch für zivile Zwecke genutzt werden können. In rund zwei Jahren sollen 24 Satelliten dieser Art 20 000 Kilometer hoch über der Erde kreisen. Und "weil das Dach des hiesigen Katasteramtes ein flaches ist", erläutert Manfred Nell schmunzelnd, ziert dieses als erstes in Hessen eine "Permanent-Antenne". Zwei weitere wurden auf dem Dach des HLVA in Wiesbaden und der Technischen Hochschule Darmstadt installiert. "Die Antennen empfangen die Satellitensignale ununterbrochen und übertragen die Daten auf einen angeschlossenen Computer", erklärt Robert Strauß, Dezernent für Grundlagenvermessung des HLVA. Errechnet wird die Entfernung aus der Lichtgeschwindigkeit, die 300 000 Kilometer in der Sekunde beträgt. "Um einen Punkt zu bestimmen, reichen drei Satelliten aus", sagt Manfred Nell. Und weiter: "Jetzt kann man beispielsweise in 43 Sekunden die Entfernung zwischen Niederhöchstadt und Bad Homburg messen." Schnelligkeit bei der Landvermessung ist nur ein Vorteil dieser satellitenorientierten Meßgeräte, ein zweiter die Genauigkeit. "Sie liegt bei zwei bis drei Zentimetern", sagt Robert Strauß. Da das HLVA auch die Produktivität der Arbeit im Blick haben muß, auch hierzu ein Satz: "Es kann schneller und produktiver gearbeitet werden bei gleichem Personalaufwand", so Nell. Nicht zuletzt veranlaßt das HLVA auch die Tatsache zum Umsteigen auf die neue Meßtechnik, daß das Wirtschaftsgut Erde kostbarer denn je geworden ist. "Heute kommt es auf jeden Zentimeter Grund und Boden an, da brauchen wir eine gute und genaue Landkarte", gibt Nell zu bedenken.
Rechtfertigung hin, Rechtfertigung her, Hessen sei sowieso kein Vorreiter in dieser Sache; im Vergleich zu anderen Bundesländern werde nur nachgezogen. Und der Aufwand für die Anschaffung tendiere eindeutig nach unten: Vor zwei Jahren kostete ein solches Gerät noch 75 000 Mark, jetzt noch 55 000 Mark.
"Vereinfachte Geräte werden übrigens in vielen Sparten genutzt", berichtet Nell. Selbst der bekannte Gipfelstürmer Reinhold Messner hat eines im Rucksack, damit er nicht aus Versehen den falschen Berg besteigt. Auch Gleitflieger bedienen sich schon seit längerem der Navigationssatelliten. In Amerika werden die Meßgeräte in der Landwirtschaft eingesetzt, um beispielsweise anhand der Daten Dünger gezielter einsetzen zu können, Ursachenforschung zu betreiben, wenn der Ernteertrag nicht stimmt.
Dennoch wird in Hessen die herkömmliche Landmeß-Methode nicht ad acta gelegt. Die trigonometrische Vermessung soll weiterhin unterstützend angewandt werden. Zumal es noch eine Zeitlang dauern wird, bis die neuartigen Meßgeräte flächendeckend im Hessenland Einzug halten. Nell: "In den nächsten Tagen wollen wir das Gerät allen Katasterämtern vorführen und dann einen Plan erstellen."
BAD VILBEL. Nach achtmonatiger Bauzeit ist ein Anbau am Marktpavillon in der Heinrich-Heine-Straße fertiggestellt worden. Entstanden ist ein großer Vereinsraum mit Küche, der von der Stadtkapelle und dem Harmonikaspielring benutzt und beiden Vereinen am Dienstag, 2. März, um 16 Uhr übergeben werden soll. Während der Markttage im August müssen Blasmusiker und Akkordeonspieler allerdings pausieren. Dann werden wie üblich Feuerwehr, Polizei und DRK im Pavillon einquartiert. mu
Ergebnis-Telegramm
BASKETBALL EM der Vereine, Gruppe B: Bayer Leverkusen - Maes Mechelen 78:63 (41:33). EISHOCKEY OBERLIGA NORD, Endrunde: ESC Wedemark - Herforder EG 14:1, ETC Timmendorf - EC Harz-Braunlage 6:4, REV Bremerhaven - ESC Frankfurt 2:9.
1. ESC Frankfurt 19 151:57 36:2 2. ESC Wedemark 19 125:57 32:6 3. ESC Wolfsburg 20 120:80 27:13 4. ETC Timmendorf 19 118:103 20:18 5. EC Harz-Braunlage 19 74:97 13:25 6. REV Bremerhaven 18 79:134 8:28 7. Schalker Haie 18 58:136 8:28 8. Herforder EG 18 64:125 6:30 FUSSBALL WM-QUALIFIKATIONSSPIELE, Gruppe 1: in Glasgow: Schottland - Malta 3:0 (1:0).
1. Schweiz 4 3 1 0 14:3 7:1 2. Italien 3 1 2 0 4:3 4:2 3. Schottland 4 1 2 1 4:3 4:4 4. Portugal 2 1 1 0 1:0 3:1 5. Estland 2 0 1 1 0:6 1:3 6. Malta 5 0 1 4 1:9 1:9 Die nächsten Spiele: 24. Februar: Portugal - Italien; 24. März: Italien - Malta; 31. März: Schweiz - Portugal; 14. April: Italien - Estland; 17. April: Malta - Schweiz; 28. April: Portugal - Schottland
Gruppe 2: in London: England - San Marino 6:0 (2:0).
1. Norwegen 4 3 1 0 15:2 7:1 2. England 3 2 1 0 11:1 5:1 3. Polen 2 1 1 0 3:2 3:1 4. Niederlande 3 1 1 1 6:5 3:3 5. Türkei 4 1 0 3 5:9 2:6 6. San Marino 4 0 0 4 1:22 0:8 Die nächsten Spiele: 24. Februar: Niederlande - Türkei; 10. März: San Marino - Türkei; 24. März: Niederlande - San Marino; 31. März: Türkei - England; 28. April: England - Niederlande, Norwegen - Türkei und Polen - San Marino
Gruppe 3: in Tirana: Albanien - Nordirland 1:2 (0:2).
1. Spanien 5 2 3 0 8:0 7:3 2. Irland 4 2 2 0 6:0 6:2 3. Nordirland 5 2 2 1 7:4 6:4 4. Dänemark 4 1 3 0 1:0 5:3 5. Litauen 5 1 3 1 5:5 5:5 6. Lettland 7 0 4 3 3:13 4:10 7. Albanien 6 1 1 4 3:11 3:9 Die nächsten Spiele: 24. Februar: Spanien - Litauen; 31. März: Irland - Nordirland und Dänemark - Lettland; 28. April: Irland - Dänemark und Spanien - Nordirland
Gruppe 5: in Athen: Griechenland - Luxemburg 2:0 (1:0).
1. Griechenland 4 3 1 0 4:0 7:1 2. Rußland 2 2 0 0 3:0 4:0 3. Ungarn 3 1 1 1 4:2 3:3 4. Island 4 1 0 3 2:4 2:6 5. Luxemburg 3 0 0 3 0:7 0:6 Die nächsten Spiele: 31. März: Ungarn - Griechenland; 14. April: Luxemburg - Rußland; 28. April: Rußland - Ungarn; 20. Mai: Luxemburg - Island; 23. Mai: Rußland - Griechenland Gruppe 6: in Tel Aviv: Israel - Frankreich 0:4 (0:1).
1. Schweden 3 3 0 0 6:1 6:0 2. Frankreich 4 3 0 1 8:3 6:2 3. Bulgarien 4 3 0 1 7:2 6:2 4. Österreich 2 1 0 1 5:4 2:2 5. Finnland 3 0 0 3 1:6 0:6 6. Israel 4 0 0 4 3:14 0:8 Die nächsten Spiele: 27. März: Österreich - Frankreich; 14. April: Österreich - Bulgarien; 28. April: Frankreich - Schweden und Bulgarien - Finnland, 12. Mai: Bulgarien - Israel; 13. Mai: Finnland - Österreich; 19. Mai: Schweden - Österreich. SKI ALPIN DM im Super-G, Frauen, Garmisch-Partenkirchen: 1. Ertl (Lenggries) 1:27,00 Minuten, 2. Vogt (Starnberg) 1:27,59, 3. Stanggassinger (Berchtesgaden) 1:28,59, 4. Osterried (Pfronten) 1:28,82, 5. Sonntag (Garmisch) 1:28,92, 6. Renoth (Schellenberg) 1:29,32.
Männer: 1. Krauss (Berchtesgaden) 1:24,50 Minuten, 2. Barnerssoi (Halblech) und Fiala (Leverkusen) beide 1:24,52, 4. Ringswandl (Ruhpolding) 1:24,66, 5. Tauscher (Oberstdorf) 1:24,90, 6. Retzer (Raubling) 1:25,07, 7. Wasmeier (Schliersee) 1:25,25, 8. Zepnek (Weiler-Simmerberg) 1:25,33, 9. Zehentner (Aising-Pang) 1:25,38, 10. Gsodam (Österreich) 1:25,63. TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Stuttgart (2,25 Millionen Dollar), Einzel, 1. Runde: Becker (Leimen/Nr. 1) - Leconte (Frankreich) 6:4, 6:7 (4:7), 6:3. - Achtelfinale: Korda (Tschechische Republik/Nr. 2) - Wolkow (Rußland) 4:6, 6:2, 6:4, Medwedew (Ukraine) - Larsson (Schweden) - Aufgabe Larsson.
GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Philadelphia (700 000 Dollar), Einzel, 1. Runde u. a.: Sampras (USA/Nr. 2) - Youl (Australien) 6:2, 6:7 (4:7), 6:3, Chang (USA/Nr. 3) - Sanchez (Spanien) 6:1, 2:6, 6:1, Lendl (USA/Nr. 4) - Ondruska (Südafrika) 3:6, 6:3, 6:2, Courier - Rostagno (beide USA) 6:7 (5:7), 1:6.
FRAUENTURNIER in Paris, Einzel, 1. Runde u. a.: Navratilova (USA/Nr. 2) - Oeljeklaus (Münster) 6:1, 6:3. - Achtelfinale u. a.: Seles (Jugoslawien) - Wiesner (Österreich) 6:3, 6:4. VOLLEYBALL EUROPALIGA, Landesmeister, Gruppe B (5. von 6 Spielen): Moerser SC - Massagero Ravenna 2:3 (15:10, 11:15, 15:7, 5:15, 9:15).
EUROPAPOKAL der Pokalsieger, Männer, Viertelfinalrunde, Gruppe A: San Jose Soria/ Spanien - 1. VC Hamburg 1:3 (15:11, 11:15, 14:16, 5:15), Aris Saloniki - Gabeca Montichiari 3:2.
MERZHAUSEN. Aus dem Bauern- und Weberdorf Merzhausen sind nur wenige Anekdoten überliefert. Eine der Raritäten dreht sich um einen Pfarrer, den die gläubigen Merzhäuser im Februar 1875 aus ihrer Kirchengemeinde jagten, weil er allzu gerne einen über den Durst trank. Die Geschichte stammt von einer Merzhäuserin, die sie wiederum von ihrer Großmutter weiß. Da die Großmutter zum Zeitpunkt des Geschehens aber selbst erst acht Jahre alt war, dürfte sie ihrerseits das Ereignis von den Eltern gehört haben.
Jener Priester griff also gerne zur Flasche - und zwar nicht nur gelegentlich, wogegen keiner damals etwas gesagt hätte, wie die Erzählerin versicherte. Unter dem Alkoholgenuß mußte offensichtlich aber nicht nur der Seelsorger, sondern auch der Gottesdienst und somit die Kirchengemeinde leiden - bis den geduldigen Merzhäusern im dreizehnten Dienstjahr des Geistlichen der Kragen platzte. Und sie heckten einen Plan aus, wie sie den Trunkenbold am schnellsten loswerden könnten.
Der Streich war so einfach wie wirksam: Sie nagelten dem Pfarrer die Kanzel zu. Der Schwankende konnte seine Sonntagspredigt nicht halten und blamierte sich kräftig. Die Sache wurde publik - und der Mann zwangspensioniert. Er zog in die Kurstadt vor der Höhe, wohin ihm die Kirchengemeinde fortan ihr Scherflein zu seiner Pension schicken mußte. Das geschah in Form von "Fruchtlieferungen" - doch die Fuhren aus Merzhausen waren stets ordentlich mit Unkraut vermischt. Darüber geriet der Geistliche so in Zorn, daß er mit seinen einstigen Schäfchen in Versform abrechnete - was im nachhinein den Griff zur Flasche in ein anderes Licht rücken mag:
"Ihr Merzhäuser, ihr Duckmäuser,
Sabbatschinner, Besenbinder,
nix wie Dot und Vogelwicke
tut ihr Euerm Prieser schicke'.
In' Himmel wollt ihr
in' Saustall sollt ihr!" cn
öhl ISTANBUL, 18. Februar. Türkische Fundamentalisten wollen auf eigene Faust in den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien eingreifen. Das kündigte Necmettin Erbakan, Vorsitzender der radikalen islamischen "Wohlfahrtspartei" (RP), am Mittwoch an. Die Partei werde eine aus Freiwilligen gebildete, 10 000 Mann starke "Schnelle Eingreiftruppe" bilden und nach Bosnien-Herzegowina entsenden, die an der Seite der moslemischen Bosnier kämpfen soll. "Diese Truppe wird mit Sicherheit die Situation in Bosnien umkehren", versprach Erbakan.
Den westlichen Staaten warf Erbakan vor, sie sähen den "serbischen Greueltaten" in Bosnien untätig zu. Auch US- Präsident Bill Clinton habe seine vor der Wahl gegebenen Versprechen, den Bosniern zu helfen, nicht eingelöst.
Unterdessen hat der türkische Staatspräsident Turgut Özal, der zur Zeit mehrere Balkanländer bereist, dazu aufgerufen, den Kämpfen in Bosnien mit militärischen Mitteln ein Ende zu machen, wenn politische Appelle weiterhin ohne Resonanz blieben. Özal forderte auf einer Pressekonferenz in der bulgarischen Hauptstadt Sofia, die Vereinten Nationen (UN) müßten notfalls "dem Aggressor eine Lektion erteilen wie nach der irakischen Invasion Kuwaits". Er hoffe, sagte der türkische Präsident, "daß die Welt diese Tragödie beendet und die Schuldigen bestraft". Jugoslawien-Tribunal geplant
BERN (epd). Schweizer Juristen wollen die Verantwortlichen für Menschenrechtsverletzungen und sogenannte "ethnische Säuberungen" in Bosnien-Herzegowina vor das internationale "Ständige Tribunal der Völker" in Rom bringen. Der in Bern gegründete Verein "Tribunal Ex-Jugoslawien" sowie die Prager Menschenrechtsorganisation "Helsinki Citizens Assembly" würden als Kläger auftreten, teilte der Berner Verein am Donnerstag mit. Das Tribunal soll voraussichtlich im Frühsommer in Bern stattfinden. Ziel sei es, nicht nur Kriegsverbrechen zu verurteilen, sondern auch festzustellen, wer völkerrechtlich dafür verantwortlich sei.
HOFHEIM. Stell dir vor, es ist Parlament und keiner geht hin. Zumindest keiner außer denen, die sich als Abgeordneter oder Journalist verpflichtet fühlen, Mittwoch abends um 18.30 Uhr im Hofheimer Rathaus aufzutauchen: "Wir haben fünf, sechs Stammgäste, die jedesmal auf den Zuhörerstühlen sitzen", sagt Hans Tulatz (CDU), Stadtverordnetenvorsteher des Hofheimer Parlamentes, "dazu kommen nochmal sechs Leute pro Sitzung, die nur ab und zu vorbeischauen".
Zwölf Zuhörerinnen und Zuhörer - eine eher magere Anerkennung für die Arbeit der 45 ehrenamtlichen Stadtverordneten und der neun Magistratsmitglieder, die sich ebenfalls für ein "Vergeltsgott" - anders gesagt: für 30 Mark Sitzungsgeld - die Abende und Nächte um die Ohren schlagen und ihre Partner und Partnerinnen vor harte Geduldsproben stellen. Das soll sich in der kommenden Legislaturperiode ändern, wenn es nach Tulatz geht: Das Parlament soll für Zuschauer (und natürlich auch Parlamentarier) attraktiver werden.
"Kommunalpolitik ist für den Durchschnittsbürger kaum erfahrbar", analysiert der Parlamentspräsident , "die Leute merken zwar, daß neue Parkuhren in Hofheim aufgestellt werden, aber daß hinter dieser Aktion ein Entscheidungsprozeß des Parlamentes steht, ist den wenigsten bewußt." Wer kennt schon die Stadtverordneten von Hofheim? Und nur, "wenn es um die eigenen Grundstücke, die ICE-Trasse oder die Umgehungsstraße vor der Haustür geht", füllt sich der Saal, hat der Stadtverordnetenvorsteher erfahren, "doch ansonsten nimmt das Interesse für Kommunalpolitik ab".
Allerdings ist nicht nur der ach so faul und unpolitisch gewordene Bürger schuld, gibt Tulatz zu. Auch unverständliche Formalismen oder Kleinkriege dort, wo es am Unwichtigsten scheint, schreckten Zuschauer ab: "Wenn wir über die Form von Straßenlaternen diskutieren, dann stärkt das nicht die Attraktivität des Parlamentes." Die Vorstellungen des "Moderators" für eine spannendere Stadtverordnetenversammlung: Konzentration auf die wesentlichen Tagesordnungspunkte, Begrenzung der Sitzungszeit, Einladungen an Gruppen und Vereine, doch einmal eine Sitzung zu besuchen, aber auch "eine angstfreie Atmosphäre, in der auch einmal originelle und unkonventionelle Redebeiträge möglich sind".
"Einiges davon haben wir in den letzten vier Jahren verwirklicht" wirbt Tulatz für den Parlamentsbesuch: Schluß ist in Hofheim um 22 Uhr, um 20 Uhr gibt es Kaffee für alle. "Also warum nicht mal ins Parlament kommen? Das kann durchaus spannend und unterhaltsam sein."
Und um zu zeigen, was die Hofheimer Freizeitpolitiker in den letzten vier Jahren geleistet haben, zaubert er eine Statistik hervor: Vierzigmal hat die Stadtverordnetenversammlung getagt, 773 Vorlagen durchgeackert, 993 Tagesordnungspunkte abgehakt - das alles in 111 Stunden und 15 Minuten, macht im Schnitt gut zweidreiviertel Stunden pro Zusammenkunft. 410 Anträge und Anfragen stellten die fünf im Parlament vertretenen Parteien. Spitzenreiter: die alternative GOHL mit 164, gefolgt von SPD (101), CDU (66), FDP (40) und FWG (39).
Dazu die Arbeit in den Ausschüssen: 54mal tagte der Haupt- und Finanz-, 50mal der Umwelt- und Forstausschuß; zu 44 Sitzungen traf sich der Ausschuß für Planung und Verkehr und zu 30 der für Jugend, Sport, Kultur und Soziales. Am Ende der Legislaturperiode Lob vom Stadtverordnetenvorsteher für alle Parlamentarier: "Ich hatte von keinem den Eindruck, daß er oder sie nur hier sitzt, um sich reden zu hören."
Der Termin für die konstituierende Sitzung des neuen Hofheimer Parlamentes ist übrigens der 1. April. "Mal sehen, was da alles passiert", murmelt Hans Tulatz vor sich hin. md
Kleine FR
Vom Kellerskopf zur Platte Das Volksbildungswerk Nordenstadt, Erbenheim und Delkenheim lädt ein zu einer Wanderung vom Kellerskopf zur Platte am Samstag, 27. Februar. Treffpunkt ist um 11 Uhr am Parkplatz Kellerskopfhöhe.Matinee Musicale Werke von Henry Eccles, Martinu, Popper und Brahms stehen auf dem Programm einer Matinee Musicale am Sonntag, 28. Februar, um 11 Uhr in den Räumen der Freimaurerloge Plato zur beständigen Einigkeit, Friedrichstraße 35. Es spielen Jungen und Mädchen der Wiesbadener Kunst- und Musikschule.
ÖDP stellt sich vor Der Wahltermin rückt immer näher: Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP), die zur Kommunalwahl am 7. März in Wiesbaden antritt, stellt sich am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr im Bürgerhaus Mainz-Kostheim, Winterstraße, den Wählerinnen und Wählern in Wiesbaden vor.
STEINAU. Allen Bedenken zum Trotz segneten SPD, FDP, und UBL im Steinauer Parlament das Stadtentwicklungskonzept ab, das ein Darmstädter Planungsbüro im Auftrag des Magistrats erstellt hat. Es soll bei den Verhandlungen um die Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes Südhessen (RRPOS), die laut Bürgermeister Hans- Joachim Knobeloch Ende März anstehen, als Arbeitsgrundlage dienen und den städtischen Bedarf an Gewerbe- und Wohnflächen zementieren. Die CDU fühlte sich zwar völlig "unterinformiert", wollte aber nicht "als Sündenbock für eine möglicherweise verfehlte Entwicklungspolitik" dienen und enthielt sich deshalb der Stimme.
Diesen Schuh muß sie sich jedoch aus Sicht der anderen Parlamentarier ohnehin anziehen. Nicht nur SPD-Fraktionschef Heinz Lotz entsann sich einer ähnlichen Diskussion um den ersten RROPS 1974, "bei der die CDU die Sache absolutistisch abgebügelt hat". Daß dadurch Steinau einiges versäumt hat, betonte auch Jochen Franz (UBL): "Die CDU hat unter Renz geschlampt." Obwohl der Magistrat unter Knobeloch "endlich" aufgewacht sei, kämen auch jetzt derlei wichtige Konzepte "erst fünf Minuten vor Zwölf" auf den Tisch.
Obwohl sich auch UBL und FDP von der Magistratsvorlage "völlig überfordert" fühlten, stimmten sie den städtebaulichen Leitlinien zu. "Falls wir den Zug jetzt abfahren lassen, kriegen wir kein Bein mehr in die Tür", sagt Franz. Daß sie nun unter Zeitdruck vor einer so wichtigen Grundsatzentscheidung stünden, die lediglich in einer einzigen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses Thema gewesen sei, schmeckte den beiden Fraktionen gleichermaßen wenig.
Die Kritik, er habe die Stadtverordneten nicht ausreichend informiert, wollte sich der Bürgermeister allerdings nicht gefallen lassen. Denn schließlich sei das Gutachten der Darmstädter Landschaftsplaner den städtischen Gremien Anfang November ausführlich vorgestellt worden. Auch eine mangelnde Beteiligung von Bürgern und Ortsbeiräten läßt sich Knobeloch nicht vorwerfen. Er wolle die Vertretungen der einzelnen Stadtteile durchaus in die spätere Planung einbeziehen, aber im derzeitigen Stadium mache das noch keinen Sinn. Zumal es sich bei den Stadtentwicklungs-Leitlinien lediglich um Überlegungen handele, "die noch nicht unveränderbar sind".
Dennoch blieb die UBL bei ihrem "Negativ-Statement". Jochen Franz vermutet gar, daß hinter dem Zeitdruck und der komplizierten Vorlage möglicherweise Methode steckt. "Vielleicht ist ja Absicht, daß nicht jeder den Entwicklungsplan nachvollziehen kann." Ganz und gar nicht, versicherte der Bürgermeister zumindest im Hinblick auf die Parlamentarier, denen das Gutachten ja vorliege. An die Öffentlichkeit will er damit allerdings noch nicht gehen. Allzu genaue Informationen über künftige Schwerpunkte der Stadtentwicklung könnten möglicherweise Spekulanten Tür und Tor öffnen.
Wie wichtig es für die Stadt ist, sich mit einem eigenen Konzept in die RRPOS-Fortschreibung einzuklinken, belegt der Rathauschef mit Zahlen: So gingen die Planer des Regierungspräsidiums beispielsweise von einem geschätzten Bevölkerungszuwachs von 300 Einwohnern in den nächsten zehn Jahren aus. Tatsächlich habe die Stadt allein in den vergangenen beiden Jahren um 1000 Neubürger zugelegt. Fazit: Es werden mehr Flächen für Gewerbe und Wohnen benötigt, was wiederum eine Stärkung der Infrastruktur erfordert. "Und das gibt&rquote;s nicht zum Nulltarif", unterstreicht Knobeloch. Momentan liefen bereits Verhandlungen mit dem Land wegen möglicher Fördermittel.
Im RROPS ist Steinau nach Darstellung des Bürgermeisters als Unterzentrum zum Mittelzentrum Schlüchtern vorgesehen. Während die RP-Planer von einem Gewerbeflächenbedarf von 32 Hektar ausgehen, liegt der im städtischen Gutachten um acht Hektar höher. Es schlägt vor, den Fremdenverkehr mit einem Hotel zu stärken, sieht einen Kaufmarkt und ein Kongreßzentrum vor. Da in der Innenstadt für derlei Projekte so gut wie kein Platz mehr vorhanden ist, sind neue Gewerbeschwerpunkte angesagt. Die wiederum müssen verkehrstechnisch gut erreichbar sein, ohne vorhandene Wohngebiete zu tangieren. tja
"Ein ganzes Kapitel Musikgeschichte als entartet zu diffamieren, bedeutet den Judenstern im elfenbeinernen Reich der Töne", schrieb 1987 der Komponist Wolfgang Hufschmidt metaphorisch über die Zeit zwischen 1933 und 1945, in der Werke jüdischer Musiker in Deutschland verboten waren und sie selbst verfolgt wurden.
Rund sechzig Jahre nach der Macht-"Ergreifung" Hitlers erinnerte ein Konzert mit dem DGB-Chor (Leitung: Martin Höllenriegel) im Gewerkschaftshaus an diesen dunklen Fleck der Geschichte. Neben Werken von Schönberg, Eisler, Kurt Weill und Friedrich Hollaender deklamierten Mitglieder des Ensembles konzise Texte verschiedener ("roter") Dichter. Unter anderem Brecht, natürlich, Heine und Tucholsky.
"Darauf schwiegen die Vöglein" heißt es in Eislers Vertonung der Brechtschen "Litanei vom Hauch" (diese Passage hatte das Motto für das Konzert abgegeben): Ein Pamphlet für den Widerstand gegen das Terrorregime, ein Aufruf zum Handeln. Mit beredeter Tongebung gestalteten die Sänger, klug geführt durch das sparsame Dirigat Höllenriegels, die Melodie des Textes. Schwächen offenbarten sich in der Höhe. Da flatterte der Klang, entstand Schräglage, fehlte Stringenz.
Überhaupt beschworen die Textvorträge - insbesondere Degenhardts Satire "Aus der Gruft hinaus" und Oskar Maria Grafs flammende Rede "Verbrennt mich" - eine eindringlichere Spannung, vermittelten präziser ironische, scharf formulierte Inhalte als die gesungenen Darbietungen.
Eine Ausnahme: der vom Klavier begleitete Auftritt von Gabriele Kentrup. Ihre "Ballade vom toten Soldaten" (Brecht) war gestisch hervorragend illustriert, überbrachte treffend die beißende Ironie des geschriebenen Wortes - das von der Geschichte nur allzu häufig überrollt wurde. (jot)
Ein wenig ähnelt die Geschichte einem modernen Märchen. Da kämpft ein vor dem Aus stehendes Ex-DDR-Unternehmen allein gegen West-Konzerne. Die Ostler versuchen, ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, das die Großen aber verhindern wollen. Streitbare Umweltschützer springen dem sächsischen David bei, weil sie die Idee für zukunftsträchtig halten. Der Ost-Betrieb entgeht dem Tod. Doch nach dem Happy-End kommt es noch besser: Einige Konzerne, die vormals das Produkt verteufelten, ahmen die Technologie nun nach. Der Öko- Kühlschrank wird plötzlich hoffähig.
Hauptdarsteller dieser wahren Story, die einer grün-alternativen Kinderfibel entsprungen sein könnte, ist ein Gerät des sächsischen Herstellers Foron, das ohne den Ozonkiller FCKW und den Klimaschädiger FKW auskommt. Bislang hatte die Hausgeräte-Branche die ostdeutsche Technologie immer abgelehnt. Das als Kältemittel benutzte Kohlenwasserstoff-Gemisch Propan/Isobutan sei leicht brennbar und zu gefährlich. Auch schluckten die Öko-Kühler zuviel Energie und seien schlecht isoliert.
Doch die Argumente waren nur vorgeschoben. Pünktlich zur Kölner Hausgeräte-Messe Domotechnica präsentieren renommierte Hersteller wie Liebherr, Bosch oder Siemens - neben Foron - Apparate, die mit dem System funktionieren, das noch vor einem halben Jahr nichts taugte. Liebherr will in den nächsten Wochen zwei Kühlgeräte ausliefern, die als Kältemittel ein Propan-Gemisch besitzen und für die Isolierung Pentan verwenden. Damit wären die Apparate frei von FCKW und FKW. Sie sollen, so ein Firmensprecher, sechs bis acht Prozent teurer sein als herkömmliche Geräte. Als Prototypen zeigen auch Bosch und Siemens ähnliche Modelle.
"Da sind wohl die trägen westdeutschen Hausgeräte-Hersteller auf Trab gebracht worden", kommentiert Holger Brackemann, der Sprecher des Berliner Umweltbundesamtes den Stimmungswandel. Selbst in der Branche wird die damalige schroffe Ablehnung selbstkritisch gesehen. "Das war wohl vor allem ein Politikum", meint ein Insider. Ausgelöst hat den Umschwung Greenpeace. Die Umweltschützer unterstützten im Sommer die damals noch als dkk Scharfenstein firmierende Foron bei der Entwicklung eines umweltfreundlicheren Kühlschrankes mit 500 000 Mark. Äußerst erfolgreich rührte die Öko-Gruppe die Werbetrommel. Die Folge: Bis Ende 1992 lagen bereits 70 000 Bestellungen für den "grünen" Kühlschrank vor - obwohl das Gerät erst jetzt präsentiert wird.
Aufgeschreckt von dem massenhaften Ordern der Verbraucher wollten sich die hiesigen Produzenten das Geschäft wohl nicht entgehen lassen. Bevor jedoch einige auf die Ost-Technologie umschwenkten, hieß die Strategie im Kampf um den Kunden: Niedermachen. An der sächsischen Konkurrenz ließen sie kein gutes Haar. Nicht nur die Brandgefahr des Kältegemisches und der höhere Energieverbrauch der Apparate wurde beschworen, vor allem eigne sich die Technologie auch nicht für Gefriergeräte oder Kühlschränke mit Tiefkühlfach. Noch im vergangenen Oktober warnten Liebherr, Bosch/ Siemens & Co. brieflich ihre Händler vor dem sächsischen Teufelszeug.
Hintergrund der Verweigerungshaltung: Die Konzerne hatten auf ihren FCKW-Ersatzstoff R134a gesetzt, der nicht die Ozonschicht angreift. Auf der Domotechnica bieten nahezu alle großen Hersteller mit dem Fluorkohlenstoff ausgestattete Geräte an. Die AEG hat ihre R134a-Geräte sogar besonders beworben. In ganzseitigen Anzeigen verglich sich das Unternehmen mit einem befruchtenden Spermium. Motto: "Es kann nur einer erster sein", der zur Eizelle vorstößt - eben die Daimler-Tochter. Seit Januar produziert sie FCKW-freie Kühlschränke.
Doch die Anzeigenkampagne ging in die Hose: Umweltschützer brandmarken sie als "Öko-Lüge". Laut Wolfgang Lohbeck, Klima-Experte bei Greenpeace, ist der FCKW-Ersatzstoff FKW 134a ein Klimakiller, weil er den Treibhauseffekt verstärkt. Ähnlich sehen das auch die zuständige Enquete-Kommission des Bundestages und das Umweltbundesamt (UBA). Beispielsweise wirkt laut UBA ein Kilogramm FKW 134a genauso stark wie 1200 Kilogramm Kohlendioxid. Allerdings räumt Brackemann ein, daß man bei einer Klimabetrachtung auch den Energieverbrauch einbeziehen müßte. Tatsächlich verbraucht der Foron-Schrank etwa ein Zehntel mehr Energie als ein vergleichbares FKW-Gerät.
Von der Industrie fühlt sich die Berliner Umweltbehörde über den Tisch gezogen. Schließlich haben die Produzenten nicht nur gegen Propan und Butan als Kältemittel gewettert. Auch Pentan als Isolationsmaterial für Kühlschränke haben sie immer "mit Horrorszenarios" (Brackemann) abgelehnt. Doch jetzt griffen mehrere Hersteller zu dem Material.
Freuen kann sich immerhin Foron. Bei der Firma gäben sich die Interessenten die Klinke in die Hand, sagt Geschäftsführer Eberhard Günther. Alle fragten nach der Technologie. Versandhäuser wie Neckermann wollen das Gerät in ihr Sortiment aufnehmen. Schon versprechen die Ostdeutschen nach ihrem Ein-Temperatur-Gerät auch eine mehrstufige Version - wie Liebherr im übrigen auch. Im nächsten Jahr wollen die Sachsen dann schwarze Zahlen schreiben. Eine Geschichte wie im Märchen. aho/mlh
WIESBADEN. Der "Marsch ins Chaos" heißt ein Gesprächskreis, der am Freitag, 26. Februar, in der Akademie für Ältere, Dotzheimer Straße 23, beginnt.
Eingeladen sind alle, die ihre Jugend zwischen den beiden Weltkriegen verbrachten. Sie sollen ihre Erlebnisse während des Krieges in der Heimat und an der Front austauschen und miteinander verarbeiten.
Nur vordergründig geht es dabei um historisches Wissen - wesentlich sind vielmehr das erfahrene Leid der verlorenen Jahre, die Scham der Verbrechen im Krieg. Termin: freitags von 16 bis 17.30 Uhr. maf
BAD HOMBURG. LebensRäume - FrauenTräume. Oder: Frauen planen ihre Stadt. Eine Stadt zum Wohnen, Leben, Lernen, Arbeiten, Lieben - das alles möglichst gleichberechtigt, angst- und gewaltfrei. Monika Kampmann, Sängerin und Liedermacherin aus Köln, entließ am Mittwoch abend in erster Linie die Frauen in einem befreienden Lachen, das Ermutigung signalisierte: "In mir schlummert ein Genie, nur das Biest wird nicht wach." Viel Beifall aus der Selbsterkenntnis heraus und in dem Selbstbewußtsein, daß dies ja wohl so ist. Also raus aus dem Schneckenhaus, hallte es durch die gutbesuchte Englische Kirche. Und der Vergleich, Emanzipation geschehe im Tempo einer Schnecke, brauchte niemanden zu entmutigen. Weil, meinte Monika Kampmann: "Bedächtig und stetig vorwärts, aber niemals spurlos."
Die Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaften sozialdemokratischer Frauen in Bad Homburg und im Hochtaunus über LebensRäume - FrauenTräume könnte sogar tiefe Furchen hinterlassen, wenn eine politische Mehrheit zum Beispiel den kühnen Thesen der Stadtplanerin und Architektin Sabine Wagner folgte. Ihr Plädoyer für einen "ganzheitlichen Lebensraum", für eine räumliche Nähe von Wohnen, Arbeit und Freizeit - auch zugunsten der Umwelt und Gesundheit - gipfelte in der Behauptung: Die Mietpreise könnten wieder sinken, wenn der Ansiedlung von Unternehmen auch in Bad Homburg Einhalt geboten werde.
Wagner geht nicht davon aus, daß eine Verpflichtung für Unternehmen, Wohnungen zu finanzieren, zu günstigeren Mieten führt. Ihre These: Solange um Unternehmensansiedlung geworben wird, so lange blieben die Grundstückspreise und damit auch die Mieten hoch. Die Konsequenz, die die Stadtplanerin zieht: Gebiete wie zum Beispiel Mittelhessen müßten aufgewertet und ländliche Regionen durch Betriebsansiedlungen wiederbelebt werden. Vielfalt gegen Monostrukturen, ist das Credo der Stadtplanerin. Nur so ließen sich die fatalen Folgen aus der täglichen Pendelei zwischen Wohn- und Arbeitsort mildern: hohe Zeitvergeudung, Umweltverschmutzung, Streß - um nur einige Faktoren aufzuzählen. Einer Dezentralisierung von Kultur- und Bildungseinrichtungen, wichtige Standortfaktoren für Unternehmensansiedlungen, redet Wagner nicht das Wort.
Der Beitrag der Architektin für mehr Sicherheit für Frauen auf den Straßen führte ein auch in Bad Homburg im politischen Raum geliebtes Kind auf neuen Boden: Die Fußgängerzonen sollten abends für den motorisierten Verkehr geöffnet werden, um Leben in die Innenräume einer Stadt zu bringen. Beifall für ein Leben in der Innenstadt auch in den Abendstunden gab's von Bad Homburgs sozialdemokratischer Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl, Beate Fleige: "Wir wollen, daß wieder mehr Menschen dort wohnen."
Weniger Angst für Frauen auch durch eine neue Sicherheits-Politik: "Die Autos gehören unter die Straße und in Tunnels, nicht die Menschen!" - Forderungen, die sich auch bereits auf Fragebogen finden, die derzeit auf Initiative der SPD von Frauen beantwortet werden können.
Aber haben die Frauen, in Bad Homburg sind sie mit 53 Prozent die Mehrheit der Bevölkerung, überhaupt schon die entsprechende Power, um ihre Bedürfnisse zu realisieren? Psychologin Antje Scholtz nannte als Voraussetzungen, zunächst die Geschlechtsrollenklischees abzubauen und innere Beschränkungen aufzulösen, das heißt: sich zu informieren, um sich psychisch und physisch aus dem Korsett der Ängste und Unsicherheiten befreien zu können. Zusatz-Argumentation von Hildegard Calmano (vom Verein Frauen helfen Frauen, Frauenhaus): Da nicht zu erwarten sei, daß sich die Männer ändern, "müssen die Frauen ihr Opferverhalten aufgeben und sich selbst ändern". Dann könnten auch äußere Beschränkungen gesprengt werden.
Frauenorganisationen gibt es in Bad Homburg reichlich. Aber FrauenRäume? Beate Fleige mußte auf eine entsprechende Frage passen. WALTRAUT ROHLOFF
HEUSENSTAMM. Einen Kompromiß zwischen den strengen Sicherheitsbestimmungen der Bundesbahn bezüglich der Kreuzungen zwischen Schiene und Straße und den städtebaulichen Vorstellungen der Stadt hat Bürgermeister Josef Eckstein (CDU), Landrat Josef Lach (SPD), Erster Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann (Grüne) sowie Vertreter aus Bonn, Wiesbaden und der Bundesbahn gestern in Frankfurt ausgehandelt.
In den Verhandlungen über die Gestaltung der Kreuzungspunkte zwischen Schiene und Straßen in Heusenstamm hatte die Bahn kürzlich den von der Stadt favorisierten Schrankenübergang in der Frankfurter Straße wieder in Frage gestellt und aus Sicherheitsgründen erneut eine Omegaunterführung verlangt. "Jetzt haben wir einen tragbaren Kompromiß gefunden", erklärte Eckstein.
Danach soll der beschrankte Bahnübergang in der Frankfurter Straße für die Autofahrer beibehalten werden, während für Fußgänger und Radfahrer eine Unterführung gebaut wird. Die Stadt Heusenstamm muß sich an dieser Unterführung mit einem Drittel der Kosten beteiligen. Auch wenn es sich um eine Landesstraße handele, sei die Stadt für die Gehwege zuständig, erläuterte Eckstein.
Akzeptiert hat die Bundesbahn die Schranken laut Eckstein allerding nur, wenn in der Frankfurter Straße weniger Autos fahren. Zu diesem Zweck soll sie noch vor S-Bahn-Betrieb von einer Landesstraße zu einer Gemeindestraße herabgestuft werden. Gleichzeitig muß die Stadt dafür sorgen, die Straße verkehrszuberuhigen. "Die Fahrbahn wird schmaler", kündigte Eckstein eine Möglichkeit an. In der "Frankfurter" verlaufen derzeit zwei Landesstraßen auf einer Asphaltpiste, die L 31 17 nach Obertshausen und die L 34 05 in Richtung Rembrücken.
Dieser Teil des Kompromisses komme der Stadt sehr entgegen, erklärte Eckstein. Man wolle ja schon seit langem die Ringstraße zur Landesstraße hochstufen und die "Frankfurter" als Gemeindestraße zur Einkaufsstraße umwandeln.
Für den Fall, daß "der Autofahrer" die Frankfurter Straße trotz Verkehrsberuhigung auch in Zukunft nicht meidet, sich dann vor den geschlossenen Schranken nicht enden wollende Schlangen bilden, kann - so die Option - nachträglich doch noch eine Unterführung in Omega- Form gebaut werden - auf Wunsch der Bahn oder auch der Stadt. Sie würde auch dann noch vom Land finanziert werden, obwohl die Straße dann ja keine Landesstraße mehr ist.
Schließlich beinhaltet der Kompromiß zwischen Bahn und Stadt noch eine "politische Aussage". Die Bahn will sich vertraglich von den Heusenstammer Stadtvätern unterschreiben lassen, daß sie keine moralische Verantwortung dafür übernimmt, wenn jemand auf dem beschrankten Bahnübergang zu Schaden kommt. Nachdem sich in der jüngsten Zeit an Bahnübergängen in Rodgau, Dreieich-Offenthal und Babenhausen drei schwere Unfälle ereignet hatten, die insgesamt sieben Menschenleben forderten, will sich die Bahn nicht vorwerfen lassen, nichts für die Sicherheit getan zu haben. So interpretierte Landrat Josef Lach diese Klausel. Er meint, bei dem jetzt gefundenen Kompromiß handele es sich um eine vernünftige Sache. pmü
WIESBADEN. Die Freude am Besuch einer Ausstellung wird oft getrübt durch die körperliche Anstrengung: bleiernes Gefühl im Kopf, schwere Beine. Sigrid Rosen-Marks will in einem Seminar der Volkshochschule Tips geben, wie Kunstbetrachtung wieder zu einem vollem Vergnügen werden kann - praktische Übungen inbegriffen. Der Kursus umfaßt zehn Abende und beginnt am Dienstag, 2. März, um 19.30 Uhr in der Villa Schnitzler, Biebricher Allee 42. maf
HANAU. Unter Mithilfe der nordrhein- westfälischen Polizei konnte der bislang Unbekannte identifiziert werden, dessen Leiche am 31. Januar an der Bahnstrecke Hanau-Maintal gefunden worden war (die FR berichtete). Es handelt sich um einen 48jährigen Bischofsheimer. Die Polizei geht von Freitod aus. az
rds BONN. Die westdeutsche Industrie soll nach dem Willen der ostdeutschen Bürgerbewegung "Neues Forum" wesentlich stärker als bisher ihre Verantwortung für den wirtschaftlichen Aufbau in der ehemaligen DDR unter Beweis stellen. Der Thüringer Landessprecher der Organisation, Ulrich Barth, stellte dazu einen vom Bremer Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel ausgearbeiteten Gesetzentwurf für eine Investitionshilfeabgabe vor. Dieser orientiert sich an dem unter der Regierung Adenauer 1952 verabschiedeten und vom Bundesverfassungsgericht 1954 gebilligten Investitionshilfegesetz.
"Zum Solidarpakt darf es nicht nur Kohl-Suppe geben", begründet Barth den Vorstoß des Neuen Forums. Unterstützt wird er vom IG-Metall-Vorsitzenden Franz Steinkühler, der die Initiative einen "konstruktiven Anstoß zur Erschließung zusätzlicher Finanzierungsquellen für die Industriesanierung in Ostdeutschland" nennt.
Die Abgabe soll nach den Vorstellungen Hickels auf Basis der Jahresüberschüsse und des Umsatzes berechnet werden. In den ersten beiden Jahren sollen westdeutsche Unternehmen zehn Prozent des Gewinns nach Steuern, dann sukzessive weniger bis sechs Prozent im fünften Jahr zahlen. Eigene Investitionen in den neuen Ländern sollen auf die Abgabe angerechnet werden, so daß im Idealfall eines Investitionsbooms westdeutscher Betriebe im Osten das Aufkommen gegen Null tendieren würde.
Empfänger der eingenommenen Gelder sollen sowohl Treuhandbetriebe als auch privatisierte Unternehmen in Existenzschwierigkeiten sein. Zur Abwicklung wird ein Sondervermögen bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vorgeschlagen. Dort soll ein Kuratorium mit 20 Mitgliedern, von denen mindestens die Hälfte aus Ostdeutschland stammen müssen, über die Vergabe entscheiden.
Schließlich schlägt Hickel vor, daß Anteile an den unterstützten Ost-Betrieben in einem KfW-Sonderfonds gesammelt werden, an dem die zahlenden West-Firmen wiederum beteiligt werden. Dadurch sollen vermögenspolitische Anreize geschaffen werden, um die Produktionsstandsorte der Ex-DDR zu stärken. Die Abgabe soll laut Hickel allerdings erst anlaufen, wenn sich die westdeutsche Konjunktur wieder etwas erholt hat.
WIESBADEN. Wiesbaden - ein wahrhaft teures Pflaster. Der Gutachterausschuß für Grundstückswerte plauderte jetzt aus dem Nähkästchen und bestätigte, was schon immer vermutet wurde: Grundbesitz ist in der Landeshauptstadt für Normalverdiener kaum mehr erschwinglich. Über 1700 Mark muß man für einen einzigen Quadratmeter Bauland - allerdings in Toplage - hinblättern, in Vororten schwankt der Quadratmeterpreis zwischen 700 und 1400 Mark je Quadratmeter.
Landwirtschaftliche Grundstücke sind von dem Preisboom bislang nicht betroffen: Elf Mark für einen Quadratmeter Ackerland und 46 Mark für die gleiche Fläche eines Gartengrundstücks. Gewerbefläche in Wiesbaden wechselt derzeit im Durchschnitt für 570 Mark je Quadratmeter den Besitzer.
Da ist es kein Wunder, daß auch ein noch so bescheidenes Häuschen eine ganze Stange Geld kostet. Beispiel Reihenhaus: Unter 565 000 Mark ist in Wiesbaden nichts zu haben. Es werden gar schon 750 000 Mark verlangt (und auch gezahlt!).
Freistehende Villen kosten im Durchschnitt 785 000 Mark, in nobleren Stadtvierteln werden sie mit über 1,1 Millionen Mark gehandelt. Mehrfamilienhäuser aus der Jahrhundertwende lassen sich Interessenten über 1,5 Millionen Mark kosten, wenn in solchen Gemäuern noch Läden oder Kneipen untergebracht sind, steigt deren Wert gar auf knapp 2 Millionen Mark.
Auch die Eigentumswohnungen sind nicht eben billig: 1600 Mark je Quadratmeter Wohnfläche in einfacher Ausstattung und bis 8900 Mark je Quadratmeter für die Luxusausführung.
Einen umfassenden Marktbericht kündigte der Gutachterausschuß für März an. Er basiert auf 2230 Kaufverträgen oder Ergebnissen von Zwangsversteigerungen. maf
Das Profitdenken ist das Profidenken unserer Zeit. Da steht auch der "Kulturbetrieb" nicht dumm in der Ecke. Aber manche stellen sich im Bewußtsein des kulturell grundgereinigten Gewissens zu schlau an. Wenn jetzt der Bundesverband Deutscher Galerien e. V. mit Sitz in Köln und unter Vorsitz von Gerhard F. Reinz eine vermeintliche Interessenskollision aufgespürt und wie ein Betrogener, Rache rufend, reagiert, dann ist an diesem Beispiel nachzuweisen, wie leicht sich Künstler und Galeristen, Kunst und Markt gegenseitig als Ausgebeutete empfinden.
Weil Ingrid Mössinger angeblich ihre Pflicht als Vermittlerin zwischen Künstler und Galeristen vernachlässigt hat, droht der Kölner Verband ihr jetzt mit Sanktionen. Frau Mössinger sollte zusammen mit Peter Iden beratend daran mitwirken, Günter Behnischs neues gläsernes Bonner Bundesparlament mit "Kunst am Bau", wie der kunstunwürdige Begriff offiziell immer noch heißt, auszustatten und hat, so meint man im Verband, an den Galeristen vorbei die Aufträge verteilt.
Ingrid Mössinger ist seit vergangenem Jahr zugleich künstlerische Leiterin der "Art" Frankfurt und mit dem Anliegen befaßt, das Kunst-Niveau dieser Kunstmesse möglichst hochzuhalten. Seit der Gründung der "Art" Frankfurt unter Leitung Anita Kaegis ist es kein Geheimnis, daß der Kölner Verband dieses Schwesterunternehmen mit Argwohn und Ablehnung begleitet und, so gut es ihnen gelang, torpediert hat. Die Verbandsmesse ist die etablierte "Art Cologne".
Der Kölner Galerist Karsten Greve hat sich während der drei Monate, die der italienische Künstler Nicola de Maria das Restaurant des Bundestags ausgemalt hat, um "seinen" Künstler, von dessen Honorar er einen beträchtlichen Anteil haben möchte, nicht gekümmert. Nicht zwischen den Beratern und dem Künstler, sondern zwischen dem Künstler und der Bundesbauverwaltung wurden die Verträge abgeschlossen. Karsten Greve war von Anfang an über Nicola de Marias Bonner Großauftrag informiert. Wenn sich Künstler und Galerist nicht vertragen, ist das ein anderer, ein privat zu regelnder Fall. Greves vom Bundesverband unterstützte Meuterei machte Schule. Gleich mehrere Galeristen erheben Prozentansprüche für das noch nicht fertiggestellte Werk des kalifornischen Künstlers Sam Francis.
Satisfaktion sah Karsten Greve im Rückzug seiner Anmeldung zur Frankfurter "Art", wo er in den letzten Jahren gute Umsätze gemacht hatte. Auch andere Galeristen sagten wegen Frau Mössingers angeblichem Loyalitätsbruch ihre Teilnahme zur Frankfurter "Art" ab - für einige ein geschickter Vorwand, Gesicht zu wahren und Geld zu sparen - einige von ihnen meldeten sich mittlerweile wieder an. Gerhard F. Reinz hat gesagt, nichts persönlich gegen Frau Mössinger zu haben, wohl aber gegen die Frankfurter "Art". So wird eine Person denunziert, um die Konkurrenz zu entkräften. Ein Fair play ist das nicht.
Zur diesjährigen Frankfurter "Art" haben 160 Galerien ihr Kommen angekündigt. Unter den 38 ausländischen Galerien ist auch der Grandseigneur der Szene, Leo Castelli aus New York. Einen Schwerpunkt wird die "Art" afrikanischer Kunst einräumen, am Ende des Jahrhunderts ein Blick auf jene "primitive" Kunst lenken, die das Jahrhundert mitgeprägt hat.
Die Empörung aus den Reihen des Bundesverbands Deutscher Galeristen e.V. weist direkt auf deren Mitglieder zurück, deren Devise wohl lautet: pro domo, das heißt in die eigene Tasche, oder exkommuniziert!
Ingrid Mössinger geht es um die Kunst. Das ist auf diesem Bolzplatz wohl naiv und ein Einsatz auf verlorenem Posten. "Ich komme mir da", sagt sie, "total fremd vor, weil deren Mechanismen mehr als ungewöhnlich sind." Bei der Auswahl der Künstler für das Bonner Bundesparlament ging es nicht um Profit, sondern um Profil.
VERENA AUFFERMANN
HANAU. Ein etwa 20 Jahre alter und 1,90 Meter großer Mann hat am Mittwoch nachmittag versucht, ein Bekleidungsgeschäft in der Bangertstraße in Hanau zu überfallen. Gegen 16.50 Uhr, so berichtet die Polizei, betrat er den Laden und bedrohte die beiden Verkäuferinnen mit einer Pistole. Er lief jedoch wieder davon, nachdem die Frauen zögerlich reagierten.
Bekleidet war der Unbekannte unter anderem mit einem orangefarbenen Anorak und einer Strickmütze. Hinweise nimmt jedes Polizeirevier entgegen. az
BÜDINGEN. Marienkirche, Stadtmauer und Schloß sind nur drei Sehenswürdigkeiten, die Büdingen zu bieten hat. Nicht nur für Touristen ist die Stadt im Ostkreis der Wetterau deshalb beliebtes Ausflugsziel, sondern auch ein geeigneter Ort für Schülerexkursionen. Das Hessische Institut für Lehrerfortbildung lädt nun interessierte Lehrkräfte für Montag, 1. März, nach Büdingen ein, um diesen "Lernort" näher kennenzulernen.
Willi Luh, Vorsitzender des Büdinger Geschichtsvereins und Leiter des Heuson-Museums, wird den Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmern Erläuterungen geben und Fragen beantworten. Das Seminar beginnt um 14.30 Uhr mit einer Führung durch die aktuelle Ausstellung im Heuson-Museum "Aus Kleiderschrank und Wäschetruhe". Anmeldungen sind unter Tel. 0 60 31 / 6 13 99 möglich. cor
WETTERAUKREIS. Schummeln ist nicht mehr möglich. Wer als gewerblicher Unternehmer versucht, mit "Wertstoffen" durchsetzten Restmüll an der Müllumladestation des Wetteraukreises in Echzell abzuliefern, muß entweder damit rechnen, einen erheblich höheren Gebührensatz zu zahlen oder aufgefordert zu werden, seinen Restmüll von allen Stoffen zu befreien, die nicht auf die Deponie gehören.
Und dazu zählen nach der gültigen Verpackungsordnung grundsätzlich alle Verpackungen aus Papier und Pappe, weiterhin Altglas, Styropor, Dosenschrott, Aluminium sowie Kunst- und Verbundstoffe aller Art. Im Zweifel, so rät Gila Gertz (Die Grünen) als zuständige Dezernentin des Kreises, sollten die Unternehmer ein Gespräch mit Gaby Vohwinkel- Levels führen.
Sie arbeitet im Kreishaus und ist dort unter der Rufnummer 0 60 31 / 8 32 20 zu erreichen. Sie kann alle das Duale System betreffenden Fragen beantworten. pgw
"Gemeinsam das Haus Ronneburg errichtet" Letzte Etat-Beratung in alter Besetzung/Einträchtiges Stimmverhalten im "Eintracht"-Saal Von Helmut Pomplun RONNEBURG. Nur unterschwellig war in einigen Redebeiträgen ein Hauch von Wehmut zu spüren, als die Gemeindevertretung von Ronneburg am Mittwochabend im Sportvereinsheim der "Eintracht" am Fuße des Burgberges in gewohnter Zügigkeit ihre letzte Tagesordnung erledigt hatte - wieder alles inklusive Haushalt 1993 einstimmig - und dann auf "vier schöne Jahre" zurückblickte. Es war die 29. und letzte Sitzung dieses Parlaments. "So" wird es wohl nie mehr sein, klang als Tenor in der Männerunde mehrfach durch. Das Gremium wird von 15 auf 23 Köpfe wachsen, weil die Gemeinde auf über 3000 Einwohner gewachsen ist. Doch etliche Mitglieder des Hohen Hauses werden nach dem 7. März auch nicht mehr dabei sein, zum Beispiel SPD-Fraktionsvorsitzender Volker Schäfer und seine beiden Genossen Jürgen Waitz und Jürgen Köhler. Schlußendlich war es auch ein Abschied für die Ortsbeiräte und den ältesten Beigeordneten, Christdemokrat Willi Knickel. Zum Haushaltsplan blieb gar nicht viel zu sagen, weil alles wesentliche schon am 9. Februar im Rathaus in einer öffentlichen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses vorberaten worden war. Stellvertretender Ausschußvorsitzender Herbert Gerlach (CDU) faßte zusammen:
Der 93er Haushalt hat ein Verwaltungsvolumen von 6 092 300 Mark. Zum Ausgleich war vorab eine Erhöhung der Kanalgebühren und des Wassergeldes nötig. Die Zuführung zum Vermögenshaushalt beträgt 400 300 Mark, wovon 254 000 Mark zur Schuldentilgung verwendet werden. Der Rest von 146 300 Mark steht als freie Investitionsspitze zur Verfügung. "Das ist knapp, im letzten Jahr hatten wir rund 100 000 Mark mehr", kommentierte Gerlach. Als problematisch bezeichnete der Christdemokrat nach wie vor die Kindergartenkosten: "Darüber sollten wir später noch mal nachdenken, aber wir sind doch eine der wenigen Gemeinden ohne Warteliste."
Bei der Forstwirtschaft sei man mit einem Zuschußbedarf von 80 400 Mark im Vergleich zu den Sturm-Verlusten der Vorjahre "diesmal mit einem blauen Auge davongekommen".
Im Vermögenshaushalt mit einem Volumen von 1 277 300 Mark dominiert als größter Ausgaben-Posten der Erwerb eines Grundstücks für 220 000 Mark. Die Rücklagen mit einem Bestand von 611 000 Mark sollen in diesem Jahr noch um 350 000 Mark aufgestockt werden. Eine Neuverschuldung ist nicht vorgesehen.
Der Gesamtschuldenstand beträgt derzeit noch 3 657 000 Mark, wovon 254 000 getilgt werden sollen, deutlich mehr als während der vergangenen Jahre üblich, wo regelmäßig 200 000 "abgestottert" wurden. Im Stellenplan sind zwei Anhebungen für Gemeindearbeiter vorgesehen, eine Vollzeitstelle wird in zwei Teilzeitstellen gesplittet und eine Stelle - Bereich "Abfallverwaltung und Soziales" - wird neugeschaffen. In seiner Funktion als CDU-Fraktionsvorsitzender kommentierte Herbert Gerlach: "Der Stellenplan hat uns etwas gejuckt. Dann haben wir nachgerechnet - und fanden 27 Prozent Personalausgaben im Vergleich zu anderen Kommunen doch akzeptabel." SPD-Fraktionsvorsitzender Volker Schäfer sagte, es könne Personalausgaben doch noch akzeptabel in diesem Jahr lediglich darum gehen, kleine Akzente zu setzen. Wichtig seien seiner Fraktion die 20 000 Mark, die für Verkehrsberuhigungen bereitgestellt werden, und am wichtigsten die 50 000 Mark "gegen die Deponie". Wie bereits im Vorjahr soll die Summe für Gutachten, Anwaltskosten und anderes mehr im Kampf der kleinen Gemeinde gegen die auf ihrer Gemarkung vom Main-Kinzig- Kreis geplante Groß-Müll-Kippe ausgegeben werden. Insgesamt, lobte Schäfer, sei das "der beste Haushalt, seit ich hier politisch aktiv bin". Und das sind immerhin zwölf Jahre. FDP-Einzelkämpfer Wolfgang Trümper hatte sogar eine kleine Rede schriftlich vorbereitet (was überhaupt noch nie vorgekommen ist), in der es wesentlich um Kompromißfähigkeit ging, die Voraussetzung sei für Politikfähigkeit. Dabei blieb es Trümper vorbehalten, eine Art krönenden Schlußsatz für alle Fraktionen zu formulieren: "Gemeinsam wurde dieses Haus Ronneburg errichtet." Was zu noch zu tun bliebe, seien "Schönheitsreparaturen".
Bürgermeister Friedhelm Kleine (SPD) kommentierte, durch die Entschuldungen der letzten Jahre und derzeit fallende Zinsen habe die Gemeinde wieder etwas Spielraum, "und wenn sich weitere Wünsche ergeben sollten, ist das mit einem Nachtrag im Sommer zu klären".
Einstimmig wurde auch eine erneute Offenlegung des Bebauungsplanentwurfes "Herrnwiese" beschlossen.
Das wurde notwendig, weil sich einige Träger öffentlicher Belange "quergelegt" haben. Mit einem gewissen Trotz will die Gemeinde diese Planung eines Mischgebietes dennoch duchsetzen, zumal sie seitens der wiedersprechenden Verbände "noch kein Wort zur Großmülldeponie" gehört habe.
Glatt liefen auch die restlichen Punkte der Tagesordnung. "Danke, auch hier wie immer einstimmig", stellte Parlaments- Chef Fritz Münch (SPD) zufrieden fest: "Ob es noch mal so sein wird? Denen, die nach uns kommen, alles Gute!"
OFFENBACH. Wer glaubt, bei den Kommunalwahlen am 7. März wahlberechtigt zu sein, aber noch keine Wahlbenachrichtigungskarte erhalten hat, kann nur noch heute, Freitag, Einspruch gegen die Vollständigkeit des Wählerverzeichnisses einlegen. Wählen darf nur, wer in das Wählerverzeichnis eingetragen oder einen gültigen Wahlschein besitzt. Der Einspruch kann bis 18 Uhr eingelegt werden; im Rathaus, 12. Stock, oder unter Telefon 8065-2561, 8065-2661, 8065-2761. lz
FLORSTADT. Eine lebhafte Diskussion mit Gemeindevertretern erwartet der Vorstand des Zentralverbandes der Sozialversicherten, Rentner und deren Hinterbliebene, Deutschland (ZdS), zur Jahreshauptversammlung am Sonntag, 21. Februar, um 14.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus von Ober-Florstadt. de
mlh KÖLN. Die Manager des amerikanischen Hausgeräte-Herstellers Whirlpool haben sich für das laufende Jahr viel vorgenommen: Sie wollen nicht nur in den USA kräftig wachsen, sondern auch in der Alten Welt sechs Prozent mehr Umsatz herausschlagen. Die nachlassende Nachfrage auf westeuropäischen Märkten wolle er durch neue Geschäfte in Osteuropa kompensieren, meint Hank Bowman, Präsident der Whirlpool Europe. In Ungarn hat der nach eigenen Angaben weltgrößte Hersteller von "weißer Ware" schon 1992 neue Aktivitäten gestartet. Nun soll ein Vertriebsstützpunkt in Polen folgen.
Für das abgelaufene Geschäftsjahr meldet der europäische Ableger des US- Konzerns einen Umsatz von rund 2,4 Milliarden Dollar (plus sechs Prozent). Weltweit wuchs der Konzern um acht Prozent auf rund 7,4 Milliarden. Noch stärker - nämlich um 20 Prozent auf gut 200 Millionen Dollar - sprang der Gewinn nach oben. Kein Wunder, daß die Konzernleitung von einem "hervorragenden Jahr" spricht.
Whirlpool agiert in Europa mit den Marken Bauknecht, Philips-Whirlpool und Ignis. Die Amerikaner betreiben auf dem alten Kontinent zwölf Werke, drei davon in der Bundesrepublik. Die Zahl der Beschäftigten liegt bei rund 16 000. Für die Gesamtstrategie des Konzerns soll der asiatische Markt eine wachsende Rolle spielen.
HATTERSHEIM. "Tja, und das hier" - fast mißmutig deutet Alfred Schubert auf das bröckelnde Gebäude - "hätte eigentlich auch noch saniert werden sollen." Doch der Hattersheimer Bürgermeister weiß, daß das nun beinah unmöglich ist. Der alte Kern der Mainstadt wird mit dem Schlockerhof und dem ehemaligen Bauernhof Jost in der Hauptstraße 29 an strategisch wichtigen Punkten unansehnlich bleiben, weil der Bund "sich über Nacht aus der Stadtsanierung verabschiedet hat", wie Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD) mitfühlend kritisiert. Der hochrangige Sozialdemokrat ist zu Gast beim Rathauschef der selben Partei - Grund, sich die Sorgen und Nöte an Ort und Stelle anzuhören. Ändern kann er indes wenig.
Schubert hatte zumindest gehofft, daß die verbleibenden Landesgelder gestreckt würden. Doch etliche der 87 betroffenen Städte und 96 Sanierungsgebiete in Hessen bekommen nun gar nichts. Was ja eigentlich auch in Ordnung geht, wie Schubert gesteht. Schließlich habe Hattersheim beispielsweise für den Posthof Wiesbadener Zuschüsse eingestrichen, die das historische Gebäude zu einem Schmuckstück gemacht haben. Trotzdem: Das enttäuschte "Aber . . ." bleibt im Raum stehen.
Dabei wären in der Hauptstraße 29 vielleicht Wohnungen entstanden, die jede Kommune so dringend braucht. Zwar habe die städtische Wohnungsbaugesellschaft einen Bestand von 1600 Sozialwohnungen, vorwiegend im Bereich zwischen S-Bahnlinie und Südring, referiert Schubert dem Minister-Genossen. Doch weil das Einkommen der Anspruchsberechtigten so niedrig liege, könnten praktisch nur noch ältere Menschen mit wenig Geld dort einziehen. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die soziale Struktur der Siedlung kaputtgehe.
Auch da kann Jordan keine schnelle Abhilfe schaffen. Doch alle Bundesländern seien sich inzwischen einig, daß die zuletzt 1980 festgelegten Einkommensgrenzen für Sozialwohnungen angehoben werden müßten, erläutert er. Waren damals rund 70 Prozent der Arbeitenden anspruchsberechtigt seien es heute nur noch ein Drittel.
Ein Silberstreif am Horizont auch in Sachen Fehlbelegungsabgabe. Drei Jahre lang dürfen Kommunen mit diesen Einnahmen, die eigentlich dem Land zuständen, Sozialwohnungsbau betreiben. Doch wo? "Können wir uns mit anderen Kommunen zusammentun oder denen Belegungsrechte verkaufen", lautet die Idee des Hochheimer Rathauskollegen, Harald Schindler (SPD). "Warum nicht", macht Jordan Mut. Und endlich macht sich in den Gesichtern der Bürgermeister so etwas wie Genugtuung bemerkbar. set
KARBEN. Komplett wiedergewählt, diesmal allerdings für die Dauer von zwei Jahren, wurde der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Kultur Karben. Vorsitzender bleibt Wolfhard Bornschein, zweite Vorsitzende bleibt Ulrike Loos. Frank Gnadl besorgt weiterhin die Kassen- und die Schriftführung, Klaus Schichtel die Pressearbeit. In ihren Ämtern bestätigt wurden auch die Spartenleiter Herbert Schuch und Franz Prosch (Musik/Gesang) sowie Käthe Gärtner und Karin Ried (Büchereien). Für die Sparte Volksbildung/Laienspiel konnte kein Vorstand gebildet werden.
Wie Vorsitzender Bornschein ankündigt, sollen in diesem Jahr erstmals Karbener Kulturtage veranstaltet werden. Sie sollen den bislang auf ein Wochenende beschränkten Kulturmarkt sowie auch das Frühjahrskonzert ersetzen und vom 10. bis 18. Juli unter Mitwirkung aller der Arbeitsgemeinschaft Kultur angeschlossenen Gruppen stattfinden, zu denen neuerdings auch das in Petterweil ansässige Oberhessische Blechbläser-Ensemble zählt.
Das Programm steht in einigen Eckpunkten schon fest: Samstag, 10. Juli: Eröffnungskonzert im Bürgerhaus Petterweil; Sonntag, 11. Juli: Konzert des Förderkreises "Musik in der Kirche" in der St. Michaelis-Kirche Klein-Karben; Dienstag, 13. Juli: Autorenlesung für Kinder mit Ursula Fuchs in der Rendeler Stadtbücherei; Mittwoch, 14. Juli: Konzert der Kärber Kirchenmäuse im Bürgerzentrum; Freitag, 16. Juli: Veranstaltung des Deutsch-ausländischen Freundschaftskreises im Bürgerzentrum; Samstag und Sonntag, 17. und 18. Juli: Kulturmarkt im und rund um das Bürgerzentrum. mu
BÜDINGEN. Einen neuen Vorstand wollen die Mitglieder des Kulturkreises Büdingen bei ihrer Jahreshauptversammlung am Aschermittwoch, 24. Februar, um 19 Uhr im Kulturzentrum Oberhof wählen.
Eines steht jetzt schon fest: Dieter Egner, der zehn Jahre lang den stellvertretenden Vorsitz des Kulturkreises geführt hat, wird nicht mehr kandidieren. cor
Die Diagonalsperre an der Eichwaldstraße soll zeitweise wieder aufgehoben und die Burgstraße zwischen Wiesenstraße und Eichwaldstraße zur Einbahnstraße werden - das ist die neueste Variante zur Verkehrsführung in dem Quartier rund um die Heidestraße. Hintergrund: Neben den bereits vorhandenen Belastungen durch das Parkhaus in der Heidestraße droht den Anwohnern durch das Bauvorhaben der Frankfurter Sparkasse an der Berger Straße/Ecke Wiesenstraße jetzt zusätzlich noch Schwerlastverkehr. Um den Baustellenverkehr besser abwickeln zu können, hat das Ordnungsamt vorgeschlagen, während der Bauzeit die Eichwaldstraße wieder durchgängig befahrbar zu machen. Unerwünschter Durchgangsverkehr, der diese Strecke als "Schleichweg" in Richtung Osten benutzen könnte, soll dadurch verhindert werden, daß die Burgstraße ab Wiesenstraße Einbahnstraße wird, so daß kein Rechtsabbiegen aus der Eichwaldstraße möglich ist. Der Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend) hat in seiner jüngsten Sitzung diese Idee mehrheitlich abgesegnet. Alternativ schlagen Grüne und SPD vor, die Fahrtrichtungen von Heidestraße, Eichwaldstraße und Berger Straße umzukehren oder auch nur die Berger Straße ab Eichwaldstraße in Richtung Höhenstraße zu "drehen". rea
OFFENBACH. Wenn die städtischen Bediensteten um 15.30 Uhr nach Hause fahren, wird die Rathaus-Tiefgarage für die Öffentlichkeit geöffnet. Das haben Magistrat und Stadtparlament beschlossen und zwei Parkschein-Automaten in der Tiefgarage anbringen lassen. Zugänglich ist diese jetzt montags bis freitags von 15.30 bis 21 Uhr und samstags von 8 bis 21 Uhr. Die Maximal-Parkzeit beträgt zwei Stunden. Jede angefangene halbe Stunde kostet eine Mark. lz
Weg ist frei für Ausbau der Wehrheimer Grundschule Gemeinde beteiligt sich mit einer Million an den Kosten Von Claudia Nenninger HOCHTAUNUSKREIS. Wehrheim und der Kreis als Schulträger haben jetzt die Verwaltungsvereinbarung über die Erweiterung der Grundschule in der Gemeinde unterzeichnet. Wehrheim wird eine Million Mark - wie zuvor schon Usingen und Neu-Anspach für ihre Schulen - beisteuern. Die Vereinbarungen mit Schmitten und Glashütten stehen noch aus. Der zweite Erweiterungsbau des Usinger Gymnasiums ist unterdessen begonnen worden. Bei der Unterzeichnung der Wehrheimer Vereinbarung im Landratsamt beließ es Landrat und Schuldezernent Jürgen Banzer (CDU) nicht nur beim Dank an die Gemeinde für die Finanzspritze. Er sicherte Bürgermeister Helmut Michel und dem Ersten Beigeordneten Edwin Seng zu, der Gemeinde für den geplanten Bau eines Kinderhortes eine geeignete Fläche auf dem kreiseigenen Schulgrundstück zur Verfügung zu stellen - "zu einem Preis, der berücksichtigt, daß das Gelände für öffentliche, soziale Zwecke verwendet wird", wie Banzer betonte.
Die Kosten für die Erweiterung der Schule zu einer vierzügigen Grundschule werden mit 5,5 Millionen Mark veranschlagt; der Ausbau erfolgt in zwei Bauabschnitten. Der erste, für den die Gemeinde ihr Scherflein gab, ist zur Sporthalle hin ausgerichtet. Vier Klassenräume, ein Gruppenraum und ein Sonderraum sind für 2,5 Millionen vorgesehen. Baubeginn ist dieses Jahr - bei problemlosem Ablauf rechnet Banzer sogar mit der Fertigstellung noch in diesem Jahr.
Der zweite Bauabschnitt, zur Kielhorn- Schule hin gelegen, weist das gleiche Raumangebot aus. In den Sonderraum wird die betreute Grundschule umziehen, die allerdings schon vertragsmäßig mit Fertigstellung des ersten Bauabschnitts eingerichtet wird. Die Betreuung ist bis 15 Uhr geplant. Im zweiten Abschnitt soll auch eine Küche eingerichtet werden; bis dahin wird das Mittagessen angeliefert.
Die Verwaltungsvereinbarungen des Kreises mit Schmitten über die Erweiterung der Arnoldshainer Grundschule und mit Glashütten über den Grundschulanbau hofft Banzer noch in diesen Tagen unterzeichnen zu können. Von Schmitten erwartet der Kreis einen Zuschuß von einer halben Million Mark. Glashütten soll den Schuldendienst des Schulträgers für die Kosten übernehmen. Mit dem Baubeginn für beide Maßnahmen rechnet der Landrat in 1995.
Unterdessen ist der Startschuß für den zweiten Erweiterungsbau der Christian- Wirth-Schule in Usingen gefallen. 19 neue Klassenräume sollen bis Sommer nächsten Jahres auf dem ehemaligen Gelände der Pavillons fertig sein. Solange sind zwölf Klassen in die Konrad-Lorenz- Schule ausgelagert. Bis zur Fertigstellung will Banzer mit der Stadt noch ein Konzept zur Parkplatzfrage ausarbeiten. Der dreistöckige Schulbau wird sieben Millionen kosten; darin enthalten ist das Geld für die Sanierungsarbeiten an der denkmalgeschützten Schloßmauer und die Regenwasserzisterne. Der Bau wird sich mit viel Glas präsentieren - im Gegensatz zum ersten Anbau, der passend zum Altgebäude mit Klinker verkleidet wurde.
KARBEN. Ein kariertes Hemd und ein breiter Hut reichen nicht aus für den Anspruch, im Westernstil zu reiten. Daher bietet der Reit- und Fahrverein Karben am Sonntag, 21. Februar, ab morgens einen Lehrgang in der Reithalle am Ludwigsbrunnen für Vereinsmitgieder und Gäste an.
Diese Spielart der Reiterei sei nicht leicht zu erlernen, sagt der Verein. Wer sein reiterliches Unvermögen hinter dem Anspruch verstecke, nun im Westernstil zu reiten, bringe diesen Sport eher in Mißkredit. Viel Arbeit und Einfühlungsvermögen werden von Reiter und Pferd gefordert, bis das ursprüngliche Ausbildungsziel erreicht ist, ein Arbeitskamerad des Cowboys zu sein. de
BAD NAUHEIM. Der Wetteraukreis wird in den nächsten Tagen rund 250 000 Mark an die Stadt Bad Nauheim überweisen. Damit begleicht der Kreis seine vertragliche Verpflichtung gegenüber der Stadt, die Hälfte der Betriebs- und Investitionskosten für das Eisstadion zu bezahlen.
Da der Kreis seit einigen Jahren seinen Anteil erst mit Verzögerungen von einigen Monaten zahlt, handelt es sich bei der jetzigen Überweisung nicht um eine Zahlung für das abgelaufene Jahr, sondern um den Anteil des Kreises für das Jahr 1991. Damals wurde durch den Betrieb des Eisstadions ein Defizit von 480 000 Mark erwirtschaftet.
Während der unter chronischen Geldnöten leidende Kreis seinen Betriebskostenanteil verspätet aber regelmäßig überweist, beteiligt er sich nur an den allernötigsten Investitionen. Das Problem: Die Stadt darf erst dann auf die Zuschüsse des Kreises hoffen, wenn sie sich mit diesem geeinigt hat und die Investition noch nicht getätigt wurde.
Wegen der chronischen Ebbe in der Kreiskasse dauert es teilweise Jahre, bis wichtige Projekte durchgeführt werden. So auch bei den folgenden Projekten, auf die sich Stadt und Kreis kürzlich geeignigt haben. Nach Angaben von Bürgermeister Bernd Rohde soll der einsturzgefährdete hölzerne Zaun für 7000 Mark und die betagte Lautsprecheranlage für 55 000 Mark erneuert werden und für 18 000 Mark auch ein Notstromaggregat angeschafft werden.
Die Schaffung von zusätzlichen Lagerräumen durch Fertiggaragen und die endgültige Sanierung der Dusch- und Umkleideräume dürfte sich nach Lage der Dinge auf 1994 verschieben.
Dann läuft auch der auf zehn Jahre befristete Vertrag zwischen Kreis und Stadt aus. Landrat Gnadl sprach zwar öffentlich schon von einer Verlängerung des Vertrages, doch in welchem Umfang diese erfolgen wird, ist derzeit unklar. Denn der Kreis wird wegen seiner leeren Kassen immer wieder vom Regierungspräsidenten zur Streichung von freiwilligen Leistungen aufgefordert, wie für das Eisstadion. Gnadl: "Deshalb wird in Zukunft über neue Formen der Finanzierung des Defizites und der Investitionsmaßnahmen nachgedacht werden müssen."
Bürgermeister Bernd Rohde und mit ihm der Bad Nauheimer Magistrat sieht derzeit keine Notwendigkeit mit dem Kreis über neue Modalitäten zu verhandeln, wie er der FR sagte. Seine Argumentation: Die Stadt zahle mit der Hälfte der Betriebs- und Investitionskosten bereits seit langem proportional mehr als sie müsse, da das einzige Eisstadion im Kreis nicht nur von Bad Nauheimern, sondern in einem erheblichen Umfang auch von Bewohnern anderer Wetterauer Städte und Gemeinden genutzt werde.
Rund 120 000 Menschen kommen jährlich zum Eislaufen in das Stadion am Großen Teich. In dieser Zahl sind noch nicht die Besucher der Eishockeyspiele enthalten. str
FLÖRSHEIM. "Zwei Leute können sich nicht gegenseitig abwählen", hat Dieter Janzen merken müssen. Doch die anstehende Kommunalwahl bot der FDP eine andere Möglichkeit, den Renegaten und Fraktionsvorsitzenden des Liberal-Duos, Jan Kolenbrander, endlich loszuwerden. Er steht einfach nicht mehr auf der Kandidatenliste, die die Freidemokraten jetzt veröffentlichten. Auf Plätzen hinter Janzen folgen nun Jürgen Johann, Sigrid Oestreich-Janzen und Werner Siebel.
Für Janzen ist das Kapitel Kolenbrander ohnehin abgeschlossen, er hat den einstigen Kollegen schon ewig nicht mehr gesehen. Auch bei den jüngsten Mitgliederversammlungen zur Wahlvorbereitung sei er nie aufgetaucht. Statt dessen konzentriert sich die FDP darauf, auch dieses Mal den Sprung ins Parlament zu schaffen, der vor vier Jahren mit 5,28 Prozent denkbar knapp ausfiel. "Wir waren das Zünglein an der Waage", so Janzen, dem die Fortsetzung dieser Rolle nach dem 7. März nicht unlieb wäre. Denn er will "kontinuierliche Politik ohne absolute Mehrheiten".
Und die FDP will Norbert Hegmann (CDU) als Ersten Stadtrat behalten. Zwar habe die CDU in der "Koalitionsvereinbarung" vor vier Jahren der FDP eine Option für diesen Posten offen gehalten. "Doch wir wollten nie ein Versorgungsamt aufmachen, indem wir neue Leute holen. Und von uns selbst wollte es keiner machen", meint Janzen rückblickend.
Sollte es für FDP und CDU nach der Wahl keine Mehrheit geben - eine Ampelkoalition ist für Janzen keine Alternative. Eine Zusammenarbeit mit der Grün- Alternativen Liste Flörsheim (GALF) hält der Spitzenkandidat für "undenkbar". Zu oft habe die GALF seine Fraktion "einfach nur vorführen" wollen, anstatt ernsthafte Politik zu betreiben, klagt er. Als sich im Parlament die Chance für die GALF ergab, den Haushalt nach eigenen Wünschen zu gestalten, weil CDU und FDP keine Mehrheit mehr hatten, sei es bei der "Wir-lehnen-alles-ab-Parole" geblieben.
Nach der Wahl will die FDP trotz erklärten Sparwillens den Umbau der Innenstadt nicht auf ewig verschieben. Allerdings müsse die Stadt trotz ihrer Strategie, für die Planung zunächst private Grundstücke in städtischen Besitz zu bringen, letztendlich doch wieder private Investoren berücksichtigen. Darüber hinaus will sich die FDP der Gewerbeförderung annehmen und das Gewerbegebiet West ausbauen.
Pflegen möchte sie auch die Kultur: "Kürzungen sind mit uns nicht drin", erklärte Janzen. Er begrüßt auch die Idee eines Kulturverbundes mit Hochheim und Hattersheim. "Wenn der mehr leisten kann als wir allein, ist das gut." set
"Schau mir in die Augen Kleines", flötet Rick in der Autobahnkirche - direkt neben der "Schäl"-Tankstelle - der Schönen zu. Doch die ist nur hinter seiner Einspritzpumpe her, um ihren Messerschmidt-Kabinenroller wieder auf Touren zu bringen. Denn ihr Geliebter Vikar Laszlo, alias Eugen Drewermann, muß eiligst nach Paderborn, die Zehn-Gebote umschreiben. Szenenstück aus der Casablanca-Persiflage in der alternativen Kölner Stunksitzung. Und wie auf jeden Pott ein Deckel, gehört in Köln natürlich zu einer Schäl-Tankstelle ein Tünnes. Unglücklicherweise stand der genau auf einem Schild über dem Autobahnkirchen-Kruzifix und erregte den Zorn des katholischen Devotionaliensammlers Louis Peters. Der erstattete jetzt Anzeige wegen Gotteslästerung, Volksverhetzung und Verharmlosung von Gewalt gegen die Störenfriede von der Stunksitzung, diese "Skinheads mit Pappnase" - wie der Kölner Rechtsanwalt sie in unbändigem Zorne nennt. Was dazu führte, daß die Fastelovend-Satire der alternativen Stunksitzer durch die Realsatire außerhalb der ausverkauften Darbietungen im Kölner E-Werk mittlerweile glatt noch übertroffen wird.
Zunächst einmal von der Staatsanwaltschaft, die die Sache bitterernst nimmt. Einige Herren, gut ausgestattet mit einem Durchsuchungsbefehl, betraten dieser Tage den Veranstaltungsraum im Köln-Mülheimer E- Werk und beschlagnahmten das gemeingefährliche Beweismittel, das "als Tatmittel der Einziehung" unterlag. Ohne eine Miene zu verziehen, klemmten sie sich das Schild mit der Aufschrift "Tünnes" unter den Arm und zogen (den corpus christi zurücklassend) mit dem Corpus delicti von dannen. Seitdem steht über dem gekreuzigten Jesus: "Welche Tünnes hät dat Schild?". Und während sich im ausverkauften Saal Abend für Abend das Publikum bei der Antwort "die Staatsanwaltschaft" vor Lachen biegt und der Zusatz: "Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun", die Heiterkeit weiter steigert, grollt Louis Peters nicht nur, sondern tobt und klagt und schimpft, daß die Schwarte nur so kracht.
Seit zehn Jahren gibt es in Köln die Stunksitzung. Initiiert wurde sie als Gegenstück zum traditionellen Prunk der Etablierten, dem in einer Untersuchung der Düsseldorfer Unternehmensberatung McKinsey kürzlich erst Humorlosigkeit und Vereinsklüngel vor überaltertem Publikum attestiert wurde. Studenten und Freaks, Alternative und Subversive hatten sich damals angeschickt, ihre Szenegenossen von der jahrelangen Unterdrückung ihres Schunkelbedürfnisses zu befreien, dem sie sich auf den stiefstaaten Prunksitzungen der Etablierten niemals nachzugeben getraut hätten. Seitdem gilt der Karneval für die Szene als "instandbesetzt". Fast 30 000 Karten wurden für die 26 Sitzungen dieser Session verkauft, und das innerhalb weniger Stunden. Regelmäßig überträgt das Fernsehen die Sitzung der Freaks. Jürgen Becker, als Irokesen-Heinz das linke Gegenstück zu den traditionellen Prunk-Präsidialen, ist längst ein in Funk und Fernsehen etablierter Kabarettist.
So manches Mal schon packte die Staatsanwaltschaft die Stunker an ihren Pappnasen. Zuletzt erregte sie der in der Sitzung vorgeführte Film über einen Ausflug des alternativen Festkomitees hin zu einem Bayer-Manager, dem sie das bekanntermaßen linksradikale Ständchen "Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wäre", aus Protest gegen die Flußverschmutzung gesungen hatten. Im vergangenen Jahr hatte sich Jürgen Becker in einer Büttenrede des gerade in Köln inthronisierten Kardinals Meisner angenommen. "Lieber Gott, wenn das Dein Wille ist, werden wir diesen Mann ertragen." Bei der Fernsehwiedergabe im WDR machte ein technischer Defekt genau an der Stelle, an der Becker auf bestem Kölsch hinzufügt: "Evver ä Arschloch isser doch", das Ganze dennoch sendefähig. In diesem Jahr ist es der Tünnes, der für Stunk mit der Stunksitzung sorgt.
Nachdem Rechtsanwalt Peters die Stunker angezeigt hatte, nahmen die ihn zunächst in den "Verband der Beleidigten" auf. Da Satire ja bekanntermaßen fast alles darf, unterstellten sie ihm dann, das ganze nur deshalb inszeniert zu haben, weil er als Anwalt ja sonst nicht für sich werben dürfe. Um ihn diesbezüglich zu unterstützen, zeigten sie dem Publikum ein Schild mit seinem Namen und seiner Büronummer, kommentiert von Irokesen- Heinz mit den Worten: "Ihr braucht da jetzt aber nicht alle anzurufen, so jut is der als Anwalt auch nicht." Dagegen zog Peters gleich vor Gericht und sah sich durch ein "Fahndungsplakat dem Pöbel preisgegeben". Gegen zwei Lokalzeitungen, die ein Foto des Schildes mit seinem Namen abdruckten, erstattete er ebenfalls Anzeige.
Am Mittwoch dann gab es für Stunk-Präsident Jürgen Becker gleich zwei Sitzungen: eine vor Gericht und eine am Abend im E-Werk. "Hier hamse dat Schild", überreichte ihm Becker die Pappe und versprach, Nummer und Name des Anwalts nicht mehr hochzuhalten. Der Geck sei sowieso verbraucht. Aber - das wollte er denn doch bei der Gelegenheit mal von seinem Kontrahenten wissen, mit dem er sich demnächst vor Gericht ernsthaft über den "Tünnes" zanken muß - warum der Anwalt eigentlich in die Stunksitzung gekommen sei? "Sie gehören zu den Leuten", so Becker, "die in einen Puff gehen und sich hinterher darüber beschweren, daß da nackte Frauen drin sind."
INGRID MÜLLER-MÜNCH (Köln)
Heute Bilder-Ausflug
NIDDA. Einen Bilder-Ausflug in die Schweiz unternimmt der Alpine Stammtisch Wetterau am heutigen Freitag, 19. Februar, in der Horlofftalhalle in Echzell. Ab 20 Uhr zeigt Hans Eckhard aus Nidda seine Dias zum "Bergsteigen in der Schweiz - vom Säntis bis zum Montblanc". Im Anschluß an den Vortrag können alpine Literatur und Ausrüstung ausgeliehen werden. cor
Während lodernde Feuer auf die Krise der deutschen Stahlindustrie aufmerksam machen, das Alarmgeläut der betroffenen Unternehmer und der Gewerkschaft Bonner Politiker auf Trab bringt und die Probleme dieses Wirtschaftszweiges zu dem fast alles beherrschenden ökonomischen Thema geworden sind, brennt es in einer anderen, von der Öffentlichkeit weniger beachteten Branche ebenfalls ganz gewaltig: in der Textilindustrie.
Ständig sendet sie neue Hiobsbotschaften aus. Traditionsunternehmen wie die Gruppe Hof oder Pfersee-Kolbermoor stecken tief in den roten Zahlen. Firmen mit weltbekannten Marken wie Nino und alteingesessene Betriebe wie Lauffenmühle steht das Wasser bis zum Hals, so daß sie Vergleich anmelden mußten. Dies sind keine Randerscheinungen, denn um die Situation vieler anderer westdeutscher Textilhersteller ist es denkbar schlecht bestellt. Von der Malaise ihrer Kollegen im Osten ganz zu schweigen.
Es mag vermessen klingen, die Schwierigkeiten dieses Zweiges mit denen der einst so mächtigen Ruhrbarone auf eine Stufe zu stellen. Erinnert sei aber daran, daß an den Textilunternehmen das Schicksal von fast ebenso vielen Menschen hängt. Beschäftigt sind 191 000 Menschen und damit nur unwesentlich weniger als in den Stahlwerken mit 200 000. Anlaß genug, sich für das Überleben auch dieser Firmen und den Erhalt der Arbeitsplätze einzusetzen.
Hinzu kommt, daß in der Textilbranche vor allem die berufliche Existenz vieler Frauen gefährdet ist. Verlieren sie ihre Jobs, dürften sie nur selten einen anderen finden. Denn viele Unternehmen sind in Regionen angesiedelt, wo die Beschäftigungsmöglichkeiten eh rar sind. In Nordhorn etwa gibt es 18 000 Arbeitsplätze - 2350 davon (noch) bei Nino.
Die Probleme sind nicht neu - seit Anfang der siebziger Jahre gingen 300 000 Stellen verloren - und dennoch tat sich wenig. Dies hat die Branche zum Teil selbst verschuldet. Zwar beklagt sie nicht zu Unrecht die Überschwemmung des deutschen Marktes mit Billigeinfuhren aus Asien und fordert politische Abhilfe in Bonn und Brüssel. Doch das ist es nicht allein. Etliche Probleme sind auch strukturell bedingt. Sie wären kleiner, wenn die Firmen rechtzeitig zusammengerückt und gemeinsame Strategien erarbeitet hätten. Statt dessen wurstelte jede weiter, peinlich darauf bedacht, alle möglichen Geschäftchen für sich zu ergattern. Mehr Geschlossenheit erhöht im übrigen auch die Chancen, politisch Gehör zu finden und in Krisenzeiten Unterstützung zu erhalten. cri
Hans-Harald Grandt holt noch einmal kurz Luft. Dann kommt er zum Punkt. "Wir suchen Zivilangestellte zur Verstärkung der Grenze. Wir müssen da versuchen, den starken Andrang der Illegalen zurückzudrängen." Die junge Frau, die erwartungsvoll vor dem Schreibtisch des Einstellungsberaters beim Grenzschutzamt Frankfurt/Oder Platz genommen hat, nickt vorsichtig. Schon klar. Grandt nickt zurück. Dann erklärt er die Unterschiede zwischen "administrativem" ("mehr innen, mehr was für Frauen") und "operativem Bereich" ("mehr außen, eher was für Männer").
Auch klar. Grandt fährt fort, gewährt einen tieferen Einblick in die verschiedenen Außendiensttätigkeiten eines zivilen Grenzschützers. Man macht sich als Laie schließlich keinen Begriff, wo überall helfende Hände gebraucht werden: als "Kontrollunterstützungskraft an den Grenzschutzstellen", im "Schubwesen" oder im "Einsatz an der Grenze in Kontroll- und Fahndungsgruppen".
Gut fünf Minuten, viel länger braucht der freundliche BGS-Beamte für seine Tour d'horizon durchs bundesdeutsche Hilfspolizeiwesen nicht, sämtliche Fachtermini und die Frage nach dem Familienstand inklusive. "Verheiratet, aber keine Kinder." Die junge Frau kann, falls sie "operativ tätig" werden sollte, mit gut 1500 Mark netto im Monat rechnen.
Seit 1. Februar führt Grandt derartige Beratungsgespräche. An diesem Montag standen schon die ersten etwa 100 Interessierten vor seiner Tür. Seitdem sieht sich der Einstellungsberater einer wahren Welle von potentiellen Hilfsgrenzern gegenüber. Alle haben sie am letzten Januar-Wochenende entweder in ihrer Lokalzeitung die BGS-Anzeige gelesen oder eines der im Grenzland zahlreich geklebten grünen Plakate mit dem Hinweis "bitte sofort informieren" gesehen. "Der Bundesgrenzschutz sucht zur sofortigen Einstellung einsatzfreudige, pflichtbewußte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Bereich grenzpolizeilicher Aufgaben (Innen- und Außendienst) an der Grenze zu Polen", hieß es da. Hinter dem bescheidenen Text verbirgt sich die größte Werbeaktion in der Geschichte des Bundesgrenzschutzes: 1600 Hilfskräfte sollen von Mitte März an für zunächst drei Jahre an der löchrigen deutschen Ostgrenze Dienst tun. Über 4000 haben sich beworben. "Wir tun damit etwas", frohlockt Martin Buch, Personalchef beim Grenzschutzkommando Ost, "für die Beschäftigungsstruktur".
Ohne Frage. Bonns Innenminister Rudolf Seiters (CDU), so wird bereits gelästert, habe damit zumindest Ersatzarbeitsplätze für die abgewickelten Stahlkocher in Ostdeutschland in petto; eine neue Art von "Zonenrandförderung".
Mehr aber auch nicht. Zwar hält Buch das Konzept des Bonner Innenministers für einen "neuen und vielversprechenden Ansatz". Doch solche Worte kaschieren nur notdürftig, daß dem Bundesgrenzschutz eigentlich 4700 ausgebildete Beamte fehlen. Statt drei Jahre sollen die Hilfsgrenzer lediglich vier Wochen die Schulbank drücken. Was konkret in dem Crash-Kurs vermittelt werden soll, steht noch nicht fest; nur soviel: Mitte März geht's los. Das Motto, so grummelt man beim Bundesgrenzschutz hinter vorgehaltener Hand, sei wohl: "Ab an die Front, und dann macht mal." Auch bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) knirscht man ob der Seitersschen Art der "Grenzverdichtung" hörbar mit den Zähnen: Man könne, mokiert sich GdP-Chef Hermann Lutz, Polizisten nicht "auf dem Arbeitsmarkt von der Stange kaufen". Und dem Berliner GdP-Vorsitzenden Burkhard von Walsleben wird ganz anders bei dem Gedanken, daß an den Ufern von Oder und Neiße "Frauen und Männer mit einer Schmalspurausbildung" möglicherweise bewaffnet herumlaufen. In der Hauptstadt ist man für das Thema "Hilfssheriffs" ohnehin besonders sensibilisiert, seit bekannt wurde, daß dort die 1961 aufgebaute Freiwillige Polizeireserve (FPR) zum Sammelbecken für rechtsradikale Waffennarren und Uniformfetischisten geworden ist. Die Nachricht von den Feierabendpolizisten mit Rechtsdrall platzte dummerweise mitten in die Anwerbeaktion des Bundesgrenzschutzes und warf ein ungünstiges Licht auf die ganze Sache. Nun muß erst einmal abgewiegelt werden. BGS-Mann Buch: "Jason King in Kleinformat oder sonstige in Kampfanzügen herumlaufende Leute dürften sich nicht angesprochen fühlen." Das, was man da von der FPR höre, so der Grenzschützer, "hätten wir nicht gerne".
Doch wie man sich die ungeliebten Kameraden vom Leib halten soll, weiß auch keiner so genau. "Von vornherein", zuckt Einstellungsberater Grandt bedauernd mit den Schultern, "sieht man das ja nicht." Und etwaige Richtlinien, einen Fragekatalog gar, hat er erst gar nicht zur Hand bekommen. Im Bonner Innenministerium verweist man auf Zuständigkeit und Fingerspitzengefühl der BGS- Beamten. Und die legen, wie Grandt, nolens volens ihre eigene Meßlatte an: Skinheads oder Hakenkreuzträgern würde der BGS-Mann sofort die Tür weisen. Allein, es war noch keiner da. So sollen ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis und ein positiver Bescheid der Gauck-Behörde dafür sorgen, daß die Truppe sauber bleibt. Daß die Anfrageflut von den Stasiakten-Verwaltern binnen vier Wochen kaum zu bewältigen sein dürfte, darüber hat sich noch niemand Gedanken gemacht.
Ein bißchen hopplahopp, das ist der Eindruck der Praktiker an Oder und Neiße, kommt das, was sich die Ministerialen am Rhein ausgedacht haben, schon daher. "Das Feinkonzept", räumt BGS- Mann Buch ein, fehle noch. Darf also der Hilfsgrenzer an der Seite seines beamteten Kollegen Festnahmen vornehmen - oder soll er lieber im Auto warten? Darf er die zur Zeit erprobten, geheimnisumwitterten Wärmebildgeräte bedienen? Darf er allein einem Illegalen hinterhersprinten? Hat er eine Waffe dabei? Buch zuckt mit den Schultern: Man warte auf "das Feinkonzept". Und aus dem Bonner Innenministerium verlautet mit der Präzision eines defekten Nachtsichtgerätes: "Wir gehen davon aus, daß sie keine Waffen tragen dürfen - und wenn, nur zum eigenen Schutz."
Nichts ist klar - nur die Zeit drängt. Heinz Heldmann, stellvertretender Leiter des Grenzschutzamtes in Frankfurt/Oder, hat die Zahlen, die Rudolf Seiters in den Aktionismus getrieben haben: 18 545 aufgegriffene illegale Einwanderer an der deutsch-polnischen Grenze in 1992, etwa doppelt so viele wie noch im Jahr zuvor. Tendenz steigend. Eine Kleinstadt, die auf ihrem Weg von der Dritten in die Erste Welt den BGS-Beamten in die Arme gelaufen ist. Von denen, die durchgekommen sind, gar nicht zu reden. Die Dunkelziffer wagt angesichts des 431 Kilometer weit offenstehenden Einfallstores niemand zu schätzen: Das Dreifache? Das Fünffache? Es ist, beschreibt Heldmann die Entwicklung an der grünen Grenze, "der Wahnsinn".
Der Wahnsinn hat Methode. Das Schlepper- und Schleusergeschäft an der EG-Außengrenze wird - im Jahr 3 nach dem Zusammenbruch des Ostblocks - immer professioneller. Letzter Indikator: Die Februar-Festnahmen. 1763 Illegale hat man in den ersten zwei Wochen des Monats bereits aufgegriffen - Zahlen, wie einst im Mai, nur daß sich die Wanderungsströme langsam zu verschieben beginnen. "Die GUS-Staaten kommen", hat Heldmann beobachtet.
Mit dem "Asylproblem" - ein oft benutztes Seiters-Wort - hat das ungefähr soviel zu tun, wie die Wasserqualität der Oder mit der eines bayerischen Gebirgsbaches. Von den 1763 illegalen Grenzgängern beantragten gerade mal 55 Asyl. Der Rest steigt auf jenes deutsch-polnische Verschiebekarussell auf, das den BGS- Beamten langsam, aber sicher den Spaß an der Arbeit nimmt. 1544 "Zurückschiebungen" in den ersten beiden Februarwochen hat Heldmann in seiner Statistik stehen.
Zahlen ohne Aussagekraft. In Polen, weiß der Polizeihauptkommissar, werden die rausgeschmissenen Einwanderer zwar aufgefordert, binnen 48 Stunden das Land zu verlassen. Aber, so Heldmann sarkastisch, "die sagen nicht in welche Richtung". Zwei Tage später sind die Illegalen wieder da. "Manch einen hatten wir hier schon acht oder neunmal", sagt Heldmann. Einige kämen schon mit der richtigen Fingerhaltung für die erkennungsdienstliche Behandlung. Demnächst womöglich eine Erleichterung für den unerfahrenen Hilfsgrenzer.
Ein Coup, wie neulich in Guben, kann da schon mal Balsam auf die wunden BGS-Seelen sein. 82 Bulgaren hatte man auf einen Streich erwischt, und alle bis auf einen hatten Pässe dabei. Schon Stunden später saßen 81 von 82 Illegalen - niemand hatte Asyl beantragt - im Flieger nach Sofia. Wegen der gültigen Pässe, erklärt Heldmann, sei das auch ohne ein Rücknahmeabkommen zwischen Deutschland und Bulgarien (ein derartiger Vertrag existiert derzeit nur zwischen Bonn und Bukarest) möglich. Der Grenzschützer ist sicher: "Die sind erst mal weg."
Immerhin: 81 von geschätzten 100 000, die sich in diesem Jahr in das gelobte Land aufmachen werden. Seit vergangenem Herbst läßt Seiters - geheim, geheim - Wärmebildgeräte und Radar erproben. Ehemaliges NVA-Gerät und "alles, was die Industrie so anbietet", sei darunter, verrät ein BGS-Mann. Mehr nicht. Bürgerbewegte und DDR-Geschädigte, wie der Bündnis-90-Abgeordnete Konrad Weiß sehen damit schon "Deutschland auf dem Weg zu einem menschenverachtenden Grenzregime à la DDR". Da entstehe, so Weiß, eine "High- Tech-Mauer des Innenministers" an der Ostgrenze. "Pro Asyl", die Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge, warnt vor einem neuen "Feindbild Flüchtling", wenn flüchtende Menschen ins Visier von Infrarot- Geräten genommen würden.
Alles dicht - demnächst an Oder und Neiße? Beim BGS winkt man ab, mit den neuen Geräten solle lediglich "ein Abschreckungseffekt" erreicht werden. Für mehr, weiß man beim BGS, müßte schon ein Zaun her. Doch eingedenk der unseligen deutsch-deutschen Grenzzäune, die man kürzlich erst abgerissen hat, hat das, mit Ausnahme der sächsischen FDP, ernsthaft öffentlich noch niemand gefordert.Fahrerin eingeklemmt und schwer verletzt
Hilmar Hoffmann ist seiner Zeit voraus. Wenngleich erst in sieben Monaten das Internationale Olympische Komitee (IOC) sich in der Frage erklärt, welche Stadt denn wird Olympia 2000 veranstalten dürfen, entfaltet Hoffmann schon einmal Ideen zum Vorspiel. Seit gut einem Jahr macht sich der einstige Kulturdezernent der Stadt Frankfurt in seiner Eigenschaft als Kulturbeauftragter der Berliner Olympia GmbH seine Gedanken über das Ambiente, in das das sportliche Fest eingebettet werden sollte.
Wiewohl Hoffmann nach eigenen Worten "die kleinste Abteilung" der GmbH bildet, kommt doch deren Arbeits-Resultaten eine nicht geringe Bedeutung für den Ausgang des Rennens im September in Monte Carlo zu; zumindest bilanziert Axel Nawrocki, Geschäftsführer der Olympia GmbH, innerhalb des Vergleichs zwischen Bewerber Sydney und Bewerber Berlin (beide bilden mit Peking das Spitzentrio im Kandidaten-Septett), daß die deutsche Hauptstadt im "kulturellen Part" und hinsichtlich der "historischen Botschaft" besser dastehe, wohingegen Nawrocki in den Punkten Akzeptanz in der Bevölkerung oder Sportstätten ein Plus gegenüber den Australiern nicht auszumachen vermag. Hoffmann, dessen Dienst an Olympia es ferner war und ist, unter abwartend bis ablehnend eingestellten Kulturschaffenden für die Spiele zu werben, was er in 200 Besuchen bei Intendanten, Schriftstellern, "aber auch in der off-Szene" tat, Hoffmann also, denkt schon über Monte Carlo hinaus und will die Jahre zwischen den Spielen in Atlanta und jenen in Berlin den vier Elementen widmen: für 1996 steht das Wasser, für 1997 die Luft, für 1998 das Feuer und für 1999 die Erde, als Metaphern fungieren Initiation, Urbanität, Vision und Emotion.
Für zehn der 541 Seiten dicken Bewerbungsschrift, die die Olympia-GmbH auf einer Pressekonferenz in Frankfurt vorstellte (abends warben die nach Nawrokkis Worten "bescheidenen" Berliner auf einer abendlichen Gala für hessische Prominenz im besten Hotel der Stadt), zeichnet Hoffmann verantwortlich. Wer aber weiß schon, ob die etwa 60 IOC-Mitglieder, die in den nächsten Wochen nach Berlin kommen, Hoffmanns Ideen etwas abgewinnen können, oder ob sie das dreibändige Bewerbungsbuch überhaupt lesen, dessen Produktion allein etwa eine Million Mark gekostet hat. ah
WETTERAUKREIS. Der Naturschutzfonds Wetterau wird aufgewertet. Er bekommt künftig den Zusatz "Verband für Naturschutz und Landschaftspflege". Darauf einigten sich die Mitglieder des Fonds (Städte und Gemeinden des Kreises, die Naturschutzverbände sowie einige Privatpersonen) bei ihrer letzten Zusammenkunft. Um eine möglichst gleichberechtigte Vertretung der verschiedenen Interessengruppen zu garantieren, wurde der Vorstand erweitert durch je zwei Mitglieder aus den Kommunen und des Kreises. Die Naturschutzverbände werden zusammen vier Mitglieder in den Vorstand entsenden können, desgleichen die landwirtschaftlichen Berufsvertretungen. Mindestens ein Mitglied der Agrarier muß den Bereich des ökologischen Landbaues abdecken, steht in der erneuerten Satzung. Die Geschäfte dieses künftig 13köpfigen Vorstandes führt weiterhin hauptamtlich Dr. Burkhard Olberts. Der 39jährige Diplom-Agraringenieur arbeitet seit sechs Jahren für den Naturschutzfonds Wetterau. In der Vergangenheit hat sich dieser Fonds beim Aufbau eines Biotopverbundsystems durch vernetzte Flächensicherung Verdienste erworben. Er hat den Vertragsnaturschutz in der Wetterau eingeführt, bei dem Bauern für eine extensive Flächenbewirtschaft staatliche Ausgleichszahlungen erhalten. Durch die jetzt beschlossene Erweiterung der Aufgaben wird es nach Ansicht von Landrat Rolf Gnadl, der zugleich auch Vorsitzender des Fonds ist, möglich sein, den wachsenden Aufwand für die Landschaftspflege zu finanzieren. Er rechnet fest damit, daß immer mehr Landwirte bereit sind, sich durch Pflegemaßnahmen ein zweites finanzielles Standbein zu verschaffen. pgw
Kleine FR
Yogakursus in Rosbach ROSBACH. Im Yogakurs der VHS in der Rosbacher Schule Bergstraße am Montag, 22. Februar, ab 19 Uhr sind noch Plätze frei.
Heute Faschingsfeier BAD VILBEL. Massenheims Senioren sind eingeladen zur Faschingsfeier der beiden Kirchengemeinden und der Arbeiterwohlfahrt des Ortsteils am Samstag, 20. Februar, ab 14.30 Uhr, Harheimer Weg, im katholischen Pfarrsaal. Pommernkreis lädt ein BAD VILBEL. Der Pommernkreis lädt alle Pommern zum Treffen am Donnerstag, 25. Februar, ab 15 Uhr ein ins Kurhaus-Café.Kostümfest für Kinder BAD VILBEL. Spiele, Musik, Unterhaltung und vieles andere bieten die Fidelen Sandhasen zum Kinderkostümfest am Dienstag, 23. Februar, ab 14.11 Uhr im Kurhaus-Saal.
Es ist schon verflixt. Da hat die deutsche Einheit dem Land nicht nur Weltgeltung beschert, sondern der Bundeswehr auch noch ein Schnäppchen auf dem Flugzeugmarkt. Doch dann reicht das Geld nicht, die drei preiswert von der pleite gegangenen DDR-Interflug erworbenen Airbus-Maschinen so aus- und einzurichten, wie die uniformierten Flieger, die von Zeit zu Zeit auch Bonner Politprominenz durch die Welt karren müssen, es gerne gehabt hätten. Multifunktional nämlich.
Gewiß, der Kanzler, der Präsident und die diversen Minister werden sich an Bord wohl fühlen. Helmut Kohl probiert gerade das auf "Konrad Adenauer" getaufte Flugzeug auf einem 35 000-Kilometer-Trip durch Asien aus. Es wird eine bequeme Reise. Der Kanzler und seine hochrangigen Gäste sitzen bequem in einem eigenen Salon für 12 bis 15 Personen. Ein Arbeitstisch mit Telefon und Fax garantiert Kohl, auch noch aus den Wolken in die Niederungen der Bonner Politik eingreifen zu können. Ein richtiges Bad gibt es auch. Kohl braucht sich nun nicht mehr in die 0,25-Quadratmeter- Toilette der bisherigen Regierungsmaschinen, der uralten Boeing 707, zu quetschen.
Wird der Kanzler müde, dann geht er einfach in sein Schlafzimmer. Die übrigen Mitflieger im hinteren Teil der Maschine leben zwar nicht ganz so komfortabel, aber auch ihnen, maximal 60 Personen, wurde eine First-Class-Bestuhlung spendiert. Das Leiden mancher Bonner an den alten Boeings, die der "Bedeutung des Landes nicht angemessen" seien, dürfte ein Ende haben. Immerhin hat der Bund sich den Ausbau der "Konrad Adenauer", die sie für 94 Millionen Mark erworben hat, 50,5 Millionen Mark kosten lassen.
Die Vermutung liegt nahe, daß Bundespräsident Richard von Weizsäcker auf Maschine Numero Zwei zurückgreift. Die ist nach dem ersten Bundespräsidenten, dem Liberalen Theodor Heuss benannt. Aus parteipolitischer Anhänglichkeit werden wohl auch die FDP-Minister diese Maschine bevorzugen. Zumal sie genauso edel ausgestattet ist, wie die "Konrad Adenauer".
Ja, ja, der Parteienproporz. Weil ohne ihn nichts geht, hat die Bundesregierung den dritten Airbus nach dem ersten Nachkriegsvorsitzenden der SPD und Adenauer-Gegenspieler Kurt Schumacher benannt. Nur leider, leider, als "Adenauer" und "Heuss" veredelt waren, da war kein Geld mehr da für den Sozi "Schumacher".
Der muß jetzt die alte Interflug-Bestuhlung nach dem Prinzip behalten: Viele Leute auf wenig Raum. Journalisten, die mit der Maschine schon einmal mitfliegen durften, berichten von einem "ostblocktypischen Desinfektionsgeruch", der den Polstern entströmt. Auf jeden Fall gibt es nichts VIP-mäßiges an und in der "Schumacher". Na ja, hämen manche in Bonn, für die Sozis reiche ja die "Holzklasse".
Ein dereinstiger Kanzler Engholm wird sich also entweder in die Touristenklasse gequetscht auf Staatsbesuche begeben oder eben beim einstigen politischen Gegner Adenauer an Bord steigen müssen. Aber was sollen da erst die Christsozialen sagen, die keinen Paten, etwa den Airbus-Lobbyisten Franz Josef Strauß, stellen durften, weil für eine vierte Maschine, die die Bundeswehr gerne gehabt hätte, kein Geld mehr da war?
Die 100 Millionen Mark, die CSU-Chef und Finanzminister Theo Waigel für den Maschinenausbau herauszurücken bereit war, langten nicht nur so gerade mal zur Veredelung von zwei Maschinen, sondern es fehlten auch die Mittel, die Airbusse auf die eigentlichen Bedürfnisse der Bundeswehr umzurüsten. Deren Wunsch hieß: "Module" einbauen. Im Klartext: Die ganze VIP-Einrichtung herausnehmen und das Flugzeug in kürzester Zeit zur Frachtmaschine oder normalen Passagiermaschine umrüsten zu können. Mit den vier alten Boeing 707 der Luftwaffe geht das. Und das hat, wie Luftwaffensprecher Jörg Meyer-Ricks erläutert, seinen guten Grund.
Anders, als manche Leute meinen, transportieren die alten vierstrahligen Boeings nämlich nicht nur Politprominenz. "Das macht nur 20 Prozent aus", sagt Meyer-Ricks. Die restlichen 80 Prozent sind Fracht-Hilfsflüge zum Beispiel in Hunger- oder Katastrophengebiete, oder es sind Truppentransportflüge. Die Flugbereitschaft der Bundeswehr betreibt nämlich längst eine regelrechte Passagierlinie. Regelmäßig werden deutsche Soldaten und ihre Familien zu Standorten in den USA gebracht. Auf dem Internationalen Flughafen von Washington hat die German Air Force ein eigenes Abfertigungsgebäude. Im Verteidigungsministerium werden die Maschinen auch einkalkuliert für andere Truppentransporte, etwa für künftige Blauhelmeinsätze.
Die Hoffnung, dafür die modernen Airbusse, die auch mehr Fracht- und Platzkapazität haben, nutzen zu können, ist nun dahin. Außer natürlich bei der "Kurt Schumacher". Deren Bestuhlung kann man zwar auch nicht rausreißen, aber mit ihr kann man wenigstens Soldaten transportieren. Die könnten theoretisch natürlich auch in den Luxuskabinen von "Adenauer" und "Heuss" Platz nehmen. Aber da wäre es, das hat man im Verteidigungsministerium bereits ausgerechnet, billiger, den Soldaten Lufthansa-Tickets in die Hand zu drücken. In Kriegsgebiete allerdings fliegt die zivile Linie nicht.
So werden die VIP-Maschinen wohl meist am Boden stehen und auf prominente Passagiere warten. Und weil das so ist, wird die Bundeswehr erst einmal mit den alten Boeings weiterfliegen müssen. Darum zerschlägt sich auch ein anderer Plan des Verteidigungsministeriums: Nach Ersatz durch die Airbusse wollte die Hardthöhe zwei der Boeings zu fliegenden Tankern umrüsten, die deutsche Kampfflugzeuge auf dem Weg zu und von ihren Trainigsgebieten in den USA und in Kanada über dem Atlantik mit Sprit versorgen sollten.
Dann könnte man endlich auf die teuren Dienste der USA-Tanker verzichten, sagt Meyer-Ricks. Und dann brauchte man für die Boeings auch keine Strafgebühren auf fremden Flugplätzen mehr zu bezahlen. So sehr die Piloten die "alten Tanten" auch lieben, sie sprechen allen Lärm- und Abgasvorschriften hohn.
Am Ostpark begann das große Bäumesterben Dutzende werden für den Weiterbau der A 661 gefällt Von unserem Redaktionsmitglied Wolfgang Schubert Am Ostpark übertönte das Kreischen der Kettensägen den Lärm der Autos. Zwischen Ratsweg und Parkanlage ebnen die Holzfäller den Autobahnbauern den Weg. Um die Ostumgehung A 661 an die Hanauer Landstraße und damit an das städtische Verkehrsnetz anzubinden, müssen bis Ende Februar rund 25 mächtige Eichen, Buchen, Linden und Hainbuchen, Dutzende von Bäumen mit geringerem Stammumfang und zahlreiche Hasel- und Holundersträucher weichen. Auf einer Länge von rund 200 Metern und einer Tiefe bis zu 20 Metern fällt das Grün. Die Rodungsaktion ist Teil der Arbeiten für die Schließung der Autobahnstümpfe im Frankfurter Osten. Während in Höhe des FVV-Sportplatzes die Arbeiter derzeit letzte Hand an die Autobahnüberführung über den Erlenbruch anlegen, bereiten die Holzfäller nur 500 Meter weiter das nächste Brückenbauwerk vor. Es führt vom Damm der A 661 am Metromarkt in einem Bogen über den Ratsweg, verläuft dann parallel zum Ratsweg und mündet schließlich am Ratswegkreisel in das innerstädtische Straßennetz. Auf einer Länge von rund 50 Metern wird später zum Ostpark hin noch eine Stützmauer errichtet. Die Genehmigung zum Eingriff in die Grünsubstanz war bereits 1980 mit dem Planfeststellungsbescheid für den Autobahnbau erteilt worden. Dieser Tage räumten die Mitarbeiter der beauftragten Gartenbaufirma zunächst nur das Unterholz aus und fällten Jungbäume mit einem Stammdurchmesser von weniger als 15 Zentimetern. In den kommenden Tagen werden dann die über 80 Jahre alten Eichen und Buchen fallen. Auch für die mächtigen Platanen direkt am Straßenrand wird bis zum Monatsende das Aus kommen.
Wie ein Sprecher des Hessischen Straßenbauamtes Frankfurt gegenüber der FR sagte, werden nach Fertigstellung der künftigen Anschlußstelle Ratsweg Ersatzpflanzungen vorgenommen. Sie werden sich weitgehend auf den Bereich der späteren Böschungen konzentrieren. Nach Möglichkeit sollen bereits größere Bäume gesetzt werden. Das Grünkonzept sei mit dem städtischen Gartenamt abgestimmt. Die künftige Autobahnanschlußstelle Ratsweg geht auf Planungen Ende der 70er Jahre zurück. Ursprünglich wollten die Autobahnbauer die Ostumgehung über den sogenannten Bornheimer Rüssel an den Ratsweg anbinden. Der Rüssel sollte als sechsspurige Straße vom Autobahndreieck Seckbach im Zuge der Straße "Am Bornheimer Hang" verlaufen. Weil mit der Betonpiste aber der Bornheimer Hang und die dortigen Kleingärten zerstört worden wären, hatte sichnach Protesten der Anlieger die Stadt gegen die Rüssel-Lösung ausgesprochen und zusammen mit den Autobahnplanern das jetzige "Ostpark-Konzept" erar- beitet.
In einer ersten Stellungnahme bezeichneten die Grünen die Fällaktion am Donnerstag als "Wahnsinn". Am Ostpark rächten sich ein weiteres Mal die "Sünden der Vergangenheit". Nach Darstellung ihres verkehrspolitischen Sprechers, Lutz Sikorski, sehen die Grünen in den Rodungsarbeiten "eine weitere schmerzliche Bestätigung ihrer Ablehnung der Autobahnprojekte früherer CDU-Regierungen". Wieder einmal zeige ein Straßenbauprojekt Spätfolgen, die bei der ursprünglichen Planung den Bürgern nicht benannt worden seien.
Der Ostpark sei eine der schönsten Grünanlagen Frankfurts. "Was heute hier passiert, muß jedem Riederwälder und allen Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern in der Seele wehtun", betonte Sikorski. Der "heutige Kahlschlag und die Umweltfolgen der A 661" seien "eine weitere Begründung für uns Grünen, neue Projekte wie zum Beispiel den Riederwaldtunnel zu verhindern".
ski FRANKFURT A. M. Die Aufhebung der Steuerfreiheit für Zinsen aus sogenannten Sozialpfandbriefen wird zum Fall für das Bundesverfassungsgericht. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sieht in der neuen Steuerpflicht einen Verstoß gegen den im Grundgesetz (Artikel 14) garantierten Eigentumsschutz und hat deshalb im Namen einiger Privatanleger in Karlsruhe Verfassungsbeschwerde erhoben. Dabei stützen sich die Interessenvertreter auf ein Gutachten des Stuttgarter Verfassungsrechtlers Rüdiger Zuck.
Sozialpfandbriefe waren in den fünfziger Jahren ausgegeben worden, um den sozialen Wohnungsbau zu fördern und zu finanzieren. Um der Wohnungswirtschaft Geld zu günstigen Konditionen zu verschaffen, wurden die Wertpapiere mit einem vergleichsweise niedrigen Nominalzins - laut DSW vier bis 5,5 Prozent - ausgestattet. Damit die Erwerber dieser Pfandbriefe trotzdem eine marktgerechte Rendite erhielten, befreite der Gesetzgeber die Zinserträge von der Steuer. Diese Vergünstigung hat Bonn, wie seinerzeit berichtet, mit dem Steueränderungsgesetz von 1992 einkassiert.
Nach Angaben der Schutzvereinigung haben die Inhaber der Papiere inzwischen Kursverluste von 25 bis 50 Prozent erlitten. In vergleichbarer Größenordnung lägen die Ertragseinbußen aufgrund der jetzt bestehenden Steuerpflicht. Privatpersonen hätten die Sozialpfandbriefe "im Vertrauen auf die Glaubwürdigkeit und den Bestand gesetzgeberischer Entscheidungen als Beitrag zu ihrer Altersversorgung erworben". Sie könnten aber entstandene Verluste nicht einmal beim Fiskus geltend machen.
Die Verletzung des Vertrauensschutzes war für die DSW Anlaß, die Verfassungsbeschwerde einzureichen. Dieser Schritt erscheint der Vereinigung geeignet, den langwierigen Rechtsweg über die Finanzgerichte abzukürzen. Dort dauerten Verfahren (über mehrere Instanzen) fünf bis zehn Jahre, weshalb es angesichts des Alters der meisten Beschwerdeführer so nicht möglich wäre, "zeitgerechten Rechtsschutz zu erlangen".
Nach früheren Angaben aus Bankenkreisen befanden sich 1992 noch Sozialpfandbriefe im Nominalwert von schätzungsweise mehr als vier Milliarden Mark im Umlauf. Die Kölner Privatbank Sal. Oppenheim hatte im vorigen Jahr angekündigt, sie würde eine Verfassungsklage gegen den Wegfall der Steuerfreiheit unterstützen.
Briefe an die Redaktion
"Niemand kann sagen, er habe nichts gewußt" Zum Flugblatt der Kronberger CDU über die Befangenheit ihres Stadtverordneten Erben schreibt uns ein Leser:
In einem Flugblatt verteidigen die CDU-Leute Möller und Knapp ihren Parteifreund, den Architekten Erben. Er war in einer Grundstückssache befangen. So was kommt ja nun mal öfter vor, daß hier jemand befangen ist. Aber was steckt dahinter, wenn der arme Mann gleich so massiv in Schutz genommen wird?
Herr Erben ist seit acht Jahren im Parlament als Vorsitzender des Bauausschusses. In dieser Zeit hat er auch als Architekt viele Bauvorhaben in Kronberg geplant und gebaut. Ohne jeden Zweifel letzter Höhepunkt dieser Tätigkeit ist ein Bauvorhaben an der Ricarda-Huch-Straße. Es ist ein Objekt, daß den Rahmen von allem sprengt, was bisher in Kronberg gebaut wurde. Die Ausnutzung übersteigt alles bisher Dagewesene. Auch Grenzabstände zum nahen Friedhof sind nicht vorhanden (wenn jemand vom Balkon fällt, liegt er praktisch schon auf dem Friedhof!). Gesetzlich vorgeschriebene Mindestabstände an einem Friedhof? Aber doch nicht bei uns in Kronberg.
In der letzten Stadtverordnetenversammlung haben SPD, UBG und Grüne (die FDP enthielt sich) einem Antrag zugestimmt, der eine Veränderungssperre mit Überarbeitung von drei bestehenden Bebauungsplänen vorsieht. Es soll verhindert werden, daß in Zukunft solche Investoren keine Chance haben, solche Objekte zu verwirklichen. Die CDU stimmte gegen diesen Antrag. Offensichtlich sollen solche Dinge auch in Zukunft hier möglich sein. Aber dazu braucht man wieder Fachleute wie Herrn Erben.
Wenn nun aber jemand behauptet, Erben sei befangen, so ist dies eine glatte Verleumdung dieses armen Mannes. So einfach ist das! Die Bürger von Kronberg können sich schon heute freuen, was im Falle eines Wahlsieges der CDU auf sie zukommt. Es kann aber niemand sagen, er habe davon nichts gewußt!
Josef Conradi 6242 Kronberg
Ministerin Blaul von den Grünen hätte den Versorgungsauftrag ja nicht uns überlassen brauchen, der Landeswohlfahrtsverband (LWV) hat da überhaupt keinen Einfluß, das Land hat sich aus diesem Spiel verabschiedet - solche und ähnliche Worte sind vom LWV immer öfter zu hören, zuletzt erst wieder von Landesdirektorin Barbara Stolterfoht bei einem Gespräch mit der Patienteninitiative am 13. Januar in Falkenstein. Am 13. Mai 91 erklärte Blaul der Hessenschau: Wenn ein Käufer das Konzept der Taunusklinik übernimmt, könne sie keiner daran hindern, den Versorgungsauftrag wegzugeben. Am 16. Mai 91 erklärte sie der FAZ: Eine Verlagerung wäre die "schlechteste Lösung", alle Landtagsfraktionen seien für den Verbleib. Am 25. Juni 91 erklärte sie der FR: Es ist das beste, alles an einem Standort zu belassen, doch ginge das nur bei einem geeigneten Träger. Der geeignete Träger ist nun da, aber was ist mit dem Versprechen Blauls?
Am 25. Juli 92 teilt Blaul in Wiesbaden mit: Durch eine "sehr gute Lösung" hat sie das Ende der Taunusklinik beschlossen und es gäbe keinerlei Diskussion mehr. Mittlerweile weiß jeder, daß weder der Zeit- noch der Finanzierungsplan des LWV stimmt. Das Land schiebt dem LWV die Schuld zu, der LWV dem Land, und die Patienten sind erneut die Dummen und müssen als "Opfer" herhalten. Das ist beschämend und menschenunwürdig.
Gottfried Petz 6127 Breuberg
Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)
HÖCHST. Ehre, wem Ehre gebührt. Das Lob von Ortsvorsteher Rudolf Hartleib (SPD), einen neuen Typus von Grünen zu repräsentieren, heimste am Dienstag im Ortsbeirat nicht Thomas Schlimme, sondern sein Fraktionskollege Thomas Rahner ein. Schlimmer noch die versehentliche Falschmeldung, Ökobauer Schlimme mache sich zum Ende der Wahlperiode vom Ortsbeirats-Acker.
Tatsächlich hat sich Thomas Rahner auf den wenig aussichtsreichen Listenplatz vier zurückgezogen. Der 32jährige Jurist, Experte für Umweltrecht, will seine Energie künftig in die eigene Kanzlei stecken.
Schlimme, streibarer Umweltschützer, bleibt hingegen Spitzenkandidat und will nach dem 7. März Seit' an Seit' mit der Kinderbeauftragten Christine Schwab im Ortsbeirat grüne Politik machen. tos
KRIFTEL/FRANKFURT. Hans Werner Börs, Bürgermeister von Kriftel und seit 114 Tagen in Untersuchungshaft, muß für mindestens eine weitere Woche im Gefängnis bleiben. Das Frankfurter Amtsgericht verschob gestern die Entscheidung über den Haftprüfungsantrag, den Börs' Anwältin Monika Banzer gestellt hatte. Der Antrag soll am kommenden Donnerstag erörtert werden.
Und zwar auf Wunsch von Monika Banzer, wie Martin Blanke, Sprecher des Amtsgerichtes Frankfurt, mitteilte: "Die Verteidigung hat gebeten, daß die Entscheidung ausgesetzt wird - sie wolle noch einmal Zeit für eine Stellungnahme haben." Diese Verschiebung könne durchaus im Sinne des Beschuldigten sein, so der Gerichtssprecher: "Wenn der Antrag auf mündliche Haftprüfung heute abgelehnt wird, kann der nächste erst in zwei Monaten gestellt werden."
Staatsanwalt Günter Wittig kommentierte die Aktion der Börs-Anwältin zurückhaltend: "Bei komplexen Verfahren ist das durchaus nicht unüblich."
Und auch die Oberurseler Anwältin gab sich wortkarg: "Wir hoffen, endlich die bisher für uns verschlossenen Akten einsehen zu können" - der Staatsanwalt habe sich in der gestrigen, mehr als einstündigen Verhandlung vor dem Amtsgericht "einsichtiger als bisher" gezeigt, "allerdings, ohne uns die Akteneinsicht konkret in Aussicht zu stellen".
Wie das Gericht entscheiden wird, wolle sie nicht vorhersagen - mit der Verhaftung des Hofheimer Unternehmers Adolf Ring, dem die Staatsanwaltschaft vorwirft, Börs bestochen zu haben, hätten sich "die Rahmenbedingungen geändert".
Beim mündlichen Haftprüfungstermin tragen Staatsanwalt, Beschuldigter und dessen Rechtsbeistand in nichtöffentlicher Verhandlung ihre Argumente vor; der Richter prüft, ob der Grund für die Untersuchungshaft noch gegeben und der Freiheitsentzug verhältnismäßig ist.
Bereits am 27. November vergangenen Jahres hatte das Amtsgericht die Fortdauer der U-Haft für den 64 Jahre alten Hans Werner Börs angeordnet. Am 28. Dezember verwarf das Landgericht eine schriftliche Haftbeschwerde, die, anders als die mündliche Haftprüfung, beliebig oft eingelegt werden kann. In beiden Fällen nahmen die Richter fortdauernde Verdunkelungsgefahr bei Kriftels Bürgermeister an, dem die Staatsanwaltschaft Erpressung, Bestechlichkeit und Betrug vorwirft.
Nun entscheidet das Amtsgericht erneut, ob der Haftbefehl aufgehoben, gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt wird oder bestehen bleibt - gleichzeitig auch darüber, ob Helene Börs ihren Mann wieder besuchen kann. Sollte der Bürgermeister weiterhin in U-Haft bleiben, wird spätestens am 28. April neu geprüft - routinemäßig. An diesem Tag säße Hans-Werner Börs dann seit sechs Monaten im Gefängnis. md
SINNTAL. Schwere Verletzungen erlitten am frühen Donnerstag morgen zwei Menschen bei einem Unfall zwischen Sannerz und Sterbfritz, ein weiterer Beteiligter wurde leicht verletzt. Außerdem entstand nach Angaben der Schlüchterner Polizei ein Schaden in Höhe von 30 000 Mark. Wegen Schneeglätte sei gegen 6.40 Uhr ein mit drei Personen besetztes Fahrzeug auf der Straße zwischen Sannerz und Sterbfritz auf die Gegenfahrbahn geraten und mit einem entgegenkommenden Lastwagen kollidiert.
Während der Fahrer ohne Blessuren davonkam, wurde ein Beifahrer schwer und ein weiterer leicht verletzt. Wenig später kam ein weiteres Auto an der gleichen Stelle ins Rutschen und krachte in den Unfallwagen. Dabei erlitt eine Zeugin, die Hilfe leisten wollte und sich gerade in dem Fahrzeug befand, ebenfalls erhebliche Verletzungen. tja
Vertrag mit Turn-Trainer nicht verlängert
Kubicka und der DTB
Weil der Deutscher Turner-Bund (DTB) den Vertrag mit Bundestrainer Vaclav Kubicka über den 31. Januar dieses Jahres nicht verlängert hat, werden sich die beiden Parteien vor dem Arbeitsgericht wiedersehen. Das zumindest hat der Anwalt des 53 Jahre alten ehemaligen Cheftrainers angekündigt. Damit will Kubikka, der derzeit in seiner Heimat in der tschechischen Republik einen Krankenbesuch macht, eine unbefristete Weiterbeschäftigung durchsetzen.
Kubicka, einst selbst erfolgreicher Kunstturner und zwischen 1975 und 1977 sowie 1986 bis 1988 Cheftrainer, trainierte zuletzt am Bundesstützpunkt in der Otto- Fleck-Schneise nur noch die vier Kader- Athleten Mike Beckmann, Ralph Kern, Jörn Bargob und Yves Mathes. Fünf Turner sind aber die Mindestzahl. Die Aufgaben Kubickas, der aus finanziellen Gründen nicht weiterbeschäftigt wird, wird der langjährige Bundeshonorartrainer Heiko Reinemer übernehmen.
Vaclav Kubicka war zunächst mündlich ein neuer Kontrakt avisiert worden. Einen Monat später freilich wollte der DTB davon nichts mehr wissen. Erst auf Drängen des Coaches und des Betriebsrates habe der DTB Kubicka, wie dpa meldete, einen Vertrag unterbreitet - allerdings mit Auflagen. Diesen wollte der 53jährige aber nicht unterzeichnen. kil
BÜDINGEN. Bilder, Collagen und Objekte des Büdingers Horst Sebulke sind ab Samstag, 20. Februar, im "Design à la carte" (Altstadt 1) zu sehen. Zur Vernissage sind die Geschäftsräume von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Danach werden die Kunstwerke wochentags von 10 bis 18 Uhr bis 27. März gezeigt. cor
WETTERAUKREIS. Sechzig Jahre nach ihrer Gründung modernisiert die Kreisbildstelle ihren Verleih. Noch in diesem Jahr ersetzt sie ihre Kataloge durch ein elektronisches Auskunftssystem. Der Wetterauer Schuldezernent, Kreisbeigeordneter Joachim Pollmar (SPD), rechnet "mit einer erheblichen Arbeitserleichterung" für die vier Mitarbeiter von Bildstellenleiter Werner Steinhofer und die Nutznießer des Angebots. Der elektronische Katalog verfügt sogar schon über einen Namen: "Mini-Medio".
Die Kreisbildstelle steht mit ihrem 15 000 Artikel zählendem Archiv - 3000 Dias, 4000 16mm-Filmen, 1000 8mm-Filmen, 5000 VHS-Cassetten plus 2000 Musikkassetten und Schallplattten - den Schulen im Wetteraukreis offen, aber auch Vereinen, Verbänden, Firmen und sogar Privatpersonen. Die Schulen allerdings nutzen überwiegend das Angebot: Knapp 9000 der 11 000 Ausleihen wurden bei ihnen verbucht. Das sind immerhin 85 Prozent. In der Vergangenheit mußten Besucher mühsam Kataloge wälzen. "Mini-Medio" revolutioniert die Ausleihe.
"Dieses komfortable und schnelle Auskunftssystem wird nach und nach die Vielzahl der mehr oder weniger veralteten Kataloge ersetzen", schwärmt Werner Steinhofer, seit Herbst 1991 Leiter der Kreisbildstelle: "Die Lehrerinnen und Lehrer sowie andere Nutzer können nach Schlagworten, Schlagwortverbindungen, Systematikbegriffen, Medienarbeiten, Produktionsarten und vielen anderen Kriterien am Personalcomputer suchen."
Wer "Mini-Medio" anzapfen will, braucht nicht unbedingt die Bildstelle in der Friedberger Burg oder im Alten Gymnasium von Büdingen aufzusuchen. Die Software kann an alle interessierten Schulen, aber auch an außerschulische Bildungseinrichtungen abgegeben werden. Voraussetzung ist ein Personal-Computer, der über eine freie Speicherkapazität von zirka 16 Mega-Byte verfügt. Bereits jetzt sind die Stadtschule Butzbach und die Grundschule Rockenberg mit der Software ausgerüstet. Pollmar kündigte in einer Pressekonferenz in der Kreisbildstelle an, daß zumindest die größeren Schulen "ganz bald" mit Personal-Computern ausgestattet werden, die auch der Stundenplangestaltung dienen sollen.
Besonders reich ist der Bildstellen- Fundus an Lehrfilmen aus der Physik, Biologie und Erdkunde. Mit der Nachfrage deckt sich dieses Angebot mittlerweile nicht mehr. Schulen, aber auch Altenclubs und Landfrauenvereine, verlangen derzeit vorwiegend Filme über die neuen Bundesländer.
Ein kleines Angebot an Unterhaltungsfilmen ist ebenfalls vorhanden. Für Kinder werden Märchenfilme ausgeliehen, der Anti-Kriegsfilm "Die Brücke" liegt bereit; und wer für den Rühmann-Klassiker schwärmt, in dem er einen gewissen Pfeiffer ("mit drei Eff") spielt, sucht in den Nachschlagewerken nicht vergebens. Die Ausleihe erfolgt in der Regel kostenlos, Privatleute und Firmen müssen hingegen mit Gebühren rechnen. Auskünfte Tel. 0 60 31 / 8 38 43 sal
BAD VILBEL. "Ich bin überwältigt von der spontanen Hilfsbereitschaft, die mir von allen Seiten entgegengebracht wird", freut sich Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel auf die Reaktionen eines Spendenaufrufes für eine Hilfslieferung der Feuerwehr Anfang April. Ab sofort werden in den Feuerwehrhäusern der Kernstadt, Massenheims, Heilsberg und Gronau Lebensmittelspenden für die notleidenden Kinder und Alten in der Tschernobyl-Region angenommen.
Dringend benötigt werden demnach Zucker, Mehl, Butter, Kaffee, Kakao, Schokolade, Obst-Konserven, Dauerwurst, Ketchup und getrocknete Hülsenfrüchte. In Massenheim und Gronau können die Lebensmittel montags von 19 bis 21 Uhr abgegeben werden, auf dem Heilsberg montags von 18 bis 21 Uhr. Geldspenden können auf das Konto 1073079 "Hilfe für Kiew" bei der BVB, BLZ 518 613 25, eingezahlt werden. de
Kleine FR · Kleine FR
Rockmusik im "Kraftwerk" HANAU. Die Rockband "Human Joys" spielt am Sonntag, 21. Februar, ab 21 Uhr im Steinheimer "Kraftwerk" (Druckhaus) Lieder von Bon Jovi, Guns N'Roses, Van Halen und Eigenkompositionen. Der Eintritt beträgt fünf Mark.
Museum am Dienstag geschlossen HANAU. Das Museum Schloß Philippsruhe bleibt am Faschingsdienstag, 23. Februar, geschlossen.
Faschingszug der Kinderburg HANAU. Einen Faschingsumzug veranstaltet die Kinderburg Großauheim gemeinsam mit der August-Gaul-Schule am Dienstag, 23. Februar. Er beginnt um 10 Uhr in der Bahnhofstraße, windet sich weiter über die Hauptstraße zum Rochusplatz, dann durch die Rochusstraße und den Auwannenweg und endet gegen 11 Uhr in der Bahnhofstraße. Narren in origineller Verkleidung, mit geschmückten Handkarren, Fahrrädern oder Kinderwagen können sich anschließen. "Energiemobil" auf dem Marktplatz
HANAU. Das Team im "Energiemobil" der Stadtwerke bietet am Donnerstag, 25. Februar, wieder eine kostenlose Beratung an. Das Fahrzeug steht zwischen 9.30 und 16 Uhr auf dem Marktplatz. Schallplattenbörse
HANAU. Die 13. Hanauer Schallplatten- und CD-Börse beginnt am Sonntag, 28. Februar, um 11 Uhr in der Stadthalle. Sie endet um 17 Uhr.
WETTERAUKREIS. Nur 39 Mark kostet monatlich ein kleines Gerät, das im Ernstfall Leben retten kann. Es handelt sich um einen kleinen Sender, den ältere Menschen und solche, die aufgrund einer Krankheit akut bedroht sind und alleine leben, um den Hals tragen. Im Notfall reicht ein Druck oder Zug an dem "Funkfinger". Er löst einen Wählmechanismus am eigenen Telefon aus. Dieser Anruf landet bei der Friedberger DRK-Zentrale, die erkennt, wo und bei wem Alarm ausgelöst wurde und die umgehend Hilfe ausschickt. 90 Bürger / innen im Kreis nutzen schon die Sicherheit der Haus- Notruf-Zentrale. Weitere Informationen beim DRK, Tel. 0 60 31 / 60 00 60. pgw
Die Stadt möchte endlich den zahllosen Wohnungssuchenden helfen, die für eine Sozialwohnung zuviel, für die hohen Preise des Frankfurter Wohnungsmarktes aber zuwenig verdienen. Die Lösung: Alle Wohnungsgesellschaften in der Kommune werden verpflichtet, ihre frei finanzierten Wohnungen auch an Bürger zu vermitteln, deren Verdienst bis zu 60 Prozent über den Einkommensgrenzen des sozialen Wohnungsbaus liegt. Um Kandidat für eine Sozialwohnung zu sein, darf ein Alleinstehender derzeit nur 1800 Mark brutto im Monat verdienen - nur noch 30 Prozent aller Wohnungssuchenden erfüllen diese Bedingung. Rechnet man künftig den Aufschlag von 60 Prozent des Einkommens hinzu, öffnet sich der Personenkreis erheblich - gerade viele junge Familien besäßen wieder eine Chance auf eine Wohnung.
Sozialdezernent Martin Berg (SPD) traf sich jetzt mit den Vorständen aller Wohnungsgesellschaften des "Frankfurter Vertrages", um die 60-Prozent-Regelung zu vereinbaren. Dem Kontrakt gehören nicht nur die städtischen, sondern auch die nichtkommunalen Wohnungsfirmen an - diese Unternehmen besitzen mehr als 20 000 frei finanzierte Wohnungen in der Stadt, die in Zukunft dem weit größeren Personenkreis angeboten werden können.
Das Treffen Bergs mit den Wohnungsunternehmen verfolgte aber noch andere wichtige Ziele - die Stadt möchte zum Beispiel endlich verhindern, daß die Firmen begehrte Unterkünfte nur noch an eigene Mitarbeiter oder über Beziehungen intern vermitteln. Der "Frankfurter Vertrag" von 1974 zwingt die Unternehmen eigentlich dazu, alle freiwerdenden frei finanzierten Wohnungen zur Vermittlung dem städtischen Wohnungsamt zu melden. Tatsächlich, so Berg-Referent Roland Frischkorn, geben die Firmen im Jahr höchstens 150 Adressen an die Behörde - in den 70er Jahren waren es mindestens 700 Wohnungen jährlich.
Deshalb möchte Stadtrat Berg die Wohnungsunternehmen - auch die städtischen - fortan verpflichten, höchstens noch zehn Prozent ihres Bestandes für eigene Mitarbeiter zu reservieren. Frischkorn: "Wir brauchen endlich wieder mehr Ehrlichkeit!" Die Kommune will durchsetzen, daß Angehörige städtischer Mitarbeiter keine Wohnung mehr unterderhand bekommen. Ganz anders die CDU- Opposition im Römer: In einem gestern präsentierten Gegenmodell unter dem Titel "So viel Staat wie nötig, so wenig Staat wie möglich" sieht die Fraktion vor, zwischen zwölf und 15 Prozent der jährlich frei werdenden frei finanzierten Wohnungen in städtischer Hand für Beschäftigte der Wohnungsgesellschaften zu reservieren. Ausdrücklich schließt die CDU dabei auch "direkte Angehörige" ein und nennt als Beispiele "Enkel und Großeltern". Aber auch "direkte Angehörige" heutiger Mieter plant die CDU-Opposition bevorzugt zu berücksichtigen.
Sozialdezernent Berg möchte es dabei belassen, daß bei der Vermittlung von Sozialwohnungen die Behörde den Wohnungsgesellschaften jeweils nur einen Miet-Kandidaten präsentiert. Die CDU dagegen fordert in ihrem Konzept, daß sich die Wohnungsfirmen ihren Mieter künftig wieder aus drei Kandidaten des Amtes aussuchen dürfen. Frischkorn: "Ein höherer, unvertretbarer Verwaltungsaufwand!"
Zur Erhöhung der Einkommensgrenzen für die Vergabe von Sozialwohnungen äußert sich die CDU nicht konkret - sie tritt lediglich dafür ein, die Richtlinien "flexibel" zu handhaben. jg
rei WASHINGTON, 18. Februar. Über die Beteiligung deutscher Soldaten an einer Durchsetzung des Flugverbots über Ex-Jugoslawien muß die Bundesregierung nach Ansicht von Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) bald entscheiden. Er sagte am Mittwoch nach einem Gespräch mit US-Verteidigungsminister Les Aspin in Washington, die US-Regierung werde in den nächsten Wochen eine Initiative in den UN-Sicherheitsrat einbringen, das Verbot militärisch durchzusetzen. Rühe sprach sich dafür aus, die deutschen Offiziere in den Awacs-Aufklärungsflugzeugen über der Adria nicht abzuziehen. Er sei zwar von der US-Seite nicht "bedrängt worden", aber politisch würde ein Rückzug ein "schwerer Rückschlag" sein. Außenminister Klaus Kinkel (FDP) hält solche Einsätze deutscher Soldaten für verfassungwidrig.
Nach Rühes Worten erwarten die USA dringend, daß Bonn die verfassungsrechtliche Lage in Bezug auf internationale Bundeswehreinsätze klärt. Auch über die geplante Entsendung deutscher Soldaten nach Somalia werde die Bundesregierung nach einem bald zu erwartenden UN- Mandat entscheiden müssen.
Rühe sagte, er habe seinen Gesprächspartnern auch die Absicht erläutert, die Bundeswehr nach 1990 aus Kostengründen auf weniger als 370 000 Soldaten zu verkleinern. Eine konkrete Zahl habe er zwar nicht genannt, aber sein Hinweis darauf, daß die Wehrpflicht erhalten bleiben solle, enthalte eine "indirekte Aussage" über die künftige Größe der Bundeswehr. Rühe sagte, er habe deutlich gemacht, daß "es keine dramatische Absenkung" des Personalumfangs geben werde. Ihm wiederum sei von seinen Gesprächspartnern klargemacht worden, daß eine einseitige drastische Reduzierung der Bundeswehr aus US-Sicht nicht wünschenswert sei. Schließlich habe die Bundesregierug ein erhebliches Interesse am Verbleib von US-Soldaten in Europa. Deren Zahl soll bis 1996 auf 100 000 Mann, davon 70 000 in Deutschland verringert werden. Im Kongreß werde aber auch eine Zahl von 70 000 bis 100 000 für Europa insgesamt für ausreichend betrachtet.
(Kommentar auf Seite 3)
HANAU. Drei Leichtverletzte und ein Sachschaden in Höhe von 41 000 Mark hat am Mittwochabend gegen 19.30 Uhr ein Unfall auf der Autobahn Gießen-Hanau in Höhe Neuberg gefordert. Nach Angaben der Polizei kam ein auf der Überholspur fahrender Autofahrer aus dem Wetteraukreis vermutlich aus Unachtsamkeit nach links ab.
Der Wagen geriet zunächst auf den unbefestigten Mittelstreifen, streifte danach die Mittelleitplanke und rammte anschließend ein Auto aus Erlangen. Dieser Wagen kam ins Schleudern und stieß in die Schutzplanke. Der Wetterauer Wagenlenker sowie die beiden Insassen des anderen Autos erlitten leichte Verletzungen. Der Unfallverursacher mußte eine Blutentnahme wegen Alkoholverdachts über sich ergehen lassen. are
KRONBERG. Auch UBG-Sprecher Ulrich Brandt hat sich jetzt gegen den Vorwurf der CDU gewehrt, seine Partei habe Heinz-Rüdiger Erben zum Kriminellen gemacht. "Wir haben niemals behauptet, Erben wäre kriminell", sagte Brandt. "Auch der Hinweis auf die Korruptionsaffäre sollte kein Vergleich sein." Er habe damit sagen wollen, daß die Bürger deshalb besonders sensibel geworden seien.
Er habe von Anfang an der CDU angeboten, die Sache "nicht so hoch zu hängen". Erben habe sich aber geweigert, sich offiziell zu entschuldigen. "Mit dieser billigen Mitleidstour sollen wir jetzt verunglimpft werden", ärgert sich Brandt. esi
Von Dortmund aus gesehen, führt die Bundesstraße 1 südwärts nach Düsseldorf und Bonn. Fährt man sie weiter nach Westen, ist Brüssel leicht zu erreichen. Und ringsum, in Essen, in Mülheim, im bergischen Land liegen viele der attraktiven Wohngebiete, in denen die Vorständler und Aufsichtsräte und Aktionäre des fusionierten Stahlkonzerns Krupp/Hoesch leben.
Wohin also hätten die nach Tausenden zählenden Stahlarbeiter in der Nacht zum Donnerstag marschieren sollen, um den oder die Verantwortlichen für ihre Not zu stellen? Und weil es eben nicht einen, sondern so viele Gegner gibt, blieben die Stahlarbeiter, ihre Familienangehörigen, Kollegen aus anderen Betrieben und Nachbarn, die "nur" ihre Solidarität bekunden wollten, rund um die Straßenkreuzung B 1/ Semmerteichstraße stehen.
Vor fünf Jahren, im schon legendären Rheinhausener Arbeitskampf, hatten die Stahlkocher ein paar Tage lang eine "Mahnwache" vor dem Haus des damaligen Rheinhausener Krupp-Chefs Gerhard Cromme postiert. Aber die Stahlarbeiter haben inzwischen gelernt, daß Cromme, der heute an der Spitze des ganzen Konzerns Krupp/Hoesch steht, auch nicht tun kann, was er will - und so blieb er diesmal verschont.
So standen sie denn fast zwölf Stunden auf der Bundesstraße 1, zornig auf "die da oben", ziellos und dennoch fest entschlossen, den drohenden Verlust ihrer Arbeitsplätze nicht kampflos hinzunehmen. Diesmal noch ließen sie die rotglühenden, 40 Tonnen schweren Stahlbrammen auf dem Speziallaster liegen und fuhren im Morgengrauen die Kolosse wieder zurück ins Werk. Aber ein Betriebsrat des Hoesch-Phoenix- Werkes aus dem Stadtteil Hörde ließ schon erkennen, wohin die "Steigerungsfähigkeit" des Protestes führen könnte, als er vielsagend sagte, daß nur "diesmal" die Brammen noch auf den Wagen blieben. Und Werner Nass, Vorsitzender des Gesamt-Betriebsrates bei Hoesch in Dortmund, erntete einen Jubelsturm, als er ankündigte, daß diese "Nacht der 1000 Feuer" in Dortmund "nur ein Anfang" des Kampfes sei - falls sich die Konzernspitze tatsächlich auf Dortmund als den Standort einige, der "plattgemacht" werden müsse.
Die meisten Redner dieser denkwürdigen Nacht auf der Bundesstraße 1 vermieden es allerdings sorgfältig, einseitig Partei für Dortmund zu ergreifen. Schließlich waren auch viele Kollegen mit Bussen aus Rheinhausen gekommen, nachdem sie dort mit einem Fakkelzug von "ihrem" Stahlwerk zur 1987 so getauften "Brücke der Solidarität" marschiert waren. Aber während diese Rheinbrücke schon gegen 21 Uhr wieder für den spärlich fließenden Autoverkehr frei war, weil die rund 3000 Demonstranten entweder wieder nach Hause gegangen oder nach Dortmund gefahren waren, blieb die Bundesstraße 1 bis sieben Uhr in der Früh gesperrt. "Blockiert" war sie nicht. Denn so heiß ist der Zorn der Stahlkocher diesmal noch nicht, daß sie Straßen und Brücken dichtmachen.
Die Aktion war bei der Polizei brav angemeldet worden. Und es waren denn auch die Polizisten, die die zum Teil sechsspurige Straße mitten durch Dortmund schon absperrten, ehe die ersten Demonstranten ihr Ziel erreichten. Es blieb wieder einmal dem Vorsitzenden der Düsseldorfer FDP-Landtagsfraktion, Achim Rohde, überlassen, den Innenminister Herbert Schnoor nachdrücklich davor zu warnen, die Aktion der "IG Metall und anderer Protestierer" einfach "tatenlos hinzunehmen". Rohde wußte auch gleich jene Paragraphen aus dem Strafgesetzbuch zu nennen, die wie "Eingriffe in den Straßenverkehr" und "Nötigung" strafbar seien und die Strafverfolgungsbehörden zwängen, die "Protestierer" zu verfolgen. Daß der Wirtschafts-Liberale ähnliches gefordert hätte, wenn Jahr für Jahr die alkoholseligen Narren in der Karnevalszeit ganze Innenstädte "blokkieren", ist bislang nicht bekannt geworden.
Schnoor konnte sich in seiner Antwort denn auch einen Hinweis auf die nahe Karnevalszeit nicht verkneifen und meinte im übrigen kühl, daß von der Polizei und der für Dortmund zuständigen Regierungspräsidentin ganz richtig "in diesem Fall der Demonstrationsfreiheit der Vorrang vor den Interessen des Straßenverkehrs eingeräumt worden ist". Die ohnehin aufgeheizte Atmosphäre in Dortmund dürfe nicht durch ein Verbot der Kundgebung auf der B 1 weiter angeheizt werden, mahnte der Innenminister.
Für die "aufgeheizte Atmosphäre" ist in den Augen der Demonstranten nicht zuletzt Rohdes Parteifreund, der neue Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt, verantwortlich, der die von den um ihre berufliche Existenz bangenden Arbeitern immer wieder geforderte Stahlkonferenz auf Bundesebene kategorisch ablehnt. Wäre Rexroth in dieser Nacht nach Dortmund gekommen, hätte wohl eine Hundertschaft Polizei nicht ausgereicht, um ihn vor der Wut der Stahlkocher zu schützen.
Der Betriebsrat Manfred Bruckschen - der, inzwischen zum SPD-Landtagsabgeordneter in Düsseldorf avanciert, nun abgewogenere Formulierungen bevorzugt als seinerzeit in Rheinhausen, als er zur Symbolfigur des dortigen Arbeitskampfes stilisiert worden war - faßte die Stimmung der Stahlarbeiter in dem lapidaren Satz zusammen: "Rexroth muß gleich wieder weg". Aber da bleibt wohl der Wunsch der Vater des Gedankens, wie bei so vielen Worten, die in dieser Nacht in Dortmund gesagt wurden.
REINHARD VOSS (Düsseldorf)
ESCHBORN. Auf dem Weg zum Nachttresor der Sparkasse wurde am Mittwoch abend gegen 19 Uhr die Mitarbeiterin eines Eschborner Modehauses überfallen und von einem Unbekannten mit einer Gaspistole angeschossen. Der Mann entkam mit rund 3500 Mark sowie diversen Schecks in unbekannter Höhe.
Die 24jährige war nach Auskunft der Polizei zu Fuß unterwegs und hatte das Geld in einer Handtasche bei sich. Unmittelbar vor dem Nachttresor der Bankfiliale in der Frankfurter Straße wurde sie von einem Mann angesprochen, der plötzlich eine Gaspistole zückte und ihr ins Gesicht schoß. Dann entriß er ihr die Handtasche und flüchtete. Eine sofort eingeleitete Fahndung der Polizei verlief ohne Erfolg.
Die Frau wurde noch vor Ort von einem Notarzt versorgt und anschließend zur weiteren Behandlung in die Augenklinik eingeliefert. "In aller Regel", so Wolfgang Strauß von der Kripo in Hofheim, bleibe kein dauerhafter Schaden zurück.
Die Frau konnte wegen der Verletzungen keine detaillierten Angaben zu dem Täter machen. Er soll jedoch dunkelblonde Haare haben und eine dunkelblaue Jacke sowie einen Pullover mit Kapuze getragen haben. Hinweise nimmt die Kripo in Hofheim entgegen (Tel. 0 61 92 / 2079-0)
Kriposprecher Strauß empfiehlt Geschäftsinhabern in diesem Zusammenhang, die Tageseinnahmen nie täglich zur selben Zeit zum Nachttresor zu bringen. Die "Geldboten" sollten zudem wenn möglich zu zweit, in jedem Fall jedoch mit dem Auto zur Bank fahren und auch die Fahrtwege variieren. set
WETTERAUKREIS. Am Sonntag und Dienstag hagelt's Karamellen. Sonntag toben die Narren in Ober-Mörlen, Büdingen, Nidda, Griedel, Gedern und Wölfersheim durch die Gassen. Am Dienstag gibt es in Friedberg und Stammheim Straßenkarneval. Alle Umzüge beginnen gegen 13 Uhr. Autofahrer sollten die Narren- Hochburgen meiden. Sie kommen nicht durch.
In Ober-Mörlen trifft man sich auf der Bundesstraße vor dem Schloß. Die beiden Karnevalsvereine kassieren dort eine kleine Zuguck-Gebühr. Ab 14.11 Uhr zieht der Lindwurm aus 100 Gruppen und Motivwagen durch Alt-"Mörlau" bis vor die Usatalhalle.
In Büdingen gibt es Sonntag schon ab 11 Uhr 11 vor dem Untertor "Ringelpietz mit Anfassen". Um 13.11 Uhr setzen sich 30 Zugnummern am Kreisverkehr in Bewegung. Die Narren erstürmen das Jerusalemer Tor, ziehen siegreich durch die Altstadt und feiern schließlich im Bürgerhaus bis in die Puppen.
In Nidda ziehen die Narren am Fastnachtssonntag ab 13.11 Uhr vom Bahnhof in die Stadt. Auf dem Marktplatz errichten Prinz Thorsten und Ihro Lieblichkeit Prinzessin Regina, Freifrau zum närrischen Affenhaus, die Herrschaft über Nidda. Das Ereignis wird dann im Bürgerhaus gefeiert.
Die Griedeler Karnevalisten setzen ihre 30 Gruppen ab 13.11 Uhr auf der Kleinen Bachstraße in Bewegung. Nach dem Umzug soll im Bürgerhaus weitergefeiert werden. Parkplätze gibt es beim Möbelhof Orth.
Die Gederner ziehen ab 13.30 Uhr von der neuen Schulturnhalle durch die Stadt, erobern nebenbei das Rathaus, erstürmen den Schloßberg und feiern schließlich in der alten Schulturnhalle. Rund 25 Gruppen beteiligen sich am Spektakel.
In Wölfersheim beginnt der Umzug mit 43 Zugnummern um 13.11 Uhr an der Wetterauhalle. Es geht durch die alte Ortsdurchfahrt bis Södel und wieder zurück. Gefeiert wird in einem Zelt neben der Wetterauhalle.
Am Dienstag ab 14.11 Uhr blockieren genau 100 Gruppen die Kaiserstraße in Friedberg. Der "Wetterauer Narrenexpreß" löst sich am früheren Kaufhaus Langer wieder auf. In der Wolfengasse beginnt schon um 10 Uhr ein Straßenkarneval. In Stammheim toben 40 Zugnummern am Dienstag ab 14 Uhr durch den Ort. Groß und klein wollen dann im Bürgerhaus dem Aschermittwoch entgegenfeiern. nes
Kein Geld mehr für drei neue Grünflächen, für den Umbau des Bockenheimer Schwanenkinos zum Jugendhaus, für die Modernisierung alter Wohnhäuser im Ostend: Der Bund hat vier Millionen Mark gestrichen, die bisher als Zuschuß zur Städtebauförderung nach Frankfurt überwiesen wurden.
Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) verkündete jetzt, was ihm Hessens Wohnungsminister Jörg Jordan (SPD) zuvor in einem Brief mitgeteilt hatte. "Viele dringende Sanierungsmaßnahmen", so Wentz, "können jetzt nicht mehr gefördert werden."
Das Geld aus Bonn floß bisher in die beiden Sanierungsgebiete Ostend und Bockenheim. Für Bockenheim gibt es jetzt gar keine Unterstützung mehr - weder vom Bund noch vom Land. Im Ostend zahlen nur noch Stadt und Land. Konsequenz in Bockenheim: Neben dem Jugendhaus ist die Umgestaltung einiger Straßen und die Anlage von drei Grünflächen "wenn überhaupt, nur mit großer Verzögerung" möglich.
Im Sanierungsgebiet Ostend geht es darum, mehr als 30 Gewerbebetriebe zu verlagern, um Platz für 750 neue Wohnungen zu schaffen - jetzt verlängert sich das ganze Verfahren auf unabsehbare Zeit.
Kürzungen beim Modernisierungsgeld für die Altbauten hält Wentz für unausweichlich. Betroffen sind vor allem die alten Wohnhäuser im Ostend unmittelbar östlich des Anlagenrings.
Wentz hatte alle Frankfurter Bundestagsabgeordneten unlängst gebeten, sich in Bonn gegen die Streichung einzusetzen. Diese Bitte stieß nach seinen Worten bei den CDU-Politikern auf taube Ohren. Allerdings hatte nicht nur der Bundestag, sondern auch der Bundesrat mit seiner SPD-Mehrheit der Kürzung zugestimmt. Planer Wentz zeigte sich äußerst verwundert darüber, daß auch die Fraktion von Bündnis90/Die Grünen im Bundestag für diese Kürzung votiert hatte - diese Entscheidung erschüttere die Glaubwürdigkeit der Grünen in der Stadtentwicklungspolitik. jg
GELNHAUSEN. Das Frauenzentrum Gelnhausen veranstaltet am Samstag, 27. Februar, von 10.30 bis 17 Uhr in seinen Räumen in der Kuhgasse 8 ein Tarot-Seminar mit Tarot-Expertin Gotlind Kasper. Der Teilnehmerinnenbeitrag beläuft sich auf 55 Mark. Interessentinnen können sich in der Pelikan-Buchhandlung, Telefon 0 60 51 / 2464, anmelden. lex
Schrumpfbranche Stahl
Die Angst der Menschen an den "Stahlstandorten" ist verständlich. In der EG insgesamt werden bis Ende 1995 "mindestens 50 000" Stahlkocher und Walzwerker auf die Arbeitsämter gehen müssen oder Frührentner werden, schätzt Brüssels Industriekommissar Martin Bangemann. Dabei war die letzte "Schrumpfkrise" dieser Branche gerade erst vor zehn Jahren einigermaßen ausgestanden.
Demonstrationen zur Verteidigung der Standorte helfen nicht viel. Das wissen auch die Gewerkschaften. Die Arbeiter und ihre Angehörigen ahnen es, genauso wie die ganze Bevölkerung der Städte, in denen sie leben. Die Einschnitte werden tiefer gehen müssen als Anfang der achtziger Jahre. Was sind die Gründe? Diesmal kommt vieles zusammen. Die derzeitige weltweite Wirtschaftsrezession ist nicht ausschlaggebend. Denn nach jeder Talsohle im kapitalistischen Konjunkturzyklus folgt wieder ein Aufschwung. Keiner der großen Stahlkonzerne würde auf Produktionskapazitäten verzichten, die in ein paar Jahren wieder gebraucht würden. Doch Stahl ist durch andere Einflüsse auch auf lange Sicht eine "Schrumpfbranche", ganz ähnlich wie die Kohle. Schon Ende der sechziger Jahre hörten Wissenschaftler mit dem Unsinn auf, die "Machtpotenz" von Industriestaaten auch an ihrer Stahlkapazität zu messen.
Das Ende des kalten Krieges vor vier Jahren ist ein Faktor für die "Strukturkrise" der europäischen Stahlindustrie. Für Panzer und Kanonen gibt es selbst auf der südlichen Erdhalbkugel kaum noch Nachfrage. Aus Gründen des Umweltschutzes und der Marktsättigung wird der Stahlgroßabnehmer - die Automobilbranche - in Westeuropa nie mehr so viel Blech benötigen wie noch vor wenigen Jahren. Zwar wird es immer noch neue Autogenerationen geben, aber sie werden von Jahrgang zu Jahrgang leichter sein, um den Spritverbrauch und die Luftverschmutzung zu drosseln. Die jüngste "S-Klasse" von Daimler-Benz und ihre Münchner Konkurrenten gelten schon als Dinosaurier einer aussterbenden Art.
Werkzeugmaschinen waren bis vor kurzem noch eine vor allem deutsche Domäne auf dem Weltmarkt. Aber inzwischen gibt es fernöstliche Konkurrenten, und auch da geht der Trend weg von allem überflüssigen Gewicht. Werften in Europa, eine weitere Abnehmerbranche für riesige und dicke Bleche, können im Frachter- und Tankerbau nicht mehr mit den "jungen Industriestaaten" am Rande Asiens oder Lateinamerikas konkurrieren, sondern nur noch bei "High-Tech" wie Ölbohrinseln und Spezialschiffen mit viel Elektronik für zivile und militärische Zwecke. Dazu zählen auch U-Boote und Fregatten. Der jüngste innenpolitische Streit um das Taiwan-Geschäft illustriert ebenso wie die jüngst bekanntgewordene Panzerbestellung der Vereinigten Arabischen Emirate in Frankreich, daß die deutsche Stahlbranche aus vernünftigen politischen Gründen vielleicht etwas mehr wird leiden müssen als andere EG-Konkurrenten. Ohnehin sind das relativ kurzfristige Geschäfte.
Ein weiterer Faktor für die Stahl- Strukturkrise in der EG ist das internationale Umfeld. Die neue Clinton-Regierung in Washington hat exorbitante "Strafzölle" nicht nur auf bestimmte EG-Stahllieferanten verhängt, sondern auch auf Stahl aus zwölf "jungen Industriestaaten" der Dritten Welt. Die versuchen jetzt ihre billigen Massenstahlprodukte in Europa abzusetzen. Wenn EG-Stahlkonzerne damit rechnen, daß "das so bleibt", liegen sie sicher richtig. In Billigprodukten können die Westeuropäer mit ihren hohen Kosten kaum mehr konkurrieren. Nur noch Spezialstähle bieten längerfristig eine Chance, wenn wir nicht die "Festung (West)- Europa" wollen, in der dann alles immer teurer würde und der die Exportmärkte außerhalb verlorengehen würden.
Die ost-mitteleuropäischen Staaten - Tschechische und Slowakische Republik, Polen, Ungarn - müssen zu "Europa" schon mitgezählt werden. Sie sind mit der EG durch Assoziierungsverträge verbunden, die ihnen verbesserte Absatzchancen zusicherten, damit sie in sieben bis zehn Jahren EG-Mitglieder werden können.
Daß es in dieser Stahlkrise nicht um Personalkürzungen, sondern um das "Plattmachen" ganzer Standorte geht, ist klar. Ob in Deutschland Rheinhausen oder Dortmund, Bremen oder Eisenhüttenstadt oder Bayern verzichten müssen, sind auch politische Entscheidungen. Wie die Bundesregierung scheut auch die Brüsseler EG-Kommission die Verantwortung. Sie will die Unternehmer EG-weit die Schließungen "unter sich" ausmachen lassen. Die Gewerkschaften wurden bisher nicht angehört.
Die Ungewißheit über die Schließung ganzer Stahlstandorte ist für die betroffenen Menschen das Schlimmste. Ein runder EG-Tisch von Unternehmern, Regierungen und Gewerkschaften wäre für Gerechtigkeit und "Transparenz" der Entscheidungen das Beste, auch wenn an ihm wochenlang gerungen werden müßte. Aber soweit ist "Europa" noch nicht. Den Ärger und Vertrauensverlust werden alle politischen Instanzen tragen müssen - nicht die Stahlbosse.Bald Halle für Wagenbauer? Nach Sanierung wäre in der Robert-Bosch-Straße Platz
SELIGENSTADT. Auf dem Marktplatz dicht hinter der Tribüne aus Stahlrohren und Holzbrettern stehen schon die Getränkewagen und Imbiß-Buden für das bunte Rosenmontagstreiben, da erreicht die Narren aus dem Rathaus eine gute Nachricht: Bürgermeister Rolf Wenzel überlegt, wo die seit langem gewünschte Halle für die Wagenbauer errichtet werden könnte und formuliert Konkretes: Das Gelände in der Robert-Bosch-Straße, wo einst das Jugendzentrum untergebracht war und es im vergangenen Jahr brannte, sei ein Standort für die Halle.
Zunächst aber soll dort das alte Gebäude erst einmal abgerissen werden, was mit rund 45 000 Mark zu Buche schlägt. Danach werden die Stadt und der Heimatbund über die Nutzung des Geländes sprechen. Bei den Plänen gibt es allerdings zwei Probleme. Zum einen ist das Grundstück, auf dem früher Müll abgekippt wurde, verseucht, zum anderen steht über dem gesamten Projekt Hallenbau die Frage: Wer soll das bezahlen?
"Wir auf keinen Fall", sagt der Bürgermeister, der dem Heimatbund jedoch bei der Realisation des Vorhabens gern unter die Arme greifen möchte. Die Stadt stelle das Grundstück zur Verfügung, so Wenzel, aber bauen müsse der Heimatbund. Dessen Sprecher Werner Schließmann sieht dies allerdings etwas anders. Der Heimatbund allein kann nach seiner Auskunft keinesfalls den Bau einer eigenen Halle finanzieren, da müsse die Stadt schon Geld geben. Außerdem wolle der Heimatbund nach anderen Geldquellen suchen. Dabei denkt Schließmann an Kreis, Land, Sponsoren aus Seligenstadt.
Bevor jedoch über diesen wichtigsten Aspekt noch weiter diskutiert wird, soll erst die Frage beantwortet werden, wie das verseuchte Grundstück saniert werden kann. Dabei habe das Darmstädter Regierungspräsidum ein Wörtchen mitzureden. Derzeit laufen nach Auskunft Wenzels Untersuchungen, um zu klären, wie das Problem in den Griff zu bekommen ist. Das aus dem Boden strömende Gas soll nach den Vorstellungen der Fachleute in Röhren gesammelt und abgepumpt werden. Wann das Gelände freigegeben werden kann, ist noch unklar.
Daß die Halle nicht nur einmal im Jahr und zwar von den Wagenbauern für die Vorbereitung des Rosenmontags-Umzuges genutzt werden soll, ist allen klar. Derzeit schmücken die Seligenstädter ihre Wagen unter anderem in einer Halle von Glaabsbräu. Ob diese künftig Jahr für Jahr zur Verfügung stehen kann, ist nicht sicher, deshalb existiert seit langem der Wunsch nach eigenen Räumlichkeiten. In einer neuen Halle könnten dann auch Geräte und Gegenstände des Heimatbundes, die derzeit an verschiedenen Standorten in der Stadt verstreut sind, untergebracht werden. Über weitere Nutzungsmöglichkeiten werden die Verantwortlichen im Rathaus und der Heimatbund, der die mehr als 100 Vereine der Stadt Seligenstadt vertritt, noch sprechen. aim
BAD NAUHEIM. Um eine Klärung des öffentlichen Meinungsbildes im Interesse der Bekämpfung von Nationalismus und Antisemitismus will sich eine Studientagung der Buber-Rosenzweig-Stiftung in Bad Nauheim vom 19. bis 21. März bemühen. Von Freitag, 19. März, 18 Uhr, an werden Referenten aus dem In- und Ausland Stellung zu dem Thema nehmen: ". . . und alle Juden gehören nach Israel - Zu (neuem) Nationalismus und Antisemitismus".
Die nach den beiden Religionsphilosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig benannte Stiftung wurde vor vier Jahren vom Deutschen Koordinierungsrat der Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit gegründet. Ihr Domizil hatte die Stiftung zunächst in Frankfurt, bis sie 1991 die Villa in der Otto-Weiß-Straße 2 renovierte und bezog und damit wieder ein jüdisches Zentrum in der Kurstadt einrichtete. Zu ihren Zielsetzungen gehört es, zeitgeschichtliche Fragen wie "aufkommenden Antisemitismus" und Nationalsozialismus in Kursen, Workshops und Tagungen zu diskutieren. Den zu diesem Thema aufgeworfenen Fragen wird sich am Freitag, 19. März, um 19.15 Uhr der Vorsitzende des Zentralrats des Direktoriums der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, stellen.
Zu den Referenten am Samstag gehören Dr. Bruno Schoch von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, Professor Dr. Werner Jochmann aus Hamburg und voraussichtlich auch Dr. Rafael Seligmann aus München.
Am Sonntag, 21. März, wird Aviv Shir- On von der israelischen Botschaft über den Staat Israel sprechen. Mit einem ökumenischen Gottesdienst um 12 Uhr endet die Veranstaltung. Interessenten sollten sich bis 7. März, im Haus der Buber-Rosenzweig-Stiftung oder unter Tel. Rufnummer 0 60 32 / 9 11 10 anmelden. Die Teilnahme kostet 30 Mark.
FRANKFURT A. M., 18. Februar (FR). Regen von Norden her, in Niederungen auch Schnee, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen null Grad im Süden und fünf im Norden, die Tiefstwerte im Süden zwischen minus vier und null Grad. Weitere Aussichten: Temperaturrückgang. (Siehe auch Lokales)
Vorbeugend widersetzt sich Inge Wettig-Danielmeier einem unausgesprochenen Vorwurf: "Wir wollen uns nicht behandeln lassen wie kriminelle Vereinigungen." Die SPD-Schatzmeisterin hat das Gefühl, sich wehren zu müssen - gegen einen Trend, den sie im Bericht einer hochrangigen Kommission von sieben Herren zum Thema "Staatliche Finanzierung der Parteien" wiederfindet. Auch Brigitte Baumeister, Schatzmeisterin der CDU, ist "enttäuscht" über das an einigen Stellen des Berichts zum Vorschein kommende "Mißtrauen" gegen die Par- teien, das sie für "unberechtigt" hält.
In dem 160-Seiten-Bericht des im Juni vorigen Jahres vom Bundespräsidenten berufenen Gremiums, dem fünf Professoren, ein Ex-Staatssekretär und ein ehemaliger Gewerkschaftschef (keine Frau, alle aus dem Westen) angehören, finden sich hier und da Bemerkungen wie diese: Die Parteien maßten sich eine "Allzuständigkeit" an, betrieben "Scheingeschäfte", arbeiteten mit undurchschaubarer "Mischfinanzierung" und bedürften einer "laufenden Kontrolle". Einmal ist zu lesen, es sei "unzulässig", wenn Parteien "die Besetzung von Beamten- und Richterstellen parteipolitisch steuern". Diese Art, Aufgaben an sich zu ziehen, verursache nicht nur beträchtlichen politischen Schaden. "Der weit verbreitete Ärger über die wohl allgemein mißbilligte Ämterpatronage mit den damit verbundenen Verfilzungserscheinungen, die zu einem wesentlichen Teil zur Partei- und auch zur Staatsverdrossenheit beitragen, mindert zwangsläufig die Bereitschaft des Bürgers, sich zugunsten einer Partei zu engagieren", heißt es dann.
Solche Hinweise stören die Schatzmeisterinnen der beiden großen Parteien. "Wir sind eine demokratische Institution", entgegnet Wettig-Danielmeier, "derartige Belehrungen haben wir nicht nötig." Baumeister sieht "die Eigenverantwortung der Parteien nicht gewürdigt" und wirft den Autoren Voreingenommenheit vor: "Daß sie so gehöriges Mißtrauen äußern, bedrückt mich sehr." Erhebliche Einwände haben beide gegen einige der praktischen Ratschläge, die ihnen mitgegeben wurden. "Die das geschrieben haben, wissen verdammt wenig, wie Parteien als Dienstleistungsunternehmen arbeiten", erwidert Baumeister. "Die Kommission hat keine Ahnung von den tatsächlichen Parteistrukturen", hält Wettig-Danielmeier dagegen, "da haben wohl Reißbrettparteien als Vorbild gedient."
Abgesehen von diesen spontanen Reaktionen bringen Wettig-Danielmeier und Baumeister auch andere Einwände gegen die 33 Punkte umfassenden Empfehlungen des Sachverständigengremiums vor. So befürchtet die CDU-Politikerin als Folge der vorgeschlagenen Umstellung der staatlichen Parteienfinanzierung "wesentlich weniger Einnahmen". Wettig-Danielmeier sieht "einen gewaltigen Verlust" voraus, falls künftig wegen der drastisch herabgesetzten Steuerabzugsfähigkeit "Spenden ausbleiben, aber damit müssen wir leben".
Mit erheblichen Einbußen haben die kleineren Parteien - also FDP, CSU, Grüne, PDS und "Republikaner" - zu rechnen, wenn die Kommissionsempfehlungen umgesetzt werden. Während CSU und PDS auf Kommentare verzichteten, stellte FDP- Schatzmeister Hermann Otto Solms "problematische Tendenzen" in den Vordergrund. Er ist besorgt, daß "administrativer Wildwuchs neue Intransparenz statt größerer Transparenz" bewirkt und hat, im Einklang mit den Kolleginnen von SPD und CDU, Sorge wegen "finanzieller Auszehrung der Parteizentralen".
Am ehesten zufrieden mit dem Bericht zur Staatsfinanzierung der Parteien sind die Grünen, die mit ihrer Klage gegen ein vom Bundestag beschlossenes Parteiengesetz ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts und als Folge die Einsetzung der Kommission erzwungen hatten. Grünen- Schatzmeister Henry Selzer entdeckte "einige unserer Vorschläge unter den Empfehlungen wieder", wenn auch "andere Teilaspekte erst erfaßt und verdaut werden" müßten. Die Kommission habe "die zentralen Anliegen der Kritiker der Selbstbedienung ernst genommen" und "Vorschläge gemacht, die den BürgerInnen verständlich und nachvollziehbar sind".
Daß die weitreichenden Vorstellungen zur Eingrenzung und Überprüfung der Staatszuschüsse an Parteien bei den Bundestagsabgeordneten auf Mißfallen stoßen werden, läßt sich an einer Stellungnahme des CDU-Parlamentariers Hansjürgen Doss aus Worms ablesen. Er sieht "für die Parteien praktisch das Aus" kommen, wenn der Bundestag sich die Empfehlungen der Kommission zu eigen macht. Den Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der einst in seinem heutigen Wahlkreis 155 kandidierte, erinnerte Doss, er müsse wissen, "daß die Parteien ohne Geld zuerst ihre Handlungs- und dann ihre Existenzfähigkeit verlieren".
Tatsächlich müssen sich Mandatsträger der Parteien auf eine einschneidende Neuerung gefaßt machen: Sie können Abgaben an ihre Parteien bald wohl nur noch bis zur Höhe von 2000 (bei Verheirateten 4000) Mark im Jahr steuerlich begünstigen lassen. Aber von ihnen wird nach wie vor erwartet, daß sie erheblich höhere Beiträge und Spenden abführen. HELMUT LÖLHÖFFEL (Bonn)
Die Pläne zur Verkehrsberuhigung rund um die Heidestraße werden immer abenteuerlicher. Der Ortsbeirat 4 (Bornheim/Ostend) verabschiedete mit der Mehrheit von SPD und Grünen eine Anfrage der SPD-Fraktion, ob das Kaufhaus "Saturn Hansa" im Rahmen der städtischen Wirtschaftsförderung auf ein "anderes adäquates Gelände verlagert werden kann".
Die Fahrzeuge von potentiellen Kunden würden einen "immensen Verkehrsdruck" auf das Viertel ausüben, begründete die SPD ihr Vorhaben.
Die CDU-Fraktion bezeichnete dieses Ansinnen als "völlig absurd". Eine Vertreibung dieses Kaufhauses hätte Konsequenzen auf das gesamte Geschäftsleben der Berger Straße, sagte Manfred Holler (CDU). Die Schuld für das Verkehrschaos in diesem Gebiet allein auf eine Firma zu schieben, sei eine "Bankrotterklärung ihrer Verkehrspolitik", sagte der CDU- Fraktionsvorsitzende Manfred Friedrich ergänzend.
Ziel sei keineswegs, entgegnete Klaus- Dieter Jeske (SPD), das "Saturn Hansa" zu zerstören oder auf eine "grüne Wiese" zu verlagern". Man wolle auch keiner Unternehmensentscheidung vorweggreifen, betonte er; "es geht nur darum, Denkanstöße zu vermitteln". rea
Die Fronten eines nach Skandinavien ziehenden Sturmtiefs überqueren Deutschland rasch von Nord nach Süd. Der Kaltfront folgt polare Meeresluft. Weitere Aussichten: wechselnd, wiederholt Schauer, in Höhenlagen Schnee. Es wird kälter. Der Wetterbericht von Freitag verheißt zumindest für die fußballspielenden Menschen an diesem Wochenende und die vieltausendköpfige Anhängerschar einiges Gutes: Die Rückrunde zur Fußball- Bundesliga, so läßt sich jetzt mit der gebotenen Vorsicht vorhersagen, wird planmäßig angepfiffen. Die Spiele in den neun Stadien sind nicht akut gefährdet.
Es hätte ja auch nicht einer gewissen Pikanterie entbehrt, wenn ausgerechnet an dem Wochenende, an dem nach 69 langen Tagen - endlich - wieder der Ball rollt, das Spielen in knöcheltiefen Rasen oder steinhart gefrorenem Boden vom Unparteiischen untersagt worden wäre. Pikant wäre es gewesen, und allemal möglich. Die Winterpause wäre damit ad absurdum geführt worden. Sinn und Zweck der Winterpause war es doch seinerzeit (und durchaus vernünftig) nicht gegen den Ball treten zu müssen, wenn Schnee und Eis den Rasen unbespielbar machen und Nachholspiele die sorgsamst ausgetüftelten Terminpläne über den Haufen werfen. Zudem war es ein finanzielles Problem, denn Zuschauer schalteten angesichts klirrender Kälte und unangenehmen Schnee- oder Regenschauern doch in er warmen Stube doch lieber Radio oder Fernseher an, statt sich im zugigen Stadion einen Zug zu holen.
Doch weil sich der Winter ärgerlicherweise hierzulande nicht an diese Monate zu halten gedenkt, könnte oftmals in der fußballosen Spanne im Januar und Februar angenehmer gespielt werden als zu vermeintlich wärmeren Zeiten. Das ist unbefriedigend. Unbefriedigend ist auch, daß im Mai/Juni, in der eigentlich schönsten Fußball-Zeit, das Leder ganz hinten in den Ballschrank verpackt wird. Auch aus diesem Grund hat Bundestrainer Berti Vogts jetzt dafür appelliert, die Winterpause abzuschaffen. In England, Italien oder den Niederlande, den "klassischen Fußball-Ländern", werde ebenfalls durchgespielt und trotzdem, so der Bundes- Coach, gerieten die dortigen Verbände nicht in terminliche Nöte.
Zumindest einen Versuch ist der Vorschlag nach dem Verzicht auf die Winterpause wert. Sinnvoll wäre darüber hinaus auch die Überlegung, die Pause flexibler zu gestalten oder etwa bei schlechten Wetters einen Spieltag komplett abzusagen. Aber Unwägbarkeiten bleiben immer, denn: Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich's Wetter, oder es bleibt, wie's ist. THOMAS KILCHENSTEIN
NEU-ANSPACH. Die Kripo, Tel. 0 61 72 / 12 00, sucht den Mann (Phantombild), der am 30. Januar am Enkheimer Hes- sen-Center den silbergrauen Ford Scorpio (HU - SK 733) gekauft hat, mit dem die Täter flüchteten, die am 11. Februar die Anspacher Bank überfallen haben. Der Mann ist etwa 30 Jahre alt, 1,80 Meter groß, schlank, trug blonde bis rotblonde Haare und eine Brille. Ihn begleitete eine gleichaltrige Frau, etwa 1,60 Meter groß, schlank, mit dunkelblonden bis rotbraunen Haaren. Die Bank hat eine Prämie von 20 000 Mark für die Aufklärung ausgesetzt. ill
OFFENBACH. Einen Menschenhändlerring haben die Offenbacher Kripo und die Staatsanwaltschaft zerschlagen. Drei Ungarn im Alter von 23 bis 38 Jahre und zwei Ungarinnen im Alter von 19 und 24 Jahren wurden verhaftet. Nach einem 38jährigen Ungarn wird noch gefahndet. Die Beschuldigten wurden nach Wohnungs- und Bordell-Durchsuchungen in Offenbach, Frankfurt und Neu-Isenburg festgenommen. Die Justiz wirft ihnen Menschenhandel, Förderung der Prostitution, Urkundenfälschung, schwerer Diebstahl, Hehlerei und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz vor.
Wie die Polizei berichtet, haben die Beschuldigten in Ungarn Mädchen und junge Frauen unter falschen Versprechungen angeworben und sie dann im Frankfurter Bahnhofsviertel zur Prostitution gezwungen. lz (Bericht in der Stadtrundschau)
has FRANKFURT A. M. Das Kartellamt hat sich den HUK-Verband und seine Mitgliedsunternehmen aus der Kfz- Versicherungsbranche vorgeknöpft. Wegen des Verdachts des "wettbewerbswidrigen Drucks" auf Autovermieter eröffnete die Behörde ein Ermittlungsverfahren. Geprüft wird laut Amtssprecher Jürgen Kiecker, ob die Verleihunternehmen veranlaßt wurden, unverbindliche Preisempfehlungen des HUK-Verbandes zur Regulierung der Kosten für die Bereitstellung von Mietwagen nach einem Unfall anzuwenden. Und weiter: Auch bestehe der Verdacht, daß sich die HUK-Organisation wettbewerbsbeschränkend an der Durchsetzung der Empfehlung beteiligt habe und sie mißbräuchlich handhabe.
Anlaß für die Ermittlungen sind die Anfang November 1992 vom HUK-Verband ergangenen "Mietwagen-Empfehlungen". Gegen diese waren schon im vergangenen Jahr die Verleihfirmen Sturm gelaufen, doch nach einigen Modifikationen wurden die Empfehlungen vom Kartellamt zwar nicht genehmigt (Kiecker: "Wir haben nichts zu genehmigen"), sondern ihnen wurde nur nicht widersprochen, wobei der Unterschied eine bedeutungsvolle juristische Feinheit ist. Der HUK-Verbund sicherte zu, bei der nächsten Anpasung der Vorgaben ein "objektiveres Verfahren zur Ermittlung marktkonformer Entgelte" anzuwenden. Inzwischen ist aber über das Kartellamt eine Beschwerdeflut von Autovermietern hereingebrochen. Diese wollen Leihwagen nicht nach den Verbandsempfehlungen (pauschale Tagessätze gestaffelt nach Fahrzeugmodellgruppen), sondern individuell nach der "Sach- und Rechtslage" abrechnen. Von den Kfz-Versicherern erwartet das Bundeskartellamt nun "dezidierte Auskünfte".
Derweil weist der HUK-Verband "den Verdacht zurück". Er habe sich "in keiner Weise" mit wettbewerbsbeschränkenden Mitteln an der Durchsetzung der Empfehlungen beteiligt und sie auch nicht mißbräuchlich gehandhabt. Die Empfehlungen seien nötig geworden, weil die Autoversicherer "den überhöhten Mietsätzen im Unfallersatzwagengeschäft" entgegenwirken wollten. Eine Abrechnung "nach Sach- und Rechtslage" sei zudem wegen der "differenzierten Rechtsprechung oft kompliziert und zeitraubend" und verhindere Rationalisierung.
HOCHHEIM. Die roten Haare zu Zöpfen geflochten, Sommersprossen rings um die Nase, reitet eines Tages ein höchst merkwürdiges Mädchen in die Stadt - mit einem Affen im Gepäck und einem Koffer voller Goldmünzen. Die Göre heißt Pippi Langstrumpf. Und was die so alles erlebt, können Kinder ab sechs Jahren am Dienstag, 23. Januar, im Hochheimer Kino Schaulust sehen. Der Film mit dem Prädikat "besonders wertvoll" flimmert um 15.30 Uhr im Hochheimer Hof über die Leinwand. kkü
FULDA. Bei einem Wohnungsbrand in der Fuldaer Innenstadt ist in der Nacht zum Donnerstag eine fünfköpfige Familie verletzt worden.
Das Feuer in der Erdgeschoß-Wohnung des Mehrfamilienhauses war kurz vor 23 Uhr vermutlich durch einen überhitzten Ölofen ausgelöst worden.
Die Eltern und ihre drei Kinder im Alter von einem, zwei und neun Jahren schliefen zwar bereits, doch sie wurden durch den dichten Rauch geweckt und konnten sich im letzten Moment in Sicherheit bringen.
Alle fünf Personen mußten mit Rauchvergiftungen ins Städtische Klinikum Fulda eingeliefert werden.
Ein Löschzug der Fuldaer Feuerwehr mit zwölf Männern brachte das Feuer schnell unter Kontrolle. Den Schaden bezifferte ein Polizeisprecher auf über 50 000 Mark. gw
ERLENSEE. Auf eine positive Mitgliederentwicklung kann der SV Erlensee verweisen. Bei der Jahreshauptversammlung des Sportvereins berichtete der scheidende Vorsitzende Emil Wess von 35 meist jugendlichen Neuzugängen 1992. Zur neuen Chefin wurde Hanni Wess gewählt, die weiterhin ihr bisheriges Amt als Schriftführerin innehat. Als Stellvertreter fungiert Gerhard Runkel, als Kassierer Manfred Schwindt.
An dem Abend wurden Hans Schmidt und Norbert Wess für 20jährige Mitgliedschaft im Verein ausgezeichnet. hein
Minister Rühe mußte sich bei seinem ersten USA-Besuch nach der Wahl Clintons die ganze Widersprüchlichkeit der eigenen Regierungspolitik vor Augen führen lassen. Seine Gesprächspartner haben ihm unmißverständlich klargemacht, daß Bonn nicht auf Kosten anderer sparen darf. Es leuchtete den ebenso wie den Deutschen von Finanzproblemen geplagten Amerikanern nicht ein, warum sie hunderttausend Soldaten in Europa unterhalten sollen, während Bonn die eigene Armee aus Kostengründen auf deutlich weniger als die zunächst vorgesehenen 370 000 Mann verkleinern will. Die Botschaft an Bonn lautet: Wenn euch soviel an der Präsenz der US-Truppen in Europa liegt, müßt ihr selbst zur Stabilität beitragen. Auch der Hinweise auf die schwierige verfassungsrechtliche Situation bei internationalen Einsätzen deutscher Soldaten ist man jenseits des Atlantiks überdrüssig. Pentagon-Kreise haben dafür nur noch Spott übrig: Warum sich denn die Bundesregierung eine deutsch-französische Brigade leiste, wenn die wegen verfassungsrechtlicher Beschränkungen doch nicht in Krisengebiete dürfe?
Auf ähnliches Unverständnis trifft der Streit der Koalition, ob deutsche Offiziere in den Awacs-Maschinen in der Adria bleiben dürfen oder nicht. Der Beschuß einer deutschen Transall hat gezeigt, daß ein humanitärer Einsatz gefährlicher sein kann als fernab vom Kampfgebiet über dem Meer zu kreisen. Wenn sich nicht einmal die Koalition einig ist, wie kann sie da Verständnis von ihrem Verbündeten erwarten? rei (Washington)
Ein unbekannter Radfahrer hat im Nordend einen 47 Jahre alten Autofahrer krankenhausreif geschlagen. An der Kreuzung Oeder Weg / Querstraße war der etwa 20 bis 25 Jahre alte Radler über die Kreuzung gefahren, als für ihn die Ampel auf Rot stand. Um einen Zusammenstoß zu vermeiden, mußte der 47jährige mit seinem Auto scharf abbremsen.
Wie die Polizei mitteilte, war der Autofahrer aus seinem Wagen ausgestiegen, um den Radfahrer deswegen zur Rede zu stellen. Der Streit eskalierte. Der Radfahrer warf sein Rad vor den Wagen des 47jährigen und schlug dann auf den Autofahrer ein. Der blieb mit einem Nasenbeinbruch und Prellungen an Gesicht und Oberkörper auf der Fahrbahn liegen. Der Täter flüchtete mit seinem schwarzen Fahrrad über die Eschersheimer Landstraße stadtauswärts.
Die Beschreibung des Mannes ist eher vage. Er ist etwa 1,80 bis 1,85 Meter groß, hat schulterlange Haare und war mit Turnschuhen und einem gelben Anorak bekleidet. enk
Die "Makler" brauchen dringend neue Stellen Multikultur-Amt vor allem mit Bosniern beschäftigt Von unserem Redaktionsmitglied Peter Holle Seit dem Sommer letzten Jahres sind 10 000 Bosnier vor den Kriegsgreueln in ihrer Heimat zu Verwandten nach Frankfurt geflüchtet. "Für die städtischen Ämter und andere Behörden sind das mehr oder weniger Unpersonen", sagt Multikultur-Stadtrat Daniel Cohn-Bendit, "sie bewerben sich nicht um Asyl, sind keine de-facto-Flüchtlinge, sie haben nur Duldungsstatus." Lediglich das Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AMKA) fühle sich "für sie zuständig und kümmert sich um sie". Drei Mitarbeiter des jetzt seit zweieinhalb Jahren bestehenden AMKA seien damit befaßt. Die Flüchtlinge, die zu ihren 5000 Frankfurter Landsleuten und muslimischen Glaubensgenossen gezogen sind (Cohn-Bendit: "Viele sind schon 20 Jahre hier"), stünden unter einem "enormen Druck": "Da leben bis 15 Menschen in einer Wohnung und wissen, da unten verrecken unsere Leute", sagt Cohn-Bendit. "Sie kratzen dann halt alles Geld zusammen, stellen Konvois zusammen und versuchen verzweifelt, noch zurückgebliebene Angehörige zu retten. Sie fahren in ihre Dörfer, kommen auch da rein, wo die UN nicht hinkommt. Und kaufen Verwandte frei." Schmiergelder seien zu zahlen: "Ein Kind etwa 1500 Mark."
1000 solcher Mädchen und Buben sind auf diese Weise nach Frankfurt gelangt. "Von Amts wegen kümmert sich niemand um sie, niemand ist zuständig." Dabei wäre Betreuung bitter vonnöten: Die jungen Flüchtlinge haben "ganz schwere psychotraumatische Erfahrungen gemacht", und sie sollen ja auch hier zur Schule gehen.
Nur: Wer zahlt Deutschlehrer, um den Bosniern den schulischen Seiteneinstieg auch sprachlich zu ermöglichen? Wer kommt für Psychotherapie auf? "Unser Amt macht's", sagt Cohn-Bendit, "weil es sonst keiner tut. Wir koordinieren das mit Land und Stadt."
Auch mit dem Arbeitsamt schaltet sich AMKA kurz. Grund: Viele Bosnier möchten Jobs annehmen, um ihren Verwandten nicht so sehr auf der Tasche zu liegen. Das scheitert jedoch daran, daß die dafür notwendigen "Duldungspapiere" erst nach einem Vierteljahr fertig sind, dann aber schon die nächste Duldung beantragt werden muß, denn diese Aufenthaltserlaubnis gilt nur für je drei Monate: "Die Bosnier haben also, weil es die Ordnungsverwaltung zeitlich nicht schafft, nie das Papier in der Hand, das sie brauchen, um arbeiten zu können. Das müssen wir ändern."
Auch ansonsten herrsche in vielem "Kafka in der Stadt". So verlange das Ordnungsamt von Bosniern, deren Paß abgelaufen ist, das serbisch dominierte ex-jugoslawische Konsulat aufzusuchen, um das Dokument verlängern zu lassen. "Untragbar. Wir denken uns mit dem Ordnungsamt was aus, um das zu ändern. Es gibt ja kein bosnisches Konsulat."
Kontakt- und Kommunikationpfade zwischen Fachbehörden für Bosnier und andere Ausländer zu schlagen, "Makler und Vermittler zu sein, damit es in der Kommune nicht knallt", war für AMKA Hauptaufgabe seit Gründung 1990. Man habe das, so Cohn-Bendit, getan unter der Prämisse, "daß wir in Frankfurt mit der Ausländerquote von 27 Prozent eine Einwanderungsgesellschaft haben."
Für die Zukunft forderte Cohn-Bendit mehr Kompetenzen und Personal (sieben neue Stellen) für sein Amt. Und Geld für Projekte, die "bis 2001" angepeilt sind: Bau eines multikulturellen Bürgerhauses, ein "Gesundheitsprogramm für Migranten" und die Schaffung eines städtischen Dolmetscher- und Übersetzerdienstes.
HOCHHEIM. Die Alternative zu Lumpenbällen und anderem närrischen Treiben bietet das Kino Schaulust am Fastnachtdienstag, 23. Februar. Um 20 Uhr läuft im Hochheimer Hof "Eine Nacht in Casablanca". Akteure sind Groucho, Chico und Harpo - die Marx Brothers. Und die fallen vier Jahre nach Humphrey Bogart und Ingrid Bergman in Casablanca ein und jagen Nazi-Spione. kkü
Metall-Unternehmer verschärfen Tarifkampf Ostvertrag gekündigt / Schritt ohne Beispiel Von unserem Korrespondenten Bernhard Honnigfort DRESDEN, 18. Februar. Erstmals in der bundesdeutschen Tarifgeschichte hat eine Verhandlungspartei einen geltenden Vertrag aufgekündigt. Sachsens Metallarbeitgeber sind aus dem im März 1991 mit der IG Metall vereinbarten Stufenplan zur Angleichung der Einkommen auf westdeutsches Niveau ausgestiegen. Die IG Metall sprach von einem "eklatanten Rechtsbruch" und kündigte Kampfmaßnahmen gegen den "Katastrophenkurs" an. Arbeitgeber-Verhandlungsführer Hans Peter Münter begründete am Donnerstag in Dresden die am Mittwoch abend beschlossene "außerordentliche Kündigung" mit der "äußerst prekären Situation" der Branche, die eine Einkommensanhebung für die rund 170 000 Beschäftigten um 26 Prozent zum 1. April nicht zulasse. Statt der vorgesehenen Angleichung auf 82 Prozent des Westniveaus zum 1. April schlagen die Arbeitgeber neun Prozent mehr vor. Zusätzlich fordern sie Öffnungsklauseln für solche Betriebe, die eine neunprozentige Erhöhung nicht verkraften können. Außerdem soll der Abschluß befristeter Arbeitsverhältnisse erleichtert werden. Sollte bis 31. März kein neuer Vertrag abgeschlossen sein, wollen die Arbeitgeber nach ihrem Vorschlag verfahren. Dies sei mit dem Gesamtverband der Metallindustrie abgestimmt.
"Ein Stufenmodell wird es nicht mehr geben", kündigte Münter an. Der vereinbarte Plan, der bis 1995 die Angleichung der Einkommen vorsah, "würde das Ende der Industrie in Ostdeutschland bedeuten". Würden ab April 26 Prozent mehr gezahlt, müßten rund 50 000 Arbeitnehmer in Sachsen entlassen werden. "Bei neun Prozent mehr entfallen allenfalls 25 000 Arbeitsplätze", sagte Münter.
Sachsens IG-Metall-Chef Hasso Düvel warf den Arbeitgebern vor, "ohne Rücksicht auf die Tarifautonomie" vorzugehen. Wirtschaftliche Gründe seien als Begründung für eine Vertragsaufkündigung nicht akzeptabel, habe das Bundesarbeitsgericht verbindlich festgestellt. Auch sei den Arbeitgebern 1991 klar gewesen, daß es "eine Lücke zwischen der Einkommens- und Produktivitätsentwicklung" geben werde. Deshalb könne auch nicht von einer unvorhersehbaren wirtschaftlichen Entwicklung die Rede sein. "Wer die Metaller vor die Frage kämpfen oder kneifen stellt, muß mit dem Kämpfen rechnen."
(Kommentar Seite 3)
LANGEN. Ein 63 Jahre alter Taxifahrer aus Egelsbach ist am Mittwoch abend gegen 22.45 Uhr beraubt worden. Der Räuber war in Langen in das Taxi gestiegen und hatte sich in die Weserstraße fahren lassen. Dort zog er eine Pistole und forderte die Herausgabe des Geldes. Mit seiner Beute flüchtete er zu Fuß in Richtung Bahnhof und Westendstraße.
Der Täter soll 20 bis 22 Jahre alt sein, etwa 1,75 Meter groß, mit kurzen dunklen Haaren. Er trug einen Jeansanzug. Hinweise nimmt die Kripo Offenbach entgegen, Telefon 069 / 8090-259. dac
Die interessante Sportnotiz
Trumheller Dritter in Alassio Heinrich Trumheller belegte beim Eintagesrennen der Radprofis von Monte Carlo nach Alassio über 184,8 km hinter Gian-Luca Bortolami und Michele Coppollilo (beide Italien) mit zwölf Sekunden Rückstand Rang drei. Kai Hundertmark aus Kelsterbach wurde mit 22 Sekunden Rückstand Sechster. Peschke verlängerte Vertrag Beim abstiegsbedrohten Bundeslisten Bayer 05 Uerdingen hat Libero Heiko Peschke seinen Vertrag um drei Jahre bis zum 30. Juni 1996 verlängert. Peschkes Kontrakt gilt auch für die 2. Liga. Schwenker Trainer beim THW Kiel Uwe Schwenker wird bis zum Saisonende Cheftrainer beim Handball-Bundesligisten THW Kiel. Der für die neue Spielzeit verpflichtete Zvonomir Serdarusic wird trotz seiner Entlassung bei Flensburg-Handewitt erst zum Saisonende zum THW kommen. Testspiel am Brentanobad Das für Sonntag geplante Vorbereitungsspiel der Oberligisten Rot-Weiß Frankfurt und Eintracht Frankfurt Amateure wird nicht wie vorgesehen am Riederwald, sondern am Brentanobad (11 Uhr) ausgetragen. Der SV Wehen spielt nicht am heutigen Samstag bei Kickers Mörfelden, sondern am Sonntag (15 Uhr) bei der SKV Mörfelden. Aus für Kschwendt trotz guten Spiels Karin Kschwendt ist bei dem mit 375 000 Dollar dotierten Tennisturnier in Paris im Viertelfinale ausgeschieden. Die Leverkusenerin gab sich nach starker Gegenwehr der Spanierin Conchita Martinez mit 3:6, 7:5, 3:6 geschlagen. Nordiren legen Protest ein Der nordirische Fußball-Verband hat wegen "katastrophaler Behandlung" seiner Nationalmannschaft in Albanien (2:1) Protest bei der FIFA eingelegt. Bei der Ankunft mußte die nordirische Delegation von 110 Personen - Spieler, Funktionäre, Medienvertreter und Fans - lange Zeit warten. Dann stellte sich heraus, daß nur 50 Ausländer pro Hotel zugelassen sind. Die Spieler und Funktionäre belegten die vorgesehene Unterkunft. Der Rest mußte in einem Hotel logieren, in dem es weder fließend Wasser und Toiletten noch Telefon oder Heizung gab. Kirjakow liebäugelt mit Barcelona Sergej Kirjakow vom Karlsruher SC liebäugelt mit einem Wechsel zum FC Barcelona. In einem Interview mit einer Moskauer Sportzeitung bekundete der 23jährige russische Nationalspieler sein Interesse, künftig für den spanischen Renommierclub zu spielen. "In letzter Zeit waren Vereinsvertreter aus Barcelona häufiger in Karlsruhe", verriet Kirjakow. Zehentner beendet seine Karriere Hannes Zehentner, Mitglied der deutschen Ski-Nationalmannschaft, hat nach den Deutschen Meisterschaften im Super-G in Garmisch-Partenkirchen seinen Rücktritt erklärt. Er fühle sich "wie 69 Jahre, wenn ich morgens aufstehe", sagte der 27jährige zur Begründung.
Betrunkener fuhr Radler an Von einem betrunkenen Lastwagenfahrer ist der Leipziger Radamateur Jürgen Werner bei der Mexiko-Rundfahrt angefahren worden. Von der Schwere der Verletzung wurde zunächst nichts bekannt. Das Rennen wurde abgebrochen, da weitere 20 Fahrer in den Unfall verwickelt waren. Real Madrid im Pokal-Viertelfinale Durch ein 3:0 über Real Mallorca ist Real Madrid ins Viertelfinale des spanischen Fußball-Pokals eingezogen. Heynckes-Klub bezwingt AC Mailand Durch Treffer von Garcia und Mendiguren bezwang Athletico Bilbao, der Klub von Trainer Jupp Heynckes, in einem Freundschaftsspiel den italienischen Meister AC Mailand, seit 55 Meisterschaftsspielen ungeschlagen, mit 2:0. Steuern für London-Marathon Die englische Regierung fordert von den Veranstaltern des London-Marathons umgerechnet 37 000 Mark an Steuern. Sollte der Betrag nicht gezahlt werden, würde der geplante Streckenverlauf nicht realisiert werden können. Thailändischer Boxer gedopt Der thailändische Halbmittelgewichtsboxer Somluck Kamsing ist von der Rechtskommission des Internationalen Amateur-Box-Verbandes bis 1994 gesperrt worden. Der Boxer war bei der Militär-WM in Dänemark 1992 der Einnahme verbotener Dopingmittel überführt worden.
Am Straßenrand vor der Metrostation "Universität", zwischen Zitronenhändler und Wodka-Kiosk, liegen drei zersägte Schweineleiber. Der Verkäufer kniet über den gefrorenen Kadavern und hämmert die gewünschten Fleischstükke ab: "Dieses Bein hier? Bitte sehr." Das Beil kracht durch die Knochen und ploppt auf den Asphalt. Um die Ecke bieten Kolchosbauern gerupfte Hühner an. Der offene Kofferraum ihres "Wolga" ist randvoll mit toten Vögeln. Das Fleischangebot auf Moskaus Straßen ist gut in diesen kalten Februartagen. Zu gut, meint Wladimir Baschmatschnikow, Chef der russischen Vereinigung der Farmer und Landkooperativen: "Die Tierbestände haben sich bedenklich verkleinert." Einer der nach der offiziellen, wohl aber stark übertreibenden Statistik etwa 200 000 Privatbauern Rußlands sagte es kürzlich in Moskau auf einem Kongreß der Farmervereinigung drastischer: "Die Leute fressen die Ställe leer. Die Kolchosen töten das Vieh aus Angst vor der Privatisierung."
Auch im russischen Landwirtschaftsministerium, wo man solche "Panikreden" zwar für ebenso übertrieben hält wie Zeitungsberichte über ein "angebliches Massenschlachten auf den Dörfern", gilt die Verringerung des Tierbestandes als "sehr ernstes Problem". Und der von Boris Jelzin zur Organisation der Landreform abkommandierte Vizepräsident Alexander Ruzkoj wettert: "Die Maßnahmen der Regierung haben die russische Viehzucht um 12 Jahre zurückkatapultiert." Dabei hat die Regierung in Sachen Landwirtschaft bislang eigentlich überhaupt keine "Maßnahmen" ergriffen; genauso wenig jedenfalls wie Chefreformer Ruzkoj, was diesem wiederum von den Kolchosen und Sowchosen, den ehedem sozialistischen Landbetrieben, vorgehalten wird.
Die russische Tierzucht durchlebt schlechte Zeiten. So ging die Zahl der in Rußland gehaltenen Rinder 1992 um 3,4 Millionen oder sieben Prozent zurück. Im Moskauer Gebiet sank die Milchproduktion um ein Drittel. Heute gibt es in Rußland 3,5 Millionen Schweine weniger als noch vor einem Jahr, was einem Rückgang von 15 Prozent entspricht. Beim Geflügel sind es gar 16 Prozent weniger. Dabei liegen über den Bestandsrückgang seit dem Jahreswechsel noch keine Zahlen vor. Danach aber sei wegen der im Winter komplizierter gewordenen Futterbeschaffung am meisten geschlachtet worden, glaubt Baschmatschnikow. Die Ursachen sieht er jedoch eher in der generell schlechten Wirtschaftslage auf dem Lande als in der Privatisierungsangst der Kolchosfunktionäre: "Die Behörden haben die Bauern mit ihren Problemen allein gelassen."
Noch immer muß ein Teil des Schlachtviehs zu künstlich niedrig gehaltenen Preisen abgegeben werden. Zwar seien die staatlichen Aufkaufpreise für Fleisch 1992 um das Sechsfache gestiegen, errechnete die Moskauer Zeitung "Rossiskije Westi", doch hätten sich im gleichen Zeitraum die Futterpreise um das 16fache erhöht. "Für viele Kolchosen ist es jetzt günstiger zu schlachten, als die Tiere durch den Winter zu bringen", weiß auch Alexander Romaschko vom russischen Landwirtschaftsministerium: "Dahinter steckt eigentlich gar keine böse Absicht." Die Viehhaltung, in Deutschland Haupteinkommensquelle der Landwirtschaft, sei eben unrentabler als Getreideanbau.
Ohnehin liegt in Rußland der Durchschnittslohn der Landbevölkerung nur bei etwa 60 Prozent von dem, was Städter verdienen. Die Jugend ist deshalb auch hier bereits seit Anfang der 70er Jahre landflüchtig. In den staatlichen und genossenschaftlichen Kooperativen hat sich zudem während der Sowjetära eine Lohnarbeitermentalität durchgesetzt, die sich an einer geregelten Arbeitszeit orientiert. Bei schlechter Bezahlung und aufwendiger Futterbeschaffung leidet nun vielfach die Pflege der Tiere: Nach offiziellen Angaben sind 1992 rund 200 000 Rinder mehr als 1991 vor dem Schlachten verendet. "Viele davon sind einfach verhungert", glaubt Romaschko. Auch bei den privaten Bauern, die in Rußland jedoch lediglich rund zwei Prozent der Agrarproduktion erwirtschaften, geht es den Tieren kaum besser. 90 Prozent der Farmer, so der Ministerialbeamte Romaschko, müßten das Futter für ihr Vieh auf dem überteuerten Schwarzmarkt kaufen. Jede Kuh verursache täglich einen Verlust von 50 Rubeln, klagt ein Bauer aus Wladimir, dessen 1992 gegründeter Hof vor dem Ruin steht: "Soll Rußland doch hungern."
DIETMAR OSTERMANN (Moskau)
sp HANNOVER, 18. Februar. Die niedersächsische Umweltministerin Monika Griefahn (parteilos) hat der Auffassung von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) widersprochen, es gebe weder rechtliche noch sicherheitstechnische Probleme für den Weiterbetrieb der ehemaligen DDR-Atommülldeponie Morsleben in Sachsen-Anhalt, dicht an der niedersächsischen Grenze. Für dieses Endlager sei bisher der im Atomgesetz verlangte Sicherheitsnachweis weder für die Betriebsphase noch für eine vieltausendjährige Nachbetriebsphase erbracht worden, sagte Griefahn am Donnerstag in Hannover. Sie erwarte nicht, daß das ehemalige Salzbergwerk plötzlich absaufe, die niedersächsische Landesregierung wünsche jedoch "absolute Klarheit" über etwaige Auswirkungen auf Niedersachsen.
Nach Ansicht des vom Bundesamt für Strahlenschutz beauftragten Gutachters Professor Albert Günther Herrmann ist, wie verlautete, eine sichere Aussage über die Stabilität des Grubengebäudes nicht möglich.
ha BRÜSSEL. Die Anpassungsverhandlungen für den Vertrag über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) der EG und der Efta-Staaten außer der Schweiz werden voraussichtlich noch mehrere Monate dauern. In unterrichteten Brüsseler Kreisen heißt es, der Vertrag könne wohl erst Anfang 1994 in Kraft gesetzt werden. Nachdem die Eidgenossen in einer Volksabstimmung am 6. Dezember die Beteiligung am Wirtschaftsraum abgelehnt hatten, wollten die zwölf EG-Staaten sowie die Efta-Länder Österreich, Schweden, Finnland, Norwegen, Island und Liechtenstein den Vertrag nur mit den notwendigsten Änderungen neu abschließen. Innerhalb der EG erhebt jedoch Spanien dem Vernehmen nach Sonderforderungen. Unter anderem soll der ursprünglich vereinbarte "Kohäsionsfonds" der Efta-Staaten zugunsten der vier ärmsten EG-Länder in gleichem Umfang gewährleistet werden, wobei der vorgesehene Schweizer Finanzierungsanteil von fast 30 Prozent nun von den übrigen Mitgliedern der Freihandelszone zusätzlich getragen werden müßte. Dies lehnen die Efta-Länder aber ab.
Da nach Abschluß der Verhandlungen die erneute Ratifizierung in allen beteiligten Staaten nötig ist, wird das angestrebte Inkrafttreten des Vertrags zum 1. Juli als kaum realisierbar betrachtet.
BRUCHKÖBEL. Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Bruchköbel konnte im 25. Jahr ihres Bestehens wieder einen Mitgliederzuwachs verzeichnen.
Die Ortsgruppe zählt inzwischen 531 Köpfe und ist damit die größte in ihrem Bezirk. Die ehrenamtlichen Helfer brachten 1992 fast 100 Kindern das Schwimmen bei. Hinzu kamen Leistungsprüfungen. Außerdem verfügt die DLRG mittlerweile über sieben aktive Bootsführer und 17 Lehrscheininhaber. Am Bärensee leistete die Ortsgruppe im vergangenen Jahr knapp 7000 Wachstunden. 30mal leistete sie Erste Hilfe.
Bei der Jahresversammlung wurden Lutz Lötzbeyer und Matthias Baumann für ihre Verdienste ausgezeichnet. hein
LANGEN. Das Baugebiet Belzborn ist - allerdings wesentlich verkleinert - auch im neuen Regionalen Raumordnungsplan für die Region Südhessen enthalten. Mit dieser Feststellung tritt der Magistrat dem Gerücht entgegen, der Belzborn sei in dem Entwurf des Regierungspräsidenten komplett gestrichen. Dieses Gerücht hatten die FDP und eine Interessengemeinschaft von Grundstückseigentümern verbreitet.
In dem Entwurf des RP ist das Baugebiet auf weniger als 18 Hektar geschrumpft. Das hält der Magistrat angesichts der Situation auf dem Wohnungsmarkt für nicht akzeptabel. Er hat sich der Kritik der Gemeindekammer des Umlandverbands Frankfurt angeschlossen, die mehr Spielraum für die Planungshoheit der Kommunen verlangt. 43 Kommunen bitten in einer Resolution die Regionale Planungsversammlung, den Entwurf an den RP zur Überarbeitung zurückzugeben.
Nach dem bisherigen Plan sollten im Belzborn 36 Hektar Fläche mit Wohnungen bebaut werden können. Für ein Teilstück zwischen der Egelsbacher Straße und der Bundesstraße 3 wird im Rathaus an einem Bebauungsplan gearbeitet. Seit den ersten Überlegungen Ende der 60er Jahre ist die Planung schon zweimal kräftig abgespeckt worden. dac
HOCHHEIM. Ein Wochenende ganz im Zeichen der Kunst bietet das Volksbildungswerk Hochheim an. Am 27. und 28. März ist die Picasso-Ausstellung in Köln Station eines zweitägigen Ausfluges.
Auf dem Programm stehen neben einer ausführlichen Besichtigung der Ausstellung eine Stadtrundfahrt sowie die Besuche weiterer Museen in der Stadt am Rhein. Anmeldungen nimmt bis einschließlich 25. Februar Agnes Schmank vom VBW unter der Rufnummer 06146 / 38 59 entgegen. kkü
NEW YORK, 18. Februar (Reuter). Libyen baut nach Erkenntnissen amerikanischer Geheimdienste eine neue unterirdische Giftgasfabrik. Wie die Zeitung New York Times am Donnerstag unter Berufung auf Geheimdienstquellen berichtete, kann in dem Werk rund 65 Kilometer südlich der Hauptstadt Tripolis Giftgas produziert und gelagert werden. Vertreter der US-Regierung äußerten sich laut der Zeitung besorgt über den Bau der Anlage, insbesondere da Libyen sich im Januar geweigert habe, die Konvention zur weltweiten Ächtung von Chemiewaffen zu unterzeichnen.
Die erste Chemiewaffenfabrik im libyschen Rabta war im März 1990 bei einem Brand beschädigt worden. Die damalige US-Regierung hatte den Zwischenfall jedoch als Täuschungsmanöver bezeichnet.
FULDA. Der Hessische Städtetäg hält die Einrichtung eines privaten überörtlichen Rechnungsprüfungsverbandes für ebenso "überflüssig" wie die Ausweitung der Kompetenzen des Hessischen Rechnungshofes.
Entsprechende Initiativen nannte der Städtetagspräsident und Fuldaer Oberbürgermeister Wolfgang Hamberger (CDU) in Fulda "psychologisch verständlichen Aktionismus", der jedoch nichts bringe.
Selbst die Kontrolle von Staats- und Straßenbauämtern durch den Rechnungshof habe in diesem staatlichen Bereich Fälle von Korruption und Bestechung nicht verhindern können. Wenn sich "kriminelle Intelligenz" - so Hamberger - in und außerhalb einer Verwaltung konzentriere und vereinige, sei ihr nur sehr schwer "auf die Schliche" zu kommen. Sie lasse sich nicht in Haushaltsplänen ablesen.
Nach Meinung des Hessischen Städtetages sei es deshalb notwendiger denn je, die kommunalen Rechnungsprüfungsämter zu stärken und ihnen mehr technische Fachleute zuzuordnen.
Das Präsidium des Städtetages forderte, die kommunalen Spitzenverbände am Föderalen Konsolidierungsprogramm für den Aufbau-Ost zu beteiligen. Es billigte eine Initiative, mit der verhindert werden soll, daß nur Bund und Länder über den Beitrag der Städte und Gemeinden für den Aufbau in den neuen Ländern entscheiden. gw/lhe
hll BONN, 18. Februar. In den Parteizentralen von SPD, CDU und FDP werden die Empfehlungen der Sachverständigen-Kommission zur staatlichen Parteienfinanzierung überwiegend kritisch beurteilt. SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig- Danielmeier befürwortete die Grundzüge der neuen Struktur, bemängelte aber zahlreiche Einzelheiten. So sei der Vorschlag, die staatlichen Finanzen auf Bund, Länder und örtliche Ebenen aufzuteilen, ein "tiefer Eingriff in die Organisationshoheit der Parteien". CDU-Schatzmeisterin Brigitte Baumeister hob hervor, daß das Prinzip der Parteienfinanzierung beibehalten werde. Im "Saarländischen Rundfunk" wies sie aber darauf hin, daß für ihre Partei die Kommissionsempfehlung im Vergleich zur jetzigen Regelung einen Rückgang der Zuschüsse um etwa 50 Prozent bedeuten würde. FDP-Schatzmeister Hermann Otto Solms und CSU-Generalsekretär Erwin Huber sagten, kleine Parteien würden benachteiligt. Grünen-Schatzmeister Henry Selzer sagte dagegen, die Empfehlungen seien vernünftig, demokratisch, nachvollziehbar und verständlich.
Die vom Bundespräsidenten berufene Kommission hatte eine Umstrukturierung der öffentlichen Zuwendungen an die Parteien angeregt. Die Neuregelungen würden die Staatszuschüsse an die Parteien um knapp fünf Prozent senken.
(Weiterer Bericht auf Seite 7)
Was sind die drei wichtigsten Themen in der nächsten Legislaturperiode?
SPD An erster Stelle steht für uns das neue Alten- und Pflegeheim. Ebenso notwendig ist uns aber der Bau einer neuen Polizeistation in Kelsterbach. Außerdem wird der Bereich Jugend, insgesamt gesehen, von Kindergärten über Schulen bis zur Freizeit, die nächsten vier Jahre im Vordergrund sein.
CDU 1.) Bau des Alten- und Pflegeheimes, Errichtung einer Sozialstation, Verbesserung des ärztlichen Notdienstes und der Notbereitschaft der Apotheken an Wochenenden. 2.) Vorausschauende Stadt- und Verkehrsplanung (Gesamtkonzept) Wohnungsbau, innerstädtische Radwege. 3.) Umweltschutzmaßnahmen, Lärmschutz, Einsparung von Energie und Wasser.
WIK Neben dem Altenpflegeheim: 1.) Längst überfällig ist Stadtplanung unter besonderer Berücksichtigung der Schaffung eines Stadtkerns (attraktive Einkaufszone). 2.) Verkehrsplanung fürs gesamte Stadtgebiet: Laster raus aus Wohngebieten, Entwidmung der B 43, ein durchgängiges Fahrradwegenetz. 3.) Bebauung des Caltex-Geländes.
Die Frage war nie, welches Wirtschaftsprogramm Präsident Clinton den Bürgern am Mittwoch abend in seiner Rede zur Lage der Nation präsentieren würde, sondern was bis zu seiner Verabschiedung durch den Kongreß im Sommer davon übrigbleiben wird. Nur Minuten nach seiner Rede, so warnte Bill Clinton seine Zuhörer, würden die "special interests" ihre hochbezahlten Lobbyisten in die Korridore der Macht entsenden, um dort jeden Fortschritt zu verhindern, der gegen ihre besonderen Interessen verstoße. Der Präsident hatte hier vornehm untertrieben. Denn die Statthalter des Status quo hatten schon lange vor seiner Ansprache vor beiden Häusern Von Rolf Paasch (Washington) des Kongresses im Umfeld der Entscheidungsträger Stellung bezogen. Ihr Auftrag: die Demontage seines Programms.
Dies hat im politischen System der USA Tradition. Der Präsident hat alle Freiheiten, sich sein Regierungsprogramm ohne die lästigen Koalitionsverhandlungen einer parlamentarischen Demokratie selbstbestimmt zusammenzustellen. In der Exekutive ist er der Alleinherrscher, die Kabinettsmitglieder sind seine Chargen, und die Verwalter der drei Millionen Mitglieder starken Bürokratie hat er zu Tausenden selbst eingesetzt. Aber dann muß er seinen Plan auch durch eine Legislative manövrieren, gegen die das Labyrinth des Hades wie ein übersichtlicher Vorgarten wirkt. Denn in jedem der 635 Kongreßmitglieder lungert ein vom reinen politischen Überlebenswillen getriebenes Biest, auf dem Sprung, den ihm vorgeworfenen Regierungsplan in unerkenntliche Stücke zu reißen.
Jahrelang hatte Bill Clinton seine Ideen zur Reform der Wirtschaftspolitik mit sich herumgetragen, nun galt es, seine "Clintonomics" dem Publikum en detail vorzustellen. Doch monatelang hatte er sich auch - um den Wahlkampf zu gewinnen - um die Benennung der schmerzhaften Therapie herumgedrückt. Nun galt es, Farbe zu bekennen und dem Volk die bittere Medizin zur Heilung seiner Ausgabensucht zu reichen: Steuererhöhungen statt Steuerlügen; Ausgabenkürzungen zur Defizitreduzierung statt Staatsausgaben auf Pump; verordnete Fairneß statt persönlicher Bereicherung; Investitionen in die Zukunft statt Konsum für den Augenblick. In genau einer Stunde und fünf Sekunden präsentierte Bill Clinton der Nation am Mittwoch abend das wohl ambitionierteste Regierungsprogramm seit Lyndon B. Johnsons Vision von der "Great Society".
"Couragiert" nannten es seine Anhänger, eine "Milchmädchenrechnung" seine politischen Gegner. In der Tat sind die angestrebten Ausgabenkürzungen in Höhe von 246 Millarden Dollar über die nächsten vier Jahre weniger, als ökonomisch nötig wäre; erst recht, wo die kostenneutrale Finanzierung zusätzlicher Regierungsprogramme fraglich bleibt. Gleichzeitig sind die geforderten Steuererhöhungen von 242 Milliarden mehr, als politisch zu erwarten war. Gemessen an den Steuerreformen der Reagan-Ära ist ihre fiskalische Gerechtigkeit nahezu revolutionär. Doch der Teufel, so kommentierte der unabhängige Präsidentschaftskandidat Ross Perot Clintons "gute und positive Rede", liege wie immer im Detail.
Auch wenn sich die Abgeordneten des Repräsentantenhauses und die Senatoren in diesen Tagen gerne mit dem Präsidenten zeigen, um nach zwölf Jahren der geteilten Regierung den neuen Willen zur Zusammenarbeit zwischen Legislative und Exekutive zu demonstrieren, so sagt dies noch nichts über das konkrete Schicksal des jetzt vorgestellten Regierungsprogramms aus. Denn darüber entscheiden die Vorsitzenden der wichtigsten Kongreßausschüsse, die ihre Territorien oft wie verwöhnte Feudalherren verwalten.
In der Theorie unterstützen sie natürlich alle Präsident Clintons Steuerkredite für arbeitsplatzschaffende Maßnahmen an Kleinunternehmen. Aber was, wenn die im eigenen Wahlkreis so stark vertretene Computerindustrie auch den Kauf ihrer Produkte steuerlich bezuschußt haben will, selbst wenn dies eher Arbeitsplätze vernichtet? Und was, wenn die neue Energiesteuer die Kohlekraftwerke im eigenen Bundesstaat trifft? Welches Schlupfloch wird sich da der Senator aus West-Virginia erbeten, um die Energiesteuer als solche durchgehen zu lassen?
So progressiv Bill Clintons Steuervorschläge auf dem Papier auch aussehen mögen, so ungewiß ist ihr tatsächlicher Effekt. Denn hatte Ronald Reagans Steuerreform von 1986 bei aller negativen Umverteilung zumindest den Vorteil der Vereinfachung, so ermöglichen Clintons Steueranreize zur Mikrosteuerung der Volkswirtschaft neue Möglichkeiten des Mißbrauchs, die immer nur den Mächtigeren zum Vorteil gereichen. Ist die fiskalische Feinsteuerung der Volkswirtschaft schon in der Bundesrepublik schwierig, so stößt sie in einem so riesigen und fragmentierten Land wie den USA auf noch viel größere Hindernisse. Gleiches gilt für eine Industriepolitik oder föderale Sozialprogramme.
Reagan hatte damit keine Probleme: Steuern nachlassen und Schulden machen, das bedurfte keiner komplexen Strategie zu ihrer Durchführung. Doch Reformer wie Clinton sehen sich hierzulande immer der strukturellen Schwierigkeit gegenüber, ihre Programme durchzusetzen, ohne sie im Kongreß durch mächtige Einzelinteressen unterhöhlen zu lassen; den Staat mit neuen Vollmachten auszustatten, ohne daß dieser sich wieder einmal als der differenzierten Verwaltung unfähig erweist. Nicht von ungefähr bedürfen erfolgreiche Wirtschaftsreformen in den USA in aller Regel einer Krise. In Franklin Roosevelts berühmten ersten hundert Regierungstagen schuf die neue "Civil Works Administration" 4,25 Millionen (!!!) neue Arbeitsplätze. 60 Jahre später, so der konservative Kommentator George Will, dauere es Monate, bis der Kongreß über die ethnischen Quoten eines Arbeitsbeschaffungsgesetzes entschieden habe.
Optimisten hoffen, daß die neue Verantwortung der Macht die Demokraten im Kongreß zu größerer Parteidisziplin veranlassen wird. Doch noch haben vor allem die über 100 neugewählten Abgeordneten nicht entschieden, ob sie ihr politisches Schicksal eng mit dem des jungen Präsidenten verknüpfen oder lieber wie ihre Vorgänger der jeweiligen Stimmung in ihrem Wahlkreis nachgeben wollen. Der verstärkte Trend zu einer Telefon-Demokratie läßt eher letzteres vermuten. Denn noch nie war die Übertragung des spontanen Volkswillens so direkt wie seit der verstärkten Beeinflussung der öffentlichen Meinung durch Fernseh- und Radio-Talkshows im vergangenen Wahlkampf. Die neue Instant- Demokratie durch den von Interessengruppen organisierten Anruf zum Thema des Tages beim lokalen Abgeordneten läßt den Gedanken der amerikanischen "grassroots democracy" endgültig zum totalen Partikularismus verkommen. Unregierbarkeit droht hier zum Normalzustand zu werden.
Um dem entgegenzuwirken, versucht sich Präsident Clinton nun genau jener Medien zu bedienen, die seine Regierungsfähigkeit zu unterminieren drohen. Am Donnerstag im Mittelwesten, am Freitag in New York und am Wochenende an der Westküste wird er sein Regierungsprogramm über "Talkshows" und "Townmeetings" an den Bürger zu bringen versuchen. Mitglieder seiner Administration werden in den nächsten Tagen einen Blitzfeldzug zur Eroberung der lokalen Radiostationen antreten. "Die größte Propagandakampagne in der Geschichte der USA" werfen ihm die gegnerischen Republikaner vor. Eine notwendige Antwort auf die Dominanz konservativer Demagogen in den Populärmedien, so argumentieren die Demokraten.
Seine Fähigkeiten als Wahlkämpfer und Talkshow-Präsident hat Bill Clinton dabei bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Seine mutige Rede vor dem Kongreß hat ihn nun auch - im Gegensatz zu seinen Vorgängern - als ernsthaften Politiker ausgewiesen. Nur das Durchsetzungsvermögen zur Verteidigung seiner unpopulären Reformen im institutionellen Kleinkrieg zwischen den wohlorganisierten Sonderinteressen und einem politisch kaum noch repräsentierten Allgemeinwohl, das wird Präsident Clinton nach seiner couragierten Rede vom Mittwoch erst noch beweisen müssen.
Vor seiner Ankunft in Tokio hatte es der UN-Generalsekretär mit starken Worten probiert, als er da war, versuchte er mit Schmeicheleien ans Ziel zu kommen. Beide Methoden schlugen fehl: Butros Butros-Ghali kehrt ohne Zusagen nach New York zurück. Ohne die Zusage, daß sich Japan an UN- Kampfeinsätzen beteiligen will; ohne die Zusage, daß Japan mehr Blauhelm- Soldaten zu UN-Missionen schicken wird; ohne die Zusage, daß die Japaner über eine Änderung ihrer Verfassung nachdenken wollen. Noch vor wenigen Tagen hatte Butros-Ghali in einem Interview mit japanischen Fernseh- Journalisten angekündigt: "Ich werde in Japan genau das selbe tun wie in Deutschland; ich werde sagen, daß ich mir die Teilnahme nicht nur an friedenserhaltenden, sondern auch an friedenstiftenden Maßnahmen wünsche." Unvorsichtigerweise hatte er hinzugefügt: "Es ist im Interesse der UN, daß die Japaner ihre Verfassung ergänzen."
Diese Ankündigung hatte Ministerpräsident Kiichi Miyazawa sehr verärgert. Er weigerte sich, das Thema "friedenstiftende Maßnahmen" (im Klartext: UN-Kampfeinsätze) mit Ghali zu besprechen. Für eine Verfassungsänderung, die das Entsenden japanischer Kampftruppen zu UN-Einsätzen erlauben würde, gibt es in Japan zur Zeit keine Mehrheit. Auch das japanische Blauhelme-Gesetz war erst nach jahrelangen Diskussionen vom Parlament angenommen worden. Inzwischen fordert die Opposition, die Regierung solle die in Kambodscha stationierten japanischen Blauhelm-Soldaten zurückbeordern. Ihr Argument: Die Kämpfe zwischen den Roten Khmer und den Regierungstruppen seien wieder aufgeflammt - die Mission sei für die japanischen Soldaten zu gefährlich geworden. Butros-Ghali ermutigte die japanische Regierung, ihre Blauhelm-Soldaten in Kambodscha zu lassen: "Der UN-Einsatz dort ist sehr erfolgreich. 300 000 Flüchtlinge sind bereits zurückgekehrt, viele Straßen und Felder von Minen befreit." Allerdings: während der Wahlen im Mai bestehe die Gefahr, daß die Roten Khmer verstärkt militärische Angriffe starteten. Deshalb werde er die Zahl der UN-Soldaten verstärken müssen. Auf diesem Ohr stellte sich Miyazawa taub. Kein Wort darüber, daß er möglicherweise mehr als die bisher entsandten 600 Soldaten nach Kambodscha schicken könnte.
Butros-Ghali erkannte Miyazawas Dilemma und versuchte es mit Schmeicheln: "Die Vereinten Nationen brauchen eine größere Beteiligung Japans". Dabei sei ihm "jede Art von Unterstützung" recht, auch humanitäre Hilfe oder Personal für das Überwachen von Wahlen. Und schließlich: "Eine stärkere Beteiligung Japans wird die Demokratisierung der UN verstärken." Die UN seien zu sehr von der Supermacht Amerika abhängig - "deshalb brauchen wir die Teilnahme Deutschlands und Japans an den Friedensakivitäten."
Gegenüber Journalisten erläuterte Butros-Ghali seine Idee von den "friedensstiftenden Maßnahmen": Die UN- Charta erlaube den Vereinten Nationen ausdrücklich militärisches Eingreifen, um den Frieden wieder herzustellen. Bislang hätten die UN davon keinen Gebrauch machen können, da immer eine der beiden bisherigen Supermächte dagegen gewesen sei. Jetzt, "im neuen Zeitalter nach dem Kalten Krieg" sei die Lage eine andere.
Butros-Ghali versuchte die Japaner an der Ehre zu packen: Er würde "japanisches Personal auch in Mozambique sehr willkommen heißen". Dort seien die Voraussetzungen für den Einsatz japanischer Soldaten gegeben, da zwischen den beiden Bürgerkriegsparteien Waffenstillstand herrsche. "Es ist wichtig", sagte Ghali, "daß japanische Blauhelm-Soldaten nicht nur in Asien, sondern auch in Afrika oder Lateinamerika im Einsatz sind, damit der globale Ansatz der UN deutlich wird". Aber auch auf diesen Hinweis ging der japanische Ministerpräsident nicht ein.
Beim Thema "Sicherheitsrat" zahlte es Butros-Ghali seinen Gastgebern mit gleicher Münze heim. Die Japaner hätten gerne gehört, daß der Generalsekretär ihr Streben nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat unterstützt. Butros-Ghali redete sich heraus: es sei Sache aller UN-Staaten, über eine Reform des Sicherheitsrates zu entscheiden. TINA STADELMAYER (Tokio)
BAD HOMBURG. Als Beispiel dafür, daß die christlich-liberale Mehrheit im Magistrat in Sachen Umweltschutz anders handelt, als die CDU in ihrem Wahlprospekt predigt, nimmt die SPD- Fraktionsvorsitzende Beate Fleige die "schlechte Behandlung" des Gonzenheimer Börnchens. Die FR berichtete, daß der Magistrat aus Kostengründen darauf verzichtet, Brunnenkammer und Brunnenschacht des einzigen Homburger Laufbrunnens (außer den Heilquellen) zu sanieren (Ausgabe vom 17. Februar). Es wird lediglich etwas für die Verschönerung des Platzes getan.
Dies ist für Beate Fleige - in Erinnerung an den sogenannten Mariannenbrunnen - kein einleuchtendes Argument. Denn dafür wurden von der politischen Mehrheit immerhin 210 000 Mark genehmigt. Der Brunnen geht auf die CDU-Stadtverordnete Marianne Roth- Profenius zurück. off
BAD NAUHEIM. Die evangelische Kirchengemeinde Bad Nauheim sucht noch Mitreisende nach Torgau. Vom 6. bis 18. September wollen die Wetterauer nicht nur ihre Kontakte zu den Mitgliedern der partnerschaftlich verbundenen Kirchengemeinde Torgau vertiefen, sondern auch Land und Leute im Dreiländereck von Deutschland, der Tschechei und Polen entdecken. Besucht werden die Städte Herrnhut und Zittau, Görlitz und Prag.
Anmeldungen nimmt Pfarrer Ruhland, Wilhelmstraße 10b, Tel. 0 60 32 / 3 12 59 entgegen. str
SELIGENSTADT. Nachdem Unbekannte die öffentlichen Toiletten am Main zerstört haben, hat sich der Magistrat dazu entschlossen, eine neue Anlage zu bauen. Die Täter hatten die Waschbecken zerstört, Siphons demoliert, Druckspüler abgerissen, Elektroanlagen herausgerissen und Feuer gelegt. So etwas soll künftig nicht mehr möglich sein, denn die Stadt wird laut Bürgermeister Rolf Wenzel eine sogenannte vandalensichere Anlage bauen. Außerdem gehört zu dem neuen Gebäude künftig auch eine Toilette für Behinderte. Alles zusammen belastet die Stadtkasse mit rund 440 000 Mark. aim
Japans Premier hat den UN-Generalsekretär höflich, aber bestimmt abblitzen lassen. Da hilft alles Schmeicheln nichts. Miyazawa ist der innenpolitische Friede wichtiger als die "friedenserhaltenden Einsätze" der UN. Er weiß, daß das Thema Blauhelme das Land spaltet. Schon mit dem Entsenden von 600 Soldaten nach Kambodscha war für viele die Schmerzgrenze erreicht. Sie haben genug davon, daß die Regierung die "Friedensverfassung" nach ihrem eigenen Gutdünken interpretiert.
Artikel 9 liegt vielen Japanern am Herzen. Er klingt zu schön, um wahr zu sein, denn dort verzichtet das japanische Volk "für immer auf das Androhen oder die Anwendung von Gewalt, um internationale Konflikte zu lösen". Kaum war die Verfassung in Kraft getreten, fing die Regierung (mit Unterstützung der USA) an, wieder eine Armee aufzubauen, die heute mit insgesamt 230 000 Mann als eine der modernsten der Welt gilt. Seit vergangenem Jahr sind Japaner im Rahmen der UN in Kambodscha im Einsatz, "leicht bewaffnet", nur zur Selbstverteidigung.
Einige Hardliner in der Regierung sagen, auch Kampfeinsätze seien verfassungskonform. Am liebsten aber würden sie die Verfassung ändern, damit die Wirtschaftsmacht Japan auch offiziell wieder eine Militärmacht sein kann. Tatsächlich könnten die Japaner in Kambodscha auf ganz andere Weise zum Frieden beitragen. Sie sollten aufhören, das UN-Embargo zu verletzen. Zur Zeit füllen die Japaner den Roten Khmer die Kriegskasse - sie kaufen ihnen Tropenhölzer ab. tst (Tokio)
Im Feuilleton: Gerhard Schulz: Die Verantwortung der Zeugen - Anmerkungen zur jüngsten deutschen Vergangenheit; Brigitte Kronauer: Was ich mir unter Deutschland vorstelle - Innenansichten einer wiedervereinten Nation; Klaus Kreimeier: Wenn der Film möglich ist, ist auch Geschichte möglich - Harun Farockis und Andrei Ujicas Filmschleife "Videogramm einer Revolution". Auf der Buchseite werden u.a. besprochen: Asher Reichs Gedichte Arbeiten auf Papier (Hermann Wallmann); Albert O. Hirschmanns Rhetorik des bösen Blicks (Andreas Kuhlmann); Axel Honneths Kampf um Anerkennung (Ludwig Siep); Helmut Schmidts u.a. Kindheit und Jugend unter Hitler (Horst Köpke). fr
Bei einem brutalen Raubversuch hat ein unbekannter Täter in der Nacht zum Donnerstag in der Kostheimer Straße im Gallusviertel eine 45 Jahre alte Frau erheblich verletzt. Wie die Polizei mitteilte, war die 45jährige gegen 1 Uhr auf dem Nachhauseweg, als der etwa 20 bis 25 Jahre alte Täter auf sie zukam und sie mit einer Pistole bedrohte, um ihre Handtasche zu bekommen.
Als die Frau sich weigerte, schob er ihr den Lauf der Waffe in den Mund. Der Täter flüchtete, nachdem die Frau in ihrer Verzweiflung laut um Hilfe geschrien hatte. Von dem Täter fehlt bislang jede Spur. Die 45jährige mußte zur ärztlichen Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden. enk
WIEN. Ein Blinder, Traugott Buhre, hoch oben zu Hause, wo Karl-Ernst Herrmann die Alpen erglühen läßt, bekommt Besuch von einer Prostituierten. Nach vierzig Jahren Einsamkeit hat er ein Ansuchen um weibliche Gesellschaft an den Blindenverband gerichtet, was er sich allerdings wünscht, ist eine gebildete Frau und nicht Kirsten Dene, die wie weiland Irma La Douce in Pelz und grünem Negligé gleich nach dem Erwachen eine Handvoll Pillen mit Whisky hinunterspült und sich beim Frühstück von einem debilen Sohn der Berge, der beim Blinden aushilft, zwischen den Beinen bedienen läßt.
Allerdings hat sie sich auf ihre Aufgabe vorbereitet. Aus dem Koffer holt sie eine Reclam-Ausgabe von "Romeo und Julia" und stottert die Verse herunter. Als sie dann daran geht, sich die 2000Schilling Honorar zu verdienen, die der Blindenverband für die mildtätige Überraschung ausgesetzt hat, und in Traugott Buhres Hosenschlitz greift, glaubt man zu wissen, was Claus Peymann, dem neuerdings ungebändigte Lust am Lustspiel nachgesagt wird, seinem Publikum vorsetzen wird: Volksstück und Sozialsatire, nach der "Tod und Teufel"-erprobten Rezeptur gemixt.
Doch Thomas Bernhard hat dem Freund, den er einer Wiener Dolchstoßlegende zufolge literarisch enterbt hat, im Direktionszimmer des Burgtheaters ein Paar Hausschuhe hinterlassen, und in die soll jetzt Peter Turrini hineinwachsen. Er schwenkt vom Sein zum Schein, der Blinde und die Hure spielen einander was vor: immer wieder Romeo und Julia, gealtert, aber nicht gereift (wie das einmal George Tabori in seiner Shakespeare-Collage vorgemacht hat), und diverse andere Rollenbiographien.
Der Blinde, der behauptet, als Beobachter einer amerikanischen Testexplosion zu lange in den Atompilz geblickt zu haben, ist vielleicht von Beruf ein Fremdenführer oder auch ein entnazifizierter Theaterdirektor. Und die Hure ist wahrscheinlich mitleidige Sekretärin des Blindenverbandes und/oder Schauspielerin, deren Traumrolle die Julia ist.
In seinen bisherigen Bühnen- und Fernseharbeiten hat Turrini sein Ziel, den Verfall des Bürgertums darzustellen, immer mit sehr direkten, dramaturgisch geradezu einfachen Mitteln angepeilt. Vom dramatischen Fach ist er jetzt ins melodramatische hinübergewechselt. Der Blinde, durch langjährige mönchische Keuschheit impotent geworden, rollt als Heiliger eine Vergangenheit auf, die er sich zusammenlügen muß. Die Jure hat zwar ein goldenes Herz, aber der Aufgabe, die sie sich gestellt hat - den alten Mann zu trösten -, fühlt sie sich mit keiner ihrer angenommenen Persönlichkeiten gewachsen. Sie packt ihre Siebensachen und will den Blinden verlassen.
Der Dorftrottel (oder auch reiner Tor), der sie mit seinem Motorrad ins Tal bringen soll, den siemit ihrem Fachwissen sofort als Masochisten klassifiziert und dementsprechend benutzt hat, verliebt sich in sie, tötet frustriert sein Lieblingstier, einen Hahn, und fährt alleine ab, in den hochsymbolischen Tod, der ihn in einer Kurve ereilt. Ein schaurig schöner Feuerball steigt hoch, noch einmal erglühen die Alpen, und der Blinde und seine Hure retten sich in den "Romeo-und-Julia"-Dialog. Die Abmahnung, sich als Regisseur doch wieder politisch zu verhalten, hat Claus Peymann offenbar zu spät erreicht. Er liebt das Märchen, das ihn von der vertrackten und undankbaren Aufgabe, das Burgtheater zu aller Zufriedenheit zu führen, entlastet. Die Vorproben hat er, ungestört von allen Wiener Turbulenzen, in der gesegneten Ruhe Hamburgs abgehalten. Karl-Ernst Herrmanns verglaster Dachboden öffnet den Blick auf das erhabene Panorama des Hochfeiler, der Jacobsspitze und des Zuckerhütls. Die Sonne geht auf, Nebel steigt hoch, die Spitzen verdüstern sich, es regnet. Aus diesen Stimmungen heraus bringen die Schauspieler die langen bekenntnishaften Monologe mit den allzu vertrauten rethorischen Wendungen zum Erblühen, als hieße das Stück "Peymann Dene Buhre". Da vergißt man beinah, wie drastisch der zwei Stunden lang ohne Pause durchgespielte Abend begonnen hat, wie schwerfällig manchmal Turrinis Versuch wirkt, auf dem Trampolin der Kolportage das Salto mortale der Poesie zu vollbringen. Ein Hauch von Nostalgie geht von der Inszenierung aus. Peymann nimmt sich Zeit genug, um allerhand Reminiszensen anklingen zu lassen. Traugott Buhre spielt nicht Blindheit als Gebrechen, er markiert sie halb tapsig, halb souverän, lädt das Publikum zur Umarmung ein wie einst als "Theatermacher", Kirsten Dene befreit sich aus den Fesseln des Hurenklischees und rettet sich geradezu anmutig in eine multiple Persönlichkeit - opferbereite Sekretärin und ewige Julia-Elevin. Peymann selbst verfügt wie in alten Zeiten spielerisch über den Bühnenraum, kostet seine Einfälle aus, aber verliert sich nicht in ihnen.
Tiefer freilich darf man nicht bohren, weder in der Inszenierung noch viel weniger in Turrinis Stück, das als freundlich-sentimentales Vehikel für zwei Schauspieler seinen Weg machen wird. Die Koproduktion mit dem Thalia- Theater, deren Wiener Premiere heftig gefeiert wurde (mit einigen Buhs für den Autor, dessen Text damit die unverdiente Nobilitierung des Provokativen erhielt), ist ab Ende März auch in Hamburg zu sehen. PAUL KRUNTORAD
GRIESHEIM. Bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Stroofstraße in Griesheim kam am Mittwoch abend ein 17jähriges Mädchen aus Nied ums Leben. Vier weitere Personen wurden verletzt. Ein 18jähriger fuhr mit seinem Auto, in dem außer dem 17jährigen Mädchen ein 16jähriger und eine 15jährige aus Frankfurt saßen, die Stroofstraße in Richtung Griesheim. Etwa 250 Meter nach der Schwanheimer Brücke verlor er in einer leichten Linkskurve die Kontrolle über das Fahrzeug. Er geriet auf die Gegenfahrbahn und prallte auf ein entgegenkommendes Auto, das ein 39jähriger Mann aus Frankfurt steuerte.
Bei dem Zusammenstoß war die 17jährige, die auf dem Beifahrersitz des Unfallverursachers saß, im Fahrzeug eingeklemmt worden. Die Feuerwehr mußte sie mit einer Rettungsschere aus dem Auto schneiden. Trotz einstündiger Wiederbelebungsversuche konnte das Leben des Mädchens nicht mehr gerettet werden. Die anderen Jugendlichen wurden mit schweren Verletzungen zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht. Für den Frankfurter Fahrer reichte eine ambulante Versorgung aus.
Die Polizei beschlagnahmte den Führerschein des 18jährigen und ordnete eine Blutentnahme an. Außerdem stellte sie beide Fahrzeuge sicher. Die Stroofstraße mußte zwischen Schwanheimer Brücke und der Einfahrt Hoechst AG für die Bergungsarbeiten zwei Stunden lang vollständig gesperrt werden. ege
Die CDU wählt NEU-ANSPACH. Die CDU lädt ein zur Mitgliederversammlung am Mittwoch, 24. Februar, um 20 Uhr im Clubraum 2 des Bürgerhauses. Auf dem Programm steht die Wahl des stellvertretenden Vorsitzenden und zweier Beisitzer. "Bürger fragen - Grüne antworten" GRÄVENWIESBACH. Die Grünen stellen ihr Wahlprogramm und ihren Bürgermeisterkandidaten Werner Orlopp vor: am Donnerstag, 25. Februar, um 20 Uhr in der Hessenstube.
Auf einen Blick
Seite II Forderung der Behindertenhilfe: In die alte Weckesheimer Grundschule soll eine Behindertenwerkstatt. Seite III Die jüngsten Beschlüsse des Umlandverbandes torpedieren den Plan für ein neues Baugebiet in Dortelweil. Seite IV Lokalsport: Die Gedernerin Liselotte Henning schwimmt in Gelnhausen auf der Erfolgswelle.
HOCHHEIM. Der SPD-Ortsverein hat am heutigen Freitag illustre Wahlkampf- Gäste: Im Kurfürstensaal des "Hochheimer Hofs" ist um 19 Uhr die Initiativgruppe "Stark gegen Rechts" angesagt, zu der die Schwimmerin Dagmar Hase, der Fernsehmoderator Alfred Biolek und die hessische Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt gehören.
Sie wollen der Bevölkerung deutlich machen, welche Gefahren für den demokratischen Staat von den rechten Parteien und Gruppierungen ausgehen. An der Talkrunde beteiligen sich auch Männer und Frauen aus der Hochheimer SPD.
Das musikalische Rahmenprogramm bestreiten der Jazzmusiker Albert Mangelsdorff und der Countrysänger Gunter Gabriel. Der Eintritt ist frei. set
WASHINGTON, 18. Februar (dpa/D). Der Atommüll in einem unterirdischen Lager bei Hanford (US-Bundesstaat Washington) wird nach einem internen Regierungsbericht immer gefährlicher. Obwohl Hunderte von Millionen von Dollars ausgegeben wurden, sei das Risiko von Lecks in den 177 unterirdischen Tanks größer geworden, berichtete die Washington Post am Mittwoch.
Es sei unwahrscheinlich, daß Lecks bald entdeckt würden. Die nötige Ausrüstung, um sie schnell einzudämmen, befinde sich nicht an Ort und Stelle. Schuld an der Misere seien schlechtes Management und falsche Informationen.
In Hanford befand sich die größte Fabrik der US-Regierung zur Herstellung von Plutonium für Nuklearwaffen. In den Tanks ist der radioaktive Müll von 45 Jahren gelagert. Das Projekt, die Tanks zu säubern und zu sichern, verschlingt jährlich 1,3 Milliarden Dollar.
pn LONDON. In Großbritannien hat die Arbeitslosigkeit jetzt erstmals seit der Thatcher-Ära wieder die Drei-Millionen-Marke überschritten und eine neue politische Kontroverse zwischen konservativer Regierung und Labour-Opposition entfacht. Die offizielle Arbeitslosenzahl liegt nun bei 3,062 Millionen (eine Quote von 10,8 Prozent). Inoffiziellen Schätzungen zufolge sind sogar über vier Millionen Briten ohne Job. Von der Opposition wird die Rekordmarke mit scharfen Angriffen quittiert. Die Massenarbeitslosigkeit, betont Oppositionsführer John Smith, bilde "das größte soziale Problem" Großbritanniens, doch kümmere das die Tory-Regierung offensichtlich wenig. Sie habe die Arbeitslosen "im Stich gelassen". Auch der Vorsitzende der Liberaldemokraten, Paddy Ashdown, wirft Premierminister John Major "Schwäche und Unentschlossenheit" vor.
Arbeitsministerin Gillian Shephard bekundet ihre "tiefe Anteilnahme" mit den Betroffenen und nennt es ihre "oberste Priorität", ihnen wieder Jobs zu verschaffen. Sie beharrt allerdings zugleich darauf, daß die Regierung Major an ihrer "Politik gesunden Wirtschaftens" festhalten müsse. Eine Reihe noch unenthüllter Programme seien "als Ergänzung" zu dieser strikten Wirtschaftspolitik geplant. Sie würden auf dem "Erfolg" früherer beschäftigungspolitischer Aktionen aufbauen. Unter anderem plant die Regierung offenbar, Empfänger von Unterstützungen - nach amerikanischem Vorbild - zur Teilnahme an Arbeitsprogrammen zu verpflichten.
Britische Gewerkschaftsführer warnen vor "sozialen Unruhen" in der nahen Zukunft. Sie verweisen darauf, daß die tatsächliche Zahl der Erwerbslosen im Vereinigten Königreich weit über der offiziellen liege - zahlreiche Briten ohne Arbeitslosengeld-Anspruch fielen aus der amtlichen Statistik heraus.
Die Stuttgarter Schleyerhalle war als Ort von Tennisveranstaltungen schon immer für Absonderheiten gut. Das mag an Ion Tiriac liegen, der seine Finger stets mit im Spiel hatte, wenn es neben sportlichem vor allem finanziellen Lorbeer zu ernten galt. Derzeit veranstaltet der umtriebige Rumäne zum sechsten Mal sein Turnier in der Schleyerhalle, das sich von allen anderen Weltranglisten-Wettbewerben schon deshalb abhebt, weil es mit einer Dotierung von 2,25 Millionen Dollar nur von den vier Grand Slams und der Weltmeisterschaft in Frankfurt übertroffen wird. In diesem Jahr nun ist Tiriac in Zusammenarbeit mit seinem Geschäftsfreund Boris Becker das Kunststück gelungen, am Ort, wo 1989 einer der größten deutschen Tennistriumphe gefeiert wurde, den Wettbewerb um den damals gewonnenen Daviscup zum beherrschenden Gesprächsstoff zu machen - obwohl es dazu nichts mehr zu sagen gibt. Boris Beckers Verzicht auf den Daviscup sei für ihn erledigt, meint Michael Stich. Teamchef Pilic flüchtet in Ironie: "Stich spielt, Becker nicht. Ich sage dazu kein Wort mehr." Für Becker ist die Sache abgehakt, und Tiriac kann diesbezügliche Fragen nicht mehr hören. Der Daviscup ist kein Thema mehr - und doch reden alle darüber.
Während die eigentlichen Brandstifter bemüht sind, kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen, schwelt die Glut weiter. Und beim Versuch, den Brand zu löschen, entfachen die Wasserträger eher neue Flammen. "Ich versuche, die Wogen zu glätten, aber im Moment ist das nicht möglich, die Fronten sind verhärtet", beschreibt Carl-Uwe Steeb die Lage. Die Nummer drei im deutschen Tennis, nach Beckers Verzicht zur fixen Einzel-Größe für das Erstrunden-Match gegen Rußland avanciert, sieht sich zwischen allen Stühlen. "Ich stehe ebenso dazwischen wie Niki Pilic. Boris ist ein Freund von mir, und mit Michael spiele ich zusammen."
Ganz so wörtlich sollte man Steebs Aussage im Hinblick auf die Aufgabe vom 26. bis 28. März in Moskau aber nicht nehmen. Zwar ist seine Einzel-Position ungefährdet. Ob er aber an der Seite von Stich auch das Doppel bestreiten wird, ist eine noch offene Frage. Pilic will sich mit der Antwort ebenso Zeit lassen wie mit der Nominierung des Quartetts: Er habe die Mannschaft im Kopf, wolle sie aber erst Mitte März bekanntgeben. Daß sich Markus Zoecke, Patrik Kühnen, Bernd Karbacher und selbst Udo Riglewski Hoffnungen machen, liegt an Beckers Absage. Das Thema ist längst nicht erledigt, die Gerüchteküche brodelt weiter. Das wurde auch Boris Becker zuviel. Nach seinem Sieg über Carlsen schritt er zur Generalabrechnung mit dem Daviscup-Team. Von Pilic forderte der Leimener ein klares Wort, andernfalls werde Teamchef "einen Freund verlieren". rs
STEFAN KUNZ, Diplom-Pädagoge und langjähriger Kreisjugendpfleger, ist jetzt im Rahmen einer kleinen Feierstunde von der Ersten Kreisbeigeordneten Gila Gertz aus seinem Amt verabschiedet worden. Kunz, zu dessen Aufgaben die Unterstützung von Jugendinitiativen und die Ausbildung von Jugendgruppenleitern gehörte, hat ein neues Arbeitsfeld gefunden. Gemeinsam mit Harry Thyssen hat er FAKS gegründet, eine Firma zur Organisation und Koordination von Freizeit, Abenteuer, Kultur und Spaß.
Auch die Frankfurter sollten sich nach der dringenden Empfehlung der Polizei nicht am Telefon die Geheimnummern für ihre Scheckkarten und sonstigen Bankgeschäfte entlocken lassen. Fünfmal bereits haben solche Täter nach Angaben der Kripo in den vergangenen Tagen Erfolg mit ihrer Masche gehabt.
Laut Polizei rufen die Betrüger an, stellen sich vor als Mitarbeiter einer Bank oder der Gesellschaft für Zahlungssysteme und behaupten, ihre EDV-Anlage sei "abgestürzt". Jetzt müßten sie die Datenbestände neu aufbauen und brauchten alle persönlichen Daten. Mit diesem Wissen räumen sie dann die Konten leer.
Polizeisprecher Peter Borchardt sagte, die Kripo rechne damit, daß diese Täter, von denen bislang noch jede Spur fehlt, auch in Frankfurt aktiv werden. "Den Instituten", sagte der Pressesprecher, "ist kein Vorwurf zu machen, denn sobald sie die Kontonummer und die Geheimnummer eines Kunden vorliegen haben, müssen sie die gewünschten Überweisungen veranlassen."
Rat der Kripo: Die Geheimnummer für Geldautomaten (PIN) sollte jeder im Kopf behalten und keinesfalls - auch nicht verschlüsselt im Terminkalender oder gar auf der Scheckkarte - notieren.
Wer solche Anrufe erhält, sollte sich umgehend mit der Kripo unter den Telefonnummern 755 - 41 33 oder 755 - 43 58 in Verbindung setzen. enk
Töpfer: Mineralölsteuer stufenweise anheben Umweltminister will Signal an Autofahrer und Industrie Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Wille FRANKFURT A. M., 18. Februar. Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hat sich in der Debatte um die Finanzierung der verkehrspolitischen Aufgaben für eine stufenweise Anhebung der Mineralölsteuer um jeweils zehn bis 15 Pfennig pro Liter Benzin oder Diesel ausgesprochen. In einem Interview mit der Frankfurter Rundschau sagte Töpfer, die weiteren Erhöhungsschritte "könnten dabei schon jetzt für die Zukunft festgelegt werden", um Autofahrern und Autoherstellern eine verläßliche Orientierungshilfe zu geben. Töpfer argumentierte, jeder Bürger könne sich dann mittelfristig, etwa durch Umsteigen auf ein sparsameres Auto oder Busse und Bahnen, daran anpassen, und "die Automobilfirmen bekommen die richtigen Signale, Autos zu bauen, die weniger Sprit verbrauchen". Auf den durchschnittlichen Pkw-Besitzer kämen pro Zehn-Pfennig-Schritt jährlich etwa 150 Mark Mehrbelastung (oder zwölf Mark im Monat) zu. "Einen solchen Aufschlag halte ich für sozial verträglich und ökologisch erforderlich", sagte Töpfer.
Zur Debatte um die von Verkehrsminister Günther Krause (CDU) favorisierte Autobahn-Vignette für Pkw sagte Töpfer, er sei "als Umweltpolitiker immer der Meinung gewesen, daß eine Erhöhung der Mineralölsteuer der richtige Ansatz ist". Dies belohne den Autofahrer, der wenig fahre, und komme dem zugute, der ein Auto mit niedrigem Verbrauch nutze. Zudem könne eine "nach Autogröße gestufte" kleine Vignette eingeführt werden, um ausländische Transitreisende mit großem Pkw-Tank an den Kosten deutscher Autobahnen zu beteiligen.
HANAU. Auf die Abfuhrtermine für die gelben Säcke weist der zuständige Dezernent Norbert Kress hin. Das Stadtreinigungsamt holt sie alle vier Wochen am selben Tag wie die blaue Papiertonne ab, doch nicht immer zur gleichen Zeit. Am Montag, 22. Februar, fährt es beispielsweise die Abfälle im Lamboy ab, am Dienstag in der Hanauer Vorstadt bis zur Bruchköbeler Landstraße.
Über die genauen Termine informiert der Abfallkalender, der an die Haushalte verteilt wurde. In der Rathaus-Infothek liegen weitere Exemplare aus.
Bestehen Fragen, können sich Bürger an die Abfallberatung, Rufnummer 29 55 66 wenden. Am Samstag, 13. März, baut die Stadt auf dem Wochenmarkt ein drittes Mal einen Info-Stand auf. jur
BAD NAUHEIM. Der Aufzug im Bad Nauheimer Bahnhof wird bald wieder für Rollstuhlfahrer in Betrieb genommen. Das teilte jetzt Bad Nauheims Erster Stadtrat Dr. Werner Flach mit.
Der Bürgermeisterkandidat der CDU hatte kürzlich die Bahn angeschrieben, um sicherzustellen, daß auch künftig die Rollstuhlfahrer ohne größere Probleme die Bad Nauheimer Bahnsteige erreichen, beziehungsweise von den Gleisen in die Eingangshalle kommen können. Vertreter der Bundesbahndirektion in Frankfurt und des Nauheimer Bahnhofes hatten daraufhin Flach mitgeteilt, daß der Aufzug in Kürze wieder in Betrieb genommen werde.
Dr. Flach: "Die Kosten für die dafür erforderliche technische Überprüfung und die Einweisung des Personals der Fahrkartenausgabe übernimmt die Bahn."
Nach Angaben von Flach ist damit langfristig noch nicht die Benutzung des Aufzuges für Rollstuhlfahrer gesichert, da dieser für die Abwicklung von Express- und Frachtguttransporte nicht mehr benötigt wird. Deshalb wolle die Bahn auch nicht die Betriebskosten für den Aufzug zahlen. Da die Vertreter der DB jedoch eingesehen hätten, daß in Bad Nauheim überdurchschnittlich viele ältere und gehbehinderte Einwohner und Kurgäste leben, haben sie nun der Stadt vorgeschlagen, den Betrieb des Aufzuges langfristig zu sichern, wenn sich die Stadt bereit erkläre, die Hälfte der Kosten für die technische Überprüfung zu bezahlen. Die soll im Juli 1994 erfolgen und insgesamt 5000 Mark kosten.
Flach will diesen Vorschlag nun dem Magistrat unterbreiten. Flach: "Diese finanzielle Belastung ist leichter zu verkraften, als die Zins- und Tilgungsleistungen für die Errichtung einer behindertengerechten Rampe am Bahnsteig 2 für insgesamt 1,6 Millionen Mark." str
OBERURSEL. Die SPD-Fraktion wird zum "Fall Banzer" einen Akteneinsichtsausschuß beantragen. Wie berichtet, war über ein fragwürdiges Grundstücksgeschäft des Landrats im Hochtaunuskreis, Jürgen Banzer (CDU), in Stierstadt einiger Unmut laut geworden. Nach Ansicht des Oberurseler SPD-Fraktionsvorsitzenden Hans-Georg Brum gibt es bei diesem Immobilien-Deal eine "Reihe von Widersprüchen und Ungereimtheiten", die aufgeklärt werden müßten.
Dabei nennt die SPD zum einen die Frage des Grundstücksgeschäfts, bei dem Banzer gleichzeitig als Käufer und Verkäufer auftrat. Hier müsse auch geklärt werden, warum die Stadt das Grundstück nicht erworben habe und ob es ihr überhaupt angeboten wurde. Außerdem habe die Stadt wenige Tage vor Inkrafttreten einer neuen Erhaltungssatzung für den Ortskern die Genehmigung für den Abriß der dortigen Scheune erteilt.
Weiter will die SPD wissen, warum Banzer für sein Bauprojekt weniger Parkplätze nachweisen muß als vorgeschrieben. Die ganze Sache hinterlasse einen "unguten Beigeschmack". "Wie will die Stadt andere bauwillige Investoren überzeugen, sich an die Rahmenplanung zu halten, wenn der CDU-Landrat eine solche übermäßige Verdichtung in diesem Bereich genehmigt bekommt?", fragt die SPD.
Banzer hat unterdessen gegen einen Beitrag der "Hessenschau" vom 11. Februar beim HR-Intendanten Hartwig Kelm Protest eingelegt und "Wiedergutmachung" gefordert. Der Bericht über sein Grundstücksgeschäft sei eine "geplante Rufmordkampagne". Der betreffende Journalist habe nicht sorgfältig recherchiert und einseitig Partei ergriffen.
Wie Banzer kritisiert, hätte der Journalist vor der Ausstrahlung des Beitrags auch die Meinung der Stadt Oberursel hören müssen. Banzer wies alle in der Sendung erhobenen Vorwürfe zurück. esi
DIETZENBACH. Die 18 Sozialwohnungen im Gustav-Heinemann-Ring zwischen der City und Steinberg sind im Rohbau fertiggestellt. Beim Richtfest sagte Friedrich Keller, Aufsichtsratsvorsitzender der für die Häuser zuständigen Offenbacher Baugenossenschaft (OBG), daß die Räume jungen Paaren, kinderreichen Familien, Behinderten, Aus- und Übersiedlern sowie älteren Menschen ein neues Zuhause geben sollen. aim
MÖRFELDEN-WALLDORF. Grund zur Freude für Eckehard Hanschke, Leiter der Bertha-von-Suttner-Schule: "Der Kultusminister hat den Landtagsabgeordneten Jürgen May offiziell beauftragt, uns mitzuteilen, daß wir mit den Vorbereitungen für die Gymnasiale Oberstufe beginnen sollen." Die laufen zwar schon längst, schließlich war aus Wiesbaden der Beginn zum nächsten Schuljahr signalisiert worden, doch das offizielle Schreiben, obgleich schon für Ende vergangenen Jahres angekündigt, ließ auf sich warten. Zum Schluß sei es beinahe knapp geworden, so der erleichterte Schulleiter: "Wenn jetzt nichts gekommen wäre, hätte ich die Schüler sogar anderswo anmelden müssen. Am 1. März ist Termin."
Zuvor hatten bereits der Kreisverband der GEW und auch Bürgermeister Bernhard Brehl ans Kultusministerium geschrieben und gefordert, daß der Erlaß jetzt schnellstens kommen müsse.
Schriftlich liegt er immer noch nicht vor, doch Hanschke erwartet das Papier in den nächsten Tagen. "Wenn der Kultusminister jemanden offiziell beauftragt, heißt das ja wohl, daß das Ding schon geschrieben ist." wal
hll BONN, 18. Februar. Um die Freigabe von Akten aus der ehemaligen DDR- Spionagezentrale bemüht sich der SPD- Bundestagsabgeordnete Volker Neumann. Er forderte am Donnerstag in Bonn den russischen Geheimdienst (SWR) auf, bestimmte Unterlagen "herauszurücken".
"Durch Recherchen" sei bekannt, daß 1989/90 Material des Ministeriums für Staatssicherheit nicht nur vernichtet, "sondern auch gespeichert" worden sei, teilte Neumann mit. Diese Informationen seien "nach gesicherter Überzeugung" damals zum sowjetischen Geheimdienst KGB gegangen. Möglicherweise habe der vorübergehend in Moskau untergetauchte Chef der DDR-Spionage, Markus Wolf, Geheimdienstunterlagen übergeben.
Nachdem der Bundesnachrichtendienst (BND) und der russische Geheimdienst nun eine Zusammenarbeit vereinbarten, wäre es "ein guter Anfang", wenn SWR- Chef Jewgeni Primakow "alle Unterlagen herausrückt, die sich auf die Zusammenarbeit der Spionageabteilung des MfS mit den Schalck-Firmen beziehen", sagte Neumann, der dem Bundestagsausschuß zur Untersuchung der Geschäfte des Firmenbereichs "Kommerzielle Koordinierung" angehört. Wichtig seien vor allem Akten, "die das Erpressungspotential gegen westliche Firmen betreffen".
SELIGENSTADT. Damit sich der Caritasverband Offenbach für seine Aktion "Essen auf Rädern" ein weiteres Auto anschaffen kann, hat die Stadt der Organisation 7500 Mark zur Verfügung gestellt. Das Angebot der Caritas ist nach Ansicht von Bürgermeister Rolf Wenzel eine echte Hilfe für Behinderte und ältere Menschen in der Stadt. aim
Aufgespießt
"Wegen ihres hohen Anteils an Frauen ist die Pressestelle der SPD im Erich-Ollenhauer-Haus ab 14.00 Uhr nicht mehr ansprechbar. Wir bitten Sie, von der Aufdeckung politischer Skandale und anderer Vorgänge, die eine Kommentierung durch den SPD-Vorstand nötig machen, von diesem Zeitpunkt an Abstand zu nehmen."Pressemitteilung von SPD- Sprecherin Cornelie Sonntag, zum rheinischen Feiertag "Weiberfastnacht" am Donnerstag.
DREIEICH. Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung und einer Hakenkreuz- Schmiererei auf einem Wahlplakat der Republikaner haben fünf Schüler der Max-Eyth-Schule am Hals. Die jungen Leute geben zu, einen Aufkleber mit dem Text "Kein Kriegsspielzeug für Kinder und Generäle" auf das Plakat geklebt zu haben. Den zweiten Vorwurf weisen sie jedoch zurück. "Das Hakenkreuz war schon da", sagt Jens Gebhardt, einer der Schüler. Außerdem werfen sie der Polizei ein "unverhältnismäßig hartes Vorgehen" vor.
Der Vorfall ereignete sich am 5. Februar, wurde von der Schülervertretung aber erst jetzt bekanntgemacht. Die Schüler waren von dem Fahrer eines Kleinlasters beobachtet worden, als sie das Plakat beklebten. Der Zeuge - vermutlich Mitarbeiter eines Wachdienstes - verständigte per Funk die Polizei.
Weil die jungen Leute nach eigenen Angaben den Mann für einen Rechtsradikalen hielten und befürchteten, er wolle sich bei Gesinnungsgenossen Verstärkung holen, flüchteten sie mit ihrem Auto. Es begann eine Verfolgungsjagd, die schließlich vor dem Grundstück des Christinenhofs in Götzenhain endete.
Dort wollten die Schüler die Polizei rufen. Zwei von ihnen hielten den Kleinlaster auf, drei flüchteten mit dem Auto weiter. Die Polizei kam schneller als erwartet - und zwar gleich mit drei Fahrzeugen. "Zwei bewaffnete Beamte zielten auf uns", berichtete Gebhardt. Dann wurden sie nach Waffen durchsucht und in Handschellen abgeführt. Nach der Feststellung ihrer Personalien im Sprendlinger Polizeirevier wurden die beiden frei gelassen.
"Wir wurden wie Terroristen behandelt", meint Jens Gebhardt. Darüber hätten sie sich auch beschwert. Auf Anfrage erklärte dazu die Offenbacher Kripo, von diesen Vorwürfen sei ihr nichts bekannt. Die Beamten hätten sich zu ihrer eigenen Sicherheit so verhalten müssen. "Schließlich handelte es sich um eine Tätergruppe, nach der nach dem Hinweis des Zeugen gezielt gefahndet worden war", sagte Peter Hamm, Leiter des Staatsschutz- Kommissariats.
Die Schüler können sich das Verhalten der Beamten nur so erklären: "Sie haben uns verdächtigt, Waffen zu haben." Verantwortlich machen sie dafür ihren "Verfolger". Nach Angaben von Gebhardt wollen sie den Mann wegen falscher Anschuldigungen anzeigen. Die Ermittlungen dauern an. dac
PRAG, 18. Februar. Die nordböhmischen Kommunen dringen wenige Tage nach der fast zweiwöchigen Smogkatastrophe in der Industrieregion auf einschneidende Schritte der Regierung in Prag im Kampf gegen die Luftverschmutzung. Am Donnerstag verlangten die Städte Usti nad Labem (Außig an der Elbe), Most (Brüx), Teplice (Teplitz) und Decin (Tetschen) vom Kabinett, die bisher im Haushalt 1993 vorgesehenen staatlichen Zuwendungen für kommunale Ökologieprojekte von 400 Millionen Kronen (rund 22 Millionen Mark) auf eine Milliarde Kronen zu erhöhen. Außerdem müßten die vorgeschriebenen Grenzwerte für Abgasemissionen auf westeuropäisches Niveau gesenkt werden.
Der Magistrat von Chomutov (Komotau) war am Mittwoch in einem Schreiben an den tschechischen Präsidenten Vaclav Havel und an Regierungschef Vaclav Klaus einen Schritt weiter gegangen. Die Stadtväter drohten, das Zentrum ihrer Kommune, durch die die Hauptverbindungsstrecke von Prag nach Chemnitz führt, für den Autoverkehr zu sperren, wenn die Regierung sich nicht umgehend zur Abgasentgiftung der Braunkohlekraftwerke im Industrierevier binnen der nächsten zwei Jahre verpflichtet.
Die Stadt Chomutov will zudem mit anderen nordböhmischen Kommunen und regionalen Gewerkschaftsgliederungen über einen Stromlieferungsboykott aus Nordböhmen und die Ausrufung eines Generalstreiks verhandeln, wenn Prag die Smoggefahr nicht entschlossener bekämpft. Eine Anfrage an deutsche Gewerkschaften, ob sie bei einem Stromboykott Ersatzlieferungen aus Deutschland unterbinden könnten, blieb nach Presseberichten in Prag bisher ohne Antwort.
Ministerpräsident Klaus hatte am Mittwoch auf die nordböhmischen Forderungen mit den Worten reagiert, das komplizierte Probleme sei auf die Schnelle nicht zu lösen. Klaus vertritt den Standpunkt, die Luftbelastung im nordböhmischen Braunkohlegebiet könne am besten durch die Fertigstellung des umstrittenen Atomkraftwerks im südböhmischen Temelin verringert werden. Innerhalb der tschechischen Regierungskoalition ist die Entscheidung für das Atomkraftwerk, das laut offizieller Schätzung mindestens 77 Milliarden Kronen (vier Milliarden Mark) kosten soll, allerdings umstritten.
Der Wirtschaftsrat des Kabinetts hatte den Weiterbau am Dienstag befürwortet. Umweltminister Frantisek Benda sagte am Mittwoch allerdings, die endgültige Entscheidung, die das Kabinett Mitte März fällen will, sei noch offen.
Kleine FR
Diskussions- und Infoabend NIDDERAU. Zu einem Diskussions- und Informationsabend lädt der SPD Ortsbezirk Heldenbergen für Mittwoch, 3. März, ins Kolleg des "Hessischen Hof" ein. Die Veranstaltung mit Bürgermeister Otfried Betz und dem Ersten Stadtrat Heinz Appel beginnt um 20 Uhr. jur
SULZBACH. Auch im Sulzbacher Rathaus achtet jetzt eine Frau qua Amtes darauf, daß Frauen und Männer gleichberechtigt sind: Der Gemeindevorstand übertrug der Angestellten Christine Meißner die Funktion der Gleichstellungsbeauftragten. Sie bietet dienstags zwischen 15.30 und 17.30 Uhr Sprechstunden im Sitzungsraum im Obergeschoß des Rathausnebengebäudes an. she
DIETZENBACH. Auf Antrag von Renate Heß (DKP) soll das Stadtparlament gegen den massiven Abbau der Arbeitsplätze bei Dietzenbacher Firmen protestieren. Der Magistrat wird aufgefordert, sich mit den betroffenen Betrieben in Verbindung zu setzen, um eine mögliche Negativentwicklung für den Standort Dietzenbach zu verhindern. aim
ug PRAG, 18. Februar. Einem Waffenhändlerring, der möglicherweise Verbindungen auch nach Deutschland und ins frühere Jugoslawien unterhielt, ist die Polizei in Prag auf die Spur gekommen. Laut Presseberichten vom Donnerstag stellten die Behörden in den Kellern zweier Häuser in Prag 900 beziehungsweise 700 Maschinenpistolen tschechischen Fabrikats sicher. Ein Sprecher des tschechischen Innenministeriums sagte, es sei im Zuge der langfristig vorbereiteten Aktion von Polizei und militärischen Sicherheitsdienst in den nächsten Tagen damit zu rechnen, daß weitere Waffenlager ausgehoben werden könnten. Das Ministerium gehe davon aus, daß insgesamt 3000 Maschinenpistolen sichergestellt werden. Die Waffen stammten vermutlich aus Beständen der tschechischen Armee und der inzwischen aufgelösten kommunistischen Volksmiliz.
Die Verteilung der Maschinenpistolen wurde nach Angabern der Prager Tageszeitung Mlada fronta Dnes von einem Händlerring organisiert, dem unter anderem auch hohe Ex-Offiziere angehören. Die Maschinenpistolen und vermutlich auch andere gestohlene Waffen - so das Blatt in seiner Donnerstagsausgabe - sollten und seien zum Teil bereits nach Deutschland und in das frühere Jugoslawien geliefert worden. An der Verteilung der Waffen hätten sich auch Bürger aus Ex-Jugoslawien beteiligt.
Der Sprecher des Innenministeriums, Jan Subrt, bestätigte, daß die Maschinenpistolen für das Ausland bestimmt waren. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP sagte der Sprecher, es gebe Anzeichen, daß die Waffen nach Deutschland und ins ehemalige Jugoslawien gingen.
Laut Angaben des tschechischen Fernsehens sollen die Schußwaffen auch im Inland verkauft worden sein. Eine Maschinenpistole kostete angeblich zwischen 700 und 1000 Kronen, umgerechnet rund 40 bis 55 Mark.
Die bisher aufgefundenen Schußwaffen hatten eine Prager Geschäftsfrau und eine tschechische Bewachungsfirma gehortet. In der Tschechischen Republik waren nach der Wende mehrere private Sicherheitsfirmen gegründet worden. Einige sollen ihr Personal aus früheren Geheimdienst-Mitarbeitern und Milizionären rekrutiert haben.
Seit 1989 sind Waffendiebstahl und Handel mit Waffen aus Polizei- und Armeebeständen ein beliebtes Geschäft auf dem Boden der ehemaligen Tschechoslowakei.Die trügerische Hoffnung von der Selbstauflösung der Altlast Mit mindestens 400 Milliarden Mark wird Bonn den Steuerzahler künftig für die Kosten der Einheit zur Kasse bitten
Einst galt die deutsche Einheit Kanzler Helmut Kohl als Geschenk. Mittlerweile aber ist - zumindest wenn es darum geht, die nächsten Steuererhöhungen zu rechtfertigen - in Bonn nur noch von einer "Erblast" die Rede. Und die wird offenbar immer größer statt kleiner: Auf 400 Milliarden Mark bis 1995 veranschlagt Finanzminister Theo Waigel inzwischen die Kosten der Einheit - und manche Posten wie die Reichsbahn- und Wohnungsbauschulden sind darin noch nicht einmal enthalten. Welcher Teil dieser Milliardenschuld indes tatsächlich auf das Konto der maroden DDR-Staatswirtschaft zu buchen ist und wieviel zu Lasten einer mißglückten Vereinigungspolitik geht, ist höchst umstritten. Richtig am Platz ist das unschöne Wort von der "Erblast" jedenfalls nur beim Blick in die Zukunft: Noch unsere Enkel werden an der Schuldenpolitik zu tragen haben.
Wie ist es möglich, daß vom DDR- Volksvermögen, das der ehemalige Staatschef Hans Modrow auf 1,5 Billionen Mark veranschlagte; letztlich nur ein riesiger Schuldenberg übrigbleibt? Die Antwort ist einfach: In Bonn wie in Ostberlin wurde nach der Wende der Wert des Volksvermögens der DDR, die zu Unrecht als zehntstärkste Wirtschaftsnation der Welt galt, grenzenlos überschätzt. Kohl und Waigel und auch die meisten Experten glaubten an gewaltige Überschüsse aus der schnellen Privatisierung des Volksvermögens durch die Treuhandanstalt. Mit denen wollte man dann die DDR-Altschulden begleichen - ein kapitaler Fehlschluß. Heute ist klar: Die Treuhand hinterläßt keine Gewinne, sondern mindestens 250 Milliarden Mark Schulden, wenn sie im nächsten Jahr ihre Arbeit beendet hat. Als Goldesel fällt sie aus. Und so müssen von 1995 an nochmals 150 Milliarden Mark Schulden aus dem Kreditabwicklungsfonds (KAF), dem undurchsichtigsten Bonner Schattenetat, vom Steuerzahler beglichen werden.
Der KAF enthält zunächst die unumstößlichste DDR-Altschuld, nämlich die bis zum Mauerfall dramatisch angestiegene Auslandsverschuldung des Honekker-Staats von 28 Milliarden Mark.Dann beginnen die Unsicherheiten: Nur zehn von insgesamt 27 Milliarden Mark an Forderungen aus abgesicherten Transferrubelgeschäften von DDR-Betrieben mit Osteuropa bis Ende 1990 hat Bonn bisher als verloren in den Fonds eingestellt, tatsächlich aber dürfte wegen der chaotischen Lage im ehemaligen Comecon- Wirtschaftsblock fast alles verloren sein.
Der größte Schuldenbrocken im KAF aber sind die Kosten der Währungsumstellung. 90 bis 100 Milliarden Mark an "Ausgleichsforderungen" muß der Fonds an insgesamt 550 ostdeutschen Banken und Sparkassen sowie 50 DDR-Außenhandelsbetriebe zahlen, deren Bilanzen durch die Umstellung von DDR-Mark auf D-Mark völlig aus dem Gleichgewicht gerieten. Grund: die unterschiedlichen Umtauschkurse. DDR-Sparer konnten im Schnitt 1,65 Ost- für eine Westmark tauschen. Die Schulden der DDR-Wirtschaft dagegen wurden grundsätzlich zwei zu eins umgestellt, also halbiert.
Eine DDR-Sparkasse, die vor der Wende 165 Millionen Ostmark Guthaben ihrer Sparer als Verbindlichkeiten in der Bilanz stehen hatte und sie auf der anderen Bilanzseite durch 165 Millionen Mark Forderungen an Kreditnehmer deckte, mußte nach der Umstellung ihren Sparern gegenüber für 100 Millionen D-Mark geradestehen, hatte selbst aber nur noch Forderungen von 82,5 Millionen. Die Bilanzlücke wird durch die Ausgleichsforderung an den KAF, also an den Staat, gedeckt. Die Prüfung und Zuteilung der Forderungen durch den Fonds und das Aufsichtsamt für das Kreditwesen in Berlin werden noch lange dauern. Getilgt werden die Ansprüche vom KAF aber ohnehin erst von Mitte 1995 an, und zwar mit 2,5 Prozent jährlich. Die bis Jahresende bereits aufgelaufenen Zinsen von 17 Milliarden Mark trägt die Treuhand.
Deren Schuldenberg wächst ständig, weil die Privatisierung der Ostwirtschaft viel weniger einbringt als Sanierung und Stillegung kosten. Auf über 100 Milliarden Mark wird allein die Neuverschuldung bis Ende 1994 aufgelaufen sein. Hinzu kommen rund 100 Milliarden Altschulden der DDR-Betriebe, von denen die Anstalt nach eigener Schätzung mindestens 80 Prozent übernehmen muß.
Gläubiger dieser Kredite ist zumeist die Deutsche Kreditbank (DKB) in Berlin. Die DKB, Nachfolgerin der DDR- Staatsbank, ist heute in Treuhand- und damit in Bundesbesitz. Die Staatsbank war in der DDR für die Kreditvergabe an die volkseigene Wirtschaft zuständig. Sie reichte die von den Sparkassen eingesammelten Spargelder ziemlich willkürlich an Kombinate, Wohnungsbau- und Agrargenossenschaften weiter. Im Gegenzug wurden die Gewinne der Wirtschaft abkassiert, um kapitalistische Mechanismen zu verhindern. Mit der Währungsunion aber wurden diese Gelder der Staatsbank zu echten, hochverzinslichen Schulden gegenüber den Banken, was im Osten bis heute Protest hervorruft.
Die Alternative aber wäre nur eine sofortige Streichung der Altschulden nach der Wende gewesen, was sicher viel Ärger erspart hätte. Damit aber hätte der Staat sie übernehmen müssen, schließlich stehen ihnen in den Bankbilanzen die Guthaben der Ost-Sparer gegenüber. Waigel war die Übernahme der Altschulden damals zu teuer. Er gab sich der trügerischen Hoffnung hin, sie durch Privatisierung tilgen zu können. Doch ob Wohnungsbau oder Betriebe - einen Großteil der Altlast wird letztlich doch der Steuerzahler tragen müssen. THOMAS WÜPPER
BONN/DORTMUND (rtr/dpa). Die deutsche Stahlindustrie wird für den Abbau von Überkapazitäten bis spätestens Ende September ein Konzept vorlegen, das zusammen mit der Regierung gegenüber der Europäischen Gemeinschaft vertreten wird. Darauf verständigten sich Vertreter der Branche und der Bonner Wirtschaftsminister Günter Rexrodt.
"Standorte kann niemand garantieren", betonte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Ruprecht Vondran, nach dem Gespräch in Bonn. Für die Stillegungen forderte er zwei Jahre Zeit. Derzeit mache die Branche rund 300 Millionen Mark Verlust - pro Monat. Vondran ist nach wie vor der Ansicht, daß 25 000 bis 30 000 westdeutsche Stellen und 10 000 ostdeutsche gestrichen werden müssen, um der Stahlindustrie die notwendige Kapazitätsauslastung von 85 Prozent zu sichern.
Er forderte von der Politik, bis Ende März die politischen Rahmenbedingungen für die Unternehmensplanungen zu beschließen. Dazu gehöre, daß Marktanteile von einer Firma auf die andere gegen Zahlungen für Sozialpläne, Bilanzhilfen und alternative Arbeitsplätze übertragen werden könnten und der Anteil der Importe von derzeit 15 Prozent nicht steige. Der Anpassungsprozeß dürfe "von außen nicht gestört werden". Rexrodt kündigte an, er werde am Donnerstag direkt nach der EG-Ministerkonferenz erneut mit Geschäftsleitungen und Gewerkschaftsvertretern sprechen. Verständnis zeigte er für den Ärger wegen der Billigeinfuhren. Die Bundesregierung sei jedoch gegenüber den USA und Osteuropa zu einer liberalen Handelspolitik verpflichtet. "Künstliche Barrieren" dürfe es nicht geben, man müsse eine "elastische Linie finden". Eine nationale Stahlkonferenz lehnte er ab. Er sei "gegen spektakuläre Veranstaltungen".
Zu staatlichen sozialen Hilfen sagte Rexrodt, der Bund habe seit Jahren etwa 200 Millionen Mark pro anno dafür ausgegeben, davon 15 Prozent aus der EG- Kasse. Jetzt seien zur Lösung der Stahlkrise für die ganze EG rund 480 Millionen Mark vorgesehen. Mehr Geld "steht nicht zur Verfügung", aber das erwarte die Industrie auch nicht.
Die Gespräche zwischen Krupp, Saarstahl und Thyssen über eine Zusammenarbeit bei den besonders stark unter der Ostkonkurrenz leidenden Langprodukten wie Profile, Schienen und Walzdraht werden offenbar schon seit längerer Zeit geführt (siehe unsere Meldung von gestern). Denn das Krupp-Management unterrichtete jetzt den Aufsichtsrat, die Profilstahl-Standorte in Siegen und Hagen mit mehr als 4000 Beschäftigten aufzugeben, wenn die angestrebte Kooperation nicht zustande kommen sollte. Saarlands Ministerpräsident Oskar Lafontaine forderte Bonn unterdessen auf, unverzüglich aktiv zu werden, um die billigen Importe aus Osteuropa zu drosseln.
ROM, 18. Februar (Reuter). Die Korruptionsaffäre in der Sozialistischen Partei Italiens (PSI) weitet sich immer weiter aus. Das staatliche Fernsehen meldete jetzt, der frühere Außenminister Gianni de Michelis sei über Ermittlungen gegen ihn in Kenntnis gesetzt worden. Dem sozialistischen Spitzenpolitiker werde vorgeworfen, in Veruntreuung von Entwicklungshilfe verwickelt zu sein. Zudem sei die Ex-Sekretärin des am vergangenen Donnerstag zurückgetretenen PSI-Chefs Bettino Craxi, Vincenza Tomaselli, wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Korruption festgenommen worden.
Wie die Nachrichtenagentur ANSA ergänzend meldete, wurde Tomaselli aufgrund der Zeugenaussage des Architekten und früheren Craxi-Vertrauten Silvano Larini festgenommen. Larini sagte, er habe dem PSI-Büro in Mailand umgerechnet rund 8,5 Millionen Mark Bestechungsgeld zukommen lassen. Eine Stellungnahme des früheren Außenministers lag zunächst nicht vor.
Den Sachsen steht ein heißer Frühling bevor: Nach dem Abbruch der Schlichtungsgespräche in der Metall- und Elektrobranche gehen die Tarifpartner jetzt auf Crashkurs. Die Arbeitgeber wollen unter allen Umständen aus dem für sie "unzumutbaren" Stufenplan aussteigen, der eine Angleichung der ostdeutschen Löhne und Gehälter bis 1995 an das Niveau ihrer Kollegen in Westdeutschland vorsieht.
Die IG Metall ist partout dagegen und droht mit Kampfmaßnahmen. Die Gewerkschaft fürchtet, der Ausstieg könne zum Einstieg in ein zweigeteiltes Deutschland werden: einen trotz Rezession immer noch komfortablen Westteil und das Billiglohnland Ost. Und das nicht nur vorübergehend, sondern auf Dauer.
Der Karren ist ziemlich verfahren. Der Fall Sachsen zeigt, daß die herkömmliche Tarifpolitik mit der Lösung der Ostprobleme überfordert ist. Denn: Kleinbetriebe verkraften 26-Prozent-Sprünge nicht. Und dem Arbeitnehmer, der mit 1742 Mark brutto gerade mal die Hälfte des Westlohns nach Hause bringt, geht die Puste aus - die Mieten steigen, die Preise haben bereits Westniveau oder liegen darüber. Den Ostdeutschen ist mehr nicht zumutbar.
Der jetzt aufgetretene Tarifkonflikt hätte gemildert werden können. Seit Monaten warten die Ostdeutschen auf Rauchzeichen aus Bonn: auf den Solidarpakt, auf ein Konzept zur Rettung der Industriekerne, das den Strukturwandel ertragbarer gemacht hätte. Nichts ist passiert. Die Tarifparteien - siehe Sachsen - baden Bonner Versäumnisse aus. bho
ESCHBORN. Eschborn, Kronberg, Schwalbach und der Umlandverband gründeten eine Arbeitsgruppe, um die Verkehrsprobleme zwischen den drei Städten zu lösen. Jetzt gaben sie ein Gutachten in Auftrag, das die Leistungsreserven der Straßen abschätzen soll, um Vorschläge für die Erschließung künftiger Projekte zu entwickeln. Es kostet die Eschborner anteilig 24 000 Mark. she
spi DÜSSELDORF. Der Düsseldorfer Chemiekonzern Henkel steht als eines der wenigen Unternehmen der Branche nicht an der Klagemauer. Zwar ist der Jahresüberschuß im vergangenen Jahr um rund zehn Prozent auf 400 Millionen Mark gefallen. Doch das gehe vorwiegend auf das Konto von Umstrukturierungen und des Kaufpreises für die schwedische Firma Barnängen, heißt es in einem Zwischenbericht des Vorstandes, der dem Ertrag das Prädikat "befriedigend" verleiht.
Der Umsatz legte 1992 neun Prozent zu und erreichte 14,1 Milliarden Mark. Gleichzeitig kletterte die Beschäftigtenzahl um 800 auf 42 250. Rund 58 Prozent des Personals arbeiten jenseits der Grenzen.
Träger des Wachstums waren nach Angaben des Managements die Markenartikel der Felder Wasch- und Reinigungsmittel, Kosmetik und Körperpflege sowie die Klebstoffe. Das europäische Ausland kam auf ein Plus von 16 Prozent, während der Zuwachs im Inland bei fünf Prozent lag. Investiert wurden zuletzt 2,1 Milliarden Mark. Unter der weltweiten Stagnation, berichtet das Unternehmen, habe die Sparte Chemie-Vorprodukte und das Geschäft in Nordamerika gelitten.
Aufgrund der "ausgewogenen Produkt- und Länderstruktur" zeigt sich die Düsseldorfer Gruppe zuversichtlich, trotz schwieriger Rahmenbedingungen auch 1993 wieder gut abzuschneiden.
Die Routine triumphiert immer wieder über den jugendlichen Elan: Die Hessenliga-Tischtennisspielerinnen der Turn- und Sportfreunde Hornau, die bis auf eine Ausnahme (Ramona Kasch) bereits seit 1972 gemeinsam an die Tisch gehen, sorgen als ranghöchster Main-Taunus- Klub für Furore: Nach 8:4 Punkten in der Rückrunde hat sich das Quartett Hannelore Albers, die im März 41 Jahre alt wird, Ramona Kasch (38), Renate Hofmann (38) und Hildegard Pongratz-Porr (43) hinter Spitzenreiter DJK-Sportgemeinschaft Blau-Weiß Lahr (27:3 Punkte) sowie dem KSV Hessen Kassel (24:8) mit 24:12 Zählern auf den dritten Rang vorgeschoben. Das Team aus dem Kelkheimer Stadtteil konnte damit ihre Kreisrivalen Spvgg. Hochheim (14:16 Punkte /7.Platz) und Neuenhainer TTV (12:20/8. Rang) wiederum auf Distanz halten.
Beim langjährigen Oberligisten sind Werte wie Kameradschaft, Zusammengehörigkeitsgefühl und Freundschaft keine hohlen Phrasen. Das beweist die Einmaligkeit, daß drei von vier Akteurinnen bis auf wenige Ausnahmen im 22. Spieljahr hintereinander gemeinsam in eine Saison gestartet sind. Und Hannelore Albers, die Spitzenspielerin der Hornauerinnen, muß ihr Licht in dieser Klasse nicht unter den Scheffel stellen: mit 27:7 Siegen erreichte sie in der ersten Halbserie die viertbeste Leistungszahl in der gesamten Klasse, war damit auch mit Abstand erfolgreichste Akteurin des Main-Taunus-Trios. Ramona Kasch (Tisch 2) und Hildegard Pongratz-Porr (Brett 4) erreichten unisono 15:12 Siege, lediglich Renate Hofmann (3) geriet mit 7:14 in die "roten Zahlen". Die gute Harmonie während des Spiels wird durch die Doppel-Bilanz von Albers/ Kasch (8:3 Siege bedeuten Rang vier der Hessenligaskala) unterstrichen.
Nach dem Hessenliga-Aufstieg (1981) folgte vor neun Jahren der Sprung in die Regionalliga, die inzwischen mit der Oberliga Südwest gleichzusetzen ist. Diese Ära endete 1991, von Resignation ist jedoch auf der höchsten Landesbene weiterhin nichts zu spüren. Als Knaller der ersten Halbserie galt das 8:6 gegen Lahr, die bis heute einzige Niederlage des klar führenden Aufsteigers. Auch in schwächerer Form konnte Schlußlicht PPC Neu-Isenburg (8:5) zuletzt bezwungen werden. Somit konnte der Aufschwung in der Kelkheimer Pestalozzi-Schulturnhalle, der sportlichen Heimstätte der TuS Hornau, bestätigt werden. hdp
Beim Verbreiten "guter Nachrichten" macht unserer Regierung und ihren Behörden so schnell keiner was vor. Der Beitrag der Banken zum sogenannten Bekenntnis der deutschen Wirtschaft zum sogenannten Solidarpakt wird nun schon zum dritten und bestimmt nicht zum letzten Mal publikumswirksam vermarktet. Wie auch in dieser Zeitung an vorderster Stelle berichtet, hat sich der Bundeskanzler von der Kreditwirtschaft, ebenso wie von den Versicherungen, eine Milliarde Mark zusagen lassen. Das veranlaßte sogar die sonst nicht gerade bankenkritische Börsen-Zeitung zu einem bösen Kommentar. Das Blatt betätigte sich wortschöpferisch - beide Branchen seien von Helmut Kohl zum Obolus "gefreiwilligt" worden -, bezeichnete die ganze Aktion als "politische Showveranstaltung" und fühlte sich an "möllemanneske Schaumschlägerei" erinnert.
Gestern nun also der dritte Akt: Vertreter der Spitzenverbände von Banken und Sparkassen trafen mit Treuhandpräsidentin Birgit Breuel zusammen, erklärten sich bereit, sanierungsfähige Ostbetriebe auf eigenes Risiko zu übernehmen, und wollen dafür "einen hohen Betrag bis zu einer Milliarde" aufbringen - "möglicherweise", lautet die kleine, aber wichtige Einschränkung.
Manche Banker an der "Basis" greifen sich nur noch an den Kopf, wenn sie hören und lesen, was ihre Verbände da in Bonn oder Berlin versprechen, ohne die einzelnen Institute (die ohnehin spätestens seit der formalen Vollendung der Einheit eine ganze Reihe von Ostfirmen auf eigenes Risiko erworben haben) zu irgend etwas verpflichten zu können. Für Erstaunen sorgt bei Beobachtern auch die Erklärung, es sollten Betriebe übernommen werden, die "ein höheres als sonst bankübliches Risiko beinhalten". Doch sogar die Teilnehmer des Gesprächs bei Breuel scheinen das Kreditwesengesetz (das unter anderem von den Risiken handelt) zu kennen und zu wissen, daß Banken mit dem Geld ihrer Sparer und Aktionäre arbeiten. So macht das "möglicherweise" Sinn. Aber Hauptsache, man hat sich zum "Solidarpakt" bekannt.
Ach, was waren das noch für Zeiten, als Politiker aller Parteien die Macht der Banken beklagten und diesen Beteiligungen verbieten wollten! ski
OBERURSEL. 42 Anlieger des Hans- Rother-Steges haben sich mit einem offenen Brief an Bürgermeister Thomas Schadow gewandt. Da sich in Bonn herausgestellt habe, daß die bisher angenommenen Verkehrsmengen für die B 455 neu (Feldbergzubringer) zu niedrig sind, bangen sie nun um den Lärmschutz.
Das Verkehrsministerium habe angekündigt, nur die gesetzlich vorgeschriebenen Lärmschutzmaßnahmen zu finanzieren. Die Anlieger halten das jedoch für unzureichend. Sie wollen einen Tunnel im Eichwäldchen, aber auch Schutz für das Rosengärtchen und den Bereich Anschluß Hohemark und Brücke.
Geprüft werden soll auch der Alternativentwurf der Hohemark-Anlieger. Schadow solle sie umfassend über seine Pläne informieren. esi
HÖCHST. Am Mittwoch zwischen elf und zwölf Uhr wurde eine 82jährige Opfer eines Trickdiebstahls. Als sie zwei Männer und eine Frau auf der Leverkuser Straße ansprachen, ob sie nicht 50 Mark wechseln könne, übergab ihnen die Frau gutgläubig den Geldbeutel, damit sie selbst nachsehen konnten.
Das Trio entnahm der Geldbörse 87 Mark Bargeld, gab sie leer zurück und verschwand. ege
Zur Beschleunigung des Prozesses um die Frankfurter "Führerschein-Mafia" hat Vorsitzender Richter Rolf Opitz vor dem Landgericht Fristen gesetzt. Da Anfang März der erste Zeuge gehört werden soll, bleibt den Angeklagten bis dahin faktisch noch ein Verhandlungstag, um sich zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen zu äußern.
Auch nach vier Monaten Verhandlungsdauer hat sich von den insgesamt zehn Angeklagten bisher erst einer abschließend geäußert. Dabei handelt es sich um den inzwischen aus dem Dienst geschiedenen Oberamtsanwalt Hans L. Kontrovers zur Anklage behauptet er, in Frankfurt habe es keine kriminelle Vereinigung gegeben, die sich zum Zweck der Manipulation bei der Wiederbeschaffung von entzogenen Führerscheinen zusammenschloß.
Nach wie vor nicht abgeschlossen ist die Einlassung des ebenfalls als Rädelsführer angeklagten Burghardt K. Wie er auf Drängen des Gerichts ankündigte, wird er sich am kommenden Donnerstag abschließend äußern. Mit Unterstützung des bei ihm als "freier Mitarbeiter" tätigen L. sowie aufgrund seiner Verbindungen zur Führerscheinstelle erzielte der Anwalt für seine Mandanten Erfolge, die laut Anklage durch faule Tricks zustande kamen.
Was Burghardt K. im Prozeß bisher am stärksten belastet, sind seine als Geständnis zu verstehenden Angaben, die er selber gegenüber den Ermittlungsbehörden machte. Seiner Darstellung zufolge will er sich damals in einer Zwangslage befunden haben: Um nicht länger in U-Haft zu bleiben, habe er den Staatsanwälten "etwas bieten müssen".
Zur Aufklärung dieses heiklen Punktes - es geht um den Vorwurf der Aussageerpressung - sollen sowohl die beiden Staatsanwälte als auch K.s Verteidiger in den Zeugenstand. Ob ausgerechnet der die Anklage vertretende Oberstaatsanwalt Peter Köhler als erster Zeuge in dem Prozeß vernommen wird, ist nicht abzusehen. Möglicherweise beginnt die Beweisaufnahme auch mit der Vernehmung des vom Bundeskriminalamt eingeschleusten V-Mannes, der die Ermittlungen in Gang brachte. Lepp
Glückskasten
ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 4, 22, 38, 39, 43, 48 - 2); Kl. 1: unbesetzt/ Jackpot: 1 032 729,60 DM; Kl. 2: 172 121,60 DM; Kl. 3: 6297,10 DM; Kl. 4: 79,90 DM; Kl. 5: 5,50 DM.
ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 10, 11, 12, 13, 22, 31 - 15); Kl. 1: 1 035 963,70 DM; Kl. 2: 30 374,40 DM; Kl. 3: 1754,30 DM; Kl. 4: 47,70 DM; Kl. 5: 4,20 DM.
SPIEL 77: (Gewinnzahl: 6 7 3 5 5 0 6); Kl. 1, Super 7: 6 577 777,- DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.
SUPER 6: (Gewinnzahl: 3 6 2 7 2 5); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM. (Ohne Gewähr)
WASHINGTON, 18. Februar. Vier Wochen nach seinem Amtsantritt hat US- Präsident Bill Clinton ein umfassendes Vierjahresprogramm zur Stabilisierung der Wirtschaft und zur Reduzierung des riesigen Haushaltsdefizites um 140 Milliarden Dollar vorgestellt. In einer einstündigen Rede vor beiden Häusern des Kongresses kündigte er am Mittwoch abend massive Steuererhöhungen von insgesamt 246 Milliarden Dollar und Ausgabenkürzungen von 242 Milliarden Dollar an. Gleichzeitig soll ein Konjunkturprogramm mit zusätzlichen Staatsausgaben von 15 Milliarden Dollar und gezielten Steuererleichterungen im gleichen Umfang kurzfristig eine halbe Million neue Arbeitsplätze schaffen. "Wenn wir nicht den Mut haben, an unserer Zukunft zu bauen, statt sie nur zu beleihen", sagte Clinton unter heftigem Beifall der demokratischen Mehrheit im Kongreß, "verdammen wir uns zu Jahren der Stagnation, unterbrochen nur von Rezessionen."
Sparen will der Präsident vor allem beim Rüstungsbudget (88 Milliarden Dollar), durch Kostenkontrollen im Gesundheitswesen (60 Milliarden Dollar) und durch Kürzungen bei zahlreichen Regierungsprogrammen sowie in der Verwaltung. Die Steuererhöhungen sollen vor allem die Besserverdienenden treffen. Für Ehepaare mit einem Jahreseinkommen von über 140 000 Dollar soll der Steuersatz von 31 auf 36 Prozent angehoben werden, ebenso die Unternehmenssteuer. Für Jahresverdienste über 250 000 Dollar wird eine zusätzliche Sondersteuer von zehn Prozent vorgeschlagen. Clinton mußte allerdings auch sein Wahlversprechen brechen, die Steuern für die Mittelklasse zu verringern. Denn alle Bürger müssen in Zukunft mehr für den Energieverbrauch bezahlen. Die Zusatzbelastung für eine vierköpfige Durchschnittsfamilie durch die neue Energiesteuer wird im Jahr bei rund 118 Dollar liegen. Nur Familien mit einem Jahresverdienst von unter 30 000 Dollar, so versprach Clinton den Amerikanern, blieben von den Steuererhöhungen unberührt.
Die republikanische Opposition im Kongreß kritisierte vor allem das Mißverhältnis von ihrer Ansicht nach übertriebenen Steuererhöhungen und allzu geringen Ausgabenkürzungen. Die internationale Finanzwelt nahm Clintons Programm dagegen grundsätzlich positiv auf. Nachdem der New Yorker Börsenindex am Dienstag um über 80 Punkte gefallen war, kam es am Donnerstag nicht zu größeren Kurs- und Devisenschwankungen.
(Weiterer Bericht Seite 3)
MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Narren ziehen am heutigen Samstag durch Mörfelden: von der Feststraße aus (Start 14.11 Uhr) durch Bürgermeister-Klingler-, Bamberger, Rembrandt-, Rubens-, Ring-, Hermann-, Frankfurter, Heine-Liebknecht-, Hoch-, Langener Straße, Langgasse, Gerauer Straße, Mühl-, Friedhofs-, Park-, Blumenstraße zum Bürgerhaus. wal
GIESSEN. Ein Offenbacher Kriminaloberkommissar, dessen sechsjährige Tochter an der Atemwegserkrankung Pseudokrupp leidet, hat nach Auffassung des Gießener Verwaltungsgerichts einen Anspruch darauf, in eine für sein Kind klimatisch verträglichere Region versetzt zu werden. Der 38jährige Polizeibeamte erfüllt nach einer am Donnerstag von der 5. Kammer getroffenen Entscheidung die Kriterien für die Anerkennung als "Härtefall". Damit hoben die Juristen die vom Regierungspräsidium Darmstadt gefällten ablehnende Bescheide auf. Jetzt muß das Wiesbadener Innenministerium unter Berücksichtigung des Gießener Urteilsspruchs erneut über den künftigen Arbeitsplatz des Polizisten entscheiden.
Seit Anfang der 80er Jahre arbeitet der Polizeibeamte in Offenbach. Mit seiner Familie wohnte der 38jährige bis Weihnachten 1989 im nur wenige Kilometer entfernten Mühlheim. Der behördliche Ärger begann für den inzwischen zum Kriminaloberkommissar beförderten Mann wenige Monate nach der Geburt seiner Tochter Franziska im April 1987. Denn bereits im Säuglingsalter diagnostizierten Ärzte bei dem kleinen Mädchen die Erkrankung an Pseudokrupp, einer schmerzhaften Atemwegsentzündung, die in erheblichem Maße das Immunsystem des Kindes schwächt.
Weil dem Beamten von vielen Seiten nahegelegt wurde, von Offenbach in eine für die Tochter klimatisch verträglichere Mittelgebirgsregion (die Höhenlage zwischen 300 und 700 Metern gilt für derartige Krankheitsbilder als "Schonlage") umzusiedeln, zog die Familie 1989 in ein Eigenheim in Burgwald-Ernsthausen (Kreis Waldeck-Frankenberg), dem Geburtsort des Mannes. Um Familie und Beruf miteinander in Einklang bringen zu können, stellt der Polizist schon im Juni 1988 seinen ersten Versetzungsantrag, der jedoch vom Regierungspräsidium in Darmstadt abgelehnt wurde. Nach dem vergeblichen Widerspruchsverfahren, entschloß sich der Kriminalist letztlich zu dem Gang vor das Verwaltungsgericht, weil etliche Atteste, ein Gutachten des Deutschen Wetterdienstes und eine Empfehlung des Frankfurter Polizeiarztes bei den Behörden keine nachhaltige Wirkung gezeitigt hatten.
Seit mehr als drei Jahren pendelt der Beamte von Ernsthausen zum Dienst nach Offenbach. Die familiären Belastungen seien "inzwischen unzumutbar". Während sich der Gesundheitszustand der Tochter eindeutig verbeserte, gehe es seiner Ehe immer schlechter, sagte er. Das Gericht befand nun, daß die durch hohe Schadstoffbelastung im Rhein-Main-Gebiet möglicherweise verursachten Gesundheitsschäden der Beamtentochter einer Versetzung des Familienvaters rechtfertigen.
Ob der Kläger künftig seinen Dienst, wie gewünscht, beim Polizeipräsidium im benachbarten Marburg leisten kann, ist aber nach der Entscheidung noch keineswegs sicher. Darüber hat jetzt der "Härtefall-Ausschuß" beim Innenministerium zu befinden.
Der Fall des Kriminalbeamten hat für das Land Hessen aber durchaus grundsätzlichere Bedeutung. Die Härtefallregelung, das machte der Vertreter des Ministeriums vor Gericht deutlich, werde nämlich auch deshalb so restriktiv ausgelegt, um den Abwanderungsgelüsten von Polizisten aus dem Rhein-Main-Gebiet einen Riegel vorzuschieben. Die Versetzung müsse zwangsläufig "auf die absolut notwendigsten Fälle begrenzt werden".
Ob freilich das Instrumentarium "Härtefallregelung" zur Bestandssicherung des Polizeikontingents in den Ballungsräumen taugt, ist die große Frage, die auch nach dem Urteil noch längst nicht beantwortet ist.
VOLKER TRUNK
"Jetzt geht doch diese Tür schon wieder auf." Ulrike Scholtz, Schwalbacher Erste Stadträtin, springt von ihrem Platz hoch und zieht die Tür zu ihrem Zimmer energisch zu. Vergebens freilich. Kaum betritt jemand den Raum der Vorzimmerdame - und das geschieht alle paar Minuten -, springt bei der Chefin automatisch die Türe auf. "Meine Besucher haben dann immer den Eindruck, da steht gleich jemand hinter ihrem Rücken", erklärt Scholtz. Doch alle Versuche der Haustechniker, die widerspenstige Holztür zur Räson zu bringen, fruchten nichts. Und so wird die erste Frau im Rathaus denn weiterhin mit einer offenen Tür leben müssen. she
Ob der Eschborner Kämmerer Michael Bauer (FDP) am Aschermittwoch noch lachen kann? Nein, nein - Spekulationen über einen möglichen Kater sind da ganz und gar unangebracht. Es geht um Wichtigeres. Brachten doch die närrischen "Käwwern" und der "Kappen-Club" aus Niederhöchstadt bereits am Dienstag die Schlüssel für die Stadtkasse in ihre Gewalt. Und da Eschborn bekanntlich nicht gerade am Hungertuch nagt, dürfte es für Michael Bauer spannend werden, wieviel am Aschermittwoch von den Millionen noch übrig ist. Oder ob er die Kasse etwa leer übergeben hat? Wie dem auch sei. Nähere Auskünfte über die Narretei mit der Stadtkasse fallen ganz bestimmt unter das Steuergeheimnis. she
Soll das ein Witz sein? In der Küche steht das Geschirr, der Abfall gammelt vor sich hin. Es ruhen Staubsauger und Bügeleisen - und zwischen Konfekt- Papieren und Illustrierten, die Kaffeetasse auf dem Schoß und das Buch in der Hand, sitzt die Ehefrau im Polstersitze und begrüßt den fassungslosen Ehemann (Aktentasche, Zeitung, Karo- Jackett): "Tag, weißt du, wer das neueste Mitglied der Frauenbewegung ist?"
Die Frauen von der grünen GOHL fanden die Karikatur in der CDU-Wahlkampfpostille "Hofheim Aktuell" gar nicht zum Schießen. "Dämlich" sei dafür gar kein Ausdruck, eher "männlich", denn: "Das Frauenbild entspricht dem von hoffnungslos verunsicherten Männern." Und davon gebe es in der CDU offensichtlich mehr als genug, folgern die GOHL-Frauen. md
Fremdwörter sind Glücksache, und Versprecher machen das Leben heiter. So tat es richtig gut, nach den erbitterten Debatten im Krifteler Parlament auch mal schmunzeln zu können: über das "Orniogramm", das SPD-Fraktionschefin Ruth Zeitler vollmundig forderte: Macht das der Ornithologe? Oder ist ein "Organigramm" gemeint? Und über Ferdinand Dillmann, der - nach mehr als 30 Jahren absoluter CDU-Mehrheit milde geworden - der SPD gönnerhaft ihre vielen Haushaltsanträge zugestand: "Wir haben das immer wohlwollend toleriert." md
Durchaus möglich, daß der eine oder andere Hattersheimer, kriminologischem Eifer gehorchend, des öfteren am Haus des Bürgermeisters Alfred Schubert (SPD) vorbeistreicht. Brennt abends noch Licht hinterm Wohnzimmerfenster? Wird der Briefkasten regelmäßig geleert? Oder hat er sich tatsächlich klammheimlich in einer Nacht-und- Nebel-Aktion ins wenige Kilometer entfernte Hochheim abgesetzt? Und was will er da? Mit Bürgermeister- und Parteikollegen Harald Schindler gar den Sessel tauschen? Oder nahm er gar mit der Stadtkasse vor den Narren Reißaus, die heute zum Sturm aufs Okrifteler Rathaus blasen? Fragen über Fragen. Aufgeworfen durch die jüngste Ausgabe des Kreis-Amtsblattes, in dem von allen Parteien die Kandidatenlisten für den Kreistag veröffentlicht sind. Ordnungsgemäß, mit Beruf und Anschrift: Alfred Schubert, Bürgermeister (. . .), Hochheim, steht da schwarz auf weiß auf Seite eins. Und die nächste Überraschung gleich auf Seite 2: Der inhaftierte Krifteler Bürgermeister Hans-Werner Börs scheint offenbar in Kelkheim ein neues Domizil bezogen zu haben. Das nahm selbst der scheidende Kreistagsvorsitzende Hanns Großmann (CDU) während seiner letzten Sitzung mit hochgezogenen Augenbrauen und erstauntem "Oho" zur Kenntnis. Glauben, freilich, wollte er das nicht: "Börs ist in der letzten Zeit garantiert nicht umgezogen."
Walter Eigner, der Mann mit dem kreisweiten Überblick im Hofheimer Landratsamt, druckst erst ein wenig herum: "Da hat sich in der Druckerei jemand verschrieben." Und schiebt sie auch schon hinterher, d i e Frage: "Wieso, wolle Sie da was schreibe?" ana
KÖNIGSTEIN. Auf schneeglatter Fahrbahn verlor am Mittwoch morgen gegen 8.55 Uhr ein Autofahrer auf der L 3327 zwischen Königstein und Mammolshain die Gewalt über sein Auto. In einer Linkskurve kam er auf die Gegenfahrbahn, wo er mit einem entgegenkommenden Wagen kollidierte.
Durch die Wucht des Aufpralls wurde er zurückgeschleudert und landete in der gegenüberliegenden Böschung. Das entgegenkommende Auto drehte sich einmal um die eigene Achse und blieb dann stehen.
Verletzt wurde niemand. Der Schaden beträgt 8000 Mark. esi
cri FRANKFURT A. M. Der Rheinmetall-Konzern setzt den Ausbau seiner nichtmilitärischen Produktpalette durch den Erwerb einer zusätzlichen "zivilen" Sparte fort. Die Düsseldorfer wollen von dem hessischen Maschinenbauer Rothenberger dessen Anteil an dem Büromöbelhersteller Mauser Waldeck erwerben. Eine Rheinmetall-Sprecherin bestätigte laut Reuter gestern Zeitungsberichte über entsprechende Verhandlungen und kündigte für den Nachmittag eine Firmenmitteilung an. Diese blieb jedoch bis Redaktionsschluß der FR aus. Zusätzliche Informationen waren von dem Unternehmen auch telefonisch wegen des am Mittag im Rheinland einsetzenden inoffiziellen Feiertages Weiberfaßnacht nicht zu erlangen.
Die Firma Rothenberger wollte die Veräußerung der Mauser-Mehrheit weder bestätigen noch dementieren und avisierte eine Erklärung, die allerdings bis Redaktionsschluß ebenfalls nicht vorlag. Das zur Disposition stehende Aktienpaket an Mauser Waldeck ist mehr als 70 Prozent schwer.
Das "Objekt der Begierde", so ein Sprecher des Büromöbelherstellers, ist kein kleiner und deshalb wahrscheinlich auch nicht ganz billiger Fisch. Mauser Waldeck gehört zur Spitze der Branche. Die Gruppe setzte im Geschäftsjahr 1991/92, das am 30. September endete, reichlich 400 Millionen Mark um und damit gut ein Fünftel mehr als in der Vorperiode. Zum Ertrag nennt das Unternehmen noch keine Details, nach Angaben des Sprechers sei aber "das beste Ergebnis in der Geschichte des Unternehmens" erwirtschaftet worden. Beschäftigt werden 1600 Männer und Frauen.
Der Rheinmetall-Konzern, der früher sein Geld hauptsächlich mit der Produktion von Kriegsgerät verdiente, hat in den vergangenen Jahren die Abhängigkeit vom abnehmenden Rüstungsgeschäft kontinuierlich verringert. Hatte sein Anteil am Umsatz Ende der siebziger Jahre noch 70 Prozent betragen, steuerte es 1991 nur noch zwei Fünftel bei. Die Gruppe tummelt sich unter anderem im Maschinenbau (Jagenberg) und in der Automobiltechnik (Pierburg).
Mit 13 700 Beschäftigten hatten die Düsseldorfer 1991 - jüngere Zahlen liegen nicht vor - rund 3,5 Milliarden Mark umgesetzt.
Kleine FR
Einbrecher kam über den Balkon BAD HOMBURG. Am hellichten Tag kletterte am Donnerstag ein Unbekannter auf den Balkon eines Mehrfamilienhauses im Gluckensteinweg, brach ein Fenster auf und stahl einen Wandteppich, Porzellanteller, Schmuck und Geld. Die Polizei schätzt den Schaden auf einige tausend Mark. Dieb brauchte nur wenige Minuten FRIEDRICHSDORF. Eine Handtasche mit mehreren hundert Mark, Schmuck und Ausweisen stahl am Donnerstag vormittag ein unbekannter Täter aus einem Auto, das auf dem Parkplatz vor dem Friedhof in Burgholzhausen stand. Wie die Polizei mitteilt, nützte der Dieb die kurze Abwesenheit der Fahrerin, um eine Scheibe einzuschlagen und die sichtbar zurückgelassene Tasche an sich zu nehmen. Schaden: etwa 2000 Mark Frauenstammtisch FRIEDRICHSDORF. Frauen, die unter sich über "Frauenkram" reden wollen, können das beim Frauenstammtisch am Mittwoch, 24. Februar, in Garnier's Keller tun.
SCHWALBACH. Die Schwalbacher SPD stellt erneut ihre Kandidatinnen und Kandidaten für das Stadtparlament und den Magistrat vor. Wer sich mit den Sozialdemokraten unterhalten möchte und auch über Themen wie Kinder- und Jugendpolitik, Verkehr, Senioren und Sicherheit diskutieren will, kommt am Freitag, 26. Februar, um 20 Uhr in die Gruppenräume 1 und 2 im Bürgerhaus. Die SPD freut sich auch über Fragen un d Beiträge interessierter Bürger zu anderen politischen Themen. she
"Wenn's sein muß Kappel, aber nicht die ,Republikaner&rquote; wählen"
BAD SODEN. Joschka Fischer zieht. Rappelvoll ist der Saal im Neuenhainer Bürgerhaus, lange bevor Hessens "grüner Minister" auf dem Rednerpodium Platz genommen hat. Wahlkampf unter Faschingsgirlanden. Doch auch ohne "Helau" und "solle mer en reilasse" - der ehemalige "Turnschuhminister" und Rhetorik-Virtuose weiß Polit-Entertainment erster Sahne zu präsentieren: Bonner Bilanz bitter-nachdenklich-bedenklich, kühle Abrechnung und grüne Ausblicke.
Frei nach dem Motto: In Bonn wird der Brühwürfel für die Suppe gemacht, die die Leute vor Ort auszulöffeln haben, verstand er es, den Bogen zur Kommunalwahl zu schlagen und umgekehrt die Bedeutung der einzigen Wahl im Jahr auch für Bonn deutlich zu machen. "Hessen muß sich entscheiden, ob Reformpolitik gewünscht ist, oder alles so weiterlaufen soll bis nur noch der Rotstift regiert."
Daß schon jetzt keine großen Sprünge mehr möglich sind, brachte Bad Sodens grüne Lokal-Matadorin Waltraud Krebsbach-Hess für ihre Kommune auf den Punkt: 100 Millionen Mark Miese lasten auf dem Stadtsäckel, weil jahrelang nur in kurstädtische Luxus-Projekte investiert wurde. Die Ressourcen sind aufgebraucht, Einnahmen sinken - verschärft durch Bonner Steuerpolitik und die Lasten der Einheit. Was die Grüne besonders in Rage versetzt: Vom Steuerzahler werde Solidarität verlangt, während der CDU-Repräsentant, Ex-Bürgermeister Gall, trotz des lukrativen neuen Jobs noch 4500 Mark "Bürgermeister-Rente" einstreicht. Sowas schaffe Frust. Das Stichwort Parteiverdrossenheit war neben dem Leck in der Staatskasse denn auch für den Grünen-Promi Krisenthema Nummer eins. Seine Erklärung klingt jedoch anders als die von Landrat Jochen Riebel (CDU), der jüngst im Kreistag die Grünen wegen ihrer ständigen Kritik an der Regierungspolitik als die "wahren Zündler" beschuldigt hatte: Des Bundeskanzlers geschichtsträchtiger "Rausch der deutsch-deutschen Vereinigung" sei längst dem Kater falscher Versprechungen gewichen. Der Frust richte sich gegen die Bonner Politik, die "wider besseres Wissen ins wirtschaftliche Desaster wies". Geradezu ruinös aber nennt er den Kohl'schen Weg aus dem Schlamassel. Für Hessen und die Kommunen im Rhein-Main-Gebiet hieße der: 700 000 Mark für den öffentlichen Nahverkehr würden ersatzlos gestrichen. Desweiteren solle das Land auf 1,4 Milliarden Mark verzichten, gleichzeitig aber den Regionalverkehr in eigene Regie übernehmen. Und wenn '95 das neue Länderfinanzausgleichsgesetz in Kraft trete, fielen weitere zwei bis vier Milliarden Mark weg. "Schon jetzt haben wir nur 1,4 Milliarden für Wohnungen, Lehrer und Betreuungsangebote zur Verfügung."
Fischers Alternative zu Kohl: "Nicht bei den Sozialleistungen kürzen, sondern umschichten." Sprich Wohnungsbau statt Stadtsanierung und Bürgerhäuser, jede Mark fürs ÖPNV-Netz statt für neue Straßen oder Gesetze gegen Wuchermieten lauten nur einige Ratschläge aus der Grünen-Sanitäterkiste. Was dem Grünen aber vor allem am Herzen liegt: Der Frust dürfe die Wähler nicht in die Arme "Schönhuber'scher Rattenfänger" treiben. Albrecht Kündiger, Kandidat der Kreis- Grünen, blies ins selbe Horn: "Wenn Sie schon nicht die Grünen wählen, dann wenigstens SPD, CDU, FWG - wenn's sein muß auch Heiner Kappel (FDP) - aber bitte nicht die ,Republikaner&rquote;." ana
Tarifkonflikt beendet Der Tarifkonflikt in der holz- und kunststoffverarbeitenden Industrie in Hessen und Rheinland-Pfalz ist für die rund 40 000 Beschäftigten beendet. In Frankfurt einigten sich die Tarifparteien für Hessen auf eine zweistufige Erhöhung der Löhne und Gehälter um insgesamt 4,55 Prozent: ab 1. Februar dieses Jahres um 3,5 Prozent und ab 1. Dezember um ein weiteres Prozent. Das teilte die Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK) mit.
doe FRANKFURT A. M. Der Verkauf von insgesamt 14 500 Wohnungen aus dem Bestand der Volksfürsorge (siehe FR von gestern) ruft den Branchenkritiker Hans Dieter Meyer auf den Plan. Der Chef des Bundes der Versicherten (BdV) verlangt vom Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV) "Prüfung und möglichst detaillierte Auskunft", welche außerordentlichen Erträge durch den Deal geflossen sind. Meyer sieht seine alte Befürchtung bestätigt, daß die Eigentümer der Volksfürsorge die Holding "ausschlachten" und eigentlich den Lebensversicherten zustehende "stille Reserven" - in diesem Fall angeblich eine Milliarde Mark - beiseite schaffen.
Vofü-Vorstand Burkhard Pieper-von Aderkas hatte am Vortag Fragen nach Details des Geschäftes ausweichend beantwortet. Außerordentliche Erträge seien nicht angefallen, mit dem Ergebnis sei er "zufrieden", alles weitere sei eine "Frage nach den stillen Reserven". Ein Firmensprecher präzisiert nun, die Gewinne seien nicht realisiert worden, sondern im Unternehmen verblieben. Die erworbenen Gewerbeimmobilien gehörten der Lebensversicherung: Steige durch die Neuanlage die Rendite, komme dies als Gewinnbeteiligung den Versicherten zugute.
BAD HOMBURG. Den Wahlkämpfern bläst ein eisiger Wind entgegen. Viele Beschäftigte der Bad Homburger Großbetriebe interessiert im Moment überhaupt nicht, was kommunalpolitisch bewegt werden soll. Die Männer und Frauen, die entlang glänzender Fassaden der Bürogebäude zu den Fabriktoren gehen, lassen die Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker mit ihren Flugblättern und Werbebroschüren mit bitterer Miene unwirsch abblitzen, winken ab. Es hagelt wieder Entlassungen im Industriegebiet, Kurzarbeit ist immer häufiger an der Tagesordnung, also weniger Einkommen bei steigenden Ausgaben. 100 Kündigungen bei Vickers, 150 Entlassungen und Kurzarbeit bei LUK-Fahrzeug-Hydraulik, schon wiederholt in diesem Jahr Kurzarbeit und Stellenbesetzungssperre im Daimler-Werk, P.I.V.-Beschäftigte sind schon seit September nicht mehr vollbeschäftigt.
"Die Leute interessiert, was in Bonn gemacht wird, was sie noch alles bezahlen sollen und wieviel Geld ihnen schließlich fürs Leben im Portemonnaie bleibt." So schildern kommunalpolitisch aktive Gewerkschafter und Betriebsräte die Stimmung in den Belegschaften der Betriebe. Bei LUK beginnt am Montag erstmals in der Produktion für 250 Belegschaftsmitglieder Kurzarbeit: Montags fällt die Frühschicht, freitags die Spätschicht aus. Und das voraussichtlich bis April. Die Zwangsverkürzung der Arbeitszeit bringt den Durchschnittsarbeitnehmer im Monat um 120 bis 180 Mark. Das Kurzarbeitsgeld beträgt für die Ausfallzeit 68 Prozent des Nettolohns.
"Lieber so als arbeitslos", kommentierte ein Beschäftigter des Unternehmens seine Zukunft. Und die Gefahr, den Arbeitsplatz zu verlieren, ist groß. Bis zum Jahresende sollen "maximal 150 Stellen abgebaut" werden, sagte das für Personal zuständige Geschäftsleitungsmitglied Hans-Jürgen Hemrich der FR. 600 Beschäftigte gab es noch am Jahresanfang; die Anzahl schrumpft bereits. Geschäftsleitung und Betriebsrat haben für die Arbeitnehmer, die ihren Arbeitsplatz verlieren, einen sogenannten Sozialplan erarbeitet. Zum Teil sind die von Entlassung Bedrohten bereits nahe am Rentenalter und wollen freiwillig vorzeitig in Rente; andere sind erst seit drei oder sechs Monaten im Betrieb und müssen jetzt vorrangig gehen; sie haben noch keinen Kündigungsschutz.
Betriebsrat Wolfgang Pfeiffer begründete diese Neueinstellungen: Noch im November sei nicht abzusehen gewesen, daß es zu so gravierenden Auftragseinbußen kommen wird. Der Betriebsratsvorsitzende: Der Stellenabbau geschehe nicht aus Lust und Laune. Zusammen mit Hans- Jürgen Hemrich hofft Pfeiffer auf das nächste Jahr und eine Stabilisierung der Auftragslage und der Arbeitsplätze.
Die LUK produziert Pumpen für Servo- Lenkungen. Das Unternehmen ist durch die Rezession in der Automobilindustrie betroffen. Unter anderem wird Daimler- Benz beliefert, wo in dieser Woche wegen Kurzarbeit kaum jemand in den Produktionshallen zu sehen war. In dem Bad Homburger Werk des schwäbischen Autoriesen steht die nächste Kurzarbeits- Phase fest: Arbeitnehmervertretung und Geschäftsleitung haben sich nach Aussagen von Betriebsrat Martin Bücher auf einen einwöchigen Block vom 22. bis 29. März im Ventil-Produktionsbereich geeinigt.
Vereinzelt steht noch am 5., 8. und 12. März Kurzarbeit an. "Entlassungen", sagt Bücher, "sind im Moment kein Thema." Allerdings hat sich die Belegschaft in den letzten vier Wochen durch Eigenkündigungen und Todesfälle um zehn reduziert. Neueinstellungen gab es dafür nicht. Im Moment sind bei Daimler von der Kurzarbeit über die Hälfte der 783 Beschäftigten (ohne Auszubildende) betroffen: 418 Frauen und Männer aus den Produktionsabteilungen müssen zeitweilig zwangsweise zu Hause bleiben. Es sei nicht auszuschließen, befürchtet der Betriebsrat-Sprecher, daß die Kurzarbeit noch zunehmen werde.
100 Kündigungen gehen seit Jahresanfang wegen Rationalisierung und Abteilungsauslagerungen ins Ausland auch bei Vickers-System raus (die FR berichtete). Der dortige Betriebsratsvorsitzende Wilhelm Braun schließt weitere Änderungen in der Betriebsstruktur durch die amerikanische Firmenführung nicht aus. Konkrete Anhaltspunkte habe er jedoch nicht, sagte Braun.
Der Mitteilung des Arbeitsamtes zufolge hatten bis Ende Januar 42 Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. Fast 2500 Arbeitnehmer/innen bekamen weniger Lohn - gegenüber dem Vorjahreszeitraum 1000 Kurzarbeiter/innen mehr. Und mit den Beschäftigten von LUK werden es noch mehr werden.
"Bei uns sieht es nicht viel anders aus als überall", gab eine Beschäftigte der P.I.V. Antrieb Werner Reimers GmbH zu. Informationen zufolge werden Stellen allmählich abgebaut; Kurzarbeit ist Praxis. Detailliertere Informationen oder nur eine Bestätigung durch den Personalchef bekam die FR nicht. off
Die CDU im Landtag hat den für den Rhein-Main-Flughafen politisch verantwortlichen hessischen Wirtschaftsminister Ernst Welteke aufgefordert, ausführlich über die Maßnahmen zur berichten, die zur Verbesserung der Sicherheit auf dem Airport eingeleitet worden sind.
Der wirtschaftspolitische Sprecher der Union, Wilhelm Küchler, warf Welteke vor, die Sicherheitsprobleme, die sich mit der Entführung des Lufthansa-Airbus nach New York gezeigt hätten, "in unverantwortlicher Weise heruntergespielt" zu haben. gang
Kleine FR
Abfuhr der gelben Säcke später OBERURSEL. In der Fastnachtswoche vom 22. bis 27. Februar verschieben sich die Abfuhrtermine des gelben Sacks jeweils um einen Tag. Erster Abfuhrtermin ist Dienstag, 23. Februar. Die Säcke müssen ab 6.30 Uhr bereitgestellt werden. Spende für Selbsthilfegruppe OBERURSEL. Die Mitarbeiter der Alten Leipziger haben der Frankfurter Selbsthilfegruppe für Cystische Fibrose in Frankfurt rund 15 500 Mark gespendet. Der Erlös stammt aus einer Tombola. Im Großraum Frankfurt leiden mehr als 500 Menschen unter der Stoffwechselkrankheit.Bahnhof hat neue Öffnungszeiten KÖNIGSTEIN. Der Fahrkartenschalter im Bahnhof hat neue Öffnungszeiten: er ist ab sofort von 6.50 bis 10.45 Uhr und von 11.45 bis 15.40 Uhr offen. Fachtagung über Betreuungsgesetz OBERURSEL. Der Verein zur Betreuung Volljähriger (VBV) lädt für Montag, 1. März, 9.30 bis 16 Uhr, zu einer landesweiten Tagung "Betreuungsrecht in der Praxis" in die Stadthalle ein. Anmeldung bis 22. Februar unter Tel. 0 61 72 / 7 97 36.
"Eine plötzliche Anhebung der Spritpreise auf vier oder fünf Mark würde einen Schock auslösen, den niemand wünschen kann", sagt Klaus Töpfer. Seite 7.
Glauburg: Kein Geld
GLAUBURG. Aus Geldmangel wird die Jugendpflegerin Sabine Schulz-Zacharias zum 1. April entlassen. Das beschlossen die Gemeindevertreter während ihrer Haushalts-Beratung in Glauberg. Die Jugendclubs in Glauberg und Stockheim sind bereits geschlossen. Bürgermeister Eberhard Langlitz will nach eigenen Angaben einen Zivildienstleistenden anfordern, der "hin und wieder nach dem Rechten sieht". Langlitz (SPD) bedauerte, daß im 9,3-Millionen-Haushalt der Gemeinde kein Geld für die Planstelle der Jugendpflegerin übrig sei. Der Jugendclub-Vorstand (den Langlitz nach eigenen Angaben nicht kennt) habe sich bisher nicht bei ihm beschwert. Rund 130 Jugendliche zwischen zwölf und 20 Jahren sind nach Angaben der Jugendpflegerin in Stockheim von der Kürzung betroffen. In Glauberg falle die Jugendarbeit für 79 Zwölf- bis 15jährige aus. nes
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse startete gestern mit deutlich höheren Notierungen. In der ersten Handelsstunde kletterte der Dow- Jones-Index um 17,56 Punkte. Tags zuvor hatte der "DJ" mit 3312,19 (plus 2,70) Punkten geschlossen.
Abwärts ging es hingegen in Japan. Der Nikkei-Index fiel in Tokio um 27,49 auf 16 982,14 Zähler.
doe FRANKFURT A. M. Der Streit über die Wirksamkeit von vor dem 1. Januar 1991 geschlossenen Versicherungsverträgen mit zehnjähriger Laufzeit kommt nun endgültig vor den Bundesgerichtshof. Der Branchenprimus Allianz und die Bayerische Versicherungsbank sind gestern in zweiter Instanz vor dem Münchner Oberlandesgericht unterlegen. Wie schon das Landgericht, so befand auch der nächsthöhere Kadi die Fesselung der Kunden an Hausrat-, Unfall oder Haftpflichtpolicen mit einer vorgedruckten Vertragsdauer für unwirksam (Aktenzeichen: 29 U 4048/92 und 29 U 4100/92). "Wir halten die Entscheidung nicht für gerechtfertigt und werden in die Revision nach Karlsruhe gehen", kontert Allianz- Sprecher Emilio Galli-Zugaro.
Der Verbraucherschutzverein Berlin (VSV), der den Prozeßmarathon gegen 25 Gesellschaften angestrengt hat, sieht gleichwohl die Position der Assekuranzkunden "erheblich gestärkt". Erst ein einziges Mal - im April 1990 - hatten die Konsumentenschützer vor einem Oberlandesgericht gesiegt. Die unterlegene Arag-Versicherung hatte die Revision zurückgezogen - offenbar, um eine Niederlage in Karlsruhe mit den Konsequenzen für die Branche zu vermeiden.
Atomkraftgegner aus Frankfurt, Darmstadt und Wiesbaden haben am Donnerstag auf dem Flughafen gegen Atomtransporte auf dem Luftweg protestiert. Mehrere hundert Transporte radioaktiver Materialien verlassen nach Angaben der Demonstranten jährlich Frankfurt. Der Protest richtete sich besonders gegen den Transport von Plutonium. Bei einem Flugzeuabsturz sei ein auf "Tausende von Jahren unbewohnbares Rhein-Main-Gebiet" zu befürchten.
Die Demonstration fand in der Abflughalle vor den Schaltern von British Airways statt, in deren Maschinen radioaktives Material zur englischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield gebracht wurde.
SCHWALBACH. Mit heißem Äppelwoi und Apfelsaft wirbt die Unabhängige Liste (UL) am heutigen Samstag nicht nur um Wählerstimmen, sondern auch für ihre Aktion, in Schwalbach die selten gewordenen Speierlinge zu pflanzen. Zwischen 10 und 12 Uhr stehen die Vertreter der UL auf dem Marktplatz im Limes und vor dem Historischen Rathaus im alten Ort.
Am 26. Februar starten die Unabhängigen am Nachmittag ihr Wahl-Quiz und nehmen Wetten zum Wahlausgang entgegen. Besonders gespannt dürften die Politiker auf die Vorhersage des Marokkaners Abderrahman Laabdallaui sein. Vor vier Jahren hatte der Schüler das Wahlergebnis genau vorhergesagt. she
1293 erstmals erwähnt: Merzhausen feiert den 700. Geburtstag Zum Jubiläum in dem heutigen Usinger Stadtteil gibt es eine Heimatchronik und Veranstaltungen übers ganze Jahr
Erstaunt nahm FR-Leser Alfred Distler zur Kenntnis, daß die Maingas AG ihre Preise für den Hausanschluß einer Gasheizung zum Jahresbeginn um 14 Prozent erhöht hat. Der Hausanschluß für eine Heizung mit elf Kilowatt (Kw) koste künftig knapp 3000 Mark, hatte die Maingas AG im Januar bekanntgegeben. Distler, der sich in Harheim selbst einen Anschluß legen lassen wollte, sollte jedoch mehr als 5000 Mark zahlen. Die Modernisierungsbeihilfe des Versorgungsunternehmens in Höhe von 250 Mark falle dabei kaum ins Gewicht. Daß der Preisunterschied zustande komme, weil seine Heizung mit 15 Kw etwas leistungsfähiger sei, konnte Distler sich nicht vorstellen. Ihn wunderte vor allem, daß er 2100 Mark als Baukostenzuschuß bezahlen sollte. Wegen der unerklärlichen Differenzen verlangte er Aufklärung von der Maingas AG und forderte schon mal vorbeugend, daß das Unternehmen "künftig sachlich richtig und fair informiert".
Das habe man auch getan, versicherte Maingas-Sprecher Joachim Schwantje. Die Informationen zur Preiserhöhung seien "weder falsch noch irreführend". Nur seien Fälle, wie sie Distler geschildert habe, "die berühmte Ausnahme von der Regel". In Distlers Haus müsse nicht nur die übliche Verbindung von der Straße zum Haus hergestellt werden, erklärte Schwantje. Die Versorgungsleitung habe um 20 Meter verlängert werden müssen. Deshalb auch der hohe Baukostenzuschuß. Nach dem neuen Tarif berechnet die Maingas AG normalerweise 30 Mark pro Kw. Wenn jedoch die Versorgungsleitung verlängert werden muß, wird der "tatsächliche Aufwand" zugrundegelegt. Denn für das Versorgungsunternehmen, so Schwantje, sei das "eine sehr teure Geschichte". Aus diesem Grund müsse Distler 2100 Mark beisteuern. Generell gilt: Mit höheren Kosten für ihren Anschluß müssen die Bewohner jener Straßen rechnen, in die die Maingas AG mit ihren Leitungen noch nicht vorgedrungen ist. vo
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Leitartikel Schrumpfbranche Stahl Seite 3
Mauerschützen-Prozeß DDR-Hauptmann freigesprochen Seite 4
Feuilleton Die neuen Wochenzeitungen Seite 8
Medienrundschau Kirch sucht neue Kanäle Seite 11
Dokumentation Staat als Beute der Parteien Seite 12
Frankfurt Bäume fallen für Autobahn Seite 19
Hessen Computer beobachtet Blitze Seite 28
Aus aller Welt "Stunksitzung" in Köln Seite 30
Fernsehen und Funk Seiten 10/11
Freie Aussprache Seite 14
Börse Seite 16
Roman Seite 17
Filmspiegel Seite 26
ESCHBORN. Am Samstag gehören die Eschborner Straßen den Narren. Die werden sich um 13 Uhr an der Rödelheimer / Ecke Oberurseler Straße aufstellen. Um 14 Uhr ziehen sie dann über die Kurt- Schumacher-Straße, Unterortstraße, Götzen- und Hauptstraße bis zur Kronberger Straße. Hinter dem Bahnübergang wird sich der Zug dann schätzungsweise gegen 17 Uhr wieder auflösen. Die Stadtverwaltung bittet die Anwohner der Zugstrecke, ihre Autos am Samstag nicht entlang der Straße zu parken, damit der Zug reibungslos durchrollen kann.
Die Geschäftsleute werden hungrige und durstige Zuschauer mit Speisen und Getränken versorgen. Die Unterortstraße in Eschborn und die Hauptstraße zwischen Steinbacher und Georg-Büchner- Straße werden in Niederhöchstadt bis etwa 19 Uhr komplett gesperrt sein. Denn da schunkeln die Narren zur Musik im Straßenkarneval. she
HOCHHEIM. Auch die Kinder in der Kindertagesstätte und im Hort an der Danzinger Allee bekommen jetzt frisch zubereitetes Essen und müssen nicht mehr mit aufgewärmter Tiefkühlkost vorlieb nehmen. Nachdem ein viermonatiger Versuch in der Kindertagesstätte am Breslauer Ring von Kindern, Eltern und Erzieherinnen nur positive Resonanz gebracht hatte, beschloß der Hochheimer Magistrat auch in den beiden anderen Einrichtungen die Umstellung.
Zwei Hausfrauen, die als Halbtageskräfte eingestellt sind, arbeiten für jede Woche Speisepläne aus und achten auf eine ausgewogene, vollwertige Ernährung der Kinder - also Vollkornnudeln und viel Gemüse. "Aber es soll auch mal geben, was sich die Kinder wünschen", kündigt Bürgermeister Harald Schindler (SPD) ein Mitspracherecht der kleinen Esser an.
Gleichzeitig wurden die Essenspreise neu geregelt. Gerechter - wie Schindler meint: Bisher zahlte jedes Kind 30 Mark Monatspauschale, auch wenn es nicht im Kindergarten aß, und für jede Mahlzeit zusätzlich drei Mark. Jetzt gibt es keine Pauschale mehr; die Preise sind gestaffelt. Wer seltener in der Kindertagesstätte ißt, zahlt am meisten, nämlich 6,50 Mark pro Mahlzeit. ege
Frankfurt und Heddernheim Zug um Zug Vor der Innenstadt-Gaudi laufen die "Käwwern" schon auf vollen Touren Von unserem Redaktionsmitglied Lothar Vetter
Der sich an Chiles Sandstrand in Badehose erholende Erich Honecker, die (Sieges-) Palme in Händen, lacht sich ins Fäustchen: Es darf über die juristische Entscheidung geschmunzelt werden.
Auch Theo Waigel steht, was man nicht allen Politiker nachsagen kann, (noch) aufrecht da. An den Augenbrauen sollst Du ihn erkennen! Er wirft, eher müde, Mark um Mark ins bodenlose Faß der Deutschen Einheit. Doch vorne in der Halle entsteht, zu dröhnender Rockmusik, ein drittes, geradezu umwerfendes Meisterwerk: Zwar ist vorläufig nur das Grundgestell aus Dachlatten mit darübergenageltem Hasendraht zu sehen, doch läßt sich plastisch-deutlich erkennen, daß ein vollbusiges Weib draus wird. Wer, verrät Nandor nicht. Die englische Diana kann's so wenig sein wie die arg gebeutelte Königinmutter. Nun, man / frau wird's am Dienstag sehen. Dann ist es soweit im Frankfurter Stadtteil Heddernheim - wenn die "große", die Frankfurter Fassenacht mit dem ihrem Umzug längst gelaufen ist. Dann steht "Klaa Paris" wieder kopf: Jener enge, noch einigermaßen gemütliche Stadtteil, in dem die "Heddemer Käwwern" leben, wo sich wieder hundertausend Menschen in den engen Gassen drängen, greifbar nah am Geschehen.
Szenenwechsel. In der kleinen Pinte um die Ecke sitzt ein "aaler Heddemer Bub", Handwerker von Beruf, am Tresen. Genehmigt sich nach des Tages Müh ein Bier. "Heut hat mich de Chef gefracht, ob ich diesmal widder drei Daach wegbleib&rquote;", lacht er. Nein, den Montag arbeitet er noch. Aber Dienstag - "da wern die Sorge vergesse". Da bleiben daheim "alle vier Fenster auf", weil Freunde und ihre Frauen den Zug bewundern wollen. "Die Heizung wird abgedreht, sonst heizt die sich ja rapplisch!" Vier Kästen Bier und Cola stehen bereit.
Kritisch sehen er wie der Wirt selbst wieder dem Einfall mancher Süd-Frankfurter auf das andere Ufer des Grenzflusses Nidda entgegen: "Da kommen viele schon mittags und sind zu bis obenhin!" Deshalb, so haben die Wirte ihre Erfahrungen, "bleiben hier die Kneipen auch zu bis nach Ende des Zugs. Und um 18 Uhr kommen unsere ruhigeren Stammgäste, essen und trinken", sagt der Gastronom. Und der Mann vorm Tresen umreißt mit einem Satz die gesamte Philosophie der traditionellen Stadtteil-Fassenacht: "Wir Heddemer wisse, wie weit mer zu gehe hawwe!"
Dietmar Pontow, Zuggemeinschafts- Vorsitzender, schätzt die Zugkosten diesmal auf 100 000 Mark oder erstmals sogar darüber. 28 000 Mark gibt die Stadt, der Rest ist Vereins- und bürgerliches Engagement. Sammelbüchsen stehen in allen Läden und Geschäften. "Da wirft jeder zehn oder 20 Mark hinein, auch, wenn die Elferräte vor dem Zugbeginn nochmal ,Lach-Steuer&rquote; abkassieren!"
Es wurden diesmal auch Aktien für den Zug ausgestellt. "Einige sind zwischen 250 und tausend Mark schon dabei", freut sich Pontow.
(Siehe auch "Kohl holt Flaschen . . ." auf Seite 18)
DREIEICH. Damit die Narren an den feuchtfröhlichen Tagen ihr Auto stehen lassen, fahren die Busse zum Nulltarif. Das Angebot gilt heute, 20. Februar, von 18 Uhr bis Ultimo. Am Sonntag, Montag und Dienstag wird schon von 11 Uhr an kein Fahrgeld mehr verlangt. dac
LANGEN. Die Wassergasse in der Altstadt wird nun doch nicht asphaltiert. Obwohl sich das Stadtparlament nach jahrelangem Hin und Her und immer neuen Beschwerden der Anlieger vor gut einem Jahr dazu durchgerungen hatte, das Pflaster aus Natursteinen herauszureißen, bleibt es erhalten. Nach Mitteilung des Magistrats werden die lockeren Steine nur verfugt.
Erneute Gespräche mit den Anliegern haben diese Lösung laut Magistrat möglich gemacht. Einziger Vorbehalt: Im Frühjahr wird erst ein Test mit dem von einer Fachfirma angebotenen Verfahren gemacht, um zu prüfen, ob ihr Angebot hält, was es verspricht.
Bis 1982 war die Wassergasse asphaltiert. Dann wurde sie für 345 000 Mark umgestaltet, um der Gasse mehr Flair zu geben. Doch das schöne Pflaster war eine Quelle ständigen Ärgers. Das Bauamt klagte über eine "Dauerreparaturstelle"; die Geschäftsleute, die nur noch von einer "Stolpergasse" sprachen, sahen ihre Kunden schwinden.
Ein Asphaltbelag hätte 155 000 Mark gekostet. Weitere Nachteile laut Magistrat: mehr Autos, höhere Geschwindigkeiten und weniger Parkplätze. Die Alternative kostet rund 80 000 Mark. 1550 Quadratmeter Fläche sollen nach einem speziellen Verfahren verfugt werden. "Die Oberfläche dürfte allen Absätzen - also auch Stöckelschuhen - gerecht werden", hofft der Erste Stadtrat Klaus-Dieter Schneider (CDU).
Die Absprache mit den Anwohnern kam Ende Januar zustande. Dabei trugen sie einige Änderungswünsche vor. So wollen sie beispielsweise, daß Radler die Gasse in beiden Richtungen benutzen können. Der Magistrat will diesen Vorschlag im Mai von Verkehrsexperten prüfen lassen. dac
&blt; Literatur ohne Leser?
Im Café im Mousonturm (Waldschmidtstraße 4) ist am morgigen Sonntag um 17 Uhr eine Diskussion mit dem Titel "Literatur ohne Leser? Perspektiven der Frankfurter Verlagslandschaft". Es diskutieren Gottfried Honnefelder, Klaus Schöffling, Vito von Eichborn und Hilmar Hoffmann. &blt; Kammermusik im Finkenhof Im Frankfurter Finkenhof in der Finkenhofstraße ist am morgigen Sonntag wieder ein Matinee-Konzert der Kammermusikreihe des Radio-Sinfonie-Orchesters. Die Pianistin Katharina Miesen wird zusammen mit Orchestermitgliedern Werke von Elgar und Schubert spielen. Beginn um 11 Uhr. &blt; Kaffeehaus-Konzert in der Oper In der Oper Frankfurt ist am Sonntag um 11 Uhr wieder ein Konzert der Reihe "Kammermusik im Foyer", diesmal mit Operettenmelodien. Das Motto lautet: "Das Leben liri, lari, lump - ist nur ein Pump!" Es spielt das Salonensemble der Oper, es singen die Pasacarettes Sisters. Die Oper bietet auch "Speis und Trank". &blt; Porträtkonzert: Mendelssohn Im Kurhaus Bad Soden ist am morgigen Sonntag ein Porträtkonzert mit Werken von Felix und Fanny Mendelssohn, dazu wird eine Collage aus Texten über die Geschwister Mendelssohn vorgetragen. Es spielt das Tsiaj-Trio aus Essen. Beginn 19.30 Uhr. Das nächste Konzert, das die Gesellschaft der Musikfreunde Bad Soden veranstaltet, ist ein Oratorienkonzert am 28. März. &blt; Zauberzirkus im Gallustheater Für Kinder ab drei gibt es im Frankfurter Gallustheater, Krifteler Straße 55, am heutigen Samstag um 15 Uhr Zaubinellis Zauberzirkus mit "Hexenzauber". &blt; Tanz im Titania Tanzbegeisterte jeden Alters können am heutigen Samstag ab 20 Uhr im Bürgerhaus Titania in Bockenheim tanzen gehen, zu Oldies, Beat, Walzer, südamerikanischen Rhythmen. &blt; Max Beckmann in Frankfurt Am Sonntag um 14 Uhr beginnt eine Stadtführung der "Kulturothek", die sich mit Max Beckmanns Zeit in Frankfurt beschäfigt. Am Sonntag drauf, 28. Februar, geht es um die "Skyline" und ihre Bauten. Anmeldung: (069) / 61 48 31. &blt;"Der Tangospieler" Das Kommunale Kino zeigt in seiner Reihe "Zum erstenmal in Frankfurt" am Samstag um 20.30 Uhr und am Sonntag um 17.30 Uhr Roland Gräfs 1991 entstandenen Film "Der Tangospieler", der auf einem Roman von Christoph Hein basiert.&blt; Jazz-Konzerte Im Frankfurter Jazzkeller (Kleine Bokkenheimer Straße 18a) gastiert am Samstag das Christoph Sänger Trio. Konzertbeginn 22 Uhr. Im Jagdhofkeller in Darmstadt (Bessunger Straße 84) spielt am Samstag die Prowizorka Jazz-Band Dixieland, Swing und Klassik. Einlaß 20 Uhr, Beginn 21 Uhr. &blt; Brasilianische Musik Die schwedische Gruppe "Agora" spielt schon seit vielen Jahren brasilianische Musik. Am heutigen Samstag (20 Uhr) sind sie in der Brotfabrik in Frankfurt- Hausen zu Gast. Nach dem Konzert ist Disco. &blt; Zeichnen lernen Das Frankfurter Frauenkulturhaus (Am Industriehof) bietet einen Zeichen- Kurs an für Frauen, die denken, sie könnten nicht zeichnen, es aber immer schon mal ausprobieren wollten. Anmeldungen bis Mittwoch, 24. Februar, unter (069) / 70 10 17. &blt; Führungen der Frankfurter Museen Das Städel bietet am heutigen Samstag um 11 Uhr eine Führung an zum Thema "Komödie und Wirklichkeit - Watteau und Longhi", am Sonntag ist im Städel diesmal keine Führung. Das Museum für Moderne Kunst (Domstraße 10) veranstaltet eine Führung zum Thema "Bild und Geschichte", das Museum für Völkerkunde (Schaumainkai 29) eine Führung durch seine Ausstellung "Mythos Maske", das Liebieghaus (Schaumainkai 71) zum Thema "Die Erzählung des mittelalterlichen Bildwerks" und das Museum für Vor- und Frühgeschichte (Karmelitergasse 1) zum Thema "Lebenslauf eines Bürgers der Römerstadt Nida". Diese Führungen sind alle am Sonntag und beginnen um 11 Uhr.
KELSTERBACH. In Kelsterbach ist alles ganz anders - auch vor der Kommunalwahl 1993. Das gilt für die im Gegensatz zu anderenorts klaren politischen Mehrheitsverhältnisse ebenso wie den sagenhaften Reichtum mit rund 40 Millionen Mark Rücklagen, während andere Kommunen am Bettelstab nagen. Oder für den vielgerühmten Kelsterbacher Gemeinschaftssinn mit hoher Vereinsdichte und die personelle Kontinuität an der Rathausspitze mit dem seit 31 Jahren amtierenden Bürgermeister Fritz Treutel.
In der 15 000-Seelen-Kommune am Untermainbogen müßte am 7. März schon ein Erdrutsch passieren, wenn es zu tiefgreifenden Veränderungen kommen sollte. Seit über 40 Jahren regiert die SPD mit absoluter Mehrheit. Zusammen erreichen die beiden Oppositionsparteien CDU und WIK nicht einmal 40 Prozent und haben es ziemlich schwer.
Ob der FDP bei ihrem neuerlichen Versuch diesmal die Rückkehr ins Parlament gelingt - nach über 15 Jahren - das ist bei einer Ausgangsbasis von 2,3 Prozent bei der zurückliegenden Wahl sehr fraglich. Politisch in Erscheinung getreten sind die Liberalen in den zurückliegenden vier Jahren kaum.
Jede Form neuer Regierungsbildung scheint ohne die SPD in Kelsterbach nicht machbar. Sie deckt bis weit in die politische Mitte das Wählerfeld ab. Ihr innerparteilicher Kurs in der Landespartei wird dadurch markiert, daß ihre lokalen Spitzenleute zu den schärfsten Kritikern rot-grüner Zusammenarbeit zählen. Da haben es bürgerliche Parteien schwer mit der Profilierung. Vielen gilt genau dies als Erfolgsgeheimnis der Kelsterbacher Genossen, und dazu kommt noch ihr über die Parteigrenze hinaus populärer Bürgermeister Fritz Treutel, dienstältester Rathauschef im Kreis.
Eine Besonderheit bietet die Kommunalwahl 1993 in Kelsterbach immerhin: Es ist wohl die letzte, bei der Fritz Treutel als Bürgermeister auf der SPD-Bewerberliste auftaucht. Denn 1997 scheidet er wegen Erreichens der gesetzlichen Altersgrenze als Bürgermeister aus, will danach aber weiterhin ehrenamtlich in der Kommunalpolitik tätig sein.
Kelsterbach hat darüber hinaus weitere Eigenheiten: So wird am 7. März etwa jeder dritte Einwohner nicht zur Wahlurne gehen können. Über 30 Prozent der Bürgerschaft sind nämlich Ausländer - hessenweit die höchste Quote. Dennoch gestaltet sich das Zusammenleben am Ort ziemlich unproblematisch. Wirtschaftliche Prosperität, niedrigste Arbeitslosenquote im ganzen Kreis Groß- Gerau und nach wie vor kräftige Steuereinnahmen lassen bei vielen trotz bundespolitischer Mahnzeichen derzeit noch keine großen Existenzängste aufkommen.
Darüber hinaus wurde in den vergangen vier Jahren das Gemeinwesen kontinuierlich weiterentwickelt, wurden wichtige Projekte wie der Bau des Altenpflegeheimes und die Verkehrsberuhigung auf den Weg gebracht. Die SPD meint, alles sei wohl durchdacht, habe deswegen vielleicht auch etwas länger gedauert - CDU und WIK dagegen beklagen Fehler und Verzögerungen.
In der nächsten Legislaturperiode stehen viele der planerisch begonnenen Projekte zur Realisierung an. Eine wichtige Zukunftsaufgabe bleibt der Bau preislich erschwinglicher Wohnungen - es gibt rund 400 Wohnungssuchende am Ort.
Wenn jetzt kurz vor dem karnevalistischen Endspurt bis Aschermittwoch die angeblich fünfte Jahreszeit anbricht, dann satteln die Kelsterbacher im Vorfeld des Kommunalwahltages vom 7. März noch eine sechste Jahreszeit drauf: die Zeit der Spatenstiche, Einweihungen und Shake-hands.
Der Auftakt wurde bereits gemacht mit einem offiziellen Anbuddeln durch Bürgermeister Fritz Treutel für 25 neue Wohnungen der Gemeinnützigen Baugenossenschaft (GBK) im "Länger Weg". Von dem 5,8 Millionen-Mark-Projekt, das in rund 15 Monaten fertiggestellt sein soll, übernimmt das Land etwa drei Millionen, die Stadt 2,1 und der Rest wird durch Fremdmittel aufgebracht. Geplant sind 15 Drei-, sechs Zwei-, drei Fünf- und eine Eineinhalb-Zimmer-Wohnung; für Alleinerziehende, kinderreiche Familien und junge Ehepaare. Die Erdgeschoßwohnungen sind behindertenfreundlich geplant.
Dem pressewirksamen Spatenstich folgte ein Festschmaus auf winterlich freiem Feld mit Hessens Nationalgericht Rippchen und Kraut. Nein, das alles habe nichts mit Wahlkampf zu tun, versicherte GBK-Vorstandsmitglied Philipp Schröder treuherzig. Dieser Termin sei allein darauf zurückzuführen, daß man stolze neun Monate auf die Baugenehmigung habe warten müssen.
In den kommenden Tagen werden die Kelsterbacher reichlich Gelegenheit haben, sich auf solch diskreten Charme des Kommunalwahlkampfes '93 einzustellen. Politiker-Auftrieb ist am Sonntag, 28. Februar, bei der Einweihung des erweiterten Kindergartens der evangelischen Christuskirchengemeinde. Am Vortag wird für den Neubau des Alten- und Pflegeheimes "Haus Weingarten" der erste Spatenstich vollzogen - gemeinsam von SPD-Bürgermeister Treutel und seinem Lieblings-Christdemokraten, dem CDU- Ehrenvorsitzenden Hermann Steinbrech.
MÜHLHEIM / OFFENBACH. Ein Kriminaloberkommissar, der in Offenbach arbeitet und in Mühlheim wohnt, hat - da seine sechsjährige Tochter an der Atemwegserkrankung Pseudokrupp leidet - einen Anspruch darauf, in eine für sein Kind klimatisch verträglichere Region versetzt zu werden. So lautet eine Entscheidung des Gießener Verwaltungsgerichts.(Bericht auf der Hessenseite)
"Die Hauptstadt muß anfangen", sagt Planungssenator Volker Hassemer. Vor anderthalb Jahren hat sich der Bundestag für Berlin als Regierungssitz entschieden, im Prinzip. Am heutigen Freitag fällt der eigentliche Startschuß: Der "Internationale Ideenwettbewerb" zur Gestaltung des Reichstags und des davorliegenden Spreebogens wird entschieden. Bundesbauministerin Irmgard Adam- Schwätzer gibt das Ergebnis bekannt. Es ist vollbracht.
Immerhin: Mit Fug und Recht ein Jahrhundertereignis findet statt. Noch nie hat eine Hauptstadt die Chance und Bürde gehabt, in ihrer Mitte, auf (mauerbedingtem) Brachland das Zentrum erst als Schlußstein zu setzen. Noch nie hat es einen derartig gewaltigen Wettbewerb gegeben. Spricht man mit Planern, fällt ihnen allenfalls die Ende der 50er Jahre im Hochland auf die Wiese plazierte brasilianische Hauptstadt Brasilia als Objekt der planerischen Begierde ein. Die Berliner Herausforderung ist komplizierter. "Das künftige Parlamentsviertel soll sich in den Stadtorganismus einfügen", heißt es in der Ausschreibung; Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth hat in ihrem Vorwort präzisiert, "daß die Bauten des Deutschen Bundestages nicht von den urbanen Chancen der Metropole Berlin abgeschnitten werden dürfen".
1913 Architekten aus aller Welt, bis hin nach Australien und den Bahamas, haben die Unterlagen angefordert. Das Jahrhundertereignis ist Weltereignis: Nicht jeder, der die 200seitige Ausschreibung in Händen hat, hat um das Preisgeld von 160 000 DM gekämpft. "Wir wollen einfach wissen, wer Ihr Deutschen seid, jetzt da Ihr vereint und mächtig seid", bekennen weitgereiste Städtebauer. Sie haben von vorneherein ihr Augenmerk nicht nur auf das eher rechnerische Puzzlespiel gerichtet, wie auf 62 Hektar Ödland, auf dem nur noch der Reichstag und einsam die Schweizerische Gesandtschaft stehen, das Parlament mit seiner außerordentlichen Büroflächenanforderung von 185 000 Quadratmetern, das Bundeskanzleramt (18 600 Quadratmeter), die Bundespressekonferenz (18 000 Quadratmeter), der Presseclub (1600 Quadratmeter), nördlich der Spree im Moabiter Werder die Abgeordnetenwohnungen und vorsorglich eine Vorratsfläche für den Bundesrat einander gefällig zugeordnet werden. Sie suchen auch die Idee, mit der die Deutschen die "historische Chance" nutzen, jenes abgeräumte Areal zu gestalten, das unter Wilhelm I. als preußischer Exerzierplatz diente, damals noch vor den Toren der Stadt, auf dem Albert Speer unter den Nationalsozialisten das größte "Haus der Welt" errichten wollte. Kurz, sie suchen der neuen "Weltmacht" Deutschland am Beispiel ihrer Hauptstadtplanung quasi aus der Hand zu lesen. So gesehen, ist der städtebauliche Wettbewerb eine politische Herausforderung ersten Ranges.
Mancher der Juroren, die eigentlich zu striktem Stillschweigen verpflichtet sind, hat in den letzten Tagen schon einmal durchblicken lassen, eigentlich fühle er sich überfordert. Das liegt nicht nur an den 836 letztlich eingereichten Entwürfen, von denen das Preisgericht im Januar in einer ersten Runde 800 ausgesondert hat, darunter so manche gigantomanische oder skurrile "Lösung"; die Menge hat's nicht gebracht. Wer das 1800 Seiten umfassende geheime Handbuch mit den Entwurfsbeschreibungen einmal durchgeblättert hat, wird in der Tat kaum mehr als jene drei Dutzend Modelle gefunden haben, über denen die Jury seit Anfang der Woche abschließend gebrütet hat und die leidlich der Ausschreibungs- forderung nach Urbanität und Verflechtung mit dem Umfeld gerecht werden - die bescheidensten am überzeugendsten.
"Das Ganze gleicht einer Papstwahl", meint einer der übermüdeten Juroren, bei der freilich kein Kandidat restlos überzeuge. Wenn, wie geplant, im nächsten Monat die Preisträger in Bonn ausgestellt würden, sozusagen zur freien republikanischen Auswahl, würden wohl ein halbes Dutzend Varianten im Angebot für das pp. Publikum sein.
Was manchen der Preisrichter mehr Kopfzerbrechen bereitet hat als die Urteilsfindung über die Anordnung von Baumassen: Wie hätten's die Deutschen wohl gerne? Sollen wir den gordischen Knoten für Euch lösen? Denn Bundestagsbeschluß von 1991 hin, Bundestagsbeschluß her: Die ostelbische alte und neue Hauptstadt ist ja noch immer im Streit. Fast täglich sind im Vorfeld der Wettbewerbsentscheidung über die Spreebogenbebauung zwischen Bonn und Berlin, in den letzten Tagen besonders, die Statements wie Pingpongbälle hin- und hergeflogen. Abgeordnete vom Rhein wollen den "teuren Umzug" zum Thema des Bundestagswahlkampfes machen, das Bundesbauministerium plant für den designierten Sitz der Exekutive, die Spreeinsel rings um den Palast der Republik und das Kronprinzenpalais des Bundespräsidenten einen gewaltigen Kahlschlag, als wolle es sich an Berlin rächen für die "falsche" Parlamentsentscheidung. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen hält dagegen, daß ein möglichst zügiger Umzug an die Spree eine Eigendynamik für die Entwicklung in den neuen Ländern entfalten werde. Motto: Wat mut, dat mut . . .
Die Grundsatzentscheidung des Bundestags vom 20. Juni 1991 ist längst aus heeren Höhen zur Kostenfrage degeneriert. Die Kostenfrage aber ist eine Frage des Selbstverständnisses: Wir bauen, wie wir sind. Die Hauptstadt wird ein deutscher Spiegel sein. Internationale Juroren sind damit überfordert. Dies zeigt sich am Beispiel des Wettbewerbs über den Umbau des Reichstags, dessen Ergebnis ebenfalls an diesem Freitag bekanntgegeben wird; die Parforcejagd der Hauptstadtplanung wird ja immer hektischer. Bonner Parlamentarier haben im Vorfeld eine Entkernung des Wallotbaues, eine Drehung des Plenarsaals in eine andere Richtung und wer weiß noch was gefordert, am liebsten gülden. Prompt haben manche Architekten die Totaloperation zur Richtschnur auserkoren, keiner ist auf den Gedanken gekommen, die Funktionsfähigkeit lasse sich vielleicht schon dadurch herstellen, daß man bloß das der Berliner Mauer zum Opfer gefallene Osttreppenhaus (Kaiseraufgang) wiederherstellt und in den oberen Etagen des Reichstags eine bessere Verbindung zwischen den Büros herstellt. Kein Architekt hat den Mut zur Bescheidenheit gehabt, zum Leidwesen ziemlich verzweifelter Juroren; eine Zangengeburt an Entscheidung ist an diesem Freitag zu besichtigen. Wieviel Aufwand ist aber der vereinigten Republik nun angemessen? Dies ist eine politische Entscheidung, nicht die der Juroren des Spreebogen-Wettbewerbs. Braucht der Bundestag in Berlin von Anfang an mit 4861 Räumen doppelt soviel Bürofläche wie in Bonn? Muß alles vom Feinsten sein für "die da oben" in Zeiten, in denen der Bürger sich einschränken soll? Die Berliner maulen schon. Haben Bundesministerien, quasi als Umzugsbonus, Anspruch auf aufwendige Neubauten an der Spree oder reichen nicht fürs erste gut renovierte Gebäude aus der SED-Zeit, ein bißchen aufwendiger ausgestattet vielleicht als die Regierungssitze in den neuen Ländern? Keiner hat den Juroren gesagt, ob etwa eine bescheidene Hauptstadt gewünscht wird.
Aber: "Hauptstadt muß anfangen." Er könne binnen vier Wochen ein Konzept vorlegen, meint Stadtentwicklungssenator Hassemer (CDU), wie alle für Berlin vorgesehenen Ministerien bis Ende nächsten Jahres in bestehenden Gebäuden untergebracht werden könnten: "In Berlin Provisorien zu akzeptieren", so der Senator, "wäre die überzeugendste Variante." Sein Kollege Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) ergänzt: "Alles ist eine Frage des Wollens. Man muß nicht warten, bis alles vom Feinsten ist." Es gehe schon vorher, irgendwie. Unterstützung kam dieser Tage überraschend sogar vom bayerischen Umweltminister Peter Gauweiler: Bonn solle doch ohne besonderen Aufwand sofort nach Berlin umziehen; "der sofortige Aufbruch als weltweit beachtete symbolische Handlung könnte die derzeitige Resignation überwinden. Als vom Rhein aus die Bundesrepublik aufgebaut wurde, war Bonn auch nur ein Provisorium".
"Wir werden Prügel beziehen", schwant einem Mitglied der Spreebogen-Jury am Vortag der Verkündung, "egal was wir entscheiden." Es ist einfach der Geniestreich nicht zu finden gewesen, der allen wohlgefällig ist. Und doch, das Votum hat Gewicht: Ab Freitag beginnt die Realisierungsphase für das Berliner Parlamentsviertel. In vier Wochen will der gemeinsame Bonn-Berlin-Ausschuß beim anderen Planungsschwerpunkt Spreeinsel die maßgeblichen Festlegungen über die Ministerien treffen, bis zur Sommerpause, so Diepgen nach einem Gespräch mit dem Bundeskanzler von Anfang Februar, sollen alle Eckdaten feststehen. Die Großbaustelle Hauptstadt kriegt Konturen, und sei's vorerst nur auf dem Papier.
Der Regierende Bürgermeister hat nach diesem Gespräch öffentlich Wetten angeboten: "In diesem Jahrzehnt sind Bundestag und Bundeskanzleramt in Berlin. Auch die Regierung wird dann in der deutschen Hauptstadt sein"; im nächsten Jahr werde der Kanzler an der Spree zu Teilen seine Amtsgeschäfte führen. Denkbar, denn Helmut Kohl braucht bei den Bundestagswahlen Stimmen aus dem Osten. Der weiß, was er tut. Als zweiter "provisorischer Amtssitz" ist schon das Alte Stadthaus am Molkenmarkt ausgeguckt; die Berliner Innenverwaltung, die gleichfalls ein begehrliches Auge auf den barockähnlichen Bau aus der Jahrhundertwende geworfen hat, wird wohl warten müssen.
Mit dem Juroren-Urteil von diesem Freitag, so der Berliner Senat hoffnungsfroh, "ist die Grundlage geschaffen, das politische Zentrum . . . zügig zu realisieren". Zwar: Noch läßt der Bund Häuser an der Spree leerstehen, die Botschaften zögern, nur Bayern hat seine Landesvertretung schon fast fertiggestellt. Noch fürchtet mancher an der Spree, der nächste Bundestag könne alles auf die lange Bank schieben. Die Bonner aber ahnen jenen Rutschbahneffekt, der eintreten wird, wenn an der Spree tatsächlich erst einmal gebaut wird. Im Nebel der Nachhutgefechte gleicht die "Hauptstadtfrage" einem Ball, der auf einem Gipfel liegt und nach beiden Seiten abrollen kann. Wenn er freilich rollt, dann immer rascher. "Wenn Kohl kommt", so Bausenator Nagel, "geht alles ganz schnell."
Was heißt da Spreebogen-Wettbewerb, auf den Kanzler kommt es an (?) Und es scheint: Der will.
Ein Londoner Familienname benennt ein Teil von Heddernheim
Etwa 150 Schüler demonstrierten am Donnerstag gegen das angeblich rassistische Verhalten der Rektorin der Sachsenhäuser Deutschherren-Realschule, Monika Intrau. Sie soll unter anderem ausländischen Schülern verboten haben, sich in ihrer Muttersprache zu unterhalten (die FR berichtete). Zum Marsch vom Südbahnhof zum Staatlichen Schulamt in der Seehofstraße hatte die Schülervertretung und der Stadtschülerrat aufgerufen.
Von Bernd Melzer, dem Juristen des Schulamts, forderten die Jugendlichen, die Rektorin müsse von ihrem Amt suspendiert werden. Melzer bestätigte, beim Schulamt liegen zahlreiche Beschwerden über Frau Intrau vor - von Schülern, Eltern und Lehrern. Die Kritisierte habe, so Melzer, in einer verlangten Stellungnahme die Vorwürfe jedoch zurückgewiesen.
Derzeit befrage sein Amt die Schüler, die ihren Protest schriftlich eingereicht haben. Die Ermittlungen seien in zwei bis drei Wochen abgeschlossen. Über Konsequenzen aus dem Bericht müsse, so der Justitiar, voraussichtlich das Darmstädter Regierungspräsidium (RP) oder das Hessische Kultusministerium in Wiesbaden entscheiden. bay
314 von insgesamt fast 1000 Wohnungen, die Investor Dietmar Bücher auf dem ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk in Nied errichten will, sind fertiggestellt. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) übergab jetzt symbolisch an fünf Mieter, die von der Stadt geförderte Wohnungen beziehen, die Schlüssel. Von Schoeler erinnerte daran, daß der Bebauungsplan von 1985 ursprünglich nur Reihenhäuser für Familien mit gehobenem Einkommen zuließ. SPD und Grüne verwarfen das Konzept 1989 und beschlossen eine drei- und viergeschossige Bauweise. So könnten 250 Wohnungen mehr errichtet werden, "ohne daß wir eine typische Hochhauslandschaft erhalten". Zwei Drittel der Blocks werden nach den Richtlinien des "Frankfurter Programms" und des sozialen Wohnungsbaus errichtet. tos
(BITTE AN RS ANHÄNGEN)
In einer ersten Stellungnahme bezeichneten die Grünen die Fällaktion am Donnerstag als "Wahnsinn". Am Ostpark rächten sich ein weiteres Mal die "Sünden der Vergangenheit". Nach Darstellung ihres verkehrspolitischen Sprechers, Lutz Sikorski, sehen die Grünen in den Rodungsarbeiten "eine weitere schmerzliche Bestätigung ihrer Ablehnung der Autobahnprojekte früherer CDU-Regierungen". Wieder einmal zeige ein Straßenbauprojekt Spätfolgen, die bei der ursprünglichen Planung den Bürgern nicht benannt worden seien.
Der Ostpark sei eine der schönsten Grünanlagen Frankfurts. "Was heute hier passiert, muß jedem Riederwälder und allen Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern in der Seele wehtun", betonte Sikorski. Der "heutige Kahlschlag und die Umweltfolgen der A 661" seien "eine weitere Begründung für uns Grünen, neue Projekte wie zum Beispiel den Riederwaldtunnel zu verhindern".
Der Konflikt zwischen der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) und den Oberen des Gelben Dienstes um die Verteilung der rund 300 000 ausländerfeindlichen Wahlkampfpostillen der rechtsextremistischen "Deutschen Volksunion" (DVU) an Frankfurter Haushalte hat sich jetzt verschärft. Die DPG-Hessen appellierte an ihre Briefträger, "diese braunen Pamphlete überhaupt nicht in die Hand zu nehmen". Der Präsident der Oberpostdirektion Frankfurt (OPD), Dieter Mais, widerrief die Anfang der Woche von seinem Pressesprecher gemachte Zusage, Postzusteller, die sich weigerten, die Wurfsendungen auszutragern, brauchten keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu befürchten.
Derzeit liegen die DVU-Sendungen bei den Frankfurter Postämtern. Auch am gestrigen Freitag sollten sie nach den Worten des OPD-Präsidenten noch nicht zugestellt werden. Die Generaldirektion des Gelben Dienstes prüfe noch rechtliche Möglichkeiten gegen die jüngst ergangene Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs in Mannheim. Wie berichtet, hatte dieses Gericht jüngst im Eilverfahren in zweiter Instanz entschieden, die DVU-Postillen seien zuzustellen.
Sollte die DVU-Wahlwerbung wie zu erwarten verteilt werden, können Empfänger, die sie nicht haben wollen, mit dem Vermerk "Annahme verweigert" in den nächsten Postkasten werfen. enk
DREIEICH. Sein breites Grinsen ist eine klarere Antwort als es Worte hätten sagen können. Nein, so recht mag Werner Nikkel (Bild) nicht daran glauben, daß er seine schier übermächtigen Mitbewerber bei der Bürgermeisterwahl im Juni überflügeln wird - den Amtsinhaber Bernd Abeln (CDU) und Erster Stadtrat Werner Müller (SPD). Der Freidemokrat, der von seiner Partei am Donnerstag zum Kandidaten gekürt wurde, ist sich aber sicher, "Sympathien für einen Außenseiter" einheimsen zu können. "Und natürlich erhöht das ganze meinen Bekanntheitsgrad ungeheuer", sagt er hinter vorgehaltener Hand.
Daß die FDP, die hofft, bei der Kommunalwahl am 7. März erneut - wie bereits 1989 - die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen, daß diese vergleichsweise kleine Dreieicher Partei einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten stellt, ist auch ein wenig Wahltaktik. So betont Werner Nikkel, der auf Listenplatz Nummer eins steht: "Wir wollen deutlich machen, keine Blockpartei zu sein. Wir möchten zwar Rot-grün ablösen, uns aber gleichzeitig von der CDU abgrenzen." Die FDP sei von Sozial- und Christdemokraten politisch gleich weit entfernt.
Tatsächlich trauern die Liberalen gemeinsam mit der CDU der von der Koalition ad acta gelegten Südumgehung nach. Dagegen stehen sie beim Nein für den Odenwaldzubringer Schulter an Schulter mit SPD und Grünen.
Laut Nickel ist ein Gutteil der Bevölkerung der Dauerfehde zwischen Rot und Schwarz überdrüssig. Aus diesem Grund legt er Wert auf die Feststellung, daß das Rennen um den Bürgermeisterstuhl eine "Persönlichkeitswahl" ist. "Darum geht es und nicht um die Frage, ob SPD oder CDU die Nase vorn haben", sagt er und hofft, vielleicht doch lachender Dritter zu sein.
Auch in den Parlamentssitzungen steht der 58jährige FDP-Fraktionschef oft lächelnd zwischen den einen, die sich über seine scharfzüngigen Reden amüsieren, und den anderen, denen sein Auftreten die Zornesröte ins Gesicht steigen läßt. Wirkung zu erzielen, darin ist Nickel Fachmann. Seit Jahren leitet er die Schauspielergruppe des Dreieichenhainer Geschichts- und Heimatvereins.
Berufliche Erfahrungen sammelte der Vater zweier Kinder bereits in vielen Sparten. Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann entdeckte Nickel seine journalistische Ader, absolvierte ein Volontariat und arbeitete als Redakteur für Werks- und Kundenzeitschriften. Danach avancierte der gebürtige Frankfurter, der seit 1976 in Dreieichenhain wohnt, zum Chef vom Dienst einer Wirtschaftszeitung, bevor er wiederum das Metier wechselte und Marketingleiter einer großen Reinigungsfirma wurde.
Damit war das Wechselspiel noch nicht zu Ende: Seit 1983 ist Werner Nickel Geschäftsführer des Vereins "Albert- Schweitzer-Kinderdorf" in Hanau. leo
Nur noch Schrottwert hatte dieser Tage ein in der Großen Eschenheimer Straße gegenüber dem Kaufhof abgestellter Wagen. Der 37 Jahre alte Fahrer eines 18-Tonners aus Hanau, der im Kaufhof Paletten abholen wollte, hatte vergessen, die Handbremse anzuziehen. Der schwere Lastwagen rollte rückwärts über die Fahrbahn und drückte die ganze rechte Seite der dort geparkten Nissan-Limousine ein. Glück im Unglück: Im Auto saß niemand. Der 24jährige Weilburger und sein gleichaltriger Begleiter, die auf Einkaufstour in Frankfurt waren, konnten nur noch den Schaden besichtigen. enk
Deftiger Streit zwischen SPD und Grünen hinter verschlossenen Türen am Nachmittag, am abend dann die öffentliche Überraschung im Planungsausschuß des Stadtparlaments: Die fünf neuen Hochhäuser, die im Bankenviertel geplant sind, werden jeweils mindestens zehn Meter höher als bisher bekannt. Und ihre Nutzfläche wächst auch - wie sehr, bleibt zunächst offen.
Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) rückte im Ausschuß nur mit kargen Informationen heraus. Nach seiner Darstellung hatte die Stadt zunächst nur die "Traufhöhe" der Bürotürme ohne Aufsätze für Fahrstühle und Klimatechnik benannt - jetzt gebe sie die tatsächliche Höhe an. Und wie erklärte sich das plötzliche Wachstum der Nutzfläche? Die Investoren, so Wentz, weigerten sich einfach, für öffentliche Einrichtungen wie etwa Dachrestaurants an ihren Büros Abstriche zu machen. Und die Stadt wird sich nun dem Druck beugen: "Sonst macht's kein Investor, weil die Ökonomie nicht stimmt" (Wentz).
Da ist das geplante Hochhaus der Commerzbank am Kaiserplatz, jetzt mit 200 Metern Höhe angegeben - die Nutzfläche wächst durch eine Passage mit Läden und Restaurants zum Kaiserplatz hin. Auf den künftigen Bürotürmen des Japan-Centers am Taunustor (jetzt 114 Meter) und der Hessischen Landesbank (jetzt 200 Meter) wird es Dachrestaurants geben.
Zur endgültigen Nutzfläche nannte Wentz keine Daten. Auf die Frage nach dem Gutachten zur Klimaverträglichkeit der Bürotürme bestätigte der Stadtrat lediglich, daß die Expertise vorliegt - zum Inhalt sagte er nichts. Die erzürnten Grünen stimmten für die Hochhäuser, gaben aber zu Protokoll: "Die Grünen erwarten, daß parallel zu den Neubauten eine umfassende Verkehrsberuhigung der Innenstadt realisiert wird."
Der Fraktionschef der Grünen, Uli Baier, wollte von Wentz die Zusage, daß die Stadt keine Vorab-Baugenehmigungen ohne Zustimmung des Innenministers erteilt - das sicherte der Stadtrat zu. jg
Freitag, 19. Februar
Literatur Zentrale Kinder- & Jugendbibliothek, Arnsburger Str. 24: 15 Uhr, Vorlesen & Spielen "Susie und Alfred und die beiden Ungeheuer".
Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 16 Uhr, Märchenerzählstunde "Der Knallgelbe Knopf".
Land in Sicht, Rotteck/Ecke Mercatorstr.: 20.30 Uhr, Lesung Gisela Dischner, "Die Stimme des Fremden". Vorträge Frankfurter Ring: 20 Uhr, Vortrag über Tibetisch-buddhistischen Yoga, Haus der Jugend, Deutschherrnufer 12.
Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Abendführung und Diavortrag "Sternwarten der Welt".
Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: 19.30 Uhr, Vortrag "Lebensraum Bambus", Stadthalle Bergen. Filme / Kino Jugendzentrum Bockenheim, Varrentrappstr. 38: 23 Uhr, "Krieg der Sterne", Teile 1-3.
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 26 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Wort versus Bild".
Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo". Sonstiges Bund der Berliner und Freunde Berlins: 15 Uhr, Kreppelnachmittag, Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248.
Ev. Studentengemeinde, Lessingstr. 2: 19 Uhr, Informationsveranstaltung mit Film "Colonia Dignidad" - eine deutsche Siedlung in Chile zwischen Diktatur und Nazi-Ideologie.
Spessartbund e.V. Hochspessartfreunde Rothenbuch 1897: 19 Uhr, Vereinsabend, Gaststätte Zum Klapperfeld, Heiligkreuzgasse 29.
Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft, Engelthaler Str. 1: 19 Uhr, Spiele- Abend.
City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.
Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Landstr. 233: 18 Uhr, Töpferstudio.
PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Eschenheimer Turm, Am Eschenheimer Tor 1, Tel. 28 11 71 und 28 35 00; Glauburg-Apotheke, Nordendstr. 26, Tel. 55 21 31; Hedwig-Apotheke, an der Rennbahn, Niederrad, Triftstr. 16, Tel. 67 23 30; Merian- Apotheke, Berger Str. 48, Tel. 43 54 54; Nidda- Apotheke, Praunheim, Heerstr. 3 e, Tel. 76 20 81; Phönix-Apotheke, Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45; Rhein-Main-Apotheke, Kaiserstr. 50, Tel. 25 23 43; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstr. 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 4, Tel. 77 43 40. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.
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ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00, Sa. 23.15 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.
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EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30, Sa. 23.30 Uhr: Bram Stoker's Dracula.
EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 2.15, 5.15, 8.15 p.m.: A Few Good Men (in orig. English version).
EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p. m.: Demage (in orig. English version).
EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.
FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - Sa., 20.00 Uhr, + So., 18.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End v. J. Ivory. - Sa. 18.00 Uhr + So. 20.00 Uhr: Der diskrete Charme der Bourgeoisie v. L. Bunuel. - Sa. 22.30 Uhr: Blues Brothers v. J. Laudis. - So. 15.00 Uhr: Das Schulgespenst (ab 6 J.).
GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30, Sa. 23.00 Uhr: Verhängnis.
HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 22.30 Uhr: Prince, sign'o the time; 18.00, 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Buster - der Zauberer.
JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Der kleene Punker (ab 6 J.): (ZOO) Sa. 16.30 Uhr, So. 14.00 Uhr; (NWZ) So. 11.00 Uhr, 14.00 + 16.30 Uhr. - Serengeti darf nicht sterben (ab 6 J.): (ZOO) Sa. 14.00 Uhr, So. 16.30 Uhr. (Mo.-Do. keine Vorstellung)
KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Sa. 15.30 Uhr: Porträt: Conrad Veidt. Heinz Paul: Die andere Seite, Deutschland 1931, Conrad Veidt, Theodor Loos. - 17.30 Uhr: Deutsch-Indischer Filmverein: Arne Sucksdorff: En djungelsaga, Schweden 1957, OF. Chendru, Tengru-Shikari. - 19.45 Uhr: Der Kurzfilm. Albert Lamorisse: Der rote Ballon, Le Ballon rouge. Frankreich 1956, DF. - Achtung! Beginn 20.30 Uhr: Zum erstenmal in Frankfurt: Roland Gräf: Der Tangospieler, Deutschland/Schweiz 1991. Michael Gwisdek, Corinna Harfouch. - 22.15 Uhr: Werner Schroeter: Der Bomberpilot, BRD 1970, Carla Aulaulu, Mascha Elm, Magdalena Montezuma, Suzanne Sheed. - So. 15.30 Uhr: Deutsch-Indischer Filmverein: Arne Sucksdorff: En djungelsaga, Schweden 1957, OF. Chendru, Tengru-Shikari. - 17.30 Uhr: Zum erstenmal in Frankfurt: Roland Gräf: Der Tangospieler, Deutschland/ Schweiz 1991. Michael Gwisdek, Corinna Harfouch. - 19.45 Uhr: Der Kurzfilm: Mack Sennett: With a Kodak, USA 1912, OF. - 20.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood: Gerhard Lamprecht: Der schwarze Husar, Deutschland 1932. Conrad Veidt, Mady Christians. - 22.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood: Mervyn LeRoy: Escape, USA 1940, OF. Norma Shearer, Robert Taylor.
MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - tägl. 17.45 Uhr: 40 &metresq; Deutschland (OmU) v. T. Baser. - Filme von Akira Kurosawa: 19.45 Uhr: Ikiru - einmal wirklich leben; 22.15 Uhr: German fried movie, 500 Gags in 85 Minuten, v. F. Lustig und U. Boll; Sa. 24.00 Uhr: Fanny Hill v. Russ Meyer; Sa. + So. 13.45 Uhr: Bonjour Tristesse v. O. Preminger; Sa.+So. 15.45 Uhr: Der kleene Punker (ab 6 J.)
OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00, Sa. 23.15 Uhr: Orlando.ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando; So. 13.00 Uhr: Kaf ka; Sa./So. 16.00 Uhr: Das Pony vom 1. Stock.
ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30, Sa. 23.30 Uhr: Dracula.
TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.
TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.
TURM 3 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Bitter Moon.
TURM 4 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Stalingrad.STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Dracula (in engl. OV).
TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Sneakers (in engl. OV).
TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (orig. English version).
ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 12.30, 15.00, 17.30, 20.30, Sa. 23.15 Uhr: Bodyguard.
ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45, Sa. 23.15 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45, Sa. 23.15 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.
ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45, Sa. 23.15 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.
ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30, Sa. 23.00 Uhr: Kevin - allein in New York.
ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00 Uhr: Die Schöne und das Biest; 20.30, Sa. 23.00 Uhr: Candymans Fluch.
AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - Sa. 20.00 Uhr, So. 19.00 Uhr: Bodyguard; Sa. 22.00 Uhr, So. 21.00 Uhr: Der Tod steht ihr gut.
AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - Sa. 20.00 Uhr, So. 19.00 Uhr: Die Schöne und das Biest; Sa. 22.00 Uhr, So. 21.00 Uhr: Bodyguard.
Ideen aus Darmstadt für den Olympia Express 14 Studenten der Fachhochschule machten sich Gedanken über den Berliner Zug der Zukunft
DARMSTADT. Ob sich einmal Darmstädter Ideen im und am erst en miniature vorhandenen Berliner Regionalzug "Olympia Express 2000" wiederfinden, ist genauso fraglich wie die Tatsache, ob die Hauptstadt tatsächlich Austragungsort der Olympiade in sieben Jahren wird - Genaueres ist im September zu erwarten. Macht nichts, Hauptsache vorbereitet, sagte sich das Internationale Design Zentrum (IDZ) in Berlin und betraute fünf Design-Ausbildungsstätten, darunter die FH Darmstadt, mit der Spezialaufgabe, gestalterische Konzepte für einen modernen öffentlichen Nahverkehr vorzulegen.
Die Planungen sollen (auch wenn die Spiele ins Wasser fallen) dazu beitragen, das betagte Berliner Schienennetz in Schwung zu bringen - Design als Lockmittel zum Umsteigen vom Auto in ein bequemes und umweltschonendes Fortbewegungsmittel.
Außer Darmstadt lieferten die Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein bei Halle (zweistöckiger Regionalzug), die FH Pforzheim (Zubringerbus), die Eidgenössische TH Zürich (Architektur eines Bahnhofs) sowie die FH Schwäbisch- Gmünd (grafisches Leit- und Orientierungssystem) ihre Projekte für die Strecke ab, die Sport- und Wohnstätten der Olympioniken quer durch die Metropole verbinden soll.
In Berlin zeigte sich jetzt eine Kommission aus Senat, der "Berlin 2000 Olympia GmbH", einem Industriedesigner, Fachleuten für Nahverkehr der Schweizerischen Bundesbahn und IDZ von den vier Entwürfen der 14 Darmstädter Studenten angetan.
Weil der Auftrag kein Wettbewerb war, gibt es keine Jury und auch keinen ersten Preis. Alle fünf Hochschulen sind aufgefordert, die "großen Entwürfe runterzukochen auf Sparflamme", sagt Professor Bernd Meurer, die verschiedenen Ideen in je einen umsetzbaren Vorschlag umzumünzen. Ein Fachgremium wird die beste Gesamtlösung aussuchen. In einer Ausstellung werden Vorentwürfe und Endarbeiten ab 17. Juni in Berlin präsentiert - im Originalmaßstab einige Meter Zug, ein Bahnsteig mit Informationssystem und Zubringerbus zum Probesitzen.
Der Bau des Darmstädter Modell- Expresses (mit der AEG) wird eine halbe Million Mark verschlingen; ganze 20 000 Mark haben die Darmstädter Studenten für ihre bisherigen Studien bekommen. AEG wie auch die mitbeteiligten Deutsche Waggonbau AG oder Daimler Benz können sich der Ideen aller fünf Hochschulen wie aus einem Steinbruch bedienen - wenn sie wollen, verpflichtet ist die Industrie zu nichts.
"Man muß das ganz pragmatisch sehen", sagt Bernd Meurer, "natürlich ist das auch eine PR-Maßnahme des Senats und der Olympia-Gesellschaft", aber das "ungeheure Engagement der Studenten" samt unermüdlicher Nachtarbeit war "wertvoll" und ein "wunderbarer Lern- und Arbeitsprozeß" für die 14, deren Bekanntheitsgrad mit der Ausstellung nebst Katalog auf jeden Fall steigen wird.
"Keine Salonwagen" für die Spitzenfunktionäre des Internationalen Olympischen Komitees, sondern behindertengerechte Massentransportmittel haben die Darmstädter Studenten kreiert. Nicht die peppige Inneneinrichtung mit grellen Stoffen oder "Pippifax-Design wie Aschenbecher in Tulpenform" (Meurer) war angesagt, aus der Denkfabrik für Gestaltung kamen nüchtern wie unspektakulär wirkende Lösungen.
So wird Darmstadts Modell von Wagenkästen zu sehen sein, die sich auf unterschiedliche Bahnsteighöhen zwischen 35 und 100 Zentimeter heben und senken lassen und dadurch die Bremswirkung unterstützen.
Alle vier Studentengruppen haben Technik wie Antriebsaggregate in abkoppelbare Module an die Spitze und ans Ende der Züge gepackt, so daß bei Inspektionen die Wagen weiter rollen können. Entworfen wurden großzügige und übersichtliche Räume mit breiten Türen zum bequemen Ein- und Ausstieg, mit komfortablen, teilweise verstellbaren Sitzen. Doppelstöckige Waggons für den Einsatz auf besonders frequentierten Strecken, untereinander ohne lästiges Treppensteigen erreichbar, mit genügend Platz für problemlosen Zustieg der Rollstuhlfahrer. Ein anderer Entwurf sieht in den untereinander mit gläsernen Türen abgetrennten Fahgasträumen diagonal verlaufende Mittelgänge vor - wegen der unterschiedlich großen, nur seitlich befestigten, "freischwebenden" Sitzlandschaften für Gruppen bis zu fünf Personen. Platz je nach Laune für Privatheit und Kommunikation. Man kommt sich mit den Beinen nicht in die Quere, starrt dem Gegenüber nicht direkt ins Gesicht. An den Wagenenden: Stehhilfen für Kurzfahrer, Toiletten oder Fahrradaufhängung. Und wenn es Ernst wird mit den Spielen, verpaßt in der S-Bahn niemand eine Goldmedaillen-Entscheidung - dank "Bistroautomat und Medienecke". JÖRG FEUCK
FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 23
Draußen in der weiten Baustellen- Landschaft überragen riesige gelbe Kräne die gläsernen Fronten von ausladenden Baukörpern, zu deren Füßen an Bauzäunen entlang kleine Männer-Karawanen Richtung Feierabend ziehen. Drinnen, auf Ebene 6 des Glas-Palastes der Firma Lurgi, suchte man, zu einem historischen Augenblick dem Atem der Geschichte nachzuspüren: 156 Jahre nachdem mit ihrem Stammvater Raphael Moses (später Ralph Merton) die Familie Merton in Frankfurt heimisch geworden ist, wurde das aufstrebende Quartier Heddernheim-Nord in einer Feierstunde "Merton-Viertel" benannt.
Wo die Mertons hergekommen waren, ehe sie hier als Großindustrielle und Mäzene Stadtgeschichte schrieben, da war ihrer Spur am Morgen Councillor Slim Flegg, Bürgermeister des Londoner Stadtbezirks Merton, gefolgt. In rotem Mantel und weißer Spitzenbluse, die goldene Amtskette umgelegt, lobte er die Eröffnung eines "wichtigen, progressiven Stadtteils" von Frankfurt: "I cannot tell you how much I am delighted to be here and to be part of the celebrations".
Erst gibt ein Ort einer Familie ihren Namen, dann wiederum benennt die Familie einen Ort: Dieses mitzuerleben, waren der Urenkel von Ralph Merton, Walter Merton, und sein Ur-Ur-Großneffe Oliver Merton gekommen.
Die Idee, sich draußen in Heddernheim unter Mertons Namen anzusiedeln, war, das unterstrich Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch in seiner Ansprache, von "zahlreichen Firmenvertretern" geboren worden. "Heddernheim-Riedwiese", so sagte es Ortsvorsteher Helmut Gärtner, als Councillor Flegg seinen Frankfurter Bembel und die Frankfurter Würstchen als Gastgeschenk schon eingesteckt hatte, "das war uns als Adresse von Weltruf zu spießig erschienen."
Denn trotz der riesigen Probleme mit der Boden-Verseuchung auf dem von den "Vereinigten Deutschen Metallwerken (VDM)" aufgelassenen und von der "Metallgesellschaft" übernommenen Gelände: Rundherum haben sich, immer noch umgeben von einer Mondlandschaft, bald ein Dutzend Gesellschaften und Konzerne in Neubauten niedergelassen. Die Metallgesellschaft, einst von Ralph Mertons Sohn Wilhelm Merton gegründet, hat in die Sanierung inzwischen "einiges über 50 Millionen Mark" gesteckt - finanziert aus den Grundstücksverkäufen. Im Moment, so Vorstandsmitglied Meinhard Forster, ruhen die gigantischen Bodenwaschanlagen: Die Gewerbeflächen seien, bis auf ein Grundstück, gereinigt; dieselbe Prozedur an den fürs Wohnen ausgewiesenen Flächen werde "sicher noch Jahre" und weitere noch nicht absehbare Millionensummen kosten: "Wir lernen", sagte Forster den Gästen, "in bezug auf Altlastenbeseitigung jeden Tag neu."
Da war es an Ortsvorsteher Helmut Gärtner, sich das neue Stadtquartier in Mertons Namen, unmittelbar neben dem Neubaugebiet der Universität, "als Brücke zwischen zwei Polen" zu wünschen: "Die Theorie braucht die Praxis ebenso wie die Technik den Geist. Und beide brauchen ein Gewissen: Nicht alles, was man tun kann, darf man auch tun." Ein Satz, der Wilhelm Merton in den Mund zu legen gewesen wäre.
So werden jetzt die Orts-Einfahrtsschilder in das etwa drei Quadratkilometer große Merton-Viertel einmal den Frankfurter Adler, am unteren Rand aber auch das Logo des "London Borough of Merton", ein stilisiertes Windrad, tragen. "Über die Familie Merton, Mäzene der Stadt Frankfurt am Main", steht da, "erhielt das Merton-Viertel im Nordwesten der Stadt seinen Namen vom ,London Borough of Merton&rquote;, einem südwestlichen Stadtteil von Greater London." Und drunter dasselbe in Englisch. clau
(Siehe auch: "Undank . . ." rechts)
Wahlveranstaltung der CDU: Die Polizei drängte linke Demonstranten aus dem Saal Trillerpfeifen
gegen
Seiters
Zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, CDU-Anhängern und Polizei kam es während des Wahlkampfauftritts von Bundesinnenminister Rudolf Seiters im Bürgerhaus Südbahnhof. Trotz der Kontrollen am Eingang war es mehreren kleinen Gruppen von Gegnern des Asylkompromisses gelungen, in den Saal zu gelangen. Nachdem die Demonstranten, die offenbar alle der Gruppe "Linkswende" angehören, die Reden der CDU- Spitzenkandidatin Petra Roth und des Bundesinnenministers durch ständige Zurufe ("Rassist", "Heuchler", "Abschiebung ist Mord") und Konfettiwerfen gestört hatten, entschlossen sich die CDU- Ordner, die Demonstranten aus dem Saal zu drängen. Dabei kam es zu Rangeleien, an denen auch Polizisten beteiligt waren. Polizeibeamte hielten die Demonstranten vorübergehend in der Garderobe des Bürgerhauses fest, um die Personalien festzustellen.
CDU-Geschäftsführer Heinz Daum sagte nach dem Rauswurf, daß die Geduld erschöpft gewesen sei, als die Demonstranten ihre Trillerpfeifen zu benutzen begannen. Daum hatte sich während der gesamten Veranstaltung bemüht, mäßigend auf die Zwischenrufer einzuwirken. Vor dem Wahlkampfauftritt Seiters' hatte die Gruppe Linkswende am Eingang zum Bürgerhaus in Sprechchören den Bundesinnenminister angegriffen und auf Transparenten gefordert "Weg mit allen Ausländergesetzen" und "Keine Mauer gegen Flüchtlinge".
Ungeachtet der Störungen verteidigte Seiters in seiner Rede die Änderung des Asylrechts. Zwar bleibe "Deutschland ein ausländerfreundliches Land", das politisch Verfolgte schütze, doch die Bundesrepublik könne nicht die Asylbewerber aufnehmen, die aus wirtschaftlichen Gründen ins Land kämen.
Seiters versicherte, daß "wir die Polen und Tschechen nicht allein lassen" und kündigte erneut Hilfen für diese Länder bei der Rückführung von Asylbewerbern an. Im vergangenen Jahr habe es eine sprunghafte Zunahme illegaler Einwanderer gegeben. Zu den Plänen für die Sicherung der deutschen Ostgrenze sagte der Minister, dies habe "überhaupt nichts zu tun mit einer neuen Mauer in Europa". Die Maßnahme richte sich gegen illegale "Schlepper und Schleuser". vo
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Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:
Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK- Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.
Bad Nauheim. Johanniter-Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.
Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.
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Echzell. Johanniter-Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.
Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.
Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.
Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.
Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.
Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.
Sa.: Markt-Apotheke, Friedberg, Kaiserstr. 84, Tel. 0 60 31 / 20 39, und Hubertus-Apotheke, Ober-Mörlen, Frankfurter Str. 44, Tel. 0 60 02 / 324.
So.: Löwen-Apotheke, Bad Nauheim, Friedrichstr. 1, Tel. 0 60 32 / 23 58, und Germania-Apotheke, Dorheim, Wetteraustr. 39, Tel. 0 60 31 / 5457.
Bad Vilbel. Sa: Park-Apotheke, Frankfurter Str. 51-53, Tel. 0 61 01 / 8 36 79.
So.: Sprudel-Apotheke, Friedberger Str. 13, Tel. 0 61 01 / 23 21.
Butzbach. Sa.: Roßbrunnen-Apotheke, Weiseler Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 50 41.
So.: Alte Apotheke, Wetzlarer Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 55 85.
Karben/Niddatal. Sa.: Alte Apotheke Assenheim, Assenheim, Nieder-Wöllstädter Str. 2, Tel. 0 60 34 / 22 06.
So.: Neue Apotheke, Klein-Karben, Wernher-von-Braun-Str. 29a, Tel. 0 60 39 / 35 91.
Büdingen. Sa.u. So.: Hubertus-Apotheke, Berliner Str. 4, Tel. 0 60 42 / 585. Altenstadt, Limeshain, Düdelsheim. Sa. u. So.: Römer-Apotheke, Altenstadt. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.
Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.
Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe
Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.
Bad Vilbel. Stadtwerke: Notruf Störungsmeldungen Gas und Wasser, Tel. 0 61 01 / 52 81 00.
Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.
Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
Der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker steht im Halbfinale des mit 2,25 Millionen Dollar dotierten ATP-Turniers der Herren in Stuttgart. Der 25jährige Weltranglisten-Vierte aus Leimen besiegte am Freitag Wayne Ferreira (Südafrika) mit 7:6 (7:2), 7:5. Becker trifft am Samstag in der Vorschlußrunde auf den Weltranglisten-13. Richard Krajicek (Niederlande), der Andrej Medwedew (Ukraine) mit 6:4, 7:6 (7:3) geschlagen hatte.
Am Tag zuvor hatte sich Boris Becker gegenüber Michael Stich noch keinen Vorteil erarbeiten können. Sportlich ist das nicht verwunderlich, denn daß die beiden deutschen Tennis-Stars zusammen das Viertelfinale erreichen, ist eher die Regel denn die Ausnahme. Doch auch was die Sympathien beim Publikum betrifft, darf sich der Elmshorner auf derselben Stufe wähnen wie Becker. Nun war es nicht so, daß die 8000 Zuschauer die beiden Rivalen bei ihren Spielen enthusiastisch gefeiert hätten. Vielmehr begleitete das Publikum die Aktionen von Stich und Becker mit der Leidenschaft eines 200er Diesel aus Untertürkheimer Produktion, was den diesbezüglich offensichtlich unter Nachholbedarf leidenden Elmshorner veranlaßte, sich in aller Aufrichtigkeit mit einem Diener für die "phantastische Unterstützung" bei den Fans zu bedanken.
Offensichtlich hatte Michael Stich das Unwirkliche, das ihm wenige Minuten zuvor widerfahren war, den Sinn für die Realitäten verwirrt. Denn daß ein Spieler zwei Matchbälle vergibt, indem er zwei Doppelfehler produziert, um anschließend nicht nur das Spiel, sondern das gesamte Match zu verlieren, gehört gewiß nicht zu den alltäglichen Erfahrungen selbst langjähriger Tennis-Profis. Dieses Mißgeschick jedenfalls widerfuhr dem Schweizer Marc Rosset, der 6:7, 6:3, 5:7 unterlag. "Manchmal macht es nicht soviel aus, wenn man ein Spiel verliert. Aber heute bin ich wirklich fertig. Das einzige, was ich tun möchte, ist in mein Zimmer gehen und nicht darüber nachdenken, wie ich dieses Match verloren habe", stammelte Rosset fassungslos und mit tränengeröteten Augen. Der Olympiasieger hatte Michael Stich den Einzug in die dritte Runde, in der der Weltranglisten-Elfte auf den Sieger der Begegnung Guy Forget gegen Cedric Pioline trifft, förmlich "geschenkt", wie Stich treffend formulierte.
Solche unverhofften Zuwendungen brauchte Boris Becker, der beim überaus mühsamen 6:4, 7:6 am späten Mittwoch abend gegen den Franzosen Henri Leconte hatte erkennen müssen, daß er nicht der unumschränkte Publikumsfavorit war, ebensowenig wie übermäßige Anfeuerung. Der dänische Qualifikant Kenneth Carlsen war dem routinierten Spiel des in Stuttgart topgesetzten Weltmeisters nicht gewachsen. Schon im dritten Spiel nahm er dem 19jährigen den Aufschlag ab, um sich diesen Vorsprung nicht mehr nehmen zu lassen und den Satz mit 6:4 nach Hause zu bringen. "Ich habe heute sehr gutes Serve und Volley gespielt und keine Breakchance zugelassen, das spricht für sich", kommentierte Becker sein Spiel. Da er aber im zweiten Durchgang von dem stark aufschlagenden Dänen auch keine Möglichkeit bekam, ihn mit dem Return zu packen, zwang Carlsen den Weltranglisten-Vierten in den Tie-Break, den Becker mit 8:6 für sich entschied. "Das Spiel war ähnlich wie das gegen Leconte, aber ich hatte heute nicht so viele Chancen wie gestern", lobte Becker seinen noch unbekannten Gegner, der seine derzeitige Position 62 in der Weltrangliste verbessern wird.
In der Auseinandersetzung zwischen Boris Becker einerseits und Michael Stich auf der anderen um die Absage des Leimeners für das deutsche Daviscup- Team hat der Tennis-Weltmeister am späten Donnerstag abend eine neue Runde eingeläutet. Nach seinem Zweitrundensieg im Stuttgarter Turnier gegen den Dänen Kenneth Carlsen trat Becker zur Generalabrechnung mit dem Deutschen Tennis-Bund (DTB) und seinem leitenden Angestellten, Teamchef Nikola Pilic, an.
Becker forderte den Tennis-Bund und den gebürtigen Jugoslawen ultimativ zum Handeln "und klare Worte in den nächsten zehn Tagen", um den eskalierenden Streit zu beenden. Andernfalls, so Becker, könne es sein, daß Pilic einen Freund verliere.
Das Verhältnis zu Michael Stich scheint dagegen endgültig in eine offene Feindschaft umgeschlagen zu sein. Bekker zeigte sich heftig erbost über eine Forderung des Elmshorners, der bei einem Treffen mit Pilic, Carl-Uwe Steeb und DTB-Generalsekretär Günter Sanders in der vergangenen Woche in Mailand, zu dem Becker nicht eingeladen worden war, von dem Teamchef und der Nummer drei des deutschen Tennis eine schriftliche Erklägurng eingefordert haben soll, wonach Becker im Falle eines Sieges gegen Rußland in den weiteren Begegnungen nicht mehr nominiert werden dürfe. Nur wenn es im Herbst um den Abstieg gehen sollte, sollte Becker eventuell eine Rückkehr ermöglicht werden. Eine entsprechende Meldung in der Welt hatte Stich zwei Stunden vor Becker noch als "totalen Schwachsinn" abgkanzelt.
Becker aber will über den Inhalt des Gesprächs und der Forderung Stichs von seinem Feeund Steeb und Pilic, die diese Erklärung beide nicht unterschrieben haben, erfahren haben. "Sie wollen dies aber nich öffentlich sagen, weil sie die Atmosphäre im Team nicht gefährden wollen. Das ganze ist ein Hammer", sagte Becker, der sich "enttäuscht zeigte, Pilic und der DTB "nicht den Mut haben, die Wahrheit zu sagen". Becker stellte die Frage: "Warum ist Niki wohl heute nicht dagewesen?" Und gab die Antwort gleich selbst: "Weil er Angst davor hat, etwas sagen zu müssen."
Der Teamchef steht damit endgültig unter Druck. Pilic, der sich in Stuttgart geflissentlich um jede Äußerung zum alles beherrschenden Thema Daviscup drückte, ist aufgefordert, in dem eskalierenden Streit der beiden besten deutschen Tennis-Spieler zu vermitteln, um etwa für die Form von Boris Becker und Michael Stich schädliche Auswirkungen zu verhindern.
Die Nerven der beiden Streithähne scheinen ohnehin schon reichlich überstrapaziert zu sein. rs
WASHINGTON (AP) Für die geplante amerikanische Weltraumstation "Freedom" soll ein neues Konzept entwickelt werden, das im Einklang mit der Forderung von Präsident Bill Clinton steht, das Projekt leistungsfähiger zu machen. Wie der Verwaltungschef der Weltraumbehörde NASA, Daniel Goldin am Donnerstag seinen Mitarbeitern erläuterte, soll mit weniger Ausgaben ein besseres Ergebnis erzielt werden. "Dies ist eine Herausforderung an uns alle", sagte Goldin. Einen Entwicklungsstopp der Weltraumstation erwäge die Regierung jedoch nicht, um die Arbeitsplätze bei der NASA weitgehend zu erhalten. Zuvor war aus Regierungskreisen verlautet, die internationalen Verpflichtungen, die sich für die USA aus dem Projekt ergäben, würden voll und ganz eingehalten werden. Japan, Kanada und die Europäische Gemeinschaft haben acht Milliarden Dollar für die Weltraumstation bereitgestellt.
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BIELEFELD, 19. Februar (AP). Da das Deutsche Jugendherbergswerk mit Sitz in Detmold in Finanznöten ist, werden zahlreiche der 640 Jugendherbergen und -gasthäuser schließen müssen. "Wir rechnen damit, daß pro Jahr bis zu 15 Häuser aus unserem Netz ausscheiden", sagte DJH-Hauptgeschäftsführer Ulrich Bunjes dem in Bielefeld erscheinenden Westfalen-Blatt (Freitagausgabe). Betroffen seien Jugendherbergen in den neuen Bundesländern sowie in Bayern und Hessen. Konkrete Beschlüsse träfen demnächst die jeweiligen Landesverbände. Ein Grund für die finanzielle Zwangslage sei, daß der Bund seine Zuschüsse für 1993 gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel auf etwa 4,3 Millionen Mark gekürzt habe, sagte Bunjes.
STUTTGART, 19. Februar (AP). Zehn Millionen Mark an Heuernachzahlungen für betrogene Matrosen hat die Gewerkschaften ÖTV gemeinsam mit der weltweit operierenden ITF in den vergangenen zehn Jahren eingetrieben.
Wie die ÖTV am Freitag in Stuttgart mitteilte, wollten Reedereien, die ihre Schiffe unter Billigflaggen fahren lassen, den Seeleuten diese Gelder vorenthalten.
Nach Angaben der Gewerkschaft kontrollierten drei bei der ÖTV in Deutschland angestellten ITF-Inspektoren seit 1982 insgesamt 2250 Schiffe, die vorwiegend in den Häfen von Hamburg und Bremen/Bremerhaven festgemacht hatten. Wegen verweigerter Heuer seien per Gerichtsbeschluß zehn Schiffe an die Kette gelegt worden, hieß es in der Bilanz. In drei Fällen seien Schiffe auf Betreiben der ÖTV zwangsversteigert worden, um die Forderungen der Matrosen durchzusetzen.
Bei ihren Stichproben deckten die Kontrolleure den weiteren Angaben zufolge auch zahlreiche Fälle von unzumutbaren Arbeitsbedingungen und mangelnder Sicherheit an Bord auf. So seien beispielsweise 300 Schiffe mit unterbesetzter Mannschaft gefahren. Für die Besatzungen von 735 Billigflaggenschiffen hätten von der Transportarbeiter-Föderation anerkannte Tarifverträge abgeschlossen werden können. In der ITF sind 447 Gewerkschaften in 100 Ländern mit rund fünf Millionen Mitgliedern zusammengeschlossen.Mexiko-RundfahrtAuto raste in Fahrer
LEON / MEXIKO, 19. Februar (AP). Bei der Mexiko-Rundfahrt der Radsportler ist am Donnerstag abend ein betrunkener Autofahrer in eine Gruppe der Radrennfahrer gerast und hat 20 von ihnen verletzt.
Der Betrunkene, den die Polizei vergeblich zu bremsen versucht hatte, fuhr mit seinem Kleintransporter in die Gruppe. Dabei wurden über 20 Sportler verletzt, zehn von ihnen schwer. Der Unfall ereignete sich während der fünften Etappe des Rennens in der Nähe der knapp 400 Kilometer nordwestlich von Mexiko- Stadt gelegenen Ortschaft Ojulejos.
Nach Angaben des Krankenhauses von Leon, wohin die zehn schwerer Verletzten gebracht wurden, befanden sich unter den Eingelieferten fünf Mexikaner, zwei Amerikaner, ein Kolumbianer, ein Kubaner sowie der österreichische Radrennfahrer Joseph Regec. Ihre Verletzungen reichten demnach von Schnittwunden über Gehirnerschütterungen bis hin zu komplizierten Knochenbrüchen. Der Österreicher habe Schnittverletzungen, Blutergüsse und Quetschungen erlitten, die zum Teil einen operativen Eingriff notwendig gemacht hätten, teilte ein Krankenhaussprecher mit. Der zuvor ebenfalls als verletzt gemeldete Rennfahrer Jürgen Werner aus Leipzig, war jedoch nicht unter den Krankenhaus-Patienten. Der Autofahrer, der den Unfall verursacht hatte, wurde festgenommen.
Die 2000 Kilometer lange Rundfahrt unter dem Titel Mexiko '93 hatte am Wochenende in der Stadt Monterrey begonnen und soll am 28. Februar in Mexiko- Stadt zu Ende gehen. Der Wettkampf entlang der rund 200 Kilometer langen fünften Etappe wurde nach dem Unglück abgebrochen. Die Rennleitung beschloß jedoch noch am Abend, das Rennen selbst am Freitag mit der sechsten Etappe fortzusetzen.Fliegerbombe in Schwerin gesprengt
SCHWERIN, 19. Februar (AP). Eine amerikanische 50-Kilo-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg ist in der Nacht zum Freitag in Schwerin gesprengt worden. Nach Polizeiangaben war die Bombe am Abend bei Baggerarbeiten in zweieinhalb Meter Tiefe nahe dem Kongreßzentrum gefunden worden. Eine Entschärfung durch Herausdrehen des Zünders war nicht möglich. Deshalb mußten etwa 250 Menschen, die im Umkreis von 500 Metern wohnten, ihre Wohnungen verlassen, bis die Bombe gesprengt war.
PARIS, 19. Februar (AP). Mit einem - für ihn - ungewöhnlichen Fernsehauftritt hat der französische Staatspräsident François Mitterrand versucht, vor der Parlamentswahl im März Punkte für seine Sozialistische Partei zu sammeln. Mitterrand stellte sich am Donnerstag abend in einer knapp einstündigen Sendung den Fragen von Wählern. Diese drehten sich um die Themen Arbeitslosigkeit, Bildung sowie Reformen des politischen Systems. Für Freitag ist ein zweiter Auftritt im staatlichen Fernsehsender France 3 geplant, bei dem es vor allem um die politischen Skandale der vergangenen Monate gehen soll. Mitterrand rief die Sozialisten auf, sich neu zu formieren.
BÜLACH, 19. Februar (AP). Mehr als ein Jahr ist die Leiche einer 26jährigen Frau in einem Einfamilienhaus im Bezirk Bülach bei Zürich aufbewahrt worden. Die vier Bewohner des Hauses, die von der Anwesenheit der Toten wußten, wurden in Haft genommen, wie die Bezirksanwaltschaft Bülach am Freitag mitteilte. Ob die Frau eines natürlichen Todes starb, war zunächst nicht bekannt. Die Polizei fand die Leiche am vergangenen Mittwoch bei einer Durchsuchung des Einfamilienhauses, nachdem die Eltern der Frau Anzeige erstattet hatten. Das Haus wird von einem Ehepaar mit zwei erwachsenen Kindern bewohnt. Nach den bisherigen Erkenntnissen müsse vermutet werden, daß "der Glaube an höhere bestimmende Mächte" das schwer zu verstehende Verhalten der Hausbewohner beeinflußt habe, teilte die Bezirksanwaltschaft mit.
MOSKAU, 19. Februar (AP). Der russische Präsident Boris Jelzin ist in den vergangenen 14 Monaten achtmal Ziel von Attentatsversuchen gewesen. Unter Berufung auf Jelzins Sicherheitschef, Generalleutnant Michail Barsukow, schrieb die Zeitung Nesajissimaja Gaseta am Freitag, die meisten der Anschläge seien von Separatistengruppen aus russischen Krisengebieten ausgegangen. Während Jelzins Indienbesuch im vergangenen Monat vereitelten Russen und Inder gemeinsam ein Attentat tamilischer Separatisten. In einem anderen Fall habe ein verärgerter Major der Streitkräfte Jelzin mit einem Taschenmesser umbringen wollen, nachdem seine selbstgebastelten Sprengsätze im Regen naß geworden seien.
Nordkaukasische Milizen heuerten laut Bericht während des vergangenen Jahres 13 Attentäter an, die jedoch gestellt wurden, bevor sie sich nach Moskau aufgemacht hatten. In drei weiteren Fällen seien Verdächtige auf Moskauer Bahnhöfen festgenommen worden.
BONN, 19. Februar (dpa/AP/AFP). Deutsche Abrüstungsexperten haben am Freitag in Bonn eine Bilanz der UN-Kontrolle irakischer Massenvernichtungswaffen vorgelegt. Demzufolge müssen von ursprünglich 819 Scud-Raketen noch ungefähr 150 Geschosse aufgespürt werden. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit suchen die Inspektoren der Vereinten Nationen (UN) seit Monaten mit zwei deutschen Transall-Maschinen und drei großen Sikorsky-Hubschraubern der Bundesluftwaffe in den irakischen Wüsten nach geheimen Waffenlagern.
Etwa 50 Soldaten der Bundeswehr arbeiten unter dem UN-Mandat seit knapp zwei Jahren auf der Transall-Nachschubbasis in Bahrein und dem Stützpunkt in Bagdad. Sie tragen UN-Barette - aber als Mitglieder einer politischen UN-Mandatsmission keine Blauhelme - und werden alle vier Wochen abgelöst.
Die 20 deutschen Diplomaten und Offiziere im 400-Mann-Inspektionskorps der UN haben besondere Erfahrungen aus der Giftgas-Vernichtungs-Versuchsanlage im niedersächsischen Munster mitgebracht. In Irak spürten sie 5000 Tonnen Nerven- und Senfgas in Großbehältern auf, 66 000 bereits gefüllte Bomben und 70 000 Senfgas-Granaten und 75 Scud-Gefechtsköpfe mit Giftgas.
Die deutschen Experten unterstrichen, daß Bagdad höchstens noch eineinhalb bis drei Jahre von der Fertigstellung der Atombombe entfernt gewesen sei. Die Gefahr sei trotz aller Waffenvernichtung nicht ausgeräumt, weil das hochqualifizierte Wissenschaftlerpotential in Irak das Land nicht verlassen dürfe.
Die Aktion hat den deutschen Steuerzahler bislang etwa 18 Millionen Mark gekostet. Die Summe muß laut UN von Irak zurückerstattet werden.
Der saudiarabische Verteidigungsminister, Prinz Sultan, appellierte an die internationale Staatengemeinschaft, dem irakischen Volk beim Sturz von Präsident Saddam Hussein zu "helfen". Es sei jedoch "Sache der Iraker", sich für einen Sturz Husseins zu entscheiden, sagte der Prinz in Hafer el Baten.
Feuerwehr und Bürger des Städtchens Greußen im thüringischen Landkreis Sonderhausen haben am Freitag das Rathaus blockiert, um dem Bürgermeister Hans-Günther Achtert den Zutritt zu verwehren. Sie sind empört darüber, daß der CDU-Politiker ihnen Vorstrafen verschwiegen hat und sich gegen seine Absetzung sträubt.
Wie die persönliche Referentin des Landrates von Sondershausen, Birgit Meyer, auf Anfrage erklärte, war Achtert 1992 Bürgermeister des 4800-Seelen-Ortes geworden, nachdem sein Vorgänger wegen Stasi-Verstrickungen aus dem Amt scheiden mußte. Erst als er im September auch Standesbeamter in Greußen werden wollte, habe man ein polizeiliches Führungszeugnis angefordert und erfahren, daß der Politiker vorbestraft und wegen Untreue, Anstiftung zur Falschaussage und Vorteilsannahme aus seinem Amt als Bürgermeister der südschwäbischen Gemeinde Dürmentingen entfernt worden sei. Die Vorstrafe sei zur Bewährung ausgesetzt worden.
Der Landrat von Sondershausen, Peter Hengstermann, habe ihm daraufhin arglistige Täuschung vorgeworfen, denn Achtert hätte nach dem Bundesbeamtengesetz ungefragt über seine Vorstrafen Auskunft geben müssen, erklärte Meyer. Zudem habe eine Rechnungsprüfung des Landratsamtes im November beim Greußener Bürgermeister Unregelmäßigkeiten festgestellt, worauf Landrat Hengstermann Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in Nordhausen erstattet habe.
Zehn Abgeordnete der Stadtverordnetenversammlung von Greußen hätten am 8. Dezember 1992 für die Absetzung Achterts gestimmt, neun votierten dagegen, drei Stimmen seien ungültig gewesen. Über diesen Beschluß habe es unterschiedliche Rechtsauffassungen gegeben. Achtert habe beim Verwaltungsgericht in Erfurt Klage eingereicht. (AP)
TOKIO, 19. Februar (AP). Der Oberste Gerichtshof Japans hat am Freitag die Todesurteile gegen zwei Mitglieder der Terrororganisation Vereinigte Rote Armee bestätigt, die des Mordes an 14 Mitstreitern ihrer Bewegung schuldig gesprochen worden waren. Ein weiterer Terrorist erhielt lebenslängliche Haft.
Femegerichte der Roten Armee, die Japan Ende der sechziger Jahre terrorisierten, hatten die 14 Mitglieder, die die Ideologie der Gruppe nicht bedingungslos akzeptierten oder aussteigen wollten, während ihrer Flucht vor der Polizei zwischen 1971 und 1972 zum Tode verurteilt. Die gefolterten Opfer wurden gehängt oder dem Hungertod ausgesetzt. Den Verurteilten wurden weitere Morde an Polizisten und Zivilisten zur Last gelegt.
BONN, 19. Februar (AP). Bundesumweltminister Klaus Töpfer hat sich für die Aufnahme des Umweltschutzes als Staatsziel in die Verfassung ausgesprochen und dabei einen ausdrücklichen Gesetzesvorbehalt als überflüssig bezeichnet. Der CDU-Politiker stellte sich damit am Freitag in einen Gegensatz zur Position der Unionsfraktion, die die Aufnahme des Staatsziels Umweltschutz in die Verfassung ohne Gesetzesvorbehalt abgelehnt hatte.
HAMBURG, 19. Februar (AP). An der deutschen Nordseeküste ist am Freitag bei stürmischem Westwind eine Sturmflut aufgelaufen, die in Cuxhaven nach Angaben der Wasserschutzpolizei eine Höhe von 1,70 Metern über dem mittleren Hochwasser erreichte. Dabei standen über Mittag tiefer gelegene Straßen in Hafennähe unter Wasser. Für die Deiche an der Küste ist dieser Hochwasserstand gefahrlos.
SAARBRÜCKEN, 19. Februar (AP). Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) hat in der sogenannten Rotlichtaffäre eine einstweilige Verfügung gegen den Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Peter Jacoby erwirkt. Die Vierte Zivilkammer des Landgerichts Saarbrücken untersagte Jacoby am Freitag, seine nach vorliegenden Erkenntnissen unwahren Tatsachenbehauptungen zu wiederholen. Der CDU- Politiker hatte in einer Zeitung behauptet, es gebe Hinweise, daß Lafontaine als Saarbrücker Oberbürgermeister "gewissen Etablissements an Recht und Gesetz vorbei Steuervorteile verschafft" habe. Gemeint waren Bars im Rotlichbezirk Saarbrückens.
Da sich Jacoby von diesen Äußerungen nicht distanziert habe, bestehe Wiederholungsgefahr, urteilte das Gericht. Jacoby muß die Kosten des Verfahrens tragen. Gegen ihn läuft noch eine Strafanzeige Lafontaines wegen Verleumdung.
DRESDEN (AP/dpa) Der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer hat Einzelheiten des Plans einer Industrieholding für sanierungsfähige, aber bis zur Schließung der Treuhandanstalt noch nicht verkaufte Betriebe erläutert. Diese Firmen sollten in einer staatsfernen Aktiengesellschaft saniert werden, sagte er vor dem Sächsischen Landtag. Bonn solle der AG Beihilfen für Sanierungsinvestitionen, Rücklagen und den Ausgleich von Verlusten geben. Strikt sei Sachsen aber gegen Quersubventionen zwischen einzelnen Firmen der Holding. Derzeit gebe es in Sachsen noch 842 Treuhand-Betriebe mit 162 000 Beschäftigten, 566 Firmen seien sanierungsfähig. Bestandsgarantien dürfe es für sie aber nicht geben.
Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) und seine ostdeutschen Amtskollegen wollen zusätzliche Mittel für Investitionen in den neuen Ländern freisetzen. Nach einem Treffen in Berlin waren sie sich einig, dazu das Förderale Konsolidierungsprogramm so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bekommen. Skeptisch äußerte sich Rexrodt dagegen zu dem Wunsch, eine Mehrwertsteuerpräferenz für Ost-Betriebe einzuführen. Ein dafür notwendiger Finanzierungsspielraum von mindestens fünf Milliarden Mark sei nicht möglich. Berlins Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD) unterstrich dagegen die Auffassung der Länder, daß es beim Solidarpakt auf jeden Fall eine Absatzhilfe für Ost- Produkte auf Westmärkten geben sollte.
HAMBURG, 19. Februar (AP). Die Hamburger Innenbehörde ist vom Landgericht der Hansestadt zur Zahlung von Schmerzensgeldern in Höhe von 4000 und 2500 Mark an zwei junge Männer verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß Beamten der sogenannten "E-Schicht", einer Sondereinheit der Hamburger Polizei, die beiden 25jährigen im August 1989 und im Juli 1991 vorsätzlich mißhandelt hatten.
In dem Fall aus dem Jahr 1989 hatten die Beamten einen Krankenpfleger vor der Wache festgenommen, der mit anderen Personen für die Freilassung eines Freundes demonstriert hatte. In der Wache hätten ihn mehrere Polizisten "unbegründet" geschlagen, urteilte das Gericht. Unter anderem sei er mit dem Kopf auf eine Tischkante gestoßen worden und habe dabei einen Nasenbeinbruch erlitten.
Im zweiten Fall hätten Polizisten einen Schlosser vor dem Stadtteilzentrum "Rote Flora" nach seiner Festnahme mit Knüppeln traktiert. Auf der Fahrt zur Wache sei der 25jährige mehrfach geschlagen und getreten worden. Schließlich sei er an den Füßen aus dem Bus der Polizei gezogen worden, so daß sein Kopf auf den Betonboden schlug. Der Mann erlitt Nierenquetschungen, eine Gehirnerschütterung und zahlreiche Prellungen.
Die Kläger hätten bei ihrer Verhaftung keinen Widerstand geleistet, der derartige Maßnahmen erforderlich gemacht hätten, sagte der Vorsitzende Richter. Selbst wenn die beiden vorher Straftaten begangen haben sollten, treffe sie "keinerlei Mitschuld" an den Vorgängen. "Diese vorsätzlichen Mißhandlungen sind mit rechtsstaatlichen Grundsätzen nicht zu vereinbaren", sagte der Richter.
Ob die Hamburger Innenbehörde gegen das Urteil Beschwerde einlegen wird, war noch unklar.
KAIRO, 19. Febraur (AP/dpa/AFP). US- Außenminister Warren Christopher stößt bei seiner ersten Nahost-Mission wegen der von Israel nach Südlibanon abgeschobenen Palästinenser weiterhin auf verhärtete Fronten zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn. Angesichts der Gespräche, die Christopher am Freitag mit der ägyptischen Regierung in Kairo führte, bekräftigten die in einem provisorischen Zeltlager in Südlibanon festsitzenden Ausgewiesenen, daß sie auf der Erfüllung der UN-Resolution bestehen, die die sofortige Rückkehr aller Deportierten verlangt. Den von Israel vorgeschlagenen Kompromiß, 100 von ihnen sofort und die restlichen bis Jahresende heimkehren zu lassen, lehnte ihr Sprecher Abdel Asis Rantisi erneut ab. Den Friedensprozeß lehnten sie "allesamt" ab. Israel wirft den Ausgewiesenen vor, zur fundamentalistisch-moslemischen Gruppe Hamas zu gehören, die Jerusalem für Terrorakte verantwortlich macht.
Der Chef der Palästinensischen Befreiungsbewegung (PLO), Yassir Arafat, warf Israel vor, den Friedensprozeß mit harter Haltung zu ruinieren. Arafat hatte zuvor in Amman erklärt, daß er in einem Gespräch mit dem jordanischen König Hussein für einen gemeinsamen Boykott der Nahost-Friedensgespräche geworben habe, bis Israel die Ausgewiesenen wieder in ihre Heimat zurückkehren lasse.
Kairoer Zeitungen veröffentlichten einen ägyptischen Plan, demzufolge zwei Drittel der Ausgewiesenenen sofort und die übrigen innerhalb von sechs Monaten zurückkehren sollen. Das letzte Drittel solle bis zu seiner endgültigen Rückkehr in nordafrikanische Staaten oder auf dem Sinai untergebracht werden. Ein Sprecher des Außenministeriums in Kairo wies Berichte zurück, Außenminister Amre Mussa habe Christopher diesen Plan zur Lösung der Deportierten-Krise vorlegen wollen. Ägypten sei sehr um eine Lösung bemüht. Doch sei nichts Konkretes dazu vorbereitet worden.
Die Europäische Gemeinschaft (EG) richtete wegen des Anstiegs der Anzahl getöteter Palästinenser in den von Israel besetzten arabischen Gebieten ein Protestschreiben an Israel.
MAINZ/BONN, 19. Februar (AP/Reuter). Die Bonner Regierungsparteien haben im Februar angesichts der ungelösten Probleme in der Finanz- und Wirtschaftspolitik laut Umfragen in der Bevölkerung weiter an Rückhalt verloren. Zum ersten Mal seit Dezember 1990 liegt die SPD in der monatlichen Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen vorn; die Regierungskoalition hätte keine Mehrheit.
Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, erhielten die CDU/CSU 36 Prozent (minus ein Prozent), SPD 38 (plus eins), die FDP sieben (minus eins), Grüne/Bündnis 90 zehn (plus eins) und sonstige Parteien neun Prozent (unverändert); davon fünf Prozent für die "Republikaner" und zwei Prozent für die PDS.
Unentschlossene und Nichtwähler machen nach der Studie 30 Prozent aus. Die Stimmung für die CDU/CSU ist nach der Aufstellung noch schlechter, als es das mögliche Wahlergebnis ausdrückt: Mit einer Zustimmung von lediglich 28 Prozent (Ost 21 Prozent, West 30 Prozent) erreichte die Union das absolute Stimmungstief seit Einführung des "Politbarometers" vor 16 Jahren.
MOSKAU, 19. Februar (AP). Rund 120 Menschen sind in der südrussischen Region Dagestan an Typhus gestorben. Wie die Nachrichtenagentur ITAR-Tass am Freitag in Moskau berichtete, infizierten sich Dorfbewohner mit Typhusbakterien, weil sie verschmutztes Wasser aus dem Fluß Kara-Koisu tranken. In den Fluß leiten über 20 Dörfer ihre Abwässer ein.
Fünf Jahre nach den Olympischen Spielen profitiert die kanadische Stadt Calgary, die an diesem Wochenende die 29. Rodel-Weltmeisterschaften ausrichtet, noch immer vom Boom, den die Winterspiele von 1988 mit sich gebracht haben. "Zwar kommen nicht mehr so viele Besucher zu uns wie beispielsweise noch 1989, aber mit jährlich rund 240 000 Leuten im Olympia-Park sind wir überaus zufrieden", resümiert Dennis Kadatz, Präsident der Calgary Olympic Development Association (CODA). Auch die Sportstätten, die damals für 277 Millionen kanadische Dollar (rund 360 Millionen Mark) gebaut oder renoviert worden waren, haben einen Auslastungsgrad, der die Betreiber zufrieden stellt.
Haupteinnahmequelle der CODA ist der Saddledome, der 19 600 Zuschauern Platz bietet. Fünf Prozent aller Einnahmen in dieser berühmten Eishockey-Halle gehen an die CODA, deren Arbeit in etwa vergleichbar mit der der Olympia- Park GmbH in München ist. Das macht aus über 40 Spielen der Calgary Flames in der Nordamerikanischen Eishockey-Liga (NHL), Konzerten und anderen Großveranstaltungen 800 000 Dollar (rund 1,1 Millionen Mark) pro Jahr. Aber auch die kombinierte Bob- und Rodelbahn mit etwa 20 000 Abfahrten im Jahr, die nahezu alle bezahlt werden müssen (für eine Fahrt mit dem Rodel zehn, mit dem Bob 100 Dollar), und die Schanzen mit 20 000 Sprüngen tragen dazu bei, daß es keine Verluste seit Olympia gegeben hat.
Im Gegenteil: Ein finanzieller Grundstock von 90 Millionen Dollar (rund 123 Millionen Mark), der aus den 150 Millionen Dollar Reingewinn von Olympia 1988 zurückgelegt wurde, wird nicht angetastet. Das Unternehmen CODA deckt die laufenden Kosten aus den Zinsen.
Wichtig für den 54jährigen Kadatz ist das internationale Flair. Jährlich finden fünf Weltcup- oder Weltmeisterschaften auf den olympischen Anlagen statt. "Ein Grund dafür, daß wir uns ein weiteres Mal um die Spiele bewerben wollen", sagt Kadatz, der 20 Jahre als Professor für Sport an der Calgary-Universität gearbeitet hat, ehe er 1984 zum CODA-Präsidenten berufen wurde. Die nationale Entscheidung für die Olympia-Bewerbung 2002 verlor Calgary gegen Quebec. Nun will man nach den Worten von Kadatz einen neuen Anlauf für das Jahr 2014 starten.
Aber nicht nur die CODA ist Nutznießer der Spiele, auch die Stadt selbst lebt davon. "Durch den Namen, den sich unsere Region und vor allem unsere Stadt mit der Austragung der Olympiade gemacht hat, zieht es jährlich immer mehr Touristen zu uns. In diesem Jahr erwarten wir rund 5,9 Millionen, was eine Steigerung von drei Prozent bedeutet", erklärt Laurie Beatt vom Tourismus-Amt der Stadt. Auch ihr wäre eine nochmalige Vergabe der Spiele in die alte Ölstadt in der Provinz Alberta willkommen. dpa
MIAMI, 19. Februar (dpa). Die Entführung eines US-amerikanischen Propellerflugzeugs vom Typ DC-3 mit 14 Menschen an Bord in Haiti ist am Donnerstag abend in Miami (Florida) unblutig zu Ende gegangen. Der Kidnapper, ein Haitianer, ergab sich. Der Mann hatte das Flugzeug von Cap Haitien nach Miami dirigiert. Die Maschine der US- Hilfsorganisation Missionary Flight International war auf dem Rückweg von der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince nach West Palm Beach (Florida). An Bord waren auch zehn Missionare. Der Entführer wollte in den USA politisches Asyl beantragen. Die USA haben um Haiti mit Flugzeugen und Schiffen eine Art Barrikade errichtet, um eine Massenflucht mit Booten von der Inselrepublik zu verhindern.
"Wenn wir im Ernstfall bei einem Bosnien-Einsatz aus den AWACS-Maschinen aussteigen müssen, verlieren wir bei den Amerikanern endgültig unser Gesicht." Das war die einhellige Meinung bei der Diskussion der deutschen Luftwaffenoffiziere mit Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) in der Raketenschule im texanischen El Paso. Bei seinem Besuch im Ausbildungszentrum für die Flugabwehrraketen Hawk und Patriot wurde Rühe auch weit von der Heimat entfernt mit nur einem Thema konfrontiert: "Wie geht es mit der Bundeswehr eigentlich weiter und wann hören die unseligen und nicht endenden Diskussionen über internationale Einsätze der Bundeswehr an der Seite der NATO-Kameraden auf?"
Im Gespräch mit Rühe machten die deutschen Soldaten klar, daß die Amerikaner kein Verständnis mehr hätten, warum sich die Bundesrepublik nach wie vor gemeinsamen UN-Einsätzen verweigert. "Unsere amerikanischen Kollegen können die Politik von Bonn nicht mehr verstehen", argumentierte ein Oberstleutnant. Weil sich abzeichnet, daß die Jägerleitoffiziere der Bundesluftwaffe bei einer militärischen Durchsetzung des Flugverbots über Bosnien wegen des Koalitionsstreits aus den AWACS-Aufklärungsmaschinen der NATO aussteigen müssen, sind die Offiziere der Bundeswehr vollends irritiert. "Hier könnte in einem solchen Fall unsere Raketenschule in El Paso dicht machen, weil uns die US- Kameraden hier überhaupt nicht mehr beachten werden", meinte ein Major der Bundesluftwaffe nachdenklich.
Rühe erläuterte den Soldaten seinen Standpunkt. Er plädiere im Gegensatz zur FDP dafür, daß die deutschen Besatzungen auf jeden Fall bei ihren alliierten Bordkameraden in den AWACS-Maschinen bleiben, auch wenn es ernst wird - das heißt - die Aufklärer NATO-Flugzeuge im Auftrag der UN gegen serbische Blockadebrecher in Schußposition bringen müssen. Die deutschen Offiziere wiesen Rühe darauf hin, sie wüßten nicht mehr, was sie sagen sollen, wenn sie gefragt werden, weshalb die Deutschen immer noch bei den UN-Aktionen abseits stünden.
"Das wird langsam unerträglich für uns", betonte ein Flugabwehroffizier. "Es liegt nicht an mir", warf der Minister ein. Er beruhigte die Soldaten. Im Laufe des Jahres müsse eine Entscheidung fallen. Entweder durch den Bundestag oder durch das Verfassungsgericht.
Dabei ließ Rühe durchblicken, er tippe, das Verfassungsgericht werde ihm bei der Adria-Klage der SPD recht geben. Der Einsatz der deutschen Marineschiffe zur Überwachung des UN-Embargos in der Adria gegen Rest-Jugoslawien werde wohl gutgeheißen, das Klagebegehren der Sozialdemokraten abgewiesen.
Die Raketenoffiziere waren mit Rühe einer Meinung: Eine Trennung von friedenserhaltenden und friedensschaffenden Maßnahmen sei "praktisch nicht möglich". Das "fließt ineinander", wurde betont. Letztlich sei es aber die Hauptsache, "daß wir in der Welt Menschen in Not helfen können und auch zu einem friedlichen Leben beitragen können". Das wurde von den Offizieren nachhaltig unterstrichen. Für diese Einsätze müßte die Bundeswehr aber noch die richtige Ausrüstung und Logistik bekommen. Rühe stimmte ohne Vorbehalt zu.
El Paso ist das größte Raketenausbildungszentrum der Welt. Dort sind 20 000 US-Soldaten stationiert. Seit 1966 werden in El Paso auch deutsche Soldaten an den Flugabwehrraketen ausgebildet. Jährlich kommen 600 deutsche Luftwaffensoldaten an die Raketenschule der Bundesluftwaffe nahe der mexikanischen Grenze. FRIEDRICH KUHN (dpa)
LOS ANGELES, 19. Februar (dpa). Nach einer vierwöchigen Regenpause haben am Donnerstag heftige Niederschläge erneut zu Überflutungen im Süden Kaliforniens geführt. Wetterexperten rechnen mit einer weiteren Verschärfung der Lage, da auch für die nächsten Tage Stürme mit starken Niederschlägen angekündigt sind. Am stärksten betroffen ist die Filmmetropole Los Angeles. In einigen Stadtteilen stand am Donnerstag das Wasser zum Teil 90 Zentimeter hoch auf den Straßen. Autofahrer blieben in den Fluten stecken und mußten ihre Wagen zurücklassen. Zwei Appartmenthäuser wurden wegen Erdrutschgefahr evakuiert. Auch im Norden Kaliforniens setzten heftige Regenfälle ein. Viele Einwohner bereiteten sich vor allem in der Region des Surferparadieses Santa Cruz auf ihre Evakuierung vor.
SANLIURFA, 19. Februar (dpa). Erneut ist ein Journalist in der Türkei ermordet worden. Nach offiziellen Angaben vom Freitag morgen wurde der Vertreter der prokurdischen Tageszeitungen Yeni Ülke und Özgür Gündem im südostanatolischen Sanliurfa am Donnerstag abend durch zwei Kopfschüsse getötet. Er sei auf dem Weg nach Hause von mindestens zwei Attentätern überfallen worden, hieß es. Über die Täter und ihre Motive lagen zunächst keine Angaben vor. Im vergangenen Jahr waren in der Türkei 13 Journalisten Mordanschlägen zum Opfer gefallen, in diesem Jahr bereits zwei.
Detlef Schrempf wird vor seinem Debüt im All-Star-Spiel der amerikanischen Basketball-Profi-Liga NBA mit Komplimenten übehäuft. Der Star der Indiana Pacers wurde als erster Europäer für die Show-Begegnung am Sonntag in Salt Lake City nominiert. "Detlef ist einer der besten Allround-Spieler der Liga", sagte der zurückgetretene Magic Johnson, und Superstar Michael Jordan meinte: "Detlef wäre für jedes Team wertvoll. Er kann jede Position spielen, ist unberechenbar und gibt immer hundert Prozent."
Der ehemalige Leverkusener hat sich durch jahrelange Spitzenleistungen den Respekt seiner Kollegen erkämpft. Trotzdem war die erste All-Star-Nominierung eine große Überraschung. "Das hätte ich nicht erwartet. Es ist eine große Ehre für mich", sagte Schrempf, "ich hoffe, das wird dem europäischen Basketball weiteren Aufschwung geben."
In der Show am Sonntag, mit der die Liga Werbung in eigener Sache macht, ist Schrempf in guter Gesellschaft. Auf seiner Seite, im Auswahl-Team der Division Eastern Conference, stehen unter anderem Jordan, Scottie Pippen (beide Chicago Bulls) und Profi-Neuling Shaquille O'Neal (Orlando Magic), landesweit beinahe schon so populär wie Jordan. Die Mannschaft der Western Conference wird von Charles Barkely (Phoenix Suns) angeführt. dpa
BELGRAD, 19. Februar (dpa). Drei Männer haben am Donnerstag nachmittag das Goethe-Institut in der Belgrader Knez-Mihajlova-Straße mit Steinen beworfen, wie ein Vertreter des deutschen Instituts am Freitag bestätigte. Dabei zerbrach eines der großen Fenster im Erdgeschoß. Dieselben Männer schleuderten den Angaben zufolge auch Steine gegen das nahegelegene US-Kulturzentrum. Einer der Täter wurde sofort festgenommmen. Es war der erste derartige Angriff auf das deutsche Kulturzentrum in Belgrad.
HAMBURG (dpa). Bei der Deutschen BP laufen die Geschäfte nicht mehr wie geschmiert. Drastische Ertragsrückgänge in der Ölsparte sowie Verluste in der Chemie prägen das Bild der hiesigen Holding. Laut Vorstandschef Peter Bettermann sprang 1992 ein Verlust von sechs Millionen Mark heraus. In der Vorperiode war noch ein Gewinn nach Steuern von 158 Millionen Mark hängengeblieben. Der BP-Umsatz schrumpfte zuletzt um sieben Prozent auf rund 13,1 Milliarden.
Im Ölgeschäft verbuchte das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Profit von 90 Millionen Mark, was einen erheblichen Ausrutscher bedeutete, denn in der Vorperiode hatte das Ergebnis 240 Millionen betragen. Laut Vorstand konnte pro verkauftem Liter lediglich ein Gewinn vor Steuern von einem halben Pfennig kassiert werden. "Dies ist angesichts der hohen Investitionen bei weitem nicht ausreichend", klagt Bettermann. "Wir brauchen einen Pfennig pro Liter nach Steuern."
Die "enttäuschende Ertragsentwicklung" im Ölgeschäft führt er im wesentlichen auf die geringeren Raffineriemargen zurück. Die Kapazitäten der Raffinerien, die 1992 um zehn Prozent ausgeweitet wurden, seien unter Berücksichtigung der Importe mit 110 Millionen Tonnen im Vergleich zum Inlandsabsatz von 125 Millionen Tonnen "überdimensioniert".
BP investierte 1992 erneut über 280 Millionen Mark in Ölaktivitäten. Davon entfiel gut die Hälfte auf Tankstellen. In den neuen Ländern werden nun 37 BP- Stationen gezählt. Dabei soll es nicht bleiben. Bis Ende 1993 sollen es 60 sein.
Als "Sorgenkind" wird bei BP nach wie vor die Petrochemie gehandelt. Über die Beteiligung an der EC Erdölchemie sei ein Verlust von rund 50 Millionen Mark entstanden. "Es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, bis das allgemeine Chemietief überwunden ist", glaubt Bettermann.
Das BP-Gesamtergebnis wurde außerdem durch Wertberichtigungen im Zusammenhang mit Verkäufen des Haushaltchemieunternehmens Globol und des BP-Bürohauses in Hamburg beeinträchtigt. Beim Personal wird künftig der Rotstift angesetzt. Die Lohn- und Gehaltslisten, auf denen momentan noch 3200 Männer und Frauen stehen, sollen um 200 Namen kürzer werden.
Für den weiteren Gang der Dinge gibt sich Bettermann nach den vergangenen Umbauten bei BP zuversichtlich. "Mit der deutlich schlankeren Struktur und verbesserter Kostenbasis werden wir auch in härteren Jahren im Markt erfolgreich sein." Für 1993 rechnet er mit einem schärferen Wettbewerb bei gleichzeitig stagnierendem Mineralölabsatz in Deutschland.
Rußland
MOSKAU, 19. Februar (dpa). Seit Anfang des Jahres 1992 haben Sicherheitskräfte neun gegen den russischen Präsidenten Boris Jelzin gerichtete Attentats- Pläne aufgedeckt.
Das berichtete der Chef des Personenschutzes, Michail Barsukow, am Freitag in der Moskauer Nesawissimaja Gaseta. Die Anschläge - sechs 1992 und drei in diesem Jahr - seien von Einzeltätern und von organisierten Gruppen geplant worden, sagte Barsukow.
Der letzte Versuch sei im Januar gescheitert, als tamilische Terroristen während Jelzins Staatsbesuch in Indien zuschlagen wollten. Ebenfalls im Januar habe der Armeemajor Iwan Kislow zwei Attentate versucht.
1992 wurden 13 Killer des "Ältestenrats des Nordkaukasus" bei ihrer Abreise verhaftet. Auch Verschwörer aus dem Krisengebiet Inguschetien im Nordkaukasus haben versucht, ein Todeskommando zu entsenden, was ebenfalls scheiterte. In drei Fällen seien die Terroristen erst auf Moskauer Bahnhöfen festgenommen worden.
ISTANBUL, 19. Februar (dpa). Die Türkei will der früheren jugoslawischen Republik Mazedonien neben politischer und wirtschaftlicher Unterstützung auch umfangreiche militärische Hilfe gewähren. Wie die Tageszeitung Milliyet am Freitag berichtete, sicherte der türkische Präsident Turgut Özal dem Präsidenten Mazedoniens, Kiro Gligorow, in der mazedonischen Hauptstadt Skopje die Ausbildung der aus 14 000 Soldaten bestehenden Armee des Landes durch türkische Offiziere zu. Außerdem wolle Ankara militärisches Material liefern.
SCHWERIN, 19. Februar (dpa). Mecklenburgs Ministerpräsident Berndt Seite (CDU) hat am Freitag morgen den neuen Innenminister Rudi Geil (CDU) ernannt. Vor dem Landtag begründete er die Entlassung des Vorgängers Lothar Kupfer (CDU) mit Fehlleistungen bei den ausländerfeindlichen Krawallen in Rostock vom August 1992. Die Entscheidung sei ihm so schwer gefallen, weil er wie andere Ostdeutsche nach der Wende in der Ex-DDR völlig unvorbereitet in die Politik gekommen sei und nun gnadenlos nach westdeutschen Politikmaßstäben gemessen werde. Seine Regierung sei mit der Ernennung Geils zum neuen Innenminister voll arbeits- und handlungsfähig.
TOKIO, 19. Februar (dpa). Die Auseinandersetzungen um den ARD-Fernsehnörgler "Motzki" sind nicht länger nur eine innerdeutsche Angelegenheit. Die auflagenstärkste japanische Tageszeitung Yomiuri Shimbun meldete am Freitag aus Berlin: "Deutsche Fernsehsendung charakterisiert Japaner mit rassistischen Beschimpfungen".
In einem ausführlichen Beitrag schreibt der Deutschland-Korrespondent des Blattes, Motzki habe in der jüngsten Sendung die Japaner als "gelbe Affen" beschimpft. Außerdem habe die von Wolfgang Menge geschaffene TV-Figur erklärt: "Sie unterscheiden sich von uns zivilisierten Menschen."
Nach Einschätzung der Yomiuri Shimbun ist die Sendung ein Beleg für eine zunehmend negative Haltung der Deutschen zu Japan. Als Grund nennt die Zeitung die schlechtere Wirtschaftslage in der Bundesrepublik: "Die Sendung läßt sich als Reflektion auf die veränderte deutsche Einstellung gegenüber Japan beschreiben."
Ein Vertreter des japanischen Außenministeriums sagte: "Die Sendung ist kein Grund, hysterisch zu werden, aber wir müssen uns natürlich fragen, warum so etwas öffentlich im Fernsehen gesagt wird." Am 26. Februar trifft Bundeskanzler Helmut Kohl zu einem dreitägigen Besuch in Japan ein.
Horst Königstein, der für "Motzki" zuständige NDR-Redakteur, sagte dazu der dpa auf Anfrage, die fragliche Szene sei "deutlich satirisch" gewesen. Motzkis Tiraden seien im Zusammenhang mit seinen Spekulationen über dem Tod seiner Frau gefallen und von den übrigen Personen in der vier bis fünf Minuten langen Sequenz direkt "mit einem schweigenden Kommentar in Ironie und Abgrenzung" aufgenommen worden. Königstein: "Man darf das Zitat nicht aus dem Zusammenhang reißen. Motzki ist doch der Idiot, er hat hier mal wieder etwas einfach falsch verdaut."
DORTMUND, 19. Februar (dpa). Bei einem Unfall mit zwei Personenwagen auf der Autobahn A 430 in Dortmund sind in der Nacht zum Freitag zwei Menschen getötet und vier weitere schwer verletzt worden. Nach Angaben der Polizei war ein Auto plötzlich von der Fahrspur abgekommen und hatte einen anderen Wagen gerammt. Beide Fahrzeuge schleuderten in die Böschung und prallten gegen Bäume. In einem der Autos starben eine 20jährige Frau und ein 18jähriger Mann. Unfallursache, so die Polizei, ist möglicherweise ein geplatzter Reifen.
Diego Armando Maradona hat die hochgesteckten Erwartungen seiner treuen Fußballfans nicht enttäuscht. In einer eher langweiligen und zum Schluß sogar müden Partie gegen den alten Rivalen Brasilien gehörte Argentiniens nunmehr schon 32jähriger Superstar beim 1:1 (1:0) aber zu den Besten auf dem Platz. "Seine Blitze erleuchteten die Dunkelheit des Geschehens", kommentierte ein Reporter. Die Tore erzielten vor 65 000 Zuschauern im River Stadion von Buenos Aires Mancuso (16.) für Argentinien und Henrique (60.) für die Gäste.
"Diego kehrte mit einer Extralast in die Nationalelf zurück, denn immer wird von ihm mehr verlangt. Und er erfüllte die Erwartungen", schrieb "Clarin". Er demonstrierte "Präzision bei seinen Schüssen und machte deutlich, daß seine Rivalen ihn wie immer respektieren". Pech für den Wahl-Spanier Maradona (FC Sevilla), daß er in der 25. Minute mit seinem Freistoß nur die Latte traf.
"Maradona zeigte, daß er ein Ungeheuer ist, er machte alles gut", freute sich Nationaltrainer Alfio Basile nach der Partie, in der Namensvetter Diego Simeone der beste Argentinier war. Carlos Alberto Parreira, Coach der Brasilianer, fand, daß Maradona "ein Spieler vom anderen Stern" ist.
"Pagina/12" lobte die millimetergenauen Pässe, meinte aber kritisch: "Was Maradona - gerade als ,bester Spieler Argentiniens aller Zeiten&rquote; ausgezeichnet - bot, war nicht eins der sieben Wunder des Welt-Fußballs, aber doch das, was man von seiner Rückkehr in die Mannschaft nach 1055 Tagen Abwesenheit erwartete."
Maradona zelebrierte seinen Auftritt wie in alten Zeiten. Er bekreuzigte sich, schaute in alle vier Himmelsrichtungen. Beifall brandete auf. Der "endgültige Abschied" aus der argentinischen Elf nach der WM-Niederlage im Juli 1990 in Rom war vergessen. "Da war Diego wieder nach dem Kampf mit den Drogen, den er mit sich selbst austrug", beschrieb "Clarin" die Szene. "Brasilianer, Brasilianer, wie verbittert man euch sieht, Maradona ist Argentinier und größer als Pele", schallte der Chor von den Rängen. Diego lachte, hob die Arme und applaudierte den Stehgreif-Reimkünstlern im Stadion.
In der zweiten Halbzeit wurde Maradona (Gelbe Karte in der 57. Minute) müde. Daß er seine volle Leistungskraft (noch) nicht wieder erreicht hat, hatte der "Goldjunge" schon vor dem Spiel eingeräumt. Erst zu 65 Prozent sei er wieder fit, hatte er ausgerechnet. "Ich fühle mich sehr gut nach dieser Rückkehr, denn ich weiß, daß das Publikum und der Trainer mich bis zum Tod unterstützen", sagte Maradona zufrieden nach der Partie, deren unsportlicher Höhepunkt die Platzverweise von Ruggeri (Argentinien) und Valdo (Brasilien) in der 75. Minute waren. dpa
MINDEN, 19. Februar (dpa). Selbst wenn die Stärke der Bundeswehr von 1995 an nur noch 370 000 Mann beträgt, ist die Wehrgerechtigkeit nach Ansicht des Generalinspekteurs der Bundeswehr nicht eingeschränkt. In einem dpa-Gespräch sagte Klaus Naumann am Donnerstag abend in Minden, "175 000 junge Männer eines Jahrgangs werden dann von der Bundeswehr als Wehrpflichtige benötigt". Das entspreche dem Rest der Wehrdiensttauglichen, der bleibe, wenn die Zivildienstleistenden sowie der Nachwuchs für Polizei und Grenzschutz abgezogen seien.
WIESBADEN, 19. Februar (dpa). Alexander und Julia waren 1992 die beliebtesten Vornamen in den alten Bundesländern, in Ostdeutschland lagen Philipp und Lisa an der Spitze der Namen für Neugeborene. Das ermittelte bei fast 200 Standesämtern die Wiesbadener Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). Eine gesamtdeutsche Vornamenstatistik liegt noch nicht vor.
Die beliebtesten Vornamen 1992 in der alten Bundesrepublik: Jungen: 1. Alexander, 2. Daniel, 3. Michael, 4. Patrick, 5. Kevin, 6. Christian, 7. Tobias, 8. Sebastian, 9. Maximilian, 10. Florian. Mädchen: 1. Julia, 2. Maria, 3. Lisa, 4. Sarah, 5. Katharina, 6. Anna, -e, 7. Christine, -a, 8. Vanessa, 9. Laura, 10. Jennifer.
Neue Bundesländer - Jungen: 1. Philipp, 2. Patrick, 3. Christian, 4. Sebastian, 5. Kevin, 6. Florian, 7. Paul, 8. Maximilian, 9. Martin, 10. David. Mädchen: 1. Lisa, 2. Maria, 3. Julia, 4. Franziska, 5. Anne, -a, 6. Stefanie, 7. Sarah, 8. Jennifer, 9. Sophie, 10. Jessica.
DEN HAAG. Niederländische Abgeordnete wollen Salman Rushdie nach Holland einladen. Ein entsprechender Brief an den seit vier Jahren von islamischen Fundamentalisten im Iran mit dem Tode bedrohten Urheber des Buches "Die satanischen Verse" bald abgeschickt.
Tausende von islamischen Fundamentalisten haben in Beirut den Tod Rushdies gefordert. Die Demonstration fand in den schiitischen Vororten statt. Hisbollah-Sprecher Berjaoui plädierte auf ihr für die Ausführung des Todesurteils. dpa
BERLIN, 19. Februar (dpa). Die Chemie-Arbeitgeber halten noch in letzter Minute einen Tarifabschluß in der chemischen Industrie Ostdeutschlands für möglich. Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Chemie und verwandte Industrien Ost, Klaus Wirth, appellierte am Freitag an die IG Chemie, "ihre Position der Verweigerung zu überdenken". Ein Kompromiß anstelle eines Schlichtungsspruchs würde das Verantwortungsbewußtsein der Chemie-Sozialpartner unterstreichen.
Für die 80 000 Beschäftigten der ostdeutschen Chemie beginnt am Montag in Berlin die Schlichtung. Der Tarifvertrag war Ende Dezember ausgelaufen. Die Gewerkschaft hatte die Verhandlungen am 27. Januar für gescheitert erklärt. Die Arbeitgeber boten zuletzt eine lineare Erhöhung ab 1. Mai 1993 um 7,5 Prozent. Für die Monate Januar bis April soll es keine Tariferhöhung geben. Der Abschluß soll für 16 Monaten gelten. Die Gewerkschaft lehnte "Null-Monate" ab.
WARSCHAU, 19. Februar (dpa). Auch die Polen wollen für Autobahnen und Schnellstraßen Gebühren einführen. Ein entsprechendes Gesetz wurde am Freitag in Warschau vom Abgeordnetenhaus verabschiedet. Außerdem soll die Benutzung verschiedener Brücken und Fähren gebührenpflichtig sein. Die Einnahmen sollen dem Bau neuer Schnellstraßen und der Instandhaltung der bestehenden Verkehrswege dienen.
In Polen gibt es nur eine Autobahn von Warschau nach Oberschlesien und ein Stück der seit langem geplanten Autobahn bei Posen, die eines Tages Frankfurt an der Oder mit Warschau verbinden soll. Daneben ist ein großer Teil der früheren Reichsautobahn nach Breslau und Oppeln befahrbar.
Die Manager der Fußball-Bundesligavereine machen Front gegen drei umstrittene Spielervermittler. Auf ihrer Tagung in Dortmund sprachen sich die Manager mehrheitlich dafür aus, in Zukunft nicht mehr mit Holger Klemme, Wolfgang Karnath und Joachim Leukel zu verhandeln. Es soll geprüft werden, ob rechtliche Möglichkeiten bestehen, die drei unerwünschten Personen zukünftig mit Stadionverboten zu belegen.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte wiederholt die Vereine aufgefordert, bei Transfers von Spielern sogenannte Vermittler oder Berater nicht zu beteiligen. Allerdings haben zahlreiche Akteure mit den Spieler-Beratern Verträge abgeschlossen, die diese mit Vertrags- oder Wechsel-Verhandlungen beauftragen. So setzten sich Vertreter von Bayern München in der vergangenen Woche mit Leukel an einen Tisch, um über den Wechsel des Leukel-"Klienten" Anthony Yeboah von Eintracht Frankfurt zum FC Bayern zu sprechen.
Die Manager einigten sich außerdem darauf, an den DFB-Ligaausschuß die Empfehlung auszusprechen, daß die Vereinsbeiträge für die örtlichen Fan-Gruppen von derzeit 60 000 auf 100 000 Mark pro Saison erhöht werden sollten. Momentan stecken einige der Projekte zur Fan-Betreuung, die im "Nationalen Konzept Sicherheit und Sport" der Länder-Innenministerien eine größere Rolle erhalten sollen, in Schwierigkeiten. dpa
Titelverteidiger Düsseldorf zeigt Respekt, der letztjährige Aufsteiger Krefeld strotzt vor Selbstbewußtsein, beim Geheimfavoriten Preussen Berlin herrscht Katzenjammer - zum Start der Play-off- Runde scheint es in der Eishockey-Bundesliga drunter und drüber zu gehen. Am Sonntag nun wird die alles entscheidende Meisterschaftsphase mit den Viertelfinal- Begegnungen Düsseldorfer EG - EC Ratingen, Kölner EC - ESV Kaufbeuren, Krefelder EV - BSC Preussen und Hedos München - Mannheimer ERC eröffnet. Das Halbfinale erreicht, wer zuerst drei Siege auf seiner Seite verbucht.
Meister Düsseldorf, der in der Vorrunde lange Zeit nach Belieben dominierte, zeigt sich nach zuletzt dürftigen Leistungen einigermaßen verunsichert. "Brockmann fällt mit einem Sprungbeinbruch für die Play-off-Runde aus, Doucel wird nach seinem Kreuzbandriß erst in der nächsten Saison wieder voll da sein, und auch Köpf ist nach seinem Armbruch noch nicht wieder der alte - so viele Schläge können auch wir nicht problemlos verkraften", sagte DFG-Trainer Hans Zach. Den Kontrahenten vom Sonntag erklärte der "Meistermacher" auch gleich zum Mitfavoriten auf den deutschen Titel: "So, wie die zuletzt gespielt haben, zählen sie zu den Teams, die Meister werden können."
Solche Töne allerdings werden in der Düsseldorfer Vorstadt noch nicht angeschlagen, "aber daß wir vor der DEG keine Angst zu haben brauchen, haben wir ja gesehen", meinte Trainer Alexander Barinew. Erst am vergangenen Sonntag hatte der Aufsteiger dem Meister eine sensationelle 2:4-Heimniederlage zugefügt.
Der Krefelder EV hat zwar seit dem Bundesliga-Aufstieg vor zwei Jahren in acht Spielen noch keinen Punkt gegen Düsseldorf geholt, strotzt aber dennoch vor Zuversicht: "Wenn die DEG Meister werden will, muß sie schon an uns vorbeiziehen", verkündete Trainer Mike Zettel und verwies darauf, daß seine Mannschaft bei nur drei Niederlagen im Jahr 1993 die zweiterfolgreichste der Bundesliga ist.
Zwei der drei Niederlagen kassierte der Krefelder EV jedoch ausgerechnet gegen seinen Viertelfinal-Gegner BSC Preussen. Bei dem aber herrschte Katerstimmung, nachdem sich am Mittwoch in Ratingen Tony Tanti (Knochenabsplitterung im Knie) und Stephan Sinner (Brustkorb- und Schulterprellung) verletzten, und überdies Tom O'Regan seine dritte Disziplinarstrafe in dieser Saison kassierte und damit für ein Spiel gesperrt ist. "Ausgerechnet jetzt muß uns das passieren", stöhnte Mannschaftskapitän Georg Holzmann. "Vielleicht sind Sinner und Tanti zum zweiten Spiel am Mittwoch wieder fit", hofft Trainer Billy Flynn.
Keine Probleme gibt es beim Kölner EC, bei dem der zuletzt angeschlagene Nationalspieler Thomas Brandl gegen den "Play-off-Wunschgegner" (Manager Helmut Bauer) Kaufbeuren wieder dabei ist. Auch die Allgäuer rechnen sich eine Chance aus, nachdem Jürgen Simon, John Purves und Christian Lukos ihre Blessuren auskuriert haben. "Wir wollen dem Kölner EC das Leben so schwer wie möglich machen", versprach einigermaßen zuversichtlich ESV-Trainer Peter Ustorf. Sein von den Washington Capitals umworbener Sohn Stefan fordert bis zum Samstag ein klares Angebot von den Amerikanern, "sonst sage ich ab, denn ich will für die Play-offs frei im Kopf sein."
Hedos München kann gegen den Mannheimer ERC in Bestbesetzung antreten. "Mannheim ist uns allemal lieber als die Berliner Preussen", sagt Torjäger Dieter Hegen, obwohl die Münchner in dieser Saison drei von vier Spielen gegen die Badener verloren haben. Der MERC gefällt sich indessen in der Position des Außenseiters und denkt nur allzu gern an das vergangene Jahr zurück, als er den Kölner EC im Viertelfinale überraschend ausschaltete.
In der Abstiegsrunde werden die Begegnungen ERC Schwenningen - Eisbären Berlin und EV Landshut - EHC Freiburg nach dem Modus "Best of seven" ausgespielt. Wer zuerst vier Spiele für sich entschieden hat, bleibt weiter erstklassig. dpa
HAMBURG, 19. Februar (dpa). Der Energieverbrauch in Deutschland kann nach einer Studie der Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt bis zum Jahr 2005 um ein Viertel gesenkt werden, wenn die Energiepreise drastisch erhöht werden. So müßten sich Heizöl- und Erdgaspreise real verdoppeln, ein Liter Benzin sollte nach der Untersuchung an der Zapfsäule 4,40 Mark kosten. Auch Programme zur öffentlichen Förderung von Energiespartechnologien müßten vorangetrieben werden, meinten Experten in der vom Magazin GEO in Auftrag gegebenen Studie.
Die Strompreise sollten danach auf 35 Pfennig pro Kilowattstunde steigen. "Noch höher müssen die Ausgaben für Treibstoffe ausfallen, da der Verkehr sich zu einem der umweltschädlichsten Bereiche der Gesellschaft entwickelt hat." Aus diesen Kostenerhöhungen kämen nach der Studie rund 90 Milliarden Mark staatlicher Mehreinnahmen im Jahr 2005 zusammen.
LÜNEBURG, 19. Februar (dpa). Beamte dürfen nicht zu schwer sein: Eine 22jährige aus Celle wird nicht auf Lebenszeit verbeamtet, weil sie bei 160 Zentimeter Größe 128 Kilogramm wiegt. Das Verwaltungsgericht Lüneburg wies am Freitag die Klage der Frau gegen die Präsidentin des Oberlandesgerichts Celle ab.
Die Klägerin war 1987 zur Ausbildung im mittleren Justizdienst eingestellt worden. Der Amtsarzt zweifelte bereits im September 1991 die Eignung für die Verbeamtung auf Lebenszeit an und befürchtete vorzeitige Dienstunfähigkeit. Weil die Frau damals schon 110 Kilogramm wog, wurde die Probezeit um ein Jahr verlängert. Die 22jährige begann eine Fastenkur, hatte aber nach Ablauf der verlängerten Probezeit 18 Kilogramm zugenommen. Die Dienstherrin sprach darauf die Entlassung aus. Gegen die Entscheidung der 1. Kammer des Lüneburger Verwaltungsgerichts kann die Frau nun das Oberverwaltungsgericht anzurufen oder sich um eine Anstellung als Angestellte zu bemühen. (Az.: 1 A 189/92)
Dynamo Dresden - Eintr. Frankfurt Dynamo Dresden: Müller - Mauksch - Wagenhaus, Melzig - Schößler, Hauptmann, Stevic, Pilz, Kmetsch - Jähnig, Zickler.
Eintracht Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Zchachadse (Roth) - Okocha, Bommer, Bein, Falkenmayer (Komljenovic), Weber - Yeboah, Schmitt (Kruse).
Schiedsrichter: Strampe (Handorf).
STUTTGART, 19. Februar (dpa). Wegen teilweiser Falschetikettierung des Präparates "Nervfluid Fides" (Nerveneinreibung Fides) hat das Baden-Badener Unternehmen Fides Vertrieb pharmazeutischer Präparate GmbH eine Rückrufaktion gestartet. Zum Umtausch zurückgeschickt werden sollen Etiketten mit den Chargenummern 10 60 10, 10 60 12, 20 40 10 und 20 40 12. Sie enthalten die falsche Angaben "50 ml Mixtur zum Einnehmen" statt "50 ml Mixtur zum Einreiben".
Der in dem Einreibemittel für rheumatische Beschwerden unter anderem enthaltene pflanzliche Wirkstoff Campher kann nach Darstellung eines Karlsruher Apothekers bei oraler Einnahme unter Umständen Herzbeschwerden auslösen. In Baden-Württemberg hatte die Landesapothekerkammer bereits am Dienstag die Apotheken über die falsche Kennzeichnung informiert.
SAARBRÜCKEN, 19. Februar (dpa). Freispruch für die beiden Angeklagten im Prozeß um die im Februar 1992 bei der Landeszentralbank Saarbrücken verschwundenen 1,7 Millionen Mark: Das Landgericht sah es am Freitag als nicht zweifelsfrei erwiesen an, daß die Angeklagten die Tat verübten. Die Staatsanwaltschaft hatte Haftstrafen von drei beziehungsweise vier Jahren wegen gemeinschaftlichen Diebstahls und Untreue gefordert. Das Geld ist nach wie vor verschwunden.
Nach Auffassung des Staatsanwaltes sollen der 50jährige Chef der Kassenaufsicht und ein 41jähriger Bundesbanksekretär am 10. Februar 1992 aus dem Prüfraum im Sicherheitstrakt der Bank drei Geldpakete mit 1,7 Millionen Mark entwendet haben. Die Beweisaufnahme ergab jedoch, daß neben dem Prüfraum auch der Bereich der Geldbearbeitung und der Tresor als Tatort in Frage kamen. Damit erweiterte sich der Kreis der Verdächtigen auf alle im Sicherheitsbereich der Bank beschäftigten Mitarbeiter. Die Verteidigung hatte die Ermittlungsbeamten kritisiert, sich zu schnell auf eine Tatvariante festgelegt zu haben.
SCHWERIN, 19. Februar (dpa). Die Staatsanwaltschaft hat den NPD-Kreischef im mecklenburgischen Hagenow, Rüdiger Klasen, wegen versuchten Mordes angeklagt. Das teilte das Schweriner Landgericht am Freitag mit. Klasen wird zur Last gelegt, gemeinsam mit dem stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden von Schleswig-Holstein, Heinrich Förster, im Juli 1992 einen Überfall auf ein Asylbewerberheim bei Boizenburg/Elbe geplant und organisiert zu haben.
Klasen ist bereits seit September 1992 in Haft, Förster war vor rund drei Wochen inhaftiert worden. Wegen des Überfalls auf das Asylbewerberheim hatte die Staatsanwaltschaft bereits Ende Dezember elf mutmaßliche Mittäter im Alter von 14 bis 28 Jahren angeklagt.
STUTTGART. Der Generalintendant der Württembergischen Staatstheater, Wolfgang Gönnenwein, und das Stuttgarter Kultusministerium haben eine "einvernehmliche Regelung zur Aufhebung des Dienstvertrages" gefunden. Der Einigung waren der Rücktritt Gönnenweins und monatelange Auseinandersetzungen um die Auflösung seines Vertrages vorausgegangen. Das Dienstverhältnis ende am 28. Februar "im beiderseitigen Einvernehmen", erklärte die baden-württembergische Kultus-Ministerin Brigitte Unger-Soyka (SPD) als Verwaltungsratsvorsitzende der Staatstheater. Unzutreffend sei der Vorwurf, der Generalintendant habe sich seine noch kurz vor seinem Rücktritt erfolgte Vertragsverlängerung mit dem Angebot auf Schließung des Suttgarter Kammertheaters erkauft.
Die Anwältin Gönnenweins sagte dazu, dieser habe der Regelung zugestimmt, weil "der Vorschlag des Verwaltungsrates zu seinen Gunsten modifiziert wurde" und er die öffentliche Diskussion habe beenden wollen. Die Abfindungshöhe solle nicht bekanntgegeben werden, bevor das Gremium der Regelung zugestimmt habe. dpa
BERLIN, 19. Februar (dpa). Im Prozeß um drei ausländerfeindliche Brandanschläge hat das Berliner Landgericht den 24jährigen Hauptangeklagten am Freitag zu einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Er war als einziger der sieben Angeklagten an allen drei Anschlägen beteiligt. Ebenfalls wegen gemeinschaftlicher versuchter schwerer Brandstiftung erhielten die sechs anderen Angeklagten im Alter von 18 bis 25 Jahren Bewährungsstrafen zwischen einem und zwei Jahren.
Die Täter hatten im vergangenen Sommer ein Wohnheim mit vietnamesischen Arbeitern und die Imbißbude von Türken in Ost-Berlin attackiert, wobei geringer Sachschaden entstand. Der Vorsitzende Richter sagte in der Urteilsbegründung, wer zu nächtlicher Stunde in ein bewohntes Gebäude Molotow-Cocktails werfe, nehme die Gefährdung von Menschen bewußt in Kauf. Auch handle es sich nicht um Spontantaten.
GOSLAR (dpa) - Ein 42 Jahre alter Mitarbeiter der Kreisverwaltung Goslar soll seit 1987 848 000 Mark Wohngeld veruntreut haben. Der Sachbearbeiter habe vermutlich etwa die Hälfte des aus der Wohngeldkasse des Landkreises Goslar stammenden Geldes in die eigene Tasche gesteckt, teilte der Sprecher der Braunschweiger Staatsanwaltschaft, Hans-Jürgen Grasemann, am Freitag mit. Der Rest soll als unrechtmäßige Wohngeldzahlungen an Bekannte und Verwandte geflossen sein. Der Mann sitzt in Braunschweig in Untersuchungshaft.
Der Verdächtige, der nach Auskunft seines Anwalts die Auszahlungen teilweise einräumt, bestreitet jedoch, Geld für sich selbst abgezweigt zu haben. Gegen die bisher bekannten 15 Empfänger des "Wohngeldes" werde ebenfalls ermittelt. Sie hätten Beträge zwischen einigen tausend und 168 000 Mark erhalten. Der Beschuldigte wurde ertappt, weil eine 26 Jahre alte Frau aus Goslar ihrem Arzt berichtet hatte, der 42jährige habe sich Wohngeldzahlungen mit sexuellen Leistungen entlohnen lassen wollen. Der Arzt hatte dann den Vorgesetzten des Mannes unterrichtet, der den Unregelmäßigkeiten auf die Spur kam. dpa os gs
BANGKOK, 19. Februar (dpa). Sieben Friedensnobelpreisträger, unter ihnen der Dalai Lama und der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu, haben am Freitag in Bangkok gefordert, die Mitgliedschaft Burmas in den Vereinten Nationen so lange zu suspendieren, bis die dortigen Militärmachthaber die Bürgerrechtlerin Aung San Suu Kyi und andere politische Gefangene freilassen und die Demokratie wiederherstellen.
Aung San Suu Kyi, der 1991 der Friedensnobelpreis verliehen worden war, steht seit Juli 1989 in Rangun unter Hausarrest. Die sieben anderen Preisträger waren in einer "Friedensmission" nach Thailand gereist, weil Burma ihnen Einreisevisa verweigert hatte. Am Wochenanfang wollen sie in Genf vor der UN-Menschenrechtskonferenz scharfe Sanktionen gegen Burma empfehlen.
Mit Überraschungen endeten am Freitag bei den Deutschen Meisterschaften in Bayerisch Eisenstein die Biathlon-Langstreckenwettbewerbe. Über 20 Kilometer gewann der Ruhpoldinger Holger Schönthier, über 15 Kilometer die Altenbergerin Ilka Schneider, die sich bei den international ausgeschriebenen Meisterschaften allerdings der Tschechin Irena Novotna beugen mußte. Nicht dabei waren Weltmeister Kirchner (Oberhof), Fischer, Groß (beide SC Ruhpolding) und Steiningen (SLLV Ruhpolding) sowie bei den Frauen Petra Schaaf (Willingen) und Uschi Disl (Moosham).
Schönthier profitierte auf der Hohenzollern-Biathlonanlage am Arbersee von seinen guten Schießleistungen. Der 23jährige Bundeswehrsoldat, der in der Gesamtzeit von 1:00,11,6 Stunden bei zwei Schießfehlern gewann, wies aber nach dem Zweitplazierten Arne Kluge (Ruhpolding/1:00,20,2/4) und dem Dritten, Frank Luck (Oberhof/1:00,37,5/4), die schlechtere Laufzeit auf.
Hinter der siegreichen Tschechin Irena Novotna (1:01,15,1/4) lieferten sich Ilka Schneider und die Oberhoferin Simone Greiner-Petter einen spannenden Kampf. Den entschied die Altenbergerin mit 1:04,08,6 bei sechs Schießfehlern zu ihren Gunsten. Erst hinter den beiden Nichtkader-Biathletinnen belegten mit Inga Kesper aus Willingen (1:04,54,3/6) und Olympiasiegerin Antje Misersky (Oberhof/1:06,05,4/9) "arrivierte Athletinnen" die nächsten Plätze. dpa
"Made in Japan" ist endgültig ein Gütesiegel in der Nordischen Kombination: Ein Jahr nach dem Olympia-Staffelsieg der Söhne Nippons in Albertville gewann Kenji Ogiwara am Freitag bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft in Falun die Einzel-Goldmedaille. Nach einem Start- Ziel-Sieg ließ sich der 23 Jahre alte Weltcup-Beste als erster Asiate vor den Augen von König Carl XVI. Gustaf und Königin Silvia von Schweden als Titelträger in der Königsdisziplin des nordischen Skisports feiern.
Silber und Bronze holten nach einer eindrucksvollen Aufholjagd im 15-km- Lauf die Norweger Knut Tore Apeland und Trond Einar Elden. Der Schwarzwälder Hans-Peter Pohl (Schonach), Siebter nach dem Springen am Donnerstag, war als Zehnter bester Deutscher.
Am Vormittag bereits hatte sich Jelena Välbe den ersten Titel der WM gesichert. Im klassisch gelaufenen 15-km-Rennen wiederholte die 24 Jahre alte Russin ihren Triumph von 1991 und setzte sich in 44:46,1 Minuten überzeugend vor Marja- Liisa Kirvesniemi (45:39,0) und Marjut Rolig (45:41,9) durch, die für Finnland in den Jahren 1984 und 1992 die Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen gewonnen hatten. Heike Wezel aus Klingenthal war auf dem 39. Platz mit 5:25,9 Minuten Rückstand die beste deutsche Teilnehmerin, Claudia Bonsack (Oberhof) lag auf dem 44. Rang schon 6:03,4 Minuten zurück.
Die Entscheidung in der Kombination wurde erwartungsgemäß zu einem Duell zwischen Japan und Norwegen, der mit 60 Medaillen erfolgreichsten Kombinations-Nation. Doch auch auf dem kräftezehrenden Neuschnee bestätigte Ogiwara, schon am Donnerstag nach beeindruckender Nervenstärke Sieger des Springens, seine derzeitige Ausnahmestellung in der Kombination. Der Japaner hat sich bei vielen Reisen und Trainingsaufenthalten in den vergangenen Jahren in Europa manches von den damals noch führenden Deutschen, Schweizern und Österreichern abgeschaut und vieles gelernt. Auf dem fünf Kilometer langen Kurs war er während der zu laufenden drei Runden jedenfalls nicht einzuholen.
Die Deutschen befanden sich nicht auf Medaillenkurs: Hinter Pohl verbesserte sich Sven Leonhardt (Oberwiesenthal) in der Spur vom 26. auf den 15. Platz, Jens Deimel (Winterberg) fiel von der sechsten Stelle nach dem Springen auf Rang 17 zurück, und Thomas Dufter (Hammer) wurde 19. "Mit diesem Ergebnis habe ich gerechnet. Hans-Peter wurde Zehnter und hat damit seinen Staffelplatz sicher. Positiv überraschte mich Sven, der taktisch klug mit Olympiasieger Guy lief und ihn dann noch abhängte", kommentierte der Disziplintrainer Hermann Weinbuch das Abschneiden seiner Athleten.
Weinbuch will erst das Training in den nächsten Tagen abwarten, ehe er die Staffel nominiert, die um Bronze kämpfen möchte. "Nach dem Springen habe ich das Maximale herausgeholt", äußerte sich auch Pohl zufrieden, der diesmal keinen Ski von Jochen Behle ausgeliehen hatte, sondern seine eigenen benützte. Leonhardt meinte: "Es lief gut, ich habe jetzt meine Staffelchance wieder." Für Jens Deimel war "auf der schweren Strecke nicht mehr drin".
Das Training der Spezialspringer für den Wettbewerb auf der Großschanze am Sonntag mußte am Freitag wegen starken Windes und Neuschnees in der Spur ausfallen. Bundestrainer Rudi Tusch hat für die Konkurrenz auf der 115-Meter-Schanze Jens Weißflog (Oberwiesenthal), Christof Duffner (Schönwald) und Dieter Thoma (Hinterzarten) schon nominiert. Ob aber Gerd Siegmund (Oberhof) oder aber Andreas Scherer (Rohrhardsberg) vierter Mann sein wird, entscheidet sich nach dem Sprung-Training am Samstag. dpa
STUTTGART. Wolfgang Gönnenweins Vertrag als Generalintendant der Württembergischen Staatstheater Stuttgart wird zum 28. Februar aufgelöst. Er erhält eine Abfindung in Höhe von zwölf Monatsgehältern, also 259 000 Mark. Das teilte die baden-württembergische Kunstministerin Brigitte Unger-Soyka (SPD) als Vorsitzende des Verwaltungsrates der Württembergischen Staatstheater am Freitag in Stuttgart mit. Gönnenwein hatte am 13. November vergangenen Jahres seinen Rücktritt erklärt, nachdem er wegen seines Führungsstiles heftig kritisiert worden war.
Dem bereits von beiden Seiten unterzeichneten Auflösungsvertrag muß nun noch der Verwaltungsrat zustimmen. Nach Darstellung von Gönnenweins Anwältin Ulrike Paul hat ihr Mandant dem Vorschlag zugestimmt, um "die öffentliche Diskussion in dieser Angelegenheit zu beenden". Gönnenwein wird nach der Regelung auch seine frühere Tätigkeit als kirchlicher Berater auf die Altersversorgung angerechnet. Einvernehmen wurde nach Angaben des Kunstministeriums auch darin erzielt, daß der 60jährige als Leiter der Stuttgarter Musikhochschule in der Zeit vom 1. März 1993 bis zur Vollendung seines 62. Lebensjahres beurlaubt wird.
Ministerin Unger-Soyka gab zudem im Namen des Verwaltungsrates eine "Ehrenerklärung" ab, in der sie feststellte, daß kein Zusammenhang zwischen der am 9. November beschlossenen Vertragsverlängerung Gönnenweins und der Schließung des Stuttgarter Kammertheaters bestehe. Außerdem erklärte sich das Land bereit, die Kosten für Gönnenweins juristischen Beistand zu zahlen, falls die gegen ihn erhobenen Vorwürfe wegen haushälterischer Untreue im Amt des Generalintendanten sich als falsch erweisen sollten. dpa
Die alternative Berliner tageszeitung darf den erfolgreichen deutschen Rodelsportler und Bundeswehr-Feldwebel Georg Hackl ungestraft "rasende Weißwurst" und "draller Goldrodler" nennen, dem das "Resthirn in die Kufen gerutscht sein muß". Ein Strafverfahren wegen Beleidigung der Bundeswehr gegen den taz-Chefredakteur Michael Sontheimer endete am Freitag vor dem Amtsgericht Tiergarten in Berlin mit einem Freispruch.
Das sei Satire und erlaubt, bewertete das Gericht einen Artikel auf der Fernsehseite des Blattes, der sich auf den Werbespot eines Privatsenders bezog. Dort hatte Hackl für die Bundeswehr geworben. Mit diesem Auftritt habe Gold-Schorsch "den endgültigen Beweis für Frühdebilität" abgeliefert, so der Autor.
Der Richter folgte Sontheimers Argumentation, wonach die Bundeswehr in einem demokratischen Rechtsstaat harte und polemische Kritik hinnehmen müsse. Satire habe eine lange Tradition in der taz. Der Anklagevertreter hatte dagegen für Sontheimer eine Geldstrafe in Höhe von 4000 Mark gefordert. Der Artikel sei keine Satire, sondern eine grobe Beleidigung. Das belege unter anderem der Schlußsatz "Abtreten, Du dumpfer Dummbeutel." dpa
PORT-AU-PRINCE, 19. Februar (dpa). Der Untergang der Fähre "Neptuno" vor der Südwestküste Haitis hat sich zu einer der größten Katastrophen in der Geschichte der Seefahrt ausgeweitet. Obwohl die genaue Zahl der Opfer niemals bekannt werden dürfte, rechneten die Behörden in Port-au-Prince und das Rote Kreuz damit, daß bis zu 1800 Menschen ertrunken sind. Bis Freitag morgen hatten sich nach Angaben aus Port-au-Prince erst 285 Schiffbrüchige gemeldet.
Schiffe der US-Küstenwache und der haitianischen Marine brachten derweil 150 in Plastiksäcke geschnürte Leichen in den Hafen der Hauptstadt. Die Toten waren im Laufe des Donnerstag abend und der Nacht aus dem Meer zwischen der Insel Gonave und der Kleinstadt Miragoane geborgen worden. Zuvor hatte das Rote Kreuz bereits mindestens 850 Tote registriert.
Es wurde befürchtet, daß die nur rund 45 Meter lange uralte Fähre Hunderte von Menschen mit sich in die Tiefe gerissen hat. Überlebende sagten aus, unter Deck des völlig überladenen Schiffes hätten sich über 1000 Menschen zusammengedrängt. Piloten der US-Küstenwache, die nach Überlebenden suchten, berichteten, auf dem Meer rund um die Unglücksstelle trieben zwischen den Überresten der Schiffsladung noch zahlreiche Tote.
In Jeremie füllten sich nach Bekanntwerden des Unglücks die Straßen mit Tausenden von Menschen, die weinend nach Informationen über Angehörige oder Freunde suchten.
Die Fähre, die mehrmals in der Woche zwischen Jeremie und Port-au-Prince verkehrte, hatte offiziell rund 800 Passagen verkauft. Doch nach den übereinstimmenden Aussagen des Kapitäns und einiger Überlebender waren mindestens 2000 Menschen an Bord. Ein westlicher Diplomat meinte dazu: "In Haiti ist es völlig normal, daß Schiffe bis zum Bersten überladen sind. Niemand respektiert irgendwelche Vorschriften. Und die Behörden scheren sich auch nicht darum."
An Bord der Fähre, die am Mittwoch auf dem Weg von Jeremie nach Port-au- Prince während eines Gewittersturms kenterte, waren vor allem Bauern, die in der Hauptstadt ihre Waren verkaufen wollten. Überlebende berichteten, sie hätten sich nach dem Untergang an leere Fässer oder Säcke mit Holzkohle geklammert. Einige schwammen mit deren Hilfe offenbar an Land, andere hielten sich so lange über Wasser, bis sie von herbeigeeilten kleinen Fischerbooten gerettet wurden.
HARARE, 19. Februar (dpa). Der erneut aufgeflammte Bürgerkrieg in Angola hat das südwestafrikanische Land nach Angaben einer UN-Behörde an den "Rand des totalen Zusammenbruchs" gebracht. Das Überleben von drei Millionen Menschen hängt von ausländischer Hilfe ab, teilte am Freitag das Welternährungsprogramm (WFP) in Harare mit. Einige Städte seien zu "Geisterstädten" geworden, während andere mit Flüchtlingen überfüllt seien. Auf einem Hilfsflug in den Norden des Landes ist den Angaben zufolge ein vom WFP gechartertes Flugzeug am Mittwoch von der Guerillaorganisation UNITA beschossen worden.
In der im vergangenen Monat von der UNITA eingekreisten Stadt Huambo in Zentralangola seien 15 000 Menschen verwundet und 10 000 getötet worden. Die Vorräte an Lebenmitteln und Medikamenten seien fast erschöpft. "Wir wissen nicht, ob und wie die 400 000 Menschen in Huambo überleben", hieß es beim WFP.
KOPENHAGEN, 19. Februar (dpa). Eine vollbesetzte Fähre mit 260 Menschen an Bord ist am Freitag abend im Öresund zwischen Dänemark und Schweden offenbar nur knapp einer Katastrophe entgangen. Die Fähre "Cinderella II", ein Tragflächenboot, wurde während der Überfahrt von Kopenhagen nach Malmö bei stürmischer See mit Windgeschwindigkeiten von 20 bis 25 Meter pro Sekunde von hohen Wellen voll getroffen. Sie zerschlugen das Ruder am Bug, eine vordere Eingangstür und Fenster. Augenzeugen berichteten nach ihrer Evakuierung auf ein anderes Schiff im schwedischen Rundfunk, daß auch Teile der Dachverkleidung im Passagierraum zertrümmert worden seien.
Nachdem es in ersten Berichten geheißen hatte, die Fähre sinke, wurden aus dem gesamten Öresund Schiffe zur Hilfe gerufen. Es stellte sich aber schnell heraus, daß die Fähre nach wie vor manövrierfähig war und aus eigener Kraft den Hafen einer kleinen Insel in der Mitte des Öresunds anlaufen konnte. Danach wurden alle Passagiere, die ausnahmslos unverletzt blieben, auf ein anderes Schiff gebracht, das sie weitertransportierte.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft tastet sich an ihre Form für die Weltmeisterschaft im März in Schweden heran. Einen Tag nach dem 22:24 gegen Norwegen gewann das Team von Bundestrainer Armin Emrich am Freitag in Eidsvoll in der Nähe von Oslo mit 22:17 (13:5) gegen die Skandinavier. Die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) zeigte sich dabei insgesamt deutlich verbessert.
Erneut mußte Emrich auf wichtige Spieler verzichten. Rechtsaußen Holger Löhr (Leutershausen), der bereits am Vortag gefehlt hatte, mußte mit einer fiebrigen Erkältung vorzeitig nach Deutschland zurückkehren. Sein Klubkamerad Jörg Kunze fiel wegen einer Wadenverletzung aus, die er sich in der Begegnung am Donnerstag zuzog. Für die beiden Spiele gegen Österreich am (morgigen) Samstag (16.00 Uhr) in Wangen im Allgäu und am Sonntag (10.30 Uhr) in Dornbirn (Österreich) nominierte Emrich als Ersatzspieler den auf Abruf bereitstehenden Schutterwalder Rechtsaußen Michael Schilling nach.
Trotz der Verletzungssorgen und der Reisestrapazen - beide Teams waren nach fast siebenstündiger Reise aus Bodö oberhalb des Polarkreises erst kurz vor dem Anpfiff in der Halle angekommen - erwischte die DHB-Auswahl einen sehr guten Start. Bereits nach neun Minuten führte sie mit 4:0.
Vor allem in der Deckung mit dem überragenden Torhüter und Kapitän Andreas Thiel (Dormagen) wußte die Mannschaft zu überzeugen. Auch nach der Pause bestimmten die Gäste zunächst das Geschehen. In der 43. Minute lagen sie sogar mit 20:10 in Front. Erst in der Schlußphase kam der B-Weltmeister aus Norwegen, der sich ebenfalls auf den Titelkampf im März vorbereitet, noch einmal heran, ohne allerdings die nun doch angesichts des sicheren Sieges zurücksteckenden deutsche Mannschaft zu gefährden. Beste Spieler im Team des DHB waren der Niederwürzbacher Kreisläufer Christian Schwarzer und der Lemgoer Rück Norwegen: Danielsen, Roaldkvan; Schönfeldt, Erland (3), Havang (4), Kjendalen (5/4), Gjeksted, Lundeberg, Muffetangen (1), Daland, Bjerkheim (2), Haugstvedt (1), Lundquist (1).
Deutschland: Thiel, Holpert; Fuhrig, (1), Lakenmacher (1), Kohlhaas, Mudrow, Schwarzer (7), Roos (4), Nagel, Zerbe (6), Hartz (3), Baruth.
Schiedsrichter: Johansson/Svensson (Schweden). Zuschauer: 1500
BONN, 19. Februar (dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl behält seinen Amtssitz vorerst in Bonn. Das Kanzleramt dementierte am Freitag einen Bericht der Berliner Morgenpost, Kohl werde bereits im kommenden Jahr einen offiziellen Amtssitz in der Villa Borsig am Tegeler See beziehen. Der einstige Sommersitz des Industriellen Ernst von Borsig im Norden Berlins sei lediglich als Gästehaus der Regierung vorgesehen. Allerdings werde Kohl dort nach einem Umbau vom kommenden Jahr an Regierungsgäste empfangen. Der Umzug der Regierungszentrale werde wie geplant mit dem Bundestag und nach Fertigstellung des neuen Kanzleramtes in Berlin stattfinden.
BONN, 19. Februar (dpa). Aus Anlaß der an diesem Sonntag beginnenden Reise von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) nach Rußland und in die Ukraine hat der FDP-Umweltpolitiker Gerhart Baum die Bundesregierung aufgefordert, sich noch stärker für die Sicherheit der ost- und mitteleuropäischen Atomkraftwerke einzusetzen. Töpfer will in Moskau und Kiew Gespräche über eine bessere Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Reaktorsicherheit führen. Baum erklärte am Freitag in Bonn, die Kernkraftwerke Osteuropas zählten zu den gravierendsten Umweltbedrohungen für die ganze Welt. Es müsse darauf hingewirkt werden, daß zumindest schwere Schäden und Unzulänglichkeiten schnellstens ausgebessert werden.
BONN, 19. Februar (dpa). Bei der Einführung der umstrittenen Autobahngebühren scheiden nach Ansicht von Verkehrsexperten Maut-Stationen, wie in Italien oder Frankreich üblich, von vornherein aus. Es werde ein System angestrebt, das die Gebühren selbst bei hohen Geschwindigkeiten und nicht fahrstreifengebunden erhebt, erläuterte der stellvertretende Abteilungsleiter im Verkehrsministerium, Klaus Lohrberg, am Freitag in Bonn. Eine Vignette könne nur eine Übergangslösung sein.
Bereits im Frühjahr werde ein erster Versuch auf einer zehn Kilometer langen Strecke auf der A 555 zwischen Bonn Köln gestartet. Entscheidungen aufgrund der Testergebnisse seien allerdings erst im Sommer 1995 zu erwarten. An dem Versuch beteiligten sich rund 30 Fahrzeuge der verschiedensten Typen und Arten. Die Daten der Fahrzeuge sollen per Funk an ein Kreditinstitut übertragen werden, wo dann die Gebühren elektronisch abgebucht werden.
FRANKFURT A. M., 19. Februar (dpa/ AFP). Ein seit Tagen blockierter Konvoi mit Hilfsgütern für die belagerte ostbosnische Stadt Gorazde hat am Freitag seine Fahrt fortsetzen können. Wie ein Sprecher des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) in Zagreb mitteilte, ist es dem Kommandeur der UN-Friedenstruppen in Bosnien, General Philippe Morillon, offenbar gelungen, die serbischen Truppen zur Aufhebung der Straßensperren zu bewegen. Morillon entschied, den Hilfskonvoi zu teilen. Ein Teil der Hilfslieferungen werde nach Zepa geschickt.
Der Konvoi nach Gorazde mußte jedoch nach wenigen Kilometern erneut anhalten, da ein Sprengkrater in der Straße die Weiterfahrt verhinderte. Das neue Hindernis lag nach Schätzungen des UNHCR knapp 25 Kilometer von Gorazde entfernt, wo rund 45 000 Menschen schon seit Mitte Januar auf Lebensmittel und Medikamente warten.
Die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge, Sadago Ogata, hatte am Mittwoch beschlossen, die Hilfsaktionen in Bosnien-Herzegowina vorerst drastisch einzuschränken. Entgegen diesem Beschluß hatte der UN-Kommandeur entschieden, die Fahrt des Konvois nach Gorazde durchzusetzen. Der bosnische Präsident Alija Izetbegovic beauftragte die Delegation seines Landes bei den Friedensgesprächen in New York, die weitere Teilnahme abzulehnen, solange serbische Milizionäre den Hilfskonvois für Ostbosnien nicht freies Geleit gewähren. Das berichtete die bosnische Regierung am Freitag.
Die deutsche Hilfsorganisation Cap Anamur verurteilte die UNHCR-Entscheidung zum Stop der Lieferungen. Der Beschluß verhindere die geplante Evakuierung von 52 Menschen aus Sarajewo.
Laut Radio Sarajewo beschossen serbische Einheiten am Donnerstag die ostbosnische Stadt Zepa. Dabei seien vier Menschen getötet und sieben weitere verletzt worden. Am Mittwoch seien 29 Menschen in Zepa verhungert. Tuzla im Nordosten Bosniens sei am Donnerstag zweimal angegriffen worden. Eine Angehörige des niederländischen Blauhelm-Kontingents wurde am Donnerstag in Bosnien bei einem Unfall getötet.
LIMA, 19. Februar (AFP). Ein Militärgericht in Lima hat am Donnerstag 25 Militärs im Zusammenhang mit einem gescheiterten Putsch gegen Präsident Alberto Fujimori zu Haftstrafen zwischen zwei Monaten und acht Jahren verurteilt. Die Urteile wurden von drei Militärrichtern nach einem Prozeß unter Ausschluß der Öffentlichkeit verkündet und danach öffentlich bekanntgegeben. Als Drahtzieher des Putschversuchs vom 13. November 1992 wurden die Generäle im Ruhestand Jaime Salinas, Manuel Obando und Luis Soriano bezeichnet. Die Majore Hugo Ormeno und Cesar Caceres hätten den Umsturzplan in die Tat umgesetzt.
Salinas' Verteidiger Javier Valle Riestra sagte nach der Urteilsverkündung, die Militärs seien an keiner umstürzlerischen Aktion beteiligt gewesen und hätten nicht die Absicht gehabt, Fujimori zu töten. Ihr einziges "Vergehen" sei ihre Treue zur Verfassung von 1979, die Fujimori durch seinen Staatsstreich vom 5. April 1992 außer Kraft gesetzt habe.
HONGKONG, 19. Februar (AFP). Das Parlament von Hongkong hat am Freitag erstmals seit Beginn der britischen Kolonialherrschaft vor 150 Jahren seinen Präsidenten selbst gewählt. Die 60 Abgeordneten entschieden sich einstimmig für John Swain. Bislang hatte der von der britischen Königin eingesetzte Gouverneur den Vorsitz im Parlament. Swain bezeichnete die Wahl als einen großen Schritt auf dem Weg zur Unabhängigkeit des Parlaments von der Regierung Hongkongs. Die britische Kronkolonie soll 1997 an China abgetreten werden.
Politische Beobachter rechneten damit, daß die Wahl von der chinesischen Führung als Provokation aufgefaßt wird. Wiederholt hatte die Regierung in Peking Gouverneur Chris Patten kritisiert, weil er für 1995 Wahlen in Hongkong angekündigt hat. China rechnet damit, daß sich das Parlament in Hongkong 1997 gegen die direkte Machtübernahme durch China stemmen wird.
JOHANNESBURG, 19. Februar (AFP). Die seit zehn Monaten blockierten Verhandlungen über eine neue demokratische Verfassung in Südafrika sind nach Ansicht der südafrikanischen Regierung wieder in Gang gekommen. Nach der Zustimmung der Schwarzenorganisation Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) zur Bildung einer "Regierung der Nationalen Einheit" nach der Wahl einer Verfassunggebenden Versammlung würden die Gespräche nun auf einer Mehrparteienkonferenz am 5. März fortgesetzt, sagte ein Regierungssprecher am Freitag in Johannesburg. Die Entscheidung des Exekutivkomitees von Nelson Mandelas ANC war am Vorabend getroffen worden.
Wie der Sprecher von Verfassungsminister Roelf Meyer sagte, besteht eine weitgehende "Übereinstimmung" zwischen dem ANC und der Regierung über den "Geist" des Demokratieprozesses, nachdem der ANC entscheidende Punkte der Regierungsvorschläge akzeptiert habe. Auf einer Pressekonferenz in der Schwarzenvorstadt Soweto sagte ANC- Sprecher Pallo Jordan, "im Interesse des Wiederaufbaus des Landes" und um eine "Bedrohung des demokratischen Fortschritts zu verhindern", habe sich das Exekutivkomitee einstimmig für die "Regierung der Nationalen Einheit" ausgesprochen. Ihr sollten alle Parteien angehören, die bei den vorangehenden Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung mehr als fünf Prozent der Stimmen erhielten. Die Übergangsregierung solle "nicht länger als fünf Jahre" im Amt bleiben, sagte Jordan weiter.
Der ANC stimmte ferner den Vorstellungen der Regierung zu, daß die Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres stattfinden sollten. Es würde sich dabei um die ersten allgemeinen Wahlen in der Geschichte Südafrikas handeln, an denen alle in dem Land lebenden ethnischen Gruppen beteiligt sind. Dagegen lehnte der ANC das Konzept der Regierung zur "Machtteilung" ab, weil darin ein Vetorecht für Minderheiten vorgesehen sei. Bei umstrittenen Themen sollte vielmehr mit Zweidrittelmehrheit entschieden werden.
FRANKFURT A. M., 19. Februar (AFP/sp). Der bayerische Arbeitsminister Gebhard Glück (CSU) hat gerügt, daß bei der Diskussion um Einsparungen der Sozialbereich an erster Stelle stehe. Das Wort vom "sozialen Wildwuchs" und die einseitige Mißbrauchsdebatte habe den Debatten "eine Schlagseite zu Lasten des Sozialbereichs" gegeben, sagte Glück am Freitag bei einer Konferenz der Arbeits- und Sozialminister der 16 Bundesländer sowie von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) in München.
Glück, der als Konferenzvorsitzender amtierte, wollte über Möglichkeiten einer "gezielten Mißbrauchsbekämpfung" bei der Sozialhilfe beraten. Sollten die dadurch erzielten Einsparungen nicht ausreichen, seien die Minister bereit, über ein zeitweiliges Einfrieren der Sozialhilfesätze "nachzudenken". Pauschale Kürzungen lehnten sie jedoch ab.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte unterdessen die Bundesregierung auf, die geplanten Kürzungen bei Arbeitslosengeld und Arbeitslosenhilfe zurückzunehmen. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer warnte in Düsseldorf zugleich davor, die angekündigte stärkere Bekämpfung der illegalen Beschäftigung zur "Jagd gegen Arbeitslose" zu mißbrauchen.
Der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) sieht den inneren Frieden in Deutschland bedroht, wenn die jetzigen Vorstellungen der Bundesregierung zu einem "Solidarpakt" verwirklicht werden. Vor dem Landtag in Hannover sagte er am Freitag, es gebe objektive Grenzen für Solidarität. So sei den Menschen in Niedersachsen nicht begreiflich zu machen, daß sie für die Einheit Opfer bringen sollten, wenn der Osten besser mit Kindergärten versorgt sei als der Westen und wenn die Frauen dort höhere Renten bezögen. Das Bonner Konzept habe eine "soziale Schieflage" und belaste die Länder zugunsten des Bundes. Schröder widersprach besonders der beabsichtigten Kürzung der Hilfe für die Werften. (Weiterer Bericht Seite 5)
WIEN, 19. Februar (AFP). Die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) hat die Einrichtung eines internationalen Tribunals für Kriegsverbrecher im ehemaligen Jugoslawien vorgeschlagen. In einer am Freitag vom Wiener KSZE-Sekretariat veröffentlichten Erklärung schlägt die KSZE die Einsetzung eines Tribunals in fünf Instanzen - einem Gerichtshof, einem unabhängigen Staatsanwalt, einem Sekretariat, einer Berufungsinstanz und einem für Verwaltungsfragen zuständigen Komitee - vor.
Das Tribunal sollte die Erlaubnis erhalten, Gefängnis- und Geldstrafen zu verhängen, hieß es weiter. Todesstrafen seien ausgeschlossen. Die verurteilten Personen sollten unter internationaler Kontrolle ihre Strafen auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens verbüßen. Die Opfer der Kriegsverbrechen könnten dem Prozeß beiwohnen und auf die Rückgabe ihrer beschlagnahmten Güter klagen.
BUENOS AIRES, 19. Februar (AFP). Die argentinische Menschenrechtsliga hat wegen der umstrittenen Verleihung eines hohen argentinischen Militärordens am Donnerstag Klage eingereicht. Die Auszeichnung war an den früheren Diktator und jetzigen Heereschef Chiles, General Augusto Pinochet, gegangen. Zur Begründung hieß es, die Verleihung verstoße gegen das Gesetz von 1984 zur Verteidigung der Verfassung und der Demokratie in Argentinien, das den Mißbrauch der politischen Macht und dessen Unterstützung als "schweres Vergehen" unter Strafe stellt.
Die Verleihung des Ordens an den Ex- Diktator in der vergangenen Woche war besonders von Menschenrechtsgruppen scharf gerügt worden. Argentiniens Präsident Carlos Menem hatte die Auszeichnung hingegen damit gerechtfertigt, daß es sich um die Ehrung des derzeitigen Heereschefs der Bruderrepublik Chile handele.
FRANKFURT A. M., 19. Februar (AFP). Die Tarifverhandlungen für die rund 123 000 Beschäftigten in der papier-, pappe- und kunststoffverarbeitenden Industrie sind am Freitag in Frankfurt am Main vertagt worden. Die Arbeitgeber legten nach Angaben der IG Medien auch bei der zweiten Runde kein Angebot vor. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 6,5 Prozent. Die nächste Runde soll am 10. März erneut in Frankfurt stattfinden.
+++Berichtigung zu DEU096/14.32 Uhr+++
Achtung Redaktionen,
bitte berichtigen Sie in unserem Bericht über die Preisträger des Wettbewerbes für den Umbau des Reichstages die Namen der Architekten Sir Norman Foster +++rpt Foster, nicht Forster+++ und Pi de Bruijn +++rpt. Bruijn, nicht Bruijin. Die Namen waren in der Pressemitteilung der Bundesbauministeriums unkorrekt aufgeführt.
Sie erhalten im Anschluß eine berichtigte Neufassung.
agr
R1505 19Fev93 AFP
WIESBADEN, 19. Februar (lhe). Alexander und Julia waren 1992 die beliebtesten Vornamen in den alten Bundesländern. In Ostdeutschland lagen Philipp und Lisa an der Spitze der Namen, die Eltern für ihre Neugeborenen auswählten. Das ermittelte bei fast 200 Standesämtern die Wiesbadener Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). Eine gesamtdeutsche Statistik liegt noch nicht vor.
Im alten Bundesgebiet rutschte bei den Jungennamen Daniel auf den zweiten Rang. Neu unter die ersten Zehn kamen Michael, Maximilian und Florian. Neben Maximilian hätten sich als Modenamen Daniel, Patrick und Kevin herausgestellt. Bei den Mädchennamen fiel Lisa vom ersten auf den dritten Platz zurück, Maria verdankt nach GfdS-Angaben seinen Aufstieg vom neunten auf den zweiten Platz vor allem der häufigen Verwendung als Beivornamen. Beliebteste Modenamen waren Lisa, Vanessa und Laura, Sarah und Jennifer. Die Mode werde deutlich mitbestimmt von englisch oder anglo- amerikanisch beeinflußten Namen.
In den neuen Bundesländern hätten sich je zwei Vornamen aus dem mittleren Bereich in die Spitzengruppe vorgeschoben: Sophie und Jessica, Paul und Maximilian. Unverändert stark ausgeprägt sei in diesem Teil Deutschlands bei den Eltern der Wunsch, ihre Tochter Franziska und ihren Sohn Patrick oder Florian zu nennen. Eine Besonderheit in den neuen Bundesländern sei die Vorliebe für Martin, Robert, Eric und Linda.
Die beliebtesten Vornamen 1992 in der alten Bundesrepublik - Jungen: 1. Alexander, 2. Daniel, 3. Michael, 4. Patrick, 5. Kevin, 6. Christian, 7. Tobias, 8. Sebastian, 9. Maximilian, 10. Florian. Mädchen: 1. Julia, 2. Maria, 3. Lisa, 4. Sarah, 5. Katharina, 6. Anna(e), 7. Christine(a), 8. Vanessa, 9. Laura, 10. Jennifer.
Neue Bundesländer - Jungen: 1. Philipp, 2. Patrick, 3. Christian, 4. Sebastian, 5. Kevin, 6. Florian, 7. Paul, 8. Maximilian, 9. Martin, 10. David. Mädchen: 1. Lisa, 2. Maria, 3. Julia, 4. Franziska, 5. Anne(a), 6. Stefanie, 7. Sarah, 8. Jennifer, 9. Sophie, 10. Jessica.
Die Sprachgesellschaft appellierte an die Eltern, nicht unbedingt besonders "originelle" Namen zu suchen. Damit würden Kinder nicht selten aus den familiären und gesellschaftlichen Traditionen und Konventionen "namentlich" hinauskatapultiert. Standesbeamten dürften bei Ablehnung von Namenswünschen keine Vorwürfe gemacht werden, denn sie hielten sich an die Vorgaben des deutschen Namensrechts. Danach müsse das Geschlecht des Kindes erkennbar und der gewünschte Name ein echter Vorname sein und dürfe seine Träger nicht der Lächerlichkeit preisgeben.
LICH. Das Thema des diesjährigen Hessentags in Lich (Kreis Gießen) wird das Miteinander der Einheimischen und ihrer ausländischen Mitbürger sein. Das erklärte Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) in seinem dem Licher Bürgermeister Ludwig Seiboldt (CDU) übersandten Grußwort zu dem vom 9. bis 18. Juli in der 12 500-Einwohner-Stadt geplanten 33. Treffen der Hessen.
Eichel begründet die Themenwahl unter anderem mit dem 1961 vom damaligen Ministerpräsidenten Georg August Zinn (SPD) zum ersten Hessentag formulierten Wunsch, dieses Fest solle zeigen, daß im Bundesland nicht nur Platz für die Einheimischen, sondern auch für Heimatvertriebene und Flüchtlinge sei.
Jenes Bekenntnis zur Toleranz sei in diesem Jahr aktueller denn je, so Hans Eichel. lhe
WIESBADEN/BIBLIS. Auf dem Gelände des Atomkraftwerks Biblis im Kreis Bergstraße ist am Freitag beim Absturz eines Transportcontainers von einem Autokran hoher Schaden entstanden. Das hessische Umweltministerium beauftragte den TÜV Südwest, an der Absturzstelle Kontrollmessungen vorzunehmen. Untersuchungen auf eine mögliche Kontamination des Unfallorts habe auch das Rheinisch Westfälische Elektrizitätswerk, Betreiber des Kraftwerks, eingeleitet, teilte die hessische Atomaufsichtsbehörde mit.
Nach RWE-Darstellung habe der Transportcontainer eine Gerüst-Traverse enthalten, die als Hilfsmittel beim Lastentransport dient, so das Ministerium. Vor dem Ausschleusen aus dem Kontrollbereich des Kraftwerksgeländes sei die Oberflächenkontamination der Traverse mit vier Becquerel pro Quadratzentimenter gemessen worden. Der Behälter der zusätzlich in eine Schutzfolie verpackten Traverse sei kontaminationsfrei. Auf dem Gelände ist, so das Ministerium, ein Grenzwert von fünf Bq/qcm zulässig. lhe
ROM, 19. Februar (KNA). Die vom niederländischen Parlament verabschiedete Gesetzesregelung zur Euthanasie sind wegen ihrer Bestimmungen für "Willenlose" wie Geisteskranke und Neugeborene vom Vatikan mit nationalsozialistischen Praktiken verglichen worden. "Für Hitler waren die Juden oder die Geisteskranken nicht zweckdienlich, und für diesen Typ von Gesellschaft, der im Vergleich zur Zeit Hitlers hedonistischer ist, gilt die gleiche Überlegung", sagte der Sekretär des Päpstlichen Familienrats, Bischof Elio Sgreccia am Donnerstag gegenüber Radio Vatikan.
Die niederländische Regelung sei Zeichen eines Nützlichkeitsdenkens, wonach alles Leben ausgelöscht werde, das der Gesellschaft wirtschaftlich zur Last falle, unterstrich der Katholik Sgreccia.
FRIEDRICH WETTER, katholischer Erzbischof in München, hält eine weitergehende Demokratisierung der katholischen Kirche für unmöglich. Die Kirche sei nicht Demokratie, sondern "Christokratie", eine Gemeinschaft, die nicht menschlicher Initiative ihr Dasein verdanke, sondern Jesus Christus, sagte der Kardinal. Er betonte, das Verlangen nach "Demokratisierung" der Kirche übersehe, daß es in sehr vielen Bereichen längst demokratische Strukturen mit Tradition gebe. Als Beispiele nannte er die gewählten Kirchenverwaltungen, die Pfarrgemeinderäte, die von Priestern gewählten Dekane und den Priesterrat. "Demokratische" Spielregeln hätten in der Kirche nur insofern Platz, "als sie Ausdruck der kirchlichen Gemeinschaft sind, die sich Christus verdankt und von ihm geleitet weiß". (KNA)
GÖTTINGEN, 19. Februar (epd). Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat ein völliges Handels- und Waffenembargo gegen Sudan und den Abbruch der deutschen Wirtschaftsbeziehungen zu Iran gefordert. Seit Anfang der 80er Jahre seien im Krieg des islamisch-fundamentalistischen Regimes in Nordsudan gegen den christlich-animistischen Süden unbeachtet von der Weltöffentlichkeit etwa eine Million Südsudanesen verhungert, ermordet oder zu Tode gefoltert worden, sagte Costello Garang Ring Lual, Sprecher der Hauptfraktion der südsudanesischen Rebellenbewegung SPLA am Freitag während einer Pressekonferenz der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen.
Iran unterstütze den Völkermord in dem ostafrikanischen Land, indem es die sudanesische Armee mit Kampfflugzeugen, Panzern und anderen modernsten Waffensystemen ausrüste und militärisch berate, sagte Mohamed Osman Abdallah, führendes Mitglied des Parteienbündnisses "Nationale Demokratische Allianz".
Pole mahnt deutsche Industrie
SCHMITTEN, 19. Februar (epd). Einen Appell zu einer drastischen Erhöhung der Stiftungsmittel für die Stiftung Polnisch-deutsche Aussöhnung hat der Präsident der "Vereinigung der durch das 3. Reich geschädigten Polen", Miroslaw Podsiadlo (Warschau), am Freitag an jene deutschen Konzerne, Fabriken und Personen gerichtet, die während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter ausgebeutet haben. Die von der Bundesregierung der Stiftung zur Verfügung gestellten 500 Millionen Mark bedeuteten für viele Polen zwar eine wirkliche Unterstützung, könnten aber nicht als Genugtuung für das von den Nazis erlittene Unrecht, den Gesundheitsverlust und für die geleistete Sklavenarbeit betrachtet werden, sagte Podsiadlo bei einem Kolloquium der Evangelischen Akademie Arnoldshain. Die Tagung stand unter der Überschrift "Nazi-Terror, endloses Leid und juristische Norm".
NEW YORK, 19. Februar (Reuter/dpa/ AP). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) hat sich darauf verständigt, das Mandat der UN-Schutztruppe in Kroatien zu erweitern und ihr die Anwendung von Gewalt zur Selbstverteidigung zu gestatten.
Ratspräsident Ahmed Snoussi aus Marokko sagte in New York, am heutigen Freitag solle eine entsprechende Resolution verabschiedet werden. Diese sieht zu- dem vor, daß die UN-Soldaten in Kroatien und im benachbarten Bosnien-Herzegowi- na zu Verteidigungszwecken mit schweren Waffen ausgestattet werden. Die Schutztruppe in Bosnien ist bereits zur Gewaltanwendung ermächtigt. Die Mitglieder des Sicherheitsrates erzielten zudem Einvernehmen darüber, ein Tribunal zur Ahndung von Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien zu schaffen. Über eine entsprechende Resolution soll nach den Worten von Ratspräsident Snoussi in der kommenden Woche abgestimmt werden. Für die Einrichtung eines solchen Tribunals hatten sich besonders die USA, Großbritannien, Frankreich und Rußland stark gemacht. Auch die beiden Jugoslawien-Vermittler Cyrus Vance und Lord Owen hatten sich dafür ausgesprochen.
Die Industriestadt Tuzla im Norden Bosniens ist in der Nacht zum Freitag von Artillerieangriffen erschüttert worden. Wie der bosnische Rundfunk berichtete, hatten serbische Truppen aus den umliegenden Bergen schon am Vorabend das Feuer auf Tuzla eröffnet. Der schwere Beschuß führte zu neuen Zerstörungen und zahlreichen Toten.
Heftige Kämpfe wurden erneut aus der nordbosnischen Save-Tiefebene gemeldet, wo serbische Truppen ihre Offensive zur Ausweitung des Nachschubkorridors aus Belgrad fortsetzten. Neben der Stadt Gradacac am Südrand des Korridors lagen zahlreiche kroatisch-moslemische Dörfer und Stellungen am nördlichen Rand der Nachschublinie unter schwerem Artilleriefeuer serbischer Einheiten.
Moslem-Flüchtlinge aus Ost-Bosnien in Tuzla planen nach einem Bericht von Radio Sarajewo einen Hungerstreik. Der Sender berichtete am Freitag, damit wollten die Flüchtlinge ihre Solidarität mit ihren von internationaler Hilfe abgeschnittenen moslemischen Landsleuten demonstrieren. In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo hatte die moslemische Regierung bereits zu einer Boykott-Aktion für die Verteilung von Hilfsgütern aufgerufen, um gegen die serbische Blokkade von UN-Hilfstransporten nach Ost- Bosnien zu protestieren. Tausende sind dort von den Hilfen abgeschnitten.
UN-Generalsekretär Butros Butros- Ghali hat das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) aufgefordert, die Hilfslieferungen für die notleidenden Menschen in Bosnien-Herzegowina rasch wieder aufzunehmen. Der Vorsitzende des UN-Sicherheitsrats, der Marokkaner Ahmed Snoussi, sagte in New York, Butros-Ghali habe darum in einem Brief an Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata gebeten. Diese hatte am Mittwoch sämtliche Hilfsaktionen für Bosnien eingestellt. Der Sicherheitsrat hatte sich hinter die Entscheidung gestellt.
Die neue Runde der Friedensgespräche zum Bosnien-Krieg am heutigen Freitag ist schon vor ihrem Beginn wieder in Frage gestellt worden: Die bosnischen Serben kündigten am Vorabend ihren Boykott an, und auch der moslemische Präsident Bosniens, Alija Izetbegovic, deutete ein mögliches Fernbleiben an. Unabhängig davon einigten sich die fünf ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrats am Donnerstag abend darauf, ein Kriegsverbrechertribunal einzurichten.
Die Delegation der bosnischen Serben teilte den Vermittlern Vance und Owen mit, daß sie vorläufig nicht an den Verhandlungstisch nach New York zurückkehren werde. Als Grund wurden Diskriminierungen durch die US-Regierung genannt. Während früherer Aufenthalte der Delegation in den USA war es zu antiserbischen Demonstrationen gekommen.
KAIRO, 19. Februar (Reuter). Zum Auftakt seiner Nahost-Reise hat der amerikanische Außenminister Warren Christopher erneut Israels Kompromißangebot im Konflikt um die ausgewiesenen Palästinenser gelobt. Die unter Vermittlung der USA zustandegekommene Offerte, rund einem Viertel der knapp 400 Deportierten die Rückkehr sofort und dem Rest in einem Jahr zu gestatten, sei ein "sehr wichtiger" Schritt nach vorn, sagte Christopher am Donnerstag bei der Ankunft in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Die Palästinenser haben das Angebot abgelehnt und beharren auf ihrer vollständigen Rückführung in die von Israel besetzten Gebiete.
LONDON, 19. Februar (Reuter). Massenmord an der Bevölkerung im Süden und Westens Sudans hat die Menschenrechtsorganisation amnesty international (ai) der Regierung des afrikanischen Landes vorgeworfen. In den Nuba-Bergen würden zudem Zehntausende Menschen von Regierungstruppen aus ihren Dörfern vertrieben, heißt es in einer am Freitag in London veröffentlichten Untersuchung von amnesty. Jüngsten Berichten zufolge seien in der Region erneut Hunderte ohne gerichtliche Verfahren hingerichtet worden. amnesty forderte die internationale Gemeinschaft auf, für eine Beobachtung der Lage in allen Teilen des Landes zu sorgen.
Kohl: Weltoffen Verantwortung zeigen
NEU-DELHI, 19. Februar (Reuter). Bundeskanzler Helmut Kohl hat zum Auftakt seines Staatsbesuchs in Indien zugesichert, daß das vereinte Deutschland und das künftige vereinte Europa sich nicht gegenüber den ärmeren Ländern abschotten wollen. Kohl sagte am Freitag bei der Begrüßung durch Ministerpräsident Narasimha Rao in Neu-Delhi, der Zusammenschluß der Europäer solle keine "Festung Europa" schaffen. Es sei vielmehr von großer Wichtigkeit, daß die Staaten Europas weltoffen ihrer Verantwortung gerecht würden. Zweck seines Indien-Besuchs sei es, in diesem Sinne zur Vertiefung der deutsch-indischen Freundschaft beizutragen. Kohl legte nach Begrüßung mit militärischen Ehren einen Kranz an der Gedenkstätte für Indiens Staatsgründer Mahathma Gandhi nieder. Zu seinen Gesprächspartnern während des knapp viertägigen Besuchs in Indien, der ersten Station seiner Asienreise, zählen neben Regierungschef Rao auch Präsident Shankar Dayal Sharma und die Witwe des ermordeten Regierungschefs Rajiv Gandhi, Sonia. Außerdem stehen Treffen mit Wirtschaftsvertretern und ein Besuch der Maschinenbau-Messe in Delhi auf dem Programm Kohls.
Am Rande des Besuchs werden zwei Darlehensverträge für ein Bewässerungsprojekt und ein Investitionshilfeprogramm für mittelständische Unternehmen im Gesamtumfang von knapp 85 Millionen Mark unterzeichnet. Indien ist mit 427 Millionen Mark im Jahr 1992 trotz Kürzungen weiterhin größtes Empfängerland deutscher Entwicklungshilfe.
BONN, 19. Februar (Reuter/AP/dpa). Als eine "Verzweiflungstat" hat der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Dieter Kirchner, die Kündigung des Stufentarifvertrags in der Metallindustrie Sachsens bezeichnet.
Im Deutschlandfunk sprach Kirchner am Freitag von einem "einmaligen Vorgang" als Reaktion auf eine Notlagen-Situation, wollte aber vergleichbare Entscheidungen der Arbeitgeber für andere Tarifbezirke im Osten nicht ausschließen. Die Kündigung des Vertrags sei nicht als Rechtsbruch zu sehen, sondern als ein "Hilfeschrei" der Arbeitgeber, die die Branche nicht durch überhöhte Anpassungen "dem Ruin ausliefern" wolle.
Zuvor hatte der Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Tyll Necker, in der Neuen Osnabrücker Zeitung erklärt, die sächsische Metallindustrie habe mit der Tarifvertragskündigung ihren "wirtschaftlichen Selbstmord" verhindert. Zugleich nannte Necker die angekündigten Kampfmaßnahmen der IG Metall gegen Betriebe, die die ursprünglich vereinbarte 26prozentige Lohnerhöhung nicht bezahlen wollen, als das "weitaus kleinere Übel". Angesichts der Probleme bei Aufträgen und Absatz sei ein Produktionsausfall kein Unglück.
Um die Stahlarbeiter vor Arbeitslosigkeit zu bewahren, sind nach Ansicht von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm jetzt vor allem die Stahlfirmen selbst gefordert. Der CDU-Politiker sagte der in Dortmund erscheinenden Westfälischen Rundschau am Freitag: "Die Unternehmen haben in den letzten Jahren hervorragende Gewinne gemacht", die sie nun wenigstens zum Teil für die soziale Flankierung des Strukturwandels einsetzen sollten.
Auch für die Qualifizierung von Stahlarbeitern seien die Betriebe gefragt. Die Stahlunternehmen produzierten nicht nur Stahl, sondern hätten auch eine breite Palette an Arbeitsplätzen in ihren Konzernen, erklärte Blüm. "Hier können die Stahlkocher aufgefangen werden."
Nach Blüms Einschätzung wird es kaum gelingen, bei der EG-Kommission in Brüssel die Altersgrenze von zur Zeit 55 Jahren weiter zu senken. Auch deshalb müßten die Stahlkonzerne jetzt "eigenes Geld in die Hand nehmen", verlangte der Minister.
Als möglichen Kompromiß in dem Tarifkonflikt hat Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU) die Vereinbarung von Investivlöhnen vorgeschlagen. Nach der Kündigung des Stufenplans sagte Schommer in einem Interview der Dresdner Morgenpost am Freitag, die Tarifparteien könnten überlegen, "die Lohnangleichung um einige Jahre zu strekken". Die Lohndifferenz zu den bereits vereinbarten Tariferhöhungen solle dabei den Firmen zinslos für Investitionen zur Verfügung gestellt werden.
DRESDEN, 19. Februar (Reuter). Über einen Monat nach dem Gas-Unglück in der Dresdner Sempergalerie ist am Donnerstag nachmittag ein zweiter Bediensteter gestorben. Das bestätigte ein Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft am Freitag. Inzwischen seien drei Gutachten in Auftrag gegeben, die die Ursache des Unglücks eindeutig feststellen sollten. Da die Ergebnisse noch nicht vorlägen, seien die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung noch nicht abgeschlossen. Der 54jährige Oberaufseher hatte 35 Tagen im Koma gelegen. Ein anderer Bediensteter war eine Woche nach der Gas-Havarie verstorben.
Zu dem Unfall war es nach ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gekommen, weil bei einer unsachgemäßen Wartung der mit Kohlendioxid betriebenen Feuerlöschanlage das Gas ausgetreten war.
Zur Person:
HANS-DIETRICH GENSCHER, früherer Bundesaußenminister, ist der Meinung, daß Bundeswehr-Einsätze außerhalb des NATO-Gebiets ausschließlich unter der Verantwortung der Vereinten Nationen möglich sein sollten. Entsprechenden Aufträgen müsse jedoch eine Verfassungsänderung vorangehen, sagte er der Nordsee-Zeitung. Der FDP-Politiker bezeichnete es als dringlich, in einer Phase schwierigster Umstrukturierungen möglichst bald einen verläßlichen und beständigen Auftrag für die Streitkräfte zu formulieren. (Reuter)
NEW YORK, 19. Februar (Reuter/AP). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) ist sich einig, das Mandat der UN-Schutztruppe in Kroatien zu erweitern und auch ihr die Anwendung von Gewalt zur Selbstverteidigung zu gestatten. Eine entsprechende Resolution sollte Ratspräsident Ahmed Snoussi zufolge in der Nacht zum Samstag verabschiedet werden. Zudem vereinbarten die Ratsmitglieder ein Kriegsverbrecher-Tribunal. Generalsekretär Butros Butros-Ghali bat das Flüchtlingskommissariat (UNHCR), die Hilfslieferungen für Bosnien-Herzegowina wieder aufzunehmen.
Die Resolution, deren Verabschiedung nach Redaktionsschluß erwartet wurde, sieht vor, daß die in Kroatien und im benachbarten Bosnien-Herzegowina stationierten UN-Soldaten zur Verteidigung mit schweren Waffen ausgerüstet werden. Die Truppe in Bosnien ist bereits zur Gewaltanwendung ermächtigt.
Die Ratsmitglieder einigten sich zudem darauf, ein Tribunal zur Ahndung von Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien zu schaffen. Aus UN-Kreisen verlautete, als letztes der fünf mit Vetorecht ausgestatteten Ratsmitglieder habe China zugestimmt. Über diese Resolution solle in der kommenden Woche abgestimmt werden, hieß es. Dem Entwurf zufolge sollen alle Greueltaten geahndet werden, die nach dem 1. Januar 1991 begangen worden sind. Beide Vorlagen seien von Frankreich eingebracht worden. Butros-Ghali bat UNHCR-Chefin Sadako Ogata, die Hilfslieferungen für die notleidenden Menschen in Bosnien rasch wieder aufzunehmen. Das UNHCR will jedoch ein "positives Zeichen" der bosnischen Kriegsparteien abwarten, bevor es seine Hilfslieferungen wieder aufnimmt.
Eine Sprecherin sagte am Freitag in Genf, die Organisation warte ab, ob die Serben einen Hilfskonvoi für die belagerte ostbosnische Stadt Gorazde durchlassen würden. Zwar wurde der Konvoi am Freitag durchgelassen, doch mußte er schon nach wenigen Kilometern wieder stoppen, weil die Straße beschädigt war. In Sarajewo bereiteten sich die meisten ausländischen UNHCR-Mitarbeiter darauf vor, die Stadt zu verlassen.
(Weiterer Bericht S. 2, Kommentar S. 3)
NEU-DELHI, 19. Februar (Reuter/AP/ dpa). Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat Indien den Ausbau der Beziehungen zugesagt, zugleich aber auf eine Fortführung der Wirtschaftsreformen und auf Abrüstung in der Region gedrängt. Kohl versicherte Indiens Regierungschef Narasimha Rao am Freitag in Neu-Delhi, trotz der Belastungen durch die deutsche Einheit werde Bonn an der engen Zusammenarbeit festhalten. Auch die Einigung Europas solle nicht zu Lasten der außereuropäischen Staaten gehen.
Für seine Verdienste um die deutsche Vereinigung wurde Kohl mit dem Jawaharlal-Nehru-Preis für internationale Verständigung geehrt. Kohl spendete das Preisgeld von rund 75 000 Mark einem deutschen Ärztekomitee für die Arbeit in den Elendsvierteln der indischen Stadt Kalkutta. Bei der Verleihung hob Kohl angesichts der jüngsten Ausschreitungen radikaler Hindus gegen Moslems die Notwendigkeit hervor, Spannungen "im Geiste der Toleranz und der Achtung der Menschenrechte" zu überwinden. Die Bundesregierung verlängerte Indien zwei langfristige Darlehen. Deutschland stellt dem asiatischen Land 85 Millionen Mark für Bewässerungsprojekte und Kredite an mittelständische Unternehmen zur Verfügung. Die Kredite haben eine Laufzeit von 40 Jahren. Wie in Delhi bekannt wurde, wird ein Konsortium von vier deutschen Firmen 1,4 Milliarden Mark in den Bau eines konventionellen Kraftwerkes in Indien investieren. Ein zweites Projekt für ein Kohlekraftwerk mit einem Volumen von 700 Millionen Mark stehe kurz vor dem Abschluß. Weitere Stationen von Kohls Asienreise sind Singapur, Indonesien, Japan und Südkorea. Kohl will Japan Vortritt lassen TOKIO (AFP). Bundeskanzler Helmut Kohl hat Japan beim Bemühen um einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat Unterstützung zugesichert. Da Japan im Gegensatz zu Deutschland nicht in einer Sicherheitsgemeinschaft verankert sei, sei es "aus japanischer Sicht sehr viel eiliger", in den Sicherheitsrat zu kommen, sagte Kohl im japanischen Fernsehen.
MIAMI, 19. Februar (Reuter). Unblutig ist am Donnerstag die Entführung eines Passagierflugzeugs von Haiti nach Miami im US-Bundesstaat Florida zu Ende gegangen. Nach der Landung gab der 24jährige Entführer, der zuvor die DC 3 mit US-Missionaren an Bord in Cap Haitien in seine Gewalt gebracht hatte, auf und ergab sich mit erhobenen Händen der Polizei.
Mit vorgehaltener Waffe hatte der junge Mann eine Frau auf dem Flughafen von Cap Haitien als Geisel genommen und sich so den Zugang zu der Maschine erzwungen. In der altertümlichen DC 3 saßen neben zwei Mann Besatzung zehn Geistliche einer Missionsgesellschaft aus Florida, der auch die Maschine gehörte. Sie war in die Hauptstadt Port-au-Prince unterwegs und in Cape Haitien zwischengelandet, um die Missionare aufzunehmen.
Je nach den Umständen drohen Luftpiraten in den USA bis zu lebenslangen Haftstrafen. Politisches Asyl wird Elends- Flüchtlingen aus Haiti, das zu der Gruppe der ärmsten Länder zählt, in der Regel in USA nicht gewährt.
PHILADELPHIA, 19. Februar (Reuter). US-Präsident Bill Clinton will die Verweigerungshaltung seines Landes zur Artenschutz-Vereinbarung überdenken, die auf der Umweltkonferenz der Vereinten Nationen (UN) im vergangenen Juni in Rio de Janeiro getroffen wurde. Wie eine Vertreterin der US-Umweltbehörde EPA am Donnerstag sagte, hat die Neubewertung der US-Haltung schon begonnen. Die USA waren auf der Konferenz heftig für ihre Weigerung kritisiert worden, die Vereinbarung zu unterzeichnen.
Die Vereinbarung soll die tierische und pflanzliche Vielfalt auf der Erde sowie die Bodenschätze bewahren helfen. Die Regierung von George Bush hatte sich der Vereinbarung nicht angeschlossen, weil sie eine Beeinträchtigung der bio- technischen US-Industrie befürchtete.
BONN, 19. Februar (Reuter). Die Gesellschaft für bedrohte Völker hat zu einem bundesweiten Hungerstreik aus Solidarität mit den vom Hungertod bedrohten Menschen in Ostbosnien aufgerufen. Wie die Gesellschaft am Freitag in Göttingen mitteilte, befinden sich seit Freitag morgen rund 450 Menschen im unbefristeten Hungerstreik. Deutsche, Bosnier, Kroaten und Türken in München, Düsseldorf, Wuppertal, Opladen, Heidelberg und Dortmund nähmen an der Aktion teil.
Der Hungerstreik werde sich in den nächsten Tagen noch auf andere Regionen Deutschlands ausweiten, hieß es.
MOGADISCHU, 19. Februar (Reuter). Die Vereinten Nationen (UN) haben sich am Freitag beunruhigt über die gespannte Lage in der somalischen Stadt Belet Huen geäußert. Wie UN-Sprecher Farouk Mawlawi in Mogadischu berichtete, hatte es in den vergangenen Tagen in der Region wiederholt Auseinandersetzungen zwischen Somaliern und Soldaten der internationalen Eingreiftruppe gegeben.
In Belet Huen, 300 Kilometer nördlich der Hauptstadt, hatten den Angaben zufolge am Mittwoch kanadische Soldaten der Eingreiftruppe bei Auseinandersetzungen mit rund 300 aufgebrachten Bewohnern des Ortes einen Somalier getötet und drei verletzt. Die Somalier, Angehörige des Jijele-Stammes, hätten sich bei der Verteilung von Hilfsgütern ungerecht behandelt gefühlt. In der Nacht zum Freitag wurden bei der Stadt Afgoi im Westen des Landes zwei somalische Heckenschützen von UN-Soldaten getötet.Bis zu siebeneinhalb Jahre Haft für Brandanschlag in Sachsen
DRESDEN, 19. Februar (Reuter). Wegen versuchten Mordes an drei Ausländern hat die Jugendstrafkammer des Landgerichtes Dresden am Freitag zwei Jugendliche zu Haftstrafen von siebeneinhalb und vier Jahren verurteilt. Die zur Tatzeit 18 und 17 Jahre alten Männer wurden für schuldig befunden, am 1. August 1992 im sächsischen Pirna Brandflaschen auf den Holzbungalow einer peruanischen Folkloregruppe geworfen zu haben. Der Vorsitzende Richter sagte, sie hätten "aus schierem Haß gegen Ausländer billigend den Tod" der Musiker in Kauf genommen. Bei dem Anschlag erlitt ein Peruaner schwere Brandverletzungen. Die beiden Jugendlichen müssen Schmerzensgeld und Schadensersatz in Höhe von rund 30 000 Mark zahlen.
Die Täter hätten sich vor dem gezielten Wurf der Brandflaschen sogar noch vergewissert, daß zwei Peruaner schon geschlafen hätten, sagte der Richter. Besonders bei dem 18jährigen zeige sich der Haß gegen Ausländer. Noch während der Untersuchungshaft habe er sich ein Hakenkreuz tätowieren lassen.
PARIS, 19. Februar (Reuter). Der französische Sozialist Eric Cochard kämpft mit ungewöhnlichen Mitteln um ein Mandat in der Nationalversammlung. Auf lebensgroßen Wahlplakaten in seinem Wahlkreis südlich von Paris präsentiert sich der 33jährige im Adamskostüm. Diskret plaziert hält er ein Schild, auf dem er kundtut: "Ich bin ein Sozialist. Ich habe nichts zu verbergen."
WARSCHAU, 19. Februar (Reuter). Das polnische Abgeordnetenhaus (Sejm) hat am Freitag einem Verbot von Werbung für Tabak, Alkohol und verschreibungspflichtigen Medikamenten zugestimmt. 225 Abgeordnete stimmten in Warschau dafür, 93 dagegen, und 30 enthielten sich der Stimme. Die Gesetzesvorlage ist Teil eines größeren Plans zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs. Bevor die Vorlage zum Gesetz wird, muß sie noch von der zweiten Kammer des Parlaments, dem Senat, bestätigt und von Präsident Lech Walesa unterzeichnet werden.
FRANKFURT A. M. (FR). Die deutschen Finanzmärkte haben positiv auf den Rückgang der Geldmenge M3 im Januar um 2,3 Prozent reagiert. An der Deutschen Terminbörse sprang der Bund-Future binnen weniger Sekunden nach Bekanntgabe der Nachricht durch die Bundesbank um 20 Ticks auf 94,14. Für die Präsenzbörse am Aktienmarkt kamen die Daten zu spät. Der Dax-Future stieg allerdings von 1684 auf 1698 Punkte, bröckelte dann aber auf 1693,5 Zähler ab.
Die Finanzmärkte hatten mit einem Anschwellen der Geldmenge im Januar um vier Prozent oder allenfalls etwas weniger gerechnet. Die Euphorie über die tatsächliche Veränderung wurde jedoch dadurch getrübt, daß die Bundesbank betonte, die Schrumpfung beruhe im wesentlichen auf "der Umkehr von Sonderfaktoren" wie dem Abfluß spekulativer Geldzuflüsse vom vierten Quartal und dem Rückgang des 1992 durch die Zinsabschlagsteuer-Diskussion aufgeblähten Bargeldumlaufs.
Während der offiziellen Handelszeit zeigte die Kursentwicklung nach oben. Der Deutsche Aktienindex (Dax) stieg um 5,13 auf 1677,39 Zähler. Vorübergehend war er sogar bis auf 1682,27 Zähler geklettert. Autowerte standen unter Druck. VW brachen wegen schlechter Unternehmensnachrichten um 8,60 Mark ein. BMW fielen um 0,50 Mark, und Daimler notierten unverändert.
Am Rentenmarkt legten die Kurse der öffentlichen Anleihen um bis zu 0,35 Mark zu. Die Durchschnitstrendite sank um eine Stelle auf 6,70 Mark. Die Bundesbank verkaufte Titel im Nennwert von 320,3 Millionen Mark.
MOSKAU, 19. Februar (Reuter). Die Nachfolgeorganisationen des berüchtigten sowjetischen Staatssicherheitsdienstes KGB bemühen sich nach Worten eines früheren KGB-Generals um die Wiederherstellung von dessen alter Machtposition. Der Geheimdienst sei noch immer aktiv in Bereichen, die weit über die staatliche Sicherheit hinausgingen. Durchleuchtet würden "viele politische Gruppe, nicht notwendigerweise extremistische oder terroristische Gruppen", sagte General Oleg Kalugin am Freitag auf einem Fachseminar.
Der Sicherheitsdienst erlange damit langsam seine alte Macht wieder, sagte Kalugin. Der Dienst sei zwar noch nicht wieder so weit wie vor seiner Reformierung durch den früheren Präsidenten Michail Gorbatschow, die dieser nach dem Putschversuch gegen ihn im August 1991 eingeleitet hatte. Doch sei der gegenwärtig stattfindene Prozeß "gefährlich".
BONN, 19. Februar (Reuter). Im Druckbehälter des Atomkraftwerks Würgassen (Nordrhein-Westfalen) sind nach Angaben der Saarbrücker Zeitung vom Freitag bereits im Jahr 1980 Risse festgestellt worden. Das Blatt meldete vorab, das Saarbrücker Fraunhofer-Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren habe damals "Schwach- und Fehlstellen des Reaktorstahls" festgestellt, die sich beim Betrieb weiterentwickelten. Das AKW Würgassen ist von derselben Bauart wie der Reaktor in Brunsbüttel, an dessen Kühlsystem mehr als 100 Risse festgestellt wurden.
Umweltminister Klaus Töpfer hatte erklärt, sein Ministerium habe in Würgassen im August 1991 Risse an Rohren aus dem gleichen Stahl wie in Brunsbüttel entdeckt. Nach Darstellung der Düsseldorfer Landesregierung wurden die Risse in Treibwasserschleifen 1992 beseitigt.
(Kommentar Seite 3)
ROM, 19. Februar (Reuter/FR). Im Zusammenhang mit dem seit Jahren schwelenden Korruptionsskandal ist der italienische Finanzminister Giovanni Goria am Freitag zurückgetreten. Goria begründete seinen Rücktritt in einem Brief an Ministerpräsident Giuliano Amato damit, daß er "nicht länger ungerechtfertigte Anklagen hinnehmen" könne. Seit Wochen sei von Untersuchungsverfahren gegen ihn die Rede. Tatsächlich läge jedoch kein Ermittlungsbescheid gegen ihn vor. Dies gelte auch für einen Betrugsskandal von 1976, mit dem sein Name in Verbindung gebracht worden war.
Damit hat nach dem Rücktritt von Gesundheitsminister Claudio Martelli innerhalb von acht Tagen das zweite Regierungsmitglied im römischen Kabinett sein Amt aufgegeben. Amato hatte zuvor Forderungen nach seinem Rücktritt zurückgewiesen. Vor dem Senat sagte er am Freitag: "Italien braucht eine Regierung - es hat eine Regierung - und diese Regierung wird weitermachen."
Oppositionsparteien wie die einst kommunistische PDS hatten Amato unter Hinweis auf den seit einem Jahr schwelenden Korruptionsskandal, der bereits mehrere Minister ihren Amtssessel gekostet hat, aufgefordert, zurückzutreten.
Thema der Senatsdebatte am Freitag war die Demission von Gesundheitsminister Claudio Martelli in der vergangenen Woche. Die Vier-Parteien-Koalition Amatos verfügt in der Abgeordnetenkammer über eine Mehrheit von nur 16 Sitzen.
Die Schwäche des Regierungsbündnisses war zuletzt am Donnerstag deutlich geworden, als die liberale Partei mit ihrem Austritt drohte. Hintergrund waren Vorwürfe gegen den liberalen Gesundheitsminister Francesco de Lorenzo, der des Wahlbetrugs bezichtigt wird.
MÜNCHEN, 19. Februar (Reuter). Die Sozialminister und -Senatoren der 16 Bundesländer haben sich für die Einführung einer neuen Abgabe zum 1. Juli 1993 im Rahmen des "Solidarpaktes" für den Aufbau Ost ausgesprochen. Allerdings plädierten die unionsregierten Länder am Freitag bei einer Sozialminister-Sonderkonferenz in München für die Wiedereinführung des zehnprozentigen Solidaritätszuschlags bei Absenkung des Satzes zur Arbeitslosenversicherung auf fünf Prozent, die SPD-Länder für eine Ergänzungsabgabe für Besserverdienende sowie eine Arbeitsmarktabgabe für Selbständige. Kürzungen bei Sozialhilfe, Arbeitslosenhilfe, Arbeitslosengeld und Kurzarbeitergeld lehnten alle Minister ab.
Nach den Gesprächen sagte der Vorsitzende der Sozialministerkonferenz, Bayerns Sozialminister Gebhard Glück, einig sei man sich gewesen, daß die im sozialen Bereich angelegten Sparmaßstäbe auch für andere Bereiche gelten müßten. Das Konsolidierungsprogramm der Bonner Regierung schöpfe nicht alle Einsparmöglichkeiten aus. Vor allem gelte es, neben Mißbräuchen im Sozialbereich auch Steuervergünstigungen zu prüfen.
NEW YORK, 19. Februar (Reuter/dpa). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) hat am Freitag auch den 14 000 in Kroatien stationierten UN- Soldaten zur Selbstverteidigung den Einsatz von Waffengewalt erlaubt. Außerdem verlängerte er das Mandat der Friedenstruppe in der ehemaligen jugoslawischen Republik bis zum 31. März. Ferner vereinbarten die Ratsmitglieder die Schaffung eines Kriegsverbrecher-Tribunals. UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali ordnete an, die die Hilfslieferungen für die notleidenden Menschen in Bosnien-Herzegowina wieder aufzunehmen.
Durch die Resolution 807 wird die ganze UN-Truppe im ehemaligen Jugoslawien (UNPROFOR) mit dem Recht ausgestattet, ihren Auftrag mit Hilfe militärischer Gewalt durchzusetzen. Der Sicherheitsrat stellte seine entsprechende Entscheidung unter das Kapitel VII der UN-Charta. Dieses erlaubt Zwangsmaßnahmen auch gegen den Willen der Betroffenen. Allerdings haben die UN-Truppen auch in Bosnien, wo sie bisher bereits zum Gewalteinsatz berechtigt waren, von dieser Möglichkeit praktisch nie Gebrauch gemacht. Die Möglichkeit, auch schwere Waffen ins Land zu bringen, wird nicht erwähnt. Mit der Verlängerung des eigentlich am 21. Februar abgelaufenen UN-Mandats für Kroatien soll den Vermittlern im Balkan-Konflikt, Cyrus Vance und Lord Owen, mehr Zeit gegeben werden, um eine politische Lösung für die Republik zu erreichen. Die Resolution wurde einstimmig angenommen.
UN-Generalsekretär Butros-Ghali forderte die UN-Flüchtlingskommissarin in Genf, Sadaku Ogata, am Freitag abend mehr oder weniger ultimativ auf, die vorläufig von ihr ausgesetzten Hilfslieferungen wieder aufzunehmen. Frau Ogata hatte am Freitag die Hilfslieferungen für die von Serben kontrollierten Teile im Osten des Landes und für Sarajewo eingestellt, solange alle drei Bürgerkriegsparteien die Hilfslieferungen behinderten.
Die Ratsmitglieder einigten sich zudem darauf, ein Tribunal zur Ahndung von Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien zu schaffen. Über diese Resolution solle in der kommenden Woche abgestimmt werden, hieß es.
(Weiterer Bericht S. 2, Kommentar S. 3)
Kühnen gegen Masur ausgeschieden
STUTTGART, 19. Februar (sid). Der Bamberger Patrik Kühnen ist im Achtelfinale des Tennis-Turniers in Stuttgart ausgeschieden. Er unterlag nach 2:40 Stunden dem Australier Wally Masur 7:6 (7:3), 4:6 und 6:7 (3:7). Masur trifft im Viertelfinale am Freitag auf Petr Korda aus der Tschechischen Republik. Zuvor hatten Boris Becker aus Leimen und Michael Stich aus Elmshorn die Runde der letzten Acht erreicht. (Siehe auch Sportteil)
Der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) plant auch nach Ablauf des Ultimatums gegen den Amerikaner Harry "Butch" Reynolds am kommenden Dienstag keine Maßnahmen gegen den 400-m-Weltrekordler wegen dessen Schadenersatzklage vor einem ordentlichen Gericht. Das erklärte IAAF-Generalsekretär Istvan Gyulai am Freitag in London. "Wir wollen keinen Krieg und hoffen darauf, daß sich die Vernunft durchsetzt", sagte Gyulai weiter. Bestätigung für Olympia-Gutachten
Ein weiteres von der Berliner Olympia GmbH in Auftrag gegebenes Gutachten hat dem ebenfalls von den Berlinern finanzierten Meannig-Gutachten bestätigt, das es "plausibel und schlüssig" sei. Das Meannig-Gutachten hatte für die Ausrichtung von Olympia 2000 in Berlin einen Überschuß errechnet und war deswegen als "schöngefärbte Werbebroschüre" bezeichnet worden.
Noch vor ein paar Tagen hätte Sven von Holst Luftsprünge vollführt - jetzt ist der Organisationschef der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Falun todunglücklich. "Das hat uns noch gefehlt", stöhnt von Holst und meint jenes Element, das den Winter erst zum Winter macht: echter Schnee. Was sich die Alpinen in Morioka gewünscht hatten, sorgt in Falun für ein programmiertes Chaos.
Seit 48 Stunden schneit es, die Provinz Dalarna ist durchgängig 50 cm hoch mit der weißen Pracht bedeckt. Da hatten von Holst und seine rund 2000 Mitarbeiter in den letzten beiden Wochen gerakkert, um Pisten und Loipen des WM-Ortes künstlich zu präparieren und dann das. 100 000 Kubikmeter gefrorenes Wasser aus Schneekanonen abgefeuert, sorgten für ein vier Meter breites weißes Band in der ansonsten braunen Landschaft.
"Jetzt können wir unsere Ski in die Ekke stellen", murrt Deutschlands Langlauf-As Jochen Behle und klingt leicht deprimiert. Der 32 Jahre alte Willinger gilt als akribischer Wachsmeister und hatte voll auf Kunst-Schnee gesetzt. Fehler. Langsam schwant Behle Böses: "Das wird ein Lotteriespiel."
Zwar wachsen die Langläufer ihre Latten eiligst auf Naturschnee um, wenn dieser aber heruntergetreten ist, muß wieder auf der künstlichen Basis gelaufen werden. Fatale Folge: Die zeitaufwendige Beschichtung der Ski ist für die Katz. Lediglich Norwegens Asse sehen's gelassen. Kein Wunder, jeder Athlet hat einen eigenen Servicemann, der sich um nichts anderes, als das richtige Wachs zu kümmern hat. Noch bis vor einer Woche hatte niemand ernsthaft erwogen, die Langlauf-Wettbewerbe nach Kiruna, nördlich des Polarkreises zu verlagern.
Dabei hatten von Holst und sein Team eher mit dem Wind als härtestem natürlichen WM-Widerpart gerechnet. Denn die Schanzen im Riksskidstadion (Reichs- Stadion) gelten in dieser Beziehung als besonders gefährdet. Bereits das Auftakt- Training zeigte dies, als Titelverteidiger Franci Petek (Slowenien) aus der Flugbahn geblasen wurde und sich beim anschließenden Sturz schwer verletzte.
Hatten drehende Winde das Üben am Mittwoch unmöglich gemacht, mußte das Freitags-Training wegen des hinzugekommenen dichten Schneefalls ebenfalls abgesetzt werden. Kommt nichts dazwischen, soll heute trainiert werden. Ist das nicht möglich, gerät der Terminplan in Gefahr: Wenigstens einmal, so schreibt das Reglement vor, müssen die Springer probehalber an den Ablauf gehen. sid
Schulte gab Comeback in Bundesliga Trostloses Spiel vor frierenden Zuschauern
Fußball-Magerkost im Bochumer Ruhrstadion: Rund 26 000 frierende Zuschauer sahen zum Rückrundenstart der Bundesliga ein 0:0 zwischen der SG Wattenscheid 09 und dem FC Schalke 04. Damit verloren die Gastgeber einen wertvollen Punkt im Kampf gegen den Abstieg.
Schalke, das neben Freund auf fünf weitere Stammspieler verzichten mußte, erwischten den besseren Start. Nach zehn Minuten hatte der Däne Christensen die Chance zur Führung der Schalker, doch sein Schuß aus halbrechter Position traf nur das Außennetz. Nachdem Tschiskale postwendend aus kurzer Distanz ebenfalls das Gehäuse von Torhüter Gehrke verfehlte, verflachte das Spiel zusehends. In der Folge gab es im Mittelfeld einen Fehlpaß nach dem anderen.
In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel noch schwächer. Erst in der 71. Minute kam es zur ersten Torchance durch einen Freistoß von Prinzen, der allerdings von Gehrke über die Latte gelenkt wurde. Kurz vor dem Spielende hatte erneut Prinzen den Siegtreffer auf dem Kopf, doch der Schalker Keeper parierte wiederum bravourös.
In der trostlosen Partie konnten auf seiten der Gastgeber lediglich Fink, der überraschend Manndecker spielte, und Libero Neuhaus gefallen. Bei Schalke überzeugten Herzog und Eigenrauch. sid
Wattenscheid: Mai - Neuhaus - Langbein, Prinzen - Emmerling, Fink, Kula, Hermann - Sane, Lesniak, Tschiskale.
FC Schalke 04: Gehrke - Luginger - Herzog, Linke - Christensen, Müller, Eigenrauch, Anderbrügge, Büskens - Sendscheid, Mihajlovic (82. Hey).
Schiedsrichter: Kasper (Katlenburg).
Zuschauer: 26 000.
Gelbe Karten: Tschiskale, Langbein - Linke, Eigenrauch, Christensen.
Der 1. FC Kaiserslautern bleibt auch zum Rückrunden-Auftakt der Fußball- Bundesliga auswärts eine Macht. Im Prestige-Duell der Bundesliga-Gründungsmitglieder zum 1000. Spieltag gewannen die Pfälzer beim 1. FC Köln verdient 3:0 (1:0) und kamen zum vierten Auswärtssieg in Folge. Dabei erzielte die Mannschaft von Trainer Rainer Zobel insgesamt 13:2 Treffer. Vor 26 000 Zuschauern trafen Marcel Witeczek mit einem herrlichen Heber in der 28., der Däne Bjarne Goldbaek in der 63. und Hotic aus zwölf Metern in der 84. Minute für die Gäste.
Bei den beiden ersten Treffern machte Kölns Nationaltorhüter Bodo Illgner keine sonderlich glückliche Figur. Beim Heber Witeczeks, der zum neunten Mal in dieser Saison erfolgreich war, stand er zu weit vor seinem Tor. Beim 0:2 war er grundlos aus seinem Kasten geeilt und nicht mehr an den Ball gekommen. Die Flanke von Wagner verlängerte dann Goldbaek ins leere Tor. Für die "Geißbökke" ging eine Serie von fünf Heimerfolgen zu Ende. Die Maßnahme von Trainer Jörg Berger, mit einer Vierer-Abwehrkette zu operieren, schlug fehl. Fast schien es, als wolle Illgner den fehlenden Libero ersetzen, so häufig kam er aus dem Tor.
Die besten Chancen für die Gastgeber hatten Mittelfeldspieler Rudy (3.), der aus zwölf Metern das Lauterer Tor knapp verpaßte, und sein polnischer Landsmann Kobylanski. Der 650 000 Mark teure Neueinkauf verfehlte in der 48. Minute aus zehn Metern das gegnerische Tor.
Beim achten Lauterer Sieg in Köln gefiel neben dem Angriffstandem Witeczeck/Kuntz noch Manndecker Ritter. Bei den Rheinländern überzeugten mit Abstrichen Rudy und Kobylanski. sid
Köln: Illgner - Greiner, Baumann, Trulsen, Weiser - Janßen (81. Henri Fuchs), Rudy, Steinmann, Christofte (31. Heldt) - Kobylanski, Ordenewitz.
Kaiserslautern: Serr - Kadlec - Ritter, Funkel - Haber (88. Schäfer), Goldbaek, Eriksson, Hotic, Wagner - Witeczek, Kuntz.
Schiedsrichter: Strigel (Horb).
Tore: 0:1 Witeczek (28.), 0:2 Goldbaek (69.), 0:3 Hotic (84.).
Zuschauer: 26 000.
Gelbe Karten: Rudy - Eriksson, Kadlec, Ritter.
Ein umstrittener Foulelfmeter brachte Werder Bremen gegen den 1. FC Nürnberg auf Erfolgskurs. Werder gewann das erste Rückrunden-Spiel in der Bundesliga 3:0 (0:0) und übernahm in der Tabelle damit für mindestens 24 Stunden den zweiten Platz. Allerdings benötigten die Norddeutschen einen zweifelhaften Strafstoß, um durch Rufer (65.) gegen die zuvor massiv verteidigenden Franken in Führung zu gehen. Herzog erhöhte in der 69. Minute auf 2:0, als die Gäste in Gedanken offenbar noch bei der Strafstoß- Szene waren. Hobsch machte endgültig alles klar (79.)
Vor 15 111 Zuschauern tat sich die Mannschaft von Trainer Otto Rehhagel gegen den "Club" schwer. Die Bremer machten zwar von Beginn an Druck, kamen gegen die dicht gestaffelte Gäste-Abwehr aber nur zu wenig klaren Torchancen. Erst als Rufer nach einem Zweikampf mit Schwabl im Strafraum fiel, ging Bremen durch den Strafstoß des Neuseeländers in Führung.
Vor der Bremer Führung hatten die Gäste, bei denen erstmals nach seiner Rückkehr von Bayern München wieder Manfred Schwabl spielte, sogar die größeren Torchancen. So verfehlte Eckstein aus spitzem Winkel nach einem Reck- Fehler das leere Tor (26.). Vorher war Dorfner nach einem sehenswerten Steilpaß von Schwabl an Reck gescheitert (20.). Zwei Minuten vor dem Wechsel klärte Nürnbergs Nationaltorwart Köpke zweimal akrobatisch gegen Bratseth.
Bei Werder ragte im Mittelfeld vor allem Dieter Eilts heraus, während Herzog erst spät Akzente setzte. Auf seiten der Gäste war Dorfner der herausragende Spieler. sid
Werder Bremern: Reck - Bratseth - Borowka, Votava - Wolter, Eilts, Herzog, Legat - Neubarth, Hobsch (85. Allofs), Rufer (89. Kohn).
1. FC Nürnberg: Köpke - Zietsch - Brunner, Kurz, Kramny - Oechler, Schwabl, Dorfner, Fengler (80. Bäuerle) - Rösler, Eckstein (68. Wück).
Schiedsrichter: Assenmacher (Hürth).
Zuschauer: 15 111.
Tore: 1:0 Rufer (65./Foulelfmeter), 2:0 Herzog (69.), 3:0 Hobsch (82.).
Gelbe Karten: Brunner, Fengler, Eckstein.
Obwohl nicht zu den Armen gehörend, drängt sich auch die Dresdner Bank zum Golde: dem "weißen Gold", dem Porzellan. Der mit ihm geschmückten Tafel hat sie in der Gallusanlage 6 eine Ausstellung gewidmet, die ganz der "Ästhetischen Verfeinerung des Genusses" gewidmet ist, mit der die Verfeinerung der Tischsitten Schritt halten muß.
In 16 hohen, gut ausgeleuchteten Vitrinen wird gezeigt, in welche Gefäße der Mensch im Laufe der vergangenen 600 Jahre seine Nahrung gab, vom groben Holzgeschirr, dem hölzernen Mostkrug angefangen. Auch ein gebackener Fladen diente oft als Teller. Und manchem schmeckt es auch heute noch am besten vom hölzernen, ganz ungedeckten Tisch, an dem er Wurst und Käse mit dem Messer aufspießen kann.
Die Ostindische Handelskompanie brachte das Porzellan aus China, Korea und Japan nach Europa. Marco Polo gab ihm den Namen nach einer schimmernden Muschel. Unter den fürstlich gekrönten Häuptern brach eine regelrechte Porzellan-Sammelwut, eine "Maladie" aus. August der Starke verkaufte Soldaten für chinesische Bodenvasen, bis er 1708 seine eigene Manufaktur gründete.
1746 wurde die Kurmainzische Porzellanmanufaktur Höchst gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zwei Neugründungen. Heute werden dort wieder Geschirre und Figuren produziert. Die "Türkenkapelle" entsteht noch immer neu. In der Ausstellung zeigt eine junge Porzellanbildnerin, wie die Figuren zusammengesetzt werden. Was in den Vitrinen steht, ist kostbares Alt-Höchst. Dazu gesellen sich Trinkgefäße, prächtige Humpen und dunkelgrüne Rheingauer Römer, zudem Kristall und Besteck von schwerster bis zur zierlichsten Ausführung.
Eine zeitlang galt dem Tafelschmuck, dem künstlerischen Aufbau, die größte Aufmerksamkeit. Da suchte ein Gastgeber den anderen zu übertreffen. Für diese Prunkstücke sind die Vitrinen ein bißchen schmal. Es ist zu viel darin. Die Schätze aus dem Germanischen Museum in Nürnberg, aus der Schatzkammer der Burg Eltz und von der Prinzessin von Ysenburg und Büdingen brauchten mehr Raum, um zur Wirkung zu kommen. Das Heimatmuseum Veste Otzberg zeigt rosafarbene Wächtersbacher Keramik und ist stolz auf ein sehr seltenes Bild. Auf ihm ist jenes Milzgebäck zu sehen, das die Nonnen aus dem Weißfrauenkloster zur Fastnachtszeit für die Frankfurter Patrizier buken. Reizvoll hat man Bilder von "Saufgelagen und Banketten" eingefügt, auf denen die Gegenstände präsent sind, die sich als Beweis der Tafelkultur in den Vitrinen wiederfinden. (Bis 15. März, offen während der Geschäftszeit der Bank, Gallusanlage 7). ERIKA ALBERS
Daß kirchliche Repräsentanten sich an der Diskussion gesellschaftlicher Fragen beteiligen, ist nötig; schon oft hätte man sich eindeutiges Engagement gewünscht. Wenn Bischof Lehmann sich aber hier zum Werbeträger pro Gentechnik machen läßt, dann ist das ein starkes Ding (FR vom 12. Februar 1993 "Nicht des Teufels").
Und für wie schäfchenmäßig hält dieser Hirte uns Leser, daß wir glauben sollen, hier habe sozusagen nur der Bürger Lehmann sich geäußert.
Die Gentechnologie mit all ihren denkbaren Varianten ist eine Entwicklung, von der unbestritten ist, daß sie einen unvergleichlichen Eingriff in die Schöpfung darstellt, der nicht rückholbar ist. Eine wirkliche Risikodebatte hat nicht stattgefunden und ist wohl auch nicht gewollt.
Typisch auch, daß in der Werbekampagne so hehre Ziele wie Kampf gegen Aids, Krebs etc. beschrieben werden. Die Benennung all dessen, was sonst noch an Ideen in Forscherköpfen vorhanden ist (Genom-Analyse, Eingriffe in menschliches Erbgut, Schweine mit Menschengenen als Blutbank, Tiere als lebende Bioreaktoren . . .), würde die Akzeptanz auch wohl minimieren.
Bei der Atomenergie hatten wir, als wir endlich begriffen, was da vor sich ging, wenigstens noch die Kuppeln der Atomkraftwerke, der Brennstäbe, Atommüllfässer vor Augen.
Bei der Gentechnik wird sich Wesentliches hinter Mauern vollziehen. Einschränkungen, die selbst Herr Lehmann fordert, z. B. bei der Waffenentwicklung, sind Illusion; alles was machbar ist, wird gemacht werden.
Wenn Herr Lehmann am Schluß seines Berichtes in der FR eine Beziehung herstellt zwischen biblischem Auftrag Schöpfungserhalt und Gentechnik, dann nenne ich das kühn.
Viele von uns wären zufrieden, wenn die Schöpfung ohne Gentechnik-Variante eine Chance zur Weiterexistenz hätte, wenn sie nicht noch weiter geschunden und geplündert würde und Hunger durch gerechte Wirtschaftspolitik aufhört.
Die Verfassungskommission hat es nicht geschafft, Umweltschutz, Tierschutz, Datenschutz, etc. als Grundgesetzergänzung durchzusetzen. Ich fordere Herrn Bischof Lehmann auf, er möge in großformatigen Anzeigen dagegen protestieren und diese grundgesetzlichen Vorgaben von den Mandatsträgern einfordern.Ellen Schlechter, Stadtallendorf
D,K=G.H HÖHLER 19.02.93 AN CvD
Liebe Kollegen,
die folgenden Zeilen mit der Bitte um Weiterleitung an die Honorarabteilung bzw. die zuständige Stelle Ihres Verlages:
Die kürzlich geänderten Bestimmungen zur Steuerpflicht der Auslandskorrespondenten sehen, vereinfacht gesagt, einen Steuerabzug von 25% vor, sofern der betreffende Korrespondent nicht nachweist, daß er an seinem Auslandswohnsitz Einkommensteuer zahlt. Der Steuerabzug unterbleibt, wenn eine sog. Freistellungsbescheinigung des Bundesamtes für Finanzen erteilt wird. Dazu wiederum bedarf es eines Antrags, der vom Finanzamt des Wohnsitzes des Korrespondenten abgestempelt werden muß.
Leider hat mir bisher nur der Kölner Stadt-Anzeiger das entsprechende Antragsformular für diese Freistellungsbescheinigung übersandt.
Ich bitte die anderen Verlage, mir dieses Antragsformular per Eilpost so schnell wie möglich zu übersenden, da es hier Fristen einzuhalten gibt. Ich muß bei weiteren Verzögerungen befürchten, daß die hiesigen Finanzbehörden für 1993 keine Bestätigung mehr ausstellen, was für mich zu der grotesken Situation führen würde, sowohl hier als auch in Deutschland Einkommensteuer zu zahlen. Bitte nehmen Sie sich daher der Sache ohne weiteren Aufschub an.
Mit freundlichen Grüßen,
gez. Gerd Höhler
Der beliebte Jugendsender DT 64, Überbleibsel vom ehemaligen DDR- Rundfunk, derzeit dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) angegliedert, wird ab Mai unter dem neuen Namen "MDR- Sputnik" vom Satelliten Astra europaweit abgestrahlt. Damit ist das werbefreie 24- Stunden-Programm endgültig gerettet. Dennoch wird es laut Karola Sommerey, Hörfunkdirektorin des MDR, "nicht einfach sein, das Programm auch zu empfangen". Notwendig ist eine Satellitenschüssel. MDR-Sputnik wird den Ton-Unterträger des privaten Pay-TV-Kanals Premiere verwenden. Erstmals will der MDR in Zusammenarbeit mit der Industrie preisgünstige Empfangsanlagen für unter 400 Mark anbieten, um die finanzschwache Zielgruppe zwischen 15 und 25 Jahren an den Jugendsender zu binden. "Wir haben 200 000 Hörer auf Mittelwelle herübergerettet - die werden uns auch auf Astra folgen", sagte Karola Sommerey in Berlin.
Die Namensänderung war nach ihren Worten unumgänglich, weil DT 64 immer noch mit dem FDJ-Deutschlandtreffen 1964 in Verbindung gebracht werde. Im MDR-Rundfunkrat wurde die Umbenennung als zwingend angesehen. MDR- Sputnik charakterisiere den Jugendsender klar als Ostprodukt und sei international verständlich. Die Namensverwandtschaft mit dem sowjetischen Magazin "Sputnik" wollte Sommerey nicht ganz von der Hand weisen.
Der MDR möchte sein Jugendprogramm anderen Sendern, innerhalb und außerhalb Deutschlands, zur Übernahme anbieten und als Experimentierfeld für den digitalen Hörfunk nutzen. Die gesamte Redaktion zieht demnächst aus Ostberlin nach Halle um, wo der MDR ein digitales Studio einrichtet. Die Abstrahlung in digitaler DSR-Qualität über den Satelliten Kopernikus soll ab Sommer folgen.
Ohne die Freundeskreise in Ost und West mit ihren unzähligen Demonstrationen, Hungerstreiks und Straßenblockaden hätte DT 64 nicht überlebt. Wovon andere Stationen nur träumen können, war für DT 64 kein Problem: Eine riesige Protestwelle loszuschlagen. DT 64 ist für viele Jugendliche Ostdeutschlands die einzige und rettende Insel in einem mittlerweile von Westdeutschen beherrschenden Medienmeer. Durch die gute Ausstattung der ostdeutschen Bundesländer mit Satellitenschüsseln werde die Integrationsfunktion des Senders weitergeführt.
STEFAN MÜLLER
RÜSSELSHEIM. Eine zehnprozentige Haushaltssperre in allen disponiblen Bereichen des Verwaltungs- und Vermögenshaushaltes - nicht bei den Personalkosten - hat gestern Oberbürgermeister Norbert Winterstein (SPD) verhängt.
Denn auch in der als reich angesehenen Automobilstadt Rüsselsheim stehen finanziell die Ampeln auf warnendem Gelb, fließt die Gewerbesteuer der Adam- Opel-AG als bei weitem größtem, lokalem Steuerzahler wegen Kurzarbeit und Absatzrückgang nicht mehr so reichlich. Die 1993 erwarteten 130 Millionen Mark Gewerbesteuer werden vermutlich nicht erreicht.
Hinzu kommen laut Winterstein Auswirkungen des Solidarpaktes, Kostenauswirkungen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes mit Verlagerung der Jugendhilfe auf örtliche Jugendämter sowie die Kostensituation beim Landeswohlfahrtsverband. Deshalb sei durch zehnprozentige Haushaltssperre nach Paragraph 107 der Hessischen Gemeindeordnung frühzeitig Sparen angesagt. cas
KELSTERBACH. Keine Einigung über die Größe des geplanten Güterverteilzentrums auf dem Caltex-Gelände habe das Wiesbadener Spitzengespräch mit Ministerpräsident Hans Eichel am Donnerstag ergeben, sagte Bürgermeister Fritz Treutel der FR. Der Minister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie, Ernst Welteke, sei für eine 60 Hektar-Lösung eingetreten, während Landrat Enno Siehr (Groß-Gerau), Bürgermeister Herbert Haas (Raunheim) und er auf nur 30 Hektar und Einhaltung früherer Absprachen bestanden hätten. Treutel verwies auf einen vor etwa eineinhalb Jahren unter Zutun des hessischen Landesplanungsministers Jörg Jordan gefundenen Kompromiß für eine Größe von 30 Hektar. Treutel zum Donnerstagstreff: "Wir haben unsere Position bekräftigt." Dazu habe auch die Absage an Planspiele um den Ticona-Wald gehört. Ministerpräsident Hans Eichel habe bei der Zusammenkunft angekündigt, eine Arbeitsgruppe zu berufen, die sich um alternative Lösungsmöglichkeiten kümmern solle. cas
Deutschlands Strommanager sind eine besondere Spezies Mensch. Harte Konkurrenz, sprich: den täglichen Kampf um Marktanteile und Kunden, erspart ihnen das Gesetz. Demarkations- und Konzessionsverträge sichern den exklusiven Zugriff auf Klienten. Und die staatlich genehmigten Preise haben noch kein Unternehmen an den Bettelstab gebracht. So etwas stärkt den Gemeinsinn. Entsprechend kultivierten und freundschaftlichen Umgang pflegen die Vorstände.
Seit einigen Wochen hängt der Haussegen freilich schief. Inzwischen tragen die hohen Herren ihren Krach gar öffentlich aus. Im Zentrum der Attacken steht Klaus Piltz, Vorstandschef beim Veba- Konzern. Nach dem Geschmack seiner Kollegen redet er zuviel und zu unbedacht über die eingetrübte Zukunft der Kernenergie. Als Wadenbeißer der in der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) verbundenen Zunft packt Jochen Holzer zu. "Keinerlei Legitimation, für die Elektrizitätswirtschaft als Ganzes zu sprechen", habe Piltz, moniert der Vorstandsvorsitzende des freistaatlichen Bayernwerks. Auch trage der Kollege "mit der verwirrenden Vielfalt seiner Äußerungen nicht zur Klarheit der Position unserer Branche bei." Und mit erhobenem Zeigefinger mahnt CSU-Mitglied Holzer seinen Kollegen, nicht in die "gefährliche Nähe einer Wahlkampfhilfe" für Niedersachsens Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) zu geraten.
Für das Knistern in der Strombranche sorgte der Brief, den Piltz zusammen mit dem Boss des RWE-Konzerns, Friedhelm Gieske, am 22. November an Kanzler Helmut Kohl geschrieben hatte. Unter Anspielung auf intensive Gespräche mit Schröder berichteten die beiden Manager dem Bonner Regierungschef von ihrem Eindruck, daß mit kernenergie-kritischen Parteien über ein "geordnetes Auslaufen der heute genutzten Kraftwerke" gesprochen und "zugleich Kernenergie als eine Option für die langfristige Energiezukunft bei Weiterentwicklung" der Technik "sehr wohl akzeptiert werden könnte". Der Kanzler, so die Bitte der Industriellen, möge doch "Vertreter der in Bund und Ländern in Regierungsverantwortung stehenden Parteien" zu vermittelnden Gesprächen über den künftigen Umgang mit der Nuklear-Technik laden.
Politiker aller Parteien empfanden das Schreiben der beiden größten deutschen Energiekonzerne als Sensation. In der Union fragte man sich entsetzt, ob die Politik erneut, wie im Fall Wackersdorf, von der Stromwirtschaft vor vollendete Tatsachen gestellt werde. Während Sozialdemokraten, Grüne und Umweltgruppen das Gesprächsangebot noch als "Einstieg in den Ausstieg" bejubelten, schob insbesondere Gieske alsbald die Euphorie dämpfende Erläuterungen nach.
Der erste Mann des Essener Multis hob nachdrücklich die Bedeutung der Option für die langfristige Nutzung der Kernenergie hervor. Das reicht Holzer, um Gieske Absolution zu erteilen. Daß der RWE-Manager allerdings bekräftigte, sein Haus werde (ebenso wie die Veba- Gruppe) einen neuen Atommeiler nur bauen, wenn ein solches Vorhaben von den staatstragenden Parteien unterstützt wird, stört den Realisten Holzer weniger. Auch der Bayer weiß, daß in Deutschland keine Baustelle für ein Atomkraftwerk gegen den Widerstand von Umweltgruppen eingerichtet werden kann, solange die "Kontras" sich unter anderem auf Parteitagsbeschlüsse der SPD berufen können.
Ohne Änderung des Programms zumindest der SPD bleibt es bei dem verhängnisvollen Patt. Die Atomindustrie weiß nicht, wie es weitergehen könnte. Andererseits wird mit dem Stromsparen nicht ernst gemacht. Die SPD hatte 1986 auf ihrem Parteitag in Nürnberg den Deutschen versprochen, daß sie im Falle einer Regierungsübernahme in Bonn binnen einer Dekade das atomare Feuer austreten werde. Die Grünen verpflichtet ihre Programmatik gar zum Sofortausstieg.
Nun schließt die Pro-Atomkraft-Liga ihre Reihen fester. Zwar versäumt kein Vertreter der E-Werke, die Suche nach einem Konsens verbal zu unterstützen, doch die Begleitmusik kündet von einem Konfrontationkurs. Wilfried Steuer, Vorsitzender der Energieversorgung Schwaben (EVS), stellt in der Februar-Ausgabe des Fachblattes "Sieg-Tech" klar, was Sache ist. Die SPD sei es gewesen, die ihre früher bejahende Haltung zum Atom "radikal revidierte". Hieraus folgt für Steuer "logischerweise", daß nun die Sozialdemokraten sich erneut bewegen müssen: "Bevor deshalb überhaupt Konsenspapiere angefertigt werden, die auch mit Unterschriften aus der deutschen Elektrizitätswirtschaft versehen sind, muß es deshalb hinreichende Gewißheit darüber geben, daß es in der SPD überhaupt eine Mehrheit für eine Revision ihres Parteitagsbeschlusses geben kann." Insoweit liege die Frage nahe, "ob die Zeit für die gemeinsame Initiative von RWE und Veba wirklich schon reif ist."
Die Spitzenvereinigung VDEW, die im Dezember unter Hinweis auf die Vielfalt der Interessen ihrer rund 700 stromerzeugenden und -verteilenden Mitglieder Stellungnahmen verweigerte, meldet sich nun deutlich zu Wort. Einen Konsens um jeden Preis könne es nicht geben. Mit einer Bestandsgarantie bloß für die vorhandenen Kraftwerke - wie im Piltz/ Gieske-Brief verlangt - könne die Verständigung nicht enden. Sie müsse eine "Perspektive für die Kernenergie im europäischen Rahmen einschließen."
Die VDEW setzt auf die Überzeugungskraft ökologischer Argumente. Verbands- Chef Horst Magerl begründet das eindeutige Votum des Vorstandsrates der Spitzenvereinigung mit der Bedeutung der Kernspaltung für Umweltschutz und Klimavorsorge. Im vergangenen Jahr hätten die 21 heimischen Anlagen mehr als 150 Millionen Tonnen CO2 - rund 15 Prozent der gesamtdeutschen Emissionen dieses Treibhausgases - vermieden. Aus eben solchen Gründen und wegen ihres hohen wirtschaftlichen Wertes sei ein politisch motiviertes vorzeitiges Abschalten von Kernkraftwerken vor dem Ende der technisch-wirtschaftlichen Lebensdauer nicht akzeptabel. Letztere veranschlagen die Stromer auf rund 40 Jahre.
Nach diesen Kriterien hinge der von Atomkraftgegnern als "Schrottreaktor" etikettierte Preussenelektra-Meiler in Stade im nächsten Jahrhundert noch am Netz. Niedersachsens Ministerpräsident Schröder würde ein "Aus" für diesen Block an der Unterelbe aber gern schon im Landtagswahlkampf 1994 als Erfolg vorzeigen. Hessens Umweltminister Joschka Fischer, von Schröder früh in die zunächst diskret geführten Diskussion eingeweiht, liebäugelte gar mit ein paar Pfund mehr. Er hätte den Versorgungsunternehmen gern den alsbaldigen Abschied von vier alten Anlagen - darunter Biblis A - abgerungen. "Das wird denen zu teuer", interpretiert Fischer mittlerweile die wachsende Distanz der Strombranche zu Piltz.
Daran, daß ein Konsens über den Umgang mit der Energie und insbesondere mit der Atomkraft noch in dieser Legislaturperiode erreicht werden könnte, glaubt der Grüne kaum noch. Nach Holzers Äußerungen, denen bisher nur die Veba-Tochter Preussenelektra Kontra gab, habe sich sein "Pessimismus vervielfacht", sagt Fischer. "Offensichtlich ist in der Industrie der Konsens einem Energie-Dissens gewichen." Die Leute mit vorausschauender Position seien leider in der Minderheit. Kleinkarierte Kostenhuber und Ideologen hätten erneut Oberwasser. Die Sprache wiedergefunden hat der inzwischen einzige deutsche Hersteller von Atomkraftwerken, der Münchner Siemens-Konzern. Im Dezember, als die Piltz/Gieske/Schröder-Initiative publik geworden war, verweigerte er zunächst jegliche Stellungnahme und verwies auf letztlich maßgebende Wünsche der Kunden, also der Elektrizitätserzeuger, und auf die politischen Rahmenbedingungen. Nun tönt Adolf Hüttl, Chef der Sparte KWU: "Ein Verzicht auf Kernenergie in den Industrieländern ist absurd." Er sieht die Gefahr, daß das Gesprächsangebot seiner beiden Großkunden in letzter Konsequenz auf einen endgültigen Ausstieg hinausläuft, weil die Entscheidung über den Bau neuer Atomkraftwerke in eine ferne Zukunft verschoben wird; die Option somit bloß Option bleibt. Tüfteln an neuem Typ Doch Siemens will auch in Deutschland wieder Reaktoren bauen. An den Plänen für einen weiterentwickelten Druckwasserreaktor tüfteln die KWU-Ingenieure gemeinsam mit dem französischen Wettbewerber Framatome. Mit ihm teilen sich die Deutschen die Kosten in dreistelliger Millionenhöhe. Nur wenn hierzulande ein Exemplar des voraussichtlich 1998 genehmigungsfähigen Systems errichtet wird, bleibt Siemens für Hüttl ein international ernstzunehmender Gesprächspartner. Die neue Linie zeichnet sich unter anderem durch eine Art riesige Badewanne unter dem Reaktorgebäude aus. In die soll bei einer Kernschmelze das glühende Uran plumpsen und dort notgekühlt werden. Selbst bei einem GAU gelange keine Radioaktivität in die Umwelt, versprechen die Techniker. Um ein inhärent (innewohnend) sicheres Kraftwerk, das auf Grund seiner Konstruktion sich im Krisenfall von allein auf "Null" bringt, handelt es sich gleichwohl nicht.
Rückendeckung erhält der mächtige Elektroriese vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Dessen Präsident Tyll Necker appellierte kürzlich an den Kanzler: "Nicht unbestimmte Optionen, sondern die Absicherung einer realen Zukunftsperspektive ist unerläßlich als Basis für ein nennenswertes industrielles Engagement in die weitere Kernenergieentwicklung sowie für den Erhalt hochqualifizierten Personals."
Was das bedeutet, sagt Holzer im Klartext: "Ziel der Konsens-Verhandlungen muß es sein, sich auf Sicherheitsanforderungen, die an diese neuen Kraftwerke zu stellen sind, zu einigen und bei Zielerreichung ihren Bau - im Konsens - zuzulassen." Keinen Sinn macht es für den Bayernwerk-Obersten, wenn "vielleicht die Enkel von Herrn Schröder mit Zwei-Drittel-Mehrheit" darüber entscheiden sollten, ob die deutsch-französische Gemeinschaftsentwicklung tatsächlich ans Netz gehen darf.
Zumindest Piltz hatte signalisiert, daß er eine Politik, die den Einsatz neuer Reaktorlinien von der Zustimmung einer Zwei-Drittel-Mehrheit des Bundestages abhängig macht, akzeptieren würde. Dies bestärkt manche Strom-Manager in ihrem Verdacht, "der Piltz hat die Kernenergie innerlich abgeschrieben". Holzer beugt vor: Für ihn muß die Option Kernkraft "konkret und belastbar offengehalten werden." Gelingt die Entwicklung, sei das Bayernwerk "fest entschlossen", einen solchen Druckwasserreaktor der nächsten Generation gemeinsam mit dem französischen Stromkonzern EDF "hier oder in Frankreich oder in beiden Ländern zu errichten."
"Für einen Bauantrag gibt es derzeit überhaupt keine Pläne", erläutert Bayernwerk-Sprecher Egon Mühlberger. Der älteste Reaktor des Unternehmens arbeite seit 1977. Die Frage von Ersatzinvestitionen stelle sich somit um das Jahr 2008 herum. Eine andere Situation könne sich freilich ergeben, falls wegen des Treibhauseffekts aus umweltpolitischen Gründen Kohlekraftwerke ersetzt werden müßten.
Die Stromindustrie spielt auf Zeit. Nicht zuletzt wegen der verhaltenen wirtschaftlichen Entwicklung verfügt sie über hinreichend Kapazitäten. EVS-Chef Steuer sieht gute Chancen, daß die "emotionale Abrüstung" in der energiepolitischen Diskussion weitergeht. "Nicht nur die Gefahren für das Weltklima, sondern auch der rauhere Wind, der unserer Volkswirtschaft ins Gesicht bläst, wird dafür sorgen, daß so manche in den Zeiten der Überflußgesellschaft geborenen Wunschträume begraben werden."
Steuer verheimlicht ein tragendes Motiv seiner Vorliebe für die Atomkraft nicht. Veba und RWE haben kostengünstigen Zugang zur Kohle, an der Ruhr oder der Nordseeküste. Allein durch die höheren Transportkosten entsteht dem EVS-Kohlekraftwerk in Heilbronn ein Nachteil von 40 Millionen Mark jährlich; macht pro Kilowattstunde 1,3 Pfennig.
Andere Manager könnten gar einem Erfolg der SPD bei den Wahlen im kommenden Jahr Gutes abgewinnen. "Heute ist diese Partei innerlich nicht in der Lage, sich von ihrem Nürnberger Ausstiegsbeschluß zu lösen." Die Erfahrung zeige aber, daß Parteien unter Druck oder in der Mitverantwortung sich eher bewegten. So habe die SPD beim Thema Asyl innerhalb eines halben Jahres einen von keinem erwarteten Schwenk vollzogen. Und der Atomkraftskeptiker Harald Schäfer habe nach seinem Aufstieg vom SPD-Bundestagsabgeordneten zum Umweltminister in Stuttgart alsbald eine Betriebsgenehmigung für das AKW Obrigheim erteilt.
"Die setzen darauf, daß die SPD in der Regierungsverantwortung wieder einknickt", diagnostiziert der hessische Grüne, Joschka Fischer, die verhärtete Lage. Außerdem fürchteten da einige Konservative wohl einen "ampelkoalitionsverdächtigen Vorlauf", wenn unter maßgeblicher Teilnahme von SPD und Grünen eines der großen industriepolitischen Probleme gelöst würde.
Schröder warnt die Hardliner der Strombranche vor Trotzreaktionen. "Damit kann man vielleicht die erste Runde der Verhandlungen unterbinden." Bei veränderten Mehrheitsverhältnissen im Bundestag - und es glaube doch ersthaft kein Mensch, daß die derzeitige Bonner Konstellation die 94er Wahl überlebe - "komme das Thema wieder auf die Tagesordnung. "Bis Ende des Jahres wird absehbar sein, ob die Konsenssuche läuft. Wenn nicht, wird dies Teil der Wahlkampfauseinandersetzung."PETER ZILLER (Bonn)
BAD VILBEL. "Wenn Dr. Spitz in der Verbandsversammlung und Bürgermeister Günther Biwer in der Gemeindekammer sich der Grundsatzkritik am Entwurf der Regionalplanung angeschlossen haben, dann geschah dies nicht wegen örtlicher Fragen", geht Erster Stadtrat Klaus Minkel (CDU) auf den FR- Bericht "Umlandverband stört Vilbels Sonderweg" ein. Die Vilbeler Vertreter hätten lediglich aus Solidarität mit dem Umlandverband und den Nachbargemeinden ablehnend votiert.
Dabei gingen die Vilbeler CDU-Vertreter davon aus, daß man sich mit dem Minister Jordan in vernünftiger Weise einigen werde, der seine Verhandlungsbereitschaft überzeugend bekundet habe. Minkel berichtet, es habe mit dem Umlandverband erste Kontakte hinsichtlich der Vilbeler Wünsche (Dortelweil versus Krebsschere) gegeben. An denen habe der Pressesprecher nicht mitgewirkt, so daß ihm die Information gefehlt habe. Eine gründliche Erörterung sei in absehbarer Zeit geplant. Im übrigen seien die Zeiten von freistehenden Einfamilienhäuschen mit großem Landverbrauch vorbei.
Während der Sitzung des Verbandstages des Umlandverbandes (UVF) am Dienstag hatte der SPD-Vertreter aus Bad Vilbel, Werner Groß, zugleich Vorsitzender des Planungsausschusses und stellvertretendes Mitglied in der Regionalen Planungsversammlung, gefragt, ob nicht die Verläßlichkeit von Planung "zum Teufel" gehe, wenn plötzlich in Bad Vilbel die Krebsschere um das Wohngebiet reduziert und dafür Dortelweil hervorgeholt werde, obwohl das Areal ökologisch schwieriger sei und auch schlechter an den ÖPNV angeschlossen werden könne.
Das bestätigte der Erste Beigeordnete Dr. Alexander von Hesler (CDU) in seiner Antwort. "Da fällt besonders auf, daß eine sehr günstig gelegene Fläche herausgenommen worden ist, warum, kann man nicht einmal nachvollziehen, während eine ungünstige Fläche als Sieldungsfläche hineingenommen worden ist." Das sei bei der Änderung der Raumordnungsplanung in anderen Kommunen ähnlich. Das Regierungspräsidium habe oft gerade ökologisch wertvolle Flächen plötzlich für die Besiedlung vorgesehen. ". . . Es ist ziemlich willkürlich." Auch Gespräche mit den Planern des RP hätten nicht erhellen können, welche Systematik dahintersteckt. de
WESTLICHE STADTTEILE. Landesentwicklungsminister Jörg Jordan (SPD) bläst der Wind scharf ins Gesicht. Nach der Unterliederbacher SPD haben jetzt die Sozialdemokraten im Ortsbeirat ihrem Genossen noch einmal unmißverständlich deutlich gemacht, warum sie das gewünschte Gewerbegebiet in Unterliederbach für verantwortbar halten.
Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten bestätige genau die Linie, die die SPD im Frankfurter Westen von Anfang an eingeschlagen habe, schreiben die Sozialdemokraten dem Minister. Wie berichtet, waren Experten des TÜV Südwest in Freiburg zu dem Ergebnis gekommen, daß Hang-Abwinde, die vom Taunus nach Frankfurt strömen, bei einer Bebauung, die bestimmte Regeln beachtet, nicht umgeleitet würden.
Die Gutachter hatten unter anderem empfohlen, Hauptstraßen nur von Nordwest nach Südost anzulegen. Im Südwesten und Nordosten sollten nur niedrige Gebäude errichtet werden.
Landesentwicklungsminister Jörg Jordan, der sich wiederholt dagegen ausgesprochen hat, das im Raumordnungsplan als Grünfläche ausgewiesene Gelände südwestlich der Höchster Straße umzuwidmen, hat die SPD-Fraktion im Ortsbeirat jetzt noch einmal ihre Bedingungen für das gewünschte Gewerbegebiet genannt: Auf dem 31 Hektar großen Areal sollen nur "umweltschonende Betriebe" angesiedelt werden.
Außerdem will die SPD das Areal an die Königsteiner Kleinbahn anbinden. Über die Straße soll das Gewerbegebiet möglichst direkt erreichbar sein - ohne daß benachbarte Wohngebiete belastet werden. "Die Planungen für die Ostumgehung Zeilsheim sind deshalb zügig voranzutreiben", schreiben die Sozialdemokraten.
Im Gewerbegebiet sollte so wenig Boden wie möglich versiegelt werden. Das Areal stellt sich Fraktionschef Norbert Wildhirt als parkähnliche Anlage mit vielen Grünflächen und breiten Frischluftschneisen vor.
Damit Taunus-Winde auch weiterhin in den Frankfurter Westen strömen könnten, müßten die Geschoßhöhen entsprechend begrenzt werden. In den USA seien solche "grüne Gewerbegebiete" längst selbstverständlich. "Für die Arbeitnehmer bieten sie in den Pausen sogar eine Art Erholungsraum."
Grund des engagierten Plädoyers für eine neues Gewerbegebiet sei die zu beobachtende Abwanderungstendenz. "Immer mehr Betriebe ziehen aus Frankfurt weg." Zurück bleibe eine Monostruktur von Dienstleistungsbetrieben." tos
DM1 010177D2 To:
allvier From:
RUNDUM Date:
19-FEB-1993 09:50:14 Subject: hg an wirtschaft korrektur --------- hg madrid an wirtschaftsredaktionen
korrektur zu artikel
vw-expansion spanien
FALLS NOCH NICHT GEBRACHT
1 änderung ist nötig
ich habe bmw und mercedes benz verwechselt im absatz, der mit "nicht nur vw-seat muss stellen abbauen..." beginnt, muss bei 980 stellen..... nicht bmw, sondern
Mercedes Benz
stehen.
an stuttg. zeitung.
es war also doch ein kopierfehler von mir: bmw-mb
entschuldigung an bmw und die leser...
dies ist kopie der nachricht von gestern nachmittag, von der ich nicht weiss, ob sie technisch korrekt durchkam
19.2. ende.
---------
Was läuft mit Kelsterbachs Reichtum richtig oder falsch?
SPD Der Grundstein für den Wohlstand wurde vor gut 30 Jahren von der SPD durch entsprechende Politik wie Industrieansiedlung gelegt. Der sorgfältige Umgang mit Geld macht sich vor allem jetzt bezahlt, da die Einnahmen auch bei uns nachlassen. Die geschaffenen Einrichtungen eröffnen gute Zukunftsmöglichkeiten.
CDU Es wurden zu wenige Investitionen, die unserer Zukunft dienen, getätigt. So existiert weder eine vorausschauende Stadt- und Verkehrsplanung noch eine Vorreiterrolle im Umweltschutz. Höhere Priorität hätte auch Soziales, wie das schon vor zehn Jahren geforderte Alten- und Pflegeheim sowie eine Sozialstation haben müssen.
WIK Wir unterstützen die Förderung des sozialen Wohnungsbaus mit städtischen Geldern. Trotz des Reichtums fehlt bis heute Elementares, das ärmere Gemeinden lange besitzen: Altenpflegeheim, städtische Kindergärten, Verkehrsberuhigung. Vielmehr wird Geld für Prestigeobjekte (Kegelsportanlage, Freizeitbad) hinausgeworfen.
Welche Perspektiven haben Sie für das Caltex-Gelände?
SPD Wir Sozialdemokraten haben da keine Eile. Eine Nutzung des Geländes durch den Frankfurter Flughafen ist zu erstreben. Dies schafft neue Arbeitsplätze in begrenzter Zahl, ohne andererseits den Wohnungsdruck am Ort spürbar zu erhöhen. Bedingung ist auch, daß für Kelsterbach keine weitere Verkehrsbelastung entsteht.
CDU Ein Gewerbegebiet mit vielfältiger Nutzung: Ansiedlung von Speditionen, umweltfreundlichem Gewerbe, Verwaltungen, Dienstleistungsbetrieben. Der Auslagerung von Arbeitsplätzen des Flughafens sehen wir positiv. Wichtig ist eine Untersuchung zu Verkehrsbelastung, Wohnungssituation und Belastung der Region und Umwelt.
WIK Wir stimmen einer Industrieansiedlung dort nur unter der Bedingung zu, daß eine ausreichende Infrastruktur (Wohnungen, Kindergärten, ÖPNV) gewährleistet ist. Ideal wäre es nach unserer Meinung, wenn auf das Caltex-Gelände Speditionen aus Kelsterbach ausgelagert werden könnten, beispielsweise Firmen wie Schenker.
KELSTERBACH. Bei der Kommunalwahl 1993 mühen sich wiederum SPD, CDU, Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) und FDP in acht Wahllokalen um die Wählergunst. Diese vier hatten bei der Kommunalwahl 1989 erreicht: SPD: 59,9 Prozent = 23 Sitze (85: 64,9/24), CDU: 23,8 Prozent = neun Sitze (85: 25,4/neun), WIK: 14 Prozent = fünf Sitze (85: 9,8/ vier), FDP: 2,3 Prozent (85: nicht angetreten).
Knappe Mehrheiten hatte es im politisch eher stabilitätsbewußten Kelsterbach selten gegeben. 1960 war das so gewesen, als die SPD eine einzige Stimme mehr als das bürgerliche Lager hatte. Damals erfolgte übrigens mit solch knappem Stimmenvorsprung die Ansiedlung der Caltex und Ticona, was als Grundstein des heutigen Reichtums durch Gewerbesteuereinnahmen gilt.
Knapp wurde es noch einmal bei der Kommunalwahl 1981 in Folge des großen Krachs um den Bau der Startbahn 18 West. Damals sackte die SPD von an bajuwarische Verhältnisse erinnernde 69,1 Prozent (1972) über 62,9 (1977) auf nur noch 52,5 Prozent ab. Die SPD hatte von 1981 bis 1985 mit 19 Sitzen nur noch eine Stimme Vorsprung vor der CDU (zwölf Sitze/32,4 Prozent) und der als Gewinner des Startbahnkonfliktes und zudem lokaler Umweltauseinandersetzungen auf sechs Sitze (15,2 Prozent) geschnellten Newcomer im Parlament, der grünalternativ orientierten Wählerinitiative WIK. Später aber gab die Wählermehrheit wieder stabileren Verhältnissen den Vorzug.
Zur Kommunalwahl 1993 bewerben sich (hier die ersten fünf Kandidaten):
SPD: Fritz Treutel, Günter Niessner, Erhard Engisch, Karin Domin, Jürgen Zeller.
CDU: Alfred Wiegand, Hermann Steinbrech, Erich Zweschper, Gerhard Foh, Steffen Wiegand.
WIK: Leo Spahn, Renate Stiebing, Wilfried Goy, Heidi Nöldner, Lothar Hornung.
FDP: Peter König, Helga König, Dieter Dotzel, Gita Pierschke-Könitzer, Werner Könitzer. cas
Wie stehen Sie zum kommunalem Wahlrecht für Ausländer?
SPD Für Ausländer relevante Gesetze werden in Bonn gemacht. Kommunales Wahlrecht allein ermöglicht keine echte Beteiligung und wird daher von uns abgelehnt. Anzustreben ist erleichterte Einbürgerung für Ausländer, die hierbleiben oder schon hier geboren wurden. Demokratie gibt nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten.
CDU Ein kommunales Wahlrecht für jene Ausländer, die nicht aus Staaten der Europäischen Gemeinschaft stammen, wird von uns als CDU weiterhin abgelehnt. Die Bürger der EG- Mitgliedsstaaten allerdings werden nach den bekannten Verträgen von Maastricht an den Kommunalwahlen aktiv und passiv teilnehmen können.
WIK Wir halten ein kommunales Wahlrecht für ausländische Bürger für sinnvoll. Voraussetzung muß aber nach unserer Auffassung sein, daß die Betreffenden schon längere Zeit am Ort wohnen und sich bereits in unseren Kulturkreis integriert haben. Von 1997 an werden EG-Bürger ohnehin in den Gemeinden wählen dürfen.
Das Tanzpaar Stefan Theuerl/Tanja Jäger (Blau-Gold Gießen) legt im Zusammenhang mit der FR-Berichterstattung über die Hessenmeisterschaften (FR vom 8. 2.) Wert auf die Feststellung, daß es sich nicht von der A- in die B- Klasse hat herabstufen lassen. Das Paar hat zwar an den deutschen Jugendmeisterschaften teilgenommen, aber in der Jugendklasse B. Sie tanzten als Jugendpaar mit zum Teil beachtlichem Erfolg einige Turniere mit kombinierten Startklassen B und A, waren jedoch selbst nicht in der A-Klasse. Erst mit dem Sieg bei den hessischen Standard-Meisterschaften der B-Klasse (Hauptgruppe) stiegen sie in die A- Klasse auf. FR
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RÖDERMARK. Mit dem ihm gebührenden Pomp hat die ziemlich komplette Stadtverordnetenversammlung Donnerstag abend in der Halle Urberach "ihren" Vorsteher Ladislaus ("Lazi") Groß in den politischen Ruhestand verabschiedet. Sie bedankte sich bei Hessens mit 25 Dienstjahren amtsältesten Parlamentspräsidenten, dem "Erfinder" der parlamentarischen Bürgerfragestunden, mit der bisher wohl einmalig verliehenen Bezeichnung "Ehrenstadtverordnetenvorsteher". Bürgermeister Walter Faust schloß nicht aus, daß beides, Fragestunde wie Ehrentitel, in die Hessische Gemeindeordnung aufgenommen werden könnten.
Die Feierstunde geriet zum Höhepunkt des politischen Lebens eines Ladislaus Groß. Noch am Mittwoch hatte er Überstunden leisten müssen. Weil das Parlament am Dienstag in der als letzte vor der Kommunalwahl gedachten Sitzung die Tagesordnung nicht bewältigt hatte, konnte er erst tags darauf zum letzten Male sagen: "Die Sitzung ist geschlossen."
Korrekt, mit großer Umsicht und dennoch mit Humor hat Ladislaus Groß seit 1968 zunächst die Gemeindevertretung von Urberach und später die Stadtverordnetenversammlung von Rödermark geleitet. Die politischen Kontrahenten in beiden Häusern hatte der Christdemokrat stets im Griff.
Er habe die Sitzungen nicht geleitet, er habe sie moderiert, attestierte in seiner Laudatio Alexander Graf zu Solms-Laubach seinem Parteifreund.
"Er hat uns nie das Gefühl vermittelt, ein Supermann sein zu wollen", bestätigte dem aus der Slowakei stammenden Wahl-Urberacher die CDU-Fraktionsführerin Margot Süß. Daß er stets pünktlich um 22.30 Uhr Schluß zu machen pflegte, war ein Beleg dafür, daß er in seinen Kollegen Hobby-Politiker sah, die überzustrapazieren ihm nie in den Sinn kam: "Die Tagesordnung und ich sind erschöpft", pflegte er zu sagen.
Es kamen Komplimente von allen Seiten. "Lazi, wir werden dich vermissen", sagte nicht nur eine Margot Süß als Parteifreundin. Er habe nie den Versuch gemacht, sein hohes Amt mit der absoluten Mehrheit seiner eigenen Partei zu vermengen, bescheinigte dem scheidenden Stadtverordnetenvorsteher auch ein Oppositionsführer wie der Sozialdemokrat Karl-Heinz Oberfranz. Als Geschenk hatte er Visitenkarten dabei: Ehrenstadtverordnetenvorsteher Ladislaus Groß auf der Vorder-, als Sponsor die SPD auf der Rückseite.
Noch origineller die Andere Liste/Die Grünen. Ein einstiger Landtagsvizepräsident Roland Kern fiedelte auf der Geige, und frühere wie gegenwärtige Mandatsträger sangen zu der Melodie "Schöner Gigolo": "Schöner Lazi du, aus der CDU, denke nicht mehr an die Zeiten, wo du als Husar, goldverziert sogar, konntest durch Fraktionen reiten." Und als Dreingabe: "Mikrophon passé, Liebchen sagt: ,Olé! Parlamentarismus, Pause!&rquote; Wenn das Herz dir auch bricht, zeig' ein lachendes Gesicht! Man wählt - und du machst Sause."
"Wir haben dich genossen", sagte Freidemokrat Wolfgang Bieneck, wie alle seine Vorredner mit dem parlamentarischen Vorgesetzen auf Du und Du. Landrat Josef Lach würdigte Ladislaus Groß als toleranten und konstruktiven Kollegen im Kreisausschuß, die Schützengilde aus der österreichischen Partnergemeinde Saalfelden ehrte "Lazi", indem sie ihn zum erst vierten auswärtigen Träger ihres Hutes erkor.
Eine besondere Freude erfuhr Ladislaus Groß, als Julius Schrod, Rödermärker Bürger, ans Mikrophon trat, der seit Jahrzehnten den Stadtverordnetensitzungen als Zuhörer beiwohnt. "Könne se sich nich einig werdde?" richtete er an sich selbst seine am häufigsten gestellte Frage.
Am Schluß dann der im Mittelpunkt des Abends stehende Mann selbst. Er habe nicht zu den Verfechtern der Fusion von Urberach und Ober-Roden gezählt, bekannte Ladislaus Groß, die Entwicklung von Rödermark aber sei dank des Zusammenschlusses besser verlaufen als er sich habe träumen lassen. Und vorausschauend in die Zeit nach der Wahl mahnte der in 25 Jahren als Parlamentsvorsteher gereifte Groß, daß die neue Stadtverordnetenversammlung wissen müsse, daß eine immer kritischer werdende Öffentlichkeit ein Recht darauf habe, reinen Wein eingeschenkt zu bekommen.Förderverein macht Flohmarkt in Turnhalle
RODGAU. Der Förderverein der Wilhelm-Busch-Schule veranstaltet am Sonntag, 28. Februar, von 14 bis 17 Uhr in der Turnhalle an der Kasseler Straße einen Flohmarkt. Mit Ausnahme von gewerblichen Händlern kann sich jeder Interessent am Donnerstag, 25. Februar, zwischen 17 und 18 Uhr unter Telefon 1 59 77 einen Stand reservieren lassen.
Bis zur Fertigstellung der neuen Schule soll vierteljährlich ein solcher Flohmarkt stattfinden, um die baulichen Fortschritte vorzuzeigen und den Bezug zur niedergebrannten Schule nicht abbrechen zu lassen. ttt
Welches Thema liegt Ihnen darüber hinaus besonders am Herzen?
SPD Sorge bereitet uns die allgemein geringer gewordene Bereitschaft zur Teilnahme am öffentlichen Leben, und zwar nicht nur in der Politik, sondern auch in den Vereinen und in allen Bereichen. Dieses Engagement für andere zu erhalten und zu fördern und selber ein Beispiel zu geben, das liegt den Sozialdemokraten besonders am Herzen.
CDU Planung eines Kulturzentrums mit Stadtbücherei, Ausstellungsräumen, für VHS-Kurse, Volksbildungswerk, Hobbykünstler, Jugendmusikschule, Café. Für uns ist die Förderung der Lebensqualität, die soziale Verantwortung und der Sinn für Menschlichkeit bei aller Auseinandersetzung der oberste Maßstab unseres Handelns.
WIK Ganz besonders liegt uns der Erhalt des Ticona-Waldes am Herzen. Außerdem muß unsere kommunale Selbstständigkeit erhalten bleiben. Kelsterbach darf nicht zu einem Vorort Frankfurts oder zum Flughafen-Vorfeld werden. Außerdem muß ein Gesamtkonzept für die kommunale Jugendarbeit erstellt werden.
Eckhard Stengel, Bremen (Tel.: 0421/324434) +++
AUFGESPIESST (oder Kasten für Medien- oder Sportseite)
"Spiel schneller Boris! Buten & Binnen wartet".
Bildschirm-Einblendung von "Radio Bremen" (RB) während einer Tennis-Liveübertragung, die in die Sendezeit des RB-Regionalmagazins "Buten & Binnen" hineinragte.
"Toi, toi, toi, Boris! Buten & Binnen kommt morgen wieder!"
Neuerliche Einblendung, nachdem das Magazin wegen der überzogenen Tennisübertragung ganz ausfallen mußte.
(19.2.93/stg)
FRIEDBERG. Krabbelstuben - keine Einrichtung für Kleinkinder ist so umstritten wie die Institutionen, in denen Jungen und Mädchen im Alter von ein bis drei Jahren außerhalb der Familie gemeinsam spielen und dabei pädagogisch betreut werden. Insgesamt zehn vom Land genehmigte Krabbelstuben gibt es in der Wetterau von den "kleinen Posträubern" in Rosbach über das Kinderhaus in Florstadt-Leidhecken bis zu den "kleinen Strolchen" in Wallernhausen.
Nur eine von ihnen ist städtisch (Bad Vilbel), die anderen entstanden auf Initiative von Eltern. Ein mühseliges und oft zeitaufwendiges Unterfangen, in dem es viele Hürden zu überwinden gibt. Um vom Land anerkannt zu werden, müssen die Eltern geeignete Räume für bis zu zehn Kinder nachweisen, qualifizierte Betreuung gewährleisten und die Öffnungszeiten an fünf Tagen sichern. Vor allem aber, so Susanne Krüger, Fachberaterin beim Kreisjugendamt, "ständig um die Finanzierung kämpfen". Dabei, so stellt Susanne Krüger fest, hielten sich hartnäckig Vorurteile über die Krabbelstuben, da noch immer in der Öffentlichkeit zuwenig bekannt sei, was und wie in Krabbelstuben gearbeitet wird. Um dieses Manko zu mindern, organisierte der Arbeitskreis Krabbelstuben in der Wetterau, der Verbund der in den Einrichtungen tätigen Erzieherinnen, am Donnerstag abend im Kreishaus eine Podiumsdiskussion mit Parteienvertretern, der Ersten Kreisbeigeordneten Gila Gertz, der Frauenbeauftragten Birgit Simon, dem Elternvertreter Manfred Linss und der Sozialwissenschaftlerin Dr. Ulrike Schmauch zum Thema "Krabbelstuben - was soll das?"
Dr. Ulrike Schmauch, Mitbegründerin der Rosbacher Krabbelstube, stellte in vier Thesen zunächst dar, "was kleine Kinder brauchen und was Erwachsene brauchen, die mit kleinen Kindern leben". Vertrauen in außerfamiliäre Bezugspersonen könnten die Jungen und Mädchen in den Einrichtungen lernen, eine ganzheitliche Förderung aller Sinne, Sicherheit und Geborgenheit sowie ein hohes Maß an körperlicher Erfahrung.
"Weil Mütter auch Zeiten ohne Kinder brauchen", plädierte Barbara Uhdris, FDP-Spitzenkandidatin und Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte in Bad Nauheim, ebenfalls für die Institution. Allerdings räumte sie ein, daß Möglichkeiten geschaffen werden müßten, Kleinkinder nicht nur tageweise, sondern auch stundenweise betreuen zu lassen.
Entgegen der Annahme, eine Betreuung in der Krabbelstube sei eine "Notlösung", empfänden viele Frauen diese Möglichkeit als Bereicherung - für sich und ihre Kinder. Grundsätzlich sah auch Maria Baumberger, Mitglied im Kreistag und stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende, die Notwendigkeit von Krabbelstuben ein. "Eine stundenweise Betreuung halte ich für absolut unbedenklich", sagte die CDU-Politikerin, die sich gleichzeitig gegen eine ganztägige Betreuung wandte.
Auf Kritik unter den rund 50 Diskussionsteilnehmerinnen - nur wenige Männer hatten den Weg ins Kreishaus gefunden - stieß jedoch ihre Ansicht, den Anspruch auf einen Krabbelstubenplatz von der Bedürftigkeit abhängig zu machen. Damit, so hielt ihr eine Mutter entgegen, würden Sozialschwache diffamiert und stigmatisiert. Dazu dürfe es keinesfalls kommen, betonte Peter Keller, SPD-Stadtrat in Bad Nauheim. Es sei nicht Sache der Politiker zu bewerten, welche Form der Kleinkinderbetreuung Familien wählten, gar Frauen, die ihr Kind in eine solche Einrichtung brächten, eine schlechtes Gewissen zu machen. Zustimmung aus dem Publikum erhielt Keller für seine Forderung nach einem Kindertagesstättengesetz, das regeln solle, in welcher Form die Kommunen die Betreuung auch für Kinder unter vier Jahren sichern müßten. "Ein solches Gesetz ist unabdingbar, weil sonst kein Ausbau der Krabbelstuben mehr möglich ist, zumal die Kommunen zunächst ihre Priorität auf Kindergärten setzen müssen."
Ein Votum, dem Birgit Simon beipflichtete. Es sei höchste Zeit, daß die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle möglich wäre, führte sie mit Blick auf andere europäische Staaten wie Frankreich und Schweden, wo dem längst Rechnung getragen würde, aus. 90 Prozent aller jungen Frauen wollten sich nicht mehr zwischen Familie und Beruf entscheiden müssen. 77,4 Prozent der hessischen Mütter mit Kindern unter drei Jahren, so die jetzt vorliegenden Ergebnisse einer Studie der ehemaligen Hessischen Frauenbeauftragten Otti Geschka, hätten Interesse an einer außerfamiliären Erziehung ihrer Kinder. Diesen Bedürfnissen habe der Staat Rechnung zu tragen.
Ein stärker ganzheitliches Denken forderte Gila Gertz von den Gemeinden und Städten. Es sei nicht mehr einsichtig, warum die Kommunen statt ausschließlich für Kindergärten, nicht auch für Krabbelstuben Konzepte entwickelten. Wesentlich sei, so der Elternvertreter Manfred Linss, daß es eine Entscheidungsfreiheit gebe. Diese forderten auch die Frauen im Saal: für sich und ihre Kinder.
Wer sich über die Krabbelstuben in der Wetterau näher informieren will, sollte bis Freitag, 25. Februar, die Gelegenheit nutzen und sich die Selbstdarstellung der Einrichtungen im Foyer des Kreishauses ansehen.
Auf Stellwänden mit bunten Bildern und vielen Informationen geben die Einrichtungen Auskunft über ihre Geschichte und ihre aktuelle Situation.
CORINNA WILLFÜHR
GRÄVENWIESBACH. Mit der Stimmenmehrheit von SPD und FWG hat die Gemeindevertretung in ihrer jüngsten Sitzung den Haushaltsplan für 1993 angenommen. Er umfaßt 10 761 091 Mark im Verwaltungs- und 2 584 590 Mark im Vermögenshaushalt. Die Fraktionen der CDU und der Grünen versagten dem Etat ihre Zustimmung.
"Eklatante Fehlentwicklungen" warf Ursula Vogel (CDU) der Verwaltung vor und kritisierte, SPD und FWG könnten nicht mit dem ihnen anvertrauten Geld umgehen. Die Grünen scheiterten mit insgesamt neun Anträgen zum Haushaltsplan, die allesamt abgelehnt wurden.
Unter anderem hatte die Fraktion gefordert, die Gebühren für Abwasser um 1,22 Mark und für Wasser um 96 Pfennig pro Kubikmeter zu erhöhen. Die bestehenden Gebühren decken seit Jahren nicht mehr die Kosten. Eine Erhöhung, so hatte Bürgermeister Hellwig Herber bereits im Vorfeld betont, sei aber "sozial nicht vertretbar". Zudem blitzten die Grünen mit Forderungen nach mehr Geld für Verkehrsberuhigung, Dorferneuerung, Wassersparen und Jugendarbeit ab.
Im beschlossenen Vermögensetat sind Investitionen für den Bau beziehungsweise Ausbau der Dorfgemeinschaftshäuser in Mönstadt und Laubach enthalten - im Fall Mönstadt nach der Auffassung der CDU zu wenig. Zudem plant die Gemeinde Geld dafür ein, die Kindergärten in Grävenwiesbach und Mönstadt zu erweitern, den Scheidweg auszubauen und Teile der Fremdwasserversorgung durch eigene Wasservorkommen zu ersetzen: in Laubach, Naunstadt und Heinzenberg. ill
Daß die geplanten Hochhäuser im Bankenviertel höher werden und mehr Bruttogeschoßfläche aufweisen, ist aus der Sicht von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) Ergebnis eines "Optimierungs-Prozesses". Zwei Drittel der zusätzlichen Fläche, so Wentz-Referent Michael Kummer, verdankten sich einer modernen, energieeinsparenden Klimatechnik, ein Drittel entfalle auf Einrichtungen, die allen Bürgern zugutekämen - Restaurants und Läden. Auf die Frage, warum die Stadt nicht erreichen konnte, daß die Banken dafür Abstriche an ihrer Bürofläche machten, sagte Kummer: "Wir hatten dieses Ziel nie."
Die Kommune habe deshalb auch "keinen Anlaß zum Handeln" gesehen. Der Referent nannte Zahlen für das nachträgliche "Wachstum" der Bürotürme. Die Brutto-Geschoßfläche der zukünftigen Commerzbank-Bauten am Kaiserplatz - darin sind sämtliche Nebenräume, Flure, Aufzüge und anderes eingeschlossen - erhöhte sich um 10 000 Quadratmeter und damit laut Kummer um zehn Prozent. Das künftige Japan-Center am Taunustor wuchs um 4000 Quadratmeter (Kummer: "Unter zehn Prozent"), das geplante Hochhaus der Hessischen Landesbank an der Neuen Mainzer Straße um 5000 Quadratmeter (drei Prozent).
Der Referent beteuerte, gerade energiesparende Klimatechnik brauche mehr Fläche als übliche Klimaanlagen: "Ein vernünftiges Konzept hat da seinen Preis!" Aus der Sicht der städtischen Planer sind die neuen Hochhäuser auch jetzt noch "völlig in Ordnung" - dafür spreche nicht nur die Klimakonzeption, auch der gute Anschluß an das öffentliche Verkehrsnetz.
In seiner Sitzung am 25. Februar wird das Stadtparlament die Offenlage des gesamten Bebauungsplanes Bankenviertel für die Bürger beschließen - dann haben alle das Wort, die Bedenken oder Einwände gegen die neuen Bürotürme vorbringen möchten. Planer Kummer wollte sich nicht zu Hinweisen äußern, daß namentlich die Commerzbank sich die Zustimmung ihrer betroffenen Nachbarn rund um den Kaiserplatz mit viel Geld erkauft habe.
Wenn es keine Einsprüche gibt, kann der Bebauungsplan nach Einschätzung der Stadt noch in diesem Jahr an den hessischen Innenminister zur Beurteilung weitergereicht werden. Stimmt der Minister zu, vermag die Stadt den Banken Vorab-Baugenehmigungen zu erteilen, ohne die Rechtskraft des Bebauungsplanes abzuwarten. Erst 1994, so die Einschätzung, rücken dann im Bankenviertel Bauarbeiter und Bagger an. jg (Siehe Kommentar)
Zum 1. Januar ist in Deutschland nach 13 Jahren die Mehrwertsteuer beim Kauf von Goldmünzen und -barren abgeschafft worden (die FR berichtete). Auch diese Regel gilt freilich nicht ohne Ausnahmen. Es wurde nämlich nicht exakt die Rechtslage wie vor 1980 wiederhergestellt. Bei Sammlern und sonstigen Interessenten herrscht daher teilweise Verwirrung über Steuerfreiheit oder -pflicht bei Edelmetallgeschäften. So glauben viele, daß der Fiskus auch bei anderen Münzen nicht mehr zugreift - ein Irrtum.
Die Gesellschaft zur Förderung der Numismatik versucht, zur Aufklärung beizutragen. Nach einer Mitteilung der Münzkundler ist zum einen beim Kauf von Werten aus anderen Materialien als Gold, also beispielsweise Silber, Platin oder Palladium, weiterhin die (zudem auf 15 Prozent erhöhte) Mehrwertsteuer fällig. Dies gilt für Münzen wie für Barren. Zum anderen gibt es bei den Goldmünzen jetzt zweierlei Recht. Exemplare, die staatlich "außer Kurs gesetzt" wurden, unterliegen nach wie vor der Steuerpflicht. Dabei handelt es sich vorwiegend um alle deutschen Goldmünzen aus der Kaiserzeit und ältere Prägungen, zum Teil auch um solche aus anderen Staaten. Ferner gilt die Mehrwertsteuer wie bisher für Medaillen aller Art, auch solche aus Gold.
Die neue Steuerfreiheit bezieht sich demzufolge nach Angaben der Numismatiker auf alle Münz-Neuerscheinungen der vergangenen Jahrzehnte (Sammler- wie Anlageprägungen), die von den ausgebenden Regierungen als gesetzliche Zahlungsmittel eingestuft wurden, unabhängig davon, ob diese tatsächlich im Zahlungsverkehr eine Rolle spielen. Als Beispiele für mehrwertsteuerfreie Anlagemünzen nennt die Gesellschaft den kanadischen "Maple Leaf", den australischen "Nugget", "Philharmoniker" aus Österreich, den US-amerikanischen "Eagle", den südafrikanischen "Krügerrand" oder "Britannia" aus England. Auch beim Erwerb von Sammlerstücken wie den goldenen Olympiamünzen von Frankreich und Spanien oder den Goldmünzen Rußlands, Chinas, Kanadas und der USA greifen die deutschen Finanzbehörden nun nicht mehr zu.
Wer noch nähere Informationen braucht, sollte sich an die entsprechenden Abteilungen von Banken oder Sparkassen beziehungsweise an spezielle Münzhändler wenden. ski
HANAU. Was treibt die vielen Müllmänner hierher? Die Luftschlangen und Konfettischnipsel können sie jetzt ohnehin nicht aufkehren. Oder macht die Stadtverwaltung heute abend einen Betriebsausflug? Schließlich befinden sich viele im Saal, die sonst im Rathaus sitzen.
Doch die Leute im knallorangenen, reflektierenden Dreß sind nicht echt. Vor dem Eingang lüften sie ihre wahre Identität, während sie an Bierflaschen nuckeln: "Wir sind von der Bereitschaftspolizei Mühlheim." Und heute sind sie Mitwirkende bei der Live-Sendung "Fröhlich eingeschenkt" in der August-Schärttner-Halle.
Draußen stimmen die Freunde und Helfer nochmal das Liedchen fürs Finale an. Drinnen heizt Heinz Schenk das Publikum an, dem unter den Papphütchen und Narrenkappen der Schweiß läuft. "Helfen sie uns. Sie werben für ihre Heimatstadt, sie werben für Hanau." Der Film über die Goldschmiedestadt flimmert über den Monitor. Später wird Oberbürgermeistergattin Marga Martin den Streifen kommentieren. Und bei der Frage nach der Vorgeschichte des Ratspokals sagen: "Der war verschwunden."
"Achtung" ertönt es aus dem Off. Kameras und die mit Glitzer im Haar kostümierte Zuschauerin im Netz- Look setzten sich in Position. Paul Kuhn hebt den Dirigentenstab. Das Stück kann er auswendig. Als er aber im Anschluß daran mit Schenk ein Liedchen trällert, versteckt sich ein Fernseh-Mann hinter der Kamera und hält schwarze Plakate mit den Texten hoch. Gemächlich schlendert das Altherren-Duo durch die Zuschauerbänke, auf denen die Honoratioren aus der Kommunalpolitik im grellen Scheinwerferlicht transpirieren. Beim ARD sitzen sie heute in der ersten Reihe.
Dennoch blicken die Ehrengäste oft nicht auf Stars und Starletts, Schönheitsköniginnen und nackte Haut von Balletteusen, sondern auf Kameras, die im rasanten Tempo durch die Halle rollen. "Arbeiten sie mit dem Kran erst, nachdem sie die Bedienungsanleitung gelesen und verstanden haben", befiehlt ein gelbes Schild auf dem mit Krepp dekorierten Gerät. Dessen Führer peilt nun die "Moldau- Mädels" an. In gefährlich hohen Stökkelschuhen die eine beziehungsweise flachem Schuhwerk die andere laufen sie mit ihrem Fernsehlächeln durch den Saal. Der Größenunterschied beträgt jetzt nur noch einen halben Kopf. Bier und Sekt werden schal, die Frau des SKG-Mitglieds mit der Narrenkappe hilft ihrem Mann aus dem Jackett.
"Jetzt runter mit dem Text, weg mit dem Ding" ertönt die verärgerte Stimme aus dem Off nach dem Duett von Harpe Kerkeling und Heinz Schenk. Lächelnd winkt die Nachbarin in die Kamera. Die aus Nürnberg eingeflogenen Serviererinnen halten jetzt die Endstücke von der riesigen Luftballonbrücke in den Händen: Finale mit Tony Marshall und der Jugendmannschaft des VFR-Kesselstadt, Jodlerinnen, "Klaus und Klaus" - und den falschen Müllmännern.
Begeistert sitzt später ein Zuschauer am Tresen der nahen Kneipe: "Der Schenk war selten so gut." Glücklich zeigt er die ergatterten Autogrammkarten. Und versteht nicht, warum man sich auch über ein Paßfoto mit Unterschrift eines Bereitschaftspolizisten in Mühlheim freuen kann. jur
HÖCHST. Daß durch den verringerten Zuschuß Bestand und Existenz des Höchster Museums akut gefährdet würden, weist Linda Reisch (SPD), Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, zurück. Am Donnerstag hatte Dr. Wolfgang Metternich, Leiter des Museums, vor dem Ortsbeirat und den Stadtverordneten der westlichen Stadtteile die finanzielle Bedrängnis geschildert, die sich aus der Streichung von 3100 Mark für das kleine Museum im Höchster Schloß ergeben werde.
Der Verein verfüge über eine in jeder Hinsicht gesicherte Bilanz, erwirtschafte keine Verluste und arbeite auf einer soliden finanziellen Basis. Es gebe keinen Anlaß zu den derart drastisch dargestellten Perspektiven für die Arbeit des Höchster Museums, heißt es in der Stellungnahme des Kulturdezernats.
"Richtig, wir haben eine gesicherte Bilanz", bestätigt Metternich. Er wolle jedoch auch in Zukunft keine Schulden machen. Momentan habe der Verein etwa 100 000 Mark zurückgelegt, was aber dringend für das 100jährige Jubiläum 1994, für Honorare und den Umzug zurück ins Kronberger Haus benötigt werde. Das Haus war 1989 durch einen Brandanschlag teilweise zerstört worden, die Restaurierung verursacht immer noch Kosten. "Ich sehe nicht ein, daß mir vorgeworfen wird, daß ich noch keine Defizite habe", sagte Metternich.
Insgesamt macht die Barzuwendung nach der Kürzung 12 400 Mark aus. Außerdem zahlt die Stadt laut Linda Reisch die Mietkosten von 36 700 Mark für das ehemalige Antoniterkloster und die Räume neben dem Kronberger Haus, wo das Museum nach dem Brand Archiv und Bibliothek provisorisch unterbringt. Die beiden Gebäude sowie der Zollturm, in dem sich die Restaurierungswerkstatt befindet, sind Eigentum der Stadt. "Der Betrag von 36 700 Mark ist ein reiner Buchwert und für die Museumsarbeit kein flüssiges Geld", hielt Metternich entgegen. Außerdem wirft die Stadt Metternich vor, daß weder die Jahresabschlußrechnung für 1992, die gegebenenfalls die Existenzgefährdung rechtfertigen könne, noch die Kalkulation für 1993 als Basis für die Förderung vorliege. "Das hat praktische Gründe", erklärt der Museumsleiter. Die rechtsgültige Abschlußrechnung könne er erst vorlegen, nachdem auf der Hauptversammlung des Trägervereins der Vorstand entlastet worden sei, und das werde am 20. April sein. "Frau Reisch sollte mal einen Blick aufs Vereinsrecht werfen", empfahl Metternich. ege
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Wochenende
Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Lucky Luke (Sa. und So.: 15 Uhr); Dracula (Sa. und So.: 17 und 20 Uhr).
Panda-Kino: Bodyguard (Sa. und So.: 15 und 17 Uhr); Dracula (Sa. und So.: 20 Uhr).
Kino im Schwedenpfad (KiS): Die Schöne und das Biest (Sa. und So.: 15 17 Uhr); Bitter Moon (Sa. und So.: 17 und 20 Uhr).
Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Das kleine Gespenst (Sa.: 16 Uhr); Die Schöne und das Biest (So.: 15 Uhr); Dracula (Sa.: 20 Uhr; So.: 17 und 20 Uhr).
Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Reineke Fuchs (Sa. und So.: 14.30 Uhr); Bodyguard (Sa.: 20.15 Uhr; So.: 17 und 20.15 Uhr).
Oberursel. Stadthallen-Kino I: Dracula (Sa.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Stadthallen-Kino II: Sister Act (Sa.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).
Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Das doppelte Lottchen (Sa. und So.: 15 Uhr); Dracula (Sa.: 17.30, 20.15 und 22.45 Uhr; So.: 17.30 und 20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus" Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918 (Sa. und So.: 10 bis 17 Uhr).
Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102 (Sa.: 14 bis 17 Uhr; So.: 10 bis 18 Uhr).
Kronberg. Galerie Hellhof, Königsteiner Str. 2: Arbeiten von Karl Degener, Ursula Dittmann und Thomas Zach (Sa. und So. 11 bis 18 Uhr).
Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kamera auf du und du" von Heinz J. Göttert (Sa. 10 bis 12 Uhr). Samstag
Theater/Musik Usingen. Orgelkonzert mit Konja Voll, Ev. Kirche, 20 Uhr.
Kronberg. Receptur: Jazz mit der Gruppe "Overall Jazz Gang", 20 Uhr.
Parteien/Parlamente Bad Homburg. Ortsbegehung der CDU in Ober-Erlenbach, Treffpunkt: Martinskirche, 10 Uhr.
Bürgersprechstunde der CDU, Bürgerhaus Kirdorf, 11 Uhr.
Königstein. Informationsrundgang der CDU Falkenstein, Parkplatz Bürgerhaus, 14.30 Uhr. Fastnacht Bad Homburg. Kinderfastnacht "Hoppel Poppel", Bürgerhaus Kirdorf, 14.31 Uhr.
Kinderfasching des HCV, Kurhaus, 15.11 Uhr.
Faschingstreiben im Gemeindehaus St. Marien, 20.11 Uhr.
Friedrichsdorf. Maskenball in der TSG- Turnhalle, Hugenottenstraße, 20 Uhr.
Usingen. Buchfinkenzug durch die Altstadt, 11 Uhr, anschließend Rathaussturm. Oberursel. Kindermaskenball im Vereinshaus Frohsinn, 14.11 Uhr.
"Treffpunkt Oase", Faschingstreiben im Zelt auf der KHD-Wiese, 19.11 Uhr.
Prinzenball des Vereins Frohsinn, Hotel Waldlust, 20.11 Uhr.
Faschingsball der Marinekameradschaft, Haus Passat, Tabaksmühlenweg 26, 20.11 Uhr.
Faschingsfeier der Freiwilligen Feuerwehr Stierstadt, Gerätehaus, 20.11 Uhr.
Kostümfest des Clu-Ge-Hu, Pfarrheim Weißkirchen, 20.11 Uhr.
Schunkelparty des Bommersheimer Carnevalvereins, Haus Bommersheim, 20.11 Uhr.
Multikultureller Karneval in der Taunushalle Oberstedten, 18.18 Uhr.
Kronberg. Ordensfest des Kappenclubs 1902, Stadthalle, 20 Uhr.
Faschingstreiben des Carnevalvereins Oberhöchstadt, Haus Altkönig, 20.11 Uhr.
Steinbach. Kappenabend der Staabacher Pitschetreter, Bürgerhaus, 20.11 Uhr.
Glashütten. Maskenball in der Mehrzweckhalle Schloßborn, 20 Uhr. Müll Schmitten. Standort des Sondermüll- Mobils: Oberreifenberg, Parkplatz Vorstadt, 11.30 bis 12.15 Uhr; Parkplatz am Sportplatz, 12.45 bis 13.30 Uhr.
Glashütten. Standort des Sondermüll- Mobils: Rathaus, 10 bis 11 Uhr. Sonstiges Friedrichsdorf. Kinderbörse im Ev. Gemeindehaus, 10 bis 12 Uhr. Sonntag
Theater/Musik Kronberg. Ev. Kirche Oberhöchstadt: "Mezzo und Tasten", flotte Chansons zum Fasching, 20.11 Uhr. Parteien/Parlamente Grävenwiesbach. Frühschoppen der SPD, Dorfgemeinschaftshaus Heinzenberg, 10.30 Uhr. Fastnacht Bad Homburg. Kinderfasching des HCV, Kurhaus, 15.11 Uhr.
Kappenabend der Kolpingfamilie, Bürgerhaus Kirdorf, 19.19 Uhr.
Friedrichsdorf. Kinderfastnacht in der TSG-Turnhalle, Hugenottenstraße, 15 Uhr.
Oberursel. Taunuskarnevalzug ab der Bleiche, 14.11 Uhr.
Traditioneller Fastnachtsempfang nach dem Zug, Stadthalle, anschließend karnevalistisches Treiben mit Vorführungen ab 15 Uhr.
Kreppelkaffee des Schützenvereins Weißkirchen, Schützenhaus, 14.11 Uhr.
Kreppelkaffee des Taunusklubs nach dem Zug, Wanderheim, Adenauerallee.
Pfarrfastnacht Weißkirchen, Turnhalle, 19.11.
"Treffpunkt Oase" im Faschingszelt, KHD-Wiese, 12.11 Uhr.
Kreppelnachmittag im Marineheim, Tabaksmühlenweg 26, 16 Uhr.
Kronberg. Kinderfasching in der Stadthalle, 15 Uhr.
Steinbach. Kinderfasching im Bürgerhaus, 13 Uhr.
Glashütten. Kreppelkaffee im Bürgerhaus, 15 Uhr.
So, wie Frankfurt in den 80er Jahren zur bedeutenden Dienstleistungs- Großstadt wuchs, erhöhte sich auch der politische Druck gerade der Banken und Immobilien-Konzerne auf die Stadtregierung. Ging es um Baugenehmigungen für Bürohochhäuser, ließ sich der damalige CDU-Magistrat nur zu gern von Verhandlungspartnern der Wirtschaft über den Tisch ziehen.
Mehr noch: Die CDU-Mehrheit im Römer scheute auch nicht rechtlich mehr als fragwürdige Manöver - unvergessen der frühere Planungsdezernent Hans Küppers, der 48 Stunden vor der Kommunalwahl 1989 gegen den Widerstand der Bauaufsicht erste Genehmigungen für drei Hochhäuser ausfertigen ließ. Zwei dieser Bürotürme stehen: Die der DG-Bank und der BfG an der Mainzer Landstraße.
Der einzige Versuch des CDU-Magistrats, im Interesse der Bürger Rückgrat zu zeigen, endete kläglich. 1988 verkündete der damalige OB Wolfram Brück kämpferisch, die Baugenehmigung für das Messehochhaus werde nur erteilt, wenn im obersten Geschoß des höchsten europäischen Büroturmes ein Restaurant entstehe. Die Bauherren des Messeturmes sperrten sich - mit Hinweis auf Sicherheitsbedenken und Kosten getrennter Aufzugtürme. Brück, der Kämpfer, fiel um.
SPD und Grüne gelobten nach ihrem Amtsantritt 1989, alles anders zu machen. Wer Büros baue, müsse auch Wohnungen errichten, beteuerte Ein Fortschritt Brücks Nachfolger Volker Hauff. 1992 schreckte die SPD dann vor einer Wohnbau-Pflicht für Investoren zurück. Dennoch: Die geplanten Restaurants, Wohnungen und Passagen in den künftigen City-Bürotürmen sind für die Allgemeinheit ein Fortschritt.
Noch schöner wäre gewesen, die Banken hätten dafür von ihrer Bürofläche ein wenig geopfert - anstatt alles, was sozialen Nutzen hat, gleichsam auf Heller und Pfennig bei Raum und Masse der Hochhäuser wieder draufzusatteln.
Wenn der Wähler will, bleibt SPD und Grünen dieses politische Ziel - beim nächsten Büroprojekt, in der kommenden Legislaturperiode.
CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
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Kinos Hanau. Arabella: Bitter Moon (15, 17.30, 20 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
Central: Dracula (15.15, 17.45, 20.15 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
C'est la vie: Bodyguard (15, 17.45, 20.30, Sa.: 22.45 Uhr).
Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (14.30, 17, 20 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).
Kino II: Die Schöne und das Biest (14.45), Stalingrad (17.15, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr).
Kino III: Kevin allein in New York (15), Roter Drache (17.30, 20.30 Uhr, Sa. 23).
Palette: Eine Frage der Ehre (15.30, 18, 20.30 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).
Schöneck. Sternpalast: Der Tod steht ihr gut (19.45 Uhr), Die Commitments (22 Uhr).
Mühlheim. Augenblick: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.45 Uhr), Der letzte Mohikaner (17.30, 20.15 Uhr).
Zeitlos: Der letzte Mohikaner (15.15 Uhr), Bodyguard (17.15, 19.45 Uhr), The Crying game (22 Uhr).
Gelnhausen. Pali: Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr, So.: 18 und 20.30 Uhr), So.: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.30 Uhr).
Casino: Bodyguard (20.15 Uhr, So.: 16 und 20.15 Uhr).
Verschiedenes Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28: 9 Uhr Vollkornbrot backen.
Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 11.30 Uhr Mahnkreis auf dem Marktplatz in Hanau.
Maintal. Obstbaum-Schnittkursus des Obst- und Gartenbauvereins Hochstadt, 10 Uhr Treffpunkt Kleingartenanlage "Neue Bleiche".
Langenselbold. Evangelische Kirchengemeinde, 10 Uhr Kindersingkreis, Im Ellenbügel 95. Närrisches Treiben Hanau. Jazzkeller Philippsruher Allee, "Anti-Fasching" mit dem Hanauer Beat Express, 21 Uhr.
"Kultour tanzt in Kostüm und Maske", fastnächtlicher Tanzabend, 20 Uhr Weißer Saal Schloß Philippsruhe.
Prunksitzung der katholischen Vereine, 20 Uhr Stadthalle.
Maskenball der Turnerschaft Großauheim, 20 Uhr Rochushalle.
Maintal. Karnevalszug, 14 Uhr ab Kreuzung Berliner/Bahnhofstraße Dörnigheim. Schöneck. Costume- und Masquenfest "Flug um den Blocksberg", 20 Uhr in der Eisdiele, Kilianstädten.
Nidderau. Faschingsfest des Turnvereins "Grundstein zur Einigkeit", 14 Uhr Kinderfasching, 20 Uhr Schloßberghalle. Niederdorfelden. Kostümball der Turn- und Sportgemeinde 1921, 19 Uhr Bürgerhaus. Erlensee. Faschingstreiben der katholischen Pfarrgemeinde, 20 Uhr im Pfarrheim, Waldstraße 26.
Hammersbach. Prunksitzung des Sängergruß Marköbel, 20 Uhr Turnhalle.
Gelnhausen. Kostümball auf Burg Frankenstein, 18 Uhr Kinzighalle Roth.
Freigericht. Faschingsball des St. Anna Chores Somborn, 20 Uhr Sturmiushaus.
Biebergemünd. Kappenabend des Gesangvereins Harmonie 1922, 20 Uhr Vereinslokal "Beim Bones".
Brachttal. Faßnachtsumzug, 14 Uhr ab Festplatz Udenhain. Sonntag
Kulturmix Hanau. Orgelkonzert mit Werken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn-Bartholdy, 20 Uhr Marienkirche.
Rockkonzert mit "Human Joy's", 21 Uhr im Kraftwerk (Druckhaus), Steinheim. Gelnhausen. Kinder-Kammer-Konzert "Karneval der Tiere", mit den Münchner Philharmonikern, 11 Uhr Stadthalle.
Bad Soden-Salmünster. Frühkonzert der Trachtenkapelle Musikfreunde Weiperz, 10 Uhr Konzerthalle. Verschiedenes Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nicht-Mitglieder), 9 Uhr Auf dem Wingertskippel, Naturfreundehaus. Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 13.30 bis 16.30 Uhr offfener Treff, altes Hofgut Büdesheim. Närrisches Treiben Großkrotzenburg. Kreppel-Nachmittag des Kaninchenzuchtvereins, 14.30 Uhr im Hasenheim.
Biebergemünd. Sängermaskenball des Gesangvereins Liederkranz Kassel, 20 Uhr im Bürgerhaus.
Birstein. Pyjama- und Nachthemdenball der Jugendgruppe Fischborn, 19 Uhr im Jugendraum der ehemaligen Fischborner Schule.
SOSSENHEIM. Feuchte Kälte hängt in den Mauern. Die Bühne, auf der verlassen das Rednerpult steht, ist noch kahl und nackt. Unten, auf nassem Beton, rekken 250 Menschen die Hälse zur Empore. Dort setzt Maurer Hans Witte zum fünften Mal das Weinglas an, nimmt einen letzten Schluck und wirft das leere Glas den Gästen vor die Füße.
Nach jahrhundertealtem Brauch wurde gestern auf der Volkshaus-Baustelle Richtfest gefeiert. "Eine der schönsten Etappen beim Bau", wie Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) bemerkte. "Das Werk nimmt Konturen an, und die endgültigen Dimensionen sind erkennbar."
An der Siegener Straße entsteht für rund 34 Millionen Mark ein Komplex, der den 33 Sossenheimer Vereinen Anfang '94 zum kulturellen Mittelpunkt werden soll. Der große Saal im Neubau mit 740 Plätzen ist das Prunkstück des Neubaus, der sich harmonisch an das alte Volkshaus anschließt.
Das traditionsreiche Gebäude zeigt sich jetzt wieder "original" mit Spitzbogenfenstern. Im völlig entkernten Innenraum entstehen vier Clubräume für Vereine. Die Jugend bekommt im Untergeschoß Räume für eine Disco, Fotolabor und Café.
Nur wer die Vorgeschichte kenne, könne die Freude über das voranschreitende Bauwerk ermessen, sagte von Schoeler. Anlaß für den Bau des Volkshauses war der "Sossenheimer Apfelweinkrieg". Damals wollten die Wirte den Schoppen nur noch für 14 Pfennig ausschenken. Da streikten die Sossenheimer und zwangen die Gastwirte mit einem Boykott in die Knie.
Die gaben sich schließlich wieder mit zwölf Pfennig zufrieden, rächten sich allerdings mit Lokalverbot an der Freien Turnerschaft. Denn die hatte den Aufstand angezettelt. Der obdachlose Verein beschloß daraufhin kurzerhand, ein eigenes Vereinsheim zu bauen. Viele packten ehrenamtlich mit an, halfen, damit die Turnerschaft am 15. November 1924 ins Volkshaus einziehen konnte.
1970 verpachtete der Volkshaus-Verein das Gebäude an die städtische Saalbau GmbH. Und die entschloß sich auf Druck Sossenheimer Vereine und Kommunalpolitiker, den Neu- und Umbau anzupacken. Denn das Volkshaus genügte längst nicht mehr den Ansprüchen einer lebendigen Vereins- und Kulturarbeit.
Beim Richtfest begrüßte Saalbau-Geschäftsführer Andreas Eichstaedt neben OB von Schoeler auch Kulturdezernentin Linda Reisch (SPD) und Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD). Unter den Gästen waren auch Stadträtin Ilse Vaupel (SPD) und ihr Kollege Günther Weißenseel (CDU). Beide, so Eichstaedt, hätten politischen Druck ausgeübt, um das Projekt auf die Beine zu stellen.
Daß die Saalbau GmbH ein "Defizitunternehmen" sei, "liegt eben auch daran, daß wir so schöne Häuser errichten", erklärte Eichstaedt. "Wir betreiben kein Mißmanagement oder baden in Luxus", verteidigte Eichstaedt die Saalbau GmbH. Von 20 Millionen Mark Schulden gingen 19 Millionen Mark allein auf das Konto von Bauprojekten.
Auch beim Volkshaus Sossenheim ist es mit einer einmaligen Investition nicht getan. Etwa 20 Prozent der Bausumme müssen nach Angaben von Eichstaedt als Folgekosten pro Jahr einkalkuliert werden.
Doch ans liebe Geld brauchte gestern keiner zu denken. Im Rohbau des umgebauten alten Volkshauses gab's Bier, Brezeln, Handkäs' und Wurst gratis. Im fertiggestellten Gebäude zieht die Gatronomie dann in den Mittelbau. Von hier können sowohl der große Saal als auch Foyer, Gaststätte und Terrasse angedient werden.
Von den mehrgeschossigen Tiefgaragen, in denen 76 Wagen abgestellt werden können, verspricht sich Andreas von Schoeler eine "Entkrampfung der Parksituation für die Nachbarschaft". tos
Mehrheit will Opposition aus dem Betriebsrat werfen Gericht setzte Streitparteien bei Hoechst eine Frist
Von Tobias Schwab GRIESHEIM. "Zwischen Mehrheit und Opposition herrscht Krieg", gibt Wolfgang Vetter, Betriebsratschef im Griesheimer Werk der Hoechst AG, offen zu. Ihre Gegner möchten die Vertreter der IG Chemie und DAG im Betriebsrat deshalb jetzt per Gerichtsbeschluß aus dem Betriebsrat werfen. Der Vorwurf: Emanuel Schaaf, Manfred Schauland und Klaus-Dieter Seel von der "Liste der Arbeiter" sollen "ihre Amtspflichten grob verletzt" haben. Ein Urteil mochte die 13. Kammer des Arbeitsgerichts Frankfurt am Donnerstag noch nicht fällen. Bis 2. April haben die Parteien jetzt die Chance, sich untereinander zu einigen. Hintergrund des erbitterten Streites ist ein Flugblatt vom Mai '92, in dem die "Liste der Arbeiter" behauptete, um Aufhebungsverträge zu erzwingen, habe die Geschäftsleitung den Druck auf unangenehme Arbeiter "mit Vetters Segen" verstärkt. Im Gegenzug soll der Personalchef unter anderem einem Betriebsrat der "Vetter-Liste" eine besonders hohe Besitzstandspauschale von 400 Mark genehmigt haben.
Das Flugblatt brachte das Faß zum Überlaufen. Denn Schaaf, Schauland und Seel setzten Vetter zufolge einen "völlig überhöhten Betrag in die Welt". Schwerer wiege allerdings, "daß gerade die Herren, die immer so auf den Datenschutz achten, die persönlichen Angelegenheiten eines Kollegen in ein Flugblatt schmierten". Daß die drei streitbaren Oppositionellen den Pauschalbetrag in einem Infoblatt vom März '92 schon einmal richtig (250 Mark) angegeben hatten und sich in einem späteren Flugblatt für den "Tippfehler" vom Mai entschuldigten, änderte nichts für die 16 IG-Chemie- und DAG- Leute.
Mit ihrem Antrag, die drei Störenfriede auszuschließen, glauben sich Vetter und seine Kollegen, auf sicherem juristischen Boden. Sie verweisen auf Paragraph 23 des Betriebsverfassungsgesetzes. Danach kann das Arbeitsgericht Betriebsräte, die ihre Amtspflichten grob verletzt haben, "bannen".
Der Fall ist nach Meinung von Rechtsanwalt Gottfried Krutzki, Vertreter von Schaaf, Schauland und Seel, bislang allerdings einmalig in der Bundesrepublik. "Gleich eine ganze Oppositionsgruppe hat noch kein Betriebsrat ausschließen wollen." An einen Erfolg vor Gericht kann Krutzki nicht glauben. Schon wegen einiger "gravierender formaler Fehler" nicht. So ließ Vetter im Betriebsrat über den Ausschluß erst abstimmen, als der Antrag schon längst bei Gericht vorlag. Selbst die Ladung war Schaaf, Schauland und Seel bereits zugegangen.
Auch eine Verletzung der Schweigepflicht und damit von Datenschutzbestimmungen, wie sie die Betriebsratsmehrheit der Opposition vorwirft, kann Krutzki nicht sehen. "Die besteht nur, wenn der Arbeitgeber Angaben ausdrücklich als geheimhaltungswürdig deklariert." Vor Gericht einigten sich die Kontrahenten am Donnerstag darauf, es erst noch einmal gütlich zu versuchen. "Ich werde alles tun, um die Kuh vom Eis zu kriegen", versprach Vetter gestern friedlich gestimmt. Doch die Forderungen der "Liste der Arbeiter" erregen den Betriebsratschef noch immer: "Die meinen, als Minderheit könnten sie gerade alles haben."
Der "Krieg", der im Werk Griesheim der Hoechst AG zwischen Mehrheit und Opposition tobt, ist tatsächlich einer um mehr Rechte für die Minorität. "Wir wollen in alle Ausschüsse und Kommissionen", erklärt Emanuel Schaaf. Denn bislang verteilt die Mehrheit die Sitze nach d' Hondt. "Ganz nach Recht und Gesetz", betont Vetter. Weil sie nur zu dritt sind, bleiben Schaaf, Schauland und Seel in wichtigen Gremien mit weniger als fünf Mitgliedern außen vor.
LANGEN. Wegen Ausbesserungsarbeiten ist die Südliche Ringstraße am Dienstag, 23. Februar, teilweise gesperrt, und zwar von 7 bis 17 Uhr zwischen Leukertsweg und Zimmerstraße. Der Verkehr wird in dieser Zeit in westlicher Richtung über die Gegenfahrbahn geleitet. leo
Die Not miterlebt: "Wir müssen weiterhin helfen" DRK bereitet Transporte nach Kroatien gründlich vor Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz STADT UND KREIS OFFENBACH. Wenn der 36jährigen Arzthelferin Karin Beuchert in diesen Tagen immer häufiger die Frage gestellt wird, warum sie angesichts der zunehmenden Brutalitäten und Bestialitäten auf dem Balkan überhaupt noch hilft, bekommt sie blitzende Augen. Für die Kreisbereitschaftsführerin des Roten Kreuzes für Stadt und Kreis Offenbach, die mittlerweile zehn Hilfskonvois nach Kroation begleitete und deshalb genau die Lage kennt, steht nämlich fest: "Es muß weiter geholfen werden, denn Leid und Elend der Zivilbevölkerung sind unvorstellbar." Die Medien berichten nur über die spektakulären Ereignisse wie über das Bombardement von Sarajewo, kaum aber über die Not der Menschen im Hinterland, meinen auch Werbekaufmann Alexander Störgmann, 43, und Maschinenbau- Kaufmann Tomislav Cacic, 43. "Die psychischen Auswirkungen dieser Katastrophe, der durch die gegenseitigen Grausamkeiten weiter wachsende Haß werden noch in zwei bis drei Generation spürbar sein", sagt der Kroate Cacic. Wie lange der Konflikt auf dem Balkan noch dauert? Cacic zuckt mit den Schultern und sagt: "Gewalt erzeugt Gegengewalt, Brutalität gebiert noch mehr Brutalität." Aus vielen Gesprächen vor Ort weiß er: "Kaum einer der Kroaten, Serben, Bosnier wollte und will diesen Krieg. Einige wenige Politiker tragen ihn auf dem Rükken der Zivilbevölkerung aus. Schon deshalb müssen wir weiter humanitär helfen."
Die Offenbacher DRK-Helfer, seit 18 Jahren mit dem Zagreber Roten Kreuz eng befreundet, kümmern sich vor Ort darum, wo die Hilfsgüter hinkommen und was wo gebraucht wird. Außerdem stimmen sie sich mit dem Internationalen Roten Kreuz, mit den UN-Hilfstruppen und der Deutschen Humanitären Hilfe der Bundesregierung ab. Die Hilfsgüter aus Stadt und Kreis Offenbach werden vornehmlich im Raum Zagreb, Sisak, Osijek und Pozega verteilt.
In Flüchtlingsunterkünften bei Zagreb sind Leute untergekommen, die nichts als ihr nacktes Leben gerettet haben, weil sie mitten in der Nacht vor Napalm- Bomben flüchten mußten. Alexander Störgmann sagt: "Da gibt es Menschen, denen in ihrem 70jährigen Leben nichts als ein paar Habseligkeiten in einer Plastiktüte geblieben sind."
Karin Beuchert erzählt: "In einem Kinderheim waren 40 bosnische Kinder untergebracht. Ich war erschrocken über die Stille in diesem Haus. Die standen alle unter Schock. Einige konnten nicht mehr sprechen. Da war auch ein siebenjähriger Junge, der mitansehen mußte, wie seine Eltern auf bestialische Weise gefoltert und umgebracht wurden."
Für die zwölf ehrenamtlichen DRK- Mitglieder, die am Donnerstag abend von der Offenbacher DRK-Zentrale im Spessartring zur 30. Fahrt nach Zagreb starteten, steht deshalb fest: "Wir helfen weiter, vor allem der Kinder und Alten wegen." Helfer, die erstmals einen solchen Konvoi begleiten, werden vorher besonders geschult und auf das Elend, das sie sehen werden, vorbereitet. Konvoi-Leiter Störgmann berichtet: "Trotzdem sind einige von uns immer wieder schockiert."
Bislang fuhr der Kreisverband Hilfsgüter im Wert von über 1,5 Millionen Mark nach Kroatien. Diesmal bringen vier Lastwagen vornehmlich Medikamente, medizinisches Gerät, Lebensmittel und Kleidung im Wert von rund 300 000 Mark nach Zagreb. Am Montag wollen sie wieder zu Hause sein.
Angesichts der neuen Kämpfe in Kroatien warnen Störgmann und Cacic jedoch die vielen privaten Initiativen und Freundeskreise, auf eigene Faust Hilfsgüter ins zerstörte Jugoslawien zu bringen: "Hilfstransporte sind mittlerweile bevorzugte Ziele von Heckenschützen." Der Offenbacher Konvoi informiert sich von unterwegs ständig bei seinen Zagreber Freunden über die Lage und die Straßen.
Auch wenn die DRK-Helfer alle ehrenamtlich tätig sind und für den Transport Urlaub nehmen, werden die Konvois wochenlang gründlich und professionell vorbereitet. So ärgert es die DRK-Helfer, daß die österreichischen Behörden das Nacht- und Sonntagsfahrverbot für Lastwagen über 7,5 Tonnen für die Hilfstransporte nicht aufheben. Auch Zollpapiere müssen besorgt werden, seit bekannt wurde, daß Schmuggler von Waffen unter dem Zeichen des Roten Kreuzes auf den Balkan fuhren.
Das Rote Kreuz bittet um weitere Spenden. Besonders gebraucht werden Medikamente und medizinisches Gerät, Lebensmittel aller Art und Hygieneartikel. Sachspenden nimmt das DRK täglich in seiner Zentrale im Offenbacher Spessartring 24 entgegen. Geldspenden werden für Zukäufe gebraucht. Dafür gibt es bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt (Bankleitzahl 506 521 24) das Sonderkonto 26 012 609 unter dem Kennwort "Hilfe für das Rote Kreuz Zagreb".
Wir gratulieren
Samstag Alexander Janetzki, Gillgarten 4, Rod an der Weil, zum 94. Geburtstag.
Nachdem Fußball-Landesligist FC Erbach mit Wilfried Brümmer den sechsten Trainer innerhalb von 16 Monaten präsentierte (die durchschnittliche "Amtszeit" beträgt damit etwa 80 Tage), wurde in der Jahreshauptversammlung nun auch der Posten des Abteilungs-Vorsitzenden neu besetzt. Heiko Volk, bislang Spielausschuß-Vorsitzender, löst den 65- jährigen Willi Koch ab, der aus Altersgründen ins zweite Glied zurücktritt.
Nun sollen der neue Vorsitzende, mit 48 Jahren nur unwesentlich älter als Wilfried Brümmer (43), einen Karren in Schwung bringen, der doch reichlich festgefahren zu sein scheint. Die Zeiten, zu denen im schmucken Erbacher Sportpark noch hochklassiger Oberligafußball geboten wurde, sind lange vorbei. Vor leeren Rängen mühen sich die Kicker ab und sind dennoch auf dem besten Wege, auch die zweithöchste Amateurklasse in Richtung Bezirksoberliga zu verlassen. Mit 7:29 Zählern steht der FCE auf dem vorletzten Rang.
Die erfolgreichen Zeiten bestritt der FCE auch mit einem Volk an der Spitze, mit Heiko Volks Vater Otto, der 25 Jahre lang das Zepter schwang. Ein ebenso plötzliches wie bezeichnendes Ende fand seine Tätigkeit 1990 bei einem Pokalspiel in Neustadt, als er im Alter von 69 Jahren einem Herzinfarkt erlag. "Er hat für den Fußball gelebt und ist für den Fußball gestorben", meint Sohn Heiko, der weiß, daß die Fußstapfen des Vaters für ihn zu groß sind. Für das nächste Jahr ist bereits eine komplette "Wachablösung" geplant, will die neu gewählte Vorstandscrew die Verantwortung an die nächste Generation weitergeben.
Für Heiko Volk und Wilfried Brümmer steht zunächst der Klassenerhalt im Vordergrund. Brümmer, der die A-Lizenz besitzt und bereits über Landesliga-Trainererfahrung verfügt, soll die Mannschaft wieder auf die Höhe bringen, nachdem Yasar Arslan vorzeitig die Flinte ins Korn warf. Mit Achim Sickel (Sportfreunde Heppenheim) wurde ein Torwart verpflichtet, denn Brümmer will sich nicht mehr selbst zwischen die Pfosten stellen. Ferner stoßen der reaktivierte Stojkovic und der genesene Heiko Koch wieder zum Kader.
Die ersten Partien in Klein-Karben (27.2.) und gegen die SG Riedrode (7. März) stellen gleich schwierige Bewährungsproben dar. "Die Stimmung ist gut, Brümmer wird akzeptiert", berichtet Volk, ohne in Enthusiasmus zu verfallen.
"Wir wollen die ersten Spiele abwarten und dann mit den Planungen für die Zukunft beginnen. Wenn wir absteigen, dann geht die Welt nicht unter. Am Spielbetrieb wollen wir ohnehin in Zukunft sparen", erklärt der neue Vorsitzende.
Man muß es nicht als Resignation bezeichnen, eher als eine neue Sachlichkeit, die beim FC Erbach Einzug hält. Nachdem mit einem relativ hohen Etat nur wenig erreicht wurde, die Zuschauer zunehmend anspruchsvoller werden und sich nur noch selten blicken lassen, ist die Investitionsbereitschaft gesunken. Auch das Engagement der Mitglieder bezüglich Vorstandsaufgaben hält sich in Grenzen. "Ab 94 sollen die ran, die immer alles besser wissen, aber nichts tun", kündigt Heiko Volk an. Doch ob die "Besserwisser" sich dieser Wahl stellen scheint fraglich.
Sicher würde der Klassenerhalt die Chancen für einen Neuaufbau verbessern, doch hierzu müßten sich die Erbacher Kicker gewaltig steigern. Wilfried Brümmer bittet dreimal in der Woche zum Training und sorgte durch die Hinzunahme der A-Jugendlichen Michael Hamann und Tobias Losert für zusätzliche Konkurrenz. Der Ex-Hessenauswahl- Keeper ist ein Kenner der Szene, war unter anderem bereits in Klein-Karben als Trainer tätig. Ob Brümmer das Kunststück vollbringen wird, sich länger als einige Monate auf dem wackeligen Erbacher Trainerstuhl zu halten, bleibt abzuwarten. Zunächst ist sein Engagement bis zum Ende der Saison befristet. Bis dahin will ja auch Heiko Volk seinen Posten wieder abgegeben haben. Dem neuen Gespann bleibt demnach nicht allzuviel Zeit, aus dem FC Erbach wieder einen erfolgreichen und lebendigen Verein zu machen. ina
Für die Ringer des AV Schaafheim war die diesjährige Saison nicht nur die bisher erfolgreichste in der Vereinsgeschichte, sondern auch die anstrengendste. Durch den zweiten Rang in der Zweiten Bundesliga und die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Eliteklasse waren die Schaafheimer Athleten weit über das übliche Maß hinaus gefordert.
Während das Gros der Mannschaft sich nun eine wohlverdiente Ruhepause gönnen darf, sind vier AV-Ringer und die Vorstandschaft des Vereins weiterhin stark beschäftigt. Bereits am 5. und 6. März starten Mario Gattnar und Engin Ürürn bei den Deutschen Meisterschaften der Freistilringer in Berlin, am 12. und 13. März werden Bernd Fröhlich und Tino Hempel die Farben des AV bei den Titelkämpfen im klassischen Stil in Mühlheim an der Ruhr vertreten.
Neben diesen hochwertigen sportlichen Aktivitäten gilt es für die "Macher" um Vorsitzenden Helmut Bertram, die Weichen für die kommende Saison zu stellen. Nach dem diesjährigen Erfolg will der AV im nächsten einen neuen Anlauf in Richtung Erste Bundesliga übernehmen. Dies soll mit der derzeitigen Besetzung sowie ein bis zwei Verstärkungen gelingen. Vorsitzender Bertram ist zuversichtlich, die Staffel zusammenhalten zu können, obwohl Papiergewichtler Holger Kartschall von Konkurrenzklubs umworben wird. Im Freistilbereich wird Mario Gattnar nicht mehr als Trainer tätig sein, doch ein Nachfolger wurde bereits gefunden.
Peter Diehl kehrt nach einem einjährigen Gastspiel in Hummetroth zum AV zurück und wird das Training im Freistilbereich übernehmen.
Für die Trainingsarbeit im griechisch- römischen Stil soll weiterhin Tino Hempel zuständig sein. Der AV will auch in Zukunft aus der starken Jugendabteilung schöpfen, in der etwa 30 Talente auf die Matte gehen. Im Falle eines Aufstieges, so erklärt der Vorsitzende, wäre man jedoch auf die verstärkte Unterstützung von Sponsoren angewiesen.
Auch die Aufstiegsrunde wurde für den AV nicht zu einem Geschäft. Sportlich hat sich die Teilnahme hingegen sicher gelohnt, auch wenn der AV am Ende als dritter der Vierergruppe nicht aufgestiegen ist. Das große Ziel heißt weiterhin 1. Bundesliga und aufgeschoben ist ja bekanntlich nicht aufgehoben. jbp
Weitere Wirtschaft Seite 13
Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach heißen die prominentesten Gäste beim Turnier von Teutonia Hausen. Zehn D-Jugend-Teams werden am Sonntag (28. Februar) ab 10 Uhr in der Halle der Herrmann-Hesse-Schule um den "Pott" spielen. Wie bei den Profis wurden bereits im Vorfeld die Gruppen ausgelost, wobei die zweijährige Ann-Kathrin Schwartz ein glückliches Händchen und erstaunlichen Fußballsachverstand bewies. Sie loste die hessischen Spitzenklubs in unterschiedliche Gruppe, so daß alles auf die brisante Finalpaarung Kickers gegen Eintracht hindeutet.
So professionell wie die Auslosung wird sich auch der Turnierbeginn am Sonntagmorgen gestalten, denn zunächst bitten die Teutonen alle Mannschaften zum Fototermin. Auch die Siegerehrung wird von einem Prominenten, nämlich Obertshausens Bürgermeister Josef Seib, aufgewertet werden. Für jede Mannschaft steht ein Pokal bereit, zudem werden der beste Torschütze sowie die offensivste Mannschaft geehrt.
Am Rande werden die Eltern der Teutonia-Kicker, die sich natürlich voll auf ihre sportliche Aufgabe konzentrieren werden, die hungrigen Spieler und Zuschauer mit dem Notwendigen versorgen. Selbstverständlich gehören auch Gummibärchen bei einem D-Jugendturnier zur "Grundausstattung" des Veranstalters. Im Mittelpunkt des Interesses stehen jedoch die fußballerischen Leistungen, die sich angesichts des hochkarätigen Teilnehmerfeldes sicher sehen lassen können.
Die Gruppenspiele werden um 15 Uhr beendet sein. Dann tritt in einem Einlagespiel die F-Jugend der Teutonia gegen die Vertretung der Spvgg. Hainstadt an. Ab 15.30 wird es dann äußerst spannend zugehen, wenn die Plazierungen ausgespielt werden. Das "kleine Finale" ist für 16.45 Uhr anberaumt, das Endspiel soll um 17.10 angepfiffen werden. Wird es die Eintracht- oder die Kickers-Jugend sein, die um 17.35 den Siegerpokal entgegennimmt, oder ein anderes Team. Auch die Teutonia hat Chancen, denn die Gastgeber schicken gleich zwei Mannschaften ins Rennen. ina
GRUPPE A: Teutonia Hausen I, Germania Klein-Krotzenburg, SV Stockstadt, Eintracht Frankfurt, Kickers Obertshausen
GRUPPE B: Teutonia Hausen II, FC Bayern Alzenau, SV Zellhausen, Spvgg. Hainstadt, Kikkers Offenbach.
BAD HOMBURG. Nicht nur Fußgänger-, auch Behindertenfeindlichkeit wirft Uwe Schrank vom VCD-Kreisverband der Kurstadt vor. Nicht mal der Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion Schäuble könne Bad Homburg würdig per Zug erreichen. Darum müsse ein Fußgängerbeauftragter her, fordert Schrank.
"Der Bahnhof ist Beleg für die behindertenfeindliche Politik", meint der Vorsitzende des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Kreisverband Hochtaunus. Jeder Bahnhof wirke als Tor zur Stadt. Bad Homburg biete hier ein Bild, wie es schlechter nicht sein könne.
Zudem mangele es dem Magistrat an Interesse, bereits gefaßte Beschlüsse umzusetzen. Beweis sei die Ampelanlage am Paul-Ehrlich-Weg. Bereits vor zwei Jahren wurde der Umbau zu einer Anforderungsampel für Autofahrer beschlossen, doch bisher sei nichts geschehen.
Als Aufgabe für den Fußgängerbeauftragten schwebt Schrank vor, daß dieser die Stadt systematisch nach Fehlplanungen und Widersinnigkeiten durchforste. Um Kosten zu sparen, könne er zugleich auch Anlaufstelle für Radfahrer und Behinderte sein. mbo
Frau Luise Lammers zum 80. Geburtstag am 21. Februar.
ESCHBORN. Die Türen des Kreiswehrersatzamtes blieben am Freitag geschlossen. Rund 100 Wehrpflichtige, die gestern zur Musterung bestellt worden waren, mußten wieder nach Hause fahren. Und auch die gut 150 Mitarbeiter des Amtes zogen unverrichteter Dinge wieder ab. An der Pförtnerloge erfuhren sie den Grund: In der Nacht hatte es im 5. und im 13. Stockwerk des Hochhauses an der Mergenthalerallee gebrannt.
Dabei sind nach Angaben der Feuerwehr Personalakten von Wehrpflichtigen in "größeren Mengen" in Mitleidenschaft gezogen worden. Ein Büroraum im fünften Stock brannte komplett aus, zwei weitere Räume und der Flur sind schwer beschädigt. Die Stromversorgung im ganzen Haus ist zusammengebrochen und das Gebäude ist stark verqualmt. Die Wehrbereichsverwaltung hofft, das Amt am Mittwoch wieder öffnen zu können.
Drei Männer wurden aus dem Haus gerettet, einer zog sich eine Platzwunde zu, ein anderer erlitt eine leichte Rauchvergiftung. Die Polizei will Brandstiftung nicht ausschließen. Die Feuerwehr schätzt den entstandenen Schaden auf rund 250 000 Mark.
Die meisten Beschäftigten hatten das Haus am Donnerstag erst sehr spät verlassen. Bis gegen ein Uhr feierten sie im Erdgeschoß während einer Betriebsfeier Weiberfastnacht. Ein paar von ihnen übernachteten sogar in Büroräumen, nachdem das Fest beendet war, sie aufgeräumt hatten. Um 3.25 Uhr begann für 13 Freiwillige Feuerwehrleute der Eschborner Wehr eine Nachtschicht, die erst um 6.30 Uhr endete.
Nach Angaben der Polizei entdeckten zwei Bedienstete des Bahnpolizeiamtes, die ebenfalls in dem Gebäude untergebracht sind, während ihrer Nachtschicht den Brand. Als die Feuerwehr eintraf, standen drei Büroräume bereits in hellen Flammen. "Es war ein wildes Wirrwarr von Kabeln", berichtete Feuerwehrmann Patrick Fleckner. Die Zwischendecke sei heruntergekommen, Kabel und Lüftungsrohre hingen herab. Durch die Aufzugsschächte zog Qualm in alle 18 Stockwerke des Hauses. Die 13 Feuerwehrleute arbeiteten mit Atemschutzgeräten und bekämpften den Brand mit der hauseigenen Löscheinrichtung. Sie verhinderten, daß das Feuer auch auf die vier anderen Zimmer im 5. Stockwerk übergriff. Im 13. Stock entdeckten sie nach Angaben Fleckners eine zweite kleinere Brandstelle: Papier brannte auf einem Schreibtisch. Wie die FR von Mitarbeitern des Kreiswehrersatzamtes erfuhr, hatte es am 17. Dezember schon einmal gebrannt. Allerdings wurde damals rasch entdeckt, daß Papierhandtücher in den Toiletten im 8. und 9. Stockwerk in Flammen standen. Auch damals waren viele Mitarbeiter im Haus, um bei der Jahresabschlußfeier dabei zu sein.
Die Polizei schließt nach Angaben von Wolfgang Strauß, Leiter der Hofheimer Kriminalstation, einen Zusammenhang zu der Betriebsfeier nicht aus. Bisher, so Strauß, gebe es keine "auffallenden Hinweise" auf Brandstiftung. Die Ermittlungen laufen noch. Unter Umständen werden Experten vom Landeskriminalamt zugezogen. Die Polizei könne bisher keine konkreten Angaben über die Brandursache machen. Auch der Umfang des Schadens an den Akten ist noch nicht klar definiert.
Wie die FR von Mitarbeitern des Amtes erfuhr, sind im fünften Stock, in dem das Feuer wütete, zentral die Musterungsgruppen und der Musterungsausschuß untergebracht. Sie sind zuständig für junge Wehrpflichtige aus Frankfurt, Stadt und Landkreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Kinzig-Kreis und Wetteraukreis. SUSANNE HOERTTRICH
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV
Vor den beiden letzten Spieltagen im März bleibt es in der Männer-Basketball- Regionalliga Südwest beim spannenden Meisterschaftsrennen zwischen Eintracht Frankfurt und der TGS Ober-Ramstadt, die nach ihren sicheren Erfolgen am 16. Spieltag jeweils 26:6 Punkte aufweisen. Bei Punktgleichheit spricht der direkte Vergleich für Frankfurt. Daher steht die TGS nach dem 88:67-Derbysieg gegen TV Langen II auch beim BBC Horchheim (7. März, 18 Uhr) und gegen Krofdorf-Gleiberg (14.3., 18 Uhr) unter Zugzwang.
Die Frage lautet: Gibt sich Frankfurt noch eine Blöße? Gegen den wahrscheinlichen Absteiger Bernkastel-Kues (6. März, 20 Uhr) gilt der Spitzenreiter als turmhoher Favorit, beim BC Wiesbaden (13.3., 19.30 Uhr) ist allerdings eine Überraschung möglich. Darauf baut die TGS Ober-Ramstadt, die es allein aus eigener Kraft nicht mehr schaffen kann, aber mit dem zweiten Platz ebenfalls die Play-offs erreicht hätte. Und dieser Rang wäre bereits mit einem Erfolg gegenüber dem MTV Kronberg (22:10 Punkte) gesichert. Langen II hat längst einen ordentlichen Abgang verpaßt - 2:30 Zähler sprechen Bände. In Krofdorf-Gleiberg (7. März, 18 Uhr) sowie gegen Kirchheimbolanden (14.3., 12.30 Uhr) stehen noch zwei Pflichtübungen auf dem Terminplan. Der Abstieg ist bereits seit Wochen besiegelt.
TGS Ober-Ramstadt - TV Langen II 88:67 (41:29). Ohne Cheftrainer Joe Whitney ist die Langener Mannschaft kaum für die Regionalliga geeignet. Der Ausnahmespieler aus den USA fehlte dieses Mal aus beruflichen Gründen, ferner war Cvijan Tomasevic privat verhindert. Die TGS war in der Großsporthalle der Lichtenbergschule vor über 200 Zuschauern das physisch stärkere Team, spielte schneller und war auf allen Ebenen besser. Axel Hottinger (drei "Dreier"), Felix Arndt und Ulf Graichen konnten trotz guter Leistungen dem Spiel keine Wende geben. Nach 13 Minuten (28:18) zeichnete sich der Ober-Ramstädter Sieg ab.
Heiko Pillhofer und Achim Billion erwiesen sich bei der TGS als exzellente Spielmacher. Neben dem erneut erfolgreichen Jon Baer (28 Punkte) gab Billion mit 24 "Körben" die Richtung an. hdp
TGS OBER-RAMSTADT: Baer (28 Punkte), Billion (24), Pillhofer (14), Klement (8), Bracke (6), Buchbinder (4), Wierzoch (2), Ackermann (2), Kleinbub.
TV LANGEN II: Hottinger (15 Punkte), Graichen (12), Beck (10), Arndt (9), Hartmann (8), Rinke (5), Kühl (5), Sapper (3).
In "der Hoffnung auf Hilfe und Unterstützung" hat sich der Personalrat der Theater der Stadt mit einem Brief an die Stadtverordneten gewandt. Es geht um die Kündigung eines Personalratsmitglieds, das im Schauspiel als Souffleuse arbeitet.
Nachdem mit der Betroffenen zuvor "nie ein Gespräch über Leistungsmängel geführt wurden" und auch noch nie eine Abmahnung oder ähnliches ergangen sei, mutmaßen die Personalvertreter in ihrem Brief, daß allein die Mitgliedschaft der Betroffenen im Personalrat "Grund für die Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses" sei. Sie geben zu bedenken, daß vor einem solchen Hintergrund "kein Beschäftigter aus der Gruppe der Künstler zukünftig mehr bereit wäre, für den Personalrat zu kandidieren". Denn für die befristeten Künstler-Verträge gibt das Hessische Personalvertretungsgesetz bei Personalratsarbeit "keinen Mandatsschutz". clau
GOSLAR, 19. Februar. Fast sechs Jahre lang hat ein 42jähriger Verwaltungsangestellter möglicherweise mit Hilfe gefälschter Unterschriften unbemerkt die Wohngeldkasse beim Landkreis Goslar geplündert. Er überwies insgesamt mindestens 850 000 Mark an Freunde und Verwandte, denen Wohngeld überhaupt nicht zustand. Etwa die Hälfte des Betrages, zusammen über 400 000 Mark, flossen dabei am Ende in die Tasche des Angestellten zurück. Der 42jährige, der seit dem 5. Februar in Untersuchungshaft sitzt, sei weitgehend geständig, sagte der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft in Braunschweig, Hans-Jürgen Grasemann, am Freitag. Wo das Geld abgeblieben ist, sei allerdings noch unklar.
Wie es passieren konnte, daß der Angestellte jahrelang sechsstellige Summen veruntreute, "das würden wir auch gerne wissen", meinte Goslars Kreisdirektor Hans Mücke am Freitag. Der 42jährige Familienvater von zwei Kindern, der inzwischen fristlos entlassen ist, sei ein "guter Sachbearbeiter" gewesen. "So einem guckt man nicht unbedingt auf die Finger." Da der 42jährige außerdem bescheiden wohnte, kein großes Auto fuhr und keine besonderen Reisen unternahm, schöpfte niemand Verdacht. Und so wären die krummen Geschäfte möglicherweise nie aufgeflogen, wenn es der Familienvater nicht auf die 26jährige Tochter eines Bekannten abgesehen hätte.
Als die junge Frau im Dezember Wohngeld beantragte, erklärte ihr der Sachbearbeiter, legal gebe es nichts. Doch wenn sie seine sexuellen Wünsche erfülle, lasse sich über Mietzuschüsse aus der Kreiskasse reden. Die junge Frau verzichtete und beschwerte sich beim Landkreis. Mißtrauisch geworden nahm die Behörde daraufhin die Arbeit des 42jährigen unter die Lupe. Resultat: Seit 1987 hat der Mann, ohne daß die internen Kontrollinstanzen etwas bemerkten, die Wohngeldkasse geschröpft. Wegen Untreue droht ihm nun eine langjährige Haftstrafe. Verfahren laufen auch gegen die 15 Zahlungsempfänger, die Beträge zwischen 4000 und 168 000 Mark kassiert haben.
GROSSKROTZENBURG. Vor lauter Aufregung konnte der kleine Alexander schon die ganze Nacht nicht schlafen. Ab sechs Uhr früh kam er immer wieder zu seiner Mutter und fragte: "Wann geht es endlich los?" Nun steht der dreijährige Cowboy mit verwegenem Schnurrbart und großem Hut an der Hand der Mutter endlich auf der Bahnhofstraße. Mit großen Augen verfolgt er das mit lautem Helau im geschmückten Bollerwagen heranrollende erste Prinzenpaar.
In kürzester Zeit haben sich vor der Metzgerei Eisert rund 300 Kinder mit ihren Erzieherinnen, vielen Müttern und wenigen Vätern versammelt. Konfettis und Bonbons fliegen, viele grüßen einander. Die Mütter zupfen nochmal das Kostüm zurecht. Erstmals haben sich die drei Kindergärten, Vorschul- und Grundschulklassen zu einem Umzug zusammengetan, um nach einem Marsch durch den alten Ortskern das Rathaus zu stürmen.
Unter den Kleinen wimmelt es von Cowboys und Indianern. "Das war schon immer so", weiß eine Erzieherin der Gemeinde. Die siebenjährige Denise wollte schon immer einmal Pippi Langstrumpf sein. Auf die Frage, warum sie sich für die Buchgestalt mit knallroten Zöpfen und Sommersprossen entschieden hat, sagt sie: "Pippi ist so toll, weil sie schlampig ist und allein in einem großen Haus wohnt." Oliver wollte eigentlich Affe werden: "Aber da gab es kein Kostüm in Hanau." Schweren Herzens hat er auf Clown umgesattelt. Auch viele Katzen und Teufel sind unterwegs.
Das Prinzenpaar des Gemeindekindergartens im Bollerwagen, Anna I. und Marco I., ist nicht das einzige in Amt und Würden. Die Kinder haben nach Anleitung ihrer Erzieherinnen abgestimmt und die beiden ausgewählt. Der Kindergarten St. Vincenz hat sogar gleich zwei Paare ernannt, weil seine Kutsche schließlich vier Sitze hat. Da gibt es ein Dornröschen mit König und Prinz und Prinzessin.
Dem fröhlichen Treiben können auch vereinzelte Regenschauer nichts anhaben. Der Spaß ist für Kinder wie Erwachsene groß. Die Leiterin des Kindergartens St. Vincenz versichert denn auch gleich: "Das machen wir jetzt jedes Jahr." gem
MAINTAL. Daß die Bürgerberatung der Stadtverwaltung als Dienstleistung rege in Anspruch genommen werde, teilt der Magistrat mit und nennt dazu statistische Zahlen.
Wurden 1991 vom Bürgerbeauftragten Wilfried Seng 21 telefonische Anfra- gen beantwortet, so waren es 1992 schon 36.
Der bereits vor etlichen Jahren eingeführte "Bürgerscheck" - eine Art Beschwerde-, Hinweis- oder Anregungskarte, die als Vordruck in den Verwaltungsstellen bereitliegt und ausgefüllt abgegeben werden kann - habe sich ebenfalls "voll bewährt", heißt es seitens des Magistrats.
1991 wurden 195 "Bürgerschecks" abgegeben, 1992 waren es 190.
Wie Wilfried Seng selbst dazu mitteilt, wird überwiegend auf "Mängel im Stadtbild" hingewiesen. Selbstverständlich sei, daß jeder Bürger, der einen "Scheck" einreicht, eine schriftliche Eingangsbestätigung erhält.
Die telefonischen Anfragen in seinem Büro beträfen meist Fragen im Umgang mit der Bürokratie.
Der Bürgerbeauftragte Wilfried Seng ist telefonisch unter der Nummer 0 61 81 / 4 00 02 70 zu erreichen.
Sprechstunden bietet er in seinem Dienstzimmer im Bischofsheimer Rathaus während der regulären Öffnungszeiten der Verwaltung an: montags, mittwochs, donnerstags und freitags von 8 bis 12 Uhr und dienstags von 15 bis 16.45 Uhr. pom
SINNTAL. Fünf Glatteisunfälle ereigneten sich nach Angaben der Schlüchterner Polizei am Donnerstag morgen rings um Sinntal. Als "dickster Brocken" bezeichnete ein Behördensprecher am Freitag einen Unfall auf der Landesstraße zwischen Oberzell und Sterbfritz. Dabei entstand ein Schaden in Höhe von 24 000 Mark. Kurz nach 8 Uhr kam dort ein Wagen von der vereisten Fahrbahn ab, überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Der Fahrzeugführer kam dennoch ohne Verletzungen davon.
Weitere 8000 Mark Schaden richtete eine Stunde vorher ein Unfall zwischen Altengronau und Mottgers an. tja
RÖDERMARK. "Wenn das hessische Umweltministerium bei dieser Meinung bleibt, sind Hunderttausende von Mark in den Sand gesetzt worden", stellte Bürgermeister Walter Faust (CDU) fest, als er die Stadtverordneten in der jüngsten Sitzung über ein Schreiben des Regierungspräsidenten (RP) informierte. Das Ministerium machte darin über den RP deutlich, daß Landeszuschüsse für die geplanten fünf Regenrückhaltebecken entlang der Rodau und der Bieber nur dann fließen, wenn die Gemeinden beträchtliche Vorleistungen erbringen: Wohngebiete entsiegeln, Zisternen fördern, die Begrünung von Fassaden propagieren, das System der Flurgräben wieder aktivieren.
Anlaß für den Brief aus Darmstadt war die Bitte des Wasserzweckverbands Rodau-Bieber gewesen, das Land möge sich finanziell an den Kosten für die Umweltverträglichkeitsprüfung der Überschwemmungsbecken beteiligen. Das Planungsbüro verlangt dafür 150 000 Mark.
Faust erinnerte daran, daß bereits 1981 (nach dem großen Hochwasser) Entwürfe für die Becken in Ober-Roden, Nieder- Roden, Obertshausen und Offenbach-Bieber ausgearbeitet wurden. 1989 war das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen. Das Regenrückhaltebecken für Ober- Roden wurde mit Priorität I eingestuft - zu Recht, wie sich 1992 herausstellte, als die Rodau abermals die Ufer überflutete.
Nun sieht der Bürgermeister das bisher Erreichte durch die Stellungnahme des RP in Frage gestellt. Nach seiner Meinung gibt es keine Möglichkeit für die betroffenen Kommunen, so kurzfristig wie gewünscht die Auflagen zu erfüllen.
Am meisten erbost ihn allerdings die Forderung, das frühere Grabensystem wieder instandzusetzen: "Die alten Flurgräben mußten wir in den sechziger Jahren auf Anordnung der gleichen Behörde während der Flurbereinigung beseitigen. Jetzt müssen sie wieder her!"
Walter Faust verwahrte sich außerdem gegen die (im Brief ziemlich deutlich geäußerte) Unterstellung des Regierungspräsidiums, die Kommunen seien ohne größere Eigenleistungen auf finanzielle Unterstützung durch die Landesregierung aus: "Der Wasserverband wurde doch 1977 auf Druck des Regierungspräsidiums gegründet, weil nur ein solcher Verband Zuschüsse für Baumaßnahmen erhält. Wir sind zu der Planung gezwungen worden und haben als Gemeinden inzwischen beträchtliche Umlagen an den Verband gezahlt." Da sei es nur verständlich, wenn die Kommunen nun auch die versprochenen Zuschüsse erwarteten.
Die betroffenen Gemeinden wollen sich nicht damit abfinden, daß die gesamte Planung vom Tisch gewischt wird. Der Verbandsvorstand wird darüber mit dem Regierungspräsidium und dem Wasserwirtschaftsamt sprechen, um einen Ausweg zu finden. Falls der Regierungspräsident bei seinem Rückzieher bleibt, erwägt der Verband Gegenmaßnahmen vom Widerspruch bis hin zur Klage. hf
GEDERN. Die freihändig gezeichnete Skizze eines Traumes lag Donnerstag auf den Tischen des Parlaments. Seit Jahrzehnten wünschen sich die Gederner eine Stadthalle. Dringende Projekte funkten stets dazwischen: die Sanierung des maroden Stolberger Schlosses, zuletzt der Bau des Krankenhauses. In der Mittel- Seemener Seementalhalle präsentierte der Magistrat nun eine neue Idee für die alte Vision: Den Grundriß einer Stadthalle im früheren Altenheim am Prinzengarten, neben dem Krankenhaus. Die Stadt bekam das Altenheim im Dezember nach einem Grundstückstausch mit der evangelischen Kirche. Es böte Platz für einen kleinen und einen 550 Quadratmeter großen Saal, eine Bücherei, einen zweizügigen Kindergarten, einen Jugendclub, Räume für das Rote Kreuz und die Vogelschützer. Neun Eigentumswohnungen passen nach Schätzung des Stadtbauamtes auch noch hinein. Deren Verkaufserlös könnte das ganze finanzieren helfen. Alle Fraktionen im Stadtparlament freuten sich ausdrücklich über diesen Plan, der offenbar fünf oder sechs Fliegen mit einer Klappe schlägt. Einstimmig beschlossen die Politiker, den Bauausschuß und die Stadtentwicklungskommission über Details beraten zu lassen.
Im Detail verstecken sich gern Teufel. Ein von der FR befragter Architekt bezweifelte gestern, ob man den Innenhof des Altenheims einfach überdachen und billig zum großen Saal machen könne. Und der CDU-Stadtverordnete Erhard Müth erinnerte an frühere Visionen: "Das Stadtzentrum sollte ja mal der Schloßhof sein. Da würden solche Einrichtungen besser hinpassen." In den Schubladen des Rathauses lagern noch drei Entwürfe für ein Bürgerhaus im hektargroßen Schloßpark. Der Steuerberater Müth überlegte laut: Das Altenheim könnte man einem Investor verkaufen, der ein Reha-Zentrum mit 20 Arbeitsplätzen schafft. Und der dringend nötige Kindergarten fände Platz im Schloß, bis ein Neubau am Rülles fertig sei.
Der Bürgermeister und Landratskandidat Rainer Schwarz beflügelte die Phantasien: "Wir wollen einen Denkanstoß geben in eine Richtung, daß alles offen ist." Offen sind auch die Kosten eines Multifunktionszentrums am Prinzengarten. Nicht mal eine grob geschätzte Summe nannte Schwarz am Donnerstag. Große Zuschüsse seien wohl nicht mehr drin, deutete er an. Dann, unverbindlich: "Wir können uns keine Antwort geben, solange wir den genauen Sachverhalt nicht kennen."
Genaueres weiß man von der Schloßsanierung. Nach fünfjähriger Restauration kann die Stadtverwaltung im nächsten Winter die Dienstzimmer im einstigen Fürsten-Domizil beziehen, erfuhr die FR vom Bauleiter Ulrich Krüger-Limberger. Drei oder vier Monate später werde auch das Hotel mit 14 Gästezimmern im Barockbau fertig sein.
Hinzu kommen ein Restaurant, eine Kneipe und ein Gartensaal, der als Café genutzt werden kann. Im Renaissancebau soll 1994 der Gewölbekeller für Familienfeiern oder Kleinkunst-Veranstaltungen bereitstehen. Und der Tagungssaal des Parlaments.
Die Kosten wurden 1987 noch auf 5,2 Millionen Mark geschätzt. Inzwischen sind 13 Millionen im Gespräch. Ein Drittel davon muß die Stadt bezahlen. nes
Frau Elisabetha Roth aus Hanau zum 95. Geburtstag am Samstag, 20. Februar.
Den Eheleuten Anneliese und Karl Schreiber aus Hanau zur goldenen Hochzeit am Samstag, 20. Februar.
Frau Eleonore Burger aus Mainta- Hochstadt zum 96. Geburtstag am Samstag, 20. Februar.
Frau Elisabeth Metz aus Maintal-Dörnigheim zum 85. Geburtstag am Samstag, 20. Februar.
KELSTERBACH. Die Stadt und ihr Presseamt müssen bis zur Kommunalwahl am 7. März Presseberichterstattung in Wort und Bild über Parteiengeschehen unterlassen. So entschied das Verwaltungsgericht Darmstadt in einer vom WIK-Stadtverordneten Leo Spahn angestrengten einstweiligen Anordnung, sagte gestern dessen Rechtsanwalt, Thomas Rahner. WIK-Spitzenkandidat Spahn hatte Berichte des Presseamtes als einseitige Bevorzugung der SPD gerügt, sie nehme ihm seine Chancengleichheit. cas
Dragoslav Stepanovic folgerte messerscharf. "Jetzt wissen wir endlich, warum der Matthias so ein Hitzkopf ist - ganz der Vater." Was den Trainer der Frankfurter Eintracht zu allerlei Rückschlüssen über den jetzt im Trikot von Borussia Dortmund spielenden Nationalspieler verhalf, war eine recht flapsig dahergesagte Bemerkung seines Kollegen Klaus Sammer (unser Bild). Der nämlich hatte nach dem Saisonauftakt der Dresdner Dynamos (1:1) im Waldstadion am 15. August des vergangenen Jahres bei der Pressekonferenz auf die Frage, warum er denn seinen prominenten Stürmer Thorsten Gütschow nicht spielen ließ, nur lapidar geantwortet. "Weil Jähnig spielte." Basta. Die Verblüffung unter den Journalisten über den saloppen Spruch vermochte der 50 Jahre alte Dresdner später nicht so recht nachvollziehen.
Menschen, die ihn kennen, behaupten, diese Szene sei symptomatisch für Klaus Sammer. Er gilt als Mann mit einem etwas kauzigen Humor, den zu durchschauen Fremden nicht leichtfällt. Trokken, nicht einfach zu nehmen, eilt dem überzeugten Sachsen selbst in seiner Heimatstadt der Ruf voraus, nach außen hin spröde und unzugänglich zu sein. Mit ihm einen Termin zu vereinbaren ist kein leichtes Unterfangen. Herr Sammer, sagt auch Dynamo-Pressesprecher Horst Reber, wolle lieber nach dem heutigen Spiel gegen Frankfurt Fragen beantworten. Nun könnte schnell der falsche Verdacht aufkommen, Sammer, einst SED-Mitglied, wie die meisten in verantwortungsvoller Position, trauere den alten Zeiten gleichgeschalteter Presse nach, in der gerade die Dynamo-Klubs reichlich Privilegien genossen. Dem ist ganz und gar nicht so. Sammer, geradeaus und ehrlich, ist noch heute schier überrascht darüber, welches Interesse die Medien an seiner Person und seinen Äußerungen haben.
Und das dürfte auch künftig nicht geringer werden. Klaus Sammer, einst bei Einheit und Dynamo Dresden in 186 Oberligaspielen aktiv und 21maliger Nationalspieler der damaligen DDR, hat seit seinem Amtsantritt zu Beginn der Saison, als er den "Wessi" Helmut Schulte ablöste, die Dynamos in der Liga etabliert. Derzeit rangiert der einzige Ost- Klub im Fußball-Oberhaus auf dem zehnten Tabellenplatz, was den langaufgeschossenen Coach nur zur Vorsicht gemahnen läßt. "Das Gefährlichste wäre jetzt zu glauben, wir haben den Klassenerhalt schon geschafft." Er wisse selbst nicht so ganz genau, wo die Mannschaft stehe. "Relativ wenig" habe die Vorbereitung gebracht, auch weil etwa ein geplantes Trainingslager in England wegen der horrenden Schuldenlast - zehn Millionen Mark - gestrichen werden mußte und mit Zander, Pilz, Jähnig und Kmetsch Leistungsträger nicht immer zur Verfügung standen.
Dies und der etwa im Vergleich zur Eintracht kleine Kader zwangen Sammer immer wieder, auf Amateure zurückzugreifen. Mit Erfolg: Rene Beuchel (19) debütierte vielversprechend, heute wird wohl Alexander Zickler (19) für den gesperrten Rath stürmen. Ohnehin hat Sammer schon immer ein Auge auf Talente geworfen: Von 1977 bis 1983 war er Jugend- und Nachwuchstrainer bei Dynamo, von 1986 bis 1988 betreute er die Jugend von Meißen. Gezwungenermaßen, denn nach dem UEFA-Cup-Aus im denkwürdigen Spiel bei Bayer Uerdingen (3:7) und der Flucht des Stürmers Frank Lippmann wurde Sammer seines Posten als Cheftrainer enthoben und in die Provinz abgeschoben. Auch nach der Wende arbeitete der bodenständige Mann wieder im Nachwuchsbereich bei Dynamo.
Daß derzeit mehr über die Querelen und undurchsichtigen Machenschaften in der Vorstandsspitze des Klubs die Rede ist als von der Mannschaft, stört den Übungsleiter wenig. Auch den psychologischen Druck, einziger ostdeutscher Verein in der Bundesliga zu sein, will Sammer nicht als Entschuldigung gelten lassen. "Druck ist immer da; früher waren es die Bonzen, heute sind es die Medien oder die Zuschauer." Rotschopf Sammer baut aber eher auf das Zusammengehörigkeitsgefühl seiner Spieler, kitzelt Trotzreaktionen heraus, weil er um die Verantwortung für die Menschen in Ostdeutschland weiß. Klaus Sammer gilt da vielen als Vorbild: Knorrig zwar, manchmal hart und unnahbar, aber mit dem Blick für das Machbare, nimmt er die Herausforderung an. Er ist ein Mann aus dem Volk, und daraus gewinnt er seine Stärke. THOMAS KILCHENSTEIN
Wo jetzt noch alte Kräne Kies entladen, kreuzen in zehn Jahren Segelyachten vor schmucken Wohnhäusern: Diese Perspektive entwarf zumindest am Freitag Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Zwei Wochen vor der Kommunalwahl beschloß der rot-grüne Magistrat einen Bebauungsplan, der den Frankfurter Westhafen in ein modernes Wohn- und Dienstleistungsquartier für 6000 Menschen wandeln soll - allein 1200 Wohnungen am Wasser sind vorgesehen. Die Aufgabe übernimmt eine "Westhafen- Projektentwicklungsgesellschaft", an der Stadt und die Immobilien-Gruppe IPL (International Properties Limited) je zur Hälfte beteiligt sind. Entsprechende Verträge zwischen Kommune und IPL liegen "unterschriftsreif" (von Schoeler) vor.
Nach den Buchstaben des umfangreichen Vertragswerkes zahlt IPL der Stadt 45 Millionen Mark für einen großen Teil des Hafen-Geländes. "Das Areal ist im heutigen Zustand nicht mehr wert", sagte Planungsdezernent Martin Wentz. Die Investoren tragen die Kosten der Entwicklung und bezahlen 40 Prozent der Beseitigung giftiger Altlasten im Hafenboden - ein Verhandlungserfolg für die Stadt, weil sie üblicherweise als "Verursacher" die gesamte Entsorgung zu übernehmen hätte. Eine erste Untersuchung zeigt "zwei Gefahrenherde" (Wentz) im östlichen Teil des Hafens, an denen sich größere Konzentrationen von Schwermetallen finden - belastet ist überdies das Umfeld der Hafenbahn-Gleise.
Wenn sich ergibt, daß Altlasten-Sanierung und Freimachung der Bauareale mehr als 22,5 Millionen Mark kosten, beginnt für IPL eine einjährige Frist, während der sie vom Vertrag zurücktreten kann. Die Stadt, beteuerte Wentz, übernehme aber keine IPL-Verluste.
Wirft das gesamte Projekt Gewinn ab, teilen sich der Investor und die Kommune diese Summe. Der OB legte aber Wert auf die Feststellung, daß die Stadt die ganze Sache nicht anfange, "um Geld zu machen" - sondern wegen der städtebaulichen Entwicklungschance. Die Kommune verpflichtet sich, in dem neuen Stadtteil eine Grundschule - auch für das angrenzende Gutleut - und zwei, vielleicht sogar drei Kindertagesstätten zu bauen und zu finanzieren. Unter dem Strich kostet diese Infrastruktur mindestens eine zweistellige Millionensumme.
Von 240 000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche des künftigen Quartiers entfallen 120 000 auf die 1200 Wohnungen, 60 000 Quadratmeter auf Büros und ein hochwertiges Hotel, weitere 60 000 Quadratmeter schließlich auf Gewerbe. Der 75 Meter hohe Hotel-Turm mit 25 Geschossen wächst westlich der Friedensbrücke empor, nach Westen öffnet sich ein Platz zum Wasser des Hafenbeckens hin - geeignet etwa für Aufführungen oder Konzerte unter freiem Himmel. Das östliche Fünftel des heutigen Hafenbekkens wird dafür aufgefüllt.
Die Mole wandelt sich zum Main hin zu einem schmalen Park - das freie Gelände gewinnen die Planer, indem sie die Wohnhäuser am Nordsaum der langgestreckten Insel auf Stelzen ins Wasser stellen. Die heutigen Betriebe des Westhafens, vor allem die Teppichhändler mit langfristigen Pachtverträgen, ziehen in einen achtstöckigen Gewerbehof im äußersten Westen des Geländes. Kommen Verhandlungen mit den Geschäftsleuten voran, erwartet Wentz einen ersten Spatenstich für den Gewerbehof 1994.
Zur Erschließung des neuen Stadtteils für öffentlichen Nahverkehr hält der Stadtrat eine neue Buslinie für ausreichend. Die heutige Gutleutstraße wird nach Süden zum Main hin verlängert. jg
OBERURSEL. "Wolle mer se reilasse?" ist das - in diesem Falle gewollt zweideutige - Motto des multikulturellen Karnevals, der am heutigen Samstag, 20. Februar, um 18.18 Uhr in der Taunushalle Oberstedten beginnt. Einheimische und Hinzugezogene, Inländer und Ausländer wollen mit dieser Veranstaltung ein heiteres Zeichen setzen. Initiator des Abends ist die Arbeitsgemeinschaft "Nie wieder 33", unterstützt von 15 weiteren Gruppen, Verbänden, Vertretungen und Parteien.
Auf dem Programm stehen unter anderem eine Kinder-Rap-Gruppe vom Verein zur Betreuung ausländischer Kinder, die Türkische Jugend Oberursel mit Gesang und Folklore, die Gruppe "I Ragazzi del Sole" von der Italienischen Katholischen Gemeinde Hochtaunus, das Kabarett "Spitze Feder" aus Steinbach, das vom Deutschen Gewerkschaftsbund gesponsert wird und der Verein "Kunstgriff" mit Sketchen. Im Anschluß an das Programm gibt es eine Disco.
An der Organisation des multikulturellen Karnevals sind auch die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) Oberursel, der Arbeitskreis Asyl Bommersheim, die Grünen, der Eine Welt Laden Bad Homburg, die FDP, das Kinderhaus Eschbachweg, die SPD und viele mehr beteiligt.
Karten zu zwölf Mark gibt es noch an der Abendkasse, Kinder unter 14 Jahren haben freien Eintritt. esi
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Wochenende
Ärzte Hanau. Ärztlicher Sonn- und Feiertagsdienst in der Stadt Hanau (Kernstadt), Telefon 10 60; Krankentransport/Rettungsdienst, Telefon 1 06 11.
Steinheim / Klein-Auheim. Notfalldienstzentrale Steinheim/Klein-Auheim, Zugang Doorner Straße, Steinheim, Sa., 9 Uhr, bis Mo., 7 Uhr, Telefon 6 36 66.
Großkrotzenburg / Großauheim / Rodenbach / Wolfgang. Notfalldienstzentrale, Telefon 0 61 81 / 5 19 00, von Sa., 9, bis Mo., 6 Uhr.
Maintal 1, 2 ,3. DRK-Station, Telefon 0 61 81 / 49 10 28, Sa., 12, bis Mo., 6 Uhr.
Mittelbuchen / Wachenbuchen / Erlensee / Neuberg / Bruchköbel. Zu erfragen beim DRK, Telefon 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa., 11, bis Mo., 6 Uhr.
Langenselbold. Dr. Ducocq, Steinweg 7, Telefon 34 30.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden.Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Telefon 0 61 87 / 77 77, von Sa., 9, bis Mo., 6 Uhr.
Schlüchtern / Steinau. Ärztlicher Notdienst von Sa., 8 Uhr, bis Mo., 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst-Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.
Gelnhausen / Linsengericht / Gründau. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Telefon 0 60 51 / 55 44, von Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr.
Gelnhausen / Hailer / Meerholz. Notdienstzentrale Freigericht/Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.
Gründau / Mittelgründau. Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Breitenborn. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.
Freigericht. Notdienstzentrale Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.
Biebergemünd. Dr. Kowatsch/Dr. Geiger, Telefon 0 60 50 / 70 06.
Flörsbachtal / Jossgrund / Mernes. Dr. Dieckhoff, Telefon 0 66 60 / 3 09.
Bad Orb. Sa.: Dr. Grüske, Telefon 0 60 52 / 25 11; So.: Dr. Heim, Dr. Lohrey, Telefon 0 60 52 / 33 50.
Wächtersbach. Notdienstzentrale Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 46 77. Alten- und Pflegeheime Main-Kinzig-Kreis. Informationsdienst für freie Plätze, Telefon 0 66 61 / 8 21 61. Zahnärzte Stadt und Altkreis Hanau. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Telefon 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.
Schlüchtern. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Telefon 0 66 61 / 8 11.
Gelnhausen. Der diensthabende Zahnarzt kann beim Kreiskrankenhaus Gelnhausen unter der Telefonnummer 0 60 51 / 8 70 erfragt werden. Sprechzeiten: an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 12 und 17 bis 18 Uhr. Apotheken Hanau. Sa.: Stadt-Apotheke, Nürnberger Straße 39, Telefon 92 15 97; Main-Apotheke, Großkrotzenburg, Bahnhofstraße 1, Telefon 0 61 86 / 22 40. So.: Stern-Apotheke, Sternstraße 20, Telefon 2 07 20.
Erlensee / Langenselbold / Neuberg / Rodenbach. Sa.: Hohenstein-Apotheke, Hohensteinstraße 1, Neuberg, Telefon 0 61 83 / 21 07; So.: Limes-Apotheke, Limesstraße 8, Rodenbach, Telefon 0 61 84 / 5 06 35.
Maintal. Sa.: Alte Apotheke, Dörnigheim, Kennedystraße 40, Telefon 0 61 81 / 49 16 57 oder 94 18 40. So.: Eichwald-Apotheke, Bischofsheim, Waldstraße 1, Telefon 0 61 09 / 6 14 34.
Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden / Bruchköbel. Sa.: Sonnen-Apotheke, Hanauer Straße 13, Nidderau-Ostheim, Telefon 0 61 87 / 38 85. So.: Charlotten-Apotheke, Hauptstraße 31, Bruchköbel, Telefon 0 61 81 / 7 12 36.
Gelnhausen / Hailer / Meerholz / Linsengericht / Lieblos / Altenhaßlau. Sa.: Falken-Apotheke, Gründau-Lieblos, Gelnhäuser Straße 15b, Telefon 0 60 51 / 22 37. So.: Grimmelshausen-Apotheke, Gelnhäuser Straße 9, Hailer, Telefon 0 60 51 / 62 64.
Bad Orb. Sa.: Martinus-Apotheke, Hauptstraße 37a, Telefon 0 60 52 / 23 66, So.: Kurpark-Apotheke, Ludwig- Schmank-Straße 5, Telefon 0 60 52 / 39 93.
Freigericht. Spessart-Apotheke, Karlstraße 10, Somborn, Telefon 0 60 55 / 20 71.
Wächtersbach. Vogelsberg-Apotheke, Brachttal-Schlierbach, Freiherr-vom- Stein-Straße 1, Telefon 0 60 53 / 97 97; So.: von 11 bis 13 Uhr Tannen-Apotheke, Wächtersbach, Friedrich-Wilhelm-Straße, Telefon 0 60 53 / 37 21. Gemeindeschwestern Langenselbold. Klara Müller, Hanauer Straße 4, Telefon 25 20. Tierärzte Hanau. Telefonisch zu erreichen unter: 0 61 84 / 44 99.
Steinau / Bad Soden-Salmünster / Schlüchtern. Beim Haustierarzt zu erfragen.Telefonseelsorge Hanau. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Hanau. Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50.
Altkreis Hanau. EAM, Telefon: 0 61 81 / 27 49.
Altkreis Gelnhausen. Telefon 0 16 13 / 60 86 41.
Altkreis Schlüchtern. Telefon 06 61 / 1 21.
BAD HOMBURG. Ein Lastwagenfahrer verletzte sich am Donnerstag morgen schwer, als er mit seinem Fahrzeug die Saalburgstraße in Höhe des Götzenmühlwegs überqueren wollte. Dabei mißachtete er nach den Angaben der Polizei die Vorfahrt eines von rechts kommenden Stadtbusses.
Beide Fahrzeuge stießen zusammen. Der Bus kam dadurch von der Fahrbahn ab, stieß gegen ein geparktes Auto und gegen einen Zaun.
Ein Businsasse trug leichte Verletzungen davon. Die Polizei schätzt den Schaden auf insgesamt 55 000 Mark. ill
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Falsch oder richtig geblinkt? ROSBACH. Bei einem Unfall auf der B 455 am Mittwoch zwischen Friedberg und Rosbach wurden der Beifahrer eines US-Fahrzeuges und eine Rosbacher Autofahrerin leicht verletzt. Ihre Wagen kollidierten, als der Fahrer des US-Autos nach links in einen Feldweg abbiegen wollte und die Rosbacherin gleichzeitig zum Überholen ansetzte. Während der Mann angab, er habe nach links geblinkt, sagt die Frau, er habe nach rechts geblinkt.Narren gingen, Diebe kamen NIDDATAL. 2500 Mark Bargeld aus einem Spielautomaten entwendeten unbekannte Diebe bei einem Einbruch in das Kaichener Bürgerhaus in der Donnerstagnacht nach einer Faschingsveranstaltung.Vorfahrt mißachtet BÜDINGEN. Ohne die Vorfahrt eines Wagens aus Wölfersheim zu beachten, bog am Donnerstag morgen ein Autofahrer aus Gedern auf der L 3193 nach links auf den Wildparkplatz ein. Die Autos kollidierten, es entstand ein Schaden von 17 000 Mark. Unfallflucht in Büdingen BÜDINGEN. Zwischen 21.40 Uhr und 22 Uhr streifte am Donnerstag abend ein unbekannter Autofahrer mit seinem Wagen einen in der Kirchstraße geparkten Mercedes. Ohne sich um den von ihm angerichteten Schaden in Höhe von etwa 1500 Mark zu kümmern, fuhr der Mann davon. Zugmaschine fiel um FRIEDBERG / BAD NAUHEIM. Bei einem Überholmanöver auf der L 3134 rammte ein Autofahrer am Donnerstag eine landwirtschaftliche Zugmaschine. Genau in dem Moment, als der Führer der Zugmaschine aus Bad Naheim nach links in die Straße "An den Weilerwiesen" abbiegen wollte, überholte der Autofahrer. Durch die Kollision kippte die Zugmaschine um, ihr Führer wurde leicht verletzt. Den Schaden schätzt die Polizei auf 9 500 Mark.
NIDDERAU. Hat die Stadt Nidderau einem Eichener Architektenbüro unzulässig persönliche Daten übermittelt und ihm so einen Wettbewerbsvorteil verschafft? CDU-Beobachtungen legen den Verdacht zunächst nahe. Nach Meinung von Baustadtrat Heinz Appel löst der sich allerdings in Luft auf.
Die Fakten: Einer Frau, an die in Ostheims Baugebiet "Hanauer Hohl III" ein Bauplatz vergeben worden ist, waren im Abstand von nicht mal 24 Stunden zwei Schreiben zugegangen. Ein von Appel abgezeichnetes aus dem Bauamt, in dem es unter anderem heißt: "Zur Verwirklichung dieser Bauform ist es jedoch auch erforderlich, daß gemeinsam ein Architekt für die Planung verantwortlich zeichnet." Die Stadt wollte, daß einige benachbarte Grundstücke durch gemeinsame Planung einheitlich gestaltet werden.
In der nächsten Post schon fand die Bauinteressierte den Brief des Büros "Ideales Bauen", der beginnt: "Es freut uns, daß Sie in Kürze Grundbesitz im neuen Baugebiet ,Hanauer Hohl&rquote; erwerben können." Das gezielte Anschreiben beweist für die CDU "eindeutig", daß sich das Rathaus aus eingangs erwähnten Gründen "strafrechtlich relevantes Verhalten" zu Schulden kommen ließ.
Die Frage nach Konsequenzen für den Stadtrat Appel dränge sich auf; der Überschrift der Pressemitteilung zufolge liebäugelt die CDU wohl mit einem Präzedenzfall Möllemann. Bestärkt in ihrem Verdacht hat die CDU, daß einer der Büroteilhaber mit dem städtischen Ordnungsamtsleiter verwandt ist und auch daß der Frau auf Rückfrage bei "Ideales Bauen" nicht gesagt worden sei, wie die Eichener Architekten an ihre personenbezogenen Daten gekommen sind.
Heinz Appel, der sich über den Vorwurf zunächst sehr überrascht zeigte, hat nun eine einfach klingende Erklärung sowohl für den ungehörig gering erscheinenden zeitlichen Abstand der Briefe als auch für die Scheu des Büros, die Informationsquelle preiszugeben: Leute aus dem Eichener Team seien selbst als Interessenten zugegen gewesen, als die Nidderauer Bauplätze vergeben wurden. Pfiffig haben die sich dann wohl die Namen der anderen Bewerber(innen) notiert in der Absicht, auf die potentielle Kundschaft zuzugehen.
Appel kündigte an, seinerseits nun prüfen zu lassen, ob die CDU-Vorwürfe den Tatbestand der Verleumdung erfüllen. Ul
"Das vom Parlament gewünschte Konzept wird bis zum Jahresende vorgelegt werden", versicherte Kulturdezernentin Linda Reisch im Mai 1992. Aber neun Monate später hat die Akademie der Künste und Wissenschaften immer noch nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Weder das Konzept, noch - wie ebenfalls versprochen - der Gründungsbeirat des Instituts sind bislang vorgestellt worden. Dafür hat das "Gründungssekretariat" der Akademie zweimal Laut gegeben, mit zwei recht unterschiedlichen Veranstaltungen, was Thema und Niveau betraf.
Am Wochenende des 25. Februar soll nun der dritte Versuch folgen, das Spektrum einer künftigen Akademie darzulegen: "Solidarität in der Krise" heißt der griffige Titel, und nach der underground- Orgie der "Spielhölle" soll es diesmal politisch und ernst(zunehmend) werden.
Zugleich aber geht das Wort von der "Abschiedsvorstellung" der Akademie um: Nachdem sie die selbst gesetzten Fristen für ihr Lieblingsprojekt verstreichen ließ, sind Linda Reischs Aussichten, die Akademie im Magistrat durchzusetzen, noch einmal gesunken.
Selbst Nele Löw-Beer vom Gründungssekretariat nährt den Verdacht, daß die Akademie als Verhandlungsmasse künftiger Koalitionspartner im Römer enden werde: Sie habe zwar ein Konzept erarbeitet, sagt die Journalistin, und das sei auch mehrfach diskutiert worden. Aber es soll erst einmal nicht veröffentlicht, sondern "in die neuen Koalitionsverhandlungen" eingebracht werden. Dort könnte aber die SPD die von der Fraktion ohnehin nicht eben geliebte Akademie als "Opfer" anbieten.
Immerhin haben die Anhänger der Denkfabrik schon von dem Luftschloß abgelassen, das sich der ehemalige Oberbürgermeister Volker Hauff noch zusammengeträumt hatte. "Die ursprünglichen großen Pläne sind heute auf absehbare Zeit nicht mehr zu verwirklichen", weiß auch Nele Löw-Beer, die gemerkt hat, daß die Vorgaben von damals als "Fallstricke" wirkten. Deshalb auch die Schwierigkeiten, einen Beirat zusammenzubekommen. Es sei nicht mehr angebracht, "einen internationalen Aufstand zu provozieren", will heißen: ausländische Koryphäen als Vorzeige-Köpfe für die Akademie zu gewinnen. Stattdessen wird die Akademie nun wohl zum Schrumpfkopf werden.
Die Gründungs-Sekretärin besteht aber darauf, daß eine Akademie für Frankfurt notwendig sei. Es gebe am Main "keine Institution, die das leisten könnte". Deshalb soll aus dem ehemaligen Wahlkampf-Renommier-Projekt nun eine "Gesprächs-Akademie" werden: Verzicht auf Forschungsarbeit, Diskussionen in größerer Zahl und kleinerem Rahmen nennt Löw-Beer als deren Grundzüge.
Konkrete Pläne gibt es aber nicht. Obwohl im Gründungssekretariat ein "ganzer Ordner mit Themen-Vorschlägen" stehe, ist nur noch die "Solidarität in der Krise" sicher. Und dagegen gibt es jetzt Widerspruch von der CDU: "Eine nicht vorhandene und auch in Zukunft nicht existierende Frankfurter Akademie der Künste und Wissenschaft gibt nicht dafür vorhandenes Geld aus", überschreibt Edwin Schwarz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Römer-CDU, sein Protest-Papier. Er vermutet, daß es sich bei der Tagung "um eine unter dem Feigenblatt der Wissenschaft vom Magistrat finanzierte Wahlveranstaltung handelt".
Nele Löw-Beer widerspricht: Zwar sei der Kongreß "teilweise mit der IG Metall geplant" worden - so will sich IG-Metall- Chef Franz Steinkühler über "Gerechtigkeit in einer veränderten Welt" auslassen -, aber immerhin seien neben Henning Vieregge vom Hessischen Unternehmerverband unter den Teilnehmern noch "einige Leute, die man parteipolitisch nicht zuordnen kann". Und die Kosten für die dreitägige Veranstaltung - angeblich um die 50 000 Mark - seien gedeckt. Das habe die Kulturdezernentin mit dem Oberbürgermeister geklärt. Das ist doch ein schönes Beispiel für Solidarität mit der Kultur. seg
Für das Fanprojekt Frankfurt sind 1992 andere Zeiten angebrochen: "Unsere Aufgabe ist es nicht mehr nur zu sagen, wo es brennt", resümierte Projektleiter Fedor Weiser als er am Freitag seinen Jahresbericht pünktlich zum Start der Rückrunde der Fußball-Bundesliga vorlegte. Inzwischen sind die drei hauptamtlichen Mitarbeiter des Ende 1990 gestarteten Projekts vor allem damit beschäftigt, "den Leuten wieder reinzuhelfen", die von der Fan-Szene ausgeschlossen sind.
Selbst wenn es Sprechchöre aus der Fankurve gegeben habe, in denen "Ausländer raus" gebrüllt wurde und während der Fahrt zu Auswärtsspielen "rechte Lieder" gesungen wurden, seien Rechtsradikale unter den Anhängern von Eintracht Frankfurt doch eine Minderheit, erklärte Weiser. Sie seien "ohne Einfluß auf die Strukturen der Fan-Szene".
Hessenweit haben sich mittlerweile etwa 6000 Eintracht-Fans in 142 Fanclubs zusammengeschlossen. Ihre Zahl ist im vergangenen Jahr nicht zuletzt deshalb gewachsen, lobte Weiser die Geschäftsführung des Vereins, weil die Eintracht ihnen etwas zu bieten habe: So werde den Fans beispielsweise "bei schwierigen Spielen" etwa gegen die Bayern aus München ein Vorkaufsrecht für Eintrittskarten eingeräumt. "Zu wenig" werde allerdings von seiten des Vereins für das Fanprojekt getan, gab Weiser zu bedenken: Mit gerade mal 12 000 Mark wurde es 1992 von der Eintracht unterstützt. Über den Zuschuß für dieses Jahr wird in der nächsten Woche gesprochen.
Den größten Teil der Gesamtkosten in Höhe von 313 000 Mark hatte 1992 die Stadt mit 120 000 Mark übernommen. Knapp 100 000 Mark wurden vom Arbeitsamt, 70 000 Mark vom Land Hessen überwiesen. Das Land werde in diesem Jahr bereits seinen Zuschuß erhöhen, erklärte Weiser. Und wenn die Unterstützung des Arbeitsamtes Ende 1993 auslaufe, rechnen die Mitarbeiter des Fanprojekts mit weiteren Mitteln aus dem Landesetat.
Künftig will der Deutsche Fußballbund (DFB) zudem 20 Prozent oder maximal 60 000 Mark der Kosten bei Fanprojekten übernehmen. Das ist nach Ansicht Weisers der "positive Aspekt" des jetzt vorgelegten "Nationalen Konzepts Sport und Sicherheit". Ansonsten aber sei das Konzept etwa im Hinblick auf Stadionverbote zu rigide.
Während nach dem Konzept bundesweit die Zahl der Fanprojekte erhöht werden soll, ist die Arbeit des am Deutschherrnufer 36 angesiedelten Frankfurter Projekts 1992 richtig angelaufen: "Wir konnten den Fans Angebote machen", berichtete Weiser. Inzwischen wird bei den Heimspielen eine Fan-Zeitung verkauft, und ein Fan-Kalender wurde gedruckt.
Die Mitarbeiter wirkten an der Einrichtung eines Kontaktbüros während der Europameisterschaften mit und boten Fortbildungen für Fans an. ing
FLORSTADT. Die Sozialdemokraten glauben noch an den Klapperstorch. Mit ein bißchen Glück, so hoffen sie, könnte er auch in Florstädter Gefilden wieder heimisch werden. Ein Storchenmast, den der SPD-Ortsverein mit Hilfe einiger Firmen am Freitag am Nieder-Mockstädter Festplatz errichten ließ, soll den Stelzvogel im Frühjahr zum Nisten einladen.
Wie sich Ortsvorsteher Richard Meub erinnert, hat Meister Adebar in den vergangenen 25 Jahren meist einen großen Bogen um die weitgehend ausgeräumte Nidda-Aue gemacht. Doch vergangenen Sommer war er plötzlich wieder da. Sieben Störche, so der Nieder-Mockstädter SPD-Ortsbezirksvorsitzende Helmut März, haben sich fast acht Wochen lang in der Wiesengemarkung des Florstädter Ortsteils aufgehalten. Einer von ihnen fand offenbar die Flutlichtmasten am Sportplatz besonders attraktiv und übernachtete des öfteren auf einem der Lampengehäuse in luftiger Höhe.
Helmut März und und der Nieder-Florstädter Gemeindevertreter und einstige SPD-Ortsvereinsvorsitzende Hermann Hartmann entwickelten daraufhin die Idee zu der exponierten Nisthilfe zwischen Sport- und Festplatz. In 120stündiger Vorarbeit gelang es ihnen, eine Reihe von Mitstreitern für das Projekt zu finden. Die OVAG stellte den Mast zur Verfügung und richtete ihn am Freitag morgen auch kostenlos auf. Die Metallkonstruktion an der Spitze, auf der das Korbweidengeflecht von Gerhard Erk ruht, hat die Mockstädter Volksbank finanziert und der örtliche Malerbetrieb Birx verzinkt. Ein weiteres Unternehmen aus dem Ort stiftete eine metallene Hinweistafel.
Die Chancen, daß sich dieses Jahr ein Storchenpärchen hier zum Brüten niederläßt, sind laut Dr. Rudolf Rosbach, der als stellvertrender Leiter der Frankfurter Vogelwarte die Aktion begleitete, zwar nicht groß, aber auch nicht aussichtslos. Das A und O für Meister Adebars Wohlbefinden sei der ausreichende Lebensraum. Der biete den langschnabligen Frosch-, Eidechsen- und Insektenfressern inzwischen wieder mehr Nahrung, glaubt Ortsvorsteher Meub. Von den rund 100 Hektar Wiesenflächen in der Nieder- Mockstädter Gemarkung lägen bereits 15 Hektar brach. Und die Tendenz sei steigend. Meub: "Heute macht kaum ein Landwirt noch Heu."
Attraktiv sei auch die Uferzone der Nidda, die erst ab Staden begradigt sei. Und durch den Anschluß an die neue Kläranlage habe sich auch der Zustand der Gräben gebessert, in denen die bis zu 1,4 Meter großen Vögel vornehmlich fündig werden. mu
Erlensee erweitert den Kindergarten an der Gende Land hatte noch Geld übrig / Weiterer Neubau Von Wolfgang Heininger ERLENSEE. In seltener Einmütigkeit votierten die Fraktionen im Erlenseer Parlament am Donnerstag abend für eine Erweiterung der Kindertagesstätte An der Gende um zwei Gruppen. Die Kosten: 1,25 Millionen Mark. Das Projekt soll nun schnellstmöglich verwirklicht werden, damit die Kinder schon im Herbst kommenden Jahres in den neuen Räumen betreut werden können. Gleichzeitig strebt die Gemeinde noch einen weiteren Kindergartenneubau an, um die bestehenden Engpässe zu beheben. Der jetzt beschlossene Anbau ist kurzfristig möglich geworden, weil im Fördertopf des Landes zum Jahresschluß noch Gelder vorhanden waren. Für Erlensee bedeutet der schnelle Zugriff, daß 471 000 Mark zur Verfügung gestellt werden. Die Kommune selbst muß in den nächsten beiden Jahren rund 800 000 Mark bereitstellen. Da diese Investition zunächst nicht eingeplant war, wird dafür ein Nachtragshaushalt aufgelegt.
Die Grünen, die der SPD-Mehrheitsfraktion in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen hatten, sie tue auf diesem Sektor zu wenig, zeigten sich über die jetzige Entwicklung befriedigt. Monika Kühn wies allerdings darauf hin, daß sich ohne die Hilfe des Landes in diesem Jahr nichts getan hätte, um das von ihr dargestellte Defizit von 100 Kindergartenplätzen abzubauen. Sie forderte die zwischenzeitliche Anmietung von Räumen oder die Bereitstellung gemeindlicher Einrichtungen, um die Kinder bis zum Bezug des Anbaus zu betreuen. Bei der Errichtung des Neubaus solle die Gemeinde nicht warten, bis die Zuschüsse bewilligt seien.
Diese Forderung rief bei den Sozialdemokraten Kopfschütteln hervor. Jürgen Lindner sagte, die Kommune könne es sich nicht leisten, auf die finanzielle Förderung, die bis zu 50 Prozent der Kosten ausmachen kann, zu verzichten. Er widersprach wie Bürgermeister Manfred Heller den Vorwürfen, in Erlensee würden die Kleinkinder und ihre Eltern vernachlässigt. Das Gegenteil sei der Fall.
Michael Knieps (CDU) signalisierte die Zustimmung seiner Fraktion, mahnte aber, bei dem 471 000-Mark-Zuschuß handele es sich um einen Festbetrag. Daher müsse die Verwaltung peinlich genau darauf achten, daß der vorgegebene Kostenrahmen von 1,25 Millionen Mark eingehalten werde.
Beraten wurden in der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl auch die Vergütungen von Praktikantinnen in den Kindertagesstätten. Während die Verwaltung vorschlug, den Monatssatz im ersten Jahr von bislang 316 auf zunächst 600 Mark in 1993 und dann schrittweise bis 1995 auf 975 Mark anzuheben, sprach sich die Ökofraktion dafür aus, ab sofort den genannten Höchstsatz zu zahlen. Monika Kühn begründete dies damit, daß die Kommunen in der Umgebung dieses Niveau bereits erreicht hätten. Ziehe Erlensee nicht mit, laufe es Gefahr, keine Praktikantinnen mehr zu bekommen.
Diesen Überlegungen konnten sich SPD und CDU nicht anschließen. Beide räumten ein, daß mit der Vergütung keine großen Sprünge zu machen seien. Zahle die Gemeinde den Höchstsatz ab sofort, dann könne sie eine weitere geplante Stelle nicht mehr finanzieren.
Mit ihren Druckaufträgen scheint die gelbe Post derzeit keine glückliche Hand zu haben. Erst Anfang des Monats hatten sich zahlreiche Bundestagsabgeordnete darüber erregt, daß im Andruckexemplar des neuen Postleitzahlenbuches eine falsche Codenummer für den Parlamentssitz genannt wird. Die staatliche Brieffirma entschuldigte sich: Offenbar sei die Görresstraße in Bonn mit der in Bad Godesberg verwechselt worden.
Doch nicht nur Politiker, sondern auch viele Beschäftigte sind derzeit sauer auf den Gelben Riesen. Sie müssen in diesem Jahr länger als gewöhnlich auf eine mögliche Erstattung vom Finanzamt warten. Bislang haben die 52 000 Angestellten ihre rosafarbene Lohnsteuerkarte für 1992 nämlich noch nicht vom Arbeitgeber zurückerhalten.
Der Grund: Wie viele Großunternehmen, so trägt der Postdienst die individuellen Gehaltsdaten nicht direkt auf der Karte ein, sondern läßt sie vom Computer auf Klebezetteln ausdrucken, die dann auf der Rückseite des bunten Kartons befestigt werden. Die erforderlichen Formulare wurden bei einer Druckerei in Auftrag gegeben, die jedoch - so zumindest erklärt es die Post - irrtümlich eine veraltete Vorlage benutzte. Als die Panne bemerkt wurde, war es schon zu spät: Einige zehntausend Zettel taugten nur noch als Schmierpapier.
"Mittlerweile haben wir die Sache im Griff", versichert Postdienst-Sprecher Norbert Schäfer. Sein Haus habe eiligst neue Aufkleber herstellen lassen, so daß die Lohnsteuerkarte "in diesen Tagen" den Beschäftigten zugehe. Damit sei die Verzögerung auf zwei bis drei Wochen begrenzt worden: "Im Vergleich zu anderen Unternehmen sind wir noch früh dran."
Nicht alle Betroffenen sehen das genauso: "Wenn ich meine Steuererklärung einen Monat später abgebe, muß ich auf mein Geld zwei bis drei Monate länger warten", schimpft Karl Wenchel aus dem südhessischen Messel: "Das stinkt mir." Die 167 000 Beamten hingegen können sich ins Fäustchen lachen. Weil ihre Abrechnung früher erstellt wird, sind sie größtenteils von dem Flop verschont geblieben. doe
In der "Närrischen Freien Reichsstadt Klaa Paris" werden die tollen Tage heute, Samstag, um 11.11 Uhr, am Heddernheimer Fassenachtsbrunnen (U-Bahnhof Heddernheim) mit einem bunten Treiben eröffnet. "Es gibt Brat- un annern Werscht, Glühwein, Eiswein aus edelsten Ebbeln un Null-Prozentisches zum Uffwärme", verspricht Statthalter Alfons I.
Am Ur-Narren von "Klaa Paris" (Brunnenfigur) präsentiert die "Historische Kommission" der Zuggemeinschaft den Besuchern zudem die jüngsten prähistorischen Funde aus der ehemaligen Gemarkung Nida und dem Bereich des "Buwelochs". dixi
WETTERAUKREIS. In unserem Beitrag "Sportangler an kurzer Leine", der in unserer Ausgabe vom Freitag an gleicher Stelle erschienen ist, werden bedauerlicherweise unterschiedliche Fristen für die Anmeldung von Fischereiveranstaltungen genannt. Richtig ist: Sportangler müssen drei Monate vor dem geplanten Ereignis eine Genehmigung beantragen, sonst drohen Sanktionen. sal
HANAU. Die Stadt Hanau verleiht am Donnerstag, 25. Februar, ab 19 Uhr wieder den Jugendumweltpreis im Bürgerhaus Rheinhardskirche.
Die mit insgesamt 5000 Mark dotierte Auszeichnung, die nach Dr. Hermann Messer benannt ist, wird in diesem Jahr geteilt.
Der Wahlpflichtkurs Biologie der Lindenau-Schule erhält 2500 Mark, die Umwelt AG der Hohen Landesschule 1500 Mark und die Klasse 4c der Tümpelgartenschule erhält 1000 Mark. res
Rund 230 Mark erbeutete am frühen Donnerstagmorgen ein unbekannter Täter am Dornbusch bei einem Raubüberfall auf einen 39 Jahre alten Taxifahrer. Wie die Polizei mitteilte, war der etwa 20 bis 25 Jahre alte Täter gegen 5.40 Uhr in der Großen Eschenheimer Straße in der Innenstadt in das Taxi eingestiegen und hatte den 39jährigen gebeten, ihn in die Kaiser-Sigmund-Straße zu fahren. An der Ecke zur Francstraße zog der Täter plötzlich die Waffe, zwang den Taxifahrer, seine Geldbörse herauszugeben und aus dem Fahrzeug auszusteigen.
Kurze Zeit später wurde das Taxi in der Theobald-Ziegler-Straße, nicht weit vom Tatort entfernt, verlassen aufgefunden. enk
Samstag / Sonntag, 19./20. Februar
Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Antigone"; Kammerspiel: Sa., 19.30 Uhr, "Beton"; Bockenheimer Depot: Sa. und So., 19.30 Uhr, "Festung".
Fritz Rémond Theater, Alfred-Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: Sa./So., 20 Uhr, "Sturmwarnung". Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".
Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa., 20.30 Uhr, "Endlich satt".
Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer".
Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Die Dreigroschenoper".
Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa., 20 Uhr, Churchill&rquote;s Cigars, "What else!"; Sa., 15 Uhr, Zaubinellis Zauberzirkus, "Hexenzauber" (ab 3 Jahren).
Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".
English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa., 20 Uhr, So., 14.30 & 20 Uhr, "The Boy Friend".
Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa., 20 Uhr, Stephan Wald, "Jenseits von Edeka"; Studiobühne: Sa. und So., 21 Uhr, Ars Vitalis, "Musik als Theater II".
Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa. und So., 20 Uhr, Ulrich Tukur, "Blaubarts Orchester"; Probenbühne, Daimlerstr. 32-36: Sa., 20 Uhr, Bunter Abend 2; Sa., 17 bis 22 Uhr, Ilya Kabakov - "Das leere Museum" (Installation).
Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, Mimikritschi - Clowns und Pantomimen aus Kiew; So., 16 & 20 Uhr, Varieté am Sonntag.
Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa. und So., 20 Uhr, Mutare Musiktheater Ensemble - "Eric Satie. Von der Handkante aus".
Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Appenzeller Space Schöttl; So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch; Artrium: So., 11 Uhr, Jazz Band Ball Orchestra.
Freies Schauspiel Ensemble, Tel. 51 94 20: Sa., 20.30 Uhr, "Nachtwache"; Philanthropin, Hebelstr. 17.
TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: Sa., 20.30 Uhr, "Geschlossene Gesellschaft". Kinder- & Jugendtheater, Tel. 57 05 96: Sa., 15 Uhr, "Alice im Wunderland"; Bürgerhaus Nordweststadt, Alfred-Möller-Platz.
Kinder- und Jugendhaus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248, Tel. 212 32 071: Sa., 16 Uhr, Klaus Klamauk, "Kinderrevue" (ab 5 Jahren).
Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue.Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: So., 11 Uhr, Kammermusik im Foyer; So., 15.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum".
Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Sa., 19 Uhr, Opernball.
Batschkapp, Maybachstr. 24: Sa., 22 Uhr, Idiot Ballroom - Soul Allnighter.
Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Shake it up - Disco; So., 21 Uhr, Rocky Horror Show Live.
Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Christoph Sänger Trio.
Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: Sa., 19.30 Uhr, New Deal; So., 19.30 Uhr, Forty Tons.
Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Oi Brasil.
Irish Pub, Kl. Rittergasse 11: Sa., 21 Uhr, Eddie Gonzales; So., 21 Uhr, Arra.
Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 21 Uhr, und So., 17 Uhr, Main River Band.
Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Merlins Fantasy Farm; So., 15 Uhr, Time Bandits; So., 21 Uhr, Duett.
Schlachthof, Deutschherrenufer 36: So., 11.30 Uhr, Merlins Fantasy Farm.
Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Roberto & Band; So., 20.15 Uhr, Musikertreff. Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. und So., 19 Uhr, Manuel "El Chachi".
Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, High Fly Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.
Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Christoph Sänger Trio.
Dreikönigskeller, Färberstr. 71: Sa., 20 Uhr, Fick Fish; So., 20 Uhr, Bunch le Move & The Beagles.
Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Rhapsody of Rhyme, Rhythm, Blues & Dance - "A new style of Musical". Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.
Music Hall, Voltastr. 74-80: Sa. und So., 21 Uhr, Cosmic Trigger.
Finkenhof, Finkenhofstr. 17: Sa., 21 Uhr, Carnaval do brasil mit Suely&rquote;s Samba Disco Show; So., 11 Uhr, Matinée mit dem Radio Sinfonie Orchester Frankfurt und Katharina Miesen, Klavier.
Dreikönigskirche: Sa., 17 Uhr, musikalische Vesper.
Anna-Schmidt-Schule, Alt-Erlenbach: So., 15 Uhr, Caféhausmusik mit dem Salon-Orchester Frankfurt.
Künstlerkeller, Seckbächer Gasse 4: So., 21 Uhr, Carnaval Brasileiro mit der Rio Samba Band. Literatur Café im Mousonturm, Waldschmidtstr. 4: So., 17 Uhr, Diskussion "Literatur ohne Leser? Perspektiven der Frankfurter Verlagslandschaft. Vorträge Frankfurter Ring: Sa., 19.30 Uhr, Diavortrag "Pilgerfahrt nach Ladakh", Ökohaus, Kasselerstraße 1a. Museen / Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Bild und Geschichte".
Historisches Museum, Saalgasse 19: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Tony Sender: Frauen in die Gewerkschaft!".
Museum für Vor- und Frühgeschichte, Karmelitergasse 1: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Lebenslauf eines Bürgers der Römerstadt Nida".
Museum Judengasse, Battonstr./Ecke Kurt- Schumacher-Str.: So., 14 Uhr, Führung zum Thema "Die Frankfurter Judengasse: Entstehung, Geschichte & Abriß".
Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Die Erzählung des mittelalterlichen Bildwerks - Die Vertreibung aus dem Paradies".
Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: So., 12 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Neues Jungfrauen-Kloster inMoskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der krichlichen Kunst".
Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder"; Sa., 14 Uhr, Schminkaktion für Kinder (Anmeldung unter Tel. 212 35 913).
Kunstgesellschaft: So., 11.15 Uhr, Bildergespräch "Zar und Zimmermann - Russische Fotografie 1865 bis 1945 ", Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17.
Kulturothek: So., 14 Uhr, Stadtbegehung "Max Beckmann und seine Frankfurter Zeit"; Treffpunkt Eiserner Steg/Brückenkopf Sachsenhausen. Was Frankfurter Museen zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was- Wann-Wo". Filme/Kino JUZ-Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Tin Men".
Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite A 3 im Anzeigenteil. Feste / Fasching Jugendzentrum Fechenheim: Sa., 19.30 Uhr, Super-Fastnachtsfete, Starkenburger Straße 1.
Nachbarschaftszentrum Ostend: Sa., 15 Uhr, Kinderfastnacht, Uhlandstraße 50. Sonstiges Kath. Jugendamt Frankfurt: So., 18 Uhr, offenes Treffen zum Kennenlernen für junge Erwachsene, im Domtreff.
Ebene 7, Zeilgalerie: So., 16 bis 20 Uhr, Tanztee mit Wolfman Jack.
Saalbau: Sa., 20 Uhr, Tanz im Titania, Basaltstraße 23.
Kunstverein "Freigehege": Sa., 20 Uhr, Vernissage Andreas Helm, "Dezentral", Sandweg 131 a (Hinterhof).
Ev.-unierte Melanchthongemeinde: Sa., 13.45 Uhr, Dekanatsgemeindetag, Große Spillingsgasse 20.
Informationszentrum für Männerfragen, Neuhofstr. 41HH: So, 16 Uhr, Männercafé.
Gruppe zur Versöhnung der Völker, Inheidener Str. 67: So., 14 Uhr, Treffen.
Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler "Moenus 1911": So., 9 bis 13 Uhr, Briefmarkentausch; Bürgertreff Bornheim, Saalburgstr. 17. Märkte / Basare Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstabler Wache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.
Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr.
Wanderungen Schwarzwaldverein: So., Taunus-Wanderung; Abfahrt: 9.28 Uhr, Ffm.-Hauptwache; Anmeldung Tel. 44 61 06.
Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: Sa., 15 Uhr, Mitglieder begleiten Interessierte und Neubürger; Treffpunkt: Hauptwache/Uhr. Apotheken
Anna-Apotheke, Oberrad, Schafheckstr. 15-17, Tel. 65 14 01; Apotheke am Rebstock,Ackermannstr. 82, Tel. 73 42 62; Apotheke an der Kleinmarkthalle, Berliner Str. 16, Tel. 28 17 03; Apotheke im Hauptbahnhof, Im Hauptbahnhof, Tel. 23 30 47; Höhen-Apotheke, Berger Str,. 97, Tel. 44 68 21; Marien-Apotheke am Marbachweg, Eckenheim, Eckenheimer Landstr. 244, Tel. 56 34 26; Markus-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 46, Tel. 77 63 64; Taunus-Apotheke, Höchst, Kasinostr. 26, Tel. 31 81 68; Titus-Apotheke, Nordweststadt, Nordwestzentrum, Tel. 57 60 58. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:
Apotheke am Atzelberg, Seckbach, Atzelbergplatz 3,Tel. 47 37 47; Apotheke am Bürgerhaus, Griesheim, Waldschulstraße 5, Tel. 38 80 46; Apotheke am Reuterweg, Reuterweg 68-70, Tel. 72 74 17;Apotheke am Ziegelhüttenplatz, Sachsenhausen, Ziegelhüttenweg 1-3, Tel. 61 40 79; Kepler-Apotheke, Eckenheimer Landstr. 73, Tel. 59 02 96;Kronprinzen-Apotheke, Münchener Str. 24, Tel. 23 31 72; Marbach- Apotheke, Preungesheim, Marbachweg 93 a, Tel. 54 91 06; Martinus-Apotheke, Frankenallee 152, Tel. 7 38 01 86; Pelikan-Apotheke, Zeilsheim, Neu-Zeilsheim 42 b, Tel. 36 45 16; Stadt-Apotheke, Rödelheim, Lorscher Str. 5, Tel. 78 31 27. Ärztlicher Notdienst
Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.
Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 bis 6 Uhr; So., 6 bis 6 Uhr)
Sa., Tierarzt Kind, Holbeinstr. 76, Ffm.-70, Tel. 63 66 88; So., Tierärztin Meißen, Thomas- Mann-Str. 6b, Ffm.-50, Tel. 58 70 516. Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)
Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.
Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51
Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.- ohne Gewähr -
Vor einem halben Jahrzehnt wirbelten am Bauzaun der geplanten Wiederaufarbeitungsanlage im bayerischen Wackersdorf die Polizeiknüppel, seitdem findet die Auseinandersetzung zwischen Gegnern und Anhängern der Kernenergie meist im Saal statt, ohne daß sich an der Frontstellung etwas geändert hat. Ende vergangenen Jahres kam Bewegung in die verhärtete Szene. In einem Brief baten die Konzerne RWE und Veba die Bonner Regierung um vermittelnde Gespräche mit rot-grünen Politikern. Die Bonbons im Angebot der Unternehmen - Stillegung von Reaktorblöcken nach noch festzuschreibenden Restlaufzeiten, Verzicht auf das Endlager Gorleben - erwiesen sich nach dem Geschmack mancher Skeptiker aber als saure Drops. Auch im Lager der Elektrizitätswirtschaft baute sich Widerstand gegen den Vorstoß auf. Inzwischen haben die Verfechter eines harten Pro-Kernenergie-Kurses die Reihen fest geschlossen. Sie lehnen einen eventuellen Ausstieg und Verzicht auf neue Reaktorlinien grundsätzlich ab. Die Konsensgespräche, die unter Leitung der beiden Bonner Minister Günter Rexrodt und Klaus Töpfer Mitte März beginnen sollen, stehen gleich zu Beginn vor hohen Hürden.
KARBEN. Seht, das kommt davon, wenn man Bürgermeister Detlev Engel ärgert! Zur Strafe wird nicht gefeiert! Der fast schon traditionelle Bockbieranstich im November im Karbener Bürgerzentrum fällt aus, ersatzlos. Und wer hat schuld? Der freidemokratische Stadtverordnete Kurt-Manfred Kress, der drei Wochen vor der Kommunalwahl beim Wetterauer Landrat Bürgermeister Detlev Engel mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde anzuschwärzen versucht. Sicher ist schon heute, daß am 19. November 1993 Bürgermeister Engel kein Premierenfaß des dunklen Gerstensaftes des Typs "Carolus" der Frankfurter Binding-Brauerei handwerklich trocken anstechen wird. Sicher ist auch, daß etwa 500 Menschen in diesem Jahr eine Gelegenheit weniger zum fröhlichen Feiern und feuchten Umtrunk haben werden. Und alles nur, weil der Freidemokrat Kress in einem zweiseitigen Brief an die landrätliche Kommunalaufsicht geschrieben hat, daß der Magistrat eben diesen Bockbieranstich mit 7000 Mark subventionieren will. Diese Summe solle in unzulässiger Weise von vier verschiedenen Haushaltstiteln abgebucht werden, beklagt sich Kress und verlangt in seiner Dienstaufsichtsbeschwerde eine Disziplinierung des angeblich treuwidrigen sozialdemokratischen Verwaltungsmannes.
Diese erste Dienstaufsichtsbeschwerde in seiner noch kurzen Amtszeit hat Engel so richtig auf die Palme gebracht. Für ihn ist die liberale Initiative eine "Polemik im Vorfeld des Wahlkampfes". Ungeachtet dieser Einschätzung und in der ungebrochenen Überzeugung, absolut korrekt gehandelt zu haben, will Engel dem Magistrat in dessen nächster Sitzung empfehlen, den Bockbieranstich 1993 abzusagen.
Also doch das Eingeständnis einer schuldhaften Verstrickung?
Nein, diese Interpretation weist Engel weit von sich: "Erstens bin ich kein Biertrinker und zweitens laß ich mir sowas nicht ans Bein binden." Der Bockbieranstich sei immer eine willkommene Gelegenheit gewesen, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Stadt und den aktiven Vertretern der Karbener Vereine ein Dankeschön zu sagen für ihr soziales Engagement.
Die Kosten für das beliebte Fest seien vergleichsweise gering gewesen: Die Pächter des Bürgerhauses spendieren das Essen, die Binding-Brauerei stiftet das Bier und die Stadt bezahlt zusammen mit der Veranstaltergemeinschaft Karben das Unterhaltungsprogramm mit Kapelle. Engel: "Bei einem Haushaltsvolumen von 50 Millionen Mark werden wir uns doch wohl 7000 Mark für diesen Zweck leisten können!"
Gegenteiliges hat der beschwerdeführende Volksverteter Kress auch nicht behauptet. Er argwöhnt nur, daß eine solch folkloristisch-alkoholistisch vorbestimmte Gemeinschaftsveranstaltung mit einer Großbrauerei und einem Gastwirt nicht unter die Rubrik Kulturpflege fällt.
Engel gelobte gestern in einem Gespräch mit der FR: "Ich werde dafür sorgen, daß wir uns auf andere Weise bei den Vereinen für ihre Arbeit bedanken können." PETER GWIASDA
Wie stehen Sie zu weiteren Gewerbeansiedlungen?
SPD Wir haben Vollbeschäftigung in Kelsterbach. Dies darf nach unserer Meinung aber nicht zu Egoismus führen. Auch unsere Kinder wollen später schließlich Arbeit. Das geht jedoch nur mit der Umstrukturierung vorhandener Gewerbegebiete oder mit neuen. Neues Gewerbe sollte jedoch möglichst nicht störend sein.
CDU Neben Standortsicherung bewährter Unternehmen sind Betriebe mit neuen, zukunftsweisenden Arbeitsplätzen für eine vielfältige und krisenfeste Struktur anzusiedeln. Erweiterungen sind in der Regel zu gestatten. Klein- und mittelständische Betriebe sind zu fördern. Betriebe mit starker Umweltbelastung sind nicht anzusiedeln.
WIK Eine völlige Fehlplanung ist die Ansiedlung von Speditionen im Herzen der Stadt auf dem ehemaligen ENKA-Gelände. Dagegen ist das Gebiet Taubengrund das einzig sinnvolle, ortsnahe Erweiterungsgebiet, in dem neben flughafenbezogenem Gewerbe vor allem auch Kelsterbacher mittelständische Betriebe angesiedelt werden sollten.
Kurz gemeldet
Paulskirche geschlossen Die Paulskirche bleibt vom heutigen Samstag bis Dienstag, 23. Februar, für das Publikum geschlossen. Senioren-Treff "Büro Aktiv" nennt sich ein Zusammenschluß von angehenden Seniorinnen und Senioren um die 60, die in der Bokkenheimer Anlage ehrenamtliche Jobs für Menschen im dritten Lebensalter anbieten. Durch ein Versehen wurde die Telefonnummer falsch wiedergegeben, unter der die Gruppe montags bis freitags von 10 bis 12 und donnerstags zusätzlich von 16 bis 18 Uhr zu erreichen ist. Die Rufnummer lautet 17 35 36.
Am Fastnachtsdienstag, 23. Februar, ist das Fundbüro der Stadtwerke von 7 bis 14 Uhr und die Schließaufsicht von 6.30 bis 21 Uhr geöffnet. Die Zeitkartenverkaufsstellen haben folgende Öffnungszeiten: Hauptwache und Konstablerwache: 7 bis 14 Uhr, Bockenheim: 9 bis 14 Uhr, Bornheim: 6 bis 10 Uhr und Heddernheim, Sachsenhausen: 6 bis 10 Uhr.
Ein zusätzlicher Kurs für Paare, die ihr Baby ab Mitte Mai und Juni erwarten, beginnt am Freitag, 12. März um 17 Uhr im St. Markus-Krankenhaus, Wilhelm-Epstein-Straße 2.Anmeldung unter der Telefonnummer 79 12 - 23 80.
Das Berufbildungswerk DAG-Technikum verschickt auf Anforderung kostenlos ein 60seitiges "Informations-ABC" über "berufsbegleitende Aufstiegsfortbildung" für Facharbeiter, Zeichner und Meister zum Staatlich geprüften Techniker. Die Schrift kann angefordert werden unter der Rufnummer 0130-82 00 74.
Ein guter Start für den Probelauf des "Vilbus" Bürgermeister Biwer ist zuversichtlich und gibt dem Stadtbus dauerhaft eine Zukunft
BAD VILBEL. "Das geb' ich jetzt nicht mehr her", meinte die ältere Dame entschlossen und hielt ein weißes Haltestellenschild der Probelinie des "Vilbus" fest unterm Arm. "Wir sind zwei Schwiegermütter und wollen unsere Kinder in Massenheim besuchen", freuten sich die beiden Frauen vom Heilsberg, daß es zumindest am Freitag eine Stadtbus-Verbindung aus der Innenstadt dorthin gab. Kurz nach dem ersten Start des Busses der "Nordlinie" ging der zweite auf Tour nach Massenheim. Bei der "Jungfernfahrt" stiegen überall im Stadtgebiet Frauen und Männer zu. Vor allem ältere Menschen nutzten den kostenlosen Service. Zuvor war Bürgermeister Günther Biwer (CDU) in seinen Grußworten auch auf die Kritik an den Umständen der Probephase eingegangen. Durch die Testphase sollten Erfahrungen für die Konzeption des Stadtbusses gesammelt werden. Wegen des Straßenbaues habe die Probe jetzt eingelegt werden müssen. Auf die Frage, ob damit der Bus schon beschlossene Sache sei, verwies Biwer darauf, daß die Konzeption noch nicht die Gremien passiert habe. Er sei jedoch zuversichtlich. Planer Dr. Rüdiger Storost erläuterte einige Schwierigkeiten, die es zu lösen galt: So versuche der Bus die Anbindung an die S-Bahn morgens und abends zu leisten. Doch habe man feststellen müssen, daß die S-Bahn gar nicht so regelmäßig wie vermutet fahre. Der Bus ist ein Klein-, aber kein Minibus, der vom Hersteller kostenlos zur Probe zur Verfügung gestellt wurde. Er soll groß genug sein, daß auch Schüler oder Vereinsgruppen Platz finden. Daher sei gerade die Faschingszeit als Probe sinnvoll.
Der Bürgermeister bat die Vilbeler, regen Gebrauch von dem Bus zu machen und sich konstruktiv zu äußern. Mitarbeiter der Verwaltung wollten versuchen, die Meinung der Fahrgäste zu erforschen. Zu klären sind außerdem noch grundsätzliche Fragen wie die Einbindung in den FVV oder später den Rhein-Main- Verkehrsverbund, auch der Tarif sei noch nicht klar. "Er soll jedenfalls einfach sein", ist sich Dr. Storost sicher. Heiko- Mario Ebert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) fand gut, daß zwei verschiedene Bustypen ausprobiert werden.
Er hätte es allerdings noch besser gefunden, wenn auf dem Fahrplan alle Abfahrzeiten ausgedruckt wären und die Fahrgäste nicht mühsam selbst rechnen müßten. Der FVV hat seine Fahrpläne inzwischen für jeden lesbar gestaltet. de
NEU-ANSPACH. "Ich brauche mich nur ein paar Minuten zu verspäten, dann sitzt die alte Dame schon auf der Treppe in ihrem Nachthemd und die Tränen laufen ihr über das Gesicht. Sie hat große Angst, es könnte keiner kommen. Sie ist alleine hilflos und einsam." Hiltrud Rohloff ist seit knapp zwei Jahren Haushaltshilfe bei der Evangelischen Diakoniestation Usinger Land in Neu-Anspach.
Sie und ihre inzwischen acht Kolleginnen haben sich für alle Hilfsbedürftigen unentbehrlich gemacht, ob für die alten Menschen oder die jungen, in Not geratene Familien. "Sie sind alle unheimlich dankbar, daß wir kommen, sie sind wirklich auf uns angewiesen", schildert Hiltrud Rohloff ihre Eindrücke. Die Notwendigkeit dieses Hilfsdienstes beweist auch die zunehmende Nachfrage. "Für die Ferienzeit werden wir von den Angehörigen schon gebucht wie der Urlaub", berichtet die engagierte Frau.
Die Gründe, warum die Leiterin der Diakoniestastion, Barbara Hoppe, um Haushaltshilfen angesprochen wird, sind vielfältiger Art. "Da war zum Beispiel die Mutter zweier schulpflichtiger Kinder, die für ein halbes Jahr ins Krankenhaus mußte, der Vater berufstätig", schildert Barbara Hoppe. Für die Haushaltshilfe eine echte Herausforderung in zweierlei Hinsicht. Nicht nur, daß sie täglich den Haushalt schmeißen, Essen kochen, den Kindern bei den Hausaufgaben helfen mußte. Die pädagogische Erfahrung, ihre Lebensweisheit und ihr Einfühlungsvermögen waren sehr gefordert. Anfangs seien die Kinder sehr aggressiv gewesen, hätten sie nicht an sich heranlassen wollen. "Es kam zu fürchterlichen Szenen", erinnert sich Hiltrud Rohloff. Heute - die Mutter ist wieder zu Hause - vermißten sie die Kinder, fragten, wann sie denn mal wieder komme.
Hiltrud Rohloffs Kopf ist voll mit Geschichten. Sie könnte stundenlang erzählen, denn zu viele Schicksale anderer Menschen "bleiben nicht in den Kleidern stecken" (Rohloff). Oft wälzt sie sich nachts schlaflos im Bett, wenn sie etwa an die Familien denken muß, bei denen sie täglich bis zum Tod der mit Aids Infizierten das ganze Ausmaß der menschlichen Tragödie miterlebt hat.
Das Hauptaufgabenfeld der Haushaltshilfen liegt jedoch bei der Betreuung alter Menschen, wie es sich aus einer Statistik des vergangenen Jahres ergibt. Rund 82 Prozent derer, die Haushaltshilfe in Anspruch nehmen, sind 75 Jahre beziehungsweise älter; rund ein Drittel davon sind Mitte 80 Jahre alt. "Die Haushaltshilfe hat unter anderem auch den Sinn, daß alte Menschen nicht so früh ins Altersheim müssen", konstatiert die Stationsleiterin Barbara Hoppe. Oft genug genüge es nämlich, wenn die Haushaltshilfen schwierige Aufgaben übernehmen wie Gardinen waschen, Betten beziehen oder Einkaufen gehen. "Und die Ansprache halten", ergänzt Hiltrud Rohloff. Denn selbst wenn die Alten in der Familie aufgenommen würden, säßen sie häufig doch den lieben langen Tag allein zuhause und starrten aus dem Fenster. Die Vereinsamung führe dann oft dazu, daß die alten Menschen sich nicht mehr richtig kochten. "Der Kühlschrank sieht manchmal aus - eine Katastrophe", sagt Hiltrud Rohloff.
Auch kranke Menschen können vor dem Altenpflegeheim bewahrt werden: mit einer Kombination aus medizinischer und hauswirtschaftlicher Betreuung. "Die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen klappt hervorragend", stellen Barbara Hoppe und Peter Barkey, Sozialdezernent des Hochtaunuskreises, unisono fest. Wichtig sei allerdings, betont der Verwaltungsleiter der Diakoniestation, Reinhold Schuler, daß die Leute so schnell wie möglich einen Antrag für sogenannte Schwerstpflegebedürftigkeit stellen. Dann erst rollt der Rubel für die verschiedenen Hilfsdienste.
Bisher beteiligten sich die Kirche (5000 Mark), die Kommune (5000 Mark), der Kreis, das Land und Förderkreise (insgesamt 1,2 Millionen Mark) an den Kosten. Für den Kreis, der seit 1. Januar 1993 die Kosten der Altenhilfe zu tragen hat, sagte Barkey: "Die Städte und Gemeinden müssen künftig mehr gefordert werden."
DAGMAR ELSEN
KÖNIGSTEIN. Grund zur Freude haben die Schülerinnen der St.-Angela- Schule in Königstein. Nicht nur am Rosenmontag, sondern auch am Dienstag fällt der Unterricht für sie aus. Der freie Tag soll allerdings weniger zum Karnevals-, denn zum Krankfeiern genutzt werden: Die Schule wird zur Zeit von einer Grippewelle heimgesucht.
In einzelnen Klassen fehlt fast die Hälfte der Schülerinnen. "Die sollen sich alle mal regenerieren", meint Schulsekretärin Gabriele Zweifel fürsorglich. Deshalb habe man an den ohnehin unterrichtsfreien Rosenmontag noch einen Tag drangehängt - in der Hoffnung, daß die kranken Schülerinnen über das lange Wochenende die Grippe auskurieren und dann nicht noch den Rest anstecken.
Von Fieber, Husten und Schnupfen blieb auch das Lehrerkollegium nicht verschont. Zehn bis 15 Pädagogen mußten in den vergangenen Wochen das Bett hüten. Resistent gegen den Virus war einzig und allein die Verwaltung: "Wir sind alle fit", freut sich die Sekretärin, "unsere Erkältung haben wir schon im Weihnachtsurlaub ausgeschwitzt." ki
GELNHAUSEN / WÄCHTERSBACH / SCHLÜCHTERN / STEINAU. Die närrischen Heerscharen im Kinzigtal haben sich auf ihr Finale an diesem Wochenende aufs beste vorbereitet. Für die Fastnachtsumzüge in Gelnhausen, Wächtersbach, Schlüchtern und Steinau sind die Magazine brechend gefüllt mit süßen Wurfmitteln, auf daß im Gefolge der singenden klingenden Aufmärsche der Karies reiche Ernte halte.
In Gelnhausen haben es sich die Karnevalisten bequem eingerichtet: Nur einmal müssen sich die Garden hier in ihre Uniformen zwängen, da Umzug und Sturm aufs Rathaus am selben Tage stattfinden. Die Verwaltungszentrale am Obermarkt soll am heutigen Samstag ab 12.30 Uhr belagert werden.
Niemand zweifelt ernstlich daran, daß es der Übermacht der närrischen Angreifer gelingen wird, die Verwaltungszentrale binnen kürzester Zeit einzunehmen. Zumal seit Beginn der Kampagne Stimmen nicht verstummen wollen, wonach das Rathaus nebst Stadtkasse längst in Narrenhand gefallen sein soll.
Der närrische Umzug startet ab 14 Uhr in der Alten Leipziger Straße. 93 Zugnummern sind angemeldet. Das Spektakel nimmt folgenden Weg: Kirchgasse, Obermarkt, Krämergasse, Langgasse, Röthergasse bis Auto-Hempel, Berliner Straße, Barbarossastraße, Burgstraße, Altenhaßlauer Straße, Ziegelhaus, Steinweg. In der Seestraße löst sich der Zug auf. Ein gemütliches Beisammensein in der Stadthalle schließt sich an.
Die Wächtersbacher Karnevalisten werden voraussichtlich mit ihrem Umzug am Fastnachtssonntag das Gelnhäuser Geschehen noch übertreffen. Zugmarschall Volker Deubert rechnet mit 99 Zugnummern, die insgesamt 1500 Akteure auf die Beine bringen. Alleine acht Musikkapellen haben sich angesagt. Der Startschuß fällt um 14.11 Uhr auf dem Globus-Parkplatz. Der 30. närrische Lindwurm bewegt sich von dort aus durch die Gelnhäuser Straße in die Altstadt. Die Strecke: Bachstraße, Lindenplatz, Friedrich-Wilhelm-Straße, Ysenburger Straße, Am Bahnhof, Poststraße, Lindenplatz, Bahnhofstraße, Gelnhäuser Straße. Kommentiert wird der Umzug am Lindenplatz. Dort ist auch die große Verpflegungsstation für Teilnehmer und Zuschauer, die zu Zigtausenden erwartet werden. 30 000 Besucher schätzte die Polizei im Vorjahr.
Marschall Deubert will alle Gäste ermuntern, den Bieren und Würsten kräftig zuzusprechen, denn "wir kriegen keine Zuschüsse". Da bei Sturm aufs Rathaus vor Wochenfrist die Stadtkasse völlig leer vorgefunden worden sei, müsse nun aus dem Verkauf von Speis und Trank der ganze Umzug finanziert werden.
Der Zug löst sich am Ausgangspunkt auf. Anschließend sind alle Teilnehmer und sonstige Narren zum Zugrummel in das Bürgerhaus eingeladen, wo die Original Kasseler Musikanten aufspielen.
Die närrischen Lindwürmer der beiden Städte im Altkreis Schlüchtern fallen mit jeweils rund 50 Zugnummern zwar um etliches kleiner aus, doch in Sachen Elan und Gaudi stehen die Narren den Wächtersbachern und Gelnhäusern mit Sicherheit nicht nach. Der Steinauer Fastnachtsumzug setzt sich am heutigen Samstag um 14 Uhr am Sportgelände in Bewegung. Von dort ziehen die Karnevalisten mit 30 Motivwagen, sechs Orchestern, Reiter- und Fußgruppen durch die Vogelsberger Straße, queren am "Grünen Baum" die Bundesstraße 40 und bewegen sich über Bellinger Tor, Schloß- und Ringstraße, Sennelsbachweg, Seidenrother Straße zum Kumpen in der Brüder- Grimm-Straße.
Am Säumoat löst sich der Zug nach mehreren Stationen schließlich auf, weitergefeiert wird dann im Ratskeller. Damit Umzügler und Zuschauer nicht verhungern, steht ab 11.30 Uhr eine Gulaschkanone vor dem Rathaus, das die "Hanneklasia"-Garden um 13.01 Uhr stürmen.
Die Schlüchterner Fastnacht-Fans müssen sich diesmal umstellen. Erstmals wälzt sich der bunte Lindwurm nicht am Rosenmontag, sondern schon am morgigen Sonntag durch die Stadt. Start ist um 14 Uhr in der Alten Bahnhofsstraße, dann geht's über Wassergasse, Krämer- und Grabenstraße am Landratsamt vorbei zur Fuldaer Straße. Von dort pilgern die Narren mit rund 40 Zugnummern weiter zum Obertor, Rathaus und schließlich zur Stadthalle. Dort löst sich der Umzug auf. Veranstalter ist wie immer der Schlüchterner Carnevals-Club. lex / tja
ski FRANKFURT A. M. Auf ein "sehr zufriedenstellendes Jahr" mit dem stärksten Wachstum seit einer Dekade blicken die 17 Sparda-Banken zurück. Peter Scharpf, der Verbandsvorsitzende dieser im Umfeld der Bahn beheimateten genossenschaftlichen Institute, führt die "hohen Kundenneuzugänge" nicht zuletzt auf das "gute Preis-Leistungs-Verhältnis" zurück. Die Sparda-Banken mit inzwischen 1,1 Millionen Mitgliedern und 1,8 Millionen Kunden gehören zu den ganz wenigen Geldhäusern, die ihrer Klientel für die Girokontenführung keine Gebühr abknöpfen. So verwundert es kaum, daß diese speziell auf private Kunden, vor allem aus dem öffentlichen Dienst, ausgerichtete Gruppe des Kreditgewerbes für 1992 fast durchweg zweistellige Steigerungsraten melden kann. Die addierte Bilanzsumme kletterte um mehr als zwölf Prozent auf 27,4 Milliarden Mark. Im Zuge der Expansion wurden etwa 400 neue Arbeitsplätze geschaffen, so daß die 17 Häuser am Jahresende rund 4000 Leute beschäftigten.
"Mit intensivem Leben erfüllt" wurden nach den Worten Scharpfs mittlerweile die 1991 vereinbarten Kooperationen mit der Deutschen Verkehrs-Bank, der Deutschen Eisenbahn Versicherung Köln (DEVK) und der Bausparkasse Schwäbisch Hall. An letztere und an das BHW (diese Zusammenarbeit besteht schon länger) seien Bausparverträge über 415 Millionen Mark vermittelt worden.
Neuer Vorsitzender des Aufsichtsrates des "European-Television-Service" (e-te-s) wurde der Intendant der Deutschen Welle, Dieter Weirich. Das teilte die DW-Pressestelle in Köln mit. Weirich folgt als Aufsichtsratsvorsitzender der e-te-s dem Geschäftsführer der Deutschen Presseagentur (dpa), Walter Richtberg. Er hatte sein Amt niedergelegt, nachdem dpa aus dem Kreis der Gesellschafter ausgeschieden war. Die dpa-Gesellschaftsanteile hatte die Deutsche Welle übernommen.
Gymnastik für die Partygäste Berliner Dank für Unterstützung der Olympiabewerbung
"Einstimmen auf Olympia in Berlin", so hieß das Motto einer Party im altehrwürdigen Nobelhotel Frankfurter Hof, organisiert vom der Berlin 2000 Olympia GmbH. Doch wen wollte man da einstimmen? Die da waren, wollen nur allzu gern das Hohelied Berliner Olympia-Qualifikation anstimmen, doch außer dem neuen deutschen Oberolympier Walther Tröger war wohl keiner darunter, der im September in Monte Carlo über die Vergabe der Spiele mit abstimmen wird oder besonderen Einfluß darauf nehmen könnte, daß beim Auszählen dann die Stimmen für Berlin stimmen. Der Hauch von Optimismus aber wehte frisch und duftend durch die gediegenen Salons, wo die Sitzgelegenheiten nur spärlich plaziert waren, das Büfett um so reichhaltiger ausstaffiert war und nur Eberhard Gienger einmal mutig zu flottem Tänzchen schritt, ehe er von der Bühne herab als Oberturner der Nation die prominenten Gäste aus Politik, Wirtschaft, Sport zu gut dosierter Gymnastik anhielt. Beinahe hätte man den einzigen Mann im Saal, der von 1936 her olympische Erfahrungen in Berlin gesammelt hatte, unbeachtet sitzen lassen: Erich Borchmeyer, der damals im 100- Meter-Endlauf ein paar Längen hinter dem legendären Jesse Owens Fünfter und mit der 4 x 100-m-Staffel Dritter geworden war.
Moderator Max Schautzer bekam einen Tip aus Journalistenkreisen und holte den 88jährigen auf die Bühne. Der "Erka" weiß noch immer viel und gut zu erzählen, auch wenn er die vier Namen aus der Staffel - außer ihm Hornberger, Leichum, Gillmeister - nicht mehr zusammenbrachte.
Einen Dank an Frankfurt, das sich einmal als erste deutsche Stadt für Olympia 2000 beworben und auch als erste zugunsten von Berlin verzichtet hatte, wolle man mit dieser Party abstatten, so Axel Nawrocki, der Geschäftsführer der Berlin 2000 Olympia GmbH. Frankfurts Sportdezernentin Sylvia Schenk nahm den Dank entgegen. Und dann kam er: Harald Juhnke, Berliner von Geburt an und mit stets steigender Leidenschaft. Was er anstimmte, stimmte ein. Man kannte sein Repertoir von "My Way" bis zu "Meckie Messer" und hört's doch immer wieder gern. Im Gegensatz zu den offiziellen Rednern, die den Abend eröffnet hatten, hatte er aufmerksame Zuhörer. Kreuzbrav, ganz Ohr und beifallsfreudig.
HELMER BOELSEN
Die Narren sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Da las ich doch in einem Oberräder Schaukasten - man vertieft sich in diese Politpropaganda samt Feuerwehr- und Vereinsmeldungen dann, wenn die Straßenbahn ewig nicht kommt -, daß Aschermittwoch ein Heringsessen stattfindet. Das ist gute Tradition. Landauf-landab füttern Narren und Aktive, die zu tief in die Gläser geschaut haben, ihren Kater mit solch köstlichen, den Säurespiegel im Leibe wieder ins Lot bringenden Meeresbewohner.
Doch blankes Entsetzen überkam mich, als ich den Zusatz fand: "Für Leute, die keine Heringe mögen, gibt es Hausmacher Wurst."
Das ist ein Sakrileg. Die Umkehrung aller Werte. Da beißt sich sozusagen der Kater in den Schwanz. Wo soll solche Aschermittwochs-Narretei noch hinführen? Wenn schon keinen Hering, dann bitte Kaviar. Der ist auch vom Fisch und schmeckt schließlich genauso gut wie Hausmacher Wurst. Ihr Bastian
öhl ATHEN, 19. Februar. In der Südosttürkei ist wieder ein kurdischer Journalist ermordet worden. Er ist der vierzehnte seit einem Jahr. Das Opfer ist der 26jährige Kemal Kilic, Korrespondent der pro-kurdischen Wochenzeitung Yeni Ülke (Neues Land). Kilic wurde am Donnerstag abend fünfzehn Kilometer von der Provinzhauptstadt Sanliurfa von unbekannten Tätern erschossen, als er in seinem Wohnort Kulunce aus einem Linienbus stieg. Kilic war auch Vorstandsmitglied in der örtlichen Sektion des türkischen Menschenrechtsvereins.
Die Mehrzahl der binnen eines Jahres in Südostanatolien verübten Morde an Journalisten ist bisher ungeklärt. Zu einem der Morde im Juni vergangenen Jahres hatte sich die kurdische Arbeiterpartei PKK bekannt. In fünf anderen Modfällen gehen die Behörden von einer Beteiligung der in Südostanatolien operierenden Hisbollah aus, der schiitischen, pro-iranischen "Partei Gottes".
HAMBURG, 19. Februar. Mittelalterliche Arbeitsbedingungen, Ausbeutung und eine Ernährung, die diesen Namen oft nicht verdient, bestimmen nach Angaben der Internationalen Transportarbeiter- Föderation (ITF) den Alltag an Bord vieler Seeschiffe. Vor allem seit auch deutsche Schiffe im sogenannten Zweitregister registriert werden können, müssen die ITF-Inspektoren Ulf Christiansen in Hamburg sowie Ali Memon und Hans Kreitlow in Bremen immer öfter eingreifen, um wenigstens die gröbsten Ausbeutungsversuche der Reeder aufzudecken.
So konnte die ITF nach Angaben Kreitlows in Zusammenarbeit mit der für die deutsche Seeschiffahrt zuständigen Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) seit 1982 zehn Millionen Mark an Heuernachzahlungen für betrogene Matrosen eintreiben. Dieses Geld wollten Reedereien, die ihre Schiffe unter Billigflaggen fahren lassen, den ausländischen Seeleuten vorenthalten. Kreitlow zufolge kontrollierten die drei ITF-Inspektoren in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 2250 Schiffe, die vorwiegend in den Häfen von Hamburg sowie Bremen und Bremerhaven festgemacht hatten. Wegen verweigerter Heuer seien per Gerichtsbeschluß zehn Schiffe an die Kette gelegt worden. In drei Fällen seien Schiffe auf Betreiben der ÖTV zwangsversteigert worden, um die Forderungen der Matrosen durchzusetzen.
Das Zweitregister, das immer mehr Reeder nutzen, damit wenigstens noch die deutsche Flagge am Mast flattert, ermöglicht es, die Mannschaft nach deren Heimattarifen zu entlohnen. Das sieht nach Angaben der ITF-Inspektoren dann so aus: monatliche Grundheuer für die Seeleute zwischen rund 200 und 550 Mark. Hinzu kommt ein geringer Pauschalbetrag für mindestens 50 Überstunden. Die darüber hinausgehenden Stunden, auf die das Deckspersonal leicht kommt, werden dann oft - wenn überhaupt - mit Stundenlöhnen von umgerechnet 1,50 bis zwei, selten auch mal drei Mark abgegolten. Da die Tarife für deutsche Seeleute deutlich über diesen "Hungerlöhnen" liegen, werden sie - wie Christiansen im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau berichtete - zunehmend durch ihre Kollegen aus Indien, Burma, China oder von den Philippinen ersetzt. Meist sei nur noch die Schiffsführung aus Deutschland.
Christiansen berichtet außerdem von "unglaublichen" Zuständen an Bord: "Hamburg wird von Schiffen angelaufen, die im wahrsten Sinne des Wortes nur noch von Rost und Farbe zusammengehalten werden." Eine internationale Hafenstaatenkontrolle, die das Recht hat, schwimmende "Rosteimer" aus Sicherheitsgründen am Auslaufen zu hindern, funktioniert oft nur unzureichend. Laut Christiansen durften selbst aus dem Hamburger Hafen gegen den Widerstand der ITF-Experten Pötte auslaufen, die Risse an Deck hatten und "wo man befürchten muß, daß sie auf der nächsten Reise auseinanderbrechen".
Selbst faustgroße Löcher in der Außenhaut der Rettungsboote habe die Kapitäne nicht weiter verunsichert. "Da wird skrupellos mit dem Leben der Seeleute gespielt", klagt Christiansen, der selbst das Kapitänspatent besitzt und 17 Jahre auf See war. Viele Verantwortliche bei der Schiffssicherheitsbehörde scheuten sich aber aus Furcht vor möglichen Entschädigungsklagen der Reeder, an sich seeuntüchtige Schiffe festzuhalten.
Bei ihren Stichproben deckten die Kontrolleure auch zahlreiche Fälle von unzumutbaren Arbeits- und mangelhaften Hygienebedingungen an Bord auf. So seien zum Beispiel 300 Schiffe mit unterbesetzter Mannschaft gefahren. Die Bremer ITF-Inspektoren Memon und Kreitlow haben sogar schon Ratten und Kakerlaken in den Mannschaftsquartieren angetroffen. Oft seien die Lebensmittel an Bord alt oder verdorben; auf einem Schiff, das unter panamaischer Flagge fuhr, sei der Reis mit Sand "angereichert" gewesen.
Zufrieden ist die ÖTV darüber, daß sie zusammen mit der ITF für die Besatzungen von immerhin 735 Billigflaggenschiffen Tarifverträge durchsetzen konnte.
MAINTAL. Die Sozialen Dienste der Stadt teilen mit, daß die Senioren-Gymnastik in der Maintal-Halle Dörnigheim am Aschermittwoch, 24. Februar, ausfällt. Im März findet die Gymnastik unter Leitung von Helga Münzfeld wieder während der üblichen Zeit statt: von 9.15 bis 10.15 Uhr und von 10.30 bis 11.30 Uhr. pom
Dieses Kelsterbach hätte so etwas wie ein Disneyland werden können, klagte kürzlich ein junger sozialdemokratischer Wissenschaftler über Fehler in seiner SPD-dominierten Heimatstadt. Bürgermeister Fritz Treutel also ein Onkel Dagobert; doch wer sind die munteren Donald Duck- Neffen oder die Panzerknacker? Manche Kelsterbacher halten der Nestbeschmutzung, selbst- bewußt auf volle Kassen und sichere Arbeitsplätze verweisend, entgegen: "Das ist Disneyland."
Bewährungsstrafe für dilettantischen Erpresser Fernsehfilme lieferten 23jährigem Kraftfahrer die Idee Von Rüdiger Arendt HANAU / GRÜNDAU. Weil er versucht hat, den Gründauer Möbelriesen "Möbel-Walther" und zwei andere Unternehmen um jeweils 500 000 Mark zu erpressen, ist ein 23jähriger Langenselbolder gestern vor einem Hanauer Schöffengericht zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Außerdem muß der Kraftfahrer 2000 Mark Geldbuße bezahlen, die er auch mit gemeinnütziger Arbeit abgelten kann. Die Strafe fiel wohl deshalb relativ glimpflich aus, weil der junge Mann äußerst dilettantisch vorgegangen war. Für die Polizei bedeuteten die Erpressungsversuche allerdings tagelange intensive Ermittlungsarbeit mit großem Aufwand. Am 8. April vergangenen Jahres ging bei Möbel-Walther das erste Erpressungsschreiben ein. Der Täter verlangte 500 000 Mark, anderenfalls würden während der Öffnungszeiten "diverse Sprengsätze" im Möbelhaus hochgehen. Das Geld sollte in einem Aktenkoffer verstaut und in alten Geldscheinen gebündelt in einem Hof neben einem Langenselbolder Betrieb hinterlegt werden.
Zwei Tage später erreichte die Volksbank in Langenselbold ein ähnlicher Brief. Auch diesmal wurde eine halbe Million Mark gefordert. Falls der Forderung nicht nachgekommen werde, würde ein ferngesteuerter Sprengsatz in den Räumen der Bank explodieren. Genannt wurde wiederum der gleiche Übergabeort, das Geld sollte am nächsten Tag bereitgestellt werden.
Nachdem dann über eine Woche lang nichts passierte, versuchte es der 21jährige ein drittes Mal. Diesmal war der Toom-Markt in Rodenbach an der Reihe. Wiederum die gleichen Forderungen und Drohungen. Zu diesem Zeitpunkt konnte der Täter noch nicht wissen, daß ihm die Polizei dicht auf den Fersen war. Anhand des genannten Übergabeortes auf dem Gelände der Firma hatte die Polizei sämtliche Bedienstete und frühere Mitarbeiter des Unternehmens verhört. Darunter war auch der 23jährige, der früher einmal in dem Betrieb gearbeitet hatte und außerdem unmittelbar daneben wohnte. Der Mann gestand die Taten.
Als Motiv gab er gestern an, durch den frühen Tod seines Vaters sei er schon seit langem auf sich selbst gestellt gewesen. Im Laufe der Jahre habe er sich mit rund 20 000 Mark verschuldet. Auf die Idee, Unternehmen zu erpressen, sei er durch entsprechende Filme im Fernsehen gekommen. Auf die Frage der Richterin, ob er sich denn über die Konsequenzen seiner schweren Drohungen mit den damit verbundenen intensiven Ermittlungen und Ängsten der Betroffenen im klaren gewesen sei, antwortete er: "So weit habe ich nicht gedacht." Er habe auch zu keinem Zeitpunkt erwogen, die Sprengsätze welcher Art auch immer wirklich an den genannten Orten zu deponieren. Drei Jahre lang darf er sich jetzt nichts zuschulden kommen lassen, ansonsten wandert er in den Knast.
BAD VILBEL. "Um 8.21 Uhr habe ich vergeblich auf den Bus gewartet", wunderte sich die Massenheimerin Else Sitals, als der "Vilbus" dann schließlich auf dem Zentralparkplatz eintraf. Sie hatte wie andere auch die Ankündigung mißverstanden: Im Fahrplan wird die erste Fahrt ab 8.05 Uhr angekündigt, in der Einladung steht aber, der Probebetrieb werde am Freitag um 10 Uhr offiziell eröffnet.
Am heutigen Samstag wird Dortelweil aus der Kernstadt angesteuert, am Sonntag Gronau, am Montag wieder Massenheim und am Dienstag noch einmal Gronau. Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Die letzte Fahrt führt ab Altes Rathaus (Alte Mühle) um 1.07 Uhr zurück nach Gronau, nach Dortelweil um 1.05 Uhr ab Kurhaus, nach Massenheim um 1.07 ab Altes Rathaus.
In der Kernstadt verkehrt der Bus im 40-Minuten-Takt einmal über die Nord-Schleife (Südbahnhof, Zentralparkplatz, Erzweg, Altes Rathaus, Gronauer Weg, Altes Rathaus, Kurhaus, Südbahnhof) und dann über die Süd-Route (Südbahnhof, Zentralparkplatz, Erzweg, Auf dem Niederberg, Berliner Straße, Südbahnhof). Somit fährt alle 20 Minuten ein Bus durch die Innenstadt. Ab 22 Uhr wird der Takt auf eine Stunde verlängert. Zur selben Zeit wird auch der Heilsberg angesteuert. Der Fahrplan ist sehr dicht. Bei den engen Vilbeler Straßenverhältnissen und dem Parken möglichst unter einem Halteverbotsschild kam der Bus manchmal ins Stocken. Doch das dürfte sich einpendeln. de
HATTERSHEIM. Es ist zwar "nur" dreiblättrig, aber bietet trotzdem Vorteile: das "Kleeblatt", wie der "Altenhilfeverbund Main-Taunus-West" der Städte Hattersheim, Hochheim und Flörsheim auch genannt wird, den diese zusammen mit dem Main-Taunus-Kreis, der Inneren Mission und dem Caritasverband im vergangenen Jahr gegründet haben. Langsam nimmt das Pflänzchen Gestalt an, sind die Weichen für drei Altenwohn- und pflegeheime mit je 60 Plätzen und zusätzlichen Einheiten für Betreutes Wohnen gestellt. Der Sozialdezernent des Kreises, Gerd Mehler (SPD), sieht den Vorteil der Verbundlösung vor allem in der Dezentralisierung. Statt eines riesigen Altenpflegezentrums auf der grünen Wiese strebe man die Einbindung der Bauten in das jeweilige Stadtgefüge an.
So werden die älteren Menschen in Hochheim an der Nahtstelle zwischen historischer Altstadt und Nachkriegs-Ortskern, auf dem Gelände der Malzfabrik leben - in direkter Nachbarschaft von Läden, Arztpraxen, Büros und Wohnungen, die ebenfalls dort entstehen (siehe auch nebenstehenden Bericht). Bürgermeister Harald Schindler will bis Ende 1994 einen rechtskräftigen Bebauungsplan haben, so daß Anfang 1995 mit dem Bau begonnen werden kann.
In Flörsheim ist eine Fläche am Höllweg vorgesehen. Architekt Hans Waechter hat dafür den "Sonnenring" konzipiert, ein kreisförmiges Gebäude, in dem er "Wohnen zur Natur" propagiert. Die Bauaufsicht des MTK hat die Bauvoranfrage bereits positiv beschieden. Nächstes Jahr sollen die Bagger anrücken. Fertige Pläne existieren auch im Hattersheimer Rathaus. Noch 1993 wird die Grube im Baugebiet Südwest ausgehoben. Dort wird vermutlich die zentrale Küche für die drei Altenheime angesiedelt.
Mehler geht von rund 70 Millionen Mark Kosten aus, von denen der Kreis 15 Millionen trägt. Auch vom Land sollen Gelder für die vielseitig ausgerichteten Heime fließen. Neben den klassischen Unterkünften für Dauergäste werden sie Plätze in Kurzzeit- und Tagespflege bereithalten, in Hattersheim sind zudem Räume für altersverwirrte Menschen geplant. set
MARBURG. Fremdenfeindlichkeit und Desinformiertheit über die Asylproblematik hängen miteinander zusammen. Das ist das Ergebnis einer von Psychologen der Universität Marburg ausgearbeiteten Studie. In den Kreisen Offenbach, Marburg und Aschaffenburg wurden insgesamt 108 deutsche Bürgerinnen und Bürger mit einem dreiseitigen Fragenkatalog auf offener Straße, in Betrieben und Gaststätten interviewt. "Viele Menschen in Deutschland sind über das Thema Asyl in starkem Maße fehlinformiert", resümiert Psychologie-Professor Gert Sommer die Hauptergebnisse der Untersuchung, die Mitte 1992 von dem Psychologie-Studenten Thomas Schmidt angefertigt und jetzt ausgewertet wurde.
So hielten über 70 Prozent der Befragten Deutschland für eines der Hauptaufnahmeländern von Asylbewerbern, obwohl die Bundesrepublik hier auf Platz 23 liegt. Auch kamen nach Statistiken der Vereinten Nationen 1991 nur 1,4 Prozent der weltweit als Flüchtlinge geltenden Menschen hierher. Die Herkunft der Flüchtlinge wurde häufig falsch eingeschätzt, der Anteil der Europäer (faktisch 65 Prozent) deutlich zu niedrig, der Anteil der Afrikaner und Südamerikaner dagegen zu hoch geschätzt.
Die finanzielle Unterstützung für Asylbewerber setzten von den Befragten im Durchschnitt um 50 Prozent zu hoch an. Unklarheit herrschte auch über die Gründe einer Anerkennung als Asylberechtigter, die ausschließlich bei individueller Verfolgung aus politischen Gründen gewährt wird (nicht jedoch bei nachgewiesener Folter oder Zugehörigkeit zu einer unterdrückten Volksgruppe). Dies wußten nur 6 der 108 Personen.
Weitere Ergebnisse der 30seitigen Studie zeigen, daß Fremdenfeindlichkeit "zwar von der Mehrheit der Bevölkerung eher abgelehnt wird, trotzdem aber stark verbreitet ist", so die Autoren. "Personen, die besser informiert waren über das Thema Asyl, hatten auch eine erheblich positivere Einstellung gegenüber Fremden", sagt Gert Sommer, auf die Wechselwirkung zwischen Informationsaufnahme und -verarbeitung auf der einen Seite und Einstellungen auf der anderen Seite hinweisend. Vorurteilsbeladene und fremdenfeindliche Einstellungen verselbständigen sich nach Ansicht der Autoren durch selektive Wahrnehmung: "Entsprechend werden bei negativer Einstellung gegenüber Fremden bevorzugt die Informationen aufgenommen, die mit den Vorurteilen übereinstimmen."
Die durch diesen Mechanismus deutlich verzerrten Informationen bei einem großen Teil der Bevölkerung führt der Psychologie-Professor Gert Sommer auf die politisch angeheizte Diskussion des Asylthemas in Deutschland zurück. Die vorherrschende Politik und viele Medienberichte hätten "das Bedrohliche der Flüchtlinge betont - und nicht deren eigene Gefährdung", so Sommer. Nach dem Verschwinden des Feindbildes "Sowjetunion" seien die Asylbewerber außerdem zu einem "Ersatzobjekt für negative Vorurteile" geworden und politisch zur Ablenkung von innenpolitischen Problemen (Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, Kosten der deutschen Einheit) benutzt worden.
Auf allen gesellschaftlichen Ebenen müsse der Verbreitung von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt begegnet werden, so das Fazit der beiden Marburger Forscher, "vom individuellen Handeln bis zu grundsätzlichen politischen Bewertungen und Entscheidungen". Dazu gehörten entschiedene Stellungnahmen gegen Rassismus, wie es sie derzeit schon gebe, ebenso praktische Hilfe für Asylbewerber, aber auch hartes Vorgehen von Polizei und Justiz gegen Gewalttäter und rechtsextremistische Vereinigungen. Es müsse "klare politische Stellungnahmen zum Schutz von Flüchtlingen und zur Erhaltung des Menschenrechts auf Asyl" geben.
In einer versachlichten Diskussion müßten die von den Industrieländern mit verursachten Gründe der Flüchtlingsbewegungen (Hunger, Umweltkatastrophen, Unterstützung diktatorischer Regimes) "benannt und Konzepte zu ihrer Überwindung entwickelt werden".
ANDREA TERSTAPPEN
Eine Woche bevor Bundeskanzler Kohl in Tokio erwartet wird, sorgt Fernseh-Ekel "Motzki" für schlechte Stimmung zwischen Deutschland und Japan. Der Berliner Korrespondent der größten japanischen Tageszeitung Yomiuri (Auflage: fast 10 Millionen) berichtete empört, die Fernsehfigur "Motzki" habe alle Japaner als "gelbe Affen" und "die Bösen mit den Schlitzaugen" bezeichnet. "Sie sind eben anders als wir zivilisierte Menschen", habe Motzki auch noch gesagt. Die "rassistischen Sprüche" seien ein Spiegelbild der antijapanischen Stimmung in Deutschland, kommentierte die Zeitung. Als Ursache für den wachsenden Haß der Deutschen auf die Japaner machte sie "die aktuellen wirtschaftlichen Auseinandersetzungen" zwischen beiden Ländern aus.
Viele Japaner sind wegen der ausländerfeindlichen Stimmung in Deutschland besorgt. Ende vergangenen Jahres sagten japanische Firmenvertreter eine geplante Reise nach Ostdeutschland ab - aus Angst, von Neo-Nazis angegriffen zu werden.
Japanische Zeitungen berichteten mehrfach über solche Vorfälle: Professoren und Geschäftsleute wurden in Ost-Berlin und Erfurt angepöbelt und angerempelt. Das Außenministerium riet den japanischen Reisenden im vergangenen Jahr, sich in Europa ordentlich anzuziehen, um nicht mit Vietnamesen verwechselt zu werden.
Im Fall "Motzki" reagierte ein Sprecher des Außenministeriums jedoch gelassen: "Die japanische Regierung ist nicht beunruhigt. Auch bei uns gibt es blöde Fernsehsendungen." tst
MAINTAL. Der ins Schußfeld des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) geratene Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Maintal-Bischofsheim eG, Winfried Bös, ist nun vom Aufsichtsrat der Bank doch "kaltgestellt" worden.
Das bestätigte Aufsichtsratsvorsitzender Friedrich Grimm gestern auf Anfrage der FR.
BVR-Präsident Wolfgang Grüger hatte gefordert, Bös abzuberufen, weil er jahrelangen betriebsinternen Querelen mit einer Anzeige, in der politische Abgeordnete als schamlose Absahner bezeichnet wurden, die Krone aufgesetzt und den Ruf des ganzen Verbandes gefährdet habe.
Der Genossenschaftsverband Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen setzte nach und forderte vom Maintaler Aufsichtsrat - dem Kontrollorgan der Bank - eine entsprechende Entscheidung.
Das Gremium tat sich indes schwer damit, bekam vom Präsidium des Genossenschaftsverbandes mehrfach Fristen gesetzt und entschied schließlich am Montag dieser Woche, das letzte Wort solle die Mitgliederversammlung haben, der man am 26. Februar die "Abberufung" des Vorstandsvorsitzenden Bös vorschlagen wollte.
Am Dienstag versuchte Winfried Bös, mit Hilfe einer Hanauer Anwalts- Kanzlei doch noch zu einer gütlichen Einigung zu kommen (die FR berichtete).
"Aber die Standorte waren doch zu weit auseinander", kommentierte Friedrich Grimm die gescheiterten Verhandlungen.
Inzwischen sind an alle Mitglieder der Raiffeisenbank Bischofsheim die Einladungen zur Generalversammlung verschickt worden, die am Montag, 1. März, in der Turnhalle des TV Bischofsheim am Fechenheimer Weg stattfinden wird.
Winfried Bös ist bis dahin von seinen Geschäften entbunden worden. Zur Vertretung hat der fünfköpfige Aufsichtsrat aus seiner Mitte das eherenamtliche Mitglied Friedel Burger "befristet in den Vorstand gewählt", wie Friedrich Grimm abschließend mitteilte. pom
HANAU. Wer das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden will, kann sich bei einem Kursus der Allgemeinen Ortskrankenkasse Hanau anmelden. Gemeinsam mit dem Tanzsportclub Main-Kinzig bietet sie ab März Unterricht im Schlankwerden und Tanzen an. Interessierte Paare treffen sich erstmals am 15. März um 19 Uhr im Bürgerhaus Wolfgang.
Eine halbe Stunde geben Jutta Schmidt und Ruth Schneider vom AOK-Gesundheitszentrum Tips zur Änderung der Eßgewohnheiten oder über die richtige Ernährung. An dem kostenlosen Angebot für höchstens zwölf Paare dürfen nur A0K-Mitglieder teilnehmen. Ab 20.45 Uhr bis 22 Uhr geht es mit Bewegung weiter. Unter Anleitung eines Tanzlehrers werden Anfänger unterwiesen. Zu diesem "offenen Teil" des Gemeinschaftskurses können 20 Paare kommen. Er kostet 230 Mark. Interessenten können sich bis Freitag, 26. Februar, unter der Telefonnummer 102336 anmelden. res
Grüne heute vor dem AKW Würgassen Die nordhessischen Grünen haben angekündigt, am heutigen Samstag ab 14 Uhr vor dem Tor des Atomkraftwerks Würgassen zu demonstrieren. Sie wollen gemeinsam mit den Grünen aus Ostwestfalen und Südniedersachsen erneut auf die "ernste Bedrohung" hinweisen, die ihrer Ansicht nach von dem AKW ausgeht: Der Siedewasserreaktor in Würgassen gehört zum selben Typ wie das inzwischen stillgelegte AKW Brunsbüttel, bei dem kürzlich Haarrisse im Rohrleitungssystem entdeckt worden waren. In Würgassen hatten Experten bereits bei einer Routineuntersuchung im Juli 91 feine Risse im Leitungssystem entdeckt.
Die documenta, Weltausstellung zeitgenössischer Kunst, hat der Stadt Kassel im vergangenen Jahr einen Rekord an Übernachtungen beschert: Fast 300 000 Gäste übernachteten in den Hotels und Herbergen über eine halbe Million mal. Das waren 26,1 Prozent Übernachtungen mehr als im Jahr 1991.
MÜNZENBERG. Nur eineinhalb Stunden war eine Rentnerin aus Münzenberg am Donnerstag nachmittag nicht zu Hause. Zeit genug für Einbrecher, das Wohnhaus der Frau in Ober-Hörgern heimzusuchen. Vermutlich mit einem Nachschlüssel verschafften sich die Unbekannten Zugang und stahlen goldene Ringe und 500 Mark Bargeld. Für die Diebe wenig, für die Frau aber fast ihre gesamte monatliche Rente. Für Kreispressesprecher Michael Elsaß befindet sich die alte Dame jetzt in "einer besonderen Lebenslage". Kann sie diese nachweisen und stellt einen Antrag beim Sozialamt auf Unterstützung, so wird ihr eine einmalige Hilfe gewährt. cor
Werner Niester, Abteilungsleiter Luft- und Raumfahrt im Bundesverkehrsministerium, ist bei der konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrats der Deutschen Flugsicherung (DFS) zu dessen Vorsitzenden gewählt worden. Das Gremium ist paritätisch besetzt und besteht aus je sechs Vertretern des Bundes, der Alleingessellschafter ist, sowie der Arbeitnehmer.
Ebenfalls einstimmig wurde Klaus Eger als Vertrer der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) zum Stellvertreter gewählt. Sprecher der Arbeitnehmer wurde der ÖTV-Sekretär Thomas Wunder. gang
WIESBADEN. Knapp 31 000 Menschen konnte im vergangenen Jahr durch arbeitsmarkt- und sozialpolitische Maßnahmen der hessischen Arbeitsämter geholfen werden. Ohne diese Schritte hätte die statistische Arbeitslosigkeit in Hessen um gut 22 Prozent höher gelegen, teilte das Landesarbeitsamt am Freitag mit - bei 6,7 statt 5,5 Prozent.
Bedauerlich sei es deshalb, daß wegen der Bonner Einsparungen sowohl neue Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) als auch berufliche Qualifizierungslehrgänge gestrichen werden müssen. Die tatsächlichen Einsparungseffekte durch diese Streichungen seien "gering", weil ersatzweise nun "in der Regel" Arbeitslosengeld oder Arbeitslosenhilfe gezahlt werden müsse.
Allein 12 900 vorher Arbeitslose haben im vergangenen Jahr an beruflichen Bildungslehrgängen teilgenommen; durchschnitlich 4300 waren in ABM-Stellen beschäftigt. Mit Hilfe von Eingliederungsbeihilfen, Lohnkostenzuschüssen und Beschäftigungshilfen für Langzeitarbeitslose förderten die Behörden daneben 4020 Arbeitsverhältnisse.
Knapp 10 000 Männer und Frauen (ein Drittel mehr als 1991) machten von einer Bestimmung Gebrauch, wonach ältere Arbeitnehmer ab 58 auch dann Arbeitslosengeld erhalten, wenn sie nicht mehr bereit sind, eine vom Arbeitsamt als zumutbar betrachtete Beschäftigung auszuüben. Sie werden dann in der Statistik nicht mehr als Arbeitslose geführt. me
Unter der Überschrift "Die Elektrizitätswirtschaft lehnt den ,Einstieg in den Ausstieg&rquote; entschieden ab und plädiert für eine konkret belastbare Zukunftsperspektive für die Kernenergie", veröffentlichte das Bayernwerk dieser Tage eine Rede seines Chefs Jochen Holzer. Dieser wirft dem Kollegen Klaus Piltz von Veba vor, die Haltung der Strombranche unklar darzustellen. Auszüge davon im Wortlaut:
Der Vorstoß der Herren Schröder- Gieske-Piltz hat Bewegung in die energiepolitische Diskussion gebracht. Angesichts der Milliarden-Schäden und der lähmenden Unsicherheit, die uns die ideologie- und parteipolitisch betrachtete Blockade der vergangenen Jahre beschert hat, ist diese Initiative sehr zu begrüßen.
Zu bedauern ist die unterschiedliche Interpretation, die das Schreiben an den Bundeskanzler bei den Initiatoren selbst, in den beiden Lagern der Politik und vor allem in der Wirtschaft ausgelöst hat (. . .)
Gieske hat sich davon klar distanziert. Für ihn ist Kernenergie unverzichtbar und auf überschaubare Frist ohne realistische Alternative.
Auch Piltz zählt sich zu denen, für die die Kernenergie unverzichtbar ist, trägt aber mit der verwirrenden Vielfalt seiner Äußerungen nicht zur Klarheit der Position unserer Branche bei. Wer "jetzt in einer ersten Phase die Abwicklung des bestehenden Kernenergieengagements im Konsens geklärt" wissen will, "ohne daß eine Präjudizierung der zukünftigen Entwicklung vorweggenommen wird", der stützt die These vom "Einstieg in den Ausstieg".
Wer den Verzicht auf das Endlager Gorleben in Kauf nehmen will, in der vagen Hoffnung auf eine internationale Lösung, der gefährdet nicht nur den Entsorgungsnachweis, der gerät auch in die gefährliche Nähe einer Wahlkampfhilfe für Herrn Schröder in Niedersachsen. Es ist das gute Recht von Herrn Piltz, die Interessen seiner Gruppe, den politisch störungsfreien Betrieb seiner Kernkraftwerke in Niedersachsen und Schleswig-Holstein über alles zu stellen. Er hat aber damit keinerlei Legitimation, für die Elektrizitätswirtschaft als Ganzes zu sprechen. Deren Meinungsbild und Beschlußlage ist anders (. . .)
Lassen Sie mich . . . unterstreichen: Joschka Fischer hat eines inzwischen richtig erkannt: Die Elektrizitätswirtschaft ist in der Frage, was die künftige Nutzung der Kernenergie angeht, geschlossen und auch entschlossener, als er oder Herr Schröder das vielleicht aus dem einen oder anderen bilateralen Gespräch heraus zunächst geschlossen hat.
WIESBADEN. Der Landesetat für 1994 soll diesmal in einem ruhigeren Verfahren beraten und verabschiedet werden als in den beiden vergangenen Jahren. Wie der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Landtags, Otto Wilke (FDP), am Freitag mitteilte, hat die Landesregierung zugesagt, ihren Etatentwurf in diesem Jahr schon vor der Sommerpause im Kabinett zu verabschieden.
Die erste Lesung im Landtag könne damit schon im September stattfinden, die zweite im November und die abschließende dritte im Dezember. Die Regierung soll nach Bekanntwerden der neuesten Steuerschätzung, die bundesweit jedes Jahr im November vorliegt, noch einmal Gelegenheit zu einer "Ergänzungsvorlage" haben, für die dann aber dennoch "ausführlich" Beratungszeit zur Verfügung stehe.
Unter den Abgeordneten hatte es zuletzt Unmut darüber gegeben, daß die Etatentwürfe der rot-grünen Landesregierung immer erst im Herbst vorgelegt wurden. me
has FRANKFURT A. M. Von Schwarzseherei hält der Elektrokleingerätehersteller Braun überhaupt nichts. Vorstandschef Jacques Lagarde ist davon überzeugt, daß das Unternehmen mit seinen Rasierapparaten, Haartrocknern, Küchenmaschinen und Mundpflege-Geräten weiter Steigerungsraten erzielen wird, und zwar sowohl was den Umsatz als auch was den Profit angeht. "Schon vor zwei Jahren" habe Braun ein schwieriges wirtschaftliches Umfeld mit Rezession und Währungsabwertungen erwartet und sich darauf entsprechend vorbereitet. Als Beispiel führt Lagarde die zuletzt stark erhöhten Investitionen an, die vor allem der Entwicklung neuer Produkte in der Gruppe dienten. Die Anstrengungen scheinen sich auszuzahlen. Denn der Anteil von Neuheiten am gesamten Umsatz macht bereits 60 Prozent aus, zu sogar 90 Prozent sind sie für das Wachstum des Geschäftsvolumens verantwortlich. Die Braun-Gruppe erlöste in der vergangenen Rechnungsperiode 1991/92 (Ende September) knapp 2,1 Milliarden Mark, vier Prozent mehr als zuvor.
Der Optimismus des Managements hat noch einen anderen Grund. Braun spürt zwar Probleme beim Absatz von Waren in der mittleren Preiskategorie, doch keinerlei Schwierigkeiten beim Verkauf teurer Produkte. Lagarde verweist auf den Rasierer Flex Control, der etwa 300 Mark kostet. Trotz dieses stolzen Preises stieg dieses Bart-ab-Gerät zum bestverkauften Braun-Rasierer auf. Das freut den aus fünf Personen bestehenden Vorstand, der seine Arbeit zuletzt mit gut 4,5 Millionen Mark vergütet bekam, natürlich, denn bei den teuren Artikeln winkt auch eine höhere Gewinnspanne. Stolz sagt Lagarde: "Ich glaube, daß Braun 1992 die einzige Firma war, die ihren Umsatz, ihre Gewinnmarge und ihre Investitionen ausweiten konnte."
Für konjunkturbedingte Einschnitte bei der Belegschaft sieht der Ableger des US-Konzerns Gillette derzeit keinen Anlaß. Gleichwohl hat die Firmenspitze die Kosten im Visier. So sollen in diesem Jahr rund 100 Stellen wegfallen vor allem durch den Nichtersatz von abwandernden Beschäftigten. Kurzarbeit spielt bei Braun derzeit in zwei Werken, darunter eines in Deutschland, eine Rolle. Die Minderarbeit ist allerdings den Angaben zufolge nur in "bestimmten Produktlinien" notwendig und auch nur deshalb, weil dort die Fertigung von älteren auf neue Waren umgestellt wird.
Auf den Lohn- und Gehaltslisten der Gruppe standen Ende September vergangenen Jahres 9078 Männer und Frauen. Das waren fünf Prozent weniger als zwölf Monate zuvor. Zum weit überwiegenden Teil betraf der Stellenabbau ausländische Standorte.
Kirche sammelt für Waisenhaus in Lviv
REICHELSHEIM. Zwar keine Spielsachen, aber Kleidung, Stoffwindeln und Saugflaschen sowie alles weitere, was Kinder bis zu vier Jahren gebrauchen können, sammelt die Evangelische Kirchengemeinde Reichelsheim für ihren nächsten Hilfstransport nach Lviv, dem ehemaligen Lemberg. Seit einiger Zeit unterstützt die Kirchengemeinde dort ein Waisenhaus. Die Sachspenden werden bis Ende Februar im Gemeinderaum angenommen. Nähere Informationen gibt es unter Tel. 0 60 35 / 35 59 bei Irene Fleischhauer. cor
SELIGENSTADT. Der langersehnte Wunsch nach eigenen Räumen des Kunstforums ist in Erfüllung gegangen: Der Verein besitzt jetzt in der ersten Etagen des Steinheimer Torturmes Büro- und Versammlungsräume. Nach und nach will sich das Kunsforum dort häuslich einrichten. Das darf allerdings wegen der knappen Finanzen nicht viel kosten.
Die Mitglieder hoffen deshalb auf Spenden für Schreib- und Computertische, Regale, Schränke, Spülmaschine oder andere Gegenstände. Wer etwas zur Einrichtung beitragen möchte, soll sich unter der Rufnummer 0 61 82 / 244 45 bei Jutta Winecken melden. aim
ukn KARLSRUHE, 19. Februar. Das Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe will sein Urteil über den neuen Abtreibungsparagraphen 218 im April verkünden. Diesen Termin gab der Vorsitzende des Zweiten Senats und Vizepräsident des Gerichts, Ernst Gottfried Mahrenholz, am Donnerstag abend in Karlsruhe bekannt. Einen genauen Termin nannte er allerdings nicht.
Der zuständige Zweite Senat des BVG hatte bereits im August 1992 eine einstweilige Anordnung gegen das von einer parteiübergreifenden Mehrheit des Bundestags beschlossene neue Abtreibungsrecht erlassen, das für ganz Deutschland eine Fristenregelung mit Beratungspflicht vorsieht. Damit gilt bis zum endgültigen Urteil in Ost und West ein unterschiedliches Abtreibungsrecht. Während in den neuen Ländern Abtreibungen ohne Beratung bis zum dritten Schwangerschaftsmonat straffrei sind, ist im Westen eine Notlagenindikation Voraussetzung für einen straflosen Abbruch. Die mündliche Verhandlung über das von CDU/ CSU-Abgeordneten und dem Land Bayern angegriffene neue Gesetz fand Anfang Dezember in Karlsruhe statt. Die bisher einmalig lange Beratungsdauer deutet darauf hin, daß das Gesetz in Karlsruhe keinen Bestand haben wird.
Die lange Beratungsdauer bringt den Zweiten Senat inzwischen unter Zeitdruck. Die Bundesregierung drängt auf eine schnelle Entscheidung der Maastricht-Klagen, da es den Vertrag ratifizieren will. Gegen den EG-Vertrag von Maastricht haben verschiedene Abgeordnete und Privatpersonen Karlsruhe angerufen und eine einstweilige Anordnung gegen die Unterzeichnung beantragt. Der Zweite Senat will darüber erst nach der 218-Entscheidung beraten.
Generalbundesanwalt Alexander von Stahl hat inzwischen das BVG brieflich auf die Dringlichkeit einer weiteren Entscheidung hingewiesen. Es handelt sich um die Vorlage des Berliner Kammergerichts, das die nachträgliche Strafverfolgung ehemaliger DDR-Geheimdienstangehöriger für verfassungswidrig hält, da sie nichts anderes getan hätten als Angehörige westdeutscher Nachrichtendienste. Wegen der Berliner Vorlage besteht Rechtsunsicherheit.
Der Präsident des BVG, Roman Herzog, wies Kritik am Arbeitstempo des Gerichts zurück. Er sagte am Donnerstag abend: "Maastricht kann man nicht im Krisenmanagement erledigen." Das Gericht werde wichtige Dinge "mit der gewohnten Sorgfalt erledigen." Herzog wies auf die wiederum gestiegene Arbeitsbelastung hin. 1992 stieg die Zahl der Neueingänge erneut um zehn Prozent auf nunmehr 4431, wobei der Anstieg im Zweiten Senat überproportional hoch war. Eine Entlastung soll eine Gesetzesnovelle bringen, die bis zur Sommerpause in Bonn verabschiedet werden soll. Danach können Verfassungsbeschwerden zukünftig ohne Begründung nicht angenommen werden. Voraussetzung ist, daß drei Richter einstimmig der Ansicht sind, daß ein Eingreifen des Gerichts zur Durchsetzung von Grundrechten nicht angezeigt ist und die Beschwerde keine neuen verfassungsrechtlichen Fragen aufwirft. Entlastung erhofft man sich von einer Neuverteilung der Sachgebiete der Senate,die 1994 erfolgen soll. Für das laufende Jahr war, wie zu hören war, noch keine Einigung darüber zu erzielen.
WÄCHTERSBACH. Die richtig großen Streitfragen fehlen in den Diskussionen der Parteien vor dieser Kommunalwahl. Das Globus-Kaufhaus, dessen Ansiedlung hitzige Debatten vorausgegangen waren, lockt seit nunmehr eineinhalb Jahren Käuferscharen an. Den Kritikern bleibt nur, verhalten an den Folgen zu kritteln. Auch das traditionelle Engagement der oppositionellen Bürgerinitiative Wächtersbach (BIW) für den Schutz der Landschaft am Weiherhof vor einem Golfplatz scheint wenig aufregend, nachdem die SPD keinen Finger mehr für das Nobelsportprojekt des Hauses Ysenburg rührt.
Sprecher der Oppositionsfraktionen BIW und CDU erwähnen als erstes Stilfragen und atmosphärische Dinge, wenn sie die Rathauspolitik bewerten. Grundsätzlich werde alles niedergewalzt, was andere Fraktionen einzubringen suchten, beklagt sich CDU- Fraktionschef Otto Schröder über die Arroganz der Macht. Das davon vergiftete Klima im Parlament gebe ein schlechtes Vorbild für die Bürger. Gedeihliche Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt sei eigentlich nicht mehr möglich. Die BIW teilt solche Kritik. Sprecher Eberhard Breul hat bemerkt, daß kaum noch Zuschauer zu den Sitzungen kommen. Er lastet das Bürgermeister Rainer Krätschmer (SPD) an, "der endlos schwätzt, über die Kreispolitik und andere deplazierte Sachen".
Seit acht Jahren kann die SPD dank absoluter Parlamentsmehrheit alleine bestimmen, was gut sei für Wächtersbach. Das Erstarken der BIW - die Gruppierung formierte sich einst aus enttäuschten Sozialdemokraten und ökologisch orientierten Bürgern - hat freilich längst angedeutet, daß die Vormachtstellung nicht unerschütterlich ist. Ein wachsendes Potential Unzufriedener hatte sich schon vor vier Jahren angedeutet, als die SPD trendwidrig nicht zulegen konnte und das BIW-Ergebnis um 19 Prozent in die Höhe schnellte.
Bei dieser Wahl nun wird es auch darauf ankommen, wie die Wächtersbacher den Bürgermeisterwechsel verdaut haben. Krätschmer, der Heinrich Heldmann nach drei Jahrzehnten als Rathauschef ablöste, vermochte sich dank seiner Ader für Öffentlichkeitsarbeit schnell ins Zentrum fast allen Geschehens zu katapultieren. Kritiker wie Breul kreiden ihm allerdings an, daß er sich mehr um Schaueffekte als praktische Politik bemühe: "Wenn er irgendwo einen ersten Spatenstich machen kann, ist er dabei", sagt der BIW-Stadtverordnete, "während alles andere zweitrangig ist". Nachteilig könnte sich zudem für die Mehrheitspartei auswirken, daß die SPD-Fraktion, um die es ja bei dieser Wahl unabhängig von der Bürgermeisterfrage geht, vergleichsweise unscheinbar blieb und nicht weniger als bei Heldmann in den Hintergrund gespielt wurde.
Derweil zahlt Krätschmer seinen Kritikern in gleicher Münze zurück. "Relativ heiße Luft" komme von der BIW, die für Schaueffekte immer gut sei aber damit doch letztlich hinter der Entwicklung herhinke. "Die haben die Altstadt beerdigt als sie lebendig wie nie zuvor war und die Beantragung von Zuschüssen für Regenwassernutzung gefordert, als das Geld schon unterwegs war."
"Der BIW fehlen die Reizthemen, weil die SPD gelernt hat, mit Landschaft und Ökologie sensibel umzugehen" sagt der Bürgermeister und SPD-Listenführer. Der Golfplatz Weiherhof sei vom Tisch, die Radwegevernetzung laufe und für das Schwimmbad würden die Möglichkeiten einer Solarheizung geprüft, glaubt Krätschmer auch den Umweltbereich abgedeckt zu haben. Die bisherige Richtung in der Stadtpolitik solle beibehalten werden, beschreibt er die Perspektiven. Es gelte, den Ganztagskindergarten zu realisieren und die Senioren- und Jugendarbeit auszubauen. Nicht minder wichtig sei die Baulandpolitik: "Wir müssen und wollen Wohnbauflächen für Wächtersbacher und Gewerbegelände schaffen." Auf kulturellem Gebiet gelte es, Schwerpunkte zu erhalten. Das könne auf der Basis solider Finanzen geschehen.
Nach Ansicht der BIW hingegen erscheinen die Finanzen nur aufgrund Krätschmers "Taschenspielertricks" in Ordnung. Rechne man die roten Zahlen von Wasserwerk und Abwasserverband hinzu, komme man auf eine durchaus als hoch zu bezeichnende Verschuldung von rund 30 Millionen oder 2778 Mark pro Einwohner. Neuverschuldungen seien nur noch in unumgänglichen Fällen vertretbar. So will die BIW im Gegensatz zu den anderen Fraktionen auch analysieren lassen, ob sich die Abwasserentsorgung nicht kostengünstiger strukturieren läßt: Statt einer Kläranlage und teurer Zuleitungen über 24 Kilometer und mehr könnte dezentrales Klären Vorteile bieten.
An der Bauleitplanung kritisiert die BIW, daß die Stadt wie ein Krebsgeschwür in die Außenbereiche wuchere statt erst einmal die Lücken im schon zersiedelten Gebiet zu schließen.
Auch die CDU verlangt Sparsamkeit. Angesichts wichtiger Infrastrukturprojekte, besonders Straßenbau, Kanalisation und Trinkwasserleitungen, seien Renommierobjekte wie der Umbau des Lindenplatzes in Frage zu stellen, sagt Schröder. Ganz oben auf der Wunschliste steht für die CDU die Entflechtung der Verkehrsströme in der Innenstadt mittels einer Westumgehung. Doch diese Westtangente als Autobahnzubringer stößt bei SPD und BIW auf strikte Ablehnung. Ein weiteres wichtiges Projekt ist für die CDU, daß Rahmenbedingungen geschaffen werden, um Fachgeschäfte zur Ansiedlung in der Altstadt zu bewegen. Schröder: "Wir müssen verhindern, daß die Altstadt weiter ausblutet." Auch um verstärkte Polizeipräsenz rund um die Uhr wollen sich die Christdemokraten bemühen.
Bevor sinnvollerweise über weitere Details gesprochen werden kann, stellt Schröder klar, "muß die absolute Mehrheit weg". Und er ist optimistisch, daß die CDU dazu beitragen und einige Mandate hinzugewinnen kann, wenngleich die Bonner Eskapaden derzeit "unser Problem" seien. Doch Krätschmer ernte selbst in den eigenen Reihen zunehmend Kritik und bei der SPD mache sich darob zunehmend Nervosität breit. Tatsächlich können die Christdemokraten der Wahl viel gelassener entgegensehen, denn zu verlieren haben sie jedenfalls nicht viel.
ALEXANDER POLASCHEK
Das Kommunalwahlergebnis vor vier Jahren:
SPD 53,2 Prozent (20 Sitze)
CDU 27,9 Prozent (10 Sitze)
BIW 19 Prozent (7 Sitze)
Mord im Bandenkrieg vor dem Schwurgericht Jugoslawen für Schießerei im Bahnhofsviertel angeklagt Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Leppert Ein Bandenkrieg unter Jugoslawen und Albanern bildet den Hintergrund zu einem Großverfahren, das am Freitag vor dem Frankfurter Landgericht eröffnet wurde. Konkret geht es um eine Serie von Schüssen aus einem fahrenden Auto, bei denen am 18. Juli 1991 im Bahnhofsviertel zwei Menschen getötet und weitere zum Teil schwer verletzt wurden. Angeklagte vor der 8. Großen Strafkammer unter Vorsitz von Richterin Elke Appel sind drei Männer im Alter zwischen 20 und 22 Jahren. Wie ihnen die Staatsanwaltschaft vorwirft, sollen sie in unterschiedlichen Rollen an dem Anschlag beteiligt gewesen sein, der sich vor einem Lokal an der Ecke Elbestraße/ Kaiserstraße ereignete. Dem Ermittlungsergebnis zufolge war kurz nach Mitternacht ein Auto vorgefahren, aus dem insgesamt 16 Schüsse auf die vor dem Lokal stehende Personengruppe abgegeben wurde.
Zwei Albaner, die der Polizei aus dem Milieu der Hütchenspieler bekannt sein sollen, wurden getötet. Weitere vier Männer erlitten Schußverletzungen, davon einer so schwere, daß ihm die rechte Niere entfernt werden mußte. Die Mehrzahl der Leute vor dem Lokal konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Von einem Privatfahrzeug gestoppt, sprangen die Täter aus dem Auto und flüchteten.
Folgt man dem Ermittlungsergebnis der Staatsanwaltschaft, war einer der drei Angeklagten, der zum Zeitpunkt der Tat noch Heranwachsende B., damals Fahrer des Tatfahrzeugs. Während er demnach unmittelbar an dem Anschlag beteiligt gewesen wäre, sollen seine beiden Mitangeklagten P. und S. Beihilfe geleistet haben. Ihnen wird der Diebstahl des Tatwagens zur Last gelegt, der zwei Tage zuvor erfolgte. Wie die Verteidigung von P. und S. in dem Prozeß deutlich machen will, standen ihre Mandanten in keinerlei Verbindung mit den Männern, die das Blutbad im Bahnhofsviertel anrichteten. Die Todesschützen, die aus zwei Waffen feuerten, sollen inzwischen wieder in Belgrad sein. Im einzelnen werden sich die Angeklagten, die gut Deutsch sprechen, beim nächsten Verhandlungstag am kommenden Mittwoch äußern. Beide stammen aus kroatischen Familien, die bereits seit längerem in Frankfurt leben.
P. und S. müssen sich aber auch vor Gericht verantworten, weil sie in zwei Fällen an Übergriffen in Frankfurter Lokalen mitgewirkt haben sollen. In dem einen Fall wurde ein Landsmann zusammengeschlagen, im anderen ein Türke. Als der Türke trotz seiner erheblichen Verletzung die Verfolgung aufnahm, kam es auf der Straße zu einem heftigen Schußwechsel.
OBERURSEL. Die Pressestelle des Hochtaunuskreises hat Äußerungen des FDP-Bundestagsabgeordneten Ekkehard Gries dementiert, nach denen die Taunusbahn für den symbolischen Preis von einer Mark dem Verkehrverband Hochtaunus überlassen werden soll. Die Verhandlungen seien noch nicht abgeschlossen", sagte Pressesprecher Jürgen Conradi der FR, "aber die Sache mit der einen Mark ist auf jeden Fall gestorben."
"Wir werden wohl den ursprünglichen Kaufpreis von 2,8 Millionen bezahlen", so Conradi weiter. Dies habe den Vorteil, daß der Kreis nicht nur Mieter, sondern Eigentümer der Grundstücke entlang der Bahnlinie würde und damit dort beispielsweise Wohnungen für Bahnbedienstete bauen könnte.
Ekkehard Gries, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, hatte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Oberursel seine Verdienste beim Zustandekommen der Eine-Mark- Lösung hervorgehoben. Er habe sich überall nachdrücklich dafür eingesetzt. Dies sei der erste Schritt zu einer Regionalisierung der Bahn.
Die Oberurseler FDP hatte sich auf dieser Pressekonferenz auch noch einmal nachdrücklich gegen die beschlossene Tarifkooperation Oberursels mit dem FVV ausgesprochen. "Die Stadt hat nicht lange genug verhandelt", kritisierte Dorothea Henzler. "Jetzt hat der FVV Mitspracherecht an den Linien und ihrer Führung."
Es wäre besser gewesen, das FVV-Tikket auf allen Buslinien anzuerkennen. Nach Ansicht ihrer Fraktion seien Nachverhandlungen nötig, der Vertrag dürfe so nicht unterschrieben werden. esi
jk FRANKFURT A. M. Die deutsche PS-Branche mußte zum Jahresbeginn ein hartes Bremsmanöver hinlegen. Wegen der geringen Nachfrage hatte die Mehrzahl der Unternehmen Kurzarbeit eingelegt, die sich jetzt in einem drastischen Rückgang der Produktionszahlen niederschlägt. Nach der jüngsten Statistik des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) rollten im Januar knapp 300 000 Pkw und Kombi von den Bändern. Das waren 27 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres. Bei den Nutzfahrzeugen macht das Minus sogar 57 Prozent aus, nachdem gerade mal 14 400 Lastwagen hergestellt wurden.
Allerdings ist dieser Einbruch etwas überzeichnet. Denn der Berichtsmonat wies auf dem Kalender zwei Arbeitstage weniger aus als sein Pendant von 1992. Rechnet man diesen Effekt heraus, schrumpfte die Pkw-Produktion um 20 Prozent und die Nutzfahrzeug-Herstellung um 53 Prozent.
Auch das Exportventil bringt den Industriezweig nicht auf Touren. Die Nachfrage der Kundschaft jenseits der Grenzen reichte im Januar für eine Ausfuhr von 153 300 Personenwagen. Dies entspricht ebenfalls einem Rückgang von 20 Prozent (Kalender-Effekt eliminiert: zwölf Prozent). Der Lastwagen-Export sackte um rund die Hälfte auf 2800 Einheiten ab. An dieser Situation dürfte sich in absehbarer Zeit nichts ändern. Es droht sogar noch schlimer zu kommen, denn der VDA schreibt über die aktuellen Bestellungen, daß die Auslandsnachfrage tendenziell weiter abfalle und auf dem Inlandsmarkt "die Stagnation der Nachfrage sowohl bei den Personenkraftwagen als auch bei den Nutzfahrzeugen auf niedrigem Niveau" anhalte.
Spiegelbildlich zur Fertigung knickten im vergangenen Monat auch die Zulassungen ein. Bei den Ämtern in ganz Deutschland wurden 238 246 fabrikneue Pkw und Kombi angemeldet und damit 28 Prozent weniger als im Januar 1992. Nicht ganz so hart war der Rückschlag in den neuen Bundesländern, wo sich das Minus auf 22 Prozent belief.
Nach den Worten von Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) sind neben den Krisen bei den Werften und in der Stahlbranche auch "tiefe Verwerfungen in der Automobilindustrie unübersehbar". Davon sei Niedersachsen besonders stark betroffen, sagte er in einer Regierungserklärung vor dem Landtag, ohne Volkswagen namentlich zu nennen, in dessen Aufsichtsrat er sitzt. Vor der SPD-Fraktion hatte Schröder bereits vor einigen Tagen auf die wachsenden Schwierigkeiten bei VW aufmerksam gemacht und davon gesprochen, daß allein im ersten Quartal 1993 mit Verlusten gerechnet werden müsse, die in ihrer Höhe zunächst für das gesamte Jahr vorausgesagt waren. Eine Stellungnahme dazu ist von den Wolfsburgern nicht zu erhalten. Bestätigt wird lediglich, daß inzwischen eine Verlängerung der Kurzarbeit auf das zweite Quartal im Gespräch sei.
pit FRANKFURT A. M., 19. Februar. Nach Ansicht der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristen (AsJ) und von Flüchtlingshelfern verstößt der Entwurf für ein "Gesetz zur Neuregelung von Leistungen an Asylbewerber" in Teilen gegen die Verfassung. In Paragraph 4 des Entwurfs, den voraussichtlich nur die Koalitionsfraktionen im Bundestag einbringen werden, wird geregelt, daß Asylbewerber für Arbeiten "verpflichtet" werden können. Ihnen seien zwei Mark pro Arbeitsstunde zu zahlen. "Bei unbegründeter Ablehnung einer solchen Tätigkeit" könnten Geldbeträge, die den Flüchtlingen zustehen, teilweise gekürzt werden.
Nach Ansicht der AsJ verstieße eine solche Regelung gegen das "Verbot der Zwangsarbeit" nach Artikel 12,3 Grundgesetz. Die Flüchtlingshilfsorganisation "Pro Asyl" teilt diese Einschätzung. Der AsJ-Vorsitzende und bayerische SPD- Landtagsabgeordnete Klaus Hahnzog stellte fest, Arbeitsangebote seien nur zulässig, wenn sie dem Zweck dienten, den Empfänger staatlicher Hilfe "in seinem Selbsthilfebestreben zu unterstützen".
Das zuständige Familienministerium sagte auf Anfrage, die Vorlage sei mit der Verfassung vereinbar. Asylbewerber, die in Aufnahmelagern leben und für die ein Arbeitsverbot gilt, dürften jedoch nur für Tätigkeiten herangezogen werden, die der Selbstversorgung oder der Aufrechterhaltung der Einrichtung dienten, sagte Ministeriumssprecher Volker Bästlein. Dies stehe auch so im Gesetzentwurf.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Christel Hanewinckel sagte der FR, sie bedauere, daß die Verhandlungen über den Gesetzentwurf wegen Zeitdrucks der Koalitionsfraktionen "gar nicht zum Ende gekommen" seien. Dagegen wies man in Kreisen der Unionsfraktion darauf hin, daß die Sozialdemokraten den Gesetzentwurf mit ausgearbeitet hätten. Der Vizevorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Johannes Gerster, kanzelte die Kritik mit den Worten ab: "Ich grüße die Profilneurotiker in der SPD."
BAD VILBEL. "Zwischen der CDU und Herrn Minkel gibt es keinen Spalt. Wir stehen geschlossen vor oder hinter Herrn Minkel." Mit dieser Aussage wies der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Günther Bodirsky die massive Kritik der Opposition an dem nach Ansicht der SPD "extrem rechtslastigen Stadtrat" sowie am Redaktionsteam des CDU- Wahlkampfblattes "Quelle" zurück, das einen umstrittenen Beitrag über eine angebliche Freisetzung "deutscher Mieter" als Folge einer vermeintlichen "Asylantenflut" zu verantworten hat.
Die Grünen hatten im Parlament beantragt, die Stadtverordnetenversammlung solle sich "von der Verbreitung verhetzender und ausländerfeindlicher Parolen in der Wahlkampfzeitung der CDU" distanzieren. In der "Quelle" sei ein rechtsextremes Argumentationsmuster ausgebreitet worden, das Ängste schüre und den Boden für Gewalttaten bereite. Stadtverordneter Jung-Mülverstedt: "Man kann mit Worten ebenso zum Täter werden wie mit Taten."
"Es versteht sich von selbst, daß wir Ihren Antrag ablehnen", entgegnete Bodirsky und verlas ein von Fraktionschef Dr. Josef Maetz verfaßtes Papier, in dem dargestellt wird, daß auch SPD-Politiker in der Vergangenheit von "vollen Booten" gesprochen hätten, deshalb aber nicht gleich als rechtsradikal hingestellt worden seien. "Die Aufregung, weil jemand dieses Tabu-Thema anspricht, ist zwar groß", meint Maetz in seiner Darstellung, "aber niemand hat dem Sachhintergrund des Quelle-Artikels ernsthaft widersprechen können."
Günther Bodirsky wie auch seine Parteifreundin Magda Klug kritisierten, daß der betreffende Text in einer Menschenrechtsveranstaltung Vilbeler Gymnasiasten (die FR berichtete) zusammen mit Zitaten aus der Rechtsradikalen-Szene verlesen worden war. Wäre er ohne Heil- Rufe und statt dessen langsam und leise vorgetragen worden, hätte das Publikum dem Inhalt auch zustimmen können, glaubt Bodirsky. Wie er hatte auch Magda Klug ("Der Herr Bodirsky hat ja alles sehr schön dargestellt.") die Veranstaltung besucht. Ein Kulturabend mit "jüdischer Folklore" (vorgetragen wurden jiddische Ghettolieder, Anm. d. Red.), bei dem sie aber "angewidert" gewesen sei von der Textcollage, die Jo van Nelsen und Klaus Merten vorgetragen hätten. Frau Klug empört: "Was die unter Kultur verstehen. Dafür habe ich auch noch 14 Mark bezahlt, nebenbei gesagt."
SPD-Fraktionsvorsitzender Johannes Frank wertete Klugs "abstruse Mitteilung" als "peinlich". Die CDU habe das Asyl-Thema "kühl kalkuliert und mit höchst verräterischer Sprache in den Wahlkampf geworfen". Auch FDP-Fraktionsvorsitzender Dr. Hartmut Groß rügte die Christdemokraten, sie hätten einen "Beitrag zu einer schlimmen Polarisierung und Hetze geleistet" und den Namen Bad Vilbels über die Stadtgrenzen hinaus negativ bekannt gemacht. Der Text des Artikels, so Johannes Frank, sei "politischer Dreck" und stelle ein "Müllproblem" dar, mit dem sich eigentlich die Umweltkommission befassen müßte. In dem Artikel werde bewußt Haß geschürt und dazu eine "fast militante Sprache" benutzt. Einen "Nachschlag" habe es von CDU-Vorsitzendem Herbert Klug gegeben. Dieser habe die Kritik der Ausländerbeiräte mit der sinngemäßen Argumentation zurückgewiesen, sie sollten "das Maul halten" und "Deutschland den Deutschen" überlassen.
Stadtrat Minkel verwende die gleichen Parolen wie die rechtsextremen "Republikaner", kritisierte Frank, und auch die Flugblätter beider Parteien hätten sich "inzwischen nahezu angeglichen". Er frage sich, ob die Union nicht bereits mit einer schwarz-braunen Mehrheit in Vilbel rechne. Seitens der CDU wurden diese Äußerungen als "Unverschämtheit" (Klug), "Schmierentheater" (Minkel) und "zügellose Angriffe" (Bodirsky) zurückgewiesen. Die CDU habe nicht vor, mit den "Republikanern" gemeinsame Sache zu machen.
Auch Bürgermeister Biwer meldete sich nach Monaten des Schweigens zu einer Reihe von rechtsextremen Verlautbarungen von seiten Bad Vilbeler Geschäftsleute und Politiker zu Wort. Der Magistrat habe zu dem Pamphlet eines Gewerbetreibenden deshalb keine Stellung genommen, erwiderte Biwer auf die Kritik der Grünen, weil die Geschäftsleute in der Frankfurter Straße schon genug Umsatzeinbußen wegen der Bauarbeiten hinzunehmen hätten. Gefragt, warum der Magistrat nicht die Bad Vilbeler Schweigeveranstaltung nach den Morden von Mölln unterstützt habe, erklärte Biwer, er persönlich habe nicht an einer Demonstration teilnehmen wollen, bei der davon gesprochen worden sei, "mit Gewalt Frieden herbeiführen zu wollen". mu
KRONBERG. Die Sozialdemokraten werfen der CDU vor, mit ihrem Wahlplakat "Mehr Sicherheit statt Schikane" die städtischen Hilfspolizisten zu diskreditieren. Damit würden die Mitarbeiter des Ordnungsamtes zumindest via Karikatur mit "Ganoven verglichen".
Das Plakat, das zur Zeit an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet hängt, zeigt einen Dieb, der aus einem parkenden Wagen das Autoradio stiehlt. Der Ordnungshüter auf der anderen Seite des Fahrzeugs läßt den Übeltäter laufen und ahndet ein anderes Vergehen: Fürs Parken im Halteverbot hängt er dem Fahrer einen Strafzettel an die Windschutzscheibe. "Bei mir kann diese Aktion nur Kopfschütteln hervorrufen", ärgert sich Wolfgang Haas (SPD) vom Ortsbeirat. Noch in der letzten Ortsbeiratsitzung habe die CDU verlangt, daß das städtische Ordnungsamt bei Großveranstaltungen künftig "knallhart" gegen Parksünder vorgehe. Haas fordert die Union deshalb auf, die Plakataktion "umgehend zu beenden" und sich bei den Hilfspolizisten zu entschuldigen. ki
OBERTSHAUSEN. Bei einer Talkshow wollen sich die Kommunalwahl-Kandidaten der Grünen am Donnerstag, 25. Februar, 20 Uhr, in der Gaststätte "Madrid" in der Kantstraße vorstellen. Bei dieser Gelegenheit soll auch das Kommunalwahlprogramm vorgestellt werden.
Die Grünen fordern ein Jugendkulturzentrum, in dem auch die Musikschule und ein Jugendtheater unterkommen können, ein Frauenbüro und die Erweiterung der Städtepartnerschaften um Gemeinden in ehemaligen Ostblock. Das Landschaftsschutzgebiet Kreuzloch soll erhalten, eine City-Buslinie eingeführt werden. Gebaut werden sollen flächenschonende Mehrgeschoßhäuser mit Dachbegrünung und Zisternen.
Am Samstag, 27. Februar, wollen sich die Grünen am Depot-Einkaufszentrum von 9 Uhr an den Fragen der Bürger stellen; mit dem Ersten Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann. pmü
Was Makler der ehrlichen Art aber auch Agenten trüber Geschäfte für ihre Dienste einstreichen, müßte die Partner, die ohne Mittler nicht zueinander finden wollten oder konnten, vor Neid erblassen lassen, wenn sie selbst denn finanzielle Abstriche machen müßten. Doch in der Regel brauchen sich Käufer und Verkäufer einer Ware über anfallende Provisionen, die im Volksmund oft von den Adjektiven satt oder fett begleitet werden, nicht den Kopf zerbrechen. Auch die Prozente des Agenten zahlt immer der Endverbraucher; bekanntlich beißen die Hunde den letzten.
Profisportler nähren eine wachsende Schar von Leuten, die - wie immer sie sich auch offiziell nennen mögen (oder nennen müssen, um nicht strafrechtlich verfolgt zu werden) - davon leben, daß sie anderer Leute Leben profitabel gestalten. Firmen, die Werbebotschafter suchen oder Sportveranstalter, die Akteure verpflichten wollen, verhandeln nicht mit den Stars sondern mit deren Agenten. Soweit dies in Individual-Sportarten wie Tennis, Leichtathletik oder Golf geschieht, ist es schon längst nicht mehr der Rede wert. Namentlich Fußball-Bundesligisten aber lieben es ganz und gar nicht, wenn zu Transfer- oder Vertragsverhandlungen der Spieler seinen Berater vorschickt. Der Klub weiß: jetzt verteuert sich die Sache, denn zweistellige Prozente einer Wechselsumme schnappt so ein Vermittler allemal, und der Verein fürchtet zudem, hingehalten, gar gelinkt zu werden. Wo immer sich die schnelle Mark machen läßt, tauchen windige Gestalten auf.
Die Fußball-Bundesligisten werden wissen, daß sie die Branche der Spielervermittler nicht austrocknen können. Ein Spieler ist nämlich fraglos gut beraten, wenn er sich einen Berater nimmt, weil er andernfalls dem Klub-Chef hilflos gegenüberstünde. Und Vertragswerke werden ja zunehmend mit schwer durchschaubaren Zusatzklauseln für Eventualfälle verlängert.
So also ist der Beschluß der Bundesligamanager, sich mit den Herren Klemme, Leukel und Karnath nicht mehr an einen Tisch setzen und gar ein Stadionverbot gegen das Trio beantragen zu wollen, nicht mehr als ein Wellenschlag im trüben Teich. Mal sehen, welcher Klub als erster schwach wird, weil er nur über einen der Gebannten an das begehrte Subjekt kommt (Bayern etwa über Leukel?) Vielleicht bewirkt die Ächtung wenigstens, daß Spieler sich mal nach dem Ruf eines Agenten erkundigen, bevor sie ihm genehmigen, sie auf Provisionsbasis zu verkaufen. CHRISTOPH ALBRECHT-HEIDER
KRIFTEL. "Keine endgültige Meinung" beim Gemeindevorstand - und keine große Begeisterung im Parlament für die vorgelegte "Machbarkeitsstudie" zum möglichen Tunnel am Bahnhof: Eine Straßenverbindung unter der Bahnstrekke Frankfurt-Limburg könnte zwar Vorteile bringen - die Gebiete südlich der Bahnlinie könnten von der Ortsmitte besser erreicht werden, ebenso der Bahnhof aus dem Bereich "Mönchhof"; der Ortskern könnte vom Schwerverkehr entlastet und das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs in Kriftel verbessert werden.
Doch das Projekt hätte einige Nachteile: Vier der geschätzten zehn Millionen Mark Baukosten müßte die Gemeinde selber zahlen. "Das ist kein Pappenstiel und würde den Haushalt auf Jahre belasten", sagte Erster Beigeordneter Paul Dünte. Auch städtebaulich könnte es Probleme geben: Der gerade teuer umgebaute Bahnhofsvorplatz würde wieder aufgerissen. Dünte: "Ein massiver Eingriff in das Ortsbild."
Also: Die Vorschläge der Machbarkeitsstudie wurden einstimmig an den Planungsausschuß verwiesen. Dort wird dann in der neuen Legislaturperiode weiterdiskutiert. md
ESSEN, 19. Februar. Den "Bildungsgipfel" zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl und den Ministerpräsidenten der Länder wird es im Juni nicht geben, "wenn nicht über Geld geredet werden darf". Das unterstrichen die beiden Wissenschaftsminister Anke Brunn (SPD, Nordrhein-Westfalen) und Dieter Breitenbach (SPD, Saarland) am Donnerstag in Essen auf dem traditionellen "Villa-Hügel-Gespräch" des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, das in diesem Jahr das Thema hatte: "Wozu Universitäten - Universitäten wohin?"
Eine Teilnahme an einem solchen Gipfel habe keinen Sinn, wenn es zwischen Bund und Ländern keine Verständigung über eine bessere Finanzausstattung der Hochschulen und Universitäten gebe. Eine Vorentscheidung falle bereits im März, wenn es um das "föderale Konsolidierungspaket" gehe, betonten die Minister. Bisher tauchten die Hochschulen in diesem Paket aber nicht auf.
Unterstützt wurden die Minister durch die Vertreter der Wissenschafts- und Forschungsorganisationen sowie die Hochschulrektoren. Sie kritisierten massiv die Politik der Finanzminister. Diese dominierten in der Wissenschafts- und Hochschulpolitik, "daß einem schlecht wird", erklärte Hans-Uwe Erichsen, der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz. "Wenn die Universitäten nur als Steinbruch für Sparmaßnahmen betrachtet werden", ergänzte der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Wolfgang Frühwald, dann könne auch keine Veränderung der Hochschulen von innen her erwartet werden.
Überraschend einmütig pochten führende Vertreter der Wissenschaftsorganisationen zusammen mit den anwesenden Kultusministern auf eine durchgreifende Veränderung der akademischen Ausbildung. Das Klima, auf diesem Gebiet etwas zu bewerkstelligen, bezeichneten alle Beteiligten als so gut wie seit Jahren nicht mehr. Sie plädierten für mehr Offenheit, Flexibiliät und Ideenreichtum. Sowohl Hinrich Seidel, Präsident der Europäischen Rektorenkonferenz, als auch Gerhard Neuweiler, neuer Vorsitzender des Wissenschaftsrats, wandten sich gegen Vorstellungen, die deutsche Universität könne sich zu idyllischen Wissenschafts- und Forschungsinseln zurückentwickeln und die Last der Ausbildung den Fachhochschulen übertragen. "Das sind Bilder, die schlicht passé sind", sagte Seidel. Die Universitäten trügen eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft, nicht nur weil sie jährlich 30 Milliarden Mark kosteten. Alle Bereiche der Arbeitswelt seien von Forschung und Wissenschaft geprägt. Die Demokratisierung des Bildungswesens (Stichwort: Chancengerechtigkeit) habe in allen europäischen Ländern stattgefunden und sei nicht mehr zurückzudrehen. Universitäten müßten lernen, die Konkurrenz zu anderen Politikbereichen (Verkehr, Gesundheit, Umwelt) auszuhalten. Eine moderne akademische Ausbildung müsse aus verschiedenen Bausteinen bestehen. Jeder Ausbildungsabschnitt müsse in sich abgeschlossen und auf dem Arbeitsmarkt anerkannt sein. Auch auf ein Teilzeit-Studium von Berufstätigen habe sich die Universität einzustellen.
Für einen "Bildungsverbund" zwischen Universitäten und Fachhochschulen warb Neuweiler. Mehr als bisher müßten die Universitäten "innerlich" akzeptieren, daß sie Stätten der Berufausbildung seien. Vorstellungen der Bundesregierung, der CDU und Teilen des Wissenschaftsrats, in den nächsten Jahren jeden dritten Studienplatz in die Fachhochschulen "rüberzuschaufeln", erteilte der Münchner Zoologe eine Absage. "Die Universität wird die Volksschule und die einzige Ausbildungsstätte für den wissenschaftlichen Nachwuchs bleiben", betonte der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, der die Bundesregierung in diesen Fragen berät. In der Diskussion über neue Studiengänge und eine inhaltliche Ausbildungsreform gehe es um eine verbindliche "Strukturierung", gegen die sich vor allem die geisteswissenschaftlichen Fächer sträubten, meinte Neuweiler.
Die stärksten Einwände gegen die Auffassungen von Neuweiler, Seidel und Erichsen kamen während des Villa-Hügel-Gesprächs von den Vertretern der Arbeitgeberverbände, Fritz-Heinz Himmelreich und Josef Siegers. Wie bereits seit Jahren warnten sie vor einer "Proletarisierung der Akademiker", weil weder der Öffentliche Dienst noch die Privatwirtschaft "so viele Absolventen" brauchten. Siegers forderte, die "ungebrochene Werbung für das Studium zurückzunehmen". Er verlangte eine "restriktive Strategie" von der Schule bis zur Universität.
HANAU. Das Freizeit- und Sportamt der Stadt Hanau bietet noch einige Plätze für eine 14tägige Skifreizeit in Großkirchheim-Döllach vom 10. bis 23. April an. Hanauerinnen und Hanauer zwischen 18 und 27 Jahren können sich zu der Fahrt in die Skiregion Heiligenblut am Großglockner anmelden.
Im Preis von 950 Mark sind Fahrt, Unterkunft, Verpflegung, Skipaß, Skikurs, Reisebetreuung und Unfallversicherung enthalten. Informationen sind unter der Telefonnummer 295596 möglich. res
cri FRANKFURT A. M. Um die Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu erfüllen, muß Ungarn seine Wirtschaft in diesem Jahr kräftig ankurbeln. Das Land will ein reales Wachstum zwischen "null und zwei bis drei Prozent" erreichen, erläutert der Vizepräsident der Ungarischen Nationalbank, Frigyes Harshegyi, um das Verhältnis von Budgetdefizit zu Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufzubessern. Ein ehrgeiziges Ziel, denn 1992 war das BIP noch um vier bis fünf Prozent geschrumpft. Hinzu kommt die hohe Inflation. Zwar hat Ungarn diese schon erfolgreich gebremst. Nach 35 Prozent 1991 betrug die Teuerung aber in der abgelaufenen Periode immer noch 25 Prozent. In diesem Jahr soll sie unter 20 Prozent gedrückt werden.
Um den Anschluß an den Westen zu bekommen, müsse sein Land "die Eintrittskarte sehr hoch bezahlen", sagt Harshegyi. Konkret bedeutet dies, daß der Anteil des Haushaltsdefizits am BIP 1993 auf mindestens sechs Prozent von zuletzt etwa 7,5 Prozent gedrückt werden müsse und in der Folgezeit laut IWF weiter abnehmen soll. "Andere Länder stehen schlechter da - auch in der EG", merkt Harshegyi im Zusammenhang mit den strengen Anforderungen an Ungarn an. Er verweist zum Beispiel auf Italien, das seit Jahren mit einem enormen Etatdefizit lebe.
Von den Anstrengungen Budapests hängt zum einen die Auszahlung weiterer Raten eines IWF-Kredits ab. Als die Entwicklung des Budgets im vergangenen Jahr aus dem Ruder gelaufen war und die Vorgaben des Fonds damit nicht erfüllt wurden, bestellte die Organisation die Magyaren zum Rapport. Außerdem geht es um neue Mittel des IWF in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar (innerhalb von drei Jahren). Die Verhandlungen darüber laufen derzeit und werden, hofft Harshegyi, im März (erfolgreich) abgeschlossen sein.
Wichtiger als die Zusage finanzieller Unterstützung ist den Ungarn aber, vom Fonds ein "Gütesiegel" für ihren wirtschaftlichen Kurs zu erhalten und somit vor allem ausländische Investoren bei der Stange zu halten beziehungsweise neue zu gewinnen. Sie spielen für die Entwicklung des Landes eine wesentliche Rolle. Rund 1,5 Milliarden Dollar steckten sie 1992 in das Land. Und in diesem Jahr sollen es noch einmal so viel sein. Von den insgesamt 65 000 Firmen in Ungarn, arbeiten 16 000 mit ausländischer Beteiligung. Dazu gehören Joint-venture mit Konzernen wie General Motors und Suzuki. Als Beweis für das Vertrauen in die Anstrengungen Ungarns auf dem Weg zur Marktwirtschaft wertet Harshegyi, daß Unternehmen wie die deutsche Oetker-Gruppe, nun auch reinvestierten.
PARIS. Selten meldet sich die Pariser Theater- oder Musikkritik mit solcher Geschwindigkeit zu Wort wie im Falle von Entgleisungen oder Auspfiffen. Klaus Michael Grübers Inszenierung der "Traviata" im Châtelet-Theater in Paris, der städtischen Oper, entfesselte in den Gemütern des Premierenpublikums solche Mißfallensäußerungen, daß am übernächsten Tag jede Zeitung darüber berichtete. Grübers Begegnungen mit dem Pariser Publikum begleiten jedesmal solche Donnerschläge: Sein "Faust-Salpêtrière" Ende der siebziger Jahre hatte höhnische Kommentare geweckt, ehe er verklärt in die Theatergeschichte einging. Und als er Racines "Bérénice" in der Comédie française im Halbdunkel entsagender Seelen ansiedelte, hörte man anfangs in der Stille, welche die Verse widerstrebend unterbrachen, das Türenschlagen zornentbrannter Zuschauer.
Merkwürdig, wie wenig entrüstete Abgänge es diesmal (in der zweiten Aufführung) in der "Traviata" gab. Hatte die Kritik, die den "Nullpunkt der Inszenierungskunst" anprangerte, die Erwartung des Publikums selbst auf den Nullpunkt versetzt, so daß sein Urteil darüber hinauseilte? Ausgebuht wurde wie am Vorabend der neue Leiter des Orchesters der "Monnaie" in Brüssel, Antonio Pappano, doch für Violetta, die junge Chilenin Veronica Villarroel, gab es Beifallsstürme.
Nachtblau hüllt die von Lucio Fanti gestaltete Bühne ein. Eine innere Bedrücktheit stülpt sie in den Raum, den meist nur zwei Kugellampen punktuell beleuchten. In deren engem Lichtkreis halten sich die Gestalten auf und bewegen sich kaum. Ist ihr Duett vorüber, stürzen sie im Laufschritt wie abgesaugt von einer unerklärlichen Kraft von der Bühne. Nur im Traum geraten Standbilder in so abrupte Bewegung. Geht der Vorhang auf Grübers Bühne auf, scheinen alle Entscheidungen im Innern der Personen schon gefallen. Man möchte meinen, das Geschehen sei wesentlich ein Heraufbeschwören aus dem Verflossenen. Daraus entspringt eine gewisse existenzielle Magerkeit der Gestalten in der Gegenwart: Der Sack ihrer Vergangenheit ist prallvoll und daraus holt die Bühnenhandlung mit traumhafter Sorgfalt Stück um Stück heraus. Langsamkeit der Abläufe versteht sich daraus und ebenso in den Augenblicken einer geisterhaften Verinnerlichung eine Intensität ohnegleichen. - Eine in der allgemeinen Meinung rauschhafte, extravertierte Oper von großer Volkstümlichkeit kann nicht anders, als solcher Verpflanzung in den lichtabgewandten Seeleninnenraum Widerstand zu leisten. Entfalten also die Duette (Alfred oder Alfreds Vater mit Violetta) Eindringlichkeit, hört man - in übertragenem Sinn - die Bremsen knirschen in den Massenszenen. Für jeden Akt sieht Verdi ein Fest vor. Was der Chor, dem dies Genußschwelgen aufgetragen ist, ganz und gar nicht vermittelt, ist ausgelassene Genußsucht. Hier erboste Grübers Bremsungseffekt das Publikum in erster Linie. Da treten Festbrüder auf, die schon jenseits des Katers sind. Ein paar unlustige Lustzuckungen packt die meist frontal Aufgereihten; Erinnerung daran, daß sie vielleicht mal über die Stränge schlugen, läßt sie Arme und Beine heben, als ziehe ein unsichtbarer Marionettenspieler an irgendwelchen Fäden. Pappnasen oder halb entblößte weibliche Oberkörper verleihen der Munterkeit ein schiefes Gesicht, das vorbedacht vulgär anmutet. So verordnet Grüber dem Publikum eine Ausnüchterungskur.
Sind Verführung und Begierde auf dieser Bühne weit im Vergangenen abgelegt, lastet alle sinnliche Verpflichtung auf den Sängern und dem Orchester. Der schwache Punkt liegt hier. Das Philharmonia Orchestra klang hart und trocken; seine Funktion schien vorwiegend die eines Rhythmusgebers zu sein. Und die Sänger besaßen zu wenig Persönlichkeit, um Grübers hochgespannte Seelenabbreviaturen aufzufüllen mit breiter musikalischer Gegenwart.
GEORGES SCHLOCKER
feu DARMSTADT, 19. Februar. Im Darmstädter "Irak-Giftgas"-Prozeß sind die Befangenheitsanträge der Staatsanwaltschaft gegen die gesamte Wirtschaftsstrafkammer am Freitag als "unbegründet" zurückgewiesen worden. Die Anklagevertreter hatten die drei Richter und zwei Schöffen der 13. Strafkammer abgelehnt, weil sie beim Hauptvorwurf - illegale Lieferung von besonders konstruierten Chemieanlagen für Nervengas- Kampfstoffe an Irak - dem von der Verteidigung eingeführten Sachverständigen keinen zweiten Experten zur Seite stellen wollen.
Befremden löste am Freitag die deutliche Schelte des Vorsitzenden Richters Alfred Pani an der Staatsanwaltschaft aus. Pani warf den beiden Anklagevertretern indirekt Fehler in ihrer Anklageschrift und Prozeßstrategie vor. Vielleicht sei den Staatsanwälten "entgangen, wohin die Reise am Ende gehen kann", so "daß Sie sich sagen lassen müssen, knapp am Ziel vorbei ist auch daneben".
Unter Umständen, so Pani, könnten sich Anhaltspunkte "bis zur Gewißheit" verdichten, daß der Gegenstand der Hauptanklage, die Anlagen zur Lost- und Tabun-Herstellung, "eigentlich gar nicht die brisanten" gewesen seien. Der Richter ließ durchblicken, daß er durchaus Zweifel an der Nachweisbarkeit von kriminellem Vorsatz und subjektiver Schuld der Angeklagten hat. Zudem scheint für ihn fraglich, ob die deutschen Anlagen auch tatsächlich für die Giftgas-Produktion eingesetzt wurden. So störte sich Pani daran, daß die Anlage "Meda" (Kernstück ist eine Zentrifuge) in der irakischen Wüste bei Samarra in einem von anderen Labors getrennten Gebäude stand. Und er verwies darauf, daß die Technik etwa zur Blausäure-Produktion im Einklang mit dem Außenwirtschaftsgesetz geliefert werden durfte.
Für die Staatsanwaltschaft hingegen "kommt es darauf an, was von hier aus die Grenze passiert hat". Die exportierten Anlagen wie "Meda", "Mohamed" oder "Ani" seien potentiell gefährlich und in der Zusammenschau als Komplex für Chemiewaffen besonders konstruierte Anlagen, erklärte die Anklage.
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Märchenpuppen-Theater HANAU. Das Märchenpuppen-Theater "Reifenberg" gastiert am Montag, 22. Februar, ab 9 Uhr in der Heinrich-Heine- Schule an der Karlsbader Straße 12. Eine weitere Vorführung ist für 10.30 Uhr angesetzt.Künstler sehen die Bibel HANAU. "Hanauer Künstler sehen die Bibel" heißt das Thema einer Ausstellung, die am Freitag, 26. Februar, ab 17 Uhr im Foyer des Historischen Rathauses am Markt eröffnet wird. Anlaß war im vergangenen Jahr eine Initiative des "Hanauer Arbeitskreis zum Jahr der Bibel", die die Künstlervereinigungen um Beiträge gebeten hatte. Die Schau wird bis zum 14. März gezeigt. Geöffnet ist täglich von 11 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Folklore auf dem Marktplatz HANAU. Die Folklore-Gruppe "The Kelly Family" tritt am Freitag, 26. Februar, auf dem Hanauer Marktplatz auf. Die Band, der mehrere Generationen angehören, hat irische Folklore und deutsche Volkslieder im Repertoire. Das erste Konzert beginnt um 13 Uhr. Weitere Musikvorführungen sind noch für 15 und 16.30 Uhr angesetzt. Der Eintritt ist frei. Die Werke von Albrecht Glenz HANAU. Skulpturen und Zeichnungen des 1990 verstorbenen Bildhauers Albrecht Glenz werden ab Sonntag, 28. Februar, im Museum Hanau, Schloß Philippsruhe gezeigt. Kulturdezernent Klaus Remer wird die Schau eröffnen. Sie dauert bis zum 18. April. Rhetorik für Frauen HANAU. Das Frauenbildungszentrum der Arbeiterwohlfahrt bietet ab Dienstag, 9. März, einen Rhetorikkursus für Frauen an. Er dauert jeweils von 17.30 bis 21.30 Uhr. Interessentinnen können sich unter der Telefonnummer 254428 anmelden.
BERLIN. Es ging aus, wie es bei derart hochrangigen Wettbewerben lange schon die Regel ist: Statt eines ersten Preises präsentierte man mit Norman Foster, Santiago Calatrava und Pi de Bruijin drei mit dem zweiten Preis ausgezeichnete Entwürfe zum Umbau des Reichstags. Zum Wohle des Ganzen diesmal: Parlament und Bundestagspräsidentin Süssmuth wollen vorab eine ausführliche Debatte sowohl im Bundestag als auch seitens der Öffentlichkeit.
Hierfür liegen nun drei konträre und sinnvoll provozierende Lösungsmodelle vor. Ein gemeinsamer Grundzug fällt zunächst auf: Alle prämierten Entwürfe reduzieren letztlich den alten Reichstag auf seine architektonische Hülle. Somit wird der historische Bau endgültig als das anerkannt, was er seit seinem Brand im Februar 1933 war - ein sprechendes, mahnendes und herausforderndes Denkmal gescheiterter Demokratie in Deutschland; Erbe und Last.
Norman Foster ist hierbei der radikalste. In der ausgekernten Fassadenhülle sieht er einen großen öffentlichen Platz rings um einen neuen Plenarsaal vor. Die sorgfältig restaurierte Fassadenhülle erhält ein monumentales Podium und wird überspannt von einem in vierfach leicht konvex geschwungene Abschnitte unterteilten Dach über 25 monumentalen und dennoch schlanken Rundpfeilern. Eine auftrumpfende architektonische Synthese aus Geschichte und Gegenwart bietet sich hiermit dar, die gleichermaßen als historisches Denkmal in monumentalem neuzeitlichem Rahmen interpretiert werden kann, wie als Neubau, dessen ausgreifende Gebärde den Altbau in des Wortes doppelter Bedeutung aufhebt. Zusätzlichen Raum schafft Foster im riesigen Sockelbereich. Der Öffentlichkeit und ihren Ansprüchen tragen Besucherforen und weitläufige Terrassen Rechnung.
Santiago Calatrava überspannt die komplett neue Innenarchitektur des Reichstags mit einer gläsernen Dachkonstruktion. Ein Kuppelgebilde überwölbt den neuen Plenarsaal im Zentrum. Die von vielen befürchtete, trotzig Geschichte und Zerstörung negierende Wiederkehr der einstigen Wallotschen Kuppel ist glücklicherweise vermieden. Calatravas Vorbilder nämlich sind die bei aller Markanz schwerelos anmutigen Prototypen der Glas- und Ingenieursbaukunst, die englischen Gewächshäuser und Kristallpaläste des frühen 19. Jahrhunderts.
Das neue Innere besticht durch Leichtigkeit und quasi beiläufige Ordnungsstrukturen, gibt neben dem Raumbedarf des Parlaments dem der Öffentlichkeit großes Gewicht.
Nicht mit der Radikalität Fosters, aber demonstrativ zu Neuem entschlossen geht Pi de Bruijin mit dem Reichstag um. Er verweigert dem Gebäude sein Herzstück, den Plenarsaal. Statt dessen stellt er dem Parlament des neuen Deutschlands einen neuen Parlaments-Bau zur Verfügung. Auf einem mächtigen Podium soll sich eine riesige Betonschale wölben. Man wird an die Architektur-Symbolik der 60er Jahre erinnert; Brasilia und seine damals bewunderten Staatsbauten scheinen auf.
Mehr als seine Kollegen nimmt de Bruijin Rücksicht auf die erhaltenen Wallotschen Strukturen und die des modernen Wiederaufbaus durch Paul Baumgarten. Gleichwohl läßt sich feststellen, daß aufs Ganze gesehen dessen Moderne, die Askese der Funktionalität und die Transparenz gläserner Wände, worin man Architektur gewordene Demokratie sah, in den Umbauvorschlägen aller keine Rolle mehr spielen. Mit ihnen schwindet ein Grundzug demokratischen Bauens in Deutschland überhaupt, der mit dem kürzlich eröffneten Bonner Bundestag Günter Behnischs einen letzten Sieg feierte. Der Rückgriff auf die Stilmittel der klassischen Moderne, die Durchlässigkeit und Schlichtheit der Glas-Stahl-Architektur war nach 1945 die allgemein anerkannte Antwort auf den Werkstein-Kult und abweisenden Pomp der NS-Staatsbaukunst.
Ergänzend trat in Bonn die Ungewißheit einer provisorischen Hauptstadt hinzu. Wo offiziell Hoffnung und Anspruch auf Wiedervereinigung herrschten, war staatliches Bauen geradezu verpflichtet, die Hauptstadtfrage in Gestalt gleichsam improvisierter transitorischer Bauwerke offenzuhalten. Daß hiermit sich ein durchaus imponierender Stil der Offenheit und Sachlichkeit ausgebildet hatte, war zwar Thema der Jury-Debatten. Durchgesetzt aber haben sich die Vorschläge mit einem architektonischen Grundvokabular von Massivität, Würde und Festlichkeit.
Auch der Sieger des gleichzeitig entschiedenen Wettbewerbs um das künftige Regierungsviertel am Spreebogen trägt bei aller Sachlichkeit solche Züge. Axel Schultes, kürzlich gefeiert als Architekt des Bonner Kunstmuseums (und damit dort die neue Neigung zu würdevollem Bauen - auf allerdings bestechend leicht-elegante Art - etablierend), bevorzugt die aktuellen Tendenzen zu Geschlossenheit und Bestand. Er bietet eine grundsolide Lösung an, die überkommene Blockrandbebauung der Umgebung respektierend, Volumen, Höhe und Gliederung des Vorhandenen aufgreifend, historische Relikte schonend und einbeziehend.
Das Besondere des Schulteschen Entwurfs liegt in der Großform. Er hat eine Art architektonischen Fließbands entworfen, eine dreidimensionale Dienstleistungslinie, die, sachlich und für variierende Einzelgestaltung offen, vom nördlichen Spreebogen aus den Fluß übergreifend, bis in das angrenzende Stadtviertel vorgetrieben ist, dieses mit dem künftigen Regierungsviertel verzahnend. Die Voraussetzung für die erwünschte Offenheit des parlamentarischen Bezirks, seine Einbettung in und Verschmelzung mit dem urbanen Leben der (Haupt-) Stadt scheint somit gewährleistet. Ein Anfang also ist gemacht, dem Detailplanung hoffentlich zu Vielfalt und Individualität verhelfen wird.
Und doch ist, bei aller Vorläufigkeit, mit dem Entscheid beider Wettbewerbe mehr erfolgt als das Beschaffen von Entwicklungsmodellen. Man hat mit ihnen einen grundsätzlichen Wechsel der architektonischen und letztlich auch (bau-)politischen Haltung vollzogen. Gewichtige Repräsentanz, feierliche Würde und symbolträchtige Wucht sind die Leitmotive der künftigen Hauptstadtarchitektur. Bonn, die provisorische Hauptstadt mit ihrer quasi vorläufigen (zugegeben oft mehr als anspruchslosen, aber auch anerkennenswert unprätentiösen) Architektur demokratischen Wiederbeginns, verschwindet somit endgültig im Strom der Geschichte.
Kann man der neuen Selbstsicherheit, die sich in den nun vorhandenen Entwürfen ausdrückt, vertrauen? Worin gründet diese Wende zum schwergewichtigen Symbolismus? Vor dem Hintergrund der mehr als komplizierten Vereinigungsprozesse unserer neuen Republik, vor den zunehmenden Mißverständnissen, den gegenseitigen (noch) versteckten Vorwürfen und Fremdheiten einer deutschen Gesellschaft, die seit dem Fall der Grenzen nun die mentalen Grenzen entdeckt und verzweifelt zu beseitigen sucht, liest sich der Ausschreibungstext des Jahres 1992 wie eine Beschwörungsformel: "Die gestellte Wettbewerbsaufgabe ist darauf gerichtet, daß der Deutsche Bundestag seinen Sitz in Berlin nach der jahrzehntelangen Unterbringung in provisorischen Bauten in Bonn von Anfang auf Dauer anlegt."
Auf Dauer - dies beteuern die prämierten Entwürfe fortwährend. Ob darin die selbstverständliche Würde und Gelassenheit einer gefestigten Demokratie und eines wiedervereinigten Deutschlands sich ausdrückt, oder eher der angestrengte Wunsch, es sei so, werden die kommenden Monate und Jahre weisen. Etwas mehr (architektonische) Unsicherheit hätte, so paradox dies zunächst scheint, mehr Zutrauen in das Selbstbewußtsein der neuen Republik geschenkt.
DIETER BARTETZKO
ski FRANKFURT A. M. Die Sanierung der DG Bank macht allmählich Fortschritte, doch dürfte es noch einige Jahre dauern, bis das vom früheren Management heruntergewirtschaftete Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken wieder "auf Rosen gebettet" ist. Für 1992 kann Vorstandschef Bernd Thiemann den geplanten "Nullabschluß" vorlegen, wobei es gelingt, in der Bilanz ein etwas komfortableres Polster zu schaffen. Das Betriebsergebnis stieg immerhin von 94 auf 340 Millionen Mark. Darüber hinaus stehen 200 Millionen als Garantieleistung des Kreditgenossen-Verbandes zur Verfügung, die 1991 beschlossen worden war, bisher aber nicht beansprucht wurde. Weitere 200 Millionen werden an Reserven "gehoben", indem das DG Bank-eigene Selmi-Hochhaus auf eine verbundinterne Parkposition verschoben wird. Der Verkauf des Gebäudes für 650 Millionen Mark, der vor einem Jahr fast perfekt schien, war dann doch gescheitert. Die insgesamt 740 Millionen fließen fast vollständig in die Vorsorge für wacklige Kredite im In- und Ausland. Dabei können die Länderrisiken jetzt zu 60 (Vorjahr 55) Prozent "abgeschirmt" werden, was freilich im Branchenvergleich noch keine sehr beeindruckende Quote ist.
Während die Stärkung der Kapitalbasis im vorigen Jahr nach reichlich Hickhack über die Bühne ging und nun die neuen gesetzlichen Sollgrößen sogar um einiges überschritten werden, ist das Thema Agima noch nicht abgehakt. Diese Tochter, in der der milliardenschwere Immobilienbesitz des Instituts (in Frankfurt und München) liegt, soll seit langem vorzugsweise im Verbund plaziert werden. Durch die Entwicklung des Grundstücksmarktes wird dies nicht gerade erleichtert. Nun ist vorgesehen, die Agima zunächst "schlanker" zu machen, also diverse Immobilien - wie das Selmi-Haus - abzustoßen. Übrig blieben dann im wesentlichen das jetzige kleinere DG Bank- Haus und der neue Turm "Westend 1", der einschließlich Grundstück 800 Millionen Mark gekostet hat und im Mai bezogen wird. Dieses zweithöchste Bürohochhaus auf dem europäischen Kontinent soll nach den Vorstellungen Thiemanns Dienstleistungszentrum und "Wahrzeichen" der Volks- und Raiffeisenbanken werden. Falls die Agima-Operation gelingt, könnte für die DG Bank ein außerordentlicher Ertrag von "mehreren" 100 Millionen Mark herausspringen.
Zu den noch nicht bewältigten Altlasten gehören auch die hohen Sach- und Personalkosten, die 1992 zweistellig kletterten. So werden jährlich mindestens 80 Millionen Mark praktisch zum Fenster hinausgeworfen, weil nach den Fusionen der vergangenen Jahre unterschiedlichste EDV-Systeme nebeneinander laufen. Beim Personalaufwand schlugen auch einmalige Kosten für den Sozialplan zu Buche. Von geplanten 800 Stellen wurden bisher 340 (davon 180 im Inland) gestrichen; derzeit beschäftigt die Bank noch etwa 5000 Leute. Erledigt ist die Schließung der Stützpunkte Los Angeles und Singapur sowie der Wertpapiertöchter in Paris, London und Amsterdam; diese Aktion kostete 57 Millionen Mark.
Den Gesamtumfang des zu bereinigenden Schadens sieht Thiemann "eher bei vier als bei drei Milliarden Mark". Ursachen waren unter anderem eine erhebliche und noch immer nicht ganz behobene Zinsschieflage, weil Wertpapiergeschäfte in gigantischem Ausmaß nicht "kongruent" refinanziert wurden, und ausfallgefährdete Kredite, für die nicht ausreichend vorgesorgt wurde (während der alte Vorstand offenbar gleichzeitig Dividende aus der Substanz zahlte).
Erfolge, aber auch erhebliche Rückschritte konstatiert Thiemann bei der Zusammenarbeit im Genossen-Verbund. "Kein Meisterstück" sei es gewesen, daß die regionalen Zentralbanken zusätzlich zur DG Bank selbst nach Luxemburg gingen. Der Manager warnt davor, daß die Gruppe instabil werden könnte, und ruft dazu auf, die Arbeitsteilung zu erhalten und die Kräfte zu bündeln, statt das Rad mehrfach neu zu erfinden. Die nächsten Jahre seien strategisch entscheidend.
STUTTGART. Wer Haß sät, wird Gewalt ernten. Nichts ist harmlos in einem Klima mißtrauischer Feindseligkeit, Mißverständnisse sind an der Tagesordnung und der geringfügigste Zufall kann die Katastrophe auslösen, die keiner gewollt und erst recht keiner verhindert hat.
Der Familienzwist zwischen den Häusern Montague und Capulet gehört zu den alltäglichen Selbstverständlichkeiten in Verona, von den Familienoberhäuptern vorausgesetzt und in kühler gesellschaftlicher Distanzierung voneinander gelebt, von den Bedienten und Parteigängern an jeder Straßenecke ausgelebt. Die Tragödie von "Romeo und Julia" zeigt die verhängnisvollen und schmerzlichen Verkettungen irrationaler, ebenso widersinniger wie mörderischer Feindseligkeiten mit ganz privaten Lebensentscheidungen.
Gerd Böckmann wollte in seiner Stuttgarter Neuinszenierung die bestürzende Aktualität des Stückes buchstäblich vorführen: Auf den Zuschauer zu bewegt sich die schwarze Wand nach vorn, die keinen Lebensraum bietet. Sobald der würdevoll durch des Portales Mitte hereingeschrittene Fürst sich, als Theaterdirektor, seiner Vorrede entledigt hat und den Rücken wendet, wird aus seinem weiten Fledermaus-Flügel-Umhang ein Theatervorhang, unter dem das zu Demonstrationszwecken inszenierte Leben hervorquillt, und es hebt vor dem Bühnen-Breitwand-Panorama ein gar schreckliches Hauen und Stechen an. Nichts als Theater - doch mit lebensvernichtenden Folgen.
Der Appell ergeht, am Ende geradezu plakativ, ans hochverehrte Publikum. Da sitzen dann in den Seitenlogen, soigniert und zu modernen Biedermännern eingekleidet, die verfeindeten Herrschaften, durch die Breite des Bühnenraums voneinander getrennt, und starren betreten auf die Bühnengruft ihrer Kinder. Merke: Ihr, die ihr hier so wohlanständig tut, die ihr die Welt geteilt und euch dann eingerichtet habt in dem Leben mit Feindbildern. - Ihr seid, auch wenn ihr euch raushaltet aus den Straßenschlachten - verantwortlich für die mörderische, selbstzerstörerische Randale der jungen Generation.
Der Ansatz ist bestechend und schlüssig. Das Stück könnte in neuem Licht erscheinen - wenn Böckmann ihn durchgehalten hätte. Wenn es ihm gelungen wäre, nicht nur die furiosen Fechtszenen und die Balkonszene zu ironisieren, in der Romeo an seinem eigenen Gürtel zwischen Hoffen und Bangen, schief, glücklich und komisch an einem Haken hängt; wenn es ihm gelungen wäre, auch die pur verkitschte Liebesnacht und die allzu treuherzigen Stadttheaterauftritte zu zitieren, zu Spielmaterial zu machen und sie mit dem doppelten Blick sowohl auf die an Klischees reiche Aufführungstradition dieser Tragödie wie als Hinweis auf eine angemessenere, politisch brisante Lesart, als Selbstinszenierungen der Arroganz, Verantwortungslosigkeit und Leichtlebigkeit, auch Ratlosigkeit zu zeigen.
In den geglückten Passagen spielt sich die Tragödie, jeden Augenblick anders, zwischen wahrnehmungsgestörten Menschen ab, und Böckmann setzt sein Publikum, zumal wenn er die wuchtige Tor- Wand auf zwei Ebenen gleichzeitig bespielen läßt, angesichts unvereinbarer Affektlagen und Lebensauffassungen emotionalen Zerreißproben aus. Und gleich darauf verspielt er mit klapperndem Chargentheater den eigenen Zugriff.
CORNELIE UEDING
me WIESBADEN, 19. Februar. Trotz eines Mehrheitsbeschlusses der Finanzminister sind die Bundesländer sich noch nicht über alle Details des künftigen Länderfinanzausgleichs (ab 1995) einig, der erstmals auch die Ost-Länder einbeziehen soll. Nachdem in der Finanzministerkonferenz am Donnerstag Baden-Württemberg gegen den dort beschlossenen Gesetzentwurf gestimmt und Mecklenburg-Vorpommern sowie Sachsen-Anhalt sich enthalten hatten, bekräftigte Hessen am Freitag seine Forderung nach einem gerechteren Ausgleich der Zusatzbelastungen zwischen den finanzstarken West-Ländern.
Die hessische Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) hatte dem Entwurf zwar zugestimmt, gleichzeitig aber eine Erklärung zu Protokoll gegeben, wonach diese Zustimmung ohne Korrekturen am Gesetz bis zur Ministerpräsidentenkonferenz Ende kommender Woche wieder "in Frage gestellt" werde.
Der Länder-Gesetzentwurf versteht sich als Gegenmodell zu den Vorstellungen von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU). Die Länder verknüpfen den gesamtdeutschen Finanzausgleich darin mit einer Erhöhung ihres Anteils an der Umsatzsteuer um acht Prozent. Finanzausgleich und neue Umsatzsteuerverteilung zusammen sollen den neuen Ländern ab 1995 Einnahmen zwischen vier (Mecklenburg-Vorpommern) und 9,6 Milliarden Mark (Sachsen) pro Jahr bringen. Größte Netto-Zahler wären im Vergleich zu bisher Nordrhein-Westfalen (1,9 Milliarden), Baden-Württemberg (1,7 Milliarden) und Hessen (1,1 Milliarden), das mit 196 Mark Zusatzbelastung pro Einwohner als finanzstärkstes Land relativ am härtesten betroffen wäre. (Weiterer Bericht auf der Hessenseite)
Geißler: Solidarzuschlag früher BERLIN (AP). Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Heiner Geißler hat die Wiedereinführung des Solidaritätszuschlags schon vor 1995 vorgeschlagen - für den Fall einer schlechten Wirtschaftsentwicklung. Das Wachstum des Bruttosozialprodukts sei falsch eingeschätzt worden, sagte er am Freitag im ZDF. "Soziale Kürzungen mit der Hekkenschere" kämen für die CDU nicht in Frage. Aber niemand könne auf Einnahmeverbesserungen verzichten. Die SPD mache den Fehler, daß sie Arbeitsmarktabgabe und Solidaritätszuschlag zugleich fordere; "da kommt das Sparen zu kurz".
Geißler warnte die CDU/CSU davor, den Eindruck zu erwecken, als hätte sie beim Sparen ständig den Sozialetat im Visier oder als hätte der Umweltschutz keine zentrale Bedeutung mehr: dann würde sie zu einer 30-Prozent-Partei werden.Neuer Name früher möglich Verfassungsgericht erleichtert Änderung für junge Transsexuelle Von unserer Korrespondentin Ursula Knapp
KARLSRUHE, 19. Februar. Die bisher geltende Altersgrenze von 25 Jahren für die Namensänderung von Transsexuellen ist vom Bundesverfassungsgericht (BVG) in Karlsruhe aufgehoben worden. Die Altersgrenze betraf Transsexuelle, die zunächst ihren Vornamen ändern lassen wollten, bevor sie sich einer irreversiblen operativen Geschlechtsumwandlung unterzogen. Sie mußten bisher bis zum Alter von 25 Jahren auf die Vornamensänderung warten. Die sogenannte große Lösung, bei der eine Geschlechtsumwandlung und Namensänderung erfolgt, war dagegen früher möglich. Aufgrund von drei Richtervorlagen erklärte der Erste BVG-Senat jetzt die Ungleichbehandlung für verfassungwidrig. Die Altersgrenze darf ab sofort nicht mehr angewendet werden. (Az.: 1 BvL 38/92 u.a.)
Transsexuelle fühlen sich nicht dem Geschlecht zugehörig, mit dem sie geboren wurden. Das Transsexuellengesetz von 1980, das noch von der sozialliberalen Koalition gemacht worden war, ermöglichte diesen Menschen neben der sogenannten großen Lösung mit Geschlechtsumwandlung auch die kleine Lösung, die zunächst nur eine Änderung des Vornamens vorsah, damit der Transsexuelle seine neue Geschlechterrolle zunächst erproben konnte, bevor er sich irreversiblen Eingriffen unterzog. Das Gesetz sah für beide Lösungen eine Altersgrenze von 25 Jahren vor. 1982 hob Karlsruhe die Altersgrenze für operative Geschlechtsumwandlungen (große Lösung) als verfassungswidrig auf, da sie transsexuell Veranlagte in den entscheidenden Lebensjahren an der Entwicklung ihrer Persönlichkeit hindere. Nach dem Urteil von Ärzten und Psychologen erfolgt die Entscheidung für einen Geschlechterwechsel vor allem nach der Pubertät.
Der Bonner Gesetzgeber schaffte aber trotz der Karlsruher Entscheidung die Altersgrenze für die bloße Namensänderung nicht ab. Folge war, daß Transsexuelle in die Operation getrieben wurden, weil sie nur so ein Leben in der von ihnen empfundenen Geschlechtsidentität erreichen konnten. Diese Situation hat Karlsruhe jetzt beendet.
In der Begründung des Beschlusses heißt es, gerade für Transsexuelle unter 25 Jahren sei es wichtig, schon vor operativen Eingriffen in der dem eigenen Empfinden entsprechenden Geschlechterrolle leben zu können, ohne daß das Dritten und Behörden durch den Vornamen offenbart werden müsse. In einer Zeit, in der häufig die erste Arbeitsstelle gesucht werden müsse, komme der rechtlichen Absicherung besondere Bedeutung zu.
Einen Gelsenkirchener Metzgermeister aus den fünfziger Jahren bekommt man nicht allzu häufig zu sehen, schon gar keinen, der Schlagzeug spielt. Klaus Huber - der nichts mit dem gleichnamigen Komponisten gemein hat - liefert diese unwiderstehliche Idylle. Eigentlich besteht das Trio "Ars Vitalis" aus drei gleichberechtigten Musikkomikern, und hinsichtlich ihrer musikalischen Qualitäten mag das stimmen. Aber Hubers Mimik ist für sich allein einen Abend wert. Auch stumm und in Schwarzweiß.
"Ars Vitalis" hat sich einen Witz zu eigen gemacht, der irgendwo zwischen Kagels Stücken für das "Trio le Cercle" und Musikparodie liegt, angereichert durch quirligen Jazz, der sich prima auch ohne jede Komik ertragen ließe.
Zu Beginn ist die Bühne mit allen Instrumenten in weiße Tücher gehüllt. Ohne Gitarre, Schlagzeug und Saxophon auszuwickeln, beginnt das Trio zu spielen. Klassische Töne, Tango, Blues, bayerische Volksmusik, all das steht auf dem Programm, in der Regel nur kurz angespielt, denn im Mittelpunkt steht die eigentümliche Kommunikation der drei, die fließend zwischen instrumentalen Interjektionen und Sprachgestammel hin und herwechselt.
Gelegentlich spülen sich die Urlaute auch in verstehbare Regionen hinauf: "Kannte Gandhi Jandl? Das Land wo Kant die Lösung fand!". In einer parodierten Fußballreportage kommt gar Alltag in die Szene, rhythmisiert zu einem Chor stotternder Kommentatoren.
Eine Vielzahl von Instrumenten kommt im Laufe des Abends zum Zuge, das Trio besteht aus versierten Musikern, keine Frage, aber über all dem schwebt das Gesicht des Schlagzeugers, der sich cool dem Blues hingibt, neckische Tänzchen wagt und sich mittels eines am Akkordeon befestigten Fahrradspiegels mit Waigel-Brauen versieht. ("Ars Vitalis" gastiert noch bis Sonntag im Mousonturm, Beginn um 21 Uhr.) MALTE LINDE
Seidenmalerei HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4a, bietet ab Mittwoch, 24. Februar, ab 9 Uhr einen Seidenmalkurs an. An sechs Vormittagen werden Schals, Bildmotive, Kissen oder Glückwunschkarten hergestellt. Anmeldungen sind unter der Telefonnummer 22312 möglich.
BAD VILBEL. Die Stadtkapelle Bad Vilbel führt den Zug an, mit dem die Sandhasen verstärkt durch weitere Bad Vilbeler und nachbarliche Vereine am heutigen Samstag zum Sturm auf das Rathaus rücken. Insgesamt wirken zwölf Vereine und Gruppen mit, außer den mutigen Sandhasen die Schoten, die Bodentrampler, die Maa-Gard, die GSG, Fanfaren- und Spielmannszüge aus Harheim, Bonames und Dortelweil. Die Narren treffen sich um 14.30 Uhr am Ritterweiher und ziehen um 15 Uhr durch die Innenstadt zum Rathaus.
HANAU. "Fit durch Bewegung" heißt das Motto, unter dem der Freizeittreff Bürgerkeller Großauheim einen Workshop an drei Wochenenden anbietet. An drei Samstagen, 13., 20., und 27. März, werden jeweils von 14 bis 16 Uhr Dehnungs- und Yoga-Übungen sowie weitere Entspannungstechniken gezeigt.
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Interessenten sollten sich schriftlich beim Freizeit- und Sportamt, Nordstraße 88, in Hanau anmelden. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. res
OFFENBACH. Einen schwerverletzten Wachmann fand am Freitag gegen 4.15 Uhr ein Zeitungsausträger in der Zufahrt zur Mercedes-Niederlassung am Boschweg. Der 52jährige wurde von einem Notarzt versorgt und ins Stadtkrankenhaus gebracht. Die Polizei geht davon, daß der Mann auf einem Streifengang von zwei Einbrechern überfallen und mit einer Eisenstange auf den Kopf geschlagen wurde. Sofort nach ihrer Alarmierung durchsuchte die Polizei mit starkem Aufgebot das Gelände - erfolglos.
Jetzt sucht die Kripo, Telefon 8090-259, Zeugen und fragt, wer in der Nacht zum Freitag im Bereich Daimlerstraße, Boschweg, Hertzweg und Dieselstraße Verdächtiges beobachtet hat, und wer Hinweise auf Personen geben kann, die vor und nach der Tat aus diesem Gebiet geflüchtet sind? lz
WIESBADEN. Franz-Josef Rathgeber schwillt sichtbar die Zornesader: "Blasen sollen Sie, Mann! B l a s e n !" Doch dem ertappten Autofahrer geht scheinbar immer wieder die Puste aus, viel zu früh setzt er den Alkoholmesser ab. "Der will uns auf den Arm nehmen", flucht der Polizeihauptkommissar. Nach zig vergeblichen Versuchen hat es der besäuselte Mann am Steuer schließlich geschafft: Sein Atemluft reicht endlich für die Analyse: 1,0 Promille leuchtet auf der Digitalanzeige auf. "Deshalb also das Geziere am Pusteröhrchen", murmelt der Polizist, "der ahnte, was ihm blüht." Zwei Beamte begleiten den Zecher zur Blutprobe, seinen Führerschein konnten sie noch nicht kassieren - er hatte ihn zu Hause vergessen. Er blieb übrigens der einzige, den die Polizeibeamten am Donnerstag abend in der Wiesbadener Straße erwischten. Magere Ausbeute einer eineinhalbstündigen Alkoholkontrolle? Franz-Josef Rathgeber verneint entschieden: "Wir wollen nicht möglichst viele Alkoholsünder dingfest machen, sondern durch Präsenz warnen. Die Autofahrer sollen wissen, daß wir sie vor allem in den tollen Tagen verstärkt überprüfen. Überall. Jederzeit."
Acht Beamte hatten sich am Karl-Helfrich-Platz in Mainz-Kastel postiert, winkten die Autofahrer an den Straßenrand, ließen sich Führerschein und Autopapiere zeigen. Dann die Standardfrage: "Haben Sie 'was getrunken?" Sie wird meistens verneint. Oder andere Variante einer Antwort: "Ja, zwei Glas Wasser." Auch bei solch kurzem Dialog ist jeglicher Vertuschungsversuch sinnlos: Weder Pfefferminzbonbon noch Kaugummi oder Glimmstengel können die "Fahne" verdecken. Rote Augen, glasiger Blick, fahrige Bewegungen, Artikulationsschwierigkeiten: Den aufmerksamen Polizisten entgeht nichts. Dies alles ist beschwipsten Chauffeuren wohl bekannt. Einem von ihnen schien am Donnerstag abend zu dämmern, was auf ihn zukommt, wenn er "pusten" muß: Er ignorierte das Haltesignal der Polizei, gab Vollgas und raste auf und davon. Hinterherfahren? Fahndungsmeldung durchgeben? Franz-Josef Rathgeber winkt ab. "Wenn wir den Wagen später stoppen, sitzt der alkoholisierte Fahrer längst nicht mehr am Steuer."
Das Unrechtsbewußtsein vieler Autofahrer, die selbst sternhagelvoll noch die heimische Garage ansteuerten, sei nur schwach ausgeprägt, wissen die Polizisten aus ihrer jahrelangen Erfahrung. "Ich bin doch noch fit", kriegen sie immer wieder zu hören. Ihre Selbstüberschätzung wird von Medizinern widerlegt: Schon 0,3 Promille genügen, um Entfernungen falsch zu beurteilen. Das verleitet zu dichtem Auffahren oder gewagten Überholmanövern. Mit 0,8 Promille hat sich das Blickfeld verengt, werden wechselnde Lichtverhältnisse nicht mehr registriert. Ab 1,3 Promille schließlich beginnt absolute Fahruntüchtigkeit - Reaktionsabläufe sind verzögert und gestört.
"1,0 Promille? Das kann nicht sein", verteidigte sich der erwischte Zechbruder am Donnerstag abend: Er habe nur "eine Flasche Bier zum Essen getrunken" - eine Aussage, die die Beamten mit Kopfschütteln registrierten: "Diesen Pegel schafft man damit nicht!" Wieviel gerade noch erlaubt ist - darüber gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. "Das hängt vom Körpergewicht, der gesundheitlichen Verfassung und der Mahlzeit ab, die man zuvor zu sich genommen hat." Fest stehe nur: "Das zweite Glas - egal ob Schnaps, Wein, Bier oder Sekt - ist schon zuviel."
Knapp 10 000 Unfälle ereigneten sich im vergangenen Jahr in Wiesbaden, 346 mal war Alkohol dabei im Spiel. Jeder vierte Verkehrstote wurde bundesweit ein Opfer von Trunkenheit am Steuer. Bei Alkoholkontrollen gingen der Polizei im vergangenen Jahr 483 besäuselte Pkw-Lenker ins Netz - sie werden in der Statistik als "folgenlose Trunkenheitsfahrten" geführt. Die Dunkelziffer ist enorm, fürchtet Franz-Josef Rathgeber. Fast wäre ihm vor ein paar Jahren bei einer Lkw-Kontrolle ein Lastwagenfahrer durch die Lappen gegangen, der - wie sich später zeigte - ordentlich "getankt" hatte. Nichts sei auffällig gewesen, weder sein Gang, noch seine Bewegungen oder seine Sprache. Bis Franz-Josef Rathgeber einen Blick ins Führerhaus warf: Dort stand ein Kasten Bier - die meisten Flaschen waren leer. Der Polizist veranlaßte eine Blutprobe, die es buchstäblich in sich hatte: 3,4 Promille. Er steht in Franz-Josef Rathgebers ganz persönlichen Guiness-Buch der Rekorde.
Es gäbe beschickerte Autofahrer, die sich einen Sport daraus machten, von Polizeikontrollen unbehelligt durch die Gegend zu kutschieren. "Die machen sich eine Kerbe ins Lenkrad, wenn's wieder einmal geklappt hat." Aber wehe dem, sie geraten in eine Kontrolle: "Dann ist das Gejammer groß." Spätestens bei der Blutprobe werden ihnen die weitreichenden Folgen klar: Geldstrafe. Führerscheinentzug. Verlust der Mobilität. Und bei einigen sogar Gefährdung des Arbeitsplatzes. "Die teuerste Taxe wäre billiger gewesen." MARGIT FEHLINGER
Kohl holt Flaschen aus dem Kabinett
Im Gegensatz zu Heddernheim wird der "Frankfurter Fastnachtszug", der am Sonntag um 13.31 Uhr beginnt, eher generalstabsmäßig vorbereitet. Handwerker und Messebaufirmen haben in mehreren Hallen des Osthafens ihre Motivwagen genauso liebevoll (und regenfest) gestaltet. Hier hat die Stadt sogar 90 000 Mark zugebuttert. Dennoch sei es "in Frankfurt nicht so gemütlich wie an der Nidda", urteilen viele.
Da ist er wieder, der uralte Gegensatz, vergleichbar nur mit den Kabbeleien zwischen "Frankfordern" und "Offebächern".
Zugmarschall Dieter Schwarz hat einen ganzen Stab von Helfern, Entwerfern, Gestaltern und Figurenbauern. Walter Henn arbeitet als Künstler nach seinen zeichnerischen Anregungen. Acht Firmen stellen die Wagen, auf denen dann die ganze Pappmaché-Herrlichkeit thront. Im 137. Jahr der "Frankfurter Fastnacht" lautet das Motto, etwas brav: "Frankfurt hat was Wunderbares - Fastnacht heißt die Schau des Jahres."
Sie kostet, alles in allem, mit dem finanziellen Aufwand, den die Vereine einbringen, ebenfalls rund eine Million. Soviel wie der Zug in Heddernheim.
Wie solch hohe Kosten zusammenkommen? "Schließlich wollen nicht nur die rund 20 Kapellen, fast alle von auswärts, bezahlt sein. Ein Omnibus kostet doch allein 1500 Mark", sagt Schwarz. Und weil ein guter Motivwagen um die 20 000 Mark verschlingt, das Geld aber immer knapper wird, spart man diesmal zwei dieser Wagen ein. In die Bresche springt das Stadtpresseamt mit dem Motivwagen "1200 Jahre Frankfurt". Der amortisiert sich insofern, als er 30 bis 40 weitere Einsätze haben wird: beim Hessentag, bei anderen großen Festen des Jahres.
Doch Finanzkrisen werfen keinen Narren um. "Unser Zug hat einen Namen. Wir haben mit über 200 000 Besuchern mehr als die in Mainz." Und, auch davon ist Schwarz überzeugt: "An Beliebtheit steht unser Frankfurter Gaudiwurm an dritter Stelle!" Nach Köln und Düsseldorf.
Die Figuren, vorwiegend auf den kostenlos zur Verfügung gestellten Leih- Lastwagen der Firma mit dem Stern montiert, stehen noch in den Hallen des Osthafens. Da tanzt der Herr von Schoeler mit der blonden Petra vor dem Römer. Die schnell wechselnden Wirtschaftsminister fallen zwar reihenweise um, aber nie auf die Schnauze. Und Winzermeister Kohl holt die alten Flaschen aus dem Kabinett, um sie in den Glascontainer zu werfen.
Ein Angsttraum aber geht im Großen Rat schon ein bißchen um: daß man eines Tages ratlos werden könnte, wie die Kosten noch aufzufangen sind. "Da hat doch der Geo Wahl (zuständig für die Wagenentwürfe) tatsächlich vorgeschlagen, wieder mit handgezogenen Leiterwägelchen wie nach dem Krieg durch die Stadt zu ziehen und Lieder zu singen!"
Ein schlechter Scherz mehr, meint Schwarz. Und betont: "Schließlich sind wir doch Weltstadt, oder?"
(Siehe Skizze unten)
OBERURSEL. Die Stadt will den Personalbestand für das Haus der Jugend und den Jugendclub Oberstedten erweitern. Das hat der Magistrat in seiner letzten Sitzung vor der Wahl beschlossen. Danach soll im Jugendcafé eine Halbtagsstelle in eine Ganztagsstelle mit dem Schwerpunkt "Jugend- und Drogenberatung" umgewandelt, drei Teilzeitkräften anstatt 20 nun 30 Stunden in der Woche beschäftigt und eine zusätzliche Honorarkraft für zehn Wochenstunden eingestellt werden.
Auch im Jugendclub tut sich was: nach den Plänen der Stadt werden zwei weitere Mitarbeiter die Jugendlichen zehn Stunden in der Woche betreuen. Mit dem neuen Personalkonzept will der Magistrat auf die zunehmende Gefährdung der Jugendlichen durch Gewalt und Drogenkonsum reagieren. Denn diese Probleme hätten gerade das Jugendcafé nicht verschont, sagte Bürgermeister Thomas Schadow. "Es ist aber nicht auszuschließen, daß die Politik der Stadt Frankfurt, ihre Probleme ins Umland zu verdrängen, für diese Entwicklung mitverantwortlich ist." ki
Party mit Quietschboys im Posthofkeller
HATTERSHEIM. Ihre Devise ist einfach: "Let&rquote;s have a party". Und getreu dieses Mottos ist denn auch die Wahl der Musikstücke, die die Quietschboys am heutigen Samstag um 20.11 Uhr bei der Fastnachtsparty im Hattersheimer Posthofkeller anstimmen. Da läßt die Gruppe aus Frankfurt bekannte Songs von Westernhagen und Grönemeyer erklingen, dröhnen Titel unter anderem von den Dire Straits oder Bon Jovi aus den Lautsprechern. kkü
NIDDERAU. Im Arbeitsgerichts-Prozeß, in dem ein Bauamts-Bediensteter gegen seine fristlose Entlassung durch die Stadt Nidderau klagt, ist am Donnerstag eine weitere Verhandlung anberaumt worden. Am 18. März will das Gericht in Hanau seine Entscheidung treffen. Bis dahin haben die Prozeßbeteiligten Stillschweigen vereinbart. Die Stadt hatte den Mann wegen mutmaßlicher Vorteilsnahme im Amt aus ihren Diensten entlassen. Ul
geg SCHWERIN, 19. Februar. Vor dem Schweriner Landtag hat Mecklenburg- Vorpommerns Ministerpräsident Berndt Seite (CDU) erstmals politische Fehler im Zusammenhang mit den rechtsradikalen Rostocker Krawallen eingeräumt. "Ja, es sind in Rostock Fehler gemacht worden", sagte Seite am Freitag in der Sondersitzung des Parlaments. Möglicherweise habe er zu lange gezögert, Innenminister Lothar Kupfer (CDU) zu entlassen. Den Rausschmiß Kupfers begründete er vor allem damit, "das Land aus den negativen Schlagzeilen herauszubekommen".
Im Innenressort steht für dieses Ziel nun der rheinland-pfälzische Christdemokrat Rudi Geil, der am Freitag seinen Eid als Minister ablegte. Seite verteidigte seinen Entschluß, einen westdeutschen Politiker als Nachfolger Kupfers zu benennen, mit dessen "vielfältigen Erfahrungen und fachlicher Kompetenz". Die SPD-Opposition wünschte ihm zum Amtsantritt in Schwerin, den "Barschel-Zöglingen im Innenministerium beizubringen, verantwortungsvolle Politik zu betreiben", wie Fraktionschef Harald Ringstorff sagte. In dem Ministerium kommen alle acht Abteilungsleiter aus dem Westen, fünf davon aus Schleswig-Holstein.
Nach seiner Vereidigung gab Geil eine vorläufige Bleibegarantie für alle Abteilungsleiter ab. Weiter machte er klar, daß ein Innenminister politische Verantwortung zu tragen und sich insbesondere als Dienstherr der Polizei zu verstehen habe. Kupfer hatte dies mehrfach bestritten.
Während Seite eine Krise der CDU/ FDP-Koalition in Mecklenburg-Vorpommern abstritt und die "von mir geführte Regierung" als "voll arbeits- und handlungsfähig" bezeichnete, verglich Ringstorff das Kabinett mit einer "Günstlingswirtschaft" und einer "Regierungs-Titanic". Mit dem "permanenten Auswechseln unfähiger Amtsträger" sei es nicht getan, sagte Ringstorff, der Neuwahlen forderte. Der SPD-Fraktionschef verwies auf insgesamt schon elf namhafte "Abgänge" innerhalb der Ministerien und nannte das Land deshalb "ein politisches Rentnerparadies"."Nein" ganz leise und auf deutsch
"Verräterin!" zischelten die beiden jungen Türkinnen kaum hörbar nach vorn. Ein starkes Wort - wo doch ihre gleichfalls ausländische Schulkameradin lediglich bekundet hatte, für eine doppelte Staatsbürgerschaft zu sein. Gefragt hatte sie der CDU-Politiker Albrecht Magen, und für die Schülerin ("Ich bin Ausländerin und Deutsche") war die Antwort nicht schwer.
Mag sein, daß der Einwurf der beiden Türkinnen nicht ganz ernst gemeint war. Denn ihre langen Mähnen, ihre Kleidung und ihr akzentfreies Deutsch deuteten nicht gerade auf Abgrenzungsprobleme hin. Nicht nur hier wurde deutlich, daß die eigentlich spannenden Äußerungen hinter vorgehaltener Hand fielen; und zwar in den Reihen der Schüler, die in der Stadtteilbücherei Bockenheim Ute Hochgrebe (SPD), Albrecht Magen (CDU) und Christoph Becker-Schaum (Grüne) gegenüber saßen.
Sie diskutierten mit zwei 8. Klassen der Georg-Büchner-Schule über das kommunale Wahlrecht für Ausländer, wobei Magen als Gegner, Hochgrebe und Becker-Schaum als Befürworter Stellung bezogen. Der CDU-Politiker verknüpfte das Wahlrecht mit der Staatsbürgerschaft, während seine beiden Kontrahenten es als Einwohnerrecht verstanden wissen wollten.
Hochgrebe und Magen merkten bald selbst, daß sie sich weitgehend gegenseitig beharkten, statt die Schüler aus der Reserve zu locken. Einiges ging deshalb über die Köpfe der Schüler hinweg, was die Politiker zuweilen juristisch-abstrakt formulierten.
Als der CDU-Mann einmal eher fragend meinte: "Wir haben eine deutsche Kultur, Ihr sprecht ja deutsch", hörte er keinen Widerspruch. In den hinteren Reihen sagten jedoch einige Mädchen leise "Nein" und wisperten dann weiter - auf deutsch. Die Zwickmühle vieler Jugendlicher, daß sie sich wie selbstverständlich in der Sprache eines Landes verständigen, dem sie sich nicht so recht zugehörig fühlen, sprach ein Schüler auch offen an. "Sie können sich nicht in die Lage des Ausländers versetzen", sagte er kategorisch zu den Politikern. Keine Einbürgerung, aber Wahlrecht - das ist für den Schüler kein Widerspruch. Heftiges Kopfnicken einiger Klassenkameraden zeigte Zustimmung. vo
ALTENSTADT. Für ein Flüchtlingslager in Slowenien sammeln mehrere Gemeinden des Dekanats Büdingen zwischen dem 3. und 11. März Hilfsgüter. Wer die von den Kirchenvorständen der evangelischen Gemeinden Höchst und Oberau angeregte Aktion unterstützen möchte, sollte haltbare Lebensmittel oder Hygieneartikel am besten in Form eines "Familienpakets" zusammenstellen und bei den Pfarrämtern abgeben. Auch Geldspenden für die Transportkosten und Lebensmittel werden gerne angenommen.
Sie können unter dem Stichwort Flüchtlingshilfe auf die Kontonummer 50 80 65 02 auf die Büdinger Volksbank überwiesen werden. Parallel zu der kirchlichen Spendenaktion sammeln Schülerinnen und Schüler des Wolfgang-Ernst- Gymnasiums in Büdingen Kinderschuhe, die ebenfalls beim Hilfstransport mitgenommen werden. Nähere Informationen sind beim Evangelischen Pfarramt in Höchst unter Tel. 0 60 47 / 56 31 erhältlich.
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FRANKFURT A. M., 19. Februar (dpa/AP/FR). Erpressung wirft der Deutsche Gewerkschaftsbund den sächsischen Metall-Arbeitgebern vor, die in einem beispiellosen Akt den Tarifvertrag zur Angleichung der Ost-Löhne an West-Niveau gekündigt haben. Die Arbeitgeber sprechen von einem Hilfeschrei. Die Kommentare aus den Spitzenverbänden brachten auch am Freitag keinen Aufschluß über die Rechtmäßigkeit der Kündigung.
Der Vertrag sieht eine Lohnerhöhung um 26 Prozent ab 1. April vor, womit die Grundlöhne auf 82 Prozent des West- Standards stiegen. Die Firmen wollen neun Prozent und weniger zahlen. Schlichtungen sind gescheitert, am Freitag auch in Sachsen-Anhalt und Berlin- Brandenburg. IG Metall- Bezirksleiter Jürgen Peters, mahnte: "Wenn abgeschlossene Tarifvereinbarungen nichts mehr wert sind, ist eine der Säulen der deutschen Demokratie in Gefahr."
Der Metall-Schlichter von Sachsen, der Wirtschaftsprofessor Rudolf Hickel, sagte in Bremen, die Arbeitgeber hätten die Schlichtung offensichtlich "keine Sekunde ernstgenommen". Sie "wollten ein Scheitern, um anschließend den Stufentarifvertrag kippen zu können". Ob die Kündigung rechtens war, könne zur Zeit wohl niemand genau sagen. Deshalb müsse schnell der rechtliche Status des Vertrags geklärt werden. Allerdings hätten die Arbeitgeber ihn durch die Kündigung selbst anerkannt, während sie vorher immer von einer eher unverbindlichen Vereinbarung gesprochen hätten.
DGB-Vorstandsmitglied Michael Geuenich nannte die Kündigung eine Provokation, die einer "Erpressung" gleichkomme. Nach der "Aufbaulüge" der Regierung könne nun niemand von den Gewerkschaften verlangen, daß "sie ihre Hand reichen für eine Anpassungslüge".
Der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Dieter Kirchner, nannte die Kündigung eine "Verzweiflungstat" und einen "Hilfeschrei", um die Branche nicht "dem Ruin" auszuliefern. Man habe sich mit dem Tempo der Lohnangleichung völlig übernommen. Der Präsident des Bundesverbandes der Industrie, Tyll Necker, nannte die angekündigten Kampfmaßnahmen der IG Metall das "weitaus kleinere Übel". Angesicht der Absatzprobleme sei Produktionsausfall kein Unglück, zumal Streikende dann "auf die Lohnliste der IG Metall wechseln würden".
(Leitartikel S. 3, Bericht S. 4)
OFFENBACH. Der Magistrat hat Probleme mit rund 1500 Mietern von Offenbacher Sozialwohnungen. Sie haben bislang noch nicht auf die Aufforderung reagiert, ihre Überprüfungs-Unterlagen zur Einführung einer Fehlbelegungsabgabe im Rathaus einzureichen.
Artur Hartmann, Leiter des Bauverwaltungsamtes, warnt die Säumigen: "Sollten sie bis Ende Februar 1993 nicht geantwortet haben, so werden sie einen Höchstbetrag von neun Mark pro Quadratmeter Wohnfläche monatlich zu zahlen haben."
Trotzdem ist Hartmann mit der bisherigen Rücklaufquote zufrieden, denn 6000 von insgesamt 8000 Fragebögen kamen zurück. Der Magistrat hat entsprechend dem neuen "Gesetz zum Abbau der Fehlsubventionierung im Wohnungswesen" festzustellen, wer aufgrund seines gestiegenen Einkommens eigentlich keinen Anspruch mehr auf eine Sozialwohnung hat. Die Ausgleichszahlung ist ab Juli 1993 von den Mietern zu leisten, deren Einkommen die maßgebliche Anspruchsgrenze für eine Sozialwohnung um mehr als 40 Prozent überschreitet.
Kein Gesetz ist ohne Ausnahme.
Hartmann weist auf eine Möglichkeit hin, die Zahlungspflicht für einige Jahre hinauszuschieben: "Wer seinen Haushalt verkleinern oder wegen der zu erwartenden Ausgleichsabgabe in eine kleinere Wohnung umziehen möchte, kann für maximal sechs Jahre von einer Ausgleichszahlung freigestellt werden." Wer von dieser Möglichkeit Gebrauch machen will, muß sich umgehend an die Wohnungs-Vermittlungstelle im neunten Stock des Rathauses wenden.
Hartmann erläutert: "Das Wohnungsbindungs-Änderungsgesetz von 1990 macht es möglich, daß Haushalte trotz Überschreitung der Einkommensgrößen in Sozialwohnungen umziehen können, sofern sie eine größere Wohnung freimachen. Dies ist eine wohnungswirtschaftlich vernünftige Regelung.
Interessenten können mit den ersparten Ausgleichsbeiträgen ohne weiteres die Kosten des Umzugs finanzieren. Bei einer geringeren Wohnfläche ermäßigt sich außerdem die Höhe der Ausgleichszahlung." Die Einführung der neuen Gesetze machen dem Bauverwaltungsamt und seiner Abteilung Wohnungswirtschaft viel Arbeit. Rund 1800 Bürger ließen sich individuell von den Mitarbeitern beraten und beim Ausfüllen der Fragebögen helfen.
In den nächsten Wochen müssen nochmals 1300 Haushalte angeschrieben werden, und zwar die in öffentlich geförderten Wohnungen und in von privaten Einzeleigentümern genutzten Sozialwohnungen. Zur Zeit ist das Bauverwaltungsamt dabei, eine EDV-Anlage zu installieren. Wenn die Daten der Fragebögen in den nächsten Wochen erfaßt sind, erhalten die Mieter ihre Bescheide über die Höhe ihrer Fehlbelegungsabgabe.
Hartmann geht davon aus, daß etwa jeder fünfte Haushalt zahlen muß. Stadtkämmerer Grandke rechnete unlängst aus, daß er über die Ausgleichsabgabe jährlich um die 1,5 Millionen Mark mehr in die Stadtkasse bekommt. Das eingesparte Geld muß allerdings zweckgebunden in den sozialen Wohnungsbau investiert werden. lz
BIELEFELD, 19. Februar (AP). Da das Deutsche Jugendherbergswerk mit Sitz in Detmold in Finanznöten ist, werden zahlreiche der 640 Jugendherbergen und -gasthäuser schließen müssen. "Wir rechnen damit, daß pro Jahr bis zu 15 Häuser aus unserem Netz ausscheiden", sagte DJH-Hauptgeschäftsführer Ulrich Bunjes dem Bielefelder Westfalen-Blatt. Betroffen seien Jugendherbergen in den neuen Bundesländern sowie in Bayern und Hessen. Konkrete Beschlüsse träfen demnächst die jeweiligen Landesverbände.
Ein Grund für die finanzielle Zwangslage sei, daß der Bund seine Zuschüsse für 1993 gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel auf etwa 4,3 Millionen Mark gekürzt habe, sagte Bunjes. "Vor der Wende erhielten wir noch fünf Millionen Mark pro Jahr." Nun könne das Jugendherbergswerk, das im vergangenen Jahr zehn Millionen Übernachtungen verzeichnete, notwendige Investitionen nicht mehr tätigen. "Wir haben mittelfristig gesehen einen Sanierungs- und Neubaubedarf von etwa 200 Millionen Mark", erklärte der Geschäftsführer.
BAD SODEN. Das strahlende Perlweiß- Lächeln im elektro-sonnenbraunen Gesicht des Models auf dem Werbeprospekt ist der Inhaberin des Bräunungsstudios "Sonnentreff", Hannelore Dillmann, in Natura vergangen. Erst Anfang des Jahres ist sie voll Begeisterung in ihr neues Domizil in der Gartenstraße gezogen: Alles war so wie sie es wollte, gemeinsam mit dem Architekten Bettenbühl, dem Eigentümer des Neubaus, hatte sie die Räume nach ihren Wünschen und Bedürfnissen ausgestattet und mit der Option, mindestens fünf Jahre drin zu bleiben, 80 000 Mark aus der eigenen Tasche investiert. Dem Glück bereitete jedoch unerfreulicher Besuch vom städtischen Bauamt und der Bauaufsicht des Kreises ein jähes Ende: Die Räume seien nicht als Gewerberäume angemeldet und dürften nur als Wohnung genutzt werden. "Krönung" der Hiobsbotschaft: "Sie haben mir zu verstehen gegeben, daß eine nächträgliche Nutzungsänderung wohl nicht genehmigt werde." Für Hannelore Dillmann ein finanzielles Desaster: "Man kann nicht einfach alle Sachen wieder ausbauen und umziehen." Neue Räume hat sie jetzt zwar im Ziegeleigelände in Aussicht, "aber da muß ich nochmal gut 50 000 Mark für die ganzen Einrichtungen und Umrüstungen investieren."
Dabei habe ihr Lebensgefährte Axel Krenzer noch vor dem Einzug im Januar - das Haus war damals noch nicht ganz fertig - nach der Gewerbenutzung gefragt: "Bettenbühl hat uns versichert, die sei angezeigt und in Kürze da."
Hannelore Dillmann fühlt sich nun "gelinkt" und fordert von Bettenbühl die investierten 80 000 Mark als Schadenersatz zurück. Die zweiwöchige Frist, die ihr Anwalt zur Stellungnahme gestellt hatte, verstrich. Und auch auf die neuerliche Aufforderung, 55 000 Mark als Anzahlung zu überweisen, kam bis heute nichts. Für Hannelore Dillmann und Axel Krenzer eine Unverschämtheit: "Erst stürzt er jemand einfach so in den finanziellen Ruin und reagiert dann nicht einmal."
Im Bettenbühl'schen Büro ist dazu nichts zu erfahren, doch weist die Ehefrau des Architekten alle Vorwürfe ihrer Noch-Mieterin zurück: "Wir haben bereits im August an die Stadt wegen einer Nutzungsänderung geschrieben", daß bis heute nichts geschehen ist, dafür könne ihr Mann nichts. Im übrigen sei es nur "Goodwill" gewesen, Hannelore Dillmann bereits im Januar - vor dem vereinbarten Mietbeginn im April - einziehen zu lassen. Ihrer Meinung nach hätte sich auch alles klären lassen, wenn nicht "alles so hoch gehängt" worden wäre.
Die gewünschte Gewerbenutzung haben die Bettenbühls möglicherweise schon am kommenden Mittwoch in der Tasche, wenn die städtische Baukommission entschieden hat. Bad Sodens Baudezernent Rainer Dennig (FDP) kann sich "durchaus vorstellen", daß sie auch erteilt wird, "wenn alle Forderungen erfüllt und auch die nötigen Stellplätze nachgewiesen sind". Die "ganze leidige Sache" wäre seiner Meinung nach nicht nötig gewesen, hätte "Bettenbühl von Anfang an mit offenen Karten gespielt". Er habe zwar am 3. August vom Architekten einen Brief wegen einer Nutzungsänderung erhalten, "aber da stand nur drin, daß er das Erdgeschoß als Gewerberäume vermieten will". Vier Tage später habe er den Architekten schriftlich darauf hingewiesen, daß er einen offiziellen "Antrag auf Nutzungsänderung" stellen müsse. Danach habe er aber nichts mehr von Bettenbühl gehört. Nach dem "Vorfall im Sonnenstudio" habe er ihm eine Frist bis zum 19. Februar gesetzt. Der Antrag liege nun seit kurzem vor. Dem zweiten Mietvertrag mit einem Spediteur, den Bettenbühl ebenfalls bereits im Januar ausgemacht hat, stünde dann nichts mehr im Wege. Den hatte der Spediteur aber nach der Erfahrung seiner Nachbarin in spe "vorsichtshalber" auf Eis gelegt. ana
SINDLINGEN. Wegen des Sindlinger Faschingsumzugs am Sonntag, 21. Februar, ist die Ortsdurchfahrt von 13 bis 16.30 Uhr vollständig gesperrt. Die Polizei bittet, Sindlingen weiträumig zu umfahren.
Die Buslinie 53 verkehrt nur zwischen Bahnhof Höchst und dem Sindlinger Kreisel. Fahrzeuge, die am Sonntag nachmittag in der Straße "Am Lachgraben" parken, werden abgeschleppt. ege
Auf einen Blick
Seite III USINGER LAND. Wie Haushaltshilfen des sozialen Dienstes alte Leute vor dem Gang ins Heim bewahren. Seite IV KRONBERG. Verkehrsberuhigung in Oberhöchstadt, doch viele Autos fahren noch zu schnell. Seite V HOCHTAUNUSKREIS. Bei der Taunusbahn tut sich was: Bewegung bei den Zubringerbussen. Seite VI SONDERSEITE. Usingens Stadtteil Merzhausen feiert sein 700jähriges Bestehen.
HANAU. In Höhe des Langenselbolder Dreiecks ist es gestern morgen im Berufsverkehr nach einer Karambolage mehrerer Fahrzeuge zu längeren Staus gekommen. Bei dem Unfall selbst wurde niemand verletzt. Allerdings entstand ein Sachschaden in Höhe von rund 20 000 Mark.
Wie die Langenselbolder Autobahnpolizei mitteilte, wechselte ein in Richtung Aschaffenburg fahrender Wagenlenker aus dem Main-Kinzig-Kreis die Fahrspur, um auszuweichen. Dabei prallte dieses Auto gegen einen Wagen aus Goslar. Kurz danach fuhr dann noch ein Wetterauer Autofahrer auf. Der Unfallverursacher flüchtete. Es soll sich um einen weißen PKW gehandelt haben. are
SCHÖNECK. An einer Frauenbeauftragten für Schöneck geht nun wohl kein Weg mehr vorbei. Das ist übereinstimmende Einschätzung von mehreren Teilnehmerinnen nach dem ersten Treffen der Gleichberechtigungskommission beim Gemeindevorstand. Wesentlich drehte sich die Diskussion dabei nur noch um die Aufgaben der Beauftragten und die Ausstattung der Stelle.
Erste Beigeordnete Bettina Pfeifer hat zu den Aufgaben ein Papier der SPD eingebracht, das den Frauen aus den Reihen der Grünen "durchaus okay" (so das Urteil von Ingrid Haertel) erschien. Gleichwohl seien einige Stellen noch etwas "schwammig" geblieben.
Demnach könnte die Arbeit der Kommission doch noch im laufenden Jahr "etatrelevant" werden. Das Gremium ist auf SPD-Initiative eingesetzt worden, nachdem die Grünen in der Haushaltsdebatte eine Frauenbeauftragten-Stelle gefordert hatten, was der Mehrheit in der SPD damals noch zu weit gegangen war.
Hatte das Parlament dabei noch verlangt, der Gemeindevorstand solle eine Kommission aus Gemeindevertreterinnen und sachkundigen Bürgerinnen bestellen, so waren nun doch auch eine Reihe Männer geladen. Zumal die CDU- Fraktion einfach keine Frauen aufzubieten hat.
Eben die Christdemokraten waren dann aber doch nicht vertreten, weil sie parallel eine Wahlveranstaltung mit Landratskandidat Müller hatten. Jürgen Winter, der Grüne aus dem Gemeindevorstand, ließ sich von einer Frau vertreten, weil er das für angemessener hielt.
So verblieben SPD-Fraktionschef Erich Dettmering und Bürgermeister Erwin Schmidt, der nach Darstellung von Haertel denn auch wesentlich den Verlauf des Gesprächs "strukturierte". Lehrbuchmäßig sei das abgelaufen, wie der Bürgermeister beispielsweise der Beigeordneten Pfeifer ins Wort gefallen sei.
Pfeifer streitet dies ab; sie würde sich von niemandem in die Parade fahren lassen. Daß sie die Aufgaben der Frauenbeauftragten nicht ganz eng eingegrenzt sehen möchte, begründet sie mit der kreativen Freiheit, die einer Amtsinhaberin zugestanden werden müsse.
Jedoch hat es nach Auskunft der AsF- Vorsitzenden Gerlinde Schwarz Konsens gegeben über die großen Zuständigkeiten der Frauenbeauftragten, die Personalpolitik im Rathaus, die vermittelnde Hilfe im sozialen Bereich und die Funktion als Anlaufstelle bedrängter Frauen.
Von der nächsten Zusammenkunft der Kommission, die nach Ansicht von Bettina Pfeifer tatsächlich die letzte sein könnte, verspricht sich die Beigeordnete noch mehr Klarheit über die Anforderungen eines Frauenbüros in einer vergleichbaren Kommune. Eine oder mehrere Frauenbeauftragte sollen dabei ihre Erfahrungen schildern. Klarheit soll dies auch über den Ausstattungsbedarf der Stelle geben, etwa die Frage, ob sie über eine eigene Sekretärin verfügen soll.
Gerade in diesem Punkt, fürchtet Ingrid Haertel, werde seitens des Gemeindevorstandes wohl noch gefeilscht werden. Diskussionspunkt war auch, ob man ein Rederecht der Frauenbeauftragten in Ausschüssen festschreiben könne.
Entscheidend für die wirkungsvolle Arbeit einer künftigen Frauenbeauftragten wird allerdings nicht nur der vorgegebene juristische und materielle Rahmen sein; wichtig wird nach Ansicht von Schwarz vor allem sein, welchen Rückhalt die Amtsinhaberin bei den Frauen in Bevölkerung und Parlament haben wird. Sie könne nichts erreichen, wenn man sie in der Luft hängen läßt. Ul
Obdachlosenunterkünfte werden in Sozialwohnungen umgebaut Minister des Lobes voll Baubeginn im Sommer Von Helmut Pomplun MAINTAL/WIESBADEN. Henschelstraße 14, das ist in Maintal "die letzte Adresse". Der Wohnkasten aus den 60er Jahren ist das städtische Obdachlosen-Asyl. Wer hier "gelandet" ist, hat sowohl bei der Suche nach einer anderen Wohnung wie nach Arbeit Schwierigkeiten. Jetzt sollen die Obdachlosenunterkünfte in acht Sozialwohnungen umgebaut werden. Das Wohnungsbauministerium unterstützt Sanierung und Umwandlung mit 1,26 Millionen Mark. "Damit übernimmt das Land 70 Prozent der Gesamtkosten in Höhe von 1,8 Millionen Mark", teilte die Pressesprecherin des Hessischen Ministeriums für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz, Constanze C. Rauert, gestern mit. Nach Abschluß der unter Federführung der Stadt geplanten "Maßnahme" sollen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern Dauermietverträge abgeschlossen werden.
Minister Jörg Jordan wertet das Maintaler Sanierungsprojekt als "mustergültiges Beispiel für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für sozial Schwache". Laut Rauert werden bei der Modernisierung des Asyls die neuen, erst seit Anfang des Jahres geltenden Technischen Wohnungsbaurichtlinien für den sozialen Wohnungsbau berücksichtigt.
Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen über einen von ihnen gewählten Sanierungsbeirat an der Umwandlung beteiligt werden. Mit dem Beginn der Arbeiten sei im Sommer zu rechnen, war im Maintaler Rathaus zu erfahren. Nach der erfolgten Zuschuß-Zusage des Landes könnten jetzt die Bauanträge gestellt werden.
Was wird mit den neuen "Fällen", wenn das Asyl Henschelstraße in Sozialwohnungen umgewandelt worden ist? "Den Wegfall der Obachlosenunterkünfte durch die Sanierung will die Stadt Maintal durch die Intensivierung des kommunalen Konzeptes der Obachlosenarbeit auffangen", heißt es dazu in ministeriellem Jargon. "So sollen zukünftig vermehrt Wohnungen aus dem allgemeinen Bestand angemietet werden, um so das Entstehen sozialer Brennpunkte zu vermeiden. Als Präventivmaßnahme sollen Zwangsräumungen von Menschen, die in Not gerieten, durch Übernahme von Mietrückständen vermieden werden."
Wie das konkret aussehen soll, erläutern Wolfgang Förster und Renate Gundert-Buch von der städtischen Obachlosenbehörde, die inzwischen dem Sozialamt angegliedert und neu strukturiert worden ist. Früher war die Behörde drei verschiedenen Ämtern zugeordnet: Das Ordnungsamt war für die Wiedereinweisung zuständig, das Bauverwaltungs- und Liegenschaftsamt bemühte sich um die Vergabe von Bindungsscheinen und Sozialwohnungen, und das Sozialamt war zuständig für die Betreuung der in Not geratenen Menschen.
Die Bündelung der drei Bereiche brachte laut Förster und Gundert-Buch etliche Vorteile: "Die Informationswege sind kürzer, Entscheidungen werden in einem Amt getroffen, und die Reaktionszeiten wurden deutlich verkürzt." Auf der Basis konnte eine neue Konzeption entwickelt werden. "Wir konzentrieren uns darauf, Zwangsräumungen von Wohnungen und damit die Obdachlosigkeit zu vermeiden, statt sie zu verwalten."
Die Entscheidung, keine speziellen Obdachlosenunterkünfte mehr zur Verfügung zu stellen, resultiere aus der Einsicht, "daß es sinnlos ist, Obdachlose in speziellen Häusern anzusiedeln und so für die Entstehung sozialer Brennpunkte zu sorgen".
Viele Klienten der Behörde sind zunehmend "ganz normale Mittelstandsbürger". Ihr Hauptproblem ist die Überschuldung, die viele Ursachen haben kann. Krankheit, Schwangerschaft, Trennung, Arbeitslosigkeit oder andere Belastungen. Die Miete sei dennoch meist die letzte Verpflichtung, die nicht mehr gezahlt werde. Dies bedeute, daß meist ein erheblicher Schuldenberg angelaufen sei, wenn die Räumungsklage ins Haus stehe. Wichtig sei deshalb, so früh wie möglich Beratung zu suchen.
FRIEDBERG. Die Kreisverwaltung hält die leerstehende ehemalige Blindenschule nach eigenen Angaben als Reserve-Unterkunft für maximal 120 Asylbewerber bereit. Sie solle nur dann belegt werden, wenn andernorts kein Obdach für zugewiesene Flüchtlinge zu beschaffen sei. Der Kreis vereinbarte dies nach Auskunft des Pressesprechers Michael Elsaß mit dem Landeswohlfahrtsverband, dem die Ex-Schule an der Mainzer-Tor- Anlage gehört. Auch die Stadt Friedberg, die das Areal kaufen und zum Rathaus umwandeln möchte, wurde von dem Plan unterrichtet.
Bereits im vorigen Juni war die Blindenschule als Notquartier für maximal 258 Kriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien im Gespräch - die dann aber nicht eintrafen.
"SPD-Mauschelei auf dem Rücken von Asylbewerbern vor der Kommunalwahl ein Skandal", textete gestern der fürs Friedberger Parlament kandidierende FDP-Mann Achim Güssgen in einer Pressemitteilung. Der Landrat und der Bürgermeister versuchten, ein ihnen nicht genehmes Thema vor der Wahl zu verschleiern. Die FDP stelle die Eignung des "heruntergekommen" wirkenden Schulgebäudes für Flüchtlinge in Frage. Die Beteiligten müßten sofort offenlegen, "welcher Deal hier geplant" sei. nes
"Das Ende kommt, Frau Intrau" steht über der Eingangstür. Klassenräume und Gänge der Deutschherrenschule sind leer, viele Schüler stehen auf dem Schulhof. Mit einem Streik haben am Freitag mehr als 300 Schüler der Sachsenhäuser Realschule gegen "Ausländerfeindlichkeit" ihrer Rektorin Monika Intrau protestiert. "Wir werden erst aufhören, wenn Frau Intrau suspendiert ist", sagte Schulsprecher Serdal Kirksekiz. Schüler erzählen immer wieder von Verboten Intraus, etwa in der Muttersprache zu reden, Kopftücher oder Miniröcke zu tragen. Manche berichten von eigenen Erlebnissen, andere kennen die Vorwürfe nur vom Hörensagen. Die Vorhaltungen gegen die Schulleiterin waren bei einer Sitzung des Ortsbeirates publik geworden. Zahlreiche Schüler haben sie bestätigt. Die Mehrheit der Lehrer äußerte Betroffenheit. Der Schulelternbeirat fordert detaillierte Prüfung der Vorwürfe. Das Staatliche Schulamt untersucht die Angelegenheit. In einem Gespräch mit der FR äußert sich Monika Intrau zu den Vorwürfen.
FR: Vor einem Jahr haben die Schüler, Lehrer und Eltern der Deutschherrenschule einträchtig gegen den Umzug der Schule gekämpft. Mit Erfolg. Heute streiken die Schüler und fordern ihre Suspendierung wegen Ausländerfeindlichkeit. Eltern und Lehrer gehen auf Distanz zu ihnen. Haben sie den Schulfrieden zerstört?
Intrau: Das kann ich nicht sehen. Die Art und Weise, wie die Vorwürfe über den Ortsbeirat hochkamen, war mehr als ungewöhnlich. Denn schließlich gibt es viele Wege, wie Schüler ihre Beschwerden vorbringen können. Die Hälfte unserer Schüler sind ausländische Schüler und Schülerinnen und an der Schule ist eine beachtliche Integrationsarbeit geleistet worden, gemeinsam von Kollegium und Schulleitung.
FR: Heißt das, sie hatten zuvor nichts von diesen Vorwürfen gehört?
Intrau: Beschwerden hat es in den letzten Schuljahren nicht gegeben. Im November sprach mich die SV darauf an. Mögliche Mißverständnisse habe ich dann in einem Gespräch geklärt. Darauf habe ich mich verlassen.
FR: Vielleicht liegt das an dem sehr strengen Klima in der Schule, daß die Vorwürfe jetzt so geballt hochkommen?
Intrau: Das Klima einer Schule erzeugt nicht allein die Leiterin.
FR: Warum haben sie, wie ausländische Schüler ihnen vorwerfen, verboten, auf dem Schulgelände in der Muttersprache zu reden?
Intrau: Nein, ich habe das nie verboten. Natürlich habe ich aus pädagogischen Gründen mal Schüler auf dem Hof aufgefordert: Sprecht doch lieber deutsch, damit ihr die Sprache besser übt. Aber das geschah nur ganz sporadisch.
FR: Der Schulsprecher, als einer von vielen, stellt es anders dar: Er habe sich mit einem Freund türkisch unterhalten. Das hätten sie untersagt und, auf Nachfrage, auf Schulgesetze verwiesen.
Intrau: Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Es gab sicherlich Konflikte, bei denen ich es für falsch hielt, wenn die Streitenden sich in ihrer Sprache auseinandersetzen, und wir Lehrer dabeistehen und nichts verstehen.
FR: Über das Verbot der Muttersprache berichtet nicht nur e i n Schüler.
Intrau: Dieses Volumen, wie es jetzt dargestellt wird, hat das nie angenommen. Ich renne doch nicht den ganzen Tag über den Schulhof, um die Muttersprache zu verbieten. Aber die allgemeine Umgangssprache an unserer Schule sollte schon Deutsch sein.
FR: Ein italienischer Schüler berichtet, sie hätten ihm untersagt, mit den Händen zu gestikulieren. Schließlich seien wir hier in Deutschland.
Intrau: Ach, das stimmt so nicht. Ich erinnere mich an den Fall. Der Schüler hatte wild herumgefuchtelt. Da habe ich gesagt: Laß doch mal die Hände in Ruhe. Aber so etwas habe ich doch nie im Bösen gesagt. Das wäre vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen.
FR: Warum verbieten sie türkischen Mädchen Kopftücher in der Schule?
Intrau: Der angesprochene Vorfall ist bald drei Jahre her. Mag sein, daß wir mal darüber gesprochen haben. Aber ich habe nie Kopftücher verboten. Diese und andere Schülerinnen kommen seit Jahren mit dem Kopftuch in die Schule, ohne je Nachteile erlitten zu haben.
FR: Aber Miniröcke gehen ihnen wohl zu weit? Sie haben, berichten Schülerinnen, Mädchen nach Hause geschickt, die einen kurzen Rock trugen oder einen riesigen Riß in der Jeans hatten.
Intrau: Das ist doch nicht wahr. Ich habe nie jemanden wegen seiner Kleidung nach Hause geschickt. Im Sommer können sie unzählige Mädchen mit Minirock auf unserem Schulhof sehen. Allenfalls habe ich mal gefragt, ob der Rock nicht ein bißchen länger sein könnte.
FR: Die Vorwürfe kamen hoch, nachdem sie die Teilnahme an einem Trauermarsch wegen der Morde in Mölln untersagt hatten.
Intrau: Die Schüler wollten losziehen, ohne Zeit und Ort der Demonstration zu kennen. Das konnte ich nicht verantworten.
FR: Werden die Schüler Nachteile wegen des Streiks vom Freitag haben?
Intrau: Nein.
FR: Werden sie sich nach dem Konflikt anders verhalten?
Intrau: Ich werde mich dann sicherlich mit manchen Hinweisen ein bißchen zurückhalten. Aber manches ist auch eine Temperamentssache.
Das Gespräch führte FR-Redakteur Lutz Fischer.
WETTERAUKREIS. Ob Bürgerhaus oder Boutique, Autofirma oder Hallenbad, der Bericht der Friedberger Kripo der vergangenen drei Tage zeigt: Einbrecher machen vor keiner Tür Halt. So hebelten Unbekannte in der Nacht zum Mittwoch die Eingangstür einer Nauheimer Boutique in der Stresemannstraße auf und plünderten sie aus. Ihre Beute: Über 250 Markenjeans und mehrere Pullover.
In der gleichen Nacht kappten Diebe die Drähte der Alarmanlage in der Lotto- Annahmestelle in der Nähe des Bad Nauheimer Hochwaldkrankenhauses. Durch den Hintereingang verschafften sie sich schließlich Zugang zu den Innenräumen, wo sie die Lotto-Kasse, eine größere Menge Zigaretten und einige Flaschen Schnaps mitgehen ließen. Mit zwei Stoßstangen und vier Autoreifen machten sich die Unbekannten davon, die sich das Gelände einer Autofirma im Friedberger Industriegebiet (Dieselstraße) als Tatort ausgesucht hatten. Da die Täter keine Spuren im Schnee hinterließen, geht die Kripo davon aus, daß sie vor 2.30 Uhr die beiden Autos, von denen sie die Reifen abmontierten, auf Steine aufbockten.
Drei Stück tiefgefrorenes Roastbeef, die Wechselgeldkasse und handbemalte Töpfe sind das Diebesgut, das Langfinger in der Nacht zum Donnerstag nach einem Einbruch in das Ilbenstädter Bürgerhaus wegschleppten. Kurios mutet ein weiterer Diebstahl im Hallenbad von Nidda in der Nacht zum Freitag an. Dort stiegen die Einbrecher zunächst durch ein Fenster in die Umkleideräume. Mit einer Gartenbank durchstießen sie die Glastür zum Beckenraum, um im Maschinenraum schließlich ein Chlormeßgerät und kleinere Ersatzteile zu stehlen. An den Zigarettenautomaten und herumliegenden Sachen hatten sie kein Interesse.
Hinweise gibt es bislang nur in einem Fall: So haben Zeugen vor dem Einbruch in die Lotto-Annahmestelle am Hochwaldkrankenhaus zwei etwa 30 Jahre alte und zirka 1,70 Meter große Männer gesehen, die ihren Wagen am Seniorenheim "Aesculap" abgestellt hatten und die Umgebung aufmerksam beobachteten. Weitere Hinweise an die Kripo Friedberg, Tel. 0 60 31 /60 10. cor
has FRANKFURT A. M. In der Gilde der Autovermieter werden schwere Vorwürfe gegen die Kfz-Versicherungsbranche erhoben, nachdem das Bundeskartellamt gegen diese ein Mißbrauchsverfahren eingeleitet hat (siehe gestrige FR). Anlaß des Streits sind vom HUK-Verband den Assekuranzen an die Hand gegebene unverbindliche Preisempfehlungen zur Regulierung der Kosten für die Bereitstellung von Mietwagen nach einem Unfall, gegen die die Autoverleiher Sturm laufen. Mit den Auseinandersetzungen mußten sich bereits viele Gerichte beschäftigen. Mit Blick auf die Verfahren sagt Wolfgang Licht, Geschäftsführer der gleichnamigen Autovermietung in Bad Soden im Taunus: "Im Sinne von frühkapitalistischem Mißbrauch scherte es den Großteil der Versicherer überhaupt nicht, wenn sie rechtswidriges Handeln von den Gerichten attestiert bekamen." Die Folge: Erste Konkurse in der Vermieterbranche seien schon zu verzeichnen.
Anläßlich der Eröffnung des Verfahrens durch das Kartellamt sprechen Autoverleiher von Erpressung, Betrug, Behinderung und Nötigung durch die Kfz-Versicherungswirtschaft. Frank und frei ist die Rede von vielen kommenden Strafprozessen und von "Krieg". Stellvertretend für die Assekuranzen hat der HUK-Verband den Mißbrauchsvorwurf zurückgewiesen und das empfohlene Regulierungsverfahren verteidigt.
BAD VILBEL. Mit einem Sattelzug stieß ein Autofahrer am Freitag gegen 4 Uhr auf der Goethestraße zusammen. Wie die Polizei berichtet, wurde er durch den Aufprall zurückgeschleudert. Dabei geriet das Auto in Brand. Der Fahrer und sein Beifahrer wurden leicht verletzt. Der Fahrer hatte zunächst die Unfallstelle verlassen, kehrte aber wieder zurück. de
Beamte des 4. Polizeireviers haben in der Nacht zum Freitag im Bahnhofsviertel bereits kurz nach der Tat fünf Straßenräuber festgenommen, die zwei Männer im Alter von 32 und 33 Jahren beraubt, zusammengeschlagen und erheblich verletzt haben. Wie die Polizei mitteilte, waren die beiden Passanten gegen 3 Uhr im Bahnhofsviertel unterwegs. Als sie von der Weser- in die Kaiserstraße einbogen, schlugen die Täter auf sie ein. Einem der Opfer wurden Halskette und Armbanduhr geraubt. Die Täter flüchteten zunächst.
Der 32jährige reagierte schnell. Er alarmierte das 4. Revier. Gemeinsam mit den beiden Überfallenen nahm eine Funkstreifenbesatzung die Verfolgung der Täter auf, die wenig später nicht weit vom Tatort entfernt festgenommen wurden.
Vier der fünf Festgenommenen sind nach Angaben der Polizei bereits wegen gefährlicher Körperverletzung, räuberischen Diebstahls, Erpressung und anderen Delikten in Erscheinung getreten. enk
"Da beißt sich doch der gesunde Menschenverstand in den sogenannten Hintern." Dieter Arnold, SPD-Gemeindevertreter, in der Debatte um die Vergütung für Kindergarten- Praktikantinnen.
BAD HOMBURG. Rechts- und Naturschutzdezernent Heinrich Gerhold (FDP) hat auf Verletzung geltenden Rechts erkannt und mußte den Verdacht der FHW (Freie Homburger Wähler) bestätigen: Das Baudezernat von Wolfgang Weber (CDU) unterließ es, die Untere Naturschutzbehörde bereits einzubeziehen, als es um den Bauvorbescheid für das umstrittene Hotel im "Kleinen Tannenwald" ging. "Die naturschutzrechtliche Genehmigung hätte eingeholt werden müssen", gab Gerhold zu. Er übernahm die Zuständigkeit für Umwelt- und Naturschutz erst im Mai 1991 von Weber.
Die verworrene Geschichte um den umstrittenen Bau des großen Hotels im Kleinen Tannenwald setzte bereits früher ein: Im Juni 1989 versagte die Stadt die Zustimmung zum Bauantrag eines Großhotels, obschon sie kurz zuvor dem Bauherrn einen positiven Bauvorbescheid geschickt hatte. Es hatte von den Anwohnern schwere Proteste gegeben.
Anfang 1991 kam es zu weiteren Verwirrungen: Das Regierungspräsidium gab der Stadt recht und wies den Widerspruch des dänischen Bauherrn gegen die verweigerte Baugenehmigung zurück. Ein halbes Jahr später Kehrtwende im RP (die FR berichtete wiederholt). Der umstrittene Fall wurde neu aufgerollt - mit dem Ergebnis, die Stadt müsse den Bauantrag genehmigen. Und das, obschon die Untere Naturschutzbehörde, so Gerhold, bis heute keine offizielle Stellungnahme zu dem Projekt abgab.
Stadtrechtsrat Gerhold sagte gestern auf die umfangreiche Anfrage der FHW weiter: Er habe sich im Sommer letzten Jahres im Regierungspräsidium erkundigt, ob die Anweisung, den Baubescheid zu erteilen, auch die naturschutzrechtliche Genehmigung beinhalte. Er habe eine verneinende Auskunft bekommen.
Die von der FHW aufgeworfene "Rechtsverletzung" durch das Bauamt bringt laut Gerhold das Hotel nicht ins Wanken: Das Votum der Unteren Naturschutzbehörde entscheide nicht, ob, sondern lediglich wie gebaut werden dürfe. Denn dem gültigen Bebauungsplan, der sich derzeit im Normenkontrollverfahren befindet, habe die Untere Naturschutzbehörde einst zugestimmt.
Die Frage der FHW, welche Auffassung die Untere Naturschutzbehörde vertrete, könne er nicht beantworten, sagte Gerhold. Die Stellungnahme sei noch nicht beantragt. Seinen Worten nach hat die vom Regierungspräsidium angeordnete Baugenehmigung das Rathaus noch nicht verlassen, es werde "noch geprüft". off
Nachrichten-Börse
Eines der Länder mit dem höchsten Wirtschaftswachstum in der Welt war im vergangenen Jahr China. Die Volksrepublik steigerte ihr Bruttoinlandsprodukt um 12,8 Prozent, wobei die Industrieproduktion sogar um 20,8 Prozent zulegte. Das berichtet das staatliche Statistikbüro in Peking.
Weniger deutsche Exporte nach Rußland Der Handel zwischen Deutschland und Rußland hatte nach Angaben der Deutschen Botschaft in Moskau 1992 einen Umfang von 8,9 Milliarden Dollar, acht Prozent weniger als im Vorjahr. Die deutschen Exporte in das Land seien dabei um 25 Prozent geschrumpft, womit die Bundesrepublik aber nach wie vor größter Lieferant ist. Geldmenge überraschend geschrumpft Die umfassende Geldmenge M 3, deren Wachstum in der jüngeren Vergangenheit weit über das Ziel der Bundesbank hinausgeschossen war, ist im Januar überraschend um 2,3 Prozent (Jahresrate) geschrumpft. Die Währungshüter dämpfen allerdings die mögliche Euphorie über dieses Entspannungssignal, indem sie die Entwicklung auf eine "Umkehr von Sonderfaktoren" zurückführen.
ptz BONN. Die Krise der europäischen Stahlindustrie darf nach Ansicht der SPD die deutschen Hersteller nicht überproportional treffen. Den von der Wirtschaftsvereinigung Eisen und Stahl angekündigten Verlust von rund 30 000 westdeutschen und 10 000 ostdeutschen Arbeitsplätzen hält der SPD-Bundestagsabgeordnete Uwe Jens für zu hoch. Die Relationen stimmten überhaupt nicht. Deutschland verfüge nur über knapp ein Drittel der EG-Stahlproduktion, deshalb dürften hier nicht weit mehr als die Hälfte der überzähligen Stellen abgebaut werden.
Jens fordert die EG-Kommission auf, ein Strukturkrisenkartell zu vereinbaren, das Produktionsquoten und den notwendigen Kapazitätsabbau festlegt und kontrolliert. Stillegungen müßten sozial abgefedert und Ersatzjobs durch Regionalbeihilfen finanziert werden. Falls die von der EG eingeplanten Mittel nicht ausreichen, schlägt Jens vor, auch in den mit zwei Milliarden Mark gefüllten Montanunions-Umlagetopf zu greifen.
Bonn müsse, bevor in Brüssel Beschlüsse fielen, eine nationale Stahlkonferenz einberufen. Es gehe nicht, daß Wirtschaft und Bundesregierung allein Konzepte ausarbeiteten und Gewerkschaften und Betriebsräte nicht beteiligt würden. "Wenn wir in Brüssel unsere berechtigten Interessen wahren wollen, benötigen wir ein Konzept als Grundlage der deutschen Position gegenüber der Kommission", erklärt Jens.
BERLIN. ein Festival von den Dimensionen der Berlinale ist für den europäischen Besucher immer auch ein Kulturschock: Wo der cineastische Alltag, die Ästhetik des Kinos von Hollywood diktiert werden, muß ein spezifisches Kolorit schon als exotisch erscheinen. Glücklich fügt es sich für den Betrachter, wenn er die unterschiedlichen nationalen Filmsprachen an vergleichbaren Sujets studieren kann.
Während die amerikanischen Majors mit Barry Levinsons "Toys" dem Wettbewerb eine veritable Effektproduktion zusteuerten, ergab sich zwischen einigen anderen Festivalbeiträgen ein zufälliger Dialog. Um Beziehungen und die äußeren Gesetzmäßigkeiten, denen sie unterworfen sind, ging es in Filmen aus Argentinien, Taiwan, Italien und Iran. Genauer gesagt, schien sich alles um Liebhaber und Ehemänner zu drehen, denn es kamen gleich zwei Hochzeiten auf die Leinwand und zwei Variationen auf die Geschichte vom "Mann, der die Frauen liebte".
"El ladro oscuro del corazon" von Eliseo Subiela, eine argentinisch-kanadische Koproduktion, erforscht mit Besessenheit das Innenleben eines Helden, der sich selbst für einen Dichter hält, zum bürgerlichen Geschäft nicht taugt und auf einer etwas vagen Suche nach Erfüllung ist - auf der Suche nach jener Frau nämlich, mit der ein begabter Erotomane buchstäblich "abheben" könnte. Subielas Film zehrt von einer Mischung aus Ambition und Kitsch: Gefühlsklischees der siebziger Jahre, ein verhaltener Surrealismus und folkloristisch-pittoreske Elemente verbinden sich mit einer vorhersehbaren Farbdramaturgie zur Vision vom geläuterten Macho.
Wenn jener Oliveirio auf die eine trifft, die imstande scheint, die schiere Serialität libidinöser Abenteuer zu durchbrechen, geht die Inszenierung aufs emotionale Ganze und lehrt den Mann das Lieben. Das Konzept der offenen, nicht auf Tauschverhältnisse gegründeten Beziehung scheint dabei doch nur einer reinen Männerphantasie zu entspringen: Die Frau, die keine Ansprüche stellt, die die perfekte Gefährtin ist, weil sie sich selbst genügt, ist nicht zufällig eine Prostituierte - der Film wirkt wie ein romantisierender Rückgriff auf die erotischen Vorstellungswelten der Bohème-Literatur.
Ganz anders bei Marco Ferreri, der einmal einen Ruf als Enfant terrible des italienischen Films genoß und für "La casa del sorriso" (Das Haus des Lächelns) vor zwei Jahren in Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. In "Diaro di un vizio" (Tagebuch einer Manie) wird dem Mythos vom Mann, der in jeder einzelnen Frau etwas Liebenswertes finden kann, weil er gerade nicht die einzelne meint, sondern den Begriff, mit Ironie zu Leibe gerückt. Jerry Gala spielt einen Vorstadt-Casanova, der seinem Tagebuch neben der Liste seiner Amouren auch Wetterberichte, Speisezettel und Krankenbulletins anvertraut. Seine Vorstellung vom Ideal enthüllt sich als Projektion: Dieser Liebhaber erlebt keinen Höhenflug, sondern eine lächerliche Tragödie, bei deren Besichtigung sich freilich die Frage aufdrängt, ob sie in dieser Form noch einmal in Szene gesetzt werden mußte. Der Libertin als bloßer Buchhalter des Erotischen wurde im italienischen Kino längst schon vorgeführt, und jene Verbindung von milder Provokation, verfremdenden Effekten und krudem Naturalismus, die für Ferreri typisch ist, wirkt hier bereits etwas abgenutzt.
Angenehm frisch erscheint dagegen der Stil des Wettbewerbsbeitrags aus Taiwan. Ang Lees "The Wedding Banquet" wurde von zwei amerikanischen Produzenten betreut, die bereits mit interessanten Independent-Regisseuren wie Hal Hartley, Todd Haynes oder Tom Kalin gearbeitet haben - eine grenzüberschreitende Allianz, die sich in der Erzählung selbst niederschlägt. "Dies ist eine multikulturelle Feier", bemerkt einer der Hochzeitsgäste während des Banketts, das den dramatischen Höhepunkt darstellt.
Wai-Tung, der Bräutigam, hat seiner chinesischen Heimat seit langem den Rücken gekehrt und sich in den Vereinigten Staaten erfolgreich als Makler niedergelassen. Die Eltern, die der noch eher traditionsbewußten Oberschicht Taipehs angehören, konnten mit ihrem Sohn durchaus zufrieden sein, wäre er nicht homosexuell und die ehe mit einer ebenfalls chinesischen Künstlerin ein Versuch, die Konvention zu überlisten. Aus dem Beziehungskonflikt, der sich zwischen den Hauptfiguren, der Frau, dem Gatten und seinem Freund ergibt, entwickelt der Film ein durchaus komplexes Bild der Wechselwirkungen zwischen zwei Kulturen, die den Schock der ersten Begegnung bereits hinter sich haben.
Ang Lee, der nicht nur als Regisseur, sondern auch als Autor zeichnet, entwirft keine blanke Opposition von Moderne und Tradition, von westlichen und östlichen Wertvorstellungen, sondern bricht die Positionen. Der Einsicht, daß der Prozeß der Diffusion, der gegenseitigen Einflußnahme nicht mehr aufzuhalten ist, entspricht der Wechsel zwischen dem Tempo einer amerikanischen Komödie und ruhigeren, gelassenen oder auch farbverliebten Tableaus. Wie die meditativ anmutenden Kalligraphien, die das schwule Paar vor der Ankunft der Gäste aus Fernost in seiner schick-funktionalen Yuppie-Wohnung verteilt, ragen sie als Erinnerung ans andere in eine gewohnte Umgebung.
Der Protagonist des "Hochzeitsbanketts" hat als Angehöriger einer privilegierten Klasse wie als Liebhaber die Lösung aus herkömmlichen Bindungen vollzogen. Dem gebildeten Sohn wohlhabender Eltern fällt der Abschied von einem System überlieferter Regeln leicht. Der Homosexuelle aber muß für seine Beziehung eine weniger erprobte Form finden - der Optimismus, der sich am Ende des Films im Modell einer Ménage à trois ausdrückt, scheint sich diesem äußeren Zwang zum Experiment zu verdanken.
In dem iranischen Forumsbeitrag "Nargess" von Rakshan Bani-Etemad markiert das Beziehungsdreieck zunächst die Erstarrung patriarchalisch-traditionalistischer Verhältnisse. Der Kleinkriminelle Adel hat sich, salopp formuliert, zwei Frauen zugelegt. Mit der ersten, Afagh, unterhält er eine Konvenienz-Ehe: Die beiden sind über die Zeit der Verliebtheit hinaus, ihre Partnerschaft ist nurmehr eine geschäftliche, denn Adel läßt sich von seiner Komplizin aushalten. Nargess, die zweite, ist jung, schön und sanft, eine unterwürfige Ehefrau, glaubt der Freier, die über alle Qualitäten einer guten Seele verfügt und den heruntergekommenen, in einer elenden Behausung lebenden Dieb "gesundzupflegen" verspricht.
Der Film ist der nicht immer geglückte Versuch, mit dem pathetischen, "zeitlosen" Vokabular des Melodrams von der schwierigen Emanzipation der Frauen unterm Tschador Bericht abzulegen. Die Regisseurin hat bereits als Dokumentarfilmerin gearbeitet und im Zuge ihrer Recherchen Interviews mit Frauen aus ihrer Heimat geführt - eine Spurensuche, die sich im Spielfilm kaum als soziale oder historische Konkretion niederschlägt, denn das Geschehen wirkt merkwürdig unsituiert.
Unter den Liebhabern und Ehemännern, die an diesem Tag die Leinwand bevölkerten, nehmen sich Bani-Etemads Protagonistinnen freilich wie eine heilsame Irritation aus: Hier richtet sich der Blick mit einer gewissenhaften Eindringlichkeit auf Frauen, die in einer von Männern geordneten Gesellschaft zu dem Ihren zu kommen suchen. Und dem Mann, auch das wird deutlich, kann durch reine Liebe nicht mehr geholfen werden - vor einer Wende zum Besseren stünde eine Revision der Geschlechterbeziehungen.
SABINE HORST
HÖCHST. Am Donnerstag gegen 21 Uhr nahm die Polizei drei junge Männer fest, die FVV-Fahrkartenautomaten manipuliert hatten. Eine Zivilstreife hatte die drei Männer (14, 16 und 20 Jahre alt) eine Stunde lang beobachtet. Als die Automaten in der Höchster Bahnhofshalle schließlich defekt waren, wurden sie verhaftet. In den Taschen des 14jährigen fand die Polizei Münzgeld, das vermutlich aus den Automaten stammte. ege
Firmen-Telegramm
Boeing baut 28 000 Stellen ab Der weltgrößte Flugzeugbauer, der US- Konzern Boeing, wird wegen der Krise im internationalen Luftverkehr bis Mitte 1994 fast ein Fünftel des Personals abbauen. Von den derzeit noch 143 000 Stellen sollen im laufenden Jahr 23 000 und im kommenden weitere 5000 gestrichen werden. Rund Dreiviertel der Betroffenen werden entlassen, ein kleinerer Teil der Jobs fällt durch Fluktuation weg. Hewlett Packard packt mehr Gewinn ein Die deutsche Tochter des US-Computerkonzerns Hewlett Packard hat sich in dem Ende Oktober ausgelaufenen Geschäftsjahr 1991/92 dem Abwärtstrend der Branche entgegengestemmt. Nicht nur der Umsatz kletterte um 17 Prozent auf 5,4 Milliarden Mark, sondern auch der Überschuß erhöhte sich leicht auf 65,5 Millionen Mark. Beschäftigt wurden 6372 (plus 178) Leute. FAG kugelt Manager aus Köpferollen beim tief in die Verlustzone gerutschten Wälzlagerhersteller FAG Kugelfischer: Finanzchef Wolfgang Masuch und der Leiter der Lagerungstechniksparte, Rolf Gröner, legen "auf eigenen Wunsch" Ende Februar ihre Ämter nieder. Bis Ende Mai scheiden die Ex- Geschäftsführer dann ganz aus dem Konzern aus. Ruhrkohle-Absatz auf Talfahrt Die Krise der deutschen Stahlindustrie und die abgeschwächte Konjunktur haben die schwierige Situation der Essener Ruhrkohle im vergangenen Jahr weiter verschärft. Der Absatz an Kohle, Brikett und Koks fiel um 9,5 Prozent auf 42,8 Millionen Tonnen. Ende 1992 wurden 81 988 Männer und Frauen beschäftigt. Dies sind knapp 6000 weniger als zwölf Monate zuvor. Reemtsma dreht Slowakei ein Der Hamburger Zigarettenkonzern Reemtsma hat die slowakische Tabakfirma Slovak International Tabak (SIT) zu 100 Prozent übernommen. Das Unternehmen mit 2000 Beschäftigten hält einen Marktanteil von über 90 Prozent in der Slowakei. Einen Kaufpreis nennen die Hamburger nicht. Treuhand schaltet Synergy ein Die Treuhandanstalt hat das Kerngeschäft der Mikroelektronik-Produktion in Frankfurt/Oder an die kalifornische Firma Synergy Semiconductor verkauft. Bis zum Frühjahr 1994 behält das Haus Breuel jedoch 51 Prozent der Anteile der in Liquidation befindlichen Gesellschaft. Synergy übernimmt die Betriebsführung und 631 Beschäftigte. Ende Oktober 1992 hatte das Vorzeigewerk aus DDR-Zeiten noch 1100 Leute ernährt.
Wüßte die englische Königin, welch glühende Verehrer sie hat, kaum könnte sie vom laufenden Jahr noch von einem "annus horribilis" sprechen. Zwei Nummern lang geht es in der Comic-Show des ungewöhnlichen deutsch-englischen Duos (die Darsteller sind Wolfgang Straßmeir und Paul Gunn, Regie geführt hat Knut Eisold) nur um sie.
Ihre Fotografie steht auf dem Schreibtisch eines gewissen Mr. Cramp, der sich zunächst damit begnügt, ihr zärtliche Blicke zuzuwerfen. Dann aber, als ein Besucher namens Arthur Hüttenberg ihr Bildnis, ebenfalls von Zuneigung überwältigt, an sich reißt, wirft er, sie eifersüchtig schützend, seinen Körper dazwischen. Herr Hüttenberg, der eigentlich Arbeit bei Mr. Cramp suchte, fliegt hochkant aus dem Büro hinaus.
Die Geschichte führt die beiden freilich in der nächsten Nummer schon wieder zusammen, Hüttenberg als Wärter in einem Museum, Cramp als Besucher. Dort ist es der seltsame Deutsche mit seinem Clownshütchen, der wie aus Versehen sich rächt. Am Modell Cramp demonstriert er, wie er einen Dieb zuerst k. o. und dann in die Flucht geschlagen hat. Eigenartigerweise verschwindet in dem Durcheinander aber eine kleine Skulptur, Arthur verliert den Job, und Cramp, ein echter Gentleman, stellt ihn ein.
Von nun an sind die beiden unzertrennlich, Verbündete allerdings nicht nur in der Liebe zur Queen, sondern vor allem im Pech. Die Firma Mr. Cramps macht Bankrott, gemeinsam lungert und hungert man auf den Straßen herum, ein Bankraub schlägt fehl und am Ende sitzen beide aneinandergekettet im Gefängnis. "What else" lautet der Titel des Programms, what else, fragen sich beide, hat das Leben für sie sonst noch parat?
Die Geschichte lebt vom Gegensatz der Charaktere und Idiome (Paul Gunn spricht ein distinguiertes Englisch, Wolfgang Straßmeir ein verwaschenes Schwäbisch). Mr. Cramp ist ganz auf die Spitze getriebene englische Exzentrik und Arthur Hüttenberger eine kuriose Mischung aus deutschem Wandersmann und Clown. Was ihn nach London verschlagen hat, bleibt so dunkel wie die Geschäfte des mit allerlei phantastischem Getier handelnden Mr. Cramp. Doch auf Logik kommt es in dem Spiel am wenigsten an, sondern auf den Kick ins Absurde, auf den blitzartig aus der Situation herausschießenden Gag. Und den beherrschen die beiden, wie etwa in der Szene, wo Arthur selbstvergessen und immer rhythmischer werdend einen Brief stempelt, und Mr. Cramp unterdes in ein sich steigerndes Zucken verfällt, bis er sich schließlich, ein einziges spasmisches Bündel, um die eigene Achse schleudert.
Es macht dabei nichts aus, daß das Vorbild Chaplin sichtbar wird, wie überhaupt Anleihen bei den großen Komikern gemacht werden. Von Kopie kann trotzdem nicht die Rede sein, das Duo findet noch jedesmal eine eigene, verblüffende Wendung. Eine Schwäche allerdings zeigt das Programm, nämlich dann, wenn die beiden versuchen, den Witz mit Wortspielen und Verballhornungen einzelner Begriffe zu steigern. Der Auftritt im Museum etwa verleppert sich durch die Anstrengung, den Kunstjargon mit Wendungen wie "Symbolistik des Symbols" oder stotternden Aneinanderreihungen über die "pink-paint-period" Picassos auf die Schippe zu nehmen.
Nein, der Spaß an dem Abend resultiert aus trockenen, schrägen, der Situation unangemessenen Dialogen und - nicht zu vergessen - aus der Gabe, die Körper zu verrenken, als wären sie aus Gummi. Am Ende stehen aberwitzig verknotete und verkettete Gliedmaßen - ein hinreißendes Abbild der hoffnungslosen Lage, in die sich die beiden gebracht haben.
(Noch am heutigen Samstag, 20 Uhr, im Frankfurter Gallustheater, Krifteler Straße 55.) JUTTA BAIER
HOCHHEIM. "Hochheimer Malz für reines Bier": Wo einst die wichtige Zutat für das liebste Brot der Deutschen - das flüssige - hergestellt wurde, wartet nun eine Industrieruine auf den Abriß. Wie die Neugestaltung der 7500 Quadratmeter aussehen könnte, darüber haben sich 38 Architektinnen und Architekten den Kopf zerbrochen. Und am erfolgreichsten dabei war Karin Dorberth-Kraus aus Mainz. Sie erhielt jetzt offiziell den ersten Preis im Planungswettbewerb um die alte Malzfabrik, der mit 45 000 Mark dotiert war. Der Jury gefiel vor allem die "differenzierte öffentliche Raumfolge", mit der sie den historischen Kern der Altstadt und die Neubebauung in ihrem Modell trennte.
Das Votum des Preisgerichts unter der Leitung von Ingenieur Lothar Greulich fiel einstimmig nach Beurteilung aller Arbeiten; insgesamt 15 Stunden wurden alle Modelle besprochen. Ein Segen, daß "nur" 38 Planer ihre Arbeiten ablieferten, denn angefordert hatten die Auslobungsunterlagen sogar 80 Interessierte. Auch für die Nächstplazierten gab es noch eine angenehme "Aufwandsentschädigung": Michael Schanne aus Kaiserlautern erhielt 36 000 Mark, Jürgen Frauenfeld aus Frankfurt 27 000 Mark. Insgesamt verteilte die Stadt 192 000 Mark für Preisgelder und Ankäufe der Modelle.
Karin Dorberth-Kraus erhielt vor allem für ihr klares, unverschnörkeltes Konzept Lob, in das die Vorgaben der Stadt einzuflechten waren. So waren Läden, Büros, Arztpraxen, Wohnungen und ein Altenwohn- und -pflegeheim gefordert. Der Marktplatz sei in seiner Lage angemessen plaziert, und der transparente Abschluß zur Frankfurter Straße schirme ihn ab, ohne ihn jedoch abzuhängen. Auch am Zugang zur Altstadt markiere die Torsituation deutlich einen räumlichen Abschluß, stelle aber gleichzeitig eine schöne Verbindung zum Grünzug als Landschaftsraum her.
Auch die Bauform kam bei der Jury an. Sie sei im Maßstab an der Altstadt orientiert, "ohne sich anzubiedern". Auf dem Areal zwischen Flörsheimer und Frankfurter Straße seien ferner die Neubauten "in ihrer Nutzung und klaren Baustruktur sehr gut auf Bedarf und Maßstäblichkeit Hochheims bezogen".
Ob die Ideen der Preisträgerin tatsächlich umgesetzt werden, ist noch offen. Zwar favorisiert der Magistrat die weitere Zusammenarbeit mit der Mainzerin. Gleichzeitig hat er jedoch die Einrichtung eines Arbeitskreises mit den Sachpreisrichtern beschlossen. Fest umrissen sind indes die Pläne für das weitere Vorgehen der Stadt. So erwartet Bürgermeister Harald Schindler (SPD) das Schadstoffgutachten für März. Dann könnten die Abbrucharbeiten im April ausgeschrieben und im Sommer begonnen werden. Schindler rechnet damit, daß sie sich ein halbes Jahr hinziehen. Noch länger, bis Ende 1994, wird es dauern, bis der Bebauungsplan rechtskräftig wird. Frühestens 1995 wird das Gelände, das als "Filetstück der Stadtentwicklung" gilt, dann neu bebaut.
Vorausgegangen sind den jetzigen Planungen langwierige Diskussionen über die Nutzung. Hatte Schindler zunächst auch die Kulturhalle auf dem Malzfabrik- Areal errichten wollen, wurde diese Variante aufgrund der unumgänglichen Tiefgarage verworfen. Das zweite Prestigeobjekt Hochheims soll nun am Standort der Stadthalle entstehen, die ebenfalls abgerissen wird. Die vier Millionen Mark, die die Stadt für den Ankauf des Malzfabrik- Geländes hingeblättert hat, will sie durch den Verkauf städtischer Flächen, etwa für ein Hotel, wieder reinholen. set
Das vierte städtische Theater, das Kommunale Kinder- und Jugendtheater, hat zwar kein eigenes Haus, aber dafür hat es jetzt zumindest einen eigenen Namen: "Komm.Theater" soll es in Zukunft heißen.
Das kleine Theater, das im Herbst vergangenen Jahres unter seinem Intendanten Dirk Fröse nach langen Wehen das Licht der Welt erblickt hat, ist ja beinahe schon vor seiner Geburt getauft worden: Schon beim Museumsuferfest im vergangenen August war zum Wettbewerb aufgerufen worden, der mehr als 200 Vorschläge zur Namensgebung einbrachte, die von A bis Z, von Abenteuer- bis Zappel-Theater reichten.
Der Name "Komm.Theater" soll nun nach dem Willen der Kulturdezernentin Linda Reisch als Einladung an das Frankfurter Publikum verstanden werden, neben Oper, Ballett und Schauspiel auch das Komm.Theater zu besuchen. Es spielt im Volksbildungsheim am Eschenheimer Turm. wp
SCHÖNECK/NIDDERAU. Aus Protest gegen die steigenden Gebühren an der Musikhochschule hat der Elternbeirat rund 600 Unterschriften gesammelt. Die Liste wird am Dienstag dem Nidderauer Bürgermeister Ottfried Betz übergeben.
Die Elternvertreter kritisieren, daß sich die Gebühren im Februar erneut um ein bis zwei Mark erhöht hätten. Da in absehbarer Zeit auch noch fünfzig Prozent der jährlichen Tariferhöhungen für die Musiklehrer auf das Schulgeld umzulegen seien, erwarten sie noch in diesem Jahr einen weiteren Anstieg.
Dabei seien die Gebühren erst im vergangenen September um zwanzig Prozent angehoben worden. Einzelunterricht koste für 45 Minuten inzwischen 126 Mark gegenüber 102 Mark zuvor.
Für viele Mütter und Väter sei das hohe Schulgeld nicht mehr tragbar. Musikunterricht müsse auch für Normalverdiener bezahlbar bleiben. Der Beirat fordert deshalb eine stärkere kommunale Unterstützung für die Musikhochschule. Über die Schulgelder würden schon jetzt 70 Prozent des Gesamtetats finanziert. gem
Auf einen Blick
Seite II Der Traum der Gederner von einer Stadthalle ist nun am Prinzengarten skizziert. Seite III Weshalb Bürgermeister Detlev Engel aus Karben in diesem Herbst kein Faß Bockbier anstechen wird. Seite IV Rhein-Main: Der Pfarrer Don Romano Bartoli betreut im Main-Kinzig- Kreis italienische Landsleute.
250 Menschen verlieren bis Jahresende ihren Arbeitsplatz in der Fabrik in Gelnhausen Gummi- Joh macht dicht Produktion im Ausland Von Katja Schoßer GELNHAUSEN. In der Gummifabrik Joh gehen spätestens zum Jahresende endgültig die Lichter aus. Die Firmenspitze der Karl Joh GmbH kündigte den 250köpfigen Beschäftigten am Freitag "einschneidende Maßnahmen" an. Im Klartext: Das Gelnhäuser Werk wird geschlossen, die gesamte Produktion in die Auslandsniederlassungen in Irland, Kanada und Osteuropa verlagert, das Betriebsgelände verkauft. Die Nachricht traf die 250köpfige Belegschaft "wie ein Keulenschlag", wie Betriebsratschef Karl-Heinz Treder schilderte. "Eine Katastrophe, und wir haben von gar nichts gewußt." Erst am Freitag vormittag erfuhren die Beschäftigten, daß sie über kurz oder lang ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Die Produktion soll ab 30. Juni eingestellt werden, der Großteil der Verwaltung nach und nach bis Jahresende folgen. Vor Ort bleiben nach Angaben von Geschäftsführer Günther Joh höchstens "fünf bis zehn Leute" der technischen Verwaltung, da die Nähe zum Frankfurter Flughafen günstig sei.
Neuer Sitz der Firmengruppe ist Wuppertal, die Heimat von Mehrheitsgesellschafter und Peter Cöllen, dessen Millionen der Karl Joh GmbH im Juli '91 aus der Klemme halfen. Als sich der Gummi- Unternehmer bei dem Gelnhäuser Familienbetrieb eingekauft hatte, war noch von einer "strategischen Allianz" die Rede gewesen und Joh prognostizierte zuversichtlich "positive beschäftigunspolitische Effekte".
Angeblich um den Standort Gelnhausen "langfristig" zu sichern, folgten Schlag auf Schlag Rationalisierungen, in deren Verlauf die Belegschaft von einst über 500 auf schließlich 250 Mitarbeiter zusammenschmolz. Daß das Werk nun dennoch dichtmacht, hat deshalb von den Beschäftigten keiner erwartet. Für sie ist die bevorstehende Schließung aus Sicht von IG-Chemie-Sekretärin Roswitha Petzold vor allem deshalb "eine Breitseite", weil in der Chefetage noch vor vier Wochen von erheblichen Investitionen in den Standort die Rede war. Auch der Betriebrat mutmaßt, daß man möglicherweise gezielt in die Irre geführt worden sei. "Die haben doch ganz bewußt noch Maschinen bestellt, um eine eventuelle Panik zu verhindern", heißt es bei den Mitarbeitern. Ohnehin vermutet die Gewerkschafterin, daß die Entscheidung für die Stilllegung in Wuppertal und nicht in Gelnhausen gefallen ist. Cöllen sei zwar für den Betriebsrat nie zu sprechen gewesen, aber angesichts seines Anteils am Stammkapital sei wohl klar, wer bei Gummi Joh das Sagen habe.
Günther Joh begründet die unverhoffte Stillegung des Gelnhäuser Werks indes mit der "dramatischen Entwicklung" des Automobilmarktes, den die Firma zu 90 Prozent beliefere. "Die Sache ist uns weggaloppiert." Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, müsse man den Großteil der Produktion ins Ausland verlagern. Daß die rund 400 Arbeitsplätze der heimischen Joh-Zulieferer nun ebenfalls gefährdet seien, mag der Geschäftsführer nicht glauben. "Wir verlagern einen Teil auch auf sie."
Die Verhandlungen über einen Sozialplan für die Belegschaft, die nun Zug um Zug arbeitlos wird, laufen am 9. März. Daß die Chefetage bereits die Einigungsstelle eingeschaltet hat, paßt Petzold und Treder wenig. "Wir hätten uns gewünscht, daß es ohne die läuft." Eine Weiterbeschäftigung in Wuppertal ist nur für etliche Verwaltungsmitarbeiter und Ingenieure zu erwarten. "Dem Rest der Leute können wir gar keine Alternative bieten, weil das gesamte Umfeld der Automobilbranche zusammenbricht", sagte die IG- Chemie-Sekretärin. Die Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz in der Umgebung stünden miserabel.
Einzig positive Nachricht: Betriebsrat und Gewerkschaft konnten kurz vor Schluß noch einen neuen Tarifabschluß erzielen. Die Belegschaft bekommt unter anderem eine 3,8prozentige Lohnerhöhung, rückwirkend ab 1. Januar. "Das hört sich zwar verrückt an, bessert aber das Arbeitslosengeld auf."
Bei den Sozialplan-Verhandlungen will die Gewerkschaft versuchen, so viel wie möglich für die Belegschaft herauszuschlagen. Dennoch ist man sich bewußt, daß dies nicht mehr als allenfalls ein Trostpflaster ist.
Was aus dem zu veräußernden Betriebsgelände wird, ist laut Günther Joh noch unklar. In Gelnhausen gehen unterdessen schon neue Gerüchte um: Neben heimischen Investoren interessiere sich auch ein Fastfood-Unternehmen dafür.
Ende der Einigungslüge
Stell dir vor, es ist Streik und niemand geht hin - weil die meisten arbeitslos sind und der Rest sich aus Angst um den Arbeitsplatz verweigert. Die Metallgewerkschaft geht dieses Risiko ein, wenn sie mit einem Arbeitskampf auf die Kriegserklärung der sächsischen Metallarbeitgeber reagiert, den laufenden Tarifvertrag vorzeitig zu kündigen. Einen "Hilfeschrei", eine "Verzweiflungstat in einer einmaligen Notlage", jedenfalls "keinen Rechtsbruch" nennt der Chef-Ideologe von Gesamtmetall, Dieter Kirchner, die Verweigerung der 26prozentigen Lohnanpassung ab 1. April, wie sie der vor zwei Jahren vereinbarte Stufenplan des Tarifvertrags befiehlt. 50 000 von den noch verbliebenen 120 000 der 1991 noch 500 000 zählenden Metallbeschäftigten in Sachsen würden sonst ihren Arbeitsplatz verlieren, rechtfertigt der Verhandlungsführer Hans Peter Münter den für Deutschland einmaligen Vertragsbruch.
Mit dem gleichen "Recht" könnten die Arbeitgeber im Osten Deutschlands dann aber auch andere Verträge brechen. Sie dürften sich ja nicht nur von den hohen Lohnkosten erdrückt fühlen, sondern auch von den hohen Zinsen, den hohen Sozialbeiträgen, den hohen Pacht- und Mietkosten. Mit dieser Logik werden wohl demnächst auch den Banken, den Kranken- und Rentenkassen, der Arbeitsverwaltung sowie den Grund- und Hauseigentümern Kündigungsbriefe der Arbeitgeber ins Haus flattern, weil die "Geschäftsgrundlagen" der Abmachungen entfallen sind. "Anarchie ist machbar, Herr Nachbar" lautet dann das alternative Sanierungskonzept der Arbeitgeber zur Rettung ihrer Betriebe hinter der Elbe. Unter diesen Umständen kann dann auch gleich die ganze Regierung abdanken - vielleicht sogar eine Traumvorstellung für manchen wirtschaftsliberalen Minister, der immer noch auf die "Selbstheilungskräfte des Marktes" setzt.
Wenn aber tatsächlich, wie Kirchner sich ausdrückt, "die ganze Industrie in Ostdeutschland ums Überleben kämpft", kann den dortigen "Arbeitgebern" - welch perverser Begriff unter diesen Umständen - eigentlich nichts Besseres passieren als ein Streik. Für die Bezahlung der organisierten "Arbeitnehmer" - ein ebenso widersinniger Ausdruck - hätten dann die Gewerkschaften aufzukommen, und die Gegenseite wäre in der "Gefahrengemeinschaft" von Gesamtmetall, also mit der Arbeitskampfkasse der Arbeitgeber, bestens bedient. Ihr geht ohnehin die Arbeit aus. Von einem "Gleichgewicht der Kräfte", der Grundvoraussetzung jeder Tarifautonomie, kann im Osten der Republik nämlich noch weit weniger als im Westen die Rede sein, solange die Gewerkschaften am kürzeren Hebel sitzen.
Das "Angebot" der Arbeitgeber nach ihrem Vertragsbruch, der neunprozentige Teuerungsausgleich mit Öffnungsklauseln zur Legalisierung untertariflicher Abweichungen, beweist denn auch, daß sie um ihre strategische Überlegenheit in diesem gesellschaftlichen Macht- und ökonomischen Verteilungskampf wissen. Sie wissen überdies bei ihrem "Lohndiktat" auch die Bonner Regierung an ihrer Seite. Diese will die jenseits der Elbe beabsichtigte "Tarifpolitik nach Gutsherrnart" mit einer "Tarifautonomie als Gnadenrecht" legitimieren. Nichts anderes bedeutet doch die Drohung des wirtschaftsliberalen Minister-Neulings Günter Rexrodt, mit gesetzlichen Öffnungsklauseln (zunächst noch: nur) den Ostbetrieben zu erlauben, untertariflich zu entlohnen, ohne daß die Gewerkschaften streiken dürfen.
Nun stehen Ost wie West nicht nur an der Tariffront vor dem Trümmerhaufen einer Einigungspolitik, die von den Regierenden mit dem Wahl-Slogan "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" begonnen wurde. Getäuscht und enttäuscht fühlt sich nicht nur das Wahlvolk. Opfer ihrer eigenen Propaganda von dem "zweiten Wirtschaftswunder" und den "bald blühenden Landschaften" in den neuen Ländern sind auch die in Bonn koalitionierten betrogenen Betrüger. Noch weisen sie ihre Verantwortung für das sich abzeichnende Desaster weit von sich, halten an der Mär von der "erfolgreichen Treuhand-Politik" fest und werfen Nebelkerzen mit der Aufschrift "Erhaltung der industriellen Kerne", um die Folgen ihrer Politik der verbrannten Erde unsichtbar zu machen.
Dabei wird immer deutlicher, daß die Tarifpolitik viel zu wichtig ist, als daß sie allein den Tarifparteien überlassen werden könnte. Solange diesem Herzstück der sozialen Marktwirtschaft aber die Voraussetzungen für seine Funktionsfähigkeit fehlen - das qualitative und quantitative Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage -, muß der Staat den Nachholbedarf für das Erreichen der "Kulturstufe soziale Marktwirtschaft" insgesamt organisieren. Sonst ist eines Tages der Innenminister noch gezwungen, die von ihm angekündigten Grenzsicherungsanlagen mit Infrarot und Radar nicht an der Oder zu installieren, sondern an der Elbe.
FRANKFURT A. M., 19. Februar (FR). Bewölkung und einzelne Schneeschauer, von Norden aufkommender Regen, im Mittelgebirge Schnee, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen ein bis vier, die Tiefstwerte um plus zwei Grad. Weitere Aussichten: kalt. (Siehe auch Lokalteil)
LONDON, 19. Februar. In der Europäischen Gemeinschaft (EG) leiden heute mehr Leute unter Streß als unter körperlichen Krankheiten. Streß ist ein Begriff, den es mittlerweile in allen Sprachen gibt. Die Klagen über Kopfschmerzen und Herzkrankheiten, über Gereiztheit und Depressionen häufen sich. Dies ist eine der Erkenntnisse des "Europäischen Forums Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz", zu dem der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) nach London eingeladen hatte. Drei Tage lang diskutierten rund 500 Gewerkschafter mit Experten aus Wissenschaft und Praktikern aus Betrieben, wie Arbeitsplätze so zu gestalten sind, daß Arbeitnehmer "frei von Ängsten" leben können. Arbeitnehmer müßten in die Lage versetzt werden, "das Arbeitsleben mit gesundem Körper hinter sich zu bringen", forderte der Präsident des EGB, Norman Willis.
In Streßberufen gebe es einen hohen Anteil von Rauchern und Alkoholikern, sagte Sarah Copsey von der britischen Gewerkschaft der Beschäftigten des Gesundheitsdienstes. Nach Copseys Worten wird Streß ausgelöst durch: Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes, Personalknappheit, schlechte Arbeitsbedingungen, sexuelle Belästigung, Zeitdruck wegen familiärer Verpflichtungen. Hohe Anforderungen und der daraus resultierende Streß führten im britischen Gesundheitswesen zu einer niedrigen Arbeitsmoral, zu einer hohen Krankheitsrate, vermehrter Abwesenheit von der Arbeitsstelle und zu hoher Personalfluktuation, sagte Copley. Die daraus entstehenden Kosten müsse der Arbeitgeber tragen. Mittlerweile habe das britische Gesundheitsministerium ein Programm aufgelegt, den Streß am Arbeitsplatz abzubauen, sagte Copley - es sei aber kein Geld bewilligt worden, es zu finanzieren.
Früher hätten Arbeitnehmer vornehmlich über Schmutz und Lärm geklagt. Mittlerweile gäben 52 Prozent der Bevölkerung an, daß das hohe Tempo am Arbeitsplatz und der Zeitdruck das größte Problem seien, erläuterte der Gewerkschafter Paul Ulenberlt eine niederländische Statistik. Die Gewerkschafterin Maria Sokolowski ergänzte diese Zahlen durch einen Erfahrungsbericht aus der schwedischen Elektroindustrie. Dort wurde eine Gruppe junger, gutausgebildeter und hochmotivierter Arbeitnehmer untersucht, die über lange Zeit hinweg Überstunden machen mußten. Die Folge waren hohe Adrenalin- und Hormonspiegel, Bluthochdruck, steigender Alkoholkonsum, Schlafstörungen, Nachlassen der Konzentration. Selbst nach vierwöchigem Urlaub waren die Arbeitnehmer noch reizbar und übermüdet.
Doch ist Streß am Arbeitsplatz nur ein Faktor, der krank machen kann. In Arbeitsgruppen wurde auch über gefährliche Stoffe am Arbeitsplatz - zum Beispiel in Druckereien und in der chemischen Industrie - diskutiert. Weitere Themen waren mangelnde Schulung der Arbeitnehmer, schlechte Ausstattung des Arbeitsplatzes oder mangelhafte Geräte. Eine Untersuchung unter Arbeitnehmern der EG ergab im Vorjahr: Beinahe ein Drittel der Arbeitnehmer ist davon überzeugt, daß die Gesundheit am eigenen Arbeitsplatz gefährdet ist, das sind hochgerechnet beinahe 42 Millionen.
1992 war von den Brüsseler EG-Gremien zum "europäischen Jahr für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz" erklärt worden. Das Jahr endete, ohne daß alle zwölf EG-Staaten eine Rahmenrichtlinie in ihre Gesetzgebung übernommen haben, auf die sie sich schon im Jahr 1989 einigten. Die Richtlinie schreibt fest, daß der Arbeitgeber Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz zu garantieren hat. Der Arbeitgeber kann sich der Verantwortung dafür nicht entziehen.
Es sei ein "Skandal", daß bislang nur fünf EG-Mitglieder diese Vorschriften in nationales Recht umgesetzt hätten, rügte EGB-Präsident Willis. Auch in Deutschland läßt die Umsetzung noch auf sich warten.
UNTERLIEDERBACH. Zu einem Violin- und Orgelkonzert lädt die evangelische Gemeinde in die Stephanuskirche an der Liederbacher Straße 36 b ein. Am Sonntag, 21. Februar, um 17 Uhr spielt Andreas Petersen an der Orgel zusammen mit dem Violinisten Friedemann Schimmel-Drake.
Auf dem Programm stehen Werke von Johann Sebastian Bach und Joseph Gabriel Rheinberger. ege
ost MOSKAU, 19. Februar. Der russische Parlamentschef Ruslan Chasbulatow hat am Freitag den neuesten Vorschlag Präsident Boris Jelzins zu Beilegung des Verfassungsstreites abgelehnt. Auf einer Konferenz der Vorsitzenden der Regionalparlamente in Nowosibirsk griff Chasbulatow Jelzin ungewöhnlich scharf an. Jelzin habe vom Parlament zu weitreichende Vollmachten erhalten. Diese seien Jelzin "in der Auseinandersetzung mit der Sowjetunion" übertragen worden. Nun aber solle der Kongreß der Volksdeputierten die Verfassung ändern und ihm diese Vollmachten entziehen.
Da mögliche Neuwahlen eine "sehr wichtige Frage" seien, solle darüber ebenfalls der Deputiertenkongreß in einer Sondersitzung entscheiden. Wenn Jelzin dennoch einen Volksentscheid über die neue Verfassung haben wolle, dann werde dieser stattfinden, fügte Chasbulatow hinzu. Jelzin hatte am Abend zuvor in einer Fernsehansprache angeboten, auf seine Vollmachten zur Durchsetzung von Gesetzesinitiativen zu verzichten, wenn das Parlament die Regierung nicht bei ihrer Reformpolitik behindere. Außerdem hatte er angeregt, über die neue Verfassung solle das Volk am 11. April abstimmen, oder der Streit solle solange vertagt werden, bis eine Verfassungsgebende Versammlung gebildet sei.
Auf ein Referendum am 11. April, das die Machtverteilung zwischen Parlament und Präsident neu ordnen soll, hatten sich Jelzin, Chasbulatow sowie der Vorsitzende des Verfassungsgerichts Walerij Sorkin im Dezember geeinigt. Später war diese Abmachung vor allem von der konservativen Parlamentsopposition unter Chasbulatow gerügt worden. Am Dienstag hatten sich Chasbulatow und Jelzin dann auf eine Arbeitsgruppe verständigt, die nach einem Kompromiß zwischen Parlament und Präsident suchen soll.
Der von Chasbulatow als Emissär für die Arbeitsgruppe vorgeschlagene Deputierte Michail Mitjukow sagte unterdessen, Jelzin habe mit seinem im Fernsehen erläuterten Kompromißvorschlag Anspruch auf "zuviel Macht" erhoben: Darüber könne man nicht ernsthaft verhandeln. (Weiterer Bericht Seite 2)
ECHZELL. Für die Sanierung des alten Rathauses von Gettenau (Hauptstraße 38) hat die Gemeinde Echzell einen Zuschuß von 66 500 Mark aus dem Dorferneuerungsprogramm bekommen, wie Bürgermeister Müller mitteilt. str
Ausgerechnet am Fastnachtssonntag wird es für die Eishockeyspielerinnen des Frankfurter ESC bitterernst. Nach dreiwöchiger Spielpause beginnt für sie die Relegationsrunde um den Verbleib in der Ersten Bundesliga. Neben ihnen, dem favorisierten OSC Berlin, am Sonntag ab 12.15 Uhr in der Frankfurter Eissporthalle der erste Gegner, bewerben sich noch die Düsseldorfer "Eisbären" und der Eissport Weißwasser um die beiden freien Bundesligaplätze, die in dieser Gruppe ausgespielt werden.
Die in der Bundesliga in 14 Spielen sieglosen Frankfurterinnen fühlten sich bei dieser Gruppeneinteilung benachteiligt. "Wir haben die schwersten Gegner und die weitesten Reisen", klagte Trainer Stefan Kagerer, dem schon zuvor wenig erspart geblieben war.
Während der gesamten Saison mußte er auf Nationalspielerin Jutta Michael (Kreuzbandriß) verzichten, in Petra Weber, ebenfalls zum Kader des DEB gehörend, und Petra Knöffel waren zwei weitere erfahrene Leistungsträgerinnen langzeitverletzt. Knöffel kann von Beginn an, Michael vermutlich erst gegen Ende der Relegationsrunde mithelfen, daß die "Löwinnen" nicht in die Zweitklassigkeit abrutschen. Sim.
BENSHEIM. Immer dünner wird die Personaldecke im Bauamt von Bensheim an der Bergstraße. Der seit drei Monaten scheibchenweise aufgedeckte südhessische Korruptionsskandal reißt Lücken, hinterläßt leere Schreibtische: Gestern wurde nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft Darmstadt erneut ein Bensheimer Rathausbediensteter dem Haftrichter vorgeführt.
Er soll öffentliche Zuschüsse aus anderen Bauprojekten "umgeleitet" haben. Mit dem Geld wurden teilweise die Rechnungen einer Baufirma beglichen, die städtische Aufträge erledigte.
Bisher sitzen drei seiner Kollegen plus dem Bauamtsleiter in Untersuchungshaft, ein weiterer hat Haftverschonung. Sechs Mitarbeiter der Bensheimer Verwaltung traten die Flucht nach vorne an und offenbarten sich. Haftverschont blieb auch der Bauamtsleiter der Gemeinde Groß-Zimmern. Der in die Affäre um Untreue, Vorteilsnahme und Bestechlichkeit verwickelte SPD-Bürgermeister der Kommune im Kreis Darmstadt-Dieburg wird in den nächsten Tagen abtreten.
Hinter Gittern sitzen auch der Bauamtschef aus Bischofsheim (Kreis Groß- Gerau), seit ein paar Tagen auch ein Unternehmer, sein Geschäftsführer und dessen Vorgänger aus Fürth sowie der örtliche Leiter der Baubehörde. Zwei noch immer verdächtige Unternehmer sind wieder auf freiem Fuß.
Immer schwieriger wird die Situation auch für Bensheims Bürgermeister Georg Stolle (CDU). Einen vagen "Anfangsverdacht" der Vorteilsnahme und Untreue hegt die Staatsanwaltschaft seit zwei Tagen gegen den 54jährigen für das Bau-Dezernat zuständigen Politiker. Ermittlungen laufen.
Dabei war der 1949 als Elfjähriger aus Schlesien nach Bensheim gekommene Stolle bisher nur in der Rolle eines Zeugen: Hat er von der möglichen Veruntreuung von 40 000 Mark öffentlicher Gelder durch seinen Bauamtsleiter-Intimus gewußt? Hatte er keinen blassen Schimmer von den Praktiken - zum Beispiel beim Bau des Feuerwehrgerätehauses in Auerbach, wo ein mit Bestechungsvorwürfen belasteter Unternehmer, zugleich Wehrführer, für die finanziell in die Bredouille geratene Kommune in Vorleistung trat? Dieser soll teure Rolltüren und später ein Feuerwehr-Fahrzeug spendiert haben; die Kosten ließ er sich später durch fingierte Rechnungen der Verwaltung zurückerstatten.
Stolle gab bei den Vernehmungen zu diesen Fragen Erklärungen ab, die den Staatsanwalt stutzig machten: Der Bürgermeister wurde plötzlich zum Verdächtigen, der vielleicht Mitwisser einer angeblich vom Bensheimer Bauamtsleiter angeleierten, kostenlosen Lieferung von Mutterboden mit Lastwagen des städtischen Fuhrparks im Wert von 8000 Mark an den Leiter der Bensheinmer Niederlassung eines US-Konzerns war.
"Noch mittendrin" in der Aufklärung ist die Staatsanwaltschaft, inwieweit der seit Dezember 1972 in der 36 000 Einwohner-Stadt als Bürgermeister amtierende Verwaltungsjurist sich verstrickt hat durch mehrmalige Übernachtungen im Schweizer Appartement eines Bensheimer Unternehmers.
Der noch in seinem Feriendomizil ausharrende Dachdeckermeister steht unter Verdacht, gegen Vorteile bei Aufträgen Schmiergelder gezahlt und Sachleistungen günstig erbracht zu haben.
Für Zuwendungen nach dem Prinzip "eine Hand wäscht die andere" sei er nicht empfänglich, sagt der sich vertrauensselig gebende Stolle: "Ich bin nicht bestechlich." JÖRG FEUCK
KRIFTEL/FRANKFURT. Hausdurchsuchung bei Kriftels Parlamentsvizechef Gerhard Roth (CDU): Die Staatsanwaltschaft Frankfurt wirft dem Krifteler Bauingenieur, ehrenamtlichen Kommunalpolitiker und Freund des Ehepaares Börs "versuchte Strafvereitelung und Begünstigung" vor, wie Staatsanwalt Günter Wittig auf FR-Anfrage mitteilte.
Vorgestern hätten zwei Beamte der Abteilung "Wirtschaftskriminalität" der Kriminalpolizei vor der Tür des Wohnhauses in der Immanuel-Kant-Straße gestanden - ohne schriftlichen Durchsuchungsbefehl, berichtete Gerhard Roth: "Mir wurde auch nicht gesagt, was man mir vorwirft." Allerdings habe er "nichts zu verbergen" und hätte deshalb die Beamten widerspruchslos hereingelassen.
Drei Stunden dauerte die Durchsuchung, sagte Roth: "Eineinhalb Stunden stellten die Polizisten das ganze Haus auf den Kopf, eineinhalb Stunden verhörten Drei Stunden sie mich." Mitgenommen hätten sie "lediglich wenige Akten und ein paar Rechnungen".
Demgegenüber betonte Wittig, daß "bereits vor der Durchsuchung ein entsprechender Beschluß des Amtsgerichtes Frankfurt vorlag", der jedoch nicht mehr in Schriftform den Beamten habe mitgegeben werden können: "Der Durchsuchungsbefehl wird Herrn Roth schnellstmöglich übermittelt"; außerdem sei der Börs-Vertraute über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe informiert worden.
Roth vermutet, daß seine engen Kontakte zu Helene Börs, der Frau des in Untersuchungshaft sitzenden Bürgermeisters, ihn ins Visier der Staatsanwaltschaft gebracht haben könnten: "Hans Werner Börs hat in einem Brief aus dem Gefängnis gebeten, daß ich mich um seine Frau kümmern soll". Beinahe jeden Tag habe er sie daraufhin besucht, dreimal den Arzt geholt, weil sie am Rande des Nervenzusammenbruchs gewesen sei.
Die Durchsuchung, so mutmaßt Roth, stehe im Zusammenhang mit dem Haftprüfungstermin am vergangenen Donnerstag, dessen Entscheidung um eine Woche verschoben wurde, und mit den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft, Helelene Börs habe "verdunkelt". Noch am Abend vor der Durchsuchung habe Börs' Anwältin Monika Banzer Frau Börs vor allzu engen Kontakten zu Gerhard Roth gewarnt.
Daß die Ermittler nun vermuten, hinter seinen Kontakten zum Ehepaar Börs stecke mehr als Freundschaftsdienst und Von Unschuld überzeugt Seelentrost, erschüttere ihn sehr: "Niemals sind auch nur 50 Pfennige zwischen mir und Hans-Werner Börs geflossen." Es dränge ihn sehr, der Staatsanwaltschaft zu sagen, wie wenig seine Freundschaft zum Hause Börs mit Strafvereitelung zu tun habe und wie sehr er von der Unschuld des Krifteler Bürgermeisters überzeugt sei, "aber es ist nicht sicher, ob ich zur Aussage geladen werde".
Gerhard Roth war am Dienstag abend nach 28 Jahren ehrenamtlicher Arbeit im Krifteler Parlament verabschiedet worden. Lange Jahre war er Vorsitzender des Planungsausschusses gewesen, zuletzt stellvertretender Vorsitzender der Gemeindeversammlung.
24 Jahre lang habe ihm die Parlamentsarbeit Spaß gemacht, in den letzten vier Jahren allerdings nicht mehr, sagte er sichtlich bewegt am Ende der letzten Parlamentssitzung dieser Legislaturperiode: "Wenn man sieht, wie mit Hans-Werner Börs umgesprungen wurde, wie dieser Mann in den Gefängnissen zermürbt wird, dann macht mich das fassungslos. Dann bleibt nur noch Depression."
Jetzt ist Roth selber Bestandteil der Akte Börs bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt geworden. "Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich kann ganz offen sein", wiederholt er - und sagt dann noch einmal: "Wenn man das alles miterlebt, bleibt am Ende tatsächlich nichts als Depression."Die Hessen sollen die größten Lasten schultern Länder-Gesetzentwurf über Finanzausgleich ab 1995
WIESBADEN. Wenn ab 1995 - wie geplant - die neuen Bundesländer in den "Länderfinanzausgleich" einbezogen werden, kommt auf Hessen die höchste zusätzliche Finanzlast pro Kopf im Ländervergleich zu. Nach einem Gesetzentwurf, den die Finanzminister aller Länder am Donnerstag mit Mehrheit beschlossen haben, würde diese Zusatzlast bei 196 Mark pro Einwohner und Jahr liegen - eine Summe, die Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) für zu hoch im Vergleich zu anderen finanzstarken West-Ländern hält.
Fugmann-Heesing hat dem Länder- Entwurf (anders als Baden-Württemberg, das als einziges Land mit Nein stimmte) am Donnerstag in der Runde der Finanzminister zunächst zugestimmt. Auf Anfrage sagte sie am Freitag jedoch, das Land werde aus dem Konsens aussteigen, falls es bei der jetzigen "Tarifgestaltung" bleibe.
Hessen habe ausdrücklich zu Protokoll gegeben, daß die Zustimmung "in Frage gestellt" sei, falls es "unter den finanzstarken Ländern" nicht zu einer gerechteren Lösung komme. Die Entscheidung über eine gemeinsame Haltung aller Länder muß nun bis zur Konferenz der Ministerpräsidenten und Finanzminister Ende kommender Woche fallen: Dann soll - möglichst im Konsens - ein Länder- Gesetzentwurf präsentiert werden, der sich als Gegenstück zu den Vorschlägen des Bonner Finanzministers Theo Waigel (CSU) versteht.
Die neuen Bundesländer einschließlich Berlins werden nach den offiziellen Zahlen des Länder-Entwurfs ab 1995 Zuschüsse zwischen 1920 und 2150 Mark pro Einwohner und Jahr bekommen. In absoluten Zahlen ausgedrückt bedeutet das beispielsweise für Thüringen rund 5,5 Milliarden Mark jährlich. In diesem Geld sind nach dem Länder-Modell sowohl direkte Finanztransfers aus dem Westen enthalten als auch Gelder aus einem erhöhten Umsatzsteueranteil der Länder im Vergleich zum Bund - ein Konzept, das Waigel bislang ablehnt.
Bei der Mehrbelastung steht Hessen in absoluten Zahlen an dritter, bei der Pro- Kopf-Belastung aber an erster Stelle. 1,95 Milliarden Mark würden Nordrhein- Westfalen ab 1995 gegenüber heute fehlen, wenn das Länder-Modell sich durchsetzt, 1,76 Milliarden wären die Finanzausfälle für Baden-Württemberg und 1,15 Milliarden die Mehrbelastungen für Hessen (zusätzlich zum jetzigen Länderfinanzausgleich, in den Hessen bereits knapp zwei Milliarden Mark jährlich einzahlen muß).
Pro Kopf wäre nach Hessen (196 Mark) Baden-Württemberg (176 Mark) am stärksten von den Zusatzlasten betroffen - vor Bremen (128), dem Saarland (114) und Nordrhein-Westfalen (112), während etwa das ebenfalls als finanzstark geltende Hamburg nur 38 Mark pro Kopf zusätzlich leisten müßte, Bayern 74 Mark.
Um diese Lastenverteilung zwischen den "reicheren" Ländern geht aus hessischer Sicht noch der Streit, nicht um die Leistungen für die Ost-Länder. Daß Hessen bislang nicht wie Baden-Württemberg mit Nein gestimmt und notfalls Verfassungsklage angedroht hat, begründete Fugmann-Heesing mit dem Ziel, möglichst eine gemeinsame Haltung der Länder gegenüber dem Bund zu erreichen. Sie strebe einen Länder-Entwurf an, der von allen akzeptiert werden kann, und dabei würde eine Isolation der beiden finanzstarken Länder Hessen und Baden-Württemberg gegenüber den 14 anderen Bundesländern nicht weiterhelfen.
Interessant ist, daß Hessen nach den Berechnungssystemen der Finanzminister nach wie vor als das Land mit der höchsten Finanzkraft gilt. Die "relative Finanzkraft" der Bundesländer, die sich im wesentlichen aus der Finanzstärke im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ergibt, wird traditionsgemäß nach einem System ausgerechnet, wonach die Abweichungen vom Durchschnittswert (100 Prozent) nach oben oder unten entscheidend sind. Mit einer "relativen Finanzkraft" von über 117 Prozent liegt Hessen hier vor Baden-Württemberg (115,5 Prozent) an der Spitze. Ganz am Ende der Skala stehen mit den niedrigsten Werten Thüringen (84 Prozent) und Berlin (71 Prozent).
Diese deutlichen Unterschiede der Bundesländer untereinander sollen durch den geplanten Finanzausgleich eingeebnet werden: Hessen soll danach (immer noch als "Spitzenreiter) nur noch bei 103,7 Prozent liegen, die östlichen Länder und Berlin sollen einheitlich auf 99,5 Prozent angehoben werden.
Ob es dazu kommt, hängt nun zunächst vom Konsens unter den Ländern ab - und danach davon, ob zwischen Ländern und Bund ein gemeinsames Konzept möglich ist. Zwischen Ländern und Bonn sind die Interessensunterschiede bislang noch sehr viel größer als zwischen den Bundesländern. RICHARD MENG
Ergebnis-Telegramm
Gruppe B: TSV Bayer 04 Leverkusen - Maes Pils Mechelen 78:63 (41:33), Estudiantes Madrid - Real Madrid 71:79 (33:37), KK Zadar - Vrai-Pau Orthez 89:86 (53:44), Benetton Treviso - Olympiakos Priäus 75:67 (42:42).
BUNDESLIGA der Männer: SSV Ulm - Alba Berlin 90:81 (43:35) Leverkusen - MTV Gießen 89:88 (80:80, 50:32) n.V. FUSSBALL TESTSPIEL: Argentinien - Brasilien 1:1 (1:0). HOCKEY EUROPACUP der Frauen in Berlin, Gruppe A: HC s'Hertogenbosch - HF Lorenzoni 7:1 (3:0), Rüsselsheimer RK - Glasgow Western 8:1 (3:0). Gruppe B: Berliner HC - Randalstown/ Nordirland 11:1 (3:1), Real San Sebastian - Hightown LHC/England 2:9 (1:5).
EUROPACUP-ENDRUNDE der Landesmeister in Wien, Vorrunden-Gruppe B: Rot-Weiß Köln - Lille HC (Frankreich) 14:4 (3:2), Rot- Weiß Köln - Oranje Zwart Eindhoven 8:1 (4:1).
Vorrunden-Gruppe A: Limburger HC - WKS Grunwald (Polen) 9:7 (5:5). SKI NORDISCH WM in Falun, Frauen, 15-km-Langlauf (klassischer Stil): 1. Välbe (Rußland) 44:49,1 Minuten, 2. Kirvesniemi (Finnland) 45:39,0, 3. Rolig (Finnland) 45:41,9 4. Lazutina (Rußland) 46:06,3, 5. di Centa 46:10,4, 6. Belmondo (beide Italien) 46:13,3, 7. Määttä (Finnland) 46:41,8, 8. Danilowa (Rußland) 46:46,1, 9. Moen 46:51,5, 10. Dybendahl (beide Norwegen) 46:52,1, . . . 39. Wezel (Klingenthal) 50:12,0, . . . 44. Bonsack (Oberhof) 50:49,5.
Nordische Kombination: 1. Ogiwara (Japan), 2. Apeland (Norwegen) 1:34 Minuten Rückstand, 3. Elden (Norwegen) 2:32, 4. Vik (Norwegen) 2:38, 5. Kono (Japan) 2:41, 6. Abe (Japan) 3:14, 7. Stadelmann (Österreich) 3:18, 8. Elden (Norwegen) 3:50, 9. Maka (Tschechische Republik) 4:11, 10. Pohl (Schonach) 4:21, . . . 15. Leonhardt (Oberwiesenthal) 6:16, . . . 17. Deimel (Winterberg) 6:30, . . . 19. Duffter (Hammer) 7:27. - Kombinationslanglauf, 15 km: 1. J. Elden 44:16,2 Minuten, 2. Sawin (Weißrußland) 44:52,9; 3. B. Elden 44:54,7, 4. Lewandi (Estland) 45:15,7, 5. Maka 45:26,5, 6. Apeland 45:36,1, 7. Kempf (Schweiz) 45:47,5, 8. Leonhardt 45:54,5, 9. Ustupski (Polen) 45:55,0, 10. Vik 46:06,8, . . . 29. Duffter 48:53,2, . . . 34. Pohl 48:54,0, . . . 47. Deimel 51:28,2. TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER, Open der Männer in Stuttgart (2,25 Millionen Dollar), Achtelfinale: Masur (Australien) - Kühnen (Bamberg), 6:7 (3:7), 6:4, 7:6 (7:3), Pioline (Frankreich) - Forget (Frankreich) 4:6, 6:3, 6:3.
Viertelfinale: Krajicek (Niederlande/Nr. 5) - Medwedew (Ukraine) 6:4, 7:6 (7:3), Becker (Leimen) - Ferreira (Südafrika) 7:6 (7:2), 7:5.
Doppel, Viertelfinale: Becker/Kühnen - (Leimen/Mannheim) - Hlasek/Nargiso (Schweiz/ Italien) 6:3, 6:3. TISCHTENNIS INTERNATIONALE MEISTERSCHAFTEN der Slowakei, Viertelfinale, Männer: Tschechische Republik - Deutschland 3:1; Korbel - Fetzner (Düsseldorf) 21:14, 20:22, 21:10, Javurek - Prause (Grenzau) 21:12, 21:10, Korbel/Pansky - Fetzner/Prause 21:19, 19:21, 18:21, Javurek - Fetzner (Fetzner verletzt nicht angetreten).
Frauen, Halbfinale: Deutschland - Frankreich 3:1; Nemes (Dülmen) - Coubat 16:21, 15:21, Struse (Steinhagen) - Le Lannic 21:10, 21:13, Faltermaier/Nemes (Steinhagen/Dülmen) - Creuze/Plaisant 17:21, 21:10, 21:13), Struse - Coubat 21:15, 21:9. - Viertelfinale: Deutschland - Rumänien 3:2; Faltermaier - Bogoslov 21:12, 21:10, Struse - Nastase 22:20, 21:11, Faltermaier/Nemes - Bogoslov/Nastase 21:14, 12:21, 12:21, Struse - Bogoslov 21:14, 12:21, 18:21, Faltermaier - Nastase 21:19, 18:21, 23:21. VOLLEYBALL EUROPAPOKAL der Pokalsieger, Frauen, Finalrunde in Perugia: CJD Berlin - BZBK Baku 3:0 (15:13, 15:11, 15:8).
EPPSTEIN. Schwer verletzt wurde am Freitag gegen 4.15 Uhr bei einem Verkehrsunfall die 22jährige Beifahrerin eines 24jährigen Eppsteiners. Der Mann fuhr aus Hofheim kommend auf der Lorsbacher Straße und geriet in einer Linkskurve zu weit nach rechts. Der Wagen prallte gegen ein Gartentor. Die verletzte Frau wurde von der Feuerwehr aus dem völlig demolierten Auto befreit.
Bei dem 24jährigen ordnete die Polizei einen Alkoholtest an. ege
OFFENBACH. Die Impfaktion 1992 / 93 geht mit einem letzten Termin am Donnerstag, 25. Februar, zu Ende. Da wird im Stadtgesundheitsamt, Dreieichring 24, 14 bis 18 Uhr, noch einmal die kostenlose Schluckimpfung angeboten. Geimpft wird an diesem Tag auch gegen Diphtherie und Wundstarrkrampf (Tetanus). Beides ist für Kinder ebenfalls kostenfrei. pmü
Basketball
TABELLE 1. Real Madrid 12 11 1 986: 863 23 2. Benetton Treviso 13 10 3 1072: 991 23 3. Olympiakos Piräus 13 7 6 972: 957 20 4. Vrai-Pau Orthez 13 7 6 1031:1045 20 5. TSV Bayer 04 Lvk. 13 7 6 1007:1025 20 6. Estud. Madrid 13 4 9 1052:1040 17 7. KK Zadar 12 4 8 928:1003 16 8. Maes P. Mechelen 13 1 12 1026:1151 14
ECHZELL. Damit die Gettenauer Kinder sicherer zur Schule kommen, unterstützt der Gemeindevorstand die Forderung einiger Eltern nach einem Fußgängerüberweg im Neubaugebiet "Im Feldchen".
Das Straßenbauamt soll nun für die Anlage sorgen. str
Nach Bosnien-Herzegowina sollen die UN-Blauhelme nun auch in Kroatien mit schweren Waffen ausgerüstet werden, um sich effektiv verteidigen zu können. Was sich bei erstem Ansehen dramatisch ausnimmt, ist tatsächlich eine überfällige Schutzmaßnahme. An der grundsätzlichen Situation der UN-Truppen und -helfer als Spielball zwischen den Kriegsparteien ändert es freilich nichts. UN-Soldaten müssen oft, peinlich bloßgestellt, dem Krieg zuschauen. Kurzum, die UN geben ein impotentes Bild ab. Das wenigste war, den Soldaten eine reale Selbstverteidigungschance zu geben.
Ja, der Moment mag nicht mehr ferne sein, wo man die UN-Blauhelme ganz abziehen muß. Die US-Regierung steht vor dem Beschluß, eine Flugverbotszone über Bosnien zu erzwingen. Für den Fall des dann in Reichweite rückenden Abschusses eines serbischen Flugzeuges haben die Serben bereits Vergeltung an UN-Soldaten angedroht.
Hilfe, die nicht zugelassen wird, Truppen, die weder Krieg noch Greuel verhindern und nun bald auch noch Soldaten als potentielle Geiseln? Es scheint, als stehe das UN-Mandat im ehemaligen Jugoslawien vor dem Scheitern. In dieses Bild passen Informationen, daß die NATO Pläne weit vorangetrieben hat, gemeinsam mit Rußland eine Friedenstruppe von bis zu 60 000 Mann nach Bosnien zu entsenden, um einen modifizierten Vance/Owen-Friedensplan durchzusetzen. Diese Truppen würden zwar ebenfalls im UN-Auftrag stehen, könnten aber Kampfaufträge ausführen. Erst dann wird humanitäre Hilfe wieder möglich, die ohne militärischen Druck auf der Strecke bleibt. sie
cri FRANKFURT A. M. Der Einstieg von Rheinmetall bei dem Büromöbelhersteller Mauser Waldeck ist perfekt. Die Rheinländer sind sich mit dem bisherigen Mehrheitsaktionär Rothenberger handelseinig geworden. Der hessische Konzern verkauft sein gesamtes Paket in Höhe von 75 Prozent zu einem nicht genannten Preis. Die Zustimmung des Kartellamts steht noch aus.
Rothenberger wollte eigentlich weiter bei Mauser mitmischen und nur einen Teil seiner Aktien veräußern. Dies schmeckte Rheinmetall überhaupt nicht, da der Konzern den Büromöbelhersteller "als vierten eigenständigen Unternehmensbereich integrieren wollte".
Mit der Neuerwerbung kommen die Düsseldorfer ihrem Ziel näher, die Abhängigkeit vom Rüstungsgeschäft auf 25 Prozent zu verringern. Im vergangenen Jahr steuerte es weniger als 40 Prozent zu den um mehr als acht Prozent auf 3,2 Milliarden Mark geschrumpften Erlösen bei. Ende der siebziger Jahre waren mit der "Wehrtechnik" noch 70 Prozent erwirtschaftet worden. Mauser Waldeck wurde nach Angaben von Rheinmetall wegen des "Ertrags- und Wachstumspotentials" als neue Säule auserkoren. Die Firma gehört zu den führenden Büromöbelherstellern und bringt mit 1600 Beschäftigten 400 Millionen Umsatz ein.
Amigos gibt es überall, nicht nur in Bayern. In Baden-Württemberg hat bekanntlich unter anderem dieser Umstand vor zwei Jahren Lothar Späth das Amt gekostet. Neuerdings sieht sich auch sein früherer Kultusminister Gerhard Mayer-Vorfelder Fragen nach der Finanzierung von Privatreisen ausgesetzt. Ausgerechnet der konservative Hardliner der Union, der sich bundesweit einen Namen als Kämpfer für Recht(s) und Ordnung gemacht hat und heute in der großen Koalition als Finanzminister an Erwin Teufels Kabinettstisch den Ton angibt, muß sich gewisse "Mitnahme-Effekte" vorhalten lassen.
Der Anlaß: Eine Reihe von Urlaubsreisen, die den lebensfrohen Vater von vier Kindern mit der gesamten Familie in den 80er Jahren nach Südfrankreich brachten und für die er von der Firma Daimler-Benz unentgeltlich extragroße Mercedes-Karrossen zur Verfügung gestellt bekam. Ähnlich wie BMW in München liebt es auch das Unternehmen mit dem guten Stern, bedeutenden Persönlichkeiten - Firmenmotto: "Um so bekannter, desto lieber" - die eigenen Erzeugnisse gratis zu überlassen. Das, so ein Sprecher, sei "Unternehmenspolitik", und Gegenleistungen würden natürlich nicht erwartet.
Die anonyme Strafanzeige, die seit kurzem bei der Stuttgarter Staatsanwaltschaft liegt, wird womöglich nicht zum Erfolg führen. Denn Mayer-Vorfelder kann zwei Argumente für sich ins Feld führen, deren Berechtigung nachzuprüfen einen Ermittlungsaufwand und eine Pingeligkeit erfordern würden, die angesichts der viel größeren Skandale und Mißstände ringsum kaum jemand wird aufbringen wollen. Erstens ist Mayer-Vorfelder seit vielen Jahren Präsident des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart, und ein gütiger Zufall will es, daß Daimler-Benz der offizielle Sponsor des Klubs war und ist. In dieser Eigenschaft hat die Firma Spieler, Trainer und Präsidiumsmitglieder immer wieder in den Genuß von Leihwagen kommen lassen.
Zweitens hat sich - Mayer-Vorfelder zufolge - seinerzeit jedes Jahr zu Pfingsten dringender Verhandlungsbedarf in Fußballfragen aufgestaut, vorzugsweise mit dem damals in Marseille tätigen Ex-Stuttgarter Karl-Heinz Förster. Diese Gespräche habe er dann, so Mayer-Vorfelder, eben "mit einem Urlaub in Südfrankreich verbunden".
Nicht angegeben hat der Minister diesen geldwerten Vorteil im sogenannten Späth-Untersuchungsausschuß des Stuttgarter Landtags, der nach allen privaten Zuwendungen an die Minister der Ära Späth forschte. Glücklicherweise schränkte der Beweisbeschluß für den Zeugen Mayer-Vorfelder das Thema auf Vorgänge ein, die "in bezug auf seine Tätigkeit als Minister" stattfanden - und die Überlassung von Mercedes-Autos an den VfB-Präsidenten habe mit Landespolitik nichts zu tun gehabt, meint Mayer-Vorfelder nun.
Trotzdem spricht die SPD von einer "uneidlichen Falschaussage". Und Fritz Kuhn, Fraktionschef der Grünen im Landtag, sieht einen "moralischen Skandal". Unabhängig von solchen Bewertungen konnte man am Mittwoch im Stuttgarter Landtag schon staunen über die Unbefangenheit, mit der der Minister bei einer Debatte über den "Solidarpakt" wider Abkassierer und Schmarotzer wetterte - immerhin war am Morgen die erste Regionalzeitung mit der Leihwagen-Story erschienen.
Unklar ist zur Zeit, ob Mayer-Vorfelder solche Vergünstigungen dem Finanzamt angezeigt hat oder hätte anzeigen müssen. Unklar ist auch, wieso offenbar niemand auf die Idee kam, ein derart mit Daimler-Benz verbandelter Klub-Präsident sich als Minister bei Kabinettsentscheidungen über Belange des Unternehmens (Teststrecke Boxberg, Subventionen für den Standort Rastatt) hätte selbst für befangen erklären und von Beratung und Abstimmung fernhalten müssen.
Mayer-Vorfelder, der sich eben erst zur Erleichterung seiner zahlreichen Anhängerschaft entschlossen hat, doch lieber in der Politik zu bleiben als den (viel besser dotierten) Job als Chef der Karlsruher Badenwerke anzunehmen, wird sich von derlei Petitessen weder seine Karriere noch die Vorfreude auf seinen 60. Geburtstag Anfang März trüben lassen. PETER HENKEL (Stuttgart)
SCHÖNECK/NEUBERG. Nun erhält auch die Friedrich-Ebert-Grundschule in Kilianstädten Isolierfenster.
Die Kosten für den Fensteraustausch belaufen sich auf rund 80 000 Mark.
Auf rund 55 000 Mark wird der Fensteraustausch an der Erich-Simdorn- Grundschule in Ravolzhausen kommen. Auch dieses Bauvorhaben wurde jetzt vom Kreisausschuß in Auftrag gegeben.
Beide Aufträge gingen an Firmen aus dem Main-Kinzig-Kreis. are
Seit Evas Ex-Freund aus dem Kitchen kam, hatte die 30jährige Schwedin keine ruhige Stunde mehr. Weil er die Frau mißhandelt hatte, saß er im Gefängnis; sie zu besuchen, hatte das Gericht ihm untersagt. Doch er mißachtete das Verbot, verfolgte Eva, bedrohte sie mit Briefen und anonymen Telefonanrufen, obwohl sie sich eine Geheimnummer verschafft hatte. Zuletzt wagte sich Eva nicht mehr auf die Straße.
Doch nun sorgt der Staat für ihren Schutz. Er stellt ihr, sobald sie das Haus verläßt, einen Leibwächter zur Seite, damit sie sich wieder geborgen fühlen kann. "Sie hat sich dafür entschieden, nur außer Hauses überwacht zu werden", sagt der Göteborger Kriminalkommissar Thomas Heden, der Eva überredete, den Leibwächterschutz in Anspruch zu nehmen. "Hätte sie rund um die Uhr um Schutz gebeten, hätte sie auch darauf ein Anrecht gehabt."
Eva ist erst die zweite Schwedin, die die Möglichkeiten voll ausschöpft, die ein im Vorjahr verabschiedetes Gesetz verfolgten Frauen bietet. Zehn Millionen Kronen, rund zweieinhalb Millionen Mark, stellt der Staat für diese Aufgabe zur Verfügung. Der Bodyguard ist nur die letzte Konsequenz. 220 Frauen haben bisher ein "Schutzpaket" erhalten, dank dem sich die Bedrohten zur Wehr setzen oder Hilfe rufen können. Es enthält ein Mobiltelefon, in dem die Nummern für den Notruf und die lokale Polizeistation programmiert sind, eine Alarmanlage für die Wohnung, ein ans Telefon angeschlossenes Tonbandgerät, eine Sirene, die mit ohrenbetäubendem Lärm Gewalttäter in die Flucht schlagen soll, und ein Druckknopf-Armband, wenn für einen Telefonruf keine Zeit mehr bleibt. Der Alarm ist direkt zur Polizei geschaltet, die registrieren kann, welche Frau um Hilfe ruft.
Das Schutzgesetz war eine politische Reaktion auf die auch in Schweden stark zunehmende Gewalt gegen Frauen. Die Polizei registrierte bei den Anzeigen eine Steigerungsrate von jährlich 30 Prozent, über 700 Schweden wurde nach Drohungen und Mißhandlungen gerichtlich verboten, ihre früheren Partnerinnen aufzusuchen. Halten sie sich jedoch nicht daran, blieb der Frau bisher nur die Möglichkeit, erneut Anzeige zu erstatten. Bis die Polizei eingriff, verging oft viel Zeit, und häufig blieb der Beschuldigte auch dann auf freiem Fuß. Selbst der Wechsel von Wohnort und Namen brachte den Verfolgten keine Ruhe. Die technischen Hilfsmittel sollen nun dazu beitragen, daß sich die Frauen sicherer fühlen können.
Und wenn auch sie nicht helfen, stellen die Behörden einen Leibwächter. Wie für Eva: "Sie sträubte sich zuerst", sagt Thomas Helen, "sie glaubte nicht, daß sie einen ständigen Begleiter aushalten könnte." Doch als Helen, der mit rund 50 bedrohten Frauen im Göteborger Polizeidistrikt ständig Kontakt hält, mit Eva sprach, einigten sie sich auf ein Maß an Schutz, das beiden vertretbar erschien. Billig ist es nicht. Ein gut ausgebildeter Bodyguard kostet 500 Kronen - 120 Mark - pro Stunde. "Damit verfolgte Frauen wieder ein normaleres Leben führen können, ist das kein zu hoher Preis", sagt Ebon Kram, die Leiterin der schwedischen Frauenhäuser.
H. GAMILLSCHEG (Kopenhagen)
Auf der Ludwig-Landmann-Straße im Bereich von Westhausen tritt der Magistrat auf die Tempobremse. Wie es in einem Bericht der Stadtregierung heißt, wird sie dem Wunsch des Ortsbeirats 7 folgen und die zulässige Höchstgeschwindigkeit dort von derzeit 70 auf 50 Stundenkilometer reduzieren.
Das Stadtteilparlament hatte im Januar vergangenen Jahres einen entsprechenden Vorstoß unternommen. Als Begründung führte der Ortsbeirat die erhebliche Lärmbelästigung der Anwohner an. Die autobahnmäßig ausgebaute Straße führe direkt an den Wohnhäusern von Westhausen vorbei. Zudem werde die ohnehin hohe Höchstgeschwindigkeit häufig noch überschritten, was auch eine Gefährdung ein- und aussteigender Autofahrer mit sich bringe.
Der Magistrat schloß sich in seinem Bericht ohne weitere Erläuterungen der Auffassung des Ortsbeirats an. gang
HOCHTAUNUSKREIS. Der jahrlange Schlingerkurs um die Konzession der öffentlichen Omnibuslinien im Hochtaunuskreis ist beendet: Die Verkehrsgesellschaft Untermain (VU) zieht sich aus dem Kreis zurück. Die bislang von ihr betriebenen fünf Buslinien gehen mit Start der Taunusbahn in die Regie der Frankfurt-Königsteiner-Eisenbahn (FKE) über. Und die wird, so kündigte gestern FKE- Vorstandsmitglied Peter Berking an, das Netz auf 13 Zubringer-Linien ausbauen. Überwiegend private Unternehmen werden für die FKE unterwegs sein.
VU-Geschäftsführer Siegfried Freihube sagte während der gestrigen Pressekonferenz, im Interesse der Fahrgäste sei es besser, wenn das Verkehrsnetz sich möglichst in einer Hand befinde. Bekanntlich hat die FKE den technischen Betrieb der Taunusbahn übernommen.
Teil des "integralen Busnetzes" ist, daß der Schülerverkehr in den öffentlichen Personennahverkehr integriert wird. Eines wird es freilich nicht geben, kündigte Landrat Jürgen Banzer an: einen Parallelverkehr von Bussen und Bahn. Mit der Einführung des neuen Taunusbahn-Fahrplans (ab 26. September) wird es deshalb auch im Busverkehr zu Änderungen kommen. Die Planung muß jedoch erst noch mit den Städten und Gemeinden besprochen werden. Ausgetüftelt ist inzwischen auch der Fahrplan der Taunusbahn. Er liegt nun zur endgültigen Genehmigung bei der Bundesbahn. Als oberstes Ziel sei ein möglichst minutengenauer Anschluß an die S-Bahn angestrebt.
Die derzeitige Planung sieht außerhalb der Hoch-Zeiten den 40-Minuten-Takt, in den Hauptverkehrszeiten den 20-Minuten-Takt zwischen den Endpunkten Grävenwiesbach und Bad Homburg vor. Zwischen Friedrichsdorf und Bad Homburg besteht somit im Wechsel mit der S-Bahn alle zehn Minuten, außerhalb der Rush- hour alle 20 Minuten Fahrgelegenheit. Wie schon wiederholt berichtet, fahren ebenfalls in den Hauptverkehrszeiten morgens und abends je drei Züge von Grävenwiesbach durchgehend nach Frankfurt und zurück.
In den Abendstunden rollt die Taunusbahn werktags bis 18.30 Uhr von Grävenwiesbach nach Bad Homburg, bis 19.30 Uhr nach Friedrichsdorf. In die Gegenrichtung fährt die letzte Taunusbahn um 20.41 Uhr von Friedrichsdorf ab. Danach, so die Planung, sollen Omnibusse eingesetzt werden. Sonntags ist bislang der Zweistundentakt vorgesehen. Bei Bedarf in den Sommermonaten sei es denkbar, mehr Züge fahren zu lassen. off
an Feuilletons
CHRISTO
Einhellig haben die internationalen Fachjuroren der beiden Berliner Wettbewerbe zum Reichstag und zum Bau eines Parlaments dafür plädiert, dem bulgarischen Künstler Christo den langgehegten Wunsch zu erfüllen, den Deutschen Reichstag einzupacken. Christo, heißt es in einer Empfehlung habe eine "künstlertische Aussagekraft, die den Reichstag nicht abwertet, sondern im Gegenteil eine neue Dimension verleiht". Mit der Ent hüllung des Reichstagsgebäudes vor dem Umbau zum Bundeshaus werde der "Neubeginn" in der Geschichte des Baues deutlich gemacht. Das Projekte werde weltweit Aufmerksamkeit und Anerkennung finden "und als Zeichen für ein neues offenes Deutschland stehen".+
ojw.
OFFENBACH. Die Firma Hoechst hat dem Stadtarchiv 1500 Mark spendiert, damit es die Offenbacher Industriegeschichte erforscht.
Stadtarchivar Hans-Georg Ruppel war dem Chemieunternehmen im vergangenen Jahr schon behilflich gewesen, hatte dem Konzern Schützenhilfe bei der Erstellung einer Ausstellung zum 150jährigen Bestehen des Unternehmens geleistet. Stadtarchivar Ruppel will jetzt mit dem Geldbetrag dafür sorgen, daß einige "weiße Flecken" in der Offenbacher Wirtschaftsgeschichte mit Farbe aufgefüllt werden. pmü
BERLIN. Einhellig haben die internationalen Fachjuroren der beiden Berliner Wettbewerbe zum Reichstag und zum Bau eines Parlaments dafür plädiert, dem bulgarischen Künstler Christo den langgehegten Wunsch zu erfüllen, den Deutschen Reichstag einzupacken. Christo, so heißt es in einer Empfehlung, habe eine "künstlerische Aussagekraft, die den Reichstag nicht abwertet, sondern im Gegenteil eine neue Dimension verleiht". Mit der Enthüllung des Reichstagsgebäudes vor dem Umbau zum Bundeshaus werde der "Neubeginn" in der Geschichte des Baues deutlich gemacht. Das Projekt werde weltweit Aufmerksamkeit und Anerkennung finden "und als Zeichen für ein neues offenes Deutschland stehen". Um das Vorhaben ist ein heftiger Meinungsstreit entbrannt. ojw
WETTERAUKREIS. Die Wetterauer Jäger schießen weniger Wildschweine als früher. Bis Ende des Jagdjahres am 30. März werden schätzungsweise rund 900 Sauen zur Strecke gebracht worden sein - rund 600 weniger als im Vorjahr. Die deutlich niedrigere Abschußrate führt der Pressesprecher des Wetterauer Jagdverbandes, Hans-Dieter Stehr, auf die bereits im Vorjahr erfolgte massive Bejagung der Wildschweine zurück, mit der der Überbestand reduziert werden soll. So wurden im Jagdjahr 1991/92 in Hessen insgesamt 30 000 Wildschweine zur Strecke gebracht - 1511 davon in der Wetterau. Trotz der erforderlichen Reduzierung sollen die Bestände noch weiter verkleinert werden, da die Wildschweine vor allem in den Sommermonaten für schwere Schäden auf den Feldern sorgen.
Der Vorsitzende des Kreisjagdbeirates, Walter Balser, appellierte jetzt an die Jäger, vor allem über fünf Jahre alte Keiler zu schießen. Muttertiere müßten hingegen geschont werden, da ihnen in einer Wildschweinrotte die wichtige Rolle des erfahrenen Leittiers zukomme. Werde die Bache getötet, zerfalle die Sozialstruktur der Rotte.
Balser: "Die jüngeren weiblichen Wildschweine werden zur Unzeit rauschig und frischen außerhalb der natürlich sinnvollen Jahreszeit." Besonders führerlose Rotten würden oft für erhebliche Schäden in den Feldern sorgen. Balser: "Eine Leitbache hält hingegen ihren Nachwuchs eher in der Deckung des Waldes."
In insgesamt 70 Prozent der Wetterauer Wälder leben nach Angaben von Balser noch Wildschweine, "häufig jedoch als Wechselwild". str
KRIFTEL. Ein 23jähriger Mann aus Hoyerswerda wurde am Donnerstag gegen 18.45 Uhr auf der Straße "In den Reeden" von drei Männern überfallen. Die bislang unbekannten Täter bedrohten ihn mit einem Messer, warfen ihn zu Boden und rissen den Geldbeutel aus seiner Hosentasche. Sie entnahmen etwa 200 Mark und flüchteten zu Fuß Richtung Königsberger Straße.
Von den Männern gibt die Polizei folgende Beschreibung: Alle drei waren 18 bis 20 Jahre alt und etwa 1,75 Meter groß. Ein Mann hatte schwarze Haare, er trug eine dunkle Bomberjacke mit einem roten Futter und weiße Turnschuhe. Sein Komplize hatte abstehende Ohren und ebenfalls kurze, schwarze Haare.
Der dritte Täter trug eine schwarze Lederjacke mit Fransen am Ellenbogen und war wie die beiden anderen dunkelhaarig. Hinweise nimmt die Kripo in Hofheim, Tel. 061092 / 2 07 90 entgegen. ege
STADT UND KREIS OFFENBACH. Wegen der Umzüge sind Rosenmontag und Faschingsdienstag nachmittags diverse Postämter geschlossen. Am Montag in Mühlheim die Ämter Friedens- und Hanauer Straße. Am Dienstag: Offenbach, Kreuzstraße; Mühlheim, Bischof- Ketteler-Straße; Dietzenbach, Babenhäuser Straße; Rodgau, Kasseler Straße. pmü
Der Maskerade kann sich niemand entziehen - auch diejenigen nicht, die das närrische Treiben auf den Wetterauer Straßen in den nächsten Tagen boykottieren
Kleine FR
Närrische Magistratssitzung OBERURSEL. In ihrer närrischen Sitzung am Rosenmontag, 22. Februar, wollen die Magistratsmitglieder einmal die ernste Politik vergessen. Mit einem dreifach donnernden "Orschel Helau" eröffnen sie um 10.30 im Ratsherrensaal des Historischen Rathauses die Fastnachtsfeier.Staffellauf beim Kinderfasching OBERURSEL. Sportlich soll es beim Kinderfasching des Schwimm-Clubs 1958 am Montag, 22. Februar, 15.11 Uhr, zugehen. Dort werden nicht nur leckere Säfte und knusprige Kreppel verdrückt, sondern auf dem Programm steht auch ein Staffellauf.
Katholiken feiern Gemeindefastnacht KRONBERG. In die Bütt steigen am Rosenmontag, 22. Februar, die Gemeindemitglieder der katholischen Pfarrei Oberhöchstadt. Die Gemeinde-Fastnachtsfeier beginnt um 19.11 Uhr im Pfarrsaal St. Vitus.Sänger maskieren sich KRONBERG. Zum Maskenball lädt der Männergesangverein am Montag, 22. Februar, in die Stadthalle ein. Beginn: 20.11 Uhr. Zauberei und Büttenreden OBERURSEL. Büttenreden über den Alltag eines Pfarrers und trickreiche Zaubereien erwarten die Bommersheimer Senioren am Rosenmontag, 22. Februar, im Gemeindehaus der evangelischen Kreuzkirche im Goldackerweg 17. Das fröhliche Faschingsfest startet um 15 Uhr. St. Hedwig feiert Gemeindefastnacht OBERURSEL. Ihren Rosenmontagsball feiern die Katholiken der St.-Hedwig- Pfarrei am 22. Februar im Hedwigsheim, Freiherr-vom-Stein-Straße 8a. Es spielen die "Palatinos". Beginn der Veranstaltung ist um 19.51 Uhr. Am Rosenmontag keine Müllabfuhr KÖNIGSTEIN. Wegen des Rosenmontags verschiebt sich der Termin für die Müllabfuhr auf Dienstag, 23. Februar. Alle weiteren Abfuhrtermine verschieben sich deshalb ebenfalls um einen Tag.
sp HANNOVER, 19. Februar. Der Niedersächsische Landtag hat am Freitag mit allen 78 Stimmen der rot-grünen Koalition den Antrag der CDU abgelehnt, den Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Jürgen Trittin (Grüne), zu entlassen. Trittin hatte in einem Vortrag in London sinngemäß gesagt, Rassismus sei in Deutschland keine Randerscheinung. Zugleich hatte er die CDU/CSU und Teile der SPD wegen ihres Verhaltens in der asylpolitischen Auseinandersetzung angegriffen.
Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) teilte mit, das Auswärtige Amt in Bonn habe ihm berichtet, Beamte der Deutschen Botschaft in London hätten eine ausführliche Niederschrift über Trittins Rede verfaßt. Der Text werde jedoch nicht herausgegeben.
Richter und Schöffen im Frankfurter Holzschutzmittelprozeß sind nicht befangen und können das Verfahren in der nächsten Woche fortsetzen. Das ergibt sich aus einem am Freitag getroffenen Beschluß der 23. Großen Strafkammer, mit dem ein zu Beginn dieser Woche gestellter Befangenheitsantrag der Verteidigung als unbegründet zurückgewiesen wurde.
Wie der Umweltstrafkammer unter Vorsitz von Richter Thomas-Michael Seibert vorgeworfen worden war, sollte sie im Prozeß gegen zwei wegen Körperverletzung und Freisetzen von Gift angeklagte Geschäftsführer der Holzschutzmittelfirma Desowag ein "ideologisch begründetes Vorurteil gegen Industriemanager" zum Ausdruck gebracht haben. Beide Angeklagten könnten deshalb kein Vertrauen mehr in die Unparteilichkeit ihrer Richter haben.
Dem Beschluß zufolge, der von der für die Umweltsstrafkammer zuständigen Vertretungskammer gefaßt wurde, ist "aus der Sicht eines vernünftigen Angeklagten" jedoch kein Grund ersichtlich, der die Besorgnis von Befangenheit rechtfertigen könnte. Soweit die Verteidigung beanstandete, daß ein von ihr benannter Sachverständiger nicht vernommen wird, könne die Gerichtsentscheidung nur über die Revision, nicht aber per Befangenheitsantrag angefochten werden. Lepp
OBERURSEL. Wegen des Karnevalzuges besteht am Sonntag, 21. Februar, in allen Straßen, durch die die Narren ziehen, von 13 bis 20 Uhr Halteverbot. Die Zufahrtsstraßen, die die Route berühren, sind von 13 bis 17 Uhr gesperrt.
Die Stadtbusse fahren zwischen 12 und 17 Uhr geänderte Strecken: Bei der Linie 1 zwischen Stierstadt und Oberstedten entfällt in beiden Richtungen die Haltestelle Holzweg. Als Ersatzhaltestelle wird die Feldbergstraße (Epinayplatz) angefahren.
Bei der Linie 2 Richtung Bommersheim/Weißkirchen entfallen die Haltestellen Am Rahmtor, Marktplatz, Eppsteiner Straße, Holzweg und Adenauerallee. Ersatzhaltestellen: Füllerstraße (Schule Mitte) und Lindenstraße. In Richtung Hauptfriedhof entfallen die Haltestellen Adenauerallee (City-Haus), Holzweg, Eppsteiner Straße, Marktplatz, Am Rahmtor. Ersatzhaltestellen: Lindenstraße und Altkönigstraße.
Die Sperrzeiten für Gaststätten und gaststättenähnliche Betriebe sind von Samstag, 20., bis einschließlich Aschermittwoch, 24. Februar, aufgehoben. esi
"Die Arroganz der öffentlich-rechtlichen Medienmacher entzieht sich inzwischen jeder wirksamen politischen Kontrolle." Diese letzten gedruckten Worte des Journalisten Lutz K. erschienen am 12. Februar. Fünf Tage danach wurde K., der in der konservativ-katholischen Wochenzeitung Rheinischer Merkur über Medienpolitik und dabei gern zugunsten der privaten TV-Sender schrieb, von Beamten des Landeskriminalamts wegen Spionageverdachts festgenommen.
Inzwischen hat sich der Verdacht erhärtet. Der beantragte Haftbefehl wurde am Freitag bestätigt. Allerdings kam K. gegen Zahlung von 100 000 Mark auf freien Fuß. Nun erwarten ihn langwierige Ermittlungen und ein Prozeß, an dessen Ende eine Haftstrafe droht.
Der 49jährige K. wäre nicht der erste Journalist, der als Agent des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) enttarnt wird. Allerdings ist er der erste Verdächtige, der politisch nicht dem linken, sondern dem rechten Spektrum zuzuordnen ist. Und er war, jedenfalls früher, nicht irgendwer in der rechtsextremen Szene: K. war eine Zeitlang NPD- Mitglied und sogar Bundesvorsitzender des um 1970 als verfassungsfeindlich eingestuften Nationaldemokratischen Hochschulbundes (NHB) gewesen. Wenn es stimmt, was er selbst in kleinen Kreisen erzählte, hatte er Kontakte zur engsten Führung der Neonazi-Partei um den Vorsitzenden Adolf von Thadden.
Schon damals, so fanden die Ermittler heraus, soll der aus Ostfriesland stammende Politologie-Student im Sold des MfS gestanden haben. Bekannte aus jener Zeit erinnern sich, daß er nicht nur gesellig, sondern auch "immer flüssig" gewesen sei. Bis 1968 leitete er als Chefredakteur die Bonner Studentenzeitung akut. An der Universität ging zeitweise das Gerücht um, K. habe "was mit Geheimdiensten zu tun", gelegentlich fiel sogar die Andeutung "DDR", was freilich wegen seiner zur Schau getragenen knallharten rechten Gesinnung niemand glauben mochte.
Jetzt ist bekanntgeworden, daß K. von der MfS-Bezirksverwaltung Magdeburg unter dem Decknamen "Bakker" (niederländisch: Bäcker) geführt wurde. Bis Dezember 1989 habe er drei- bis viermal jährlich schriftliche und auf Tonbänder gesprochene Berichte "über den gesamten rechtsgerichteten Bereich" abgeliefert und dafür "mehrere hunderttausend Mark" kassiert, steht im Haftbefehl.
Angeblich soll der Agentenlohn insgesamt rund 380 000 Mark betragen haben. Dies läßt sich allerdings wohl nicht mehr genau rekonstruieren, weil die Unterlagen der Magdeburger Stasi über die West-"Kundschafter", wie sie in der DDR offiziell hießen, größtenteils unauffindbar sind. K. soll auch eine Agentenausrüstung und einen gefälschten Paß, ausgestellt auf den Namen "Fiedler", besessen haben.
Welche Informationen er möglicherweise jahrzehntelang dem MfS zuspielte, ist ungeklärt. K., der sich aus dem NPD-Umfeld absetzte, dann einige Jahre Redakteur der Zeitschrift ZV+ZV des Bundesverbandes der deutschen Zeitungsverleger (BDZV) war und sich gelegentlich in Bonn als Nachrichtenhändler betätigte, bevor er zum Rheinischen Merkur kam, wußte jedenfalls bestens über den rechten Rand der CDU/ CSU Bescheid.
HELMUT LÖLHÖFFEL (Bonn)
Die Verhandlungen zwischen Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) und der Stadt über die Zukunft von vier ehemaligen US-Kasernen in Frankfurt sind festgefahren. Entsprechend auf Eis liegen Pläne der Kommune für mehr als 1500 Wohnungen auf dem Gelände der Drake- und Edwards-Kaserne in Bonames. Viermal trafen sich Vertreter der Stadt, darunter auch Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, vergeblich mit Repräsentanten Waigels und der Oberfinanzdirektion Frankfurt - beide Seiten können sich nicht einmal annähernd über den Wert der Flächen einigen, die nach Abzug der US-Truppen an den Bund fielen.
In dieser Situation griff der Magistrat am Freitag zu einem ungewöhnlichen Mittel: Er beschloß für Drake und Edwards, aber auch für die Michael- und die McNair-Kaserne in Höchst die Einleitung städtebaulicher "Entwicklungsmaßnahmen" nach einem Gesetz, das der Bundestag 1990 beschlossen hatte. In der Konsequenz gibt das Gesetz die Grundlage, die jeweilige Fläche im Interesse des Gemeinwohls zu enteignen.
Es ist das erste Mal, daß eine Kommune in Deutschland mit derart drastischen Mitteln versucht, eine ehemalige US-Kaserne aus den Händen des Bundes in ihre Verfügungsgewalt zu bekommen. Wie OB von Schoeler am Freitag sagte, friert die "Entwicklungsmaßnahme" den Wert des jeweiligen Geländes so ein, wie ihn die Kommune ermittelt. Und da hat sich der Magistrat vom kommunalen Gutachterausschuß zur Bewertung von Grundstücken einen Preis festschreiben lassen, der wirklich niedrig ist: Weil die Kasernen in der zweiten Hälfte der 30er Jahre auf Ackerland entstanden, dürfe man auch heute nur Ackerland berechnen - also 25 Mark pro Quadratmeter.
Aus dem Streit zwischen Stadt und Bund drangen am Freitag Zahlen nach außen, die zeigen, wie weit beide Seiten voneinander entfernt sind: Die Bundesregierung nämlich sieht den Wert der Kasernen-Grundstücke bei 1000 Mark pro Quadratmeter. Bei einer Gesamtfläche der ehemaligen Truppenunterkünfte von 310 000 Quadratmeter käme auf die Stadt eine Summe von 310 Millionen Mark zu. Die Kalkulation der Kommune von 25 Mark pro Quadratmeter ergäbe nur einen Gesamtpreis von 7,75 Millionen.
Der Bund will bisher der Stadt auch noch die Kosten aufbürden, die durch Verlagerung von Bundesgrenzschutz- Unterkünften zugunsten neuer Wohnungen entstünden.
Die städtebauliche "Entwicklungsmaßnahme" spart Frankfurt beim Zugriff auf die Kasernen viel Zeit: Laut Gesetz tritt an die Stelle langer Umlegungsverfahren der direkte "Grunderwerb" durch die Gemeinde - oder die Enteignung. Der OB schätzte, daß sich so das Verfahren um fünf Jahre verkürzt - gespannt wartet man im Römer jetzt darauf, wie der Bund auf den Vorstoß der Stadt reagiert. jg
spi ESSEN. Die flaue Konjunktur macht sich auch bei den großen Stromkonzernen bemerkbar. Branchenführer RWE meldet für die ersten sechs Monate des Geschäftsjahres 1992/93 (Ende Juni) einen um gut ein Prozent niedrigeren Stromabsatz. Die Einnahmen in diesem Zweig blieben aber praktisch unverändert. Dem Zwischenbericht der Essener zufolge verbuchte der Konzern in dem Semester einen Überschuß von 395 Millionen Mark, womit dieser nahezu auf der Stelle trat. Unzufrieden zeigt sich der RWE-Vorstand über die Sparte Mineralöl und Chemie. Deren Umsatz fiel nicht nur um mehr als sieben Prozent auf 10,3 Milliarden Mark. Auch das Ergebnis sei "deutlich niedriger". Probleme gibt es des weiteren bei den Heidelberger Druckmaschinen. Im Stammgeschäft mit Bogenoffsetmaschinen schrumpften die Erlöse um rund ein Fünftel, bei der US-Tochtergesellschaft Harris um elf Prozent. Der erwartete Verlustabbau in Nordamerika werde nicht ausreichen, um den Ertragsrückgang bei der Muttergesellschaft aufzufangen. Die Ausschüttung der Heidelberger Druck werde davon aber nicht beeinträchtigt sein.
Insgesamt setzte das RWE-Stammhaus, die AG, in den sechs Monaten 26,7 Milliarden Mark um und erzielte damit ein Plus von 2,5 Prozent. Der Zuwachs geht vor allem auf das Konto erstmals konsolidierter Gesellschaften in Ostdeutschland.
SCHÖNECK. Ihren Kappenabend haben die Fußballer vom Sportverein Kilianstädten heute, Samstag, ab 20 Uhr im Clubhaus am Wald-Sportplatz.
Satire aus der Seehütte Über den Schwachsinn
MARTIN WINTER
Glücklich endete eine Kindesenführung am Freitag nachmittag. Knapp sechs Stunden nachdem ein 46 Jahre alter Mann aus Frankfurt eine elfjährige Schülerin aus Sachsenhausen entführt hatte, nahm die Polizei den Täter in einem Hotel bei Oberreifenberg fest. Das Mädchen konnte unverletzt befreit werden.
Das Mädchen war zusammen mit ihrer achtjährigen Schwester auf dem Weg zur Schule, als sie von dem Täter gegen 7.56 Uhr im Lettigkautsweg in Sachsenhausen gewaltsam in seinen Wagen gezerrt wurde. Ihre Schwester lief sofort nach Hause. Die Mutter alarmierte umgehend die Polizei.
Die Kriminalpolizei Frankfurt bildete unter Einschaltung der Staatsanwaltschaft eine Sonderkommission. Durch die Aussage des achtjährigen Mädchens wurde sehr schnell auf den 46jährigen Mann geschlossen, den das Mädchen im vergangen Jahr bei einem Urlaub im Spessart kennengelernt hatte.
Die Ermittlungen ließen einen möglichen Aufenthaltsort des Mannes in Rheinland-Pfalz oder aber im Hochtaunuskreis zu. In den Mittagsstunden meldeten sich das Mädchen und der Mann telefonisch bei den Eltern. Sie gab an, sich in einem Hotel im Taunus aufzuhalten, konnte aber keine genaue Ortsangabe machen. Der 46jährige sagte den Eltern, daß ihre Tochter bis 15 Uhr wieder zu Hause sein würde.
Zeitgleich führte die Fahndung nach dem Auto des Täters zum Erfolg. Es befand sich in der Nähe des Hotels. In Abstimmung mit der Frankfurter Soko nahm die Bad Homburger Polizei den Mann gegen 13.40 Uhr in seinem Hotelzimmer fest. Das Mädchen war ebenfalls in dem Zimmer.
Über die Tathintergründe machte die Polizei keine Angaben, da die Vernehmung des Täters noch nicht abgeschlossen war. hu
MAIN-TAUNUS-KREIS. Das "Lassen Sie uns jetzt zur Abstimmung schreiten, meine Damen und Herren", mit schnarrender Stimme ins Mikrophon befohlen, wird den Kreistagsabgeordneten wohl quer durch alle Fraktionsreihen fehlen. Denn wenn Hanns Großmann, seit nunmehr 25 Jahren Chef und Moderator des Kreistags, in Zukunft zum üblichen Nach-Sitzungs-Schoppen ins Kreishaus- Casino pilgert, wird er das nicht mehr als Kreistagsvorsitzender tun, sondern als interessierter Zuhörer des Geschehens. Der 80jährige, der jeden zweiten Satz mit "nicht wahr" beendet, geht "gewissermaßen zum zweiten Mal in Pension", wie er sagt. Angekündigt hat er das bereits seit einem Jahr und kurz vor seinem 80. Geburtstag im Herbst offiziell verkündet. Bis Ende der Legislaturperiode am 31. März bleibt er zwar noch in Amt und Würden, doch seine letzte Kreistagssitzung hat er bereits geschlossen. Wie immer "stringent durchgezogen in knapp fünf Stunden". Und darauf ist der Oberstaatsanwalt a. D. schon ein bißchen stolz: "Denken Sie bloß, manche Kreistage brauchen zwei Tage, wie furchtbar."
Mit stehenden Ovationen haben die Abgeordneten "ihren" Vorsitzenden bei seiner letzten Kreistagssitzung verabschiedet. Die letzte von rund 150, die der Unionschrist aus Hofheim auf dem Bukkel hat. Über hundert davon liefen unter seiner Regie; und Jochen Riebel (CDU) ist bereits der dritte Landrat seiner Laufbahn. Die Zusammenarbeit war mit allen Verwaltungschefs und Dezernenten "hervorragend und angenehm", ein Lob, das er auch dem Kreistagsplenum zollt. "Kleine Kräche", winkt er ab, "kommen überall mal vor." An ein "richtig schlimmes Erlebnis" kann er sich aber nicht erinnern. An einige "Meilensteine" der Kreisgeschichte freilich schon: etwa an das Bangen um den Erhalt des Kreises, als Anfang der 70er die Vorbereitungen für die Gebietsreform liefen, oder an den Umzug von Höchst nach Hofheim und schließlich an den Umzug ins neue Kreishaus "nach der mühseligen Tingelei kreuz und quer durch alle Kommunen". Ein Rückblick mit Wehmut? Das "Nein" weiß er gleich mit einer Latte von Aktivitäten und Plänen wie Reisen, Wandern, Bücher lesen, die Arbeit im Geschichtsverein . . . zu ergänzen. "Sie sehen, für Wehmut hab' ich keine Zeit." ana
NIDDERAU. Der Fußballer-Maskenball des FC "Sportfreunde" Ostheim findet am heute ab 20 Uhr im Bürgerhaus statt.
Es spielen die "Tornados"; Maskierte haben bis 22 Uhr freien Eintritt.
SCHÖNECK. Kleine Narren, Närrinnen und ihre Eltern sind am Sonntag, 21. Februar, ab 14 Uhr zum Kinderfasching in die Nidderhalle Oberdorfelden geladen.
Der Sportverein verspricht ein abwechslungsreiches Programm.
ojw BERLIN, 19. Februar. Über eine breite "öffentliche Diskussion" wollen Bundesregierung und Bundestag bald zu Entscheidungen über den Ausbau Berlins zum Regierungssitz kommen. Nach Abschluß der beiden Architektenwettbewerbe zum Umbau des Reichstags und zum Neubau eines Parlamentsviertels im Spreebogen nordöstlich des Reichstags nannte es Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth auf einer international besuchten Pressekonferenz am Freitag ihr ehrgeiziges Ziel, bis zur Sommerpause entschieden zu haben, wie es weitergeht. Danach sollen die ersten Bauaufträge für den Reichstag vergeben werden.
Auch Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) sprach sich für eine "möglichst rasche Umsetzung" der Wettbewerbsergebnisse aus. Beim Ideenwettbewerb zur Bebauung des sogenannten Spreebogens zur Nutzung durch Parlament, Kanzleramt, Bundespressekonferenz und eventuell Bundesrat entschieden sich die 23 Juroren einstimmig für den Entwurf des 49jährigen Berliners Axel Schultes. Für den Umbau des Reichstags wählten die Preisrichter drei Entwürfe international renommierter Architekten gleichrangig aus: Norman Foster (London), Santiago Calatrava (Zürich) und Pi de Bruijin (Amsterdam), die - so Frau Schwaetzer - "recht deutlich unterschiedliche Richtungen zeigen".
Offen ist, inwieweit die preisgekrönten Entwürfe eine Realisierungschance erhalten. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) kündigte vor der Presse bereits an, alle drei Modelle zur Umgestaltung des Reichstags müßten "gründlich überarbeitet werden". Auch Frau Schwaetzer betonte, daß die Prämierung der Architekten noch "keine Festlegung" bedeute; vielmehr sei der Bundestag der Souverän.
Frau Süssmuth, die "von einem großen Tag für Berlin und die Bundesrepublik" sprach, wies auf die hohen Standards hin, die bei den Entscheidungen der nächsten Monate verlangt würden, "weil wir nicht nur für uns planen, sondern weil dies international mitverfolgt wird". Die an den Wettbewerben beteiligten Architekten aus 44 Ländern (darunter 124 aus Italien, 109 aus Frankreich und 93 aus den USA) haben nach Angaben der Preisrichter für die Wettbewerbe "60 bis 70 Millionen in diese Stadt investiert". Süssmuth knüpfte daran die Forderung, "in einer Zeit, in der unentwegt über Kosten geredet wird, über die beste Planung zu reden. Erst dann kommt die zweite Frage: Wie setzen wir es um. Für Berlin ist das Beste gerade gut genug."
(Kommentar S. 3, Bericht im Feuilleton)
HAMMERSBACH. Die dritte karnevalistische Veranstaltung für Senior(inn)en veranstaltet der Seniorenbeirat der Gemeinde am Rosenmontag (22. Februar) ab 14.30 Uhr im Saal Reul, Langenbergheim.
Fahrgelegenheit ist ab 14 Uhr an allen Haltestellen in Marköbel, in Hirzbach, am Baiersröderhof und im Ortsmittelpunkt gesorgt.
Rückfahrten werden nach Bedarf organisiert.Wahlplakate dürfen nicht an die Laternen
OFFENBACH. Wahlplakate dürfen nicht an Licht- und Leitungsmasten hängen. Wenn die "Republikaner" ihre Plakate nicht umgehend wieder abnehmen, kann sie der Magistrat von Montag an entfernen lassen. Das entschied gestern das Verwaltungsgericht Darmstadt.
Die "Republikaner" wandten sich an das Gericht, nachdem die Stadt sie aufgefordert hatte, die in Nacht-und-Nebelaktionen und ohne behördliche Genehmigung aufgehängten Wahlplakate wieder von den Licht- und Leitungsmasten zu nehmen. Das Verwaltungsgericht lehnte den Antrag der "Republikaner" ab, gegen diese Aufforderung eine einstweilige Anordnung zu erlassen.
Das Anbringen von Plakaten an Licht- und Leitungsmasten ist nur mit einer "Sondernutzungserlaubnis" erlaubt. Eine solche Genehmigung hat der Magistrat jedoch keiner Partei erteilt.
Das Gericht bestätigte die Ansicht von Kreiswahlleiter und Oberbürgermeister Wolfgang Reuter, daß in Offenbach allen Parteien in ungewöhnlich großzügiger Weise gestattet werde, im ganzen Stadtgebiet auf Ständern Wahlwerbung zu betreiben. Dem Argument der "Republikaner", sie müßten ihre Plakate in luftiger Höhe anbringen, weil ihre Plakate auf Ständern zu ebener Erde von politischen Gegner zerstört und gestohlen werden, folgte das Gericht nicht. lz
Geschäftsleben
"Jazz Lunch im Park" "Jazz Lunch im Park" heißt künftig an den Sonntagen das Musikprogramm zum kalt-warmen Buffet des Parkrestaurants im "Avance" des Steigenberger Airport- Hotels. Zwischen 11.30 und 14.30 kostet das 49 Mark (Kinder die Hälfte). Am morgigen Sonntag, 21. Februar, spielt das Reimer von Essen Trio aus Bad Homburg New Orleans Jazz.
Reservierungen erbeten unter Telefon 6975-0. -vau
Fastnacht auf dem Schiff Für heute, Samstag, 20. Februar, ab 20 Uhr, Eiserner Steg, lädt wieder Anton Nauheimer auf sein weißes Schiff "Primus" ein. Bis 2 Uhr morgens gibt es Tanz und Schwoof-Musik sowie Essen und Trinken satt. Fahrpreis: 15 Mark.
Ein Kinder-Faschings-Bordfest steigt am Sonntag, 21. Februar, und Dienstag, 23. Februar, mit Programm und Clown "Helmi". Abfahrt 15.30 Uhr Eiserner Steg, Ende 18 Uhr. Preis: 9,50 Erwachsene, 6,50 Kinder. -vau
Im Reiche Ali Babas Das Marriott-Hotel an der Messe ruft den Ramadan aus. Nicht bezüglich des Fastens, sondern der Speisenauswahl, die nach Sonnenenuntergang geboten werden. Vom Montag, 22. Februar sorgen einen Monat lang im "Grillroom" Köche und ein Patissier aus dem Amman Marriott Hotel in Zusammenarbeit mit jordanischen Musikern für orientalische Gaumenreize und eine Atmosphäre wie "im Reiche Ali Babas". abi
WETTERAUKREIS. Manchmal erzeugt ein Mensch ganz unerwartet Aufmerksamkeit. Heute ist so ein Tag. "Hallo Manfred!"
Manfred wäre die Nummer 13, würden Einlaßkarten verteilt bei einer Parteiveranstaltung. Eingeladen hat die CDU Niddatals, die den Hoffnungsträger der Wetterauer Union präsentieren will. Genau genommen steht dem örtlichen Parteivorsitzenden Hans-Joachim Mücke gleich so etwas wie der diesjährige Wahlkampfhöhepunkt bevor.
Das außergewöhnliche Wahlkampfereignis läßt ihn am Eingang des Kolleges im Ilbenstädter Bürgerhaus nervös seine Kreise ziehen wie einen Pennäler, der die Reifeprüfung abzulegen hat. Da tut es wohl, einmal einen Bekannten mit dem vertraulichen Du begrüßen zu können, zumal der erhoffte Zuspruch ausbleibt.
Als Rainer Schwarz, der leicht in Verzug geratene Spitzenkandidat der Wetterauer Union eintrudelt, sind es knapp 20 Neugierige, die den Weg zu Mücke und seinen Parteifreunden gefunden haben. Sie können sich großteils einer Altersgruppe zurechnen, die an Weihnachten Enkelkinder beschenkt. Der vertrauliche Umgang miteinander, aber auch Formulierungen wie: "Ich habe das Gefühl, meine Partei kommt da nicht richtig rüber", sind verläßliche Indizien dafür, daß das gleiche Parteibuch einen großen Teil des Publikums eint.
Ein Rainer Schwarz kommt selten allein. Im Schlepptau folgen ihm nun seit einigen Wochen schon kleine bis kleinste Wahlkampfteams der Jungen Union - einer Nachwuchsorganisation mit Verantwortungsgefühl für einen Kandidaten, der schließlich ja auch seinen Aufgaben als Bürgermeister gerecht werden muß und sich nun die Hacken abläuft, um in halbleeren Sälen zu sprechen, die der Ehrlichkeit halber der Kategorie "Kolleg" zuzurechnen wären.
Diesmal ist Karsten Rudolf (wieder) dabei, ein junger, in politischer Rhetorik bereits gewandter Mann ("Wir wollen zeigen, daß die Jugend hinter ihm steht"), der in heißen Wahlkampfzeiten schon mal außerhalb des Werbebusses Pappbriefchen mit schwarzgefärbten Kondomen verschenkt. Die "sind geprüft", sagt der beim Rasieren leichtverletzte JU- Wahlkampfmanager, und "kommen gut an": "Black ist beautiful!"
Rainer Schwarz auf Tour, das ist kein Straßenfeger wie seinerzeit einer der legendären Durbridge-Krimis. Die Tage zuvor, als Rudolf dem Kandiaten wieder einmal wie ein Schatten gefolgt war, boten sich in Nidda und Echzell Spiegelbilder hiesiger Verhältnisse. Nur Rockenberg "war nicht schlecht". Da kamen 40 Frauen und Männer. Doch der Nachwuchspolitiker selbst, der einer Politikverdrossenheit nicht das Wort reden will, schränkt ein: "Da war auch ein Schlachtessen."
Da könnte einer, der nicht von jugendlichem Elan immer wieder Auftrieb erhält, schon mal ans Aufgeben denken. Karsten Rudolf traut der Partei und dem Kandidaten trotzdem noch einiges zu, erinnert sich an die gutbesuchten Neujahrsempfänge in den Kurstädten Bad Vilbel und Bad Nauheim. Ganz abgebrüht, so als wären die Schwarz-Auftritte der letzten Tage eine Nebensache gewesen, rückt er die Welt wieder zurecht: Mit viel mehr Besuchern sei in Dörfern wie Nidda, Echzell oder Niddatal gar nicht zu rechnen gewesen, schließlich seien die "rot regiert".
Wie ein Sieger wirkt Schwarz immer dann, wenn er sich hinter ein Zugpferd spannen kann, Parteiprominenz die Wetterau bereist. Bundesumweltminister Klaus Töpfer, ein krisenerprobter Parteikämpe, ist so jemand. Wenn die Union dann noch nach Wölfersheim laden kann, wo der Streit über die verträglichste Art der Müllentsorgung die Menschen aufwühlt, vermag sie immerhin 250 Leute anzulocken.
Die Wirklichkeit holt den Herausforderer immer wieder in Bürgerhäusern wie dem Ilbenstädter ein. Da spricht Schwarz 45 Minuten am Stück für ein Publikum, das einer ermatteten Sauna-Runde ähnelt. Kein Zwischenruf, kein spontaner Beifall. Bestenfalls nickt einmal jemand, signalisiert dezent Zustimmung. Schwarz, für den die Ankündigung seiner Partei, einen auf ihn zugeschnittenen Wahlkampf führen zu wollen, noch zu einem Fluch werden könnte, macht auch ein politischer Goliath schwer zu schaffen. Der heißt nicht etwa Rolf Gnadl, son- dern steht in Bonn dem eigenen Lager vor.
Der Herausforderer weiß das sehr genau, und so rüffelt er die Sozialdemokraten grundsätzlich dafür, daß sie auch Plakate mit den Aufschriften "Gegen Haß und Gewalt" oder "Sicher, sozial und nochirgendwas" klebten. Nur wer Angst habe, mit der eigenen kommunalen Leistungsbilanz im Wahlkampf aufzuwarten, sei auf derartige Fingerzeige angewiesen. Für ihn, den "Finanzfachmann sozusagen" (JU-Wahlkampfleiter Rudolf), zählt heute an erster Stelle der Schuldenberg, der in acht Jahren rot-grüner Kreiskoalition höher als je zuvor geworden sei. Schwarz bleibt an diesem Abend unterfordert. Keiner will von ihm wissen, wie er den Koloß nach und nach abzutragen gedenkt. Den ersten, der im anschließenden "Dialog" das Wort ergreift, plagt da mehr die grundsätzliche Frage, ob die gesamte Malaise bundesrepublikanischer Gegenwart nicht "mit der deutschen Umerziehung zu tun hat". Darauf nun war der Kandidat nicht gefaßt und zog sich mit einer kurzen Bemerkung aus der Affäre. Die Welt des CDU-Frontmanns ist kleiner dieser Tage, reicht von Bad Vilbel bis Nidda und von Büdingen bis Münzenberg. Wenn er in diesem abgesteckten Terrain unterwegs ist, vermag Schwarz nicht zu verbergen, daß er bereits zwei Wochen vor dem Wahltag Trauer trägt. Seine Rede im Ilbenstädter Bürgerhaus, Kolleg rechts hinten, endete mit dem vielsagenden Satz: "Wir haben auf jeden Fall unser Bestes getan."
BERND SALZMANN / KLAUS NISSEN
SCHMITTEN. Die Polizei hat am Freitag nachmittag in einem Hotel bei Oberreifenberg ein elfjähriges Mädchen unversehrt befreit, das kurz zuvor vermutlich entführt worden war. Gegen 12 Uhr soll ein 46jähriger das Kind, das sich auf dem Schulweg befand, in Frankfurt-Sachsenhausen in sein Auto gesetzt haben. Danach brachte er es in das Hotel, wo die Bad Homburger Kripo und eine Frankfurter Sonderkommission beide fanden.
Weitere Einzelheiten lesen Sie heute in der Frankfurter Stadtrundschau. ill
Im Blickpunkt: Metall-Kündigung Ost Rechtsbruch oder nicht?
Rechtsbruch oder nicht? Das ist die Frage, nachdem die sächsischen Metall-Arbeitgeber den 1991 mit der IG Metall vereinbarten Stufenplan über die Angleichung der Ost- Löhne an West-Niveau vorzeitig gekündigt haben. Auch die Schlichtungsrunden über eine Revision des Vertrages in den anderen ostdeutschen Ländern sind gescheitert, zuletzt am Freitag in Sachsen-Anhalt und Berlin-Brandenburg. Nun ist dem Spitzenverband Gesamtmetall zufolge damit zu rechnen, daß auch deren Arbeitgeber den Vertrag kündigen. Die Rechtsfrage sehen Gesamtmetall und IG Metall gegensätzlich. Werden sich Arbeitgeber und Gewerkschaft nicht bis zum 1. April einig, wollen die Firmen einseitig neun Prozent Inflationsausgleich zahlen oder auch weniger. Was die Rechtsfrage angeht, könnte der Streit um die Rechtmäßigkeit der Kündigung und die Gültigkeit des Stufenplans theoretisch bis vor das Bundesarbeitsgericht und das Bundesverfassungsgericht ausgetragen werden. "Zwei, eher drei Jahre" würde das dauern, schätzt der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Dieter Kirchner.
Bis zur Klärung würde es in der Metall- und Elektrobranche Ostdeutschlands keine gültigen Tarifverträge, sondern nur noch Lohnvereinbarungen auf betrieblicher Ebene geben - ein für Gewerkschaften und Arbeitgeber gleichermaßen wenig erstrebenswerter Zustand, verlören beide Organisationen damit doch weiter drastisch an Einfluß.
Gleichwohl steuert alles auf genau diesen Zustand hin, wenn die Tarifparteien nicht doch an den Verhandlungstisch zurückfinden.
Für Kirchner jedenfalls gibt es keinen Zweifel an der Rechtsmäßigkeit der Vertragskündigung. In Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern sei man ohnehin nicht verpflichtet, den Stufenplan einzuhalten. Dort gebe es keine "mit normativer Wirkung ausgestatteten Lohn- und Gehaltstarifverträge samt den notwendigen Lohn- und Gehaltstafeln". Nur in Berlin/Brandenburg und Sachsen-Anhalt seien auch für die dritte Anpassungsstufe zum 1. April Lohn- und Gehaltstafeln erstellt worden, in den übrigen Ländern gebe es für die dritte Stufe nur "schuldrechtliche Vorverträge", die erst noch umgesetzt werden müßten. Daraus könne der einzelne Arbeitnehmer noch keinen Anspruch gegen seinen Betrieb ableiten.
Aber auch in den beiden Bindestrich-Ländern sei eine Kündigung möglich, meint Kirchner. Den dafür nötigen "wichtigen Grund" liefere das Bürgerliche Gesetzbuch. Aus Paragraph 242 lasse sich ableiten, daß ein Vertrag weder dann eingehalten werden müsse, wenn er einen der Partner "ins Verderben treibe" noch, wenn die Geschäftsgrundlage weggefallen sei. Beides ist für Kirchner der Fall: Viele Betriebe könnten den Lohnsprung nicht verkraften, gingen pleite und 70 000 Arbeitsplätze müßten abgebaut werden. Und daß die Ostmärkte so dramatisch wegbrächen, sei bei Abschluß des Stufenplans 1991 nicht absehbar gewesen.
Für die IG Metall sind beide Rechtspositionen unhaltbar. Man werde wohl zunächst auf Feststellung der Rechtsgültigkeit der Tarifverträge klagen, sagt Peter Senft, Justitiar der Bezirksleitung Berlin/Brandenburg. Für den erfolglosen Schlichter in Sachsen, Rudolf Hickel, haben die Arbeitgeber mit der Kündigung den dortigen Tarifvertrag ohnehin anerkannt. Und für die Gewerkschaft ist auch klar, daß bereits bei Abschluß des Stufenplans die schwierige Lage insbesondere von Treuhandbetrieben bekannt war, die aus eigener Kraft ihre Löhne nicht bezahlen können. Außerdem sei in allen Ländern 1991 und 1992 der Stufenplan eingehalten worden.
Gewerkschafter Senft rät den Arbeitgebern daher, einzulenken und "sich nicht vor Gericht zu blamieren". Andernfalls will die IG Metall Ernst machen: Wird nicht gezahlt, ist die Friedenspflicht zu Ende und Streiks drohen "Betrieb für Betrieb". Außerdem habe jeder Arbeitnehmer das Recht, die Lohnerhöhung auf dem Gerichtsweg durchzusetzen. Die nötigen Klageschriften liegen bei der IG Metall bereits in der Schublade. THOMAS WÜPPER (Berlin)
FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse hat am Freitag freundlich eröffnet. Der Dow-Jones-Index stieg gleich in den ersten Minuten nach Handelsbeginn um 9,46 Zähler. Am Donnerstag war er dagegen um zehn auf 3302,19 Punkte gesunken.
In Japan stieg der Nikkei-Index für 225 führende Werte leicht um 27,89 auf 17 010,03 Punkte.
WIRTSCHAFT 9
Die Sicherheitskommission für unsere Atomkraftwerke hat Entwarnung gegeben. Die Risse in Brunsbüttel und anderswo seien beim Einbau der Rohre entstanden, herstellungsbedingt, wie das technische Wort dazu lautet, mit dem man die Öffentlichkeit beruhigen will. Bei den eben noch aufgescheuchten Betreibern von Brunsbüttel ist man wieder obenauf und bietet demjenigen einen Kasten Sekt, der nun doch noch einen während des laufenden Betriebes entstandenen Riß vorzuweisen vermag. War also alles nur falscher Alarm, und herrscht jetzt wieder Ruhe um die Atomkraftwerke?
Sicher nicht. Denn nach den jüngsten Alarmmeldungen könnte der Kasten Sekt schnell auf den Tisch kommen. Just zwei Tage nachdem die Kommission die Unbedenklichkeit bescheinigt hat, werden Risse aus dem Reaktordruckbehälter des Brunsbüttel nah verwandten Reaktors in Würgassen gemeldet. Und auch nicht, weil nach der Entdeckung der 130 Risse im Rohrsystem des Reaktors an der Unterelbe und weiterer Defekte nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden kann. Nicht erst die neuen Würgassen-Nachrichten haben die unter Experten längst diskutierten Bedenken gegen den Stahl bestätigt, der in Brunsbüttel und anderen AKWs genutzt wird.
Schließlich sind da noch die bisher unaufgeklärten Erzählungen über Schund und Schmu beim Bau von Reaktoren. Man muß nicht übermäßig ängstlich oder mißtrauisch sein, wenn einem der "Zwischenbescheid" der Kommission eher wie ein Persilschein vorkommt, der die Atombetreiber erst einmal wieder zur Ruhe kommen läßt, die Öffentlichkeit aber nicht ruhigstellen darf. pl (Hamburg)
Die Wettbewerbe sind entschieden - der Streit kann losgehen. Denn die prämierten Entwürfe zum Umbau des Deutschen Reichstags und für das neue Parlamentsviertel enthalten zwar eine Fülle von Ideen. Mit der Realisierung aber hat dies nicht naturnotwendig etwas zu tun. Die Stellungnahmen der Politiker waren am Freitag unmittelbar nach der "Siegerehrung" von bemerkenswerter Zurückhaltung und von jeder Festlegung frei. Kein Wunder, wenn in Sachen Reichstag selbst die Jury mit ihrer Dreierlösung offen Verlegenheit zeigt.
Das politische Vorurteil scheint schon festzustehen: der eine zu teuer, beim anderen ist die Kosten-Nutzen-Relation fraglich, der dritte verletzt Ihro Heiligkeit, den Reichstag, indem er den Plenarsaal auslagern will. Also wird keiner gebaut. Der Wettbewerbssieger in Sachen Spreebogen mit seiner architektonischen Ost-West-Brücke hat von vornherein 835 Gegner: die unterlegenen Konkurrenten.
Schon während der Bekanntgabe des "Siegers" Axel Schultes gaben die ersten Kritiker bissig Laut. Und doch bedeuten die Wettbewerbsergebnisse einen "großen Tag" für Berlin. Erstens nämlich kann nun nicht mehr unter Niveau debattiert werden. Zweitens wird sich die Diskussion der nächsten Monate nicht mehr allein um das Ob der Hauptstadt Berlin drehen, sondern um das Wie. Diepgen jedenfalls ist seinem Ziel ein gehöriges Stück näher gekommen, aus einem leidigen allgemeinen Palaver bald "eine Politik der Spatenstiche" zu machen. ojw
Eine Kindesentführung, deren Hintergründe noch ungeklärt sind, nahm am Freitag nachmittag ein glückliches Ende. Ein 46 Jahre alter Mann aus Frankfurt, so die Ermittlungen der Polizei, hatte am Morgen eine elfjährige Schülerin aus Sachsenhausen entführt. Sechs Stunden später wurde er in einem Hotel bei Oberreifenberg festgenommen. Das Mädchen konnte unverletzt befreit werden.
Die Umstände der Entführung wurden durch die achtjährige Schwester des Opfers bekannt. Die beiden Mädchen waren zusammen auf dem Weg zur Schule gewesen, als die Elfjährige von dem Täter gegen 7.56 Uhr im Lettigkautsweg in Sachsenhausen in seinen Wagen gezerrt wurde. Ihre Schwester lief sofort nach Hause.
Die Mutter alarmierte umgehend die Polizei. Die sofort ausgelöste Nahbereichsfahndung nach dem Auto blieb zunächst erfolglos.
Die Kriminalpolizei Frankfurt bildete unter Einschaltung der Staatsanwaltschaft eine Sonderkommission. Durch die Aussage des achtjährigen Mädchens wurde sehr schnell auf den 46jährigen Mann geschlossen, den das Mädchen im vergangen Jahr bei einem Urlaub im Spessart kennengelernt hatte. Die Ermittlungen ließen einen möglichen Aufenthaltsort des Mannes in Rheinland-Pfalz oder aber im Hochtaunuskreis zu. In den Mittagsstunden meldeten sich das Mädchen und der Mann telefonisch bei den Eltern. Sie gab an, sich in einem Hotel im Taunus aufzuhalten, konnte aber keine genaue Ortsangabe machen. Der 46jährige sagte den Eltern, daß ihre Tochter bis 15 Uhr wieder zu Hause sein würde.
Zeitgleich führte die Fahndung nach dem Auto des Täters zum Erfolg. Es befand sich in der Nähe des Hotels. In Abstimmung mit der Frankfurter Soko nahm die Bad Homburger Polizei den Mann gegen 13.40 Uhr in seinem Hotelzimmer fest. Das Mädchen war ebenfalls in dem Zimmer.
Über die Tathintergründe machte die Polizei keine Angaben, da die Vernehmung des Täters noch nicht abgeschlossen war.
Ein Polizeisprecher teilte auf Anfrage der FR allerdings mit, daß das Mädchen "offensichtlich nicht sexuell belästigt worden" ist. Der mutmaßliche Täter hatte keine Lösegeldforderung gegen die Eltern gestellt. hu
DREIEICH. Fast 14 Stunden lang lag eine 83jährige Frau gefesselt in ihrer Wohnung, ehe sie um Hilfe rufen konnte. Am Freitag um 2 Uhr war sie im Breitseeweg in Buchschlag von zwei maskierten Männern überfallen, an Armen und Beinen gefesselt worden. Die Männer nahmen mehrere tausend Mark an sich und flüchteten. Um 15.40 Uhr konnte sich die alte Frau wenigstens an den Armen befreien, die Rolläden hochziehen und um Hilfe rufen; das Telefon hatten die Männer herausgerissen. Nachbarn alarmierten die Polizei. Die Frau erlitt einen schweren Schock. buc
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Gewerkschaften Jobs mit immer mehr Streß Seite 2
Leitartikel Der Metallkonflikt in Sachsen Seite 3
Bundesverfassungsgericht 218-Urteil im April Seite 4
Seeleute Ausbeutung in großem Stil Seite 5
Medienrundschau Mehr Personal für DW Seite 8
Wirtschaft Dissens über Energiekonsens Seite 9
Dokumentation Von Stalin ermordet Seite 16
Frankfurt Bandenkrieg vor Gericht Seite 17
Hessen Ideen für Olympia-Expreß Seite 22
Aus aller Welt Bodyguard für Mißhandelte Seite 24
Börse Seite 12
Freie Aussprache Seite 13
Filmspiegel Seite A 3
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MAIN-TAUNUS-KREIS. Die FWG- Kreistagsabgeordnete Erika Bänfer macht keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung. Aber mit symbolischen Akten tun sich ihre Kreistagskollegen offenbar schwer - vor allem, wenn es an die eigenen Geldbeutel geht: "Einmal hätten doch alle auf ihre Sitzungsgelder verzichten können, das hätte niemandem weh getan." Das Geld, schlug die FWG-Frau vor, solle an ein Frauenhaus für mißhandelte bosnische Frauen in Zagreb gehen.
Doch mit Ausnahme der Grünen sagten ihre Polit-Kollegen "nein" - aus "formalen Gründen", weil niemand per Beschluß zum Verzicht verdonnert werden könne. Den wollte Erika Bänfer aber gar nicht haben. "Alles sollte ganz inoffiziell und ohne Ruch von Wahlkampf ablaufen." Vergeblich, die Abgeordneten blieben hart. Kleiner Trost: Die SPD-Genossen versprachen, bei sich den Hut rumgehen zu lassen . . . ana
Das Wetter
Wetterlage An der Westflanke eines skandinavischen Sturmtiefs wird mit nördlicher Strömung Meereskaltluft nach Mitteleuropa gelenkt. Eingelagerte Störungen gestalten das Wetter am Wochenende wechselhaft. Vorhersage, gültig bis Montag früh Am Samstag wechselnd bewölkt und einzelne Schnee- oder Schneeregenschauer. Im Tagesverlauf von Norden aufkommender Niederschlag, zunächst noch Regen, im Mittelgebirgsraum Schnee. Höchsttemperaturen zwischen 0 Grad südlich der Donau und 4 Grad im Norden.
In der Nacht zu Sonntag Fortschreiten des Niederschlagfeldes nach Süden. Tiefsttemperaturen zwischen -1 Grad im Süden und 3 Grad im Norden und Westen. Frischer bis starker, in Böen und an der Küste Sturmstärke erreichender Wind bei Nordwest.
Am Sonntag im Norden Übergang zu wechselnder Bewölkung mit Schnee- und Graupelschauern, im Süden zumeist bedeckt und zeitweise Schneeregen oder Schneefall. Höchsttemperaturen im Westen nochmals bei 4 Grad, sonst nahe dem Gefrierpunkt. Weiterhin starker Wind. Weitere Aussichten für Rosenmontag Allmähliche Wetterberuhigung, kalt. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ
Ausland Ort Wetter Grad
Algier
wolkig 15 Amsterdam
stark bewölkt 7 Athen
wolkig 9 Barcelona
leicht bewölkt 13 Brüssel
wolkig 4 Budapest
stark bewölkt 4 Dublin
leicht bewölkt 8 Helsinki
Schneefall -3 Innsbruck
bedeckt 3 Istanbul
wolkig 5 Kairo
leicht bewölkt 19 Kopenhagen
wolkig 4 Las Palmas
leicht bewölkt 22 Lissabon
leicht bewölkt 14 Locarno
wolkenlos 7 London
stark bewölkt 9 Madrid
wolkenlos 13 Mallorca
leicht bewölkt 15 Moskau
wolkig -5 Neapel
leicht bewölkt 12 Nizza
leicht bewölkt 12 Paris
stark bewölkt 8 Prag
wolkig 5 Rom
wolkenlos 12 St. Petersburg
Schneefall -6 Stockholm
Schneefall 1 Venedig
stark bewölkt 6 Warschau
Schneeregen 1 Wien
stark bewölkt 5 Deutschland Berlin
Regenschauer 4 Dresden
stark bewölkt 4 Feldberg/Ts.
Schneeschauer -1 Feldberg/Schw.
in Wolken -4 Frankfurt/M.
wolkig 6 Freiburg
Regenschauer 5 Garmisch
Schneeregen 3 Hamburg
Regenschauer 4 Köln/Bonn
Gewitter 4 Leipzig
stark bewölkt 4 München
bedeckt 4 Norderney
wolkig 5 Rostock
bedeckt 3 Sylt
leicht bewölkt 5 Zugspitze
Schneefall -13 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)
Sonnenaufgang 7.27 Uhr Sonnenuntergang 17.52 Uhr Mondaufgang 6.36 Uhr Monduntergang 17.09 Uhr
Während des Wahlkampfauftritts von Bundesinnenminister Rudolf Seiters am Donnerstag abend sind drei Demonstranten vor dem Eingang des Bürgerhauses Südbahnhof vorübergehend festgenommen worden. Gegen sie liege eine Anzeige wegen Verleumdung vor, erklärte Polizeisprecher Jürgen Linker am Freitag. Die Anzeige bezieht sich auf ein Transparent der Demonstranten, auf dem es hieß: "Seiters: Schreibtischtäter für Rassismus, Pogrome und Morde."
Wer die Anzeige erstattet hat, konnte am Freitag nachmittag bei der Polizei nicht geklärt werden. CDU-Geschäftsführer Heinz Daum erklärte, die Polizei habe ihm nach der Veranstaltung mitgeteilt, daß sie von Amts wegen eingegriffen habe. Eine Demonstrantin, die festgenommen wurde, bezeichnete die "überfallmäßige Razzia" als einen Angriff auf die Meinungsfreiheit. Bei der CDU-Veranstaltung hatten, wie berichtetet, einige antirassistische Gruppen im Saal lautstark gegen Seiters protestiert. vo
"Unverständlich" und "völlig überzogen" nannte am Freitag der Darmstädter Regierungspräsident Horst Daum (SPD) die Kritik von Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) am Entwurf für die Zukunft Südhessens. Daum warf der Stadt Frankfurt vor, ihre Wünsche zum Regionalen Raumordnungsplan überhaupt erst sehr spät, nämlich im Dezember 1992, geäußert zu haben.
Dennoch gehe, was Wentz jetzt im Planentwurf kritisiere, in Wahrheit hauptsächlich auf Vorstellungen der Stadt zurück. Der Regierungspräsident nannte als Beispiel die große Wohnbaufläche am Niederurseler Hang mit 100 Hektar sowie Flächen in der Nordweststadt und im Hilgenfeld zwischen Frankfurter Berg und Bonames. Schon ein Teil der insgesamt 500 Hektar genüge für 25 000 bis 30 000 Wohnungen.
Als "völlig unrealistisch" erscheine das Ziel von Wentz, bis 2000 in Frankfurt 65 000 neue Wohnungen zu errichten. jg
BAD VILBEL. Eine mit einer Pistole bewaffnete Frau überfiel Freitag zwischen 10 und 10.45 Uhr das Billard-Café (Frankfurter Straße). Sie erbeutete laut Kripo 200 Mark. Die Täterin wird wie folgt beschrieben: 34 bis 35 Jahre alt, zirka 1,60 Meter groß, "dickliche" Figur, bekleidet mit Jeans und einer hellen, kurzen Jacke. Sie trug vermutlich eine Perücke mit schwarzen Locken. Hinweise an die Kripo, Tel. 0 61 01 / 70 45. mk
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Den Worten ließ Boris Becker Taten folgen. 18 Stunden nach seinem verbalen Rundumschlag (siehe Bericht auf dieser Seite) hat der Weltranglisten-Vierte am Freitag nachmittag beim Tennis-Turnier in der Stuttgarter Schleyer-Halle wieder erfolgreich das Racket geschwungen und für seine Glaubwürdigkeit einen Sieg errungen.
Denn mit dem Einzug ins Halbfinale des mit 2,25 Millionen Dollar und 330 Weltranglistenpunkten dotierten Spektakels lieferte Becker einen weiteren Beweis dafür, daß es ihm mit dem Vorhaben ernst ist, in diesem Jahr wieder die Nummer eins im Männer-Tennis zu werden. Bekanntlich hatte Becker ja, zumindest nach offizieller Lesart, aus ebendiesem Grund seinen Daviscup-Verzicht erklärt, der Michael Stich anschließend so verstimmt hatte.
Der Form der beiden Kontrahenten, deren Streit an den Revierkampf zweier Platzhirsche erinnert, scheint das ganze Hickhack jedenfalls nicht sonderlich abträglich zu sein. Während Becker fünf Tage nach seinem Turniersieg von Mailand im Viertelfinale von Stuttgart den Südafrikaner Wayne Ferreira mit 7:6, 7:5 bezwang, zog Stich durch ein 6:4, 6:3 über den Franzosen Cedric Pioline in die Vorschlußrunde ein. Das Spiel beendete er bei eigenem Aufschlag mit einem As - und der in echter Becker-Manier geballten und emporgereckten Faust. Einen Sieg Beckers heute gegen den Niederländer Richard Krajicek ebenso vorausgesetzt wie einen Erfolg Stichs über den Australier Wally Masur, kommt es am Sonntag im Finale zu einem weiteren brisanten Duell des Champions und seines Herausforderers.
Boris Becker tat sich im Match gegen Ferreira aber schwerer, als es das Ergebnis aussagt. Der amtierende Weltmeister mußte gegen den 20. der Weltrangliste im ersten Durchgang zwei Satzbälle abwehren, ehe er den folgenden Tie-Break mit 7:2 sicher zu seinen Gunsten entschied. Im zweiten Satz schien alles auf eine schnelle Entscheidung hinzudeuten, nachdem Becker seinem Gegner den Aufschlag zum 4:2 abnahm. Dem nicht nur seiner roten Haare, sondern auch seines guten Serve- und Volleyspiels wegen an den Leimener erinnernde 22jährige indessen gelang postwendend das Re- Break, und wären dem Feuerkopf aus Johannesburg schließlich nicht die Sicherungen durchgebrannt, Becker hätte womöglich nicht schon nach 1:49 Stunden Spielzeit winkend die Halle verlassen können. Bei eigenem Aufschlag und Spielstand 15:30 ließ sich Ferreira jedenfalls zu einer unsportlichen Aktion hinreißen, indem er seinen Unmut über eine Schiedsrichter-Entscheidung damit zum Ausdruck brachte, daß er einen Ball-Behälter umstieß. Ferreira erhielt einen Strafpunkt aufgebrummt, der Becker zu zwei Matchbällen verhalf. Er nutzte den ersten zum Erfolg.
In Patrik Kühnen hätte fast ein weiterer Deutscher das Halbfinale erreicht. Der Mannheimer unterlag in der Nacht zum Freitag dem Australier Masur knapp mit 7:6, 4:6, 6:7. Weil dessen Gegner Petr Korda aus der Tschechischen Republik krankheitsbedingt nicht zum Viertelfinale-Match antreten konnte, zog Masur kampflos in die Runde der letzten vier ein. Für Kühnen, der mit einer Wildcard ins Hauptfeld gelangt war und sein gutes Hallen-Potential unterstrich, hat sich der Auftritt in Stuttgart aber nicht nur der gewonnenen 34 000 Dollar im Einzel und der mindestens 18 500 Dollar für den Halbfinaleinzug als Doppel-Partner von Boris Becker, mit dem er das Duo Hlasek/Nargiso 6:3 und 6:3 besiegte, wegen gelohnt. Kühnen dürfe nach seiner guten Leistung mit einer Nominierung für das Daviscup-Match gegen Rußland rechnen, avisierte DTB-Teamchef Niki Pilic. Womit wir wieder beim Thema wären.
REINHARD SOGL
sir ROM, 19. Februar. In Italien haben am Freitag zwei weitere Minister als Reaktion auf Korruptionsvorwürfe ihren Rücktritt erklärt und damit die von vier Parteien gestützte Regierung von Ministerpräsident Giuliano Amato an den Rand des Abgrunds gebracht. Einen ersten Krisen-Höhepunkt im Zusammenhang mit dem Korruptionsverdacht gegen hohe Regierungspolitiker hatte es in der vergangenen Woche mit dem Rücktritt von Justizminister Claudio Martelli gegeben.
Am Freitag morgen legte der liberale Gesundheitsminister Francesco De Lorenzo sein Amt nieder; am Nachmittag folgte ihm der christdemokratische Finanzminister Giovanni Goria. Während der Sozialist Amato die Parteien davor warnte, ein gefährliches Vakuum entstehen zu lassen, forderten rechte und linke Oppositionspolitiker den Präsidenten der Republik auf, die Kammern aufzulösen.
De Lorenzo steht unter dem Verdacht, er habe in Neapel ein Tauschgeschäft "Arbeitsplätze gegen Wählerstimmen" betrieben. Der Minister leugnet zwar, Gegenstand strafrechtlicher Untersuchungen zu sein, trat aber zurück, als sein 90jähriger Vater unter dem Verdacht verhaftet worden war, er habe sich auf unlautere Grundstücksspekulationen eingelassen. Von diesem unerhörten Vorgang, so De Lorenzo, sei auch sein Amt als Minister berührt. Goria stellte sein Amt zur Verfügung, weil er sich nach seiner Einschätzung zu Unrecht dem Verdacht ausgeliefert sieht, er sei in seiner Heimatstadt Asti in einen Bestechungsskandal verwickelt.
Amato will die frei gewordenen Ministerposten mit Unterstützung der Koalitionsparteien neu besetzen und schloß seinen eigenen Rücktritt aus.
So spielten sie
FC Homburg - Fortuna Köln 2:0 (2:0) Homburg: Eich - Homp - Dudek, Jelev - Korell, Wruck, Landgraf, Cardoso, Pförtner - Maciel, Hubner (84. Müller).
Köln: Zimmermann - Niggemann - Hupe, Schneider - Seufert, Brandts (46. Mink), Köhler, Lottner, Präger - Schröder, Deffke (73. Akonnar).
Schiedsrichter: Frey (Neu-Ulm). - Tore: 1:0 Wruck (30.), 2:0 Maciel (32). - Zuschauer: 1200.
Gelb-Rote Karte: Niggemann wegen wiederholten Foulspiels (31.). FC St. Pauli - Wuppertaler SV 2:0 (1:0) St. Pauli: Thomforde - Gronau - Schwinkendorf, Fröhling - Järvinen, Nikolic, Knäbel, Ottens, Sievers - Hjelm, Manzi (76. Goch).
Wuppertal: Albracht - Pusch - Voigt, Straka (68. Pröpper) - Schmugge, Glawas, Ksienzyk, Küttner, Hartwig - Hwang (ab 62. Klein), Tönnies. - Schiedsrichter: Mölm (Bremerhaven).
Tore: 1:0 Ottens (35./ HE), 2:0 Manzi (58.).
Zuschauer: 11 668.
Als um 11.42 Uhr am gestrigen Freitag das Telefax-Gerät in der Stuttgarter Schleyer-Halle ansprang, wurde ein neues Kapitel im Verwirrspiel um die Daviscup-Absage des deutschen Tennis-Helden Boris Becker geschrieben. Mit einer Pressemitteilung wollte der Deutsche Tennis Bund (DTB) zur Aufklärung neuerlicher Ungereimtheiten im Streit zwischen Becker und seinem Rivalen Michael Stich beitragen - und rief allgemeine Ratlosigkeit über eine Geschichte voller Halb- und Unwahrheiten hervor.
In seinem Schreiben unter der Überschrift "Es gab kein Geheimtreffen beim Turnier in Mailand!" reagierte der DTB auf Vorwürfe von Boris Becker, bei einem Gespräch zwischen Stich, Carl- Uwe Steeb, Daviscup-Teamchef Nikola Pilic und DTB-Generalsekretär Günter Sanders am Dienstag vergangener Woche in der lombardischen Metropole habe der Elmshorner vom Kapitän und seinem Teamkollegen die schriftliche Erklärung eingefordert, daß Becker im Falle dessen Nichtteilnahme und eines Sieges beim Auftaktspiel gegen Rußland auch in den weiteren Daviscup-Runden nicht mehr eingesetzt werden dürfe. In seiner eilends formulierten Mitteilung gab der DTB Michael Stich Rückendeckung, der eine entsprechende, in der Tageszeitung Die Welt am Mittwoch erschienene Meldung als "absoluten Schwachsinn" bezeichnet hatte. "In diesem Gespräch in Mailand wurde von niemandem gefordert und niemand dazu aufgefordert, zu unterschreiben, daß Boris Becker in diesem Jahr kein Davis-Cup-Spiel mehr bestreiten darf. Ein derartiges Papier hat zu keiner Zeit vorgelegen und wird es nicht geben", formulierte die Pressestelle in Hamburg. Mit dem Fax schickte der DTB den Schwarzen Peter zurück nach Stuttgart.
Der gekrönte Tennis-König also nur ein Lügenbaron? Der gab die Karte an "Herrn Steeb und Herrn Pilic" weiter, die ihn möglicherweise falsch unterrichtet hätten. Am späten Donnerstag abend noch hatte Becker mit einem gewaltigen Return auf Stichs Dementi jenes obskuren Bekennerbriefs reagiert. "Charly und Niki", so der sichtlich erboste Leimener, hätten ihn am Donnerstag vergangener Woche über das Treffen ("ob es Zufall ist, wenn sich alle um 9.30 Uhr im Hotel treffen, weiß ich nicht") und das Begehren Stichs informiert, ihn fürderhin vom Daviscup auszuschließen. Warum der DTB diese Aussage der beiden Becker-Spezies in Abrede stellte, darauf konnte sich der Leimener keinen Reim machen. "Ich muß wohl ein Vier-Augen-Gespräch mit Herrn Sanders führen", bestand für Becker gestern Erklärungsbedarf.
Becker wirkte dabei aufgeräumter, als noch 22 Stunden zuvor. Am späten Donnerstag abend verschaffte der in seiner Ehre und gewiß auch in seiner Eitelkeit verletzte Leimener, der vor drei Wochen in Australien mit der Begründung, sich in diesem Jahr auf sein Fortkommen in der Weltrangliste konzentrieren zu wollen, seine Daviscup-Teilnahme abgesagt hatte, seiner gequälten Seele mit einem halbstündigen Rundumschlag Luft.
Die ist vor allem für Niki Pilic, dem Becker mangelnde Handlungsfähigkeit und fehlende Zivilcourage vorwarf, dünner geworden. "Zur Zeit macht er seine Arbeit nicht gut", so Becker, der sich tags darauf schon wieder versöhnlicher zeigte, nachdem der gebürtige Jugoslawe im ZDF für Becker quasi eine Ehrenerklärung abgegeben hatte. Tenor: Becker habe im vergangenen Jahr die Frage, ob er 1993 für das Team spielen werde, nie kategorisch mit ja oder mit nein beantwortet.
Auf diese Aussage Pilic', die sich von einer früheren des zögerlichen Teamchefs diametral unterscheidet, hatte Bundes-Boris wochenlang gewartet. Schließlich wollte er sich nicht als wortbrüchig bezeichnen lassen. Doch genau dieser Vorwurf war dem Daviscup-Helden von Michael Stich gemacht worden. Für Bekker, der am Donnerstag die Position von Pilic als Teamchef zur Diskussion gestellt hatte, scheint die Angelegenheit weitgehend erledigt: "Jetzt wird das ganze hoffentlich nicht mehr so heiß gekocht."
Enttäuscht hatte sich Becker aber nicht nur von Pilic gezeigt, sondern auch von der Führungsspitze des Verbandes ("die können mir ja alle nicht mehr in die Augen sehen und gehen gesenkten Blicks an mir vorbei"). Der DTB, der seinen Macht-, Mitglieder- und Moneten-Zuwachs in erster Linie den Erfolgen des dreimaligen Wimbledonsiegers verdanken kann, habe es versäumt, klar Schiff zu machen. Das ist ein Zeichen von Führungslosigkeit". Er erwarte in den nächsten zehn Tage "klare Worte" aus der Hamburger Zentrale, sonst schließe er Konsequenzen nicht aus: "Ich habe auch irgendwann die Schnauze voll." rs
Eishockey-Oberliga "Löwen" in Fastnachts- und auch Torlaune
Ein besonders gutes Spiel war es zwar nicht. Aber es paßte irgend wie zur Fastnacht. Die Spieler waren schön bunt angezogen und schienen die Sache nicht allzu ernst zu nehmen. Letztere Einstellung fand sich vor allem in der Eishockeymannschaft des Frankfurter ESC, die dessen ungeachtet am Freitagabend in der Frankfurter Eissporthalle zu einem erwartet leichten 9:1 (3:0, 3:1, 3:0)-Sieg gegen den ERV Bremerhaven kam.
Die "Löwen" nutzten aber auch die Chance, ihre Kräfte im Hinblick auf das Spitzenspiel am Sonntag beim Oberliga- Zweiten ESC Wedemark zu schonen. Und wer weiß, ob die Bremerhavener Lust gehabt hätten, die beschwerliche Reise nach Frankfurt am kommenden Dienstag noch einmal anzutreten, wenn sie diesmal noch schlimmere Prügel bezogen hätten. Möglich gewesen wäre es, denn das Spiel lief von der ersten bis zur letzten Minute fast nur in eine Richtung. Auffallend war neben der Harmlosigkeit des Gastes und der Inkonsequenz der Frankfurter beim Ausnutzen ihrer vielen vielen Chancen vor allem die Fairneß, der sich beide Mannschaften bedienten.
Die Tore vor 7000 wie üblich begeisterten Zuschauern für die "Löwen" erzielten Scholz (3), Wolf (2), Thornbury, Major, Zajic und Erhardt. Sim.
"Damit möglichst wenig Wähler die Rechtsradikalen wählen" engagiert sich Moderator Alfred Biolek gemeinsam mit vielen anderen Prominenten in der Initiative "Frankfurt gegen rechts". Den Einzug der Rechtsextremen in den Römer zu verhindern, dafür tritt Biolek ein. Schließlich "muß man das machen". Gerade in diesen Zeiten, so kurz vor den ersten Wahlen nach den Gewalttaten Rechtsextremer.
Wer durch das Fernsehen bekannt sei, habe "auch eine Vorbildfunktion". Diesen Einfluß muß man "geltend machen", sagte der Moderator aus Köln am Freitagabend bei einer Talkshow im Bürgerhaus Griesheim, die von der Wählerinitiative vorbereitet und von 120 Gästen besucht wurde. Die Talkshow mit Oberbürgermeister Andreas von Schoeler, Autor Jürgen Roth, dem Country-Sänger Gunter Gabriel, dem Schriftsteller Valentin Senger, dem Sänger Frank Zander, dem Jazz- Posaunisten Alfred Mangelsdorff - und einem kurzen Auftritt von Olympiasiegerin Dagmar Hase - wurde moderiert von Holger Weinert und Diether Dehm.
"Wenn man keine Werte mehr hat", suchte Biolek nach den längerfristigen Ursachen für die gewalttätigen Ausschreitungen, "ist man schnell auf dem Weg zum Haß."
Für den Schriftsteller Valentin Senger ist "Haß etwas, das von außen in die Menschen getragen wird". Versagt worden sei ihnen etwas, enttäuscht worden seien sie: "Haß ist eine Verführung."
Verantwortlich dafür seien auch die Politiker, sagte Senger, die nicht dafür geworben hätten, "daß man Verständnis mit Asylbewerbern haben muß". Sicherlich sei die Situation heute nicht mit 1933 zu vergleichen, "noch nicht", gab der Schriftsteller, der den Naziterror erlebt hatte, zu bedenken. Aber "ich habe Angst". Daher komme es darauf an, forderte Senger, daß "wir uns jetzt mit dieser Wirklichkeit auseinandersetzen".
Berücksichtigt werden müsse dabei, befand Gunter Gabriel, "daß wir in vielen Sachen extrem sind, weil wir keine Lebensart haben". In diesem Land "gilt nur eins: Kohle".
Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden. Unmut der Gäste aber traf den Sänger, der sich ebenfalls der Initiaive "Frankfurt gegen rechts" angeschlossen hatte, als Gabriel sich dafür einsetzte. "Der Zuzug von Ausländern sollte kontrolliert werden." ing
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KULTURSPIEGEL 21
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WIRTSCHAFT 13
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HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II
RHEIN-MAIN-SEITE 24
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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 20
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NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH III
MAIN-KINZIG-KREIS III
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 6
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WIESBADEN VI
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LKALSPORT VII
NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH IX
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT 3
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Schneefall / -4 bis 4 Grad
Satellitenbild vom 18. Februar. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.
NACHRICHTEN 2
MAIN-KINZIG-KREIS VII
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NACHRICHTEN 4
Sein Freund Eric Clapton hat ihn jahrelang unterstützt, aber es nutzte nichts. Der europaweite Erfolg stellte sich für Zucchero erst nach "Senza Una Donna" ein, der Soul-Schnulze im Duett mit Paul Young. Der Italiener mit der Reibeisenstimme hat sich auch für die LP "Miserere" einen ungewöhnlichen Partner ausgesucht: Den Titel-Song schmettert Zucchero mit seinem Landsmann Pavarotti, für den bei der Frühjahrstournee allerdings ein Ersatzmann einspringen muß.
Daß Rock-Bands gegen Sinfonie-Orchester anspielen, kennt man bereits, daß sich aber Blues-Barden und Tenöre ein Mikro teilen, ist dagegen neu. Keine Angst vor großen Tieren, hat sich die italienische Reibeisenstimme Zucchero gesagt und für sein neues Album "Miserere" (Polydor) Landsmann Luciano Pavarotti zu einem ungewöhnlichen Duett überredet. Und "Miserere" ist auch der Titel der orchestral aufgebauschten Rock-Ballade. Aber so miserabel klingt sie gar nicht. Der eine krächzt wie im Suff, der andere schmettert aus vollen Lungen - das paßt zwar nicht unbedingt zusammen, ist aber äußerst amüsant.
"Mir schwebte eine Mischung aus Klassik und Gospel vor, und da dachte ich sofort an Pavarotti", erzählt Zucchero, "er wohnt bei mir in der Nähe, da bin ich einfach hingegangen und hab' ihn gefragt." Anfangs hätte sich der gewichtige Tenor zwar gesträubt, "weil er so was noch nicht gemacht hatte, aber dann haben wir den Gesang in einer Stunde in seinem Schlafzimmer aufgenommen", grinst Zucchero, "und ich hab' ihn dirigiert."
Adelmo Fornaciari, so sein bürgerlicher Name, weiß mittlerweile, daß zwei bekannte Namen mehr Erfolg versprechen als einer. Vor zwei Jahren säuselte er mit Paul Young zweisprachig um die Wette und kam zu dem auch nicht neuen Schluß, daß Mann "Senza Una Donna" oder "Without A Woman" doch besser dran sei. Das balladeske Wehgeschrei wurde erhört und brachte die italienische Joe-Cocker-Ausgabe europaweit in die Charts. Dort hatte er zuvor nichts zu melden gehabt - nur in seiner Heimat zählte er bereits zu den ganz Großen.
Doch die Protektion diverser Rock- Größen hatte bis dato wenig bewirkt. Seine Vorbilder Ray Charles, Joe Cocker oder Eric Clapton schätzten den bärbeißigen Italiener zwar seit Jahren, erzählten auch oft und gerne, was dieser Zucchero doch für ein Pracht-Musiker sei und nahmen ihn sogar mit auf Tour. Doch der internationale Erfolg kam erst mit dem ausrangierten Schnulzier Paul Young.
"Na und", meint Zucchero und will sich das Erreichte nicht miesmachen lassen. "Mit dem Erfolg hatte sowieso niemand gerechnet, ,Senza Una Donna&rquote; war ja bereits auf meinem 87er Album ,Blues&rquote; veröffentlicht worden", sagt er, "als ich in London im Studio war, lief mir zufällig Paul Young über den Weg und sagte, er würde den Song gerne auf italienisch singen. Gut, habe ich gemeint, dann singen wir ihn zusammen, und ich probier's auf englisch. Es war ein Spaß." Aus Spaß ist Ernst geworden. Auf dem neuen Album singt Zucchero gleich sechs der elf Songs in englisch. Ein Kompromiß, wie er betont, den er auch nur eingehe, weil ihm seine "Freunde" Bono und Elvis Costello die Texte geschrieben hätten. Denn eigentlich mag er Englisch nicht sonderlich. "Wenn ich auf Tour gehe, muß ich richtig büffeln, damit ich die Texte einigermaßen beherrsche", seufzt er und nennt auch den Grund für seine Abneigung: "Es ist deprimierend, daß die Engländer und Amerikaner so konservativ sind. Wenn du ihre Sprache nicht sprichst oder singst, brauchst du dich da gar nicht sehen lassen. Die können einem wirklich das Leben schwer machen."
In Deutschland oder Frankreich hätte er dagegen nie Probleme mit der Sprachbarriere gehabt. "Da spricht die Musik für sich", weiß er. Ja, wenn er sich denn so sehr plagen muß, warum begnügt er sich nicht mit gefüllten Fußballstadien in der Heimat und mittlerweile auch gut besuchten Club-Konzerten vor deutschen Fans? "Wenn du an deine Musik glaubst, willst du rausgehen und ein großes Publikum gewinnen. Und außerdem reise ich gern", kommentiert er kurz und knapp.
Für das neue Album war er ebenfalls viel unterwegs. Die elf neuen Songs schrieb er teils in den USA, teils in Irland, England, Frankreich, Afrika und Italien. "Die Lieder sind wie Postkarten von einer Reise. Jedes Land strahlte etwas anderes aus, und das inspiriert mich", meint er. Zum Welt-Musiker ist er deshalb nicht geworden, dafür ist er wohl zu stark im Blues und Soul verwurzelt. Und so bleibt "Miserere" trotz aller Inspirationen ein solides Rock 'n' Blues-Album, das auch mal zum Funk oder Folk hin tendiert, sich aber keinem anderen ethnischen Stil öffnet - es sei denn, man betrachtet das klassische Intermezzo mit Pavarotti als solchen.
Und den Pavarotti, keine Frage, den hätte er gerne mit auf Tournee genommen. Doch so viele LPs verkauft Zucchero noch nicht, als daß er sich einen derart teuren Gast-Musiker leisten könnte. Aber, verspricht er, "wir werden statt dessen wohl einen jungen, noch unbekannten Tenor engagieren". Am Samstag, 6. März, kommt Zucchero in die Alte Oper Frankfurt. MARTIN SCHOLZ
STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 3
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STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 3
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OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III
Stadtteil-Lesertelefon Direkter Draht in die Redaktion
Auch wenn bei alltagstypischen Widrigkeiten der rasche Erfolg selten blieb (die Dauer-Falschparker lassen sich eben weder durch Strafzettel noch durch Zeitungsartikel beeindrucken) so trägt der direkte Draht in die Redaktion immer wieder dazu bei, daß sich über Gräben eine Eselsbrücke spannen läßt.
Das StaR-Telefon 21 99 - 3 60 (oder Faxnummer 21 99 - 6 19) ist besetzt: jeden Donnerstag von 14 bis 17 Uhr, freitags von 10 bis 13 Uhr. star
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VII
BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VIII
MAIN-KINZIG-KREIS VIII
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MAIN-KINZIG-KREIS II
FEUILLETON 7
MAIN-RHEIN-MAIN &blt;&blt;&blt;
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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 23
NACHRICHTEN 5
Reiseredaktion: Ulla Schickling und Herbert Fritz
NACHRICHTEN 7
HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 16
Redaktion: Ulrich Cramer
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MAIN-KINZIG-KREIS VI
UNTERLIEDERBACH. Abenteuer für Kinder zwischen neun und elf Jahren gibt es beim Bund der Pfadfinder und Pfadfinderinnen (BDP) Main-Taunus zu erleben. Und das jeden Freitag zwischen 14 und 16 Uhr.
Was das fünfköpfige Betreuerteam alles anbietet, hängt nicht zuletzt auch von den Ideen der Mädchen und Jungen selbst ab. Vieles ist möglich: Drachen bauen und fliegen lassen, Geländespiele, Lagerfeuer, Schlitten fahren, wenn mal Schnee fällt, und anderes mehr. Treffpunkt ist die Unterliederbacher Freie Kinderschule in der Engelsruhe 32.
Weitere Informationen zum Angebot gibt es auch im Jugend-Info-Laden in Schwalbach, Schulstraße 29, unter der Telefonnummer 0 61 96 / 8 35 27. dis
HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 14
Der blinde, böse Blick Albert O. Hirschmans "Die Rhetorik der Reaktion"
Der Ökonom Albert O. Hirschman hat drei ständig wiederkehrende Argumentationsfiguren "reaktionären" Denkens ausgemacht. Die "Sinnverkehrungsthese" besagt, daß die Fortschrittsfreunde genau das Gegenteil dessen erreichen, was sie anstreben: nicht die Verbesserung der Verhältnisse, sondern ihre Verschlechterung. Schulbeispiel dieses Verhängnisses ist seit Edmund Burke die Französische Revolution: Man wollte Freiheit und Humanität und handelte sich statt dessen Tyrannei und Terror ein. Die "Vergeblichkeitsthese" behauptet dagegen, daß alles beim alten bleibt. Die Demokratisierung des politischen Systems etwa ändere - wie die Elitetheoretiker Mosca, Pareto und Michels feststellten - nichts daran, daß es immer herrschende und beherrschte Klassen geben würde. Merkwürdig, daß sich manche Reaktionäre, wie Hirschman zeigt, der "Vergeblichkeitsthese" bedienen, um dann noch eins draufzusetzen und "Sinnverkehrung" zu behaupten: die nicht eben schlüssige Argumentation lautet dann, daß erstens ohnehin alles bleibt, wie es ist, und zweitens alles noch viel schlimmer wird. Die dritte konservative Strategie führt die "Gefährdungsthese" ins Feld: Eine neue Reform, so wird unterstellt, müsse frühere Errungenschaften zerstören. Das allgemeine Wahlrecht, so meinte man im neunzehnten Jahrhundert, werde notwendigerweise die bürgerlichen Freiheiten ersticken. Und bis in die Gegenwart ist uns die Behauptung vertraut, daß die Gewährung sozialer Absicherung durch die Wohlfahrtsbürokratie sowohl bürgerliche wie politische Freiheiten beseitige.
Hirschman zeigt an Beispielen, in welchen historischen Zusammenhängen sich jede dieser drei Thesen in den letzten zweihundert Jahren besonderer Beliebtheit erfreute. Doch bei der historisierenden Bestandsaufnahme von Argumentationsmustern läßt er es nicht bewenden: immer wieder konfrontiert er die rhetorischen Manöver der Reaktion mit tatsächlichen Entwicklungen und legt so die Blindheit des "bösen Blicks" bloß. Während manche konservativen Argumente durchaus zur Selbstaufklärung politischer Akteure beitragen könnten, bestreitet und behindert die reaktionäre Rhetorik die Lernfähigkeit der Gesellschaft.
Mit einer beneidenswerten, maliziösen Gelassenheit führt Hirschman die Selbstgefälligkeit eines Konservativismus vor, der meint, mit der humanen Wirklichkeit im Bunde zu sein und dabei doch nur blind macht gegenüber dem, was human möglich ist. Es überrascht keineswegs, daß Hirschman auch bei den Progressiven rhetorische Schemata nachweist. Nach Jahrzehnten notwendiger Kritik an fortschrittsgläubiger Ideologie und Rhetorik liegt das Verdienst von Hirschmans Buch darin zu zeigen, wie ideologisch auch ein Denken sein kann, das sich der Ideologiefeindschaft verschrieben hat. Die argumentativen Muster sind Ideologien im Schrumpfformat: gleichsam das denkfaule Gegenstück zu den akribischen Diagnosen und ausgetüftelten Rezepturen der "linken Ideologen".
ANDREAS KUHLMANN
Albert O. Hirschman: Denken gegen die Zukunft. Die Rhetorik der Reaktion. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1992, 195 Seiten, 39,80 DM.
AT: Meine Toten
Auf den Fahrten aufs Land zu den Pflegeeltern meiner Mutter, erzählte mir meine Mutter immer wieder vom russischen Zwangsarbeiter Gregor, der hinter der Scheune, damit die drei Schwestern auf der Kuhwiese spielen konnten, die Granaten räumen wollte und zerrissen wurde.
Mein erster eigener Toter war mein Großvater Wilhelm Klaus. Ich schlief neben ihm im Ehebett meiner Großeltern, als er starb. Außer mir hatten alle seinen Tod erwartet. Damals war ich acht. Man weckte mich. Legte mich in der Wohnküche aufs Sofa. Ich schlief weiter. Wurde wach. Fragte nach Großvater. Ich weiß nicht, ob meine Großmutter oder meine Mutter mir sagte, daß er tot sei. Als ich anfing zu weinen, sagte meine Mutter: "Jetzt heult auch noch der Junge!"
Einmal, meine Eltern tapezierten die Wohnung, mußte ich ein Gedicht zum Geburtstag meiner Großmutter auswendig lernen. In einer Zeile stand, daß sie ja bald sterben müsse. Ich lag auf dem harten Wohnzimmertisch mit den schwarzen Mosaiksteinen, dem einzigen freien Platz in der Wohnung, und konnte vor Heulen nicht lernen, heulte aber leise, weil meine Eltern mich nicht hören sollten.
Dabei hatten wir allen Grund, über den Tod zu reden. Mein Vater war vom achtzehnten bis zum dreißigsten Lebensjahr Soldat. Meine Mutter hatte, als sie mit mir schwanger war, Lungentuberkulose, später Herzinfarkte. Aber es ist heute noch so, als ob meine Eltern glaubten: Du stirbst erst, wenn du über den Tod sprichst. Nachts, wenn ich aus der Kneipe kam und meine Mutter noch wach war, wollte ich über den Tod reden, und daß ich davor Angst hätte. Da sagte meine Mutter: "Du bist ja betrunken."
Ich denke jeden Tag an den Tod. Auch deshalb, weil meine Frau als Pfarramtssekretärin schon beim Frühstück in der Tageszeitung die Todesanzeigen nach Kundschaft überprüft. Aber zwischen mich und den Tod kann ich meist so etwas wie eine Peepshowscheibe denken.
Fürchterlich und grotesk war Gerdas Tod. An einem Sonntagmittag hat sich Gerda im Wäschekeller mit Benzin übergossen und angezündet. Brennend ist sie in den Hausflur gestiegen. Die Nachbarn sollten sie sehen. Aber sich zum Beispiel in einem katalanischen Schloß zu verbrennen, wahnsinnige Gerda, hat eine ganz andere Wirkung als dein Auftritt in Gelsenkirchen.
Ich sehe aus dem Fenster auf den Markt. Der Markt ist eine Spielfläche, die Verkaufswagen und Stände sind Rechtecke, die in irgendeinem Verhältnis zueinander stehen. Würden alle Rechtecke plötzlich ineinandergeschoben, so daß sie ineinanderpassen würden, würden die Verlierer dieses Spiels, noch mit Wechselgeld oder mit der in Papier gewickelten fetten Ente unterm Arm, zerquetscht.
Heute gehe ich nicht aus dem Haus. Aber wenn ich mich im Wohnzimmer auf unsere alte Holzbank lege, sehe ich die Luftwurzeln des Philodendron, als hätten sich schon Wurzeln durchs Erdreich bis zu mir vorgeschoben. MICHAEL KLAUS
HÖCHST. Der Busbahnhof soll nicht mehr über die Billtalstraße, sondern wieder über die Bauhofstraße angefahren werden können. Das fordern alle Ortsbeiratsparteien gemeinsam.
Die jetzige Zu- und Abfahrt liege in einer Tempo-30-Zone, heißt es in dem Schreiben. Da die Fahrbahn so breit sein müsse, könne am Bahndamm in der Billtalstraße kein Bürgersteig gebaut werden. Autos gefährdeten deshalb die Besucher des Jugendtreffs, der AOK und der Kinderkrippe. Durch die Bauhofstraße könnten die Busse hingegen direkt in die Zuckschwerdtstraße fahren. dis
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Der Veranstalter hat mir ein provokatives Thema gestellt: "Der Staat - Beute der Parteien?" Ich möchte das so stehen lassen, weil ich bereit bin, Sie zu provozieren - in der Hoffnung, produktive Diskussionsprozesse zu fördern und vielleicht sogar dazu beizutragen, daß die, die es angeht, sich eher zu einem Überdenken und den nötigen Reformen bereit finden. Der genius loci, der Geist der Männer des Hambacher Festes von 1832, ihr Mut vor Königsthronen, verpflichtet uns heute geradezu, alle bequeme Neigung zum lammfrommen und konformistischen Leisetreten zu vergessen und die Dinge beim Namen zu nennen. Das gilt um so mehr, seitdem der Bundespräsident das Thema "Politische Parteien" dahin gerückt hat, wo es hingehört: in die Mitte der innenpolitischen Diskussion.
Umfragedaten, der Rückgang der Wahlbeteiligung und zunehmende Erfolge extremer Parteien signalisieren einen extrem hohen Grad an Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien, der sich nicht mehr mit mangelnder Darstellungskunst abtun läßt. Öffentliche Diskussion und Kritik von Fehlentwicklungen sind in der Demokratie die erste Voraussetzung für Besserungen. Dabei kann ich in der vorgegebenen Zeit nur einige wenige Punkte sozusagen im Vorbeigehen ansprechen. Ein solches bloßes Antippen erscheint mir nur deshalb zu verantworten, weil ich die behandelten Fragen in Büchern und Abhandlungen gründlich untersucht habe.
Nach Artikel 21 des Grundgesetzes wirken die Parteien "bei der politischen Willensbildung des Volkes mit". Dieser Satz war 1949, bei Gründung der Bundesrepublik, ausgesprochen fortschrittlich, brachte er doch die legitime Rolle der politischen Parteien zum Ausdruck. Nach über vier Jahrzehnten "Parteienstaat" haben sich die Problemfronten heute aber völlig verschoben. Mußte es nach dem Zusammenbruch der Hitler-Diktatur erst einmal darum gehen, die Parteien zu etablieren, so sind sie heute wahrhaft etabliert genug. Es besteht kein Grund mehr, sie gegen Kritik zu immunisieren, so als gelte der Satz "Parties can do no wrong". Im Gegenteil: Wenn der Satz stimmt, daß Macht, soll sie nicht korrumpieren, Kontrolle benötigt, sind die Parteien heute besonders kontrollbedürftig. Sie haben sich mit den Worten von Bundespräsident Richard von Weizsäcker "fettfleckartig" ausgebreitet, scheinen hinter allen staatlichen Institutionen hervor, auch dort, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben, kurz: Sie suchen sich den Staat zunehmend "zur Beute" zu machen. Bemerkenswerterweise hat Weizsäcker dieses Wort schon vor zehn Jahren formuliert, damals allerdings noch wenig beachtet.
Wenn man einmal die m. E. inadäquate Ebene persönlicher Vorwürfe an irgendwelche Politiker beiseite läßt und die institutionellen Gegebenheiten ins Auge faßt, so zeigen sich, wie mir scheint, drei Gefahren, die die Grundstruktur unseres Staates berühren: die Entmachtung des Volkes bei gleichzeitiger Aufweichung der Gewaltenteilung und - damit zusammenhängend - ein gewisses Politikversagen.
Das Problem der Ausbeutung des Staates durch die Parteien ist auch ein Problem der Entmachtung der Staatsbürger, ein in der Demokratie eigentlich ungeheurer Vorgang. Diese Entmachtung zeigt sich besondes ausgeprägt auf der - besonders wichtigen - Bundesebene. Volksabstimmungen sind auf Bundesebene nicht vorgesehen - im Gegensatz zu den meisten Bundesländern, wo Volksbegehren und Volksentscheid kraft Verfassung möglich sind und wo teilweise auch in den Gemeinden Bürgerentscheide angestrengt werden können.
Selbst bei der Wahl der Abgeordneten in die Volksvertretungen, dem Königsrecht in der repräsentativen Demokratie, verflüchtigt sich der Einfluß des Volkes fast bis zur Unauffindbarkeit. Wen seine Partei auf einen "sicheren" Listenplatz oder in einem "sicheren" Wahlkreis nominiert hat, dem kann der Wähler nichts mehr anhaben. Selbst wer im Wahlkreis unterliegt, ist auf der Landesliste regelmäßig abgesichert und kommt auf diesem Weg doch noch ins Parlament.
Soweit es zutrifft, daß in den Parteien kleine Cliquen klüngeln, wie Ute und Erwin Scheuch kürzlich publik gemacht haben, steht auch der Satz des Grundgesetzes, daß Parteien im Inneren demokratisch organisiert sein müssen, nur auf dem Papier.
Hier zeigt sich auch, daß Partei nicht gleich Partei ist. Man wird sich vor Pauschalisierungen hüten und differenzieren müssen zwischen politischen Führungskräften ("politischer Klasse") und der Masse der Parteimitglieder. Der Allmacht der Führungsgruppen stände dann nicht nur die Ohnmacht des Volkes, sondern auch die der Masse der Parteimitglieder gegenüber.
Auch auf der Ebene der Verfassungsgebung läßt sich das demokratische Defizit nicht leugnen. Die Verfassung als normative Grundlage des Staates erhält in der Demokratie ihre Legitimation im allgemeinen dadurch, daß das Volk zunächst eine "verfassungsgebende Versammlung" wählt und später über deren Verfassungsentwurf durch Volksabstimmung entscheidet. So sind die von 1946 und 1947 erlassenen Verfassungen der Länder der späteren Bundesrepubik regelmäßig von Versammlungen beschlossen worden, die zu diesem Zweck direkt vom Volk gewählt worden waren, und vor ihrem Inkrafttreten wurden sie Volksabstimmungen unterzogen.
Demgegenüber war der Parlamentarische Rat, der das Grundgesetz 1948/49 unter erheblicher Einflußnahme der westlichen Besatzungsmächte ausarbeitete, weder direkt vom Volk gewählt worden, noch wurde das Grundgesetz je einer Volksabstimmung unterworfen. Die These, dieses demokratische Legitimationsdefizit sei später durch die hohe Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen geheilt worden, entspringt einer etwas fraglichen Logik. Bei den Bundestagswahlen steht die Entscheidung zwischen bestimmten Parteien, nicht aber für oder gegen das Grundgesetz zur Debatte.
Auch der - ganz aktuell - in der Bundesrepublik eingesetzte 64köpfige "Verfassungsausschuß", der Vorschläge für eventuelle Veränderungen des Grundgesetzes machen soll, ist nicht etwa vom Volk für diese Aufgabe eingesetzt, sondern je zur Hälfte vom Bundestag und Bundesrat gewählt. Das wirft seine Schatten voraus - gerade wenn es um die Begrenzung der Macht der Parteien und der "politischen Klasse" geht. Denn der Verfassungsausschuß ist voll von ihnen. Mögen auch viele nachdenkliche, problembewußte und reformbereite Männer und Frauen darunter sein - die Begrenzung der politischen Klasse durch sich selbst gerät doch leicht zum Münchhausen-Problem: sich am eigenen Schopf aus dem Sumpfe zu ziehen.
Der große amerikanische Verfassungsphilosoph John Rawls betont, Verfassungsfragen, also Fragen der Grundordnung unseres Staates, sollten Leute beraten und entscheiden, die unter dem Schleier des Nichtwissens der Konsequenzen ihrer Entscheidungen für die eigenen persönlichen Interessen ständen. Anders ausgedrückt: Wer Verfassungsfragen berät, muß unbefangen sein. Gerade daran fehlt es aber, wenn die politische Klasse im Verfassungsausschuß über ihre eigene verfassungsrechtliche Begrenzung befinden soll und das Volk völlig draußen vor bleibt.
"Das Volk ist frei geboren, ist frei und liegt doch überall in Ketten." Dieses Wort Rousseaus, mit dem er 1762 sein berühmtes Buch "Contrat social" einleitete, stand an der Wiege der demokratischen Revolution gegen die absolute Monarchie. Heute sind die "Ketten" raffinierter, zumal sie dem Volk von Organisationen angelegt sind, die erst das Aufkommen der sozialen Demokratie ermöglicht ermöglicht haben und die natürlich niemand beseitigen will. In Anlehnung an Abbé Siéyès berühmtes Wort könnte man fragen: Was ist das Volk? Alles! Was hat es zu sagen? Nichts!
Wollte jemand das Volk, den Bürger und Steuerzahler, ungestört ausbeuten, dann würde er vorher wahrscheinlich eine ähnliche Fesselung vornehmen, wie sie bei uns heute besteht.
Der extremen Zurückdrängung allen Einflusses des Volkes, die weit über die objektiven Erfordernisse der Massendemokratie hinausgeht, entspricht das Hervortreten der Parteien. Diese Verkehrung ließe sich allenfalls rechtfertigen, wenn dadurch die Chance, daß die getroffenen Entscheidungen inhaltlich ausgewogen und stimmig sind, wesentlich erhöht würde.
Genau an diesem - für den Repräsentationsgedanken lebenswichtigen - Punkt aber wird unser Parteienstaat immer skeptischer beurteilt. (Gewiß ist dies nicht auf die Macht der Parteien zurückzuführen. Auch Verbände und Medien sind in eine Gesamtanalyse einzubeziehen, was hier aber, schon aus Zeitgründen, nicht möglich ist. Heute stehen nun einmal die Parteien im Vordergrund, und deshalb möchte ich mich auch heute auf sie beschränken).
Das Asylproblem, die Finanzierung der deutschen Einheit und der Vertrag von Maastricht sind seit kurzem geradezu zu Symbolen für die eingeschränkte Handlungskompetenz der Parteipolitik trotz größter sachlicher Herausforderungen geworden.
Ein weiteres aktuelles Beispiel ist die Durchsetzung der Direktwahl der Bürgermeister in den Gemeinden. Dieses Beispiel zeigt mehreres: die Möglichkeit, den Einfluß der Bürger zu vergrößern und die Chance für inhaltlich stimmige Politik zu verbessern, die parteipolitische Blockade gegen die Einführung solcher institutioneller Verbesserung und ein Instrument zu ihrer Durchbrechung. Die Direktwahl besticht durch folgendes:
- einen unmittelbar demokratisch legitimen starken Amtsträger, der einzelne Partikularinteressen dem Gemein(de)wohl unterordnen kann;
- eine Zurückdrängung des Ein flusses der Partei und damit auch der parteipolitischen Durch- dringung des öffentlichen Dienstes und anderer vom Grundgesetz als parteifrei konzipierter Einrich tungen;
- eine Aktivierung von Kräften der demokratischen Integration bei Wählern und Gewählten.
Die Einrichtung des direktgewählten Bürgermeisters verspricht also ein Mehr an Entscheidung durch und für das Volk.
Während es in Rheinland-Pfalz aufgrund einer glücklichen politischen Konstellation gelang, die Direktwahl der Bürgermeister und Landräte einzuführen - die FDP ist nämlich uneingeschränkt für die Direktwahl und die beiden großen Parteien brauchten die FDP nacheinander zur Bildung einer Koalitionsregierung -, zeigt sich etwa in Nordrhein- Westfalen in dieser Frage eine veritable Politikblockade. Dort hat vor einem knappen Jahr ein Parteitag der Regierungspartei die von allen Sachkennern und auch der Regierung dringend befürwortete Reform der Kommunalverfassung abgeschmettert, und die Landesregierung hat sich dem widerspruchslos gefügt. Hinter dem Nein des Parteitages standen Vorbehalte der Führungsgruppen der Parteien gegenüber Auswahlverfahren, die ihre Macht auf das grundgesetzliche Maß zurückführen.
Wie eine derartige Blockade wiederum durch Aktivierung des Volkes aufzubrechen ist, machte Hessen vor. Am 20. Januar 1991 wurde durch Volksentscheid die Direktwahl der Bürgermeister und Landräte in die hessische Verfassung geschrieben - mit einer Mehrheit von über 80 Prozent. Kaum jemand scheint bisher dieses direkt demokratische Signal bemerkt zu haben. Ähnlich könnte im übrigen auch die Blockade in Nordrhein- Westfalen aufgebrochen werden.
Fehlentwicklungen zeigen sich besonders dort, wo zum Fehlen direkt-demokratischer Möglichkeiten des Volkes und dem mangelnden Einfluß auf die Auswahl des politischen Personals auch noch wettbewerbsbeschränkende Absprachen der Parteien hinzukommen, die den Bürger vollends entmachten.
Der politische Wettbewerb zwischen Regierung und Opposition soll die Richtung halten, die Regierungsparteien am Mißbrauch ihrer Macht hindern und sie an den Interessen der Allgemeinheit ausrichten. Dies funktioniert aber nur, soweit Wettbewerb besteht. Fraktionsübergreifende, wettbewerbsbeschränkende Absprachen ("politische Kartelle") erlauben es dagegen - genau wie wirtschaftliche Kartelle -, die Allgemeinheit auszubeuten. Das wird besonders deutlich bei der Politikfinanzierung aus der Staatskasse, bei der die Begünstigten selbst entscheiden. Mangels wirksamer verfassungsrechtlicher Grenzen oder erzwungener öffentlicher Diskussion kann es dann leicht zu Wachstumsraten wie im Schlaraffenland kommen, so, wenn die Zahlungen an die Bundestagsfraktionen sich in den letzten 26 Jahren verdreißigfacht oder die Zahlungen an die Parteistiftungen sich vervierzigfacht haben. (Dabei nehme ich das Jahr 1966 als Basisjahr, weil damals der staatlichen Parteienfinanzierung vom Bundesverfassungsgericht Grenzen gezogen wurden.)
Ähnliche Ausbeutungstendenzen zeigen sich, wenn die Parteien staatliche Institutionen für ihre Zwecke instrumentalisieren und versuchen, die Verwaltung in Staat und Gemeinden, öffentliche Unternehmen, öffentlich-rechtliche Medien oder das Bildungssystem gleichzuschalten. Hier wetteifern die Parteien im stillen um möglichst große Einflußanteile, hüten sich freilich, die Frage, wie derartige Grenzüberschreitungen verhindert werden können, zum Thema eines Wahlkampfes oder einer Verfassungsdebatte zu machen. Es besteht ein Quasi-Kartell des Ausklammerns und Verschweigens von grundlegenden Problemen. Bezeichnend dafür war die Behandlung einer Bundestagsanfrage der Grünen im Jahre 1987 zur Verbreitung und wissenschaftlichen Erforschung parteipolitischer Ämterpatronage im öffentlichen Dienst. Die Antwort der Bundesregierung war ebenso knapp wie lapidar. Nach ihrer Auffassung gebe es das Problem der Ämterpatronage gar nicht. Deshalb seien die gestellten Fragen sämtlich gegenstandslos; auch bestehe kein Grund, ein nicht-existentes Phänomen wissenschaftlich zu erforschen - eine Antwort nach der Devise, daß nicht sein kann, was nicht sein darf. Das Schweigen über den Machtmißbrauch durch die politische Klasse kann offenbar nur durchbrochen werden, wenn es gelingt, der Parteipolitik ein Thema öffentlich aufzuzwingen, mag dies die Mahner auch - zunächst einmal - im Gegensatz zu fast allen parteipolitischen Richtungen bringen - und in die Gefahr, von "Betonköpfen" jeglicher Couleur beschimpft zu werden. Immerhin: Daß ein Insider wie der Geschäftsführer der Bundestagsfraktion der CDU/CSU Rüttgers inzwischen die Gefahren parteipolitischer Ämterpatronage öffentlich aufspießt, könnte - ebenso natürlich wie die Offensive des Bundespräsidenten - Zeichen sein, daß auch die Parteien sich den drängenden Themen ihrer eigenen Begrenzung nicht mehr lange entziehen können, wenn ihnen das Heft des notwendigen Handelns nicht gänzlich entgleiten soll. Einige Beispiele für die Gefahr der Ausbeutung des Staates, wenn die Parlamente und die sie beherrschenden Fraktionen und Parteien in eigener Sache entscheiden, seien genannt.
Geradezu ein Lehrbeispiel, daß Macht erfinderisch macht, ist der sog. hessische Diätenfall. Im Februar 1988 hatte sich der Wiesbadener Landtag mit den Stimmen aller etablierten Landtagsfraktionen im Schnellverfahren kräftige Diätenerhöhungen, hohe steuerfreie Zusatzleistungen und unhaltbare Doppelbezüge bewilligt. Die Initiatoren hatten dies damit begründet, hessische Abgeordnete bildeten im Vergleich mit anderen deutschen Parlamenten das finanzielle Schlußlicht. In Wahrheit waren sie bereits in der Spitzengruppe und übernahmen nach der Gesetzesänderung die alleinige Spitze, teilweise noch vor Bundestagsabgeordneten. Als der Bund der Steuerzahler diesen Sachverhalt einige Monate später durch ein Gutachten publik machte, mußte das Gesetz nach vierwöchiger heftiger öffentlicher Kritik zurückgenommen werden; der Präsident und der Vizepräsident des Landtags nahmen ihren Hut.
Der Hamburger Diätenfall von 1991 verlief ähnlich. Nach einem von allen etablierten Fraktionen eingebrachten neuen Diätengesetz, sollten der Präsident der Bürgerschaft und die Frakionsvorsitzenden zusätzlich zu ihrer Entschädigung von 3900 Mark monatlich eine Amtszulage in Höhe des Vierfachen erhalten, zusammen also 19 500 Mark. Der in einem unleserlichen Gesetz gutverpackte Clou bestand darin, daß die genannten Spitzenparlamentarier schon nach dreieinhalb Jahren Amtszeit ohne eigene Beiträge einen dynamisierten Anspruch auf 62 Prozent der Amtszulage, zahlbar ab dem 55. Lebensjahr, erlangen sollten. Begründet wurde dies mit der Altersversorgung von Senatoren, die in der Tat ähnlich üppig ausgestaltet war. Die Nachprüfung ergab, daß die Versorgung von Senatoren auf einem Gesetz beruhte, das 1987 in der letzten Sitzung vor der Auflösung des Parlaments - unter Verletzung einer Vielzahl von Bestimmungen der Hamburger Verfassung - an einem einzigen Tag durch das Parlament und seine Ausschüsse gepeitscht worden war.
Das Gesetz war in Wahrheit gar nicht "eingebracht" worden, weil es, von niemanden unterschrieben, als Anlage eines Ausschußberichts den Parlamentariern als Tischvorlage unmittelbar vor den Abstimmungen untergeschoben worden war. Initiatoren waren eine Handvoll Spitzenpoliker, im wesentlichen dieselben, die dann 1991 von der Pensionsregelung für Präsident und Fraktionsvorsitzende profitieren sollten, die nach dem Vorbild der Senatorenversorgung gestaltet war. Als diese Zusammenhänge aufgedeckt und der Camouflage-Charakter des Gesetzes von 1987 publik wurde, war das Diätengesetz zum Scheitern verurteilt, mochten die Betroffenen anfangs verbal noch so wild um sich schlagen. Auch das Gesetz über die Erhöhung der Senatorenpension von 1987 mußte ersatzlos aufgehoben werden.
Der Kampf in Hamburg dauerte 3ã Monate von Ende August bis zum Nikolaus 1991. Die Fraktionen legten immer wieder neue Gesetzentwürfe, insgesamt drei an der Zahl mit substantiell immer wieder dem gleichen Inhalt vor. Die öffentliche Kritik speiste sich im wesentlichen aus vier kritischen Stellungnahmen, die ich im Auftrag des Bundes der Steuerzahler jeweils recht kurzfristig erstellt und durch ein halbes Dutzend Beiträge in überregionalen Zeitungen ergänzt hatte. Vier Parteitage der Hamburger Parteien, zwei der SPD, einer der CDU und einer der FDP, beschäftigten sich mit dem Thema. Erst nachdem das Gesetz von der Bürgerschaft schon verabschiedet war, zog der Erste Bürgermeister Dr. Henning Voscherau die Notbremse; der Senat legte Einspruch gegen das Gesetz ein und kündigte die ersatzlose Aufhebung des 87er Gesetzes an, die später auch geschah. Bezeichnenderweise gibt es in Hamburg keine Möglichkeit des Volksbegehrens und Volksentscheids. Andernfalls wäre der Kampf schneller zu Ende gewesen und die Bürgerschaft zur Einsicht gekommen.
Die Hamburger Diskussion hat den
Blick auf die finanziellen Bezüge und
Versorgungen von Ministern in Deutschland
insgesamt gelenkt. Dieses Thema
war bislang ein weißer Fleck auf der
wissenschaftlichen und publizistischen
Landkarte. Die Untersuchung ergab, daß
es hier teilweise noch ausgeprägtere Privilegien
als in Hamburg gibt. Das Saarland
ragt hervor. Dort kann ein Minister
sogar schon nach einem einzigen Amtstag
eine dynamisierte Altersversorgung
von 75 Prozent der Aktivenbezüge von ca.
16 000 Mark, also 12 000 Mark ab dem 55.
Lebensjahr erwerben, wenn er nur vorher
Die saarländische Regelung ist schon vor Jahren zustande gekommen, noch unter einer CDU-Regierung. Aber auch die seinerzeitige SPD-Opposition trägt Mitverantwortung, weil sie sich in keiner der drei Lesungen des Gesetzentwurfs im Parlament zu Wort meldete, von Kritik ganz zu schweigen. Grund war wohl die Verdoppelung der Zahlungen an die Fraktionen und die Erhöhung der Abgeordnetendiäten, die als eine Art politisches Schmiermittel zur Herstellung der "Einigkeit der Demokraten" herhalten mußten. Der heutige Ministerpräsident Lafontaine war damals Mitglied des zuständigen Parlamentsausschusses und stellvertretender Vorsitzender der SPD- Fraktion. Regierung und Opposition im Saarland haben inzwischen die Änderungsbedürftigkeit ihres Ministergesetzes eingeräumt.
Auch die Ministergesetze anderer Bundesländer und teilweise des Bundes enthalten nicht zu rechtfertigende Privilegien und müssen geändert werden. Dabei liegen die Probleme nicht bei den offen ausgewiesenen Gehältern der Minister, sondern bei den "raffiniert unübersichtlichen und kaum durchschaubaren Regelungen" (Hans Heinrich Rupp) der kleingedruckten Zusatzleistungen, die geradezu durch eine Flucht aus der Öffentlichkeit gekennzeichnet sind. Neben den schon erwähnten Auswüchsen der Versorgung sind hier z. B. auch überhöhte Aufwandsentschädigungen zu nennen, die in Wahrheit ein steuerfreies Zusatzeinkommen darstellen. So erhalten z. B. bayerische Minister, wenn sie zugleich Abgeordnete sind, neben ihren steuerpflichtigen monatlichen Bezügen noch steuerfreie Kostenpauschalen von 5790 Mark monatlich. Solche Pauschalen sind verfassungsrechtlich nur zulässig, wenn sie sich am amtsbedingten Aufwand orientieren. Das ist aber sicher nicht der Fall, wie sich schon daran zeigt, daß die steuerfreien Beträge bayerischer Minister höher sind als im Bund und fast vier- mal so hoch wie in Niedersachsen.
Auch in Rheinland-Pfalz bestehen für Minister z. B. sehr viel günstigere Versorgungsregelungen als im Bund. Ein rheinland-pfälzischer Minister kann schon nach einem Tag Amtszeit eine Pension von 55 v. H. und nach fünf Jahren Amtszeit von 70 v. H. seiner Aktivenbezüge erwerben, wenn zehn Parlamentsjahre vorangehen. Die Regelung wurde - auch insoweit ähnlich wie im Saarland - schon vor langen Jahren eingeführt, damals noch unter der Regierung von Helmut Kohl.
Die Oppositionsfraktionen der SPD und FDP kritisierten den Regierungsentwurf auch in Rheinland-Pfalz nicht, sondern hielten sich durch massive Anhebungen der Fraktionsmittel und der Abgeordnetendiäten schadlos. Einmal mehr mußten Steuergelder als Schmiermittel zur Herstellung der Einigkeit der Demokraten herhalten - ein Hochschaukeln ohne Rücksicht auf die Unangemessenheit der Regelungen. Diese Regelungen wurden vor kurzem im Wege der "Amtshilfe" durch westliche Berater auf Thüringen übertragen. Auch nach dem Thüringer Ministergesetz vom 14. Mai 1991 sind - wie in Rheinland-Pfalz, das die Betreuung Thüringens übernommen hatte - vorangegangene Jahre in einem Parlament auf die Altersversorgung anzurechnen, selbst dann, wenn sie außerhalb Thüringens und lange vor der Entstehung dieses Staates liegen. Die Anrechnung ist auf 10 Jahre begrenzt. Ein Nutznießer ist Jochen Lengemann, der frühere Präsident des Hessischen Landtags, der nach dem dortigen Diätenfall seinen Hut nehmen mußte. Er war nach Gründung des Landes für kurze Zeit Thüringer Minister "für besondere Aufgaben" und vergoldete dadurch seine früheren Jahre als hessischer Landtagsabgeordneter. Erlauben Sie mir an dieser Stelle noch eine Zwischenbeurteilung zur These, Politiker seien unterbezahlt, ihre Bezahlung müsse erhöht werden, um auch hochbezahlte Personen etwa aus der Wirtschaft zu gewinnen. Ich glaube, wir müssen hier differenzieren. Ein Genscher oder Kohl ist vielleicht wirklich unterbezahlt. Aber man glaube doch nicht, daß bei Bundeskanzler, Außenminister oder Ministern ähnlichen Kalibers, bei denen der Reiz des Amtes in der Macht, der politischen Gestaltungsmöglichkeit und der historischen Rolle liegt, durch eine Erhöhung der Bezüge die Rekrutierungsbasis wesentlich erweitert würde. Vor allem: Die Erhöhung von Politikerbezügen hat auch eine Kehrseite. Nehmen wir als Beispiel die Landesparlamente. In den Landesparlamenten erhält schon jetzt der größte Teil der Abgeordneten sehr viel mehr, als er im bürgerlichen Beruf verdienen könnte. Das führt schon jetzt dazu, daß die meisten Mandatsinhaber mit Klauen und Zähnen an ihrem Mandat hängen und die nötige Erneuerung blockierten. Erhöhte man die Bezüge, könnte es vielleicht noch schwerer werden, Mobilität herzustellen und neue Gesichter unterzubringen. Die skizzierten Fälle, etwa Hessen, Hamburg und Saarland, machen deutlich: Wenn das Parlament in eigener Sache sündigt und auch die Opposition eingebunden wird, versagen die herkömmlichen Sicherungen, die auf eine Kontrolle durch das Parlament abstellen, weil nun das Parlament selbst kontrolliert werden müßte. Das zeigt die Dimension des Problems eines Machtmißbrauchs durch die politische Klasse.
Sicher versuchen auch andere Gruppen von Menschen, den Staat für ihre Zwecke einzuspannen. Derartige Tendenzen gewinnen jedoch eine völlig neue Qualität, wenn sie diejenigen erfassen, die sozusagen im Innern des Staates und seines Herzstückes, des Parlaments, an den Hebeln der Macht sitzen. Parlamentarischer Mißbrauch von innen her verschiebt die klassische Problemfront völlig. Das Volk muß nun seine nominellen Vertreter selbst zur Räson bringen. Die Öffentlichkeit wird dann zur "einzig wirksamen Kontrolle" (Bundesverfassungsgericht) der das Parlament beherrschenden "politischen Klasse".
Mangels direkter Entscheidungsrechte des Volkes und wegen der "politischen Kartelle" bleibt nur der Weg über das tägliche Plebiszit der veröffentlichten Meinung. Damit zeigt sich die tiefere Dimension des Problems. Der Kampf um die Kontrolle der Politikfinanzierung ist Ausdruck einer für die Parteiendemokratie existenziellen Frage: Wie kann verhindert werden, daß die Diener des Volkes sich zu seinen Herren aufschwingen und den Staat zu ihrer Beute machen?
Der große Soziologe und Ökonom Alois Schumpeter hat einmal gesagt, daß sich in den Finanzen des Staates sein Zustand am besten ausdrücke, seine Entwicklung, aber auch Fehlentwicklung. Das gilt erst recht für die Finanzierung der Parteien und die Politikfinanzierung insgesamt.
Inzwischen ist die Berechtigung der Kritik an der staatlichen Politikfinanzierung in Deutschland anerkannt. Der Bundespräsident hat kürzlich eine Kommission zur Reform der Finanzierung der Parteien, die Bundestagspräsidentin eine weitere Kommission zur Reform der Bezüge von Abgeordneten und Ministern berufen, die ihre Gutachten um die Jahreswende vorlegen sollen. Allerdings haben auch Landesparlamente Kommissionen mit zum Teil merkwürdiger Besetzung berufen, so daß die Gefahr besteht, daß die Gesamtthematik von zwei plus sechzehn Kommissionen zerstückelt wird und dabei die Zusammenhänge und der Überblick verlorengehen.
So gut und richtig der Gedanke wirklich unabhängiger und sachverständiger Kommissionen zur Beratung der Parlamente ist, gerade wenn diese in eigener Sache entscheiden müssen, so sehr wäre es ein Irrweg, wenn die Entscheidung selbst auf die Kommissionen übertragen würde. Ganz abgesehen von den hier bestehenden verfassungsrechtlichen Schranken, bestehen auch große praktische Gefahren: Gelänge es nämlich der politischen Klasse, die Kommission organisatorisch, prozedural und besonders personell in den Griff zu bekommen und zu einer "Hofkommission" zu degradieren, wären Gefälligkeitsgutachten zu erwarten, die den Bürger und Steuerzahler vollends schutzlos machen und alle Bremsen gegen die Ausbeutung des Staates durch seine Diener beseitigen würden.
Dann würde das Parlament auch berechtigte Kritik von sich weisen und die Zuständigkeit der Kommission vorschieben; diese aber wäre dem Volk nicht verantwortlich - eine mit unserem demokratischen System unvereinbare Konstellation. Und der politische Druck zur Gleichschaltung der Kommission wäre gewaltig, viel größer noch als bei lediglich beratenden Kommissionen - angesichts dessen, was materiell für die politische Klasse auf dem Spiel stände.
U nter den Büchern, die zu Fass binders 10. Todestag neu erschienen sind, ist Achim Haags Deine Sehnsucht kann keiner stillen. Rainer Werner Fassbinders Berlin Alexanderplatz (Trickster Verlag, München 1992, 223 Seiten, 39 DM), die Buchfassung einer Dissertation von 1989, sicher das gewichtigste. Haag sieht Berlin Alexanderplatz als das zentrale Werk des Regisseurs, zu dem alle anderen Filme hinführen. Angeregt durch die sein Leben verändernde Lektüre des Döblin-Romans, sei daraus eine mehrfach gebrochene Selbstreflexion Fassbinders geworden, kulminierend in dem Ziel, das Ich im Kunstwerk auszulöschen. Haags Beobachtungen sind nicht neu, aber sie sind hier systematisiert, mit zahllosen Beispielen aus dem Film belegt. Haag untersucht nicht nur die inhaltlichen Motive, sondern auch deren adäquate künstlerische Umsetzung, und entwikkelt daraus eine komplexe Theorie von Fassbinders Realismus-Begriff: die Welt sei nur subjektiv erfahrbar, der empirischen Wirklichkeit werde eine ästhetische entgegengesetzt, die die erstere gleichsam transzendiere. - Das Buch geht über eine Dissertation weit hinaus, bleibt aber in manchen Passagen ihren Gesetzen doch sehr verhaftet. Frei und souverän schreibt Haag immer dann, wenn er direkt am Film entlang argumentiert. Wenn er aber Fassbinder in einen philosophischen Kontext stellt, seine Abhängigkeit und Loslösung von Schopenhauer beschreibt, wenn er Fassbinders Begriff der Liebe vor dem Hintergrund von Niklas Luhmanns Thesen diskutiert, gibt es kaum einen Gedanken, der nicht durch ein Zitat oder eine Anmerkung abgesichert ist. Zum Glück löst sich Haag im letzten Drittel der Untersuchung wieder von dieser Methode, wenn er sich der Ästhetik Fassbinders zuwendet. Vor allem seine Analyse der Musik von Berlin Alexanderplatz, für die Folge 1 bis 13 komponiert von Peer Raaben, für den Epilog kompiliert von Fassbinder selbst, ist brillant. WR
Ein Steckbrief Jean Christoph Hauschilds Büchner-Monographie
Wie das? Ist Georg Büchner doch von Geburt ein hessisches Landeskind und nie ins nördliche Rheinland oder bis nach Westfalen gelangt. Tatsächlich hatte sich der Autor dieser Monographie zunächst in Wiesbaden um eine Verbesserung seiner materiellen Produktionsbedingungen bemüht; dort jedoch war er, trotz des unbestrittenen hessischen Gegenstandes seines - langjährigen wissenschaftlichen - Interesses, abgewiesen worden: ja, wenn er, der in Düsseldorf ansässig, wenigstens einen Nebenwohnsitz in Hessen hätte, dann . . .
So viel zum unterschiedlichen Stellenwert des Produktionsfaktors Wissenschaft in der föderalen Kulturförderung.
Das Ergebnis rechtfertigt die Düsseldorfer Subvention, zumal eine Büchner- Biographie, die den jüngsten Forschungsstand reflektiert, überfällig war. Die Monographie von Hauschild ersetzt einen Vorgängerband in derselben rowohlt-Reihe, der zuerst 1958 erschienen ist, jedoch weitgehend auf den 1946 (Hans Mayer) und 1949 (Karl Vietor) publizierten Forschungen der dreißiger Jahre beruht. Seit den 1970er Jahren aber haben junge Literaturwissenschaftler, unter ihnen Hauschild, in der Büchner-Forschung einiges bewegt - nicht zuletzt die Aktenberge der Verfolgungsapparate in den Archiven der Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes, in denen der Verfasser des Hessischen Landboten steckbrieflich gesucht worden war. Solche und andere Mühen galten einem Mann, der mit Anfang zwanzig drei Stücke und eine Novelle schrieb - freilich in Sprache und Denken so radikal seiner Zeit voraus, daß er erst in unserem Jahrhundert zu Rang und Namen kam.
Hauschild hütet sich in seiner gut lesbar geschriebenen Darstellung jedoch davor, Büchner als ein einsam dastehendes junges Genie zu idealisieren; vielmehr untersucht er beispielsweise genau, was Büchner gelesen hat und haben könnte, von wem er lernte und - dies das Wesentliche - wie er Anregungen und Motive zu etwas Eigenem und Unerhörtem verarbeitet hat. Grundlegend ist dabei, wie Hauschild zeigt: Büchners Empfindlichkeit für die Ungerechtigkeiten der duodezfürstlichen Willkürherrschaft und sein Gefühl für die seelischen Verheerungen, die solche Gewaltverhältnisse bei Menschen anrichten können; wobei im Hintergrund die wachsende Einsicht in das Dilemma stand, daß die notwendige Abschaffung solcher Verhältnisse rasch nicht zu erreichen war.
Hauschild macht auch klar, daß Büchners Tod mit 23 Jahren kein tragischer Zufall war: der politische Dissident konnte den Häschern zwar knapp entkommen, dennoch ist er ihnen zum Opfer gefallen. Eben in Straßburg promoviert und in Zürich zum Privatdozenten ernannt, starb Büchner völlig überarbeitet an Typhus. HARTWIG SUHRBIER
Jean Christoph Hauschild: Georg Büchner. Bildmonographie. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek 1992, 190 Seiten, 10,90 DM.
NEU-ISENBURG. Sie sind heimatlos und leben im Abseits - in öden Industriegebieten, aber auch in den Hinterhöfen der Innenstadt. Wie viele Artgenossen in warmen Wohnungen unterzukommen, entspricht nicht ihrer Natur. Verwilderte Katzen - in Neu-Isenburg gibt es mehr als 200 von ihnen. Um ihre Zahl in Grenzen zu halten, stellen Tierschützer Fallen auf und lassen die Tiere während einer kurzen Gefangenschaft kastrieren. Doch immer wieder kommen fruchtbare Hauskatzen hinzu, die ausgesetzt wurden. Angesichts der tierischen Überbevölkerung zählt der Isenburger Verein "Pro Katz" in der Hugenottenstadt bereits bis zu zwölf "Notstandsgebiete".
"Fauchnudel" ist sichtlich hin und her gerissen. Mal macht sie ein paar Schritte auf das verlockend riechende Futter zu, dann weicht die Katze wieder zurück. Denn direkt neben der Schale mit Fleisch und Haferflocken steht wieder dieser braune Holzkasten, mit dem "Fauchnudel" schon einmal von Zweibeinern eingefangen wurde. Zwar kehrte sie wohlbehalten auf "ihren" Hof in der stillgelegten Fabrik nahe dem Isenburg-Zentrum zurück. Daß sie seitdem unfruchtbar ist, davon weiß die schwarz-weiß gefleckte Dame nichts. Nur eine Tätowierung weist darauf hin.
Die Katze findet schließlich einen Kompromiß: Den Fleischköder im Holzkasten ignorieren, dafür die Schale leerfressen - soweit das ihre Artgenossen zulassen, die sich ebenso auf das Futter stürzen. Während knapp 20 verwilderte Katzen ihre tägliche Ration hinunterschlingen, spähen Christel Berndt und Maria Kämper hinter einer Mauer hervor. Die Tierschützerinnen von "Pro Katz" wollen sehen, ob sich möglicherweise ein "Neuzugang" zu den Katzen gesellt hat, denen sie - wie "Fauchnudel" - allesamt Namen gegeben haben.
"Unsere Feinde heißen Gedankenlosigkeit und falsch verstandene Tierliebe", sagt Christel Berndt. Zum einen setzten immer wieder Leute unkastrierte Hauskatzen aus. Zum anderen würden die Tiere dann "maßlos" gefüttert. Die Folge: Die Katzen vermehren sich schier ohne Ende. Auf jedes Weibchen kommen pro Jahr bis zu zwölf Junge. "Eine Frau im alten Ort meldet sich bei uns regelmäßig erst dann", so Christel Berndt, "wenn sie fast zwei Dutzend Mäuler zu stopfen hat."
Ins Tierheim stecken oder an private Katzenliebhaber vermitteln, ist nicht möglich: Über Generationen hinweg an das "wilde Leben" und die meist sichere Distanz zu Menschen gewöhnt, wollen und können heimatlose Katzen keine "Haus"-Tiere sein. "Eine verwilderte", sagt Maria Kämper, "die macht in kurzer Zeit jede Wohnung rund."
Die Aktiven des 1986 gegründeten "Pro-Katz"-Vereins ergreifen seit Jahren das für sie einzig denkbare Gegenmittel: Sie versuchen, nach und nach alle verwilderten Katzen in den etwa zwölf "Notstandsgebieten" Isenburgs einzufangen. Beim Veterinär werden so jährlich etwa 60 Tiere - auf Kosten des Vereins - kastriert, geimpft und tätowiert, bevor sie wieder in ihre Reviere zurückkehren dürfen. Vereinsfrauen füttern sie dann täglich solange, bis die Katzen an Altersschwäche sterben - oder, wie es häufig geschieht, von einem Auto überfahren werden. Die moderne Variante "natürlicher" Auslese?
Lediglich die Jüngsten sollen eine "bürgerliche Laufbahn" einschlagen. Denn bis zum Alter von drei Monaten können verwilderte Katzen "gezähmt" werden. Was sie damit meint, schildert Maria Kämper so: "Jede Stunde für ein paar Minuten an die Brust drücken und viel, viel schmusen." Derart an menschliche Nähe gewöhnt, könnten diese Jungen schließlich an Privatleute abgegeben werden.
Weil der Nachwuchs im ersten Vierteljahr nicht allein aufwachsen sollte, muß Tierschützerin Kämper manchmal auch eine Katzenmutter aufnehmen und das - ob der fremden Umgebung - meist aggressive Tier im Käfig halten. Genauer: im Zimmer für "schwierige Fälle". Im Hause Kämper ist kein Raum katzenfrei. Von den Behörden als "Tierheim" anerkannt, darf die "Mutter von Pro Katz", wie sich die Vereinsgründerin spaßeshalber nennt, hier in der Theodor-Heuss- Straße 4 bis zu 30 Katzen aufnehmen.
Wer Maria Kämper erzählen hört, daß sie abends beim Einschlafen alle Katzen vor ihrem geistigen Auge vorbeilaufen läßt und überlegt, ob auch alle mit gutem Appetit gefressen haben und daß sie oft dann doch noch einmal aufsteht, um nach dem einen oder anderen "Sorgenkind" zu sehen, der glaubt ihr aufs Wort.
Denn bei der Frage nach dem besonderen Reiz, den Katzen auf sie ausüben, kommt die 52jährige Tierarzthelferin ins Philosophieren: "Sehen Sie, Menschen halten sich Hunde.
Aber Katzen halten sich den Menschen, weil sie sich niemals ganz anpassen werden." Ob "Fauchnudel" dem wohl zustimmen würde? GERHARD BAYER
FEUILLETON 08
Namen + Notizen
GEORG WAHN, Vorsitzender der VdK-Ortsgruppe Höchst, hat aus der Hand von Sozialdezernent Martin Berg das Bundesverdienstkreuz erhalten. Der 72jährige bekam die Auszeichnung für seinen "unermüdlichen Einsatz für die Belange der Kriegsopfer" seit 1977. Wahn ist ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht und langjähriger Vorsitzender verschiedener Ortsvereine der Arbeiterwohlfahrt. Der Sozialdemokrat hatte sich zudem von 1972 bis 1980 im Stadtparlament engagiert.
JOSEF RENZEL, 40 Jahre Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Sossenheim, wurde mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen für sein fortdauerndes Engagement ausgezeichnet. Stadträtin Ilse Vaupel übergab dem Sossenheimer die Auszeichnung im Limpurgsaal des Römer. Mit dabei war auch HEINZ NOOS. Er wurde ebenfalls für sein langjähriges Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr Nied geehrt.
RÖDERMARK. Der Kindergarten in der Ober-Röder Thomas-Mann-Straße ist eins von zwölf Gebäuden in Hessen, die in ein Modellprojekt des hessischen Umweltministeriums einbezogen wurden, um Möglichkeiten der Energieeinsparung zu prüfen. Um die Teilnahme hatten sich 45 Kommunen und Kreise mit insgesamt 58 Objekten wie Altenheime, Bürgerhäuser, Schulen, Hallenbäder, Rathäuser oder eben Kindergärten beworben. Im Kreis Offenbach ist Rödermark die einzige Kommune, die berücksichtigt wurde. Energieberichte von Städten und Gemeinden belegen, daß die in den zurückliegenden Jahren vorgenommenen Sanierungen von Heizungen und Verbesserungen des Wärmeschutzes allmählich greifen, daß beim Stromverbrauch aber ein stetiger Anstieg zu bemängeln ist. Mit dem Modellvorhaben will das hessische Umweltministerium nun das Stromsparen in der Büro- und Gebäudetechnik voranbringen und so auch auf dem Gebiet einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Der Stromverbrauch soll verringert werden, um das Ziel Energieeinsparung und Emissionsminderung zu erreichen. Ein Abschlußbericht soll bis September '93 vorliegen.
In die Überprüfung soll der gesamte Anwendungsbereich von Elektrizität miteinbezogen werden, angefangen von der Beleuchtung über die Haus- und Betriebstechnik, Stromheizungen und Warmwassergeräte bis hin zu Lüftung und Schulküchen. Sparmöglichkeiten gibt es beispielsweise durch Stromsparlampen, technische Verbesserungen an Leuchten etwa durch Spiegelreflektoren, Ersatz alter Neonröhren durch neue, Schaltuhren für die Lüftung, Schulung der Hausmeister, um nur die einfacheren Maßnahmen zu nennen.
Ziel des Projekts ist die systematische Erfassung und Umsetzung der technischen und organisatorischen Möglichkeiten zur Reduzierung des Stromverbrauchs; dazu gehört vor allem eine bedarfsgerechte Auslegung der Einrichtungen, die in den Gebäuden Strom verbrauchen. Ein Planungsbüro wird das Modellvorhaben wissenschaftlich begleiten. Erfahrungen aus der Schweiz belegen eine mögliche Stromeinsparung zwischen 20 und 50 Prozent. Der Aufwand soll sich für die Kommunen rechnen. Denn die sanierten Gebäude werden in den nächsten Jahren erheblich geringere Stromkosten verursachen als vergleichbare Bauten. Zudem werden die Planungen mit bis zu 70 Prozent vom Land gefördert, das auch die wissenschaftliche Begleitung und Beratung bezahlt. ttt
FRANKFURT A. M. Am 31. März 1993 heißt es Abschied nehmen von der Eisbahn am Waldstadion: Die etwa 30 Jahre alte Anlage wird zu diesem Termin vor allem aus Gründen des Umweltschutzes geschlossen (die FR berichtete). Ob die Kunsteisbahn saniert werden kann oder ob die Fläche einer anderen Sportarena weichen muß, ist zur Zeit noch unklar.
Mittlerweile hat jedoch eine intensive Diskussion über die Zukunft des Eissportes im Süden Frankfurts begonnen, an der sich neben den Sportverbänden auch der Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad) und eine Bürgerinitiative "Freunde der Eisbahn" beteiligen.
Gegen die ersatzlose Schließung der Eislaufflächen südlich des Mains sprachen sich die Mitglieder des Ortsbeirates 5 bereits im Dezember aus: Auf Antrag der CDU wurde der Magistrat einstimmig um Auskunft gebeten, ob die Kunsteisbahn einem Leichtathletikstadion weichen soll. Derartige Pläne will der Ortsbeirat nicht ohne Widerspruch hinnehmen: "Für viele Jugendliche und Kinder aus Sachsenhausen, Niederrad und Oberrad ist die Eissportbahn ein großes Freizeitvergnügen."
In der jüngsten Sitzung des Stadtteilparlaments legte die SPD einen weiteren Antrag vor, in dem sie zahlreiche Standorte für einen provisorischen Ersatz vorschlägt. Genannt wurden unter anderen der Parkplatz Stadionbad, die Bürgerwiese, das Gelände des Schullandheims, ein entwidmetes Teilstück der Flughafenstraße, das Textor-Plätzchen, sogar der Alte Friedhof am Schifferbunker scheint den Sozialdemokraten ein geeigneter Standort.
Gerhard Kadelbach, Fraktionsvorsitzender der SPD, begründete: "Ich halte die Eisbahn für einen ganz wichtigen Treffpunkt im Winter." Ihr freizeitpädagogischer Wert sei kaum zu ersetzen. Und wie "flott so ein Ersatz organisiert werden kann, hat Radio FFH zu Neujahr vor der Alten Oper anschaulich demonstriert".
Aus Sorge um Trainingsmöglichkeiten für Breitensportler und Jugendliche setzt sich seit einiger Zeit auch die Initiative "Freunde der Eisbahn" für den Erhalt der Schlittschuhbahn ein: Rund 2200 Unterschriften konnte Gabriele Dettmer mit der Hilfe von Gleichgesinnten mittlerweile in Sachsenhausen und vor allem vor den Schulen sammeln. Die Initiative fürchtet ebenfalls, daß im Zuge der unter dem Motto "Waldstadion 2000" diskutierten Erneuerung des Stadions und der umliegenden Sporteinrichtungen die nur im Winter geöffnete Eisbahn dem Rotstift zum Opfer fällt.
"Damit entfällt für Tausende von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein sportliches Freizeitangebot", meinte Gabriele Dettmer, die als Mutter von vier Kindern auch das "billige Vergnügen" zu schätzen weiß: Zweieinhalb Stunden Spaß auf dem Eis kosten für Schüler mit Zehnerkarte nur 1,60 Mark. Erwachsene müssen für die Einzelkarte drei Mark zahlen. Vor allem für die Jugendlichen im "Null-Bock-Alter" sei die Eisbahn unverzichtbar.
"Jugendarbeit ist nicht das Einstellen von Erziehern und Sozialarbeitern; Jugendarbeit bedeutet vor allem, einer Vielzahl von Kindern und Jugendlichen einen Rahmen für eine selbstbestimmte, sinnvolle Freizeitgestaltung zu geben", meinen die "Freunde der Eisbahn" in ihrem Aufruf zur Unterschriftensammlung.
Die Eisbahn selbst befindet sich in einem jämmerlichen Zustand: Die Rohrleitungen, in denen das Kühlmittel Ammoniak zirkuliert, sind von Rost zerfressen, und der Vorratsbehälter, der sieben Tonnen des stechend riechenden Gases enthält, ist gegen Leckagen nicht gesichert. Umweltamt, Feuerwehr, Gewerbeaufsicht und Bauaufsicht haben nach Aussage von Helmut Zirkelbach, Geschäftsführer der Stadion GmbH, einem weiteren Betrieb der Anlage im Wasserschutzgebiet am Stadtwald nicht mehr zugestimmt.
Durch die Installation eines "Leckage- Warnsystems" konnte jedoch die Saison 92 / 93 noch gerettet werden. "Beide Eislaufpisten müssen abgebrochen werden. In dieser Form ist die Schließung der Eispisten endgültig", erklärte Zirkelbach auf Anfrage.
Eine Sanierung käme die Stadt teuer zu stehen: Rund 10 Millionen Mark müßten investiert werden, wobei lediglich ein "sportlich nicht einwandfreier Zustand zementiert würde" (Zirkelbach). Die in den Sommermonaten als Übungsgelände für den Hockeysport dienende Eislauffläche ist nämlich von der Radrennbahn umschlossen, deren Oval 400 Meter lang ist. "Das ist nicht mehr sportgerecht", erklärte Zirkelbach, die heutigen Radrennen würden auf 250 bis 300 Meter langen Pisten ausgetragen. Zudem sei der Beton der Bahn, die 1966 errichtet wurde, ebenfalls erneuerungsbedürftig.
Im vergangenen Jahr zählte die Stadion GmbH 72 500 Besucher an der Eisfläche. "Ich weiß, daß der Eissport in Frankfurt eine weitere Heimat braucht", sagte Zirkelbach, doch ob diese Heimat auch zukünftig am Waldstadion zu finden ist, vermochte er nicht zu sagen.
"Gewünscht wäre eine Eisbahn am Waldstadion schon", erklärte Carola Steber, persönliche Referentin der Sportdezernentin Sylvia Schenk, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Doch ob eine Eisbahn in eine neuzubauende Open-Air- Bühne oder ein neues Radrennstadion integriert werden kann, konnte auch die Referentin nicht sagen: "Es ist noch alles offen".
Die Eislaufsportler will das Sportdezernat nach Aussage der Referentin jedoch unterstützen: "Wir überlegen, ob wir für eine Übergangszeit eine mobile Bahn aufbauen." Ein geeignetes Gelände für diese provisorische Eislaufbahn würde "im Bereich Frankfurt" gesucht. Vielleicht kann sich das Amt ja mit einem der zahlreichen Standort-Vorschläge der Ortsbeirats-SPD anfreunden? *kan / ak
FRANKFURT A. M. Sein Dienstleistungsangebot hat der Kreisverband Frankfurt der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) 1992 im Vergleich zu den Vorjahren erheblich gesteigert: Durch das Hessische Rettungsdienst-Gesetz, das am 1. Januar 1992 in Kraft trat, wurden die Rahmenbedingungen verbessert, so daß im Rettungsdienst und beim Krankentransport mehr Stellen geschaffen werden konnten. Höhere Vergütungen der Krankenkassen für die Rettungsfahrten erlaubten der JUH, Fahrzeuge mit dem neuesten Stand der Technik anzuschaffen. Auch die sozialen Dienste der Johanniter-Cronstetten-Altenhilfe entwickelten sich positiv: Allein im Bereich der Alten- und Familienpflege wurden drei neue Planstellen besetzt.
Rettungsdienst und Krankentransport sind nur zwei der vielen Aufgaben, die die JUH in Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen erfüllt: Auch Behindertenfahrdienste, Katastrophenschutz, Sanitätsdienste bei Veranstaltungen aller Art und Erste-Hilfe-Ausbildungen gehören dazu. Eine besondere "Spezialität" der Johanniter ist der Blut- und Organtransport. "Darauf sind wir besonders stolz, denn wir sind im Rhein-Main-Gebiet die einzigen, die das qualifiziert machen", erklärte Oliver Richter, ehrenamtlicher Helfer der JUH. Zwei Autos mit Tiefkühleinrichtungen stehen 24 Stunden am Tag bereit, um dringend benötigte Blutkonserven und Spenderorgane in der gesamten Bundesrepublik zu verteilen. Dem Kreisverband der Johanniter in Frankfurt gehört auch die Johanniter- Cronstetten-Altenhilfe an: Sie pflegt Kranke zu Hause, unterhält einen mobilen sozialen Hilfsdienst und unterstützt die körperbehinderten Schüler der Heinrich-Steul-Sonderschule in der Fritz-Tarnow-Straße. "Diese Kinder brauchen während des Unterrichts krankenpflegerische Betreuung", erläuterte der Kreisgeschäftsführer, Ottokar Wroblinski. Diese Aufgabe wurde zum ersten Mal 1991 übernommen, mittlerweile arbeiten zwei ausgebildete Kinderkrankenschwestern mit den Behinderten. Zufrieden stellte Wroblinski fest, daß trotz "allgemeinem Mangel an Pflegekräften" die Stellen im Bereich der sozialen Dienste durchweg besetzt werden konnten. Insgesamt sind bei den Johannitern 42 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigt. Doch es gab auch Schattenseiten: So blieb die Zahl der Zivildienstleistenden weit hinter dem Bedarf zurück. Derzeit sind bei der JUH aufgrund der verkürzten Zivildienst-Zeiten statt 67 nur noch 35 "Zivis" beschäftigt. So mußten verstärkt Teilzeit-Helfer eingestellt und bezahlt werden, um alle notwendigen Dienste in vollem Umfang aufrechtzuerhalten.
Weitere Kosten entstanden der JUH, weil die ehrenamtlich geleistete Stundenzahl weiter zusammenschmolz: 44 Helfer sind noch regelmäßig bereit, ihre Freizeit zu opfern - früher waren es bis zu 120 freiwillige Kräfte. "Die Jugend hat heute nicht mehr so viel Zeit zur Verfügung zu stellen, die sind beruflich zumeist sehr stark eingespannt", stellte Wroblinski bedauernd fest. Die Professionalisierung der Unfallhilfe hat ihren Preis: "Dies hat zur Folge, daß wir beim Blick in die Zukunft die uns gestellten großen Aufgaben durch Einsatz von hauptamtlichen Kräften unter Beachtung kostendeckender Entgeltsätze absichern müssen", erklärte Wroblinski weiter.
Das Hessische Rettungsdienst-Gesetz war ein erster Schritt zur kostendeckenden Arbeitsweise. Der JUH wurde eine drastische Erhöhung der Bezahlung für die Rettungseinsätze zugebilligt: Statt 120 Mark pro Fahrt werden nun pauschal 320 Mark von den Krankenkassen akzeptiert. "Das heißt, daß wir früher Geld verschenkt haben", stellte Ritter fest. Die Folge: Es fehlte das Geld für den Kauf von modernen Einsatzfahrzeugen, der Wagenpark veraltete zunehmend. Im Jahr 1992 konnte das überfällige Ersatzprogramm abgeschlossen werden, so daß die JUH heute täglich drei moderne Fahrzeuge im Wert von jeweils 160 000 Mark einsetzen kann.
Auch den Sanitätsdienst für Großveranstaltungen bezeichnete Wroblinski als "defizitär". Zwar zahlt die Stadt der JUH für diesen Service, die Erste-Hilfe-Ausbildung und den Katastrophenschutz 95 000 Mark Zuschuß, doch ohne die ehrenamtliche Arbeit und das finanzielle Engagement der fördernden Mitglieder wäre dieser Dienst nur unter großen Schwierigkeiten aufrechtzuerhalten. Allerdings konnte durch Werbung die Zahl der Spender erheblich vergrößert werden: 2928 neue Mitglieder traten im vergangenen Jahr dem Kreis der Förderer bei, die Gesamtzahl liegt nun bei 9248.
Als Hauptaufgabe für 1993 betrachtet Kreisgeschäftsführer Wroblinski die Nachwuchswerbung für die Besatzungen der Rettungsfahrzeuge. Vorhandene Kontakte über die Erste-Hilfe-Kurse sollen verstärkt dafür genutzt werden. Das Hindernis, Helfer für den Rettungsdienst zu gewinnen, liegt nach Aussage von Wroblin- ski vor allem in der "flachen Hierachiestruktur" der Unfallhilfe, die kaum Aufstiegsmöglichkeiten bietet.
Der Kreisverband der Johanniter-Unfall- Hilfe hat seinen Sitz in der Rettungsstation (Karl-von-Drais-Straße 20). Telefonisch ist die Geschäftsstelle unter der Nummer 54 30 02 zu erreichen. kan
Sauberes Bild
Die wichtigste Forderung ist also: Die Bewerbung muß auf den ersten Blick einen sauberen, ordentlichen Eindruck machen. Soweit nicht - etwa für den Lebenslauf - ausdrücklich Handschrift verlangt wird, sollte man die Schreibmaschine oder einen PC verwenden. Besitzt man weder das eine noch das andere oder besteht die Gefahr, daß zu viele Tippfehler entstehen, findet sich im Bekanntenkreis sicher jemand, den man um Hilfe bitten kann. Handschriftliches darf getrost auf liniertem Papier geschrieben werden, für nicht liniertes Papier bedient man sich am besten eines gedruckten Linienblattes.
Auf keinen Fall mit dem Papier geizen - links etwa drei bis vier Zentimeter Rand, der natürlich genau senkrecht verlaufen muß, oben und unten etwas Raum freilassen, die Zeilen etwa zwei Zentimeter vor dem Papierrand beenden, etwa alle fünf bis acht Zeilen einen Absatz machen (je nach Inhalt sind auch kürzere Absätze durchaus zulässig) - so ergibt sich ein Schriftbild, dessen guter Eindruck noch verstärkt werden kann, wenn man das Schriftstück nicht oder höchstens einmal faltet. Man muß ja ohnedies meist Unterlagen beifügen, und dann sieht es gar nicht gut aus, wenn alles zusammen auf Postkartenformat geknickt wird. Für die eigene berufliche Zukunft darf man ein paar Mark für große Umschläge und eventuell höheres Porto nicht scheuen.
Der eigentliche Bewerbungsbrief sollte einem normalen Geschäftsbrief gleichen: Oben links steht der Name, unmittelbar darunter die genaue Anschrift, gegebenenfalls mit Telefonnummer (Vorwahl nicht vergessen!). Mit etwas Abstand kommt dann wieder links die Anschrift des Empfängers hin, rechts, auf gleicher Höhe der letzten Zeile, Ort und Datum. Darunter mit einem kleinen Abstand "Bewerbung um einen Ausbildungsplatz zum/zur . . . ". Beruht die Bewerbung auf einer Stellenanzeige, kann man hinzufügen "auf Grund ihrer Anzeige in . . . am . . . ". Einen entsprechenden Hinweis kann man natürlich auch im ersten Satz des Bewerbungstextes unterbringen.
Für den Inhalt des Bewerbungsschreibens gilt: Kurz und klar, nichts Wichtiges vergessen, andererseits keine überflüssigen Worthülsen. In wenigen Worten sagen, was man zur Zeit tut, eventuell - wenn es von Bedeutung ist - was man schon früher getan hat.
Anrede- und Abschlußformeln müssen nicht unbedingt sein, aber es schadet bestimmt nicht, wenn man mit "Sehr geehrte Damen und Herren" beginnt und "Mit freundlichen Grüßen" endet.
Die Bewerbungsschreiben sollten nicht fotokopiert werden, weil dann die Gefahr entsteht, daß Textinhalte, die für ein bestimmtes Unternehmen gedacht waren, auf den Empfänger nicht mehr zutreffen. Zum anderen wirken Bewerbungsschreiben, in denen nur Datum und Anschrift geändert wurden, nicht besonders gut.
Gegen eine mit PC geschriebene Bewerbung ist im Grunde nichts einzuwenden. Doch Vorsicht mit den Gestaltungsmöglichkeiten: Seriöser wirkt die Bewerbung auf alle Fälle, wenn die Gestaltungsregeln für schreibmaschinengeschriebene Briefe angewendet werden und auf Schattierungen, unterschiedliche Schriftarten und -größen verzichtet wird. Es sei denn, man hat auf diesem Gebiet einen Kenntnis- und Erfahrungsstand,der "herzeigbar" ist.
Den Lebenslauf fügt man auf einem gesonderten Blatt bei, entweder tabellarisch oder - wenn verlangt - handschriftlich in Textform. In Tabellenform sieht das etwa so aus, daß man links untereinander aufführt: Name, Vorname, Anschrift, Familienstand, Geburtsdatum, Geburtsort. Die dazugehörigen Angaben stehen jeweils auf der rechten Seite des Blattes. Unter der Überschrift "Schulbildung" folgen dann links die Daten des Besuchs der einzelnen Schulen, rechts werden die Schulen (mit Ortsangabe) aufgeführt. "Besondere Fähigkeiten" nennt man im Lebenslauf, wie z. B. Führerschein, Steno- oder Schreibmaschinenkenntnisse, Sprachkenntnisse usw. Natürlich sollte man vor allem solche nennen, von denen man annimmt, daß sie für die Ausbildung von Belang sein können oder daß sie einen aus der Schar der Mitbewerber hervorheben.
Keine Originale
Was die beizufügenden Unterlagen angeht: Versenden Sie niemals Originale, denn es kommt hin und wieder vor, daß sie verlorengehen. Fotokopien oder einfache Abschriften genügen vollkommen. Im Bewerbungsschreiben vermerkt man dazu: "Ich lege Kopien (Abschriften) folgender Unterlagen bei: . . .". Das sollten mindestens die Zeugnisse der letzten beide Schuljahre und ein Lichtbild sein. Das letzte Halbjahreszeugnis oder nur das Abschlußzeugnis oder nur das Abschlußzeugnis sind etwas dürftig, denn sie zeigen nur einen momentanen Leistungsstand. Aufschlußreicher für den, der die Bewerbungen aussortiert, ist dagegen die Entwicklung, die der Bewerber oder die Bewerberin in der Schule gemacht hat.
Zum Thema Einstellungsgespräch, auch "Vorstellung" genannt: Daß man dem äußeren Erscheinungsbild einige Aufmerksamkeit widmet, ist klar, doch sollte man es vermeiden, irgendwie aufsehenerregend zu wirken. Im Gespräch hüte man sich ebenso vor Extremen; es macht keinen guten Eindruck, wenn man sich jedes Wort zwischen den Zähnen "herausziehen" lassen muß; aber auch eine auffallende Redseligkeit ist nicht gut.
Von Nutzen können während des Gespräches einige Kenntnisse über das Unternehmen sein, die man sich in aller Ruhe vorher beschaffen sollte, zum Beispiel etwas Firmengeschichte, ob Zweigstellen existieren, welche Produkte hergestellt werden, welchen Bezug man persönlich zu ihnen hat und ähnliches. So läßt sich auf die obligatorische Frage, warum man sich ausgerechnet in diesem Betrieb um diesen Ausbildungsplatz beworben hat, leicht antworten. Man kann zum Beispiel mit dem Interesse am Produkt das Interesse am Unternehmen begründen oder die mögliche Aussicht auf einen relativ sicheren Arbeitsplatz die Bewerbung in dieser Branche rechtfertigen. Mit solchen Kenntnissen und begründeten Argumenten bietet man auf jeden Fall das Bild eines aufgeweckten Bewerbers oder einer aufgeweckten Bewerberin. wore
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OFFENBACH. Der Historiker Klaus Werner zerstört in seiner jetzt veröffentlichen Doktorarbeit "Juden in Offenbach am Main 1918 bis 1945" die fromme Legende, das "rote Offenbach" habe besonders mutig und engagiert gegen den Nationalsozioalismus und gegen den Terror gegenüber den jüdischen Mitbürgern gekämpft: "Die Offenbacher waren nicht besser, aber auch nicht schlechter als andere. Es gab zwar individuelle Hilfe, aber es gab mehr Schmähungen, Haßdemonstrationen und vor allem tatenloses Zusehen."
Bereits 1932 zwangen die Nazis den Kaufhaus-Besitzer Ernst Oppenheimer und den Rechtsanwalt Dr. Weinberg auf dem Wilhelmsplatz, mit Zahnbürsten kommunistische Parolen zu entfernen. Keiner aus der umstehenden Menge erhob seine Stimme gegen diese Schikane. Im Gegenteil: Es hagelte Obszönitäten und Beleidigungen. Kurz vorher mußte Dr. Weinberg den Vorsitz der "Kickers" abgeben, weil er sich weigerte, das Stadion auf dem Bieberer Berg für eine Kundgebung mit Adolf Hitler zur Verfügung zu stellen.
Der Leiter des ersten hessischen, im März 1933 eingerichteten Konzentrationslagers Osthofen bei Worms, in das vor allem kommunistische und sozialdemokratische Widerständler aus Offenbach kamen, war der Offenbacher SS- Sturmbannführer Karl Heinrich d&rquote;Angelo. Der Bücherverbrennung am 22. Mai 1933 vor dem Isenburger Schloß schauten über 4 000 Menschen zu.
Am Tage nach der reichsweiten Pogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 sahen die Offenbacher johlend und beifallklatschend in der Frankfurter Straße zu, wie dort die jüdischen Geschäfte und Wohnungen demoliert, jüdische Mitbürger verprügelt und verhaftet wurden. Sie mieden jüdische Läden und bereicherten sich bei der "Arisierung", sprich die Enteignung jüdischer Betriebe, ignorierten die Emigration und die Selbstmorde ihrer Nachbarn, mit denen sie jahrelang einträchtig zusammengelebt hatten.
Über drei Jahre forschte Klaus Werner im Stadtarchiv, in zahlreichen Archiven zwischen New York und Jerusalem, befragte weit über hundert Zeit- und Augenzeugen mündlich und schriftlich. Herausgekommen ist ein detailgetreues, fast 600 Seiten dickes Buch über die jüngere Offenbacher Geschichte. Die Dokumentation über das politische Klima in Offenbach vor und während des Nazi-Regimes gibt es für 38 Mark im Buchhandel.
Dr. Klaus Werner weist beispielsweise nach, daß schon Monate vor der Pogromnacht ausgemacht war, daß die Synagoge Lichtspieltheater werden sollte. In der Nacht selbst brannten deshalb nur das Inventar und das Archiv des Gotteshauses, das Gebäude jedoch blieb in seiner Substanz erhalten.
Hauptsturmführer Karl Börner hatte erst gegen vier Uhr morgens vom Darmstädter SA-Brigadeführer Lucke den Befehl erhalten: "Die Synagoge ist zu zerstören unter Schonung der Nachbargebäude, worüber Vollzugsmeldung zu erstatten ist." Börner trommelte eine Handvoll Leute, darunter auch seinen Standartenführer Otto Bode, zusammen. Sie machten sich, mit Werkzeugen ausgerüstet, gegen sechs Uhr auf den Weg in die Goethestraße. Mit einer Beilpicke öffneten sie die Eingangstür, streuten wahrscheinlich Schwarzpulver in einem langen Streifen auf den Boden.
Lediglich eine Stichflamme schoß empor, ein Fenster splitterte, die Männer entfernten sich dann. Die Synagoge hätte die Nacht fast völlig unbeschädigt überstehen könne, meint Klaus Werner, aber gegen sieben Uhr beobachtete ein Passant, wie nun die SS, begleitet von zahlreichen Zivilisten, anrückte.
Sie begannen in der Synagoge zu wüten und prügelten auf die Gottesdienstbesucher ein. Die SS, wohl nicht eingeweiht, ging gegen die löschende Freiwillige Feuerwehr vor, rissen dan Männern die Schläuche weg und stellten das Wasser ab.
Der damalige Oberbürgermeister und und Nazi-Führer Dr. Schanz sorgte schließlich mit einem Machtwort dafür, daß die Feuerwehr eingreifen konnte, während SA und SS weiter miteinander stritten. Es war offensichtlich, daß hier nur eine "symbolische Brandschatzung" stattfinden und der Schaden an dem Gebäude möglichst klein gehalten werden sollte. 1940 verkaufte die Stadt das Gebäude an eine Kinobesitzerin mit der ausdrücklichen Auflage, darin ein Filmtheater zu errichten.
Notdienste
Main-Taunus-Kreis. Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Leitstelle Hofheim, Tel. 0 61 92 / 50 95.
Flörsheim. Ärztlicher Wochenend- und Feiertagsdienst: Auskunft, Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.
Tierärzte Sa., So.: Peter Neuhoff, Erbsengasse 9, Hattersheim, Tel. 0 61 90 / 7 40 21;
Dr. Heidemarie Knapp, Königsteiner Straße 7 a, Kronberg, Tel. 0 61 73 / 59 57.
Hattersheim. Sa., So.: Rosen-Apotheke, Frankfurter Straße 15, Tel. 0 61 90 / 22 14.
Hochheim, Flörsheim. Sa.: Herder-Apotheke, Herderstraße 9 - 19, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 15 70.
So.: Rosen-Apotheke, Mainzer Straße 3, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 13 13.
Hofheim, Kriftel. Sa.: Brücken-Apotheke, Alte Bleiche 9, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 2 74 82.
So.: Rosen-Apotheke, Rheingaustraße 46, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 78 72.
Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Greifen-Apotheke, Hornauer Straße 4, Tel. 0 61 95 / 6 44 40.
Eppstein, Niedernhausen, Wiesbaden- Auringen, Wiesbaden-Naurod. Sa.: Rathaus-Apotheke, Alte Schulstraße 2, Brehmtal, Tel. 0 61 98 / 75 35.
So.: Goldbach-Apotheke, Hauptstraße 59, Vockenhausen, Tel. 0 61 98 / 96 28. Giftnotruf Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
- ohne Gewähr -
RODGAU. Unerhörtes, nie Dagewesenes schüttelt am 13. Februar 1990, knapp ein Jahr nach der Kommunalwahl und mitten in der Faschingszeit, die Rodgauer Kommunalpolitik durcheinander. Der am 26. Januar als Nachfolger des Ersten Stadtrats Wolfgang Oehlschlägel (CDU) auf Vorschlag der Grünen gewählte parteilose Veit Schameitet, der am 1. Februar sein Amt angetreten hat und nach anderthalbtägiger Dienstzeit krankgeschrieben worden ist, teilt Bürgermeister Paul Scherer (CDU) seinen Rücktritt mit. Die ihm aufgebürdete Verantwortung - die Dezernate Soziales, Kultur, Umwelt, Öffentliche Sicherheit und Ordnung sowie Vertretung des Bürgermeisters - sei zu viel des Guten; binnen kürzester Frist sei er nervlich geschafft und fürchte bei sechsjähriger Amtszeit um seine Gesundheit.
Die Wahl Schameitats entsprach einer Vereinbarung zwischen Grünen und SPD und letztlich auch dem Wahlergebnis vom 12. März '89. Da war die CDU mit 46,9 Prozent zwar stärkste Partei geblieben, SPD (37,5) und Grüne (12) aber hatten mit 49,5 Prozent die Mehrheit und ihr erklärtes Ziel erreicht, Bürgermeister Scherer ablösen zu wollen.
Zumal der Posten des Ersten Stadtrats zuerst vakant wurde, stimmten Sozialdemokraten gemäß Absprache für den von den Grünen präsentierten Kandidaten. Bei der zwei Jahre später anstehenden Bürgermeisterwahl wollten die Grünen dem SPD-Vorschlag folgen. "Wir sind der festen Überzeugung, daß der Wählerauftrag Zusammengehen von Rot-Grün lautet. Alle anderen Konstellationen gleichen einem Wählerbetrug, wurde der Wähler doch nie vorher mit anderen Möglichkeiten bekannt gemacht", hatte Sozialdemokrat Rainer Bergert den Grünen im August 1989 schriftlich gegeben.
Schon Ende März '90 gilt das nicht mehr, die SPD gibt der Union ihr Ja- Wort, sichert eine neuerliche Wiederwahl von Paul Scherer und gibt sich mit dem Posten des Ersten Stadtrats zufrieden. Kurz vor seinem 40. Geburtstag wählt die große Koalition mit 39 von 42 möglichen Stimmen den als parlamentarischer Referent in der Wiesbadener SPD-Landtagsfraktion wirkenden Juristen Thomas Przibilla zum stellvertretenden Bürgermeister. Die CDU hat Wort gehalten, später wird das die SPD bei Scherers Wiederwahl ebenso tun.
Die mit rund 42 000 Einwohnern größte Stadt zwischen Mainbogen und Dreieich bleibt Kreismeister im Verschleiß von Baudezernenten. War erst ein Jahr vor der 89er Kommunalwahl der Posten eines dritten Stadtrats geschaffen und mit dem Fachmann Jürgen Kummer besetzt worden, so nahm der zum Jahreswechsel 1991/92 auf eigenen Wunsch seinen Abschied und machte einem einheimischen Alfred Schüler Platz. Rodgaus eindrucksvolle Bilanz an Bau-Stadträten: Paul Scherer, Erich Hoffmann, Wolfgang Oehlschlägel, Jürgen Kummer und Alfred Schüler.
Derweil hat sich das Triumvirat Scherer/Przibilla/Schüler eingespielt, demonstriert zumindest nach außen Geschlossenheit, wobei dem Sozialdemokraten Przibilla als Kämmerer und Sozialdezernent das Leben nicht eben leichtgemacht wird. Aber gerade in der Sozialpolitik hat er Akzente gesetzt, sich als kompetent erwiesen, seine unverkennbare Handschrift hinterlassen. Gleichwohl ist sein Platz bei offiziellen Anlässen immer einen halben Schritt hinter dem Bürgermeister, der sein Amt mittlerweile so liebgewonnen hat, daß er als Fraktionsvorsitzender im Kreistag auf eine durchaus mögliche Landrats-Kandidatur verzichtet hat.
Als kleinste aller Oppositionen in den dreizehn Städten und Gemeinden des Kreises hat sich die sechsköpfige Riege der Grünen, aus beruflichen Gründen nur selten komplett, wacker geschlagen, aber auch ziemlich zerrieben. Weil sie sich nie auf ihre ureigenen Themen zu konzentrieren gedachten, sondern es ihren Wählern schuldig zu sein meinten, zu allen Problemen Stellung zu nehmen, waren sie vor ein paar Monaten physisch und moralisch (fast) am Ende. Da dachten sie schon daran, am 7. März das Handtuch zu werfen.
Das aber hat eine Reihe von Sympathisanten wachgerüttelt, jetzt können die Alternativen mit einer 21 Namen zählenden Liste für das Stadtparlament aufwarten, erstmals haben sie auch Kandidaten für alle fünf Ortsbeiräte. Während die Grünen mit Barb Draeger-Husmann als Spitzenkandidatin ins Rennen gehen, setzen CDU und SPD auf die Popularität ihrer hauptamtlichen Magistratsmitglieder Paul Scherer und Thomas Przibilla auf den Plätzen eins, die natürlich an alles andere denken als an einen harten Sitz im Plenum anstelle des weichen Sessels im Magistrat.
Zwei Probleme beschäftigen Rodgaus Kommunalpolitiker zur Zeit wie einst nur der Maritima-Skandal: Rodgau-Ringstraße und S-Bahn durch die in Nord-Süd- Richtung zwölf Kilometer ausgedehnte Stadt.
Als "Europas größte Rollschulbahn" ist die Etappe der einer Westumgehung gleichkommenden Rodgau-Ringstraße apostrophiert worden, weil sie - fertig zwar - nicht dem Verkehr übergeben werden darf. Ohne Arg hatten die Rodgauer einer Vereinbarung mit den benachbarten Heusenstämmern zugestimmt, die Straße mit ihrer Anbindung an die Landesstraße 3405 Hainhausen - Rembrücken erst dann freizugeben, wenn der erste Auftrag für den Ausbau der Kreuzung A 3/B 45 und der Trasse zwischen Weiskircher Kreisel und Jügesheimer Wasserturm erteilt ist. Als dann neue Lärmschutzauflagen in Kraft traten, verzögerte sich das vermeintlich problemlose Vorhaben, so daß die Hainhäuser bis auf den heutigen Tag auf eine Verkehrsentlastung warten.
Für die S-Bahn - zuletzt genannter Fertigstellungstermin: 1997 - glaubten zumindest die beiden Fraktionen der schwarz-roten Koalition alle nötigen Weichen gestellt und die nötigen Beschlüsse für einen möglichst baldigen Baubeginn gefaßt zu haben - da stiegen wie Phönix aus der Asche zwei Bürgerinitiativen hervor, die sich gegen die Planungen in Hainhausen und Jügesheim und dort namentlich gegen die vorgesehenen Tunnellösungen auflehnen. Inzwischen bereiten Bonner Sparpläne den Verantwortlichen vor Ort noch größere Sorgenfalten.
Notdienste
WESTLICHE STADTTEILE
Gemeindeschwestern Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zentrale für ambulante Krankenpflege in der Hospitalstraße 42, Telefon 31 89 31. Zahnärzte Zu erfragen bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen unter der Rufnummer 6 60 72 71. Ärzte Ärztlicher Notdienst für Frankfurt in der Georg-Voigt-Straße 15, Rufnummer 1 92 92.
Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265.
Tierärzte Samstag: TA Kind, Holbeinstraße 76, Ffm. 70, Tel. 63 66 88.
Sonntag: TÄ Meißen, Thomas-Mann-Straße 6 b, Ffm. 50, Tel. 5 87 05 16. Apotheken Samstag: Taunus-Apotheke, Kasinostraße 26, Ffm.-Höchst, Tel. 31 81 68.
Sonntag: Apotheke am Bürgerhaus, Waldschulstraße 5, Ffm.-Griesheim, Tel. 38 80 46.
Pelikan-Apotheke, Neu-Zeilsheim 42 b, Ffm.-Zeilsheim, Tel. 36 45 16. Giftnotrufzentrale Telefonische Auskunft in Mainz unter der Rufnummer 0 61 31 / 23 24 66.
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Notdienste
Ärzte Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wiesbaden und Vororte:
Flachstraße 6, Wiesbaden, Tel. 06 11 / 46 10 10. Ambulanzzeiten mit anwesendem Arzt 11 bis 13, 18 bis 20 Uhr; Hausbesuche (falls Hausarzt nicht erreichbar) durchgehend. Apotheken Sa.: Birken-Apotheke, Wiesenstraße 13, Tel. 84 65 14.
Neue Apotheke, Bismarckring 24, Tel. 40 30 51.
Park-Apotheke, Sonnenberger Straße 68, Tel. 56 33 33.
So.: Hassia-Apotheke am Hauptbahnhof, Kaiser-Friedrich-Ring 96, Tel. 37 27 90.
Hildegardis-Apotheke, Blücherstraße 40, Tel. 44 26 61.
Schützenhof-Apotheke, Langgasse 11, Tel. 30 28 09.
Kinderarzt Samstag und Sonntag: Sprechstunden 11 bis 13, 17 bis 19 Uhr, Telefon 06 11 / 46 10 20. Augenärztlicher Dienst Samstag und Sonntag: Dr. M. Habedank, Straße der Republik 17-19, Tel. 06 11 / 6 56 07 (Praxis), Tel. 06 11 / 56 55 81 (Wohnung). Tierärzte Sa./So.: Dr. Mannuss, Kaiser-Friedrich- Ring 69, Tel. 81 18 46. Giftnotrufzentrale Mainz: Tel. 0 61 31 / 23 24 66.
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In der Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-Ost stehen vier Hängepartien aus der Vorrunde zu Buche. Dazu gesellen sich inzwischen drei Rückrundenspiele, die am 13. Dezember ausfielen und noch nicht terminiert sind. Die Vorrunden- Ausfälle sollen geschlossen am 19./20. Februar '93 nachgeholt werden. Mit bislang 36 roten Karten, davon 33 aus der Vorrunde, liegt diese Klasse im landesweiten Trend.
Acht Bezirks-Rechtsausschußfälle sind hingegen außerordentlich viel, zeigen die Problematik des Zusammentreffens von Vereinen aus vier Fußballkreisen auf. Die Sportvereinigung 1912 Seligenstadt (lediglich der engagierte Trainer Hellmuth Zajber stand einmal vor dem Kadi) erwies sich nicht nur als leuchtendes Vorbild, sondern auch als belebendes Element und Zuschauer-Krösus. Bei 4700 Fans (522 pro Spiel) quollen die Kassen vor Weihnachten über.
Um die Schiedsrichterkosten in den Griff zu bekommen, zumindest die Belastung auf alle Klubs in gleichem Umfang zu verteilen, gibt es erstmals einen sogenannten Kostenausgleich. Am Saisonende ermittelt der Klassenleiter Gerd Bauscher (Windecken) den Mittelwert pro Begegnung respektive für die Saison 92/93 und bittet diejenigen zur Kasse, die darunter liegen beziehungsweise erstattet darüberliegenden Klubs den zu viel bezahlten Betrag zurück.
Kritisch wurden bei der Rückrunden-/ Termin-Besprechung in Bruchköbel auch die Schiedsrichterleistungen unter die Lupe genommen. "Einige Klubs waren mit den Schiris nicht zufrieden. Mir haben die Einsätze auch nicht immer gefallen", berichtete Bezirks-Schiedsrichterobmann Albert Walz (Wöllstadt). "Wir können nur diejenigen ausbilden, die uns zur Verfügung gestellt werden", hob er angesichts des dramatischen Rückgangs von 6500 auf 4500 Unparteiische im Hessenland mahnend den Finger in Richtung Vereine.
Fehlende Quantität gleich fehlende Qualität? Auf jeden Fall rekrutiert sich die Elite aus einem um ein Drittel reduzierten Potential. Dabei sind die Bezirks- Lehrwarte - Torsten Becker (FSV Ravolzhausen) löste Gerhard Altvater (Bruchköbel) ab - emsig bemüht, die Mängel auf ein Minimum zu reduzieren, können jedoch aus "Ackergäulen" selten Rennpferde machen.
Erstaunliche Kunde kam aus Ober-Seemen: Der Aufsteiger monierte das Abbrennen von Feuerwerkskörpern sowie andere Störungen rund um das Spiel durch den Fan-Klub des 1. Hanauer FC 1893. Es ist der einzige Fall seiner Art in der Bezirksoberliga Frankfurt. Wegen Sachbeschädigung fordert die KSG zirka 2500 Mark vom ältesten hessischen Fußballklub.
Die Ausgangsposition im neuen Jahr: Bei jeweils zwei Spielen Rückstand müssen Melitia Roth, VfB Oberndorf und die KSG Ober-Seemen zunächst einmal für "klar Schiff" in der Tabelle sorgen. Dieses Trio muß praktisch noch eine komplette Halbserie absolvieren. Nach dem jetzigen Stand ist ein Bruch in der Tabelle zu erkennen, haben der FSV Ravolzhausen (11:27-Punkte), die KSG Ober-Seemen (10:24), Spvgg. Weiskirchen (10:28) und vor allem der TSV Höchst (3:33) einen gehörigen Rückstand auf den Relegationsplatz 14 (VfB Oberndorf/16:18), können es aus eigener Kraft bei vier Fix-Absteigern kaum noch packen. Andererseits müssen die Klubs bis Rang sechs (Sportfreunde Seligenstadt/22:16) um den Liga-Erhalt bangen, dürfen sich derzeit fünf Vereine Aufstiegschancen ausrechnen. Zwei Hanauer Klubs (Germania 09 Niederrodenbach und die gleichaltrige SG Bruchköbel) rangeln mit drei Offenbacher Vertretern (TSV Lämmerspiel/Weihnachtsmeister, FV Germania Bieber und Spvgg. 12 Seligenstadt) um den Direktaufstieg respektive der Relegationsteilnahme zur Landesliga.
Der 20. Spieltag ist für 28. Februar, das Saisonende für 23. Mai '93 geplant. Diese Daten wurden bei der Terminbesprechung sanktioniert. Ebenso steht bereits jetzt fest, daß am 8. August in die nächste Runde gestartet werden soll. Wichtige Entscheidungen im Bezirk Frankfurt sollen beim Bezirks-Fußballtag am 8. Mai in Nidda fallen. Dabei kann es durchaus auch eine neue Bezirksoberliga-Einteilung geben. MAX KÖBEL
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LKALSPORT VIII